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Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt Sanierung Mühlburg 2007 bis 2021 2 | Sanierungsgebiet Mühlburg Impressum Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt Lammstraße 7 76133 Karlsruhe Postadresse: 76124 Karlsruhe stpla@karlsruhe.de Auflage: 80 Ansprechpersonen: Redaktion: Marcus Dischinger, Freier Journalist Andreas Lehn, Stadt Karlsruhe, Stadtplanungsamt Mitwirkung: Tiefbauamt, Gartenbauamt, Hochbauamt, Volkswohnung Layout: Cindy Streeck, Stadt Karlsruhe, Presse- und Informationsamt Titelbild: Stadt Karlsruhe, BN 1, Stadtplanungsamt Bilder: Seite 7: Presse- und Informationsamt Stadt Karlsruhe, Seite 10: Stadtarchiv Karlsruhe alle anderen Bilder: BN 1 Monika Müller-Gmelin, Stadtplanungsamt; BN 2 Roland Fränkle (auch Seite 4), Presseamt; BN 3, Stadtplanungsamt; BN 4 Tiefbauamt Druck: Rathausdruckerei auf 100 Prozent Recyclingpapier mailto:stpla@karlsruhe.de Stadtplanungsamt | 3 Sanierung Mühlburg 2007 bis 2021 4 | Sanierungsgebiet Mühlburg Stadtplanungsamt | 5 Inhaltsverzeichnis Vorwort ...................................................................................................................................................................... 7 Plan Sanierungsgebiet ................................................................................................................................................ 8 Von Mulenberc zu Mühlburg: die wechselhafte Geschichte des heutigen westlichen Stadtteils ............................... 9 Mühlburger Privilegienbrief aus dem Jahr 1670 ist Vorläufer des Karlsruher Privilegienbriefs .......................... 9 Industrielle Entwicklung flankiert vom Bau der Maxau-Bahn vom Karlsruher Hauptbahnhof zum Rhein ......... 9 Mühlburg wird im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und im Anschluss wiederaufgebaut ........................... 10 Vorbereitende Untersuchung legt Defizite im Sanierungsgebiet offen .................................................................... 11 Sozialstruktur ............................................................................................................................................... 11 Eigentumsverhältnisse und städtebauliche Aspekte ...................................................................................... 11 Bausubstanz und Defizite ............................................................................................................................. 12 Nutzungen und Potenziale ........................................................................................................................... 12 Verkehr ........................................................................................................................................................ 12 Die Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner ............................................................................................... 13 Fazit der Vorbereitenden Untersuchung ....................................................................................................... 14 Sanierungskonzept und Ziele ....................................................................................................................... 14 Maßnahmen im Straßenbereich: Große Veränderungen mit viel Nutzen für alle Verkehrsteilnehmer ............ 15 Plätze im Sanierungsgebiet: Aufwertung an vielen Stellen im Stadtteil ......................................................... 22 Klettergerüst und Co: Spielen, Toben und Kicken auf neu gestalteten Arealen ........................................... 25 Runderneuerter und ausgebauter Kinder- und Jugendtreff in Mühlburg erweitert Angebotspalette ...................... 29 Das Bürgerzentrum Mühlburg: Neuer Mittelpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger ..................................... 31 Private Sanierungen steigern Wohnstandards in vielen Mühlburger Gebäuden ...................................................... 33 Bürgerbeteiligung: Große Bereitschaft in Mühlburg, sich für den eigenen Stadtteil einzusetzen ............................ 36 Mehrere Förderprogramme – ein Ziel: Die Aufwertung des Sanierungsgebietes in Mühlburg................................ 39 Resümee ................................................................................................................................................................... 41 6 | Sanierungsgebiet Mühlburg Stadtplanungsamt | 7 Vorwort Die stadtnahe Lage, die hervorragende Verkehrsanbindung und die sehr guten Einkaufsmöglichkeiten zeichnen den Karlsruher Stadtteil Mühlburg aus. Insbesondere diese Einkaufsmöglichkeiten haben Bedeutung über den Stadtteil hinaus. In den Nullerjahren des Jahrhunderts wurden allerdings zunehmend städtebauliche und sozial-strukturelle Probleme wahrgenommen. Dies mündete im Gemeinderatsbeschluss vom Mai 2007, eine Sanierung Mühlburgs durchzuführen. Grundlage dafür bildete das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ von Bund und Land. Ziel war es, die Lebensqualität, das Wohnen und das Stadtbild zu verbessern. Diese Ziele sind in der Zeit zwischen 2008 und 2021 erreicht worden. Das B-Zentrum ist deutlich aufgewertet worden, etwa durch die umfassende Umgestaltung der Rheinstraße. Die modernisierte Einkaufsstraße hat nun mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger und ist dadurch deutlich attraktiver geworden. Mehrere Plätze und Freiräume konnten ebenfalls aufgewertet werden, darunter der Fliederplatz, der neugestaltet wurde. In Verbindung mit der umfassenden Sanierung des Kinder- und Jugendtreffs ist das Areal nun zu einem Treffpunkt für Kinder und Jugendliche ganz verschiedener Altersgruppen geworden. Außerdem wurden verschiedene Spielplätze und der Lindenplatz erneuert. Hinzu kamen bautechnische und energetische Sanierungen in mehr als 500 privaten Wohneinheiten, darunter auch die Hochhäuser der Volkswohnung GmbH in der Weinbrennerstraße. Das ist ein erfreulich hoher Wert. Große Bedeutung in Sanierungsgebieten haben auch immer die sozialen Projekte, die das Miteinander im Stadtteil stärken. Insgesamt konnten in all den Jahren mehr als 20 Projekte für verschiedene Zielgruppen umgesetzt werden. Sie haben viele Menschen nachhaltig zusammengeführt. Mit dem Bürgerzentrum Mühlburg und der dort ebenfalls etablierten neuen Stadtteilbibliothek wurde ein Leuchtturmprojekt umgesetzt. Es ist heute ein sozialer Mittelpunkt Mühlburgs. Gleichzeitig wurde im Außengelände ein neuer Quartiersspielplatz geschaffen. In diesem Sanierungsgebiet wurden im Bereich Bürgerbeteiligung und Partizipation neue Maßstäbe gesetzt. Zum ersten Mal wurde in Karlsruhe das Instrument der Spielleitplanung angewendet. Außerdem wurden Stadtteilspaziergänge und Konferenzen durchgeführt. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Verbände und Institutionen beteiligten sich an verschiedenen Arbeitskreisen und –gruppen. Die Ergebnisse des Sanierungsprozesses haben den Stadtteil deutlich nach vorne gebracht und den Bewohnerinnen und Bewohnern eine hohe Aufenthaltsqualität beschert. Ich danke allen Beteiligten, insbesondere den Bürgerinnen und Bürgern, dafür, dass sie sich in dieser umfassenden Art und Weise eingebracht haben. Dr. Frank Mentrup Oberbürgermeister 8 | Sanierungsgebiet Mühlburg Plan Sanierungsgebiet Plan Stadt Karlsruhe, Liegenschaftsamt Stadtplanungsamt | 9 Von Mulenberc zu Mühlburg: die wechselhafte Geschichte des heutigen westlichen Stadtteils Als Karlsruhe 1715 gegründet wird, ist der Abstand zwischen dem markgräflichen Schloss und den wenigen Gebäuden in Mühlburg noch sehr groß. Der Raum dazwischen ist unbebaut, aber die beiden Orte wachsen aufeinander zu. Mühlburg wird Ende des 19. Jahrhunderts eingemeindet, innerhalb weniger Jahre vervielfacht sich die Bevölkerungszahl. Im Zweiten Weltkrieg wird der Stadtteil schwer getroffen. Heute ist Mühlburg ein bedeutendes B-Zentrum von Karlsruhe. Ein Blick zurück in die Geschichte Mühlburgs. Mulenberc – diesen Namen trägt eine Mühle in der Mitte des 13. Jahrhunderts, die an der Alb liegt, an der Nahtstelle zwischen Hochgestade und Rheinniederung. Genau im Jahre 1248 taucht der Name Mulenberc urkundlich zum ersten Mal auf, vermutet wird aber, dass auf dem Gebiet nahe der Alb beim heutigen Mühlburg die Römer schon viel früher eine Albquerung nutzten und damit ebenfalls Spuren hinterlassen haben. Darauf deutet auch der Fund einer Sandstein-Statue am Albufer mit dem Namen Diana Abnoba hin. Der keltische Name meint in der Antike die Göttin des Schwarzwalds. Heute befindet sie sich im Eigentum des Badischen Landesmuseums. Mühlburger Privilegienbrief aus dem Jahr 1670 ist Vorläufer des Karlsruher Privilegienbriefs Zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert besteht Mühlburg im Wesentlichen aus einem Schloss, sowie wenigen Gebäuden und Bewohnerinnen und Bewohnern. Der Ort gehört zur Markgrafschaft Baden-Durlach, nur wenige hundert Einwohnerinnen und Einwohner leben hier. Das Schloss erlebt mehrere Besitzerwechsel und Zerstörungen. Ende des 17. Jahrhunderts wird es endgültig zerstört und nicht mehr aufgebaut. 1670 verleiht Markgraf Friedrich VI Mühlburg das Stadtrecht, verbunden mit einem Privilegienbrief, der Freiheit von Leibeigenschaft und Frondiensten verspricht, Gewerbe- und Religionsfreiheit zusichert und die Steuern für die kommenden drei Jahrzehnte erlässt. Die Zusicherungen sind quasi eine Vorwegnahme des Privilegienbriefs aus dem Jahr 1715 des Karlsruher Stadtgründers Karl III. Wilhelm. In Mühlburg bleibt der Vorstoß zunächst ohne Erfolg. Der Privilegienbrief wird 1699 von Markgraf Friedrich Magnus erneuert und hat nun mehr Durchschlagskraft. 1714, ein Jahr vor der Karlsruher Stadtgründung, hat Mühlburg immerhin 521 Bewohnerinnen und Bewohner. Allerdings lässt die Stadtgründung die weitere Entwicklung von Mühlburg und auch von Durlach stagnieren. Denn: beide Orte leiden unter der nun folgenden Konzentration der Herrschaft auf Karlsruhe. „Es war bezeichnend, dass die Steine des zerstörten Mühlburger Schlosses zum Neubau in Karlsruhe verwendet wurden“, stellt Heinz Schmitt1 fest. Auch während des ganzen 18. Jahrhunderts kommt Mühlburg kaum über 700 Einwohnerinnen und Einwohner hinaus. Industrielle Entwicklung flankiert vom Bau der Maxau-Bahn vom Karlsruher Hauptbahnhof zum Rhein Zaghaft entwickelt sich Mühlburg auch als Industriestandort, beispielsweise durch die Gründung der Seldeneck‘schen Brauerei im Jahr 1770 durch Prinz Wilhelm Ludwig, dem Bruder des damaligen Badischen Markgrafen Karl Friedrich. 1856 etabliert sich die Eisengießerei und Maschinenfabrik Seneca. Flankiert wird die Entwicklung auch vom Bau der Maxau-Bahn im Jahr 1862, die vom alten Hauptbahnhof am Ettlinger Tor über die Weststadt, die spätere Nordstadt, die Südliche Hildapromenade und dem heutigen Grünzug zum alten Bahnhof am heutigen Fliederplatz, weiter an Knielingen vorbei zum Hafen Maxau führt. Auch die soziale Infrastruktur entwickelt sich: beispielsweise durch den Bau der Evangelischen Kirche im Jahr 1786, die erst bei einer Erweiterung Anfang des 20. Jahrhunderts ihren heutigen Namen Karl-Friedrich-Gedächtniskirche erhält. Die Katholische Kirche St. Peter-und-Paul folgt 1882. Die Hardtschule entsteht 1874. Inzwischen wachsen beide Städte auch baulich rasant aufeinander zu – auch eine Entwicklung der Industrialisierung an anderer Stelle in der sich erweiternden Stadt. Die Eingemeindung Mühlburgs „ohne größere Probleme“2 am 1. Januar 1886 ist die folgerichtige Konsequenz dieser Entwicklung. Zu diesem Zeitpunkt leben in Mühlburg schon 4.110 Einwohnerinnen und Einwohner. Durch die Eingemeindung wächst Karlsruhe um 212 Hektar Fläche. Nur 15 Jahre später sind die baulichen Übergänge zwischen der Karlsruher Weststadt und Mühlburg fließend. Mit dem Rheinhafen und seiner Eröffnung im Jahr 1901 wächst die Bedeutung Mühlburgs als Wirtschaftsstandort weiter. 1 Heinz Schmitt: Der Raum Karlsruhe vor der Stadtgründung. In: Karlsruhe – die Stadtgeschichte, hg. von Stadt Karlsruhe, 1998, Seite 46. 2 Heinz Schmitt: Der Raum Karlsruhe vor der Stadtgründung. In: Karlsruhe – die Stadtgeschichte, hg. von Stadt Karlsruhe, 1998, Seite 59 10 | Sanierungsgebiet Mühlburg PBS_XVI_209 Stadtplan 1865 Mühlburg wird im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und im Anschluss wiederaufgebaut Der Zweite Weltkrieg ist für den Stadtteil ein massiver Einschnitt. In der Nacht vom 5. auf den 6. August 1941 gibt es erste schwere Luftangriffe, am 3. September 1942 werden der Rheinhafen und auch Teile von Mühlburg getroffen. Der schwerste Luftangriff folgt am 4. Dezember 1944 durch 900 englische Flugzeuge. Es gibt rund 100 Tote im eingestürzten Luftschutzkeller unter dem Lokal „Zu den drei Linden“ in der Rheinstraße. Mühlburg wird bei den Luftangriffen großflächig zerstört. Ein Wiederaufbau des Stadtteils ist nötig. Er folgt ab dem Jahr 1952, beispielsweise mit dem Mühlburger Feld als „zügig realisierte Wohnbaumaßnahme“3. Dafür wird das 19 Hektar große Areal zwischen Entenfang und westlicher Kriegsstraße entlang der Alb genutzt, auf dem sich bisher Kleingärten befanden. Umgesetzt wird das Projekt als aufgelockertes Wohngebiet für 4.000 Personen mit starker Durchgrünung. Insgesamt umfasst das Mühlburger Feld 1.325 Wohnungen. Es ist damit die letzte umfangreiche bauliche Erweiterung Mühlburgs nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen. Die Rheinstraße wird auf 39 Meter verbreitert und gleichzeitig zum Geschäftszentrum von Mühlburg. Auch eine umfassende Sanierung der zerstörten oder überalterten Häuser ist Teil der Planungen. Zwischen 1954 und 1969 entstehen am Entenfang, nahe des Mühlburger Felds, drei Hochhäuser. PBS_oXIIIb_68 Ecke Hardtstraße / Rheinstraße 1950 Alben3_Bd 4_XV_3 Blick von Westen Ende der 50er 3 Manfred Koch: Trümmerstadt. Residenz des Rechts. Zentrum der Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart. In: Karlsruhe – die Stadtgeschichte, hg. von Stadt Karlsruhe, 1998, Seite 574 Stadtplanungsamt | 11 Vorbereitende Untersuchung legt Defizite im Sanierungsgebiet offen Städtebauliche Mängel, eine große Verkehrsbelastung und die Notwendigkeit, etliche Straßen und Plätze neu zu ordnen: auf diesen kurzen Nenner kann man die Ergebnisse der Vorbereitenden Untersuchung durch das Büro Voegele + Gerhardt bringen. Gleichzeitig ergab die Vorab-Analyse aus dem Jahr 2006, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner zu einem hohen Grad mit ihrem Stadtteil identifizieren. Das Soziale Stadt-Programm (SSP) existiert seit 1999 und ist für Stadtteile gedacht, in denen sich Benachteiligungen und Belastungen häufen, die sich negativ auf ein Quartier auswirken. SSP soll Revitalisierungs- und Entwicklungsprozesse anstoßen. Mit Blick auf dieses Programm wurden im Januar 2005 auf Grundlage einer Strukturuntersuchung städtebauliche Missstände in Mühlburg festgestellt. Sie mündeten in den Beginn einer Vorbereitender Untersuchung (VU), die vom Gemeinderat der Stadt Karlsruhe am 24. Januar 2006 beschlossen wurde. Die VU ist Voraussetzung für die Aufnahme in das SSP. Die für die VU notwendigen Bestandsaufnahmen und Analysen wurden zwischen Februar und Mai 2006 vorgenommen. Bestandteil waren schriftliche Erhebungen bei den Haus- und Wohnungseigentümerinnen und -eigentümern, eine Befragung von Betrieben, Handel- und Gewerbetreibenden sowie Bewohnerinnen und Bewohner. Ein beauftragtes externes Büro ermittelte durch eine Ortsbegehung die praktische Nutzung von Gebäuden und Flächen. Im April 2006 fand ein öffentlicher Stadtteilrundgang statt. Zusätzlich wurde eine große Menge sozialstatistischer Daten ausgewertet, was ergänzt wurde durch eine Gesprächsrunde mit vielen Trägern sozialer Einrichtungen im Stadtteil. Letztlich wurde am 22. Mai 2007 durch Gemeinderatsbeschluss auf Grundlage der VU-Ergebnisse folgende Begrenzung des Sanierungsgebiets mit dem offiziellen Namen „SSP Mühlburg“ festgelegt: Hardtstraße, Seldeneckstraße, Philippstraße, Bachstraße, Händelstraße, Herder- und Wichernstraße, Radweg entlang der Straßenbahnlinie 5, Am Entenfang, Südtangente und Starckstraße, nördliche Begrenzung des Grünzugs Hildapromenade, Feldstraße, Steubenstraße und Neugrabenstraße. Damit fiel das Sanierungsgebiet (76,2 Hektar Fläche) gegenüber dem ursprünglichen Untersuchungsgebiet 3,4 Hektar größer aus. Ein Teil des Gebietes war bereits länger zuvor im abgeschlossenen PES-Programm (Programm einfache Stadterneuerung) enthalten. Alle folgenden Angaben, Zahlen und Fakten beziehen sich entweder auf das Untersuchungsgebiet, das Gegenstand der VU war, oder treffen Aussagen über den ganzen Stadtteil, wenn dies nicht anders möglich war. Sozialstruktur Insgesamt lebten zum 31. Dezember 2005 knapp 11.000 wohnberechtigte Einwohnerinnen und Einwohner in rund 5.900 Wohnungen im Sanierungsgebiet. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren betrug 13,1 Prozent – etwas weniger als in der Gesamtstadt (15,8 Prozent). Demgegenüber lag der Anteil von Menschen von 65 Jahren und älter bei 22,1 Prozent und damit etwas höher als in der Gesamtstadt (19,3 Prozent). Das galt mit 19,3 Prozent auch für den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund (Gesamtstadt: 14,3 Prozent). Gekennzeichnet war das Gebiet durch einen überdurchschnittlichen Anteil von Einpersonenhaushalten und Alleinerziehenden, nämlich 59 Prozent (Karlsruhe: 51 Prozent). In der VU wurde festgestellt, dass Kita- und Kindergartenplätze fehlen. Bei den Sozialdaten zeichneten sich im Vergleich zur Gesamtstadt eine erhöhte Arbeitslosenquote und ein erhöhter Transfer von Sozialleistungen ab bei gleichzeitig großer Wohnungsfluktuation und vielen Räumungsklagen. Mit Blick auf die Situation in den Schulen kam die VU damals unter anderem zum Ergebnis, dass die Gewaltbereitschaft von Schülerinnen und Schüler in Mühlburg deutlich zugenommen habe. Eine massive Zunahme sei auch im Bereich des regelmäßigen unentschuldigten Fehlens in der Schule zu beobachten. Schon vor Beginn der Sanierung wurde deswegen ein „Runder Tisch des Sports“ oder das Projekt „Kinder in Bewegung“ der Sportjugend Karlsruhe gestartet. Die VU stellte aber auch fest, dass Schulsozialarbeit ausgebaut und Drogenprävention forciert werden müsse. Eigentumsverhältnisse und städtebauliche Aspekte Ein Großteil der Gebäude im späteren Sanierungsgebiet befand sich im Allein- und Gemeinschaftseigentum mehrerer Personen oder im Eigentum von Wohnungsunternehmen. Die großen Kriegsschäden Anfang der 1950er Jahre leiteten größere städtebauliche Maßnahmen ein. Die Rheinstraße wurde saniert, die Lameystraße und das Seldeneck’sche Feld neu bebaut, das Mühlburger Feld als neue Siedlung mit mehr als 1.300 Wohnungen in Zeilenhäusern errichtet, etliche Baulücken wurden geschlossen. Letzteres gilt auch für zahlreiche Stellen im Mühlburger Zentrum. Am Entenfang entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg drei Hochhäuser. Dennoch erschienen Straßenzüge in den Nullerjahren des neuen Jahrhunderts städtebaulich problematisch. Beispiele waren hier die Breite der Rheinstraße mit ihrer Funktion als Durchgangsstraße und einem fehlenden attraktiven Platz. In Alt-Mühlburg, also beispielsweise entlang der westlichen Rheinstraße und in der Hardtstraße entstanden schon im 19. Jahrhundert eingeschossige Häuschen, die 12 | Sanierungsgebiet Mühlburg durch mehrgeschossige Bauten aus dem vergangenen Jahrhundert ergänzt wurden. Der Grad der Überbauung betrug im untersuchten Gebiet 39,3 Prozent, in einzelnen Bereichen wie entlang der Rheinstraße, der Sedanstraße oder der Hardtstraße erreichte dieser Überbauungsgrad aber Werte von teilweise mehr als 80 Prozent. Insgesamt standen 37 Gebäude im untersuchten Gebiet unter Denkmalschutz. Bausubstanz und Defizite Eine Abfrage bei rund 700 Eigentümerinnen und Eigentümern im Gebiet ergab, dass in rund jedem zehnten Gebäude deutliche Mängel festzustellen waren. Für 58 Prozent der Gebäude gaben die Befragten an, es gebe geringe Mängel, bei 31 Prozent der Gebäude seien keine Mängel nachzuweisen. Darüber hinaus gab es Hinweise auf einen Sanierungsstau. Bei jedem fünften Gebäude lagen die letzten größeren Modernisierungen länger als zehn Jahre zurück. Für den Sanitärbereich galt das nur teilweise. So waren nur noch in etwa zwei Prozent der Fälle Toiletten außerhalb der eigentlichen Wohnung, also etwa auf einer Zwischenetage untergebracht. Das galt auch für Badezimmer, die sich lediglich in drei Prozent der Fälle nicht in der Wohnung befanden. Defizite gab es bei der Heizungsausstattung. So verfügten 61,5 Prozent der Wohnungen über eine Zentralheizung, 34 Prozent über Etagenheizungen und noch knapp 16 Prozent über Einzelöfen mit Kaminanschluss. Modernisierungspotenziale entdeckte die VU im Bereich der Wärmedämmung. Sie fehlte in 42 Prozent der Fälle. Mehr als die Hälfte der Hinterhöfe konnten von den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht genutzt werden. Grund war entweder die Größe des Hofs oder die Belegung als Pkw-Stellplatz. Rund 45 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner selbst sahen Mängel an ihrem Gebäude. Gebäude in der Rheinstraße; wurde ersetzt durch Neubau (BN1) Nutzungen und Potenziale Im B-Zentrum Mühlburg wurden zum Zeitpunkt der VU 277 Gewerbebetriebe in einem Erdgeschoss gezählt – darunter 21 Lebensmittelgeschäfte, 29 Fachhändler oder 13 Bekleidungsgeschäfte. Insgesamt fanden sich in Mühlburg 162 Dienstleistungs- und 30 Gastronomiebetriebe sowie 21 Handwerksunternehmen. Es zeichnete sich eine hohe Zufriedenheit mit dem Standort ab: knapp zwei Drittel der Befragten Betriebe waren entweder „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Gründe für Unzufriedenheit waren ein „schlechtes soziales Umfeld“ oder die „abgelegene Lage mit geringer Frequenz“. Bei der offenen Frage nach Verbesserungen im Stadtteil gaben die befragten Gewerbetreibenden besonders häufig an, die Parksituation müsse verbessert werden. Insbesondere gab es damals den Wunsch, die so genannte Brötchentaste über den Versuchszeitraum hinaus zu verlängern. Angeregt wurden außerdem ein besserer Branchenmix und die vermehrte Ansiedlung von Cafés, Bistros oder Biergärten. Verkehr Die VU kam zum Ergebnis, dass große Teile von Mühlburg „in erheblichem Maße vom Verkehr, insbesondere dem Kfz-Verkehr belastet und geprägt“ seien. Als hoch frequentierte Hauptstraßen galten damals die Bundesstraße 36, Rhein-, Lamey- und Hardtstraße – mit Immissionsbelastung und hoher Trennwirkung. So fuhren allein auf der Rheinstraße mehr als 25.000 KfZ in 24 Stunden, was als sehr starke Belastung gilt. Gleichzeitig stellte die Rheinstraße eine bedeutsame zentrale Erschließungsstraße für Mühlburg selbst und die Weststadt dar. Im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs konnte in Mühlburg von einer sehr guten Erschließung gesprochen werden. Die Fußgänger hingegen hatten Schwierigkeiten, die Rheinstraße zu queren. Das war abseits der ampelgeregelten Übergänge kaum möglich. Der Radverkehr hatte zum damaligen Zeitpunkt keine eigenen Flächen zur Verfügung. Bedeutsam und problematisch zugleich war in diesem Zusammenhang der Entenfang mit seiner ganz besonderen Erschließungsfunktion und einer „extremen Konkurrenzsituation zwischen verschiedenen Nutzungen und Verkehrsträgern“. Dies begann beim motorisierten Individualverkehr: der (über)regionale Pkw- und Lkw-Verkehr verursachte eine hohe Frequenz mit Stadtplanungsamt | 13 teilweise langen Wartezeiten und Rückstaus. Zusätzlich erschwert wurde die Situation durch die Vielzahl von Straßenbahn- und Buslinien, die am Entenfang Station machen. Radwege existierten bis dahin nur bruchstückhaft, Fußgänger konnten diesen Bereich nicht in einem Stück überqueren. Wenig attraktiv für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmende waren auch die Bereiche Lameystraße und Lameyplatz sowie der Abschnitt der Rheinstraße bis zur Bundesstraße 36. Das umfangreiche Verkehrsaufkommen führte dazu, dass Mühlburg durch Schallimmissionen hoch belastet ist. Die Wohn- und Aufenthaltsqualität sei erheblich beeinträchtigt, lautet die Analyse in der VU. Vorgeschlagen wurde, ein noch zu definierendes Maßnahmenbündel umzusetzen, um die Situation zu verbessern. Weiter wurde ein Stellplatz-Problem identifiziert: davon ausgehend, dass zum Zeitpunkt der Untersuchung pro Wohneinheit ein Stellplatz angenommen wurde, ergab sich ein Fehlbedarf von 3.450 Stellplätzen. Kleine Rheinstraße vor Sanierung (BN1) Große Rheinstraße vor der Sanierung (BN1) Die Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner Um die Einschätzungen der im Untersuchungsgebiet lebenden Menschen über ihren Stadtteil zu erfahren, wurde eine repräsentative Stichprobe unter 600 Bewohnerinnen und Bewohnern vorgenommen. 91 Prozent der Befragten lebten zum damaligen Zeitpunkt gerne in Mühlburg. Gelobt wurden vor allem die guten Einkaufsmöglichkeiten, die stadtnahe, zentrale Lage, die Verkehrsanbindung oder die Grünanlagen. Genannt wurden auch die Überschaubarkeit und die generelle Infrastruktur im Stadtteil. Kritisiert wurden die Verkehrs- und Lärmbelastungen sowie zu viel Dreck und Müll. Die generelle Wohnqualität wurde von 56 Prozent der Befragten für „sehr gut“ oder „gut“ befunden, 35 Prozent fanden sie noch befriedigend. Die Durchschnittsnote lag bei 2,5. Seit 1996 hatte dieser Wert um 0,2 Prozentpunkte abgenommen. Die Mühlburgerinnen und Mühlburger wünschten sich vor allem weniger Verkehrslärm, mehr Pkw-Stellplätze, mehr Grünflächen, Straßenbäume und Ruhezonen. In geringerem Umfang wurden auch mehr Kinderspielbereiche, mehr Sauberkeit und langsamerer Verkehr genannt. Festzustellen war außerdem, dass die sozialen Kontakte unter den Bewohnerinnen und Bewohnern eher unterdurchschnittlich entwickelt sind. Knapp ein Viertel hatte keine Bekannten oder Freunde im Stadtteil. Gegenüber einer Bürgerumfrage aus dem Jahr 2002 hatte sich die Anonymität im Stadtteil verstärkt. Auch das Zusammenleben der Menschen wurde unterdurchschnittlich bewertet: rund 56 Prozent hielten es für „befriedigend“ oder „ausreichend“. In den Vorbereitenden Untersuchungen wurde aber auch deutlich, dass sich eine überdurchschnittliche Zahl von Menschen aus dem Stadtteil eigenen Angaben zufolge in einen Sanierungsprozess einbringen würde. Zudem plante jeder dritte Eigentümer in den beiden darauffolgenden Jahren Investitionen am Gebäude oder auf dem Grundstück. Konkret ging es dabei um Wohnungssanierungen, Fassadenarbeiten und Arbeiten an Fenstern, Heizung, Wärmedämmung oder Balkon. Rund 56 Prozent bekundeten ein grundsätzliches Interesse, im Rahmen der Sanierung eine mögliche Förderung in Anspruch zu nehmen. Jeder fünfte Eigentümer konnte sich vorstellen in einem Bürgerarbeitskreis mitzuarbeiten. 14 | Sanierungsgebiet Mühlburg Fazit der Vorbereitenden Untersuchung Die VU hatte erhebliche strukturelle, städtebauliche und sozialstrukturelle Mängel im gesamten Untersuchungsgebiet aufgezeigt. Das Ergebnis rechtfertige für weite Teile des Gebiets die Ausweisung als Sanierungsgebiet. Die Missstände hatten folgende Schwerpunkte:  sozialstrukturell: hoher Anteil an sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen, Förderbedarf bei Kindern und Jugendlichen, Mangel an Betreuungsplätzen, Defizite im sozialen und kulturellen Miteinander  städtebaulich: viele Nutzungskonflikte, hohe Lärmbelastung durch Verkehr, bauliche Mängel vieler Straßen, Stellplatzmangel, unzureichende Radwegeverbindungen, mangelhafte Aufenthaltsqualität, veraltete Substanz der Wohnhäuser, ungeordnete Baustruktur, hoher Versiegelungsgrad Sanierungskonzept und Ziele Insgesamt hatten sich in der VU vier Handlungsfelder herauskristallisiert:  Soziale und kulturelle Integration: Stärkung des Wir-Gefühls, Sicherung und Stärkung des kulturellen Angebots, Förderung der Integration von Migrantengruppen, Verbesserung der Situation für benachteiligte Gruppen, Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in die Stadtteilentwicklung  Wohnen und Wohnumfeld: Sanierung von Wohngebäuden, Steuerung von Nachverdichtungsmöglichkeiten, Aufwertung des Wohnumfelds, stärkere Begrünung von Straßenzügen, Freiflächen für Spiel, Bewegung und Begegnung  Plätze, Grünflächen, Verkehr: übersichtliche Verkehrsflächen am Lameyplatz, Erneuerung Grün- und Spielfläche auf dem Lindenplatz, Straßenumgestaltung, Verkehrsberuhigung und Verbesserung für Fußgänger in der Rheinstraße, Verbesserungen für Radfahrer in der Kaiserallee und in der Rheinstraße, Verbesserung des Lärmschutzes im Bereich Hardtschule  Nahversorgung und lokales Gewerbe: Stabilisierung des Versorgungsangebots, Steigerung der Attraktivität von Geschäften, Imageverbesserung Stadtplanungsamt | 15 Maßnahmen im Straßenbereich: Große Veränderungen mit viel Nutzen für alle Verkehrsteilnehmer/-innen Umbau und Verbesserung, neue Zuschnitte, Neuordnung Parkierung, mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden und höhere Aufenthaltsqualität – auf diesen Nenner lassen sich die Straßenbaumaßnahmen im Rahmen der Sanierung Mühlburgs bringen. Über einen Zeitraum von insgesamt zehn Jahren wurde in insgesamt zwölf Straßen die Situation verbessert. Im Fokus waren dabei die Rhein- und die Lameystraße. Rheinstraße Die Rheinstraße hat im Sanierungsgebiet die größten Veränderungen mit Blick auf die Straßenbaumaßnahmen erfahren. Sie wurde in vier Teilbereichen und zu verschiedenen Zeitpunkten umgestaltet:  Abschnitt 1: zwischen Lameyplatz und Hardtstraße (Mai 2013 bis Oktober 2013) („Kleine Rheinstraße“)  Abschnitt 2: zwischen Am Entenfang und Hardtstraße (Juni 2014 bis November 2014) („Kleine Rheinstraße“)  Abschnitt 3: zwischen Lameyplatz und Neureuter Straße (April 2013 bis November 2013) („westliche Rheinstraße“)  Abschnitt 4: zwischen Philippstraße und Am Entenfang (März 2014 bis Oktober 2015) („Große Rheinstraße“) Dieser letzte Abschnitt war in der Umsetzung besonders anspruchsvoll, weil eine Vielzahl von Menschen beteiligt und betroffen waren. Hier waren die Anforderungen und Interessen des motorisierten Verkehrs, des Radverkehrs, des ÖPNV und der Gewerbetreibenden im B-Zentrum in Einklang zu bringen. Der gesamte Straßenquerschnitt ist neugestaltet worden, gleichzeitig sind der Parkraum neu geordnet und die Gehwege verbreitert worden. Auf der Südseite gliedern neue Bäume zusätzlich den Parkraum, der nicht reduziert wurde. Zusätzlich entstanden an drei Stellen zuvor nichtexistierende Anlieferzonen, neue Abstellplätze für Räder, ausreichend Parkplätze für Menschen mit Handicap sowie neue Grünflächen. Die Neuordnung führte auch dazu, dass Geschäfte und Gastronomie jetzt über mehr Freiflächen vor den Läden verfügen, was nicht zuletzt positive Auswirkungen auf die Aufenthaltsqualität für Fußgängerinnen und Fußgänger hat. Die Verkehrsbetriebe wechselten Gleise aus und verlegten durchgängig ein Rasengleis, was den durch Straßenbahnen entstehenden Lärm minimiert. Die Haltestelle Philippstraße ist nun barrierefrei, gleichzeitig erhielt die Haltestelle am westlichen Ende eine weitere Querungsmöglichkeit für Fußgängerinnen und Fußgänger. Zusätzlich wurden die bestehenden Überwege verbreitert. Speziell in der westlichen Rheinstraße bis zur Bundesstraße 36 wurden auf der westlichen Seite die Längsparkstände in senkrechten Parkraum umgewandelt. In diesem Zusammenhang wurde auch der Kreuzungsbereich Bundesstraße 36/ Neureuter Straße/ Starckstraße neu hergestellt – inklusive Erneuerung der Signalanlage. Für zu Fuß gehende Menschen wurden im Bereich der Dreiecksinseln Bedarfsampeln ergänzt. Gleichzeitig wurde die Radverkehrsführung vereinfacht. Die so genannte kleine Rheinstraße zwischen Hardtstraße und Lameyplatz wurde niveaugleich ausgebaut, so dass die parkenden Fahrzeuge näher an die Hauswände rückten. Zu Fuß gehende und mit dem Rad fahrende Menschen sowie Fahrzeuge teilen sich jetzt den verbleibenden Straßenraum in der Mitte. Es lässt sich festhalten, dass die Maßnahmen in ihrer Gesamtheit die Verkehrssicherheit für die Verkehrsteilnehmenden erhöht haben. Parallel zur Neugestaltung der Fahrbahn-, Gleis- und Gehwegflächen erfolgten umfangreiche Kanal- und Leitungsverlegungen. Der bestehende Untergrund erwies sich dabei als besondere Herausforderung. Dies betrifft die frühere Bebauung entlang der Rheinstraße, die während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Teile der mit Bauschutt verfüllten Keller sind heute noch im Untergrund anzutreffen. Deswegen waren umfangreiche Sondierungen notwendig. Wie in vielen Sanierungsgebieten gibt es auch Maßnahmen, die am Ende nicht umgesetzt werden konnten. Für die Rheinstraße war ein Lichtdach als besondere Inszenierungsmöglichkeit des B-Zentrums angedacht. Es konnte aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden. 16 | Sanierungsgebiet Mühlburg Große Rheinstraße vor Umbau (BN 3) … und während des Umbaus (BN1) Stadtplanungsamt | 17 Große Rheinstraße nach Fertigstellung (BN1) Kleine Rheinstraße nach Umbau (BN3) 18 | Sanierungsgebiet Mühlburg Lameystraße Die Lameystraße wurde in zwei Abschnitten zwischen August 2013 und März 2015 umgebaut. Dabei wurde der gesamte Straßenquerschnitt neugestaltet. Dies umfasst etwa die Neuordnung der Parkierung für den ruhenden Verkehr und die Markierung von Radstreifen in beide Richtungen. Für den motorisierten Individualverkehr steht stadteinwärts ein Fahrstreifen zur Verfügung, stadtauswärts sind es zwei. Die Haltestelle „Lameyplatz“ wurde im Zuge der Maßnahmen barrierefrei umgebaut. Erst durch die Neugestaltung des Querschnitts konnte der Platz in seiner heutigen Form geschaffen werden. Der Verkehr auf der Lameystraße rollt jetzt zudem auf lärmoptimiertem Asphalt. Schon im Jahr 2010 hatten die Verkehrsbetriebe Karlsruhe im Bereich Entenfang/ Lameystraße die Gleise erneuert und ein Rasengleis eingebaut. Gleichzeitig wurde die zu kurze Haltestelle der Linie 5 südöstlich des Entenfangs nach Nordwesten in die Lameystraße verlegt und auf 80 Meter verlängert, so dass nun auch Züge in Doppeltraktion dort halten können. Lameystraße stadteinwärts (BN3) Hardtstraße Die Hardtstraße im Norden des Sanierungsgebiets wurde in zwei Abschnitten zwischen Herbst 2014 und Herbst 2015 sowie zwischen Juni 2016 und November 2016 umgebaut. Sie erhielt einen neuen Fahrbahnbelag und in jede Richtung einen Radstreifen. Gehwege und Parkplätze sind jetzt niveaugleich. Bei der Maßnahme musste besonders darauf geachtet werden, dass die zahlreichen mittelständischen Gewerbetriebe während der Bauzeit weiterhin zugänglich bleiben konnten. Auf der Hardtstraße verkehrt auch die Buslinie 70 zwischen dem Entenfang und dem Heidehof in der Nordstadt, die auch in der Bauphase aufrechterhalten wurde. In Höhe des Gasthauses „Ritter“ wurde schon im Jahr 2009 ein Fußgängerüberweg eingerichtet. Im Jahr 2010 folgte eine Querungshilfe auf Höhe des Lindenplatzes nach dessen Umgestaltung. Die Unterführung, die von der Hardtstraße abgehend die Südtangente quert, wurde neugestaltet und besser ausgeleuchtet. Hardtstraße (BN3) Stadtplanungsamt | 19 Wichernstraße Der Umbau der Wichernstraße inklusive des Neubaus eines Kreisverkehrs an der bisherigen Kreuzung Wichernstraße/Sophienstraße erfolgte zwischen Oktober 2014 und Dezember 2015. In einer gemeinsamen Ausschreibung zwischen Tiefbauamt und Stadtwerken wurden zum einen die Neugestaltung der Oberfläche und zum anderen umfangreiche Leitungsverlegungen im Gas- und Wassernetz ausgeführt. Während der Umbaumaßnahme musste die Erreichbarkeit eines Stützpunkts für Rettungsfahrzeuge gewährleistet werden. Wichernstraße während Umbau (BN3) Wichernstraße (Kreisel zur Sophienstraße) nach Umbau (BN3) Weinbrennerstraße Der Abschnitt der Weinbrennerstraße zwischen Rheinstraße und Staudingerstraße konnte wegen der Verlängerung des Förderzeitraums noch in den Maßnahmenkatalog aufgenommen und zwischen Juli 2019 und Mitte 2020 realisiert werden. Dort wurden die Verkehrsflächen vollständig neu geordnet. Die Fahrbahn in diesem Bereich ist nun auf 5,70 Meter reduziert worden. Der ruhende Verkehr findet nun auf Senkrechtparkplätzen seinen Raum. Wie bisher wird der Radverkehr in dieser Tempo-30-Zone auf der Straße abgewickelt. Im Zuge der Sanierung wurde allerdings der noch bestehende Radweg parallel zum Gehweg aufgegeben, so dass die Neuordnung der Straße vollzogen werden konnte. Es eröffnete die Möglichkeit, den Gehweg auf das heute übliche Breitenmaß von 3,5 bis 4 Metern auszubauen. Auch der vorhandene Baumbestand musste aufgrund der Verlagerung der Fahrbahnränder neu geordnet werden. Teilweise konnten die Bäume erhalten werden, andere mussten aber entfernt werden. Sie wurden durch Neupflanzungen ersetzt. Die Bauarbeiten wurden in vier Bauabschnitten jeweils unter Vollsperrung des Verkehrs vorgenommen. Weinbrennerstraße vorher/nachher (BN1) 20 | Sanierungsgebiet Mühlburg Gellertstraße und Klopstockstraße Die Gellertstraße wurde im Abschnitt zwischen Peter-und-Paul-Platz und Herderstraße, die Klopstockstraße zwischen Sophienstraße und Kaiserallee saniert. Die Maßnahmen wurden zwischen September 2019 und Juni 2020 umgesetzt. Ausgangspunkt war der insgesamt schlechte Zustand der Straßenabschnitte verbunden mit einer unübersichtlichen Parksituation, die Konflikte mit Fußgängerinnen und Fußgängern hervorrief. Der Umbau und die damit verbundene Neuaufteilung des Straßenraums führte zu einer klaren Zuordnung der Verkehrsflächen. In beiden Straßen wurde im Zuge der Maßnahme auch die Beleuchtung erneuert. Um die Bäume in diesem Bereich zu erhalten, wurden die Parkflächen mit Rasengittersteinen belegt, eine Abgrenzung der Baumquartiere durch Bordsteine gibt es nicht. Stattdessen kommen Baumschutzbügel zum Einsatz. Gellertstraße nach Umbau (BN1) Klopstockstraße nach Umbau (BN4) Herderstraße Ebenfalls wegen der Verlängerung des Förderzeitraums der Sanierung konnte auch die Herderstraße umgebaut werden. Die Maßnahmen wurden zwischen Juni 2020 und April 2021 umgesetzt. Auch hier erfolgte eine komplette Neuaufteilung des Straßenquerschnitts. Im Zuge des Umbaus durch das Tiefbauamt erneuerte auch die Netzservice GmbH der Stadtwerke Karlsruhe das Leitungsnetz und die dazugehörigen Hausanschlüsse. Herderstraße vorher und nachher (BN1 und BN4) Stadtplanungsamt | 21 Weitere Maßnahmen Sonnenstraße: In der Sonnenstraße zwischen Zietenstraße und Bundesstraße 36 waren parkende Lastkraftwagen auf der Südseite das Ausgangsproblem. Zwischen den Bäumen wurde im Jahr 2011 deshalb eine Längsparkierung für Pkw eingerichtet. Mit diesen Maßnahmen konnte der Parkplatzmangel für Friedhofsbesucherinnen und –besucher entschärft werden. Die Lkw sind auf die Nordseite verdrängt worden, wo sie von den Besucherinnen und Besuchern aber nicht mehr als so störend empfunden wurden. Ein Lkw-Parkverbot konnte aus rechtlichen Gründen nicht umgesetzt werden. Angepasst wurde auch der übergroße Einmündungs- bereich in die Bodelschwinghstraße. Zudem wurden die Gehwege in diesem Bereich erweitert und die Straßenentwässerung neu angelegt. Sonnenstraße (BN3) Südtangente/Vogesenbrücke: Als Lärmschutz für die Hardtschule wurden in einem ersten Schritt Lärmschutzwände zwischen den Fahrbahnen der direkt angrenzenden Südtangente realisiert. In einem zweiten Schritt folgten Lärmschutzwände auf der Vogesenbrücke in deren westlichem Teil. Diese Maßnahmen wurden allerdings nicht im Rahmen der Städtebauförderung bezuschusst. Lärmschutz Vogesenbrücke (BN3) 22 | Sanierungsgebiet Mühlburg Plätze im Sanierungsgebiet: Aufwertung an vielen Stellen im Stadtteil Plätze in einem Stadtteil haben große Bedeutung für die Aufenthaltsqualität der Bewohnerinnen und Bewohner. Im Sanierungsgebiet wurden der Lameyplatz, der Fliederplatz und der Lindenplatz umfassend neugestaltet. Die Ausgangssituationen waren zum Teil herausfordernd, weil verschiedene Interessen zu vereinbaren waren. In allen Fällen ist es gelungen, diese Interessen auszutarieren. Die Aufwertung der Plätze hat zu einem besseren Wohnumfeld für die Menschen im Sanierungsgebiet geführt. Lameyplatz Um den Lameyplatz städtebaulich aufzuwerten, wurde im Jahr 2009 zunächst ein Planerworkshop mit drei ausgewählten Stadtplanungsbüros durchgeführt. Die komplexe und schwierige Ausgangssituation hing mit der Verkehrsbelastung des Knotenpunkts zusammen. Der Platz bildet zum einen den Auftakt des Kerns des Stadtteils, zum anderen ist er Verbindung und Übergang in die Honsellstraße zum Rheinhafen. Die Bundesstraße 36 führt über den Lameyplatz stadteinwärts in Richtung Entenfang und weiter in Richtung Daxlanden und Rheinstetten. Die Herausforderung bestand darin, trotz des umfangreichen Verkehrs die Aufwertung des Platzes zu realisieren. Die Aufwertung gelang ab dem Jahr 2012 durch eine Neuordnung des Straßenraums (siehe Kapitel Straßen) und durch das Schaffen von zusammenhängenden Grünräumen insbesondere auf der Nordseite des Knotenpunkts. Zusätzlich wurden neue Bäume gepflanzt. Der bestehende Gehweg vor den Häusern mit den Nummern 62 bis 70 in der Rheinstraße wurde zu einer großzügigen grünen Vorfläche umgestaltet. Zugunsten dieser Vorfläche sind dort zwölf Parkplätze entfallen. Auf diesem Raum findet nun Außengastronomie statt. Zur Abschirmung des Verkehrs wurde zwischen Vorfläche und dem Knoten Lameyplatz/Rheinstraße ein grüner Erdwall geschaffen, der zusätzliche Aufenthaltsqualität bringt. Die entfallenen Parkplätze wurden im Zuge einer Neuordnung in den südlichen Bereich der Lerchenstraße verlagert. Es existieren nun drei Parkplätze mehr als zuvor. Neu geschaffen wurde im Zuge der Platzumgestaltung auch eine neue Linksabbiegemöglichkeit von der Honsellstraße in die westliche Rheinstraße für Verkehrsteilnehmende, die aus Richtung Rheinhafen kommen. Lameyplatz während der Umbaumaßnahmen und nach Fertigstellung (BN3, BN1) Fliederplatz Am Fliederplatz ergab sich ein Handlungsbedarf, die Situation für alle Verkehrsteilnehmenden und für Kinder sowie Jugendliche zu verbessern. Die dort verlaufende Glümerstraße war von ihrem Zuschnitt her so eng, dass sich Radfahrerinnen und Radfahrer auf der einen Seite und der Kfz-Verkehr auf der anderen Seite nicht ohne Gefahr begegnen konnten. In den Sommermonaten gab es zudem großen Fußgängerverkehr über die Glümerstraße zur Eisdiele, was wegen der Parksituation zu zusätzlichen Gefahrenmomenten führte. Der Fliederplatz selbst war durch die Fliederstraße in zwei Teile getrennt. In der Bürgerbeteiligung wurde der Wunsch geäußert, diese Trennung aufzuheben. Ein daraus entwickelter Verkehrsversuch brachte zunächst nicht die erhoffte Wirkung. Denn: Die Sperrung der Fliederstraße zwischen Geibelstraße und Ludwig-Marum-Straße für den Kfz-Verkehr führte zu einer weiteren Verlagerung des Verkehrs auf die Glümerstraße. In der Folge wurde die Glümerstraße noch einmal genauer betrachtet und die Planungen verbessert. Umgesetzt wurden sie ab dem Jahr 2012. Der Parkraum auf der Nordseite wurde weiter in Richtung Mauer verschoben, so dass zunächst ein gefahrloser Begegnungsverkehr zwischen Autos und Rad erfolgen konnte. Der Abschnitt ist verkehrsberuhigt und wurde mit einer zwölf Meter breiten roten Pflasterfläche ausgestattet, um den Bereich hervorzuheben. Die erwähnte Mauer gegenüber der Eisdiele wurde großzügig geöffnet, so dass ein Publikumsverkehr zwischen Spielplatz und Eisdiele stattfinden kann. Parken ist im Bereich des Übergangs nun nicht mehr möglich, so dass die Situation für alle Verkehrsteilnehmenden gut einsichtig und damit sicherer für querende Fußgängerinnen und Fußgänger ist. Sie dient gleichzeitig als Stadtplanungsamt | 23 Ausweichstelle für den Begegnungsverkehr zwischen Autos. Parallel dazu wurde ein Rückbau der Fliederstraße auf Höhe des Fliederplatzes umgesetzt. Damit endet die Straße an der Einmündung zur Geibelstraße. Dies schafft eine zusammenhängende Fläche zwischen dem neu gestalteten Kinder- und Jugendtreff (siehe Kapitel Kinder- und Jugendtreff) und der Eisdiele in der Glümerstraße. So gab es die Möglichkeit, den Platz zu einer großen Spielfläche für alle Generationen umzubauen (siehe Kapitel Spielplätze). Der Umbau des Fliederplatzes selbst und die Umbaumaßnahmen/Querung Glümerstraße konnte allerdings nicht mit Städtebaufördermitteln gefördert werden, da der Platzbereich bereits Gegenstand der ehemaligen Förderung im PES Programm des Landes war. Neu gestalteter Querungsbereich zum Fliederplatz an der Glümerstraße und anschließender Aufenthaltsbereich (BN3) Lindenplatz Im Herbst 2010 wurde die Umgestaltung des Lindenplatzes abgeschlossen. Er erfuhr auf Basis der Wünsche aus der Bürgerbeteiligung eine zeitgemäße Aufwertung mit dem platzprägenden Element der Karl-Friedrich-Gedächtniskirche. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass am Boden die vorhandene Bepflanzung aus Bodendeckern und Sträuchern die Nutzungsmöglichkeiten und Sichtbeziehungen einschränkten. Vermisst wurden von den Bürgerinnen und Bürgern attraktive und sichere Aufenthaltsräume auf diesem Platz. Auch der vorhandene Kinderspielplatz bot in Größe und Ausstattung lediglich eingeschränkte Spielmöglichkeiten. Ziel der Umgestaltung war, den Lindenplatz wieder an sein ursprüngliches Erscheinungsbild anzunähern. Dies beinhaltete auch, den Platz wieder bis an die Hauskanten der umgebenden Bebauung heranzuführen. Im Zuge der Umgestaltung wurden deshalb zunächst die Sedanstraße, die Straße Am Lindenplatz und die Glümerstraße niveaugleich umgebaut. Die Stellplätze für Autos wurden im Belag gekennzeichnet und gegenüber der zentralen Platzfläche durch Hecken abgeschirmt. Der Platz selbst wurde mit einer wassergebundenen Decke ausgestattet. Die vorhandenen Pflanzbeete wurden entfernt und durch Staudenbeete mit blühenden Pflanzen ersetzt. Als zentrales Element ist eine große, attraktiv beleuchtete Rundbank installiert worden. Der Kinderspielbereich wurde durch „Spielpunkte“ ersetzt – auch deshalb, weil auf dem unmittelbar in der Nähe gelegenen Fliederplatz ein umfangreiches Angebot für jüngere Kinder bis sechs Jahre geschaffen wurde. Das „Dach“ aus Bäumen wurde zum Teil erhalten. Insgesamt wurden 17 Linden durch 13 Winterlinden ersetzt. Auch die Beleuchtung ist neugestaltet: installiert wurden etwa Strahlergruppen, die abwechslungsreich die Bäume durchleuchten – quasi in Form eines „Mondlichts“. Die Schinkelleuchten rund um den Platz ergeben einen orangefarbenen Lichtrahmen. Die bisherigen Quecksilberdampflampen dort wurden durch energieeffiziente Natriumdampflampen ersetzt. Die Sitzgruppe ist unterleuchtet, ebenso wie der obere Teil des Kirchturms, der nun illuminiert ist. Lindenplatz vor Umbau (BN1) 24 | Sanierungsgebiet Mühlburg … und nach dem Umbau (BN3) Platz bei der St. Peter und Paul Kirche Im Zuge des Umbaus der Rheinstraße wurde im dortigen Bereich auch der im Eigentum der katholischen Kirche stehende Platz neu geordnet und mit umgebaut. Er lädt heute ebenfalls zum kurzen Verweilen nahe den Stufen zu den Eingangsportalen der Kirche ein. Platz bei St. Peter und Paul vor der Umgestaltung (BN1) … während des Umbaus im Abschnitt der Rheinstraße (BN3) Stadtplanungsamt | 25 Klettergerüst und Co: Spielen, Toben und Kicken auf neu gestalteten Arealen Spielplätze und Bolzplätze sind ein wichtiger Bestandteil von Stadtteilen und Quartieren. Hier treffen sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene für gemeinsames Spiel und Aktivitäten. Im Mühlburger Sanierungsgebiet gab es großen Nachholbedarf, was Ausstattung und Zustand der Spielplätze angeht. Im Zuge der Sanierungen gab es deshalb etliche Erneuerungen. Ein Bolzplatz wurde auch neu eingerichtet. Spielplatz auf dem Fliederplatz Die neue Verkehrskonzeption rund um das Areal Fliederstraße, Glümerstraße und Kinder- und Jugendtreff (siehe Kapitel Plätze) ermöglichte erst die Schaffung eines Platzes, der seit 2014 zu einem wichtigen Anziehungspunkt für verschiedene Generationen in Mühlburg und darüber hinaus geworden ist. Die neu gewonnene Fläche durch den Rückbau der Fliederstraße auf Höhe des Kinder- und Jugendtreffs wird von dieser Einrichtung auch aktiv für dessen Zielgruppe bespielt (siehe auch Kapitel Kinder- und Jugendtreff). Hinzu kommen neue gestaltete Spielflächen für verschiedene Altersgruppen. Insgesamt umfasst der Platz eine Fläche von 6 100 Quadratmetern. Das Grundkonzept beinhaltet eine großzügige und offene Fläche, die multifunktional für alle Generationen nutzbar ist. Die Fläche ist mit einer wassergebundenen Decke ausgestattet, lediglich Bereiche mit besonderen Nutzungen, wie etwa der Kinderspielbereich oder die Basketballfläche weichen davon ab. Im neuen Zentrum des Platzes befindet sich eine kreisförmige Aktionsfläche in Form eines erhöhten Plateaus. Weitere Nutzungen finden sich an den jeweiligen Rändern. Im nördlichen Bereich gibt es Angebote für ältere Kinder und Jugendliche, im östlichen Bereich die schon erwähnte Basketballfläche. Sie sind räumlich dem Kinder- und Jugendtreff zugeordnet. Der Süden der Fläche gehört dann mit einer eigens abgetrennten Fläche den kleineren Kindern. Sie finden dort Sand- und Wasserspielbereiche vor. Dieser Kinderspielbereich wurde außerhalb der Sanierung realisiert – ausschließlich mit städtischen Mitteln. Die Voraussetzungen für eine Förderung lagen in diesem Fall nicht vor. Ergänzt wurden im südlichen und westlichen Platzbereich außerdem auf Betonflächen integrierte Holzbänke als Sitzmöglichkeiten. Spielplatz Fliederplatz (BN3 Fliederplatz, Spielplatz und Jugendtreff (BN3) 26 | Sanierungsgebiet Mühlburg Spielplatz südlich der Weinbrennerstraße Der Spielplatz befindet sich in der Grünverbindung zwischen Sophienstraße und der Alb. Er ist die Fortsetzung des Spielplatzes zwischen Sophien- und Weinbrennerstraße. Mit einer Größe von rund 3.500 Quadratmetern gehört er zu den großen Spielplätzen im Sanierungsgebiet. Ausgehend von den Ergebnissen der Spielleitplanung (siehe Kapitel Bürgerbeteiligung) wurde dieser Spielplatz mit Beteiligung aus der Bürgerschaft im Jahr 2009 grundlegend aufgewertet. Diese Runderneuerung wurde im Jahr 2010 abgeschlossen. Er verfügt nun über verschiedene Spielhäuser, Klettergerüste, Gerätekombinationen, Balanciergeräte, Hängematten, eine Korbschaukel und eine Wasserspielanlage. Spielplatz südlich Weinbrennerstraße (BN1) Außenanlagen beim Schülerhort Weinbrennerstraße 69 a Mit der Sanierung der Außenanlagen beim Schülerhort in der Weinbrennerstraße im Frühjahr 2011 wurde die Spielfläche nach Norden erweitert. Dort konnten neue Spielangebote ergänzt werden. Spielplatz (BN3) Spielplatz Sternstraße Im Februar 2011 konnte der Spielplatz, der neben der Hardtschule liegt, saniert und durch neue Spielgeräte ergänzt werden. Die Fläche mit einer Größe von insgesamt 620 Quadratmetern wird von den Schülerinnen und Schülern quasi als erweiterter Pausenhof genutzt. Die Maßnahme wurde zwischen November 2010 und Februar 2011 umgesetzt. Das Areal ist der einzige Spielplatz zwischen Lameystraße und Südtangente in diesem Quartier. Stadtplanungsamt | 27 Bolzplatz im Albgrün Im Rahmen der Sanierung gab es vor allem unter der jüngeren Bevölkerung den Wunsch nach einer Aufwertung des Bolzplatzes an der Draisschule. Aus rechtlichen Gründen war dies aber nicht möglich. Anwohnerinnen und Anwohner hatten sich deutlich gegen solche Schritte ausgesprochen. Als Ausgleich gelang es aber im Jahr 2010, einen neuen Bolzplatz im Albgrün in der Nähe des Vereinsgeländes des Karlsruher Eislauf- und Tennisvereins (KETV) einzurichten. Obwohl sich dieses Areal eigentlich außerhalb des offiziell festgelegten Sanierungsgebiets befindet, erhielt die Maßnahme aufgrund der hohen Relevanz und Bedeutung für den Stadtteil eine Förderung aus dem SSP. Dort wo der neue Bolzplatz in einer Größe von 22 mal 40 Metern entstand, war zuvor eine Grünfläche als Teil des Grünzugs entlang der Alb und auf Höhe des Mühlburger Felds. Die unmittelbare Nähe zu den Haltestellen Mühlburger Feld und Kühler Krug machen den Platz gut erreichbar. Ausgestattet ist er mit einem Kunstrasen und einem Metallgitterzaun. Der Bolzplatz entlang der Südlichen Hildapromenade wurde zu einer Ballspielfläche in der Größe 13 mal 24 Meter verkleinert. Neuer Bolzplatz im Albgrün (BN 3) 28 | Sanierungsgebiet Mühlburg Neuer Spielplatz beim Bürgerzentrum und der Stadtteilbibliothek Im Zuge des Neubaus des Bürgerzentrums (siehe Kapitel „Bürgerzentrum“) wurde in unmittelbarer Nachbarschaft ein neuer Quartiersspielplatz auf einer Fläche von rund 200 Quadratmetern errichtet, der insbesondere für die jüngeren Besucherinnen und Besucher des Zentrums und für das Quartier in Mühlburg eine schöne neue Spielplatzlandschaft bietet. Die Errichtung wurde im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramm des Bundes und Landes „Soziale Integration im Quartier“ und mit städtischen Zuschüssen gefördert. Neuer Quartiersspielplatz neben dem Bürgerzentrum (BN 1) Stadtplanungsamt | 29 Runderneuerter und ausgebauter Kinder- und Jugendtreff in Mühlburg erweitert Angebotspalette Der Kinder- und Jugendtreff Mühlburg am Fliederplatz ist mit seinen Angeboten ein wichtiger Anlaufpunkt für sehr viele junge Menschen im Stadtteil. Innerhalb der Sanierung wurde eine umfangreiche Innensanierung sowie ein Ausbau des Dachgeschosses vorgenommen. Das hat die Möglichkeiten des Jugendzentrums deutlich erweitert, was gut ankommt bei den Kindern und Jugendlichen. Der Kinder- und Jugendtreff in Mühlburg des Stadtjugendausschusses (stja) e. V. hat eine traditionsreiche Heimat. Er liegt an der früheren Bahnstrecke von Karlsruhe nach Maxau. Mehr noch: das Jugendzentrum befindet sich im ehemaligen Mühlburger Bahnhof, der bis 1913 in Betrieb war. Das Gebäude selbst stammt aus dem 19. Jahrhundert. Nachdem die Funktion als Bahnhofsgebäude aufgegeben worden war, zog in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die „werkstatt 68“ ein, auch ein Motorradclub war hier untergebracht. Im Jahr 1979 zog schließlich der heutige Kinder- und Jugendtreff Mühlburg ein. Im Rahmen der Sanierung wurde das Gebäude nicht nur umfangreich erneuert, sondern auch ausgebaut. Dies eröffnete die Chance von weiteren Nutzungen, die bis dahin nicht durchführbar waren. Der komplette Umbau des Erdgeschosses ermöglichte beispielsweise das Einrichten eines selbst organisierten und barrierefrei zugänglichen Jugend- und Schülercafés. Durch den Ausbau des Dachgeschosses wird das Angebot des Jugendtreffs entschieden erweitert. Auch eine parallele Nutzung des Treffs für verschiedene Altersgruppen ist nun möglich geworden. Umgebaut und saniert wurden sämtliche Geschosse vom Keller bis zum Dachgeschoss. In diesem Zuge war es notwendig, den Wärme-, Brand- und Schallschutz sowie die sanitären Anlagen umfassend zu erneuern. Bei den Toiletten steht jetzt ein Behinderten-WC zur Verfügung. Erneuert wurde auch die baufällige Kellerdecke, die durch eine Stahlbetondecke ersetzt wurde. An der Nord- und Südseite des charakteristischen Gebäudes am Fliederplatz wurden jeweils drei große Fenster- und Türelemente eingebaut. Sie verleihen dem Jugendtreff große Transparenz und Helligkeit. Der Umbau an dieser Stelle lässt die frühere Nutzung als Bahnhofsgebäude wieder deutlicher erscheinen. Beheizt wird der Jugendtreff jetzt über einen neuen Fernwärmeanschluss. Abgestimmt werden musste die Planung auch mit der Denkmalschutzbehörde und der Branddirektion. Deren Auflagen waren bei Sanierung und Umbau ebenfalls zu berücksichtigen. Innerhalb der Sanierung Mühlburgs lohnt es sich besonders, den Kinder- und Jugendtreff Mühlburg zu betrachten. Ursprünglich waren der Umbau des Kellers und der Dachgeschossaufbau nicht geplant gewesen. Im Zuge einer Jugendkonferenz des stja im Jahr 2008 war aber ein dringender Bedarf für ein Jugendcafé nachgewiesen worden, so dass hier zusätzliche Planungsüberlegungen angestellt wurden. Sie wurden im Zuge der Sanierung dann eingebracht. Um die neuen Planungen umsetzen zu können, wurden konzeptionell Aktionsflächen in das Dachgeschoss verlegt. Außerdem befinden sich Abstell- und Lagerbereiche nun im Keller. Die Sanierung und Umbau des Kinder- und Jugendtreffs in der Übersicht:  Austausch der drei großen Fensterelemente auf der Nord- und Südseite  Neue Briefkastenanlage  Einbau einer Küche und eines Thekenbereichs  Neue Bodenbeläge im Erd- und Obergeschoss und im WC  Neuer Anstrich der Wände und der Türen  zum Teil neue Türen  abgehängte Decken sowie abgehängte Akustik- und Brandschutzdecke im Jugendcafé  Einbau einer neuen Treppe vom Unter- bis zum Dachgeschoss (zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss nur neue Stufen und Geländer)  Neue Sanitäranlagen und Trennwände in den Toiletten  Neue Beleuchtung  Neue Einbaumöbel im Erd- und Dachgeschoss  Neue Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallation  Fernwärmeanschluss Der Umbau und die Modernisierung des Kinder- und Jugendtreffs konnte mit Mitteln aus dem Investitionsprogramm „Zukunftsinvestitionsplan ZIP“ mit Städtebaufördermitteln gefördert werden. 30 | Sanierungsgebiet Mühlburg Jugendzentrum Mühlburg beim Fliederplatz (BN1) Ausgebautes Dachgeschoss im Jugendzentrum Mühlburg (BN3) Einbau eines Teeküchenbereichs im Jugendzentrum (BN3) Stadtplanungsamt | 31 Das Bürgerzentrum Mühlburg: Neuer Mittelpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger Das Bürgerzentrum Mühlburg ist eines der Kernelemente der Sanierung Mühlburgs. Erst nach intensiver Diskussion konnte eine Interimslösung auf dem Gelände der ehemaligen Seldeneck’schen Brauerei gefunden werden. Schließlich konnte das aus Sicht der Bürgerschaft so wichtige Projekt in ganz zentraler Lage in der Nähe des Entenfangs realisiert werden und, in Kombination mit der neuen Stadtteilbibliothek, gleich zwei, für Mühlburg wichtige Einrichtungen, an einem Standort vereint werden. Das neu errichtete Bürgerzentrum Mühlburgs in der Weinbrennerstraße 79a nahe des Entenfangs ist Ergebnis eines umfangreichen bürgerschaftlichen Engagements über viele Jahre hinweg, der von der Stadt mitbegleitet und nachhaltig unterstützt wurde. Ausgangspunkt waren Überlegungen aus der Bürgerschaft für ein Bürgerzentrum, das Anlaufstelle, Treffpunkt und Mittelpunkt für verschiedene Gruppen und Menschen werden sollte. In der Bürgerbeteiligung war herausgearbeitet worden, dass ein Bürgerzentrum ein Haus für alle Kulturen und Generationen sein soll, Raumangebote für Vereine und ehrenamtliches Engagement beinhalten soll, Erwachsenen- und Elternbildungs- und andere Beratungsangebote macht und eine neue Heimat für die Stadtbibliothek wird. Die bisherigen Räumlichkeiten der Stadtteilbibliothek, waren ehemals im Hochhaus nahe dem Lameyplatz, Rheinstraße 95, untergebracht. Diese Räumlichkeiten entsprachen baulich und energetisch und mit Blick auf die Barrierefreiheit nicht mehr dem heutigen Standard. Mit der jetzigen Kombination der beiden Einrichtungen in einem Gebäude wurde ein optimaler Standort an repräsentativer Stelle im Quartier gefunden In einem ersten Schritt konnte im Jahr 2010 zunächst für ein temporäres Bürgerzentrum eine Interimslösung in der Hardtstraße 37a, dem Bau 2 der ehemaligen Seldeneck‘schen Brauerei gefunden werden. Dafür wurde der Verein Bürgerzentrum Mühlburg e. V. gegründet. Darin hatten sich alle Interessengruppen zusammengefunden, die ein solches Zentrum inhaltlich tragen. Zur Verfügung standen darin unter anderem ein Mehrzweckraum, mehrere Räume für Besprechungen und Büroarbeit. Per Hublift wurde ein behindertengerechter Zugang geschaffen. Ab dem Jahr 2011 machten der Caritasverband Karlsruhe, der CJD Karlsruhe, die Familienheim Karlsruhe, das Projekt In Schwung, das Kulturnetzwerk Mühlburg, der Soziale Dienst der Stadt, Pro Familia und die Arche Noah Angebote im Bürgerzentrum. Bis Mai 2013 wurde das Bürgerzentrum an diesem Ort als Modellvorhaben im Rahmen des Programms Soziale Stadt gefördert. Die jährlichen Mietkosten wurden zu 60 Prozent über das Programm finanziert, 40 Prozent stammten aus städtischen Mitteln. In einer Standortuntersuchung wurden zunächst neun Orte in Mühlburg untersucht, die für ein Bürgerzentrum in Frage kommen könnten. Darunter waren etwa das ehemalige Fischer-Areal oder das Post-Areal am Entenfang, die Ecke Rheinstraße/Hardtstraße („Rheingold“), die Hardtstraße 13, das Jochen-Klepper-Heim oder ein Areal am Lameyplatz. Am Ende ließ sich aus ganz unterschiedlichen Gründen keine der Optionen umsetzen – unter anderem, weil nicht genügend Platz für das vorgesehene Raumprogramm zur Verfügung stand oder weil ein Areal generell nicht zur Verfügung stand. Eine Chance zur Realisierung ergab sich ganz in der Nähe des Entenfangs am westlichen Ende der Weinbrennerstraße. Die Volkswohnung Karlsruhe gab das zwischen den drei Hochhäusern gelegene Parkdeck aus den 1950er Jahren auf und errichtete dort in zweijähriger Bauzeit das neue eingeschossige Bürgerzentrum Mühlburg. Eröffnet wurde es im Juni 2019. Insgesamt hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft rund 5,3 Millionen Euro investiert. Der Standort war zwar bis dahin gar nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen. Mit der Aufgabe des Parkdecks wurde aber die Basis für das spätere Bürgerzentrum geschaffen. Die Volkswohnung fungierte als Bauherr und veräußerte das Gebäude nach Fertigstellung an die Stadt Karlsruhe. Vorgeschaltet war ein Architektenwettbewerb, aus dem das Karlsruher Büro Klinkott als Sieger hervorging. Das Bürgerzentrum beinhaltet heute auf insgesamt 850 Quadratmetern Räume verschiedener Größe, unter anderem auch einen Veranstaltungssaal und die Mühlburger Stadtteilbibliothek. Im neuen Stadtteilzentrum werden auch verschiedene Betreuungsangebote unterschiedlicher Träger durchgeführt. Um Bedenken von Anwohnenden auszuräumen, gab es Maßnahmen zum Schallschutz. Das Flachdach des Neubaus ist begrünt, es wurden neue Bäume gepflanzt, außerdem ist ein Quartiersspielplatz entstanden. Das Gebäude besitzt auch eine Tiefgarage mit 36 Plätzen. Zusätzlich stehen 30 Parkmöglichkeiten an der Weinbrennerstraße zur Verfügung. Hinzu kommen elf Stellplätze für Gäste des Bürgerzentrums auf einem städtischen Grundstück am Entenfang. Mit der Aufnahme in das 2017 aufgelegte Bund- und Länderprogramm zum Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ konnte der Neubau des Bürgerzentrums mit Stadtteilbibliothek sowie anliegendem Quartiersspielplatz mit rund 1,1 Millionen Euro gefördert werden. 32 | Sanierungsgebiet Mühlburg Zu Beginn der Bauphase (2017) (BN1) … und während der Bauphase (BN1) Das 2019 fertiggestellte Gebäude des Bürgerzentrums und Stadtteilbibliothek (BN 1) Stadtplanungsamt | 33 Private Sanierungen steigern Wohnstandards in vielen Mühlburger Gebäuden Die Sanierung in Mühlburg zeichnete sich durch eine hohe Nachfrage an privaten Modernisierungen aus. In mehr als 500 Wohneinheiten wurde eine Maßnahme zur Verbesserung des bautechnischen oder energetischen Zustands umgesetzt. Besonders wichtig war in diesem Zusammenhang die vollständige Sanierung der drei Hochhäuser in der Weinbrennerstraße 77 bis 81 durch die Volkswohnung GmbH. Im Rahmen der Sanierung konnten zahlreiche private Maßnahmen umgesetzt werden. Die Nachfrage nach Modernisierungszuschüssen, gerade in den ersten Jahren des Sanierungszeitraums, war sehr hoch. Dies zeigt auch den zum Teil erheblichen Modernisierungsbedarf in Häusern und Wohnungen. Insgesamt konnte die hohe Anzahl von 518 Wohneinheiten im Rahmen der Förderung an die heutigen Anforderungen angepasst werden. Betrachtet man diese Anzahl im Kontext anderer Sanierungen der vergangenen Jahre in Karlsruhe, liegt Mühlburg damit an der Spitze. Der Schwerpunkt der Modernisierungen lag im Bereich der bautechnischen und energetischen Instandsetzungen – etwa der Austausch von Heizungen oder Maßnahmen zur Dämmung des Daches oder Fassaden. Festzustellen war, dass Heizanlagen oder zu erneuernde Fenster oft veraltet waren und die nach heutigen Gesichtspunkten gestellten Anforderung zur Energieeinsparung nicht mehr erfüllten. In einigen Fällen waren auch Speicherbereiche noch vollständig ohne Dämmung. Konkret wurden Einzelofenheizungen gegen Etagenheizungen oder zentrale Heizsysteme ausgetauscht. Alte Fenster wurden gegen wärmeschutzverglaste Fenster getauscht. Eher geringer ausgeprägt war der Bedarf an generellen Grundrissverbesserungen. Das ist dann der Fall, wenn beispielsweise die sanitären Einrichtungen einer Wohnung wie Bad oder WC noch außerhalb liegen, etwa auf einem Zwischengeschoss. Das war in Mühlburg seltener der Fall. Insgesamt war in Mühlburg zu beobachten, dass viele Eigentümerinnen und Eigentümer von Gebäuden und Wohnungen das Gesamtgebäude in den Blick genommen und weniger einzelne Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt haben. Vor allem Eigentümerinnen und Eigentümer von Mehrfamilienhäusern haben Förderungen beantragt. Umfassende Maßnahmen wurden in vielen Fällen durchgeführt, in denen nach dem Verkauf eines Gebäudes die neuen Eigentümer oder Bauträger eine grundlegende Sanierung vornahmen. Sie beseitigten damit einen seit Jahrzehnten bestehenden Modernisierungsrückstand. Am Ende dieser Skala liegen üblicherweise Wohnungseigentümergemeinschaften, weil in solchen Gemeinschaften oftmals unterschiedliche Zielrichtungen zutage treten, was Sanierungen angeht. Zu Beginn des Sanierungszeitraums gab es für Antragstellerinnen und Antragsteller eine 25-prozentige Förderung. Der Anteil wurde auf 35 Prozent erhöht, wenn über die Gesamtmaßnahmen ein erhöhter energetischer Standard erreicht wurde. Insgesamt wurde ein Fördervolumen von 1,9 Millionen Euro erreicht. Hiervon wurden 60 Prozent aus Städtebaufördermitteln refinanziert. Untersuchungen zeigen, dass ein Euro an Sanierungszuschuss in der Folge sieben bis acht Euro an tatsächlichen Investitionen auslösen. Diese Investitionen fließen in den meisten Fällen in die regional ansässigen Handwerksbetriebe. Rein räumlich lässt sich feststellen, dass die Sanierungen gut und gleichmäßig über das Gebiet verteilt waren. Vermehrt wurden Anträge von Eigentümerinnen und Eigentümern in der Rheinstraße, der Sophienstraße und in der Glümerstraße gestellt. Schwerpunktmäßig wurden Häuser und Wohnungen aus den 1950er Jahren saniert. Eine Art Leuchtturmfunktion und Initialzündung für das Sanierungsgebiet hatte die bereits recht früh zu Beginn des Sanierungsgebietes erfolgte umfassende Sanierung zunächst der Hochhäuser in der Weinbrennerstraße 77 und 81 durch die Eigentümerin Volkswohnung GmbH. Die Gebäude stammen aus den 1950er Jahren. Sowohl die Hülle der Gebäude als auch die Wohnungen selbst waren in die Jahre gekommen. In den 17-stöckigen Hochhäusern wurden 64 Mietwohnungen – in der Regel Dreizimmerwohnungen mit einer Größe von 75 Quadratmetern – strangsaniert. Das bedeutet, dass sämtliche Wasser- und Abflussrohre erneuert wurden. Das Verfahren sieht vor, dass die Leitungen bis vor die einzelnen Wohnungen verlegt werden, so dass die Sanitäranlagen und Bäder innerhalb der Wohneinheiten an die Frisch- und Abwasserversorgung angeschlossen werden können. Außerdem wurden Heizungs- bzw. Trinkwasseranlagen sowie Fenster und Wärmedämmung erneuert. Die Hochhäuser erhielten eine neue Belüftungsanlage, die Treppenhäuser eine neue Verglasung. Zudem wurde die Sicherheitsbeleuchtung erneuert. Das oberste Geschoss ist mit einer Fassade aus Aluminiumpaneelen neugestaltet worden. In Folge der Erneuerungen wurden auch zahlreiche Brandschutzmaßnahmen umgesetzt. Die Wohnungen wurden komplett erneuert. Das gilt beispielsweise für die Bäder und die Bodenbeläge. Die Hochhaussanierung konnte mit Mitteln aus dem Förderprogramm Soziale Stadt finanziert werden. Außerdem wurden Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau für die energetische Sanierung eingesetzt. Im weiteren Verlauf des Sanierungsgebietes wurden danach auch das Hochhaus an der Weinbrennerstraße 79 (hinter dem jetzigen Bürgerzentrum) umfassend saniert. 34 | Sanierungsgebiet Mühlburg Beispiele für modernisierte Gebäude in der Geibelstraße (jeweils vorher/nachher) (BN 3) Stadtplanungsamt | 35 … und in der Herderstraße (nach Modernisierung) (BN3) Hochhäuser Weinbrennerstraße (Nr. 81, rechts bereits fertig) (BN1) Weinbrennerstraße 79 (während Modernisierung) (BN3) 36 | Sanierungsgebiet Mühlburg Bürgerbeteiligung: Große Bereitschaft in Mühlburg, sich für den eigenen Stadtteil einzusetzen Stadtteilkonferenzen oder Stadtteilspaziergänge gehören zum festen Bestandteil von Sanierungsprojekten. So auch in Mühlburg. Die Beteiligung der Bürgerschaft war über drei Jahre lang hoch – ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Stadtteil identifizieren. In zahlreichen Workshops und Arbeitsgruppen wurden wichtige Grundlagen für Sanierungsprojekte erarbeitet. Hinzu kam der Einsatz von Fördermitteln für Projekte im sozialen Bereich. In Mühlburg wurde eines der umfangreichsten Bürgerbeteiligungsprogramme im Rahmen einer Sanierung durchgeführt, das es in Karlsruhe bisher in diesem Bereich gegeben hat. Ziel des Beteiligungsverfahrens war es, langfristig tragfähige Beteiligungs- und Vernetzungsstrukturen in Mühlburg zu etablieren. Insgesamt über drei Jahre gab es viele verschiedene Formate – angeleitet und moderiert vom Büro GRiPS aus Ettlingen in Kooperation mit dem Büro Voegele & Gerhardt aus Karlsruhe. Die Büros übernahmen in der Phase ab 2007 auch das Stadtteilmanagement. In diesem Rahmen wurden im Sommer 2007 Interviews mit Schlüsselpersonen im Stadtteil durchgeführt. Ziel der Interviews war eine erste Kontaktaufnahme und die Identifikation von Themen, Problemlagen und Ansatzpunkten in der weiteren Arbeit. Schon im Spätsommer 2007 wurde im gemeinsamen Büro des Bürgervereins Mühlburg und der Interessengemeinschaft Attraktives Mühlburg ein Stadtteilbüro eingerichtet. Dort fanden auch die Treffen der später eingerichteten Arbeitskreise und Gruppen statt. Die erste von drei Stadtteilkonferenzen fand im Oktober 2007 in der Aula der Draisschule statt. Insgesamt nahmen an der Veranstaltung rund 300 Bürgerinnen und Bürger teil. Folgende vier Arbeitskreise bildeten sich heraus:  Kinder und Jugendliche (1)  Soziales und kulturelles Miteinander (2)  Einzelhandel, Gewerbe und Image (3)  Wohnen, Stadtgestaltung und Verkehr (4) Die etwa 30 bis 40 Personen, die jeweils Teil der Arbeitskreise waren, ermittelten für ihr Thema die Stärken und Schwächen des Stadtteils. Daraus folgten Verbesserungsvorschläge und konkrete Projekte, die nach Priorität geordnet wurden. Die Teilnehmenden an den Arbeitskreisen eins bis drei arbeiteten auch an der Umsetzung von Projekten mit. Im Arbeitskreis vier ging es vor allem darum, die Vorschläge der Stadtverwaltung zu diskutieren. An einer zweiten Stadtteilkonferenz im Juni 2009 beteiligten sich 70 Personen, am zuvor durchgeführten Stadtteilspaziergang nahmen rund 100 Bürgerinnen und Bürger teil. Ergänzt wurde das Beteiligungsprogramm durch zahlreiche weitere Aktivitäten, beispielsweise zwölf Projektgruppen, die sich aus den vier Arbeitskreisen gebildet hatten, unter anderem zu den Themen „Bürgerzentrum“ und „Leitbild“. Aus letzterer entwickelte sich das Kulturnetzwerk, das in der Folge unter anderem das Brahmsplatzfest organisierte. Mehrere Treffen und Planungsworkshops gab es zu verschiedenen Spielplätzen. Im Bereich Verkehr gab es einen „Runden Tisch“, der verschiedene Einzelvorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation diskutierte. Workshops wurden mit Beteiligung aus der Bürgerschaft auch zu den Themen Lameyplatz und Fliederplatz durchgeführt. Spielleitplanung Das Instrument der Spielleitplanung wurde im Jahr 2008 in Mühlburg zum ersten Mal in der Fächerstadt angewendet. Die Spielleitplanung richtete den Blick auf den Stadtteil als Spiel-, Erlebnis- und Erfahrungsraum für Kinder. Öffentliche Freiräume, in denen sich die Zielgruppe aufhält, wurden erfasst, bewertet und berücksichtigt. Einbezogen war das Gebiet zwischen Grünzügen der Hildapromenade im Norden und der Alb im Süden. Beide Grünbereiche verlaufen in Ost-West-Richtung. Im Westen wurde das Betrachtungsgebiet von der Südtangente, im Osten von der Händelstraße begrenzt. Zur Anwendung kamen zum einen Mental Maps und Streifzüge durch das Gebiet. Mental Maps beschreiben die Darstellung von individuellen Eindrücken einer Umgebung in subjektiven Landkarten. Beteiligt waren daran die damaligen Klassen 5 und 6 der Friedrich-Ebert-Schule und der Draisschule. Bei den Streifzügen nahmen Architekturstudierende mit Kindern aus dem Stadtteil deren „schönste“ und „schlimmste“ Plätze genauer unter die Lupe. Die begangenen Wege wurden in Karten eingetragen. Die Ergebnisse der Stadtteil-Analyse durch die Kinder boten Ansatzpunkte, diese in die Planungen einzubeziehen. ExWoSt Mühlburg Das Bundesförderprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ konnte zusätzlich zu den Städtebau-Fördermitteln akquiriert werden. Ziel des Programms war es, das Image des Quartiers aufzuwerten und ein einheitliches Vermarktungsdesign zu schaffen, Existenzgründungen zu fördern und ein Netzwerk aus Gewerbe, Kunst und Kultur sowie sozialen Einrichtungen Stadtplanungsamt | 37 aufzubauen. Entstanden sind daraus unter anderem das Portal www.muehlburg-live.de, das die Gewerbetreibenden vernetzte. Außerdem wurde ein gemeinsamer Gewerbestammtisch mit Unternehmen aus dem Rheinhafen und Mühlburg durchgeführt. STÄRKEN vor Ort Über das Förderprogramm STÄRKEN vor Ort des damaligen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend konnten in den Jahren 2009 bis 2011 insgesamt 20 soziale Projekte mit einem Volumen von 186.000 Euro finanziert werden. Rund 200 Jugendliche und 130 Frauen wurden über diese Projekte erreicht.  Jugendcafé im Kinder- und Jugendhaus Mühlburg  Schülernachhilfeprojekt für Jugendliche der damaligen Drais-Hauptschule  Quali-Café des Türkischen Elternvereins  Nähprojekt der Arbeiterwohlfahrt zur Qualifizierung von Frauen  JobFit für Jugendliche von Elke Vienken durch CJD Karlsruhe und Arbeitsförderungsbetriebe  Stadtteilmütter von Elke Vienken  Internetkurse für Seniorinnen und Senioren EU-Modellprojekt „Q-Ageing – mehr Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte“ Im Rahmen des EU-Projekts „Quality Ageing – mehr Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte“ wurden durch das Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung aus Freiburg etliche Angebote für ältere Menschen gemacht. Unter anderem wurde die Veranstaltungsreihe „Mühlburger Gespräche“ durchgeführt. Dabei ging es etwa um Themen wie Altersmanagement oder Älter werden in Mühlburg. Zum selben Thema gab es im Jahr 2011 in Mühlburg einen Fotowettbewerb mit Ausstellung. Höhepunkt des Projekts war ein „Marktplatz der guten Geschäfte“ im Oktober 2010 im Kulturzentrum Tempel. Dabei konnten Unternehmen und gemeinnützige Einrichtungen Partnerschaften zum beiderseitigen Nutzen ohne den Einsatz von Geld schließen. Insgesamt gab es zehn solcher „Engagement-Vereinbarungen“ über den Austausch fachlicher Kompetenzen oder personellen Leistungen. Nichtinvestive Städtebauförderung (NIS) Gewissermaßen als Teilneuauflage der vorangegangenen Programme, wie zum Beispiel „LOS“ (Lokales Kapital für Soziale Zwecke oder auch „STÄRKEN vor Ort“) wurde auf Landesebene das Programm zur Nichtinvestiven Städtebauförderung (NIS) etabliert. Ziel ist es zeitlich begrenzte Maßnahmen, die den sozialen Zusammenhalt in den entsprechenden Wohnquartieren stärken, zu fördern. Des Weiteren sollen das bürgerschaftliche Engagement und insbesondere auch Kooperationsprojekte im Quartier gefördert werden. Hierbei soll eine möglichst schnelle, unbürokratische Projektumsetzung erfolgen. Das Sanierungsquartier Mühlburg wurde ab 2019 in das Programm der Nichtinvestiven Städtebauförderung aufgenommen. Die Laufzeit endet im Jahr 2023. Die Fördermittel werden über einen so genannten Verfügungsfonds eingesetzt. Verwaltende Stelle ist hier die Stadtteilkoordination der Sozial- und Jugendbehörde. Über die Vergabe der jeweiligen Projektmittel aus dem Verfügungsfonds beschließt das Entscheidungsgremium aus Vertreterinnen und Vertretern aus dem Stadtteil und der Stadt. Bisher konnten insgesamt neun Projekte unterstützt werden. Die Projekte sind beispielsweise „Lesen im Grünen“ für Ältere, in Kooperation mit der Stadtbibliothek/Bürgerzentrum, oder ein Videosoundprojekt für Jugendliche im Kinder- und Jugendhaus Mühlburg aber auch ein Sprach- und Poesieprojekt für Menschen mit Migrationsgeschichte. Weitere sind: „Alt & Jung: Gemeinsam kochen hält gesund!“, Nachbarschaftswerkstatt Mühlburg, Sozialbörse Mühlburg oder ein Theaterprojekt mit Kindern und Jugendlichen im Kulturzentrum Tempel. http://www.muehlburg-live.de/ 38 | Sanierungsgebiet Mühlburg Stadtteilerkundung und Kinder- und Jugendbeteiligung im Rahmen der Spielleitplanung für Mühlburg (BN3) Lenkungsgruppensitzung „Sanierung“ in den Räumlichkeiten des Bürgervereins Mühlburg (BN 3); Infostand Sanierung (BN3) Stadtplanungsamt | 39 Mehrere Förderprogramme – ein Ziel: Die Aufwertung des Sanierungsgebietes in Mühlburg Bundes-/Landessanierungsprogramm „Soziale Stadt“ in Mühlburg Die förderfähigen städtischen Investitionen: Ausgaben Tausend Euro Vorbereitung der Sanierung (Vorbereitende Untersuchungen, Bürgerdialog/-beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und anderes) 218 Kostenerstattungsbeiträge für private Modernisierungen Ordnungsmaßnahmen 1.900 Spiel und Grünflächen (Lindenplatz, Spielplatz Sophien-/Weinbrennerstraße, Bolzplatz Albgrün, Spielweg südlich der Weinbrennerstraße, Spielplatz Sternstraße, Lameyplatz (siehe unten) Straßenumgestaltung (Sonnenstraße (Teil), Straßen um den Lindenplatz, westliche Rheinstraße (Teil), Hardtstraße (zwischen Lamey-/Neugrabenstraße und Teil bis Stösserstraße), Große Rheinstraße (zwischen Philippstraße/Am Entenfang) Kleine Rheinstraße (zwischen Lerchen- und Hardtstraße und Am Entenfang), Lameystraße/-platz (zwischen Am Entenfang und Rhein-/Honsellstraße), Wichernstraße/Kreisverkehr Sophien-/Herderstraße, Weinbrennerstraße (zwischen Entenfang und Nuitstraße und Einmündungsbereich Staudingerstraße, Umbau Klopstock-/Herder-/Gellertstraße) 10.390 Grunderwerb Weinbrennerstraße 79 a (Bodenanteil Bürgerzentrum/Stadtteilbibliothek) und Nebenkosten 607 Ergebnis 13.115 Einnahmen Tausend Euro Fördermittel Bund/Land 7.741 Zukunftsinvestitionsprogramms des Bundes Bereich Städtebau (ZIP) Die förderfähigen städtischen Investitionen: Modernisierung „Kinder- und Jugendtreff Mühlburg“ im SSP Gebiet Mühlburg Ausgaben Tausend Euro Anteilige Umbau-/Modernisierungskosten ZIP Vorhaben (85 Prozent) 602 Einnahmen Tausend Euro Fördermittel Bund 361 40 | Sanierungsgebiet Mühlburg Investitionspakt Soziale Integration im Quartier (SIQ) Die förderfähigen städtischen Investitionen: „Errichtung-/Erwerb des Bürgerzentrums mit Bibliothek und Errichtung Quartiersspielplatz“ im SSP Gebiet Mühlburg Ausgaben Tausend Euro Anteilige Erwerbskosten; Kosten der Errichtung 1.171 Herstellung Quartiersspielplatz 48 Einnahmen Tausend Euro Fördermittel Bund 1.098 NIS Nichtinvestive Städtebauförderung (als Verfügungsfond) (noch bis 2023 laufend) Einnahmen Tausend Euro Fördermittel Bund 27 Darüber hinaus wurden ebenfalls auch Fördermittel unter anderem im Rahmen des Modellvorhabens „Bürgerzentrum“ und weitere zum Beispiel im „ExWost Programm (Bund), „LOS“ und „Stärken vor Ort“ (beides ESF Programme) während der Laufzeit der Sanierung eingesetzt. Stadtplanungsamt | 41 Resümee Mit der Sanierung im Stadtteil Mühlburg ist eines der umfangreichsten Sanierungsprojekte in Karlsruhe durchgeführt worden. Über einen langen Zeitraum von 14 Jahren wurden zahlreiche Straßen neu geordnet, Plätze aufgewertet, Spielplätze neugestaltet und Modernisierungsmaßnahmen in Privathäusern durchgeführt. Hinzu kommen zwei Leuchttürme der Sanierung: der Bau des Bürgerzentrums Mühlburg und die grundlegende Sanierung des Kinder- und Jugendhauses Mühlburg. Mit Beschluss vom 22. Mai 2007 hatte der Gemeinderat die Entscheidung getroffen, den Sanierungsprozess in Mühlburg zu starten. Dem vorausgegangen war die Vorbereitende Untersuchung (VU), die zahlreiche städte-bauliche Mängel und sozialstrukturelle Defizite zutage gefördert hatte, so dass das Gebiet in das Bund-/Länderprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen werden konnte. Die Sanierung startete mit einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsprogramm, das in über zwei Jahren mehrere hundert Personen einbezog. Unter anderem wurde zum ersten Mal in Karlsruhe die Spielleitplanung eingesetzt. Dafür wurden zahlreiche Kinder und Jugendliche im Stadtteil befragt. Aus der Bürgerbeteiligung entwickelten sich mehrere Arbeitskreise mit Bürgerinnen und Bürgern. Mit der Aufwertung von etlichen Straßenabschnitten konnten städtebauliche Modernisierungsakzente für den Stadtteil gesetzt, außerdem konnten die Abschnitte für heutige verkehrliche Anforderungen fit gemacht werden. Das gilt unter anderem für die Rheinstraße, die neu geordnet und erneuert wurde – sowohl für den motorisierten Individualverkehr als auch für Rad fahrende Menschen. Fußgängerinnen und Fußgänger haben nun deutlich mehr Platz als zuvor. Eine grundlegende Überarbeitung erfuhr auch der Lameyplatz – mit der Schaffung von mehr Grünflächen. Das gilt auch für die Straßenbahn, die nun in der Rheinstraße und in der Lameystraße auf einem Grüngleis unterwegs ist. Bei den Plätzen ist auch der Lindenplatz zu nennen, der modernisiert und zeitgemäß umgestaltet wurde. Mit der Erneuerung von Spielplätzen hat die Sanierung ganz intensiv Kinder und Jugendliche in den Blick genommen. Zu nennen ist hier unter anderem der neu geschaffene Bolzplatz am Albgrün. Vor allem der Fliederplatz ist nun zur Anlaufstelle von jungen Menschen aus dem Stadtteil und darüber hinaus geworden. Voraussetzung für die Umgestaltung des Fliederplatzes war der Rückbau eines Teils der Fliederstraße vor dem Kinder- und Jugendhaus und die Umgestaltung der Verkehrssituation in der Glümerstraße. Das Kinder- und Jugendhaus Mühlburg selbst ist im Zuge der Sanierung grundlegend erneuert, umgebaut und erweitert worden. Jetzt steht zum ersten Mal ein Dachgeschoss für weitere Angebote zur Verfügung. Im Erdgeschoss ist ein Jugendcafé entstanden, das moderne Kinder- und Jugendarbeit ermöglicht. Das Bürgerzentrum Mühlburg gehört unbestritten zu den Highlights der Sanierung. Erbaut wurde es zwischen den Hochhäusern der Volkswohnung in der Weinbrennerstraße in unmittelbarer Nähe des Entenfangs. Es beherbergt nun zahlreiche Angebote von und für Bürgerinnen und Bürger, etwa für Kinder, für Migrantinnen und Migranten und weitere Gruppen aus dem Stadtteil, die sich zum Teil aus dem Bürgerbeteiligungsprozess herausgebildet haben. Das Bürgerzentrum Mühlburg ist nun auch neue Heimat der Stadtteilbibliothek, die dort – in zentraler Lage – zeitgemäße Bibliotheksangebote machen kann. In ungewöhnlich hohem Maße haben Eigentümerinnen und Eigentümer auch von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, eine Förderung für private Modernisierungen in ihren Häusern und Wohnungen zu erhalten. Über 60 Maßnahmen im Rahmen von Rest- und umfangreichen Modernisierungen wurden im Laufe der Sanierung bezuschusst. Damit hat dieses Instrument maßgeblich zum Erreichen des Ziels der Erneuerung im Sanierungsgebiet beigetragen. Schwerpunktmäßig ging es hier um die Verbesserung des bautechnischen und energetischen Zustands von Gebäuden. Hervorzuheben ist auch die umfassende Sanierung der drei Hochhäuser der Volkswohnung in der Weinbrennerstraße 79 bis 81. Mit dem Abschluss der Sanierung Mühlburg lässt sich erkennen, dass der Sanierungsprozess den Stadtteil städtebaulich und soziostrukturell fit gemacht hat für das 21. Jahrhundert. Straßen wurden saniert, erneuert und umgestaltet, Plätze wurden hergerichtet und Spielplätze neu- oder umgebaut und mit modernem Spielgerät ausgestattet. Mit dem erneuerten Kinder- und Jugendhaus am Fliederplatz ist auch die Kinder- und Jugendarbeit in Mühlburg deutlich attraktiver geworden. Das Bürgerzentrum mit der Stadtbibliothek als wichtigem „Anker“ ist zum Zentrum für die Bürgerschaft des Stadtteils geworden. 42 | Sanierungsgebiet Mühlburg Stadtplanungsamt | 43 44 | Sanierungsgebiet Mühlburg
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untitled Vorbereitende Untersuchungen SANIERUNGSGEBIET GRÜNWETTERSBACH Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt 2 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG STADTPLANUNGSAMT | 3 INHALT 1. Grundlagen und Vorbemerkungen ........................................................................................................................ 7 1.1 Vorbemerkung, Ziele der vorbereitenden Untersuchungen .......................................................................... 7 1.2 Ablauf der vorbereitenden Untersuchungen ................................................................................................ 8 2. Bestandsaufnahme ............................................................................................................................................... 9 2.1 Gebietsbeschreibung .................................................................................................................................. 9 2.1.1 Lage des Untersuchungsgebietes ................................................................................................ 9 2.1.2 Statistische Basisdaten.............................................................................................................. 10 2.1.3 Geschichte des Quartiers .......................................................................................................... 14 2.1.4 Integrierter Planungsansatz – Ableitung aus übergeordneten Planungen ................................... 15 2.1.5 Übergeordnete Planungen/vorhandenes Planungsrecht ............................................................. 16 2.1.6 Städtebauliche Grundstruktur und Ortsbild ................................................................................ 20 2.1.7 Denkmalschutz ......................................................................................................................... 21 2.1.8 Gebäudezustand ...................................................................................................................... 24 2.1.9 Nutzungsstruktur/soziale Infrastruktur ....................................................................................... 25 2.1.10 Öffentliche Räume/Freiräume .................................................................................................... 27 2.1.11 Erschließungsstruktur motorisierter Individualverkehr (MIV) ....................................................... 28 2.1.12 Erschließungsstruktur Umweltverbund....................................................................................... 29 2.2 Ergebnisse aus der Beteiligung ................................................................................................................. 31 2.2.1 Ergebnisse der Eigentümerbefragung ........................................................................................ 31 2.2.2 Ergebnisse der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange ........................................................ 37 2.2.3 Ergebnisse der Beteiligung der Öffentlichkeit ............................................................................. 38 2.3 Mängel und Missstände im Untersuchungsgebiet ..................................................................................... 43 2.4 Potenziale im Untersuchungsgebiet .......................................................................................................... 47 3. Ziele für die Neuordnung .................................................................................................................................... 48 4. Das Neuordnungskonzept und beabsichtigte Maßnahmen ................................................................................... 51 4.1 Handlungsschwerpunkt 1: Stärkung des Nahversorgungszentrums ............................................................ 52 4.2 Handlungsschwerpunkt 2: Lindenplatz, Entwicklung eines Freiraums als Dorfplatz im rückwärtigen Raum zwischen Ortsdurchfahrt und Bachlauf des Wettersbachs .......................................................................... 55 4.3 Handlungsschwerpunkt 3: Freiraum zwischen der Straße Im Rodel und dem Bachlauf des Wettersbachs sowie Komplettierung der Fußwegeverbindung in zweiter Reihe entlang des Wettersbachs ....................... 60 4.4 Handlungsschwerpunkt 4: Altes Schulhaus und angrenzendes Funktionsgebäude ..................................... 63 4.5 Handlungsschwerpunkt 5: Historischer Ortskern ....................................................................................... 66 4.6 Handlungsschwerpunkt 6: Ortseinfahrt Nord ............................................................................................ 68 4 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG 4.7 Handlungsschwerpunkt 7: Kreuzungsbereich Busenbacher Straße/Am Wetterbach und dortige Geschäftsvorfelder ................................................................................................................................... 69 4.8 Handlungsschwerpunkt 8: Wohnbauliche Entwicklung in zweiter Reihe südlich der Straße Zur Ziegelhütte . 71 4.9 Handlungsschwerpunkt 9: Wohnbauliche Entwicklung im Bereich Reutlinger/Heidenheimer Straße ............ 73 5. Vorschlag zur Abgrenzung des förmlich festzulegenden Sanierungsgebietes ......................................................... 75 6. Sanierungsverfahren und rechtliche Instrumentarien ............................................................................................ 77 6.1 Anwendungsvoraussetzungen umfassendes Verfahren (Regelverfahren)/Ausgleichsbeträge und Kaufpreisprüfung ..................................................................................................................................... 77 6.2 Vereinfachtes Verfahren ........................................................................................................................... 77 6.3 Genehmigungspflichtige Vorhaben/Genehmigung (§§ 144/145 BauGB) .................................................... 78 6.4 Vorkaufsrecht der Stadt (§ 24 BauGB) ...................................................................................................... 78 7. Begründung zur Wahl des Sanierungsverfahrens ................................................................................................. 79 8. Hinweise zur Sozialplanung ................................................................................................................................. 80 9. Kosten- und Finanzierungsübersicht (KuF) ........................................................................................................... 81 Anlagen ..................................................................................................................................................................... 82 STADTPLANUNGSAMT | 5 ABBILDUNGEN Abbildung 1: Überblick über den Ablauf der vorbereitenden Untersuchungen ......................................................... 8 Abbildung 2: Untersuchungsgebiet der vorbereitenden Untersuchungen ................................................................. 9 Abbildung 3: Baujahr der Gebäude ...................................................................................................................... 10 Abbildung 4: Baujahr der Gebäude ...................................................................................................................... 12 Abbildung 5: Auszug aus Rahmenplanung für die Karlsruher Höhenstadtteile ....................................................... 16 Abbildung 6: Auszug aus Regionalplan Mittlerer Oberrhein 2003 ......................................................................... 16 Abbildung 7: Auszug aus Flächennutzungsplan Nachbarschaftsverband Karlsruhe 2010 ....................................... 17 Abbildung 8: Schutzgebietskulissen ..................................................................................................................... 18 Abbildung 9: Auszug aus großräumigem Biotopverbund ...................................................................................... 18 Abbildung 10: Lage der Altlastenverdachtsflächen ................................................................................................. 19 Abbildung 11: Charakteristik der historischen Siedlungsstruktur im Stadtteil Grünwettersbach ................................ 20 Abbildung 12: Schwarzplan des Untersuchungsgebietes und städtebauliche Grundstruktur ..................................... 21 Abbildung 13: Denkmalgeschützte Gebäude im Stadtteil Grünwettersbach ............................................................. 22 Abbildung 14: Etter des mittelalterlichen Dorfers Grünwettersbach (Quelle: Landesamt für Denkmalpflege) ............. 23 Abbildung 15: Nahversorgungszentrum im Süden des Untersuchungsgebietes ........................................................ 25 Abbildung 16: Freiraum entlang des Wettersbachs ................................................................................................. 27 Abbildung 17: Der Lindenplatz ............................................................................................................................... 28 Abbildung 18: Fußwege im Bereich der Ortsdurchfahrt ........................................................................................... 29 Abbildung 19: Busliniennetz in den Karlsruher Höhenstadtteilen ............................................................................. 30 Abbildung 20: Auswertung der Frage: Wie viele Wohnungen befinden sich auf Ihrem Anwesen? ............................ 32 Abbildung 21: Auswertung der Frage: Wie schätzen Sie selbst den Zustand Ihres Gebäudes ein? ............................ 33 Abbildung 22: Auswertung der Frage: Wie viele PKW-Stellplätze sind auf dem Grundstück vorhanden? .................. 33 Abbildung 23: Auswertung der Frage: Welches ist die überwiegende Heizungsart im Gebäude? ............................. 35 Abbildung 24: Auswertung der Frage: Welche Teil der Gebäude mit Wohnnutzung sind mit einer Wärmedämmung versehen? ............................................................................................................ 35 Abbildung 25: Auswertung der Frage: Haben Sie grundsätzlich Interesse, die im Rahmen des Sanierungsverfahrens mögliche Bezuschussung von Wohnraum-Modernisierungsmaßnahmen zu nutzen und Erneuerungsmaßnahmen an Ihren/Ihrem Anwesen durchzuführen? ................................ 36 Abbildung 26: Route und Impressionen aus dem Quartiersrundgang am 24. Januar 2015 ....................................... 39 Abbildung 27: Impressionen aus der Auftaktveranstaltung am 28. Januar 2015 ...................................................... 41 Abbildung 28: Impressionen aus der Bürgerwerkstatt am 10. Juni 2015 ................................................................. 42 Abbildung 29: Übersicht über das Neuordnungskonzept......................................................................................... 51 Abbildung 30: Ausgangssituation der Geschäftsvorfelder im Umfeld des Ladenzentrums (Ostseite) ......................... 52 Abbildung 31: Ausgangssituation der Geschäftsvorfelder im Umfeld des Ladenzentrums (Westseite) ....................... 53 Abbildung 32: Auszug aus dem Neuordnungskonzept für den Bereich des Nahversorgungszentrums ...................... 54 Abbildung 33: Ausgangssituation im Bereich des Lindenplatzes .............................................................................. 56 Abbildung 34: Ausgangssituation gegenüber des Lindenplatzes ............................................................................. 56 Abbildung 35: Skizzen zur Prüfung unterschiedlicher Entwicklungsoptionen für den Lindenplatz und dessen Umfeld 58 Abbildung 36: Auszug aus dem Neuordnungskonzept für den Bereich Lindenplatz/Dorfplatz/ Zweite Reihe Am Wettersbach ........................................................................................................ 59 Abbildung 37: Ausgangssituation im Bereich der Hanglage .................................................................................... 60 Abbildung 38: Ausgangssituation im Bereich der Fußwegebeziehungen .................................................................. 61 6 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Abbildung 39: Auszug aus dem Neuordnungskonzept für den Bereich Im Rodel und Wegebeziehung in zweiter Reihe entlang des Wettersbachs ...................................................................................... 62 Abbildung 40: Ausgangssituation im Bereich des Alten Schulhauses und des Funktionsgebäudes ............................ 63 Abbildung 41: Auszug aus dem Neuordnungskonzept für den Bereich des Alten Schulhauses ................................. 65 Abbildung 42: Ausgangssituation im Bereich des historischen Ortskerns ................................................................. 66 Abbildung 43: Auszug aus dem Neuordnungskonzept für den Bereich des historischen Ortskerns ........................... 67 Abbildung 44: Ausgangssituation am nördlichen Ortseingang ................................................................................ 68 Abbildung 45: Auszug aus der vorhandenen Planung und dem Neuordnungskonzept für den Bereich der Ortseinfahrt Nord ...................................................................................................................... 69 Abbildung 46: Ausgangssituation im Bereich des Kreuzungsbereichs Busenbacher Straße/Am Wetterbach .............. 69 Abbildung 47: Auszug aus dem Neuordnungskonzept für den Bereich Busenbacher Straße/Am Wetterbach ............ 70 Abbildung 48: Ausgangssituation im Bereich des Handlungsschwerpunkts 2 .......................................................... 71 Abbildung 49: Auszug aus dem Neuordnungskonzept für den Bereich Zur Ziegelhütte ............................................ 72 Abbildung 50: Ausgangssituation im Bereich Zur Ziegelhütte/Reutlinger Straße ...................................................... 73 Abbildung 51: Auszug aus dem Neuordnungskonzept für den Bereich Heidenheimer Straße/Reutlinger Straße ........ 74 Abbildung 52: Vorschlag zur Abgrenzung des förmlich festzulegenden Sanierungsgebietes ..................................... 76 STADTPLANUNGSAMT | 7 1. GRUNDLAGEN UND VORBEMERKUNGEN 1.1 VORBEMERKUNG, ZIELE DER VORBEREITENDEN UNTERSUCHUNGEN Mit Gemeinderatsbeschluss vom 1. Juli 2014 (Veröffentlichung am 25. Juli 2014) wurden für den Bereich „Grünwetters- bach“ die Einleitung der vorbereitenden Untersuchungen nach § 141 BauGB beschlossen. Im Sinne des § 141 BauGB sind Vorbereitende Untersuchungen erforderlich, um Beurteilungsgrundlagen über die Notwen- digkeit, die Ziele und die Durchführbarkeit der Sanierung zu schaffen. Die Untersuchungen sollen sich dabei auch auf die möglichen nachteiligen Auswirkungen der beabsichtigten Sanierung für die unmittelbar Betroffenen erstrecken. Als Maßstab zur Beurteilung der Notwendigkeit der Sanierung werden nach § 136 BauGB die sogenannten „städtebaulichen Miss- stände“ im Gebiet herangezogen. Diese beziehen sich insbesondere  auf die Wohn- und Arbeitsverhältnisse oder die Sicherheit der in dem Gebiet wohnenden und arbeitenden Menschen  und auf die Funktionsfähigkeit des Untersuchungsgebietes. Aufgabe der vorbereitenden Untersuchungen ist es, auf Basis einer städtebaulichen Analyse und auf Grundlage einer Beteili- gung der Eigentümerinnen und Eigentümer, der im Gebiet wohnenden Bevölkerung und der Träger öffentlicher Belange Aussagen zu treffen,  ob entsprechende städtebauliche Mängel und Missstände vorliegen,  ob eine Sanierung im Untersuchungsgebiet oder in Teilbereichen davon notwendig ist,  wie die Mitwirkungsbereitschaft der Eigentümer sich abzeichnet,  welche Ziele und Maßnahmen im Sinne der städtebaulichen Erneuerung verfolgt werden sollen,  und ob die Sanierung hinsichtlich ihrer Finanzierbarkeit durchführbar ist. 8 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG 1.2 ABLAUF DER VORBEREITENDEN UNTERSUCHUNGEN Der Ablauf der vorbereitenden Untersuchungen „Grünwettersbach“ war geprägt durch ein iteratives Vorgehen zwischen Planung, der Beteiligung der Öffentlichkeit und der kommunalpolitischen Gremien: So wurde in einem ersten Schritt die Analyse aus der planerischen Perspektive heraus vollzogen, diese über einen Stadt- teilspaziergang und eine erste öffentliche Werkstatt reflektiert. Daran anschließend wurden gemeinsam mit der Öffentlich- keit die grundlegenden Zielsetzungen und ein Maßnahmenpool erarbeitet. Gleichermaßen wurden im Schritt der Bestands- erhebung die im Untersuchungsgebiet vorhandenen Eigentümerinnen und Eigentümer sowie die Träger öffentlicher Belange schriftlich befragt. Aufbauend auf diesen Informationen und Analysen wurden von der planerischen Seite die Ziele überarbeitet und ein Vor- schlag für ein Neuordnungskonzept mit Handlungsschwerpunkten entwickelt. Auch dieses wurde im Nachgang in einer öf- fentlichen Bürgerwerkstatt rückgekoppelt und dementsprechend angepasst, bevor das Neuordnungskonzept zunächst in nichtöffentlicher Sitzung im Ortschaftsrat Wettersbach zur Diskussion stand. Basierend auf den Anregungen und Hinweisen wurde nachfolgend die Vorbereitende Untersuchung ausgearbeitet und im Ortschaftsrat in öffentlicher Sitzung diskutiert und hierauf aufbauend in den weiteren kommunalpolitischen Gremien der Stadt Karlsruhe behandelt. Abbildung 1: Überblick über den Ablauf der vorbereitenden Untersuchungen Analyse Missstände und Chancen Stadtteilspaziergang Gemeinsame Eichung, Ziele Begehung, Grundlagenermittlung Aktivierende Auftaktveranstaltung Information, Ziele Mi 28.01.15 Sa 24.01.15 Bürgerwerkstatt: Rückkopplung Ziele Konkretisierung Maßnahmenoptionen Fertigstellung VU/Maßnahmen-/Entwicklungskonzept Zieldefinition, Handlungsansätze Eigentümerbefragung, TÖB-Befragung GR- Beschluss Sanierungssatzung ö Mi 10.06.15 Ortschaftsrat Wettersbach nö Di 21.07.15 Ortschaftsrat Wettersbach öDi 15.09.15 Schriftliche Befragung Eigentümer Schriftliche Befragung Träger Öffentlicher Belange STADTPLANUNGSAMT | 9 2. BESTANDSAUFNAHME 2.1 GEBIETSBESCHREIBUNG 2.1.1 LAGE DES UNTERSUCHUNGSGEBIETES Der Stadtteil Grünwettersbach liegt im Südosten von Karlsruhe und gehört aufgrund seiner topografischen Lage am Rand des Nordschwarzwalds zu den Karlsruher Höhenstadtteilen. Grünwettersbach erstreckt sich beidseits des in die Schwarz- wald-Randplatte tief eingeschnittenen Wettersbachs, der in Richtung Wolfartsweier entwässert. Der Stadtteil ist von Süden über die zwei Kilometer entfernte Autobahnanschlussstelle Karlsbad von der östlich verlaufenden A8 zwischen Karlsruhe und Pforzheim oder von Norden über die L 623 von der Rheinebene Wolfartsweier aus erreichbar. Das Untersuchungsgebiet umfasst eine Größe von 16,61 Hektar, beinhaltet weitestgehend die historische Kernortslage und erstreckt sich beidseits entlang der Ortsdurchfahrt von Süden vom Nahversorgungszentrum aus nach Norden entlang der Straße Am Wetterbach bis zum Ortsausgang von Grünwettersbach in Richtung Wolfartsweier. Abbildung 2: Untersuchungsgebiet der vorbereitenden Untersuchungen 10 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Nordwestlich grenzen der Wettersbach sowie die Straße Am Steinhäusle das Untersuchungsgebiet ab. Teilbereiche der Be- bauung entlang der Straßen Wintergasse, Baumgasse, Pfeilerweg und Busenbacher Straße werden mit einbezogen. Die westliche Bebauung der Hohenheimer Straße sowie nach Süden weiterführend der Fußweg Im Löhl und die Straße be- ziehungsweise der Fußweg Im Rodel sowie die Reutlinger Straße/Zur Ziegelhütte bilden die östliche Begrenzung. Den südlichen Abschluss bildet die nördliche Bebauung der Straße Zur Dorfwies/Reickertstraße. 2.1.2 STATISTISCHE BASISDATEN Städtebauliche Basisdaten Innerhalb des Untersuchungsgebietes existierten 2011 auf Basis der Gebäude- und Wohnungszählung (Ergebnisse des Zen- sus 2011, Quelle Amt für Stadtentwicklung, Statistikstelle) 186 Wohngebäude und 16 sonstige Gebäude mit Wohnraum mit insgesamt 340 Wohnungen in Gebäuden mit Wohnraum. 97,3 Prozent der Wohngebäude waren im Privatbesitz. Rund 47 Prozent der Wohnungen wurden von den Eigentümern bewohnt, während im gesamten Stadtteil Grünwettersbach knapp 61 Prozent der Wohnungen von Eigentümern bewohnt wurden. Innerhalb des Untersuchungsgebietes waren 2011 circa 49 Prozent der Wohnungen zu Wohnzwecken vermietet (Anteil Grünwettersbach: circa 35 Prozent). Die Leerstandsquote betrug 2011 3,5 Prozent und lag damit leicht unter der Leerstandsquote des Stadtteils Grünwetters- bach von 3,8 Prozent und deutlich über der Leerstandsquote der Gesamtstadt Karlsruhe von 2,3 Prozent. Die Siedlungsdichte beträgt (trotz der im Untersuchungsgebiet enthalten Freiflächen Im Löhl/Im Rodel) im Untersuchungsge- biet 39,5 EW/Hektar, während im Stadtteil Grünwettersbach Ende 2013 nur eine Siedlungsdichte von 6,67 Einwoh- ner/Hektar vorzufinden war. Die Belegungsdichte im Untersuchungsgebiet beträgt derzeit circa 1,9 Personen/Wohneinheit, im gesamten Stadtteil Grün- wettersbach lag sie Ende 2013 bei 2,2 Einwohnern/Wohneinheit. Rund 37 Prozent der Gebäudesubstanz entstammt einer Zeit vor 1919, weitere knapp 20 Prozent einer Zeit zwischen 1920 und 1959. Knapp 20 Prozent der Gebäude verfügen nach der Gebäude- und Wohnraumzählung 2011 des Zensus 2011 noch über Einzel- oder Mehrraumöfen, knapp 99 Prozent verfügen über eine Badewanne/Dusche und ein WC. Abbildung 3: Baujahr der Gebäude Soziostrukturelle Basisdaten STADTPLANUNGSAMT | 11 Innerhalb des Untersuchungsgebietes leben derzeit 657 Personen (mit Hauptwohnung) und 19 Wohnberechtigte mit Ne- benwohnung, mithin also 676 Personen. Innerhalb des Untersuchungsgebietes leben damit knapp 16 Prozent der Bevölke- rung von Grünwettersbach, während die Zahl an Wohneinheiten des Untersuchungsgebietes am Stadtteil Grünwettersbach knapp 18 Prozent beträgt. Im Hinblick auf die Altersstruktur ist auffallend, dass im Untersuchungsgebiet gegenüber dem gesamten Stadtteil  die prozentualen Anteile der jungen Personengruppen (0 bis 18 Jahre) nahezu gleich sind,  ein im Untersuchungsgebiet der vorbereitenden Untersuchungen deutlich erhöhter Anteil an Personengruppen zwi- schen 25 und 65 vorzufinden ist  und der Stadtteil Grünwettersbach einen deutlichen Überhang an älteren Personen über 65 Jahren besitzt. Im Hinblick auf die Zahl der Personen pro Haushalt weist das Untersuchungsgebiet gegenüber dem Stadtteil Grünwetters- bach einen deutlich erhöhten Anteil an Einpersonenhaushalten auf, während die Zahl der Mehrpersonenhaushalte unterre- präsentiert ist. Die Zahl der großen Haushalte mit fünf und mehr Personen hält sich in einem sehr geringen Rahmen. In der Struktur der Haushaltstypen bestehen Auffälligkeiten  in der deutlich erhöhten Zahl der Einpersonenhaushalte zwischen 30 und 60 Jahren innerhalb des Untersuchungsge- bietes,  in deutlich unterrepräsentierten Anteilen an Paaren ohne Kinder  sowie in den ebenfalls deutlich unterrepräsentierten Anteilen an Paaren mit Kindern. Folgende soziostrukturelle Merkmale liegen nur für den Gesamtstadtteil Grünwettersbach vor:  Arbeitslosenquote: 2,4 Prozent im Vergleich zu Stadt Karlsruhe 4,2 Prozent (Stichtag zum 30. September 2014).  SGB II-Bezieher: 0,5 Prozent (Stichtag 30. September 2013).  Übergangsquote 4. Klasse auf das Gymnasium: 63,2 Prozent im Vergleich zu Stadt Karlsruhe 56,8 Prozent (Durch- schnitt letzte fünf Jahre). 12 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Abbildung 4: Baujahr der Gebäude STADTPLANUNGSAMT | 13 Auszug aus Bürgerumfrage 2011 (Bezug gesamter Stadtteil Grünwettersbach) Im Zuge der Bürgerumfrage aus dem Jahr 2011 (Quelle: Amt für Stadtentwicklung) können für den gesamten Stadtteil Grünwettersbach folgende Aspekte festgehalten werden, die in einem inhaltlichen Kontext zu den vorgefundenen Mängeln und Missständen stehen (dezidierte Auswertungen für das Gebiet der vorbereitenden Untersuchungen konnten nicht vorge- nommen werden):  Knapp 24 Prozent der Befragten sind unzufrieden/sehr unzufrieden mit der Verkehrssituation im Stadtteil (Vergleich Gesamtstadt Karlsruhe: knapp 15 Prozent).  Knapp 29 Prozent sind unzufrieden/sehr unzufrieden mit den wohnortnahen Einkaufsmöglichkeiten im Stadtteil (Ver- gleich Gesamtstadt Karlsruhe: knapp 12 Prozent).  Knapp über 30 Prozent sind unzufrieden/sehr unzufrieden mit den Gastronomieangeboten im Stadtteil (Vergleich Ge- samtstadt Karlsruhe: knapp 19 Prozent).  Knapp über 32 Prozent sind unzufrieden/sehr unzufrieden mit den Betreuungsangeboten für Kinder unter drei Jahren im Stadtteil (Vergleich Gesamtstadt Karlsruhe: knapp über 30 Prozent). 14 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG 2.1.3 GESCHICHTE DES QUARTIERS Folgender geschichtlicher Abriss ist auszugsweise zu geben (Quelle: Stadtwiki Karlsruhe und Wikipedia):  1289: Der Ort Grünwettersbach (Wedersbach) wird erstmals urkundlich erwähnt.  1278: Erste Erwähnung der evangelischen Pfarrkirche, der Kirchturm ursprünglich wohl früher freistehend, wird auf das 12. Jahrhundert datiert.  1289: Die Namensform „Grünenweterspach“ taucht in den Quellen auf; bis dahin wird in der Regel der Name „Wed- dirsbach, Weterspach“ erwähnt. Verschiedene Grundherren waren im Spätmittelalter im Quartier begütert, so die Herren von Remchingen, von Württemberg, von Baden sowie insbesondere das Kloster Herrenalb.  1535: Säkularisation des Kloster Herrenalb durch Herzog Ulrich von Württemberg und damit Übergang von Grünwet- tersbach an Württemberg. Grünwettersbach gehört daraufhin zum württembergischen Oberamt Neuenbürg, umgeben von badischem Territorium. Grünwettersbach war damit der am weitesten nach Baden hineinragende württembergi- sche Landesteil, „der württembergische Stachel im badischen Fleisch“.  Ausgehend von einem Haufendorf um die Kirche (heutiges städtebauliches Umfeld um das Rathaus) entwickelte sich ein Straßendorf entlang der Straße Grünwettersbach.  1648: Nach dem Dreißigjährigen Krieg leben in Grünwettersbach nur noch 15 Einwohner.  1743 Bau des Pfarrhauses.  1755 Bau des Schulhauses an der heutigen Steinhäusle 8.  1782: Grünwettersbach hat 575 Einwohner.  1783: Neuerrichtung des 1871 abgebrochenen Langhauses der evangelischen Kirche, deren Turm als ältestes Bau- werk des Dorfes aus dem 13. Jahrhundert stammt.  1806: Grünwettersbach fällt durch Tausch an das Großherzogtum Baden (Amt Durlach).  1846: Abbruch des alten Schulgebäudes und Bau eines neuen Schulhauses.  1881: Im heutigen Rathaus von 1881 waren Feuerwehr, die Polizei sowie das Gefängnis untergebracht.  1972: Grünwettersbach und Palmbach schließen sich zur neuen selbstständigen Gemeinde Wettersbach zusammen und bilden die Verwaltungseinheit Wettersbach.  1975: Eingemeindung, Wettersbach wird Stadtteil von Karlsruhe. STADTPLANUNGSAMT | 15 2.1.4 INTEGRIERTER PLANUNGSANSATZ – ABLEITUNG AUS ÜBERGEORDNETEN PLANUNGEN Die vorbereitenden Untersuchungen basieren auf zwei übergeordneten informellen Planungsebenen, welche unter Beteili- gung der Öffentlichkeit zustande gekommen sind: Integriertes Stadtentwicklungskonzept „Karlsruhe 2020 – Leitlinien der Stadtentwicklung“ Das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ gibt als gesamtstädtische informelle Planung eine Leitlinie für die nachfolgenden Stadtteilentwicklungen. Im Zuge des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts wurden Strategien, Hand- lungsfelder und Impulsprojekte erarbeitet. Dabei standen im Stadtteilbezug insbesondere Themen wie die Sicherung der Nahversorgung, die Stärkung vorhandener Zentren, die Mischung aus Wohnen und Arbeiten und die Gestaltung attraktiver Lebensräume im Mittelpunkt der Diskussion. Bereits im Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020 wurde ein Planungserfordernis auch für die Karlsruher Höhenstadtteile erkannt, um stadtteilübergreifend eine abgestimmte Entwicklung einzuleiten und Ziele für die Höhenstadtteile zu formulie- ren. Städtebaulicher Rahmenplan „Höhenstadtteile“ Ausgehend von den Zielen des Stadtentwicklungskonzepts wurde im Jahr 2011 ein städtebaulicher und freiraumplanerischer Rahmenplan für die Karlsruher Höhenstadtteile in Auftrag gegeben. Dieser wurde unter intensiver Beteiligung der Öffentlich- keit erarbeitet. Der Rahmenplan definiert Ziele und Leitlinien für die städtebauliche und freiraumplanerische Entwicklung der Karlsruher Höhenstadtteile. Für die einzelnen Stadtteile wurden dabei Lupen erarbeitet, im Rahmen derer dezidierte städte- bauliche und freiraumplanerische Handlungserfordernisse formuliert wurden. Der Rahmenplan (Netzwerk für Planung und Kommunikation, 2013) wurde 2013 beschlossen und dient somit fortan als Leitlinie für die spezifische Stadtteilentwicklung. Für den Stadtteil Grünwettersbach definiert die Rahmenplanung zwei wesentliche Schwerpunkte: Zum einen die Durchfüh- rung einer Sanierungsmaßnahme für den Ortskern von Grünwettersbach entsprechend dem Untersuchungsgebiet der vorlie- genden vorbereitenden Untersuchungen, zum anderen die Fokussierung auf das Thema der Qualifizierung der zweiten Reihe als städtebauliche und freiraumplanerische Leitlinie. Innerhalb der Rahmenplanung wurden unter anderem bereits folgende Einzelaspekte benannt:  Qualifizierung der historischen Bausubstanz beidseits der Ortsdurchfahrt.  Erhöhung der Verkehrssicherheit im Bereich der Ortsdurchfahrt, Temporeduzierung auf Tempo 30.  Gestaltung der Ortsdurchfahrt (öffentlicher Raum).  Update des Lindenplatzes.  Qualifizierung des Einzelhandelsschwerpunkts (Nahversorgungszentrum).  Fußwegeverbindung entlang des Wettersbachs.  Ergänzende Freiraumangebote entlang des Wettersbachs.  Nachnutzung des Alten Schulhauses.  Sicherung der Nahversorgung. 16 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Abbildung 5: Auszug aus der Rahmenplanung für die Karlsruher Höhenstadtteile 2.1.5 ÜBERGEORDNETE PLANUNGEN/VORHANDENES PLANUNGSRECHT Regionalplan Mittlerer Oberrhein 2003 Im Regionalplan Mittlerer Oberrhein 2003 sind das Untersuchungsgebiet als Bestandssiedlungsfläche und der Stadtteil Grünwettersbach als Siedlungsbereich dargestellt. Abbildung 6: Auszug aus Regionalplan Mittlerer Oberrhein 2003 STADTPLANUNGSAMT | 17 Flächennutzungsplan Nachbarschaftsverband Karlsruhe 2010 Im Flächennutzungsplan 2010 des Nachbarschaftsverbands Karlsruhe mit Stand 2004 sind entsprechend der Struktur des Ortskerns große Bereiche des Untersuchungsgebiets als gemischte Bauflächen (M) dargestellt. Nordöstlich des Wettersbachs schließen Grünflächen und Wohnbauflächen (W) an. Der Bereich um die Kirche ist als Gemeinbedarfsfläche gekennzeichnet. Innerhalb des Untersuchungsgebiets weist der Flächennutzungsplan keine geplanten Bauflächen aus. Entsprechend der Aussagen der Schutzgutkarte Freiraum und Erholung sind die zwischen Wettersbach und dem Wegeverlauf Im Löhl/lm Rodel liegenden Grünflächen mit ihren Baumbestand für die lokale Naherholung von allgemeiner Bedeutung. Abbildung 7: Auszug aus Flächennutzungsplan Nachbarschaftsverband Karlsruhe 2010 Vorhandene Bebauungspläne Innerhalb beziehungsweise im direkten Umfeld des Untersuchungsgebietes existieren folgende Bebauungspläne: 18 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Schutzgebietskulissen Schutzgebiete nach Naturschutzrecht/Natura 2000-Gebiete Im nördlichen Teil des Plangebietes umfasst das Untersuchungsgebiet nördlich der Zigarrenfabrik und westlich der L 623 ei- nen geringen Teil des Landschaftsschutzgebietes Grünwettersbacher Wald/Hatzengraben. Ebenso existiert dort ein Waldbio- top („Wettersbach SO Wolfartsweier“, Biotopnummer: 270162126242), welches sich auf den Verlauf des Wettersbachs be- zieht. Innerhalb und angrenzend an das Untersuchungsgebiet existieren keine weiteren Schutzgebiete nach dem Naturschutzrecht, keine geschützten Biotope und auch keine Natura 2000-Gebietskulissen. Das Plangebiet spielt bei den großräumigen Planungen zum Biotopverbund aufgrund seiner Lage und dem Kontext zum In- nenbereich keine Wert gebende Rolle. Abbildung 8: Schutzgebietskulissen Quelle LuBW, 2015 Abbildung 9: Auszug aus großräumigem Biotopverbund STADTPLANUNGSAMT | 19 Quelle LuBW 2015 Wasserschutzgebiete, Überschwemmungsgebiete Das Plangebiet liegt nicht innerhalb der rechtskräftig festgesetzten Wasserschutzgebietszonen. Aussagen aus Hochwasser- gefahrenkarten liegen nicht vor, allerdings ist bekannt, dass der Wettersbach insbesondere bei Starkregenereignissen stark anschwellen kann. Altlasten/Altstandorte Im Bereich des Sanierungsgebietes sind insgesamt fünf Flächen beim Umwelt- und Arbeitsschutz bekannt. Die Flächen „AA Am Wetterbach“ und „AS Textilherstellung Köhler“ sind im Bodenschutz- und Altlastenkataster erfasst. Die restlichen Flä- chen („AS Transportunternehmen Mangold“, „AS Chemische Reinigung Raupp“, „AS Verpackungsmaschinen Hundt“) sind aufgrund der geringen Altlastenrelevanz aus der aktiven Bearbeitung ausgeschieden. Abbildung 10: Lage der Altlastenverdachtsflächen Quelle: Stellungnahme Umwelt- und Arbeitsschutz 20 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG 2.1.6 STÄDTEBAULICHE GRUNDSTRUKTUR UND ORTSBILD Das Untersuchungsgebiet beinhaltet folgende wesentliche städtebauliche Strukturen und Charaktere:  Die zentrale Ortskernsituation wird durch das ehemalige Haufendorf im Umfeld des Rathauses und der Straßen Am Steinhäusle und Kirchstaig gebildet: Hier finden sich sehr kleinräumige Grundstückszuschnitte und häufig eine auf- grund der steilen Topografie gestaffelte städtebauliche Disposition. Charakteristisch sind neben dem Rathaus und dessen Umfeld die hangaufwärts gestaffelte städtebauliche Abfolge entlang des Kirchstaigs mit dem markanten Schulhaus am Ende des Kirchstaigs sowie die evangelische Pfarrkirche als wichtigster städtebaulicher Bezugspunkt innerhalb des Ortskerns von Grünwettersbach.  Das Straßendorf entlang der heutigen Ortsdurchfahrt Am Wettersbach/Wiesenstraße: Hier wirken die nahezu durch- gängig noch erhaltenen giebelständigen ein- bis zweigeschossigen Gebäude und Hofanlagen mit steilen Satteldä- chern ortsbildprägend. Die Grundstücke verfügen meist über eine große Tiefe und sind häufig mit ehemals landwirt- schaftlichen Nebengebäuden in den rückwärtigen Bereichen ausgestattet. In Teilen ergibt sich so ein dichtes städte- bauliches Konglomerat mit teils sehr beengten Wohn- und Arbeitsverhältnissen. Das gesamte Straßendorf wird un- mittelbar von der Ortsdurchfahrt her erschlossen. Innerhalb des Straßendorfs existieren nur wenige städtebauliche Zäsuren. Es ist aufgrund der städtebaulichen Struktur durch eine starke Linearität geprägt. Eine wichtige Zäsur bildet die Bachgasse, welche als einziger öffentlicher Straßenraum einen direkten Bezug zwischen der Ortsdurchfahrt und dem Wettersbach herstellt. Abbildung 11: Charakteristik der historischen Siedlungsstruktur im Stadtteil Grünwettersbach  Das Nahversorgungszentrum am Südrand des Untersuchungsbereichs besitzt zum einen eine wichtige funktionale Be- deutung für den Stadtteil. Andererseits hebt es sich als noch junge städtebauliche Entwicklung sich städtebaulich mit seiner Neubebauung und größeren Kubaturen von der umliegenden Siedlungsstruktur abhebt.  Die Heinz-Barth-Schule aus dem Jahr 1912 im Südwesten des Untersuchungsgebietes, welche städtebaulich das Um- feld in der Busenbacher Straße und der Straße Zur Dorfwies dominiert und neben Rathaus und evangelischer Kirche eine deutliche städtebauliche Prägnanz auf und über das Untersuchungsgebiet hinaus besitzt.  Die blockartige Struktur zwischen der Straße Zur Ziegelhütte und der Reickertstraße, welche insbesondere an der Straße Zur Ziegelhütte durch Hofanlagen geprägt sind. Diese erstrecken sich sich in die zweite Reihe und bilden einen Blockinnenraum in zentraler Lage zum Nahversorgungszentrum aus.  Die Siedlungsstruktur entlang der Straße Zum Wald, welche von der Busenbacher Straße sich hangparallel entwickelt und aus einer kleinteiligen Wohnbebauung jüngerer Zeit besteht. STADTPLANUNGSAMT | 21 Abbildung 12: Schwarzplan des Untersuchungsgebietes und städtebauliche Grundstruktur 2.1.7 DENKMALSCHUTZ Folgende Kulturdenkmäler nach §§ 2, 28 DSchG befinden sich im Untersuchungsgebiet:  Am Steinhäusle 10 (Flst. Nr. 0-70159), § 28 Evangelische Kirche, Westturm aus dem 12. Jahrhundert, Glockengeschoss des Turmes und Kirchenraum von Wilhelm Friedrich Goetz, 1782. Taufstein 1491, Holzkanzel um 1780, Orgel.  Am Steinhäusle 8 (Flst. Nr. 0-70158), § 2 Altes Schulhaus, 1846, 1983 zur Atelierwohnung mit großen Fenstern umgebaut, nördliche Scheune abgebrochen, deren Nord- und Ostwand dabei in einen Garagenbau integriert.  Am Wetterbach 31 (Flst. Nr. 0-70043), § 28 Fachwerkhaus, zweigeschossig über hohem massivem Kellergeschoss mit Rundbogeneingang und Eckkonsole, bez. GB 1799.  Am Wetterbach 40 (Flst. Nr. 0-70220), § 2 Rathaus, zweigeschossiger Putzbau mit Lisenen- und Risalitgliederung, Walmdach, Glockentürmchen, 1881. 22 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG  Bachgasse (Flst. Nr. 0-70082), § 2 Gewölbebrücke aus rotem Sandstein mit niedriger Brüstungsmauer, Ende 19. Jahrhundert.  Bachgasse (Flst. Nr. 0-70063/1), § 2 Trafohaus mit rotem Werksandstein.  Busenbacher Straße 1 (Flst. Nr. 0-70284), § 28 Eingeschossiges Fachwerkhaus, Wohnteil, 18. Jahrhundert.  Busenbacher Straße 13, Zur Dorfwies 1 (Flst. Nr. 0-72178), § 2 Heinz-Barth-Schule von 1912, Schulhaus und Hausmeisterwohnhaus, Brunnen. Abbildung 13: Denkmalgeschützte Gebäude im Stadtteil Grünwettersbach Des Weiteren werden von Seiten des Denkmalschutzes folgende Gebäude als erhaltenswert eingeschätzt:  Am Steinhäusle 6, Hofanlage  Am Steinhäusle 13, Hofanlage  Am Steinhäusle 13a, Hofanlage  Am Wetterbach 2, Fabrikgebäude  Am Wetterbach 18, Wohngebäude  Am Wetterbach 43, Gasthaus  Am Wetterbach 45, Hofanlage  Am Wetterbach 71, Hofanlage  Reikertstraße 1, Wohnhaus  Zur Ziegelhütte 4, Hofanlage  Zur Ziegelhütte 8, Hofanlage Von Seiten der Denkmalpflege sollte die Sanierung so gestaltet werden, dass die historisch gewachsenen Strukturen von Grünwettersbach erhalten bleiben und Neubauten sich in das vorhandene Ortsbild im Hinblick auf Trauf- und Firsthöhen, Geschossigkeiten, Dachneigungen und die Gebäudestellung einfügen, ohne den historisch gewachsenen Charakter zu über- formen. Bei Veränderung des Erscheinungsbildes der Kulturdenkmale ist nach der vorherigen Abstimmung mit dem Land- ratsamt für Denkmalpflege eine denkmalrechtliche Genehmigung erforderlich. STADTPLANUNGSAMT | 23 Archäologische Denkmalpflege Innerhalb des Untersuchungsgebietes ist zudem ein archäologischer Prüffall im Gebiet betroffen: Hierbei handelt es sich um den „Etter des mittelalterlichen Dorfes Grünwettersbach“ (Prüffall; Listennr. MA 1). Das heißt, dass für den ausgewiesenen historischen Ortsbereich muss der Denkmalbestand im Einzelfall noch geprüft werden. Flächige Baumaßnahmen in den auf- geführten Bereichen bedürfen – sofern nicht tiefgreifend gestört – der denkmalschutzrechtlichen Genehmigung. Geplante Maßnahmen sollten frühzeitig zur Abstimmung bei der Archäologischen Denkmalpflege eingereicht werden. Für die weiteren Planbereiche wird auf die Regelungen beim Antreffen bislang unbekannter Kulturdenkmale gemäß §§ 20 und 27 DSchG hingewiesen. Das bedeutet, dass bei archäologischen Funden oder Befunden gemäß § 20 DSchG die Denk- malschutzbehörde(n) oder Gemeinde umgehend zu benachrichtigen sind und bis zum Ablauf des vierten Werktages nach der Anzeige in unverändertem Zustand zu erhalten sind. Abbildung 14: Etter des mittelalterlichen Dorfers Grünwettersbach (Quelle: Landesamt für Denkmalpflege) 24 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG 2.1.8 GEBÄUDEZUSTAND Der Gebäudezustand wurde Anfang des Jahres 2015 durch eine Übersichtsbegehung anhand der äußeren Inaugenschein- nahme aufgenommen. Die Erfassung und Beurteilung des Gebäudezustandes schafft in der Analyse wesentliche Fakten zur Einschätzung der Sanie- rungserfordernis. Beurteilt wurde der äußere Gebäudezustand der Haupt- und Nebengebäude (Scheunen, Schuppen und Wirtschaftsgebäude). Die Gebäudemängel wurden in fünf unterschiedliche Kategorien unterteilt. Kategorie I Neubau oder vollständig renoviertes Altgebäude: Modernisierungs- oder Instandsetzungsmaßnahmen nicht erforderlich. Kategorie II Altgebäude mir geringfügigen Mängeln: geringfügige Maßnahmen in Zusammenhang mit Modernisierung erforderlich. Kategorie III Altgebäude mit teilweise erheblichen Mängeln (ältere Doppelfenster, geringe Schäden im Fassadenbereich, in Anstrich und Dachhaut): Instandsetzung-/Modernisierungsmaßnahmen mittlerer Intensität erforderlich. Kategorie IV Altbau mit erheblichen substantiellen Mängeln (Einfachverglasung, erhebliche Schäden an Fassade, Dachhaut, Dachrinne und Kamin, erkennbare Schäden an Mauerwerk/Fachwerk): umfangreiche Instandsetzungs- und Modernisierungsmaßnahmen erforderlich. Kategorie V Abgängige Gebäudesubstanz, Erhalt absehbar wirtschaftlich nicht mehr tragbar. Nach der festgesetzten Mängelkategorie ist bei der Kategorie III-V mit Modernisierungs- und Instandsetzungsaufwand in größerem Umfang zu rechnen. Hierbei wurde der energetische Aspekt nicht berücksichtigt. KATEGORIE GEBÄUDEANZAHL RELATIV I 10 3% II 166 52% III 91 28% IV 39 12% V 14 4% Bewertete Gebäude insgesamt 320 100% Quelle: Eigene Erhebung STADTPLANUNGSAMT | 25 Zusammenfassend können folgende Aussagen getroffen werden: Innerhalb des Plangebietes weisen über die Hälfte der Gebäude (55 Prozent) keine oder geringfügige Mängel auf. Sie unter- liegen der Kategorie I beziehungsweise II. Bei den Gebäuden der Kategorie III und IV ist mit mittlerem bis hohem Modernisierungs- und Instandsetzungsaufwand zu rechnen. Davon sind 130 Gebäude betroffen. Dies bedeutet, dass rund 40 Prozent des bewerteten Bestandes bei einer In- standsetzung oder Modernisierung des Gebäudes mit relativ hohen Kosten verbunden sind. Vier Prozent der Haupt- und Nebengebäude weisen so große Schäden auf, dass der Erhalt dieser Gebäude zu prüfen ist. Die- se sind der Kategorie V zugeordnet. Von der Kategorie V sind vor allem Schuppen und Scheunengebäude, sowie leerstehen- de Wohn- und Geschäftshäuser betroffen. Die Ergebnisse der äußeren Inaugenscheinnahme decken sich im Vergleich weitestgehend auch mit der Einschätzung der Ei- gentümer im Zuge der Eigentümerbefragung. In deren Rahmen lag die Einschätzung schwerwiegender Mängel bei 2,9 Pro- zent (vgl. Kategorie V) und deutlicher Mängel bei 13 Prozent (vgl. Kategorie IV). 2.1.9 NUTZUNGSSTRUKTUR/SOZIALE INFRASTRUKTUR Das Untersuchungsgebiet wird in der Summe vorrangig durch die Wohnfunktion und die begleitenden Infrastrukturangebote (Nahversorgung, soziale Infrastruktur) charakterisiert. Eine gemischte Nutzung im Sinne eines Dorfgebietes (Wohnen, Einzel- handelsangebote, Dienstleistung, Gewerbe, Gastronomie, landwirtschaftlicher Nebenerwerb) existiert vor allem im Kontext der Ortsdurchfahrt in der Straße Am Wetterbach/Wiesenstraße. Im Kreuzungsbereich Am Wetterbach/Zur Ziegelhütte ist im Süden des Untersuchungsgebietes ein relativ dichtes Angebot an Nahversorgung beziehungsweise Dienstleistungen ansässig. Eine Metzgerei, eine Bäckerei, eine Eisdiele, ein Imbiss, ein Op- tiker, die Sparkasse sowie das sogenannte Nahversorgungszentrum befinden sich in diesem Bereich. In dem Nahversor- gungszentrum sind weitere Einzelhändler und Dienstleistungen (Änderungsschneiderei, Blumenladen, Boutique, Kleintierfut- ter, Post, Zeitungen, Solarium, Fernsehreparatur) vertreten. Ein mobiler Marktstand mit Obst und Gemüse steht zudem zweimal in der Woche zwischen den Häusern Zur Ziegelhütte 2 und Wiesenstraße 1. Abbildung 15: Nahversorgungszentrum im Süden des Untersuchungsgebietes Weitere Angebote bezüglich der Nahversorgung im Untersuchungsgebiet im Verlauf der Ortsdurchfahrt sind ein Bioladen, eine Bäckerei/Konditorei, ein Schreibwarenladen, eine Apotheke und ein Wollladen. Eine Grundversorgung ist in der Summe gewährleistet, wenngleich der südliche Teil des Untersuchungsgebietes deutlich besser versorgt ist als der nördliche Teil mit dem Unterdorf. 26 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Im Bereich des Ortskerns befindet sich das heutige Rathaus. Auf der gegenüberliegenden Seite der Ortsdurchfahrt hat die Polizei ihre Dienststelle. Private Dienstleistungen (Friseursalon, Arztpraxen, Büros, Versicherungen, mobile Transporte sowie handwerkliche Betriebe) haben sich vor allem an der Hauptstraße Am Wetterbach angesiedelt. In der Summe existieren jedoch auch viele Leerstände vor allem in der Erdgeschosszone der Ortsdurchfahrt Am Wetterbach. Hier sind unter anderem auch einige gastronomische Einrichtungen nicht mehr existent und stehen nun leer. Nach dem Umzug der Grundschule in die Heinz-Barth-Schule in der Esslinger Straße wurde die ehemalige Heinz-Barth- Schule zum Schuljahresbeginn im Juli 2010 geschlossen. Das historische Grundschulgebäude steht seitdem ebenfalls leer. Im Ärztehaus in der Busenbacher Straße sind ein Arzt und eine Ärztin für Allgemeinmedizin sowie eine Frauenärztin ansäs- sig. Sowohl in der Wiesenstraße als auch in der Straße Am Wetterbach gibt es eine Zahnarztpraxis. Auch eine Physiotherapiepraxis befindet sich in der Straße Am Wetterbach. Eine Tierärztin für Kleintiere hat ihre Praxis neben dem Ärztehaus in der Busenbacher Straße. Eine Apotheke findet sich an der Kreuzung Am Wetterbach/Busenbacher Straße. Im Untersuchungsgebiet Grünwettersbach existieren derzeit keine spezifischen Angebote für Seniorinnen und Senioren. 400 Meter südlich des Untersuchungsgebietes wurde 2009 die Seniorenresidenz am Wettersbach (Am Wiesenacker/ Wiesenstraße) gebaut. Im Hinblick auf die Betreuung von Kindern findet sich angrenzend an das Untersuchungsgebiet der Evangelische Kindergar- ten in der Horfstraße. Diesen kann man vom Lindenplatz über einen Fußweg erreichen. Kirchliche Einrichtungen bestehen mit der evangelischen Kirche und dem Gemeindehaus im historischen Ortskern sowie der evangelisch-methodistischen Kirche am Lindenplatz. Der Verein ASV (Allgemeiner Sportverein) hat seinen Standort im Untersuchungsgebiet an der Straße Im Rodel und bietet ein vielseitiges Sportangebot an. In der Sporthalle mit angrenzender Vereinsgaststätte finden viele Aktivitäten für den Breiten- sport statt. Folgende Abteilungen sind vertreten:  Fußball (Frauen/Mädchen, Freizeit)  Tischtennis  Jugend (Tanzen/Kinderturnen/Mutter-Vater-Kind-Turnen)  Freizeit  Fitness  Gesundheitssport Auch das Laientheater D‘Wedderschbacher Kug’lbire-Biehn nutzt die Räumlichkeiten des ASV für Proben und Aufführungen. STADTPLANUNGSAMT | 27 2.1.10 ÖFFENTLICHE RÄUME/FREIRÄUME Die freiraumplanerische Grundstruktur definiert sich über die öffentlichen Räume einerseits aus der Siedlungsstruktur heraus, andererseits definiert das Landschaftselement des Wettersbachs eine freiraumplanerische Gebietsprägung:  Der Wettersbach, der seinen Ursprung in Palmbach hat, fließt als lineares Freiraumelement von Süden nach Norden durch den Stadtteil Grünwettersbach. In seinem Verlauf bildet der nur teilweise wasserführende Bach eine wichtige freiraumplanerische Zäsur innerhalb der Siedlungsstruktur und besitzt insbesondere im Abschnitt zwischen dem ASV und der Bachgasse beziehungsweise auch im weiteren Verlauf auf der Ostseite Im Löhl einen ablesbaren bachbeglei- tenden Freiraum. Dieser ist auf der Westseite des Bachlaufs durch private Gärten und Freiflächen geprägt, die Ostsei- te wird zwischen Bachlauf und der Wege Im Rodel/Im Löhl durch eine durchaus steile Hanglage charakterisiert, wel- che teils landwirtschaftlich genutzt wird (Weidefläche), teils brach liegt. In der Summe besitzt dieser Freiraum wichti- ge Freiraumfunktionen: Kleinklimatisch bildet er einen Ausgleichsraum für die angrenzenden, teils historisch stark verdichteten Siedlungsstrukturen und beinhaltet gewässerökologisch Wert gebende Vegetationsstrukturen. Der Frei- raum ist im Sinne der Erholungsnutzung zwar derzeit nicht allgemein zugänglich, er bildet aber dennoch einen wich- tigen grünordnerischen Beitrag zur Erlebbarkeit des Ortskerns. Im Süden des Untersuchungsgebietes wie auch nach der Querung der Ortsdurchfahrt ist der Bachlauf des Wettersbachs hingegen stark in seinem Verlauf eingeengt, be- ziehungsweise läuft verdohlt.  Die durch den gut strukturierten Freiraum geprägte Hanglage setzt sich auf der Ostseite des Wettersbachs als Frei- raum entlang der Wegeverbindung Im Löhl nach Norden in Richtung der Hohenwettersbacher Straße fort. Er bildet mit der Wegebeziehung eine attraktive Panoramasituation aus. An der Wegeverbindung findet sich ein kleinteiliges Kinderspielangebot. Abbildung 16: Freiraum entlang des Wettersbachs  Öffentliche Freiräume liegen entlang der Ortsdurchfahrt und markieren hier wichtige Zäsuren in der Linearität des Straßenraums: Im Süden des Untersuchungsgebietes liegt mit den Vorfeldern vor dem Nahversorgungszentrum und der Metzgerei ein platzartiger Raum. Er wird zwar durch die Ortsdurchfahrt zerschnitten und bildet nachhaltige Defizi- te in der Aufenthaltsqualität, markiert aber in der Summe den Auftakt der eigentlichen Ortsdurchfahrt.  Einen weiteren Freiraum bildet das Vorfeld am Kreuzungspunkt mit der Busenbacher Straße, welches jedoch derzeit über den Zugang zur Apotheke hinaus keine Nutzungsfunktion besitzt.  Der Lindenplatz bildet in der Abfolge der Ortsdurchfahrt den nächsten Freiraum. Es besitzt jedoch durch seine Hoch- lage kaum eine visuelle Wirkung auf den Straßenraum und weist auch aufgrund der Randbelastungen durch die Orts- durchfahrt, fehlender Nutzungsangebote und fehlender randlicher Nutzungen große Defizite in seiner Qualität als öf- fentlicher Raum auf. 28 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Abbildung 17: Der Lindenplatz  Das Umfeld des Rathauses und der Kirchstaig bilden im Bereich des historischen Ortskerns wichtige öffentliche Räu- me, die einen steinernen Charakter besitzen und durch die Kraft der angrenzenden historischen Gebäude wirken. Der Freiraum der evangelischen Kirche bildet zudem „on top“ im Ortskern einen prägenden Charakter aus.  Schließlich besitzt auch das Alte Schulhaus an der Straße Zur Dorfwies mit seinem baumbestandenen ehemaligen Schulhof einen prägenden Freiraum.  Private Freiräume befinden sich neben den dem Bachlauf zugeordneten Freiflächensituationen auch in der rücklie- genden Hanglage zwischen der Ortsdurchfahrt und der Horfstraße sowie in den Blockinnenräumen zwischen Busen- bacher Straße und der Ortsdurchfahrt, außerdem zwischen der Straße Zur Ziegelhütte und der Reickertstraße.  Wichtige angrenzende Freiräume stellen der Friedhof an der Heidenheimer Straße sowie das Umfeld um das evangeli- sche Gemeindehaus an der Straße Am Steinhäusle dar: Beide vermitteln zwischen dem historischen Ortskern und den angrenzenden Landschaftsräumen (steile Hanglage des Nordschwarzwaldrands und Höhenzug). 2.1.11 ERSCHLIESSUNGSSTRUKTUR MOTORISIERTER INDIVIDUALVERKEHR (MIV) Der Stadtteil Grünwettersbach ist über die L 623 an das übergeordnete Straßennetz angeschlossen. Anschlüsse an die A 8 bestehen an der Anschlussstelle Karlsbad-Langensteinbach und an die B 3 in Wolfartsweier. Die L 623 weist als eine der Haupterschließungsachsen der Karlsruher Höhenstadtteile und des Rands des Nordschwarzwalds eine hohe Verkehrsbelas- tung von circa 11.000 Fahrzeugen/Tag (Zählung aus dem Jahr 2013) auf. Der Schwerlastanteil liegt mit circa vier bis fünf Prozent auf einem durchschnittlichen Niveau, belastet jedoch die Ortsdurchfahrt der Straßen Am Wetterbach und Wiesen- straße in hohem Maße. In Verkehrsspitzenzeiten ist bereits heute die Kapazitätsgrenze der Ortsdurchfahrt erreicht; es herrscht ein Kolonnenverkehr durch den Stadtteil Grünwettersbach. Auch ist der Querschnitt der Ortsdurchfahrt in ihrem zentralen Abschnitt zwischen historischem Ortskern und Nahversorgungszentrum aufgrund der historischen Randbebauung nur eingeschränkt für den Begegnungsfall LKW-LKW ausgelegt und Fahrzeuge müssen in diesem Fall die volle Straßenbreite mit entsprechenden kritischen Auswirkungen auf die schmalen parallelen Gehwege in Anspruch nehmen. Die L 623 ist zudem aufgrund ihrer Parallellage zur A8 und fehlender alternativer Straßenzüge trotz der Enge der Ortsdurch- fahrten von Grünwettersbach und Palmbach als Bedarfsumleitung für die A 8 ausgeschildert. Hier kommt es in Ausnahme- fällen (Unfallsituation, baustellenbedingte Umleitungen) zu weiteren Spitzenbelastungen, die häufig den Verkehr innerhalb der Ortsdurchfahrt kollabieren lassen. Neben der L 623, die Grünwettersbach mit Palmbach und Wolfartsweier verbindet, besteht mit der K 9652 eine weitere Querverbindung nach Hohenwettersbach. Auch diese Kreisstraße weist in ihrem Abschnitt im Untersuchungsgebiet (Hohen- wettersbacher Straße) Defizite in ihrem Querschnitt auf, welche jedoch durch die angrenzende Siedlungsstruktur bedingt und letztlich nicht änderbar sind. STADTPLANUNGSAMT | 29 In den weiteren innerörtlichen Straßenzügen übernimmt die Straße Am Steinhäusle eine wichtige Erschließungsfunktion für die oberhalb des historischen Ortskern gelegenen Wohnflächen und weist aufgrund des Querschnitts und der Lage im histo- rischen Ortskern wie auch durch die Topografie Defizite in der Verkehrsabwicklung auf. Ebenso übernehmen die Pfeilerstra- ße, die Busenbacher Straße, die Straße Zur Ziegelhütte und die Reickertstraße Erschließungsfunktion für angrenzende Wohnbauflächen, sind jedoch in ihren Querschnitten deutlich leistungsfähiger. 2.1.12 ERSCHLIESSUNGSSTRUKTUR UMWELTVERBUND Fußwegenetz Das Fußwegenetz im Untersuchungsgebiet ist weiterhin stark durch den Verlauf der Ortsdurchfahrt und die historische Sied- lungsstruktur geprägt: So liegt weiterhin der Schwerpunkt der Fußwegbeziehung auf einer Nord-Süd-Richtung, während Ost- West-Beziehungen nur untergeordnet vorhanden sind. Die Fußwegebeziehung zwischen dem historischen Ortskern und dem Nahversorgungszentrum entlang der Ortsdurchfahrt Am Wetterbach ist in der Ausgangssituation durch die starke Verkehrsbelastung und durch eine sehr geringe Dimension der Gehwege geprägt. Zum Teil existieren deutliche Engstellen (beispielsweise im Vorfeld zwischen Einmündung Busenbacher Straße und Zur Ziegelhütte auf der Ostseite), die es für Fußgänger mit Kinderwagen oder Rollatoren unmöglich machen, den Gehweg zu benutzen. Aufgrund der notwendigen Fahrbahnquerschnitte innerhalb der Ortsdurchfahrt und der flankierenden Bebauung ist jedoch keine Verbesserung der Fußwegesituation entlang der Straße Am Wetterbach möglich. Abbildung 18: Fußwege im Bereich der Ortsdurchfahrt Vor diesem Hintergrund spielen Wegeverbindungen in zweiter Reihe eine wichtige Rolle als alternative Wegebeziehungen abseits der Ortsdurchfahrt. In diesem Sinne wurde die Fußwegesituation in zweiter Reihe entlang des Wettersbachs erst in jüngster Vergangenheit deutlich erweitert und führt derzeit von der rückwärtigen Parkierung hinter dem Gasthaus Adler bis zur Bachgasse. Eine barrierefreie/barrierearme Weiterführung in Richtung Nahversorgungszentrum ist jedoch nicht vorhan- den. Stattdessen führt die Fußwegebeziehung weiter über eine steile Treppenanlage bergauf zur der Fußwegebeziehung Im Ro- del. Hier existiert in der Höhenlage über dem Wettersbach eine Fußwegeverbindung zwischen der Hohenwettersbacher Stra- ße und der Straße Zur Ziegelhütte („Panoramaweg“). Eine direkte Querverbindung zwischen der Siedlungsstruktur östlich des Wettersbachs und der Ortsdurchfahrt ist außerhalb der Bachgasse nicht vorhanden. Auf der Westseite der Ortsdurchfahrt stellen sich fußläufige Verbindungen strukturell besser dar: Hier existieren Fußwege zwischen der Horfstraße und dem Lindenplatz (fehlende Fortführung nach Osten) wie auch von der Horfstraße herunter zum Pfeilerweg und weiter zur Baumgasse. Auch der Kirchstaig bildet eine wichtige fußläufige Verbindung hangaufwärts von der Bushaltestelle an der Ortsdurchfahrt in Richtung der Wohnbauflächen der oberen Hanglage. 30 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Radwegenetz Innerhalb der Ortslage von Grünwettersbach existieren keine separaten Radwegestrecken, der Radverkehr wird auf dem vor- handenen Straßennetz abgewickelt. Das führt insbesondere im Bereich der Ortsdurchfahrt aufgrund der vorhandenen Ver- kehrsbelastung zu Problemsituationen. Während in Richtung Palmbach eine gute Radwegeanbindung vorhanden ist, existiert von Grünwettersbach aus keine gesi- cherte Radwegeverbindung hangabwärts in Richtung Wolfartsweier, was zu weiteren Verkehrssicherheitsproblemen führt. Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) Grünwettersbach ist sehr gut an das Netz des KVV angeschlossen: Es bestehen Busverbindungen zum Zündhütle (Straßen- bahnhaltestelle), zum Hauptbahnhof, nach Durlach sowie nach Waldbronn und Langensteinbach.  Buslinie 47 nach Wolfartsweier – Zündhütle – Hauptbahnhof  Buslinie 27 nach Durlach beziehungsweise Wolfartsweier Zündhütle  Buslinie 47 nach Palmbach – Stupferich beziehungsweise Waldbronn Ermlisgrund  Buslinie 27 nach Palmbach und teilweise Waldbronn Ermlisgrund  Buslinie 118 nach Palmbach – Langensteinbach Bahnhof – Langensteinbach Schulzentrum Abbildung 19: Busliniennetz in den Karlsruher Höhenstadtteilen Quelle: KVV Schienengebundener Anschluss Grünwettersbach ist derzeit nicht unmittelbar an das Karlsruher Stadtbahnnetz angebunden. Der nächste schienengebunde- ne Anschluss existiert in Wolfartsweier am Zündhütle. Im Verkehrsentwicklungsplan 2012 ist vorgesehen, langfristig auch die Karlsruher Höhenstadtteile an das Stadtbahnnetz anzubinden, wofür jedoch noch die technische und wirtschaftliche Machbarkeit geprüft werden muss. Als Trassenführung innerhalb des Untersuchungsgebietes ist die Ortsdurchfahrt Am Wet- terbach/Wiesenstraße im Fokus. STADTPLANUNGSAMT | 31 2.2 ERGEBNISSE AUS DER BETEILIGUNG 2.2.1 ERGEBNISSE DER EIGENTÜMERBEFRAGUNG Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen im geplanten Sanierungsgebiet Grünwettersbach wurde von Seiten des Amts für Stadtentwicklung eine Befragung der Eigentümer im Untersuchungsgebiet der vorbereitenden Untersuchungen durchgeführt. Ziel war die Abfrage des Zustands der Gebäude und der Mitwirkungsbereitschaft im Zuge der Sanierungsmaß- nahme. Im Rahmen der Eigentümerbefragung wurden insgesamt 217 Eigentümerinnen und Eigentümer beziehungsweise Eigentü- mergemeinschaften angeschrieben und mittels Fragebogen um Auskunft zum Zustand ihrer Gebäude beziehungsweise Wohnungen gebeten. Öffentliche Gebäude wie Schulen, Kirchen, Rathaus und so weiter gingen nicht in die Untersuchung ein. Hierzu erfolgte eine schriftliche Beteiligung der Träger öffentlicher Belange. Die Eigentümer haben pro Objekt einen Fra- gebogen erhalten. Eigentümer mit mehreren Eigentumswohnungen in einem Gebäude haben folglich nur einen Fragebogen bekommen. Eigentümer mit Eigentumswohnungen in verschiedenen Gebäuden haben pro Objekt einen Fragebogen erhal- ten. Insgesamt wurden 235 Fragebögen verschickt. Die 163 ausgefüllten Fragebögen (Rücklaufquote 69,4 Prozent) liefern Informationen zu 149 Gebäuden. Das entspricht ei- nem Anteil von 76 Prozent aller in die Untersuchung eingegangenen Gebäude im Gebiet. Ein erstes Zeichen für eine hohe Mitwirkungsbereitschaft im weiteren Verfahren. Gebäudealter und Gebäudegröße Die Differenzierung der Wohngebäude nach Baualtersklassen belegt den hohen Anteil älterer Gebäude: Knapp die Hälfte (47,2 Prozent) der in die Auswertung eingegangenen Gebäude wurde vor 1949 fertiggestellt, 37,3 Prozent sogar vor 1918. Im Stadtteil sowie in der Gesamtstadt sind diese Anteile deutlich geringer: In Grünwettersbach insgesamt wurden laut Gebäude- und Wohnungszählung 2011 nur 11,9 Prozent der Gebäude vor 1949 errichtet, 6,8 Prozent vor 1919. Der Anteil der nach 1994 fertiggestellten Gebäude beträgt im Untersuchungsgebiet insgesamt 12,7 Prozent. Nur 3,5 Prozent der Wohngebäude wurden 2003 oder später errichtet. Die Baustruktur ist geprägt von Ein- und Zweifamilienhäu- sern. Bei den erfassten Gebäuden handelt es sich überwiegend um Gebäude mit einer Wohnung (54,1 Prozent). Etwa ein Viertel (26,7 Prozent) der in die Untersuchung eingegangenen Gebäude besitzt zwei Wohnungen, 13 Prozent der Gebäude umfas- sen nach Angaben der Eigentümer drei Wohnungen. Vier Wohnungen und mehr weisen 6,2 Prozent der Gebäude auf. 32 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Abbildung 20: Auswertung der Frage: Wie viele Wohnungen befinden sich auf Ihrem Anwesen? Basis 146/196 Anwesen im Untersuchungsgebiet Grünwettersbach, Quelle Amt für Stadtentwicklung Kaltmiete Angaben zur Kaltmiete liegen aus der aktuellen Befragung nicht zuletzt aufgrund des hohen Anteils selbst genutzter Immo- bilien nur für 50 Gebäude vor. Diesen Angaben zufolge beträgt die Kaltmiete in 21,6 Prozent der Fälle unter 5 Euro pro Quadratmeter. In 29,4 Prozent der Gebäude werden die Wohnungen für 5 bis unter 6 Euro pro Quadratmeter vermietet. In weiteren 29,4 Prozent liegt die Kaltmiete zwischen 6 bis unter 7 Euro pro Quadratmeter. Über 7 Euro pro Quadratmeter ver- langen Eigentümer in 19,6 Prozent der Gebäude. Im Durchschnitt muss man demnach im Untersuchungsgebiet mit einer Kaltmiete von knapp 6 Euro pro Quadratmeter rechnen. Im Vergleich liegt in Karlsruhe der durchschnittliche Nettokaltmiet- preis bei 6,41 Euro je Quadratmeter für Wohnungen und 7,97 Euro je Quadratmeter für Einfamilienhäuser.1 Gebäudezustand und Ausstattung Nach Einschätzung der Eigentümerinnen und Eigentümer weisen 70,3 Prozent der in die Auswertung eingegangenen Ge- bäude Mängel auf. Überwiegend sind dies geringe Mängel (54,4 Prozent), bei 13 Prozent handelt es sich um deutliche Mängel. Schwerwiegende Mängel verzeichnen 2,9 Prozent der Gebäude. Knapp ein Drittel (29,7 Prozent) der Gebäude hat nach Einschätzung ihrer Eigentümer keine Mängel. Die Einschätzung der Eigentümer liegt damit im Hinblick auf schwerwiegende Mängel und deutliche Mängel auf einem ähn- lichen Level wie die planerische Einschätzung der Gebäude nach äußerer Inaugenscheinnahme. 1 Bei den Nettokaltmietpreisen handelt es sich um rechnerische Mittelwerte auf Basis des Mietspiegels 2015. STADTPLANUNGSAMT | 33 Abbildung 21: Auswertung der Frage: Wie schätzen Sie selbst den Zustand Ihres Gebäudes ein? Basis 146/196 Anwesen im Untersuchungsgebiet Grünwettersbach, Quelle Amt für Stadtentwicklung Stellplätze Die meisten Gebäude verfügen entsprechend ihrer Wohnungsanzahl über einen Stellplatz (28,2 Prozent) oder über zwei Stellplätze (36,3 Prozent). Drei eigene Stellplätze besitzen 15,3 Prozent der Anwesen. Jeweils unter 5 Prozent der Gebäude haben vier oder mehr Stellplätze. Lediglich 1,6 Prozent der Gebäude können nach Angabe der Eigentümer keinen Stellplatz vorweisen. Abbildung 22: Auswertung der Frage: Wie viele PKW-Stellplätze sind auf dem Grundstück vorhanden? Basis 124/196 Anwesen im Untersuchungsgebiet Grünwettersbach, Quelle Amt für Stadtentwicklung 34 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Sanitärausstattung Im Sanitärbereich verfügen die Wohngebäude im Untersuchungsgebiet ganz überwiegend über WCs sowie Badewanne und/oder Dusche. Lediglich in 2,7 Prozent der Gebäude verfügen die Wohnungen nach Eigentümerangaben nur teilweise über WCs. Ähnlich fallen die Ergebnisse für das Ausstattungsmerkmal Badewanne oder Dusche aus: In 95,2 Prozent der Ge- bäude befinden sich in den Wohnungen Badewanne oder Dusche. 3,4 Prozent der Gebäude besitzt zumindest teilweise Ba- dewanne oder Dusche in den Wohnungen. Lediglich in zwei Gebäuden (1,4 Prozent) geben die Eigentümer Wohnungen oh- ne Badewanne und Dusche an. In rund einem Viertel (21,9 Prozent) der Gebäude sind die Badezimmer mindestens 25 Jahre alt. In 12,5 Prozent der Gebäu- de wurden die Badezimmer zuletzt vor mindestens 35 Jahren modernisiert. Umgekehrt gibt es auch einen hohen Anteil an Gebäuden mit umfassend modernisierten Bädern: Den Eigentümerangaben zufolge sind die Badezimmer in 23,4 Prozent der Anwesen innerhalb der letzten fünf Jahre instandgesetzt und modernisiert worden. Etwa fünf bis zehn Jahre zurück liegt die Sanierung der Badezimmer in 12,5 Prozent der Gebäude. Ein Modernisierungsalter von 10 bis 15 Jahren verzeichnen 15,6 Prozent der Anwesen. Zu etwa 14 Prozent der in die Auswertung eingegangenen Gebäude wurde die Frage nach der letzten Badmodernisierung nicht beantwortet – entweder, weil die Eigentümer hierzu keine Aussage machen können oder aber weil diese Bäder seit Gebäudeerstellung nicht modernisiert wurden. Fenster Die Fenster weisen sehr unterschiedliche Altersklassen auf – Informationen hierzu liegen für 136 Gebäude vor. Bei den ver- bleibenden 13 Gebäuden ist davon auszugehen, dass die Fenster dem Gebäudealter entsprechen. 8,1 Prozent der Gebäude haben Fenster, die neuartig/jünger als fünf Jahre sind. Die Fenster knapp jedes zehnten Gebäudes (9,6 Prozent) sind fünf bis unter zehn Jahre alt. Etwas älter, 10 bis unter 15 Jahre, sind die Fenster in 11,8 Prozent der untersuchten Anwesen. Laut Auskunft der befragten Eigentümer beträgt das Alter der Fenster in 12,5 Prozent der Gebäude 15 bis unter 20 Jahre. Über die Hälfte (58,1 Prozent) aller in die Auswertung eingegangenen Anwesen haben jedoch Fenster, die 20 Jahre und älter sind. Heizungsarten Bei der Frage nach der überwiegenden Heizungsart wurden für einzelne Gebäude mehrere Angaben gemacht, so dass die Gesamtsumme über 100 Prozent beträgt. Die meisten Gebäude im Untersuchungsgebiet sind den Angaben zufolge mit einer Zentralheizung (84,6 Prozent) ausgestattet. Diese werden überwiegend mit Öl (51 Prozent) betrieben, gefolgt von Gas (20,8 Prozent) und Strom (8,7 Prozent). Rund jedes zehnte Gebäude (10,1 Prozent) wird mit sonstigen Energieträgern wie Pellets oder Holz beheizt. Etwa jedes fünfte Gebäude (19,5 Prozent) weist laut Auskunft der Eigentümer Einzel- oder Mehrraumöfen (auch Nachtspei- cherheizung) auf. Damit liegt im Untersuchungsgebiet der Anteil der Gebäude mit Einzel- und Mehrraumöfen deutlich höher als in Grünwettersbach insgesamt (11,7 Prozent) beziehungsweise der Gesamtstadt (8,5 Prozent). Fern- und Nahwärme spielen in Grünwettersbach zur Wärmegewinnung keine Rolle. 1,3 Prozent der Eigentümer geben an, im Gebäude oder in den Wohnungen keine Heizung zu haben. Da diese Eigentümer gleichzeitig jedoch Zentralheizung als überwiegende Heizungsart genannt haben, könnte es sich dabei um nicht an die Heizung angeschlossene Nebengebäude handeln. STADTPLANUNGSAMT | 35 Abbildung 23: Auswertung der Frage: Welches ist die überwiegende Heizungsart im Gebäude? Basis 149 Gebäude/196 Anwesen im Untersuchungsgebiet Grünwettersbach, Quelle Amt für Stadtentwicklung Wärmedämmung Die Wärmedämmung betreffend weisen einige Gebäude Modernisierungspotential auf: Mehr als ein Viertel (26,8 Prozent) der 142 in die Auswertung eingegangenen Wohngebäude hat nach Angabe der Eigentümer keine Wärmedämmung. Ein Großteil der Gebäude ist jedoch im Dachbereich isoliert (69,7 Prozent), gefolgt von einer Wärmedämmung der Fassade zum Hof (29,6 Prozent) und zur Straße (24,6 Prozent). Eine Wärmedämmung im Kellerbereich (Boden, Decken, Außenwände) weisen 11,3 Prozent der Gebäude auf. Abbildung 24: Auswertung der Frage: Welche Teil der Gebäude mit Wohnnutzung sind mit einer Wärmedämmung versehen? Basis 142/196 Anwesen im Untersuchungsgebiet Grünwettersbach, Quelle Amt für Stadtentwicklung 36 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Modernisierungsabsichten/Mitwirkungsbereitschaft In knapp der Hälfte der in die Auswertung eingegangenen 142 Gebäude (51,4 Prozent) planen die Eigentümer in den nächs- ten Jahren Modernisierungen oder Instandsetzungen. Ähnlich hoch ist mit 47,8 Prozent der Anteil der Gebäude, für die die Eigentümerinnen und Eigentümer Interesse an einer Bezuschussung von Wohnraummodernisierungsmaßnahmen kundtun. Abbildung 25: Auswertung der Frage: Haben Sie grundsätzlich Interesse, die im Rahmen des Sanierungsverfahrens mögliche Bezuschussung von Wohnraum-Modernisierungsmaßnahmen zu nutzen und Erneuerungsmaßnahmen an Ihren/Ihrem Anwesen durchzuführen? Basis 136/196 Anwesen im Untersuchungsgebiet Grünwettersbach, Quelle Amt für Stadtentwicklung Die an 73 Gebäuden vorgesehenen Erneuerungen betreffen vor allem die Heizungen und die Fenster (jeweils 39,7 Prozent) sowie die Wärmedämmung des Dachs (32,9 Prozent) und der Fassade (23,3 Prozent). In 17,8 Prozent der für eine Moderni- sierung vorgesehenen Gebäude sollen Maßnahmen zur Nutzung regenerativer Energien durchgeführt werden. Die weiteren geplanten Erneuerungen betreffen die Wärmedämmung im Kellerbereich (11 Prozent) sowie die Elektroinstallationen (8,2 Prozent). Für annähernd ein Drittel (30,1 Prozent) der 73 Gebäude sind sonstige Modernisierungsmaßnahmen vorgese- hen, wie beispielsweise Erneuerung der Badezimmer oder der Bereiche Hof/Garage/Abstellplatz. Nur für 19 Prozent der Gebäude können sich die Eigentümer vorstellen, Modernisierungsmaßnahmen gemeinsam mit ande- ren Eigentümern durchzuführen. STADTPLANUNGSAMT | 37 2.2.2 ERGEBNISSE DER BETEILIGUNG DER TRÄGER ÖFFENTLICHER BELANGE Im Zuge der vorbereitenden Untersuchungen wurde gem. § 139 BauGB eine Beteiligung der Träger öffentlicher Belange durchgeführt. Die Ergebnisse finden sich tabellarisch aufgearbeitet in der Anlage der vorbereitenden Untersuchungen. Die Inhalte der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange sind in die vorbereitenden Untersuchungen im Rahmen der Darstel- lung der Analyse, aber auch im Kontext der Beschreibung der Maßnahmen des Neuordnungskonzepts eingeflossen. Folgen- de Aspekte sind (auszugsweise) von wesentlicher Bedeutung:  Bedenken der Verkehrsbetriebe Karlsruhe hinsichtlich einer weiteren Temporeduzierung im Bereich der Orts- durchfahrt vor dem Hintergrund der Sicherung des Bustaktes und möglicher Zusatzaufwendungen bei Einsatz zusätz- licher Fahrzeuge aufgrund längerer Fahrzeiten. Hinweis: In den Maßnahmen ist lediglich eine kleinräumige Erweiterung der Tempo 30-Beschränkung im Vorfeld des Nahversorgungszentrums und damit im Bereich der beiden Bushaltestellen vorgesehen. Bei denen verkehrt der Bus sowieso bereits aufgrund der An- und Abfahrten mit reduzierter Geschwindigkeit.  Hinweis der Verkehrsbetriebe Karlsruhe auf die im Verkehrsentwicklungsplan 2012 vorgesehene neue Stadt- bahnstrecke von Wolfartsweier nach Palmbach und die mögliche Führung über die Straßen Am Wetterbach und Wie- senstraße (Ortsdurchfahrt). Hinweis: An den Querschnitten der beiden Straßenzüge werden keine Veränderungen vorgenommen.  Hinweis der Branddirektion auf eine problemlose Befahrbarkeit der Ortsdurchfahrt für Rettungsfahrzeuge. Hinweis: An den Querschnitten der beiden Straßenzüge werden keine Veränderungen vorgenommen.  Hinweis der Branddirektion: Die Branddirektion führt für den Katastrophenfall zur Sicherstellung erforderlicher Löschwassermengen für die Höhenstadtteile neue Planungen durch. Bei der Neugestaltung des Grünstreifens „Im Löhl“ (hier ist der Grünstreifen am Wettersbach gemeint) könnte aus Sicht der Branddirektion ein Löschwasserteich mit Fassungsvermögen von 150 bis 200 Kubikmeter realisiert werden. Dies soll in der weiteren Planung berücksich- tigt werden.  Hinweis des Umwelt- und Arbeitsschutzes auf notwendige faunistische Untersuchungen im Aspekt des Arten- schutzes im zeitlichen Vorlauf vor jeder Sanierung von Bestandsgebäuden. Darüber hinaus wird auf mögliche Maß- nahmen zur Sicherung des faunistischen Potenzials (Niststeine, Öffnung von Dachstühlen für Fledermäuse und so weiter) hingewiesen.  Hinweis des Umwelt- und Arbeitsschutzes auf bekannte Altlastenverdachtsflächen, Hinweis: Sind im Textteil aufgenommen worden.  Hinweis des Umwelt- und Arbeitsschutzes auf Beachtung des Gewässerrandstreifens entlang des Wettersbachs (Hinweis: Entsprechende Hinweise auf den Gewässerrandstreifen sind in der Beschreibung des Neuordnungskonzepts enthalten) und Hinweis auf notwendige Abstimmung aller Maßnahmen am Gewässer mit ZJD, UA und dem TBA so- wie dem vorhandenen Vorkaufsrecht für Flurstücke im Bereich des Gewässerrandstreifens  Hinweis des Umwelt- und Arbeitsschutzes auf Befürwortung erfolgter und weiterer Geschwindigkeitsreduzierun- gen im Sinne des Lärmschutzes  Hinweis des Umwelt- und Arbeitsschutzes zur Sicherung prägender Freiraumstrukturen und einer Stärkung der Erlebbarkeit des Wettersbachs zur Gestaltung attraktiver Spiel- und Aufenthaltsräume, Hinweis: Entsprechende Maßnahmen sind im Neuordnungskonzept/Maßnahmenplan enthalten 38 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG  Hinweis des Umwelt- und Arbeitsschutzes auf energetische Sanierung sowie die Aufstellung eines Energiekon- zepts Hinweis: Energetische Maßnahmen sind im Zuge einer umfassenden Modernisierung förderfähig. Derzeit ist zudem beabsichtigt, über die die Stadtwerke Karlsruhe zeitnah – sobald eine Förderzusage der Kreditanstalt für Wiederauf- bau (KfW) für das Energetische Quartierskonzept vorliegt – mit der Konzepterstellung für ein energetisches Quartiers- konzept/Nahwärmekonzept zu beginnen.  Hinweis der Denkmalpflege auf die im Untersuchungsgebiete vorhandenen Kulturdenkmale nach § 2/28 DSchG und weitere erhaltenswerte Gebäude, Hinweis: Sind im Neuordnungskonzept/Maßnahmenplan aufgenommen worden.  Hinweis der Denkmalpflege auf einen archäologischen Prüffall („Etter des mittelalterlichen Dorfes Grünwetters- bach“) und Hinweise auf eine frühzeitige Abstimmung bei flächigen Baumaßnahmen, notwendiger denkmalschutz- rechtlicher Genehmigungen und der Sicherung der Fundbergung gem. §§ 20 und 27 DSchG  Hinweis der Denkmalpflege auf die Berücksichtigung der Parzellenstruktur, der Straßenfluchten, der Kubaturen und Dachneigungen der historischen Gebäude wie auch ortsüblicher, handwerklicher Bautraditionen bei der Durchführung der Sanierungsmaßnahme  Hinweis der evangelischen Kirche auf den geplanten Umbau des Gemeindehauses einschließlich Kindertagesstät- te, Hinweis auf Berücksichtigung der Zufahrten und Fußwege im Kontext der Straße Am Steinhäusle  Hinweis des Regierungspräsidiums Karlsruhe auf die Wahl des Sanierungsverfahrens nach § 142 Abs. 4 BauGB (keine Ermessensentscheidung). Die förmliche Festlegung ist nicht mehr anzeigepflichtig, das Regierungspräsidium ist jedoch zu informieren. Hinweis auf genaue Überprüfung der Vollständigkeit der Grundstücke und die Pflicht, in dar- legbarer Weise die Gründe zu prüfen, die die förmliche Festlegung des sanierungsbedürftigen Gebietes rechtfertigen. 2.2.3 ERGEBNISSE DER BETEILIGUNG DER ÖFFENTLICHKEIT Neben der Beteiligung der Eigentümerinnen und Eigentümer fand im Zuge der vorbereitenden Untersuchungen auch eine Beteiligung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der allgemeinen Öffentlichkeit statt. Hierfür wurden drei Beteiligungs- angebote gemacht, die auf einen durchgängig regen Zuspruch stießen: Zum einen wurde im Vorfeld der Auftaktveranstaltung am Samstag, 24. Januar 2015, ein gemeinsamer Quartiersrundgang angeboten. Ziel war es, gemeinsam mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor Ort erste Eindrücke zu sammeln, Hinwei- se aufzunehmen und eine Eichung der Problemsituation an Ort und Stelle vorzunehmen. An dem Stadtteilrundgang nahmen trotz winterlichen Wetters rund 100 Personen teil. Im Zuge des Rundgangs wurden an mehreren Stationen erste Fragen zu der Ausgangssituation, aber auch zu laufenden Planungen und möglichen Handlungsoptionen beantwortet und erörtert. STADTPLANUNGSAMT | 39 Der Rundgang folgte ausgehend vom Rathaus Grünwettersbach folgender Route:  Treffpunkt Ortsverwaltung  Hauptstraße Am Wetterbach  Lindenplatz  Busenbacher Straße  Altes Schulhaus, Zur Dorfwies  Nahversorgungszentrum  Zur Ziegelhütte  Im Rodel/entlang Wettersbach  Ortsausgang  Kirchstaig , Am Steinhäusle/Baumgasse  Ortsverwaltung Abbildung 26: Route und Impressionen aus dem Quartiersrundgang am 24. Januar 2015 Auf den Quartiersrundgang folgte am 28. Januar 2015 die Auftaktveranstaltung. Ziel war, neben Informationen zum Sa- nierungsverfahren aufbauend auf dem Stadtteilrundgang im Sinne der Analyse und Zielsetzungen Anregungen und Hinweise zu einzelnen Teilbereichen des Untersuchungsgebietes zu sammeln, um auf diese Weise die gemeinsame Basis für die weite- re planerische Bearbeitung zu legen. 40 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Hierbei wurden nach einem ersten planerischen Blick aus der externen Perspektive insgesamt 16 differenzierte Teilbereiche zur Diskussion gestellt:  Teilbereich 1: Nahversorgungsschwerpunkt  Teilbereich 2: Kreuzung Am Wetterbach/Busenbacher Straße  Teilbereich 3: Lindenplatz  Teilbereiche 4 und 5: Umfeld Rathaus/Am Steinhäusle  Teilbereich 6: Umfeld Bushaltestelle Rathaus  Teilbereich 7: Verlauf des Wettersbachs  Teilbereich 8: Ortseingang Nord  Teilbereich 9: Ortsdurchfahrt Grünwettersbach  Teilbereich 10: Bebauung Am Wetterbach nördlich der Bachgasse  Teilbereiche 11 und 13: Freiraum östlich des Wettersbachs und durchgängige Fußwegeverbindung  Teilbereich 12: Städtebauliche Entwicklung in 2./3. Reihe östlich der Ortsdurchfahrt  Teilbereich 14: Ergänzungsbebauung im Bereich der Heidenheimer Straße  Teilbereich 15: Rückwärtige Bebauung Zur Ziegelhütte  Teilbereich 16: Alter Schulstandort In der Summe konnten eine Vielzahl an Anregungen und Hinweisen dokumentiert werden (vgl. auch beiliegendes Protokoll) und es zeigte sich, dass die Analyse der Mängel und Defizite im Untersuchungsgebiet sowohl aus der externen planerischen Perspektive wie auch aus Sicht der Teilnehmerinnen und Teilnehmer überaus deckungsgleich waren. Des Weiteren konnte eine hohe Übereinstimmung zu grundsätzlichen Sanierungszielen erzielt werden. Zudem gab es eine Reihe von Hinweisen und Prüfaufträgen für den weiteren Fortgang der vorbereitenden Untersuchungen. STADTPLANUNGSAMT | 41 Abbildung 27: Impressionen aus der Auftaktveranstaltung am 28. Januar 2015 Die in der Auftaktveranstaltung vorgebrachten Anregungen und Hinweise wurden in der Folge intensiv in eine verwaltungs- interne Projektgruppe eingebracht und intensiv geprüft. Die Ergebnisse der Prüfung wie auch ein Entwurf für das Neuordnungskonzept wurden am 10. Juni 2015 in einer Bürger- werkstatt präsentiert und offen zur Diskussion gestellt. Diese ebenfalls wieder sehr gut besuchte Bürgerwerkstatt verfolgte als Rückkopplungsveranstaltung das Ziel, zu dem Entwurf des Neuordnungskonzepts weitere Anregungen aus der Öffent- lichkeit einzuholen, Sie sollten diese nachfolgend nochmals prüfen und darauf aufbauend als nächsten Schritt das Neuord- nungskonzept in den Ortschaftsrat einbringen. In der Summe wurde dem Vorschlag des Neuordnungskonzepts ein hohes Maß an Zustimmung entgegen gebracht, wenn- gleich auch zu einzelnen Bausteinen (Nachnutzung Funktionsgebäude am Alten Schulhaus, Umgang mit dem Lindenplatz oder Fortführung des Wegs in der zweiten Reihe entlang des Wettersbachs) durchaus auch divergente Meinungen herrsch- ten. Diese wurden aber entsprechend dokumentiert und nachfolgend auch so in den Ortschaftsrat eingebracht. 42 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Abbildung 28: Impressionen aus der Bürgerwerkstatt am 10. Juni 2015 STADTPLANUNGSAMT | 43 2.3 MÄNGEL UND MISSSTÄNDE IM UNTERSUCHUNGSGEBIET Aufgrund der Untersuchungen und Analysen können im Untersuchungsgebiet der vorbereitenden Untersuchungen folgende städtebauliche Missstände im Sinne des § 136 BauGB festgestellt werden: Städtebauliche und funktionale Mängel und Missstände Folgende städtebauliche Mängel und Missstände sind festzustellen:  Innerhalb des Untersuchungsgebietes spielen die beiden Zentren im Bereich des historischen Ortskerns und des Nah- versorgungszentrums eine wichtige identitätsstiftende Rolle und tragen wesentlich zur Adressbildung im Stadtteil Grünwettersbach bei. Durch gestalterische Defizite in der Gebäudesubstanz wie auch im öffentlichen Raum bestehen Defizite und Qualifizierungsoptionen.  Innerhalb des Ortskerns von Grünwettersbach existiert derzeit kein zentraler Platz-/Freiraum, welcher außerhalb der Belastungen der Ortsdurchfahrt eine identitätsstiftende Funktion eines „Dorfplatzes“ mit einer entsprechenden Auf- enthaltsqualität übernehmen könnte.  Der Verlauf der Ortsdurchfahrt bildet mit seinen giebelständigen Gebäuden und seinen in die Tiefe der Parzellen rei- chenden ehemals landwirtschaftlichen Gebäudestrukturen einen wichtigen Teil der historischen Ortsidentität ab. Die zur Ortsdurchfahrt orientierten Vordergebäude werden jedoch in ihrer Wohnfunktion durch die Verkehrsbelastung der L 623 nachhaltig beeinträchtigt. Dies schlägt sich in deutlich ablesbaren Modernisierungserfordernissen nieder und führt letztlich zu einer Gefährdung der historischen städtebaulichen Grundstruktur.  Die Ortseingangssituationen an der nördlichen Gebietseinfahrt (ehemalige Zigarrenfabrik), am Auftakt der histori- schen Ortsmitte von Norden im Bereich der Bushaltestelle am Rathaus und der Auftakt im Bereich des Nahversor- gungszentrums von Süden her kommend weisen städtebauliche Handlungserfordernisse auf, um strukturell die Orts- eingangssituationen zu akzentuieren und funktional zu stärken.  Teile des Gebäudebestandes im Untersuchungsgebiet weisen erhebliche und substanzielle Mängel auf. Defizitäre Bausubstanz findet sich dabei insbesondere im Bereich der Ortsdurchfahrt, aber auch im Kontext des historischen Ortskerns und beinhaltet ortshistorisch wichtige Strukturen (beispielsweise Umfeld Gasthaus Adler). Die Mängel in der Bausubstanz schwächen die Wohn- und Einzelhandelsfunktion und beeinflussen das städtebauliche Erschei- nungsbild nachteilig.  Innerhalb des Gebäudebestandes existieren punktuelle Leerstände. Darunter sind auch städtebaulich prägende Ge- bäude wie beispielsweise das Alte Schulhaus. Andererseits befinden sich Leerstände im Verlauf der Ortsdurchfahrt mit entsprechenden negativen Folgewirkungen auf die Adressbildung und Belebung der Erdgeschosszonen (beispielswei- se am Kreuzungspunkt Busenbacher Straße/Am Wetterbach, im historischen Ortskern oder am Lindenplatz).  Innerhalb der Siedlungsstruktur bestehen zum Teil aufgrund der historischen Entwicklung sehr kleinteilig strukturierte Grundstückssituationen und damit auch baulich negativ beeinflusste Wohnverhältnisse im Hinblick auf Besonnung, Belüftung, Versiegelung und gesunde Wohnverhältnisse.  Innerhalb der Siedlungsstruktur existieren aufgrund der früheren landwirtschaftlichen Nutzungen extensiv genutzte rückwärtige Grundstückssituationen mit altem, heute un- oder untergenutzten Scheunenbestand. Im Hinblick auf das Gebot der Innenentwicklung stellt diese extensive Nutzung in zentraler Lage einen Mangel dar (beispielsweise im Be- reich Ziegelhütte, Reutlinger Straße). Zum anderen sind einzelne Scheunen wichtig für das Ortsbild (beispielsweise an der Straße Am Wetterbach zurückliegende Scheunen in Orientierung zum Bachlauf). Durch Wünsche einer baulichen Weiterentwicklung wären diese gefährdet. 44 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG  Hinsichtlich der Nahversorgungsfunktion besteht im Bereich des Nahversorgungszentrums und im Bereich der histori- schen Ortsmitte noch ein kleinteiliges Handelsangebot für den täglichen Bedarf. Dies wird aber durch gestalterische und funktionale Mängel in der Gebäudesubstanz und dessen direktem Umfeld in seiner Wettbewerbsposition beein- trächtigt.  In der Ausstattung mit sozialer Infrastruktur besteht ein akuter Handlungsbedarf zur Etablierung weiterer Betreu- ungsplätze für Kinder. Mängel und Missstände im öffentlichen und halböffentlichen Raum Folgende Mängel und Missstände sind in den öffentlichen und halböffentlichen Räumen festzustellen:  Die Ortsdurchfahrt weist aufgrund ihrer Struktur (Querschnitt, Enge, historische Randbebauung ohne Vorfelder) und ihrer Längenausdehnung eine starke visuelle Linearität auf, die nur an wenigen Stellen in der Abwicklung der Orts- durchfahrt gestalterisch befriedigend unterbrochen wird.  Die das Untersuchungsgebiet und den Verlauf der Ortsdurchfahrt prägenden öffentlichen Räume und Vorfelder (Um- feld Rathaus, Lindenplatz, Kreuzungspunkt Busenbacher Straße/Am Wetterbach und Vorfeld Nahversorgungszentrum) weisen gestalterische und funktionale Defizite auf. Sie besitzen nur eine untergeordnete Funktion zum Aufenthalt und der Kommunikation und tragen so zu einer Schwächung auch angrenzender Nutzungen (Geschäftsvorfelder, Woh- numfeld) bei.  Innerhalb des Ortskerns existiert kein öffentlicher Raum mit Rückzugs-, Verweil- und Kommunikationsfunktion, wel- cher nicht durch die Ortsdurchfahrt belastet ist.  Das Untersuchungsgebiet weist zwar quantitativ eine ausreichende Versorgung mit Spielflächen auf, diese liegen je- doch kleinteilig und dezentral verteilt. Ein zentrales Spielangebot im Ortskern Grünwettersbach mit einer entspre- chenden Identifikationswirkung als kommunikativer Treffpunkt ist nicht vorhanden.  Die „halböffentlichen Räume“ (liegen auf Privatgrundstücken und sind dem öffentlichen Raum zugewandt), insbe- sondere auch die Geschäftsvorfelder im Nahversorgungsbereich, weisen gestalterische und funktionale Defizite auf. STADTPLANUNGSAMT | 45 Freiraumplanerische Mängel und Missstände Folgende freiraumplanerische Mängel und Missstände sind festzustellen:  Der Bachlauf des Wettersbachs durchzieht als Freiraumelement den Ortskern von Grünwettersbach in Süd-Nord- Richtung, besitzt jedoch nur eine sehr eingeschränkte Erlebbarkeit und faktisch keine Zugänglichkeit. Auch bezüglich der Gewässerökologie bestehen Defizite durch Verbauungen und Abstürze. Der Bachlauf bildet heute emotional und funktional eher eine Zäsur als ein verbindendes Element im Siedlungsgefüge.  Teile der das Stadtbild prägenden Freiflächen unterhalb der wichtigen Wegeverbindung Im Rodel/Im Löhl sind derzeit nicht erlebbar/nutzbar oder liegen brach.  Die rückwärtig zur Straße Am Wetterbach in Orientierung zum Bachlauf liegenden privaten Freiflächen bilden klein- klimatisch ein wichtiges Potenzial aus, sind aber durch bauliche Entwicklungswünsche in „dritter“ Reihe in ihrer Sub- stanz gefährdet. Mängel in der Erschließungsstruktur/Straßenräume Folgende Mängel und Missstände in der Erschließungsstruktur sind festzustellen:  Die Ortsdurchfahrt ist aufgrund ihrer Funktion als Landesstraße und Bedarfsumleitung für die Autobahn A8 mit einem grundsätzlich hohen und belastenden Verkehrsaufkommen belegt. In Spitzenzeiten (Bedarfsumleitungen) werden die Kapazitätsgrenzen deutlich überschritten.  Der Querschnitt der Ortsdurchfahrt reicht für einen Begegnungsverkehr LKW-LKW gerade aus, Reserven im Quer- schnitt für gestalterische Maßnahmen oder auch zur Optimierung von Querungsbeziehungen für Fußgänger bestehen nicht.  Außerhalb der Ortsdurchfahrt bestehen gestalterische Defizite im Straßenraum im Bereich der historischen Ortsmitte in der Straße Am Steinhäusle. Im Umfeld des Rathauses und am Kirchstaig wurden bereits große Teile aufgewertet.  Im gesamten Untersuchungsgebiet ist aufgrund knapper privater Parkierungsflächen im Kontext der historischen Struktur ein grundsätzlich hoher Parkierungsdruck festzustellen. Dies gilt in besonderem Maße für das Umfeld der Nahversorgungsangebote im Bereich des Nahversorgungszentrums und in der historischen Ortsmitte.  Aufgrund der hohen Verkehrsbelastungen auf der Ortsdurchfahrt bestehen Probleme in der Anfahrbarkeit von öffent- lichen Stellplätzen, die von der Ortsdurchfahrt her erschlossen werden (beispielsweise Senkrechtparker am Nahver- sorgungszentrum). 46 | KARLSRUHE GRÜNWETTERSBACH | VORBEREITENDE UNTERSUCHUNG Mängel und Missstände im Umweltverbund (Fuß- und Radverkehr, ÖPNV) Folgende Mängel und Missstände sind im Kontext des Umweltverbunds festzustellen:  Die Fußwegeverbindungen innerhalb der Ortslage von Grünwettersbach sind stark geprägt durch die linear entlang der Ortsdurchfahrt ausgerichtete städtebauliche Grundstruktur. Dabei spielt aufgrund mangelnder Alternativen die Fußwegebeziehung in Nord-Süd-Richtung entlang der Ortsdurchfahrt weiterhin eine wichtige Rolle. Diese Fußwege- verbindung ist jedoch aufgrund der Verkehrsbelastung auf der L 623 mit einem hohen Anteil an Schwerlastverkehr im Falle der Funktion als Bedarfsumleitung, aufgrund des engen Straßenraums und der daraus resultierenden zum Teil unzureichenden Querschnitte der Fußwege stark beeinträchtigt.  Alternative Fußwegeangebote in zweiter Reihe in Nord-Süd-Richtung existieren derzeit nur teilabschnittsweise, nicht aber in durchgängiger, funktional gut nutzbarer Form.  Fußwegeverbindungen in Ost-West-Richtung existieren aufgrund der Lage des Wettersbachs und der gewachsenen historischen Siedlungsstruktur entlang der Ortsdurchfahrt nur in untergeordneter Form.  Probleme bestehen im Grundsatz für Fußgänger in der Querung der Ortsdurchfahrt aufgrund der hohen Verkehrsbe- lastung und in Teilabschnitten fehlender Querungshilfen.  Die Radwegeführung erfolgt innerhalb der Ortslage mangels Alternativen auf dem bestehenden Straßennetz, welches in weiten Teilen in der Ortsdurchfahrt bereits mit Tempo 30 belegt ist. Probleme bestehen vor dem Hintergrund der starken Verkehrsbelastung im Aspekt der Verkehrssicherheit.  Eine Radwegeführung über die Ortslage hinaus in Richtung Wolfartsweier besteht derzeit nur auf einem straßenbe- gleitenden Weg mit entsprechenden Defiziten hinsichtlich des Begegnungsverkehrs und der Verkehrssicherheit.  Die Bushaltestelle am Nahversorgungszentrum (Westseite) ist noch nicht barrierfefrei ausgebaut.  Die Höhenstadtteile und damit auch Grünwettersbach werden derzeit in einem angemessen dichten Takt über den Busverkehr mit Anschluss an die Umsteigebeziehung in Wolfartsweier angebunden. Eine schienengebundene Anbin- dung der Höhenstadtteile (wie der Verkehrsentwicklungsplan vorsieht) existiert derzeit nicht. STADTPLANUNGSAMT | 47 2.4 POTENZIALE IM UNTERSUCHUNGSGEBIET Neben den beschriebenen Mängeln und Missständen bestehen innerhalb des Untersuchungsgebietes Potenziale für eine Qualifizierung des Ortskerns:  Das Untersuchungsgebiet leistet mit seiner historischen Bausubstanz einen wichtigen Beitrag im Sinne einer identi- tätsstiftenden Wirkung für den gesamten Stadtteil. Die historischen Baustruktur und Bausubstanz bilden eine Quali- tätsbasis und einen Standortfaktor.  Die vorhandene kleinteilige Siedlungsstruktur und die noch vorhandenen Relikte der landwirtschaftlichen Nutzung bilden in Grünwettersbach einen dörflichen Charakter ab, der im Kontext der Gesamtstadt Karlsruhe einen Qualitäts- faktor darstellt (vgl. auch Aussagen der Rahmenplanung zu den Höhenstadtteilen hinsichtlich der Begrifflichkeit der „Bergdörfer“).  Innerhalb des Untersuchungsgebietes existiert mit dem vorhandenen kleinteiligen Nahversorgungsangebot am Nah- versorgungszentrum und in der historischen Ortsmitte eine dem Stadtteil angemessene und die Wohnfunktion si- chernde Angebotsstruktur. Die gilt es zu sichern und durch flankierende Maßnahmen im öffentlichen Raum zu stär- ken.  Die Freiräume entlang des Wettersbachs bilden zusammen mit den landschaftlichen Bezügen zum Schwarzwaldrand grünordnerisch das Rückgrat des Untersuchungsgebietes und bilden ein Potenzial, welches es im Sinne der Qualifizie- rung des Wohnumfelds zu sichern und qualitativ weiterzuentwickeln gilt.  Die Verkehrsbelastung wird sich auf der L 623 in den nächsten Jahren aufgrund der Bedeutung der Landesstraße und ihrer Funktion als Bedarfsumleitung mangels vorhandener Alternativen nicht verringern. Dennoch existieren bereits Ansätze für eine Qualitätsentwicklung in zweiter Reihe abgewandt von der Ortsdurchfahrt. Diese positiven Ansätze gilt es auszubauen.
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Vorhabenbezogener Bebauungsplan „Steinkreuzstraße 14“, Karlsruhe – Wolfartsweier Entwurf Vorhabenträger: SÜBA Bauen und Wohnen Karlsruhe GmbH Alte Kreisstraße 42 76149 Karlsruhe T. 0721 – 7802‐0 F. 0721 – 7802‐22 info@sbw‐karlsruhe.de Planverfasser: VbB VEP GERHARDT.stadtplaner.architekten Werkgemeinschaft Karlsruhe Weinbrennerstraße 13 Freie Architekten BDA 76135 Karlsruhe Kammerer & Stengel T. 0721 – 831030 Partnerschaft mbB F. 0721 – 8310399 Schubertstraße 2 mail@gsa‐karlsruhe.de 76185 Karlsruhe T. 0721 – 84006 ‐ 0 F. 0721 – 84006 ‐ 66 info@wgk‐ka.de ‐ 2 ‐ Inhaltsverzeichnis: A. Begründung gemäß § 9 Abs. 8 Baugesetzbuch (beigefügt) ...................... 5 1. Aufgabe und Notwendigkeit ................................................................... 5 2. Bestehende Planungen ........................................................................... 5 2.1 Vorbereitende Bauleitplanung .................................................................. 5 2.2 Verbindliche Bauleitplanung ..................................................................... 6 3. Bestandsaufnahme ................................................................................ 6 3.1 Räumlicher Geltungsbereich ..................................................................... 6 3.2 Naturräumliche Gegebenheiten, Bodenbeschaffenheit, Artenschutz ........... 6 3.2.1 Naturräumliche Gegebenheiten ................................................................ 6 3.2.2 Bodenbeschaffenheit ............................................................................... 7 3.2.3 Artenschutz ............................................................................................ 7 3.3 Vorhandene Nutzung, Bebauung und Erschließung .................................... 9 3.4 Eigentumsverhältnisse ........................................................................... 10 3.5 Belastungen .......................................................................................... 10 4. Planungskonzept ................................................................................. 11 4.1 Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzung .................................................. 12 4.2 Art der baulichen Nutzung ..................................................................... 12 4.3 Maß der baulichen Nutzung ................................................................... 13 4.4 Bauweise .............................................................................................. 14 4.5 Abstandsflächen .................................................................................... 14 4.6 Erschließung ......................................................................................... 16 4.6.1 ÖPNV ................................................................................................... 16 4.6.2 Motorisierter Individualverkehr ............................................................... 16 4.6.3 Ruhender Verkehr ................................................................................. 16 4.6.4 Geh‐ und Radwege ................................................................................ 16 4.6.5 Feuerwehrzufahrt .................................................................................. 17 4.6.6 Ver‐ und Entsorgung .............................................................................. 17 4.7 Gestaltung ............................................................................................ 17 4.8 Grünordnung / Ersatz‐ und Ausgleichsmaßnahmen / Artenschutz ............. 18 4.8.1 Grünplanung, Pflanzungen ..................................................................... 18 4.8.2 Ausgleichsmaßnahmen ......................................................................... 19 4.8.3 Maßnahmen für den Artenschutz ........................................................... 20 4.9 Belastungen .......................................................................................... 26 4.9.1 Altlasten ............................................................................................... 26 4.9.2 Schall ................................................................................................... 27 4.9.3 Luftqualität ........................................................................................... 28 4.9.4 Energieeffizienz / Klimaschutz ................................................................ 28 4.9.5 Kampfmittel .......................................................................................... 29 5. Umweltbericht ..................................................................................... 29 6. Sozialverträglichkeit ............................................................................ 29 7. Statistik ............................................................................................... 29 7.1 Flächenbilanz ........................................................................................ 29 ‐ 3 ‐ 7.2 Geplante Bebauung ............................................................................... 30 7.3 Bodenversiegelung ................................................................................ 30 8. Kosten ................................................................................................. 30 9. Durchführung ....................................................................................... 30 10. Übersicht der erstellten Gutachten ....................................................... 30 B. Hinweise (beigefügt) ............................................................................ 31 1. Versorgung und Entsorgung ................................................................... 31 2. Entwässerung ....................................................................................... 31 3. Niederschlagswasser ............................................................................. 31 4. Archäologische Funde, Kleindenkmale .................................................... 32 5. Baumschutz .......................................................................................... 32 6. Altlasten ............................................................................................... 32 7. Erdaushub / Auffüllungen ....................................................................... 32 8. Private Leitungen .................................................................................. 32 9. Barrierefreies Bauen .............................................................................. 32 10. Erneuerbare Energien ............................................................................ 33 11. Dachbegrünung und Solaranlagen .......................................................... 33 12. Artenschutz .......................................................................................... 33 13. Wasserschutzgebiet ............................................................................... 34 14. Kriminalprävention ................................................................................ 34 C. Planungsrechtliche Festsetzungen und örtliche Bauvorschriften ........... 35 I. Planungsrechtliche Festsetzungen ....................................................... 35 1. Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzungen .............................................. 35 2. Art der baulichen Nutzung ..................................................................... 35 3. Maß der baulichen Nutzung ................................................................... 35 4. Überbaubare Grundstücksfläche ............................................................. 36 5. Abstandsflächen .................................................................................... 36 6. Stellplätze und Garagen, Carports .......................................................... 36 7. Nebenanlagen ....................................................................................... 36 8. Grünflächen / Pflanzgebote und Pflanzerhaltung ..................................... 36 8.1 Erhaltung von Bäumen ........................................................................... 36 8.2 Pflanzgebote für Einzelbäume ................................................................ 36 8.2.1 Zu pflanzende Bäume außerhalb der Tiefgarage ...................................... 37 8.2.2 Zu pflanzende Bäume auf der Tiefgarage ................................................ 37 8.2.3 Bedingte Festsetzung für die Pflanzgebote für Einzelbäume im Bereich der Freihaltetrasse der Stadtbahn ........................................................... 37 8.2.4 Artenverwendungsliste für Pflanzgebot Einzelbaum ................................ 37 8.3 Dachbegrünung ..................................................................................... 38 8.4 Begrünung der Tiefgaragen .................................................................... 39 8.5 Pflanzung von Schnitthecken ................................................................. 39 9. Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft ....................................... 39 9.1 Ersatzpflanzungen von Gehölzen ............................................................ 39 ‐ 4 ‐ 9.2 CEF‐Maßnahmen .................................................................................. 40 9.3 Weitere Artenschutzmaßnahmen (keine CEF‐Maßnahmen) ..................... 41 9.3.1 Nistmöglichkeiten ................................................................................. 41 9.3.2 Beleuchtung .......................................................................................... 41 10. Geh‐ und Leitungsrechte ........................................................................ 41 11. Schallschutz .......................................................................................... 41 11.1 Aktive Schallschutzmaßnahmen ............................................................. 41 11.2 Passive Schallschutzmaßnahmen ........................................................... 42 II. Örtliche Bauvorschriften ....................................................................... 43 1 Dächer .................................................................................................. 43 2. Werbeanlagen und Automaten ............................................................... 43 3. Einfriedigungen, Stützmauern ................................................................ 44 4. Gestaltung der nicht überbaubaren Flächen ............................................. 44 5. Abfallbehälterstandplätze ...................................................................... 44 6. Außenantennen .................................................................................... 44 7. Niederspannungsfreileitungen ............................................................... 44 III. Sonstige Festsetzungen ....................................................................... 45 IV. Zeichnerische Festsetzungen – Planzeichnung ...................................... 46 Unterschriften ................................................................................................ 48 Anlage zur Begründung ‐ Vorhaben‐ und Erschließungsplan ............................ 49 ‐ 5 ‐ A. Begründung gemäß § 9 Abs. 8 Baugesetzbuch (beigefügt) 1. Aufgabe und Notwendigkeit Der Vorhabenträger „SÜBA Bauen und Wohnen Karlsruhe GmbH“ plant im Karls‐ ruher Stadtteil Wolfartsweier auf einem ca. 0,82 ha großen, heute gewerblich ge‐ nutzten Areal am nordwestlichen Ortsrand an der Ecke Ringstraße / Steinkreuz‐ straße eine Wohnbebauung mit einer Pflege‐Wohngemeinschaft und Praxisräu‐ men sowie Kindertagesstätte. Die Planung ist aus einer Mehrfachbeauftragung hervorgegangen und wurde bereits vom Ortschaftsrat und vom Planungsaus‐ schuss befürwortet. Das Vorhaben ist nach den Festsetzungen des rechtsverbindlichen Bebauungs‐ plans nicht genehmigungsfähig. Das für die Umsetzung des Vorhabens erforderli‐ che Planungsrecht soll über die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebau‐ ungsplans gem. § 12 BauGB (Ziffer 2) hergestellt werden. 2. Bestehende Planungen 2.1 Vorbereitende Bauleitplanung Abb.1: Ausschnitt Flächennutzungsplan ‐ 6 ‐ Das Planungsgebiet ist im rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan des Nach‐ barschaftsverbandes Karlsruhe (FNP NVK) als „Gewerbliche Baufläche“ darge‐ stellt. Die geplante Wohnnutzung ist nicht aus dem Flächennutzungsplan entwi‐ ckelt. Da der vorhabenbezogene Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren nach § 13a BauGB aufgestellt wird, kann der Flächennutzungsplan im Wege der Berichtigung geändert werden. Aufgrund der Ergebnisse der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger nach § 4 BauGB (Anmerkung: Verfahren im Rahmen der Flächennutzungs‐ planung) im Frühjahr 2018 besteht die Möglichkeit, dass die im FNP 2010, 5. Aktu‐ alisierung als "geplante Gewerbliche Baufläche" dargestellte Fläche "Hörgel", die nordöstlich an das Plangebiet angrenzt, doch in den FNP 2030 übernommen wird. Entgegen ursprünglicher Planungen soll die Erschließung der Fläche dann aber von Norden erfolgen und nicht über die Steinkreuzstraße 14. 2.2 Verbindliche Bauleitplanung Der rechtsverbindliche Bebauungsplan (Straßen‐ und Baulinienplan) Nr. 392 „Wingertäcker“ vom 10.09.1970 setzt für das Plangebiet ein Allgemeines Wohn‐ gebiet fest. Aufgrund der im Bebauungsplan getroffenen Festsetzungen ist die Umsetzung des geplanten Vorhabens nicht möglich. 3. Bestandsaufnahme 3.1 Räumlicher Geltungsbereich Der räumliche Geltungsbereich umfasst die Flurstücke Nummer 20305, 20306, 20308/1 sowie Teile des Straßenflurstücks 21972 und hat eine Größe von insge‐ samt ca. 0,82 ha. Das Grundstück wird im Süd‐Osten durch die Steinkreuzstraße, im Süd‐Westen durch die Ringstraße mit anschließender Wohnbebauung, im Nord‐Westen durch ein privates Grundstück mit Wohnbebauung und im Nord‐Osten durch die Wen‐ deschleife der S‐Bahn begrenzt. Maßgeblich für die Abgrenzung des Plangebiets ist der im zeichnerischen Teil festgesetzte Geltungsbereich. 3.2 Naturräumliche Gegebenheiten, Bodenbeschaffenheit, Artenschutz 3.2.1 Naturräumliche Gegebenheiten Das Planungsgebiet liegt am nördlichen Ortseingang des Stadtteils Karlsruhe‐ Wolfartsweier in prägnanter Ortsrandlage. Durch seine Lage an der S‐Bahn‐Halte‐ stelle verfügt es über eine ausgezeichnete Verkehrsanbindung. Neben der gegenwärtig als Gewerbefläche genutzten und überwiegend versiegel‐ ten Grundstücksfläche befindet sich im nördlichen Bereich des Plangebiets ein Pappel‐Baumbestand. Aus Gründen des Verkehrsschutzes kann die Pappelgruppe auf Dauer nicht erhalten bleiben, da eine ausreichende Standsicherheit der Bäume nicht gewährleistet ist. Das zuständige städtische Amt hatte daher schon eine Fäll‐ genehmigung erteilt, deren Wirksamkeit aktuell ausgesetzt ist. Eine gutachterliche Untersuchung der Pappeln hat ergeben, dass vorab die Fällung von zwei dringli‐ ‐ 7 ‐ chen Gefahrenbäumen und Kronenrücknahmen an den Nachbarbäumen aus Grün‐ den der Verkehrssicherheit erforderlich ist. Der übrige Pappelbestand,aus dem die zwei Gefahrenpappeln entnommen wurden,bleibt nach den Sicherungsmaßnah‐ men vorerst erhalten bis zum Herbst. Das Gelände fällt vom Süden (Steinkreuz‐ straße) nach Norden (Flurstück 21971/2) von ca. 130 m über NHN auf ca. 121 m über NHN um ca. 9 m ab. Das Plangebiet liegt im Bereich des Wasserschutzgebietes Durlacher Wald Zone lll B. Der höchste bisher gemessene Grundwasserstand liegt bei rd. 116,00 m über NHN. (T511 Talwiesenstr. Spielplatz). Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass bei extrem starken Niederschlägen über einen längeren Zeitraum der bisher ermittelte max. Grundwasserstand überschritten werden kann. 3.2.2 Bodenbeschaffenheit Im zum Vorhaben erstellten Baugrundgutachten (Siehe Ziffer 10 der Begründung) werden zur geologischen Situation im Plangebiet folgende Aussagen getroffen: Am östlichen Rheintalgrabenbruch grenzt eine tektonische Hochscholle aus Bunt‐ sandstein an das mit Kies gefüllte Becken des Rheintalgrabens, der sich von Basel bis Frankfurt erstreckt. Im Bereich der Untersuchungsfläche lagert Hangschutt und Geschiebe aus roten Buntsandsteingeröllen, der noch von Lößlehm überlagert wird. Löß wurde während der Eiszeit dünenartig aus den unbewaldeten Schotter‐ fluren des Rheingrabens ausgeblasen und an den Hängen wieder abgelagert. Die Kiesfüllung der Oberrheinebene lag früher noch bis zu 6 m über der jetzigen Talaue, sodass in der unteren Hanglage auch noch alte Terrassenreste aus alpinen Kiesen vorhanden sind. Während der schluffige Löß nach der Eiszeit zu wenig trag‐ fähigem Lößlehm durchgewittert ist, bilden die ab 1,5 m Tiefe durchgehend vor‐ handenen Geröllschichten aus hartem Buntsandstein oder Kiesen der Hochter‐ rasse einen gut tragfähigen Baugrund. Im Übrigen wird auf die Inhalte des Baugrundgutachtens verwiesen. Der nördliche Teil des Grundstückes liegt in der Kinzig‐Murg‐Rinne. Aufgrund der Nähe zur tektonisch entstandenen Grabenbruchkante des Oberrheingrabens ist mit unterirdischem Schichtwasser zu rechnen. 3.2.3 Artenschutz Das Vorkommen artenschutzrechtlich relevanter Arten im Plangebiet wurde im Rahmen eines artenschutzrechtlichen Fachbeitrages vom Büro arguplan aus Karls‐ ruhe untersucht. Die Ergebnisse werden gegliedert nach den betroffenen Arten nachfolgend zusammenfassend dargestellt. Die Bewertung der Bestandsauf‐ nahme und die Darstellung des daraus abgeleiteten Maßnahmenkonzepts erfolgt unter Ziffer 4.8.3 der Begründung. ‐ 8 ‐ Bestandsaufnahme im Rahmen des artenschutzrechtlichen Fachbeitrags Vögel Im Rahmen der Vogelkartierung wurden insgesamt 23 Vogelarten im Vorhabenbe‐ reich festgestellt. Bei acht Arten handelt es sich um Brutvögel (Arten mit Brutnach‐ weis oder Brutverdacht). Wertgebende bzw. gefährdete Arten befinden sich nicht darunter. Die nachgewiesenen Brutvogelarten stellen vor allem Gehölzbewohner dar. Gebäudebrüter (z.B. Haussperling, Hausrotschwanz) nutzen das Areal nur als Nahrungshabitat. Fledermäuse Im Rahmen der sechs Detektorbegehungen wurden im Untersuchungsgebiet Flug‐ aktivitäten von Zwergfledermäusen festgestellt. Es besteht der Verdacht, dass die Gebäude und der Pappelbestand zeitweise als Einzelquartiere genutzt werden. Al‐ lerdings ergab die Habitatpotenzialanalyse ein sehr geringes Angebot an fleder‐ mausrelevanten Strukturen im Vorhabenbereich. Im Fachbeitrag wird festgestellt, dass es keine Hinweise auf ein Wochenstubenquartier (Fortpflanzungsstätte) im Gebäudekomplex und im Baumbestand gibt. Beide Strukturen können jedoch als sporadisch genutzte Tagesquartiere (Ruhestätten) einzelner Zwergfledermausin‐ dividuen dienen. Vor dem Hintergrund der vorliegenden Biotopausstattung wird mit einem Vorkommen weiterer europarechtlich geschützter Arten im Vorhaben‐ bereich nicht gerechnet. Totholzkäfer Das Vorkommen von Totholzkäfern (Heldbock, Juchtenkäfer und Scharlachkäfer) im Plangebiet wurde geprüft. Die Entwicklung des Heldbocks erfolgt ausschließlich in Stiel‐ und Trauben‐Eichen, besonders in latent geschädigten lebenden Bäumen in sonnenexponierter Lage. Da innerhalb des Eingriffsbereichs keine Eichen vorhanden sind, kann ein Vorkom‐ men ausgeschlossen werden. Der Juchtenkäfer besiedelt alte anbrüchige Laubbäume in Parks, Alleen, historisch genutzte Waldformen (Hudewälder) und alte Eichen‐ und Buchenwälder mit Stör‐ stellen. Die Larvenentwicklung erfolgt im Mulmkörper von Stammhöhlungen und Spalten alter Laubbäume (ebd.). Das Mindestvolumen eines zur Fortpflanzung in Frage kommenden Mulmkörpers beträgt einige Liter (ebd.). Aufgrund des noch all‐ gemein guten Vitalitätszustands der Pappel‐Bäume ist im Vorhabenbereich nicht mit größeren Mulmhöhlen zu rechnen. Der Scharlachkäfer lebt unter morschen, feuchten Rinden stehender und liegender Laubbäume, v.a. an Pappeln und Weiden. Die aktuellen Fundorte in Baden‐Würt‐ temberg liegen in der Oberrheinebene bei Rastatt und Karlsruhe. Bei der Erfassung des Scharlachkäfers an den liegenden Pappel‐Totholzstämmen im Vorhabenbe‐ reich wurden keine Larven festgestellt. Aufgrund der sich ablösbaren Rinde weist das Totholz zwar potenziell geeignete Besiedlungsstrukturen auf, aufgrund der starken Beschattung ist jedoch kein optimaler Larvallebensraum gegeben. ‐ 9 ‐ Sonstige Arten Vor dem Hintergrund der vorliegenden Biotopausstattung wird mit einem Vor‐ kommen weiterer europarechtlich geschützter Arten im Vorhabensbereich nicht gerechnet. Zum Beispiel ist die Fläche für Amphibien aufgrund des Fehlens von Ge‐ wässern nicht geeignet. Auch für Reptilien (v.a. Zauneidechse) sind keine geeigne‐ ten Habitate vorhanden. Hinweise zu weiteren relevanten Arten im Rahmen des Verfahrens Im Zuge der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange wurden von den Natur‐ schutzverbänden Hinweise zu Art und Umfang möglicher Vorkommen arten‐ schutzrechtlich relevanten Arten im Plangebiet abgegeben, denen das Büro Argu‐ plan mit fachlicher Unterstützung des Fachamtes für Umwelt und Arbeitsschutz nachgegangen ist Außerdem wurden weitere Begehungen unter Einsatz eines Baumkletteres im Gebiet und den Bestandsgebäuden durchgeführt. Die Beurtei‐ lung der Beobachtungsergebnisse und ihre Berücksichtigung im Rahmen des Maß‐ nahmenkonzepts wird unter Ziffer 4.8.3 dargestellt: Vögel Bei den Vogelarten wurden von den Naturschutzverbänden zusätzlich als wertge‐ bende Brutvogelarten der Star (RL‐D 3), die Klappergrasmücke (RL‐BW V) und der streng geschützte Grünspecht festgestellt. Mit der Heckenbraunelle und der Nach‐ tigall wurden zwei weitere Brutvogelarten festgestellt, bei denen es sich jedoch um ungefährdete Arten handelt. Bei einer weiteren Begehung im Dezember 2018 wur‐ den Spechtlöcher im Plangebiet entdeckt. Fledermäuse Die Naturschutzverbände übermittelten Informationen über Beobachtungen bzw. Anregungen für die Fledermausarten Zwergfledermaus, Graues Langohr, Breitflü‐ gelfledermaus und Kleiner Abendsegler. Sonstige Arten Als weitere Art wurde seitens der Naturschutzverbände im Plangebiet ein Vorkom‐ men der Haselmaus vermutet. Bei einer Begehung im Dezember wurde ein Vor‐ kommen von Eichhörnchen im Plangebiet festgestellt. 3.3 Vorhandene Nutzung, Bebauung und Erschließung Der im südlichen Bereich des Plangebiets konzentrierte Gebäudebestand setzt sich aus diversen Gewerbegebäuden wie einer Fabrikationshalle, Lagerflächen, einer Ausstellungshalle und Büroräumen zusammen. Außerdem befindet sich eine Trafostation im Planungsgebiet. Die Erschließung des Planungsgebietes er‐ folgt über die Ringstraße. Im nördlichen Teil des Plangebietes befindet sich der Anschluss an das Wander‐ wegsystem Odenwald‐Vogesen, der im Rahmen der Planung fortgeführt werden soll. ‐ 10 ‐ 3.4 Eigentumsverhältnisse Das Straßengrundstück im Nordwesten des Plangebiets befindet sich im Eigen‐ tum der Stadt Karlsruhe. Der Vorhabenträger hat mit dem Eigentümer der Flä‐ chen des Plangebietes (Flurstücke: 20305, 20306, 20308/1 sowie Teile des Stra‐ ßenflurstücks 21972) einen Kaufvertrag abgeschlossen. Die Übertragung des Ei‐ gentums auf den Vorhabenträger wird nach Abschluss der öffentlichen Auslegung vollzogen. 3.5 Belastungen Altlasten Das Grundstück ist bei der Stadt Karlsruhe, Umwelt‐ und Arbeitsschutz unter der Bezeichnung „AS Maschinenfabrik Thielicke“ und der Objekt‐Nummer 04893 im Bodenschutz‐ und Altlastenkataster erfasst. Auf dem Gelände war zwischen 1953 und 2006 die Maschinenfabrik Thielicke & Co aktiv. Von 2009 bis 2011 wurde ein Handel mit Kfz‐Teilen betrieben. Aus der Historischen Untersuchung geht hervor, dass in verschiedenen Bereichen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wurde, sodass ein Eintrag von Schadstoffen in den Untergrund oder das Grundwasser aus fachtechnischer Sicht nicht ausgeschlossen werden kann. Verdachtsbereiche sind unter anderem die unterirdischen Heizöltanks, der Be‐ reich der Spänelagerung oder die Werk‐ und Montagehalle, in der vermutlich mit Lösemitteln umgegangen wurde. Aus fachtechnischer Sicht sind auf dem Gelände weitere bodenschutzrechtliche Untersuchungen für den Wirkungspfad Boden‐Grundwasser erforderlich. Unter‐ suchungen hinsichtlich des Wirkungspfades Boden‐Mensch können in Abhängig‐ keit der Detailplanung erforderlich werden. Die weiteren und abschließenden Bodenuntersuchungen können vollständig erst nach Abriss der Bestandsgebäude durchgeführt werden. Aufgrund der vorliegen‐ den Untersuchungen gibt es keine Anhaltspunkte für Gefährdungen, die sich als absolutes Planungshindernis erweisen, weil sie auf Ebene des Planvollzugs die Be‐ bauung ausschließen. Immissionen Zu berücksichtigen waren die Einwirkungen des Straßenbahn‐ und des Straßen‐ verkehrslärms auf das Plangebiet, insbesondere durch die nördlich verlaufende B3 und die südlich gelegene Autobahn A8. Außerdem wurden die Auswirkungen der Planung auf die umgebende Wohnbe‐ bauung untersucht. Dabei waren insbesondere die geplanten Tiefgaragenzufahr‐ ten zu berücksichtigen. Weiterhin waren die in dem Plangebiet vorgesehene Kindertagesstätte sowie der daran angrenzende Kinderspielplatz in die Überlegung mit einzubeziehen. Dabei war nicht der durch den Betrieb entstehende Kinderlärm, sondern der durch even‐ tuelle Freizeitaktivitäten von Jugendlichen entstehende Lärm, wie z. B. auf Bolz‐ plätzen oder Skateranlagen, schalltechnisch zu bewerten. ‐ 11 ‐ Zur Bewertung der schalltechnischen Belange wurde ein Fachgutachten erstellt. Kampfmittel Im Rahmen der Planung war auch eine mögliche Belastung des Plangebiets durch Kampfmittel zu prüfen. Aus diesem Anlass wurde von der Firma UXO PRO CON‐ SULT eine Luftbildauswertung zur Überprüfung des Verdachts auf Kampfmittel‐ belastung erstellt. 4. Planungskonzept Vor dem Hintergrund eines steigenden Bedarfs an Wohnungen für Senioren aber auch anderer Bevölkerungsgruppen plant die SÜBA Bauen & Wohnen Karlsruhe GmbH die Errichtung von sieben Wohnhäusern und einer Kindertagesstätte. Ne‐ ben den Wohnungen mit unterschiedlichen Zuschnitten sind im Bereich des Erd‐ geschosses eine Pflegewohngemeinschaft und eine Arztpraxis vorgesehen. Die Planung basiert auf dem Entwurf der Werkgemeinschaft Karlsruhe Freie Architek‐ ten BDA. Die Bebauung gliedert sich in drei Teilbereiche, die in ihrer Höhenentwicklung ge‐ staffelt sind. An der Steinkreuzstraße befindet sich der fußläufige Hauptzugang zur ersten Baugruppe sowie in das Planungsgebiet an sich. Über eine großzügige Platzsituation wird der Ortseingang von Wolfartsweier auch für Fußgänger neu gestaltet. In der ersten Baugruppe an der Steinkreuzstraße befindet sich die Pflegewohnge‐ meinschaft mit 12 Plätzen im Erdgeschoss zweier im Erdgeschoss verbundener Baukörper (A2 und A3 gemäß Bezeichnung im VEP). Eine Arztpraxis ist im Erdge‐ schoss des dritten, an der Ringstraße gelegenen Riegelgebäudes (A1 gemäß Be‐ zeichnung im VEP) untergebracht. Alle Gebäude werden vom geschützten Innen‐ hof aus erschlossen. Die zweite Baugruppe wird aus vier 2‐spännigen Punkthäusern gebildet, die sich in lockerer Anordnung ebenfalls um einen geschützten Aufenthalts‐ und Erschlie‐ ßungshof gruppieren. Zwischen den beiden Gruppen befindet sich die 2‐geschos‐ sige Kindertagesstätte. Diese ist aufgrund ihrer Kubatur bzw. Geschossigkeit als Sondernutzung ablesbar. Die wechselnde Geschossigkeit innerhalb des Vorha‐ bens trägt zur Maßstäblichkeit der Bebauung bei und somit zur verträglichen In‐ tegration in die umliegende Bebauung. Insgesamt ist die Errichtung von 61 Wohnungen geplant, die über 1,5 bis 4 Zim‐ mer verfügen. Die Ausrichtung der geplanten Baukörper orientiert sich am Verlauf der Ring‐ straße und formt den Ortsrand des Stadtteils an dieser Stelle neu. Die kubischen Gebäude mit begrüntem Flachdach fügen sich in ihrer Höhenentwicklung in die bestehende Bebauung ein. Die Nachbarbebauung staffelt sich vom Hochpunkt an der Steinkreuzstraße mit 4 Geschossen zum Tiefpunkt am nordwestlichen Grund‐ stücksrand mit 1 Geschoss ab. Am Ortseingang wurden dementsprechend die bei‐ den Riegelgebäude als Hochpunkte der Bebauung ausgebildet. Der Höhenent‐ ‐ 12 ‐ wicklung der Umgebungsbebauung folgend staffeln sich die Gebäude von 4 Voll‐ geschossen plus Staffelgeschoss im Süd‐Osten auf 3 Vollgeschosse bzw. 2 Vollge‐ schosse plus Staffelgeschoss entlang der nördlichen Gebietsgrenze ab. Die private Parkierung erfolgt in zwei Tiefgaragen, die über die Ringstraße er‐ schlossen werden. Die Parkplätze für die Kindertagesstätte und die Arztpraxis werden ebenfalls von der Ringstraße angedient. Die erforderlichen Fahrradstell‐ plätze sind teilweise ebenerdig, teilweise im Bereich der Tiefgaragen unterge‐ bracht. Der Spielplatz des Quartiers liegt zentral im Plangebiet und wird durch Hecken‐ und Baumpflanzungen zum Außenbereich abgegrenzt. Der daran angrenzende Freibereich der Kindertagesstätte befindet sich teilweise auf der Tiefgarage und überwindet den Höhenunterschied durch Sitzstufen. Die nicht überbauten Flä‐ chen der Tiefgaragen sind begrünt und unter Berücksichtigung der entsprechen‐ den Überdeckung mit Einzelpflanzungen ergänzt. Ein Wegenetz verbindet die verschiedenen Außenbereiche und führt im Süden auf den öffentlichen Quartiers‐ platz, der durch seine Gestaltung zum Verweilen einlädt und an die vorhandene Bushaltestelle anknüpft. Die gem. § 35 Abs. 1 LBauO BW notwendigen barrierefreien Wohnungen, berück‐ sichtigen die von der LBO gestellten Anforderungen an die Barrierefreiheit. Die geplanten Wohngebäude sind über den angelegten öffentlichen Gehweg entlang der Ringstraße barrierefrei erreichbar. Das Grünkonzept sieht, neben den zwei zu erhaltenden Bäumen im nördlichen Plangebiet, eine straßenbegleitende Begrünung entlang der Ringstraße sowie die Fortführung der Baumreihe entlang der Steinkreuzstraße vor. Im Gebiet sind ver‐ einzelt Baumstandorte vorgesehen, die sich in Richtung des östlichen Gebietsran‐ des verdichten. 4.1 Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzung In Anwendung von § 9 Abs. 2 i.V.m. § 12 Abs. 3a BauGB sind im Geltungsbereich nur solche Vorhaben zulässig, zu denen sich der Vorhabenträger im Durchfüh‐ rungsvertrag unter Bezug auf den zugehörigen Vorhaben‐ und Erschließungsplan (VEP) verpflichtet hat. Die gemäß § 12 Abs. 3a BauGB zulässige Änderung eines Durchführungsvertrags ist nur im Einvernehmen zwischen Vorhabenträger und Stadt Karlsruhe möglich. Sollten sich Änderungen einvernehmlich als sinnvoll er‐ weisen, muss nicht der Bebauungsplan durch ein entsprechendes Verfahren geän‐ dert werden, sondern es genügt eine Änderung des Durchführungsvertrages, so‐ fern diese sich innerhalb des durch den vorhabenbezogenen Bebauungsplan ge‐ zogenen Rahmens bewegt. 4.2 Art der baulichen Nutzung Hauptziel des Vorhabens ist die Schaffung von neuem, innerstädtischen Wohn‐ raum, ergänzt durch eine Kindertagesstätte, eine Arztpraxis und ggf. eine Praxis für Physiotherapie. Zur Umsetzung der Planungsziele wird im Plangebiet ein All‐ gemeines Wohngebiet gemäß § 4 BauNVO festgesetzt. ‐ 13 ‐ In Anwendung von § 1 Abs. 5 BauNVO wird festgesetzt, dass Tankstellen und Gar‐ tenbaubetriebe unzulässig sind. Gartenbaubetriebe stehen aufgrund ihrer Flä‐ chenintensität dem Ziel der Schaffung von neuem Wohnraum entgegen, durch Tankstellen werden aufgrund des Verkehrsaufkommens Konflikte mit der geplan‐ ten Wohnnutzung befürchtet. Betriebe des Beherbergungsgewerbes, sonstige nicht störende Gewerbebetriebe und Anlagen für die Verwaltung können in untergeordnetem Umfang zur Wohn‐ nutzung eine sinnvolle oder verträgliche Ergänzung darstellen und können des‐ halb gemäß § 4 Abs. 3 BauNVO ausnahmsweise zugelassen werden, soweit sie räumlich untergeordnet sind und keine verkehrlichen oder schalltechnischen Be‐ lange entgegenstehen. Unter Berücksichtigung der an drei Seiten des Plangebiets anschließenden Wohn‐ bauflächen gewährleisten die Festsetzungen insgesamt die Umsetzung des ge‐ planten Vorhabens und eine homogene Entwicklung der bestehenden Wohnsied‐ lung. 4.3 Maß der baulichen Nutzung Das Maß der baulichen Nutzung wird bestimmt durch die Grundflächenzahl (GRZ) und die Wandhöhe. Festgesetzt wird der Maximalwert. Wandhöhen Die festgesetzten Wandhöhen ermöglichen eine zwei‐ bis viergeschossige Bebau‐ ung inklusive Staffelgeschoss und orientiert sich damit an der Höhenentwicklung der bestehenden Bebauung auf der Südwestseite der Ringstraße. Insofern fügt sich die geplante Bebauung in ihrer Höhe in das städtebauliche Umfeld ein. Die Bezugshöhen sind im zeichnerischen Teil als absolute Höhe über Höhennormal‐ null festgesetzt. Grundflächenzahl Die festgesetzte maximale Grundflächenzahl entspricht mit 0,4 der gemäß § 17 Abs. 1 BauNVO festgelegten Obergrenze für Allgemeine Wohngebiete. Nach BauNVO darf die zulässige Grundfläche durch die in § 19 Absatz 4 Satz 1 be‐ zeichneten Anlagen um maximal 50% überschritten werden, also maximal bis zu einer Grundflächenzahl von 0,6. Dieser Wert ist jedoch zur Umsetzung des wohn‐ und betriebstechnisch erforderlichen Umfangs an Parkierungsflächen und Tiefga‐ ragen nicht ausreichend. Deshalb ist es notwendig, dass abweichend von der Regelung in §19 Absatz 4 Satz 2 BauNVO eine Überschreitung der zulässigen Grundfläche durch die in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeichneten Anlagen bis zu einer Grundflächenzahl von 0,75 zugelassen wird. Bei dem Vorhaben geht es um die Nachnutzung eines Gewerbe‐ standorts und um die Schaffung von neuem Wohnraum in Kombination mit Anla‐ gen für soziale und gesundheitliche Zwecke auf einem städtebaulich integrierten Standort. ‐ 14 ‐ Das Vorhaben stellt einen wertvollen Beitrag für die Schaffung von dringend be‐ nötigten innerstädtischen Wohnraum dar und trägt als Maßnahme der Innenent‐ wicklung aus dem im Baugesetzbuch formulierten Anspruch für einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden Rechnung. Bei einer Überschreitung der zulässigen Grundfläche ist zu prüfen, ob die Über‐ schreitung der Schaffung von gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnisse entgegen‐ steht und im welchen Umfang ein Ausgleich für die Beeinträchtigungen geschaf‐ fen werden muss. Die Überschreitung wird nicht durch die Gebäude selbst bzw. eine erhöhte städte‐ baulichen Dichte verursacht, die Obergrenze der BauNVO für Allgemeine Wohn‐ gebiete wird eingehalten. Somit kann auch angesichts der gewählten Gebäude‐ stellung davon ausgegangen werden, dass eine ausreichende Besonnung und Be‐ lüftung der geplanten Gebäude und der bestehenden Gebäude in der Umgebung gegeben ist. Die Überschreitung der zulässigen Grundfläche resultiert vielmehr aus dem er‐ höhten Versiegelungsgrad und dem damit verbundenen Rückgang des Grün‐ und Baumbestandes. Um diesen negativen Folgen der Flächenversiegelung entgegen‐ zuwirken, wird eine ausreichende Erdüberdeckung und Begrünung für die Tiefga‐ ragen, die Begrünung der Dachflächen der Gebäude und weitere Pflanzgebote an den Gebietsrändern festgesetzt. Die Dachbegrünung dient ebenfalls der besseren Rückhaltung des Regenwassers und wirkt sich insgesamt positiv auf das Stadt‐ klima aus. Durch die Unterbringung der erforderlichen Stellplätze in Tiefgaragen wird Park‐ platzlärm für die geplante Bebauung und den umliegenden Bestand minimiert und somit negative Auswirkungen auf die Wohnqualität vermieden. Insofern wird es insgesamt städtebaulich für vertretbar gehalten, eine Überschrei‐ tung der zulässigen Grundfläche durch die in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeich‐ neten Anlagen bis zu einer Grundflächenzahl von 0,75 zuzulassen. Geschossflächenzahl Zur Umsetzung des Vorhabens ist eine Geschossflächenzahl (GFZ) von 1,17 erfor‐ derlich. Die GFZ bewegt sich damit in dem von der in § 17 der BauNVO für Allge‐ meine Wohngebiete vorgesehenen Rahmen. 4.4 Bauweise Die festgesetzte offene Bauweise sichert durch die damit einhergehende Be‐ schränkung der Länge der Baukörper, dass sich die geplanten Gebäude maßstäb‐ lich in ihre bauliche Umgebung einfügen. 4.5 Abstandsflächen In der südlichen Baugruppe werden die erforderlichen Abstandsflächen zwischen zwei der geplanten Gebäude in einem Teilbereich der Fassade nicht eingehalten, um eine bessere Abgrenzung des halböffentlichen Innenhofbereichs vom im Süd‐ westen des Planungsgebiets gelegenen öffentlichen Platzraum zu erreichen. Da ‐ 15 ‐ dadurch jedoch gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnisse nicht beeinträchtigt wer‐ den, erscheint die Unterschreitung der Abstandsflächen in diesem beschränkten Umfang vertretbar. Aus diesem Grund wird festgesetzt, dass in diesem Bereich (Bereich „A1“ gemäß zeichnerischem Teil) die Abstandsflächen auf eine Tiefe von 2,5 m reduziert werden dürfen. Die Belange des Brandschutzes bleiben von der Festsetzung unberührt. Auch für den Bereich zwischen dem geplanten Kindergarten und dem südlich an‐ grenzenden Wohngebäude wird eine Regelung für eine Reduzierung der Ab‐ standsflächen getroffen. Danach dürfen in dem im zeichnerischen Teil mit „A2“ festgesetzten Bereich die nach Bauordnungsrecht erforderlichen Abstandsflä‐ chen auf 0,125 der Wandhöhe reduziert werden. Eine Mindesttiefe von 2,5 m muss eingehalten werden. Vordächer bis zu einer Tiefe von 2,5 m dürfen auch ohne Einhaltung von Abstandsflächen errichtet werden. Die Vermeidung dieser Regelung durch eine Verschiebung der Baukörper ist nicht möglich, da es sonst an anderer Stelle zu einer Überlappung der Abstandsflächen kommen würde. Eine Reduzierung der Geschosshöhen wurde ebenfalls geprüft, der konstruktive Aufbau der Geschosse und der Gründächer ist aber bereits mini‐ miert, so dass nur eine Reduktion der Geschossigkeit und damit des Wohnrau‐ mangebots zu einer Einhaltung der Abstandsflächen führen würde. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass aufgrund des Geländeversprungs zwischen Kita und Wohngebäude keine nachteiligen Auswirkungen auf die Belichtung und Belüftung des Wohngebäudes zu erwarten sind. Auch für den Betrieb des Kindergartens sind keine negativen Auswirkungen zu erwarten, da im betroffenen Bereich keine dauerhaften Aufenthaltsräume vorgesehen sind. Die Vorgaben des Brandschut‐ zes wurden berücksichtigt. Insofern kann auch bei der geplanten Reduzierung der Abstandsflächen davon ausgegangen werden, dass weiterhin gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnissen herrschen. Insofern wird die getroffene Regelung zur Redu‐ zierung der Abstandsflächen in diesem Fall für vertretbar gehalten. An der östlichen Geltungsbereichsgrenze können die erforderlichen Abstandsflä‐ chen von 0,4 der Wandhöhe im Bereich der südlich gelegenen Baugruppe in zwei Teilbereichen (Flächen „A3“ gemäß zeichnerischem Teil) nicht auf den eigenen Grundstücksflächen nachgewiesen werden. Da das angrenzende Grundstück, auf das die Abstandsflächen fallen, dauerhaft für verkehrliche Zwecke genutzt wer‐ den, ist auch langfristig mit keiner weiteren Bebauung in diesem Bereich zu rech‐ nen. Insofern ist gewährleistet, dass auch trotz der reduzierten Abstandsflächen weiterhin gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnisse in diesem Bereich herrschen, so dass auch in diesem Bereich eine Regelung zur Reduzierung der Abstandsflä‐ chen vertretbar erscheint. Im Übrigen werden die von der LBO Baden‐Württemberg für Allgemeine Wohn‐ gebiete vorgesehenen Abstandsflächen eingehalten. ‐ 16 ‐ 4.6 Erschließung 4.6.1 ÖPNV Das Plangebiet ist über die beiden Haltepunkte der Bushaltestelle „Wolfarts‐ weier‐Nord“ in der Steinkreuzstraße bzw. über die Buslinien 27 – Durlach – Palm‐ bach (Waldbronn), 47 – Hauptbahnhof – Stupferich/Rathaus – 107 – Durlach – Ett‐ lingen und 118 – Zündhütle – Langensteinbach sowie über die Straßenbahnlinien 2 und 8 an das städtische ÖPNV‐Netz angeschlossen. Gemäß Verkehrsentwicklungsplan Karlsruhe ist eine Streckenergänzung der Stadtbahn von Wolfartsweier nach Ettlingen/Grünwettersbach vorgesehen, für die eine Freihaltetrasse im vorliegenden Entwurf berücksichtigt wurde. 4.6.2 Motorisierter Individualverkehr Die Erschließung für den motorisierten Individualverkehr erfolgt über das beste‐ hende Straßennetz der Ringstraße. Änderungen am bestehenden Straßennetz sind nach aktueller Einschätzung nicht erforderlich. Die geplanten Zufahrtsberei‐ che für die Tiefgaragen sind im zeichnerischen Teil festgesetzt. 4.6.3 Ruhender Verkehr Da die Freiflächen im Umfeld der geplanten Gebäude im Wesentlichen als woh‐ nungsbezogene Frei‐ und Grünflächen dienen sollen, werden die für die Nutzun‐ gen erforderlichen Stellplätze im Wesentlichen im Bereich von zwei Tiefgaragen untergebracht. Lediglich vor der geplanten Kindertagesstätte sind 7 ebenerdige Privatparkplätze vorgesehen. Außerdem werden entlang der Ringstraße 20 öf‐ fentliche Parkplätze vorgesehen. Insgesamt werden im Plangebiet 100 Stellplätze untergebracht. Bei der Ermittlung der erforderlichen Stellplätze wurde gemäß den Vorgaben der Landesbauordnung von einem Stellplatz pro Wohneinheit ausgegangen. Für die weiteren geplanten Nutzungen wurden die Vorgaben der VwV Stellplätze unter Einbeziehung des ÖPNV‐Bonus berücksichtigt. Danach ergibt sich ein Stellplatzbedarf von 94 Stellplätzen. Abzüglich der 20 öf‐ fentlichen Stellplätze ergibt sich, dass im Plangebiet für die geplanten Nutzungen 6 Stellplätze mehr als erforderlich angeboten werden. Fahrradstellplätze Die nach § 35 LBO („Wohnungen“) erforderlichen Stellplätze sind im Bereich der Tiefgaragen untergebracht. Zusätzlich werden weitere Fahrradstellplätze als Besucherstellplätze in den Au‐ ßenanlagen untergebracht. Insgesamt sind 233 (178 in TG und 55 oben) Fahrradstellplätze vorgesehen. 4.6.4 Geh‐ und Radwege Entlang der Ringstraße wird ein öffentlicher Gehweg vorgesehen. Die erforderli‐ che Fläche wird im zeichnerischen Teil als öffentliche Verkehrsfläche gesichert. ‐ 17 ‐ Der bestehende Wanderweg im Norden des Plangebietes wird erhalten und barri‐ erefrei an den bestehenden Wanderweg angeschlossen. Die Sicherung des Weges wird im zeichnerischen Teil durch ein Gehrecht zugunsten der Allgemeinheit gesi‐ chert. Der bestehende Gehweg entlang der Westseite der Ringstraße wird erhalten und entsprechend fortgeführt. 4.6.5 Feuerwehrzufahrt Der außerhalb des Geltungsbereichs im Nord‐Osten an das Plangebiet angren‐ zende, derzeit beschränkte öffentlich gewidmete Weg (für Fußgänger und Rad‐ fahrer) ist verkehrsrechtlich als Feuerwehrzufahrt zulässig. Eine Umwidmung ist nicht erforderlich. 4.6.6 Ver‐ und Entsorgung Versorgung mit Strom, Gas, Wasser, Wärme Die Versorgung des Plangebietes erfolgt durch Anschluss an das bestehende Ver‐ sorgungsnetz. Entwässerung Die Entwässerung des Bauvorhabens erfolgt durch Anschluss an das bestehende Mischsystem. Es kann an den bestehenden Mischwasserkanal in der Ringstraße angeschlossen werden. Die Einleitbeschränkung für Regenwasser beträgt 65 l/s. Darüber hinaus anfallendes Regenwasser ist zurück zu halten. Zur Entlastung der bestehenden Kanalisation werden Retentionsmaßnahmen umgesetzt. Dazu zählen die extensive Begrünung der Dachflächen der Hauptge‐ bäude mit einer Aufbaustärke von mindestens 12 cm und die intensiv begrünten Aufbauten (durchlässige Überdeckung) der Tiefgarage (für Anlagen zur natürli‐ chen Entlüftung der Tiefgaragen, für die zulässigen Nebenanlagen und für Wege darf die Vegetationsdecke unterbrochen werden). Im Rahmen der Entwässerungsplanung wird auch ein Überflutungsnachweis ge‐ mäß DIN 1986‐100 geführt. Abfallentsorgung Die notwendigen Aufstellflächen für Abfallbehälter sind in die Gebäude integriert. Die Entsorgung der Abfallbehälter erfolgt über die Ringstraße. Der Abstand der geplanten Aufstellflächen zur Ringstraße beträgt weniger als 15 m. 4.7 Gestaltung Die Gestaltung der Gebäude ist Ergebnis einer Mehrfachbeauftragung und wurde bereits im Ortschaftsrat Wolfartsweier und im Planungsausschuss der Stadt Karls‐ ruhe behandelt und befürwortet. Die mit begrünten Flachdächern versehene Bebauung wird neben der angrenzen‐ den Wohnbebauung als eigenständige Einheit wahrgenommen. In Länge und Ge‐ schossigkeit fügen sich die zwei‐ bis viergeschossigen Baukörper aber maßstäb‐ lich in die umliegende Bebauung ein. ‐ 18 ‐ Auch die Gliederung der Fassaden sowie die Materialität der Fassade schaffen Be‐ züge zur bestehenden Bebauung. Die Fassaden sind als helle Putzfassaden mit dunkleren Akzenten gestaltet. Die Staffelgeschosse sind durch Rücksprünge ge‐ genüber den darunterliegenden Geschossen abgesetzt. Um zu verhindern, dass Dachaufbauten störend in Erscheinung treten, haben sie, mit Ausnahme von Aufzugsüberfahrten, zu Außenfassaden mindestens im selben Maß Abstand zu halten, in dem sie die Höhe des oberen Fassadenabschlusses (Flachdachattika) überschreiten. Um ein durchgängiges Erscheinungsbild zum Straßenraum sicherzustellen und zur Verbesserung der Durchgrünung des Plangebietes sind Einfriedigungen nur als geschnittene Hecken mit oder ohne dahinter liegendem Drahtgeflecht bzw. Metallgitterzaun zulässig. Da zum Abfangen des Geländes zur Umsetzung des Vorhabens an mehreren Stellen des Plangebiets Stützmauern erforderlich sind, werden diese zugelassen. Werbeanlagen und Automaten sind aufgrund der geplanten Nutzung und der Auswirkung auf das Ortsbild nur eingeschränkt vorgesehen und werden daher in ihrer Größe und Lage beschränkt. 4.8 Grünordnung / Ersatz‐ und Ausgleichsmaßnahmen / Artenschutz 4.8.1 Grünplanung, Pflanzungen Von der Baumaßnahme sind insgesamt 74 durch die städtische Baumschutzsat‐ zung erfasste Bäume betroffen, für die eine Fällerlaubnis erforderlich ist. Für 22 Pappeln im Plangebiet lag eine Fällerlaubnis aus dem Jahr 2007 vor, auf deren Grundlage bereits damals 7 Pappeln gefällt wurden. Eine weitere Pappel wurde etwa im Jahr 2004 auf 3 bis 4 Meter Höhe reduziert. Die Gültigkeit jener Fällgenehmigung ist zwischenzeitlich abgelaufen Vom Sachverständigenbüro Weber wurde im Zuge des Verfahrens ein Gutachten zur Verkehrssicherheit des Baumbestandes von noch 15 Pappelexemplaren, hier‐ von 13 in einer „Pappelgruppe“ (Stand: 17.12.2018) erstellt, in dem bei 4 ausge‐ wählten Kanada‐ Pappeln eine Stichprobe durchführt wurde und Angaben zur Stand‐ und Bruchsicherheit im Sinne der Verkehrssicherheit gemacht werden. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass 2 der untersuchten Kanada‐Pappeln nicht ver‐ kehrssicher sind und im Winter 2018/19 gefällt werden müssen, wobei die Belange des Artenschutzes zu berücksichtigen sind. Bei einem Baum sind Pflegemaßnah‐ men zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit notwendig. Einer der unter‐ suchten Bäume ist noch verkehrssicher. Da die Bäume fast alle vom Pappelglas‐ flügler befallen sind, kann über die restlichen Bäume, die nicht eingehend unter‐ sucht wurden, keine Aussage über die Verkehrssicherheit getroffen werden. Es ist anzunehmen, dass sich der Schädling immer noch in den Bäumen befindet. Über die Bohrlöcher können zusätzlich holzzersetzende Pilze eintreten. Nach Einschät‐ zung des Gutachters ist es fraglich, ob diese Pappelgruppe noch lange erhalten werden kann. Für die beiden nicht verkehrssicheren Bäume wurde bereits eine Fällgenehmi‐ gung erteilt und die Fällung durchgeführt, da sie eine akute Gefahr für mehrere ‐ 19 ‐ Fußwege, die Straßenbahnwendeschleife und ein benachbartes Wohnhaus dar‐ stellen. Im Zuge der Fällarbeiten sind die angrenzenden Bäume durch Kronenre‐ duzierungen zu entlasten, um deren Verkehrssicherheit bei den veränderten Ver‐ hältnissen gewährleisten zu können. Die in der Fällgenehmigung enthaltenen ar‐ tenschutzrechtlichen Vorgaben wurden bei der Fällung berücksichtigt. Da bei der Untersuchung der beiden Bäume 3 Eichhörnchenkobel festgestellt wurden, war die Erteilung einer artenschutzrechtlichen Ausnahme für Eichhörnchen im Rah‐ men der Fällgenehmigung erforderlich. Die Fällung der restlichen Bäume ist für den Herbst 2019 vorgesehen. Vorgesehen ist der Erhalt einer Birke und einer Vogelkirsche am nordwestlichen Grundstücksrand. Der Erhalt dieser Bäume wurde planungsrechtlich gesichert. Details zur Sicherstellung des fachgerechten Erhalts sind im Durchführungsver‐ trag geregelt. Es werden insgesamt 46 Einzelbäume und eine Fläche von ca. 482 m² mit Wildhecke gepflanzt. Die Pflanzungen sind planungsrechtlich gesichert. Sie sind zu unterhalten, zu pflegen und bei Abgang in der darauf folgenden Pflanzperiode gleichwertig zu ersetzen Die Tiefgarage wird mit einer Substratschicht bedeckt, deren Stärke oberhalb der „Drän‐/Retentions‐ und Filterschicht“ mindestens 40 cm betragen soll und je nach Standort und Art der Bepflanzung bis zu ca. 0,9 m betragen kann. Dadurch wird eine entsprechende Begrünung mit Rasen, Stauden und z.T. Bäumen ermöglicht. Die Flachdächer werden ebenfalls begrünt, so dass gegenüber dem bisherigen Zustand eine stärkere Durchgrünung des Planungsgebietes umgesetzt wird. Ergänzend zur Dachbegrünung sind Aufbauten für Photovoltaikanlagen und Anla‐ gen zur solarthermischen Nutzung zulässig, sofern die Dachbegrünung und deren Wasserrückhaltefunktion dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Die Befestigung von Photovoltaikanlagen und Anlagen zur solarthermischen Nut‐ zung sind so zu gestalten, dass sie nicht zur Reduzierung des Volumens des Schichtaufbaus der Dachbegrünung führen. Siehe dazu auch die Hinweise, Ziffer 11. Die Stärke des Dachbegrünungssubstrats auf den Dächern oberhalb einer Drän‐ und Filterschicht hat mindestens 12 Zentimeter zu betragen. Die Einsaat erfolgt mit einer Mischung (60:40) aus Kräutern und Gräsern aus den Listen unter den Planungsrechtlichen Festsetzungen, Ziffer 8.2. 4.8.2 Ausgleichsmaßnahmen Bei dem Bebauungsplan handelt es sich um einen Bebauungsplan der Innenent‐ wicklung, der eine Größe der überbaubaren Grundfläche von weniger als 20.000 m² festsetzt. Er wird im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Ein Ausgleich der durch den Bebauungsplan zu erwartenden Eingriffe in Natur und Landschaft ist deshalb nicht erforderlich. ‐ 20 ‐ 4.8.3 Maßnahmen für den Artenschutz Nachfolgend wird die Entwicklung des artenschutzrechtlichen Maßnahmenkon‐ zepts erläutert. Dabei werden zuerst die aus dem artenschutzrechtlichen Fachbei‐ trag abgeleiteten Maßnahmen dargestellt, anschließend die Ergänzungen des Maßnahmenkonzepts im Laufe des Verfahrens. Maßnahmenkonzept des artenschutzrechtlichen Fachbeitrags Für die Belange des Artenschutzes wurde vom Büro arguplan GmbH aus Karlsruhe ein artenschutzrechtlicher Fachbeitrag erstellt. Darin wurde die Planung auf ein Vorliegen bzw. eine drohende Verwirklichung artenschutzrechtlicher Verbotstat‐ bestände des § 44 Abs.1 BNatSchG geprüft und insofern das besondere Arten‐ schutzrecht des BNatSchG abgearbeitet. Abgeleitet von der unter Ziffer 3.2.3 dar‐ gestellten Bestandsaufnahme von relevanten Arten werden in dem Fachbeitrag nachfolgende Maßnahmen empfohlen: Vögel Vermeidungs‐ und Minimierungsmaßnahmen (im Plangebiet):  Entfernung des Vegetationsbestandes außerhalb der Brutzeit der Vögel  Baubeginn außerhalb der Brutzeit  Ersatzpflanzungen von Gehölzen im Plangebiet zur Minimierung des Ver‐ lustes des bestehenden Pappelwäldchens (Schnellwachsende Baumgruppe und Wildhecke) Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen) außerhalb des Pla‐ nungsgebiets:  Aufhängen von Vogelnistkästen: ‐ 2Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32 mm) (Aufhänghöhe > 2 m) ‐ Die externen CEF‐Maßnahmen (Nistkästen für Vögel) werden im Umfeld des Plangebiets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 durchgeführt. Die Orte, wo die Kästen installiert werden sollen, sind der nachfolgenden Abb. 2 zu entnehmen. Der Verbleib der Kästen auf dem städtischen Grundstück Flurstück Nr. 20308 wird im Rahmen des Durchfüh‐ rungsvertrags verbindlich geregelt. Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen) innerhalb des Planungsgebiets): ‐ 2 Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32mm) (Aufhänghöhe > 2 m) Die internen CEF‐Maßnahmen (Nistkästen für Vögel) werden in den beiden zum Erhalt festgesetzten Bestandsbäumen umgesetzt. Weitere Artenschutzmaßnahmen (im Plangebiet)  Installation von Vogelkästen: ‐ 21 ‐ ‐ 2 Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32 mm) (Aufhänghöhe > 2 m). Es ist geplant, die beiden Kästen auf die beiden Giebelseiten der Kindertagesstätte zu verteilen. Abb.2 Anbringungsorte für Nistkästen für Vögel und Fledermäuse (CEF‐Maßnahmen) ‐ 22 ‐ Fledermäuse Vermeidungs‐ und Minimierungsmaßnahmen (im Plangebiet):  Entfernung des Vegetationsbestandes in der Aktivitätszeit der Fleder‐ mäuse  Gebäudeabriss in der Aktivitätszeit der Fledermäuse Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen, außerhalb des Plange‐ biets):  Aufhängen von Fledermauskästen: ‐ 2 Fledermauskästen (Modell Schwegler: Typ 1FF Flachkasten) (Aufhäng‐ höhe > 3 m) Die CEF‐Maßnahmen (Fledermauskästen) werden im Umfeld des Plange‐ biets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 herge‐ stellt, siehe Darstellung der Anbringungsorte auf Abb. 2. Der Verbleib der Kästen auf dem städtischen Grundstück Flurstück Nr. 20308 wird im Rah‐ men des Durchführungsvertrags verbindlich geregelt. Weitere Artenschutzmaßnahmen (im Plangebiet)  Installation von Fledermauskästen: ‐ 2 Fledermauskästen am geplanten Kindergartengebäude Ergänzung des Maßnahmenkonzepts im Verfahren Abgeleitet von den Anregungen der Träger öffentlicher Belange und den Untersu‐ chungsergebnissen von weiteren Begehungen des Plangebiets im Dezember 2018 wurde das Maßnahmenkonzept ergänzt. Nachfolgend wird nach betroffenen Ar‐ ten sortiert zusammenfassend dargestellt, welche Ergänzungen vorgenommen wurden und wie die Anregungen der Träger öffentlicher Belange bewertet wurden. Vögel Vermeidungs‐ und Minimierungsmaßnahmen (im Plangebiet):  Maßnahmen gegen Vogelschlag Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen, außerhalb des Plange‐ biets):  Aufhängen von Vogelnistkästen: ‐ Zusätzliche Installation von 1 Starenkasten (Modell Schwegler: Staren‐ höhle 3S) (Aufhänghöhe > 2 m) Die CEF‐Maßnahmen (Nistkästen für Vögel) werden im Umfeld des Plange‐ biets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 herge‐ stellt, siehe Darstellung gem. Abb. 2. ‐ 23 ‐ Erläuterung zu den die Vögel betreffenden Ergänzungen:  Beobachtung von Star (RL‐D 3) und Klappergrasmücke (RL‐BW V) als wert‐ gebende Brutvogelarten sowie dem streng geschützten Grünspecht: Das Vorkommen des Stars wird bei dem Maßnahmenkonzept berücksich‐ tigt, indem ein Nistkasten im Umfeld zusätzlich aufgehängt wird. Beim Grünspecht ist vorhabenbedingt nicht mit einem Revierverlust zu rechnen. Da die Art im Allgemeinen Reviergrößen von über 150 ha besitzt und, wie das Vorkommen im Bereich des Planungsraumes zeigt, im Umfeld geeignete Lebensräume (mit Brutbäumen) existieren, ist ein Ausweichen auf die Umgebung möglich. Ausgleichsmaßnahmen für die Art sind daher nicht erforderlich. Das Revierzentrum der Klappergrasmücke wurde im Zuge der artenschutz‐ rechtlichen Untersuchungen in einer Hecke im direkten Umfeld der Ein‐ griffsfläche festgestellt. Das Revier erstreckte sich auch auf die Gehölzrand‐ zone des Geltungsbereichs. Da somit mit keinem vollständigen Revierver‐ lust zu rechnen ist, sind vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen nicht erfor‐ derlich. Die Art profitiert auch von der geplanten Anlage von Wildhecken am Nordrand des Planungsraumes.  Beobachtung der Heckenbraunelle und der Nachtigall (Brutvogelarten): Bei den genannten Arten handelt es sich um ungefährdete Arten. Im Regel‐ fall ist gemäß der aktuellen Rechtsprechung davon auszugehen, dass bei den häufigen und verbreiteten Vogelarten aufgrund deren günstigen Erhal‐ tungszustandes und der großen Anpassungsfähigkeit ein Vorhaben nicht gegen die Verbote des § 44 BNatSchG verstößt (s. Bick 2016, Natur und Recht 38 (2): 73‐78). Durch die geplante Anlage von Wildhecken im Norden des Geltungsbereichs werden für die Arten Ersatzlebensräume zur Verfü‐ gung gestellt, so dass das Beschädigungsverbot des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG nicht ausgelöst wird. Aufgrund der Gehölzbeseitigung außer‐ halb der Brutzeit wird der Tötungsverbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG nicht erfüllt.  Berücksichtigung des Themas Vogelschlag: Als Minimierungsmaßnahme ist vorgesehen, dass für großflächige Glasele‐ mente ausschließlich Elemente aus bedrucktem vogelschlagsicherem Glas zu verwenden sind. Außerdem ist auf Übereckverglasungen und spiegelnde Elemente zu verzichten. Im Bedarfsfall werden die Maßnahmen mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz abgestimmt. ‐ 24 ‐ Fledermäuse Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen, außerhalb des Plange‐ biets):  Aufhängen von Fledermauskästen: ‐ Installation von 8 Fledermauskästen (Modell Schwegler: Typ 1FF Flachkas‐ ten) (Aufhänghöhe > 3 m) Die CEF‐Maßnahmen (Fledermauskästen) werden im Umfeld des Plange‐ biets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 herge‐ stellt, siehe Darstellung Abb. 2. Weitere Artenschutzmaßnahmen (im Plangebiet) ‐ Installation von 16 fassadenintegrierte Kästen für Fledermäuse in den neu entstehenden Gebäuden (2 Kästen pro Gebäude = 16 Kästen, Modell Sch‐ wegler: Typ 1 FR Fassadenröhre) (Aufhänghöhe > 3 m) Erläuterung zu den die Fledermäuse betreffenden Ergänzungen des Maßnah‐ menkonzepts im Laufe des Verfahrens: Zu den Gebäuden  Beim Gebäudeabriss sollen potentielle Strukturen, wie zum Beispiel das At‐ tikablech, in Anwesenheit der ökologischen Baubegleitung vorsichtig und nach Möglichkeit händisch entfernt werden.  Der Abbruch wird in Anwesenheit einer ökologischen und fledermauskund‐ lichen Baubegleitung mit vorheriger Detektorefassung durchgeführt.  Die Integration von 16 Fledermauskästen in den neuen Gebäuden wird fest‐ gesetzt. Acht Fledermausflachkästen wurden bereits an nahe gelegenen Bäumen aufgehängt um einen ausreichenden Ausgleich für wegfallende Fortpflanzungs‐ und Ruhestätten zu schaffen.  Dem Verdacht auf Wochenstuben der Zwergfledermaus in den Gebäuden wurde im Rahmen einer Baum‐ und Gebäudekontrolle im Dezember 2018 nachgegangen und hat sich nicht bestätigt. Zum Baumbestand  Baumkontrolle zwecks gegebenenfalls vorgezogener Fällung: Im Baumbestand gibt es keine großen Baumhöhlen. Lediglich eine kleinere, fledermausgeeignete Höhle (derzeit ungenutzt) und Kleinstrukturen/Rin‐ denstrukturen. Bei der Gebäude‐ und Baumkontrolle im Dezember 2018 wurde festgestellt, dass keine Winterquartiere durch die Fällung betroffen sind, da die Äste der Pappeln stark der Witterung ausgesetzt sind und keine ungestörten, frostfreien Aufenthaltsorte bieten. Durch eine Sichtkontrolle durch Baumkletterer konnte die Wahrscheinlich‐ keit, dass Tiere bei den Fällarbeiten zu Schaden kommen, besser beurteilt werden. Im vorliegenden Fall konnte das Risiko, dass Fledermäuse im Win‐ terschlaf bei einer Fällung betroffen sind, stark eingegrenzt werden, da ‐ 25 ‐ kaum bis keine geeigneten Strukturen vorhanden sind. Ein signifikant er‐ höhtes Tötungsrisiko von Fledermäusen durch eine Fällung in den Winter‐ monaten besteht somit nicht.  Ausgleich der Balzhabitate und zugehöriger Quartiere: Der Bebauungsplan setzt neben den allgemeinen Pflanzgeboten auch die Pflanzung mehrerer großkroniger Bäume (18‐20cm Stammumfang bei Pflanzung) und Wildhecken fest. Im Westen grenzt die landwirtschaftliche Feldflur von Wolfartsweier, seit Neuestem geschützt durch das Land‐ schaftsschutzgebiet „Oberwald‐Rißnert”, an den Vorhabenbereich. Im Os‐ ten grenzt Wolfartsweier direkt an den Bergwald und das Landschafts‐ schutzgebiet ,,Bergwald‐Rappeneigen“. Das Gebiet zeichnet sich durch na‐ turnahe Waldtypen, reizvolle Waldränder mit Übergängen zu extensiven Gärten und Streuobstwiesen aus. Der Baumbestand in der Steinkreuz‐ straße ist zwar ein Teillebensraum von Fledermäusen. Eine essentielle Be‐ deutung als Nahrungshabitat, Balzquartier, Winter‐ und Sommerquartier ist dem Bestand jedoch nicht zuzusprechen.  Tagesquartier der Zwergfledermaus im Pappelbestand; Nahrungsquartier von Zwergfledermäusen, Kleinen Abendseglern, Breitflügelfledermäusen und Grauen Langohren: Durch die Integration von Fledermauskästen in den neuen Gebäuden, auf‐ gehängte Fledermauskästen im Umfeld des Plangebiets, neue Gebäu‐ desturkturen, der Pflanzung von großkronigen Bäumen und Wildhecken und die Nähe zum Bergwald wird gewährleistet, dass der Erhaltungszu‐ stand der Population verschiedener Fledermausarten sich nicht verschlech‐ tert. Von dem Aufhängen der Kästen soll in erster Linie die Zwergfleder‐ maus profitieren, welche das Plangebiet als Tagesquartier nutzt. Allen üb‐ rigen von den Naturschutzverbänden gemeldeten Arten (Kleinabendseg‐ ler, Breitflügelfledermaus) dient der Geltungsbereich bzw. der dortige Pap‐ pelbestand möglicherweise als Nahrungshabitat. Aber auch sie können die Kästen ebenfalls als Einzelquartier nutzen. Der Pappelbestand wurde sei‐ tens der Naturschutzverbände aufgrund der relativ geringen Entfernung zu einem bekannten Quartier des Grauen Langohrs eine essenzielle Bedeu‐ tung zugesprochen. Diese Einschätzung konnte trotz intensiver Fledermau‐ suntersuchungen nicht bestätigt werden, was auch fachlich der „wenig mo‐ bilen und strukturgebundenen“ Art entspricht. Um die Beanspruchung ei‐ nes Nahrungslebensraumes für alle betroffenen Arten auszugleichen, ist die Anlage einer Wildhecke und von Baumgruppen am Nordostrand des Geltungsbereich vorgesehen. Eine essentielle Bedeutung als Nahrungsha‐ bitat, Balzquartier, Winter‐ und Sommerquartier ist dem Bestand jedoch nicht zuzusprechen. ‐ 26 ‐ Sonstige Tierarten Haselmaus Als weitere Art wurde seitens der Naturschutzverbände im Plangebiet ein Vorkommen der Haselmaus vermutet. Hierzu wurde vom Fachplanungs‐ büro eine Potentialanalyse durchgeführt. Diese kam zu dem Ergebnis, dass im Vorhabenbereich nicht mit der Haselmaus zu rechnen ist. Eichhörnchen  Im Rahmen der Baum‐ und Gebäudekontrolle im Dezember 2018 wurden Eichhörnchen als weitere artenschutzrechtlich relevante Art im Plangebiet identifiziert. Eichhörnchen sind national besonders geschützt. Solange kein zulässiges Eingriffsvorhaben vorliegt, ist eine Ausnahme der unteren Na‐ turschutzbehörde erforderlich, sollte eine Störung oder Tötung der Eich‐ hörnchen unumgänglich sein. Diese wurden mit folgender Maßgabe erteilt: Bei der Fällung des Baumbestandes (im Januar/Februar) inklusive Sträucher nach Fällfreigabe sind die Bäume mit den meisten Eichhörnchenkobeln zu belassen (gemäß Bericht zum Kontrolltermin 2 Bäume). So verbleiben acht Kobel, um den dort lebenden Eichhörnchen die Winterruhe und die an‐ schließende Fortpflanzung zu ermöglichen. Fällung der ,,Kobelbäume” er‐ folgt Ende August/Anfang September 2019 nach Abstimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz. Fledermäuse sind in diesem Zeit‐ raum mobil und können, sollten sie sich in den Bäume aufhalten, fliehen. Insekten  Zum Schutz der Insektenpopulation wurde festgesetzt, dass für die Stra‐ ßenbeleuchtung und die grundstücksbezogene Beleuchtung insekten‐ freundliche Leuchtmittel (1. Priorität: LED, 2. Priorität: Natriumnieder‐ drucklampen) zu verwenden sind, wobei die Leuchten nach oben abge‐ schirmt sein müssen (Fokussierung des Lichtstroms auf die zu beleuch‐ tende Fläche). Die Leuchtengehäuse müssen gegen das Eindringen von Spinnen und Insekten geschützt sein, die Oberflächentemperatur der Leuchten darf 60° C nicht überschreiten. Die im artenschutzrechtlichen Fachbeitrag vorgeschlagenen bzw. im Verfahren er‐ gänzten artenschutzrechtlichen Maßnahmen wurden, soweit es sich um Maßnah‐ men innerhalb des Geltungsbereichs handelt, in den Bebauungsplan übernommen, des Weiteren im Durchführungsvertrag geregelt. Die Maßnahmen außerhalb des Geltungsbereichs (CEF‐Maßnahmen) werden durch entsprechende Regelungen im Durchführungsvertrag gesichert. . 4.9 Belastungen 4.9.1 Altlasten Aufgrund der jahrelangen altlastenrelevanten Nutzung kann eine Verunreinigung des Untergrundes und des Grundwassers nicht ausgeschlossen werden. Aus fach‐ technischer Sicht sind auf dem Gelände weitere bodenschutzrechtliche Untersu‐ ‐ 27 ‐ chungen für den Wirkungspfad Boden‐Grundwasser erforderlich. Untersuchun‐ gen hinsichtlich des Wirkungspfades Boden‐Mensch können in Abhängigkeit der Detailplanung erforderlich werden. Anfallendes Rückbau‐ und Aushubmaterial ist in jedem Fall abfallrechtlich zu un‐ tersuchen. Im Vorfeld sind ein Rückbau‐ sowie ein Aushub‐ und Entsorgungskon‐ zept von einem Sachverständigen zu erarbeiten und der Stadt Karlsruhe, Umwelt‐ und Arbeitsschutz vorzulegen. Sämtliche Baumaßnahmen sind gutachterlich zu überwachen. Eine Muldenversickerung über mögliche vorhandene anthropogene Auffüllungen oder nutzungsbedingte Verunreinigungen ist nicht zulässig. Die Auffüllungen bzw. das verunreinigte Bodenmaterial sind auszuheben und fachgerecht zu ent‐ sorgen. Die Schadstofffreiheit ist analytisch nachzuweisen (Sohlbeprobung). Die weiteren und abschließenden Bodenuntersuchungen können vollständig erst nach Abriss der Bestandsgebäude durchgeführt werden. 4.9.2 Schall Im Rahmen der schalltechnischen Stellungnahme waren zum einen Aussagen über die Einwirkungen durch Verkehrslärm auf das Plangebiet anhand der DIN 18005 (Schallschutz im Städtebau) sowie durch Straßenbahnlärm zu beurteilen. Weiterhin sind die Auswirkungen des Bauvorhabens auf die Umgebung zu beur‐ teilen. Hierbei ist der von der Zufahrt zur Tiefgarage ausgehende Lärm als Gewer‐ belärm einzustufen und nach der TA‐Lärm zu beurteilen. Ergänzend ist zu unter‐ suchen, inwieweit sich Geräuschimmissionen aus der geplanten Kindertages‐ stätte mit angrenzendem Spielplatz auf das Plangebiet auswirken. Aufgrund der unter Ziffer 3.5. dargestellten Immissionssituation in der Umgebung des Plangebietes wurde zur Klärung der schalltechnischen Belange ein schalltech‐ nisches Gutachten vom Büro „Schalltechnik Dr. Müller“ aus Rheinstetten erstellt. Das Gutachten kommt zusammenfassend zu folgendem Ergebnis: Der resultierende Lärmeintrag aus dem Straßen‐ und Schienenverkehr liegt be‐ reichsweise deutlich über den Lärmpegeln, die nach den Planungsrichtwerten der städtebaulichen Schallschutznorm DIN 18 005 /1/ für eine Bebauung mit wohnli‐ cher Nutzung anzustreben sind. Deshalb werden im Bebauungsplan geeignete Lärmminderungsmaßnahmen festgesetzt. Hierbei werden durch geeignete Bau‐ formen bzw. Grundrissgestaltung und passive Schallschutzmaßnahmen an Ge‐ bäuden verträgliche Verhältnisse in Wohn‐ und Arbeitsräumen geschaffen. Abschirmmaßnahmen sind an den zur Steinkreuzstraße bzw. S‐Bahn‐Schleife weisenden Gebäudefassaden nicht durchführbar. Eine etwaige Abschirmung von der Steinkreuzstraße (z.B. durch eine h = 2 m hohe Lärmschutzwand) wurde ge‐ prüft, könnte in Teilen der Bebauung aber keine spürbare Minderung der Beurtei‐ lungspegel bewirken, zumindest nicht in den oberen, zur wohnlichen Nutzung ge‐ planten Gebäudebereichen. Aufgrund der nur in einem kleinen Einwirkungsbereich in Bodennähe erreichba‐ ren Verbesserung der Geräuschimmissionssituation, der Barrierewirkung einer solchen Mauer und den negativen Auswirkungen auf das Ortsbild erscheint diese aufwändige bautechnische Maßnahme als nicht angemessen und städtebaulich ‐ 28 ‐ vertretbar. Der angestrebte offene Charakter des geplanten öffentlichen Platzes im Süden des Geltungsbereichs wäre so nicht umsetzbar, auch Sicherheitsas‐ pekte (mangelnde Einsehbarkeit) sprechen gegen eine solche Lösung. Hinsichtlich möglicher Geräuscheinwirkungen aus dem Betrieb des Kindergartens ist festzustellen, dass Kinderlärm, der von Kindertageseinrichtungen, Kinderspiel‐ plätzen ausgeht, gemäß BImSchG /2/(§ 22 Abs.1a) im Regelfall keine schädliche Umwelteinwirkung ist und im Wohnumfeld hingenommen werden muss. Ein Bolzplatz bzw. eine Skateranlage oder ähnliches durch Nutzung von Jugendlichen ist nicht vorgesehen. Der Kinder‐ Spielplatz im Außenbereich des Kindergartens wird ausschließlich von Kindern und nicht von Jugendlichen genutzt. Dies wird durch eine entsprechende Beschilderung sichergestellt. Die im Gutachten vorgeschlagenen aktiven und passiven Schallschutzmaßnah‐ men wurden in die Festsetzungen des Bebauungsplans übernommen. Im Gutachten wird außerdem eine ergänzende Maßnahme genannt, die zu einer weiteren Reduzierung der Schallbelastung und damit zu einer Verbesserung der Wohnqualität führt, aus schalltechnischer Sicht unter Berücksichtigung der rele‐ vanten Normen jedoch nicht zwingend erforderlich ist und daher auch nicht als Festsetzungsvorschlag im Gutachten genannt wird. Danach können zum Schutz der Außenbereiche (Loggien und Balkone o.ä.), welche direkt an der Steinkreuz‐ straße liegen, diese zusätzlich mit einem „verglasten Wintergarten“ o.ä. mit ei‐ nem bewerteten Schalldämmmaß von Rw > 25 dB eingeplant werden. 4.9.3 Luftqualität Eine relevante Erhöhung der Luftbelastung durch das Vorhaben ist nicht zu er‐ warten. Durch die punktartige Positionierung der Gebäude wird ein ausreichender Luftaustausch gewährleistet. Der erhöhte Dämmstandard der Gebäude in Verbin‐ dung mit einer effizienten Energieversorgung (siehe auch unter Ziff. 4.9.4) tragen dazu bei, den Ausstoß von Luftschadstoffen zu minimieren. 4.9.4 Energieeffizienz / Klimaschutz Für die Bebauung des Plangebiets hat der Vorhabenträger ein Energiekonzept er‐ stellt. Dabei wurden verschiedene Varianten der Gebäudehülle inklusive der Anla‐ gen zur Raumheizung und zur Trinkwarmwasserbereitung mit Hilfe von Energie‐ bilanzen untersucht. Die zur Umsetzung vorgesehene Vorzugsvariante sieht eine zentrale Wärmever‐ sorgung aller Gebäude über ein hocheffizientes Nahwärmenetz mit Gas‐BHKW und Spitzenlastkessel vor. Über das BHKW kann so in Kraft‐Wärme‐Kopplung der größte Teil der benötigten Wärme bereitgestellt sowie zusätzlich Strom produ‐ ziert und vor Ort genutzt werden. Die Wärmeverteilung in den Gebäuden erfolgt über niedertemperaturbasierte Flächenheizungen. Die Belüftung der Gebäude wird über dezentrale Lüftungsanlagen (Wohngebäude) bzw. eine zentrale Lüf‐ tungsanlage (Kindertagesstätte) mit Wärmerückgewinnung realisiert. In Kombi‐ nation mit erhöhten Dämmstärken bei den Bauteilen der Gebäudehülle sowie ei‐ ner durchgehenden 3‐fach Wärmeschutzverglasung wird bei den Wohngebäuden der Standard eines KfW‐Effizienzhaus 55 erreicht. Die Kindertagesstätte verpasst ‐ 29 ‐ bei gleicher Ausführung auf Grund der schlechteren Bewertung durch die Berech‐ nung nach DIN 18599 (Nichtwohngebäude) den KfW‐55‐Standard nur knapp. Dennoch werden auch hier gesetzliche Anforderungen der Energieeinsparverord‐ nung (EnEV) um ‐23% beim Jahres‐Primärenergiebedarf (Qp‘) bzw. mit über ‐50% beim mittleren U‐Wert (Ht‘) für opake Bauteile unterschritten. Die Absicherung des KfW 55 Standards der Wohngebäude erfolgt über den Durchführungsvertrag. Die Begrünung der Flachdächer und der Tiefgarage, die Gestaltung der Fassaden als helle Putzfassaden und die punktartige, die Durchlüftung erlaubende Gebäu‐ deanordnung vermeiden eine negative Wirkung auf das Lokalklima. 4.9.5 Kampfmittel Von der Firma UXO PRO CONSULT wurde für das Plangebiet eine Luftbildaus‐ wertung zur Überprüfung des Verdachts auf Kampfmittelbelastung erstellt. Das Gutachten kommt zusammenfassend zu folgendem Ergebnis: Die Auswertung der Luftbildaufnahmen hat den Verdacht der Kontamination des Erkundungsgebietes mit Kampfmitteln nicht bestätigt. Nach jetzigen Kenntnis‐ stand sind keine weiteren Maßnahmen notwendig. Die Luftbildauswertung resultiert in der Erkenntnis, dass die zu untersuchende Wahrscheinlichkeit der Kontamination des Erkundungsgebietes mit Kampfmit‐ teln verschwindend gering ist. Folglich besteht keine zwingende Notwendigkeit, den Beginn der Phase B (technische Erkundung der Kampfmittelbelastung und Gefährdungsabschätzung) der Kampfmittelräumung zu veranlassen. Nach jetzi‐ gem Kenntnisstand ist die technische Erkundung demnach nicht zwingend not‐ wendig. Die tatsächliche Kampfmittelbelastung des Erkundungsgebietes kann ausschließlich durch technische Methoden vor Ort überprüft werden. 5. Umweltbericht Bei dem Bebauungsplan handelt es sich um einen Bebauungsplan der Innenent‐ wicklung, der eine Größe der überbaubaren Grundfläche von weniger als 20.000 m² festsetzt. Er wird im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Eine Umweltprü‐ fung ist deshalb nicht durchzuführen. 6. Sozialverträglichkeit Bei der Planung wurden im Hinblick auf Sozialverträglichkeit insbesondere die nachfolgend erörterten Aspekte berücksichtigt: Das Vorhaben ist in Teilbereichen eine Maßnahme des sozial geförderten Woh‐ nungsbaus. Die Gebäude sind teilweise barrierefrei konzipiert, die Wohnungsgrö‐ ßen und Zuschnitte orientieren sich an den Bedürfnissen der Nutzer. 7. Statistik 7.1 Flächenbilanz Wohngebiet ca. 0,65 ha 79,00% Verkehrsflächen ca. 0,17 ha 21,00% Grünflächen ca. 0,00 ha Ausgleichsflächen ca. 0,00 ha Gesamt ca. 0,82 ha 100,00% ‐ 30 ‐ 7.2 Geplante Bebauung Anzahl Wohneinheiten Bruttogrundfläche Einzelhäuser 8 61 14.779 m² 7.3 Bodenversiegelung1 Gesamtfläche ca. 0,82 ha 100,00% Derzeitige Versiegelung ca. 0,18 ha 21,95% Durch den Bebauungsplan max. zulässige versiegelte Fläche ca. 0,66 ha 80,49% 8. Kosten Alle im Zusammenhang mit dem Vorhaben anfallenden Kosten einschließlich der Erschließungsanlagen übernimmt der Vorhabenträger. Der Stadt Karlsruhe ent‐ stehen keine Kosten. 9. Durchführung Alle Verpflichtungen des Vorhabenträgers werden im Durchführungsvertrag gere‐ gelt. 10. Übersicht der erstellten Gutachten ‐ Schallgutachten, Schalltechnik–Dr. Müller, Fassung vom 12. Juni 2018 ‐ Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag, arguplan, Fassung vom April 2018 ‐ Historische Altlastenerkundung, GHJ, Fassung vom 6. März 2018 ‐ Baugrundgutachten, Geologisches Büro Jochen Lang, Fassung vom 12. April 2018 ‐ Luftbildauswertung zur Überprüfung des Verdachts auf Kampfmittelbelas‐ tung, UXO PRO CONSULT, Fassung vom 16. April 2018 1 Die maximal zulässige versiegelte Fläche berechnet sich aus den versiegelten Verkehrsflächen, der maximal überbaubaren (auch mit Nebenanlagen) Grundfläche (in der Regel GRZ + 50 %, max. 80 % der Grundstücksfläche) der Baugrundstücke sowie allen anderen zur Versiegelung vorgesehenen Flächen im öffentlichen Raum. ‐ 31 ‐ B. Hinweise (beigefügt) 1. Versorgung und Entsorgung Für Entwässerung und Abfallentsorgung sind die Satzungen der Stadt Karlsruhe in der jeweils gültigen Fassung zu beachten. Die Abfallbehälter sind innerhalb der Grundstücke, nicht weiter als 15 m von der für Sammelfahrzeuge befahrbaren Straße entfernt, auf einem befestigten Stand‐ platz ebenerdig aufzustellen und mit einem zu begrünenden Sichtschutz zu verse‐ hen. Der stufenlose Transportweg ist zu befestigen, eine evtl. Steigung darf 5 % nicht überschreiten. Der notwendige Hausanschlussraum soll in möglichst kurzer Entfernung zum er‐ schließenden Weg liegen und 2,50 m bis 3,50 m Abstand von geplanten bzw. vor‐ handenen Bäumen einhalten. 2. Entwässerung Bei Ausbildung einer Sockelhöhe von 0,30 m über der Gehweghinterkante ist die Entwässerung der Gebäude ab dem Erdgeschoss gewährleistet. Tiefer liegende Grundstücks‐ und Gebäudeteile können eventuell nur über Hebeanlagen entwäs‐ sert werden. Die Entwässerungskanäle werden aus wirtschaftlichen Gründen für einen übli‐ cherweise zu erwartenden Niederschlag (Bemessungsregen) dimensioniert. Bei starken Niederschlägen ist ein Aufstau des Regenwassers auf der Straßenoberflä‐ che möglich. Grundstücke und Gebäude sind durch geeignete Maßnahmen des Vorhabenträgers selbst entsprechend zu schützen. 3. Niederschlagswasser Das unbedenkliche Niederschlagswasser soll gem. § 55 Abs. 2 Wasserhaushalts‐ gesetz ortsnah versickert, verrieselt oder direkt oder über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden, soweit dem weder wasserrechtliche noch sonstige öffentlich‐rechtliche Vorschriften noch wasserwirtschaftliche Belange entgegenstehen. Bei Errichtung bzw. baulicher Veränderung von Wasserversorgungsanlagen sind die Anforderungen der Trinkwasserverordnung 2001 sowie Artikel 1 Infektions‐ schutzgesetz, § 37 Abs. 1 unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten. Der Betrieb von Zisternen muss beim Gesundheitsamt ange‐ zeigt werden. Um eine Verkeimung des öffentlichen Trinkwasserleitungssystems durch Niederschlagswasser auszuschließen, darf keine Verbindung zwischen dem gesammelten Niederschlagswasser und dem Trinkwasserleitungssystem von Ge‐ bäuden bestehen. Die Bodenversiegelung soll auf das unabdingbare Maß beschränkt werden. Not‐ wendige Befestigungen nicht überbauter Flächen der Baugrundstücke sollen zur Verringerung der Flächenversiegelung weitgehend wasserdurchlässig ausgebildet werden, z.B. als Pflaster oder Plattenbelag mit breiten, begrünten Fugen (Rasen‐ ‐ 32 ‐ pflaster), soweit nicht die Gefahr des Eindringens von Schadstoffen in den Unter‐ grund besteht. Nach Möglichkeit soll auf eine Flächenversiegelung verzichtet werden. 4. Archäologische Funde, Kleindenkmale Sollten bei der Durchführung vorgesehener Erdarbeiten archäologische Funde o‐ der Befunde entdeckt werden, ist dies gemäß § 20 DSchG umgehend dem Lan‐ desamt für Denkmalpflege (Dienstsitz Karlsruhe, Moltkestraße 74, 76133 Karls‐ ruhe), anzuzeigen. Archäologische Funde (Steinwerkzeuge, Metallteile, Keramik‐ reste, Knochen, etc.) oder Befunde (Gräber, Mauerreste, Brandschichten, auffäl‐ lige Erdverfärbungen, etc.) sind bis zum Ablauf des vierten Werktages nach der Anzeige in unverändertem Zustand zu erhalten, sofern nicht die Denkmalschutz‐ behörde mit einer Verkürzung der Frist einverstanden ist. Auf die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten (§ 27 DSchG) wird hingewiesen. Bei der Sicherung und Do‐ kumentation archäologischer Substanz ist zumindest mit kurzfristigen Leerzeiten im Bauablauf zu rechnen. Ausführende Baufirmen sollten schriftlich in Kenntnis gesetzt werden. 5. Baumschutz Bezüglich der Erhaltung der vorhandenen Bäume wird auf die am 12.10.1996 in Kraft getretene Satzung der Stadt Karlsruhe zum Schutz von Grünbeständen (Baumschutzsatzung) verwiesen. 6. Altlasten Bekannte, vermutete sowie gefundene Bodenbelastungen, bei denen Gefahren für die Gesundheit von Menschen, bedeutende Sachwerte oder erhebliche Beein‐ trächtigungen des Naturhaushalts nicht ausgeschlossen werden können, sind un‐ verzüglich der Stadt Karlsruhe, Umwelt‐ und Arbeitsschutz, Markgrafenstraße 14, 76131 Karlsruhe, zu melden. 7. Erdaushub / Auffüllungen Erdaushub soll, soweit Geländeauffüllungen im Gebiet notwendig sind, dafür ver‐ wendet werden. Der für Auffüllungen benutzte Boden muss frei von Fremdbei‐ mengungen und Schadstoffen sein. Der anfallende Mutterboden ist zu sichern. Im Übrigen wird auf das Gesetz zum Schutz des Bodens (Bundesbodenschutzge‐ setz) vom 17.03.1998 in der derzeit gültigen Fassung verwiesen. 8. Private Leitungen Private Leitungen sind von der Planung nicht erfasst. Die Berücksichtigung oder Sicherung erfolgt im Durchführungsvertrag, soweit erforderlich. 9. Barrierefreies Bauen In die Planung von Gebäuden sind die Belange von Personen mit kleinen Kindern sowie behinderten und alten Menschen einzubeziehen (§ 3 Abs. 4 und § 35 LBO). ‐ 33 ‐ 10. Erneuerbare Energien Aus Gründen der Umweltvorsorge und des Klimaschutzes sollte die Nutzung er‐ neuerbarer Energien verstärkt angestrebt werden. Auf die Vorgaben des Erneuer‐ bare‐Energien‐Wärmegesetzes (EEWärmeG) und des Gesetzes zur Nutzung er‐ neuerbarer Wärmeenergie in Baden‐Württemberg (EWärmeG) wird verwiesen. 11. Dachbegrünung und Solaranlagen Aus der Kombination von Dachbegrünung und solarenergetischer Nutzung kön‐ nen sich gegenseitige Synergieeffekte wie etwa die Senkung von Temperaturspit‐ zen und damit ein höherer Energieertrag von Photovoltaikmodulen ergeben. Beide Komponenten müssen jedoch hinsichtlich Bauunterhaltung und Pflege auf‐ einander abgestimmt sein. Bei der Installation von Photovoltaikanlagen und Anlagen zur solarthermischen Nutzung auf der Dachfläche empfiehlt sich eine „schwimmende“ Ausführung ohne Durchdringung der Dachhaut. Entsprechende Unterkonstruktionen (zum Beispiel spezielle Drainageplatten) erlauben die zusätzliche Nutzung der Begrü‐ nungssubstrate als Auflast zur Sicherung der Solaranlage gegen Sogkräfte. Die Solarmodule sind nach Möglichkeit in aufgeständerter Form mit ausreichen‐ dem Neigungswinkel und vertikalem Abstand zur Begrünung auszuführen. Dadurch ist in der Regel sichergestellt, dass die Anforderungen an eine dauer‐ hafte Begrünung und Unterhaltungspflege erfüllt sind. Flache Installationen sind zu vermeiden oder mit ausreichendem Abstand zur Bodenfläche auszuführen, so‐ dass auch hier eine Begrünung darunter möglich bleibt und die klimatische Funk‐ tion nicht unzulässig eingeschränkt wird. 12. Artenschutz Rodungsarbeiten dürfen nur außerhalb der Brutzeit durchgeführt werden, also von Anfang Oktober bis Ende Februar. Da gleichzeitig ein störungsbedingtes Verlassen von möglichen Zwergfledermäu‐ sen aus ihren Einzelquartieren gewährleistet werden darf, darf zumindest der Baumbestand im Oktober gefällt werden. Um eine Tötung/Verletzung von möglichen Fledermäusen in den Gebäuden zu vermeiden, soll der Abriss von Anfang September bis Ende Oktober stattfinden, damit die Tiere bei Bedarf ihre Einzelquartiere verlassen können. Um eine Störung brütender Vögel weitestgehend zu vermeiden, dürfen nur die eigentlichen Bauarbeiten vor Beginn der Brutzeit beginnen, damit die Brutpaare bei der Nistplatzwahl entsprechend ausweichen können. Da sich im Spätsommer und Frühherbst witterungsbedingt die Fledermäuse tags‐ über in einem tiefen Torpor befinden und erst nach einigen Minuten aktiv werden können, sind bei der Fällung von Bäumen und beim Gebäudeabriss direkt vor dem Fäll‐ bzw. Abrisstermin Aktivitätsbeobachtungen durchzuführen. Ggf. sind ge‐ staffelte Fällungen zur Vergrämung sowie ein vorsichtiges Abdecken des Dachs und anderer geeigneter Strukturen vor dem Abriss erforderlich. Außerdem ist bei der Durchführung einer ökologischen Baubegleitung erforderlich. ‐ 34 ‐ Die Fällung von Bäumen mit Eichhörnchenkobeln muss zeitlich so erfolgen, dass das Risiko der Betroffenheit von Jungtieren ausgeschlossen ist. Gleiches gilt für die Vergrämung bzw. Vergrämung der Eichhörnchen. Am Tag der Fällung und be‐ vor diese begonnen werden sind die betroffenen Eichhörnchenkobel durch einen Baumkletterer oder in anderer geeigneter Weise auf Besatz zu kontrollieren, ggf. vorhandene Tiere sind vorsichtig und behutsam zu vertreiben und die Kobel un‐ verzüglich danach zu entfernen. Zugleich sind von der ökologischen Maßnahmen‐ begleitung nochmals insgesamt die zur Fällung anstehenden Bäume prophylak‐ tisch darauf zu überprüfen, dass auch keine anderen geschützten Tiere tangiert. Vor der Fällung von Bäumen mit Eichhörnchenkobeln sind in Abstimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz künstliche Eichhörnchen‐ Ersatzko‐ bel im nahen Umfeld der zu fällenden Bäume aufzuhängen. Die Fällung ist von ei‐ ner ökologischen Fällbegleitung zu begleiten. Dem Fachamt für Umwelt‐ und Ar‐ beitsschutz ist ein kurzer Bericht hierzu und über den Umgang mit den Kobel vor‐ zulegen. Sollten großflächige Glaselemente geplant sein, ist das Thema Vogelschlagrisiko zu beachten. Für diese Flächen sind ausschließlich Elemente aus bedrucktem vo‐ gelschlag‐sicherem Glas mit hochwirksamen Mustern zu verwenden. Im Bedarfs‐ fall sind die Maßnahmen mit dem Umwelt‐ und Arbeitsschutz abzustimmen. Auf Übereckverglasungen und spiegelnde Elemente ist zu verzichten. 13. Wasserschutzgebiet Das Vorhaben liegt bekanntermaßen in der Zone IIIB des Wasserschutzgebietes Durlacher Wald. Die entsprechende Schutzgebietsverordnung in ihrer jeweils gül‐ tigen Fassung sowie das DVGW‐Arbeitsblatt W 101 „Richtlinie für Trinkwasser‐ schutzgebiete; I. Teil: Schutzgebiete für Grundwasser“ vom Juni 2006 sind zu be‐ achten. 14. Kriminalprävention Es wird darauf hingewiesen, dass bei der Planung und Umsetzung des Vorhabens auch Aspekte der Kriminalprävention einbezogen werden sollten, um dem Grund‐ bedürfnis nach einer sicheren Wohnumgebung gerecht zu werden. Wichtige Aspekte sind hierbei z.B. die Gestaltung der Freiräume mit guter Orien‐ tierbarkeit und Sichtbarkeit im Sinne einer sozialen Kontrolle, das Beleuchtungs‐ konzept sowie die Zugangsbedingungen und die technische Sicherung der Ge‐ bäude und Wohnungen. Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Karlsruhe ist gerne bereit die Bauträger/Bauherren kostenlos und unverbindlich bzgl. eines individu‐ ellen Sicherungskonzeptes zu beraten oder in Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe eine Veranstaltung für Bauinteressenten durchzuführen. ‐ 35 ‐ C. Planungsrechtliche Festsetzungen und örtliche Bauvorschriften des Vorhabenbezogenen Bebauungsplanes, bestehend aus textlichen und zeichnerischen Regelungen Planungsrechtliche Festsetzungen gemäß §§ 9, 12 Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634) und örtli‐ che Bauvorschriften gemäß § 74 Landesbauordnung (LBO) in der Fassung vom 5. März 2010 (GBl. S. 357, berichtigt S. 416) jeweils einschließlich späterer Änderun‐ gen und Ergänzungen. In Ergänzung der Planzeichnung wird Folgendes geregelt: I. Planungsrechtliche Festsetzungen 1. Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzungen Im Rahmen der Ziffern 2 bis 11 und der Planzeichnung (IV.) sind auf der Basis des Vorhaben‐ und Erschließungsplanes (siehe Anlagen) ausschließlich die baulichen und sonstigen Nutzungen zulässig, zu denen sich der Vorhabenträger im Durch‐ führungsvertrag verpflichtet. 2. Art der baulichen Nutzung Allgemeines Wohngebiet (§ 4 BauNVO) Zulässig sind: ‐ Wohngebäude, ‐ die der Versorgung des Gebietes dienenden Läden, Schank‐ und Speisewirt‐ schaften sowie nicht störenden Handwerksbetriebe, ‐ Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwe‐ cke; Ausnahmsweise können zugelassen werden: ‐ Betriebe des Beherbergungsgewerbes, ‐ sonstige nicht störende Gewerbebetriebe, ‐ Anlagen für Verwaltungen; Nicht zulässig sind: ‐ Gartenbaubetriebe, ‐ Tankstellen. 3. Maß der baulichen Nutzung Die Bezugshöhe (BZH) zur Ermittlung der Wandhöhe wird im zeichnerischen Teil als absolute Höhe über Normalhöhennull festgesetzt. Die Wandhöhe (WH) ist das Maß zwischen der Bezugshöhe und dem oberen Wandabschluss bzw. der Oberkante Flachdachattika. ‐ 36 ‐ Bei der Ausbildung von Retentionsdächern dürfen die festgesetzten Wandhöhen um das Maß ihrer Retentionsschicht überschritten werden. Die festgesetzte Grundflächenzahl darf durch die in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeichneten Anlagen bis zu einer GRZ von maximal 0,75 überschritten werden. 4. Überbaubare Grundstücksfläche Die festgesetzten Baugrenzen dürfen mit Ausnahme der zur Ringstraße orientier‐ ten Fassaden durch Balkone / Loggien bis zu einer Breite von 5 m und einer Tiefe von 2,20 m überschritten werden. Entlang der Ringstraße können untergeordnete Bauteile die Baugrenze in gering‐ fügigen Maße überschreiten, solange das Lichtraumprofil des Gehwegs und der Zufahrten nicht beeinträchtigt wird. 5. Abstandsflächen In dem im zeichnerischen Teil mit „A1“ festgesetzten Bereich dürfen die nach Bauordnungsrecht erforderlichen Abstandsflächen auf eine Tiefe von 2,5 m redu‐ ziert werden. In dem im zeichnerischen Teil mit „A2“ festgesetzten Bereich dürfen die nach Bauordnungsrecht erforderlichen Abstandsflächen auf eine Tiefe von 2,5 m redu‐ ziert werden. Vordächer bis zu einer Tiefe von 2,5 m dürfen auch ohne Einhaltung von Abstandsflächen errichtet werden. In den im zeichnerischen Teil mit „A3“ festgesetzten Bereichen dürfen die Ge‐ bäude auch ohne Einhaltung der Abstandsflächen errichtet werden. 6. Stellplätze und Garagen, Carports Oberirdische Garagen und Carports sind unzulässig. Stellplätze und Tiefgaragen sind nur innerhalb der überbaubaren Flächen zuläs‐ sig. 7. Nebenanlagen Nebenanlagen im Sinne von § 14 BauNVO sind im gesamten Plangebiet zulässig. 8. Grünflächen / Pflanzgebote und Pflanzerhaltung 8.1 Erhaltung von Bäumen Im Kronentraufbereich der im zeichnerischen Teil zum Erhalt festgesetzten Bäume sind Abgrabungen, zusätzliche Versiegelungen und Bodenveränderungen unzulässig. Bei Abgang der Bäume ist in der nächsten Pflanzperiode ein gleichar‐ tiger Laubbaum zu pflanzen. Details zur Sicherstellung des fachgerechten Erhalts sind im Durchführungsvertrag geregelt. 8.2 Pflanzgebote für Einzelbäume An den im zeichnerischen Teil festgesetzten Standorten sind Hochstammbäume gemäß nachfolgender Artenverwendungsliste fachgerecht zu pflanzen. Bei Über‐ schneidungen mit Leitungsrechten oder bei sonstigen nicht vermeidbaren Hinde‐ rungsgründen dürfen die festgesetzten Baumstandorte geringfügig verschoben werden. . Näheres regelt der Durchführungsvertrag. ‐ 37 ‐ 8.2.1 Zu pflanzende Bäume außerhalb der Tiefgarage Für Straßenbäume und Bäume auf befestigten Flächen sind offene Baumschei‐ ben von mind. 10 m² Größe vorzusehen. Der zur Verfügung stehende durchwur‐ zelbare Raum hat mindestens 20m³ je Baum zu betragen. Eine teilweise Über‐ bauung der Baumscheibe ist möglich, wenn aus gestalterischen oder funktionalen Gründen erforderlich. Der zu überbauende Teil der Baumpflanzgrube ist mit ver‐ dichtbarem Baumsubstrat nach Angaben der Forschungsgesellschaft Land‐ schaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. (Richtlinie der Forschungsgesell‐ schaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. „Empfehlungen für Baumpflanzungen – Teil 2: Standortvorbereitungen für Neupflanzungen; Pflanz‐ gruben und Wurzelraumerweiterung, Bauweisen und Substrate“ in der jeweils gültigen Fassung2) zu verfüllen. Die Überbauung hat wasserdurchlässig zu erfol‐ gen. Erforderlichenfalls sind im überbauten Bereich geeignete technische Maß‐ nahmen (z.B. Belüftungsrohre, Bewässerungssystem) vorzusehen, um den lang‐ fristigen Erhalt der Bäume zu gewährleisten. 8.2.2 Zu pflanzende Bäume auf der Tiefgarage Für Bäume auf der Tiefgarage ist eine Pflanzgrube mit mind. 12 m³ bei mind. 0,9m Tiefe vorzusehen. Die tatsächliche Tiefe ist abhängig von der jeweiligen Überde‐ ckung auf der Tiefgarage. 8.2.3 Bedingte Festsetzung für die Pflanzgebote für Einzelbäume im Bereich der Freihaltetrasse der Stadtbahn Die Pflanzgebote für Einzelbäume im Bereich der gemäß zeichnerischem Teil von Bebauung freizuhaltenden Flächen sind wie unter Ziffer 8.2.1 umzusetzen und dauerhaft zu unterhalten, bis die Stadtbahn realisiert wird. 8.2.4 Artenverwendungsliste für Pflanzgebot Einzelbaum Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Wuchsklasse 1 (großkronig) Acer plataniodes in Sorten Spitzahorn Fagus sylvatica Rotbuche Tilia in Arten und Sorten Linde Wuchsklasse 2 (mittelkronig) Acer campestre Feldahorn Carpinus betulus Hainbuche Liquidambar styracifula und Sorten Amberbaum Prunus avium und Sorten Vogelkirsche Sophora japonica Regent Schnurbaum Paulowina tomentosa Blauglockenbaum 2 Einzusehen im Stadtplanungsamt Karlsruhe, Lammstraße 7, 76133 Karlsruhe ‐ 38 ‐ Wuchsklasse 3 (kleinkronig) Malus‐Hybriden Zier‐Apfel Prunus padus Traubenkirsche Qualität: Hochstämme Stammumfang 18‐20 cm. 8.3 Dachbegrünung Die Dachflächen sind dauerhaft extensiv zu begrünen. Die Flächen sind mit einer für Gräser‐ und Kräutervegetation ausreichenden Substratschüttung von im ge‐ setzten Zustand mindestens 12 cm über der Drainschicht zu versehen und mit ei‐ ner Gräser‐ und Kräutermischung gemäß nachfolgender Artenverwendungsliste zu bepflanzen. Artenverwendungsliste Dachbegrünung Kräuter ( Anteil 60 % ) Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Allium schoenoprasum Schnittlauch Anthemis tinctoria Färber‐Kamille Anthyllis vulneraria Wundklee Campanula rotundifolia Rundblättr. Glockenblume Dianthus armeria Rauhe Nelke Dianthus deltoides Heide‐Nelke Echium vulgare Natternkopf Euphorbia cyparissias Zypressen‐Wolfsmilch Helianthemum nummular Sonnenröschen Hieracium pilosella Kleines Habichtskraut Jasione montana Berg‐Sandglöckchen Potentilla tabernaemonta Frühlings‐Fingerkraut Scabiosa columbaria Tauben‐Skabiose Sedum acre Scharfer Mauerpfeffer Sedum album Weißer Mauerpfeffer Sedum sexangulare Milder Mauerpfeffer Silene nutans Nickendes Leimkraut Silene vulgaris Gemeines Leimkraut Thymus pulegioide Gewöhnlicher Thymian Gräser ( Anteil 40 % ): Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Briza media Zittergras Carex flacca Blaugrüne Segge ‐ 39 ‐ Festuca guestfalica Harter Schafschwingel Ergänzend zur Dachbegrünung sind Aufbauten für Photovoltaikanlagen und Anla‐ gen zur solarthermischen Nutzung zulässig, sofern die Dachbegrünung und deren Wasserrückhaltefunktion dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. 8.4 Begrünung der Tiefgaragen Die nicht überbauten Decken von Tiefgaragen sind, soweit sie nicht für Zuwege oder Nebenanlagen benötigt werden, zu begrünen. Für die Substratschicht ober‐ halb der „Drän‐/Retentions‐ und Filterschicht“ sind folgende Höhen erforderlich: ‐für Rasen 40 cm, ‐für Sträucher 70 cm, ‐für Bäume 90 cm im Kronentraufbereich der ausgewachsenen Bäume. 8.5 Pflanzung von Schnitthecken Bei der Pflanzung von geschnittenen Hecken (Siehe Ziff. 3 der örtlichen Bauvor‐ schriften) sind Arten der nachfolgenden Pflanzliste zu verwenden: Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Carpinus betulus Hainbuche Cornus mas Kornelkirsche Fagus sylvatica Rotbuche Ligustrum vulgare Altrovirens Liguster 9. Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft 9.1 Ersatzpflanzungen von Gehölzen Die im zeichnerischen Teil festgesetzten Flächen zum Schutz, zur Pflege und zum Erhalt von Boden, Natur und Landschaft sind flächig mit Gehölzen aus nachfol‐ gender Artenverwendungsliste zu bepflanzen. Zu verwenden sind gebietsheimi‐ sche Pflanzen aus dem Herkunftsgebiet 6 Oberrheingraben (Quelle LUBW)3. Zu verwenden ist Pflanzgut aus regionalen Herkünften, das mit einer Identitätsnum‐ mer gekennzeichnet ist (PFG 1). Die Gehölze sind zu erhalten, müssen fachgerecht gepflegt werden und sind bei Abgang gleichartig zu ersetzen. 3 Einzusehen beim Stadtplanungsamt Karlsruhe, Lammstraße 7, 76133 Karlsruhe ‐ 40 ‐ Artenverwendungsliste Pflanzgebot 1 (PFG 1) Baumarten Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Acer campestre Feldahorn Acer plataniodes in Sorten Spitzahorn Carpinus betulus Hainbuche Fagus sylvatica Rotbuche Crataegus laevigata Zweigriffeliger Weißdorn Fraxinus excelsior Gewöhnliche Esche Prunus avium Vogelkirsche Liste Straucharten: Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Cornus mas Kornelkirsche Cornus sanguinea Hartriegel Corylus avellana Haselnuss Crataegus laevigata Weißdorn Crataegus mongyna Eingriffeliger Weißdorn Euonymus europaeus Pfaffenhütchen Ligustrum vulgare Liguster Mespilus germanica Mispel Prunus spinosa Schlehe Rosa canina Hundsrose Sambucus nigra Schwarzer Holunder Sorbus aucuparia Eberesche Sorbus torminalis Elsbeere Viburnum opolus Gewöhnlicher Schneeball Viburnum lantana Wolliger Schneeball Qualität: Bäume (Hochstämme und Stammbüsche) Stammumfang 18‐20 cm Sträucher 2x verpflanzte Sträucher, je nach Art in der Sortierung 60‐80cm , 80‐100 cm oder 100‐150 cm 9.2 CEF‐Maßnahmen In den im zeichnerischen Teil zum Erhalt festgesetzten Bäumen sind ausreichend vorzeitig vor Beginn der Baumaßnahmen nachfolgend beschriebene Nistkästen anzubringen: ‐ 41 ‐ ‐ 2 Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32mm) (Aufhänghöhe > 2 m) 9.3 Weitere Artenschutzmaßnahmen (keine CEF‐Maßnahmen) 9.3.1 Nistmöglichkeiten Im Plangebiet nachfolgend beschriebene Nistkästen anzubringen: Vögel  2 Vogelkästen für Höhlenbrütern an den neu entstehenden Gebäu‐ den (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Fluglochweite 32 mm) (Aufhäng‐ höhe > 2 m) Fledermäuse  16 fassadenintegrierte Kästen in den neu entstehenden Gebäuden (2 Käs‐ ten pro Gebäude = 16 Kästen, Modell Schwegler: Typ 1 FR Fassadenröhre) (Aufhänghöhe > 3 m) 9.3.2 Beleuchtung Für die Straßenbeleuchtung und die grundstücksbezogene Beleuchtung sind in‐ sektenfreundliche Leuchtmittel (1. Priorität: LED, 2. Priorität: Natriumnieder‐ drucklampen) zu verwenden, wobei die Leuchten nach oben abgeschirmt sein müssen (Fokussierung des Lichtstroms auf die zu beleuchtende Fläche). Die Leuchtengehäuse müssen gegen das Eindringen von Spinnen und Insekten ge‐ schützt sein, die Oberflächentemperatur der Leuchten darf 60° C nicht über‐ schreiten. 10. Geh‐ und Leitungsrechte Die im zeichnerischen Teil mit „L“ festgesetzte Fläche ist mit einem Leitungsrecht zu Gunsten des Versorgungsträgers zu belasten. Die im zeichnerischen Teil mit „G“ festgesetzte Fläche ist mit einem Gehrecht zu Gunsten der Allgemeinheit zu belasten. Die mit einem Leitungsrecht belasteten Flächen sind von jeglicher Bebauung frei‐ zuhalten. Pflanzungen in diesen Bereichen sind nur in Absprache mit dem Lei‐ tungsträger zulässig. 11. Schallschutz 11.1 Aktive Schallschutzmaßnahmen Tiefgaragenrampen sind einzuhausen. Auf den Innenseiten der Rampeneinhausungen ist eine hochabsorbierende Ver‐ kleidung anzubringen (Absorberklasse C oder besser, aw > 0,60). Die Verkleidung ist ebenfalls an der Deckenfläche im angrenzenden Tiefgaragen‐ parkbereich auf eine Tiefe von mindestens 10 m anzubringen. ‐ 42 ‐ 11.2 Passive Schallschutzmaßnahmen Bei der Neuerrichtung von Wohn‐ oder Arbeitsräumen sind die baurechtlich ver‐ bindlichen Anforderungen nach DIN 4109‐1 /4c/ (2016‐7) an die Luftschalldäm‐ mung von Außenbauteilen (Wand, Dach, Fassade, Fenster) von Gebäuden zu be‐ achten. Diese Anforderungen sind abhängig von den im zeichnerischen Teil fest‐ gesetzten Lärmpegelbereichen und der nachfolgenden Tabelle umzusetzen. Abb.3 Anforderung an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen Liegt die Fassade eines Gebäudes im Bereich von zwei unterschiedlichen Lärmpe‐ gelbereichen, ist für die Fassade der höhere Lärmpegelbereich anzusetzen. Innerhalb des im zeichnerischen Teil festgesetzten Bereichs der überbaubaren Flächen sind Schlafräume (Schlaf‐ und Kinderzimmer) mit schallgedämmten Lüf‐ tungseinrichtungen auszustatten. Dies gilt auch, wenn der Schlafraum nur teil‐ weise in diesem Bereich liegt. Ausnahmen sind zulässig, wenn der Schlafraum durch ein weiteres Fenster belüftbar ist, das außerhalb des festgesetzten Bereichs liegt. Wird im Baugenehmigungsverfahren der Nachweis erbracht, dass im Einzelfall geringere Außenlärmpegel an den Fassaden vorliegen, können die Anforderun‐ gen an die Schalldämmung der Außenbauteile ausnahmsweise entsprechend den Vorgaben der DIN 4109 reduziert werden. Die DIN 4109, DIN 18005, TA Lärm, VDI 4100 und VDI 2719 „Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen“ liegen beim Stadtplanungsamt der Stadt Karlsruhe, Bereich Städtebau, Lammstraße 7, 1. OG., Zimmer D 113/ 114, 76133 Karlsruhe aus und können dort während der Dienststunden (08.30 Uhr – 15.30 Uhr) eingesehen werden (zu beziehen außerdem beim Beuth‐Verlag, Ber‐ lin). ‐ 43 ‐ II. Örtliche Bauvorschriften 1 Dächer Zulässig sind Flachdächer mit einer Neigung von max. 5°. Für Nebenanlagen sind auch abweichende Dachformen und Neigungen zulässig. Ergänzend zur Dachbegrünung sind Aufbauten für Photovoltaikanlagen und Anla‐ gen zur solarthermischen Nutzung zulässig, sofern die Dachbegrünung und deren Wasserrückhaltefunktion dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Technische Dachaufbauten (außer Photovoltaikanlagen und Anlagen zur solar‐ thermischen Nutzung) sind auf max. 20% der Dachflächen begrenzt. Dachterras‐ sen sind nur für Staffelgeschosse zulässig. Dachaufbauten, mit Ausnahme von Aufzugsüberfahrten, haben zu Außenfassa‐ den mindestens im selben Maß Abstand zu halten, wie sie die Höhe des oberen Fassadenabschlusses (Flachdachattika) überschreiten (X ≥ Z; s. Beispielskizze). Abb. 4: Beispielskizze Mindestabstand der Dachaufbauten zu Außenfassaden 2. Werbeanlagen und Automaten Werbeanlagen sind nur am Ort der Leistung, am Gebäude, im Erdgeschoss, nicht in der Vorgartenzone und nur unter Einhaltung folgender Größen zulässig: ‐ Einzelbuchstaben bis max. 0,30 m Höhe und Breite, ‐ sonstige Werbeanlagen (Schilder, Firmenzeichen und dergleichen) bis zu ei‐ ner Fläche von 0,5 m². Unzulässig sind Werbeanlagen mit wechselndem oder bewegtem Licht, drehbare Werbeträger und solche mit wechselnden Motiven, sowie Laserwerbung, Skybea‐ mer oder Ähnliches. Automaten sind nur am Gebäude und nicht in der Vorgartenzone zulässig. Anlagen, die zum Anschlagen von Plakaten oder anderen werbewirksamen Ein‐ richtungen bestimmt sind, sind nicht zulässig. ‐ 44 ‐ 3. Einfriedigungen, Stützmauern Einfriedigungen sind nur als geschnittene Hecken bis 1,4 m Höhe (einschließlich der Aufkantung der Tiefgarage) über der Hinterkante des Gehwegs zulässig. Die Hecken können mit einem dahinterliegenden Drahtgeflecht oder Metallgitter‐ zaun kombiniert werden. Die Errichtung von Stützmauern ist zulässig. 4. Gestaltung der nicht überbaubaren Flächen Die nicht überbaubaren privaten Grundstücksflächen sind, soweit sie nicht für Stellplätze, Zugänge und Nebenanlagen benötigt werden, zu begrünen und als Vegetationsflächen dauerhaft anzulegen und zu unterhalten. 5. Abfallbehälterstandplätze Abfallbehälterstandplätze sind, sofern diese von den öffentlichen Straßen und Wegen aus sichtbar sind, mit einem Sichtschutz zu versehen. Falls dieser baulich hergestellt wird, muss er begrünt werden. 6. Außenantennen Pro Gebäude ist nur eine Gemeinschaftsantennenanlage oder Satellitenantenne zulässig. 7. Niederspannungsfreileitungen Niederspannungsfreileitungen sind unzulässig. III. Sonstige Festsetzungen (Planungsrechtliche und bauordnungsrechtliche Regelungen) Der Bebauungsplan Nr. 392 in Kraft getreten am 10. September 1970, wird in den Teilbereichen aufgehoben, die durch diesen Bebauungsplan neu geregelt werden. Der Vorhaben‐ und Erschließungsplan ist Bestandteil des vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Dies gilt nicht für die dargestellte Möblierung und Planeintei‐ lung. 040_VbB-Steinkreuzstrasse 14-Entwurf VEP gesamt 20190408_Steinkreuzstr. 14_VEP Fassung 4. April Steinkreuzstr. 14_Stellplätze_2019-04-04 190404 WSW Genehmigungsplanung.pdf 19 [TÖB Genehmigungsplan (A4)] 1/4.5 2/19
https://www.karlsruhe.de/b3/bauen/bebauungsplanung/plaene/steinkreuzstrasse_14/HF_sections/content/ZZlQUHXIkwOZoi/ZZo4ZDllpX89eZ/VBB_Steinkreuzstrasse%2014_11042019.pdf
Vorhabenbezogener Bebauungsplan „Steinkreuzstraße 14“, Karlsruhe – Wolfartsweier Entwurf Vorhabenträger: SÜBA Bauen und Wohnen Karlsruhe GmbH Alte Kreisstraße 42 76149 Karlsruhe T. 0721 – 7802‐0 F. 0721 – 7802‐22 info@sbw‐karlsruhe.de Planverfasser: VbB VEP GERHARDT.stadtplaner.architekten Werkgemeinschaft Karlsruhe Weinbrennerstraße 13 Freie Architekten BDA 76135 Karlsruhe Kammerer & Stengel T. 0721 – 831030 Partnerschaft mbB F. 0721 – 8310399 Schubertstraße 2 mail@gsa‐karlsruhe.de 76185 Karlsruhe T. 0721 – 84006 ‐ 0 F. 0721 – 84006 ‐ 66 info@wgk‐ka.de ‐ 2 ‐ Inhaltsverzeichnis: A. Begründung gemäß § 9 Abs. 8 Baugesetzbuch (beigefügt) ...................... 5 1. Aufgabe und Notwendigkeit ................................................................... 5 2. Bestehende Planungen ........................................................................... 5 2.1 Vorbereitende Bauleitplanung .................................................................. 5 2.2 Verbindliche Bauleitplanung ..................................................................... 6 3. Bestandsaufnahme ................................................................................ 6 3.1 Räumlicher Geltungsbereich ..................................................................... 6 3.2 Naturräumliche Gegebenheiten, Bodenbeschaffenheit, Artenschutz ........... 6 3.2.1 Naturräumliche Gegebenheiten ................................................................ 6 3.2.2 Bodenbeschaffenheit ............................................................................... 7 3.2.3 Artenschutz ............................................................................................ 7 3.3 Vorhandene Nutzung, Bebauung und Erschließung .................................... 9 3.4 Eigentumsverhältnisse ........................................................................... 10 3.5 Belastungen .......................................................................................... 10 4. Planungskonzept ................................................................................. 11 4.1 Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzung .................................................. 12 4.2 Art der baulichen Nutzung ..................................................................... 12 4.3 Maß der baulichen Nutzung ................................................................... 13 4.4 Bauweise .............................................................................................. 14 4.5 Abstandsflächen .................................................................................... 14 4.6 Erschließung ......................................................................................... 16 4.6.1 ÖPNV ................................................................................................... 16 4.6.2 Motorisierter Individualverkehr ............................................................... 16 4.6.3 Ruhender Verkehr ................................................................................. 16 4.6.4 Geh‐ und Radwege ................................................................................ 16 4.6.5 Feuerwehrzufahrt .................................................................................. 17 4.6.6 Ver‐ und Entsorgung .............................................................................. 17 4.7 Gestaltung ............................................................................................ 17 4.8 Grünordnung / Ersatz‐ und Ausgleichsmaßnahmen / Artenschutz ............. 18 4.8.1 Grünplanung, Pflanzungen ..................................................................... 18 4.8.2 Ausgleichsmaßnahmen ......................................................................... 19 4.8.3 Maßnahmen für den Artenschutz ........................................................... 20 4.9 Belastungen .......................................................................................... 26 4.9.1 Altlasten ............................................................................................... 26 4.9.2 Schall ................................................................................................... 27 4.9.3 Luftqualität ........................................................................................... 28 4.9.4 Energieeffizienz / Klimaschutz ................................................................ 28 4.9.5 Kampfmittel .......................................................................................... 29 5. Umweltbericht ..................................................................................... 29 6. Sozialverträglichkeit ............................................................................ 29 7. Statistik ............................................................................................... 29 7.1 Flächenbilanz ........................................................................................ 29 ‐ 3 ‐ 7.2 Geplante Bebauung ............................................................................... 30 7.3 Bodenversiegelung ................................................................................ 30 8. Kosten ................................................................................................. 30 9. Durchführung ....................................................................................... 30 10. Übersicht der erstellten Gutachten ....................................................... 30 B. Hinweise (beigefügt) ............................................................................ 31 1. Versorgung und Entsorgung ................................................................... 31 2. Entwässerung ....................................................................................... 31 3. Niederschlagswasser ............................................................................. 31 4. Archäologische Funde, Kleindenkmale .................................................... 32 5. Baumschutz .......................................................................................... 32 6. Altlasten ............................................................................................... 32 7. Erdaushub / Auffüllungen ....................................................................... 32 8. Private Leitungen .................................................................................. 32 9. Barrierefreies Bauen .............................................................................. 32 10. Erneuerbare Energien ............................................................................ 33 11. Dachbegrünung und Solaranlagen .......................................................... 33 12. Artenschutz .......................................................................................... 33 13. Wasserschutzgebiet ............................................................................... 34 14. Kriminalprävention ................................................................................ 34 C. Planungsrechtliche Festsetzungen und örtliche Bauvorschriften ........... 35 I. Planungsrechtliche Festsetzungen ....................................................... 35 1. Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzungen .............................................. 35 2. Art der baulichen Nutzung ..................................................................... 35 3. Maß der baulichen Nutzung ................................................................... 35 4. Überbaubare Grundstücksfläche ............................................................. 36 5. Abstandsflächen .................................................................................... 36 6. Stellplätze und Garagen, Carports .......................................................... 36 7. Nebenanlagen ....................................................................................... 36 8. Grünflächen / Pflanzgebote und Pflanzerhaltung ..................................... 36 8.1 Erhaltung von Bäumen ........................................................................... 36 8.2 Pflanzgebote für Einzelbäume ................................................................ 36 8.2.1 Zu pflanzende Bäume außerhalb der Tiefgarage ...................................... 37 8.2.2 Zu pflanzende Bäume auf der Tiefgarage ................................................ 37 8.2.3 Bedingte Festsetzung für die Pflanzgebote für Einzelbäume im Bereich der Freihaltetrasse der Stadtbahn ........................................................... 37 8.2.4 Artenverwendungsliste für Pflanzgebot Einzelbaum ................................ 37 8.3 Dachbegrünung ..................................................................................... 38 8.4 Begrünung der Tiefgaragen .................................................................... 39 8.5 Pflanzung von Schnitthecken ................................................................. 39 9. Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft ....................................... 39 9.1 Ersatzpflanzungen von Gehölzen ............................................................ 39 ‐ 4 ‐ 9.2 CEF‐Maßnahmen .................................................................................. 40 9.3 Weitere Artenschutzmaßnahmen (keine CEF‐Maßnahmen) ..................... 41 9.3.1 Nistmöglichkeiten ................................................................................. 41 9.3.2 Beleuchtung .......................................................................................... 41 10. Geh‐ und Leitungsrechte ........................................................................ 41 11. Schallschutz .......................................................................................... 41 11.1 Aktive Schallschutzmaßnahmen ............................................................. 41 11.2 Passive Schallschutzmaßnahmen ........................................................... 42 II. Örtliche Bauvorschriften ....................................................................... 43 1 Dächer .................................................................................................. 43 2. Werbeanlagen und Automaten ............................................................... 43 3. Einfriedigungen, Stützmauern ................................................................ 44 4. Gestaltung der nicht überbaubaren Flächen ............................................. 44 5. Abfallbehälterstandplätze ...................................................................... 44 6. Außenantennen .................................................................................... 44 7. Niederspannungsfreileitungen ............................................................... 44 III. Sonstige Festsetzungen ....................................................................... 45 IV. Zeichnerische Festsetzungen – Planzeichnung ...................................... 46 Unterschriften ................................................................................................ 48 Anlage zur Begründung ‐ Vorhaben‐ und Erschließungsplan ............................ 49 ‐ 5 ‐ A. Begründung gemäß § 9 Abs. 8 Baugesetzbuch (beigefügt) 1. Aufgabe und Notwendigkeit Der Vorhabenträger „SÜBA Bauen und Wohnen Karlsruhe GmbH“ plant im Karls‐ ruher Stadtteil Wolfartsweier auf einem ca. 0,82 ha großen, heute gewerblich ge‐ nutzten Areal am nordwestlichen Ortsrand an der Ecke Ringstraße / Steinkreuz‐ straße eine Wohnbebauung mit einer Senioren‐Wohngemeinschaft und Praxis‐ räumen sowie Kindertagesstätte. Die Planung ist aus einer Mehrfachbeauftra‐ gung hervorgegangen und wurde bereits vom Ortschaftsrat und vom Planungs‐ ausschuss befürwortet. Das Vorhaben ist nach den Festsetzungen des rechtsverbindlichen Bebauungs‐ plans nicht genehmigungsfähig. Das für die Umsetzung des Vorhabens erforderli‐ che Planungsrecht soll über die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebau‐ ungsplans gem. § 12 BauGB (Ziffer 2) hergestellt werden. 2. Bestehende Planungen 2.1 Vorbereitende Bauleitplanung Abb.1: Ausschnitt Flächennutzungsplan ‐ 6 ‐ Das Planungsgebiet ist im rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan des Nach‐ barschaftsverbandes Karlsruhe (FNP NVK) als „Gewerbliche Baufläche“ darge‐ stellt. Die geplante Wohnnutzung ist nicht aus dem Flächennutzungsplan entwi‐ ckelt. Da der vorhabenbezogene Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren nach § 13a BauGB aufgestellt wird, kann der Flächennutzungsplan im Wege der Berichtigung geändert werden. Aufgrund der Ergebnisse der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger nach § 4 BauGB (Anmerkung: Verfahren im Rahmen der Flächennutzungs‐ planung) im Frühjahr 2018 besteht die Möglichkeit, dass die im FNP 2010, 5. Aktu‐ alisierung als "geplante Gewerbliche Baufläche" dargestellte Fläche "Hörgel", die nordöstlich an das Plangebiet angrenzt, doch in den FNP 2030 übernommen wird. Entgegen ursprünglicher Planungen soll die Erschließung der Fläche dann aber von Norden erfolgen und nicht über die Steinkreuzstraße 14. 2.2 Verbindliche Bauleitplanung Der rechtsverbindliche Bebauungsplan (Straßen‐ und Baulinienplan) Nr. 392 „Wingertäcker“ vom 10.09.1970 setzt für das Plangebiet ein Allgemeines Wohn‐ gebiet fest. Aufgrund der im Bebauungsplan getroffenen Festsetzungen ist die Umsetzung des geplanten Vorhabens nicht möglich. 3. Bestandsaufnahme 3.1 Räumlicher Geltungsbereich Der räumliche Geltungsbereich umfasst die Flurstücke Nummer 20305, 20306, 20308/1 sowie Teile des Straßenflurstücks 21972 und hat eine Größe von insge‐ samt ca. 0,82 ha. Das Grundstück wird im Süd‐Osten durch die Steinkreuzstraße, im Süd‐Westen durch die Ringstraße mit anschließender Wohnbebauung, im Nord‐Westen durch ein privates Grundstück mit Wohnbebauung und im Nord‐Osten durch die Wen‐ deschleife der Straßenbahn begrenzt. Maßgeblich für die Abgrenzung des Plangebiets ist der im zeichnerischen Teil festgesetzte Geltungsbereich. 3.2 Naturräumliche Gegebenheiten, Bodenbeschaffenheit, Artenschutz 3.2.1 Naturräumliche Gegebenheiten Das Planungsgebiet liegt am nördlichen Ortseingang des Stadtteils Karlsruhe‐ Wolfartsweier in prägnanter Ortsrandlage. Durch seine Lage an der Straßenbahn‐ Haltestelle verfügt es über eine ausgezeichnete Verkehrsanbindung. Neben der gegenwärtig als Gewerbefläche genutzten und überwiegend versiegel‐ ten Grundstücksfläche befindet sich im nördlichen Bereich des Plangebiets ein Pappel‐Baumbestand. Aus Gründen des Verkehrsschutzes kann die Pappelgruppe auf Dauer nicht erhalten bleiben, da eine ausreichende Standsicherheit der Bäume nicht gewährleistet ist. Das zuständige städtische Amt hatte daher schon eine Fäll‐ genehmigung erteilt, deren Wirksamkeit aktuell ausgesetzt ist. Eine gutachterliche Untersuchung der Pappeln hat ergeben, dass vorab die Fällung von zwei dringli‐ ‐ 7 ‐ chen Gefahrenbäumen und Kronenrücknahmen an den Nachbarbäumen aus Grün‐ den der Verkehrssicherheit erforderlich ist. Der übrige Pappelbestand, aus dem die zwei Gefahrenpappeln entnommen wurden, bleibt nach den Sicherungsmaßnah‐ men vorerst erhalten. Das Gelände fällt vom Süden (Steinkreuzstraße) nach Nor‐ den (Flurstück 21971/2) von ca. 130 m über NHN auf ca. 121 m über NHN um ca. 9 m ab. Das Plangebiet liegt im Bereich des Wasserschutzgebietes Durlacher Wald Zone lll B. Der höchste bisher gemessene Grundwasserstand liegt bei rd. 116,00 m über NHN. (T511 Talwiesenstr. Spielplatz). Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass bei extrem starken Niederschlägen über einen längeren Zeitraum der bisher ermittelte max. Grundwasserstand überschritten werden kann. 3.2.2 Bodenbeschaffenheit Im zum Vorhaben erstellten Baugrundgutachten (Siehe Ziffer 10 der Begründung) werden zur geologischen Situation im Plangebiet folgende Aussagen getroffen: Am östlichen Rheintalgrabenbruch grenzt eine tektonische Hochscholle aus Bunt‐ sandstein an das mit Kies gefüllte Becken des Rheintalgrabens, der sich von Basel bis Frankfurt erstreckt. Im Bereich der Untersuchungsfläche lagert Hangschutt und Geschiebe aus roten Buntsandsteingeröllen, der noch von Lößlehm überlagert wird. Löß wurde während der Eiszeit dünenartig aus den unbewaldeten Schotter‐ fluren des Rheingrabens ausgeblasen und an den Hängen wieder abgelagert. Die Kiesfüllung der Oberrheinebene lag früher noch bis zu 6 m über der jetzigen Talaue, sodass in der unteren Hanglage auch noch alte Terrassenreste aus alpinen Kiesen vorhanden sind. Während der schluffige Löß nach der Eiszeit zu wenig trag‐ fähigem Lößlehm durchgewittert ist, bilden die ab 1,5 m Tiefe durchgehend vor‐ handenen Geröllschichten aus hartem Buntsandstein oder Kiesen der Hochter‐ rasse einen gut tragfähigen Baugrund. Im Übrigen wird auf die Inhalte des Baugrundgutachtens verwiesen. Der nördliche Teil des Grundstückes liegt in der Kinzig‐Murg‐Rinne. Aufgrund der Nähe zur tektonisch entstandenen Grabenbruchkante des Oberrheingrabens ist mit unterirdischem Schichtwasser zu rechnen. 3.2.3 Artenschutz Das Vorkommen artenschutzrechtlich relevanter Arten im Plangebiet wurde im Rahmen eines artenschutzrechtlichen Fachbeitrages vom Büro arguplan aus Karls‐ ruhe untersucht. Die Ergebnisse werden gegliedert nach den betroffenen Arten nachfolgend zusammenfassend dargestellt. Die Bewertung der Bestandsauf‐ nahme und die Darstellung des daraus abgeleiteten Maßnahmenkonzepts erfolgt unter Ziffer 4.8.3 der Begründung. ‐ 8 ‐ Bestandsaufnahme im Rahmen des artenschutzrechtlichen Fachbeitrags Vögel Im Rahmen der Vogelkartierung wurden insgesamt 23 Vogelarten im Vorhabenbe‐ reich festgestellt. Bei acht Arten handelt es sich um Brutvögel (Arten mit Brutnach‐ weis oder Brutverdacht). Wertgebende bzw. gefährdete Arten befinden sich nicht darunter. Die nachgewiesenen Brutvogelarten stellen vor allem Gehölzbewohner dar. Gebäudebrüter (z.B. Haussperling, Hausrotschwanz) nutzen das Areal nur als Nahrungshabitat. Fledermäuse Im Rahmen der sechs Detektorbegehungen wurden im Untersuchungsgebiet Flug‐ aktivitäten von Zwergfledermäusen festgestellt. Es besteht der Verdacht, dass die Gebäude und der Pappelbestand zeitweise als Einzelquartiere genutzt werden. Al‐ lerdings ergab die Habitatpotenzialanalyse ein sehr geringes Angebot an fleder‐ mausrelevanten Strukturen im Vorhabenbereich. Im Fachbeitrag wird festgestellt, dass es keine Hinweise auf ein Wochenstubenquartier (Fortpflanzungsstätte) im Gebäudekomplex und im Baumbestand gibt. Beide Strukturen können jedoch als sporadisch genutzte Tagesquartiere (Ruhestätten) einzelner Zwergfledermausin‐ dividuen dienen. Vor dem Hintergrund der vorliegenden Biotopausstattung wird mit einem Vorkommen weiterer europarechtlich geschützter Arten im Vorhaben‐ bereich nicht gerechnet. Totholzkäfer Das Vorkommen von Totholzkäfern (Heldbock, Juchtenkäfer und Scharlachkäfer) im Plangebiet wurde geprüft. Die Entwicklung des Heldbocks erfolgt ausschließlich in Stiel‐ und Trauben‐Eichen, besonders in latent geschädigten lebenden Bäumen in sonnenexponierter Lage. Da innerhalb des Eingriffsbereichs keine Eichen vorhanden sind, kann ein Vorkom‐ men ausgeschlossen werden. Der Juchtenkäfer besiedelt alte anbrüchige Laubbäume in Parks, Alleen, historisch genutzte Waldformen (Hudewälder) und alte Eichen‐ und Buchenwälder mit Stör‐ stellen. Die Larvenentwicklung erfolgt im Mulmkörper von Stammhöhlungen und Spalten alter Laubbäume (ebd.). Das Mindestvolumen eines zur Fortpflanzung in Frage kommenden Mulmkörpers beträgt einige Liter (ebd.). Aufgrund des noch all‐ gemein guten Vitalitätszustands der Pappel‐Bäume ist im Vorhabenbereich nicht mit größeren Mulmhöhlen zu rechnen. Der Scharlachkäfer lebt unter morschen, feuchten Rinden stehender und liegender Laubbäume, v.a. an Pappeln und Weiden. Die aktuellen Fundorte in Baden‐Würt‐ temberg liegen in der Oberrheinebene bei Rastatt und Karlsruhe. Bei der Erfassung des Scharlachkäfers an den liegenden Pappel‐Totholzstämmen im Vorhabenbe‐ reich wurden keine Larven festgestellt. Aufgrund der sich ablösbaren Rinde weist das Totholz zwar potenziell geeignete Besiedlungsstrukturen auf, aufgrund der starken Beschattung ist jedoch kein optimaler Larvallebensraum gegeben. ‐ 9 ‐ Sonstige Arten Vor dem Hintergrund der vorliegenden Biotopausstattung wird mit einem Vor‐ kommen weiterer europarechtlich geschützter Arten im Vorhabensbereich nicht gerechnet. Zum Beispiel ist die Fläche für Amphibien aufgrund des Fehlens von Ge‐ wässern nicht geeignet. Auch für Reptilien (v.a. Zauneidechse) sind keine geeigne‐ ten Habitate vorhanden. Hinweise zu weiteren relevanten Arten im Rahmen des Verfahrens Im Zuge der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange wurden von den Natur‐ schutzverbänden Hinweise zu Art und Umfang möglicher Vorkommen arten‐ schutzrechtlich relevanten Arten im Plangebiet abgegeben, denen das Büro Argu‐ plan mit fachlicher Unterstützung des Fachamtes für Umwelt und Arbeitsschutz nachgegangen ist Außerdem wurden weitere Begehungen unter Einsatz eines Baumkletteres im Gebiet und den Bestandsgebäuden durchgeführt. Die Beurtei‐ lung der Beobachtungsergebnisse und ihre Berücksichtigung im Rahmen des Maß‐ nahmenkonzepts werden unter Ziffer 4.8.3 dargestellt: Vögel Bei den Vogelarten wurden von den Naturschutzverbänden zusätzlich als wertge‐ bende Brutvogelarten der Star (RL‐D 3), die Klappergrasmücke (RL‐BW V) und der streng geschützte Grünspecht festgestellt. Mit der Heckenbraunelle und der Nach‐ tigall wurden zwei weitere Brutvogelarten festgestellt, bei denen es sich jedoch um ungefährdete Arten handelt. Bei einer weiteren Begehung im Dezember 2018 wur‐ den Spechtlöcher im Plangebiet entdeckt. Fledermäuse Die Naturschutzverbände übermittelten Informationen über Beobachtungen bzw. Anregungen für die Fledermausarten Zwergfledermaus, Graues Langohr, Breitflü‐ gelfledermaus und Kleiner Abendsegler. Sonstige Arten Als weitere Art wurde seitens der Naturschutzverbände im Plangebiet ein Vorkom‐ men der Haselmaus vermutet. Bei einer Begehung im Dezember wurde ein Vor‐ kommen von Eichhörnchen im Plangebiet festgestellt. 3.3 Vorhandene Nutzung, Bebauung und Erschließung Der im südlichen Bereich des Plangebiets konzentrierte Gebäudebestand setzt sich aus diversen Gewerbegebäuden wie einer Fabrikationshalle, Lagerflächen, einer Ausstellungshalle und Büroräumen zusammen. Außerdem befindet sich eine Trafostation im Planungsgebiet. Die Erschließung des Planungsgebietes er‐ folgt über die Ringstraße. Im nördlichen Teil des Plangebietes befindet sich der Anschluss an das Wander‐ wegsystem Odenwald‐Vogesen, der im Rahmen der Planung fortgeführt werden soll. ‐ 10 ‐ 3.4 Eigentumsverhältnisse Das Straßengrundstück im Nordwesten des Plangebiets befindet sich im Eigen‐ tum der Stadt Karlsruhe. Der Vorhabenträger hat mit dem Eigentümer der Flä‐ chen des Plangebietes (Flurstücke: 20305, 20306, 20308/1 sowie Teile des Stra‐ ßenflurstücks 21972) einen Kaufvertrag abgeschlossen. Die Übertragung des Ei‐ gentums wurde inzwischen vollzogen. 3.5 Belastungen Altlasten Das Grundstück ist bei der Stadt Karlsruhe, Umwelt‐ und Arbeitsschutz unter der Bezeichnung „AS Maschinenfabrik Thielicke“ und der Objekt‐Nummer 04893 im Bodenschutz‐ und Altlastenkataster erfasst. Auf dem Gelände war zwischen 1953 und 2006 die Maschinenfabrik Thielicke & Co aktiv. Von 2009 bis 2011 wurde ein Handel mit Kfz‐Teilen betrieben. Aus der Historischen Untersuchung geht hervor, dass in verschiedenen Bereichen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wurde, sodass ein Eintrag von Schadstoffen in den Untergrund oder das Grundwasser aus fachtechnischer Sicht nicht ausgeschlossen werden kann. Verdachtsbereiche sind unter anderem die unterirdischen Heizöltanks, der Be‐ reich der Spänelagerung oder die Werk‐ und Montagehalle, in der vermutlich mit Lösemitteln umgegangen wurde. Aus fachtechnischer Sicht sind auf dem Gelände weitere bodenschutzrechtliche Untersuchungen für den Wirkungspfad Boden‐Grundwasser erforderlich. Unter‐ suchungen hinsichtlich des Wirkungspfades Boden‐Mensch können in Abhängig‐ keit der Detailplanung erforderlich werden. Die weiteren und abschließenden Bodenuntersuchungen können vollständig erst nach Abriss der Bestandsgebäude durchgeführt werden. Aufgrund der vorliegen‐ den Untersuchungen gibt es keine Anhaltspunkte für Gefährdungen, die sich als absolutes Planungshindernis erweisen, weil sie auf Ebene des Planvollzugs die Be‐ bauung ausschließen. Immissionen Zu berücksichtigen waren die Einwirkungen des Straßenbahn‐ und des Straßen‐ verkehrslärms auf das Plangebiet, insbesondere durch die nördlich verlaufende B3 und die südlich gelegene Autobahn A8. Außerdem wurden die Auswirkungen der Planung auf die umgebende Wohnbe‐ bauung untersucht. Dabei waren insbesondere die geplanten Tiefgaragenzufahr‐ ten zu berücksichtigen. Weiterhin waren die in dem Plangebiet vorgesehene Kindertagesstätte sowie der daran angrenzende Kinderspielplatz in die Überlegung mit einzubeziehen. Dabei war nicht der durch den Betrieb entstehende Kinderlärm, sondern der durch even‐ tuelle Freizeitaktivitäten von Jugendlichen entstehende Lärm, wie z. B. auf Bolz‐ plätzen oder Skateranlagen, schalltechnisch zu bewerten. ‐ 11 ‐ Zur Bewertung der schalltechnischen Belange wurde ein Fachgutachten erstellt. Kampfmittel Im Rahmen der Planung war auch eine mögliche Belastung des Plangebiets durch Kampfmittel zu prüfen. Aus diesem Anlass wurde von der Firma UXO PRO CON‐ SULT eine Luftbildauswertung zur Überprüfung des Verdachts auf Kampfmittel‐ belastung erstellt. 4. Planungskonzept Vor dem Hintergrund eines steigenden Bedarfs an Wohnungen für Senioren aber auch anderer Bevölkerungsgruppen plant die SÜBA Bauen & Wohnen Karlsruhe GmbH die Errichtung von sieben Wohnhäusern und einer Kindertagesstätte. Ne‐ ben den Wohnungen mit unterschiedlichen Zuschnitten sind im Bereich des Erd‐ geschosses eine Seniorenwohngemeinschaft und eine Arztpraxis vorgesehen. Die Planung basiert auf dem Entwurf der Werkgemeinschaft Karlsruhe Freie Architek‐ ten BDA. Die Bebauung gliedert sich in drei Teilbereiche, die in ihrer Höhenentwicklung ge‐ staffelt sind. An der Steinkreuzstraße befindet sich der fußläufige Hauptzugang zur ersten Baugruppe sowie in das Planungsgebiet an sich. Über eine großzügige Platzsituation wird der Ortseingang von Wolfartsweier auch für Fußgänger neu gestaltet. In der ersten Baugruppe an der Steinkreuzstraße befindet sich die Seniorenwohn‐ gemeinschaft mit 12 Plätzen im Erdgeschoss zweier im Erdgeschoss verbundener Baukörper (A2 und A3 gemäß Bezeichnung im VEP). Eine Arztpraxis ist im Erdge‐ schoss des dritten, an der Ringstraße gelegenen Riegelgebäudes (A1 gemäß Be‐ zeichnung im VEP) untergebracht. Alle Gebäude werden vom geschützten Innen‐ hof aus erschlossen. Die zweite Baugruppe wird aus vier 2‐spännigen Punkthäusern gebildet, die sich in lockerer Anordnung ebenfalls um einen geschützten Aufenthalts‐ und Erschlie‐ ßungshof gruppieren. Zwischen den beiden Gruppen befindet sich die 2‐geschos‐ sige Kindertagesstätte. Diese ist aufgrund ihrer Kubatur bzw. Geschossigkeit als Sondernutzung ablesbar. Die wechselnde Geschossigkeit innerhalb des Vorha‐ bens trägt zur Maßstäblichkeit der Bebauung bei und somit zur verträglichen In‐ tegration in die umliegende Bebauung. Insgesamt ist die Errichtung von 62 Wohnungen geplant, die über 1,5 bis 4 Zim‐ mer verfügen. Die Ausrichtung der geplanten Baukörper orientiert sich am Verlauf der Ring‐ straße und formt den Ortsrand des Stadtteils an dieser Stelle neu. Die kubischen Gebäude mit begrüntem Flachdach fügen sich in ihrer Höhenentwicklung in die bestehende Bebauung ein. Die Nachbarbebauung staffelt sich vom Hochpunkt an der Steinkreuzstraße mit 4 Geschossen zum Tiefpunkt am nordwestlichen Grund‐ stücksrand mit 1 Geschoss ab. Am Ortseingang wurden dementsprechend die bei‐ den Riegelgebäude als Hochpunkte der Bebauung ausgebildet. Der Höhenent‐ ‐ 12 ‐ wicklung der Umgebungsbebauung folgend staffeln sich die Gebäude von 4 Voll‐ geschossen plus Staffelgeschoss im Süd‐Osten auf 3 Vollgeschosse bzw. 2 Vollge‐ schosse plus Staffelgeschoss entlang der nördlichen Gebietsgrenze ab. Die private Parkierung erfolgt in zwei Tiefgaragen, die über die Ringstraße er‐ schlossen werden. Die Parkplätze für die Kindertagesstätte und die Arztpraxis werden ebenfalls von der Ringstraße angedient. Die erforderlichen Fahrradstell‐ plätze sind teilweise ebenerdig, teilweise im Bereich der Tiefgaragen unterge‐ bracht. Der Spielplatz des Quartiers liegt zentral im Plangebiet und wird durch Hecken‐ und Baumpflanzungen zum Außenbereich abgegrenzt. Der daran angrenzende Freibereich der Kindertagesstätte befindet sich teilweise auf der Tiefgarage und überwindet den Höhenunterschied durch Sitzstufen. Die nicht überbauten Flä‐ chen der Tiefgaragen sind begrünt und unter Berücksichtigung der entsprechen‐ den Überdeckung mit Einzelpflanzungen ergänzt. Ein Wegenetz verbindet die verschiedenen Außenbereiche und führt im Süden auf den öffentlichen Quartiers‐ platz, der durch seine Gestaltung zum Verweilen einlädt und an die vorhandene Bushaltestelle anknüpft. Die gem. § 35 Abs. 1 LBauO BW notwendigen barrierefreien Wohnungen, berück‐ sichtigen die von der LBO gestellten Anforderungen an die Barrierefreiheit. Die geplanten Wohngebäude sind über den angelegten öffentlichen Gehweg entlang der Ringstraße barrierefrei erreichbar. Das Grünkonzept sieht, neben den zwei zu erhaltenden Bäumen im nördlichen Plangebiet, eine straßenbegleitende Begrünung entlang der Ringstraße sowie die Fortführung der Baumreihe entlang der Steinkreuzstraße vor. Im Gebiet sind ver‐ einzelt Baumstandorte vorgesehen, die sich in Richtung des östlichen Gebietsran‐ des verdichten. 4.1 Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzung In Anwendung von § 9 Abs. 2 i.V.m. § 12 Abs. 3a BauGB sind im Geltungsbereich nur solche Vorhaben zulässig, zu denen sich der Vorhabenträger im Durchfüh‐ rungsvertrag unter Bezug auf den zugehörigen Vorhaben‐ und Erschließungsplan (VEP) verpflichtet hat. Die gemäß § 12 Abs. 3a BauGB zulässige Änderung eines Durchführungsvertrags ist nur im Einvernehmen zwischen Vorhabenträger und Stadt Karlsruhe möglich. Sollten sich Änderungen einvernehmlich als sinnvoll er‐ weisen, muss nicht der Bebauungsplan durch ein entsprechendes Verfahren geän‐ dert werden, sondern es genügt eine Änderung des Durchführungsvertrages, so‐ fern diese sich innerhalb des durch den vorhabenbezogenen Bebauungsplan ge‐ zogenen Rahmens bewegt. 4.2 Art der baulichen Nutzung Hauptziel des Vorhabens ist die Schaffung von neuem, innerstädtischen Wohn‐ raum, ergänzt durch eine Kindertagesstätte, eine Arztpraxis und ggf. eine Praxis für Physiotherapie. Zur Umsetzung der Planungsziele wird im Plangebiet ein All‐ gemeines Wohngebiet gemäß § 4 BauNVO festgesetzt. ‐ 13 ‐ In Anwendung von § 1 Abs. 5 BauNVO wird festgesetzt, dass Tankstellen und Gar‐ tenbaubetriebe unzulässig sind. Gartenbaubetriebe stehen aufgrund ihrer Flä‐ chenintensität dem Ziel der Schaffung von neuem Wohnraum entgegen, durch Tankstellen werden aufgrund des Verkehrsaufkommens Konflikte mit der geplan‐ ten Wohnnutzung befürchtet. Betriebe des Beherbergungsgewerbes, sonstige nicht störende Gewerbebetriebe und Anlagen für die Verwaltung können in untergeordnetem Umfang zur Wohn‐ nutzung eine sinnvolle oder verträgliche Ergänzung darstellen und können des‐ halb gemäß § 4 Abs. 3 BauNVO ausnahmsweise zugelassen werden, soweit sie räumlich untergeordnet sind und keine verkehrlichen oder schalltechnischen Be‐ lange entgegenstehen. Unter Berücksichtigung der an drei Seiten des Plangebiets anschließenden Wohn‐ bauflächen gewährleisten die Festsetzungen insgesamt die Umsetzung des ge‐ planten Vorhabens und eine homogene Entwicklung der bestehenden Wohnsied‐ lung. 4.3 Maß der baulichen Nutzung Das Maß der baulichen Nutzung wird bestimmt durch die Grundflächenzahl (GRZ) und die Wandhöhe. Festgesetzt wird der Maximalwert. Wandhöhen Die festgesetzten Wandhöhen ermöglichen eine zwei‐ bis viergeschossige Bebau‐ ung inklusive Staffelgeschoss und orientiert sich damit an der Höhenentwicklung der bestehenden Bebauung auf der Südwestseite der Ringstraße. Insofern fügt sich die geplante Bebauung in ihrer Höhe in das städtebauliche Umfeld ein. Die Bezugshöhen sind im zeichnerischen Teil als absolute Höhe über Höhennormal‐ null festgesetzt. Grundflächenzahl Die festgesetzte maximale Grundflächenzahl entspricht mit 0,4 der gemäß § 17 Abs. 1 BauNVO festgelegten Obergrenze für Allgemeine Wohngebiete. Nach BauNVO darf die zulässige Grundfläche durch die in § 19 Absatz 4 Satz 1 be‐ zeichneten Anlagen um maximal 50% überschritten werden, also maximal bis zu einer Grundflächenzahl von 0,6. Dieser Wert ist jedoch zur Umsetzung des wohn‐ und betriebstechnisch erforderlichen Umfangs an Parkierungsflächen und Tiefga‐ ragen nicht ausreichend. Deshalb ist es notwendig, dass abweichend von der Regelung in §19 Absatz 4 Satz 2 BauNVO eine Überschreitung der zulässigen Grundfläche durch die in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeichneten Anlagen bis zu einer Grundflächenzahl von 0,75 zugelassen wird. Bei dem Vorhaben geht es um die Nachnutzung eines Gewerbe‐ standorts und um die Schaffung von neuem Wohnraum in Kombination mit Anla‐ gen für soziale und gesundheitliche Zwecke auf einem städtebaulich integrierten Standort. ‐ 14 ‐ Das Vorhaben stellt einen wertvollen Beitrag für die Schaffung von dringend be‐ nötigten innerstädtischen Wohnraum dar und trägt als Maßnahme der Innenent‐ wicklung aus dem im Baugesetzbuch formulierten Anspruch für einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden Rechnung. Bei einer Überschreitung der zulässigen Grundfläche ist zu prüfen, ob die Über‐ schreitung der Schaffung von gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnisse entgegen‐ steht und im welchen Umfang ein Ausgleich für die Beeinträchtigungen geschaf‐ fen werden muss. Die Überschreitung wird nicht durch die Gebäude selbst bzw. eine erhöhte städte‐ baulichen Dichte verursacht, die Obergrenze der BauNVO für Allgemeine Wohn‐ gebiete wird eingehalten. Somit kann auch angesichts der gewählten Gebäude‐ stellung davon ausgegangen werden, dass eine ausreichende Besonnung und Be‐ lüftung der geplanten Gebäude und der bestehenden Gebäude in der Umgebung gegeben ist. Die Überschreitung der zulässigen Grundfläche resultiert vielmehr aus dem er‐ höhten Versiegelungsgrad und dem damit verbundenen Rückgang des Grün‐ und Baumbestandes. Um diesen negativen Folgen der Flächenversiegelung entgegen‐ zuwirken, wird eine ausreichende Erdüberdeckung und Begrünung für die Tiefga‐ ragen, die Begrünung der Dachflächen der Gebäude und weitere Pflanzgebote an den Gebietsrändern festgesetzt. Die Dachbegrünung dient ebenfalls der besseren Rückhaltung des Regenwassers und wirkt sich insgesamt positiv auf das Stadt‐ klima aus. Durch die Unterbringung der erforderlichen Stellplätze in Tiefgaragen wird Park‐ platzlärm für die geplante Bebauung und den umliegenden Bestand minimiert und somit negative Auswirkungen auf die Wohnqualität vermieden. Insofern wird es insgesamt städtebaulich für vertretbar gehalten, eine Überschrei‐ tung der zulässigen Grundfläche durch die in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeich‐ neten Anlagen bis zu einer Grundflächenzahl von 0,75 zuzulassen. Geschossflächenzahl Zur Umsetzung des Vorhabens ist eine Geschossflächenzahl (GFZ) von 1,17 erfor‐ derlich. Die GFZ bewegt sich damit in dem von der in § 17 der BauNVO für Allge‐ meine Wohngebiete vorgesehenen Rahmen. 4.4 Bauweise Die festgesetzte offene Bauweise sichert durch die damit einhergehende Be‐ schränkung der Länge der Baukörper, dass sich die geplanten Gebäude maßstäb‐ lich in ihre bauliche Umgebung einfügen. 4.5 Abstandsflächen In der südlichen Baugruppe werden die erforderlichen Abstandsflächen zwischen zwei der geplanten Gebäude in einem Teilbereich der Fassade nicht eingehalten, um eine bessere Abgrenzung des halböffentlichen Innenhofbereichs vom im Süd‐ westen des Planungsgebiets gelegenen öffentlichen Platzraum zu erreichen. Da ‐ 15 ‐ dadurch jedoch gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnisse nicht beeinträchtigt wer‐ den, erscheint die Unterschreitung der Abstandsflächen in diesem beschränkten Umfang vertretbar. Aus diesem Grund wird festgesetzt, dass in diesem Bereich (Bereich „A1“ gemäß zeichnerischem Teil) die Abstandsflächen auf eine Tiefe von 2,5 m reduziert werden dürfen. Die Belange des Brandschutzes bleiben von der Festsetzung unberührt. Auch für den Bereich zwischen dem geplanten Kindergarten und dem südlich an‐ grenzenden Wohngebäude wird eine Regelung für eine Reduzierung der Ab‐ standsflächen getroffen. Danach dürfen in dem im zeichnerischen Teil mit „A2“ festgesetzten Bereich die nach Bauordnungsrecht erforderlichen Abstandsflä‐ chen auf eine Mindesttiefe von 2,5 m reduziert werden. Vordächer bis zu einer Tiefe von 2,5 m dürfen auch ohne Einhaltung von Abstandsflächen errichtet wer‐ den. Die Vermeidung dieser Regelung durch eine Verschiebung der Baukörper ist nicht möglich, da es sonst an anderer Stelle zu einer Überlappung der Abstandsflächen kommen würde. Eine Reduzierung der Geschosshöhen wurde ebenfalls geprüft, der konstruktive Aufbau der Geschosse und der Gründächer ist aber bereits mini‐ miert, so dass nur eine Reduktion der Geschossigkeit und damit des Wohnrau‐ mangebots zu einer Einhaltung der Abstandsflächen führen würde. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass aufgrund des Geländeversprungs zwischen Kita und Wohngebäude keine nachteiligen Auswirkungen auf die Belichtung und Belüftung des Wohngebäudes zu erwarten sind. Auch für den Betrieb des Kindergartens sind keine negativen Auswirkungen zu erwarten, da im betroffenen Bereich keine dauerhaften Aufenthaltsräume vorgesehen sind. Die Vorgaben des Brandschut‐ zes wurden berücksichtigt. Insofern kann auch bei der geplanten Reduzierung der Abstandsflächen davon ausgegangen werden, dass weiterhin gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnissen herrschen. Insofern wird die getroffene Regelung zur Redu‐ zierung der Abstandsflächen in diesem Fall für vertretbar gehalten. An der östlichen Geltungsbereichsgrenze können die erforderlichen Abstandsflä‐ chen von 0,4 der Wandhöhe im Bereich der südlich gelegenen Baugruppe in zwei Teilbereichen (Flächen „A3“ gemäß zeichnerischem Teil) nicht auf den eigenen Grundstücksflächen nachgewiesen werden. Da das angrenzende Grundstück, auf das die Abstandsflächen fallen, dauerhaft für verkehrliche Zwecke genutzt wer‐ den, ist auch langfristig mit keiner weiteren Bebauung in diesem Bereich zu rech‐ nen. Insofern ist gewährleistet, dass auch trotz der reduzierten Abstandsflächen weiterhin gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnisse in diesem Bereich herrschen, so dass auch in diesem Bereich eine Regelung zur Reduzierung der Abstandsflä‐ chen vertretbar erscheint. Im Übrigen werden die von der LBO Baden‐Württemberg für Allgemeine Wohn‐ gebiete vorgesehenen Abstandsflächen eingehalten. ‐ 16 ‐ 4.6 Erschließung 4.6.1 ÖPNV Das Plangebiet ist über die beiden Haltepunkte der Bushaltestelle „Wolfarts‐ weier‐Nord“ in der Steinkreuzstraße bzw. über die Buslinien 27 – Durlach – Palm‐ bach (Waldbronn), 47 – Hauptbahnhof – Stupferich/Rathaus – 107 – Durlach – Ett‐ lingen und 118 – Zündhütle – Langensteinbach sowie über die Straßenbahnlinien 2 und 8 an das städtische ÖPNV‐Netz angeschlossen. Gemäß Verkehrsentwicklungsplan Karlsruhe ist eine Streckenergänzung der Stadtbahn von Wolfartsweier nach Ettlingen/Grünwettersbach vorgesehen, für die eine Freihaltetrasse im vorliegenden Entwurf berücksichtigt wurde. 4.6.2 Motorisierter Individualverkehr Die Erschließung für den motorisierten Individualverkehr erfolgt über das beste‐ hende Straßennetz der Ringstraße. Änderungen am bestehenden Straßennetz sind nach aktueller Einschätzung nicht erforderlich. Die geplanten Zufahrtsberei‐ che für die Tiefgaragen sind im zeichnerischen Teil festgesetzt. 4.6.3 Ruhender Verkehr Da die Freiflächen im Umfeld der geplanten Gebäude im Wesentlichen als woh‐ nungsbezogene Frei‐ und Grünflächen dienen sollen, werden die für die Nutzun‐ gen erforderlichen Stellplätze im Wesentlichen im Bereich von zwei Tiefgaragen untergebracht. Lediglich vor der geplanten Kindertagesstätte sind 7 ebenerdige Privatparkplätze vorgesehen. Außerdem werden entlang der Ringstraße 20 öf‐ fentliche Parkplätze vorgesehen. Insgesamt werden im Plangebiet 101 Stellplätze untergebracht. Bei der Ermittlung der erforderlichen Stellplätze wurde gemäß den Vorgaben der Landesbauordnung von einem Stellplatz pro Wohneinheit ausgegangen. Für die weiteren geplanten Nutzungen wurden die Vorgaben der VwV Stellplätze unter Einbeziehung des ÖPNV‐Bonus berücksichtigt. Danach ergibt sich ein Stellplatzbedarf von 96 Stellplätzen. Abzüglich der 20 öf‐ fentlichen Stellplätze ergibt sich, dass im Plangebiet für die geplanten Nutzungen 5 Stellplätze mehr als erforderlich angeboten werden. Fahrradstellplätze Die nach § 35 LBO („Wohnungen“) erforderlichen Stellplätze sind im Bereich der Tiefgaragen untergebracht. Zusätzlich werden weitere Fahrradstellplätze als Besucherstellplätze in den Au‐ ßenanlagen untergebracht. Insgesamt sind 205 (150 in TG und 55 oben) Fahrradstellplätze vorgesehen. 4.6.4 Geh‐ und Radwege Entlang der Ringstraße wird ein öffentlicher Gehweg vorgesehen. Die erforderli‐ che Fläche wird im zeichnerischen Teil als öffentliche Verkehrsfläche gesichert. ‐ 17 ‐ Der bestehende Wanderweg im Norden des Plangebietes wird erhalten und barri‐ erefrei an den bestehenden Wanderweg angeschlossen. Die Sicherung des Weges wird im zeichnerischen Teil durch ein Gehrecht zugunsten der Allgemeinheit gesi‐ chert. Der bestehende Gehweg entlang der Westseite der Ringstraße wird erhalten und entsprechend fortgeführt. 4.6.5 Feuerwehrzufahrt Der außerhalb des Geltungsbereichs im Nord‐Osten an das Plangebiet angren‐ zende, derzeit beschränkte öffentlich gewidmete Weg (für Fußgänger und Rad‐ fahrer) ist verkehrsrechtlich als Feuerwehrzufahrt zulässig. Eine Umwidmung ist nicht erforderlich. 4.6.6 Ver‐ und Entsorgung Versorgung mit Strom, Gas, Wasser, Wärme Die Versorgung des Plangebietes erfolgt durch Anschluss an das bestehende Ver‐ sorgungsnetz. Für die Stromversorgung ist eine Trafostation im nördlichen Be‐ reich der Tiefgarage geplant. Um den Zugriff zur Trafostation für den Versor‐ gungsträger zu sichern, wurde ein entsprechendes Leitungsrecht im Bebauungs‐ plan festgesetzt. Entwässerung Die Entwässerung des Bauvorhabens erfolgt durch Anschluss an das bestehende Mischsystem. Es kann an den bestehenden Mischwasserkanal in der Ringstraße angeschlossen werden. Die Einleitbeschränkung für Regenwasser beträgt 65 l/s. Darüber hinaus anfallendes Regenwasser ist zurück zu halten. Zur Entlastung der bestehenden Kanalisation werden Retentionsmaßnahmen umgesetzt. Dazu zählen die extensive Begrünung der Dachflächen der Hauptge‐ bäude mit einer Aufbaustärke von mindestens 12 cm und die intensiv begrünten Aufbauten (durchlässige Überdeckung) der Tiefgarage (für Anlagen zur natürli‐ chen Entlüftung der Tiefgaragen, für die zulässigen Nebenanlagen und für Wege darf die Vegetationsdecke unterbrochen werden). Im Rahmen der Entwässerungsplanung wird auch ein Überflutungsnachweis ge‐ mäß DIN 1986‐100 geführt. Abfallentsorgung Die notwendigen Aufstellflächen für Abfallbehälter sind in die Gebäude integriert. Die Entsorgung der Abfallbehälter erfolgt über die Ringstraße. Der Abstand der geplanten Aufstellflächen zur Ringstraße beträgt weniger als 15 m. 4.7 Gestaltung Die Gestaltung der Gebäude ist Ergebnis einer Mehrfachbeauftragung und wurde bereits im Ortschaftsrat Wolfartsweier und im Planungsausschuss der Stadt Karls‐ ruhe behandelt und befürwortet. ‐ 18 ‐ Die mit begrünten Flachdächern versehene Bebauung wird neben der angrenzen‐ den Wohnbebauung als eigenständige Einheit wahrgenommen. In Länge und Ge‐ schossigkeit fügen sich die zwei‐ bis viergeschossigen Baukörper aber maßstäb‐ lich in die umliegende Bebauung ein. Auch die Gliederung der Fassaden sowie die Materialität der Fassade schaffen Be‐ züge zur bestehenden Bebauung. Die Fassaden sind als helle Putzfassaden mit dunkleren Akzenten gestaltet. Die Staffelgeschosse sind durch Rücksprünge ge‐ genüber den darunterliegenden Geschossen abgesetzt. Um zu verhindern, dass Dachaufbauten störend in Erscheinung treten, haben sie, mit Ausnahme von Aufzugsüberfahrten, zu Außenfassaden mindestens im selben Maß Abstand zu halten, in dem sie die Höhe des oberen Fassadenabschlusses (Flachdachattika) überschreiten. Um ein durchgängiges Erscheinungsbild zum Straßenraum sicherzustellen und zur Verbesserung der Durchgrünung des Plangebietes sind Einfriedigungen nur als geschnittene Hecken mit oder ohne dahinter liegendem Drahtgeflecht bzw. Metallgitterzaun zulässig. Da zum Abfangen des Geländes zur Umsetzung des Vorhabens an mehreren Stellen des Plangebiets Stützmauern erforderlich sind, werden diese zugelassen. Werbeanlagen und Automaten sind aufgrund der geplanten Nutzung und der Auswirkung auf das Ortsbild nur eingeschränkt vorgesehen und werden daher in ihrer Größe und Lage beschränkt. 4.8 Grünordnung / Ersatz‐ und Ausgleichsmaßnahmen / Artenschutz 4.8.1 Grünplanung, Pflanzungen Von der Baumaßnahme sind insgesamt 74 durch die städtische Baumschutzsat‐ zung erfasste Bäume betroffen, für die eine Fällerlaubnis erforderlich ist. Für 22 Pappeln im Plangebiet lag eine Fällerlaubnis aus dem Jahr 2007 vor, auf deren Grundlage bereits damals 7 Pappeln gefällt wurden. Eine weitere Pappel wurde etwa im Jahr 2004 auf 3 bis 4 Meter Höhe reduziert. Die Gültigkeit jener Fällgenehmigung ist zwischenzeitlich abgelaufen Vom Sachverständigenbüro Weber wurde im Zuge des Verfahrens ein Gutachten zur Verkehrssicherheit des Baumbestandes von noch 15 Pappelexemplaren, hier‐ von 13 in einer „Pappelgruppe“ (Stand: 17.12.2018) erstellt, in dem bei 4 ausge‐ wählten Kanada‐ Pappeln eine Stichprobe durchführt wurde und Angaben zur Stand‐ und Bruchsicherheit im Sinne der Verkehrssicherheit gemacht werden. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass 2 der untersuchten Kanada‐Pappeln nicht ver‐ kehrssicher sind und im Winter 2018/19 gefällt werden müssen, wobei die Belange des Artenschutzes zu berücksichtigen sind. Bei einem Baum sind Pflegemaßnah‐ men zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit notwendig. Einer der unter‐ suchten Bäume ist noch verkehrssicher. Da die Bäume fast alle vom Pappelglas‐ flügler befallen sind, kann über die restlichen Bäume, die nicht eingehend unter‐ sucht wurden, keine Aussage über die Verkehrssicherheit getroffen werden. Es ist anzunehmen, dass sich der Schädling immer noch in den Bäumen befindet. Über ‐ 19 ‐ die Bohrlöcher können zusätzlich holzzersetzende Pilze eintreten. Nach Einschät‐ zung des Gutachters ist es fraglich, ob diese Pappelgruppe noch lange erhalten werden kann. Für die beiden nicht verkehrssicheren Bäume wurde bereits eine Fällgenehmi‐ gung erteilt und die Fällung durchgeführt, da sie eine akute Gefahr für mehrere Fußwege, die Straßenbahnwendeschleife und ein benachbartes Wohnhaus dar‐ stellen. Im Zuge der Fällarbeiten sind die angrenzenden Bäume durch Kronenre‐ duzierungen zu entlasten, um deren Verkehrssicherheit bei den veränderten Ver‐ hältnissen gewährleisten zu können. Die in der Fällgenehmigung enthaltenen ar‐ tenschutzrechtlichen Vorgaben wurden bei der Fällung berücksichtigt. Da bei der Untersuchung der beiden Bäume 3 Eichhörnchenkobel festgestellt wurden, war die Erteilung einer artenschutzrechtlichen Ausnahme für Eichhörnchen im Rah‐ men der Fällgenehmigung erforderlich. Die Fällung der restlichen Bäume erfolgt in Absprache mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz. Vorgesehen ist der Erhalt einer Birke und einer Vogelkirsche am nordwestlichen Grundstücksrand. Der Erhalt dieser Bäume wurde planungsrechtlich gesichert. Details zur Sicherstellung des fachgerechten Erhalts sind im Durchführungsver‐ trag geregelt. Es werden insgesamt 46 Einzelbäume und eine Fläche von ca. 488 m² mit Wildhecke gepflanzt. Die Pflanzungen sind planungsrechtlich gesichert. Sie sind zu unterhalten, zu pflegen und bei Abgang in der darauf folgenden Pflanzperiode gleichwertig zu ersetzen Die Tiefgarage wird mit einer Substratschicht bedeckt, deren Stärke oberhalb der „Drän‐/Retentions‐ und Filterschicht“ mindestens 40 cm betragen soll und je nach Standort und Art der Bepflanzung bis zu ca. 0,9 m betragen kann. Dadurch wird eine entsprechende Begrünung mit Rasen, Stauden und z.T. Bäumen ermöglicht. Die Flachdächer werden ebenfalls begrünt, so dass gegenüber dem bisherigen Zustand eine stärkere Durchgrünung des Planungsgebietes umgesetzt wird. Ergänzend zur Dachbegrünung sind Aufbauten für Photovoltaikanlagen und Anla‐ gen zur solarthermischen Nutzung zulässig, sofern die Dachbegrünung und deren Wasserrückhaltefunktion dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Die Befestigung von Photovoltaikanlagen und Anlagen zur solarthermischen Nut‐ zung sind so zu gestalten, dass sie nicht zur Reduzierung des Volumens des Schichtaufbaus der Dachbegrünung führen. Siehe dazu auch die Hinweise, Ziffer 11. Die Stärke des Dachbegrünungssubstrats auf den Dächern oberhalb einer Drän‐ und Filterschicht hat mindestens 12 Zentimeter zu betragen. Die Einsaat erfolgt mit einer Mischung (60:40) aus Kräutern und Gräsern aus den Listen unter den Planungsrechtlichen Festsetzungen, Ziffer 8.2. 4.8.2 Ausgleichsmaßnahmen Bei dem Bebauungsplan handelt es sich um einen Bebauungsplan der Innenent‐ wicklung, der eine Größe der überbaubaren Grundfläche von weniger als 20.000 m² festsetzt. Er wird im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Ein Ausgleich der ‐ 20 ‐ durch den Bebauungsplan zu erwartenden Eingriffe in Natur und Landschaft ist deshalb nicht erforderlich. 4.8.3 Maßnahmen für den Artenschutz Nachfolgend wird die Entwicklung des artenschutzrechtlichen Maßnahmenkon‐ zepts erläutert. Dabei werden zuerst die aus dem artenschutzrechtlichen Fachbei‐ trag abgeleiteten Maßnahmen dargestellt, anschließend die Ergänzungen des Maßnahmenkonzepts im Laufe des Verfahrens. Maßnahmenkonzept des artenschutzrechtlichen Fachbeitrags Für die Belange des Artenschutzes wurde vom Büro arguplan GmbH aus Karlsruhe ein artenschutzrechtlicher Fachbeitrag erstellt. Darin wurde die Planung auf ein Vorliegen bzw. eine drohende Verwirklichung artenschutzrechtlicher Verbotstat‐ bestände des § 44 Abs.1 BNatSchG geprüft und insofern das besondere Arten‐ schutzrecht des BNatSchG abgearbeitet. Abgeleitet von der unter Ziffer 3.2.3 dar‐ gestellten Bestandsaufnahme von relevanten Arten werden in dem Fachbeitrag nachfolgende Maßnahmen empfohlen: Vögel Vermeidungs‐ und Minimierungsmaßnahmen (im Plangebiet):  Entfernung des Vegetationsbestandes außerhalb der Brutzeit der Vögel  Baubeginn außerhalb der Brutzeit  Ersatzpflanzungen von Gehölzen im Plangebiet zur Minimierung des Ver‐ lustes des bestehenden Pappelwäldchens (Schnellwachsende Baumgruppe und Wildhecke) Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen) außerhalb des Pla‐ nungsgebiets:  Aufhängen von Vogelnistkästen: ‐ 2Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32 mm) (Aufhänghöhe > 2 m) ‐ Die externen CEF‐Maßnahmen (Nistkästen für Vögel) werden im Umfeld des Plangebiets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 durchgeführt. Die Orte, wo die Kästen installiert werden sollen, sind der nachfolgenden Abb. 2 zu entnehmen. Der Verbleib der Kästen auf dem städtischen Grundstück Flurstück Nr. 20308 wird im Rahmen des Durchfüh‐ rungsvertrags verbindlich geregelt. Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen) innerhalb des Planungsgebiets): ‐ 2 Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32mm) (Aufhänghöhe > 2 m) Die internen CEF‐Maßnahmen (Nistkästen für Vögel) werden in den beiden zum Erhalt festgesetzten Bestandsbäumen umgesetzt. Weitere Artenschutzmaßnahmen (im Plangebiet)  Installation von Vogelkästen: ‐ 21 ‐ ‐ 2 Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32 mm) (Aufhänghöhe > 2 m). Es ist geplant, die beiden Kästen auf die beiden Giebelseiten der Kindertagesstätte zu verteilen. Abb.2 Anbringungsorte für Nistkästen für Vögel und Fledermäuse (CEF‐Maßnahmen) ‐ 22 ‐ Fledermäuse Vermeidungs‐ und Minimierungsmaßnahmen (im Plangebiet):  Entfernung des Vegetationsbestandes in der Aktivitätszeit der Fleder‐ mäuse  Gebäudeabriss in der Aktivitätszeit der Fledermäuse Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen, außerhalb des Plange‐ biets):  Aufhängen von Fledermauskästen: ‐ 2 Fledermauskästen (Modell Schwegler: Typ 1FF Flachkasten) (Aufhäng‐ höhe > 3 m) Die CEF‐Maßnahmen (Fledermauskästen) werden im Umfeld des Plange‐ biets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 herge‐ stellt, siehe Darstellung der Anbringungsorte auf Abb. 2. Der Verbleib der Kästen auf dem städtischen Grundstück Flurstück Nr. 20308 wird im Rah‐ men des Durchführungsvertrags verbindlich geregelt. Weitere Artenschutzmaßnahmen (im Plangebiet)  Installation von Fledermauskästen: ‐ 2 Fledermauskästen am geplanten Kindergartengebäude Ergänzung des Maßnahmenkonzepts im Verfahren Abgeleitet von den Anregungen der Träger öffentlicher Belange und den Untersu‐ chungsergebnissen von weiteren Begehungen des Plangebiets im Dezember 2018 wurde das Maßnahmenkonzept ergänzt. Nachfolgend wird nach betroffenen Ar‐ ten sortiert zusammenfassend dargestellt, welche Ergänzungen vorgenommen wurden und wie die Anregungen der Träger öffentlicher Belange bewertet wurden. Vögel Vermeidungs‐ und Minimierungsmaßnahmen (im Plangebiet):  Maßnahmen gegen Vogelschlag Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen, außerhalb des Plange‐ biets):  Aufhängen von Vogelnistkästen: ‐ Zusätzliche Installation von 1 Starenkasten (Modell Schwegler: Staren‐ höhle 3S) (Aufhänghöhe > 2 m) Die CEF‐Maßnahmen (Nistkästen für Vögel) werden im Umfeld des Plange‐ biets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 herge‐ stellt, siehe Darstellung gem. Abb. 2. ‐ 23 ‐ Erläuterung zu den die Vögel betreffenden Ergänzungen:  Beobachtung von Star (RL‐D 3) und Klappergrasmücke (RL‐BW V) als wert‐ gebende Brutvogelarten sowie dem streng geschützten Grünspecht: Das Vorkommen des Stars wird bei dem Maßnahmenkonzept berücksich‐ tigt, indem ein Nistkasten im Umfeld zusätzlich aufgehängt wird. Beim Grünspecht ist vorhabenbedingt nicht mit einem Revierverlust zu rechnen. Da die Art im Allgemeinen Reviergrößen von über 150 ha besitzt und, wie das Vorkommen im Bereich des Planungsraumes zeigt, im Umfeld geeignete Lebensräume (mit Brutbäumen) existieren, ist ein Ausweichen auf die Umgebung möglich. Ausgleichsmaßnahmen für die Art sind daher nicht erforderlich. Das Revierzentrum der Klappergrasmücke wurde im Zuge der artenschutz‐ rechtlichen Untersuchungen in einer Hecke im direkten Umfeld der Ein‐ griffsfläche festgestellt. Das Revier erstreckte sich auch auf die Gehölzrand‐ zone des Geltungsbereichs. Da somit mit keinem vollständigen Revierver‐ lust zu rechnen ist, sind vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen nicht erfor‐ derlich. Die Art profitiert auch von der geplanten Anlage von Wildhecken am Nordrand des Planungsraumes.  Beobachtung der Heckenbraunelle und der Nachtigall (Brutvogelarten): Bei den genannten Arten handelt es sich um ungefährdete Arten. Im Regel‐ fall ist gemäß der aktuellen Rechtsprechung davon auszugehen, dass bei den häufigen und verbreiteten Vogelarten aufgrund deren günstigen Erhal‐ tungszustandes und der großen Anpassungsfähigkeit ein Vorhaben nicht gegen die Verbote des § 44 BNatSchG verstößt (s. Bick 2016, Natur und Recht 38 (2): 73‐78). Durch die geplante Anlage von Wildhecken im Norden des Geltungsbereichs werden für die Arten Ersatzlebensräume zur Verfü‐ gung gestellt, so dass das Beschädigungsverbot des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG nicht ausgelöst wird. Aufgrund der Gehölzbeseitigung außer‐ halb der Brutzeit wird der Tötungsverbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG nicht erfüllt.  Berücksichtigung des Themas Vogelschlag: Als Minimierungsmaßnahme ist vorgesehen, dass für großflächige Glasele‐ mente ausschließlich Elemente aus bedrucktem vogelschlagsicherem Glas zu verwenden sind. Außerdem ist auf Übereckverglasungen und spiegelnde Elemente zu verzichten. Im Bedarfsfall werden die Maßnahmen mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz abgestimmt. ‐ 24 ‐ Fledermäuse Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen, außerhalb des Plange‐ biets):  Aufhängen von Fledermauskästen: ‐ Installation von 8 Fledermauskästen (Modell Schwegler: Typ 1FF Flachkas‐ ten) (Aufhänghöhe > 3 m) Die CEF‐Maßnahmen (Fledermauskästen) werden im Umfeld des Plange‐ biets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 herge‐ stellt, siehe Darstellung Abb. 2. Weitere Artenschutzmaßnahmen (im Plangebiet) ‐ Installation von 16 fassadenintegrierte Kästen für Fledermäuse in den neu entstehenden Gebäuden (2 Kästen pro Gebäude = 16 Kästen, Modell Sch‐ wegler: Typ 1 FR Fassadenröhre) (Aufhänghöhe > 3 m) Erläuterung zu den die Fledermäuse betreffenden Ergänzungen des Maßnah‐ menkonzepts im Laufe des Verfahrens: Zu den Gebäuden  Beim Gebäudeabriss sollen potentielle Strukturen, wie zum Beispiel das At‐ tikablech, in Anwesenheit der ökologischen Baubegleitung vorsichtig und nach Möglichkeit händisch entfernt werden.  Der Abbruch wird in Anwesenheit einer ökologischen und fledermauskund‐ lichen Baubegleitung mit vorheriger Detektorefassung durchgeführt.  Die Integration von 16 Fledermauskästen in den neuen Gebäuden wird fest‐ gesetzt. Acht Fledermausflachkästen wurden bereits an nahe gelegenen Bäumen aufgehängt um einen ausreichenden Ausgleich für wegfallende Fortpflanzungs‐ und Ruhestätten zu schaffen.  Dem Verdacht auf Wochenstuben der Zwergfledermaus in den Gebäuden wurde im Rahmen einer Baum‐ und Gebäudekontrolle im Dezember 2018 nachgegangen und hat sich nicht bestätigt. Zum Baumbestand  Baumkontrolle zwecks gegebenenfalls vorgezogener Fällung: Im Baumbestand gibt es keine großen Baumhöhlen. Lediglich eine kleinere, fledermausgeeignete Höhle (derzeit ungenutzt) und Kleinstrukturen/Rin‐ denstrukturen. Bei der Gebäude‐ und Baumkontrolle im Dezember 2018 wurde festgestellt, dass keine Winterquartiere durch die Fällung betroffen sind, da die Äste der Pappeln stark der Witterung ausgesetzt sind und keine ungestörten, frostfreien Aufenthaltsorte bieten. Durch eine Sichtkontrolle durch Baumkletterer konnte die Wahrscheinlich‐ keit, dass Tiere bei den Fällarbeiten zu Schaden kommen, besser beurteilt werden. Im vorliegenden Fall konnte das Risiko, dass Fledermäuse im Win‐ terschlaf bei einer Fällung betroffen sind, stark eingegrenzt werden, da ‐ 25 ‐ kaum bis keine geeigneten Strukturen vorhanden sind. Ein signifikant er‐ höhtes Tötungsrisiko von Fledermäusen durch eine Fällung in den Winter‐ monaten besteht somit nicht.  Ausgleich der Balzhabitate und zugehöriger Quartiere: Der Bebauungsplan setzt neben den allgemeinen Pflanzgeboten auch die Pflanzung mehrerer großkroniger Bäume (18‐20cm Stammumfang bei Pflanzung) und Wildhecken fest. Im Westen grenzt die landwirtschaftliche Feldflur von Wolfartsweier, seit Neuestem geschützt durch das Land‐ schaftsschutzgebiet „Oberwald‐Rißnert”, an den Vorhabenbereich. Im Os‐ ten grenzt Wolfartsweier direkt an den Bergwald und das Landschafts‐ schutzgebiet ,,Bergwald‐Rappeneigen“. Das Gebiet zeichnet sich durch na‐ turnahe Waldtypen, reizvolle Waldränder mit Übergängen zu extensiven Gärten und Streuobstwiesen aus. Der Baumbestand in der Steinkreuz‐ straße ist zwar ein Teillebensraum von Fledermäusen. Eine essentielle Be‐ deutung als Nahrungshabitat, Balzquartier, Winter‐ und Sommerquartier ist dem Bestand jedoch nicht zuzusprechen.  Tagesquartier der Zwergfledermaus im Pappelbestand; Nahrungsquartier von Zwergfledermäusen, Kleinen Abendseglern, Breitflügelfledermäusen und Grauen Langohren: Durch die Integration von Fledermauskästen in den neuen Gebäuden, auf‐ gehängte Fledermauskästen im Umfeld des Plangebiets, neue Gebäu‐ desturkturen, der Pflanzung von großkronigen Bäumen und Wildhecken und die Nähe zum Bergwald wird gewährleistet, dass der Erhaltungszu‐ stand der Population verschiedener Fledermausarten sich nicht verschlech‐ tert. Von dem Aufhängen der Kästen soll in erster Linie die Zwergfleder‐ maus profitieren, welche das Plangebiet als Tagesquartier nutzt. Allen üb‐ rigen von den Naturschutzverbänden gemeldeten Arten (Kleinabendseg‐ ler, Breitflügelfledermaus) dient der Geltungsbereich bzw. der dortige Pap‐ pelbestand möglicherweise als Nahrungshabitat. Aber auch sie können die Kästen ebenfalls als Einzelquartier nutzen. Der Pappelbestand wurde sei‐ tens der Naturschutzverbände aufgrund der relativ geringen Entfernung zu einem bekannten Quartier des Grauen Langohrs eine essenzielle Bedeu‐ tung zugesprochen. Diese Einschätzung konnte trotz intensiver Fledermau‐ suntersuchungen nicht bestätigt werden, was auch fachlich der „wenig mo‐ bilen und strukturgebundenen“ Art entspricht. Um die Beanspruchung ei‐ nes Nahrungslebensraumes für alle betroffenen Arten auszugleichen, ist die Anlage einer Wildhecke und von Baumgruppen am Nordostrand des Geltungsbereich vorgesehen. Eine essentielle Bedeutung als Nahrungsha‐ bitat, Balzquartier, Winter‐ und Sommerquartier ist dem Bestand jedoch nicht zuzusprechen. ‐ 26 ‐ Sonstige Tierarten Haselmaus Als weitere Art wurde seitens der Naturschutzverbände im Plangebiet ein Vorkommen der Haselmaus vermutet. Hierzu wurde vom Fachplanungs‐ büro eine Potentialanalyse durchgeführt. Diese kam zu dem Ergebnis, dass im Vorhabenbereich nicht mit der Haselmaus zu rechnen ist. Eichhörnchen  Im Rahmen der Baum‐ und Gebäudekontrolle im Dezember 2018 wurden Eichhörnchen als weitere artenschutzrechtlich relevante Art im Plangebiet identifiziert. Eichhörnchen sind national besonders geschützt. Solange kein zulässiges Eingriffsvorhaben vorliegt, ist eine Ausnahme der unteren Na‐ turschutzbehörde erforderlich, sollte eine Störung oder Tötung der Eich‐ hörnchen unumgänglich sein. Diese wurden mit folgender Maßgabe erteilt: Bei der Fällung des Baumbestandes (im Januar/Februar) inklusive Sträucher nach Fällfreigabe sind die Bäume mit den meisten Eichhörnchenkobeln zu belassen (gemäß Bericht zum Kontrolltermin 2 Bäume). So verbleiben acht Kobel, um den dort lebenden Eichhörnchen die Winterruhe und die an‐ schließende Fortpflanzung zu ermöglichen. Fällung der ,,Kobelbäume” er‐ folgt nach Abstimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz zu einem Zeitpunkt, an dem die Fledermäuse mobil sind und fliehen kön‐ nen, sollten sie sich in den Bäume aufhalten. Insekten  Zum Schutz der Insektenpopulation wurde festgesetzt, dass für die Stra‐ ßenbeleuchtung und die grundstücksbezogene Beleuchtung insekten‐ freundliche Leuchtmittel (1. Priorität: LED, 2. Priorität: Natriumnieder‐ drucklampen) zu verwenden sind, wobei die Leuchten nach oben abge‐ schirmt sein müssen (Fokussierung des Lichtstroms auf die zu beleuch‐ tende Fläche). Die Leuchtengehäuse müssen gegen das Eindringen von Spinnen und Insekten geschützt sein, die Oberflächentemperatur der Leuchten darf 60° C nicht überschreiten. Die im artenschutzrechtlichen Fachbeitrag vorgeschlagenen bzw. im Verfahren er‐ gänzten artenschutzrechtlichen Maßnahmen wurden, soweit es sich um Maßnah‐ men innerhalb des Geltungsbereichs handelt, in den Bebauungsplan übernommen, des Weiteren im Durchführungsvertrag geregelt. Die Maßnahmen außerhalb des Geltungsbereichs (CEF‐Maßnahmen) werden durch entsprechende Regelungen im Durchführungsvertrag gesichert. 4.9 Belastungen 4.9.1 Altlasten Aufgrund der jahrelangen altlastenrelevanten Nutzung kann eine Verunreinigung des Untergrundes und des Grundwassers nicht ausgeschlossen werden. Aus fach‐ technischer Sicht sind auf dem Gelände weitere bodenschutzrechtliche Untersu‐ ‐ 27 ‐ chungen für den Wirkungspfad Boden‐Grundwasser erforderlich. Untersuchun‐ gen hinsichtlich des Wirkungspfades Boden‐Mensch können in Abhängigkeit der Detailplanung erforderlich werden. Anfallendes Rückbau‐ und Aushubmaterial ist in jedem Fall abfallrechtlich zu un‐ tersuchen. Im Vorfeld sind ein Rückbau‐ sowie ein Aushub‐ und Entsorgungskon‐ zept von einem Sachverständigen zu erarbeiten und der Stadt Karlsruhe, Umwelt‐ und Arbeitsschutz vorzulegen. Sämtliche Baumaßnahmen sind gutachterlich zu überwachen. Eine Muldenversickerung über mögliche vorhandene anthropogene Auffüllungen oder nutzungsbedingte Verunreinigungen ist nicht zulässig. Die Auffüllungen bzw. das verunreinigte Bodenmaterial sind auszuheben und fachgerecht zu ent‐ sorgen. Die Schadstofffreiheit ist analytisch nachzuweisen (Sohlbeprobung). Die weiteren und abschließenden Bodenuntersuchungen können vollständig erst nach Abriss der Bestandsgebäude durchgeführt werden. 4.9.2 Schall Im Rahmen der schalltechnischen Stellungnahme waren zum einen Aussagen über die Einwirkungen durch Verkehrslärm auf das Plangebiet anhand der DIN 18005 (Schallschutz im Städtebau) sowie durch Straßenbahnlärm zu beurteilen. Weiterhin sind die Auswirkungen des Bauvorhabens auf die Umgebung zu beur‐ teilen. Hierbei ist der von der Zufahrt zur Tiefgarage ausgehende Lärm als Gewer‐ belärm einzustufen und nach der TA‐Lärm zu beurteilen. Ergänzend ist zu unter‐ suchen, inwieweit sich Geräuschimmissionen aus der geplanten Kindertages‐ stätte mit angrenzendem Spielplatz auf das Plangebiet auswirken. Aufgrund der unter Ziffer 3.5. dargestellten Immissionssituation in der Umgebung des Plangebietes wurde zur Klärung der schalltechnischen Belange ein schalltech‐ nisches Gutachten vom Büro „Schalltechnik Dr. Müller“ aus Rheinstetten erstellt. Das Gutachten kommt zusammenfassend zu folgendem Ergebnis: Der resultierende Lärmeintrag aus dem Straßen‐ und Schienenverkehr liegt be‐ reichsweise deutlich über den Lärmpegeln, die nach den Planungsrichtwerten der städtebaulichen Schallschutznorm DIN 18 005 /1/ für eine Bebauung mit wohnli‐ cher Nutzung anzustreben sind. Deshalb werden im Bebauungsplan geeignete Lärmminderungsmaßnahmen festgesetzt. Hierbei werden durch geeignete Bau‐ formen bzw. Grundrissgestaltung und passive Schallschutzmaßnahmen an Ge‐ bäuden verträgliche Verhältnisse in Wohn‐ und Arbeitsräumen geschaffen. Abschirmmaßnahmen sind an den zur Steinkreuzstraße bzw. Straßenbahn‐ Schleife weisenden Gebäudefassaden nicht durchführbar. Eine etwaige Abschir‐ mung von der Steinkreuzstraße (z.B. durch eine h = 2 m hohe Lärmschutzwand) wurde geprüft, könnte in Teilen der Bebauung aber keine spürbare Minderung der Beurteilungspegel bewirken, zumindest nicht in den oberen, zur wohnlichen Nut‐ zung geplanten Gebäudebereichen. Aufgrund der nur in einem kleinen Einwirkungsbereich in Bodennähe erreichba‐ ren Verbesserung der Geräuschimmissionssituation, der Barrierewirkung einer solchen Mauer und den negativen Auswirkungen auf das Ortsbild erscheint diese aufwändige bautechnische Maßnahme als nicht angemessen und städtebaulich ‐ 28 ‐ vertretbar. Der angestrebte offene Charakter des geplanten öffentlichen Platzes im Süden des Geltungsbereichs wäre so nicht umsetzbar, auch Sicherheitsas‐ pekte (mangelnde Einsehbarkeit) sprechen gegen eine solche Lösung. Hinsichtlich möglicher Geräuscheinwirkungen aus dem Betrieb des Kindergartens ist festzustellen, dass Kinderlärm, der von Kindertageseinrichtungen, Kinderspiel‐ plätzen ausgeht, gemäß BImSchG /2/(§ 22 Abs.1a) im Regelfall keine schädliche Umwelteinwirkung ist und im Wohnumfeld hingenommen werden muss. Ein Bolzplatz bzw. eine Skateranlage oder ähnliches durch Nutzung von Jugendlichen ist nicht vorgesehen. Der Kinder‐ Spielplatz im Außenbereich des Kindergartens wird ausschließlich von Kindern und nicht von Jugendlichen genutzt. Dies wird durch eine entsprechende Beschilderung sichergestellt. Die im Gutachten vorgeschlagenen aktiven und passiven Schallschutzmaßnah‐ men wurden in die Festsetzungen des Bebauungsplans übernommen. Im Gutachten wird außerdem eine ergänzende Maßnahme genannt, die zu einer weiteren Reduzierung der Schallbelastung und damit zu einer Verbesserung der Wohnqualität führt, aus schalltechnischer Sicht unter Berücksichtigung der rele‐ vanten Normen jedoch nicht zwingend erforderlich ist und daher auch nicht als Festsetzungsvorschlag im Gutachten genannt wird. Danach können zum Schutz der Außenbereiche (Loggien und Balkone o.ä.), welche direkt an der Steinkreuz‐ straße liegen, diese zusätzlich mit einem „verglasten Wintergarten“ o.ä. mit ei‐ nem bewerteten Schalldämmmaß von Rw > 25 dB eingeplant werden. 4.9.3 Luftqualität Eine relevante Erhöhung der Luftbelastung durch das Vorhaben ist nicht zu er‐ warten. Durch die punktartige Positionierung der Gebäude wird ein ausreichender Luftaustausch gewährleistet. Der erhöhte Dämmstandard der Gebäude in Verbin‐ dung mit einer effizienten Energieversorgung (siehe auch unter Ziff. 4.9.4) tragen dazu bei, den Ausstoß von Luftschadstoffen zu minimieren. 4.9.4 Energieeffizienz / Klimaschutz Für die Bebauung des Plangebiets hat der Vorhabenträger ein Energiekonzept er‐ stellt. Dabei wurden verschiedene Varianten der Gebäudehülle inklusive der Anla‐ gen zur Raumheizung und zur Trinkwarmwasserbereitung mit Hilfe von Energie‐ bilanzen untersucht. Die zur Umsetzung vorgesehene Vorzugsvariante sieht eine zentrale Wärmever‐ sorgung aller Gebäude über ein hocheffizientes Nahwärmenetz mit Gas‐BHKW und Spitzenlastkessel vor. Über das BHKW kann so in Kraft‐Wärme‐Kopplung der größte Teil der benötigten Wärme bereitgestellt sowie zusätzlich Strom produ‐ ziert und vor Ort genutzt werden. Die Wärmeverteilung in den Gebäuden erfolgt über niedertemperaturbasierte Flächenheizungen. Die Belüftung der Gebäude wird über dezentrale Lüftungsanlagen (Wohngebäude) bzw. eine zentrale Lüf‐ tungsanlage (Kindertagesstätte) mit Wärmerückgewinnung realisiert. In Kombi‐ nation mit erhöhten Dämmstärken bei den Bauteilen der Gebäudehülle sowie ei‐ ner durchgehenden 3‐fach Wärmeschutzverglasung wird bei den Wohngebäuden der Standard eines KfW‐Effizienzhaus 55 erreicht. Die Kindertagesstätte verpasst ‐ 29 ‐ bei gleicher Ausführung auf Grund der schlechteren Bewertung durch die Berech‐ nung nach DIN 18599 (Nichtwohngebäude) den KfW‐55‐Standard nur knapp. Dennoch werden auch hier gesetzliche Anforderungen der Energieeinsparverord‐ nung (EnEV) um ‐23% beim Jahres‐Primärenergiebedarf (Qp‘) bzw. mit über ‐50% beim mittleren U‐Wert (Ht‘) für opake Bauteile unterschritten. Die Absicherung des KfW 55 Standards der Wohngebäude erfolgt über den Durchführungsvertrag. Die Begrünung der Flachdächer und der Tiefgarage, die Gestaltung der Fassaden als helle Putzfassaden und die punktartige, die Durchlüftung erlaubende Gebäu‐ deanordnung vermeiden eine negative Wirkung auf das Lokalklima. 4.9.5 Kampfmittel Von der Firma UXO PRO CONSULT wurde für das Plangebiet eine Luftbildaus‐ wertung zur Überprüfung des Verdachts auf Kampfmittelbelastung erstellt. Das Gutachten kommt zusammenfassend zu folgendem Ergebnis: Die Auswertung der Luftbildaufnahmen hat den Verdacht der Kontamination des Erkundungsgebietes mit Kampfmitteln nicht bestätigt. Nach jetzigen Kenntnis‐ stand sind keine weiteren Maßnahmen notwendig. Die Luftbildauswertung resultiert in der Erkenntnis, dass die zu untersuchende Wahrscheinlichkeit der Kontamination des Erkundungsgebietes mit Kampfmit‐ teln verschwindend gering ist. Folglich besteht keine zwingende Notwendigkeit, den Beginn der Phase B (technische Erkundung der Kampfmittelbelastung und Gefährdungsabschätzung) der Kampfmittelräumung zu veranlassen. Nach jetzi‐ gem Kenntnisstand ist die technische Erkundung demnach nicht zwingend not‐ wendig. Die tatsächliche Kampfmittelbelastung des Erkundungsgebietes kann ausschließlich durch technische Methoden vor Ort überprüft werden. 5. Umweltbericht Bei dem Bebauungsplan handelt es sich um einen Bebauungsplan der Innenent‐ wicklung, der eine Größe der überbaubaren Grundfläche von weniger als 20.000 m² festsetzt. Er wird im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Eine Umweltprü‐ fung ist deshalb nicht durchzuführen. 6. Sozialverträglichkeit Bei der Planung wurden im Hinblick auf Sozialverträglichkeit insbesondere die nachfolgend erörterten Aspekte berücksichtigt: Das Vorhaben ist in Teilbereichen eine Maßnahme des sozial geförderten Woh‐ nungsbaus. Die Gebäude sind teilweise barrierefrei konzipiert, die Wohnungsgrö‐ ßen und Zuschnitte orientieren sich an den Bedürfnissen der Nutzer. 7. Statistik 7.1 Flächenbilanz Wohngebiet ca. 0,65 ha 79,00% Verkehrsflächen ca. 0,17 ha 21,00% Grünflächen ca. 0,00 ha Ausgleichsflächen ca. 0,00 ha Gesamt ca. 0,82 ha 100,00% ‐ 30 ‐ 7.2 Geplante Bebauung Anzahl Wohneinheiten Bruttogrundfläche Einzelhäuser 8 62 14.743 m² 7.3 Bodenversiegelung1 Gesamtfläche ca. 0,82 ha 100,00% Derzeitige Versiegelung ca. 0,18 ha 21,95% Durch den Bebauungsplan max. zulässige versiegelte Fläche ca. 0,66 ha 80,49% 8. Kosten Alle im Zusammenhang mit dem Vorhaben anfallenden Kosten einschließlich der Erschließungsanlagen übernimmt der Vorhabenträger. Der Stadt Karlsruhe ent‐ stehen keine Kosten. 9. Durchführung Alle Verpflichtungen des Vorhabenträgers werden im Durchführungsvertrag gere‐ gelt. 10. Übersicht der erstellten Gutachten ‐ Schallgutachten, Schalltechnik–Dr. Müller, Fassung vom 12. Juni 2018 ‐ Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag, arguplan, Fassung vom April 2018 ‐ Historische Altlastenerkundung, GHJ, Fassung vom 6. März 2018 ‐ Baugrundgutachten, Geologisches Büro Jochen Lang, Fassung vom 12. April 2018 ‐ Luftbildauswertung zur Überprüfung des Verdachts auf Kampfmittelbelas‐ tung, UXO PRO CONSULT, Fassung vom 16. April 2018 1 Die maximal zulässige versiegelte Fläche berechnet sich aus den versiegelten Verkehrsflächen, der maximal überbaubaren (auch mit Nebenanlagen) Grundfläche (in der Regel GRZ + 50 %, max. 80 % der Grundstücksfläche) der Baugrundstücke sowie allen anderen zur Versiegelung vorgesehenen Flächen im öffentlichen Raum. ‐ 31 ‐ B. Hinweise (beigefügt) 1. Versorgung und Entsorgung Für Entwässerung und Abfallentsorgung sind die Satzungen der Stadt Karlsruhe in der jeweils gültigen Fassung zu beachten. Die Abfallbehälter sind innerhalb der Grundstücke, nicht weiter als 15 m von der für Sammelfahrzeuge befahrbaren Straße entfernt, auf einem befestigten Stand‐ platz ebenerdig aufzustellen und mit einem zu begrünenden Sichtschutz zu verse‐ hen. Der stufenlose Transportweg ist zu befestigen, eine evtl. Steigung darf 5 % nicht überschreiten. Der notwendige Hausanschlussraum soll in möglichst kurzer Entfernung zum er‐ schließenden Weg liegen und 2,50 m bis 3,50 m Abstand von geplanten bzw. vor‐ handenen Bäumen einhalten. 2. Entwässerung Bei Ausbildung einer Sockelhöhe von 0,30 m über der Gehweghinterkante ist die Entwässerung der Gebäude ab dem Erdgeschoss gewährleistet. Tiefer liegende Grundstücks‐ und Gebäudeteile können eventuell nur über Hebeanlagen entwäs‐ sert werden. Die Entwässerungskanäle werden aus wirtschaftlichen Gründen für einen übli‐ cherweise zu erwartenden Niederschlag (Bemessungsregen) dimensioniert. Bei starken Niederschlägen ist ein Aufstau des Regenwassers auf der Straßenoberflä‐ che möglich. Grundstücke und Gebäude sind durch geeignete Maßnahmen des Vorhabenträgers selbst entsprechend zu schützen. 3. Niederschlagswasser Das unbedenkliche Niederschlagswasser soll gem. § 55 Abs. 2 Wasserhaushalts‐ gesetz ortsnah versickert, verrieselt oder direkt oder über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden, soweit dem weder wasserrechtliche noch sonstige öffentlich‐rechtliche Vorschriften noch wasserwirtschaftliche Belange entgegenstehen. Bei Errichtung bzw. baulicher Veränderung von Wasserversorgungsanlagen sind die Anforderungen der Trinkwasserverordnung 2001 sowie Artikel 1 Infektions‐ schutzgesetz, § 37 Abs. 1 unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten. Der Betrieb von Zisternen muss beim Gesundheitsamt ange‐ zeigt werden. Um eine Verkeimung des öffentlichen Trinkwasserleitungssystems durch Niederschlagswasser auszuschließen, darf keine Verbindung zwischen dem gesammelten Niederschlagswasser und dem Trinkwasserleitungssystem von Ge‐ bäuden bestehen. Die Bodenversiegelung soll auf das unabdingbare Maß beschränkt werden. Not‐ wendige Befestigungen nicht überbauter Flächen der Baugrundstücke sollen zur Verringerung der Flächenversiegelung weitgehend wasserdurchlässig ausgebildet werden, z.B. als Pflaster oder Plattenbelag mit breiten, begrünten Fugen (Rasen‐ ‐ 32 ‐ pflaster), soweit nicht die Gefahr des Eindringens von Schadstoffen in den Unter‐ grund besteht. Nach Möglichkeit soll auf eine Flächenversiegelung verzichtet werden. 4. Archäologische Funde, Kleindenkmale Sollten bei der Durchführung vorgesehener Erdarbeiten archäologische Funde o‐ der Befunde entdeckt werden, ist dies gemäß § 20 DSchG umgehend dem Lan‐ desamt für Denkmalpflege (Dienstsitz Karlsruhe, Moltkestraße 74, 76133 Karls‐ ruhe), anzuzeigen. Archäologische Funde (Steinwerkzeuge, Metallteile, Keramik‐ reste, Knochen, etc.) oder Befunde (Gräber, Mauerreste, Brandschichten, auffäl‐ lige Erdverfärbungen, etc.) sind bis zum Ablauf des vierten Werktages nach der Anzeige in unverändertem Zustand zu erhalten, sofern nicht die Denkmalschutz‐ behörde mit einer Verkürzung der Frist einverstanden ist. Auf die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten (§ 27 DSchG) wird hingewiesen. Bei der Sicherung und Do‐ kumentation archäologischer Substanz ist zumindest mit kurzfristigen Leerzeiten im Bauablauf zu rechnen. Ausführende Baufirmen sollten schriftlich in Kenntnis gesetzt werden. 5. Baumschutz Bezüglich der Erhaltung der vorhandenen Bäume wird auf die am 12.10.1996 in Kraft getretene Satzung der Stadt Karlsruhe zum Schutz von Grünbeständen (Baumschutzsatzung) verwiesen. 6. Altlasten Bekannte, vermutete sowie gefundene Bodenbelastungen, bei denen Gefahren für die Gesundheit von Menschen, bedeutende Sachwerte oder erhebliche Beein‐ trächtigungen des Naturhaushalts nicht ausgeschlossen werden können, sind un‐ verzüglich der Stadt Karlsruhe, Umwelt‐ und Arbeitsschutz, Markgrafenstraße 14, 76131 Karlsruhe, zu melden. 7. Erdaushub / Auffüllungen Erdaushub soll, soweit Geländeauffüllungen im Gebiet notwendig sind, dafür ver‐ wendet werden. Der für Auffüllungen benutzte Boden muss frei von Fremdbei‐ mengungen und Schadstoffen sein. Der anfallende Mutterboden ist zu sichern. Im Übrigen wird auf das Gesetz zum Schutz des Bodens (Bundesbodenschutzge‐ setz) vom 17.03.1998 in der derzeit gültigen Fassung verwiesen. 8. Private Leitungen Private Leitungen sind von der Planung nicht erfasst. Die Berücksichtigung oder Sicherung erfolgt im Durchführungsvertrag, soweit erforderlich. 9. Barrierefreies Bauen In die Planung von Gebäuden sind die Belange von Personen mit kleinen Kindern sowie behinderten und alten Menschen einzubeziehen (§ 3 Abs. 4 und § 35 LBO). ‐ 33 ‐ 10. Erneuerbare Energien Aus Gründen der Umweltvorsorge und des Klimaschutzes sollte die Nutzung er‐ neuerbarer Energien verstärkt angestrebt werden. Auf die Vorgaben des Erneuer‐ bare‐Energien‐Wärmegesetzes (EEWärmeG) und des Gesetzes zur Nutzung er‐ neuerbarer Wärmeenergie in Baden‐Württemberg (EWärmeG) wird verwiesen. 11. Dachbegrünung und Solaranlagen Aus der Kombination von Dachbegrünung und solarenergetischer Nutzung kön‐ nen sich gegenseitige Synergieeffekte wie etwa die Senkung von Temperaturspit‐ zen und damit ein höherer Energieertrag von Photovoltaikmodulen ergeben. Beide Komponenten müssen jedoch hinsichtlich Bauunterhaltung und Pflege auf‐ einander abgestimmt sein. Bei der Installation von Photovoltaikanlagen und Anlagen zur solarthermischen Nutzung auf der Dachfläche empfiehlt sich eine „schwimmende“ Ausführung ohne Durchdringung der Dachhaut. Entsprechende Unterkonstruktionen (zum Beispiel spezielle Drainageplatten) erlauben die zusätzliche Nutzung der Begrü‐ nungssubstrate als Auflast zur Sicherung der Solaranlage gegen Sogkräfte. Die Solarmodule sind nach Möglichkeit in aufgeständerter Form mit ausreichen‐ dem Neigungswinkel und vertikalem Abstand zur Begrünung auszuführen. Dadurch ist in der Regel sichergestellt, dass die Anforderungen an eine dauer‐ hafte Begrünung und Unterhaltungspflege erfüllt sind. Flache Installationen sind zu vermeiden oder mit ausreichendem Abstand zur Bodenfläche auszuführen, so‐ dass auch hier eine Begrünung darunter möglich bleibt und die klimatische Funk‐ tion nicht unzulässig eingeschränkt wird. 12. Artenschutz Rodungsarbeiten dürfen nur außerhalb der Brutzeit durchgeführt werden, also von Anfang Oktober bis Ende Februar bzw. in Abstimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz. Da gleichzeitig ein störungsbedingtes Verlassen von möglichen Zwergfledermäu‐ sen aus ihren Einzelquartieren gewährleistet werden muss, darf zumindest der Baumbestand im Oktober, bzw. in Abstimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz, gefällt werden. Um eine Tötung/Verletzung von möglichen Fledermäusen in den Gebäuden zu vermeiden, soll der Abriss von Anfang September bis Ende Oktober, bzw. in Ab‐ stimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz, stattfinden, damit die Tiere bei Bedarf ihre Einzelquartiere verlassen können. Um eine Störung brütender Vögel weitestgehend zu vermeiden, dürfen nur die eigentlichen Bauarbeiten vor Beginn der Brutzeit beginnen, damit die Brutpaare bei der Nistplatzwahl entsprechend ausweichen können. Da sich im Spätsommer und Frühherbst witterungsbedingt die Fledermäuse tags‐ über in einem tiefen Torpor befinden und erst nach einigen Minuten aktiv werden können, sind bei der Fällung von Bäumen und beim Gebäudeabriss direkt vor dem ‐ 34 ‐ Fäll‐ bzw. Abrisstermin Aktivitätsbeobachtungen durchzuführen. Ggf. sind ge‐ staffelte Fällungen zur Vergrämung sowie ein vorsichtiges Abdecken des Dachs und anderer geeigneter Strukturen vor dem Abriss erforderlich. Außerdem ist bei der Durchführung einer ökologischen Baubegleitung erforderlich. Die Fällung von Bäumen mit Eichhörnchenkobeln muss zeitlich so erfolgen, dass das Risiko der Betroffenheit von Jungtieren ausgeschlossen ist. Gleiches gilt für die Vergrämung bzw. Vergrämung der Eichhörnchen. Am Tag der Fällung und be‐ vor diese begonnen werden sind die betroffenen Eichhörnchenkobel durch einen Baumkletterer oder in anderer geeigneter Weise auf Besatz zu kontrollieren, ggf. vorhandene Tiere sind vorsichtig und behutsam zu vertreiben und die Kobel un‐ verzüglich danach zu entfernen. Zugleich sind von der ökologischen Maßnahmen‐ begleitung nochmals insgesamt die zur Fällung anstehenden Bäume prophylak‐ tisch darauf zu überprüfen, dass auch keine anderen geschützten Tiere tangiert. Vor der Fällung von Bäumen mit Eichhörnchenkobeln sind in Abstimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz künstliche Eichhörnchen‐ Ersatzko‐ bel im nahen Umfeld der zu fällenden Bäume aufzuhängen. Die Fällung ist von ei‐ ner ökologischen Fällbegleitung zu begleiten. Dem Fachamt für Umwelt‐ und Ar‐ beitsschutz ist ein kurzer Bericht hierzu und über den Umgang mit den Kobel vor‐ zulegen. Sollten großflächige Glaselemente geplant sein, ist das Thema Vogelschlagrisiko zu beachten. Für diese Flächen sind ausschließlich Elemente aus bedrucktem vo‐ gelschlag‐sicherem Glas mit hochwirksamen Mustern zu verwenden. Im Bedarfs‐ fall sind die Maßnahmen mit dem Umwelt‐ und Arbeitsschutz abzustimmen. Auf Übereckverglasungen und spiegelnde Elemente ist zu verzichten. 13. Wasserschutzgebiet Das Vorhaben liegt bekanntermaßen in der Zone IIIB des Wasserschutzgebietes Durlacher Wald. Die entsprechende Schutzgebietsverordnung in ihrer jeweils gül‐ tigen Fassung sowie das DVGW‐Arbeitsblatt W 101 „Richtlinie für Trinkwasser‐ schutzgebiete; I. Teil: Schutzgebiete für Grundwasser“ vom Juni 2006 sind zu be‐ achten. 14. Kriminalprävention Es wird darauf hingewiesen, dass bei der Planung und Umsetzung des Vorhabens auch Aspekte der Kriminalprävention einbezogen werden sollten, um dem Grund‐ bedürfnis nach einer sicheren Wohnumgebung gerecht zu werden. Wichtige Aspekte sind hierbei z.B. die Gestaltung der Freiräume mit guter Orien‐ tierbarkeit und Sichtbarkeit im Sinne einer sozialen Kontrolle, das Beleuchtungs‐ konzept sowie die Zugangsbedingungen und die technische Sicherung der Ge‐ bäude und Wohnungen. Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Karlsruhe ist gerne bereit die Bauträger/Bauherren kostenlos und unverbindlich bzgl. eines individu‐ ellen Sicherungskonzeptes zu beraten oder in Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe eine Veranstaltung für Bauinteressenten durchzuführen. ‐ 35 ‐ C. Planungsrechtliche Festsetzungen und örtliche Bauvorschriften des Vorhabenbezogenen Bebauungsplanes, bestehend aus textlichen und zeichnerischen Regelungen Planungsrechtliche Festsetzungen gemäß §§ 9, 12 Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634) und örtli‐ che Bauvorschriften gemäß § 74 Landesbauordnung (LBO) in der Fassung vom 5. März 2010 (GBl. S. 357, berichtigt S. 416) jeweils einschließlich späterer Änderun‐ gen und Ergänzungen. In Ergänzung der Planzeichnung wird Folgendes geregelt: I. Planungsrechtliche Festsetzungen 1. Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzungen Im Rahmen der Ziffern 2 bis 11 und der Planzeichnung (IV.) sind auf der Basis des Vorhaben‐ und Erschließungsplanes (siehe Anlagen) ausschließlich die baulichen und sonstigen Nutzungen zulässig, zu denen sich der Vorhabenträger im Durch‐ führungsvertrag verpflichtet. 2. Art der baulichen Nutzung Allgemeines Wohngebiet (§ 4 BauNVO) Zulässig sind: ‐ Wohngebäude, ‐ die der Versorgung des Gebietes dienenden Läden, Schank‐ und Speisewirt‐ schaften sowie nicht störenden Handwerksbetriebe, ‐ Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwe‐ cke; Ausnahmsweise können zugelassen werden: ‐ Betriebe des Beherbergungsgewerbes, ‐ sonstige nicht störende Gewerbebetriebe, ‐ Anlagen für Verwaltungen; Nicht zulässig sind: ‐ Gartenbaubetriebe, ‐ Tankstellen. 3. Maß der baulichen Nutzung Die Bezugshöhe (BZH) zur Ermittlung der Wandhöhe wird im zeichnerischen Teil als absolute Höhe über Normalhöhennull festgesetzt. Die Wandhöhe (WH) ist das Maß zwischen der Bezugshöhe und dem oberen Wandabschluss bzw. der Oberkante Flachdachattika. ‐ 36 ‐ Bei der Ausbildung von Retentionsdächern dürfen die festgesetzten Wandhöhen um das Maß ihrer Retentionsschicht überschritten werden. Die festgesetzte Grundflächenzahl darf durch die in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeichneten Anlagen bis zu einer GRZ von maximal 0,75 überschritten werden. 4. Überbaubare Grundstücksfläche Die festgesetzten Baugrenzen dürfen mit Ausnahme der zur Ringstraße orientier‐ ten Fassaden durch Balkone / Loggien bis zu einer Breite von 5 m und einer Tiefe von 2,20 m überschritten werden. Entlang der Ringstraße können untergeordnete Bauteile die Baugrenze in gering‐ fügigen Maße überschreiten, solange das Lichtraumprofil des Gehwegs und der Zufahrten nicht beeinträchtigt wird. 5. Abstandsflächen In dem im zeichnerischen Teil mit „A1“ festgesetzten Bereich dürfen die nach Bauordnungsrecht erforderlichen Abstandsflächen auf eine Tiefe von 2,5 m redu‐ ziert werden. In dem im zeichnerischen Teil mit „A2“ festgesetzten Bereich dürfen die nach Bauordnungsrecht erforderlichen Abstandsflächen auf eine Tiefe von 2,5 m redu‐ ziert werden. Vordächer bis zu einer Tiefe von 2,5 m dürfen auch ohne Einhaltung von Abstandsflächen errichtet werden. In den im zeichnerischen Teil mit „A3“ festgesetzten Bereichen dürfen die Ge‐ bäude auch ohne Einhaltung der Abstandsflächen errichtet werden. 6. Stellplätze und Garagen, Carports Oberirdische Garagen und Carports sind unzulässig. Stellplätze und Tiefgaragen sind nur innerhalb der überbaubaren Flächen zuläs‐ sig. 7. Nebenanlagen Nebenanlagen im Sinne von § 14 BauNVO sind im gesamten Plangebiet zulässig. 8. Grünflächen / Pflanzgebote und Pflanzerhaltung 8.1 Erhaltung von Bäumen Im Kronentraufbereich der im zeichnerischen Teil zum Erhalt festgesetzten Bäume sind Abgrabungen, zusätzliche Versiegelungen und Bodenveränderungen unzulässig. Bei Abgang der Bäume ist in der nächsten Pflanzperiode ein gleichar‐ tiger Laubbaum zu pflanzen. Details zur Sicherstellung des fachgerechten Erhalts sind im Durchführungsvertrag geregelt. 8.2 Pflanzgebote für Einzelbäume An den im zeichnerischen Teil festgesetzten Standorten sind Hochstammbäume gemäß nachfolgender Artenverwendungsliste fachgerecht zu pflanzen. Bei Über‐ schneidungen mit Leitungsrechten oder bei sonstigen nicht vermeidbaren Hinde‐ rungsgründen dürfen die festgesetzten Baumstandorte geringfügig verschoben werden. Näheres regelt der Durchführungsvertrag. ‐ 37 ‐ 8.2.1 Zu pflanzende Bäume außerhalb der Tiefgarage Für Straßenbäume und Bäume auf befestigten Flächen sind offene Baumschei‐ ben von mind. 10 m² Größe vorzusehen. Der zur Verfügung stehende durchwur‐ zelbare Raum hat mindestens 20m³ je Baum zu betragen. Eine teilweise Über‐ bauung der Baumscheibe ist möglich, wenn aus gestalterischen oder funktionalen Gründen erforderlich. Der zu überbauende Teil der Baumpflanzgrube ist mit ver‐ dichtbarem Baumsubstrat nach Angaben der Forschungsgesellschaft Land‐ schaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. (Richtlinie der Forschungsgesell‐ schaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. „Empfehlungen für Baumpflanzungen – Teil 2: Standortvorbereitungen für Neupflanzungen; Pflanz‐ gruben und Wurzelraumerweiterung, Bauweisen und Substrate“ in der jeweils gültigen Fassung2) zu verfüllen. Die Überbauung hat wasserdurchlässig zu erfol‐ gen. Erforderlichenfalls sind im überbauten Bereich geeignete technische Maß‐ nahmen (z.B. Belüftungsrohre, Bewässerungssystem) vorzusehen, um den lang‐ fristigen Erhalt der Bäume zu gewährleisten. 8.2.2 Zu pflanzende Bäume auf der Tiefgarage Für Bäume auf der Tiefgarage ist eine Pflanzgrube mit mind. 12 m³ bei mind. 0,9m Tiefe vorzusehen. Die tatsächliche Tiefe ist abhängig von der jeweiligen Überde‐ ckung auf der Tiefgarage. 8.2.3 Bedingte Festsetzung für die Pflanzgebote für Einzelbäume im Bereich der Freihaltetrasse der Stadtbahn Die Pflanzgebote für Einzelbäume im Bereich der gemäß zeichnerischem Teil von Bebauung freizuhaltenden Flächen sind wie unter Ziffer 8.2.1 umzusetzen und dauerhaft zu unterhalten, bis die Stadtbahn realisiert wird. 8.2.4 Artenverwendungsliste für Pflanzgebot Einzelbaum Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Wuchsklasse 1 (großkronig) Acer plataniodes in Sorten Spitzahorn Fagus sylvatica Rotbuche Tilia in Arten und Sorten Linde Wuchsklasse 2 (mittelkronig) Acer campestre Feldahorn Carpinus betulus Hainbuche Liquidambar styracifula und Sorten Amberbaum Prunus avium und Sorten Vogelkirsche Sophora japonica Regent Schnurbaum Paulowina tomentosa Blauglockenbaum 2 Einzusehen im Stadtplanungsamt Karlsruhe, Lammstraße 7, 76133 Karlsruhe ‐ 38 ‐ Wuchsklasse 3 (kleinkronig) Malus‐Hybriden Zier‐Apfel Prunus padus Traubenkirsche Qualität: Hochstämme Stammumfang 18‐20 cm. 8.3 Dachbegrünung Die Dachflächen sind dauerhaft extensiv zu begrünen. Die Flächen sind mit einer für Gräser‐ und Kräutervegetation ausreichenden Substratschüttung von im ge‐ setzten Zustand mindestens 12 cm über der Drainschicht zu versehen und mit ei‐ ner Gräser‐ und Kräutermischung gemäß nachfolgender Artenverwendungsliste zu bepflanzen. Artenverwendungsliste Dachbegrünung Kräuter ( Anteil 60 % ) Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Allium schoenoprasum Schnittlauch Anthemis tinctoria Färber‐Kamille Anthyllis vulneraria Wundklee Campanula rotundifolia Rundblättr. Glockenblume Dianthus armeria Rauhe Nelke Dianthus deltoides Heide‐Nelke Echium vulgare Natternkopf Euphorbia cyparissias Zypressen‐Wolfsmilch Helianthemum nummular Sonnenröschen Hieracium pilosella Kleines Habichtskraut Jasione montana Berg‐Sandglöckchen Potentilla tabernaemonta Frühlings‐Fingerkraut Scabiosa columbaria Tauben‐Skabiose Sedum acre Scharfer Mauerpfeffer Sedum album Weißer Mauerpfeffer Sedum sexangulare Milder Mauerpfeffer Silene nutans Nickendes Leimkraut Silene vulgaris Gemeines Leimkraut Thymus pulegioide Gewöhnlicher Thymian Gräser ( Anteil 40 % ): Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Briza media Zittergras Carex flacca Blaugrüne Segge ‐ 39 ‐ Festuca guestfalica Harter Schafschwingel Ergänzend zur Dachbegrünung sind Aufbauten für Photovoltaikanlagen und Anla‐ gen zur solarthermischen Nutzung zulässig, sofern die Dachbegrünung und deren Wasserrückhaltefunktion dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. 8.4 Begrünung der Tiefgaragen Die nicht überbauten Decken von Tiefgaragen sind, soweit sie nicht für Zuwege oder Nebenanlagen benötigt werden, zu begrünen. Für die Substratschicht ober‐ halb der „Drän‐/Retentions‐ und Filterschicht“ sind folgende Höhen erforderlich: ‐für Rasen 40 cm, ‐für Sträucher 70 cm, ‐für Bäume 90 cm im Kronentraufbereich der ausgewachsenen Bäume. 8.5 Pflanzung von Schnitthecken Bei der Pflanzung von geschnittenen Hecken (Siehe Ziff. 3 der örtlichen Bauvor‐ schriften) sind Arten der nachfolgenden Pflanzliste zu verwenden: Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Carpinus betulus Hainbuche Cornus mas Kornelkirsche Fagus sylvatica Rotbuche Ligustrum vulgare Altrovirens Liguster 9. Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft 9.1 Ersatzpflanzungen von Gehölzen Die im zeichnerischen Teil festgesetzten Flächen zum Schutz, zur Pflege und zum Erhalt von Boden, Natur und Landschaft sind flächig mit Gehölzen aus nachfol‐ gender Artenverwendungsliste zu bepflanzen. Zu verwenden sind gebietsheimi‐ sche Pflanzen aus dem Herkunftsgebiet 6 Oberrheingraben (Quelle LUBW)3. Zu verwenden ist Pflanzgut aus regionalen Herkünften, das mit einer Identitätsnum‐ mer gekennzeichnet ist (PFG 1). Die Gehölze sind zu erhalten, müssen fachgerecht gepflegt werden und sind bei Abgang gleichartig zu ersetzen. 3 Einzusehen beim Stadtplanungsamt Karlsruhe, Lammstraße 7, 76133 Karlsruhe ‐ 40 ‐ Artenverwendungsliste Pflanzgebot 1 (PFG 1) Baumarten Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Acer campestre Feldahorn Acer plataniodes in Sorten Spitzahorn Carpinus betulus Hainbuche Fagus sylvatica Rotbuche Crataegus laevigata Zweigriffeliger Weißdorn Fraxinus excelsior Gewöhnliche Esche Prunus avium Vogelkirsche Liste Straucharten: Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Cornus mas Kornelkirsche Cornus sanguinea Hartriegel Corylus avellana Haselnuss Crataegus laevigata Weißdorn Crataegus mongyna Eingriffeliger Weißdorn Euonymus europaeus Pfaffenhütchen Ligustrum vulgare Liguster Mespilus germanica Mispel Prunus spinosa Schlehe Rosa canina Hundsrose Sambucus nigra Schwarzer Holunder Sorbus aucuparia Eberesche Sorbus torminalis Elsbeere Viburnum opolus Gewöhnlicher Schneeball Viburnum lantana Wolliger Schneeball Qualität: Bäume (Hochstämme und Stammbüsche) Stammumfang 18‐20 cm Sträucher 2x verpflanzte Sträucher, je nach Art in der Sortierung 60‐80cm , 80‐100 cm oder 100‐150 cm 9.2 CEF‐Maßnahmen In den im zeichnerischen Teil zum Erhalt festgesetzten Bäumen sind ausreichend vorzeitig vor Beginn der Baumaßnahmen nachfolgend beschriebene Nistkästen anzubringen: ‐ 41 ‐ ‐ 2 Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32mm) (Aufhänghöhe > 2 m) 9.3 Weitere Artenschutzmaßnahmen (keine CEF‐Maßnahmen) 9.3.1 Nistmöglichkeiten Im Plangebiet nachfolgend beschriebene Nistkästen anzubringen: Vögel  2 Vogelkästen für Höhlenbrütern an den neu entstehenden Gebäu‐ den (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Fluglochweite 32 mm) (Aufhäng‐ höhe > 2 m) Fledermäuse  16 fassadenintegrierte Kästen in den neu entstehenden Gebäuden (2 Käs‐ ten pro Gebäude = 16 Kästen, Modell Schwegler: Typ 1 FR Fassadenröhre) (Aufhänghöhe > 3 m) 9.3.2 Beleuchtung Für die Straßenbeleuchtung und die grundstücksbezogene Beleuchtung sind in‐ sektenfreundliche Leuchtmittel (1. Priorität: LED, 2. Priorität: Natriumnieder‐ drucklampen) zu verwenden, wobei die Leuchten nach oben abgeschirmt sein müssen (Fokussierung des Lichtstroms auf die zu beleuchtende Fläche). Die Leuchtengehäuse müssen gegen das Eindringen von Spinnen und Insekten ge‐ schützt sein, die Oberflächentemperatur der Leuchten darf 60° C nicht über‐ schreiten. 10. Geh‐ und Leitungsrechte Die im zeichnerischen Teil mit „L“ festgesetzte Fläche ist mit einem Leitungsrecht zu Gunsten des Versorgungsträgers zu belasten. Die im zeichnerischen Teil mit „G“ festgesetzte Fläche ist mit einem Gehrecht zu Gunsten der Allgemeinheit zu belasten. Die mit einem Leitungsrecht belasteten Flächen sind von jeglicher Bebauung frei‐ zuhalten. Pflanzungen in diesen Bereichen sind nur in Absprache mit dem Lei‐ tungsträger zulässig. 11. Schallschutz 11.1 Aktive Schallschutzmaßnahmen Tiefgaragenrampen sind einzuhausen. Auf den Innenseiten der Rampeneinhausungen ist eine hochabsorbierende Ver‐ kleidung anzubringen (Absorberklasse C oder besser, aw > 0,60). Die Verkleidung ist ebenfalls an der Deckenfläche im angrenzenden Tiefgaragen‐ parkbereich auf eine Tiefe von mindestens 10 m anzubringen. ‐ 42 ‐ 11.2 Passive Schallschutzmaßnahmen Bei der Neuerrichtung von Wohn‐ oder Arbeitsräumen sind die baurechtlich ver‐ bindlichen Anforderungen nach DIN 4109‐1 /4c/ (2016‐7) an die Luftschalldäm‐ mung von Außenbauteilen (Wand, Dach, Fassade, Fenster) von Gebäuden zu be‐ achten. Diese Anforderungen sind abhängig von den im zeichnerischen Teil fest‐ gesetzten Lärmpegelbereichen und der nachfolgenden Tabelle umzusetzen. Abb.3 Anforderung an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen Liegt die Fassade eines Gebäudes im Bereich von zwei unterschiedlichen Lärmpe‐ gelbereichen, ist für die Fassade der höhere Lärmpegelbereich anzusetzen. Innerhalb des im zeichnerischen Teil festgesetzten Bereichs der überbaubaren Flächen sind Schlafräume (Schlaf‐ und Kinderzimmer) mit schallgedämmten Lüf‐ tungseinrichtungen auszustatten. Dies gilt auch, wenn der Schlafraum nur teil‐ weise in diesem Bereich liegt. Ausnahmen sind zulässig, wenn der Schlafraum durch ein weiteres Fenster belüftbar ist, das außerhalb des festgesetzten Bereichs liegt. Wird im Baugenehmigungsverfahren der Nachweis erbracht, dass im Einzelfall geringere Außenlärmpegel an den Fassaden vorliegen, können die Anforderun‐ gen an die Schalldämmung der Außenbauteile ausnahmsweise entsprechend den Vorgaben der DIN 4109 reduziert werden. Die DIN 4109, DIN 18005, TA Lärm, VDI 4100 und VDI 2719 „Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen“ liegen beim Stadtplanungsamt der Stadt Karlsruhe, Bereich Städtebau, Lammstraße 7, 1. OG., Zimmer D 113/ 114, 76133 Karlsruhe aus und können dort während der Dienststunden (08.30 Uhr – 15.30 Uhr) eingesehen werden (zu beziehen außerdem beim Beuth‐Verlag, Ber‐ lin). ‐ 43 ‐ II. Örtliche Bauvorschriften 1 Dächer Zulässig sind Flachdächer mit einer Neigung von max. 5°. Für Nebenanlagen sind auch abweichende Dachformen und Neigungen zulässig. Ergänzend zur Dachbegrünung sind Aufbauten für Photovoltaikanlagen und Anla‐ gen zur solarthermischen Nutzung zulässig, sofern die Dachbegrünung und deren Wasserrückhaltefunktion dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Technische Dachaufbauten (außer Photovoltaikanlagen und Anlagen zur solar‐ thermischen Nutzung) sind auf max. 20% der Dachflächen begrenzt. Dachterras‐ sen sind nur für Staffelgeschosse zulässig. Dachaufbauten, mit Ausnahme von Aufzugsüberfahrten, haben zu Außenfassa‐ den mindestens im selben Maß Abstand zu halten, wie sie die Höhe des oberen Fassadenabschlusses (Flachdachattika) überschreiten (X ≥ Z; s. Beispielskizze). Abb. 4: Beispielskizze Mindestabstand der Dachaufbauten zu Außenfassaden 2. Werbeanlagen und Automaten Werbeanlagen sind nur am Ort der Leistung, am Gebäude, im Erdgeschoss, nicht in der Vorgartenzone und nur unter Einhaltung folgender Größen zulässig: ‐ Einzelbuchstaben bis max. 0,30 m Höhe und Breite, ‐ sonstige Werbeanlagen (Schilder, Firmenzeichen und dergleichen) bis zu ei‐ ner Fläche von 0,5 m². Unzulässig sind Werbeanlagen mit wechselndem oder bewegtem Licht, drehbare Werbeträger und solche mit wechselnden Motiven, sowie Laserwerbung, Skybea‐ mer oder Ähnliches. Automaten sind nur am Gebäude und nicht in der Vorgartenzone zulässig. Anlagen, die zum Anschlagen von Plakaten oder anderen werbewirksamen Ein‐ richtungen bestimmt sind, sind nicht zulässig. ‐ 44 ‐ 3. Einfriedigungen, Stützmauern Einfriedigungen sind nur als geschnittene Hecken bis 1,4 m Höhe (einschließlich der Aufkantung der Tiefgarage) über der Hinterkante des Gehwegs zulässig. Die Hecken können mit einem dahinterliegenden Drahtgeflecht oder Metallgitter‐ zaun kombiniert werden. Die Errichtung von Stützmauern ist zulässig. 4. Gestaltung der nicht überbaubaren Flächen Die nicht überbaubaren privaten Grundstücksflächen sind, soweit sie nicht für Stellplätze, Zugänge und Nebenanlagen benötigt werden, zu begrünen und als Vegetationsflächen dauerhaft anzulegen und zu unterhalten. 5. Abfallbehälterstandplätze Abfallbehälterstandplätze sind, sofern diese von den öffentlichen Straßen und Wegen aus sichtbar sind, mit einem Sichtschutz zu versehen. Falls dieser baulich hergestellt wird, muss er begrünt werden. 6. Außenantennen Pro Gebäude ist nur eine Gemeinschaftsantennenanlage oder Satellitenantenne zulässig. 7. Niederspannungsfreileitungen Niederspannungsfreileitungen sind unzulässig. III. Sonstige Festsetzungen (Planungsrechtliche und bauordnungsrechtliche Regelungen) Der Bebauungsplan Nr. 392 in Kraft getreten am 10. September 1970, wird in den Teilbereichen aufgehoben, die durch diesen Bebauungsplan neu geregelt werden. Der Vorhaben‐ und Erschließungsplan ist Bestandteil des vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Dies gilt nicht für die dargestellte Möblierung und Planeintei‐ lung. 047_VbB-Steinkreuzstrasse 14-Erneute Offenlage-clean VEP unmarkiert 01-Steinkreuzstr 14_2019-10-14_VEP ohne Markierung 01-190813 WSW Genehmigungsplanung ohne Kennzeichnung 19 [TÖB Genehmigungsplan (A4)] 1/4.5 2/19 Steinkreuzstr. 14_Stellplätze_2019-08-20
https://www.karlsruhe.de/b3/bauen/bebauungsplanung/plaene/steinkreuzstrasse_14/HF_sections/content/ZZlQUHXIkwOZoi/ZZo4ZDllpX89eZ/VbB%20Steinkreuzstr_II_Offenl_14102019.pdf
Vorhabenbezogener Bebauungsplan „Steinkreuzstraße 14“, Karlsruhe – Wolfartsweier Entwurf Vorhabenträger: SÜBA Bauen und Wohnen Karlsruhe GmbH Alte Kreisstraße 42 76149 Karlsruhe T. 0721 – 7802‐0 F. 0721 – 7802‐22 info@sbw‐karlsruhe.de Planverfasser: VbB VEP GERHARDT.stadtplaner.architekten Werkgemeinschaft Karlsruhe Weinbrennerstraße 13 Freie Architekten BDA 76135 Karlsruhe Kammerer & Stengel T. 0721 – 831030 Partnerschaft mbB F. 0721 – 8310399 Schubertstraße 2 mail@gsa‐karlsruhe.de 76185 Karlsruhe T. 0721 – 84006 ‐ 0 F. 0721 – 84006 ‐ 66 info@wgk‐ka.de ‐ 2 ‐ Inhaltsverzeichnis: A. Begründung gemäß § 9 Abs. 8 Baugesetzbuch (beigefügt) ...................... 5 1. Aufgabe und Notwendigkeit ................................................................... 5 2. Bestehende Planungen ........................................................................... 5 2.1 Vorbereitende Bauleitplanung .................................................................. 5 2.2 Verbindliche Bauleitplanung ..................................................................... 6 3. Bestandsaufnahme ................................................................................ 6 3.1 Räumlicher Geltungsbereich ..................................................................... 6 3.2 Naturräumliche Gegebenheiten, Bodenbeschaffenheit, Artenschutz ........... 6 3.2.1 Naturräumliche Gegebenheiten ................................................................ 6 3.2.2 Bodenbeschaffenheit ............................................................................... 7 3.2.3 Artenschutz ............................................................................................ 7 3.3 Vorhandene Nutzung, Bebauung und Erschließung .................................... 9 3.4 Eigentumsverhältnisse ........................................................................... 10 3.5 Belastungen .......................................................................................... 10 4. Planungskonzept ................................................................................. 11 4.1 Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzung .................................................. 12 4.2 Art der baulichen Nutzung ..................................................................... 12 4.3 Maß der baulichen Nutzung ................................................................... 13 4.4 Bauweise .............................................................................................. 14 4.5 Abstandsflächen .................................................................................... 14 4.6 Erschließung ......................................................................................... 16 4.6.1 ÖPNV ................................................................................................... 16 4.6.2 Motorisierter Individualverkehr ............................................................... 16 4.6.3 Ruhender Verkehr ................................................................................. 16 4.6.4 Geh‐ und Radwege ................................................................................ 16 4.6.5 Feuerwehrzufahrt .................................................................................. 17 4.6.6 Ver‐ und Entsorgung .............................................................................. 17 4.7 Gestaltung ............................................................................................ 17 4.8 Grünordnung / Ersatz‐ und Ausgleichsmaßnahmen / Artenschutz ............. 18 4.8.1 Grünplanung, Pflanzungen ..................................................................... 18 4.8.2 Ausgleichsmaßnahmen ......................................................................... 19 4.8.3 Maßnahmen für den Artenschutz ........................................................... 20 4.9 Belastungen .......................................................................................... 26 4.9.1 Altlasten ............................................................................................... 26 4.9.2 Schall ................................................................................................... 27 4.9.3 Luftqualität ........................................................................................... 28 4.9.4 Energieeffizienz / Klimaschutz ................................................................ 28 4.9.5 Kampfmittel .......................................................................................... 29 5. Umweltbericht ..................................................................................... 29 6. Sozialverträglichkeit ............................................................................ 29 7. Statistik ............................................................................................... 29 7.1 Flächenbilanz ........................................................................................ 29 ‐ 3 ‐ 7.2 Geplante Bebauung ............................................................................... 30 7.3 Bodenversiegelung ................................................................................ 30 8. Kosten ................................................................................................. 30 9. Durchführung ....................................................................................... 30 10. Übersicht der erstellten Gutachten ....................................................... 30 B. Hinweise (beigefügt) ............................................................................ 31 1. Versorgung und Entsorgung ................................................................... 31 2. Entwässerung ....................................................................................... 31 3. Niederschlagswasser ............................................................................. 31 4. Archäologische Funde, Kleindenkmale .................................................... 32 5. Baumschutz .......................................................................................... 32 6. Altlasten ............................................................................................... 32 7. Erdaushub / Auffüllungen ....................................................................... 32 8. Private Leitungen .................................................................................. 32 9. Barrierefreies Bauen .............................................................................. 32 10. Erneuerbare Energien ............................................................................ 33 11. Dachbegrünung und Solaranlagen .......................................................... 33 12. Artenschutz .......................................................................................... 33 13. Wasserschutzgebiet ............................................................................... 34 14. Kriminalprävention ................................................................................ 34 C. Planungsrechtliche Festsetzungen und örtliche Bauvorschriften ........... 35 I. Planungsrechtliche Festsetzungen ....................................................... 35 1. Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzungen .............................................. 35 2. Art der baulichen Nutzung ..................................................................... 35 3. Maß der baulichen Nutzung ................................................................... 35 4. Überbaubare Grundstücksfläche ............................................................. 36 5. Abstandsflächen .................................................................................... 36 6. Stellplätze und Garagen, Carports .......................................................... 36 7. Nebenanlagen ....................................................................................... 36 8. Grünflächen / Pflanzgebote und Pflanzerhaltung ..................................... 36 8.1 Erhaltung von Bäumen ........................................................................... 36 8.2 Pflanzgebote für Einzelbäume ................................................................ 36 8.2.1 Zu pflanzende Bäume außerhalb der Tiefgarage ...................................... 37 8.2.2 Zu pflanzende Bäume auf der Tiefgarage ................................................ 37 8.2.3 Bedingte Festsetzung für die Pflanzgebote für Einzelbäume im Bereich der Freihaltetrasse der Stadtbahn ........................................................... 37 8.2.4 Artenverwendungsliste für Pflanzgebot Einzelbaum ................................ 37 8.3 Dachbegrünung ..................................................................................... 38 8.4 Begrünung der Tiefgaragen .................................................................... 39 8.5 Pflanzung von Schnitthecken ................................................................. 39 9. Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft ....................................... 39 9.1 Ersatzpflanzungen von Gehölzen ............................................................ 39 ‐ 4 ‐ 9.2 CEF‐Maßnahmen .................................................................................. 40 9.3 Weitere Artenschutzmaßnahmen (keine CEF‐Maßnahmen) ..................... 41 9.3.1 Nistmöglichkeiten ................................................................................. 41 9.3.2 Beleuchtung .......................................................................................... 41 10. Geh‐ und Leitungsrechte ........................................................................ 41 11. Schallschutz .......................................................................................... 41 11.1 Aktive Schallschutzmaßnahmen ............................................................. 41 11.2 Passive Schallschutzmaßnahmen ........................................................... 42 II. Örtliche Bauvorschriften ....................................................................... 43 1 Dächer .................................................................................................. 43 2. Werbeanlagen und Automaten ............................................................... 43 3. Einfriedigungen, Stützmauern ................................................................ 44 4. Gestaltung der nicht überbaubaren Flächen ............................................. 44 5. Abfallbehälterstandplätze ...................................................................... 44 6. Außenantennen .................................................................................... 44 7. Niederspannungsfreileitungen ............................................................... 44 III. Sonstige Festsetzungen ....................................................................... 45 IV. Zeichnerische Festsetzungen – Planzeichnung ...................................... 46 Unterschriften ................................................................................................ 48 Anlage zur Begründung ‐ Vorhaben‐ und Erschließungsplan ............................ 49 ‐ 5 ‐ A. Begründung gemäß § 9 Abs. 8 Baugesetzbuch (beigefügt) 1. Aufgabe und Notwendigkeit Der Vorhabenträger „SÜBA Bauen und Wohnen Karlsruhe GmbH“ plant im Karls‐ ruher Stadtteil Wolfartsweier auf einem ca. 0,82 ha großen, heute gewerblich ge‐ nutzten Areal am nordwestlichen Ortsrand an der Ecke Ringstraße / Steinkreuz‐ straße eine Wohnbebauung mit einer SeniorenPflege‐Wohngemeinschaft und Praxisräumen sowie Kindertagesstätte. Die Planung ist aus einer Mehrfachbeauf‐ tragung hervorgegangen und wurde bereits vom Ortschaftsrat und vom Pla‐ nungsausschuss befürwortet. Das Vorhaben ist nach den Festsetzungen des rechtsverbindlichen Bebauungs‐ plans nicht genehmigungsfähig. Das für die Umsetzung des Vorhabens erforderli‐ che Planungsrecht soll über die Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebau‐ ungsplans gem. § 12 BauGB (Ziffer 2) hergestellt werden. 2. Bestehende Planungen 2.1 Vorbereitende Bauleitplanung Abb.1: Ausschnitt Flächennutzungsplan ‐ 6 ‐ Das Planungsgebiet ist im rechtsverbindlichen Flächennutzungsplan des Nach‐ barschaftsverbandes Karlsruhe (FNP NVK) als „Gewerbliche Baufläche“ darge‐ stellt. Die geplante Wohnnutzung ist nicht aus dem Flächennutzungsplan entwi‐ ckelt. Da der vorhabenbezogene Bebauungsplan im beschleunigten Verfahren nach § 13a BauGB aufgestellt wird, kann der Flächennutzungsplan im Wege der Berichtigung geändert werden. Aufgrund der Ergebnisse der frühzeitigen Beteiligung der Behörden und sonstiger Träger nach § 4 BauGB (Anmerkung: Verfahren im Rahmen der Flächennutzungs‐ planung) im Frühjahr 2018 besteht die Möglichkeit, dass die im FNP 2010, 5. Aktu‐ alisierung als "geplante Gewerbliche Baufläche" dargestellte Fläche "Hörgel", die nordöstlich an das Plangebiet angrenzt, doch in den FNP 2030 übernommen wird. Entgegen ursprünglicher Planungen soll die Erschließung der Fläche dann aber von Norden erfolgen und nicht über die Steinkreuzstraße 14. 2.2 Verbindliche Bauleitplanung Der rechtsverbindliche Bebauungsplan (Straßen‐ und Baulinienplan) Nr. 392 „Wingertäcker“ vom 10.09.1970 setzt für das Plangebiet ein Allgemeines Wohn‐ gebiet fest. Aufgrund der im Bebauungsplan getroffenen Festsetzungen ist die Umsetzung des geplanten Vorhabens nicht möglich. 3. Bestandsaufnahme 3.1 Räumlicher Geltungsbereich Der räumliche Geltungsbereich umfasst die Flurstücke Nummer 20305, 20306, 20308/1 sowie Teile des Straßenflurstücks 21972 und hat eine Größe von insge‐ samt ca. 0,82 ha. Das Grundstück wird im Süd‐Osten durch die Steinkreuzstraße, im Süd‐Westen durch die Ringstraße mit anschließender Wohnbebauung, im Nord‐Westen durch ein privates Grundstück mit Wohnbebauung und im Nord‐Osten durch die Wen‐ deschleife der S‐BahnStraßenbahn begrenzt. Maßgeblich für die Abgrenzung des Plangebiets ist der im zeichnerischen Teil festgesetzte Geltungsbereich. 3.2 Naturräumliche Gegebenheiten, Bodenbeschaffenheit, Artenschutz 3.2.1 Naturräumliche Gegebenheiten Das Planungsgebiet liegt am nördlichen Ortseingang des Stadtteils Karlsruhe‐ Wolfartsweier in prägnanter Ortsrandlage. Durch seine Lage an der S‐BahnStra‐ ßenbahn‐Haltestelle verfügt es über eine ausgezeichnete Verkehrsanbindung. Neben der gegenwärtig als Gewerbefläche genutzten und überwiegend versiegel‐ ten Grundstücksfläche befindet sich im nördlichen Bereich des Plangebiets ein Pappel‐Baumbestand. Aus Gründen des Verkehrsschutzes kann die Pappelgruppe auf Dauer nicht erhalten bleiben, da eine ausreichende Standsicherheit der Bäume nicht gewährleistet ist. Das zuständige städtische Amt hatte daher schon eine Fäll‐ genehmigung erteilt, deren Wirksamkeit aktuell ausgesetzt ist. Eine gutachterliche Untersuchung der Pappeln hat ergeben, dass vorab die Fällung von zwei dringli‐ ‐ 7 ‐ chen Gefahrenbäumen und Kronenrücknahmen an den Nachbarbäumen aus Grün‐ den der Verkehrssicherheit erforderlich ist. Der übrige Pappelbestand, aus dem die zwei Gefahrenpappeln entnommen wurden, bleibt nach den Sicherungsmaßnah‐ men vorerst erhalten bis zum Herbst. Das Gelände fällt vom Süden (Steinkreuz‐ straße) nach Norden (Flurstück 21971/2) von ca. 130 m über NHN auf ca. 121 m über NHN um ca. 9 m ab. Das Plangebiet liegt im Bereich des Wasserschutzgebietes Durlacher Wald Zone lll B. Der höchste bisher gemessene Grundwasserstand liegt bei rd. 116,00 m über NHN. (T511 Talwiesenstr. Spielplatz). Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass bei extrem starken Niederschlägen über einen längeren Zeitraum der bisher ermittelte max. Grundwasserstand überschritten werden kann. 3.2.2 Bodenbeschaffenheit Im zum Vorhaben erstellten Baugrundgutachten (Siehe Ziffer 10 der Begründung) werden zur geologischen Situation im Plangebiet folgende Aussagen getroffen: Am östlichen Rheintalgrabenbruch grenzt eine tektonische Hochscholle aus Bunt‐ sandstein an das mit Kies gefüllte Becken des Rheintalgrabens, der sich von Basel bis Frankfurt erstreckt. Im Bereich der Untersuchungsfläche lagert Hangschutt und Geschiebe aus roten Buntsandsteingeröllen, der noch von Lößlehm überlagert wird. Löß wurde während der Eiszeit dünenartig aus den unbewaldeten Schotter‐ fluren des Rheingrabens ausgeblasen und an den Hängen wieder abgelagert. Die Kiesfüllung der Oberrheinebene lag früher noch bis zu 6 m über der jetzigen Talaue, sodass in der unteren Hanglage auch noch alte Terrassenreste aus alpinen Kiesen vorhanden sind. Während der schluffige Löß nach der Eiszeit zu wenig trag‐ fähigem Lößlehm durchgewittert ist, bilden die ab 1,5 m Tiefe durchgehend vor‐ handenen Geröllschichten aus hartem Buntsandstein oder Kiesen der Hochter‐ rasse einen gut tragfähigen Baugrund. Im Übrigen wird auf die Inhalte des Baugrundgutachtens verwiesen. Der nördliche Teil des Grundstückes liegt in der Kinzig‐Murg‐Rinne. Aufgrund der Nähe zur tektonisch entstandenen Grabenbruchkante des Oberrheingrabens ist mit unterirdischem Schichtwasser zu rechnen. 3.2.3 Artenschutz Das Vorkommen artenschutzrechtlich relevanter Arten im Plangebiet wurde im Rahmen eines artenschutzrechtlichen Fachbeitrages vom Büro arguplan aus Karls‐ ruhe untersucht. Die Ergebnisse werden gegliedert nach den betroffenen Arten nachfolgend zusammenfassend dargestellt. Die Bewertung der Bestandsauf‐ nahme und die Darstellung des daraus abgeleiteten Maßnahmenkonzepts erfolgt unter Ziffer 4.8.3 der Begründung. ‐ 8 ‐ Bestandsaufnahme im Rahmen des artenschutzrechtlichen Fachbeitrags Vögel Im Rahmen der Vogelkartierung wurden insgesamt 23 Vogelarten im Vorhabenbe‐ reich festgestellt. Bei acht Arten handelt es sich um Brutvögel (Arten mit Brutnach‐ weis oder Brutverdacht). Wertgebende bzw. gefährdete Arten befinden sich nicht darunter. Die nachgewiesenen Brutvogelarten stellen vor allem Gehölzbewohner dar. Gebäudebrüter (z.B. Haussperling, Hausrotschwanz) nutzen das Areal nur als Nahrungshabitat. Fledermäuse Im Rahmen der sechs Detektorbegehungen wurden im Untersuchungsgebiet Flug‐ aktivitäten von Zwergfledermäusen festgestellt. Es besteht der Verdacht, dass die Gebäude und der Pappelbestand zeitweise als Einzelquartiere genutzt werden. Al‐ lerdings ergab die Habitatpotenzialanalyse ein sehr geringes Angebot an fleder‐ mausrelevanten Strukturen im Vorhabenbereich. Im Fachbeitrag wird festgestellt, dass es keine Hinweise auf ein Wochenstubenquartier (Fortpflanzungsstätte) im Gebäudekomplex und im Baumbestand gibt. Beide Strukturen können jedoch als sporadisch genutzte Tagesquartiere (Ruhestätten) einzelner Zwergfledermausin‐ dividuen dienen. Vor dem Hintergrund der vorliegenden Biotopausstattung wird mit einem Vorkommen weiterer europarechtlich geschützter Arten im Vorhaben‐ bereich nicht gerechnet. Totholzkäfer Das Vorkommen von Totholzkäfern (Heldbock, Juchtenkäfer und Scharlachkäfer) im Plangebiet wurde geprüft. Die Entwicklung des Heldbocks erfolgt ausschließlich in Stiel‐ und Trauben‐Eichen, besonders in latent geschädigten lebenden Bäumen in sonnenexponierter Lage. Da innerhalb des Eingriffsbereichs keine Eichen vorhanden sind, kann ein Vorkom‐ men ausgeschlossen werden. Der Juchtenkäfer besiedelt alte anbrüchige Laubbäume in Parks, Alleen, historisch genutzte Waldformen (Hudewälder) und alte Eichen‐ und Buchenwälder mit Stör‐ stellen. Die Larvenentwicklung erfolgt im Mulmkörper von Stammhöhlungen und Spalten alter Laubbäume (ebd.). Das Mindestvolumen eines zur Fortpflanzung in Frage kommenden Mulmkörpers beträgt einige Liter (ebd.). Aufgrund des noch all‐ gemein guten Vitalitätszustands der Pappel‐Bäume ist im Vorhabenbereich nicht mit größeren Mulmhöhlen zu rechnen. Der Scharlachkäfer lebt unter morschen, feuchten Rinden stehender und liegender Laubbäume, v.a. an Pappeln und Weiden. Die aktuellen Fundorte in Baden‐Würt‐ temberg liegen in der Oberrheinebene bei Rastatt und Karlsruhe. Bei der Erfassung des Scharlachkäfers an den liegenden Pappel‐Totholzstämmen im Vorhabenbe‐ reich wurden keine Larven festgestellt. Aufgrund der sich ablösbaren Rinde weist das Totholz zwar potenziell geeignete Besiedlungsstrukturen auf, aufgrund der starken Beschattung ist jedoch kein optimaler Larvallebensraum gegeben. ‐ 9 ‐ Sonstige Arten Vor dem Hintergrund der vorliegenden Biotopausstattung wird mit einem Vor‐ kommen weiterer europarechtlich geschützter Arten im Vorhabensbereich nicht gerechnet. Zum Beispiel ist die Fläche für Amphibien aufgrund des Fehlens von Ge‐ wässern nicht geeignet. Auch für Reptilien (v.a. Zauneidechse) sind keine geeigne‐ ten Habitate vorhanden. Hinweise zu weiteren relevanten Arten im Rahmen des Verfahrens Im Zuge der Beteiligung der Träger öffentlicher Belange wurden von den Natur‐ schutzverbänden Hinweise zu Art und Umfang möglicher Vorkommen arten‐ schutzrechtlich relevanten Arten im Plangebiet abgegeben, denen das Büro Argu‐ plan mit fachlicher Unterstützung des Fachamtes für Umwelt und Arbeitsschutz nachgegangen ist Außerdem wurden weitere Begehungen unter Einsatz eines Baumkletteres im Gebiet und den Bestandsgebäuden durchgeführt. Die Beurtei‐ lung der Beobachtungsergebnisse und ihre Berücksichtigung im Rahmen des Maß‐ nahmenkonzepts werden unter Ziffer 4.8.3 dargestellt: Vögel Bei den Vogelarten wurden von den Naturschutzverbänden zusätzlich als wertge‐ bende Brutvogelarten der Star (RL‐D 3), die Klappergrasmücke (RL‐BW V) und der streng geschützte Grünspecht festgestellt. Mit der Heckenbraunelle und der Nach‐ tigall wurden zwei weitere Brutvogelarten festgestellt, bei denen es sich jedoch um ungefährdete Arten handelt. Bei einer weiteren Begehung im Dezember 2018 wur‐ den Spechtlöcher im Plangebiet entdeckt. Fledermäuse Die Naturschutzverbände übermittelten Informationen über Beobachtungen bzw. Anregungen für die Fledermausarten Zwergfledermaus, Graues Langohr, Breitflü‐ gelfledermaus und Kleiner Abendsegler. Sonstige Arten Als weitere Art wurde seitens der Naturschutzverbände im Plangebiet ein Vorkom‐ men der Haselmaus vermutet. Bei einer Begehung im Dezember wurde ein Vor‐ kommen von Eichhörnchen im Plangebiet festgestellt. 3.3 Vorhandene Nutzung, Bebauung und Erschließung Der im südlichen Bereich des Plangebiets konzentrierte Gebäudebestand setzt sich aus diversen Gewerbegebäuden wie einer Fabrikationshalle, Lagerflächen, einer Ausstellungshalle und Büroräumen zusammen. Außerdem befindet sich eine Trafostation im Planungsgebiet. Die Erschließung des Planungsgebietes er‐ folgt über die Ringstraße. Im nördlichen Teil des Plangebietes befindet sich der Anschluss an das Wander‐ wegsystem Odenwald‐Vogesen, der im Rahmen der Planung fortgeführt werden soll. ‐ 10 ‐ 3.4 Eigentumsverhältnisse Das Straßengrundstück im Nordwesten des Plangebiets befindet sich im Eigen‐ tum der Stadt Karlsruhe. Der Vorhabenträger hat mit dem Eigentümer der Flä‐ chen des Plangebietes (Flurstücke: 20305, 20306, 20308/1 sowie Teile des Stra‐ ßenflurstücks 21972) einen Kaufvertrag abgeschlossen. Die Übertragung des Ei‐ gentums auf den Vorhabenträger wird nach Abschluss der öffentlichen Ausle‐ gungwurde inzwischen vollzogen. 3.5 Belastungen Altlasten Das Grundstück ist bei der Stadt Karlsruhe, Umwelt‐ und Arbeitsschutz unter der Bezeichnung „AS Maschinenfabrik Thielicke“ und der Objekt‐Nummer 04893 im Bodenschutz‐ und Altlastenkataster erfasst. Auf dem Gelände war zwischen 1953 und 2006 die Maschinenfabrik Thielicke & Co aktiv. Von 2009 bis 2011 wurde ein Handel mit Kfz‐Teilen betrieben. Aus der Historischen Untersuchung geht hervor, dass in verschiedenen Bereichen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen wurde, sodass ein Eintrag von Schadstoffen in den Untergrund oder das Grundwasser aus fachtechnischer Sicht nicht ausgeschlossen werden kann. Verdachtsbereiche sind unter anderem die unterirdischen Heizöltanks, der Be‐ reich der Spänelagerung oder die Werk‐ und Montagehalle, in der vermutlich mit Lösemitteln umgegangen wurde. Aus fachtechnischer Sicht sind auf dem Gelände weitere bodenschutzrechtliche Untersuchungen für den Wirkungspfad Boden‐Grundwasser erforderlich. Unter‐ suchungen hinsichtlich des Wirkungspfades Boden‐Mensch können in Abhängig‐ keit der Detailplanung erforderlich werden. Die weiteren und abschließenden Bodenuntersuchungen können vollständig erst nach Abriss der Bestandsgebäude durchgeführt werden. Aufgrund der vorliegen‐ den Untersuchungen gibt es keine Anhaltspunkte für Gefährdungen, die sich als absolutes Planungshindernis erweisen, weil sie auf Ebene des Planvollzugs die Be‐ bauung ausschließen. Immissionen Zu berücksichtigen waren die Einwirkungen des Straßenbahn‐ und des Straßen‐ verkehrslärms auf das Plangebiet, insbesondere durch die nördlich verlaufende B3 und die südlich gelegene Autobahn A8. Außerdem wurden die Auswirkungen der Planung auf die umgebende Wohnbe‐ bauung untersucht. Dabei waren insbesondere die geplanten Tiefgaragenzufahr‐ ten zu berücksichtigen. Weiterhin waren die in dem Plangebiet vorgesehene Kindertagesstätte sowie der daran angrenzende Kinderspielplatz in die Überlegung mit einzubeziehen. Dabei war nicht der durch den Betrieb entstehende Kinderlärm, sondern der durch even‐ tuelle Freizeitaktivitäten von Jugendlichen entstehende Lärm, wie z. B. auf Bolz‐ plätzen oder Skateranlagen, schalltechnisch zu bewerten. ‐ 11 ‐ Zur Bewertung der schalltechnischen Belange wurde ein Fachgutachten erstellt. Kampfmittel Im Rahmen der Planung war auch eine mögliche Belastung des Plangebiets durch Kampfmittel zu prüfen. Aus diesem Anlass wurde von der Firma UXO PRO CON‐ SULT eine Luftbildauswertung zur Überprüfung des Verdachts auf Kampfmittel‐ belastung erstellt. 4. Planungskonzept Vor dem Hintergrund eines steigenden Bedarfs an Wohnungen für Senioren aber auch anderer Bevölkerungsgruppen plant die SÜBA Bauen & Wohnen Karlsruhe GmbH die Errichtung von sieben Wohnhäusern und einer Kindertagesstätte. Ne‐ ben den Wohnungen mit unterschiedlichen Zuschnitten sind im Bereich des Erd‐ geschosses eine PflegewohngemeinschaftSeniorenwohngemeinschaft und eine Arztpraxis vorgesehen. Die Planung basiert auf dem Entwurf der Werkgemein‐ schaft Karlsruhe Freie Architekten BDA. Die Bebauung gliedert sich in drei Teilbereiche, die in ihrer Höhenentwicklung ge‐ staffelt sind. An der Steinkreuzstraße befindet sich der fußläufige Hauptzugang zur ersten Baugruppe sowie in das Planungsgebiet an sich. Über eine großzügige Platzsituation wird der Ortseingang von Wolfartsweier auch für Fußgänger neu gestaltet. In der ersten Baugruppe an der Steinkreuzstraße befindet sich die Pflegewohnge‐ meinschaftSeniorenwohngemeinschaft mit 12 Plätzen im Erdgeschoss zweier im Erdgeschoss verbundener Baukörper (A2 und A3 gemäß Bezeichnung im VEP). Eine Arztpraxis ist im Erdgeschoss des dritten, an der Ringstraße gelegenen Rie‐ gelgebäudes (A1 gemäß Bezeichnung im VEP) untergebracht. Alle Gebäude wer‐ den vom geschützten Innenhof aus erschlossen. Die zweite Baugruppe wird aus vier 2‐spännigen Punkthäusern gebildet, die sich in lockerer Anordnung ebenfalls um einen geschützten Aufenthalts‐ und Erschlie‐ ßungshof gruppieren. Zwischen den beiden Gruppen befindet sich die 2‐geschos‐ sige Kindertagesstätte. Diese ist aufgrund ihrer Kubatur bzw. Geschossigkeit als Sondernutzung ablesbar. Die wechselnde Geschossigkeit innerhalb des Vorha‐ bens trägt zur Maßstäblichkeit der Bebauung bei und somit zur verträglichen In‐ tegration in die umliegende Bebauung. Insgesamt ist die Errichtung von 6162 Wohnungen geplant, die über 1,5 bis 4 Zim‐ mer verfügen. Die Ausrichtung der geplanten Baukörper orientiert sich am Verlauf der Ring‐ straße und formt den Ortsrand des Stadtteils an dieser Stelle neu. Die kubischen Gebäude mit begrüntem Flachdach fügen sich in ihrer Höhenentwicklung in die bestehende Bebauung ein. Die Nachbarbebauung staffelt sich vom Hochpunkt an der Steinkreuzstraße mit 4 Geschossen zum Tiefpunkt am nordwestlichen Grund‐ stücksrand mit 1 Geschoss ab. Am Ortseingang wurden dementsprechend die bei‐ den Riegelgebäude als Hochpunkte der Bebauung ausgebildet. Der Höhenent‐ ‐ 12 ‐ wicklung der Umgebungsbebauung folgend staffeln sich die Gebäude von 4 Voll‐ geschossen plus Staffelgeschoss im Süd‐Osten auf 3 Vollgeschosse bzw. 2 Vollge‐ schosse plus Staffelgeschoss entlang der nördlichen Gebietsgrenze ab. Die private Parkierung erfolgt in zwei Tiefgaragen, die über die Ringstraße er‐ schlossen werden. Die Parkplätze für die Kindertagesstätte und die Arztpraxis werden ebenfalls von der Ringstraße angedient. Die erforderlichen Fahrradstell‐ plätze sind teilweise ebenerdig, teilweise im Bereich der Tiefgaragen unterge‐ bracht. Der Spielplatz des Quartiers liegt zentral im Plangebiet und wird durch Hecken‐ und Baumpflanzungen zum Außenbereich abgegrenzt. Der daran angrenzende Freibereich der Kindertagesstätte befindet sich teilweise auf der Tiefgarage und überwindet den Höhenunterschied durch Sitzstufen. Die nicht überbauten Flä‐ chen der Tiefgaragen sind begrünt und unter Berücksichtigung der entsprechen‐ den Überdeckung mit Einzelpflanzungen ergänzt. Ein Wegenetz verbindet die verschiedenen Außenbereiche und führt im Süden auf den öffentlichen Quartiers‐ platz, der durch seine Gestaltung zum Verweilen einlädt und an die vorhandene Bushaltestelle anknüpft. Die gem. § 35 Abs. 1 LBauO BW notwendigen barrierefreien Wohnungen, berück‐ sichtigen die von der LBO gestellten Anforderungen an die Barrierefreiheit. Die geplanten Wohngebäude sind über den angelegten öffentlichen Gehweg entlang der Ringstraße barrierefrei erreichbar. Das Grünkonzept sieht, neben den zwei zu erhaltenden Bäumen im nördlichen Plangebiet, eine straßenbegleitende Begrünung entlang der Ringstraße sowie die Fortführung der Baumreihe entlang der Steinkreuzstraße vor. Im Gebiet sind ver‐ einzelt Baumstandorte vorgesehen, die sich in Richtung des östlichen Gebietsran‐ des verdichten. 4.1 Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzung In Anwendung von § 9 Abs. 2 i.V.m. § 12 Abs. 3a BauGB sind im Geltungsbereich nur solche Vorhaben zulässig, zu denen sich der Vorhabenträger im Durchfüh‐ rungsvertrag unter Bezug auf den zugehörigen Vorhaben‐ und Erschließungsplan (VEP) verpflichtet hat. Die gemäß § 12 Abs. 3a BauGB zulässige Änderung eines Durchführungsvertrags ist nur im Einvernehmen zwischen Vorhabenträger und Stadt Karlsruhe möglich. Sollten sich Änderungen einvernehmlich als sinnvoll er‐ weisen, muss nicht der Bebauungsplan durch ein entsprechendes Verfahren geän‐ dert werden, sondern es genügt eine Änderung des Durchführungsvertrages, so‐ fern diese sich innerhalb des durch den vorhabenbezogenen Bebauungsplan ge‐ zogenen Rahmens bewegt. 4.2 Art der baulichen Nutzung Hauptziel des Vorhabens ist die Schaffung von neuem, innerstädtischen Wohn‐ raum, ergänzt durch eine Kindertagesstätte, eine Arztpraxis und ggf. eine Praxis für Physiotherapie. Zur Umsetzung der Planungsziele wird im Plangebiet ein All‐ gemeines Wohngebiet gemäß § 4 BauNVO festgesetzt. ‐ 13 ‐ In Anwendung von § 1 Abs. 5 BauNVO wird festgesetzt, dass Tankstellen und Gar‐ tenbaubetriebe unzulässig sind. Gartenbaubetriebe stehen aufgrund ihrer Flä‐ chenintensität dem Ziel der Schaffung von neuem Wohnraum entgegen, durch Tankstellen werden aufgrund des Verkehrsaufkommens Konflikte mit der geplan‐ ten Wohnnutzung befürchtet. Betriebe des Beherbergungsgewerbes, sonstige nicht störende Gewerbebetriebe und Anlagen für die Verwaltung können in untergeordnetem Umfang zur Wohn‐ nutzung eine sinnvolle oder verträgliche Ergänzung darstellen und können des‐ halb gemäß § 4 Abs. 3 BauNVO ausnahmsweise zugelassen werden, soweit sie räumlich untergeordnet sind und keine verkehrlichen oder schalltechnischen Be‐ lange entgegenstehen. Unter Berücksichtigung der an drei Seiten des Plangebiets anschließenden Wohn‐ bauflächen gewährleisten die Festsetzungen insgesamt die Umsetzung des ge‐ planten Vorhabens und eine homogene Entwicklung der bestehenden Wohnsied‐ lung. 4.3 Maß der baulichen Nutzung Das Maß der baulichen Nutzung wird bestimmt durch die Grundflächenzahl (GRZ) und die Wandhöhe. Festgesetzt wird der Maximalwert. Wandhöhen Die festgesetzten Wandhöhen ermöglichen eine zwei‐ bis viergeschossige Bebau‐ ung inklusive Staffelgeschoss und orientiert sich damit an der Höhenentwicklung der bestehenden Bebauung auf der Südwestseite der Ringstraße. Insofern fügt sich die geplante Bebauung in ihrer Höhe in das städtebauliche Umfeld ein. Die Bezugshöhen sind im zeichnerischen Teil als absolute Höhe über Höhennormal‐ null festgesetzt. Grundflächenzahl Die festgesetzte maximale Grundflächenzahl entspricht mit 0,4 der gemäß § 17 Abs. 1 BauNVO festgelegten Obergrenze für Allgemeine Wohngebiete. Nach BauNVO darf die zulässige Grundfläche durch die in § 19 Absatz 4 Satz 1 be‐ zeichneten Anlagen um maximal 50% überschritten werden, also maximal bis zu einer Grundflächenzahl von 0,6. Dieser Wert ist jedoch zur Umsetzung des wohn‐ und betriebstechnisch erforderlichen Umfangs an Parkierungsflächen und Tiefga‐ ragen nicht ausreichend. Deshalb ist es notwendig, dass abweichend von der Regelung in §19 Absatz 4 Satz 2 BauNVO eine Überschreitung der zulässigen Grundfläche durch die in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeichneten Anlagen bis zu einer Grundflächenzahl von 0,75 zugelassen wird. Bei dem Vorhaben geht es um die Nachnutzung eines Gewerbe‐ standorts und um die Schaffung von neuem Wohnraum in Kombination mit Anla‐ gen für soziale und gesundheitliche Zwecke auf einem städtebaulich integrierten Standort. ‐ 14 ‐ Das Vorhaben stellt einen wertvollen Beitrag für die Schaffung von dringend be‐ nötigten innerstädtischen Wohnraum dar und trägt als Maßnahme der Innenent‐ wicklung aus dem im Baugesetzbuch formulierten Anspruch für einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden Rechnung. Bei einer Überschreitung der zulässigen Grundfläche ist zu prüfen, ob die Über‐ schreitung der Schaffung von gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnisse entgegen‐ steht und im welchen Umfang ein Ausgleich für die Beeinträchtigungen geschaf‐ fen werden muss. Die Überschreitung wird nicht durch die Gebäude selbst bzw. eine erhöhte städte‐ baulichen Dichte verursacht, die Obergrenze der BauNVO für Allgemeine Wohn‐ gebiete wird eingehalten. Somit kann auch angesichts der gewählten Gebäude‐ stellung davon ausgegangen werden, dass eine ausreichende Besonnung und Be‐ lüftung der geplanten Gebäude und der bestehenden Gebäude in der Umgebung gegeben ist. Die Überschreitung der zulässigen Grundfläche resultiert vielmehr aus dem er‐ höhten Versiegelungsgrad und dem damit verbundenen Rückgang des Grün‐ und Baumbestandes. Um diesen negativen Folgen der Flächenversiegelung entgegen‐ zuwirken, wird eine ausreichende Erdüberdeckung und Begrünung für die Tiefga‐ ragen, die Begrünung der Dachflächen der Gebäude und weitere Pflanzgebote an den Gebietsrändern festgesetzt. Die Dachbegrünung dient ebenfalls der besseren Rückhaltung des Regenwassers und wirkt sich insgesamt positiv auf das Stadt‐ klima aus. Durch die Unterbringung der erforderlichen Stellplätze in Tiefgaragen wird Park‐ platzlärm für die geplante Bebauung und den umliegenden Bestand minimiert und somit negative Auswirkungen auf die Wohnqualität vermieden. Insofern wird es insgesamt städtebaulich für vertretbar gehalten, eine Überschrei‐ tung der zulässigen Grundfläche durch die in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeich‐ neten Anlagen bis zu einer Grundflächenzahl von 0,75 zuzulassen. Geschossflächenzahl Zur Umsetzung des Vorhabens ist eine Geschossflächenzahl (GFZ) von 1,17 erfor‐ derlich. Die GFZ bewegt sich damit in dem von der in § 17 der BauNVO für Allge‐ meine Wohngebiete vorgesehenen Rahmen. 4.4 Bauweise Die festgesetzte offene Bauweise sichert durch die damit einhergehende Be‐ schränkung der Länge der Baukörper, dass sich die geplanten Gebäude maßstäb‐ lich in ihre bauliche Umgebung einfügen. 4.5 Abstandsflächen In der südlichen Baugruppe werden die erforderlichen Abstandsflächen zwischen zwei der geplanten Gebäude in einem Teilbereich der Fassade nicht eingehalten, um eine bessere Abgrenzung des halböffentlichen Innenhofbereichs vom im Süd‐ westen des Planungsgebiets gelegenen öffentlichen Platzraum zu erreichen. Da ‐ 15 ‐ dadurch jedoch gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnisse nicht beeinträchtigt wer‐ den, erscheint die Unterschreitung der Abstandsflächen in diesem beschränkten Umfang vertretbar. Aus diesem Grund wird festgesetzt, dass in diesem Bereich (Bereich „A1“ gemäß zeichnerischem Teil) die Abstandsflächen auf eine Tiefe von 2,5 m reduziert werden dürfen. Die Belange des Brandschutzes bleiben von der Festsetzung unberührt. Auch für den Bereich zwischen dem geplanten Kindergarten und dem südlich an‐ grenzenden Wohngebäude wird eine Regelung für eine Reduzierung der Ab‐ standsflächen getroffen. Danach dürfen in dem im zeichnerischen Teil mit „A2“ festgesetzten Bereich die nach Bauordnungsrecht erforderlichen Abstandsflä‐ chen auf 0,125 der Wandhöhe reduziert werden. Eineeine Mindesttiefe von 2,5 m muss eingehaltenreduziert werden. Vordächer bis zu einer Tiefe von 2,5 m dürfen auch ohne Einhaltung von Abstandsflächen errichtet werden. Die Vermeidung dieser Regelung durch eine Verschiebung der Baukörper ist nicht möglich, da es sonst an anderer Stelle zu einer Überlappung der Abstandsflächen kommen würde. Eine Reduzierung der Geschosshöhen wurde ebenfalls geprüft, der konstruktive Aufbau der Geschosse und der Gründächer ist aber bereits mini‐ miert, so dass nur eine Reduktion der Geschossigkeit und damit des Wohnrau‐ mangebots zu einer Einhaltung der Abstandsflächen führen würde. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass aufgrund des Geländeversprungs zwischen Kita und Wohngebäude keine nachteiligen Auswirkungen auf die Belichtung und Belüftung des Wohngebäudes zu erwarten sind. Auch für den Betrieb des Kindergartens sind keine negativen Auswirkungen zu erwarten, da im betroffenen Bereich keine dauerhaften Aufenthaltsräume vorgesehen sind. Die Vorgaben des Brandschut‐ zes wurden berücksichtigt. Insofern kann auch bei der geplanten Reduzierung der Abstandsflächen davon ausgegangen werden, dass weiterhin gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnissen herrschen. Insofern wird die getroffene Regelung zur Redu‐ zierung der Abstandsflächen in diesem Fall für vertretbar gehalten. An der östlichen Geltungsbereichsgrenze können die erforderlichen Abstandsflä‐ chen von 0,4 der Wandhöhe im Bereich der südlich gelegenen Baugruppe in zwei Teilbereichen (Flächen „A3“ gemäß zeichnerischem Teil) nicht auf den eigenen Grundstücksflächen nachgewiesen werden. Da das angrenzende Grundstück, auf das die Abstandsflächen fallen, dauerhaft für verkehrliche Zwecke genutzt wer‐ den, ist auch langfristig mit keiner weiteren Bebauung in diesem Bereich zu rech‐ nen. Insofern ist gewährleistet, dass auch trotz der reduzierten Abstandsflächen weiterhin gesunde Wohn‐ und Arbeitsverhältnisse in diesem Bereich herrschen, so dass auch in diesem Bereich eine Regelung zur Reduzierung der Abstandsflä‐ chen vertretbar erscheint. Im Übrigen werden die von der LBO Baden‐Württemberg für Allgemeine Wohn‐ gebiete vorgesehenen Abstandsflächen eingehalten. ‐ 16 ‐ 4.6 Erschließung 4.6.1 ÖPNV Das Plangebiet ist über die beiden Haltepunkte der Bushaltestelle „Wolfarts‐ weier‐Nord“ in der Steinkreuzstraße bzw. über die Buslinien 27 – Durlach – Palm‐ bach (Waldbronn), 47 – Hauptbahnhof – Stupferich/Rathaus – 107 – Durlach – Ett‐ lingen und 118 – Zündhütle – Langensteinbach sowie über die Straßenbahnlinien 2 und 8 an das städtische ÖPNV‐Netz angeschlossen. Gemäß Verkehrsentwicklungsplan Karlsruhe ist eine Streckenergänzung der Stadtbahn von Wolfartsweier nach Ettlingen/Grünwettersbach vorgesehen, für die eine Freihaltetrasse im vorliegenden Entwurf berücksichtigt wurde. 4.6.2 Motorisierter Individualverkehr Die Erschließung für den motorisierten Individualverkehr erfolgt über das beste‐ hende Straßennetz der Ringstraße. Änderungen am bestehenden Straßennetz sind nach aktueller Einschätzung nicht erforderlich. Die geplanten Zufahrtsberei‐ che für die Tiefgaragen sind im zeichnerischen Teil festgesetzt. 4.6.3 Ruhender Verkehr Da die Freiflächen im Umfeld der geplanten Gebäude im Wesentlichen als woh‐ nungsbezogene Frei‐ und Grünflächen dienen sollen, werden die für die Nutzun‐ gen erforderlichen Stellplätze im Wesentlichen im Bereich von zwei Tiefgaragen untergebracht. Lediglich vor der geplanten Kindertagesstätte sind 7 ebenerdige Privatparkplätze vorgesehen. Außerdem werden entlang der Ringstraße 20 öf‐ fentliche Parkplätze vorgesehen. Insgesamt werden im Plangebiet 100101 Stell‐ plätze untergebracht. Bei der Ermittlung der erforderlichen Stellplätze wurde gemäß den Vorgaben der Landesbauordnung von einem Stellplatz pro Wohneinheit ausgegangen. Für die weiteren geplanten Nutzungen wurden die Vorgaben der VwV Stellplätze unter Einbeziehung des ÖPNV‐Bonus berücksichtigt. Danach ergibt sich ein Stellplatzbedarf von 9496 Stellplätzen. Abzüglich der 20 öffentlichen Stellplätze ergibt sich, dass im Plangebiet für die geplanten Nutzun‐ gen 65 Stellplätze mehr als erforderlich angeboten werden. Fahrradstellplätze Die nach § 35 LBO („Wohnungen“) erforderlichen Stellplätze sind im Bereich der Tiefgaragen untergebracht. Zusätzlich werden weitere Fahrradstellplätze als Besucherstellplätze in den Au‐ ßenanlagen untergebracht. Insgesamt sind 233 (178205 (150 in TG und 55 oben) Fahrradstellplätze vorgese‐ hen. 4.6.4 Geh‐ und Radwege Entlang der Ringstraße wird ein öffentlicher Gehweg vorgesehen. Die erforderli‐ che Fläche wird im zeichnerischen Teil als öffentliche Verkehrsfläche gesichert. ‐ 17 ‐ Der bestehende Wanderweg im Norden des Plangebietes wird erhalten und barri‐ erefrei an den bestehenden Wanderweg angeschlossen. Die Sicherung des Weges wird im zeichnerischen Teil durch ein Gehrecht zugunsten der Allgemeinheit gesi‐ chert. Der bestehende Gehweg entlang der Westseite der Ringstraße wird erhalten und entsprechend fortgeführt. 4.6.5 Feuerwehrzufahrt Der außerhalb des Geltungsbereichs im Nord‐Osten an das Plangebiet angren‐ zende, derzeit beschränkte öffentlich gewidmete Weg (für Fußgänger und Rad‐ fahrer) ist verkehrsrechtlich als Feuerwehrzufahrt zulässig. Eine Umwidmung ist nicht erforderlich. 4.6.6 Ver‐ und Entsorgung Versorgung mit Strom, Gas, Wasser, Wärme Die Versorgung des Plangebietes erfolgt durch Anschluss an das bestehende Ver‐ sorgungsnetz. Für die Stromversorgung ist eine Trafostation im nördlichen Be‐ reich der Tiefgarage geplant. Um den Zugriff zur Trafostation für den Versor‐ gungsträger zu sichern, wurde ein entsprechendes Leitungsrecht im Bebauungs‐ plan festgesetzt. Entwässerung Die Entwässerung des Bauvorhabens erfolgt durch Anschluss an das bestehende Mischsystem. Es kann an den bestehenden Mischwasserkanal in der Ringstraße angeschlossen werden. Die Einleitbeschränkung für Regenwasser beträgt 65 l/s. Darüber hinaus anfallendes Regenwasser ist zurück zu halten. Zur Entlastung der bestehenden Kanalisation werden Retentionsmaßnahmen umgesetzt. Dazu zählen die extensive Begrünung der Dachflächen der Hauptge‐ bäude mit einer Aufbaustärke von mindestens 12 cm und die intensiv begrünten Aufbauten (durchlässige Überdeckung) der Tiefgarage (für Anlagen zur natürli‐ chen Entlüftung der Tiefgaragen, für die zulässigen Nebenanlagen und für Wege darf die Vegetationsdecke unterbrochen werden). Im Rahmen der Entwässerungsplanung wird auch ein Überflutungsnachweis ge‐ mäß DIN 1986‐100 geführt. Abfallentsorgung Die notwendigen Aufstellflächen für Abfallbehälter sind in die Gebäude integriert. Die Entsorgung der Abfallbehälter erfolgt über die Ringstraße. Der Abstand der geplanten Aufstellflächen zur Ringstraße beträgt weniger als 15 m. 4.7 Gestaltung Die Gestaltung der Gebäude ist Ergebnis einer Mehrfachbeauftragung und wurde bereits im Ortschaftsrat Wolfartsweier und im Planungsausschuss der Stadt Karls‐ ruhe behandelt und befürwortet. ‐ 18 ‐ Die mit begrünten Flachdächern versehene Bebauung wird neben der angrenzen‐ den Wohnbebauung als eigenständige Einheit wahrgenommen. In Länge und Ge‐ schossigkeit fügen sich die zwei‐ bis viergeschossigen Baukörper aber maßstäb‐ lich in die umliegende Bebauung ein. Auch die Gliederung der Fassaden sowie die Materialität der Fassade schaffen Be‐ züge zur bestehenden Bebauung. Die Fassaden sind als helle Putzfassaden mit dunkleren Akzenten gestaltet. Die Staffelgeschosse sind durch Rücksprünge ge‐ genüber den darunterliegenden Geschossen abgesetzt. Um zu verhindern, dass Dachaufbauten störend in Erscheinung treten, haben sie, mit Ausnahme von Aufzugsüberfahrten, zu Außenfassaden mindestens im selben Maß Abstand zu halten, in dem sie die Höhe des oberen Fassadenabschlusses (Flachdachattika) überschreiten. Um ein durchgängiges Erscheinungsbild zum Straßenraum sicherzustellen und zur Verbesserung der Durchgrünung des Plangebietes sind Einfriedigungen nur als geschnittene Hecken mit oder ohne dahinter liegendem Drahtgeflecht bzw. Metallgitterzaun zulässig. Da zum Abfangen des Geländes zur Umsetzung des Vorhabens an mehreren Stellen des Plangebiets Stützmauern erforderlich sind, werden diese zugelassen. Werbeanlagen und Automaten sind aufgrund der geplanten Nutzung und der Auswirkung auf das Ortsbild nur eingeschränkt vorgesehen und werden daher in ihrer Größe und Lage beschränkt. 4.8 Grünordnung / Ersatz‐ und Ausgleichsmaßnahmen / Artenschutz 4.8.1 Grünplanung, Pflanzungen Von der Baumaßnahme sind insgesamt 74 durch die städtische Baumschutzsat‐ zung erfasste Bäume betroffen, für die eine Fällerlaubnis erforderlich ist. Für 22 Pappeln im Plangebiet lag eine Fällerlaubnis aus dem Jahr 2007 vor, auf deren Grundlage bereits damals 7 Pappeln gefällt wurden. Eine weitere Pappel wurde etwa im Jahr 2004 auf 3 bis 4 Meter Höhe reduziert. Die Gültigkeit jener Fällgenehmigung ist zwischenzeitlich abgelaufen Vom Sachverständigenbüro Weber wurde im Zuge des Verfahrens ein Gutachten zur Verkehrssicherheit des Baumbestandes von noch 15 Pappelexemplaren, hier‐ von 13 in einer „Pappelgruppe“ (Stand: 17.12.2018) erstellt, in dem bei 4 ausge‐ wählten Kanada‐ Pappeln eine Stichprobe durchführt wurde und Angaben zur Stand‐ und Bruchsicherheit im Sinne der Verkehrssicherheit gemacht werden. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass 2 der untersuchten Kanada‐Pappeln nicht ver‐ kehrssicher sind und im Winter 2018/19 gefällt werden müssen, wobei die Belange des Artenschutzes zu berücksichtigen sind. Bei einem Baum sind Pflegemaßnah‐ men zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit notwendig. Einer der unter‐ suchten Bäume ist noch verkehrssicher. Da die Bäume fast alle vom Pappelglas‐ flügler befallen sind, kann über die restlichen Bäume, die nicht eingehend unter‐ sucht wurden, keine Aussage über die Verkehrssicherheit getroffen werden. Es ist anzunehmen, dass sich der Schädling immer noch in den Bäumen befindet. Über ‐ 19 ‐ die Bohrlöcher können zusätzlich holzzersetzende Pilze eintreten. Nach Einschät‐ zung des Gutachters ist es fraglich, ob diese Pappelgruppe noch lange erhalten werden kann. Für die beiden nicht verkehrssicheren Bäume wurde bereits eine Fällgenehmi‐ gung erteilt und die Fällung durchgeführt, da sie eine akute Gefahr für mehrere Fußwege, die Straßenbahnwendeschleife und ein benachbartes Wohnhaus dar‐ stellen. Im Zuge der Fällarbeiten sind die angrenzenden Bäume durch Kronenre‐ duzierungen zu entlasten, um deren Verkehrssicherheit bei den veränderten Ver‐ hältnissen gewährleisten zu können. Die in der Fällgenehmigung enthaltenen ar‐ tenschutzrechtlichen Vorgaben wurden bei der Fällung berücksichtigt. Da bei der Untersuchung der beiden Bäume 3 Eichhörnchenkobel festgestellt wurden, war die Erteilung einer artenschutzrechtlichen Ausnahme für Eichhörnchen im Rah‐ men der Fällgenehmigung erforderlich. Die Fällung der restlichen Bäume ister‐ folgt in Absprache mit dem Fachamt für den Herbst 2019 vorgesehenUmwelt‐ und Arbeitsschutz. Vorgesehen ist der Erhalt einer Birke und einer Vogelkirsche am nordwestlichen Grundstücksrand. Der Erhalt dieser Bäume wurde planungsrechtlich gesichert. Details zur Sicherstellung des fachgerechten Erhalts sind im Durchführungsver‐ trag geregelt. Es werden insgesamt 46 Einzelbäume und eine Fläche von ca. 482488 m² mit Wildhecke gepflanzt. Die Pflanzungen sind planungsrechtlich gesi‐ chert. Sie sind zu unterhalten, zu pflegen und bei Abgang in der darauf folgenden Pflanzperiode gleichwertig zu ersetzen Die Tiefgarage wird mit einer Substratschicht bedeckt, deren Stärke oberhalb der „Drän‐/Retentions‐ und Filterschicht“ mindestens 40 cm betragen soll und je nach Standort und Art der Bepflanzung bis zu ca. 0,9 m betragen kann. Dadurch wird eine entsprechende Begrünung mit Rasen, Stauden und z.T. Bäumen ermöglicht. Die Flachdächer werden ebenfalls begrünt, so dass gegenüber dem bisherigen Zustand eine stärkere Durchgrünung des Planungsgebietes umgesetzt wird. Ergänzend zur Dachbegrünung sind Aufbauten für Photovoltaikanlagen und Anla‐ gen zur solarthermischen Nutzung zulässig, sofern die Dachbegrünung und deren Wasserrückhaltefunktion dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Die Befestigung von Photovoltaikanlagen und Anlagen zur solarthermischen Nut‐ zung sind so zu gestalten, dass sie nicht zur Reduzierung des Volumens des Schichtaufbaus der Dachbegrünung führen. Siehe dazu auch die Hinweise, Ziffer 11. Die Stärke des Dachbegrünungssubstrats auf den Dächern oberhalb einer Drän‐ und Filterschicht hat mindestens 12 Zentimeter zu betragen. Die Einsaat erfolgt mit einer Mischung (60:40) aus Kräutern und Gräsern aus den Listen unter den Planungsrechtlichen Festsetzungen, Ziffer 8.2. 4.8.2 Ausgleichsmaßnahmen Bei dem Bebauungsplan handelt es sich um einen Bebauungsplan der Innenent‐ wicklung, der eine Größe der überbaubaren Grundfläche von weniger als 20.000 m² festsetzt. Er wird im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Ein Ausgleich der ‐ 20 ‐ durch den Bebauungsplan zu erwartenden Eingriffe in Natur und Landschaft ist deshalb nicht erforderlich. 4.8.3 Maßnahmen für den Artenschutz Nachfolgend wird die Entwicklung des artenschutzrechtlichen Maßnahmenkon‐ zepts erläutert. Dabei werden zuerst die aus dem artenschutzrechtlichen Fachbei‐ trag abgeleiteten Maßnahmen dargestellt, anschließend die Ergänzungen des Maßnahmenkonzepts im Laufe des Verfahrens. Maßnahmenkonzept des artenschutzrechtlichen Fachbeitrags Für die Belange des Artenschutzes wurde vom Büro arguplan GmbH aus Karlsruhe ein artenschutzrechtlicher Fachbeitrag erstellt. Darin wurde die Planung auf ein Vorliegen bzw. eine drohende Verwirklichung artenschutzrechtlicher Verbotstat‐ bestände des § 44 Abs.1 BNatSchG geprüft und insofern das besondere Arten‐ schutzrecht des BNatSchG abgearbeitet. Abgeleitet von der unter Ziffer 3.2.3 dar‐ gestellten Bestandsaufnahme von relevanten Arten werden in dem Fachbeitrag nachfolgende Maßnahmen empfohlen: Vögel Vermeidungs‐ und Minimierungsmaßnahmen (im Plangebiet):  Entfernung des Vegetationsbestandes außerhalb der Brutzeit der Vögel  Baubeginn außerhalb der Brutzeit  Ersatzpflanzungen von Gehölzen im Plangebiet zur Minimierung des Ver‐ lustes des bestehenden Pappelwäldchens (Schnellwachsende Baumgruppe und Wildhecke) Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen) außerhalb des Pla‐ nungsgebiets:  Aufhängen von Vogelnistkästen: ‐ 2Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32 mm) (Aufhänghöhe > 2 m) ‐ Die externen CEF‐Maßnahmen (Nistkästen für Vögel) werden im Umfeld des Plangebiets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 durchgeführt. Die Orte, wo die Kästen installiert werden sollen, sind der nachfolgenden Abb. 2 zu entnehmen. Der Verbleib der Kästen auf dem städtischen Grundstück Flurstück Nr. 20308 wird im Rahmen des Durchfüh‐ rungsvertrags verbindlich geregelt. Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen) innerhalb des Planungsgebiets): ‐ 2 Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32mm) (Aufhänghöhe > 2 m) Die internen CEF‐Maßnahmen (Nistkästen für Vögel) werden in den beiden zum Erhalt festgesetzten Bestandsbäumen umgesetzt. Weitere Artenschutzmaßnahmen (im Plangebiet)  Installation von Vogelkästen: ‐ 21 ‐ ‐ 2 Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32 mm) (Aufhänghöhe > 2 m). Es ist geplant, die beiden Kästen auf die beiden Giebelseiten der Kindertagesstätte zu verteilen. Abb.2 Anbringungsorte für Nistkästen für Vögel und Fledermäuse (CEF‐Maßnahmen) ‐ 22 ‐ Fledermäuse Vermeidungs‐ und Minimierungsmaßnahmen (im Plangebiet):  Entfernung des Vegetationsbestandes in der Aktivitätszeit der Fleder‐ mäuse  Gebäudeabriss in der Aktivitätszeit der Fledermäuse Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen, außerhalb des Plange‐ biets):  Aufhängen von Fledermauskästen: ‐ 2 Fledermauskästen (Modell Schwegler: Typ 1FF Flachkasten) (Aufhäng‐ höhe > 3 m) Die CEF‐Maßnahmen (Fledermauskästen) werden im Umfeld des Plange‐ biets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 herge‐ stellt, siehe Darstellung der Anbringungsorte auf Abb. 2. Der Verbleib der Kästen auf dem städtischen Grundstück Flurstück Nr. 20308 wird im Rah‐ men des Durchführungsvertrags verbindlich geregelt. Weitere Artenschutzmaßnahmen (im Plangebiet)  Installation von Fledermauskästen: ‐ 2 Fledermauskästen am geplanten Kindergartengebäude Ergänzung des Maßnahmenkonzepts im Verfahren Abgeleitet von den Anregungen der Träger öffentlicher Belange und den Untersu‐ chungsergebnissen von weiteren Begehungen des Plangebiets im Dezember 2018 wurde das Maßnahmenkonzept ergänzt. Nachfolgend wird nach betroffenen Ar‐ ten sortiert zusammenfassend dargestellt, welche Ergänzungen vorgenommen wurden und wie die Anregungen der Träger öffentlicher Belange bewertet wurden. Vögel Vermeidungs‐ und Minimierungsmaßnahmen (im Plangebiet):  Maßnahmen gegen Vogelschlag Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen, außerhalb des Plange‐ biets):  Aufhängen von Vogelnistkästen: ‐ Zusätzliche Installation von 1 Starenkasten (Modell Schwegler: Staren‐ höhle 3S) (Aufhänghöhe > 2 m) Die CEF‐Maßnahmen (Nistkästen für Vögel) werden im Umfeld des Plange‐ biets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 herge‐ stellt, siehe Darstellung gem. Abb. 2. ‐ 23 ‐ Erläuterung zu den die Vögel betreffenden Ergänzungen:  Beobachtung von Star (RL‐D 3) und Klappergrasmücke (RL‐BW V) als wert‐ gebende Brutvogelarten sowie dem streng geschützten Grünspecht: Das Vorkommen des Stars wird bei dem Maßnahmenkonzept berücksich‐ tigt, indem ein Nistkasten im Umfeld zusätzlich aufgehängt wird. Beim Grünspecht ist vorhabenbedingt nicht mit einem Revierverlust zu rechnen. Da die Art im Allgemeinen Reviergrößen von über 150 ha besitzt und, wie das Vorkommen im Bereich des Planungsraumes zeigt, im Umfeld geeignete Lebensräume (mit Brutbäumen) existieren, ist ein Ausweichen auf die Umgebung möglich. Ausgleichsmaßnahmen für die Art sind daher nicht erforderlich. Das Revierzentrum der Klappergrasmücke wurde im Zuge der artenschutz‐ rechtlichen Untersuchungen in einer Hecke im direkten Umfeld der Ein‐ griffsfläche festgestellt. Das Revier erstreckte sich auch auf die Gehölzrand‐ zone des Geltungsbereichs. Da somit mit keinem vollständigen Revierver‐ lust zu rechnen ist, sind vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen nicht erfor‐ derlich. Die Art profitiert auch von der geplanten Anlage von Wildhecken am Nordrand des Planungsraumes.  Beobachtung der Heckenbraunelle und der Nachtigall (Brutvogelarten): Bei den genannten Arten handelt es sich um ungefährdete Arten. Im Regel‐ fall ist gemäß der aktuellen Rechtsprechung davon auszugehen, dass bei den häufigen und verbreiteten Vogelarten aufgrund deren günstigen Erhal‐ tungszustandes und der großen Anpassungsfähigkeit ein Vorhaben nicht gegen die Verbote des § 44 BNatSchG verstößt (s. Bick 2016, Natur und Recht 38 (2): 73‐78). Durch die geplante Anlage von Wildhecken im Norden des Geltungsbereichs werden für die Arten Ersatzlebensräume zur Verfü‐ gung gestellt, so dass das Beschädigungsverbot des § 44 Abs. 1 Nr. 3 BNatSchG nicht ausgelöst wird. Aufgrund der Gehölzbeseitigung außer‐ halb der Brutzeit wird der Tötungsverbotstatbestand des § 44 Abs. 1 Nr. 1 BNatSchG nicht erfüllt.  Berücksichtigung des Themas Vogelschlag: Als Minimierungsmaßnahme ist vorgesehen, dass für großflächige Glasele‐ mente ausschließlich Elemente aus bedrucktem vogelschlagsicherem Glas zu verwenden sind. Außerdem ist auf Übereckverglasungen und spiegelnde Elemente zu verzichten. Im Bedarfsfall werden die Maßnahmen mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz abgestimmt. ‐ 24 ‐ Fledermäuse Vorgezogene Ausgleichsmaßnahmen (CEF‐Maßnahmen, außerhalb des Plange‐ biets):  Aufhängen von Fledermauskästen: ‐ Installation von 8 Fledermauskästen (Modell Schwegler: Typ 1FF Flachkas‐ ten) (Aufhänghöhe > 3 m) Die CEF‐Maßnahmen (Fledermauskästen) werden im Umfeld des Plange‐ biets auf dem angrenzenden Grundstück Flurstück Nummer 20308 herge‐ stellt, siehe Darstellung Abb. 2. Weitere Artenschutzmaßnahmen (im Plangebiet) ‐ Installation von 16 fassadenintegrierte Kästen für Fledermäuse in den neu entstehenden Gebäuden (2 Kästen pro Gebäude = 16 Kästen, Modell Sch‐ wegler: Typ 1 FR Fassadenröhre) (Aufhänghöhe > 3 m) Erläuterung zu den die Fledermäuse betreffenden Ergänzungen des Maßnah‐ menkonzepts im Laufe des Verfahrens: Zu den Gebäuden  Beim Gebäudeabriss sollen potentielle Strukturen, wie zum Beispiel das At‐ tikablech, in Anwesenheit der ökologischen Baubegleitung vorsichtig und nach Möglichkeit händisch entfernt werden.  Der Abbruch wird in Anwesenheit einer ökologischen und fledermauskund‐ lichen Baubegleitung mit vorheriger Detektorefassung durchgeführt.  Die Integration von 16 Fledermauskästen in den neuen Gebäuden wird fest‐ gesetzt. Acht Fledermausflachkästen wurden bereits an nahe gelegenen Bäumen aufgehängt um einen ausreichenden Ausgleich für wegfallende Fortpflanzungs‐ und Ruhestätten zu schaffen.  Dem Verdacht auf Wochenstuben der Zwergfledermaus in den Gebäuden wurde im Rahmen einer Baum‐ und Gebäudekontrolle im Dezember 2018 nachgegangen und hat sich nicht bestätigt. Zum Baumbestand  Baumkontrolle zwecks gegebenenfalls vorgezogener Fällung: Im Baumbestand gibt es keine großen Baumhöhlen. Lediglich eine kleinere, fledermausgeeignete Höhle (derzeit ungenutzt) und Kleinstrukturen/Rin‐ denstrukturen. Bei der Gebäude‐ und Baumkontrolle im Dezember 2018 wurde festgestellt, dass keine Winterquartiere durch die Fällung betroffen sind, da die Äste der Pappeln stark der Witterung ausgesetzt sind und keine ungestörten, frostfreien Aufenthaltsorte bieten. Durch eine Sichtkontrolle durch Baumkletterer konnte die Wahrscheinlich‐ keit, dass Tiere bei den Fällarbeiten zu Schaden kommen, besser beurteilt werden. Im vorliegenden Fall konnte das Risiko, dass Fledermäuse im Win‐ terschlaf bei einer Fällung betroffen sind, stark eingegrenzt werden, da ‐ 25 ‐ kaum bis keine geeigneten Strukturen vorhanden sind. Ein signifikant er‐ höhtes Tötungsrisiko von Fledermäusen durch eine Fällung in den Winter‐ monaten besteht somit nicht.  Ausgleich der Balzhabitate und zugehöriger Quartiere: Der Bebauungsplan setzt neben den allgemeinen Pflanzgeboten auch die Pflanzung mehrerer großkroniger Bäume (18‐20cm Stammumfang bei Pflanzung) und Wildhecken fest. Im Westen grenzt die landwirtschaftliche Feldflur von Wolfartsweier, seit Neuestem geschützt durch das Land‐ schaftsschutzgebiet „Oberwald‐Rißnert”, an den Vorhabenbereich. Im Os‐ ten grenzt Wolfartsweier direkt an den Bergwald und das Landschafts‐ schutzgebiet ,,Bergwald‐Rappeneigen“. Das Gebiet zeichnet sich durch na‐ turnahe Waldtypen, reizvolle Waldränder mit Übergängen zu extensiven Gärten und Streuobstwiesen aus. Der Baumbestand in der Steinkreuz‐ straße ist zwar ein Teillebensraum von Fledermäusen. Eine essentielle Be‐ deutung als Nahrungshabitat, Balzquartier, Winter‐ und Sommerquartier ist dem Bestand jedoch nicht zuzusprechen.  Tagesquartier der Zwergfledermaus im Pappelbestand; Nahrungsquartier von Zwergfledermäusen, Kleinen Abendseglern, Breitflügelfledermäusen und Grauen Langohren: Durch die Integration von Fledermauskästen in den neuen Gebäuden, auf‐ gehängte Fledermauskästen im Umfeld des Plangebiets, neue Gebäu‐ desturkturen, der Pflanzung von großkronigen Bäumen und Wildhecken und die Nähe zum Bergwald wird gewährleistet, dass der Erhaltungszu‐ stand der Population verschiedener Fledermausarten sich nicht verschlech‐ tert. Von dem Aufhängen der Kästen soll in erster Linie die Zwergfleder‐ maus profitieren, welche das Plangebiet als Tagesquartier nutzt. Allen üb‐ rigen von den Naturschutzverbänden gemeldeten Arten (Kleinabendseg‐ ler, Breitflügelfledermaus) dient der Geltungsbereich bzw. der dortige Pap‐ pelbestand möglicherweise als Nahrungshabitat. Aber auch sie können die Kästen ebenfalls als Einzelquartier nutzen. Der Pappelbestand wurde sei‐ tens der Naturschutzverbände aufgrund der relativ geringen Entfernung zu einem bekannten Quartier des Grauen Langohrs eine essenzielle Bedeu‐ tung zugesprochen. Diese Einschätzung konnte trotz intensiver Fledermau‐ suntersuchungen nicht bestätigt werden, was auch fachlich der „wenig mo‐ bilen und strukturgebundenen“ Art entspricht. Um die Beanspruchung ei‐ nes Nahrungslebensraumes für alle betroffenen Arten auszugleichen, ist die Anlage einer Wildhecke und von Baumgruppen am Nordostrand des Geltungsbereich vorgesehen. Eine essentielle Bedeutung als Nahrungsha‐ bitat, Balzquartier, Winter‐ und Sommerquartier ist dem Bestand jedoch nicht zuzusprechen. ‐ 26 ‐ Sonstige Tierarten Haselmaus Als weitere Art wurde seitens der Naturschutzverbände im Plangebiet ein Vorkommen der Haselmaus vermutet. Hierzu wurde vom Fachplanungs‐ büro eine Potentialanalyse durchgeführt. Diese kam zu dem Ergebnis, dass im Vorhabenbereich nicht mit der Haselmaus zu rechnen ist. Eichhörnchen  Im Rahmen der Baum‐ und Gebäudekontrolle im Dezember 2018 wurden Eichhörnchen als weitere artenschutzrechtlich relevante Art im Plangebiet identifiziert. Eichhörnchen sind national besonders geschützt. Solange kein zulässiges Eingriffsvorhaben vorliegt, ist eine Ausnahme der unteren Na‐ turschutzbehörde erforderlich, sollte eine Störung oder Tötung der Eich‐ hörnchen unumgänglich sein. Diese wurden mit folgender Maßgabe erteilt: Bei der Fällung des Baumbestandes (im Januar/Februar) inklusive Sträucher nach Fällfreigabe sind die Bäume mit den meisten Eichhörnchenkobeln zu belassen (gemäß Bericht zum Kontrolltermin 2 Bäume). So verbleiben acht Kobel, um den dort lebenden Eichhörnchen die Winterruhe und die an‐ schließende Fortpflanzung zu ermöglichen. Fällung der ,,Kobelbäume” er‐ folgt Ende August/Anfang September 2019 nach Abstimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz. zu einem Zeitpunkt, an dem die Fledermäuse sind in diesem Zeitraum mobil sind und fliehen können, soll‐ ten sie sich in den Bäume aufhalten, fliehen. Insekten  Zum Schutz der Insektenpopulation wurde festgesetzt, dass für die Stra‐ ßenbeleuchtung und die grundstücksbezogene Beleuchtung insekten‐ freundliche Leuchtmittel (1. Priorität: LED, 2. Priorität: Natriumnieder‐ drucklampen) zu verwenden sind, wobei die Leuchten nach oben abge‐ schirmt sein müssen (Fokussierung des Lichtstroms auf die zu beleuch‐ tende Fläche). Die Leuchtengehäuse müssen gegen das Eindringen von Spinnen und Insekten geschützt sein, die Oberflächentemperatur der Leuchten darf 60° C nicht überschreiten. Die im artenschutzrechtlichen Fachbeitrag vorgeschlagenen bzw. im Verfahren er‐ gänzten artenschutzrechtlichen Maßnahmen wurden, soweit es sich um Maßnah‐ men innerhalb des Geltungsbereichs handelt, in den Bebauungsplan übernommen, des Weiteren im Durchführungsvertrag geregelt. Die Maßnahmen außerhalb des Geltungsbereichs (CEF‐Maßnahmen) werden durch entsprechende Regelungen im Durchführungsvertrag gesichert. 4.9 Belastungen 4.9.1 Altlasten Aufgrund der jahrelangen altlastenrelevanten Nutzung kann eine Verunreinigung des Untergrundes und des Grundwassers nicht ausgeschlossen werden. Aus fach‐ ‐ 27 ‐ technischer Sicht sind auf dem Gelände weitere bodenschutzrechtliche Untersu‐ chungen für den Wirkungspfad Boden‐Grundwasser erforderlich. Untersuchun‐ gen hinsichtlich des Wirkungspfades Boden‐Mensch können in Abhängigkeit der Detailplanung erforderlich werden. Anfallendes Rückbau‐ und Aushubmaterial ist in jedem Fall abfallrechtlich zu un‐ tersuchen. Im Vorfeld sind ein Rückbau‐ sowie ein Aushub‐ und Entsorgungskon‐ zept von einem Sachverständigen zu erarbeiten und der Stadt Karlsruhe, Umwelt‐ und Arbeitsschutz vorzulegen. Sämtliche Baumaßnahmen sind gutachterlich zu überwachen. Eine Muldenversickerung über mögliche vorhandene anthropogene Auffüllungen oder nutzungsbedingte Verunreinigungen ist nicht zulässig. Die Auffüllungen bzw. das verunreinigte Bodenmaterial sind auszuheben und fachgerecht zu ent‐ sorgen. Die Schadstofffreiheit ist analytisch nachzuweisen (Sohlbeprobung). Die weiteren und abschließenden Bodenuntersuchungen können vollständig erst nach Abriss der Bestandsgebäude durchgeführt werden. 4.9.2 Schall Im Rahmen der schalltechnischen Stellungnahme waren zum einen Aussagen über die Einwirkungen durch Verkehrslärm auf das Plangebiet anhand der DIN 18005 (Schallschutz im Städtebau) sowie durch Straßenbahnlärm zu beurteilen. Weiterhin sind die Auswirkungen des Bauvorhabens auf die Umgebung zu beur‐ teilen. Hierbei ist der von der Zufahrt zur Tiefgarage ausgehende Lärm als Gewer‐ belärm einzustufen und nach der TA‐Lärm zu beurteilen. Ergänzend ist zu unter‐ suchen, inwieweit sich Geräuschimmissionen aus der geplanten Kindertages‐ stätte mit angrenzendem Spielplatz auf das Plangebiet auswirken. Aufgrund der unter Ziffer 3.5. dargestellten Immissionssituation in der Umgebung des Plangebietes wurde zur Klärung der schalltechnischen Belange ein schalltech‐ nisches Gutachten vom Büro „Schalltechnik Dr. Müller“ aus Rheinstetten erstellt. Das Gutachten kommt zusammenfassend zu folgendem Ergebnis: Der resultierende Lärmeintrag aus dem Straßen‐ und Schienenverkehr liegt be‐ reichsweise deutlich über den Lärmpegeln, die nach den Planungsrichtwerten der städtebaulichen Schallschutznorm DIN 18 005 /1/ für eine Bebauung mit wohnli‐ cher Nutzung anzustreben sind. Deshalb werden im Bebauungsplan geeignete Lärmminderungsmaßnahmen festgesetzt. Hierbei werden durch geeignete Bau‐ formen bzw. Grundrissgestaltung und passive Schallschutzmaßnahmen an Ge‐ bäuden verträgliche Verhältnisse in Wohn‐ und Arbeitsräumen geschaffen. Abschirmmaßnahmen sind an den zur Steinkreuzstraße bzw. S‐BahnStraßen‐ bahn‐Schleife weisenden Gebäudefassaden nicht durchführbar. Eine etwaige Ab‐ schirmung von der Steinkreuzstraße (z.B. durch eine h = 2 m hohe Lärmschutz‐ wand) wurde geprüft, könnte in Teilen der Bebauung aber keine spürbare Minde‐ rung der Beurteilungspegel bewirken, zumindest nicht in den oberen, zur wohnli‐ chen Nutzung geplanten Gebäudebereichen. Aufgrund der nur in einem kleinen Einwirkungsbereich in Bodennähe erreichba‐ ren Verbesserung der Geräuschimmissionssituation, der Barrierewirkung einer solchen Mauer und den negativen Auswirkungen auf das Ortsbild erscheint diese ‐ 28 ‐ aufwändige bautechnische Maßnahme als nicht angemessen und städtebaulich vertretbar. Der angestrebte offene Charakter des geplanten öffentlichen Platzes im Süden des Geltungsbereichs wäre so nicht umsetzbar, auch Sicherheitsas‐ pekte (mangelnde Einsehbarkeit) sprechen gegen eine solche Lösung. Hinsichtlich möglicher Geräuscheinwirkungen aus dem Betrieb des Kindergartens ist festzustellen, dass Kinderlärm, der von Kindertageseinrichtungen, Kinderspiel‐ plätzen ausgeht, gemäß BImSchG /2/(§ 22 Abs.1a) im Regelfall keine schädliche Umwelteinwirkung ist und im Wohnumfeld hingenommen werden muss. Ein Bolzplatz bzw. eine Skateranlage oder ähnliches durch Nutzung von Jugendlichen ist nicht vorgesehen. Der Kinder‐ Spielplatz im Außenbereich des Kindergartens wird ausschließlich von Kindern und nicht von Jugendlichen genutzt. Dies wird durch eine entsprechende Beschilderung sichergestellt. Die im Gutachten vorgeschlagenen aktiven und passiven Schallschutzmaßnah‐ men wurden in die Festsetzungen des Bebauungsplans übernommen. Im Gutachten wird außerdem eine ergänzende Maßnahme genannt, die zu einer weiteren Reduzierung der Schallbelastung und damit zu einer Verbesserung der Wohnqualität führt, aus schalltechnischer Sicht unter Berücksichtigung der rele‐ vanten Normen jedoch nicht zwingend erforderlich ist und daher auch nicht als Festsetzungsvorschlag im Gutachten genannt wird. Danach können zum Schutz der Außenbereiche (Loggien und Balkone o.ä.), welche direkt an der Steinkreuz‐ straße liegen, diese zusätzlich mit einem „verglasten Wintergarten“ o.ä. mit ei‐ nem bewerteten Schalldämmmaß von Rw > 25 dB eingeplant werden. 4.9.3 Luftqualität Eine relevante Erhöhung der Luftbelastung durch das Vorhaben ist nicht zu er‐ warten. Durch die punktartige Positionierung der Gebäude wird ein ausreichender Luftaustausch gewährleistet. Der erhöhte Dämmstandard der Gebäude in Verbin‐ dung mit einer effizienten Energieversorgung (siehe auch unter Ziff. 4.9.4) tragen dazu bei, den Ausstoß von Luftschadstoffen zu minimieren. 4.9.4 Energieeffizienz / Klimaschutz Für die Bebauung des Plangebiets hat der Vorhabenträger ein Energiekonzept er‐ stellt. Dabei wurden verschiedene Varianten der Gebäudehülle inklusive der Anla‐ gen zur Raumheizung und zur Trinkwarmwasserbereitung mit Hilfe von Energie‐ bilanzen untersucht. Die zur Umsetzung vorgesehene Vorzugsvariante sieht eine zentrale Wärmever‐ sorgung aller Gebäude über ein hocheffizientes Nahwärmenetz mit Gas‐BHKW und Spitzenlastkessel vor. Über das BHKW kann so in Kraft‐Wärme‐Kopplung der größte Teil der benötigten Wärme bereitgestellt sowie zusätzlich Strom produ‐ ziert und vor Ort genutzt werden. Die Wärmeverteilung in den Gebäuden erfolgt über niedertemperaturbasierte Flächenheizungen. Die Belüftung der Gebäude wird über dezentrale Lüftungsanlagen (Wohngebäude) bzw. eine zentrale Lüf‐ tungsanlage (Kindertagesstätte) mit Wärmerückgewinnung realisiert. In Kombi‐ nation mit erhöhten Dämmstärken bei den Bauteilen der Gebäudehülle sowie ei‐ ner durchgehenden 3‐fach Wärmeschutzverglasung wird bei den Wohngebäuden der Standard eines KfW‐Effizienzhaus 55 erreicht. Die Kindertagesstätte verpasst ‐ 29 ‐ bei gleicher Ausführung auf Grund der schlechteren Bewertung durch die Berech‐ nung nach DIN 18599 (Nichtwohngebäude) den KfW‐55‐Standard nur knapp. Dennoch werden auch hier gesetzliche Anforderungen der Energieeinsparverord‐ nung (EnEV) um ‐23% beim Jahres‐Primärenergiebedarf (Qp‘) bzw. mit über ‐50% beim mittleren U‐Wert (Ht‘) für opake Bauteile unterschritten. Die Absicherung des KfW 55 Standards der Wohngebäude erfolgt über den Durchführungsvertrag. Die Begrünung der Flachdächer und der Tiefgarage, die Gestaltung der Fassaden als helle Putzfassaden und die punktartige, die Durchlüftung erlaubende Gebäu‐ deanordnung vermeiden eine negative Wirkung auf das Lokalklima. 4.9.5 Kampfmittel Von der Firma UXO PRO CONSULT wurde für das Plangebiet eine Luftbildaus‐ wertung zur Überprüfung des Verdachts auf Kampfmittelbelastung erstellt. Das Gutachten kommt zusammenfassend zu folgendem Ergebnis: Die Auswertung der Luftbildaufnahmen hat den Verdacht der Kontamination des Erkundungsgebietes mit Kampfmitteln nicht bestätigt. Nach jetzigen Kenntnis‐ stand sind keine weiteren Maßnahmen notwendig. Die Luftbildauswertung resultiert in der Erkenntnis, dass die zu untersuchende Wahrscheinlichkeit der Kontamination des Erkundungsgebietes mit Kampfmit‐ teln verschwindend gering ist. Folglich besteht keine zwingende Notwendigkeit, den Beginn der Phase B (technische Erkundung der Kampfmittelbelastung und Gefährdungsabschätzung) der Kampfmittelräumung zu veranlassen. Nach jetzi‐ gem Kenntnisstand ist die technische Erkundung demnach nicht zwingend not‐ wendig. Die tatsächliche Kampfmittelbelastung des Erkundungsgebietes kann ausschließlich durch technische Methoden vor Ort überprüft werden. 5. Umweltbericht Bei dem Bebauungsplan handelt es sich um einen Bebauungsplan der Innenent‐ wicklung, der eine Größe der überbaubaren Grundfläche von weniger als 20.000 m² festsetzt. Er wird im beschleunigten Verfahren aufgestellt. Eine Umweltprü‐ fung ist deshalb nicht durchzuführen. 6. Sozialverträglichkeit Bei der Planung wurden im Hinblick auf Sozialverträglichkeit insbesondere die nachfolgend erörterten Aspekte berücksichtigt: Das Vorhaben ist in Teilbereichen eine Maßnahme des sozial geförderten Woh‐ nungsbaus. Die Gebäude sind teilweise barrierefrei konzipiert, die Wohnungsgrö‐ ßen und Zuschnitte orientieren sich an den Bedürfnissen der Nutzer. 7. Statistik 7.1 Flächenbilanz Wohngebiet ca. 0,65 ha 79,00% Verkehrsflächen ca. 0,17 ha 21,00% Grünflächen ca. 0,00 ha Ausgleichsflächen ca. 0,00 ha Gesamt ca. 0,82 ha 100,00% ‐ 30 ‐ 7.2 Geplante Bebauung Anzahl Wohneinheiten Bruttogrundfläche Einzelhäuser 8 62 14.743 m² 7.3 Bodenversiegelung1 Gesamtfläche ca. 0,82 ha 100,00% Derzeitige Versiegelung ca. 0,18 ha 21,95% Durch den Bebauungsplan max. zulässige versiegelte Fläche ca. 0,66 ha 80,49% 8. Kosten Alle im Zusammenhang mit dem Vorhaben anfallenden Kosten einschließlich der Erschließungsanlagen übernimmt der Vorhabenträger. Der Stadt Karlsruhe ent‐ stehen keine Kosten. 9. Durchführung Alle Verpflichtungen des Vorhabenträgers werden im Durchführungsvertrag gere‐ gelt. 10. Übersicht der erstellten Gutachten ‐ Schallgutachten, Schalltechnik–Dr. Müller, Fassung vom 12. Juni 2018 ‐ Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag, arguplan, Fassung vom April 2018 ‐ Historische Altlastenerkundung, GHJ, Fassung vom 6. März 2018 ‐ Baugrundgutachten, Geologisches Büro Jochen Lang, Fassung vom 12. April 2018 ‐ Luftbildauswertung zur Überprüfung des Verdachts auf Kampfmittelbelas‐ tung, UXO PRO CONSULT, Fassung vom 16. April 2018 1 Die maximal zulässige versiegelte Fläche berechnet sich aus den versiegelten Verkehrsflächen, der maximal überbaubaren (auch mit Nebenanlagen) Grundfläche (in der Regel GRZ + 50 %, max. 80 % der Grundstücksfläche) der Baugrundstücke sowie allen anderen zur Versiegelung vorgesehenen Flächen im öffentlichen Raum. ‐ 31 ‐ B. Hinweise (beigefügt) 1. Versorgung und Entsorgung Für Entwässerung und Abfallentsorgung sind die Satzungen der Stadt Karlsruhe in der jeweils gültigen Fassung zu beachten. Die Abfallbehälter sind innerhalb der Grundstücke, nicht weiter als 15 m von der für Sammelfahrzeuge befahrbaren Straße entfernt, auf einem befestigten Stand‐ platz ebenerdig aufzustellen und mit einem zu begrünenden Sichtschutz zu verse‐ hen. Der stufenlose Transportweg ist zu befestigen, eine evtl. Steigung darf 5 % nicht überschreiten. Der notwendige Hausanschlussraum soll in möglichst kurzer Entfernung zum er‐ schließenden Weg liegen und 2,50 m bis 3,50 m Abstand von geplanten bzw. vor‐ handenen Bäumen einhalten. 2. Entwässerung Bei Ausbildung einer Sockelhöhe von 0,30 m über der Gehweghinterkante ist die Entwässerung der Gebäude ab dem Erdgeschoss gewährleistet. Tiefer liegende Grundstücks‐ und Gebäudeteile können eventuell nur über Hebeanlagen entwäs‐ sert werden. Die Entwässerungskanäle werden aus wirtschaftlichen Gründen für einen übli‐ cherweise zu erwartenden Niederschlag (Bemessungsregen) dimensioniert. Bei starken Niederschlägen ist ein Aufstau des Regenwassers auf der Straßenoberflä‐ che möglich. Grundstücke und Gebäude sind durch geeignete Maßnahmen des Vorhabenträgers selbst entsprechend zu schützen. 3. Niederschlagswasser Das unbedenkliche Niederschlagswasser soll gem. § 55 Abs. 2 Wasserhaushalts‐ gesetz ortsnah versickert, verrieselt oder direkt oder über eine Kanalisation ohne Vermischung mit Schmutzwasser in ein Gewässer eingeleitet werden, soweit dem weder wasserrechtliche noch sonstige öffentlich‐rechtliche Vorschriften noch wasserwirtschaftliche Belange entgegenstehen. Bei Errichtung bzw. baulicher Veränderung von Wasserversorgungsanlagen sind die Anforderungen der Trinkwasserverordnung 2001 sowie Artikel 1 Infektions‐ schutzgesetz, § 37 Abs. 1 unter Beachtung der allgemein anerkannten Regeln der Technik einzuhalten. Der Betrieb von Zisternen muss beim Gesundheitsamt ange‐ zeigt werden. Um eine Verkeimung des öffentlichen Trinkwasserleitungssystems durch Niederschlagswasser auszuschließen, darf keine Verbindung zwischen dem gesammelten Niederschlagswasser und dem Trinkwasserleitungssystem von Ge‐ bäuden bestehen. Die Bodenversiegelung soll auf das unabdingbare Maß beschränkt werden. Not‐ wendige Befestigungen nicht überbauter Flächen der Baugrundstücke sollen zur Verringerung der Flächenversiegelung weitgehend wasserdurchlässig ausgebildet werden, z.B. als Pflaster oder Plattenbelag mit breiten, begrünten Fugen (Rasen‐ ‐ 32 ‐ pflaster), soweit nicht die Gefahr des Eindringens von Schadstoffen in den Unter‐ grund besteht. Nach Möglichkeit soll auf eine Flächenversiegelung verzichtet werden. 4. Archäologische Funde, Kleindenkmale Sollten bei der Durchführung vorgesehener Erdarbeiten archäologische Funde o‐ der Befunde entdeckt werden, ist dies gemäß § 20 DSchG umgehend dem Lan‐ desamt für Denkmalpflege (Dienstsitz Karlsruhe, Moltkestraße 74, 76133 Karls‐ ruhe), anzuzeigen. Archäologische Funde (Steinwerkzeuge, Metallteile, Keramik‐ reste, Knochen, etc.) oder Befunde (Gräber, Mauerreste, Brandschichten, auffäl‐ lige Erdverfärbungen, etc.) sind bis zum Ablauf des vierten Werktages nach der Anzeige in unverändertem Zustand zu erhalten, sofern nicht die Denkmalschutz‐ behörde mit einer Verkürzung der Frist einverstanden ist. Auf die Ahndung von Ordnungswidrigkeiten (§ 27 DSchG) wird hingewiesen. Bei der Sicherung und Do‐ kumentation archäologischer Substanz ist zumindest mit kurzfristigen Leerzeiten im Bauablauf zu rechnen. Ausführende Baufirmen sollten schriftlich in Kenntnis gesetzt werden. 5. Baumschutz Bezüglich der Erhaltung der vorhandenen Bäume wird auf die am 12.10.1996 in Kraft getretene Satzung der Stadt Karlsruhe zum Schutz von Grünbeständen (Baumschutzsatzung) verwiesen. 6. Altlasten Bekannte, vermutete sowie gefundene Bodenbelastungen, bei denen Gefahren für die Gesundheit von Menschen, bedeutende Sachwerte oder erhebliche Beein‐ trächtigungen des Naturhaushalts nicht ausgeschlossen werden können, sind un‐ verzüglich der Stadt Karlsruhe, Umwelt‐ und Arbeitsschutz, Markgrafenstraße 14, 76131 Karlsruhe, zu melden. 7. Erdaushub / Auffüllungen Erdaushub soll, soweit Geländeauffüllungen im Gebiet notwendig sind, dafür ver‐ wendet werden. Der für Auffüllungen benutzte Boden muss frei von Fremdbei‐ mengungen und Schadstoffen sein. Der anfallende Mutterboden ist zu sichern. Im Übrigen wird auf das Gesetz zum Schutz des Bodens (Bundesbodenschutzge‐ setz) vom 17.03.1998 in der derzeit gültigen Fassung verwiesen. 8. Private Leitungen Private Leitungen sind von der Planung nicht erfasst. Die Berücksichtigung oder Sicherung erfolgt im Durchführungsvertrag, soweit erforderlich. 9. Barrierefreies Bauen In die Planung von Gebäuden sind die Belange von Personen mit kleinen Kindern sowie behinderten und alten Menschen einzubeziehen (§ 3 Abs. 4 und § 35 LBO). ‐ 33 ‐ 10. Erneuerbare Energien Aus Gründen der Umweltvorsorge und des Klimaschutzes sollte die Nutzung er‐ neuerbarer Energien verstärkt angestrebt werden. Auf die Vorgaben des Erneuer‐ bare‐Energien‐Wärmegesetzes (EEWärmeG) und des Gesetzes zur Nutzung er‐ neuerbarer Wärmeenergie in Baden‐Württemberg (EWärmeG) wird verwiesen. 11. Dachbegrünung und Solaranlagen Aus der Kombination von Dachbegrünung und solarenergetischer Nutzung kön‐ nen sich gegenseitige Synergieeffekte wie etwa die Senkung von Temperaturspit‐ zen und damit ein höherer Energieertrag von Photovoltaikmodulen ergeben. Beide Komponenten müssen jedoch hinsichtlich Bauunterhaltung und Pflege auf‐ einander abgestimmt sein. Bei der Installation von Photovoltaikanlagen und Anlagen zur solarthermischen Nutzung auf der Dachfläche empfiehlt sich eine „schwimmende“ Ausführung ohne Durchdringung der Dachhaut. Entsprechende Unterkonstruktionen (zum Beispiel spezielle Drainageplatten) erlauben die zusätzliche Nutzung der Begrü‐ nungssubstrate als Auflast zur Sicherung der Solaranlage gegen Sogkräfte. Die Solarmodule sind nach Möglichkeit in aufgeständerter Form mit ausreichen‐ dem Neigungswinkel und vertikalem Abstand zur Begrünung auszuführen. Dadurch ist in der Regel sichergestellt, dass die Anforderungen an eine dauer‐ hafte Begrünung und Unterhaltungspflege erfüllt sind. Flache Installationen sind zu vermeiden oder mit ausreichendem Abstand zur Bodenfläche auszuführen, so‐ dass auch hier eine Begrünung darunter möglich bleibt und die klimatische Funk‐ tion nicht unzulässig eingeschränkt wird. 12. Artenschutz Rodungsarbeiten dürfen nur außerhalb der Brutzeit durchgeführt werden, also von Anfang Oktober bis Ende Februar. bzw. in Abstimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz. Da gleichzeitig ein störungsbedingtes Verlassen von möglichen Zwergfledermäu‐ sen aus ihren Einzelquartieren gewährleistet werden darfmuss, darf zumindest der Baumbestand im Oktober, bzw. in Abstimmung mit dem Fachamt für Um‐ welt‐ und Arbeitsschutz, gefällt werden. Um eine Tötung/Verletzung von möglichen Fledermäusen in den Gebäuden zu vermeiden, soll der Abriss von Anfang September bis Ende Oktober, bzw. in Ab‐ stimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz, stattfinden, damit die Tiere bei Bedarf ihre Einzelquartiere verlassen können. Um eine Störung brütender Vögel weitestgehend zu vermeiden, dürfen nur die eigentlichen Bauarbeiten vor Beginn der Brutzeit beginnen, damit die Brutpaare bei der Nistplatzwahl entsprechend ausweichen können. Da sich im Spätsommer und Frühherbst witterungsbedingt die Fledermäuse tags‐ über in einem tiefen Torpor befinden und erst nach einigen Minuten aktiv werden können, sind bei der Fällung von Bäumen und beim Gebäudeabriss direkt vor dem ‐ 34 ‐ Fäll‐ bzw. Abrisstermin Aktivitätsbeobachtungen durchzuführen. Ggf. sind ge‐ staffelte Fällungen zur Vergrämung sowie ein vorsichtiges Abdecken des Dachs und anderer geeigneter Strukturen vor dem Abriss erforderlich. Außerdem ist bei der Durchführung einer ökologischen Baubegleitung erforderlich. Die Fällung von Bäumen mit Eichhörnchenkobeln muss zeitlich so erfolgen, dass das Risiko der Betroffenheit von Jungtieren ausgeschlossen ist. Gleiches gilt für die Vergrämung bzw. Vergrämung der Eichhörnchen. Am Tag der Fällung und be‐ vor diese begonnen werden sind die betroffenen Eichhörnchenkobel durch einen Baumkletterer oder in anderer geeigneter Weise auf Besatz zu kontrollieren, ggf. vorhandene Tiere sind vorsichtig und behutsam zu vertreiben und die Kobel un‐ verzüglich danach zu entfernen. Zugleich sind von der ökologischen Maßnahmen‐ begleitung nochmals insgesamt die zur Fällung anstehenden Bäume prophylak‐ tisch darauf zu überprüfen, dass auch keine anderen geschützten Tiere tangiert. Vor der Fällung von Bäumen mit Eichhörnchenkobeln sind in Abstimmung mit dem Fachamt für Umwelt‐ und Arbeitsschutz künstliche Eichhörnchen‐ Ersatzko‐ bel im nahen Umfeld der zu fällenden Bäume aufzuhängen. Die Fällung ist von ei‐ ner ökologischen Fällbegleitung zu begleiten. Dem Fachamt für Umwelt‐ und Ar‐ beitsschutz ist ein kurzer Bericht hierzu und über den Umgang mit den Kobel vor‐ zulegen. Sollten großflächige Glaselemente geplant sein, ist das Thema Vogelschlagrisiko zu beachten. Für diese Flächen sind ausschließlich Elemente aus bedrucktem vo‐ gelschlag‐sicherem Glas mit hochwirksamen Mustern zu verwenden. Im Bedarfs‐ fall sind die Maßnahmen mit dem Umwelt‐ und Arbeitsschutz abzustimmen. Auf Übereckverglasungen und spiegelnde Elemente ist zu verzichten. 13. Wasserschutzgebiet Das Vorhaben liegt bekanntermaßen in der Zone IIIB des Wasserschutzgebietes Durlacher Wald. Die entsprechende Schutzgebietsverordnung in ihrer jeweils gül‐ tigen Fassung sowie das DVGW‐Arbeitsblatt W 101 „Richtlinie für Trinkwasser‐ schutzgebiete; I. Teil: Schutzgebiete für Grundwasser“ vom Juni 2006 sind zu be‐ achten. 14. Kriminalprävention Es wird darauf hingewiesen, dass bei der Planung und Umsetzung des Vorhabens auch Aspekte der Kriminalprävention einbezogen werden sollten, um dem Grund‐ bedürfnis nach einer sicheren Wohnumgebung gerecht zu werden. Wichtige Aspekte sind hierbei z.B. die Gestaltung der Freiräume mit guter Orien‐ tierbarkeit und Sichtbarkeit im Sinne einer sozialen Kontrolle, das Beleuchtungs‐ konzept sowie die Zugangsbedingungen und die technische Sicherung der Ge‐ bäude und Wohnungen. Die Kriminalpolizeiliche Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Karlsruhe ist gerne bereit die Bauträger/Bauherren kostenlos und unverbindlich bzgl. eines individu‐ ellen Sicherungskonzeptes zu beraten oder in Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe eine Veranstaltung für Bauinteressenten durchzuführen. ‐ 35 ‐ C. Planungsrechtliche Festsetzungen und örtliche Bauvorschriften des Vorhabenbezogenen Bebauungsplanes, bestehend aus textlichen und zeichnerischen Regelungen Planungsrechtliche Festsetzungen gemäß §§ 9, 12 Baugesetzbuch (BauGB) in der Fassung der Bekanntmachung vom 3. November 2017 (BGBl. I S. 3634) und örtli‐ che Bauvorschriften gemäß § 74 Landesbauordnung (LBO) in der Fassung vom 5. März 2010 (GBl. S. 357, berichtigt S. 416) jeweils einschließlich späterer Änderun‐ gen und Ergänzungen. In Ergänzung der Planzeichnung wird Folgendes geregelt: I. Planungsrechtliche Festsetzungen 1. Allgemeine Zulässigkeitsvoraussetzungen Im Rahmen der Ziffern 2 bis 11 und der Planzeichnung (IV.) sind auf der Basis des Vorhaben‐ und Erschließungsplanes (siehe Anlagen) ausschließlich die baulichen und sonstigen Nutzungen zulässig, zu denen sich der Vorhabenträger im Durch‐ führungsvertrag verpflichtet. 2. Art der baulichen Nutzung Allgemeines Wohngebiet (§ 4 BauNVO) Zulässig sind: ‐ Wohngebäude, ‐ die der Versorgung des Gebietes dienenden Läden, Schank‐ und Speisewirt‐ schaften sowie nicht störenden Handwerksbetriebe, ‐ Anlagen für kirchliche, kulturelle, soziale, gesundheitliche und sportliche Zwe‐ cke; Ausnahmsweise können zugelassen werden: ‐ Betriebe des Beherbergungsgewerbes, ‐ sonstige nicht störende Gewerbebetriebe, ‐ Anlagen für Verwaltungen; Nicht zulässig sind: ‐ Gartenbaubetriebe, ‐ Tankstellen. 3. Maß der baulichen Nutzung Die Bezugshöhe (BZH) zur Ermittlung der Wandhöhe wird im zeichnerischen Teil als absolute Höhe über Normalhöhennull festgesetzt. Die Wandhöhe (WH) ist das Maß zwischen der Bezugshöhe und dem oberen Wandabschluss bzw. der Oberkante Flachdachattika. ‐ 36 ‐ Bei der Ausbildung von Retentionsdächern dürfen die festgesetzten Wandhöhen um das Maß ihrer Retentionsschicht überschritten werden. Die festgesetzte Grundflächenzahl darf durch die in § 19 Abs. 4 Satz 1 BauNVO bezeichneten Anlagen bis zu einer GRZ von maximal 0,75 überschritten werden. 4. Überbaubare Grundstücksfläche Die festgesetzten Baugrenzen dürfen mit Ausnahme der zur Ringstraße orientier‐ ten Fassaden durch Balkone / Loggien bis zu einer Breite von 5 m und einer Tiefe von 2,20 m überschritten werden. Entlang der Ringstraße können untergeordnete Bauteile die Baugrenze in gering‐ fügigen Maße überschreiten, solange das Lichtraumprofil des Gehwegs und der Zufahrten nicht beeinträchtigt wird. 5. Abstandsflächen In dem im zeichnerischen Teil mit „A1“ festgesetzten Bereich dürfen die nach Bauordnungsrecht erforderlichen Abstandsflächen auf eine Tiefe von 2,5 m redu‐ ziert werden. In dem im zeichnerischen Teil mit „A2“ festgesetzten Bereich dürfen die nach Bauordnungsrecht erforderlichen Abstandsflächen auf eine Tiefe von 2,5 m redu‐ ziert werden. Vordächer bis zu einer Tiefe von 2,5 m dürfen auch ohne Einhaltung von Abstandsflächen errichtet werden. In den im zeichnerischen Teil mit „A3“ festgesetzten Bereichen dürfen die Ge‐ bäude auch ohne Einhaltung der Abstandsflächen errichtet werden. 6. Stellplätze und Garagen, Carports Oberirdische Garagen und Carports sind unzulässig. Stellplätze und Tiefgaragen sind nur innerhalb der überbaubaren Flächen zuläs‐ sig. 7. Nebenanlagen Nebenanlagen im Sinne von § 14 BauNVO sind im gesamten Plangebiet zulässig. 8. Grünflächen / Pflanzgebote und Pflanzerhaltung 8.1 Erhaltung von Bäumen Im Kronentraufbereich der im zeichnerischen Teil zum Erhalt festgesetzten Bäume sind Abgrabungen, zusätzliche Versiegelungen und Bodenveränderungen unzulässig. Bei Abgang der Bäume ist in der nächsten Pflanzperiode ein gleichar‐ tiger Laubbaum zu pflanzen. Details zur Sicherstellung des fachgerechten Erhalts sind im Durchführungsvertrag geregelt. 8.2 Pflanzgebote für Einzelbäume An den im zeichnerischen Teil festgesetzten Standorten sind Hochstammbäume gemäß nachfolgender Artenverwendungsliste fachgerecht zu pflanzen. Bei Über‐ schneidungen mit Leitungsrechten oder bei sonstigen nicht vermeidbaren Hinde‐ rungsgründen dürfen die festgesetzten Baumstandorte geringfügig verschoben werden. Näheres regelt der Durchführungsvertrag. ‐ 37 ‐ 8.2.1 Zu pflanzende Bäume außerhalb der Tiefgarage Für Straßenbäume und Bäume auf befestigten Flächen sind offene Baumschei‐ ben von mind. 10 m² Größe vorzusehen. Der zur Verfügung stehende durchwur‐ zelbare Raum hat mindestens 20m³ je Baum zu betragen. Eine teilweise Über‐ bauung der Baumscheibe ist möglich, wenn aus gestalterischen oder funktionalen Gründen erforderlich. Der zu überbauende Teil der Baumpflanzgrube ist mit ver‐ dichtbarem Baumsubstrat nach Angaben der Forschungsgesellschaft Land‐ schaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. (Richtlinie der Forschungsgesell‐ schaft Landschaftsentwicklung und Landschaftsbau e.V. „Empfehlungen für Baumpflanzungen – Teil 2: Standortvorbereitungen für Neupflanzungen; Pflanz‐ gruben und Wurzelraumerweiterung, Bauweisen und Substrate“ in der jeweils gültigen Fassung2) zu verfüllen. Die Überbauung hat wasserdurchlässig zu erfol‐ gen. Erforderlichenfalls sind im überbauten Bereich geeignete technische Maß‐ nahmen (z.B. Belüftungsrohre, Bewässerungssystem) vorzusehen, um den lang‐ fristigen Erhalt der Bäume zu gewährleisten. 8.2.2 Zu pflanzende Bäume auf der Tiefgarage Für Bäume auf der Tiefgarage ist eine Pflanzgrube mit mind. 12 m³ bei mind. 0,9m Tiefe vorzusehen. Die tatsächliche Tiefe ist abhängig von der jeweiligen Überde‐ ckung auf der Tiefgarage. 8.2.3 Bedingte Festsetzung für die Pflanzgebote für Einzelbäume im Bereich der Freihaltetrasse der Stadtbahn Die Pflanzgebote für Einzelbäume im Bereich der gemäß zeichnerischem Teil von Bebauung freizuhaltenden Flächen sind wie unter Ziffer 8.2.1 umzusetzen und dauerhaft zu unterhalten, bis die Stadtbahn realisiert wird. 8.2.4 Artenverwendungsliste für Pflanzgebot Einzelbaum Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Wuchsklasse 1 (großkronig) Acer plataniodes in Sorten Spitzahorn Fagus sylvatica Rotbuche Tilia in Arten und Sorten Linde Wuchsklasse 2 (mittelkronig) Acer campestre Feldahorn Carpinus betulus Hainbuche Liquidambar styracifula und Sorten Amberbaum Prunus avium und Sorten Vogelkirsche Sophora japonica Regent Schnurbaum Paulowina tomentosa Blauglockenbaum 2 Einzusehen im Stadtplanungsamt Karlsruhe, Lammstraße 7, 76133 Karlsruhe ‐ 38 ‐ Wuchsklasse 3 (kleinkronig) Malus‐Hybriden Zier‐Apfel Prunus padus Traubenkirsche Qualität: Hochstämme Stammumfang 18‐20 cm. 8.3 Dachbegrünung Die Dachflächen sind dauerhaft extensiv zu begrünen. Die Flächen sind mit einer für Gräser‐ und Kräutervegetation ausreichenden Substratschüttung von im ge‐ setzten Zustand mindestens 12 cm über der Drainschicht zu versehen und mit ei‐ ner Gräser‐ und Kräutermischung gemäß nachfolgender Artenverwendungsliste zu bepflanzen. Artenverwendungsliste Dachbegrünung Kräuter ( Anteil 60 % ) Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Allium schoenoprasum Schnittlauch Anthemis tinctoria Färber‐Kamille Anthyllis vulneraria Wundklee Campanula rotundifolia Rundblättr. Glockenblume Dianthus armeria Rauhe Nelke Dianthus deltoides Heide‐Nelke Echium vulgare Natternkopf Euphorbia cyparissias Zypressen‐Wolfsmilch Helianthemum nummular Sonnenröschen Hieracium pilosella Kleines Habichtskraut Jasione montana Berg‐Sandglöckchen Potentilla tabernaemonta Frühlings‐Fingerkraut Scabiosa columbaria Tauben‐Skabiose Sedum acre Scharfer Mauerpfeffer Sedum album Weißer Mauerpfeffer Sedum sexangulare Milder Mauerpfeffer Silene nutans Nickendes Leimkraut Silene vulgaris Gemeines Leimkraut Thymus pulegioide Gewöhnlicher Thymian Gräser ( Anteil 40 % ): Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Briza media Zittergras Carex flacca Blaugrüne Segge ‐ 39 ‐ Festuca guestfalica Harter Schafschwingel Ergänzend zur Dachbegrünung sind Aufbauten für Photovoltaikanlagen und Anla‐ gen zur solarthermischen Nutzung zulässig, sofern die Dachbegrünung und deren Wasserrückhaltefunktion dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. 8.4 Begrünung der Tiefgaragen Die nicht überbauten Decken von Tiefgaragen sind, soweit sie nicht für Zuwege oder Nebenanlagen benötigt werden, zu begrünen. Für die Substratschicht ober‐ halb der „Drän‐/Retentions‐ und Filterschicht“ sind folgende Höhen erforderlich: ‐für Rasen 40 cm, ‐für Sträucher 70 cm, ‐für Bäume 90 cm im Kronentraufbereich der ausgewachsenen Bäume. 8.5 Pflanzung von Schnitthecken Bei der Pflanzung von geschnittenen Hecken (Siehe Ziff. 3 der örtlichen Bauvor‐ schriften) sind Arten der nachfolgenden Pflanzliste zu verwenden: Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Carpinus betulus Hainbuche Cornus mas Kornelkirsche Fagus sylvatica Rotbuche Ligustrum vulgare Altrovirens Liguster 9. Flächen oder Maßnahmen zum Schutz, zur Pflege und zur Entwicklung von Boden, Natur und Landschaft 9.1 Ersatzpflanzungen von Gehölzen Die im zeichnerischen Teil festgesetzten Flächen zum Schutz, zur Pflege und zum Erhalt von Boden, Natur und Landschaft sind flächig mit Gehölzen aus nachfol‐ gender Artenverwendungsliste zu bepflanzen. Zu verwenden sind gebietsheimi‐ sche Pflanzen aus dem Herkunftsgebiet 6 Oberrheingraben (Quelle LUBW)3. Zu verwenden ist Pflanzgut aus regionalen Herkünften, das mit einer Identitätsnum‐ mer gekennzeichnet ist (PFG 1). Die Gehölze sind zu erhalten, müssen fachgerecht gepflegt werden und sind bei Abgang gleichartig zu ersetzen. 3 Einzusehen beim Stadtplanungsamt Karlsruhe, Lammstraße 7, 76133 Karlsruhe ‐ 40 ‐ Artenverwendungsliste Pflanzgebot 1 (PFG 1) Baumarten Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Acer campestre Feldahorn Acer plataniodes in Sorten Spitzahorn Carpinus betulus Hainbuche Fagus sylvatica Rotbuche Crataegus laevigata Zweigriffeliger Weißdorn Fraxinus excelsior Gewöhnliche Esche Prunus avium Vogelkirsche Liste Straucharten: Wissenschaftl. Name: Deutscher Name: Cornus mas Kornelkirsche Cornus sanguinea Hartriegel Corylus avellana Haselnuss Crataegus laevigata Weißdorn Crataegus mongyna Eingriffeliger Weißdorn Euonymus europaeus Pfaffenhütchen Ligustrum vulgare Liguster Mespilus germanica Mispel Prunus spinosa Schlehe Rosa canina Hundsrose Sambucus nigra Schwarzer Holunder Sorbus aucuparia Eberesche Sorbus torminalis Elsbeere Viburnum opolus Gewöhnlicher Schneeball Viburnum lantana Wolliger Schneeball Qualität: Bäume (Hochstämme und Stammbüsche) Stammumfang 18‐20 cm Sträucher 2x verpflanzte Sträucher, je nach Art in der Sortierung 60‐80cm , 80‐100 cm oder 100‐150 cm 9.2 CEF‐Maßnahmen In den im zeichnerischen Teil zum Erhalt festgesetzten Bäumen sind ausreichend vorzeitig vor Beginn der Baumaßnahmen nachfolgend beschriebene Nistkästen anzubringen: ‐ 41 ‐ ‐ 2 Vogelkästen für Höhlenbrüter (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Flugloch‐ weite 32mm) (Aufhänghöhe > 2 m) 9.3 Weitere Artenschutzmaßnahmen (keine CEF‐Maßnahmen) 9.3.1 Nistmöglichkeiten Im Plangebiet nachfolgend beschriebene Nistkästen anzubringen: Vögel  2 Vogelkästen für Höhlenbrütern an den neu entstehenden Gebäu‐ den (Modell Schwegler: Nisthöhle 1B, Fluglochweite 32 mm) (Aufhäng‐ höhe > 2 m) Fledermäuse  16 fassadenintegrierte Kästen in den neu entstehenden Gebäuden (2 Käs‐ ten pro Gebäude = 16 Kästen, Modell Schwegler: Typ 1 FR Fassadenröhre) (Aufhänghöhe > 3 m) 9.3.2 Beleuchtung Für die Straßenbeleuchtung und die grundstücksbezogene Beleuchtung sind in‐ sektenfreundliche Leuchtmittel (1. Priorität: LED, 2. Priorität: Natriumnieder‐ drucklampen) zu verwenden, wobei die Leuchten nach oben abgeschirmt sein müssen (Fokussierung des Lichtstroms auf die zu beleuchtende Fläche). Die Leuchtengehäuse müssen gegen das Eindringen von Spinnen und Insekten ge‐ schützt sein, die Oberflächentemperatur der Leuchten darf 60° C nicht über‐ schreiten. 10. Geh‐ und Leitungsrechte Die im zeichnerischen Teil mit „L“ festgesetzte Fläche ist mit einem Leitungsrecht zu Gunsten des Versorgungsträgers zu belasten. Die im zeichnerischen Teil mit „G“ festgesetzte Fläche ist mit einem Gehrecht zu Gunsten der Allgemeinheit zu belasten. Die mit einem Leitungsrecht belasteten Flächen sind von jeglicher Bebauung frei‐ zuhalten. Pflanzungen in diesen Bereichen sind nur in Absprache mit dem Lei‐ tungsträger zulässig. 11. Schallschutz 11.1 Aktive Schallschutzmaßnahmen Tiefgaragenrampen sind einzuhausen. Auf den Innenseiten der Rampeneinhausungen ist eine hochabsorbierende Ver‐ kleidung anzubringen (Absorberklasse C oder besser, aw > 0,60). Die Verkleidung ist ebenfalls an der Deckenfläche im angrenzenden Tiefgaragen‐ parkbereich auf eine Tiefe von mindestens 10 m anzubringen. ‐ 42 ‐ 11.2 Passive Schallschutzmaßnahmen Bei der Neuerrichtung von Wohn‐ oder Arbeitsräumen sind die baurechtlich ver‐ bindlichen Anforderungen nach DIN 4109‐1 /4c/ (2016‐7) an die Luftschalldäm‐ mung von Außenbauteilen (Wand, Dach, Fassade, Fenster) von Gebäuden zu be‐ achten. Diese Anforderungen sind abhängig von den im zeichnerischen Teil fest‐ gesetzten Lärmpegelbereichen und der nachfolgenden Tabelle umzusetzen. Abb.3 Anforderung an die Luftschalldämmung von Außenbauteilen Liegt die Fassade eines Gebäudes im Bereich von zwei unterschiedlichen Lärmpe‐ gelbereichen, ist für die Fassade der höhere Lärmpegelbereich anzusetzen. Innerhalb des im zeichnerischen Teil festgesetzten Bereichs der überbaubaren Flächen sind Schlafräume (Schlaf‐ und Kinderzimmer) mit schallgedämmten Lüf‐ tungseinrichtungen auszustatten. Dies gilt auch, wenn der Schlafraum nur teil‐ weise in diesem Bereich liegt. Ausnahmen sind zulässig, wenn der Schlafraum durch ein weiteres Fenster belüftbar ist, das außerhalb des festgesetzten Bereichs liegt. Wird im Baugenehmigungsverfahren der Nachweis erbracht, dass im Einzelfall geringere Außenlärmpegel an den Fassaden vorliegen, können die Anforderun‐ gen an die Schalldämmung der Außenbauteile ausnahmsweise entsprechend den Vorgaben der DIN 4109 reduziert werden. Die DIN 4109, DIN 18005, TA Lärm, VDI 4100 und VDI 2719 „Schalldämmung von Fenstern und deren Zusatzeinrichtungen“ liegen beim Stadtplanungsamt der Stadt Karlsruhe, Bereich Städtebau, Lammstraße 7, 1. OG., Zimmer D 113/ 114, 76133 Karlsruhe aus und können dort während der Dienststunden (08.30 Uhr – 15.30 Uhr) eingesehen werden (zu beziehen außerdem beim Beuth‐Verlag, Ber‐ lin). ‐ 43 ‐ II. Örtliche Bauvorschriften 1 Dächer Zulässig sind Flachdächer mit einer Neigung von max. 5°. Für Nebenanlagen sind auch abweichende Dachformen und Neigungen zulässig. Ergänzend zur Dachbegrünung sind Aufbauten für Photovoltaikanlagen und Anla‐ gen zur solarthermischen Nutzung zulässig, sofern die Dachbegrünung und deren Wasserrückhaltefunktion dadurch nicht wesentlich beeinträchtigt werden. Technische Dachaufbauten (außer Photovoltaikanlagen und Anlagen zur solar‐ thermischen Nutzung) sind auf max. 20% der Dachflächen begrenzt. Dachterras‐ sen sind nur für Staffelgeschosse zulässig. Dachaufbauten, mit Ausnahme von Aufzugsüberfahrten, haben zu Außenfassa‐ den mindestens im selben Maß Abstand zu halten, wie sie die Höhe des oberen Fassadenabschlusses (Flachdachattika) überschreiten (X ≥ Z; s. Beispielskizze). Abb. 4: Beispielskizze Mindestabstand der Dachaufbauten zu Außenfassaden 2. Werbeanlagen und Automaten Werbeanlagen sind nur am Ort der Leistung, am Gebäude, im Erdgeschoss, nicht in der Vorgartenzone und nur unter Einhaltung folgender Größen zulässig: ‐ Einzelbuchstaben bis max. 0,30 m Höhe und Breite, ‐ sonstige Werbeanlagen (Schilder, Firmenzeichen und dergleichen) bis zu ei‐ ner Fläche von 0,5 m². Unzulässig sind Werbeanlagen mit wechselndem oder bewegtem Licht, drehbare Werbeträger und solche mit wechselnden Motiven, sowie Laserwerbung, Skybea‐ mer oder Ähnliches. Automaten sind nur am Gebäude und nicht in der Vorgartenzone zulässig. Anlagen, die zum Anschlagen von Plakaten oder anderen werbewirksamen Ein‐ richtungen bestimmt sind, sind nicht zulässig. ‐ 44 ‐ 3. Einfriedigungen, Stützmauern Einfriedigungen sind nur als geschnittene Hecken bis 1,4 m Höhe (einschließlich der Aufkantung der Tiefgarage) über der Hinterkante des Gehwegs zulässig. Die Hecken können mit einem dahinterliegenden Drahtgeflecht oder Metallgitter‐ zaun kombiniert werden. Die Errichtung von Stützmauern ist zulässig. 4. Gestaltung der nicht überbaubaren Flächen Die nicht überbaubaren privaten Grundstücksflächen sind, soweit sie nicht für Stellplätze, Zugänge und Nebenanlagen benötigt werden, zu begrünen und als Vegetationsflächen dauerhaft anzulegen und zu unterhalten. 5. Abfallbehälterstandplätze Abfallbehälterstandplätze sind, sofern diese von den öffentlichen Straßen und Wegen aus sichtbar sind, mit einem Sichtschutz zu versehen. Falls dieser baulich hergestellt wird, muss er begrünt werden. 6. Außenantennen Pro Gebäude ist nur eine Gemeinschaftsantennenanlage oder Satellitenantenne zulässig. 7. Niederspannungsfreileitungen Niederspannungsfreileitungen sind unzulässig. III. Sonstige Festsetzungen (Planungsrechtliche und bauordnungsrechtliche Regelungen) Der Bebauungsplan Nr. 392 in Kraft getreten am 10. September 1970, wird in den Teilbereichen aufgehoben, die durch diesen Bebauungsplan neu geregelt werden. Der Vorhaben‐ und Erschließungsplan ist Bestandteil des vorhabenbezogenen Bebauungsplans. Dies gilt nicht für die dargestellte Möblierung und Planeintei‐ lung. 046_VbB-Steinkreuzstrasse 14-Erneute Offenlage-Textteil-markiert VEP markiert Steinkreuzstr 14_2019-10-14_VEP mit Markierung 190813 WSW Genehmigungsplanung 19 [TÖB Genehmigungsplan (A4)] 1/4.5 2/19 Steinkreuzstr. 14_Stellplätze_2019-08-20
https://www.karlsruhe.de/b3/bauen/bebauungsplanung/plaene/steinkreuzstrasse_14/HF_sections/content/ZZlQUHXIkwOZoi/ZZojqYJnVkpdNr/VbB%20Steinkreuzstr_II_Offenl_14102019_%C3%84nderungen_markiert.pdf
Die Staufer am Oberrhein STÄDTE , BURGEN UND KLÖSTER IM OBERRHEINGEBIET IN DER STAUFERZEIT lICKlEN8fAG , I HOHBARR ' BERNSTEIN ItOttIIÖNlGS8UAC , l UlAICHSBl..fIG l KAYSERS8U\G l ""UXBURG O WEIHHE'M e KAISERSI..AUTE/I,.. ' HAt'DENBUAG , FRAI.:tMSTEIN W,t.,CHt ENBUIlG HOHENECKOI I WI!.ENSTEIN I aAAFENSTEIN , e HEUSTAOf ~NBEAG sPEY~ l tlAMa.toCHER SCHlOSS • MEISTERSEL'I t~FENE()I; SElZt. NE~MÜND \ -~::,"'''' ~'M STEINSllElIGl \ OOENHEIMt> ~N l RAYEH58UAG HEJO(lSffl:IM. ~ METTlN Q e Pt'Of'!ZHIE'M e MOS8ACH • STADTGRüNDUNGEN bzw. STADTERHEBUNGEN DURCH OIE STAUFER und BISCHOFSSTÄDTE o ÜBRIGE STÄDTE DIE ZUR STAUFERZEIT BESTANDEN BURGEN ZUR STAUFERZEIT KLOSTER ZUR STAUFERZEIT Unser Titelbild stellt dar: Kaiser Friedrich Barbarossa mit seinen zwei Söhnen; links H~in­ rieh der VI. , Stadtgründer von Durlach, rechts Herzog Friedrich von Schwaben. Aus der Welfenchronik um 1180. Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 4 Herausgegeben von der Stadt Karlsruhe DIE STAUFER AM OBERRHEIN GESCHICHTE· HANDSCHRIFTEN URKUNDEN . KUNST A usste llung im Städtischen Pfinzgaumuseum Karlsruhe- D urJ ach 4. Juni bis 14. A ugust 1977 Veranstalter: Leihgeber: Großfotos: Stadt Karlsruhe Oberbürgermeister Otto Dullenkopf Kulturreferat: Stadtdirektor Egon Funk Oberverwaltungsrat Emil Schi ller Stadtarchiv: Konzeption und Ausrichtung der Ausstellung, Katalog: Archivdirektor Dr. Ludwin Langenfeld Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Archivar Ernst Schneider Technik: Erich Kaufmann , David Maag Graphik, Plakat: Gottfried Rögner Aufbauten, Beleuchtung, Beratung: Architekt Dipl.-Ing. Rolf Siemons Genera llandesarchiv Karlsruhe (Dr. Hans Georg Zier, Dr. Gerhard Kaller, Dr. Hansmartin Schwarz- rnaier) Badische Landesbibliothek Karlsruhe (Dr. Elmar Mittler, Dr. Gerhard Stamm, Helmut Schröer) Landesdenkmalamt, Außenstelle Karlsruhe (Dr. Peter Anstett , Dr. Dietrich Lutz, Dr. Hans-W. He ine) Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Prof. Dr. Ernst Petrasch, Dr. Walther Franzius, Dr. Eva Zimmermann) Katholisches Münsterpfarramt Konstanz (Dekan Ernanuel Frey) Stadt Freiburg, August inermuseum (Dr. Hans H. Hofstätter) Historisches Museum der Pfalz, Speyer (Dr. Roller, Dr. Stein) Stadt Worms, Städtisches Museum (Dr. Georg liiert) Jürgen und Gudrun Abeler , Wuppertal Karl-Konrad Kessler, Bad Bergzabern August Schaaf, Weissenburg/ Elsaß Alf Rapp, Niederhorbach; Robert Häusser, Mannheim ; Albrecht Brug- ger, Stuttgart; Erica Loos, Pforzheim ; Jeannine Le Brun, Konstanz Reproduktionen: Dr. Ludwin Langenfeld Wir danken folgenden Verlagen für erteilte Bildlizenzen: G. Braun, Karlsruhe ; Günter Rüber, Schwieberdingen; Gebr. Metz, Tübingen; Lossen-Foto, Heidelberg Bildarchiv Bruckmann, München und dem Museum für Kunst und Kul - turgeschichte der Stadt Dortrnund, Schloß Cappenberg (Dr. Appuhn) VORWORT Im Stauferjahr 1977, das zum 25 jährigen Bestehen des Bundeslandes Baden-Württem- berg in der Stuttgarter Staufe r-Ausstellung mit ihren europäischen Bezügen die vor 800 Jahren bereits einmal verwirklichte politische E inheit des südwestdeutschen Raumes vor A ugen ste llte, darf KA RLSRUH E a ls ehemalige Hauptstadt des alten Landes Baden nicht abseits stehen. E inm al , um ohne Vorbehalte, aber doch mit Vorbedacht an die geschicht- liche Rolle zu erinnern , die Baden bei der Entstehung unseres Bundeslandes ] 952 gespielt hat. Zum anderen aber vor allem deshalb, weil unser Raum eine Brückenfunktion zwi- schen dem ererbten staufischen Besitz im Elsaß und in der Pfalz einerseits und den schwä- bisch-staufischen Stammlanden andererseits innehatte und die Staufer von der Mitte des 12. J ahrhunderts bis zur Hälfte des 13. Jahrhunderts nicht nu r als lnhaber des Königtums, sondern auch als Besitzer e igene r Rechts- und Herrschaftstitel der ausschlaggebende poli- tische Fak tor im Uf-, Pfinz- und Kraichgau waren. Wir haben es daher für richtig und wichtig erachtet, d ie Bezüge unseres badische n Raumes zu den Staufern , erweitert um den oberrheinischen U mkre is, vom Elsaß bis in den Kraich- gau, von Konstanz bis Worms, in einer geographisch begrenzten, aber konsequent e ntwik- ke lten Folge-A usstellung aufzuzeigen. Diese Konsequenz im Konzeptionellen wäre nicht möglich gewesen ohne die wissenschaftlichen A rbei ten des ehemaligen Direkto rs des Ba- dischen Genera llandesarchivs in Karlsruhe, Dr. Alfo ns Schäfer, über die staufische Reichslandpolitik in unserem Raum , dessen wir hier dankbar gedenken. Das Gene ral- landesa rchiv hat uns in großzügiger Weise die wichtigsten Urkunden der Zeit zur Verfü- gung gestell t und damit d ie geschichtliche Grundlage unserer A usstellung geschaffe n. Die Badische Landesbibliothek in Ka rlsruhe hat uns mit der Leihgabe des nahezu vollständi- gen Handschriftenbestandes oberrheinischer Provenienz den Glanz der mittelalterlichen Buchkunst und den Geist der mitte lalterlichen Frömmigke it vermitte lt . Das Landesde nk- malamt, A ußensteIle Karlsruhe, zeigt mit den Bodenfunden etwas vom Alltag der Staufer- zeit, die ja nich t nur von weltlichen und kirchlichen Würdenträgern , sondern auch vom e in- fachen Volk gelebt und gestaltet wurde. D iesen Instituten und darüber hina us aUen Leih- gebern, örtlichen wie überörtlichen, kirchlichen, staa tlichen, kommunalen und priva ten , danke ich namens der Stadt Karlsruhe herzlich. Wenn es unsere r Ausste llung gelingt, un- ser Geschichtsbild zu erweitern , die Heimatliebe zu stärken und den Blick fü r das Schöne aufzuschl ießen, ku rz: auch aus unserem Raum einen Hauch der geistigen Einheit und künst leri schen Blütezeit des Mitte lalters zu vermitteln, dann ist dies das Verd ienst der Leihgeber. In diesem Sinne wünsche ich de r Ausstellung einen vollen Erfolg. D ito Dullenkopf Oberbürgermeister \ \.: " " . ; ," Karlsruhe ist eine junge Stadt. Im Jahre 1565 verlegt Markgraf Karl J/. von Baden seine Re- sidenz von Pforzheim nach Durlach und gibt 1566 seiner Markgrafschaft die Bezeichnung Baden-Durlach. 1715 strebt Markgraf Karl Wilhelm aus der topographischen Enge seiner Dur/acher Residenz hinaus und gründet- zwischen Durlach und Mühlburg- die neue Resi- denz "Carolsruhe". Der zuerst errichtete Schloßlurm bildet den Millelpunkt eines Kreises, aus dem die Stadtanlage mit neun nach Süden ausstrahlenden Straßen einen Sektor aus- schneidet, der, in Beziehung auf den berühmt gewordenen Radialplan der gesamten Schloß- platzanlage, Karlsruhe den Rufa ls" Fächerstadt" eingetragen hat. 1738 stirbt Markgraf Karl Wilh elm. Mit seinem Nachfolger Markgraf Karl Friedrich setzt die moderne badische Ge- schichte ein. Im Frieden von Preßburg, 1805, entsteht das Großherzogtum Baden, das vom Bodensee bis an den Main reicht. Die Geschichte der Landeshauptstadt wird, zwangsweise schon VOn der Repräsentanz her, im wesentlichen Baugeschichte. Der Baumeister Friedrich Weinbrenner gibt ihr, besonders in der" Via triumphalis" vom Ettfinger Tor über Rondell- platz und Marktplatz bis zum Schloß, ihr unverwechselbares Gesicht, das auch im Verlauf der Ausweitung der alten höfisch-barocken Stadtanlage zu einem großen, sich nach Süden, Westefl ufld Ostefl ausweitenden StadtbUd bürgerlicher Prägung immer wieder Maßstäbe setzt. Die durch den Ingenieur Johann Gottfried Tulla 1817 begonnene Regulierung des Rheinlaufsfii.hrt schließlich 1901 mit der Eröffnung des Rheinhafens bei Maxau zum An- schluß der Stadt an den großen Strom. Der Verlauf der Stadtgeschichte hat dem Optimismus des Stadtgründers recht gegeben. Diese so junge Stadt. Karlsruhe ha t durch die allmähliche Eingemeindung umliegender Ortschaften doch die Patina e iner weit zurückreichenden geschiChtlichen Vergangenhe it und damit auch gewichtiger Bezüge zu den Staufern erhalten. 1938 wird die Stauferstadt DURLACH nach Karlsruhe eingemeindet. Durlach ist unter Heinrich VI. 1191 / 92 ge- gründet worden. Die Gründung der Stadt DurJach ist die bedeutendste Tat der Staufer im Pfinzgau. Sie steht im Zusammenhang mit dem Aufenthalt Kaiser Heinrichs VI. vom De- zember 1191 bis Mai 1192 in Weissenburg, Hagenau und Speyer. Durlach war wohl als Fe- stungsstadt gedacht : Lage an der Fernstraße Frankfurt - Basel. Heinrich VI. hielt sich 1196 in Durlach auf und stellte hier am 15. Mai e ine Urkunde an Papst Cölestin III . aus. 1196 wird Durlach erstmals in der "Ursperger Chronik" als "oppidum" (Stadt) genannt. Nach dieser Chronik starb Konrad von Schwaben, ein Bruder des Kaisers, bei seinem Auf- enthalt " in quodam opido Durlaich no mine" (in Durlach). 1219 erhielt Markgraf Her- mann V. von Baden im Tausch für die braunschweigischen Erbgüter seiner Gattin, der Welfin Irmingard, die Stauferstadt Durlach als Eigentum von Kaiser Friedrich ll. (ln die- sen Tausch waren ferner die Reichs- und Stauferstädte Lauffen, Eppingen und Sinsheim als Pfandschaften und Ettlingen als Lehen miteinbezogen. 1234 wurde dieser Tausch durch Friedrich Il. nochmals bestätigt - diese Urkunde zeigen wir im oberen Raum -. Diese Erwerbung bedeutete für die markgrätliche Städtepolitik, daß dadurch eine Verbin- dung vom oberrheinischen Gebiet zu den alten markgräflichen Besitzungen am mittleren Neckar geschaffen werden konnte). Im Rahmen ihrer Reichslandpolitik kam es den Stau- 7 fern darauf an, zwischen dem ererbten Besitz im Elsaß und in der Pfalz einerseits und ihren schwäbischen Stamm landen andererseits eine Brücke mit möglichst zahlreichen Stütz- punkten zu schaffen. Ansatzpunkte hierzu waren einmal der weitverzweigte Besitz des Klosters Weissenburg, zum anderen die Grafschaftsrechte im Uf- und Pfinzgau, die sie zwischen 1187 und 1196 an sich zogen. Uf-, Pfinz- und Kraichgau wurden also vom We- sten her erfaßt und waren nach Westen hin orientiert. Der Hohenberg, heutiger TURM- BERG über Durlach (vor 1100), ist d ie eigent liche Grafenburg des Pfinzgaus. Er war der beherrschende Kristallisationspunkt, Sitz der zu Ende des 11. und zu Anfang des 12. Jahr- hunderts im Pfinzgau ansässigen Grafen von Hohenberg, Inhaber der über die Salier auf sie gekommenen bedeutenden Lehen des Klosters Weissenburg, das in GRÖTZINGEN (1974 nach Karlsruhe eingemeindet) seinen umfangreichsten rechtsrheinischen Besitz hatte. Sie wurden noch vor 1150 von den Grafen von Grötzingen, Lehensträgern derStau- fer, abgelöst; Graf Heinrich von Grötzingen war wohl der von den Staufern eingesetzte Untervogt des Klosters Weissenburg. Er begegnet in zwei Urkunden Friedrich Barbaros- sas (1179 und 1187). Um 1100 sehen wir die Hohenberger im Hardtwald kolonisatorisch am Werk. Graf Berthold von Hohenberg gründet 1094 auf der heutigen Gemarkung von Karlsruhe das KLOSTER GOTTES AUE, dessen Immun ität (Waldgebiet) etwa die heu- tige Stadtgemarkung von Karlsruhe umschloß. Die Staufer (Grafen von Grötzingen) hat- ten die Vogtei über das Kloster inne, der Herr des Turmbergs war auch der Vogt des Klo- sters. Schließlich die MüHLBURG im heutigen Stadtteil Mühlburg (1886 eingemeindet). Auch dieser Reichsbes itz geht in staufische Zeit zurück. Die T iefburg Müh lburg, auf der Gemarku ng des alten Ortes Knielingen (1935 eingemeindet) entstanden, lag an der am Hochgestade ent langziehenden alten Rheinst raße, am Rheinübergang Pfortz, dessen Fähre sich in staufischer Hand befand. Möglicherweise befand sich hier schon in staufi- scher Zeit eine Zollstä tte. Burgmannen (Marscha ll bzw. Vogt) waren die staufischen Mini- sterialen Werner von Knielingen und Konrad von Berghausen. Wie wichtig die Mühlburg war, erhellt die Tatsache, daß die Staufer sie auch nach der Abgabe von Durlach in Besitz behielten. 1287 erscheint sie als .. Reichslehen" in der Hand des Markgrafen in e iner Ur- kunde König Rudolfs. Der Rheinübergang bei der Mühlburg führte über Kloster Gottesaue nach dem vom Turmberg bewachten Durlach und von dort über Grötzingen durch das Pfinztal nach Pforzheim. Von Mühlburg bis Grötzingen erstreckt sich heute das Stadtgebiet von Karls- ruhe. Wenn heute auch alle staufischen Denkmäler außer den durch den Lauf der Zeiten veränderten Ruinen des Turmbergs völlig verschwunden sind, so kann Karlsruhe sich doch mit Recht als Zentrum der staufischen Reichslandpolitik im Raum zwischen Neckargebiet und Oberelsaß, Rheinpfalz und Murggebiet im Süden bezeichnen. Von der Mitte des 12. Jahrhunderts an bis 1219 waren die Staufer nicht nur als Inhaber des Königtums, sondern auch als Besitzer eigener Rechts- und Herrschaftstitel der ausschlaggebende politische Faktor im Uf- und Pfinzgau. Quelle: Alfons Schäfer, Staufische Reichs landpolitik und hochadelige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau und im Nordwestschwarzwald vom 11 .-13. Jahrhundert. In: Oberrheinische Studien, ßd. I, SreHen 1970, S. 179ff. - Al fons Schäfer, Das Schicksal des Weißenburgischen Besitzes im Uf- und Pfinzgau. In : Zeitschr. f.d. Geschichte des Oberrheins. 11 1. Bd. 1.H., Karlsruhe 1963, S. 65ff. 8 Das ehemalige Wasse rschloß Mühlburg vor der Zerstö rung im Jahre 1689. Im Zuge ihrer Reichslandpolitik bauten die Staufe r Burgen, gründeten Städte und Klöste r. Die BURG, sicht barstes Zeichen des kaise rlichen Machtwillens, war Wohnbau und Ver- teidigungsanlage zugleich. Von Herzog Friedrich 11. von Schwaben berichtet der zeitge- nössische Geschichtsschreiber Otto von Freising, daß man von ihm sprichwörtlich sagte: " Herzog Friedrich schleppt am Schwanz seines Pferdes ste ts eine Burg hinte r sich her." Die STADT war zugleich Verwaltungszentrum , gelegentlicher Aufenthaltsort des Königs und Sitz se iner Ministerialen. Sie sicherte den königlichen Machtbere ich und war als Quelle von Steueraufkommen jeder Art Grundlage seine r Wirtschaftskraft. Stadtgrün- dungen und Stadterhebungen durch die Staufe r dienten in erste r Linie der Siche rung des verstreuten staufischen Haus- und Reichsgutes. Die erste von den Staufern gegründete Stadt ist Hagenau im heutigen Elsaß (vor 1125), Ausgangspunkt für die Sicherung des linksrheinischen Besitzes. Hagenau wu rde als Residenz der frühen Staufe r zum Macht- zentrum ihres Re iches am Oberrhein . Entscheidende Förderung erfuhr das Städ tewesen am Oberrhein unter Friedrich I. Barbarossa (1 152-1190) und unte r se inem Sohn, Hein- rich VI. ( 1190-1197). Diese beiden Herrscher unternahmen den letzten großen Versuch, einen " königlichen Gesamtstaa t auf territorialer Bas is" zu errichten . Friedrich I. und Heinrich VI. ba uten die Pfalzen aus (befestigte Wohnpaläste, in denen sich die Könige auf ihren Reisen aufhie lten), förderten den Burgenbau und besetzten Pfa lzen und Burgen mit 9 Adligen, die im Dienst des Reiches standen und deshalb Reichsministeria len hießen. Im Sinne dieser Reichspolitik wurden auch neue Städte angelegt oder bedeutendere Orte zu Städten erhoben. Gerade in der Oberrheinebene und in ihren Randlandschaften kam es zu zahlreichen Stadtgründungen. Diese Stauferstädte des 12. Jahrhunderts schließen sich an einen älteren Siedlungskern an, an eine Pfalz (Hagenau), an e ine Burg (Durlach, Heide l~ berg), an einen älteren Marktort (Eulingen, Pforzheim) oder an ein Dorf (Eppingen). Un- ter Friedrich 11. (121 2-1250) fo lgte eine zweite Welle von Stadtgründungen. Dre i ver- schiedene Typen lassen sich unterscheiden: 1) die im Anschluß an ein älteres Kloster angelegte Stadt (Mosbach), 2) die nahe einer Burg gegründete Stadt (Eberbach, Neckargemünd), 3) die bei einem älteren Dorf entstandene Stadt (Heidelsheim ). 1246 hörten die Stadtgrüodungen der Staufer endgültig auf. Die meisten späteren St aufe r~ städte entstanden dadurch, daß Friedrich IJ. und sein Sohn Heinrich (VII. ) die Rechte aus der Schutzherrschaft (Vogtei) über Kirchen und Klöster ausnützten. Diese Städte wurden auf Kirche nlehen angelegt, meist als Stützpunkte zur Beherrschung der Fernstraßen, auch als Verwaltungszentren. Auch das KLOSTE R muß innerhalb der staufischen Politik als einer der Hauptfaktoren staufischen Machtstrebens verstanden werden. Klöster wurden von Kaise rn und Königen, von Markgrafen , Grafen und Edlen gegründet. Sie statteten Klöster mit Güte rn aus, ver- liehen ihnen Rechte und Freihe iten und stell ten sie unter ihren besonderen Schutz. Die äl- teste Kloste rgründung in unserem Raum ist Weissenburg im Elsaß. Die Geschichte dieser späteren Reichsabtei ist eng mit der Entwicklung im Uf- und Pfinzgau verbunden. Von be- sonderer Bedeutung für die rechtliche Stellung der Klöster wurde die Vogtei (Schutzhe rr~ schaft ), die Kaiser, 'Könige, Markgrafen und Grafen übe r sie ausübten. Der Besitz der Vogtei bildete ein wirkungsvolles Mittel, um Herrschaftsansprüche zu verwirklichen. In der staufischen Reichspolitik war die Kloste rvogte i als Machtinstrument von wesentlicher Bedeutung. Gleichze itig war das Kloste r als Familiengrablege gedacht. " Klosterpolitik und religiöser Eifer entspringen derselben Geisteshaltung. Je mehr sich der Mensch dessen bewußt war, daß er in e inem Leben des Kampfes vor Gott nicht bestehen konnte, um so weniger durfte das Bemühen um Vergebung und Erlösung fehlen. Diese das Mittelalter durchziehende innere Spannung ist nirgends spürbarer als im Kloster: einem Inst rument der Macht und einer Stätte des Glaubens und des Gebetes." (Hansmartin Schwarzmaier, Die Heimat der Staufer, S. 43). Klosterbauten aus staufische r Zeit blieben in verschiedenem Grade erhalten . Als einz igar- tiges Beispiel ist Maulbronn hervorzu heben. Andere Klöster wie auch Kirchen und Kapel- len weisen Bauteile, Bauplastik, Glas- und Wandmalere ien als Zeugnisse romanischer Kunst auf. Ansicht des unteren Alblaufs, Ende 16. Jahrhundert. ~ 10 BURGEN, STÄDTE UND KLÖSTER IM OBERRHEINGEBIET ZUR STAUFERZEIT Burgen Burgen bildete n neben Städten wichtige Stützpunkte staufischer Macht. Zahlreiche neue Burgen entstanden im 12. und 13. Jahrhundert , auch im Oberrheingebiet. Allein die Zahl der während der Stauferzeit in diesem Gebiet (siehe übersichtskarte) entstandenen Bur- gen bedingte eine Auswahl. Maßgebend für diese Auswahl an Bildern (Großfotos) war ei- nerseits die Bedeutung der Burgen als Reichsburgen, als Sitz von Reichsministerialen und von angesehenen Adelsfamilien, andererseits die Bedeutung der erhalten gebliebenen Burganlagen als Zeugnisse romanischer Baukunst und staufischen Burgenbaues. In der Ausstellung sind Aufnahmen von Burgen zu sehen, die mit der Kaiserpfalz Hagenau im Elsaß zusammenhängen. Dieser Bereich wird durch helVorragende Beispiele aus dem Oberelsaß ergänzt. Von großer Bedeutung waren in der Pfalz die Burgen , welche die Reichsburg Trifels und die Kaiserpfalz Kaiserslautern umgaben. Ihnen reihen sich auf rechtsrheinischem Gebiet Burgen aus dem Uf-. Pfinz- und Kraichgau an . AIt-Windstein Bernstein Dreistein Falkenstein Fleckenstein 12 Elsaß Reichslehen im Besitz der Herren von Windstein. Erhalten blieben unzusammenhängende Mauerreste aus der Zeit um 1200. Besitz der Grafen von Egisheim-Dagsburg. Bedeutende, aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stam mende Burg. Der Palas weist gekuppelte Bogenfenster auf. Fü nfeckiger Bergfried . Aus- gedehnte Vorburg. Zum Odilienberg gehörige, ve rmutlich im 13. Jahrhundert entstan- dene Drei-Burgen-Gruppe. Reichslehen. Von der durch Graf Peter von Lützelburg gegründeten und 1205 an Jakob von Falkenstein übergegangenen Burg in Fe lsen lage sind nur wenige Reste erhalten. Großartige Anlage auf einem Felsriff aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit zum Teil in die Felsen gehauenen Räumen und Gängen. Die Burg war Stammsitz der Reichsministerialen von Flecke nstein , die Burgmannen in Hagenau waren. G irbaden Hohandlau Hohbarr Hohenburg HOhkönigsburg Kaysersberg Landsberg Im 11 . Jahrhundert von den Grafen von Egisheim-Dagsburg er- baute Burg. Eine zweite Burganlage war in staufischem Besitz und wurde von König Heinrich (VII. ) der Straßburger Bischofskirche geschenkt. Architektonisches Glanzstück bildeten der Palas in der Vorburg und die aus dem 12. Jahrhundert stammende S1. Valentins- kapelle. Granitbau , der wahrscheinlich an Stelle einer 1246 zerstörten Burg entstand. Besitz der Herren von Andlau. Die Hauptburg bestand aus einem einzigen Hause (Palas und Wohnbau). Die Ostwand des Palas blieb e rha lten. Um 1168 erwarb auf Veranlassung von Friedrich I. Barbarossa der Straßburger Bischof Rudolf von Rottweil den hinteren "Markfelsen" und befestigte ihn. Von der aus drei Abschnitten bestehenden Burg- anlage ist die Kapelle, e in einschiffiger, um 1200 entstandener Bau, bemerkenswert. Von der Hohenburg, dem Stammsitz der Puller von Hohenburg, e iner der angesehensten Adelsfamilien im Elsaß, ist die sta ufische Ring- mauer erhalten. Renaissancebauten, originelles Türgestell mit Re- liefschmuck. 1147 waren zwei Türme im Besitz des Königs Konrad 111. und des Herzogs Friedrich 11. von Schwaben. Von der staufischen Burg mit Bergfried und Palas auf der Südseite blieb eine dreiteilige romanische Fensterste Ilung erhalten. Im Schutz des Bergfrieds befindet sich das rundbogige Tor mit den staufischen Löwen. Die Stadt Schlettstadt schenkte im Jahr 1899 die Burgruine an Kaiser Wilhelm 11. , der den Wiederaufbau befahl. " Die Hohkönigsburg bildet das eindrucksvolle Glied einer Reihe von monumenta len, aus dem Geiste eines neu erwachten geschichtlichen Bewußtseins ertolg- ten Burgenwiederherstellungen" (W. Hotz). 1227 erwarb Reichsschultheiß Wölflin von Hagenau die anfangs des 13. Jahrhunderts erbaute Burg Kaysersberg sowie die mit ihr verbundene Siedlung und befestigte beide. Die in die Stadt- befestigung einbezogene Burganlage bildet ein unregelmäßiges Vieleck mit rundem Bergfried und Schildmauer. 1144 von Egelolf und Konrad von Landsberg gegründete Burg. Diesem Geschlecht gehört die spätere Äbtissin Herrad von Landsberg an. Verfasserin des " Hortus deJiciarum". Burg mit mäChtigem PaJas und vorkragendem Kape llenerker, mit Buckelquadern ummantelt. 13 Lichtenberg Neu-Windste in Pflixburg Schön eck Spesburg Ulrichsburg Waldeck Wasenburg Wasigenstein 14 Die um 1205 errichtete Burg war Stammsi tz der He rren von Lichten- berg, eines angesehe nen Geschlechts im Elsaß. Die Burgruine besitzt in ihrem Kernwerk eine bemerke nswerte befestigte Anlage des 13. Jahrhunderts. Burgka pelle nur tei lwe ise erhalten. Später als Festung ausgebaut. Re ichslehen im Besitz der Herren von Windstein . Fün feckiger, dre i- geschossiger Wohnturm mi t mehrgliedrigen Spi tzbogenfenstern (erstes Drittel 13. J ahrhundert). Zur Vogte i Kaysersberg gehörige und wohl von dem Re ichsschult- heißen Wölflin von Hagenau erbaute Re ichsburg (Anfang 13. Jahr- hundert ). Sie wird 1220 in einer Urkunde Kaiser Fr iedrichs 11. er- wähnt. Bedeutende Anlage mit dem Bergfried in der Mitte des Hofes, Im 13. J ahrhundert gegründete Burg, se it l301 Lehe n des Bischofs von Straßburg in den Händen de r Herren von Lichtenberg. Erste Anl age auf eine m Felsri ff mit Resten des Bergfrieds in Buckel- quadern . Stattliche gotische Zwingerma uer. Mi tte des 13. Jahrh underts be i Andlau von Alexander von der Dicke erbaute Burg, Sie bildet e in unregelmäßiges Vie leck aus Grani t- buckelqu adern mit got ischen Palasfenstern , Die Ulrichsburg bei Rappoltsweiler zählt zu den besten Beispielen staufische n Burgenbaues. Teile des Wohnturms stammen aus dem frühen 12. Jahrhundert. Erweite rungen durch Bergfried, Palas und zwe item Turm im späten 12. Jahrhundert. Weitere Umbauten (Tei le des Palas und der St. Ulrichskapelle) fo lgten im 13. Jahrhundert. Z ur Herrschaft Lichtenberg gehörige Burganlage am Hanauer Weihe r, Erhalte n blieb de r Bergfried in Buckelquadern aus dem 13. Jahrhundert . Durch d ie Herren von Lichtenberg erbaute Burg bei Bad Nieder- bronn, Der Palas mit neungliedriger Arkade in Spitzbogen blende und eingelassenen Rundfenstern ist ein Glanzstück mitte lalterlicher Burgenarchitektu r. 1770 besuchte Goethe die Burg, Reichslehen im Besitz der Herren von Wasigenstein. Der Wasigen- ste in gilt als SChauplatz des Kampfes zwischen Walth er von Aqui- tanien und G unthers Mannen im Waltha rilied, Aus zwei Burgen be- standene Anlage aus de r Mitte des 13. Jahrhunderts . Berwartstein Pfalz 11 52 schenkte Friedrich l. Barbarossa der Domkirche zu Speyer die Burg Berwartstein bei Erlenbach (Pirmase ns). 1314 zerstört ; nach dem Wiederaufbau Besitz der Abtei Weissenbu rg. 1893/94 wurde die Ruine wei tgehend ausgebaut . Dahner Schlösser Die Burgruinen A1tdahn, G rafendahn und Tanste in bi lden eine zu- sammenhängende Burgengruppe. A1tdahn wurde von den 1127 erstm als erwähnten Herren von Dahn erbaut , die se it 1189 auch unter den Reichsministerialen ersche ine n. G rafendahn wurde 1287 errichtet. Erst 1328 folgte die Erbauung der Burg Tanstein. Drachenfels Falkenstein Frankenste in G räfenstein Hambacher Schloß Um 1200 entstandene Felsenburg bei Busenberg (Pirm asens), die bis 1344 im Besitz der Ritterfamilie von Drachenfels war. Das Burg- areal besteht im wesentlichen aus der Unterburg an der Südseite und der Obe rburg an der Nordseite des Burgberges. Baureste aus roma- nischer Zeit konzentrie ren sich im östlichen Teil der Anlage. Vor 11 35 errichtete Reichsburg bei dem gleichnamigen Ort im Kreis Rockenhausen. Um 1230 wurde die Burg Sitz einer Seitenlinie des Reichsministerialengeschlechts von Bolanden. Philipp von Falken- stein war Reichskämmerer, Burgvogt auf dem Trifels und Hüter der Reichskleinodien. Von de r Burg blieben Maueiteile des Palas , des Bergfr ieds, der Ummauerung erhalte n. Burgruine bei dem gleichnam igen Ort im Kre is Kaise rslautern . Neben einem um 1100 erbaute n Wartturm errichteten die Grafen von Leiningen im 13. Jahrhundert e ine Burg. Zu de n bemerkenswerten Tei len der Burgruine zählen der Saalbau mit gekuppelten Spitzbogen- fe nste rn und der Erker der Burgkapelle. Die im 12. J ahrhundert von de n Grafen von Saarbrücken erbaute Burg Gräfenstein bei Merzalben (Pirmasens) kam im 13. Jahrhundert an die Grafe n von Leiningen. Die Kernanlage besteht aus dem sieben- eckigen Bergfried und der Mante lmaue r im Süd tei l und aus den Resten des Palas im Nordteil. Die Kästenburg, wie die Burganlage ursprünglich hieß, wurde um 1100 durch Graf Johann von Kraichgau dem Hochstift Speyer ge- schenkt. Bis gegen 1700 war die Burg bevorzugter Aufenthaltsort der Bischöfe zu Speyer. 1832 war die Burgruine Scha uplatz des " Hambacher Festes". Te ile des Wohnbaues auf der Ostse ite (ver- mutlich der Palas) bestehe n aus Buckelquadern und sind wohl der Mitte des 13. J ahrhunderts zuzuordnen. 15 Hardenburg Hohenecken Landeck Lindelbrunn Madenburg Die Hardenburg be i Bad Dürkhe im, eine de r gewaltigsten deut- schen Burganlagen, wurde nach 1200 durch Graf Friedrich 11. von Saarbrücken-Leiningen erbaut , in späteren Jahrhunderten erweitert und als Festung ausgebaut. Teile des Wo hnbaues weisen Bauelemente des 13. Jahrhunderts auf. Die Burgruine Hohenecken bei Kaiserslautern hat ein- drucksvoll den Wehrbaucharakter de r Stauferze it bewahrt. Die Burg wurde kurz nach 1200 durch Siegfried von Hohenecken ausgeba ut. Die Herren von Hohenecken waren Reichsministeria len. Zu ihnen zählt Siegfried 11. von Hohenecken , der Reichsschultheiß in Hagenau und Lautem war. Besonderheiten der Burganlage sind die mächtige Schildmauer und der fünfeckige Bergfried. Vermutlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts bei Klingenmünster (Bergzabem ) errichtete Burg, we lche die Funktion einer Reichsburg hatte. In der Kernanlage, besonders im Bergfried und in der Mantel- mauer, sind charakteristische Formen des Burgenbaues der Staufer- zeit erhalten. Die noch im 12. J ahrhundert gegründete Rei~hsburg Lindelbrunn (Lindelbol) bei Oberschlettenbach (Bergza bern) war Sitz der Herren von Lindelbol, e iner 1274 ausgestorbenen Reichsministeria len- familie. Erhaltene Bauteile stammen aus dem 13. Jahrhundert. Die Madenburg bei Eschbach (La ndau) war eine Reichsburg. Der deutsche Name der Burg (s ie hieß ursprünglich Parthenopolis) ist für das Jahr 1176 ges iChert . Um 1165 gelangte die Burg in staufischen Besitz. Im 13. J ahrhundert waren die Grafen von Leiningen Lehen- inhaber der Burg, die in späteren Jahrhunde rten stark ausgebaut wu rde. Bucke lquadermauerwerk aus der Zeit um 1200. Erhaltene Teile gehen meist in das 16. Jahrhundert zurück . Meistersei Die im 11 . J ahrhundert gegründete Burg Meistersei im Modenbachtal gehörte zunächst dem Bischof von Speyer und kam noch im 12. Jahr- hundert in Reichsbesitz. Reichsministerialen sind auf dieser Burg von 11 86 bis 1277 bezeugt. Erhalten blieben bedeutende Reste der Vor- und der Hauptburg. Neuscharfeneck Die bei Ramberg (landau) gelegene Burgruine ist mit dem Ge- schlecht der Scharfenberger verbunden. Der bedeutendste Ver- trete r dieser Reichsministerialenfamilie war Konrad von Scharfen- be rg, unübertroffener Politiker, Diplomat und Staatsmann unte r Friedrich I. Barbarossa und Orto IV . Um 1232 wurde Neuscharfe n- eck gebaut. 16 Spangen berg Trifels Wachtenburg Wegeinburg Wilenstein Die im ausgehenden 11 . Jahrhundert erbaute Burg Spangenberg im Elmsteiner Tal war im Besitz des Hochstifts Speyer. Noch erhal- tene Baute ile (Wohnbau, Schildmauer) ergeben einen Baubefund aus dem 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts. Der Trifels be i Annweiler (Bergzabern) war die wichtigste Re ichs- burg der Staufer. Friedrich I. Barbarossa ließ umfassende Repara- turen vornehmen. Der Neubau des Palas und des MarmorsaaJes beweisen Friedrichs Vorliebe für diese Burg, die öfters als Aufent- haltsort deutscher Könige diente. Besonders eindrucksvoll scheint der Hoftag Heinrichs VI. im Mai 1194 gewesen zu se in , an dem zahl- reiche Reichsministerialen teilnahmen . De r Trifels war Staatsgefängnis; 1193/94 wurde hier der englische König Richard Löwenherz gefangengeha lte n. 1194 ließ Heinrich VI . den Kron- und Staatsschatz nach dem Trifels verbringen. Ober 150 Jahre lang barg der Trifels die Reichskle inodien und Reliquien . Hüter dieser Kostbarkeiten waren die Reichsministe rialen, an deren Spitze der Burggraf stand. Der bedeutendste unter a llen Reichs- ministerialen war Markward von Annweiler, de r in Annweiler seinen Sitz hatte und mit dem Trifels eng verbunden war. Die vermut lich im 12. J ahrhundert erbaute un.d 1257 erstmals ur- kundlich erwähnte Wachten burg bei Wachenheim (NeustadtlWein- straße) gelangte im 13. Jahrhundert an die Pfa lzgrafen bei Rhein. Von der Burg blieben Teile der Schi ldmauer und der romanische Bergfried erhalten . Höchstgelegene Burgruine der Pfalz bei Nothweiler (Pirmasens). Reichsburg, Ende des 12. Jahrhunderts erbaut, Sitz einer von 1247 bis 1312 nachweisbaren Ministerialenfamilie. Beachtenswert sind die noch erhaltenen Felsenbehausungen. Die bei Trippstadt (Kaisers lautern) gelegene Burg Wilenste in wurde um 1150 erbaut, war in den Händen verschiedener Adelsgeschlechter, se it der Mitte des 14. Jahrhunderts gemeinsamer Besitz der Grafen von Falkenstein und der Herren von Flörsheim . Von der Burganlage sind Reste von Schildmauer, Palas und Bergfried zu sehe n. 17 Ravensburg Steinsberg Turm berg Mühlburg Annweiler 18 Uf-, Pfinz- und Kraichgau Durch Raven von Wimpfen zwischen 1210 und 1220 erbaute und 123 1 urkundlich erstmals erwähnte Burg bei Sulzfeld im Kraichgau. Die Burg mit ihrem über 30 Meter hohen Bergfried und dem Palas im Renaissancesti l diente bis ins 19. Jahrhundert hinein den Gölern von Ravensburg als Wohnsitz. Als Inhaber der Burg Steinsberg bei Weiler (S insheim) treten seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts die Edelherren von Steinsberg auf. Der Spruchdichter Spervogel rühmt in der zweiten Hälfte des 12. J ahrhunderts " Wernhart, der fif Steinesberc saz". Noch vor 1200 gelangte die Burg an die Grafen von Öttingen, im 13. Jahrhundert an die Pfalzgrafen bei Rhein. Oie Burg, die nach ihrer Lage auf einem Bergkegel als " Kompaß im Kraichgau" bezeichnet wurde, besteht aus einem achteckigen Berg- fried , der von einer ovalförmigen gebrochenen Mantelmauer mit Burgtor aus romanischer Zeit umschlossen ist. Zwinger und Tor aus gotischer Zeit schließen sich an. Der Bergfried besteht aus einem kellerartig gewölbten Raum und vier Stockwerken darüber. Oie steinernen Decken sind aus Steinklötzen gebildet, die freitragend ineinander sitzen. Die Decke konnte von oben geöffnet und wieder geschlossen werden. Enna auf Sizilien hatte die gleiche Decke. Die Steinmetzzeichen am Bergfried stimmen mit denen des Wäscher- schlößchens in der Nähe des Hohenstaufen und anderer Burgen überein. Gab es in staufischer Zeit eine Burgenbauhütte? bei Karlsruhe-Durlach siehe allgemeiner Teil bei Karlsruhe-Mühlburg Städte Friedrich 11 . erhob 1219 das Dorf Annweiler zur Reichsstadt mit Zoll- freiheit, Asyl- und Münzrecht. Die Stadt stand in engster Verbindung mit dem Trifels. Die Einkünfte aus der Münzstätte zu Annweiler wurden für die bauliche Unterhaltung des Trifels verwendet. 1330 wurde die Stadt an die Kurpfalz verpfändet. Durlach Eberbach Die Staufer gelangten nach 1187 in den Besitz der Burg Grötzingen (auf dem heutigen Turmberg bei Durlach) und gründeten von hier aus die Stadt Durlach. Diese Gründung erfolgte 1191192 durch Hein- rich VI. 1196 weilte dieser Kaiser in Durlach und stellte am 15. Mai eine (nicht mehr erhaltene) Urkunde an Papst Cölestin Ill. aus. In der "Ursperger Chronik" wird Durlach zum Jahre 1196 erstmals als" Stadt erwähnt. 1219 gelangte Durlach durch Tausch in den Besitz der Markgrafen von Baden. Im 11. Jahrhundert kamen die Herrschaftsrechte um Eberbach an den Bischof zu Worms, der dort eine Burg baute. Diese Burg wurde bis zur späten Stauferzeit um zwei weitere Burgen vergrößert. 1227 mußte der Bischof diese Burg an König Heinrich (VI!.) als Lehen geben. Zwischen 1227 und 1231 wurde die Stadt Eberbach durch Heinrich (VI!.) gegründet. Später war Eberbach Reichsstadt mit dem Stadtrecht von Wimpfen. Eppingen Die 985 erstmals erwähnte Siedlung erscheint 1057 als reichsunmit- telbares Dorf. 1188 wird Eppingen als staufischer burgus (Neumarkt) und 1219 als civitas (Stadt) bezeichnet. Die Lage an der Reichs- straße vom Elsaß nach Franken begünstigte die Stadterhebung" 1219 verpfändete Friedrich 11. Eppingen an ~ie Markgrafen von Baden. Ettlingen Ettlingen, bereits 788 als Siedlung erwähnt, erhielt um 965 das Markt- recht. Um 1191/92, wohl im Zusammenhang mit der Gründung von Durlach, legte Heinrich VI. bei dieser Siedlung, die schon lange Marktort des Klosters Weissenburg war, eine Stadt an, die in erster Linie die Verbindungsstraße zwischen Schwaben und dem Elsaß sichern mußte. Die Schenken von Schüpf, angesehene staufische Ministerialen, waren in Ettlingen mit dem Schultheißenamt und dem halben Marktzoll belehnt. 1219 kam Ettlingen durch Tausch an die Markgrafen von Baden. Hagenau (Elsaß) Die vor 1125 durch Herzog Friedrich 11. von Staufen (1105-1147) zum Schutz des Reichsgutes am Heiligen Forst angelegte Stadt Ha- genau ist die erste staufische Stadtgründung. Das Stadtrecht wurde zwischen 1115 und 1125 verliehen, 1164 durch Kaiser Friedrich I. bestätigt und erweitert. Von ca. 1160 bis 1250 war Hagenau bevor- zugte Residenz der Staufer (Kaiserpfalz). Heidelberg Pfalzgraf Konrad von Staufen gründe"te vermutlich zwischen 1170 und 1180 die unterhalb der Burg gelegene Stadt. Der regelmäßige Grundriß läßt die geplante Stadtanlage erkennen. Heidelberg ist 1196 erstmals urkundlich bezeugt. 19 Heidelsheim Kaiserslautern Mosbach Neckargemünd Neustadt a.d. Weinstraße Pforzheim Setz (Elsaß) 20 Heidelsheim, 770 bis 855 in Lorscher Urkunden bezeugt, kam 1125 an die Staufer, die unterhalb der älteren Siedlung den Bau der Stadt begannen. Die Stadt dürfte noch im 12. Jahrhundert, jedenfalls vor 1235 gegründet worden sein. 1311 wurde Heidelsheim an die Mark- grafen von Baden verpfändet. Friedrich 1. ließ nach 1152 eine stattliche Pfa lz ("Barbarossaburg") errichten. Nach Ostern 1158 versammelte er sich dort mit seiner Fa- milie und den Großen des Reiches vor seinem Zug nach Italien. Von der Kaiserpfalz sind nur Reste der Kapellenummauerung erhalten. Die Kaiserpfalz war auch Ausgangspunkt der Reichsministerialen " de Lutra" (von Lautern). Heinrich von Lautern war von 1184-1201 kaiserlicher Marschall und Kämmerer, Eberhard von Lautern wirkte von 1209-1213 als Kaiserlicher Statthalter in Tuscien. Die Vogtei (Schutzherrschaft) über das um 740 auf fränkischem Königsgut gegründete Kloster Mosbach besaßen seit dem Ende des 12. Jahrhunderts die Staufer. Die Gründung der Stadt ist um 1227 anzusetzen. Bis 1329 war Mosbach Reichsstadt. Unterhalb der Reichsburg Reichenstein entstand aus einer kleinen Siedlung um 1240 die Stauferstadt Neckargemünd an den mittel- alterlichen Fernverkehrsstraßen Worms-Würzburg und Worms- Nürnberg. Neben dem alten Dorf Winzingen bildete sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die "Nuwenstat" als Mittelpunkt der pfalzgräflichen Besitzungen an der Weinstraße. Stadtgründer war vermutlich Pfalz- graf Konrad von Staufen (1156-1195). 1275 erhielt Neustadt das Stadtrecht durch Rudolf von Habsburg. Die Gründung der Pforzheimer Neustadt geht vermutlich auf Pfalz- graf Konrad von Staufen zurück. In einer um 1195 ausgestellten Urkunde wird Pforzheim als Stadt (civitas) erwähnt. Der Ausbau der Stadt wurde nach 1219 durch die Markgrafen von Baden fortgesetzt. Das Koster Selz wurde 987 durch Kaiserin Adelheid gegründet . 1139 stellte Konrad III. der reichsunmittelbaren Abtei, der 993 durch Otto III . Markt- und Münzrecht gewährt worden war, und der seit dem 7. Jahrhundert bestehenden Siedlung ein Privileg über Markt- und Münzrecht sowie Zollfreiheit aus. Die Bewohner von Selz hatten dieselbe Rechtsstellung wie die Einwohner von Speyer. Es erfolgte keine förmliche Stadterhebung. 1286 erhielt Selz das Stadtrecht (Hagenauer Recht). Sinsheim Speyer Älteste fränkische Niederlassung im Kraichgau. In Anlehnung an das 774 erstmals genannte Dorf Sinsheim und an die im 10. Jahrhundert erbaute Burg, Sitz der Grafen des E lsenzgaues, verlieh Heinrich rv. 1067 dem Grafen Zeisolf Markt- und Münzrecht. Seit 1108 'im Reichsbesitz, wurde Sinsheim 1192 durch Heinrich VI. zur Stadt er- hoben. 1219 gelangte die Stadt durch Verpfändung an die Markgrafen von Baden. In der bewegten Geschichte der Bischofsstadt Speyer nimmt das Zeit- alter der Staufer einen wichtigen Platz ein. Der Kaiserdom aus roma- nischer Zeit war oft Schauplatz bedeutender Ereignisse. An Weih- nachten 1146 trafen Konrad [H. und Bemhard von Clairvaux im Dom zusammen. Heinrich VI. verlieh der Stadt um 1193/ 94 weit- gehende Selbstverwaltung. Von Hagenau abgesehen, weilte Fried- rich 11. in keiner Stadt so oft wie in Speyer. 1237 wurde Konrad IV. in Speyer als deutscher König bestätigt. Tönernes Aquamanile, Bodenfund in der Stadt Speyer, Ende 13 . Jh . 21 Waibstadt Weissenburg (Elsaß) Warms Bronnbach (bei Wertheim) Eusserthal Frauenalb 22 Das 795 erstmals bezeugte Dorf Waibstadt wurde wohl um 1200 zur Reichsstadt erhoben. 1241/42 wird die Stadt im Reichssteuerver- zeichnis (a ls abgebrannt) genannt. Schon vor 1339 war Waibstadt als Reichspfand im Besitz der Bischöfe von Speyer. Neben der im 7. Jahrhundert gegründeten Abtei, die seit dem 10. Jahrhundert Markt- und Münzrecht besaß und als deren Vögte (Schutzherren) die Staufer seit dem frühen 12. Jahrhundert erschei- nen, entstand die 1179 erstmals als oppidum genannte Stadt Weissen- burg. Diese Stadtgründung war vor allem als Verwaltungsmittelpunkt für die staufischen Besitzungen im Nordgau gedacht. Unter den Staufe rn erlebte die Stadt Warms ihre höchste Blüte und wurde Mittelpunkt der kaiserlichen Macht. 1184 schenkte Friedrich I. der Stadt die große Fremeitsurkunde; darin wurden die von Hein- rich IV. und Heinrich V. der Stadt verliehenen Rechte erneut be- stä tigt. Zur Ze it der Staufer erreichte die Stadt ihre größte Ausdeh- nung. 1220 stellte Friedrich 11. der Stadt neue Rechte aus. 1235 feierte er in Worms seine prunkvolle Hochzeit mit Isabella von Eng- land. Klöster Das ehemalige Zisterzienserkloster wurde um 1151 gestiftet. Die zwischen 1180 und 1200 erbaute Kirche gilt als einer der wertvollsten Ordensbauten in Süddeutschland. Das Innere wurde später im Barockstil ausgestaltet. Der letzten romanischen Bauperiode entstammt der Schmuck der Ostapsis mit dem reichen Rundbogenfries unter dem Hauptgesims. 1148 wurde durch Stephan von Mörlheim das Zisterzienserkloster gegründet. Friedrich L Barbarossa bestätigte 1186 den Klosterbesitz und nahm das Kloster unter seinen besonderen Schutz. Eusserthaler Mönche wirkten auf dem Trifels als Burgkaplane und Hüter der Reichsreliquien. 1233 schenkte Heinrich (VII.) den Mön- chen die Kirche zu Annweiler mit allen Einkünften und Rechten. Die alte Klosterki rche gilt als "wertvo llste Kirchenbauschöpfung des 13. Jahrhunderts in der Pfalz". Eberhard IH. von Eberstein stiftete um 1180 das Benediktine rinnen- kloster Frauenalb, dessen Besitz und Freiheiten durch Papst Cöle- stin IH. 1193 bestätigt wurden. Das Kloster, das in zahlreichen Orten begütert war, brannte 1403 ab. Die noch stehenden Umfassungs- mauern gehen auf einen Bau von Peter Thumb (ab 1727) zurück. Gottesaue Herrenalb Lichtental (Baden-Baden) Lobenfeld Maulbronn Nach Fragmenten der Gottesauer Annalen gründete Graf Berthold von Hohenberg, der seinen Wohnsitz auf dem heutigen Turmberg bei Durlach hatte, 1094 das Kloster Gottesaue. 1103 wurde die Klosterkirche eingeweiht. In der am 16. August 1110 ausgestellten Urkunde bestätigte Kaiser Heinrich V. die Stiftung des Grafen Bert- hold, die Rechtsstellung und den Güterbesitz des Klosters. Die Grafen von Hohenberg besaßen die SChirmvogtei über das Kloster Gottesaue, die an die Grafen von Grötzingen überging, Ende des 12. Jahr- hunderts an die Staufer gelangte und 1219 an die Markgrafen von Baden kam. An der Stelle des im 16. Jahrhundert aufgehobenen Klosters erbauten die Markgrafen von Baden-Durlach ein Lust- und Jagdschloß. 1149 stiftete Graf Berthold In. von Eberstein das Zisterzienser- kloster Herrenalb, das (bis 1497) reichsunmittelbare Abtei war. Durch zahlreiche Schenkungen schuf sich das Kloster ein geschlos- senes Territorium. Die Vogtei (Schutzherrschaft) über die Abtei ging von den Grafen von Eberste in im 13. Jahrhundert auf die Markgrafen von Baden über. yon der Kirche blieben nur Teile des romanischen Paradieses (Vor- halle) sowie der (1428 erbaute) Chor erhalten. lrmingard, Witwe des Markgrafen Hermann V. von Baden, gründete 1243 die Zisterzienserinnenabtei Lichtental ("Lucida VaIlis" ). Die Kirche, die 1252-1256 fertiggestellt wurde, ist eine wohlräumige, einschiffige Anlage. Vom Gründungsbau sind Stücke der östlichen Seitenmauern erhalten. Bis 1372 war in der Abteikirche (Fürsten- kapelle) die Grablege der Markgrafen von Baden. Kloster FrankenthaI richtete in Lobenfeld eine Propstei von Augusti- nerchorherren ein, die um 1180/90 Chor und Querschiff der Kloster- kirche in noch erhaltenen romanischen Formen errichteten. Zwischen 1223 und 1259 wurde das Kloster in einen Augustinerinnenkonvent umgewandelt. 1556 aufgehoben. Ein fein ornamentierter Bogenfries umzieht den ganzen Bau. Die Chorfenster sind kräftig profiliert und mit einem doppelten Zick- zackst reifen verziert. Im Chor sind Reste romanischer Wandmale- reien zu sehen. Das 1138 von Walter von Lomersheim gestiftete und 1147 nach Maulbronn verlegte Zisterzienserkloster erhielt 1156 durch Friedrich I. Barbarossa ein SChutzprivileg. Durch zahlreiche Schenkungen ver- mehrte sich der klösterliche Güterbesitz rasch. Zuletzt war die Abtei in mehr als 100 Orten begütert. 1530 wurde das Kloster aufgehoben. 23 Odenheim (bei Bruchsal) Schwarzach Selz (Elsaß) 24 Die Anlage des Klosters blieb vollständig erhalten und bildet in dieser Vollständigkeit und Einzigartigkeit das Muster einer mittelalterlichen Zisterzienserabtei. Bauteile aus aUen Stilperioden von der Romanik bis zur späten Gotik zeigen eindrucksvoll die künstlerische Bauent- wicklung im Mittelalter. Die Gesamtanlage ist vom asketischen Geist des Zisterzienserordens bestimmt. Anfang des 12. Jahrhunderts st iftete Erzbischof Bruno von Trier auf seinem Erbgut das Kloster Wigoldesberg (später reichsunmittelbare Benediktinerabtei, heute: Stifterhof) bei Odenheim. 1161 bestätigte Friedrich 1. Barbarossa den Güterbesitz des Klosters. 1494 wurde die Abtei in ein Kollegiatstift umgewandelt. Die im Anfang des 19. Jahrhunderts noch wohlerhaltene romanische Klosteranlage wurde bis auf zwei Türme und den Stifterspeicher abgetragen. Gründungs- und FrühgeSChichte der Benediktinerabtei sind aus Mangel an Quellen völlig unklar. Ende des 12. Jahrhunderts wurde das Kloster von Hirsauer Mönchen reformiert. Große Schäden erlitt die Abtei durch die Brände von 1220 und 1299. -Die Klosterkirche, heute Pfarrkirche, entstand nach dem Brand von 1220 und wurde im 18. Jahrhundert in barockem Stil umgebaut. Es handelt sich um eine dreischiffige Basilika in Kreuzform. Von dem aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammenden Kreuzgang blieben Kapi- telle erhalten, ebenso ein romanischer Taufbrunnen. Die Pfarrkirche wurde in den 1960er Jahren unter Berücksichtigung mittelalterlicher Bauformen restauriert. Kaiserin Adelheid gründete zwischen 987 und 992 die Benediktiner- abte i Selz. Bereits 993 erhielt das Kloster durch Kaiser Otto 111. Markt- , Münz- und Zollrecht, erlangte zahlreiche Ausstattungs- güter und wurde reichsunmittelbare Abtei. 1139 erneuerte und erweiterte König Konrad III. in Selz die Grün- dungsprivilegien der Abtei. In di~~ser Urkunde werden die Mark- grafen von Baden als Inhaber der Klostervogtei genannt. Konrad IH . weilte öfters in Selz. Friedrich l. Barbarossa ist urkundlich viermal zwischen 1162 und 1189 in Selz nachweisbar, stellte aber der Abtei keine Urkunde aus. Diese Aufenthalte in Selz entsprechen der wachsenden Bedeutung des Hagenauer Raumes besonders unter Friedrich I. Barbarossa. Die ursprüngliche Klosteranlage wurde 1307 durch die Fluten des Rheins zerstört. Weissenburg (Elsaß) Ettlingen Pforzheim Krautheim Das Kloster Weissenburg wurde 623 durch König Dagobert I. ge- stiftet, erlangte im 9. Jahrhundert den Rang einer Reichsabtei und erhie lt im 10. Jahrhundert Markt- und Münzrecht. Seit 1102 hatten die Staufer die Vogtei (Schutzherrschaft) über die Abtei inne. Durch zahlreiche Schenkungen wurde die Abtei sehr begütert. Die ge- schlossenste Besitzgruppe befand sich im rechtsrheinischen Gebiet mit dem Mittelpunkt Ettlingen. Auch in Grötzingen hatte die Reichs- abtei umfangreichen Güterbesitz. Die heutige Kirche St. Peter und Paul wurde unter Abt Edelin (1262- 1293) als kreuzförmige Pfeilerbasilika begonnen und im 14. Jahrhundert vollendet. Aus dem 13 .114. Jahrhundert sind Bau- plastik (Kapitelle, Konsolfiguren), Glas- und Wandmalereien beson- ders erwähnenswert. Von der S1. Martinskirche des 12. Jahrhunderts blieben der mächtige quadratische Chorturm und Mauerteile der Sakristei erhalten. Der alte Turmchor wurde im 13. Jahrhundert durch Wulstrippen auf Ecksäulen mit Knospenkapitellen bereichert. Im Schlußstein befindet sich die Rose der Grafen von Eberstein. Tympanon (Bogenfeld) über dem Westportal in der Turmhalle der Altenstädter Martinskirche, Mitte 12. Jahrhundert. Februar 1945 durch F1iegerangriff beschädigt, 1955 restauriert. F1aches Relief, eingerahmt von 14 Feldern mit gekreuzten Stäben am Sturz und von Wellenranken im Randstreifen. In der Mitte des Bogenfeldes das Brustbild eines nackten Mannes mit Schnurrbart, darüber Flechtmuster, links ein Löwe mit einem Vogel vor sich, rechts ein Hahn (Basilisk) mit einem Kreuz vor sich, darunter ein angeketteter Löwe. Das Bogenfeld symbolisiert die Bedrohung des Menschen durch die Nachstellungen des Bösen und seine Befreiung durch die Kirche. Die BurgkapeUe entstand zwischen 1230 und 1240. Ein Rippen- gewölbe deckt den fünfeckigen Chor. Die Rippen gehen von schlan- ken, mit schönen Kapitellen gezierten Säulen aus. Der Hauptraum, durch einen Triumphbogen vom Chor geschieden, besitzt eine auf zwei Gewölbejochen ruhende Herrschaftsloge. Das Schiff wird von einem Kreuzrippengewölbe mit hervorragenden Kapitellbildungen geschlossen . Einzelbauformen weisen auf Einflüsse von Maulbronn, Gelnhausen und Nordfrankreich. 25 Grünsfeldhausen (Tauber- bischofsheim) Oberwittighausen (Tauber- bischofsheim) 26 Die Achatiuskapelle ist ein romanischer aChteckiger Zentralbau mit Flachdecke innerhalb eines ummauerten Friedhofs. Die Kapelle stammt in ihrer jetzigen Gestalt aus dem Ende des 12. Jahrhunderts und geht vermutlich aufe ine Stiftung der Herren von Zimmem-Lauda zurück. Die Sigismundkapelle ist ein niedriger, flachgedeckter Achteckbau (Oktogon) mit gewölbtem Chor. Sie ist wahrscheinlich um 1200 über älteren Fundamenten entstanden. Der Portalschmuck ist nicht mehr ursprünglich; er wurde bei späteren Umbauten willkürlich zusammen- gesetzt. HANDSCHRIFTEN (BAD. LANDESBIBLIOTHEK KARLSRUHE) 1. (25) Liber Glossarum. Einzelblatt aus der Mitte des lateinischen Lexikons, schwä- bisch, Hirsauer Schulkreis, Mitte 12. Jh. Auf BI. 1 eine große figürliche Initiale L. Illustriert wird das im Text erklärte Wort " Le- bes" = Kessel, dessen Verwendung zum Kochen gezeigt wird. 2. (26) Fredegarius, Gesta regum Franeorum und "Gesta Theodorici". Doppelblatt, schwäbisch, Gengenbach (?), nach der Mitte des 12. Jhs. Blatt 2 (Rückseite) des Fragments schmückt eine schöne Initiale mit dem Bildnis Theo- derichs des Großen. Figurenstil, Ornamentik und Duktus der Schrift lassen auf eine Ar- beit aus dem Benediktinerkloster Gengenbach schli eßen. 3. (27) Antiphonarium Benedictinum totius anni, seeschwäbisch, aus Petershausen bei Konstanz (?), 3. Viertel 12. Jh. Aus den Beständen der Reichenau , wichtige Handschrift für die Geschichte der Musik im deutschen Südwesten. Spätstufe des zeichnerischen Stils in den Klöstern Hirsauer Obser- vanz. 20 große, fi gürliche Initialen, 38 OrnamentinitiaJen. Auf BI. 2 allegorische Tierfigu- ren. 4. (28) Evangelistar, elsässisch, etwa um 1200. Sei t 1779 im Benediktinerkloster St. Peter im Schwarzwald. Prachtevangelistar. Da es nicht zum -täglichen Gebrauch bestimmt war, enthält es nur die Lesestücke fü r die zwölf hohen Feste des Kirchenjahres. Jedem Fest ist ein Vollbild mit Szenen aus dem Leben Christi, des Marien lebens und der Darstellung des Martertodes der Heiligen Petrus und Paulus beigegeben. Entstanden in der Abtei Weissenburg im Elsaß. 5. (29) Evangelista r. Um 1197 im Auftrag des Kustos Konrad von Tanne für Neuhau- sen be~ Worms geschaffen und später dem Speyerer Dom geschenkt. Faksimile. Bis 1792 im Speyerer Dom, 1803 nach Karlsruhe gekommen. 17 VoJIbilderund 72 bedeu- tende, teils figürliche, teils ornamentale Initialen. Eine der großen Leistungen romani- scher Buchmalerei in Deutschland. Dieses Werk wird in unserer Ausstellung im Faksimile gezeigt, das Original ist während der Dauer unserer Ausstellung in der Badischen Landesbibliothek ausgestellt. 6. (30) Psalterium feriatum. Prachtpsalter eines oberrheinischen Benediktinerklosters, nachträgliCh für ein Dominikanerkloster eingerichtet, vor 1221. Seit 17'80 in St. Peter. Festkalender des Oberrheingebiets mit Tierkreismedaillons vor Goldgrund. Sechs ganzsei tige Min iaturen aus dem Leben Christi vor Goldgrund. Viele große und kleine InitiaJen. 7. (31) Psalterium feriatum monialium, oberrheinisch-breisgauisch, gegen 1235. Seit .1754 in St. Peter. 9 große, figürliche Prach tinitialen. BI. 53 (Vorderseite) mit ganzsei- tiger Darstellung des drachen tötenden Erzengels Michael. 27 8. (32) Psalterium feriatum Dominicanurn, E lsaß, 1. Hälfte 13. Jh . Seit 1781 in SI. Peter. 10 teils figürliche, teils ornamentale Initialen auf Goldgrund. Auf BI. 34 (Vorderseite) ganzseitige Darstellung des Erzengels Michael im Kampf mit dem Drachen, dessen Schweif zugleich die Cauda des Buchstabens Q bildet. 9. (33) Psalterium feriatum in usurn rnonialium translatum, aus einem Benediktinerklo- ster, Elsaß (?), nach 1235. BI. 2 (Vorderseite ff) Kalender unter Doppelarkaden mit Tierkreiszeichen und 6 Vollbi1M dern aus dem Leben Christi. Zehn reiche, figürliche Initialen im Psaltertext. Am Anfang und am Schluß philologisch wie kulturhistorisch interessante Segenssprüche und ZauberM formeln, deutsch und lateinisch. 10. (34) Psalterium feriatum eines Benediktinerklosters, Oberrhein oder Elsaß. 1260/1270. Zehn Prachtinitialen auf Goldgrund, teils figürlich, teils ornamental. 11. (35) Psalterium leriatum eines Benediktinerinnenklosters, wohl Elsaß, 1270/ 1280. Aus dem Bestand des Klosters Lichtental. Heiligenfeste der Diözese Straßburg. 8 VoUbilM der aus dem Leben Christi. 12. (36) Psalterium, Fragment. Aus einem mittelfränkischen Klarissinnenkloster, um 1230. Auf BI. 14 (Vorderseite) ganzseitige Miniatur des BethlehemitiSChen Kindermordes aus einem Zyklus des Lebens Christi, ferner die Kalenderblätter Januar. Februar, November, Dezember, sowie die Miniaturen eines sogenannten HornplaUeneinbandes (sehr selten). 13. (37) Missale. Fränkisches Dominikanerkloster zwischen 1254 und 1266. Seit 178 1 in S1. Peter. Auf BI. 150 (Vorderseite) Kanonbild (Kreuzigung Christi), das zu "den edelsten Schöpfungen der deutschen Malerei des ausgehenden 13. Jahrhunderts geM hört" (Swarzenski). 14. (38) Graduale Cisterciense. Winterteil, ooerrheinisch-elsässisch, Tennenbach (?), gegen 1250. Vier große figürliche Initialen vor Goldgrund. Viele lnitialen mit abstraktem PaJmettenfiM Iigran. Sie si,nd frühe Vertreter einer typisch zisterziensischen oberrheinischMostfranzösiM sehen Initialornamentik. 15. (39) Graduale Cisterciense, Oberrhein, evtl. Elsaß, 1246 (?) 16. (Reichenau perg. 42) Lectionarium Breviarii. Beginn 13. Jh. 17. (Reichen au perg. 214) 28 Historia Josephi filii Jakob, metrice conscripta (in Distichen), Südwestdeutsch- land, I. Drittel 13. Jh. Das Titelblatt mit figürlichem Zierrahmen zeigt die Gegenüberstellungen von GottM Abraham und GottMSünder, der zur Hölle fährt, auf der unteren Querleiste des Rahmens die Heiligen Hilarius, Antonius Eremit, Stephanus und König David. Himmelfahrt Christi. Evangelistar aus SI. Peter im Schwarzwald. Hs. St. Peter perg. 7, BI . 6, um 1200. 29 18. (Bruchsal 13) 1. Hälfte 13. Jh., oberrheinisch (?) 19. (GünterstaI8) 1. Viertel 13. Jh., oberrheinisch, ev. GÜnterstal. Psalterium el Cantica. vermutlich zisterziensische r Herkunft. Blaue und ro te Initialen mit Filigranornamentik, 5 große Zierinitialen. 20 . (St. Peter perg. 13) Psalter eines Benediktinerklosters, 1220-1230, Elsaß. Seit 1780 in St. Peter. 2 Vollbilder (Verkündigung Mariä und Geburt Christi). 3 figürliche und 8 große ornamentale Initialen. Trotz Zerstörungen läßt der Psalter noch die 'hohe künstlerische Qualität erkennen. 21. (Wonnental 3) Chorbuch (Psalterium mit Cantica), 1. Hälfte 13. Jh ., oberrheinisch. Vermutlich aus dem Augustinerinnenkloster von Wonnental (-1245, dann Zisterziense- rinnen). Zehnteiliger Psalter mit 9 großen auf Gold und Silber aufgelegten Initialen . Sehr eng gestellte: steile gotische Minuskel. 22. (Ettenheimmünster 6) Literatur: Meßliturgie der Ostkirche, Süd italien, 1. Hälfte 13. Jh., aus dem ehern. Bene- diktinerkloster Ettenheimmünster. Durchgehend zweispaltig mit griechischem Text und der entsprechenden la teinischen übersetzung. Inhalt : Liturgische Texte der Ostkirche, die durch die lateinische überset- zung der westlichen Welt zugänglich gemacht werden. Besonders bede utend ist die über- setzung der Meßliturgie des hl. Chrysostomus durch Leo TU8CUS (BI. 8-40), außerdem die übersetzung der Meßliturgie des hl. Basilius durch Nikolaus von Otranto. Abt von Caso le (BI. 40- 59). Beide übersetzer waren berühmt durch ihre Sprach- und Literaturkenntnis- se, aber auch durch ihre politische Tätigkeit im Dienst hochgestellter Persönlichkeiten in der 2. Hä lfte des 12. und im beginnenden 13. Jahrhundert. - Die Handschrift gehört zu den wichtigsten Zeugnissen für den regen kulturellen Austausch zwischen Ost und West, der '- durch die Kreuzzüge und die politischen Aktivitä te n der Staufer gefördert - vor al· le rn in Süditalien und Sizilie n besond ers rege war. Nr. 1- 14 : Ellen J . Beer, Initial und Miniatur. Buchmalerei aus neun Jahrhunderten in Handschriften der Badischen Landesbibliothek. Basel 1965. (Die in Klammer gesetzten Nummern entsprechen der Numerierung in diesem Werk .) Nr. 15-20: maschin enschrift]. Ordner der Bad. Landesbibliothek. Die Nummern 15 und 16 sind er- faßt in : Die Handschriften der Landesbibliothek Karlsruh e, Bd V, Die Reichenaue r Handschriften, I. Bd, Die Pergamenlhandschriften (S. 162ff, S. 489ft), Ne udruck Wiesbaden 1970. Nr. 22: Die Annota tion schrieb Gerhard Stamm für dieses Ausstellungsverzeichnis . 30 HI. Michael , gegen 1235 - SI. Peler perg. 6a, Psalterium, oberrheinisch-breisgauisch. 31 Außerdem zeigen wir 12 Faksimiletafeln des HORTUS deliciarum (ebenfalls aus dem Be- sitz der Badischen Landesbibliothek). Der " Wonnen Garten" der Herrad von Landsberg, der gelehrten Äbtissin des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg (1167-1195), ist eine der schönsten und berühmtesten elsässischen Bilderhandschriften. "Als umfassende En- zyklopädie geistlichen und weltlichen Wissens des 12. Jahrhunderts für die Unterweisung vornehmer Klosterfrauen und Schülerinnen bestimmt, war der Hortus deliciarum ebenso einzigartig wie durch die überaus zahlreichen, künstlerisch hochrangigen Miniaturen, die den Text pädagogisch wirkungsvoll illustrierten. Man muß annehmen, daß die Malereien aus der unmittelbaren Begegnung mit byzantinischer Kunst entstanden sind. Vermittler dieser Begegnung dürften Barbarossa und Heinrich VI. gewesen sein. Hohenburg war staufisches Hauskloster .... Der Hortus deliciarum hat stil bildenden Einfluß im Ober- rheingebiet und darüber hinaus ausgeübt. Davon zeugen nicht zuletzt Handschriften der Badischen Landesbibliothek: Das Speyerer Evangelistar und das Evangelistar von St. Pe- ter." (Gerhard Stamm). - Der Hortus deliciarum verbrannte in der Straßburger Stadt- bibliothek bei der Beschießung im August 1870. Glücklicherweise hatte schon 1818 Chr. M. Engelhardt eine eingehende Beschreibung mit 12 farbigen Tafeln in der Größe des Originals herausgegeben. 32 URKUNDEN (GENERALLANDESARCHIV KARLSRUHE = GLA) Kaiser- und Königsurkunden I. 1110 August 16. (Speyer) Kaiser Heinrich V. bestätigt die Stiftung des Klosters Gottesaue durch den Grafen Berthold von Hohenberg, ebenso den Güterbesitz des Klosters und die Grenzen der Klosterimmunität. -Diese Grenzbeschreibung enthält die Namen von Orten, die zum Stadtkreis Karlsruhe gehören wie Burdam, jetzt Beiertheim, Gnudelingen, jetzt Knie- lingen, Grezzingen, jetzt Grötzingen. Or. : GLA A 118 Regest: Dümgt S. 28f. - St.-B. Nr. 3041. 2. 11 39 Mai 28. (Straßburg) König Konrad Ill . nimmt die bedrängte Abtei Selz (Elsaß) in seinen besonderen Schutz, bestätigt Besitzungen und Freiheiten der Abtei, besonders die freie Abtswahl und die Befugnisse der Vögte. - Unter den Zeugen wird Markgraf Hermann III. von Baden als Klostervogt genannt (eiusdem loci advocatus). Or.: GLA A 128 Regest: Dümgt S. 41. - St.-B. Nr. 3387. 3. 1143 Juli 10. (Straßburg) König Konrad [11. genehmigt die Erhebung der Schloß kirche zu Hagenau zu einer ei- genen Pfarrkirche. Or. : GLA A 133 Druck: Dümgt Nr. 87. Regest: St.-B. Nr. 3458. 4. 1152 Oktober 20. (Würzburg) König (später Kaiser) Friedrich I. Barbarossa schenkt der Domkirche zu Speyer unter Bischof Günther die Burg Berwartstein (bei Erlenbach/ Pirmasens). Or.: GLA A 137 Druck : Dümgt Nr. 91. - Remling I, Nr. 91. Regest : St.-B. Nr. 3650. 5. 1155 November 27. (Konstanz) Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt alle seither erworbenen Güter und Rechte des Bistums Konstanz, unter Angabe der Bistumsgrenzen, der dem Bischof und dem Domkapitel zustehenden Güter, der Grenzen des bischöflichen Forstbezirks und eini- ger dem Bistum verliehener Begünstigungen. - Mit Goldbulle. 33 Or.: GLA A 138. Ausgestellt ist ein Faksimile dieser Urkunde. Druck : WUB 2, S. 95- 100. - Dümge Nr. 92. Regest : SI.-B . Nr. 3730. 6. 1168 November 26. (Worms) Kaiser Friedrich I. Barbaro~a bestätigt dem Kloster Eusserthal die Schenkung der Kapelle zu Merlheim durch den Freien Stephan und dessen Frau Gepa. Or.: GLA A 144 Druck : ZGO 31,1879, S. 293f. Regest: St.-B . Nr. 4098. 7. 1186 November (?) (Speyer) Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt die Veräußerung eines von der Domkirche zu Speyer lehenbaren Gutes in Derdingen (Vaihingen) an das Kloster Herre nalb gegen Entschädigung des Lehensmannes Eberhard von Strubenhart mit einem anderen Gut in Wiernsheim (Vaihingen). Or.: GLA A 149 Druck : WUB 2, S. 244f. Regest: SI.-B. Nr. 4470. 8. 1196 Januar 8. (Hagenau) Kaiser Heinrich VI . nimmt das Kloster Herrenalb mit dem durch Kauf von Eberhard von Strubenhart erworbenen Gut zu Derdingen sowie mit allen übrigen oder noch zu erwerbenden Bes itzungen in seinen besonderen Schutz (in specialem maiestatis no- strae protectionem). Or.: GLA A 154 Druck : WUB 2, S. 312f. Regest: St.-B. Nr. 4983 . 9. 1197 Juli 31. (Linaria) Kaiser Heinrich VI. bestätigt den Vergleich zwischen dem Abte Helnwic zu Selz (El- saß) und dem Markgrafen Hermann V. von Baden über die Zurückhaltung der Vogtei durch den Abt bis zur Deckung der Schulden des Markgrafen. Or. : GLA A 155 Druck: Dümge Nr. 112. Regest: SI.-B. Nr. 5073. 10. 1209 Juli 24. (Augsburg) 34 König Otto IV . bestätigt die Stiftung zweier Kanonikate in der S1. Pelagiuskirche auf der Insel Reichenau (bei Konstanz) durch Wernher, Kanonikus in Konstanz und Leutpriester an der St. Georgskirche in Reichenau-Oberzell. Or.: GLA D 8 Druck: Thurgauisches UB 2, S. 301. Regest : B.-F. Nr. 288. Pergament urkunde vom November 1234 (s iehe Katalog Urkunden Nr. 13). 35 11. 1210 Januar (Catania) König Friedrich von Sizilien (später Kaiser Friedrich 11.) bestätigt dem Kloster Ten- nenbach im Breisgau (monasterio, quod Par ta celi dicitur et antea Tennibac vocaba- tur) auf Bitten des Mönches Konrad Güterbesitz in Mundingen und Vörstetten (Em- mendingen). Or.: GLA D 9 Druck: ZGO 11, 1860, S. 18 lf. Regest: B.-F. Nr. 622. 12. 1214 Juni 28. (Ulm) König Friedrich von Sizilien (später Kaiser Friedrich 11.) nimmt nach dem Vorgang seines Oheims, des Herzogs Friedrich von Schwaben, das Kloster Petershausen (bei Konstanz) nebst dessen Gütern in seinen Schutz und gestattet ihm , von den Dienst- mannen (Ministerialen) des Herzogtums Schwaben Schenkungen anzunehmen. Or.: GLA D 18 Regest: B.-F. Nr. 740. 13. 1234 November (Aprocina) Kaiser Friedrich 11. erklärt, daß er bei früherer Anwesenheit in Deutschland dem Markgrafen Hermann V. von Baden die Städte Lauffen, Sinsheim und Eppingen für 2300 Mark Silbers verpfändet , Ettlingen zu Lehen und die Stadt Durlach zu Eigen ge- geben habe anstatt der Eigengüter, die dem Markgrafen von seiten seiner Gemahlin in Braunschweig zukamen. Or.: GLA D 31 Druck: WUB 3, S. 353. - Schöpflin 5, S. 192f. Regest: B.-F. Nr. 2060. - RMB 1 Nr. 343. 14. 1229 Oktober 23 . (überlingen) König Heinrich (VII.) gewährt dem Abt und Konvent des Klosters Petershausen (bei Konstanz) Steuerfreiheit für die Häuser, die sie in den Reichsstädten erwerben möch- ten. Or.: GLA D 52 Regest: B.-F. Nr. 4139. Papsturkunden 15. 1177 Dezember 21. (Anagni) 36 Papst Alexander 111. nimmt auf Bitten des Abtes Ulrich die Abtei Herrenalb mit allen Besitzungen (darunter die Wirtschaftshöfe in Ottersweier, Rastatt, Bretten, Ötig- heim , Malsch, Scheibenhard) in se inen Schutz und verleiht ihr weitere Begünstigun- gen. Or.: GLA B 28 Druck : WUB 2, S. 181- 183. Regest : Jaffe Nr. 12959. 16. 1177 Dezember 21. (Anagni) Papst Alexander IlI . nimmt auf Bitten des Abtes Dither die Abtei Maulbronn mit zahlreichen Besitzungen in se inen Schutz und verleiht ihr weitere Begünstigungen. Unter den Besitzungen werden Wirtschaftshöfe u. a. in Linkenheim, Ketsch, Altluß- heim, S1. Leon genannt. Or.: GLA B 28a Druck: WUB 2, S. 183-185. Regest: Jaffe Nr. 12961. 17 . 1193 Mai 18. (Lateran) Papst Cölestin Ill. bestätigt die Rechte, Freiheiten und Besitzungen des Klosters Frauenalb unter der Äbtiss in Octa. Zu diesem Besitz gehören Güter u. a. in Frauenalb, Rotenfels, Muggensturm , Bulach (Karlsruhe). Or.: GLA B 49 Druck: ZGO 23,1871, S. 308. 18. 1218 Mai 10. (Rom) Papst Honorius III . nimmt das Kloster Schwarzach in seinen Schutz und bestätigt die ihm von Bischof Johann zu Speyer verliehenen Freiheiten. Or.: GLA E 23 Regest: Potthast Nr. 5783. 19 . 1224 April 24. (Lateran) Papst Hono rius 111. nimmt Abt und Konvent des Klosters Oden heim in seinen Schutz und bestätigt dessen Besitzungen, besonders die Kirche des Ortes Odenheim (bei Bruchsal) . Or.: GLA E 50 20. 1239 Oktober 17 . (Anagni) Papst Gregor IX . nimmt das Kloster Gottesaue in seinen Schutz und bestätigt dessen Besitzungen, besonders die vom Bischof zu Speyer erha ltene Kirche zu Eggenste in (bei Karlsruhe). Or.: GLA E 69 21. 1256 September 13. (Anagn i) Papst Alexander IV. befieh lt der gesamten Hierarchie , das Kloster Wonnental (bei Kenzingen/ Emmendingen) gegen se ine Bedränger in Sch utz zu nehmen. Or. : GLA E 218 37 Bischöfe, Äbte, Markgrafen und Grafen als Urkundenaussteller 22. (zwischen 1143-1192) Abt Ko nrad zu Schwarzach bestimmt die Ein künfte eines an das Kloster zurückge- kommenen Gutes bei Altheim zur Beleuchtung des Altars und zu r Speisung der Brü- der am Jahrtag der Gründerin Hirm insindis. Or.: GLA C 27 D ruck: P. Zinsmaier, Schwarzacher U rkundenfälschungen. In: ZGO 107 , 1959, S. 2 1f. 23. 11 52 August 26. (Speyer) Bischof Günthe r zu Speyer überläßt dem Kloster Maulbronn den Hof zu Diefenbach (Vaihingen) gegen e ine bestimmte jährliche Abgabe wie auch das Präsentatio nsrecht des Priesters an der Kapelle zu Diefenbach. Or. : G LA C 32 Druck: WUB 2, S. 64f. 24. 1164 Gottfried 11. , Bischof zu Speyer, überläßt den Zisterziensern zu Eusserthal die dort ige Marienkape lle zur Erbauung e iner Klosterkirche. - Unter den Zeugen der Urkunde erscheint an erster Ste lle Hermann IV., Markgraf von Baden. Or.: GLA C 47 Druck : Remling I Nr. 100. Regest und Te ildruck: Hilgard Nr. 17. - Dümge S. 51. 25. 1170 März I. Heinrich, Abt des Klosters Sinshe im, verkauft mit Zust immung des Konvents das G ut in Dietenhausen (Pforzhe im) an das Kloster Herrenalb. Or.: GLA C 58b. Druck: WUB 2, S. 159 . - Dümge Nr. 96. 26. 1185 Herzog Fr iedrich V. von Schwaben beurkundet e inen von dem klagenden Abt Chri- stian zu Salem geforderten Rechtsspruch, daß es allen fre ien Männern zustehe, über ihre bewegliche und unbewegliche Habe auch zugunsten von Kirchen zu verfügen. Or.: GLA C 85 Druck : Cod. dip!. Salem. I , S. 57f. 27. 11 92 38 Die Äbte der Klöster Maulbronn und Eusserthallassen die zwischen den Klosterbrü- dern auf ihren Wirtschaftshöfen zu Marrenheim (abgegangen) und Mechtersheim 39 (Speyer) entstandene n Mark- und Weidrechtsstreitigkeiten durch e inen Schieds- spruch austragen. Or.: GLA C 97 Druck: WUB 4, S. 383 f.; 2, S. 442-444 . 28 . 1245 März Die Markgrafen Hermann VI. und Rudolf I. von Baden übergeben ihrer Mutter Ir- mengard, deren Mittel zum Bau und U nterhalt des von ihr gestiftete n Frauenklosters in Beuern bei Baden-Baden (Kloste r LichtentaJ) nicht ausreichen, zur Verwendung für dieses Kloster den Kirchensatz (iura patronatus) in Ettlingen und Baden-Bade n, den Zehnten in lffezheim, die Dörfe r Winden und Beuern , zwei Höfe in Dos und e i- nen in Haueneberstein sowie zwölf Pfund Straßburger Münze von ihren Zinsen in Selz. Or. : GLA 35/4 Druck : Schöpfl in 5, S. 208f. - ZGO 6, 1855, S. 442f. Regest: RMB 1 Nr. 387. 29. 1248 November 3. Markgräfin lrmengard von Baden übergibt der ne uen Stiftu ng des Klosters in Lich- tental (" in Lucida Valle") bei Baden-Baden die Schenkung ihrer Söhne He rmann und Rudolf. Or.: GLA 35/4 Druck: Schöpflin 5, S. 216f. - ZGO 6, 1855 , S. 452 f. Regest: RMB 1 Nr. 395. 30 . 1252 Februar I. Graf Konrad von Freiburg verkauft mit Zustimmung seines Bruders, des päpstlichen Kapl ans G(ebhard von Urach), dem Kloster Günterstal (bei Freiburg i. Br.) den Wald Meienbach bei Freiburg i. Br. um 30 Mark Silbers. Or. : G LA 23/ 28 Druck: ZGO 9, 1858, S. 329 f. Amtsbücher 3 1. Rotulus Sanpetrinus 40 Traditionsbuch des Klosters SI. Peter im Schwarzwald. A ngelegt zu Beginn des 12. Jahrhunderts und weitergeführt bis 1203. Die Entstehung dieses Traditionsbuches, woran fü nf oder sechs Mönche als Schreiber mitgewirkt haben, zieht sich nahezu über ein Jahrhundert hin, wobei an die Rolle im- mer neue Pergamentstücke angenäht worden sind. Or: G LA 14/1 b Druck: Fr. v. Weech, Der Rotu lus Sanpetrinus nach dem Original im Großh . General-Landesarchiv zu Karlsruhe. In : FDA 15, 1882, S. 133- 184. 32. Codex diplomaticus Salemitanus. 1. Urkunden buch der Zisterzienserabte i Salem. Enthält Abschriften von Kaiser- und Königsurkunden von 11 34-1266. GLA 67/1 162 Druck: Codex diplomaticus Salemitanus. Urkundenbuch der Cisterzienserabtei Salem. Hrsg. von Friedrieh v. Weeeh. I. Bd.: 11 34-1266. Karlsruhe 1883. Verzeichnis des abgekürzt aufgeführten Schrifttums B.-F. ~ Johann Friedrich Boehmer, Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV., Friedrich H., Heinrich (VII.), Kon- rad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard. 1198-1272. Neu hrsg. und ergänzt von Ju- lius Ficker und Eduard Winkelmann . Innsbruck 188 1 ff. Cod. dip\. Salem. ~ Codex diplomaticus Salemitanus. Urkunden buch der Cisterzienserabtei Salem. Hrsg. von Friedrieh v. Weeeh. I. Bd.: 11 34-1266. Karlsru he 1883. Dümge ~ Carl Georg Dümge, Regesta Badensia. - Urkunden des Großherzoglich Badischen General-Landes-Archives von den ältesten bis zum Schlusse des zwölften Jahrhunderts. Carlsruhe 1836. FDA ~ Freiburger Diözesa n-Arch iv Friedrich von Weech, Der Rotulus Sanpetrinus nach dem Original im Großh. General-Landes-Arch iv zu Karls- ruhe. In : FDA 15, 1882, S. 133-184. Hilgard ~ Alfred Hilga rd , Urkunden zur Geschichte der Stadt Speyer. Straßburg 1885. l affe ~ Phil ippus l affe, Regesta Pontificum Romanoru m. 2 Bde. Unveränderter Abdruck der 1888 bei Veit & Co. in Leipzig erschienenen und ver- mehrten Auflage. Graz 1956. Pott hast = Augustus Potthast, Regesta Pontificum Romanorum inde ab a. post Christum natum MCXCVlII ad a. MCCC1V. Unveränderter Abdruck der 1874 bei Rudolf de Decker, Berlin, erschienenen Ausgabe. \. Bd. Graz 1957. 41 Remling = Franz Xaver Remling, Urkunden buch zur Geschichte der Bischöfe zu Speyer. 1. Bd .: Ältere Urkunden. Mainz 1852. RMB ~ Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050- 1515. Hrsg. von der Badischen Historischen Kommission. 1. Bd. Bearbeitet von Richard Fester. Innsbruck 1900. Schöpflin ~ Johann Daniel Schoepflin , Historia Zaringo-Badensis. Tomus V. Carolsruhae 1764. St. -B. ~ Karl Friedrich Stumpf-Brentano, Die Reichskanzler vornehmlich des 10., 11. und 12. Jahrhunderts. Bd. 2: Die Kaiserurkunden des 10., 11. und 12. Jahrhunderts, chronologisch verzeichnet als Beitragzu den Regesten und zur Kritik derselben. 2. Neudruck der Ausgabe ln nsbruck 1865-1883. Aalen 1964. Th urgauisches UB = Thurgauisches Urku ndenbuch. Hrsg. auf Beschluß und Veransta ltung des Thurgauischen Historischen Vere ins. 2. Bd. Frauenfe ld 1882. WUB ~ Wirlembergisches Urkunden buch. Hrsg. von dem könig!. Staatsarchiv in Sluttgart. Bd. 1-11. Stuttgart 1849-19 13. ZOO ~ Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Bd. I ff. Karlsruhe 1850fr. Paul Z insmaier, Schwarzacher Urkundenfä lschungen. In : ZOO 107, 1959, S. 1-23. 4 2 LANDESDENKMALAMT BADEN-WÜRTTEMBERG, AUSSENSTELLE KARLSRUHE Hans-W. Heiße, De r Bei trag der A rchäologie des Mitte lalters zur Stauferze it in unserem Raum. Die Mittelalterarchäologie hat sich nach dem 2. We ltkrieg, ausgehend von der Bauge- schichte und der VOf - und frühgeschichtliche n Archäologie, zu einer eigenen Disziplin entwickelt . Ihre A ufgabe ist in Z usamme narbeit mit den Nachbardisziplinen der Mit- telal terforschung wie Kunst- und Baugeschichte, Gesch ichte usw. die Erforsch ung von Kirchen, Burgen, städtischen und dörflichen Siedlungen. Durch planmäßige Aus- grabungen kann d ie Archäologie des Mittelalters neue Quellen und Erkenntnisse zur Bau- und Kunstgeschichte, Wirtschafts-, Sozial- und Agrargeschichte sowie Volks- kunde erschließen. Die umfangreiche Bautätigke it, die Flurberein igungen, Erdbewe- gungen und der Straßenbau beschränkten die Tätigke it der Mittelal te rarchäologie der letzten Jahrzehnte im Regierungsbezirk Karlsruhe im wesent liche n auf dri ngend not- wendige Rettungsgrabungen. In d ieser A usste llung werden beispielhaft e inige Plätze mit Plänen und Funden vorgeste llt, die durch das Landesdenkmalamt, Referat Mittel- alterarchäologie, untersucht wurde n. Kloster BiUigheim, Billigheim, Neckar-Odenwald-Kreis Grabung 197 1 aOnläßlich eines Kirchenanbaus. Von dem Mitte des 12. Jahrhunderts gegründete n Z isterzienserin nenkloster steht die spätromanische langgestreckte ein- schiffige Kirche mit halbkre isförmiger Apsis. Der In nenraum ist 28,10 m la ng und 8,5 m brei t. Der Bau wurde nach den dendrochronologischen Untersuchungen von Hölzern im Dachstuhl um 1185 in e inem Z uge e rrichtet. Im Westteil der Kirche fan- den sich zehn Säulenbasen. Z usammen mit anderen Bauspuren ergab sich .. daß hier eine dreischi ff ige kreuzgewölbte Unterkirche mit darüberliegender Nonnenempore bestand. Südlich der Kirche wurde in Sondierungsschnitten eine im wesentlichen ein- periodige Klosteranlage mit Kreuzgang angeschnitten. 1238 nahmen die ]'lonne n in Billigheim offiziell d ie Zisterzienserregel an. Jedoch bezeugt allein schon der Bautyp des Klosters, daß sie schon vorhe r nach d ieser Regel gelebt haben. Nach einer Bl üte- ze it im 14. Jahrhundert wu rde das Kloster 1584 vom Mainzer Erzbischof aufgehoben. 1. Spätromanischer Kopf, Sandstein, um 1220/ 30, aus dem Bauschutt in der Kirche. Turmberg, Karlsruhe-Durlach, Kr. Karlsruhe SChürfung 18 13, G rabungen 1894/ 95,1913 und 1972. Letztere durch das Landes- denkmalamt. Aufgrund der neu esten Grabungen und der Durchsicht älterer U nterla- gen ergibt sich folgendes Bild für die Baugeschichte der ehern . Burg auf dem weithin sichtbaren Turmberg übe r dem Karlsruher Stadtteil Durlach. 43 - I'er. I - 2. 11 . 11 . .lh . "'" Per. 11 - .\Wh.' 12 . .Ih . """ 1'," . 111 - 'fith.' J.Llh . = I'",. IV - I~ . 'fl .. Jh. ",halh'"" lIauteile " Will CJ - Turmberg bei Karlsruhe-Durlach. Gesa mt plan der Burga nlage. 44 Turmberg be i Karlsruhe·Duriach. Bergfried Mitte 13. Jh . von Nordos ten. 45 In der 2. Hälfte des I t . Jahrhunderts errichtete man einen quadratischen Wohnturm von 11,7 m Kantenlänge ohne Verwendung der erst später üblichen Buckelquader. Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden eine polygonale Ringmauer, verschiedene randständige Wirtschaftsgebäude mit Zisterne und ein Kammertor im Nordwesten der Burg. Mitte des 13. Jahrhunderts wurden der Wohnturm und Teile der Wirt- schahsgebäude im Süden abgebrochen. Stattdessen errichtete man den heute noch stehenden Bergfried mit Mauern aus Buckelquadern ohne Zangenlöcher. Die Ring- mauer wurde im Nordosten nur wenig verändert. Nach der Zerstörung von 1279 wurde die Burg wieder hergerichtet, aber nur noch in geringem Maße benutzt. Später baute man an den Bergfried einen Treppenturm und erste llte nordwestlich von ihm einen Pfeile r als Auflage für eine mit dem Bergfried verbundene Plattform zur Auf- stellung von Alarmkanonen. Die Burg auf dem Turmberg, auch Hohenberg oder Burg Grötzingen genannt, wird Ende des 11 . Jahrhunderts von den Grafen von Hohenberg gegründet, die bis nach 1110 im Karlsruher Raum auftreten. Im 12. J ahrhundert ist sie in der Hand verschie- dener Grafen von Grötzingen, nach 1187 sitzen zuerst staufische, seit 1219 markgräf- lieh-badische Dienstleute auf de r Burg. Seit 1246 sind hier die Herren von Roßwag nachweisbar. 1273/74 schon e inmal belagert , wi rd die Burg 1279 durch den Bischof von Straßburg zerstört. Später notdürftig instand gesetzt, dient s ie von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 171 9 als Wartturm . Zwei weitere Turmburgen im Kreis Karlsruhe konnte das Landesdenkmalamt 1973/74 archäologisch untersuchen. Von der Turmburg bei Pfinztal-Kleinsteinbach (2. Hälfte 11 . J ahrhundert) sind einige Funde ausgestellt. Von einer ähnl ichen Anlage bei der Barbaraicapelle oberhalb von Karlsbad-Langensteinbach (Ende 11. Jahrhun- dert bis um 1200) hängt ein Plan aus. Beide Burgen liegen auf einer Anhöhe. Die Türme waren, wie auch beim ersten Wohnturm auf dem Turmberg, Wohnung und Schutzgebäude zugleich. Turmberg bei Karlsruhe-Durlach Grabungsfunde 2. Keramikstücke, meist von Töpfen. Ein Stück ge lbe oberrheinische Drehscheibenware (2. Hälfte 11 . Jh .). Verschiedene Stücke handgemachter und grauer geriefter Ware (12 .113. Jh.) sowie der jüngeren Drehscheibenware (2. Hälfte 12. Jh ./ 13. Jh. ). Eine Becherkachel (12 ./ \3. Jh. ). 3. Mehrere quadratische Bodenfliesen mit konzentrischen Kreisen bzw. fig ürlicher Ver- zierung (Mitte 13. Jh. ). 4. 1 Hufeisen und 1 Hufeisenfragment (11./ 12. Jh .). 5. 1 Sch lüssel, Eisen (um 1200). 6. Fragment eines Eisenmessers (wohl 12 .113. Jh.). 7. Pfriemen , Eisen (wohl 12./ 13. Jh .). Vielleicht vom Turmberg stammend: 46 Ans icht des restau rierten Wohnturmrestes der Turmburg bei der Barbarakapelle von Karlsbad·Langenste in bach 8. Stachelsporn, Eisen (11./12. Jh.). 9. Radsporn, Eisen (wohl 13. Jh.). Rad am Spornende ve rloren. 10. Eisentrense (vielleicht 12.11 3. Jh .). 11. Feuerstahl (vielle icht 12./13. Jh.). Turmburg bei der Barbarakapelle, Karlsbad-Langensteinbach Grabungsfunde 12. Verschiedene Keramikstücke, meist von Töpfen, graue, geriefte Ware (Ende 11. Jh ./12. Jh .). 13. 1 Kneifzange, Eisen (12. Jh. oder später). Turmburg bei Pfinztal-Kleinsteinbach Grabungsfunde von 1933 14. 2 Pfeilspitzen, Eisen (11./12. Jh .). 15. 3 Bolzenspitzen, Eisen (wohl 12./13. Jh.). 16. 1 Kupferniet , vermutlich von einem Schild (vielleicht 12 . Jh. ). 17. 1 Beinnadel (vie lleicht 12. Jh.). 47 Dorfwüstung Zimmern bei Gemmingen-Stebbach, Kr. Heilbronn Bei Grabungen 1968/69 konnte ein Te il eines mittelalterlichen Dorfes mit Kirche und Friedhof aufgedeckt werden. Den Funden nach bestand es von der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts bis ins 14 . Jahrhundert. Funde des 13.114 . Jahrhunderts sind jedoch schon seltene r ve rtreten. 1. Ehemalige Kirche St. Veit mit Friedhof. In der 2. HäLfte des 8. J ahrhunderts errichtete man eine 6 x 12 m große Holzkirche, die im 9.110. Jahrhundert von einer gleichgroßen eingliedrigen Steinkirche ersetzt wird, die später einen eingezogenen Chor e rhält und eine Schiffse rweiterung nach Westen erfährt. Im 13. Jahrhundert erbaute man einen neuen Chor in Flucht des be- stehenden Schiffes. Der Chor war eingewölbt und trug vermutlich einen Chorturm. Bis etwa zur Mitte des 16. Jahrhunderts war sie noch vorhanden. 2. Siedlungsbereich. Nördl ich de r Kirche fanden sich vier Pfostenhäuser von 5 x 7 bis 7 x 11 m Größe, da- zwischen zehn Grubenhäuser und Hütten. Während die Pfostenhäuser zur Wohnung dienten, unterhie lt man in den Gru benhäusern Webstühle und Spinnstuben und la- gerte Vorräte. Allein das Doppelgrubenhaus im Südosten sche int mit se ine r Auszim- merung und einem steingefaßten Durchlaß behe izbar und zum Wohnen geeignet ge- wesen zu sein. Aus einer bäue rlichen Siedlung sind kaum spektakuläre Funde zu erwarten . Meist handelt es sich um gewöhnliche Gebrauchsgegenstände, wie Vorrats- und Kochtöpfe, Gießgefäße, Nägel, Pfriemen, selten Werkzeug usw. Holzgegenstände sind in der Re- gel nicht erha lt~n . 18. Beinkästchen des 8. - 10. Jh ., unter dem nördlichen Chorfundament des 13. Jh. ge- funden. 19. Verschiedene Keramikstücke, meist von Töpfen. Gelbe oberrheinische Drehsche i- benware (8. - 12 . Jh .) sowie graue, geriefte und schnellaufe nd nachgedrehte Ware (12. - 13. Jh .). 20. Siche l, Eisen (vermutl. 12./ 13 . Jh .). 21. Verschiedene Eisenmesser (8. - 13. Jh.). 48 EIN MINNESÄNGER IM KRAICHGAU Unvergänglichen Wert für die überlieferung des Minnesangs haben drei Handschriften, von denen die sogenannte Manessische oder Große Heide lberger Liederhandschrift nach Umfang und Inhalt die bedeutendste ist. Sie überliefert auf mehreren hundert Blä ttern das Werk von 140 Minnesängern. Die Ausstattung mit zahl re ichen farbigen Bilde rn macht dieses Werk zu einer wertvollen Q ue lle zur Kulturgeschichte und Heraldik. In der kleinen Schar he imischer Minnesänger darf Burkart von Hohenfels, dessen Burg am Bodensee bei ü be rlingen lag, als stärkste r und eigenwüchsigster Vertreter des Minnesangs an erster Ste lle genannt werden. Sein Reichtum und seine Vielseitigke it blieben für den heimischen Dichterkreis unerreicht. Von He inrich von Tettingen (Detti ngen bei Kon- stanz), Hugo von Werenwag in der Nähe Beurons und Brunwart von Ougheim (A uggen im Breisgau) sind wenige Lieder überliefert . Waltervon Breisachs Gedichte wirke n schulmei- sterlich gelehrsam. Tageliede r, die den Schmerz der Trennung der Liebenden bei Tages- anbruch besingen, d ichteten Bcuno von Horn berg und de r Dichter von Wizzenlo (Wies- loch). In d ichte rischen Ehren sta nd e in Sänger aus dem Geschlecht der Bligger von Stei- nach im Neckartal. In d iesen Kreis von Minnesängern darf der Spruchdichter Sp e rv oge l , den die Manessi- sche Liederhandschrift mit einem Speer, auf den Vögel gespie ßt sind, abbildet, ein vie lge- wanderter fahrender Sänger, e ingereiht werden. Von ihm stammt ein Gedicht aus dem Ende des 12. Jah rhunderts. Darin pre ist er Wernha rt , der auf der Burg Steinsberg bei Sins- heim seinen Wohnsitz hatte. A ber zunächst wendet sich Spe lVogel an seine Söhne, be lehrt sie, daß ihne n weder Korn noch Wein wachse, daß er ihnen weder Lehen noch Eigengut ve rmachen könne. So möge ihnen Gott gnädig sein und ihne n G lück und He il schenke n. Spervogel rühmt Frute von Dänemark, Walther von H ausen, Heinrich von G ie bichen- stein, auch einen von Staufen (WOhl Pfalzgraf Konrad von Staufen) und beklagt ihre n Tod. Gott möge Wernhart gnädig sein Der auf Ste insberg saß und um der Ehre willen nichts ausließ. Wer soll auf Steinsberg Wernharts Werk nun weitetführen? fragt SpelVogel, preist die Wohltä tigke it Wernha rts, seine Milde und rühmt ihn : Als der vornehme Wernhart Auf diese Welt kam, Begann er all sein Gut zu teilen, Wurde so hochherzig wie Rüdeger, Der zu Bechelaren wohnte, Und gab sich so manchen Tag der Pfe rdezucht hin : Ob seiner Tapferke it wu rde e r so berühmt. 49 Der Dichter Spervogel (aus der Manessischen Liederhandschri ft) . 50 Ansicht der Burg Steinsberg bei Sinsheim im Kraich gau. 51 Wernharts Milde und Freigebigkeit muß weithin bekannt gewesen sein, denn Spervogel rühmt Burg Steinsberg : Steinsberg hat einen solchen Ruf, Daß die Burg nur erben kann, Wer auch Ehrenhaftigkeit pflegt. In diesem Streit hat Steinsberg gesiegt: Nun hat die Burg einen Erben : Das Geschlecht der ehrenhaften OUinger wird seinem Namen keine Schande machen. Spervogels Preislied auf Wernhart von Steinsberg Ich sage iu, lieben süne min, 52 iun wahset korn noch der win, ichn kan iu niht gezeigen diu I~hen noch die eigen. nu genäde iu got der guote und gebe iu saelde unde heil. vii wol gelanc von Tenemarke Fruote. Mich riuwet Fruote von über mer und von Hasen Walther, Heindch von Gebechenstein: von Stoufen was ir noch ein. got genäde Wernharte der (if Steinesberc saz und niht vor den eren versparte. Wer sol fif Steinesberc würken Wernhartes werc? hei wie er gab unde I~ch! des er dem biderben man verzech, des enmochte er niht gewinnen. daz was der wille: kom diu sta te, si schieden sich ze jungest mit minnen. Dö der guote Wernhart an dise werlt geborn wart, do begunde er teilen al sin guot. do gewan er Rüedegeres muot, der saz ze Bechelaere und pflac der marke manegen tac: der wart von siner frümekeit sö maere. Steinesberc die tugende hat daz ez sich nieman erben iät wan einen der ouch eren pfliget, dem strile hat es an gesiget : nu hat ez einen erben: der werden Oetingaere stam der wil im sinen namen niht verderben . Kapitell von S1. Matthias in Trier, um 11 50. AUSSTELLUNGSÜBERSICHT K I Kalalogv80<3 .... GI Garderobe e I I C 111111111111111111111111 I 1 ! Allgemeine Information 'I Kapitelle Bad.Landesmuseum Karlsruhe 1/2llnlormation: Städte ~Ilnformalion: Klöster 3 1 Urkunden Generallandesarelw Kar1sruhe 4 I Kunstgegenstände 5 1 Archäologie'Bodenlunde Landesdenkmalamt Karlsruhe 6 I Stelndokumente I Kapitelle StädtMuseum ..... 'orms 8 I Handschfillen Bad,Landesbibbothek Karlsruhe
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoPa7Xb3Jm1u/Die%20Staufer%20im%20Oberrhein.pdf
Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe 1887 I tf / / S] K a rls ru h e . Macklot'sche Druckerei. Inhalt. Seite I . E in le itu n g . Schicksale des G roßherzoglichen ksauses . . . . t I I . E ntw icklung der G em einde a ls solcher; G em ein d ev e rw a ltu n g . 6 I I I . B auliche E ntw icklung der S t a d t ...................................................... 2 \ IV . Schule und K u n s t ..................................................................................... 3 t V . politisches, industrie lles und V e r e i n s l e b e n .................................... 43 V I. Leistungen des G em ein sin n s, A rm en - u n d Kr a n k e n we s e n . . . 55 V II. V ersam m lu n g en , Festlichkeiten, A u sste llu n g en , S eh e n sw ü rd ig ­ keiten ..................................................................................................................... ? t V I I I . V e r k e h r s w e s e n ........................................................................................... 86 IX . Übersicht über die W i t t e r u n g s v e r h ä l t n i s s e ................................... 90 X. B evö lkerungsvorgänge , S terblichkeit, T o te n s c h a u ....................... 99 X I. v e r s c h ie d e n e s ................................................................................................. (04 X II. V o r t r ä g e ....................................................................................................... \ to Tabellen: I . Schülerzahl der hiesigen S c h u l e n ....................................................... U 3 I I . Übersicht über die V erte ilu n g der M itg lied er der hiesigen G e ­ m eindekrankenversicherung ans ih re W o h n o r t e ..................................U 5 I I I . S tatistik des B c v ö lk e ru n g sv o rg an g s (887 ........................................... ( (6 •g----------------------------------------------------------------------- I . Einleitung. Schicksale des Grotzherzoglichen Hauses. is abgelaufene J a h r J(887 bedeutungs- ic Geschichte unseres Fürstenhauses und tief einschneidende Ereignisse nicht zu h a t, so ist dasselbe doch reich genug an Vorkommnissen, welche für die Entwickelung der S tad t denk­ würdig sind. 3 n erster Linie — und dam it reiht sich das B e­ richtsjahr würdig den vorangehenden an — weist die rastlose bau­ liche Ausdehnung und Verschönerung entscheidende Fortschritte auf. I m Westen der S tad t schob sich die Häuserreihe unm ittelbar gegen M ühlburg vor, der unbarmherzige Axthieb schuf im nahen kjardtwalde R aum für umfassende Neubauten der Aunstgewerbe- schule, Vereinsklinik, Dragonerkaserne; im Osten gelangte der lange erwogene Gedanke einer Turm bcrgbahn zur endlichen Reife; die A usführung des vielbesprochenen Projekts wurde durch rasche Zeichnung des Aktienkapitals gesichert. D as In n e re der S tad t selbst sah großartige Unternehm ungen, wie die Raiserpassage, C afe B auer u. a. erstehen. Auch aus anderen Gebieten hat die Ehronik wichtige Erschei­ nungen frischen Lebens und stetigen Aufstrebens zu melden. lernt auch dc volle, in d der S tad t verzeichnen So wünschenswert es nun auch ist, den Überblick über die wichtigsten Erscheinungen eines J a h r e s , sowie es m it dem letzten Glockenschlage hinuntergesunken, abzuschließen und sofort nach A blauf desselben dem Publikum vorzulegen, so stehen der E rfü l­ lung dieses Wunsches doch unübersteigliche Hindernisse entgegen. Abgesehen von den: im m er mehr 'ffich steigernden Umfange der hier zu berücksichtigenden Seiten des öffentlichen Lebens, läßt sich ein zuverlässiges und auch nur einigermaßen abgeklärtes Ge­ samtbild des W ahres, wie es die Chronik bieten möchte, nur ge­ w innen, wenn die Ergebnisse des Wahres abgeschlossen vorliegen. Dies ist aber erfahrungsgem äß vor A blauf der ersten Hälfte des nachfolgenden J a h re s unmöglich, wie denn auch z. B . der städt. Rechenschaftsbericht, die Veröffentlichungen der Handelskammer für ^887 u. a. erst im J u l i 1888 ausgegeben wurden. W enn sich durch diese Umstände unvermeidlich die Zusammen­ stellung der Chronik etwas verschleppen m uß , so ist anderseits dadurch die Möglichkeit geboten, in der großen W affe des Ge­ schehenen insofern eine Sichtung vorzunehmen, a ls unwesentliche Dinge ausgeschieden, andere wiederum beigezogen werden, welche vielleicht weniger an sich selbst, a ls vielmehr durch die ihnen nachfolgenden Ereignisse eine gewisse Bedeutung beanspruchen dürfen. Z n diesem Sinne m uß die Chronik des Z ah res 1887 ange­ sichts der schweren Schläge, die in der ersten Hälfte des Jahres 1888 unser Großherzogliches H a u s , unsere S tad t und das ganze große V aterland getroffen, von der trüben G egenwart aus noch einmal in liebender E rinnerung auch der lichten, sonnigen Tage gedenken, welche der schweren Zeit vorangegangen sind. Und es hat an solchen freudigen Tagen für unser Fürstenhaus im J a h r e 1887 nicht gefehlt. W ir dürfen dazu besonders jene T age zählen, an welchen die gesamte Großherzogliche Fam ilie hier in K arlsruhe, in B aden und auf der jn s e l Zltainau vereint w ar, die T ag e , welche unfern nunm ehr Heimgegangenen Heldenkaiser W i l h e l m zum letzten M a l in unserem badischen Heimatlande weilen sahen. Nachdem das Großherzogliche p a a r am H. A pril von Berlin, wohin dasselbe zur G eburtstagsfeier des K aisers sich begeben batte , wieder hier eingetroffen w a r , langte am 22. A pril die Aronprinzessin V i c t o r i a von Schweden zu mehrtägigem Aufent­ halte hier an. Prinz L u d w i g hatte m it Beginn des Som m er- semesters seine Studien an der Hochschule in Heidelberg fortgesetzt, kam aber öfters für einige Stunden hierher, um die kurze Zeit der Anwesenheit der Aronprinzessin hier zum Verkehr m it der Schwester zu benützen. A m ch M a i reiste letztere bis Heidelberg von Prinz Ludwig begleitet, zu einer A u r nach Amsterdam und von da nach Franzensbad zu einem ^wöchentlichen A ufenthalt, während dessen die Großherzogliche Fam ilie die beiden Enkelkinder hier im Schlosse bei sich behielt. A m 2 . 3 uni traf nach mehrwöchentlichem Verweilen in Cannes das Erbgroßherzogliche p a a r hier ein. Eine freudige Bewegung machte sich schon am M orgen des genannten T ages allenthalben in der S tad t bemerkbar, a ls die Nachricht von der peimkehr bekannt wurde und die festliche Beflaggung des Schlosses diese Aunde bestätigte. A uf eine besondere M itteilung durch P lak a t­ anschlag erschienen alsbald die päuser der mittleren S ta d t, sowie sämtliche öffentliche Gebäude im Flaggenschmuck; am Nachmittage sammelte sich auf dem Wege vom B ahnhof zum Schlosse eine zahlreiche Menschenmenge, um das Erbgroßherzogliche P a a r nach so langer Abwesenheit jubelnd zu begrüßen. D as frische und- gesunde Aussehen des Erbgroßherzogs gab zur allgemeinen Freude dem Publikum die deutliche Bestätigung der Berichte über den günstigen Gesundheitsstand desselben. Nachdem bald darauf, am 9 . J u n i , die Aronprinzessin V i c ­ t o r i a von Schweden von ihrer Reise hierher zurückgekehrt und am sO. 3 u n i auch der Aronprinz von Schweden eingetroffen w ar, beging das Großherzogliche p a u s im engsten Familienkreise am \2. J u n i den G eburtstag des Prinzen L u d w i g . T a g s zuvor w ar der Prinz in die Erste K am m er eingetreten und vom P räsi­ denten derselben, F rh rn . R ü d t v. C o l l e n b e r g , vereidigt worden. A m s7. J u n i reiste P rinz L u d w i g nach E ngland zur B e­ glückwünschung der Königin anläßlich ihres Regierungsjubiläum s. Die letzten Tage des M o n a ts verbrachte dann noch einmal die gesamte Großherzogliche Fam ilie zu B ad en , von wo am 30. J u n i die Kronprinzessin V i c t o r i a nach Schweden, das E rb ­ großherzogliche P a a r nach Freiburg zurückkehrte. — 4 _ P o n t — ( 8. J u l i weilte — es sollte das letzte M a l sein — Kaiser W i l h e l m auf der In se l M a in a u m it der G roßher­ zoglichen und Erbgroßherzoglichen F am ilie , am s8. J u l i reiste der Kaiser nach Bregenz weiter. Der G eburtstag des Großherzogs am 9 . September wurde in üblicher Weise m it Festgeläute, Abgabe von sOs K anonen­ schüssen, Thoralmusik vom Kirchturm eingeleitet. U m 1/29 Uhr fand im R athaussaa l die feierliche Perleihung des vom G roßher­ zog für 25jährige Dienstzeit gestifteten Ehrenzeichens an s8 Feuer­ wehrmänner durch Stadtdirektor von precn statt. Nach dem feierlichen Gottesdienst folgte das offizielle Festesten im M useum , wobei S taatsm inister T u r b a n den Trinkspruch ausbrachte, m it­ tags 2 U hr im Schießhause ein Festschießen der Schützengesellschaft zu E hren des G roßherzogs a ls Protektors dieser Gesellschaft. I n t Stadtgarten gab die städtische Schülerkapelle ein Konzert, das sich bei freiem M usikcintritt eines ungewöhnlich starken (wohl gegen 2 000 Personen) Besuchs erfreute. Abends w ar der p a rk festlich beleuchtet. I n t Hoftheater gelangte W agners Tannhäuser zur Aufführung. Auch int engeren Rahm en wurde dieser T a g , an dem der Großherzog s e i n 60. J a h r v o l l e n d e t e , vielfach in Pcreinen und Gesellschaften gefeiert. I m September nahm der G r o ß He r z o g an den M anövern der 28. und 29 . Division Teil. Die der ersterett bewegten sich in der Gegend von Neckarbischofsheim. A m 7. September hatte der Großherzog vom M anöverplatz aus eine F a h rt nach Heidelberg unternom m en, um einer Sitzung des „ In s titu t de d ro it in te r ­ n a tio n a l“ , welche gerade in dieser S tad t tagte, teilzunehmen. Die Übungen der 29 . Division fanden in der Gegend von Engen statt, wohin der Großherzog von der In se l M a in au aus sich begab. Wie alljährlich vereinigte der G eburtstag der Kaiserin am 50. September die Kaiserliche und Großherzogliche Fam ilie zu Baden. A m 26. September kam Kaiser W i l h e l m auf der Reise nach B aden durch K arlsruhe und wurde am M ühlburgerthor-B ahnhof vom Großherzoglichen P a a r und Prinz Ludwig unter dem A n­ drang eines großen Publikum s begrüßt, dann übersiedelte auch die Großherzogliche Fainilie zu längerem Aufenthalte nach Baden. Z u in Geburtstage der Kaiserin am 50. September w ar auch das (Erbgrofherzogliche p a a r von Freiburg eingetroffen. Z n den ersten Dktobertagen wohnte sodann der Kaiser den Rennen in Iffezheim a n , wo er am 5. Oktober persönlich dem Sieger des Armeejagdrennens den Ehrenpreis überreichte. Z um letzten R ia l w ar es am jß . Oktober unserer S tad t vergönnt, den Kaiser zu sehen. A n diesem T age reiste derselbe, vom Großherzog und der Großherzogin bis O o s begleitet, von Baden abends 5 U hr ab ; zur B egrüßung auf den: M ühlburger- thor-B ahnhof waren Prinz K a r l , Vertreter der G eneralität und Staatsbehörde anwesend; nach dem kurzen A ufenthalt von fünf M inuten fuhr der Z ug unter den pochrufen des zahlreich ver­ sammelten Publikum s gegen M annheim weiter. Die Absicht der Großherzoglichen F am ilie , gleichzeitig m it der Kaiserin am 5s. Oktober nach Berlin zu reisen, mit etwa eine Woche bei den Kaiserlichen E ltern zu verweilen, mußte auf­ gegeben werden, da ein Augenleiden die Großherzogin nötigte, sich ärztlicher Behandlung zu unterziehen. So verbrachte die G ro ß ­ herzogin ihren G eburtstag , den 3. Dezember, in der Residenz, wohin schon am 2 \ . November die Übersiedelung von Baden stattgesunden hatte. Erst am 7. Dezember reisten die Großherzog­ lichen perrschasten nach B erlin , von wo sie am sß. Dezember wieder zurückkehrten. Ernst und düster ging das j a h r zu Ende durch die betrü­ benden Nachrichten über die Krankheit des deutschen Kronprinzen F r i e d r i c h W i l h e l m . Nicht nur das schwere Geschick, welches über den künftigen Thronfolger verhängt w a r , sondern auch die harte P rü fu n g , die dadurch über unseren Kaiser und dessen gan­ zes p a u s , besonders auch die Großherzogliche Fam ilie gekommen w ar, rief überall tiefes M itleid hervor. II. Entwicklung der Gemeinde als solcher; Gemeindeverwaltung. v abgelaufene J a h r hat einen nennenswerten Zuwachs lserer Gemeinde zu verzeichnen. Nach den statistischen Aufzeichnungen auf G rund der polizeilichen A n- und Abmeldun­ gen, sowie durch Gcmarkungserweiterungen gegen R i n t h e i m hat sich die Einwohnerzahl um \ 599 verm ehrt, fo daß dieselbe am Zahresschluß 65 ^02 betrug. Sowie sich durch Vereinigung mit M ühlburg der S tadtum ­ fang gegen Westen vergrößert h a t , drängt die eben erwähnte E rw erbung der Rintheim er Gemarkung die Grenze nach der ent­ gegengesetzten Seite vor. A uf dem südwestlich vom neuen Friedhof gelegenen Teil der Gemarkung Rintheim waren in den letzten Z ä h m t eine Anzahl größerer gewerblicher Niederlassungen entstan­ den ; weitere B auausführungen sind geplant und es ist nach den bisherigen Anfängen tnit Sicherheit zu erwarten, daß hier in nicht allzuferner Zukunft ein Industrieviertel sich ausbreiten wird. D a­ mit mußten dann naturgem äß dieselben M ißstände zu Tage treten, welche sich überall geltend machten, wo die bauliche A u s­ dehnung der S tad t über deren Gemarkungsgrenze hinauswuchs und welche z. B . seiner Zeit die Einverleibung M ühlburgs in K arlsruhe gebieterisch erheischten, w en n m an denselben verbeugen wollte, mußte ein Teil der Rintheimer Gemarkung Eigentum der Stabtgemcinbc K arlsruhe werden. So kostspielig diese M aßregel m ar, so mußte sie doch um so m ehr rechtzeitig ins Werk gesetzt werden, a ls jede weitere Zögerung sie nur im m er dringlicher und zugleich teurer und schwieriger gemacht hätte. Die Bem ühung seitens der Stadtverwaltung, eine B ebauung des Geländes am Friedhofweg zu hindern, w ar vergeblich. Obgleich nämlich dieser von der S tad t als Eigentum erworbene Weg nicht m it ändern als land­ wirtschaftlichen oder dem Friedhofverkehr dienenden Fuhrwerken befahren werden durfte, eine M itw irkung bei der Herstellung von Entwässerungsanlagen für das fragliche Gelände vonseiten des S tad trats verweigert, gegen die Genehmigung dort zu errichtender Neubauten Einspruch erhoben und den dort sich airsiedelnden F a ­ milien die städtischen Schulen gesperrt w urden, so Hat dies alles die bauliche Entwickelung nicht abgeschnitten, sondern nur wenig aufgehalten, ein Fingerzeig, daß derselben ein wirkliches B edürfnis zu Grunde liegen müsse. A m wünschenswertesten für beide Teile wäre eine v o l l s t ä n ­ d i ge B e r e i n i g u n g R intheim s m it K arlsruhe gewesen. Dieselbe bot aber wegen der den B ürgern und Hausbesitzern von Rintheim zustehenden bsolzberechtigungen besondere Schwierigkeiten rechtlicher N a tu r ; auch hätte sie, da hiezu ein Akt der Gesetzgebung erfor­ derlich ist, nicht so frühzeitig ausgeführt werden können, a ls es die Verhältnisse dringend verlangen. E s wurde daher m it der Rintheimer Gemeindebehörde ein V ertrag wegen einer teilweisen Gem arkungsabtretung abgeschlossen, wonach die S tad t K arlsruhe 90 000 ZIT. an Geldvergütung zahlt, die Bewohner Rintheim s vom städtischen Pflastergeld befreit werden, außerdem die Vergün­ stigung erhalten, daß von denselben kein höheres Schulgeld erhoben wird, wenn sie Kinder in die städtischen Schulen schicken, a ls von den Bewohnern K arlsruhes zu zahlen ist, ferner hat der S tad tra t sich verpflichtet, die gänzliche Vereinigung der Gemeinde Rintheim mit K arlsruhe nach Kräften zu befürworten, sobald solche von deick Einwohnern Rintheim s gewünscht wird. Die rasche und stetige Weiterentwicklung des städtischen Weich­ bildes führt naturgem äß eine ununterbrochene Erw eiterung der städtischen Anlagen seitens der Gemeinde im Gefolge. So wurde unseren Bürgerausschußmitgliedern am 2 . M a i Veranlassung ge­ geben , eine eingehende Darstellung des G a s - und Wasserwerk d ire k to rs 'R e ic h a rd wegen Erw eiterung und Verbesserung unseres städtischen Wasserwerks zu hören. A n der p a n d von Plänen und Skizzen wurde gezeigt, daß gegenüber dem W achstum des S tad t­ um fanges die vorhandenen Einrichtungen des Wasserwerks nicht mehr genügen und auf mehrere dringend gewordene Aufgaben (Erweiterung der Pum pstation nebst Errichtung zweier G asm oto ­ ren, Errichtung eines weiteren B runnens, eines pochrefervoirs mit Anlagen südlich des Tiergartens und in Verbindung dam it A u s­ hub bezw. Verbesserung der beiden Seen im S tadt- und Tiergarten, A usdehnung des Rohrstranges nach der Weststadt einschl. M ühl bürg) hingewiesen, deren A ufw and allerdings ca. 5^0 000 M . beansprucht. Von besonderer Wichtigkeit für die soeben erwähnten, wie für eine Reihe anderer städtischer Angelegenheiten w ar die Bürger- ausschußsitzung vom ( 8. J u l i . Nicht weniger a ls ( 8, meist her­ vorragend wichtige Gegenstände wurden, nachdem vom geschäfts­ leitenden Vorstand der Stadtverordneten in 2 vorhergehenden Sitzungen eine V orprüfung und B eratung stattgefunden, in 2 1/2stün= diger Sitzung erledigt. Unter anderem knüpfte sich eine eingehende Besprechung an die S t r a ß e n - u n d K a n a l b a u k o s t e n , in welcher Beziehung eine Änderung des S traßen- und Baufluchtengesetzes von (868 a ls wünschenswert bezeichnet wurde. Der A ntrag auf Ankauf einiger Liegenschaften behufs A us­ baues des K r a n k e n h a u s e s führte zu einer weiteren Erw ägung über die F rage einer vollständigen Verlegung des Krankenhauses durch Errichtung eines N e u b a u e s . Über die Anschauungen der in dieser Angelegenheit besonders berufenen ärztlichen (Oberleitung des Krankenhauses geben w ir unten bei Besprechung des Kranken­ wesens N äheres. I m Schöße des Bürgerausschusses waren" die Ansichten geteilt; für die nächste Zeit schien eine Erweiterung des bestehenden G ebäudes, wozu die Bauplätze seit den letzten 4 J a h re n 220 000 M . kosteten, a ls ausreichend. Der p la n einer Ncuanlage des obengenannten Wasser- und Hochreservoirs, die als ebenso praktisch und originell wie ver­ hältnism äßig wohlseil (540000 21c.) anerkannt w urde, fand fast einstimmige Annahme (87 gegen \ S tim m e); nach Beschluß der Versammlung wird die A usführung einem Unternehmer übertra­ gen, der für die Solidität seiner 2lrbeit auf sO J a h re G arantie bietet. * Längst w ar das Projekt einer Verbindung der H ardtorte mit der Stadt K arlsruhe durch eine S t r a ß e n d a m p f b a h n in der Schwebe und wurde von den beteiligten Kreisen lebhaft erörtert. I n einer am ss . F ebruar 1885 zu Hagsseld abgehaltenen, zahlreich besuchten Versammlung wurde das Projekt erstmals öffentlich besprochen. (Es wurde aus Hagsfelder B ürgern ein Konnte gebildet und beauftragt, die Sache weiter zu fördern. D a s­ selbe befaßte sich zunächst m it Untersuchungen d a rü b e r, ob der Verkehr zwischen den Hardtorten einerseits und K arlsruhe ander­ seits hinreichend groß sei, um eine S traßenbahn zu unterhalten, und kam dabei zu einem bejahenden Resultate. A m 8 . November 1,885 fand eine zweite V ersam m lung zu Hagsseld statt, zu welcher Vertreter aller beteiligten Gem einden, einschließlich der S tad t K arlsruhe, eingeladen w aren ; auch das Großherzogliche Bezirks­ am t w ar durch den G beram tm ann v. B o d m a n vertreten. Die Ergebnisse der von dem Hagsfelder K onnte veranstalteten E rhe­ bungen wurden mitgeteilt und die folgende E rörterung zeigte E in ­ mütigkeit darüber, daß die Herstellung einer Straßenbahnverbin- dung m it K arlsruhe für die Gemeinden der östlichen H ardt von größtem Nutzen sei und daß auch die R entabilität eines solchen Unternehmens bei zweckmäßiger A usführung desselben wohl gehofft werden dürfe. 2Uan hatte dabei eine norm alspurige B ah n im Auge (1,455 m Spurw eite), wie solche zwischen K arlsruhe und Durlach angelegt ist. Die Versam m lung erweiterte das seither thätige Konnte durch Zuzug von Vertretern der Gemeinden R in t­ heim, Blankenloch, Büchig, S taffo rt, Friedrichsthal und Spöck; zum Vorsitzenden wurde der Abgeordnete K . A . S c h n e i d e r hier gewählt. Z u m vornherein w ar klar, daß die in 2lussicht genommene B ah n , wenn sie ihren Zweck erfüllen sollte, ihren A nfang mög­ lichst nahe bei dem Weichbild der S tad t K arlsruhe, also ungefähr — W — beim Durlacherthor nehmen müsse. U m von hier aus in einiger­ maßen gerader Linie nach dem Friedhof und nach Rintheim zu kom m en, ist aber eine Durchschneidung des Großherzoglichen Fasanengartens notwendig und es handelte sich daher zunächst da r um, die Genehmigung des Großherzogs hiezu zu erwirken. Der S tad tra t glaubte das Ixomite um so mehr unterstützen zu müssen, a ls eine direkte Verbindung zwischen Durlacherthor und dem Friedhof auch vom Standpunkte der lokalen Interessen der S tad t im höchsten G rade wünschenswert ist, und beauftragte dem­ gemäß das Wasser- und S traßenbauam t, die erforderlichen P la n ­ skizzen zu fertigen und überhaupt dem Ixomite m it technischem R at an die p an d zu gehen. Durch E rla ß Großherzoglicher General­ intendanz der Großherzoglichen Eivilliste vom 15. Februar s886 wurde die erfreuliche Eröffnung gemacht, daß der Großherzog geneigt sei, die Anlegung einer S traße vom Durlacherthor durch den Großherzoglichen Rüchen- und Fasanengarten in der Richtung nach dem Friedhof zu genehmigen, und zu diesem Zwecke das nötige Gelände unter den feiner Zeit noch näher festzustellenden Bedin­ gungen abzutreten. Ferner gestattete der Großherzog die Vornahme der nötigen technischen Untersuchungen an © rt und Stelle. Der S tad tra t legte sodann der Großherzoglichen Generalintendanz Pläne über fragliche S traße m it dem E n tw urf einer Vereinbarung über deren A usführung vor. D a es manche Vorteile zu bieten schien, den Betrieb der S traßendam pfbahn nach den pardtorten und jenen der hiesigen Straßenbahnen in eine p a n d zu geben, wurden Verhandlungen m it der Direktion der Vereinigten K arlsruhe - UTühlburger und Durlacher Pferde- und Dampfbahn-Gesellschaft angeknüpft, deren Fortsetzung jedoch daran scheiterte, daß die Gesellschaft den B ah n ­ bau von einer Verlängerung ihrer auf die hiesigen Bahnen bezüg­ lichen Konzession abhängig machte, welche zu erwirken weder das Komite noch die Gemeindebehörde in der Lage waren. A uf Ansuchen des Kom itee wurde Ingen ieur S chücf vom S tad tra t dam it b e trau t, einen vorläufigen P la n über die Rich­ tung der B ahnlinie m it summarischem Kostenüberschlag aus­ zuarbeiten, wobei im m er noch ein norm alspuriger B a u ins Auge gefaßt w ar. I n einem ausführlichen Gutachten wies jedoch — u — 5 d? iicf überzeugend nach, daß eine solche Anlage wegen der dam it verbundenen bedeutenden kserstellungs- und Betriebskosten feine sichere Aussicht auf R entabilität darbiete, die letztere aber m it Bestimmtheit erwartet werden dürfe, wenn die B ah n schmalspurig und zwar mit 0,75 m Spurweite ausgeführt werde. I n den Verhandlungen über das projektierte Unternehmen wurde lebhaft erörtert, welcher Endpunkt für die B ah n zunächst in Aussicht zu nehmen sei. Die Vertreter der Gemeinden der untern lsardt wünschten natürlich , daß sie möglichst weit nach Norden geführt werde. A uf der ändern Seite wurde die Befürch­ tung ausgesprochen, daß für eine so ausgedehnte und darum teuere Anlage ein Unternehmer kaum gewonnen werden dürfte, daß es daher besser sei, die B ah n zunächst nur bis kfagsfeld, höchstens b is Blankenloch zu bauen und es der Zukunft zu überlasten, ob deren weitere Fortsetzung ermöglicht werden könne. N u t der lü a h l des schmalspurigen Systems sind jedoch die Bedenken hinfällig gewor­ den, welche sich an die Fortführung der B ah n bis Spöck knüpften und es darf wohl gehofft werden, einen Unternehmer für diese ganze Linie zu finden. Die B ah n würde dann eine Länge von ungefähr 15 km erhalten. E s würde dadurch ein Verkehrsband zwischen der S tad t K arlsruhe und einem Landbezirk geknüpft werden, der im ganzen 9062 Einwohner zählt und noch zudem einen beliebten A usflugs­ ort für die Städter (Stutenfee) darbietet. Der S tad tra t hat vor kurzem eine Kommission, bestehend au s den Herren S tad tra t H offm ann, Herrn Ingen ieu r Schlief und Bürgermeister Schnetzler, beauftragt, von den Einrichtungen und dem Betriebe der etwa ebensolangen und ebenfalls schmalspurigen von Liestal in der Schweiz nach W aldenburg führenden B ah n an V rt und Stelle Einsicht zu nehmen; a ls Vertreter des G roßher­ zoglichen Bezirksamts schloß sich G beram tm ann v. B odm an an. Die Genannten gewannen sämtlich die Überzeugung, daß eine B ahn von 0,75 m Spurweite den Verkehrsbedürfnissen der östlichen H ardt sowohl bezüglich der jflersonen- a ls der Güterbeförderung vollständig entspricht und daß nach aller Voraussicht die E in ­ nahmen dieser B ah n größer, die Betriebskosten dagegen geringer sein müßten, a ls es bei der lValdenburger B ah n der F a ll ist. E s handelte sich nun zunächst d a r u m , genaue P läne und Kostenvoranschläge aufzustellen, um einerseits eine sichere G rund­ lage für die Rentabilitätsberechnung zu gewinnen und andrerseits das M a te ria l zu beschaffen, welches bei Einreichung eines Gesuchs um Konzessionierung des B ahnbaues (vergl. § . 29 des S trafen- gcsetzcs vom i f . J u n i {88^ und § . 20 der Strafenpolizeiordnung vom \2 . M a i f882) erforderlich ist. F ü r K arlsruhe kommt in Betracht, d a f die B ah n den weit entlegenen Friedhof m it der S tad t verbindet. Schon lange geht das Bestreben des S tad tra ts dahin, die Leichenfeierlichkeiten in die hiezu bestimmten A nlagen des neuen Friedhofs zu verlegen, und die bisher üblichen, vom Trauerhause aus stattfindendcn Leichen­ begängnisse zu beseitigen. E ine bequeme Verbindung mit dem Friedhof wird das letzte Hindernis w egräum en, welches der er­ strebten Verbesserung bisher im Wege stand. E in Pauptvorteil aber — und dies wurde auch in der Sitzung am f 8. J u l i besonders betont, — besteht darin, d a f die A rbeits­ kräfte auch weiter entlegener M rte für die S tad t nutzbar gemacht werden können, ohne d a f die Arbeiter deshalb dem Wohnsitze in ihren £)cimatsorten völlig entzogen werden. Dadurch, d a f man von der ursprünglich in Aussicht genommenen, sehr kostspieligen Herstellung der B ah n m it Norm albetrieb abkam und zu dem Schmalspursystem überging, w ar auch die Frage der Rentabilität bedenklichen Schwierigkeiten enthoben und es wurde ein Kredit von 4300 M . zur Fertigung der Vorarbeiten zur E rbauung einer schmalspurigen B ah n über p ag sfe ld , Blankenloch, Friedrichsthal nach Spöck bewilligt. Endlich wurde auch der Wunsch ausgesprochen, d a f ein Finanzplan für die S tad t ausgearbeitet und alles leicht Verschieb­ bare in den nächsten J a h re n nicht auf die Tagesordnung gesetzt werden möge. Über die f i n a n z i e l l e Lage der S tad t geben w ir auf G rund des städtischen Rechenschaftsberichts folgende, das allgemeine I n ­ teresse unserer Leser berührende, hauptsächliche Daten. Nach dem E ntw urf des Gemeindevoranschlags vom Jahre — 15 — 1887 betrug der ungedeckte A ufw and 610057 ZU. (1885: 4;13 186 ZIT.; 1886: ^9 2 342 ZIT.), der durch Um lagen zu bestreiten w ar. Dieselben erfuhren eine kleine E rhöhung und zwar kamen auf 100 ZTT. des G rund- und päusersteuerkapitals 50 P f. (bisher 2 \ P f .) , des Gewcrbesteuerkapitals 50 P f . (bisher 2<f p f .), der Einkommensteueranschläge 90 p f . (bisher 72 P f .) , des K apita l- rentensteuerkapitals 8,8 P f . (bisher 7,2 Pf.). Die notwendig gewordene E rhöhung rührt zunächst von der veränderten staatlichen Gesetzgebung her, die mehrfachen Erleich­ terungen auch für einige größere hiesige Anstalten m it bedeutenden Steuerkapitalien gewährt. Ferner ist zu bedenken, daß der Zuschuß der Stadtkaffe zur A rm en-V erw altung feit 6 J a h re n allm ählig von 106 000 ZU. auf 150 000 ZIT. jährlich angewachsen ist. Die ZUarauer B ah n verspricht etwa 10000 ZIT., das G asw erk eben­ falls etwa 10 000 ZU. (wegen des Sinkens der Thecrpreifc) weniger Überschuß. Außerdem veranlaßt die Krankenversicherung der A r­ beiter und Dienstboten jährlich für die Stadtkaffe etwa 10000 ZU. besonderen Kostenaufwand. Im m erh in aber hat unsere S tad t trotz der eingetretenen U m ­ lageerhöhung von allen größeren Städten des Landes.w ie bisher die n i e de r s t e U m lage, wie die folgende Zusammenstellung zeigt. O r t . E rh e b u n g v o n fe z o o H I.K a p ita lie n der Ungedeckter G em eiude- a u fw a n d . m. G rund- und H äuser­ steuer. Pf- G ew erb e ­ steuer. pf. E inkom ­ m ensteuer- anschläge. m . K a p ita l­ ren ten ­ steuer. pf- K o n s ta n z ............................... 8 l 8Z 2.43 8,8 2 4 9 (56 H e i d e l b e r g ......................... 44 44 (.32 8,8 394 14 : B a d e n ..................................... 45 45 (.3 5 8,8 208 550 B r u c h s a l ............................... 40 40 V20 8,8 (05 ( ( ( M a n n h e i m ......................... 34 34 (.02 8,8 ( 0 (6 600 F r e i b u r g ............................... 35 35 (.05 8,8 433 429 P fo rzh e im ............................... 37 37 ( -( ( 8,8 249 ( (6 K arlsruhe................... 30 30 0.90 0,8 610 057 Trotzdem der Umlageforderungszettel zu den wenigst angeneh­ men Zusendungen gehört, so wußte die städtische Kassenverwaltung diesen letzteren doch die harmloseste F orm zu geben. Seit ZTtitte des J a h re s wird nämlich der Forderungszettel den K arlsruher — H — E in w o h n e r n in e in e m geschlossenen L o u v e r t v o m zierlichsten B r i e f ­ f o r m a t zu g es te llt , d a s in e in e m o v a le n A u s s c h n it t die N a m e n s ­ a u fs c h r if t d e s in lie g e n d e n Z e t te l s erblicken l ä ß t , w o d u rc h der E m p f ä n g e r v o r u n b e ru fe n e n E in b lic k e n N e u g ie r ig e r geschützt ist. N a c h d e m R e ch e n sc h a ftsb e r ich t fü r d a s J a h r ̂8 8 7 b e tru g e n d ie M r t s c h a f t s e i n n a h m e n d e s J a h r e s 2 2 4 ^ f ö f N I . , g eg en ü b er d e m V o r a n s c h la g e in 211 e h r v o n 2 s s 4s50 211. D ie I V i r t s c h a f t s a u s g a b e n h a b e n sich a u f 2 0 5 ^ 5 l 7 211. b eziffert u n d ü b e rsc h rit te n den V o ra n s c h la g u m n u r \ 8 5 6 211. V o n d en 2 V i r t s c h a f t s e i n n a h m e n e n tfa lle n a u f : die R heinbahn nach M a x a u ....................... (66 475 HI. — 7,4 Proz., das W asserwerk * ) ...............................................(4 6 0 4 2 „ = 6,5 „ das G asw erk * * ) ............................................... 372 70( „ = (6,6 „ die V erbrauchssteuern......................................... 235 295 „ = (0,5 „ Zuschuß au s der S p a r- und Pfandleihkaffe ( ( 2 346 „ — 5,0 „ die U m l a g e .................................. 6 4 4 2 9 0 „ ----- 28,7 „ alle sonstigen E i n n a h m e n ............................. 566 982 M. — 25,3 Proz. D a g e g e n tre ffen v o n den A u s g a b e n a u f : die S c h u l e n ...........................................................396 809 M . ----- ( 9,5 Proz., A rm en- und K rankenpflege............................. (99 (56 „ — 9,8 U nterhaltung der S traß en re............................(84 ((3 „ — 9,( Schuldentilgung und Verzinsung . . . . 709 860 „ — 34,9 G e m ein d ev e rw a ltu n g ......................................... 2(3 656 „ — (0,5 Die übrigen P o s i t i o n e n ................................... 3 3 0 9 2 3 „ — ( 6,2 *) B e im städtischen W a s s e r w e r k betrug (887 der G esam tw asser­ verbrauch 2 ( Z ( 8-(2 R ubikm . gegen 2 0 6 0 2 5 ( K iib tfm . des J a h r e s (886. D ie stärkste T a g e sa b g a b e betrug (2 573 K u b tfm ., die schwächste 2 789 Rubikm . Z u öffentlichen Zw ecken, S tra ß o n g ic ß e n , F o n tä n e n u. s. w . w urden 454 424 R ubikm . abgegeben. E n d e (887 betrug die L änge des ffaux tröhrennetzes 63 325,37 M e te r , die Z a h l der öffentlichen B ru n n e n 5 6 , der F eu e rh ah n cn 366, der F o n tä n e n 7 . **) J i n städtischen G a s w e r k w u rd en vom ( . M a i ( 8 8 6 b is 30 . A pril (887 4 ( 4 9 065 R ubikm . G a s erzeugt gegen 3 9 4 ( 6 3 0 R ubikm . iin J a h r (8 8 5 /8 6 . A bgegeben w u rd en fü r öffentliche B e leuch tung 4 9 0 4 3 t Rubikm ., fü r P riv a tb e le u ch tu n g 3 0 47 775 R ubikm . D ie Z a h l der öffentlichen L a te rn en ­ flam m en b etrug ( 4 6 5 ; G asm esser w a re n am 3 0 . A p ril (887 3528 ausgestellt u n d die L änge der k saup tle itung betrug a n dem selben T a g e 5 ( 233,37 M eter. — f5 — Die M ehreinnahm en des J a h re s \ 887 ermöglichten cs , für ^888 den gleichen Umlagefuß beizubehalten. Die Anlehensschulden der S tad t betrugen Ende des J a h re s f8 8 7 : f f 7 6 6^00 M .; davon sollen im laufenden J a h re ( f 888) getilgt werden 52g 600 211, so daß Ende f 888 die Restanlehens- schuld noch f f 4f5G 800 211 betragen wird. Die verzinslich angelegten Anlehensbestände betrugen auf I a h - resschluß f 887: f f S Of Gö 211, welche Sum m e aber bereits für die bereits begonnenen und vom Bürgerausschuß genehmigten Unternehmungen unzulänglich ist, so daß im J a h re f 889 d l Aufnahme eines weiteren Anlehens nötig fallen wird. D as reine Vermögen der S tad t betrug Ende f 887 : 828 228 211, worunter aber verschiedene noch nicht sertiggestellte B auten nicht mitbegriffxn sind. Auch sind dabei die Gebäulichkeiten nur mit dem verhältnism äßig sehr niederen Brandversicherungs­ anschlag und die gewerblichen Anlagen, städtischen Betriebsanstal­ ten nur m it den Erstellungskosten ausgenommen. Letztere sind bedeutend niedriger a ls die nach dem Reinertrag sich ergebenden Hprozentigcn lvertanschläge, wie aus folgender Zusammenstellung zu ersehen: w c rta n sc h la g nach dem L rste llungskosten : R e in e r t r a g : R hoineisenbahn . . . . \ 278 8 4 5 4 5 I t i. 4 457 500 HT, W a s s e r w e r k .........................( 833 04 4 .8 7 „ 3 2 2 ( (2 5 „ G a s w e r k ............................... ; 9 0 7 0 7 ; .6 7 „_________ 7 7 0 ; 0 2 5 , 5 0 ( 8 9 6 V 69 n t . [5 379 650 ITI. 2 . I n der G e m e i n d e v e r w a l t u n g sind nu r wenige Ander- ungen zu berichten. I n der Bürgerausschußsitzung vom 7. M ärz wurde A m ts- revident J o s e f A m m a n n von Bellingen zum städtischen Ver- rcchner ernannt und m it der Führung und Verrechnung der Rassen des Schlacht- und Viehhofes sowie der Verbrauchssteuerkasse be­ traut. Ferner wurden der städtische Rechnungsrat G e o r g Beck, Kassier W i l h e l m S a c h s , Sekretär I V ü r g e s und Registrator K a r l Z i e g l e r mit Ruhegehaltsberechtigung angestellt. T— S e i der außerordentlich lebhaften hiesigen Bauthätigkeit mußte es längst fühlbar werden, daß die behördliche P rüfung der B a u ­ projekte und die Überwachung der planm äßigen Bauausführungen m it der seitherigen (Organisation nicht mehr durchführbar ist. D aher wurde das A m t eines G rtsb au ra ts , m it welchem die^prü- fung der B aupläne und die Erstattung von bautechnischen G u t­ achten verbunden ist, dem Architekten T h e o d o r A r m b r u s t er von (Dffenburg übertragen. I m BXärz fand die W ahl von 4%8 nach der Städteordnung aus ihrem Amte austretenden Stadtverordneten statt. A m 13. A pril wurden die bisher dem S tad tra t angehörigen 11 Herren: M . B ö c k h , A . D e s e p t e , F. XD. D ö r i n g , ID. E n g e l h a r d t , F r . G a n s e r , £. A a u t t , £. ZHc c ß , I . N a ­ g e l , XD. S p e m a n n , X)- V i e r o r d t , G. X D i d m a n n wieder­ gewählt. Z u M itgliedern des geschäftsleitenden Vorstandes der Stadtverordneten: A . A . S c h n e i d e r a ls (Dbmann, £. S c h w i n d ! a ls Stellvertreter des V b m an n s, A . D e n g l e r , E . F i e s e r , A. H e i d e n r e i ch , XD. S c h u s s e l e , £. XValtz. Der a ls Sekretär beim S tad tra t beschäftigte Referendär G r o s c h erhielt im £aufe des J a h re s (Jun i) die Stellvertretung für den Standesbeam ten in Bezug auf die £eitung und Beurkun­ dung der Eheschließungen. o . Über die T h ä t i g k e i t d e r G e m e i n d e k o l l e g i e n sei fol­ gendes bemerkt: I m J a h r e ( 8 8 7 h i e l t d e r S t a d t r a t 58 S itzungen ((8 8 6 6 ( ) ab . D e r B ü r g e r a u s s c h u ß h a tte 3 S itzungen und erledigte d a rin 29 G e ­ genstände ( (8 8 6 7 S itzungen m it 33 G egenständen). D ie verschiedenen städtischen K om m issionen h a tte n zusam m en 2 ( 3 S itzun­ gen, d a ru n te r die D e rm ö g e n sz e u g n isk a m m iss ia n .................................... 26, die B a u k o m m is s io n ...................................................................55, der A r m e n r a t ............................................................................... 24 , die K rankenhauskom m ission . . ................................. ( ( , die Schulkom m ission . .v .........................................................9 , der V r t s g e s u n d h e i t s r a t ............................................. u , die K rankenversicherungskom m ission ........................6, die S ta d tg a r te n k o m m is s io n .......................................... 6, die G a s - und W asserw erkskom m ission . . . . 9 , der V e rw a ltu n g s ra t der städt. S p a r - u n d p f a n d - leihkasse............................................................................. ( 5, der v e rw altu n g sra t der städt. Hypothekenbank . 8. D er gesam te G eldverkehr b e trug bei den u n te r V e rw a ltu n g des S ta d t ­ rechners stehenden blassen 22 0 * 8 0 0 0 ITT., bei den dem A rm enkassenverrechner unterstehenden blassen \ 653 7 ^ JH. 86 p s t , bei der S p a r - und P fa n d » leihkasse einschließlich Schulsparkasse und H ypothekenbank 8 350 000 JH. B e im B ü rg e rm e iste ram t w a re n n T57 Livilprozesse a n h ä n g ig , w ovon a u f gewerbliche S tre itigkeiten (77 en tfa llen . V on den L ivilrechtsstreitigkeiten w u rd en e rled ig t: V durch das Bürgerm eisteram t durch V e r u r t e i l u n g ............................................................. 604, . durch A bw eisung ..............................................................(04 , durch v e r g le ic h e ................................................................. 2 ( 0 , durch Verzicht auf die K l a g e ................................... 6 2 ; 2. durch das gewerbliche Schiedsgericht: durch V e ru r te ilu n g ........................................ 62 , durch A b w e i s u n g ......................................................................55, durch V e r g le ic h ........................................................................... 30, durch Verzicht auf die K l a g e ................................... 2 \. Z a h lu n g sb e feh le w u rd en erlassen 2655, V ollstreckungsbefehle 843 , w id er­ sprochen w u rd en 3 9 3 Z ah lu n g sb e feh le *)• Sühneversuche fan d en sta tt 2 4 5 , bei 7 ( g e lang die S ü h n e , bei (73 m iß ­ la n g sie, ein F a ll w u rd e fü r beruhend erk lä rt, außerdem kam en 7 S ü h n e v e r ­ suche in F orderungssachen vor. *) W ir fügen h ie r noch die durch d as hiesige A m tsgerich t in den J a h r e n ( 8 8 2 — ( 8 8 7 erlassenen Z a h lu n g ? - und vo llstreckungsbefeh le, die v e r la n g te n und vollzogenen F a h rn isp fä n d u n g e n , K onkurse u. s. w . an . Erlassene vo llstre- v o ll- zogene L röff- 2lu f ge­ n o m m en e Z ah lu n g s- ckungs- F a h rn isp fä n d u n g e n . schafts-vollftreck- K on­ kurse. W echsel­ proteste. ( 8 8 2 . . « e fe q ie , . . 4 0 2 7 ( 4 0 2 2 9 2 3 ( 5 6 ungen . ( 0 0 ( 3 ( 3 6 0 ( 8 8 3 . . - - 3 6 ( 4 ( ( 9 ( 3 5 4 3 ( 9 1 7 ( 2 7 ( 7 ( 8 ( 8 8 4 - - . . 3 3 5 ( ( 0 2 5 3 6 6 6 ( 4 0 S ( 2 ( ( 3 ( 5 ( 8 8 5 . . . . 3 ( 0 3 ( 0 ( 4 3 6 8 0 2 0 7 2 3 2 6 ( ( 8 ( ( 8 8 6 . . . . 3 0 4 2 ( 0 5 2 3 8 9 2 2 0 4 ( 5 ( 8 ( 4 6 6 ( 8 8 7 . . - - 3 ( ( 5 9 7 9 4 8 ( 5 2 3 7 3 6 ( 9 ( 6 9 ( \8 - P o m G r t s g e f u n d h e i t s r a t wurden folgende W arnungen gegen die in den öffentlichen B lättern angezeigten lfeilinittelfchwin M eten erlassen: V gegen d a s „bfexenschußpflaster" e ines gewissen A d o l f S t e i n e r in H a m b u rg ; 2. gegen d a s D r . V i d t i n a n n f c h e p u r g a t i f gegen ß äm o rrb o ib en , L eberleiden rc .; 3 . gegen G . S e i f e r t s „e ig en artig p rä p a rie rte Schafw olle a ls au g en ­ blicklich gegen G ich t w irkendes M itte l" ; 4 . gegen d a s in 6 S prachen an g ep rie se n e , „selbst in den schwersten F ä lle n der Schwindsucht w irkende p u lv e r gegen A sthm a" eines gewissen £j. <£ 16 r y in M a rs e il le ; 5 . gegen die von einem A d o l f W i n t e r in S te t t in a ls „sicherste bsilfe gegen G icht und R h e u m a tis m u s" angepriesenen „verbesserten G ich t-A p p ara te" ; 6 . gegen d a s so ziemlich fü r a lle K ran k h e iten angeblich w u n d e r w ir ­ kende kseilm ittel „ W a r n e r s S a f e C u r e " der F irm a 8 . 8 . W a r ­ n e r & E i e . in F ra n k fu r t a . M . ; 7 . gegen d a s „ I n d i a n - p f l a s t e r " des A pothekers I . S c h r ä d e r in F e u e rb a c h -S tu ttg a r t ; 8 . gegen d a s a ls „erfolgreiches U n iversa l-M ed ikam en t gegen G icht und R h e u m a tis m u s " angexriesene M itte l „ k s ä m a t o n " des A pothekers b f a r t z e m a in A m sterdam ; 9 . gegen d a s in Z e itu n g e n a ls P rofessor D r. L i e b e r s „N erv en - K ra f t-E lix ir" „ fü r a l le , selbst die hartnäckigsten N erven le iden" a n ­ gepriesene H e ilm itte l; ( 0 . gegen die „p a ten tie r ten , vervollkom m ncten , künstlichen D h rtro m m eln " e in es gewissen I . 8 . N i c h o l s o n in B e r l i n ; tV gegen den S pezialisten K a r r e r - G a l l a t t i in G la ru s , der T runk­ sucht „m it und ohne W issen" bese itig t; z 2 . gegen die „ S a n j a n a - k s e i l m e t h o d e " der S a n j a n a - E o m - p a g n i e zu E g h a m in E n g la n d ; t3 . gegen d a s von den G e b rü d e r A l b e r t und E m i l Z e n k n e r in B e r l in gegen L ungen le iden angexriesene B e ilm itte l „ A m erican con- su m p tio n C u re “ ; XU. gegen d a s h ie r verk au fte angebliche M itte l gegen A s th m a , B ro n ­ chitis ic . „H im ro d s C u re “ ; \ 5 . gegen die von einem gewissen B r e m i c k e r in G la r u s angepriesenen H e ilm itte l; t s . gegen d a s von dem A . E r n e r a u s W a rn sd o rf in B öhm en an g e ­ priesene „billige H a u sm itte l gegen B la se n k a ta rrh " . — 19 — Hinsichtlich des s t ä d t i s c h e n L a b o r a t o r i u m s ist auf Anregung des M inisterium s des In n e rn eine Änderung be­ schlossen worden, insofern m it der chemischen Untersuchungsstation der technischen Hochschule ein V ertrag abgeschlossen wurde, wonach dieser Station die V ornahm e der durch die Drtspolizeibehördc angeordneten chemischen Untersuchungen gegen eine jährliche P a u ­ schalvergütung übertragen wurde. M it dem J a h r \888 geht daher das s t äd t i s che Laboratorium ein. Die von letzterem im Ja h re s 887 vorgenommenen Untersuchungen umfassen 59! Fälle, davon wurden 3q (darunter 26 m al bei Milch) beanstandet. D as städtische A rc h iv erfuhr auch im vergangenen J a h re eine große Bereicherung. Von allen Seiten der Einwohnerschaft liefen Beiträge zum Teil sehr seltener und wertvoller A rt ein, so daß die derzeitigen Räumlichkeiten im Rathause bereits nicht mehr ausreichend sind. Vonseiten der Archivkommission wurden folgende E rinner­ ungstafeln angebracht: V K aiserstraße 2 0 9 , S an d ste in ta fe l m it der I n s c h r i f t : „Ester stand b is d a s M ü h lb u rg e r T h o r" . 2 . K ronenstraße 5 8 , eben fa lls S an d ste in ta fe l: „Ester stand b is (8 5 q d as 1779 erbau te R ü p p u rre r T h o r" . F e rn e r w urden dem F re ih e rrn v. D r a i s (geb. in K a r ls ru h e am 2 9 . A p ril 1 7 8 5 , h ier gestorben am 10 . D ezem ber 1 8 5 1 ) a ls „E rfin d e r des F a h r ra d s " vom B icycle-K lub am Esaufe Esebelstraße q , a ls „ E rfin d e r des Z w e ira d s " vom R a d fa h re rv e re in am Rondellplatz (K arlfried richstraße 2 2 ) E r in n e ru n g s ­ ta fe ln angebracht. Besonders ging das Bestreben der Archiv-Aommission da­ h in, eine Sam m lung von P o rtra its (Stiche oder Photographien) hervorragender, durch ihre Wirksamkeit in unserer S tad t bedeu­ tender M änner anzulegen, wozu deren Angehörige und Nach­ kommen in bereitwilligster Weise Zuwendungen machten. Nach den bisherigen Anfängen verspricht diese Sam m lung eine ebenso reiche als für das geschichtliche Interesse höchst wertvolle zu werden. D as mehr und mehr anwachsende archivalische M ateria l, Akten, P län e , Skizzen, handschriftliche Aufzeichnungen, Fahnen, Uniformen :c. nebst der hauptsächlich auf die Geschichte der S tad t 2 * und des Landes bezüglichen Bibliothek sind z. Z t. im 5. Stocke des R athauses notdürftig untergebracht, hoffentlich ist die Zeit nicht fern, die Benützung des Archivs durch Beschaffung genügen­ der Räumlichkeiten dem allgemeinen Publikum möglich zu m'achen. U m einstweilen dem städtischen Publikum einen Einblick in die Schätze des Archivs zu geben, wurde eine A r c h i v a u s s t c l l u n g veranstaltet, über welche w ir unten unter „Ausstellungen" näheres berichten. I m Laufe des J a h re s erschien auch in einzelnen Lieferungen eine „Geschichte der S tad t K arlsruhe" im Verlage von Wacklot. Professor G . F e c h t hat das ihm übertragene Geschichts­ werk auf Weihnachten fertig gestellt. Die Schwierigkeiten der erstmaligen systematischen geschichtlichen Darstellung einer so rasch von kleinen Verhältnissen aufgeblühten S tad t mit ihren für Hof und E inw ohnerschaft, S ta a t , G em einde, K irche, Schule, politi­ sches und soziales Gebiet bedeutungsvollen Erscheinungen mußten sich bei der A usarbeitung um so mehr geltend machen, a ls eigent­ liche Vorarbeiten sogut wie gar nicht Vorlagen. D as 60^ Seiten umfassende Werk bietet eine W enge M ateria l und wird für jede künftige A rbeit wertvolle Bausteine liefern. III. Bauliche Entwicklung der Stadt. v J a h r H 887 brachte, wie bereits erw ähnt, wiederum re Vergrößerung des G em arkungsunifangs der S tadt, indem ein Teil des R i n t h e i m er Geländes von 29,08 h a nach Genehmigung des Staatsm inisterium s vom 4 . Juni in den Besitz K arlsruhes überging. Die Vergütungssumme an die Gemeinde Rintheim betrug 90 000 M . Strafenneubauten kamen in umfangreichem M aß e zur A u s­ führung : \ . Die zu (Ehren des Komponisten L a c h n e r benannte S traße, östlich der Ostendstraße, wurde durch Beschluß vorn 2 . J u n i 1887 genehmigt. F ü r den B au dieser S traße waren 9149 B t. bewilligt. Der S traßenbau begann den s6 . Ju li s887 , die Vollendung fällt in das J a h r f 888 . 2 . Die Herstellung der Hirschstraße zwischen Gartenstraße und Rheinbahnstraße wurde durch den Bürgerausschuß vom 24 . F u n i s887 m it einem A ufw and von 5 6 2 5 5 M . genehmigt. Der S traßenbau begann am s7. Dezember und wurde im F ah r 1888 beendigt. 3 . Die ebenfalls durch den Bürgerausschuß am 24 . F u n i s887 genehmigte Herstellung der Kurvenstraße m it einem Auf? wand von 25 372 M . wurde im August begonnen, die Beendigung fällt voraussichtlich in das J a h r f889. 22 — 4. Die Verlängerung der A arlstraße südlich der Verbindungs­ b ah n , auch in obiger Bürgerausschußsitzung mit einem A ufw and von 12 135 M . genehmigt, wurde im Gktober s887 begonnen und im J a h r 1888 beendigt. 5. U m die nämliche Zeit fällt auch die Herstellung der Süd- endstraße, die in der Sitzung des Bürgerausschusses vom 24 . J u n i 1887 m it einem Aufwand von ^0 759 2TL beschlossen wurde. 6. Auch die Herstellung der Parallelstraße zur Beiertheimer Allee wurde, wie die vorhergehenden, in gleicher B ürger­ ausschußsitzung m it 8954 M . genehmigt. Der Beginn dieses S traßenbaues fällt in den M onat Dezember, die Vollendung in das J a h r 1888. 7. M it der, durch den Bürgerausschuß am 18. J u n i 1887 genehmigten Herstellung der M aricnsiraße wurde nicht mehr begonnen. Die Bewilligung hierfür betrug 45 400 M . 8. Die Verlängerung der G arten- und Lessingstraße geneh­ migte der Bürgerausschuß in der Sitzung vom 14. J a ­ n u ar 1887 m it einer Bausum m e von 57 540 M . Begonnen wurde der S traßenbau im A pril 1887, beendet im J a h r 1888. 9 . Die bisher im Privateigentum der Gebrüder Pfeiffer ge­ legene Hildastraße im Stadtteil M ühlburg , übernahm zu­ folge (Eingabe obengenannter vom 14. M ärz 1887 die S tad t a ls M rtsstraße und stellte sie vollständig her. Die Rosten hierfür betrugen 199 M . 70 P f . , welcher Betrag der Stadtkasse von den Gebr. Pfeiffer wieder rückvergütet wurde. Endlich wurde auf Wunsch der Bewohner der Nam e der Q u e r s t r a ß e in „ F a s a n e n s t r a ß e " abgeändert. R analbauten wurden im J a h r 1887 genehmigt: I n der Gartenstraße westlich der M apaubahn kam laut B ü r­ gerausschußbeschluß vom 14. J a n u a r 1887 ein provisorischer K ana l m it Lettendichtung Zur Verlegung. Die Bewilligung hierfür betrug 6 600 M . — 2,ö — 3 m Beiertheimer Stadtteil w aren folgende Straßenkanalisie­ rungen vorgesehen: a . Hirschstraße, zwischen G a r te n - und R h e in b ah n straß e , b . R oonstraße, zwischen fjirfch- u n d K urvenstraße , o. K urvenstraße, zwischen Hirsch- und K arlstraß e , d. K arlstraße, zwischen K u rv e n - u n d S üdendstraße , e. Südendstraße, zwischen K arls traß e und B e ie rth e im e r A llee, f. P a ra lle ls traß e zu r B e ie rth e im er A lle e , zwischen S ü d endstraße u n d K u rv en b ah n , g . B e ie rth e im er A llee, zwischen S ü d en d - u n d G arten straß e . Die Bewilligung hiefür betrug 78 545 ZU. laut B ürgeraus- fchußbcfchluß vom 2 \ . J u n i (887. 3 » i J a h re (887 wurde nur noch der K an a l in der G arten ­ straße fertig gestellt, während die Fertigstellung der übrigen K anäle des Beiertheimer S tadtteils im 3 a hr 1888 erfolgte. Die Gesamtlänge der im 3 a h r ^887 zur Erstellung geneh­ migten K anäle beträgt 20 s 6,66 laufende M eter. 2 . Besonders lebhaft w ar die B a u t h ä t i g k e i t . S t ä d t i s c h e B a u t e n wurden (887 aufgeführt: V E in Dienstwohngebäude (mit B ad) für die Bediensteten des Schlacht- und Biehhofs m it einem A ufw ands von ^0 000 M . Der B au wurde im August begonnen und noch vor W inter im R ohbau vollendet. 2 . E ine Turnhalle im Stadtteil M ü h lb u rg , für welchen iß 800 21T. bewilligt waren. Der im A pril begonnene B au wurde im (Oktober vollendet; die Baukosten betrugen (4 700 M . 5. E in Stockaufbau auf das Schulhaus im Stadtteil M ü h l- burg. Die Arbeiten wurden über die Spätjahrsserien au s­ geführt und der R ohbau auch in dieser Zeit vollendet. Der Aufw and betrug 50 000 M . 4. E in Schulbad im Schulhause Spitalstraße 28. Die Kosten der A usführung betrugen 2 500 2TL Dem Stifter S tad tra t K a r l H o f f m a n n zu E hren wurde eine M arm orta fe l im Schulhause angebracht. — 24 — 5. L in V ergrößerungsbau der Realschule, der 8 Lehrsäle und R aun i für ein Schülerbad um faßt. Die Arbeiten wurden noch vor W inter im R ohbau fertig. F ü r den Aufwand hatte der Bürgerausfchuß 7 s 000 M . bewilligt. 6. E in Schulhausbau in der Leopoldstraße. Derselbe wurde im 3 u l t f 887 begonnen und in diesem J a h re bis zur Stoet- . gurte des 2 . Obergeschosses geführt. Vor dem Schulhnufc ist ein freier Platz m it monumentalem Brunnen in Aussicht genommen. F ü r die Kosten sind 270 000 27T. bewilligt. Alle die erwähnten B auten wurden von Stadtbaumeister S t r i e d e r entworfen und unter dessen Leitung ausgeführt. Die letztjährige Ehronik erwähnte noch die Inangriffnahm e des B aues der neuen p r o t e s t a n t i s c h e n Ki r c h e im B ahnhof­ stadtteil. A m 28. A pril V orm ittags f s U hr fand unter großer Beteiligung die feierliche Grundsteinlegung derselben statt. Die S traßen des Bahnhofstadtteils, besonders der Werderplatz, waren festlich beflaggt. Z u r angegebenen Zeit erschienen der Großherzog und die G roßherzogin, die gerade hier anwesende Kronprinzessin Viktoria von Schweden und Prinz K arl. Nach dem vom Kirchen­ chor vorgetragenen C h o ra l: „Lobe den P e rm " und dem Gebet des M ilitä roberp farrers S c h mi d t hielt S tadtpfarrer B r ü c k n e r die Festrede, w oraus S ta a ts ra t von U n g e r n - S t e r n b e r g die Urkunde verlas und der den B a u leitende B a u ra t D k m e r die kupferne Kapsel mit der Urkunde in den ausgehöhlten Stein ein­ fügte. Unter den Klängen eines Posaunenchors wurde sodann der Grundstein, am rechten Seiteneingang der Kirche, aufgesetzt. Der Baumeister der Kirche, M aurerm eister S c h m i d t , überreichte dem Großherzog den silbernen pam m er nebst Kelle, m it denen 1807 Großherzog K a r l F r i e d r i c h die Grundsteinlegung zur S tad t­ kirche vollzogen hatte. Der Großherzog vollzog die drei pam m er- schläge. I h m folgten Prinz K a r l , der Präsident des evangelischen Gberkirchenrats D r. von S t ö s s e r , der Dekan der Diözese K arls ­ ruhe, D r. Z i t t e l , und der Vorsitzende der Baukommission, Frei­ herr von U n g e r n - S t e r n b e r g . M it Gebet und Gesang schloß der Weiheakt, dem auch Ver­ treter der S taa ts-, städtischen und kirchlichen Behörden anwohnten. W ährend der A ufbau der neuen Kirche planm äßig seinen Fortgang n a h m , so daß das Langhaus noch vor E in tritt des W inters unter Dach k a m , wurde wiederholt in den öffentlichen B lättern Klage darüber geführt, daß die f r e i w i l l i g e n G a b e n für diesen B au den anfangs gehegten E rw artungen nicht ent­ sprachen. Z u r Leistung der üblichen Abschlagszahlungen an die Bauleute mußte noch ein weiteres Anlehen im Betrage von 25 000 AI. ausgenommen w erden, welche Sum m e von St G e­ meindegliedern in dankenswerter Weife vorgeschossen wurde. Der E rtrag der freiwilligen Selbstbesteuerung der Gem einde, welche zur (Ermöglichung des B aues im Z a h r (885 eingeführt wurde, ertrug erheblich weniger, a ls im B orjahre (nur 6 500 A I. gegen (0 000 A I. des V orjahrs). Unter diesen Umständen wurde das von der Regierung in Aussicht genommene Kirchenbesteuerungs- gesetz vom Kirchengemeinderat mit besonderer G enugthuung begrüßt. Auch die p r i v a t b a u t h ä t i g k e i t w ar eine äußerst rege. Gerade hinsichtlich des Baugewerbes äußert sich der H andels­ bericht durchaus befriedigend. Z w a r hatte das J a h r m it wenig erfreulichen Aussichten begonnen. Zunächst w ar cs der lange W inter von (886 auf (8 8 7 , sodann die T rübung des politischen Horizontes (Septennatsfrage), welche nacheinander die Baulust zu hemmen schienen. K aum aber hatten sich Winterkälte und politische Wolken verzogen, so kam ein Z u g in die B a u t h ä t i g k e i t , wie er wohl seit Alitte der 70er Z ahre kaum wieder einmal beobachtet wurde. Der G rund des lebhaften Aufschwungs derselben m ag zu­ nächst im billigen Gelde liegen, wie es seit einigen Ja h re n die kleinen Rentner in unserer S ta d t, denen die gesunkene Rente der Staatspapiere nicht mehr genügt, den Anerbietungen der Unterneh­ mer folgend, auf den A larkt bringen; sodann in dem Umstande, daß nach Beschluß der Gemeindebehörde demnächst die sogenannte B aupräm ie, ein seit langen Ja h re n sowohl zur Förderung der Neubauten als auch einer schmuckeren Fayadenbildung gewährter Zuschuß der Gemeinde — zuletzt nur noch für die Kaiserstraße — aufhören wird. D a nämlich die privatbauthätigkeit in den letzten Z ahren so nördliche Seite erhält größere, teilweise schon begonnene öffentliche Gebäude, wie die Vcreinsklinik des badischen Frauenvereins. Der B au desselben gegenüber dem von der Scheffel- und Schillerstraße eingeschlossenen B auquadra t ist dem B a u ra t W e i n b r e n n e r übertragen. Die der Kaiferallee zugewendete Fayade soll eine Länge von 58 m erhalten, und durch einen zweistöckigen M ittelbau , zwei anderthalbstöckige Zwischenbauten sowie an den Ecken zweistöckige, nach der Tiefe des Platzes laufende Flügelgebäude erhalten. Z m oberen Stock des M ittelbaues sollen auch freundliche Z im m er für Pfründner in Aussicht genommen sein. Zwei andere größere B auten in derselben Gegend werden in Bälde Nachfolgen, nämlich die Dragonerkaserne und das Kadetten- Haus. M it großer Freude wurde die Nachricht begrüßt, daß für die Errichtung eines neuen Kadettenhauses für W ürttem berg, B aden , Elsaß-Lothringen und Hessen unsere S tad t in Aussicht genommen sei. W enn es auch zunächst die manchfachen Borteile einer solchen großartig angelegten Anstalt für den O rtsverkehr waren, welche in Betracht kamen und Befriedigung hervorriefen, so dürfte m an in der W ahl gerade unserer S tad t doch auch einen Beweis erblicken für die Anerkennung, welche unserer aufblühenden Residenz den Borzug vor anderen Städten Süddeutschlands ver­ schafft haben. Auch im Süden gegen Beiertheim wachsen neue S traßen mit ansehnlichen Bauten aus dem Boden. Nicht geringer entfaltet sich die Ausdehnung des Häusernetzes im Osten gegen Durlach. I m J a h re ̂887 wurden vom Bezirksamt 427 Baugeneh­ migungen eingeholt, davon entfällt etwa die Hälfte auf Errichtung bezw. Vergrößerung von W ohnbauten. N e u b a u t e n von Häusern wurden im ganzen s58 auf- geführt, die sich so verteilen: A u g a rte n stra ß e ................................................................................12 K urven-, Luisen-, W erderstraße j e .......................................9 R aiserstraße.........................................................................................8 G a r t e n s t r a ß e ..................................................................................7 G ren zstraß e ........................................................................................ 6 K aiscrallee, W estendstraße j e ..................................................5 — 28 — G ö th e -, G o tte sa u e r- , R ü p x u rre rs tra ß e jo , . . . 4 U hland-, Lessing-, R h e i n , F ried en -, Kirsch-, Marl«, S chw anenstraße j e ........................................................3 A ugusta-, S o fie n -, B ism arc k -, M iegstraße, B e ie rt- heim er A llee, Bebel», W ald h o rn -, D stend-, Uta» rien -, B ildastraße j e ....................................................... 2 • Scheffel-, S ch ille r-, M ö rn e r-, A m a lie n - , Leopold-, R it te r - , A dler-, K ronen«, D urlacherstraße, G o t- te s a u , L an d g rab e n , W ilh e lm -, Schützen-, Stein», w a ld s tra ß e j e ................................................................... \ Port diesen im letzten J a h re erstandenen Neubauten verdienen einige hier besondere E rw ähnung. E in großstädtisches Perkehrslokal ersten Ranges erhielt unsere S tad t in dem C a f e S a u e r . A n Stelle des Gebäudekomplexes hinter dem Rathause w ar durch Architekt H e r m a n n hier ein stattlicher N eubau errichtet worden für ein C a fe , das unter den in den letzten J a h re n hergestellten ähnlichen hiesigen Lokalitäten durch seine großartige Anlage in erster Linie steht. Der unter­ nehmenden F irm a H e r m a n n & P i v e l gelang es, für den Betrieb 2TI. S a u e r aus B e rlin , den Besitzer des dortigen weitbekannten großen C afes, zu gewinnen. Die M rtfchaftsräum e sind von S traßen zugänglich und nehmen beinahe das ganze Erdgeschoß des umfangreichen Neu­ baus in Anspruch. A n der bfebelstraße liegt der große Aaffeesaal, an der Lanrmstraße ein B illa rd faa l, beide im Renaissancestil ge­ halten , daran anstoßend ist ein kleinerer S a a l in orientalischem Geschmack und gegen die Zähringerstraße ein Restaurationszimmer im Renaissancestil. B on der Turm straße gelangt m an in den romanisch gehaltenen, m it Säulen und Kreuzgewölben ausgestatte­ ten ca. 20 M eter langen und 7— 8 M eter breiten Ratskeller. Die dekorative Ausschmückung dieser Räum e darf als gelungen, teil­ weise sogar reich und originell bezeichnet werden, wie denn ein zur Eröffnung hier anwesender Pertreter der Berliner Presse er­ klärte, das hiesige C afe B auer übertreffe durch seine Ausstattung sogar das gleichnamige Berliner Lokal. F ü r die inneren Deko­ rationsarbeiten waren die Architekten A e m p e r m a n n und S l e - v o g t beigezogen worden. A m Borabend des E röffnungstages versammelte sich auf — 29 — besondere E inladung des M . B a u e r eine große Gesellschaft hie­ siger H erren, M itglieder der bsosverwaltung, des Offizierstandes, S taa ts- und Geineindebeamte u. f. m ., um von den R äum lich­ keiten Einblick zu nehmen. A m darauffolgenden S o n n ta g , den 23. O k tober, erfolgte um die M ittagsstunde unter größtem A ndrang die Eröffnung für das Gesamtpublikum. Jederm ann mußte sich von der W ahrheit der Schilderungen dieser großartigen Neuschöpfung überzeugen und es verstand sich von selbst, daß auch unser K arlsruher Lokaltypus, der Rentner und P rivatier B ierm aier m it seiner Fam ilie hinging und aus dem B o rra t von Zeitungen sich eine türkische Zeitung reichen ließ, die natürlich auch da w ar. Selbstverständlich brachten die verschiedensten B lätter eingehende Berichte über das neue C afe, die, wie billig , alle des Lobes voll waren. D aß aber ein Berliner B la tt die Eröffnung a ls „ m ar­ kanten Wendepunkt im öffentlichen Leben der stillen Residenzstadt" bezeichnete, m it dem eine neue A era für die „Provinzialstadt" oder „Provinzialhauptstadt" beginne, sei hier mehr a ls rhetorische Leistung, denn als objektive Berichterstattung erwähnt. E in anderes, die öffentliche Aufmerksamkeit in hohem G rade erregendes Unternehmen w ar der neue Straßenverbindungsweg zwi­ schen der Kaiserstraße und Akademiestraße, die „ K a i s e r p a s s a g e " . A ls zu A nfang der 70iger J a h r e der P la n einer solchen Verbindung zum ersten M ale austauchte, schienen die Hindernisse unübersteiglich. Und allerdings waren die Schwierigkeiten für die neue Anlage nicht gering. D aß sie glücklich überwunden sind und der S tad t ein ebenso originelles wie g roßartiges, neues bauliches Werk erhalten h a t, ist der M ühe und Energie des Unternehmers K a r l Be t z , wie der Geschicklichkeit des leitenden Architekten G . Z i e g l e r zu danken. Schon gleich zu Beginn des B aues erhob sich eine lebhafte Zeitungsfehde, wie die Neuschöpfung be­ zeichnet werden solle. Dem einen w ar der N am e „ P a s s a g e " zu großstädtisch oder fremdländisch, die Bezeichnung „ G a l e r i e " zu herausfordernd, an die berühmte und im großartigsten M aß e ausgeführte M ailänder Namensschwester erinnernd, ein anderer fand „G an g " oder „Durchgang" als gar zu bescheidene und ein- — oO —— fache W ürdigung dieses B auw erkes, bis endlich doch die Bezeich­ nung Kaiserpassage den Sieg behauptete. Die außer einer durch­ gehenden Reihe von Verkaufsläden projektierten 2 W irtschafts­ lokalitäten verfehlten nicht, ihrerseits auch noch durch ihre Schilde „G ötterdäm m erung" und „Löwenrachen" von vornherein unge­ wöhnlich das Interesse zu spannen. Nachdem in letzter Zeit m it aller Emsigkeit die Asphaltkessel gebrodelt, H am m er und Kelle, Pinsel und pobel thätig gewesen, und das stattliche E ingangsporta l m it zierlichem E rkertu rm , mit den 2 mächtigen, aus kunstvollen schmiedeeisernen T rägern ruhen­ den Lampen für die elektrische Beleuchtung sertiggestellt w ar, wurde die Passage am 2 \ . November eröffnet. Wie begreiflich, durchzog scharenweise das neugierige Publikum die bisher so viel besprochene neue Anlage. Noch am gleichen Abend wurden P roben m it der elektrischen Beleuchtung der Passage angestellt; am folgenden T age die neue Restauration zum Löwenrachen durch ein M ilitärkonzert eröffnet. Noch w ar in der ersten Zeit an der äußeren Ausstattung der zahlreichen Verkaufsläden, der Herstellung der elektrischen B e­ leuchtung u. s. w. die letzte H«nd anzulegen, bis endlich das Ganze vollständig fertig w ar. Rechts und links des langen glasgedeckten Durchgangs, der in der M itte durch eine kuppelartige W ölbung unterbrochen ist, zieht sich eine große Anzahl von Läden. D as E ingangsportal an der K ai- ferstraße ist ein stattlicher A u fb au , dessen Flanken 2 allegorische Figuren, Handel und Gewerbe zieren. Die Bildhauerarbciten, teils in rotem Sandstein aus D urlach, teils in weißem M u rg th a l­ sandstein ausgeführt, sind durch B ildhauer F . B i n z hier her­ gestellt, ebenso die 2 allegorischen Figuren (nach Professor A . L j e e r ' s M odell). A n den Biegungspunkten ist die Tolonnade unterbrochen durch hübsche 8eckigc P av illo n s , die geschmackvoll ausgestattet sind. K arlsruhe hat durch diesen B azar, der in bequemer Verkehrs­ lage, wettergeschützt und daher in ungünstiger Jahreszeit auch dem Spaziergänger ein willkommener Zufluchtsort ist, einen weiteren F o rt­ schritt in der Entwickelung von Handel und Verkehr zu verzeichnen. IV. Schule und Kunst. 1. Schulen. oben angegebenen, für 1(887 etwa eine halbe Zltillion betragenden Ausgaben für Schulen beweisen hinlänglich, w as die S tad t K arlsruhe auf diesem Gebiete jährlich leistet. D as abgelaufene J a h r verzeichnet wiederum mehrere für unser Schul­ wesen bedeutende Neuschöpfungen. 3 n der Bürgerausschußsitzung vom 7. NEärz wurden H größere, teils N eu-, teils Vergrößerungsbauten von Schulhäusern beschlossen, näm lich: V ein neues Volksschulgebäude aus dem piatze des alten Schlachthauses in der Leopoldstraße m it einem Aufwande von 2 7 0 0 0 0 M .; 2 . eine Vergrößerung des N tühlburger Volksschulgebäudes durch Aufsetzen eines 5. Stockes (Aufwand 50 000 N t.); 3. die Errichtung einer T urnhalle bei dem N tühlburger Schulhause (Aufwand 19 800 .211.); ch eine Vergrößerung des Realschulgebäudes (Aufwand 7 s 000 N t.). N>as den erstgenannten B a u angeht, so erwähnte noch die letzte Iahreschronik , daß gleich nach der Vollendung des neuen Schulhauses in der B ahnhofstraße zur Erstellung eines weiteren Neubaues geschritten werden m uß. D as neue Gebäude im B ah n ­ hofstadtteil w ar nämlich sofort in allen seinen R äum en besetzt. — 32 — Dem B edürfnis w ar aber dam it n ic h t vollständig genügt. Nach­ dem schon seit längerer Z eit die b e i d e n u n t e r e n I a h r e s - k u r s e der erweiterten Volksschule, dem Unterrichtsplan zuwider, aus h a l b t ä g i g e Schulzeit beschränkt w aren , hatte der R aum ­ mangel beim Beginn des neuen Schuljahres die Folge, daß auch HO Klaffen des dritten Zahreskurses die gleiche Beschränkung er­ fahren mußten. 3 m alten Lyzeum waren noch 4 Schulsäle in Benützung, deren R äum ung schon längst beabsichtigt w ar, weil es an genügendem Licht m angelt und der S traßenlärm daselbst in hohem M aß e stört. Die Vermehrung der Schulsäle durch E r ­ bauung des Dauses in der Bahnhosstraße w ar jedoch nicht groß genug, um die A usführung dieses P lan es zuzulassen. Die Schülerzahl ist seit J a h re n in s t ä n d i g e m Wachsen be­ griffen; die Vermehrung (ausschließlich des Stadtteils M ühlburg) betrug: im Schuljahr 4 879/80 . . . 394 i i 11 4880/8% . . . . 469 1t 11 4884/82 . . . . 296 11 11 4882/83 . . 504 11 11 4883/84 . . . . 564 11 11 4884/85 . . . . 282 11 11 4885/86 . . . 462 11 11 4886/87*) . . . 240 I m Durchschnitt belief sich also der jährliche Zuwachs der Schülerzahl auf 3 0 9 . E s w ar daher, wenn nicht unvorher­ gesehene Ereignisse die Entwicklung der S tad t aufhalten , mit Sicherheit anzunehmen, daß bis (D ste rn f 8 8 9 ü b e r 9 0 0 S c h ü l e r d e r g e g e n w ä r t i g e n Z a h l Z u w a c h s e n w e r d e n . Dieser Umstand legte der Gemeinde die Notwendigkeit auf, noch in diesem J a h r e m it dem B a u eines großen Schulhauses zu beginnen. A ls Platz für dasselbe wurde das Gelände des alten Schlacht­ hauses an der Leopoldstraße in Aussicht genommen. D as Schul­ gebäude sollte \7 Lehrsäle, einen T u rn - , einen Zeichen-, einen S ingsaa l, 2 Lehrerzimmer, s Dienerzimmer, die nötigen Aborte, *) D ie G esam tschülerzahl der städtischen Volksschulen betrug am Schluffe des S c h u lja h rs 6 7 6 3 ; ü b e r deren V erte ilu n g au f die einzelnen A bteilungen siehe T abelle I . — 33 — sowie ein Schulbad m it 8 Douchen enthalten. Die Kosten berechnen sich einschließlich einer Dienerwohnung auf 270 000 ZIT. N eu ist die Einrichtung der S c h u l b ä d e r . Nachdem schon seit mehreren Ja h re n in den Kasernen zahlreicher G arnisonsorte m it großem Erfolge Douchebadanstalten eingeführt sind, in welchen die Soldaten Som m ers wie W inters periodischen gründlichen chaut- reinigungen unterzogen werden, hat m an zuerst in Göttingen den Versuch gemacht, die nämliche Einrichtung m it den Volksschulen zu verbinden, und auch hier siel der E rfo lg sehr befriedigend aus. I m September v. I . stand die F rage der Schulbäder auch auf der Tagesordnung des Deutschen Vereins für öffentliche Gesund­ heitspflege, welcher zu B reslau seine jährliche Versam m lung ab ­ hielt. Der (Drtsgesundheitsrat ersuchte sein M itg lied , ß c m t D r. T u rb an , der V ersam m lung anzuwohnen und sich dabei insbeson­ dere über die Schulbäder zu informieren. A uf G rund eines au s­ führlichen Berichts des cherrn T u rb an beantragte der (Drtsgesund­ heitsrat beim S ta d tra t , daß auch hier Schulbäder eingerichtet werden. E in ZUitglied des K olleg ium s, p c rr S tad tra t K a r l p o f f m a n n , stellte dabei sofort die notwendigen ZTTittel zur V er­ fügung, um ohne Verzug ein solches B ad für die einfache Volks­ schule in A usführung zu bringen. I n Zwischenräumen von etwa T agen wird den Kindern jeder Klasse zum Baden Gelegenheit gegeben. Dieselben treten in Abteilungen von etwa sO Personen in das B a d ein und kehren nachher zum Unterricht wieder zurück. D ie Douchen werden nicht kalt, sondern warm verabfolgt. D ie Betriebskosten der Schulbäder find sehr gering, etwa \ P f . für jedes B ad . Die Herstellung konnte dank den Anstrengungen der städ­ tischen Baubehörden im Schulhause in der Spitalstraße 28 so zeitig vollendet werden, daß das B ad noch während der pitze des Hochsommers der Benützung übergeben wurde. Der R au m zur rechten Seite des bfaupteinganges im ersten Stockwerk des genannten Kaufes ist in passender Weise für das B ad hergerichtet. Über dem E ingang vom K orridor aus ist in hübscher U m rahm ung zum Andenken an den wohlthätigen Stifter eine ZNarmortafel einge­ lassen. Der B aderaum ist durch niedere polzwände in sauberer A usführung in 2 Abteilungen geschieden, wovon die eine a ls 3 — 3H — A u s- und Ankleid eraum dient und mit Sitzbänken ic. ausgestattet ist, die andere Jauchen enthält, so bemessen, daß dem Badenden in der zum Baden erforderlichen Zeit etwa 8— so Liter gut- tempericrten Wassers über den Körper rieseln. Der Boden des ganzen R aum es ist ins G efall cemcntiert und m it Lattenrosten belegt, auf denen die Badenden stehen. Die Dorm ärnum g des Wassers für die Douchen geschieht in einem großen G aso fen , der auf dem H auptgang des 2 . Stockwerkes aufgestellt ist. Die technische Anordnung ist sehr einfach und für die Bedienung leicht zu hand­ haben. D ie Kosten der Herstellung beliefen sich auf ca. 2 300 KT. Auch für das neue Schulhaus in der Leopoldstraße ist ein Schulbad in den B au p lan ausgenomm en; für die Anlagekostcn sind 2 0 0 0 KT. veranschlagt. Hinsichtlich der oben unter 2 und 3 angeführten KTühlburger Schulbauten führt die Begründung des A ntrags beim Bürger­ ausschuß an , daß im KTühlburger Schulhaus zu A nfang (887 723 Schüler untergebracht w aren , für welche nur 8 Lehrzimmer zur Verfügung standen. I m laufenden Schuljahre mußten Klassen von 57 und 62 Schülern bei nur halbtägigem Unterricht gebildet werden. D ie beiden obersten Iahreskurse für KTädchen (V II. und V I I I . Schuljahr) wurden notgedrungen in e i n e r Klasse mit wöchentlich (6 Unterrichtsstunden vereinigt. Vstern (887 mußte auch die Vereinigung der beiden oberen Knabenklassen notig fal­ len , so daß ein Lehrer ( ( 0 — ( 2 0 Kinder von ^ Iahreskursen zu unterrichten hatte, w a s nicht nur dem Schulgesetze wider­ strebt, sondern auch thatsächlich eine gedeihliche Wirksamkeit der Schule sehr beeinträchtigt. Der Handarbeitsunterricht konnte schon seit einiger Z eit im Schulhaus selbst nicht mehr erteilt werden, sondern fand im früheren Sitzungssaale des Gemeinderats KTühl- burg statt. Dieses Lokal w ar aber für den besagten Zweck im höchsten Grade ungeeignet und mußte auch nicht selten in anderer Weise verwendet werden, wobei dann der fragliche Unterricht ganz ausfiel. (Es w ar daher dringend nötig, das KTühlburger Schul­ haus zu erweitern. Nach dem Vorschläge des Stadtrats soll das­ selbe einen dritten Stock m it ^ Schulsälen und einem Lehrzimmer erhalten, wodurch dem nächsten Bedürfnis genügt ist. Die Kosten waren auf 30 000 KT. veranschlagt. Außerdem erhielt die M ühlburger Schule im Laufe des J a h ­ res eine Turnhalle. Die frühere Gemeinde M ühlburg , welche zur IV . Klaffe der Gemeinden im Sinne des Gesetzes über den E le­ mentarunterricht gehörte, w ar auch nicht verpflichtet, eine solche zu erbauen, wohl aber ist es die Gemeinde K arlsruhe. Auch für unsere städtische R e a l s c h u l e w ar durch die Über- süllung der verfügbaren R äum e ein N eubau notwendig geworden. Die Schule zählte 1878 (879 (880 188% (882 (883 (88% %885 %886 %887 333 Schüler, 343 38 f 419 410 440 5 U 547 571 594 3 m verflossenen Schuljahr waren die R äum e dermaßen m it Schülern überfüllt, daß sogar die Dienerwohnung im Souterrain teilweise für Schulzwecke in Anspruch genommen werden mußte. Zunächst w ar ein N eubau m it T urnhalle in Aussicht genommen m it einem Aufw and von 86 400 ZIT. Der Bürgcrausschußsitzung vom 7. M ärz lag ein p ia it vor für ein vierstöckiges Gebäude im bjofc der Realschule, das 6 Lehrsäle und (im 4 . Stock) einen großen Zeichensaal enthält; neben diesen B a u sollte die T u rn ­ halle zu stehen kommen. Die Erw eiterung der Realschule veran­ l a ß t in der erwähnten Sitzung eine längere D ebatte, bei welcher von mehreren Seiten der Gedanke der E rrichtung einer zweiten Realschule im we s t l i c h e n Stadtteile angeregt wurde. E inem Wunsche des Stadtverordnetenvorstandes entsprechend, ließ der S tad trat den A ntrag auf E rbauung einer besonderen Turnhalle für die Realschule fallen und es wurde die Abscheidung der bisher dein Realgymnasium und der Realschule gemeinsamen T urnhalle beschlossen, die aber später nicht zur A usführung k am , da es möglich w ar, durch eine zweckmäßige Verteilung der Turnstunden den Bedürfnissen beider Anstalten zu entsprechen. F ü r den E rw ei­ terungsbau der Schule wurden 7 \ 000 M . bewilligt. — 36 — Über die A usführung dieser genannten 4 Schulbauprojekte und deren schließlichen Kostenbetrag ist oben im I I I . Abschnitt näheres gesagt. (Entsprechend der stetigen Zunahm e der Schülerzahl wird natürlich auch die Geschäftslast der (Oberleitung derselben eine im m er größere. D a den Bedürfnissen des Publikum s die vereinzelten Sprech­ stunden des Rektors bei der großen räumlichen Ausdehnung der Schulgemeinde nicht mehr genügen konnten, wurde — zunächst ver­ suchsweise — ein ständiger Sekretär aus der Z ah l der älteren und erfahrenen Pauptlehrer zur Seite gegeben (z. Z t. Pauptlchrer S i e k i n g e r von der Töchterschule). Zudem w ir für die Frequenz der einzelnen Abstufungen unserer städtischen Volksschulen auf die Tabelle I . verweisen, sei nur noch erw ähnt, daß auch der dort nicht besonders aufgeführte freiwillige Besuch des Fortbildungs­ kurses für schulentlassene M ädchen der Töchterschule sich einer regen Beteiligung erfreute, ebenso die städtische Knabenarbeitsschule (54:). Der außerordentliche Besuch der Töchterschule machte eine Verlegung von 5 Vorschulklassen aus dem Gebäude der Töchter­ schule (Kreuzstraße s5) in den östlichen Flügel der Gartenstraße 16 notw endig; dam it ist auch dem Wunsche derjenigen Einw ohner des Westens Rechnung getragen, deren Kinder die Töchterschule besuchen. Die Z a h l der pauptlehrer betrug 7 0 , \3 Pauptlehrcrinncn, 29 ltntcriehrcr, (4 llitterlehrcrinncn, 2 \ Zndustrielehrerinnen und 5 Fachlehrer. W ie feit Jah ren ermöglichten es auch im abgelaufenen Schul­ jahre freiwillige B e iträge, deren Ergebnis 3 900 M . betrug, 6 Ferienkolonien (70 Kinder) in s M u rgth al zu mehrwöchentlichem Aufenthalt (vom b is 27. August) zu senden. Nicht unerw ähnt soll hier sein, daß K aufm ann W . P f e i f f e r , Besitzer der hiesigen Dam pfm olkerei, die wohlthätige A nordnung tr a f , den Schülerinnen hiesiger Lehranstalten in der Pause um 10 U hr frische Kuhmilch gegen mäßigen P re is (x/4 Liter 5 Pf.), unbemittelten ganz unentgeltlich zu verabreichen, die je nach der Jahreszeit erw ärm t oder gefühlt fein soll. Über die Frequenz der übrigen städt. und staatlichen Schulen der Stadt f. Tabelle I. — 57 — 2. Kunst. K arlsruhe ist eine S tab t ber S c h u l e n genannt w orben; aber mit nicht geringerem Rechte barst K arlsruhe auch a ls eine S tabt ber K u n s t bezeichnet werben. U m nicht eines allzu ausschweifenben Lokalpatriotism us in ber Wertschätzung unserer Resibcnz a ls Kunst* stabt beschulbigt zu werben, sei hier auf bie Stim m e von Fremben verwiesen, besonbcrs von solchen, bie K arlsruhe nach Ja h re n wieber besucht imb so von ber Entwicklung ber S tab t ben unpar­ teiischsten Einbruck gewonnen haben. Sie alle betonen burchgehenbs neben ber erstaunlichen Raschheit bes im m er mehr zunehmenben äußeren U m fangs unb ber stattlichen, bes künstlerischen Schmucks keineswegs entbehrenben Neuherstellung älterer B auten besonbers bie hier ebenso rasch a ls glücklich entwickelte B lüte bes künstleri­ schen Schaffens. Freilich hat schon bie ältere Geschichte ber neuen babischen Resibenz mehrere Künstlernamen von gutem K lang zu nennen, welche um bie Wenbe bes Z ahrhunberts hervorragtcn. Allein äußere unb innere Verhältnisse brachten bann wieber eine allge­ meine Ernüchterung bes Kunstlebens, bis unter ber Regierung bes Großherzogs L e o p o l b m it bern N eubau ber Gemälbegallerie eine neue Periobe lebhafter künstlerischer Thätigkeit e in tra t, bie bann unter Großherzog F r i e b r i ch burch G rünbung ber Kunst­ schule (t85st) zu einer ganz ungeahnten B lüte fortschritt. Gcförbert burch bas fürstliche W ohlw ollen, unterstützt burch bas Interesse ber Einwohnerschaft, unter welcher sich ber feit 1879 gegrünbetc K u n s t v e r e i n bie Pflege ber für bas Leben sich mehr unb mehr geltenb machcnben Kunst in wirksamer Weise angelegen sein ließ, gelangte bas Kunstleben K arlsruhes zu ekner von allen Seiten anerkannten hohen Bebeutung. W ir bürsten hier recht wohl auf eine eingehenbere W ürbigung bieser Seite unseres geistigen Lebens verweisen, welche von berufen­ ster Feber stammt. F r i e b r . p>echt, einer ber hervorragenbsten Kunsthistoriker, bringt in ber von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Die Kunst für Alle" einen Aufsatz (II. J a h rg a n g 1887 vom 1. September 1887 N r. 23) „ A u s K a r l s r u h e " , worin er zunächst bie Überzeugung ausspricht, baß K arlsruhe burch bie wachsenbe Bebeutung ber bortigen Kunstschule sowohl bem soviel — 38 — reicheren und dreimal größeren Frankfurt a ls — München, Berlin, Dresden und Düsseldorf ausgenommen — sämtlichen übrigen deutschen Städten „ e n t s c h i e d e n ü b e r l e g e n ist." Nirgendwo treffen die architektonische, plastische und malerische Thätigkeit in so vollkommener parm onie zur B ildu ng einer wirk­ lich naturwüchsigen Kunst vereint zusammen, die allen ihren E r­ zeugnissen einen so durchaus gesunden, gemeinsamen (Charakter aufzudrücken verm ag. Den Grund hiezu findet der genannte Kunst- schriftsteiler zunächst darin , daß die pauptträger dieser Kunstblüte nicht mehr von überallher aufgelesen und „berufen" sind, sondern alle dem Lande selbst oder doch der nächsten Nachbarschaft ent­ stamm en, also den festen Boden eines gesunden Volkstum s unter sich, die Gleichheit des Geschmacks und des Charakters mit denen gemein haben, deren ideale IDelt sie gestalten sollen. Sodann aber komme noch dazu a ls weiterer günstiger Umstand, daß sich unter dem Dutzend ausgezeichneter Künstler, welche jetzt die Führung der Schule übernommen, zwei Talente ersten R anges befinden, um die sich dann die ändern ganz naturgemäß gruppieren; der Architekt D u r m , der a ls Chorführer bald die Bildhauer V o l z , p e e r und ZIT o e ft bei feinen zahlreichen B auten beschäftigt und die au s der Kunstgewerbeschule hervorgehenden Talente ebenso in Anspruch zu nehmen wußte, und der ZlTalcr F e r d . K e l l e r , nach M a k a r t s T od der erste Kolorist unter den deutschen Historienmalern, an den sich dann p o f f , S c h ö n l e b e r , B a i s c h , K a n o l d t , H a m ­ m e r und andere anschließen. Die von den genannten vertretene Koloristenschule ist nach pechts Ansicht in ihrer Manchsaltigkeit und zugleich Charakterfülle kaum jem als in Deutschland dage­ wesen. D a s wesentlichste Verdienst dieser neu heraufgezogenen Kunst­ blüte schreibt der Verfasser dem für die Pflege der Kunst ebenso w ohl­ wollenden a ls opferfähigen Landesfürsten, dessen eigenste Schöpfung die Kunstschule ist, sowie dessen G em ahlin zu. Außerdem wirke auch der Umstand glücklich, daß an diese M aler- und Bildhauer­ schule die der Kunstgewerbe sich organisch anschließe, deren Pflege durch G ö tz , M a y e r , p e e r und andere eine ausgezeichnete ist. Einzelne der neueren Schöpfungen (fo unter anderen K e l l e r s Skizze zur Zlpotheose des K aisers, dessen vielbewundertes peidel- — 39 — berger Ju b ilä u m sb ild , der A arton einer dein (Trompeter ent­ nommenen Szene von G l e i c h a u f , mehrere Figuren von He e r , Arbeiten von P 0 I5, der jüngst vom Preisgericht für das zu Lübeck zu errichtende Geibeldenkmal den f. P re is zuerkannt erhielt, Landschaftsbilder von S c h ö n I c b c r , A a n 0 l d t , K l o s e ) werden von Pecht vom fachnmnnischen Gesichtspunkte besprochen und dabei die große Bedeutung der jungen Schule darin hervorgehoben, daß sie eine Anzahl Aünstler zäh lt, die sich vollkommen selbständig und eigenartig ausgebildet haben und doch zu den besten und be­ gabtesten Deutschlands zählen. G in Vergleich m it anderen, nam ent­ lich W i e n e r Aünstlerverhältniffen, legt es ihm besonders nahe, auch auf das von der Gunst und Neigung der ganzen Bevölke­ rung K arls ru h es , des Herrscherhauses wie der B ürger getragene Aünstlerleben hinzuweisen, um dann in folgender, für unsere Bevölkerung gewiß nur schmeichelhafter Weise zu schließen: . . „Dank dem Beispiel des Regentenpaares zeigen speziell die K arlsruher eine Liebe zur Aufopferungsfähigkeit für die Kunst, die ihnen vor zwanzig J a h re n noch kein Mensch zugetraut hätte. D afür hat die Kunst aber auch ihre S tad t aus einer der langweiligsten und ödesten in eine der hoff­ nungsvollsten und liebenswürdig behaglichsten umgewandelt, die w ir in Deutschland besitzen". Die in diesen W orten liegende vollste Anerkennung gilt nicht nur dem wackeren Fortschritte, wie er sich zunächst in den auch deni Auge des Kunstfreundes gefälligen öffentlichen und privaten Neubauten darbietet, sondern auch den: hochentwickelten Kunst­ interesse der ganzen Bevölkerung. I n fruchtbarster Weise wird dies namentlich auch durch die ständigen Ausstellungen von Werken der M alerei und Plastik vermittelt, welche teils im K u n s t v e r e i n (derselbe zählte zu A nfang des J a h re s über <)00 M itglieder), teils in der K u n s t h a l l e stattfinden. Auch die im Gebäude der ver­ einigten Sam m lungen ausgestellten Kunstgegenstände erfreuen sich großen Interesses. Gin K atalog derselben wird z. Z t. ausgearbeitet. W as unsere Kunstinstitute selbst angeht, so verzeichnen diesel­ ben eine stetige Zunahm e. Der R uf der hiesigen K u n s t s c h u l e ist ein so verbreiteter, daß trotz wiederholter baulicher Erw eiterung der Kunstschulgebäude — qo — der M angel an Schülerateliers größer wurde. Dieser M ißstand veranlaßte s. Z t. die Ausscheidung der Schülerinnen, welche jetzt in einer besonderen M a l e r i n n e n s c h u l c Ausnahm e finden; aber auch für Schüler mußten in Privatgebäuden Ateliers gemietet werden. Schon vor J a h re n w ar daher, in Ansehung der idealen und materiellen Vorteile, welche durch Hebung der Schule für die S tad t und Einwohnerschaft erwachsen, der p la n eines A t e l i e r ­ b a u e s von der S tad t ins Auge gefaßt worden, der in der B is ­ marckstraße erstellt werden sollte. I n der Stadtratssitzung vom ( 8. N ovem ber wurde beschlossen, daß wegen des B aues eines Atelierhauses und mietweisen Überlassung desselben an den S ta a t eine V ereinbarung m it dem M inisterium abgeschlossen werden solle, um dem Bürgerausschuß wegen der erforderlichen Bausum m e von ( 30 000 M . Vorlage zu machen. Die unter dem Protektorat der Großherzogin stehende, vor 2 J a h re n gegründete M a l e r i n n e n s c h u l e erfreut sich eines an­ haltenden Zuzugs von Schülerinnen. Die im J u n i im T horbau des botanischen W intergartens (sogen. Porphyrsaale) veranstaltete Ausstellung der Arbeiten wies im Vergleich zur letzten Ausstellung von (886 eine beträchtliche Zunahm e der Arbeiten, die alle eine gründliche, doch eben nur bei dem jetzt vorhandenen schulmäßig geordneten Unterricht erreichbare Schulung auf. Die Frequenz betrug gegen 50. Die Großherzogliche A u n s t g e w e r b e s c h u l e w ar besucht von 227 Schülern, wovon (86 B aden , (5 P reußen , je 8 Hessen und W ürttem berg, 5 B a ie rn , die übrigen den anderen deutschen und ausländischen S taaten (E ng land , R ußland und Schweiz) an­ gehören. Nach bestandener P rü fung wurden ^ Schüler zu Zeichen­ lehrern vom Gberschulrat ernannt. Neben der bildenden Aunst erfreut sich auch die d a r s t e l ­ l e n d e einer anerkannten Bedeutung. W as zunächst unser H o f ­ t h e a t e r betrifft, so bringt unser G pernpersonal unter M o t t l s Leitung Meisterwerke zur A ufführung, welche von Bühnen gleich­ großer und selbst größerer Städte entweder überhaupt nicht oder zum mindesten nicht vollkommen gegeben werden. Wiederholt — -u — haben die W agner-A bende Kunstfreunde aus den entferntesten Städten des Landes und auswärtigen (Drten herbeigezogen. . A ls zu Anfang des J a h re s durch die B lä tter die Nachricht ging, daß Kapellmeister ITT o 111 einen R uf nach B erlin erhalten und angenommen habe, so knüpfte sich an die F rage des W eg­ ganges dieses hervorragenden Vertreters der Wagnerfchen Richtung und der dadurch nötigwerdenden Neubesetzung der Stelle eine leb­ hafte, fast leidenschaftliche E rörterung in der Presse, welche sich zu einen: Streite über die musikalischen Zeitströmungen selbst zu­ spitzte. Wenn es hiebei neben sachlichen E rw ägungen und mehr oder weniger berechtigten E rw artungen auch an Seitenhieben gegen die hier besonders gepflegte Kunstrichtung nicht fehlte, so darf in der Thatfache, daß m an unfern K arlsruher Dirigenten für die Rsichshauptstadt gewinnen wollte, doch im m erhin die beste A ner­ kennung für die Tüchtigkeit und Bedeutung unserer (Dper liegen. Die Aufregung über die bei der W ah l eines Nachfolgers R T o t t l s zu berücksichtigenden Wünsche w ar eine müssige, da ITTot t l den mit der Berliner Generalintendanz geschlossenen V ertrag löste und so K arlsruhe erhalten blieb. Nach dem Almanach des poftheaters wurden im vergangenen _3«hre (70 Vorstellungen in K arlsruhe und 55 in B aden gegeben. P ier verteilen sich dieselben je 80 aus die © p e r, s)0 aus das Schauspiel. (6 Vorstellungen wurden außer Abonnement und 9 zu ermäßigten Preisen gegeben. 3 n öcr © per waren beteiligt: W agner m it 2{, Neßler und Boieldieu m it 8, ITTozart m it 7, Lortzing und Weber mit je 6 , A uber, C herubim , Gounod und Bizet mit je 5, ITTeyerbeer, Berlioz und Rossini m it je ^ Abenden. Von den 90 Schauspielabenden fielen ^7 auf die ernste, 43 auf die heitere G attung. Unter den Autoren finden w ir vorzugs­ weise bedacht: ITToser m it (0 bezw. 20 Abenden (ITToser und v. G irndt © ITTal), Benedix m it \2 , Birchpfeiffer m it (0 , Shakespeare und Putlitz m it je 9, Goethe m it 6, Lessing und Peyse m it je 5 Abenden. Während in der © per „Der Trompeter von Säkkingen" mit 8 Aufführungen die achte Stelle einnim m t, behauptete im Schau­ spiel „Sternschnuppen" (mit ( 0 Abenden) den Vorrang. — ^2 — Gastspiele fanden in der © per sst, int Schauspiel 23 statt, wodurch in ersterer 2 Herren, in letzterem 2 Dam en Engagement fanden. A n Stelle des vor einiger Zeit in den Ruhestand getretenen Musikdirektors F r i e d r. K r u g trat a ls Solorepctitor bezw. stell­ vertretender Kapellmeister W ilhelm B o p p . Über den m it T od abgegangenen früheren chofschauspieler R . © . L o n s e n t i u s und den seit s856 dem bsoforchester unge­ hörigen Kammermusiker ID. L i n d n e r s. X . Totenschau. E in eigentliches Sommertheater besitzt Karlsruhe immer noch nicht, w iew ohl bei Errichtung der sog. Ausstellungshalle besonders auf die baulichen Anforderungen eines solchen Bedacht genommen wurde. N u r ganz kurze Zeit, am 25. und 26. J u l i , gab die B e r ­ l i n e r © p e r e t t e n g e s e l l s c h a s t in der Festhalle ©perettenvor- stellungen. E in Verzeichnis der in den öffentlichen Konzerten zur A uf­ führung gebrachten Tonwerke m ag uns erlassen fein. E in Blick auf die zahlreichen Ankündigungen musikalischer Abende in den Tagesblättern zeigt, wie hier Künstler und Dilettanten, Gesell­ schaften und V ereine, M ilitä r - , Schüler-, Knaben- und selbst Damenkapellen (denn auch eine solche aus IDicn gastierte im ver­ flossenen August im Stadtgarten) dem Publikum die manchsachsten Genüsse boten. D as K o n s e r v a t o r i u m für Musik w ar nach dem 3. J a h re s ­ berichte für das abgelaufene Z a h r von 228 Schülern und Schüle­ rinnen besucht, unter welchen 58 A usw ärtige waren. Den Unter­ richt erteilten 2 \ Lehrkräfte. Der in kurzer Zeit so rasch aufge­ blühten, in erfreulicher IVeise auch von A usw ärtigen besuchten Anstalt wurde, wie bisher, von der Stadtgemeinde K arlsruhe ein Jah resb e itrag von s800 ITT. gewährt. V. Politisches, industrielles und Vereinsleben. v als in den letzten J a h re n w ar das politische von \ 887 durch die m it der Auflösung des Reichs­ tages anläßlich der Septennatsfrage verbundene N euw ahl. Die derselben voraufgchenden Wochen bo ten , wie für das gesamte Reich, so auch für unsere S tad t eine aufgeregte und aufregende W ahlagitation. I n den öffentlichen B lättern sowohl wie in Der- sarnrnlungen, im Tagesverkehr drängte diese politische Angelegen­ heit alles andere in den H intergrund; eine W ahlversam m lung folgte der ändern. Schon mit Beginn des neuen J a h r e s , am 5. J a n u a r , fand eine Versam m lung des nationalliberalen Vereins statt; am fO. wurde eine sehr belebte Volksversammlung im G rünen b)of ab ­ gehalten , in welcher Vertreter der verschiedenen Parteien über die M ilitärvorlage sprachen. A uf s. F ebruar hatten die vereinigte nationalliberale und konservative P a rte i eine V ersam m lung im (Eintrachtssaale ausgeschrieben, in welcher die K andidaten beider Parteien, Erster S taa tsan w alt F i e s e r von hier und G beram ts- richter v. S t o c k h o r n e r aus B ruchsal, über die politische Lage, namentlich die Notwendigkeit eines Zusammengehens beider P a r ­ teien, a ls deren K andidat der liberale Abgeordnete Fieser ausge­ stellt wurde, sprachen. A m 16. Februar hielten die d e u t s c h e V o l k s p a r t e i und >ewegter i Leben — 44 — die C e n t r u m s p a r t e t in der Festhalle ihre stark besuchte W ahl Versammlung ab. Reichstagskandidat D r. £ i p p entwickelte seit politisches P ro g ram m , w orauf Fabrikant F l i i r f c h c i m aus G ag genau und vom gegnerischen Standpunkt der Redakteur der B ad Landeszeitung, p . S c h m u c h o i t , auftraten. Cndlich vereinigte die Festhalle am 17. Februar eine Wähler Versammlung der nationalliberalen und konservativen Partei unte dem Vorsitz des Stadtrats Leichtlin. 2tIs Hauptredner erhöbet sich dabei Bankdirektor (Eckhard von M annheim , (Erster S taats anm alt F i e s e r a ls Reichstagskandidat, Freiherr C . 2t. v. G ö l e und Bürgermeister S c h n e t z t e r . Nachdem die W ogen des politischen Lebens in Schrift uni W ort wochenlang mit im m er steigender K raft das ganze öffentlich Leben beherrscht hatten , folgte dann am 22 . Februar (Fastnacht: Dienstag) die Wahlschlacht selbst. W iewohl auch in ändert J a h re n der Fastnachts-Dienstag nur in seltenen Fällen in unsere S tad t öffentliche 2Kaskeraden oder größere Karncvalsveranstaltungci zeigte, schien der T a g in diesem J a h re fröhlichem Karnevalstreibet weniger a ls sonst gewidmet. D as Straßenleben trug das Gepräg der Alltäglichkeit und wenn die öffentlichen Plätze auch beleb w aren , so fehlte doch die eigentliche Faschingslaune. D as allge meine jutereffe w ar in erster Linie der an diesem Tage statt findenden Reichstagswahl zugewandt. W ie nur selten bot der 2Narktplatz von vorm ittags JO Uh an ein B ild zahlreicher M enschenansammlungen, welche in ihrei G ruppierungen und durch die auf den M ienen liegende sichtbar Spannung die Wichtigkeit des (Entscheidungstages verrieten. Keil W under, wenn nicht nur der sonst ruhigere und gesetztere Residenz bürger in erregterer S tim m ung wieder und wieder den M arktpla: aussuchte und den G ang des Wahlgeschästs verfolgte, sondern auc zahlreiche Dam en dem D range nicht zu widerstehen vermachter die männererregende Wahlschlacht zu betrachten. I n allen Farbe brachten die p ia fa te an den Straßenecken noch in letzter Stund geharnischte W ahlaufrufe, (Empfehlungen ihrer Kandidaten, W ar nungen vor der W ah l des Gegenkandidaten; mehrfach wurde so g a r der N am e des vorgeschlagenen K andidaten von Anhänger der Gegenpartei herausgeschnitten oder mit Bemerkungen verseher — V o ­ rlebens und übereinander prangten Erklärungen, A ufrufe u. s. w. A n allen Eingängen zum Rathause w ar das lebhafteste Angebot von Wahlzetteln und das Feldgeschrei: „Fieser", „L ipp", „Geck" schwirrte unermüdlich durcheinander. Zahlreiche W agen m it K ranken, die gleichwohl ihr W ahlrecht ausüben w ollten, ließen ebenfalls auf die rege Beteiligung an der W ah l schließen. A m Nachmittage rückte eine förmliche Arbeiterkolonie an und das Gruppenbild vor dem Rathause, die Thätigkeit der Zettelverteiler, unter denen sich eine Gestalt durch die schreiend rote Halsbinde als der sozialdemokratischen Richtung zugehörig m it voller Deutlichkeit zu erkennen gab, stieg von Stunde zu Stunde, b is endlich um 6 U hr Abends der W ahlakt geschlossen und das E rgebnis festgestellt wurde. Noch in später Abendstunde zeigten sich vor und in dem Rathause zahlreiche Neugierige, um auf die einlaufende Kunde vom W ahlergebnis der Landgemeinden zu w arten , während in den dichtgedrängten Wirtschaften für die erregten Gemüter der heiße Schlachttag seinen naturgem äßen Abschluß fand. D as E rgebnis der M ah l zeigte, daß in hiesiger S tad t eine sehr rege Beteiligung an der W ahl stattgefunden: Von 11 51V Wahlberechtigten stimmten ab D avon erhielten Fieser 55V7, D r. Lipp 1856, Geck 1925 Stim m en. I m ganzen (10.) K arls* ruhe-Bruchsaler Wahlbezirk w ar das Stim m enverhältnis folgendes: Von 2 5 7 1 5 Wahlberechtigten stimmten *21 V62 a b ; 34 S tim m ­ zettel wurden für ungültig erklärt. Von den 21V 28 gültigen Stimmen erhielt E . Fieser hier (nationallib. und konservat. Partei) 12 3 ^5 , D r. L ipp , Schriftsteller in S tu ttgart (deutsche V olkspartei und Centrum) 65V5, Adolf Geck, Redakteur in (Dffenburg (sozial* demokr. Partei) 2 756; zersplitterte Stim m en wurden 6 abgegeben. D a das erforderliche W ehr der Stim m en 10 715 beträg t, w ar somit durch Stimmenmehrheit F i e s e r gewählt. I m Anschlüsse an das E rgebnis der Landtagsw ahlen wurde den Abgeordneten der nationalliberalen Fraktion zu Ehren von dem nationalliberalen Verein ein Festbanket veranstaltet im großen S a a l der Festhalle am 29 . November. — H6 — A m 2 2 . Novem ber fand die feierliche Eröffnung der Stände» kam m er'statt, welcher der G r o ß h e r z o g , der E r b g r o ß h e r - 5 0 g , Prinz L u d w i g und K a r l anwohnten. W a s in der Thron­ rede des G roßherzogs, sowie in den Erwiderungen der Sprecher der beiden K am m ern an erster Stelle betont wurde, der p inw eis auf das ernste Leiden des deutschen Kronprinzen F r i e d r i c h W i l h e l m , der in S a n R e m o in Ita lie n Genesung von schwerer Krankheit suchte, erfüllte auch die Perzen der ganzen Bevölkerung m it banger Sorge. Z u einer außerordentlichen T agung (insbesondere zur Erledi­ gung der strategischen B ahnvorlage) traten die Abgeordneten noch­ m a ls vom 28 . J u n i an zusammen. 2 . Über Lage und G ang der I n d u s t r i e und des P a n d e l s verweisen w ir auf den eingehenden Jahresbericht der pandels- kammer für das J a h r 1887 (S. 41— 86). Wesentliche Verschie­ bungen gegen den Stand des vorigen J a h re s , von dem w ir aus­ zugsweise in der (Chronik für (886 ein B ild gegeben, sind dar­ nach nicht eingetreten. N u r aus einem Gebiete weist der Bericht auf die Ulöglichkeit eines nahen Umschlags h in , dem der B i e r ­ b r a u e r e i . Z w a r w ar die Lage dieses Industriezweigs auch im vergangenen J a h re eine günstige und dank der reichen Ernte in Gerste und Popfen durch die neuen Getreidezölle in keiner Weise nachteilig beeinflußt, aber gerade die augenblicklich günstige Lage des Gewerbes führte zu einer fast maßlosen Ausdehnung der Produktion und es kann die Befürchtung nicht unterdrückt werden, daß dieselbe bald in Überproduktion m it allen ihren bedenklichen Folgen ausartet. Gefördert wird eine derartige gefährliche E n t­ wicklung durch die zahlreichen Umwandlungen von P rivatb raue­ reien in Aktiengeschäfte, w om it meistens eine Vermehrung des K ap ita ls verknüpft ist, das dann wiederum zu weiteren Vergrößer­ ungen angelegt w ird. Diesen Ausdehnungen gegenüber vermag ein genügender Absatz kaum geschaffen zu werden. Die Brauereien — w — kaufen ober pachten Wirtschaftslokale und lassen diese durch sog. Zäpfler betreiben, Hierin erblickt der Referent der Handelskammer eine entschiedene G efah r, da infolge der Konkurrenz die Kauf» und Pachtpreise für solche Wirtschaften so hoch gestiegen sind, daß die R entabilität höchst zweifelhaft w ird. I m Zusam m enhang m it dieser Erscheinung sei hier eine andere Frage berührt, m it der sich im Laufe des J a h re s unsere städtische Behörde zu befassen hatte , nämlich die Bedürsnisfrage hinsichtlich der Gastwirtschaftsbewilligungen. W ir haben in den letzten J a h re n wiederholt neue und groß­ artige W irtslokale entstehen sehen. Dem „Krokodil" folgten der „E le fan t" , das „K lap p h o rn " , die „Alte P o s t" , in der Kaiser» passage die „G ötterdäm m erung" und der „Löwenrachen"; im De» zember luden mächtige Plakate an den Straßenecken zum Besuch der „Pappschüssel" ein; im Oktober w ar das bereits oben er­ wähnte C afe B auer eröffnet worden, u. f. w . A ndere, schon bestehende Lokale haben kostspielige Erweiterungen und Verschöne­ rungen erfahren. D a drängte sich denn fast selbstverständlich die Frage auf , ob diese Neuschöpfungen einem wirklichen Bedürfnisse entgegen kommen und nicht auch hier eine Überproduktion zu befürchten sei. Der A nlaß zur P rüfung dieser Angelegenheit für die S tad t­ behörde w ar freilich zunächst ein anderer. E in Gesuch der K arlsruher W irte vom sO. J a n u a r , die E rlaubn is zum Betrieb einer W irtschaft durch G r t s s t a t u t vom Nachweis eines vorhandenen Bedürfnisses abhängig zu machen, wurde vom S tad tra t abgelehnt, weil die von den W irten ge­ wünschte Beschränkung der Gewerbesreiheit durch die hiesigen V er­ hältnisse derzeit nicht geboten sei. E s wurden zur näheren B egründung dieser Entscheidung und zugleich zur G ewinnung eines für die Beurteilung der ganzen Sache wünschenswerten M a te ria ls bei den Verwaltungen von \7o deutschen Städten m it über \5 OOO E in ­ wohnern Erkundigungen eingezogen, wie groß die Z a h l der W irt­ schaften im Verhältnis zur Bevölkerungsziffer sei. D as E rgebnis w ar, daß nur 9 Städte weniger, dagegen Städte mehr W irt­ schaften im Vergleich zur Bevölkerungszahl haben a ls K arlsruhe. — 4(8 — Zwischen den beiden äußersten Verhältnissen ( (Wirtschaft): 4(80 ((Einwohner) und ( : 80 steht K arlsruhe m it ( : 335. I n ( (7 S täd ten , in welchen durch G rtssta tu t die (Errichtung einer W irt­ schaft von: Nachweis des Bedürfnisses abhängig ist, kommen durchschnittlich 2 (5 (Einwohner auf ( Wirtschaft. Von den größeren Städten B a d e n s ist unter Zugrund­ legung der Volkszählung vom Dezember (885 das V erhältnis der Wirtschaften zur (Einwohnerzahl folgendes. (Es kommen auf je e i n e W irtschaft (Einwohner: H e id e lb e rg ..................................... (66 M a n n h e i m ...............................(?q K o n s t a n z .....................................(9 0 P fo r z h e im .................................... 20 0 R a s t a t t ...........................................206 B r u c h s a l .................................... 238 F r e i b u r g .................................... 285 K a r l s r u h e . . . . . . 305 Darnach sind die hiesigen Verhältnisse bis jetzt günstige und sie würden es noch mehr fein, wenn nicht die Vereinigung m it W ühl- bürg stattgefunden hätte, d a s , obgleich dort vor der Vereinigung m it K arlsruhe Bedürfnisnachweis verlangt w ar, dennoch im Ver­ gleich zu seiner Bevölkerung mehr Wirtschaften hatte als K arls ­ ruhe. D b diese günstigen Verhältnisse bleiben, ist abzuwarten. Z u ­ nächst einm al fand eben im abgelaufenen J a h r e (887 eine be­ trächtliche Vermehrung von Lokalen statt. (Es wurden (5 W irt­ schaften neu eröffnet, 5 gingen ein, so daß sich eine Zunahm e von (2 ergiebt, während bei einer Bevölkerungszunahme von ( 200 E inw ohnern höchstens 5 oder 4( hätten hinzukommen dürfen, dam it wie bisher auf je 555 E inw ohner je eine Wirtschaft ge­ kommen wäre. Die E inführung des Bedürfnisnachweises wird daher von der Gemeindebehörde wiederholt in E rw ägung gezogen werden. Über den Verbrauch der wichtigsten Artikel können wir fol­ gende, von der städtischen Kontrolbehörde festgestellte Angaben m achen: — 49 — V D a s %887 hier gebraute B i e r beträgt nach dem F a ß ­ gehalt ( = 80 °/0 vom Kesselinhalt) . . . 272 573 Hektoliter. Dazu kommt die E infuhr: a. von einzelnen Brauereien des Landes %3'923 „ b. von den Nachbarstaaten B ayern ic. % % 406 „ Z usam m en . . 297902 Hektoliter. Davon wurden ausgeführt: hier gebrautes B ier . . %26 %52 Hektoliter fremdes B ier . . . . 737 „ %26 889 bleiben für den hiesigen Konsum . . . . %7%0%3 Hektoliter, wonach bei 63 400 Einwohnern 269 §iter auf den K opf kommen. E in Vergleich m it den Angaben vom vorigen Jah re zeigt, daß der Export sich verringert hat. 3 m Einzelnen fei hier erw ähnt, daß der G . S i n n e r ' f c h e n Gesellschaft für B rauere i, S p iritu s- und jDreßhefefabrikation in Grünwinkel auf der Bäckerausstellung in Dresden allein unter %8 Bewerbern die goldene M edaille zuerkannt wurde. 2. M e i n wurde im J a h re %887 eingeführt 28 453 Hekto­ liter, wonach bei angegebener Bevölkerungszahl 45 Liter auf den Kopf kommen. 3. M e h l wurde eingeführt . . . . . 756579% Kilo, davon wurden ausgeführt . . . . . . . 475 886 „ bleiben für den Konsum zusammen . . . . 7 0 8 9 9 0 5 K ilo, oder pro K opf %%2 K ilo. 4 . Der verbrauch an F l e i s c h betrug 4 9 2 4 7 2 % K ilo (%886: 4 560 609 Kilo), wonach bei obiger E inwohnerzahl auf den K opf 76,6 Kilo sich ergeben. Eingeführt wurden an au sw ärts geschlach­ tetem Fleisch 329446 K ilo (%886: 32 0 7 7 4 Kilo). Für das gesamte industrielle und wirtschaftliche Leben der Stadt dürfte schließlich von allgemeinem Interesse eine summarische Zusammenstellung der hier in den Jah ren %886 und %887 ent­ fallenen direkten und indirekten Staatssteuern fein. Dieselben er­ geben : 4 — 50 — K a rls ru h e (inkl. Michlburg) D irekte S te u e rn : ( 8 8 6 ( 8 8 7 G ru n d -, H äu ser-, G ew erb -, (Einkom m en- M . M . un d B e f ö r s te r u n g s s te u e r ......................... 7 ( 7 2 4 4 7 2 4 4 ( 3 S t e u e r n a c h t r a g ................................................. 4 4 7 2 2 6 6 3 4 0 A a x ita lr e n te n s te u e r ........................................... ( 8 0 5 3 8 ( 9 7 5 7 8 In d ire k te S te u e r n : W e i n s t e u e r ........................................................ ( ( ( 3 ( 2 ( ( ( 2 3 8 B iers teu er von inländischem B i e r . . . 6 ( 8 8 ( 9 6 7 5 8 0 6 „ „ e ingefüh rtem B ie r . . 4 4 4 5 3 5 4 0 2 7 B ra n n tw e in s te u e r v o n in lä n d . B ra n n tw . 4 ( 8 2 5 ( „ „ eingef. B ra n n tw . 2 2 6 7 8 3 6 3 3 4 Schlachtviehaccise von im I n l a n d ge­ schlachtetem V ie h ........................................... 5 5 9 7 9 6 0 0 3 4 Schlachtviehaccise von eingef. F leisch. . 8 0 ( 3 L iegenschafts-, L rb fch afts- und Schon» k u n g sa c c ife ........................................................ 3 5 4 8 9 8 4 9 4 2 4 5 S u m m e der ind irek ten S te u e rn . ( 2 0 8 6 3 7 ( 4 3 ( 9 2 8 Über die hiesigen Geld- und Kreditanstalten nur wenige A n ­ gaben : *) Der Vermögensstand der G e w e r b e b a n k K a r l s r u h e pro 51, Dezember 1887 belief sich auf 206459 ZKf. 86 P f. Die Z a h l der beantragten Darlehen betrug 1887 5 485 ZK., (1886 : 3 278 ZK.). Bew illigt wurden Darlehen 1887: 5 058 (1886: 2 918) mit einem B etrage von 579 190 ZK. (1886: 5 6 0 840 ZK.). 2. B ei der s t ä d t i s c h e n H y p o t h e k e n b a n k in K arlsruhe bestanden auch im J a h r e 1887 die in unserer 1886er Chronik er­ wähnten ungünstigen Verhältnisse ungeschmälert fort und hemmten die weitere Entwickelung derselben. I h r Geschäftsverkehr bewegte sich unter diesen Umständen im J a h r 1887 in den engsten G ren­ zen. Zceu gegeben wurde nur ein Hypothekardarlehen von 1 1 8 0 0 Z K ., wogegen von den älteren Darlehen 68 104 ZK. 55 P f . heimbezahlt wurden. Der S tand der Darlehen sank da­ durch von 505 758 ZK. 55 P f. auf 447 4(33 ZK. 80 P f. v o n den Schuldverschreibungen der B ank , deren B etrag sich am A n­ fänge des J a h re s noch auf 572 100 ZK. belief, wurden durch *) N ä h e re s siehe H andelskam m erberich t f ü r Z 8 8 7 5 . 9 0 f f . — 51 — Verloofung für 86 600 2TL heimbezahlt. A m Schluffe des J a h re s waren noch für 485 500 ZIT. im Umlaufe. Die B ilanz der Bank auf den 3 f . Dezember 1887 weift einen Aktivstand von 517 115 U l. 8cf P f . , einen paffivftand von 494 801 ZU. 15 P f . und einen Reservefond von 22 314 ZIT. 7 \ p f . nach. Der erzielte Geschäfts- gewinn betrug f 800 ZU. 99 P f . , gegen 2 032 ZU. 27 P f . im J a h re 1886. 3. Bei der städtischen P f a n d l e i h k a s f e in K arlsruhe waren bei Beginn des J a h re s 1887 an Pfändern vorhanden 17 159 Stück m it einem Darlehenskapitale von 113 677 ZU. I m Laufe des J a h re s wurden neu verpfändet 37 735 Stück m it einen: Darlehcns- betrage von 200 849 ZU. I m Ganzen waren somit vorhanden 5 1 8 9 4 Stück m it einem Darlehenskapitale von 3 1 1 5 2 6 ZU. Hier­ von wurden im Laufe des J a h re s cingelöst 34942 Stück mit 19199® ZU. und versteigert 2 237 Stück m it 13 282 ZU. A uf den Schluß des J a h re s verblieben somit 17 715 P fänder m it einem Darlehenskapitale von 109 24s ZU. Gegenüber dem V or­ jahre zeigt sich eine Zunahm e der Pfänderzahl um 556 Stück, dagegen eine Abnahm e des Darlehenkapitals um 4 429 ZIT. Der Pfänderverkehr im Allgemeinen ist etw as hinter jenem des V or­ jahres zurückgeblieben; während im J a h r 1886 die Z ah l der ein- und ausgegangenen Pfänder sich auf 74 2 \ \ m it einem Geld­ beträge von 437 114 ZU. belief, betrug sie im J a h r e 1887 nur 72 677 Stück m it 592 845 ZU. 4 . Die s t ädt i s c he S p a r k a f f e verzeichnet gegenüber dem Vorjahre eine Zunahm e der Ginlegerzahl um 685 und eine solche des Einlagcguthabens um 616 532 ZU. 44 P f. Der G e f a m t g e l d v e r k e h r d e r S p a r - u n d P f a n d l c i h - f a f f e bezifferte sich im Jah re 1887 auf 8 5 2 9 2 5 6 ZU. 3 P f. gegen nur 7 554 254 ZU. 79 p f . im Vorjahre. 5. Für die städtische S c h u l s p a r k a f f e ergiebt ein Vergleich mit 1886 eine Zunahm e von 48 Einlegern und eine E rhöhung des G uthabens um 8 4O6 ZU. 33 p f . Die Benützung der Kaffe wird von J a h r zu J a h r schwächer, indem die Z ah l der jährlichen E inlagen innerhalb der letzten 5 J a h re von 10 585 auf 7 515 zurückgegangen ist. V — 52 — 6. Die p r i v a t s p a r g e s e l l s c h a f t hier besitzt laut Rech­ nungsausw eis auf 3 s . Dezember v. I . an Aktiven ^ 6 U 55^ DT., an Massiven ^ 365 \ 3 \ DT. und somit 2^6 4s03 DT. a ls Reservefond. 3. Vereine. (Es liegt in der N a tu r der Sache, daß sich das Leben und die Thätigkeit der Vereine in einem mehr oder weniger abgeschlos­ senen Rahm en abwickelt und daher für weitere Kreise kaum großes Interesse erweckt. In d e m w ir über die Wirksamkeit einiger der W ohlthätigkeit gewidmeter Vereine weiter unten (Dr. VI.) sprechen, durfte hier nur wenig erwähnenswertes anzuführen sein. W ir rechnen dahin das verdienstvolle Bestreben des G a r t e n ­ b a u v e r e i n s , über den engen K reis feiner DTitglieder hinaus den Sinn für Pflanzenpflege zu wecken. I m Laufe des Som m ers erbot sich nämlich der Verein, an Arbeiter- und ähnliche Fam ilien Topfpflanzen zu dem bedeutend ermäßigten Preise von fO P f . pro Stück abzugeben. Der geringe P re is w ar nur möglich, indem der Verein die DTehrkosten trägt. Der Zweck des Vereins w a r , durch diese (Einrichtung die Liebe zu Pflanzen auch bei weniger Bemittelten einzubürgern. I n der C h a t liefen auch die Anmeldungen so zahlreich ein, daß für dieses J a h r die Listen nach kurzer Zeit schon geschlossen werden mußten. A m J u n i wurden vom Verein je 4 kleine Topfpflanzen an Fam ilien abgegeben m it der A uflage, dieselben nach einer über­ gebenen Anleitung zu pflegen und im S p ä tjah r zu einer Ausstellung bezw. P räm iierung einzuliefern. Letztere fand am 25. September im S aale der Vier Jahreszeiten statt. Von den f 70 (Empfängern hatten sich am Ausstellungstage allerdings nur 25 eingefunden, die eingelieferten Pflanzen zeigten aber, daß dieselben m it Ver­ ständnis und Liebe behandelt worden waren, fodaß der angestrebte Zweck doch teilweise erreicht wurde. DTit dieser Ausstellung hatten noch einige Vereinsmitglieder größere G ruppen von Topfpflanzen, sowie Gbst zur Ausstellung gebracht. F ü r seine DTitglieder wurde außer den DTonatsversammlungen, in denen gärtnerische Fragen meist nur theoretisch behandelt werden — 53 — können, auch ein unentgeltlicher Kursus für (Obstbau und ein solcher für Pflanzenpflege veranstaltet, an denen sich auch Dam en, soweit sie M itglieder sind, beteiligen können. Der G e w e r b c v c r e i n K a r l s r u h e , welcher gegenwärtig 352 M itglieder zählt, beschäftigte sich unter anderen Fragen auch m it der Reorganisation des Lehrlingswesens bezw. Gründung eines Lchrlingsheims für die weder bei dem Meister noch bei den Eltern in Kost und W ohnung stehenden hiesigen Gewerbslehrlinge, deren Z ahl gegenwärtig 535 beträgt. D ie Lösung dieser Frage dürfte mit Zchlfe des Stadtrats einer nicht fernen Zukunft Vorbe­ halten bleiben. Der Vcrmögensstand des Vereins beträgt 38 667 M . 95 p f . Einstimmige Genehmigung fanden die A nträge: es möchte in den Voranschlag ein Betrag eingestellt werden, um denjenigen Vereinsmitgliedern, welche die Münchener Kunstgewcrbcausstellung beschicken, einen Kostenzuschuß zu leisten, fernerhin ein B etrag für Reisestipendien an Vereinsmitglieder bezw. deren Arbeiter zum Besuche der Ausstellungen in M ünchen und Brüssel, sowie ein weiterer Betrag für einen anzustcllcnden erweiterten Fachzeichen- unterricht an hiesiger Gewerbeschule, bezw. a ls Gehaltszuschuß für den dazu anzustellenden Fachlehrer. Der L e b e n s b e d ü r f n i s v e r e i n beziffert den Reingewinn im letzten Rechnungsjahre auf 89 285 M . , also um nahezu 20 000 M . mehr a ls im V orjahre. Die Z a h l der M itglieder stieg von s35^ auf s658 , seit N eujahr auf (700 und soll an dieselben wieder eine Dividende von \ \ °/0 resp. \ \ p f . für die M ark des Umsatzes in Vereinsmarken vergütet werden. Der Gesamtumsatz im J a h r e (887 betrug 902 067 M ., resp. gegen 200 000 M . mehr a ls im V orjahre. F ü r den G esam t­ umsatz entrichtete der Lebensbedürfnisverein den B etrag von 23^5 M . an Steuern und Umlagen. Konnten wir in der letztjährigen (Chronik einen Zuw achs zu den (^2 hier bestehenden Vereinen um 2 0 neue feststellen, so w ar auch das J a h r J887 für die Vereinsbildung nicht unfruchtbar. Die Z a h l derselben hat sich von \ 6 2 auf s75 gehoben. Um unsere sozialen Assoriationsbedürfnisse schon im kleinen Rahm en kennen zu lernen, sei erw ähnt, daß unter den neuen Vereinen ein h o m ö o p a t h i s c h e r , ein P o ft v e r e i n , ein G s t e r - r e i c h e r - A l u b , ein S c h w e i z e r - und W ü r t t e m b e r g e r v e r e i n sich findet; ferner mehrere neue 21Tusifvereine. Neben den vorzugs­ weise geselligen Zwecken dienenden neuen Vereinen ist aber in der G ründung eines Vereins von L e h r e r n d e r n e u e r n S p r a c h e n , eines Ro l l e r ' s c h e n S t e n o g r a p h e n - und eines S c h w a r z w a l d ­ v e r e i n s auch das wissenschaftliche Gebiet nicht leer bei diesen Neuschöpfungen ausgegangen. Leistungen des Gemrinstnns, Armen- und Krankenwesen. V Zusammenstellung auch nur der in den hiesigen Z eit­ igen mitgeteilten Schenkungen und Vermächtnisse zu Gunsten öffentlicher Anstalten und Zwecke würde durch den U m ­ fang über den Rahm en dieser Arbeit hinausgehen. Besonders reiche Zuwendungen erhielten die hiesigen Wohlthätigkeitsanstalten testamentarisch durch den verstorbenen Z . v . Berckholz. Unsere große gemeinnützige A nstalt, das s t ä d t i s c h e V i e r - o r d t b a d , hat im vergangenen J a h re insofern eine Änderung erfahren, a ls die A u r a n s t a t t auch während der Som m erm onate im Betrieb war. Neben den gewöhnlichen W annen- und Douchebädern besteht noch eine Abteilung für Anwendung der physikalischen Heilmethode und für das Gesamt - W asserheilverfahren; auch ist Gelegenheit gegeben zum Gebrauch von H eißluft-, D am pf- und künstlichen S oo l-B äd ern . D a außerdem auch das elektrische Heilverfahren, ferner M assage und Heilgymnastik zur Anwendung komm en, so bietet diese städtische Anstatt reiche Gelegenheit, m it sehr geringen Geldopfern die verschiedenartigsten Aurmethoden zu gebrauchen. Uber die Anzahl der im Laufe des J a h r e s genommenen Bäder und der daraus gewonnenen Einnahm en (einschließlich der Auranftalt) geben wir eine kurze Zusammenstellung: — 56 — m. pf. I m J a n u a r w u rd en gen o m m en : 887 B ä d e r ; die E in n a h m e betrug so . F e b ru a r „ 8 9 9 ( ( 7 4 3 5 . M ä rz ( 0 2 8 „ „ „ ( 3 5 3 5 5 . A p ril ( 4 0 7 ,, „ ( 6 2 8 ( 5 . M a i „ ( 5 0 0 ,, „ ( 6 7 4 8 5 . J u n i „ „ 2 2 8 8 „ „ „ „ 2 5 2 4 8 5 . J u ü „ 2 ( 8 6 „ „ n „ 2 ( ( 8 9 0 . A ugust „ ( 3 ( 7 „ ,, ( 4 ( 3 9 5 . S ep tem b er „ „ 9 9 0 „ „ „ „ ( ( 4 9 5 5 . G ktober „ X ( 9 4 „ „ ( 3 4 0 ( 5 . N ovem ber „ ( 0 ( 7 „ „ ( 2 6 5 7 5 . D ezem ber „ 7 ( 2 „ „ 9 3 6 8 0 . G esam tsum m e . . ; s 425 G esam te in n ah m e . . (7 500 35. A ls Vertreter des D r. W u n d e r l i c h fungierte der praktische Arzt D r. M ö r s t a d t . Der m it dem Stadtgarten verbundene Tiergarten hat einige weitere Geschenke erhalten. Der Besuch war fortwährend ein reger. I m Stadtgarten wurden im vorigen J a h re für HO759 M . Tageskarten und für nahezu eben so viel, nämlich (0 280 M . Abonnementskarten gelöst; außerdem wurden für Benützung der im S tadtgarten ausgestellten Sesselwaage 2 957 Karten zum preise von je (0 p f . ausgegeben, also 295 M . 70 P f. vereinnahmt. Die Gesamtsumme der (Eintrittstaxen betrug somit 2 ( M . 70 P f. Die Gondelmiete ergab ( 9*55 M . 50 P f . , der (Erlös aus der Benützung der (E isbahn, welche durch die anhaltend kalte W itter­ ung im J a n u a r reichbelebt w ar (am Abend des (7. J a n u a r veranstaltete die Stadtgartenkommission ein prachtvolles Tisfest), 6 557 M . 91 p f . 2. Artnenwrsen. Die (885 zum ersten M a le herausgegebene Iahreschronik der S tad t K arlsruhe konnte (S. 66) a ls ein besonders gutes Zeichen für die verhältnism äßig gesunden socialen Verhältnisse unserer S tad t seststellen, daß trotz der ungewöhnlichen Bevölkerungszunahme und des dam it unvermeidlich verknüpften Anwachsens des Prole­ ta ria ts das städtische B udget für den A rm enausw and im Verlause der J a h re (880— (886 keine erhebliche Steigerung zu erfahren hatte. — 57 — Der Grund dieser erfreulichen Thatsache liegt teils in der wirtschaftlichen Besserstellung der ärmeren Bevölkerungsklasscn, teils in der außerordentlich opferwilligen privaten und von hiesigen Vereinen ausgeübten M ildthätigkeit. Gegenüber dem Ja h re (878, in welchem der Armenkasse seitens der Stadt ein Zuschuß von (06 000 M . geleistet werden m ußte, beträgt zwar der letztjährige städtische Beitrag ein M ehr von <(2 00 0 M . , steht aber hinter der Steigerung des städtischen Zuschusses zum Schulaufwande, der in den Jahren (8 7 ( — (886 von 58 4,(5 M . auf 2 8 ( 9 ( 0 M ., also um 583 Prozent sich gehoben hat, weit zurück. M a s zunächst die ö f f e n t l i c h e , von der Gemeinde geübte Armenpflege betrifft, so liegt dieselbe in pänden des hiefür geschaffe­ nen A rm enrats, der unter dem Vorsitze des Bürgermeisters K räm er aus 28 Vertretern, weltlichen und geistlichen, städtischen und staat­ lichen, zusammengesetzt ist. A ls leitender Gesichtspunkt der Arm enverwaltung wird fest- gehalten , niemanden, der arbeitsfähig, aber ohne Erwerb ist, durch Verabreichung von Unterstützungen in eine bessere Lage zu versetzen, a ls diejenigen sich befinden, welche auch unter den. schwierigsten Verhältnissen aus eigener Kraft sich ihren Unterhalt erringen. (Es wird hiedurch erreicht, daß der Z w an g , zur Arbeit zurückzukehren, bestehen bleibt und die vielfach bei Unterstützung Suchenden vorhandene Voraussetzung beseitigt w ird , a ls sei der zur Hilfeleistung verpflichtete Arm enrat zu deren vollem Unterhalt verpflichtet. D am it in allen Fällen die richtige F orm der Unterstützung gefunden werden kann, ist es notwendig, daß die Verhältnisse der zu Unterstützenden m it peinlichster Genauigkeit festgestellt und dieselben fortwährend überwacht werden. Die hiesige (Organisation der Armenpflege im Zusammenwirken m it der freiwilligen Vereins- thätigkeit ermöglicht, die vorgesteckten Ziele zu erreichen. A ls not­ wendige Folge wird in Krankheitsfällen bei Arm en die au s­ reichendste ichlfe gew ährt, damit dieselben so bald a ls möglich imstande sind, sich selbst wieder ihren Unterhalt zu erwerben. Der Erziehung von verlassenen oder elternlosen Kindern wird die größte Sorgfalt gewidmet. — 58 — Die A r m e n k i n d e r p f l e g e ist nach eingehenden Erhebungen im Ja h re s87^ in der Weise geordnet worden, daß der Armenrat gemeinsam m it dem Frauenverein (Abteilung II. für Kinderpflege) über die Aufnahm e unter die Z a h l der Armenfinder entscheidet. Nach dem hier angenommenen sog. Elberfelder System *) werden die Kinder an verschiedenen (Drten einzeln in sorgfältig ausge­ wählten Fam ilien untergebracht und die Zuschüsse bestimmt. Damen des Frauenvereins besuchen die ihnen zur Beaufsichtigung zuge­ wiesenen Kinder. I m letzten Zahre waren in Verpflegung zu W eingarten ^9 K in d er, in Eggenstein fO , Leopoldshasen (5 , Rothenfels 2% u. f. w . Die Kinder werden an einfache Verhältnisse und Arbeit ge­ wöhnt , damit sie später nützliche M itglieder der menschlichen Gesellschaft werden. Für Pflegeeltern und E ltern , welche sich durch Eifer bei diesem Erziehungswerk auszeichnen, sind Gaben zur Aufm unterung ausgesetzt. Z u diesem Zweck sind seit s875 ca. \ 2 700 ZTL verwendet worden. Der Zuschuß der Ltadtkasse zur Armenkasse betrug in den letzten zehn J a h ren : ,878 ....................................ZOG 862 DT. 1879 (2( 342 „ (880 . . . . . . . (35 748 „ (88 ( (06 000 „ (882 ((6 000 „ (883 ....................................(26 000 „ (8 8 4 (29 909 „ (885 ....................................(38 867 „ (886 ....................................(49 6(4 „ (887 . (48 250 „ Direkte Geldunterstützungen, ständige und vorübergehende, wurden gew ährt: (878 33 430 IR. (879 ............................... 43 (42 » (880 ............................... 590(2 „ ( 8 8 ( ............................... 38 003 „ *) Siehe den größeren Bericht, die städtische Ar m e n k i n d e r p f l e g e in dem Merke: Die Großherzoglich Badische ksaupt- und Residenzstadt Karls­ ruhe in ihren Maßregeln für Gesundheitspflege und Rettungswesen. Abtei­ lung VII. (882 bei Macklot gedruckt. — 59 — (882 ..................................... 39 3 (9 IR. (883 .....................................4( 305 „ ( 8 8 4 .................................... - 40 (00 „ (885 ..................................... 39 764 „ (886 ..................................... 43 279 „ (887 ..................................... 39 9 3 ( „ F ü r Verpflegungskosten im A rankenhaus wurden ausgegeben: (878 ..................................... (5 70( m . (879 ..................................... 2 ( 943 „ (6 8 0 ..................................... 25 665 „ ( 8 8 ( ..................................... (8 388 „ (882 ..................................... (5 70( „ (883 ..................................... (8 443 „ (884 ..................................... (6 436 „ (885 ..................................... (2 504 „ (886 ..................................... (9 238 „ (887 . . . . . . . 2 0 0 2 0 „ F ür Aranke und A rbeitsunfähige, welche in I r r e n - , Heil- und Pflegeanstalten, Rettungs- und Erziehungsanstalten unter­ gebracht sind, wurden aufgewendet: (878 ..................................... 24 238 M . (879 ..................................... 23 560 „ (880 ..................................... 29 9 (7 „ ( 8 8 ( 26 846 „ (882 ............................... ...... 25 345 „ (883 ..................................... 28 225 „ ( 8 8 4 ..................................... 3 ( 5 ( 8 „ (885 ...................................... 30 634 „ (886 ..................................... 33 208 „ (887 ..................................... 33 952 „ Die Anzahl der W aisen und Halbwaisen, für deren Erziehung der A rm enrat verpflichtet w a r , und die in Fam ilien hier und ausw ärts untergebracht wurden, betrug: ( 8 7 9 ......................... 2 (6 K inder. ( 8 8 0 ......................... 23 9 (88 ( ......................... 252 „ (882 248 „ (883 ......................... 256 „ ( 8 8 4 ......................... 2 8 , „ (885 ......................... 308 „ (886 ......................... 333 „ (887 ......................... 345 „ — 60 — Vonseiten des Frauenvereins w aren zur Beaufsichtigung der Armenkinder im verflossenen J a h re H6 Aufsichtsdamen thätig. Von den Referenten des A rm enrats wurden während des J a h re s , von den M itgliedern des Frauenvereins \ ty75 , im ganzen also 5 ^ 9 Besuche gemacht. Die häusliche Pflege ergab auch in diesem J a h re recht gün­ stige Resultate; die Schulzeugnisse der meisten Rinder lauteten günstig. Besonders wird vom A rm enrat R lage geführt, daß in häu­ figen Fällen ledige M ädchen ihre R inder in Pflege geben und, ohne sich um deren finanzielle Fürsorge zu kümmern, verschwinden, so daß der A rm enrat des hiezu verpflichteten Unterstützungsver- . bandes eintreten m u ß ; nicht minder häufig kommt es v o r, daß ein Elternteil seine Fam ilie verläßt, und die Angehörigen, nam ent­ lich die R inder und deren fernere Erziehung dem A rm enrat überläßt. I m J a h re s887 wurden im ganzen zu Lasten sämtlicher hier in Betracht kommender Armenverbände an 1 9 1 6 P e r s o n e n Unterstützungen gegeben, welche mit Zuzählung ihrer Fam ilienan­ gehörigen eine Bevölkerungsziffer von 7224< Personen repräsentieren.*) I n Uebereinstimmung m it vielen anderen Armenverbänden ist auch hier a ls eine t r a u r i g e E r s c h e i n u n g hervorzuheben, daß junge Leute, kaum über 20 J a h re a lt, schon eine Fam ilie gründen und dann bei dem geringsten Mißgeschick bei dem A rm cnrat um Unterstützung nachsuchen, ebenso, daß von kleineren O rten arbeitsunfähige ältere Personen hierher ziehen, sich 2 J a h re m it A usbeutung der Privatw ohlthätigkeit durchhelfen und dann, wenn sie den Unterstützungswohnsitz erworben haben , m it den größten Anforderungen an den A rm enrat kommen. Der Bericht des A rm e n ra ts , dem w ir vorstehende Daten entnom m en, führt einige Fälle auf , welche für die landläufige P rax is a ls charakteristisch gelten können und daher hier Nachfolgen mögen. (Ein ziemlich leichtsinniger ju n g e r M a n n von 25 J a h r e n he ira te te im A p ril vo rigen J a h r e s ein M ädchen von 23 J a h r e n a u s e iner a u sw ä rtig e n (Sem cittbe. I m G ktober schon kam von einem benachbarten B e z irk sam te an *) D er G esam tau fw an d (887 w a r : 209 98 5 M . D ie A u sg ab en fü r das A rm en - und K ran k en w efen um fassen nach dem städtischen Rechenschaftsbericht fü r (887 im D urchschnitt 9,8 P ro z e n t der G esa m ta u sg a b e n . — 6\ — den A rm e n ra t die A u ffo rd eru n g , die ju n g e F r a u , welche ih ren M a n n ver­ lassen, in ih re lse im atgcm cinde zuriickgekehrt se i, ih re r N iederkunft en tgegen sehe und sich in h ilfsb ed ü rftig er L age befinde, in ih re r k jeim atgem einde zu unterstützen. D er A rm e n ra t v erw eigerte die U nterstützung in der kseim at- gem einde, v e r la n g te , daß die ju n g e F ra u zu ih rem M a n n e , und w en n dies un thunlich , w enigstens h ierher zurückkehre, w a r ab er b e re it , w e n n sich d a n n noch ein N otstand h e rau ss te lle , die F r a u ausreichend zu unterstützen. D ie ju n g e F ra u k a m , e rk lä rte , ih r M a n n habe g a r keine W o h n u n g m e h r , ih ren U n te rh a lt könne sie sich im m er noch e rw e rb e n , n u r könne sie die A u sg a b e n fü r eine W ohnung nicht bestreiten. E s w urde ih r zugesag t, d a ß , so lan g e sie in h ilfsbedürftigem Z u sta n d e s e i , der A rm e n ra t fü r die Kosten der W o h ­ n u n g aufkom m en w o lle , w om it sie e inverstanden schien und sich en tfern te . E in ige W ochen spä ter kam w iederho lt durch d a s G roßherzogliche B e z irk sam t an den A rm e n ra t die A u ffo rd e ru n g , g e n a n n te ju n g e F ra u in ih re r k jeim at- gem einde zu un terstü tzen , w a s a b e rm a ls v erw e ig e rt w u rd e , w eil die U n te r­ stützung Suchende den A n o rd n u n g en des A rm e n ra ts en tgegen han d e lte , a u g en ­ scheinlich n u r eine größere G eldun terstü tzung erstrebte, ohne daß dem A rm en ­ ra te ih r wirklicher N otstand erw iesen w a r , der A rm e n ra t auch n ie in der Lage gew esen w ä r e , bezüglich der B e d ü rftig k e it eine K o n tro lle au szu ü b en , v o n da ab kam keinerlei Gesuch m ehr. E in e 58 J a h r e a lte kränkliche F ra u kam h ie rh er zu ih re r h ie r v erh e ira te te n T o ch te r; sie ließ ih r k sa usgerä te in ih re r k jeim atgem einde (einer reichen T halgem einde M itte lb ad en s) zurück, erk lärte dortselbst, daß sie ih re n W ohnsitz dort nicht aufgeben wolle, ließ sich schriftlich von der V rtsb e h ö rd e die Z u sag e geben , daß ih r der B ü rg e rn u tzen auch fe rn e r bezah lt w e rd e , w a s auch im ersten J a h r e geschah, zah lte noch ih re M ie te zu ls a u s , kam d a n n nach A b lau f von 2 J a h r e n durch K ran k h e it in N o t, w a s V eran lassung gab, deren U n te r­ stützungswohnsitz festzustellen. D ie kjeim atgem einde erk lärte je tz t, die k jilfs- bedürftige sei üb er 2 J a h r e f o r t , sie erkenne den U nterstützungsw ohnsitz nicht m eh r a n , eine A uffassung , welcher auch die G erichte bei der n u n fo l­ genden K lage zustim m ten. L s steht indessen fest, daß bei der F r a u die M e i­ n u n g erweckt und e rh a lten w u rd e , sie b ehalte ih re n U uterstützungsw ohnsitz in der L jeim atgcm einde und bleibe im G e n u ß des ih r s c h r i f t l i c h zuge­ sicherten beträchtlichen B ü rg e rn u tzen s , und daß eine entgegengesetzte E rk lä ru n g erst dan n gegeben w urde, a ls die F ra u m eh r a ls 2 J a h r e o rtsabw esend w a r . E in Metzgerbursche, der nach m e h rjä h rig e r A bw esenheit in seine lse iin a t- gem einde zurückkehrte, arbeite te dort bei einem M etzger; er h a tte ein B e in verlo ren und tru g einen S telzfuß . N ach V /s J a h r e n verließ er die L jeim at- gem einde und arbeitete in einem N achbaro rte , auch von h ie r g ing er w ieder nach einem halben J a h r e w eiter au s die W anderschaft. B e i seinem G ebrechen m ußte ab er bald der F a ll e in tre te n , daß er nicht leicht A rb e it finden konnte und h ilfsb ed ü rftig w urde. E r kam h ie rh er und m uß te w egen K ran k h e it in d as S p i ta l eingew iesen w erden . D a er keinen U nterstützuugsw ohnsitz ha tte , w urde er von dem L andarm en v erb an d e K a r ls ru h e übernom m en . E s kann — 62 — zw ar nicht nachgew iesen w erben , baß eine Abschiebung h ier vorliegt, aber bte V erm u tu n g liegt n a h e , baß bie E jettnatgem einbe nicht w o llte , baß er ben U nterstiitzungsw ohnsitz w ieber e rw e rb e , obgleich er sich in länblichen V erh ä lt­ nissen sein B ro b verb ienen konnte, v o r A b lau s von 2 J a h r e n h a t er eben bie E jeim atgcm einbe w ieber verlassen. v o r zw ei J a h r e n kam eine gesunbe, k rä ftig e , J a h r e a lte lv ittw e m it n K tn b ertt von 5 b is i l J a h r e n h ierher, bie ih ren U nterstützungsw ohnsitz in einer A m tss tab t bes U n te rlan b es h a t te ; sie erkunbigte sich, ob sie unterstützt w erben könnte, w a s ih r b e jah t w ü rb e m it betn B e ifü g en , baß b ics a u f Rech­ n u n g bes jen igen A rm en v erb an b es geschehen müsse, w o sie ben U n terstü tzungs­ wohnsitz h a b e ; sie verzichtete b a n n a u f eine U nterstützung, m it betn v o rg eb en , ber unterstützungspsiichtige A n n cn v e rb an b verlan g e ih re Ejeimkehr, bort könne sie sich aber nicht b u rch b rin g en , w esh a lb sie u n te r keinen U m stänben bahitt zurückkehre. N ach kurzer Z e it legte sie ein ärztliches Z e u g n is v o r , b a s ih re A rb e itsu n fäh ig k e it konstatierte, w o rau f ih r eine U nterstützung bew illig t w ürbe. D er nnterstützungsxflichtige A n n en v erb a ttb genehm igte aber bie Unterstützung n u r a u f kurze Z e it, nnb v e rlan g te ih re E jeim w eifung. D er A rm e n ra t bean ­ tra g te bte A usw eisu n g , w en n nicht ber unterstützungspsiichtige A n n cn v erb an b sich bereit erkläre, eine stänbige U nterstützung, e tw a 2 L rz ieh u n g sb e iträg e von je 70 M a rk zu g e w ä h re n , ba bie F ra u sich augenscheinlich m it ih re n R in ­ b ern nicht burchbringen könne. In zw isch e n m ußte bie F ra u w egen S ee len ­ stö rung in s K ra n k e n h a u s ausgenom m en w e rb e n , w äh ren b bie K tnber in anberw eite p f le g e gegeben w ü rb en . D a s G roßherzogliche B ezirksam t sprach b a n n bie A u sw e isu n g a u s . D ie F ra u w a r jeboch, w ie sich balb herausstellte, nicht geisteskrank, bagegen h a tte sie nach a llen S e iten in hohem M a ß e b as M itle ib von P riv a tp e rso n e n zu erregen verstanben , obw ohl sie selbst zu ih rem eigenen U n te rh a lt soviel w ie n ichts zu e rw erben suchte. Durch bie erlan g ten p r iv a te n Z u w e n b u n g e n w ü rb en ih re Schnlben bezahlt. D ie K in b er fanben U nterkom m en bei P r iv a tp e rs o n e n , so baß sie ber S o rg e fü r ih ren eigenen U n te rh a lt en thoben w a r , nnb bte A u sw e isu n g gegenstanbslos w ürbe. S ie h a tte erreicht, w a s sie w ollte, eine möglichst sorgenlose Existenz, nnb E n th eb u n g von ber P flich t f ü r ben U n te rh a lt ih re r K tn b e r , soviel sie nach ih re r K ra f t b e itrag en konnte, zu arb e iten . Hand in Hand m it der Wirksamkeit des städtischen Arm en- ra ts geht die umfassende Armenpflege durch den b a d i s c h e n F r a u e n v e r e i n . Der nunm ehr zum 28. M a l veröffentlichte Jahresbericht entwirft ein erfreuliches B ild der im m er vielseiti­ geren Wirksamkeit im Dienste erbarmender Menschenliebe. Die einzelnen Abteilungen für F rauen-B ildungs- und Lrwerbspflege (mit den Industriekursen, der Luisenschule, Frauenarbeitsschule, Zeichenschule, Schule für Kunststickereien, für Frauenarbeitslehrer- — 63 — innen, Haushaltungsschule), für Kinderpflege (Armenkinderpflege, Krippe, Luisenhaus); Krankenpflege und Armenpflege entfalten eine äußerst rührige, von J a h r zu J a h r größere Thätigkeit, deren Legen unserer S tad t und dein ganzen Land zu gute kommt *). Neben der gemeinschaftlich m it dem städtischen A rm enrat geübten Armenkinderpflege unterhält der Verein noch eine besondere Anstalt für arme K inder, „ D i e K r i p p e " * * ) . W ährend im J a h re \ 886 durchschnittlich 28 Kinder täglich verpflegt wurden und die Z ah l der Verpflegungstage 7 018 betrug, w ar das J a h r 1887 für die Anstalt ungünstig, da dieselbe wegen Krankheiten nur an 253 Wochentagen benutzt werden konnte. Der A ufw and belief sich auf ^ 28s) M ., an Verpflegungsgeldern wurden 672 ZIT. erhoben, so daß der Verein zum U nterhalt der Anstalt einen Zuschuß von 3 617 2TL zu leisten hatte. Die Kosten des Verpfle­ gungstages für ein Kind belaufen sich auf 61 p f . , nach Abzug des Verpflcgungsgeldes auf 51 P f . Die Hauptthätigkeit für A rm e wird von der IV . Abteilung des Frauenvereins entwickelt. I n derselben hat der S o p h i e n - F r a u e n v e r e i n 258 Personen oder Fam ilien unterstützt, der E l i s a b e t h e n v e r c i n an 800 Kranke G aben gereicht. Die bei­ den V o l k s k ü c h e n (Spital- und Ritterstraße) gaben zusammen 22-s 000 Portionen (Suppe, Suppe und Fleisch, Suppe, Fleisch und Gemüse) an Zinne und Kranke ab. Auch die Berichte der anderen Unterabteilungen, der F l i c k v e r e i n , die Z T Tä d c h e n f ü r s o r g e für schulentlassene Tochter unbemittelter Fam ilien, die F ü r s o r g e für entlassene weibliche Gefangene (Schutzverein) und die V e r m i t t l u n g b i l l i g e r M i e t w o h n u n g e n für Unbemittelte zeigen die regste Wirksamkeit im Dienste der Arm en (vergl. Jahresberich t des Frauenvereins über das J a h r 1887 S . 27— 33). I m vorigen J a h re ist auf Anregung der Großherzogin, der Protektorin des Vereins, der Versuch gemacht worden, hier K o ch ­ k u r s e einzuführen. A us diesem Versuche entwickelte sich sehr bald das Bedürfnis einer ständigen „ K o c h s c h u l e " , welche in *) D er V erein weist a u f ( . J a n u a r (887 ein v e rm ö g e n a u f von 522 077 IT?., eine V erm ehrung gegen ( 8 8 6 u m 49 547 ITT. **) H ebet Zweck und E in rich tu n g siehe L hron ik von (885 5 . 67. — 6H — erster Linie dem ärmeren Teile der städtischen Bevölkerung dienen sollte. Nach Benehmen m it der städtischen Behörde wurde vom t4 . M ärz an der erste über 8 Wochen sich erstreckende Koch* sc h u l - K u r s u s im Gartenschlößchen des Frauenvereins er­ öffnet. Der Zweck derselben ist, junge M ädchen über sö J a h re dahin auszubilden, daß sie besonders die einfachste Kost, daneben aber auch die bessere Hausm annskost aufs billigste und beste Herstellen lernen. A ls Lehrm aterial dient sowohl die Zubereitung der Kost für die Schülerinnen, wie derjenigen für eine beschränkte A nzahl Kostgänger, die entweder im pause selbst speisen oder das Esten holen lasten. N achm ittags werden die Schülerinnen in der Anfertigung weiblicher Handarbeiten unterrichtet. Der K urs ist in erster Reihe für h i e r wohnhafte M ädchen bestimmt, doch wer­ den auch a u s w ä r t s wohnende Schülerinnen zugelassen. E in Lehr­ geld wurde bis jetzt nicht erhoben, dagegen hatte jede Schülerin zur Deckung sämtlicher Kosten den B etrag von 50 p f . täglich zu entrichten, w ofür ih r aus den zubereiteten Speisen die M ittagskost und Vesperbrot gereicht wurden. A ls städtischer B eitrag zu dem Kochkurs wurden 600 M . in den Voranschlag eingestellt, ferner ein B eitrag von 900 M ., um 30 M ädchen oder F rauen aus der arbeitenden Volksklasse in der Kochschule lernen zu lassen. 3 nt Laufe des J a h re s waren 6 Kurse (an jedem Kurse können \2 Schülerinnen teilnehmen), besucht von 69 Schülerinnen, darunter ^ Hausschülerinnen (dieselben zahlen für Unterkunft und vollständige Verpflegung täglich l M . 50 p f.) und 55 S tad t­ schülerinnen , von welch letzteren 2 \ durch die Unterstützung von- seiten des städtischen A rm enrats vom Kostgeld befreit waren. Die Kurse während des W inters waren vorwiegend von M ädchen der umliegenden (Ortschaften D axlanden, pagsfeld, Grötzingen, Büchig besucht worden. Z u den vorhandenen K l e i n k i n d e r b e w a h r a n st a l t e n trat im verflossenen Z ah re eine neue. A m 9- M a i wurde nämlich eine von katholischen Schwestern geleitete weitere Anstalt im Bahn* hosstadtteil, Schützenstraße sO, eröffnet. — 65 — Port unseren zahlreichen W ohlthätigkeitsvereinen, die durch G ründung des 5 t . Z o s e f s h a u s e s (Asyl für stellenlose Dienst­ boten, Rrankenpflegcstation und Rinderschule, Luisenstraße 29), noch eine Vermehrung erhalten haben, ist für eine verständige P rax is der Armenunterstützung besonders auch der V e r e i n g e g e n H a u s - u n d 5 t r a ß e n b e t t e l von großer Bedeutung. Nach dem Jahresbericht desselben ist im Jah re s 887 die Z ah l der Unterstützten zum ersten M a le zurückgegangen und zwar um 973. <Vb diese erfreuliche Erscheinung eine wirkliche W endung zum Besseren gebracht hat oder nur vorübergehend und zufällig ist, kann zur Zeit kaum festgestellt werden. Die Z ah l der Unterstützten w ar in den letzten 6 J a h re n fol­ gende : 1882 .............................. . 5 2 1 ? p e r fo n c n 1883 5 128 „ 188 4 ........................................ 6 593 1885 7 495 1886 7 764 ,, 1887 6 681 „ Abgewiesen wurden im letzten J a h re 2^8 Personen. A ls auffallend erscheint, daß die Anzahl der Unterstützung Suchenden in den einzelnen M onaten keine wesentlichen Unterschiede zeigt. Sie be trug : J a n u a r . . 6 2 \ J u l i . . . . . 603 F e b ru a r . . # 5 A ugust . . . . 643 M ä rz . . . . 598 S e p te m b e r . . . 626 A pril . . . . 386 G ktober . . . 538 M a i . . . . . 554 N o v e m b e r . . . 588 J u n i . . 530 D ezem ber . . . 499 (Eine Verringerung fand also in den Som m erm onaten , wie m an wohl erwartet hätte , nicht statt, so daß also die (Einstellung vieler Betriebe in den W interm onaten, wodurch die Arbeiter außer Beschäftigung treten, keine besondere Rückwirkung hierin zeigt. (Etwa \00 Personen, welche hier mittellos ankamen, kränklich w aren, nach ihrer Heimat wöllten oder sonst ein Reiseziel hatten, an welchem ihr ferneres Fortkommen im voraus gesichert w ar, hat der Verein Reiseunterstützung gewährt. Dabei ist häufig die unerfreuliche (Erscheinung zu T age getreten, daß Personen, denen eine Reiseunterstützung bewilligt werden sollte, und die auf eine 5 — 66 — bestimmte Stunde vor A bgang des Zuges zur Em pfangnahm e des B illets bestellt w aren , nicht mehr erschienen sind, weil ihre E rw artung , baares G eld , nicht aber ein Billet zu erhalten, sich nicht erfüllte. D as anfänglich eingerichtete A r b e i t s n a c h w e i s b u r e a u ist eingegangen, weil von den verschiedenen In n u n g en zweckent­ sprechendere Einrichtungen getroffen worden sind. D as bloße Nachweisen von Arbeitsgelegenheit durch das B ureau hatte den Nachteil, daß keinerlei Kontrolle möglich w ar, ob auch der A rbeit­ suchende sich wirklich zur A rbeit meldete. Die Fälle w aren nicht selten, daß bei den Arbeitgebern, welche Arbeit anboten, niemand erschien, w as dieselben veranlassen m ußte, ihr Bedürfnis an A r­ beitskräften auf andere Weise zu decken. W ie seither wurden auch im abgelaufenen J a h re an unbemit­ telte unbescholtene Personen, welche keine Armenunterstützung in Anspruch nehmen und nur vorübergehend in N ot geraten sind, kleine unverzinsliche Darlehen aus den verfügbaren ZlTittdn des Ver­ eins gew ährt, welche in kleinen Beträgen je nach Kräften des hilfesuchenden in wöchentlichen oder monatlichen Raten zurück zu zahlen sind. I m J a h r e 1887 wurden sö Darlehen im Gesamt­ betrags von s6ß5 ZIT. gewährt. A m Schluffe des J a h re s waren im ganzen noch aus 57 Darlehen H f ZIT. zurückzuzahlen. Leider werden in den meisten Fällen die Rückzahlungen nicht so pünktlich geleistet, wie es die E m pfänger versprochen hatten, so daß, wenn gütliche ZtTittel und Klage erfolglos blieben, die Bürgen in Anspruch genommen werden mußten. E s w ar auch in der abgelaufenen Periode das ernste Bestre­ ben der V ereins-G rgane, die ausgesprochenen Zwecke des Vereins, den gewerbsmäßigen Bettel einzudämmen und unmöglich zu m a­ chen, die arm en Durchreisenden im m er wieder aus ihre eigene K raft anzuweisen und zur A rbeit zurück zu führen, dadurch zu er­ füllen, daß ihnen nur das absolut Notwendige zu ihrem Unter­ ha lt gewährt, denselben aber v o n d en E i n w o h n e r n u n s e r e r S t a d t j e d e w e i t e r e U n t e r s t ü t z u n g v e r s a g t w i r d . Nach dieser D arlegung der öffentlichen und Vereinsthätigkeit zum W ohls der ärmeren Bevölkerungsklasse sollte wohl auch der — 67 — privaten Gpferwilligkeit, die sich bei so vielen Anlässen int Laufe des J a h re s unerschöpflich zeigte, gedacht werden. L ine Zusam m en­ stellung auch nur der in den hiesigen Zeitungen mitgeterlten Schen­ kungen und Vermächtnisse zu Armenzwecken ginge jedoch weit über den Rahmen dieser A rbeit h in au s , ganz abgesehen davon, daß w ir damit ja immerhin nu r einen kleinen Bruchteil mild- thätiger Leistungen anführen würden, ohne der H an d , die im Verborgenen giebt, gedenken zu können. Doch soll nicht unerwähnt sein, daß im Laufe des J a h re s besonders reiche Zuwendungen an öffentliche Anstalten für Kranke und A rm e von unseren: verstor­ benen Akitbürger Z . v o n Be r c k h o l t z testamentarisch gemacht worden sind. 3. Krankenwesen. L s wurde oben erw ähnt, daß in der Sitzung des B ürger­ ausschusses vom \ 8. J u l i die wichtige F rage eines N eubaus des städtischen Krankenhauses bereits angeregt und diese große G e­ meindeaufgabe als mehr und mehr in die N ähe rückend bezeichnet wurde. Zunächst lag im Laufe des J a h re s den Gemeindekollegien ein A ntrag vor, zwei dein Tapezier Heck und dem Hafner Heinzel- m ann gehörige Grundstücke, welche in das K rankenhaus so sehr hineinragen, daß sie sowohl dem gegenwärtigen Bestand wie auch einer künftigen Erweiterung desselben hinderlich sind, zu erwerben. D aß letztere in der allernächsten Zeit notwendig werden wird, zeigt das fortwährende Steigen der Verpflegungstage im Kranken­ hause. I h r e Anzahl betrug im J a h re s883 , a ls vom S tad tra t der im Februar %884 durch den Bürgerausschuß genehmigte Krankenhausneubau beschlossen w u r d e 35 3 s7. I n t J a h re s884 stieg sie a u f ............................................3g 87%, II II s885 n u n .................................. 44 i n n \886 n u n . . . . . . . 55 £>\ty, n n s 8 8 7 n u n . . . . . . . 6 4 c 0 0 . A ls Hauptgründe dieser steigenden Frequenz haben w ir in der vorjährigen Chronik neben der Vermehrung der E inw ohner- — 68 — zahl die neue sozialpolitische Gesetzgebung, insbesondere die W irk­ ungen des Nnfallversicherungsgesetzes bezeichnet. Der Bericht über das städtische Krankenhaus für die letzten 2 J a h r e hebt denn auch m it eingehender Begründung die durch die angegebene erhöhte Frequenz hervorgerufenen M ißstände hervor, welche gebieterisch die Schaffung neuer Unterkunftsräume für Kranke verlangen. (Er deutet aber zugleich an, daß mit einer Vergrößerung des jetzigen Krankenhauses im Laufe weniger J a h re trotzdem eine neue Unzulänglichkeit sich ergeben wird. D as Gebot der notwen­ digen Lufterneuerung, sowie die G efahr allzugroßer A nhäufung von Kranken, unter denen sich jeweils viele ansteckende K rankheits­ formen befinden, lasse eine noch weitergehende Vergrößerung a ls die zunächst ins Auge gefaßte, ganz unthunlich erscheinen, so daß die F rage eines N e u b a u e s unabw eisbar werden wird. Die zunächst ins Auge gefaßte E rw eiterung, zu der die Erw erbung der obenerwähnten Grundstücke dem Bürgerausschuß zum Beschlüsse vorlag, w ar auch aus dem Grunde unaufschiebbar, weil der Verkehr von Kranken in der städtischen ambulatorischen Klinik sich in einem solchen M aß e entwickelt h a t, daß diese nicht länger mehr im Rathause verbleiben kann. T eils reichen nämlich die hier zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten nicht mehr aus, teils m uß es Bedenken erregen, eine derartige Anstatt in einem Gebäude zu belassen, in welchem das Publikum wegen der ver­ schiedenartigsten Geschäfte ab- und zugehen m uß. I m J a h re (885 wurden in der ambulatorischen Klinik 20 095 Leistungen der Stadtärzte und der städtischen Heilgehilfen verzeich­ net; (886 stieg die Z ah l auf 25 723 und (887 auf 5 ( 9 2 9 . E s scheint nun empfehlenswert, diese ambulatorische Klinik nach dem K rankenhaus zu verlegen, a ls eine besondere Abteilung des letzteren einzurichten und m it den modernen Hilfsmitteln der Krankenbchandlung auszurüsten. Ehe aber nach dieser Seite wei­ tere Vorschläge gemacht werden, mußte sich die S tadt die M ög- lichkeit sichern, eine bauliche Erw eiterung des Krankenhauses vor­ zunehmen. A uf die D arlegung dieser Sachlage hin genehmigte der B ü r­ gerausschuß den A ntrag aus E rw erbung der beiden Grundstücke um den P re is von ( 2 ( 0 0 0 M . — 69 — j m Bahnhofstadtteil wurde im August eine S ta tion für Arankenpflege errichtet, welche von Krankenschwestern besorgt wird. W ir lassen zum Schlüsse einige statistische Angaben von all­ gemeinerem Interesse folgen. Die auf G rund des Rcichsgesetzes in Geltung getretene G e ­ m e i n d e k r a n k e n v e r s i c h e r u n g *) betrug im J a h r 1887 durch­ schnittlich 7 725 M itglieder, die Z ah l der Erkrankungssälle 4 553. Die E innahm en aus Beiträgen betrugen 62 509 2TL 6 \ P f . Die A usgaben an Krankengeld betrugen 18 885 ZU. 4? P f . davon entfallen: auf 1 Versicherten 2 ZTT. 44 P f. „ 1 Erkrankten 4 „ 17 „ F ür ärztliche Behandlung wurden aus- gcgebtn. . ................................ : \ . . . . 17 156 „ 49 dies ergiebt: auf \ Versicherten 2 Zit. 22 P f. „ 1 Erkrankten 3 „ 78 „ F ü r Arzneien wurden verausgabt . . 8 51,6 „ 85 „ also kommt: aus 1 Versicherten 1 ZIT. \ 0 P f. „ 1 Erkrankten 1, „ 88 „ Die Zlusgabcn für sonstige Heilmittel be­ trugen 885 „ 82 „ F ür Krankcnhausverpflegung beliefen sich die Ausgaben a u f 58 876 „ 4^ „ davon kom m en: auf \ Versicherten 5 ZTT. 05 p f . „ 1 Erkrankten 8 „ 58 „ S um m a der G esam tausgaben 84 297 ZTT (0 P f. *) D ie D ienstbotenkrankenvorsicherung um faß te 5 29 9 P e rso n e n ; die Z a h l der E rk rankungssälle betrug \ 632. D ie A u sg ab en fü r ärztliche B e h a n d lu n g ic. im B e tra g e von 3 4 5 9 3 ITT. überstiegen die E in n a h m e n um ( 0 2 ;7 ITT., a u s ­ schließlich der verw altu n g sk o sten . — 70 — Die A usgaben haben somit die E innahm en um 2{ 987 2TT. 49 P f . überstiegen, ausschließlich der Verwaltungskosten. U m dem Leser einen Überblick zu gewähren, wie sich die der Krankenversicherung ungehörigen Arbeitskräfte auf K arlsruhe und dessen Umgegend verteilen, lassen w ir in Tabelle I I . ein Verzeich­ nis der mindestens fO Personen zur Beschäftigung in hiesiger S tad t stellenden Städte und (Ortschaften folgen. E s dürfte daraus am besten an der f}and von Zahlen die Bedeutung der S tadt und deren Geschäfte für die Erwerbsverhältnisse unseres ganzen Bezirks ermessen werden. * VII Versammlungen, Festlichkeiten, Ausstellungen, Sehenswürdigkeiten. Versammlungen. V m \2 . A pril traten die Vertreter der d e u t s c h e n m e t e o ­ r o l o g i s c h e n G e s e l l s c h a f t in den R äum en der technischen Hochschule zu sachwissenschaftlichen Beratungen zu­ sammen. 2. F ü r weitere Kreise großes Interesse bot auch der in dieselbe Z e it, vom H .— \7. A p r il , hier tagende V II. d eu t s che G e o ­ g r a p h e n t a g . Neben den wissenschaftlichen V orträgen hatte die gleichzeitig veranstaltete g e o g r a p h i s c h e A u s s t e l l u n g besondere Anziehung. Die historische Abteilung bot zunächst durch die wenig ge­ kannten Schätze der Hof- und Landesbibliothek wie des G eneral­ landesarchivs einen klaren Überblick über die Entwicklung der kartographischen Darstellung badischer Städte und weiterhin Süd­ deutschlands und vereinigte au s allen Teilen reiches, teilweise sehr seltenes M ateria l. Über G ründung und Entwicklung unserer H aupt- und Residenzstadt unterrichteten z. B . zwei mächtige M appen m it K arten und P länen. Die S am m lung — ein T eil des städtischen Archivs — begann m it einer aquarellierten K arte des jetzigen Stadtgebietes aus dem Lude des ( 6. J a h rh u n d e r ts , enthielt den ersten G rundriß der S tad t von s 7s6 m it der jetzigen Kaiserstraße, dam aligen Landstraße, a ls südliche Grenze; weitere von s7 s8, s720 u. s. w. bis f 8 8 7 , die Weiterentwicklung der S tadt in Zwischenräumen von 5— sO J a h re n darstellend. L in bun tes, nicht weniger interessantes B ild bot die ethno­ graphische und pflanzengeographische Abteilung, in der u. a. P ro ­ dukte und Kulturerzeugnisse der deutschen Kolonien vorgeführt wurden. Die Reichhaltigkeit gerade dieser Abteilung übertraf nach dem Urteil von Fachm ännern alle ähnlichen bisher veranstalteten Sam m lungen. Die im Maschinengebände der technischen Hochschule unter­ gebrachte Ausstellung wurde am \2. A pril eröffnet; die A nord­ nung derselben w ar von Baudirektor p o n s e l l geleitet, neben welchem Architekt G u st a v B a y e r die technischen und dekorativen Anordnungen traf. Z u r O rientierung in den verschiedenen Abtei­ lungen (historische, topographische, ethnographische, pflanzengeogra­ phische, schulgeographische) w ar von der Ausstellungskommission ein gedruckter Führer ausgegcben worden. A m \Q<. A pril begannen in dem Gebäude der technischen Hochschule die öffentlichen Sitzungen der von hervorragenden M ä n ­ nern au s N ah und Fern zahlreich besuchten Versammlung. A m \5 . und s6 . wohnten den Sitzungen auch der Großherzog und die Großherzogin an. Nach der Schlußsitzung am s6. A pril folgten die Teilnehmer des G eographentages einer L inladung des S tad tra ts zur Besichtigung des durch G asflam m en erleuchteten Landgrabentunnels, und fuhren dann um f U hr H2 M in . mit dem von der S tad t zur Verfügung gestellten Lxtrazug nach M axau , wo Brücke, B ahnhof und der Gasthos zum Rheinbad festlich be­ flaggt w aren. Den T a g beschloß ein den Geographen zu Lhren von der S tad t veranstaltetes Festbanket abends 8 U hr in der glänzend erleuchteten, gut besetzten Festhalle. 5. Vom 2 2 .—28. September tagte hier die IV . i n t e r n a t i o n a l e K o n f e r e n z d e r V e r e i n e v o m r o t e n K r e u z . Z u m zweitenmal fand diese V ersam m lung von M ännern aus allen Ständen der zivilisierten W elt in Deutschland statt und unsere S tad t durfte es sich deshalb zur hohen (Ehre anrechnen, die V er­ treter der H um anität in ihren M au ern zu begrüßen. Der Gedanke, daß eine wohlbegründete, P ietät für die hohen protektorinnen der pilfsthätigkeit im Krieg und Frieden, die deutsche Kaiserin A u - gus t a und unsere Großherzogin L u i s e , deren Verdienste au f dem Gebiete der Mohlthätigkeit in den weitesten Kreisen recht wohl bekannt sind, die Aufmerksamkeit des Kongresses auf K arlsruhe gelenkt, mochte unsere S tad t m it gerechten: Stolze erfüllen. Unter den zur Konferenz angemeldeten M itgliedern waren die größten Autoritäten aus dem Felde der Verwundeten- und K ran ­ kenpflege. Die Vorbereitungen zur V ersam m lung betrafen namentlich die mit derselben verbundene, umfangreiche Ausstellung von Verband- und Transportgegenständen, welche in der G lasgalerie im untern Stockwerk des Ständehauses untergebracht wurden, während das größere M a te ria l beim Königlichen P ro v ian tam t (Militärbäckerei) Ausstellung fand. Unter letzterem w aren außer den 5 transportabel» Baracken besonders 8 Eisenbahnkranken­ transportwagen (2 von der preußischen, 5 von der baierischen M ilitä rverw altung , s vom baierischen Landesvcrein vom roten Kreuz) mit aller dazu nötigen Ausrüstung, ein fahrbarer Desinfek­ tionsapparat u. a. von großen: Interesse. Die ebenso durch die A rt ihrer Zusammensetzung ausgezeich­ nete wie durch die Besuche fürstlicher Persönlichkeiten hochgeehrte V ersam m lung, die sich von A nfang bis zu Ende der besonder» Aufmerksamkeit unserer Großherzoglichen Fam ilie erfreute, nahm einen sehr befriedigenden Verlauf. Uber den G ang der Verhandlungen erschien ein ausführlicher Bericht in deutscher und französischer Sprache. — 7<t — Festlichkeiten. V A n: 2. F ebruar veranstaltete de r . polytechnische Verein zur Feier seines 20jährigen Stiftungsfestes ein glänzendes Erinne- rungssest an unfern Dichter I . V . v. Sc he f f e l . Die Fest- Halle w ar der Bedeutung des T ages entsprechend würdig ausge- fchm M t m it Fahnen, W appen, Draperien und Tannengrün. Auf den G alerien hatte eine dichtgedrängte Zuschauermenge Platz ge­ nom m en, während der Fefthalleraum für die Teilnehmer an dem Kommerfe hergerichtet w ar. M it der studierenden Jugend und ihren Professoren versammelten sich hier a ls Ehrengäste die höch­ sten Hof - und S taatsbeam ten , G eneralität, M änner der Kunst und Wissenschaft, Vertreter befreundeter ausw ärtiger akademischer Vereine au s D arm stadt, Dresden, S tu ttgart, Freiburg, S traßburg u. a. Nach 8 U hr erschienen die Großherzoglichen Herrschaften und die Feier begann. D as zum 500jährigen Ju b ilä u m der Universität Heidelberg von S c h e f f e l gedichtete und von V i n z e n z L a c h n e r komponierte Festlied wurde unter der Leitung des greisen Kom po­ nisten vorgetragen, K am m ersänger S t a u d i g l hatte die Solo­ partien übernommen. D araus ergriff der G r o ß h e r z o g das W ort zu einer begeisternden, von patriotischen Empfindungen durchwehten Ansprache (siehe den W ortlau t K a rls r . Nachr. 1(887 N r. (5). D as nun folgende Festspiel „ F ra u Aventiure" (gedichtet von E . G e i g e r , Musik von V . La c h n e r ) führte in sinniger Weise in den Geist und H auptinhalt Scheffel'scher Dichtung ein: am« Schluffe eines Fackelzugs, nachdem das G audeam us verklungen und die letzten G luten der zusainmengeworsenen Fackeln erloschen sind, bleiben drei Studenten im nächtlichen Dunkel eines Parkes zurück und werden hier durch die Erscheinung der M use der R o­ mantik, F ra u Aventiure, überrascht, welche jedem der drei J ü n g ­ linge die G ew ährung eines Wunsches verspricht. Der erste wünscht „Altheidelberg du Feine" in voller Herrlichkeit zu schauen, woraus dieses B ild unter den Klängen des Scheffel'schen Liedes im goldenen Abendschimmer erscheint. A uf den Wunsch des zweiten steigt der Hohentwiel in magischer Vollmondbeleuchtung empor, begleitet von einem Thorgesang der Mönche. Der dritte Student wünscht die Gestalten der Scheffel'schen Dichtungen zu schauen, w orauf diese emporsteigen und um das Denkmal des Dichters sich schaaren, während ein G enius das P au p t Scheffels m it dem Lorbeer bekränzt und ein Geisterchor diese glänzende Schlußszene begleitet mit dem Scheffel'schen W orte au s Ekkehards Abschieds­ gruß an die Herzogin p äd w ig : „Selig der M a n n , der die P rü ­ fung bestand." Die von poftheaterm aler D i t t w e i l e r meisterhaft dargestell- ten Bilder sowohl wie das vortreffliche, von Pofschauspieler L a n g e geleitete Spiel der Darsteller hatten eine gewaltige W ir­ kung. N un wechselten mit studentischen Liedern und Einzelvorträgen des Kam m ersängers S t a u d i g l die Reden der Studenten, A b­ ordnungen und Professoren. Bereits w ar die Mitternachtsstunde längst vorüber, a ls das zweite, für die späte Stunde etwas allzu ausgedehnte Festspiel „ I m schwarzen Walisisch zu A skalon" anfing. Verschiedene Figuren Scheffel'scher Dichtungen finden sich in demselben zu feuchtfröh­ lichem T hun zusammen, p ildebrand und padubrand , der Roden­ steiner, der M usikant am Ni l , der Student m it der letzten Pose u. s. w ., die dann vom pausknecht aus N ubierlaud in später Polizeistunde vor die Thüre befördert werden, w orauf schließlich der K ater piddigeigei erscheint. M it diesem zweiten Festspiel w ar der offizielle Teil des K om ­ merses gegen 1/2 2 U hr morgens beendet und es folgte nun für die jugendlicheren studentischen Teilnehmer der letzte Teil des K om ­ merses, ein fröhliches Kneipen. Gleichfalls zu Gunsten des Scheffeldenkmals fand am \6. J u l i ein zahlreich besuchtes Stadtgartenkonzert der Böttge'schen Kapelle statt, bei welchem der Stadtgartensee nach einbrechender Dunkel­ heit in hübscher Gasbeleuchtung erglänzte. In m itten der B a u m ­ gruppen am Seeufer w ar die Koloffalbüste Scheffels aufgestellt, über welcher eine durch G asflam m en hervorgebrachte Strahlenkrone leuchtete. 2 . A m 1(3. Februar fand in der Festhalle ein gut besuchtes G a l a - R a d f a h r e r f e s t statt. D as dabei aufgeführte Festspiel läßt den unfern altern M itbürgern noch recht wohl in der E r ­ innerung gegenwärtigen einstigen Forstmeister a. D. F rhrn . v o n D r a i s (bekanntlich Erfinder der Draisine) a ls den P a te r der Radfahrkunst auftreten, außerdem erscheinen der Berggeist, Elfen, Gnom en, um der neuen Kunst ihre Huldigung darzubringen. Hiesige und ausw ärtige Klubmitglieder ernteten darnach durch ihre ungewöhn­ lichen Leistungen auf dem Zw ei- und E in rad allgemeinen Beifall *). 5. Feierlicher und großartiger a ls bisher wurde Kaisers Ge­ burtstag am 22. M ärz in diesem J a h re begangen; galt es doch einem der seltensten Zubeltage eines so reichgesegneten, über die dem gewöhnlichen Erdendasein gesetzte Schranke hinausreichenden Lebens, das an diesem Tage das 90 . Lebensjahr vollendete. Schon am M o n ta g , 2 \ . M ä rz , fand m den verschiedenen Schulen eine würdige, durch V orträge und Gesänge verherrlichte Feier statt. N achm ittags 5 U hr hielt das Gym nasium den Fest­ akt im kleinen S aale der Festhalle, zur gleichen Zeit beging die Realschule die Feier in der A nstaltsturnhalle, abends 1j27 Uhr ebenso das Realgym nasium . F ü r die Schüler und Schülerinnen der Volksschulen hatte die städtische Schulleitung eine entsprechende Feier in der Meise angeordnet, daß wo ein größerer R aum (Turn-, Zeichen - oder Arbeitssaal) zur Verfügung stand, dieselbe für mehrere Klassen gem einsam , wo dies nicht möglich, für die ein­ zelnen Klaffen eine besondere Feier begangen wurde. Z u r E r ­ höhung der Festfreude hatte unsere Stadtbehörde an die größeren Schüler über 4 000 Kaiserbilder und an die Schüler der einfachen Schule hier und im Stadtteil M ühlburg noch über 2 0 0 0 „ Kaiser - wecke" verteilen lassen. Abends w ar Festgeläute und Zapfenstreich. A us 8 U hr w ar eine öffentliche E inladung ergangen zu einem Festbanket in der Festhalle, das denn auch von allen Schichten der Bevölkerung zahlreich besucht wurde und den erhebendsten Eindruck machte. S tad tra t L e i c h t l i n begrüßte die Versam m lung als V or­ sitzender, Gymnasiumsdirektor M e n d t hielt die Festrede zu Ehren *) M it E n d e des J a h r e s w urde h ier eine R a d s a h r h a l l e in der Schillerstraße von W i l h e l m j d r i n t z erbau t. D ie feierliche E in w e ih u n g fand am tZ . N ovem ber sta tt. — 77 — des K a ise rs , w orauf Freiherr E . A . v. G ö l e r das ZDort ergriff. Dazwischen wechselten inusikalische V orträge, bei denen hiesige Vereine und M itglieder der Hofoper mitwirkten. Der Kaisertag selbst wurde durch Reveille, Festgeläute, K a ­ nonenschüsse , Choralmusik vom T hurm e der Stadtkirche, um (0 U hr durch Fcstgottesdienst in den verschiedenen Kirchen und durch große Kaiserparade um \ \ U hr begangen, w oran sich das Festessen im M useum , abends Festvorstellung im Theater („O beron") schlossen. Weitere festliche Veranstaltungen fanden seitens der Gewerbe­ schule, des M ilitärvereins, der hiesigen Regimenter, der bildenden Künstler, alter und junger Korpsstudenten deutscher Universitäten, sowie verschiedener Korporationen statt. W ährend des Festmahles im M useum tra f vom Großherzog ein Telegram m ein, das Staatsm inifter T u r b a n der V ersam m ­ lung mitteilte. D a in demselben die letzte an unsere S tad t gerichtete Kundgebung Kaiser W i l h e l m s vorlieg t, so m ag die I a h rc s - chronik wohl den I n h a l t derselben hier wiedergeben. „D ie (O berbürgerm eister der S tä d te B a d e n , B ru c h sa l, F re ib u rg , K a r ls ru h e , K o n stan z , M a n n h e im und P fo rzh e im h ab en durch m eine V erm ittlung S r . M a je s tä t dem K aiser sehr w a rm e und tre u e G lück­ wünsche gesandt. I c h b in b e a u ftra g t, des K a ise rs herzlichen D an k die­ sen S tä d te n zu ü b erm itte ln . Diese patriotische K u n d g eb u n g h a t den teuer« K aiser dankbar gefreu t. I c h b in glücklich, sagen zu können, daß allerhöchstderselbe seinen G e b u r ts ta g in völligem W ohlbefinden und w u n d erb a re r Rüstigkeit an g e tre ten h a t. U m geben von seiner ganzen F am ilie , w obei 6 U renkel, und von a llen deutschen F ü rs ten und den fü rs t­ lichen V ertre te rn a lle r europäischen P ö fe fe ie rt unse r K aiser heute ein w ah res F ried en sfest, d a s jed es D eutschen kserz m it F re u d e , S to lz und Ju b e l erfü llt. G o tt e rh a lte und segne ih n . Friedrich, G roßherzog ." 4- Entsprechend der großen Bedeutung des neuen S c h la c h t- und Vi e h h o f s für den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Nutzen der S tad t sollte die Eröffnung dieser großartigen und kostspieligen städtischen Anlage, über welche die Chronik von (886 eingehender berichtet, nicht ohne Sang und K lang sich vollziehen. Nachdem im alten Schlachthause (Leopoldstraße) am letzten Tage vor dessen Schließung noch 5^ Stück G roßvieh geschlachtet — 7 8 — worden waren, wurde D onnerstag , 3. M ärz f rüh, die neue A n­ lage dem Betrieb übexgeben. A n diese,n T age wurden bereits 200 Stück Kleinvieh zugeführt, auch mehrere Stück Großvieh im Viehhofe aufgestellt und m it den Schlachtungen begonnen. Die feierliche Eröffnung fand am M o n ta g , den 28. M ärz, statt. Die Metzgergenoffenschaft hatte hiezu einen großen Fe s t z u g veranstaltet. V orm ittags J/2 \ f U hr nahm derselbe am M ühlburger T h o r seine Aufstellung und zog durch die reich m it Fahnen ge­ schmückte, von Zuschauern äußerst belebte Kaiserstraße nach dem Schlachthofe, dessen Gebäude ebenfalls geschmückt waren. Der Z u g wurde eröffnet durch einen Herold m it zwei berit­ tenen Begleitern, es folgte die Dragonerkapellc zu F u ß , 2 Reiter und das von ^ Knaben getragene, goldig schimmernde alte Z un ft­ zeichen der im vorigen Jah rh u n d e rt gegründeten K arlsruher Metzgerzunft. Dahinter schritten ^ Metzger m it blankem Beil und 8 m it Blumengewinden bekränzte Mastochsen von stattlicher G röße; weiterhin schloß' sich eine Anzahl Lehrlinge und einige hundert Metzgerburschen in sauberem A rbeitsanzuge, m it Sträußchen ge­ schmückt. Die zweite Abteilung des Z u g s eröffnete ein berittenes Musik­ korps , gefolgt vom Standartenträger m it der alten Zunftfahne und zehn Reitern m it Schärpen. Den Schluß bildeten über 50 M agen m it den M itgliedern der Metzgergenoffenschaft und den Eingeladenen. A m E ingang zum Schlachthof begrüßte (Oberbürgermeister L a u t e r an der Spitze des S tad tra ts und der Vertreter des B ü r­ gerausschusses wie der Staatsbehörden den etwa um 1/a \2 U hr eintreffenden Festzug m it einer Ansprache, auf welche der Vorstand der Metzgergenossenschaft, L u d w i g K ä p p e l e , erwiderte. A uf E in ­ ladung des (Oberbürgermeisters wurde sodann die Schlachthausanlage und die m it Eröffnung derselben verbundene V i e h a u s s t e l l u n g besichtigt. Die letztere w ar beschickt von den prachtvollsten Exem­ plaren, für welche später eine Preisverteilung stattfand. M ittags 3 U hr vereinigte ein Festessen in der Festhalle eine zahlreiche Gesellschaft, später folgte noch ein Festball. So wurde der Eröff­ nungstag dieser unserer großstädtischen Anlage ein w ahrer Festtag — 79 — für die S tadt. A m 20. A pril unterzog auch der Großherzog die neue städtische Anlage einer eingehenden Besichtigung. 5. E in weiteres Fest feierte unser M ühlburger Stadtteil anläßlich der Enthüllung des Kriegerdenkmals. D as s. Z t. dort in ein­ fachster Meise hcrgestcllte K r i e g e r d e n k m a l w ar im Laufe der Z ahre durch M itterungseinfluß derart m angelhaft geworden, daß sich schon die frühere Gemeindeverwaltung in Verbindung m it mehreren Vereinen entschloß, durch freiwillige B eiträge ein neues, würdiges Denkmal zu schaffen. Die feierliche Enthüllung desselben erfolgte am Sonntag, s8. September. A u s den N achbar­ orten waren die Kriegervereine nach dem im Festgewande p ran ­ genden M ühlburg gekommen und hatten auf dem Adlerplatze sich ausgestellt. Nach der Festrede des Vorstandes des H ardtgauver- bands, M e t t s t e i n , sank die Hülle des D enkm als, w orauf Herr A a r che r , Generallieutenant von D e g e n f e l d a ls Präsident des badischen M ilitärvereinsverbandes, (Oberbürgermeister L a u t e r und M a jo r von S c h i l l i n g a ls M ilitärvereinsvorstand Ansprachen hielten. D as Denkmal ist nach dem E ntw ürfe des B ildhauers Vo l ke in rotem Sandstein ausgeführt und besteht in einem auf starkem Sockel ruhenden, 5,60 M eter hohen, von einer Kugel gekrönten (Obelisken m it einer aus Syenit gefertigten M idm ungstafel, die Nam en der K äm pfer sind am Fuße des Denkmals verzeichnet. Die Gesamtherstellungskosten beliefen sich auf rund 2 000 M . außer den Kosten für Einfriedigung und platzherrichtung. N ach­ dem durch freiwillige Beiträge von der Einwohnerschaft s l5 f M . aufgebracht w aren , genehmigte der Bürgerausschuß am 7. M ärz einen Zuschuß aus der Stadtkasse von \ 000 M . 6 . A m zweiten M eihnachtstage fand die weltliche Feier des 50jährigen Priesterjubiläum s des Papstes L eo X I I I . in der hiesigen Festhalle statt. Die Beteiligung der katholischen E inw oh­ nerschaft w ar eine sehr große. Die H alle, über deren N ordportal das päpstliche B anner wehte, w ar hübsch dekoriert, auf dem Podium die überlebensgroße Statue des Papstes aufgestellt. — 80 — Nach V ortrag des ersten Teils der 6 -clnr-Symphonie von M ozart begrüßte Präsident T u g e n v o n R c g e n a u e r a ls Vor­ sitzender des Festkornites die Anwesenden, w orauf Professor F . 36. K r a u s aus Freiburg die Festrede hielt. M it Gesängen des Kirchenchors und der Festversanirnlung schloß der Festakt, an den sich eine gesellige Vereinigung in der Festhalle und im Kafe Nowack anschloß. 7. Neben den prunkvollen Festlichkeiten des J a h re s soll auch eine herzlich schlichte Feier unserer K l e i n k i n d e r b c w a h r a n s t a l t nicht ganz m it Stillschweigen übergangen werden. A m s 3 . M a i beging diese Anstalt ihr ö O jä h r ig e s Ju b ilä u m m it einer festlichen Veranstaltung im Anstaltsgebäude. A m Nach­ m ittag fand im großen Festhallesaal unter Anwesenheit der G roß- herzoglichen Fam ilie und vielen Festteilnehmern eine größere Feier unter ungeheurem Ju b e l der m it Festkuchen u. s. w. bedachten Kinderschaar statt, pofprediger F r o m m e ! von Berlin, dessen M u tte r einst diese Anstalt ins Leben gerufen, hielt die Festrede. Ausstellungen. W ir haben oben bereits von einer m it dem Geographentag verbundenen Ausstellung gesprochen. I m Anschlüsse an dieselbe dürfen w ir von einer zweiten, m it ihr verwandten A u s s t e l l u n g d e s s t ä d t i s c h e n A r c h i v s berichten. A ls vor ganz wenigen J a h re n auf Anregung von Bürgermeister Sch netz [ e r , die A n­ legung eines städtischen Archivs beschlossen wurde, ließ sich kaum ahnen, wie reichlich die verschiedensten, für die Geschichte unserer allerdings sehr jungen S tad t interessanten Gegenstände einlaufen würden. Ununterbrochen wurden der Archivkommission von allen Seiten Archivalien übersandt, so daß der z. Z t. noch beschränkte R aum kaum zur Unterbringung ausreicht. Um so mehr schien es angezeigt, der Allgemeinheit einen Blick zu gewähren in diese vorzugsweise durch das freundliche (Entgegenkommen der Bevöl­ kerung geförderte Sam m lung. T iner besonderen Aufforderung, für — 8\ — die D auer einer Archivausstellung alles, w as von p lan en und Bildern (Stichen, Photographien, Drucken, P länen, Porträ ten , A n­ sichten u. s. w.) für die geschichtliche und territoriale Entwicklung K arlsruhes von W ert w ar, zur Verfügung zu stellen, wurde über alles E rw arten reichlich entsprochen. F ü r die vom 7.— \6. 2-TTat im alten Lyzeumsgebäude am M arktplätze stattfindende Ausstellung, deren übersichtliche Anordnung durch Gewerbeschulvorstand D r. E a t h i a u erfolgte, wurde ein K atalog ausgearbeitet. A m Eröff­ nungstage (6. M a i) besuchten die Großherzoglichen Herrschaften die Ausstellung. Dieselbe bot a ls besonders wertvolle Stücke etwa ^0 S tadtpläne, welche, in 4s Kabinen an einer mittleren Längsw and in zwei Reihen übereinander geordnet, unsere Stadtentwicklung vom ursprünglichen Projekt an bis zu den letzten P länen von 1887 darstellten. D aran schlossen sich P läne der bedeutendsten B a u ­ ten und Plätze, auch die neuerdings projektierten Anlagen, wie des Wasserreservoirs beim T iergarten , Abbildungen der ehemali­ gen C h o re , A n lagen , Festlichkeiten u. s. w. in Stichen, Stein­ drucken, Photographien u. s. w . Die B ilder populärer Volksvertreter, sowie der Revolutionshelden, der städtischen B ürgerw ehr, photo­ graphische Aufnahm en aus den J a h re n f 870/7 f (Reservelazareth in der Bahnhofwerkstätte, P a ra d e n ) , Manöveransichten, P o rträ ts hervorragender Persönlichkeiten u. a. stellten eine lebensvolle Geschichte unserer S tad t bis zur Gegenwart dar. I n der letzten Kabine ver­ anstaltete Buchhändler L i e b e r m a n n eine Sondcrausstellung inter­ essanter alter Karten, Pläne, städtischer Gebäude, P o r trä ts u. f. w. I m ganzen erfreute sich die Ausstellung eines so zahlreichen B e­ suchs (ca. 2 100 Personen), daß vielseitigem Wunsche entsprechend der Schluß derselben statt am 16. erst am 19- 2Tfai stattfand. D as finanzielle E rträg n is (für den E in tritt wurden ü Person 30 p s. erhoben) einschl. besonderer größerer Zuwendungen belief sich auf ca. 700 M . und wurde dem Fond zur Errichtung des Scheffeldenkmals*) zugewicsen. Kurze Zeit vorher w ar in der Ausstellungshalle durch den B ad . Verein für G e f l ü g e l z u c h t am 15. A pril eine Ausstellung *) D ieser F ond b etrug (Ende (8 8 ? im g anzen 32 558 ITT. 6 — 82 . — eröffnet worden. Dieselbe w ar hinsichtlich ihrer Reichhaltigkeit eine der vorzüglichsten. Auch bei dieser Gelegenheit erwies sich die A us­ stellungshalle, die übrigens noch besonders durch Tannreis und Zierpflanzen aller A rt geschmackvoll ausgestattet w ar, a ls höchst zweckmäßig zu derartigen Veranstaltungen. V om \7 . J u l i b is 25. September veranlagte der Badische K u n s t g e w c r b e v e r e i n eine Wettbewerbung deutscher Kunst- schmiedearbeiten im Orangeriegebäude. Der am E ingang des Ausstellungsgebäudes befindliche Kuppelbau wurde als E m pfangs­ raum hergerichtet, während die Langhalle zur A ufnahm e der A u s­ stellungsgegenstände diente und in zwei G ruppen gegliedert w ar. Die erste enthielt die eigentlichen Konkurrenzarbeiten in Schmiede­ eisen, darunter Einzelarbeiten im Werte bis zu 5 000 ZTt. Die zweite G ruppe bestand aus Zeichnungen, Photographien und I l l u ­ strationen, wozu au s allen deutschen Museen und Kunstgewerbe- schulen, wie von zahlreichen Künstlern und Industriellen wertvolle B eiträge einliefen. Z u r möglichsten Vervollständigung und A b­ rundung der Ausstellung hatten viele p riva te , Vereine u. s. w. Kunstschmiedearbeiten, zum größten Teil außergewöhnliche M uster­ stücke, zur Verfügung gestellt. A m s7. J u l i fand die feierliche Eröffnung statt. Die ebenso reichhaltige a ls geschmackvoll und sorgfältig geordnete Ausstellung fand von allen Seiten ungeteilte Anerkennung. Namentlich darf hervorgehoben werden, daß unsere Vaterstadt m it ihrer strebsamen Industrie auch in diesem hier zur Ausstellung gelangten Fache recht wohl in der Reihe stehen darf m it den größeren deutschen Städten. Die hervorragendsten Arbeiten der Ausstellung wurden in Lichtdrucktafeln ausgenommen durch die rühmlich bekannte f)ch- kunstanstalt für Lichtdruck von I . S c h o b e r hier, während die Biele- feld'sche Hofbuchhandlung den Verlag des Werkes übernommen hat. Die A usw ah l und A nordnung der aufzunehmenden Gegen­ stände erfolgte unter M itw irkung der künstlerischen K räfte des B ad . Kunstgewerbevereins. Die Sam m lung selbst bot in ihrer Fülle und Vielseitigkeit des M a te ria ls dem Schlosser und Kunstschmied wie dem Architekten und Kunstgewerbezeichner eine reiche Quelle hochinteressanter M otive und Anregungen. —. 8d —— Die Ausstellung dauerte bis 25. September und w ar im ganzen sehr stark besucht. Der letzte T a g brachte noch s 500 Besucher; in den drei letzten T agen wurden für 6 700 ITC. Erw erbungen von Gegenständen gemacht. Die dauernde Ausstellung des E x p o r t m u s t e r l a g e r s ver­ zeichnet im vergangenen 3cchr befriedigende Erfolge. D a der Grundsatz festgestellt w a r , keine A ufträge anzunehmen und zu erteilen, sondern K äufer und Fabrikanten soviel a ls möglich in direkte Verbindung zu bringen, so läßt sich nicht genau feststellen, wieviel Aufträge aus den etwa 700 A nfragen auf M aaren her­ vorgegangen sind; nach den vorliegenden schriftlichen und m ünd­ lichen Kundgebungen vieler Fabrikanten ist aber zu schließen, daß ihnen durch die Wirksamkeit des Exportm usterlagers wertvolle Verbindungen eröffnet wurden. 3 n mehr a ls 600 Fällen konnte den Teilnehmern des Lagers m it den durch die Thätigkeit des Ex- portmusterlagers vermittelten A nfragen auf M aaren von ausw ärts nähere Auskunft über die anfragenden Firm en gegeben werden. Viele große Firm en des Landes haben in wichtigen Handelsan- gelegenheiten wiederholt bei dem Exportmusterlager R a t eingeholt, den das Unternehmen vermöge seiner guten Verbindungen zu erteilen imstande w ar. E s liegt im 3nteresse aller Fabrikanten, auch auf diese Meise Nutzen aus dem Unternehmen zu ziehen. 3 n sehr vielen Fällen konnten den M itgliedern durch Übersetzungen, Auskünfte über überseeische Handelsverhältnisse, Rechtsverhältnisse daselbst, Geschmacksrichtungen ausländischer Völker ic. Dienste er­ wiesen werden. Der Fremdenbesuch w a r , wenn auch etwas stärker a ls im Vorjahre, doch noch immer nicht bedeutend; die meisten Fremden, die sich hier einfanden, sind indessen wohl ausschließlich zum B e­ suche des Exportmusterlagers zur Reife nach K arlsruhe veranlaßt worden. E s befanden sich darunter außer Besuchern aus allen europäischen Ländern, a ls : (Österreich, Belgien, Holland, England, R uß land , R um änien, Serbien, der Türkei, der Schweiz, 3 ta lien , Spanien ic., auch solche aus den Vereinigten S taaten von N ord­ amerika, Mexiko, Brasilien, Afrika, Australien, Kleinasien, Hinter- indien, (China und Tochinchina und den ostindischen 3nseln. G * — 84 — E s ist selbstverständlich, daß nicht jede einzelne F in n a sogleich im ersten und zweiten J a h r e vollen E rfolg aus dem Export- musterlager ziehen kann, nam entlich, wenn es sich bei derselben um Artikel handelt, die zum Export weniger geeignet sind. Einige Fabrikanten sind, dadurch entmutigt, von dem Unternehmen zu­ rückgetreten; anderseits haben sich aber auch erfreulicherweise F ir­ men, die sich bisher dem Unternehmen fern hielten, zur Teilnahme angemeldct und zwar meist Firm en ersten R angs. Der finanzielle S tand des Exportmusterlagcrs ist, dank der Freigebigkeit der Stadtgemeinde K arlsru h e , ein günstiger. A us diesem Grunde, sowie um die Fabrikanten bei der jetzigen gedrück­ ten Geschäftsstimmung in die Lage zu setzen, ihren Abnehmern die günstigsten Bedingungen stellen zu können, anderseits aber auch, um den Karakter des Unternehmens als gemeinnützige und unparteiische Anstalt ganz und voll zu bewahren, hat das Export- musterlager von einer Provisionserhebung auf die durch dasselbe vermittelte Aufträge ganz abgesehen. D as großartige Firmenverzeichnis, das sich über alle civili- sierten Länder der E rde erstreckt, soll im Interesse namentlich der kleineren Fabrikanten dadurch vermehrt werden, daß auch die Adressen solider Abnehmer in allen deutschen S tädten , soviel dies möglich sein w ird, beschafft und den Teilnehmern auf Wunsch zur Verfügung gestellt wird. Z u r Begründung eines Pandelsm useum s sind die ersten Schritte gethan, indem einem M itglied der Kommission des Exportmuster­ lagers, K a r l W a g n e r , der in eigenen geschäftlichen Angelegen­ heiten eine Reise nach Ostindien unternommen hat, ein nam hafter B etrag zum Ankauf geeignet erscheinender M uster übergeben wurde. Sehensrvürdigkriken waren dem Publikum folgende geboten: V A m 2^. F ebruar begann der Z irkus T o r t y - A l t h o f f in der zu diesem Zwecke sehr hübsch und praktisch eingerichteten Ausstellungshalle seine Vorstellungen. Die Räumlichkeiten der R o­ tunde waren für diesen Zweck möglichst ausgenützt, der ganze B au — 85 — durchaus solid/ die Anlage der Treppen zu den Galerien bequem. Die Leistungen des Künstlerpersonals fanden allgemeinen Beifall. 2 . Anfang J u l i gab die A r e n a I m m a n s auf dem Schief?« wiesplatze vor der Festhalle ihre Vorstellungen m it einem Personal von 40 Künstlern und Künstlerinnen. 5. 3 m August hatte im Stadtgarten eine aus 4: Gliedern bestehende B u i c h m a n n f a m i l i e m it einer • jungen bjottentottin ih r Gezclt aufgeschlagen. q. Ende desselben M o n a ts tra f hier B ö h m e s große M e ­ nagerie auf der Schicßwiefe mit wohldressierten Tlephanten, Löwen, Tigern rc. ein. 5. A uf dem Spitalplatz stand längere Zeit das S c h e u e r - m a n n ' f c h e D io ram a, ein Rundgemälde von R ig i-K u lm mit Aussicht vom Faulhorn auf die Berner A lpen, sowie ändern teils malerisch, teils plastisch dargestelltcn prachtvollen Schweizer­ ansichten. VIII. Verkehrswesen. eber den j)ost- und Telegraphenverkehr von K arlsruhe liegen folgende Angaben seitens der Mber-j)ostdirektion v o r: B rie fe , P ostkarten , Drucksachen, W a r e n p r o b e n : an 6 015 464 S t. ab 5 365 5 9 t „ Packete ohne W e r ta n g a b e : an 542 895 „ ab 348 691 ,, B rie fe und packete m it W e r ta n g a b e : an 53 8 (2 „ ab 37 506 „ W e rt derse lb en : an 93 955 752 M . ab 92 789 106 „ N ach n a h m e se n d u n g e n : an 23 9 0 1 S t . / ab 54 548 „ B e tr a g d erse lben : an 244 106 M . ab 310 622 „ P o s ta u f tr ä g e : an 15 872 S t . ab 18 767 „ B e tr a g der angekom m enen P o stau fträg e : 1 349 718 M . P o s ta n w e isu n g e n : an 246 223 S t . ab I 9 6 8 4 O „ B e tra g d e rse lb en : an 15 3 U 005 M . ab 12 478 575 „ S u m m e a lle r S e n d u n g e n : 12 720 U 3 S t. „ „ w e r t e : 216 438 8 8 4 M . Z e itu n g e n , Z eitschriften und am tliche B lä t te r : an 1 058 S t . ab 32 „ E xem plare derselben : an 4 468 „ ab 39 122 „ — 87 — N u m m ern derselben: a n % 0 5 t 325 S t . ab 5 355 9 0 0 „ T e le g ra m m e : a n 87 258 „ ab 7 6 3 9 6 „ (im D urchgang b e a r b e i te t ) -H6 \ 67 „ G e s a m tz a h l .................................................................... 579 8 2 t „ F e rn sp rech v e rb in d u n g en ................................................................................... 33 8 ^ 4 „ v e rk au fte F r e i i n a r k e n .......................................................................... 4 "19 <29 „ „ Postkarten , B riefum schläge, S tre ifb ä n d e r . . . 850 287 „ „ kvechselsteinpelm arken und lvertze ichen zur E r ­ hebung der statistischen G e b ü h r 82 39 5 „ „ F o r m u l a r e ............................................................................ 363 8 0 0 „ Diese Verkehrsziffcrn weisen bei fast allen Teilen eine wesent­ liche Z u n a h m e gegenüber dein J a h re (886 auf ; nur die Stück­ zahl der aufgelieferten Briefe ist gegen diejenige im V orjahre nicht unerheblich zurückgeblieben. Der G rund dafür ist darin zu suchen, daß in dem betreffenden Erm ittelungszeitraum im Z ahre (887 weniger Drucksachen zur Auflieferung gekommen sind, a ls dies gewöhnlich der F a ll ist. Auch im F e r n s p r e c h v e r k e h r ist eine erhebliche Steigerung eingetrcten, indessen steht K arlsruhe in dieser Beziehung hinter an­ deren S täd ten , besonders hinter M an n h e im , im m er noch weit zurück. W ährend z. B . die Z ah l der bei der Fernsprechvermittelungs- stelle des Telegraphenam ts (kjerrenstraße 25) dahier hergestellten Verbindungen von 26 200 (täglich 72) auf 55 84(4( (täglich 93) gestiegen ist, hat in M annheim eine Steigerung von ( (<(2 500 (täglich 5 (50) auf ( 9 (8 9 ( ( Verbindungen (täglich 5 257) statt­ gefunden. Die Fernsprecheinrichtung in K arlsruhe zählte im J a h re (887 59 Teilnehmer mit 76 Stellen und (6 p riv a te m it besonderen Fernsprechanlagen (75 Stellen). Die Gemeindebehörde selbst ver­ kehrte mit 4(5 Stellen von der Zentralstelle im Rathause aus. Außerdem bestehen 2 unmittelbare Anlagen für die S tadt- gcmeinde. Aber den jüngsten W e i h n a c h t s - u n d N e u j a h r s - P o s t - v e r k e h r hiesiger S tad t dürften die nachstehenden Zahlen von all­ genreinem Interesse sein. Bei den hiesigen Postäm tern einschließlich des Postam ts A arlsruhe-M ühlburg sind vom J[6. bis 2 P Dezember 19 621, packete aufgegeben worden und vom ly . bis einschließlich 25. De­ zember 15 876 zur Bestellung eingegangen, dazu 22 168 von weiterher hier aus andere Kurse umgeladen, im ganzen also 57 665 oder täglich 7 615 Packete bearbeitet worden. I n der entsprechenden Zeit des J a h re s 1886 hat die Gesamt zahl der bearbeiteten packete 55 5 JO betragen. (Es crgiebt sich hier­ au s für das J a h r 1887 eine nicht unerhebliche Verkehrssteigerung. I m Neujahrsverkehr sind von den hiesigen Postanstalten einschließlich des S tadtteils ZNühlburg vom 27. Dezember m ittags b is 5 P Dezember abends 289 852 Stück Freimarken, Postkarten und gestempelte Briefumschläge verkauft worden; aus die Zeit vom 50. Dezember m ittags bis 51. Dezember abends entfallen 121 576 Stück. V om 5 P Dezember m ittags bis 2. J a n u a r nachmittags sind zur Bestellung eingegangen: 260 505 Briese, darunter 99 500 Stadt- bricfsendungen. Gegen das V orjah r ist die Steigerung des Ncujahrsverkehrs eine s e h r b e t r ä c h t l i c h e gewesen; dieselbe berechnet sich aus nahezu 20 °/0 *). Der E i s e n b a h n v e r k e h r auf den beiden hiesigen Stationen (Pauptbahnhof und Bkühlburger T hor) betrug 1,887: 828 602 Personenbillete. Die E innahm en aus dein gesamten Personen- und Güterverkehr belief sich auf 5 ^ 0 576 ZIT. Vergleichshalber lasten w ir eine die letzten 7 J a h re umfassende Statistik der personen­ billete und der Gesamteinnahmc hier Nachfolgen: P ersonenb ille te . G esam te in n ah m e. 2 586 355,88. 2 63t e sv 't 't- 2 802 705,55. 2 880 76<fc,8V 2 905 735,9V 3 M 2 926,57. 3 H 3 725,7 V 1(880 . . . . 643 070 1881 . . . . 598 554 1882 . . . . 518 620 1883 . . . . 544 263 188% . . . . 622 268 1885 . . . . 713 029 1886 . . . . 861 255 *) F ü r E n th e b u n g v o n N eu jahrsg lückw ünschen u . s. w . sind zu G unsten des A rm en g ab cfo n d s \ 729 M . ( ( 886 : l w M .) e ingegangen . Die vereinigte A arlsruher-M ühlburger- und Durlacher P fe rd e* u n d D a n i p f b a h n beförderte f887 zusammen % M l P er­ sonen ( l8 8 6 : { 624 939)* Der Verkehr verteilte sich aus die ein* 'zelnenJStrecfen so: A a rls ru h e . M ü h lb u rg . D urlach. 627 950 236 658 777 (03 . Der Gcsamterlös belief sich aus f7 ^5 7 2 (f8 8 6 : f 72 960 ZU.). Übersicht über diq Wikterungsverhälkniffs *). Jas ja fy r J887 w ar den M ittelwerten der meteorologischen (Elemente nach bei einem viel zu niedrigen Luftdruck wesentlich zu kühl. Die Niederschläge fielen zwar etwas zu oft, allein in viel zu geringen M engen. i . Lufttemperatur. A. Fünftägige Temperskurmikkel nebst Angabe der Abweichung von den Normalwerken (1779—1868). Januar. » c . Abw eichung. 1.— 5. — 4,90 — 4,86 6.-10. 0,27 + 0,98 11.-15. — 3,42 - 2,93 16.-20. — 4,63 — 5,48 21.-25. — 0,23 - 1,03 26.-30. — 3,37 — 4/81 Februar. 0 C. Abweichung. 31.— 4. 2,23 + 0,57 5.— 9. — 0,45 — 3,05 10.-14. - 1,07 — 3,10 15.-19. — 2,95 — 5,15 20.-24. 1,66 — 1,53 2 5 .- 1. 4,01 + 0,10 *) D iese Übersicht verdanken w ir dem hiesigen C e n tra lb u re a u fü r M e­ teorologie und f ty d ro g rap h ie . D er gleichen S te lle dankt unsere S ta d t die seit D ezem ber bestehende E in rich tung , daß die W ette rk arte , welche a u f G ru n d der täglich von der Deutschen S e e w a rte e in lausenden Depeschen hergestellt w ird , in dem a u f dem M arktplätze befindlichen W etterh äu sch en dem P ublikum zugänglich ist. 2.— 6. März. 0 C. 3,66 7.-11. 4,11 12.—16. • - 1,71 17.-21. — 1,18 22.-26. 6,83 27.-31. 5,23 1 - 5. Mai. 0 C. 14,37 6.-10. 12,62 11.-15. 8,42 16.-20. 11,10 21.-25. 8,25 26.-30. 13,96 30.— 4. Juli. » c. 21,22 5.— 9. 19,20 10.-14. 21,95 15.-19. 19,69 20.-24. 20,23 25.-29. 23,60 29.— 2. September. « C . 18,75 3.— 7. 17,71 8.—12. 14,40 13.-17. 11,45 18.-22. 11,93 23—27. 8,53 November. ° c. 2 . - 6. 6,29 7.-11. 5,40 12.-16. 1,37 17.-21. 1,50 22.-26. 5,05 27.— 1. 5,56 — 9t — A bw eichung. — 0,74 1.— 5. - 0,46 6.-10. — 6,80 11.—15. - 7,12 16.-20. + 0,42 21.—25. — 2,27 26.—30. Abw eichung. + 0,68 31.— 4. - 1,92 5.— 9. - 6,32 10.-14. — 4,46 15.-19. — 8,01 20.—24. - 2,89 25.-29. Abw eichung. + 1,96 30— 3. — 0,60 4 — 8. + 2,13 9.-13. — 0,38 14.-18. + 0,47 19.-23. + 3,70 24.-28. A bw eichung. + 0,69 28.— 2. + 0,30 3.— 7. — 2,21 8.—12. - 4,13 13.-17. - 3,27 18—22. - 5,82 23.-27. 28.— 1. A bw eichung. - 0,72 2.— 6. — 0,51 7.-11. - 3,99 12.-16. — 3,09 17.-21. + 0,98 22.-26. + 1,55 27.-31. April. ° c. A bw eichung. 7,58 - 1,17 8,78 - 0,94 7,53 — 2,62 6,80 - 4,01 12,86 + 1,11 13,28 + 1,07 Juni. ° c. A bw eichung. • 16,44 - 1,05 18,52 + 0,82 17,94 — 0,40 18,97 + 0,71 17,65 — 0,77 18,62 - 0,28 August. 0 C. A bw eichung. 22,17 + 1,81 21,09 + 1,15 17,94 — 2,02 17,08 — 2,48 13,51 — 5,30 19,30 + 0,97 Oktober. 0 C . Abw eichung. 8,54 - 5,12 9,96 — 2,95 8,66 — 3,06 4,49 — 6,02 7,08 — 2,69 2,03 — 6,97 6,03 — 1,87 Dezember. « c. Abw eichung. 2,11 — 1,33 5,50 + 2,89 5,07 + 3,22 3,51 + 1,96 - 2,58 — 3,63 — 9,18 — 9,64 '—' 9 2 — B. Wiktelkrmperaluren der Monate und des Jahres nebst Angabe der Abweichungen von den Normalwrrtrn (1779—1868). o c . A bw eichung. o C. Abweichung. J a n u a r — 2,74 — 3,58 J u l i 21,35 + 1,56 F e b ru a r 0 ,63 - 1 ,98 A ugust 18,13 0,98 M ä rz 2,83 — 2,76 S eptem ber 12,77 — 2,79 A pril 9,47 — 1,10 (Oktober 6,48 - 3,87 M a i 11,64 — 2,84 N ovem ber 4,33 — 0,63 J u n i 18,09 — 0,07 Dezem ber 0,77 — 0,68 o c . A bw eichung. W in te r - 0 ,45 — 2,08 F rü h lin g 7,98 — 2,24 S o m m er 19,19 + 0,18 H erbst 7,86 - 2,43 J a h r 8,65 — 1,64 C. Höchste br;w. tiefste Temperatur in jedem Wonak des Jahres. höchste. D a tu m . Tiefste. D a tu m . höchste. D a tu m . Tiefste. D atu m . J a n u a r 6,0 8 — 13,0 17 J u l i 33 ,0 30 6,0 7 F e b ru a r 12,0 25 - 1 0 , 0 17 , 18 A ugust 32 ,0 7 5,0 12 M ärz 14,0 9 — 11,0 19 S ep tb r. 26 ,0 2 0,0 2 7 ,3 0 A p ril 22,5 24 — 5 ,0 17 (Oktober 16 ,5 9 — 5 ,0 26— 28 M a i 23,0 2 0,0 22 N ovbr. 12 ,0 2— 5, 7 — 8,0 17 J u n i 30,0 25 5 ,0 22 Dezem ber 12 ,0 9, 16 - 1 7 , 0 29 Nicht nur das Jah resm itte l, sondern auch die Zltittel sämt­ licher M onate, m it A usnahm e des J u l i , waren zu tief. Verhält­ nism äßig am kältesten w aren J a n u a r und (Oktober. D as J a h r begann m it strengem Froste, der fast den ganzen J a n u a r anhielt; in jeder Nacht fiel das Thermometer unter den Gefrierpunkt und in der Hälfte aller T age hob es sich auch m ittags nicht über denselben. Doch wurden extreme Aältegrade wie in den strengen W intern (87 ( und (879 nicht beobachtet. Auch der Fe­ b ru a r hatte mehrere Frosttage, doch konnten auch bereits mehrere wärm ere Tage, so vom 2.— 5. und 25.— 28., verzeichnet werden. Sehr unfreundlich w ar der M ärz . B is zum ( ( . w ar die W itter­ ung zwar m äßig w an n , vom (2 . an erfolgte jedoch ein überaus schroffer Aälterücksall, der m it Tem peraturen, welche um ungefähr 9° unter den norm alen lagen, b is zum (9- anhielt, w orauf wieder rasches Steigen der Tem peratur eintrat. Die letzte j)entade w ar dagegen wieder wesentlich zu kalt. — työ ------- Der A pril begann mit zientlich mildem Wetter, das bis zum s5. andauerte; vom 44. an stellte sich ein schroffer Rückgang der W ärm e ein, so daß in den folgenden 4 Nächten das Thermometer ziemlich tief unter den Gefrierpunkt fiel und starker Reif sich bil­ dete. Nennenswerter Schaden wurde jedoch nicht verursacht, da in Folge der vorausgegangenen kalten W itterung die Vegetation in ihrer Entwicklung stark zurückgeblieben w ar. Der Rest des M o n a ts w ar wieder w a rm , m it A usnahm e der T age vom 25.— 27., wo ein aberm aliger, jedoch minder schroffer Uälterückfall, der keinen Frost im Gefolge hatte, eintrat. Nicht minder schlimm w ar der N ia t. Die ersten fünf Tage waren zwar ziemlich w arm , allein bald begann die Tem peratur rasch zu sinken, besonders stark vom 9 . an, wo nördliche W inde stark abkühlten. Die Eisheiligen, d. H. die Tage vom \ 2 .— (4%, gingen ohne Frost vorüber, doch fiel das Thermometer in der Nacht vom \3. auf den infolge der durch klaren Lsimmel beträchtlich gesteigerten W ärm eausstrahlung bis auf V- D aß jedoch die G efahr nach diesen kritischen Tagen noch lange nicht vorbei sei, wie gewöhnlich angenommen wird, zeigte sich deutlich, indem sich noch in der Nacht vom 22. auf den 23. im Freien Reif und F rost, welche in G ärten vielfach Schaden anrichteten, cinstelltcn. Von da ab wurde cs aber rasch wieder w ärm er; diese günstige W endung hielt m it nur kurzen U n­ terbrechungen während des ganzen J u n i a n , während dessen sich die Tem peratur nur wenig von der norm alen entfernte. Der J u l i w ar, wie bereits erwähnt, der einzige UTonat, der zu w arm w ar. Die Tem peratur zeigte nur geringe Schwankungen und nur wenige Tage waren relativ kühl. Auch während des ersten Drittels des August lag die T em peratur hoch; vom so. an folgte kühleres W etter, das ungefähr bis zum 22. anhielt. Der Rest des M o n a ts w ar wieder w arnt. Sehr extrem verhielt sich der September, der sonst die warnten Spätsom ntertage zu bringen pflegt. Der A nfang w ar wohl noch ziemlich w arm , aber bald fiel die T em peratur und zwar bis zum Schluffe ziemlich stetig. I n der Nacht vom 26. auf 27_.trat, ganz ungewöhnlich früh, Reif auf. F ü r den verhältnism äßig noch kälteren Oktober ist der U m ­ stand, daß in der bis ins vorige Jah rh u n d e rt zurückreichcnden Beobachtungsreihe von K arlsruhe für diesen M o n a t nur ^ntal - n — eine gleich große oder größere Abweichung der M itteltemperaturen den norm alen Verhältnissen verzeichnet wurde. A m s6. fiel das Therm om eter zum ersten M a le unter den Gefrierpunkt. I n den Nächten vom 25.— 28. herrschte für die Jahreszeit ungemein strenger F rost, indem 5° Aälte beobachtet wurden. I m November lag die T em peratur etwa bis zum 20. unter der normalen, am meisten (nämlich m it 9°) am 1(6., an welchem Tage sich das Ther­ mometer auch unter T a g s nicht mehr über den Nullpunkt erhob. Der Rest des M o n a ts w ar wieder ziemlich milde. Von Dezember w aren die 2.— 's. pentade zu w a rm , allein im letzten Drittel — vom 22. an — herrschte derartig strenger Frost, daß trotzdem das Tem peraturm ittel zu nieder ausfiel. Die tiefsten Stände des Therm om eters, zugleich die tiefsten des Ja h re s , wurden in den letzten Tagen, an welchen auch das Tem peratur­ m axim um noch unter — 6° blieb, beobachtet. 2. Feuchtigkeit der Tust. A. M onats- und Jahresmittel der absoluten Fruchtigkeit der Luft, verglichen mit den Normalwrrten (1841—1849, 1869—1880). m m A bw eichung. m m Abw eichung J a n u a r 3,4 — 0,8 J u l i 12,9 - 0,8 F e b ru a r 3 ,9 - 0,7 A ugust 10,1 - 1,7 M ä rz 4,6 — 0,6 S eptem ber 9,1 - 1,4 A p ril 5,5 - i ,o (Oktober 6,2 - 1,6 M a i 8,0 — 0,4 N ovem ber 5,4 - 0,5 J u n i 10,3 — 0,5 Dezem ber 4 ,4 0,0 m m A bw eichung. W in te r 3 ,9 — 0,5 F rü h lin g 6 ,0 — 0,7 S o m m er 11,1 — 0,5 H erbst 6 ,9 — 1,1 J a h r 7 ,0 - 0,7 Die absolute Feuchtigkeit w a r , entsprechend dem vorwiegend kühlen Aarakter des J a h re s säst in allen M o n aten , anr meisten im A p ril, sowie im Spätsom m er bis zum cherbst zu klein, w äh­ rend sie im Dezember dem durchschnittlichen Werte entsprach. I m Übrigen zeigt sie aber den regelmäßigen G ang, indem im kältesten M o n a t, dem J a n u a r , das kleinste, im w ärm sten, dem J u li , dagegen das größte M onatsm itte l verzeichnet wurde. — 95 — B. Monats- und Jahresmittel der relativen Fruchtigkeit der Luft, verglichen mit den Normalwrrtrn (1841—1849, 1869—1880). J a n u a r % A bw eichung. 88 + 4 J u l i % 68 Abw eichung — 4 F eb ru a r 80 + 1 A ugust 66 — 8 mag 81 + 6 S ep tem ber 81 + 3 A pril 62 + 8 (Oktober 83 0 M a i 78 + s N ovem ber 85 + 1 J u n i 66 — 5 D ezem ber 87 0 W in te r F rü h lin g S om m er t? erb ft J a h r % A bw eichung. 85 + 1 77 + 6 67 — 5 83 + 1 77 0 Z u trocken w ar die Luft nur in den drei Som m erm onaten, während des größeren Teiles des J a h re s w ar sie zu feucht. D as kleinste M itte l kam im A p ril, der sich durch besonders niedrige Stände der relativen Feuchtigkeit auszeichnete, zur Beobachtung. I m genannten M o n a t betrug dieselbe m ehrm als weniger a ls 3O°/0 ; am 22. wurden sogar nur 25°/0 ausgezeichnet; die gleiche Trocken­ heit der Luft wurde am 6. August erreicht. Völlige Sättigung der Luft m it Wasserdämpfen — (0 0 % — kam öfters, vornehmlich in den W inters- und F rühjahrsm onaten vor. Z . M ederschlag. A. Niedrrschlagshöhrn, verglichen mik den mehrjährigen Durchschnitts­ werten (1870—1883). m m A bw eichung. A bw eichung. J a n u a r 6,7 — 51,5 J u l i 63,1 — 65,4 F eb ru ar 17,6 - 44,7 A ugust 76,5 — 48,4 m a g 101,1 + 27,9 S ep tem b er 80 ,3 — 23,0 A pril 28,9 — 65 ,0 O ktober 80,9 — 19,7 M a i 183,2 + 101,6 N ovem ber 40,7 — 60,9 J u n i 99,2 — 29,0 D ezem ber 76,4 - 7,1 m m Abw eichung. W in te r 100,7 — 103,3 F rü h lin g 313 ,2 + 64,5 S om m er 238,8 — 142,8 Herbst 201,9 — 103,6 J a h r 854,6 — 285,2 — 96 — B. Ilrnahl der Nirderschlagsksge, verglichen mik den mehrjährigen Durchschnittswerten (1870—1883). T a g e . A bw eichung. T a g e . A bw eichung. J a n u a r 5 — 6 J u l i 9 — 6 F e b ru a r 8 — 3 A ugust 10 — 3 m a q 17 + 5 S ep tem ber 13 + 1 A p ril 7 — 4 O ktober 18 + 5 M a i 26 + 14 N ovem ber 19 + 4 J u n i 7 — 6 D ezem ber 22 + 7 T a g e . A bw eichung W in te r 35 — 2 F rü h lin g 50 + 15 S o m m er 2 6 — 14 D erbst 50 + 11 3 # 161 + 10 Wie ein Überblick über die obigen Zahlen zeigt, w ar das Z a h r (887 wesentlich zu trocken, indem volle 285 m m , d. H. 25 % der norm alen Iah ressu m m e des Niederschlags zu wenig gemessen wurden. Z u naß w aren nur M ärz und M a i. A m weitesten unter den Durchschnittswerten blieben die Niederschlags­ mengen im J a n u a r und F ebruar. Wie extrem diese beiden M o ­ nate sich verhielten, zeigt wohl am besten der U m stand, daß in der mehr a ls (OOjährigen Beobachtungsreihe von K arlsruhe der J a n u a r nur 2m al und der Februar nur ( '(m al trockener, als wie im Z ahre (887 gewesen ist, und daß nur noch (m al, nämlich im J a h r e (77s), einem abnorm niederschlagsarmen Z an u a r ein ebensolcher F eb ruar gefolgt ist. Die empfindlichste Trockenheit herrschte jedoch vom 5. J u n i bis zum 5. J u l i , also volle vier Wochen lang , während welcher Zeit nu r zweimal ganz unwesent­ liche Regenmengen — Bruchteile eines M illim eters — fielen. Die Folge davon w a r , daß die B lä tte r vieler B äu m e, hauptsächlich der Kastanien, verdorrten und abfielen und die gesamte Vegetation ein vorzeitig herbstliches Aussehen erhielt. Die längste Regenperiode w ar die vom ( ( . M a i bis zum 5. J u n i andauernde, welche der erwähnten Dürre vorausging. Schnee fiel an 28 T ag en , wovon auf Dezember allein (2 treffen, in letzterem M o n a t fielen auch die größten Schneemengen, welche in einer ungefähr (5 cm im Freien betragenden Decke gegen Iahressch luß liegen blieben. Der letzte Schnee wurde unge- — 97 — fahr zur normalen Z e it, am (6 . A p ril, der erste dagegen um einen M o n a t zu früh, am (5. Oktober, beobachtet. Der größte Tagesniederschlag m it 58,4 mm wurde am 3. J u n i , an welchem Tage es ununterbrochen regnete, gernessen. An nicht weniger a ls 20 T agen kamen Gewitter zum A u s­ bruche, von denen jedoch keines besonders heftig auftra t. . 4. WewülKung. Bewölkung in Karlsruhe, ausgedrückt in Prozenten der ganzen B e­ deckung des Him m els, im Jahr 1887, verglichen mit den langjährigen Durchschnittswerten (1841—1849, von 1869—1880). % A bw eichung. % Abw eichung J a n u a r 69 3 J u l i 52 0 F e b ru a r 55 14 A ugust 37 — 11 %%% 67 5 S ep tem b er 58 11 A pril 47 — 10 O ktober 77 14 M a i 79 26 N ovem ber 73 — 1 J u n i 40 — 15 D ezem ber 85 12 % A bw eichung. W in te r 70 1 F rü h lin g 64 7 S om m er 43 — 9 sterbst 69 8 J a h r 62 2 Der hellste M o n a t w ar nicht, wie es den norm alen V erhält­ nissen entspricht, der Septem ber, sondern der A ugust, der trübste der Dezember. V erhältnism äßig am größten w ar die Bewölkung in dem regnerischen und kalten M a i. D as Jah resm itte l entspricht sast genau dem langjährigen Durchschnitt. 5. Luftdruck. Lustdruck in Karlsruhe (beobachtet in 123,8 m Höhe über Normal-Null), verglichen mit den Normalwrrlrn (1871—1885). mm A bw eichung. m m A bw eichung. J a n u a r 754,7 + 0,6 J a K 752,2 0,8 F e b ru a r 759,9 + 7,5 A ugust 751,0 - 0,1 M ä rz 752,2 + 1,6 S ep tem ber 751,0 — 0 ,4 A p ril 749,9 + 2,0 O ktober 752,5 + 1,7 M a i 749,9 — 0,6 N ovem ber 7 46 ,0 — 4,6 J u n i 754,3 + 3,5 Dezem ber 748,9 — 3 ,2 7 — 98 — H erbst J a h r W in te r F rü h lin g S om m er 754.5 750.7 752.5 749.8 751.9 + 1,6 + 1,0 + 1,4 - 1,0 + 0,8 Der jährliche G ang des Luftdrucks w ar sehr unregelmäßig. D a s höchste M itte l wurde nicht wie sonst im J a n u a r , sondern im Februar, und das tiefste nicht im A pril, sondern im Novem­ ber beobachtet. D as Jah resm itte l entspricht ungefähr dem Durch­ schnitt, allein die einzelnen M onatsm itte l weichen von den M o n a ts ­ werten ziemlich weit ab. A m höchsten stand das Barom eter am 7. F ebruar m it 767,9 m m , am tiefsten am 5. und. 6. J a n u a r m it 730, f. Die Differenz von 37,8 mm zwischen beiden Ständen entspricht einem Höhenunterschied von ungefähr 4(00 m. X. Bevölkerungs-Vorgänge, Sterblichkeit, Totenschau. as vorige J a h r hat die Bevölkerung der S tad t um T 399 'Köpfe sich verm ehrt, so daß die E in ­ wohnerzahl Ende des J a h re s 65 402 betrug. Die Anzahl der Geburten w ar f 805, der Todesfälle \ 26% Ehen wurden 575 geschloffen. Unter den Todesursachen steht in erster Linie Lungenschwind­ sucht (244 Fälle); eine bedeutende Steigerung gegen das V orjahr zeigen dir Scharlachfälle ( s 886 : 4/ j8 8 7 : f 6), ebenso M asern (^886 : 40, j8 8 7 : %9), Diphtherie und C roup haben die gleiche Anzahl O pfer gefordert wie im vorigen J a h re , nämlich s8. Über das Einzelne siehe Tabelle I I I . Totenschau. A m s5. J a n u a r starb der Dichter und Hofschauspieler O t t o C o n s e n t i u s . Geboren j8 j5 zu Aonitz in IVestpreußen, arbeitete sich der früh verwaiste, mittellose Knabe und Jü n g lin g unter großen Schwierigkeiten empor und lebte kurze Zeit in S tu ttgart a ls Schriftsteller. s8^5 fand er am hiesigen Hofcheater a ls Chorist Verwendung, tra t dann auch in kleineren Rollen a ls Schauspieler aus. 40 J a h re gehörte er dem Hostheater a ls pflichttreues, brauch­ bares M itglied an. Neben seiner Bühnenthätigkeit gab er von hier aus nicht nur eine große Anzahl (4 Bände) Dichtungen her- 7 * — (00 — aus (von seinen Tragödien wurde „A ttila" (867 hier aufgeführt), sondern veröffentlichte auch in Zeitschriften und Broschüren ästhe­ tische und mathematische Abhandlungen. A m (9 . F ebruar verschied nach kurzem Krankenlager Hofrat D r. B i r n b a u m , Borstand des chemischen Laboratorium s an der technischen Hochschule und Professor der Chemie, im A lter von 4? Z ahren. Derselbe w ar geboren zu Helmstadt in Braunschweig (839, kam (864( a ls Assistent an das hiesige Polytechnikum, wurde (868 außerordentlicher und (870 ordentlicher Professor und (876 Vorstand des chemischen Laboratorium s. Wiederholt bekleidete B irn ­ baum seit (879 die Stelle eines Direktors der technischen Hoch­ schule, vom Großherzog wurde er zum M itglied der I . K am m er gewählt. Z in Hinblick auf die großen Verdienste, welche der Ver­ ewigte a ls langjähriges M itglied des städtischen Mrtsgesundheits- ra ts besonders auf dem Gebiet der Nahrungsmittelhygiene sich er­ w arb, beschloß der S tad tra t am 6 . A pril, zu dem im Hofe der technischen Hochschule zu errichtenden Denkmale einen B eitrag von 4(00 2T£. zu bewilligen. A m (0 . M ärz entschlief nach längerem Leiden Fürst W i l ­ h e l m v o n L ö w e n st e i n - W e r t h e i m , erblicher Reichsrat des Königreichs B ay ern , Königl. W ürttem b. und G roßh. Badischer Standesherr, M itglied der I. K am m er, im Alter von 69 3 a ?̂ren- Derselbe w ar am (9 . M ärz ( 8 ( 7 geboren, folgte a ls Haupt der Freudenbcrgischcn Linie seines Hauses am 9- August (86( seinem V ater, dem Fürsten A d o l f , und wurde dadurch als deutscher S tandesherr M itglied der I . K am m ern in B ayern , W ürttemberg und B aden. Seit seinem A u stritt aus dem preuß . Staatsdienst, in welchem er zuletzt die Stelle eines außerordentlichen Gesandten am Bayerischen Hofe bekleidete, wohnte der Fürst in unserm Lande abwechselnd auf seinen G ütern und in K arlsruhe. Seit (86( nahm er an den B eratungen der I . K am m er regelmäßigen Anteil. Sow ohl durch diese seine eifrige parlamentarische Thätigkeit, wie auch durch die im Privatleben zutag tretende Liebenswürdigkeit genoß der Verewigte in allen Kreisen die höchste Achtung. Nach­ dem die Totenfeier im hiesigen Löwensteinischen P a la is in A n­ wesenheit der W ittwe und K inder, wie der ganzen Großherzog­ — W — lichen F a m ilie sta ttgefunden , erfo lg te die Ü b e rfü h ru n g der Leiche nach ZDertheim zur B eisetzung in der F a m ilie n g ru f t . A m f5. M ärz früh starb der P riva tie r J a k o b v o n Be r c k - hol t z , Besitzer des schönen G artens am K a rls th o r , im A lter von 71 Ja h re n . Der Verewigte stand in hohem Ansehen und w ar bekannt durch seinen wohlthätigen S inn gegen die Arm en. Seine gesamte Dienerschaft, sowie die alljährlich von dem Verewigten beschenkten IVohlthätigkeitsanstalten wurden in dem Testamente aufs reichste bedacht. A m 21 . A pril starb Rentner H e i n r i c h L a n g , K aufm ann, im Alter von 6st J a h re n . (Ein A lt-K arlsruher von biederem Charakter, zeigte Lang für das Gemeinwesen unserer S tad t im m er die lebhafteste Anteilnahme. A m 28. J u l i 1870 tra t er in das G e­ meindekollegium der Residenzstadt, dem er bis 22 . F ebruar 1875 a ls Gemeinderat, sodann infolge des Gesetzes über die E inführung der Städteordnung bis zu seinem 187st erfolgten freiwilligen Rück­ tritt als S tad tra t und seitdem als Stadtverordneter m it ersprieß­ licher Wirksamkeit angehörte. 1875 berief ihn das V ertrauen seiner M itbürger a ls Abgeordneter in die I I . Ständekammer, der er bis 1878 angehörte. M it großer Hingabe widmete Lang seine T ä t i g ­ keit ebensosehr den allgemeinen Interessen der S tad t und des Lan­ des, wie dem industriellen und geselligen Leben seiner Vaterstadt. Viele J a h re w ar er ein hochgeschätzter Vorstand des hiesigen Liederkranzes. Lang hatte die lctztwillige Verfügung getroffen, daß seine Leiche nach G otha zur Feuerbestattung gebracht werde — der erste F a ll in hiesiger S tadt. — Die Asche wurde nach K a rls ­ ruhe zurückgebracht und auf dem Friedhose in einer Fam ilienruhe­ stätte beigesetzt. A m 25. M a i erlag einem Krebsleiden nach erfolgter O p era ­ tion im akademischen Krankenhause zu Heidelberg G ra f F r i e d r. M o l s g a n g Göt z v o n B e r l i c h i n g e n - R o s s a c h , k. k. K äm ­ merer und M a jo r a. D . , hervorragendes M itglied und erster Vizepräsident der I . Ständekammer. Der Entschlafene w ar lange hier wohnhaft gewesen. A m 11. J u l i starb der v o rm a lig e G roßherzog liche G a r te n ­ d irektor K a r l M a y e r , der lan g e J a h r e die O b e rle itu n g über — \ 02 — sämtliche Großherzogliche G ärten und insbesondere die Vorstand­ schaft des hiesigen botanischen G artens geführt hat. A m 26. August verschied hier der in weiteren Kreisen bekannte Großherzogliche O berrechnungsrath € . F . P a r i s c l in Folge ei­ nes Herzschlags. Derselbe w ar früher Verwalter des Arbeitshauses in Bruchsal, seit s858 Iustizministerialrevisor und hat sich beson­ dere Verdienste erworben um die Statistik zur Badischen S tra f­ rechtspflege, indem er in amtlichem Aufträge während einer Reihe von J a h re n die Übersichten zur Strafrechtspflege int Großherzog­ tum B aden bearbeitete. A m \2. Septem ber, seinem 80. G eb u rts tag , starb General G r a f v o n W e r d e r zu Grüssow bei Belgard in Pom m ern. Die Einwohnerschaft K arlsruhes gedachte bei dieser Trauerkunde aufs neue der unvergeßlichen Verdienste, die Werder a ls ruhmreicher Heerführer durch sein todesmutiges A usharren in der dreitägigen Schlacht bei B elfort um unser badisches und deutsches Vaterland sich erworben; namentlich unser engeres badisches Vaterland weiß, daß seine Tapferkeit und T hatkraft unsägliches Elend von uns abgewehrt hat. I n der Geschichte des Krieges \ 870/7 \ wird sein N am e stets unter den ersten genannt werden. Jah re lan g weilte der Verstorbene a ls kommandierender General des 14. Armeekorps in unserer S tad t, wo er sich einer ungewöhnlichen P opu laritä t erfreute. Seitens der S ta d t, deren Ehrenbürger der Verewigte w ar, wurde an die Hinterbliebenen ein Beileidschreiben gerichtet mit der Bitte, den von der S tad t übersandten Lorbeerkranz aus dem G rabe des Verstorbenen niederzulegen. A m V Oktober starb Hofkirchenmusikdirektor H e i n r i c h G i e h n e im A lter von 66 J a h re n nach langem Leiden. Derselbe w ar geboren am 25. A pril s82s zu Bruchsal und widmete sich ursprünglich dem kaufmännischen Berus. Noch a ls Angestellter in der E h r. F r. Müller'schen Hofbuchdruckerei fand er, seiner ent­ schiedenen Neigung und B egabung für Musik folgend, Zeit, sich eifrig m it dem theoretischen und praktischen S tudium der Musik zu befassen; mehrere J a h re w ar er Dirigent des hiesigen Cäcilien­ vereins und brachte schon dam als ({8^7j ^ ) Werke wie Handels Alexanderfest, J u d a s M a c c a b ä u s , Sam son, M endelssohns E lia s — 103 — vor dem hiesigen Publikum zum ersten M ale zur A ufführung. 18^9 faßte er den (Entschluß, sich ausschließlich der M usik zu w idm en; er besuchte das Konservatorium zu Leipzig und tra t dann als Musik­ direktor an die Spihe des Cäcilienvereins, den er ununterbrochen bis 1882 leitete; mehrere ^sahre dirigierte er auch den K arlsruher Lieder­ kranz. 3 m 3<chrc 1855 wurde Giehne vom Großherzog an die Spitze der chofkirchenmusik berufen, in welcher Stellung er b is zu seinem Tode verblieb. M it ihm ist ein um das musikalische Leben hiesiger S tad t hochverdienter M a n n heimgegangen. A m 17. Oktober verschied Geheimerat A u g u s t F r i e d r i c h N ü ß l i n im A lter von 76 3 ^h ren . Derselbe w ar geboren zu M annheim 1812, seit 1856 M itglied des Großherzoglichen S ta a ts ­ ministeriums , wurde 1860 zum S ta a ts ra t und Präsidenten des evangelischen Gberkirchenrats ernannt. Nach mehr a ls HOjähriger dienstlicher Thätigkeit, welche durch hohe Auszeichnungen ehrend anerkannt wurde, tra t der Verstorbene vor einigen 3 ah ren in den Ruhestand. Am 20 . Dezember starb unerwartet nach kurzem Kranken­ lager M a le r M a x p e t s ch, der a ls Vorstand des Vereins bil­ dender Künstler und der M alerinnenschule eine segensvolle T h ä tig ­ keit hier entfaltet hatte. äUV^vUuUvHvuÜudi XI. Verschiedenes. v Zunächst e rfu h ren unsere G a rn iso n sv c rh ä ltn isse einige Ä n ­ derungen . D a s seit einer R eihe v o n f a h r e n h ier liegende 5. badische D ra g o n e rre g im e n t p r in z K a r l N r . 2 2 w u rd e m it dem 50. M ä r z nach M a n n h e im verleg t. A u f die M itte ilu n g v o n dem Abschiede des R e g im e n ts bew illig te die S ta d tb e h ö rd e der M a n n s c h a f t der 4 hiesigen E s c a d ro n c n zum A bsch icdstrunk ein Geldgeschenk von 750 M . ; a n den K o m m a n d e u r des R e g im e n ts , O b e rs t v o n M e r c k e l , richtete O b e rb ü rg e rm e is te r L a u t e r u n te r dem 26. M ä r z ein S c h re ib e n , d a s dem ein träch tigen un d freundlichen E in v e rn e h ­ m e n , w elches zwischen dem w ä h ren d zw eier J a h rz e h n te hier in G a rn is o n liegenden R eg im en t und der E in w o h n e rsch a ft stets ge­ h e rrsch t, A u sd ru ck g a b , w o ra u f der R eg im en tsk o m m an d eu r in freund lichen W o rte n e rw id e rte , d a ß d a s R eg im en t m it den a n ­ genehm sten E r in n e ru n g e n a n den hiesigen schönen A u fe n th a l t von unserer S ta d t scheide. Nachdem am Sonntag, 27. M ärz , in der Festhalle die ganze Kapelle des Regiments noch ein großes Abfchiedskonzcrt unter Leitung seines S tabstrom peters ID. M ö b i u s gegeben, erfolgte dann am 50. M ä rz m orgens 8 U hr der Abmarsch unter klin­ gendem Spiel von der Dragonerkaserne. P rinz K a r l , a ls Chef des Regiments, G eneral v o n O b e r n i t z und viele Offiziere aller — f05 — W affengattungen hiesiger G arnison gaben dem scheidenden Regiment das Geleite. Unter den Klängen des Paradem arschs defilierten die Dragoner in der Nahe des Linkenheimerthors vor dem Regim ents­ chef und ritten dann längs der A ham auer durch das p a rf th o r auf der G rabener Allee dem neuen G arnisonsorte M annheim zu. D as von letzterem G r t hierher verlegte Leibdragonerregiment traf Freitag, A pril, vorm ittags hier ein und wurde am Exerzier­ platz von General v o n O b e r n i t z begrüßt. E in zahlreiches P u ­ blikum hatte sich zum E m pfang auf den reichbeflaggten S traßen und platzen von der Linkenheimerstraße bis zur Kaserne eingefun­ den. Unfern Lokalberichterstattern entging auch nicht die a ls ver­ bürgt auftretende Nachricht, daß anläßlich dieser Verlegung zahl­ reiche weibliche Dienstverhältnisse in M annheim gelöst wurden, um dem abziehendcn Regiment in die neue G arnison nachzufolgen. E ine andere G arnisonsverändcrung tra f einen Teil des Leib­ grenadierregiments, indem das für Neubreisach neugebildete B a ­ taillon des \ f3 . Infanterieregim ents m it der ihm zugeteilten b is­ herigen 8. Kompagnie des Leibgrenadierregiments am A pril nach dem neuen G arnisonsorte befördert wurde. 2 . A m 9 . J u n i abends wurde die hiesige Einwohnerschaft durch Plakatanschlag vonseiten des Bezirksamtes in Kenntnis gesetzt, daß infolge eines Falles von kchmdswut für die S tad t K arlsruhe und Umgebung die p u n d e s p c r r e angeordnet sei. 21 tu Sonntag, 5. J u n i , w ar nämlich aus der prinzlau'schen 2Ueßschaubude ein mit Tollheit behafteter chund entsprungen, der sich in der Umge­ gend Herumtrieb und in ZUalfch erlegt wurde. A ußer dem Gehilfen des Schaubudenbesitzers, der nur eine unbedenkliche B ißw unde empfing, wurden glücklicherweise keine Menschen angefallen. Die nächste Folge der Sperre w ar für das Publikum insofern nicht unangenehm, daß die sonst mehr a ls wünschenswert herrenlos herumlaufenden ZUöpse, P u d e l, Bullenbeißer und wie sie alle heißen, auf den T ro tto irs seltener wurden und die Laden- und pauseingänge, Straßenecken u. f. w. eine erfreuliche Sauberkeit zeigten. F ü r die pundebesitzer allerdings w aren jene Vorzüge der bfundefperre zweifelhaft geworden, da sie jetzt auf 2Uaulkorb, F ü h ­ — \06 — rungsleine und 2lnkettung zu achten hatten. Doch wußte auch dieser m inder angenehmen Auflage ein M usensohn eine heitere Sette abzugewinncn. E r hatte sich den größten M aulkorb aus Eisen­ draht, der hier zu haben w ar, erworben und dieses Kolossalgehäuse einem niedlichen Hündchen anbefestigt. Den so im Käfig verwahrten Liliputanerhund trug sein Herr vorsichtig im A n n e , während er an der rechten Hand eine mächtige Wagensperrkette hielt, deren anderes Ende am M aulkorb befestigt w ar. Z u größerer Vorsicht folgte noch hinterdrein ein M a n n m it derbem Knüppel, um einem etwaigen Angriffsversuch des Köters zu begegnen. A ls endlich am 7. September die Gesperrten wieder der Polizeiaufsicht enthoben wurden, tummelten sich schon am M orgen des Erlösungs- und Freudentages die Hunde, geschmückt m it fa r­ bigen Halsbändchen, Kränzen, Fähnchen mit humoristischen A uf­ schriften und sonstigem Z ierra t auf den S traßen um her: die Leidenszeit w ar vorüber und der Hundefänger machtlos geworden. 3. W enn w ir oben unter den verschiedenen Rubriken alle die wichtigsten Erscheinungen des J a h r e s , kleine und große, wie sie eben in unser städtisches Leben hineinragen, ausgezeichnet haben, so ist dabei die in unseren Lokalblättern recht umfängliche und m it der anerkennenswertesten S orgfalt geführte Litteratur über Gaunereien und Diebstähle außer Betracht geblieben. Vielleicht m it A nrecht, denn der gewissenhafte (Chronist hätte auch hier die „ n e u e r e n E r s c h e i n u n g e n " berücksichtigen sollen. A ls solche führen die Diebstahlsverzeichnisse die Thatsache a n , daß einfachen Arbeitern „von Kollegen" sogar das unentbehrliche Hand- werkszeug von der Arbeitsstelle gestohlen wurde, dem M a u re r der K am m er, dem Metzgerburschen die blecherne Kratze, dem T a g ­ löhner oder Hausburschen sogar die allernotwendigsten Kleidungs­ stücke. W enn m it der großartigen baulichen, wirtschaftlichen, künst­ lerischen und industriellen Entwicklung unserer S tad t auch Gepflo­ genheiten dieser A rt sich einbürgern und einen verzweifelt gleich­ mäßigen Schritt zu halten suchen, so können w ir doch zufrieden sein, so lange das K apitel „Verbrechen" diesen im Vergleich mit anderen Städten im m erhin bescheidenen Rahm en nicht überschreitet. — s07 — 4. A uch ernster E reignisse m u ß die C h ro n ik des W ah res ge­ denken. A m 2 7 . A p r i l frü h gegen 5 U h r b rach a u f dem Speicher des G asth au se s „ Z u m G o l d e n e n A d l e r " ein B r a n d a u s , der sich rasch über den ganzen D achstuh l v e rb re ite te , denselben gänzlich zerstörte und auch teilweise die Decke des 5 . Stockw erkes beschädigte. P a tro u illie re n d e S chu tzm änner w a re n , a l s sie R au ch aufsteigen sahen, in s b )au s gedrungen , h a tten schleunigst den p a u S - knecht geweckt und eilten nach o b en , w o ih n en nach O ffn e n der T h ü re R au ch und F la m m e n entgegenschlugen. S ie m achten so fo rtige M e ld u n g a u f der S ta t io n und v e ra n la g te n gleichzeitig die A l la r m ­ signale. D em raschen E in g re ife n der F e u e rw e h r un d des M i l i t ä r s w a r es zu d a n k e n , d a ß der B r a n d nicht w eiter u m sich greifen konnte und nam entlich keines der beiden gefäh rdeten , glücklicherweise durch B ra n d g ic b e ln m u e rn geschützten N a c h b a rh ä u se r (B rau n 'sch e ksofbuchhandlung und Prinzenkanzlei) beschädigt w u rd en . Leider ist bei diesem U n fa lle auch ein M enschenleben u m ­ gekom m en. A u f dem S peicher fa n d m a n u n te r offener Z im m e r - thü re die g räß lich verkohlte Leiche des schon längere Z e it im ksause Bediensteten K e lln e rs ( E r n s t p i l d e b r a n d v o n F ö rch (Bei R asta tt) . V erm u tlich ha tte der U nglückliche, a l s er a u s dem S c h la f erw achte, den B r a n d w ah rg e n o m m e n un d sich retten w o llen , w a r ab e r im Q u a lm e erstickt. D ie im G asth au se w ohnenden F re m d e n w a re n noch recht­ zeitig geweckt w orden und fanden nebst der F a m ilie des W ir te s A u fn a h m e im b en achbarten G asth au se zum W eiß e n B ä re n . M i t t ­ woch m itta g konnte die W irtsch a ft zum G o ld en en A d le r w ieder eröffnet w erden. A ls U rsache des B ra n d e s soll sich ergeben h a b e n , d a ß im K a m in ein ß te in h e rausgeb rochen w a r ; ein B a lk e n a m F u ß en d e des B e tte s , in welchem der K elln e r schlief, h ab e sich entzündet und den B r a n d v eru rsach t, dem der Unglückliche zum O p fe r fiel. E in anderer, glücklicherweise unerheb licher B ra n d a u s b r u c h in der G ießere i der M asch inenbaugesellschaft w u rd e a m 2 \ . J u n i frü h { U h r a ls b a ld w ah rg e n o m m e n und durch A a s anw esende F a b rik p e rso n a l b e w ä ltig t, so d a ß kein g rö ß e re r S chaden entstand — \ 08 — und eine öffentliche A llarm ierung nicht erforderlich w ar. Mehrere durch Schutzleute benachrichtigte Feuerwehrleute standen im Feuer­ hause in Bereitschaft, doch w ar deren Eingreifen nicht nötig. Andere Unglückssälle weist leider auch das vergangene j a h r genug auf. Unter anderen stürzte Hospianofortefabrikant T r a u am 26. November früh in der Fieberhitze aus dem I I I . Stockwerk des ihaufes in der Erbprinzenstraße aus den Balkon des I I . Stockes, indessen ohne sich bedenkliche Verletzungen zuzuziehen. Der T od (28. November) erfolgte nach Aussage der Arzte lediglich infolge hochgradiger Lungenentzündung. I n mehreren Fällen erlitten Arbeiter durch Herabstürzen von den Gerüsten schwere Verletzungen, 5 starben infolge derselben. D aß Kinder von Droschken überfahren, Dienstboten durch leicht­ sinniges hantieren mit E rdöl bedeutende Brandw unden erlitten, gehört leider zu den stehenden, immer wiederkehrenden U nfällen; neu aber dürste der F a ll sein, daß es in diesem J a h re wieder­ holt vorkam , daß die Pferde m it einem B rau tpaare auf der F a h r t nach dem Rathause dürchgingen, glücklicherweise ohne daß die Insassen Schaden litten. W iederholt wurde unser Sallenwäldchcn der Schauplatz von Unglücksfällen: A m 26. A pril früh wurde aus dem Bassin desselben die Leiche des Gerichtsschreibers S a u t e r aus Schwetzingen gezogen. (Db ein Selbstmord oder Unglücksfall vorlag , konnte nicht kon­ statiert werden. A m sö. Dezember vorm ittags erschoß sich dort der 22jährige W i l h e l m 5 a y von Nonnenweier. 5. Nachdem in der bisherigen Darstellung alles, w as das j a h r 1887 an Vorkommnissen auf den verschiedensten Gebieten aufzu­ weisen hat, angeführt ist, m ag zum Schluffe auch derjenigen A n­ gelegenheiten m it einem W orte gedacht werden, welche als mehr oder minder scharf umriffene Projekte das J a h r hindurch das Publikum beschäftigt haben und die als solche auch m it ins J a h r 1888 herübergegangen sind, um vielleicht auch von hier ungelöst in eine weitere Zukunft mitgetragen zu werden. — W9 — Diese Projekte betreffen zunächst die Erstellung eines A u a r - t i e r h a u s e s seitens der S tad t* ), wozu bereits viele Erhebungen gemacht sind; a ls noch dringender wird von mehreren Seiten die Notwendigkeit einer städtischen M a r k t h a l l e bezeichnet. Im m e r wieder von neuem wird in den T agesblättern der Gedanke einer V e r l e g u n g d e r M ü h l b u r g e r B a h n s t a t i o n am M ü h lb u r­ ger T hor erörtert. D as Projekt der Beseitigung der sog. k le in en A i r che, das schon s8s5 hervortra t, a ls m an infolge der S tad t­ erweiterung gegen Süden das Störende dieses mitten in die S traße gestellten Airchenbaues em pfand, ist gerade im letzten J a h r e wie­ derholt aufs neue lebhaft erörtert worden. Über eine H a r d t - b a h n ist schon oben gesprochen und gezeigt w orden, daß dieser p la n bereits etwas greifbarere Gestalt anzunehmen beginnt. D a­ gegen zeigt die öffentliche Presse bedeutend geringeres Interesse gegenüber dem Wunsche eines N eubaues der S t e r n w a r t e , so­ sehr die Überzeugung vom ungenügenden, ja unwürdigen Zustand der zur Zeit hier stehenden überall durchgedrungen ist. W ärm er und kräftiger setzt die öffentliche M einung in der Besprechung der D e n k m a l s f r a g e ein. Über das Scheffeldenkmal ist ein definitiver Beschluß noch nicht zustande gekommen; fast in den Hintergrund gedrängt wurde aber diese Angelegenheit einige Zeit durch das Schicksal des im Augenblick nach 2 ganz verschiedenen Kunstrichtungen projektierten Aaiserdenkmals. Doch dam it sind w ir bereits im J a h re f888 angelangt, m it dessen Stadtgeschichte die nächste Thronik hoffentlich auch von der Lösung der Denkmals­ frage Erfreuliches berichten kann. *) I m v e rg an g en en J a h r w a re n h ie r e in q u a r tie r t: 2 567 M a n n ; die Z a h l der C Zuartiertage betrug 22 2 0 0 . ' ■ r Vorträge. in der vorjährigen Chronik folgt auch hier ein Ver- ichnis der öffentlichen Vorträge. Vielleicht ist eine spätere Zeit versucht, aus den behandelten Gegenständen weitere Schlüffe aus die geistigen Ström ungen und Interessen unserer Zeit zu ziehen. Über die Vollständigkeit gilt dasselbe, w as w ir am gleichen Mrte der letzten Chronik bemerkt haben. J a n u a r 5. G eh e im er H o fra t D r. l v e n d t üb er „D on L a rlo s" (K aufm ännischer v e re in ) . „ 9 . P f a r r e r K ä m m e r e r von G rö h in g e n : „M itte ilungen von einer R eise nach P a lä s tin a im H erbst J 8 8 6 " (L v . v c re in s h a u s ) . „ to . R e g ie ru n g s ra t D r. P f a f f : „S ozia le P a r te ie n und die deutsche S o z ia lre fo rm " (im A rbeite rb ild u n g sv ere in ). „ ( V G eh e im er H o fra t D r. S c h u l e a u s I l l e n a u : „S in n es- W ahrnehm ung und S in n estäu sch u n g " (V erein gegen M iß ­ brauch geistiger G eträn k e). „ l<5. S ta d tx fa r r e r H i t z i g von M a n n h e im : „D er P ie tism u s in der evangelischen K irche" (P ro testan tenvere in ). „ t 6 . P rofessor D r . L e m m e a u s B o n n : „D ie B e d eu tu n g der christlichen Persönlichkeit" (L v . V ere in sh a u s) . „ l s . P riv a td o z e n t D r . H a r d y a u s F re ib u rg : „ L n g la n d s H errschaft in I n d ie n " (K ath . v e rc in sh a u s ) . „ *7 . R e c h tsa n w a lt D r. B i n z : „Überblick über die deutsche R eichsvcrfassung" (A rbeiterb ildungsvere in ). „ 25. G berko n sis to ria lra t D r. S e l l a u s D a rm sta d t: „D er G e n fe r S ee in der Religionsgeschichte" (L v . v e re in sh .) . J a n u a r 2 5 . Professor D r. G 0 l d s c h m i t : „E lisab e th L h a rlo tte , eine deutsche F ü rs tin am Hose L udw igs X IV ." (Schulverein). — m — J a n u a r 2 6 . D r. L. L e w e s a u s M ü n c h en : „S h akespeares F ra u e n ­ gestalten" (K aufm ännischer V erein ). „ 28. M issionsinspektor P fa r r e r B ü t t n e r a u s B e r l in : „H ei­ dentum und C h risten tum in ih re n B ez ieh u n g en zur K u l­ tu r und B ild u n g nach eigenen afrikanischen E r f a h ru n ­ gen" (G esellschaft f ü r deutsche K o lon isa tion ). „ 30. S ta d tp fa rre r B r ü c k n e r : „ Z w in g lis 67 S chlußreden vom 2 9 . J a n u a r 1 5 2 3 " (P ro te s tan ten v ere in ). F e b ru a r 6 . P a s to r © . F u n k e a u s B r e m e n : „W ozu ist der Mensch a u f der W e l t ?" (E v . V e re in sh a u s) . „ 1 3 . P fa r r e r H a f n e r a u s I l l e n a u : „D ie j o G ebo te" (E v . V e re in sh a u s) . „ ( 3 . S tad td ek an W e i t b r e c h t von S tu t tg a r t : „T h o rh e it und W eish e it" (E v . V e re in sh a u s) . „ 26. Professor D r. S c h o t t b e r g von T ü b in g e n : „ S o z ia lism u s und S o z ia lre fo rm " (M useum ). M ärz 2 . Schriftste ller M a r B e r n s t e i n a u s M ü n c h en : „B ücher u nd M enschen" (K aufm ännischer V erein ). „ 5 . G e h . R a t P rofessor D r . C uno F i s c h e r a u s H eidelberg : „D ie L rk lä ru n g s a r te n des G oethe'schen F au st" (M useum ). „ • 9 . P f a r r e r H a f n e r von I l l e n a u : „ H a u s und F a m ilie vor und nach C h ristu s" (E v . V e re in sh a u s) . „ 9 . H ofschauspieler A . P r a s c h : „ C a rm e n S ilv a , eine Dich­ te r in a u f dem K ö n ig s th ro n " (K aufm änn ischer v e re in ) . „ 9 . R e a lle h re r M a n g a u s B a d e n -B a d e n : „D ie H im m elskunde der N euzeit" (R a th a u s , zu G u n ste n des F ra u e n v e re in s) . „ (6. , 2 3 ., 3 0 . P rofessor D r. B ö t h l i n g h : „Ü ber U hland , Chamisso, L en au " (M useum ). „ 2 9 . Professor D r . H . K ö st l i t t a u s F r ie d b e rg : „ N o v a l i s , ein religiöses C h a rak te rb ild " (E v . v e re in s h a u s ) . A p ril t 5 . P a s to r B ü t t n e r : „M issio n sv o rtrag " in der kleinen Kirche. „ ( 6 . Professor D r . L ü b k e : „ D a s G o e th e -H a u s in W e im a r u nd feine Schätze" (M useum ). J u n i \2 . Professor D r. G 0 t h e i n : „H andw erkerleben in a lte r Z e it" (E v . M ä n n e r- und Iü n g l in g s v e re in , V e re in sh a u s) . -„ 2 2 . P rä s id e n t a. D . G r i m m : „D ie älteste Geschichte von © fia f r ifa " (G esellschaft fü r deutsche K o lon isa tion). S ep tem ber 28. K au fm . T r u p p e l a u s B e r l in : „K o lo n ia le E ntw ickelung D eutschlands in der S üdsee" (K o lo n ia lv e re in , R a th a u s ) , © ktober 5 . Professor D r. A . K i r c h h o f a u s H a lle : „Völkersprache und d as W esen der W eltsprache (V olapük)" (K a u fm ä n n ­ ischer V erein ). v o m 15. © ktober ab 6 V o rträg e von G e h . H o fra t D r. W e n d t über „ F r . H ebbel u n d P . Heyse" (M useum ). — \ \ 2 — © fto b e r *9 . P rofessor D r. W . M a u r e n b r ech e r a u s L eipzig : „F ried , rief; der G ro ß e a ls K ro n p rin z" (K aufm . V erein). „ 2 6 . p o fx re d ig e r D r. B r a u n von S tu t tg a r t : „Evangelisches P rie s te r tu m " (L v . V e re in sh a u s .) „ 3 0 . S ta d tp fa r re r L ä n g i n : „D er christliche G lau b e und die wissenschasrliche Forschung" (P ro tes tan tenvere in ). E nd e © Ftober u n d N ovem ber h ie lt in der K öllenberger'schen W irtschaft (W erderstraße) ein T h . W a l l e n f e l s V o rträg e über biblische (apokalyptische) T h e m a ta , bei denen m ehrfach ü b e r S tö ru n g e n geklagt w urde. © Ftober 3 ( . E a r l d e L a r r o a u s A u g s b u rg : „D er P fa r r e r von K irchfeld von A n zen g ru b e r" , R ez ita tio n (K aufm . V erein). N ovem ber 6. S ta d tp fa r r e r B r ü c k n e r : „ Z w in g li in den J a h r e n (P ro tes tan ten v ere in ). „ 9 . R edak teu r p e r rm a n n L i p p e : „D ie Lage des K le in ­ gew erbes in B a d e n " (G ew erbevere in ). „ to . P fa r r e r l f a c k e n f c h m i d t von S tra ß b u rg : „U nsere feste B u rg w ider R o m " (E v . V e re in sh a u s) . „ lZ . P rofessor D r. B ö h r i n g e r a u s B a fe l : „D er älteste K a m p f fü r und w id er die © rth o d o rie " (p ro tes tan ten v .). „ 16 . D r . R . L ö w e n f e l d a u s B r e s la u : „ A u s dem G eistes­ leben der B u lg a re n " (K au fm . V erein). „ - 27. P rofessor D r . K n e u c k e r von bfeidelberg : „D er. alt» testam entliche G o tte sg la u b e in seiner geschichtlichen E n t­ w ickelung" (p ro te s tau ten v e re in ). „ 27. P f a r r e r p a f n e r a u s I l l e n a u : „ D a s W u n d er" (L v . V e re in sh a u s) . „ 30. P rofessor D r. ZU. R o s e n b e r g : „S tilvo ll" (K aufm . V erein). „ 30. Pofschausp ieler W a s s e r m a n n : „D er M e n n o n it" von w ild en b rn ch , R e z ita tio n (E in trach t). D ezem ber 7. Professor lsö c h st e t t e r : „ D a s deutsche Volkslied" (Schul- vere in ). „ to . R e ich sritte r v. v i n c e n t i a u s W ie n : „N ach der H a u p t­ stadt der p ö lle (L h a r tu m )" (M useum ). „ t {. P rofessor Lic. M e h l h 0 r n a u s f je tb c lb e rg : „ J o h a n n C a lv in " (P ro tes tan ten v ere in ). „ \n . F r l . A n n a E t t l i n g e r : „G o e th es i ta l . Reife m it B e ­ zug a u f feine Lntw ickelungsgeschichte" (K aufm . V erein). „ 2 V D r. T u r b a n : „E n tsteh u n g u n d D eu tu n g von R . W a g ­ n e rs N ib e lu n g e n r in g " (R ichard W ag n er-V ere in ). Tabelle I. Schiilerzahl der hiesigen Schulen. I . S t ä M # c W f s # u l e n : 7. Einfache K nabenschu le ........................... 78-7 2. „ Mädchenschule........................... 867 3. Erweiterte K n a b e n sc h u le ......................7 543 -7. „ Mädchenschule . . • - - 7 774 5. K nabcnvorschu le ...................................... 344 6. Bürgerschule................................................. 24s 7. Töchterschule................................................. 757 8. Schule des Stadtteils M ühlburg . . . . 774 6 763 (7885/86 : 6 545) 9. Knaben-Fortbildungsschule (inkl. M ühl­ burg) ..................................................... 466 70. Mädchen-Fortbildungsschule . . 322 -------------------- 788 77. Handelsschule .......................... 77 Z u sa m m e n . . . 7 62 2 I I . S e m in a rsc h u le n : S e m in a r I . . . . . . . . . s. 89 S e m in a r I I .................................................... (7 6 I I I . h ö h e re M ädchetischule . . . . . 4(86 IV . V iktoriaschule . . . . . . . . 2 5 0 V . R ea lg y m n asiu m ............................... 1 ( 8 V I . R e a l s c h u le .............................................................5 7 5 V I I . G y m n as iu m . . . . . . . \ 6 2 9 V I I I . G ewerbeschule . . . . . . . . 2 7 0 I X . K u n s tg e w e rb e s c h u le ........................................ 2 2 7 X . B au g ew erk esch u le ....................................... (7H X I . K u n s ts c h u le .................................................... (2 2 X I I . M a le r in n e n s c h u le ....................................... 5 6 X I I I . K o n s e r v a t o r i u m ............................... . 2 2 8 8 X IV . L eh re rsem in ar I . 9 9 „ n. 9 8 X V . L eh re rin n en sem in ar (P rinzessin w i l - helm stift) . . 75 X V I . IHc technische Hochschule weist im Studienjahr (886/87 fo lgende F requenz a u f : W intersem ester (886/87: Sommevfcmcftcv (887: studie- im Stut>ie= reltbe ganzen rcttbe ^ g % n ( . D ie m athem atisch -n a tu rw . S c h u l e ..................................... l2 — (2 (0 (0 2. Die In g e n ie u rsc h u le . . (5 — (5 (5 (5 3. D ie M aschinenbauschule . U l 2 U 3 (0( 2 (03 4. D ie B auschule . . . . 24 7 31 22 ( 23 5. D ie chemische Schule . . 85 7 92 74 9 83 6 . D ie Forstschule . . . . 35 — 35 35 ( 36 S tu d ie re n d e und bjofpit., welche sich fü r keine be­ stim m te Fachschule e n t­ schieden hab en . . . 2 56 58 4 38 42 284 72 356 26 5( 3 (2 bsiezn L ehrer in K a r l s r u h e , welche ein- istczu L e h re r :c . 7 zellte V o rträg e hö rten . 5 3 (9 36 ( A ußerdem rc. 4 D am e». A ußerdem n a h m e n a n den kunstgeschichtl. V o rträg e n 87 D am en T eil. D ie Z a h l der L ehrer (P ro fesso ren , V ilfs leh re r und Assistenten) betrug nach dein S ta n d e vom v J u l i (8 8 7 : 6 0 . D ie A n sta lt v e rlo r durch T od den Professor B i r n b a u m (siehe u n te r X. Totenschau). — U S — Tabelle II. *) Übersicht über die Verteilung der Mitglieder der Grmrindekrankenverstcherung auf ihre Wohnorte. Berücksichtigt sind nur diejenigen O rte , in welchen mindestens H) zur hiesigen Versicherungsanstalt zugehörige Personen wohnen. Von den 7 725 M itgliedern der hiesigen Gemeindekranken­ versicherung wohnten in : K a rls ru h e . . . . 539 t lsa g sfe ld . . . . 69 Aue b. D. , . . 19 Jö h l in g e n . . . 41 B e ie rthe im . . . 26 K n ie lin g en . . . 149 B e rg h au fen . . . 18 L iedolsheim . . . 13 B ietigheim . . . 40 Linkenheim . . . 43 B lankenloch . . . 31 M alsch . . . . 14 B ruchhaufen . . 16 Mörsch . . . . 188 B iichtg . . . . 19 p f o r t z ......................... 58 B ulach . . . . 60 R i n t h e i m . . . . 80 D axlanden . . . • =94 R ü p p u r r . . . . 89 D urlach . . . . 76 S p ö c k ......................... 1 = D urm ersheim . . 18 T eutschneureuth 109 «Eggcnftcim . . . 11 U n te rö w ish e im . . 19 E t t l i n g e n . . . . 2 7 W e in g a r te n b. D . . 2 2 E ttlin g e n w e ie r . . 10 IV clfch n cu rcu th . . 162 Forchheim . . . 7 2 W iesen thal . . . 1 = ................. W ö r th ......................... 16 G ra b e n . . . . 17 Wöschbach . . . 83 «Brötzingen . . . 4= W össingen . . . 23 G rünw ette rsb ach . 32 W o lfa rtsw e ie r . . 26 G r iin w in k e l. . . 50 Die Übrigen verteilen sich auf 68 andere W ohnorte. *) Ü ber die B ed eu tu n g dieser T abelle siehe oben 5 . 70. M ir geben m it obigen Z a h le n den durchschnittlichen J a h re s s ta n d ; doch schwankt die N itg lied erzah l in den S om m er- und M n te rm o n a te n um ein bedeutendes. Tabelle III. Skakistik des Bevölkerungsvorgangs 1887. M o n a te 0 1 trt W % ti G estorbene exkl. €oi= geborene V e rh ä ltn is ­ zah l der T o d e s u r s a c h e n . ! # 5 t R U 8 E 1 © & 1 s y § $ in dem B erich ts­ m o n at in den J a h r e n (8 8 (— 85 1 s •S 1 ! 1 .2- A | s11s 01 1 ¥I !!1II B rech­ durchfall I .1 i i k i - G estorbenen a u f JOOO E in ­ w o h n er u n d a u fs J a h r berechnet. J a n u a r ......................... ( 3 0 5 9 2 ( 7 ( 7 , 0 2 0 ,7 — — 2 — I 2 ( ( 3 — — — 5 ( 4 3 2 — F e b r u a r . . . . . (44 4 9 1 ( 9 ( 6 ,9 2 0 ,7 — — — — 2 4 ( 6 4 4 4 4 4 2 4 3 — M ä r z ........................................ (63 ' 2 9 5 2 4 ( 7 . 6 2 0 ,7 — 5 — ( 2 8 ( 0 8 8 8 4 0 4 3 ( ( A p r i l ........................................ ( 6 4 6 ( 0 6 2 2 ( 9 , 6 2 0 ,7 \ 2 3 — — 2 4 ( 7 4 4 3 4 7 8 6 4 — M a i ............................... ( 5 ( 4 ( ( 0 3 2 2 0 , 4 2 0 ,7 2 — \ 2 2 0 2 0 ( 0 \o \o 5( 3 7 3 — J u n i ............................... ( 5 0 5 9 6 ( 8 ( 7 , 8 2 0 ,7 — 4 2 — ( 2 3 8 6 5 4 9 3 3 5 ( 3 » K ........................................ ( 4 8 7 ( 2 5 4 7 2 3 , ( 2 0 ,7 — 4 — 2 — ( 8 9 — 2 0 19 6 9 3 . 3 9 3 A u g u s t ......................... ( 5 2 4 ( 4 4 6 6 2 6 ,7 2 0 ,7 — — — — > 2 6 8 4 3 2 8 2 8 6 4 2 5 7 ( S ep tem b er . . . . ( 47 4 9 2 2 7 ( 7 , 0 2 0 ,7 —— — 2 — ( 2 8 ( 6 8 8 5 3 ( 3 9 ( (D fto b c r ......................... ( 5 2 6 95 2 7 ( 7 , 6 2 0 ,7 3 3 \ — (9 ( 2 5 5 50 ( 6 9 — N ovem ber . . . . ( 2 6 6 ( 0 0 29 (8 ,5 2 0 ,7 1 3 2 3 — — ( 3 (4 2 2 2 49 4 56 ( D ezem ber . . . . ( 2 2 5 ( ( S 3 2 2 ( , 9 2 0 ,7 5 0 2 — 2 (6 ( ( 3 — — 5 2 2 3 5 ( I m ganzen J a h r . ( 749 5 6 ( 264 3 6 0 ( 7 , 8 4 2 0 ,7 49 1 6 18 6 > 2 4 4 I ( 4 6 ! \o\ 94 9 2 6 ( 9 1 3 7 5 7 3 9
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/chronik/HF_sections/content/ZZmmyhVt4REPNM/10_Dq1_Karl_Chronik_1887.pdf
G E S T A L T U N G S B E I R A T K A R L S R U H E 20 1220 12 –2022–2022 Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt G E S T A L T U N G S B E I R A T K A R L S R U H E Der Gestaltungsbeirat der Stadt Karlsruhe hat die Aufgabe, die ihm vorgelegten Bauvorhaben im Hinblick auf ihre städtebauliche, architektonische und gestalterische Qualität zu prüfen und ihre Auswirkung auf das Stadt- und Landschaftsbild zu beurteilen. Er unterstützt als unabhängiges Sach- verständigengremium den Oberbürgermeister, den Baudezernenten, den Gemeinderat und die Ver- waltung in Fragen der Architektur und des Stadtbil- des, der Freiraumgestaltung und der Stadtplanung. In öffentlichen Diskussionen begleitet der Gestal- tungsbeirat in einer kritischen, fachorientierten Auseinandersetzung die Planungsprozesse in der Stadt Karlsruhe. Seine Empfehlungen sind wesent- liches Instrument zur Weiterentwicklung der Bau- kultur in unserer Stadt. Die in der Regel öffentli- chen Sitzungen des Gestaltungsbeirats sind Basis eines gemeinsamen Dialogs um die Bedeutung und die Qualität von guter Architektur und zukunfts- weisendem Städtebau auch in Hinblick auf die Fra- gestellungen Soziale Stadt, Ressourcenverbrauch, Klimaschutz und Klimaanpassung, Energie, Mobili- tät und Inklusion. (aus der Präambel der Neufassung der Geschäftsordnung des Gestaltungsbeirats der Stadt Karlsruhe (Oktober 2022)) Die zum 15-jährigen Bestehen des Gestaltungs- beirats Karlsruhe veröffentlichte Broschüre gibt Einblicke über die Tätigkeit und die Bedeutung des Gestaltungsbeirats, über die Qualität der im Gestaltungsbeirat behandelten Projekte und der im gemeinsamen Dialog entwickelten Empfehlungen - verbunden mit der herzlichen Einladung, an den ab 2024 öffentlich stattfindenden Sitzungen Projekte zu präsentieren und zu diskutieren. Diskurs Beratung Baukultur Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 Inhalt Vorwort S. 6 Gestaltungs beirat Karlsruhe Essays S. 8 Ausgewählte Projekte 2012–2022 S. 18 Gestaltungs beirat S. 154 Fakten und Zahlen S. 166 Projektübersicht S. 168 Geschäfts ordnung S. 172 6 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 Wer an der Gestalt einer Stadt arbeitet, trägt hohe Verantwortung. Warum? Weil jedes Bauwerk in seiner Wirkung einen Teil der Stadt prägt und zukünf tigen Generationen ein historisches Erbe, aber auch rahmensetzenden Lebensraum hinterlässt. In der Gestalt einer Stadt spiegeln sich so immer auch die Wertvor- stellungen einer Gesellschaft. Wir haben also gemeinsam die Aufgabe, mit jedem neuen Bauwerk der Stadt einen Mehrwert zu erarbeiten. Unsere baukul- turelle Frage lautet daher: Welchen wertvollen Beitrag leistet ein Baupro jekt über seine eigentliche Aufgabe hinaus für die Gesellschaft? Der Gestaltungsbei - rat der Stadt Karlsruhe setzt an dieser Frage an und bietet ein Dialogformat exzellenter Fachexpertise verbunden mit einer partnerschaftlichen Beratung. Anlässlich des 15-jährigen Jubiläums des Gestaltungsbeirats der Stadt Karlsruhe (2007–2022) blicken wir mit dieser Broschüre auf einige exemplarische Projekte des letzten Jahrzehnts. Die anspruchsvollen Ergebnisse sprechen für sich. Mit großer Dankbarkeit sehen wir die Errungenschaften einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen unseren Bauherren, den planenden Archi tekten, unserer Kommunalpolitik, den Fachexperten unseres Gestaltungsbeirats und der Verwaltung. Unser Dialog war überaus erfolgreich. Gemeinsam haben wir städtebauliche Entwicklungsgeschichte geschrieben, die Lebensqualität vor - angebracht und die Identität Karlsruhes geprägt. Daher gilt mein ausdrücklicher Dank allen beteiligten Akteuren: Den bisherigen Mitgliedern des Gestaltungsbeirats: Vielen Dank für Ihre sehr wertvolle persönliche Zeit, Ihre hochkarätige Fachexpertise, mit der Sie uns bereichert haben und die diplomatische, partnerschaftliche Tonlage, die die Beratungen so konstruktiv geprägt haben. Allen beteiligten Projektarchitekten: Vielen Dank für Ihre Bereitschaft, sich dem Diskurs über gestalterische und inhaltlichen Fragestellungen zu stellen. Das spricht für Ihren Anspruch und Ihre Professionalität! Den bisherigen Bauherren: Vielen Dank, dass Sie sich mit diesem gemeinsamen Weg Ihrer besonderen Verantwortung stellen und Sie mit diesem Engagement die Qualität Karlsruhes entscheidend mit geprägt haben. Vorwort Vorwort | 7 Den Mitgliedern des Gemeinderats und ihrer Vertreter: Vielen Dank, dass Sie mit Ihrem Engagement die Bedeutung dieses baukulturellen Dialogs wür digen und dem Gestaltungsbeirat das politische Gewicht verleihen. Allen Kolleginnen und Kollegen der Verwaltung und der Geschäftsstelle des Gestaltungsbeirats: Vielen Dank für Ihren wertvollen Einsatz, vielfach damit verbundene Mehrarbeit und alle fachliche Unterstützung dieser großar tigen Projekte. Last but not least dem Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden- Württemberg: Vielen Dank für Ihre wertvolle Unterstützung und der Förderung der Karlsruher Baukultur, des Gestaltungsbeirats und begleitender Architek- turgespräche. Aber auch allen zukünftigen Bauherren und Architekten, die sich even tuell die Frage stellen, ob sie sich auf unseren sanften Druck hin, diesem baukul tur ellen Dialog stellen sollen: Danke, dass wir auf Sie zählen können. Sie werden es nicht bereuen. Das verspreche ich Ihnen! Für die kommenden Sitzungen des Gestaltungsbeirats haben wir entschieden, die Öffentlichkeit stärker mit in unseren Dialog einzubeziehen. Alle interes- sierten Bürgerinnen und Bürgern sind eingeladen, diesen hochkarätigen Diskurs über die baukulturelle Qualität unserer Stadt live mit zu verfolgen. In Vorfreude auf unseren weiteren so wertvollen Dialog. Ihr Daniel Fluhrer Bürgermeister 8 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner Forderung nach Baukultur … und nun? Nicht nur die Stiftung Baukultur, der Bund Deutscher Architekten, die Davos Deklaration, die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen, der Koalitionsvertrag Baden-Württem- berg 2021 fordern die besondere Berück- sichtigung der baukulturellen Aspekte für eine nachhaltige städtebauliche Entwicklung. Das vermutlich bahnbrechende der Davos Deklaration ist weniger der Versuch der Mess- barkeit als vielmehr die Tatsache, dass Kri - terien wie beauty, sense of place oder diversi- ty gleichberechtigt neben functionality und economy stehen. »Die Deklaration der europäischen Kul - turminister umfasst den kompletten Gebäu - de bestand, öffentliche Plätze und Infrastruk tu - ren ebenso wie die Prozesse der Bauplanung und -realisierung und handwerklichen Tech ni- ken. Die Vertreter der europäischen Länder verpflichten sich, die Werte von Baukultur und den daraus resultierenden gesellschaftlichen Gewinn in Politik und Öffentlichkeit zu tragen. Sie beabsichtigen ferner, Maßnahmen zur Umsetzung von Baukultur zu unterstützen und darauf hinzuwirken, dass Baukultur noch stärker zum Thema politischer Gestaltung der Zukunft wird.« (Quelle: www.archijeunes.ch/ article/in-der-vernehmlassung-davos-quality- system) Auf kommunaler Ebene leistet der Gestal - tungsbeirat aus externen Experten der unter- schiedlichen Fachrichtungen Städtebau, Archi - tektur und Landschaftsarchitektur hier - zu einen entscheidenden Beitrag. Der Gestal- tungsbeirat unterstützt die Stadt Karlsruhe als unabhängiges beratendes Sachverstän di- gengremium, er beurteilt die Qualität von Bauvorhaben und Projekten und spricht seine Empfehlungen aus. Mit der Diskussion der zahlreichen aktuellen Projekte entsteht frühzei - tig Transparenz in einem für alle Beteiligten, für die Stadt und für das Quartier wichtigen Entwurfsprozess und die große Chance der konstruktiv kritischen Unterstützung bei der Projektentwicklung. Dennoch erleben wir auch verhaltene Reaktionen der Architekten und Investoren. In der Mehrzahl wird die Vorstellung im Ge- staltungsbeirat als Chance für eine funktional- gestal terische und wirtschaftlich effiziente Lösungsfindung genutzt. Empfehlungen, die nicht nur gestal te - rische Gesichtspunkte betreffen, sondern in einem gesamtheitlichen Ansatz wirtschaft- liche Interessen, ökologische Kriterien, Kli- maschutz und den städtebaulichen Kontext für das geplante Vorhaben berücksichtigen, führen zu einem äußerst positiven Aus tausch. Gestaltungsbeirat Karlsruhe Essays Essays | 9 Wir erleben, dass die Qualität von architek toni - schen und städtebaulichen Lösungen über die Gespräche im Gestaltungsbeirat für viele Akteure nachvollziehbar und zugänglich wird. Investoren und deren Architekten folgen in der Mehrzahl den Empfehlungen des Beirats, ohne dass dieser mit normativen Ent- scheidungsbefugnissen ausgestattet wäre. Wenige Beispiele zeigen aber auch die Grenzen der Beratung auf. Besonders ärgerlich ist es dann, wenn in mehreren Terminen keine Ergeb - nisse erzielt werden können und aufgrund der planungsrechtlichen Situation keine Ein- flussmöglichkeit auf die Baugenehmigung mehr besteht. Entscheidende Voraussetzungen für das Gelingen ist daher eine gute fachliche und kollegiale Gesprächs- und Diskussionskultur in den Terminen, aber auch die Ortskenntnis der Mitglieder. Auch die Frage, welche Projekte dem Beirat zu welchem Zeitpunkt vorgelegt werden sollen, wird immer wieder diskutiert. Prinzipiell gibt es keine Einschränkungen hin sichtlich Größe und Art der Bauaufgabe: Der Discounter und die Fassadengestaltung, Erweiterungs- und Neubauten bis zum Büro- bau eines Projektentwicklers. Jedes Bau - werk hat einen – wenn auch unterschiedlichen – Einfluss auf das Bild der Stadt Karlsruhe. Baukultur ist Lebensqualität. Je besser und nachhaltiger unsere gebaute Umwelt gestaltet ist, desto wohler fühlen wir uns in ihr. Die gebaute Umwelt macht die Identität der Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt aus, mehr denn je wird sie wahrgenommen… verstärkt durch die Erfahrungen während der Corona-Krise. Ich wünsche mir, dass immer mehr Vorhabenträger einer öffentlichen Dis kussion ihrer Projekte zustimmen und damit einen baukulturellen Beitrag einerseits für transparente Entscheidungskriterien und -wege ermöglichen und andererseits die Qualität von Architektur aktiv unterstützen. Gerade in einer Stadt, die traditionell mit der barocken Planstadt, dem größten klassizistischen Marktplatz-Ensemble in Europa, der Garten- stadt, der Bauhaussiedlung und vielen an - deren Beispielen für die jeweiligen aktuellen städtebaulichen Leitbilder sich immer der Diskussion um Architekturqualität und aktuel- len städtebaulichen Leitbildern gestellt hat, als Herausforderung und große Chance. Prof. Zvonko Turkali »Schöne Architektur macht glücklich« Im Jahr 2008 hat der britisch-schweizerische Philosoph und Autor Alain de Botton das Buch »Glück und Architektur« veröffentlicht. Darin beschäftigt er sich mit den Auswir- kungen von Architektur und städtischen Räu - men auf das menschliche Empfinden und geht dem Zusammenhang zwischen Glück und Architektur nach. In einem im Magazin Der Spiegel erschienenen Interview zum Buch stellt de Botton heraus, dass Architektur sogar einen genauso großen Einfluss auf die Laune des Menschen hat wie das Wetter: »Ein kalter Regenguss oder ein grauer Betonklotz können unsere Stimmung ruinieren. Häuser haben eine Ausstrahlung!« Denkt man die The - se von Alain de Botton weiter, so müsste man zu dem Schluss kommen, dass die Bewoh - nerinnen und Bewohner der Stadt Karlsruhe glückliche Menschen sind. Die Stadt mit rund 300.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zählt zu den jüngeren und zugleich schöneren Orten unserer Republik. Die Lebensqualität in Karlsruhe ist hoch, die Stadt ist großzügig angelegt, die Wirtschaft floriert. Die Identi- fikation der Karlsruherinnen und Karlsruher mit ihrer Stadt ist stark ausgeprägt, bauliche Veränderungen jeglicher Art werden präzise beobachtet. Vielleicht ist das große Interesse der Bevölkerung an ihrer eigenen Stadt sowie das Bewusstsein der Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger für die Bedeutung 10 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 attraktiver Architektur und Freiräume der Grund für die Einrichtung eines Gestaltungsbeirats gewesen. Wie auch immer – Karlsruhe hat sich lange vor anderen in Größe vergleichbaren Städten für die Einrichtung eines Gremiums entschieden, das sowohl die Bauherrinnen und Bauherren und Architektinnen und Archi- tekten als auch die städtische Verwaltung und die Politik in architektonischen Fragen berät. Die Besonderheit des Karlsruher Gestaltungs- beirats bestand von Beginn an darin, dass die Beiratsmitglieder nicht aus Karlsruhe kom - men sowie für einen bestimmten Zeitraum auch nicht in Karlsruhe bauen durften. Für die innere Hygiene aller Beteiligten war dies eine kluge Entscheidung! Die Beratung in einem Gestaltungsbeirat führt nicht unbedingt zu einer überdurch- schnittlichen Architektur. Hierfür sind andere Instrumentarien, beispielsweise Architektur- wettbewerbe, geeigneter. Dennoch: Meine Ein - drücke im Karlsruher Gestaltungsbeirat sind durchweg positiv. Ich bin überzeugt davon, dass jedes, wirklich jedes im Karlsruher Beirat diskutierte Projekt eine Qualitätssteigerung erfahren hat. Einer der Gründe ist, dass durch die Vorstellung eines Projektes im Gestal- tungsbeirat die Erwartung an dessen Architek - turqualität im frühen Entwicklungsstadium erhöht wird, ganz nach dem Motto: »Architek- tur ist wichtig, also lass uns darüber reden«. Und nicht etwa: »Erst bauen wir mal und dann schauen wir mal!« Ein weiterer Grund: Die Gespräche über die Projekte finden in einer entspannten At - mosphäre statt und die daraus resultierenden Fragen sind für alle Beteiligten von Interesse, etwa »Wie groß oder wie hoch sollte ein neu- es Gebäude sein, damit es gut eingefügt ist und sich den Nachbarhäusern gegenüber ange- messen und maßvoll verhält? Welche gestal- terischen Prinzipien sind im Umfeld erkenn - bar und was könnte der Ausdruck des projektier - ten Hauses sein? Aus welchen Materialien soll ein Neubau gebaut werden, damit er dauer - haft einen Beitrag zum klimagerechten Bauen leistet? Wie können schöne Bestandsbauten saniert werden, ohne dass ihr Charakter verlo- ren geht? Und wie entsteht ein nachhaltig schöner Stadtraum im Ensemble von Alt und Neu und von Haus, Garten und Platz?« Die Erörterung solcher und ähnlicher Fragestellun- gen und die Suche nach angemessenen Antworten unterstreicht die gemeinsame Ver - antwortung für die gebaute Umwelt. Und last but not least wird durch die Behandlung eines Projektes im Gestaltungsbei - rat das öffentliche Interesse an baulichen Aktivitäten gesteigert. Eines der wesentlichen Ziele eines Gestaltungsbeirats ist es, den Dialog über die Bedeutung und Gestalt von Architektur im Zusammenspiel mit Stadt und Landschaftsraum in der Öffentlichkeit zu kultivieren. Dieses Anliegen sollte er auch in Zukunft intensiv verfolgen. Bei der letzten Erhebung zur Lebenszufriedenheit der deutschen Bevölkerung – dem so genannten »Glücks atlas« der Deutschen Post – hat Karlsruhe samt Region erneut einen der Spit- zenränge belegt. Sicherlich hat auch die Architektur ihren Einfluss auf die Umfrage gehabt. Denn, um nochmal auf Alain de Bottons These zurück zu kommen: »Schöne Architektur macht glücklich. Sie bereitet Freude.« Den Menschen eine Freude durch Architektur zu bereiten, ist letztendlich die höchste Auszeichnung für die Architektur selbst. Prof. Martin Haas Mensch und Architektur Eine Baukultur im Wandel Unsere Welt ist im Wandel. Der steigende Wohl - stand einer wachsenden Anzahl Menschen führt zu einem sprunghaften Verbrauch unserer Ressourcen. Erste Erfolge durch eine verbesser - te Effizienz oder durch den Einsatz neuer Technologien und nachwachsender Rohstoffe Essays | 11 im Bauen verblassen dabei oft im Angesicht dieses weltweiten Hungers nach Energie und Rohstoffen. Wir werden die Art wie wir mit unseren Gebäuden umgehen ändern müssen, damit zukünftigen Generationen die gleichen Lebensbedingungen ermöglicht werden. Wenn wir erreichen wollen, dass ein Gebäude dauerhaft genutzt wird, um seine Existenz, den Aufwand seiner Errichtung überhaupt zu rechtfertigen, muss es so gut sein, dass es das Leben seiner Nutzer bereichert und einen spürbaren kulturellen Mehrwert liefert, der weit über das Materielle hinaus reicht. Wir haben eine große, gesellschaftliche Verantwortung, denn Architektur formt Netz- werke menschlichen Zusammenlebens. Wir können die Gesellschaft unterstützen, Wege zu finden, damit ein »nachhaltiges« Leben auch ein begehrenswerter Lebensstil wird, indem wir aufzeigen, dass ein Wandel unserer Baukultur zu weniger aber dafür besseren, das heißt in ökologisch-energetischer und sozial-ästhe- tischer Hinsicht qualitätvolleren Gebäuden und damit zu einer höheren Lebensqualität führen kann. Es gilt Mensch, Raum und Umwelt wie- der in Einklang zu bringen. Der Lebensstil einer sozial und digital vernetzen Wissens- und Informationsge- sellschaft hilft diese Ziele zu erreichen. Der Wunsch nach einer gesunden Aufenthalts- qualität gilt gleichermaßen für Beruf und Frei - zeit. Die Digitalisierung ermöglicht vielen Menschen heute die räumliche Entkoppelung von Tätigkeit und Ort und die Individuali- sierung der Gesellschaft erfordert flexiblere Gebäude, um den sich verändernden An sprüchen anzupassen. Die Ressourcen verbrauchende und flä- chenintensive Trennung der Stadt des 20. Jahrhunderts in einzelne Funktionsquar- tiere verliert an Bedeutung. Die Stadt selbst kann als ein in sich stark vernetztes hete - rogenes Gefüge aus unterschiedlichen städtebaulichen und räumlichen Strukturen und wertvollen Biotopen und als ressour- censchonendes und flächeneffizientes Habitat – bestens geeignet für Menschen, Flora und Fauna – verstanden und weiterentwickelt werden! Das Leben in einem dichten Quartier, in dem sich Wohnen, Kultur, Versorgung, Freizeit und Arbeiten überlagern und in direkter Nachbarschaft soziale Synergien entstehen, ist ein begehrenswertes Ziel geworden. Die Auf- enthaltsqualität wird dabei durch viele klei ne, aber wichtige Faktoren bestimmt, welche wir gestalten können und die zusammenwirken: Die Lichtstimmung, der schöne Ausblick, die angenehmen Proportionen, die Materialität und die Qualitäten des Freiraums beeinflussen unser Wohlbefinden. Wir müssen bei der Entwicklung neuer Architekturen daher stetig nach qualitativen Lösungen suchen, die das Leben der Menschen spürbar verbessern, um den Aufwand der Errichtung und dessen Ressourcenverbrauch auch langfristig rechtfer - tigen zu können. Gebäude müssen ganz grundlegende Qualitäten bieten – unabhängig von Trends und Zeitgeist. Sie müssen als Basisstation für eine nachhaltige Lebensweise wirken und die Grundbedürfnisse der Menschen und unserer Umwelt befriedigen! Die Herausforderung des Gestaltungs- beirats ist es, diese Themen in der Debatte um die Projekte zusammen mit Bauherrinnen und Bauherren, Architektinnen und Architekten, Bürgerinnen und Bürgern, Stadträtinnen und Stadträten und Mitarbeitenden der städt- ischen Verwaltung zukünftig noch dezidier - ter als bisher zu diskutieren und den gemeinsa - men Dialog, das Nachdenken und das archi- tektonische Schaffen in der Verknüpfung der ökologisch-energetisch-klimatischen Frage- stellung mit der sozial-ästhetischen Gestaltung unseres Lebens und unserer Umwelt weiter zu befördern. 12 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 Prof. Pascale Richter Bedeutung: Gestaltungsbeirat Aus französischer Sicht ist ein Gremium wie der Gestaltungsbeirat beneidenswert. Es handelt sich dabei um ein sehr gutes Instru- ment für die Erhaltung ebenso wie für die Weiterentwicklung der städtebaulichen, land- schaftlichen und architektonischen Qualität einer Stadt. Ein Gestaltungsbeirat ist aber auch ein Ort der Diskussion und des Austauschs auf Augenhöhe: Man berät, um gemeinsam eine möglichst objektive Empfehlung zu erarbei - ten, unter Berücksichtigung eines hohen Qua - litätsanspruchs und im Bewusstsein der Verantwortung, dass Bauvorhaben ihr Umfeld für die nachfolgenden Jahrzehnte prägen. Der Gestaltungsbeirat ist ein grundle- gend demokratisches Instrument. Neben den ihm angehörenden Architektinnen und Architekten, Landschaftsarchitektinnen und Landschafts architekten nehmen an den Beratungen auch Bauherrinnen und Bauherren, Stadträtinnen und Stadträte, Mitarbeitende der Verwaltung sowie in Zukunft auch Bürge- rinnen und Bürger teil. Dadurch wird dieses Gremium zu einem Ort des Gesprächs, der Diskussion und der Auseinandersetzung um die Architektur der Stadt. Die Darstellung und Beratung der Pro jekte verdeutlichen die Komplexität, die jedem architektonischen, städtebaulichen und landschaftsplanerischen Projekt innewohnt. Die Beratungen ermöglichen den gemein- samen Ideen aus tausch, aus dem alle am Bau- und Planungsprozess der Stadt Beteiligten lernen können. Für eine Stadt bietet ein Gestaltungsbei- rat zudem die Möglichkeit, den wichtigen Stellenwert von Architektur, Stadt- und Natur- raum in der Gesellschaft hervorzuheben und deutlich herauszustellen. Architektur, Stadt- und Raumgestaltung werden seit einigen Jahren im Zusammenhang mit dem neuen Para - digma des Anthropozäns und den unwi- derruflichen Schäden des menschlichen Ein- flusses auf Klima und Artenvielfalt kritisch betrachtet. Bestimmte Überlegungsansätze auf dem Gebiet der Architektur sind dadurch obsolet geworden und müssen neu gedacht werden. Ein Raum der fachlichen Debatte wie der Ge - staltungsbeirat ist daher umso wichtiger, um zukunftsfähige Lösungen zu eruieren. Der Gestaltungsbeirat sorgt auch dafür, die Besonderheiten einer Stadt und ihre Verankerung in ihrem »territoire« zu bewahren. Hierfür setzt er sich nicht nur mit dem Bau- bestand auseinander, sondern mit der Gesamt- heit dessen, was ihre Identität, ihre Gestalt, ihr Licht und ihre Atmosphäre ausmacht. Karlsruhe liegt in der oberrheinischen Tief - ebene und gehört zu der Familie der vom Rhein beeinflussten Städte. Ihre Lage in dem deutsch-französischen Grenzgebiet, in dem naturräumliche Einheiten wie Rheinebene, Schwarzwald und Vogesen aufeinander - treffen, hat die Stadt stark mitgeprägt. In dieser Gegend stehen Natur und Stadt harmonisch nebeneinander und sind gleichermaßen markant. Jedes Projekt muss deshalb das große Ganze berücksichtigen, sowohl die bebauten als auch die unbebauten Flächen: Kein Aspekt, kein Detail darf im Zusammenwirken der land- schaftlichen, städtebaulichen und architek- tonischen Elemente unbeachtet bleiben. Prof. Dr. Frank Lohrberg Schon immer wichtig: Freiraum und Grün in Karlsruhe Karlsruhe ist eine besondere Stadt. 1715 als barocke Planstadt entstanden, steht sie für einen Gestaltungswillen, der von Beginn an Essays | 13 über die Architektur der Gebäude hinausgeht und den Freiraum der Stadt gleichrangig in den Blick nimmt. Wie der Kupferstich von Heinrich Schwarz von 1721 zeigt, ist lediglich das südliche Viertel des Kreisbogens der »Fächerstadt« baulich definiert, der weitaus größere Teil der Residenzstadt besteht aus Parkanlagen und Wäldern. Wir wissen, dass dieser Ansatz einem feudalen Repräsenta- tionsstreben geschuldet ist, er lässt sich aber durchaus auch als Vorläufer eines modernen, grüngeprägten Verständnisses von Stadt interpretieren. Auch wenn sich Karlsruhe seit seiner Grün dung laufend verändert hat – aus der ba - dischen Residenzstadt ist eine international vernetzte, wirtschaftsstarke Bürger- und Wis - sensstadt geworden – so spielt der Freiraum nach wie vor eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, die Stadt nachhaltig zu ent- wickeln und zu einem attraktiven Standort zu machen. Insofern ist es nur zu begrüßen, dass der Freiraum auch im Gestaltungsbeirat der Stadt seine Stimme hat. Karlsruhe zeigt damit, sich seiner besonderen Geschichte bewusst zu sein, aber auch den zunehmenden Stellen- wert des Freiraums in der Stadtentwicklung erkannt zu haben. Auch wenn ich erst seit zwei Jahren im Gestaltungsbeirat Karlsruhe mitwirken konnte, so kann ich doch von einer Vielzahl von Projekten berichten, die durch die beratende Tätigkeit des Gremiums an Qualität gewon- nen haben – und dies auch in freiraumplaneri- scher Hinsicht. Dabei geht es weniger um den großen Wurf wie einst zur barocken Stadt - gründung – die mittlerweile vielschichtig gewachsene Stadt verlangt vielmehr sensible, ortsspezifische Lösungen, die sich in den Bestand einfügen, ihn wohlwollend interpretie - ren und zukunftsweisend weiterentwickeln. Ein wichtiges Beurteilungskriterium stellt die Frage dar, ob ein vorgelegter Entwurf auch einen Mehrwert für sein Umfeld bietet: wird der öffentliche Raum gestärkt, entstehen beispielsweise neue Wegeverbindungen und damit Möglichkeiten, das Quartier zu erle- ben? Zeigt der Entwurf ein Verständnis für die Geschichte und das kulturelle Erbe eines Ortes: kann sich die Bauaufgabe zum Beispiel in einen gründerzeitlich geprägten Straßen- raum mit großkronigen Alleebäumen und reprä - sentativen Vorgärten angemessen einpassen? Wichtiger als das einzelne Grünelement ist es dabei, in einer integrierten Herangehensweise dafür Sorge zu tragen, dass Gebäude und Freiraum in ihrem Zusammenspiel soziale Orte formulieren, gut geschnittene, nutzbare Gärten beispielsweise, grüne Höfe für die Nach- barschaft oder belebte Straßenräume, die zum Flanieren einladen. Ich bin froh, dass der Gestaltungsbeirat in seinen Erörterungen verstärkt die öko- logische Wirkung von Bebauung in den Blick nimmt. Schließlich ist es der Bausektor, der weltweit fast 40 Prozent der Ressourcen ver - braucht und damit entscheidend zu einem Klimawandel beiträgt, der auch Städte wie Karlsruhe bedroht und sich beispielsweise in einer steigenden Gefahr sommerlicher Über - hitzungen äußert. Gerade »grüne Lösungen« wie das Freihalten von Kaltluftschneisen, die Dach- oder Fassadenbegrünung, die Pflan- zung von Straßenbäumen oder die Nutzung offenporiger Beläge zur Regenwasserversicke- rung werden in Zukunft unverzichtbar werden, um die Städte zu kühlen und gesunde Wohn- und Arbeitsverhältnisse zu garan- tieren. Diese Maßnahmen stehen mitunter im Widerspruch zu überkommenen Architek- turauffassungen, insbesondere dann, wenn sie nicht von Beginn an in den Entwurf integriert, sondern nachträglich adaptiert werden. In dieser Thematik erwarte ich spannende, sicherlich auch kontroverse Diskussionen. Welchen Niederschlag eine klimagerech- te, »postfossile« Gestaltung auch in Karlsruhe im Einzelnen finden wird, ist sicherlich noch offen – für mich steht aber außer Frage, dass der Gestaltungsbeirat ein guter Ort ist, um sol- cherlei Fragen in konstruktiver Atmosphäre zu beantworten und die Baukultur der Stadt damit auch in den kommenden Jahren zu berei - chern. Ich wünsche mir, diese Diskussionen 14 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 noch stärker als bisher in die Öffentlichkeit zu tragen. Das Ringen um die beste architek- tonische Lösung ist ein wissensbasierter, gleichwohl demokratischer Prozess, an dem möglichst viele Bewohnerinnen und Be wohner einer Stadt partizipieren sollten. Dipl.-Ing. Markus Müller Mitschreiben an der Stadtgeschichte Städte sind gebaute Geschichte, buchstäblich manifestiertes Selbstverständnis seiner Bewohnerinnen und Bewohner, das sich über die Jahrhunderte entwickelt hat. Der Karls- ruher Universitätslehrer Georg Vrachliotis hat dies im Katalog zur Ausstellung »Friedrich Weinbrenner 1766–1826. Architektur und Städtebau des Klassizismus« (2015) so formu- liert: »Als eine der zentralen Denk- und Wissensformen unserer Gesellschaft fungiert Architektur als kulturelles Gedächtnis von Erfahrungen, Ereignissen und Erkenntnissen, als Ort des kollektiven Überlieferns und persönlichen Erinnerns«. An wenigen Städten wird dies so deutlich wie an Karlsruhe. Die stadtgestalterische Frage, welche Relevanz diese Erkenntnis für den Planungsall- tag haben muss, ist – je konkreter über Projekte zu entscheiden ist – anspruchsvoll. Widerspricht nicht das Weltverständnis des Absolutismus, das dem Idealplan der Fächer- stadt zu Grunde liegt, unserem pluralisti - schen und demokratischen Gesellschaftsbild? Teilen wir heute noch die idealistischen Vorstellungen, mit denen Friedrich Weinbren- ner Karlsruhe zu einer der klassizistischen Vorzeigestädte in Deutschland entwickelt hat? Ist der Fortschrittsglaube der Moderne, wie er von Walter Gropius im Dammerstock übersetzt wurde, heute noch kritiklos zu akzeptieren? Die Beispiele machen offensichtlich, dass in unterschiedlichen Epochen – selbst, im vergleichsweise jungen Karlsruhe – großartige Beiträge zur Stadtgestaltung entstanden sind, die die Identität der Stadt bis heute prägen. In ihrer Unterschiedlichkeit ist ihnen die Exzel- lenz gemeinsam, das Vermögen Ihrer Architek - ten, den Geist der Zeit in Städtebau und Architektur zu übersetzen. Auch wenn nicht unmittelbar zu erwarten: sie waren auch Produkt intensiver Debatten darüber, wie diese Übersetzungsleistung zu bewerkstelligen sei. Natürlich erscheinen die Positionen im Rück- blick klar und von geradezu ikonischer Be - deutung. In Wahrheit ist Weinbrenners Architek - tur, wie das die oben zitierte Ausstellung gezeigt hat, über Jahre geradezu diskursiv entwickelt. Walter Gropius hat den Dammer- stock gerade nicht in alleiniger Autorenschaft errichtet, sondern im Sinne einer Bauaus- stellung für die Interpretation anderer geöffnet. »Stadt« ist aber mehr, als diese ideal- typischen, weitgehend homogenen Stadt-Bau- steine. Industrialisierung und Entwicklung der Mobilität haben das Erscheinungsbild Karls- ruhes vielerorts deutlich nachhaltiger geprägt. Deshalb ist es offensichtlich falsch, Städte pauschal ästhetisieren zu wollen. Dagegen steht eine Dynamik, die Entwicklungsoptionen notwendig macht. Flexibilität und städtebauli- che Ordnung als Grundvoraussetzung für Identität sind Antipoden einer zeitgemäßen Stadtplanung. Wir wissen, dass »Stadt« nicht nur gebaut ist, sondern gerade auch das dezidiert nicht Gebaute umfasst – den Freiraum. Bereits der Fächerplan gliedert die Wälder nördlich des Schlosses. Die »Via Triumphalis« lenkt den Blick auf die Hügel des Schwarz- waldes. Dichte ist grausam, wenn der qualifi- zierte Freiraum nicht mitgedacht wird. In Zeiten des Klimawandels wird seine Bedeutung für die Lebensqualität unübersehbar. Für die heutige Stadtplanung und Architektur gilt, diese Komplexitäten neu zu verarbeiten. Weil diese Fragestellungen in Karlsruhe überall präsent sind, ist die Arbeit im Gestal- tungsbeirat so besonders: Stadt als gesellschaft- Essays | 15 liches Manifest und Gedächtnis, als dynamisches Phänomen, als Wohnort und Lebensraum. Nicht überall ist das Spannungsfeld so ambiti- oniert. Der Gestaltungsbeirat kann diese Fragen nur fragmentarisch beantworten, am konkreten Projekt. Trotzdem ist er ein Ort, an dem in einem weiteren Kontext gedacht werden muss, er ist ein Instrument, die Stadtgesellschaft in der Entwicklung ihrer Haltung zum Heute zu beraten. Wir leben in einer Zeit, in der die epochale Bedeutung unserer Entscheidungen wieder deutlich wird. Aktuell wird verstanden, dass es nicht egal ist, welche Qualität ein Gebäude hat, welche Probleme es aufwirft und welche es löst. Aus architektonischer und städtebaulicher Sicht ist der Gestaltungsbeirat ein Baustein eines qualifizierten Gestaltungsprozesses, der versucht, dieser Bedeutung gerecht zu werden. Dipl.-Ing. Wolfgang Riehle Die Stadt muss schön sein! Der Gestaltungsbeirat der Stadt Karlsruhe wurde im Jahr 2007 gegründet und hat bis zum Jahresende 2022 bereits 66 mal getagt. Im Jahr seiner Gründung entstand ein Leitdoku- ment für die Stadtentwicklung, das von 27 in Europa für Stadtentwicklung zuständigen Ministerinnen und Ministern mit dem Titel »Leipzig-Charta zur nachhaltigen europäschen Stadt« erarbeitet und verabschiedet wur de. Eines ihrer Kernpostulate lautet: »Die Stadt muss schön sein… Baukultur ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit. Baukultur gibt Im pulse für Wachstum – in Zeiten, in denen es über - all Alles gibt, werden bauliche Qualitäten zu strukturpolitischen Instrumenten.« Die Königsdisziplin zur Qualitätssicherung beim Planen und Bauen ist zweifellos das Wettbewerbswesen, denn es ist ein großes Privi - leg, aus einer größeren Anzahl von Beiträgen für ein und dieselbe Bauaufgabe die am jewei- ligen Ort geeignetste auswählen zu können. Nicht alle Bauaufgaben können aber über Wett - bewerbe oder Planungskonkurrenzen realisiert werden – die Gründe dafür sind vielfältig. Um aber auch Bauprojekten, die nicht unter Konkurrenzbedingungen geplant wurden, eine Qualitätssicherung zuteilwerden zu lassen, wurden inzwischen in vielen Städten Gestal- tungsbeiräte eingerichtet – und dies aus gutem Grund: »Alles Bauen ist eine öffentliche An gelegenheit« titelte der Architekturkritiker Manfred Sack in seinen »Reflektionen über Architektur und Moral«. Und: »Wer ein Haus baut, baut es gewiss für sich oder seine Firma, gleich, ob er darin wohnt, sich damit prä- sentiert oder damit Geld verdienen will, aber: es existiert vor den Augen Vieler, die es sich meist gar nicht gewünscht haben.« Auch die allerprivateste architektonische Angelegenheit ist eben nicht nur Sache des jeweiligen Bau- herrn, sondern immer auch Sache der Öffentlich- keit – und genau hieraus leitet sich die Legi- timation von Beratungsgremien ab, die für die Qualitätssicherung (oder besser noch für die Qualitätssteigerung) in Architektur und Stadt- planung eingerichtet werden. Gestaltungsbeiräte äußern sich kon - struk tiv-kritisch zu städtebaulichen und baukünstlerischen Fragen, die für die Erhal- tung oder weitere Gestaltung des Stadtbil- des von erheblichem Einfluss sind. Stadtbild prägende Projekte, die nicht über einen Wettbewerb entschieden wurden, werden damit von einem interdisziplinär zusammen- gesetzten Gremium aus externen Archi- tekteninnen und Archi tekten, Stadtplanerin- nen und Stadtplanern, Landschaftsarchi- tektinnen und Landschaftsarchitekten beraten. Wo erforderlich tagt der Gestaltungsbeirat nicht-öffentlich, in der Regel aber sollte sein Diskurs im Benehmen mit Planerinnen und Planern und ihren Auftraggeberinnen und Auftraggebern öffentlich sein, um jener Trans- parenz im Planungsgeschehen Rechnung zu tragen, die von der Öffentlichkeit in zuneh- mendem Maße eingefordert wird und die 16 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 unserer gebau ten Umwelt schon immer geschuldet war. Gestaltungsbeiräte werden dadurch zu einem hilfreichen Instrument im demokrati- schen Spiel der Kräfte – denn bei aller persön- lichen Verantwortung der unterschiedlichen Projektbeteiligten ist festzustellen, dass baukul- turelle Verklärung beim Bauen eher eine Seltenheit ist. Es geht immer auch um Werte, um wirtschaftliche Interessen, um Renditen, Vermarktungschancen und -risiken. Hier ist unabhängiger Rat wichtig, der Verträglichkeit und Vertretbarkeit von Baumaßnahmen hinterfragt und der keinesfalls aus Opportuni- tätsgesichtspunkten von Einzelinteressen unterlegt sein darf. Selbstverständlich soll ein solches Beratungsgremium nicht selbst Ent- scheidungen fällen, sondern es muss die demo - kratisch gewählten Entscheidungsträger durch fundierte, d. h. wohlbegründete Bera- tung von der Richtigkeit seiner Empfehlun- gen überzeugen. Dies setzt ein hohes Maß an Gesprächskultur, Diplomatie und Disziplin voraus, denn sich öffentlich der Kritik zu stellen, ist für Auftraggeberinnen und Auftrag - geber und ihre Architektinnen und Archi- tekten eine große Herausforderung. Immer - hin geht es letztlich auch um Architektur- vermittlung gegenüber einer breiten Öffent- lichkeit und damit um die Bewusstseinsbil- dung für anspruchsvolle Architektur und für eine lebenswerte und werthaltige Umwelt. Prof. Anett-Maud Joppien Wandel als Selbstverständnis Aus »Architektonisches Lehrbuch von Friedrich Weinbrenner, Grosherzogl. Badischer Ober- baudirektor«, 1811: »…wie wichtig, für den Staat und die Individuen, die ächte Bildung des Baumeisters sey. Bei Aufführung des ein- fachsten Bauerhauses, wie des grössten Pracht - gebäudes, ist Er die Seele des Baues, der Geist, der das Ganze, bis in die kleinsten Theile, forschend und ordnend durchdringen muss… Enkel und Urenkel ernten, wo er säete« Nach fast zehnjähriger Pause begann in 2021 meine zweite Amtszeit im Gestaltungs- beirat der Stadt Karlsruhe – eine freudige Rück - kehr und Entdeckungsreise des Wandels. Karlsruhe beschreibt sich selbst als eine »Stadt in Bewegung«. Wandel und stete Transfor- mation begleiten die Entwicklung der Stadt, schreiben ihre Identität fort und stehen im Einklang mit ihrem baukulturellen Erbe, die das Bild und die Seele der Stadt prägen. Schon das beeindruckende Werk Friedrich Weinbren- ners, bedeutender Sohn der Stadt, reflektiert das Ergebnis eines tiefgreifenden Wandels der kleinen markgräflichen Residenz in die Haupt- stadt des Landes Baden, ab 1806 sogar in ein Großherzogtum und deutschen Mittelstaat, mit einer geregelten Stadtplanung und sig- nifikanten öffentlichen und privaten Baupro- jekten. Egon Eiermann etablierte nach dem Zwei - ten Weltkrieg an der TH Karlsruhe, im Ursprung die älteste Technische Hochschule Deutschlands, dem heutigen Karlsruher Institut für Technologie, seine Schule der mo - dernen Architektur über fast ein Viertel- jahrhundert lang. Als einer der bedeutendsten Architekten der Nachkriegsmoderne in Deutschland baute er gemeinsam mit Sep Ruf u.a. den Deutschen Pavillon auf der Brüsseler Expo 1958. Dessen Transparenz und Filigra- nität manifestiert einen architektonischen Ausdruck für die junge Demokratie Deutsch- lands. Auch das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe spiegelt als finale und weichen- stellende Instanz der Gerichtsbarkeit die Dynamik rechtlich relevanter Themen unserer Demokratie und reflektiert die Entwicklungs- fähigkeit unserer Rechtsordnung. Karlsruhe steht so im Fokus vielfältiger Wandlungen und bestätigt, dass die Stadt aus der Position der Kontinuität heraus verantwortlich und wegwei - send für relevante Zukunftsthemen eintritt. Essays | 17 Der Gestaltungsbeirat schöpft aus diesem Selbstverständnis und möchte in diesem Sinne die Synergie zwischen Baukultur und Nach- haltigkeit gestalten und aktiv dazu beitragen wie die vielfältigen Herausforderungen im Sinne des Potenzials der Stadt in zukunftsorien - tierten Entwicklungen münden können. Dies betrifft u.a. die tiefgreifenden Wandlungen durch die pandemische C*19-Erfahrung, den fortschreitenden Klimawandel, den global nachweisbaren Verlust von Biodiversität und notwendige Resilienzmodelle, die unsere gewohnten Komfortzonen aufbrechen. Unsere Herausforderung wie Chance liegt in einem Umdenken, in der Infragestellung traditioneller Herangehensweisen bei der Bewertung von Projekten. Es werfen sich dabei konkrete Fragen auf, die intensiv diskutiert werden sollten: Entwickelt sich aus diesen Transformati- onen eine neue Ästhetik der Stadt, in der Architektur? Wie kann die Qualität öffentlicher Räume im Sinne gesellschaftlicher Transpa- renz, Solidarität, Klima, innovativer Mobilität, Gesundheit und Gleichstellung vorange- trieben werden? Architektur und Städtebau als kreative, aber auch soziale und somit gesellschafts- politische Disziplinen fordern im Kontext von Wandel unsere Verantwortung für neue, experimentelle Lösungen. Damit sind weitere Fragestellungen verbunden: Wie kann es uns als Gestaltungsbeirat gemeinsam mit den beteiligten Akteurinnen und Akteuren u.a. der Stadtgesellschaft, der Kolleginnenschaft, den politischen Vertre- terinnen und Vertretern und den Verant- wortlichen in der städtischen Verwaltung zukünftig gelingen, die wichtigsten Zukunfts- themen der Stadt zu identifizieren, um Weichenstellungen für die notwendigen Trans - formationen vorzubereiten? Unser Gremium ist daher sehr an neuen Perspektiven und Informationen interessiert, möchte sich mit anderen Positionen bewusst auseinandersetzen, wohlwissend, dass nur ein gesellschaftlicher und interdisziplinärer Dialog wirksam Problemlösungen antreiben kann. Die Erkenntnis, dass viele Dinge, aber auch Menschen, Habitate, Religionen und Kulturen unveränderlich erscheinen, weil sich der Wandel nur langsam vollzieht, sollte uns dabei nicht ungeduldig stimmen, denn auch langsame Veränderungen führen all- mählich zu einem durchgreifenden Wandel. Der Gestaltungsbeirat möchte sich in der gemeinsamen Diskussion aller Beteiligten über die Projekte für die Idee öffnen, dass sich die heutige Kultur gegenüber der gestrigen und morgigen transformieren wird und ange - sichts globaler Megathemen auch verändern muss. Das erfordert unser aller Mut zu Ex - periment und Offenheit nicht nur auf die eige - nen Perspektiven zu fokussieren und nach Übereinstimmung mit anderen zu suchen, sondern sich bewusst mit anderen Ideen und Perspektiven auseinanderzusetzen. Wir möchten daher die Chance nutzen, auch über noch so kleine Projekte intensiv zu diskutieren, deren Entwicklung zu fördern und im Idealfall »Best Cases« auf den Weg zu bringen, die über die Grenzen der Stadt Karlsruhe hinaus inspirieren und bewegen. Ausgewählte Projekte 2012–2022 20 | Ausgewählte Projekte 2012–2022 Projektübersicht und Lageplan Wohngebäude 1 Ehemalige Artilleriekaserne Nordweststadt S. 22 2 Ehemaliges Franz-Rohde-Haus Weststadt S. 30 3 August-Klingler-Areal Daxlanden S. 38 4 Kleinseeäcker Oberreut S. 46 5 Neubau Am Fasanengarten Oststadt S. 54 Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser 6 Karlstraße 26 Innenstadt West S. 60 7 Saturn-Fassade Innenstadt-West S. 66 8 Kronenstraße 24 Innenstadt-Ost S. 72 9 Peek & Cloppenburg Innenstadt-West S. 76 Pflegeeinrichtungen und Wohnen im Alter 10 Seniorenwohnen Kochstraße 2 Innenstadt-West S. 86 11 Gemeinsam Leben Waldstadt S. 92 Büro, Dienstleistung und Verwaltung 12 IWKA-Gelände Südweststadt S. 100 13 Hoepfner Think Tank Oststadt S. 108 14 Vector Campus Karlsruhe Rintheim S. 114 Kita, Schule, Universität, Sport 15 element-i-Bildungshaus Rintheim S. 120 16 Sportgebäude TG Neureut Neureut S. 128 Kliniken 17 Städtisches Klinikum Nordweststadt S. 136 Städtische Planungen 18 Oberflächengestaltung Marktplatz Innenstadt S. 146 59 122 3 4 Nordweststadt Weststadt Daxlanden Neureut Südweststadt Innenstadt-West Oberreut Durlach Oststadt Waldstadt 8 10 14 7 15 16 1 13 510 132 3 4 8 11 15 7 16 17 1 18 14 9 6 12 22 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Ehemalige Artilleriekaserne Wohnungsbau 1 BauortKußmaulstraße 3–13, Nordweststadt Bauherrin GEM Ingenieurgesellschaft mbH Projektmanagement, Karlsruhe Planverfasser in kleyer, koblitz, letzel, freivogel Gesellschaft von Architekten GmbH, Berlin Status Gestaltungsbeirat 10–2014 Fertigstellung 2019 Empfehlung Oktober 2014 Der städtebauliche und architektonische Umgang mit denkmalgeschützter Substanz in Städten wird immer wichtiger. Eine wirklich qualitätsvolle Verdichtung kann daher auch als Chance gesehen werden. Für die ehemalige Artilleriekaserne […] wurde eine sogenannte Planungswerkstatt durchgeführt, bei der der Siegerentwurf [der Planungsgemeinschaft MESS / MGF Architekten] für jeden der drei vorhan- denen Höfe jeweils ein zusätzliches Solitärgebäude mit unterschiedlichen Dimensionen vorschlug. Die- ser Ansatz ist gut nachvollziehbar. Aus diesem Ent- wurf wurde anschließend ein städtebaulicher Rah- menplan entwickelt, der wiederum die Grundlage für eine Mehrfachbeauftragung für den sogenann- ten Wohnhof bildete. Das vorliegende Projekt mit 29 m Höhe und 28 m Seitenlänge ist ein mächtiges Gebäude. Es war daher für den Gestaltungsbeirat nicht leicht, diesem Volumen zuzustimmen, wobei den Mitgliedern des Beirates es sehr bewusst ist, dass auf Grund der Bodenknappheit die Städte dichter bebaut werden müssen. Den Ausschlag für die Zustimmung, hat die sehr gute architektonische Gestaltung gegeben. Es ist nachvollziehbar, dass die Grundrisse und damit die Wohnqualität gewinnen, wenn die Grundfläche vergrößert wird. Die Zonierung des Grundrisses ist sehr gut überlegt. Im Erdgeschoß und 1. Ober- Zum Projekt Das Areal der ehemaligen Artilleriekaserne ist im Norden durch drei unterschiedliche Höfe, die zum großen Teil mit ihren Freiflächen unter Denkmal- schutz stehen, geprägt. Im Süden schließt sich ent- lang der Moltkestraße und im Osten entlang der Kußmaulstraße eine straßenbegleitende Bebauung an, die ebenfalls weitgehend unter Denkmalschutz steht. Entsprechend dem für das Gebiet vorliegen- den Rahmenplan der Planungsgemeinschaft MESS / MGF Architekten ist vorgesehen, jeden Hof durch jeweils ein Solitärgebäude unterschiedlicher Kubatur zu ergänzen, sowie die Bebauung ent - lang der Kußmaulstraße ebenfalls durch Neubauten zu vervollständigen. Für den östlichen Hof (WohnHof) wurde auf Grund lage des städtebaulichen Rahmenplans von der Firma GEM im Jahr 2013 eine Mehrfachbe - auf tragung durchgeführt. Der Entwurf des Büros kleyer.koblitz.letzel.freivogel aus Berlin (mit einem Solitär von 26 m × 26 m) wurde von der Jury als Grundlage zur weiteren Bearbeitung empfohlen. Die Firma GEM Ingenieurgesellschaft möchte die Grundfläche ihres in der Mitte des östlichen Hofes (WohnHof) geplanten Solitärgebäudes von 26 m × 26 m auf 28 m × 28 m vergrößern. Ehemalige Artilleriekaserne | 23 A 0 V 35 Die Nutzungen kleyer.koblitz.letzel.freivogel gesellschaft von architekten mbh 3 A 0 Ve rt ic al 2 00 Ausgangslage Städtebaulicher Rahmenplan 35 ? WohnHof spätere Umnutzungsmöglichkeiten durch Wegfall bestehender Nutzungen WerkHof OfficeHof Die Nutzungen Mantelbebauung Hofbebauung Wohnturm Neubau Kußmaulstraße 13c Townhäuser Kußmaulstraße 9aWohnturn Kußmaulstraße 9b Neubau Kußmaulstraße 7 Neubau Kußmaulstraße 5 Bestandsbau Kußmaulstraße 3 Townhäuser Kußmaulstraße 13b Townhäuser Kußmaulstraße 13a Atelierwohnen Kußmaulstraße 11 kleyer.koblitz.letzel.freivogel gesellschaft von architekten mbh 3 A 0 Ve rt ic al 2 00 Ausgangslage Städtebaulicher Rahmenplan 35 ? WohnHof spätere Umnutzungsmöglichkeiten durch Wegfall bestehender Nutzungen WerkHof OfficeHof Die Nutzungen Mantelbebauung Hofbebauung Wohnturm Neubau Kußmaulstraße 13c Townhäuser Kußmaulstraße 9aWohnturn Kußmaulstraße 9b Neubau Kußmaulstraße 7 Neubau Kußmaulstraße 5 Bestandsbau Kußmaulstraße 3 Townhäuser Kußmaulstraße 13b Townhäuser Kußmaulstraße 13a Atelierwohnen Kußmaulstraße 11 kleyer.koblitz.letzel.freivogel gesellschaft von architekten mbh 3 A 0 Ve rt ic al 2 00 Ausgangslage Städtebaulicher Rahmenplan 35 ? WohnHof spätere Umnutzungsmöglichkeiten durch Wegfall bestehender Nutzungen WerkHof OfficeHof Die Nutzungen Mantelbebauung Hofbebauung Wohnturm Neubau Kußmaulstraße 13c Townhäuser Kußmaulstraße 9aWohnturn Kußmaulstraße 9b Neubau Kußmaulstraße 7 Neubau Kußmaulstraße 5 Bestandsbau Kußmaulstraße 3 Townhäuser Kußmaulstraße 13b Townhäuser Kußmaulstraße 13a Atelierwohnen Kußmaulstraße 11 Mantelbebauung Hofbebauung Wohnturm Officehof Werkhof Wohnhof Städtebaulicher Rahmenplan MESS/MFG Architekten Perspektiven Wohnturm 28 × 28 × 29 A0 Vertical 1:250 900x1200Vertical 1:250 28x28m Ansicht Wohnturm_28 x 28 x 29 Ehemalige Artilleriekaserne | 2524 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Lageplan Gegenüberstellung Wohnturm 26 × 26 × 29 – 28 × 28 × 29 Grundriss Normalgeschoss_28 x 28 x 29Grundriss Normalgeschoss_26 x 26 x 29 Grundriss Normalgeschoss_28 x 28 x 29Grundriss Normalgeschoss_26 x 26 x 29 geschoss Maisonettewohnungen anzuordnen ist ebenfalls gut nachvollziehbar. Die großzügige Eingangssituation mit einem attraktiven Treppen- haus zählt zu den weiteren innenräumlichen Qualitäten. Der Entwurf ist ein ambitioniertes Projekt mit sehr guten Fassaden, aber es muss auch sichergestellt werden, dass bei der weiteren Bearbeitung diese angedeutete Qualität nicht abhandenkommt. Deshalb die Bedingung, in einem städtebaulichen Vertrag zur Qualitätssicherung, die Fassadenge- staltung mit den wichtigsten Details und ihre Mate- rialität festzuhalten. […] A0 Vertical 1:250 900x1200Vertical 1:250 28x28m Ansicht Wohnturm_28 x 28 x 29 Ehemalige Artilleriekaserne | 25 1 Grundriss EG Schnitt-Ansicht Wohnturm 28 × 28 × 29 Ehemalige Artilleriekaserne | 2726 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude A 0 Ve rt ic al A 0 Ve rt ic al A0 Vertical block Schnitt 2-2 1:250 Tiefgarage WohnhofNeubau Kußmaulstraße 13c Kußmaulstraße 9a Townhouse Typ B Kußmaulstraße 7Kußmaulstraße 13b Townhouse Typ B Kußmaulstraße 13a Townhouse Typ B Wohnturm und Geschosswohnungsbauten Neubau Geschosswohnungsbau Kußmaulstraße 13 c A2 Vertical 50 Wohnturm Materialität Fassade Aussenraum A2 Vertical 50A2 Vertical 50 Ehemalige Artilleriekaserne | 27 1 Ehemalige Artilleriekaserne | 2928 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude 900X1200 Quer 1:250900X1200 Quer 1:250 28x28m Grundriss Normalgeschoss_28 x 28 x 29Grundriss Normalgeschoss_26 x 26 x 29 Gegenüberstellung Wohnturm_26 x 26 x 29 - 28 x 28 x 29 kleyer.koblitz.letzel.freivogel gesellschaft von architekten mbh 22 Grundriss Normalgeschoss Wohnturm 28 × 28 × 29 Ehemalige Artilleriekaserne | 29 1 30 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Ehemaliges Franz-Rohde-Haus Umbau und Neubau Wohnen 2 BauortDragonerstraße 4 – 6, Blücher-straße 20, Weststadt Bauherrin Ergon Invest GmbH, Jürgen Lange-von Kulessa, Freiburg Planverfasser SCHÖNBORN SCHMITZ ARCHITEKTEN, Berlin Status Gestaltungsbeirat 12–2017 Fertigstellung 2021 In der Blücherstraße ist diese geschlossen. Das Franz-Rohde-Haus liegt im rückwärtigen Teil des Grundstücks, das durch einen alten Baumbestand geprägt ist. Auf dem Grundstück Blücherstraße 20 gibt es eine Rückbebauung mit großer Kubatur, die direkt an das Vorderhaus anschließt. Empfehlung Dezember 2017 Zu Beginn der Sitzung weist der Gestaltungsbei- rat ausdrücklich nochmals darauf hin, dass in einer Sitzung vom 17. März 2016 das Kulturdenkmal »Franz-Rohde-Haus« aus Sicht der unteren Denk- malbehörde zum Abriss frei gegeben war, der Gestaltungsbeirat aber diesem Vorgang damals nicht zugestimmt hatte und eine Neuorientierung zur Projektierung des Gesamtensembles »Dragoner- straße 4–6« unter Erhalt des Denkmals über die Durchführung eines Architekturwettbewerbs nach RPW dringend empfohlen hatte. Der Gestaltungsbeirat begrüßt daher nun aus- drücklich den weiteren positiven und neuen Pla- nungs- und Projektverlauf beim Franz-Rohde-Haus, bei dem der Erhalt des Kulturdenkmals und des geschützten Baumbestands nun gesichert werden konnte und die Liegenschaft zu einer attraktiven Wohnnutzung (Familien- und Seniorenwohnen) umgebaut werden soll. […] Städtebaulich wird im rückwärtigen Grundstücksteil der Gesamtanlage ein dreigeschossiges solitäres Zum Projekt Das Franz-Rohde-Haus, ein ehemaliges Altenpflege- heim, wurde 1938 von Otto Bartning erbaut und ist ein Kulturdenkmal gemäß § 2 Denkmalschutz- gesetz von Baden-Württemberg. Der Gestaltungsbeirat hatte im März 2016 dem in den damaligen Planungen vorgeschlagenen Ab riss des Franz-Rohde-Hauses nicht zugestimmt. Die damaligen Planungsüberlegungen des Evange- lischen Vereins für Stadtmission in Karlsruhe e.V. wurden von heftigen Anwohnerprotesten begleitet, die von Nachbareinsprüchen im Rahmen der Bau- gesuche über Bürgerinitiativen bis zu einer Online- Petition reichten, auch über Karlsruhe hinaus. Ergon Invest hat die Liegenschaft erworben und möchte sie zur Wohnnutzung mit neun Wohnein- heiten umbauen. Die beiden großen Eichen wer- den neben weiteren Bäumen im vorderen westli- chen Garten erhalten. […] Im Rückbereich des Grundstücks Blücherstraße 20 ist ein Neubau mit sieben Wohneinheiten in einem dreigeschossigen Wohngebäude mit Staffelge- schoss geplant. Am 20. November 2017 hat Ergon Invest die Öffentlichkeit in einer Veranstaltung über sein Vorhaben informiert. Der Block Dragonerstraße, Wendtstraße, Ludwig- Marum-Straße und Blücherstraße ist auf drei Seiten durch eine offene Blockrandbebauung geprägt. Ehemaliges Franz-Rohde-Haus | 31 Revitalisierung und Erweiterung Dragonerstraße 4-6, Karlsruhe GSPublisherVersion 0.0.100.100 Neubau Grundriss EG / Regelgeschoss (Schema) M 1:400 Ansicht Süd M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 Ansicht West M 1:400 Ansicht Süd M 1:400 Ansicht West M 1:400 Die Materialität, Farb- und Oberflächenstruktur (Putz oder heller Klinker) wird zurückhaltend und frühzeitig in Abstimmung mit dem Bauherrn, dem Denkmal- und dem Stadtplanungsamt wei- terentwickelt. Der Gestaltungsbeirat gibt hier lediglich zu bedenken, dass eine Putzfassade zum gewählten Strukturkleid mit großen Öffnungen typo logisch und konstruktiv weniger geeignet erscheint. Denkbar wäre aus der Sicht des Gestal- tungsbeirates daher auch ein geschlämmter Klinker. Der architektonische Umgang mit dem gesamten Kulturdenkmal einschließlich der Erweiterungen ist subtil und zeigt in der detaillierten Durcharbei- tung eine große Kontinuität mit dem notwendigen Respekt vor dem Altbau. Der Gestaltungsbeirat begrüßt dieses Projekt ausdrücklich und wünscht allen Beteiligten viel Erfolg. […] Punkthaus mit Staffelgeschoss vorgeschlagen als Nachverdichtung für Familienwohnen (7 Wohnein- heiten). Die Kubatur des Neubaus orientiert sich an den Grundstückslinien und den notwendigen Abstandsflächen nach Landesbauordnung. Die Höhen bleiben unterhalb des Denkmals Franz-Rohd e- Haus und wurden gestaffelt entwickelt. Die ein- fache Grundstruktur sowie die subtil gewählte Fas- sadenstruktur und minimale Architektursprache des Neubaus lehnen sich an den Duktus des Denk- mals an ohne diesen zu kopieren oder zu domi- nieren. Aus Sicht des Gestaltungsbeirats und des Stadt planungsamts ist diese Nachverdichtung als Rückgebäude der Blücherstraße 20 – auch vor dem Hintergrund des akuten Wohnungsmangels – stadträumlich verträglich. Aus der Dragoner straße ist dieser Neubau kaum einsehbar. Der Charakter der vorhandenen Blockrandbebauung wird dadurch nicht beeinträchtigt. Zur Unterbringung der notwendigen Stellplätze nach Landesbauordnung wird eine Tiefgarage unter dem Neubau vorgesehen, deren Einfahrt behutsam an der Südwestseite an der Dragoner- straße erfolgt. Die Abfahrt wird geschickt als frei- gestellte Gartenlaube behandelt und wird somit Teil des Parks. Der Baumbestand bleibt weitgehend erhalten, im Besonderen die beiden erhaltenswer- ten Eichen im Süden. […] Das Bestandsgebäude »Denkmal Franz-Rohde-Haus« wird nun in seinen wesentlichen Teilen und der gesamten Grundstruktur erhalten und mit vorsichti- gen Ertüchtigungsmaßnahmen renoviert und respektvoll saniert. Lediglich zwei minimale bauliche Ergänzungen werden dem Bestand hinzugefügt. Der Nebeneingang im Südosten erhält ein neues Vordach mit Außentreppen und bietet hier eine angemessenere Adressbildung. Der am Denkmal nachträglich eingefügte Aufzug (1970er Jahre) an der Rückfassade (Nordseite) soll rückgebaut und das alte Dachgesims wieder freigestellt werden. Eine ersatzweise für Erschließungszwecke minima- le und baulich zurückhaltende Ergänzung an der Rückfassade wird seitens der Denkmalbehörde res- pektiert. […] Die einfache Fassadenstruktur sowohl des Anbaus als auch des Neubaus wird als Gegensatz zur ver- spielten Tektonik des Otto Bartning-Baus gewählt. Ehemaliges Franz-Rohde-Haus | 3332 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Ehemaliges Franz-Rohde-Haus | 33 2 GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI GR EG BESTAND I M 1:200 I STAND 16.08.2017 N 8 ,0 3 3 ,9 3 2 ,5 0 4,00 20,00 9,32 Garten Garten GartenWHG 02WHG 03 WHG 01 Halle Neubau Blücherstraße 20 Revitalisierung und Erweiterung Dragonerstraße 4-6, Karlsruhe GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI GR 1.OG BESTAND I M 1:200 I STAND 16.08.2017 N 8 ,0 3 3 ,9 3 2 ,5 0 4,00 20,00 9,32 WHG 05WHG 06 WHG 04 Neubau Blücherstraße 20 Grundriss EG M 1:400 Grundriss 1.OG M 1:400 Ansicht Süd (ohne Baum) M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI ANSICHT OST/WEST TN ABBRUCH I M 1:200 I STAND 20.11.2017 Abbruch Abbruch Ansicht Ost Ansicht West Ansicht West (ohne Baum) M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI ANSICHT NORD ABBRUCH I M 1:200 I STAND 20.11.2017 -0,40 +9,30 Abbruch Revitalisierung und Erweiterung Dragonerstraße 4-6, Karlsruhe Grundriss EG M 1:400 Grundriss 1.OG M 1:400 Ansicht Nord M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI GR 2.OG Skizze Bestand I M 1:200 I STAND 20.11.2017 GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI GR DG Skizze Bestand I M 1:200 I STAND 20.11.2017 Ansicht Nord M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI GR EG BESTAND I M 1:200 I STAND 16.08.2017 N 8 ,0 3 3 ,9 3 2 ,5 0 4,00 20,00 9,32 Garten Garten GartenWHG 02WHG 03 WHG 01 Halle Neubau Blücherstraße 20 Revitalisierung und Erweiterung Dragonerstraße 4-6, Karlsruhe GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI GR 1.OG BESTAND I M 1:200 I STAND 16.08.2017 N 8 ,0 3 3 ,9 3 2 ,5 0 4,00 20,00 9,32 WHG 05WHG 06 WHG 04 Neubau Blücherstraße 20 Grundriss EG M 1:400 Grundriss 1.OG M 1:400 Ansicht Süd (ohne Baum) M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI ANSICHT OST/WEST TN ABBRUCH I M 1:200 I STAND 20.11.2017 Abbruch Abbruch Ansicht Ost Ansicht West Ansicht West (ohne Baum) M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI GR EG BESTAND I M 1:200 I STAND 16.08.2017 N 8 ,0 3 3 ,9 3 2 ,5 0 4,00 20,00 9,32 Garten Garten GartenWHG 02WHG 03 WHG 01 Halle Neubau Blücherstraße 20 Revitalisierung und Erweiterung Dragonerstraße 4-6, Karlsruhe GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI GR 1.OG BESTAND I M 1:200 I STAND 16.08.2017 N 8 ,0 3 3 ,9 3 2 ,5 0 4,00 20,00 9,32 WHG 05WHG 06 WHG 04 Neubau Blücherstraße 20 Grundriss EG M 1:400 Grundriss 1.OG M 1:400 Ansicht Süd (ohne Baum) M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 SCHÖNBORNSCHMITZ DRAGONERSTRASSE 4-6 KARLSRUHEI ANSICHT OST/WEST TN ABBRUCH I M 1:200 I STAND 20.11.2017 Abbruch Abbruch Ansicht Ost Ansicht West Ansicht West (ohne Baum) M 1:400 Grundriss EG und 1.OG Ansicht Nord Ansicht Süd Ehemaliges Franz-Rohde-Haus | 3534 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Ansicht Neubau Ehemaliges Franz-Rohde-Haus | 35 2 Ehemaliges Franz-Rohde-Haus | 3736 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Revitalisierung und Erweiterung Dragonerstraße 4-6, Karlsruhe GSPublisherVersion 0.0.100.100 Neubau Grundriss EG / Regelgeschoss (Schema) M 1:400 Ansicht Süd M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 Ansicht West M 1:400 Ansicht Süd M 1:400 Ansicht West M 1:400 Revitalisierung und Erweiterung Dragonerstraße 4-6, Karlsruhe GSPublisherVersion 0.0.100.100 Neubau Grundriss EG / Regelgeschoss (Schema) M 1:400 Ansicht Süd M 1:400 GSPublisherVersion 0.0.100.100 Ansicht West M 1:400 Ansicht Süd M 1:400 Ansicht West M 1:400 Ansichten Neubau, Grundriss EG und Regelgeschoss (Schema) Ehemaliges Franz-Rohde-Haus | 37 Lageplan M 1:750 Revitalisierung und Erweiterung Dragonerstraße 4-6, Karlsruhe 2 38 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude August- Klingler- Areal 3 BauortAugust-Dosenbach-Straße 7, Daxlanden Bauherrin Volkswohnung GmbH, Karlsruhe Planverfasser in ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH, Köln Status Gestaltungsbeirat 04–2018 Fertigstellung geplant 2024 Zur Umsetzung des neuen Wohnquartiers muss neues Planungsrecht durch Aufstellung eines Vor- habenbezogenen Bebauungsplanes geschaffen werden. Ein besonderes Augenmerk im Verfahren gilt dem Schallschutz, der vor allem für den extrem lärmbelasteten Bereich zwischen der B 36 und der Straßenbahntrasse eine besondere Rolle spielt und im Entwurf unter anderem durch die Anordnung der Gebäude Berücksichtigung gefunden hat. Das Gebiet liegt zwischen der B36, der Gerhart- Hauptmann-Straße und der August-Dosenbach- Straße und ist in zwei Teilbereiche nordwestlich und südöstlich der Straßenbahntrasse (von Karlsruhe nach Rheinstetten) aufgeteilt. Der nordwestliche Teilbereich mit dem bestehenden und denkmalge- schützten Vereinsheim liegt direkt an der August- Dosenbach-Straße. Er ist von einem begrünten Stadionwall umgeben, der auch weitgehend erhal- ten werden soll. Der südöstliche Teilbereich ist derzeit nur fußläufig erreichbar und soll künftig durch eine Verlängerung der August-Dosenbach- Straße erschlossen werden. Das Areal ist umgeben von einer sehr heterogenen Bebauung: Ein- und Zweifamilienhäusern im Nord- westen, vier- bis fünf-geschossige, sowie wenige acht- bis neun-geschossige Geschosswohnungs- bauten im Norden und Nordosten. Im südlichen Be - reich liegen verschiedene Infrastruktureinrich tun- gen, anschließend folgen Einfamilienhäuser und vier- bis fünfgeschossige Mehrfamilienhäuser, sowie Zum Projekt Auf dem Gelände des FV Daxlanden möchte die VOLKSWOHNUNG GmbH nach Verlagerung des Vereins in die Fritschlach ein zeitgemäßes und nachhaltiges Wohnquartier aus Geschosswohnbau- ten errichten, um damit seiner zentralen Aufgabe nachzukommen, ausreichenden und bezahlba- ren Wohnraum in Karlsruhe bereitzustellen. Dabei sind ca. 400 Wohnungen mit ein bis fünf Zimmern geplant. Es ist vorgesehen, die Wohnnutzung durch eine Kindertagesstätte sowie ein Wohncafé mit angegliederten kleineren, barrierearmen Wohnungen für Senioren zu ergänzen. Die Parkie- rung für die Bewohner wird in zwei Tiefgaragen untergebracht, so dass die Höfe autofrei bleiben und als gemeinschaftlicher Freiraum genutzt werden können. Entlang der August-Dosenbach- Straße werden die erforderlichen Besucher-Stell- plätze angeordnet. Die beiden Teilbereiche werden durch einen ebenerdigen Übergang bzw. eine Weiterführung der August-Dosenbach-Straße mit- einander verbunden; der geplante Umbau der Straßenbahnhaltestelle wird dabei entsprechend berücksichtigt. Durch den Erhalt des Vereinsheim- Gebäudes und des begrünten Stadionwalls, sowie eines Großteils des Baumbestandes soll der für den Stadtteil in der Vergangenheit wichtige Identi- fikationsort insoweit erhalten und so die Neube- bauung in die bestehende Umgebung besser inte- griert werden. August-Klingler-Areal | 39 Städtebauliches Konzept und Freianlagen August-Klingler-Areal | 4140 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude den nun vorliegenden Entwurf zum großen Teil aufgenommen: – Reduktion der Baukörper – Verschieben der Tiefgaragen-Zufahrt ans Ende der Gerhart-Hauptmann-Straße – Anpassen des Straßenquerschnitts August-Dosen - bach-Straße (zusätzliche Besucherstellplätze) Empfehlung April 2018 Die Weiterentwicklung des Wettbewerbsbeitrags zeigt eine Qualitätssteigerung in der städtebau- lichen Figur und bei den Freiräumen. Auch die dar- gestellten Grundrisse können überzeugen, zeigen im Südosten ein markanter Wohnturm mit elf Geschossen. Im Oktober 2014 wurde für das Plangebiet eine Mehrfachbeauftragung in Form einer Planungskon- kurrenz mit sechs geladenen Teilnehmern durch die VOLKSWOHNUNG GmbH ausgelobt. Die Jury hat im April 2015 den Entwurf von ASTOC zur Weiter- bearbeitung empfohlen. Das Ergebnis der Mehrfach- beauftragung wurde dem Planungsausschuss im Mai 2015 vorgestellt und im Juli 2015 der Öffent- lichkeit in einer Bürgerinformationsveranstaltung. Die in diesem Rahmen geäußerten Anregungen der Bürger*innen und Anwohner*innen wurden in Adresse Vereinsheim August-Klingler-Areal | 41 3 sie doch nahezu durchgängig sehr gut organisierte und orientierte Wohnungen sowie sinnvoll dimen- sionierte Loggien und Balkone. Leicht differierende Farben, Putzoberflächen unter- schiedlicher Körnung sowie abgesetzte Fenster- faschen bieten eine nachvollziehbare Grundlage für die Gestaltung der Fassaden. Das Regelwerk für die Anwendung dieser gestalterischen Elemente bedarf einer Konkretisierung. Der Gestaltungsbeirat dankt der Bauherrschaft und dem Architekten für die Vorstellung des spannen- den Projektes und wünscht für die Realisierung ein gutes Gelingen. […] Ausgangslage Städtebaulicher Rahmenplan August-Klingler-Areal | 4342 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Beispielgrundris Teilbereich 2 von Süden August-Klingler-Areal | 43 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 TEILBEREICH 2 VON NORDEN Seite 27 Teilbereich 2 von Norden 3 44 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 GLIEDERUNG DER LÄNGE FARBKONZEPT Seite 24 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 PRINZIPIEN KUBATUR Seite 22 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 PRINZIPIEN KUBATUR Seite 22 Fassadenfarbe- und Struktur Die Häuser erhalten Farben gem. des über- geordneten Farbkonzeptes. Die Höhe der Baukörper wird durch unterschiedliche Putzstrukturen gegliedert. Die Fenster reagieren in ihrer Lage auf diesen Struktur- wechsel. Die um die Fenster liegenden farblich abgesetzten Putzeinfassungen (Faschen) verstärken die ses Thema. Fensterformate Die Köpfe der Gebäude erhalten Brüstungs- fenster und Loggien mit massiven Brüs- tungen. Dadurch ist die Gebäudeform an den Köpfen stark ablesbar. Gleichzeitig sind die Räume an diesen exponierten Lagen besser vor Blicken geschützt. Auf den langen Seiten der Häuser und zwischen den ein- geschobenen Balkonen wird mit bodentiefen Fenstern gearbeitet. Bei schmalen Räumen wie Schlafzimmern wird so eine optimale Belichtung ermöglicht. Die Fenster haben un- terschiedliche, in 30 cm Schritten abge- stufte Breiten. 90 / 120 / 150 / 180. Zu den kräftigen Farben der Fassaden bieten die weißen Fenstereinfassungen einen starken Kontrast. Die Fensterrahmen und Öffnungs- flügel bekommen eine warme Farbgebung. Absturzsicherung Die Absturzsicherungen sind als pulverbe- schichtete Streckmetalle vorgesehen. Farbkonzept - Gliederung der Länge Prinzipien Kubatur August-Klingler-Areal | 45 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 FASSADE FARBKONZEPT MÖGLICHE FARBGEBUNGEN WARME OCKERTÖNE WEITERE MÖGLICHE FARBLINIE / GRÜNLICHE FARBGEBUNG CAPEROL HISTHOLIT / OXIDROT DUNKEL VEREINSHAUS CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 50 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 40 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 GÜNER JASPIS 40 GÜNER JASPIS 30 GÜNER JASPIS 20 Seite 25 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 FASSADE FARBKONZEPT MÖGLICHE FARBGEBUNGEN WARME OCKERTÖNE WEITERE MÖGLICHE FARBLINIE / GRÜNLICHE FARBGEBUNG CAPEROL HISTHOLIT / OXIDROT DUNKEL VEREINSHAUS CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 50 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 40 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 GÜNER JASPIS 40 GÜNER JASPIS 30 GÜNER JASPIS 20 Seite 25 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 FASSADE FARBKONZEPT MÖGLICHE FARBGEBUNGEN WARME OCKERTÖNE WEITERE MÖGLICHE FARBLINIE / GRÜNLICHE FARBGEBUNG CAPEROL HISTHOLIT / OXIDROT DUNKEL VEREINSHAUS CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 50 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 40 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 GÜNER JASPIS 40 GÜNER JASPIS 30 GÜNER JASPIS 20 Seite 25 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 FASSADE FARBKONZEPT MÖGLICHE FARBGEBUNGEN WARME OCKERTÖNE WEITERE MÖGLICHE FARBLINIE / GRÜNLICHE FARBGEBUNG CAPEROL HISTHOLIT / OXIDROT DUNKEL VEREINSHAUS CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 50 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 40 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 GÜNER JASPIS 40 GÜNER JASPIS 30 GÜNER JASPIS 20 Seite 25 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 FASSADE FARBKONZEPT MÖGLICHE FARBGEBUNGEN WARME OCKERTÖNE WEITERE MÖGLICHE FARBLINIE / GRÜNLICHE FARBGEBUNG CAPEROL HISTHOLIT / OXIDROT DUNKEL VEREINSHAUS CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 50 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 40 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 GÜNER JASPIS 40 GÜNER JASPIS 30 GÜNER JASPIS 20 Seite 25 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 FASSADE FARBKONZEPT MÖGLICHE FARBGEBUNGEN WARME OCKERTÖNE WEITERE MÖGLICHE FARBLINIE / GRÜNLICHE FARBGEBUNG CAPEROL HISTHOLIT / OXIDROT DUNKEL VEREINSHAUS CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 50 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 40 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 GÜNER JASPIS 40 GÜNER JASPIS 30 GÜNER JASPIS 20 Seite 25 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 FASSADE FARBKONZEPT MÖGLICHE FARBGEBUNGEN WARME OCKERTÖNE WEITERE MÖGLICHE FARBLINIE / GRÜNLICHE FARBGEBUNG CAPEROL HISTHOLIT / OXIDROT DUNKEL VEREINSHAUS CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 50 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 40 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 GÜNER JASPIS 40 GÜNER JASPIS 30 GÜNER JASPIS 20 Seite 25 VORSTELLUNG GESTALTUNGSBEIRAT 20.04.2018 FASSADE FARBKONZEPT MÖGLICHE FARBGEBUNGEN WARME OCKERTÖNE WEITERE MÖGLICHE FARBLINIE / GRÜNLICHE FARBGEBUNG CAPEROL HISTHOLIT / OXIDROT DUNKEL VEREINSHAUS CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 50 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 40 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 CAPEROL HISTHOLIT / UMBRA 30 GÜNER JASPIS 40 GÜNER JASPIS 30 GÜNER JASPIS 20 Seite 25 Fassadenausschnitte - Öffnungen 3 46 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Kleinseeäcker Quartiersentwicklung 4 BauortKleinseeäcker 12–14, OberreutBauherrin Volkswohnung GmbH, Karlsruhe Planverfasserin pesch partner architekten stadtplaner GmbH, Stuttgart Status Gestaltungsbeirat 11–2016, 03–2017 Fertigstellung geplant 2023 Empfehlung November 2016 Die neue Wohnbauentwicklung an der Woerishof- ferstrasse stellt sich der schwierigen Herausfor- derung, ein Wohnquartier zu entwickeln, das den umfangreichen Anforderungen des Lärmschutzes an diesem Standort gerecht wird. Die sehr detail- liert ausgearbeiteten Pläne zur Arrondierung des Stadtrandes, zu den angebotenen Wohnungs- typologien und zur Freiraumplanung zeigen deutlich die Zwänge, denen dieser Entwurf unter- liegt. Von Seiten des Gestaltungsbeirats wird empfohlen, zu überprüfen, inwieweit es gestalte- risch möglich ist, den geschlossenen Charakter der Wohnanlage durch die Aufnahme von Sicht- beziehungen beziehungsweise durch die Setzung von Hochpunkten zu durchbrechen. Der Gestal- tungsbeirat empfiehlt, eine interessante städtebau- liche Figur in der Höhenentwicklung zwischen vier und sechs Geschossen zu entwickeln, die mit der Anzahl der Wohnungen wirtschaftlich ab - bildbar ist. Gerade für die sensible Bauaufgabe des Wohnens ist ein offener Charakter des neuen Quartiers wünschenswert. Empfehlung März 2017 Für die Quartiersentwicklung Kleinseeäcker werden zwei Varianten in den Plänen und im Modell vor- gestellt, die den Anregungen des Gestaltungsbei- rats aus der vorangegangenen Sitzung folgen und unterschiedliche Höhenentwicklungen der Bau- Zum Projekt Im südöstlichen Bereich des Stadtteils Oberreut plant die Volkswohnung GmbH den Abbruch von vier bestehenden Wohngebäuden zugunsten einer neuen Wohnbauentwicklung mit gut 180 Wohn- einheiten, die über das Grundstück der Volks- wohnung hinausgeht und eine (Neu-)Bebauung entlang der Woerishofferstraße (städtisches Grund- stück) miteinbezieht. Die ursprüngliche städtebauliche Form des Bestands wird bei der Neuplanung verlassen und greift das westlich angrenzende Strukturkonzept auf, inter- pretiert jedoch die »Rundbögen« im Grundriss der Abschlussbaukörper je Straßenzug zum südlich angrenzenden Grünraum neu. Lage, Grundriss und Orientierung der Gebäude berücksichtigen die erheblichen Anforderungen an den Immissions- schutz auf dem Areal, aufgrund von Immissionsein- wirkungen der Bahn im Süden sowie von Gewer be im Norden und Nordosten des Plangebiets. Das Areal selbst bildet ein Scharnier zwischen west- lich gelegener drei- bis viergeschossiger Wohn- bebauung und nördlich sowie nordöstlich angren- zender gewerblicher Bebauung, die eine vier- geschossige Bauweise aufweist mit entsprechend größeren Geschoss- und damit Gebäudehöhen. Für die Bebauung der südlichen Grundstücke ist ein Bebauungsplan für die intendierte Nutzung zu entwickeln, für das nördliche, städtische Grund- stück ist eine Änderung des Planrechts erforderlich. Kleinseeäcker | 47 6 Wohnen Wohnen & Dienstleistungen Bildungseinrichtungen KleingärtenGewerbe Fußweg Struktur | Entwurf Ohne Maßstab Lageplan Kleinseeäcker | 4948 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude 21Typologie | Variante „Hof“ _ Südliche Bausteine (Dachgeschoss) Ohne Maßstab V IV positiv gesehen. Die Weiterentwicklung eines qua- lifizierten Freiflächenplans für den Innenhof, unter Berücksichtigung der notwendigen Nebenanlagen, und die Gestaltung der Vorzonen im Erdgeschoss werden besprochen. Der Gestaltungsbeirat lobt noch einmal die städte- bauliche Setzung und die hohe Qualität der Woh- nungsgrundrisse, die den erheblichen Anforderun- gen an den Immissionsschutz gerecht werden, und wünscht der Weiterentwicklung des Projekts viel Erfolg. Eine Wiedervorlage ist nicht notwendig. körper innerhalb des Ensembles aufzeigen. Wäh- rend die Variante »Quartier« eine ruhige Rahmung und Abgrenzung zur gewerblichen Nutzung vorsieht, gliedert die Variante »Hof« die Gebäude durch die Setzung einzelner Hochpunkte, die zugleich den Übergang zu ihrem Nachbargebäude markieren. Der Gestaltungsbeirat begrüßt die Variante »Hof«, bei der die städtebauliche Gliede- rung den südlichen Endpunkt der Woerishoffer- straße im Übergang zur Landschaft aufwertet und die Qualität des Innenhofs durch die überwiegend fünfgeschossige Bebauung gewinnt. Die angebo- tenen Dachterrassen werden als zusätzliches Ange- bot zur Differenzierung des Wohnungsgemenges Grundrisse OG Kleinseeäcker | 49 4 22Typologie | Variante „Hof“ _ Dachgeschossgrundriss Möblierter Grundriss(Quelle: pp aIs, 10.02.2017)Abbildungen ohne Maßstab Präsentation März 2017 - Ansichten, Grundriss und Schnitt Kleinseeäcker | 5150 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Variante Hof Kleinseeäcker | 51 4 Kleinseeäcker | 5352 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Variante Hof Kleinseeäcker | 53 4 54 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Am Fasanengarten Neubau Wohnbebauung 5 BauortAm Fasanengarten, Oststadt Bauherrin Hardtwaldsiedlung Karlsruhe eG Baugenossenschaft, Karlsruhe Planverfasser inen GERHARDT.stadtplaner. architekten, Karlsruhe; SNOW Landschaftsarchitekten Karlsruhe; archis Architekten + Ingenieure GmbH, Karlsruhe Status Gestaltungsbeirat 11–2015, 03–2017, 05–2017 Fertigstellung 2022 Empfehlung November 2015 Die Baugenossenschaft »Hardtwaldsiedlung Karls- ruhe eG« beabsichtigt im Quartier »Am Fasanen- garten« in der Karlsruher Oststadt zusätzlichen Wohnraum (54 WE) zu schaffen. Die blockrand- artige Siedlung wurde im Sinne einer Gartenstadt in mehreren Bauabschnitten im Zeitraum zwischen 1921 und 1935 errichtet und alle Wohnbauten im Quartier erfüllen in ihrer Sachgesamtheit gem. § 2 Denkmalschutzgesetz die Eigenschaften eines Kulturdenkmals. Teil dieser Sachgesamtheit sind neben den Wohngebäuden auch die Kleingarten- anlage im Inneren mit Einfriedungsmauern und Schuppen sowie ein historisches Garagengebäude. Geschützt sind jeweils die Substanz und das Erscheinungsbild. […] Der Gestaltungsbeirat begrüßt ausdrücklich eine sozialverträgliche Nachverdichtung in der Stadt und die Antwort auf den damit einhergehenden demografischen Wandel. Die vorgelegte Planung von GERHARDT.stadtplaner.architekten zeigt in vielen Punkten eine sensible Herangehensweise an diese interessante und zugleich schwierige Auf gabe. So setzen die Architekten dem nach Nor- den geöffneten und gefassten, dreigeschossigen Blockrand (mit zum Teil offener Bebauung) eine »Teppichartige Siedlung« aus solitären Wohn- gebäuden ins Innere der Gartenanlage und reagie- ren mit einem deutlichen Achtungsabstand auf die Denkmalbebauung. Die lockere zwei- bis Zum Projekt Die Hardtwaldsiedlung Karlsruhe eG möchte im Quartier »Am Fasanengarten«, das sich im Eigentum der Genossenschaft befindet, ihr Wohnungsan- gebot ergänzen. Die Bedeutung einer qualifizierten Nachverdichtung für die Genossenschaft ergibt sich aus der Tatsache, dass aktuell 8.000 Mitgliedern nur 2.000 Wohnungen im Bestand zur Verfügung stehen. Aufgrund der demografischen Veränder- ungen besteht darüber hinaus eine besondere Nach- frage nach barrierefreien Wohnungen, die im Wohnungsangebot der Genossenschaft nicht befrie- digt werden kann. Die geplante Neubebauung wird in der nördlichen Hälfte des Blockinnenbereichs angeordnet. Mit dem Vorhabenbezogenen Be - bauungsplan »Wohnen Am Fasanengarten, westlich der Parkstraße« wird das notwendige Planungs- recht geschaffen werden. Es handelt sich um ein Gebiet in der Oststadt, das im Blockinnenbereich zwischen den Straßen Am Fasanengarten, Parkstraße, Karl-Wilhelm-Straße und Emil-Gött-Straße liegt. Der Block ist bisher mit unterschiedlichen Gebäudetypologien an den Ost-, West- und Südseiten bebaut (drei- bis vierge- schossiger Geschosswohnungsbau und zweige- schossige Hausgruppen). Im Norden öffnet sich der Blockrand zu dem mit Bäumen bestandenen Stra- ßenraum am Fasanengarten. Am Fasanengarten | 55 Präsentation November 2015 Bebauungskonzept Innenentwicklungskonzept Am Fasanengarten | 5756 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude besser eingebunden werden. Die neuen, gestaf- felten Wohngebäude sollen zur Kompensation ein grünes Flachdach erhalten. […] Nach intensiver Diskussion steht die Denkmal- schutzbehörde dem Bauvorhaben grundsätzlich offen gegenüber, wünscht sich aber an dieser Stel- le größtmögliche Planungssorgfalt im Vorfeld zur Vermeidung von möglichen weiteren Präzedenzfäl- len. Die Planer des vorliegenden Projektes zeigen hier bereits jetzt eine sehr viel höhere Sensibilität. Der Gestaltungsbeirat schlägt für die weiteren Planungsschritte ein Modell vor, in dem die Kör- nung und Stellung der Gebäude, sowie die genaue Lage der Achse nochmals überprüft werden kann. Außerdem wäre hier die Einbindung des Bestandes der historischen Garage in einer alternativen Pla- nung darstellbar. Die Freiraumplanung könnte detaillierter ihren sehr positiven Ansatz gegenüber der Stadt und dem Denkmalamt deutlich machen. Die Gestaltung der einzelnen Häuser muss nun in weiteren Schritten abgestimmt und vom Beirat begleitet werden, da gerade die einheitliche bauliche Qualität im Inneren für dieses Vorhaben von besonderer Bedeutung ist. Die Einfachheit der Gebäude kann eine Nachhaltigkeit im doppel- ten Sinne unterstreichen. Empfehlung März 2017 Die vorgelegte neue Planung von GERHARDT.stadt- planer.architekten stellt zwei wesentliche Änderun- gen vor. Stadträumlich schließt nun die Planung den nörd- lichen Blockrand zur Straße »Am Fasanengarten« mit einem sogenannten Kopfgebäude ab, das neben einer Sozialstation mit Café auch altenge- rechtes »Betreutes Wohnen« aufnehmen soll. Grundsätzlich wird die hinzugefügte Nutzung als Antwort auf den damit einhergehenden demogra- fischen Wandel vom Gestaltungsbeirat begrüßt. Dass nun – anstelle von vorher zwei Gebäuden – eine Schließung des Blockrandes erfolgt, ist unter der Maßgabe einer hohen architektonischen Qualität vorstellbar. Das vorgestellte Kopfgebäude wirkt jedoch in seiner geometrischen und gestalterischen Ausfor- mulierung an dieser so wichtigen städtebaulichen Schnittstelle noch sehr heterogen. So können die dreigeschossige Bebauungsstruktur im nördlichen Teil des Baufeldes soll sich typologisch bewusst vom Denkmalbestand abheben und im Blockinne- ren mit einer sehr differenziert gestalteten Grün- raumplanung eine Aufwertung schaffen. Der Gestaltungsbeirat begrüßt ausdrücklich das Freihalten des südlichen Blockinneren und das Hin- zuziehen eines qualifizierten Freiflächenplaners. Positiv gesehen wird auch das Freihalten des Nord- randes von einer geschlossenen Bebauung und das Öffnen zum dortigen Grünraum und den Insti- tutsgebäuden hin; auch im Hinblick auf eine bes- sere Durchlüftung des Quartiers. Die neue Erschlie- ßung erfolgt in der Achse der Anlage mittels eines befahrbaren, differenziert gestalteten Wohnwe - ges mit Aufweitungen und Platzräumen, die eine hohe Wohn- und Aufenthaltsqualität versprechen. Der heutige Wirtschaftsweg wird östlich verlegt und wird sinnfällig in die neue Grünraumplanung integriert. Der heutige, heterogene und zum Teil ungenutzte Garagenhof aus den Sechzigern ein- schließlich des historischen Garagengebäudes wird in der vorliegenden Planung überbaut, zuguns- ten von mehr Wohngebäuden mit barrierefreiem Wohnangebot. Es wäre möglicherweise plane- risch zu prüfen, inwieweit das historische Gebäu- de als Kulturdenkmal erhalten werden kann, unter der Voraussetzung, dass eine geeignete Gemein- schaftsnutzung für die Bewohner untergebracht werden könnte. […] Nach Vorschlag der Planer soll die gesamte Anlage künftig autofrei gestaltet werden, was eine höhere Wohnqualität im Inneren schafft. Dazu wird als Ersatz und Neubedarf von Stellplätzen eine Tiefga- ra ge im Inneren angelegt. Der Vorschlag wird sehr positiv gesehen, die TG- Einfahrt am Quartiers- eingang überzeugt dagegen noch nicht und sollte überdacht werden. Zur Kompensation schlagen die Planer eine hoch- qualifizierte Grünraumplanung vor, die auf die zellenartige Kleingartenstruktur reagiert und die - se durch geeignete Maßnahmen (zum Beispiel Hecken etc.) wieder in ihrer historischen Textur ablesbar macht. Auch die Geräteschuppen inner- halb der Gärten könnten saniert werden. Hierzu wird noch ein detaillierter Vorschlag erwartet. Die Erschließungen sollen über Rasenflächen und was- sergebundene Decken in die Grünanlage Am Fasanengarten | 57 5 integriert. Dies wird von allen Teilnehmenden positiv aufgenommen. Der Gestaltungsbeirat regt an darüber nachzu- denken, ob nicht dieses historische Kulturdenkmal – als identitätsstiftender »umgebauter Hofladen« mit Verzehr – einen ganz neuen Charme und eine hohe Attraktivität ins Quartier bringen könnte. Hier könnten die Früchte des »urban gardening« aus dem Quartier in Eigeninitiative der Bewohner vermarktet werden. Das würde auch eine gemein- schaftliche, soziale Nachhaltigkeit im doppelten Sinne unterstreichen. Der Gestaltungsbeirat wünscht eine Wiedervorlage zur Klärung der noch offenen Punkte. Empfehlung Mai 2017 Die vorgelegte neue Planung von archis Architek- ten + Ingenieure GmbH nimmt die wesentlichen Kritikpunkte aus der vergangenen Sitzung auf und entwickelt das Projekt kontinuierlich weiter. So wird das Kopfgebäude nun in seiner Gliederung und Gesamtgestaltung harmonisiert. Das Staffel- geschoss rückt straßenseitig auf die Vorderkante der Fassade und wirkt somit eindeutiger in der Kubatur. Die dadurch entstehende höhere Baukör- perhöhe kann aus Sicht des Gestaltungsbeirats baurechtlich toleriert werden, da diese zur Ver- besserung beiträgt. Auch die Durchgänge und die Eingangssituation von Cafe und Sozialstation wurden nun attraktiver platziert und großzügiger gestaltet. Die angehängte Fluchttreppe auf der giebelständigen Westseite kann noch nicht überzeugen und sollte architektonisch in die Gesamtgestaltung einbezogen werden. Gegebenen- falls kann hier auch die angedachte Müllsammel- stelle baulich mit integriert werden. Die Fassadenge- staltung sollte noch harmonisiert werden. So wirkt der Laubengang mit seinen horizontalen Bän- dern noch wie aus der Zeit gefallen. Dieser könnte noch stringenter dem vorhandenen Prinzip der vertikalen Lochfassade (zum Beispiel FE/FET + Laden) folgen, um das Gesamtbild zu harmonisieren. Die Farbgestaltung (Putz) in Erdtönen ist gut vorstellbar und sollte mit der Stadt Karlsruhe mit- tels einer Bemusterung abgestimmt werden. vielen Rücksprünge, Anbauten und die vielschich- tige Materialwahl sowie die massive Gebäudehöhe (III + Staffelgeschoss) noch nicht überzeugen. Die Einfahrt zur Tiefgarage, daneben der Haupteingang ins Gebäude, der fußläufige Durchgang ins Innere des Quartiers wirken als Adressbildung wenig einladend und sollten als »attraktives Entrée« über- arbeitet werden. Ebenso wären die Freiflächen der Sozialeinrichtung (Café) in Bezug auf Beson- nung und Lage zu klären. Der Gestaltungsbeirat wünscht sich hier eine klare und einfache Gebäudetypologie für das Kopfge- bäude, das eine angemessene Adressbildung reprä- sentiert und sich auch selbstbewusst in ruhiger und einfacher Sprache, ohne aufdringlich zu sein, gegenüber der Denkmalbebauung behaupten kann. Eine architektonische Auseinandersetzung mit dem ortstypischen »Thema Dach« aus der angrenzenden Denkmalbebauung könnte alterna- tiv ebenfalls untersucht werden. Die zwei- bis dreigeschossige Bebauungsstruktur im Blockinneren kann in der weiteren differenzierten Überarbeitung hinsichtlich der Gestaltung und Materialwahl noch nicht ganz überzeugen. So wirkt sich im Besonderen auch die starke Betonung des Mittelrisalites bei solch kleinen Kubaturen eher negativ auf die Gestaltung aus. Es könnte über Loggien anstatt Balkone nachgedacht werden, um eher die Geometrie zu betonen. Gerade die ein- heitliche bauliche Qualität im Inneren mit wenigen gezielten Materialien und einfachen Details ist für dieses Vorhaben von besonderer Bedeutung. Das Freiflächenkonzept schafft eine sehr differen- ziert gestaltete Grünraumplanung als Aufwertung, diese sollte jedoch noch in einem weiteren Termin (Gestaltungsbeirat) im Hinblick auf Wege, Frei- flächenqualitäten, Erschließung, Feuerwehrzufahr ten und Müllentsorgung konkretisiert und eben falls vorgestellt werden. Dabei ist auf eine ausreichende Anzahl der Müllbehälter je Wohneinheit zu achten und eine Kumulation an nur wenigen Stellen sollte vermieden werden. Der heutige Garagenhof einschließlich der histori- schen Garagengebäude wird in der nun vorliegen- den Planung zu großen Teilen erhalten, rückgebaut und in Abstimmung mit dem Denkmalamt saniert und für Lager- oder Fahrradstellplätze ins Konzept Am Fasanengarten | 5958 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohngebäude Die Gestaltung der punktförmigen Wohnhäuser im Blockinneren ist ebenfalls durch die Reduktion und Einheitlichkeit des Materials in der Erscheinung nun stimmiger. Die sehr starke Betonung einer Vorder- und Rückseite und die vertikale Teilung der Fassade durch die Betonung eines Mittelrisalites (hier Treppenhaus) sollte nach wie vor vermieden werden. Vielmehr sollte das Prinzip des vertikalen Fensters im Wechselspiel der Lochfassaden – kon- sequent durchgehalten werden. Die liegenden Fenster (Bäder) könnten gegebenenfalls auch über »Gitterstrukturen« in das monolithische Fassaden- bild integriert werden. Das noch fehlende Freiflächenkonzept sollte mit der Stadt Karlsruhe rechtzeitig abgestimmt werden, da dies zum Gelingen des Gesamtprojek- tes wesentlich beiträgt. Wir wünschen den Planern bei der weiteren Bear- beitung unter Beachtung der vom Gestaltungsbei- rat angeregten Kritikpunkte viel Erfolg. […] Präsentation Mai 2017 – Ansichten und Lageplan Am Fasanengarten | 59 5 60 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Karlstraße 26 6 BauortKarlstraße 26, Innenstadt-West Bauherrin GIG Gesellschaft für Immobilien - projektierung und Grundstücks- entwicklung mbH, Karlsruhe Planverfasser in ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH, Köln Status Gestaltungsbeirat 11–2015 Fertigstellung geplant 2022 Das Konzept ist überaus sorgfältig ausgearbeitet und vorgetragen. Durch den Gestaltungsbeirat wird insbesondere die Ausbildung der Fassaden und der komplexen Grundrisse positiv hervorgehoben. Auch den rückwärtigen Gebäudeteilen sowie der Ausbildung der Grünflächen wird hohe Bedeu- tung bei der Vermarktung zukommen; dies sollte beachtet werden. Die vorgestellten Änderungen zur Bauvoranfrage werden vom Gestaltungsbeirat begrüßt und unter- stützt. Die Ausbildung der Vorderhausfassade kann sehr gut zwischen den unterschiedlichen Nach- bargebäuden vermitteln. Die Balkone im Innen- bereich sind gut denkbar, die leichte Überhöhung des obersten Geschosses in die Tiefe des Blocks ist aus gestalterischer und funktionaler Sicht sinn- voll. Um in der inneren Stadt eine hohe Wohn- qualität durchzusetzen, muss eine hohe architekto- nische Qualität vorausgesetzt werden, die in dem vorliegenden Konzept gegeben ist. Zum Projekt Geplant ist ein Wohn- und Geschäftshaus auf einem schmalen, weit in die Tiefe des Blocks reichenden Grundstück. In den unteren Geschossen und zur Karlstraße hin sind Gewerbeflächen und Parkierung angeordnet. Der überwiegende Teil des Projek- tes dient dem Wohnen (13 Wohnenheiten unter- schiedlicher Größe). Das Vorhaben füllt eine Baulücke in der, an dieser Stelle mit ca. fünfgeschossigen Gebäuden ge - schlossen bebauten Karlstraße. Die Straßenfassa de ist nur ca.12 m breit und wird zwischen die Nach- bargebäude mit einer, in den Obergeschossen aus gelbem Sandstein gebauten, neobarocken Werk- steinfassade und einer aluminiumverkleideten Fassade mit durchgängigen Fensterbändern einge- fügt. Das fast 70 m tiefe Grundstück ist größten- teils von mitunter sehr hohen Brandwänden umge- ben, an die das neue Gebäude in unterschiedlicher Weise anschließt. Empfehlung November 2015 Das schwierige, sehr schmale und tiefe Grund - stück soll mit einer eher traditionellen Blockinnen- bebauung mit heutigen Mitteln bebaut werden. In die ser zentralen Innenstadtlage ist eine solche Verdichtung zu begrüßen; eine Bauvoranfrage wurde bereits positiv beschieden. Karlstraße 26 | 61 Perspektive Karlsstraße Karlstraße 26 | 6362 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser sChnItt InnenhoF N Entwurfsverfasser Planstand Maria- Hilf Str. 15, D- 50677 Köln Fon +49 (0)221 2718060 Fax +49 (0)221 3100833 www.astoc.de info@astoc.de Projekt ASTOC GmbH & Co. KG 1406 BIM Server: Osiris - BIM Server 18/1406_Karlstrasse 26 Lage Bauherr Maßstab: Plangröße mm: Plannummer (Projektnummer-Planer-LPH-Bauteil-Planart-Nummer-Index) 1406b_ARC_02_00_SC_102_VA Planinhalt FreigabeDatum erstellt /Kürzel Datum geänd. /Kürzel Lage Vorentwurf Karlstraße 1:200 A3 GIG mbH Ohiostraße 13 Karlsruhe D-76149 Tel: +49 (0)721 35230170 Fax: +49 (0)721 35230160 Schnitt B-B 10.11.2015 3 ,0 0 3 ,5 0 3 ,2 0 3 ,2 0 3 ,2 0 3 ,3 2 4 ,4 7 2 ,9 0 5 0 8 0 1 ,9 0 1 ,3 0 1 ,9 0 9 0 2 ,5 0 3 ,9 3 2 ,9 9 1 ,2 7 2 0 ,8 9 -3,75 1 22 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 7 0 6 0 1 5 2 ,6 0 2 5 1 5 2 ,8 5 1 3 1 2 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 3 0 2 ,5 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 2 7 3 ,5 0 2 5 7 2 -3,00 ±0,00 +3,50 +6,70 +9,90 +13,10 +16,42 +20,89 6 0 1 5 2 ,6 0 2 5 1 5 2 ,8 5 1 3 1 2 4 0 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,6 8 2 5 2 5 2 ,8 2 2 5 1 5 2 ,6 8 1 2 2 5 2 7 3 ,5 0 2 5 7 2 1 6 ,6 3 4 ,2 6 +7,70 +9,90 +10,80 +13,10 +14,00 +4,40 +7,60 +10,80 +14,00 +16,85 Wohnen Wohnen Büro Büro Wohnen Wohnen Wohnen Wohnen Wohnen 3 ,3 5 3 ,2 0 3 ,2 0 3 ,2 0 3 ,2 0 7 0 ±0,00 +3,50 +6,70 +9,90 +13,10 +16,85 ±0,00 +2,60 +4,40 +7,60 +10,80 +14,00 +16,85 Durchfahrt Fahrräder Garten grunDrIsse erDgesChoss N Entwurfsverfasser Planstand Maria- Hilf Str. 15, D- 50677 Köln Fon +49 (0)221 2718060 Fax +49 (0)221 3100833 www.astoc.de info@astoc.de Projekt ASTOC GmbH & Co. KG 1406 BIM Server: Osiris - BIM Server 18/1406_Karlstrasse 26 Lage Bauherr Maßstab: Plangröße mm: Plannummer (Projektnummer-Planer-LPH-Bauteil-Planart-Nummer-Index) 1406b_ARC_02_00_GR_000_VA Planinhalt FreigabeDatum erstellt /Kürzel Datum geänd. /Kürzel Lage Vorentwurf Karlstraße 1:200 A3 GIG mbH Ohiostraße 13 Karlsruhe D-76149 Tel: +49 (0)721 35230170 Fax: +49 (0)721 35230160 Grundriss Erdgeschoss 09.11.2015 17 x 27 x 175 20 x 27 x 175 S B D S B D S B DS B D S B D S BD L BD L B D L D D 1 1 ,4 1 13,275 12,38 16,255 16,15 13,53 58,06 12,135 12,38 16,255 16,15 9,965 56,915 52,45 m2 46,75 m2 Spielfläche Garten T30RS R S Fahrräder (26 St.) Fahrräder (12 Stk.) Wohnung 0.B.1 84 m² Klingelanlage Tor T 3 0 R S H K V /E U V V o rd a c h Schlafen 14,55 m2 Entree 5,40 m2 Gewerbe Einheit 0.1 52,70 m2 TRH B 12,55 m2 Schleuse 5,45 m2 TRH A 23,00 m2 Bad 9,55 m2 Foyer B 14,45 m2 Müll / Wertstoff 27,40 m2 Wohnen 28,30 m2 Kochen 14,05 m2 17 x 27 x 175 20 x 27 x 175 S BD 06 05 04 03 02 01 Terrasse 50%: 13,10 m2 S DD S DD n grunDrIsse 1. obergesChoss N Entwurfsverfasser Planstand Maria- Hilf Str. 15, D- 50677 Köln Fon +49 (0)221 2718060 Fax +49 (0)221 3100833 www.astoc.de info@astoc.de Projekt ASTOC GmbH & Co. KG 1406 BIM Server: Osiris - BIM Server 18/1406_Karlstrasse 26 Lage Bauherr Maßstab: Plangröße mm: Plannummer (Projektnummer-Planer-LPH-Bauteil-Planart-Nummer-Index) 1406b_ARC_02_00_GR_001_VA Planinhalt FreigabeDatum erstellt /Kürzel Datum geänd. /Kürzel Lage Vorentwurf Karlstraße 1:200 A3 GIG mbH Ohiostraße 13 Karlsruhe D-76149 Tel: +49 (0)721 35230170 Fax: +49 (0)721 35230160 Grundriss 1. Obergeschoss 09.11.2015 18 x 27 x 18 S B D L B D L B D S B DS B D S BD L BD L B D L B D 1 1 ,4 1 12,135 22,78 22,00 9,965 56,915 10,88 2,65 58,06 R S T30RST30RS T 3 0 R S BRH = 1,20m Wohnung 1.B.1 77 m² Wohnung 1.B.2 65 m² T 3 0 R S 2 . R e tt u n g s w e g TeekücheBüro Konferenz Büro KonferenzBüro Garderobe T30RS H K V /E U V H K V /E U V Büro Büro WC DWC H Schlafen 14,85 m2 Entree 6,90 m2 Schlafen 13,65 m2 Entree 8,30 m2 Bad 9,60 m2 Bad 8,90 m2 Gewerbe Einheit 1.1 258,50 m2 TRH A 6,15 m2 TRH B 12,55 m2 Wohnen/Kochen 41,25 m2 Wohnen/Kochen 30,15 m2 Balkon 50%: 4,30 m2 Balkon 50%: 5,20 m2 Schleuse 5,45 m2 Laubengang 23,65 m2 18 x 27 x 18 S BD S BD n Grundriss EG Schnitt Grundriss 1. OG Karlstraße 26 | 63 6 sChnItt InnenhoF N Entwurfsverfasser Planstand Maria- Hilf Str. 15, D- 50677 Köln Fon +49 (0)221 2718060 Fax +49 (0)221 3100833 www.astoc.de info@astoc.de Projekt ASTOC GmbH & Co. KG 1406 BIM Server: Osiris - BIM Server 18/1406_Karlstrasse 26 Lage Bauherr Maßstab: Plangröße mm: Plannummer (Projektnummer-Planer-LPH-Bauteil-Planart-Nummer-Index) 1406b_ARC_02_00_SC_102_VA Planinhalt FreigabeDatum erstellt /Kürzel Datum geänd. /Kürzel Lage Vorentwurf Karlstraße 1:200 A3 GIG mbH Ohiostraße 13 Karlsruhe D-76149 Tel: +49 (0)721 35230170 Fax: +49 (0)721 35230160 Schnitt B-B 10.11.2015 3 ,0 0 3 ,5 0 3 ,2 0 3 ,2 0 3 ,2 0 3 ,3 2 4 ,4 7 2 ,9 0 5 0 8 0 1 ,9 0 1 ,3 0 1 ,9 0 9 0 2 ,5 0 3 ,9 3 2 ,9 9 1 ,2 7 2 0 ,8 9 -3,75 1 22 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 7 0 6 0 1 5 2 ,6 0 2 5 1 5 2 ,8 5 1 3 1 2 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 1 5 3 0 2 ,5 0 2 5 1 5 2 ,8 0 2 5 2 7 3 ,5 0 2 5 7 2 -3,00 ±0,00 +3,50 +6,70 +9,90 +13,10 +16,42 +20,89 6 0 1 5 2 ,6 0 2 5 1 5 2 ,8 5 1 3 1 2 4 0 2 ,8 0 2 5 1 5 2 ,6 8 2 5 2 5 2 ,8 2 2 5 1 5 2 ,6 8 1 2 2 5 2 7 3 ,5 0 2 5 7 2 1 6 ,6 3 4 ,2 6 +7,70 +9,90 +10,80 +13,10 +14,00 +4,40 +7,60 +10,80 +14,00 +16,85 Wohnen Wohnen Büro Büro Wohnen Wohnen Wohnen Wohnen Wohnen 3 ,3 5 3 ,2 0 3 ,2 0 3 ,2 0 3 ,2 0 7 0 ±0,00 +3,50 +6,70 +9,90 +13,10 +16,85 ±0,00 +2,60 +4,40 +7,60 +10,80 +14,00 +16,85 Durchfahrt Fahrräder Garten Karlstraße 26 | 6564 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Perspektive und Ansicht Karlstraße 26 | 65 N Entwurfsverfasser Planstand Maria- Hilf Str. 15, D- 50677 Köln Fon +49 (0)221 2718060 Fax +49 (0)221 3100833 www.astoc.de info@astoc.de Projekt ASTOC GmbH & Co. KG 1406 BIM Server: Osiris - BIM Server 18/1406_Karlstrasse 26 Lage Bauherr Maßstab: Plangröße mm: Plannummer (Projektnummer-Planer-LPH-Bauteil-Planart-Nummer-Index) 1406b_ARC_02_00_AN_201_VA Planinhalt FreigabeDatum erstellt /Kürzel Datum geänd. /Kürzel Lage Vorentwurf Karlstraße 1:100 A3 GIG mbH Ohiostraße 13 Karlsruhe D-76149 Tel: +49 (0)721 35230170 Fax: +49 (0)721 35230160 Ansicht Karlstraße 06.11.2015 6 66 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Saturn-Fassade Kaiserstraße 146 7 BauortKaiserstraße 146, Innenstadt-West Bauherrin Kanzlei Wangler, Kriegstraße 133, 76135 Karlsruhe Planverfasser volksbau architekten, Karlsruhe Status Gestaltungsbeirat 09–2020, 11–2020 Fertigstellung geplant 2022 lichen Hauptpost, heute Postgalerie. Das Gebäude besetzt die prominente Nordost-Ecklage der Haupt- achsen Kaiserstraße und Karlstraße. Im weiteren Verlauf der Karlstraße nach Norden liegen die Kultur- denkmale von besonderer Bedeutung Prinz Max Palais (Josef Durm) und Staatliche Münze (Friedrich Weinbrenner). Empfehlung September 2020 Das Projekt hat eine lange Geschichte und wurde in der Vergangenheit vom Gestaltungsbeirat mehr- fach besprochen. Die aktuelle Fassung berücksich- tigt die Anmerkungen zu früheren Projekten, insbesondere die Bewahrung der Arkaden und des ursprünglichen Baukörpers. Die Erhaltung der Bausubstanz wurde von dem neuen Gestaltungs- beirat positiv aufgenommen. Mit seiner Ansiedelung am Europaplatz, in Nord- ost-Ecklage der Hauptachsen Kaiserstraße und Karlstraße, handelt es sich um ein für die Stadtstruk- tur wichtiges Gebäude. Die mächtigen Dimensi- onen treten in Resonanz mit denen anderer pro mi - nenter Gebäude und Kulturdenkmäler der Stadt- struktur, wie zum Beispiel der gegenüberliegenden ehemaligen kaiserlichen Hauptpost, heute Post- galerie. Die Variante, die in der Sitzung vorgestellt worden ist, findet nicht die Zustimmung des Gestaltungs- beirats. Durch die unterschiedliche Behandlung der Zum Projekt Die ursprünglich als »Kaufhaus Schneider« am Europaplatz erbaute Immobilie wurde mehrfach umgebaut und zwischenzeitlich von »Breunin- ger« und zuletzt von »Saturn« für Handelszwecke genutzt. Saturn ist dort 2021 ausgezogen. Eine Nachvermietung der bestehenden Flächen ist am derzeitigen Immobilienmarkt unwahrscheinlich, weswegen ein alternatives Nutzungskonzept zu erstellen und bauliche Veränderungen vorzu- nehmen sind. Im Rahmen eines Gespräches unter Beteiligung des beauftragten Architekten, der Wirtschaftsför- derung, des Amtes für Stadtentwicklung und des Stadtplanungsamtes, wurde ein erster Entwurf vorgestellt, der folgende Themen zum Inhalt hatte: 1. Belichtung ab dem 2.OG 2. Fassadenöffnungen 3. Vorziehen des Erdgeschosses bis zur Platzkante/ Schließung der Arkaden Das Objekt wurde in den Jahren 2007–2010 um - fänglich im Gestaltungsbeirat behandelt. Der Gestaltungsbeirat hat seinerzeit davon abgeraten, die Arkaden am Europaplatz aufzugeben bzw. einzuschränken. Das Grundstück liegt in der zentralen Innenstadt am Europaplatz gegenüber der ehemals kaiser- ANSICHT KAISERSTRAßE Saturn-Fassade | 67 Stadt Karlsruhe CenterCourt am Europaplatz Gestaltungsbeirat 13. November 2020 9Ansicht _ Karlstraße Fassadenvariante aus der Vorinformation zur ersten Präsentation im September 2020 Präsentation September 2020 Ansicht Kaiserstraße Präsentation November 2020 Ansicht Karlstraße Saturn-Fassade | 6968 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser die auch für das neue Projekt empfohlen wird. Der Gestaltungsbeirat dankt für die Vorstellung des für die Stadt so wichtigen Projektes und bittet um eine Wiedervorlage. Empfehlung November 2020 Bei dem Projekt handelt es sich um eine Wiedervor- lage. Die Überar beitung weist deutliche Verbes- serungen auf, etwa die Behandlung der Öffnungen im Erdgeschoss oder bei der Schaffung eines echten Halbgeschosses, in das die Beschilderung integriert werden kann. Dennoch scheint der Ent - wurf zwischen zwei Varianten zu zögern: der fragmentierten Architektur des Ursprungsbaus aus den 50er Jahren auf der einen Seite, und einer einheitlichen Architektur im Stil der umliegenden Bestandsbauten auf der anderen Seite. Der Gestaltungsbeirat ist überzeugt, dass die zweite Lösung die bessere ist: – einheitliche Baukörper, die Ruhe ausstrahlen – ein einziges Material, eine einzige Farbe – ein einziger Fenstertypus, der seriell angewen- det werden sollte. Der Gestaltungsbeirat regt an, die Fassadenvariante aus der Vorinformation zur ersten Präsentation am 25. September 2020 weiter zu verfolgen. Vorteil dieser Variante ist, dass das Gebäude auf alle Stra- ßenräume gleichermaßen eingeht und keine Rückseiten aufbaut. Durch die sich wiederholenden Fensterformate und ein einheitliches Material tritt das Gebäude wertig in Erscheinung. Es wirkt ruhig, harmonisch, zurückhaltend und kraftvoll zugleich. Der Beirat verweist auf die Stellungnahme aus der ersten Sitzung und bittet um eine erneute Vorlage nach erfolgter Überarbeitung. Anmerkung der Redaktion: Eine erneute Präsen- tation im Gestaltungsbeirat erfolgte nicht. Im Rahmen der Vorbereitung dieser Broschüre haben volksbau architekten diesen auf der folgenden Doppelseite abgebildeten Planstand gesendet, in dem die Empfehlungen des Gestaltungs beirats positiv weiterentwickelt wurden. Gebäudeoberflächen wird das Volumen des Gebäu- des beliebig unterteilt und verliert damit an Aus- druckskraft. Die vor der Sitzung verteilte Präsentation (Vorinfor- mation) schlägt eine einheitliche Behandlung sämtlicher Baukörper vor. Diese Variante wird vom Beirat bevorzugt, weil sie dem Gebäude eine hoch- wertige Note ver leiht und einen harmonischen Dialog mit den umliegenden Bestandsbauten herstellt. Ein einziger Fenstertyp für den Gesamt- komplex, der im Stil auf die Postgalerie verweist, ist ein guter Ausgangs punkt für weitere Überlegun- gen. Das Ganze würde dann einheitlich wirken und Ruhe ausstrahlen. Einige Stellen müssten über dacht werden, um die Einheitlichkeit noch zu stärken. Die Öffnungen im Erdgeschoss könnten groß- zügiger bemessen sein, um eine echte Kontinuität zwischen Außen- und Innenbereich zu schaffen und somit für mehr Belebung von der Straße her zu sorgen. Positiv bewertet wurde auch, dass die Beschilderung in das Fassadendesign integriert ist und nicht über das Erdgeschoss hinausgeht. Der Umweltaspekt wird im vorliegenden Projekt durch die Begrünung von Fassadenteilen bedient. Der Gestaltungsbeirat begrüßt, dass sich das Projekt mit dem Umweltaspekt auseinandersetzt, findet jedoch, dass dieser seinen Ausdruck nicht in der Fassadenoptik, sondern eher über Dach be- grünung oder Gebäudehüllentechnik finden sollte; die Fassade sollte ihre Natursteinoptik beibe hal - ten. Das Fassadenmaterial muss Kontinuität im Ver gleich zu den anderen wichtigen Gebäuden des Standorts aufweisen: Es wird daher empfohlen, sich auf ein einziges Material und eine einzige Farbe für den gesamten Gebäudekomplex zu beschränken. Vorstellbar ist allerdings auch, sich an den Fotos und dem Grundriss des Originalgebäudes aus dem Jahr 1954 zu orientieren. Darin behauptet sich der Turm durch die Lösung der Fassaden öffnungen als eigenständiges Element. Das oberste Stock - werk des Turms ist nach hinten versetzt und wirkt wie eine Krone für diesen Gesamtkomplex, der den Stadtraum der Kreuzung von Kaiserstraße und Karlstraße mitprägt. Man erkennt hier auch die Betonung eines Zwischenstockwerks, das den Bezug des Gebäudes zur Straße verstärkt. Bemerkens - wert ist die große Raffinesse bei den Detaillösungen, Saturn-Fassade | 69 7Stadt Karlsruhe CenterCourt am Europaplatz Gestaltungsbeirat 13. November 2020 13Perspektive _ Kaiserstraße / Ecke EuropaplatzPerspektive Kaiserstraße / Europaplatz Präsentation November 2020 Stadt Karlsruhe CenterCourt am Europaplatz Gestaltungsbeirat 13. November 2020 15Perspektive _ U-Bahn Aufgang Saturn-Fassade | 7170 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Weiterentwicklung der Fassaden entsprechend der Empfehlungen November 2020 Saturn-Fassade | 71 7 72 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Sanierung Kronenstraße 24 8 BauortKronenstraße 24, Innenstadt-Ost Bauherrin Volkswohnung GmbH, Karlsruhe Planverfasser Thomas Fabrinsky Architekt BDA, Karlsruhe Status Gestaltungsbeirat 09–2018 Fertigstellung geplant 2025 Die Sockelzone des Bestandsgebäudes ist etwas zu niedrig und wirkt gedrungen. Der Gestaltungs- beirat empfiehlt die höher liegende Sockellinie der beiden Nachbargebäude in der weiteren Gestal- tung zu berücksichtigen, um die Erdgeschosszone optisch zu überhöhen. Der Gestaltungsbeirat begrüßt die Absicht der Verfasser dem Haus mehr Massivität zu geben. Um den Eindruck eines Wohngebäudes zu unter- streichen sollten die Fensterformate stehend aus- gebildet werden. Da sich die Geschossigkeit des Bestandsbaus von seiner Nachbarschaft unter- scheidet, sollte der »Gebäuderahmen« ausreichend breit bleiben. Bei der dem Beirat vorliegenden Planung erschien dieser noch zu schmal. Die Beto- nung der Fenstertiefe durch ein Kupferblech in der Fensterlaibung wird begrüßt. Ob die Laibungen allerdings über die Gebäudeflucht geführt wer - den müssen, sollte in Kenntnis der dekorreichen Nachbarschaftsfassaden nochmals kritisch hin- terfragt werden. Ein monolithisches Erscheinungs- bild des Volkswohnungsbaus könnte hier ein wohl tuen der Kontrast sein. Hofseite: Die Verfasser schlagen auf der Hofseite eine dem Gebäude vorgelagerte Balkonkonstruktion in Stahlbau vor. Der etwa mittig gelegene Treppen- turm soll nochmals farbig abgesetzt werden. Zum Projekt Die Volkswohnung beabsichtigt das in Ihrem Gebäu- debestand befindliche Wohn- und Geschäfts- haus grundlegend zu sanieren, es im rückwärtigen Bereich mit Balkonen auszustatten, eine Photo- voltaikanlage auf dem Dach zu errichten und die mit Faserzementplatten verschindelte Fassade voll- ständig zu erneuern. Das Grundstück liegt an der südwestlichen Ecke Kaiserstraße/Kronenstraße an exponierter Stelle. Westlich schließt das historistische Wohn- und Geschäftshaus Kaiserstraße 97 mit seiner gelben Sandsteinfassade und südlich das im Neo- renaissancestil erbaute Wohn- und Geschäfts - haus Zähringerstraße 72 (gelber Sandstein mit Klinkerausmauerungen) an. Beide Gebäude sind Kulturdenkmale. Empfehlung September 2018 […] Straßenseite: Bei der Ortsbesichtigung wird durch den Gestal- tungsbeirat festgehalten, dass das Bestands- gebäude keine Unterteilung in einen »Turm-« und »Flachbau« benötigt und es dem Gesamten sem- ble der Straßen guttut, beide Gebäudeteile als ein Volumen zu denken. Sanierung Kronenstraße 24 | 73 BV Kronenstraße 24 | VOLKSWOHNUNG | 14.09.2018 | Seite 3 17.07.2018 | Seite 3 Bestandsfoto | Kaiserstraße Bestandsfoto | Kaiserstraße Blick Richtung Kronenstraße BV Kronenstraße 24 | VOLKSWOHNUNG | 14.09.2018 | Seite 10 17.07.2018 | Seite 10 Ansicht Kronenstraße und Kaiserstraße | Bestand Kronenstraße Kaiserstraße BV Kronenstraße 24 | VOLKSWOHNUNG | 14.09.2018 | Seite 11 17.07.2018 | Seite 11 Ansicht Kronenstraße und Kaiserstraße | Planung Kronenstraße Kaiserstraße Kaiserstraße, Blick Kronenstraße Kronenstraße, Blick Richtung Kaiserstraße Kronenstraße und Kaiserstraße Ansicht Bestand Ansicht Planung Sanierung Kronenstraße 24 | 7574 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Der Gestaltungsbeirat regt an, das Gebäude auch auf der Hofseite als einen monolithischen Block zu betrachten und auf additive Elemente eher zu verzichten. Die Balkone könnten als Volumen- einschnitte gestaltet werden. Der Gestaltungsbeirat freut sich über die qualitative Aufwertung des Bestandsbaus durch die Fas sa - den sanierung und sieht keine Notwendigkeit für eine Wiedervorlage des Vorhabens. Grundriss Regelgeschoss Sanierung Kronenstraße 24 | 75 8 Visualisierung, Fassade nach Sanierung 76 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Peek & Cloppenburg Kaiserstraße 9 BauortKaiserstraße, Lammstraße 4, Zirkel, Innenstadt-West Bauherrin Horn Grundbesitz KG im Auftrag der Naxos Grundbesitz KG, Düsseldorf Planverfasserin Kleihues + Kleihues Gesellschaft von Architekten, Münster Status Gestaltungsbeirat 07–2019, 10–2022 Fertigstellung, geplant 2024 detaillierter Unterlagen, sowie eines Modells am 13. November 2020 statt. Das Projekt wurde weitest- gehend positiv beurteilt. Eine Wiedervorlage wurde nicht als nötig erachtet. Anmerkungen wur- den zur Erscheinung der Erdgeschosszone in der Kaiserstraße gemacht. Im Zusammenhang mit der gemeinderätlichen Diskussion in der 41. Plenarsitzung des Gemeinde- rats am 26. Juli 2022 zum Eintritt ins Bebau- ungsplanverfahren wurden verschiedene, auch ge - stalterische Fragen gestellt, die zu einer erneuten Beratung des Projekts im Gestaltungsbeirat am 14. Oktober 2022 führten. Explizit wurden der Wunsch nach Begrünung der Fassaden geäußert, sowie, mit Blick auf die als sehr positiv empfundene Fassadengestaltung des Bestandsgebäudes, der Wunsch ein ähnlich zeichenhaftes, sich weiter öffnendes Gebäude auch in der Zukunft an dieser Stelle zu haben. Ein weiterer Schwerpunkt der Diskussion sind ökologische Aspekte. Empfehlung November 2020 Neubau Hotel- und Geschäftshaus Der Gestaltungsbeirat begrüßt die sehr guten Un - terlagen und die Vorlage eines durchgearbeiteten Modells zur Beurteilung der Bauaufgabe. Die städtebauliche Situation mit einer Schließung der jeweiligen Raumkanten ist bei dem innerstädti- Zum Projekt Das Kaufhaus Peek & Cloppenburg an der Ecke Kaiserstraße/Lammstraße einschließlich dem zu gehörigen Parkhaus an der Ecke Zirkel / Ritterstra- ße soll abgebrochen und durch einen Neubau als mischgenutztes Geschäftshaus ersetzt werden. Das Grundstück befindet sich in zentraler Innen- stadtlage und bildet den östlichen und nördlichen Blockrand Kaiserstraße / Lammstraße / Zirkel / Ritter- straße. Gegenüber der südlichen Fassade liegt das an dieser Stelle ortsbildprägende Kaufhaus Karstadt, dessen Fassade denkmalgeschützt ist. Die Nordseite des Zirkels ist geprägt von ehemaligen Verwaltungsbauten der Residenzzeit bzw. deren Wie deraufbauten, die heute überwiegend von der Landesbank Baden-Württemberg oder der Uni- versität genutzt werden und ebenfalls Kulturdenk- mal sind. Es gelten die Bebauungspläne Nr. 277 »Kaiserstra- ße« (1963) und Nr. 614 »Nutzungsarten« (1985). Planungsrechtlich handelt es sich um ein Kerngebiet. Das Projekt wird im Wege eines vorhabenbezoge- nen Bebauungsplans entwickelt. Eine Vorläuferplanung wurde dem Gestaltungsbei- rat am 5. Juli 2019 vorgelegt. Eine erneute Befassung mit dem weiter entwickel- ten Projekt fand auf Grundlage umfassender und Peek und Cloppenburg Kaiserstraße | 77 Perspektive Kaiserstraße – Präsentation November 2020 Bestandsfoto Oktober 2000 Bestandsfoto Oktober 2019 78 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Kritisch beurteilt werden die etwas zu klein gera- tenen, additiven Vordächer in der Kaiserstraße. Die Kaiserstraße ist geprägt von einem stark akzen- tuierten Erdgeschossband, welches sich über die Mehrzahl der Bebauung dort erstreckt. Hier bittet der GBR die Verfasser eine Antwort zu finden, wie diese horizontale Betonung ange- messen in ihrem Gebäudeentwurf integriert wer- den kann. Das Bauvorhaben wird den Standort aufwerten und sollte in der Qualität der gezeigten Planung umgesetzt werden. Eine Wiedervorlage ist nicht erforderlich. Anregungen zur Planung aus der Gemeinderats- sitzung vom 26. Juli 2022 »…Daran knüpfte unmittelbar die Diskussion um die äußere Gestalt des Neubaus an. Der Gestal- tungsbeirat hat die architektonische Qualität des vorliegenden Entwurfs sehr wohl gewürdigt. Sehr geschätzt wird jedoch eben so der ausgezeich - nete Entwurf des Architekturbüros Kleihues + Kleihues aus dem Jahr 2002, also der heutige Bestand. Von verschiedenen Stadträtinnen/Stadträte wurde die heutige Fasadengestaltung, die mit horizontal lie genden, großzügigen Fensterelementen offen gestaltet ist, gegenüber der vorgeschlagenen, neuen Fassadengestaltung mit ihrer großen Strenge und Repetitivität als ansprechender empfunden. Hinzu kommt der Wunsch nach Begrünung. …« Empfehlung Oktober 2022 Neubau Büro- und Geschäftshaus Eine Vorläuferplanung wurde dem Gestaltungsbei- rat im Juli 2019 und im November 2020 vorgelegt. Im Hinblick auf Forderungen aus einer Gemeinde- ratsdiskussion im Juli 2022 wurde das Projekt nochmals hinsichtlich Begrünung und Fassadenge- staltung überarbeitet. Das jetzt vorgelegte Projekt ist aus einer umfangreichen Variantenuntersu- chung entwickelt worden. Die einzelnen Entwurfs- entscheidungen wurden mit Herleitungen zu Begrünungsflächen, Komfort in Abhängigkeit von Fensterflächenanteil in der Fassade, CO2-Bilanzen hinterlegt. schen Gefüge des Blocks weitgehend gesetzt. Das Ensemble wird vom Vorhabenträger in zwei Bau- körper gegliedert. Ein Kopfbau zur Kaiserstraße geht in einen Winkelbau entlang der Lammstraße und des Zirkels über. Während der Kopfbau mit einem Staffelgeschoss und Flachdach auf seine Nachbarschaft reagiert, übernimmt der Winkelbau das Motiv des Mansard- dachs mit leicht zurückgesetzten Gauben. Beide Gebäudeteile sind über die Materialität und den Rhythmus der Fassadengliederung miteinander ver- woben, so dass ein homogener ruhiger Gesamt- eindruck entsteht. Der Vorschlag der Planverfasser das Kreissegment des Neuen Zirkels auch in eine gekrümmte Fas- sadenabwicklung zu überführen, wird durch den Gestaltungsbeirat begrüßt. Die helle und durch den sandfarbenen Ziegel hoch- wertige Fassadeanmutung gibt dem Haus eine freundliche und elegante Erscheinung. Gerade die Abwicklung entlang des Zirkels kann überzeu - gen. Die detailliert ausgearbeitete Fassade zoniert das Gebäude in ansprechenden Proportionen und unterstreicht die Gestaltabsicht eines zeitlosen und damit dauerhaften Gebäudeensembles. Die Höhe des Gebäudes erscheint durch die Zonie- rung angemessen und wird nicht kritisch gese- hen. Der Gestaltungsbeirat regt an zu überprüfen, ob die Gauben des Winkelbaus nicht auch in der Materialität des Daches, in Kupfer, ausgebildet wer - den können, um den klassischen Aufbau der Fas- sade mit Sockel, Mittelzone und Dach noch weiter zu stärken. Ebenso empfiehlt der Gestaltungsbeirat die Gebäude - ecken entlang des Zirkels gestalterisch auszu- arbeiten, da hier die erzielte »Feinheit« der übrigen Regelfassade noch vermisst wird. Es erscheint unnötig die angestrebte Realteilbarkeit des Winkelbaus in der Mitte des Zirkels durch eine Gebäudefuge zu betonen. Ein durchgehender Rhythmus der Fassadenabwicklung ohne Mitten- betonung könnte die Eleganz der gebogenen Ge - bäu defront weiter stärken. Besonders begrüßt der Gestaltungsbeirat die gelungene Integration der Haustechnik im Dach- aufbau, so dass keine störenden Aufbauten zu erwarten sind und eine Begrünung des flachen Mansarddachabschlusses zur mikroklimatischen Aufwertung des Standorts umgesetzt werden kann. Peek und Cloppenburg Kaiserstraße | 79 tierten Entwurf substantiellen Erhöhung des Grünflächenanteils auf den Dachflächen und im Innenhof, und in Hinblick auf die mögliche Ergänzung der in der Sitzung angeregten Bepflan- zung der Terrassen, empfiehlt der Gestaltungs- beirat diese Kombination der Maßnahmen und hält eine ergänzende Fassadenbegrünung der klima- technisch optimierten Fassade für nicht zielführend. Die zurückhaltende Überdachung des Eingangs- bereiches zur Lammstraße wurde bereits früher gutgeheißen. Insgesamt schafft das Projekt eine Weiterent- wicklung als Stadtbaustein – auch im Hinblick auf einen angemessenen Beitrag zur Klimaanpas - sung durch einen hohen und wirksamen Begrünungs- anteil der Dachflächen und des Innenhofs. Wesentliche Änderungen sind: – Anstelle eines Hotels sind in den Dachgeschos- sen nun Büroflächen vorgesehen. – Das Mansarddach wurde durch eine zweige- schossige gestaffelte Flachdachlösung ersetzt. – Der Baukörper im Innenhof wurde von sechs Geschossen auf drei Geschosse reduziert. – Die Dächer der Randbebauung sind nun mehr extensiv, der Innenhof-Bebauung intensiv begrünt. – Der Öffnungsanteil in den Fassaden wurde von 34 Prozent auf 45 Prozent erhöht. Der Gestaltungsbeirat begrüßt die Weiterentwick- lung und hält darüber hinaus fest: Der höhere Öffnungsanteil in den Fassaden balan- ciert in Verbindung mit der geplanten Natur- steinfassade die Einbindung des Projektes in den klassizistischen Kontext mit einem zeitgemäß modernen Erscheinungsbild sehr gut aus. Die ge - schossweise Differenzierung der Verglasungen je nach Funktion unterstützt die horizontale Glieder - ung der Baukörper. Die Teilung der Fensterflächen in den Bürogeschossen mit seitlichen Öffnungs- elementen wird begrüßt. Die Möglichkeit der freien Fensterlüftung ist ein zeitgemäßes Mittel zur Steigerung der Arbeitsplatz-Qualität. Ebenso die differenzierte Lage in der Fensterlaibung, die zwar nicht in den Visualisierungen, jedoch im Vortrag nachvollziehbar erläutert wurde. Auf die Gestaltung der notwendigen Sonnenschutz-Elemente muss aus Sicht des Gestaltungsbeirats besonderer Wert gelegt werden. Eine Reminiszenz an den Son- nenschutz des Ursprungsbaues mittels Markisen scheint wünschenswert, wird aber wohl adäquat durch perforierte Horizontal-Lamellen ersetzt werden können. Die terrassierte Flachdachlösung wird der modifizier - ten Nutzung deutlich besser gerecht und stärkt nochmals die Idee der unterschiedlich hohen Trauf- linien. Der Gestaltungsbeirat regt an, hier – auch aus Gründen des Stadtklimas – über eine Bepflanzung der abgestuften Terrassen nachzudenken, die im Stadtbild wirksam wird. Das Thema einer zusätzlichen Fassadenbegrünung wurde, auch im Hinblick auf die von der Stadt geplante Grünsatzung, diskutiert. Angesichts der im Verhältnis zu dem im November 2020 präsen- Peek und Cloppenburg Kaiserstraße | 79 9 80 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Peek und Cloppenburg Kaiserstraße | 81 Schnitt A-A Perspektive Zirkel / Ritterstraße Peek und Cloppenburg Kaiserstraße | 81 9 Schnitt B-B – Präsentation Oktober 2022 Perspektive Lammstraße / Zirkel – Präsentation November 2020 82 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Peek und Cloppenburg Kaiserstraße | 83 Lageplan Erdgeschoss Regelgeschoss Peek und Cloppenburg Kaiserstraße | 83 9 Modellfoto Kaiserstraße Materialkonzept Fassade und Dach sandfarbene Ziegel Metall Stehfalzdach, Kupfer Aluminium, heller Bronzefarbton 84 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Wohn-, Büro- und Geschäftshäuser Peek und Cloppenburg Kaiserstraße | 85 Perspektive Kaiserstraße – Präsentation Oktober 2022 Peek und Cloppenburg Kaiserstraße | 85 9 Perspektive Lammstraße / Zirkel 86 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Pflegeeinrichtungen und Wohnen im Alter Seniorenwohnen Kochstraße 2 10 BauortKochstraße 2 / Südliche Hilda-promenade, Innenstadt-West Bauherrin WLH-Konzeptions- und Bauträger GmbH, Ettlingen Planverfasser innen AGP Generalplaner GmbH Architrav Architekten, Karlsruhe Status Gestaltungsbeirat 11–2012, 01–2013 Fertigstellung 2015 Die Verbindung der beiden südlichen Gebäude zu einem L-Typ, der diesem Ansatz entgegensteht, ist daher nicht verständlich und sollte entfallen. Auch die eher zerklüfteten Einschnitte werden in Frage gestellt. Insbesondere gilt dieses für das Eckgebäude, das sich zum zweigeschossigen Kin- dergarten zu stark abtreppt. Die an dieser nord- westlichen Gebäudeecke platzierte Tiefgaragenzu- fahrt liegt ungünstig. In einer Überarbeitung der Eckausbildung sollte dieses, wie auch die Aus - richtung der Grundrisse, berücksichtigt werden. Die Geschossigkeit mit vier Vollgeschossen und einem Staffelgeschoß scheint verträglich, ein erhöh - tes Sockelgeschoss wäre für die Wohnungen ratsam und entspräche auch dem Typ der Stadt- villen. Die städtebauliche Setzung mit der dar- gestellten Höhenausbildung sollte im Einsatzmodell überprüft werden. Empfehlung Januar 2013 Der Gestaltungsbeirat begrüßt die Überarbeitung des Entwurfes, der jetzt auf die städtische Kör- nung der angrenzenden Bebauung eingeht. Durch die Typologie der solitären großen Stadthäuser wird der Maßstab und Charakter des städtischen Umfeldes aufgenommen und der Kindergarten wird sinnvoll hiervon gelöst. Höhen- und Gebäude- tiefen sind verträglich, auch wenn die Darstellung in einem realen Modell, über das gezeigte digitale Modell hinaus, begrüßt würde. Ein Höhenschnitt, unter Einbeziehung der großen Dachaufbauten des Zum Projekt Anstelle des bestehenden Wohnheims der Badischen Schwesternschaft vom Roten Kreuz e.V. in der Kochstraße 2 / Ecke Südliche Hildapromenade sollen eine neue Wohnbebauung für Senioren und eine Kindertagesstätte entstehen. Das Grundstück gehört zu dem Gesamtareal Kai- serallee, Kochstraße, Südliche Hildapromenade und Virchowstraße, das durch dichten alten Baumbe- stand geprägt ist. Auf dem westlichen Grundstück befinden sich die Psychiatrie des Städtischen Kli- nikums, die Kinder- und Jugendpsychiatrie und zwei Wohnheime. Die Gebäude der Psychiatrie sind Solitärbauten im Park. Die Wohnheime der Badischen Schwesternschaft (DRK-Altenpflegeheim Luisen- heim) stehen entlang der Kochstraße, mit Vorgarten. Für das Gebiet besteht ein Baufluchtenplan von 1914. Ansonsten richtet sich die Bebauung nach BauGB § 34. Empfehlung November 2012 Die neue Bebauung wird an der Kochstraße in Flucht des kürzlich erstellten Wohnheimes ausgerichtet und in Anlehnung an die historischen, gegenüber- liegenden Stadtvillen in drei Gebäude gegliedert. Dieser städtebauliche und gebäudetypologische An - satz wird vom Gestaltungsbeirat begrüßt, auch in Hinblick auf den Erhalt der bestehenden Bäume. Erdgeschoß Seniorenwohnen | Kochstraße | Karlsruhe Seniorenwohnen Kochstraße 2 | 87 Erdgeschoß Seniorenwohnen | Kochstraße | Karlsruhe Seniorenwohnen | Kochstraße | Karlsruhe Perspektive Grundriss EG Seniorenwohnen Kochstraße 2 | 8988 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Pflegeeinrichtungen und Wohnen im Alter Perspektive Hildapromenade Seniorenwohnen | Kochstraße | Karlsruhe »Plat te«, die eine vorhandene Differenz in der Höhen lage der Straße von 80 cm aufnimmt, ist ver- ständlich und wird begrüßt. Zusätzliche Einfrie- dungen durch Absturzsicherungen sollten möglichst vermie den werden. Insgesamt hat die Entwicklung des Entwurfs den Gestaltungsbeirat überzeugt. Bestandes, wird für das weitere Verfahren benötigt. Die Lage der Tiefgaragenzufahrt wie auch die Zugänge zu den einzelnen Häusern werden positiv beurteilt, gleiches gilt auch für die Zonierung der Wohnungen mit größtenteils Belichtung über Eck. Die topografische Interpretation über eine Präsentation November 2013 Perspektive Südliche Hildapromenade Seniorenwohnen Kochstraße 2 | 89 10 Ansicht West - Hof WLH Projekt- und Grundstücksentwicklung GmbH Seniorenwohnen // Kochstraße // Karlsruhe WLH Ansicht Ost - Kochstraße Ansichten Perspektive Kochstraße Seniorenwohnen | Kochstraße | Karlsruhe Perspektive Kochstraße Ansichten Seniorenwohnen Kochstraße 2 | 9190 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Pflegeeinrichtungen und Wohnen im Alter Seniorenwohnen Kochstraße 2 | 91 10 92 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Pflegeeinrichtungen und Wohnen im Alter Gemeinsam Leben Mehrfachbeauftragung 11 BauortKönigsbergerstraße 37, Waldstadt Bauherrin Volkswohnung GmbH, Karlsruhe Planverfasser in Planfabrik SPS, Ettlingen Status Gestaltungsbeirat 01–2013 Fertigstellung 2017 stand mit Waldcharakter verfügt. Im Osten befindet sich die St.-Hedwig-Kirche. Südlich sowie südöst- lich des Planungsgebiets befinden sich überwiegend Reihenhäuser sowie Einzelhäuser entlang der Til- siter Straße. Im Norden des Planungsgebiets grenzt ein Parkplatz mit einer Fläche von ca. 1.880 m² an das Grundstück, der zum Teil in die Planung mit einbezogen werden konnte. Die Erschließung des Grundstücks erfolgt von der Königsberger Straße. Eine Straßenbahnhaltestelle befindet sich in ca. 200 m Entfernung. Zur Konkretisierung hat die Volkswohnung im Mai 2012 einen Ideenwettbewerb ausgelobt und sechs Architekturbüros zur Teilnahme eingeladen. Am 24. Juli 2012 fand die Jurysitzung statt. Das Entscheidungsgremium setzte sich aus insgesamt 16 Vertretern seitens des Gemeinderates, des Stadtplanungsamtes, der Wohnprojektgruppe »Sophia Karlsruhe e.V.«, des Bürgervereins Wald- stadt e.V. und der Volkswohnung zusammen. Bei der Beurteilung der eingereichten Arbeiten stand die Überlegung im Vordergrund, wie der gemein- schaftliche Grundgedanke in den Entwürfen umge- setzt worden ist und wie gut sich das neue Gebäu- deensemble in die bereits bebaute Umgebung einfügt. Die Jury entschied, dass zwei der eingereich - ten Entwürfe in einem weiteren Bearbeitungs- schritt vertieft werden sollten. Sie stammten vom Büro Planfabrik SPS aus Ettlingen und vom Karls- ruher Büro evaplan. Nachdem nach einer erneuten Auswertung der überarbeiteten Arbeiten durch das Zum Projekt Auf Initiative der Wohnprojektgruppe »Sophia Karlsruhe e.V.« wurde gemeinsam mit dem Bürger- verein der Waldstadt, der Volkswohnung und dem Stadtplanungsamt in den Jahren 2010 / 11 ein Konzept mit dem Arbeitstitel »Gemeinsam Leben – neues Wohnen zum Andocken im Stadtteil Karls- ruhe-Waldstadt« entwickelt und nach einem geeigneten Grundstück gesucht. Bestandteile des Konzepts waren verschiedene, sich ergänzende Wohnformen, ein Café sowie die Unterbringung von Dienstleistungen aus dem Gesundheitswesen. Das Modellprojekt soll auf dem städtischen Grund- stück Königsberger Straße 37 verwirklicht werden. Auslober der Mehrfachbeauftragung war die Volkswohnung GmbH. Gegenstand der Mehrfach- beauftragung waren die städtebauliche Planung sowie die Planung des Gebäudekomplexes. Da - rüber hinaus sollte ein Konzept für die Freianlagen des Planungsgebietes erstellt werden. Das Planungsgebiet befindet sich im Stadtteil Karlsruhe-Waldstadt und umfasst das Grundstück mit der Flurstück-Nr. 72308 mit einer Fläche von ca. 4.382 m². Das Gelände war ursprünglich mit einem Jugendhaus und Kinderhort in Leicht- bauweise bebaut, die 2010 zurückgebaut wurden. Das Grundstück wird im Süden und Westen von der Königsberger Straße eingefasst. Der Nordwes- ten des Planungsgebiets ist geprägt von einer Zeilenbebauung, die über einen hohen Baumbe- Gemeinsam Leben | 93 Perspektive Platz Perspektive Hof Gemeinsam Leben | 9594 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Pflegeeinrichtungen und Wohnen im Alter Nicht überzeugen kann hingegen die breite Frei- treppe im Zentrum. Sie sollte entweder ganz entfallen, oder falls doch eine Verbindung gewünscht wird, sehr viel bescheidener ausfallen. Die Lau- bengänge könnten noch etwas großzügiger ausfal- len, um Kommunikationsmöglichkeiten zu ver- stärken. Im Nordosten der Bebauung sollten in den oberen Geschossen die Laubengänge verglast wer- den, um Durchzug zu vermeiden und so die Auf - enthaltsqualität zu erhöhen. Die Konzentration der gewerblichen Nutzung in einer winkelförmigen Anordnung wird ebenfalls begrüßt. Auch die Lage von Café und Mehrzweckraum ist überzeugend. Wünschenswert wäre es, oberirdische Fahrradab- stellplätze vorzusehen. Die vorgestellten Fassaden in ihrer Materialität und Farbabstimmung werden ebenfalls positiv bewertet. Insgesamt ein sehr engagiertes Projekt für ein nicht minder engagiertes soziales Konzept und ein großer Gewinn für die Stadt. Entscheidungsgremium am 25. Oktober 2012 noch kein endgültiger Siegerentwurf festgelegt werden konnte, entschied die Volkswohnung, die Ent- würfe dem Gestaltungsbeirat vorzustellen, der in neutraler Funktion eine Empfehlung für eine der beiden Planungen aussprechen soll. Das ausgewählte Konzept des Siegerentwurfs soll über ein vorhabenbezogenes Bebauungsplan- verfahren planungsrechtlich umgesetzt werden. Empfehlung Januar 2013 Für die Idee, ein Konzept mit dem Arbeitstitel »Gemeinsam Leben – neues Wohnen zum Ando- cken im Stadtteil Karlsruhe-Waldstadt« zu ent- wickeln, sind die Initiatoren »Sophia Karlsruhe e. V.«, Bürgerverein Waldstadt, Volkswohnung und Stadt- planungsamt zu beglückwünschen. Der Gestal- tungsbeirat findet es auch sehr positiv, dass die Volks - wohnung GmbH eine Mehrfachbeauftragung auslobte. Nachdem das ursprüngliche Entscheidungs - gremium keine endgültige Auswahl festlegte, wurde der Gestaltungsbeirat gebeten, eine Emp- fehlung für eine der beiden Arbeiten abzugeben. Dem Gestaltungsbeirat wurden die verkleinerten Pläne eine Woche vor der Entscheidung zuge- schickt, sodass bei der Grundstücksbesichtigung vor Ort die wichtigsten Informationen bereits bekannt waren. Auch die beiden Kurzreferate der beteiligten Architekturbüros vertieften die bereits erhaltenen Erkenntnisse weiter. Es ist festzuhal - ten, dass beide Lösungsansätze das nicht ganz ein - fache Programm engagiert und qualitätvoll um - setz ten. Der Gestaltungsbeirat empfiehlt einstimmig, die Arbeit von Planfabrik SPS der weiteren Bear- beitung zugrunde zu legen. Diese Arbeit übersetzt das Thema vom »gemeinsa men Leben« sehr gut in eine städtebauliche Struktur. Die Proportionen der einzelnen Baukörper bilden in ihrer Körnung ein gutes Basiskonzept. Auch das zurückgesetzte Attika - geschoss wird positiv bewertet. Eine zentrale Rolle spielen die bei den Höfe und die gute Anbin- dung an die Königsberger Straße, was auch für die Auffindbarkeit von Bedeutung ist. Es entstehen sehr schöne Übergänge von öffentlichen über halböffentliche bis hin zu privaten Zonen. Um die Freiraum- und Grünplanung zu optimieren, sollte die Zusammenarbeit mit Landschaftsarchi- tekten angestrebt werden. Gemeinsam Leben | 95 11 Perspektive Entrée Ansicht Nord-West Schnitt Gemeinsam Leben | 9796 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Pflegeeinrichtungen und Wohnen im Alter Gemeinsam Leben | 97 Grundriss EG OG 1 und 2 11 Gemeinsam Leben | 9998 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Pflegeeinrichtungen und Wohnen im Alter Gemeinsam Leben | 99 11 100 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung IWKA-Gelände Bürogebäude und Jobcenter 12 BauortBrauerstraße 10, Südweststadt Bauherrin B.S. Vermögensgesellschaft mbH, Karlsruhe Planverfasser Henn Architekten München; Schmidt & Schmidt, Dipl.-Ing. Stefan E. Schmidt, Karlsruhe Status Gestaltungsbeirat 09–2013, 07–2016, 11–2016, 05–2017 Fertigstellung Jobcenter 2019, Bürogebäude 2020 gefordert. Die östliche lotrechte Ausführung des Staffelgeschosses, beziehungsweise ein deutliches Zurückweichen gegenüber der Westfassade, wird bei Reduzierung der Gesamthöhe hinsichtlich der eindeutigen Ausrichtung des Gebäudes zur vorge- lagerten Freifläche und Abrundung des Baublockes positiv gewertet. In der Zwischenzeit hatte sich die Planung dahinge- hend geändert, dass jetzt zwei Gebäude errichtet werden sollen: Der Neubau STP wird kürzer, dafür wird südlich davon von derselben Bauherrin der Neubau des Jobcenters für die Agentur für Arbeit geplant von den Architekten Schmidt & Schmidt errichtet. [...] Empfehlung Juli 2016 Das Projekt einer gläsernen Software-Fabrik zeigt einen herausragenden Gestaltungsanspruch. Es ist ursprünglich als ein langgestrecktes, vollverglastes Bauvolumen aus einem konkurrierenden Verfahren hervorgegangen und wird nunmehr als zwei Ge - bäude vorgestellt. Ein gekürztes Glas-Gebäude ist für die Software Firma vorgesehen, ein anderes, einfacheres und günstigeres Gebäude für ein Job- center der benachbarten Agentur für Arbeit. Die Agentur für Arbeit hat hier eine einmalige Gele - genheit, alle ihre Mitarbeiter an einem Standort ansiedeln zu können. Ein Antrag auf Vorbescheid ist eingereicht. Zum Projekt Die Firma STP Informationstechnologie AG befindet sich derzeit bereits auf dem ehemaligen IWKA- Gelände in einem Gebäude in der Lorenzstraße 29. Sie möchte einen Neubau auf dem ehemaligen Erweiterungsgrundstück der Agentur für Arbeit er - richten. Anfang 2013 fand eine Mehrfachbeauf- tragung mit sechs Architekturbüros statt, aus der das Büro Henn Architekten, München, als 1. Preisträger hervorging. Die Planung wurde im September 2013 im Gestaltungsbeirat vorgestellt, da die Stadt Karlsruhe nicht an dem Wettbewerbsverfahren beteiligt war. Damals handelte es sich noch um ein Gebäude über die gesamte Grundstückslänge. Empfehlung September 2013 Der Gestaltungsbeirat wertet das Gebäude in sei - nem Volumen und in der Kontur als deutlich überzogen gegenüber dem Bestandsgebäude der Agentur für Arbeit. Hier wird eine wesentlich subtilere Einpassung der Neubaumasse erwartet. Wichtig erscheint dem Gestaltungsbeirat die Über- prüfung der Wirkung des geplanten Gebäudes auf die Innenhofsituationen der Agentur für Arbeit, die durch die Realisierung des vorgelegten Ent- wurfes wesentlich verschlechtert würden. Das geplante Gebäude erscheint um mindestens ein Geschoss überhöht. Hier wird eine deutliche Ver- ringerung der Gebäudehöhe durch Reduzierung der Geschosshöhe oder Entfall eines Regelgeschosses IWKA-Gelände | 101 7Gestaltungsbeirat der Stadt Karlsruhe · Vorlagen zur 44. Sitzung am 25. November 2016 Stadt KarlsruheStadtplanungsamt Präsentation September 2013 Konzept Präsentation Mai 2017 Lageplan IWKA-Gelände | 103102 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung In der überarbeiteten Fassadenplanung des Neubaus werden daher raumbildende Kanten des Nach- bargebäudes aufgenommen. Aufgrund zusätzlicher definierter Anforderungen an die Arbeitsbereiche und den Sichtschutz im Jobcenter bleibt das geplante Gebäude des Jobcenters jedoch nach wie vor fremd neben seinem gläsernen Nachbarn. Die hori - zontalen Fensterbänder und die Kaskade aus Beton-, Brüstungs- und Relingskanten bilden ein neues Element im städtebaulichen Kontext. Der Gestal- tungsbeirat möchte ausdrücklich seine Anerken- nung aussprechen für diesen Planungsschritt, sieht allerdings für die weitere Planung größere Gestal- tungsmöglichkeiten im Rückgriff auf eine struktu- rierte Fassade. Der Gestaltungsbeirat empfiehlt daher in der wei - teren Fassadenplanung eine Lochfassade zu ent- wickeln und den Neubau des Jobcenters als mono- lithischen Solitär zu gestalten, der keine Vorder- und Rückseiten zu seinen Nachbarn ausbildet. Auf diese Weise könnte der Anteil der Verglasung insgesamt gesenkt und somit den zusätzlichen An - forderungen Rechnung getragen werden. Mit einem zweischaligen Mauerwerk könnte unmittel- bar der Bezug zu den Ziegelfassaden der angren- zenden Gebäude hergestellt werden. Ein massives Fassadenmaterial, wie beispielsweise eine vorge- hängte Sichtbeton-Fassade, ist aus Sicht des Gestal - tungsbeirats ebenfalls gut denkbar. Wichtig ist für die Adressbildung, dass ein einfaches, gut pro - portioniertes Gebäude für den Neubau des Job- centers entsteht, dessen Fassade als Teil des Gesamt- volumens geplant ist. Für die Planung der Freianlagen wird empfohlen, die Planung von Dieter Kienast, die im Westen befestigte Flächen und im Osten Grün- und Rasen- flächen vorsieht, in einem qualifizierten Grün- und Freiflächenplan für den Neubau zu berücksich- tigen. Insbesondere die Freifläche, die sich zwi- schen dem Neubau für STP Informationstechnologie und dem Neubau des Jobcenters ausbildet, gilt es in einer Gesamtplanung zu integrieren. Der Gestaltungsbeirat dankt Antragsteller und Planver- fassern für den gemeinsamen Weg und wünscht viel Erfolg für das Projekt. […] Es werden einige städtebauliche Themen diskutiert: Das gekürzte Bauvolumen erscheint weniger ansprechend und elegant als das frühere Konzept; ist es nicht möglich, die beiden Nutzungen trotz der erheblich unterschiedlichen Ansprüche an ein Gebäude in einem Baukörper unterzubringen? [...] Die hochwertige Lage in Karlsruhe braucht auch ein hochwertiges Gebäude; dies ist zu berücksich- tigen. Der Gestaltungsbeirat würde ein zusam- menhängendes Gebäude deutlich bevorzugen und bittet um Überprüfung. In diesem Zusammenhang könnte auch eine günstigere Fassadenvariante überprüft werden, die für beide Nutzungen möglich ist. [...] Beim vorgestellten Entwurf für das Job- center wird vom Gestaltungsbeirat angemerkt, dass sich die Volumina der beiden Gebäude annähern sollten, insbesondere in der Dachlandschaft. [...] Eine Bandfassade scheint nicht die angemessene Antwort für ein Bürogebäude an diesem Standort zu sein. Für die weiteren Untersuchungen sind die Materialität und die Farbigkeit der Umgebung zu analysieren. Der Gestaltungsbeirat wünscht eine Wiedervorlage mit Varianten und vergleichenden Zeichnungen / Renderings. Empfehlung November 2016 Der aktuelle Stand der Planung wird vorgestellt. Der Gestaltungsbeirat empfiehlt, die beiden Teilprojekte enger zu koordinieren, um trotz der unterschiedlichen Nutzungen eine einheitliche gestalterische Qualität und aufeinander bezogene architektonische Aussagen zu erhalten. Empfehlung Mai 2017 Der Neubau des Jobcenters auf dem Erweiterungs- grundstück der Agentur für Arbeit war bereits Gegenstand in vorausgegangenen Sitzungen des Gestaltungsbeirats. Der lange Weg vom Bebau- ungsplan über den erfolgreichen Entwurf in der Mehrfachbeauftragung 2013, der von der Er - richtung eines linearen Baukörpers ausgegangen ist, bis zur Entscheidung 2016, den geplanten Neubau für STP Informationstechnologie zu verklei- nern und im Süden den Neubau des Jobcenters als zweiten Baukörper zu setzen, zeigt die vorheri- gen Schritte. Die vorgelegte Planung nimmt die Empfehlungen des Gestaltungsbeirats vom Novem- ber 2016 auf, die beiden Gebäude in ihrer Gestal- tung aufeinander abzustimmen. IWKA-Gelände | 103 12 Präsentation Juli 2016 – Perspektive Nord-West Präsentation Mai 2017 – Ansicht West IWKA-Gelände | 105104 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung IWKA-Gelände | 105 12 Ausgangslage Städtebaulicher Rahmenplan IWKA-Gelände | 107106 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung IWKA-Gelände | 107 12 108 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung Hoepfner Think Tank 13 BauortHoepfner Burg, Haid- und Neu-Straße 18, Oststadt Bauherrin Friedrich Hoepfner Verwaltungs- GmbH & Co KG, Karlsruhe Planverfasser in schneider+schumacher Städtebau GmbH, Frankfurt am Main Status Gestaltungsbeirat 12–2017 Fertigstellung geplant 2025 / 26 mit einer Abmessung von 18,55 m auf 18,55 m und einer Höhe von maximal 28,90 m – an selber Stelle im Rahmen einer Bauvoranfrage rechtlich geprüft und mit detaillierten Auflagen zum Denkmalschutz positiv beschieden. Die Wohnnut- zung im Penthouse wurde allerdings abgelehnt. Die Neuplanung des Architekturbüros schneider+ schumacher übernimmt die Vorgaben aus dem Bauvorbescheid mit dem Unterschied, dass es sich nun um einen kreisförmigen Grundriss handelt. Empfehlung Dezember 2017 Im Hof der Brauerei Hoepfner soll im Umfeld der denkmalgeschützten »Burg« ein siebenge- schossiges Bürogebäude errichtet werden. Der Ort wird von dem scheinbar übermächtigen ehema- ligen Brauereigebäude, der »Burg« dominiert. Der Hof lässt im Hinblick auf Abstände zur umge- benden Bebauung wenig Spielräume für das neue Volumen. Die Architekten lösen die Aufgabe durch ein zylindrisch geformtes Gebäude, das zum einen den Raum und Distanz zur »Burg« freihält und zum anderen hinreichend eigene Kraft aus der absoluten Form des kreisförmigen Grundrisses schöpft. Der Zylinder erhält durch eine facettierte Stahlbetonfertigteilfassade ein gestalterisches Alleinstellungsmerkmal. Das Spiel der Geometrie steht im Dialog zur Plastizität des historischen Bauwerks. Der Gestaltungsbeirat erkennt ausdrücklich die hohe Gestaltqualität des Entwurfs an und diskutiert Zum Projekt Im »unteren Hof« der Hoepfner Brauerei soll zwi- schen den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden Schalander im Norden, Kesselhaus im Süd-Osten, Sudhaus im Süden und Alte Darre und Malzlager im Westen der Neubau eines siebengeschossigen Büro- gebäudes entstehen. Das Gebäude hat einen Durch- messer von 22,50 m und eine Höhe von 26,50 m. Das Vorhaben sollte aufgrund der besonderen Lage innerhalb der historischen größten teils denkmal- geschützten Hoepfner Burg in der Karls ruher Oststadt im Gestaltungsbeirat beraten werden. Mit insgesamt 2.100 m² Büronutzfläche (ca. 300 m² pro Geschoss) ist das Gebäude für ca. 125 Büro- arbeitsplätze konzipiert. Die Aufteilung der Büroflä - chen erfolgt über den späteren Mieterausbau. Pro Geschoss sind maximal zwei Nutzungseinheiten möglich. Die Erschließung als auch die Entfluch- tung des Gebäudes erfolgt über ein Sicherheitstrep - penhaus mit vorgelagerter Schleuse, welches im Erdgeschoss direkt ins Freie führt. Die Fassade ist aus Betonfertigteilen in Sandwichbauweise geplant. Die Fassadenkonstruktion ist tragend und dient zur Gebäudeaussteifung. Zusätzlich übernehmen der Kern sowie die sechs Stützen pro Geschoss eine tragende Funktion. Dies ermöglicht eine freie Grund- riss gestaltung der Büroeinheiten. Im Jahr 2015 wurde die Zulässigkeit eines »Büroge- bäudes mit Penthouse« - ein rechteckiger Büroturm Hoepfner Think Tank | 109 © schneider+schumacher datum 12.01.2017 Bestand © schneider+schumacher datum 12.01.2017 Fassade - Materialität Lageplan Historische Aufnahme, Materialstudie Hoepfner Think Tank | 111110 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung zugt die rauere, haptischere Variante, da sie eher den Dialog zur Rustika der Burg herstellen kann. Der Gestaltungsbeirat begrüßt ausdrücklich die positive Haltung des Bauherrn zu einer hoch- wertigen Architektur und ist zuversichtlich, dass die vorgetragene Qualität des Entwurfs in die Realität umgesetzt werden kann. Eine Wiedervor- lage des Entwurfs im Gestaltungsbeirat ist nicht erforderlich. auf kollegialer Ebene die Entwicklung des Entwurfs zur Realisierung. Folgende Themen werden ange- sprochen: Der Zylinder verfügt zurzeit über ein ausgeglichenes Verhältnis von Durchmesser zu Höhe. Eine leichte Verschlankung wäre für das Bauwerk vorteilhaft. Möglicherweise könnte die Wirkung einer Verschlan- kung auch durch eine Erhöhung der Sockelzone erreicht werden. Ein Beispiel dafür ist der Eingang in der Fuge. Die Materialität wird durch zwei Pro- ben veranschaulicht. Der Gestaltungsbeirat bevor- Grundriss EG Grundriss 2. OG Hoepfner Think Tank | 111 13 Ansicht Ost Hoepfner Think Tank | 113112 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung Hoepfner Think Tank | 113 13 Fassade Fassade Eingang 114 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung Vector Campus Karlsruhe Technologiepark am KIT Campus Ost 14 BauortEmmy-Noether-Straße 23, Technologiepark KarlsruheRintheim Bauherrin Vector Informatik GmbH, Stuttgart Planverfasser in Schmelzle + Partner mbB Architekten BDA, Hallwangen Status Gestaltungsbeirat 07–2018, 11–2018 Fertigstellung geplant 2023 mit Umkleideräumen und Duschen, Sozialräumen und die Gebäudetechnik, sowie die Peripherie der Frischküche und des Restaurants geplant. Das Park- haus bietet Platz für ca. 200 PKW-Stellplätze mit ausreichend E-Ladestationen. Die Fassadengestaltung nimmt das Motiv gebrannter Tonziegel der weltweit gebauten Vector Gebäude in stark reduzierter Form auf. Durch einen hohen Glasanteil soll eine hohe Aufenthaltsqualität durch natürliche Belichtung erreicht werden. Die Fassa- denbegrünung wird als natürlicher Sonnenschutz konzipiert und nimmt – zusammen mit den Dach- gärten – die Thematik der »Durchgrünung« des Areals auf. Das Gebäude soll nachhaltig betrieben und alle Bereiche mit Wärmerückgewinnung-Technik belüf- tet, beheizt und gekühlt werden. Die Heizung und Kühlung soll auf Niedertemperatur Technik (Heiz-, Kühldecken) erfolgen. In der Energieversorgung sollen möglichst wenige fossile Brennstoffe und möglichst viele regenerative Energien zum Einsatz kommen. PV-Anlagen zur Eigenstromversorgung und zum Betrieb des Gebäudes und der Einsatz von oberflächennaher Geothermie sind vorgesehen. Die vorgesehene Fassadengestaltung entsprach nicht den Ergänzungsvorschlägen der für die städte- bauliche und gestalterische Entwicklung des Techno - logieparks Karlsruhe entwickelten Rahmenplan- Studie »Technologiepark Karlsruhe Reload« (AS&P, 2016). Die Flexibilisierung der Gestaltungsfestset- zungen soll mit dem Gestaltungsbeirat abgestimmt werden. Zum Projekt Das neue Verwaltungsgebäude mit Büros für 600 Mitarbeiter, einem Schulungszentrum, einem Betriebsrestaurant und einem öffentlichen Café soll als nachhaltiges Gebäude geplant und errichtet werden. Das Gebäude flankiert die »Grünspange« des Quartiers, die über die »Synergie Plaza« auch die Verbindung zum KIT Campus Ost schafft und wird über die Ada-Lovelace-Straße erschlossen, an der sich vis-à-vis ein Kleingartengebiet befindet. Zusammen mit den bestehenden Punkthäusern bil- det der Neubau den räumlichen Abschluss im Südwesten des Technologieparks. Der Zugang zum Gebäude ist als geschwungener Weg durch einen kleinen Wald geplant. Das Gebäude soll über großzügige Gartenanlagen und Außenbereiche für Betriebsrestaurant und Café mit dem öffentlichen Raum des Quartiers verbunden werden. Im Erdgeschoss befindet sich der offen gestaltete Empfang mit Atrium und Townhall, sowie das Schulungszentrum, das Betriebsrestaurant und das öffentliche Café. Die vier Obergeschosse beinhal- ten Büroräume für ca. 600 Mitarbeiter*innen mit Nebenräumen, Besprechungsräumen und studen- tischen Arbeitsplätzen. Auf den einzelnen Büroge- schossen sind Pantrys zur Selbstversorgung ein - gerichtet. Die Geschosse sind über Galerien im Innen- und Außenbereich horizontal verbunden. Im Untergeschoss sind 200 Fahrradstellplätze Vector Campus Karlsruhe | 115 G+R 30 .4 0 178.40 Zufahrt Parkhaus Haupteingang Behindertengerechter Zugang / Post OK Attikablech +25,50m (140,50m üNN) OK Attikablech +25,50m (140,50m üNN) PV-Anlage PV-Anlage OK Attikablech +30,30m (145,30m üNN) OK Attikablech +30,30m (145,30m üNN) OK Attikablech +28,36m (143,36m üNN) OK Attikablech +28,36m (143,36m üNN) OK Attikablech +30,30m (145,30m üNN) OK Attikablech +30,30m (145,30m üNN) OK Attikablech +30,30m (145,30m üNN) OK Attikablech +30,30m (145,30m üNN) PV-Anlage PV-Anlage PV-Anlage PV-Anlage OK Dachhaut +25,20m (140,20m üNN) RWA RWA RWA RWA RWA Technik RWA RWA RWA RWA RWA RWA RWA Verwaltungsgebäude (UG, EG, 1.OG - 5.OG und Technikgeschoss) OK +25,20m (140,20m üNN) OK +21,975m (136,975m üNN) OK +21,22m (136,22m üNN) Parkhaus (15 Ebenen) OK Attikablech +25,50m (140,50m üNN) OK Attikablech +25,50m (140,50m üNN) RWA RWA RWA Technik RWA RWA RWA PV-Anlage PV-Anlage PV-Anlage PV-Anlage PV-Anlage PV-Anlage OK Dachhaut +30,00m (145,00m üNN) SCHMELZLE+PARTNER MBB ARCHITEKTEN BDA 2018 17 -0 09 V E C TO R - N E U B A U V E C TO R K IT C A M P U S - K A R LS R U 11 /2 8/ 20 18 / / 91 9 ge z. : K ra , E ie , L or Übersichtsplan Maßstab 1:750 Baugrenze Baulinie Grundstück ca. 7.751,00 m² Verwaltung Parkhaus ca. 611 Mitarbeiter\Studenten = 41,00 m² pro Mitarbeiter ca. 25.035,00 m² Fläche / 611 Mitarbeiter/Studenten= ca.41,00 m² pro Mitarbeiter Parkhaus ca. 7.348,00 m² PKW 235 Stellplätze / 2 Behinderten Stellpätze / 7 Motorradstellplätze / im UG Verwaltung 196 Fahrradstellplätze Bruttogrundfläche Verwaltung ca. 25.504,00 m² UG, EG, 1OG, 2OG, 3OG, 4OG und 5OG Gesamtfläche ca. 35.858,00 m² Technikgeschoss ca. 3.006,00 m² Neubau Vector Verwaltung Befestigte Aussenfläche 1.691,50 m² Kasse Kasse 1.20 2.10 Tageslager 7.22 m² 00.105 Rohrschacht 00.257 3.55 m² Rohrschacht 3.60 m² 00.277 RLT 00.276 4.50 m² DV 00.250 16.10 m² Tageslager KR 7.22 m² 00.106 Archiv / Lager 00.108 8.82 m² Küche Vorbereitung 189.94 m² 00.104 Tageslager 00.112 6.62 m² Tageslager KR 00.113 7.33 m² ZBV 00.114 5.88 m² Lastenaufzug 00.208 15.94 m² Getränkelager 15.05 m² 00.107 BMZ 00.279 13.50 m² Lager 00.117 7.56 m² Aufzug 00.214 7.56 m² RLT 00.282 4.50 m² Garage / Wartung 00.215 35.86 m² WC 00.110 3.63 m² RS 00.281 9.61 m² Schulungsraum 124.52 m² 00.53 Schulungsraum 126.11 m² 00.54 Warenannahme 00.115 20.16 m² ELT 00.251 14.41 m² 6.68 m² 00.253 Rohrschacht 00.252 RLT 1.35 m² Catering 246.72 m² 00.55 Besprechung Typ B-B 00.51 15.27 m² Büro 27.10 m² 00.01 Aufzüge 00.205 7.94 m² RS 00.262 1.54 m² RLT 00.261 2.26 m²RLT 00.259 6.36 m²2.02 m² RS 00.258 DV 00.260 18.28 m² RS 00.254 4.03 m² RLT 00.255 8.91 m² ELT 00.256 7.59 m² Presscontainer 00.118 103.74 m² Anlieferung 00.215 190.35 m² Büro Küche 00.02 16.53 m² Patisserie Vorbereitung 00.116 33.81 m² 00.200 53.72 m² TRH 3 Schleuse 00.202 13.86 m² Aufzug 6.47 m² 00.201 Rohrschacht 00.278 4.70 m² Aufzug 00.212 4.59 m² TRH 2 00.213 19.77 m² TRH 1 01.210 28.14 m² Aufzug 01.209 5.40 m² Besprechung 00.57 13.94 m² 26.19 m² Besprechung Typ B-B 00.52 Cafe / Bistro 171.80 m² 00.101 Foyer 582.86 m² 00.100 Lager 00.109 7.01 m² ELT 00.280 24.22 m² Kantine 670.71 m² 00.102 Ausgabe Essen 330.07 m² 00.103 Parkdeck 0 01.214 369.51 m² Lager 00.119 16.57 m² TRH 4 00.120 9.36 m² Küche Kochen R ut sc he Rampe mit 3% Steigung R am pe m it 15% S teigung Unterzug Unterzug Kantine 274 SitzplätzeCafé 40 Sitzplätze 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 15.70 13 .3 5 13 .2 5 15.70 11.35 2.95 2.95 4. 57 5 5.95 23.575 8.7512.375 12.00 27 .6 0 21 .9 0 1.87 4. 00 2. 10 1.60 2. 10 1. 30 2. 75 4. 57 5 40 Sitzplätze 40 Sitzplätze 4. 57 5 2.50 1. 25 Zufahrt ParkhausAnlieferung 14 STG 30/17.5 1.20 1.20 Anlieferung (±0,00m =115,00 müNN) Erdgeschoss ±0,00m = +115,00 m üNN Foyer 3. 50 11 .7 75 10.575 1.15 2. 10 Haupteingang Behindertengerechter Zugang / Post ±0.00m ±0.00m 17 STG 30/17.3 LKW Stellplatz 12 STG 30/17.39 11 STG 30/17.39 Rückgabe 4. 57 5 3.35 5.85 1.00 2.10 2. 35 2. 10 2. 35 2. 10 1. 20 2. 10 1. 20 2. 10 1.20 2.10 1.20 2.10 2.75 2.10 2.75 2.10 2.45 2.10 2.45 2.10 19 .9 0 2.45 2.10 23 .6 0 2.75 2.10 2.75 2.10 1.15 11 STG 30/17.4 10 STG 30/17.4 9 STG 30/17.5 10 STG 30/17.4 1. 15 1. 20 2. 91 1.40 2.20 Ebene 0 (±0,00m) 4 PKW Stellplätze 2 Behinderten Stellplätze 7 Motorrad Stellplätze 5.055.00 6.00 A A B B 1 1 2 2 C A E B D 23222114 15 16 17 18 19 2010 11 12 136 7 8 92 3 4 51 24 26 31 Bauteil I Bauteil II Bauteil III Bauteil IV Bauteil V TRH 1 TRH 2 TRH 3 25 Ve rw al tu ng Pa rk ha us 30292827 30 .4 0 1. 80 26 .8 0 1. 80 33.20144.40 177.60 1. 20 60 5. 80 7. 60 7. 60 5. 80 60 1. 20 40 5.006.005.205.206.005.406.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.00 40 SCHMELZLE+PARTNER MBB ARCHITEKTEN BDA 2018 17 -0 09 V E C TO R - N E U B A U V E C TO R K IT C A M P U S - K A R LS R U 11 /2 8/ 20 18 / / 92 2 ge z. : K ra , E ie , L or Maßstab 1:500 Grundriss Erdgeschoss BGF (Bruttogrundfläche) 3.575,00 m² Parkhaus 448,00 m² 4 Stellplätze / 2 Behinderten Stellplätze / 7 Motorräder 2 Mitarbeiter Büro 04.02 38.91 m² Büro 38.91 m² 04.03 Büro 04.04 38.91 m² 37.94 m² Büro 04.05 Büro 04.08 37.83 m² Büro 04.09 38.91 m² Büro 04.10 38.91 m² Büro 04.12 38.91 m² Büro 04.13 46.35 m² Büro 04.14 46.35 m² Büro 04.15 38.36 m² DV 04.250 16.10 m² Rohrschacht 04.257 3.55 m² Lager 04.105 8.82 m² RS 04.254 4.03 m² RLT 04.255 8.91 m² ELT 04.256 7.59 m² Büro 04.19 38.91 m² 04.20 Büro 38.91 m² Büro 04.21 36.39 m² Huddle Room 04.53 15.91 m² Huddle Room 04.54 15.91 m² RLT 04.263 9.07 m² RLT 04.265 9.07 m² RLT 04.270 5.35 m² RLT Küche 04.273 14.04 m² RS 04.268 3.41 m² RLT 04.269 5.43 m² RLT 04.274 5.35 m² Rohrschacht 3.49 m² 04.275 Rohrschacht 04.271 3.49 m² RS 04.266 3.41 m² RLT 04.267 5.43 m² Rohrschacht 04.272 14.04 m² RLT 04.276 4.65 m² Rohrschacht 3.72 m² 04.277 Lastenaufzug 04.208 15.94 m² Büro 04.33 38.21 m² Büro 04.32 38.91 m² Büro 04.31 38.91 m² Büro 04.30 38.91 m² Büro 04.29 46.35 m² Büro 04.28 46.35 m² Büro 04.27 38.91 m² Büro 04.26 16.66 m² ELT 04.264 7.20 m² Büro 04.11 38.36 m² WC H 04.102 7.68 m² WC D 04.104 7.68 m² 04.101 Vorraum WC H 5.87 m² 04.103 Vorraum WC D 5.87 m² Liegeraum 04.106 20.93 m² Lager 04.115 8.84 m² 04.116 6.38 m² Getränkelager WC D 04.114 7.56 m² WC H 7.56 m² 04.112 Vorraum WC D 04.113 5.87 m² Vorraum WC H 04.111 5.87 m²WC H 04.108 7.92 m² WC D 04.110 7.92 m² 04.109 Vorraum WC D 5.87 m² 04.107 Vorraum WC H 5.87 m² ELT 04.251 14.41 m² 04.252 RLT 1.35 m² 6.68 m² 04.253 Rohrschacht Flur BT III 04.206 232.87 m² 04.200 56.56 m² TRH 3 Besprechung Typ B-B 04.64 24.74 m² 04.58 Besprechung Typ B-B 20.83 m² 04.59 Besprechung Typ B-B 20.83 m² 04.60 Besprechung Typ A 41.95 m² Flur BT IV 04.207 334.13 m² Huddle Room 04.61 19.18 m² Huddle Room 04.62 19.17 m² Aufzug 04.201 6.47 m² Schleuse 04.202 13.86 m² Rohrschacht 04.278 4.70 m² Besprechung Typ X 04.57 56.76 m² Besprechung Typ B-B 04.56 28.26 m² Besprechung Typ B-B 04.55 28.26 m² Besprechung Typ B-B 04.65 29.78 m² 04.63 Besprechung Typ B-B 31.88 m² TRH 1 04.210 28.14 m² 04.258 RS 2.02 m² RLT 04.259 6.36 m² DV 04.260 18.28 m² RLT 04.261 2.26 m² RS 04.262 1.54 m² Büro 04.24 38.91 m² Büro 04.23 38.91 m² Büro 04.22 37.83 m² Büro 04.25 38.36 m² TRH 2 04.213 28.14 m² Büro 04.18 36.55 m² 04.100 Balkon 27.03 m² Büro 04.17 31.94 m² Büro 04.16 31.94 m² Büro 36.55 m² 04.01 Büro 04.07 36.95 m² Büro 36.95 m² 04.06 Flur BT I 241.74 m² 04.203 Huddle Room 04.52 9.45 m² Teeküche 04.51 19.69 m² TRH 04.204 16.78 m² Aufzüge 04.205 7.94 m² Flur BT II 04.211 143.60 m² 04.50 Teeküche 78.53 m² Aufzug 04.209 5.40 m² Aufzug 04.212 4.59 m² Parkdeck 12_11 04.214 912.80 m² Rampe mit 15% Steigung Rampe mit 15% Steigung Ebene 11 (+16,115m) 16 PKW Stellplätze ELT RS DV RLT 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1. 00 2. 10 1. 00 2. 10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 2. 35 2. 35 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 5.575 5.95 6. 57 5 5.575 5.95 6. 57 5 5.95 5.95 5.55 2.675 5.95 5.95 6. 57 5 7 .8 25 6. 57 5 5.95 7 .8 25 6. 57 5 7. 82 5 7. 82 5 5.95 5.95 5.95 425 12.00 425 42 5 8. 80 42 5 6. 57 5 8. 80 4. 75 11.9512.30 1.00 2.10 1.00 2.10 5.95 6. 57 5 1.00 2.10 1. 00 2. 10 1. 00 2. 10 4. 70 56 5.95 5. 37 51 1.00 2.10 1.00 2.10 425 5.85 425 2. 35 2. 35 42 5 8. 80 42 5 1. 00 2. 10 1. 00 2. 10 1. 00 2. 10 5.95 5.95 7. 05 3. 50 1.87 4. 00 2. 10 2.20 Ebene 12 (+17,58m) 15 PKW Stellplätze 12 STG 30/17.4 1. 30 2. 10 1. 30 2. 10 1.20 1.20 11 STG 30/17.4 1.15 2. 10 1.401.20 2. 91 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 5.00 5.00 5.00 5.00 5.00 2. 75 2. 50 2. 75 5.00 2. 75 2. 75 2. 75 2. 75 2. 75 LuftraumLuftraum Luftraum Luftraum 4. 75 4. 75 6.725 7.2625 6. 20 2. 80 2. 35 2. 35 5.575 1.20 2.10 1.20 2.10 4. Obergeschoss +17,22 m = +132,22 m üNN 5. 27 51 4. 17 5 4. 75 4. 75 1.20 2.10 1.20 2.10 1.00 2.10 1.00 2.10 1. 00 2. 10 1. 00 2. 10 1.30 2.10 2 STG 30/18.0 +17.22m +17.58m 1. 30 2. 10 1.15 12 STG 30/17.4 11 STG 30/17.4 1. 20 1.50 11 STG 30/17.4 12 STG 30/17.41. 20 11 STG 30/16.4 12 STG 30/16.4 1.00 2.10 1. 30 1. 27 29 5.86 A A B B 1 1 2 2 C A E B D 23222114 15 16 17 18 19 2010 11 12 136 7 8 92 3 4 51 24 26 31 Bauteil I Bauteil II Bauteil III Bauteil IV Bauteil V TRH 1 TRH 2 TRH 3 25 Ve rw al tu ng Pa rk ha us 30292827 30 .4 0 1. 80 26 .8 0 1. 80 33.20144.40 177.60 1. 20 60 5. 80 7. 60 7. 60 5. 80 60 1. 20 40 5.006.005.205.206.005.406.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.006.00 40 SCHMELZLE+PARTNER MBB ARCHITEKTEN BDA 2018 17 -0 09 V E C TO R - N E U B A U V E C TO R K IT C A M P U S - K A R LS R U 11 /2 8/ 20 18 / / 92 8 ge z. : K ra , E ie , L or Maßstab 1:500 Grundriss 4.Obergeschoss BGF (Bruttogrundfläche) 3.585,00 m² Parkhaus 918,00 m² 31 Stellplätze 134 Mitarbeiter Lageplan Grundriss EG Grundriss 4. OG Vector Campus Karlsruhe | 117116 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung Empfehlung November 2018 Das Projekt der Vector Verwaltung wurde von den Architekten Schmelzle + Partner weiter entwickelt erneut im Gestaltungsbeirat Karlsruhe vorgestellt. Das Projekt eines Verwaltungsbaus mit ausge- sprochen innovativen Ansätzen wird im Gestaltungs - beirat mit Begeisterung und großer Anerkennung diskutiert. Alle Themen, die ein Projekt auszeichnen, werden von den Architekten angesprochen und mit eindeutigen Antworten belegt. Städtebau, Frei- anlagen, Grundrissstruktur, Konstruktion und nicht zuletzt ein innovatives, energetisch-ökologi- sches Konzept werden in einem ganzheitlichen Ansatz vorgetragen. Eine Diskussion entspinnt sich lediglich an der Gestaltfindung der Hülle. Vector wünscht eine Fortführung der firmeneigenen Tra- dition in Ziegelbauweise – das Projekt suggeriert weniger die Tektonik des Ziegelbaus, sondern die Leichtigkeit der innovativen Grundrisskonzepte. Die Architekten lösen die Ambivalenz auf, indem sie einen Rahmen in Ziegel vorschlagen und der trans- parenten Schich tung und der intensiven Begrünung den Vorrang lassen. Der Gestaltungsbeirat diskutiert in diesem Zusam- menhang einige Entscheidungen, beispielsweise die Stelle, an der der Rahmen im Sockelbereich been - det wird. Diese wirkt derzeit etwas beliebig. Auch die Behandlung der stirnseitigen Verkleidung mit den Ziegeln erscheint noch nicht konsequent, weil die Aufteilung einen Luftraum in der Mitte simu- liert. Die geschickte Integration der Parkpalette in die Großform unterstützt das Konzept. Die Frage ist, ob die Großform durch den Wechsel der Materi - alität an dieser Stelle gestört wird. Vor dem Hin- tergrund des hohen Innovationspotentials und der »sicheren Hand« der Verfasser wünscht der Gestaltungsbeirat dem Projekt ein gutes Gelingen. Er dankt der Bauherrschaft und den Architekten für die Vorstellung des beeindruckenden Projektes, das, gut ausgeführt, eine überregionale Strahlkraft entwickeln kann. Eine Wiedervorlage des Projektes ist nicht erforderlich. Empfehlung Juli 2018 Mit der Realisierung des geplanten, etwa 180 Meter langen Baukörpers entsteht einerseits eine kraftvolle Geste am Übergang zum KIT Campus Ost, andererseits wird das bisherige stadträumliche Prinzip freistehender Punkthäuser aufgegeben. Ohne die Qualität des vorgestellten Projektes in Frage zu stellen, weist der Beirat auf die Langfris- tigkeit städtebaulicher Rahmenpläne hin. Der Beirat begrüßt, dass das neue Gebäude die Baulinien der Nachbarhäuser entlang der Emmy- Noether-Straße aufnimmt und ebenso deren Höhe. Auch die gestalterische Integration des Park - hauses in die Gesamtkubatur wird befürwortet. Positiv bewertet wird zudem die innere, sehr flexi - bel und großzügig angelegte Organisation des Gebäudes. Die hohe Qualität der geplanten Arbeits - welt wird durch Rücksprünge in der Fassade, die als begrünte Dachgärten herausgearbeitet wer- den, zusätzlich gesteigert. Dazu trägt auch das im Erdgeschoss neben dem Eingang geplante Café bei, das öffentlich genutzt wird und als besonderer Treffpunkt im Quartier dienen kann. Die Überlegungen zur Gestaltung der Fassaden können derzeit nicht überzeugen. Zwar ist es ver- ständlich, dass die Bauherrschaft ein eigenstän - dig wirkendes Gebäude favorisiert, zugleich ist es ebenso Teil der Aufgabe, das Haus in die neue Nachbarschaft zu integrieren. Das Haus sollte als Solitär behandelt werden und an den Stirnseiten nicht, wie derzeit vorgesehen, besonders the- matisiert werden. Wichtig ist, dass sich das Haus zu allen Seiten gleichermaßen öffnet und keine Fassade zur Rückseite erklärt. Die geplante rote Ziegelfassade wird vom Beirat nicht befürwortet. Aus Sicht des Beirats sollte bei der Fassade die [in der Rahmenplan-Studie »TPK-Reload« (AS&P, 2016) und im Bebauungsplan als Leitfaden definierte] Materialität [und helle Farbigkeit] zur Anwendung kommen. Der Gestaltungsbeirat dankt der Bauherrschaft und dem Architekten für die präzise, fachkundige Vor- stellung des interessanten Projektes und bittet um eine Wiedervorlage nach der weiteren Konkreti- sierung der Planung. Vector Campus Karlsruhe | 117 14 SCHMELZLE+PARTNER MBB ARCHITEKTEN BDA 2018 17 -0 09 V E C TO R - N E U B A U V E C TO R K IT C A M P U S - K A R LS R U 11 /2 8/ 20 18 / / 93 7 ge z. : K ra , L or , E ie Perspektive Haupteingang Präsentation November 2018 – Schnitt Präsentation November 2018 – Perspektive Haupteingang Vector Campus Karlsruhe | 119118 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Büro, Dienstleistung und Verwaltung Präsentation November 2018 Perspektive Atrium Perspektive Emmy-Noether-Straße Vector Campus Karlsruhe | 119 14 120 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kita, Schule, Universität, Sport element-i- Bildungshaus Schulen und Kindertagesstätte 15 BauortKonrad-Zuse-Straße 11–13 Technologiepark KarlsruheRintheim Bauherrin Clemens Weegemann, Konzept-e, Element-i Bildungshaus, Technido gGmbH, Stuttgart Planverfasser in Olaf Hübner, plus+ bauplanung GmbH, Neckartenzlingen Status Wettbewerb 2017 Gestaltungsbeirat 07–2017 Fertigstellung 2019 Die element-i Bildungshaus Technido gGmbH hat zur Erlangung innovativer, dem pädagogischen Konzept gerecht werdender Entwürfe eine Mehr- fachbeauftragung mit drei teilnehmenden Archi- tekturbüros ausgelobt. Die Jurysitzung fand am 24. April 2017 statt. [Die Jury hat einstimmig die Arbeit plus+ bauplanung GmbH als Grundlage für die weitere Planung empfohlen] mit der Bitte um Beachtung und Prüfung der in dem Protokoll aufgeführten Hinweise wie die Lage des Bau körpers, der Umgang mit den Parkplätzen, die Qualifizie- rung des Freiraumes, die Fassadengestaltung etc. sowie das Projekt mit Blick auf die städtebauliche Nachjustierung und die Ausarbeitung der Fassa- dengestaltung im Gestaltungsbeirat vorzustellen. Empfehlung Juli 2017 Der Neubau von Gemeinschaftsschule, Grundschule und Kindertagesstätte als Sonderbaustein im Technologiepark überzeugte in einer Mehrfachbe- auftragung Ende April 2017. Den Empfehlungen der Jury zur städtebaulichen Nachjustierung und zur Ausarbeitung der Fassadengestaltung folgend, wurde jetzt die überarbeitete Planung dem Gestal- tungsbeirat vorgestellt. Der Gestaltungsbeirat begrüßt die Spiegelung des Baukörpers und die Set - zung der Kindertagestätte und Grundschule im Norden. Die attraktive Lage im Norden und der ihr zugehörige Freiraum können so von der Kinder- tagesstätte genutzt werden und bilden den Auftakt der Bildungseinrichtung zur Konrad-Zuse-Straße. Zum Projekt Das im Technologiepark bestehende element-i- Bildungshaus »Technido« mit Kindertagesstätte und Grundschule soll um weitere Angebote erweitert werden. Dazu soll an der nordwestlichen Ecke des Technologieparks Karlsruhe eine Gemeinschafts- schule entstehen. Die Grundschule und Kindertages - stätte und ein Teil der Gemeinschaftsschule wurden im September 2019 eröffnet. In einem zwei ten Bauabschnitt (Eröffnung voraussichtlich September 2023) soll die Gemeinschaftsschule um einen weiteren Baustein ergänzt werden. Der Neubau soll Räumlichkeiten bieten, die die Umsetzung inno- vativer Pädagogik (unterschiedlich große Lerngrup- pen, Konferenzen usw.) ermöglichen. Zusätzlich sollen ein großer Schulhof und eine Mensa entstehen. In Kooperation mit dem SSC Karlsruhe wird in unmittelbarer Nachbarschaft eine Dreifeld-Sport- halle entstehen, die nicht Bestandteil des Bebau- ungsplanes ist. Auf dem Gelände des SSC im Trau- gott-Bender-Sportpark befinden sich schon heute Sportplätze, Turnhallen und ein Schwimmbad, die genutzt werden können. Ziele für beide Bausteine sind: – in der Kindertagesstätte: 120 Plätze, davon 60 Plätze 0-3 Jahre, 60 Plätze 3-6 Jahre, – in der Grundschule: 150 Plätze, – in der Gemeinschaftsschule: 300 Plätze und – in der gymnasialen Oberstufe: 100 Plätze. element-i-Bildungshaus | 121 element-i-Bildungshaus | 123122 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kita, Schule, Universität, Sport Durch die großzügige Öffnung der Sockelzone mit Fensterelementen hat der Erdgeschossbereich deutlich an Attraktivität gewonnen. Die Entschei- dung für ein Wärmedämmverbundsystem sollte nach Auffassung des Gestaltungsbeirats allerdings zu Gunsten eines robusten Materials im Erdge- schoß geändert werden. Der Müllraum sollte unbe - dingt in das Gebäude integriert werden und nicht als freigestellter Abstellraum an der Konrad- Zuse-Straße. Es ist ebenfalls zu über prüfen, in - wieweit die Abstellflächen für den Werkraum in den Sockelbereich integriert werden können. In der weiteren Planung gilt es die Gestaltung der auskragenden Balkonplatten weiterzuentwickeln. Dies gilt sowohl für den Anschluss an die hoch gedämmten Deckenuntersichten als auch für die Entwässerung und die Absturzsicherungen. Ein qualifizierter Grün- und Freiflächenplan sollte im nächsten Planungsschritt ergänzt werden. Der Gestaltungsbeirat dankt der Bauherrschaft und dem Architekten für die Vorstellung der Planung und wünscht dem Projekt ein gutes Gelingen. Die Parkplätze sind damit an die südliche Grund- stücksgrenze verlegt und ihre Erschließung ist aus verkehrsplanerischer Sicht unproblematisch. Der Komplex aus durchgängiger Sockelzone und drei aufgesetzten Lernhäusern ist jetzt zu Gunsten der Flächen für die Grundschule durchgängig mit vier Geschossen gestaltet. Der Gestaltungsbeirat bewertet diese Aufstockung positiv. Das lebhafte Spiel mit Vor- und Rücksprüngen und die Gestaltung der Sockelzone im Übergang zu den aufgesetzten Lernhäusern werden dagegen aus - führlich diskutiert, da keine klaren Gestaltungsre- geln ablesbar sind. Insbesondere der Übergang von Sockelbereich zum aufgesetzten Baukörper der Grundschule wird hinterfragt. Der Gestaltungsbeirat wünscht sich an dieser städtebaulich wichtigen Stelle an der Kurve zur Konrad-Zuse–Straße eine stärkere Adressbildung und die Ausbildung eines Kopfgebäudes. element-i-Bildungshaus | 123 15 element-i-Bildungshaus | 125124 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kita, Schule, Universität, Sport element-i-Bildungshaus | 125 Perspektive Grundriss EG Grundriss 2. OG und 3. OG 15 element-i-Bildungshaus | 127126 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kita, Schule, Universität, Sport element-i-Bildungshaus | 127 15 128 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kita, Schule, Universität, Sport Sportgebäude TG Neureut Umbau und Erweiterung 16 BauortKirchhofstraße/Friedhofstraße, Neureut Bauherrin TG Neureut 1893 e. V., Karlsruhe-Neureut Planverfasser ASSEM ARCHITEKTEN FREIE ARCHITEKTEN BDA PartmbB, Karlsruhe Status Gestaltungsbeirat 05–2016 Fertigstellung 2020 Empfehlung Mai 2016 Die [drei im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung eingereichten] Entwürfe werden aufeinander folgend durch die Büros vorgestellt. Anschließend erfolgt der Bericht der Vorprüfung. Im nächsten Schritt werden die Arbeiten jeweils durch ein Mitglied des Gestaltungsbeirats erörtert. Ihre Vorzüge und Nachteile werden unter Beteiligung der Anwe- senden Vertreter der TG Neureut und der Verwal- tung benannt und bewertet. Folgende Beobachtungen […] werden [zu dem zur Realisierung vorgeschlagenen Entwurf des Büros ASSEM ARCHITEKTEN] festgehalten: Der Entwurf reagiert sensibel und gleichzeitig be - stimmt auf die städtebaulichen Anforderungen des Projektes. Der winkelförmige Baukörper bildet eine symmetrische Antwort zur gegenüberliegen- den Schule und bestärkt die Achse und Sichtachsen der Friedhofstraße. Die städtebauliche Struktur des Ortes wird selbstverständlich gestärkt. Folge- richtig liegt der großzügige Haupteingang an der langen Fassade vis à vis des Schulhofes und stellt eine direkte funktionale Beziehung her. Die städtebauliche Qualität wird durch ein klares Steildach mit Walm bestärkt. Die innere Erschließungsstruktur ist klar und räum- lich angemessen geordnet und bietet hinreichende Entfluchtungsmöglichkeiten. Die Verteilung der Nutzungen ist sehr gut gelöst. Zum einen liegt die Sport- und Festhalle in der Mitte des Erdgeschosses Zum Projekt Das ehemalige Sportgebäude der »Turngemeinde Neureut« an der Friedhofstraße/Kirchhofstraße sollte ursprünglich umgebaut und erweitert werden. Das historische Gebäude und der Anbau fielen jedoch Anfang 2015 einem Brand zum Opfer. Das Sportgebäude liegt im zentralen Bereich von Neureut, entlang der wichtigen Achse zwischen Rathaus, Kirche, Schule, altem Friedhof (Hermann- Meinzer-Park) und Straßenbahnlinie. Diese Fuß- wegeverbindung wird künftig noch sehr viel stärkeres Gewicht bekommen, sobald die Erwei- terungsflächen im Süden zusammen mit den ehe maligen Gärtnereiflächen entlang der Unterfeld - straße zu einem neuen Wohngebiet entwickelt worden sind. Auch der direkte Bezug zur gegen- überliegenden Grundschule (Schulsport) ist in diesem Zusammenhang wichtig und wird bei einer künftigen Umgestaltung des auch als »Schulhof« genutzten Zwischenbereiches der Friedhofstraße zu beachten sein. Durch die vom Stadtplanungsamt ausgelobte Mehr - fachbeauftragung (Jury: Gestaltungsbeirat) soll für diesen stadträumlich anspruchsvollen Kontext eine neue, städtebaulich und gestalterisch gute Lösung gefunden werden. Das Bauvorhaben muss sich nach § 34 BauGB in seine Umgebungsbebauung einfügen. Sportgebäude TG Neureut | 129 Sportgebäude TG Neureut | 131130 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kita, Schule, Universität, Sport Der Gestaltungsbeirat empfiehlt den Bauherren den Entwurf des Büros ASSEM ARCHITEKTEN zur Realisierung. Die markante und städtebaulich schlüssige Neudefinition der Straßenflucht und insbesondere der wichtigen Blockecke ist über- zeugend ausformuliert. Die einladende Geste der weit offenen, transparenten Fassade gegenüber der Schule findet den richtigen Maßstab und kann Auslober wie Jury vollends überzeugen. Auch die übersichtliche innere Ordnung und die Ver- knüp fungen der einzelnen Raumgruppen unter - ein ander sind folgerichtig gelöst. Die Räume im Obergeschoss nutzen geschickt die Höhe des Dach raumes. Nach Überarbeitung der kritischen Punkte hinsichtlich der Anmerkungen zu WC- Anlage und Fassadenbekleidung gewinnt die Bauherrin einen funktional und städtebaulich optimalen und ge stalterisch hochambitionierten Baustein im Stadtgefüge. und zum anderen können die großen Bewegungs- räume wie Spiegelsaal und Kraftraum unter dem Dachraum »atmen«. Lediglich die WC-Anlagen im 1. Obergeschoss werden kritisch gesehen und sollten im EG angeordnet werden. Die Holzbauweise wird positiv beurteilt, da sie neben den ökologischen Aspekten auch wirtschaftliche Vorzüge aufweisen kann. Lediglich die Lamellen- fassade wirkt zu abstrakt. Bei Gebäuden im dörflichen Umfeld sollen die Fassadenöffnungen im Dialog zum öffentlichen Raum und zur benachbarten Be - bauung stehen. Insgesamt ist der Entwurf von hoher und konsis- tenter Qualität und stellt einen richtungweisenden Beitrag zur gestellten Aufgabe dar. Ansicht Südost Sportgebäude TG Neureut | 131 16 Grundriss Erdegeschoss Ansicht Nordost Fassadenschnitt mit Teilansicht Sportgebäude TG Neureut | 133132 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kita, Schule, Universität, Sport Sportgebäude TG Neureut | 133 16 Sportgebäude TG Neureut | 135134 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kita, Schule, Universität, Sport Sportgebäude TG Neureut | 135 16 136 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kliniken Städtisches Klinikum Haus M, Gesamtkonzept 17 BauortMoltkestraße 90, Nordweststadt Bauherr Städtisches Klinikum Karlsruhe, Karlsruhe Planverfasser in woernerundpartner Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main Status Gestaltungsbeirat 09–2013, 01–2014, 03–2014 Fertigstellung 2021 hindert. Die Überhöhung des Sockels verstärkt eher die Abkehr und den Bruch zwischen den Ge - bäuden als die gewünschte Verbindung. Der Wettbewerbsbeitrag erscheint aus Sicht des Gestal- tungsbeirats wesentlich eleganter als die jetzt vorgestellte Baukörperkonfiguration. Der Gestaltungsbeirat fordert eine deutliche Massen - reduzierung und eine genaue Justierung der Baustrukturen im Sinne des Wettbewerbsbeitrages. Der Abstand zwischen Haus H und M ist zu prä- zisieren, die ausgeprägten Überhänge der Oberge- schosse von Haus M erscheinen eher bedrohlich und für die räumliche Situation kontraproduktiv. Der Gestaltungsbeirat fordert zum nächsten Termin eine umfassende Vorstellung sämtlicher geplanter Maßnahmen an Gebäuden und Freibereichen anhand von Plänen und Modellen und nicht die additive Vorstellung von Einzelmaßnahmen. […] Empfehlung Januar 2014 Das Konzept für die bauliche Entwicklung des städtischen Klinikums wird von Herrn Traxler (Archi - tekturbüro wörner traxler richter) anhand des Lage- planes sowie mehrerer Varianten zu Haus M vor- gestellt. […] Die Varianten im Modell zeigen einen extremen Maßstabssprung zur Be standsbebau ung. Die zu den historischen Bestandsbauten geöffneten U-Bauten wurden aufgrund der internen Orga - ni sation zu Hof-Typen geändert. Die Baumasse ist insgesamt sehr groß, ohne dass eine Flächen- vergrößerung stattgefunden hat. Es wurde Zum Projekt Neben den historischen denkmalgeschützten Klinik- gebäuden wurden auf dem Areal des Städtischen Klinikums in den vergangenen Jahrzehnten viele neue Gebäude errichtet. Die Städtische Klinikum Karls- ruhe GmbH hat 2012 einen Wettbewerb für die Neubebauung des Hauptareals des Klinikums an der Moltkestraße mit 15 im Krankenhausbau erfah- renen Architekturbüros durchgeführt. Ausgehend von diesem Wettbewerb für soll ein Gesamtkon- zept die Situation neu ordnen, mit dem Haus M als zentralem Neubau. Die dem Gestaltungsbeirat vorgelegte Planung wurde von dem Frankfurter Ar chitekturbüro wörner traxler richter, dem 2. Preis - träger erstellt, der aus dem VOF-Verfahren als Sieger hervorging. Die Beurteilung des Bauvorha- bens erfolgt nach BauGB § 34. Empfehlung September 2013 […] Gegenüber dem Wettbewerbsbeitrag wurde die Kammstruktur von Haus M dahingehend weiter- entwickelt, dass nun zwei Pflegegeschosse und ein Technikgeschoss auf einem deutlich überhöhten Sockelgeschoss aufgesattelt werden. Obwohl Haus M geringfügig von Haus H abgerückt wurde, erscheint aus Sicht des Gestaltungsbei - rats die neue Höhe von Haus M deutlich überzogen und in der räumlichen Wirkung bedrohlich auf Haus H. Die an dieser Stelle notwendige Kommuni- kation zwischen Bestand und Neubau wird ver- Städtisches Klinikum | 137Städtisches Klinikum Karlsruhe | Gestaltungsbeirat Lageplan 20.03 2014 | Stand Wettbewerb Januar 2012 and | Schwarzplan M 1:5000 | Druckdatum 13.10.2021 HAUS M Neubau Haus M Lageplan Stand Wettbewerb Januar 2012 Neubau Haus M Lageplan Präsentation März 2014 Städtisches Klinikum | 139138 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kliniken allerdings eine höher gelegte Technik vorgesehen. Der Gestaltungsbeirat empfiehlt eine Höhenre- duzierung […] sowie eine Verfeinerung der Anschlüs - se an den Bestand im Nordwesten und das Hoch- haus im Osten. Das Entrée mit dem enormen Vordach ist in Bezug auf Ausmaß, Anbindung und Nähe zum Bestand planerisch zu bearbeiten. Die Anbindung an das Parkhaus im Norden ist funktional und räumlich zu klären. Der Eingangsbereich im Westen bedarf einer klaren Ausbildung sowie eines gestalterischen Anspruchs. Das gilt insgesamt auch für die Fassaden, die keine Bezüge zur Um - gebung herstellen. […] Empfehlung März 2014 Das neue Gesamtkonzept sieht eine viergeschossige Bebauung für den Neubau (Haus M) mit einer fünfgeschossigen geraden Flucht auf der Südwest- seite vor. Dabei ist das Technikgeschoss auf der Ebene 3 etwas zurückgesetzt. Diese Konzeption hat mit dem Konzept des Wettbewerbs leider gar nichts mehr zu tun. Die seinerzeitige Vorsitzende des Preisgerichtes [Frau Prof. Gatermann] betont, dass genau diese Planungskonzepte wegen der man gel haften Einbindung in den Kontext der Gesamt anlage ausgeschieden wurden. Dass nun genau ein solches Konzept wiederbelebt wer- den soll, wird vom Gestaltungsbeirat abgelehnt. Anmerkung der Redaktion: Das Projekt zeigt die intensive Auseinandersetzung im Gestaltungsbeirat um städtebauliche Fragestellungen wie Gebäu- devolumen und Gebäudehöhe sowie Maß und Ab - stand im Kontext der Bestandsbebauung. Auf- grund der hochwertigen architektonischen Ausfüh- rung stellt das Haus M dennoch einen qualitativ hochwertigen Baustein im Gefüge des städtischen Klinikums dar. Städtisches Klinikum Karlsruhe | Gestaltungsbeirat20.03 2014 Haus M | Ansicht Süd Neubau Haus M, Ansicht Süd Präsentation März 2014 Städtisches Klinikum | 139 17 Städtisches Klinikum Karlsruhe | Gestaltungsbeirat20.03 2014 Haus M | Ansicht Süd Städtisches Klinikum | 141140 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kliniken Städtisches Klinikum Karlsruhe | Neubauvorhaben der Zielplanung 201504.09 2013 n Bauer Landschaftsarchitekten Willi Hildebrandt www.bauer-landschaftsarchitekten.de Planungsvorstellung Städtisches Klinikum Karlsruhe | Neubauvorhaben der Zielplanung 201504.09 2013 Planungsvorstellung WP n Bauer Landschaftsarchitekten Willi Hildebrandt www.bauer-landschaftsarchitekten.de | Perspektive Wettbewerb Haus M - Wettbewerb Präsentation September 2013 Städtisches Klinikum | 141 17 Städtisches Klinikum | 143142 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kliniken Städtisches Klinikum | 143 17 Städtisches Klinikum | 145144 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Kliniken HAUS M and | Grundriss Gartengeschoss M 1:1500 | Druckdatum 13.10.2021 HAUS M and | Grundriss Pflege M 1:1500 | Druckdatum 13.10.2021 Grundrisse EG und OG Städtisches Klinikum | 145 17 146 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Städtische Planungen Marktplatz Karlsruhe Oberflächengestaltung 18 BauortMarktplatz, InnenstadtBauherrin Stadt Karlsruhe Planverfasser in METTLER Landschaftsarchitektur, Berlin Status Gestaltungsbeirat 10–2014 Fertigstellung 2020 Grabstätte des Stadtgünders Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach ist. Konkret angesprochen wurden: – die Präsentation noch vorhandener Fundament- reste in situ unter Glas – ein Sichtbarmachen des Grundrisses im Boden- belag – eine Präsentation der archäologischen Zeug - nisse im Bereich des geplanten Eventraumes über Gleis 3 Die Verwaltung hat den Auftrag die Möglichkeiten der Präsentation vorhandener Reste zu prüfen und dem Planungsausschuss zu berichten. Empfehlung Oktober 2014 Herr Fritz stellt die Konzepte der Oberflächenge- staltung des Marktplatzes vor, die auf einem Wett- bewerbsgewinn von 2010 basieren. Geplant ist eine ruhige und gleichmäßige Bepflasterung. Weitere Varianten mit Hervorhebungen im Pflaster- muster, verglasten Abdeckungen von eventuell noch im Boden befindlichen Resten der Konkordien - kirche oder teilweise dreidimensionale Abbil- dungen des Grundrisses der Kirche werden vom Gestaltungsbeirat abgelehnt. Gerade die geplante Leere des Platzraums ist wohltuend und entspricht in hohem Maße den klassischen Absichten. Der Wettbewerbsbeitrag sollte ohne weitere Eingriffe ausgeführt werden. Zum Projekt Die Stadt Karlsruhe hat im Jahr 2009 den Planungs - wettbewerb mit Ideen- und Realisierungsteil nach RPW 2008 Kaiserstraße und Karl-Friedrich- Straße ausgelobt. Träger des ersten Preises ist die Arbeitsgemeinschaft Mettler Landschaftsarchi- tektur, Berlin / AV1 Architekten, Kaiserslautern. Der Entwurf wurde seither in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Dienststellen der Stadt weiter- entwickelt. Immer wieder wurde von verschiedenen Seiten an ge regt, den Entwurf zu ergänzen. Im Juli 2014 wurde dem Gemeinderat ein »Garten der Künste« vorgeschlagen: Karlsruher Künstler sollten Felder von zwei mal zwei oder vier mal vier Meter Größe in der Kaiserstraße oder auf dem Marktplatz gestal- ten. Der Vorschlag wird zum gegenwärtigen Zeit- punkt nicht weiter verfolgt. Zuvor wurden Wünsche zur Wiederherstellung der »Rosetten« auf dem Marktplatz geäußert. Es handelt sich dabei um Pflasterornamente aus der letzten Gestaltungsphase (seit ca. 1980), die die Fensterrosen oberrheinischer, gotischer Kirchenbau - ten zitierten. Auch diese Idee wird gegenwärtig nicht weiterverfolgt. Die evangelische Kirchengemeinde wünscht eine gegenständliche Erinnerung an die Konkordi- enkirche, die von 1717 bis 1807 den südlichen Abschluss des damaligen Marktplatzes bildete. Heute überdeckt die Pyramide in der Mitte des nördlichen Teils des Marktplatzes ihre Krypta, die Marktplatz Karlsruhe | 147 Perspektive Wettbewerbsentwurf Mettler Landschaftsarchitektur 2010 Marktplatz Karlsruhe | 149148 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Städtische Planungen Darüber hinaus empfiehlt der Gestaltungsbeirat eine Beauftragung des mit der Planung der Halte- stelle und der Zugänge schon betrauten Archi- tekturbüros zur Erstellung eines musealen Konzepts, das die Präsentation der Geschichte des Markt- platzes in den unterirdischen Bauwerken darstellt; hier könnten auch die geborgenen Originalsteine der Konkordienkirche integriert werden. Ansicht Marktplatz 1806 Grundriss Konkordienkirche Entwurf Übersichtsplan vor 1807 Stadtplan 1780 Marktplatz Karlsruhe | 149 18 Wettbewerbsentwurf 2010 mit Grundrissen der Bebauung Wettbewerbsentwurf 2010 Marktplatz Karlsruhe | 151150 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Städtische Planungen Marktplatz Karlsruhe | 151 18 Marktplatz Karlsruhe | 153152 | Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2012–2022 | Städtische Planungen Marktplatz Karlsruhe | 153 18 Der Gestaltungsbeirat der Stadt Karlsruhe 1 156 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 seit 2013 Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) seit 2011 Professur Technische Uni- versität Darmstadt 2003–2011 Professur Bergische Univer- sität Wuppertal seit 2004 Dietz Joppien Architekten AG, Mitglied des Vorstandes 2000–2008 Landeswettbewerbsaus - schuss Hessen 1999–2000 Gastprofessur Technische Universität Darmstadt 1998 Gastdozentur Sommeraka- demie, Technische Universi- tät Hannover 1997 Gründung Dietz Joppien Architekten GbR in Frank- furt am Main und Potsdam 1996–2009 Mitglied in der Vertreterver- samm lung der Architekten- kammer Hessen 1992 Eröffnung des Büros Joppien Dietz Architekten GbR, Berlin seit 1990 Jurytätigkeit in mehr als 150 national und interna- tionalen Preisgerichten 1989–1996 Joppien Dietz Architekten GbR in Frankfurt am Main 1987–1989 Freie Mitarbeiterin, Ingeni- eursozietät BGS, Frankfurt am Main 1986–1987 Architekturstudium Univer- sity of California, Berkeley 1985 Studies in Theatre and Communication, University of Illinois, Chicago 1981–1985 Architekturstudium Tech- nische Hochschule Darm- stadt, Diplom 1978–1980 Architekturstudium Tech- nische Universität Berlin, Vordiplom 1988 Technische Universität Darmstadt, Wissenschaf t- li che Mitarbeit, Fachgebiet »Entwerfen und Technischer Ausbau«, Prof. Dr.-Ing. Thomas Herzog 1959 geboren in Frankfurt a. M. Prof. Anett-Maud Joppien Dipl.-Ing. M.Arch. Architektin Beirätin Juli 2010–Juli 2014 und seit Juni 2021 Beirätinnen und Beiräte Gestaltungsbeirat | 157 seit 2020 Vorsitzender des Verwal- tungsrats des Versorgungs- werks der Architektenkam- mer Baden-Württemberg seit 2019 Geschäftsführer der Domino Holding GmbH & Co. KG 2018 Verleihung Bundesver- dienstkreuz bis 2018 Selbständig tätig als Archi- tekt und Stadtplaner und Preisrichter zuletzt als Gesellschafter der Domino Holding GmbH & Co. KG seit 2015 Vorsitzender der Gestal- tungsbeiräte der Städte Baden-Baden (2015–2020), Friedrichshafen (seit 2019) und Mühlacker (seit 2019) sowie der Epple GmbH Hei- delberg für die Metropol- region Rhein-Neckar (seit 2018) seit 2014 Ehrenpräsident der Archi- tektenkammer Baden-Würt- temberg seit 2014 Ehrenmitglied der Ingeni- eurkammer Baden-Würt- temberg 1998–2014 Präsident der Architekten- kammer Baden-Württem- berg und Vorstandsmitglied der Bundesarchitekten- kammer 1979 Architekturstudium Univer- sität Stuttgart, Diplom Dipl.-Ing. Wolfgang Riehle Architekt BDA und Stadtplaner Beirat seit Juni 2021 Dipl.-Ing. Markus Müller Architekt und Stadtplaner Beirat seit April 2019 Vorsitzender seit November 2021 seit 2014 Präsident der Architekten- kammer Baden-Württem- berg Verwaltungsrat und Auf- sichtsrat in unterschiedli- chen Gremien Stiftungsrat der Pater- Berno-Stiftung, München, Temesvar Mitglied im Kuratorium der Akademie d. Diözese Rottenburg-Stuttgart Preisrichter in Wettbewer- ben und in Auszeichnungs- verfahren Zahlreiche Wettbewerbs- teilnahmen, Ausstellungen, Vorträge 2010–2014 Vorsitzender der Kammer- gruppe Bodenseekreis der Architektenkammer Baden-Württemberg 2002–2010 Beirat der Kammergruppe Bodenseekreis der Architek- tenkammer Baden-Würt- temberg 2001 Deutscher Städtebaupreis – Sonderpreis seit 1996 Selbstständigkeit, Partner- schaft mit Olaf Arndt in Müller, Arndt, Partner Tätigkeit bei Fiedler.Aichele, Stuttgart Studium Architektur und Stadtplanung an der Universität Stuttgart Diplom bei Professor Klaus Humpert 1965 geboren in Meckenbeuren 158 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 4 seit 2010 Leitung des Lehrstuhls für Landschaftsarchitektur der RWTH Aachen, Fakultät Architektur 2002–2003 Vertretungsprofessur für Landschaftsgeschichte und -ästhetik an der Universität Kassel 2002, laufend Gründung des Büros stadt- landschaftsarchitektur, Stuttgart, seit 2011 als Partnerschaftsgesellschaft 2009 Berufung in die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung 2002 Mitglied beim BDLA 2001 Promotion an der Fakul- tät für Architektur und Stadtplanung der Univer- sität Stuttgart zum Thema »Stadtnahe Landwirtschaft in der Stadt- und Freiraum- planung« 1994–2001 Assistent am Institut für Landschaftsplanung und Ökologie der Universität Stuttgart, Fakultät für Architektur und Stadt- planung 1991 -1994 Projektbearbeiter im Büro Gruppe Freiraumplanung, Hannover 1991 Diplom Landespflege an der Uni Hannover 1964 geboren in Northeim Prof. Dr. Frank Lohrberg Dipl.-Ing. Landschaftsarchitekt BDLA DASL Beirat seit April 2020 seit 2014 Professorin an der Ecole Nationale Supérieure d’Architecture de Paris- Belleville, Théorie et pra- tique de la conception architecturale et urbaine Mitglied der Gruppe »Wasistdas«, groupe infor- mel et pluridisciplinaire réfléchissant au devenir de la ville de Strasbourg Chevalier de l’Ordre Natio- nal du Mérite 2011 Richter architectes et asso- ciés, Strasbourg-Paris 2010–2015 Vize-Vorsitzende des Gestaltungsbeirats Baden- Baden (Architektur und Städtebau) 2002 Richter architectes 2000–2007 Gründerin, Künstlerische Leiterin und Vorsitzende der Architekturtage – Journées de l’Architecture Rhénane (Elsass, Baden-Württem- berg, Schweiz) seit 1999 Lehrbeauftragte an der Ecole Nationale Supérieure d’Architecture Strasbourg und Nancy seit 2008 maître assistant titulaire 1998 Pascale Richter, architecte 1992 Coulon et Richter, archi tectes 1992 Architektin DPLG Diplom bei Henri Ciriani Studium an der Facultad de Arquitectura de Montevideo (Uruguay), an der ENSA de Strasbourg und Paris-Belle- ville – atelier UNO Prof. Pascale Richter Architektin DPLG Beirätin seit April 2020 Gestaltungsbeirat | 159 6 seit 2020 Mitglied im Gestaltungsrat der Stadt Konstanz, Mitglied und Vorsitzender des Klima - beirats der Stadt Linz (AT) Mitglied in den Gestaltungs- beiräten der Städte: Linz (AT) seit 2019, seit 2020 Vorsitzender Freiburg 2014–2020, 2019–2020 Vorsitzender Mannheim 2014–2016 Lübeck 2013–2018 2017–2018 Vorsitzender Biberach a.d. Riss 2010–2012 Regensburg 2002–2007 2005–2007 Vorsitzender 2007–2012 Landesvorsitzender des BDA Hessen, Frankfurt am Main 2006 Verleihung des Christian- Heyden-Preises für Bau- kultur, Gütersloh seit 2004 Professor an der Leibniz Universität Hannover, Institut für Entwerfen und Gebäudelehre 1998–2004 Professor an der Leibniz Universität Hannover, Institut für Entwerfen und Konstruieren 1996–1998 Gastprofessor an der Universität Kassel 1995–1999 Mitglied im Vorstand des BDA, Frankfurt am Main 1993–2003 Mitglied des Städtebau- beirats der Stadt Frankfurt am Main 1988–1992 Wissenschaftlicher Mitar- beiter an der RWTH Aachen 1988 Gründung Turkali Architek- ten, Frankfurt am Main 1986–1988 Architekturstudium und Master an der Harvard University, Cambridge (US) Graduate School of Design 1983–1984 Architekturstudium an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste (Städel- schule), Frankfurt am Main 1983 Internationale Sommer- akademie Salzburg (AT) 1978–1983 Architekturstudium und Diplom an der Fachhoch- schule Frankfurt am Main 1958 Geboren in Vrdnik (YU) Prof. Zvonko Turkali Dipl.-Ing. M.Arch. Architekt BDA Beirat April 2007–Februar 2010, Mai 2017–Juni 2021 Vorsitzender Mai 2017–Juni 2021 Prof. Martin Haas Dipl.-Ing. Architekt BDA Beirat Mai 2011–Juni 2021 seit 2020 Ehrenamtliches Mitglied des Konvents der Baukultur 2014 Berufung in die Jury »Deut- scher Nachhaltigkeitspreis« seit 2013 Vizepräsident »Deutsche Gesellschaft für Nachhalti- ges Bauen e.V.« 2012 Gründung des Architektur- büros haascookzemmrich- STUDIO2050 seit 2009 Mitglied beim BDA seit 2008 Gastprofessur an der Uni- versity of Pennsylvania, Philadelphia, USA sowie an der Universita di Sassari in Italien 2007 Gründungsmitglied und Präsidiumsmitglied »Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V.« 2005–2012 Partner bei Behnisch Archi- tekten in Stuttgart und München 1999–2005 Projektpartner bei Beh- nisch, Behnisch & Partner 1995–1999 Architekt bei Behnisch, Behnisch & Partner 1993–1995 Architekturstudium und Diplom an der Universität Stuttgart 1992 –1996 Künstlerische Leitung und Produktion von Werbefilmen 1992–1993 Mitarbeit bei Alan Brooks Ass., London, UK 1992–1993 Architekturstudium an der Southbank University London, UK 1990–1991 Mitarbeit bei Meier + Kern Architekten, Brugg, Schweiz 1988–1992 Architekturstudium an der Universität Stuttgart 1987–1988 Mitarbeit bei 3F Filmpro- duktion in Freiburg 1967 geboren in Waldshut 160 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 Prof. Dr. Annette Rudolph-Cleff Dipl.-Ing. Architektin Beirätin Juli 2015–November 2019 seit 2013 Direktorin des internatio- nalen MSc.-Studiengangs »International Cooperation and Urban Development« im EU-Exzellenzcluster Erasmus Mundus seit 2007 Vorstand der interdiszip- linären Graduiertenschule URBANgrad seit 2006 Professur für Entwerfen und Stadtentwicklung am Fachbereich Architektur der Technischen Universität Darmstadt 2004–2006 Vertretung der Professur für Entwerfen und Städtebau der Bergischen Universität Wuppertal 1998–2004 Technische Geschäftslei- tung der Bauunternehmung Rudolph GmbH 1994–2007 Selbstständige Tätigkeit als Architektin 1994–1998 Wissenschaftliche Mit- arbeiterin am Institut für Orts-, Regional und Lan- desplanung der Universität Karlsruhe 1994 Promotion an der Universität Karlsruhe, Prädikat summa cum laude (Stipendium der Landesgraduiertenför- derung) 1991–1993 Angestellte Architektin bei Jean Nouvel Paris 1991 Diplom an der Fakultät für Architektur Universität Karlsruhe 1987–88 Auslandsstudium an der Ecole d´Architecture Paris- Belleville (Jahresstipendium des DAAD) 1984 Architekturstudium an der Universität Karlsruhe 1965 geboren in Mannheim seit 2001 Professur für Entwerfen und Baukonstruktion an der FH Dortmund, FB Architektur seit 1994 Selbständigkeit 1989–1994 Erfahrungen in Stuttgarter Büros Lehrerfahrungen an der Uni und FHT Stuttgart 1984–1989 Studium Architektur FH Biberach 1980–1983 Lehre: Raumausstatter- handwerk 1963 geboren in Sigmaringen Gremien und Kommis sionen: Fachbereichsratsmitglied Mitglied von Berufungs- kommissionen Mitarbeit im Studienaus- schuss – Strukturreform BM Mitentwicklung am Master »Ressource Architektur« – Start WS 2015.16 2001–2010 Vertretung der FH im Bau- kulturausschuss Stadt Dort- mund BDA Mitglied AKJAA. Arbeitskreis junger Archi- tekten und Architektinnen in Deutschland Prof. Christine Remensperger Architektin BDA Beirätin Juli 2015–November 2019 Gestaltungsbeirat | 161 Prof. Jörg Aldinger Dipl.-Ing. Architekt BDA Beirat Oktober 2014–September 2018 Vorsitzender November 2016–März 2017 seit 2022 Münster, Stadtentwicklung neue Stadtquatiere, Lenkungskreis seit 2020 Köln Masterplan Südstadt, Lenkungskreis seit 2019 Köln Masterplan Innenstadt, Lenkungskreis 2018 Beijing China, Central Academy of Fine Arts, Visit- ing Professor 2016–2020 Mannheim, Gestaltungs- beirat Vorsitz 2015–2019 Karlsruhe, Gestaltungsbeirat 2015–2018 Konstanz, Gestaltungsbeirat Vorsitz 2007 Großer Hugo Häring Preis, Bund Deutscher Architekten BDA seit 2005 Aldinger Architekten Pla- nungsgesellschaft mbH mit den Partnern Jörg Aldinger, Dirk Herker, Thomas Strähle 2004–2008 Dekan Fakultät Architektur und Gebäudeklimatik Hoch- schule Biberach seit 2001 Insgesamt 15 Architektur- preise der Architektenkam- mer und des BDA 2000 Los Angeles USA, Califor- nian Polytechnic University, Visiting Professor 1994–2021 Biberach, Hochschule für angewandte Wissenschaft, Professor für nachhaltiges Planen und Bauen seit 1984 Teilnahme an Architekten- wettbewerben (über 70 Preise und Anerkennungen) Berufung als Fachpreisrich- ter (über 500 Preisgerichte) seit 1984 Bund Deutscher Architek- ten BDA 1983–2005 Aldinger & Aldinger Freier Architekt, Mitglied der Architektenkammer 1981–1983 Kammerer + Belz, Mitarbeit Architekt 1975–1980 Architekturstudium Univer- sität Stuttgart 1955 geboren in Stuttgart Prof. Ulrike Lauber Dipl.-Ing. Architektin BDA Beirätin Oktober 2014–September 2016 2016 lauber zottmann blank architekten gmbh 2007 lauber + zottmann architek- ten gmbh Preisrichtertätigkeit Gestaltungsbeirat Pforz- heim Beratergruppe München Freiham Stadtgestaltungskommissi- on München seit 1999 Professur für Entwerfen, Beuth Hochschule für Technik Berlin Laborleitung Entwurf und Städtebau 1998–2006 lauber architekten mit Gerhard Hagemann, Manfred Walter, Peter Zottmann 1997 Mitglied Bund Deutscher Architekten 1990–1998 lauber + wöhr architekten mit Wolfram Wöhr 1986–1990 Richard Meier, New York Associate Partner und Projektleitung 1979 Diplom an der TU Berlin 162 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 Prof. Claus Anderhalten Dipl.-Ing. Architekt BDA Beirat November 2012–September 2016 Vorsitzender Juli 2015–September 2016 2010–2022 Preisrichter in nationalen und internationalen Architektenwettbewerben 2008 Professor an der Universität Kassel, Fachgebiet Ent wer- fen im Bestand 2008–2022 Mitgliedschaften in den Gestaltungsbeiräten der Städte Berlin, Nürnberg, Rostock, Karlsruhe, Bremen und Tübingen 2006–2008 Vertretungsprofessor an der Universität Siegen 2003–2009 Mitglied im Vorstand des BDA Landesverbandes Berlin 2000–2003 Mitglied im »Arbeitskreis Junger Architektinnen und Architekten« des BDA 1998–2002 Lehraufträge an der TU Berlin / TFH Berlin / FH Lippe 1995 Mitglied des BDA Berlin 1993 Bürogründung Anderhalten Architekten, Berlin / Köln 1990 Diplom mit Auszeichnung an der RWTH Aachen 1985–1990 Architekturstudium an der TU Berlin und RWTH Aachen 1962 geboren in Köln seit 2017 Mitglied des Gestaltungs- beirats Stuttgart seit 2017 Jan Rübenstrunk Partner bei GATERMANN + SCHOSSIG 2012–2017 Mitglied des Berliner Baukollegiums seit 2012 Sven Gaeßler Partner bei GATERMANN + SCHOSSIG 2010–2014 Kuratoriumsmitglied »Kunst am Bau« des BMVBS 2002–2007 Universitätsprofessorin an der TU Darmstadt, Lehrstuhl für Entwerfen und Gebäude- lehre 2001–2005 Mitglied Kuratorium »StadtBauKultur NRW« 1992–2000 Gründerin der Initiativen »Kölner Stadtmodell« und Internetplattform »koeln architektur.de« 1989–1998 Vorstandsmitglied des BDA-Köln seit 1984 mehr als 150 Wettbewerbs- und Architekturpreise, viel fache Jurytätigkeit, Vor - träge, Workshops 1984 Gründung des Architektur- büros Gatermann + Schossig mit Elmar Schossig 1981–1985 Projektleiterin im Büro Prof. Gottfried Böhm 1975–1981 Architekturstudium an der TU Braunschweig und RWTH Aachen Prof. Dörte Gatermann Dipl.-Ing. Architektin BDA Beirätin Mai 2011–Mai 2015 Vorsitzende November 2012–Mai 2015 (zeitw.) Gestaltungsbeirat | 163 Prof. Manfred Kovatsch Dipl.-Ing. Architekt DASL Beirat Mai 2011–Mai 2015 Vorsitzender November 2012–Mai 2015 (zeitw.) Mitglied der Gestaltungs- beiräte der Städte 2015 München (Kommission für Stadtgestaltung) 2011 Karlsruhe 2010 Nürnberg (Baukunstbeirat) 2003 Regensburg 2005 Abschluss der Lehrtätigkeit an der Akademie der Bildenden Künste, München 2001 Mitglied der Deutschen Akademie Städtebau und Landesplanung 1997 Mitglied der Europäischen Akademie für Wissenschaft und Kunst 1997 Internationales Interdiszip- linäres Projekte mit dem Massachusetts Institute of Technology, Cambridge, USA 1995–1997 Prorektor der Akademie der Bildenden Künste, München 1992 Mitglied einer internatio- nalen Jury Neues Bauen in den Alpen 1986 Professor für Raumgestal- tung und Entwerfen an der Bildenden Künste, München 1980 Leitung eines Studienaus- tausches mit der University of Colorado, Denver 1975 Lehrauftrag, Technische Universität Graz 1972 wissenschaftlicher Assistent, Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen, Technische Universität München 1970–1971 University of California, Berkeley, Abschluss »Master of Architecture« 1967 Diplom, Technische Universität Graz 1940 geboren in Villach / Österreich Preise und Anerkennungen Prof. Günter Pfeifer Architekt BDA DWB Beirat Juli 2010–Juli 2014 seit 2014 BARUCCOPFEIFER ARCHI- TEKTUR. Darmstadt mit Lisa Barucco 2011–2021 Fondation Kybernetik mit Prof. Dr. Annette Rudolph- Cleff, Forschungspool der Technischen Universität Darmstadt 2009 Gottfried-Semper-Preis der Sächsischen Akademie der Künste als Pionier des ökologischen Bauens 2002–2022 Redaktionsbeirat Zeitschrift »der architekt« / »die archi- tekt« seit 1997 Autor zahlreicher Fach- bücher (bislang 52 Titel) 1996–1998 Dekan des Fachbereichs Architektur, Technische Universität Darmstadt 1992–2012 ord. Universitätsprofessor an der Technischen Univer- sität Darmstadt, Fachgebiet Entwerfen und Hochbau- konstruktion 1992–2000, Fachgebiet Entwerfen und Wohnungsbau 2000–2012 1987–1993 Zusammenarbeit mit Frank O. Gehry, Zaha M. Hadid, Tadao Ando, Álvaro Siza (Vitra Campus Weil am Rhein) seit 1984 zahlreiche Architekturpreise (insgesamt bis heute 71 Auszeichnungen), u.a. Architekturpreis Baden- Württemberg / Hugo-Häring- Preis 9 mal, Deutscher Architekturpreis (Anerken- nung) 3 mal, Honor Award 1992 – The American Institute of Architecture seit 1972 selbstständig tätiger freier Architekt in Lörrach und Freiburg. Bürogröße wech- selnd nach Auftragslage bis 24 Mitarbeiter; verschie- dene Partnerschaften 1963–1967 Studium der Architektur an der Staatlichen Werk- kunstschule Kassel (spätere Gesamthochschule und danach in Universität Kassel integriert) 1943 geboren in Schopfheim / Landkreis Lörrach 164 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 Prof. Peter Cheret Dipl.-Ing. Architekt BDA DWB Beirat Juli 2008–Juli 2012 Vorsitzender Juli 2011–Juli 2012 seit 2016 Gestaltungsbeirat in Mannheim seit 1994 Professor Universität Stuttgart Institut für Baukonstruktion und Entwerfen, Lehrstuhl 1 1993–94 Professurvertretung FH Trier 1988–93 Lehrtätigkeit Uni Stuttgart im Fach Einführen in das Entwerfen seit 1993 Cheret Bozic Architekten 1988–1990 Bürogründung Cheret und Englert 1983–1988 freier Architekt / freier Mit- arbeiter 1980–1982 Tätigkeit als angestellter Architekt 1972–1982 Architekturstudium Fach- hochschule Konstanz und Universität Stuttgart 1953 geboren in Lörrach Tätigkeit als Fachpreisrichter Kurator Stiftung Umweltpreis Fachvorträge, Veröffentli- chungen und Publikationen Gründungsmitglied Bundes- stiftung Baukultur ehem. Gestaltungsbeirat Ravensburg ehem. 1. Vorsitzender Archi- tekturgalerie am Weißenhof seit 2022 Mitglied Gestaltungsbeirat Landsberg 2018–2022 Mitglied Gestaltungsbeirat Kempten 2017–2019 Mitglied Gestaltungsbeirat Linz 2016–2021 Mitglied des Baukunst- beirates Nürnberg 2015–2017 Mitglied Gestaltkommission München, Prinz-Eugen- Kaserne 2011–2012 Mitglied Stadtbildkommis- sion Basel 2008–2012 Mitglied Gestaltungsbeirat Leipzig 2006–2008 Mitglied Gestaltungsbeirat Halle a. d. Saale 2007–2011 Mitglied Gestaltungsbeirat Karlsruhe 2005–2007 Mitglied Gestaltungsbeirat Salzburg 2004–2006 Mitglied Gestaltbeirat Linz 2001–2008 Mitglied Gestaltkommission DLR 2000–2003 Mitglied Gestaltkommission Regensburg 1997–2021 Lehrstuhl TU München 1991 Stipendium Villa Massimo, Rom seit 2009 Büro in München, Partner- schaft mit Maximilian Rimmel, Deubzer Rimmel Architekten Part.GmbH seit 1987 Büro Berlin, 1988–2012 Partnerschaft mit Jürgen König, Deubzer König Architekten GmbH 1985–1987 Wissenschaftliche Assis- tentin an der TU München 1984–1985 Mitarbeit im Büro James Stirling 1978–1983 Mitarbeit im Büro Schultes 1978 Diplom an der TU Berlin Prof. Hannelore Deubzer Dipl.-Ing. Architektin Beirätin April 2007–März 2011 Gestaltungsbeirat | 165 Prof. Carl Fingerhuth Dipl.-Ing. Architekt Beirat April 2007–März 2011 Vorsitzender April 2007–März 2011 seit 1992 Eigenes Büro für Städtebau 1979–92 Kantonsbaumeister Basel- Stadt 1964–79 Eigenes Büro für Raum- planung und Städtebau in Zürich 1963–64 Im Auftrag der ETH-Z beim Baudepartement des Kanton Wallis zum Aufbau eines kantonalen Planungs- amtes 1961–63 Architekt in Zürich 1960–61 Schweiz. Institut für ägyp- tische Bauforschung, Kairo, Ägypten 1960 Diplom an der Abteilung für Architektur der Eidgenös- sischen Technischen Hoch- schule Zürich 1936 geboren in Zürich Lehrtätigkeiten: State University of Virginia Departement of Architec- ture Blacksburg USA, Universität Basel, Eidge- nössischen Technischen Hochschule Zürich, Ecole d‘Architecture de Stras- bourg, Ecole d‘Architecture de Genève, TU Darmstadt, Universität Genua Honorarprofessor der Tech- nischen Universität Darm- stadt Mitarbeit in Planungs- oder Gestaltungsbeiräten in Bre- men, Feldkirch, Salzburg, Halle, Köln, Stuttgart, Hei- delberg und Regensburg Mitglied der Deutschen Akademie für Städtebau außerordentliches Mitglied des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Mag. arch. Marta Schreieck Architektin Beirätin April 2007–Februar 2010 Jurorin bei Wettbewerben im In- und Ausland 2009–2013 BIG Architektur Beirat 2009–2014 BMUK – Beirat für Architek- tur + Design 2007–2017 Präsidentin der Zentral- vereinigung der Architekt- Innen Österreichs seit 2005 Mitglied Akademie der Künste Berlin 2004 Kommissärin des Österreich - beitrages der 9. Architektur- biennale in Venedig 1995–2015 Gestaltungsbeirat Feldkirch, Linz, Salzburg, Regensburg, Karlsruhe, Graz 1995 Gastprofessur an der Akademie der bildenden Künste Wien 1993 Lehrauftrag an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur der Univer- sität Innsbruck seit 1982 gemeinsames Büro mit Dieter Henke 1975–1981 Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste Wien, (Meister- schule Prof. Roland Rainer und Prof. Timo Penttilä) 1954 geboren in Innsbruck / Tirol 1 166 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 2007 Gründung auf Beschluss des Gemeinderats alle 2–3 Monate Gestaltungsbeirat 2 Jahre Beiratsperiode1 15 Jahre Gestaltungsbeirat der Stadt Karlsruhe 66 Sitzungen (2007–2022) 5 Expertinnen und Experten aus den Bereichen Architektur, Land- schaftsarchitektur und Stadtplanung Aktuelle Mitglieder Prof. Anett-Maud Joppien Prof. Pascale Richter Prof. Dr.-Ing. Frank Lohrberg Dipl. Ing. Markus Müller Dipl.-Ing. Wolfgang Riehle 162 beratene Projekte in einer, zwei oder drei Sitzungen 19 Mitglieder seit 2007 Zahlen und Fakten Zahlen und Fakten | 167 Öffentliche Beiratssitzungen finden mit Teilnehmenden wie Oberbürgermeister*in, Bürgermeister*in, Stadträtinnen / Stadträte oder eine von der Fraktion selbstbestimmt benannte Person als deren Vertretung, Ortschaftsrätinnen / Ortschaftsräte, Mitarbeitende der Verwaltung und Sonderfachleute sowie offen für interessierte Bürger*innen statt.2 Ablauf – Nicht-öffentliche Ortstermine und interne Vorberatung – Öffentliche Projektdarstellung und Projektdiskussion – Öffentliche Empfehlung Eine von den Gestaltungsbeirätinnen und Gestaltungsbeiräten gemeinsam getragene Empfehlung wird am Ende der Beratung den Bauherrinnen und Bauherren, den Archi- tektinnen und Architekten, den Landschafts- architektinnen und Landschafts architekten sowie der anwesenden Öffent lichkeit münd- lich vorgestellt. Die Ergebnisse der Diskussionen fließen außer - dem als Empfehlungen in die weiterführende Projektarbeit der Verwaltung (Stadtplanungs-, Bauordnungs- und Gartenbauamt) und in deren Nachgespräche mit den Projektbeteiligten auf den Ebenen der städtebaulichen Rahmen- planung, der Bebauungsplanung, der Bauvor- bescheidung und der Baugenehmigung ein. Aufgabe Der Gestaltungsbeirat der Stadt Karlsruhe hat die Aufgabe, die ihm vorgelegten Bauvorha- ben im Hinblick auf ihre städtebauliche, archi- tektonische und gestalterische Qualität zu prüfen und ihre Auswirkung auf das Stadt- und Landschaftsbild zu beurteilen. Er gibt der Bauherrin und dem Bauherrn und deren Architektin und Architekten Hinweise und Kriterien zur Erreichung dieses Ziels. Seine Empfehlungen sind wesentliches Instru- ment zur Weiterentwicklung der Baukultur in unserer Stadt. Die in der Regel öffentlichen Sitzungen des Gestaltungsbeirats sind Basis eines gemeinsamen Dialogs um die Bedeutung und die Qualität von guter Architektur und zukunftsweisendem Städtebau auch in Hinblick auf die Fragestellungen Soziale Stadt, Res- sourcenverbrauch, Klimaschutz und Klimaan- passung, Energie, Mobilität und Inklusion. Der Gestaltungsbeirat unterstützt die kultur- elle, soziale und ästhetische Verantwortung der privaten und öffentlichen Entscheidungs- träger und vermittelt in seinen Stellungnahmen die baukulturellen Ansprüche der Stadt Karlsruhe einer interessierten Öffentlichkeit. 1 Mitgliedschaft max. 3 × 2 Jahre 2 Neufassung der Geschäftsord- nung des Gestaltungsbeirats der Stadt Karlsruhe (Oktober 2022) ab 2024 Einladung der Öffentlichkeit 168 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 61 Firma Init AG-Überarbeitete Planung, Karlsruhe-Oststadt (07–2012) 62 Robert Bosch GmbH, Neugestaltung Fassade Silogebäude, Karlsruhe-Grötzingen (07–2012) 63 Hotelerweiterung Gasthaus Ochsen, Karlsruhe-Durlach (07–2012) 64 Kita Bulach, St.-Georg- Straße 2, Karlsruhe- Beiertheim-Bulach (11–2012) 65 Seniorenwohnen, Koch straße 2, Karlsruhe- Innenstadt-West (11–2012, 01–2013) 66 Mehrfachbeauftragung »Gemeinsam Leben«, Königsberger Straße 37, Karlsruhe-Waldstadt (01–2013) 67 Mehrfachbeauftragung Erweiterung Alten- und Pflegeheim »Haus am Turm- berg«, Karlsruhe-Durlach (01–2013) Projektübersicht 2012–2022 68 Städtisches Klinikum, Neubau Haus I, Karlsruhe-Nordweststadt (03–2013, 05–2013) 69 Parkpalette Möbelhaus XXXL, Durlacher Allee, Karlsruhe-Oststadt (03–2013) 70 Gesamtkonzept Umbau I Neubau EH-Markt, Karls ruhe-Neureut (05–2013) 71 Gesamtkonzept Autohaus S & G, Schoemperlenstraße, Karlsruhe-Mühlburg (05–2013) 72 Neubau STP, IWKA-Gelände, Karlsruhe-Südweststadt (09–2013) 73 Neubau Aral-Tankstelle Blücherstraße, Karlsruhe-Weststadt (03–2013, 09–2013, 07–2014) 74 Städtisches Klinikum, unterirdische Küche, Haus M, Karlsruhe-Nordweststadt (09–2013) 75 Neubau Technologiezent- rum Wasser, Erweiterung, Karlsruhe-Hagsfeld (09–2013) 76 Postareal, Karlsruhe-Mühlburg (09–2013) 77 Nahversorgung Karlsruhe- Hohenwettersbach (11–2013) 78 Planungskonzept Gewer be - gebiet Zimmerstraße, Karlsruhe-Südost (11–2013) 79 Firmenzentrale Gewerbe- gebiet Großoberfeld, Karlsruhe-Oberreut (11–2013) 80 Alt-Katholische Kirchen- gemeinde, Mehrfach- beauftragung, Karlsruhe-Weststadt (11–2013, 03–2014) 81 Städtisches Klinikum Kaiser- allee, Psychotherapeutische Medizin, Karlsruhe-Weststadt (01–2014) Projektübersicht | 169 82 Städtisches Klinikum, Gesamtkonzept, Karlsruhe-Nordweststadt (01–2014, 03–2014) 83 Abbruch u. Neubau Wohn- und Geschäftshaus Pfinztal- straße, Karlsruhe-Durlach (03–2014) 84 Neubau Wohngebäude Berckmüllerstraße, Karls ruhe-Oststadt (07–2014) 85 Neubau Bürogebäude, Am Storrenacker, Karlsruhe-Hagsfeld (07–2014, 10–2014, 07–2015) 86 Ehemalige Artilleriekaserne – westlich Kußmaulstraße, Karlsruhe-Nordweststadt (10–2014) 87 Oberflächengestaltung Marktplatz, Karlsruhe-Innenstadt (10–2014) 88 St. Vincentius-Kliniken, Karlsruhe-Südweststadt (01–2015) 89 Wohnungsbau, Edelbergstraße 1, Karlsruhe-Grünwinkel (01–2015, 03–2015) 90 Abbruch u. Neubau Wohn- und Geschäftshaus mit Tiefgarage Pfinztalstraße, Karlsruhe-Durlach (01–2015) 91 Neubau Anna-Leimbach- Haus, Blumentorstraße 6–10, Karlsruhe-Durlach (03–2015, 05–2015, 07–2015) 92 RaumFabrik Areal B, Karlsruhe-Durlach (03–2015, 05–2015) 93 Wohnbebauung Steinkreuzstraße, Karlsruhe-Wolfartsweier (05–2015) 94 Wohnen Am Rosenweg, Karlsruhe-Rüppurr (05–2015, 07–2015) 95 BWGV Akademie, Am Rüppurrer Schloss, Karlsruhe-Rüppurr (05–2015) 96 (Teil-) Abbruch und Neubau Pflegeheim Augustenburg, Karlsruhe Grötzingen (05–2015) 97 Neubau Wohnhaus, Wichernstraße 4 a, Karlsruhe-Mühlburg (07–2015, 03–2016) 98 Audi Zentrum, Gerwig straße 77, Karlsruhe-Oststadt (07–2015) 99 Erweiterung Coca-Cola, Karlsruhe-Neureut (09–2015, 03–2016) 100 Erweiterung Physik Instrumente (PI), Karlsruhe-Stupferich (09–2015, 11–2015, 05–2017) 101 Neubau Wohnbebauung Am Fasanengarten, Karlsruhe-Oststadt (11–2015, 03–2017, 05/2017) 102 Wohn- und Geschäftshaus Karlstraße 26, Innenstadt-West (11–2015) 103 Seniorenzentrum und Seniorenwohnen Herrenalber Straße, Karlsruhe-Rüppurr (11–2015, 07–2016, 11–2016) 104 Neubau einer Wohnanlage, Pfinzstraße 87, Karlsruhe-Durlach (03–2016, 07–2016) 105 Wohnbebauung inkl. Stu- den tenwohnen Kolberger Straße, Karlsruhe-Waldstadt (03–2016) 106 Neubau für studentisches Wohnen Augustenburg- straße 89, Karlsruhe-Grötzingen (03–2016, 05–2016) 107 Pflegeheim mit betreutem Wohnen, Dragonerstraße 4-6, Karlsruhe-Weststadt (03–2016) 108 Umbau und Erweiterung des Sportgebäudes TG Neureut, Karlsruhe-Neureut (05–2016) 109 Bürogebäude IWKA-Gelände, Karlsruhe-Südweststadt (07–2016, 11–2016) 110 Quartiersentwicklung Kleinseeäcker, Karlsruhe-Oberreut (11–2016, 03–2017) 111 Bauvorhaben Victor- Gollancz-Straße, Karlsruhe-Südweststadt (11–2016, 07–2017, 04–2018) 170 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 112 Bürogebäude Hauptbahn- hof-Süd, Karlsruhe-Südweststadt (03–2017) 113 Umnutzung Garagenhof Kohlberger Straße, Karlsruhe-Waldstadt (03–2017) 114 TPK I element-i-Bildungs- haus, Karlsruhe-Rintheim (07–2017) 115 Bunkerbebauung Dammer- stock, Karlsruhe-Weiherfeld- Dammerstock 07/2017 116 Einzelhandel und Wohnen Frauenalber Straße 2, Karlsruhe-Rüppurr (07–2017, 12–2017) 117 Badische Versicherungen (BGV)-Neubau Parkgebäude, Karlsruhe-Oststadt (09–2017) 118 Neubau der b.i.g.-Gruppe Bannwaldallee, Karlsruhe-Grünwinkel (09–2017, 12–2017) 119 Städtebauliche Vertiefung Königsberger Straße, Karlsruhe-Waldstadt (09–2017, 07–2018) 120 Neubau Lern- und Anwen- dungszentrum Mechatronik, Karlsruhe-Innenstadt Ost (09–2017, 07–2019) 121 Hotelerweiterung Gasthaus Ochsen, Pfinzstraße 64, Karlsruhe-Durlach (12–2017) 122 Neubau DITIB-Moschee, Käppelestraße, Karlsruhe-Oststadt (12–2017) 123 Hoepfner Think Tank, Haid-und-Neu-Straße 18, Karlsruhe-Oststadt (12–2017) 124 Umbau Franz-Rohde-Haus und Neubau Blücherstraße 20 (Rückbereich) Wohnen, Karlsruhe-Weststadt (12–2017) 125 Neubau eines Wohn- und Geschäftshauses, Blumenstraße 4, Karlsruhe-Innenstadt-West (04–2018, 09/–2018) 126 VbB »August-Dosenbach- Str. 7 (August-Klingler-Are- al)«, Karlsruhe-Daxlanden (04–2018) 127 Neubau Firma WIBU-Sys- tems AG Zimmerstraße 3, Karlsruhe-Südstadt (04–2018) 128 TPK I Neubau Vector Campus Karlsruhe, Karlsruhe-Rintheim (07–2018, 11–2018) 129 Bunkerbebauung Dammer- stock, Karlsruhe-Weiherfeld- Dammerstock (07–2018) 130 Neubau Hotel Augusten- burgstraße 10, Karlsruhe-Grötzingen (09–2018, 07–2019) 131 Neubau Hotel Hauptbahn- straße 5, Karlsruhe-Durlach (09–2018, 11–2018, 03–2020) 132 Sanierung Wohn- und Geschäftshaus mit Fassaden - erneuerung Kronenstraße 24, Karlsruhe-Innenstadt-Ost (09–2018) 133 Neubau Wohn- und Geschäftshaus Passagehof, Karlsruhe-Innenstadt-West (09–2018) 134 Neubau eines Wohnheims für 100 Bewohner, Studen- tenwohnheim des Karlsru- her Instituts für Technologie (KIT) e.V., Karlsruhe-Oststadt (09–2018) 135 InformatiKOM der Klaus Tschira Stiftung gGmbH, KIT Campus Süd, Karlsruhe-Oststadt (11–2018, 02–2019, 04–2019) 136 Neubau eines Gemeinde- zentrums, Holländerstraße 2 / 2a, Karlsruhe-Daxlanden (02–2019, 09–2019, 11–2019) 137 TPK I cab Produkttechnik GmbH & Co. KG Produk- tions- und Verwaltungs- gebäudes mit Lager, Karlsruhe-Technologiepark, Karlsruhe-Rintheim (02–2019) 138 Neubau eines Wohnhauses Lederstraße 5, Karlsruhe-Durlach (02–2019) Zahlen und Fakten | 171 139 Neubau von drei Ketten- häusern und einem Mehr- familienhaus, Karlsruhe-Wolfartsweier (04–2019) 140 Sanierung Verwaltungsge- bäude Philipp-Reis-Straße 4, Karlsruhe-Südstadt (04–2019, 07–2019) 141 Neubau Wohnbebauung im Lohfeld, Baufelder C, D, I, Karlsruhe-Oststadt (07–2019, 09–2019) 142 Gestaltungshandbuch zum Bebauungsplan Zukunft Nord östlich der Erzberger- straße zwischen New-York- Straße und Lilienthalstraße, Karlsruhe-Nordstadt (07–2019) 143 Neubau Hotel Zirkel 25, Karlsruhe-Innenstadt-West (07–2019) 144 VbB Basler-Tor-Straße 77 (Seniorenheim »Haus am Turmberg«), Karlsruhe-Durlach (09–2019, 03–2020) 145 Höhenentwicklungskonzept (11–2019) 146 KIT, Botanisches Institut, Verlagerung Kornblumen- straße Neubau Gewächs- häuser, Karlsruhe-Oststadt (11–2019) 147 TPK I Bürogebäude eines Gebäudes mit Tiefgarage, Emy-Noether-Str. 13, Karlsruhe-Rintheim (11–2019, 02–2020, 11–2021) 148 Neubau eines Hotels, Fitness Studios und eines Büro- gebäudes, Ostring 6, Karlsruhe-Oststadt (06–2020,07–2020) 149 Neubau Wohngebäude Stephanienstraße 22 / Wörthstraße, Karlsruhe- Innenstadt-West (06–2020) 150 TPK I Neubau Gebäude 9C, Alfred-Nestler-Straße 28-30, Karlsruhe-Rintheim (06–2020) 151 Sophien-Carrée, Karlsruhe-Weststadt (06–202, 09–2020, 11–2020, 04–2022) 152 Studentenwohnen Rheinstraße 77, Karlsruhe-Mühlburg (09–2020, 11–2020) 153 Neubau Wohnanlage Oberwaldstraße 5 / 7, Karlsruhe-Durlach (09–2020) 154 Saturn-Fassade, Kaiserstraße 146, Karlsruhe-Innenstadt-West (09–2020, 11–2020) 155 Neubau Peek & Cloppenburg, Hotel- und Geschäftshaus, Karlsruhe-Innenstadt West (11–2020) 156 TPK I HMS Industrial Net- works GmbH, Karlsruhe-Rintheim (06–2021, 08–2021) 157 Wohnhaus Körnerstraße 45, 49, 51, Karlsruhe-Weststadt (06–2021) 158 Wohnbebauung Pfinzstraße 64, ehem. Gasthaus Ochsen, Karlsruhe-Durlach (11–2021, 04–2022, 06–2022) 159 Neubebauung Herrenalber Straße 22 / Rastatter Straße 19 a, Karlsruhe-Rüppurr (04–2022) 160 Serbisch Orthodoxe Kirche, Erzberger Straße 170, Karlsruhe-Nordstadt (06–2022) 161 Neubau Bürogebäude, Bannwaldallee 2, Karlsruhe-Grünwinkel (06–2022) 162 Neubau Peek & Cloppenburg, Büro- und Geschäftshaus, Karlsruhe-Innenstadt West (10–2022) 1 172 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 2 Präambel Der Gestaltungsbeirat der Stadt Karlsruhe hat die Aufgabe, die ihm vorgelegten Bauvor - haben im Hinblick auf ihre städtebauliche, architektonische und gestalterische Quali- tät zu prüfen und ihre Auswirkung auf das Stadt- und Landschaftsbild zu beurteilen. Er unterstützt als unabhängiges Sachverständigengremium den Oberbürgermeister, den Baudezernenten, den Gemeinderat und die Verwaltung in Fragen der Architektur und des Stadtbildes, der Freiraumgestaltung und der Stadtplanung. In öffentlichen Diskussionen begleitet der Gestaltungsbeirat in einer kritischen, fachori- entierten Auseinandersetzung die Planungsprozesse in der Stadt Karlsruhe. Seine Empfehlungen sind wesentliches Instrument zur Weiterentwicklung der Baukultur in unserer Stadt. Die in der Regel öffentlichen Sitzungen des Gestaltungsbeirats sind Basis eines gemeinsamen Dialogs um die Bedeutung und die Qualität von guter Archi- tektur und zukunftsweisendem Städtebau auch in Hinblick auf die Fragestellungen Soziale Stadt, Ressourcenverbrauch, Klimaschutz und Klimaanpassung, Energie, Mobili- tät und Inklusion. Der Gestaltungsbeirat unterstützt die kulturelle, soziale und ästhetische Verantwortung der privaten und öffentlichen Entscheidungsträger und vermittelt in seinen Stellung- nahmen die baukulturellen Ansprüche der Stadt Karlsruhe einer interessierten Öffent- lichkeit. »Architektur ist eine öffentliche Angelegenheit. Die Qualität der Architektur der Stadt kann nur dann gesteigert werden, wenn dies als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wird.« (Prof. Zvonko Turkali) Alle am Planungs- und Bauprozess der Stadt Beteiligten, wie beispielsweise Bauherrin- nen und Bauherren, Architektinnen und Architekten, Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten, Bürgerinnen und Bürger, Stadträtinnen und Stadträte sowie Mitarbeitende der Verwaltung sind eingeladen, an den öffentlichen Sitzungen des Gestaltungsbeirats teilzunehmen. Die Neufassung der Geschäftsordnung fördert die Präsenz und die Information der Öffentlichkeit als Basis für die gemeinsame Weiterentwicklung von Baukultur und nach- haltiger Stadtentwicklung. Der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe hat für die Tätigkeit des Gestaltungsbeirats folgende Geschäftsordnung beschlossen: Neufassung – Oktober 2022 Geschäftsordnung des Gestaltungsbeirats der Stadt Karlsruhe Geschäftsordnung | 173 § 1 Aufgabe des Gestaltungsbeirats Der Gestaltungsbeirat unterstützt als ein unabhän- giges Sachverständigengremium den Oberbürger- meister, den Baudezernenten, den Gemeinderat und die Verwaltung. Der Gestaltungsbeirat hat insbe- sondere die Aufgabe, die ihm vorgelegten Bauvor- haben im Hinblick auf ihre städtebauliche, architek- tonische und gestalterische Qualität zu prüfen und ihre Auswirkung auf das Stadt- und Landschafts- bild zu beurteilen. Er gibt der Bauherrin und dem Bauherrn und deren Architektin und Architekten Hinweise und Kriterien zur Erreichung dieses Ziels. § 2 Mitglieder des Gestaltungsbeirats Der Gestaltungsbeirat setzt sich aus fünf stimmbe- rechtigten Mitgliedern zusammen. § 3 Wohn- und Geschäftssitz der Mitglieder Die Mitglieder dürfen ihren Wohn- und Arbeits- sitz nicht im Regierungsbezirk Karlsruhe haben. Sie dürfen zwei Jahre vor und ein Jahr nach ihrer Beiratstätigkeit nicht in der Stadt Karlsruhe planen und bauen. § 4 Vorsitz Sie wählen aus ihrer Mitte (Mitglieder des Gestal- tungsbeirats (entsprechend § 2)) eine Vorsitzende oder einen Vorsitzenden sowie eine Stellvertreterin oder einen Stellvertreter. § 5 Beiratsperiode Eine Beiratsperiode beginnt mit der ersten Sitzung nach Berufung und dauert jeweils zwei Jahre. Die Mitgliedschaft darf drei aufeinanderfolgende Perio- den nicht übersteigen. Nach einer Unterbrechung von mindestens zwei Jahren ist eine erneute Mitgliedschaft möglich. § 6 Auswahl/Berufung der Mitglieder Die Stadtverwaltung erarbeitet eine Vorschlagslis- te zur Berufung der Mitglieder des Gestaltungs- beirats. Die Beiratsmitglieder werden durch den Gemeinderat der Stadt Karlsruhe berufen. Nach Möglichkeit sollte ein Mitglied aus dem europäi- schen Ausland sein. § 7 Tätigkeit der Mitglieder Die Mitglieder sind besonders qualifizierte Experten aus den Gebieten Architektur, Landschaftsarchi- tektur und Stadtplanung. Sie besitzen die Qualifika - tion Preisrichterin/Preisrichter. § 8 Vergütung Die Tätigkeit als stimmberechtigtes Mitglied wird in Anlehnung an die jeweils gültige Fassung der Empfehlungen der Architektenkammer Baden- Württemberg zur Aufwandsentschädigung für Preisrichter*innen, Sachverständige und Vorprü- fer*innen in Wettbewerbsverfahren mit einem pauschalen Honorar pro Sitzung inklusive Vor- und Nachbereitung sowie Reisezeit vergütet. Notwendige Reisekosten und gegebenenfalls Über- nachtungskosten werden nach Reisekostenrecht und eigenverantwortlicher Rechnungsstellung in nachgewiesener Höhe erstattet. § 9 Geschäftsführung Die Geschäftsführung der Geschäftsstelle liegt beim Stadtplanungsamt, Bereich Städtebau. Sie unterstützt administrativ zum Beispiel die Arbeit des Beirats, bereitet die Sitzungen vor, betreut sie und dokumentiert die Ergebnisse. § 10 Zu behandelnde Vorhaben Bei allen Vorhaben, die aufgrund ihrer Größenord- nung und Bedeutung für das Stadtbild prägend in Erscheinung treten, ist die Beurteilung durch den Gestaltungsbeirat obligatorisch. Bauordnungsamt und Stadtplanungsamt schlagen dem Baudezernat diese, sowie sonstige Vorhaben von Bedeutung für das Stadtbild, zur Beratung im Gestaltungsbeirat frühzeitig vor. Außerdem befasst sich der Gestaltungsbeirat auf Antrag von Bauher- rinnen und Bauherren mit deren Vorhaben. Ebenso haben gemeinderätliche Ausschüsse die Möglichkeit, Vorhaben in den Gestaltungsbeirat zur Beratung zu verweisen. Vorhaben aus einem konkurrierenden Entwurfsverfahren mit mehr als drei Teilnehmenden und einer Jury, die überwie- gend aus Fachleuten besteht, fallen nur dann in die Zuständigkeit des Gestaltungsbeirats, wenn das 1 174 | Gestaltungsbeirat Karlsrihe 2012–2022 2 zur Baugenehmigung eingereichte Vorhaben von dem erstrangig prämierten Entwurf wesentlich abweicht. § 11 Sitzungsturnus Die Sitzungen des Gestaltungsbeirats finden circa fünfmal im Jahr statt. Die Sitzungstermine werden mindestens für ein Kalenderjahr im Voraus fest- gelegt und im Internet veröffentlicht. Außerhalb dieses Turnus können für dringende Vorhaben zusätz liche Tagungen einberufen werden. § 12 Einberufung der Sitzungen Die Einberufung des Gestaltungsbeirats erfolgt digital durch die Geschäftsstelle, mindestens zwei Wochen vor dem Sitzungstag mit Bekanntgabe der vorläufigen Tagesordnung. Eine Änderung der Tagesordnung ist mit Zustimmung des Gestaltungs- beirats möglich. § 13 Beschlussfähigkeit Der Gestaltungsbeirat ist beschlussfähig, wenn sämtliche Mitglieder ordnungsgemäß geladen sind, sowie die Mehrheit der Mitglieder, darunter die / der Vorsitzende oder deren/dessen Stellvertretende, anwesend ist. § 14 Beiratssitzungen Die Sitzungen des Gestaltungsbeirats sind in der Regel öffentlich, sofern die beteiligten Bauherr- innen und Bauherren beziehungsweise Investieren- den nicht widersprechen. Die Öffentlichkeit hat kein Rede- und kein Stimmrecht. An den nicht-öffentlichen Teilen der Sitzungen des Gestaltungsbeirats können auch teilnehmen: Oberbürgermeister*in, Bürgermeister*in, Stadt- rätinnen/Stadträte oder eine von der Fraktion selbstbestimmt benannte Person als deren Vertre- tung, Ortschaftsrätinnen/Ortschaftsräte und Mitarbeitende der Verwaltung, soweit diese für die entsprechenden Projekte zuständig sind, und Sonderfachleute (zum Beispiel Denkmalschutz). Die Teilnehmenden haben kein Stimmrecht, aber ein Rederecht. Die Gesprächsführung liegt bei der / dem Vorsit- zenden. Die Projektbehandlung orientiert sich an folgen- dem Ablauf: – Nicht-öffentliche Ortstermine und interne Vor- beratung: Vor den Sitzungen besichtigen die Mitglieder des Gestaltungsbeirats gemeinsam mit den städtischen Projektbetreuenden und der Geschäftsstelle in nicht-öffentlichen Ortstermi- nen die Projektstandorte. Diese Vorberatungen vor Ort und in direktem Anschluss im Sitzungssaal basieren auf den zu diesem Zeitpunkt bereits vor- liegenden Projektpräsentationen. – Öffentliche Projektdarstellung und Projektdis- kussion: Als Vorhabenträgerinnen und Vorhaben- träger sind Bauherrinnen und Bauherren, Inves- tierende, Architektinnen und Architekten sowie Landschaftsarchitektinnen und Landschafts- architekten eingeladen, ihre Projekte dem Gestal- tungsbeirat und der Öffentlichkeit vorzustellen. Die das Projekt betreffende Diskussion des Gestaltungsbeirats mit den Projektbeteiligten ist öffentlich. – Öffentliche Empfehlung: Eine von den Gestal- tungsbeiräten gemeinsam getragene Empfehlung (§ 15) wird am Ende der Beratung den Bauher- rinnen und Bauherren, den Architektinnen und Architekten, den Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten sowie der anwesenden Öffentlichkeit in der Regel von einem Mitglied des Gestaltungsbeirats mündlich vorgestellt. Am Ende jeder Sitzung soll ein umsetzbares und weiterführendes Ergebnis für die Vorhabenträge- rinnen und Vorhabenträger vorliegen. Die Ergebnisse der Diskussionen fließen außerdem als Empfehlungen in die weiterführende Projekt- arbeit der Verwaltung (Stadtplanungsamt, Bauord- nungsamt und Gartenbauamt) und in deren Nachgesprächen mit den Projektbeteiligten auf den Ebenen der städtebauliche Rahmenplanung, der Bebauungsplanung, der Bauvorbescheidung und der Baugenehmigung ein. § 15 Abstimmung Entscheidungen in Bezug auf die inhaltlichen Empfehlungen werden in einfacher Mehrheit in offener Abstimmung getroffen. Stimmenthal - tung ist nicht zulässig. Bei Stimmengleichheit gibt die Stimme der/des Vorsitzenden den Ausschlag. Geschäftsordnung | 175 § 16 Befangenheit Beiratsmitglieder prüfen von sich aus ihre Befan- genheit in Anlehnung an § 18 der Gemeinde- ordnung Baden-Württemberg und zeigen diese vor Behandlung des Tagesordnungspunktes dem Vorsitzenden an. Bei Befangenheit ist der Sitzungs- saal zu verlassen. § 17 Stellungnahme des Gestaltungsbeirats Der Gestaltungsbeirat verfasst als Ergebnis der Beratungen zu jedem Projekt jeweils eine Empfeh- lung in Form einer schriftlichen Stellungnahme. Die jeweilige Stellungnahme ist den Bauherrinnen und Bauherren oder deren Beauftragten in dem das Projekt betreffenden Protokollauszug bekannt zu geben und zu erläutern. § 18 Protokoll der Sitzungen Die vom Gestaltungsbeirat verfassten Stellung- nahmen werden in einem Protokoll der jeweiligen Sitzung von der Geschäftsstelle zusammengefasst. Dieses wird dem Gestaltungsbeirat, den Teilneh- menden, den Vorhabenträgerinnen und Vorhaben- trägern und den betroffenen Projektvertretenden (für deren Tagesordnungspunkt) digital übermittelt. § 19 Öffentlichkeitsarbeit Der öffentliche Teil der vorläufigen Tagesordnung wird in der Regel eine Woche vor der Sitzung auf der Internetseite der Stadt Karlsruhe veröffentlicht. Die Protokolle mit den Stellungnahmen des Gestal- tungsbeirats zu den beratenen Projekten werden auf der städtischen Internetseite des Gestaltungs- beirats veröffentlicht, sofern die Vorhaben oder Projekte öffentlich behandelt wurden und die Bau - her rinnen und Bauherren der Veröffentlichung zustimmen. Die Stadt Karlsruhe berichtet auf der städtischen Internetseite des Gestaltungsbeirats in regelmäßi- gen Abständen der Öffentlichkeit über die Arbeit des Gestaltungsbeirats und die Entwicklung der Vorhaben und Bauprojekte. § 20 Wiedervorlage Erhält ein Vorhaben nicht die Zustimmung des Gestaltungsbeirats, so ist der Bauherrin oder dem Bauherrn die Möglichkeit zur weiteren Bear- beitung einzuräumen. Der Gestaltungsbeirat gibt die Kriterien hierfür bekannt. Das Vorhaben ist dem Gestaltungsbeirat wieder vorzulegen, soweit der Projektfortschritt eine erneute Befassung erlaubt. § 21 Geheimhaltung/Datenschutz Die Mitglieder des Gestaltungsbeirats und die sons- tigen Sitzungsteilnehmenden sind zur Geheim- haltung über die internen, nicht-öffentlichen Teile der Beratungen und Wahrnehmungen verpflichtet. Eine Verletzung der Geheimhaltung führt zum Ausschluss aus dem Gestaltungsbeirat. § 22 Schlussbestimmungen Diese Geschäftsordnung tritt am 25. Oktober 2022 in Kraft. Sie ersetzt die Geschäftsordnung vom 21. November 2006, geändert durch Beschlüsse des Gemeinderats vom 28. Juni 2011 und vom 16. Oktober 2012. 1 21 2 Herausgeber Stadt Karlsruhe – Stadtplanungsamt Geschäftsstelle Gestaltungsbeirat Lammstr. 7 76133 Karlsruhe stpla@karlsruhe.de Ansprechpersonen Prof. Dr.-Ing. Anke Karmann-Woessner Amtsleitung Stadtplanungsamt Sigrun Hüger Bereichsleitung Städtebau, Stadtplanungsamt Georg Gerardi Bereichsleitung Stadtbild Clemens Fritz Geschäftsstelle Gestaltungsbeirat bis 2018 Redaktion Dr. Kristin Barbey Irina Mattiesson Geschäftsstelle Gestaltungsbeirat Bereich Städtebau, Stadtplanungsamt Gestaltung magma design studio, Karlsruhe Druck Stober Medien GmbH, Eggenstein Gedruckt auf Recycling-Papier aus 100% Altpapier. Zertifiziert mit dem Blauen Engel. Stadt Karlsruhe Dezember 2022 Bildnachweise Projekt 1 Monika Müller-Gmelin, Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe (S. 27) Stefan Müller-Naumann Fotodesign, München (S. 28, 29) Projekt 2 Jürgen Lange-von Kulessa, Ergon Invest GmbH, Freiburg Projekt 8 Andreas Stuchlik (Visualisierung Perspektive) Projekt 9 Kleihues + Kleihues Projekt 10 Monika Mueller-Gmelin, Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe Projekt 11 bild_raum Stephan Baumann, Karlsruhe Projekt 12 HGEsch Photography, Hennef Projekt 15 Lukas Brenner Architektur Fotografie, Stuttgart Projekt 16 bild_raum Stephan Baumann, Karlsruhe Projekt 17 Monika Müller-Gmelin, Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe (S. 138, 140/141) Roland Fränkle, Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe (S. 139) Frank Blümler Photography, Frankfurt (S. 142, 143, 144, 145) Projekt 18 Monika Müller-Gmelin, Presse- und Informationsamt der Stadt Karlsruhe Portrait Bürgermeister Daniel Fluhrer Anne-Sophie Stolz (S. 7) Portraits der Beirätinnen und Beiräte Benjamin Schenk (S. 156) Felix Kästle (S. 157 li) richter architectes & associés (S. 158 re) Frederik Laux (S. 159 re) Ralf Padberg (S. 160 li) Antje Quiram (S. 160 re) Ben Fuchs (S. 161 li) Anderhalten Architekten (S. 162 li) Felix Gatermann (S. 162 re) Claudius Pfeifer (S. 163 re) Wilfried Dechau (S. 164 li) fingerhut.com (S. 165 li) Inge Zimmermann (S. 165 re) Privat (S. 157 re, 158 li, 159 li, 160 li, 161 re, 163 li, re, 164 re) 176 | Impressum Diese Broschüre wir gefördert durch das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg mlw.baden-wuerttemberg.de baukultur-bw.de G E S T A L T U N G S B E I R A T K A R L S R U H E »Eines der wesentlichen Ziele eines Gestaltungsbeirats ist es, den Dialog über die Bedeutung und Gestalt von Architektur im Zusammenspiel mit Stadt und Landschaftsraum in der Öffentlichkeit zu kultivieren.« Prof. Zvonko Turkali
https://www.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE3MTM1Nzg1MDcsImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluL3VzZXJfdXBsb2FkLzA1X01vYmlsaXRhZXRfU3RhZHRiaWxkLzA1Ml9TdGFkdHBsYW51bmcvNl9HZXN0YWx0dW5nc2JlaXJhdC8wMjI1M18xMEotR2VzdGFsdHVuZ3NiZWlyYXRfMTYweDI0MG1tX0NELUtBX2RpZ2l0YWwucGRmIiwicGFnZSI6NDEwNH0._gxn0_HvDCgjqtiTPDSCQzJcrp-GOg9-db2SEiftdoQ/02253_10J-Gestaltungsbeirat_160x240mm_CD-KA_digital.pdf
Heidengass 16 76356 Weingarten Tel. 07244/7013-0 Fax 07244/7013-17 Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Tel. 06340/508070 - 1 Fax 06340/508070 - 2 Volksbank Stutensee-Weingarten eG IBAN DE34 6606 1724 0030 8719 01 BIC GENODE61WGA USt-IdNr. DE320033392 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik 76356 Weingarten/Baden HRB 723656, Amtsgericht Mannheim Geschäftsführer: Dipl.-Ing. Klaus-M. Gottheil Dipl.-Ing. Jürgen Santo Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH· Hauptstraße 152 · 76744 Wörth-Schaidt Planungsgemeinschaft Herzog+Partner - INROS LACKNER c./o. Herzog + Partner GmbH Im Bögel 7 76744 Wörth-Maximiliansau Anerkanntes Institut nach DIN 1054 Beratende Ingenieure Dr. techn. K. Kärcher Dipl.-Ing. K.-M. Gottheil Dipl.-Geol. D. Klaiber Dipl.-Ing. J. Santo Baugrunduntersuchungen Erd- und Grundbau Boden- und Felsmechanik Damm- und Dammbau Ingenieur- u. Hydrogeologie Deponietechnik Grundwasserhydraulik Bodenmechanisches Labor ___________________________________________________________________________________________________ Ihr Zeichen Unser Zeichen Bearbeiter Datum E 8580a07G KS ( 06340 / 50 80 70-5 30. März 2020 k.schoellhorn@kaercher-geotechnik.de Projekt-Nr.: E 8580a Auftraggeber: Planungsgemeinschaft Herzog+Partner - INROS LACKNER c./o. Herzog + Partner GmbH Im Bögel 7 76744 Wörth-Maximiliansau Auftrag: Ingenieurvertrag vom 04. Mai 2017 GEOTECHNISCHES GUTACHTEN Ausbau und Sanierung Vergabe-Los I - Los 2 Rheinhochwasserdamm XXVII Damm-km 0+000 bis 4+959 E 8580a07G 30. März 2020 Seite 2 INHALT Seite 1 Vorbemerkungen 6 1.1 Veranlassung und verwendete Unterlagen 6 1.2 Bestandsdamm und Einteilung in Abschnitte 7 2 Baugrund 9 2.1 Lage und geologischer Überblick 9 2.2 Durchgeführte Untersuchungen 9 2.2.1 Bohr- und Sondierarbeiten 9 2.2.2 Vorhandene Baugrunderkundungen 11 2.2.3 Kampfmitteluntersuchung und Bunkerstandorte 12 2.2.4 Bodenmechanische Laborversuche 12 2.2.5 Chemische Analysen 12 2.3 Untergrundbeschreibung 16 2.3.1 Oberboden 16 2.3.2 Bindige Deckschichten 16 2.3.3 Fein- und Mittelsande 18 2.3.4 Kies und Kiessand (bis zur Bohrendtiefe) 18 2.3.5 Obere Zwischenhorizont, OZH 19 2.4 Dammaufbau (Bestand) 20 2.4.1 Abschnitt I – Yachthafen, km 0+000 – 0+629 20 2.4.2 Abschnitt II – HWS-Wand, km 0+629 – 0+839 21 2.4.3 Abschnitt III – Industrie, km 0+839 – 1+516 22 2.4.4 Abschnitt IV – Pionierhafen, km 1+516 – 1+755 23 2.4.5 Abschnitt V – MiRO, km 1+755 – 4+960 24 2.5 Homogenbereiche und bodenmechanische Kennwerte 25 2.6 Rammarbeiten 28 2.7 Grundwasser 28 3 Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen 30 3.1 Bemessungswasserstand und Freibord 30 3.2 Allgemeine Vorgaben für die Dammprofile 30 3.3 Regelprofile 32 3.3.1 Abschnitt I, Regelprofil Damm-km 0+000 – 0+293 (angepasste Sonderbauweise) 32 3.3.2 Abschnitt I, Regelprofil Damm-km 0+293 – 0+456 (angepasste Sonderbauweise) 33 3.3.3 Abschnitt I, Regelprofil Damm-km 0+456 – 0+629 (angepasste Sonderbauweise) 34 3.3.4 Abschnitt II, Hochwasserschutzwand Stora Enso, km 0+629 – 0+839 35 3.3.5 Abschnitt III, Regelprofil Damm-km 0+839 – 1+353 (angepasste Sonderbauweise) 35 3.3.6 Abschnitt III, Regelprofil Damm-km 1+353 – 1+516 (angepasste Sonderbauweise) 36 3.3.7 Abschnitt IV, Regelprofil Damm-km 1+516 – 1+755 (Sonderbauweise) 37 3.3.8 Abschnitt V, Regelprofil Damm-km 1+755 – 2+625 (angepasste Sonderbauweise) 38 E 8580a07G 30. März 2020 Seite 3 3.3.9 Abschnitt V, Regelprofil Damm-km 2+625 – 4+960 (Sonderbauweise) 39 3.4 Leitungen und Bauwerke im Damm 40 3.4.1 Dammquerende Wasserleitungen 40 3.4.2 Dammquerende Kabel 40 3.4.3 Parallel verlaufende Telekom/Unitymedia Kabel, ab Damm-km 2+600 41 3.4.4 WSV-Kabel 41 3.4.5 Dammquerende SPSE-Pipeline Damm-km 4+500 41 3.4.6 Horizontalbrunnen Stora Enso Damm-km 0+850 41 3.4.7 Horizontalbrunnen MiRO Bereich Damm-km 2+950 42 3.5 Rückbau von Bunkeranlagen 42 4 Erdstatische und Untergrundhydraulische Nachweise 43 4.1 Standsicherheit der wasserseitigen Böschungen nach DIN 4084 43 4.2 Sicherheit gegen Abschieben der Verteidigungsberme 45 4.3 Auftriebssicherheit, Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch 47 4.4 Suffosionsgefährdung 48 4.5 Suberosionsgefährdung 48 4.6 Setzungen 49 4.7 Spreizspannungen 50 4.8 Kontakterosion und Filterstabilität 50 4.9 Dimensionierung der Spundwände 50 4.9.1 Suberosionssicherung 50 4.9.2 Statische Erfordernis Abschnitt V 51 4.10 Nachweis der konzentrierten Bauwerksunterströmung n. Chugaev 52 4.10.1Hochwasserschutzmauer Industrieanlage Stora Enso 52 4.10.1Dammscharte Gleisdurchfahrt Stora Enso 52 4.11 Konstruktive Maßnahmen 53 4.11.1Oberbodenabtrag, Dammaufstandsflächen 53 4.11.2Baustraßen 53 4.11.3Hochwassersicherheit 54 5 Baustoffe (Material- und Einbauanforderungen, Kennwerte) 54 5.1 Generelle Anforderungen an die Schüttmaterialien 54 5.2 Grobkörniges Schüttmaterial 54 5.3 Bindiges Schüttmaterial 55 5.4 Tragschichtmaterial 56 5.5 Wühltierschutz 57 5.6 Wühltierschutz, feinteilfrei 57 6 Zusammenfassung 58 E 8580a07G 30. März 2020 Seite 4 ANLAGEN 1. Lageplan der Bohransatzpunkte 1.1 Übersichtslageplan, M 1: 20.000 1.2 - 1.11 Lagepläne geotechnische Erkundung, M 1: 1.000 2. Baugrunderkundung 2.0 Legende 2.1 Querprofile M 1: 100 2.1.1 - 2.1.53 Haupt und Zwischenprofil nach fortlaufender Kilometrierung 2.2 Bohrungen und Rammsondierungen im Längsschnitt MV 1 : 100 2.2.1 - 2.2.5 Bohrungen Dammachse nach fortlaufender Kilometrierung 2.2.6 Rammsondierungen Dammachse 2.3 Erkundung Hochwasserschutzwand in Querprofilen 2.3.1 – 2.3.7 Erkundung Fundamente 2.4. Dammscharte Gleisdurchfahrt Stora Enso 3. Bodenmechanische Laborversuche / Umweltchemie nach VwV Boden 3.1 Kornverteilungsanalysen 3.2 Konsistenzgrenzenbestimmungen 3.3 Scherversuch 3.4 Durchlässigkeiten 3.5 Glühverluste 3.6 Prüfberichte umweltchemische Untersuchungen 3.6.1 Dammkörper, Altlastverdachtsfläche 3.6.2 Straße Maxau am Rhein - Asphalt, Wegeoberbau 3.6.3 Dea-Scholven-Straße, Am Ölhafen – Asphalt 3.6.4 Grundwasseranalyse E 8580a07G 30. März 2020 Seite 5 4. Erdstatische Berechnungen 4.1 Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 4.1.1 bis 4.1.12 alle Hauptprofile 4.2 Sicherheit gegen Abschieben der Verteidigungsberme 4.2.0 Systemskizze 4.2.1a-c Ermittlung des Druckwasserspiegels 4.2.2. Diagramm und Tabelle der Berechnungsergebnisse 4.2.3 Berechnungsprotokolle – Haupt- und Zwischenprofile 4.3 Auftriebssicherheit und Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch 4.4 Suffosionsgefährdung nach BUSCH und LUCKNER 4.5 Spundwandbemessung Damm-km 4+500 4.6 Nachweis der konzentrierten Unterströmung nach Chugaev 4.6.1a bis 4.6.8b Hochwasserschutzmauer Stora Enso 4.6.9a/b Dammscharte Gleisdurchfahrt Stora Enso 5. Körnungsband A-B E 8580a07G 30. März 2020 Seite 6 1 Vorbemerkungen 1.1 Veranlassung und verwendete Unterlagen Das Referat 53.1 des Regierungspräsidiums Karlsruhe beabsichtigt, den bestehenden Rhein- hochwasserdamm XXVII zwischen Damm-km 0+000 (Yachthafen) und 4+959 (Ölhafen) auszubauen. Die Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH, Wörth-Schaidt, wurde mit der Betreuung der Baugrunderkundung, der Ausarbeitung von Ausbau- und Sanierungsvorschlägen und den statischen Nachweisen für den Rheinhochwasserdamm beauftragt. Folgende Unterlagen liegen als Bearbeitungsgrundlage vor: /U1/ Planunterlagen der Vorplanung, Planungsgemeinschaft Herzog+Partner – INROS LACKNER, aktueller Planungsstand /U2/ Angaben zu Bemessungswasserständen und Ausbauhöhen übermittelt von der Planungsgemeinschaft Herzog+Partner – INROS LACKNER, aktueller Planungsstand /U3/ Bestandspläne der Industrieanlieger Stora Enso und MiRO /U4/ Geotechnisches Gutachten zur Rehabilitierung der SPSE-Pipeline, Karlsruhe Deichquerungen (Bericht Nr. E 8011a02G), Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH, Wörth- Schaidt, vom 19.11.2012 /U5/ Prüfbericht Nr. 1 zur vorübergehenden Stilllegung der SPSE-Leitung, Karlsruhe, Auswirkung auf den RHWD XXVII und RHWD XXVIII, Pipeline-km 765,47, 766,55 und 770,07 ((Bericht Nr. E 8011b03P), Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH, Wörth-Schaidt vom 08.11.2013 /U6/ Multitemporale Luftbildauswertung Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden Württemberg, RP Stuttgart, Aktenzeichen 16-1115.8/ KA-7140 vom 19.10.2016 /U7/ Übersichts- und Schalungsplan Hochwasserschutzwand, Wasserwirtschaftsamt Karlsruhe, aufgestellt 1959 /U8/ Bericht E 8580a06: Hochwasserschutzwand Damm-km 0+614 – 0+840: Erkundung Geometrie der Wandelemente mittels Baggerschürfen, Rammsondierungen und Kernbohrung, aufgestellt Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH, Wörth-Schaidt, vom 12.04.2018 /U9/ Hydrogeologische Kartierung und Grundwasserbewirtschaftung im Raum Karlsruhe- Speyer, Bericht. Hrsg.: Umweltministerium Baden-Württemberg und Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz, 2007 /U10/ Geologische Karte E 8580a07G 30. März 2020 Seite 7 1.2 Bestandsdamm und Einteilung in Abschnitte Der zu untersuchende Abschnitt des Rheinhochwasserdammes XXVII beginnt unmittelbar nörd- lich der Rheinbrücke Karlsruhe (B 10) bei Damm-km 0+000, verläuft dann nahezu senkrecht zum Rhein, knickt dann rechtwinklig nach Norden ab und umschließt dabei den Yachthafen. Im Anschluss knickt der Damm bei km 0+840 in nordöstlicher Richtung ab und verläuft dann zwischen dem mit Großgehölzen bewachsenen, ca. 150 m breiten Uferstreifen des Rheins und den unmittelbar angrenzenden Industrieanliegern (Stora Enso, Borregaard, MiRO) bis zum Ölhafen bei Damm-km 4+959. Der gesamte Abschnitt liegt im Gebiet der Stadt Karlsruhe. Das Untersuchungsgebiet ist aus dem Übersichtslageplan in der Anlage 1.1 ersichtlich. Die Dammtrasse wurde entsprechend in folgende Abschnitte eingeteilt: Abschnitt I: Yachthafen, km 0+000 bis 0+629 - Die Straße "Maxau am Rhein" ist Bestandteil der Hochwasserschutzlinie. Der eigentliche Damm beginnt dann ca. bei km 0+300. - Wasserseite: Böschung unter ca. 1 : 2,0 bis 1 : 2,4 geneigt, 0 bis 2,4 m hoch, bis km 0+430 Gehölzbewuchs - Landseite: Böschung unter 1 : 1,7 bis 2,6 geneigt, bis 1,7 m hoch, davor bis ca. km 0+430 Straße "Maxau am Rhein", dann parallel zum Damm verlaufende Gleisanlagen des Anliegers Stora Enso. - Krone: Gehölzbewuchs bis km 0+430, danach unbefestigt, bis 2,7 m breit Abschnitt II: Hochwasserschutz-Wand, km 0+629 bis 0+839 - Südlicher Übergang Damm / Hochwasserschutz-Wand: Dammscharte, geschlossen, wurde instand gesetzt - nördlicher Übergang Hochwasserschutz-Wand / Damm: Dammscharte Gleisdurchfahrt Stora Enso - Wasserseite: Gelände teilweise geneigt, teilweise mit Betonplatten befestigt auf einer Breite von ca. 4 - 10 m, Böschung bis unterhalb der Wasserlinie ist durchgehend mit Betonplatten gepflastert. - Landseite: asphaltiertes Gelände mit Gleisanlagen der Fa. Stora Enso - Schutzmauer: Wandelemente aus Beton E 8580a07G 30. März 2020 Seite 8 Abschnitt III: Industrie, km 0+839 bis 1+516 - Wasserseite: Böschung unter ca. 1 : 2,0 bis 1 : 2,7 geneigt, 1,5 bis 3,45 m hoch, davor Gehölzbewuchs - Landseite: Böschung unter 1 : 2,0 bis 2,9 geneigt, 1,3 bis 2,1 m hoch, dahinter Industrie- flächen der Anlieger Stora Enso und Borregaard, teilweise Leitungen im Lichtraumprofil - Krone: unbefestigt, 2,6 bis 2,8 m breit, Aufweitung zur Wasserseite bis ca. 22 m Breite, Bereich km 0+850 Abschnitt IV: Pionierhafen, km 1+516 bis 1+755 - Dammscharte km 1+550, Überfahrt km 1+770 - Wasserseite: Böschung unter ca. 1 : 2,5 bis 1 : 2,6 geneigt, 1,8 bis 2,5 m hoch, davor Unterhaltungsberme, ca. 5 m breit, davor Gehölzbewuchs - Landseite: Böschung wechselhaft geneigt unter 1 : 1,9 bis 1 : 5,1, Höhen zwischen 0,3 und 2,6 m - Krone: unbefestigt, 2,1 bis 3,1 m breit Abschnitt V: MiRO, km 1+755 bis 4+960 - Parallel zum Damm verlaufende Straßen: "Dea-Scholven-Straße" bis ca. km 2+600, dann "Am Ölhafen" bis Los-Ende - Wasserseite: Böschung unter ca. 1 : 2,2 bis 1 : 2,7 geneigt, 1,8 bis 3,3 m hoch, davor Unterhaltungsberme, Breite ca. 4 bis 6 m, davor Gehölzbewuchs, teilweise parallel ver- laufende Schluten (km 4+200 – km 4+350) - Landseite: Böschung unter 1 : 2,7 bis 3,1 geneigt, 1,1 bis 1,95 m hoch, o.g. Straßen bilden landseitige Berme, dahinter parallelverlaufende Dampfleitungen, teilweise in Gräben (km 3+800 bis km 4+500) - Krone: weitgehend unbefestigt, befestigt im Bereich um km 3+450 (Zufahrt Forstwirtschaft zum Uferstreifen), Breite wechselhaft zwischen 1,9 bis 3,1 m, mit Aufweitungen bis max. 13,5 m: km 2+625 (Bunker) und km 3+625 E 8580a07G 30. März 2020 Seite 9 2 Baugrund 2.1 Lage und geologischer Überblick Im Untersuchungsgebiet steht weitgehend oberflächennah eine bindige holozäne Deckschicht an. Diese jüngsten Anschwemmungen stammen überwiegend vom Rhein. Die Mächtigkeit dieser Deckschichten schwankt überwiegend zwischen 1 bis 3 m, lokal auch geringer bzw. nicht vorhanden, da im Bereich alter Gerinne die Deckschicht durchbrochen sein kann. In verlandeten Rinnen können auch mehrere Meter mächtige, bindige Böden anstehen, lokal können hier humose bzw. organische Böden eingelagert sein. Unterhalb der bindigen Deckschichten folgen bis in Tiefen von ca. 16 m und tiefer Wechsel- lagerungen von pleistozänen Sanden und Kiessanden der ”Oberen kiesig-sandigen Abfolge, OksA” von unterschiedlicher Schichtmächtigkeit, welche oberflächennah holozän umgelagert sein können. Der darunter folgende "Obere Zwischenhorizont" (OZH) als hydraulische Trennschicht wurde in einer tieferen Bohrung angetroffen. 2.2 Durchgeführte Untersuchungen 2.2.1 Bohr- und Sondierarbeiten Der Aufbau des Rheinhochwasserdammes RHWD XXVII und des Untergrundes wurde in Abständen von i.M. 500 m in Hauptprofilen (HP) untersucht. Zwischen den Hauptprofilen wurde der Baugrund in Zwischenprofilen (ZP) in Abständen von ca. 100 m erkundet. Insgesamt wurden im Dammabschnitt 52 Bohrungen, 89 Bohrsondierungen und 10 Schwere Rammsondierungen ausgeführt. Im Bereich der Hochwasserschutzwand wurden zusätzlich Schürfe durchgeführt. Nachstehende Abbildung 1 zeigt das Erkundungsschema für die Haupt- und Zwischenprofile: E 8580a07G 30. März 2020 Seite 10 Abbildung 1: Erkundungsschema für Haupt- und Zwischenprofile In einigen gesonderten Profilen wurden diese ebenfalls entsprechend dem Erkundungsschema für Hauptprofile erkundet. Vereinzelt wurde auch in Zwischenprofilen ein zusätzlicher Er- kundungspunkt am wasserseitigen Böschungsfuß angeordnet. Aufgrund von örtlichen Gegebenheiten (wie z.B. Leitungslagen) konnten in Ausnahmefällen Bohrsondierungen nicht ausgeführt werden oder mussten verschoben werden. Die Bohrungen im Hauptprofil wurden als Schlauchkern- bzw. Linerbohrungen ausgeführt, die Bohrungen in den Zwischenprofilen als Kernbohrungen. Die Tiefe der Bohrungen beträgt 12 m. Um möglicherweise den Oberen Zwischenhorizont OZH als Grundwasserstauer anzutreffen, wurden 2 Bohrungen tiefer (bis 21 m bzw. 22,5 m) ausgeführt. In allen Aufschlüssen wurde der unter den Deckschichten anstehende Kiessand erbohrt. Die Kleinbohrungen (Bohrsondierungen BS) wurden als Rammkernsondierungen ausgeführt, die Tiefe liegt i.d.R. bei 6 m, variiert jedoch zwischen 4 und 10 m zum Nachweis der Unterkante der bindigen Deckschichten. Die Rammwiderstände der grobkörnigen Böden (Sande und Kiese) wurden mit schweren Rammsondierungen (DPH) in den Hauptprofilen bis in Endtiefen von 12 m erkundet. Zusätzlich wurden Baggerschürfe im Bereich der Hochwasserschutzwand (Damm-km 0+612 – 0+840) zur Erkundung der Wandfundamente ausgeführt. Der Untergrund im Bereich der Scharte Gleisdurchfahrt Stora Enso wurde ebenfalls mittels Baggerschürfe überprüft. BK (Liner) + DPH BS cBS b BS e (optional)BS a ca. 7-18 m BK BS c Zwischenprofil ZP Hauptprofil HP BS d E 8580a07G 30. März 2020 Seite 11 Die Lage der Untersuchungsstellen bzw. Bohrungen und Sondierungen ist in den Anlagen 1.2 bis 1.11 dargestellt. Die Ergebnisse der Bohrungen und Sondierungen sind in den Anlagen 2.1.1 bis 2.1.53 in Profilform aufgetragen. Die Rammwiderstände der o.g. schweren Ramm- sondierungen sind in den entsprechenden Querprofilen in Form von Rammdiagrammen aufgetragen. Zur Übersicht ist in den Anlagen 2.2.1 bis 2.2.5 der Schichtaufbau der in der Dammachse ausgeführten Bohrungen sowie die Rammsondierungen in der Anlage 2.2.6 als Längsschnitte zusammengestellt. Mit der Anlage 2.0 ist eine Legende beigelegt, in der die in den dargestellten Schichtprofilen verwendeten Kurzzeichen aufgeschlüsselt sind. Zur besseren Übersicht sind in der folgenden Tabelle entsprechend der vorgegebenen Einteilung in 5 Abschnitte die o.g. Anlagen mit dem Schichtaufbau aus den Erkundungen aufgelistet. Tabelle 1: Anlagen zur Baugrunderkundung Abschnitt Damm-km Anlage Nr.: Querprofile Längsschnitte weitere I: Yachthafen km 0+000 – 0+629 2.1.1 – 2.1.7 2.2.1 II: HW-Schutzwand km 0+629 – 0+839 2.1.8 – 2.1.10 2.3 – 2.4 III: Industrie km 0+839 – 1+516 2.1.11 – 2.1.18 2.2.1 – 2.2.2 IV: Pionierhafen km 1+516 – 1+773 2.1.19 – 2.1.21 V: MiRO km 1+773 – 4+960 2.1.22 – 2.1.53 2.2.2 -2.2.5 Die Ergebnisse der gesondert ausgeführten Schürfe und Rammsondierungen im Bereich der Hochwasserschutzwand (Erkundung der Wandgeometrie) einschließlich der anschließenden Dammscharte Gleisdurchfahrt Stora Enso bei km 0+840 sind in den Anlagen 2.3.1 bis 2.3.7 und 2.4 dargestellt. 2.2.2 Vorhandene Baugrunderkundungen Für den Bereich der querenden SPSE-Leitung bei Damm-km 4+500 liegt ein geotechnisches Gutachten vor /U4/; die im Zuge dieser Maßnahme durchgeführten Baugrunderkundung wurde von unserem Büro fachtechnisch begleitet. Der Erkundungsaufwand konnte in dem genannten Hauptprofil reduziert werden, da Bohrsondierungen am wasser- und landseitigen Dammfuß seinerzeit ausgeführt wurden und für die Bearbeitung des vorliegenden geotechnischen Gutachtens mit verwendet wurden. Die beiden vorhandenen Aufschlüsse sind, neu nach dem festgelegten Bezeichnungssystem benannt und mit einer Zusatzbeschriftung (z.B. BS 4+500a/SPSE) gekennzeichnet. Die in der Anlage 2.1.49 dargestellten Schichtprofile sind mit den ursprünglichen Bezeichnungen sowie der Projektnummer der zugehörigen, vorangegangenen Erkundung versehen. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 12 2.2.3 Kampfmitteluntersuchung und Bunkerstandorte Gemäß den Planunterlagen der Luftbildauswertung des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Baden-Württemberg /U6/ liegt zwischen Damm-km 0+000 und ca. 1+800 im Dammprofil Kampfmittelverdacht vor (Abschnitte I bis IV). Dies ist unbedingt bei der Bauausführung zu beachten. Der nördliche Bereich (Abschnitt 5) weist keine Auffälligkeiten auf und ist freigegeben (luftsichtig). Lediglich im Bereich zwischen Damm-km 2+600 und 2+650 ist eine Bunkeranlage in der plateauförmig verbreiterten Dammkrone dokumentiert /U6/. Im gesamten Untersuchungsbereich wurde vor dem Abteufen der Bohrungen bzw. Sondierun- gen jeweils eine tiefenorientierte Kampfmittelfreimessung durchgeführt. In drei geplanten Bohr- ansatzpunkten (BK 1+100, BS 1+000a, BS 3+600c) wurden Auffälligkeiten festgestellt und die Bohrpunkte entsprechend geringfügig verschoben und erneut freigemessen. 2.2.4 Bodenmechanische Laborversuche An ausgewählten Bodenproben aus den Bohrungen und Bohrsondierungen wurden insgesamt folgende Laborversuche durchgeführt: - 46 Kornverteilungsanalysen nach DIN 18123 - 24 Bestimmungen der Atterbergschen Konsistenzgrenzen nach DIN 18122 - 2 Durchlässigkeitsversuche nach DIN 18130 - 1 direkter Scherversuch nach DIN 18137-3 - 3 Bestimmung des Glühverlustes nach DIN 18128 Die Versuchsauswertungen sind in Anlage 3 (vgl. Anlagenverzeichnis) beigelegt. Die Versuchs- ergebnisse sind Grundlage der Bodenbeschreibung und der Zuordnung der Homogenbereich und bodenmechanischen Kennwerte. Auf die Ergebnisse wird jeweils in den Beschreibungen der Bodenarten eingegangen. 2.2.5 Chemische Analysen Hinsichtlich einer möglichen Entsorgung von Material wurden Bodenproben des Dammkörpers und einer Altlastverdachtsfläche für orientierende Untersuchungen auf mögliche Schadstoff- belastungen gemäß dem Parameterumfang der Verwaltungsvorschrift für die Verwendung von als Abfall eingestuftem Bodenmaterial – VwV Boden, Tab. 6.1 – untersucht. Des Weiteren erfolgte die Untersuchung von Proben aus asphaltiertem Straßenoberbau auf polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK nach EPA) sowie des Wegeunterbaus gemäß der VwV Boden. Eine Grundwasseranalyse wurde ebenfalls auftragsgemäß aus einer Kernbohrung entnommen und auf Betonaggressivität nach DIN 4030 untersucht. Alle Ergebnisse der durchgeführten chemischen Analysen sind in der unten stehenden Tabelle 2 zusammengefasst. Dammkörper: E 8580a07G 30. März 2020 Seite 13 Für die orientierende Untersuchung des Dammkörpers auf mögliche Schadstoffbelastungen wurde die Herstellung von Mischproben aus Abschnitten von rd. 400 m vereinbart. Hierzu wurden Proben aus den Kernbohrungen (BK) im Bereich des Dammkörpers entnommen und zu Mischproben vereint. Die insgesamt 10 Mischproben wurden gemäß dem Parameterumfang der Verwaltungsvorschrift für die Verwendung von als Abfall eingestuftem Bodenmaterial – VwV Boden, Tab. 6.1 – untersucht. Die Ergebnisse sind im Prüfbericht des Labors Dr. Fader Umwelt- analytik, Karlsruhe, als Anlagen 3.6.1 beigelegt. In drei der untersuchten Mischproben wurden Auffälligkeiten festgestellt, welche eine Zuordnung zur Einstufungsklasse Z 2 der VwV Boden erfordern. Diese liegen im Bereich des Yachthafens von km 0+000 bis 0+600, im Bereich zwischen 0+840 bis 1+000 und zwischen km 2+600 bis 3+000 (vgl. Tabelle. 2). Zum Teil wurden in diesen Abschnitten bereits im Zuge der Bohrkernansprache organoleptische Auffälligkeiten (Farbe, Geruch, Beimengungen) be- obachtet. Altlastenverdachtsfläche: In der Altlastverdachtsfläche (Angabe durch die Stadt Karlsruhe) im Bereich des Industrie- anliegers Borregaard wurde auftragsgemäß eine orientierende Untersuchung gemäß dem Parameterumfang der VwV Boden durchgeführt. Hierfür wurden die in diesem Bereich plan- mäßig durchgeführten Erkundungen herangezogen (BS 1+400c, BS 1+500d, BS 1+540c, BS 1+540d) sowie eine zusätzliche Bohrsondierung (BS 1+400d) auf dem Gelände von Borregaard zur Probengewinnung angeordnet. Organoleptisch wurden nur geringfügig in den Bohrsondierungen BS 1+400d (Kohle-, Ziegelsteinreste) und BS 1+500d (Schlackereste) angetroffen. Die Analyse der hergestellten Mischprobe aus den o.g. Bohrsondierungen aus Tiefen zwischen 0,2 – 2,2 m hat einen geringfügig erhöhten Chromgehalt (s. Tab. 2) ergeben, welche die Zuordnungswerte der Qualitätsstufe Z0*IIIA einhalten. Asphaltierter Straßenoberbau: Asphaltproben wurden aus dem Oberbau der Straße "Maxau am Rhein" bei Damm-km 0+100 und km 0+200 sowie in Abständen von rd. 500 m aus den Bereichen der Dea-Scholven-Straße (Damm-km 2+000 und km 2+500) und Am Ölhafen (bei Damm-km 3+000 bis 4+800) ent- nommen und auf Gehalte an polycyclischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) analysiert. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 14 Folgende Asphaltstärken wurden erbohrt: Damm-km 0+100 (BS 0+100) 26 cm Damm-km 0+200 (BS 0+200) 23 cm Damm-km 2+000 (KB 2+000) 20 cm Damm-km 2+500 (KB 2+500) 20 cm Damm-km 3+000 (KB 3+000) 15 cm Damm-km 3+500 (KB 3+500) 13 cm Damm-km 4+000 (KB 4+000) 13 cm Damm-km 4+800 (KB 4+800) 20 cm In allen untersuchten Proben wurden keine bestimmbaren Gehalte an polycyclischen aroma- tischen Kohlenwasserstoffen (PAK) festgestellt. Somit wird die in der RuVA-StB 01 (Verwaltungsvorschrift des Innenministeriums vom 29.11.2005 zu den Richtlinien für die umweltverträgliche Verwertung von Ausbaustoffen mit teer-/pechhaltigen Bestandteilen sowie für die Verwertung von Ausbauasphalt im Straßenbau) festgelegte Obergrenze von 25 mg/kg PAK nach EPA eingehalten; die untersuchten Proben sind als Ausbauasphalt zu bezeichnen. Auch der obere Grenzwert für eine Einstufung in die Zuordnungsklasse Z1.1-Wert von 10 mg/kg der "Vorläufigen Hinweise für den Einsatz von Baustoffrecyclingmaterial (Dihlmann-Erlass)“ wird eingehalten. Die Laborberichte liegen in den Anlagen 3.6.2.1 und 3.6.3 bei. Wegeoberbau: In der Straße Maxau am Rhein wurde zusätzlich der Straßenoberbau mittels 2 Bohr- sondierungen (BS 0+100, BS 0+200) nach dem Parameterumfang der VwV Boden untersucht. Die insgesamt 2 Mischproben wurden wie folgt zusammengestellt: Mischprobe: MP 1, BS 0+100 + BS 0+200 MP 2, BS 0+100 + BS 0+200 Entnahmetiefe: BS 0+100: 0,26 – 0,7 m BS 0+100: 0,7 – 1,0 m BS 0+200: 0,23 – 0,6 m BS 0+200: 0,6 – 1,0 m Boden: Kies, sandig, grau Sand, kiesig, hellbraun In der Mischprobe 1 wurde ein geringfügig erhöhter Kupfergehalt nachgewiesen, welcher jedoch den Zuordnungswert Z0* einhält. In den darunter angetroffenen kiesigen Sanden wurden keine Auffälligkeiten festgestellt, der Boden ist der Qualitätsstufe Z0 Sand zuzuordnen. Der Prüfbericht des Labors FADER Umweltanalytik ist in der Anlage 3.6.2.2 beigelegt. Grundwasser: Eine Grundwasserprobe wurde während der Durchführung der Bohrung BK 1+600 entnommen und zur Untersuchung auf Betonaggressivität dem Labor FADER Umweltanalytik übergeben. Die Grundwasserprobe wurde als nicht betonangreifend beurteilt. Der Prüfbericht ist in der Anlage 3.6.4 beigelegt. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 15 Tabelle 2: chemische Analysen Probenbezeichnung Bereich Zuordnung VwV Boden Zuordnung n. RuVA-StB 01 Einstufungsrelevante Parameter Anlage MP km 0+000 – 0+600 Dammkörper Z 2 Quecksilber (2,2 mg/kg) Zink (175 mg/kg) 3.6.1 MP km 0+840 – 1+000 Z 2 Zink (622mg/kg) Sulfat (58,7 mg/l) MP km 1+100 – 1+540 Z 0 MP km 1+600 – 2+000 Z 0 MP km 2+100 – 2+500 Z 0 MP km 2+600 – 3+000 Z 2 Kupfer (135 mg/kg) MP km 3+100 – 3+500 Z 0 MP km 3+600 – 4+000 Z 0 MP km 4+100 –4+500 Z 0 MP km 4+600 – 4+900 Z 0 MP Altlastverdachts- fläche Altlastverdachts- fläche (Borregaard) Z0*IIIA Chrom (82 mg/kg) 3.6.1 BS 0+100 Straße "Maxau a. Rhein" Ausbauasphalt 3.6.2.1 BS 0+200 Ausbauasphalt MP 1, BS0+100 + BS0+200 Straße "Maxau a. Rhein" - Wegeoberbau Z0* Kupfer (62 mg/kg) 3.6.2.2 MP 2, BS0+100 + BS0+200 Z0 km 2+000 Dea-Scholven- Straße Ausbauasphalt 3.6.3 km 2+500 Ausbauasphalt km 3+000 Am Ölhafen Ausbauasphalt km 3+500 Ausbauasphalt km 4+000 Ausbauasphalt km 4+800 Ausbauasphalt Grundwasser BK 1+600 nicht betonangreifend 3.6.4 E 8580a07G 30. März 2020 Seite 16 2.3 Untergrundbeschreibung Neben den natürlich anstehenden Böden wurden künstlich aufgefüllte Böden in den Damm- schüttungen (Deich und Straßendamm) und in den Flächen der Industrieanlieger angetroffen. Diese werden im Kap. 2.4 beschrieben. Großräumig gliedert sich der oberflächennahe Untergrund in Oberboden, in die bindigen Deckschichten, die darunter folgenden Fein-Mittelsande und Kiessande. Lokal sind Ab- weichungen von dieser Schichtabfolge zu beobachten. Diese jüngsten Anschwemmungen wurden in Stillgewässern (Tone und Schluffe) und in Fließgewässern (Sand und Kies) ab- gelagert. In einer Erkundungsbohrung (BK 1+600) wurde der im tieferen Untergrund anstehende Obere Zwischenhorizont (OZH) ab einer Tiefe von 16,2 m (91,22 m+NHN) als hydraulisch wirksame Trennschicht (Grundwasserstauer) in Form von Schluffen, Tonen und Feinsand angetroffen. Eine Torflage wurde hier ebenfalls festgestellt. In der ebenfalls tiefer ausgeführten Bohrung BK 3+400 zur Erkundung des OZH ist dieser Horizont kaum ausgeprägt. Es wurden lediglich geringfügig Tonlinsen in einer kiesigen Sandlage in einer Tiefe zwischen 16,0 und 16,5 m angetroffen. Der angetroffene Untergrundaufbau kann in die nachfolgend beschriebenen Homogenbereiche im Sinne der DIN 18300 untergliedert werden: - Oberboden - bindige Deckschichten - Fein-Mittelsande - Kiessande, Kies 2.3.1 Oberboden Die Oberbodenstärke wasser- und landseitig des eigentlichen Dammes liegt in unterschiedlicher Mächtigkeit zwischen 0,1 m und 0,6 m vor, überwiegend im Bereich zwischen 0,3 und 0,4 m. Lokal wurde unter der Grasnarbe auch nur eine schwache Durchwurzelung von Böden ohne Oberbodencharakter festgestellt. 2.3.2 Bindige Deckschichten Die bindigen Deckschichten bilden über weite Bereiche (bis ca. km 3+800) eine geschlossene Deckschicht, deren stark schwankende Mächtigkeit zwischen ca. 0,3 m bis ca. 5,3 m beträgt. Ab ca. km 3+900 bis Planungsende fehlen diese bindigen Böden im Bereich der Dammachse weitgehend vollständig. Wasser- und landseitig wurden teilweise geringmächtige feinkörnige Schichten angetroffen. Es überwiegen mittel- bis ausgeprägt plastische Tone und Schluffe (TM/UM/TA) sowie leicht- plastische Tone und Schluffe (TL/UL) mit wechselndem Sandgehalt. Die Konsistenz ist meist steif oder halbfest, teilweise steht auch in eher tieferen Lagen weicher, teils breiig-weicher E 8580a07G 30. März 2020 Seite 17 Boden an (z.B. km 1+700 bis 1+800, km 3+500). Untergeordnet wurden auch Tone mit meist nur sehr geringen organischen Bestandteilen erkundet. An Proben der bindigen Deckschichten wurden folgende Laboruntersuchungen durchgeführt: - 4 Kornverteilungsanalysen (kombinierte Sieb- und Schlämmanalysen, Anl. 3.1.11- 3.1.12, 3.1.16-3.1.17) - 20 Bestimmungen der Konsistenzgrenzen nach Atterberg (enthalten Anl. 3.2.1-3.2.7) - 1 direkter Scherversuch (Anl. 3.3) - 2 Bestimmungen der Wasserdurchlässigkeit (Anl. 3.4.1-3.4.2) - 3 Bestimmungen des Glühverlustes (Anl. 3.5) An einer ungestörten Tonprobe (Schluff, stark tonig, schwach feinsandig) wurde ein parallel geführter Rahmenscherversuch durchgeführt. Die Probe weist einen Reibungswinkel von φk ~ 18,5° bei einer Kohäsion von ck ~ 30 [kN/m²] auf. Die Versuchsauswertung ist in der Anlage 3.3 dargestellt. Die Durchlässigkeit der bindigen Deckschichten ist sehr gering. Der an zwei Proben bestimmte Wasserdurchlässigkeitsbeiwert kf liegt bei einem Wert von ca. kf =1 · 10-9 m/s. Erfahrungsgemäß kann hier von folgenden Durchlässigkeitsbeiwerten ausgegangen werden: ∑ Schluff (UL): kf £ 10-6 m/s ∑ Leichtplastischer Ton (TL): kf £ 10-7 m/s ∑ mittelplastischer Ton/Schluff (UM/TM): kf £ 10-7 m/s ∑ ausgeprägt plastischer Ton (TA): kf £ 5 · 10-9 m/s Die kf-Werte sind somit mehrere Zehnerpotenzen kleiner als die der unterlagernden grob- körnigen Böden (Sande und Kiese). Aus geohydraulischer Sicht bilden die bindigen Deck- schichten somit Sperrschichten. Bei Hochwasser kann dies zu gespanntem Grundwasser im Hinterland führen. Bei den leichtplastischen Böden der Bodengruppen UL und TL ist zu beachten, dass diese extrem wasserempfindlich sind und bei Wasserzutritt und mechanischer Beanspruchung zum aufweichen bzw. verbreien neigen. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 18 2.3.3 Fein- und Mittelsande Unter den bindigen Deckschichten folgen häufig Schichten aus Fein- bis Mittelsanden. Wie bei den bindigen Deckschichten handelt es sich um jüngste Anschwemmungen, die über dem Kies angeordnet sind und z.T. schluffige Anteile sowie teilweise auch variierende Kiesgehalte aufweisen. Sehr vereinzelt wurden Holzreste (BK 0+500) oder stark humose Anteile (BK 1+900) festgestellt. Stark schluffige Feinsande stellen bereits den Übergang zu den bindigen Deckschichten dar. Die Mächtigkeit dieser Fein-Mittelsandschichten schwankt zwischen wenigen Dezimetern und mehreren Metern und ist stellenweise auch nicht vorhanden. An Proben der Fein- Mittelsande wurden folgende Laboruntersuchungen durchgeführt: - 16 Kornverteilungsanalysen (enthalten in Anl.3.1.1-3.1.6, Anl. 3.1.8-3.1.10) - 4 kombinierte Sieb- und Schlämmanalysen ( Anl. 3.1.13-3.1.15, 3.1.18) Die angetroffenen Sande liegen mit weitgefächerten Korngrößenverteilungen vor, anhand der untersuchten Proben wurden Böden der Bodengruppen SE, SU und SU* nach DIN 18 196 festgestellt. Lokal kann auch von weit- bzw. intermediär gestuften Sanden (SW/SI) ausge- gangen werden. Die Durchlässigkeit der Sande liegt deutlich höher als in den bindigen Deckschichten und ist nach Auswertung der Kornverteilungskurven nach BEYER (s. o.g. Anlagen) zwischen etwa kf = 10-3 m/s für feinteilfreie Sande und kf £ 5 · 10-5 m/s für schluffige Sande. Aufgrund der niedrigen Durchlässigkeit können schluffige Sande bereits als hydraulische Sperrschichten (s.o.) betrachtet werden. In den Rammsondierungen wurde in den enggestuften Sanden überwiegend eine mitteldichte Lagerung (Schlagzahlen n10 = 3 bis 7 unter Grundwasser), eher untergeordnet eine dichte Lagerung (Schlagzahlen n10 = 8 bis max.15 unter Grundwasser), festgestellt. Die Sandböden, insbesondere die Feinsande, sind erosionsempfindlich. Schluffige Sande sind zudem wasserempfindlich. 2.3.4 Kies und Kiessand (bis zur Bohrendtiefe) Von der Unterkante der bindigen Deckschichten bzw. der enggestuften Sande bis zur Bohr- endtiefe wurden in fast allen Aufschlüssen die pleistozänen Kiesablagerungen (Obere kiesig- sandige Abfolge OksA) des Rheins erbohrt, welche in variierender Zusammensetzung ange- troffen wurden. Die Kornzusammensetzungen wechseln teilweise und reichen von schwach sandigem Kies bis zu kiesigem Sand. Die untersuchten Bodenproben weisen überwiegend eine intermittierend gestufte Körnung auf (Bodengruppe GI nach DIN 18 196). Untergeordnet wurden auch engstufte Kiese (GE) und Sande (SE), sowie weitgestufte Kiese (GW) angetroffen. Im Bereich der Bohrendtiefe der BK 1+540 wurden geringmächtige (0,1-0,2 m) Tonzwischen- lagen in Tiefen von 10,9 m und 11,4 m u. Dammkrone angetroffen, welche feinkörnige Einschaltungen innerhalb der Oberen kiesig-sandigen Abfolge sein können oder bereits dem Oberen Zwischenhorizont (OZH) zu zuordnen sind. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 19 In den Anlagen 3.1.1 – 3.1.9 sind Körnungslinien von 17 Proben der Kiese und Kiessande als Korngrößenverteilungsanalysen dargestellt. Die Lagerungsdichte der Kiessande kann anhand der durchgeführten Rammsondierungen abgeschätzt werden. Für die Dimensionierung der Rammarbeiten sind vor allem die dicht gelagerten Bereiche maßgeblich. Die Schlagzahlen unterhalb des Grundwassers (hier treten geringere Schlagzahlen auf) liegen überwiegend im Bereich einer mitteldichten bis dichten Lagerung, lokal auch im sehr dichten Bereich bei Schlagzahlen von n10 > 25 bis maximal 35 (DPH 1+000). Sehr untergeordnet wurden auch geringmächtige, locker gelagerte Bereiche (n10 < 3) angetroffen. Oberhalb des Grundwassers liegen die Kiessande nur in den DPH 4+000 und 4+500. Hier wurden lockere bis mitteldichte Lagerungsdichten festgestellt, untergeordnet auch im Übergangsbereich zur dichten Lagerung (bis n10 = 21, DPH 4+500). Insgesamt zeigen die Rammdiagramme ein eher uneinheitliches Bild (vgl. Anlage 2.2.6). Die Durchlässigkeit der Kiesböden wurde anhand der Kornverteilungsanalysen nach BEYER abgeschätzt. Der zugehörige Wert ist in der jeweiligen Versuchsauswertung in den oben auf- geführten Anlagen angegeben. Es ergibt sich ein mittlerer Durchlässigkeitsbeiwert von kf ª 8,5 ◊10-4 m/s. Sandarme Kieslagen sind deutlich durchlässiger und erreichen Werte bis kf = 1,6 ◊10-1 m/s. Ein auffälliger, aromatischer Geruch sowie eine Schwarzfärbung wurde in den Sanden und Kiesen in der Bohrung BK 1+000 (ab 7,2 m Tiefe), in den Bohrsondierungen BS 1+000a (ab 5,15 m Tiefe) und BS 1+000c (ab 6,8 m Tiefe) festgestellt. Dies steht vermutlich im Zusammen- hang mit der in diesem Bereich wasserseitig angrenzenden, bekannten Altlastenfläche. Eine Untersuchung dieser ist auftragsgemäß nicht Bestandteil dieses Gutachtens. 2.3.5 Obere Zwischenhorizont, OZH Der Obere Zwischenhorizont besteht aus feinkörnigen Böden und bildet somit eine hydraulische Trennschicht, die Basis des Oberen Grundwasserleiters. Die Bohrungen BK 1+600 und BK 3+400 wurden entsprechend tiefer ausgeführt, um die Mächtigkeit des Oberen Grund- wasserleiters zu ermitteln. In der Bohrung BK 1+600 wurde der OZH ab einer Tiefe von 16,2 m u. GOK (= 91,22 m+NHN) in Form von feinsandigen Schluffen und stark schluffigen Feinmittelsanden bis zur Bohrendtiefe von 21,0 m angetroffen. Geringmächtige schluffige Tone sowie Torflagen wurden an der Grenze der darüber liegenden Kiese festgestellt. In der Bohrung BK 3+400 konnte bis in die Bohrendtiefe von 22,5 m u. GOK der OZH nicht nachgewiesen werden und bestätigt somit die nicht flächenhafte Ausbreitung dieser Trenn- schicht im Untersuchungsgebiet /U9/. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 20 2.4 Dammaufbau (Bestand) Neben dem eigentlichen Dammkörper treten im Dammquerschnitt künstliche Auffüllungen in Form von landseitig unmittelbar am Dammfuß angeordnete Straßen ("Maxau am Rhein", "Dea- Scholven-Straße", "Am Ölhafen") sowie einer wasserseitig angeordneten Unterhaltungsberme (ca. km 1+550 bis 1+900, ca. km 3+650 bis 4+960). Der Aufbau des Dammkörpers sowie der wasserseitigen Unterhaltungsbermen ist in den Anlagen 2.1.1 bis 2.1.53 dargestellt. In den Hauptprofilen und Profilen mit erweitertem Er- kundungsumfang ist das Geländeprofil mit dargestellt. Der Aufbau des Dammkörpers in der Längsachse geht aus den Anlagen 2.2.1 bis 2.2.5 hervor. Die für Rammarbeiten (Spundwände) maßgeblichen Rammwiderstände der Sondierungen mit der Schweren Rammsonde (DPH) sind ebenfalls in einem Längsschnitt in der Anlage 2.2.6 zusammenfassend dargestellt. Angaben zur Geometrie kann der Beschreibung der Abschnitte I bis V in Kap. 1.2 entnommen werden. An Proben der Böden des Dammkörpers wurden folgende Laboruntersuchungen durchgeführt: - 5 Korngrößenverteilungsanalysen (Anl. 3.1.6-3.1.7 und 3.1.9) - 4 Bestimmungen der Konsistenzgrenzen nach Atterberg (enthalten in Anl. 3.2.2, 3.2.3, und 3.2.7) 2.4.1 Abschnitt I – Yachthafen, km 0+000 – 0+629 Der eigentliche Dammkörper beginnt erst etwa bei km 0+300 mit einer niedrigen Verwallung und verläuft bis zur Dammscharte, ab welcher der Damm in eine Hochwasserschutzwand übergeht (s. Abschnitt II). Die wasserseitige Dammhöhe beträgt dann bis zu ca. 2,4 m bei km 0+500. Die Oberbodenstärke in diesem Abschnitt liegt zwischen 0,1 und 0,3 m, im Mittel ca. 0,2 m. Wie aus den Längsschnitten der Bohrungen in der Dammachse (Anl. 2.2.1) ersichtlich, ist der Dammkörper (ab km 0+500) aus grob- bis feinkörnigen Böden, z.T. wechsellagernd, aufgebaut. In den grobkörnigen Böden überwiegen die teils kiesigen Mittelsande. Die bindigen Schichten in Form von Schluffen sind meist von halbfest-fester Konsistenz. Oberhalb des Dammlagers wurden eher kiesige Böden angetroffen. Bei km 0+300 wurde in der Bohrung (BK 0+300) in 1,1 m Tiefe eine 0,2 m starke Betonlage durchbohrt. In der Bohrung BK 0+600 wurden in einer Tiefe zwischen 2,4 und 2,7 m Sandsteinblöcke durchbohrt, welche auf alte Bauwerksreste schließen lassen. Am landseitigen Dammfuß bei km 0+500 wurde in 0,7 m Tiefe ein Bohrhindernis angetroffen (BS 0+500c). Die Lagerungsdichte der Kiessande im Dammkörper liegt im mitteldichten Bereich (vgl. DPH 0+500, Anl. 2.1.6) E 8580a07G 30. März 2020 Seite 21 2.4.2 Abschnitt II – HWS-Wand, km 0+629 – 0+839 Für die statische Überprüfung der Hochwasserschutzwand (Beton) auf dem Gelände des Anliegers Stora Enso wurden zusätzliche Erkundungen mittels Schürfen (Sch) und Ramm- sondierungen (DPH) zur Ermittlung der Wand- und Fundamentgeometrie erforderlich, basierend auf Altunterlagen zu den Wandelementen /U7/ des Wasserwirtschaftsamtes. Die Ansatzpunkte sind im Lageplan in Anlage 1.3 dargestellt. Aus den Detailzeichnungen in den Anlagen 2.3.1 bis 2.3.7 geht die ermittelte Wandgeometrie hervor (s.a. Bericht Nr. E 8580a06, /U8/). Die Wandstärke an der Oberkante der Mauer beträgt 0,6 m und verbreitert sich zum Wandfuß in der Regel unter einer Neigung von 1 : 10. Nachfolgend werden die erkundeten Wandabschnitte, besonders hinsichtlich der für die Statik maßgeblichen Fundamente, kurz beschrieben. Bereich Sch 1.1, Sch 1.2 Der Schurf wurde direkt an der Blockfuge ausgeführt. Fundamentsporne wurden land- und wasserseitig festgestellt. Die Geometrie für diesen Bereich geht aus der Skizze in der Anlage 2.3.1 hervor. Bereich Sch 2.1, Sch 2.2 Im Bereich der Schürfe Sch 2.1 und Sch 2.2 konnte wasserseitig mittels der Baggerschürfe nicht eindeutig ein tieferführendes Fundament erkundet werden. Es wurde jeweils eine Sauber- keitsschicht von 10 – 20 cm Stärke in Form eines ca. 10-30 cm langen Sporns mit einem stark verdichteten Untergrund festgestellt. Anhand der zusätzlichen Erkundungen landseitig mittels Baggerschürfen wurde im Schurf Sch 2.1.-1 ein Fundamentsporn mit einer Breite von 1,10 m und einer Stärke von 1,10 m fest- gestellt. Im Schurf Sch 2.2-1 wurde der landseitige Fundamentsporn mit einer Breite von 1,50 m und einer Stärke von 1,05 m erkundet (Anl. 2.3.2). Bereich Sch 3.1, Sch 3.2 Fundamentsporne wurden land- und wasserseitig festgestellt. Die Geometrie für diesen Bereich ist in der Anlage 2.3.3 dargestellt. Im Bereich der ehemaligen "Dammscharte für Kohlenlager" (Sch 3.1) wurde in einem Abstand vom Wandfundament von ca. 80 cm ein weiteres Fundament teilweise freigelegt (vgl. Anl.2.3.3), welches vermutlich die Befestigung der ehemaligen Dammscharte darstellte. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 22 Bereich Sch 4 Fundamentsporne wurden land- und wasserseitig festgestellt (s. Anlage 2.3.4). Mittels der zusätzlichen Bohrung B 4 (Bereich Sch 4) hat sich eine Stärke des landseitigen Fundament- sporns von 1,20 m ergeben. Die Fundamentaußenkante befindet sich mindestens in einem Abstand von 0,56 m gemessen ab Wandfuß an der Geländeoberkante. Wasserseitig ist die weitgehend ebene Fläche zwischen Sch 3.2 und Sch 4 vollständig mit Betonplatten (Stärke 11 cm) bis an die HWS-Wand heranreichend, ausgelegt. Bereich Sch 5 Fundamentsporne wurden land- und wasserseitig festgestellt (s. Anlage 2.3.5). Die Fundament- stärke beträgt wasserseitig 1,14 m. Die Oberkante des landseitigen Sporns wurde mittels einer Rammsondierung (DPH 5) in einer Tiefe von 0,9 m unter GOK angetroffen. Bereich Sch 6 Das Wandfundament wurde hier wasserseitig mit einer Stärke von insgesamt 1,55 m erkundet. Die Geometrie und Tiefenlage unter Geländeoberkante geht aus der Anlage 2.3.6 hervor. Bereich Sch 7.1, Sch 7.2 Die Schürfe 7.1 und 7.2 (s. Anl. 2.3.7) wurden an der Mauer jenseits der Dammscharte Gleis- durchfahrt, ca. bei km 0+840 ausgeführt. Planunterlagen liegen hierfür nicht vor. Der landseitige Fundamentsporn (Sch 7.2) hat eine Breite von mindestens 1,10 m. Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten (eine angrenzende Schranke und Pfosten, steile Dammböschung) konnte das Fundament hier nicht vollständig mit dem Bagger freigelegt werden. Dammscharte Gleisdurchfahrt Stora Enso, km 0+835, Sch 8.1/8.2 Die Gründung der 1,15 m breiten Bodenplatte der Scharte wurde mittels Schürfen erkundet. Der Untergrund geht aus der Anlage 2.4 hervor. Unterhalb der Platte wurde ein Sandsteinpflaster in einer Stärke zwischen 0,16 und 0,20 m angetroffen, Darunter folgt eine 0,25 bis 0,35 m starke Tragschicht aus stark schluffigen, sandigen Kiesen. Die unterlagernden, anstehenden Böden bestehen aus tonigen Schluffen von weicher bis weich-steifer Konsistenz. 2.4.3 Abschnitt III – Industrie, km 0+839 – 1+516 Im Bereich der Dammkrone wurde in der Regel eine geringe Oberbodenstärke von 0,1 m an- getroffen, teilweise auch mit Schotter durchsetzt. Örtlich wurden auf der Dammböschung und am Dammfuß auch Stärken bis 0,5 m festgestellt. In einigen Bohrungen wurde nur eine Grasnarbe festgestellt, bzw. ist der Humusgehalt so gering, dass eine Abgrenzung zum Damm- körper kaum erkennbar ist. In der Dammachse folgen zunächst grobkörnige Böden in Form von kiesigen, teils feinteil- haltigen Sanden oder sandigen Kiesen meist bis in Tiefen zwischen 1,2 und 1,4 m u. Damm- E 8580a07G 30. März 2020 Seite 23 krone. Der Dammkern bis zum fließenden Übergang in die bindigen Deckschichten ist aus bindigen bis gemischtkörnigen Böden, überwiegend feinsandigen Schluffen und Tonen in variierender Zusammensetzung, aufgebaut. Die Konsistenzen liegen meist im steifen bis steif- halbfesten Bereich. Die grobkörnigen Böden im Dammkörper sind locker bis mitteldicht gelagert. Auf der wasserseitigen Böschung wurde hier unterhalb des Oberbodens auch zunächst eine 0,5 bis 0,6 m starke Kiessandanschüttung festgestellt, die von teils feinsandigen, teils tonigen Schluffen unterlagert wird, welche ohne ersichtliche Grenze in die anstehenden bindigen Deck- schichten übergehen. Es überwiegen steif-halbfeste und halbfeste Konsistenzen. Am landseitigen Dammfuß wurden unterhalb des Oberbodens, bzw. unterhalb einer sandigen, teils schluffige Kiesüberdeckung i.d.R. bindige Böden in Form von meist nur schwach fein- sandigen Schluffen von steifer bis halbfester Konsistenz angetroffen. Eine Abgrenzung von geschüttetem Boden zum anstehenden Untergrund ist nicht erkennbar. 2.4.4 Abschnitt IV – Pionierhafen, km 1+516 – 1+755 Die Oberbodenstärke auf dem Dammkörper liegt zwischen 0,1 m und 0,5 m. Der Dammaufbau entspricht in etwa dem des zuvor beschriebenen Abschnitts III. In der Dammachse folgen auch hier zunächst grobkörnige Böden bis ca. 1,4 bis 1,6 m Tiefe. Der Kerndamm besteht aus meist feinsandigen Schluffen ohne erkennbare Abgrenzung zum anstehenden Untergrund. Die Konsistenzen liegen meist im steif-halbfesten bis halbfesten Bereich. Lokal wurden auch weiche Schlufflagen angetroffen. Die grobkörnigen Böden im Dammkörper sind sehr locker bis locker gelagert (s. Anl. 2.1.18). Auch hier folgt auf der wasserseitigen Böschung unterhalb des Oberbodens zunächst eine ca. 0,5 m starke Kiessandanschüttung, die hier von feinsandigen Schluffen von weicher Konsistenz unterlagert wird, welche ohne ersichtliche Grenze in die anstehenden bindigen Deckschichten übergehen (s. Anl. 2.1.18). Der Aufbau am landseitigen Dammfuß entspricht in etwa dem im zuvor beschriebenen Abschnitt III. Dammscharte Pionierhafen, km 1+550: Der Bereich der bestehenden Dammscharte Pionierhafen (geplanter Rückbau) wurde unmittel- bar nördlich der Scharte mit einer zusätzlichen Bohrsondierung in der Dammachse erkundet (s. Anlage 2.1.19). Hier variiert lediglich der Aufbau im Bereich des Dammlagers, wo in einer Tiefe von 3,0 m eine 0,4 m starke Kiessandlage festgestellt wurde. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 24 2.4.5 Abschnitt V – MiRO, km 1+755 – 4+960 Im Bereich der Dammkrone wurde in der Regel eine geringe Oberbodenstärke von 0,1 m angetroffen, teilweise auch mit Schotter durchsetzt. Örtlich wurden auf der Dammböschung und am Dammfuß auch Oberbodenstärken bis max. 0,6 m festgestellt. In einigen Bohrungen wurde nur eine Grasnarbe festgestellt, bzw. ist der Humusgehalt so gering, dass eine Abgrenzung zum Dammkörper kaum erkennbar ist. Der Aufbau des Dammkörpers variiert entsprechend den nachfolgend aufgeführten Teil- bereichen: Damm-km 1+800 – 1+900 Der Dammkörper ist weitgehend aus grobkörnigen Böden in Form von teils schluffig bis schwach schluffigen Kiessanden zusammengesetzt. Lediglich in der Bohrung BK 1+800 wurde in der Dammachse ab 1,0 m u. GOK eine 0,3 m mächtige stark sandige Schlufflage erkundet. Im Bereich des Dammlagers, in einer Tiefe von 4,2 m (s. BK 1+800, Anl. 2.1.22), wurden vermutlich Bauwerksreste in Form von Sandsteinen angetroffen, welche im Zuge der Bohr- arbeiten Meißelarbeiten erforderlich machten. Im Hinblick auf mögliche Rammarbeiten (Spund- wand) ist dies zu beachten. In der landseitig angeordneten Bohrsondierung (BS 1+800c) konnten diese nicht festgestellt werden. Damm-km 2+000 – 3+800 In der Dammachse folgen zunächst grobkörnige Böden in Form von kiesigen, teils schwach feinteilhaltigen Sanden oder sandigen Kiesen meist bis in Tiefen zwischen 1,4 und 1,8 m unter die Dammkrone. Der Dammkern ist bis zum fließenden Übergang in die bindigen Deckschichten aus bindigen Böden, überwiegend schwach feinsandigen oder schwach tonigen Schluffen zusammengesetzt. Die Konsistenzen liegen meist im steif-halbfesten bis festen Bereich. Auf der wasserseitigen Böschung wurde in den Hauptprofilen km 2+500 und km 3+000 unter- halb der Grasnarbe eine 0,6 m starke "Dichtungsschicht" in Form von sandigen, teils kiesigen Schluffen von halbfester Konsistenz angetroffen, welche bis auf eine sehr schwache Durch- wurzelung keinen Oberbodencharakter aufweisen. Darunter folgen, entsprechend den Profilen km 2+000 und km 3+500 unterhalb des dort 0,3 m mächtigen Oberbodens, sandige Kiese in einer Stärke zwischen 0,7 m und 1,1 m. Am landseitigen Dammfuß wurden unterhalb des Oberbodens ebenfalls grobkörnige Böden von variierender Zusammensetzung angetroffen. Die Schlagzahlen in den grobkörnigen Böden des Dammkörpers liegen im lockeren und mittel- dichten Bereich (Schlagzahlen n10 = 3 bis 13). Die Durchlässigkeit der feinteilfreien Kiessande wurde anhand der Korngrößenverteilungs- analysen nach BEYER abgeschätzt und liegt in den untersuchten Proben bei ca. kf = 2 ◊10-4 bis 2,5 ◊10-4 m/s. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 25 Damm-km 3+900 – 4+900 Der Dammkörper ist in der Dammachse weitgehend aus grobkörnigen Böden (Kiese oder Kies- sande) aufgebaut. Nur vereinzelt wurden geringmächtige (0,2 – 0,3 m) Schluff- oder Tonlagen angetroffen. Lediglich in der Bohrung BK 3+900 wurde eine bindige Zwischenlage aus fein- sandigen Schluffen in einer Stärke von 1,25 m, sowie in der Bohrung BK 4+900 eine bindige Lage (toniger Schluff) in der Dammkrone von 0,9 m Mächtigkeit, nachgewiesen. Die bindigen Deckschichten im Untergrund sind weitgehend nicht vorhanden, nur lokal wurden diese in Aufschlüssen am landseitigen Dammfuß angetroffen. In der wasserseitigen Böschung sowie in der wasserseitigen Bermenschüttung, sind sowohl grob- als auch feinkörnige Böden verbaut worden. Eine bindige Dichtungsschicht auf der wasserseitigen Böschung ist nicht durchgehend vorhanden; in den erkundeten Hauptprofilen wurde diese im Profil km 4+500 nicht nachgewiesen. Die Schüttung der wasserseitigen Berme variiert in der Zusammensetzung von feinsandigen, teils schwach kiesigen Schluffen und meist schwach schluffigen, teils Sandsteinbruchstücke enthaltenden Kiessanden. Die Lagerungsdichte der grobkörnigen Böden im Bereich der Dammkrone (Tiefe bis ca. 1,1 m, DPH 4+000) liegen im mitteldichten Bereich. Darunter wurden nur sehr geringe Schlagzahlen von n10 ≤ 5 festgestellt, welche auf eine lockere bis sehr lockere Lagerungsdichte hinweisen. Die Durchlässigkeit einer typischen, feinteilfreien Kiessandprobe wurde anhand der Korn- verteilungsanalyse nach BEYER abgeschätzt und liegt bei ca. kf = 6 ◊10-4 m/s (s. Anl. 3.1.9). 2.5 Homogenbereiche und bodenmechanische Kennwerte Die voranstehend beschriebenen Böden sind hinsichtlich ihrer bautechnischen Eigenschaften (Erdarbeiten nach DIN 18300) in Homogenbereiche einzuteilen. Folgende Homogenbereiche werden anhand der Erkundungsergebnisse aufgestellt: - Homogenbereich A: Oberboden - Homogenbereich B1: Dammkörper, grobkörnig (einschließlich seitliche Bermenschüttungen) - Homogenbereich B2: Dammkörper, fein-/gemischtkörnig (einschließlich seitliche Bermenschüttungen) - Homogenbereich C: bindige Deckschichten - Homogenbereich D: Fein-, Mittelsande - Homogenbereich E: Kies und Kiessand Gemäß der DIN 18320 (Landschaftsbauarbeiten) ist der Oberboden unabhängig von seinem Zustand vor dem Lösen ein eigener Homogenbereich. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 26 In der nachfolgenden Tabelle 3 sind die Einstufungen der Homogenbereiche zusammenfassend aufgeführt. Bodenmechanische Kennwerte können gemäß den angetroffenen Böden bzw. Bodengruppen den Tabellen 4 und 5 entnommen werden. Tabelle 3: Einstufungen Homogenbereiche (ohne Oberboden) Homogenbereich B1 Dammkörper grobkörnig B1 Dammkörper fein-/ gemischtkörnig C bindige Deckschichten D Fein-, Mittelsande E Kies, Kiessande Bodenart Sand, schwach schluffig bis Kies, sandig, lokal steinig Schluff, feinsandig oder tonig bis Ton, schluffig stark schluffiger Sand Schluff, feinsandig oder tonig bis Ton, schluffig, vereinz. schwach organisch Sand, vereinz. Ton- zwischenlagen Sand kiesig bis Kies sandig Konsistenz / Lagerungsdichte sehr locker bis mitteldicht steif bis halbfest, steif bis halbfest (weich) mitteldicht, (dicht) mitteldicht, dicht, (locker, sehr dicht) Bodengruppe DIN 18196 SE, GW/GI GU, SU UL, TL, UM, TM/TA, SU* UL, TL, UM, TM, TA SE, SU, SU* (SW/SI) GI, (GE, GW, SE) Bodenklasse DIN 18300(1) 3 (6,7) 2, 4, 5 4, 5 3, 4 3 Die bodenmechanischen Eigenschaften der angetroffenen Böden wurden auf der Grundlage der durchgeführten Laboruntersuchungen, in Anlehnung an einschlägige Tabellen- und Literaturwerte sowie aufgrund von Erfahrungswerten festgelegt. In den folgenden Tabellen 4 und 5 sind die bautechnischen Klassifizierungen und die für erd- statische Berechnungen und Nachweise unter Einrechnung der erforderlichen Sicherheits- beiwerte aufgelistet. Hierin bezeichnet Es den Steifemodul, j‘ den Reibungswinkel, c’ die Kohäsion, g die Wichte und g‘ die Wichte unter Auftrieb der jeweils angetroffenen Bodenschicht. Hierbei handelt es sich um charakteristische Werte nach DIN 1054:2010. Die Schlagzahl n10 gibt hierin die Anzahl der Normschläge je 10 Zentimeter Eindringtiefe der Sondenspitze in den Untergrund an. 1 Angabe der Bodenklasse nach DIN 18300:2012 nur nachrichtlich E 8580a07G 30. März 2020 Seite 27 Tabelle 4: bodenmechanische Kennwerte der anstehenden bindigen und gemischtkörnigen Böden Bodenmechanische Kennwerte bindige und gemischtkörnige Böden Bodenart Boden- gruppe Konsistenz Es,k [MPa] j´k [°] c´k [kN/m2] gk/g´k [kN/m3] Boden- klasse1) kf,k [m/s] Ton, u' TA breiig 3 22,5 2 19/10 2 5·10-9 – 1·10-11 Ton, u' TA weich 5 22,5 5 20/11 5 5·10-9 – 1·10-11 Ton, u' TA steif 8 22,5 10 20/11 5 5·10-9 – 1·10-11 Ton, u' TA halbfest 12 22,5 25 20/11 5 5·10-9 – 1·10-11 Ton, u TM breiig 3 25,0 0 19/10 2 1·10-7 – 1·10-9 Ton, u TM weich 5 25,0 2 20/11 4 1·10-7 – 1·10-9 Ton, u TM steif 8 25,0 7 20/11 4 1·10-7 – 1·10-9 Ton, u TM halbfest 12 25,0 15 20/11 4 1·10-7 – 1·10-9 Ton, u* 2) TL/UL breiig 3 27,5 0 19/10 2 1·10-7 – 1·10-9 Ton, u* 2) TL/UL weich 5 27,5 2 20/11 4 1·10-7 – 1·10-9 Ton, u* 2) TL/UL steif 8 27,5 5 20/11 4 1·10-7 – 1·10-9 Ton, u* 2) TL/UL halbfest 12 27,5 7 20/11 4 1·10-7 – 1·10-9 Schluff + UL/SU* 8-12,5 27,5-30 0 20/11 2/43) 1·10-6 – 1·10-8 Ton, o OT/OU breiig 2 15,0 0 15/7 2 5·10-9 – 1·10-11 Ton, o OT/OU weich 4 15,0 0 17/7 4 bzw. 5 5·10-9 – 1·10-11 Ton, o OT/OU steif 5 15,0 0 17/7 4 bzw. 5 5·10-9 – 1·10-11 Torf HN standfest vgl. wn 15,0 0 10 - 13 3 1·10-7 – 1·10-10 Torf HZ vgl. wn 15,0 0 10 - 13 2 1·10-7 – 1·10-10 Sand, u' SU 30 30,0 0 20/11 3 5·10-4– 1·10-5 Sand, u SU* 20 30,0 0 20/11 2/43) 5·10-5 – 5·10-7 Sand, u* SU* 10 - 20 30,0 0 20/11 2/43) 5·10-5 – 5·10-7 Kies, u' GU 30 30,0 0 20/11 3 5·10-4 – 5·10-5 Kies, u GU* 30 30,0 0 20/11 2/43) 5·10-5 – 5·10-7 Kies, u* GU* 15 - 30 30,0 0 20/11 2/43) 5·10-5 – 5·10-7 mit: u: schluffig t: tonig o: organisch ': schwach *: stark 1) Angabe der Bodenklassen nach DIN 18300:2012, nur nachrichtlich 2) Kennwerte für Ton, u* gelten auch für Schluffe 3) Die bindigen Böden gehen bei Wasserzutritt rasch in breiige Konsistenz über. Werden Erdarbeiten bei nasser Witterung durchgeführt, ist damit zu rechnen, dass ein Teil der Böden in Bodenklasse 2 übergeht. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 28 Tabelle 5: bodenmechanische Kennwerte der anstehenden grobkörnigen Böden Bodenmechanische Kennwerte grobkörnige Böden Bodenart Boden- gruppe n10 [-] Es,k [MPa] j'k [°] c'k [kN/m2] gk/g'k [kN/m3] Boden- klasse1) kf,k [m/s] 2,5 30 30 0 19/10 3 1·10-1 – 1·10-4 5,0 40 32,5 0 19/10 3 Kies GE/GW/GI 7,5 50 35,0 0 20/11 3 Sand SE/SW 10 55 36,0 0 20/11 3 15 70 37,5 0 20/11 3 20 85 38,5 0 20/11 3 25 95 40,0 0 20/11 3 1) Angabe der Bodenklassen nach DIN 18300:2012, nur nachrichtlich 2.6 Rammarbeiten Für Rammarbeiten (DIN 18304) kann eine Abschätzung der Rammbarkeit in grobkörnigen Böden anhand der DPH-Schlagzahlen N10 (Sondierwiderstand) erfolgen. In der nachfolgenden Tabelle 6 sind die Einteilungsgrenzen für Rammarbeiten in Anlehnung an das BWA-Merkblatt MEH, Ausgabe 2017 aufgeführt. Tabelle 6: Einteilungsgrenzen Rammarbeiten Leitparameter Einteilungsgrenzen Rammbarkeit*) Homogenbereiche Sondierwiderstand £ 7 leicht B1, B2, C, E DPH-Schlagzahl N10 7 - £ 15 mittelschwer B1, B2, C, D, E 15 - £ 25 schwer D, E 25 - £ 80 sehr schwer E *) Einteilung in Anlehnung an BAW Merkblatt MEH, Ausgabe 2017 In der Anlage 2.2.6 ist die Rammbarkeit entsprechend den DPH-Schlagzahlen N10 farblich in den Rammdiagrammen in einem Längsschnitt dargestellt. Wie aus den Darstellungen ersichtlich, variiert die Rammbarkeit sowohl im Dammkörper (Homogenbereiche B1, B2) als auch in den anstehenden Kiesen und Sanden (Homogenbereiche D, E) zwischen einer leichten und sehr schweren Rammbarkeit. 2.7 Grundwasser Das Grundwasser wurde in den Bohrungen angetroffen, die Einmessung des Grundwassers erfolgte teilweise beim Antreffen des Grundwassers sowie nach dem Einstellen des Ruhe- wasserspiegels. In Bohrsondierungen konnten meist aufgrund zufallender Bohrlöcher keine zuverlässigen Grundwasserstände eingemessen werden. Die Grundwasserstände sind in den Schichtprofilen der Anlagen 2.1.1 bis 2.1.53 eingetragen. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 29 Die Bohrungen wurden in den Monaten März bis Juni 2017 durchgeführt, in dieser Zeit lag der angetroffene Grundwasserspiegel in der Dammachse i.d.R. zwischen 4,4 m bis ca. 8,5 m unter Dammkrone. Unterhalb von tiefer reichenden bindigen Deckschichten wurde das Grundwasser auch in Tiefen bis zu 11 m unter der Dammkrone angetroffen. Entsprechend den dann ein- gemessenen, höheren Ruhewasserspiegeln ist unterhalb der bindigen Deckschichten weit- gehend von gespannten Grundwasserverhältnissen auszugehen. Insgesamt wurde zum Zeitpunkt der Messungen ein Abfallen des Grundwasserspiegels in nördlicher Richtung von im Mittel 102,5 m+NHN im Bereich Yachthafen auf eine Höhe von im Mittel 99 - 100,0 m+NHN bei Los-Ende festgestellt. Für einige Grundwasserpegel im Untersuchungsgebiet wurden die Pegelreihen ausgewertet und die Wasserstände der nächstliegenden Bohrung gegenüber gestellt. Die Lage der Mess- stellen ist in den Anlagen 1.3, 1.6 und 1.9 verzeichnet. Die Messstellen liegen landseitig des Dammes, in einem Abstand zwischen 60 und 190 m auf dem Gelände der Industrieanlieger Stora Enso und MiRO. Folgende statistische Werte sind in der Tabelle 6 zusammengestellt: Tabelle 7: Messdaten Grundwassermessstellen 3065 A Maxau (0106/209-6) Messzeitraum seit 1952 3350 OMW Karlsruhe (0103/209-2) BBr II Messzeitraum 1964-2017 3353 A OMW (0100/209-9) , KA P 21 Messzeitraum 1964-2017 Niedrigster Wasserstand 100,25 m+NN (11/1983) 99,68 m+NN (04/1972) 95,19 m+NN (04/1972) Mittelwasserstand 102,35 m+NN 101,70 m+NN 98,92 m+NN Höchster Wasserstand 104,78 m+NN (06/2013) 103,89 m+NN (06/2013) 103,58 m+NN (06/2013) Messwert (Zeitraum Bohrung) 102,79 m+NN (09.03.2017) 102,04 m+NN (22.05.2017) 98,57 m+NN (24.04.2017) Messung Bohrung 102,32 m+NN (BK 0+600) (09.03.2017) 102,22 m+NN (BK 2+100) (24.05.2017) 97,89 m+NN (BK 3+700) (25.04.2017) Die in den Bohrungen BK 0+600 und 3+700 gemessenen Wasserstände liegen etwa 0,5 – 0,7 m unterhalb der Messwerte der entsprechenden nächstgelegenen Pegel. Der Wasserstand in der Bohrung BK 2+100 liegt ca. nur 0,15 m oberhalb des Pegelmesswertes (3350 OMW Karlsruhe). Der Grundwasserspiegel wird maßgebend durch den Wasserstand im Rhein beeinflusst. Bei erhöhten Rheinwasserständen bzw. bei Hochwasser infiltriert das Flusswasser in den Kies- aquifer, der Grundwasserstand steigt dadurch an. Unter den bindigen Deckschichten kann sich ein gespannter Grundwasserspiegel einstellen. Es ist bei Hochwassereinstau von einer Grund- wasserspiegellage auf Geländeniveau und darüber hinaus auszugehen. Als hydraulische Trennschicht des Oberen Grundwasserleiters an der Basis der Kiese wurde der Obere Zwischenhorizont (OZH) angetroffen; es ist jedoch nicht von einer durchgehend flächenhaften Ausbreitung auszugehen. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 30 3 Ausbau- und Sanierungsmaßnahmen 3.1 Bemessungswasserstand und Freibord Seitens des Regierungspräsidiums Karlsruhe wurden folgende Vorgaben zu den Bemessungs- wasserständen und dem erforderlichen Freibordmaß vorgelegt. Der zugrunde gelegte Bemessungswasserstand entspricht dem Wasserstand, der sich beim Bemessungshochwasser (BHW) des Rheins am Damm einstellt. Er liegt in den Abschnitten I und II auf einer gleichbleibenden Höhe von 106,93 m+NHN und fällt, entsprechend dem Gefälle des Rheins bzw. des Geländes sowie beeinflusst durch weitere Randbedingungen in den Abschnitten III bis V auf eine Höhe von 105,47 m+NHN bei Damm-km 4+900 ab. Das Freibordmaß beträgt einheitlich f = 0,8 m, bereichsweise sind Überschusshöhen vor- handen, die im Zuge des Dammausbaus jedoch erhalten bleiben sollen. 3.2 Allgemeine Vorgaben für die Dammprofile Die Diskussion von Regelprofilvarianten erfolgte parallel im Zuge der Vorplanung. Im vorliegen- den Gutachten werden die mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe und der Planungs- gemeinschaft Herzog+Partner - Inros Lackner abgestimmten Regelprofile beschrieben. Die Sonderbauweise sowie die angepassten Sonderbauweisen ergeben sich aus den nur sehr eingeschränkt verfügbaren Flächen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten wie die unmittelbar angrenzenden Industrieanlieger, öffentliche Straßen sowie wasserseitig verschiedene Schutz- gebiete. Folgende Vorgaben zu den Regelprofilen für den Dammausbau wurden festgelegt: ∑ Als Sonderbauweise ist die "allgemeine" Variante eines Erddammes mit einer ver- borgenen, wasserseitigen Spundwand in der Dammkrone, einer beidseitigen Böschungs- neigung von 1 : 2,5 sowie einer Kronenbreite von 3,0 m vorgesehen. Bei Veränderungen dieses Aufbaus wird die Bezeichnung angepasste Sonderbauweise verwendet. ∑ Der wasserseitige Dammfußpunkt ist als Fixpunkt der Sanierungsmaßnahmen vor- gegeben. ∑ Anordnung einer wasserseitigen Unterhaltungsberme im gesamten Dammabschnitt: - Breite: 3,50 m unter Neigung von 2,5 % zur Wasserseite - Niveau: 2,5 m unter Dammkrone - Böschungsneigung: 1 : 2,5 oder flacher - Befestigung als Schotterrasen, Stärke 0,4 m ∑ Aufbringen eines Wühltierschutzes auf Dammböschungen - Stärke: 20 cm - am landseitigen Bermenfuß Ausführung mit feinteilfreiem Schotter bis 0,5 m Höhe E 8580a07G 30. März 2020 Seite 31 ∑ Befestigung der Dammverteidigungswege, Überfahrten, und Geh-/Radweg mit wassergebundener Decke ∑ Befestigung der Kronenwege, Unterhaltungswege und Wendeplätze als Schotterrasen, Stärke 0,4 m ∑ Wiederherstellung der öffentlichen Verkehrswege ("Maxau am Rhein", "Am Ölhafen") entsprechend ihrem jetzigen Zustand, jedoch in geänderter Höhenlage. Der wasserseitige Dammfußpunkt stellt den Schnittpunkt der Geländelinie mit der Damm- böschung dar (theoretischer Dammfußpunkt). Wasserseitig diese Dammfußpunktes wird ein 4 m breiter Dammschutzstreifen im Sinne der DIN 19712 angeordnet. Die Schüttung der Unterhaltungsberme erfolgt i.d.R. aus Abtragsmassen oder Kiessand gemäß Kap. 5. Die Unterhaltungsberme wirkt zwar standsicherheitsfördernd, ist aber nicht Bestandteil des statisch erforderlichen Querschnittes und wird deshalb in den erdstatischen Berechnungen nicht angesetzt. Die Dammkrone wird in der Sonderbauweise auf einer Breite von 3 m ausgebaut und auf einer Breite von 2,5 m als Schotterrasen befestigt. Auf dem Kronenweg wird eine Verkehrsbelastung von 5 kN/m² angesetzt. Die landseitige Dammverteidigungsberme besteht aus einem insgesamt 4 m breiten Damm- verteidigungsweg einschließlich eines beidseitigen Banketts von jeweils 0,5 m. Die landseitige Böschung der Verteidigungsberme wird unter einer Neigung von 1 : 3,2 angelegt. Die Höhe der landseitigen Bermenschüttung ergibt sich aus der erdstatischen Erfordernis. Um eine ausreichende Dränwirkung im Deichkörper zu erreichen, sind die im Folgenden skizzierten Abgrabungsgrenzen einzuhalten: Abbildung 2: Abgrabungsgrenzen im Anschnittbereich, wenn Überdeckungshöhe < 1,0 m Zur Verhinderung einer Suberosion (s. Kap. 4.5) ist es in wenigen Profilen erforderlich eine landseitige Überdeckung der ikrit-Linie, wie sie in den jeweiligen Regelprofilen definiert ist, vorzunehmen. Aufgrund der Platzverhältnisse ist dies i.d.R. nicht möglich. Hier sind die Spund- wandlängen entsprechend zu bemessen (s. Kap. 4.9). Nachfolgend werden die Regelprofile entsprechend den Abschnitten beschrieben. 45° 1,0 m Oberbodenabtrag (nach lokalen Gegebenheiten) Verteidigungsberme vorh. Damm Abgrabungsgrenze E 8580a07G 30. März 2020 Seite 32 3.3 Regelprofile 3.3.1 Abschnitt I, Regelprofil Damm-km 0+000 – 0+293 (angepasste Sonderbauweise) Wasserseite: Landseite: Abbildung 3: Regelprofil Damm-km 0+100 (Quelle PG HIL: 20190515-HIL-XXVff-L2-EPL-RQ.dwg) Es wird eine Erhöhung der Straße "Maxau am Rhein" erforderlich, welche den Damm- verteidigungsweg aufnimmt. Die wasserseitige Böschung wird unter einer Neigung von 1 : 3,2 hergestellt an deren Anschluss die Unterhaltungsberme (auf Niveau des bestehenden Geländes) als Schotterrasen befestigt wird. Der Straßenneubau erfolgt entsprechend dem Oberbau nach ZTV-SoB-StB. Landseitig wird das Gelände auf Straßenniveau bis zur begrenzenden Böschung aufgefüllt. Hier kann unqualifiziertes Bodenmaterial (umwelt- verträgliche Eignung vorausgesetzt), beispielsweise Dammabtragsmaterial, verwendet werden. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 33 3.3.2 Abschnitt I, Regelprofil Damm-km 0+293 – 0+456 (angepasste Sonderbauweise) Wasserseite: Landseite: Abbildung 4: Regelprofil Damm-km 0+400 (Grundlage PG HIL: 20190515-HIL-XXVff-L2-EPL-RQ.dwg) In diesem Abschnitt wäre auf Grund der Dammunterströmungsverhältnisse eine landseitige Berme von bis zu 1 m (Profil km 0+450) erforderlich. Hierfür müsste die Straße (Maxau am Rhein) angehoben und bei km 0+450 eine Wendemöglichkeit angeordnet werden. Da dann jedoch die erforderlichen Gradienten für die Straße und die Gleisanlagen nicht mehr einge- halten werden können, ist diese Ausführung nicht möglich. Daher ist eine wasserseitige Spundwand in der Dammkrone vorzusehen; die Dammverteidigung verbleibt auf der Bestands- straße. Die wasserseitige Böschung kann dann auf eine Neigung von 1 : 2,5 mittels Auftrag von grobkörnigem Dammabtragsmaterial versteilt werden. Die landseitige Dammböschung wird mit einer Neigung von 1 : 3,2 oder flacher unter Verwendung von grobkörnigem Schüttmaterial (Anforderungen s. Kap. 5.2) hergestellt. Die landseitige Böschung wird bis zum gleichbleibend breiten Bankett verzogen. Die Einstauhöhe ist gering, dennoch muss im Hochwasserfall mit Druckwasserbildung aus der Unterströmung des Dammabschnittes gerechnet werden. Unter Umständen muss dann die Zufahrt zur Dammverteidigung in diesen Druckwasserbildungen erfolgen. Dies ist seitens des AG in Kauf zu nehmen. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 34 3.3.3 Abschnitt I, Regelprofil Damm-km 0+456 – 0+629 (angepasste Sonderbauweise) Wasserseite: Landseite: Abbildung 5: Regelprofil Damm-km 0+500 (Quelle PG HIL: 20190515-HIL-XXVff-L2-EPL-RQ.dwg) Für diesen Bereich ist eine landseitige, auskragende Spundwand vorgesehen. Die Dammkrone wird auf BHW-Niveau abgetragen und als Unterhaltungsweg auf der gesamten Breite angelegt (20 cm Schotterrasen auf einer Schottertragschicht von 25 cm). Die wasserseitige Böschung wird auf eine Neigung von 1 : 2,5 abgeflacht mit einer Unterhaltungsberme geringfügig oberhalb des Bestandsgeländes (maßgeblich ist der Abstand von 2,5 m zur Dammkrone bzw. OK Spundwand). Eine Dammverteidigung ist für diese Bauweise nicht erforderlich. Der wasser- seitige Materialauftrag auf die Dammböschung kann durch grobkörniges Dammabtragsmaterial erfolgen. Die Gleisanlagen sollen überfahrbar hergestellt werden. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 35 3.3.4 Abschnitt II, Hochwasserschutzwand Stora Enso, km 0+629 – 0+839 Die statische Überprüfung und Instandsetzung der Hochwasserschutzwand wird seitens der Planungsgemeinschaft Herzog & Partner-Inros Lackner in einem gesonderten Bericht behandelt und ist nicht Gegenstand des vorliegenden Gutachtens. Es wurde jedoch die konzentrierte Unterströmung n. Chugaev überprüft. Die Nachweise werden in Kap. 4.10.1 geführt. Abbildung 6: Regelprofil Damm-km 0+780 (Quelle PG HIL: 20190515-HIL-XXVff-L2-EPL-RQ.dwg) Die Dammscharte am nördlichen Ende der HWS-Mauer wird erneuert, dahingehend, dass die Schartenbreite mit einer Stahlbetonwand verringert wird. Die Bemessung der Unterströmungs- sicherung des Fundaments erfolgt in Kap. 4.10.2. 3.3.5 Abschnitt III, Regelprofil Damm-km 0+839 – 1+353 (angepasste Sonderbauweise) Abbildung 7: Regelprofil Damm-km 1+000 (Quelle PG HIL: 20190515-HIL-XXVff-L2-EPL-RQ.dwg) Das Regelprofil für diesen Dammbereich entlang des Industrieanliegers Stora Enso entspricht weitgehend der Bauweise des in Kap. 3.3.3 beschriebenen Bereiches von Damm-km 0+456 – 0+629 mit auskragender Spundwand auf der Landseite. Da hier Leitungen im Lichtraumprofil des Dammes verlaufen, wird als Schutzmaßnahme zusätzlich ein Zaun auf der Spundwand angeordnet. Die Böschung der wasserseitigen Unterhaltungsberme erhält eine Neigung von flacher als 1 : 2,5. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 36 3.3.6 Abschnitt III, Regelprofil Damm-km 1+353 – 1+516 (angepasste Sonderbauweise) Wasserseite: Landseite: Abbildung 8: Regelprofil Damm-km 1+500 (Quelle PG HIL: 20190515-HIL-XXVff-L2-EPL-RQ.dwg) Die Dammverteidigung verläuft in diesem Bereich auf der Dammkrone, welche eine Breite von 4,50 m erhält, einschließlich der Bankette von jeweils 0,75 m. Die Böschungsneigung beidseitig der Krone wird mit 1 : 2,5 angelegt. Die Spundwandsicherung wird in der wasserseitigen Dammschulter angeordnet. Landseitig wird ebenfalls eine Unterhaltungsberme (1,6 m u. OK Dammkrone) auf einer Breite von 4,0 m angelegt und mit Schotterrasen befestigt. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 37 3.3.7 Abschnitt IV, Regelprofil Damm-km 1+516 – 1+755 (Sonderbauweise) Wasserseite: Landseite: Abbildung 9: Regelprofil Damm-km 1+600 (Quelle PG HIL: 20190515-HIL-XXVff-L2-EPL-RQ.dwg) Die Sanierungsausführungen entsprechen in diesem Abschnitt (Pionierhafen) den allgemeinen Vorgaben für die Sonderbauweise (vgl. Kap. 3.2). Die Dammverteidigung verläuft auf der land- seitig statisch erforderlichen Berme (Böschungsneigung 1 : 3,2) mit der entsprechend ermittel- ten Mindesthöhe. Die landseitige Böschungsanschüttung ist mit grobkörnigem Schüttmaterial (Anforderungen s. Kap. 5.2 ) auszuführen. Die in diesem Abschnitt bestehende Dammscharte ungefähr bei km 1+550 wird rückgebaut und durch eine neue Dammscharte bei ca. km 1+745 ersetzt. Entsprechend wird ein Neuaufbau des Dammes nach Rückbau der Scharte erforderlich. Der vorhandene Damm beidseitig der bestehenden Scharte ist im Kern überwiegend fein- bis gemischtkörnig (feinsandige Schluffe) aufgebaut mit einem grobkörnigen Dammkronenbereich. Das Schüttmaterial für den Lücken- schluss kann entsprechend der angrenzenden Böden gewählt werden (Anforderung ent- sprechend Kap. 5). Aufgrund der geplanten Spundwand kann der Neuaufbau jedoch auch aus- schließlich aus grobkörnigem Schüttmaterial erfolgen. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 38 3.3.8 Abschnitt V, Regelprofil Damm-km 1+755 – 2+625 (angepasste Sonderbauweise) Wasserseite: Landseite: Abbildung 10: Regelprofil Damm-km 2+500 (Quelle PG HIL: 20190528-HIL-XXVff-L2-EPL- RQ_Regelquerschnitte.dwg) Entlang der Dea-Scholven-Straße soll der Fuß-/Radweg zukünftig auf der Dammkrone geführt werden. In Abstimmung mit dem Stadtplanungsamt der Stadt Karlsruhe wurde aufgrund der Rechtslage eine Kronenbreite von 3,5 m, einschließlich Bankette von jeweils 0,5 m, vor- gegeben. Für die sich aus der Kronenverbreiterung ergebende landseitige Böschungs- anschüttung ist grobkörniges Schüttmaterial (Anforderung Kap. 5.2) zu verwenden. Die Damm- verteidigung erfolgt von der Dea-Scholven-Straße (Berme) aus, die statisch erforderliche Höhe (vgl. Kap. 4.2) wird eingehalten. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 39 3.3.9 Abschnitt V, Regelprofil Damm-km 2+625 – 4+960 (Sonderbauweise) Wasserseite: Landseite: Abbildung 11: Regelprofil Damm-km 4+300 (Quelle PG HIL: 20190528-HIL-XXVff-L2-EPL- RQ_Regelquerschnitte.dwg) Die Sanierungsausführungen entsprechen in diesem Bereich des Abschnittes V bis Losende den allgemeinen Vorgaben für die Sonderbauweise (vgl. Kap. 3.2). Die Dammverteidigung verläuft auf der landseitig statisch erforderlichen Berme (Böschungsneigung 1 : 3,2). Die bestehende Straße "Am Ölhafen" muss hierfür rückgebaut und entsprechend der erdstatisch ermittelten Mindesthöhen neu hergestellt werden. Der Dammverteidigungsweg erhält die nach DIN 19712 erforderliche Mindestbreite von 3,50 m mit beidseitigen Banketten von jeweils 0,5 m. Die landseitige Böschungsanschüttung sowie die Bermenschüttung ist mit grobkörnigem Schüttmaterial gemäß den Einbau- und Verdichtungsanforderungen nach Kap. 5 auszuführen. Das Niveau der wasserseitig bereits vorhandenen Unterhaltungsberme wird entsprechend dem geforderten Abstand von 2,5 m unterhalb der Dammkrone i.d.R. durch Abtrag angepasst. Bereichsweise verläuft hier eine Schlute parallel zum Dammverlauf. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 40 3.4 Leitungen und Bauwerke im Damm Innerhalb des betrachteten Dammabschnitts liegen mehrere bauliche Anlagen bzw. Bauwerke am oder im Dammkörper. Die Kontaktbereiche zwischen baulichen Anlagen und dem Dammkörper stellen kritische Bereiche dar, Fremdkörper im Dammquerschnitt können daher nur dort geduldet werden, wo sie unvermeidlich sind. Nicht erforderliche (alte) bauliche Anlagen sind zu entfernen. Den am bzw. im Dammkörper liegenden baulichen Anlagen gilt ein besonderes Augenmerk; im Folgenden werden die vorhandenen baulichen Anlagen sowie die zugehörigen erforderlichen Maßnahmen beschrieben. Nach der DIN 19712 und dem Merkblatt DWA-M 507 dürfen Leitungen grundsätzlich nicht parallel zur Dammachse in und unter Dämmen verlaufen. Gemäß DIN19712 bzw. DWA-M 507 sind bei Dammquerenden Rohrleitungen wasser- sowie landseitig Verschlussorgane vorzusehen. 3.4.1 Dammquerende Wasserleitungen Mehrfach queren Abwasser-, Trinkwasser- und Kühlwasserleitungen den bestehenden Damm. ∑ Damm-km 0+425: Abwasserdruckleitung DN 600 ∑ Damm-km 0+590: Druckleitung DN 400 ∑ Damm-km 0+860: Trinkwasser ∑ Damm-km 1+100: Kühlwasser ∑ Damm-km 1+135: Abwasser DN 2000 ∑ Damm-km 1+140: Abwasser DN 1500 Sofern die Leitungen zu erhalten sind, müssen entsprechend den Regelwerken Verschluss- organe wasser- und landseitig angebracht werden. Die im nahezu gesamten Untersuchungs- bereich vorgesehene Spundwandsicherung erfordert dann eine allseitige, wasserundurch- lässige Anbindung der Spundbohlen an die Leitungen. Dies kann z.B. mittels einer Hochdruckinjektion mit dem Düsenstrahlverfahren erfolgen. Werden Erneuerungen bzw. Rückbauten der Leitungen erforderlich, sind zusätzliche Sicherungsmaßnahmen zur Einhaltung der Hochwassersicherheit während der Bauausführung vorzunehmen. Nach Vorliegen der Planung zu eventuellen Neubauten sind diese in einer separaten geotechnischen Stellungnahme zu bearbeiten. 3.4.2 Dammquerende Kabel Folgende Kabelleitungen queren den bestehenden Damm. ∑ Damm-km 0+465: WSV-Kabel ∑ Damm-km 0+865, 1+100: hmn-Kabel ∑ Damm-km 1+100, 1+950: Telekom/Unitymedia Kabel E 8580a07G 30. März 2020 Seite 41 Die Kabeldurchführungen durch die Spundwand sind wasserundurchlässig herzustellen. 3.4.3 Parallel verlaufende Telekom/Unitymedia Kabel, ab Damm-km 2+600 Das bestehende Telekomkabel verläuft derzeit im Bereich der Straße Am Ölhafen parallel zum Damm und würde entsprechend der Vorplanung weitgehend innerhalb des Dammschutz- streifens liegen. Dies ist nicht zulässig. Daher muss das Kabel rückgebaut und außerhalb des Dammschutzstreifens neu verlegt werden. 3.4.4 WSV-Kabel Das WSV-Kabel verläuft derzeit ungefähr ab km 0+850 im Bereich der Dammkrone. In Abstim- mung mit der Wasser- und Schifffahrtverwaltung wurde vereinbart, das Steuerungskabel nach der Sanierungsmaßnahme im Bereich der auskragenden Spundwand generell wasserseitig und unterhalb der Spundwandabdeckung anzubringen, um eine aufwändige Einbindung im Unter- grund zu vermeiden. In den anschließenden Abschnitten (ab Damm-km 1+353) wird empfohlen das WSV-Kabel in die wasserseitig angeordnete Unterhaltungsberme, außerhalb des statisch erforderlichen Querschnittes, zu verlegen. Alternativ ist eine Verlegung in der landseitigen Kronenschulter möglich. 3.4.5 Dammquerende SPSE-Pipeline Damm-km 4+500 Die Produktfernleitung Karlsruhe quert den Damm ca. bei km 4+500. Eine Schieberstation befindet sich unmittelbar auf dem angrenzenden MiRO-Gelände. In einem geotechnischen Gutachten /U4/ wurde hinsichtlich eines weiteren Betriebes der Leitung nachgewiesen, dass aus dem Bestand und weiteren Betrieb der Pipeline keine nachteiligen Folgen für den Hochwasserschutzdamm XXVII resultieren. Auch für den Fall einer Stilllegung wurden Auftriebsberechnungen durchgeführt und geprüft /U5/. Die sich geringfügig ergebenden Verformungen des Rohrs am landseitigen Dammfuß werden aus geotechnischer Sicht als unbedenklich für die Sicherheit des Hochwasserschutzdammes angesehen /U5/. Die Leitung verläuft in durchlässigen, grobkörnigen Böden, es ist also derzeit von einer allseitigen Umströmung der Rohrleitung im Hochwasserfall auszugehen. Die einzubringende Spundwand unterbindet generell eine Durchströmung des Dammes. Um eine lokale Leckage entlang des Rohres bei Einstau zu vermeiden, wird auch hier die dichte Anbindung der Spund- bohlen an das Rohr mittels Düsenstrahlverfahren empfohlen. 3.4.6 Horizontalbrunnen Stora Enso Damm-km 0+850 Gemäß der Aktenlage ist davon auszugehen, dass der Horizontalbrunnen in dem Plateau- bereich um Damm-km 0+850 rückgebaut und mit grobkörnigem Material verfüllt wurde. Ver- mutlich wurden die horizontalen Filterleitungen des Brunnen jedoch nicht verfüllt, bzw. liegt darüber keine Kenntnis vor. Dies könnte Auswirkungen auf die Stabilität des sanierten Dammbauwerkes haben (Tagbruch). Daher wird empfohlen die Schlösser der geplanten Spundwand in diesem Bereich zu verschweißen, um eine höhere Steifigkeit der Spundwand zu gewährleisten, falls es zu Sackungen im Damm kommt. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 42 3.4.7 Horizontalbrunnen MiRO Bereich Damm-km 2+950 Ausgehend von dem Horizontalbrunnen auf dem Gelände der MiRO, etwa auf der Höhe von Damm-km 2+950, verlaufen nach vorliegenden Unterlagen /U3/ drei Rohre (Länge ca. 60 bis 63 m) bis in den Bereich unterhalb des Dammes. Die Oberkanten der Rohre liegen etwa auf einem Niveau von ca. 94,5 m+NN, also rd. 12,5 m unterhalb der geplanten Dammkrone und somit voraussichtlich unterhalb der vorgesehenen Spundwände. Die Einbindetiefe der Spund- bohlen sollte dabei bis mindestens 2 m unterhalb der Geländehöhe des Hinterlandes reichen. Bei einer Geländehöhe hier von ~ 104,3 m+NHN entspricht dies einer Spundwandunterkante auf dem Niveau von ~ 102 m+NHN. Der Abstand zu den Rohroberkanten beträgt dann noch rd. 7,5 m. Da das Kontrollgefälle ikrit (s. Kap. 4.5) hier unterhalb des Geländes verläuft, ist eine Bemessung hinsichtlich der Suberosionssicherung (s. Kap. 4.9) nicht erforderlich. 3.5 Rückbau von Bunkeranlagen Gemäß den Planunterlagen der Luftbildauswertung des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Baden-Württemberg /U6/ ist im Bereich zwischen Damm-km 2+600 und 2+650 eine Bunker- anlage in dem hier aufgeweiteten Dammprofil dokumentiert. Der Bunker wurde vermutlich gesprengt, die Bunkerreste im Dammkörper belassen und die Bereiche verfüllt bzw. überdeckt. Der Bunker bzw. dessen Reste sind im Rahmen der Sanierungsmaßnahme vollständig zu ent- fernen. Für diese Rückbauarbeiten kann es u.U. erforderlich werden, den Damm temporär vollständig abzutragen. Das Einbringen der Spundwand erfolgt dann nach Wiederherstellung des Dammes. Die Abstimmung des Bauablaufs erfolgt im Zuge der Baumaßnahme, da die genaue Lage des Bunkers zur Rammtrasse zunächst nicht bekannt ist. In Abhängigkeit der Grundwasserverhältnisse liegen diese Reste u.U. unterhalb des Grund- wasserspiegels; ein Rückbau wäre daher nur im Schutz einer Grundwasserabsenkungsanlage durchführbar. Über einen Verbleib von Bunkerresten, z.B. einer vollständig intakten Bodenplatte im Kiessanduntergrund, kann nur im Einzelfall unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse entschieden werden. Hierbei ist dann z.B. durch den Baugrundgutachter zu beurteilen, in wie weit bei einem Verbleib im Untergrund eine Gefährdung durch Wegigkeiten mit ausreichender Sicherheit ausgeschlossen werden kann. Im Bedarfsfall sind geeignete Sicherungsmaßnahmen (z.B. Bentonitsickersperre) durchzuführen. Nach dem Rückbau der Bunker wird der Damm im Kern wieder in seiner ursprünglichen Form hergestellt. Zur Vermeidung von Sickerwasserzutritten über das Dammlager wird empfohlen, die bindigen Deckschichten wieder in ihrer ursprünglichen Schichtmächtigkeit lagenweise einzubauen und ausreichend zu verdichten. Darüber folgt der Einbau der vorhandenen Böden, die zwischenzeitlich fachgerecht zu lagern sind; bei Fehlmengen (Dammlager und –körper) werden Liefermaterialien erforderlich. Ist ein vollständiger Abtrag des Dammkörpers erforderlich, weil sich die Bunkerreste bis zur wasserseitigen Dammbasis ausdehnen, ist dies zwingend in einer hochwasserfreien Zeit durchzuführen. Die beim Aushub anfallenden Böden müssen vor Ort verbleiben, um bei einem nahenden Hochwasser den Damm sofort schließen zu können; zusätzliche bzw. ergänzende Dammbaustoffe sind in ausreichender Menge und Qualität vor Ort bereitzuhalten. Die Hochwassersicherheit muss jederzeit gewährleistet sein. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 43 4 Erdstatische und Untergrundhydraulische Nachweise Die nachfolgenden erdstatischen Nachweise orientieren sich an der Auflistung der Nachweise in dem DVWK-Merkblatt "Heft 210/1986, Flussdeiche, Hochwasserschutz" sowie der DIN 19712:2013-01. Entsprechend den Forderungen der DIN 19712 werden die nachfolgend aufgeführten erdstatischen und untergrundhydraulischen Nachweise nach dem Teilsicherheits- konzept der DIN 1054:2010-12 geführt. 4.1 Standsicherheit der wasserseitigen Böschungen nach DIN 4084 Mit dem Nachweis des Böschungsbruchs nach DIN 4084 wird die globale Standsicherheit der wasserseitigen Böschung überprüft. Dieser Nachweis ist entsprechend der DIN 1054:2010-12 in die Grenzzustandsbedingung GEO-3 einzuordnen. Es wird die maßgebende Bemessungs- situationen BS-P (Schnelle Spiegelsenkung) mit den erforderlichen Teilsicherheitsbeiwerten für die wasserseitige Böschung im ausgebauten Zustand in den Hauptprofilen untersucht. Die Berechnungen erfolgten nach der DIN:4084:2009-01. Verläuft der Dammverteidigungsweg auf der Dammkrone wird eine Verkehrslast von pv,k = 16,7 kN/m² (SLW 30) angesetzt. In Abstimmung und mit ausdrücklicher Zustimmung des Auftraggebers wird aufgrund der im Dammverteidigungsfall eingesetzten Schwerlastfahrzeuge von der Forderung in der DIN 19712 (SLW 60) abgewichen. Ansonsten wird auf der Dammkrone mit Unterhaltungsweg (Schotterrasen), bzw. bei einem Ausbau als Geh-/Radweg eine Ersatzflächenlast von pv,k = 5 kN/m angesetzt. Eine ausreichende Standsicherheit ist gegeben, wenn Ausnutzungsgrade von m £ 1,00 erreicht werden. Für die Bemessungssituation BS-A, bei welcher von einer Beanspruchung durch den Wasser- stand "bordvoll" (Einstau bis zur wasserseitigen Böschungsschulter) ausgegangen wird, ohne Berücksichtigung lokaler Über- oder Unterhöhen, kann von deutlich geringeren Ausnutzungs- graden ausgegangen werden. Diese Berechnungen werden daher nicht gesondert aufgeführt. Bemessungssituation BS-P: Bei der Bemessungssituation BS-P wird davon ausgegangen, dass sich, bedingt durch einen lang andauernden Einstau, der Dammkörper aufgesättigt hat. Der Wasserspiegel wird maximal bis auf das Niveau des Bemessungswasserspiegels BHW angenommen. Der Einstau des Dammes führt zur Infiltration und Teilsättigung des Dammes. In der Regel sinkt der Wasser- stand nach dem Hochwasserereignis schneller, als das Wasser aus dem Damm aussickern kann. Dadurch kann sich, vor allem bei gemischtkörnigen und bindigen Böden, eine böschungs- parallele Durchströmung im Dammkörper einstellen. Dieser Vorgang der sogenannten "Schnellen Spiegelsenkung" stellt die maßgebende Bemessungssituation für die Wasserseite des Dammes dar. Sind die zeitabhängigen (instationären) Durchströmungsverhältnisse nicht bekannt, kann zunächst vereinfachend und auf der sicheren Seite liegend, davon ausgegangen werden, dass sich während des Hochwassers ein stationärer Durchströmungszustand eingestellt hat und dieser während des Fallens des Wasserstandes bestehen bleibt. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 44 Für die untersuchten Profile zwischen Damm-km 4+000 bis 4+800 mit einem Dammaufbau aus überwiegend feinteilhaltigen Kiesen und Sanden (und somit einem geringeren anzusetzenden Reibungswinkel) wird von einer instationären Sickerlinie ausgegangen, welche nach Kärcher et al., 2001, ermittelt wurde. Die durchschnittliche Absenkgeschwindigkeit des Wasserspiegels im Rhein bis zu einem Niveau von 1/3 des Bemessungswasserspiegels BHW über Gelände am wasserseitigen Böschungsfuß wurde mit va = 10 cm/h angenommen. Die vorgesehene Spundwand in der wasserseitigen Dammschulter wurde in den Berechnungen zunächst nicht berücksichtigt; es wurden dennoch, mit Ausnahme in den Profilen Damm-km 4+500 und 4+800, ausreichende Ausnutzungsgrade von µ £ 1,00 nachgewiesen. In den genannten Profilen wird die Spundwand als Bauteil definiert, wobei Bauteile keinerlei physi- kalischen Eigenschaften auf die Böschung haben. Es werden jedoch Gleitkörper, die das Bauteil schneiden nicht berechnet. Für die Profile km 4+500 und 4+800 muss eine Dimensionierung der Spundwände hinsichtlich der statischen Erfordernis erfolgen. Die Bemessung ist im Kap. 4.9.2 dargelegt. Im Profil km 4+300 wurde zusätzlich die Standsicherheit der Böschung der angrenzend, parallel verlaufenden Schlute berechnet. Es werden in allen untersuchten Profilen ausreichende Ausnutzungsgrade von µ £ 1,00 nach- gewiesen. Es ergaben sich folgende Ausnutzungsgrade für die Böschungsbruchberechnungen der Hauptprofile: Tabelle 8: Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 Damm-km Bemessungssituation BS-P(Schnelle Spiegelsenkung ab BHW) Ausnutzungsgrad µ Anlage 0+500 0,78 4.1.1 1+000 0,82 4.1.2 1+500 0,80 4.1.3 1+540 0,88 4.1.4 2+000 0,70 4.1.5 2+500 0,81 4.1.6 3+000 0,85 4.1.7 3+500 0,81 4.1.8 4+000 0,99 4.1.9 4+300 1,00 4.1.10a 4+300, Schlute 0,81 4.1.10b 4+500*) 1,00 4.1.11 4+800*) 0,98 4.1.12 *) statische Bemessung der Spundwand erforderlich Eine ausreichende Standsicherheit der wasserseitigen Böschungen konnte in allen Quer- schnitten nachgewiesen werden. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 45 4.2 Sicherheit gegen Abschieben der Verteidigungsberme Die Standsicherheit der landseitigen Böschung wird am Fußpunkt des fiktiven, landseitigen Böschungsfußes in einem vertikalen Schnitt überprüft. Die Lage dieses Fußpunktes ergibt sich, in Anlehnung an die DIN 19712, Bild 2, aus dem Schnittpunkt der verlängerten Böschungslinie des statisch erforderlichen Querschnittes mit der Geländelinie GOK (Schnitt X-X), vgl. schemati- sche Skizze in Anl. 4.2.0 Maßgebend für die statischen Nachweise der Landseite ist u.a. die Höhe des Druckwasser- spiegels an der Unterseite der Deckschichten, welche auf der Grundlage des vergangenen Rheinhochwassers vom Mai 1999 rückgerechnet wird. Hierbei wird davon ausgegangen, dass die Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch am vorhandenen landseitigen Böschungsfuß beim o.g. Hochwasser vom Mai 1999 gerade h = 1,0 war. Der maximal mögliche Wasser- überdruck w'HW99 über Geländeniveau kann für eine bekannte Deckschichtmächtigkeit to in jedem Dammquerprofil mit der nachfolgenden Formel ermittelt werden: w'HW99 = to ◊ g'B / gW Hierin gibt g´B die Wichte der Deckschicht unter Auftrieb und gW die Wichte des Wassers an. Bei Ansatz einer Auftriebswichte von g´B = 10 kN/m3 = gW entspricht der maximal mögliche Wasser- überdruck über Geländeniveau w´HW99 = t0. Der Bemessungswasserüberdruck WBHW in der Bemessungssituation BS-P (Wsp. = BHW) ergibt sich aus der Differenz der Wasserspiegellagen des Bemessungshochwassers (BHW) und des Hochwasserereignisses von 1999 (HW99) zuzüglich der Druckhöhe w´HW99 zu WBHW = BHW – HW99 + to ◊ g`B / gW In den Anlagen 4.2.2.1 und 4.2.2.2 ist das Ergebnis dieser Rückrechnung in Diagrammform sowie in der Tabelle (Spalte WBHW) für einen wasserseitigen Einstau auf dem Niveau des Bemessungshochwassers BHW zusammengestellt. In den durch Sondierungen erkundeten Querprofilen, in welchen keine oder eine sehr gering mächtige bindige Deckschicht nachgewiesen wurde, ist diese Vorgehensweise erfahrungs- gemäß nicht zielführend. Wie zahlreiche numerische Vergleichsberechnungen (2-dimensionale Finite-Element-Berechnungen) zeigen, kommt es bei diesen Baugrund- verhältnissen zu einem überwiegend laminaren Strömungsvorgang unter dem Dammlager von der Wasserseite zur Landseite. Erfahrungsgemäß kann bei diesen Strömungs- und Randbedingungen von Wasserdruckverhältnissen im Untergrund entsprechend einem Rest- potential von Dp = 30% ∑ Dw ausgegangen werden. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 46 Für diese Dammabschnitte wurde daher für den Nachweis der ausreichenden Sicherheit der Berme gegen Abschieben unter Auftrieb die anzusetzende Druckwasserspiegellage mit folgendem Ansatz ermittelt: WBHW = 0,3 ∑ (BHW – GOK) + GOK mit: BHW Bemessungshochwasserspiegellage [m+NHN] GOK Höhe der Geländeoberkante im Hinterland [m+NHN] Infolge der oben beschriebenen Druckverhältnisse kann es zu einem Anheben des darüber liegenden Dammkörpers kommen. Der aktive Erddruck des wasserseitig gelegenen Damm- körpers und eine etwaige Sickerwasserströmung führen zu einem annähernd horizontalen Abgleiten des Bruchkörpers auf dem Kieslager. Das Versagen der Böschung kann durch einen Starrkörperbruchmechanismus beschrieben werden. In der Anlage 4.2.0 ist beispielhaft der Bruchmechanismus für das Versagen der Berme am fiktiven Böschungsfußpunkt (Schnitt X - X) des mindestens erforderlichen Dammprofils dargestellt. Zur besseren Übersicht sind die erforderlichen Bermenoberkanten BOK, ausgehend von der Mindestbermenbreite von 4,50 m (bBerme) sowie der ermittelte Sicherheitsüberschuss (h ≥ 1,0; Ausnutzungsgrad m @ 1/h) nach DIN 1054:2010-12 für die Bemessungssituationen BS-P und BS-A in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt. Für die Bemessungssituation BS-P wird bei einem Einstau auf BHW-Niveau eine Ersatzflächenlast von pv,k = 16,7 kN/m² (SLW 30, DIN 1072) angesetzt; für die Bemessungssituation BS-A wird bei einem Einstau auf BHW eine Ersatzflächenlast von pv,k = 25 kN/m² (SLW 45, DIN 1072) angesetzt. Die Abschiebenachweise sind in den Anlagen 4.2.3.1a – 4.2.3.33b beigelegt. Die genannten Anlagen enthalten den vollständigen, prüffähigen Berechnungsgang für die Hauptprofile; für die Zwischenprofile sind nur die Ergebnisse aufgeführt. Die erforderlichen Bermenhöhen in allen Profilen, soweit entsprechend der Ausbauvariante erforderlich, ist der Tabelle in Anlage 4.2.2.2 zu entnehmen. In der nachfolgenden Tabelle 9 sind die erforderliche Bermenoberkante BOK und erforderlichen Bermenbreiten bBerme sowie der ermittelte Sicherheitsüberschuss c (1) der Hauptprofile zusammengestellt. (1) Der Sicherheitsüberschuss beschreiben hier die Sicherheit bei Verwendung der Teilsicherheitsbeiwerte nach DIN 1054:2005. Dies entspricht dem Reziprokwert der Ausnutzungsgrade. Eine ausreichende Standsicherheit ist somit bei h ≥ 1 gegeben. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 47 Tabelle 9: Sicherheit der landseitigen Berme gegen Abschieben unter Auftrieb Erforderliche Bermenhöhe und Sicherheitsüberschuss in den Hauptprofilen Damm-km GOK BOK hD bBerme Sicherheits- überschuss h, BS-P Sicherheits- überschuss h, BS-A [m+NHN] [m+NHN] [m] [m] nRi/Ei ≥ 1,0 [-] nRi/Ei ≥ 1,0 [-] 1+500 105,74 105,91 0,17 4,00 - - 1+540 104,77 105,77 1,00 4,50 1,02 1,13 2+000 104,28 104,98 0,70 4,50 1,03 1,11 2+500 104,07 104,83 0,76 4,50 1,21 1,34 3+000 104,20 105,50 1,30 4,50 1,29 1,43 3+500 103,54 105,44 1,90 4,50 1,59 1,76 4+000 102,75 104,55 1,80 4,50 1,01 1,18 4+300 104,14 105,14 1,00 4,50 1,05 1,26 4+500 103,93 105,33 1,40 4,50 1,05 1,21 4+800 103,90 105,20 1,30 4,50 1,02 1,21 Es bedeuten: GOK Geländeoberkante BOK Mindestbermenhöhe im maßgebenden Schnitt hD Erforderliche Mindestbermenhöhe gemäß Erdstatik bBerme Bermenbreite, hier i.d.R. b ≥ 4,5 m Für den Bereich der Dea-Scholven-Straße (Profile Damm-km 1+800 bis 2+600) wurde jeweils das bestehende Straßenniveau (= Bermenhöhe) angesetzt und die vorhandenen Sicherheiten bzw. Ausnutzungsgrade bestimmt. In den Profilen 1+400 und 1+500 verläuft der Dammverteidigungsweg auf der Dammkrone, Hier genügt die ermittelte Mindestbermenhöhe aus der Berechnung der Sicherheit gegen den hydraulischen Grundbruch (s. Anlage 4.3.2a). 4.3 Auftriebssicherheit, Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch Nach DIN 19712 und DVA-M 507 ist die Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch sowie die Auftriebssicherheit am landseitigen Böschungsfuß nachzuweisen. Analog zur Vorgehensweise beim Nachweis des Abschiebens der Verteidigungsberme unter Auftrieb wird dieser Nachweis am landseitigen theoretischen Böschungsfuß (Schnitt X – X) geführt. Die Auftriebssicherheit und die Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch wurden bei Ansatz der nach Abschnitt 4.2 ermittelten Bemessungsdruckwasserspiegel WBHW unter Berück- sichtigung der Mindestbermenhöhe hD ermittelt. Der Vergleich der Bermenhöhen aus dem Abschiebenachweis (Spalte hD) mit der erforderlichen Höhe (Spalte hD,erf) für die Einhaltung der ausreichenden Sicherheit gegen Auftrieb (Anlage 4.3.1a-c) bzw. den hydraulischen Grundbruch (Anlage 4.3.2a-c) zeigt, dass dieser Nachweis nicht maßgebend wird. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 48 4.4 Suffosionsgefährdung Zur Beurteilung der Suffosionsgefährdung der untersuchten Bodenproben wurden die Korn- verteilungslinien der feinteilfreien Proben in den Anlagen 4.4.1 und 4.4.2 hinsichtlich ihrer geometrischen Suffosionsstabilität nach einem rechnerischen Verfahren von BUSCH/LUCKNER überprüft. Hierbei wird zur Abschätzung der Suffosionsgefährdung die Sicherheit gegen das Ausspülen der Kornfraktion d5 überprüft. Es wird eine Sicherheit gegen das Ausspülen dieser Kornfraktion von hSuff.,erf. ≥ 1,5 gefordert. Der Durchmesser d5 gibt den Korndurchmesser an, den 5 % der Körner einer Probe unterschreiten. Für den Fall, dass die erforderliche Sicherheit hd5 ≥ 1,5 nicht eingehalten wird, jedoch die Probe eine Sicherheit gegen das Ausspülen der Körner mit d £ d10 von hd10 ≥ 1,5 aufweist, liegt eine leichte Suffosionsgefährdung vor. Von den insgesamt 28 überprüften Proben nach dem vorgenannten Kriterium weisen 5 Proben eine Suffosionsgefährdung auf. An 6 Proben wurde eine leichte Suffosionsgefährdung ermittelt. Die geometrische Suffosionsgefährdung bedeutet, dass es bei hohen hydraulischen Gradienten zu Kornausspülungen kommen kann. Nach der DIN 19712 sind bei weitgestuften Böden hydraulische Gradienten von imin ≥ 0,25 (siehe Bild 8 der DIN 19712 (§9.6)) erforderlich, um einen Feinteilaustrag zu erzielen. Entsprechend dem in der DIN 19712 geforderten Sicherheits- beiwert von h ≥ 1,5 ergibt sich ein zulässiger Strömungsgradient von izul £ 0,17. Erfahrungsgemäß sind im Dammkörper sowie im Dammuntergrund, sofern eine bindige Deck- schicht vorhanden ist, diese Strömungsgradienten i.d.R. nicht zu erwarten. Im Abschnitt V, ab ca. Damm-km 3+900 bis Losende sind teilweise keine bindige Deckschichten im Untergrund vorhanden; hier können auch größere Gradienten auftreten. Eine überschlägige Abschätzung der hydraulischen Gradienten, dem Quotienten aus der Wasserspiegeldifferenz Dw (BHW – GOK) und der Strömungslänge L, ergeben für diesen Bereich einen maximalen Gradienten von i = 0,15. Eine Gefährdung der Standsicherheit des Dammes durch Suffosionsvorgänge im Untergrund bzw. im Dammkörper kann daher ausgeschlossen werden. 4.5 Suberosionsgefährdung Eine Gefährdung der Dammstandsicherheit kann durch Erosionsvorgänge unterhalb der bindigen Deckschicht im Hinterland und im Dammlager eintreten. Durch pflanzliche oder tierische Einwirkung entstehen in den bindigen Deckschichten Wegigkeiten (Hohlräume, Röhrenbildungen). Die hohen Wasserdrücke und die Düseneffekte dieser Wegigkeiten führen zu einer Ausspülung der unter den Deckschichten anstehenden meist gleichkörnigen Sande. Diese Erosionsvorgänge sind während und nach Hochwässern an Sandkraterbildungen im Dammhinterland sichtbar. Grundsatzuntersuchungen von MÜLLER-KIRCHBAUER (1985) über diese Vorgänge führten zu dem Ergebnis, dass bei Sandkratern, die nahe am landseitigen Dammfuß liegen, die anfänglich radiale Erosion der Fein-Mittelsande in eine kanalartige, wasserseitig gerichtete Erosion übergeht. Bedingt durch die bindige Deckschicht stürzen diese Erosionskanäle nach einem Hochwasserereignis nicht ein, so dass sich bei dem nächsten Hochwasserereignis der Erosionsvorgang an derselben Stelle fortsetzen kann. Erreicht ein Erosionskanal die Wasser- E 8580a07G 30. März 2020 Seite 49 seite, ergeben sich im Erosionskanal lokal hohe Strömungsgeschwindigkeiten. Dies ist mit einem Erodieren der Fein-Mittelsande mit progressivem Verlauf verbunden. Durch diesen Materialentzug unterhalb des Dammlagers ist ein Absacken des Dammes zu erwarten. Letztendlich kann der Bruch des Dammes die Folge sein. Die Grundsatzuntersuchungen zeigen weiter, dass es bei Sandkratern, die einen genügenden Abstand vom Böschungsfuß aufweisen, nur zu lokal begrenzten Erosionsvorgängen kommt. Ein Wandern der Erosionsfront in Richtung der Wasserseite ist hierbei nicht zu erwarten. Um die für die Standsicherheit gefährlichen Erosionskanalbildungen von solchen mit nur flächenhafter, lokal begrenzter Materialerosion unterscheiden zu könne, wurde bei den Grund- satzuntersuchungen ein kritisches Gefälle - nachfolgend als Kontrollgefälle ikrit bezeichnet - eingeführt. Dieses wird durch eine landseitig geneigte Gerade charakterisiert, die am wasser- seitigen Böschungsfuß auf der Höhe des Bemessungswasserspiegels beginnt und das Damm- hinterland in einem gewissen Abstand zum Böschungsfuß schneidet. Bei Sandkratern, die innerhalb des Bereichs zwischen Böschungsfuß und Schnittpunkt der Kontrollgefällelinie mit dem Hinterland liegen, kann es zu der o.g. gefährlichen kanalartigen Erosion kommen. Sand- krater, die außerhalb dieses Bereichs beobachtet werden, sind ungefährlich. Die Neigung der Kontrollgefällelinie wird nach MÜLLER-KIRCHERNBAUER durch die im Dammlager anstehenden Untergrundverhältnisse bestimmt. Nach den Bohr- und Sondierergebnissen wurden im Untergrund teilweise ausgeprägte Wechsellagerungen von Schluffen/Tonen mit Fein-/Mittelsanden bzw. Wechsellagerungen von Fein-/Mittelsanden und Kiessanden beobachtet. Nach MÜLLER-KIRCHERNBAUER gilt für Fein- sande ein Kontrollgefälle von ikrit = 0,06 bis 0,08. In Abhängigkeit des bei den Bohrarbeiten angetroffenen Untergrundaufbaus wird nach MÜLLER-KIRCHERNBAUER, H. (1985) bzw. DAVIDENKOFF, R. (1970) ein zulässiges Kontrollgefälle von ikrit = 0,075 = 7,5% angesetzt. Eine Überschüttung des Kontrollgefälles wird erforderlich, wenn dieses oberhalb des Geländes im Hinterland verläuft. Da dies im vorliegenden Fall aufgrund der stark eingeschränkten Platzverhältnisse i.d.R. nicht möglich ist, kann dies durch eine ausreichend tiefe Einbindung der Spundwand in den Kiesuntergrund erfolgen (s. Kap.4.9). 4.6 Setzungen Nennenswerte Setzungen sind nur dort zu erwarten, wo entweder stark kompressible Schichten im Untergrund anstehen oder größere Schüttungen aufgebracht werden. Da im Zuge der Ausbau- und Sanierungsmaßnahme nur geringfügige Schüttmaßnahmen durchgeführt werden, ergeben sich hieraus nur unwesentliche Lasterhöhungen in der Dammbasis; die hieraus resultierenden Setzungen im Dammlager werden auf wenige Millimeter abgeschätzt und sind für den Dammkörper unbedenklich. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 50 4.7 Spreizspannungen Der Nachweis der Spreizspannungen im Bereich Dammaufstandsfläche wird i.A. nur bei Dammneubauten mit großer Schütthöhe und steilen Böschungsneigungen maßgebend. Da im Zuge der Ausbau- und Sanierungsmaßnahme nur geringfügige Schüttmaßnahmen durchgeführt werden, kommt es nur zu unwesentlichen Lasterhöhungen in der Dammbasis; der Nachweis der Aufnahme der Spreizspannungen kann daher entfallen. 4.8 Kontakterosion und Filterstabilität Bei der Verwendung des zum Einbau vorzusehenden Kiessandmaterials, dessen Körnungslinie innerhalb des Körnungsbandes A - B gemäß Anlage 5 verläuft, sowie des Schotters der Körnungen 0/45 oder 0/56 sind keine Filterstabilitätsprobleme zwischen dem bestehenden Dammkörper und dem grobkörnigem Schüttmaterial zu erwarten. Auf das Einbringen eines Filtervlieses zur Unterbindung eines Materialtransports aus dem Dammkörper in die landseitige Bermenschüttung kann daher in der Regel verzichtet werden. Im Hinblick auf unvorhergesehene Inhomogenitäten im Untergrund und dem Aufbau des bestehenden Dammkörpers wird jedoch empfohlen, im Rahmen der Ausschreibung sicher- heitshalber eine Position für den Einbau eines Filtervlieses vorzusehen. 4.9 Dimensionierung der Spundwände 4.9.1 Suberosionssicherung Es wird nachfolgend die erforderlichen Mindesteinbindetiefen der Spundwände hinsichtlich der Suberosionssicherung (s. Kap. 4.5) in Bereichen mit oberhalb des Geländes verlaufendem Kontrollgefälle im Hinterland, bemessen. Die erforderliche Einbindetiefe der Spundwand unterhalb der bindigen Deckschichten zur Suberosionssicherung kann überschlägig aus der Wasserspiegeldifferenz Dw (= BHW – GOK) wie folgt ermittelt werden: Ierf = 1,4 · Dw Aus dem Niveau der Unterkante der bindigen Deckschichten, der ermittelten Einbindetiefe lerf und der geplanten Kronenhöhe ergeben sich die mindestens erforderlichen Spundbohlenlängen LSpundw. In der nachfolgenden Tabelle sind die Berechnungsergebnisse für die entsprechenden Profile zusammengestellt. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 51 Tabelle 10: erforderliche Spundwandlängen zur Suberosionssicherung Damm-km BHW [m+NHN] GOK [m+NHN] Dw [m] UK bind. Deckschicht [m+NHN] lerf [m] UK Spundwand [m+NHN] LSpundw. [m] 0+500 106,93 105,72 1,21 102,11 1,69 100,42 7,31 3+700 106,00 103,47 2,54 97,08 3,56 93,52 13,30 3+800 105,98 102,77 3,21 102,58 4,49 98,09 8,69 3+900 105,95 102,85 3,10 102,84 4,34 98,50 8,26 4+000 105,91 102,75 3,16 101,85 4,42 97,43 9,28 4+100 105,88 102,80 3,08 100,57 4,31 96,26 10,42 4+400 105,68 103,99 1,69 103,98 2,37 101,61 5,00 4+900 105,47 103,20 2,27 103,19 3,18 101,01 6,42 4.9.2 Statische Erfordernis Abschnitt V Die statische Dimensionierung der geplanten Spundwände für die Abschnitte I bis IV ist nicht Bestandteil dieses Gutachtens. Im Abschnitt V ist in den Profilen km 4+500 und km 4+800 eine statische Erfordernis der Spundwand in der wasserseitigen Kronenschulter gegeben (vgl. Kap. 4.1). In der Anlage 4.5.1 wird das erforderliche Spundwandprofil sowie die erforderliche Spundwandlänge ermittelt (Bemessungssituation BS-P). Hierbei wird, auf der sicheren Seite liegend, davon ausgegangen, dass die wasserseitige Böschung zumindest teilweise abgerutscht ist, aber ein von der Rutschung unbeeinflusster "Rest-Erdkörper" vorhanden bleibt. Dieser wird unter einer Neigung von n = 1 : 4 angenommen. Wie aus der Anlage ersichtlich, werden werkseitig im Schloss gekoppelte Doppelboden vom Typ Larssen 600 oder gleichwertige mit einer Bohlenlänge von lmin = 5,46 + 0,5 @ 6,0 m erforderlich. Hierin ist ein Sicherheitszuschlag von Dl = 0,5 m enthalten. Die zu erwartenden Kopfverformungen betragen im Versagensfall w = 17,8 mm @ 2 cm. Im Bauzustand (Bemessungssituation BS-T, s. Anlage 4.5.2), also nach der Rutschung zur Wiederherstellung der wasserseitigen Böschung, ist das i.d.R. ausreichend. Zusammenfassend liefert die Berechnung folgende Dimensionierung: Tabelle 11: statisch erforderliche Spundwandlängen wasserseitige Kronenschulter Profil erforderliche Spundwandlänge Profil: BS-P Schnelle Spiegelsenkung BS-T Bauzustand (oder gleichwertig) km 4+500 5,46 m (Anl 4.5.1) 4,30 m (Anl 4.5.2) Larssen 600 Für das Profil 4+800 kann von einer äquivalenten Dimensionierung ausgegangen werden. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 52 4.10 Nachweis der konzentrierten Bauwerksunterströmung n. Chugaev 4.10.1 Hochwasserschutzmauer Industrieanlage Stora Enso Der Nachweis der konzentrierten Bauwerksunterströmung wurde in insgesamt 8 Schnitten auf Grundlage der erkundeten Mauergeometrie (s. Kap. 2.4.2) geführt. Die Nachweise für die Bemessungssituationen BS-P (BHW-Einstau) und BS-A ("Kronenstau") sind in den Anlagen 4.6.1a bis 4.6.8b beigelegt. Die ermittelten vorhandenen Gradienten ivorh. liegen unter dem zulässigen Gradienten izul. für den jeweils angetroffenen Untergrund bzw. entsprechen dem zulässigen Gradienten. Aus geotechnischer Sicht sind daher keine weiteren Maßnahmen hinsichtlich einer Unterströmungssicherung erforderlich. In der nachfolgenden Tabelle sind die Ergebnisse zusammenfassend aufgeführt. Tabelle 12: konzentrierte Unterströmung HWS-Mauer, Industriegelände Stora Enso Profil Bemessungs- situation izul. [-] ivorh. [-] Anlage km 0+650 BS-PBS-A 0,17 0,21 0,08 0,12 4.6.1a 4.6.1b km 0+695 BS-PBS-A 0,17 0,21 0,08 0,14 4.6.2a 4.6.2b km 0+725 BS-PBS-A 0,17 0,21 0,07 0,13 4.6.3a 4.6.3b km 0+727 BS-PBS-A 0,17 0,21 0,05 0,09 4.6.4a 4.6.4b km 0+780 BS-PBS-A 0,17 0,21 0,05 0,08 4.6.5a 4.6.5b km 0+790 BS-PBS-A 0,17 0,21 0,07 0,12 4.6.6a 4.6.6b km 0+810 BS-PBS-A 0,17 0,21 0,07 0,12 4.6.7a 4.6.7b km 0+840 BS-PBS-A 0,17 0,21 0,13 0,21 4.6.8a 4.6.8b 4.10.1 Dammscharte Gleisdurchfahrt Stora Enso Für die geplante Verringerung der Schartenbreite ist eine Stahlbetonwand mit einer Fundamenteinbindetiefe von 0,8 m vorgesehen. Für die maßgebende Bemessungssituation "Kronenstau" (BS-A) wird eine Unterströmungssicherung von s3 = 1,38 m @ 1,40 m in Form eines unbewehrten Betonsporns (z.B. Magerbeton) unterhalb der Bodenplatte erforderlich. Der Nachweis ist in der Anlage 4.6.9a beigelegt. Als Variante kann die Ausführung auch mittels zwei Betonspornen an den Fundamentkanten mit einer dann jeweiligen Tiefe von 0,8 m erfolgen. Der Nachweis mit einer Skizze wird in Anlage 4.6.9b geführt. Die Unterströmungssicherung kann alternativ auch mit einer Spundwand ausgeführt werden. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 53 4.11 Konstruktive Maßnahmen 4.11.1 Oberbodenabtrag, Dammaufstandsflächen Auf dem bestehenden Damm sowie in den Aufstandsflächen der wasserseitigen Bermen muss der Oberboden abgetragen werden. Als Kalkulationsgrundlage können die im Kap. 2.3.1 genannten Oberbodenstärken angesetzt werden. Der Oberboden liegt in unterschiedlichen Mächtigkeiten vor, lokal können die im Abschnitt 2.3.1 genannten Oberbodenstärken auch deutlich abweichen. Für die Bauausführung empfehlen wir, die Abtragsstärke örtlich mit einzelnen Schürfen festzulegen. Nach dem Abtrag des Oberbodens in den Dammaufstandsflächen und vor Einbau des ent- sprechenden Schüttmaterials ist darauf zu achten, dass das Erdplanum ein ausreichendes Quergefälle zur Landseite aufweist, damit ein niederschlagsbedingtes Aufweichen des Planums vermieden wird. Vor dem Beginn der Schüttmaßnahme ist die Aufstandsfläche der Schüttung derart einzuplanieren, dass ein Gefälle von i ≥ 1 % zur Landseite eingehalten wird. 4.11.2 Baustraßen Da seitlich der bestehenden bzw. der geplanten Dammtrasse in den Abschnitten III und IV keine durchgehenden Zufahrtswege zur Nutzung als Baustraße vorhanden ist, wird der Längs- transport des Schüttmaterials großenteils über den bereits eingebauten Dammkörper oder – alternativ – über eine eigens für den Materialtransport angelegte Baustraße erfolgen müssen. Das Befahren des im Bau befindlichen Dammes kann bei ungünstigen Witterungsverhältnissen zu einer Beeinträchtigung der Verdichtung eines bereits eingebauten bindigen oder gemischt- körnigen Schüttmaterials und zu Verzögerungen und Behinderungen im Bauablauf führen. Auf grobkörnigen Schüttungen kann es zu einer Verschmutzung des Planums führen, wodurch die Durchlässigkeit stark beeinträchtigt wird. Unter Umständen kann es dann erforderlich werden, die verschmutzten Schüttlagen abzutragen. Abhilfe schafft hier das Anlegen einer temporär genutzten Baustraße. Vorteilhaft wäre der Längstransport über eine Baustraße seitlich der Dammschüttung. Es sollte daher geprüft werden, in wie weit die geplanten Dammschutzstreifen als Baustraßen genutzt werden können. Wegen der oberflächennah weichen Konsistenz der bindigen Böden im Dammlager muss bei ungünstigen Randbedingungen mit erheblichen Behinderungen gerechnet werden. Zur Reduzierung der Schüttmächtigkeit des Baustraßenunterbaus kann nach dem Abschieben der Mutterbodenschichten zunächst ein zugfestes Geotextil ausgelegt werden. Auf dieses Geotextil kann dann die Baustraßenschüttung aufgebracht werden. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 54 4.11.3 Hochwassersicherheit Im Zuge der Realisierung des Dammausbaus ist beim Bauablauf die Hochwassersicherheit zu berücksichtigen. Die Ausdehnung bzw. Länge der einzelnen Bauabschnitte ist so zu wählen, dass eine Hochwassersicherung zeitnah erfolgen kann. Wir empfehlen eine Abschnittslänge von rd. 100 m. Der Dammausbau erfolgt zwingend zuerst auf der Landseite. Erst nach Fertigstellung der Land- seite erfolgt der wasserseitige Abtrag, inklusive Oberbodenabtrag. Baustelleneinrichtung und - logistik müssen so geplant werden, dass innerhalb der Warnfrist für ein anlaufendes Hoch- wasser die Hochwassersicherheit hergestellt werden kann. 5 Baustoffe (Material- und Einbauanforderungen, Kennwerte) 5.1 Generelle Anforderungen an die Schüttmaterialien Alle angelieferten Schüttmaterialien müssen natürliche Erdstoffe oder aus natürlichem Material hergestellte Baustoffe (z. B. Natursteinschotter) sein. Recyclingschotter oder Mischböden mit Bauschuttanteilen sind nicht zulässig. Zur Gewährleistung der Umweltverträglichkeit der zu liefernden Schüttmaterialien wird empfohlen die einzuhaltenden Analysewerte bereits im Zuge der Ausschreibung in einem Qualitätsnachweis für mineralische Erdbaustoffe (QME) festzulegen. Dies gilt auch für Primär- rohstoffe, da der Einbau in der durchströmten Zone des Dammes erfolgt. Entsprechende Nachweise sind vorzulegen. Für die in den Folgeabschnitten angegebenen Materialanforderungen sind Eignungsprüfungen für jedes verwendete Schüttmaterial vorzulegen. Die Verdichtungsanforderungen sind durch geeignete Prüfverfahren (direkte Dichtebestimmung bei bindigen und gemischtkörnigen Böden, Plattendruckversuche bei grobkörnigen Böden) nach dem Qualitätssicherungsplan nach- zuweisen. Sofern Abtragsmaterial aus dem bestehenden Damm alle Anforderungen des vorgesehenen Einsatzbereiches erfüllt, ist dessen Verwendung zulässig. 5.2 Grobkörniges Schüttmaterial Als Schüttmaterial für die Verbreiterung des Dammkörpers und die Bermenschüttung ist ein Kiessandmaterial zu verwenden. Wie aus der Anlage 4.4 ersichtlich, sind bei Verwendung eines Kiessandmaterials, dessen Körnungslinie innerhalb des Körnungsbandes A - B verläuft, in der Regel keine Filterstabilitätsprobleme zwischen dem bestehenden Dammkörper und dem grobkörnigen Schüttmaterial zu erwarten. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 55 Für das grobkörnige Schüttmaterial gelten folgende Anforderungen: ∑ natürlich vorkommendes Material ∑ keine organischen Beimengungen ∑ stetige, weitgestufte Korngrößenverteilung, keine Ausfallkörnungen ∑ geometrisch suffosionssicher ∑ Reibungswinkel jk ≥ 35° ∑ Steinanteil P(∆ ≥ 63 mm) £ 8 Gew.% ∑ Feinteilgehalt P(∆ £ 0,063 mm) £ 5 Gew.% ∑ Verdichtungsgrad ≥ 100 % e.P. ∑ Tragfähigkeitswert EV2 ≥ 100 MN/m² ∑ Verdichtungsverhältnis EV2/EV1 £ 2,3 ∑ Wasserdurchlässigkeit kf,k ≥ 5 · 10-4 m/s ∑ Bodengruppe (DIN 18 196) GW - SW ∑ Kornverteilung innerhalb Körnungsband A – B (vgl. Anlage) Das Schüttmaterial ist lagenweise einzubauen und auf die geforderten Verdichtungswerte zu verdichten. 5.3 Bindiges Schüttmaterial Bindiges Schüttmaterial kann z.B. für die Dammherstellung nach Rückbau der Dammscharte sowie rückgebauter Bunker verwendet werden. Es gelten folgende Anforderungen: ∑ keine organischen Bestandteile ∑ natürlich vorkommendes Material ∑ Bodengruppe (DIN 18 196) TL - TM ∑ Bodenklasse (DIN 18 300:2012) 4 ∑ Reibungswinkel jk ≥ 25° ∑ Kohäsion c ≥ 5 kN/m² ∑ Plastizitätszahl I p ≥ 12 ∑ Durchlässigkeitsbeiwert kf,k £ 1·10-8 m/s ∑ Mindestverdichtungsgrad D min ≥ 95 % e.P. ∑ max. Einbauwassergehalt wmax. £ wopt. + 2,0 Gew.% ∑ Kies-/Steinanteil P(∆ > 2,0 mm) £ 20 Gew. % ∑ Sand-/Kies-/Steinanteil P(∆ > 0,063 mm) £ 30 Gew. % Das Schüttmaterial ist in Lagen von max. 0,3 m einzubauen und auf die geforderten Ver- dichtungswerte zu verdichten. Auf einen ausreichenden Verbund mit bereits eingebautem Material ist zu achten. Der zulässige Einbauwassergehalt darf von dem in der Eignungsprüfung ermittelten optimalen Wassergehalt wopt. bei der Proctordichte ropt. nur um maximal 2,0 Gew.% abweichen. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 56 5.4 Tragschichtmaterial Straßen, Bermenweg, Geh-/Radweg Für die Schottertragschichten Straßenneubau, Bermenweg, Überfahrten und des Geh- /Radweges auf der Dammkrone kann ein Sand-Splitt-Schottergemisch der Körnung 0/45 bis 0/56 aus gebrochenem Gesteinskorn Verwendung finden. ∑ Sand-Splitt-Schottergemisch, Körnung 0/45, 0/56, entsprechend Körnungsband ZTV SoB StB 2004 ∑ Natursteinschotter, kein Recycling-Material ∑ Feinteile, ∆ < 0,063 mm < 5 Gew. % im eingebauten Zustand ∑ Wasserdurchlässigkeitsbeiwert kf : ≥ 1 • 10-3 m/s ∑ Tragfähigkeitswert EV2 ≥ 120 MN/m² ∑ Tragfähigkeitswert EV2 Dammkrone ≥ 100 MN/m² ∑ Verdichtungsverhältnis EV2 / EV1: £ 2,3 Für die Herstellung Straßen Maxau am Rhein und Am Ölhafen ist der Nachweis der ausreichenden Tragfähigkeit mit einem Verformungsmodul von Ev2 ≥ 150 MN/m² zu erbringen, bei einem Verhältniswert von £ 2,2. Das Schüttmaterial ist lagenweise einzubauen und auf die geforderten Verdichtungswerte zu verdichten. Für die Baustraßen ist für den Nachweis der Tauglichkeit der Nachweis der ausreichenden Tragfähigkeit in Abständen ≤ 200 m mit einem Verformungsmodul von Ev2 ≥ 70 MN/m² zu erbringen. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 57 5.5 Wühltierschutz Für den Wühltierschutz als Hemmschicht für den gesamten Dammkörper (Ausnahme: befestigte Flächen (Kronenweg, Dammverteidigungsweg)) gelten folgende Anforderungen: ∑ keine organischen Bestandteile £ 5 Gew.% ∑ natürlich vorkommendes Material ∑ Mischschotter (Gesteinsmehl/Brechsand/Splitt/Schotter-Gemisch) ∑ Bodengruppe (DIN 18 196) GW, GU, GU* ∑ Bodenklasse (DIN 18 300:2012) 3 – 4 ∑ Reibungswinkel j´k ≥ 35° ∑ Mindestverdichtungsgrad Dmin ≥ 97 % e.P. ∑ max. Einbauwassergehalt wmax. £ wopt. + 2,0 Gew.% ∑ Größtkorn (∆max.) £ 100 mm ∑ Kies-/Steinanteil P(∆ > 2,0 mm) ≥ 40 Gew. % ∑ Sandanteil P(∆ > 0,063 mm; £ 2 mm) £ 25 Gew. % ∑ Feinkornanteil P (∆ £ 0,063 mm) Pmin ≥ 3 Gew.% Pmax £ 30 Gew.% ∑ Feinstkornanteil P (∆ £ 0,002mm) £ 10 Gew.% ∑ Ungleichförmigkeitszahl U = d60/d10 ≥ 15 ∑ Stetige Körnungslinie, keine Ausfallkörnung Der Wühltierschutz wird in geringer Schüttstärke (20 cm) auf der Böschung aufgebracht. Eine Verdichtungsprüfung ist hier i.d.R. nicht möglich. Die Kontrolle erfolgt dann visuell seitens der Fachbauüberwachung Geotechnik. 5.6 Wühltierschutz, feinteilfrei Die Anforderungen an den feinteilfreien Wühltierschutz im Bereich des landseitigen Böschungsfußes des Dammes bzw. der Berme entsprechen denen für das Natursteinschotter- gemisch gemäß Abschnitt 3.4. Der erforderliche Mindestverdichtungsgrad Dmin beträgt ≥ 100 % e.P. Das Schüttmaterial für den Wühltierschutz ist lagenweise (möglichst einlagig) einzubauen und intensiv auf die geforderten Verdichtungswerte zu verdichten. E 8580a07G 30. März 2020 Seite 58 6 Zusammenfassung Das Referat 53.1 des Regierungspräsidiums Karlsruhe beabsichtigt, den bestehenden Rhein- hochwasserdamm XXVII zwischen Damm-km 0+000 (Yachthafen) und 4+959 (Ölhafen) aus- zubauen. Die Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH, Wörth-Schaidt, wurde mit der Betreuung der Baugrunderkundung, der Ausarbeitung von Ausbau- und Sanierungsvorschlägen und den statischen Nachweisen für den Rheinhochwasserdamm beauftragt. Zur Erkundung des Untergrundes sowie des bestehenden Dammkörpers wurden entlang des rd. 5 km langen Dammabschnitts insgesamt 52 Bohrungen, 89 Bohrsondierungen und 10 Schwere Rammsondierungen durchgeführt. An entnommenen Bodenproben wurden Labor- untersuchungen sowie umweltchemische Untersuchungen durchgeführt. Nach den Bohrergebnissen ist der Damm weitgehend aus fein- und gemischtkörnigen Böden an der Dammbasis sowie aus grobkörnigen Böden im Dammkronenbereich aufgebaut. Ab Damm- km 4+000 bis Losende besteht der Dammkörper überwiegend aus grobkörnigen Böden. Die holozänen bindigen Deckschichten wurden in einer Mächtigkeit zwischen rd. 0,3 m bis 5,3 m angetroffen. Ab ca. km 3+900 bis Planungsende fehlen diese bindigen Böden jedoch im Bereich der Dammachse weitgehend vollständig. Zwischen den bindigen Deckschichten und dem pleistozänen Kiessandaquifer sind häufig enggestufte Feinsande in unterschiedlichen Mächtigkeiten zwischen wenigen Dezimetern und mehreren Metern zwischengelagert. Der Dammausbau ist für den gesamten Dammabschnitt vorgesehen, wobei zwischen Damm- km 0+629 und 0+839 eine Hochwasserschutzwand verläuft. Die statische Überprüfung ist nicht Bestandteil dieses Gutachtens. Aus den nur sehr eingeschränkt verfügbaren Flächen aufgrund der örtlichen Gegebenheiten wie die unmittelbar angrenzenden Industrieanlieger, öffentliche Straßen sowie wasserseitig vor- handene verschiedene Schutzgebiete, ergeben sich als Sanierungs- und Ausbaumaßnahmen eine Sonderbauweise, sowie angepasste Sonderbauweisen, welche jeweils eine durchgehende Spundwandsicherung ab Damm-km 0+300 vorsehen. Die Dammverteidigung wird nur in einem Ausnahmefall auf die Dammkrone geführt und verläuft, soweit erforderlich, auf einer landseitig angeordneten, den statischen Erfordernissen entsprechenden Berme. Die landseitig angrenzende, bestehende Dea-Scholven-Straße sowie die bereichsweise auf statisch erforderliche Höhenlage anzupassende Straße "Am Ölhafen stellen die Berme mit dem Dammverteidigungsweg dar. Für die wasserseitige Dammböschung ist eine Neigung von 1 : 2,5 mit einer am Dammfuß angeordneten Unterhaltungsberme vorgegeben. Die landseitige Böschung wird, soweit vor- handen, i.d.R. ebenfalls unter einer Neigung von 1 : 2,5 angelegt. Die gemäß DIN 19712 bzw. DWA-M 507 vorgesehenen erdstatischen und untergrund- hydraulischen Nachweise wurden für alle Hauptprofile geführt, die zulässigen Ausnutzungs- grade konnten eingehalten werden. Die Mindesthöhe der landseitigen Berme (Dea-Scholven- m+NHN 105.0 105.5 106.0 Sch 8.2 105,79 m+NHN 0.12 Auffüllung, BetonplatteA 0.32 Auffüllung, SandsteinpflasterA 0.57 Auffüllung + Kies, sandig, stark schluffig A 0.80 Schluff, tonig Sch 8.1 105,79 m+NHN 0.12 Auffüllung, BetonplatteA 0.28 Auffüllung, SandsteinpflasterA 0.63 Auffüllung + Kies, sandig, stark schluffig, Ziegel-, Schlackereste A 0.80 Schluff, tonig Legende weich - steif weich Wasserseite Landseite B al ke n D am m sc ha rte 1.15 Breite Bodenplatte AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 26.10.2017 26.10.2017 26.10.2017 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Scharte Gleisdurchfahrt Stora Enso Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.4 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Schürfe 8580a_Sch8.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 103.50 104.00 104.50 105.00 105.50 106.00 106.50 107.00 107.50 m+NHN 103.50 104.00 104.50 105.00 105.50 106.00 106.50 107.00 107.50 Sch 1.2 105,60 m+NHN 0.15 MutterbodenMu 0.65 Auffüllung + Schluff kiesig, sandigA 1.00 Auffüllung + Schluff schwach tonigA 1.10 Auffüllung + Kies sandig, schluffig, schwarz A 1.25 Sst-Pflaster 1.45 Kies sandig Sch 1.1 105,60 m+NHN 0.15 MutterbodenMu 0.65 Auffüllung + Schluff kiesig, sandigA 1.00 Auffüllung + Schluff schwach tonigA 1.10 Auffüllung + Kies sandig, schluffig, schwarz A 1.25 Sst-Pflaster 1.45 Kies sandig Legende steif - halbfest weich - steif 2.00 0.60 0.75 0.65 0.25 2.00 0.60 0.75 0.65 0.36 ungeschaltes Fundament ungeschaltes Fundament OK HWS-Wand = 107,61 m+NHN 10 :1 0.40 10 :1 0.50 2.25 0.95 0.75 1.31 1.45 0.70 DPH 1.1 0.6 DPH 1.2 mind. 0,75m m in d. 0, 60 m GOK GOK km 0+620 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 xx.xx.2017 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Hochwasserschutzwand Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.3.1 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Geometrie Wandelemente Sch 1, Damm-km 0+620 8580a_Sch 1.bop 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 103.5 104.0 104.5 105.0 105.5 106.0 106.5 107.0 107.5 m+NHN 103.5 104.0 104.5 105.0 105.5 106.0 106.5 107.0 107.5 Sch 2.2 105,90 m+NHN 0.10 MutterbodenMu 1.35 Auffüllung + Kies, schwach steinig, sandig, schluffig A 1.45 Sand, kiesig 1.70 Schluff, schwach feinsandig Sch 2.1 105,83 m+NHN 0.10 MutterbodenMu 0.85 Auffüllung + Schluff, schwach kiesig, feinsandig, schwach tonig A 1.40 Auffüllung + Kies, sandigA 1.80 Kies, sandig Legende steif weich - steif 1.78 0.60 0.10 1.00 0. 10 1.85 0.60 0.20 0.85 Sauberkeitsschicht Untergrund stark verdichtet 0.30 OK HWS-Wand = 107,68 m+NHN Sauberkeitsschicht Untergrund stark verdichtet GOK Stora Enso 10 : 1 10 :1 1.68 1.10 1.00 1.10 DPH 2.1 1.30W S V -K ab el 0.20Stärke Asphalt km 0+650 km 0+695 Sch 2.1-1 1.10 0.20 OK HWS-Wand = 107,68 m+NHN GOK Stora Enso = 105,81 m+NHN 1.85 1.00 1.50 1.60 W SV -K ab el 0.20Stärke Asphalt Sch 2.2-1 1.05 0.30 Fundament ohne Schalung Fundament ohne Schalung AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 23.02.2018 23.02.2018 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Hochwasserschutzwand Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.3.2 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Geometrie Wandelemente Sch 2.1, Sch 2.1-1, DPH 2.1, Sch 2.2, Sch 2.2-1 8580a_Sch2_ergänzt.bop 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 103.5 104.0 104.5 105.0 105.5 106.0 106.5 107.0 107.5 m+NHN 103.5 104.0 104.5 105.0 105.5 106.0 106.5 107.0 107.5 Sch 3.2 104,68 m+NHN 0.11 Betonplatten 0.31 Auffüllung + Kies, sandig, schluffig A 2.00 Auffüllung + Schluff, feinsandig, schwach tonig A 2.20 Kies, sandig Sch 3.1 105,22 m+NHN 0.20 MutterbodenMu 0.45 Auffüllung + Kies, schwach steinig, sandig, schwach schluffig, z.T. Wasserbausteine A 1.50 Schluff, tonig, schwach feinsandig Legende halbfest steif 3.00 0.60 0.90 1.10 0.30 2.46 0.60 0.92 0.47 0.50 ungeschaltes Fundament ungeschaltes Fundament OK HWS-Wand = 107,68 m+NHN 10 :1 0.15 10 :1 1.84 1.10 0.90 0.80 DPH 3.1 mind. 0,80 m GOK Stora Enso 1.30 W S V -K ab el 0.25Stärke Asphalt "Dammscharte f. Kohlenlager" km 0+725 km 0+727 30-50 0.80 0.12 Fundament 0. 12 2.15 0.55 0.45 GOK Stora Enso 1.30 W S V -K ab el 0.20Stärke Asphalt 1.91 ....m in d. 0, 45 m DPH 3.2 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 26.10.2017 26.10.2017 xx.xx.2017 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Hochwasserschutzwand Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.3.3 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Geometrie Wandelemente Sch 3.1 (Damm-km 0+725), Sch 3.2 (Damm-km 0+727) 8580a_Sch 3.bop 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 103.5 104.0 104.5 105.0 105.5 106.0 106.5 107.0 107.5 Sch 4 105,06 m+NHN 0.11 Betonplatten 0.26 Auffüllung + Kies, stark sandig, schluffig A 1.36 Auffüllung + Sand, kiesig, schluffig, Ziegelreste A 2.00 Kies, sandig 2.60 0.60 0.40 1.36 0.52 OK HWS-Wand ungeschaltes Fundament = 107,68 m+NHN 2.25 0.56 GOK Stora Enso 1.05 W S V -K ab el 0.25Stärke Asphalt 1.74 DPH 4 km 0+780 10 :1 B 4 1.20 Fundamentverlauf vermutet 0.10 0.38m in d. 0, 36 m AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 05.04.2018 05.04.2018 05.04.2018 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Hochwasserschutzwand Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.3.4 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Geometrie Wandelemente B 4, DPH 4, Sch 4, Damm-km 0+780 8580a_Sch4neu.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 103.5 104.0 104.5 105.0 105.5 106.0 106.5 107.0 107.5 Sch 5 105,76 m+NHN 0.15 MutterbodenMu 1.36 Auffüllung + Sand, kiesig, schluffig, Ziegelreste A 1.94 Auffüllung + Kies, schwach steinig (Sst), sandig, schluffig A 2.10 Schluff, tonig, feinsandig Legende weich - steif 1.90 0.60 1.14 0.80 0.31 OK HWS-Wand Sauberkeitsschicht = 107,68 m+NHN 10 : 1 geschaltes Fundament 0.90 0.63 0.55 GOK Stora Enso 1.06 W S V -K ab el 0.25Stärke Asphalt 1.75 DPH 5 ....m in d. 0, 55 m 0.24 km 0+790 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 xx.xx.2017 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Hochwasserschutzwand Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.3.5 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Geometrie Wandelemente Sch 5, Damm-km 0+790 8580a_Sch5.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 103.5 104.0 104.5 105.0 105.5 106.0 106.5 107.0 107.5 Sch 6 105,93 m+NHN 0.10 MutterbodenMu 2.17 Auffüllung + Sand, kiesig, schluffig, Ziegelreste, starker Geruch, z.T.schwarz A 2.56 Kies, sandig 1.73 0.60 1.16 1.01 0.33 Sauberkeitsschicht 0. 13 0.39 10 : 1 OK HWS-Wand = 107,68 m+NHN 0.80 0.90 0.83 GOK Stora Enso 1.68 G le is Schotter 1.81 DPH 6 mind. 0,83 m geschaltes Fundament km 0+810 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 xx.xx.2017 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Hochwasserschutzwand Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.3.6 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Geometrie Wandelemente Sch 6, Damm-km 0+810 8580a_Sch6.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 103.5 104.0 104.5 105.0 105.5 106.0 106.5 107.0 107.5 m+NHN 103.5 104.0 104.5 105.0 105.5 106.0 106.5 107.0 107.5 Sch 7.2 106,83 m+NHN 0.10 MutterbodenMu 0.50 Auffüllung + Kies, schwach steinig, sandig, schwach schluffig A 1.40 Auffüllung + Schluff, schwach steinig, sandig, kiesig A 2.00 Auffüllung + Kies, sandig, schwach schluffig A Sch 7.1 106,05 m+NHN 0.05 MutterbodenMu 0.75 Auffüllung + Kies, schwach steinig, sandig, schluffig A 1.40 Schluff, feinsandig, schwach tonig Legende steif - halbfest weich - steif 2.30 0.60 Sauberkeitsschicht 1.10 OK HWS-Wand = 107,58 m+NHN GOK = 0 - 0,75 m Ostseite (Scharte) Westseite (dammseitig) u. OK HWS-Wand 10 : 1 10 : 1 1.53 0.73 0.500,30 - 0,50 0.63 0,09 ungeschaltes Fundament mind. 1,10 m AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 xx.xx.2017 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Hochwasserschutzwand Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.3.7 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Geometrie Wandelemente Sch 7.1, Sch 7.2., Damm-km 0+840 8580a_Sch7.bop 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Planung 2. Rheinbrücke nachrichtlich übernommen DN160 0 S b 0.3% 176 .28m Abschnitt I - "Yachthafen" Damm-km 0+000 - 0+629 Abschnitt II - "Hochwasserschutzwand" Damm-km 0+629 - 0+839 Abschnitt III - "Industrie" Damm-km 0+839 - 1+516 Abschnitt IV - "Pionierhafen" Damm-km 1+516 - 1+745 Abschnitt V - "MiRO" Damm-km 1+745 - 4+960 Meter 0 500 1000 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer:Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Übersichtslageplan KS KS JS 16.05.2018 1 : 20.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Vorplanung 580 x 297 1.1 E 8580a m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 0+100 107,09 m 4.60 (102.49) 5.00 (102.09) (06.03.2017) 0.30 MutterbodenMu 0.50 Mittelsand, feinsandig, schwach schluffig, schwach feinkiesig 0.70 Sand, kiesig, schwach schluffig, schwarz, k. Geruch 1.30 Schluff, kiesig, sandig 1.40 Sand, kiesig, schwach schluffig, dkl.br.-schwarz, k. Geruch 1.60 Sand, stark kiesig 2.70 Kies + Sand 3.50 Schluff, sandig, kiesig 3.60 Fein-Mittelkies, stark grobsandig, schluffig 3.90 Schluff, kiesig 4.40 Schluff, feinsandig, kiesig 5.00 Schluff, feinsandig 6.00 Fein-Mittelkies, stark sandig 7.00 Kies + Sand 8.00 Fein-Mittelkies, sandig 10.00 Kies, sandig 12.00 Kies, schwach grobsandig BS 0+100 107,30 m 0.26 Asphalt 0.40 A G s u', grauA 0.70 A G _ s, grau A 1.00 S g, hellbraun Legende fest steif - halbfest weich - steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 22.03.2018 22.03.2018 22.03.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+100 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.2 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_0_100.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 0+200 107,46 m 4.60 (102.86) (07.03.2017) 0.20 MutterbodenMu 0.50 Kies + Sand, stark schluffig 0.60 Mittelsand, feinkiesig, schluffig 1.00 Schluff, sandig, kiesig 1.30 Kies, stark schluffig, sandig 1.90 Mittelsand, kiesig, schwach feinsandig, schwach grobsandig 2.60 Mittelsand, feinsandig, schwach kiesig 3.40 Schluff, feinsandig 3.60 Kies, sandig 3.70 Mittelsand, feinkiesig, schwach feinsandig 3.80 Schluff, grobkiesig 4.00 Kies, feinsandig, mittelsandig, schwach schluffig 4.30 Kies, schwach sandig 4.60 Kies + Sand, schluffig, Wurzelreste 5.60 Kies, grobsandig, schwach schluffig 6.50 Kies, schwach steinig, schwach sandig 7.50 Kies, steinig, sandig, schwach schluffig 11.00 Fein-Mittelkies, schwach feinkiesig, schwach sandig 11.50 Fein-Mittelkies, stark sandig 12.00 Kies, schwach grobsandig BS 0+200 107,5 m 0.23 Asphalt 0.60 A G s, grauA 1.00 S g, hellbraun Legende fest steif - halbfest steif AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 22.03.2018 22.03.2018 22.03.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+200 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.3 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_0_200.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 0+300 107,78 m 5.70 (102.08) (01.03.2017) 5.80 (101.98) (28.02.2017) 0.20 MutterbodenMu 0.30 Schluff, stark feinsandig 1.10 Mittelsand, feinsandig, schwach kiesig, schwach grobsandig 1.30 Beton 2.30 Mittelsand, feinmittelkiesig, schwach feinsandig 3.00 Sand, stark kiesig 5.80 Kies, schwach sandig 6.60 Kies, sandig 6.70 Sand, kiesig, stark schluffig, schwach organisch 7.30 Mittel-Grobsand, feinkiesig 8.30 Sand + Feinkies, schwach mittelkiesig 11.00 Fein-Mittelkies, grobsandig 12.00 Kies, sandig BS 0+300c 107,840 m 2.00 S _ s 4.00 G S 6.00 G s' Legende halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+300 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.4 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_0_300.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 0+400 107,82 m 6.20 (101.62) (02.03.2017) 0.20 MutterbodenMu 0.40 Schluff + Sand, kiesig 0.50 Mittelsand, feinsandig, feinkiesig 0.60 Steine 1.40 Sand, kiesig 1.60 Kies, stark schluffig, sandig 1.90 Fein-Mittelkies, stark feinsandig, schluffig 2.40 Schluff, schwach feinsandig, schwach humos 2.70 Feinsand + Feinkies, schluffig, schwach mittelsandig 3.00 Schluff, schwach tonig 3.70 Kies, mittelsandig, schwach grobsandig 4.70 Mittelsand, stark kiesig, schwach schluffig (U-Linsen) 5.10 Mittelsand, stark kiesig 5.40 Mittelkies, stark sandig 6.00 Mittelsand, kiesig 7.50 Kies, stark sandig 8.20 Sand, stark kiesig, schluffig 9.00 Sand, kiesig 10.00 Kies, schwach sandig 12.00 Kies, sandig BS 0+400c 106,44 m 0.30 S u durchwurzelt 1.00 G s 2.00 G s u' 3.40 G s' 3.70 U fs 4.00 _ g fs 6.00 G s u' Legende fest halbfest - fest weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+400 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.5 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_0_400.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 DPH 0+500 107,42 m 0 10 20 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm BK 0+500 107,50 m 5.30 (102.20) (08.03.2017) 0.10 MutterbodenMu 0.30 Schluff, schwach feinsandig 0.70 Sand, kiesig 0.80 Fein-Mittelsand 1.00 Schluff, feinsandig, schwach kiesig 1.20 Sand, feinmittelkiesig 1.40 Schluff, feinsandig, schwach feinkiesig 1.80 Schluff + Fein-Mittelkies, sandig 2.40 Mittelkies, sandig, schwach schluffig, schwarz, Geruch 3.00 Schluff, feinsandig 4.60 Schluff, feinsandig, schwach tonig, schwach humos 5.30 Ton, schluffig 7.00 Schluff, stark feinsandig 7.40 Feinsand, stark schluffig, mittelsandig, Holzreste 7.60 Fein-Mittelsand, schwach kiesig, schluffig 8.00 Sand, kiesig, Holzreste 8.20 Feinsand, mittelsandig, schluffig 9.00 Kies, stark sandig 9.60 Sand, stark kiesig 9.80 Fein-Mittelkies, stark sandig, U-Linsen 10.70 Mittelsand, kiesig, feinsandig 11.00 Fein-Mittelkies, schwach grobsandig, schwach grobkiesig 12.00 Fein-Mittelkies, stark sandig BS 0+500a 105,25 m 3.05 (102.20) (17.05.2017) 0.80 G s u 1.10 fmG s 2.00 U t 4.00 mS fs u U-Li 6.00 fmS g u BS 0+500b 106,45 m 4.16 (102.29) (17.05.2017) 0.70 fmS fmg´ u' 1.20 U fs´ 2.00 U f _ s 3.00 U fs 4.00 U t 5.00 U f _ s 6.00 fmS u (U-Li) h BS 0+500c 105,79 m 0.70 fmG s u Bohrhindernis BS 0+500d 106,11 m 0.70 fmG _ s u Schlackereste 2.00 G s 2.70 G s' 3.30 G s u' 4.00 U fs´ 5.30 G _ u s 6.00 U fS BS 0+500e 105,75 m 0.70 fmG s u' gg' 2.00 G s' 2.40 fmG s 3.40 U fS s' 4.00 G _ s u' 6.00 G s u' (U-Li) Legende fest halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich breiig 10 4. 82 6 10 5. 00 3 10 5. 02 1 10 5. 02 4 10 5. 04 1 10 5. 55 3 10 7. 37 1 10 7. 45 9 10 7. 47 5 10 7. 45 7 10 7. 44 5 10 7. 34 5 10 6. 05 7 10 5. 72 2 10 5. 91 2 10 5. 94 8 10 6. 02 2 10 6. 02 5 10 5. 89 3 10 5. 82 4 10 5. 80 4 10 5. 79 9 10 5. 79 7 -1 2. 81 5 -1 0. 08 1 -9 .2 10 -6 .9 26 -6 .2 05 -5 .1 51 -1 .4 95 -0 .9 60 -0 .7 17 0. 00 0 0. 62 5 1. 28 7 3. 69 5 4. 37 6 7. 54 0 8. 62 1 16 .1 30 16 .7 33 20 .4 23 22 .2 75 Bestand Station [m] [NHN] i = 7,5 %krit BHW = 106,93 m+NHN AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.6 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_0_500.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 0+600 107,63 m 5.40 (102.23) (09.03.2017) 0.30 MutterbodenMu 1.10 Mittelsand, feinkiesig, feinsandig, schwach grobsandig 1.40 Schluff, feinsandig 1.60 Mittelsand, feinkiesig, feinsandig, schwach grobsandig 2.00 Schluff, kiesig, feinsandig 2.40 Kies, sandig, schwach schluffig 2.50 Auffüllung + Blöcke, (Sandstein) A 2.70 Auffüllung + Steine, (Sst), sandig, kiesig A 3.70 Schluff, stark feinsandig 4.30 Schluff, schwach tonig 5.00 Schluff, feinsandig 5.40 Fein-Mittelsand, stark schluffig, schwach grobsandig 6.00 Kies + Sand 7.00 Kies, schwach sandig 9.00 Mittelsand, stark kiesig 11.00 Kies, sandig 11.50 Sand, feinkiesig, schwach mittelkiesig 12.00 Kies, schwach sandig BS 0+600c 106,65 m 4.05 (102.60) (17.05.2017) 1.00 G s u' (Schotter) 2.00 U fs 3.40 U t' 4.00 U fS 4.60 fmS _ u (U-Li) 6.00 fmG mgs Legende halbfest - fest halbfest weich - steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+600 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.7 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_0_600.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BK 0+700 105,81 m 0.25 AsphaltA 0.90 Auffüllung + Kies, stark schluffig, sandig, z.T. Schotter, Schlackereste A 2.80 Schluff, tonig 3.30 Schluff, stark feinsandig 5.30 Fein-Mittelkies, grobkiesig, sandig 7.30 Kies, sandig 8.30 Sand, feinmittelkiesig 9.00 Kies, sandig 12.00 Mittel-Grobkies, feinkiesig, schwach sandig Gelände Stora Enso (Hochwasserschutzwand) Sch 2.2 105,90 m+NHN 0.10 MutterbodenMu 1.35 Auffüllung + Kies, schwach steinig, sandig, schluffig A 1.45 Sand, kiesig 1.70 Schluff, schwach feinsandig km 0+695 Legende steif - halbfest steif weich - steif H oc hw as se rs ch ut zw an d AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+700 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.8 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_0_700.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 BK 0+800 105,38 m 0.25 AsphaltA 1.00 Auffüllung + Sand, kiesig (z.T. Schotter) A 2.50 Schluff, tonig, schwach organisch 3.50 Fein-Mittelkies, stark sandig 4.50 Fein-Mittelkies, (U-Linsen), schwach grobkiesig, sandig, schwach schluffig 5.10 Kies, sandig 6.50 Feinmittelsand, kiesig, schwach grobsandig 7.60 Kies, sandig 8.60 Kies, schwach sandig 12.00 Mittel-Grobkies, schwach sandig, feinkiesig Gelände Stora Enso (Hochwasserschutzwand) Sch 5 105,76 m 0.15 MutterbodenMu 1.36 Auffüllung + Sand, kiesig, schluffig, Ziegelreste A 1.94 Auffüllung + Kies, schwach steinig (Sst), sandig, schluffig A 2.10 Schluff, tonig, feinsandig Legende steif weich - steif H oc hw as se rs ch ut zw an d AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+800 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.9 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_0_800.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 0+840 107,43 m 4.70 (102.73) (22.03.2017) 0.20 MutterbodenMu 0.50 Kies, stark sandig 1.10 Schluff, schwach tonig 1.30 Fein-Mittelkies, sandig 2.20 Sand + Kies, sandig, steinig, schwach schluffig, vereinz. Schlackereste 3.00 Ton, stark schluffig, schwach organisch 3.60 Schluff, tonig, schwach organisch 4.00 Schluff, schwach tonig, schwach organisch 4.60 Ton, schluffig 5.00 Fein-Mittelkies, sandig 6.00 Fein-Mittelkies, schwach grobsandig 7.00 Mittelsand, feinsandig 7.60 Feinmittelsand 8.50 Mittelsand, feinmittelkiesig, schwach grobkiesig 12.00 Kies, grobsandig, schwach mittelsandig BS 0+840a 105,90 m 0.80 G s u' (Sst-Schotter) 2.00 U fs´ 2.40 fmS fmg (z.T. gebrochenes Material) 3.30 U t' fs´ 4.00 fmS _ g 6.00 fmG _ s BS 0+840c 106,13 m 0.60 G s u' (Sst-Schotter) 2.00 U fs´ 2.40 fmG _ s u' 3.50 U t 4.00 G _ s 6.00 fmG mgs Legende halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+840 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.10 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_0_840.bop 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 0+900 107,36 m 5.10 (102.26) (21.03.2017) 0.10 MuMu 0.30 S g x' u' 0.50 mS g u' U-Li 0.70 G s u, Ziegel-, Schlackereste 0.80 G U s 1.40 U fs g' 1.60 G U s o' 2.00 U t, vereinz. Schlackereste 4.60 U fs 6.00 fmG _ s 7.00 mS fs gs' 7.50 mS fg 8.50 mS g gs' 9.00 mS _ g 10.00 G s 12.00 G gs BS 0+900c 105,89 m 0.50 G _ s u' 2.00 U fs´ 3.20 U t 4.00 fmG mgs 6.00 fmG gg' mgs u' (U-Li) Legende halbfest steif - halbfest weich - steif AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+900 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.11 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_0_900.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 DPH 1+000 107,50 m 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 35 Schlagzahlen je 10 cm BK 1+000 107,48 m 0.10 Schotter 0.80 Sand, stark mittelkiesig, feinkiesig 1.00 Schluff, schwach tonig, schwach kiesig 1.30 Sand, kiesig 1.60 Ton, schluffig, organisch 1.90 Sand, kiesig 2.00 Ton, schluffig 2.20 Sand, stark kiesig, U-Linsen 2.70 Ton, schwach schluffig 2.90 Schluff, stark feinsandig 3.50 Schluff, schwach feinsandig, schwach tonig 4.40 Ton, stark schluffig, schwach organisch 4.60 Fein-Mittelkies, sandig 5.30 Sand, feinmittelkiesig, schwach schluffig 5.65 Mittelsand, kiesig 7.20 Feinmittelsand, ab 6,5m schluffig 7.70 Feinsand, schwach mittelsandig, schluffig, grau-schwarz, aromatischer Geruch 8.20 Mittelsand, feinsandig, schwach schluffig, grau-schwarz, Geruch 9.20 Mittel-Grobsand, kiesig, feinsandig, grau-schwarz, Geruch 12.00 Fein-Mittelkies, stark sandig, grau-schwarz, Geruch BS 1+000a 104,59 m 0.70 G s u' z.T. Betonreste 2.00 S g u Schlackereste 4.00 G S 5.15 fmS g' u' 6.00 gS fmg, schwarzgrau, zT. orange, starker Geruch (aromatisch) BS 1+000b 106,42 m 0.60 G s 2.00 U t fs´ 2.40 fmG s' u' (U-Li) 3.30 U fs 4.00 mS g fs 4.80 fmG _ s u' 6.00 fS ms u' BS 1+000c 106,26 m 0.65 G s u (U-Li) 2.00 U t' fs´ 3.20 U t o´ 3.70 U t 6.00 fmS u g' o´ 6.80 fmS g u' o´ 8.00 fmG g _ s, starker Geruch (aromatisch) BS 1+000d 105,91 m 0.10 Mu GrasnarbeMu 0.40 G _ s u' Beton-, Ziegelreste 0.80 G X s Beton-, Ziegelreste 1.50 fmG gg _ s u' 1.75 fmG s u 2.40 G gs u' 3.25 U t 3.50 fmG s' 7.30 fmS fmg´ u' 8.00 fmG s Gelände Stora Enso Legende halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich 8.0 10 4. 56 1 10 4. 53 7 10 4. 54 0 10 4. 54 5 10 4. 65 6 10 7. 20 1 10 7. 46 5 10 7. 47 0 10 7. 48 1 10 7. 45 0 10 7. 34 7 10 6. 27 3 10 6. 16 4 10 6. 13 5 10 6, 07 10 6. 29 5 -2 1. 31 2 -2 0. 29 6 -1 0. 96 0 -1 0. 49 4 -6 .9 92 -1 .7 47 -1 .1 97 0. 00 0 1. 41 4 1. 54 2 1. 61 0 1. 87 6 4. 39 0 4. 60 9 5. 75 0 9. 95 6 12 .7 51 Bestand Station [m] [NHN] BHW = 106,70 m+NHN i = 7,5 %krit AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 17.05.2018 17.05.2018 17.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+000 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.12 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_1_000.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 1+100 107,40 m 4.00 (103.40) (27.03.2017) 5.10 (102.30) 0.10 MutterbodenMu 0.30 Kies, (z.T. Schotter), steinig, sandig, schwach schluffig 1.30 Fein-Mittelkies, stark sandig 1.70 Ton, schluffig, schwach organisch 2.10 Ton, stark schluffig, schwach humos, schwach steinig (Ziegelreste) 2.80 Schluff, stark tonig, schwach organisch 3.20 Schluff, feinsandig 4.00 Schluff, tonig, schwach feinsandig 4.80 Schluff + Feinsand 5.70 Feinsand, stark schluffig 12.00 Kies, sandig BS 1+100c 105,79 m 3.85 (101.94) (23.05.2017) 0.60 Mutterboden + Schluff, sandig, kiesig Mu 2.00 Schluff, feinsandig 2.70 Schluff, feinsandig 4.00 Schluff + Feinsand 4.30 Feinsand, stark schluffig 6.00 Mittelsand, feinsandig BS 1+100d 105,91 m 4.60 (101.31) (02.06.2017) 0.10 Mu GrasnarbeMu 0.30 A G s z.T. Schotter, Kabelrest A 0.70 A fmG s Glasreste A 1.10 A fmG gg s u', Beton- und Ziegelreste A 1.55 A G s u' Ho-Re Betonreste A 1.75 A T _ s Ho-Re A 1.85 A fmG s u _ h (Ho-Re) A 2.45 A T fmg s Ho-Re A 2.60 A G (=Betonstücke) s u A 3.55 U fs (S-Bä) 6.00 fmS u' U-Li Gelände Stora Enso Legende halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich breiig - weich 12.0 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+100 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.13 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_1_100.bop 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 1+200 107,33 m 6.10 (101.23) (17.03.2017) 0.20 Kies, steinig, sandig, (Schotter) 1.40 Sand, kiesig, Schlufflinsen von 0,7-0,9m 1.80 Ton, schluffig 2.00 Ton, stark schluffig 2.90 Schluff, feinsandig, schwach tonig, schwach humos 3.20 Feinsand, stark schluffig, schwach mittelsandig 3.60 Schluff, feinsandig, schwach tonig, schwach humos 4.60 Ton, stark schluffig 5.00 Ton, schwach schluffig, schwach organisch 5.30 Schluff, tonig, schwach humos 6.10 Schluff, feinsandig 6.60 Kies, stark sandig 7.00 Fein-Mittelkies, stark sandig, schwach grobkiesig 8.00 Fein-Mittelkies, schwach grobkiesig, grobsandig 12.00 Kies, sandig BS 1+200c 106,02 m 4.78 (101.24) (23.05.2017) 0.60 MuMu 2.00 U fs 3.50 U fs' 4.00 U fs' 6.00 U f _ s 8.00 G s' u' , teilw. Kernverlust Legende halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+200 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.14 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_1_200.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 1+300 107,32 m 4.80 (102.52) (16.03.2017) 0.10 MutterbodenMu 0.30 Kies, steinig (Schotter), schwach sandig 0.60 Sand, mittelkiesig, schwach feinsandig 0.90 Sand, feinmittelkiesig, schwach schluffig, humos 1.20 Sand, feinmittelkiesig, schwach feinkiesig 2.00 Schluff, schwach feinsandig 2.80 Schluff, feinsandig 2.90 Fein-Mittelsand, schwach schluffig, U-Linsen 3.80 Schluff, feinsandig 4.80 Schluff, schwach feinsandig 7.00 Mittelsand, schwach feinsandig, schwach kiesig 7.60 Mittelsand, schwach feinkiesig, feinsandig 8.40 Feinmittelsand 9.00 Kies + Fein-Mittelsand 9.50 Kies, sandig 12.00 Kies, schwach sandig BS 1+300c 105,58 m 0.50 MutterbodenMu 2.00 Schluff, schwach feinsandig 2.60 Schluff, schwach feinsandig 2.90 Schluff, feinsandig 4.00 Sand, stark kiesig 6.00 Sand, kiesig Legende fest halbfest steif - halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+300 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.15 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_1_200.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 1+400 107,45 m 4.90 (102.55) (15.03.2017) 0.10 MutterbodenMu 0.70 Grobsand, stark schluffig, kiesig, z.T. Schotter 1.60 Feinmittelsand, feinkiesig, schwach grobsandig 2.60 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig 3.60 Schluff, schwach feinsandig 4.00 Schluff, stark feinsandig 4.80 Schluff, feinsandig 5.50 Feinsand, mittelsandig 6.00 schwach feinmittelsandig 6.50 Mittelsand, feinsandig, schwach feinkiesig 8.50 Kies, stark sandig 10.50 Fein-Mittelkies, schwach sandig 11.00 Fein-Mittelkies, sandig 12.00 Mittel-Grobkies, feinkiesig, schwach sandig BS 1+400d 105,39 m 3.00 (102.39) (27.04.2017) 0.10 A + PflastersteinA 0.20 A S fg' A 0.30 A G s (z.T. Schotter) A 0.50 A mgS g A 1.30 A G _ s u Kohle-, Backsteinreste (z.T. verbacken) A 1.70 A U s g', (z.T. verbacken) A 2.70 U t fs´ S-Bä 3.00 fS m _ s 4.40 mS fs 5.00 S fmg gg' Gelände Borregaard BS 1+400c 105,39 m 2.32 (103.07) (23.05.2017) 0.30 MutterbodenMu 2.00 Sand, stark kiesig 2.40 Kies, stark sandig, schwach schluffig 3.30 Schluff, schwach tonig 4.00 Feinmittelsand, schwach schluffig, (U-Linsen) 6.00 Kies, stark sandig Legende steif - halbfest steif weich - steif weich 18.0 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+400 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.16 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_1_400.bop 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 DPH 1+500 107,40 m 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm BK 1+500 107,43 m 5.90 (101.53) (15.03.2017) 0.10 MutterbodenMu 0.20 Sand, stark schluffig, kiesig (Schotter) 0.30 Sand, kiesig, schwach schluffig 1.20 Fein-Mittelkies, stark sandig 1.50 Mittelsand, kiesig, feinsandig 1.75 Ton, stark schluffig 2.00 Schluff, tonig 2.20 Sand, kiesig 3.75 Schluff, tonig, schwach feinsandig, verkohlter Holzrest ab 4.7m 4.15 Mittelsand, feinsandig, U-Linse ab 4,1m 6.20 Sand, stark kiesig 6.90 Sand, feinkiesig 7.80 Fein-Mittelkies, stark sandig 10.00 Fein-Mittelkies, sandig, schwach grobkiesig 10.20 Mittelsand, stark grobkiesig 12.00 Fein-Mittelkies, sandig, schwach grobkiesig BS 1+500a 104,59 m 0.30 Mu U sMu 0.70 U fs 1.20 fmS fg' 2.00 fmS fmg' 4.00 S g BS 1+500b 106,04 m 0.50 Mu U s gMu 1.10 fmG _ s u' (U-Li) 2.30 U t' fs' 3.30 fmS fg' 4.50 S fg mg' 6.00 S fg u' (U-Li) BS 1+500c 105,74 m 0.50 Mu U fs fg'Mu 2.00 fmG _ s 3.00 mS fs mg' 4.00 S _ g BS 1+500d 105,51 m 0.40 Mu U S gMu 1.50 G s u, Schlackereste 2.20 U t' s o' 3.50 mS fg' mg 5.00 fmG _ s Legende halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich 17.5 10 3. 82 3 -2 1. 36 8 Bestand Station [m] [NHN] 10 4. 42 1 10 5. 20 9 10 7. 40 0 10 7. 42 7 10 7. 44 9 10 7. 25 2 10 7. 18 4 10 6. 79 9 10 5. 81 2 10 5. 78 8 10 5. 61 8 -9 .6 25 -7 .3 11 -1 .1 39 0. 00 0 0. 79 3 3. 17 2 4. 28 5 5. 43 3 8. 35 4 9. 52 8 20 .7 04 BHW = 106,48 m+NHN i = 7,5 %krit AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.17 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_1_500.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 DPH 1+540 107,31 m 0 10 20 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 21 Schlagzahlen je 10 cm BK 1+540 107,27 m 4.90 (102.37) (13.03.2017) 0.25 MutterbodenMu 1.40 Sand, stark feinmittelkiesig, schwach grobkiesig 2.20 Schluff, feinsandig, schwach tonig 4.00 Schluff, feinsandig, S-Bänder 4.30 Ton, schluffig, Wurzelreste 4.60 Schluff, feinsandig, schwach tonig 6.70 Sand, stark feinmittelkiesig, schwach grobkiesig 7.30 Mittel-Grobsand, feinsandig, schwach feinkiesig 9.30 Fein-Mittelkies, stark sandig, schwach grobkiesig 10.00 Kies, stark sandig 10.20 Kernverlust 10.70 Fein-Mittelkies, stark sandig, schwach grobkiesig 10.90 Sand, kiesig 11.00 Ton, schluffig 11.40 Grobsand, fein-mittelsandig 11.60 Ton, schluffig 12.00 Kies, schwach sandig BS 1+540a 104,92 m 0.40 Mu U s fgMu 1.10 fmG _ s 2.20 U f _ s 4.00 S f _ g BS 1+540b 106,30 m 0.50 Mu u s _ fmg Mu 1.00 fmG _ s 2.50 U fs 3.70 U t' fs' 5.00 fmG _ s 6.00 fG _ s BS 1+540c 105,73 m 0.30 Mu U s gMu 1.10 fmS f _ g u' U-Li 2.00 U t fs' o' 3.10 U fs t' 5.00 G _ s BS 1+540d 105,71 m 0.30 Mu u s fgMu 1.40 fmG _ u s 2.70 U fs t' 4.00 fmS f _ g u' U-Li 5.00 fmG mgs Legende halbfest steif weich - steif weich breiig - weich 18.0 Bestand Station [m] [NHN] 10 4. 77 9 10 4. 85 3 10 7. 33 4 10 7. 30 2 10 7. 32 7 10 6. 19 7 10 6. 13 5 10 5. 73 7 10 4. 77 2 10 4. 79 1 10 5. 41 8 10 5. 50 8 -1 0. 37 9 -7 .5 34 -1 .2 02 0. 00 0 1. 86 8 2. 98 3 3. 99 2 4. 83 1 6. 65 4 8. 99 7 13 .5 27 18 .3 02 BHW = 106,47 m+NHN i = 7,5 %krit AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 16.11.2017 16.11.2017 16.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+540, Dammscharte Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.18 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_1_540.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 1+560 Scharte 107,29 m 0.10 MutterbodenMu 1.70 Kies, feinmittelsandig 3.00 Schluff, feinsandig 3.40 Fein-Mittelkies, sandig 4.25 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig 5.10 Kies + Sand 7.00 Kies, stark sandig, schwach schluffig Ansatzpunkt versetzt BS Scharte 107,29 m 0.30 Kies, feinmittelsandig 0.90 Fein-Mittelkies, stark sandig Bohrhindernis Legende fest halbfest - fest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+560 (Dammscharte) Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.19 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_1+560_Scharte.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 87.0 89.0 91.0 93.0 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 1+600c 106,31 m 0.30 MutterbodenMu 1.10 Fein-Mittelkies, schwach schluffig 2.50 Schluff, feinsandig 3.80 Schluff, feinsandig 5.00 Feinmittelsand, schwach feinkiesig 6.00 Feinmittelsand, stark kiesig BK 1+600 107,42 m 4.90 (102.52) (17.05.2017) 5.60 (101.82) (15.05.2017) 0.30 MutterbodenMu 1.30 Feinmittelsand, stark kiesig, grobsandig 1.60 Kies, stark sandig 1.70 Schluff, tonig 3.60 Schluff, schwach feinsandig, schwach humos 4.10 Schluff, schwach feinsandig, kiesig 4.70 Schluff, feinsandig 4.80 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig 5.40 Feinmittelsand, stark schluffig 5.60 Mittelsand, feinsandig, schluffig 6.00 Mittel-Grobsand, feinmittelkiesig, schwach grobsandig 8.00 Fein-Mittelkies, sandig 8.70 Sand, kiesig 9.50 Kies, sandig 10.00 Fein-Mittelkies, schwach sandig, grobkiesig 11.00 Kies, schwach sandig 11.70 Kies, grobsandig, schwach schluffig, (U-Linsen) 14.00 Kies, sandig 15.20 Kies 15.80 Kies, sandig 16.20 Sand, kiesig 16.40 Ton, schluffig 16.60 Schluff + Torf, tonig 16.80 Torf 17.80 Schluff, tonig, schwach feinsandig 18.40 Schluff, feinsandig 19.60 Feinsand, stark schluffig 20.00 Feinmittelsand, T-Bänder 21.00 Schluff Legende halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+600 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.20 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_1_600.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 1+700c 107,07 m 4.65 (102.42) (21.03.2017) 0.40 Mu fmG _ u mgsMu 0.90 fmG _ s 1.50 U t o´ g' 2.50 U fS 4.00 U f _ s 5.00 T u fs´ 5.90 T u o´ 8.00 fmG mgs BK 1+700 107,42 m 6.00 (101.42) (18.05.2017) 6.30 (101.12) (17.05.2017) 0.20 MutterbodenMu 1.40 Fein-Mittelkies, sandig 2.20 Schluff, schwach feinsandig 2.60 Fein-Mittelkies, stark schluffig, sandig 4.40 Schluff, feinsandig 4.60 Schluff, stark feinsandig 5.60 Schluff, tonig, schwach feinsandig 5.80 Schluff, feinsandig, schwach tonig 6.00 Ton, schluffig 6.30 Ton, schwach organisch 7.00 Fein-Mittelkies, schwach sandig 11.00 Kies, sandig 12.00 Kies, schwach sandig Legende halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+700 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.21 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_1_700.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 1+800c 105,51 m 3.34 (102.17) (21.03.2017) 0.40 Mu u s fmgMu 1.50 G _ s 2.80 fmS fs´ u' (U-Li) 4.00 T u' 5.00 T u' 6.30 T u S-Bä 8.00 U fs BK 1+800 107,63 m 6.00 (101.63) (19.05.2017) 8.00 (99.63) (18.05.2017) 0.10 Mutterboden (Grasnarbe)Mu 0.30 Schluff + Kies, stark sandig, durchwurzelt 1.00 Sand, stark kiesig 1.30 Schluff, stark sandig, kiesig 2.30 Kies, stark sandig 2.50 Sand, stark kiesig, schwach schluffig 3.70 Kies, sandig, schluffig 4.20 Sand, kiesig, schluffig, Kohle-, Pflanzenreste 4.50 Steine (Sst), kiesig, schwach sandig 4.80 Schluff, schwach feinsandig 5.10 Steine (Sst), schluffig, kiesig 6.00 Schluff, tonig 6.40 Ton, schluffig 7.80 Ton, stark schluffig, schwach organisch 8.00 Schluff, tonig 9.70 Kies, schwach sandig 10.00 Mittelsand, feinsandig, schwach schluffig 11.00 Feinmittelsand, kiesig, schwach schluffig 12.00 Kies, stark sandig Legende halbfest - fest weich - steif weich breiig - weich breiig AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+800 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.22 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_1_800.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 DPH 2+000 107,28 m 0 10 20 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm BS 2+000a 104,88 m 0.70 U _ s 1.60 G fms gg' u' (U-Li) 2.60 U t fs´ h´ 4.20 fmG mgs 6.00 G mgs BS 2+000b 106,48 m 0.30 Mu Mu 1.10 fmG _ s u' (U-Li) 2.80 U fS g' 4.00 U f _ s Schlackereste 5.10 fS _ u g 6.50 G s u' (U-Li) 8.00 fmG gs BS 2+000c 105,64 m 0.50 MuMu 1.70 fmS g u' (U-Li) 2.70 U f _ s 3.80 fmS _ u 6.00 G s BS 2+000d 105,02 m 0.60 S G _ u (schwach durchwurzelt) 1.20 G _ u s 2.60 U t fs´ 3.10 U t' fs' S-Bä 6.00 G s BK 2+000 107,30 m 5.10 (102.20) (23.05.2017) 5.50 (101.80) 0.20 Kies (Schotter), sandig, schluffig 1.10 Fein-Mittelkies, stark sandig, schwach grobkiesig, (U-Linsen) 1.40 Feinmittelsand, kiesig, grobsandig, schwach schluffig 1.70 Feinmittelsand, stark schluffig, kiesig, schwach grobsandig 2.90 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig 3.10 Schluff, kiesig, schwach tonig, schwach feinsandig 4.30 Schluff, stark feinsandig, humos 4.60 Schluff, stark feinsandig, schwach mittelsandig 5.00 Feinsand, mittelsandig, schluffig 5.35 Schluff, stark feinsandig 7.40 Kies, stark sandig 9.00 Fein-Mittelkies, grobkiesig, schwach sandig 9.20 Mittelsand, feinsandig 10.00 Kies, sandig 10.20 Mittelsand, feinsandig 10.35 Mittel-Grobsand, feinkiesig 11.00 Kies, schwach sandig 11.30 Mittel-Grobsand, schwach feinkiesig 12.00 Kies, sandig Legende halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich breiig - weich 11.5 -1 1. 33 0 -6 .8 98 -1 .3 38 0. 00 0 1. 24 7 5. 67 5 6. 82 4 8. 11 9 9. 48 7 14 .4 19 19 .5 41 21 .8 77 22 .5 89 22 .8 93 24 .3 33 24 .7 17 10 4. 79 7 10 4. 94 3 10 7. 21 0 10 7. 17 2 10 7. 18 0 10 5. 71 2 10 5. 39 6 10 5. 37 8 10 5. 18 7 10 5. 09 3 10 4. 97 2 10 4. 28 3 10 4. 47 5 10 4. 29 5 10 4. 68 5 10 4. 71 7Bestand Station [m] [NHN] BHW = 106,28 m+NHN i = 7,5 %krit AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 13.11.2017 13.11.2017 13.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+000 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.24 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_2_000.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 2+100c 105,54 m 0.40 MuMu 0.80 G S u' (U-Li) 1.70 fmS g' u' (U-Li) 3.00 U t' fs´ h´ 3.50 fmS u 4.50 fmG mgs 6.00 fmg gg' mgs BK 2+100 107,19 m 5.00 (102.19) (24.05.2017) 5.20 (101.99) 0.10 Grasnarbe, Sand, kiesig (z.T. Schotter) 1.40 Fein-Mittelkies, grobkiesig, stark sandig 1.50 Feinmittelsand, kiesig, schwach schluffig 4.60 Schluff, schwach feinsandig 4.90 Mittelsand, feinsandig 5.20 Schluff + Feinsand 6.00 Kies, sandig 12.00 Kies, schwach sandig Legende steif - halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+100 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.25 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_2_100.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 2+200c 105,48 m 3.56 (101.92) (28.03.2017) 0.40 MuMu 0.80 U f _ s g' 1.70 fmS g' u (U-Li) 2.80 U fs´ t' 3.40 T _ u 4.40 U fs t' 6.00 fG mg s' 8.00 fmG gs BK 2+200 107,21 m 5.40 (101.81) (29.05.2017) 5.70 (101.51) 0.10 Mutterboden + Kies (Schotter), sandig Mu 0.30 Kies, steinig (Schotter), sandig 1.00 Feinmittelsand, stark kiesig, grobsandig 1.50 Mittelsand, U-Linsen, feinsandig, kiesig, schwach schluffig 1.70 Schluff, tonig 2.00 Schluff, schwach feinsandig 3.30 Schluff, feinsandig, schwach tonig, schwach humos 4.00 Schluff, stark feinsandig 4.40 Schluff, tonig, schwach organisch 5.40 Ton, schluffig 5.70 Schluff, feinsandig 7.30 Fein-Mittelkies, grobsandig, mittelsandig 9.70 Kies, sandig 12.00 Kies, schwach sandig Legende halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+200 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.26 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_2_200.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 2+300c 105,29 m 0.55 MuMu 1.50 mgS fm _ g fs 1.90 U fS 3.10 U fs´ 3.60 U t 5.00 G s 7.00 fmG s BK 2+300 107,13 m 5.10 (102.03) (30.05.2017) 5.30 (101.83) 0.10 Mutterboden (Grasnarbe)Mu 0.30 Kies, steinig (Schotter), schwach sandig 1.30 Sand, stark feinmittelkiesig 1.70 Mittelsand, kiesig, schwach schluffig 2.10 Schluff 2.70 Schluff, schwach feinsandig, schwach tonig 3.20 Schluff, schwach feinsandig 4.40 Schluff, schwach feinsandig, schwach humos, Wurzelreste 4.60 Schluff, stark feinsandig 5.10 Ton, schluffig 5.30 Mittelsand, grobsandig, schwach feinsandig, schwach feinkiesig 6.00 Fein-Mittelkies, sandig 7.30 Fein-Mittelkies, grobkiesig, schwach sandig 9.00 Mittelkies, grobkiesig, schwach sandig 12.00 Kies, sandig Legende halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+300 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.27 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_2_300.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 2+400c 105,55 m 3.80 (101.75) (30.03.2017) 0.40 MuMu 1.00 mgS fm _ g gs' 2.10 G s 2.90 U fs 4.30 U f _ s 6.00 fmG gs ms' 8.00 fmG gs ms' BK 2+400 107,12 m 5.30 (101.82) (31.05.2017) 5.70 (101.42) 0.20 Kies, sandig (Schotter), durchwurzelt 1.50 Kies + Sand 1.60 Fein-Mittelkies, sandig 1.80 mittelsandig, schwach kiesig, schwach schluffig, (U-Linsen) 3.00 Schluff, tonig, schwach feinsandig 4.10 Schluff, schwach feinsandig, schwach tonig 5.00 Schluff, schwach tonig, z.T. Wurzelreste 5.50 Schluff, stark feinsandig 5.60 Schluff + Feinsand 7.00 Fein-Mittelkies, sandig, schwach grobkiesig 8.00 Kies, sandig 12.00 Fein-Mittelkies, grobkiesig, sandig Legende fest halbfest - fest halbfest steif - halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+400 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.28 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_2_400.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 DPH 2+500 107,00 m 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm BS 2+500a 104,03 m 2.25 (101.78) 0.90 U fs fmg´ Ho-Re 2.10 T u 5.00 G s BS 2+500b 105,64 m 0.60 U fs (schwach durchwurzelt) 1.70 mG fs mgs 3.50 U fs´ 4.00 T u' 7.00 G s BS 2+500c 105,39 m 3.85 (101.54) 0.40 MuMu 1.60 fmG ms 2.50 U fs´ 3.20 U t 3.60 T u 3.90 U fS 6.00 fG mg mgs BK 2+500 107,06 m 5.70 (101.36) (01.06.2017) 0.20 Mu G s uMu 1.70 fmG _ s gg' 3.00 U t fs' 5.00 U _ t fs' 5.40 T u' o' 5.70 fS U 9.20 fmG _ s gg 10.00 G mgs 10.10 mgS fs 11.00 G mgs 11.20 gS fg ms 11.50 fmG gs gg' 11.75 G s u' 12.00 mgS _ g fs´ Legende halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif Bestand Station [m] [NHN] 10 2. 87 9 10 3. 56 4 10 3. 96 8 10 5. 59 1 10 6. 97 2 10 5. 71 1 10 4. 99 3 10 4. 88 2 -2 0. 00 0 -1 5. 00 0 -1 0. 00 0 -5 .0 00 0. 00 0 5. 00 0 10 .0 00 15 .0 00 104,87 104,07 104,48 1 BHW = 106,18 NHN i = 7,5 %krit AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 09.11.2017 09.11.2017 09.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.29 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_2_500.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 2+600c 105,51 m 3.92 (101.59) 0.60 fmG s u (schwach durchwurzelt) 1.10 mS fg' fs u (U-Li) 3.00 G _ s u' 3.60 T u 3.90 T u' 6.00 fmG gs ms' BK 2+600 107,04 m 5.60 (101.44) (06.06.2017) 5.70 (101.34) (02.06.2017) 0.20 Mutterboden (+ Steine, Schotter, sandig, schluffig) Mu 1.00 Fein-Mittelkies, grobkiesig, stark sandig 1.40 Kies, sandig 1.70 Schluff, kiesig 3.00 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig 3.80 Schluff, stark feinsandig, schwach humos 4.30 Schluff, schwach tonig 4.60 Schluff, schwach feinsandig, schwach humos 5.20 Schluff, schwach tonig, S-Bänder 5.70 Ton, stark schluffig, organisch 6.00 Fein-Mittelkies + Sand 7.60 Kies, sandig 12.00 Kies, schwach sandig Legende halbfest - fest halbfest steif AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+600 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.30 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_2_600.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 2+800c 105,13 m 4.30 (100.83) 0.30 MuMu 1.70 fmG _ s u' (U-Li) 4.00 U t o´ T-Bänder 4.70 U f _ s 5.80 fmG s u 7.00 G s u' BK 2+800 106,80 m 6.00 (100.80) (08.06.2017) 6.00 (100.80) (07.06.2017) 0.10 MutterbodenMu 0.30 Kies, sandig, schwach schluffig, U-Linsen 0.90 Kies, stark mittelsandig, schwach grobsandig 1.10 Mittelsand, kiesig, schwach grobsandig 1.50 Fein-Mittelkies, mittelsandig, schwach grobkiesig 1.60 Feinmittelsand, kiesig, schwach schluffig, schwach grobsandig 2.10 Schluff, tonig 4.90 Schluff, schwach tonig, schwach humos 5.20 Schluff, tonig, Schalenreste 5.70 Ton, schwach schluffig 6.00 Feinsand, schwach mittelsandig, stark schluffig 6.80 Fein-Mittelkies, sandig, schwach schluffig 9.80 Fein-Mittelkies, grobkiesig, schwach sandig 12.00 Kies Legende halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 10.09.2019 10.05.2019 10.05.2019 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+800 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.32 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_2_800.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 2+900c 105,13 m 0.40 MuMu 2.00 G m _ s fs 4.00 T u 4.90 fmS fmg' u' 6.00 G s 7.00 fmG s BK 2+900 106,81 m 6.50 (100.31) (08.06.2017) 0.20 Mutterboden + Kies, steinig (Schotter) Mu 1.20 Sand, stark kiesig 1.60 Feinmittelsand, (U-Linsen), kiesig, schwach grobsandig, schwach schluffig 1.80 Sand, schwach kiesig 2.70 Schluff, schwach schluffig, schwach tonig 4.20 Schluff, schwach feinsandig, schwach humos 5.00 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig 5.40 Ton, schluffig 6.00 Feinmittelsand 6.50 Mittelsand, feinsandig, schwach schluffig 7.00 Fein-Mittelkies, sandig 8.00 Fein-Mittelkies, stark sandig, grobkiesig 8.70 Fein-Mittelkies, grobkiesig 11.50 Kies, sandig 12.00 Fein-Mittelkies, grobkiesig Legende fest steif - halbfest steif AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+900 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.33 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_2_900.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 DPH 3+000 106,72 m+NHN 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm BS 3+000d 104,15 m+NHN 0.10 Asphalt 0.30 A fmG _ s u A 0.50 A U _ s g A 1.50 U t 2.40 U t h' g' 2.80 T u 3.10 T o' u' 3.40 T u 4.20 fmS u (U-Li) 5.50 fmG s BS 3+000a 103,23 m+NHN 0.50 MuMu 1.50 U fs 2.10 U fs t' 3.80 fmS u' 4.90 fmG s u' 6.00 G s BS 3+000b 105,21 m+NHN 0.60 U s g 1.30 G ms gs' 2.50 U fs 3.70 T u 5.00 fmS u' (U-Li) 7.00 fmG mgs BS 3+000c 105,10 m+NHN 4.86 (100.24) 0.40 MuMu 1.80 G fm _ s gs 3.10 U fs 3.70 T u o' 5.00 fmS u' (U-Li) 8.00 fmG s BK 3+000 106,77 m+NHN 6.50 (100.27) (12.06.2017) 0.20 G(Schotter) _ s u' 1.40 fmG _ s gg 1.60 fS _ u g' 1.75 mS fs gs' u' (U-Li) 2.10 U t 2.30 S _ g 4.70 U t' fs´ 5.40 T o 5.70 fS _ u 6.00 fmS 6.35 U f _ s S-Bä 6.70 fmS u' 6.90 fmS _ u Wechsellagerung 8.15 fmG s gg 8.40 fmS u' 9.90 fmG s gg 11.00 G s' 11.20 mgS u' fs 12.00 G s (U-Li bei 11, 75 m) Legende halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich breiig - weich 104,83 10 2. 76 3 10 3. 45 5 10 3. 41 6 10 5. 26 4 10 6. 68 1 10 5. 34 1 10 4. 74 4 10 4. 52 0 10 4. 31 3 -2 0. 00 0 -1 5. 00 0 -1 0. 00 0 -5 .0 00 0. 00 0 5. 00 0 10 .0 00 15 .0 00 20 .0 00 Bestand Station [m] [NHN] BHW = 106,11 NHN i = 7,5 %krit AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 09.11.2017 09.11.2017 09.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+000 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.34 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_3_000.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 3+100c 104,96 m 0.40 S fmg u' (schwach durchwurzelt) 1.70 fmS _ g u' (U-Li) 2.90 U fs h´ 4.20 fS _ u 5.60 G fms 7.00 fmG ms gs BK 3+100 106,75 m 6.50 (100.25) (12.06.2017) 0.10 MutterbodenMu 0.30 Kies + Steine (Schotter), sandig, durchwurzelt 1.30 Kies, mittelsandig, schwach grobsandig 1.40 Feinmittelsand, kiesig 2.00 Schluff, schwach feinsandig 4.30 Schluff, feinsandig 4.60 Schluff, tonig, schwach organisch 5.50 Feinsand, schwach mittelsandig, schluffig, schwach humos 5.60 Feinmittelsand, kiesig, schwach schluffig 5.80 Mittelsand, feinmittelkiesig 7.00 Fein-Mittelkies, sandig, schwach schluffig, (U-Linsen) 8.00 Fein-Mittelkies, sandig 12.00 Kies, schwach sandig Legende fest halbfest - fest halbfest steif - halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+100 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.35 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_3_100.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 3+200c 105,02 m 0.50 MuMu 1.70 fmG m _ s gs' fs´ 2.90 U t fs´ 3.80 T u o´ 4.70 fmS u (U-Li) fs´ 6.30 mS gs fg' 8.00 S fg mg' BK 3+200 106,72 m 6.30 (100.42) (13.06.2017) 0.10 MutterbodenMu 0.30 Kies (Schotter), feinmittelsandig, schwach feinmittelkiesig 1.40 Fein-Mittelkies, sandig 1.50 Schluff, schwach tonig, schwach humos, feinsandig 2.50 Schluff, schwach feinsandig 3.00 Schluff, schwach tonig 3.10 Grobkies, schluffig, (Sandstein-Bruch) 4.40 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig, schwach humos 5.00 Schluff, stark tonig 5.40 Schluff, schwach tonig 5.70 Schluff, schwach feinsandig 6.00 Mittelsand, stark feinsandig 6.30 Feinsand, mittelsandig, schwach schluffig 8.00 Sand, feinkiesig, schwach mittelkiesig 9.70 Fein-Mittelkies + Sand 12.00 Kies, schwach sandig Legende halbfest steif - halbfest steif weich - steif AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+200 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.36 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_3_200.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 84.0 86.0 88.0 90.0 92.0 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BS 3+400c 105,63 m 5.16 (100.47) (04.04.2017) 0.40 MuMu 1.90 fmG gg' s' 3.50 U t 4.80 T u 5.80 fmS _ u 8.00 fmS _ g u (U-Li) BK 3+400 106,76 m 6.20 (100.56) (19.06.2017) 0.10 MutterbodenMu 0.30 Kies + Steine, sandig (Schotter), Wurzelreste 1.40 Sand, kiesig, Wurzelreste 1.50 Schluff, feinsandig, schwach kiesig 1.60 Sand, schwach kiesig 2.20 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig 4.40 Schluff, feinsandig, schwach tonig 6.00 Ton, schluffig 6.10 Schluff, feinsandig 6.90 Mittelsand, feinsandig 7.20 Schluff, stark feinsandig 8.00 Sand, schluffig, (U-Linsen) 8.30 Feinmittelsand, schluffig, (U-Linsen), schwach kiesig 9.00 Kies, sandig, schwach schluffig 10.80 Kies, sandig 13.40 Kies, schwach grobsandig 14.20 Kies, stark sandig 15.10 Mittel-Grobsand, schwach feinsandig 16.00 Sand, feinmittelkiesig 16.50 Sand, feinmittelkiesig, schwach tonig, Ton-Linsen 17.40 Mittel-Grobsand, feinsandig, schwach feinkiesig 19.50 Mittel-Grobsand, feinkiesig 20.30 Mittelsand, grobsandig, schwach feinsandig 22.00 Sand, kiesig 22.50 Kies, stark sandig Legende halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+400 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.38 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_3_400.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 DPH 3+500 106,67 m+NHN 0 10 20 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm BS 3+500a 103,94 m+NHN 4.02 (99.92) (04.04.2017) 0.80 MuMu 1.80 fmG _ s u' U-Li 2.50 U t' fs´ 3.30 U f _ s 4.50 T u 5.80 T u 8.00 fmG s _ t BS 3+500b 105,44 m+NHN 0.30 MuMu 1.00 fmG _ s 2.00 U fs´ 3.10 U f _ s 4.30 U f _ s 5.50 T u o´ 6.60 T u' o´ 7.80 T fmg' 10.00 fmG _ t s BS 3+500c 105,52 m+NHN 3.88 (101.64) (04.04.2017) 0.30 MuMu 2.20 fmG _ s 3.10 mS g u U-Li 3.80 U fs 4.70 fS ms _ u 6.00 T u o´ 8.00 T u 10.00 fmG _ t s BS 3+500d 104,02 m+NHN 2.37 (101.65) (04.04.2017) 2.20 mS _ g fs 3.30 U f _ s ms 6.00 T u o´ 7.40 T u o´ g' 10.00 fmG u s BS 3+500e 103,43 m+NHN 1.60 (101.83) (27.04.2017) 1.00 G s 1.90 G s 2.20 U t h (Pflanzenreste) 2.50 G gs' ms' 3.50 T u 4.20 T u' h´ (Pflanzenreste) 5.20 T u' o´ 5.90 S _ u g' (U-Li) 6.10 T u' o´ 7.00 G gs' BK 3+500 106,65 m+NHN 6.90 (99.75) (21.06.2017) 0.25 G (Schotter) s' 1.40 G _ s 2.00 S g u' U-Li (Stein bei 1,80m) 2.35 X g s u' Schlackereste 2.70 U t fs' 3.90 U fs 4.00 mS fs u' 4.30 U f _ s 5.00 U f _ s t' 5.25 U fS 5.70 U f _ s 6.10 U t fs' 6.60 U t 8.65 T o h (Pflanzenreste) 9.00 G s' 9.30 mgS u U-Li z.T. KV 11.00 fmG s gg 11.40 mgS fg mg' 12.00 fmG s gg Legende halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich breiig - weich 10 3. 09 1 10 3. 98 6 10 4. 74 1 10 6. 58 8 10 5. 49 1 10 5. 32 2 10 3. 96 6 10 3. 71 0 -1 5. 00 0 -1 0. 00 0 -5 .0 00 0. 00 0 5. 00 0 10 .0 00 15 .0 00 20 .0 00 103,26 103,54 Bestand Station [m] [NHN] BHW = 106,03 NHN i = 7,5 %krit AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 09.11.2017 09.11.2017 09.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.39 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_3_500.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BS 3+600c 105,23 m 0.30 U s fmg, (schwach durchwurzelt) 4.50 fmG fms u 8.00 fmG mgs BK 3+600 106,70 m 7.62 (99.08) (27.04.2017) 8.60 (98.10) (26.04.2017) 1.00 Kies, sandig 4.80 Schluff, stark sandig 5.40 Feinmittelsand, kiesig, schwach schluffig, (U-Linsen) 7.00 Fein-Mittelkies, mittelsandig, schwach grobsandig 9.00 Kies, sandig, schwach schluffig 12.00 Kies, schwach sandig Legende steif - halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+600 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.40 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_3_600.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 92.0 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BS 3+700c 104,88 m 4.68 (100.20) 0.30 MuMu 0.60 fmG _ s u' (z.T. verbacken) 2.50 fmG mgs gg' 2.80 U fs t' fg' 3.40 U t fs´ 6.00 T u 7.80 U fs t 10.00 fmG u mgs BK 3+700 106,62 m 6.70 (99.92) (26.04.2017) 11.00 (95.62) (25.04.2017) 0.70 Kies, sandig, schwach steinig 1.00 Kies, mittelsandig 2.50 Feinmittelsand, stark schluffig, schwach feinkiesig 3.00 Schluff, stark feinsandig, S-Bänder, schwach mittelsandig 5.00 Schluff, stark feinsandig, schwach organisch 7.50 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig 8.50 Schluff, stark feinsandig 10.80 Ton, schluffig 11.00 Kies, sandig, schwach schluffig, (U-Linsen) 13.00 Kies, mittelgrobsandig 15.00 Mittel-Grobsand, schwach kiesig Legende steif weich - steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+700 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.41 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_3_700.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BS 3+800c 104,88 m 0.30 fmG s u' h´ (schwach durchwurzelt) 1.50 fmG mgs fs´ 2.30 U fs fg' 4.00 fmG gg' mgs 6.00 fmG gs ms' BK 3+800 106,62 m 7.50 (99.12) (25.04.2017) 8.00 (98.62) (21.04.2017) 0.30 Mutterboden + SchotterMu 1.30 Kies, mittelsandig 2.50 Schluff, schwach tonig, schwach feinsandig 3.50 Feinmittelsand, stark schluffig, (U-Linsen) 4.00 Schluff, stark feinsandig 7.60 Fein-Mittelkies, grobkiesig, sandig 12.00 Kies, schwach sandig Legende fest halbfest steif - halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+800 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.42 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_3_00.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 92.0 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BS 3+900c 104,91 m 0.50 S fmg u' h´ (schwach durchwurzelt) 1.70 fmG mgs 2.50 U s fg mg' 4.00 mS fmg fs' 4.60 fmG _ s 6.00 fmG mgs BK 3+900 106,47 m 7.80 (98.67) (20.04.2017) 8.00 (98.47) (20.04.2017) 1.00 Kies, stark sandig (z.T. Schotter) 2.25 Schluff, feinsandig 5.00 Kies, sandig 6.00 Fein-Mittelkies, stark sandig 7.00 Kies, sandig 9.30 Kies, schwach sandig 10.00 Sand, schluffig, (U-Linsen), kiesig 12.70 Mittelsand, grobsandig, schwach feinsandig, schwach kiesig 13.00 Sand, kiesig 15.00 Kies, schwach grobsandig Legende steif weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+900 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.43 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_3_900.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 m+NHN 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 DPH 4+000 106,45 m+NHN 0 10 20 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 21 Schlagzahlen je 10 cm BK 4+000 106,48 m+NHN 8.00 (98.48) (19.04.2017) 0.10 G s u 0.80 G _ s 1.20 G _ s u' 1.50 fmS u g 2.20 fmG _ s u 2.40 fmG s 3.15 G s u (U-Bänder) 4.50 G mg _ s 4.80 U f _ s h 5.10 fmS u 7.50 fmG _ s gg' 7.70 mS gs' u' 8.00 fS ms u' 8.40 G s 9.00 S _ g 9.40 G S 10.00 mgS _ g 12.00 fmG s gg' BS 4+000a 104,20 m+NHN 0.80 U f _ s g' 1.50 fmG s u (U-Li) 2.50 U fS fg' 4.20 fmG 6.00 S u' (U-Li) Ho-Re BS 4+000b 105,20 m+NHN 0.50 U f _ s fg' 1.00 G _ s u (U-Li) 2.00 U fs 3.30 U f _ s 4.10 fmS u' (U-Li) 6.00 fmG mgs 8.00 fmG _ s BS 4+000c 104,80 m+NHN 0.50 S _ u fmg (schwach durchwurzelt) 1.50 fmG m _ s fs 3.00 U fs 4.50 fmG gg' mgs 6.00 fmG gg' mgs BS 4+000d 102,75 m+NHN 3.90 (98.85) 0.20 MuMu 0.90 U fs 1.30 fmS u' (U-Li) 3.30 fmG _ s gg' 4.30 G gs 4.60 fmS u' g' 5.00 G gs Legende halbfest - fest halbfest -1 7. 92 8 -1 3. 88 4 -1 2. 58 2 -1 0. 44 5 -9 .0 88 -6 .5 02 -3 .4 24 -0 .8 59 0. 00 0 0. 54 9 1. 42 0 4. 02 6 5. 78 5 6. 46 1 6. 99 3 9. 23 1 10 .5 10 11 .9 67 14 .3 55 17 .8 30 19 .7 94 10 3. 17 4 10 3. 19 6 10 3. 53 7 10 3. 96 2 10 3. 99 0 10 4. 22 2 10 5. 45 6 10 6. 49 3 10 6. 47 9 10 6. 47 0 10 6. 46 7 10 5. 46 7 10 4. 86 8 10 4. 81 0 10 4. 62 9 10 4. 52 4 10 4. 49 1 10 4. 42 8 10 4. 32 9 10 3. 30 9 10 2. 73 8 i = 7,5 %krit Bestand Station [m] [NHN] BHW = 105,91 NHN AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 16.11.2017 16.11.2017 16.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+000 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.44 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_4_000.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BS 4+100c 104,63 m 0.30 MuMu 1.60 mS _ g gs 4.00 U f _ s fmg 4.70 fmS u' (U-Li) 6.00 mS _ g gs BK 4+100 106,52 m 7.60 (98.92) (13.04.2017) 8.00 (98.52) (13.04.2017) 1.70 Sand, stark kiesig, schwach steinig, (Sst) 2.00 Schluff, stark feinsandig 3.00 Fein-Mittelkies, stark sandig 4.00 Feinmittelsand, kiesig, schwach grobsandig, schwach schluffig 7.00 Mittelsand, stark feinmittelkiesig, schwach grobsandig 8.00 Kies, sandig 12.00 Kies, schwach grobsandig Legende fest halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+100 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.45 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_4_100.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BS 4+300d 104,26 m+NHN 4.90 (99.36) 0.20 MuMu 0.40 U f _ s g 1.00 G s 1.80 U s o' 2.50 U f _ s 3.50 fmS 4.30 mS fs g' 5.00 fmG _ s BS 4+300 104,32 m+NHN 4.90 (99.42) (27.04.2017) 4.90 (99.42) (27.04.2017) 0.60 U s' t' 1.30 G (=Schotter) u s 1.80 U f _ s g' 2.40 G (=Sst-Bruch) s' u (U-Li) 3.30 fS _ u ms fg' 4.50 fmG s 6.00 fmG s BS 4+300a 104,25 m+NHN 0.50 MuMu 2.10 G _ s u (U-Li) 3.70 fmS u' (U-Li) 6.00 fmG mgs BS 4+300c 104,69 m+NHN 0.40 MuMu 2.00 fmG u (U-Li) 3.00 fmS _ u U-Li 4.10 fmS fg' 5.50 fmG _ s 7.00 G s BK 4+300 106,41 m+NHN 7.30 (99.11) (12.04.2017) 8.00 (98.41) (12.04.2017) 0.80 S g x' (Sst) 2.00 S _ g u' 4.00 G S 5.00 mS fs fg' 7.40 mS _ g fs´ gs' 8.10 G s 12.00 G s' -1 7. 08 7 -1 5. 94 6 -1 0. 11 9 -9 .8 55 -6 .1 24 -1 .7 15 -1 .2 77 0. 00 0 1. 27 7 4. 99 8 5. 23 9 6. 41 7 6. 69 1 9. 97 4 12 .1 02 14 .5 72 15 .9 26 18 .4 79 18 .7 46 22 .6 58 10 1. 04 9 10 1. 58 7 10 4. 34 6 10 4. 35 2 10 4. 35 0 10 6. 27 8 10 6. 41 0 10 6. 41 9 10 6. 42 7 10 5. 04 8 10 4. 96 5 10 4. 74 6 10 4. 54 6 10 4. 50 7 10 4. 52 0 10 4. 51 4 10 4. 14 0 10 4. 18 8 10 4. 18 8 10 4. 22 4Bestand Station [m] [NHN] BHW = 105,78 NHN i = 7,5 %krit AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 16.11.2017 16.11.2017 16.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+300 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.47 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_4_300.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0BS 4+350 104,36 m 0.50 U fs 1.30 G (=Schotter, Ziegelreste) s u 2.00 G (=Sst-Bruch) 3.10 G _ s 4.50 fmG s u' 6.00 fmG gg' mgs´ Damm-km 4+360 BS 4+400c 104,76 m 0.50 MuMu 1.50 S fmg u 2.00 fmG S u Sst-Bruch 3.50 fmG s u' (U-Li) 4.20 U fs t' 5.50 G s 7.00 G gs' BK 4+400 106,47 m 7.00 (99.47) (11.04.2017) 0.60 Sand, kiesig 1.30 Kies, stark feinmittelsandig 1.50 Schluff, stark sandig, kiesig, verbacken 7.00 Fein-Mittelkies + Sand 9.60 Kies, sandig 12.00 Kies, schwach sandig Legende fest halbfest - fest weich AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+400 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.48 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_4_400.bop 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 DPH 4+500 106,59 m+NHN 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm BK 4+500 106,58 m+NHN 7.30 (99.28) (19.04.2017) 8.00 (98.58) (18.04.2017) 0.20 G (Schotter) s u' 0.50 fS _ u 0.70 fmG ms fs 0.80 S _ u g 1.10 U f _ s o' 3.60 fmG _ s 3.65 U f _ s 4.00 fmS u' 4.50 fmG s 5.00 mS u' U-Li 5.30 mS fs g' 6.60 mS gs' fg' 9.60 fmG s gg' 10.20 mG f _ g gg s' 10.30 fG mg 10.50 mG gg fg' 10.70 G gs 12.00 fmG gg' s BS 4+500b 105,70 m+NHN 0.50 Mu Mu 1.60 G _ u s 3.10 fmG mgs 4.00 fmS u' U-Li 5.30 mS fs fg' 6.60 fmG _ s 8.00 G s BS 4+500d 104,50 m+NHN 0.40 MuMu 1.20 G s 1.90 S _ fmg u' U-Li 2.50 mS gs' 4.00 mS fs gs' 5.00 fmG mgs 104,82 m+NHN 0.50 A U s t' A 1.20 A X _ u Sst-Schotter A 1.70 U fS g' 3.20 G s 4.00 mS u U-Li BS 1a / E 8011a BS 4+500c/SPSE 104,83 m+NHN 0.40 A S _ g uA 0.80 U f _ s g' 1.40 S _ g u' 1.70 U f _ s 2.30 S g u' 4.00 fS mS gs' u' BS 1c / E 8011a Legende halbfest - fest halbfest steif naß BHW = 105,63 NHN -2 0. 29 1 10 3. 74 7 Bestand Station [m] [NHN] 10 3. 86 8 10 4. 58 4 10 4. 96 0 10 4. 96 7 10 5. 04 6 10 6. 15 8 10 6. 52 7 10 6. 49 9 10 6. 47 7 10 6. 46 7 10 5. 32 6 10 5. 12 5 10 4. 96 2 10 4. 93 6 10 4. 74 6 10 4. 70 8 10 4. 68 2 10 4. 49 1 10 4. 46 4 10 4. 00 4 10 3. 95 7 10 3. 96 6 10 3. 96 1 10 3. 96 4 10 3. 95 9 10 3. 95 6 10 3. 94 3 10 3. 94 2 10 3. 93 1 10 3. 92 8 -1 1. 20 9 -9 .4 78 -8 .7 09 -7 .5 21 -4 .6 39 -1 .9 71 -0 .9 96 0. 00 0 0. 79 2 1. 14 9 4. 24 8 4. 78 7 6. 29 6 6. 54 2 6. 69 6 7. 22 1 10 .2 38 13 .7 02 14 .2 56 15 .9 55 16 .1 65 16 .7 44 17 .0 24 18 .1 74 18 .6 94 19 .8 28 i = 7,5 %krit BS 4+500a/SPSE AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 16.11.2017 16.11.2017 16.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.49 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_4_500.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BS 4+600c 104,76 m 0.40 MuMu 0.80 G s u' (U-Li) 1.30 fmG _ s 1.60 U fs´ 2.50 G mgs 3.40 G mgs u' (U-Li) 4.10 fmS u' (U-Li) 6.00 fmG mgs BK 4+600 106,47 m 6.70 (99.77) (06.04.2017) 7.50 (98.97) (06.04.2017) 1.00 Fein-Mittelkies, stark sandig, schwach humos 1.30 Schluff, stark feinsandig 2.00 Kies, stark feinmittelsandig, schwach grobsandig 4.00 Kies, sandig 5.60 Schluff, stark sandig, schwach kiesig 6.00 Mittelsand, feinsandig, schwach kiesig 8.00 Fein-Mittelkies, sandig, schwach grobkiesig 12.00 Fein-Mittelkies, sandig Legende fest halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+600 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.50 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_4_600.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BS 4+700c 104,79 m 0.30 MuMu 0.80 fmG mgs U-Li Schotter 2.00 G _ s 2.80 G s 4.00 fS ms u' (U-Li) 6.00 fmG mgs BK 4+700 106,40 m 6.35 (100.05) (05.04.2017) 7.00 (99.40) (05.04.2017) 1.00 Kies, stark sandig 1.20 Schluff, schwach feinsandig 4.30 Kies, stark sandig 5.00 Feinmittelsand, schwach kiesig 6.00 Kies, stark mittelsandig, feinsandig, grobsandig 8.00 Kies, stark sandig 12.00 Kies, schwach grobsandig Legende halbfest AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+700 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.51 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_4_700.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 4+800 106,37 m+NHN 5.88 (100.49) (04.04.2017) 6.00 (100.37) (04.04.2017) 0.10 G _ s u' 0.70 G _ s u' U-Li 0.85 T u 2.40 G _ s 2.60 U f _ s ms' 3.40 fmG _ s 3.70 T u s (S-Bä) o' 4.50 G _ s 4.80 fmS u U-Li 5.00 mS 5.30 S _ g u 5.50 S fmg 6.80 mS fs' fmg' 8.20 fmG _ s 12.00 fmG s gg BS 4+800a 103,56 m+NHN 0.70 U fs fmg´ 2.20 G s u' (U-Li) 2.90 U fS 3.80 mS fs gg' 6.00 mgS fm _ g BS 4+800b 105,01 m+NHN 1.20 U S fg' 2.00 G mgs 3.30 fmG gg' mgs 4.90 fS _ u ms' 6.00 fmS g u' 8.00 mgS fm _ g gg' BS 4+800c 104,78 m+NHN 4.35 (100.43) 0.70 U f _ s g (schwach durchwurzelt) 2.10 G _ s u (z.T. Sst-Bruch) 3.60 mG fg mgs 4.70 fmS g' u' (U-Li) 7.00 fmG g _ s ms Legende halbfest - fest halbfest steif - halbfest weich BHW = 105,48 NHN Fl ur st üc ks gr en ze -1 9. 02 7 10 2. 10 3 Fl ur st üc ks gr en ze Fl ur st üc ks gr en ze Bestand Station [m] [NHN] 10 2. 26 6 10 2. 98 1 10 3. 49 8 10 3. 62 0 10 3. 71 9 10 5. 18 3 10 6. 32 6 10 6. 33 5 10 6. 32 9 10 5. 63 2 10 4. 81 1 10 4. 75 4 10 4. 71 3 10 4. 50 2 10 4. 46 9 10 4. 44 2 10 4. 40 2 10 4. 38 4 10 4. 33 4 10 4. 15 8 10 3. 90 4 10 3. 92 9 10 3. 92 8 10 3. 93 1 10 3. 92 9 10 3. 90 7 10 3. 89 3 10 3. 39 2 1 02 .9 77 10 4. 51 3 10 6. 55 0 -1 4. 17 8 -1 2. 84 3 -1 2. 08 0 -9 .5 77 -7 .4 09 -3 .8 39 -1 .1 38 0. 00 0 1. 13 3 2. 99 4 5. 34 5 6. 01 4 6. 70 9 6. 94 8 8. 55 0 10 .3 71 12 .4 09 12 .6 79 14 .5 93 15 .3 27 16 .2 41 16 .7 85 17 .1 67 19 .1 47 21 .8 31 22 .2 25 22 .8 38 24 .0 97 -1 4. 17 8 -1 2. 84 3 -1 2. 08 0 -9 .5 77 -7 .4 09 -3 .8 39 -1 .1 38 0. 00 0 1. 13 3 2. 99 4 5. 34 5 6. 01 4 6. 94 8 8. 55 0 10 .3 71 12 .4 09 12 .6 79 14 .5 93 15 .3 27 16 .2 41 16 .7 85 17 .1 67 19 .1 47 21 .8 31 22 .2 25 22 .8 38 24 .0 97 i = 7,5 %krit AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 16.11.2017 16.11.2017 16.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+800 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.52 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_QP_4_800.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH m+NHN 94.0 96.0 98.0 100.0 102.0 104.0 106.0 BS 4+900c 104,78 m 0.50 G _ s u Wu-Re gg (=Schotter) 1.60 fmG _ s u' 2.00 gG (Sst-Bruch) u' 2.30 G _ s u 2.80 G u s 3.90 fmS u (U-Li) 5.10 mS 7.00 fmS u' fg' BK 4+900 106,39 m 6.40 (99.99) (04.04.2017) 8.00 (98.39) (04.04.2017) 0.10 MutterbodenMu 1.00 Schluff, tonig, schwach feinsandig, schwach kiesig 2.00 Kies, stark sandig 5.00 Kies, sandig 6.00 Sand, stark kiesig, schwach schluffig, (U-Linsen) 7.00 Mittelsand, feinsandig, schwach grobsandig 10.00 Sand, kiesig 12.00 Kies, schwach grobsandig Legende steif AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+900 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.1.53 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_ZP_4_900.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH B 10 B 10 B 10B 10 Willich 0+100 0+200 0+300 0+400 0+5 00 0+000 0-100 Maxau am Rhein BK 0+000 BK 0+400 BK 0+ 50 0/ D PH BK 0+200 BK 0+100 BK 0+300 BS 0+ 50 0a BS 0+ 50 0b BS 0+ 50 0c BS 0+ 50 0d BS 0+ 50 0e BS 0+300c BS 0+100 BS 0+200 BS 0+400cBS 0+400c AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 0+000 - 0+500 KS KS JS 01.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.2 E 8580a AlterRheinhafen Mitscherlichstraße 0+500 0+600 0+700 0+800 0+900 1+000 Sch 4 Sch 5 Sch 6 BK 0+500/DPH BK 0+800 BK 0+840 BK 1+000/DPH BK 0+700 BK 0+600 BS 0+500a BS 0+500b BS 0+500c BS 0+500d BS 0+500e BS 0+600c BS 0+840c BS 0+840a BS 0+900c BS 1+000a BS 1+000b BS 1+000c BS 1+000d BK 0+900 Dammscharte Dammscharte Gleisdurchfahrt Horizontalbrunnen Sch 7.1 Sch 8.2 Sch 8.1 Sch 7.2DPH 6 DPH 1.2 DPH 1.1 DPH 2.1 Sch 2.1 Sch 2.1-1 DPH 4 DPH 5 DPH 3.2 DPH 3.1 Sch 3.1 Sch 3.2 Sch 2.2 Sch 2.2-1 Sch 1.1/Sch 1.2 3065 A Maxau GWM AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 0+500 - 1+000 KS KS JS 20.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.3 E 8580a Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Steinwiesen1+000 1+100 1+200 1+300 1+400 1+500 BK 1 +000 /DPH BK 1+10 0 BK 1 +200 BK 1+30 0 BK 1 +400 BK 1 +500 /DPH BS 1 +000 a BS 1 +000 b BS 1 +000 c BS 1 +100 c BS 1 +100 d BS 1 +200 c BS 1 +300 c BS 1 +400 c BS 1 +400 d BS 1 +500 a BS 1 +500 b BS 1 +500 c BS 1 +500 d AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 1+000 - 1+500 KS KS JS 20.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.4 E 8580a Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kehl Alter Pionierhafen Dea-Scholven-Straße W aglach 1+500 1+ 60 0 1+ 700 1+8 00 1 +900 2+000 BK 1 +500 /DPH BK 1 +540 /DPH BK 1 +700 BK 1 +800 BK 1 +900 BK 2 +000 /DPHBS 1+ 500a BS 1 +500 b BS 1 +500 c BS 1 +500 d BS 1 +540 a BS 1 +540 b BS 1 +540 c BS 1 +540 d BS Scharte BS 1 +560 Scha rte BS 1 +700 c BS 1 +800 c BS 1 +900 c BS 2 +000 a BS 2 +000 b BS 2 +000 d KB 2 +000 BS 2 +000 c D am m sc ha rte Planung 2. Rheinbrücke nachrichtlich übernommen BK 1 +600 BS 1 +600 c AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 1+500 - 2+000 KS KS JS 20.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.5 E 8580a Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Dea-Scholven-StraßeDea-Scholven-Straße 2+000 2+100 2+ 20 0 2+400 2+500 9,06 18,19 0,09 2+300 BK 2+0 00/D PH BK 2+1 00 BK 2+2 00 BK 2+3 00 BK 2+4 00 BK 2+5 00/D PH BS 2+0 00a BS 2+0 00b BS 2 +00 0d BS 2 +10 0c BS 2 +20 0c BS 2+3 00c BS 2 +40 0c BS 2 +50 0a BS 2+5 00b BS 2+5 00c KB 2+0 00BS 2+0 00c KB 2+5 00 335 0 O MW Karl sruh e GW M AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 2+000 - 2+500 KS KS JS 20.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.6 E 8580a Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Unterwald Am Ölhafen Brendelheck Am Ölhafen 2+500 2+600 2 +700 2+80 0 3+000 9,88 13,77 2+9 00 BunkerBK 2+5 00/ DP H BK 2+6 00 BK 2+7 00 BK 2+8 00 BK 2+9 00 BK 3+0 00/ DP H BS 2+5 00a BS 2+5 00b BS 2+5 00c BS 2+7 00c BS 2+8 00c BS 2+9 00c BS 3+0 00a BS 3+0 00b BS 3+0 00dBS 2+6 00cKB 2+5 00 KB 3+0 00BS 3+0 00c Horizontalbrunnen AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 2+500 - 3+000 KS KS JS 20.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.7 E 8580a Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Am Ölhafen Unterwald Geusen Unterwald Rasengitter Rasengitter 3 +000 3+ 100 3+200 3+400 3+500 10,46 13,38 0,27 26,06 3 + 300 BK 3+0 00/ DP H BK 3+1 00 BK 3+2 00 BK 3+3 00 BK 3+4 00 BK 3+5 00/ DP H BS 3+0 00a BS 3+0 00b BS 3+0 00d BS 3+1 00c BS 3+2 00c BS 3+3 00c BS 3+4 00c BS 3+5 00a BS 3+5 00b BS 3+5 00d BS 3+5 00e KB 3+0 00BS 3+0 00c KB 3+5 00 BS 3+5 00c AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 3+000 - 3+500 KS KS JS 20.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.8 E 8580a Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Unterwald Am Ölhafen 3+500 3+600 3+70 0 3 +8 00 3+900 4+000 BK 3+ 50 0/D PH BK 3+ 60 0 BK 3+ 70 0 BK 3+ 80 0 BK 3+ 90 0 BK 4+ 00 0/D PH BS 3+ 50 0a BS 3+ 50 0b BS 3+ 50 0d BS 3+ 50 0e BS 3+ 60 0c BS 3+ 70 0c BS 3+ 80 0c BS 3+ 90 0c BS 4+ 00 0a BS 4+ 00 0b BS 4+ 00 0c BS 4+ 00 0d KB 3+ 50 0 BS 3+ 50 0c KB 4+ 00 0 33 53 A O MW GW M AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 3+500 - 4+000 KS KS JS 20.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.9 E 8580a Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Am Ölhafen 1,40 1,2 8 5,41 3,48 3,96 12,66 13,93 1,15 8,99 3,77 12,93 13,04 2,43 4+000 4+100 4+ 200 4 +4 00 4+500 12,65 13,94 0,20 11,99 4 +3 00 BK 4+ 00 0/D PH BK 4+ 10 0 BK 4+ 20 0 BK 4+ 30 0 BK 4+ 40 0 BK 4+ 50 0/D PH BS 4+ 00 0a BS 4+ 00 0b BS 4+ 00 0c BS 4+ 00 0d BS 4+ 10 0c BS 4+ 20 0 BS 4+ 20 0a BS 4+ 20 0c BS 4+ 30 0 BS 4+ 30 0a BS 4+ 30 0c BS 4+ 30 0d BS 4+ 35 0 BS 4+ 40 0c BS 4+ 50 0a BS 4+ 50 0b BS 4+ 50 0c BS 4+ 50 0d KB 4+ 00 0 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 4+000 - 4+500 KS KS JS 20.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.10 E 8580a Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Am Ölhafen Am Ölh afe n 4+500 4+600 4+700 4+900 5+000 11,05 14,10 0,06 3,42 4+800 BK 4+ 50 0/D PH BK 4+ 60 0 BK 4+ 70 0 BK 4+ 80 0 BK 4+ 90 0 BS 4+ 50 0a BS 4+ 50 0b BS 4+ 50 0c BS 4+ 50 0d BS 4+ 60 0c BS 4+ 70 0c BS 4+ 80 0a BS 4+ 80 0b BS 4+ 80 0c BS 4+ 90 0cKB 4+ 80 0 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. PLANINHALT FREIGEGEBEN Projekt: Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 AG-Dokumenten Nr. Anlage: OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Herzog+Partner GmbH Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka@herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Zeichnungsnummer: IGK_XXVII-L2-Lageplan_Erkundung.dwg Plangröße: Datei: Höhensystem Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Damm-km 0+000 - 4+959 Los 2 Lageplan geotechnische Erkundung Damm-km 4+500 - 5+000 KS KS JS 20.03.2018 1 : 1.000 Höhenstatus 160 DHHN 1992 Bestand 580 x 297 1.11 E 8580a Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH ' schwach stark Nebenanteile Legende klüftig fest halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich breiig - weich breiig naß A (Auffüllung)A Mu (Mutterboden)Mu G (Kies) fG (Feinkies) mG (Mittelkies) gG (Grobkies) S (Sand) fS (Feinsand) mS (Mittelsand) gS (Grobsand) U (Schluff) T (Ton) X (Steine) H (Torf) g (kiesig) fg (feinkiesig) mg (mittelkiesig) gg (grobkiesig) s (sandig) fs (feinsandig) ms (mittelsandig) gs (grobsandig) t (tonig) u (schluffig) x (steinig) Datei: 8580a_Legende.bop Grundwasser 2,50 30.06.2018 GW Ruhe 2,50 30.06.2018 GW Bohrende 2,50 30.06.2018 GW angebohrt AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 xx.xx.2017 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Legende Bodenarten Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.0 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de 8580a_Legende.bop 210 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 Mu Mu Mu Mu M BK 0+600 107,63 m 0.30 MuMu 1.10 mS fg fs gs' 1.40 U fs 1.60 mS fg fs gs' 2.00 U g fs 2.40 G s u' 2.50 A Y (Sst) A 2.70 A X (Sst) s g A 3.70 U f _ s 4.30 U t' 5.00 U fs 5.40 fmS _ u gs' 6.00 G S 7.00 G s' 9.00 mS _ g 11.00 G s 11.50 S fg mg' 12.00 G s' BK 0+500 107,50 m 0.10 MuMu 0.30 U fs' 0.70 S g 0.80 fmS 1.00 U fs g' 1.20 S fmg 1.40 U fs fg' 1.80 U fmG s 2.40 mG s u', schwarz, Geruch 3.00 U fs 4.60 U fs t' h' 5.30 T u 7.00 U f _ s 7.40 fS _ u ms Ho-Re 7.60 fmS g' u 8.00 S g Ho-Re 8.20 fS ms u 9.00 G _ s 9.60 S _ g 9.80 fmG _ s U-Li 10.70 mS g fs 11.00 fmG gs' gg' 12.00 fmG _ s BK 0+400 107,82 m 0.20 MuMu 0.40 U S g 0.50 mS fs fg 0.60 X 1.40 S g 1.60 G _ u s 1.90 fmG f _ s u 2.40 U fs' h´ 2.70 fS fG u ms' 3.00 U t' 3.70 G ms gs' 4.70 mS _ g u' (U-Li) 5.10 mS _ g 5.40 mG _ s 6.00 mS g 7.50 G _ s 8.20 S _ g u 9.00 S g 10.00 G s' 12.00 G s BK 0+300 107,78 m 0.20 MuMu 0.30 U f _ s 1.10 mS fs g' gs' 1.30 Beton 2.30 mS fmg fs' 3.00 S _ g 5.80 G s' 6.60 G s 6.70 S g _ u o´ 7.30 mgS fg 8.30 S fG mg' 11.00 fmG gs 12.00 G s BK 0+200 107,46 m 0.20 MuMu 0.50 G S _ u 0.60 mS fg u 1.00 U s g 1.30 G _ u s 1.90 mS g fs' gs' 2.60 mS fs g' 3.40 U fs 3.60 G s 3.70 mS fg fs´ 3.80 U gg 4.00 G fs ms u' 4.30 G s' 4.60 G S u Wu-Re 5.60 G gs u' 6.50 G x' s' 7.50 G x s u' 11.00 fmG fg' s' 11.50 fmG _ s 12.00 G gs' BK 0+100 107,09 m 0.30 MuMu 0.50 mS fs u' fg' 0.70 S g u' 1.30 U g s 1.40 S g u' 1.60 S _ g 2.70 G S 3.50 U s g 3.60 fmG g _ s u 3.90 U g 4.40 U fs g 5.00 U fs 6.00 fmG _ s 7.00 G S 8.00 fmG s 10.00 G s 12.00 G gs' BK 0+000 106,80 m 0.10 Asphalt 0.40 G (Sandstein) s u', Schlackereste 1.10 fmS _ g u 1.50 mgG s' 1.70 G u s 2.00 mS _ g fs u 3.20 G _ s u 4.00 U _ s g 4.80 mS fs u' gs' 5.00 U _ s g t' 5.80 G fm _ s gs 6.50 fmG gg gs 7.00 fmG s u' 8.00 fmG gs ms' gg' Ho-Re 9.00 G s 10.00 G s' 12.00 G s BK 0+700 105,81 m 0.25 AA 0.90 A G _ u s Schlackereste A 2.80 U t 3.30 U f _ s 5.30 fmG gg s 7.30 G s 8.30 S fmg 9.00 G s 12.00 mgG fg s' Gelände Stora Enso (Hochwasserschutzwand) BK 0+800 105,38 m 0.25 AsphaltA 1.00 A S g (z.T. Schotter) A 2.50 U t o´ 3.50 fmG _ s 4.50 fmG gg' s u' (U-Li) 5.10 G s 6.50 fmS g gs' 7.60 G s 8.60 G s' 12.00 mgG s' fg Gelände Stora Enso (Hochwasserschutzwand) BK 0+840 107,43 m 0.20 MuMu 0.50 G _ s 1.10 U t' 1.30 fmG s 2.20 S G x u' s 3.00 T _ u o´ 3.60 U t o´ 4.00 U t' o´ 4.60 T u 5.00 fmG s 6.00 fmG gs' 7.00 mS fs 7.60 fmS 8.50 mS fmg gg' 12.00 G gs ms' BK 0+900 107,36 m 0.10 MuMu 0.30 S g x' u' 0.50 mS g u' U-Li 0.70 G s u, Ziegel-, Schlackereste 0.80 G U s 1.40 U fs g' 1.60 G U s o' 2.00 U t, vereinz. Schlackereste 4.60 U fs 6.00 fmG _ s 7.00 mS fs gs' 7.50 mS fg 8.50 mS g gs' 9.00 mS _ g 10.00 G s 12.00 G gs Legende fest halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich breiig Homogenbereiche: Homogenbereich A: Oberboden Homogenbereich B1: Dammkörper, grobkörnig Homogenbereich B2: Dammkörper, fein-, gemischtkörnig Homogenbereich C: bindige Deckschichten Homogenbereich D: Fein-/Mittelsande Homogenbereich E: Kies und Kiessand D am m sc ha rte D am m sc ha rte 33.4Abschnitt I: Yachthafen 9.9Abschnitt II: HWS-Wand Abschnitt III: Industrie Homogenbereich A Homogenbereich A Homogenbereich B1 Homogenbereich E Homogenbereich D Homogenbereich C Homogenbereich B2 Homogenbereich C Homogenbereich B1 Homogenbereich B2 Homogenbereich E AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 16.11.2017 16.11.2017 16.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Längsschnitt Damm-km 0+000 bis 0+900 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.2.1 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen Schichtprofile 8580a_LS_0_000_0_800.bop 608 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 1+100 107,40 m 0.10 MuMu 0.30 G x s u' (z.T. Schotter) 1.30 fmG _ s 1.70 T u o´ 2.10 T _ u h´ x', Ziegelreste 2.80 U _ t o´ 3.20 U fs 4.00 U t fs´ 4.80 U fS 5.70 fS _ u 12.00 G s BK 1+200 107,33 m 0.20 G x s, Schotter 1.40 S g, Schlufflinsen von 0, 7-0,9m 1.80 T u 2.00 T _ u 2.90 U fs t' h´ 3.20 fS _ u ms' 3.60 U fs t' h' 4.60 T _ u 5.00 T u' o´ 5.30 U t h´ 6.10 U fs 6.60 G _ s 7.00 fmG _ s gg' 8.00 fmG gg' gs 12.00 G s BK 1+300 107,32 m 0.10 MuMu 0.30 G x (Schotter) s' 0.60 S mg fs´ 0.90 S fmg u' h 1.20 S fmg fg' 2.00 U fs´ 2.80 U fs 2.90 fmS u' U-Li 3.80 U fs 4.80 U fs´ 7.00 mS fs' g' 7.60 mS fg' fs 8.40 fmS 9.00 G fmS 9.50 G s 12.00 G s' BK 1+400 107,45 m 0.10 MuMu 0.70 gS _ u g 1.60 fmS fg gs' 2.60 U t' fs´ 3.60 U fs´ 4.00 U f _ s 4.80 U fs 5.50 fS ms 6.00 fms' 6.50 mS fs fg' 8.50 G _ s 10.50 fmG s' 11.00 fmG s 12.00 mgG fg s' BK 1+700 107,42 m 0.20 MuMu 1.40 fmG s 2.20 U fs´ 2.60 fmG _ u s 4.40 U fs 4.60 U f _ s 5.60 U t fs´ 5.80 U fs t' 6.00 T u 6.30 T o´ 7.00 fmG s' 11.00 G s 12.00 G s' BK 1+800 107,63 m 0.10 MuMu 0.30 U G _ s 1.00 S _ g 1.30 U _ s g 2.30 G _ s 2.50 S _ g u' 3.70 G s u 4.20 S g u, Kohle-, Pflanzenreste 4.50 X (Sst) g s' 4.80 U fs' 5.10 X (Sst) u g 6.00 U t 6.40 T u 7.80 T _ u o´ 8.00 U t 9.70 G s' 10.00 mS fs u' 11.00 fmS g u' 12.00 G _ s BK 1+900 107,47 m 0.10 MuMu 0.20 X g (Schotter) s' 0.60 S _ g 1.10 G (Schotter) s u 2.00 G _ s u' 3.50 fmG s gg' 4.10 fmS _ g _ u (U-Li) 4.60 fmG _ s gg' 5.00 U t fs´ 6.40 U fs 7.00 fS ms' u' 7.60 fS _ u ms' 8.00 fmS _ u _ h (torfig) 8.20 G fms 10.00 fmG s' gg' 10.50 G s' 11.00 fmG g _ s ms' gg' 12.00 G s BK 1+600 107,42 m 0.30 MuMu 1.30 fmS _ g gs 1.60 G _ s 1.70 U t 3.60 U fs´ h´ 4.10 U fs´ g 4.70 U fs 4.80 U t' fs´ 5.40 fmS _ u 5.60 mS fs u 6.00 mgS fmg gs' 8.00 fmG s 8.70 S g 9.50 G s 10.00 fmG s' gg 11.00 G s' 11.70 G gs u' (U-Li) 14.00 G s 15.20 G 15.80 G s 16.20 S g 16.40 T u 16.60 U H (Torf) t 16.80 H (Torf) 17.80 U t fs´ 18.40 U fs 19.60 fS _ u 20.00 fmS T-Bänder 21.00 U BK 1+000 107,48 m 0.10 Schotter 0.80 S m _ g fg 1.00 U t' g' 1.30 S g 1.60 T u o 1.90 S g 2.00 T u 2.20 S _ g U-Li 2.70 T u' 2.90 U f _ s 3.50 U fs´ t' 4.40 T _ u o´ 4.60 fmG s 5.30 S fmg u' 5.65 mS g 7.20 fmS u 7.70 fS ms' u 8.20 mS fs u' 9.20 mgS g fs 12.00 fmG _ s, grau-schwarz BK 1+500 107,43 m 0.10 MuMu 0.20 S _ u g (Schotter) 0.30 S g u' 1.20 fmG _ s 1.50 mS g fs 1.75 T _ u 2.00 U t 2.20 S g 3.75 U t fs´, verkohlter Holzrest ab 4,7m 4.15 mS fs, U-Linse ab 4,1m 6.20 S _ g 6.90 S fg 7.80 fmG _ s 10.00 fmG s gg' 10.20 mS g _ g 12.00 fmG s gg' BK 1+540 107,27 m 0.25 MuMu 1.40 S _ fmg gg' 2.20 U fs t' 4.00 U fs S-Bä 4.30 T u Wu-Re 4.60 U fs t' 6.70 S _ fmg gg' 7.30 mgS fs fg' 9.30 fmG _ s gg' 10.00 G _ s 10.20 KV 10.70 fmG _ s gg' 10.90 S g 11.00 T u 11.40 gS fms 11.60 T u 12.00 G s' Dammscharte Legende fest halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich breiig - weich Homogenbereiche: Homogenbereich A: Oberboden Homogenbereich B1: Dammkörper, grobkörnig Homogenbereich B2: Dammkörper, fein-, gemischtkörnig Homogenbereich C: bindige Deckschichten Homogenbereich D: Fein-/Mittelsande Homogenbereich E: Kies und Kiessand Abschnitt III: Industrie 13.6Abschnitt IV: Pionierhafen Abschnitt V: MiRO D am m sc ha rte Homogenbereich A Homogenbereich B1 Homogenbereich E Homogenbereich D Homogenbereich C Homogenbereich B2 Homogenbereich B1 Homogenbereich C Homogenbereich B2 Homogenbereich D Homogenbereich B1 Homogenbereich E O be re rZ w is ch en ho riz on tO ZH AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 16.11.2017 16.11.2017 16.11.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Längsschnitt Damm-km 0+840 bis 1+900 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.2.2 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen, Sondierungen Schichtprofile 8580a_LS_0_840_1_900.bop 608 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 2+100 107,19 m 0.10 Grasnarber S g (z.T. Schotter) 1.40 fmG gg _ s 1.50 fmS g u' 4.60 U fs´ 4.90 mS fs 5.20 U fS 6.00 G s 12.00 G s' BK 2+200 107,21 m 0.10 Mu G(Schotter) sMu 0.30 G x(Schotter) s 1.00 fmS _ g gs 1.50 mS fs g u' (U-Li) 1.70 U t 2.00 U fs´ 3.30 U fs t' h´ 4.00 U f _ s 4.40 U t o´ 5.40 T u 5.70 U fs 7.30 fmG gs ms 9.70 G s 12.00 G s' BK 2+300 107,13 m 0.10 MuMu 0.30 G x (Schotter) s' 1.30 S fm _ g 1.70 mS g u' 2.10 U 2.70 U fs´ t' 3.20 U fs´ 4.40 U fs´ h´ Wu-Re 4.60 U f _ s 5.10 T u 5.30 mS gs fs´ fg' 6.00 fmG s 7.30 fmG gg s' 9.00 mG gg s' 12.00 G s BK 2+400 107,12 m 0.20 G s (Schotter) durchwurzelt 1.50 G S 1.60 fmG s 1.80 ms g' u' (U-Li) 3.00 U t fs´ 4.10 U fs´ t' 5.00 U t' z.T. Wu-Re 5.50 U f _ s 5.60 U fS 7.00 fmG s gg' 8.00 G s 12.00 fmG gg s BK 2+600 107,04 m 0.20 Mu (X (Schotter) s u)Mu 1.00 fmG gg _ s 1.40 G s 1.70 U g 3.00 U t' fs' 3.80 U f _ s h' 4.30 U t' 4.60 U fs´ h´ 5.20 U t' S-Bä 5.70 T _ u o 6.00 fmG S 7.60 G s 12.00 G s' BK 2+700 106,99 m 0.10 MuMu 0.50 fmG _ s gg' 1.10 S _ g u' (U-Li) 1.50 G s 1.60 T u 4.70 U t h´ 5.00 U fs 5.40 T u' o´ 5.70 U S 6.70 fmG _ s u' (U-Li) 9.70 G s 12.00 fmG gg gs' BK 2+800 106,80 m 0.10 MuMu 0.30 G s u' U-Li 0.90 G m _ s gs' 1.10 mS g gs' 1.50 fmG ms gg' 1.60 fmS g u' gs' 2.10 U t 4.90 U t' h´ 5.20 U t 5.70 T u' 6.00 fS ms' _ u 6.80 fmG s u' 9.80 fmG gg s' 12.00 G BK 2+900 106,81 m 0.20 Mu G x (Schotter)Mu 1.20 S _ g 1.60 fmS g gs' u' (U-Li) 1.80 S g' 2.70 U u' t' 4.20 U fs´ h´ 5.00 U t' fs´ 5.40 T u 6.00 fmS 6.50 mS fs u' 7.00 fmG s 8.00 fmG _ s gg 8.70 fmG gg 11.50 G s 12.00 fmG gg BK 2+000 107,30 m 0.20 G(Schotter) s u 1.10 fmG _ s gg' (U-Li) 1.40 fmS g gs u' 1.70 fmS _ u g gs' 2.90 U t' fs' 3.10 U g t' fs´ 4.30 U f _ s h 4.60 U f _ s ms' 5.00 fS ms u 5.35 U f _ s 7.40 G _ s 9.00 fmG gg s' 9.20 mS fs 10.00 G s 10.20 mS fs 10.35 mgS fg 11.00 G s' 11.30 mgS fg' 12.00 G s BK 2+500 107,06 m 5.70 (101.36) (01.06.2017) 0.20 Mu G s uMu 1.70 fmG _ s gg' 3.00 U t fs' 5.00 U _ t fs' 5.40 T u' o' 5.70 fS U 9.20 fmG _ s gg 10.00 G mgs 10.10 mgS fs 11.00 G mgs 11.20 gS fg ms 11.50 fmG gs gg' 11.75 G s u' 12.00 mgS _ g fs´ Legende fest halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich breiig - weich Homogenbereiche: Homogenbereich A: Oberboden Homogenbereich B1: Dammkörper, grobkörnig Homogenbereich B2: Dammkörper, fein-, gemischtkörnig Homogenbereich C: bindige Deckschichten Homogenbereich D: Fein-/Mittelsande Homogenbereich E: Kies und Kiessand Abschnitt V: MiRO Homogenbereich A Homogenbereich B1 Homogenbereich E Homogenbereich D Homogenbereich C Homogenbereich B2 Homogenbereich B1 Homogenbereich C Homogenbereich B2 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 10.05.2019 10.05.2019 10.05.2019 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Längsschnitt Damm-km 2+000 bis 2+900 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.2.3 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen Schichtprofile 8580a_LS_2_000_2_900.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 3+100 106,75 m 0.10 MuMu 0.30 G X (Schotter) s durchwurzelt 1.30 G ms gs' 1.40 fmS g 2.00 U fs´ 4.30 U fs 4.60 U t o´ 5.50 fS ms' u h´ 5.60 fmS g u' 5.80 mS fmg 7.00 fmG s u' (U-Li) 8.00 fmG s 12.00 G s' BK 3+200 106,72 m 0.10 MuMu 0.30 G (Schotter) fms fmg´ 1.40 fmG s 1.50 U t' h´ fs 2.50 U fs´ 3.00 U t' 3.10 gG u (Sandstein-Bruch) 4.40 U t' fs' h' 5.00 U _ t 5.40 U t' 5.70 U fs´ 6.00 mS f _ s 6.30 fS ms u' 8.00 S fg mg' 9.70 fmG S 12.00 G s' BK 3+300 106,67 m 0.10 MuMu 0.30 G X s Wu-Re 1.30 G _ s 1.80 G S 2.00 T _ u 4.00 U t' h´ 5.40 T u h´ (Wu-Re) 5.70 U t 6.90 U f _ s 8.40 mS gs fs´ 9.90 mgS u' (U-Li) fs 11.20 mgS fs 11.50 G _ s 12.00 G BK 3+400 106,76 m 0.10 MuMu 0.30 G X s(Schotter) Wu-Re 1.40 S g Wu-Re 1.50 U fs g' 1.60 S g' 2.20 U t' fs´ 4.40 U fs t' 6.00 T u 6.10 U fs 6.90 mS fs 7.20 U f _ s 8.00 S u (U-Li) 8.30 fmS u (U-Li) g' 9.00 G s u' 10.80 G s 13.40 G gs' 14.20 G _ s 15.10 mgS fs´ 16.00 S fmg 16.50 S fmg t' T-Li 17.40 mgS fs fg' 19.50 mgS fg 20.30 mS gs fs´ 22.00 S g 22.50 G _ s BK 3+600 106,70 m 1.00 G s 4.80 U _ s 5.40 fmS g u' (U-Li) 7.00 fmG ms gs' 9.00 G s u' 12.00 G s' BK 3+700 106,62 m 0.70 G s x' 1.00 G ms 2.50 fmS _ u fg' 3.00 U f _ s S-Bä ms' 5.00 U f _ s o´ 7.50 U t' fs´ 8.50 U f _ s 10.80 T u 11.00 G s u' (U-Li) 13.00 G mgs 15.00 mgS g' BK 3+800 106,62 m 0.30 Mu + SchotterMu 1.30 G ms 2.50 U t' fs´ 3.50 fmS _ u (U-Li) 4.00 U f _ s 7.60 fmG gg s 12.00 G s' BK 3+900 106,47 m 1.00 G _ s (z.T. Schotter) 2.25 U fs 5.00 G s 6.00 fmG _ s 7.00 G s 9.30 G s' 10.00 S u (U-Li) g 12.70 mS gs fs´ g' 13.00 S g 15.00 G gs' BK 3+000 106,77 m 0.20 G(Schotter) _ s u' 1.40 fmG _ s gg 1.60 fS _ u g' 1.75 mS fs gs' u' (U-Li) 2.10 U t 2.30 S _ g 4.70 U t' fs´ 5.40 T o 5.70 fS _ u 6.00 fmS 6.35 U f _ s S-Bä 6.70 fmS u' 6.90 fmS _ u Wechsellagerung 8.15 fmG s gg 8.40 fmS u' 9.90 fmG s gg 11.00 G s' 11.20 mgS u' fs 12.00 G s (U-Li bei 11, 75 m) BK 3+500 106,65 m 0.25 G (Schotter) s' 1.40 G _ s 2.00 S g u' U-Li (Stein bei 1,80m) 2.35 X g s u' Schlackereste 2.70 U t fs' 3.90 U fs 4.00 mS fs u' 4.30 U f _ s 5.00 U f _ s t' 5.25 U fS 5.70 U f _ s 6.10 U t fs' 6.60 U t 8.65 T o h (Pflanzenreste) 9.00 G s' 9.30 mgS u U-Li z.T. KV 11.00 fmG s gg 11.40 mgS fg mg' 12.00 fmG s gg Legende fest halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich - steif weich breiig - weich Homogenbereiche: Homogenbereich A: Oberboden Homogenbereich B1: Dammkörper, grobkörnig Homogenbereich B2: Dammkörper, fein-, gemischtkörnig Homogenbereich C: bindige Deckschichten Homogenbereich D: Fein-/Mittelsande Homogenbereich E: Kies und Kiessand Abschnitt V: MiRO Homogenbereich A Homogenbereich B1 Homogenbereich E Homogenbereich D Homogenbereich C Homogenbereich B2 Homogenbereich A Homogenbereich E Homogenbereich B1 Homogenbereich C Homogenbereich B2 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Längsschnitt Damm-km 3+000 bis 3+900 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.2.4 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen Schichtprofile 8580a_LS_3_000_3_900.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 BK 4+000 106,48 m 0.10 G s u 0.80 G _ s 1.20 G _ s u' 1.50 fmS u g 2.20 fmG _ s u 2.40 fmG s 3.15 G s u (U-Bänder) 4.50 G mg _ s 4.80 U f _ s h 5.10 fmS u 7.50 fmG _ s gg' 7.70 mS gs' u' 8.00 fS ms u' 8.40 G s 9.00 S _ g 9.40 G S 10.00 mgS _ g 12.00 fmG s gg' BK 4+200 106,50 m 0.60 G s x' (Sst) 1.00 S G u' 1.30 U f _ s 4.00 G m _ s fs´ u' (U-Li) 6.00 fmG fm _ s 7.00 S g u (U-Li) 9.50 fmG gg' s 12.00 G gs' BK 4+300 106,41 m 0.80 S g x' (Sst) 2.00 S _ g u' 4.00 G S 5.00 mS fs fg' 7.40 mS _ g fs´ gs' 8.10 G s 12.00 G s' BK 4+500 106,58 m 0.20 G (Schotter) s u' 0.50 fS _ u 0.70 fmG ms fs 0.80 S _ u g 1.10 U f _ s o' 3.60 fmG _ s 3.65 U f _ s 4.00 fmS u' 4.50 fmG s 5.00 mS u' U-Li 5.30 mS fs g' 6.60 mS gs' fg' 9.60 fmG s gg' 10.20 mG f _ g gg s' 10.30 fG mg 10.50 mG gg fg' 10.70 G gs 12.00 fmg gg' s BK 4+800 106,37 m 0.10 G _ s u' 0.70 G _ s u' U-Li 0.85 T u 2.40 G _ s 2.60 U f _ s ms' 3.40 fmG _ s 3.70 T u s (S-Bä) o' 4.50 G _ s 4.80 fmS u U-Li 5.00 mS 5.30 S _ g u 5.50 S fmg 6.80 mS fs' fmg' 8.20 fmG _ s 12.00 fmG s gg BK 4+100 106,52 m 1.70 S _ g x' (Sst) 2.00 U f _ s 3.00 fmG _ s 4.00 fmS g gs' u' 7.00 mS _ fmg gs' 8.00 G s 12.00 G gs' BK 4+400 106,47 m 0.60 S g 1.30 G fm _ s 1.50 U _ s g verbacken 7.00 fmG S 9.60 G s 12.00 G s' BK 4+600 106,47 m 1.00 fmG _ s h´ 1.30 U f _ s 2.00 G fm _ s gs' 4.00 G s 5.60 U _ s g' 6.00 mS fs g' 8.00 fmG s gg' 12.00 fmG s BK 4+700 106,40 m 1.00 G _ s 1.20 U fs´ 4.30 G _ s 5.00 fmS g' 6.00 G m _ s fs gs 8.00 G _ s 12.00 G gs' BK 4+900 106,39 m 0.10 MuMu 1.00 U t fs´ g' 2.00 G _ s 5.00 G s 6.00 S _ g u' (U-Li) 7.00 mS fs gs' 10.00 S g 12.00 G gs' Legende fest halbfest - fest halbfest steif - halbfest steif weich Homogenbereiche: Homogenbereich A: Oberboden Homogenbereich B1: Dammkörper, grobkörnig Homogenbereich B2: Dammkörper, fein-, gemischtkörnig Homogenbereich C: bindige Deckschichten Homogenbereich D: Fein-/Mittelsande Homogenbereich E: Kies und Kiessand Abschnitt V: MiRO Homogenbereich B2 Homogenbereich E Homogenbereich D Homogenbereich C Homogenbereich B1 Homogenbereich A Homogenbereich E Homogenber eich B2 Homogenbereich D Homogenbereich B1 Homogenbereich D Homogenbereich B1 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 06.10.2017 06.10.2017 06.10.2017 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Längsschnitt Damm-km 4+000 bis 4+900 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.2.5 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Bohrungen Schichtprofile 8580a_LS_4_000_4_900.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 m+NHN 95.0 97.0 99.0 101.0 103.0 105.0 107.0 DPH 0+500 107,42 m 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm DPH 1+000 107,50 m 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 35 Schlagzahlen je 10 cm DPH 1+500 107,40 m 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm DPH 1+540 107,31 m 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm DPH 2+000 107,28 m 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm DPH 2+500 107,00 m 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 33 Schlagzahlen je 10 cm DPH 3+000 106,72 m+NHN 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 34 Schlagzahlen je 10 cm DPH 3+500 106,67 m+NHN 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm DPH 4+000 106,45 m+NHN 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm DPH 4+500 106,59 m+NHN 0 10 20 30 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 5.0 6.0 7.0 8.0 9.0 10.0 11.0 12.0 Schlagzahlen je 10 cm Rammbarkeit* leicht leicht mittelschwer schwer sehr schwer *in Anlehnung an BAW Merkblatt MEH, Ausgabe 2017 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT ZEICHNUNGS-NRNAMEDATUMÄNDERUNG 1. 2. 3. Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 10.03.2020 10.03.2020 10.03.2020 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Längschnitt Damm-km 0+500 bis 4+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Bestand AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 2.2.6 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Rammsondierungen (DPH) Rammdiagramme / Rammbarkeit 8580a_LS_HP_DPH.bop 580 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Bestimmung der Kornverteilung durch kombinierte Sieb-Schlämmanalyse Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: Ka/KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 E 8580a Anl.: 3.1.11 Darstellung Nr. von bis Kurve(n) 1 1,5 2,5 ææææææææ D5 D10 D15 D17 D30 D50 D60 D85 Nr. [%] [mm] 1 k. E. 0,003 0,006 0,008 0,018 0,050 0,102 0,266 Kurve B/BS Höhe Bodenansprache 08.05.2017 DIN 18 196 DIN 18 300 BS 1+700c UL 4 Kurve Feinkornanteil P(0,063 < mm) 52,49 20,60,20,0630,020,0060,002 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 0,00 0,01 0,10 1,00 10,00 Du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Ton Schluff f m g Sand f m g Kies Bestimmung der Kornverteilung durch kombinierte Sieb-Schlämmanalyse Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS7Ka Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 E 8580a Anl.: 3.1.12 Darstellung Nr. von bis Kurve(n) 1 2,7 4,2 ææææææææ D5 D10 D15 D17 D30 D50 D60 D85 Nr. [%] [mm] 1 k. E. 0,006 0,009 0,011 0,029 0,071 0,093 0,168 Kurve Feinkornanteil P(0,063 < mm) 46,17 24.05.2017 DIN 18 196 DIN 18 300 BS 1+900c UL 4 Kurve B/BS Höhe Bodenansprache 20,60,20,0630,020,0060,002 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 0,00 0,01 0,10 1,00 10,00 Du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Ton Schluff f m g Sand f m g Kies Bestimmung der Kornverteilung durch kombinierte Sieb-Schlämmanalyse Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 E 8580a Anl.: 3.1.13 Darstellung Nr. von bis Kurve(n) 1 3,0 3,5 ææææææææ D5 D10 D15 D17 D30 D50 D60 D85 Nr. [%] [mm] 1 k. E. 0,025 0,038 0,052 0,117 0,165 0,192 0,355 Kurve Feinkornanteil P(0,063 < mm) 17,92 19.05.2017 DIN 18 196 DIN 18 300 BS 2+100c SU* 4 Kurve B/BS Höhe Bodenansprache 20,60,20,0630,020,0060,002 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 0,00 0,01 0,10 1,00 10,00 Du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Ton Schluff f m g Sand f m g Kies Bestimmung der Kornverteilung durch kombinierte Sieb-Schlämmanalyse Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 E 8580a Anl.: 3.1.14 Darstellung Nr. von bis Kurve(n) 1 5,4 5,7 ææææææææ D5 D10 D15 D17 D30 D50 D60 D85 Nr. [%] [mm] 1 k. E. 0,012 0,018 0,020 0,034 0,096 0,126 0,172 Kurve B/BS Höhe Bodenansprache 02.08.2017 DIN 18 196 DIN 18 300 BK 2+700 SU* 2/4 Kurve Feinkornanteil P(0,063 < mm) 34,99 20,60,20,0630,020,0060,002 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 0,00 0,01 0,10 1,00 10,00 Du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Ton Schluff f m g Sand f m g Kies Bestimmung der Kornverteilung durch kombinierte Sieb-Schlämmanalyse Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 E 8580a Anl.: 3.1.15 Darstellung Nr. von bis Kurve(n) 1 4,8 5,9 ææææææææ D5 D10 D15 D17 D30 D50 D60 D85 Nr. [%] [mm] 1 k. E. 0,021 0,030 0,033 0,080 0,169 0,220 0,438 Kurve Feinkornanteil P(0,063 < mm) 25,417 19.05.2017 DIN 18 196 DIN 18 300 BS 3+300c SU* 2/4 Kurve B/BS Höhe Bodenansprache 20,60,20,0630,020,0060,002 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 0,00 0,01 0,10 1,00 10,00 Du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Ton Schluff f m g Sand f m g Kies Bestimmung der Kornverteilung durch kombinierte Sieb-Schlämmanalyse Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 E 8580a Anl.: 3.1.16 Darstellung Nr. von bis Kurve(n) 1 1,8 3,0 ææææææææ D5 D10 D15 D17 D30 D50 D60 D85 Nr. [%] [mm] 1 k. E. 0,011 0,019 0,022 0,033 0,086 0,126 0,197 Kurve Feinkornanteil P(0,063 < mm) 40,20 24.05.2017 DIN 18 196 DIN 18 300 BS 4+200c UL/SU* 2/4 Kurve B/BS Höhe Bodenansprache 20,60,20,0630,020,0060,002 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 0,00 0,01 0,10 1,00 10,00 Du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Ton Schluff f m g Sand f m g Kies Bestimmung der Kornverteilung durch kombinierte Sieb-Schlämmanalyse Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 E 8580a Anl.: 3.1.17 Darstellung Nr. von bis Kurve(n) 1 4,9 5,0 ææææææææ D5 D10 D15 D17 D30 D50 D60 D85 Nr. [%] [mm] 1 k. E. 0,006 0,011 0,014 0,031 0,082 0,121 0,463 Kurve Feinkornanteil P(0,063 < mm) 43,18 11.07.2017 DIN 18 196 DIN 18 300 BK 4+600 UL 4 Kurve B/BS Höhe Bodenansprache 20,60,20,0630,020,0060,002 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 0,00 0,01 0,10 1,00 10,00 Du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Ton Schluff f m g Sand f m g Kies Bestimmung der Kornverteilung durch kombinierte Sieb-Schlämmanalyse Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 E 8580a Anl.: 3.1.18 Darstellung Nr. von bis Kurve(n) 1 4,5 4,8 ææææææææ D5 D10 D15 D17 D30 D50 D60 D85 Nr. [%] [mm] 1 k. E. 0,027 0,059 0,064 0,112 0,154 0,174 0,340 Bodenansprache DIN 18 196 DIN 18 300 Kurve Kurve Feinkornanteil P(0,063 < mm) BK 4+800 14,23 22.05.2017 SU* 2/4 B/BS Höhe 20,60,20,0630,020,0060,002 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 0,00 0,01 0,10 1,00 10,00 Du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Ton Schluff f m g Sand f m g Kies Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.1 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 1 1,30 1,9 æææææææææææ N 2 KV 2 7,5 8,5 æ æ æ æ æ æ æ æ T 3 KV 3 1,3 2,3 æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ T 4 KV 4 4,0 5,0 æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ N D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 4,11 0,10 0,17 0,22 0,23 0,25 0,32 0,42 0,55 0,77 6,19 2 0,07 0,80 4,26 6,07 6,64 7,61 10,75 12,89 15,46 18,55 34,08 3 0,59 0,12 0,17 0,21 0,22 0,24 0,31 0,40 0,52 0,73 5,72 4 4,00 0,11 0,63 1,89 2,35 3,13 6,18 9,35 11,97 14,84 29,55 Nr. 1 4,67 0,81 2 4,35 1,46 3 4,44 0,79 4 23,67 4,10 Kommentar: Stand: 08.12.2010 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 1,62E-01 2,54E-03 BK 0+200 BK 0+200 BK 0+300 DIN 18 300 Bodenansprache SE 2,42E-04 Durchlässigkeit kf 0,063 Ungleichförmigkeit U Krümmungszahl Cc 0,063 0,063 0,063 GI 3 Siebung 2,39E-04 Kurve BK / BS / Sch 15.08.2017 Kurve Tiefe [m] (∆ mm) Feinkornanteil P(∆ < mm) [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 BK 0+300 3 GE SE Sieblinienbereiche 3 3 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.2 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 5 3,00 3,7 æææææææææææ T 2 KV 6 6,0 7,0 æ æ æ æ æ æ æ æ N 3 KV 7 5,0 5,4 æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ N 4 KV 8 7,0 9,0 æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ N D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 0,51 0,22 0,28 0,36 0,39 0,46 1,12 4,09 7,25 11,27 29,24 2 3,97 0,10 0,20 0,25 0,27 0,31 0,47 0,98 3,96 6,77 15,99 3 38,72 k. E. k. E. k. E. k. E. k. E. k. E. 0,07 0,11 0,13 0,26 4 1,36 0,21 0,23 0,26 0,27 0,29 0,36 0,45 0,64 0,97 10,12 Nr. 1 40,67 0,40 2 33,78 0,16 3 4 4,16 0,59 Kommentar: Stand: 08.12.2010 SU* 3 4,86E-04 SE 3 4,66E-04 GI 3 2,49E-04 GI 3 [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 DIN 18 300 0,063 Kurve Ungleichförmigkeit U Durchlässigkeit kf BodenanspracheKrümmungszahl Cc Kurve Feinkornanteil P(∆ < mm) (∆ mm) 0,063 0,063 0,063 BK 0+400 BK 0+600 BK 0+600 BK / BS / Sch Tiefe [m] Sieblinienbereiche Siebung BK 0+400 15.08.2017 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.3 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 9 7,50 8,5 æææææææææææ N 2 KV 10 5,7 6,7 æ æ æ æ æ æ æ æ N 3 KV 11 8,0 9,0 æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ N 4 KV 12 4,8 5,6 æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ N D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 0,72 0,24 0,31 0,41 0,45 0,51 0,57 0,65 0,74 0,83 6,24 2 2,30 0,10 0,11 0,12 0,12 0,12 0,14 0,16 0,18 0,21 0,37 3 0,68 0,25 0,46 0,84 1,10 1,76 3,42 5,44 6,91 8,78 15,89 4 2,81 0,11 0,17 0,21 0,21 0,22 0,25 0,29 0,33 0,38 0,87 Nr. 1 2,67 1,27 2 1,98 0,85 3 19,26 2,93 4 2,22 0,99 Kommentar: Stand: 08.12.2010 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 15.08.2017 BK 1+100 BK 1+200 BK 1+300 BK / BS / Sch Tiefe [m] Sieblinienbereiche Siebung BK 0+900 Kurve Feinkornanteil P(∆ < mm) (∆ mm) 0,063 0,063 0,063 0,063 Kurve Ungleichförmigkeit U Durchlässigkeit kf BodenanspracheKrümmungszahl Cc [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 DIN 18 300 9,56E-04 SE 3 1,23E-04 SE 3 1,38E-03 GW 3 3,00E-04 SE 3 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.4 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 13 8,40 9,0 æææææææææææ N 2 KV 14 6,5 7,5 æ æ æ æ æ æ æ æ N 3 KV 15 3,8 4,1 æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ N 4 KV 16 0,5 2,0 æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ N D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 0,67 0,14 0,21 0,24 0,25 0,27 0,34 0,43 1,79 6,30 15,64 2 1,16 0,20 0,24 0,28 0,30 0,34 0,47 1,89 5,29 7,32 15,14 3 0,31 0,12 0,14 0,17 0,18 0,20 0,22 0,25 0,28 0,32 0,43 4 4,54 0,07 0,18 0,25 0,27 0,31 0,49 1,05 3,20 5,79 13,31 Nr. 1 30,25 0,09 2 30,74 0,13 3 2,32 1,13 4 31,59 0,23 Kommentar: Stand: 08.12.2010 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 15.08.2017 BK 1+400 BK 1+500 BS 1+500c BK / BS / Sch Tiefe [m] Sieblinienbereiche Siebung BK 1+300 Kurve Feinkornanteil P(∆ < mm) (∆ mm) 0,063 0,063 0,063 0,063 Kurve Ungleichförmigkeit U Durchlässigkeit kf BodenanspracheKrümmungszahl Cc [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 DIN 18 300 2,71E-04 GI 3 3,54E-04 GI 3 1,94E-04 SE 3 2,09E-04 GI 3 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.5 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 17 5,60 6,0 æææææææææææ T 2 KV 18 6,4 7,0 æ æ æ æ æ æ æ æ N 3 KV 19 5,4 7,4 æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ N 4 KV 20 8,9 9,5 æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ T D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 0,44 0,18 0,22 0,24 0,24 0,26 0,31 0,37 0,44 0,58 5,81 2 11,74 k. E. k. E. 0,07 0,08 0,10 0,11 0,12 0,13 0,15 0,19 3 1,56 0,17 0,26 0,35 0,40 0,47 0,95 2,95 5,74 8,24 18,65 4 0,23 0,28 0,56 1,45 2,05 2,62 5,30 6,99 9,22 11,85 23,49 Nr. 1 2,67 0,76 2 3 31,72 0,42 4 21,17 4,23 Kommentar: Stand: 08.12.2010 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 15.08.2017 BK 1+900 BK 2+000 BK 2+400 BK / BS / Sch Tiefe [m] Sieblinienbereiche Siebung BK 1+600 Kurve Feinkornanteil P(∆ < mm) (∆ mm) 0,063 0,063 0,063 0,063 Kurve Ungleichförmigkeit U Durchlässigkeit kf BodenanspracheKrümmungszahl Cc [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 DIN 18 300 4,60E-04 SE 3 SU 3 4,20E-04 GI 3 2,05E-03 GI 3 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.6 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 21 5,70 6,0 æææææææææææ N 2 KV 22 1,1 3,0 æ æ æ æ æ æ æ æ N 3 KV 23 4,0 4,9 æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ N 4 KV 24 2,1 3,8 æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ N D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 3,49 0,11 0,21 0,24 0,26 0,28 0,38 0,54 1,76 3,50 9,14 2 5,88 k. E. 0,16 0,23 0,25 0,29 0,44 0,91 3,27 6,24 15,45 3 7,73 k. E. 0,09 0,11 0,12 0,12 0,16 0,20 0,25 0,30 0,49 4 7,80 k. E. 0,08 0,10 0,11 0,11 0,13 0,16 0,18 0,22 0,38 Nr. 1 16,82 0,20 2 40,02 0,20 3 3,54 0,99 4 2,82 1,02 Kommentar: Stand: 08.12.2010 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 15.08.2017 BS 2+600c BS 2+900c BS 3+000a BK / BS / Sch Tiefe [m] Sieblinienbereiche Siebung BK 2+600 Kurve Feinkornanteil P(∆ < mm) (∆ mm) 0,063 0,063 0,063 0,063 Kurve Ungleichförmigkeit U Durchlässigkeit kf BodenanspracheKrümmungszahl Cc [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 DIN 18 300 2,94E-04 GI 3 1,48E-04 GU 3 6,80E-05 SU 3 6,03E-05 SU 3 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.7 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 25 8,00 8,7 æææææææææææ N 2 KV 26 1,3 1,8 æ æ æ æ æ æ æ æ N 3 KV 27 0,8 1,8 æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ N 4 KV 28 0,3 2,2 æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ N D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 0,16 0,21 0,24 0,28 0,29 0,32 0,43 0,76 2,27 4,64 10,19 2 2,69 0,12 0,20 0,23 0,25 0,28 0,38 0,59 1,87 5,24 13,64 3 12,77 k. E. k. E. 0,12 0,15 0,21 0,33 0,56 1,74 5,13 13,77 4 3,55 0,11 0,18 0,23 0,25 0,28 0,41 0,80 3,37 6,78 15,41 Nr. 1 19,36 0,17 2 26,44 0,14 3 4 38,15 0,14 Kommentar: Stand: 08.12.2010 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 15.08.2017 BK 3+300 BS 3+500a BS 3+500c BK / BS / Sch Tiefe [m] Sieblinienbereiche Siebung BK 3+200 Kurve Feinkornanteil P(∆ < mm) (∆ mm) 0,063 0,063 0,063 0,063 Kurve Ungleichförmigkeit U Durchlässigkeit kf BodenanspracheKrümmungszahl Cc [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 DIN 18 300 3,81E-04 GI 3 2,50E-04 GI 3 GU 3 1,93E-04 GI 3 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.8 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 29 2,50 4,0 æææææææææææ N 2 KV 30 3,2 4,5 æ æ æ æ æ æ æ æ T 3 KV 31 1,3 3,3 æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ N 4 KV 32 4,0 7,0 æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ T D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 2,86 0,10 0,14 0,18 0,20 0,21 0,26 0,32 0,38 0,47 6,52 2 0,32 0,31 0,65 1,50 2,11 2,76 5,51 7,33 9,76 11,97 19,53 3 2,04 0,17 0,25 0,32 0,35 0,41 0,83 2,75 5,67 8,30 16,97 4 0,98 0,16 0,21 0,23 0,24 0,26 0,31 0,38 0,46 0,73 10,59 Nr. 1 3,42 1,05 2 18,44 3,90 3 33,71 0,34 4 3,42 0,63 Kommentar: Stand: 08.12.2010 3,75E-04 GI 3 4,27E-04 SE 3 1,75E-04 SE 3 2,82E-03 GI 3 [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 DIN 18 300 0,063 Kurve Ungleichförmigkeit U Durchlässigkeit kf BodenanspracheKrümmungszahl Cc Kurve Feinkornanteil P(∆ < mm) (∆ mm) 0,063 0,063 0,063 BK 4+000 BS 4+000d BK 4+100 BK / BS / Sch Tiefe [m] Sieblinienbereiche Siebung BS 3+900c 15.08.2017 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.9 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 33 4,0 5,0 æææææææææææ N 2 KV 34 4,0 6,0 æ æ æ æ æ æ æ æ N 3 KV 35 1,1 2,2 æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ ◊ æ T 4 KV 36 8,0 12,0 æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ æ ◊ ◊ N D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 3,73 0,10 0,13 0,17 0,19 0,21 0,23 0,26 0,29 0,33 0,44 2 4,89 0,07 0,17 0,24 0,27 0,31 0,50 0,87 2,51 5,33 13,50 3 0,91 0,23 0,31 0,41 0,47 0,54 0,86 2,14 4,78 6,69 14,11 4 1,90 0,16 0,32 0,61 0,87 1,39 3,52 5,88 7,99 10,55 17,46 Nr. 1 2,49 1,23 2 30,92 0,27 3 21,76 0,36 4 33,36 3,70 Kommentar: Stand: 08.12.2010 6,17E-04 GI 3 6,19E-04 GI 3 1,75E-04 SE 3 1,85E-04 GI 3 [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 DIN 18 300 0,063 Kurve Ungleichförmigkeit U Durchlässigkeit kf BodenanspracheKrümmungszahl Cc Kurve Feinkornanteil P(∆ < mm) (∆ mm) 0,063 0,063 0,063 BK 4+400 BK 4+500 BK 4+600 BK / BS / Sch Tiefe [m] Sieblinienbereiche Siebung BK 4+300 15.08.2017 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Bestimmung der Kornverteilung Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.1.10 Kurve Vers. Darstellung Nr. fortl. von bis Kurve(n) FSS TS Trocken Nass 1 KV 37 5,5 6,8 æææææææææææ T 2 KV 38 2,8 3,9 æ æ æ æ æ æ æ æ N D 5 D 10 D 15 D 17 D 20 D 30 D 40 D 50 D 60 D 85 Nr. [%] [mm] 1 0,84 0,15 0,21 0,22 0,23 0,24 0,27 0,31 0,35 0,40 1,09 2 19,16 k. E. k. E. k. E. k. E. 0,07 0,11 0,13 0,16 0,19 0,39 Nr. 1 1,93 0,88 2 Kommentar: Stand: 08.12.2010 4,46E-04 SE 3 SU* 4 [-] [-] [m/s] (BEYER) DIN 18 196 DIN 18 300 Kurve Ungleichförmigkeit U Durchlässigkeit kf BodenanspracheKrümmungszahl Cc Kurve Feinkornanteil P(∆ < mm) (∆ mm) 0,063 0,063 BS 4+900c BK / BS / Sch Tiefe [m] Sieblinienbereiche Siebung BK 4+800 15.08.2017 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 0,01 0,063 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 63 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Si eb du rc hg an g [% ] Korndurchmesser [mm] Schluff Sand f m g Kies f m g St Stand: 20.04.2016 30 40 50 60 70 80 r ö w [%] 10 20 0,5 0,75 1 Plastizitätsbereich (wL - wP ) und natürlicher Wassergehalt (wN) in % Symb. £ £ r ö [Ic] 0 Zustandsform Symb. flüssig breiig weich steif halbfest fest 45,4 102,2 23,2 20,924,5 20,5 119,1BK 0+600 ö 2,75 2,95 52,2 29,0 28,5BS 0+500d r 3,30 3,40 16,623,1 29,4 61,4BK 0+100 £ 4,40 5,00 39,6 WL [%] WP [%] WN [%] Ausrollgrenze Wassergehalt Konsistenz Plastizität Entnahmestelle Symb. von bis IC [%] IP [%] Tiefe [m] Fließgrenze Institut für Geotechnik E 8580a Anl.: 3.2.1 27.07.2017 Vergabelos I, Los 2 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Bestimmung der Atterbergschen Grenzen / Diagramm 4%-Linie TA TM TL UM UL OT ST SU 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 Pl as tiz itä tI p [% ] Fließgrenze wL [%] Plastizitätsdiagramm Bestimmung der Atterbergschen Grenzen / Diagramm Symb. Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Vergabelos I, Los 2 Institut für Geotechnik E 8580a Anl.: 3.2.2 27.07.2017 Tiefe [m] Fließgrenze Ausrollgrenze Wassergehalt Konsistenz Plastizität Entnahmestelle Symb. von bis WL [%] WP [%] WN [%] IC [%] IP [%] BK 0+840 £ 4,00 4,60 60,8 26,7 23,5 109,5 34,1 BS 0+840b r 0,60 2,00 49,8 24,6 22,7 107,8 25,2 BK 0+900 ö 3,00 4,00 54,5 25,6 26,5 96,7 28,9 Zustandsform BK 1+200 œ 5,30 6,10 33,7 26,4 26,3 101,3 7,3 0 0,5 0,75 Symb. ö œ 10w [%] 20 30 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH 40 50 60 70 flüssig breiig weich steif halbfest fest £ r ö œ 1 Plastizitätsbereich (wL - wP ) und natürlicher Wassergehalt (wN) in % r [Ic] £ 80 Stand: 20.04.2016 4%-Linie TA TM TL UM UL OT ST SU 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 Pl as tiz itä tI p [% ] Fließgrenze wL [%] Plastizitätsdiagramm Stand: 20.04.2016 30 40 50 60 70 80 r ö œ w [%] 10 20 0,5 0,75 1 Plastizitätsbereich (wL - wP ) und natürlicher Wassergehalt (wN) in % Symb. £ £ r ö œ [Ic] 0 Zustandsform Symb. flüssig breiig weich steif halbfest fest BS 1+540c œ 1,10 2,00 89,6 21,9 50,5 46,6 24,7 27,0 99,6 23,1 24,326,2 24,8 105,9BK1+540 ö 3,50 3,70 49,2 26,2 26,3BS 1+500b r 1,10 2,30 29,327,0 28,6 94,7BK 1+400 £ 3,00 3,25 56,3 WL [%] WP [%] WN [%] Ausrollgrenze Wassergehalt Konsistenz Plastizität Entnahmestelle Symb. von bis IC [%] IP [%] Tiefe [m] Fließgrenze Institut für Geotechnik E 8580a Anl.: 3.2.3 27.07.2017 Vergabelos I, Los 2 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Bestimmung der Atterbergschen Grenzen / Diagramm 4%-Linie TA TM TL UM UL OT ST SU 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 Pl as tiz itä tI p [% ] Fließgrenze wL [%] Plastizitätsdiagramm Bestimmung der Atterbergschen Grenzen / Diagramm Vergabelos I, Los 2 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Tiefe [m] Fließgrenze Institut für Geotechnik E 8580a Anl.: 3.2.4 27.07.2017 WL [%] WP [%] WN [%] Ausrollgrenze Wassergehalt Konsistenz Plastizität Entnahmestelle Symb. von bis IC [%] IP [%] 14,821,1 19,4 111,2BK 1+700 £ 3,60 4,40 35,9 32,3 19,8 20,2BS 2+000c r 1,70 2,70 96,6 12,5 21,424,8 27,3 88,4BS 2+300c ö 1,90 3,10 46,3 0,5 0,75 1 Plastizitätsbereich (wL - wP ) und natürlicher Wassergehalt (wN) in % Symb. £ £ r ö [Ic] 0 Zustandsform Symb. flüssig breiig weich steif halbfest fest 30 40 50 60 70 80 r ö w [%] 10 20 Stand: 20.04.2016 4%-Linie TA TM TL UM UL OT ST SU 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 Pl as tiz itä tI p [% ] Fließgrenze wL [%] Plastizitätsdiagramm Bestimmung der Atterbergschen Grenzen / Diagramm Vergabelos I, Los 2 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Tiefe [m] Fließgrenze Institut für Geotechnik E 8580a Anl.: 3.2.5 27.07.2017 WL [%] WP [%] WN [%] Ausrollgrenze Wassergehalt Konsistenz Plastizität Entnahmestelle Symb. von bis IC [%] IP [%] 24,223,4 24,8 94,0BS 2+500b £ 1,70 3,50 47,6 71,7 23,7 31,9BK 2+700 r 5,00 5,40 82,8 48,0 46,631,1 28,5 105,6BK 2+800 ö 5,20 5,70 77,7 0,5 0,75 1 Plastizitätsbereich (wL - wP ) und natürlicher Wassergehalt (wN) in % Symb. £ £ r ö [Ic] 0 Zustandsform Symb. flüssig breiig weich steif halbfest fest 30 40 50 60 70 80 r ö w [%] 10 20 Stand: 20.04.2016 4%-Linie TA TM TL UM UL OT ST SU 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 Pl as tiz itä tI p [% ] Fließgrenze wL [%] Plastizitätsdiagramm Bestimmung der Atterbergschen Grenzen / Diagramm Vergabelos I, Los 2 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Tiefe [m] Fließgrenze Institut für Geotechnik E 8580a Anl.: 3.2.6 27.07.2017 WL [%] WP [%] WN [%] Ausrollgrenze Wassergehalt Konsistenz Plastizität Entnahmestelle Symb. von bis IC [%] IP [%] 54,626,7 43,1 69,8BS 3+000c £ 3,10 3,70 81,3 71,7 23,7 31,9BS 3+200c r 2,90 3,80 82,8 48,0 14,526,1 26,8 95,1BK 3+400 ö 3,00 4,00 40,6 0,5 0,75 1 Plastizitätsbereich (wL - wP ) und natürlicher Wassergehalt (wN) in % Symb. £ £ r ö [Ic] 0 Zustandsform Symb. flüssig breiig weich steif halbfest fest 30 40 50 60 70 80 r ö w [%] 10 20 Stand: 20.04.2016 4%-Linie TA TM TL UM UL OT ST SU 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 Pl as tiz itä tI p [% ] Fließgrenze wL [%] Plastizitätsdiagramm Bestimmung der Atterbergschen Grenzen / Diagramm Vergabelos I, Los 2 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Be: KS/Ka Tiefe [m] Fließgrenze Institut für Geotechnik E 8580a Anl.: 3.2.7 27.07.2017 WL [%] WP [%] WN [%] Ausrollgrenze Wassergehalt Konsistenz Plastizität Entnahmestelle Symb. von bis IC [%] IP [%] 14,923,9 25,0 92,5BS 3+500b £ 1,00 2,00 38,8 26,5 21,2 19,2BS 3+800c r 1,50 2,30 137,2 5,4 16,126,0 24,6 109,0BS 4+000b ö 1,00 2,00 42,2 35,0 22,8 30,9BS 4+200a œ 1,90 3,50 33,5 12,2 0,5 0,75 1 Plastizitätsbereich (wL - wP ) und natürlicher Wassergehalt (wN) in % Symb. £ £ r ö œ [Ic] 0 Zustandsform Symb. flüssig breiig weich steif halbfest fest 30 40 50 60 70 80 r ö œ w [%] 10 20 Stand: 20.04.2016 4%-Linie TA TM TL UM UL OT ST SU 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 0,00 10,00 20,00 30,00 40,00 50,00 60,00 70,00 80,00 90,00 100,00 Pl as tiz itä tI p [% ] Fließgrenze wL [%] Plastizitätsdiagramm Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Sanierung RHWD XXVII Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Be: Sr/Gu Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580a Anl.: 3.3 Datum: Bohrung: BK 2+500 Tiefe: 3,80 bis 4,00 m Vorbelastung: 300 kN/m² Abschergeschwindigkeit: 0,01 mm/min 0,0 Normalspannung: 300 kN/m² Scherspannung: 123 kN/m² 200 kN/m² 99 kN/m² 100 kN/m² 60 kN/m² Reibungswinkel 18,44 ° 62,8 Kohäsion 30,0 kN/m² Einbau gestört ungestört 16.08.2017 Direkter Scherversuch (Rahmenscherversuch) 0,00 40,00 80,00 120,00 160,00 200,00 0,00 40,00 80,00 120,00 160,00 200,00 240,00 280,00 320,00 360,00 Sc he rs pa nn un g t [k N /m ²] Normalspannung s2 [kN/m²] Scherdiagramm 0,00 0,20 0,40 0,60 0,80 1,00 1,20 1,40 0,00 0,50 1,00 1,50 2,00 2,50 3,00 3,50 4,00 4,50 Sc hu bs pa nn un g t [M N /m ²] Scherweg s [mm] Arbeitsliniendiagramm Versuch 1 Versuch 2 Versuch 3 Projekt: Sanierung RHWD XXVII Vergabe-Los I, Los 2 Proj.-Nr.: E 8580a Anlage: 3.4.1 Datum: 28.02.2018 Probe:BK 1+400 3,0 - 3,25 71 Probenhöhe bei Einbau l0 [mm] 20,00 3 Zusammendrückung s [mm] 0,12 0,20 Probenhöhe durchströmt l [mm] 19,88 50,52 48,4 t [s] Dt [s] h1 [cm] h2 [cm] ln(h1/h2) ln(h0/h2) Q [cm³/s) 600 600 48,4 47,8 1,16E-02 1,16E-02 4,887E-04 1740 1140 48,4 47,0 1,77E-02 2,94E-02 1,222E-03 3000 1260 48,4 46,3 1,50E-02 4,44E-02 1,833E-03 4200 1200 48,4 45,9 9,11E-03 5,35E-02 2,199E-03 5400 1200 48,4 45,6 6,12E-03 5,96E-02 2,443E-03 7200 1800 48,4 45,2 9,25E-03 6,88E-02 2,810E-03 9000 1800 48,4 44,9 6,22E-03 7,51E-02 3,054E-03 11880 2880 48,4 44,3 1,26E-02 8,76E-02 3,543E-03 15120 3240 48,4 43,6 1,59E-02 1,04E-01 4,154E-03 20280 5160 48,4 42,7 2,27E-02 1,26E-01 5,009E-03 23280 3000 48,4 41,5 2,66E-02 1,53E-01 5,986E-03 aus linearer Regression: 1,14E-09 1,743E-10 1,562E-10 3,148E-10 2,695E-10 1,547E-10 1,811E-10 1,825E-10 1,226E-10 Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit im kD-Versuchsgerät Probendurchmesser dProbe [mm] Durchmesser Röhrchen dRohr [mm] Konsolidierungslast F [kN] Konsolidierungsspannung s [kN/m²] 4,227E-10 6,884E-10 kf [m/s] 5,515E-10 Spiegelhöhe bei Start h0 [cm] y = 5,43E-06x + 2,37E-02 0,00E+00 2,00E-02 4,00E-02 6,00E-02 8,00E-02 1,00E-01 1,20E-01 1,40E-01 1,60E-01 1,80E-01 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 ln (h 0 /h 2) t [s] BK 1+400 3,0 - 3,25 Linear 2 1ln 2 2 h h t l d dk Probe Rohr f ◊ D ◊= Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Heidengass 16, 76356 Weingarten Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 Projekt: Sanierung RHWD XV II Vergabe-Los I, Los 2 Proj.-Nr.: E 8580a Anlage: 3.4.2 Datum: 28.02.2018 Probe:BK 1+540 3,5 - 3,7 71 Probenhöhe bei Einbau l0 [mm] 20,00 3 Zusammendrückung s [mm] 1,03 0,20 Probenhöhe durchströmt l [mm] 18,97 50,52 46,8 t [s] Dt [s] h1 [cm] h2 [cm] ln(h1/h2) ln(h0/h2) Q [cm³/s) 1200 1200 46,8 46,7 2,99E-03 2,99E-03 1,222E-04 2400 1200 46,8 46,4 6,01E-03 9,01E-03 3,665E-04 3600 1200 46,8 46,3 3,02E-03 1,20E-02 4,887E-04 5400 1800 46,8 46,0 6,07E-03 1,81E-02 7,330E-04 7200 1800 46,8 45,7 6,11E-03 2,42E-02 9,774E-04 10080 2880 46,8 45,3 9,23E-03 3,34E-02 1,344E-03 11520 1440 46,8 45,0 6,20E-03 3,96E-02 1,588E-03 13320 1800 46,8 44,7 6,24E-03 4,59E-02 1,833E-03 18420 5100 46,8 43,8 2,21E-02 6,80E-02 2,688E-03 20520 2100 46,8 43,4 8,03E-03 7,60E-02 2,993E-03 25020 4500 46,8 42,8 1,46E-02 9,07E-02 3,543E-03 aus linearer Regression: 8,525E-11 8,448E-11 kf [m/s] 1,697E-10 Spiegelhöhe bei Start h0 [cm] Bestimmung der Wasserdurchlässigkeit im kD-Versuchsgerät Probendurchmesser dProbe [mm] Durchmesser Röhrchen dRohr [mm] Konsolidierungslast F [kN] Konsolidierungsspannung s [kN/m²] 1,08E-09 1,471E-10 1,295E-10 1,100E-10 1,142E-10 1,174E-10 1,149E-10 1,085E-10 1,458E-10 y = 3,71E-06x - 1,84E-03 0,00E+00 1,00E-02 2,00E-02 3,00E-02 4,00E-02 5,00E-02 6,00E-02 7,00E-02 8,00E-02 9,00E-02 1,00E-01 0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 ln (h 0 /h 2) t [s] BK 1+540 3,5 - 3,7 Linear 2 1ln 2 2 h h t l d dk Probe Rohr f ◊ D ◊= Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Heidengass 16, 76356 Weingarten Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 Ingenieurgesellschaft Kärcher GmbH & Co. KG Proj.: Sanierung RHWD XXVII Institut für Geotechnik Vergabe-Los I, Los 2 Be: Gu/Ka Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 8580 a Anl.: 3.5 Datum:03.07.17 Bestimmung des Glühverlustes Entnahmestelle von bis Bodenart Wassergehalt Glühverlust 3,10 4,30 U, fs*,h 1,70 4,00 U,t,o' 1,00 1,80 U,s,o' ##### ##### ##### BK 2+000 BS 2+800c BS 4+300d 17,78 27,93 22,94 2,17 3,21 1,81 2 ,1 7 3 ,2 1 1 ,8 1 1 7 ,7 8 2 7 ,9 3 2 2 ,9 4 0 10 20 30 40 B K 2 + 0 0 0 3 ,1 - 4 ,3 m B S 2 + 8 0 0 c 1 ,7 - 4 ,0 m B S 4 + 3 0 0 d 1 ,0 - 1 ,8 m V g l [% ] Glühverlust: Wassergehalt: ks Text-Box ab Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Anlage 3.6.1 Seite 1 Anlage 3.6.1 Seite 2 Anlage 3.6.1 Seite 3 Anlage 3.6.1 Seite 4 Anlage 3.6.1 Seite 5 Anlage 3.6.1 Seite 6 Anlage 3.6.1 Seite 7 Anlage 3.6.1 Seite 8 Anlage 3.6.1 Seite 9 Anlage 3.6.1 Seite 10 Anlage 3.6.1 Seite 11 Anlage 3.6.1 Seite 12 Anlage 3.6.1 Seite 13 Anlage 3.6.1 Seite 14 Anlage 3.6.1 Seite 15 Anlage 3.6.1 Seite 16 Anlage 3.6.1 Seite 17 Anlage 3.6.1 Seite 18 Anlage 3.6.1 Seite 19 Anlage 3.6.1 Seite 20 Anlage 3.6.1 Seite 21 Anlage 3.6.1 Seite 22 Anlage 3.6.1 Seite 23 Anlage 3.6.1 Seite 24 Anlage 3.6.1 Seite 25 Anlage 3.6.1 Seite 26 Anlage 3.6.1 Seite 27 Anlage 3.6.1 Seite 28 Anlage 3.6.1 Seite 29 Anlage 3.6.1 Seite 30 Anlage 3.6.1 Seite 31 Anlage 3.6.1 Seite 32 Anlage 3.6.1 Seite 33 Anlage 3.6.1 Seite 34 Anlage 3.6.1 Seite 35 Anlage 3.6.1 Seite 36 Anlage 3.6.1 Seite 37 Anlage 3.6.1 Seite 38 Anlage 3.6.1 Seite 39 Anlage 3.6.1 Seite 40 Anlage 3.6.1 Seite 41 Anlage 3.6.1 Seite 42 Anlage 3.6.1 Seite 43 Anlage 3.6.1 Seite 44 Anlage 3.6.1 Seite 45 Anlage 3.6.1 Seite 46 Anlage 3.6.2.1 Seite 1 Anlage 3.6.2.1 Seite 2 Anlage 3.6.2.1 Seite 3 Anlage 3.6.2.1 Seite 4 Anlage 3.6.2.2 Seite 1 Anlage 3.6.2.2 Seite 2 Anlage 3.6.2.2 Seite 3 Anlage 3.6.2.2 Seite 4 Anlage 3.6.2.2 Seite 5 Anlage 3.6.2.2 Seite 6 Anlage 3.6.2.2 Seite 7 Anlage 3.6.2.2 Seite 8 Anlage 3.6.2.2 Seite 9 Anlage 3.6.2.2 Seite 10 Anlage 3.6.3 Seite 1 Anlage 3.6.3 Seite 2 Anlage 3.6.3 Seite 3 Anlage 3.6.3 Seite 4 Anlage 3.6.3 Seite 5 Anlage 3.6.3 Seite 6 Anlage 3.6.3 Seite 7 Anlage 3.6.3 Seite 8 Anlage 3.6.4 Seite 1 Anlage 3.6.4 Seite 2 Anlage 3.6.4 Seite 3 Anlage 3.6.4 Seite 4 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Projekt: VLos I, RHWD XXVII Anl.: 4.3.1a Institut für Geotechnik Damm-km 0+000 - 4+300 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 Projekt - Nr.: 8580a Datum: 14.05.18 Be.: JS Berechnung der Auftriebssicherheit im Bereich des landseitigen Böschungsfußes vorhandener Ausnutzungsgrad : erforderliche Aufschüttung hD: Berechnung der Auftriebssicherheit am landseitigen Böschungsfuß Nach DIN 1054:2005-1 erforderliche Teilsicherheitsbeiwerte: LF 1 LF 2 LF 3 günstige Einwirkungen: g,stb 0,90 0,90 0,95 [-] ungünstige Einwirkungen: g,dstb 1,00 1,00 1,00 [-] gewählt: g,stb= 0,90 [-] g,dstb= 1,00 [-] Profil Nr. Damm-km WBHW GOK w0 hD wLand t 2k r k 1k vorh., LF 2 DIN1054alt hD erf. [-] [m+NN] [m+NN] [m] [m] [m] [m] [kN/m 3 ] [kN/m3] [kN/m 3 ] [-] [-] [m] 0+200 0+300 106,53 107,46 -0,93 0+400 106,59 106,25 0,34 0+500 106,93 105,72 1,21 3,61 20,00 20,00 19,00 0,74 1,50 -0,98 0+600 106,93 106,25 0,68 1,60 20,00 20,00 19,00 0,79 1,40 -0,35 0+700 106,93 105,81 1,12 3,30 20,00 20,00 19,00 0,74 1,49 -0,89 0+800 106,93 105,38 1,55 2,50 20,00 20,00 19,00 0,90 1,23 -0,26 0+900 106,72 105,69 1,03 3,00 20,00 20,00 19,00 0,75 1,49 -0,80 1+000 106,70 106,07 0,63 3,51 20,00 20,00 19,00 0,66 1,70 -1,27 1+100 106,68 105,84 0,84 4,05 20,00 20,00 19,00 0,67 1,66 -1,40 1+200 106,63 105,66 0,97 5,64 20,00 20,00 19,00 0,65 1,71 -2,07 1+300 106,58 105,13 1,45 2,45 20,00 20,00 19,00 0,88 1,26 -0,30 1+400 106,53 105,39 1,14 3,30 20,00 20,00 19,00 0,75 1,49 -0,88 1+500 106,37 105,62 0,75 0,50 20,00 20,00 19,00 1,39 0,80 0,20 1+540 106,47 104,77 1,70 1,00 2,14 20,00 20,00 19,00 0,69 1,61 -0,01 1+600 106,45 106,20 0,25 0,40 3,69 20,00 20,00 19,00 0,54 2,07 -1,58 1+762 106,41 104,39 2,02 3,22 20,00 20,00 19,00 0,90 1,23 -0,33 ( ) stb,G1rLand1Landd2 dstb,Gw0 v orh w)wh(t )tw( γ⋅γ⋅+γ⋅−+γ⋅ γ⋅γ⋅+ =µ Land 1 1rLand2w0 stb,G dstb,G erf,D w wt)tw( h + γ γ⋅−γ⋅−γ⋅+⋅ γ γ = BHW [m+NN] GOK [m+NN] X X Dammkörper bindige Deckschicht Kiessandaquifer Schüttung w h w t Land 0 Systemskizze (unmaßstäblich) W [m+NN]BHW d Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Projekt: VLos I, RHWD XXVII Anl.: 4.3.1b Institut für Geotechnik Damm-km 0+000 - 4+300 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 Projekt - Nr.: 8580a Datum: 18.05.18 Be.: JS Berechnung der Auftriebssicherheit im Bereich des landseitigen Böschungsfußes vorhandener Ausnutzungsgrad : erforderliche Aufschüttung hD: Berechnung der Auftriebssicherheit am landseitigen Böschungsfuß Nach DIN 1054:2005-1 erforderliche Teilsicherheitsbeiwerte: LF 1 LF 2 LF 3 günstige Einwirkungen: g,stb 0,90 0,90 0,95 [-] ungünstige Einwirkungen: g,dstb 1,00 1,00 1,00 [-] gewählt: g,stb= 0,90 [-] g,dstb= 1,00 [-] Profil Nr. Damm-km WBHW GOK w0 hD wLand t 2k r k 1k vorh., LF 2 DIN1054alt hD erf. [-] [m+NN] [m+NN] [m] [m] [m] [m] [kN/m 3 ] [kN/m3] [kN/m 3 ] [-] [-] [m] 1+800 106,38 103,34 3,04 1,00 6,13 20,00 20,00 20,00 0,71 1,56 -1,04 1+900 105,53 103,28 2,25 1,70 2,00 20,00 20,00 20,00 0,64 1,74 0,36 2+000 106,28 104,28 2,00 0,70 2,36 20,00 20,00 20,00 0,79 1,40 0,06 2+100 106,23 104,26 1,97 0,75 1,72 20,00 20,00 20,00 0,83 1,34 0,33 2+200 106,24 104,11 2,13 0,90 3,03 20,00 20,00 20,00 0,73 1,52 -0,16 2+300 106,22 104,18 2,04 0,80 2,49 20,00 20,00 20,00 0,76 1,45 0,03 2+400 106,20 104,17 2,03 0,77 2,92 20,00 20,00 20,00 0,75 1,49 -0,17 2+500 106,18 104,07 2,11 0,76 2,28 20,00 20,00 20,00 0,80 1,38 0,16 2+600 106,17 103,84 2,33 0,88 2,23 20,00 20,00 20,00 0,81 1,36 0,30 2+700 106,15 103,92 2,23 1,50 2,79 20,00 20,00 20,00 0,65 1,71 0,00 2+800 106,14 104,18 1,96 1,30 3,75 20,00 20,00 20,00 0,63 1,77 -0,58 2+900 106,12 104,40 1,72 1,00 3,27 20,00 20,00 20,00 0,65 1,71 -0,50 3+000 106,11 104,20 1,91 1,30 3,45 20,00 20,00 20,00 0,63 1,77 -0,47 3+100 106,09 104,20 1,89 1,35 2,17 20,00 20,00 20,00 0,64 1,73 0,09 3+200 106,08 104,27 1,81 1,20 3,05 20,00 20,00 20,00 0,64 1,75 -0,35 3+300 106,06 104,30 1,76 1,10 4,17 20,00 20,00 20,00 0,63 1,78 -0,88 3+400 106,05 104,09 1,96 1,20 3,26 20,00 20,00 20,00 0,65 1,71 -0,36 3+500 106,03 103,54 2,49 1,90 6,92 20,00 20,00 20,00 0,59 1,87 -1,69 3+600 104,67 104,09 0,58 1,45 0,01 20,00 20,00 20,00 0,22 4,95 0,32 3+700 106,00 103,46 2,54 1,50 6,38 20,00 20,00 20,00 0,63 1,77 -1,42 3+800 103,21 102,77 0,44 1,80 0,19 20,00 20,00 20,00 0,18 6,32 0,16 3+900 103,54 102,85 0,69 1,60 0,44 20,00 20,00 20,00 0,31 3,61 0,19 4+000 103,90 102,75 1,15 1,80 0,90 20,00 20,00 20,00 0,42 2,63 0,24 4+100 105,28 102,80 2,48 2,50 2,23 20,00 20,00 20,00 0,55 2,01 0,39 4+200 104,46 103,00 1,46 2,00 1,21 20,00 20,00 20,00 0,46 2,40 0,27 ( ) stb,G1rLand1Landd2 dstb,Gw0 v orh w)wh(t )tw( γ⋅γ⋅+γ⋅−+γ⋅ γ⋅γ⋅+ =µ Land 1 1rLand2w0 stb,G dstb,G erf,D w wt)tw( h + γ γ⋅−γ⋅−γ⋅+⋅ γ γ = BHW [m+NN] GOK [m+NN] X X Dammkörper bindige Deckschicht Kiessandaquifer Schüttung w h w t Land 0 Systemskizze (unmaßstäblich) W [m+NN]BHW d Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Projekt: VLos I, RHWD XXVII Anl.: 4.3.1c Institut für Geotechnik Damm-km 0+000 - 4+900 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 Projekt - Nr.: 8580a Datum: 14.05.18 Be.: JS Berechnung der Auftriebssicherheit im Bereich des landseitigen Böschungsfußes vorhandener Ausnutzungsgrad : erforderliche Aufschüttung hD: Berechnung der Auftriebssicherheit am landseitigen Böschungsfuß Nach DIN 1054:2005-1 erforderliche Teilsicherheitsbeiwerte: LF 1 LF 2 LF 3 günstige Einwirkungen: g,stb 0,90 0,90 0,95 [-] ungünstige Einwirkungen: g,dstb 1,00 1,00 1,00 [-] gewählt: g,stb= 0,90 [-] g,dstb= 1,00 [-] Profil Nr. Damm-km WBHW GOK w0 hD wLand t 2k r k 1k vorh., LF 2 DIN1054alt hD erf. [-] [m+NN] [m+NN] [m] [m] [m] [m] [kN/m 3 ] [kN/m3] [kN/m 3 ] [-] [-] [m] 4+300 104,45 102,98 1,47 1,00 0,00 1,22 20,00 20,00 20,00 0,67 1,65 0,27 4+400 104,50 102,67 1,83 1,35 0,00 4+500 104,48 103,93 0,55 1,40 0,00 0,80 20,00 20,00 20,00 0,34 3,26 -0,05 4+600 104,40 103,07 1,33 1,50 0,00 4+700 104,39 103,03 1,36 1,40 0,00 4+800 104,37 102,98 1,39 1,30 0,00 4+900 103,88 103,22 0,66 1,60 0,00 ( ) stb,G1rLand1Landd2 dstb,Gw0 v orh w)wh(t )tw( γ⋅γ⋅+γ⋅−+γ⋅ γ⋅γ⋅+ =µ Land 1 1rLand2w0 stb,G dstb,G erf,D w wt)tw( h + γ γ⋅−γ⋅−γ⋅+⋅ γ γ = BHW [m+NN] GOK [m+NN] X X Dammkörper bindige Deckschicht Kiessandaquifer Schüttung w h w t Land 0 Systemskizze (unmaßstäblich) W [m+NN]BHW d Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Projekt: VLos I, RHWD XXVII Anl.: 4.3.2a Institut für Geotechnik Damm-km 0+000 - 4+300 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 Projekt - Nr.: 8580a Datum: 14.05.18 Be.: JS Berechnung der hydraulischen Grundbruchsicherheit im Bereich des landseitigen Böschungsfußes vorhandener Ausnutzungsgrad : erforderliche Aufschüttung hD: Berechnung der hydraulischen Grundbruchsicherheit am landseitigen Böschungsfuß Nach DIN 1054:2005-1 erforderliche Teilsicherheitsbeiwerte: LF 1 LF 2 LF 3 günstige Einwirkungen: g,stb 0,90 0,90 0,95 [-] Strömungskraft bei günstigem Untergrund: H 1,35 1,30 1,20 [-] Strömungskraft bei ungünstigem Untergrund: H 1,80 1,60 1,35 [-] gewählt: g,stb= 0,90 [-] H= 1,30 [-] Profil Nr. Damm-km WBHW GOK w0 hD wLand t ´2k ´1k 1k vorh., LF 2 DIN1054alt hD erf. [-] [m+NN] [m+NN] [m] [m] [m] [m] [kN/m 3 ] [kN/m3] [kN/m3] [-] [-] [m] 0+200 0+300 106,53 107,46 -0,93 0,00 0,00 0+400 106,59 106,25 0,34 0,00 0,00 0+500 106,93 105,72 1,21 0,00 0,00 3,61 10,00 11,00 19,00 0,48 2,99 -0,98 0+600 106,93 106,25 0,68 0,00 0,00 1,60 10,00 11,00 19,00 0,61 2,35 -0,33 0+700 106,93 105,81 1,12 0,00 0,00 3,30 10,00 11,00 19,00 0,49 2,95 -0,89 0+800 106,93 105,38 1,55 0,00 0,00 2,50 10,00 11,00 19,00 0,90 1,61 -0,14 0+900 106,72 105,69 1,03 0,00 0,00 3,00 10,00 11,00 19,00 0,50 2,91 -0,80 1+000 106,70 106,07 0,63 0,00 0,00 3,51 10,00 11,00 19,00 0,26 5,57 -1,37 1+100 106,68 105,84 0,84 0,00 0,00 4,05 10,00 11,00 19,00 0,30 4,82 -1,49 1+200 106,63 105,66 0,97 0,00 0,00 5,64 10,00 11,00 19,00 0,25 5,81 -2,23 1+300 106,58 105,13 1,45 0,00 0,00 2,45 10,00 11,00 19,00 0,85 1,69 -0,19 1+400 106,53 105,39 1,14 0,00 0,00 3,30 10,00 11,00 19,00 0,50 2,89 -0,87 1+500 106,37 105,62 0,75 0,00 0,00 0,50 10,00 11,00 19,00 2,17 0,67 0,31 1+540 106,47 104,77 1,70 1,00 0,00 2,14 10,00 11,00 19,00 0,61 2,38 0,17 1+600 106,45 106,20 0,25 0,40 0,00 3,69 10,00 11,00 19,00 0,08 17,80 -1,75 1+762 106,41 104,39 2,02 0,00 0,00 3,22 10,00 11,00 19,00 0,91 1,59 -0,16 ( ) ( )1Land1LandD2stb,G wLand0H v orh ´w)w(h´t ww γ+γ⋅−+γ⋅⋅γ γ⋅−⋅γ ⋅ =µ Land 1 1Land2wLand0 stb,G H erf,D w ´w´t)w(w h + γ γ⋅−γ⋅−γ⋅−⋅ γ γ = BHW [m+NN] GOK [m+NN] X X Dammkörper bindige Deckschicht Kiessandaquifer Schüttung w h w t Land 0 Systemskizze (unmaßstäblich) W [m+NN]BHW d Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Projekt: VLos I, RHWD XXVII Anl.: 4.3.2b Institut für Geotechnik Damm-km 0+000 - 4+300 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 Projekt - Nr.: 8580a Datum: 18.05.18 Be.: JS Berechnung der hydraulischen Grundbruchsicherheit im Bereich des landseitigen Böschungsfußes vorhandener Ausnutzungsgrad : erforderliche Aufschüttung hD: Berechnung der hydraulischen Grundbruchsicherheit am landseitigen Böschungsfuß Nach DIN 1054:2005-1 erforderliche Teilsicherheitsbeiwerte: LF 1 LF 2 LF 3 günstige Einwirkungen: g,stb 0,90 0,90 0,95 [-] Strömungskraft bei günstigem Untergrund: H 1,35 1,30 1,20 [-] Strömungskraft bei ungünstigem Untergrund: H 1,80 1,60 1,35 [-] gewählt: g,stb= 0,90 [-] H= 1,30 [-] Profil Nr. Damm-km WBHW GOK w0 hD wLand t ´2k ´1k 1k vorh., LF 2 DIN1054alt hD erf. [-] [m+NN] [m+NN] [m] [m] [m] [m] [kN/m 3 ] [kN/m3] [kN/m3] [-] [-] [m] 1+800 106,38 103,34 3,04 1,00 0,00 6,13 10,00 11,00 20,00 0,54 2,67 -0,87 1+900 105,53 103,28 2,25 1,70 0,00 2,00 10,00 11,00 20,00 0,60 2,40 0,63 2+000 106,28 104,28 2,00 0,70 0,00 2,36 10,00 11,00 20,00 0,77 1,88 0,26 2+100 106,23 104,26 1,97 0,75 0,00 1,72 10,00 11,00 20,00 0,88 1,63 0,56 2+200 106,24 104,11 2,13 0,90 0,00 3,03 10,00 11,00 20,00 0,64 2,27 0,02 2+300 106,22 104,18 2,04 0,80 0,00 2,49 10,00 11,00 20,00 0,72 2,00 0,23 2+400 106,20 104,17 2,03 0,77 0,00 2,92 10,00 11,00 20,00 0,66 2,20 0,01 2+500 106,18 104,07 2,11 0,76 0,00 2,28 10,00 11,00 20,00 0,80 1,80 0,38 2+600 106,17 103,84 2,33 0,88 0,00 2,23 10,00 11,00 20,00 0,84 1,71 0,57 2+700 106,15 103,92 2,23 1,50 0,00 2,79 10,00 11,00 20,00 0,56 2,60 0,22 2+800 106,14 104,18 1,96 1,30 0,00 3,75 10,00 11,00 20,00 0,45 3,24 -0,46 2+900 106,12 104,40 1,72 1,00 0,00 3,27 10,00 11,00 20,00 0,47 3,06 -0,39 3+000 106,11 104,20 1,91 1,30 0,00 3,45 10,00 11,00 20,00 0,46 3,17 -0,35 3+100 106,09 104,20 1,89 1,35 0,00 2,17 10,00 11,00 20,00 0,56 2,58 0,28 3+200 106,08 104,27 1,81 1,20 0,00 3,05 10,00 11,00 20,00 0,48 3,01 -0,22 3+300 106,06 104,30 1,76 1,10 0,00 4,17 10,00 11,00 20,00 0,40 3,62 -0,81 3+400 106,05 104,09 1,96 1,20 0,00 3,26 10,00 11,00 20,00 0,50 2,89 -0,21 3+500 106,03 103,54 2,49 1,90 0,00 6,92 10,00 11,00 20,00 0,34 4,31 -1,66 3+600 104,67 104,09 0,58 1,45 0,00 0,01 10,00 11,00 20,00 0,29 5,02 0,41 3+700 106,00 103,46 2,54 1,50 0,00 6,38 10,00 11,00 20,00 0,39 3,69 -1,36 3+800 103,21 102,77 0,44 1,80 0,00 0,19 10,00 11,00 20,00 0,17 8,61 0,22 3+900 103,54 102,85 0,69 1,60 0,00 0,44 10,00 11,00 20,00 0,27 5,28 0,28 4+000 103,90 102,75 1,15 1,80 0,00 0,90 10,00 11,00 20,00 0,37 3,91 0,38 4+100 105,28 102,80 2,48 2,50 0,00 2,23 10,00 11,00 20,00 0,50 2,92 0,68 4+200 104,46 103,00 1,46 2,00 0,00 1,21 10,00 11,00 20,00 0,40 3,57 0,45 ( ) ( )1Land1LandD2stb,G wLand0H v orh ´w)w(h´t ww γ+γ⋅−+γ⋅⋅γ γ⋅−⋅γ ⋅ =µ Land 1 1Land2wLand0 stb,G H erf,D w ´w´t)w(w h + γ γ⋅−γ⋅−γ⋅−⋅ γ γ = BHW [m+NN] GOK [m+NN] X X Dammkörper bindige Deckschicht Kiessandaquifer Schüttung w h w t Land 0 Systemskizze (unmaßstäblich) W [m+NN]BHW d Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Projekt: VLos I, RHWD XXVII Anl.: 4.3.2c Institut für Geotechnik Damm-km 0+000 - 4+900 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 Projekt - Nr.: 8580a Datum: 14.05.18 Be.: JS Berechnung der hydraulischen Grundbruchsicherheit im Bereich des landseitigen Böschungsfußes vorhandener Ausnutzungsgrad : erforderliche Aufschüttung hD: Berechnung der hydraulischen Grundbruchsicherheit am landseitigen Böschungsfuß Nach DIN 1054:2005-1 erforderliche Teilsicherheitsbeiwerte: LF 1 LF 2 LF 3 günstige Einwirkungen: g,stb 0,90 0,90 0,95 [-] Strömungskraft bei günstigem Untergrund: H 1,35 1,30 1,20 [-] Strömungskraft bei ungünstigem Untergrund: H 1,80 1,60 1,35 [-] gewählt: g,stb= 0,90 [-] H= 1,30 [-] Profil Nr. Damm-km WBHW GOK w0 hD wLand t ´2k ´1k 1k vorh., LF 2 DIN1054alt hD erf. [-] [m+NN] [m+NN] [m] [m] [m] [m] [kN/m 3 ] [kN/m3] [kN/m3] [-] [-] [m] 4+300 104,45 102,98 1,47 1,00 0,00 1,22 10,00 11,00 20,00 0,66 2,19 0,45 4+400 104,50 102,67 1,83 1,35 0,00 4+500 104,48 103,93 0,55 1,40 0,00 0,80 10,00 11,00 20,00 0,22 6,55 0,00 4+600 104,40 103,07 1,33 1,50 0,00 4+700 104,39 103,03 1,36 1,40 0,00 4+800 104,37 102,98 1,39 1,30 0,00 4+900 103,88 103,22 0,66 1,60 0,00 ( ) ( )1Land1LandD2stb,G wLand0H v orh ´w)w(h´t ww γ+γ⋅−+γ⋅⋅γ γ⋅−⋅γ ⋅ =µ Land 1 1Land2wLand0 stb,G H erf,D w ´w´t)w(w h + γ γ⋅−γ⋅−γ⋅−⋅ γ γ = BHW [m+NN] GOK [m+NN] X X Dammkörper bindige Deckschicht Kiessandaquifer Schüttung w h w t Land 0 Systemskizze (unmaßstäblich) W [m+NN]BHW d 0.30 0.40 0.50 0.50 0.60 0.60 0.70 0.70 0.80 0.80 0.90 w w w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,S,u-u' (U-Linsen) 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst-fst 36.00 0.00 20.00 Kies, Sand, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,S,u-u' (U-Linsen) 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst-fst 36.00 0.00 20.00 Kies, Sand, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW 1.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,S,u-u' (U-Linsen) 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst-fst 36.00 0.00 20.00 Kies, Sand, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,S,u-u' (U-Linsen) 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst-fst 36.00 0.00 20.00 Kies, Sand, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Porenwasserdruckansatz n. Kärcher et al. (2001) v=3*10E-5 m/s, kf=1x10E-5 m/s, (38%, 65%) Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 1.00 xm = -6.32 m ym = 109.90 m R = 6.52 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_4_300_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+300 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.10a OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 105,78 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_4_300_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 105,78 m+NHN 1/3 BHW = 103,77 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d "Am Ölhafen" 0. 10 0. 20 0.30 0.40 0.50 0.60 0. 60 0.70 0.70 0.80 w w ww w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,S,u-u' (U-Linsen) 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst-fst 36.00 0.00 20.00 Kies, Sand, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,S,u-u' (U-Linsen) 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst-fst 36.00 0.00 20.00 Kies, Sand, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW 0.81 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,S,u-u' (U-Linsen) 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst-fst 36.00 0.00 20.00 Kies, Sand, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,S,u-u' (U-Linsen) 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst-fst 36.00 0.00 20.00 Kies, Sand, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Porenwasserdruckansatz n. Kärcher et al. (2001) v=3*10E-5 m/s, kf=1x10E-5 m/s, (38%, 65%) Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.81 xm = -17.08 m ym = 110.56 m R = 9.67 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_4_300_BS_P_Schlute.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+300 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.10b OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 Böschung Schlute, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_4_300_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 105,78 m+NHN 1/3 BHW = 103,32 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d "Am Ölhafen" Schlute 0.3 5 0.40 0.45 0. 50 0.55 0.60 0.65 0.70 0.75 0.80 0.85 0.90 0.95 1.00 w w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s,u 27.50 0.00 20.00 Schluff + Feinsand 32.50 2.00 20.00 Kies, s, n10 <5 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u 32.50 0.00 20.00 Mittelsand, n10 <5 38.50 0.00 20.00 Kies, sandig, n10 =10-20 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s,u 27.50 0.00 20.00 Schluff + Feinsand 32.50 2.00 20.00 Kies, s, n10 <5 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u 32.50 0.00 20.00 Mittelsand, n10 <5 38.50 0.00 20.00 Kies, sandig, n10 =10-20 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW 1.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s,u 27.50 0.00 20.00 Schluff + Feinsand 32.50 2.00 20.00 Kies, s, n10 <5 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u 32.50 0.00 20.00 Mittelsand, n10 <5 38.50 0.00 20.00 Kies, sandig, n10 =10-20 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s,u 27.50 0.00 20.00 Schluff + Feinsand 32.50 2.00 20.00 Kies, s, n10 <5 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u 32.50 0.00 20.00 Mittelsand, n10 <5 38.50 0.00 20.00 Kies, sandig, n10 =10-20 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Porenwasserdruckansatz n. Kärcher et al. (2001) v=3x10E-5 m/s, kf=1x10E-5 m/s, (38%, 65%) Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 1.00 xm = -4.71 m ym = 108.50 m R = 4.88 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_4_500_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.11 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 105,63 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_4_500_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 105,63 m+NHN 1/3 BHW = 104,58 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d "Am Ölhafen" 0.40 0.45 0.50 0.55 0.60 0.65 0.70 0.75 0.80 0.85 0.90 0.95 w w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 32.50 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, 27.50 2.00 20.00 Schluff + Sand, hfst 35.00 0.00 20.00 Mittelsand, g, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 38.50 0.00 20.00 Kies, sandig, n10 =10-20 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 32.50 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, 27.50 2.00 20.00 Schluff + Sand, hfst 35.00 0.00 20.00 Mittelsand, g, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 38.50 0.00 20.00 Kies, sandig, n10 =10-20 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW 0.98 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 32.50 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, 27.50 2.00 20.00 Schluff + Sand, hfst 35.00 0.00 20.00 Mittelsand, g, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 38.50 0.00 20.00 Kies, sandig, n10 =10-20 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 32.50 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, 27.50 2.00 20.00 Schluff + Sand, hfst 35.00 0.00 20.00 Mittelsand, g, feinteilfrei 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 38.50 0.00 20.00 Kies, sandig, n10 =10-20 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Porenwasserdruckansatz n. Kärcher et al. (2001) v=3x10E-5 m/s, kf=1x10E-7 m/s, (60%, 81%) Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.98 xm = -5.99 m ym = 108.66 m R = 5.25 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_4_800_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+800 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.12 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 105,48 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_4_800_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 105,48 m+NHN 1/3 BHW = 104,31 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d "Am Ölhafen" 0.30 0.35 0.40 0.400.45 0.45 0.50 0.50 0.55 0.55 0.60 0.60 0.65 0.65 0.70 0. 75 w w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Kies,s, u-u' 27.50 5.00 20.00 Schluff, fs'-fs*,stf-hfst 25.00 5.00 20.00 Schluff/Ton, wch-stf 32.50 0.00 20.00 Kies, s 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 27.50 0.00 20.00 Schluff, fs* 37.50 0.00 20.00 Kies, s, n10 ~10-20 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Kies,s, u-u' 27.50 5.00 20.00 Schluff, fs'-fs*,stf-hfst 25.00 5.00 20.00 Schluff/Ton, wch-stf 32.50 0.00 20.00 Kies, s 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 27.50 0.00 20.00 Schluff, fs* 37.50 0.00 20.00 Kies, s, n10 ~10-20 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 0.78 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Kies,s, u-u' 27.50 5.00 20.00 Schluff, fs'-fs*,stf-hfst 25.00 5.00 20.00 Schluff/Ton, wch-stf 32.50 0.00 20.00 Kies, s 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 27.50 0.00 20.00 Schluff, fs* 37.50 0.00 20.00 Kies, s, n10 ~10-20 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Kies,s, u-u' 27.50 5.00 20.00 Schluff, fs'-fs*,stf-hfst 25.00 5.00 20.00 Schluff/Ton, wch-stf 32.50 0.00 20.00 Kies, s 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 27.50 0.00 20.00 Schluff, fs* 37.50 0.00 20.00 Kies, s, n10 ~10-20 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.78 xm = -5.42 m ym = 109.66 m R = 5.00 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_0_500_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 0+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.1 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 106,93 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_0_500_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 106,93 m+NHN 1/3 BHW = 105,60 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d Gleisanlagen 0.35 0.40 0.40 0.45 0.45 0.50 0. 50 0.55 0. 5 5 0.60 0.60 0.65 0.65 0.70 0.70 0.75 0.80 w w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 32.50 0.00 20.00 Kies,s, n10 <5 27.50 6.00 20.00 Schluff, t, fs', hfst 25.00 3.00 20.00 Ton, u, wch-stf 30.00 0.00 20.00 Kies, Sand, u-u' 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 32.50 0.00 20.00 Sand, n10 <7 38.50 0.00 20.00 Kies, s, n10 ~10-25 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 32.50 0.00 20.00 Kies,s, n10 <5 27.50 6.00 20.00 Schluff, t, fs', hfst 25.00 3.00 20.00 Ton, u, wch-stf 30.00 0.00 20.00 Kies, Sand, u-u' 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 32.50 0.00 20.00 Sand, n10 <7 38.50 0.00 20.00 Kies, s, n10 ~10-25 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 0.82 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 32.50 0.00 20.00 Kies,s, n10 <5 27.50 6.00 20.00 Schluff, t, fs', hfst 25.00 3.00 20.00 Ton, u, wch-stf 30.00 0.00 20.00 Kies, Sand, u-u' 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 32.50 0.00 20.00 Sand, n10 <7 38.50 0.00 20.00 Kies, s, n10 ~10-25 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 32.50 0.00 20.00 Kies,s, n10 <5 27.50 6.00 20.00 Schluff, t, fs', hfst 25.00 3.00 20.00 Ton, u, wch-stf 30.00 0.00 20.00 Kies, Sand, u-u' 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 32.50 0.00 20.00 Sand, n10 <7 38.50 0.00 20.00 Kies, s, n10 ~10-25 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.82 xm = -5.12 m ym = 109.41 m R = 5.07 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_1_000_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+000 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.2 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 106,70 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_1_000_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 106,70 m+NHN 1/3 BHW = 105,27 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d 0.40 0.45 0.45 0.50 0.50 0.55 0.55 0.60 0.60 0.65 0.65 0.70 0.70 0.75 0.75 w w w w w w w pv = 16.70 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s 25.00 4.00 20.00 U,t, wch-stf. 27.50 6.00 20.00 U, fs', stf-hfst 32.50 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, n10=5 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10=15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s 25.00 4.00 20.00 U,t, wch-stf. 27.50 6.00 20.00 U, fs', stf-hfst 32.50 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, n10=5 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10=15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 0.80 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s 25.00 4.00 20.00 U,t, wch-stf. 27.50 6.00 20.00 U, fs', stf-hfst 32.50 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, n10=5 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10=15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s 25.00 4.00 20.00 U,t, wch-stf. 27.50 6.00 20.00 U, fs', stf-hfst 32.50 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, n10=5 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10=15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.80 xm = -6.86 m ym = 110.99 m R = 7.47 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_1_500_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.3 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 106,48 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_1_500_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 106,48 m+NHN 1/3 BHW = 104,97 m+NHN Dammverteidigungsweg 0.40 0.45 0.45 0.50 0.50 0.55 0.55 0.60 0.60 0.65 0.65 0.70 0.70 0.75 0.75 0.80 0.85 w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 35.00 0.00 20.00 Dammkörper, S,g, n10<7 27.50 2.00 20.00 U,fs, wch 25.00 2.00 20.00 U, t', wch 32.50 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, n10=5 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10=15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 35.00 0.00 20.00 Dammkörper, S,g, n10<7 27.50 2.00 20.00 U,fs, wch 25.00 2.00 20.00 U, t', wch 32.50 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, n10=5 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10=15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 0.88 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 35.00 0.00 20.00 Dammkörper, S,g, n10<7 27.50 2.00 20.00 U,fs, wch 25.00 2.00 20.00 U, t', wch 32.50 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, n10=5 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10=15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 35.00 0.00 20.00 Dammkörper, S,g, n10<7 27.50 2.00 20.00 U,fs, wch 25.00 2.00 20.00 U, t', wch 32.50 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, n10=5 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10=15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.88 xm = -4.51 m ym = 110.32 m R = 5.95 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_1_540_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 1+540 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.4 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 106,47 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_1_540_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 106,47 m+NHN 1/3 BHW = 105,34 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. 0. 36 0.36 0. 38 0.38 0.40 0.400.42 0.42 0.44 0.44 0.46 0.46 0.48 0.48 0.50 0.50 0.52 0.52 0.54 0.54 0.56 0.56 0.58 0.58 0.60 0.60 0.62 0.62 0.64 0.64 0.66 0.68 0.7 0 w w w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 35.00 0.00 20.00 Dammkörper, S,g, n10~7 27.50 5.00 20.00 Scluff+Feinsand, hfst 25.00 2.00 20.00 Schluff, t', fs', stf-hfst 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, Kies, u'-u* 36.00 0.00 20.00 Kiessand, n10<10 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 35.00 0.00 20.00 Dammkörper, S,g, n10~7 27.50 5.00 20.00 Scluff+Feinsand, hfst 25.00 2.00 20.00 Schluff, t', fs', stf-hfst 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, Kies, u'-u* 36.00 0.00 20.00 Kiessand, n10<10 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW 0.70 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 35.00 0.00 20.00 Dammkörper, S,g, n10~7 27.50 5.00 20.00 Scluff+Feinsand, hfst 25.00 2.00 20.00 Schluff, t', fs', stf-hfst 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, Kies, u'-u* 36.00 0.00 20.00 Kiessand, n10<10 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 35.00 0.00 20.00 Dammkörper, S,g, n10~7 27.50 5.00 20.00 Scluff+Feinsand, hfst 25.00 2.00 20.00 Schluff, t', fs', stf-hfst 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, Kies, u'-u* 36.00 0.00 20.00 Kiessand, n10<10 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.70 xm = -4.96 m ym = 111.39 m R = 6.87 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_2_000_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+000 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.5 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 106,28 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_2_000_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 106,28 m+NHN 1/3 BHW = 105,31m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d Geh-/Radweg 0.35 0.40 0.45 0.45 0.50 0.50 0.55 0.550.60 0.60 0.65 0.65 0.7 0 0.70 0.7 5 0.80 0.80 w w w w w w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10~8 27.50 7.00 20.00 Schluff, fs, hfst 25.00 6.00 20.00 Schluff, Ton, stf 30.00 0.00 20.00 40.00 0.00 20.00 Kiessand, n10<30 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10~8 27.50 7.00 20.00 Schluff, fs, hfst 25.00 6.00 20.00 Schluff, Ton, stf 30.00 0.00 20.00 40.00 0.00 20.00 Kiessand, n10<30 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW 0.81 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10~8 27.50 7.00 20.00 Schluff, fs, hfst 25.00 6.00 20.00 Schluff, Ton, stf 30.00 0.00 20.00 40.00 0.00 20.00 Kiessand, n10<30 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10~8 27.50 7.00 20.00 Schluff, fs, hfst 25.00 6.00 20.00 Schluff, Ton, stf 30.00 0.00 20.00 40.00 0.00 20.00 Kiessand, n10<30 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.81 xm = -7.45 m ym = 110.84 m R = 6.92 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_2_500_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 2+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.6 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 106,18 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_2_500_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 106,18 m+NHN 1/3 BHW = 103,87 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d Dea-Scholven-Straße 0.40 0.40 0.45 0.45 0.50 0.500.55 0.55 0.60 0.60 0.65 0.650.70 0.70 0.75 0.80 0. 85 0.85 w w w w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10 <10 27.50 6.00 20.00 Schluff, fs, stf-hfst 25.00 7.00 20.00 T,u, stf 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 40.00 0.00 20.00 Kiessand, n10 <35 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10 <10 27.50 6.00 20.00 Schluff, fs, stf-hfst 25.00 7.00 20.00 T,u, stf 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 40.00 0.00 20.00 Kiessand, n10 <35 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW 0.85 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10 <10 27.50 6.00 20.00 Schluff, fs, stf-hfst 25.00 7.00 20.00 T,u, stf 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 40.00 0.00 20.00 Kiessand, n10 <35 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10 <10 27.50 6.00 20.00 Schluff, fs, stf-hfst 25.00 7.00 20.00 T,u, stf 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u' 40.00 0.00 20.00 Kiessand, n10 <35 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.85 xm = -6.90 m ym = 111.14 m R = 7.12 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_3_000_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+000 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.7 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 106,11 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_3_000_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 106,11 m+NHN 1/3 BHW = 104,35 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d "Am Ölhafen" 0.42 0.44 0.46 0.46 0.48 0.48 0.50 0.50 0.52 0.52 0.52 0.54 0.54 0.56 0.56 0.58 0.58 0 . 6 0 0.60 0.62 0.62 0.64 0.64 0.66 0.66 0.68 0.68 0.6 8 0.70 0.70 0.7 0 0.70 0.7 2 0.7 2 0.74 0. 74 0. 76 0. 78 0.80 0.80 w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10 <13 27.50 6.00 20.00 Schluff, fs, stf-hfst 25.00 2.00 20.00 Ton, u, wch 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u 30.00 0.00 20.00 Kies, s, u' 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10 ~13 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10 <13 27.50 6.00 20.00 Schluff, fs, stf-hfst 25.00 2.00 20.00 Ton, u, wch 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u 30.00 0.00 20.00 Kies, s, u' 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10 ~13 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW 0.81 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10 <13 27.50 6.00 20.00 Schluff, fs, stf-hfst 25.00 2.00 20.00 Ton, u, wch 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u 30.00 0.00 20.00 Kies, s, u' 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10 ~13 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 36.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s, n10 <13 27.50 6.00 20.00 Schluff, fs, stf-hfst 25.00 2.00 20.00 Ton, u, wch 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u 30.00 0.00 20.00 Kies, s, u' 37.50 0.00 20.00 Kiessand, n10 ~13 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.81 xm = -5.06 m ym = 111.72 m R = 7.91 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_3_500_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 3+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.8 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 106,03 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_3_500_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 106,03 m+NHN 1/3 BHW = 104,18m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d "Am Ölhafen" 0.40 0.40 0.45 0.450.50 0.500.55 0.55 0.60 0.60 0.65 0.65 0.70 0.70 0.75 0.75 0.80 0.80 0.85 0.85 0.90 0.90 0.95 w w w w w w w w pv = 5.00 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s,u-u' 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst 25.00 2.00 20.00 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand, n10 <15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s,u-u' 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst 25.00 2.00 20.00 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand, n10 <15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW 0.99 j,k c,k g,k [°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s,u-u' 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst 25.00 2.00 20.00 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand, n10 <15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW Boden j,k c,k g,k[°] [kN/m²] [kN/m³] Bezeichnung 30.00 0.00 20.00 Dammkörper, G,s,u-u' 27.50 4.00 20.00 Schluff, fs*, hfst 25.00 2.00 20.00 30.00 0.00 20.00 Fein-Mittelsand, u-u' 36.00 0.00 20.00 Kiessand, n10 <15 40.00 0.00 20.00 Schotter 36.00 0.00 20.00 Schotterrasen 35.00 0.00 20.00 landseit. Anschüttung, GW -25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 Porenwasserdruckansatz n. Kärcher et al. (2001) v=3*10E-5 m/s, kf=1*10E-7 m/s, (60%, 82%) Berechnungsgrundlagen Ungünstigster Gleitkreis: mmax = 0.99 xm = -5.63 m ym = 112.70 m R = 8.89 m Teilsicherheiten: - g(j') = 1.25 - g(c') = 1.25 - g(cu) = 1.25 - g(Wichten) = 1.00 - g(Ständige Einw.) = 1.00 - g(Veränderliche Einw.) = 1.30 Datei: 8580a_Ausbau_4_000_BS_P.boe AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT KS KS JS 04.05.2018 04.05.2018 04.05.2018 1 : 100 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+000 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.1.9 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Standsicherheit der wasserseitigen Böschung nach DIN 4084 BHW = 105,91 m+NHN, Bemessungssituation BS-P 8580a_Ausbau_4_000_BS_P.boe 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 BHW = 105,91 m+NHN 1/3 BHW = 104,10 m+NHN Landseite nicht detailliert dargestellt. S pu nd w an d "Am Ölhafen" Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Projekt: VLos I, RHWD XXVII Anl.: 4.2.1a Institut für Geotechnik Damm-km 0+000 - 4+300 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 Projekt - Nr.: 8580a Datum: 14.05.18 Be.: JS Ermittlung des anzusetzenden Druckwasserspiegels auf der Basis einer Rückrechnung eines extremen Hochwasserereignisses Berechnung Druckwasserspiegel Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch zum Zeitpunkt des Hochwassers 1999: 1,00 [-] Wichte der bindigen Deckschichten: B: 10,0 [kN/m 3 ] Wichte Wasser: W: 10,0 [kN/m 3 ] Profil Nr. Damm-km BHW ref. HW GOK wref.HW - GOK t0 w' wBHW WBHW [-] [m+NN] [m+NN] [m+NN] [m] [m] (w = 1,0) [m] [m+NN] 0+200 106,93 106,68 106,68 0+300 106,93 106,68 107,46 -0,78 0,00 0,00 -0,53 106,53 0+400 106,93 106,68 106,25 0,43 0,00 0,00 0,25 106,59 0+500 106,93 106,68 105,72 0,96 3,61 3,61 1,21 106,93 0+600 106,93 106,68 106,25 0,43 1,60 1,60 0,68 106,93 0+700 106,93 106,68 105,81 0,87 3,30 3,30 1,12 106,93 0+800 106,93 106,68 105,38 1,30 2,50 2,50 1,55 106,93 0+900 106,72 106,47 105,69 0,78 3,00 3,00 1,03 106,72 1+000 106,70 106,45 106,07 0,38 3,51 3,51 0,63 106,70 1+100 106,68 106,43 105,84 0,59 4,05 4,05 0,84 106,68 1+200 106,63 106,38 105,66 0,72 5,64 5,64 0,97 106,63 1+300 106,58 106,33 105,13 1,20 2,45 2,45 1,45 106,58 1+400 106,53 106,28 105,39 0,89 3,30 3,30 1,14 106,53 1+500 106,48 106,23 105,62 0,61 0,50 0,50 0,75 106,37 1+540 106,47 106,22 104,77 1,45 2,14 2,14 1,70 106,47 1+600 106,45 106,20 106,20 0,00 3,69 3,69 0,25 106,45 1+762 106,41 106,16 104,39 1,77 3,22 3,22 2,02 106,41 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Projekt: VLos I, RHWD XXVII Anl.: 4.2.1b Institut für Geotechnik Damm-km 0+000 - 4+300 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 Projekt - Nr.: 8580a Datum: 18.05.18 Be.: JS Ermittlung des anzusetzenden Druckwasserspiegels auf der Basis einer Rückrechnung eines extremen Hochwasserereignisses Berechnung Druckwasserspiegel Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch zum Zeitpunkt des Hochwassers 1999: 1,00 [-] Wichte der bindigen Deckschichten: B: 10,0 [kN/m 3 ] Wichte Wasser: W: 10,0 [kN/m 3 ] Profil Nr. Damm-km BHW ref. HW GOK wref.HW - GOK t0 w' wBHW WBHW [-] [m+NN] [m+NN] [m+NN] [m] [m] (w = 1,0) [m] [m+NN] 1+800 106,38 106,13 103,34 2,79 6,13 6,13 3,04 106,38 1+900 106,33 106,08 103,28 2,80 2,00 2,00 2,25 105,53 2+000 106,28 106,03 104,28 1,75 2,36 2,36 2,00 106,28 2+100 106,26 106,01 104,26 1,75 1,72 1,72 1,97 106,23 2+200 106,24 105,99 104,11 1,88 3,03 3,03 2,13 106,24 2+300 106,22 105,97 104,18 1,79 2,49 2,49 2,04 106,22 2+400 106,20 105,95 104,17 1,78 2,92 2,92 2,03 106,20 2+500 106,18 105,93 104,07 1,86 2,28 2,28 2,11 106,18 2+600 106,17 105,92 103,84 2,08 2,23 2,23 2,33 106,17 2+700 106,15 105,90 103,92 1,98 2,79 2,79 2,23 106,15 2+800 106,14 105,89 104,18 1,71 3,75 3,75 1,96 106,14 2+900 106,12 105,87 104,40 1,47 3,27 3,27 1,72 106,12 3+000 106,11 105,86 104,20 1,66 3,45 3,45 1,91 106,11 3+100 106,09 105,84 104,20 1,64 2,17 2,17 1,89 106,09 3+200 106,08 105,83 104,27 1,56 3,05 3,05 1,81 106,08 3+300 106,06 105,81 104,30 1,51 4,17 4,17 1,76 106,06 3+400 106,05 105,80 104,09 1,71 3,26 3,26 1,96 106,05 3+500 106,03 105,78 103,54 2,24 6,92 6,92 2,49 106,03 3+600 106,01 105,76 104,09 1,67 0,01 0,01 0,26 104,67 3+700 106,00 105,75 103,46 2,29 6,38 6,38 2,54 106,00 3+800 105,98 105,73 102,77 2,96 0,19 0,19 0,44 103,21 3+900 105,95 105,70 102,85 2,85 0,44 0,44 0,69 103,54 4+000 105,91 105,66 102,75 2,91 0,90 0,90 1,15 103,90 4+100 105,88 105,63 102,80 2,83 2,23 2,23 2,48 105,28 4+200 105,83 105,58 103,00 2,58 1,21 1,21 1,46 104,46 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Projekt: VLos I, RHWD XXVII Anl.: 4.2.1c Institut für Geotechnik Damm-km 0+000 - 4+900 Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 Projekt - Nr.: 8580a Datum: 14.05.18 Be.: JS Ermittlung des anzusetzenden Druckwasserspiegels auf der Basis einer Rückrechnung eines extremen Hochwasserereignisses Berechnung Druckwasserspiegel Sicherheit gegen hydraulischen Grundbruch zum Zeitpunkt des Hochwassers 1999: 1,00 [-] Wichte der bindigen Deckschichten: B: 10,0 [kN/m 3 ] Wichte Wasser: W: 10,0 [kN/m 3 ] Profil Nr. Damm-km BHW ref. HW GOK wref.HW - GOK t0 w' wBHW WBHW [-] [m+NN] [m+NN] [m+NN] [m] [m] (w = 1,0) [m] [m+NN] 4+300 105,78 105,53 102,98 2,55 1,22 1,22 1,47 104,45 4+400 105,68 105,43 102,67 2,76 0,00 0,00 0,25 104,50 4+500 105,63 105,38 103,93 1,45 0,80 0,80 1,05 104,48 4+600 105,58 105,33 103,07 2,26 0,00 0,00 0,25 104,40 4+700 105,53 105,28 103,03 2,25 0,00 0,00 0,25 104,39 4+800 105,48 105,23 102,98 2,25 0,00 0,00 0,25 104,37 4+900 105,47 105,22 103,22 2,00 0,00 0,00 0,25 103,88 96,00 98,00 100,00 102,00 104,00 106,00 108,00 110,00 0+000 0+500 1+000 1+500 2+000 2+500 3+000 3+500 4+000 4+500 5+000 H ö h e [m + N H N ] Damm-km RHWD XXVII, Damm-km 0+200 - 4+900 BHW OK Berme WBHW GOK UK Deckschicht Anl. 4.2.2.1 RHWD XXVII, Damm-km 0+000 bis 4+900 Anlage 4.2.2.2 Abschnitt Damm-km BHW WBHW GOK to UK Deckschicht hd OK Berme [m+NHN] [m+NHN] [m+NHN] [m] [m+NHN] [m] [m+NHN] 0+200 106,93 106,93 107,09 1,30 105,79 0+300 106,93 106,93 107,46 1,00 106,46 0+400 106,93 106,59 106,25 0,00 106,25 0+500 106,93 106,93 105,72 3,61 102,11 0+600 106,93 106,93 106,25 1,60 104,65 0+700 106,93 106,93 105,81 3,30 102,51 0+800 106,93 106,93 105,38 2,50 102,88 0+900 106,72 106,72 105,69 3,00 102,69 1+000 106,70 106,70 106,07 3,51 102,56 1+100 106,68 106,68 105,84 4,05 101,79 1+200 106,63 106,63 105,66 5,64 100,02 1+300 106,58 106,58 105,13 2,45 102,68 1+400 106,53 106,53 105,39 3,30 102,09 -0,87 104,52 1+500 106,48 106,37 105,62 0,50 105,12 0,17 105,79 1+540 106,47 106,47 104,77 2,14 102,63 1,00 105,77 1+600 106,45 106,45 106,20 3,69 102,51 0,40 106,60 1+700 106,41 106,41 104,39 3,22 101,17 0,00 104,39 1+800 106,38 106,38 103,92 6,13 97,79 1,00 104,92 1+900 106,33 105,53 103,28 2,00 101,28 1,70 104,98 2+000 106,28 106,28 104,28 2,40 101,88 0,70 104,98 2+100 106,26 106,23 104,26 1,72 102,54 0,75 105,01 2+200 106,24 106,24 104,11 3,03 101,08 0,90 105,01 2+300 106,22 106,22 104,18 2,49 101,69 0,80 104,98 2+400 106,20 106,20 104,17 2,92 101,25 0,77 104,94 2+500 106,18 106,18 104,07 2,30 101,77 0,76 104,83 2+600 106,17 106,17 103,84 2,23 101,61 0,88 104,72 2+700 106,15 106,15 103,92 2,79 101,13 1,50 105,42 2+800 106,14 106,14 104,18 3,75 100,43 1,30 105,48 2+900 106,12 106,12 104,40 3,27 101,13 1,00 105,40 3+000 106,11 106,11 104,20 3,40 100,80 1,30 105,50 3+100 106,09 106,09 104,20 2,17 102,03 1,35 105,55 3+200 106,08 106,08 104,27 3,05 101,22 1,20 105,47 3+300 106,06 106,06 104,30 4,17 100,13 1,10 105,40 3+400 106,05 106,05 104,09 3,26 100,83 1,20 105,29 3+500 106,03 106,03 103,54 6,92 96,62 1,90 105,44 3+600 106,01 104,67 104,09 0,01 104,08 1,45 105,54 3+700 106,00 106,00 103,46 6,38 97,08 1,50 104,96 3+800 105,98 103,21 102,77 0,19 102,58 1,80 104,57 3+900 105,95 103,54 102,85 0,01 102,84 1,60 104,45 4+000 105,91 103,90 102,75 0,90 101,85 1,80 104,55 4+100 105,88 105,28 102,80 2,23 100,57 2,50 105,30 4+200 105,83 104,46 103,00 1,21 101,79 2,00 105,00 4+300 105,78 104,45 104,14 0,01 104,13 1,00 105,14 4+400 105,68 104,50 103,99 0,01 103,98 1,35 105,34 4+500 105,63 104,48 103,93 0,80 103,13 1,40 105,33 4+600 105,58 104,40 103,90 0,01 103,89 1,50 105,40 4+700 105,53 104,39 103,90 0,01 103,89 1,40 105,30 4+800 105,48 104,37 103,90 0,01 103,89 1,30 105,20 4+900 105,47 103,88 103,20 0,01 103,19 1,60 104,80 I II III IV V RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.1a Ansatz Mauerwerksgeometrie HWS-Mauer km 0+650 Gelände StoraEnso RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.1b 4.6.2a RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer Schnitt 2.2 RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.2b 4.6.3a RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.3b RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.4a 4.6.4b RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.5a RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.5b 4.6.6a RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.6b RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.7a RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.7b 4.6.8a RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Mauer 4.6.8b Be.: E ## ## ## ## ## Untersuchte Stelle: 0+832 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 ## ## 5 5 Eingangsdaten: (km 18+725) 10 ## ## 10 10 BHW / Geometrie: (BS-A) 0 1 1 1 1 0 0 0 0 0 OW [m+NN] (BHW + f) 0 0 1 1 1 UW [m+NN] H [m] 0 0 0 0 0 d1 [m] d2 [m] l [m] L0 - l [m] L0 [m] Untergrund und zulässiges Kontrollgefälle: Tiefe der aktiven Strömungszone n. Chugaev: Bodenart: Tak [m] I K ,zul. [-] Angesetzte Geometrie: erforderliche Längen der Dichtungselemente: s1 [m] [m] l [m] s2 [m] [m] L0 [m] s3 [m] [m] Errechnete Bauteilwiderstände / Energiehöhenverluste auf den Streckenabschnitten: Sickerwassermenge bei: k [m/s] --> q [m2/s] q [l /lfdm·h] [m] [%] 100,0S 0,80 0,00 0,17 I K, vorh. 2,18 2,78 2,00 2,00 0,80 [-] 20,0 0,0 3,99 0,0 [-] 0,171,88 Datum:5.4 / empfohlen Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Tel.: 06340 / 919915 Fax: 06340 / 919914 0,00 Institut für Geotechnik 0,00 0,66 0,00 0,38 0,31 0,00 1-2 0,80 16,6 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: VLos 2: HWS_Scharte StoraEnso, 0+832 JS 29.05.2019 Unterströmung Scharte, Variante A Unbeweh. Betonsporn unter Bodenplatte, d = 1,4 m 107,73 105,85 1,88 0,80 z i 2-3 2,00 1,38 s3+d2 0,00 KommentarDh v,i 0,00 4-5 5-6 Anteil 63,42,53 3-4 Nachweis der konzentrierten Unterströmung nach Chugaev (Davidenkoff: "Unterläufigkeit von Stauwerken", 1970) 8580a Anl.: 1,19 2,2 / U,t berechnet s2+d1 s1+d1 0,80 / 0,8 0,00 0,8 Oberwasser Unterwasser H L0 L0 - l l d 2d 1 s 3 s 2 s 1 Schematische Geometrie des unterströmten Bauwerks 1 2 3 4 5 6 4.6.9a Be.: E ## ## ## ## ## Untersuchte Stelle: 0+832 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 5 ## ## 5 5 Eingangsdaten: (km 18+725) 10 ## ## 10 10 BHW / Geometrie: (BS-A) 0 1 1 1 1 0 0 0 0 0 OW [m+NN] (BHW + f) 0 0 1 1 1 UW [m+NN] H [m] 0 0 0 0 0 d1 [m] d2 [m] l [m] L0 - l [m] L0 [m] Untergrund und zulässiges Kontrollgefälle: Tiefe der aktiven Strömungszone n. Chugaev: Bodenart: Tak [m] I K ,zul. [-] Angesetzte Geometrie: erforderliche Längen der Dichtungselemente: s1 [m] [m] l [m] s2 [m] [m] L0 [m] s3 [m] [m] Errechnete Bauteilwiderstände / Energiehöhenverluste auf den Streckenabschnitten: Sickerwassermenge bei: k [m/s] --> q [m2/s] q [l /lfdm·h] [m] [%] 100,0S 0,80 0,00 0,17 I K, vorh. 1,62 2,30 2,00 2,00 0,80 [-] 38,6 0,0 4,82 0,0 [-] 0,171,88 Datum:5.4 / empfohlen Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Tel.: 06340 / 919915 Fax: 06340 / 919914 0,80 Institut für Geotechnik 0,00 1,06 0,00 0,73 0,41 0,00 1-2 1,86 22,1 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: VLos 2: HWS_Scharte StoraEnso, 0+832 JS 29.05.2019 Unterströmung Scharte, Variante B Unbeweh. Betonsporn unter Bodenplatte, d = 0,80 m 107,73 105,85 1,88 1,60 z i 2-3 2,00 0,82 s3+d2 0,00 KommentarDh v,i 0,00 4-5 5-6 Anteil 39,41,90 3-4 Nachweis der konzentrierten Unterströmung nach Chugaev (Davidenkoff: "Unterläufigkeit von Stauwerken", 1970) 8580a Anl.: 0,74 1,62 / U,t berechnet s2+d1 s1+d1 0,80 Unbewehrt. Betonsporn unter Bodenplatte, d = 0,80 m / 1,6 0,00 0,8 Oberwasser Unterwasser H L0 L0 - l l d 2d 1 s 3 s 2 s 1 Schematische Geometrie des unterströmten Bauwerks 1 2 3 4 5 6 RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959, HWS-Scharte Stora Enso 4.6.9b Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.1a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,47 2,14 3,20 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 104,77 2,50 3,20 105,77 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,00 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 1+540 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,79 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 20,70 0,00 4,50 3,84 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 3,84 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,79 1,00 3,13,1 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 94,8 92,8 1,02 96,7 104,3 0,93 1,00 S Ei S Ri / S Ei 101,4 83,6 1,21 103,0 91,4 1,13 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,47 H 2,50 22,6 Be.: E Ermittlung des aktiven Erddrucks auf der Wasserseite nach Coulomb: BS-P BS-A Resultierende: (BOK: Bermenoberkante) (e: Erddruckordinaten) [KN/m] (K: Erddruckbeiwerte) [KN/m] (q: Gleitflächenneigung) [KN/m] (h/v: horizontal/vertikal) EL geneigt unter: [m2] [KN/m2] fI [KN/m2] min qa [KN/m2] min qa [m] (A: Ersatzfläche, pv2,d = pd´-pv1,d ≥ 0, pd´ aus Ersatzfläche, EL: Einflusslinie) Resultierende Wasserdruckkräfte auf der Aktiv- und Passivseite, Auftriebskraft an der Berme: Wah,d = 0,5·gw,d·(hs 2+t·(hs+w01+t)) = [KN/m] Wph,d = 0,5·gw,d·(wLand 2+t·(wLand+w02+t)) = [KN/m] Wpv,d = 0,5·gw,d·wLand 2/ mBL = [KN/m] Wd´ = gw,d·0,5·(w01+w02+2·t)·LB = [KN/m] (g w,d : Wasserwichte ) LF 3 10,13 10,13 hSchnitt 3,14 Ermittlung der Zusatzbelastung pv2,d ( => Eapv2,d ) aus dem Gewicht des Deichkörpers oberhalb der Berme und einer evtl. Last auf der Krone selbst, falls die Spannung daraus in Höhe BOK größer ist, als die der angesetzten Verkehrslast pv1,d auf der Berme: BS-P BS-A BS-P BS-A 1,45 [m] A 3,14 [m] 14.05.20184.2.3.1b Datum: Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS eah eav eah eav Institut für Geotechnik Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 (kein Ansatz von Zugspannungen in Eah,d, Erddruck teilweise unter Auftrieb, Einfluss der Verkehrslast pv1,d auf der Berme bereits eingerechnet) Material Kote abBOK (pv1a,d) (pv1b,d) Kah [KN/m2] [KN/m2] Kav qa [-] [-] [°] BS_P, I 0,00 6,4 3,3 Nr. [m] [KN/m2] [KN/m2] 52,5 0,70 10,5 5,4 13,7 7,0 9,6 4,9 0,294 0,150 BS-P, I 0,70 10,5 5,4 13,7 7,0 0,294 0,150 52,5 1,00 11,5 5,9 14,7 7,5 0,149BS-P, II 1,00 14,0 5,8 3,14 22,4 9,3 10,9 17,8 7,4 0,358 26,2 49,8 BS-A, I 0,00 4,3 2,5 54,40,70 7,9 4,6 10,0 5,8 6,4 3,7 0,256 0,149 BS-A, I 0,70 7,9 4,6 8,7 5,1 10,0 1,00 (pv1b,d) (pv1a,d) 37,8 18,6 48,1 10,8 20,9 (pv1a,d) 25,9 13,4 51,59,9 6,3 0,256 0,149 54,4 0,150 5,8 6,3 0,317BS-A, II 1,00 10,8 5,1 3,14 18,3 8,6 1,27 (pv1b,d) pd´ 21,14 20,71 hE_pv2_1 Eav,d Eah,d 59,5 Eapv2,d 45,6 22,5 4,01 1,1 20,9 0,0 1,1 hE_pv2_2 0,0 LF 2 BS-P 3,14 [m]6,50 6,91 2,96 BS-A [m] 41,1 0,0 pv2a,d 0,00 44,7 pv2b,d 0,00 0,00 hE_pv2_3 122,9 44,7 41,1 0,0 a2 2,50 2,50 122,9 Be.: E Ermittlung des passiven Erddrucks an der Landseite nach Coulomb: BS-P Resultierende: [KN/m] [KN/m] (GOK: Geländeoberkante) BS-A Resultierende: [KN/m] [KN/m] Ermittlung der Eigengewichtskraft des Gleitkörpers: A1 = LB·t = [m2] A2 = 0,5·wLand 2/ mBL = [m2] A3 = 0,5·(wLand+ hs)·(LB - wLand/ mBL) = [m2] A4 = 0,5·c·(LB - wLand/ mBL - Db) = [m2] (c [m]) A5 = 0,5·(hd - hs + c)·Db = [m2] G2,d = A1 ·(gII,d´+gw,d) + (A2+A3)·(gI,d´+gw,d) + (A4+A5)·gI,d [KN/m] G2,d ´= G2,d - Wd´ [KN/m] Sicherheit gegen Abschieben: (G2: Gewicht d. Gleitkörpers) (G2´: Gewichtskraft unter Auftrieb i. d. Gleitfuge) SRi / SEi > 1 Eph,d+Wph,d+ (Wpv,d+G2,d´+Eav,d+Epv,d) ·tan fs,d+ cs,d·LB Eah,d + Eapv2,d + Wah,d Fall (SRi: Summe der Widerstände in [KN/m]) BS-P (SEi: Summe der Einwirkungen in [KN/m]) BS-A JSProj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 Anl.:Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Datum:4.2.3.1c Institut für Geotechnik Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kote ab GOK eph epv Kph Kpv 14.05.2018 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben 8580a 2,14 19,5 0,0 Nr. [m] Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 [KN/m2] [KN/m2] Material [-] [-] [-] [-] Eph,d2,249 0,000 22,1 0,0 Epv,d 0,0 2,495 0,000 6,85 (Ai: Teilflächen d. Gleitkörpers, c: geom. Hilfsgröße)0,00 Eph,d 29,8 26,0 0,0Epv,d 0,48 1,12 53,4 176,3 0,700 0,00 BS-A 176,3 53,4 BS-P 0,93 S Ri S Ei 94,8 92,8 S Ri / S Ei 96,7 S Ri / S Ei S Ri S Ei 91,4 104,3 Material Kote abGOK eph 83,6 2,14 1,21 Nr. [m] [KN/m2] BS-A, II SRi / SEi = 0,0 103,0 pv1a,d pv1b,d 1,13 epv Kph Kpv 101,4 0,00 5,7 [KN/m2] 1,02 BS-P, II 0,00 4,8 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.2a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,45 3,69 1,28 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,20 g / g´ c´/cutan f 106,20 2,50 3,20 106,60 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 0,40 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 1+600 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,07 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 13,03 0,00 4,50 3,94 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 3,94 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,07 1,00 10,310,3 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 279,1 143,2 1,95 281,5 158,7 1,77 0,40 S Ei S Ri / S Ei 302,8 129,2 2,34 304,9 139,8 2,18 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,45 H 1,05 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.3a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,41 3,22 0,06 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,01 g / g´ c´/cutan f 104,39 2,50 3,20 104,41 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 0,02 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 1+700 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,63 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 21,61 0,00 4,50 5,24 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 5,24 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,63 1,00 4,74,7 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 23,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 179,8 144,6 1,24 181,7 157,0 1,16 0,02 S Ei S Ri / S Ei 192,0 137,4 1,40 193,7 145,9 1,33 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 4,0 0,0022,6 4,5 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,41 H 2,82 20,5 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.4a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,38 6,13 3,60 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 103,92 2,50 3,60 104,92 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,00 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 1+800 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,40 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 27,80 0,00 4,50 8,59 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 8,59 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,40 1,00 7,07,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 23,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 703,9 461,6 1,52 708,2 488,5 1,45 1,00 S Ei S Ri / S Ei 755,7 437,0 1,73 759,5 455,2 1,67 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 4,0 0,0022,6 4,5 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,38 H 3,84 20,5 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.5a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 105,53 2,00 12,77 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 103,28 2,50 2,22 104,98 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,70 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 1+900 ; Schnitt a-a Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 1,13 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 35,27 9,00 4,50 4,25 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,25 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 1,13 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 190,0 111,9 1,70 192,2 125,0 1,54 1,70 S Ei S Ri / S Ei 209,0 98,9 2,11 210,9 107,7 1,96 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 0,1 0,0022,6 0,1 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 105,53 H 3,85 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.6a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,28 2,40 2,52 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 104,28 2,50 3,60 104,98 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 0,70 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+000 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,83 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 22,27 0,00 4,50 4,40 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,40 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,83 1,00 2,72,7 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 2,4 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 2,7 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 102,5 98,5 1,04 104,3 110,0 0,95 0,70 S Ei S Ri / S Ei 107,0 89,8 1,19 108,6 97,6 1,11 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 4,8 0,0022,6 5,5 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,28 H 2,80 0,0 Be.: E Ermittlung des aktiven Erddrucks auf der Wasserseite nach Coulomb: BS-P BS-A Resultierende: (BOK: Bermenoberkante) (e: Erddruckordinaten) [KN/m] (K: Erddruckbeiwerte) [KN/m] (q: Gleitflächenneigung) [KN/m] (h/v: horizontal/vertikal) EL geneigt unter: [m2] [KN/m2] fI [KN/m2] min qa [KN/m2] min qa [m] (A: Ersatzfläche, pv2,d = pd´-pv1,d ≥ 0, pd´ aus Ersatzfläche, EL: Einflusslinie) Resultierende Wasserdruckkräfte auf der Aktiv- und Passivseite, Auftriebskraft an der Berme: Wah,d = 0,5·gw,d·(hs 2+t·(hs+w01+t)) = [KN/m] Wph,d = 0,5·gw,d·(wLand 2+t·(wLand+w02+t)) = [KN/m] Wpv,d = 0,5·gw,d·wLand 2/ mBL = [KN/m] Wd´ = gw,d·0,5·(w01+w02+2·t)·LB = [KN/m] (g w,d : Wasserwichte ) LF 3 17,32 17,32 hSchnitt 3,10 Ermittlung der Zusatzbelastung pv2,d ( => Eapv2,d ) aus dem Gewicht des Deichkörpers oberhalb der Berme und einer evtl. Last auf der Krone selbst, falls die Spannung daraus in Höhe BOK größer ist, als die der angesetzten Verkehrslast pv1,d auf der Berme: BS-P BS-A BS-P BS-A 1,01 [m] A 3,10 [m] 14.05.20184.2.3.6b Datum: Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS eah eav eah eav Institut für Geotechnik Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 (kein Ansatz von Zugspannungen in Eah,d, Erddruck teilweise unter Auftrieb, Einfluss der Verkehrslast pv1,d auf der Berme bereits eingerechnet) Material Kote abBOK (pv1a,d) (pv1b,d) Kah [KN/m2] [KN/m2] Kav qa [-] [-] [°] BS_P, I 0,00 6,4 3,3 Nr. [m] [KN/m2] [KN/m2] 52,5 0,40 8,7 4,5 11,9 6,1 9,6 4,9 0,294 0,150 BS-P, I 0,40 8,7 4,5 11,9 6,1 0,294 0,150 52,5 0,70 9,7 5,0 12,9 6,6 0,149BS-P, II 0,70 8,9 3,7 3,10 18,4 7,7 9,3 12,8 5,3 0,358 22,2 49,8 BS-A, I 0,00 4,3 2,5 54,40,40 6,3 3,7 8,5 4,9 6,4 3,7 0,256 0,149 BS-A, I 0,40 6,3 3,7 7,2 4,2 8,5 0,70 (pv1b,d) (pv1a,d) 28,1 13,8 38,6 9,3 16,8 (pv1a,d) 21,6 8,4 51,58,0 5,4 0,256 0,149 54,4 0,150 4,9 4,0 0,317BS-A, II 0,70 5,8 2,7 3,10 14,2 6,7 0,89 (pv1b,d) pd´ 27,11 26,78 hE_pv2_1 Eav,d Eah,d 50,1 Eapv2,d 35,9 17,6 10,08 4,8 16,6 3,1 4,8 hE_pv2_2 3,1 LF 2 BS-P 2,20 [m]5,62 5,96 2,07 BS-A [m] 52,8 0,0 pv2a,d 5,40 56,9 pv2b,d 0,00 1,78 hE_pv2_3 110,9 56,9 52,8 0,0 a2 1,75 1,75 110,9 Be.: E Ermittlung des passiven Erddrucks an der Landseite nach Coulomb: BS-P Resultierende: [KN/m] [KN/m] (GOK: Geländeoberkante) BS-A Resultierende: [KN/m] [KN/m] Ermittlung der Eigengewichtskraft des Gleitkörpers: A1 = LB·t = [m2] A2 = 0,5·wLand 2/ mBL = [m2] A3 = 0,5·(wLand+ hs)·(LB - wLand/ mBL) = [m2] A4 = 0,5·c·(LB - wLand/ mBL - Db) = [m2] (c [m]) A5 = 0,5·(hd - hs + c)·Db = [m2] G2,d = A1 ·(gII,d´+gw,d) + (A2+A3)·(gI,d´+gw,d) + (A4+A5)·gI,d [KN/m] G2,d ´= G2,d - Wd´ [KN/m] Sicherheit gegen Abschieben: (G2: Gewicht d. Gleitkörpers) (G2´: Gewichtskraft unter Auftrieb i. d. Gleitfuge) SRi / SEi > 1 Eph,d+Wph,d+ (Wpv,d+G2,d´+Eav,d+Epv,d) ·tan fs,d+ cs,d·LB Eah,d + Eapv2,d + Wah,d Fall (SRi: Summe der Widerstände in [KN/m]) BS-P (SEi: Summe der Einwirkungen in [KN/m]) BS-A JSProj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 Anl.:Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Datum:4.2.3.6c Institut für Geotechnik Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kote ab GOK eph epv Kph Kpv 14.05.2018 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben 8580a 2,40 16,0 0,0 Nr. [m] Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 [KN/m2] [KN/m2] Material [-] [-] [-] [-] Eph,d1,000 0,000 17,3 0,0 Epv,d 0,0 1,000 0,000 6,05 (Ai: Teilflächen d. Gleitkörpers, c: geom. Hilfsgröße)0,00 Eph,d 33,9 30,7 0,0Epv,d 0,38 0,50 34,1 145,0 0,400 0,00 BS-A 145,0 34,1 BS-P 0,95 S Ri S Ei 102,5 98,5 S Ri / S Ei 104,3 S Ri / S Ei S Ri S Ei 97,6 110,0 Material Kote abGOK eph 89,8 2,40 1,19 Nr. [m] [KN/m2] BS-A, II SRi / SEi = 0,0 108,6 pv1a,d pv1b,d 1,11 epv Kph Kpv 107,0 0,00 10,9 [KN/m2] 1,04 BS-P, II 0,00 9,6 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.7a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,23 1,72 8,60 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 104,26 2,50 4,40 105,01 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 0,75 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+100 ; Schnitt a-a Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 1,15 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 28,23 5,30 4,50 3,69 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 3,69 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 1,15 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 74,2 69,4 1,07 75,7 78,4 0,97 0,75 S Ei S Ri / S Ei 79,3 62,6 1,27 80,6 68,7 1,17 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 0,1 0,0022,6 0,1 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,23 H 2,80 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.8a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,24 3,03 3,24 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 104,11 2,50 3,60 105,01 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 0,90 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+200 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,70 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 23,14 0,00 4,50 5,16 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 5,16 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,70 1,00 4,04,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 3,2 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 3,6 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 175,3 141,2 1,24 177,7 155,7 1,14 0,90 S Ei S Ri / S Ei 187,2 128,9 1,45 189,2 138,8 1,36 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 2,4 0,0022,6 2,7 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,24 H 2,93 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.9a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,22 2,49 2,88 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 104,18 2,50 3,60 104,98 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 0,80 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+300 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,82 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 22,58 0,00 4,50 4,53 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,53 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,82 1,00 2,82,8 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 130,2 113,6 1,15 132,1 125,7 1,05 0,80 S Ei S Ri / S Ei 140,5 104,4 1,35 142,2 112,7 1,26 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 4,0 0,0022,6 4,5 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,22 H 2,84 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.10a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,20 2,92 2,31 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 104,17 2,50 3,00 104,94 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 0,77 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+400 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,70 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 22,03 0,00 4,50 4,95 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,95 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,70 1,00 4,04,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 172,5 140,0 1,23 174,7 153,8 1,14 0,77 S Ei S Ri / S Ei 186,1 129,8 1,43 188,1 139,1 1,35 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 4,0 0,0022,6 4,5 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,20 H 2,83 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.11a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,18 2,30 2,89 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 104,07 2,50 3,80 104,83 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 0,76 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+500 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,92 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 23,04 0,00 4,50 4,41 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,41 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,92 1,00 1,81,8 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 3,2 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 3,6 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 113,4 93,9 1,21 115,2 105,1 1,10 0,76 S Ei S Ri / S Ei 122,4 84,8 1,44 124,0 92,5 1,34 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 4,8 0,0022,6 5,5 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,18 H 2,91 22,6 Be.: E Ermittlung des aktiven Erddrucks auf der Wasserseite nach Coulomb: BS-P BS-A Resultierende: (BOK: Bermenoberkante) (e: Erddruckordinaten) [KN/m] (K: Erddruckbeiwerte) [KN/m] (q: Gleitflächenneigung) [KN/m] (h/v: horizontal/vertikal) EL geneigt unter: [m2] [KN/m2] fI [KN/m2] min qa [KN/m2] min qa [m] (A: Ersatzfläche, pv2,d = pd´-pv1,d ≥ 0, pd´ aus Ersatzfläche, EL: Einflusslinie) Resultierende Wasserdruckkräfte auf der Aktiv- und Passivseite, Auftriebskraft an der Berme: Wah,d = 0,5·gw,d·(hs 2+t·(hs+w01+t)) = [KN/m] Wph,d = 0,5·gw,d·(wLand 2+t·(wLand+w02+t)) = [KN/m] Wpv,d = 0,5·gw,d·wLand 2/ mBL = [KN/m] Wd´ = gw,d·0,5·(w01+w02+2·t)·LB = [KN/m] (g w,d : Wasserwichte ) LF 3 18,01 18,01 hSchnitt 3,06 Ermittlung der Zusatzbelastung pv2,d ( => Eapv2,d ) aus dem Gewicht des Deichkörpers oberhalb der Berme und einer evtl. Last auf der Krone selbst, falls die Spannung daraus in Höhe BOK größer ist, als die der angesetzten Verkehrslast pv1,d auf der Berme: BS-P BS-A BS-P BS-A 1,10 [m] A 3,06 [m] 14.05.20184.2.3.11b Datum: Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS eah eav eah eav Institut für Geotechnik Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 (kein Ansatz von Zugspannungen in Eah,d, Erddruck teilweise unter Auftrieb, Einfluss der Verkehrslast pv1,d auf der Berme bereits eingerechnet) Material Kote abBOK (pv1a,d) (pv1b,d) Kah [KN/m2] [KN/m2] Kav qa [-] [-] [°] BS_P, I 0,00 6,4 3,3 Nr. [m] [KN/m2] [KN/m2] 52,5 0,46 9,1 4,6 12,3 6,3 9,6 4,9 0,294 0,150 BS-P, I 0,46 9,1 4,6 12,3 6,3 0,294 0,150 52,5 0,76 10,1 5,1 13,2 6,8 0,149BS-P, II 0,76 8,4 3,5 3,06 17,5 7,3 8,9 12,3 5,1 0,358 21,3 49,8 BS-A, I 0,00 4,3 2,5 54,40,46 6,6 3,8 8,8 5,1 6,4 3,7 0,256 0,149 BS-A, I 0,46 6,6 3,8 7,5 4,3 8,8 0,76 (pv1b,d) (pv1a,d) 25,7 12,7 36,2 9,6 15,8 (pv1a,d) 20,6 7,8 51,57,5 5,6 0,256 0,149 54,4 0,150 5,1 3,7 0,317BS-A, II 0,76 5,2 2,4 3,06 13,2 6,2 0,97 (pv1b,d) pd´ 27,61 27,28 hE_pv2_1 Eav,d Eah,d 47,5 Eapv2,d 33,4 16,5 10,58 4,4 15,7 3,1 4,4 hE_pv2_2 3,1 LF 2 BS-P 2,39 [m]5,79 6,15 2,25 BS-A [m] 50,7 0,0 pv2a,d 5,90 54,6 pv2b,d 0,00 2,28 hE_pv2_3 127,4 54,6 50,7 0,0 a2 1,90 1,90 127,4 Be.: E Ermittlung des passiven Erddrucks an der Landseite nach Coulomb: BS-P Resultierende: [KN/m] [KN/m] (GOK: Geländeoberkante) BS-A Resultierende: [KN/m] [KN/m] Ermittlung der Eigengewichtskraft des Gleitkörpers: A1 = LB·t = [m2] A2 = 0,5·wLand 2/ mBL = [m2] A3 = 0,5·(wLand+ hs)·(LB - wLand/ mBL) = [m2] A4 = 0,5·c·(LB - wLand/ mBL - Db) = [m2] (c [m]) A5 = 0,5·(hd - hs + c)·Db = [m2] G2,d = A1 ·(gII,d´+gw,d) + (A2+A3)·(gI,d´+gw,d) + (A4+A5)·gI,d [KN/m] G2,d ´= G2,d - Wd´ [KN/m] Sicherheit gegen Abschieben: (G2: Gewicht d. Gleitkörpers) (G2´: Gewichtskraft unter Auftrieb i. d. Gleitfuge) SRi / SEi > 1 Eph,d+Wph,d+ (Wpv,d+G2,d´+Eav,d+Epv,d) ·tan fs,d+ cs,d·LB Eah,d + Eapv2,d + Wah,d Fall (SRi: Summe der Widerstände in [KN/m]) BS-P (SEi: Summe der Einwirkungen in [KN/m]) BS-A JSProj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 Anl.:Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Datum:4.2.3.11c Institut für Geotechnik Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kote ab GOK eph epv Kph Kpv 14.05.2018 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben 8580a 2,30 23,8 0,0 Nr. [m] Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 [KN/m2] [KN/m2] Material [-] [-] [-] [-] Eph,d2,249 0,000 27,7 0,0 Epv,d 0,0 2,495 0,000 6,64 (Ai: Teilflächen d. Gleitkörpers, c: geom. Hilfsgröße)0,00 Eph,d 51,7 44,0 0,0Epv,d 0,43 0,66 34,5 161,9 0,460 0,00 BS-A 161,9 34,5 BS-P 1,10 S Ri S Ei 113,4 93,9 S Ri / S Ei 115,2 S Ri / S Ei S Ri S Ei 92,5 105,1 Material Kote abGOK eph 84,8 2,30 1,44 Nr. [m] [KN/m2] BS-A, II SRi / SEi = 0,0 124,0 pv1a,d pv1b,d 1,34 epv Kph Kpv 122,4 0,00 17,2 [KN/m2] 1,21 BS-P, II 0,00 14,4 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.12a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,17 2,23 5,22 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,30 g / g´ c´/cutan f 103,84 2,50 4,80 104,72 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 0,88 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+600 ; Schnitt a-a Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 1,04 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 26,17 1,00 4,50 4,56 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,56 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 1,04 1,00 0,60,6 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 1,0 1,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 91,4 91,2 1,00 92,2 96,0 0,96 0,88 S Ei S Ri / S Ei 96,1 85,1 1,13 96,7 87,7 1,10 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 2,4 0,0022,6 2,7 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,17 H 3,13 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.13a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,15 2,79 4,80 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,90 g / g´ c´/cutan f 103,92 2,50 3,20 105,42 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,50 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+700 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,80 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 23,70 0,00 4,50 5,02 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 5,02 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,80 1,00 3,03,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 164,4 160,6 1,02 167,0 176,1 0,95 1,50 S Ei S Ri / S Ei 176,1 146,8 1,20 178,4 157,4 1,13 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,15 H 3,03 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.14a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,14 3,75 4,16 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,501,00 g / g´ c´/cutan f 104,18 2,50 3,20 105,48 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,30 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+800 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,52 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 22,21 0,00 4,50 5,71 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 5,71 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,52 1,00 5,85,8 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 285,5 222,3 1,28 288,6 240,9 1,20 1,30 S Ei S Ri / S Ei 307,0 206,5 1,49 309,6 219,2 1,41 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,14 H 2,76 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.15a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,12 3,27 3,20 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,70 g / g´ c´/cutan f 104,40 2,50 3,20 105,40 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,00 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 2+900 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,53 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 20,80 0,00 4,50 4,99 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,99 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,53 1,00 5,75,7 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 23,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 229,0 166,6 1,37 231,6 182,4 1,27 1,00 S Ei S Ri / S Ei 247,6 154,6 1,60 249,8 165,3 1,51 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 4,0 0,0022,6 4,5 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,12 H 2,52 20,5 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.16a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,11 3,40 4,16 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,501,00 g / g´ c´/cutan f 104,20 2,50 3,20 105,50 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,30 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+000 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,56 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 21,96 0,00 4,50 5,31 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 5,31 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,56 1,00 5,45,4 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 239,0 194,0 1,23 241,8 211,3 1,14 1,30 S Ei S Ri / S Ei 257,0 179,2 1,43 259,5 190,9 1,36 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,11 H 2,71 22,6 Be.: E Ermittlung des aktiven Erddrucks auf der Wasserseite nach Coulomb: BS-P BS-A Resultierende: (BOK: Bermenoberkante) (e: Erddruckordinaten) [KN/m] (K: Erddruckbeiwerte) [KN/m] (q: Gleitflächenneigung) [KN/m] (h/v: horizontal/vertikal) EL geneigt unter: [m2] [KN/m2] fI [KN/m2] min qa [KN/m2] min qa [m] (A: Ersatzfläche, pv2,d = pd´-pv1,d ≥ 0, pd´ aus Ersatzfläche, EL: Einflusslinie) Resultierende Wasserdruckkräfte auf der Aktiv- und Passivseite, Auftriebskraft an der Berme: Wah,d = 0,5·gw,d·(hs 2+t·(hs+w01+t)) = [KN/m] Wph,d = 0,5·gw,d·(wLand 2+t·(wLand+w02+t)) = [KN/m] Wpv,d = 0,5·gw,d·wLand 2/ mBL = [KN/m] Wd´ = gw,d·0,5·(w01+w02+2·t)·LB = [KN/m] (g w,d : Wasserwichte ) LF 3 9,20 9,20 hSchnitt 4,70 Ermittlung der Zusatzbelastung pv2,d ( => Eapv2,d ) aus dem Gewicht des Deichkörpers oberhalb der Berme und einer evtl. Last auf der Krone selbst, falls die Spannung daraus in Höhe BOK größer ist, als die der angesetzten Verkehrslast pv1,d auf der Berme: BS-P BS-A BS-P BS-A 1,88 [m] A 4,70 [m] 14.05.20184.2.3.16b Datum: Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS eah eav eah eav Institut für Geotechnik Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 (kein Ansatz von Zugspannungen in Eah,d, Erddruck teilweise unter Auftrieb, Einfluss der Verkehrslast pv1,d auf der Berme bereits eingerechnet) Material Kote abBOK (pv1a,d) (pv1b,d) Kah [KN/m2] [KN/m2] Kav qa [-] [-] [°] BS_P, I 0,00 6,4 3,3 Nr. [m] [KN/m2] [KN/m2] 52,5 0,30 8,2 4,2 11,3 5,8 9,6 4,9 0,294 0,150 BS-P, I 0,30 8,2 4,2 11,3 5,8 0,294 0,150 52,5 1,30 11,4 5,8 14,6 7,4 0,149BS-P, II 1,30 13,8 5,8 4,70 27,2 11,3 12,9 17,7 7,4 0,358 31,1 49,8 BS-A, I 0,00 4,3 2,5 54,40,30 5,8 3,4 8,0 4,6 6,4 3,7 0,256 0,149 BS-A, I 0,30 5,8 3,4 8,6 5,0 8,0 1,30 (pv1b,d) (pv1a,d) 65,3 31,8 81,8 10,8 25,2 (pv1a,d) 42,7 13,3 51,511,9 6,2 0,256 0,149 54,4 0,150 4,6 6,3 0,317BS-A, II 1,30 10,7 5,1 4,70 22,6 10,7 1,66 (pv1b,d) pd´ 20,25 19,80 hE_pv2_1 Eav,d Eah,d 99,0 Eapv2,d 77,0 37,6 3,10 1,7 35,2 0,0 1,7 hE_pv2_2 0,0 LF 2 BS-P 4,08 [m]7,39 7,85 3,84 BS-A [m] 90,3 0,0 pv2a,d 0,00 112,3 pv2b,d 0,00 0,00 hE_pv2_3 220,9 112,3 90,3 0,0 a2 3,25 3,25 220,9 Be.: E Ermittlung des passiven Erddrucks an der Landseite nach Coulomb: BS-P Resultierende: [KN/m] [KN/m] (GOK: Geländeoberkante) BS-A Resultierende: [KN/m] [KN/m] Ermittlung der Eigengewichtskraft des Gleitkörpers: A1 = LB·t = [m2] A2 = 0,5·wLand 2/ mBL = [m2] A3 = 0,5·(wLand+ hs)·(LB - wLand/ mBL) = [m2] A4 = 0,5·c·(LB - wLand/ mBL - Db) = [m2] (c [m]) A5 = 0,5·(hd - hs + c)·Db = [m2] G2,d = A1 ·(gII,d´+gw,d) + (A2+A3)·(gI,d´+gw,d) + (A4+A5)·gI,d [KN/m] G2,d ´= G2,d - Wd´ [KN/m] Sicherheit gegen Abschieben: (G2: Gewicht d. Gleitkörpers) (G2´: Gewichtskraft unter Auftrieb i. d. Gleitfuge) SRi / SEi > 1 Eph,d+Wph,d+ (Wpv,d+G2,d´+Eav,d+Epv,d) ·tan fs,d+ cs,d·LB Eah,d + Eapv2,d + Wah,d Fall (SRi: Summe der Widerstände in [KN/m]) BS-P (SEi: Summe der Einwirkungen in [KN/m]) BS-A JSProj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 Anl.:Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Datum:4.2.3.16c Institut für Geotechnik Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kote ab GOK eph epv Kph Kpv 14.05.2018 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben 8580a 3,40 46,0 0,0 Nr. [m] Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 [KN/m2] [KN/m2] Material [-] [-] [-] [-] Eph,d2,249 0,000 51,4 0,0 Epv,d 0,0 2,495 0,000 14,14 (Ai: Teilflächen d. Gleitkörpers, c: geom. Hilfsgröße)0,00 Eph,d 97,1 86,3 0,0Epv,d 2,08 0,62 132,3 353,2 0,300 0,00 BS-A 353,2 132,3 BS-P 1,14 S Ri S Ei 239,0 194,0 S Ri / S Ei 241,8 S Ri / S Ei S Ri S Ei 190,9 211,3 Material Kote abGOK eph 179,2 3,40 1,43 Nr. [m] [KN/m2] BS-A, II SRi / SEi = 0,0 259,5 pv1a,d pv1b,d 1,36 epv Kph Kpv 257,0 0,00 5,7 [KN/m2] 1,23 BS-P, II 0,00 4,8 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.17a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,09 2,17 4,32 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,80 g / g´ c´/cutan f 104,20 2,50 3,20 105,55 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,35 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+100 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,87 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 21,90 0,00 4,50 4,06 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,06 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,87 1,00 2,32,3 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 111,2 110,6 1,01 113,3 123,2 0,92 1,35 S Ei S Ri / S Ei 119,8 99,4 1,21 121,7 108,0 1,13 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 2,4 0,0022,6 2,7 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,09 H 2,69 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.18a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,08 3,05 3,84 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,90 g / g´ c´/cutan f 104,27 2,50 3,20 105,47 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,20 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+200 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,59 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 21,39 0,00 4,50 4,86 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,86 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,59 1,00 5,15,1 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 193,0 162,0 1,19 195,5 177,6 1,10 1,20 S Ei S Ri / S Ei 207,4 149,0 1,39 209,6 159,6 1,31 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,08 H 2,61 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.19a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,06 4,17 3,52 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,80 g / g´ c´/cutan f 104,30 2,50 3,20 105,40 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,10 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+300 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,42 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 21,07 0,00 4,50 5,93 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 5,93 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,42 1,00 6,86,8 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 343,9 241,9 1,42 347,1 261,5 1,33 1,10 S Ei S Ri / S Ei 370,0 225,7 1,64 372,8 239,1 1,56 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,06 H 2,56 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.20a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,05 3,26 3,84 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,80 g / g´ c´/cutan f 104,09 2,50 3,20 105,29 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,20 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+400 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,60 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 22,14 0,00 4,50 5,22 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 5,22 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,60 1,00 5,05,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 213,7 178,2 1,20 216,4 194,6 1,11 1,20 S Ei S Ri / S Ei 229,2 165,1 1,39 231,6 176,2 1,31 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,05 H 2,76 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.21a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,03 6,92 6,08 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,80 g / g´ c´/cutan f 103,54 2,50 3,20 105,44 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,90 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+500 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,36 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 25,53 0,00 4,50 9,41 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 9,41 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,36 1,00 7,47,4 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,75 956,5 602,5 1,59 961,8 635,3 1,51 1,90 S Ei S Ri / S Ei 1031,3 565,0 1,83 1035,9 587,3 1,76 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,03 H 3,29 22,6 Be.: E Ermittlung des aktiven Erddrucks auf der Wasserseite nach Coulomb: BS-P BS-A Resultierende: (BOK: Bermenoberkante) (e: Erddruckordinaten) [KN/m] (K: Erddruckbeiwerte) [KN/m] (q: Gleitflächenneigung) [KN/m] (h/v: horizontal/vertikal) EL geneigt unter: [m2] [KN/m2] fI [KN/m2] min qa [KN/m2] min qa [m] (A: Ersatzfläche, pv2,d = pd´-pv1,d ≥ 0, pd´ aus Ersatzfläche, EL: Einflusslinie) Resultierende Wasserdruckkräfte auf der Aktiv- und Passivseite, Auftriebskraft an der Berme: Wah,d = 0,5·gw,d·(hs 2+t·(hs+w01+t)) = [KN/m] Wph,d = 0,5·gw,d·(wLand 2+t·(wLand+w02+t)) = [KN/m] Wpv,d = 0,5·gw,d·wLand 2/ mBL = [KN/m] Wd´ = gw,d·0,5·(w01+w02+2·t)·LB = [KN/m] (g w,d : Wasserwichte ) LF 3 9,00 9,00 hSchnitt 8,82 Ermittlung der Zusatzbelastung pv2,d ( => Eapv2,d ) aus dem Gewicht des Deichkörpers oberhalb der Berme und einer evtl. Last auf der Krone selbst, falls die Spannung daraus in Höhe BOK größer ist, als die der angesetzten Verkehrslast pv1,d auf der Berme: BS-P BS-A BS-P BS-A 2,75 [m] A 8,82 [m] 14.05.20184.2.3.21b Datum: Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS eah eav eah eav Institut für Geotechnik Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 (kein Ansatz von Zugspannungen in Eah,d, Erddruck teilweise unter Auftrieb, Einfluss der Verkehrslast pv1,d auf der Berme bereits eingerechnet) Material Kote abBOK (pv1a,d) (pv1b,d) Kah [KN/m2] [KN/m2] Kav qa [-] [-] [°] BS_P, I 0,00 6,4 3,3 Nr. [m] [KN/m2] [KN/m2] 52,5 1,10 12,9 6,6 16,0 8,2 9,6 4,9 0,294 0,150 BS-P, I 1,10 12,9 6,6 16,0 8,2 0,294 0,150 52,5 1,90 15,5 7,9 18,6 9,5 0,149BS-P, II 1,90 18,8 7,8 8,82 46,0 19,2 20,8 22,6 9,4 0,358 49,9 49,8 BS-A, I 0,00 4,3 2,5 54,41,10 9,9 5,7 12,1 7,0 6,4 3,7 0,256 0,149 BS-A, I 1,10 9,9 5,7 12,2 7,1 12,1 1,90 (pv1b,d) (pv1a,d) 204,5 98,5 246,1 14,3 41,8 (pv1a,d) 118,7 17,7 51,519,8 8,3 0,256 0,149 54,4 0,150 7,0 8,4 0,317BS-A, II 1,90 15,1 7,1 8,82 39,2 18,6 2,42 (pv1b,d) pd´ 20,05 19,60 hE_pv2_1 Eav,d Eah,d 278,8 Eapv2,d 226,7 109,5 2,90 4,1 104,5 0,0 4,1 hE_pv2_2 0,0 LF 2 BS-P 5,96 [m]9,16 9,73 5,62 BS-A [m] 325,6 0,0 pv2a,d 0,00 356,5 pv2b,d 0,00 0,00 hE_pv2_3 572,1 356,5 325,6 0,0 a2 4,75 4,75 572,1 Be.: E Ermittlung des passiven Erddrucks an der Landseite nach Coulomb: BS-P Resultierende: [KN/m] [KN/m] (GOK: Geländeoberkante) BS-A Resultierende: [KN/m] [KN/m] Ermittlung der Eigengewichtskraft des Gleitkörpers: A1 = LB·t = [m2] A2 = 0,5·wLand 2/ mBL = [m2] A3 = 0,5·(wLand+ hs)·(LB - wLand/ mBL) = [m2] A4 = 0,5·c·(LB - wLand/ mBL - Db) = [m2] (c [m]) A5 = 0,5·(hd - hs + c)·Db = [m2] G2,d = A1 ·(gII,d´+gw,d) + (A2+A3)·(gI,d´+gw,d) + (A4+A5)·gI,d [KN/m] G2,d ´= G2,d - Wd´ [KN/m] Sicherheit gegen Abschieben: (G2: Gewicht d. Gleitkörpers) (G2´: Gewichtskraft unter Auftrieb i. d. Gleitfuge) SRi / SEi > 1 Eph,d+Wph,d+ (Wpv,d+G2,d´+Eav,d+Epv,d) ·tan fs,d+ cs,d·LB Eah,d + Eapv2,d + Wah,d Fall (SRi: Summe der Widerstände in [KN/m]) BS-P (SEi: Summe der Einwirkungen in [KN/m]) BS-A JSProj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 Anl.:Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Datum:4.2.3.21c Institut für Geotechnik Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kote ab GOK eph epv Kph Kpv 14.05.2018 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben 8580a 6,92 120,0 0,0 Nr. [m] Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 [KN/m2] [KN/m2] Material [-] [-] [-] [-] Eph,d2,249 0,000 133,5 0,0 Epv,d 0,0 2,495 0,000 42,07 (Ai: Teilflächen d. Gleitkörpers, c: geom. Hilfsgröße)0,00 Eph,d 481,9 431,8 0,0Epv,d 2,43 3,34 429,4 1001,5 1,100 0,00 BS-A 1001,5 429,4 BS-P 1,51 S Ri S Ei 956,5 602,5 S Ri / S Ei 961,8 S Ri / S Ei S Ri S Ei 587,3 635,3 Material Kote abGOK eph 565,0 6,92 1,83 Nr. [m] [KN/m2] BS-A, II SRi / SEi = 0,0 1035,9 pv1a,d pv1b,d 1,76 epv Kph Kpv 1031,3 0,00 5,7 [KN/m2] 1,59 BS-P, II 0,00 4,8 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.22a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 104,67 0,01 4,64 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,80 g / g´ c´/cutan f 104,09 2,50 3,20 105,54 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,45 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+600 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 58,00 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 24,72 0,00 4,50 0,59 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 0,59 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 58,00 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 18,8 18,0 1,04 19,7 22,7 0,87 1,45 S Ei S Ri / S Ei 20,8 14,3 1,46 21,6 17,4 1,24 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 0,1 0,0022,6 0,1 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 104,67 H 3,24 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.23a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 106,00 6,38 4,80 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,501,20 g / g´ c´/cutan f 103,46 2,50 3,20 104,96 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,50 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+700 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,40 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 25,25 0,00 4,50 8,92 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 8,92 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,40 1,00 7,07,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 774,2 522,5 1,48 779,0 551,9 1,41 1,50 S Ei S Ri / S Ei 831,9 494,7 1,68 836,0 514,7 1,62 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 106,00 H 3,34 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.24a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 103,21 0,19 5,76 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,501,00 g / g´ c´/cutan f 102,77 2,50 3,20 104,57 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,80 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+800 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 2,32 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 28,81 0,00 4,50 0,63 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 0,63 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 2,32 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 40,6 29,6 1,37 41,8 36,1 1,16 1,80 S Ei S Ri / S Ei 45,4 24,1 1,88 46,5 28,4 1,63 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 103,21 H 4,01 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.25a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 103,54 0,01 5,12 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,80 g / g´ c´/cutan f 102,85 2,50 3,20 104,45 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,60 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 3+900 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 69,00 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 29,77 0,00 4,50 0,70 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 0,70 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 69,00 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 21,7 20,4 1,07 22,7 25,5 0,89 1,60 S Ei S Ri / S Ei 24,1 16,1 1,50 24,9 19,5 1,28 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 103,54 H 4,23 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.26a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 103,90 0,90 5,76 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,501,00 g / g´ c´/cutan f 102,75 2,50 3,20 104,55 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,80 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+000 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 1,28 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 28,91 0,00 4,50 2,05 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 2,05 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 1,28 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 56,3 55,8 1,01 57,9 65,0 0,89 1,80 S Ei S Ri / S Ei 62,1 47,5 1,31 63,5 53,7 1,18 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 103,90 H 4,03 22,6 Be.: E Ermittlung des aktiven Erddrucks auf der Wasserseite nach Coulomb: BS-P BS-A Resultierende: (BOK: Bermenoberkante) (e: Erddruckordinaten) [KN/m] (K: Erddruckbeiwerte) [KN/m] (q: Gleitflächenneigung) [KN/m] (h/v: horizontal/vertikal) EL geneigt unter: [m2] [KN/m2] fI [KN/m2] min qa [KN/m2] min qa [m] (A: Ersatzfläche, pv2,d = pd´-pv1,d ≥ 0, pd´ aus Ersatzfläche, EL: Einflusslinie) Resultierende Wasserdruckkräfte auf der Aktiv- und Passivseite, Auftriebskraft an der Berme: Wah,d = 0,5·gw,d·(hs 2+t·(hs+w01+t)) = [KN/m] Wph,d = 0,5·gw,d·(wLand 2+t·(wLand+w02+t)) = [KN/m] Wpv,d = 0,5·gw,d·wLand 2/ mBL = [KN/m] Wd´ = gw,d·0,5·(w01+w02+2·t)·LB = [KN/m] (g w,d : Wasserwichte ) LF 3 19,12 19,12 hSchnitt 2,70 Ermittlung der Zusatzbelastung pv2,d ( => Eapv2,d ) aus dem Gewicht des Deichkörpers oberhalb der Berme und einer evtl. Last auf der Krone selbst, falls die Spannung daraus in Höhe BOK größer ist, als die der angesetzten Verkehrslast pv1,d auf der Berme: BS-P BS-A BS-P BS-A 2,61 [m] A 2,70 [m] 14.05.20184.2.3.26b Datum: Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS eah eav eah eav Institut für Geotechnik Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 (kein Ansatz von Zugspannungen in Eah,d, Erddruck teilweise unter Auftrieb, Einfluss der Verkehrslast pv1,d auf der Berme bereits eingerechnet) Material Kote abBOK (pv1a,d) (pv1b,d) Kah [KN/m2] [KN/m2] Kav qa [-] [-] [°] BS_P, I 0,00 6,4 3,3 Nr. [m] [KN/m2] [KN/m2] 52,5 0,80 11,1 5,7 14,3 7,3 9,6 4,9 0,294 0,150 BS-P, I 0,80 11,1 5,7 14,3 7,3 0,294 0,150 52,5 1,80 14,3 7,3 17,5 8,9 0,149BS-P, II 1,80 17,4 7,3 2,70 21,0 8,7 10,3 21,3 8,9 0,358 24,8 49,8 BS-A, I 0,00 4,3 2,5 54,40,80 8,4 4,9 10,5 6,1 6,4 3,7 0,256 0,149 BS-A, I 0,80 8,4 4,9 11,2 6,5 10,5 1,80 (pv1b,d) (pv1a,d) 28,8 15,2 37,0 13,3 19,6 (pv1a,d) 21,6 16,5 51,59,3 7,7 0,256 0,149 54,4 0,150 6,1 7,8 0,317BS-A, II 1,80 13,9 6,6 2,70 17,0 8,0 2,29 (pv1b,d) pd´ 28,41 28,09 hE_pv2_1 Eav,d Eah,d 46,2 Eapv2,d 35,0 18,5 11,39 0,0 17,2 0,1 0,0 hE_pv2_2 0,1 LF 2 BS-P 5,65 [m]8,87 9,42 5,32 BS-A [m] 9,2 0,0 pv2a,d 6,70 18,7 pv2b,d 0,00 3,09 hE_pv2_3 118,1 18,7 9,2 0,0 a2 4,50 4,50 118,1 Be.: E Ermittlung des passiven Erddrucks an der Landseite nach Coulomb: BS-P Resultierende: [KN/m] [KN/m] (GOK: Geländeoberkante) BS-A Resultierende: [KN/m] [KN/m] Ermittlung der Eigengewichtskraft des Gleitkörpers: A1 = LB·t = [m2] A2 = 0,5·wLand 2/ mBL = [m2] A3 = 0,5·(wLand+ hs)·(LB - wLand/ mBL) = [m2] A4 = 0,5·c·(LB - wLand/ mBL - Db) = [m2] (c [m]) A5 = 0,5·(hd - hs + c)·Db = [m2] G2,d = A1 ·(gII,d´+gw,d) + (A2+A3)·(gI,d´+gw,d) + (A4+A5)·gI,d [KN/m] G2,d ´= G2,d - Wd´ [KN/m] Sicherheit gegen Abschieben: (G2: Gewicht d. Gleitkörpers) (G2´: Gewichtskraft unter Auftrieb i. d. Gleitfuge) SRi / SEi > 1 Eph,d+Wph,d+ (Wpv,d+G2,d´+Eav,d+Epv,d) ·tan fs,d+ cs,d·LB Eah,d + Eapv2,d + Wah,d Fall (SRi: Summe der Widerstände in [KN/m]) BS-P (SEi: Summe der Einwirkungen in [KN/m]) BS-A JSProj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 Anl.:Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Datum:4.2.3.26c Institut für Geotechnik Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kote ab GOK eph epv Kph Kpv 14.05.2018 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben 8580a 0,90 4,8 0,0 Nr. [m] Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 [KN/m2] [KN/m2] Material [-] [-] [-] [-] Eph,d2,249 0,000 5,7 0,0 Epv,d 0,0 2,495 0,000 5,18 (Ai: Teilflächen d. Gleitkörpers, c: geom. Hilfsgröße)0,00 Eph,d 5,2 4,3 0,0Epv,d 2,88 2,30 97,3 215,4 0,800 0,00 BS-A 215,4 97,3 BS-P 0,89 S Ri S Ei 56,3 55,8 S Ri / S Ei 57,9 S Ri / S Ei S Ri S Ei 53,7 65,0 Material Kote abGOK eph 47,5 0,90 1,31 Nr. [m] [KN/m2] BS-A, II SRi / SEi = 0,0 63,5 pv1a,d pv1b,d 1,18 epv Kph Kpv 62,1 0,00 5,7 [KN/m2] 1,01 BS-P, II 0,00 4,8 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.27a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 105,28 2,23 8,00 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,60 g / g´ c´/cutan f 102,80 2,50 3,20 105,30 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 2,50 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+100 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 1,11 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 30,40 0,00 4,50 4,71 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 4,71 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 1,11 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 6,25 159,4 157,6 1,01 162,3 174,1 0,93 2,50 S Ei S Ri / S Ei 173,5 139,5 1,24 176,0 150,7 1,17 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 2,4 0,0022,6 2,7 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 105,28 H 3,88 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.28a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 104,46 1,21 6,40 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,501,00 g / g´ c´/cutan f 103,00 2,50 3,20 105,00 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 2,00 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+200 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 1,21 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 28,20 0,00 4,50 2,67 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 2,67 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 1,21 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 25,311,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 5,00 76,2 76,2 1,00 78,2 87,2 0,90 2,00 S Ei S Ri / S Ei 83,7 65,8 1,27 85,4 73,2 1,17 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 104,46 H 3,76 22,6 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.29a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 104,45 0,01 3,20 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 3,200,30 g / g´ c´/cutan f 104,14 2,50 3,20 105,14 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,00 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+300 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 31,00 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 27,51 0,00 4,50 0,32 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 0,32 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 31,00 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 10,4 9,8 1,05 11,0 13,1 0,84 1,00 S Ei S Ri / S Ei 11,4 7,3 1,56 12,0 9,5 1,26 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 104,45 H 3,51 0,0 Be.: E Ermittlung des aktiven Erddrucks auf der Wasserseite nach Coulomb: BS-P BS-A Resultierende: (BOK: Bermenoberkante) (e: Erddruckordinaten) [KN/m] (K: Erddruckbeiwerte) [KN/m] (q: Gleitflächenneigung) [KN/m] (h/v: horizontal/vertikal) EL geneigt unter: [m2] [KN/m2] fI [KN/m2] min qa [KN/m2] min qa [m] (A: Ersatzfläche, pv2,d = pd´-pv1,d ≥ 0, pd´ aus Ersatzfläche, EL: Einflusslinie) Resultierende Wasserdruckkräfte auf der Aktiv- und Passivseite, Auftriebskraft an der Berme: Wah,d = 0,5·gw,d·(hs 2+t·(hs+w01+t)) = [KN/m] Wph,d = 0,5·gw,d·(wLand 2+t·(wLand+w02+t)) = [KN/m] Wpv,d = 0,5·gw,d·wLand 2/ mBL = [KN/m] Wd´ = gw,d·0,5·(w01+w02+2·t)·LB = [KN/m] (g w,d : Wasserwichte ) LF 3 25,49 25,49 hSchnitt 1,01 Ermittlung der Zusatzbelastung pv2,d ( => Eapv2,d ) aus dem Gewicht des Deichkörpers oberhalb der Berme und einer evtl. Last auf der Krone selbst, falls die Spannung daraus in Höhe BOK größer ist, als die der angesetzten Verkehrslast pv1,d auf der Berme: BS-P BS-A BS-P BS-A 1,85 [m] A 1,01 [m] 14.05.20184.2.3.29b Datum: Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS eah eav eah eav Institut für Geotechnik Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 (kein Ansatz von Zugspannungen in Eah,d, Erddruck teilweise unter Auftrieb, Einfluss der Verkehrslast pv1,d auf der Berme bereits eingerechnet) Material Kote abBOK (pv1a,d) (pv1b,d) Kah [KN/m2] [KN/m2] Kav qa [-] [-] [°] BS_P, I 0,00 6,4 3,3 Nr. [m] [KN/m2] [KN/m2] 52,5 0,70 10,5 5,4 13,7 7,0 9,6 4,9 0,294 0,150 BS-P, I 0,70 10,5 5,4 13,7 7,0 0,294 0,150 52,5 1,00 11,5 5,9 14,7 7,5 0,149BS-P, II 1,00 14,0 5,8 1,01 14,0 5,8 7,4 17,8 7,4 0,358 17,8 49,8 BS-A, I 0,00 4,3 2,5 54,40,70 7,9 4,6 10,0 5,8 6,4 3,7 0,256 0,149 BS-A, I 0,70 7,9 4,6 8,7 5,1 10,0 1,00 (pv1b,d) (pv1a,d) 6,9 4,0 9,4 10,8 13,5 (pv1a,d) 6,4 13,4 51,56,4 6,3 0,256 0,149 54,4 0,150 5,8 6,3 0,317BS-A, II 1,00 10,8 5,1 1,01 10,8 5,1 1,63 (pv1b,d) pd´ 30,58 30,32 hE_pv2_1 Eav,d Eah,d 12,6 Eapv2,d 9,0 5,2 13,62 0,0 4,8 0,0 0,0 hE_pv2_2 0,0 LF 2 BS-P 4,02 [m]7,33 7,78 3,78 BS-A [m] 0,0 0,0 pv2a,d 8,87 0,5 pv2b,d 0,00 5,32 hE_pv2_3 10,2 0,5 0,0 0,0 a2 3,20 3,20 10,2 Be.: E Ermittlung des passiven Erddrucks an der Landseite nach Coulomb: BS-P Resultierende: [KN/m] [KN/m] (GOK: Geländeoberkante) BS-A Resultierende: [KN/m] [KN/m] Ermittlung der Eigengewichtskraft des Gleitkörpers: A1 = LB·t = [m2] A2 = 0,5·wLand 2/ mBL = [m2] A3 = 0,5·(wLand+ hs)·(LB - wLand/ mBL) = [m2] A4 = 0,5·c·(LB - wLand/ mBL - Db) = [m2] (c [m]) A5 = 0,5·(hd - hs + c)·Db = [m2] G2,d = A1 ·(gII,d´+gw,d) + (A2+A3)·(gI,d´+gw,d) + (A4+A5)·gI,d [KN/m] G2,d ´= G2,d - Wd´ [KN/m] Sicherheit gegen Abschieben: (G2: Gewicht d. Gleitkörpers) (G2´: Gewichtskraft unter Auftrieb i. d. Gleitfuge) SRi / SEi > 1 Eph,d+Wph,d+ (Wpv,d+G2,d´+Eav,d+Epv,d) ·tan fs,d+ cs,d·LB Eah,d + Eapv2,d + Wah,d Fall (SRi: Summe der Widerstände in [KN/m]) BS-P (SEi: Summe der Einwirkungen in [KN/m]) BS-A JSProj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 Anl.:Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Datum:4.2.3.29c Institut für Geotechnik Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kote ab GOK eph epv Kph Kpv 14.05.2018 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben 8580a 0,01 3,2 0,0 Nr. [m] Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 [KN/m2] [KN/m2] Material [-] [-] [-] [-] Eph,d1,000 0,000 3,6 0,0 Epv,d 0,0 1,000 0,000 0,03 (Ai: Teilflächen d. Gleitkörpers, c: geom. Hilfsgröße)0,00 Eph,d 0,0 0,0 0,0Epv,d 0,48 1,12 22,9 33,2 0,700 0,00 BS-A 33,2 22,9 BS-P 0,84 S Ri S Ei 10,4 9,8 S Ri / S Ei 11,0 S Ri / S Ei S Ri S Ei 9,5 13,1 Material Kote abGOK eph 7,3 0,01 1,56 Nr. [m] [KN/m2] BS-A, II SRi / SEi = 0,0 12,0 pv1a,d pv1b,d 1,26 epv Kph Kpv 11,4 0,00 3,6 [KN/m2] 1,05 BS-P, II 0,00 3,2 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.30a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 104,50 0,01 4,32 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,80 g / g´ c´/cutan f 103,99 2,50 3,20 105,34 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,35 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+400 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 51,00 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 27,49 0,00 4,50 0,52 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 0,52 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 51,00 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 16,9 16,6 1,02 17,8 20,9 0,85 1,35 S Ei S Ri / S Ei 18,8 13,1 1,43 19,5 16,0 1,22 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 104,50 H 3,81 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.31a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 104,48 0,80 4,48 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,501,10 g / g´ c´/cutan f 103,93 2,50 3,20 105,33 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,40 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+500 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 0,69 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 20,98 0,00 4,50 1,35 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 1,35 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 0,69 1,00 4,14,1 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 43,6 41,6 1,05 44,9 49,1 0,91 1,40 S Ei S Ri / S Ei 47,9 35,4 1,35 49,0 40,5 1,21 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 104,48 H 2,50 0,0 Be.: E Ermittlung des aktiven Erddrucks auf der Wasserseite nach Coulomb: BS-P BS-A Resultierende: (BOK: Bermenoberkante) (e: Erddruckordinaten) [KN/m] (K: Erddruckbeiwerte) [KN/m] (q: Gleitflächenneigung) [KN/m] (h/v: horizontal/vertikal) EL geneigt unter: [m2] [KN/m2] fI [KN/m2] min qa [KN/m2] min qa [m] (A: Ersatzfläche, pv2,d = pd´-pv1,d ≥ 0, pd´ aus Ersatzfläche, EL: Einflusslinie) Resultierende Wasserdruckkräfte auf der Aktiv- und Passivseite, Auftriebskraft an der Berme: Wah,d = 0,5·gw,d·(hs 2+t·(hs+w01+t)) = [KN/m] Wph,d = 0,5·gw,d·(wLand 2+t·(wLand+w02+t)) = [KN/m] Wpv,d = 0,5·gw,d·wLand 2/ mBL = [KN/m] Wd´ = gw,d·0,5·(w01+w02+2·t)·LB = [KN/m] (g w,d : Wasserwichte ) LF 3 6,33 6,33 hSchnitt 2,20 Ermittlung der Zusatzbelastung pv2,d ( => Eapv2,d ) aus dem Gewicht des Deichkörpers oberhalb der Berme und einer evtl. Last auf der Krone selbst, falls die Spannung daraus in Höhe BOK größer ist, als die der angesetzten Verkehrslast pv1,d auf der Berme: BS-P BS-A BS-P BS-A 2,03 [m] A 2,20 [m] 14.05.20184.2.3.31b Datum: Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS eah eav eah eav Institut für Geotechnik Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 (kein Ansatz von Zugspannungen in Eah,d, Erddruck teilweise unter Auftrieb, Einfluss der Verkehrslast pv1,d auf der Berme bereits eingerechnet) Material Kote abBOK (pv1a,d) (pv1b,d) Kah [KN/m2] [KN/m2] Kav qa [-] [-] [°] BS_P, I 0,00 6,4 3,3 Nr. [m] [KN/m2] [KN/m2] 52,5 0,30 8,2 4,2 11,3 5,8 9,6 4,9 0,294 0,150 BS-P, I 0,30 8,2 4,2 11,3 5,8 0,294 0,150 52,5 1,40 11,7 6,0 14,9 7,6 0,149BS-P, II 1,40 14,2 5,9 2,20 17,4 7,2 8,8 18,1 7,5 0,358 21,2 49,8 BS-A, I 0,00 4,3 2,5 54,40,30 5,8 3,4 8,0 4,6 6,4 3,7 0,256 0,149 BS-A, I 0,30 5,8 3,4 8,9 5,2 8,0 1,40 (pv1b,d) (pv1a,d) 19,6 10,3 25,8 11,1 16,5 (pv1a,d) 15,5 13,7 51,57,8 6,4 0,256 0,149 54,4 0,150 4,6 6,5 0,317BS-A, II 1,40 11,0 5,2 2,20 13,8 6,5 1,78 (pv1b,d) pd´ 17,18 16,65 hE_pv2_1 Eav,d Eah,d 33,3 Eapv2,d 24,7 13,0 0,00 0,0 12,0 0,0 0,0 hE_pv2_2 0,0 LF 2 BS-P 4,39 [m]7,69 8,16 4,14 BS-A [m] 5,4 0,0 pv2a,d 0,00 15,9 pv2b,d 0,00 0,00 hE_pv2_3 60,5 15,9 5,4 0,0 a2 3,50 3,50 60,5 Be.: E Ermittlung des passiven Erddrucks an der Landseite nach Coulomb: BS-P Resultierende: [KN/m] [KN/m] (GOK: Geländeoberkante) BS-A Resultierende: [KN/m] [KN/m] Ermittlung der Eigengewichtskraft des Gleitkörpers: A1 = LB·t = [m2] A2 = 0,5·wLand 2/ mBL = [m2] A3 = 0,5·(wLand+ hs)·(LB - wLand/ mBL) = [m2] A4 = 0,5·c·(LB - wLand/ mBL - Db) = [m2] (c [m]) A5 = 0,5·(hd - hs + c)·Db = [m2] G2,d = A1 ·(gII,d´+gw,d) + (A2+A3)·(gI,d´+gw,d) + (A4+A5)·gI,d [KN/m] G2,d ´= G2,d - Wd´ [KN/m] Sicherheit gegen Abschieben: (G2: Gewicht d. Gleitkörpers) (G2´: Gewichtskraft unter Auftrieb i. d. Gleitfuge) SRi / SEi > 1 Eph,d+Wph,d+ (Wpv,d+G2,d´+Eav,d+Epv,d) ·tan fs,d+ cs,d·LB Eah,d + Eapv2,d + Wah,d Fall (SRi: Summe der Widerstände in [KN/m]) BS-P (SEi: Summe der Einwirkungen in [KN/m]) BS-A JSProj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 Anl.:Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Datum:4.2.3.31c Institut für Geotechnik Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kote ab GOK eph epv Kph Kpv 14.05.2018 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben 8580a 0,80 6,5 0,0 Nr. [m] Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 [KN/m2] [KN/m2] Material [-] [-] [-] [-] Eph,d1,000 0,000 6,9 0,0 Epv,d 0,0 1,000 0,000 3,58 (Ai: Teilflächen d. Gleitkörpers, c: geom. Hilfsgröße)0,00 Eph,d 4,2 3,9 0,0Epv,d 2,46 0,67 80,0 140,4 0,300 0,00 BS-A 140,4 80,0 BS-P 0,91 S Ri S Ei 43,6 41,6 S Ri / S Ei 44,9 S Ri / S Ei S Ri S Ei 40,5 49,1 Material Kote abGOK eph 35,4 0,80 1,35 Nr. [m] [KN/m2] BS-A, II SRi / SEi = 0,0 49,0 pv1a,d pv1b,d 1,21 epv Kph Kpv 47,9 0,00 3,6 [KN/m2] 1,05 BS-P, II 0,00 3,2 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.32a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 104,40 0,01 4,80 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,501,10 g / g´ c´/cutan f 103,90 2,50 3,20 105,40 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,50 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+600 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 50,00 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 25,10 0,00 4,50 0,51 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 0,51 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 50,00 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 21,9 20,9 1,05 22,9 25,7 0,89 1,50 S Ei S Ri / S Ei 24,4 17,0 1,43 25,2 20,3 1,24 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 104,40 H 3,31 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.33a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 104,39 0,01 4,48 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,501,00 g / g´ c´/cutan f 103,90 2,50 3,20 105,30 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,40 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+700 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 49,00 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 24,98 0,00 4,50 0,50 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 0,50 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 49,00 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 18,9 18,6 1,01 19,7 23,1 0,85 1,40 S Ei S Ri / S Ei 20,9 15,1 1,39 21,7 18,1 1,20 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 104,39 H 3,30 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.34a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 104,37 0,01 4,16 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,80 g / g´ c´/cutan f 103,90 2,50 3,20 105,20 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,30 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+800 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 47,00 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 24,91 0,00 4,50 0,48 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 0,48 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 47,00 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 16,1 15,8 1,02 16,9 20,0 0,84 1,30 S Ei S Ri / S Ei 17,9 12,5 1,42 18,6 15,3 1,21 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 104,37 H 3,30 0,0 Be.: E Ermittlung des aktiven Erddrucks auf der Wasserseite nach Coulomb: BS-P BS-A Resultierende: (BOK: Bermenoberkante) (e: Erddruckordinaten) [KN/m] (K: Erddruckbeiwerte) [KN/m] (q: Gleitflächenneigung) [KN/m] (h/v: horizontal/vertikal) EL geneigt unter: [m2] [KN/m2] fI [KN/m2] min qa [KN/m2] min qa [m] (A: Ersatzfläche, pv2,d = pd´-pv1,d ≥ 0, pd´ aus Ersatzfläche, EL: Einflusslinie) Resultierende Wasserdruckkräfte auf der Aktiv- und Passivseite, Auftriebskraft an der Berme: Wah,d = 0,5·gw,d·(hs 2+t·(hs+w01+t)) = [KN/m] Wph,d = 0,5·gw,d·(wLand 2+t·(wLand+w02+t)) = [KN/m] Wpv,d = 0,5·gw,d·wLand 2/ mBL = [KN/m] Wd´ = gw,d·0,5·(w01+w02+2·t)·LB = [KN/m] (g w,d : Wasserwichte ) LF 3 16,00 16,00 hSchnitt 1,31 Ermittlung der Zusatzbelastung pv2,d ( => Eapv2,d ) aus dem Gewicht des Deichkörpers oberhalb der Berme und einer evtl. Last auf der Krone selbst, falls die Spannung daraus in Höhe BOK größer ist, als die der angesetzten Verkehrslast pv1,d auf der Berme: BS-P BS-A BS-P BS-A 1,88 [m] A 1,31 [m] 14.05.20184.2.3.34b Datum: Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS eah eav eah eav Institut für Geotechnik Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 (kein Ansatz von Zugspannungen in Eah,d, Erddruck teilweise unter Auftrieb, Einfluss der Verkehrslast pv1,d auf der Berme bereits eingerechnet) Material Kote abBOK (pv1a,d) (pv1b,d) Kah [KN/m2] [KN/m2] Kav qa [-] [-] [°] BS_P, I 0,00 6,4 3,3 Nr. [m] [KN/m2] [KN/m2] 52,5 0,50 9,3 4,8 12,5 6,4 9,6 4,9 0,294 0,150 BS-P, I 0,50 9,3 4,8 12,5 6,4 0,294 0,150 52,5 1,30 11,9 6,1 15,1 7,7 0,149BS-P, II 1,30 14,5 6,0 1,31 14,5 6,0 7,7 18,3 7,6 0,358 18,4 49,8 BS-A, I 0,00 4,3 2,5 54,40,50 6,8 4,0 9,0 5,2 6,4 3,7 0,256 0,149 BS-A, I 0,50 6,8 4,0 9,1 5,3 9,0 1,30 (pv1b,d) (pv1a,d) 9,3 5,4 12,6 11,2 13,9 (pv1a,d) 8,5 13,9 51,56,6 6,5 0,256 0,149 54,4 0,150 5,2 6,6 0,317BS-A, II 1,30 11,3 5,3 1,31 11,3 5,3 1,66 (pv1b,d) pd´ 26,12 25,77 hE_pv2_1 Eav,d Eah,d 16,7 Eapv2,d 12,1 7,0 9,07 0,0 6,4 0,0 0,0 hE_pv2_2 0,0 LF 2 BS-P 4,08 [m]7,39 7,85 3,84 BS-A [m] 0,0 0,0 pv2a,d 4,41 3,3 pv2b,d 0,00 0,77 hE_pv2_3 20,0 3,3 0,0 0,0 a2 3,25 3,25 20,0 Be.: E Ermittlung des passiven Erddrucks an der Landseite nach Coulomb: BS-P Resultierende: [KN/m] [KN/m] (GOK: Geländeoberkante) BS-A Resultierende: [KN/m] [KN/m] Ermittlung der Eigengewichtskraft des Gleitkörpers: A1 = LB·t = [m2] A2 = 0,5·wLand 2/ mBL = [m2] A3 = 0,5·(wLand+ hs)·(LB - wLand/ mBL) = [m2] A4 = 0,5·c·(LB - wLand/ mBL - Db) = [m2] (c [m]) A5 = 0,5·(hd - hs + c)·Db = [m2] G2,d = A1 ·(gII,d´+gw,d) + (A2+A3)·(gI,d´+gw,d) + (A4+A5)·gI,d [KN/m] G2,d ´= G2,d - Wd´ [KN/m] Sicherheit gegen Abschieben: (G2: Gewicht d. Gleitkörpers) (G2´: Gewichtskraft unter Auftrieb i. d. Gleitfuge) SRi / SEi > 1 Eph,d+Wph,d+ (Wpv,d+G2,d´+Eav,d+Epv,d) ·tan fs,d+ cs,d·LB Eah,d + Eapv2,d + Wah,d Fall (SRi: Summe der Widerstände in [KN/m]) BS-P (SEi: Summe der Einwirkungen in [KN/m]) BS-A JSProj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 Anl.:Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt Datum:4.2.3.34c Institut für Geotechnik Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Kote ab GOK eph epv Kph Kpv 14.05.2018 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben 8580a 0,01 3,2 0,0 Nr. [m] Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 [KN/m2] [KN/m2] Material [-] [-] [-] [-] Eph,d1,000 0,000 3,6 0,0 Epv,d 0,0 1,000 0,000 0,04 (Ai: Teilflächen d. Gleitkörpers, c: geom. Hilfsgröße)0,00 Eph,d 0,0 0,0 0,0Epv,d 1,66 1,04 36,6 56,6 0,500 0,00 BS-A 56,6 36,6 BS-P 0,84 S Ri S Ei 16,1 15,8 S Ri / S Ei 16,9 S Ri / S Ei S Ri S Ei 15,3 20,0 Material Kote abGOK eph 12,5 0,01 1,42 Nr. [m] [KN/m2] BS-A, II SRi / SEi = 0,0 18,6 pv1a,d pv1b,d 1,21 epv Kph Kpv 17,9 0,00 3,6 [KN/m2] 1,02 BS-P, II 0,00 3,2 0,0 Be.: E Nachweis: hD [m] WB1 [m+NN] [m] hS [m] WB2 [m+NN] mL 1: [-] t [m] GOK [m+NN] mW 1: [-] mBL 1: [-] BOK [m+NN] bKrone [m] LB [m] wLand [m] [m] L Deich [m] w01 + t [m] Db [m] w02 + t [m] Teilsicherheitsbeiwerte gi f. d. Grenzzustand 1C: Fall BS-P ia [-] BS-A gII,d* = gII,d´- ia ·gw,d [KN/m3] (ia: hydraul. Gradient) Bodenmechanische Kennwerte und angesetzte Lasten: Aktivseite: Passivseite: Material [KN/m2] BS-P I BS-P II BS-A I BS-A II (b: Bermenneigung, d: Erddruckneigung, Mat I: Deichkörper, Mat II: Deckschicht) Gleitfläche Bermenunterseite: Verkehrslasten/Schüttung: (auf der Berme / Krone / wassers. Böschg.) pv1a,d [KN/m2] (SLW 30) pv1b,d [KN/m2] (SLW 45) BS-P Dx_pv [m] (horiz. Abst. z. Schnitt) BS-A pKrone,d [KN/m2] Sicherheiten (Kräfte in KN/m): x3 [m] (Breite p3 auf G2) Fall bBerme [m] (Bermenbreite) BS-P hD [m] (Bermenhöhe) BS-A Programmversion Berme 20 Anl.: 14.05.2018Datum: Institut für Geotechnik 4.2.3.35a [-][-] Verkehr Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 8580a 103,88 0,01 5,12 0,00 [-] [-] [-] Wasser gw Bodenkenngrößen 2,500,80 g / g´ c´/cutan f 103,20 2,50 3,20 104,80 p 1,30 1,00 1,00 1,00 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS 1,60 Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Damm-km 4+900 ; Schnitt x-x Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Ermittlung der erforderlichen Bermenhöhe / DIN 1054:2010-12 68,00 3,00 berf Abminderung d. Wichte gII´ (Einfluss Strömungskraft, Passivseite) : 23,87 0,00 4,50 0,69 (t: Deckschichtmächtigkeit, LB: Basislänge Gleitkörper, WBHW: angesetzter Wasserspiegel, berf: Mindestbreite der Berme, GOK/BOK: Bermen-/Geländeoberkante, H: Deichhöhe über GOK) 0,69 1,25 1,25 1,00 1,10 1,10 68,00 1,00 0,00,0 cd / cu,d d/fd [°] [KN/m2] [-] fd [°] [-] [°] fd / fu,dcd d/fd b 27,0 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 30,1 0,0 1,00 0,00 0,0 1,00 0,011,0 0,00 20,0 11,0 fs,d cs,d 21,7 16,7 BS-P BS-A 25,3 0,0 [°] [KN/m2] 32,5 25,0 20,5 0,0 0,0 0,0 23,0 0,0 pv1a,d pv1b,d S Ri S Ei S Ri / S Ei S Ri 4,50 21,9 20,4 1,07 22,8 25,5 0,90 1,60 S Ei S Ri / S Ei 24,3 16,1 1,51 25,1 19,5 1,29 gd gd´ [KN/m3] [KN/m3] 20,0 6,5 5,0 11,0 0,0 p3,d 11,0 [KN/m2]0,0 0,0 1,6 0,0022,6 1,8 Deichgeometrie und Bemessungswasserstände: 103,88 H 3,05 0,0 Be.: E Sicherheit der landseitigen Deichböschung gegen Abschieben Schematische Skizze Anl.: Tel.: 06340 / 508070 - 1 Fax: 06340 / 508070 - 2 Hauptstraße 152, 76744 Wörth / Schaidt 4.2.08580a Datum: 14.05.2018 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: Institut für Geotechnik RHWD XXVII, Damm-km 0+000 - 4+960 JS p3 x 3 x G O K Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Vergabe-Los I, Los 2 Be: KS Institut für Geotechnik Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 E 8580a Anl.: 4.4.1 Datum: 15.08.2017 Ermittlung der geometrischen Suffosionsstabilität nach BUSCH/LUCKNER ; Es bedeuten: U Ungleichförmigkeitszahl Gefährdungspotential: "n" = nicht gefährdet d17 Korndurchmesser bei "l" = leicht gefährdet 17Gew.% Siebdurchgang "j" = gefährdet e Porenziffer (ca. 0,6) to obere Schichtgrenze tu untere Schichtgrenze Bohrung Tiefe t [m] Korndurchmesser [mm] U e Sicherheit für Gefährdung [-] to tu d5 d10 d15 d17 [-] [-] d5 d10 d15 [-] BK 0+200 1,30 1,90 0,10 0,17 0,22 0,23 4,7 0,6 1,75 2,97 3,84 n BK 0+200 7,50 8,50 0,80 4,26 6,07 6,64 4,4 0,6 0,49 2,61 3,71 l____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 0+300 1,30 2,30 0,12 0,17 0,21 0,22 4,4 0,6 2,21 3,13 3,87 n BK 0+300 4,00 5,00 0,11 0,63 1,89 2,35 23,7 0,6 0,14 0,82 2,46 j____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 0+400 3,00 3,70 0,22 0,28 0,36 0,39 40,7 0,6 1,58 2,01 2,58 n BK 0+400 6,00 7,00 0,10 0,20 0,25 0,27 33,8 0,6 1,07 2,14 2,67 l____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 0+600 7,00 9,00 0,21 0,23 0,26 0,27 4,2 0,6 3,18 3,49 3,94 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 0+900 7,50 8,50 0,24 0,31 0,41 0,45 2,7 0,6 2,35 3,04 4,02 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 1+100 5,70 6,70 0,10 0,11 0,12 0,12 2,0 0,6 3,86 4,25 4,63 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 1+200 8,00 9,00 0,25 0,46 0,84 1,10 1,8 19,26 0,03 0,06 0,11 j____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK1+300 4,80 5,60 0,11 0,17 0,21 0,21 2,2 0,6 2,38 3,68 4,55 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 1+300 8,40 9,00 0,14 0,21 0,24 0,25 30,3 0,6 1,65 2,47 2,82 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 1+400 6,50 7,50 0,20 0,24 0,28 0,30 30,7 0,6 1,96 2,35 2,74 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 1+500 3,80 4,10 0,12 0,14 0,17 0,18 2,3 0,6 3,01 3,51 4,26 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 1+600 5,60 6,00 0,18 0,22 0,24 0,24 2,7 0,6 3,31 4,04 4,41 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 2+000 5,40 7,40 0,17 0,26 0,35 0,40 31,7 0,6 1,24 1,90 2,55 l____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 2+400 8,90 9,50 0,28 0,56 1,45 2,05 21,2 0,6 0,43 0,85 2,21 j____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 2+600 5,70 6,00 0,11 0,21 0,24 0,26 16,8 0,6 1,37 2,62 2,99 l____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ h = ◊ ◊ ◊ ◊ d mm U d e [ ] , , /0 6 0 535 1 6 17 h erf . ,≥ 1 5 Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXVII, Vergabe-Los I, Los 2 Be: KS Institut für Geotechnik Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/7013-17 E 8580a Anl.: 4.4.2 Datum: 15.08.2017 Ermittlung der geometrischen Suffosionsstabilität nach BUSCH/LUCKNER ; Es bedeuten: U Ungleichförmigkeitszahl Gefährdungspotential: "n" = nicht gefährdet d17 Korndurchmesser bei "l" = leicht gefährdet 17Gew.% Siebdurchgang "j" = gefährdet e Porenziffer (ca. 0,6) to obere Schichtgrenze tu untere Schichtgrenze Bohrung Tiefe t [m] Korndurchmesser [mm] U e Sicherheit für Gefährdung [-] to tu d5 d10 d15 d17 [-] [-] d5 d10 d15 [-] BK 3+200 8,00 8,70 0,21 0,24 0,28 0,29 19,4 0,6 2,29 2,62 3,06 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 3+300 1,30 1,80 0,12 0,20 0,23 0,25 26,4 0,6 1,44 2,41 2,77 l____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BS 3+500c 0,30 2,20 0,11 0,18 0,23 0,25 38,2 0,6 1,25 2,04 2,60 l______________________________________________________________________________________________ BS 3+900c 2,50 4,00 0,10 0,14 0,18 0,20 3,4 0,6 2,11 2,96 3,81 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 4+000 3,20 4,50 0,31 0,65 1,50 2,11 18,4 0,6 0,47 0,98 2,27 j____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 4+100 4,00 7,00 0,16 0,21 0,23 0,24 3,4 0,6 2,82 3,70 4,05 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 4+300 4,00 5,00 0,10 0,13 0,17 0,19 2,5 0,6 2,35 3,05 3,99 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 4+500 1,10 2,20 0,23 0,31 0,41 0,47 21,8 0,6 1,52 2,05 2,71 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 4+600 8,00 12,00 0,16 0,32 0,61 0,87 33,4 0,6 0,53 1,06 2,03 j____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ BK 4+800 5,00 6,80 0,15 0,21 0,22 0,23 1,9 0,6 3,03 4,25 4,45 n____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ h = ◊ ◊ ◊ ◊ d mm U d e [ ] , , /0 6 0 535 1 6 17 h erf . ,≥ 1 5 105.19 106.48 106.08 (1) 105.88 (2) 105.48 (3) 103.18 (4) 102.68 (5) 100.48 (6) GW (105.70) GW (104.04) -10 -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 96 98 100 102 104 106 108 1 : -2.500 1 : -2.500 1 : 4.1 30 0.0 16.6 16.6 delta Wasserdr. dpw [kN/m²] eph/eah [kN/m²] d|(q+g),k 1.5 2.9/3.6 3.6/4.8 4.2 4.9/5.8 12.2/13.4 13.4/14.8 15.3 15.9 0.0 -43.6 -61.6/-53.1 -71.1/-61.3 -75.0 -122.7 M [kN·m/m] (q+g),k -19.4 Q [kN/m] (q+g),k 35.6 -11.0 N [kN/m] (q+g),k 2.9 -4.6 w [mm] EI = 8.064 · 103 kN·m²/m (q+g),k -17.8 0.0 -17.8 La rs se n 60 0 pv,q=5.0 pq=16.7 15.00 cm Larssen 600 Bemessungswerte: gewählt: Larssen 600 E = 21000.00 kN/cm² I = 3840.00 cm4/m h = 15.00 cm b = 60.00 cm A = 120.00 cm²/m S·sin(a)/s = 207.70 cm²/m sd = Nd / A + Md / W Md = 26.8 kN·m/m Nd = 3.7 kN/m sd = 5.27 kN/cm² sr = 21.82 kN/cm² t = (Qd · S · sin(a) · b) / (I · s) Qd = 49.1 kN/m td = 1.59 kN/cm² tr = 12.60 kN/cm² sv,d = 5.27 kN/cm² (bei: t = 103.18 m Md = 26.8 kN·m/m / Qd = 1.5 kN/m / Nd = 3.9 kN/m) sv,r = 24.00 kN/cm² E 8580a_VLos I, Los 2, RHWD XXVII Spundwand Larssen 600 Berechnungsgrundlagen: Aktiver Erddruck nach: DIN 4085 Ersatzerddruck-Beiwert mit j = 40 ° Pass. Erddruck nach: DIN 4085:2011 Erf. Profillänge = 5.46 m Erf. Einbindetiefe = 4.17 m gG = 1.35 gQ = 1.50 gEp = 1.40 mob. Ep erfüllt / m = 0.83 Datei: 8580a_Ausbau_4_500_SpWd_004_BS_P.vrb g k g ' k j k c(a) k c(p) k d/j d/j [kN/m³] [kN/m³] [°] [kN/m²] [kN/m²] aktiv passiv Bezeichnung 19.0 10.0 27.5 2.0 0.0 0.667 -0.330 U+fS 20.0 10.0 30.0 0.0 0.0 0.667 -0.330 G,s,u 19.0 10.0 27.5 2.0 0.0 0.667 -0.330 U+fS 20.0 11.0 32.5 0.0 0.0 0.667 -0.330 G,s 19.0 10.0 30.0 0.0 0.0 0.667 -0.330 fmS,u 20.0 10.0 32.5 0.0 0.0 0.667 -0.330 mS Boden g k g ' k j k c(a) k c(p) k d/j d/j[kN/m³] [kN/m³] [°] [kN/m²] [kN/m²] aktiv passiv Bezeichnung 19.0 10.0 27.5 2.0 0.0 0.667 -0.330 U+fS 20.0 10.0 30.0 0.0 0.0 0.667 -0.330 G,s,u 19.0 10.0 27.5 2.0 0.0 0.667 -0.330 U+fS 20.0 11.0 32.5 0.0 0.0 0.667 -0.330 G,s 19.0 10.0 30.0 0.0 0.0 0.667 -0.330 fmS,u 20.0 10.0 32.5 0.0 0.0 0.667 -0.330 mS 4.75 3.00 1.95 0.55 0.2 0 3.80 0. 44 0. 71 0.11 0.18 0.22 0. 78 µ = 1,23 maßgebender Bruchkörper (DIN 4084) f. Spundwandbemessung AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT JS/KS JS JS 11.03.2020 11.03.2020 11.03.2020 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.5.1 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Spundwand wasserseitige Kronenschulter Schnelle Spiegelsenkung, Versagen wassers. Böschung (BS-P) 8580a_Ausbau_4_500_SpWd_004_BS_T.vrb 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 105.19 106.48 106.08 (1) 105.88 (2) 105.48 (3) 103.18 (4) 102.68 (5) 100.48 (6) GW (104.04)GW (104.04) -10 -9 -8 -7 -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 7 98 100 102 104 106 108 110 1 : -2.500 1 : -2.500 1 : 4.1 30 0.0 0.0 delta Wasserdr. dpw [kN/m²] eph/eah [kN/m²] d|(q+g),k 5.1 6.4/7.2 7.1/8.3 9.1/9.9 17.1 19.5/21.1 20.7/22.5 22.0 0.0 -47.0 -66.3/-57.2 -76.6/-66.0 -80.8 -91.6 M [kN·m/m] (q+g),k -18.3 Q [kN/m] (q+g),k 32.5 -12.5 N [kN/m] (q+g),k -8.1 -8.4 -7.9 -8.1 w [mm] EI = 8.064 · 103 kN·m²/m (q+g),k -10.3 0.0 -10.3 La rs se n 60 0 pv,q=16.7 pq=16.7 15.00 cm Larssen 600 Bemessungswerte: gewählt: Larssen 600 E = 21000.00 kN/cm² I = 3840.00 cm4/m h = 15.00 cm b = 60.00 cm A = 120.00 cm²/m S·sin(a)/s = 207.70 cm²/m sd = Nd / A + Md / W Md = 23.1 kN·m/m Nd = 10.3 kN/m sd = 4.61 kN/cm² sr = 21.82 kN/cm² t = (Qd · S · sin(a) · b) / (I · s) Qd = 41.0 kN/m td = 1.33 kN/cm² tr = 12.60 kN/cm² sv,d = 4.61 kN/cm² (bei: t = 103.84 m Md = 23.1 kN·m/m / Qd = 1.8 kN/m / Nd = 10.3 kN/m) sv,r = 24.00 kN/cm² E 8580a_VLos I, Los 2, RHWD XXVII Spundwand Larssen 600 Berechnungsgrundlagen: Aktiver Erddruck nach: DIN 4085 Ersatzerddruck-Beiwert mit j = 40 ° Pass. Erddruck nach: DIN 4085:2011 Erf. Profillänge = 4.30 m Erf. Einbindetiefe = 3.01 m gG = 1.20 gQ = 1.30 gEp = 1.30 mob. Ep erfüllt / m = 0.46 Datei: 8580a_Ausbau_4_500_SpWd_006_BS_T.vrb g k g ' k j k c(a) k c(p) k d/j d/j [kN/m³] [kN/m³] [°] [kN/m²] [kN/m²] aktiv passiv Bezeichnung 19.0 10.0 27.5 2.0 0.0 0.667 -0.330 U+fS 20.0 10.0 30.0 0.0 0.0 0.667 -0.330 G,s,u 19.0 10.0 27.5 2.0 0.0 0.667 -0.330 U+fS 20.0 11.0 32.5 0.0 0.0 0.667 -0.330 G,s 19.0 10.0 30.0 0.0 0.0 0.667 -0.330 fmS,u 20.0 10.0 32.5 0.0 0.0 0.667 -0.330 mS Boden g k g ' k j k c(a) k c(p) k d/j d/j[kN/m³] [kN/m³] [°] [kN/m²] [kN/m²] aktiv passiv Bezeichnung 19.0 10.0 27.5 2.0 0.0 0.667 -0.330 U+fS 20.0 10.0 30.0 0.0 0.0 0.667 -0.330 G,s,u 19.0 10.0 27.5 2.0 0.0 0.667 -0.330 U+fS 20.0 11.0 32.5 0.0 0.0 0.667 -0.330 G,s 19.0 10.0 30.0 0.0 0.0 0.667 -0.330 fmS,u 20.0 10.0 32.5 0.0 0.0 0.667 -0.330 mS 4.75 3.00 1.95 0.55 0.2 0 3.80 0. 44 0. 71 0.11 0.18 0.22 0. 78 maßgebender Bruchkörper (DIN 4084) f. Spundwandbemessung µ = 1,23 AUFTRAGGEBER PLANUNGSSTAND ALLE RECHTE DIESER ZEICHNUNG UNTERLIEGEN DEM URHEBERSCHUTZ GEMÄSS DIN 34 Maßstab GEPR. NAME DATUM GEZ. ENTW. PROJEKT Rheinhochwasserdamm RHWD XXVII Los 2 PLANINHALT JS/KS JS JS 11.03.2020 11.03.2020 11.03.2020 1 : 50 FREIGEGEBEN UNTERSCHRIFT Querprofil Damm-km 4+500 Projekt E 8580a Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Ref. 53.1 Regierungspräsidium Karlsruhe Abteilung 5, Referat 53.1 Datei: Plangröße: Herzog + Partner GmbH Ausbau AG-Dokumenten Nr. Zeichnungsnummer Karlsruhe, den Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Institut für Geotechnik Hauptstraße 152 76744 Wörth-Schaidt Anlage 4.5.2 OBJEKTPLANER: GEOTECHNIK: Planungsgemeinschaft Inros Lackner - Herzog + Partner Im Bögel 7 / 76744 Wörth-Maximiliansau Tel.: +49 (0) 7271 - 767265-0 / Fax: +49 (0) 7271 - 767265-17 infoka(at)herzogundpartner.de / www.herzogundpartner.de Spundwand wasserseitige Kronenschulter Bauzustand (BS-T) n. Rutschung auf Wasserseite 8580a_Ausbau_4_500_SpWd_006_BS_T.vrb 420 x 297 Damm-km 0+000 - 4+959 Zulässiges Körnungsband Schüttmaterial grobkörnig Ingenieurgesellschaft Kärcher mbH Proj.: RHWD XXV Be: Institut für Geotechnik Tel.: 07244/7013-0 Fax: 07244/ 7013-17 E 7023 Anl.: 0,1 0,2 0,5 1 2 10 20 630,01 0,063 100 100 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 Korndurchmesser [mm] Si eb du rc hg an g [% ] Schluff Sand f m g Kies f m g St RHWD XXVII, VLos I, Los 2 Damm-km 0+000 - 4+959 Be.: KS 8580 a 5 16.05.2018
https://www.karlsruhe.de/b4/bekanntmachungen/unterlagen_rhwd/HF_sections/content/ZZppPuh1DRf7Jh/8_Geotechnisches_Gutachten_RHWD_XXVII_inklusive_Anlagen.pdf
Blick in die Geschichte 1998-2003 )g e w , e ~ ~ t e ~ K n ä b e I,t(n tft e' f ~€ hl Jj le " ln d h u re ze n tr u m s K ar ls ru h e in d er S y b el sl ra ß c O cr f cs la k l zu r E in w ei hu ng d es W ai se n h au - se s fa n d i n d e m i m z w e it e n S to ck w e rk g el e g e - n en A rb ei ts sa a l d es G cb ö u d es s ta ll . H ie r h at · le n di e K in d e r kü nf ti g d ie i n P ar ag ra f 5 d er .I -ra us - u n d 'T ag es o rd n u n g " lo rm u llc rt e n • s on st ig e n B es 'c h ä fH g u n g e n " .z u ve rr ic h te n . D ie · .s o ns fi g en B es ch ii ft ig un g en " b es ta n d en n e b e n F e ld · u n d G a rt e n a rb e it i n v e rs ch ie d e - n e n H .m d h rb _c it c n . r. ü r d ie K n a b e n h e d e .u le !c d !" "" S tr u rn p fs tr lc k c n . K o rb ll e c h to n u n d S tr o h - rI .... c h l . ... n . to r d lh N 't \d e h < :> n M b n f- o d e r F lI .c h !o - . p ln n .. n . S lr i" e k .. .. u n d N l\ h " n N n c h p .. r " ( I ~ .. 1 ::> 0 .. .. ,~ ~ ~ ~.: ~ : : ! ! . ~ : : ~ ~ : .. ~ :. :: .! ~~ '! ~ ~ A d ri an B in (1 83 0 - 19 02 ) 22 J a h re l e it e te e r a u f d e r vo m L a n d B a d e n zu b es et ze nd en S te ll e al s S en at sp rä si d en t d en 11 . Z Iv ils e n a t im R e ic h s g e ri c h t L e ip z ig u n d n a h m e n ts ch e id e n d e n A n te il a n d e r A u s le g u n g u n d F o rt en tw iC k lu n g d e s R h ei n is ch -F ra n z öS i- s c h e m R e c h ts . d o s I n 7 .l rk a 1 /6 d e s d a m < tU g c n e;; I:i '.! ~H~ ~!~ ~!! ' ~ ~!! ~'I r:~ ~:: ~\ :j ~~ :; ' : ~~ !f .~ ~P I~ ~ ... ... ... .. _ ... ... .... ... ... .. ... ~ .. .. ... ... .. 1 ... ... , . .. '1 '" ,.7 ... _ .. _ ... ... ... .. _ .. - .. ... -. .. - .... .. _ --_ ... ,. -.. ,,, .. , ,._ .. - .- ~ ~ == I ~ ~ ~ ~ ~ == .. -1Il .. ;. ~ .. 1Il @II!. l ~ ... ~ = .. ... 1Il ~ I:' ~ == ~ ... @II!. .. ==: !R. ~ = - f ptreg . 'ltPIlPS'~ '!P U! 'P!lg . ll',JOA 0lU! Blick in die Geschichte KARLSRUHER STADTHISTORISCHE BEITRÄGE Band 3 1998-2003 Stadt Karlsruhe Forum für Stadtgeschichte und Kultur Karlsruhe 2004 Info Verlag Im Inhaltsverzeichnis sind Nummer und Datum des .,Blick in der Geschichte" angeben, in dem der Beitrag erstmals veröfftlicht wurde H~rausg~b!r Stadt Karlsruhe Forum für Sradrgeschichte und Kultur R~dnktion Dr. Lconhard Müller (veranewordich) Or. Manfred Koch Tncurfimung Kat ja Schmalholz Digita'~ Bi/dbtarbtitung Uta Bolch Umsc"lagg~staltung Dietmar Kup Vrrlag Info Verlag GmbH Käppeiestraße 10·0-76131 Karlsruhe Telefon 0721/617888· Fax 072 1/62 1238 www.infoverlag.de Satz Oiana Sayegh (l nfo Verlag) Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über hnp:/Idnb.ddb.de abrufbar. © 2004 . Stadt Karlsruhe Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck. auch auszugsweise. ohne Genehmigung des Verlags nicht gestattet. Kommissionsverlag: Info Verlag GmbH ISB N 3-88190-353-4 Inhalt Geleitwort .................................................................................................................................. 17 Einleitung .......... .......................................................................................................... ...... ....... . 18 Aufsätze 41 18. Dezember 1998 Vor 80 Jahren - November 1918 ............................ ........ ........ .. ...... .. ............... 20 Zur Abdankung des lerzten badischen Großherzogs Lronhard Mülltr 41 18. Dezember 1998 Siedlungen der 60er Jahre in Karlsrnbe (Teil J) ...... ........................................ 23 Harald Ringkr 42 19. März 1999 Siedlungen der 60te Jahre in Karlsruhe (Teil 11) ............................................ 28 Harald Ringltr 42 19. März 1999 Die Städtische Galerie Karlsruhe .............................................. ..... ... .............. 32 Neuer Ort, neue Möglichkeiten Erika R;idigrr-Diru! 42 19. März 1999 Einblicke in die Karlsruher Baugeschichte ....... .............................................. 34 Ergebnisse der bauhiscocischen Analyse des .,Seilerhäuschens" Holga Rtimtrs 43 18. Juni 1999 Politische Polizei in Karlsruhe zwischen Demokratie und Diktatur ............. 38 Michatl Sto//t 43 18. Juni 1999 "Die Versammlung verlief entsprechend den stürmischen Zeitverhältnissen" ...................... ............... .......... .. ...................... 41 Angtlika Sautr 43 18. Juni 1999 Ein Blick in das verborgene Herz der Stadt ..... : .............................................. 44 Htinz Schmitt 44 17. September 1999 Jahrtausendwende und die Tücken des Kalenders .............. ........................... 47 Htinz Kunlt 44 17. September 1999 Zur Geschichte der Jahrhundenwenden ... ........... ... ...... .......... .. ...................... 50 Ausblick auf die Landesausstellung im Karlsruher Schloss Jutta Drtsch 44 17. September 1999 10 Jahre .,Arbeitsstelle Bertold Brecht" in Karlsruhe ..................................... 53 fan Knopf 45 17. Dezember 1999 Zahlenwende! Zeitenwende? ............................................... ........ .. , ....... ... ...... . 57 Ltonhard Mü//t r 5 45 17. Dezember 1999 Karlsruhe um 1900 - die kaisenrc:uc: Residenz .............................................. 57 P~ur Prttsch 45 17. Dezember 1999 Aufbrüche. Niederlagen und Erfolge .................... ....... ....... .... .... ..................... 62 Die Frauenbewegung in Karlsruhe Susanm Aseht 45 17. De-tember 1999 Häuser der Stadtgeschichte 1900-2000 ..... ....... " ..... ............ ... ..... .................. 65 Ernst Dtto Bräuncht 45 17. De-tember 1999 Landwirtschaft in und um Karlsruhe ................ " ........ ..... ...................... . " ..... , 70 ArnulfBug 45 17. Dezember 1999 Vom Sport an der Fridericiana ...... . _ .......... ... ......... .. ...................... .. " ........ .... . ,.73 Oliver Pottiez / Ltonhard Mü/kr 45 17. Dezember 1999 KarJsrube - Residenz des Rechts (Teil J) ...... ..... ...... ........ .............................. 77 Rrinu Hathling von Lanunauer 46 17. März 2000 KarJsrube - Residenz des Rechts (TeilII) ....................................................... 81 &ina Haehling von Lanunautr 46 17. März 2000 Von den schwierigen Anfangen der Schülermirverantwortung in Karlsruhe ...... ..................... .. .. .. ............... .. ...... .. 86 Das Beispiel Humboldtschule RaineT Gutjahr 47 16. Juni2000 Polytuhnicum. uchniJche Hochschuk. Universität IVzrlsrulu 175 Jahu Dw-Iach als Universitätsstadt .... ..... ........ ... ............................. ..... ..................... 90 Aufstiegspläne eines wirtschaftlich darniederliegenden Landstädtchens SwamI( Asche 47 16. Juni 2000 GeschichtsWissenschaft an einer Technischen Hochschule .......... ... ... ...... ..... . 93 KlnUJ-Peur Hotplu 47 16. Juni 2000 Geschichte des Instituts für Literaturwissenschaft an der Universität Karlsruhe ............ ...... ..................... 97 UWt Japp, Claudia Stoc!tingrr 47 16. Juni 2000 "Geschichtliches Wissen und ästhetische Bildung" ................ .. ............. ....... 100 Das Fach Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe Anntmarit Jatggi 47 16. Juni 2000 Studienkolleg der Universität Karlsruhe ... ....................... ...... ..................... .. 104 Zentrum der Vorbereitung junger Ausländer auf ihr Smdium Klaus Ditttr Justtn 47 16. Juni 2000 Karlsruher Straßenbahn - Bindeglied zwischen Stadt und Region .... ....... .......... ... ............ .......... ........... 106 Die Universität und die Entwicklung des Karlsruher Nahverkehrs Manfrtd Koch 6 48 15. September 2000 48 15. September 2000 49 15. Dezember 2000 49 15. Dezember 2000 50 16. März 2001 50 16. März 2001 50 16. März 2001 50 16. März 2001 51 15. Juni 2001 51 15. Juni 2001 52 21. September 200 I 52 21. September 2001 53 14. Dezember 2001 53 14. Dezember 2001 175 Jahrt Polyuchnikum - Ttchnhcht Hochschuü - Univtrsität Karlsruht Gymnasien und Hochschulen in Baden und anderswo .............. .. ............... 110 Zwischen Vorbehalten und Zusammenarbeit Ltonhard Müllu .. Nous sommes les beaux enfants de Camp de Gun ... " ....................... .. ..... 116 Angdika Saua KarlsruhtT Partnastiidtr Krasnodar - Geschenk einer Zarin ........... ..... ..... ..... .... .... ... ........................... 119 Frithjof Kmrl 100 Jahre Christuskirche Karlsruhe ................................. .... .... .... ...... ........... 125 Richard Koh/mann Die Universitätsbibliothek Karlsruhe ............................................................ 128 Ein wichtiger Knoten im dcmschen Bibliotheksnen Christoph-Hubrrt Schüttt 100 Jahre Stadtverwaltung im Wandel Rückblick auf das 20. Jahrhundert ....................................................... ..... ..... 134 Ermt Otto Bräunch~ Rappenwört - ein Projekt der Karlsruher Planungs- und Baupolitik der 1920er Jahre ................................................. 139 Harald Ringkr Landesbildstelle Baden ... .... ......... ................................ ................................... 146 Neues Gebäude - neue Aufgaben Günur Sugmaiu Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951 .... ........................................... 149 Angria Borpudt "Mit dem Gesicht nach Deutschland" ......................................... ................. 154 Das Schicksal der Karlsruher Familie Marum im Exil Manfr,d Koch Am Oberrhein: Alltag, Handwerk und Handel 1350-1525 .............. ......... 157 Brigittr Habach-Schmidt Die Karlsruher Majolika-Manufaktur .............................. ... ..... ... ...... ... ....... .. 162 Ein Rückblick auf die lenten 25 Jahre des IOD-jährigen Unternehmens Prur Schmitt Aw der Schankammer der Badischen Landesbibliothek ............... .. ............ 166 u" Obhol Auch die Vaterlandsliebe geht durch den Magen! ................ .... ...... .... ...... .... 170 Versorgung im Krieg: Fleisch, Milch, Eier und Butter für Baden und seine Residenz 1915-1918 Viktoria Adam, Svmia Diifrnbachrr, fan Ernnnann. Simina G~rman, Sabinr Groh, Hanna Kaisrr, David Kuhs, Asysa Schw~hn 7 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 55 21.Juni2002 55 21.Juni2002 56 20. September 2002 56 20. September 2002 57 13. Dezember2002 57 13. Dezember 2002 58 21. März2003 58 21. März 2003 58 21. März 2003 Wirtschaftliche Betätigung der Stadt Karlsruhe - ein Rückblick ................ 176 Gtrhard S(iler Lesegesellschaften in Karlsruhe 1784-1850 ................................................. 181 Der Beginn bürgerlicher Selbstorganisation Tonten Litugang Der Landeswohlfahrtsverband Baden ........................................................... 187 Hans-Otto Walttr Morin EUstätter (1827-1905) ....................................................... ....... ........ 191 Finanzminister im Großhenogtum Baden uonhard Mü/ur Spitzel am Oberrhein ..... ........ .... ....... ..... ........................................ .... _ .......... 196 Vom Denunziationswesen in Baden im 18. Jahrhundert Lronhard Müller Karlsruhe und Carl Benz ...................... ... ........... ..... ............... ................ ....... 200 Ermt Dtto Briiuncht Der Botanische Garten in Karlsruhe ..... ... ............................................. .... .... 204 Man/ud K/inkott Ein Historiker in der Landespolitik der Nachkriegszeit ............................... 208 Pranz Schnabel als Leiter der Kultus· und Unterrichtsabteilung Nordbadens Angt/a Borgsttdt Schule und NS-Diktatur ................................................................................ 212 Das Beispiel der Karlsruher Humboldt·Schule Sandra Jung und Manutl Witttk " ... damit unnätigen Sorgen und Mißerfolgen vorgebeugt werden kann im Interesse der Stadt und der menschlichen Gesellschaft ... " ......................................................... 217 Zum 75-jährigen Bestehen der Psychologischen Beratungsstelle Karlsruhe für Eltern. Kinder und Jugendliche Angt/ika Satur Stadtplanung in Karlsruhe im 19. Jahrhundert: Der Bauplan von 1857 ................................. ..... .......... ........... ........................ 222 Harald Ringur Eberhard Gothein 1853-1923 ...................................................................... 228 Ltonhard Mii/ur Der Schlacht· und Viehhof an der Durlacher Allee ...................................... 232 DirkSttgm 8 58 21. März 2003 59 20. juni 2003 59 20. juni 2003 60 19. September 2003 60 19. September 2003 47 16. juni 2000 50 16. März 2001 55 21.juni2002 58 21. März 2003 41 18. Dezember 1998 42 19. März 1999 43 18. juni 1999 44 17. Seprember 1999 Eisbärenhaltung im Karlsruher Zoo zwischen Tradition und Faszination .............................................................................. 236 Giula von H~gtl Das allmähliche Verschwinden eines "Dinosauriers" ................................... 239 Aus der kurzen Geschichte des Karlsruher Panoramas am alten Hauptbahnhof Konrad Dusu/ 10 Jahre Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus ........................................... 244 Von Menschen und Medien Andrta Kri~g "Oberle ist ein aufgeweckter Knabe und war fleißig in der Schule" .......... ............................................................. 248 Zum 90·jährigen Bestehen des Kinder- und Jugendhilfezentrums Karlsruhe in der Sybelsrraße Angdika Saua 100 Jahre St.-Bernhardus-IGrche am Durlacher Tor .................................... 252 Htinrich Alois Schillingtr Zeitzeugen berichten Professor Dr. ing. Dr. h. c. Heinz Draheim ... : ............................................. . 258 Ltonhard Müller Hans Joachim Hoffner, Deutsch-amerikanischer Verbindungsoffizier 1953-1990 ....... ... ................ 261 Ltonhard Müller JosefWerner, Journalist und Publizist ........................................................... 263 Ltonhard Mülltr Kurt Gauly, Erster Bürgermeister a. D .......................................................... 266 Ltonhard Mülltr Biographien Fridolin Heurich 1878-1960 ............... .. ....... .... ......... ........ .. ...... .. ........ ... ....... 270 ManfrdKoch Heinrich WenIar 1868-1943 ................................................. ...... .. ......... ...... 271 Rtintr Hathling !Ion Lanunaua Luitgard Himmelheber 1874-1959 .............................................................. 273 Barbara Guttmann Gustav Trunk 1871-1936 ..... ......... ... ........ ... ....... .. ........................... ............. 274 Frank Rabtrg 9 45 17. Dezember 1999 Rahel Strau, 1880-1963 .. ......... .. .................................................................. 275 Barbara Guttmann 46 17. März 2000 Franz von Roggenbach 1825-1907 ............................................................... 277 L~onhard Müller 47 16. Juni 2000 Wilhe1m Ei,enlohr 1799-1872 ..................................................................... 278 L~onhard Müller 48 15. September 2000 Margarethe Hormuth-Kallmorgen 1857-1916 ............ ..... ........ ... ....... ......... 280 Brigitte Baumstark 49 15. Dezember 2000 Melirra Schöpf 1901-1989 ........ .... ....... ... .......... ...... .......... ..... .. ..................... 281 Barbara Guttmann 50 16. März 200 I Gustav Zimmermann 1888-1949 ........................ ................ ..... ................... 283 Frankllobtrg 51 15. Juni 2001 Johann Georg Schlosser 1739-1799 .................................... ......... .. ..... ......... 284 Ltonhard Müller 52 21. September 2001 Rahel Varnhagen 1771-1833 ........................................................................ 286 Susanne Asehr 53 14. Dezember 2001 Hilda von Baden 1864-1952 .. ...... ... ....... ... .......... ...... ............. ....... .. ............. 287 Ltonhard Müller 54 15. März 2002 Richard Horter 1868-1942 ........................................................................... 289 ManJred Koch 55 21. Juni 2002 CI ... Faisst 1872-1948 ................................................................................. 290 Martina Rtbmann 56 20. September 2002 A1oi, Kimmelmann 1886-1946 ...... .... ...... .... .......... .................. ... ..... ............ 291 }ürgm Spangu 57 13. Dezember 2002 Eduard Devrient 1801-1877 ................................... ................... ..... ........ ...... 293 Ltonhard Mülkr 58 21. März 2003 Ernst Fuch, 1859-1929 ......... ........................................................................ 294 DdUV Fischtr 59 20. Juni 2003 Joseph Melling 1724-1796 ...... .. ...... ..... ........ ... ........... .. ................................ 296 AlmutMaaß 60 19. September 2003 Adrian Bingner 1830-1902 ...... ... ...... ... ......... ..... .......... .... ............................. 297 Dttkv FiJcht r 10 41 18. Dezember 1998 42 19. März 1999 43 18. juni 1999 44 17. Seprember 1999 45 17. Dezember 1999 46 17. März 2000 47 16. juni 2000 48 15. Seprember 2000 49 15. Dezember 2000 50 16. März 2001 51 15. juni 2001 52 21. September 200 I 53 14. Dezember 2001 54 15. März 2002 55 21 . juni2002 Carlsmher Blickpunkte Rätsel um eine Figur im Durlacher Schlossgarten ....................................... 300 Gahard Kabiask~ Der Mensch im Rhythmus der Natur .. ... ...... .. .............................................. 301 Andr~aJ Gab~fmann Badespaß im Glaspalast ................................................................................. 303 U/rike Pla,. Bürgerliche Ganenkultur in Durlach ............................................................ 305 Der barocke Pavillon vor dem Basler Tor Gtrhard Kabiask( "Dem neuen Jahrhundert zum Gruß" ....................................... ... ..... ... ...... .. 307 Manfred Koch Funktionale Ästhetik am Rhein ......... ................ ................... ....... .................. 308 U/rik~ Plau Tor zum Campus: das Hauptgebäude der Universität ................................. 310 Gahard Kabi(r;k~ Pyramide oder Reiterstandbild? ....................... ," ........................................... . 312 lutta Dr(sch Südstern - Lebendige Geschichte zwischen Sturmlampe und Kastenschloss ..................................................................... 314 U/rieh Schmid(r Die Karlsruher Uhrmacherfamilie Schmidt-Staub ....................................... 316 Zur Eröffnung einer neuen Abteilung im Badischen Landesmuseum KriJtian~ Burckhardt Die Statuen von Erwin von Steinbach und Johannes Kepler ....................... 318 Ursula Mak(/ Wasser für die Residenz ................................................................................. 320 Friedrich Wein brenners Brunnenhaus in Durlach G~rhard Kabiask( Das Karlsruher Gefangnis .............................................................................. 321 Ein Neueenaissancebau von Josef Duem R~imr Ha~hling von Lanunaua Die Künscleräfen der Majolika Manufaktur Karlsruhe ... ....... ... ....... .... ........ 323 Eva Spind"r "Terra et mundus" von Hans Kindermann ................................................... 325 Ursula M(rkd 11 56 20. September 2002 57 13. Dezember 2002 58 21. Mäu 2003 59 20. Juni 2003 60 19. September 2003 41 18. Dezember 1998 41 18. Dezember 1998 41 18. Dezember 1998 41 18. Daember 1998 42 19. März 1999 43 18. Juni 1999 43 18.Juni 1999 43 18. Juni 1999 Das Durlachcr .. Markgrafendenkmal" ......... ............................. ............. ....... 327 Susamu Asche Kunst oder Schrott? ................... ........ .... ..................... ........ ........ .............. ...... 328 Das Hirschtor im Karlsruher Schlossgarten Gerhard Knbierske Der "Märchenwald" von HAP Grieshabec ................................ .... _ .............. 330 Brigitte Baumstark Sphinx ante portas ........... ........ .. ..................................................................... 332 Monika Bachmayer Neue Adresse der Denkmalpflege in Nordbaden .... ... ... ............. ................... 334 Die Grenadierkaserne in Karlsruhe Clemms Küs~r Bücher-Blick Barbar. Guttmann: Hopfen & Malz ...................................... ... ................... 338 Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe Michaa Stolle Ernst Otto Bräunebe (Hrsg.): Mühlburg ............................................. ......... 339 StreifZüge durch die Ortsgeschichte Mathias Tröndle Dieter Vestner: Badische Revolution vor 150 Jahren ................................... 339 Geschehnisse in Baden und Durlach 1848/49 Manjhd Koch Dieter Vestner: Die Karlsburg und der Fürstenhof 'Zu Durlach ................... 339 Manfred Koch Susanne Asche / Ernst OttO Bräunche / Manfred Koch / Hein'Z Schmitt / Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgesebiebte .... ....... ...... .......................... ............... ............ 340 HamFmsk~ Klaus Bindewald: Die Albtalbahn. Geschichte mit Zukunft ........... ....... ..... 342 Von der Schmalspurbahn 'Zur modernen Stadtbahn Manfrcd Koch Auf den Spuren der antiken Welt, eine Reise durch die AntikensammJung des Badischen Landesmuseums .... .......... ........................ 343 H~lmut Grimm Ute Grau I Ulrike PI.te: 1898-1998. Vom Versicherungspalast 'Zum Rathaus West .. ....... ............ ........ ........... ........ 344 Thomas Mryrr 12 44 17. September 1999 44 17. September 1999 45 17. Dezember 1999 45 17. Dezember 1999 46 17. Mätz 2000 46 17. März 2000 46 17. März 2000 47 16. Juni 2000 48 15. September 2000 48 15. September 2000 49 15. Dezembet 2000 49 15. Dezember 2000 Elisabeth Spitzbart: Karl Joseph Berckmüller 1800-1879 ............ ............. 345 Architekt und Zeichner Manfrrd Koch Eduard Koelle: Drei Tage der Karlsruher Bürgerwehr 1849 ...................... 346 Leonhard Mül/a Elga Roellecke: Vereine und Vereinigungen. Gasthäuser .............................. 346 Chronik Wolfartsweier Peter Prttsch Manfred Koeb - Jürgen Morlock (Hrsg.): Von Graspisten zum Baden~A.irport, Luftfahrt in Mitte1haden ................... 347 Leonhard Mü//a Wolfgang H. Collum: Hugenotten in Baden-Durlach .. ............................... 348 Die französischen Protestanten in der Markgrafenstadt Baden-DurIach, insbesondere in Friedrichstal und Welschneureur Ernst Dtto Brdunch( Horst Schlesiger, JosefWerner: Die 70er Jahre ........ .... .... ....................... ..... 349 Ein Karlsruher Jahrzehnt in Bildern L(onhard Mül/a Birgit Bublies-Godau (Hrsg.): Henriette Obermüller-Venedey, Tagebücher und Lebenserinnerungen 1817-1871 ................................... ... 350 L(onhard Mül/a Harm-Hinrich Brandt: Deutsche Geschichte 1850-1860, Entscheidung über die Nation .. ..................................................................... 350 L(onhard Mül/(r Manfred Koch (Hrsg.): Unter Strom - Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Karlsruhe ............ .. ..... ............. 352 Mnthias Trönd/( Jürgen Schuhladen-Krämer: Akkreditiert in Paris, Wien, Berlin, Darmstadt ........................ .... .... ............ 354 Badische Gesandte zwischen 1771 und 1945 L(onhard Mül/a Heinz Kunle, Stefan Fuchs (Hrsg.): Die Technische Universität an der Schwelle zum 21. Jahrhundert, ... .. ............................ ...... 354 Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum der Universität Karlsruhe (TH) L(onhnrd Mü/la Barbara Guttmann: Den weiblichen Einfluss geltend machen Karlsruher Frauen in der Nachkriegszeit 1945-1955 ................................ 355 Christina Klausmann 13 50 16. März 2001 50 16. März 2001 51 15. Juni 200 I 51 15. Juni 2001 52 21. Seprember 2001 52 21. September 2001 53 14. Dezember 2001 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 54 15. März 2002 Horst Fischer: Landwirtschaft und Viehzucht in früherer und heutiger Zeit ........................ ..... ............. ... ... ....................... 356 Chronik Wolfartsweiec ArnulfBug Bernhard Wien: Politische Feste und Feiern in Baden 1815-1850, ........... 357 Tradition und Transformation: Interdependenzen liberaler und revolutionärer Festkultur L~onhard Mü/fa Ernst Dtto Bräunehe (Hrsg.): Rheinhafen Karlsruhe 1901-2001 .............. 358 Doroth~a Schmitt-Holfsttin Ute GraulBarbara Guttmann: Gegen Feuer und Flamme ........................... 359 Das Löschwesen in Karlsruhe und die Berufsfeuerwehr And,(o Aftmburg Michael Ruhland: Schulhausbauten im Großherzogtum Baden 1806-1918 .............................................................. 360 }ürgm Spanga Annette Borchacdt·Wenzd: Frauen am badischen Hof, Gefahrtinnen der Großherzöge zwischen Liebe, Pflicht und Intrige .......... 361 Lronhard Mülkr Ute Grau: Schloss Augustenburg Holger Reimers, Gerhard Kabierske, Georg Manka: Ein Karlsruher Modellhaus von 1723. Das Seilerhäuschen ......................... 362 U/rikr Pfau Sergej G. Fedorov: Wilhe1m von Traitteur .................................................... 364 Ein badischer Baumeister als Neuerer in der russischen Architektur 1814-1831 Jürgm Krügrr Hansmactin Schwarzmaier: Das Dorf in der Geschichte von Land und Landschaft . ........... .................... 365 Von den Anfangen bis zum Jahr 1800. Chronik Wolfahrtsweier Lronhard Müllrr Karl Zahn: Gräber, Grüfte, Trauerstätten .......................... ........ ................... 365 Der Karlsruher Hauptfriedhof Yps KfUluba Manfred KDch (Hrsg.): Im Mittelpunkt der Menseh. Parlamentsreden Karlsruher SPD-Abgeordneter ....................................... ... 367 CkmmsRrhm Michael Stolle: Die Geheime Staatspolizei in Baden .................. ...... ...... .... 368 Personal, Organisation. Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich Ernst Otto Bräunehr 14 55 21. Juni 2002 55 21. Juni 2002 56 20. Sep«mber 2002 56 20. Sep«mber 2002 57 13. Dezember 2002 57 13. Dezember 2002 58 21. März 2003 58 21. März 2003 59 20. Juni 2003 59 20. Juni 2003 60 19. September 2003 60 19. Sep«mber 2003 Angela Borgstedt: Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951. ..... .......... 369 Polirische Säuberungen im Spannungsfeld von Besarzungspolitik und lokalpolirischem Neuanfang Manfrtd Koth Alfred Hanser 1858- 1901. Ein badischer ArchiICkt ... ..... ............ ................ 370 Manfrtd Koch Paul Ludwig Weihnacht (Hrsg.): Die badischen Regionen am Rhein ........ 371 Ltonhard Mülür Gudeun Kling: Frauen im öffentlichen Dienst des Großherrogtums Baden. Von den Anfangen bis zum Ersten Weltkrieg ..... " ...................... ...... 372 5usanm kehr Keestin Luner: Der Badische Frauenverein 1859-1918. Rotes Kreuz, Fürsorge und Frauenfrage ........ ................. ............... ................ 373 SUJannt Asehr Jürgen Spanger: Aus der Schulstube ins Leben. Die K.rlsruher Volksschulen 1716-1952 ......... .. ..... .... ................................. 374 L~onhard Müller Die Orgelstadt Karlsruhe innerhalb der Orgellandschaft am Oberrhein . ....... .... .... ... .... ......... .. ...... .. ..... .... ............ 375 MaffhiaJ Mil/~r Manfred Koch (Hesg.): Stadtplätze in Karlsruhc .................................. ..... .. 376 joufWtrnt r Gottfried Leiber: Friedrich Weinbrenners städtebauliches Schaffen für KarIsruhe ............... .. 378 Teil II: Der Stadtausbau und die Stadterweirerungsplanungen 1801-1826 Manfrtd Koch 900 Jahre Rüppucr. Geschichte eines Stadtteils .. ........ .... ................... ......... .. 379 Ltonhard Mülltr Elga RoeUecke: Bildung auf dem Land, Lehren und Lernen in deI" Volksschule ............................................... ........ ... 379 Ltonhard Mülkr Monika Bachmayer - Roben Dreilduft: Jugendstil in Karlsrube. Formen - Vielfalt - Fantasien ...... ........................ . 380 Ltonhard Mülur 15 Geleitwort ~ r ein Auto sicher führen will, sollte öfters in den Rückspiegel blicken. Diese Feststellung gilt auch für die Entwicklung einer Stadt. Und so knüpfe ich gerne an die Tradition meines Amtsvorgängers an, stadtgeschichdiche Darstellungen mit ei- nem lebendigen Forum zu unterstützen. Der dritte Band "Blick in die Geschichte" gleicht in seiner Struktur vorangegangenen Ausgaben, erweitert aber das Themenfeld, zeigt neue Facetten dieser lebendigen Kom- munität und lädt ein zum Nachdenken über das Gestern und Heute. Die reiche Kultur- 17 pflege in Karlsruhe würde eine Dimension verlieren, wenn dem Erinnern kein Platz ein- geräumt wird. Ich begrüße die nun vorliegende Zusam- menfassung der letzten fünf Jahrgänge des "Blick in die Geschichte", der stadthistori- schen Beilage unserer "StadtZeitung" . Möge sie auch künftig interessierte Leser finden. Heinz Fenrich Oberbürgermeister Einleitung S eit 15 Jahren erscheinen die Karlsruher stadthistorischen Beiträge in der "Stadt- Zeitung" unter dem Titel "Blick in die Geschichte". So ist mittlerweile eine Tradition entstanden, und die Redaktion dankt der Stadtverwaltung, dass nun ein dritter Band fur die Ausgaben 1998 bis 2003 erscheinen kann. Damit werden wiederum die Aufsätze, Biographien, Interviews mit Zeitzeugen, Hin- weise auf spezifische "Blickpunkte" in der Stadtlandschaft sowie Buchbesprechungen zur stadrhistorischen Literatur in einem Buch zusammengefasst und damit bibliographisch erfass bar. Sie bieten sich also als Nachschla- gewerk an und dienen damit auch der For- schung, sieht man doch Beiträge aus dem "Blick" in manchen wissenschaftlichen Arbei- ten zitiert. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei Dank gezollt, die gegen einen geringen Spesenausgleich sich mit Beiträgen beteiligt und mit gediegenem Fachwissen dem "Blick" ein spezifisches Profil gegeben haben: wissen- schaftliche solide, aber nicht nur Fachleuten zugänglich. Hier werden Originalquellen ver- öffentlicht, Zeitgenossen sprechen über bisher nicht fIXierte Vorgänge, Behördenleiter berich- ten über ihre Institutionen, Fakten, die man sonst nicht kennenlernen würde. So ist in die- sen letzten 15 Jahren ein Netz von ca. 140 Spe- zialisten entstanden, die allgemeinverständlich über ihr Fachgebiet informieren. Besonders das Interesse einer breiten Leser- schaft soU gewonnen werden, in der Zahl nicht genau messbar. weil die "StadtZeitung" mit dem Anzeigenblatt "Kurier" kostenlos an die Haushalte verteilt wird. Aber Rückmeldungen und auch die Bereitschaft zur Mitarbeit zei- gen, dass diese Beilage zum Amtsblatt bekannt ist, von vielen regelmäßig gelesen wird. Die He- rausgabe dieses Buches und das weitere viertel- jährliche Erscheinen des "Blick" mögen als Zeichen gelten, dass die Stadtverwaltung die Vermittlung lokal- und regionalgeschicht- licher Einblicke als einen wichtigen Teil im kulturellen Mosaik unserer Gemeinde be- trachtet. Auch für diesen dritten Band hat Kat ja Schmalholz die Druckvorlage und das Regis- ter erstelIr. Ihr Geschick und ihr großer Ein- satz ermöglichten es, bei der Nutzung det EDV-Einrichtungen des Stadtarchivs die Kos- ten dieser Produktion niedrig zu halten. Ohne sie wäre dieses Buch nicht entstanden. Dank gebührt schließlich Rita Dahm für die gewis- senhafte Korrektur der Texte, Uta Bolch für die digitale Aufbereitung der Bildet, Ultike Deistung für Bildrecherchen und dem Team des Info Verlags fur die bewährt gute Koope- ration. Redaktion "Blick in die Geschichte" Dr. Leonhard MillIer (verantwortlich), Forum for Stadt geschichte und Kultur, Dr. Manfred Koch, ,tellv. Leiter Institut for Stadtgeschichte 18 Aufsätze .·· · 19 Vor 80 Jahren - November 1918 Zur Abdankung des letzten badischen Großherzogs Luisc:': Y. Baden und das Großherzogspaar währc= nd des Ersren Weltkriegs. Anton Geiß, sozialdemokratischer Vorsitzender der vorläufigen Regierung, berichtete von sei- nem Besuch am 13. November 1918 in Schloss Zwingenberg, den er zusammen mit dem bis- herigen Staatsminister Frhe. v. Bodman unter- nommen hatte, um den dorthin geflüchteten Großherwg Friedrich Il. zu einer Regierungs- verzichtserklärung zu bewegen: "Der Groß- herzog sagte: 1\1so adjeu, Herr Geiß, ich wün- sche Ihnen zu Ihrem Unternehmen und Ihrem 20 neuen Amt recht viel Glück im Interesse un- seres schönen Badener Landes'. Er hat mir nochmals die Hand gereicht und geschüttelt, war aber so ergriffen, dass er sich nicht mehr halten konnte. Er hat sich umgewendet und ging. Dann kam die Großherzogin Hilda auf mich zu, reichte mir die Hand und sprach mir gleichfalls ihre Glückwünsche aus, dass es ge- lingen möge, unsere Verhandlungen zum Ziele zu führen. Die Frau hat jämmerlich geweint. Sie war ganz aufgelöst. Sie hat vorher kein Wort gesprochen. stand nur daneben mit Tränen in den Augen. Sonst war niemand da als Exzel- lenz Bodman, der ebenfalls tief ergriffen war. Auch mich hat es erfasst. Ich habe den Ein- druck gehabt, wie wenn plötzlich ein großes Unglück in einer Familie eintritt, ohne jede Vorbereitung, ein Todesfall oder dergleichen. Ich ging fort. Im Hof musste ich warten bis Exzellenz Bodman kam. Nach 15 bis 20 Mi- nuten fuhren wir weg. Als wir beieinander im Wagen saßen, sagte ich zu Exzellenz: 'Das sind schwere Stunden, nicht wahr? ' Darauf sagte er: 'Herr Geiß, das war eine dreistündige Hin- richtung, anders kann ich es nicht nennen. Es war etwas Furchtbares, was ich ausgestanden habe, bis ich den Großherzog zu dem gebracht habe, was ich schriftlich in der Tasche habe". Friedrich konnte es nicht fassen, hatte er doch ein von seinem Volk geachtetes Leben geführt. Friedrich als Erb- und Großherzog 1857 als Sohn der preußischen Königstochter Luise geboren, absolvierte er nach einer eigens für Prinzen und ausgewählte Bürgersöhne ge- schaffenen gymnasialen "Friedrichschule" ein dreijähriges Studium Generale in Heidelberg, Bonn, Leipzig und Freiburg. In seiner militä- rischen Karriere stieg er als Thronfolger rasch auf. wobei er sich bei Stationierungen in Pots- dam deutlich vom nassforschen Gardeoffi- zierston fernhielt, den sein Vetter Wilhe1m, der spätere Kaiser, so tremich artikulierte. Neben solcher Skepsis stand Kritik an mancher Entwicklung, so z. B. am zunehmen- den Antisemitismus, den er für "ein bedau- ernswertes Resultat der Verherzung" hielt. Als der Posten des Kommandierenden Generals 1901 in Karlsruhe frei wurde und der bald 80- jährige Friedrich r. seinen Sohn in der Nähe wissen wollte, lehnte Wilhe1m II. die Ernen- nung ab, weil man nicht nur bei einem kriegs- bedingten Einfall der Franzosen in Baden von einem Thronfolger schwer zu vereinbarende Maßnahmen erwarten musste, sondern weil man in Berlin die süddeutschen Fürstenhöfe separatistischer Neigungen verdächtigte. Diese Haltung führte für einige Zeit zu einer deur- lichen Verstimmung des Großherzogs gegen- über dem kaiserlichen Neffen. Als Friedrich Ir. 1907 fünfzigjährig die Nachfolge antrat, führte er die Politik seines Vater in einem Staat fort, der sich nun vom Agrar- zu einem dynamischen Industrieland wandelte. Obwohl die Nationalliberalen ihre Vorherrschaft in der Ir. Kammer verloren hat- ten, stand die Politik unter liberalem Vorzei- chen. Während des Ersten Weltkriegs konnte der seit seiner Jugend durch Gelenkrheumatis- mus gezeichnete Fürst einen militärischen Auftrag nicht wahrnehmen und lediglich mit Besuchen bei badischen Truppen die Stim- mung seiner Landeskinder verbessern helfen. Nach der Begeisterung am Anfang über die ersten Siege verbreitete sich bald Resignation angesichts der hohen Verluste. Auch in der Heimat begann durch die Erstarrung der Fronten und die Verknappung vieler Materi- alien die Siegesgewissheit zu schwinden. 21 Revolution in Baden 1917 und anfangs 1918 begannen erste Streiks in Mannheim. Die Erhebung kam aber erst durch die Matrosen-Empörung im Norden. In Baden war man bemüht, einen möglichst reibungslosen Übergang zu finden. Staatsrni- nistet von Bodman meinte, es genüge die Be- kanntgabe eines neuen Regierungsprogramms, und der Großherzog berief am gleichen 9. No- vember, als sein Vetter, Reichskanzler Prinz von Baden, den Thronverzicht Wilhe1ms Ir. bekanntgab, den badischen Landtag auf den 15. November ein, um auf die politische Aus- nahmesituarion einzuwirken. Aber die Ereignisse überstürzten sich. In Karls- ruhe wollte man eine "Revolution von oben" versuchen, Stadt- und Landtagsabgeordnete sowie Gewerkschaftsfunkrionäre schlossen sich zusammen, um die Staatsaufgaben als Wohl- fahrtsausschuss zu übernehmen. Daneben bil- dete sich ein Soldatemac. Ohne Zustimmung des Großherzogs wurde eiligst eine Regierung gebildet, die allein schon durch diesen Vor- gang nicht der gültigen Verfassung entsprach. Mit der Unterstützung bürgerlicher Parteien und von Teilen der Sozialdemokraten gelang es von Bodman, Friedrich Ir. zu überzeugen, gegen die "durch die Zeitumstände geschaffe- ne Lage einen Widerspruch" nicht zu erheben und "Kenntnis von der Errichtung einer provi- sorischen Volksregierung" zu nehmen. Gleich- zeitig wurden die bisherigen Minister "in Gna- den« aus ihren Ämtern entlassen. Am 11. November führte von Bodman den neuen Innenminister Or. Haas im bishe- rigen Stil ein und informierte ihn über einen vorbereiteten Putsch gegen den Großherzog, der gebeten wurde, sich mit seiner Familie ins Schloss zurückzuziehen. Mit Mühe gelang es, 87 Soldaten zusammenzubringen, um die am Abend tagenden Ausschüsse im Rathaus und im Innenministerium zu schützen. Als man nach 22 Uhr Schüsse aus der Richtung des Schlosses hörte, fürchteten einige eine Gegen- revolution. Sirenen heulten und Flugabwehr- geschütze gaben Schüsse ab, bis man die wah- ren Vorgänge erkannt hatte. Es handelte sich um einen Putschversuch des Obermatrosen Klumpp, der im Zivilleben berufliche Schwierigkeiten hatte und sich nun zum Politiker berufen fühlte. Mit einem Trupp zog er zum Schloss und forderte den Oberhof- meister von Göler auf, der Großherzog solle herunterkommen. Das Personal war völlig verwirrt und hörte Rufe wie "Raus mit dem größten Lump in Baden, raus mit der Alten, der Luise." Eine Vielzahl von Schüssen schlu- gen in das Schloss ein, und Göler bedrängte nun Friedrich, seine Muner Luise, seine Gat- tin und seine zu Besuch weilende Schwester Viccoria, Königin von Schweden, das Schloss zu verlassen. "Sie machten sich reisefertig, gingen ei- lends durch die rückwärtigen Gemächer nach dem östlichen Flügel ... stiegen hier durch ein Fenster in den Fasanengarten, wo in einiger Entfernung die Kraftwagen' bereitstanden. Als sie Platz nahmen, tönte das erste Heulen der Sirenen durch die Nacht und füllte sie mit der Ungewissheit neuen Schreckens. Mit welchen Empfindungen die Herrschaften davonfuh- ren, mag jeder ermessen. Vor allem war es für die greise Großherzogin Luise, die des Reiches Aufgang und Hetrlichkeit und nun seinen jä- hen Zusammenbruch erlebt hatte, unendlich bitter, bei Nacht und Nebel aus der Residenz flüchten zu müssen '\ so ein Zeitzeuge. Die fürstliche Familie suchte zunächst im Schloss Zwingen berg bei Eberbach Zuflucht, wo sich die eingangs beschriebene Szene zwi- schen Geiß und von Bodman abspielte. Tags darauf erklärte die Volks regierung, dass Baden eine "freie Volksrepublik" sei. Friedrich fürch- tete, der bisherige Zufluchtsort liege zu nahe bei Mannheim mit seiner radikalen Arbeiter- 22 schaft und zog nach Schloss Langenstein im Hegau, Besitz des Verwandten Graf Douglas. Im Sonderzug begleiteten ihn vier der neuen Minister. Im Kreis der Volksregierung hielt man mittlerweile Friedrichs Regierungsverzichts- erklärung für nicht mehr ausreichend, da die Soldatenräte nur dann eine Unterstützung der Reichsregierung Ebert - Scheidemann leisten würden, wenn eine endgültige Einführung der Republik in Baden erfolgte. So wandte man sich wiederum an von Bodman, dessen Missi- on Friedrich als "neue Zumutung" anfangs tief bewegte und die er entrüstet zurückwies, hoff- te er doch, dass die künftige Landesversamm- lung sich letztlich für ihn entscheiden würde. Schließlich musste er dem Drängen nachge- ben. um Schlimmeres zu verhüten. Am 22. November, drei Monate nachdem Friedrich am 22. August noch eine Feier zum hundertjährigen Gedenken an die badische Verfassung von 1818 veranstaltet hane, verlas von Bodrnan vor der Regierung das Schreiben, in dem es heißt: "Nachdem mir nun bekannr geworden ist, dass viele Badener sich durch den Treueid, den sie als Beamte, Soldaten oder Staatsbürger geleistet haben, in ihrem Gewis- sen gehemmt fühlen, bei der Vorbereitung der Wahlen zur verfassungsgebenden Versamm- lung sich so zu betätigen. wie sie es nach den tatsächlichen Verhältnissen und insbesondere nach der Lage im Reich für geboten erachten, entbinde ich die Beamten, Soldaten und Staats- bürger ihres Treueids und verzichte auf den Thron. Mein und meiner Vorfahren Leitstern wat die Wohlfahrt des badischen Landes. Sie ist es auch bei diesem meinem letzten schwe- ren Schritt. Mein und der Meinigen Liebe zu meinem Volke höret nimmer auf! Gott schüt- ze mein liebes Badner Land!" Verschiedene Minister dankten dem Groß- herzog, dass durch seinen Schritt die Wahl für die Nationalversammlung nun erleichtert wur- de, weil es nicht mehr um das Pro und Conrra einer Monarchie ginge. In der Kundmachung der Volks regierung vom 22. November hieß es: "Das badische Volk anerkennt die Liebe zur badischen Heimat, die der Großherzog auch wieder in den Entschlüssen der letzten Tage bestätigt hat." "Nichts sei gegen die Person des Großherzogs gesagt", hatte es schon zuvor in der sozialdemokratischen "Mannheimer Volks- stimme" vom 15. November geheißen. "Er tat nichts, was ihn hätte verhaßt machen können; wo das politische Leben strömte, da strömte es an ihm vorbei; er war nie Mittelpunkt, nie auch war er der Träger der Geschichte: nicht im Bö- sen - das fällt zu seinen Gunsten; nicht im Gu- ten - das fällt zu Lasten der Institution ... Und darum fällt mit dem Monarchen kein Amt, sondern eine Würde; keine Leistung, sondern bloß eine Repräsentation; kein befruchtendes Leben, sondern nur ein Schatten, der herein- ragte aus den Zeiten ältester Vergangenheit; ein Fremdes in unsern Tagen, ein kaum mehr Verstehbares. " LEONHARD MüLLER Siedlungen der 60er Jahre in Karlsruhe (Teil I) Trotz über 27.500 neu errichteter Wohnungen in den 50er Jahren suchten 1960 immer noch 12.000 Familien eine geeignete Unterkunft. So blieb die Förderung des Wohnungsbaues auch im folgenden Jahrzehnt eine vordringli- che Aufgabe der Kommunalpolitik. Der vor- läufige Flächennutzungsplan von 1961 ent- hielt Darstellungen zahlreicher neuer Wohn- bauflächen. Flächen in städtischem Eigentum gewannen, unabhängig von den natürlichen Gegebenheiten, große Bedeutung. In den 50er Jahren begonnene Wohnquartiere in der heu- tigen Nordweststadt, in Rintheim und in der Waldstadt wuchsen weiter, neue Quartiere entstanden. Neben den hier ausgewählten fünf Siedlungen sind dabei zu nennen: die weitere Bebauung des nördlichen Seldeneck'schen Feldes und des Beiertheimer Feldes, Heiden- stücker-Nord, die Europa-Schule-Siedlung, das nördliche Knielingen (Sudetenstraße) und die Fortsetzung der Durlacher Hangbebau- ung. Erwähnenswert ist noch die "Richt- Wohnanlage" nördlich des Durlacher Güter- bahnhofs mit 400 Wohnungen, vorwiegend in vier Hochhäusern. Ein zweiter Bauabschnitt 23 mit Terrassenhäusern folgte 1968. Die Rhein- stadt als Wohnstandort in der Burgau blieb auf dem Reißbrett. Zwischen 1960 und 1969 wurden in Karlsruhe um die 25.400 Wohnun- gen gebaut, 3.400 Unterkünfte gingen durch Abbruchrnaßnahmen und Umnutzungen ver- loren. Für Ende 1969 weist die Statistik für die Gesamtstadt einen Bestand von ca. 95.700 Wohnungen auf; die Zahl der Einwohner nahm in dieser Zeit von ca. 239.000 auf ca. 258.000 zu. In den 50er Jahren schien dutch den Sied- lungsbau mit seinen oft fünfgeschossigen pa- rallelen Zeilen und den weiten dazwischen lie- genden Freiflächen die ,,Auflösung" der tradi- tionellen Stadt ang,sagt. Das folgende Zitat aus dem "Karlsruher Wirtschaftspiegel 1961" verdeutlicht die damaligen Ziele: "In den neu- en Wohngebieten wurden so die modernen Städtebauforderungen, wie Trennung von Fuß- und Fahrverkehr, Verkehrssicherheit, Einpla- nung von Grün- und Erholungsräumen mög- lichst in Verbindung zu stadrnahen Wald- und Erholungsflächen, richtige Einplanung von Kinderspielplätzen, Kindergärten und Schu- Siedlun gen und Wohnprojekre in den 60er Jahren . len mit der Anordnung gefahrloser und kurzer Fußwege. zweckmäßige ~ordnung kleinerer und größerer Einkaufszentren und stark auf- gelockerte Bauweise um Licht. Lufi: und Son- ne in die Wohnungen und dazwischen liegen- de Grünflächen hereinzulassen. in weitgehen- dem Maße verwirklicht." Im Laufe der 60er Jahre wurden in neuen Baugebieten ofi: unter- schiedliche Gebäudeformen wie Hochhaus. Scheibe und Reihenhaus kombiniert. Der Städtebau vieler Siedlungen der damaligen Zeit lässt uns aber heute deutliche Ordnungs- muster. Kompaktheit und Raumbildung ver- missen. Zwei der später beschriebenen Bauge- biete. die Baumgarten-Siedlung in Rüppurr und das Wohnquartier im Eichbäumle in der Waldstadt. erhalten auch heute noch die über- regionale Aufmerksamkeit als Muster für qua- litätvollen und flächensparenden Siedlungs- bau in der Stadt. 24 Bergwald-Siedlung Bereits 1954 sprach der damalige Oberbürger- meister Klotz mit Landrat Groß über eine Be- bauung des gesamten Hanggebietes oberhalb der Bundesstraße 3 von Durlach bis nach Ett- lingen. Das Gelände sollte für Einzelhäuser in Flachbauweise erschlossen werden. ohne aber Waldflächen in Anspruch zu nehmen. 1957 sprach sich der Stadtplanungsausschuss für eine Bebauung des Hanggebietes auf Karlsru- her Gemarkung aus. Später folgten auch die dafür notwendigen planungsrechtlichen Rege- lungen. Die Bebauung von Hängen ist aus landschaftsplanerischen und klimatischen Er- wägungen immer problematisch und verlangt deshalb anspruchsvolle Planungsarbeit. Die damaligen Planer und Politiker waren noch nicht sensibilisiert für diese Anforderungen. Die Abwägung beschränkte sich lediglich auf die Frage, ob Waldverlust vermeidbar sei. Der freien Landschaft mit Wiesen, Gehölz und Streuobstlagen schien man noch keinen Wert beigemessen zu haben. Ende 1959 gelangte erstmals der Bergwald in das Visier der städtischen Planer. Das Nicht- berücksichtigen des Gebietes in der 1960 er- stellten Landschaftsschutzkarte und die Aus- weisung im vorläufigen Flächennutzungsplan 1961 galt als kommunalpolitische Zustim- mung. 1962 konnte die Öffentlichkeit im Rahmen der Ausstellung "Karlsruhe plant und baut für seine Bürger" bereits zwei Bebauungs- varianten für das 29 ha große, sich im städti- schen Eigentum befindliche Hanggebiet be- sichtigen, eine für 1.500 Einwohner, die ande- re für 2.500. Die Stadtverwaltung holte ein Gutachten beim Lehrstuhlinhaber für Städte- bau an der Universität Karlsruhe, Professor Bayer, ein, um in der .kommunalpolitischen Auseinandersetzung eine Entscheidungshilfe zu erhalten. Denn es ging um die Frage "Hoch- häuser auf dem Bergwald?" . Insbesondere die "mittelbadischen Waldfreunde" und deren Vorsitzender Dr. Otto Figlestahler lehnten die Modellfow der ersten Planung für die Bcrgwald-Sicdlung. 25 Bebauungsvariante mit Flach- und Mittel- hochbau und drei 10-geschossigen Hochhäu- sern auf der Bergkuppe gegenüber der Varian- te mit ausschließlich Flachbau ab. Der Eingriff in den Wald schien keine besondere Rolle mehr zu spielen. Die eingeholte Expertise enthielt das Votum für die Hochbebauung, auch unter dem Gesichtspunkt der Infrastrukturkosten. Selbst die Siedlungsgröße von 2.500 Einwoh- nern liegt jedoch weit unter dem Orientie- rungswert einer Mantelbevölkerung für eine tragfähige Ausstattung mit öffentlichen und privaten Versorgungseinrichtungen. So begann 1963 die Erschließung, der Bau der ersten Häuser begann 1965, der Bebauungsplan mit seinen umfangreichen Bauvorschriften folgre 1966. Mit der baukünstlerischen Oberleitung wurden die Architekten Möckel und Schmidt beauftragt. Ein Vergleich mit der Hangbebau- ung der späteren Jahre oberhalb der Bundes- straße 3 - ein Beispiel für Behäbigkeit und "Neureichtum" - zeigt gestalterische Konse- quenz, die eine "Basisqualität" erreicht. Die Bebauung gliedert sich in die erwähnte Kup- penbebauung mit drei 10-geschossigen Schei- ben. in die Zone mit Mittelhochbau und Ver- sorgungseinrichtungen und in Bereiche mit Reihen- und Einzelhäusern. Ein Grünstreifen mit Treppenanlagen bildet die Siedlungsmitte. Die Verkehrs erschließung erfolgt über eine Ringstraße mit zwei Verbindungsspangen. Heute leben nur noch an die 1.300 Men- schen in der Siedlung. über die bereits 1973 in der Presse kritisch bilanziert wurde: Isolation. schlechte Versorgung. nicht gelungene Einbin- dung des oberen Teils der Siedlung in die Landschaft. Baumgarten-Siedlung Gemeinsamkeiten und dennoch große Unrer- schiede bestehen zwischen der Bergwald-Sied- lung und dem sich nun zu widmenden Bauge- biet. Gemeinsam ist ihnen der Baubeginn Mitte der 60er Jahre. der 10- und 4-geschos- sige Wohnungsbau. Reihenhäuser. Einzel- und Doppelhäuser. die Siedlungsgröße um 28 ha und die angestrebte Einwohnerzahl von 2.500. Wohnfolgeeinrichtungen. Ringerschlie- ßung. Als Unterschiede si~d zu nennen: das im Süden Rüppurrs situierte Areal ist keine ,.Insel" in der Hanglandschaft. sondern er- gänzt einen Stadtteil; er liegt im nahen Ein- zugsbereich der Stadtbahn und verfügt in sei- nem Kernbereich. der eigentlichen Baumgar- tensiedlung - auch "neue Gagfah" genannt- über ein Beispiel hochwertigen Siedlungsbau- es. Die "alte Gagfah". ab 1956 erbaut. liegt westlich der Herrenalber Straße. Das Mitglied der "Werkgemeinschaft freier Architekten Karlsruhe". Paul Schütz. enrwarf diese Anlage für die GAGFAH (Gemeinnürzi- ge Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heim- stätten). die 327 Eigentumswohnungen und 218 ein- und zweigeschossige Eigenheime bis 1971 errichtete. Das 1918 von der Vorgänge- rin der Bundesversicherungsanstalt für Ange- stellte. gegründete Unternehmen betrieb schon 26 in der Weimarer Republik innovative Wohn- bauprojekte mit Architekten wie Walter Gro- pius und Johannes GÖderitz. Später erfolgte eine Ergänzung auf Flächen. die nicht mehr für öffentliche Einrichtungen benötigt worden sind. Der Siedlungs teil mit dem verdichteten Flachbau zieht seit langem die Aufmerksam- keit der Fachwelt auf sich. So wurde die Ver- leihung des Hugo-Häring-Preises von 1970 wie folgt begründet: "Die Wohnsiedlung .. . zeigt eine starke Verdichtung. bei welcher neben städtebaulichen Vorzügen ein Maximum an privater Wohnatmosphäre erzielt wird. lo- benswert ist die werkgerechte Durchbildung aller Einzelheiten." 1976 folgte die Auszeich- nung mit der "Weinbrenner-Plakette" der Stadt Karlsruhe und 1980 die Prämierung beim Landeswettbewerb "Wohnen am Stadtrand". Der größte Teil der Flachbebauung steht in- zwischen unter Denkmalschurz. Nach den eigenen Aussagen von Paul Schütz. dem veranrwortlichen Architekten und späteren. leider schon 1985 verstorbenen Architekturlehrer an der Universität Karlsru- he. entstand das Konzept aus der Auseinander- setzung mit den damals herrschenden Bedin- gungen wie Wunsch nach Einfamilienhaus. Eigentum. Bevölkerungswachstum und der damit verbundenen "Landzerstörung". So bil- ModdlfolO dc=r ersten Planung für die Baumgartcn-Sicdl ung. Teil der Bebauung Mim Eichbäumle" vom zentralen Platz aus gesehen. den die Zeilen mit in der Regel 12 schmalen oder sechs breiteren Reihenhäusern Gruppen. die durch ein vetästeltes. mit kleinen Plätzen unterbrochenes Wegenetz erschlossen sind. Ein Spaziergang auf diesen Fußwegen vermit- telt dem Besucher die hohe Qualität des Wohn- quartiers. Die gärtnerischen Anlagen entwar- fen Hans Luz und Wolfgang Miller. Acht ver- schiedene Haustypen auf 150 bis 250 qm gro- ßen Grundstücken lassen eine Uniformität trotz des einheitlich weiß getünchten Mauer- werks vermeiden. Sichtgeschützte private Gar- tenhöfe erweitern die Wohnungen nach Sü- den ins Freie und bereichern mit ihrer Vegeta- tion das Erscheinungsbild. Die Parkierung erfolgt in sieben Garagenhöfen. die an den Heinrich-Heine-Ring und an einen daran angeschlossenen Bügel. die Reinhold-Schnei- der-Straße. angebunden sind. Der größte Teil der Gesarntanlage einschließlich des Laden- zenuurns. Kindergartens und der großen Spiel- platzanlage kann ohne Überquerung einer Suaße zu Fuß erschlossen werden. Der Süden Karlsruhes birgt mit der Baum- garten-Siedlung neben dem Dammerstock und der Gartenstadt ein drittes Ziel für die an der Wohnkultur und Siedlungsgeschichte In- teressierten. 27 Im Eichbäumle In der Waldstadt-Feldlage ist ein Ergebnis mit ähnlicher Zielsetzung wie die Baumgarten- Siedlung zu besichtigen. Eine Fläche von ca. 8.000 qm südlich des Otto-Hahn-Gymnasi- ums bietet Platz für 19 Einfamilienhäuser auf Grundstücksflächen zwischen 245 und 386 qm. Trotz der vier Haustypen. ein- oder zwei- geschossig. mit Wohnflächen zwischen 96 und 135 qm. bleibt die gestalterische Einheitlich- keit gewahrt. Die Grundlage dafür bilden die gleiche Formensprache durch die kubischen Elemente. die differenziert gestaffelten Bau- körper und gleiche Materialien wie Kalksand- stein-Sichtmauerwerk, Rahmen aus dunklem Holz und Mauerabdeckungen aus Sichtbeton. Dieser bemerkenswerte Mosaikstein im Siedlungsgefüge der Waldstadt war als Sonder- schau "H aus und Garten U im Rahmen der Bundesgartenschau 1967 der Öffentlichkeit vorgestellt worden. Die Planung lag in den Händen von Dorothea Haupt. Petet Haupt. Ernst Jung und Wolfgang Siegmann (Gartenge- staltung) . Die Architekten suchten im Auftrag der Hausbau Wüstenrot GmbH als Bauherrin neue Möglichkeiten des verdichteten Flach- baues. die auf kleinen Grundstücken Wohn- qualitäten des freistehenden Einfamilienhauses aufWeisen. Intensiv nutzbare Wohngärten ohne die Einsehbarkeit durch die Nachbarn und Passanten sind dazu ein Beitrag. Die Dichte der Bebauung und Ausnutzung der Grundstü- cke ist aber geringer als im Flachbauquartier der Baumgarten-Siedlung. Ähnlich wie dort bleiben die Autos in Garagenhöfen an der Straße. Wohnwege führen auf einen kleinen Platz als Mitte der Bebauung. Da es sich bei diesem kleinen Wohnquartier um einen bei- spielhaften Beitrag zur Architektur der 60er Jahre handelt. steht es als Kulturdenkmal un- ter Schutz. HARALD RI NGLER Siedlungen der 6Üer Jahre in Karlsruhe (Teil II) Die folgenden Beispiele für den Wohnungs- bau der 60er Jahre sind sehr unterschiedlicher Natur. Die Anfänge der Rheinstrandsiedlung Daxlanden liegen in den 30er Jahren. Ende der 50er Jahre setzte sich die Bebauung fort. Baurnaßnahmen in der Kriegs- und Nach- kriegszeit unterbrachen diese bis zum Ende der 50er Jahre. Mit Oberreut, ebenfalls im Karlsruher Südwesten, war der Bau einer "Tra- bantenstadt" beabsichtigt. Ende der 60er Jahre entstand an der Kaiserallee Wohnungsbau auf einer ehemaligen Industriefläche. Damit serzte sich der innerstädtische Wohnungsbau in Form von Großwohnanlagen wieder fort, wie er vor dem Zweiten Weltkrieg häufig zu fin- den war (Gottesauer Block, Rüppurrer-/Stutt- garter Straße, Alkerblock in der Ebertstraße, Hermann-Billing-Straße, Meidinger Block in der Kriegsstraße). Mitte der 50er Jahre ent- standen an der Karlstraße das Wohnhochhaus Schmiederplarz und die vorgelagerte Ladenzo- ne mit dem Ringcafe. Wohnungsnot und stei- gendes Bevölkerungswachstum verlangten aber weitere Siedlungen. Rheinstrandsiedlung Der Mieter- und Bauverein, eine 1897 ge- gründete Karlsruher Genossenschaft mit heute über 6.500 Wohnungen, ist der Bauträger die- ser im Südwesten der Stadt liegenden Sied- lung. 1935 kaufte der Verein 24,7 ha Gelände und erhielt von der Stadt eine ehemalige Müll- grube geschenkt. Damit war die Auflage ver- bunden, dort eine Grünanlage anzulegen. Beabsichtigt war der Bau einer "Gemein- schaftssiedlung" der Reichsregierung für 500 Einfamilien- und Reihenhäuser mit dem Na- men ,.Adolf-Hitler-Siedlung". Da keine Ei- 28 genheime errichtet wurden, gab es keine Un- terstützung des Reiches und keine Genehmi- gung für die Namensgebung. Es war das erste Siedlungsprojekt des Vereins, der sich bisher nur im Geschosswohnungsbau engagiert hat- te. 1937 zogen die ersten Mieter ein, nachdem 1936 ein Wettbewerb zur Erlangung eines Siedlungs planes durchgeführt worden war. Die Siedlung sollte "im gesamten Aufbau ein richtungsgebendes Vorbild nationalsozialisti- schen Gedankengutes sein", damit auch ein der Dammerstock-Siedlung der "Systemzeit" ideologisch entgegengesetztes Beispiel. Der zweite Preisträger Prof. Heinrich Mertens aus Aachen wurde mit der weiteren Bearbeitung beauftragt, da er im Gegensatz zum strengen, an Dammersrock erinnernden Entwurf der ersten Preisträger Prof: Karl Wach und Hein- rich Roßkotten aus Düsseldorf durch ge- schwungene Straßen, Dorfplatzidylle (,.Am Anger") und Häuser mit steilem Satteldach dörfliche Atmosphäre suggerieren wollte. Großstadtfeindlichkeit und Verhertlichung der bäuerlichen Lebensweise waren die leitli- nien für den Wohnungs- und Siedlungsbau. Nachdem 288 Wohnungen erstellt worden waren, erzwang det Bausroffmangel 1940 die Einstellung der Bautätigkeit. Nach der Beendigung des Wiederaufbaues der teilweise zerstörten Siedlung im Jahre 1957 lebten dort über 1.200 Menschen. Ein Jahr später folgte der Weiterbau durch den Mieter- und Bauverein nach einem neuen Be- bauungsplan, der die Grundlage für einen Endausbau für 8.000 Einwohner auf einer ge- samten Siedlungsfläche von inzwischen 56 ha bildete. 1971 wohnten über 5.000 Einwohner in 1.250 Wohnungen. Reihenhäuser, Mittel- hochbau und achtgeschossige Punkthäuser Rhc= inst r:mdsic=dlung: Ladc=nzemrum . prägen diesen Stadtbereich mit seiner 60-jäh- rigen "historischen Mitte'\ die heute unter Denkmalschutz steht. Ladengeschäfte, eine Apotheke und ein Cafe sicherten damals die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen für den täglichen Bedarf. Ein evangelisches Gemeindezentrum mit Kindergarten, ein Ju- gendzentrum und die teilausgebaure Adam- Remmele-Schule ergänzen die Infrastruktur. Bis 1990 hatte der Miter- und Bauverein über 1.750 Wohnungen erstellt. Nördlich davon war bis dahin auch das Baugebiet "Daxlanden- Ost" entstanden. Oberreut-Waldlage Die Erweiterung der Stadt nach Süden war schon im Entwurf des Generalbebauungspla- nes 1926 angedacht. Die Planer sahen aber die Gleise der Pfalzbahn als Hindernis, auf deren Beseitigung die gesamte Plankonzeption be- ruhte. Ab 1959 verstärkte sich die Suche in- nerhalb der Stadtverwaltung nach möglichen Bauflächen. Erste Gedanken über eine weitere Waldstadt in Blankenloch regten sich in Karls- ruhe - so hatte doch schon die Inanspruch- nahme der staatlichen Waldflächen für die Waldsradt verhältnismäßig wenig Schwierig- keiten bereitet. Das Umland sah die drohende Eingemeindungsgefahr, was die Überlegung . im Sand verlaufen ließ. Waldflächen in städti- schem Eigentum waren aber noch interessan- ter für den Siedlungsbau. Der Wegfall einer komplizierten Bodenordnung und die fehlen- de Abhängigkeit vom Bauwillen privater Ei- gentümer ermöglichte eine schnelle Realisie- rung. So trieb die Stadtverwaltung die Planun- gen für den Bergwald und Oberreut, wo die- se Gegebenheiten vorlagen, voran. Die Bauar- beiten für Oberreut begannen 1963. 29 Luftfoto (1969) von Nordosten aus aufObcrrcm-Fcldlagc. Ende der 50er Jahre begann in der Bundes- republik Deutschland an den Rändern von Großstädten der Bau von Großsiedlungen. die oft als .. Satellitenstädte" oder .. Trabantenstäd- te" bezeichnet wurden. Köln-Chorweiler. Mün- chen-Fürstenried und Saarbrücken-Eschberg sind Beispiele dafür. Die Karlsruher Waldstadt zählt noch zum Städtebau der Phase zuvor. Oberreut war als Satellitenstadt. auf Karlsru- her Größenverhältnisse ausgerichtet. gedacht. . Auf einer ca. 100 ha großen Fläche zwi- schen Bulach und der Heidenstückersiedlung sollte nach ersten Vorstellungen eine Wohn- siedlung für 12.000 Menschen enrstehen. La- denzentren. Schulen. ein Kino und ein Hotel sah man als Infrastruktur vor. Ein wichtiges Ziel lag dem ersten Gesamtenrwurf von 1962 zu Grunde. nämlich preiswerte Wohnungen vor allem für kinderreiche Familien. Die kli- matisch günstige Lage im Südwesten der Stadt wurde als besonderer Vorteil betont. Städti- 30 sches Eigentum war nur als Waldfläche vor- handen. was den ersten Bauabschnitt als .. Ob- erreut-Waldlage" auf25 ha Fläche bestimmte. Meist Nord-Süd gerichtete Blöcke mit vier und acht Geschossen prägen die Bebauungs- struktur. Neben Reihenhäusern bringen drei winkelförmige Wohnzeilen erwas Abwechs- lung in den Städtebau. Der resdiche Waldbe- stand konnte zum Teil in die Gestaltung ein- bewgen werden. Gebaut wurde ohne Bebau- ungsplan. der erst 1967 Rechtskraft erlangte . Bis 1970. dem Jahr der Vollendung dieser Etappe. wuchs die Einwohnerzahl auf über 5.700 der Bestand an Wohnungen auf 1.160. Ober 600 Wohnungen davon realisierte die städtische "Volkswohnung" . Die weitläufige Meinung. die wegen der Altstadtsanierung um- gesetzten Menschen hätten in Oberreut eine neue Bleibe gefunden. stimmt nur teilweise. In dem 1961 festgelegten Ersatzwohnungspro- gramm. in den nächsten 1 0 Jahren eintausend Sozialwohnungen zu schaffen, waren auch an- dere Stadtteile einbezogen. Heute leben in der Waldlage etwa 3.500 Menschen. Es folgte Ende der 60er Jahre der Bauab- schnitt "Mittelreut", dessen Planung in den Händen von Erich Schelling lag. Gegenüber der Waldlage erhöhte sich die Bebauungsdich- te durch höhere Gebäude. Seit 1971 arbeitete das Stadtplanungsamt an einer neuen Planung für die Feldlage, ebenfalls mit dem Ziel einer höheren Verdichtung. Weitere Überarbeitun- gen folgten, deren Ergebnisse heute besichtigt werden können. Nach über 35 Jahren seit dem ersten Spatenstich geht Oberreut nun auf die bauliche Vollendung zu. Eigentumswohnungscenter Kaiserallee Neben dem Siedlungsbau auf der "grünen Wiese" trägt der innerstädtische Wohnungs- bau auf vormals gewerblich genutzten Flächen ebenfalls zur Deckung der Wohnungsnachfra- ge bei. Die Umnutzung von Gewerbebrachen wird heute als ein wichtiger Beitrag zur Res- sourcenschonung propagiert. Derartige "Kon- versionen" gibt es in Karlsruhe schon länger. Der 1968 begonnene Bau von über 500 Woh- nungen und Geschäften an der Kaiserallee, auf einer Fläche von 20.000 qm, ist nach der 1964 Eigemumswohnungsccßtcr Kaiserallee mit dem ehemaligen Promenadenhaus im Vordergrund. 31 begonnenen Richt-Wohnanlage mit 400 Woh- nungen ein weiteres Beispiel dafür. Ein ca. 3,6 ha großes Areal zwischen dem damaligen Gaswerkgelände und der Scheffel- straße war ab 1865 von der Brauerei Printz genutzt worden. Nach dem Bau von Eis- und Lagerkellern der in der Innenstadt gelegenen Brauerei vollzog sich ab 1875 die gesamte Bierproduktion auf diesem Standort. Durch die Fusion mit der Brauerei Schrempp ver- blieb in den 1920er Jahren nur noch die Mäl- zerei an der Kaiserallee. Die übrigen Gebäude wurden dann von anderen Firmen genutzt. Ende der 1960er Jahre ging mit den Abbruch- arbeiten diese Phase der Industrialisierung in der Weststadt dem Ende zu. Die Umnutzung des benachbarten Stadtwerke-Geländes folgte ungefähr ein Jahrzehnt später. Das von Architekt Gerhard Pfisterer be- treute Großprojekt wurde über Befreiungen von der damaligen . städtischen Bauordnung, d. h. ohne Bebauungsplan als planungsrecht- liche Grundlage realisiert, eine heute rechtlich und kommunalpolitisch nicht mehr mögliche Vorgehensweise. Die Wohnanlage besteht aus zwei 18-geschossigen langgestreckren Hoch- häusern, einem siebengeschossigen Büroge- bäude mit anschließendem fünfgeschossigen Laubenganghaus mit den der Kaiserallee abge- wandten Wohnungen. An der Nordwestecke des Geländes erinnern heute noch zwei Bau- ten an das ausgehende 19. Jahrhundert, das für die Witwe Printz 1893 errichtete Wohn- haus und das anschließende Eckgebäude Kai- serallee/Scheffelstraße von 1884. Die Scheffel- straße wird von einem Mittelhochbau mit ei- ner Ladenzone im Erdgeschoss begrenzt. Eine Kuriosität stellt das ehemalige 1814/ 15 errichtete Promenadenhaus von Friedrich Weinbrenner neben den über 150 Jahre später errichteteten Hochbauten dar. HARALD RINGLER Die Städtische Galerie Karlsruhe Neuer Ort, neue Möglichkeiten Im Mai 1997 bezog die Städtische Galetie ihr neues Domizil im Lichthof 10 des Hallenbaus A, und im Oktober des Jahres fand die glanz- volle Eröffnung des Hauses mit Zehntausen- den- von Besuchern und einem erheblichen Medienspektakel statt. Deurschlandweit WUt- de dieses Ereignis in Radio und Fernsehen aus- gestrahlt und auch die Städtische Galerie als bedeutender Nachbar des ZKM gefeiert. Vier Jahre der Vorarbeit - der ständige Dialog mit dem Team des Architekten, dem ZKM, det Kommunalbau GmbH sowie Fachberatern hinsichtlich Technik, Equipment etc. sowie intensive Überlegungen vor allem zur Konzep- tion der ständigen Schausammlung - diese konnte seit Ende det 80et Jahre im Prinz-Max- Palais aus Platzgtünden nicht mehr gezeigt werden - waren dem vor~ngegangen. Heute, knapp anderthalb Jahre nach dieser denkwür- digen Eröffnung, ist es an der Zeit, eine vor- läufige Bilanz zu ziehen. Dies umso mehr, als die Städtische Galerie im September 1998 mit der Präsentation ihrer ersten Sonderausstel- lung "Deutsche Künstlerkolonien 1890-1910" im neuen Hause an ihr Ausstellungsprogramm wieder anknüpfte, und das mit großem Erfolg. Mit der Verlegung det Städtischen Galerie aus dem Prinz-Max-Palais in den Hallenbau hatte sich ein Programmwechsel sowohl in der Geschichte der Galerie als auch in der Kultur- politik der Stadt vollzogen. Als direkter Nach- bar und unter einem Dach mit dem ZKM und dessen zwei Museen, sowie der Hoch- schule für Gestaltung und künftig auch dem Sammlermuseum ist die neue Städtische Ga- lerie im Hallenbau nunmehr Teil eines En- sembles von Institutionen geworden, die den 32 Bürgern und Bürgerinnen ein ungewöhnlich breites wie faszinierendes Spektrum an Kunst, Kultur und Medien bieten. Diese facettenrei- che Bündelung von hochkarätiger Kunst und Medien an einem Ort ist europaweit einmalig! So ist die neue Städtische Galerie nicht mehr das solitäre "Juwel im Herzen der Stadt", son- dern eine gewichtige Stimme im Chor der In- stitutionen im Hallenbau A, wobei sie mit ihren Sammlungen von badischer Kunst seit 1850, deutscher Kunst nach 1945 und der hochrangigen, im internationalen Leihverkehr äußerst begehrten Sammlung Garnatz den mehr traditionell orientierten Grundakkord bildet. Das eigene Profil der Städtischen Gale- rie wird umso deutlicher, je mehr in den be- nachbarten Lichthöfen des ZKM vorwiegend Medienkunst geboten wird. Insgesamt geht es darum, ein möglichst pluralistisches wie span- nungsreiches Angebot zu machen, sodass die Besucher, von Lichthof zu Lichthof wech- selnd, in die unterschiedlichsten Erfahrungs- welten moderner Ästhetik eintauchen können. Neues Umfeld Dieses fruchtbare Nebeneinander der Kunst- und Kultureinrichtungen im Hallenbau A mit seinen unterschiedlichen inhaltlichen Schwer- punkten nimmt der Besucher wahr, wobei für ihn die verschiedenen Trägerschaften irrele- vant sind. Mit dem Begriff ZKM ist zumeist der Hallenbau A als ganzer gemeint und nicht speziell das Zentrum für Kunst und Medien- technologie, das sich mit seinen Museen und Forschungs-Eintichtungen in den Lichthöfen 6 bis 9 zwischen Städtischer Galerie (Lichthof 10) und Hochschule für Gestaltung (Lichthö- fe 3 bis 5) befindet. Eine durchgängige Erleb- nisachse durch die Lichthöfe im I. OG wird künftig die Einheit noch unterstreichen. Die unmittelbare Nachbarschaft von Städ- tischer Galerie und ZKM-Museen hat sich bisher als außerordentlich positiv erwiesen. Auch nach dem naturgemäßen Abflauen der Besucherströme nach der Eröffnung 1997 wurden im Jahr 1998 rund 20.000 Eintritts- karten verkauft, die sowohl den Besuch der ZKM-Museen als auch den der Städtischen Galerie umfassten. In dieser Zahl sind jene 17.000 Besucher nicht enthalten, die bis zum Jahresende 1998 speziell wegen der Son- derausstellung "Deutsche Künstlerkolonien 1890 -1910" gekommen waren und sich bei dieser Gelegenheit oft auch die Schausamm- lung in den oberen Geschossen ansahen. Auf- grund des Ansturms im Januar 1999 konnten für diese Sonderausstellung schließlich über 25.000 Besucher verzeichnet werden. Mit dem restlosen Ausverkauf des Katalogs zur Ausstellung "Deutsche Künstlerkolonien" bei einer Auflage von 4.000 Exemplaren brach die Städtische Galerie sämtliche diesbezügliche Rekorde ihrer Geschichte. Insgesamt hat sich die Situation der Städ- tischen Galerie im Hallenbau A, Lichthof 10 grundlegend verbessert. So hat sich die Aus- steUungsfläche etwa verdreifacht, ist die Schau- sammlung dauerhaft präsent, sind auch Tech- nik-, Verwaltungs- und Depotbereiche groß- zügig bemessen und ausgestattet, steht eine eigene Fläche für Sonderausstellungen zur Verfügung. Als sinnvoll und äußerst nützlich erweist sich der Vorrragsraum (das so genannte Forum) im Erdgeschoss. In dem etwa 200 qm großen Raum können - wie schon des öfteren erfolgreich erprobt - Sonderveranstaltungen unterschiedlichster Art dutchgeführt werden. So fanden hier parallel und in Ergänzung zur Ausstellung "Deutsche Künstlerkolonien" 33 Vorträge, ein Literatur- und Konzertabend sowie ein abschließendes Symposion statt. Darüber hinaus diente er als angemessener Rahmen für außergewöhnliche Ereignisse wie die Übergabe des "Hanna-Nagel-Preises", der von den fünf Karlsruher Präsidentinnen gestif- tet wurde, oder die Feier aus Anlass des ersten Spatenstichs der Landeszentralbank Baden- Württemberg, deren Neubau in direkter Nach- barschaft zur Städtischen Galerie entsteht. Der sehr vielseitig zu nutzende Raum wird künftig auch Dritten auf Mietbasis mit Dienstleis- tungsangebot zur Verfügung gestellt werden können. Neue Planungen Um das Haus lebendig und arrraktiv zu hal- ten, sind erfahrungsgemäß immer wieder zu- sätzliche interessante Angebote und Ereignisse notwendig. Hierzu bietet die besondere Struk- tur der Lichrhof-I O-Architektur ausgezeichne- te Möglichkeiten, wobei die ausstellungsspezi- fische Gestaltung der offenen Fläche bei jeder neucn Präsentation eine immer wieder neu zu lösende Aufgabe darstellt. Für die kommen- den Jahre hat die Städtische Galerie ein spek- treneeiches Sonderausstellungsprogramm avi- siert, das von monographischen Präsentationen wie die Retrospektive zu Willi Müller-Huf- schmid über internationale zeitgenössische Kunst zum Thema "Herausforderung Tier - von Beuys bis Kabakov" (aus Anlass der Euro- päischen Kulturtage 2000) bis hin zu "Ernil Nolde" reicht. Darüber hinaus werden die zusätzlichen Kulturangebote, die bereits im Prinz-Max-Palais eine programmatische Rolle spielten, wie Konzerte, literarische Lesungen, Vorträge sowie Performances fortgesetzt und erweitert und neue, gut angenommene Aus- stellungs- bzw. Veranstaltungsreihen wie der "Bildwechsel" oder "Kunst - gesehen von Künstlern" weitergeführt. Dem Aufbau einer museumspädagogischen Abteilung gilt die verstärkte Aufmerksamkeit. Bei all diesen Pro- jekten kommt der bereits vielfach erprobten Kooperation immer wieder zentrale Bedeu- tung zu, so mit Museen in- und außerhalb Karlsruhes, der Musikhochschule, dem Badi- schen Konservatorium, der Universität, der Kunstakademie, der Jugendkunstschule, den Schulen, dem Badenwerk und nicht zuletzt natürlich auch mit dem ZKM. Mit letzterem ist geplant, mittels gemeinsamer Ausstellun- gen spezifische Themen in den unterschiedli- ehen Medien zu reflektieren. Als klein, aber erlesen und fein hat sich der vom Förderkreis der Städtischen Galerie eingerichtete Muse- umsshop erwiesen. Nach anderthalb Jahren Städtische Galerie im Lichthof 10 lässt sich bi- lanzieren, dass der neue Standort im Hallen- bau A mit seinen Möglichkeiten und Synergi- en ein Chancen potential beinhaltet, das es nach dem vielversprechenden Anfang weiter auszubauen gilt. ERIKA RODlGER· DlRUF Einblicke in die Karlsruher Baugeschichte Ergebnisse der bauhistorischen Analyse des "Seilerhäuschens " Im vergangenen Herbst konnte im Rahmen des Aufbaustudiengangs Altbauinstandsetzung an der Universität Karlsruhe mit der Untersu- chung des Seilerhäuschens in der Kaiserstraße 47 ein besonderer Einblick in die Karlsruher Stadtgeschichte gewonnen werden. Die Ana- lyse der Bausubstanz und ihrer geschichtlichen Entwicklung war außerordentlich aufschluss- reich, besonders zur bautechnischen Realisie- rung der Modellhausgrundrisse in der Grün- dungszeit der Stadt, aber auch zu den Ent- wicklungsstufen, die ein Handwerkerhaus im Laufe von 276 Jahren durchgemacht hat. Eine Bestimmung des Fälldatums der in dem Haus verwendeten Holzbalken (dendrochronologi- sehe Datierung) ermöglichte schon vor eini- gen Jahren die Festlegung der Bauzeit auf das Jahr 1723. Die stärksten Eingriffe in die his- torische Bausubstanz haben erst Mitte der 1990er Jahre stattgefunden, so dass jetzt einer- seits größere Teile der Ausstattungs- und Nut- zungsspuren der jüngeren Epochen zerstört sind, andererseits aber auch die (weitgehend 34 erhaltene) ursprüngliche Bausubstanz "wie ein offenes Buch" daliegt. Die Volkswohnung, die das Baudenkmal durch Kauf vor dem Ab- bruch rettete, ermöglichte den Studentinnen und Studenten mit der Erforschung eines der Häuser aus der Gründungszeit Karlsruhes eine besondere Erfahrung. Von den für die Erhaltung notwendigen Voruntersuchungen sind die ersten Schritte getan. Es gibt ein formgetreues Aufrnaß, das das Architekturbüro Crowell & Crowell aus Karlsruhe 1994/1995 angefertigt hat, und ei- ne Altersbestimmung des Bauholzes. Es gibt eine Schadenskartierung von 1996, bei der das Holzgerüst mit dem Bohrwiderstandsmessver- fahren vom Büro Rinn & Fischer aus Heidel- berg untersucht wurde. Von der Volkswoh- nung wurde in den ersten Monaten nach der Erwerbung das Bauaufrnaß der Flügelbauten erstellt und eine umfassende Fotodokumenta- tion mit dem notwendigen Orientierungs- system angefertigt. Darüber hinaus wurden gründliche Vorüberlegungen für die Einpas- sung einer denkmalverträglichen Nutzung im Sinne einer Fortschreibung der Geschichte des Baudenkmals entwickelt, deren Ansatz und Zielrichtung befürwortet werden können. Spuren lesen Ziel der Untersuchung der Bausubstanz war, durch das Spurenlesen vor Ort die Bauent- wicklung nachzuvollziehen. In Baualtersplä- nen wurde jedes Bauteil in der Folge seines Einbaus farbig gekennzeichnet. Durch die Auswertung stadthistorischer Literatur und alter Akten, Pläne und Ansichten wurde die Bedeutung des Objekts und sein Bezug zur Stadtentwicklung ermittelt und dargestellt. Die Funktionen der Räume in verschiedenen Nutzungsphasen anhand der sichtbaren Spu- ren wurden dargestellt, Konstruktion, Bauma- terial und Bautechnik beschrieben und den einzelnen Bauphasen zugeordnet. Anhand der Spuren wurde die Grundrissentwicklung, die Raumstruktur im Wandel der Zeit dargestellt. Auch die Beschreibung des Erhaltungszustan- des unter historischem Gesichtspunkt ist eine wichtige Voraussetzung für ein Instandset- zungskonzept. Beispielhaft wurde eine Erfas- sung der wichtigen historischen Fenster in Form eines "Fensterbuchs" erarbeitet. Bemer- kenswert war dabei die Anzahl verschiedener Fensterkonstruktionen, die im Laufe der Zei- ten bei diesem Gebäude immer dort eingebaut wurden, wo ein ganzer Bautei! auszutauschen oder wo ein Fenster schadhaft war. Neben ein- zelnen Fenstern aus dem 18. Jahrhundert, möglicherweise aus der Bauzeit von 1723, aber auch aus der zweiten Phase von 1750-1770, aus der Zeit um 1790 und einer ganzen Reihe von Fenstern, die auf grund ihrer Konstrukti- on arn ehesten auf um 1810-1820 datiert wer- den müssen, lassen ebenso wie die jüngeren Fenster und die Reparaturen an den histori- schen Fensteranlagen eine .Karlsruher Hand- 35 werksgeschichte des Fensterbaus" an einem Bauwerk nachvollziehbar werden. Zur Ban- und Umbaugeschichte Nach der Errichtung im Jahre 1723 gab es erst 1880 größere Veränderungen auf dem Grund- stück, die beim Ursprungsbau aber mit gerin- gen Eingriffen realisiert wurden. Bis heute ist dieser Ende des 19. Jahrhunderts geschaffene Zustand im Wesentlichen prägend geblieben. Die wichtigsten Stufen der Baugeschichte des Hauses sollen jetzt an Hand der vorhandenen Bausubstanz kurz dargestellt werden: Ein Bürgerhaus von 1723 Den schon vor einigen Jahren durchgeführten dendrochronologischen Untersuchungen des Bauholzes zufolge wurden die Stämme im Winter 1722 geschlagen, das Gebäude folglich im Sommer 1723 errichtet. Die wenigen im Sommer 1723 gefällten Hölzer stellen eine Ergänzung während des Bauprozesses dar. Das Bürgerhaus wurde eingeschossig mit einem Mansarddach errichtet, so dass das Oberge- schoss gegenüber dem Erdgeschoss nur unwe- sentlich eingeschränkte Räume bot. Die Nut- zungsspuren lassen eindeutig zwischen ver- schiedenen Raumgruppen unterscheiden. Ne- ben den Erschließungsbereichen und den Feu- erstellen, die gleichzeitig als Küche und Heiz- stelle für die Hinterladeröfen auf der Rückseite der Herdwände dienten, gibt es die geheizten Wohntäume (Stuben) und die ungeheizten Räume (Kammern), die generell eher als Schlaf- oder Lagerräume dienten. Die Fachwerkwände und das Dachwerk wurden aus Nadelholz gezimmert, die Ausfa- chungen mit einem Flechtwerk aus Staken und Ruten verschlossen und mit einem gro- ben Stroh·Lehrn-Gemisch ausgefüllt. Die De- cken erhielten eine Füllung aus Wellern, die in Stube im Obergeschoss mit Fachwerk und Lchmausfachun- gen von 1723. Vor der sch rägen Wa nd des ursprünglichen Mansarddaches wurde nach der neuen Bauvorschrift von 1752 eine Fachwerkwand auf dem unteren Riegel der äbe- ren Konstruktion aufgesetzt (Aufnahme November 1998). eine mittig eingeschlagene Nut eingeschoben wurden, nachdem sie mit Stroh und Lehm umwickelt worden waren. Nach dem Aus- trocknen des Lehms, wohl erst im Frühjahr 1724, wurden die Gefache bündig mit einem feinen Kalkputz überzogen, wobei in diesem Arbeitsgang auch die Schwundrisse zwischen Holz und Lehm ausgefüllt wurden. Fenster und Türen waren als Teil der hölzernen Aus- stattung schon im ersten Arbeitsgang eingebaut worden, was unter anderm daran zu beobachten ist, dass hinter den (bis auf wenige Ausnahmen jüngst verlo- renen) Türrahmungen keine Kalkspuren zu 36 beobachten sind. Nach dem Verputzen der Ausfachungen wurden die Wände flächig mir Kalkfarbe überstrichen, so dass einheitliche Flächen entstanden. Eine nene Fassade nach 1752 Die auffalligste Umgestaltung ist die Anpas- sung der ehemals eingeschossigen Fassade im Sinne der Bauvorschrift von 1752, nach der Bürgerhäuser zweigeschossig zu errichten sei- en. Bis erwa 1770 wurden auch Anpassungen älterer Fassaden an die neuen Modellvorschrif- ten bezuschusst, so dass der Zeitraum für diese Modernisierung mir 1752-1770 gut um- schrieben ist. Bautechnisch wurde die Maßnahme hier - wie auch bei WaIdstraße 5 - mit geringem AufWand realisiert: Statt der vier Gauben in der unteren. steileren Dach- fläche des Mansarddaches wurde auf der Brüs- tungshöhe der Fenster ein durchgehendes senk- rechtes Fachwerk aufgesetzt. Die Fenster konn- ten bleiben, die Gefache dazwischen wurden mit Flechrwerk und Lehm verschlossen. Neuausstattung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Die große Stube im Ergeschoss wurde voll- ständig neu ausgestattet. Sie erhielt einen or- namentierten Fußboden aus Eichenrahmen und Nadelholzfelderungen, eine umlaufende hohe Fußleiste mit einer erhabenen Haupt- fläche und einer profilierten oberen Abschluss- leiste, neue Füllungstüren mit profilierten Bekleidungen. Die bis dahin lediglich überstri- chenen Fachwerkwände wurden über Rohr- gewebe mit Kalkputz überputzt, die Decke wurde von einem profilierten Stuckgesims ge- rahmt. Fast unverändert ist dieser Raum bis heute erhalten. Nur als die Küche um 1880 verlegt wurde. versetzte man die Tür an die Stelle der alten OfensteIle. Veränderungen um 1880 Statt des in einem Bauantrag von 1880 vorge- sehenen dreigeschossigen Anbaus im Hof wurde ein zweigeschossiger errichtet. Im Hin- blick auf die Schiefstellung des Vorderhauses ist die Beobachtung besonders bemerkens- wen, dass die Serzung des Hauptgebäudes zu diesem Zeitpunkt offenbar schon abgeschlos- sen war: der Flügel von 1880 nimmt in der Konstruktion auf die Serzung des Vorderhau- ses von 1723 Bezug, der Zwickel zwischen Haupchaus und Flügel zeigt bis heute die glei- chen Backsteine und den gleichen Mönel wie die übtigen Wände des Flügelbaus. Im Vorder- haus wurde ein Laden mit einem großen Schaufenster eingebaut, die Küche in den al- ten Flur verlegt, die Treppe aus diesem Flur nach außen in den Hof umgesetzt, so dass man jerzt das Obergeschoss unabhängig vom Erdgeschoss benutzen konnte. Das Fenster von erwa 1800, das an der Stelle des Schau- fensters gesessen hatte, wurde nicht fongewor- fen, sondern in einem Anbau an den Flügel- bau wieder eingebaut. Hier konnten die Stu- denten das gut erhaltene Fenster in seinen Maßen und Proponionen mit den anderen Fenstern der Straßenfassade vergleichen. Durch die Bauanträge belegt ist für diesen Zeitraum auch die Errichtung der Seilerei in der südöstlichen Hofecke. Reste dieses bis in die 90er Jahre dieses Jahrhunderts weitgehend mit ursprünglicher Ausstattung erhaltenen Gebäudes wurden bei einer Neuverzimme- rung um 1995 wiederverwendet. Ein Dokument der Stadtgeschichte Für die Stadtgeschichte Karlsruhes stellt das Seilerhäuschen in der Kaiserstraße 47 ein ein- zigartiges Zeugnis der Bau- und Lebensfor- men der ersten Bürgergeneration dar. An der Einfahrtsstraße von Durlach zum Durlacher 37 Tor gelegen, kam dieser Häuserzeile eine gro- ße Bedeutung zu, wenn man Gästen des Herr- schaftshauses oder neuen Siedlern das Wach- sen der 1715 gegründeten Stadt anschaulich machen wollte. Neben dem unschätzbaren Wert als Originalquelle, die den Grundriss, die Nurzung, die Bautechnik und die Ausstattung aus der Gründungszeit der Stadt dokumen- tien und überliefen, stellt die Folge der Um- und Anbauten gleichermaßen eine Baubiogra- phie eines Handwerkerhauses über fast 300 Jahre dar. Der Chana von Venedig von 1964 folgend gehören auch die aus der Wandlung der Nurzung erwachsenen baulichen Eingrif- fe im Laufe der vergangenen Jahrhunderte zu den schü[zenswerten Geschichrsspuren. Die Feststellung, dass das Haus 47 in der Kaiserstraße ein einziganiges Dokument der Bau- und Lebensweisen der Bürger der Stadt zur Zeit der Gründung Karlsruhes darstellt, bedeutet darüberhi.naus selbsrverständlich nicht, dass es keine Anpassungen an moderne Bedürfnisse geben dürfte, sondern formulien vielmehr den Anspruch, dass das hochkaräti- ge Bauwerk entsprechend hochkarätig zu be- handeln sei. Sowohl was die Intensität der Voruntersuchungen angeht, als auch was die behutsame und respekrvolle Art aller Repara- turen, als auch die Qualität der Einfügung neuer Bauteile betrifft, hat die Volkswohnung mit ihren ersten Schritten gezeigt, dass sie bei der Instandserzung und Modernisierung höchs- te Ansprüche verfolgt. HOLGER REIMERS Politische Polizei in Karlsruhe zwischen Demokratie und Diktatur Wie die NS-Herrschaft in Baden begann? Am Tag, nachdem Roben Wagner von Reichs- innenminister Wilhelm Frick zum Reichs- kommissar ernannt und nach Baden entsandt worden war, belagerten SA- und SS-Einheiten in machtvoller Demonstration das Karlsruher Innenministerium am Schlossplatz. Annä- hernd 3.000 Männer waren zusammengezo- gen worden. Man schrieb den 9. März 1933: Die "Machtergreifung" in der Provinz war in vollem Gange. Neue "Führer", neue Aufgaben Da der Polizei im nationalsozialistischen Staat eine besondere Bedeutung zukommen sollte, wurden führende Positionen innerhalb der Polizei schon bald neu besetzt. Karl Pflaumer wurde in einer Art Sonderstellung als Perso- nalreferent der gesamten badischen Polizei vo- rangestellt. Gau SA-Führer Hanns Ludin wur- de zum kommissarischen Polizeipräsidenten Karlsruhes ernannt und löste dami t den bishe- rigen Amtsinhaber Paul Haußer ab. An die Stelle der Majors der Ordnungspolizei Erich Blankenhorn trat der Wagnerhörige Major Franz Vaterrodt, der seine Untergebenen wis- sen ließ, dass nur noch diejenigen einen Platz in der Polizei finden könnten, "die gewillt sind, am Wiederaufbau unseres Vaterlandes freudig mitzuarbeiten. " Ferner sollten der staatlichen Polizeiverwaltung SA- oder SS- Führer als Verbindungsleute zugeteilt werden, um gemeinsam mit der neu geschaffenen "Hilfspolizei" dafür zu sorgen, dass die NS- Herrschaft über kurz oder lang konsolidiert werden konnte. Und was geschah mit der Po- litischen Polizei? 38 Bislang wurde ihrem Schicksal zwischen März und Oktober 1933 nur wenig Aufmerk- samkeit zuteil. Das nimmt Wunder. War es doch gerade die Politische Polizei, die per Dienstbefehl in professioneller Opposition zur NS-Bewegung stehen musste. Als Staatsschutz- organ war sie einst eingesetzt worden, um die junge Republik gegen links- und rechtsextre- me Feinde zu verteidigen. Bis März 1933 hat- ten die Beamten des Karlsruher Landespolizei- amts, in das die Politische Polizei als Abteilung "N" integriert war, den Auftrag, die NS-Bewe- gung zu überwachen. Und nun? Nun harrten sie der Dinge, die da kom- men sollten. Am 9. März 1933 versammelte man sich in den Büroräumen der Karlsruher Dienststelle im Gebäude des Polizeipräsidiums am Marktplatz. Nur zwei Beamte waren nicht anwesend. Der offizielle Behördenleiter und Karlsruher Polizeipräsident Pau! Haußer war, wie erwähnt, nicht mehr im Amt; ein Kollege hatte sich krank gemeldet. Hermann Ramspe- ger, Abteilungsleiter des Erkennungsdienstes und zur Kooperation mit den neuen Macht- habern bereit, hielt als kommissarischer Be- hördenchef den Kontakt nach draußen. Eine von Reichskommissar Wagner instruierte De- legation war währenddessen auf dem Weg, um bei der Politischen Polizei nach dem "Rech- ten" zu sehen. Karl Sauer, langjähriges Partei- mitglied und ausgewiesener Nazispitzel, wur- de beauftragt, gemeinsam mit einem SA-Kol- legen dafür zu sorgen, dass keine Aktenstücke oder Karteimaterial vernichtet oder entfernt wurden. Er erinnerte sich später: "Bei unserem Eintreffen [ .. . ] versicherten die Beamten, die alle in einem Zimmer zusammen waren, daß keinerlei Akten vernichtet worden sind und daß auch keinerlei Absicht bestehe bzw. kei- nerlei Befehle vorliegen, Akten zu entfernen. Die Schränke wurden verschlossen und die Beamten aufgefordert, nach wie vor ihren Dienst weiter zu versehen. [ ... ] Diese Nacht verbrachte ich gemeinsam mit [einem SA- Kollegen] und zwei Beamten der Politischen Polizei, die sich ablösten, in den Büroräumen der Abt[eilungl N. Zu diesem Zwecke hatten wir vom Ministerium Pistolen erhalten," Nachdem die Politische Polizei in KarlStu- he auf solche ehet unspektakuläre Art über- nommen war, begann in den darauf folgenden Wochen eine Hetze gegen alle ehemals repub- likfreundlichen Beamten, so jedenfalls wollten es die Zeitgenossen erlebt haben. Die Natio- nalsozialisten drohten damit, ein umfängliches Personalrevirement in die Wege zu leiten. In den NS-Organen wie dem "Führer" wurden die "polemische Agitation" forciert und "Ein- schüchterungskampagnen" gezielt lanciert. Zieht man die in dieset Hinsicht allerdings unvollständigen Badischen Beamtenkalender vor und nach 1933 zum Vergleich heran, so fallt auf, dass nach der "Machtergreifung" eine wesentlich veränderte Namensliste für das Karlsruher Landespolizeiamt ausgewiesen wird. Wurde das Personal der Politischen Po- lizei Karlsruhes also tatsächlich in großem Stil ausgetauscht? Stimmt es, dass "nur drei Beam- te des mittleren Dienstes [ ... ] ihre Tätigkeit nach 1933 fortSetzen" konnten? Alte Stamm-Mannschaft Unter Berücksichtigung von Personalakten der einstigen Mitarbeiter det Politischen Poli- zei (und späteren Angehörigen der Gestapo) ergibt sich indessen ein etwas anderes Bild. Demnach hat die Mehrheit der Politischen Polizeibeamten Badens die nationalsozialisti- sche "Machtergreifung" und die ihr folgende, vermeintliche "Säuberung" in dienstlicher 39 Hinsicht nahezu unbeschadet überstanden. In Karlsruhe wurde kein einziger Mitarbeiter dauerhaft aus seinem Beschäftigungsverhältnis entlassen. Die meisten Beamten blieben an ihren Schreibtischen und wurden mit Grün- dung der badischen Geheimen Staatspolizei im Oktober 1933 in die vordergründig nur umbenannte Behörde übernommen. Die aus- schnitthaften Auflistungen der Badischen Be- amtenkalender suggerieren einen Bruch in der personellen Besetzung der Karlsruher Behör- de, den es in diesem Ausmaß gar nicht gege- ben hat. In der Karlstuher Zentrale der Politischen Polizei arbeiteten während der Weimarer Re- publik zehn Beamte: neben dem Leiter und dessen Stellvertreter noch zwei Verwalrungsbe- amte, ein Stenograph sowie fünf Ermittlungs- beamte, wovon wahrscheinlich zwei votnehm- lieh mit abwehrpolizeilichen Aufgaben betraut waren. Von diesen zehn Beamten wurde im Laufe des Jahres 1933 nur ein einziger versetzt, und zwar der Leiter August Schneider, dem bereits am 9. März verkündet wurde, dass er fortan von seinem Dienst suspendiert sei. Mochten die anderen das Schicksal ihres Chefs als bedrohliches Exempel empfinden oder von der Legitimität der "nationalen Erhe- bung" sogar überzeugt sein: Zwischen notge- drungenem Mitmachen und begeistertem Einschwenken wird man die Motive jener Beamten suchen müssen, die auch unter dem Nationalsozialismus zur treuen Dienstleistung bereit waren. Die alte Politische Polizei bildete den Per- sonalstamm der späteren Gestapo. Auf ihre Kenntnisse wollte man nicht verzichten. Ge- rade bei der Verfolgung der Kommunisten und Sozialisten, die unmittelbar nach der "Machtergreifung" begann, nahmen ihre be- tufserfahrene Beamten deshalb wichtige Posi- tionen ein. Nicht nur der Karlsruher Jacob Münch konnte auf eine mehrjährige Erfah- rung bei der Überwachung linksextremer Par- teien während der Weimarer Republik zurück- blicken. Der 1877 im rheinpfälzischen A1trip geborene Beamte gehörte seit Gründung dem Badischen Landespolizeiamt an und galt als einer der bewährtesten Mitarbeiter. Nach 1933 wurde ihm die Leitung der Abteilung "Poli- tische Überwachung" übertragen. ein Amt. das er mit reichlich Zynismus und Brutalität zu führen verstand. Auch sein Kollege Hein- rich Hörner. seit September 1919 bei der ba- dischen Fahndungspolizei. prahlte später mit seinen Vorkenntnissen und behauptete. der .. wichtigste Mann" der Karlsruher Gestapo zu sein. An die Seite von Münch. Hörner und den anderen altbewährten Beamten wurden aller- dings weitere Kräfte gestellt. so dass von Be- ginn an kein Zweifel an den Absichten der Na- rionalsozialisten aufkommen konnte. Für exe- kutive Aufgaben setzte man nun die vornehm- lich aus SA- und SS-Männem rekrutierte HilfS- polizei ein. die in Kooperation mit kriminal- oder ordnungspolizeilichen Kräften zwischen März und September 1933 tätig wurde. Ins- besondere die Hilfspolizei antizipierte dabei mit ihren brutalen Verfolgungsmethoden die Praxis der späteren Gestapo. umso mehr. als etliche Hilfspolizisten. wie zum Beispiel der spätere Mörder an Ludwig Marum. Karl Sau- er. später selbst in die Gestapo aufgenommen werden sollten. Der Keller des Polizeipräsidi- ums am Marktplatz diente 1933. nur drei Stockwerke unter der alten Politischen Polizei. als Folterkammer der Hilfspolizisten. Auf dem Weg zur Gestapo Unterdessen war die regionale NS-Führung. allen voran Reichskommissar Robert Wagner. darum bemüht. die badische Polizei neu zu ordnen. Auf der Grundlage der alten institu- tionellen Voraussetzungen sollte eine Polizei 40 geschaffen werden. die aus der bisherigen Ver- antwortung gegenüber staatlichen und staats- anwaltschaftlichen Institutionen herauszulö- sen war. Mit der Ausarbeitung der entspre- chenden Konzepte. die zum Teil kontrovers zwischen Innen- und Justizministerium debat- tiert wurden. beauftragte man einen ausgewie- senen Fachmann: August Schneider. Nach sei- ner. wie sich jetzt herausstellte. vorübergehen- den Dienstsuspendierung war man auf den Sachverstand des ehemaligen Leiters der Poli- tischen Polizei angewiesen. Seine frühere Be- tätigung spielte offenbar keine Rolle mehr. im Gegenteil. Schneider wurde gerade .. auf grund [sleiner mehrjährigen Beschäftigung mit kri- minalpolizeilichen Angelegenheiten" für die- se Aufgabe auserwählt. Das von Schneider am Ende erarbeitete Gesetz über die Landeskrimi- nalpolizei ( .. Landeskriminalpolizeigesetz") sah in seiner Zusatzverordnung auch die Schaf- fung des Geheimen Staatspolizeiamts vor. Damit schließt sich der Kreis: Aus der Po- litischen Polizei der Demokratie war die Ge- heime Staatspolizei der NS-Diktatur gewor- den. Die insgesamt große personelle wie insti- tutionelle Kontinuität innerhalb der Politi- schen Polizei erleichterte den Übergang. Bei der gesetzlichen Neugliederung der fortan Geheime Staatspolizei genannten Behörde konnte man auf die bestehenden institutionel- len Strukturen des Landespolizeiamts und das Fachwissen des einstigen Leiters der Politi- schen Polizei zurückgreifen. Und bei der Rek- rutierung des Gestapopersonals sollten die alten diensterfahrenen Beamten den ersten Grundstock bilden. MICHAEL STOLLE "Die Versammlung verlief entsprechend den stürmischen Zeitverhältnissen" Ein bisher unbekanntes Kapitel Karlsruher Stadtgeschichte wurde im Sommer 1998 durch eine Schenkung von Frau Ursula Büch- ner aus Karlsruhe an die Stadt aufgeschlagen. Es geht hierbei um den Bürgerstammtisch "Zeppelingemeinde", von dem das Stadtarchiv und das Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais nun Gegenständliches und schriftliche Unter- lagen erhielten. Beide Bereiche ergänzen ein- ander und geben einen anschaulichen Ein- blick in die internen Angelegenheiten und eine Vorstellung von den Zusammenkünften dieses Stammtischs, der in den zwanziger und dreißiger Jahren in der traditionsreichen Gast- stätte "Graf Zeppelin" tagte. Nahezu jeden Monat wurde hier eine "Bürgerversammlung" der Zeppelin gemeinde abgehalten, über deren Verlauf die handschriftlich gefuhrten Berich- te und Protokolle vom Dezember 1923 bis August 1936 Aufschluss geben. Ganz sicher kam bei diesen Versammlungen die unter ei- nem 20 cm hohen Baldachin hängende Ttsch- glocke zum Einsatz, die über eine Metallkette, befestigt an einer schlüsselförmigen Halte- rung, betätigt wurde. So möglicherweise bei der Sitzung am 31. Mai 1924, deren Verlauf laut Protokoll "ganz den stürmischen Zeirver- hältnissen" entsprach. Ein Blick in die "Badi- sche Presse" gibt Aufschluss über die damali- gen stürmischen Zeirverhältnisse. Nach den Reichstagswahlen vom 4. Mai 1924, die in Karlsruhe das Zentrum gewonnen hatte und aus denen die KPD und Nationalsozialisten gestärkt hervorgegangen waren, fanden in Ber- lin die Verhandlungen über die Regietungsbil- dung statt. Im Saarland verschärfte sich zu- nehmend die Wirtschaftskrise, und schwere Kämpfe waren nach Einschätzung der "Badi- 41 sehen Presse" unabänderlich. In Karlsruhe fand derweil eine Proresrversammlung der hie- sigen Beamrenschafr gegen die neuen Besol- dungspläne der badischen Regierung statt. Die Bürgerversammlung vom April 1924 war laut Protokoll "angeregt" verlaufen und von Bürgermeister Ludwig Klipfel zu vorge- rückter Stunde mit der Bitte beendet worden, sich künftig möglichst kurz zu fassen, damit auch für den gemütlichen Teil des Abends Zeit verbleibe. Der gemütliche Teil der Sitzung vom 29. März 1924 hatte fur 'die anwesenden Bürger eine überraschung gebracht, denn die Zeppelin-Wirtin Frau Lorenz hatte mit einem Nachtessen aufgewartet, für das ihr im Proto- koll nochmals ausdrücklich gedankt wurde. Bürgermeister und Gemeinderat, Bürger- versammlung, Gemeinderechner und Ge- meindediener - der Bürgerstammtisch "Zep- pelingemeinde" war gemeindemäßig organi- siert und verwaltet, und der Bürgermeister besaß eine Amtskette. Viele Jahre war der schon erwähnte Ludwig Klipfel, Blechner- " L~'r' und Installateurmeister aus der Körnetstraße 12. Bürgermeister der "Zeppelingemeinde". Sein Name mit Berufsangabe. Adresse und Te- lefonnummer bildet eines der Emailschilder. die auf dem sechseckigen Aschenbecher der "Zeppe!ingemeinde" angebracht sind. Auch der Mineralwasserfabrikant Anton Hanauer 42 aus der Goethestraße 26. der Damen- und Herrenfriseur Alex Frank aus der Sofienstraße 154. Kunst- und Bauschlosser Matthäus Teu- fe! aus der Goethestraße 17. Schreiner und Glasermeister Heinrich Engel aus der Yorck- straße 17 und Metzger Leopold Frank aus der Hirschstraße nahmen eine besondere Stellung in der "Zeppelingemeinde" ein. Ihre Namen. ebenfalls mit Beruf, Adresse und Telefonnum- mer. bilden die restlichen Emailtäfelchen des Aschenbechers. dessen Haltegriff ein Zeppe- lin-Luftschiff darstellt. Weltzien-. Yorck-. Sofien- und Körnerstra- ße. Gutenberg-. Goethe-. Draissttaße und Kaiserallee lauten die in der Weststadt gelege- nen Wohnadressen der Stammtischmitglieder. Zwei Personen wohnten in Mühlburg. in der Bach- bzw. Brahmsstraße und zwei Personen kamen aus der Südstadt. Dies geht aus dem Mitgliederverzeichnis der "Zeppelingemein- de" aus dem Jahr 1929 hervor. Es gibt außer- dem Aufschluss über die Altersstruktur der Stammtischmitglieder. Das Gros der damals 37 Mitglieder zählenden Gemeinde war 48 bis 58 Jahre alt. Jüngster war der 31-jährige Metz- germeister Leopold Frank. ältestes Mitglied war 1929 der 75-jährige Schreinermeister Gustav Maurer aus der Körnerstraße. Und was befand sich im "Geheimarchiv" der Zeppelingemeinde? Dies wird wohl ge- heim bleiben. Sichtbar ist auf jeden Fall das 80 cm hohe. 50 cm breite und 24 cm tiefe ab- schließbare Holzschränkchen mit zwei Innen- fächern. in dem das "Geheimarchiv" unterge- bracht war. Welche Funktion hatte das schwe- re. 10 cm hohe Holzkästchen mit Intarsien. eingelassener Vertiefung und dazugehörendem holzgriffartigem Verschluss? War es ein Brief- beschwerer oder eine Schnupftabakdose? Dass der Stammtisch schon vor dem Ers- ten Weltkrieg bestanden hat. geht aus der Sammlung von Feldpostkarten aus den Jahren 1914 bis 1918 hervor. die ebenfalls erhalten geblieben ist. Die Postkarten sind an den "Stammtisch zum Grafen Zeppelin" Ecke Yorck- und Sofienstraße adressiert und an die "liebe Gemeinde". die "werten Freunde" oder sogar an den "verehrlichen Stammtisch" ge- richtet. Auch in späteren Zeiren hielten die Gemeindemitglieder bei Abwesenheit den Kontakt zum Stammtisch aufrechr. Postkarten aus dem Urlaub. aus einer Kur oder von einem Familienausflug belegen dies. Die Adresse ist unverändert geblieben. die Postkarten sind nun aber häufig an die "lieben Bürger" gerich- tet und die Schreiber grüßen oftmals mit "Euer Bürger". Am 4. August 1937 sandte der damalige "Bürgermeister" August Fromm. aus "der schönsten Stadt Deutschlands" eine Post- karte vom Opernhaus in Dresden an die Zep- pelingemeinde. Er hatte seinen Besuch in Dres- den offensichtlich mit der Teilnahme am 12. deutschen Sängerbundesfest verbunden. Be- reits am 31. Juli 1937 hatte Bürgermeister Fromm vom Sängerbundesfest eine Postkarte von der Dominsel in Breslau an die ..lieben Bürger" gerichtet. Ratschreiber Stanislaus Heck entschuldigte sich sogar auf seiner Urlaubskar- te aus Rangendingen in Hohenzollern vom 25. August 1933. dass er wegen Urlaubsvorbe- reitungen das letze Versammlungsprotokoll nicht fertigstelIen konnte und "Bürger" Mayer wünschte den "lieben Mitbürgern" am 28. Mai 1937. wohl aus der Kur in Bad Dürkheim. eine "einträgliche" Sitzung zum 29. des Monats. Was hat es mit der "Einträglichkeit" der Treffen auf sich? Sie beruht darauf. dass bei den Bürgerversammlungen eine Verlosung vorgenommen wurde, zu der die Teilnehmen- den reihum etwas stifteten. Bei der Sitzung vom April 1936 waren sechs Flaschen Weiß- wein - drei davon vom damaligen Bürger- meister -. eine Flasche Rotwein. ein Paket Kaffee. ein Kuchen und eine Hartwurst ge- stiftet worden. und die Verlosung hatte 26 Reichsmark eingebracht. Sicher wurden aus 43 den Einnahmen der Verlosung die jährlich im Frühjahr stattfindenden Ausflüge der Stamm- tischgesellschaft mitfinanziert. Der Gemein- deausflug vom 24. Mai 1924 war ins Rench- tal unternommen worden und laut Protokoll "wirklich gelungen". "Die Beteiligung am Ausflug läßt deurlich erkennen. daß die Bür- ger treu zu ihrer Gemeinde halten und so soll es sein und dauernd bleiben". lautet das Fazit des Protokollanten und er fasst die Erlebnisse des Tages noch in einem Vierzeiler zusammen: "Einm Ausflug. der sehr wohl gelungen. bei dem marschiert wird. getanzt und gesungm. wo gut gegessm wird und auch noch geweint. den bringt nur in Stand die Zeppelingemeind': Nicht immer ging es freundschaftlich zu bei der Zeppelingemeinde. Bei Rückständig- keit der Monatsbeiträge erfolgte • .Ausschluß nach bewährtem Muster nach Paragraph 10". wie ihn Malermeister Theodor Uehlin aus der Brahmsstraße 1 gemäß seinem Schreiben vom 19. März 1933 an den eingangs erwähnten Kunst- und Bauschlosser Matthäus Teufel er- fahren hat. Da mit zunehmendem Alter das Interesse für Zwangszusammenkünfte mehr und mehr verloren gehe. sehe er dem Aus- schluss aus der Gemeinde mit Gelassenheit entgegen. schreibt Uehlin. Ganz leicht ist ihm der Abschied von der Stammtischgesellschaft wohl nicht gefallen. denn er bringt die Hoff- nung zum Ausdruck. dass ihm nach dem Aus- schluß aus der Gemeinde immer noch die Möglichkeit geboten sei. einmal einen schö- nen Ausflug mitzumachen. Der Wunsch des oben zitierten Protokol- lanten, dass es immer so bleiben möge wie beim Gemeindeausflug im Mai 1924. ist nicht in Erfüllung gegangen. Mit Bürgermeister August Fromms Postkarte vom August 1937 aus Dresden endet die Überlieferung der Stammtischgesellschaft "Zeppelingemeinde". ANGELIKA SAUER Ein Blick in das verborgene Herz der Stadt Viele Karlsruher und Besucher der Stadt sehen täglich die Pyramide auf dem Marktplatz. Sie stehen vor dem Grabmal des Stadtgründers. des Markgrafen Karl Wilhe1m von Baden- DurIach. das als Wahrzeichen Karlsruhes gilt. Als Karl Wilhe1m 1738 verstorben war. wurde er in einem einfachen Hoh'.,arg in einer Gruft unter der Konkordienkirche. der ersten luthe- rischen Stadtkirehe. beigesetzt. Die Kirche wurde im Zuge der Stadterweiterung und der Neugestaltung des Marktplatzes durch Fried- rich Wein brenner im Jahre 1808 abgebrochen. Die Totenruhe des verblichenen Markgrafen wurde aber dadurch nicht gestört. weil man die Gruft ungeöffnet ließ und über ihr eine hölzerne Pyramide als Notdach errichtete. Da man lange unentschlossen war, was man an dieser Stelle. nunmehr mitten auf dem wesent- lich vergrößerten Marktplatz. anfangen sollte. wurde die Holzpyramide 1818 noch einmal erneuert. Erst sieben Jahre später kam man zu der jetzt noch vorhandenen Lösung. Wein- brenner hatte Pläne für das Grabmal gezeich- net. die nach der Vorstellung des seinerzeit regierenden Großherzogs Ludwig. die Pyrami- denform in Stein umsetzen sollten. Dies war durchaus im Sinne Weinbrenners. der "diese Pyramide als eine der Vergänglichkeit am mehrsten entgegenstrebende Form« ansah. Die im Generallandesarchiv erhaltene Plan- zeichnung Weinbrenners vom 21. Februar 1825 zeigt die vertraute Ansicht und den Grundriss der Pyramide auf dem Marktplatz. Die Schnittzeichnung durch das Bauwerk lässt erkennen. dass die Seitenwände der Pyramide unter der Oberfläche weiter verlaufen und eine komplette Form bilden sollten. Drei un- terschiedlich große Kammern gliederten das Innere. Die oberste. kleine in der Spitze des 44 Bauwerkes dient der Lüftung und zeigt auf jeder Seite eine kreuzförmige Öffnung. Die mittlere. größte gewölbte Kammer ist durch einen Einstieg auf der Nordseite zugänglich. der durch eine bronzene Schrifttafel verschlos- sen ist. Einige Stufen führen in den Raum hi- nah, in dessen Mine, fast wie ein Altar, ein Sockel steht. auf dem eine geschwungen um- randete Marmorplatte liegt. Sie zeigt in sehr schöner Ausführung den Plan der Stadt. wie sie bis dahin gewachsen war. Der untere Raum. die Grablege des Mark- grafen. sollte nach Weinbrenner ein dem Mit- telraum entsprechendes Gewölbe sein. nur mit etwas geringerer Höhe. Dorthin sollte es kei- nen Zugang geben. Dass der Planung Wein- brenners nicht in allen Stücken gefolgt wurde. zeigte sich erst jetzt. Im Zusammenhang mit der Neugestaltung der ständigen Ausstellung des Stadtmuseums im Prinz-Max-Palais sollte ein Modell der Py- ramide hergestellt werden. das auch Einblick in das Innere des Bauwerkes gewähren sollte. Der Modellbauer und Stadtrat Heinz Vogel. dem bereits eine ganze Reihe historischer Mo- delle in den städtischen Museen zu verdanken sind. hatte diese Aufgabe übernommen. Aller- dings hegte er immer Zweifel daran. dass die Zeichnung Weinbrenners mit der Wirklich- keit übereinstimmte und wollte sich gerne an Ort und Stelle kundig machen. Der stille Traum vieler Kar/sruher. einmal in das Innere der Pyramide sehen zu können. war aber nicht so leicht zu erfüllen. Niemand hatte einen Schlüssel. Das markgräfliehe Haus sollte auch einverstanden sein. obwohl die Pyramide im Eigentum der Stadt steht. Am späten Abend des 17. September 1998. am Tag vor der Eröffnung des neuge- staltctcn Stadtmuseums, war es dann mir Hilfe von Oberbür- germeister Gerhard Seiler doch so weit. Außer ihm sollten nur Prinz Bernhard von Baden, Heinz Vogel und ich in die Py- ramide einsteigen. Hinzu kam noch der bereits gewählte neue Oberbürgermeister Heinz Fen- rich. Aber ohne die handwerk- lich tätigen Helfer wäre das na- türlich nicht gegangen. So war eine Schlosserfirma nötig und eine Firma, die ihre Erfahrun- gen in der Kontrolle unterirdi- scher Leitungen und ihr ent- Muschdkalkplatte aus der Pyramide mir Srad tplan 1825. sprechendes Gerät einsetzen konnte. Leute vom städtischen Hochbauamt mussten das Ganze koordinieren. Zwei Fotografen der Landesbildstelle waren gleichfalls hinzugebe- ten worden. Infolgedessen herrschte in dieser Nacht doch einiger Betrieb auf dem Markt- plarz, obwohl man jegliche Publizität vermie- den hatte. Allerdings war die Umgebung der Pyramide so geschickt abgeschirmt, dass Pas- santen nicht erkennen konnten, was dorr vor- ging. Im Inneren waren Arbeiter mit einer Kern- bohrung beschäftigt, die zum nicht zugängli- chen Gruftraum geführt wurde. Durch sie sollte Aufschluss über das Aussehen des unters- ten Raumes gewonnen werden. Etwa drei Stunden dauerte die Bohrung durch das rund 90 cm dicke Stein paket. Wie oft die Pyramide seit ihrer Erbauung geöffnet und betreten worden war, lässt sich nicht feststellen. 1889 war das wohl der Fall. Nach der Jahrhundertwende soll noch einmal ein Besuch des Großherzogs stattgefunden haben. Dem Hörensagen nach hätte auch Oberbürgermeister Günther Klorz einmal die Pyramide besucht. Seitdem waren also min- destens drei Jahrzehnte vergangen. 45 Als Prinz Bernhard eingetroffen war, stie- gen wir /Unf ,.Auserwählten" in die Pyramide ein. Dem Stadtgründer Karl Wilhe1m widme- ten wir zunächst ein stilles Gedenken, denn schließlich hatten wir.ja seine Grabstätte betre- rcn. Daraufhin sahen wir uns um. Eine Karlsruher Legende konnte nicht be- stätigt werden. Der angeblich von dem Hofrat Jakob Friedrich Hemberger 1889 in der Pyra- mide vergessene Schirm war nicht da. Im obe- ren Raum lag ein Tennisball, und in einer der Luftöffnungen steckte ein Besenstiel. Beides war durch eben diese Öffnungen hereinge- kommen. Der Raum, in dem wir uns befanden, ent- spricht in etwa der Weinbrennersehen Plan- zeichnung. Das gilt auch /Ur den darüberlie- genden Luftraum, der durch eine Öffnung einzusehen war. Es wurde fotografiert. Heinz Vogel nahm Messungen vor. Die Innenräume sind teils aus Bruchstein, reils aus Backstein gemauert und verpurzt. Nur ist der Verputz an vielen Stellen abgefal- len. Die Muschelkalkplatte mit dem schön ge- arbeiteten Stadtplan lag lose auf dem Sockel. Sie wies einen glatten Bruch auf, der sie ohne Verlust in zwei ungleiche Stücke teilte. Die Pyram iden besuch durch OberbürgermeiS[er Prof. Dr. G. Seiler, Bürgermeister H. Fenrich, Pr~nz Bernhard v. Baden , Dr. H. Sch min (Amtsleiter SAS) am 17. Dezember 1998. Einfärbung einzelner Stadtteile, die deren Ent- stehungszeit verdeutlichen sollte, war fast ganz verloren gegangen. Die Platte wurde vorsich- tig herausgenommen, um nach einer fach- männischen Restaurierung wieder an ihren Ort verbracht zu werden. Das Stadtmuseum soll eine Replik erhalten. Als zweifellos interessantester, weil noch nie geöffneter Teil der Pyramide erschien die Gruft des Markgrafen. Diese konnte nach Vollendung der Bohrung mittels einer hinab- gelassenen Videokamera erkundet werden. Die Erkundung ergab folgendes: Die Gruft stellt ein aus Bruchstein gemauertes Tonnen- gewölbe von schätzungsweise drei Metern Scheitelhöhe dar, das mit Ausnahme der West- seite grob verputzt ist. Das Gewölbe ist nicht in Nord-Süd-Richtung angelegt, wie es Wein- 46 brenners Zeichnung immer harre vermuten lassen, sondern in Ost-West-Richtung. Außer- dem ist das Gewölbe, ebenfalls entgegen bis- heriger Annahmen relativ schmal, so dass auf beiden Seiten des Sarges nur noch erwa 20 bis 30 cm Platz bleiben. Die wesdiche Stirnwand der Gruft ist sehr grob gemauert. Im mitderen Teil der Wand wurde allem Anschein nach ein Loch nach dem Einbringen des Sarges von außen verschlossen. Es ist eindeutig zu erkennen, dass die Gruft unter der ehemaligen Konkordienkirche beim Bau der Pyramide unverändert gelassen wur- de. Von Weinbrenners Planung wurden nur die oberirdisch sichtbaren Teile ausgeführt. Der Sarg des Stadtgründers ist sehr ein- fach, fast kistenartig. Gegen die Enden läuft er leicht konisch zu. Das dunkle Holz ist mit zwei, den Rändern parallel laufenden MetalI- bändern beschlagen. Grundwasser scheint nie eingedrungen zu sein, was wohl den guten Er- haltungszustand erklärt. Der Sargdeckel ist an einem Ende eingebrochen. Die Ursache dafür, ein heruntergefallener Stein brocken, könnte sich auch erst bei der Bohrung gelöst haben. Dadurch wurde der Sargdeckel etwas verscho- ben. Immerhin ist so ein, wenn auch sehr be- grenzter, Einblick in das Innere des Sarges möglich geworden. Außer einigen Knochen wurde guterhaltenes Brokatgewebe sichtbar. Die bei der Öffnung der Pyramide gewon- nenen Erkenntnisse ließ Heinz Vogel in das nunmehr veränderte Modell im Stadtmuseum einfließen. Ganz sicher lassen sich durch die genauere Auswertung des Videofilmes noch weitere interessante FescsteI!ungen machen. Der nächrliche Besuch der Pyramide er- schien den Beteiligten schon ein wenig aben- teuerlich. In gewissem Sinne war er einmalig, denn er erlaubte zum ersten Mal seit ihrer Er- bauung einen Einblick in die Gtabkammer des Gründers der Stadt Karlsruhe, des Matk- grafen Karl Wilhe1m von Baden-Durlach. HEINZ SCHMITT Jahrtausendwende und die Tücken des Kalenders DdS "Mannhdmer journal" (2.1.1900) machte sich iib" Wilh,lm 11. IlIStig, der durch- gesetzt hatu, dass das ntu' jahrhundert am 1.1.1900 stattzujinden habe. Die Karlsruher Pmst fand sanji", Töne, obwohl man auch hier for 1901 votieru. Der "Badische Btobachter" (30.12.1899) klärt( jedmfalls auf, ddSs Papst Leo XIII. das jahr 1900 deshalb zum Heiligen jahr "kläru, weil es das End, des 19. jahrhun- derts, nicht den Anfang des 20. jahrhunderts be- dtute. Also sollu man "nicht mehr von der jahr- hundtrtwendt reden, sondtrn nur von einer amtlich ang,ordneten jahrhundertfoier. " In den Ftuilletom gab es zahlreich, komplizieret Erläu- tmmgen, WdS ts mit dem Kalmderwtchsel auf sich habe. DdS Folgende jiir 2000 ist sicher kla- rer und einlmchtender. Leonhard Müller Wann beginnt das 3. Jahrtausend? Diese Frage wird zur Zeit häufig gestellt und manch- 47 mal richtig, on auch falsch beantwortet. Sie ist aber eindeutig zu beantworten: Unser Kalen- der, der auf dem Julianischen und Gregoriani- schen Kalender beruht, geht von einem be- stimmten Zeitpunkt für die Geburt Christi aus und zählt dann die Jahre "nach Christi Geburt", beginnend mit dem Jahr I n. Chr. Ein Jahr Null gab es also nicht. Somit endet das erste Jahr am 31. Dezember des Jahres I n. Chr. und entsprechend das 10. Jahr (also das I. Jahrzehnt) am 31.12.10 n. Chr., das 100. Jahr (das I. Jahrhundert) am 31.12.100 n. Chr., das 1000. Jahr (das I. Jahrtausend) am 31.12.1000 n. Chr., das 2000 Jahr (das 2. Jahrtausend) am 31.12. 2000 n. Chr. Das 3. Jahrtausend beginnt also korrekt am I. Janu- ar 2001. Dass trotzdem alle Welt die bevorstehende Jahrtausendwende zu Silvester 1999 erwartet und feiert, liegt wohl an der alles überstrahlen- den Faszination der .,2" vorne in der neuen Jahreszahl und sei niemandem verwehrt. Kein Anlass also zu Streit und Rechthaberei oder gar zu "Tätlichkeiten", wie sie das "Mannheimer Journal" schon vor 1 00 Jahren befürchtete! Aber vielleicht doch ein Anlass für einen nach- denklichen Blick auf allerlei Interessantes und Merkwürdiges, was unser gar nicht so einfa- cher und selbstverständlicher Kalender bei genauerem Hinsehen bietet. Dafür nur zwei Beispiele: Kalendervariationen Die Jahreszahl 2000 und damit die vielzitier- te Jahrtausendwende ist keineswegs ein natur- gegebenes, absolut gesetztes Datum, sondern hängt natürlich an unserer christlichen Kalen- derrechnung. Würde heute noch nach einem früheren, aus den alten Kulturkreisen stam- menden Kalender gerechnet, so fiele in unser Jahr 2000 der Beginn des Jahres 5761 nach dem jüdischen Kalender, 2752 nach dem a1t- römischen Kalender, 1421 nach dem moham- medanischen Kalender. Das liegt natürlich an den unterschiedli- chen Anfängen der jeweiligen Jahreszählung: jüdisch nach der Erschaffung der Welt (376 1 v. Chr.), a1trömisch nach Gründung der Stadt Rom (753 v. Chr.), mohammedanisch nach der Hedschra (Flucht Mohammeds 622 n. Chr.). Übrigens hätte auch nach unserem christ- lichen Kalender das kommende Jahr nicht die Nummer 2000, wenn sich der römische Abt und Kalendermacher Dionysius Exiguus (um 500) bei der Datierung von Christi Geburt nicht geirrt hätte. Man weiß heute zuverlässig aus historischen und astronomischen Quellen, dass dieses Datum mehrere Jahre früher anzu- setzen ist und - nach dem Wiener Astrono- men Ferrari d'Occhieppo - sehr wahrschein- lich in das Jahr 7 v. Chr. fallt. Hier noch eine andere simpel klingende Frage: Waren die lerzten Jahrtausende gleich 48 lang? Die Antwort: Nein! Das erste vorchrist- liche und das erste nachchrisdiche Jahrtausend hatten zwar jeweils 365.250 Tage, unser 2. J tsd. n. Chr. hat aber 13 Tage weniger, und die folgenden Jahrtausende werden abwechselnd 365.242 bzw. 365.243 Tage haben. Der Grund dafür ist in der Gregorianischen Kalen- derreform von 1582 zu suchen, die 10 Tage gestrichen und die Schaltregel geändert hat. Um solche und andere Fragen zu beant- worten, müssten wir uns eingehender mit der Kalenderrechnung beschäftigen. Wir wollen aber noch einen kurzen Blick auf den Juliani- schen und Gregorianischen Kalender und auf die grundlegenden Zeiteinheiten des Kalen- ders - Tag, Woche, Monat und Jahr - werfen. Zeiteinheiten des christlichen Kalenders Die "Ur-Einheit" ist der Tag, gemessen etwa von Mittag bis Mittag und bestimmt durch die Rotation der Erde um ihre Achse. Weil aber die Tageslänge übers Jahr um ± 15 Minu- ten schwankt, muss ein rechnerischer Mittel- wert, der "mittlere Sonnentag", benutzt wer- den. Auch ist inzwischen die Sekunde nicht mehr als der 86.400. Teil eines Tages, sondern genauer als nAtom-Sekunde "durch eine be- stimmte Anzahl von Caesium-Licht-Schwin- gungen festgelegt. Die W0ch, kam schon früh im Altertum aus dem Vorderen Orient zu uns; sie lehnt sich zwar in etwa an die Dauer eines Mondviertels an, behält aber unabhängig vom Monats- und Jahresverlauf ihren 7-Tage- Rhythmus bei. Der Monat war ursprünglich vom Mond- umlauf um die Erde in 29,5 Tagen abgeleitet. 12 Monate mit abwechselnd 29 und 30 Tagen ergaben dann das Mondjahr mit 354 Tagen, wie es sich am konsequentesten im moham- medanischen Kalender findet. Es hat allerdings den Nachteil, dass es jährlich um 11 Tage vom Sonnenlauf abweicht, so dass Neujahr und Monate alle 33 Jahre rückwärts durch die von der Sonne bestimmten Jahreszeiten wandern. Das Sonnenjahr, gemessen zwischen zwei Frühlingsanfangen, entspricht dem Erdumlauf um die Sonne und hat 365,2422 Tage. Eine gute Näherung sind also 365 \4 Tage, die schon den alten Ägyptern bekannt war und die sie auf 3 Normaljahre zu 365 Tagen und ein Schaltjahr zu 366 Tagen verteilten. Damit sind wir beim eigentlichen Kalenderproblem, nämlich der Entscheidung zwischen Mond- jahr, Sonnenjahr oder einer Kombination bei- der (Lunisolarjahr). Die alten Kulturen haben dafür ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Der Julianische Kalender Im Julianischen Kalender regiert das Sonnen- jahr. Julius Caesar hat ihn im Jahr 46 v. Chr. eingeführt, als er vom Ägypten-Feldzug zu- rückkehrte und einen unbeschreiblichen Wirr- warr des altrömischen Kalenders vorfand. Sei- ne Reform bestand aus drei Schritten: • Es wurde das Sonnenjahr mit drei Normal- jahren und einem Schaltjahr eingeführt. • Um die entstandene Abweichung von 90 Tagen (!) vom Sonnenjahr zu beseitigen, er- hielt das laufende Jahr 46 drei zusätzliche Monate, insg. 15 Monate und 445 Tage. • Den 12 Monaten wurden, wie noch heute, 31, 30, 28 bzw. 29 Tage zugewiesen. Der Jahresbeginn wurde auf den l. Januar ge- legt. Ein großer Wurf! Der Julianische Ka- lender bestimmt im Grunde bis jetzt unse- ren Kalender • bis auf eine Ausnahme: Das Julianische Jahr war um 365,25 - 365,2422 = 0,0078 Tage = 11 Minuten zu lang. Diese geringe jähr- liche Differenz machte sich zwar erst im späten Mittelalter störend bemerkbar, dann aber immerhin mit rd. 10 überzähligen Ta- gen, so dass eine Korrektur nötig wurde. 49 Die Gregorianische Kalenderrefonn Die Reform von 1582 durch Papst Gregor XIII., an deren Vorarbeiten auch deutscheAs- tronomen maßgeblich beteiligt waren, besei- tigte die aufgetretenen Unstimmigkeiten: • Die 10 überzähligen Tage wurden gestri- chen; auf den 4. Oktober folgte unmittel- bar der 15. Oktober 1582. • Durch eine verbesserte Schaltregel wurde das Julianische Jahr im Durchschnitt ver- kürzt: Die Jahrhundert jahre sollten nur noch Schaltjahre sein, wenn sie durch 400 teilbar sind - eine sehr genaue Regelung, bei der erst nach 3.333 Jahren wieder ein überzähliger Tag auftritt! Der neue Kalender wurde rasch von den katholischen Ländern in Europa, auch von den katholischen Reichsständen in Deutsch- land eingeführt. Da Papst Gregor es leider ver- säumt hatte, die Reform verständlich zu ma- chen, kam es in den protestantischen Ländern zu Widerständen, in Deutschland gar zu offe- nem Streit und einem Nebeneinander des al- ten und des neuen Kalenders. Letzterer setzte sich erst um 1700 allgemein durch. 1752 folg- ten England und Schweden, 1918 Russland, 1923 Griechenland und 1949 schließlich auch China. Heute ist unser Kalender global ein- heitlich in Gebrauch: etwas anderes wäre in unserer ständig kleiner werdenden Welt auch nicht mehr vorstellbar. HEINZ KUNLE Zur Geschichte der Jahrhundertwenden Ausblick auf die Landesausstellung im Karlsruher Schloss Wenn in wenigen Wochen die Jahrhundert- wende, die gleichzeitig eine Jahrtausendwen- de ist, stattfindet, wird dies als globaler "Mega- Event" gefeiert werden, der nur durch den von einigen prophezeiten weltweiten Zusammen- bruch der Computersysteme gefährdet ist. Die Jahrtausendwende wird global gefeiert, ob- wohl der Wechsel zum Jahr 2000 nur nach der christlichen Zeitrechnung stattfindet. Weil aber die christlich geprägten westlichen Staa- ten Politik, Wirtschaft und Kultur der ganzen Welt dominieren, überlagert ihre Zeitrech- nung die anderen Kalender. Das "Wendebewusstsein" Die anstehende Jahrtausendwende ist der Hö- hepunkt einer Entwicklung, in der die Men- schen nur allmählich Kenntnis von diesen "runden Daten" erhalten haben. Die mittelal- terliche Gesellschaft zählte die Jahre nach den Regierungszeiten des Landesherrn oder des Papstes. Nur in den Klöstern gab es das Be- wusstsein für die Jahreszählung "nach Christi Geburt". Trotz des allgegenwärtigen Bewusst- seins vom bald bevorstehenden Jüngsten Ge- richtscheint 'deshalb der in der biblischen Apokalypse nach einem " 1 OOO-jährigen christ- lichen Reich" prophezeite Weltuntergang nur von wenigen Zeitgenossen konkret mit dem Jahr 1000 in Verbindung gebracht worden zu sein. Es ist ein Mythos des 19. Jahrhunderts, dass die auf das Jahr 1000 projizierte Welt- untergangsangst ein Massenphänomen gewe- sen set. Als Papst Bonifaz VIII. das Jahr 1300 zum Heiligen Jahr erklärte, in dem Rompilger den 50 großen Ablass ihrer Sündenstrafen erlangen konnten, gab er erstmals einer Jahrhundert- wende Bedeutung. Er bestimmte, dass ein sol- ches Jubeljahr alle hundert Jahre stattfinden sollte. Damit definierte die Kirche das Jahr- hundert als eine besondere Zeitspanne. Da man jedoch bereits 1350 wieder als Heiliges Jahr ausrief und dieses bald sogar im 25-jähri- gen Rhythmus stattfand, entwickelte sich die Jahrhundertwende nicht zu einem besonderen kirchlichen Datum. Die Pilgerströme der Ju- beljahre waren viel zu ertragreich für die Kas- sen Roms, als dass man sie nur alle hundert Jahre hätte begrüßen wollen. 1500 waren es noch immer nur wenige Intellektuelle, die sich der Jahrhundertwende bewusst waren. Zu ih- nen gehörten der Humanist Kontad Celtis und der Maler Albrecht Dürer. Doch im 16. Jahrhundert wurde schließlich der entschei- dende Schritt zur Bewusstwerdung der Jahr- hundertwende vollzogen: Zwischen 1559 und 1574 erschienen die "Magdeburger Zentu- rien" J eine protestantische Kirchengeschichte, die die Zeit seit Christi Geburt thematisierte und dabei erstmals die "Hundertschaft" der Jahre .als Ordnungsprinzip der Geschichts- schreibung einführte. Nun war das Jahrhun- dert und damit auch die Jahrhundertwende definiert. Die folgende Jahrhundertwende 1600 war ganz vom Glaubensstreit zwischen Katho- liken und Protestanten geprägt. Die Beach- tung der Jahrhundertwende entlud sich des- halb in polemischen Predigten protestanti- scher Geistlicher gegen die durch protestan- tische Länder ziehenden Katholiken, die im Heiligen Jahr 1600 des Ablasses wegen nach Rom pilgerten. .. Karlsruhc: in der Zukunft 2000" mit Bahnhof am Lautc:rbc:rg, Autorc:nnbahn und BalJonverkc:hr Karisruhc:~Nc:w York. Die Wende um 1700 1700 gab es dann erste wirkliche Würdigun- gen und auch Feierlichkeiten zur Jahrhundert- wende. In zahlreichen Ländern wurden zu die- sem Anlass Gedenkmedaillen geprägt. Die protestantischen Länder schlossen sich 1700 dem bereits 1582 eingeführten Gregoriani- schen Kalender an. Das vergangene Jahrhundert wurde nun erstmals rückblickend betrachtet. Für die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert lässt sich der Streit um den richtigen Termin der Jahrhundertwende dokumentieren, ein Beleg, dass die Jahrhundertwende jetzt von größeren Kreisen beachtet wurde. Die Argumente gli- chen schon damals weitgehend denjenigen, die auch jetzt im Hinblick auf das Jahr 2000 diskutiert werden. Als mathematisch korrekt galt, dass das Jahrhundert erst mit dem Über- gang zum Jahr 01 wendet. Doch hatre der 51 Wechsel von drei Ziffern in der Jahreszählung von 1699 auf 1700 schon in jenen Tagen eine so große emotionale Bedeutung, dass viele die Jahrhundertwende auf 1700 datierten. Die Wende zum 19. Jahrhundert wurde allerdings in den meisten Ländern, auch in Baden, auf das Jahr 1801 festgelegt. Die Aufklärung entwickelte eine ausge- prägte Sehnsucht nach einer friedvollen Welt und auch politische Perspektiven zu ihrer Gestaltung. Dazu gehörten: republikanische Verfassung, freier Föderalismus der Staaten u. a. Zeitlich parallel dazu versuchte das revo- lutionäre Frankreich jedoch, seine politischen Ideen auf dem europäischen Kontinent durch- zusetzen, was seit 1792 zu den beiden Koali- tionskriegen führte . Doch exakt zur Jahrhun- dertwende zeichnete sich Frieden ab, weshalb vielfach die Verbindung zwischen Jahrhun- dertwende und Friedenshoffnung formuliert wurde. Kaclsruhe um 1800 Die "Kar/sruher Zeitung" berichtete in ihrer Ausgabe vom 2. Januar 1801 auf der Titelseite von der Unterzeichnung des Waffenstillstands- abkommens zwischen dem siegreichen Frank- reich und Österreich, das dann am 9. Februar 1801 zum Frieden von Luneville führte. Die Zeitung zog das Fazit: "Dieses ist das wohl beste Geschenk, welches wir unseren geehrtes- ten Lesern am Anfang dieses neuen Jahrhun- derts geben können." Aus Anlass des Friedens von Luneville kon- zipierte der Karlsruher Mechanikus Friedrich Drechsler eine "Ballonerie", die er nach eigenen Angaben in Straßburg und Nancy veranstalte- te. Als England und Frankreich am 1.10.1801 Präliminarien unterzeichneten und damit der Weg frei war für den Kongress von Amiens, der am 27. März 1802 zu einem weiteren Frie- densschluss führte, wollte Drechsler die "Bal- lonerie" in Karlsruhe wiederholen. Noch im Oktober 1801 annoncierte er deshalb in der "Karlsruher Zeitung", dass er einen ca. 6 Me- ter hohen Heißlufi:ballon über dem Karlsruher Schloss steigen lassen wolle. Am Ballon sollten zwei Transparente befestigt sein, eine Allegorie des Friedens und "Deutschlands Genius mit der Harfe". Das Ptojekt musste jedoch vorfi- nanziert werden, weshalb Drechsler einen mehrfarbigen Kupferstich drucken ließ, auf dem das Karlsruher Schloss samt der "Ballone- rie" abgebildet ist. Die Bildunterschrifi: drückt in deutscher und in französischer Sprache noch einmal die Friedenshoffnung der Zeit um 1800 aus. Sie lauret: ,,Abbildung des von dem Me- chanicus Drechsler auf dem Schloss Platz zu Carlsruhe in die Hoehe gelassenen Denkmals des uns den Frieden bringenden Neunzehenten Seculi." Der Absatz der Kupferstiche scheint jedoch nicht ausreichend gewesen zu sein - womöglich deshalb, weil Drechsler nachgesagt wude, die "Ballonerien" in Straßburg und 52 Nancy wären misslungen. Jedenfalls ist von der Realisierung des Spektakels in Karlsruhe nichts überliefert. Der Termin für den Beginn des 20. Jahr- hunderts wurde in Deutschland an oberster Stelle festgelegt, nämlich von Kaiser Wilhe1m 11., höchstpersönlich. Am 4.12.1899 fragte Reichskanzler Hohenlohe-Schillingfürst mir einem Telegramm beim Kaiser an, wann der Beginn des neuen Jahrhunderts zu feiern sei. Eine Entscheidung war dringend erforderlich, denn der Termin musste noch mit den deut- schen Ländern koordiniert werden. Die Ant- wort, die der Kaiser unter das Telegramm schrieb, enthielt einen Schreibfehler, der zeigt, wie schwer dem Monarchen die neue Jahres- zahl von der Hand ging. Er schrieb: ,,Am I. Januar 1899. Wi[lhelm)". Fin de siecle oder Modeme um 19001 In Baden reagierte man unterschiedlich auf diese Anweisung. Der "Badische Beobachter" fürchtete den Spott der Franzosen über die deutsche Kaisertreue. Der "Volksfreund" ver- trat die Linie des Kaisers, zumal der frühe Ter- min der Jahrhundertwende dem Volksgeist entspräche. Offizielle Feierlichkeiten scheint es in Ba- den nicht gegeben zu haben. Wie die Groß- herzogliche Familie Silvester und den Neu- jahtstag verbrachte, ist in der Karlsruher Stadt- chronik für das Jahr 1900 ausführlich geschil- dert. Die Jahrhundertwende wird am Ende des Berichts nur beiläufig erwähnt. An der Jahrhundertwende 1900 kontras- tierten unterschiedlichste Stile, Stimmungen und Zukunfi:svorstellungen: Fin de siecle und Decadence gegen Jugendstil und Moderne. Das Elend des Proletariats in den großstädti- schen Hinterhofbauten war ebenso Realität wie die Vorstellungen von unbegrenztem tech- nischem Fortschritt, den Elektrizität, Automo- bil und Luftschifffahrt symbolisierten. Auch die politischen Vorstellungen divergierten ex- trem: Nationalismus und Weltmachtgedanke standen Sozialismus, Friedensbewegung und Frauenemanzipation gegenüber. Der Phantasie, wie die Zukunft aussehen könnte, war um 1900 keine Grenze gesetzt. Hier kam vor allem der Glaube an die umfas- senden Möglichkeiten der Technik zum Tra- gen und führte zu den kühnsten Vorstellun- gen. Für Karlsruhe wurde - wie auch für meh- rere andere Städte - eine Verkehrsutopie auf einer Postkarte dargestellt, die vor 1904 ent- stand. Unter dem Motto "Karlsruhe in der Zukunft" wurden über einer Ansicht des Marktplatzes mit Hilfe einer Photocollage künftige Verkehrsmittel dargestellt. Übei den Dächern erscheinen die Luftschiffe - eine Gondelbahn führt nach München, eine Bal- lonlinie verbindet die badische Residenz mit New York. Die Vorstellungen auf der Straße waren konkreter. Der dargestellte Autounfall, bei dem ein Fußgänger zu Schaden kommt, war um 1900 schon sehr realistisch, denn die schnellsten Automobile erreichten bereits über 100 km/ho Auch die dargestellte Straßenbahn wurde kurz nach der Jahrhundertwende Rea- lität. Die erste Linie in Karlsruhe verkehrte um 1910. "Rückkehr in die Zukunft" heißt darum zu Recht im Untertitel die kommende Landes- ausstellung "Jahrhunderrwenden 1000-2000", die im Karlsruher Schloss vom 11. Dezember 1999 bis 5. Mai 2000 stattfindet. JUTTA DRESCH 10 Jahre ,,Arbeitsstelle Bertolt Brecht" in Karlsruhe Die ,,Arbeitsstelle Bertolt Brecht" (ABB) wur- de im Februar 1989 eingerichtet und im Juni 1989 in Anwesenheit von Rektor und Kanzler der Universität Karlsruhe, Prof. Dr. Heinz Kunle und Dr. Gerhard Selmayr, des Kultur- referenten der Stadt Karlsruhe, Dr. Michael Heck, des Leiters des Suhrkamp Verlags, Dr. Siegfried Unseld, sowie Vertretern des Aufbau- Verlags, Berlin und Weimar, des Metzler Ver- lags, Stuttgart, und der Medien eröffnet. In die- sem Rahmen fand ein Festkolloquium statt, auf dem die Mitherausgeber der neuen Brecht- Ausgabe Prof. Dr. Werner Mittenzwei und Dr. h. C. Werner Hecht Vorträge zu Brechts Werk hielten und anschließend eine Podiumsdiskus- sion der Herausgeber stattfand. 53 Vor der "Wende" Die ABB hat sich bis 1998 vor allem der Edi- tion der Großen kommentierten Berliner und Frankfurter Ausgabe der Werke Brechts (GBA) in dreißig Bänden gewidmet und war an ihr mit der Erarbeitung von acht Bänden (fünf Bände Gedichte, drei Bände Prosa) maßgeb- lich beteiligt. Die Ausgabe wurde 1998 abge- schlossen und liegt - außer dem Registerband, der noch im Druck ist - in 33 Teilbänden mit über 20.000 Seiten vor. Die Ausgabe, die 1985 erstmals der Öf- fentlichkeit vorgestellt wurde, begann als ein Pilot-Projekt deutsch-deutscher Zusammenar- beit. Der Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M., der die Rechte am Werk Brechts besitzt, und der Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar hatten beschlossen, eine textidentische Ausgabe der Werke Brechts gemeinsam zu veranstalten und dazu ein paritätisch besetztes Herausgebergre- mium zu berufen: Dr. Werner Hecht (Berlin) und Prof. Werner Mittenzwei (Berlin) aus der DDR sowie Prof. Dr. Klaus-Detlef Müller (Tübingen) und mich aus der Bundesrepublik. Diese Zusammenarbeit, die für das deutsch- deutsche Kulturabkommen (1986 eine we- sentliche und initiierende Rolle gespielt hat, wurde von den Medien in der Bundesrepublik und im Ausland als "Sensation" (FAZ) und als "Jahrhundertabkommen" (NZZ) sowie als "Editorische Wiedervereinigung eines unge- teilten Klassikers" (Bücherpick. Schweiz) be- wertet. In der DDR galt die Ausgabe als Prestige- Projekt, das von allen zuständigen staatlichen Institutionen - bis hin zum Ministerrat der DDR - unterstützt sowie mit großen finanzi- ellen Investitionen und durch die Abordnung von zahlreichen Mirarbeitern gefördert wurde. " ... es kommt wahrlich einer Sensation gleich, verdient Bewunderung und Respekt. Man übertreibt gewiss nicht, wenn man dieses Un- ternehmen das spektakulärste auf dem Feld der verlegerischen Zusammenarbeit zwischen bei den deutschen Staaten nennt", schrieb z. B. Franz Josef Görtz in der Frankfimer Allgemei- ne Zeitung am 18.9.1985. Da das Bertolt- Brecht-Archiv (BBA) in O stberlin angesiedelt war (jetzt Berlin Mitte), mussten mei~e Mit- arbeiterinnen/Mitarbeiter und ich - um jeden Text an den Orginalen zu überprüfen - uns häufig wochenlang in Berlin aufhalten. Für diese Aufenthalte erhielten wir eine Art Diplo- matenstatus, der es uns ermöglichte, zu DDR- Zeiten in ostberliner Hotels zu übernachten, so dass wir nicht täglich die Grenze wechseln mussten und in der Nähe unseres Arbeitsplat- zes waren. Für unsere Arbeiten erhielten wir 54 alle mögliche petsonelle und sonstige Unter- stützung (z. B. durften wir - was sonst in der DDR ausgeschlossen war - alle Dokumente des BBA, die wit benötigten, kopieren und nach Karlsruhe mitnehmen). Arbeitsfeld Karlsruhe Die Arbeit in Karlsruhe begann 1985 zunächst in den beschränkten und beengten Räumlich- keiten des Instituts für Literaturwissenschaft. Die Stadt Karlsruhe und ihr Kulturreferat ha- ben dann in einer großzügigen Hilfsaktion dafür gesorgt, dass das Arbeitsteam in Sachen Brecht über geeignete Arbeitsräume verfügen konnte. Für dreieinhalb Jahre bezog die ABB die neu hergerichteten, freundlichen Räume in der Kapellenstraße 22. Die Badische Beamtenbank Karlsruhe sorgte, auf Vermittlung des Rektors der Uni- versität, durch ihren Vorsitzenden, Prof. Dr. Egon Kremer, mit einer großzügig bemesse- nen Spende für die Neueinrichtung der Räu- me sowie für eine neue Computerausrüstung. die es ermöglichte, die in Karlsruhe entstehen- den Bände der neuen Ausgabe satzfertig einzu- richten sowie die umfangreichen Registerar- beiten zu erledigen. Die Universität Karlsruhe, die sich ihrer geisteswissenschaftlichen Fächer schon immer mit besonderer Verantwortung angenommen hat, finanzierte die laufenden Betriebskosten der ABB und stellte die Mittel für die wissen- schaftlichen Hilfskräfte bereit; eine halbe Stel- le für eine Hilfskraft mit Examen wurde von der DFG finanziert. Die BNN bezeichneten in ihrem Bericht zur Eröffnung der ABB die- ses "bislang einmalige Zusammenwirken von der Stadt, Universität und Wirtschaft" als "Karlsruher Musterbeispiel". Die Eröffnung der ABB fand ein breites überregionales Echo. Inzwischen residiert die ABB in der Kro- nenstraße 30 in zwei großen Räumen, da die Wohnung in der Kapellenstraße wegen Fehl- belegung geräumt werden musste. Die Uni- versität Karlsrube trägt nun alle Kosten. Für die Zeit vom 1.I .1994 bis zum 30.6.1997 haben das Land Baden-Württem- berg und die Universität der ABB zwei BAT- lIa-Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter- innen und Mitarbeiter zugewiesen, die von Bri- gitte Bergheim M. A. und Michael Duchardt M. A. wahrgenommen wurden. Um die ABB zu erhalten, haben wir uns bereits während der Abschlussarbeiten an der Brecht-Ausgabe um ein Folgeprojekt bemüht. Nachdem die DFG ein multimediales Pro- jekt zum Dreigroschenstoff, das mit dem ZKM realisiert werden sollte, abgelehnt hatte, haben wir die Fritz Thyssen Stiftung in Köln gewonnen, die "Neukonzeption und Neube- arbeitung des Brecht-Handbuchs" zu finanzie- ren. Dieses Handbuch, das sich am neuen Goethe-Handbuch beim Verlag]. B. Metzler orientiert, wird wie dieses vier Bände mit jeweils 600 Seiten umfassen und von mir he- rausgegeben. Als wissenschaftlicher Beirat wir- ken 16 Wissenschaftler aus den USA, aus Ir- land und aus Deutschland mit. Die Redakti- on übernimmt Brigitte Bergheim, die bewähr- te Mitarbeiterin der ABB. Das Unternehmen wurde begonnen mit einer Aurorenkonferenz in Katlsrube, die vom 14.-16. Mai 1999 statt- fand . Wenn dieses Projekt erfolgreich abge- schlossen wird, hat Brecht nach und neben Goethe den Status des zweiten großen deut- schen Autors inne. Arbeitsmittel und Ergebnisse Die ABB verfügt über eine private Spezial bi- bliothek zu Brecht, die ca. 1.200 Bände um- fasst. Darunter befinden sich die bisherigen Ausgaben Gesammelter Werke Brechts, einige, z. T. wertvolle Erstausgaben, die wesentliche Sekundärliteratur zu Brecht sowie viele Nach- 55 • ... 4 •• I,,,,,. oe ", "" . ..... . , .... ... "" • • "" .•• ~ • • U ft ... . ... • ,_. ~ • • • , .... 0"-" .. ... tot. 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Das weitaus meiste Ma- terial stammt aus dem Bertolt-Brecht-Archiv (BBA) in Berlin: Kopien der Textüberlieferun- gen (zum internen Gebrauch), die der ABB als Dauerleihgaben zur Verfügung gestellt worden sind. Hinzu kommen die Erstdrucke, meist in Kopien, die aus aller Welt zusammengesam- melt wurden, Zeitdokumente aus der ganzen Weltgeschichte, die für den Kommentar (Ent- stehungsgeschichte) notwendig waren, Quel- len und Vorlagen, die die bei Brecht verarbei- tete Weltliteratur betreffen, vom alten China und von der klassischen Antike über SheIley, Shakespeare bis zu Sindair oder Mao Tse-tung oder Johannes R. Becher, die ebenfalls für die Kommenrierung benötigt wurden. Diese Dokumenten-Sammlung zu Brechts Werk, die um weiteres Material aus Berlin zur Biographie, zu den Schriften sowie zu den diversen Journalen, die Brecht geführt hat, erweitert ist, beruht auf dem neuesten For- schungsstand und ist - sowohl, was ihren Um- fang angeht, als auch hinsichtlich ihrer Voll- ständigkeit - einzigartig. Erstellt wurden die Bände der Großen Aus- gabe - was heute nichts Besonderes mehr ist, 1985, aber, als wir mit der Arbeit begannen, Pilot-Funktion hatte - ausschließlich per Computer, das heißt, dass nicht nicht nur die Kommenrare, jeweils ca. 150-200 Seiten ei- nes Bandes, sondern auch die Texte Brechts geschrieben und für den Sarz eingerichtet wur- den. Das hatte den Vorteil, dass keine fremde Hand mehr in die Texte eingreifen konnre und folglich auch keine späteren Satzkorrekturen mehr anfielen: Die in der ABB geschriebenen und korrigierten Dateien stellten so bereits die letzte Stufe zum endgültigen Satz dar. Ein weiterer Vorteil ist, dass diese Texterfas- sung für die in Karlsruhe bearbeiteten Brecht- sehen Werke die Grundlage bilden kann für eine Auswertung bzw. Analyse der betreffen- den Texte durch modernste Datenverarbei- tungssysteme. So werden die fünf Karlsruher Lyrik-Bände zur Zeit an der Brighan Young University, Provo, Utah/USA, für eine Chro- nologie der Gedichte Brechts ausgewertet. Weiterhin wurden in einer gesonderten Datenbank alle "äußeren" Daten für jedes Gedicht einzeln abgespeichert: Textüberliefe- rungen, Erstdrucke, Drucknachweise in den bisherigen Ausgaben, Alternativtitel u. a.: ca. 4.600 Datensätze. Eine solche Datenbank wurde auch für die Prosa erstellt und umfasst 2.600 Datensätze. Sieht man von der notwendigen Einarbei- tungszeit ab, hat die Karlsruher ABB mit ihren 56 acht Bänden der Großen kommenrierten Ber- liner und Frankfurter Ausgabe durchschnitt- lich anderthalb Jahre pro Band Arbeitszeit benötigt. Dabei ist zu bedenken, dass der Karlsruher Herausgeber bis Ende 1992 mit nur zwei halben wissenschaftlichen und einer studentischen HilfskraftsteIle auskommen musste. Die Kommentare allein. die enger gedruckt sind und zwischen 150 und 200 Sei- ten umfassen, entsprechen je einer Buchpubli- kation. Da zudem die vier Herausgeber der Ausgabe für alle 33 verantwortlich zeichneten, mussten sie über schriftliche Gurachten und Herausgeberkonferenzen, die abwechselnd in Frankfurt und Berlin stattfanden, zu jedem Band einzeln Stellung beziehen, die Konzep- tion und den Inhalt verantworten sowie den jeweiligen Bearbeitern und Bearbeiterinnen beratend zur Seite stehen. Schließlich fielen noch umfangreichere Arbeiten für den Registerband an, der im Herbst 1999 erscheinen wird. Internationale Verbindungen Die ABB ist inzwischen international bekannt und wird von vielen Gästen aus den USA, China, Japan, Korea, Indien u. a. aufgesucht und auch, z. T. über längere Zeit, als Arbeits- stätte genutzt. Ich erhielt u. a. Einladungen nach Korea, China, Chile, Japan, in die Ukrai- ne, nach Italien, Griechenland und Däne- mark. Besonders eng sind die Beziehungen zur Brecht-Gesellschaft in Korea. Mit dieser Ge- sellschaft zusammen sind bereits mehrere Buch-Publikationen realisiert worden. Drei Symposien, von denen ich zwei geleitet habe, fanden zwischen 1991 und 1998 in Seou! statt. Überdies gibt es einen Partnerschaftsvertrag zwischen der Chosun University in Kwang-ju und der ABB. JAN KN O PF Zahlenwende! Zeitenwende? Unser Verstand sagt uns, dass 2001 das neue Jahrtausend anbrechen wird. Unsere Gefühle werden aber von der Magie der Zahl 2000 ge- bannt. Wir brauchen solche Einschnitte, auch in unserem privaten Leben, um bilanzieren zu können. Mit einem hegelianischen Fortschritts- optimismus tun wir uns heute trotz des Wohl- standes schwerer als viele Karlsruher vor 100 Jahren, da man das neue Maschinenzeitalter feierte. Computer und Internet werden zur Zeit die Prognosen für kommende Jahtzehn- te füllen, immer etwas unscharf, wie der Blick in die Zukunft es nun einmal bedingt. Aber ein Blick in die Geschichte der letzten 100 Jahre gewährt genauereAuskünfte. In die- ser Ausgabe dominiert der Blick zurück ohne Zorn. Über das Grausige, Menschenverach- tende in der ersten Jahrhunderthälfte haben wir schon vieles berichtet und werden es weiterhin tun, denn solche Erinnerungen können viel- leicht auch Grundlage für eine Zeitenwende sein und unsere Haltung bestärken: so nie wieder! Doch es gab auch anderes, und positi- ve Entwicklungen sollten wir darüber nicht vetgessen. Nicht zuletzt wird das Universitäts- jubiläum im kommenden Jahr eine weitere Brücke über die Epochen schlagen, wohl nicht im Zorn gebaut. LEONHARD MÜLLER Karlsruhe um 1900 - die kaisertreue Residenz An einen Jahrhundertwechsel werden immer viele Erwartungen und zugleich Ängste wie Hoffnungen geknüpft. Wie sah die Stim- mungslage in der Karlsruher Bevölkerung dazu hundert Jahre früher aus? Damals gab es zwar noch keine Meinungsumfragen, doch lassen einige Berichte von Zeitgenossen darauf schließen. Monarchismus "In treuer Gesinnung, in liebevoller herzlicher Verehrung blickt der Karlsruher zu dem ehr- würdigen Großherzog Friedrich, zu der edlen Großherzogin Luise empor .... Mit der innigs- ten Anhänglichkeit an die badische Heimat ver- bindet der Karlsruher die wärmste Hingebung 57 an das große deursche Vaterland", schreibt Stadthistoriker Friedrich von Weech 1904 und führt diese Charakterisierung noch zu einem Höhepunkt: ,,In nationaler Gesinnung wissen sich alle Einwohner dieser Stadt einig, mögen sie auch sonst durch Verschiedenheit der poli- tischen und kirchlichen Anschauungen und Grundsätze getrennt sein. Sie stehen fest und treu allzeit zu Kaiser und Reich". Der Boom an Paraden, Festumzügen und Denkmalserrichtungen zu Ehren der Reprä- sentanten der Monarchie in dieser Zeit, scheint diese Worte zu belegen. Dass sich die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten in der Verehrung des Kaisers wohl einig waren, wird an folgendem Beispiel deutlich. 1893 besuchte Kaiser Wilhelm 11. Karlsruhe. Um Srandbild der Clio im Sradrmuseum. ihn würdig zu empfangen, nahmen zahlreiche Vereine der großherzoglichen Residenz sowie die Schülerinnen und Schüler der in Karlsruhe vertretenen Bildungseimichrungen vom Bahn- hof bis zum Schloss Aufstellung. Ein damals im Druck herausgegebener Stellplan infor- miert uns nicht nur darüber, wo die einzelnen Vereine und Schulen Spalier zu stehen hatten, sondern gibt Aufschluss über die gesellschaft- liche Zusammensetzung der Jubelparade. So finden wir hier neben den vorwiegend aus bür- gerlichen Honoratioren bestehenden Gesang- vereinen auch Vertreter der Arbeitervereine, neben Krieger- und Militärvereinen, Schützen 58 und Turner, den Ruderclub neben dem Rad- fahrerbund und dem Athletenclub, höhere Töchter neben Gymnasiasten, Studenten neben Volksschülern usw. Sicher waren nicht alle der damals schon fast 200 in Karlsruhe vorhandenen Vereine vertreten, doch zumin- dest ein großer Querschnitt. Dass sogar eigentlich konträr laufende po- litische Überzeugungen in einfachen Kreisen durchaus mit dem Patriotismus für Kaiser und Reich einhergehen konnten, erfahren wir aus dem Bericht des evangelischen Arbeitervereins über die bescheidenen Wohnverhältnisse sol- cher Familien: "Der Wert des Mobiliars, wel- ches ein Arbeiter sein eigen nennt, schwankt zwischen 500 und 800 Mark. Vorhänge an den Fenstern und kleine Teppiche auf den Fußböden oder Decken auf den TIschen sind die Regel. Vielfach werden Blumen gepflegt, auch Vogelzucht betrieben. An Bildern sieht man die bekannten Öldruckbilder, irgendeine Landschaft darstelle~d. Außerdem findet man gewöhnlich das Bild des Mannes aus seiner Soldatenzeit, daneben oft Lassalle oder Marx, aber auch der erste deutsche Kaiser .... " Erinnerung an 1870/71 Gerne erinnerte man sich an die "heroischen Zeiten" des siegreichen Krieges gegen Frank- reich 1870/71. So war am Festplatz ein zelt- artiger Rundbau errichtet worden, das so- genanme Panoramagebäude, in dem Rundbil- der von damals namhaften Historienmalern gezeigt wurden, die zumeist Gefechte des deutsch-französischen Krieges, aber auch an- dere Schlachten darstellten. Der Eintritt in dieses Szenario kostete 50 Pfg., "für Militär und Kinder die Hälfte". Als nach der Jahrhun- dertwende mehrere Kinos in Karlsruhe eröff- net wurden, konnte diese Einrichtung dem Konkurrenzdruck des neuen Mediums aller- dings nicht lange standhalten. Natürlich war der allgemein verbreitete Patriotismus von der Obrigkeit gewollt und wurde nach Kräften unterstützt. So wurde z. B. die Errichtung des gewaltigen Kaiser-Wilhelm- Denkmals am Mühlburger Tor zur Gänze aus der Stadtkasse finanziert. 200 000 Mark waren hierfür von den Stadtverordneten bewilligt worden. Der vom Großherzog favorisierte Entwurf eines Reiterstandbildes von Bildhauer Adolf Heer wurde daraufhin in Bronze ausge- führt und das Denkmal am 18. Oktober 1897, dem Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig, eingeweiht. Oberbürgermeister Schnetzler hielt eine überschwengliche Rede auf die Ruhmes- taren Wilhelms 1., der nun "immerdar auf eine patriotische Bürgerschaft herniederschauen " könne, die bereit sei, lImit Gut und Blut für die Erhaltung des Vaterlandes einzustehen, das ihr der große Kaiser geschaffen hat". Der Ein- weihungsfeierlichkeit wohnten neben den Ver- tretern des Militärs, den Mitgliedern der groß- herzoglichen Familie und mehreren deutschen Fürsten auch wieder fast alle Vereine und Schulen bei. Die ikonographischen Details des Denkmals sind von Manfred Großkinsky und Meinhold Lutz ausführlich gewürdigt worden. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Lutz meint, Kaiser Wilhe1m sei nicht nur als siegreicher Feldherr und Reichseiniger darge- stellt, sondern der Typus des Reiterstandbildes gehe auf 1849 zurück, als der damalige Prinz von Preußen an der Spitze einer Armee in die badische Residenz einritt, um die Revolution niederzuschlagen. Insofern war die Idee von 1998, zum 150-jährigenJubiläum der Revolu- tion in Baden das Denkmal mit fiktiven To- tenschädeln der hingerichteten oder ums Le- ben gekommenen Demokraten zu garnieren, gar nicht einmal so abwegig. Zur Zeit der Ein- weihung des Denkmals, dachte man aber nicht mehr an dieses Kapitel der badischen Geschichte. Dazu boten die damals am Fuße des Sockels angebrachten Allegorien auch kei- 59 nen Anlass. Dem Kaiser voran schritt Viktoria, die Göttin des Sieges, mit einem LorbeetzWeig in der Hand, hinter ihm saß Klio, die Muse der Geschichtsschreibung, die die Namen der Hauptstädte der eroberten "Reichslande El- sass-Lothringen" Straßburg und Metz in ihr Geschichtsbuch notierte. Die Wappen der ehemals französischen Territorien hatte Klio ebenfalls für sich vereinnahmt. Die Allegorien wurden im Zweiten Weltkrieg zusammen mit den seitlich des Sockels angebrachten Bronzen eines schwerthaltenden Löwen und eines badi- schen Greifen für Rüstungszwecke einge- schmolzen. Lediglich die beiden Seitenreliefs, die die Kaiserproklamation in Versailles und den Einmarsch badischer Truppen darstellen, sind heute noch am Sockel vorhanden. Ein Abguss des noch in Privatbesitz befindlichen Gipsmodells der Klio kann aber im Stadt- museum im Prinz-Max-Palais besichtigt wer- den. Dort befinden sich im Übrigen noch ande- re Exponate, die zur Darstellung des hier be- handelten Themas herangezogen werden kön- nen, etwa die Fahne des Karlsruher Militärver- eins, der wohl kutz nach den Kriegsereignissen von 1870/71 gegründet worden ist. In ihm hatten sich zumeist ehemalige Soldaten zu- sammengeschlossen, die am deutsch-französi- schen Krieg teilgenommen hatten und nun zu geeigneten Anlässen mit Festveranstaltungen und Paraden an glorreiche Zeiten erinnern wollten. So nahm der Militärverein 1877 auch an den Einweihungsfeierlichkeiten des von der Stadt Karlsruhe ebenfalls finanzierten Krieger- denkmals auf dem Alten Friedhof teil, mit dem der gefallenen deutschen Soldaten des 70/71er Krieges gedacht werden sollte. In der Folge sollten noch zahlreiche Kriegerdenkmä- ler an anderen Stellen im Stadtgebiet für badi- sche Truppenteile oder für die gefallenen Ein- wohner in den Stadtteilen errichtet werden, etwa 1887 in Mühlbutg ebenfalls unter Betei- ligung des dortigen Militärvereins. Sie sollten die Erinnerung an den siegreichen Feldzug und den "Kampf um Deutschlands Einheit" in der Bevölkerung stets wach halten. So steht auch das 1904 vor der damaligen Festhalle errichtete Bismarckdenkmal in dieser Traditi- on. das den "eisernen Kanzler" als Reichsgrün- der darstellt. der nach der Kaiserproklamation in Versailles bereits die Landkarte mit den neuen Grenzen des Deutschen Reiches in der Hand hält. Auch hier schmückte den Sockel ein geflügelter Genius mit den Palmen des Sieges. der 1940 der Metallspende zum Opfer fiel. nach dem Krieg versetzte man das Denk- mal an seine heutige Stelle vor das Bismarck- Gymnasium, so dass seine ehemals monumen- tale Wirkung völlig verloren ging. "Kolonialismus" In der Kaiserzeit konnte jedoch auch auf ei- nem anderen Feld der Reichspolitik der Patri- otismus angeheizt werden. nämlich mit der Erwerbung der deutschen Kolonien in Afrika. im Pazifik und in Asien. ·So feierte der Redak- teur der in Karlsruhe erscheinenden Badischen Landeszeitung am Vorabend des Jahres 1900 die inzwischen seiner Meinung nach eingetre- tene Großmachtstellung des Deutschen Rei- ches: .. Deutschland will nun nicht länger im Lande der Träume verweilen. da die Welt ge- teilt wird. Wir mUSSten unser Sinnen und Trachten auf die nationale Gestalrung be- schränken und uns das Weltbürgertum abge- wöhnen. aber nachdem wir durch die Kraft unseres Volkes und die Staatskunst Bismarcks den nationalen Boden gewonnen haben. führt uns der Kreislauf der Dinge wieder zu einer internationalen Betrachtung zurück. ... Nur im höchsten Wetteifer der Nationen. die ihre Besonderheit aufrecht erhalren wollen. wird der Menschheit höchstes Gut errungen. Wenn vor hundert Jahren der Rhein Deutschlands 60 Grenze. nicht Deutschlands Strom geworden war. wenn vor 50 Jahren die bescheidenen Anfänge deutscher Flotte von dem Engländer mit der Behandlung der Seeräuberschiffe be- droht wurden und schließlich unter den Ham- mer kamen. so dürfen doch heute auch die enthusiastischsten Anhänger der Flottenver- stärkung und Weltmachtpolitik Deutschlands sich ungeahnten Fortschritts erfreuen. da die Ausbeute der Handelsflotte die Eifersucht des reichsten Volkes wachruft und die deutsche Flagge über Kamerun und Samoa. den Karo- linen und Kiautschou weht." Noch deutlicher formulieren diese Ziele die goldenen "Kaiser- worte" Wilhe1ms 11.. die in das seit der Jahr- hunderrwende in mehreren Auflagen erschie- nene .. Badische Realienbuch " Eingang gefun- den haben. das füt den Unterricht natürlich auch an Karlsruher Schulen bestimmt war: .. Das mächtige deutsche Heer gewährt einen Rückhalt dem Frieden Europas. Weithin zieht unsere Sprache ihre Kreise auch über die Mee- re. weithin geht der Fluss unserer Wissenschafi und Forschung. Und das ist das Weltreich. das der germanische Geist anstrebt .... Wenn das deutsche Volk in sich gefestet und Gott ver- trauend in die Welt hinaustritt. dann wird es auch fähig sein. die großen Kulturaufgaben zu lösen. die ihm die Vorsehung in der Welt be- stimmt hat, nach innen geschlossen, nach außen entschlossen ... " Dass diese Propaganda zu Überheblichkeit und Selbstüberschätzung führen würde. Fak- toren. die beim Kriegsausbruch 1914 durch- aus eine Rolle gespielt haben. war den Zeitge- nossen sicherlich noch nicht bewusst. Auf der anderen Seite wurde mit geeigneten Maßnah- men das Heimatgefühl gestärkt. um den inne- ren Zusammenhalt der Bevölkerung zu för- dern. Dazu zählten die Heimat- und Trachten- feste. die in Karlsruhe gleich mehrfach vor- zugsweise zu Jubiläen der großherzoglichen Familie veranstaltet wurden. Trachten aller Art "Die Trachtenpflege der monarchistischen Epoche hatte ihre wichtigste Motivation aus der Verehrung für das Fürstenhaus bezogen", stellt Heinz Schmitt in seiner Untersuchung über "Die Volkstracht in Baden" fest. Die in dieser Hinsicht beeindruckendste Veranstal- tung fand bereits 1881 zur Silberhochzeit des Großherzogspaars und der Vermählung der badischen Prinzessin Viktoria mit dem Kron- prinzen Oskar Gustav Adolf von Schweden und Norwegen statt. Ein riesiger Festzug war zusammengestellt worden, der aus "Schülern sämtlicher Karlsruher Schulen", Vertretern der Gemeindebehörden, Staatsbeamten, dem Mi- litärverein, der Freiwilligen Feuerwehr, den Schützengesellschaften, Gesang- und Turnver- einen, dem Ruderklub u. a. bestand. Jede Ab- teilung führte eine Reitertruppe und eine Musikkapelle an. Höhepunkt des Fesrzugs war aber der Auftritt der Landestrachten, die sich aus ganz Baden eingefunden hatten. So wurde die Stadtbevölkerung mit der ländlichen Kultur vertraut gemacht. Diesem Trachtenauftritt folgten noch weitere, so erwa 1896 ein Umzug zum siebzigsten Geburtstag des Großherzogs. Die Förderung der Heimat- kultur führte dazu, dass man alsbald auch in Karlsruher Vereinen Trachten- und Bauernfes- te feierte, indem sich die Mitglieder dement- sprechend kostümierten. So organisierte bei- spielsweise der Gesangverein Liederkranz im Jahre 1900 ein "internationales Trachtenfest". 61 Der Verein bildender Künstler sollte seit 1901 seine sich in den folgenden Jahren öfter wie- derholende "Bauernkerwe" an Fasrnacht fei- ern. Wie sich noch am Vorabend des Ersten Weltkriegs Heimarverbundenheit und Welt- machtstreben zu einem eigentümlichen Patri- otismus verbinden konnten, dafür sei ein letz- tes Karlsruher Beispiel angefuhrt. Am 16. Februar 1914 veranstaltete die Frauenorrsgruppe Karlsruhe des Vereins für das Deutschtum im Ausland in den Räumen des Museumsgebäudes "auf der Plantage Ba- denia in Kamerun" einen "Deutschen Abend". Umrahmt vom "Marsch der Schutztruppen- kapelle "und vom Sklaventanz, der "von Frau Allegri in liebenswürdiger Weise einstudiert" worden war, begrüßte der Plantagenbesitzer und seine Gattin die als Afrikareisende kostü- mierten Gäste. Neben dem von Frau Mutter vorgeführten "Tanz einer Negersklavin "wur- de u. a. von Mitgliedern des Hoftheaters das Schäferspiel "Der Kuss" zur Auffuhrung ge- bracht, der Pfadfinderbund fur junge Mädchen veranstaltete einen "Flaggenreigen". Auch die Kostümierung von Gästen in "deutschen Trachten" war den Organisatorinnen will- kommen, die damit offensichtlich den Zielen des Vereins für das Deutschtum im Ausland Rechnung tragen wollten. Nur wenige Jahre später waren die Weltmachtträume zunächst einmal ausgeträumt und auch "die gute alte Zeit" endgültig vorbei. PETER PRETSCH Aufbrüche, Niederlagen und Erfolge Die Frauenbewegung in Karlsruhe Der 1. Januar des Jahres 1900 fiel auf einen Montag. Durch einen Beschluss des Bundes- rates galt dieser Tag als Beginn eines neuen Jahrhunderts. Ganz der Symbolik eines solchen Momentes entsprechend trat an diesem Tag das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) in Kraft. Damit erhielt das deutsche Kaiserreich 29 Jah- re nach seiner Gründung ein reichseinheidi- ches Privatrecht. das seit 1809 geltende Badi- sche Landrecht verlor damit seine Gültigkeit. Bücgerliches Gesetzbucb 1900 Die Rückblicke auf das 19. Jahrhundert. wel- che in den Karlsruher Zeitungen am 30. oder 31. Dezember erschienen. klangen fast durch- weg hoffnungsfroh. Stolz blickte man auf das Erreichte zurück und nannte das verflossene Jahrhundert eines des wirtschaftlichen und sozialen FortschrittS. Das BGB. das schon 1896 beschlossen worden war. sollte das kom- mende Jahrhundert auch in diesem Sinne ein- läuten. Für die Frauen konnte das nur Anlass sein. sorgenvoll in die Zukunft zu blicken. denn dieses BGB war für die Frauenbewegung der damaligen Zeit eine Niederlage. Das nun geltende Ehe- und Familienrecht sprach der unverheirateten Frau ab 25 Jahren zwar die volle Rechtsfähigkeit zu. schrieb aber die Un- mündigkeit der Ehefrau. ihre rechtliche Unter- ordnung unter ihren Ehemann. fest. Nun wur- de endgültig deutlich. was es bedeutete. kein Wahlrecht zu haben und bei Gesetzgebungs- prozessen ausgeschlossen zu sein. Wie überall im Kaiserreich taten sich nun auch in Karlsru- he gebi ldete Frauen des Bürgertums zusam- men. um 1903 eine unentgeltliche Rechts- 62 auskunftsstelle für Frauen und Mädchen zu gründen. 1908 hatte die Karlsruher Einrich- tung 73 weibliche und 7 männliche Mitglie- der. Die Vorsitzende war Marie Rebmann. die Ehefrau des Oberschulrates und Vorsitzenden det Karlsruher Nationalliberalen Edmund Reb- mann. Die Karlsruher Rechtsauskunftsstelle kam in der Lindenschule. einer Mädchen- schule in der Kriegsstraße 44. unter. Sprech- stunde war jeden Dienstagabend von 19.00 bis 20.30 Uhr. Hier wurden Frauen über Ehe- verträge. Mündigkeits- und Vormundschafts- angelegenheiten sowie Fragen des Arbeits- rechts beraten. um nicht ganz ungeschützt der neuen Lage ausgesetzt zu sein. Kleidung, Sport, Frauenbildung Solche Eintichtungen entstanden überall in Deutschland. sie entwickelten sich zu Zentren der so genannten radikalen Frauenbewegung. welche die volle politische und gesellschaftli- che Gleichberechtigung forderte. Die Karlsru- herinnen arbeiteten eng mit dem schon seit 1897 bestehenden Verein Frauenbildung-Frau- enstudium und später mit dem 1906 gegrün- deten Verein für Frauenstimmrecht zusam- men. Gemeinsam organisierte man Vortrags- zyklen. An solchen Abenden gab es nach den Redebeiträgen häufig auch Vorführungen tur- nerischer Übungen und neuer Kleidermodel- le. Das diente nicht dem Amüsement. sondern war Ausdruck eines neuen Gesundheitsbe- wusstseins sowie des Bemühens, die Frauen aus dem gesundheitsschädlichen Korsett zu befreien und an das Turnen zur Muskelstär- kung zu gewöhnen. Dieses Anliegen fand in Emmy Schoch 1912. Karlsruhe auch von ärztlicher Seite Unterstüt- zung. 1901 war auf Betreiben des Frauenarz- tes Hermann Paull in Karlsruhe der Verein zur Verbesserung der Frauenkleidung gegründet worden. Man trat ein für eine neue, gesünde- te Form, Hir das so genannte Reformkleid, das u. a. im Modeatelier von Emmy Schoch ent- worfen und gefertigt wurde. Diese Kleider waren erst in zweiter Linie Ausdruck eines besonderen Modebewusstseins, vor allem soll- ten Frauen dadurch eine körperliche Bewe- gungsfreiheit erreichen. Nach dem Ersten Weltkrieg befreiten sich die Frauen endgültig von der einschnürenden Kleidung; unbequeme, die Bewegungsfreiheit einschränkende Kleidungsstücke wurden seit- dem zunehmend nur noch zu einem Problem des jeweils persönlichen Geschmacks. Die Teilnahme der Frauen am sportlichen Leben ist seit langem eine Selbstverständlich- keit. Schon 1927 lief die Karlsruherin Lina Betschauer bei den deutschen Meisterschaften in Breslau den Weltrekord über 800 m, im gleichen Jahr fand in Berlin das 1. Internatio- nale Frauensportfest auf deutschem Boden 63 statt. Auch die politischen Ziele der Radika- len, die zu Beginn des Jahrhunderts formuliert und, in weiren Teilen von den Sozialdemo- krarinnen ebenfalls verfolgt wurden, sind in- zwischen erreicht, obwohl es bis 1977 dauern sollte, bis im BGB die Gleichberechtigung der Ehefrau festgeschrieben wurde. Auf anderen Gebieten konnten die Frauen früher Erfolge verzeichnen. So wurde ihnen ab 1900 in Baden das Immatrikulationsrecht für Universitäten zugestanden, reichsweit erst ab 1908. Auf die Einhaltung von Arbeitsschutz- bestimmungen für Frauen und auf eine Ver- besserung der Arbeitsbedingungen der Arbei- terinnen achtete seit 1900 eine Fabrikinspek- torin. 1902 übernahm mit Marie Baum eine Frau das Amt, die noch in die Schweiz nach Zürich hatte gehen müssen, um studieren zu können. Stimmrecht fiir Frauen Seit 1910 waren die badischen Kommunen gesetzlich verpflichtet, Frauen in bestimmte Gemeinderatsausschüsse mit Stimmrecht auf- zunehmen. Die Karlsruher Stadtverwaltung begann schon in den 1870er Jahren mit Ver- treterinnen des Frauenvereins im Bereich der Armenpflege zusammenzuarbeiten. Das waren erste Schritte zur politischen Gleichberechti- gung, die allerdings erst nach der November- revolution 1918 erreicht wurde. Noch im Sommer 1918 hatte sich in der Zweiten Kam- mer des Karlsruher Ständehauses keine Mehr- heit für das Frauenwahlrecht gefunden. Dass dies reichsweit wenige Monate später durchge- setzt wurde, war vor allem ein Verdienst der SPD, die als einzige Partei vor dem Ersten Weltkrieg die politische Gleichberechtigung der Frauen in ihr Programm aufgenommen hatte. Am 5. Januar 1919 durften Frauen erstmals in Baden an die Wahlurnen treten, um die badische Nationalversammlung zu Um 1900 wurde das Radfahren zum Ausdruck der Bewegungsfreiheit. Hier ein Karlsruher Radfahrvercin mir Radfahrerinnen um 1900. wählen. Zwei Karlsruherinnen - Clara Siebert und Kunigunde Fischer - zogen in die badi- sche Nationalversammlung im Karlsruher Ständehaus. Beide waren schon lange vor dem Ersten Weltkrieg in der Frauenbewegung ak- tiv. Fischer bei den Sozialdemokratinnen. Sie- bert im katholischen Frauenbund. Clara Sie- bert wurde gegen Ende der Weimarer Repub- lik für kurze Zeit Reichstagsabgeordnete. Ku- nigunde Fischer war auch unter den ersten drei Karlsruher Stadträtinnen. Diese Entwick- lung wurde 1933 von den Nationalsozialisten abrupt beendet. Der Neubeginn auf der poli- tischen Bühne nach 1945 gestaltete sich auch in Karlsruhe schwierig und ist in der Publika- tion des Karlsruher Stadtarchivs. "Karlsruher Frauen 1715-1945" sehr genau nachzulesen. 64 Heute. im Jahre 1999 sind unter den 48 Ge- meinderäten 17 Frauen. Neue Wege seit 1949 Eines jedoch zeigte das 20. Jahrhundert mit seinen Einbrüchen 1933 bis 1945 sehr deut- lich: Es bedurfte einer rechtlichen Festschrei- bung der vollen Gleichberechtigung der Frau- en. um sie auch auf Dauer zu gewährleisten. Das wurde 1949 mit dem Art. 3 Abs. 2 des Grundgesetzes erreicht. Dass dies auch umge- setzt wurde, ist nicht zuletzt ein Verdienst des Bundesverfassungsgerichts. das seit 1951 in Karlsruhe residiert und seit einigen Jahren mit seiner Präsidentin Jutta Limbach eine Frau an der Spitze hat. Erst der Art. 3 Abs. 2 des Grundgesetzes ließ es zu. das BGB von 1900 so umzuschrei- ben. dass den Frauen die vollen Menschen- rechte auch in der Ehe zugestanden wurden. Dass sich die Politik veranlasst sah. die Gesetze dem Grundgesetzauftrag anzupassen, ist ganz wesentlich ein Erfolg der so genannten Zwei- ten Frauenbewegung. die seit den 1970er Jah- ren Themen wie das der Gewalt gegen Frauen aufgriff. die zur Jahrhundertwende noch eher als privat galten. Auch in Karlsruhe gibt es seit 1982 ein Frauenhaus. das vom Verein zum Schutz misshandelter Frauen und deren Kin- der getragen wird. Einer ähnlichen Aufgabe nimmt sich in Karlsruhe das Frauen- und Kin- derschutzhaus Sc. Antonius an. dessen Ge- schiehte 1908 zunächst als Zufluchtsheim für gefallene Mädchen. die damals gesellschaftlich geächtet waren. begann. Das alles sind nur einige Aspekte des langen Weges der Frauen in die zumindest gesetzliche Gleichberechtigung. dessen Ende am 1. Januar 1900 nicht abzuse- hen war. SUSANNE ASCHE Häuser der Stadtgeschichte 1900 - 2000 Als vor 100 Jahren in den Karlsruher Tageszei- tungen darüber debattiert wurde, ob nun am 1. Januar 1900 das neue Jahrhundert beginne oder erst ein Jahr später. gab es in Karlsruhe seit 15 Jahren ein Stadtarchiv. das diese Zei- tungen archivierte und sie bis heute der stadt- geschichtlieh interessierten Öffentlichkeit - inzwischen allerdings über Mikrofilm - zur Verfügung stellt. Das Stadtarchiv hatte seit seiner Gründung im Jahr 1885 eine positive n; -~: Im ehemal igen Wasserwerksgebäude, Ganenstraße 53 , war das Sradrarchiv von 18 96 bis 1923 untergebracht. 65 Entwicklung hinter sich. Am 10. Juli 1885 war das Orcsstatut über die Verwaltung des Städtischen Archivs erlassen und die Bildung einer sieben köpfigen Archivkommission be- schlossen worden. Ausgangspunkt dieser Gründung war die Erkenntnis, dass viele an- dere badische Städte .. Geschichtsschreiber ge- funden haben und die größeren und älteren unter ihnen wohlgeordnere Archive besitzen", Karlsruhe jedoch sich .. bis jetzt weder des ei- nen noch des anderen rühmen" könne, wie es im Orcsstatut heißt. Diese Gründung eines eigenen Stadtarchivs entsprach durchaus dem zeitgenössischen Selbstverständnis des Bürger- tums. das sich auch in seinem Städtebau durch den Historismus eine Geschichte zu geben trachtete. Die noch junge Geschichtswissen- schaft harre auch die Städte erreicht. Erstes eigenes Haus Seit Ende des Jahres 1896 verfügte das Stadt- arehiv. das bis dahin im Rathaus sehr beengt untergebracht war. sogar in dem ehemaligen für Archivzwecke umgebauten Wasserwerkge- bäude in der Ganenstraße über ein eigenes Archivgebäude, in dem es auch Räumlichkei- ten für kleine Ausstellungen gab. Don hatte das Stadtarchiv vom 21. November 1898 bis zum 23. Juli 1899 eine Ausstellung gezeigt, die man nicht so ohne weiteres in der nationalli- beral geprägten badischen Haupt- und Resi- denzstadt erwattet hätte. Obwohl die Natio- nalliberale Pattei in der Presse und auch im badischen Landtag im Ständehaus heftig ge- gen das Gedenken an die fünfzig Jahre ZUVOt gescheitene Revolution von 1848/49 agitier- te, präsemiene das Stadtarchiv Karlsruhe eine Ausstellung mit Bildern, Flugblättern, Akten- stücken und anderen Gedenkgegenständen aus den Revolutionsjahren 1848 und 1849. Erstaunlicherweise gab es darüber weder stadt- imern noch in der Presse eine Auseinanderset- zung. Es war also offensichtlich selbstverständ- lich, dass das Stadtarchiv eine solche Ausstel- lung aus seinen Beständen zeigte. Die Ausstel- lung wurde während 69 Öffnungstagen von 820 Personen besucht. Rechnet man diese Zahl auf die heutige Einwohnerschalt hoch, so wären dies rund 2.500 Besucher. Angesichts der nicht gerade zemralen Lage des Archivs, der sehr eingeschränkten Öffnungszeiten von zehn Wochenstunden und der geringen Wer- bemöglichkeiten war dies eine durchaus pas- sable Resonanz. Der "Badische Landesbote" hatte diese Ausstellung in einer Notiz ange- kündigt und hervotgehoben, dass viele von mehreren hundert "Ponräts, Schlachtenbil- dern, Plänen, Karikaturen, Flugblättern" und zwar gerade, die wertvollsten "ursprünglich in Privatbesitz waten und erst in den letzten Jah- ren durch die Liberalität der Eigemhümer in den Besitz der städtischen Sammlungen ge- kommen sind, wodurch sie erst der Allge- meinheit zugänglich gemacht und in vielen Fällen sicherlich auch vor dem gewissen Un- tergang bewahn geblieben sind." Der Journa- list nenm damit die auch heute noch in vollem 66 Umfang gültigen Argumente für eine Abliefe- rung historischer Unterlagen an öffentliche Archive. Die don verwahnen Archivalien sind allgemein zugänglich und werden dauernd und sicher aufbewahn. Wären nicht im Zwei- ten Weltkrieg etliche Verluste zu beklagen ge- wesen, so würde dies auch für zwei besonders interessante Stücke, zutreffen, die heute als verloren gelten müssen: zwei preußische Ka- nonenkugeln aus dem Jahr 1849. Eine dieser preußischen Kanonenkugeln hatte das Archiv im Jahr 1891 von dem Priva- tier Spitzmüller erhalten. "Auf der Kugel selber befindet sich von der Hand des Schenkgebers auf einem Zettel folgende Notiz: Diese Kugel ist am 25.6.1849 von Preußischer Artillerie vom Alleehaus, Durlacher Allee, nach Karlsru- he geschossen, beschädigte links Pappelbäu- me, bekam Richtung nach rechts durch[s] Durlachenhor, prallte an dem 4. Pfeiler des Zeughausgebäudes ab und rollte in langsamer Bewegung der Dragonerkaserne zu, und [ich] nahm sie in laufender Bewegung in Empfang. Spitzmüller 25.17.1849 Zeughaus-Rüstmeis- ter." Beide Kugeln befinden sich heute nicht mehr in städtischem Besitz, ohne dass über deren Verbleib Genaueres ermittelt werden könnte. Es bleibt nur die Vermutung, dass sie im Zuge der Auslagerung der stadtgeschicht- lichen Sammlungen nach Rastatt verloren ge- gangen sind, als auch etliche andere Objekte und Archivalien abhanden kamen. "Stadtgeschichte" um 1900 Dafür, dass die Stadtgeschichte um die Jahr- hundertwende Konjunktur hatte und nicht nur über Ausstellungen präsentiert wurde, spricht auch, dass zu dieser Zeit die dreibändi- ge Karlsruher Stadtgeschichte von Friedrich von Weech erschien und im Jahr 1900 der 16. Jahresband der Chronik der Haupt- und Re- sidenzstadt Karlsruhe vorlag. &ir 1924 residiert das Pfinz.gaumu~um in der Karlsburg. In der Begründung des Ortstatuts von 1885 war bereits angekündigt worden, dass man we- gen der Herausgabe einer neuen Gesamtstadt- geschichte "mit einer Persönlichkeit, von der eine gediegene Arbeit erwartet werden muß, bereits Vereinbarung getroffen" hatte. Man war sich auch sicher, dass die Publikation, die in mehreren Teilen veröffentlicht werden sollte, auf eine positive Resonanz stoßen werde, denn: "Das Interesse, welches einzelne von hiesigen Zeitungen und auch vom Adresskalender ver- öffentlichte Mittheilungen aus der Vergangen- heit Karlsruhes erweckt haben, berechtigt zur Hoffuung, dass auch eine zusammenhängende Geschichte der Stadt günstig aufgenommen wer- den wird." Der Direkror des badischen Gene- rallandesarchivs Friedrich von Weech erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen: Das Werk, das von 1895 bis 1904 in drei Bänden erschien, war "gediegen" und stieß auf das erhoffte Interesse. Stadtmuseum - Pfinzgaumuseum Zu dieser Zeit waren die "Stadtgeschichtlichen Sammlungen", die nach der Gründung des Stadtarchivs zunächst unter der Rubrik "Ge- denkgegenstände" geführt wurden, eine eige- 67 ne Abteilung des Stadtarchivs. Im Archivgebäude wurde 1911 auch das so genannte Bilder- zimmer eingerichtet, ein be~ scheidener erster Anfang einer stadtgeschichtlichen Daueraus- stellung. Die Verbindung von Stadtarchiv und Stadtgeschicht- lichen Sammlungen - heute das Stadtmuseum - hat in Karlsru- he also eine mehr als einhun- dertjährige Tradition . 1938 kam das von Friedrich Eberle gegründete pfinzgaumuseum mit der Eingemeindung von Durlach hinzu, das 1924 nach einer längeren Vorbereitungszeit im Prinzes- sinnenbau der Karlsburg eröffnet worden war. Die Bestände des Stadtarchivs und der Stadt- geschichtlichen Sammlungen beschränkten sich in erster Linie auf das Sammlungsgut, vor allem auf die umfangreichen Plan- und Bilder- bestände. Die stadtgeschichtlich bedeutsamen Unterlagen aus der Stadtverwaltung wie Ak- ten, Amtsbücher und Urkunden kamen erst später nach und nach ins Archiv und wurden lange Zeit eher stiefmütterlich behandelt. Archiv als gesetzlicher Auftrag Dies hat sich inzwischen grundlegend geän- dert. Generell ist die Arbeit der öffentlichen Archive inzwischen als gesetzlicher Auftrag in den Landesarchivgesetzen vorgeschrieben und geregelt. Die als Satzung erlassene Archivord- nung der Stadr Karlsruhe verankert das Stadt- archiv darüber hinaus als die für die stadtge- schichtliche Arbeit zuständige Dienststelle. Außerdem regelt sie die Benutzung des Ar- chivs durch die Offentlichkeit. Über eine Dienstanweisung sind alle städtischen Dienst- stellen angewiesen, die nicht mehr benötigten Unterlagen dem Archiv zur Archivierung anzu- Seit 1990 ist die ehemalige Pfandleihe, Markgrafenstraße 29, das Domizil des Stadtarchivs. bieten. Diese gesetzlichen Rahmenbedingun- gen sichern die Arbeit des Archivs natürlich in einem weit höheren Maße als dies vor 100 Jah- ren das "Ortsstatut über die Verwaltung des Städtischen Archivs" allein konnte. Dennoch ist die Stellung eines Archivs immer auch von der Qualität der angebotenen Dienstleistun- gen für Verwaltung und Öffentlichkeit abhän- gig. Der heute erreichte Stand kurz vor der Jahrtausendwende ist eine gute Ausgangsbasis dafür, dass die Stadtgeschichte auch im neuen Jahrtausend weiterhin ihren Stellenwert behält. Stadtarchiv in der Pfandleihe Das Stadtarchiv verfügt über ein nach moder- nen Erkenntnissen umgebautes Gebäude, die ehemalige städtische Pfandleihe in der Mark- grafenstraße. Hier wird seit 1990 die Stadtge- schichte gesichert, erforscht und die Ergebnis- 68 se der Forschungsarbeit auf vielfalrige Weise vermittelt. Die inzwischen auf fast vier Regal- kilometer angewachsenen Bestände des Stadt- archivs umfassen nun auch schwerpunktmä- ßig das Schriftgut der Stadtverwaltung, das über ausführliche Findmittel zugänglich ist und im modernen Lesesaal des Stadtarchivs eingesehen werden kann. Beratung und Infor- mationsservice gehören zum selbstverständli- chen und vielgenutzten Angebot für stadtin- terne und externe Nutzer und Nutzerinnen. Den Wandel der archivischen Tätigkeit doku- mentieren auch moderne Hilfsmittel, an die vor 100 Jahren noch keiner dachte. Teilklima- tisierte Magazine mit Fahrregalanlagen, Ko- piergerät, Mikrofilmlesegerät und vor allem die pes erleichtern die Arbeit im Archiv. Dabei steht diese Technisierung der Archivar- beit erst am Beginn, da künftig in weit höhe- rem Maße als bisher maschinenlesbare Daten mit allen damit verbundenen Problemen der dauerhaften Archivierung von den Ämtern an das Archiv geliefert werden. Neben den nach wie vor vorhandenen Problemen bei der Kon- servierung und Restaurierung gefährdeter Ar- chivalien wird dies die Herausforderung der nächsten Jahre sein, der sich das Stadtarchiv wie alle anderen Archive stellen muss. Neue Medien So wie Archive mit neuen Medien bei der Übernahme der in den Verwaltungen produ- zierten Informationsträger konfrontiert wer- den und die anstehenden neuen Aufgaben bewältigen müssen, so müssen sie sich auch mit neuen Medien bei der Vermittlung von Stadtgeschichte befassen. Internet und Multi- media sind hier nur zwei Stichworte. Eine Multimediaanwendung hat das Stadtarchiv Karlsruhe bereits vor sechs Jahren in der "Er- innerungsstätte Ständehaus "erarbeitet, mit der die Geschichte des badischen Landtages Das Scadrmuseum öffnet im Sommer auch den Balkon des Prinz-Max-Palais. präsentiert wird. Im Internet ist das Stadtar- chiv derzeit mit Informationen über seine Dienstleistungen und Veröffentlichungen ver- treten. Angebote dieser Art, die zudem die gezielte Präsentation vor Archivalien und die Einbindung der Bestandsübersicht des Stadt- arehivs umfassen sollen, werden auch künftig gefragt sein und werden deshalb zu einem fes- ten Aufgabenfeld. Diese Stichworte stehen dafür, dass sich die stadtgeschichtliche Arbeit des Stadtarchivs insgesamt gewandelt hat und auch in weit höherem Maße als 100 Jahre zuvor fester Bestandteil des kulturellen Ange- bots ist, wie zahlreiche Ausstellungen, Publika- tionen, Vorträge und Führungen belegen. Neue "Stadtgeschichte" öffentlicht. Die Zahl der Publikationen in den beiden Reihen des Stadtarchivs "Veröffentli- chungen des KarIsruher Stadtarchivs" und "Forschungen und Quellen zur Stadtgeschich- te" ist inzwischen auf über 25 gewachsen. Selbstverständlich wurden auch Themen auf- gegriffen, über die sich Friedrich von Weech vor 100 Jahren möglicherweise gewundert hätte, die heute auf Grund anderer, moderner Fragestellungen an die Geschichte aber zum festen Repertoire stadtgeschichtlicher For- schung gehören. Damals hätte man wohl kaum ein Buch über die Industriearchitektur in KarIsruhe oder über die Fastnacht geschrie- ben oder herausgegeben. Auch die Geschich- te der Frauen hätte möglicherweise bei der damaligen ausschließlich männlichen Histori- kerzunft einige Verwunderung erregt, obwohl es bereits im 19. Jahrhundert erste Ansätze einer Frauengeschichtsschreibung gab. Viele dieser Buchprojekte waren mit Ausstellungen des Stadtmuseums im Prinz-Max-Palais ver- bunden. Seit dem 1. Dezember 1998 ist die vor 100 Jahren bestehende enge organisatori- sche Verbindung zwischen Stadtarchiv und den 'historischen Museen wieder hergestellt. Stadtarchiv - Pfinzgaumuseum - Stadtmuse- um nehmen den Aufgabenbereich Stadtge- schichte gemeinsam wahr, das Stadtarchiv seit 1990 in der Markgrafenstraße, das Pfinzgau- museum in der KarIsburg in DurIach mit ei- ner 1994 neu konzipierten ständigen Ausstel- lung über die Geschichte DurIachs und das Stadtmuseum seit 1981 im Prinz-Max-Palais in der KarIstraße 10, mit der 1998 auf einer stark vergrößerten Ausstellungsfläche präsen- tierten Dauerausstellung "Eine Vision und ihre Geschichte. In allen drei Häusern wird weiterhin die historische Überlieferung ge- sichert und die Geschichte der Stadt KarIsru- he und ihrer Stadtteile vermittelt und präsen- 1998 hat das Stadtarchiv eine moderne, knapp tiert. 800 Seiten starke, Gesamtstadtgeschichte ver- ERNST QTTQ BRÄUNCH E 69 Landwirtschaft in und um Karlsruhe Mit Generaldekret erklärte Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach 1783 die Bau- ern für leibesfrei. Bis zur endgülrigen Ablö- sung der Abgaben, die aus der Leibeigenschaft resulrierten, dauerte es jedoch: 1820 der so ge- nannten Herrenfrohn, 1833 der Zehnte, nach 1848 die letzten grundherrlichen Rechte. Die Weichen für die Entwicklung eines bodenver- bundenen und leistungsfähigen Bauerntums waren gestellt. Nur die Rahmenbedingungen in Baden und gleichermaßen im Karlsruher Raum waren denkbar ungünstig. Der bäuerliche Bildungs.tand Rund 70% der Bevölkerung gingen um 1850 einer landwirtschaftlichen Tätigkeit nach. Der Bildungsstand war jedoch höchst unbefriedi- gend. Nur langsam wurden die Lehren der sich entwickelnden Agrikultur umgesetzt (u. a. Albrecht Thaer 1752-1828, Humustheorie, Fruchtwechsel statt 3-Felderwirtschaft; Justus von Liebig, Theorie der Mineraldüngung) . Der gemeine Landwirt, der Bauer, blieb seiner altväterlichen Tradition verhaftet. Die schlech- te Versorgung der Bevölkerung mit Grund- nahrungsmitteln gipfelte in Missernten und in Hungersnöten um 181611817und 1846/1847 (Kraut- und Knollenseuche, sog. Kartoffel- seuche). Die Errichtung einer landwirtschaftlichen Gartenbauschule mit Angliederung einer pri- vaten landwirtschaftlichen Winterschule durch Freiherrn August von Babo brachte 1851 den entscheidenden Schritt zur besseren Berufs- ausbildung des Bauern im Karlsruher Raum. Die Schule wurde inmitten eines landwirt- schaftlichen Areals an der Rüppurrer Straße, etwa auf dem Gelände des früheren Arbeits- 70 amtes, erstellt. Am gleichen Ort wurden so- dann 1860 eine Obstbauschule und 1864 die großherzogliehe Winterschule eingerichtet. Wegen Flächenkonkurrenz zur Stadt wurde die Schule 1893/1894 auf den Augustenberg verlegt. Das Musrergur, den heurigen Obst- bau-, Lehr- und Versuchs betrieb, hatte unter- dessen der badische Staat erworben. Durch die Verbindung von Theorie und Praxis wirkte der Augustenberg außerordentlich positiv auf die Weiterentwicklung der Landwirtschaft im ge- samten nordbadischen Raum. Ab Mitre des 19. Jahrhunderts besserte sich die wirtschaft- liche Lage und damit auch die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Gerade im Karlsruher Raum brachte die aufstrebende Industrie Kaufkraft, Nachfrage und damit Absatz der durch neue Erkenntnisse produ- zierten größeren Mengen. Landschaftliche Gegebenheiten Die natürlichen Verhältnisse bieten dem land- wirt nicht nur gute Voraussetzungen, z. B. die nur kleinen Inseln der Dorfmarkungen der heutigen Bergdörfer (Waldhufen), die sump- figen, teilweise moorigen Gebiete des ehema- ligen Kinzig-Murgbettes entlang des Gebirgs- randes. Hier konnte erst nach großzügigen Entwässerungsprojekten, z. B. dem Malseher Landgraben, der pfinz-Saalbachkorrektion - Zeitgeist der 50er Jahre - eine geordnete land- wirtschaft betrieben werden. Die kargen Sand- böden auf der Hardr, z. B. in Rheinstetten, Neureut, Eggenstein, Leopoldshafen oder die vor der Rheinkorrektur durch Hochwasser srark gefährdere Rheinniederung, bilden eben- falls keine günstigen Voraussetzungen. Erst in jüngster Zeit wurden die uralten Formen der Almende, d. h. des Gemeinschafrslandes abge- löst, die das Risiko z. B. von Überschwem- mungen auf viele Schultern verteilen sollte. Die fruchtbaren Lössflächen etwa nördlich der Linie Langensteinbach-EttIingen im Kraich- gaugebiet seien andererseits ebenso wenig ver- kannt wie die hervorragenden, klimatischen Verhältnisse, die den Anbau einer Vielzahl von Acker- und Sonderkulturen zulassen. Zu Recht spricht man vom Obst- und Gemüsegarten Baden oder vom Frischgemüseanbaugebiet Durlach-Aue für Karlsruhe. K1einstbesitz und K1einstbetriebe Baden ist das Land des Kleinstbesitzes und der Zwerg- und Parzellenwirrschaften. Für den Raum Karlsruhe trifft dies, mit Ausnahme weniger Gutshöfe, ausgeprägt zu. Zersplitter- ter Besitz war über Jahrhunderte hinweg eine große Bürde für die Produktion. Ursache ist die Realteilung: Der landwirtschaftliche Besitz wurde über Generationen hinweg in der Erb- folge aufgeteilt, die Grundstücke wurden klei- ner und kleiner, die Flurstruktur unübersicht- lich, die Bewirtschaftung äußerst erschwert: 10 ar Durchschnittsgröße der Parzellen, in Neureut auf der Niederterrasse z. B. weniger als 8 ar als typisch lange .Handtücher". Dung. Saatgut und Ernte mussten getragen werden, sofern Wege oder Überfahrtsrechte nicht vor- handen. Wenige Feldbereinigungen im letzten Jahrhundert schafften vereinzelt Abhilfe. Nicht nur Felder, auch die Hofreiten wur- den geteilt. Die Lebens- und Arbeitsbedingun- gen in den nGemeinschaftshöfen .waren z. T. katastrophal: mehrere Ställe, Stroh und Heu an verschiedenen Plätzen, mit dem Wagen kaum Wende möglichkeiten, oftmals Srock- werkseigentum wie bei einer modernen Eigen- tumswohnung, die Dungstätte an der Straße. Mehr als 80 % der Betriebe bewirtschafte- ten weniger als 2 ha Fläche. Eine Untersu- 71 chung von 1904 ergibt, dass in 17 Landge- meinden bei Karlsruhe die durchschnittliche Betriebsgröße 67 ar beträgt. Zwischen 1882 und 1907 hat sich die Zahl der landwirtschaft- lichen Klein- und K1einstbetriebe bis 1 ha in Baden sogar um 30.000 erhöht. Ursache war das Wachstum der Kommunen, deren Flä- chenbedarf und der zunehmende Nebener- werb der Landwirte als Industriearbeiter. Die Nebenerwerbslandwirtschaft hatte Blütezeit: Die Männer gingen in die Industrie oder ver- richteten Lohnarbeiten wie z. B. Transporte. Frauen, Kinder und Alte bewirtschafteten mü- hevoll den Landbesitz, um den kargen Lohn aufzustocken. Die Kleinstbetriebe dominier- ten auch noch 1950 im alten Stadt- und land- kreis Karlsruhe: In rund 10.000 Betrieben mit Milchviehhaltung werden 15.000 Kühe ver- sorgt, d. h., im Durchschnitt 1,5 Milchkühe je Betrieb. 16.400 Schweinehalter hielten zur gleichen Zeit im Durchschnitt gar nur 1.43 Tiere. Landwirtschaftliche Produktion zur Selbstversorgung! Dieses Arbeiterbauerntum gab aber der Sozialstruktur ein stabiles Funda- ment, der weitgestreute Grundbesitz befindet sich ganz überwiegend in Bauernhand. Deshalb sind in unserem Raum auch nur wenige Hofgüter vorhanden, z. B. Hohenwet- tersbach, das 1706 auf der Markung des da- mals nicht mehr lebensfähigen Dorfes ent- stand. Ebenfalls im 18. Jahrhundert wurden der Batzenhof und der Lamprechtshof auf Ödgelände gegründet. Werabronn zwischen Durlach und Weingarten war eine alte Müh- le und Kurpfälzer Grenzstation. Der Thomas- hof ist aus einer privaten Rodung hervorge- gangen, Hofgut Scheibenhardt ist eine Klos- tergründung. Der Ritrnerthof. Stutensee und Maxau sind fürstliche Gründungen. Das Stadtgut Durlach im Bogen der Umgehungs- straße BIO entstand erst 1917 mit der Maßga- be, während des Krieges Milch für Kinder zu produzieren. Nachkriegszeit: Wandel der Betriebsstruktur Der Wandel der Betriebssrruktur nahm im Raum Karlsruhe eine nicht vorstellbare Ent- wicklung, einmalig im Deutschland der Nach- kriegszeit. Von den 1950 im alten Stadt- und Landkreis vorhandenen rd. 15.000 Betrieben über 0,5 ha existieren heute kaum noch 5 %. In der Stadt Karlsruhe mit seinen Ortsteilen ging diese Zahl von ca. 2.700 auf erwa 130 zurück. Dafür steigt die bewirtschaftete Fläche je Betrieb enorm; die Konkurrenz um das immer knapper werdende Land im Verdich- tungsraum Karlsruhe ist erheblich, der Bedarf der Stadt nach wie vor groß. In den engen, verbauten Hofreiten war der Betrieb einer modernen Landwirtschaft mit Großtierhal- tung praktisch unmöglich. Die Aussiedlung zahlreicher Betriebe, also die Verlegung der Wohn- und Wirtschaftsgebäude in die Flur, war deshalb ein öffentliches Anliegen. Für Be- triebsleiter mit Mut und unternehmerischer Leistung bedeutete dies meist die einzige Chance, den Beruf als Landwirt oder Gärtner weiterzuführen. Allein 45 Betriebe beschritten diesen Weg seit 1952 auf Karlsruher Gemar- kung. Sie stellen heute den Kern der Bewirt- schafter dar. Durch die Aussiedlungstätigkeit profitier- ten auch die engen Ortslagen: landwirtschaft- licher Verkehr wurde in die Flur verlegt, Emis- sionen vermieden, und für den Gemeinbedarf konnte Platz geschaffen werden. Aber auch manche Aussiedlung blieb von dem wirt- schaftlichen Zwang, aufhören zu müssen, nicht verschont. In der Kernstadt und in je- dem zweiten Ortsteil sind heute keine haupt- beruflichen Landwirte mehr tätig. ' Nur wenige Betriebe halten noch Milch- vieh, in vielen Ortsteilen und Landgemeinden ist die Milchkuh nicht mehr vorhanden; ähn- lich war die Enrwicklung bei Schweinen und 72 Hühnern. Anders die Pferdehaltung: Hier wurde der Bestand der Nachkriegszeit - das Pferd war vor allem Arbeitstier - nach einem Tiefstand in den 60er Jahren wieder erreicht. Heute dient der Reitsport zur Freizeitgestal- tung! Mit dem Strukturwandel ging eine nie er- wartete Leistungssteigerung auf der Fläche und bei den Nutztieren einher. Gab eine Milchkuh um 1840 gerade 1.000 I Milch, um 1940 2.500 I, so liegt der Leistungsdurch- schnitt in guten Ställen heute bei 7.000 bis 8.000 I Milch je Milchkuh. Die Getreideerträ- ge lagen Mitte des letzten Jahrhunderts um 7 bis \0 dzlha, das 2- bis 3-fache der Aussaat. Um 1950 wurden 28 dz, heute rd. 70 dz, mit Spitzenwerten über 100 dz geerntet, und der biologischftechnische Fortschritt geht weiter. Ursache für den gewaltigen Strukturwan- del nach 1950 war vor allem die Preiskosten- situation und die gleichzeitige Chance, Ar- beitsplätze außerhalb der Landwirtschaft zu erhalten. Die K1einststruktur als Folge der Realteilung gab der Enrwicklung darüber hi- naus Vorschub. Nach recht guten Preisen in der Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit kam es immer mehr zum Überangebot landwirt- schaftlicher Produkte. Die Marktordnungen der EU garantierten 1958 bis 1990 wohl Festpreise, aber zu nied- rig, um mit kleinen Einheiten existieren zu können. Mit der Reform der Agrarpolitik um 1990 wurden die Preise heruntergefahren, der Betrieb erhält zwar Ausgleichsleistungen, das Gesamteinkommen bleibt jedoch niedrig. Der Verbraucher hat dagegen von den niedrigen landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen in ho- hem Maße profitiert. Ein Ei kostet heute z. B. gerade so viel wie 1950, der Anteil der land- wirtschaft an einem Brötchen beträgt 2 bis 3 Pfennige. Ausblick Auch in unserem Raum wird sich der Srrukturwandel fort- setzen. Viele Betriebe haben keinen Hofnachfolger. die wirt- schaftliche Situation ist oft kri- tisch. die hohe Arbeitsbelastung bei einem Zuerwerb außerhalb der Landwirtschaft ist sozial kaum noch haltbar. Auch die viel gepriesene Direkrvermark- tung - Einkauf auf dem Bau- ernhof - bietet nur wenigen Betrieben eine Chance. Dem Verbraucher sei freilich emp- fohlen . kontrolliert erzeugte Panellierung der Flur als Folge der Reaheilung. Lebensmittel ftisch vom Bauernhof zu kaufen. Die Betriebe werden in der Fläche weiter wachsen und/oder den Gemüse- und Sonder- kulturanbau ausbauen. Die Tierhaltung geht weiter zurück. Das ausgeprägte Bewusstsein unserer Landwirte, umweltgerecht zu produ- zieren. wird dabei von der Bevölkerung zuneh- mend erkannt. Vor allem an der Erhaltung un- serer schönen Landschaft mit dem Wechsel zwischen Flur und Wald. der Vielfalt der Ackerkulturen und den prägenden Wiesen- landschaften bei einem hohen Freizeit und Er- holungswert. wird unsere Landwirtschaft wei- terhin maßgeblich beteiligt sein. ARNULF BEEG Vom Sport an der Fridericiana ,,2000 feiert die Fridericiana - so seit 1902 benannt- ihr 1 75-jähriges Bestehen. 1825 als Polytechnikum gegründet. wurde sie 1885 zur Technischen Hochschule erweitert. 1967 zur Universität deklariert. Naturwissenschaft und Technik standen von jeher im Mittelpunkt ihrer Entwicklung. In den folgenden Ausga- ben des "Blick in die Geschichte" sollen aber auch andere Fächer beleuchtet werden. nicht zuletzt der Sport. dem hier die Zusammenfas- sung einer aufschlussreichen Examensarbeit gewidmet ist." 73 "Für jeden Leiter eines großen industriel- len Unternehmens sind bei einem Manne er- höhte Garantien für weitgehende und beson- ders geartete Verwendbarkeit gegeben. Da ein solcher Mann. der neben dem Nachweis guter wissenschaftlicher und technischer Kenntnisse auch körperliche Frische und Gewandtheit aufweist, gelernt hat, seinen Körper sachge- mäß gesund zu erhalten. wird er nicht so leicht wie ein anderer unter der Last großer Anforde- rungen zusammenbrechen; er wird z. B. auch in Großbetrieben unvorhergesehenen Ereig- nissen gegenüber (Naturereignisse. Unfälle. Streiks usw.) leichter und besser seinen Mann stellen als die fleißige Nur-Arbeitsbiene und der unbeholfene Bücherwurm." Mit etwas an- deren Worten und unter Einbeziehung von Frauen könnte heute auch ein Trainee-Ausbil- der so formulieren. was der ehemalige Rektor Dr. Wilhelm Paulcke 1930 im Hochschulfüh- rer der TH Karlsruhe schrieb. Der Sport und die Sportwissenschaft an der Fridericiana muss- ten aber einen langen Weg zurücklegen. bis sie im heutigen Institut ihren Platz gefunden ha- ben. Die Anfänge Vor 1914 überließen es die Hochschulleitun- gen den Studenten. wie sie Sport treiben soll- ten. Immerhin veranstaltete man schon 1906 an der Universität Leipzig ein "deutsch-akade- mischesTurn- und Rasensportfest". Der 1911 gegründete • .Akademische Bund für Leibesü- bungen" sollte sich für den Bau von Übungs- stätten an deutschen Hochschulen einsetzen. Nach 1918 erhielt diese Entwicklung neue Impulse. denn neben die hygienische Zielset- zung trat eine nationale Komponente. Die körperliche Erziehung sollte eine Ersatzfunk- tion für die nach dem verlorenen Weltkrieg verbotene allgemeine Wehrpflicht überneh- men. Beim Ersten und Zweiten Studententag 1919/20 wurde die Einführung von pflichtge- mäßen Leibesübungen für alle Studenten be- schlossen. was freilich auf Widerstand stieß. An der TH Karlsruhe bestand schon 1890 ein T urnplarz im Fasanengarren, und das zustän- dige Ministerium erklärte sich 1900 einver- standen, .. dass der Turnunrerricht wie bisher so auch künftig .. . honorarfrei erteilt wird." 1913 wurde Professor Paulcke. einem Pionier des Skilaufs. erlaubt. an den "akademischen Ausschüssen für Leibesübungen" in Leipzig teilzunehmen. Seit 1919 Rektor. serzte er sich 74 intensiv für drei geplante Sportplätze und die Anstellung zweier Sportlehrer für einen regel- mäßigen Sportbetrieb ein. Die Ägide Twele Als Sportlehrer war ab 1921 August Twele tä- tig. geboren 1896. einer der ersten Absolven- ten der 1920 gegründeten Deutschen Hoch- schule für Leibesübungen in Berlin. mit dem Rektor Paulcke einen tatkräftigen Initiator fand. Wenn auch ein pflichtgemäßer Sport für alle Studenten nicht durchführbar war. ver- suchte man doch insofern einen moralischen Druck auszuüben. als man 1922 einen Erlass des Kultusministeriums erreichte, wonach in jedes Zeugnis ein Eintrag über Beteiligung oder Nichtbeteiligung an den Leibesübungen erfolgen müsse. Dieses "Karlsruher Modell" galt damals für viele Hochschulen als beispiel- haft. . Paulcke konnte bei der Finanznot am An- fang der Weimarer Republik erst 1927 ein Hochschulstadion realisieren nicht zuletzt mit Jubiläumsspenden zum hundertjährigen Be- stehen der TH 1925. Obwohl am Stadion noch vieles fehlte. wurde jetzt ein großes Leichtathletik-Sportfest samt Tennisturnier organisiert. 1930 wurden die baulichen Maß- nahmen. vor allem das freitragende Tribünen- dach. fertiggestellt. In diesen Jahren arbeitete Twele mit Unterstützung seines Rektors an der Errichtung eines "Instituts für Leibesübun- gen" (lfL). das schließlich im Mai 1931 eröff- net wurde und zu dessen Direktor man ihn ernannte. Während das IfL fachlich dem "Deutschen Akademischen Ausschuss für lei- besübungen" zugeordnet war, unterstand es dienstlich dem Rektor. Im Hochschulführer 1930/31 schrieb Twele über die Anlagen: "Den Kern bildet der Kampfplatz in den Aus- maßen von 100 x 65 m. umgeben von der 400 m langen und 7.50 m breiten Laufbahn. Der umgebende Wall bietet 8.000 Zuschauern Sichtmöglichkeiten ... Der Hauptbau im Sü- den (80 x 13 m) enthält eine Turn- und Gym- nastikhalle, Umkleideräume, Duschen und Plansch bad, Massage- und Boxraum, ferner Räume für die Verwaltung und die ärztliche Untersuchung. Dieser Bau ist gleichzeitig aus- gerüstet mit einer Zuschauertribüne mit 1.200 Sitzplätzen, überdeckt von einem 12m weit freitragenden stürzlosen Dach." Die NS-Zeit Nach der nationalsozialistischen Machtergrei- fung 1933 übernahmen die SA-Hochschul- ämter alle sportlichen Funktionen, wobei an vielen Hochschulen die reine wehrsportliehe Ausbildung dominierte. Nicht so in Karlsru- he, wo 1934 dem Institut seine urspüngliche Aufgabe wieder zurückgegeben wurde. Den- noch war die Einflußnahme des NS-Regimes erheblich, vor allem wurde das Stadiongelän- de für politische Großveranstaltungen genurzt. Ein riesiger Thingplarz war, vom Hochschul- stadion ausgehend, geplant, "der sich nach Norden öffnete, um in die gewaltige sich aus- dehnende Aufmarschbahn einbezogen zu wer- den", ein Unternehmen, das erfreulicherweise nicht zustande kam. Dazu erinnerte sich Au- gustTwele später: im Frühjahr 1935 habe ihm der badische Gauleiter Wagner eröffnet, dass das Institutsgelände vorläufig für den Bau ei- nes Zeltes mit 60.000 Sitzplätzen beschlag- nahmt sei. Hitler würde in Karlsruhe sprechen und ein anderes geeignetes Gebäude sei nicht vorhanden. Jeder Protest war selbstverständ- lich sinnlos. " ... Hitler saß also in meinem Arbeitszimmer und im Lorbeer geschmückten Schreibtischsessel. Ich hatte es abgelehnt, mich in eine SA- oder SS-Uniform stecken zu lassen und blieb in meinem Trainingsanzug als der mir gemäßen Uniform. Aber ich hatte Gele- genheit, dem "Führer" klarzumachen, dass die Gebäude schnellstens wieder für ihre eigentli- che Funktion hergerichtet werden müssen, da sofort die Vorbereitungsarbeiten für die Olym- pischen Spiele in Berlin in Trainingskursen aller Art beginnen müssen, für deren Durch- führung Karlsruhe bestimmt sei. Hitler rea- gierte auf das Zauberwort "Olympiade 1936", so dass bis 1937 das Stadion mit Großveran- staltungen verschont blieb und die Ausbildung als eine der wenigen Hochschulen den sportli- chen Schwerpunkt bis 1942 bewahren konnte. Neubeginn nach dem Kriegsende Bei Kriegsende war die Hochschule in vielen . Teilen ein Trümmerhaufen. Erst 1947 wurden die sportlichen Anlagen wieder genutzt, und 1948 übernahm der ehemalige Direktor Twele wieder die Leitung des Instituts, nachdem ihm bescheinigt worden war, "dass er ein entschie- dener Gegner des Wehrsportunterrichts" ge- wesen sei. Ab 1949 konnten Sportlehrer für Gymnasien ausgebildet werden, und der ame- rikanischen Besatzung wurde die Benutzung des Hochschulstadions unter der Versicherung abgerungen, dass Sportanlagen bei den Kaser- nen neu errichtet würden, ein Prozess, der sich bis 1953 hinzog. Nach Beseitigung der letzten Kriegsschä- den und Errichtung neuer Hallen erhöhte sich die Beteiligung der Studierenden an den Lei- besübungen sprunghaft. 1957/58 nahmen ca. 1.000 Studenten an Wettkämpfen teil, ein Erfolg für Twele, der 1962 nach 40-jähriger Tätigkeit vom neuen Institutsdirektor Dr. Bayer abgelöst wurde. Bayers Tätigkeit war zunächst durch ein fast fünfzehnjähriges Ringen um neue geeig- nete Sportanlagen gekennzeichnet. So erfreu- lich die Errichtung der Chemie-Türme für die Universität war, so forderte dies jedoch eine drastische Einschränkung für den Sport. Die alte Turnhalle im Tribünengebäude entsprach 75 Protc:stturncn dc:r Karlsruhc:r Sportstudentc:n am 11. Dc:zember 1971 in Srungarr. nicht mehr den Anforderungen. Schwimmen musste im Tulla-Bad stattfinden. die Sportge- räte litten unter unsachgemäßer Lagerung. die Bibliothek hatte keinen Leseraum. der Semi- narraum war ungeeignet. Rektor Rumpf dräng- te immer wieder das - finanziell - zögerliche Kultusministerium zum Handeln, zumal die Zahl der Sportstudierenden um 300 % gestie- gen und eine wissenschaftliche Forschung kaum möglich war. In einem Schreiben Juli 1968 hieß es: "Vier Jahre vor den Olympi- schen Spielen 1972 in München sieht sich das Instirut für Leibesübungen der Universität Karlsruhe einer Siruation gegenüber. die. be- dingt durch die völlige Zersplitterung der Sporteinrichtungen und Gebäude. einem funktionsgerechten Betrieb des Instituts ... auf die Dauer unmöglich macht. Eine so präkäre Situation ... kann für eine gewisse Übergangs- zeit ertragen und verkraftet werden. Auflänge- re Sicht gesehen. insbesondere im Hinblick 76 auf die in den letzten Semestern sprunghaft angestiegene Zahl der Sportstudenten und Stu- dentinnen ist dieser Zustand untragbar." 1971 demonstrierte die Studentenschaft in Karlsru- he und in Stuttgart. doch ohne beim Ministe- rium und Landtag eine Resonanz zu finden. Der Durchbruch erfolgte erst 1975 mit dem Richtfest eines neuen Instituts. das 1977 fertig sein sollte. Der Umzug aus dem denk- malgeschützten alten Tribünenbau. der erst in den 90er Jahren renoviert wurde, war nun möglich. Der neue Institutsleiter. Professor Dr. Kenntner, konnte allein schon auf eine Schwimmhalle hinweisen mit einem 12.5 x 25 m Becken. einem hydraulisch verstellbaren Hubboden. einer elektronischen Zeitnahme- vorrichtung für jede Bahn sowie zweier Sprung- bretter. Durch zwei Beobachtungsfenster un- ter der Wasserlinie können zu Lehr- und For- schungszwecken Video aufnahmen gemacht werden. Das Institut rur Sport und Sportwissenschaft Seit 1974 in die Fakultät für Geistes- und Sozialwissenschaften aufgenommen, erfolgte 1975 die Umbenennung des IfL zum "Institut für Sport und Sportwissenschaft (lfSS)" das sich in die Sparten Hochschulsport, lehramts- ausbildung und Forschung gliedert. Mit der wachsenden Studentenzahl wuchs auch die Zahl der Teilnehmer am wöchentlichen Hoch- schulsport. In den 60er Jahren waren es noch ca. 2.000, jetzt 4.000 in ca. 40 Sportarten. Neben zahlreichen Erfolgen in Wettkämpfen wird auch der gesundheitsfördernde Aspekt unter dem Motto "Impulse bewegt studieren" gewichtet. Die Zahl der Studierenden rur das Lehramt an Gymnasien stieg in den letzten 50 Jahren von 7 auf 327 an, wozu auch noch die Magisterabschlüsse mit Sport und zwei Ne- benfächern zu zählen sind. Forschungsprojek- te am IfSS können sich u. a. auf diese Gebiete beziehen: Konstitutionstypologie (z. B. Talent- suche), Sportbiologie (z. B. Wachstumsproble- me beim Menschen, physische Leistungsfähig- keit Jugendlicher unter bestimmten Trainings- bedingungen), Sportökologie (z. B. Sport und Umwelt), Sportpsychologie und -pädagogik (z. B. Entwicklung eines psychologischen Trai- ningsprogramms im Spitzensport), Sport und Gesundheit (z. B. Schwerpunkte: Rückenpro- bleme, Herz- und Kreislaufprävention, Sport für ältere Menschen) sowie Sporrsoziologie (z. B. Sport in der Dritten Welt). Mit einem der Forschungsschwerpunkte der Professoren Dr. Bös und Dr. Steiner zur betrieblichen Ge- sundheitsfärderung, vom ergonomischen Ar- beitsplatz bis zu Bewegungsaufgaben, wird deutlich, welche praxisbezogene Wissenschaft heute in diesem Institut an Bedeutung gewinnt. OLIVER POTTLEZ I LEONHARD MÜLLER Karlsruhe - Residenz des Rechts (Teil I) "Den respektablen Beinamen empfing unsere Stadt erst nach dem Kriege, als zum Ausgleich für Zentralitätsverlust neue Bundesgerichte ihren Sitz nahmen. Heute aber darf man, auf die Residenz des Rechts blickend, die gesam- te hier wirkende Justiz ins Auge fassen mit al- len Gerichten, mit Bundes- und Staatsanwalt- schaft, mit den Notariaten, die Rechtsanwäl- te als Organ der Rechtspflege einbeziehend. Ein umfassendes Bild dieser Justizzweige kann aus Raumgründen nicht gezeichnet werden, statt dessen werden die ansässigen höchsten Gerichte des Bundes und des Landes vorge- stellt. " 77 Das Oberlandesgericht 1803-1871 Recht sprachen in der Markgrafschaft Baden noch zu Ende des 18. Jahrhunderts die Be- zirksämter und Oberämter. Über ihnen stand das Hofgericht, angelehnt an den Hofrat als den verlängerten Arm des Landesherrn. In bestimmten Fällen war es möglich, obendrein das Reichskammergericht in Wetzlar anzuru- fen. Zu Anfang des 19. Jahrhunderrs vergrö- ßerte sich Baden um beträchtliche Gebietstei- le, der Markgraf stieg zum Kurfürsten auf. Alsbald erließ er, um einheitliche Strukturen zu schaffen, dreizehn Organisationsedikte. Das 1. Edikt vom 4. Februar 1803 betraf die Justiz, es ordnete die Einrichtung eines Ober- hofgerichts an. In erster Instanz entschieden fortan die Bezirksämter - ab 1857 aus diesen ausgegliederte unabhängige Amtsgerichte -, in zweiter Instanz die drei, später vier Hofgerich- te. An deren Stelle traten ab 1862 funf Kreis- und Hofgerichte sowie sechs einfache Kreisge- richte. Und in letzter Instanz urteilte das Ob- erhofgericht, Vorläufet des späteren Oberlan- desgerichts. Eine Anrufung des Reichskam- mergerichts war von nun an als Folge des Reichsdeputationshauptschlusses weggefallen, das Appellationsprivileg stand jetzt allein dem Landesfürsten zu. Besetzt war das badische Obergericht mit Oberhofrichtern, Kanzler und Vizekanzler sowie fünf Räten; ihre Zahl wurde später auf zehn erhöht. Erster Oberhof- richter war Felix Rüdt von Collenberg, sein Nachfolger wurde Carl Drais von Sauerbronn, der Vater des berühmten Erfinders des Lauf- rads. Der Dienstsitz des Oberhofgerichts be- fand sich bis 1810 im Bruchsaler Schloss, so- dann bis 1879 in einem Teil des Schlosses von Mannheim. Man kann sich heute kaum vorstellen, mit welch bunt gewürfelten Rechtsquellen die Richter jener Zeit sich auseinandersetzen mussten: Da galten die Landrechte Baden- Badens von 1588 und Durlachs von 1654, da galt in neu hinzugekommenen Landesteilen kurpfälzisches, österreichisches, Solmser, speyerisches und württembergisches Recht, in einzelnen Städten und Herrschaften waren Statuten und Partikularrechte maßgeblich. Die dringend erforderliche Vereinheitlichung des Zivilrechts brachte die Einführung des Code Napoleon, der mit "hierländischer Lan- desart und Sitte" entsprechenden Zusätzen ab 1. Januar 1810 im Großherzogturn als badi- sches Landrecht in Kraft gesetzt wurde. Das Oberhofgericht hat in jahrzehntelanger Recht- sprechung das rezipierte französische Recht 78 fortgebildet. Der Code civil wirkte in Baden als volkstümliche Rechtsordnung bis zum Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches am 1. Januar 1900. Auf dem Strafrechtssektor war die Rechtssituation ebenfalls unübersicht- lich. Man urteilte in den beiden vereinigten Markgrafschaften noch nach der Peinlichen Halsgerichtsordnung Karls V. von 1532, aller- dings in Verbindung mit den jeweils geltenden Malefiz- und Landesordnungen. In den später hinzugekommenen Gebieten Badens wurden teilweise andere Polizei- oder Stadtordnungen "über Frevel und Bußen" zu Grunde gelegt, bis 1845 ein selbstständiges Strafgesetzbuch füt das Großherzogturn erlassen und 1851 wirksam wurde, das späterhin durch das Reichsstrafgesetzbuch von 1871 abgelöstwor- den ist. 1871-1933 Die Reichsgründung hatte eine einheitliche Gerichtsverfassung im Gefolge. Im Badischen trat im Jahre 1879 an die Stelle des Oberhof- gerichts ein Oberlandesgericht, zu dessen Be- zirk die Landgerichte Freiburg, Karlsruhe, Konstanz, Mannheim, Mosbach, Offenburg und Waldshut, ab 1899 zusätzlich Heidelberg, sowie 57 Amtsgerichte zählten. Aus justizgeo- graphischen Erwägungen hatte man als Sitz des neuen Obergerichts die zentral gelegene Landeshauptstadt gewählt. Die räumliche Unterbringung erfolgte im Justizgebäude in der Linkenheimer Straße 7 gemeinsam mit Land- und Amtsgericht. Dieser Bau war von 1874-78 nach Plänen des Oberbaurats Hein- rich Leonhard unrer Verwendung, von Ele- menten des Neorenaissancesrils fertiggestellt worden. Organisatorisch entstanden am Ober- landesgericht zwei Zivilsenate' und ein Strafse- nat, denen jeweils fünf Richter anzugehören hatten. Besetzt wurde das Gericht mit einem Präsidenten. zwei Senarspräsidenren und 18 Oberlandesgericht um 1900. Räten. Diese Richter rekrutierten sich mit ei- ner Ausnahme aus dem Oberhofgericht und aus verschiedenen Kreisgerichten. Am 1. Ok- tober 1879, Tag der feierlichen Eröffnung, übersandte der Karlsruher Stadtrat eine freu- dig gestimmte Adresse und begrüßte, " ... dass dieses Ereignis die weittragendste und glück- lichste Bedeutung für die Entwicklung unse- rer Stadt in sich schließt, insofern dieselbe nunmehr zu dem Mittelpunkte auch der Rechtsprechung des Landes geworden ist." Ein eigenes Gerichtsgebäude, errichtet nach Entwürfen des Oberbaudirektors JosefDurm, konnten die Richter im Jahre 1902 in der Hoffstraße 10 beziehen. In der Weimarer Zeit hat sich die Recht- sprechung auf dem Kriminalitätssektor den aufkommenden sozialen 5rraftheorien und dem mehr und mehr in die Praxis umgesetzten Resozialisierungsgedanken nicht verschlossen. 79 Die Zivilrechtsprechung jener Epoche trug li- berale Züge. Indessen war es nach Inflation und Weltwirtschaftkrise gegen Ende der zwan- ziger Jahre zu einer sprunghaften Zunahme des Geschäftsanfalls gekommen. Die bean- tragee Vermehrung der inzwischen 20 Richter- stellen wurde wegen der ungünstigen Haus- haltslage abgelehnt. Die Folge war eine verzö- gerliehe Erledigung namentlich von Zivil ver- fahren, was wiederum Protestaktionen der An- wälte auslöste. Überschattet wurde all dies bald durch die Machtergreifung des NS-Re- glmes. Schon im März 1933 begannen diskrimi- nierende Maßnahmen mit dem Ziel der Ent- fernung jüdischer Richter aus ihren Ämtern. Vier Richter des Oberlandesgerichts wutden vorläufig beurlaubt, drei von ihnen während der folgenden Monate in den Ruhestand ver- serzt oder entlassen. Das Prinzip richterlicher Unabhängigkeit war damit abgeschafft. Zeit- gleich begann eine massive Einflussnahme der Parteizentrale auf die Rechtsprechung. Sie reichte von Weisungen an die Richter bis zur Vereitelung von Vollstreckungsmaßnahmen gegen Günstlinge der NS-Partei, in Strafver- fahren bis hin zu willkürlicher "Schutzhaft" seitens der Gestapo und der Verschleppung Freigesprochener oder Strafentlassener in die Konzentrationslager. Von 1933 bis 1937 war das Oberlandesgericht Karlsruhe auch erscins- tanzliches Gericht für Hoch- und Landesver- ratsachen. Die gesamte Epoche ist sorgfältig und ausführlich dokumentiert in einer 1997 erschienenen Schrift von Chrisrof Schiller: "Das Oberlandesgericht Karlsruhe im Dritten Reich". Zu erwähnen bleibt, dass mit der so genannten " Verreichlichung" der Justiz im Jahre 1935 die Justizverwaltungsgeschäfte teils auf die Verwaltungsabteilung des Oberlandes- gerichtspräsidenten - sie befand sich in der Herrenstraße 1 - und teils auf die Dienststel- le des Generalstaatsanwalts übertragen worden waren. Angesichts der fortdauernden Luftan- griffe auf die Stadt und der herantückenden Kampfhandlungen im Elsass wurde das Ge- richt mitsamt einem Teil seiner Akten und seines Inventars im Dezember 1944 per Eisen- bahntransport nach Sinsheim verlegt, wo man im Amtsgerichtsgebäude ein Unterkommen fand. Im April 1945 wurde Sinsheim von alli- ierten Truppen besetzt, das Zwischenspiel war zu Ende. 1945 bis heute Mit dem Kriegsende war es zu einem Still- stand der Rechtspflege gekommen. Als im Laufe des Hetbstes 1945 die einzelnen Gerich- te wieder eröffnet wurden, hatte sich die Ge- bietsstruktur verändert: Der südliche Teil Ba- dens unterstand nunmehr der französischen Besatzungsverwaltung. 80 Diese bewirkte einen getrennten Aufbau der Justiz in ihrer Zone. Als Folge wurde in Freiburg ein eigenes Oberlandesgericht errich- tet, das zuständig war für die Landgerichts- bezirke Freiburg, Konstanz, Offenburg und Waldshuc sowie für den Baden-Badener Be- reich, der dann 1950 ein eigenes Landgericht erhielt. Nordbaden gehörte zur amerikani- schen Besatzungszone, wo bald das Land Wümemberg-Baden entstand. Im Zuge dieser Entwicklung wurde das bisherige Karlsruher Oberlandesgericht lediglich Nebensitz des Oberlandesgerichts in Stuttgart. Nach Bildung des Landes Baden-Württemberg hat man im Jahre 1953 das Oberlandesgericht Freiburg aufgelöst, Karlsruhe erneut zum selbstständi- gen Oberlandesgericht erhoben und die frühe- ren Bezirksgrenzen wieder hergestellt. In der Folgezeit ist es wegen der wirtschaft- lichen und demographischen Evolution auch beim Oberlandesgericht in Kaclsruhe zu einer starken Zunahme der Verfahren gekommen. Zeitgleich haben verfassungsrechtliche Postu- late, technischer Fortschritt und gesellschaftli- che Veränderungen eine ständige Weiterbil- dung der Rechtsprechung bewirkt. Diese Ent- wicklung wird sichtbar in der zunehmenden Spezialisierung der Spruchkörper. Heute ent- scheiden drei Strafsenate in allen anfallenden Strafverfahren, ein Teil der 13 Zivilsenate in Karlsruhe ist für Spezialgebiete wie Farnilien- , Kartell- oder Landwirtschaftssachen zustän- dig, daneben gibt es besondere Senate für Bau- land- oder Steuerberatersachen, ferner das (Rhein-)Schifffahrtsobergericht. Sieben der Spruchkörper für Zivilsachen sind als Außen- senate in Freiburg ansässig, ihnen sind Verfah- ren aus den südbadischen Gerichtsbezirken zugewiesen. Insgesamt sind am Oberlandesge- richt unter Einbeziehung der Freibucger Sena- te 88 Richtet - davon acht teilzeitbeschäftigt - und 120 weitere Mitarbeiter - davon 45 teil- zeitbeschäftigt - tätig (Stand 31.12.1998). Mn Silberstein Seit 1803 bis heute standen dem Gericht (ohne OLG Freiburg) insgesamt 25 Präsiden- ten vor. Eine herausragende Gestalt der Nach- kriegszeit war Dr. Max Silberstein. Er kam aus einer Kaufmannsfamilie in Mannheim; don war er am 3. März 1897 geboren worden. Nach dem Zweiten Staatsexamen trat er 1922 in den badischen Justizdienst. Im Jahre 1927 wurde er zum Staatsanwalt, anschließend zum Landgerichtsrat in Offenburg und danach in Mannheim ernannt. Nach der NS-Machter- greifung sah Dr. Silberstein sich wegen seiner jüdischen Abstammung zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Er musste sich als Vermö- gensverwalter durchschlagen. späterhin wurde er ins Konzentrationslager Buchenwald ver- schleppt. Im Jahre 1939 vermochte er nach Frankreich auszuwandern. Während des Zwei- ten Weltkrieges in Nizza von der Gestapo ver- hafret. gelang ihm die Flucht. Nach Kriegsen- de zurückgekehrt. wurde er Präsident des Landgerichts Mannheim. von 1955-63 am- tierte er als Oberlandesgerichtspräsident in Karlsruhe. Er war eine eindrucksvolle Persön- lichkeit. von hoher Geistesbildung und über- ragendem Rechtswissen, wegen seiner ver- ständnisvollen. aufgeschlossenen Wesensart von allen geschätzt und geachtet. Am 4. Sep- tember 1966 ist Dr. Silberstein in seiner Hei- matstadt Mannheim verstorben. REI NER HAEHLING VO N LANZENAUER Karlsruhe - Residenz des Rechts (Teil II) Der Bundesgerichtshof Schon bald nach Ende des Zweiten Weltkrie- ges suchte die ehemalige Landeshauptstadt den erlittenen Zenrralirärsverlusr auszuglei- chen. Bei Gründung der Bundesrepublik be- warb sie sich daher als Sitz für Eintichtungen des Bundes. namentlich eines Gerichtshofes. Das soeben beschlossene Grundgesetz harre nämlich in Art. 95 Abs. 1 unter anderem be- stimmt. dass für das Gebiet der ordentlichen Gerichtsbarkeit ein Bundesgerichtshof als oberstes Gericht zu errichten sei. Ein Dutzend Bewerber für den Dienstort harre sich einge- funden, aus ihrem Kreise favorisierte Bundes- kanzler Adenauer die Stadt Köln. Doch der Bundestagsausschuss für Rechtswesen und Verfassungsfragen entschied nach längeren Auseinandersetzungen zugunsren von Karlsru- 81 he. wo man das ehemalige Erbgroßherzogliehe Palais in der Herrenstraße als Dienstgebäude angeboten. zugleich Wohnungen für Richter und Justizbedienstete zugesagt harre. Am 8. Oktober 1950 fand die feierliche Eröffnung des Bundesgerichtshofs starr. Hier forderte Bundespräsident Theodor Heuß die Befreiung des Rechtsdenkens von propagandistischer Überspitztheit und politischer Machtzweck- mäßigkeit. BundesjustizministerThomas Deh- ler begrüßte in seiner Ansprache die Wahl des Standorts Karlsruhe. denn dadurch werde das Gefühl der inneren Verbundenheit zwischen dem Süden und dem Bund gestärkt. Historisch betrachtet steht der Bundesge- richrshofin der Nachfolge des 1495 gegründe- ten. zuletzt in Wetzlar wirkenden Reichskam- mergerichts. des 1869 in Leipzig errichteten Bundesoberhandelsgerichts - ab 1871 Reichs- oberhandelsgericht - und des 1879 eröffneten Reichsgerichts in Leipzig. Hauptaufgabe des Reichsgerichts war die Entscheidung über Revisionen in Zivil- und Strafsachen. später wurden der Staatsgerichtshof und das Reichs- arbeitsgericht eingegliedert. Die Rechtspre- chung des Reichsgerichts erlangte in Wissen- schaft und Praxis internationales Ansehen. bis nach 1933 parteiliche Ideologie eine Anzahl von Urteilen bestimmte. Der Bundesgerichtshof ist heute im we- sentlichen das oberste Instanzgericht in Zivil- und Strafsachen. ferner befindet er in einer Reihe von Beschwerdefällen. Sinn der Revisi- on ist in erster Linie die rechtliche, nicht auch die tatsächliche Überprüfung des konkreten Falles. weshalb in der Regel keine Beweise zu erheben sind. In der Nachkriegszeit gewann die Wahrung der Rechtseinheit angesichts der Zerteilung in Besatzungszonen steigende Be- deutung und mit der Wiedervereinigung ist sie erneut zur juristischen Herausforderung geworden. Schließlich obliegt dem Revisions- gericht wegen des steten Wandels der Lebens- verhältnisse eine begleitende Fortbildung des Rechts. Von all dem zeugt die amtliche Samm- lung der Entscheidungen des Bundesgerichts- hofs. die inzwischen für Zivilsachen auf 140 und für Strafsachen auf 44 Bände angewach- sen ist. Die Aufgaben der Rechtsprechung erfüllen im wesentlichen zwölf Zivilsenate mit jeweils zugeteilten Sachgebieren. weiterhin fünf Straf- senate und acht Senate. die spezialisiert sind auf Anwaltssachen. Patentanwaltssachen. No- tarsachen. Kartellsachen. Landwirtschaftssa- chen. Steuerberater- und Steuerbevollmäch- tigtensachen. Wirtschaftsprüfersachen und Dienstgericht des Bundes. Alle Senate sind grundsätzlich mit fünf Richtern besetzt. teilweise wirken in den Spezialsenaten ehren- amtliche Richter mit. Der 5. Strafsenat hat seit Juli 1997 seinen Sitz in Leipzig. Sollten ver- 82 schiedene Senate in einer Rechtsfrage einmal unterschiedliche Meinungen vertreten. dann entscheidet ein Großer Senat für Zivilsachen oder ein Großer Senat für Strafsachen. bei Kompetenz übergreifenden Streitfragen treten die Vereinigten Großen Senate zusammen. Am Bundesgerichtshof arbeiten gegenwär- tig 123 Richterinnen und Richter. insgesamt sind dort etwa 450 Bedienstete tätig. Die Bun- desrichter werden von einem Richterwahlaus- schuss. dem die Justizminister der Länder so- wie 16 weitere vom Bundestag zu wählende Mitglieder angehören. gewählt und berufen. sodann vom Bundespräsidenten ernannt. Ge- wählt werden können Deutsche. die 35 Jahre alt sind und die Befähigung zum Richteramt besitzen. Die anfallenden staatsanwaltschaft- lichen Angelegenheiten nimmt die Bundesan- waltschaft wahr. die kürzlich in der Brauer- straße ein modernes Dienstgebäude beziehen konnte. Sie führt auch das Bundeszentralregis- ter. das seinen Sitz fortan in Bonn hat. In Zi- vilsachen können vor dem Bundesgerichtshof nur eigens zugelassene Rechtsanwälte auftreten. Dr. Herm:mn Weinkauf. erster Präsident des ßGH (1950-1960). Das vorläufige Planungskonzcpl f'lir den BGH 1975. RechlS olxn das ehern . Großherzogliehe Palais. Auf dem bisherigen RoI-Kreuz-Gdände rcchls unlen an der Herrensnaßc das "Haus auf Sidzen" für den f't,in fgeschossigen Richler-Bau. links unlen der Bau flir die Bundesanwalrschafl. geplanl vom Karlsruher Archileklen Erich SchelJing. Einblick in die laufende Geschäftsbelas- tung mägen die im Jahre 1998 eingegangenen Revisionen geben: In Zivilsachen wurde dieses Rechtsmittel in 4.255 Fällen eingelegt, im Ver- laufe der letzten 20 Jahre hat sich somit diese Fallzahl mehr als verdoppelt. In Strafsachen wurde 3.443 Mal Revision eingelegt, die Zahl der Neueingänge hat sich mithin auf hohem Niveau stabilisiert. Eine Vielzahl von durch Beschlüsse oder auf andere Art erledigten Ver- fahren kommt hinzu. Die zukünftige Tätigkeit des Gerichts wird in immer stärkerem Maße geprägt sein von der geplanten Angleichung der europäischen Rechtssysteme. Damit wer- den nämlich neuartige Interpretarions- und Abgrenzungsprobleme auf die Senate zukom- men. Etschwerend wirkt sich aus, dass der 83 Bundesgerichtshof als letzte Instanz über die Auslegung von Gemeinschaftsrecht nicht selbst entscheiden darf. sondern die Rechtsfrage dem Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaft in Luxemburg zur Entscheidung vorzulegen hat. Ein Beispiel, wie der europäische Eini- gungsprozess auch die Justiz erfasst. Erster Prä- sident des neu gegründeten Gerichtshofs war damals Hermann Weinkauff. Im Jahre 1894 in Trippstadt in der Pfalz geboren, besuchte er in Speyer das Gymnasium, srudierte sodann in München, Heidelberg, Würzburg und Paris. Nach den beiden juristischen Staatsexamen war er im bayerischen Jusrizdienst als Staatsan- walt und Richter tätig. Über das Justizminis- terium in München kam er 1926 zur Reichs- anwaltschaft, 1937 wurde er zum Reichsge- richtsrat ernannt. Der NS-Partei hat er nicht angehört. Nach Kriegsende wurde er zum Landgerichtspräsidenten in Bamberg. 1949 dort zum Oberlandesgerichtspräsidenten er- nannt. Im Oktober 1950 berief ihn Bundespräsi- dent Heuß auf die Karlsruher Chefs teile. Hier hat er nicht nur organisatorische Aufbauleis- tungen erbracht. sondern gleichermaßen in Wort und Schrift für allgemein verständliches Recht und Sicherung der richterlichen Unab- hängigkeit geworben. Im Jahre 1960 trat Weinkauff in den Ruhestand. 1981 ist er in Heidelberg verstorben. Das Bundesverfassungsgericht Die Errichtung des Bundesverfassungsgerichts war bereits im Grundgesetz festgelegt. die Ein- zelheiten sind erst im Jahre 1951 gesetzlich geregelt worden. Nach kurzem Wettstreit zwi- schen Berlin und Karlsruhe wurde die ehema- lige badische Landeshauptstadt zum Sitz be- stimmt. Für diese Wahl hatte sich namentlich Bundesjustizminister Dehler stark gemacht. Hierbei bedachte man. dass schon zu Zeiten der Weimarer Republik der damalige Staats- gerichtshof sich an demselben Orte wie das Reichsgericht befunden hatte. nämlich in leip- zig. Für die Wahl Karlsruhes war weiter aus- schlaggebend. dass ein Teil der Richter zu- gleich an anderen obersten Bundesgerichten. mithin auch am Bundesgerichtshof, amtieren würde. Ursprünglich ging man auch davon aus. dass die Verfassungsrichter auf die bereits vorhandene Bibliothek des Bundesgerichtsho- fes zurückgreifen könnten. Feierlich eröffnet wurde das Bundesverfassungsgericht am 28. September 1951 im Karlsruher Schauspielhaus. Hier erklärte Bundeskanzler Dr. Adenauer. nunmehr habe der organische Aufbau des deutschen Staatswesens seinen Abschluss er- reicht. Die Tätigkeit des neuen Gerichts be- 84 Nach Abriss des alten Staatstheaters Gespräch des ersten Präsidenten des BVG. Or. Müller, mit dem in Karlsruhe geborenen Architekten Prof. Baumgancn, Bcrlin. gann im Prinz-Max-Palais in der Karlstraße 10. Im Jahre 1969 k~nnten die zu eng gewor- denen Räumlichkeiten aufgegeben und ein moderner Neubau bezogen werden. der an Stelle des ehemaligen Staatstheaters auf dem Schlossplatz errichtet worden war. Laut Grundgesetz stellt das Bundesverfas- sungsgericht einen allen übrigen Verfassungs- organen gegenüber selbstständigen und un- abhängigen Gerichtshof dar. es ist zugleich oberstes Verfassungsorgan. Demnach ist es keinem Ministerium zugeordnet. sondern be- sitzt Selbstverwaltung. auch in haushaltsrecht- licher Hinsicht. Die gerichtlichen Aufgaben sind in § 13 des Gesetzes über das Bundesver- fassungsgericht katalogmäßig aufgezählt. We- sentlich gehören dazu die Kontrolle. ob die er- lassenen Gesetze mit dem Grundgesetz verein- bar sind. auch ob eine Regel des Völkerrechts Bestandteil von Bundesrecht ist. Zuständig- keit besteht namentlich für die Überprüfung. ob Gerichte und Behörden bei ihren Entschei- dungen das Grundgesetz beachten. für die Entscheidung von Verfassungssrreitigkeiten zwischen staatlichen Organen, für die Wahl- prüfung bei Bundestagswahlen, für die erwa- ige Verwirkung von Grundrechten, für das Parteiverbot sowie für verfassungsrechtliche Anklagen gegen den Bundespräsidenten oder gegen Richter. Inhaltlich spannt sich der Bo- gen vom ersten Urteil, das die Gültigkeit der Wahl zum Südweststaat überprüfte, bis hin zum Urteil vom November 1999 über die Re- gelung des Finanzausgleichs zwischen den Bun- desländern. Eine Sonderstellung nimmt die Verfassungsbeschwerde ein. Jedermann kann sich nämlich an das Gericht wenden mit der Behauptung, in seinen Grundrechten oder bestimmten grundrechtsähnlichen Rechten verletzt worden zu sein. Der Rechtsbehelf hat große praktische Bedeutung erlangt, zugleich zu beträchtlicher Belastung des Gerichts ge- führt. Seit 1993 stieg die Zahl der Verfassungs- beschwerden auf ungefähr 5.000 jährlich, über deren Annahme besondere Kammern befin- den, die aus drei Richtern bestehen. Mag nur ein geringer Teil dieser Verfahren für den Be- schwerdeführer erfolgreich verlaufen, so kön- Das Modell für den Neubau des Bundesverfassungsgerichts. 85 nen sie gleichwohl zu grundlegenden Ent- scheidungen führen wie erwa das Apotheken- urteil von 1958, das Beschränkungen der Nie- derlassungsfreiheit allgemein für nichtig er- klärte. Die nahezu allumfassende Letztent- scheidungskompetenz des Verfassungsgerichts, die weit in den politischen Raum hinein reicht, bleibt nicht vor gelegentlicher Kritik verschont. Zwei Spruchkörper sprechen Recht. Jedem det Senate gehören seit 1963 je acht Richter an. Die beiden Senate entscheiden eigenstän- dig. Lediglich in Fällen, wo ein Senat in einer Verfassungsfrage von der Entscheidung des anderen Senats abweichen will, muss sich das aus heiden Senaten bestehende Plenum verei- nigen und gemeinsam urteilen. Dies war seit Bestehen des Gericht erst zweimal der Fall. Alle Richterinnen und Richter werden ge- wählt, und zwar hälftig durch einen Wahlaus- schuss des Bundestages und hälftig durch den Bundesrat. Voraussetzung ist Erreichung des 40. Lebensjahres und Befähigung zum Rich- teramt. Drei der Mitglieder eines jeden Senats müssen zugleich einem der fünf obersten Ge- tichtshöfe des Bundes angehören, um entspre- chende richterliche Erfahrung einbringen zu können. Die Richteramtszeit beträgt zwölf Jahre, währt längstens bis zur Altersgrenze von 68 Lebensjahren, eine Wiederwahl ist ausge- schlossen. Aus Bundes- oder Landesdienst können wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abgeordnet werden, die bei der Vorbereitung von Entscheidungen mithel- fen sollen. REINER HAEHLING VON LANZENAUER Von den schwierigen Anfängen der Schülermitverantwortung in Karlsruhe Das Beispiel Humboldtschule Die Wochen und Monate nach dem Sturz der Monarchie im November 1918 wasen gekenn- zeichnet durch eine breite Diskussion über die Ausdehnung demokratischer Mitbestimmungs- rechte und -formen auf Gesellschaft und Wirt- schaft. Nicht alles, was hier an Vorstellungen geäußert wurde, konnte schließlich verwirk- licht werden. Anderes setzte sich durch und wurde nach einer Unterbrechung während der NS-Diktatur beim Neuaufbau nach 1945 wie- der aufgegriffen. Hierzu gehört auch die Schü- lermitverwaltung oder -mitverantwortung. Neugestaltung des Jugendlebens Die Schule als Teil der gesellschaftlichen Wirk- lichkeit, war selbstverständlich Gegenstand der Diskussion, die von Lehrern wie Schülern in der gegebenen Situation geführt wurde. So veröffentlichte der sozialdemokratische Karls- ruhee "Volksfeeund" vom 29. November 1918 "Die Forderungen der Lehrerschaft an den neuen Volksstaat". Die mit "R ... c" unter- zeichneten "Forderungen" verlangten, dass "der Gedanke der Selbstverwaltung in weitest- gehender Weise" verwirklicht werden müsse und daher der Schulverwalrung "beratende und beschließende Körperschaften" zur Seite zu stellen seien. Davon könnten alle "Maß- nahmen auf dem Gebiete des Schulwesens" in einem höheren Grad profitieren, "als dies je unter dem bürokratischen Absolutismus des Obrigkeitsstaates möglich gewesen wäre". Wenige Tage zuvor, am 23. November, hatte bereits Dr. Knud Ahlborn, Mitglied des 86 Karlsruher Volksrates, im Auftrag des "Rates geistiger Arbeiter" im Karlsruher Rathaussaal über die Gründung von Schulgemeinden an den Schulen referiert. Der Mediziner, der vor dem Ersten Welrkrieg zu den Führungsfiguren der deutschen Jugendbewegung gezählt hatte, entwickelte gemäß einem Bericht im "Volks- freund" vom 16. Dezember 1918 in seinem Vortrag den "Plan einer Neugestaltung des Jugendlebens an den höheren Schulen" und gab dabei "der Schülerschaft die Anregung, mit enrsprechenden Wünschen an das Unter- richtsministerium und die Leitung der Schu- len heranzutteten". Resolution der Humboldrschule Ahlborns Aufforderung blieb nicht ohne Wir- kung. Dies geht aus den Ausführungen hervor, die der damalige Direktor der Karlsruher Humboldtschule - Realgymnasium - Dr. Kasl Ott am 15. Januar 1919 vor seinem Kollegium machte. Seinen Worten zufolge war die Karls- ruher Schülerschaft im November 1918 durch einen von auswärts gekommenen Dr. Knud Ahlborn veranlasst worden, beim Ministetium Forderungen betr. Schülerselbstverwaltung einzureichen, und zwar in "drei, unter dem Einfluss Ahlborns immer schärfer werdenden Fassungen". Die Oberstufenschüler der Hum- boldtschule freilich hatten sich in dieser Situ- ation eher distanziert gezeigt. Sie vetfassten eine "Resolution", die ihrem Direktor Dr. Ott am 3. Dezember 1918 vorlag. Sie sei hier wie- dergegeben: .Resolution der Humboldtschule anläss- Iich der Gründung einer sog. 'Schülervereini- gung·. Die Flut neudeutscher Freiheitsbestre- bungen ist auch an der Humboldtschule nicht wirkungslos vorbeigegangen. Ein ganz dem neuen Zeitgeist entsprechender Wunsch nach freier. von vernünftigen Grundsätzen geleite- ter Ausgestaltung des Schülerlebens in körper- licher u. geistiger Hinsicht drängt zur Auswir- kung. Dieses an sich sehr natürliche u. begreif- liche Verlangen hat an anderen Karlsruher Lehranstalten zur Bildung einer sog. 'Schüler- vereinigung' oder .Schulgemeinde' geführt. Die Humboldtschule betont nichtsdesto- weniger. einer derartigen Einrichtung fremd gegenüber zu stehen. Wir wollen uns nicht zu lächerlichen Nachäffern eines Arbeiter- und Soldatenrats erniedrigen! Wir wollen auch nicht. wie es das Bestreben der Schülergemein- de zu sein scheint, mit mehr oder weniger Ge- walt die Durchsetzung unserer Wünsche er- zwingen. geschweige denn. durch die dumm- freche Anmaßung. bei einer erwaigen Neuge- staltung des Lehrplans mitzureden. unsere ei- Dr. Kar! On (1873-1952), Direktor dc=r Humboldtschule 19 12- 19 19, Direktor der Goetneschule 19 19- 1933 . leiter dc=s Pädagogisch!':n Seminars Karlsruhe 1928- 1933. Honorarprofessor an der TH Karlsruhe. 1947 Ministcrial- ::I ircktor im Unterrichuminisrerium des Landes Baden. 87 gene Unreife bekunden. Die Humboldtschu- le kann nicht scharf genug die Grenze ziehen. die sie von allen derartigen Bestrebungen trennt. Vielmehr sind wir fest entschlossen, unsere inneren Angelegenheiten selbst zu re- geln und dem neuen Geist Rechnung zu tra- gen auf dem Wege offener. vernünftiger Bera- tung mit unserer Lehrerschaft. der wir in allem unser vollstes Vertrauen entgegenbringen. Nur aus einem engen Zusammenschluss und ge- genseitigem Wohlwollen. nicht aus Unfrieden und Entfremdung kann für unsere Sache Nützliches ersprießen. Zu näheren Angaben erklären wir uns gerne bereit. Die 0 1 und U 1 der Humboldtschule." Sozialstruktur der Schüler Ein Blick in die Schülerlisten der Humboldt- schule mag helfen. die in der Resolution zuta- getretende Zurückhaltung gegenüber der revo- lutionären Umgesraltung Deutschlands samt ihrem Charakteristikum. den Arbeiter- und Soldatenräten. zu verstehen. Abgesehen erwa von einem Abkömmling der Karlsruher Fabri- kantendynastie Wolff - . Wolff & Sohn" -. stammten die Schüler der Unter- und Ober- prima des Schuljahres 1918/19 in ihrer über- wiegenden Mehrheit aus eher kleinbürger- lichen Verhälrnissen. sie waren Söhne von Handwerkern. Kaufleuten und Beamten wie Post- oder Eisenbahnsekretären. einige kamen aus Volksschullehrerfamilien. Akademische Be- rufe waren äußerst gering vertreten; so kom~ men unter den Vätern nur je ein Arzt. Apothe- ker und Diplom-Ingenieur vor. Zu den akade- misch gebildeten Vätern gehörten ferner ein Architekt der badischen Staatsbahn sowie der Physiker Otto Lehmann. Professor an der Tech- nischen Hochschule. schließlich der Rechts- anwalt und Zentrumspolitiker GustavTrunk. der in der seit dem 10. Oktober 1918 amtie- renden . Vorläufigen Volksregierung" das zeit- bedingt schwierige und undankbare Amt eines Ernährungsministers bekleidete und vom April 1919-29 als badischer Justizminister amtierte. Einige der Oberprimaner waren zum Schul- unterricht beurlaubte oder entlassene Kriegs- teilnehmer. Unter ihnen befand sich beispiels- weise auch ein Leutnant der Reserve, der nach einer schweren Verwundung an die Schule zurückgekehrt war, im Dezember 1918 ein vorgezogenes Abitur ablegte und mit dem Berufsziel "Offizier" von der Schule abging! Auch die von den anderen Abiturienten ge- nannten Berufs- und Studienwünsche zeigen das Bestreben, sich in die bestehende bürger- liche Ordnung einzufügen. Allzu viel Revolu- tion konnte da nur hinderlich sein. Stellungnahme der Lehrer Hatten die Primaner mit ihrer "Resolution" bereits ein Meinungsbild geliefert, so standen die Lehrer ihrer Schule im Januar 1919 vor der Notwendigkeit, sich ebenfalls zu äußern. In der oben erwähnten KOQferenz vom 15. Janu- ar stand ein Entwurf des Ministeriums unter dem Titel "Grundzüge eines Programms für Schülerselbsrverwaltung" zur Diskussion. Die dabei protokollierten Äußerungen lassen deut- liche Differenzen innerhalb des Kollegiums erkennen. Die Extreme werden einerseics mar- kiert durch die Aufforderung "die Frage der Schülerselbsrverwaltung im ganzen abzuleh- nen als dem Geist der Revolution entspre- chend und die Autorität des Lehrers untergra- bend", auch beruhe die Schule "auf dem Prin- zip der Arbeit und des Gehorsams". Die Schü- ler dürften schließlich "nicht zu Richtern über das Werk der Schule gesetzt werden". Einer der Diskuranten verwarf die Bestre- bungen zur Einführung der Schülerselbsrver- waltung als zur "Politik gehörend"; die Politik aber sei von der Schule fernzuhalten . An Argu- menten fur die Schülerselbsrverwaltung wur- 88 de angefuhrt, dass man "neuzeitlichen Verhält- nissen entsprechend" den Schülern ein "gewis- ses Mitbestimmungsrecht in den Schulverhält- nissen" nicht vorenthalten könne. Knud Ahl- born habe "die Karlsruher Schuljugend nur angespornt, das als Forderung auszusprechen, was schon längst in ihnen (!) vorhanden gewe- sen sei". Entschiedener noch klang ein weite- rer Diskussionsbeitrag: die Bewegung sei im Zusammenhang mit der Revolution entstan- den, "die überall den Geist der Autorität, der Unterordnung" beseitigt habe. Die Schule sei nicht mehr bestimmt durch die ,,Autorität des Beamten im Lehrer" - verankert in der Auto- rität der Obrigkeit -, sondern durch die ,,Au- torität der breiten Schichten des Volkes, des Parlaments". Eine völlige Parlamentarisierung der Schule sei freilich nicht erstrebenswert; die Einfuhrung der so genannten Schulgemeinde, eine periodisch tagende Schülerversammlung der oberen Klassen, entspreche nicht den deutschen Verhältnissen. Nur den gereifteren Schülern, den Prima- nern, seien einige Rechte der Selbsrverwaltung einzuräumen. Dr. Ott fasste die Diskussion dahin gehend zusammen, dass wohl überall ein neuer Geist wehe, der durch die Revoluti- on zur Äußerung gekommen sei, die Revolu- tion selbst stelle lediglich den Abschluss "einer schon lange vorher wirkenden historischen Entwicklung" dar. Deshalb könne man a11 das annehmen, was historisch und organisch ins Schulleben hineinwachse. Abzulehnen sei da- gegen alles, was von außen in die Schule hin- eingetragen werde, was z. B. den englischen Verhältnissen entlehnt sei oder "von der Poli- tik" stamme. Alle organisatorischen Änderun- gen fielen allein in die Zuständigkeit des leh- rerkollegiums oder der Stadtgemeinde. Die Schüler könnten innerhalb der Schule zur Organisation verschiedener Veranstaltungen herangezogen werden, wie etwa zu Turnspie- len, Festen und dergleichen. Klassen" galten. Der Beschluss sei an den anderen Schulen be- reits umgesetzt, weshalb er vor- schlage, auch an der Hum- boldtschule je zwei Vertreter der zwei oder drei oberen Klas- sen zu bestellen. Die:: "Bollt':nz.eitung" von 1913 zeigt karikierend das Verhältnis vom Schült':r zu seinen uhrern, das in dc=r Weimarer Republik andere Akzente erhalten 5011lc. Ein Teil des Kollegiums ver- suchte, auch diesen bescheide- nen Fortschritt mit dem forma- len Argument zu verhindern, dass eine Behandlung der An- gelegenheit auf der Tagesord- nung nicht vorgesehen gewesen sei. Überdies liege der Beschluss Die erste Schülervertretung Die Abstimmung brachte folgende Ergebnis- se: einstimmig abgelehnt wurde die Einfüh- rung der so genannten Schulgemeinde als Ein- richtung, "die bezweckt, das äußere und inne- re Schulleben unter die Kontrolle einer perio- disch tagenden Schülerversammlung der 'obe- ren Klassen zu bringen". Ebenso einstimmig der Ablehnung verfiel eine ständige, von den Oberklassen zu wählende Schülervertretung, die unter dem Vorsitz eines von den Schülern gewählten Lehrers "den Verkehr zwischen Schülern und Lehrern" vermitteln sollte. Mit einer Stimme Mehrheit abgelehnt wurde eine dritte Variante, die eine Schülervertretung "ohne den gewählten Lehrer" vorsah. In ihrem ablehnenden Verhalten wurde die Lehrerschaft der Humboldtschule freilich bald von der Entwicklung überholt. Am 13. März 1919 eröffnete Direktor Dr. Ott seinem Kol- legium anlässlich einer Lehrerkonferenz einen Beschluss der Direktorenkonferenz, der vor- sah, dass in den drei oberen Klassen je zwei Vertreter zu wählen seien, die als "Sprecher der 89 vom 15. Januar vor, der die Einführung einer Schülerver- tretung an der Humboldtschule abgelehnt habe. Nach einer Diskussion, in der betont wurde, dass durch die Haltung der anderen Schulen eine neue Lage entstanden sei, fiel schließlich der Beschluss, dass in Obersekun- da [Klasse 11], Unter- und Oberprima [Klas- sen 12 und 13] je zwei Klassensprecher zu wählen seien. Damit wurde auch an der Humboldtschu- le dem Prinzip Schülerselbstverwaltung we- nigstens ein schmaler Pfad eröffnet. Im No- vember 1919 wurde der Pfad ein klein wenig verbreitert. Unter der Leitung des neuen Di- rektors Robert Burger beschloss die Lehrer- konferenz, dass künftig bereits ab Untertertia [Klasse 8] Klassensprecher zu wählen seien, während in den Klassenstufen darunter, die Sprecher vom Klassenlehrer zu ernennen wa- ren. "Die Befugnisse der Gewählten" sollten "nach einiger Zeit der Erfahrung streng um- grenzt werden." Anzumerken bliebe, dass die- ser Konferenzbeschluss lediglich einer entspre- chenden Verordnung des Kultusministeriums vorauseilte. RAINER GUTJAHR Polytechnicum, Technische Hochschule, Universität Karlsruhe 175 Jahre Durlach als Universitätsstadt Aufitiegspläne eines wirtschaftlich darniederliegenden Landstädtchens "Hat jemals eine Stadt über die Unbeständig- keit des wandelbaren Glücks seufzen müssen, liegen Exempel vor Augen, dass Inwohner, vormals glückliche lnwohner ihrem völligen Ruin entgegen andere Städte aber theils entste- hen rheils immer mehr beglücket und in blü- hendem Flor sehen müssen, hat aber auch jemals eine Stadt ein widriges Schicksal gegen ihr Verschulden betroffen, so ist es leyder! Die hiesige Stadt." Mit dieser Klage begannen der Durlacher Bürgermeister und die Herren von Gericht und Rat am 30. April 1779 eine Bittschrift an den "durchlauchtigsten Markgrafen", die we- nige Tage später mit einem befürwortenden Begleitschreiben des Durlacher Oberamtes und Spezialats an den Kirchenrat als die zu- ständige Regierungsbehörde weitergeleitet wurde. Zwei Mal hatte die Stadt in den zu- rückliegenden 90 Jahren unter der Unbestän- digkeit des Glücks seufzen müssen: Im August 1689 brannten die Truppen des französischen Königs Ludwig XIV. die damalige Residenz- stadt Durlach bis auf die Grundmauern nie- der. Knapp 30 Jahre später verlegte Markgraf Karl Wilhelm seine Residenz von Durlach in die neu gegründete Stadt Karlsruhe. Ihm folg- ten alle Hofbediensteten und fast alle Beamte. Die Bevölkerungszahl sank zunächst von knapp 3.300 auf rund 2.800 Menschen, um erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lang- sa~ wieder zu steigen. Auch das 1586 eröffnete Gymnasium illus- trc, das zeitweise fast Universitätsniveau er- reicht hatte, wurde 1724 in die neue Stadt 90 verlegt. Mit der Schule verließen Schüler und Professoren die ehemalige Residenz. In Dur- lach blieb nur ein eher bescheidenes Pädago- glUm. Der wirtschaftliche Niedergang Die Durlacher erlebten einen wirtschaftlichen Niedergang, den sie in ihrer Bittschrift aus- führlich schilderten. Geschickt verwiesen sie auf die Folgen der Gründung Karlsruhes für ihre eigene wirtschaftliche und soziale Lage: "Der Hauptgrund dieses nicht genug zu be- schreibenden Zerfalls ruht also in dem nicht zu schätzenden und vielleicht ewig nimmer er- setzt werdenden Verlust der fürstlichen Resi- denz." Es folgen Beschreibungen des niederlie- genden Gewerbes, das durch die Konkurrenz der Karlsruher und auch Pforzheimer Han- delsleute leide, so dass die Durlacher gezwun- gen seien, vom Ertrag ihrer Äcker oder Gärten zu leben und auf die Weinlese zu hoffen. Dabei hatten nicht wenige nur "etliche Vier- tel Ackerland und einen Weinberg". Allein die große Allmende verhindere, dass viele an den Bettelstab gerieten. Zahlreiche Grundstücke in der Stadt waren unbebaut, übetall fanden sich noch Ruinen oder Ruinenreste von dem großen Btand von 1689 und einem Stadt- brand im Jahr 1743. Im Schlossbereich wur- den die Mauerreste erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abgetragen. Der Magis- trat schrieb im April 1779 von "schlechten Lotterfallen" und Baulücken, "welche bisher traurige Zeugen der Unvermögenheit der In- wohner sind." Das wiederaufgebaute Durlach nach Verlegung der Residenz. Universitäts pläne Doch sollte es bei den allgemeinen Klagen nicht bleiben. Die Durlacher hatten eine Idee, wie ihrem darniederliegenden Wirtschafts- leben wieder aufgeholfen werden könnte. "Es möchte Ew. Durchlaucht gnädigst gefällig sein, in unserer Stadt eine Universität zu etablieren. « Der Zeitpunkt für eine solche Bitte schien günstig. Die nächstgelegene protestantische Universität lag in Tübingen, nachdem Straß- burg 1681 von den katholischen Franzosen übernommen worden war. Dass in der badi- schen Markgrafschaft ein Bedarf an einer evangelischen Landesuniversität bestand, zeig- te sich auch daran, dass gerade das Karlsruher Gymnasium so ausgebaut werden sollte, dass Theologiesrudenten dort fertig ausgebildet werden konnten. Zudem regierte mit Mark- 91 grafKarl Friedrich ein Vertreter des aufgeklär- ten Absolutismus das Land, der den allgemei- nen Wohlstand auch durch eine Verbesserung der Bildung heben wollte. Die Durlacher hatten zudem für eine Uni- versität einiges zu bieten. So wiesen sie auf die seit dem Tod von Markgräfin Magdalena Wil- helmina 1743 leerstehende Karlsburg hin, die sich als Universitätsgebäude gut eigne. Zudem könne der markgräfliehe Bauhofgarten in ei- nen medizinisch-botanischen Garten umge- wandelt werden. Vor allem aber war die Stadt bereit, sich mit 15.000 Gulden an den Kosten zu beteiligen. Hinzukommen sollten Beiträge von einzelnen Durlacher Bürgern und aus den umliegenden Oberamtsortschaften, so dass insgesamt ein Betrag von 25.000 Gulden zur Verfugung stünde. Auch wollte sich die Stadt an der Bezahlung der Lehrkräfte durch die Beisteuerung von Holz und die Überlassung von Wiesen-, Acker- und Gartenland beteili- gen. Die Vorteile für die Stadt und damit auch für das ganze Land sah man darin, dass aus den umliegenden Ländern Studenten und Lehrkräfte kämen. Da in Tübingen die einzi- ge protestantische Universität der weiteren Umgebung war, rechnete man mit jungen Männern aus den evangelischen Ländern dies- und jenseits des Rheins, aus Speyer, Worms und Frankfurt. Auch die evangelischen Elsäs- ser, Sttaßburget und Pfälzer sowie die Bewoh- ner der evangelischen Reichsstädte in Schwa- ben würden kommen, zumal ihnen in Dur- lach Klima, Speisen und Getränke vertraut seien. Vor allem versprach man sich von der Ansiedlung einer Universität ein Wiederaufle- ben der Bautätigkeit in der Stadt. Ablehnung trotz Bürger.penden Die Werbetätigkeit füt den Plan wutde bald begonnen, schnell hatten 52 Bürger und Be- amte beträchtliche Summen gezeichnet. Einen großen Bettag übernahm mit 300 Gulden Hofrat und Oberamtmann Posselt. Auf seine Initiative ging das Durlacher Votgehen wahr- scheinlich zurück. Natürlich zeichneten die Ratsherren und der Bürgermeister Waag. Auch auffallend viele Gastwirte spendeten jeweils 100 bis 150 Gulden. Sie versprachen sich von Studenten und Professoren natürlich große Gewinne. Das erhofften sicherlich auch die bei den Spender Buchbinder Korn und Apo- theker Bleidorn. Die Fayence-Fabrik, zu die- sem Zeitpunkt die bedeutendste Manufaktur in dem kleinen Landstädtchen, beteiligte sich ebenfalls. Monatelang mussten die Durlacher war- ten, bis der endgültige Ablehnungsbescheid kam "mit dem Bemerken, dass man ungeach- tet des wohlgemeinten Anerbietens der Stadt Durlach zu einem Beitrag dennoch dahier kei- 92 ne Mittel zu einem hinlänglichen Fond ausfin- dig machen könne, diesem nach die Sache ruhen lassen müsse." Im 19. Jahrhundert musste Durlach dann beobachten, wie sich aus dem 1825 in Karls- ruhe gegründeten Polytechnikum eine welt- weit hochangesehene Technische Hochschule entwickelte. Inzwischen hatte aber auch in dem kleinen Landstädtchen im Schatten der Residenz neu- er Wohlstand Einzug gehalten. Mit der indus- triellen Produktion vor allem der Firmen Se- bold und Gritzner entwickelte sich Durlach zu einem Industriesrandort. Die Bevölkerungszahl wuchs auf 14.000 kurz vor dem Ersten Weltkrieg. 1878 wurde das Pädagogium samt höheter Bürgerschule zu einem Pro- und Realgymnasium erhoben. Mit dem Umzug in den prächtigen Neubau 1907 wurde die Schule endlich wieder zu einem Vollgymnasium. Die als Universitätsgebäude vorgeschlage- ne Karlsburg erlebte gleichzeitig einen sozialen Abstieg, bis sie in den 1980er Jahren als Kul- turzenttum füt Museum, Bibliothek und Ver- eins leben wieder zu neuem Leben erweckt wurde. SUSANNE ASCHE Geschichtswissenschaft an einer Technischen Hochschule Wer vermutet schon das Fach Geschichte unter den vielen ingenieur- und naturwissenschaftli- chen Disziplinen? So unglaublich es klingt - als die Urform unserer Universität, als die Poly- technische Schule 1825 gegründet wurde, stand das Fach bereits im Lehrprogramm. Und es erschien nahezu ununterbrochen bis heute in allen Vorlesungsverzeichnissen. Warum Geschichtsunterricht? Es hatte einen schlichten Grund, dem Poly- technikum das Fach gleichsam in die Wiege zu legen: Zu den Bestandteilen, aus denen die Anstalt zusammengefügt,wurde, gehörten die beiden Oberklassen der Karlsruher Realschule. Neben der polytechnischen Fachausbildung musste folglich noch normaler Schulunter- richt fortgeführt werden. Mindestens die jün- geren unter den polytechnischen Eleven ka- men nicht darum herum, sich mit Deutsch, Geographie, Religion, mit Zoologie, einer modernen Fremdsprache und eben mit Ge- schichte plagen zu müssen. Offenbar erwies sich darüber hinaus auch das Schulwissen äl- terer Polytechniker als verbesserungsbedürftig. In solchen Fällen riet man dringend zur Teil- nahme an solcherart Fundamentalunterricht. Auf diesem Wege wuchsen die Fächer (deut- sche) Literatur und Geschichte langsam in den Rang von allgemeinbildenden "Ergänzungs- fächern" , deren Belegung man jedem Studen- ten nahelegte. Leider fehlt uns die Kenntnis, wovon die Geschichtsstunden im einzelnen handelten. Fest steht allein, dass der Unterricht nichts Geringeres als die ,,Allgemeine Weltgeschichte" zum Gegenstand hatte. Einsetzend im klas- 93 sischen Altertum und in der Gegenwart en- dend, besaß das einen Zeitumfang von gut 2.500 Jahren. Zwar sollte der Geschichtskurs über zwei Studienjahre gehen und vier Wo- chenstunden ausfüllen. Doch selbst wenn wir uns den Stoff vorwiegend auf die politische Geschichte Europas begrenzt denken, sind Zweifel am Nutzeffekt des Unternehmens an- gebracht. Es wurden seinerzeit denn auch Ein- wände gegen ein so hochgestecktes Vorhaben laut. Dem ersten Geschichtslehrer des Poly- technikums, Realschuldirektor Professor Küh- lenrhal, war unwohl zumute. Allerdings miss- fiel ihm nicht etwa der breite Zeitrahmen; ihm bereitete vielmehr die zu geringe Stundenzahl Sorgen. Neubewertung des Fachs An dem Konzept hielt man gleichwohl bis in die 1870er Jahre fest. Inzwischen hatte jedoch eine Neubewertung des Fachs eingesetzt. Es lös- te sich im Zeichen vielfältiger Verwissenschaft- lichungvon seiner bisherigen Funktion, Schul- wissen zu vermitteln oder zu erweitern und rückte auf zum gtundlegenden Element jegli- cher akademischer Bildung. Von den Universi- täten ausgehend, überschnitt sich die Neube- wertung mi t ähnlichen Veränderungen, die das Wesen und das Selbstverständnis der Polytech- nischen Schulen erfuhren: Solide Geschichts- kenntnis sollte unabdingbares Statusmerkmal des Technikers und Ingenieurs werden. Allein, die Errichtung und Besetzung eines Geschichtslehrstuhls erfolgte in Karlsruhe auf bemerkenswerte Art. Antreibend ins Spiel kam nämlich die badische hohe Politik, kam die maßgebende Einwirkung Großherzog Hermann Baumgam:n 1825- 1893 Im Herzogtum Braunschweig geboren. vmiene er nach dem Studium der Geschichte als Journalist entschieden für ein von Preußen g~ruhrtes liberales Kleindeutschland. Der Heiddberger Hismfiker G. G. Gefvinus. dem er als Assis- tent dieme, empfahl ihn , der weder promoviert noch habi- lidert war, fur die KariSfuher Professur. Mit seinem Aufsatz "Der Liberalismus - eine Sdbstl:'ritik" lenkte der politische Historiker 1866 auf Bismarcks Realpolitik ein und wurde zu einem wichtigen Weichensteller für die sich neu formie- renden Nationalliberalen, die für die folgenden Jahrzehnte mei nungsbildend sein soll ten. Dem Ruf an die Universität Straßburg folgte er gern, da er sich fragte: n Was hilft mir ein volles Auditorium, in dem nicht ein ei nziger Mensch sint, der mir fo lgr." Friedrichs Jc Nicht nur, weil er sich während seines Studiums insbesondere der Geschichts- disziplin gewidmet hatte, nicht bloß, weil er seither engste Beziehungen zu herausragenden deutschen Historikern pflegte. Friedrich legte Wert darauf, dass an den drei Landeshoch- schulen Historiker lehrten, die seine eigenen politischen Leitlinien mindestens nicht stör- ten: Den liberal sowie den kleindeutsch und propreußisch ausgerichteten Kurs. 1860 wur- de nun die Aufwertung des Geschichtsunter- 94 FranzSchnabelI 887- 1966 In Mannheim geboren, studierte er Geschichte in Heidel- berg. wo er sich als Schüler von Hermann Oncken verstand und bald als Gymnasiallehrer sehr erfolgreich wirkte, bis er mit 34 Jahren Ordinarius an der TH Karlsruhe wurde, 1945- 1947 war er als Leiter der Abteilung Kultus und Unterricht in der Landesbezi rksdirektion Karlsruhe maß· geblich Olm Wi~deraufbau des Bildungswesens beteiligt. richts am Polytechnikum spruchreif. Zur sel- ben Zeit erreichte die Frage der nationalen Einigung Deutschlands ein Stadium, das in absehbarer Nähe eine Lösung verhieß. Politische Akzente Vor diesem Hintergrund erhielt die Auswahl des Karlsruher Historikers ihre außergewöhn- liche Note. Der berufene Hermann Baumgar- ten, ein studierter Historiker, hatte sich als li- beraler Publizist einen Namen gemacht. Seine politischen Ansichten und Erwartungen dürf- ten denen Friedrichs mindestens geähnelt ha- ben. Persönliche Verbindungen zum liberalen Hoflager kamen empfehlend hinzu. Im Herbst 1861 trat Baumgarten die Karlsruher Profes- sur an. Hier entstand sein umfängliches Werk zur jüngsten Geschichte Spaniens. Vor allem aber bewährte er sich als akademischer Lehrer. Und er gewann den Eindruck, als hätten sei- ne dem exakte Messbaren zugewandten. zahl- reichen Hörer bei ihm gelernt. die unwägba- ren "Moralischen Mächte" wahrzunehmen, die am Gang der Weltgeschichte mitwirkten. 1872 verließ Baumgarten die Anstalt und ging an die Universität Straßburg. Erwähnens- wertes ist erst wieder für Adam Pfaff überlie- fert. der hier von 1878 bis 1885 lehrte. Er straffte den Lehrstoff in zweierlei Hinsicht. Seine Überblicke setzten erst im Mittelalter ein. und er konzentrierte sie auf deutsche Ge- schichte. pfaffs zahlreiche Veröffentlichungen erlauben allerdings anzunehmen. dass er spie- lend fähig gewesen wäre. ein ungleich breiter gefächertes Spektrum vorzustellen. Interesse verdient das politische Motiv. das bei Pfaffs Berufung abermals zu Tage tritt. Nach der 1848er Revolution war der Hesse in die Schweiz geflüchtet. wo er die besondere Wertschätzung der Liberalen gewann. Mitt- lerweile zog es ihn nach Deutschland zurück. Zu den positiven Seiten. die die Berufungs- kommission an Pfaff rühmte. gehörte auch. dass er .. auf politischem und religiösem Gebie- te einer durchaus freien Richrung huldigt". Seine Berufung belegt. dass die politische Grundierung einer Geschichtsprofessur für den Großherzog. unabhängig von der Reichs- gründung, immer noch gewichtig war. Weniger deutlich drückte dieser Zug sich auch gegenüber dem Pfaff-Nachfolger Arthur Boehdingk aus. Doch zunächst noch dies: Bis- her hatten die Geschichtsprofessoren zumeist 95 auch das Literaturfach inne. Da die Germanis- tik ebenfalls zu einer anspruchsvollen Wissen- schaft gereift war. wurde die Fächerverbin- dung von Geschichte und Literatur je länger desto mehr problematisch. Unter den Kandi- daten. die zur Wahl standen. gab es nurmehr einen. dem man die sachkundige Behandlung beider Gebiete zutraute - den Jenenser Extra- ordinarius Boehdingk. Trotz mancher Vorbe- halte. die der eine oder andere Gutachter ansonsten äußerte. gab ihm die Berufungs- kommission den 1. Listenplatz - aus Rücksicht auf die leidige Fächerkombination. Innerhalb der Historikerzunft brachte Bo- ehdingk es nie zu Ansehen; seine Beliebtheit bei den Studenten soll groß gewesen sein. Stär- ker als die Wissenschaft scheint ihm das Poli- tisieren gelegen zu haben - sei es. dass er dank seiner rhetorischen Begabung oft die patrioti- schen Feiern von Hochschule und Stadt zier- te. sei es dass er Badens Nationalliberale auf den Kriegspfad gegen Katholiken und Sozial- demokraten mitzureißen trachtete. Der Kon- trast zwischen seiner agitatorischen und seiner wissenschaftlichen Hingabe verstimmten den Großherzog. Seinem langwährenden Wunsch. Boehdingk durch einen würdigeren Fachver- treter ersetzt zu sehen, stand indes das Beam- tenrecht entgegen. Im Sommer 1914 klagte dann das Kultus- ministerium über verschiedene Mängel an Boehtlingks Darbietungen. Namentlich ver- misste es das Bemühen. den Srudierenden .. die notwendige Verbindung der Technik mit der Gesamtkultur unserer Zeit zu vermitteln". Der akademische Senat solle daher überlegen. ob nicht eine jüngere. anregendere Parallel- kraft gewonnen werden könne. Gern ging der Senat darauf ein. aber auf grund der eingetre- tenen Kriegsumstände kamen nur kurzlebige Historiker-Zwischenspiele zustande. Die Hoch- schule musste mit Boehtlingk bis zu dessen Emeritierung im Frühjahr 1919 auskommen. Die Ära Franz Schnabel Nun gelang es endlich, die überlebte Fächer- verbindung zu trennen, und auf das erste reine Geschichtsordinariat gelangte der Hei- delberger Extraordinarius Herrmann Wätjen. Er entnahm seine Vorlesungsthemen Gebie- ten, die angesichts der deutschen Kriegsnie- derlage eines hohen Interesses sicher sein mochten. Allemal dürfte dies für die Vorle- sung "Deutschlands Außenpolitik in den letz- ten Vorkriegsjahren und während des Welt- krieges" zutreffen. - Da Wätjens kurze Ver- weildauer absehbar war, hatte die Hochschu- le vorsorglich den Gymnasiallehrer Dr. Franz Schnabel habilitiert. Det ttat 1922 denn auch die unmittelbare Nachfolge an. Sein Vorle- sungsprogramm bewegte sich kaum einmal hinter das 19. Jahrhundert zurück. Dafür ten- dierte es in die 1914 angemahnte zeitgemäße Richtung: Schnabel kündigte erstmals auch sozial- und wirrschaftsgeschichtliche Themen an. Ob und in welchem Umfang Technikge- schichtliches einfloss, ist unbekannt. In Schnabel erkennen wir den Vertreter einer Forschungsrichtung, die den Haupt- und Staatsakrionen der Großen Politik weni- ger aufgeschlossen begegnete, als es in der aka- demischen Zunft üblich war. Das mochte wiederum einiges mit Schnabels politischem Standort zu tun haben: Der gebürtige Mann- heimer verhehlte nicht seine Loyalität gegen- über der Weimarer Verfassung und rechnete sich dem "liberalen" linken Flügel des politi- schen Katholizismus zu. In dieser geistigen Umgebung gehörten kritische Auseinanderset- zungen mit der Wirrschafts- und Sozialord- nung seit langem zu den auffälligsten Diskus- sionsstoffen. Dieselbe Problematik bewegte nachhaltig auch die Studentenjahrgänge im Weimarer Deutschland. Ihren Niederschlag fanden Schnabels poli- tische Maßstäbe nicht zum wenigsten in dem 96 großen Werk, das er in Angriff nahm - in der auf mehrere Bände angelegten "Deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert". Eines seiner Anliegen war es, endlich den rühmlichen An- teil zu beleuchten, den der Liberalismus neben dem vielbeschworenen Bismarckschen an der Reichseinigung hatte. Ferner legte er gewis- sermaßen die erste Schneise, auf der die Ge- schichtsmächtigkeit der technischen Entwick- lung sichtbar wurde. Von der nationalsozialistischen Machtü- bernahme hatten Leute in seiner Stellung und von seinem geistig-politischen Zuschnitt kaum Gutes zu gewärtigen. Schnabel lavierte, ent- ging der "Säuberungs"-Welle, die 1933/34 über die Hochschulen hinwegtobte, lavierte weiterhin. Bald bereute es die Führung, dass Gelehrte seines Schlages fürs erste ihrem Zu- griff entkommen waren. 1935 verschaffte sie sich die gesetzliche Handhabe, um missliebige personelle Altbestände los zu werden. Zu dieser Gruppe zählte an d~r Karlsruher Hochschule u. a. auch Schnabel. Ihn zu entfernen, mach- ten sich Rektor und Prorektor dem Ministeri- um auf unwürdige Art dienstbar, und Schna- bel wurde zum September 1936 zwangsweise emeritiert. In Karlsruhe war es ein offenes Ge- heimnis, dass er nicht einer angeblich erforder- lichen Fächerverlagerung, sondern einer politi- schen Flurbereinigung zum Opfer gef.illen war. Die Hochschulführung merkre schon bald, dass ohne entsprechende Geschichtsunterwei- sung die "weltanschauliche Festigung" der Studentenschaft schwerlich zu erzielen war. Trotz eifrigen Bemühens um eine nationalso- zialistisch bewährte Lehrkraft kamen nur ein paar flüchtige Aushilfen zustande. Das Fach hatte selbst dem Buchstaben nach im Grunde aufgehört zu existieren. Nach dem Zusammenbruch des "Dritten Reichs" kehrte Schabel sogleich zu seiner Lehr- tätigkeit zurück. Im SS 1946 las er einstündig über "Ursachen und Folgen des Jahres 1933". Der Hochschule stand er allerdings nur einge- schränkt zur Verfügung, weil ihn die US-Mi- litärregierung als quasi "Kultusminisrcr" für Nordbaden eingesetzt hatte. 1947 gar nahm er einen Ruf an die Münchner Universität an. Erneut riss eine Lücke auf, und erst 1951 er- hielt die Hochschule wenigstens ein Extraor- dinariat bewilligt, in das der Heidelberger Ex- traordinarius Walther Peter Fuchs einrückte. Seine Betriebsamkeit verhalf dem Fach zu ansehnlicher Statur. Am augenfalligsten wur- de sein Wirken im Aufbau des Studium gene- rale. Seine Lehrveranstaltungen - Vorlesun- gen, Seminare und Kolloquien - umspannten einen weiten Zeitraum der politischen und der Geistesgeschichte. Schwerpunkte bildeten die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, des "Drit- ten Reichs" und der Weimarer Republik, also Abschnitte, für die sich ein unabweisbarer In- formationsbedarf der studentischen Nach- kriegsjahrgänge aufgestaut hatte. Darüber hi- naus wirkte der aktuelle Ost-West-Konflikt auf die Veranstaltungen ein: Einerseits, indem Fuchs Seminare über Marx, Lenin oder den Marxismus sowie über das Berlin-Pro.blem abhielt, anderseits durch Vorlesungen des Ori- entalisten Klingmüller (über das arabische Szenarium) oder des deutsch-amerikanischen Historikers Felix Hirsch über die Abfolge der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen. Die zeitgeschichrlich-weltpolitischen Grat- wanderungen, die Fuchs aufgenommen hatte, setzte Thomas Nipperdey seit 1962 in gewis- sem Umfange fort. Fruchtbare Ansätze erga- ben sich sodann aus Seminaren, die er gemein- sam mit dem Kunsthistoriker Lankheit und dem Soziologen Linde bestritt. Mit Nipperdey endet die Reihe der Histo- riker, die an der alten Technischen Hochschule lehrten. 1967, als die Hochschule zur "Univer- sität Karlsruhe (TH)" wurde, nahm dieser vielversprechende junge Wissenschaftlicher ei- nen Ruf an das angesehene Historische Semi- nar der Freien Universität Berlin an. Unter sei- nen Nachfolgern Walter Bußmann und Ru- dolfLill gedieh der betagte Lehrstuhl zu einem Institut, das neben der Lehre auch der For- schung breiteren Raum verschaffte. KLAUS·PETER HOEPKE Geschichte des Instituts für Literaturwissenschaft an der Universität Karlsruhe Das heutige Institut für Literaturwissenschaft geht auf die Errichtung eines LehrstuhIs für Geschichte und Literatur im Jahr 1861 zu- rück, der eine - dem humanistischen Bil- dungsbegriff des 19. Jahrhunderts verpflichte- te - ergänzende geisteswissenschaftliche Aus- bildung für die Studierenden der technischen und mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer gewährleisten sollte. Charakteristisch für diese frühe Form der Literaturwissenschaft 97 an der Fridericiana war eine enge fachwissen- schaftliehe, didaktische und personale Ver- flechtung von Hochschule und oberen Gym- nasialklassen. In seiner weiteren Entwicklung emanzipiert sich das Institut für Literaturwis- senschaft von dieser rein supplementären Funktion, indem es - analog zur Geschichte des Fachs im 19. Jahrhundert insgesamt- eine eigenständige Disziplin allererst ausbildet, die- se institutionell etabliert und entsprechend der zunehmenden Komplexität des Gegenstands ausdifferenziert. Freilich geschieht auch dies in Karlsruhe nicht ohne Rücksicht auf den spe- zifischen Kontext, den Standort an einer Tech- nischen Hochschule. Vor der Installierung des genannten Lehr- stuhls im Jahr 1861 existierten die Fächer Ge- schichte und Literatur als reine Unterrichtsfä- cher, die jeweils beide Disziplinen berücksich- tigten. Zu erwähnen ist hier die Folge ein- schlägiger Professuren, beginnend mit Karl Christoph KühlenthaI, 1825-1854, der zu- dem Französisch, JosefBeck, 1850-1852, der zudem Philosophie, Wilhe1m Gersmer, 1852- 1858, der ebenfalls noch Französisch, und Theodor Löhlein, 1859-1865, der neben Deutsch und Literatur auch Geographie un- terrichtete. Den dann so genannten "Lehr- stuhl für Geschichte und Literatur" hatten die Professoren Hermann Baumgarten von 1861- 1872, David Müller von 1872-1877 und Adam Pfaff von 1878-1885 inne. Die allge- mein auf gymnasiale Abschlussklassen und ein zwar fachfremdes, aber iJ!.teressiertes akademi- sches Publikum bezogene Ausrichtung in For- Franz-Sch nabel-Haus. 98 schung und Lehre lässt sich an den Publikati- onsschwerpunkten dieser Jahre ablesen, für die Theodor Löhleins gemeinsam mit Karl Hol- dermann verfasstes Lehrbuch der allgemeinen Weltgeschichte, mit besonderer Berücksichti- gung der Kunst- und Kulturgeschichte für die Oberklassen höherer Lehranstalten von 1887 ein repräsentatives Beispiel darstellt oder Da- vid Müllers Geschichte des deutschen Volkes, eine, wie es im Untertitel heißt, "kurzgefaßte übersichtliche Darstellung zum Gebrauch an höheren Unterrichtsanstalten und zur Selbst- belehrung" , die 1872 bereits in der vierten (verbesserten und bis 1871 vervollständigten) Auflage erschienen war. Von 1886 bis 1919 lehrte Prof. Dr. phi!. Arthur Boehtlingk am Institut für Geschichte und Literatur, das sein Augenmerk in dieser Zeit auch auf regionalge- schichtliche Themen von lokalpolitischer Re- levanz richtete - hier ist z. B. die 'kulturhisto- rische Studie' zu Carl Friedrich Nebenius. Der deutsche Zollverein, das Karlsruher Polytech- nikum und die erste Staatsbahn in Deutsch- land von 1899 zu erwähnen; einer breiteren fachwissenschaftlieh orientierten Öffentlich- keit ist Boehtlingk u. a. mit seinen Shakespe- are-Studien bekannt geworden. Im Jahr 1919 beginnt die neuere Geschich- te der Literaturwissenschaft an der Fridericia- na: Mit der Einrichtung eines Extraordinariats für Literaturwissenschaft kam es erstmals zu einer Trennung der Fächer 'Literatur und 'Geschichte'; 1922 folgte das Ordinariat für Geschichte. 1924 das Ordinariat für Literatur- wissenschaft. Diese neuere Geschichte ist zu- nächst mit dem Namen Karl Holls verbunden. Karl Holliehne das Fach Deutsche Literatur- geschichte insgesamt von 1917 bis 1936 an der Universität Karlsruhe; zunächst von 1917 bis 1919 als Lehrbeauftragter. dann 1919/20 als Privatdozent von 1920 bis 1924 als außer- ordentlicher Professor. von 1924 bis 1936 schließlich als ordentlicher Professor. Sein Hauptwerk ist die auch heute noch einschlä- gige Geschichte des deutschen Lustspiels. die 1923 erstmals erschienen ist und 1964 noch einmal (und zwar als Nachdruck) aufgelegt wurde. Andere Arbeiten beziehen sich aufLes- sing, Goeme. Schiller. Tolsroi und Hauptmann. 1936 wurde Holl-wie auch der Ordinarius für Geschichte. Franz Schnabel - zwangsemeri- tiert. Der Lehrstuhl für Literaturwissenschaft wurde aufgelöst und erst 1957 wieder einge- richtet. In der Zwischenzeit blieb die Litera- turwissenschaft in Karlsruhe damit ein Desi- derat. Erster Lehrstuhlinhaber wurde 1958 Prof. Dr. Rudolf Fahrner. der 1925 mit einer Arbeit über Hölderlins Begegnung mit Goe- me und Schiller in Marburg promoviert wor- den war und sich 1929 dort auch habilitiert hatte (Thema: Wortsinn und Wortschöpfung bei Meister Eckehart); Beiträge zur Romantik. zu Moritz. Hofmannsthal und Goeme folgren; darüber hinaus hat sich Fahrner mit Überset- zungen aus dem (A1t-)Griechischen und Mit- telhochdeutschen hervorgetan. Nach seiner Emeritierung im Jahr 1970 wurde Prof. Dr. Ja- cob Steincr. Spezialist u. a. für Hofmannsmal 99 und Rilke sowie (zusammen mit Wolfdietrich Rasch) Herausgeber der Münstersehen Beiträ- ge zur deutschen Literaturwissenschaft. auf den Lehrstuhl für Literaturwissenschaft beru- fen (1972). Er lehrte bis 1992. Seit 1993 lei- tet Prof. Dr. Uwe Japp das Institut für Litera- turwissenschaft an der Universität Karlsruhe. Uwe Japp hat u. a. Bücher zur Hermeneutik. zur Literaturgeschichtsschreibung. zur Theo- rie der Ironie und zur Modernitätsforschung veröffentlicht. Erweiterung durch Mediävistik Die zunehmende Spezialisierung des Faches Germanistik und die Erfordernisse einer adä- quaten und umfassenden Gymnasiallehreraus- bildung machte 1969 die Einrichtung eines Lehrstuhis für Deutsche Literatur des Mittelal- ters notwendig. den Prof. Dr. Peter Wapnew- ski von 1969-1979 inne hatte. Forschungs- und Lehrschwerpunkte Peter Wapnewskis sind der Minnesang. u. a. perspektiviert auf die Fra- ge der Mittelalter-Rezeption. der Parzival Wolf- rams von Eschenbach und Hartmann von Aue. Beachtung finden auch seine die Grenzen der Fachwissenschaft zur Musikkritik hin über- schreitenden Studien zu Richard Wagoer. Heu- te wird die Mediävistik von Prof. Dr. Bernd Thum und Hochschuldozent Dr. Burkhardt Krause vertreten. Heutiges Lehrangebot Derzeit umfasst das Lehrangebot des Instituts die Neuere deutsche Literaturwissenschaft (mit Linguistik. Geschichte und Theorie der Medien). einschließlich der Studienkompo- nenre Mediävistik (mit historischer Sprachwis- senschaft. Interkultureller Germanistik und Deutsch als Fremdsprache). Die Studiengän- ge gliedern sich in die B.A-. M.A.-Studien- gänge Germanistik und den Lehramtsstudien- gang Deutsch (Gymnasium). an die sich Pro- motionsstudiengänge in Germanistik und Mediävistik anschließen. Im Rahmen der seit WS 1999/2000 eingerichteten B.A-. M.A.- Studiengänge im Haupt- und Nebenfach kön- nen zudem die dem Institut in sowohl perso- naler als auch fachlicher Kooperation verbun- denen Nebenfächer Multimedia und Journa- lismus studiert werden. Das Institut für lite- raturwissenschaft unterhält mehrere internati- onale Partnerschaften und Austauschabkom- men. so mit den Universitäten Bergamo (Ita- lien). Kingston (Kanada) oder mit der Mo- nash University (Australien). Zur Zeit studie- ren am Institut für Literaturwissenschaft insgesamt 780 Studierende in den jeweiligen Studiengängen (Stand WS 1999/2000). Das Institut verfügt über eine Präsenzbibliothek mit derzeit 35.000 Bänden in den Schwer- punkten ältere und neuere deutsche Literatur und Literaturwissenschaft. allgemeine Litera- turwissenschaft und Literaturtheorie. Am In- stitut für Literaturwissenschaft wird die Ge- schichte der deutschen Literatur in ihrer gan- zen Breite gelehrt. das heißt vom frühen Mit- telalter bis zur Gegenwart. Weitere Schwer- punkte sind die Theorie der Literatur und der Literaturwissenschaft. die Geschichte der Ger- manistik. die Theorie und Geschichte des Dramas u. a. Eine spezielle und über die Gren- zen Karlsruhes bekannte Forschungseinrich- tung ist die Arbeitsstelle Bertolt Brecht. Das Institut für Literaturwissenschaft ist im Franz-Schnabel-Haus untergebracht. ei- nem 1850 als Fasanenmeisterhaus der groß- herzoglichen Domäne Staatliche Forsten er- richteten Gebäude. das die Universität 1920 erhielt. Nach einem 1925 erfolgten Umbau wurde sein Untergeschoss für die Bibliothek des Sportinstituts eingerichtet; im Oberge- schoss befand sich ein Fechtraum. 1934 wur- de das Haus zu einem Schulungsheim der NS- Studentenschaft umfunktioniert und diente- nach dem Wiederaufbau 1949 - von 1951 bis 1990 dem Engler-Bunte-Institut. Abteilung Petrochemie. Seit 1990 behetbergt es das Ins- titut für Geschichte (Untergeschoss) und das Institut für Literaturwissenschaft (Oberge- schoss). 1991 wurde. das Gebäude nach Franz Schnabel (1887-1966) benannt. der von 1919 bis zu seiner Vertreibung durch die National- sozialisten im Jahr 1937 an der Universität Karlsruhe Geschichte lehrte. UWE JAPI'. CLAUDIA STOCKINGER "Geschichtliches Wissen und ästhetische Bildung" Das Fach Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe Bereits 1967 stellte Reinhard Rürup fest: "Die Geschichte der Karlsruher Kunstgeschichte ist bisher nicht geschrieben worden." Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die folgenden Ausführungen stellen einen ersten Versuch dazu dar, indem sie sich auf das wenige, zum Thema vorliegende gedruckte Material stüt- zen. Ergänzend ist eine Sammlung von Ab- schriften aus den reichhaltigen Akten des Lehrstuhls für Kunstgeschichte (Badisches Generallandesarchiv) hinzugezogen worden. die Joachim Hotz 1965 zusammenstellte (Bi- bliothek des Instituts für Kunstgeschichte). Diese Dokumente verdeutlichen. dass die Kunstgeschichte an der Universität Karlsruhe - weit über die lokale Bedeutung hinaus - eine 100 tragende Rolle bei der Etablierung des Fachs an den deutschen Hochschulen spielte. Ihre Geschichte einer intensiven Erforschung zu umerziehen, stellt in der Tat ein Desiderat dar. Kunstgeschichte am Polytechnikum Auch wenn die Kunstgeschichte noch nicht als eigenständiges Fach existierte, so war sie doch von Anfang an fester Bestandteil der Architek- tenausbildung am 1825 gegründeten Karlsru- her Polytechnikum. Denn zur umfassenden Bildung eines Architekten gehörte nicht nur die Kenntnis der alten, insbesondere der anti- ken Baukunst, sondern auch die Geschichte der Bildenden Künste. Ihre Aneignung erfolg- te überwiegend durch zeichnerische Erfassung nach Vorlagenwerken oder Gipsabgüssen. Als allgemein bildendes Fach dienten einige Vor- lesungen auch den Eleven der angegliederten Realschule, darüber hinaus standen sie den angehenden Ingenieuren zur persönlichen Weiterbildung offen. Die Kunstgeschichte hatte also von Anfang an eine doppelte Aufga- be zu erfüllen. Etablierung an der Hochschule Mit der Erhebung des Karlsruher Polyrechni- kums in den Rang einer Hochschule im Jahr 1865 präzisierten die Statuten das Aufgaben- feld der Anstalt als "die wissenschaftliche Aus- bildung für diejenigen technischen Berufsfä- cher, welche Mathematik, die Naturwissen- schaft und die zeichnenden Künste zur Grund- lage haben". Aber auch die Fächer der aus der Realschule hervorgegangenen Allgemeinen Abteilung erfuhren im Zuge der Reorganisati- on eine beträchtliche Aufwertung: So erhielt 1860 bereits die Geschichte, 1863 die Natio- nalökonomie und 1868 die der Architektur zugeordnete Kunstgeschichte ein eigenes Or- dinariat. Hierbei handelte es sich übrigens um eine der ersten ordentlichen Professuren in Kunstgeschichte an einer deutschen techni- schen Hochschule und sie ging außerdem zeit- lich der Etablierung des Fachs an den badi- schen und württembergischen Universitäten Heidelberg (1894/96), Tübingen (1895) oder Freiburg (1909/10) weit voraus; nur in StUtt- gart (1865) war man in der Einrichtung eines Lehrstuhis für Kunstgeschichte erwas schneller. Ihrer Pionierrolle bewusst legte die Karls- . ruher Hochschule größten Wert auf die Beset- zung der Stelle mit einer maßgeblichen Per- sönlichkeit. Bereits 1865 knüpfte man Kon- takt mit dem in Basel Geschichte lehrenden Jacob Burckhardt sowie dem Göttinger Ordi- narius für klassische Archäologie Ernst Curtius und dem in Zürich als Professor für Ästhetik und Literaturgeschichte tätigen Friedrich Theo- dor Vischer. Als diese hoch angesehenen Her- ren absagten, änderte die Findungskommis- sion ihr Vorgehen und berief den erst 30 Jah- re alten Alfred Woltmann aus Berlin. Seine Karlsruher Erfolge in Lehre und Forschung sprachen sich in Fachkreisen schnell herum, sodass die ungleich besser ausgestattete Uni- versität Prag ihn schon 1873 mit einem verlo- ckenden Angebot abzuwerben vermochte. Auch Woltmanns Nachfolge gestaltete sich schwierig, da - wie er selbst in einem Gutach- ten zur Situation formulierte - "die Zahl tüch- tiger Kräfte im Fache der Kunstgeschichte nicht groß ist, weil viele Befähigte durch Man- gel einer Vertretung dieser Wissenschaft an den Universitäten an der consequenten wis- senschaftlichen Ausbildung gehindert, andere durch die unsicheren Aussichten für die Zu- kunft abgehalten worden sind, der streng wis- senschaftlichen Beschäftigung treu zu blei- ben." Auf Anraten Woltmanns entschied man sich für den 33-jährigen Bruno Meyer aus Berlin, auf dessen Wirken ein beträchtlicher Ausbau der Sammlung und die Einführung eines Bildprojektionsapparates (Skioptikon) 101 im Unterricht zurück gehen. Auf das eigen- händige Zeichnen an der Tafel oder die im Hörsaal nur bedingt zweckdienliche Vorlage von Reproduktionsgraphik konnte fortan ver- zichtet werden. Bis heute bildet das Glasbild (Diapositiv) das maßgebliche Arbeitsmittel im Unterricht. Auf Meyer folgte 1884 mit Wil- helm Lübke der erste große Kunsthistoriker auf das Karlsruher Ordinariat. Zürich und Stuttgart stellten die vorangegangenen Statio- nen seiner überaus fruchtbaren Tätigkeit als Professor der Kunstgeschichte dar, in denen er eine bemerkenswerte Anzahl handbuchartiger Überblickswerke verfasste. Einige seiner Bü- cher erschienen in hohen, nach seinem Tod 1893 mehrfach aktualisierten Auflagen bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Hierzu zählt auch die gänzlich mit Holzschnitten il- lustrierte "Geschichte der Architektur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart" von 1855, die unlängst als Reprint wieder aufge- legt wurde. Heute erinnert an der Ostseite des Archi tekturgebäudes ein 1894 durch den Bild- hauer Heinrich Weltring geschaffenes Denk- mal an Wilhelm Lübke. Ursprünglich füt sein Grab auf dem Karlsruher Hauptfriedhof be- stimmt, fand es 1895 in der Hoffstraße Auf- stellung und gelangte schließlich 1965 auf den Campus. Kunstgeschichte und Baugeschichte Nicht nur Lübke, sondern auch seine Karlsru- her Kollegen, die weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Architekten Josef Durm und Carl Schäfer, traten als Verfasser maßgeb- licher Bücher zur Geschichte der Architektur hervor. Während Durm auch als Architekt sich der Antike und der Renaissance verschrieb, widmete sich Schäfer dagegen bevorzugt dem Mittelalter. Als historistische BaukünstIer bil- dete die Baugeschichte das Fundament ihres Selbsrverständnisses und sie war selbsrver- stäncllich integrativer Bestandteil ihres Unter- richts. Hier manifestiert sich noch zwischen Kunstgeschichte und Architekrur eine gemein- same, von einem positivistischen Geschichts- bild getragene Basis, die in der Abfolge und der Darstellung von Stilen und Epochen zwar Grundlegendes erarbeitete, sich darin aber auch erschöpfte. Um die Jahrhundertwende gehen in der Kunstgeschichte dann von den Universitäten neue Impulse aus, die zu einer Methodenbil- dung modernen Zuschnitts führen und auch die langsam vom Hiswcismus sich abwenden- den Architekten der Avantgarde in der Theo- riebildung beeinflussen werden. An den tech- nischen Hochschulen setzt sich dagegen die von Architekten getragene Baugeschichte als eine von Konstruktion, Material und techni- schen Bedingungen ausgehende Wissenschaft durch, die von der Archäologie über die Haus- forschung und die Denkmalpflege ein eigenes Profil ausbildet. Diese Divergenz manifestiert sich im Übergang von Lübke, dem vorerst letzten Kunsthistoriker auf dem Lehrstuhl, zum ausgebildeten Architekten Adolf Oechel- häuser, der das Ordinariat bis 1919 bekleide- te. Das Bestreben der Kommission lag darin, eine Persönlichkeit zu finden, die noch beide Richtungen vertrat, was sich ab der Weimarer Republik dann auch in der Bezeichnung )n- stitut für Kunst- und Baugeschichte" manifes- tierte. Zugunsten von Integration und Konti- nuität blieben die in den eingeholten Gutach- ten positiv bewerteten jungen Talente, wie z. B. Henry Thode oder Heinrich Wölffiin, daher unberücksichtigt. Nach 1945 Wie weit die Polarisierung zwischen Kunst- und Baugeschichte vorangeschritten war, be- legen die Vorgänge um die Nachfolge von Oe- chelhäuser. Auf den ersten Platz der Beru- 102 fungsliste setzte man den Architekten Karl Wulzinger. der dann auch den Lehrstuhl von 1921 bis 1949 bekleiden sollte. und vollzog damit die Wende. Auf Platz zwei stand Wil- helm Worringer, ein Kunsrhistoriker, der vor allem durch seine Promotionsschrift ,,Abstrak- tion und Einfühlung" über die Kunstgeschich- te hinaus die Architekten der Vorkriegs-Avant- garde, wie z. B. Peter Behrens, nachhaltig be- einflusste. Bereits im Vorfeld der Berufung stellte die Architektur-Abteilung 1919 fest, dass "der Nachweis kunstgeschichtlicher Kennt- nisse auf das wirklich notwendige Maß be- schränkt und dem Fach zugleich innerhalb des ganzen Unterrichtsplanes der ihm gebührende Platz zugewiesen" werden solle. Das Fach Kunstgeschichte wurde nun stellvertretend flir Denkmal für Wilhcl m Lübkc, originale Aufsfellung in der HoIYSlfaße. den Eklektizismus der historistischen Archi- tektur verantwortlich gemacht, da es durch Gelehrte und nicht durch bautechnisch ausge- bildete Fachleute unterrichtet werde. Obwohl die Architektur-Abteilung mit Wulzinger die von ihr gewünschte Orientierung zur Bauge- schichte hin bestimmte, trat sie zugleich den Lehrstuhl an die Allgemeine Abteilung ab - eine widersprüchliche Entscheidung, die nach 1945 revidiert werden sollte. In der Nachkriegszeit erfolgte nicht nur die Rückführung des Instituts für Kunst- und Baugeschichte an die Fakultät für Architektur, sondern auch die Trennung der beiden ganz eigenständige Merhoden und Ziele verfolgen- den Fächer in separate Institute. Aus der zuerst noch der Fakultät flir Naturwissenschaften zu- geordneten Allgemeinen Abteilung entwickel- te sich die Fakultät für Geistes- und Sozialwis- senschaften, der die Kunstgeschichte in der Form einer Zweitmitgliedschaft angehört. Nun eräffnete sich an der Universität Karlsruhe - erstmals seit dem mehr als hundertjährigen Bestehen des Lehrstuhls flir Kunstgeschichte - die dritte und ureigenste Aufgabe, nämlich Schüler des eigenen Faches auszubilden. Mit Klaus Lankheit, der dem Institut bis 1983 vorstehen sollte, fand man für Karlsruhe den sicher bedeutendsten Vertreter der Disziplin nach Lübke. Situation heute Unter den Bedingungen der modernen Mas- senuniversität einerseits und einem durch die Postmoderne ausgelösten starken Interesse an der Geschichte und Theorie der Architektur andererseits vollbringt das personell chronisch unterbesetzte Institut für Kunstgeschichte heute einen "Spagat": es unterrichtet sowohl die jährlich zwischen 180 und 200 zugelasse- nen Studenten der Architektur als auch die rund 250 Studierenden der Kunstgeschichte 103 im Haupt- und Nebenfach. Hinzu kommt das traditionsgemäß lebhafte Interesse der interes- sierten Öffentlichkeit. das sich in den Gasrhö- rerzahlen ausdrückt. Mit der Einführung des Bachelor-Studien- gangs ab Winrersemester 2000/2001 wird die Kunstgeschichte im Rahmen fächerübergrei- fender Module (MOD) ihre Lehrveranstal- tungen außerdem Studierenden anderer Fach- richruogen öffnen und damit einen zusätzli- chen Beitrag - sozusagen die vierte Aufgabe innerhalb der Universität - leisten. Von der ursprünglichen Mission eines Nebenfachs. das am Polytechnikum "geschichtliches Wissen und äs thetische Bildung" vermitteln sollte. zu einem zuerst tragenden, dann zunehmend ver- nachlässigten Bestandteil der Architektenaus- bildung hat sich das Karlsruher Institut heute zu einem eigenständigen, aber dennoch inte- gralen Fach zweier Fakultäten entwickelr. ANNEMARIE JAEGGI Studienkolleg der Universität Karlsruhe Zentrum der Vorbereitungjunger Amländer auf ihr Studium Die Universität Karlsruhe blickt auf eine lan- ge Tradition im Ausländerstudium zurück. Zur Zeit studieren an ihr 2.312 Ausländer. das sind 17.69 % aller Studierenden. Sie kom- men heute aus allen Teilen der Welt. besonders aus China. Afrika. aus den arabischen Län- dern. allen voran Marokko. und aus Osteuro- pa. Es waren schon bis zu 65 Nationen. da- runter sogar eine Studierende von den Oster- inseln. Studierende aus Nepal und Madagas- kar. vertreten. Auf die oft gestellte Frage. wa- rum sie ausgerechnet unsere Universität wähl- teo, verwiesen einige auf ihren guten Ruf, andere nannten Familienmitglieder als Absol- venten der Universität. Letztlich wollen alle gezielt in unserem Land studieren, in dem sie auf Grund seines hohen technischen Stan- darts eine gute und moderne Ausbildung er- wanen. Die jungen Menschen. vor allem aus den ferneren Ländern. treffen bei uns auf völlig an- dere und zum Teil gegensätzliche Lebensge- wohnheiten und sind hier ohne die gewohnte familiäre Sicherheit in einer fremden Welt auf sich selbst gestellt. Die deutsche Sprache ist für sie, zumindest am Anfang, eine zusätzliche Hürde. Durch die Einrichtung von Studienkollegs an Hochschulen ist es möglich. ausländischen Studierenden den schwierigen Übergang in das deutsche Universitäts-. aber auch Alltags- leben zu erleichtern. Das Studienkolleg ist eine zentrale Eintich- tung der Universität Karlsruhe. An ihm lernen oder verbessern die jungen Ausländer die deutsche Sprache. wobei ein Ziel die Wissen- schaftssprache ist. die ihnen das Studium er- leichtert. Besondere Schwerpunkte bilden zu- nächst landeskundliche Themen. die eine mög- lichst schnelle Eingliederung in unseren Alltag ermöglichen sollen. Aber auch Mathematik. Physik. Informatik und Chemie stehen für einen Teil von ihnen auf dem Stundenplan; Schwerpunkte dieser Fächer sind vor allem die Fachsprache und studienbezogene Lern- und Arbeitstechniken. die ihnen. geprägt durch ein 104 I ---/ ~ - -1--- Sprachlabor im Studienkolleg. G völlig anderes Schulsystem, sehr ofr fremd sind. In der Regel haben alle eine Hochschul- zugangsberechtigung, vergleichbar mit dem deutschen Abitur in ihrer Heimat erworben. Aber so unterschiedlich die Bildungssysteme sind, so verschieden sind die schulischen Vor- kenntnisse. Um den jungen Ausländern einen erfolgreichen Einstieg in das Studium zu er- möglichen, orientiert sich die StoffWahl in den genannten Sachfächern an den Erfordernissen eines ingenieurwissenschafdichen Grundstu- diums. Das Studienkolleg wurde 1963 eingerich- tet. 40 Studierende, überwiegend aus Iran, ei- nige aus verschiedenen arabischen Ländern und zwei Brasilianer. begannen in zwei Kursen ihr zweisemestriges Propädeutikum. Heute sind es über 300, die sich hier auf ihr Studium vorbereiten oder studien begleitend ihre Sprach- kenntnisse veniefen woHen. Ende der achtziger Jahre stieg die Studie- rendenzahl sprunghaft an. Zuerst studierten sehr viele junge Griechen am Studienkolleg, dann folgten nach Öffnung des "Reiches der Mitte" die Chinesen, nach der politischen Wende auch Studierende aus Osteuropa und den Ländern der ehemaligen Sowjetunion und inzwischen viele aus Marokko und Zentralaf- rika. Hieraus ist aber auf keine stetige Entwick- lung der Studierendenzahl nach oben zu schließen. Politische Entwicklungen und Kri- sen auf unserer Welt wirken sich immer wie- der auf die Zahl unserer Studierenden und die Zusammensetzung der Nationalitäten aus. So ist das Studienkolleg heute mehr denn je ein Zentrum, an dem sich Studierende aus aller Welt begegnen und sich auf ihr Fachstu- dium vorbereiten. KLAUS DIETER JUSTEN 105 Karlsruher Straßenbahn - Bindeglied zwischen Stadt und Region Die Universität und die Entwicklung des Karlsrtther Nahverkehrs Neben der Universität feiert dieses Jahr auch die Karlsruher »Elektrische" ein rundes Jubilä- um. Auch wenn es eher wenig bekannt ist, so hat doch dieTH/Uni für die Karlsruher Stra- ßenbahn und die Entwicklung des erfolgrei- chen Karlsruher ÖPNV eine nicht geringe Bedeutung. Wenn im Juli fast zeitgleich die Publikationen zu den Jubiläen erscheinen. werden die Verbindungen zwischen beiden Institutionen deutlicher hervortreten. Auf sie sei hier im Vorgriff in aller Kürze verwiesen. Einspruch und Zuspruch von der Hochschule Das Polytechnikum hatte schon seit 1877 di- rekten Anschluss an den öffentlichen Nahver- kehr. da die Pferdebahn unmittelbar vor ihrem H auptgebäude verkehrte. Man darf davon ausgehen. dass die kurz vor der Jahrhundert- wende etwa 1.100 Studenten diese und die Dampfbahn (seit 1881) ab dem nahen Durla- eher Tor nach Durlach sowohl zu ihrer Frei- zeitgestalcung nutzten, als auch um zu ihrem Studienplatz zu kommen. Beim Schritt des Nahverkehrsunternehmens in die Moderne. bei der Elektrifizierung im Jahre 1900. erga- ben sich jedoch aus der bisher problemlosen Nachbarschaft Konflikte. Neben ästhetischen Einwänden der Bürger und des großherzogli- chen Hauses gegen die Oberleitungen in der Stadt verhinderte die Furcht von Vertretern der Institute für Physik und Elektrotechnik vor Stärungen ihrer Versuchsanordnungen' durch die Stromstärke der Oberleitungen de- ren Bau. Aus diesem Grund musste die »Elek- trisehe" bis 1905 in der Kaiserstraße ohne Oberleitung mit zusätzlichen Akkumulatoren betrieben werden. Dies war zwar eine Form, aber nicht gerade eine fortschrittliche und ökonomische der Zweisystemtechnik. Sie hat- te denn auch nach fünf Jahren ausgedient. Aus einer anderen Disziplin der Hochschule erfuhr die Karlsruher Straßenbahn dagegen Unterstützung. Reinhard Baumeister. Profes- sor fur Wasser- und Straßenbau. plädierte 1898 in einem Gutachten für die Verlegung des Karlsruher Hauptbahnhofs von der Kriegs- straße nach Süden. Dieser verhindere mit sei- nen Gleisanlagen und den langen Schließun- gen der Bahnschranken die für ei ne zeitgemä- ße Stadtentwicklung notwendige Straßen- bahnverbindung der Südstadt mit der Stadt- mitte. Baumeister war kein geringerer als der Begründer der modernen Stadtplanung. der im ersten Lehrbuch der neuen Disziplin 1876 geschrieben hatte: »Zwei Aufgaben liegen bei einer Stadterweiterung vor: Neue Wohnungen zu schaffen und den Verkehr zu erleichtern." Städtische Nahverkehrspolitik bis 1914 Die Stadtverwaltung. der Baumeister über vie- le Jahre als Stadtverordneter mit seiner Fach- kompetenz diente. hatte die No twendigkeit der Mobilität für alle früh erkannt und den Ausbau der Landeshaupts tadt zum Eisenbahn- knoten energisch gefördert. indem sie zwei Strecken - die Maxaubahn zum Rhein und die Kraichgaubahn - selbst erbaute und dem Land zum Betrieb überließ. Damit waren Vorausset- zungen für den Industrialisierungs- und Urba- 106 Kaiserstraße Ecke Herrensrraße vor 1905 mit Akkumulatorenwagen. nisierungsprozess wie für Zentralitätsgewinne geschaffen. die seit der Reichsgründung bis 1901 die Bevölkerung der Stadt von 36.000 auf 100.000 ansteigen ließ. Die Oberbürger- meister förderten zudem den Bau von Vorort- bahnen durch private Unternehmer. so die Pferde- und Dampfstraßenbahn. die Durlach im Osten und Mühlburg im Westen mitten durch die Stadt miteinander verband. Sie trug seitdem zur Entwicklung der Kaiserstraße als Geschäftszentrum für Stadt und Region bei. Weitere von der Stadt geförderte Bahnen wa- ren die Lokalbahn. die seit 1890/91 zwischen Spöck im Norden und Durmersheim im Sü- den durch die Stadt verkehrte. und die Albtal- bahn. die seit 1897 ab dem Festplatz über Rüppurr und Etdingen in das Albtal fuhr. Zur Begründung dieser Nahverkehrspolitik führte Oberbürgermeister Karl SehnetzIer 1896 aus. sie ermögliche den in der Stadt beschäftigten Arbeitern einen gesünderen Weg zum Arbeits- platz und zugleich das preiswertere Leben auf dem Land. wahrend in der Stadt dadurch die Steigerungen der Bauland- und Mietpreise gering blieben. Außerdem kämen so landwirt- schaftliche Erzeugnisse leichter in die Stadt und die Städter am Wochenende leichter in die Naherholungsgebiete. 1903 übernahm die Stadt die Straßenbahn in eigene Regie und setzte sie nun im Sinne Baumeisters verstärkt als Mittel der Stadtent- wicklung ein. Das Netz wurde ausgebaut, mit der Verlegung des Hauptbahnhofs 1913 fielen zahlreiche Behinderungen durch die früheren Kreuzungen der Straßen- mit den Eisenbahn- gleisen. die sich wie ein Ring von der Kriegs- 107 straße über die Beienheimer Allee, Mathy-, Hans-Sachs-, Riefstahl- und heutige Erzber- gerstraße um die Stadt gelegt hatten. Die Dif- ferenzierung der Stadt in Vienel unterschied- licher sozialer Prägung sowie in Industriege- biete wie in gemischte Gewerbe- und Wohn- gebiete schritt dank der Vernetzung durch die Straßenbahn voran. Eine aus heutiger Sicht er- staunlich realistische Vision der nahverkehrs- politischen Entwicklung in die Region trug 1912/13 Oberbürgermeister Karl Siegrist vor. Er wollte die Straßen-, Lokal- und Albtalbahn in einer von der Stadt dominierten Gesellschaft vereinen und zugleich das Nahverkehrsnetz in die Region - in das Pfinztal, in die Pfalz, nach Rußheim - durch neue Strecken erweitern. Trotz des Scheiterns dieser Vision an der Mehr- heit der Stadtverordneten behielt auch in der Nachkriegszeit die Straßenbahn ihre Bedeu- tung als beherrschendes Massenverkehrsmit- tel, das 1929 durch den Ausbau der Strecken nach Daxlanden, Rappenwört und Knielin- gen seine bis dahin größte Ausdehnung erfuhr. TH I Uni-Professoren a1. Nahverkehr.planer Die Pläne Siegrists lebten fort in den noch weitergehenden Überlegungen (Vorortbahnen bis Bruchsal, Rastatt und Waghäusel) des Gene- ralbebauungsplans von 1926, der als Ziel des Ausbaus des Ortsstraßenbahnnetzes die Ver- bindung der Vororte mit dem Stadtinnern auf möglichst kurzem Wege formulierte. Neu an den Plan überlegungen ist die Prognose, dass der Straßenraum künftig für Straßenbahn und Auto nicht ausreichen werde. U-Bahnen, wie sie in den Metropolen bereits entstanden seien, kämen für Karlsruhe allerdings nicht in Frage. Damit war ein Thema angeschnitten, das die Stadt- und Nahverkehrsplanung bis heute in unterschiedlicher Intensität beschäftigt. Dabei korrunt nun auch die Hochschule, bzw. deren Vertreter einschlägiger Fächer wieder ins Blickfeld der Karlsruher Nahverkehrsentwick- lung. Unter den Beratern und Gutachtern der Stadtverwaltung in Verkehrsfragen sind min- destens drei Professoren der Hochschule zu nennen. Friedrich Raab, Wilhelm Leutzbach und Rolf Funck. Raab schlug in den frühen 1940er Jahren im Zusammenhang mit einer Neustrukturierung des Eisenbahnnetzes eine Erweiterung des Straßenbahnnerzes samt einer besseren Abstimmung beider Verkehrsträger im Regionalverkehr vor. Leutzbach gutachtete zur Frage der Wirtschaftlichkeit des Baus einer Nordbahn im Jahr 1970, wobei er eine abge- speckte Version ohne den östlichen Ast nach Friedrichstal empfahl und auch den Weiterbau ab Leopoldshafen von einer entsprechenden Bevölkerungsentwicklung in Linkenheim- Hochstetten abhängig machte. Rolf Funck, wie Baumeister zugleich langjähriges Gemein- deratsmitglied, war 1976 und 1980 an der Ausarbeitung zweier Gutachten beteiligt, die mittelfristig für den Ausbau des ebenerdigen Straßenbahn-I Bus-Systems plädierten, das in die Region auszuweiten sei. Langfristig sollte an den Bau unterirdischer Kompaktbahnen gedacht werden. Aufgrund eines ablehnenden Bürgerentscheids 1996 fährt die Straßenbahn immer noch überirdisch durch die Kaiserstra- ße, deren starke Belastung ein noch zu lösen- des Problem der Kommunalpolitik bleibt. Entscheidung rur die Straßenbahn in den 1950er Jahren Diese Gutachten stehen vor dem Hintergrund einer grundsätzlichen Entscheidung der Stadt Karlsruhe für die Straßenbahn. Als in anderen Städten nach jahtzehntelang ausgebliebenen Investitionen die heruntergewirrschafteten Be- triebe ganz oder große Streckenteile stilIgelegt wurden, verhielt sich die Stadt Karlsruhe an- tizyklisch und verfügte 1980 als eine von vier 108 deutschen Großstädten über ein längeres Streckennetz als 1929. In den 1950er Jahren traf sie' grundlegende Entscheidungen dafür: Die Albtalbahn wurde erworben, umgespurt und mit dem Straßenbahn netz verknüpft. 1%0 erhielt die im Hardtwald neu angelegte Waldstadt Stra- ßenbahnanschluss. In beiden Fällen fiel die Entscheidung be- wusst gegen den Einsatz von Bussen zur Bewältigung des Nahverkehrs. Dies hatte seinen Grund auch darin, dass die Zweisysu~m-Stadtbahnwagen auf der Kraichgaubahn kurz nach seiner Fahrt durch den BauerbacherTunnel im Juli 1997. Karlsruher Innenstadt mit der Hauptverkehrsader Kaiserstraße nicht für den autogerechten Ausbau geeignet war. Auch die Beschaffung neuer, moderner Großraumwa- gen seit 1954 belegt die Entscheidung für die Zukunft der Straßenbahn. Uni-Absolvent als VBK-Chef Die künftige Bedeutung der Straßenbahn er- schien seit den 1970er Jahren in neuem Licht. Die wachsende Zahl der Kfr und damit auch der Berufs- und Ausbildungspendler, die nun mit dem Auto in die Stadt kamen, führte immer häufiger zum Verkehrsinfarkt und zu erhöhten Umweltbelastungen. Um den Trend der sinkenden Fahrgastzahlen umzukehren, starteten die Verkehrsbetriebe eine langfristig angelegte und - wie die Fakten heute beweisen - äußerst erfolgreiche Offensive zur Attrakti- vitätssteigerung des ÖPNV. Das Streckennetz wurde weiter ausgebaur u. a.: Nordweststadt (1975), Neureut (1979), Oberreur (1986), in den Wagenpark investiert, ein Beschleuni- gungsprogramm durch Vorfahrtsberechtigung an den Ampeln seit 1987 realisiert und attrak- tive Tarifangebote, darunter auch eine "Studi- Karte", mit Erfolg entwickelt. Seit 1977 zeich- net dafür Dieter Ludwig verantwortlich. Wie eine ganze Reihe von Studenten der Friderici- ana hat er sich als Aushilfsschaffner und Fah- rer bei der Straßenbahn sein Bauingenieur- Studium mitfinanziert. Er initiierte auch die wegweisende Entwicklung der Zweisystem- technik, die in Zusammenarbeit mit der Uni- versität zwischen 1983 und 1989 entstand. Seine Fakultät verlieh ihm dafür 1998 ihren ersten Ehrendoktortitel. Ausgangspunkt der Überlegungen Ludwigs war die Erkenntnis, dass die auf das Auro umgestiegenen Pendler nur zurückzugewinnen seien, wenn sie aus der Region ohne umzusteigen direkt in die City gelangen könnten. Dazu mussten die Bundes- bahngleise für die Stadtbahn mitbenutzbar sein, was Fahrzeuge erforderte, die unterschiedliche Betriebsspannungen "verarbeiten" konnten. Erst damit war es möglich, in den 1990er Jah- ren äußerst rasch das Nahverkehrsnetz zu rea- lisieren, das Stadt- und Verkehrsplaner seit Jahrzehnten entworfen haben. Weit in das Um- land mit einer Streckenlänge von etwa 400 km ausgreifend, verbindet die Stadtbahn - zum Vorteil beider - Karlsruhe mit der Region. MANFRED KOCH 109 175 Jahre Polytechnikum - Technische Hochschule - Universität Karlsruhe Gymnasien und Hochschulen in Baden und anderswo Zwischen Vorbehalten und Zusammenarbeit 1862 beauftragte Großherzog Friedrich I. den Historiker an der Universität Heidelberg Ge- org Gottfried Gervinus, ein Gutachten für "die Neugestaltung des Gesamtunterrichtswe- sens im Großherzogtum Baden" zu erstellen. Unter anderem findet man dort die Klage, dass unter den Erstsemestern viele den Anfor- derungen der Hochschulen nicht genügen. Der Übergang von Gymnasien zur Universität sei in Deutschland "durchgehend ein ganz un- vermittelter; man geht von der Hauszucht zur Ungebundenheit, von der allgemein mensch- lichen Ausbildung zum besonderen Fachstudi- um in plötzlichen Sprüngen über, zur Wahl des Berufs meist durch zufällige Einflüsse ge- trieben, am wenigsten durch eigene Einsich- ten in die verschiedenen Berufs- und Wissens- zweige orientiert'f, wobei dem Gutachter Ger- vinus angelsächsische Strukturen in vielem vorbildlich erschienen. Darüber hinaus gäbe es Spannungen zwi- schen dem bürgerlichen Bildungsideal des Humanismus und den "Utilitaristen", die "dem technischen Fortschritt und finanziellen Gewinn anhingen". Darum müsse man mit einer realistischen Abteilung an Gymnasien "dem staunenswerten Aufschwung der Na- turwissenschaften" Rechnung tragen. Diese Denkschrift, fur Friedrichs Cabinetts-Chef ein "wahrer Hochgenuss", berührte demnach Pro- bleme, die über Jahrzehnte hinweg bis heute aktuell sind: mangelnde wissenschaftliche Vorbereitung der Abiturienten und unzurei- chender Umfang der Naturwissenschaften im Lehrplan. "Das ganze Land war schulkrank" Bei der badischen Schulreform der 60er Jahre im 19. Jahrhundert, für die man Pädagogen aus Preußen geworben hane, z. B. Gusrav Wendt als Schulleiter fur Karlsruhe, zog man gegen den "Philologismus" zu Felde, wie er vor allem an der Universität Heidelberg zelebriert wurde: für wissenschaftliche Forschung zwar nützlich, für das Klassenzimmer lähmend. "Pedantismus und Drängen nach prunkhaf- tem Vielwissen" (Gervinus) sei die Folge, und Wendt forderte als Mitglied des Oberschulrats "eine geistige Durchdringung" der Lektüre, eine "Einführung in das Geistesleben", wir würden sagen: fächerübergreifendes Verständ- nis fur Zusammenhänge. Und so wurden Stun- dentafeln und Lehrpläne entsprechend geän- dert. Vorher und nachher wurde das Schulwesen aber von den Klagen der Eltern begleitet, denn man überfordere die badischen Kinder, die "so viel lernen sollten, wie die preußischen Jun- gen", ja Mediziner lieferten schon früh Gut- achten zur Überforderung der Gymnasiasten, und die "Schulkrankheit" war Thema des ba- dischen Landtags. Wende um 1900 Noch hatte das humanistische Gymnasium das Monopol für den Hochschulzugang für staatstragende Berufe wie Verwaltung, Justiz, Bildungswesen. Aber Wirtschaft, Industrie, Handel fragten auch in Baden ungestümer nach einer dem Zeitgeist aufgeschlossenen 110 Bildung. Zusammen mit Professoren des Po- lytechnikums sah man diese in der Realschu- le, die, zur Oberrealschule mit Oberstufe auf- gestockt, die Naturwissenschaften neben mo- dernen Fremdsprachen besonders betonten. Da zollte freilich nicht jeder Beifall, z. B. Pro- fessor earl Engler, der das Latein bei seinen Studenten in Karlsruhe nicht missen wollte, wohl um gegenüber den alteingesessenen Uni- versitäten Heidelberg und Freiburg den Rang des Polytechnikums nicht gemindert zu sehen. So diente diesem Ziel das Reformrealgymna- sium mit Latein, z. B. die Karlsruher Goethe- Schule, und bereicherte den wachsenden Vari- antenreichtum der höheren Schulen. Den allgemeinen Zugang zur Hochschule dieser verschiedenen Bildungswege schuf die Reichsschulkonferenz 1900, auf der in ge- wohnt zackiger Manier Wilhe1m Ir. dröhnre, er wolle nicht junge Griechen und Römer er- zogen wissen, sondern junge Deutsche. Das Monopol des humanistischen Gym- nasiums war endgültig gebrochen. Wenn man Protokolle dieser Konferenz liest, in denen viele Universitätsprofessoren leidenschaftlich klagten, dass nicht nur der "aufbrechende Ma- terialismus" das humanistische Menschenbild verstümmeln werde, sondern auch die geisti- ge Zucht, den logischen Sinn, die Erkenntnis- bereitschaft und somit die formale Bildung künftiger Studenten zerbreche, findet man einen weiteren Beleg für die harsche Kritik der Universitäten an den höheren Schulen, in Baden wie anderswo. Der bedeutende Philolo- ge Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff for- mulierte: "Die Antike als Einheit und Ideal ist dahin, die Wissenschaft selbst hat diesen Glau- ben zerstört." Nun darf man daran erinnern: der Auf- bruch in Naturwissenschaft und Technik, die Glanzpunkte neuer wissenschaftlicher Er- kenntnisse in der Medizin im Deutschland des 19. Jahrhunderts - er wurde weitgehend von Forschern mit humanistischem Bildungsgang bei sparsamster Bestückung der nichtsprachli- chen Fächer im Lehrplan getragen. Aber der Zug der Zeit fuhr in eine neue Richtung. Während neun Gymnasial-Schul- jahre bis zum Abitur auch in der Weimarer Zeit unabdingbar erschienen - damals schon länger als im Ausland -, kürzte Hitler die "Oberschulen" um ein Jahr, um Platz für den Wehrdienst zu schaffen. Dem durfte nicht widersprochen werden, auch nicht von den Hochschulen, die Abiturienten mit ideologie- gesättigtem Lehrstoff aufzunehmen hatten, und sie "dem deutschen Geist" zuführen soll- ten, wie die Inschrift an der Neuen Universi- tät Heidelberg umfunktioniert wurde. Wenn je eine Studenrcngeneration von den Universitäten freudig begrüßt, ja später ideali- siert wurde, so war es die Kriegsgeneration nach 1945. Mit Abiturvermerk, langem Wehrdienst und Gefangenschaft, mit großen Bildungslü- cken und Unsicherheiten, aber mit außer- ordentlichem Wissensdurst und Ernst begeg- neten ihnen die z. T. frisch entnazifizierten Professoren, die sich nicht an Rechtschreibung und Zeichensetzung in Seminararbeiten stör- ten, sondern glücklich waren, nicht nur wie- der lehren zu dürfen, sondern gerade auf eine so aufgeschlossene Studentenschaft zu stoßen. Die immerwährende "Bildungskatastrophe" Doch in den 50er Jahren begann schon die erneute Kritik am Gymnasium, und in Baden- Württemberg wurde der Begriff "Bildungska- tastrophe" kreiert, der offenbar seitdem in der öffentlichen Diskussion zur allgemeinen Mün- ze wurde. So galt die Unzufriedenheit am bis- herigen Abitur des "multum non multi', des Vielerlei statt des Wesentlichen. Von immer mehr immer weniger wissen, bis man von al- lem nichts weiß. so ironisierte man die breiten 111 Stundentafeln. in die in der Tat. nicht zuletzt auf Drängen der Öffentlichkeit. immer neue Stoffe aufgenommen wurden. Ob Wirtschaft. Recht. Staat. ob Umwelt. Gesundheit. Sexua- lität und anders mehr. die Forderungen zielten auf neue Fächer. und in der ,,-kunden-Inflati- on" nimmt es nicht wunder. dass der Verband der Möbelindustrie eine "Wohnraumkunde" forderte. damit die Jugend in der Schule ler- nen solle, wie man sich später einzurichten habe. Mancher Einfall konnre abgewehrt oder in der Erlassflut versteckt werden. wie z. B. die Beachtung und Bewahrung von Ameisenhau- fen bei Schulausflügen. so auf Antrag aus dem Landtag. Das war das eine. der Geist durchgreifen- der Reformen das andere. die Auflehnung ge- gen den "Muff unter den Talaren". die Wahl von allem und jedem als Kriterium demokra- tischen Selbstverständnisses. So fragte man stringenr. wieso ein 18-jähriger Primaner als Soldat unrer Umständen sein Leben opfern dürfe. zwar den Bundestag. Landtag und Ge- meinderat wählen könne. ihm aber die Wahl zwischen Musik und Bildender Kunst im Stundenplan versagt bleibe. Die Oberstufenreform 1972 Die Oberstufenreform. die weitgehend Fä- cherwahlen ermöglichte. wurde nicht zuletzt auf Drängen der Universitäten ins Rollen ge- bracht. um den künftigen Studierenden an Wenigem das Grundsätzliche von Methodik. die "wissenschaftspropädeutische Kompetenz". so hieß die gängige Formel. zu vermitteln. Und da drang auch Ideologie durch. Im pro- fessoralen Schulausschuss der Westdeutschen Rektorenkonferenz. den gab es damals. erwog man sogar den Vetzicht auf eine zweite Fremd- sprache. um die "postfaschistiode Elitensttuk- tur des traditionellen Gymnasiums gegenüber Edukanden mit restringiertem Spracheode aus unterprivilegierten Sozialschichten nicht per- petuieren zu lassen". wie man so volksnah for- mulierte. Und die Gleichwertigkeit aller Fä- cher harre für die Schule genauso zu gelten wie an der Universität. Und "demokratisch" war auch. Mathematik in der 13. Jahrgangsstufe abwählen zu lassen. um die Zahl der Abituri- enrinnen zu steigern als Prinzip der Frauene- manzipation. Wer als Vertreter für Baden- Württemberg damals im Bildungsrat mit be- stimmten Hochschulvertretern zu diskutieren hatte. weiß ein Lied davon zu singen. Kaum war die Oberstufenreform realisiert. 1978 in unserem Land verspätet und mit strengen Auflagen versehen. erfolgte erneute Kritik. obwohl hier z. B. kein Baukastensys- tem wie in Norddeutschland bei Naturwissen- schaften eingerichtet wurde - ein "Semester" Physik. eines in Chemie. von jedem erwas und nichts Konsequentes. Die Fächerwahl war ein- geschränkt. so dass schon andere zu Beginn im Landtag und in der Presse an der südwestdeur- sehen Realisierung aufgrund unzureichender Fächerwahl heftige Kritik übten. Vor allem sollte auch das schriftliche Zentralabitur erhal- ten bleiben. keine einfache Sache. z. B. Musik und Bildende Kunst "abituriabel" zu machen. Neue Ziele Mit der neuen Oberstufenreform ab 2004 soll der Pflichtbereich verstärkr. die Wahlmöglich- keit eingeschränkt werden. Dies wird u. a. in vierstündigen Fächern Deutsch. Mathematik und Fremdsprache neben eingeschränkter Profilkurswahl geschehen. wobei auch die Na- turwissenschaften stärker als bisher berück- sichtigt werden, eine Reform. von den einen im Landtag als Gymnasium des 21. Jahrhun- derts gelobt. von anderen als "Rückschritt und Flickschusterei" gescholten. Wie werden sich die Hochschulen dazu verhalten? Wird man dem ehemaligen stärker spezialisierten Leis- 112 Der Präsident des Oberschulamts Karlsruhe Or. Hirsch und der Rektor der Fachhochschule Professor Fischer stellen im Frühjahr 2000 mit Mitarbeitern das gemeinsame Projekt ,,Anwcndungsorientiene Mathematik~ vor, mit dem in Schule und Hochschule komplexe Vorgänge anschaulich dargestellt werden können. tungskursschüler nachtrauern, ode.r wird man die breitere Allgemeinbildung schätzen? Eini- ge gymnasiale Fachverbände, gedeckt von den zuständigen Hochschulfakultäten, stimmen jetzt schon Jeremiaden an, wenn ihr Fach nicht mehr schriftlich abituriabel wäre, weil die Kernfachhierarchien wieder hergestellt sind und z. B. - bis aufwenige Gymnasien mit Musikzügen - der Schulmusiker sein Prestige allein als Schulabschlussmusikant festigen kann. Die Oberstufe 1972 hatte ja auch die Lehrersoziologie tangiert mit dem Grundsatz: alle Fächer haben gleichen Notenwert. Nun sind ca. 30 Jahre für die bisherige Oberstufenreform eine lange Zeit gewesen. Viele tüchtige Schülerinnen und Schüler haben auch hier ordentliche Leistungen erbracht und haben ein erfolgreiches Studium abgeschlossen. In weiteren 30 Jahren steht sicher die nächste Reform zur Diskussion, und die Hochschulen werden auch dann sicher neue Forderungen stellen. Der Wandel ist das Konstante. Soweit die Diskussion auf Spitzenebenen und im medialen Bereich. Im Einzelfall funk- tioniert die Zusammenarbeit von Hochschu- le und Gymnasium viel konstruktiver, als dies in dem üblichen Bildungskatastrophengerede spürbar ist. So sind sich die meisten Hoch- schullehrer bewusst, dass sie für Berufe und nicht nur für Habilitationen ausbilden. Au- ßerdem erkennen viele, dass eine stetig wach- sende Zahl einerseits von Abiturienten, an- dererseits von Diplominhabern seit den 60er Jahren unumkehrbar ist. Zwar will man im Gymnasium wie vorgesehen mit einem fächer- übergreifenden Lehrplan den Sinn für Zusam- menhänge über einzelnes Faktenwissen stärker fördern, die Technik des wissenschaftlichen Arbeitens in Seminarkursen besser einüben, wie einst in den Leistungskursen geplant, um einen neuen Brückenschlag zu erkunden; ge- rade im Seminarkurs sollen komplexe Themen- steIlungen selbstständiges Arbeiten samt schrift- . licher und mündlicher Präsentation praktiziert 113 werden, im Schula11tag nicht immer einfach zu vetwirklichen. Auch müsste Durchhaltevermö- gen, Kreativität, Memodenkompetenz, Aus- drucksvermögen und manche andere Studien- bedingung bei gleichzeitiger Anerkennung be- sonderer Lernleistungen neue Akzente erhal- ten. Doch es bleibt eben abzuwarten, auf wel- ches Echo nun diese Bemühungen bei den Hochschulen stoßen werden. Lehrerfortbildung - ein Dialog Es gibt aber noch andere Konstanten, auf die man bauen kann, und das ist die Lehrerfort- bildung, schon seit Gervinus' und Wendts Zeiten gefordert und damals partiell prakti- ziert. Lehrerfortbildung ist mehr als nur eine Einbahnstraße mit der Weitergabe von neues- tern Faktenwissen; sie ist ein Dialog zwischen Schule und Hochschule, bei dem auch letzte- re Empfangende sein kann. Zudem hat uni- versitäre Fortbildung der Lehrerschaft auch eine mentale Funktion. Man tritt z. B. lehre- rinnen und Lehrern der Mathematik und Na- turwissenschaften nicht zu nahe, wenn "das Gros seine fachliche Entwicklung nach Ab- schluss des Studiums beendet hat und selbst besonders Qualifizierte die Fachentwicklung eher unter didaktischen denn unter fachin- haltlichen Aspekten sehen", so sei einer ihrer Vertreter in leitender Position zitiert. Und man kann hinzufügen: Kein Wunder. wenn die Schule heute mehr denn je zur Reparatur- anstalt der Gesellschaft verurteilt wird. "Die Folge scheint mir", weiter im Zitat, "eine Er- starrung im Unterricht zu sein. Im Vorder- gtund steht das formale Lernen, das zum Ziel hat, Inhalte abzuarbeiten. Nicht im Vorder- grund steht dagegen ein lebendiges Lernen, das zum Ziel hat zu fragen, wozu eine Fach- methode eingeführt wird, Überblicke über Fachmemoden zu schaffen mit dem Ziel, die Fähigkeit bei Schülern zu entwickeln, für ein- zelne Problemstellungen geeignete Fachme- thoden zur Problemlösung auszuwählen, den Schüler zu veranlassen, über eine Fragestellung unterrichtsunabhängig nachzudenken und seine Fähigkeiten an den Problemen seiner Welt zu erproben, letztlich: eigenverantwort- lich weiterzudenken." Wer als Schulvetwaltungsbeamter mit sol- chen Forderungen werbend in lehrerkollegi- en spricht, stößt oft auf Skepsis, weil da "von oben" wieder einmal eine aparte bildungspo- litische Selbstverständlichkeit verbreitet wird. Anders bei einer Fortbildungsveranstal- tung, bei der z. B. der Dekan der Fakultät für Physik mit den Worten einleitet: "Wir möch- ten Ihnen, Ihren Schülerinnen und Schülern die Freude und Faszination vermitteln. die die Karlsruher Physiker an ihrem Fachgebiet ha- ben." Wissenschaft als Faszinosum, das schafft Gehör. Freilich sollte dies beiderseits gesche- hen. Denn wer als Kommissar in vielen Staars- examina tätig war und ist, muss fragen, ob das auch für Hochschullehrer immer gilt, nicht nur abprüfbares Wissen, formales Lernen, Pri- orität von hochspezialisierten Einzelaspekten in Prüfungen zu werten. Es sollte auch Pro- blembewusstsein und Kritikfähigkeit, Fähig- keit zum Überblick, auch fächerübergreifend, Mut zur Auseinandersetzung mit Kernfragen und anderes mehr erwartet werden, dass bei dem zunehmendem Tempo des Veraltens von Faktenwissen vor allem die intellektuelle Per- sönlichkeitsstruktur auf der Universität ge- prägt werden sollte und das spätere Alumni mit Dankbarkeit erfüllen kann. Derzeitige Diskussionen innerhalb der Hochschulen zei- gen, dass man hier wie im Schulwesen solche Fragen zu stellen vermag. Fortbildung in der Region Erörterungen allein helfen nicht weiter; wich- tig sind Aktionen, wie sie z. B. in der Region 114 des Oberschulamts Karlsruhe vollzogen wer- den, weil sie manche falsche Vorstellungen vom "computerscheuen fünfi.igjährigen Päd- agogengreis" korrigieren können. So finden seit fünf Jahren Forumsgespräche "Informa- tik" der Universität Karlsruhe mit Fachleitern und -beratern, Beamten der Schulverwaltung einschließlich des Kultusministeriums statt. Zu einer Vortragsreihe ,,Aktuelle Themen der Informatik für Informatiklehrer" wird zwei- mal im Jahr eingeladen, neben den didakti- schen Kolloquien, auf denen Professoren aus ganz Deutschland sprechen. Für 15 Lehrer wurde ein viersemesrriges Informatikstudium eingerichtet, um eine Ergänzungsprüfung ab- legen zu können. Zum "Pilotprojekt mobiles Klassenzimmer" konnte das Oberschulamt Lehrkräfte aus ganz Baden-Württemberg in die Universität Karlsruhe einladen, dem ca. 300 Teilnehmer folgten. Und auch an den Uni- versitäten Mannheim und Heidelberg finden entsprechende mamematische Kolloquien starr. Erfolgreich war der ArbeitSkreis ,,Anwen- dungsorientierte Mathematik - Simulation dynamischer Vorgänge", beginnend 1993. Mit der Publikation "Mathematische Begriffe visu- alisiert" nebst einer CD-Rom werden 39 Unter- richts- und Vorlesungsmemen dargestellt. Die elektronischen ArbeitSblätter liefern ein Medi- um, mit dessen Hilfe sowohl durch Schaubilder und dreidimensionale Darstellungen als auch durch Animationen in Form von kleinen Fil- men abstrakte mamematische Begriffe greifba- rer und damit begreifbarer gemacht werden, für Schule wie für Hochschule gleich geeignet. Unmittelbar an die Schülerschaft hat sich die Universität Karlstuhe in Wochenend- und Ferienkursen gewandt und ihnen 1998/99 er- möglicht, an den ersten beiden Semestern des Studiums "Praktische Informatik" teilzuneh- men, einschließlich eines später verwertbaren Scheins, falls die hierfür benötigten Klausuren mit Erfolg abgelegt werden. Ähnliche Aktivitäten finden auch in Mann- heim und Heidelberg statt, und eindrucksvoll ist die Zeitschrift "Future", die vom Ober- schulamt und der Universität Mannheim seit dem Frühjahr 2000 herausgegeben wird, z. Zt. von der Universität finanziert, bald wohl von Sponsoren gestützt und vielleicht von der Uni- versität Karlsruhe mitgetragen. Die ca. 5.000 Exemplare werden zu je 40 an die allgemein, und berufsbildenden Gymnasien, an motivier- te Mitglieder des Lehrerkollegiums und der Schülerschaft verteilt. "Wir wollen", so Kanz- ler Oe. Dieter Erdmann im Vorwort, "Ihnen die Faszination der Wissenschaft unmittelbar nahe bringen und Ihnen Ergebnisse direkt aus der Werkstatt präsentieren". Regierungsschul- direktor Wolfgang Buhmann fahrt fott: "Schrei- ben Sie uns ganz einfach: erste Kontakte zur Uni und den Autoren sind sehr erwünscht." Von dieser Form einer fruchtbaren Zusam- menarbeit liest und hört man in Berichten über Schule und Hochschule wenig, weil Missstände leichter zu kolportieren sind. Frei- lich darf man sich auch keine Illusionen ma- chen. Man wünschte sich, die Zahl der Träger und Teilnehmer der Veranstaltungen könnte größer und die Beteiligung engagierter sein. Dennoch verselbständigen sich schon jene Kontakrveranstaltungen, werden für viele zur regelmäßigen Fortbildungseinrichtung, ver- bessern zudem auch die Kontakte zwischen den Teilnehmern. Als hervorstechend kann der hohe Anteil von Empfehlungen für neue Lehrpläne und der Ansporn für die Fach- und Schulbuchliteratur gelten. Gleichzeitig wächst bei Universitätsdozenten das Interesse an di- daktischen Problemen und die Auseinander- setzung mit gymnasialen Lehrplänen. ,,Auch in den Wissenschaften kann man eigentlich nichts wissen, es will immer getan sein." Recht hat Goerne in seinen "Maximen". LEONHARD MÜLLER 115 "Nous sommes les beaux enfants de Camp de Gurs " Aus dem Nachlass der Landesforsorgerin beim Evangelischen Oberkirchenrat, Gertrud Ham- mann, im Stttdtarchiv Kttrlsruhe. "Wir haben ein wenig Französisch gelernt. Jetzt pass' einmal auf, was wir können: nous sommes les beaux enfants de Camp de Gurs. Wir können auch das Lied: En passant par la Lorraine ... In unserer Baracke haben wir kleine Fens- ter bekommen. Alle Tanten haben blaue Blu- sen bekommen. Hoffentlich bist Du noch ge- sund. Schreibe uns bald wieder. Viele, viele Grüße von allen aus der Baracke Sonnen- schein." "Liebes Fräulein Hammann! Viele, viele Grüße auch von mir. Wie Sie sehen, bin ich noch hier. Die Arbeit macht mir wohl Freude, aber es ist auch sehr viel Schweres dabei. Die IGnder denken und sprechen oft und viel von Ihnen - sie werden Sie sicherlich nicht verges- sen. Sonst ist hier alles beim Alten. In der IGn- derbaracke haben wir kleine Fenster bekom- men, so dass es nicht gar zu finster mehr ist. Leben Sie nun wohl-liebes Fräulein Ham- männchen und alles, alles Gute, Ihre Rita Chantoff." Konzentrationslager Gurs Dies sind Auszüge aus Briefen jüdischer IGn- der und ihrer Betreuerin vom 31. Januar 1941 im Deportationslager Gurs an Gertrud Ham- mann, die von Mai bis Dezember 1940 selbst in Gurs interniert gewesen war und deren Nachlass seit 1998 im Stadtarchiv Karlsruhe archiviert ist. In einem Gespräch mit IGrchenrat Hans Maaß und dem Autor Jörg Thierfelder erzähl- te Gertrud Hammann Ende der 80er Jahre von ihren Erlebnissen im Konzentrationslager Gurs. Mit Bewunderung sprach sie von den jüdischen Frauen, die in dem wenigen Ge- päck, das sie bei ihrer Deportation hatten mitnehmen dürfen, eine Sabbatkerze mit sich fuhrten, um auch in Gurs den Sabbat feiern zu können. Freitag abends empfand Gertrud Hammann als Christin jüdischer Herkunft unter den anderen Frauen riefe Einsamkeit. "Damals waren wir noch weit davon entfernt, gemeinsam Psalmen in deutscher Sprache zu beten. So war ich auch hier als evangelischer Christ nicht auf- und angenommen." Bedrängnisse einer Halbjüdin Gertrud Hammann wurde am 28. Februar 1910 als Tochter ei~er evangelischen Christin und eines aus streng orthodoxer Familie stam- menden Juden geboren. Die Bedrängnis ihres Vaters Hugo Friedmann durch die National- sozialisten kommt in dessen Briefen an seine Tochter deutlich zum Ausdruck. "Ich habe nach wie vor die größten Sorgen und weiß nicht, was die Zukunft für mich ist. Mein Geschäft ist erledigt", schreibt der Inha- ber einer Heizungs- und Installationsfirma in Mannheim am 19. März 1937 an seine Toch- ter. "Mein Geschäft weiter zu betreiben wird mir zur Unmöglichkeit gemacht und ich beab- sichtige entweder zu verkaufen oder auszu- wandern" , berichtet Hugo Friedmann in ei- nem Brief vom 26. Januar 1938 über seine be- rufliche Situation. Auch Gertrud Hammann war in dieser Zeit als Halbjüdin in großer Bedrängnis, und sie befasste sich ebenfalls mit Auswanderungs- plänen. Seit 1932 war die gelernte IGndergärt- nerin als Leiterin des Evangelischen IGnder- 116 gartens in Neumühl bei Kehl tätig. Von ,,5 Jahren ungetrübter Gemeindearbeit" spricht Gertrud Hammann in einem handschriftli- chen Bericht über ihre Entlassung aus dem Dienst der Gemeinde Neumühl, einer damit einhergehenden Vorladung bei der Gestapo und einem Hetzartikel der Zeitung "Stürmer", der gegen sie und die zu ihr haltenden Frauen des Neumühler Frauenvereins gerichtet war. "Ein sonderbarer Frauenverein" ist der in Form eines Leserbriefes verfasste Artikel des "Stürmer" aus dem Jahr 1937 überschrieben. In vetächtlichem Tonfall wird darin die Treue der Neumühler Frauen zu GerttUd Hammann angeprangert. Die Vereinsfrauen, meist Mütter von Gertrud Hammanns Kin- dergartenkindern, hatten GerttUd Hammann sechs Wochen nach ihrer Entlassung in Mann- heim besucht und zur Erinnerung ein Grup- penfoto aufgenommen. Mit der Untetschtift "Artvergessene deutsche Weiber besuchen eine Jüdin und lassen sich von ihr photographie- ren" ist dieses Foto im "Stürmer" abgebildet. Gertrud Hammann schreibt hierzu in ihrem handschriftlichen Bericht: "Ein gemeinsames Bild auf dem Heidelberger Schloss geknipst ... karn in die Hände - durch wen weiss ich nicht - in die Redaktion des 'Stürmer' u. wurde mit einem Text versehen veröffentlicht". Die gro- ße Beliebtheit Gertrud Hammanns in der Ge- meinde Neumühl kommt auch im Brief des Neumühler Bürgermeistets Jakob Gilg vom 7. Juli 1937 an Gertrud Hammann zum Aus- druck. "Die gesammte Einwohnerschaft be- dauert Ihren Wegzug recht schmerzlich. Ich möchte Ihnen nochmals vielen Dank sagen für das viele Gute u. die reiche Arbeit, die Sie zum Wohle unserer Gemeinde, und haupt- sächlich zur Erziehung unserer kleinen Jugend getan haben." Bald nach ihrer Entlassung aus Neumühl erfuht Gertrud Hammann erneut die mit dem nationalsozialistischen Menschenbild einher- Brief jüdischer Kinder aus dem Dcponationslager Gurs an G ertrud Hammanu. gehende Diskriminierung. In einem ärztlichen Gutachten des Staatlichen Gesundheitsamts Mannheim "zur evtl. Aufnahme in den Hessi- schen Diakonieverein e.V" Darmsradr" wird die Frage, ob die Untersuchte gesundheitlich zum Beruf der Schwester oder Fürsorgerin ge- eignet sei, so beantwortet: "gesundheitlich ja. doch sieht sie sehr jüdisch aus". Exil in Südfrankreich GerttUd Hammanns Jahre im Exil in Süd- frankreich sind in Briefen dokumentiert, die sie an ihre Pflegefamilie in Heidelberg ge- schrieben hat, in ihrem Schriftverkehr mit französischen Behörden und in Zeugnissen der Universität Monrpellier, wo sie neben ih- 117 Gertrud Hammann an ihrem Schreibtisch arbeitend. rerTätigkeit als Haushaltshilfe in einer franzö- sischen Familie Gesang, Literatur und Pädago- gik studierte. Eine Aufenthaltsgenehmigung für Frankreich hatte Gertrud Hammann nur durch den Nachweis erhalten, keiner bezahl- ten Arbeit, sondern Studien nachzugehen. An- lässlich des am 10. Mai 1940 beginnenden deutschen Frankreichfeldzuges wurden seitens der französischen Behörden die in Frankreich lebenden Deutschen, darunter viele emigrierte Juden, interniert. Gertrud Hammann kam zunächst in das Lager Lodeve und wurde von hier aus nach einigen Wochen in das Lager Gurs verlegt. Diese Epoche in Gertrud Ham- manns Leben ist in den eingangs zitierten Briefen jüdischer Kinder und ihrer Betreuerin Rita Chantoff an die ehemalige Mitgefangene dokumentiert. Im badischen Kirchendienst Im Jahre 1947 kehrte Gertrud Hammann nach Deutschland zurück. Vom 1. Mai 1948 bis zu ihrer Pensionierung am 30. September 1971 arbeitete sie im Dienst der Evangelischen Kirche Badens. Aus der frühesten Zeit dieser Berufsjahre ist ihr Ausweis erhalten, der sie als Flüchtlingsfürsorgerin des Hilfswerks der Evangelischen Kirche in Offenburg auszeich- net. Im Kirchenbezirk Lahr organisierte Ger- trud Hammann in dieser Funktion die Flücht- lingsfürsorge von Grund auf, erfasste und be- treute die eingewiesenen Flüchtlinge und leis- tere beim Empfang und der Weiterleitung der Heimatvertriebenen im Hauptdurchgangsla- ger in Offenburg wertvolle Dienste, wie in ihrem Zeugnis bestätigt wird. Im März 1949 wurde Gertrud H ammann Landesfürsorgerin beim Evangelischen Oberkirchenrat in der Blumenstraße 1 in Karlsruhe und war in die- ser Funktion beim Aufbau und in der Leitung der kirchlichen Sozialarbeit in den ländlichen Kirchenbezirken tätig. In Doris Eck's Nachruf "Was war das Besondere an Gertrud Ham- mann" wird berichtet, dass Gertrud Ha- mmann sich in dieser Zeit außerdem der Ju- gendarbeit an der Lutherkirche annahm. In diesem Zusammenhang organisierte und leite- te sie Sommer- und ·Winterfreizeiten für Kin- der und Jugendliche auf der Aschenhütte. Von 1955 bis 1971 war Gertrud H am- mann Geschäftsführerin des Frauenwerks der Evangelischen Kirche Badens. Aus dem Re- chenschaftsbericht ,,40 Jahre evangelische Frauenarbeit in Baden 1916-1956 "und aus Doris Eck's Erinnerungen werden ihre Leis- tungen in dieser Funktion deutlich. Unter ih- rer Leitung wurden das Müttergenesungsheim in Baden-Baden, das Marie-von-Marschall- Haus in Hinterzarten und das Müttergene- sungsheim "Haus Belchenblick" errichtet. Sie initiierte staatsbürgerliche Tagungen mit Für- sorgerinnen und Tagungen für weibliche Kir- chenälteste und führte Freizeiten für Berufstä- tige mit dem Schwerpunkt kunstgeschichtli- cher Freizeiten in Frankreich durch. Nach Doris Eck's Beschreibung prägte und gestaltete Gertrud Hammann in der Frauenar- beit vor allem die sozialen und gesellschaftsori- entierten Arbeitszweige. 118 Eine sehr persönliche Seite Gertrud Ham- manns kommt in der Trauerrede für sie von Oberkirchenrat Baschang zum Ausdruck: dass Gertrud Hammann groß und klein mit "Her- zele" anreden konnte, was ihr dann im Evan- gelischen Oberkirchenrat die Anrede "Tanre Herzele" eingebracht habe. Gertrud Ham- mann starb am 12. Juni 1990 in Karlsruhe. Sie wurde am 15. Juni 1990 auf dem Hauptfried- hof beigesetzt. Ihr Nachlass im Stadtarchiv Karlsruhe dokumentiert aus mehreren Blick- winkeln die Karlsruher Stadtgeschichte: das Schicksal der jüdischen Bevölkerung im Nati- onalsozialismus, Frauenerwerbstätigkeit und die Frauenarbeit der Evangelischen landeskir- che Badens. ANGELIKA SAUER Karlsruher Partnerstädte Krasnodar - Geschenk einer Zarin Gründung und Entwicklung Die Übereignung von Land zur Anlage von Befestigungen an besonders streitbare Fürsten, die Markgrafen, ist uns seit König Heinrich I. (919-936) im Osten Deutschlands überlie- fert. Auch die russische Zarin Jekaterina be- diente sich dieses Mittels zur Erweirerung und Sicherung ihres Machtbereichs. Diese aus dem deutschen Fürstenhaus Anhalt-Zerbst stam- mende, 1745 mit Zar Peter 111. vermählte Fürstin ist besser bekannt unter dem Namen Katharina die Große. Sie ließ 1762 ihren Mann, den Zaren, stürzen und ermorden und sich zur Kaiserin ausrufen. Wenige Jahre vor ihrem Tod 1796 schenkre sie im Herbst 1793 den Saporosher Kosaken am rechten Ufer des Kuban-Flusses unweit der Ausläufer des Kau- kasus zur Gründung eines Militärlagers bewal- detes Land. Zudem warb sie deutsche Bauern zur Besiedelung und Urbarmachung des lan- des an. Die Kosaken-Hetmane dankten ihrer Zarin, indem sie den neuen Ort "Jekateri- nodar", zu deutsch "Geschenk Katharinas" nannten. Dank der Tüchtigkeit der Schwarzrneerko- saken und der deutschen Bauern blühte der Ort bald auf und wurde zur "Perle Rußlands", wie es der russische Dichter Michail Lermon- tow ausdrückte. Was immer dies bedeutet ha- ben mag, die Wertschätzung der Stadt blieb bis heute erhalten. Ab 1860 galt die zur Stadt ausgebaute Festung als Verwaltungszentrum der Kosakenregion "Kuban" und erhielt 1867 den Status einer "zivilen Stadt". Nach dem Sieg der "Roten Armee" in der Oktoberrevo- lution erhielt sie 1920 den Namen "Krasno- dar", was "Rotes Geschenk" bedeutet. Bestre- bungen nach dem Ende des Sowjetsystems, der Stadt den alten Namen wiederzugeben, wurden am 24. November 1992 in einer Volksabstimmung abgelehnt. Im Zweiten Weltkrieg Trotz der engen Verbindungen Badens mit dem russischen Zarenreich, die durch die Ver- mählung der badischen Prinzessin Elisabeth mit dem Zaren Alexander I. seit 1793 bestand, dürfte der Name Krasnodar den Karlsruhern 119 Neubaukomplex an der .. ul iza krasnaya", in dem das Haus des Buches untergebrach t ist. Blick auf das R. .. thaus mit dem Vorplatz. Die .. uHu krasnaya" verl ~i u ft von links unten nach rechts oben. 120 wohl erstmals im Sommer 1942 begegnet sein, als die 17. Armee auf dem Vorstoß zu den kau- kasischen Ölfeldern am 8. August die Stadt besetzte. Auf ihrem Rückzug im darauffolgen- den Winter musste die 101. Jägerdivision mit ihren Karlsruher Soldaten ab dem 15. Januar 1943 die Kubanbrücke bei Krasnodar vertei- digen, bis diese am 11. Februar gesprengt wur- de. Den Rückzug der 101. Jägerdivision vom Kaukasus in den Kubanbrückenkopfhat einer der Teilnehmer, der zeitweise in Karlsruhe le- bende Autor Willi Heintich, in seinem Ro- man "Das geduldige Fleisch" in dichterischer Freiheit nachgezeichnet. Anfange der Beziehungen Es waren junge Karlsruher um Jan-Dirk Rausch, die den Weg zur Völkerverständigung bereiteten und die zugleich den Grundstein unserer Beziehungen zu Krasnodar legten. Der Stadtjugendausschuss Karlsruhe hatte sich für 1979 mit Erfolg für ein ,,14-Städte-Pro- gramm" beworben, das von der Bundesregie- rung für den deutsch-sowjetischen Jugendaus- tausch initiiert und gefördert wurde. So ver- brachten 30 junge Erwachsene aus der UdSSR im Februar 1979 zehn Tage in Karlsruhe. Sie kamen aus Krasnodar, was ein reiner Zufall war. Im September 1980 reiste dann im Zuge eines vom Stadtjugendausschuss entwickelten Bildungs- und Begegnungsprogramms eine Delegation von 30 Karlsruher Jugendgrup- penleitern zum Gegenbesuch nach Krasnodar. Es war nicht einfach, damals das Programm im so genannten "valutafreien Austausch" auf- recht zu erhalten, denn das bedeutete, dass die jeweils reisende Gruppe ihre Flugkosten und die Aufenthaltskosten ihrer Freunde beim Ge- genbesuch zu tragen hatte. Die Kürzung der öffentlichen Zuschüsse 1982 erschwerte die Kontakte. Zusätzliche organisatorische Proble- me bereiteten die Kommunikationsmöglich- 121 keiten ohne Faxgeräte und mit stundenlangem Warten auf telefonische Verbindungen. Den Karlsruhern, die nach Krasnodar im- mer über Moskau reisen mussten, fiel schnell der immense Unterschied zwischen den bei- den Städten auf. Während in Moskau kaum Plätze in Restaurants zu finden waren, ver- strömten die Eisdielen, die Cafes und Bars und die Parks in der Kubanmetropole südlän- disches Flair. Die Nähe zum Schwarzen Meer ließ alle Vorurteile, in Rußland sei es immer kalt und grau, schnell vergessen. In Karlsruhe versuchte man den jungen russischen Gästen im Gegenzug die badische Lebensart nahe zu bringen. Dazu lud man sie, wie es auch in Krasnodar geschehen war, für die Dauer des Aufenthalts in die eigene Familie ein. Dies war die Grundlage lang anhaltender Freundschaf- ten, in russisch "Druschba", und vielleicht das wichtigste Element des Austausches. Auf die- se Weise konnte auch. die anfängliche Scheu der Gäste vor dem Fremdartigen, dem sie zumeist ohne besondere Sprachkenntnisse be- gegneten, rasch überwunden werden. Entge- gen den anfänglichen Befürchtungen waren die Gäste aus Krasnodar keine "linientreuen Funktionäre", sondern zumeist unpolitische Menschen, mit großem Interesse an deutscher Kultur, Lebensweise und Architektur. Für manche war die Reise in den Westen auch Belohnung für gute Arbeit im Betrieb, im Ju- gendverband oder in der Gewerkschaft. Der Gedanke einer Städtepartnerschaft mit Krasnodar wurde erstmals öffentlich 1981 in den "Badischen Neuesten Nachrichten" er- örtert, worauf die Stadrverwaltung zunächst noch zurückhaltend reagierte. Mit der sich nach Westen öffnenden Politik Michail Gor- batschows gab es neue Möglichkeiten der Be- gegnung: Die badische Sport jugend organi- sierte ein Austauschprogramm, und zu Gast- spielen reisten das Sinfonieorchester an der Universität, das Kabarett "Herr Bär" und das Amateurtheater "Die Spur" nach Krasnodar. Dieser Ausdehnung der Aktivitäten folgte 1989 die Gründung des "deutsch-sowjeti- schen Freundeskreises", eines lockeren Zusam- menschlusses junger Leure, der den Gedanken der Städtepartnerschaft weiterverfolgte und den Gemeinderat zu interessieren versuchte. Für den Austausch ergab sich eine charakteris- tische Änderung durch den Zusammenbruch des Sowjetimperiums. Mussten bis dahin die Sowjetbürger bangen, ob sie eine Ausreisege- nehmigung erhalten würden, um "raus" zu kommen, so kontrolliert heute die Bundesrepu- blik, ob die eingeladenen Gäste "rein" dürfen. Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages Die staatlichen Veränderungen ermöglichten es zu Beginn der 90er Jahre auch, dringend benötigte Hilfe aus Karlsruhe für Krasnodar zu organisieren. Im Februar 1991 machten sich sieben junge Karlsruher auf den 3.240 km langen Landweg, um Medikamente, medizini- sche Geräte, Kleidung und Lebensmittel nach Krasnodar zu bringen. Im Gepäck hatten sie auch ein Schreiben verschiedener Mitglieder des Gemeinderats, das sie im Rathaus in Kras- nodar überreichten. Oberbürgermeister Valerij Samojlenko reagierte mit einer Einladung ei- ner Delegation des Karlsruher Gemeinderats für den Herbst 1991 nach Krasnodar. Dieser Einladung folgten im Oktober unter Leitung des SPD-Fraktionsvorsitzenden Heintich Maul sechs Gemeinderatsmitglieder, ein Ver- treter des Hauptamtes der Stadt und ein Dol- metscher. In einem ausführlichen Gespräch mit OB Samojlenko wurden die Ziele des Be- suches erörtert. Es sollten Grundlagen für Be- ziehungen auf breiter Ebene geschaffen wer- den, vor allem sollten die Bürger und der Be- reich aller Bildungsinstitutionen und die Ver- eine einbezogen werden. Dieser Besuch be- wirkte auch im Karlsruher Rathaus eine Ände- rung der bisherigen Zurückhaltung gegenüber einer Städtefreundschaft. Im Dezember dank- te OB Gerhard Seiler seinem Kollegen Samo- jIenko für die gastfreundliche Aufnahme der Karlsruher Delegation und lud eine Delega- tion aus Krasnodar zum Gegenbesuch ein. Nach einigen Unstimmigkeiten wegen der Vi- saerteilung konnte die Delegation aus Krasno- dar im April 1992 Karlsruhe besuchen. Dabei stellte OB SamojIenko seine Stadt vor. Da- nach leben in Krasnodar auf einer Fläche von 840 Quadratkilometern erwa 780.000 Men- schen. Die Stadt ist umgeben von gtoßen landwirtschaftlichen Flächen, auf denen u. a. auch Reis und Tee angebaut werden, und sie beherbergt viele Versuchs- und Forschungsein- richtungen. Krasnodar ist in fünf Verwal- tungsbezirke eingeteilt und die "Duma" hat 200 Abgeordnete. Die Stadtverwaltung be- schäftigt einschließlich der Lehrer und Ärzte 20.000 Mitarbeiter. Samojlenko erinnerte auch an den Zweiten Weltkrieg, die Besetzung und teilweise Zerstörung der Stadt durch deutsche Truppen. Er führte weiter aus, dass durch den Zerfall der Sowjetunion viele wirtschaftliche Beziehungen abgebrochen und einst gesunde Betriebe zahlungsunfähig geworden seien. Deswegen erhoffe er sich von der Städte- freundschaft neben dem Informationsaus- tausch vor allem erfolgreiche wirtschaftliche Beziehungen. Es gelte nun, die von jungen Menschen beider Städte geschaffene Grund- lage für eine Städtefreundschaft zu nutzen. Mit dem Besuch paraphierten die Stadtober- häupter eine gemeinsame Erklärung zur Be- gründung der Städtefreundschaft. Aus den leidvollen Erfahrungen zweier Weltkriege und ihrer Folgen sowie in dem Streben nach dau- erhaftem Frieden in Europa wollten beide Städte den Erfahrungsaustausch und die kom- munale Zusammenarbeit besonders auf den Gebieten von Kunst und Wissenschaft, der 122 Die "ulim krasnaya" wird am Wochenende durch Sperrung für den Kfz-Verkehr zur Fußgängerzone. Stadtplanung, der Wirtschaft und Bildung sowie der Gesundheit und des Sports pflegen. Vor allem aber sollten ohne bürokratische Hemmnisse die Begegnungen von Bürgern und Bürgerinnen beider Städte insbesondere der Jugend gefördert werden. Nach einer Wirtschafts-Delegation im Mai besuchte Anfang August 1992 eine 3D-köpfi- ge städtische Delegation unter Leitung von OB Seiler die Stadt am Kuban und wurde mit überwältigender Gastfreundschaft aufgenom- men. Im Gedenken an den 8. August 1942 an dem die deutsche Wehrmacht gegen Krasno- dar vorrückte, bedauerte der Karlsruher Ober- bürgermeister, dass vor allem die Zivilbevölke- rung "als Ergebnis einer menschenverachten- den Ideologie hart getroffen wurde." Dabei ge- dachte er auch der vielen tausend deutschen Soldaten, die in Gefangenenlagern in und um Krasnodar gestorben waren. Die mit der Freundschaft und Partnerschaft zu Krasnodar angebahnten Beziehungen ermöglichten es den Veteranen des "Traditionsverbands Sozia- les Hilfswerk 1 0 1. Jägerdivision e. v. " im Som- mer 2000 im ehemaligen Kampfgebiet ein Mahnmal zur Erinnerung an diese schwere Zeit zu erstellen und ihrer 700 Toten zu ge- denken, die auf dem Friedhof der Stadt Cha- dyshensk beerdigt sind. Im Perwomaijskij- Park pflanzten die beiden Oberbürgermeister einen Freundschaftsbaum. Die .. Freundschaftsgesellschaft Karlsruhe-Krasnodar" Die Städtepartnerschafts-Iniriative Karlsruhe wurde zu dieser Zeit umgegründet in "Freund- schaftsgesellschafr Karlsruhe-Krasnodar e. v.". Sie ist bis heute die treibende und verbinden- de Kraft der zahlreichen Begegnungen zwi- 123 sehen Bürgern und Organisationen unserer beiden Städte. Dies ist auch dokumentiert in der 1997 erschienenen deutsch/russischen Pub- likation von Jan-Dirk Rausch und Swetlana Nikiforowa: ,,3.240 Kilometer sind keine Ent- fernung", im Buchhandel erhältlich. Die Ver- mittlung von Ferien- oder Praktikumsplätzen, von Folkloreauftritten, Ausstellungen, Schul- partnerschaften, die Durchführung von Bür- gerreisen oder die Organisation von Hilfs- transporten, nichts ist den Mitarbeitern der Freundschaftsgesellschaft fremd. Im Januar 1993 wirkte sie sogar mit bei der Organisati- on eines Fluges von 42 Tonnen HiIfsgütern nach Krasnodar mit einer .,Antonov" der rus- sischen Luftwaffe. Impressionen aus Krasnodar Als Dank der Stadt Krasnodar wurden einige Mitwirkende an dieser Aktion zur 200-Jahr- Feier der Stadt im Oktober 1993 eingeladen, um die Stadt noch besser kennen zu lernen. Krasnodar liegt wie Venedig auf dem 45. Brei- tengrad und ist eine auffallend grüne Stadt mit vielen Parks und Bäumen entlang der großen Straßen. Die Hauptstraße ist die "uliza krasna- ya", die "Rote Srraße'\ wobei "krasnyj" auch .. schön" bedeuret. Sie beginnt am Platz der Arbeit mit dem monumentalen Gebäude des ehemaligen Bezirkskomitees der KPdSU und ' endet nach etwa 2,5 km beim Hotel Intourist am Platz der Oktoberrevolution gegenüber dem Rathaus. Auf halber Strecke findet man das "Haus des Buchs", die Puschkin-Biblio- mek, das aufFallige Operettenmeater, die Phil- harmonie und das originelle Puppentheater sowie das Bezirksmuseum und einige Galeri- en. Abwechslung bieten auch die bunten Aus- lagen der Geschäfte und Kioske sowie der ,.Arbat" , der Kunsrmarkt, wo am Wochenen- de Gemälde und Kunstgegenstände unter frei- em Himmel angeboten werden. Zahlreiche Clubs, Cafes, Kinos und Parks sowie verschie- dene Sporthallen und eine Pferderennbahn vervollständigen das vielseitige Freizeitangebot der südlichsten Metropole Rußlands. An der .. uliza Starropolskaja" zieht das Gebäude der Kuban-Universirät mit seiner Hauptfassade aus Marmor und Mosaikbildern die Blicke an. Bei einem Spaziergang durch den Park auf der Kuban-Insellädt das Restautant .. Kuren" mit Motiven aus dem Alltagsleben der Kosaken zum Verweilen ein. Moderne Architektur mit zehnstöckigen Wohnblocks findet man an den Stadträndern, vor allem im jüngsten Stadtteil .. Jubilejnyi", aber auch im Wohngebiet .. Kom- somolsky", wo auf 240 ha etwa 70.000 Men- schen leben. Die Umgebung Krasnodars bie- tet mit den Vorbergen des Kaukasus, der Nähe zum Schwarzen und zum Asowschen Meer oder Ausflugsfahrten auf dem Kuban gute Naherholungsmöglichkeiten. Vom Freundschafts: zum Partnerschaftsvertrag Die Kontakte zwischen Krasnodar und Karls- ruhe gewannen zunehmend an Intensität und Qualität. Dabei sind die zahlreichen Transpor- te mit humanitären Gütern hervorzuheben und der große Einsatz beider Freundeskreise anzuerkennen. Diese Beurteilung führte nach einer fünfjährigen Beobachtungsphase dazu, dass OB Seiler dem Gemeinderat 1997 vor- schlug, den Freundschafts- in einen Partner- schaftsvertrag umzuwandeln. Dieser Anre- gung folgten die Gremien beider Städte. Ver- gessen war die Zeit des Zögerns. Unerwartet viele Austausche und Besuche von Schülern, Studenten, Lehrern, Dozenten, Vereinen und Bürgern hatten die anfänglichen Bedenken der Verwaltung zerstreut und die Städtepart- nerschaft "von unten" mit Leben erfüllt. FRITHJOF KESSEL 124 100 Jahre Christuskirche Karlsruhe In hervorragender städtebaulicher Situation am Mühlburger Tor in Karlsruhe erhebt sich seit genau einem Jahrhundert der eindrucks- volle Bau der evangelischen Christuskirche. Mit einem festlichen Gottesdienst, dem durch die Uraufführung des "Christushym- nus" von Oskar Gottlieb Blarr besonderer Glanz zuteil wurde, mit einem Festakt im Al- bert-Schweitzer Saal und einem abendlichen Bachkonzert gedachten die beiden Christusge- meinden am 15. Oktober 2000 des Tages der feierlichen Einweihung ihres Gotteshauses, die in Anwesenheit des Großherzogs am 14. Ok- tober 1900 stattfand. Der damalige Pfarrer der seinerzeit noch ungeteilten IIWestsradtgemeinde", Franz Rho- de - der "rote Rohde", wie er wegen seiner li- beralen Haltung und seines sozialen Engage- ments von vielen genannt wurde - hatte seine Festpredigt unter das Leitwort "Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewig- keit" (Hebräer 13,8) gestellt, und dieses Wort ist nun auch vom Landesbischof Dr. Ulrich Fischer zum Thema seiner Predigt im Jubilä- umsgottesdienst gewählt worden. Die Anfänge Die Geschichte der Gemeinde, die 1900 die Einweihung ihrer neuen Kirche feierte, be- gann jedoch nicht mit jenem Jahr. Ihre Ur- sprünge gehen vielmehr bis auf das Jahr 1857 zurück, als die evangelische Kirchengemeinde Karlsruhe in mehrere "Untergemeinden" auf- geteilt wurde, die sich allmählich verse!bsrstän- digten. Eine dieser Untergemeinden umfasste die Innenstadt westlich der WaIdstraße und nannte sich zunächst "Neustadtgemeinde" . Sie wurde zur Keimzelle der heutigen Christus ge- mein den. Ihr erster Gemeindepfarrer war der Literat und spätere Oberhofprediger Kaiser Wilhe1ms 1., Emil Fromme!. Schon vor der Jahrhundertwende war die heurige Reinhold-Frank-Straße hinaus ge- wachsen und schloss nun die Neubauviertel im Westen und Südwesten der Stadt mit ein. Bislang hatten die Gottesdienste der Gemein- de, die sich nun "Weststadrgemeinde" nannte, in den Kirchen der Innenstadt oder in Behelfs- räumen, wie z. B. im Saal des Pfründnerhauses am Mühlburger Tor, stattgefunden, aber nun war der Bau eines eigenen Gotteshauses un- umgänglich geworden. Erste Planungen für einen Neubau gab es bereirs im Jahre 1888. Die Frage eines geeigne- ten Grundstücks wurde durch eine großherzi- ge Spende des Großherzogs glücklich gelöst: Er stellte den Bauplacz aus seinem Domänen- besitz kostenlos zur Verfügung. Die Lage des Grundstücks war fast ideal zu nennen, nach- dem nun das Mühlburger Tor quasi ins Zen- trum des Gemeindegebiets gerückt war. Aller- dings wurde der Baugrund im Westen von der damaligen Bahnlinie nach Mannheim be- grenzt, die im Zuge der heutigen Riefstahlstra- ße verlief, so dass in den Anfangsjahren die Gottesdienste bisweilen durch das Rattern und Pfeifen der Züge gestört wurden. Neuer Plan - neuer Baustil Zur Gewinnung eines geeigneten Bauplans für das neue Gotteshaus wurde eigens ein Archi- tekten-Wettbewerb durchgeführt, und nach einer Überarbeitung wurde schließlich der Entwurf des damals sehr renommierten Büros 125 ChrislUskirche vor 1913. Links Riefsrahlstraßt mit Eisenbahnlinie nach Mannheim, im Hintergrund das Oberlandesgericht, rechts Westendmaße. heute Reinhold- Frank-Straße, im Vordergrund die: Kaiserallee. der Architekten Curjel und Moser. von denen pikanterweise der eine Jude und der andere Katholik war. zur Ausführung bestimmt. Der Bau wurde innerhalb von vier Jahren hochgezogen. Er entsprach in seiner Grund- idee dem so genannten "Wiesbadener Pro- gramm" für den evangelischen Kirchenbau. das danach strebte. dem "allgemeinen Priester- tum aller Gläubigen" zu dienen. Man wollte die Trennung in Hauptschiff. Seitenschiffe und Chor vermeiden und nicht nur den Altar. sondern auch die Kanzel als Ort der Predigt. die im Mittelpunkt des Gottesdienstes steht. auch räumlich in eine zentrale Position brin- gen. Die Sitzreihen und Emporen wurden nach Art eines antiken Theaters auf Altar und Kanzel hin ausgerichtet. und folgerichtig wur- de auch die Orgel auf die Empore hinter dem Altar gestellt. so dass sich auch die Kirchen- musik im Angesicht der Gemeinde abspielen konnte. Der Grundriss des Baus ist der Form eines griechischen Kreuzes nachempfunden. der Hauptturm sitzt auf der zentralen Vierung. Es ist von vier Ecktürmen, die den vier Evangelisp ten zugeordnet sind. umgeben. Im Aufriss ist die Kirche. die in rotem Bundsandstein errich- tet wurde. neugotisch gestaltet. Allerdings macht sich der künstlerische Zeitgeist in vielen prachtvollen Jugenstil-Schmuckelementen in Stein. Holz und Schmiedeeisen bemerkbar. die sich harmonisch in das Gesamtbild einfü- gen und die Kirche zu einer architektonischen Besonderheit werde~ lassen. Auch die großen farbigen Fenster. die in gotischem Maßwerk Motive aus dem Alten und dem Neuen Testament darstellen. waren vom Jugendstil geprägt. Einige von ihnen wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. sie wurden teils restauriert. teils durch neue Ent- würfe einfühlsam ersetzt. Besonders ein- drucksvoll ist die große Rosette über dem Haupteingang. die Christus gewidmet ist. Auch sie musste nach dem Krieg neu erstellt werden. Kriegschäden Damit ist schon angedeutet. dass die Kirche die Zeitläufe nicht unbeschadet überstanden hat. Während sie im Ersten Weltkrieg nur ihre Glocken verlor. die sie für Kanonen hingeben musste. wurde sie im Zweiten Weltkrieg durch zwei Luftangriffe schwer in Mitleidenschaft gezogen. 126 Im September 1942 vernichtete ein durch Brandbomben verursachtes Feuer die Dächer und alle Turmhelme. Die Trümmer durchbra- chen die Gewölbe, so dass auch das Innere schwer geschädigt wurde. Der große Kron- leuchter zerschellte am Boden, und die Orgel war durch Ruß und Löschwasser unbespielbar geworden. Im Inneren, einigermaßen wieder hergestellt und mit Notdächern versehen, er- litt die Kirche im Dezember 1944 bei einem weiteren Großangriff auf Karlsruhe noch einmal erhebliche Schäden, diesmal durch Sprengbomben. Die Gewölbe rissen erneut, und die Fenster der Ost- und Südseite zerbars- ten im Druck der Luftminen. Wiederaufbau Nach dem Ende des Krieges machten sich die beiden Gemeinden - 1932 war die.Weststadt- gemeinde in die zwei heutigen Christus-Ge- meinden aufgeteilt worden - mit bewunde- rungswürdiger Tatkraft an den Wiederaufbau ihres Gotteshauses. Bereits 1948 konnte es feierlich wieder eröffnet werden. Dies machte es möglich, der ebenfalls "ausgebombten" ka- tholischen St. Stephanus-Pfarrei zeirweilig Gastrecht zu gewähren. Zum 50-jährigen Jubiläum der Christus- kirche war die Rosette in alter Farbenpracht wieder entstanden, 1953 konnten zum dtitten Mal neue Glocken geweiht werden, und 1966 war auch eine neue Orgel aus dem Hause Klais spielbereit. Mit der Installation eines neuen großen Kronleuchters im Jahre 1981 war der Innenausbau endlich wieder vollendet. Die Wiederherstellung des Äußeren nahm naturgemäß längere Zeit in Anspruch. Fast vierzig Jahre nach Kriegsende waren die Turm- stümpfe der Kirche immer noch durch Notdä- cher abgedeckt, und Verwitterungsschäden gaben immer mehr Anlass zu großer Sorge. Es musste bald erwas geschehen. Nun gab es aber Stimmen, die die Wieder- hetstellung der Tütme ablehnten und den der- zeitigen Zustand als "Mahnmal gegen den Krieg" erhalten wissen wollten. Die Ältesten- kreise der Christusgemeinden teilten in ihrer Mehrheit diese Meinung jedoch nicht. Es wutde sogar eigens ein "Turmbauvetein" ge- gründet, det sich den Wiederaufbau zum Ziel setzte und Gelder dafur sammelte. Mittel die- ses Vereins, der Kirchenbehörden und des Denkmalamtes trugen endlich dazu bei, die Finanzierung sicher zu stellen und den Wie- deraufbau in Gang zu setzen. Im September 1985 wurde in einer spektakulären Aktion untet großer Anteilnahme der Bevölkerung der am Boden zusammengesetzte Helm des Hauptturmes aufgesetzt, und dtei Jahte spätet wurden auch die Spitzen der vier Ecktürme wieder errichtet. Zum Erntedankfest 1988 konnten die bei- den Chrisrusgemeinden die Wiederherstel- lung auch des äußeren Bildes ihrer Kirche mit großer Dankbarkeit feiern. Seitdem erstrahlt die Christuskirche wieder im alten Glanz von 1900, zur Freude ihter Gläubigen und zur Zierde der ganzen Stadt. RICHARD KOHLMANN 127 Die Universitätsbibliothek Karlsruhe Ein wichtiger Knoten im deutschen Bibliotheksnetz Gegründet wurde die Universitätsbibliothek Karlsruhe im Jahre 1840 durch einen Erlass des Badischen Ministeriwns des Innem, in dem an- geordnet wurde: "alle der Anstalt gehörenden Bücher und Karten zu sammeln und einen Ka- talog dasüber zu fertigen, sowie dafür zu sorgen, dass Bücher künftighin nur gegen Empfangs- bescheinigung ausgeliehen werden, dass über- haupt die Bibliothek in Ordnung verbleibe". Was waren die Hintergründe für diese Anordnung und warum erst 15 Jahre nach Er- richtung des Polytechnikums? Der Universitätsarchivar Dr. Klaus-Peter Höpke ging 1990 in seinem Fesevorcrag zum ISO-jährigen Bestehen der Universitätsbiblio- thek "Streiflichter aus der Geschichte der Uni- versitätsbibliothek" dieser Frage nach. In den ersten 15 Jahren des Polytechnikums gab es durchaus einen "Bücherfundus", der jährlich erweitert wurde. Der "Bibliothekseut" erlaub- te jedoch keine großen Sprünge. Überwiegend floss er in die Abonnements von Zeitschriften und Forcsetzungswerken, was auch vernünftig war - nur kam die Beschaffung nicht minder wichtiger Monografien notgedrungen zu kurz. Geldmangel begleitete ja sowieso den Alltag des Polytechnikums, und ob die Professoren- schaft gerade in dem mageren Bücherfonds eine folgenschwere Unterlassung sah, ist frag- lich. Zwar setzten sogar geringfügige Anschaf- fungswünsche ein schwerfälliges, mehrscufiges Genehmigungsverfahren in Bewegung, was einige Professoren nicht hinderte, auf eigene Faust Bücher anzuschaffen. War das ordnungs- gemäß Bestellte dann geliefert, verschwand es häufig in der Verborgenheit irgendwelcher Professoren- und Schulzimmer. Diesem Miss- stand trat als erster Professor Philipp Stiefel 1840 entgegen. Unter Umgehung des Dienst- wegs schrieb er dem Innenministerium: Wohl besitze die Anstalt eigene Bücher, "aber keine der Benutzung ofTenstehende Bibliothek". Der Schuldirekcor war peinlich überrascht, als ihn das Ministerium unversehens um eine Stellungnahme ersuchte. Nach zweiwöchiger Bedenkzeit berichtete er, dass "nun aber das Bibliothekszimmer, welches bisher als Karzer gedient hacce, eingerichtet" sei. Mit Eile, schon zwei Wochen später, verfügte das Ministerium den oben zitierten Erlass, der als die "Geburts- urkunde" der Universitätsbibliothek gilt. Neben dem schwierigen Aufbau einer Bi- bliothek enthielt der Wissenschaftsbecrieb noch ein weiteres Manko: Den Schülern wa- ren die Bibliotheksbestände nur ausnahms- weise, d. h. aufgrund einer Genehmigung ih- rer Lehrer zugänglich. Dieser Missstand zähl- te bereits zu den Beschwerden, derentwegen während der 1848er Revolution 197 Poly- techniker die badische 11. Kammer angerufen hatten. Bis 1867 änderte sich jedoch kaum etw'as. Es kam sogar das Entstehen von "Spezial- bibliotheken der einzelnen Fachschulen" dazu, wodurch eine zentrale Handhabung des Bibli- othekswesens unterlaufen wurde. Erst Profes- sor Wilhelm Schell organisieree 1868 die Bi- bliothek neu und führte eine Bibliotheksord- nung ein. Diese Anfange einer Bibliothek sind nicht unrypisch. Wer das Universitätsleben kennt, weiß, dass es Parallelen und Auswir- kungen bis in die heurige Zeit gibt. Deshalb auch in diesem Rahmen die etwas ausführliche Darstellung der Anfange. In der Folgezeit nahm die Bibliothek eine den Zeidäufen angemessene, teilweise aber 128 auch stürmische Entwicklung. Als Wilhelm Schell 1901 sein Amt abgab. zählte der Be- stand schätzungsweise 60.000 Bände. Nach der Leitung durch einige Ordinarien. über- nahm im Jahre 1906 Karl Grothmann. Bibli- othekar der Königlichen Bibliothek Berlin. der nachmaligen Preußischen Staatsbiblio- thek. die Leitung der Bibliothek. Bis 1915 verdoppelte er den Bestand. den sein Nachfol- ger Karl-Theodor Schmidt bis zum Kriegsen- de 1918 auf200.000 Bände steigern konnte. Zwischenzeitlich waren wegen der Weltwirt- schaftskrise zahlreiche Zeitschriftenabonne- ments gekündigt worden. von 1.000 Abonne- ments waren Ende 1932 nur noch 336 übrig geblieben. Der Preismechanismus tat ein Üb- riges: Die wissenschaftlichen Verlage reagier- ten auf den Absatzrückgang mit Preissteige- rungen. die Schmidt als "rücksichtslos" quali- fizierte. Ein Vorgang. der uns auch im Jahr 2001 nicht fremd ist. Schwere Verluste erlitt die Bibliothek bei dem Bombenangriff im September 1944: Der für Lehre und For- schung unerlässliche wichtigste Teil der Bibli- othek. der nicht ausgelagert war. ging fast voll- ständig in Rauch auf. Die bescheidenen Res- te der Bibliothek wurden ausgelagert in die Westhochschule. Die wichtigste Aufgabe des neuen Direktors der Bibliothek Ruthard Oeh- me bestand darin. der Bibliothek ein neu es Domizil zu verschaffen. Es dauerte aber noch 20 Jahre. bis im Mai 1965 die Pforten des Bi- bliotheksturms. der noch heute die Bibliothek beherbergt. sich öffneten. Seit 1966 bemühte sich Dietrich Poggendorf und ab 1988 der Verfasser als sein Nachfolger. die räumlichen Verhältnisse der stark angewachsenen Hoch- schule anzupassen. Nach Einführung der automatisierten Aus- leihverbuchung im Jahre 1984 werden seit 1994 auch die wesentlichen Literaturbestände der Universitätsbibliothek nur noch über On- line Kataloge angeboten. Über 900.000 Bän- de wissenschaftlicher Literatur umfassen die Bestände der Universitätsbibliothek. vor allem aus den technisch-naturwissenschaftlichen Fachgebieten: Mathematik. Informatik. Na- turwissenschaften. Ingenieurwissenschaften und Architektur sowie Wirtschaftswissen- schaften. Auf den anderen Gebieten findet man Literatur zur ersten Information und Nachschlagewerke aus allen Wissenschaftsge- bieten. Die Universitätsbibliothek hält etwa 3.000 Abonnements wissenschaftlicher Zeit- schriften. Hervorzuheben ist die vollständige Sammlung der gültigen DIN-Normen und anderer technischer Vorschriften im Lesesaal der Universitätsbibliothek. Knapp 20 % der Bestände der Universitätsbibliothek sind frei- hand aufgestellt. so dass der Nutzer direkt zu- greifen kann. Über 80 % stehen im geschlos- senen Magazin. Aufgaben Die Hauptaufgabe der Universitätsbibliothek ist die Literatur- und Informationsversorgung der Universität. Sie ist daher eine wissenschaft- liche Universalbibliothek mit Schwerpunkten in den an der Universität gelehrten Fachgebie- ten sowie Ausleihbibliothek für 16.000 Stu- denten. Außerdem ist sie die Zentralbiblio- thek des Bibliothekssystems der Universität und deren Archivbibliothek. Sie steht als öf- fentlich zugängliche wissenschaftliche Ausleih- bibliothek nicht nur Universitätsangehörigen. sondern allen Bewohnern der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung. Für die Entlei- hung und die Nutzung von Internet-Arbeits- plätzen ist eine Anmeldung erforderlich. Die Benutzung der Literatur durch Ausleihe und in den Lesesälen ist kostenlos. Nur für Mah- nungen und Sonderleistungen werden Gebüh- ren erhoben (Fernleihe im deutschen und in- ternationalen Leihverkehr, OnlineLitcraturre- cherchen und Datenbanken). 129 Das Bibliothekssystem der Universität Das Bibliothekssystern der Universität Karls- ruhe besteht aus der zentralen Universitätsbi- bliothek mir Lehrbuchsammlung, Monogra- phien- und Zeitschriftenlesesaal sowie mit ih- ren beiden Fachlesesälen für Chemie im Insti- tutsgebäude Anorganische Chemie und für Physik im Physik-Flachbau. Ebenso gehören zu dem Bibliothekssystem die mehr oder we- niger großen oder kleinen 150 Fakultäts-, In- stituts- und Lehrstuhlbibliotheken. 109 dieser Bibliotheken haben weniger als 5.000 Bände, 19 5.000 bis 10.000 Bände, 18 10.000 bis 30.000 Bände und die vier Fakultätsbibliothe- ken zwischen 10.000 und 60.000 Bände. Der Literaturbestand umfasst ca. 1,7 Mio. Bände und ca. 7.000 laufend gehaltene Zeitschriften- titel. Etwa die Hälfte dieses Bestandes und der Zeitschriftenabonnements befinden sich im Bereich der Universitätsbibliothek mit ihren Fachlesesälen, die knappe andere Hälfte ist dezentral auf die weiteren Bibliotheken ver- teilt. Für die Fakultäten Architektur, Informa- tik, Mathematik und Wirtschaftswissenschaf- ten gibt es Fakultätsbibliotheken. In den übri- gen 6 Fakultäten wird bisher mangels zentra- ler Bibliotheken die Literatur von Instituts- bzw. Lehrstuhlbibliotheken erworben und dort aufgestellt. Die Institute dieser Fakultäten sind meist über den ganzen Universitätscam- pus verteilt oder befinden sich außerhalb auf dem Gelände des Forschungszenrrums Karls- ruhe in Leopoldshafen oder in der 7 km ent- fernten Westhochschule. EDV und Dnline-Katalog Auf der Grundlage einer engeren Kooperation mit der Fakultät für Informatik mit mehreren Firmen, sowie zahlreicher Projekte, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Land Baden-Wümemberg und der Universi- tät Karlsruhe gefördert wurden, hat die Uni- versitätsbibliothek ein umfangreiches Angebot an lokalen, nationalen und internationalen EDV-Inrernetdienstleistungen aufgebaut (http://www.ubka.uni-karlsruhe.de). Im Online-Katalog sind die Bücher und Zeitschriften der lerzten 40 Jahre recherchier- bar. Die Universitätsbibliothek führt aber auch den Online-Institutskatalog, der die in den übrigen Universitätseinrichmngen vorhande- nen Bücher und Zeitschriften nachweist. Karlsruher Gesamtkatalog Im Karlsruher Gesamtkatalog können mit ei- ner Such anfrage mehrere oder alle Bibliothe- ken der Region Karlsruhe durchsucht werden. Dazu gehören die Universitätsbibliothek, der Institutskatalog der Universität Karlsruhe, das Volltextarchiv der Universität Karlsruhe, die Badische Landesbibliothek, die Hochschulbi- bliothek (FH/PH), die Stadtbibliothek, das Forschungszenrrum Karlsruhe, der Bundesge- richtshof, die Landesbildstelle Baden, das Bundesverfassungsgericht und das Zentrum für Kunst- und Medientechnologie. Der erste Virtuelle Katalog, den die Universitätsbiblio- thek in Betrieb nahm, ist allerdings der KVK. Karlsruher VirtueUe Katalog (KVK). Mit dem Karlsruher Virtuellen Katalog nahm die Universitätsbibliothek Karlsruhe 1996 den weltweit ersten Virtuellen Katalog in Betrieb. Der KVK basiert darauf, dass er selbst keine Daten vorhält, sondern andere Datenbanken wie folgt nutzt: Die im KVK-Suchformular eingegebene Such anfrage wird über mehrere Zielkataloge formuliert, die Anfrage wird parallel an alle ausgewählten Kataloge geschickt, die einzel- nen Trefferlisten werden gesammelt und ana- lysiert. Zuletzt wird eine Gesamrrrefferliste in 130 einem einheitlichen Format erstellt. Der Be- nutzer des KVK hat den Vorteil, sich nicht mehr um die Technik der einzelnen Zielkata- loge kümmern zu müssen. Der Karlsruher Virtuelle Katalog enthält alle wichtigen deutschen Bibliothekskataloge und stellt somit einen virtuellen deutschen Gesamtkatalog dar. Darüber hinaus sind auch die wichtigsten Bibliotheken im deutschspra- chigen Ausland und die welrweit größten Bi- bliotheken British Library und Library of Congress enthalten sowie mehrere Buchhan- delsverzeichnisse. So weist der Karlsruher Vir- tuelle Katalog über 60 Mio. Bücher und Zeit- schriften titel nach. Der KVK ist ein kostenlo- ser Dienst der Universitätsbibliothek Karlsru- he für die wissenschaftliche Gemeinschaft und kann über das Internet von jedermann abgeru- fen werden. Die Nutzung ist sehr hoch, jähr- lich werden über 10 Mio. Anfragen im In- und Ausland vom KVK bearbeitet. Die KVK-Technik stellt eine ideale Mög- lichkeit dar, räumlich verteilte Bibliotheksbe- stände den Bibliotheksbenutzern in virtuellen Katalogen zu vereinigen. Die Universitätsbib- liothek hat bereits mehrere solcher Projekte im Auftrag realisiert: Der Online-Katalog der Konföderation der Oberrhein-Universitäten umfasst die Ka- taloge der Bibliotheken in Basel, Freiburg, Karlsruhe, Mulhouse und Straßburg. Im Vir- tuellen Katalog Rheinland-Pfalz sind mehr als 4 Mio. Bände aus rheinland-pfhlzischen Bibli- otheken nachgewiesen. Der Karlsruher Virtu- elle Volltextkatalog (KVVK) enthält den Nachweis von elektronischen Volltcxten ba- den-württembergischer und weiterer Univer- sitäten. Zu den fachlich orientierten Virtuel- len Katalogen gehört der Bereich "Vorderer Orient/Nordafrika" aus der Universitätsbibli- othek Tübingen sowie aus Halle/Merseburg und der Virtuelle Katalog "Kunstgeschichte", der die Bestände der am System der überregi- onalen Literarurversorgung teilnehmenden Kunstbibliotheken in Rom, Florenz und Köln enthält und von der Deutschen Forschungsge- meinschaft gefördert wird. Zeitschrifteninhaltsdient (ZIO) Der Zeitschrifteninhaltsdienst ZID ist eine Datenbank mit den kompletten Inhaltsanga- ben von ca. 14.000 wissenschaftlichen Zeit- schriften seit 1994 und aus lizenzrechtlichen Gründen nur innerhalb der Universität Karls- ruhe zugänglich. Inhalt der Datenbank ist multidisziplinär, d. h. man findet neben Na- turwissenschaft und Technik auch Zeitschrif- ten aus der Medizin, den Geistes- und Sozial- wissenschaften. Ober ZID kann man Stich- worte aus Artikeln zu einem bestimmten The- ma, einen Auror oder Zeitschrifrenartikel re- cherchieren und Inhalte der neuen Hefte an- schauen. Zu jeder Zeitschrift werden die Standorte der Universität Karlsruhe ausgege- ben. Zusätzlich können sich Benutzer persön- liche Listen der für sie relevanten Zeitschriften anlegen. Lokales, elektronisches Anfsatzliefersystem Mit dem Lokalen Elektronischen Aufsamief- ersystem (LEA) können Wissenschaftler der Universität Karlsruhe Artikel aus dem gesam- ten Zeitschriftenbestand der Universitätsbib- liothek bestellen. Die Lieferung ist kostenlos und erfolgt über Internet oder per Fax an den Arbeitsplatz. Mittels LEA erhält jeder der 2.000 Mitarbeiter der Universität von seinem Schreibtisch aus Zugriff auf die gesamten Zeit- schriftenbestände der Universitätsbibliothek. Die Bestellung und die Lieferung geschieht voll elektronisch, die bestellten AufSätze wer- den in der Universitätsbibliothek eingescannt und innerhalb maximal 72 Stunden ausgelie- 131 fert. Damit hat jeder Wissenschaftler von sei- nem pe aus Zugriff auf alle in der Universi- tätsbibliothek vorhandenen 3.000 Zeitschrif- ten. Grundlage für die Bestellung in LEA sind die bibliografischen Daten aus ZID und On- line-Katalog der UB. LEA liefert elektronische Dokumente als TIFF- und als GIF-Dateien. Die GIF-Dateien sind in Bildschirmauflösung und mit Hilfe des WWW-Browsers am Bild- schirm zu sehen. Wenn die Dokumente auf dem FTP-Server liegen, werden die Benutzer per E-Mail informiert. Nach einer Woche werden die Dateien gelöscht. Pro Tag werden 100 bis 150 LEA-Aufcräge erledigt. VoUtextarchiv und Subito Das Volltextarchiv {EVA} ist der elektronische Speicher von Publikationen aus der Universi- tät Karlsruhe. Hierzu zählen Dissertationen, Diplomarbeiten, Aufsätze und Forschungsbe- richte. Die Dokumente werden einheiclich und einfach präsentiert, die Inhalte sind um- fassend recherchierbar und werden langfristig archiviert. Der Zugriff auf die Dokumente erfolgt entweder vom Katalog aus, mit Recher- chemöglichkeiten nach Autor, Titelstichwor- ten usw. oder über den Volltextindex aller Dokumente. Neben der Suche im Katalog ist eine Recherche im Volltexe einzelner Doku- mente oder der Zugriff über einen hierarchi- schen Dateibau möglich. Das Volltextarchiv enthält über 1.000 Dokumente, darunter zahlreiche Dissertationen. Der Dienst SUBI- TO ist ein Dokumenclieferdienst von leis- tungsHihigen Bibliotheken in Deutschland. Die Universitätsbibliothek Karlsruhe liefere als eine von bisher ca. 20 SUBITO-Lieferbiblio- theken gegen Entgelt Zeitschrirrenaufsätze an registrierte Benutzer. Die interne Bestellver- waltung und die Dokumentbearbeitung er- folgen aus Wirtschafclichkeitsgründen über LEA. Automatisierte Fernleihe Über ein WWW-Formular können Benutzer Fernleihen aufgeben, dabei besteht die Mög- lichkeit, die bibliografischen Angaben aus ZID und KVK zu übernehmen. Die Fernleih- verwaltung ermöglicht die integrierte Bearbei- tung von Fernleihbestellungen und ersetzt die Bearbeitung des Leihscheins des Deutschen Leihverkehrs {als roter Fernleihschein be- kannt} sowohl für den Benutzer als auch in der Bibliothek. Sämdiche Funktionen des Ausleihsystems der Universitätsbibliothek Karlsruhe sind über WWWzugänglich, z.B.: Kontoauszug, eigene Vormerkungen, offene Bestellungen, Gesamt- überblick über das eigene Ausleihkonto, Pau- schalverlängerungen, Passwortändern, Post- wegändern {z. B. als E-Mail}. Der Bibliotheks- benutzer kann also viele Verwaltungsvorgänge im Ausleihsystem von seinem häuslichen pe aus erledigen, ohne dass er selbst in die Bibli- othek kommen muss. Sonstige Dienstleistungen Die Universitätsbibliothek unterhält zudem eine Informations- und Vermitdungsstelle für Online-Lirerarurrecherchen in in- und auslän- dischen Datenbanken. Sie stellt Internet-PCs und freizugängliche pes mit Möglichkeiten derTexeverarbeitung und auch Ausdruckmög- lichkeiten im Lesesaal zur Verfügung, ebenso Lese- und Rückvergrößerungsgeräte für Mik- roformen. Für Hilfe bei der Literatursuche und Literatucbeschaffung steht das Personal der Bibliothek von 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr zur Verfügung. Regelmäßige Einführungen in die Benutzung der Universitätsbibliothek wer- den zu Semesterbeginn, sowie am ersten Diens- tag im Monat um 17.00 Uhr angeboten. Son- derführungen für Gruppen sind jederzeit nach Vereinbarung möglich. Einführung in die In- 132 ternetdienste der Universitätsbibliothek wer- den jeden ersten Montag im Monat um 16.00 Uhr bei vorheriger Anmeldung angeboten. Einführungskurse in die Online-Literarurre- cherche und weitere Veranstaltungen werden regelmäßig bekannt gegeben. Ausblick Die Universität Karlsruhe verbindet als eine der führenden technischen Universitäten in der Bundesrepublik Deutschland mathema- tisch-theoretische Grundlagen mit praktischen Anwendungen. Dabei werden Forschung und Lehre zunehmend internationaler und weltof- fener. Die Universitätsbibliothek wird als zen- trale Serviceeinrichtung der Universität die- sem Anspruch gerecht und unterstützt diese Entwicklung auch mit ihrem Erweiterungs- bau. der in den nächsten Jahren entstehen wird. Mit einer 24-Stunden-Bibliothek ver- folgt die Universitätsbibliothek ein neues Nut- zungskonzept als Folge einer konsequenten Weiterentwicklung ihrer bereits in vielen Punkten verwirklichten virtuellen Internetbi- bliothek. Die Dienstleistungen werden dann auch vor Ort rund um die Uhr zur Verfügung stehen. In den geräumigen Lesesälen wird die gesamte neuere Literatur der einzelnen Fach- gebiete frei zugänglich aufgestellt sein. Studie- rende und Forscher können ohne hinderliche Beschränkungen von Öffnungszeiten jederzeit Der geplante Erwcitcrungsbau. auf die von ihnen gewünschte Literatur zu- greifen. Die neuen elektronischen Medien werden die herkömmlichen Printmedien nicht voll- ständig ersetzen. vielmehr werden die Aufga- ben der Bibliotheken weiter wachsen. weil sie den Anforderungen vieler Medientypen ge- recht werden müssen. Auch das E-Book wird das gedruckte Buch mittelfristig nicht erset- zen. Die Universitätsbibliothek hat mit ihrem sich permanent erweiternden elektronischen Dienstleistungsangebot und ihren neuen Nut- zungsmöglichkeiten vor Ort die richtigen Grundsteine für ihre Zukunft im Informati- onszeitalter gelegt. CHRISTOPH-HUBERT SCHÜTTE 133 100 Jahre Stadtverwaltung im Wandel Rückblick auf das 20. Jahrhundert "Hochgeehrtester Herr Oberbürgermeister! Am heutigen Tage sind 25 Jahre verflossen. seit Sie die segensreiche Arbeit im Dienste der Stadtverwaltung der Haupt- und Residenz- stadt Karlsruhe begonnen haben. Die städti- schen Beamten gestarren sich, an diesem Eh- rentage die aufrichtigsten Glückwünsche dar- zubringen und für das dauernde Wohlwollen hetzlieh und ehrerbietig zu danken ... " Diese Urkunde überreichte Stadtbaurat Friedrich Reichard. der Direktor der Gas- und Wasserwerke und dienstältester städtischer Beamter. seinem obersten Chef, Oberbürger- meister Karl Schnetzier. am 1. Juni 1900. Unterschrieben war sie von 262 Beamten. Die Stadt. die damals auf die 100.000-Einwohner- marke und damit auf den Großstadtstatus zu- strebte. beschäftigte natürlich nicht nur diese 262 Personen. sondern darüber hinaus noch knapp 700 Arbeiter. Neue Ämter - wachsende Verwaltung Wer nun aber angesichts der heutigen Be- schäftigtenzahl von knapp 6.000 im Kärnme- reibereich darin eine überproportionale Zu- nahme sieht. wird durch einen Blick in das • .Adreßbuch für die Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe" des Jahres 1900 aufgeklärt. dass es zur Jahrhundertwende natürlich wesentlich weniger Ämter und damit auch weniger Dienstleistungen für die Karlsruher und Karls- ruherinnen gab. Im Rathaus selbst waren ne- ben dem Bürgermeisteramt das Friedhofbu- reau. das Gewerbegericht. das Grundbuch- amt. das Hochbauamt. die ambulatorische Klinik. die Pfandleihkasse. die Sparkasse. das Standesamt und das liefbauamt ansässig. Die Schlacht- und Viehhofdirektion hatte ihren Sitz in der Durlacher Allee. die Gas- und Was- serwerke in der KaiseralJee 11. Es war also eine nicht eben beeindruckende Zahl von Ämtern. Der damalige Oberbürgermeister Karl Schnetzler wurde von den Bürgermeistern Jo- hann Krämer und Karl Siegrist unterstützt. Wenige Jahre später. am 6. Mätz 1909. bean- tragte der Stadtrat eine weitere Bürgermeister- steIle. Zur Begründung dieser Stellenvermeh- rung führte man die enorme Belastung des Oberbürgermeisters und der zwei Bürgermeis- ter an. Die Zahl der Beamten habe sich in- zwischen auf ca. 760 erhöht. die der Arbeiter auf 1.100. Wie in anderen deutschen Großstädten hatte in Karlsruhe der Urbanisierungsprozeß in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärkt eingesetzt. Die wachsende Bevölke- rung führte zu einer deutlichen Zunahme der Verwaltungstätigkeiten. die im Ehrenamt nicht mehr zu bewältigen waren. Es bildete sich die so genannte Leistungsverwaltung heraus. die als Daseinsvorsorge in Bereichen wie der Wasserversorgung. der Bereitstellung von Energie. dem Verkehr oder der Entsor- gung tätig war. Mit dem Übergang zur Leis- tungsverwaltung einher ging eine Professiona- lisierung der Beamten und Bürgermeister. Auch in Karlsruhe dominierten bei der Beset- zung der Beamten- und Bürgermeisterstellen die Juristen. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entstanden mit der Verbesserung der städti- schen Infrastruktur einige neue Ämter wie das Maschinenbauamt. das Straßenbahnamt. die 134 Blick in ein Dienstzimm('r d('s Hochbauamrs um 1925. Gartendirektion. die Baukonrrolle. das Hafen- amt. die Badverwaltung und die Kranken- hausverwaltung. 1901 war der städtische Rheinhafen in Betrieb gegangen. 1903 hatte die Stadt die Straßenbahn gekauft. die seit 1900 als "Elektrische" fuhr. von 1903 bis 1907 wurde das Städtische Krankenhaus an der Moltkestraße gebaut. Erster Weltkrieg Einen Einschnitt in die Entwicklung der Stadt und damit auch der Stadtverwaltung brachte der Erste Weltkrieg. Fast die Hälfte der Beam- ten und über ein Drittel der städtischen Arbei- ter wurden zum Kriegsdienst eingezogen und mussten zunehmend durch weibliche Arbeits- kräfte ersetzt werden. Die Stadt beschäftigte Frauen zunächst außer mit Gartenarbeiten nur im Schreibdienst. Im Jahr 1915 stellte aber auch das Tiefbauamt bei der Straßenun- terhaltung 40 und bei der Straßenreinigung 20 Frauen ein. In den Straßenbahnen über- nahmen sei t Mai 1915 in verstärktem Umfang Frauen den Schaffnerdienst. Seit Ende 1915 durften sie auch als Wagenfuhrerinnen einge- serzt werden. bei allerdings niedrigerer Entloh- nung als ihre Kollegen. Außerdem kamen neue kriegsbedingte Aufgaben vor allem im Bereich der Lebensmit- telversorgung hinzu. Zu Beginn des Jahres 1915. als die großen Versorgungsengpässe bereits nicht mehr zu übersehen waren. be- schloss man den Beginn der Zwangswirtschaft im Deutschen Reich. deren Umsetzung die so genannten Kommunalverbände übernahmen. In Karlsruhe wurden die ersten Lebensmittel- marken für Brot und Mehl am 15. März 1915 135 ausgegeben. Ende des Jabres 1916 entstanden ein Nahrungsmittelamt und ein Milchamt. das die ausreichende Versorgung mit Milch organisieren sollte. Unmittelbar nach Kriegs- ende wurde am 11. November 1918 auch ein städtisches Wohnungsamt eingerichtet. Damit trug man der extremen Wohnungsnot Rech- nung, die u. a. durch die fasr völlige Einsrel- lung aller Wohnungsbauprojekte während des Krieges verursacht war. Die Versorgung mit ausreichendem Wohntaum blieb auch in der Weimarer Republik lange ein Problem. Erst im Jahr 1929 konnte das städtische Woh- nungsamt aufgelöst und nur noch als ein mit einem Beamten besetztes und der Stadtkanz- lei untergeordnetes "Wohnungsbüro" weiter- geführt werden. Herrschaft der NSDAP Zu diesem Zeitpunkt begann auch in Karlsru- he der Aufstieg der Nationalsozialisten. der zur so genannten Machtergreifung im Jabr 1933 führte. Die Gleichschaltung der Kommunen in den Wochen nach der letzten nur noch mit Einschränkungen demokratischen Reichstags- wabl am 5. März führte zu einem kompletten Wechsel in der Rathausspitze. Die demokra- tisch gewählten Bürgermeister und der Ober- bürgermeister ersetzten die neuen Machthaber durch Nationalsozialisten. Am 18. Mai wurden der neue Oberbürger- meister Jäger und Bürgermeister Hermann Fribolin - beide Nationalsozialisten - gewählt. Um Sparsamkeit zu demonstrieren, waren zu- nächst zwei BürgermeistersteIlen gestrichen worden. später kam allerdings wieder ein hauptamtlicher Stadtrat hinzu. Aus den bis- lang vier Hauptabteilungen und einer Neben- abteilung wurden zwei Hauptabteilungen mit 7 Nebenabteilungen der Verwaltung. Schon im ersten Jabr ihrer Herrschaft ent- ließen die Nationalsozialisten aufgrund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbe- amtenturns" insgesamt 23 Beamte. - zwölf Angestellte und 88 Arbeiter aus dem städti- schen Dienst - in der Regel wegen ihrer Zuge- hörigkeit zur SPD. aber auch zur KPD oder einer anderen linksgerichteten Organisation. Einen "nichtarischen" Beannen versetzte man in den Ruhesrand. Außerdem entzog man zwei Ruhestandsbeamten wegen "nationaler Unzu- verlässigkeit" und der ehemaligen Verwaltung- sassistentin Else Salomon wegen "nichtarischer Abstammung" das Ruhegehalt. Else Salarnon wurde 1940 nach Gurs deportiert. wo sich ihre Spur verliert. Drei Ärzte im Städtischen Krankenhaus. die jüdischer Abstammung wa- ren. beurlaubte man sofort und kündigte ih- nen zum nächstmöglichen Termin. Von den bis zum Oktober 1935 statt des- sen eingestellten 493 Personen gehörten rund 91 % der NSDAP oder einer ihrer Gliederun- gen an. Rigoros wurden schon 1933 "zur Frei- machung von Arbeitsplätzen für jüngere männliche Arbeitskräfte" 15 weibliche und 16 männliche Beamte in den Vorruhestand ge- schickt. Davon war auch Elisabeth Groß- wendt. Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei. betroffen. die bis da- hin einzige. seit 1920 für das Jugendamt zu- ständige. Karlsruher Amtsleiterin. Ansonsten blieben die Führungspositionen in der Verwal- tung unterhalb der Bürgermeisterebene weit- gehend unangetasret. Noch im Jabre 1933 traten fast 200 städti- sche Mitarbeiter in die NSDAP ein. Von den leitenden Beamten entzogen sich nur wenige wie Stadtbaudirekror Friedrich Beichel dem Druck und blieben der Partei fern. Insgesamt funktionierte die Stadtverwaltung im "Dritten Reich". die im letzten Vorkriegsjahr 1938 knapp 3.900 Personen beschäftigte. davon 1.949 Beamte und Angestellte. im Sinne der nationalsozialistischen Machthaber reibungs- los. 136 Nach dem Zweiten Weltkrieg Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm die Stadtverwaltung rasch wieder ihre Tätig- keit auf und wurde so zu einem wesentlichen Faktor bei der Bewältigung der drängenden Alltagsprobleme in der stark zerstörten Stadt. Ein Teil der aktiven Nationalsozialisten wurde gleich entlassen. Da man den Zusammen- bruch der deutschen Verwaltungen erwartete, ließen die Franzosen, die die Stadt zunächst besetzt hatten, aber etliche Fachleute trotz Mitgliedschaft in der NSDAP im Amt. Die Stadtverwaltung beschäftigte im April 1945 4.362 Mitarbeiter, davon mussten bis zum April 1946 1.390 (31,8%) entlassen werden. An der Spitze stand zunächst der noch von dem NS-Oberbürgermeister Hüssy vor seiner Flucht zum Nachfolger bestimmte JosefHein- rich. Nur wenige der führenden Verwaltungs- beamten der unmittelbaren Nachkriegszeit waren Regimegegner und somit »unbelastet", zu ihnen gehörten die späteren Oberbürger- meister Ftiedrich Töpper (SPD) und Bürger- meister Fridolin Heurich (CDU). Bereits am 9. April war eine neue, an die alte angelehnte, Organisationstruktur erarbei- tet worden, mit der 28 Ämter und Abteilun- gen auf das vorhandene Führungspersonal verteilt wurden. Als wesentliche Neuerung war die Stadt in 16 Bezitke mit jeweils einem Be- zirksverwaltungsamt eingeteilt. Das Petsonal dieser dezentralen Verwaltungseinheiten rek- rutierte sich im wesentlichen aus ehemaligen Hitlergegnern. Pro Bezirk gab es zunächst bis zu sechs, später bis zu zwanzig Mitarbeiter, aber nur wenige Mitarbeiterinnen. Zu den Aufgaben gehörten die von den Besatzungsmächten angeordneten Beschlag- nahrnungen von Wohnungen, Hausrat und Bekleidung. Im eigentlichen Verwaltungsbe- teich übernahmen die Bezirksverwaltungsäm- ter, die bis 1948 bestanden, die Ausgabe von Lebensmittelkarten und Bezugsscheinen, die Führung einer Bevölkerungsstatistik, die Be- treuung der Evakuierten, Kriegsheimkehrer und Flüchtlinge sowie der KZ-Opfer, die Er- fassung ehemaliger Nazis und die Mitwirkung bei der Entnazifizierung. Organisatorisch ge- hörten die Bezirksverwaltungsämter zur Allge- meinen Verwaltung neben der weitere acht Referate bestanden, die Wirtschafts- und Ver- sorgungsverwaltung, die Arbeits- und Sozial- verwaltung, die Finanzverwaltung, das Hoch- bauamt, das Tiefbauamt, die Städtischen Be- triebe, die Städtischen Rheinhäfen und die Polizei. Der kommissarische Bürgermeister war für die Gesamtleitung und die Dienstaufsicht so- wie den Verkehr mit den Besarzungsbehörden zuständig. Diese Organisation blieb nicht ohne Widerspruch, so intervenierte der für die Stadtplanung zuständige Oberbaurat Pfläste- rer, dass "eine der unentbehrlichsten Abteilun- gen der Stadtverwaltungen 'Die Stadtplanung' nicht einmal angedeutet, viel weniger ihrer Bedeutung gemäß genannt wird." Diesem Einwand wurde insofern Rech- nung getragen, als die neue Organisations- struktur vom August 1945, die neben dem von der amerikanischen Besarzungsmacht ein- gesetzten Oberbürgermeister Hermann Veit zwei Bürgermeister, Fridolin Heurich und Berthold Riedinger, vorsah, die Stadtplanung als ein dem Ersten Bürgermeister Heurich nachgeordnetes Amt aufführte. Nach der ers- ten Stadtratswahl am 26. Mai 1946 ergänzte ab Oktober Dr. Hermann Ball von der DVP die Bürgermeisterbank, da nach einer Eini- gung zwischen allen Fraktionen jede der Par- teien einen Bürgermeister stellen sollte. Neue Profile in fiinf] ahrzehnten Eine Änderung trat 1951 ein, als Oberbürger- meister Friedrich Töpper "einen bereits beste- 137 henden Zustand organisatorisch und auch nach außen hin dadurch" regelte. dass "die Ar- beitsgebiete meines persönlichen Referenten, Herrn Oberrechrsrats Dr. Keidel. zusammen- gefasst und als Abteilung Ic - Schul- und Kul- turpflege. Arbeitsrecht - in den Geschäftsver- teilungsplan der Stadtverwaltung eingebaut wird." Dies war die Geburrsstunde des Kultur- referats. das zunächst noch als Abteilung Ic innerhalb der dem Oberbürgermeister unter- stehenden Hauptabteilung geführt wurde. Mit der Neubesetzung zweier Bürgermeis- terstellen Ende 1952 nach der Wahl des neu- en Oberbürgermeisters Günther Klotz. wurde dann die in den Grundzügen bis heute gülti- ge Organisationsstruktur geschaffen. Dem Dezernat I ordnete man drei Referate nach. außer dem Schul- und Kulturreferat. das Fi- nanz- und das Rechtsreferat. Die anderen drei Dezernate wurden von einem Bürgermeister und zwei Beigeordneten geleitet. Wer heute im Wegweiser durch Karlsruhe. der Beilage zum Adressbuch der Stadt. blät- tert. wird unter dem Stichwort Stadtverwal- rung neben dem aus sechs Dezernaten und drei Stabsstellen bestehenden Bürgermeister- amt 66 weitere Dienststellen finden. die für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Dienst- leistungen erbringen. Der eingangs erwähnte Oberbürgermeister Schnetzler wäre von dieser rein zahlenmäßigen Entwicklung vielleicht gar nicht einmal so überrascht. da viele der Aufga- ben einer modernen als Dienstleistungsbetrieb organisierten Stadtverwaltung. wenn auch in geringerem Umfang. bereits um die Jahrhun- dertwende vorhanden waren. Überrascht könnte er darüber sein. dass etliche der in seiner Amtszeit vorhandenen bzw. gegründeten städtischen Unternehmen als GmbH geführt werden. Schwierigkeiten dürften er und die damals bei der Stadt Be- schäftigten aber sicher mit den technischen Neuerungen haben, die inzwischen in der Stadtverwaltung vorhanden sind. Zu seiner Zeit hatte z. B. die Schreibmaschine gerade erst ihren Triumphzug in die Stadtverwaltung begonnen. heute gehören Computer. E-Mail oder Internet fast zur Standardausstattung. Auch in den technischen Ämtern gibt es nun eine Vielzahl von Hilfsmitteln und Ar- beitsgeräten. an die vor 100 Jahren noch kei- ner dachte. Konzentrierte sich damals die Ver- waltung räumlich auf das Rathaus. gibt es heu- te neben dem Technischen Rathaus und der Rathauserweiterung an der Lammstraße viele weitere. auf die Stadt verteilte Dienststellen. darunter die sechs Orrsverwaltungen der in den 70er Jahren eingemeindeten heutigen Stadtteile. Natürlich haben sich auch Zahl. Ausbildung und Struktur der Beschäftigten geändert. Eine von allen Beamten und Beamtinnen der Stadt unterschriebene Gratulationsurkun- de ist ebenso schwierig wie ein gegen Null ten- dierender Frauenanteil unter den Beschäftig- ten undenkbar ist. Dass man darüber hinaus heute "im Kopf des Kunden denkt". über Bu- chungskreise einer neu einzuführenden Soft- ware diskutiert oder von der Stadt angebotene Ptodukte definiert und diese mit Kennzahlen versieht. hätte Schnetzler und seine Mitarbei- ter möglicherweise zunächst einmal bedenk- lich den Kopf wiegen lassen. Wenn man ihn dann aber über den Sinn dieser Aktionen aufgeklärt hätte. dann würde ihm vielleicht eingeleuchtet haben. dass es sich um einen Modernisierungsschub handelt. dem die Verwaltung auch vor 100 Jahren und im 20. Jahrhundert immer wieder einmal un- terworfen war. ERNST OTTO ßRÄUNCHE 138 Rappenwört - ein Projekt der Karlsruher Planungs- und Baupolitik der 1 920er Jahre Am 20. Juli 1929 fand die Eröffnung des Rheinstrandbades Rappenwört statt. Die Wür- digung dieser Einrichtung allein wäre unzurei- chend, denn sie ist nur ein Teil eines beach- tenswerten Gesamtprojektes. Bevor die Pla- nungs- und Baugeschichte näher erläutert wird, soll ein Blick auf die Stadtgeschichte im Eröff- nungsjahr die kommunalpolitischen Rahmen- bedingungen deutlich machen. Die Einwohnerzahl Karlsruhes lag 1929 bei ca. 152.000, die Fläche der Gemarkung betrug zum Jahresbeginn 4.532 ha; am 1. April kamen durch die Eingemeindung Bu- lachs 530 ha dazu; heute beträgt die Gesamt- fläche über 17.000 ha. Nach der Kommunal- wahl 1926 kamen die 84 Stadtverordneten aus folgenden politischen Lagern: KPD: 6, SPD: 24, Zentrum: 19, DDP (die Linksliberalen): 5,DVP (die Rechtsliberalen): 12, DNVP (ein Sammelbecken rechts der DVP): 9, Wirt- schaftliche Bürgervereinigung: 3, Reichspartei für Volksrecht und AufWertung: 5 und Unpo- litische Wirtschaftsgruppe: ein. Die von den Wählern direkt gewählten Stadtverordneten bildeten mit dem Stadtrat den Bürgeraus- schuss. Der Stadtrat, von den Stadtverordne- ten gewählt, bestand aus 24 Stadträten und vier Bürgermeistern. Das Quellenstudium ver- mittelt den Eindruck grundsätzlicher Einig- keit bei der Planungs- und Baupolitik zwi- schen OB Dr. Julius Finrer, Baubürgermeister Hermann Schneider und Stadtparlament. Ein solcher Konsens zwischen diesen Akteuren der Kommune ist eine Voraussetzung für eine er- folgreiche städtebauliche Entwicklung, die auch noch späteren Generationen zu Gute kommt. Vorarbeiten rur Rappenwört Bereits 1924 hatte Hermann Schneider dem TIefbauamt den Auftrag erteilt, einen Entwurf für ein Strandbad auf dem Rappenwört zu erstellen. Das Tiefbauamt war damals neben dem Straßen- und Kanalwesen auch für die Stadtplanung zuständig. Ab 1926 stand die- sem Amt Emil Bronner vor, ein der Stadtpla- nung kundiger Mann, unrer dessen Leitung der Entwurf des Generalbebauungsplans 1926 entstand. Stadtplanungsaufgaben wutden vom Stadterweiterungsbüro unrer Karl Pflästerer- er war dem Amtsleiter direkt unrerstellt, wahr- genommen, so auch die Planung für den ge- samten Rappenwört. Ende Januar 1925 lag die Grundkonzeption bereits vor, die wie folgt kommenriert wurde: ,,Anlage eines Strandba- des mit Erholungspark auf dem Rappenwört- Das Bedürfnis der Bevölkerung nach Badege- legenheit in freier Natur nimmt ständig zu, vor allem geht der Wunsch dahin, in unmittel- barer Nähe des Rheins eine großzügige Bade- anlage zu schaffen, die die Möglichkeit, im Wasser des Rheinstroms sich zu tummeln und zu schwimmen, mit Sonnen- und Luftbädern vereinigt. Diese Entwicklung der Anschauun- gen und Neigungen hat das so genannte 'wil- de Baden' im freien Rhein und in dem Alt- rhein außerordentlich begünstigt und dabei Mißstände hervorgerufen, deren Beseitigung aus den verschiedensten Gründen mit allen Mitteln angestrebt werden muß. Die Stadt be- absichtigt deshalb, an der Rheinseite der vom Altrhein umflossenen Insel Rappenwärt, die zu zwei Drittel ihr Eigentum ist, ein Strand- 139 bad zu errichten und die anschließenden Waldanlagen zu einem Erholungspark im gro- ßen Stile auszubauen. Der Hauptbestandteil der Anlage bildet ein 400 m langes, 98 m bzw. 120 m breites und in der Mitte 6,5 m tiefes Becken, das in das Gelände eingeschnitten und durch Rheinwasser gespeist wird." WIldes Baden arn Rhein Alle Begründungen /Ur das neue Freibad sind Hinweisen auf die Probleme des "wilden Ba- dens" zu entnehmen. Es gab zwar damals am Rhein und an der Alb bereits einige Freibäder wie zum Beispiel das 1915 errichtete Rheinha- fenbad, die Badeanstalt im Rhein bei Maxau, das Sonnen-, Luft- und Schwimmbad des Naturheilvereins am Dammersrock an der Alb und die ehemalige Militärschwimmschule beim "Kühlen Krug". 1928 war aber der Bade- betrieb am Rhein anscheinend so stark wie nie zuvor gewesen, dass für die letzte politische Entscheidung der Weg /Ur ein neues Bad geeb- net war. "Für Bilder jedenfalls, wie sie bisher beim wilden Baden am Rhein und an der Alb an der Tagesordnung sind, ist auf dem Rap- penwört kein Platz. Hier sollen Eltern ihre he- ranwachsenden Söhne und Töchter ruhigen Herzens hinführen dürfen, anstatt ihnen das Baden im Freien zu verbieten und doch be- fürchten zu müssen, dass heimlich erst recht geschieht, was durch das Verbot verhütet wer- den soll .. .. Ordnung an die Stelle von Unord- nung zu setzen, gegen das Unvollkommene das Vollkommene einzutauschen, das ist das große Ziel von Rappenwört," ein Zitat aus der städtischen Broschüre von 1927. Der erste Schritt zu einem Landschaftspark Der Enrwurf des Generalbebauungsplanes 1926 enthält die Konzeption für den gesam- ten Rappenwört, aber ornamental überzeich- net. Die von DaxIanden zu bauende Erschlie- ßungsstraße mit Straßenbahn wird in einem Rondell aufgefangen und in zwei Richtungs- fahrbahnen geteilt durch eine langgestreckte rechteckige Grünfläche. Dem Rondell gegen- über, im Westen liegen die Hochbauten für das Freibad. Die strenge Symmetrie des zen- tralen Baukörpers mit weiteren Flügelbauren- eine konsequente Einordnung in die ebenfalls symmetrisch ausgerichtete Gesamtanlage - ist eine formale Übertragung des Prinzips absolu- tistischer Stadtplanung und des damaligen Schloss baues französischer Herkunft. Dazu gehören vorgelagerte und rückwärtige, wiede- rum symmetrisch angelegte Parklandschaften. Hier ist es die so genannte "Eiswiese", gedacht als Eislauffiäche im Winter. Im Herbst 1927 veröffentlichte die Stadt- verwaltung die Broschüre "Die Grünpolitik im Karlsruher Generalbebauungsplan: Der Rheinpark Rappenwört", aus der das folgende Zitat stammt: "Die Rheininsel Rappenwört, im Westen vom Rhein, im Süden, Osten und Norden in Hufeisenform vom Altrhein be- spült, hat bei einem Flächenausmaß von rund 130 ha eine größte Ausdehnung von 1,6 km in der Osrwestrichtung und von Nord nach Süd eine solche von 1,0 km. Sie liegt mit ihrem Mittelpunkt rund 2 km südlich vom Rheinha- fen-Stichkanal und ebenso weit westlich von Daxlanden inmitten der herrlichsten Natur des Rheinwaldes, die Schönheiten der Rhein- landschaft in sich selbst aufs höchste steigernd '" alle nur denkbare Vorzüge einer schönen Natur finden sich hier zu einer seltenen Gele- genheit vereinigt, eine Volkserholungsstärre größten Ausmaßes und stärkster Wirkung zu schaffen, wie sie rhein auf, rheinab schöner und besser kaum mehr erdacht werden kön- " neo. Bürgermeister Hermann Schneider wollte den bis dahin teilweise unzugänglichen Teil 140 Rappcnwört im Entwurf des Generalbebauungsplanes 1926. der Rheinaue zum Zwecke der Erholung der Karlsruher erschließen ... Der Rappenwört soll nicht nur den vielen Tausenden, die heute an schönen Sommertagen von Neuburgweier bis Maxau das Rheinufer bevölkern, eine passen- dere und bessere Gelegenheit bieten, im flie- ßenden Rheinwasser zu baden und in frischer, sonniger Luft sich zu bewegen, ... ganz sicher ebenso viele werden überhaupt erst durch den Rappenwört sich in die Möglichkeiten versetzt sehen, die Wohltat eines nervenstärkenden Rhein-Bades in Verbindung mit heiterem Spiel auf grünem Rasen in froher Geselligkeit und unter der Wirkung der herrlichsten, von reinster Luft und Sonne durchtränkten land- schaft sich und ihren Kindern zukommen zu lassen. Tausende von Familien des verarmten Mittelstandes, der Arbeiter und kleinen Beam- ten, die das Geld zu einer noch so bescheide- nen Sommererholung in einem auswärtigen Kurort nicht aufzubringen vermögen, werden 141 auf dem Rappenwört ohne besondere Kosten alles haben, was von einer Gelegenheit zur Erfrischung der Gesundheit billigerweise er- wartet werden kann." Das Verlangen nach Luft und Sonne ist hier das wichtige Thema, wie es auch im Siedlungsbau durch die Umset- zung der Ziele,einer guten Belüftung und Be- lichtung im Nord-Süd ausgerichteten Zeilen- bau zum Ausdruck kam. Am 13.9.1927 bewilligte der Stadtrat das Projekt .. Rheinstrandbad", dessen Kosten mit 1 ,08 Mio Mark angegeben wurden, den Bau der Verlängerung der 1928 fertiggestellten Straßenbahnstrecke nach Daxlanden (Kosten von 293.000 M) und die Errichtung einer Vo- gelwarte in Höhe von 90.000 M. Am 28.9. debattierten die Mitglieder des Bürgeraus- schusses insbesondere das Strandbadprojekt. Die Fraktion der Kommunisten hatte die Ab- setzung des Tagesordnungspunktes und die Beauftragung des Stadtrates für die Erarbei- tung eines Projektes "Sanierung der Altstadt" beantragt. Die für das Gesamtprojekt Rappen- wört erforderlichen 1,5 Mio M sollten dafür eingesctzc werden. Zwei weitere Gruppen lehnten den Bau des Bades ebenfalls ab, da andere Projekte wie das fünfte Hafenbecken oder das Ettlinger Tor wichtiger seien; auch wurde da die Höhe der erwarteten Einnahmen bezweifelt. Die Mehrheit des Bürgerausschus- ses stimmte aber für Rappenwört. In der sel- ben Sitzung ging es noch um die Verlängerung der Straßenbahn nach Rappenwört und den Bau der Vogelwarte. Für den früher propagierten "Naturschutz- park" gab es keine eigene Vorlage. Ein Teil des finanziellen Aufwandes steuerte die Reichsre- gierung als Mittel der "wenschöpfenden Ar- beitslosenfürsorge", eine Form eines Arbeits- beschaffungsprogramms, bei. Dieser gesamte Entscheidungsvorgang mutet eigenartig an, wenn man bedenkt, dass die Vorarbeiten für das Projekt schon einige Zeit im Gange war. Ab Ende 1925 baute die Stadt mit Unterstüt- zung des Programmes für "Notstandsarbeiten " einen Fahrweg von Daiclanden bis Rappen- wört einschließlich der Brücke über den A1t- rhein. Diese wurde Anfang Februar 1927 dem Verkehr übergeben. Im November 1926 be- gannen die Arbeiten für den Aushub des künf- tigen Badebeckens. Ende März 1927 war die Hälfte der 27.000 cbm Erdrnassen ausgeho- ben. Alle diese Vorbereitungsarbeiten waren im Sinne der "Bekämpfung der Erwerbslosig- keit" von Stadtrat und Bürgerausschuss 1926 beschlossen worden. Wie wir wissen, gelang bis 1929 alles, wie von der Stadtverwaltung beabsichtigt: die Eröffnung des Rheinstrand- bades am 20.7 .• die in der örtlichen Presse gro- ße Aufmerksamkeit fand. der Straßenbahnver- bindung - es war wie heute die Linie 2 - und die Eröffnung der Vogelwarte am 12.10. Das ca. 16 ha große Badegelände sollte Platz für 15.000 Besuchern bieten. Die Kapa- zirär der so genannten ,,Auskleideräume" be- trug im Eröffnungsjahr bis 5.300 und wurde später erhöht. Schwimmen war im großen si· chelförmigen Becken wie auch im Rbein durch die Anlage von vier Schwimmstegen möglich. Die Ostseite des über 450 m langen Beckens gestaltete sich als flacher. über 500 m langer Badestrand (Böschungswinkel 1 : 18). die dem Rhein nähere Westseite bot Stufenreihen. auch als Zuschauertribüne für Wettkämpfe. Das Freigelände bot von Anfang an vielfältige Möglichkeiten für die Besucher: eine große Anzahl von Ringtennisplätzen - Schneider hatte diese Sportart nach einer Amerika-Reise in Karlsruhe eingeführt -. Turngeräte in den Turnhöfen. den Innenhöfen der Garderoben- bauten. einen Leichtathletik- und Rasenspiel- platz und eine Schießhalle. Einkaufsmöglich- keiten für Sportartikel, Fotoartikel. Wäsche- verleih. Herren- und Damenfriseur und das Strandrestaurant mit Tanzdiele boten den Be- suchern eine für die damalige Zeit geradezu luxuriöse Versorgung. Das Angebot von Trink- kuren. Diätfrühstück und vielfaltigen Milch- produkten weist auf die beabsichtigte Gesund- heitsförderung hin. Neben dem Mittelbau sollten Gymnastikhallen stehen, auf welche wahrscheinlich aus Geldmangel verzichtet worden ist. Als Erinnerung an die frühere Nutzung des Geländes als Dampfziegelei blieb ein Ziegelei- Brennofen mit dem 22 m hohen Kamin ste- hen. Der Kamin bot Fledermäusen eine Heim- stänc, die Spitze zierte ein StorchennesL Die Dampfziegelei war bereits 1917 stillgelegt und das Anwesen Anfang der 20er Jahre von der Stadt gekauft worden. Bei der Erwähnung die- ser Vorgeschichte muss auch an die 1915 be- schlossenen Absichten der Stadt erinnert wer- den, auf mehr als der Hälfte der Fläche des Rappenwört Kies zu gewinnen . Dabei wären jährlich 1.5 ha Wald abgeholzt worden. Diese Absichten sind wahrscheinlich wegen der ge- 142 Strandbad Rappenwärt 1929. ringen Bautätigkeit während des Ersten Welt- kriegs buchstäblich im Sand verlaufen. Noch heute fasziniert die Freiraumgestal- tung durch ihre Einfachheit, strenge Symme- trie, die aber nicht konstruiert wirkt. Die Pap- pelreihen umfassen das eigentliche Badegelän- de mit dem großen Becken wie schützende Arme. Zugleich öffnet sich der Freiraum zum Rhein hin. Im Gegensatz zu den sonstigen Freibadeanlagen bietet Rappenwört außerhalb der Freibadesaison einen wunderbar gestalteten I.andschafuteil innerhalb der Rheinaue. Eigent- lich ist es ohne Badebetrieb dort am schönsten. Das Restaurantgebäude Eine besondere Aufmerksamkeit verdient das Baderestaurant. Wer heute auf das etwas trau- rig wirkende Gebäude vom Parkplatz oder der Endstation der Straßenbahn zugeht, ahnt viel- leicht doch, dass hier ein besonderes Haus auf einem bewusst ausgewählten Standort steht und nach Erneuerung, besser gesagt nach Wie- derherstellung des ursprünglichen Zustandes ruft. Es ist ein zwiespältiges Produkt der Ar- chitektur, das sowohl die damalige Bautraditi- on als auch das "neue Bauen" am Ende der 30er Jahre widerspiegelt. Die symmetrische Ausrichtung der Baukörper steht noch für das ,,Alte", auch für Karlsruhes Rationalität in der Grundrissgestaltung in der Fortführung im 19. Jahrhundert. Das "Neue" wird durch die Ausformung des Gebäudes in der Sprache des "neuen Bauens" erzeugt: kubische Baureile- hier wie eine kleinere auf eine größere Schach- tel gesetzt -, Flachdach, horizontale Fenster- bänder, Auflösung der nach Westen orientier- ten Saalwände in Glas, weißer Anstrich auf Putz. Die Verzierungen an den Fenstern sind wiederum "Reste" der Tradition. Der Rohbau ist in Backsteinmauerwerk und Stahlbeton ausgeführt. Architekt war der städtische Ober- 143 baurat im Hochbauamt, Robert Amann. Es ist zu hoffen, dass bald die "Modernisierung" dieses Architekturdenkmals im Sinne des ur- sprünglichen Zustandes in Angriff genommen wird. Die ehemalige Vogelwarte Nicht weit von hier steht ein Gebäude, das in seiner architektonischen Gestaltung wesent- lich radikaler ist als die Hochbauten im Frei- bad. Die Vogelwarte ist ein Werk des Stadt- baurats im Hochbauamt Walter Merz. Er hat- te die Aufgabe, "Räume zur Unterbringung und Beobachtung von Vögeln wie auch zu Unterrichts- und Versuchzwecken zu schaffen und daneben für den Leiter der Warte und einen Gehilfen Wohnungen zu bauen." Ende 1925 gab es in der Stadtverwaltung Reaktio- nen auf einen am 10.9. im "Tagblatt" erschie- nenen Artikel zur Schnakenplage. Dabei rück- te der Schutz der Singvögel auf Rappenwört als natürliche Feinde der Stechmücken in den Blickpunkt. Die Bekämpfung der Schnaken auf Rappenwört war nicht unumstritten, wie die Meinung des damaligen Leiters der Lan- desnaturschurzstelle Prof. Auerbach zeigt. Er hatte sich dieses Gebiet als Naturschutzpark gedacht, "zu dessen besten Schutz gerade die Schnaken dienen sollten." Zu der damals bereits diskurierten Ausweisung eines Land- schaftsschutzgebietes kam es erst 1962. 1927 konkretisierte sich ein von Prof. Feh- ringer, dem Verantwortlichen für die "Staat- lich empfohlene VogelschurzsteIle für Baden" in Heidelberg, die Idee einer staatlichen Vogel- schurzsteIle in Karlsruhe-Rappenwört. Der Standort wurde wegen des Vogelschutzes und der Schnaken plage auf der Altrhein-Insel als sehr günstig angesehen. Eigentlich war es eine staatliche Aufgabe. Da die Angelegenheit zu versanden drohte, übernahm die Stadt Karls- ruhe die Realisierung. Der Auftrag sah den Vogelschutz, die Bekämpfung der Schnaken- plage auf biologischer Grundlage und die Er- gänzung des naturkundlichen Unterrichts vor. Leider war der Eintichtung kein Glück be- schieden. Das Verhältnis zwischen dem Leiter Prof. Fehringer und der Stadtverwaltung ent- wickelte sich spannungsreich. Anlässe wie die Anbringung von Blumenkästen, Erstattung von Auslagen, Klagen über Nachlässigkeiten usw. führten schließlich zur Niederlegung der Leitung Anfang 1931. Bereits anlässlieh dieses Vorfalles zeigte sich, dass die Vogelwarte im Bewusstsein der Karlsruher nicht verankert war. So ist einem Presseorgan am 19.2.1931 folgendes zu entnehmen: "Man hätte ruhig die Vogelwarte gleich aufheben können. In Karls- ruhe hätte ihr kein Mensch eine Träne nachge- weint und die Stadt könnte viel Geld sparen." Ein Kommentar, der auch heute noch traurig stimmt, denn damit wurde eine Besonderheit in dieser Stadt als Belastung und nicht als Be- reicherung gesehen.·Am 31.3.1934 endete die Existenz der Vogelschutzwarte durch deren Aufhebung aus finanziellen Erwägungen. 1996 erlebte dieses Haus eine verdiente Re- naissance als Narurschutzzentruffi. Der anfangs vorgesehene Standort lag näher zum Altrhein. Er rückte dann in die Hauptach- se des Strandbades, was durch die vorgesehene geradlinige Wegeverbindung zu einer guten Einbindung der Vogelwarte in das Planungs- konzept wegen der landschaftsplanerischen Qualität und der besseren Auffindbarkeit ge- führt hätte. Aber der junge Architekt Merz setzte sich anscheinend gegen den traditions- bewussten Stadtplaner Pflästerer durch. Sym- metrie, axial aufgebaute Strukturen in der Stadtlandschaft, Repräsentation und Blickbe- ziehungen waren nicht mehr gefragt und wur- den von der damaligen Avantgarde der Archi- rektur abgelehnt. So ist heute die gedachte Beziehung zum Freibad nicht mehr nachvoll- ziehbar, und wenn, nur mehr mit dem Lineal 144 auf dem Plan. Der Vergleich der Architektur des Baderestaurants mit der der Vogelwarte zeigt die unterschiedliche Auffassung der bei- den Architekten deutlich. Merz übernimmr konsequent die Formensprache, wie sie von der Kunstbewegung "De Stijl" in den Nieder- landen und von Walter Gropius in seinen Dessauer Bauten für das Bauhaus vorgegeben war: Asymmetrie bei der Anordnung der ku- bischen Baukörper und im Fassadenaufbau, Flachdach, in die Außenhülle eingeschnirtene Fenster unterschiedlicher Formate, weißer Anstrich, kein Fassadenschmuck. Die vier Funktionseinheiten der Einrichtung, nämlich die Wohnung des Leiters, die Unterrichts- und Versuchsräurne, das Vogelhaus und die Gehil- fenwohnung, sind in ihren Formen vonein- ander unterschieden. Die Geschossigkeit ist nach diesen Funktionsteilen unterschiedlich: eingeschossig die Gehilfenwohnung und der Vogeltrakt als Verbindung zum Haupthaus mit dem wiederum eingeschossigen Unter- richtstrakt und dem zweigeschossigen Wohnt- eil, der von einem Turm mit drittem Geschoss und Beobachtungsplartform gekrönt ist. Da- mit wird auch der gemeinsame Eingang mar- kiert. Die Gesamtanlage ist streng Ost-West orientiert, was bei einer axialen Beziehung zum Strandbad nicht möglich gewesen wäre. Merz erklärte das vorhin angesprochene Ab- weichen vom übergeordneten Konzept selbst: "Die Vereinigung zu einem einzigen symmet- rischen Baukörper, der etwa mit dem Strand- bad zusammen in eine Achsenbeziehung hät- te gebracht werden können, konnte nicht in Frage kommen: denn die Wahrheit als letztes Ziel alles Gestaltens läßt es nicht zu, daß ein differenzierter Organismus durch eine äußere Form verkleidet wird. die seinem inneren We- sen nicht entspricht." Dieser Bau zeigt zeitgleich mit dem Dammerstock den in Karlsruhe etwas verspä- tet aufgetretenen Bruch mit der Städtebau- und Architekturtradition. Ganz deutlich wird dies bei der Betrachtung der ersten Entwürfe des Hochbauamtes aus dem Jahre 1927, die nicht von Merz stammen. Nicht realisiert wurde übrigens eine von Anfang an konzipier- te Wasserfläche vor dem Anwesen. Die Veröffentlichung über Rappenwört, insbesondere über die Hochbauten in der "Bauzeitung" in Form zweier aufeinander fol- genden Sonderbeilagen mit der Überschrift "Das neue Karlsruhe", zeigt das damalige über- regionale Interesse. Die wöchentlich erschei- nende Fachzeitschrift stellt Ende der 30er Jah- re in unregelmäßiger Folge große Projekte des "Neuen Bauens" in Form von Sonderbeilagen für einzelne Städte. Mirte 1928 fand in Karls- ruhe eine Hinwendung zum so genannten "Neuen Bauen" statt, freilich nur für kurze Zeit und in Gang gesetzt von der Stadrverwaltung, besser gesagt von Bürgermeister Schneider. Die Akteure des Projektes Das "Unternehmen Rappenwört" wurde von Personen der Stadrverwaltung geprägt. Leider hat die Literatur diese Phase det Karlsruher Kommunalpolitik bisher unzureichend wahr- genommen. Bislang wurden nur Namen wie Ernst May, Stadtbaurat in Frankfurt/M., Gus- tav Oelsner, Bausenator in Altona, Frirz Schu- machet, Oberbaudirekror in Hamburg, und Martin Wagner, Stadtbaurat in Berlin, gewür- digt. Sie standen für einen neuen Typ von lei- tenden Kommunalbeamten. Fachliche Kom- petenz und die Suche nach neuen Wegen in der Verwaltung kennzeichneten diese Persön- lichkeiten. Hermann Schneider, der Karlsru- her Baubürgermeister, kann ohne Einschrän- kungen in die Reihe dieser Personen eingeord- net werden. Ein Grund für die nur regionale Bekanntheit von Schneider und für die unge- nügende Rezeption seiner Person und Tätig- keit kann seine berufliche Herkunft gewesen 145 sein: er war kein Architekt, sondern Bauinge- nieur und war mehr Initiator und Umsetzer als Planer. Auch seine politische Herkunft als Konservativer - er war Mitglied der Zen- trumspartei - und fehlende ptogrammatisch ausgerichtete Publikationen haben vielleicht dazu beigetragen. Karl Pflästerer, Urheber des Gesamtkon- zeptes für Rappenwört, ist ein Beispiel der Kontinuität in der Karlsruher Stadtplanung von der Zeit der Weimarer Republik, über die des Dritten Reiches bis hin zu den Anfängen der Bundesrepublik. Seine Persönlichkeit be- stimmte seit Mitte der 30er Jahre bis nach dem Zweiten Weltkrieg die fachliche Arbeit, beginnend von den gestalterischen Beiträgen im Enrwurf zum Generalbebauungsplan 1926, über die unzähligen Baufluchtenpläne, Enrwürfe zum Ausbau der Stadt Karlsruhe bis zur Wiederaufbau planung Ende der 50er Jahre. Mit dem 1919 erfolgten Eineritt in das städtische Hochbauamt beginnt seine bis 1954 dauernde Berufslaufbahn bei der Stadt- verwalrung Karlsruhe . . Ab 1924 nahm das Tiefbauamt seine Dienste für die Erarbeitung des Generalbebauungsplans in Anspruch, was dort zum systematischen Aufbau des "Stadter- weiterungsbüros" unter seiner Leitung führte. 1947 wurde ihm die Leitung des Stadtpla- nungsamtes übertragen. Walter Merz, Architekt der Vogelwarte, wurde Anfang 1928 beim städtischen Hoch- bauarnt in Karlsruhe eingestellt, um am Dam- merstock-Projekt mitzuarbeiten. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er das Hochbauamt und von 1955 an bis zu seinem Ruhestand 1961 hatte er die neugeschaffene Position ei- nes dem Oberbürgermeister zugeordneten Referenten inne. Dabei unterstand ihm das Stadtplanungsamt, das Hochbauamt und das Bauordnungsamt. Über Robert Amann, den Architekten für die Hochbauten im Rheinstrandbad, ist wenig bekannt. Er trat 1911 ins städtische Hochbau- amt ein, wurde 1913 Stellvertreter des Amts- leiters Beichel, nach dessen Pensionierung 1938 er die Amtsleitung bis 1948 übernahm. Rappenwört wird in den nächsten Jahr- zehnten wahrscheinlich wieder in den Mittel- punkt der Planungspolitik der Stadt Karlsruhe rücken. Sollte wieder einmal eine Bundesgar- tenschau stattfinden, so kann der "Rheinpark Rappenwört" ein reizvoller, weiter entwickel- ter Bestandteil dieser Unternehmung werden. HARALD RI NGLER Landesbildstelle Baden Neues Gebäude - neue Aufgaben Die im Januar 2001 in ein Gebäude des ehe- maligen Grenadierkasernenblocks umgezoge- ne Landesbildstelle Baden gehört zu den ältes- ten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. Schon 1918 waren Freiburg, Karlsruhe und Mannheim Mitglieder des in Stettin lokalisier- ten Bilderbühnenbundes. Das vorwiegend privatrechtlich organisierte Bildstellenwesen bekam 1934 im Zuge der Vereinheitlichung und Zentralisierung des Schulwesens unter dem Nationalsozialismus eine völlig neue und für das Deutsche Reich flächendeckend orga- 146 nisiene Struktur von Landesbildstellen und Stadt- bzw. Kreisbildstellen. Dieses Verbund- system prägt heute noch das Bildstellenwesen. Im Unterschied zu den anderen Bundes- ländern, die ihre Landesbildstellen in nachge- ordnete Ämter überfühnen, blieben in Baden und Württemberg die Rechtsformen der selbstständigen Körperschaft erhalten. Beide Landesbildstellen, die badische und die wün- tembergische, blieben auch nach der Grün- dung Baden-Württembergs jeweils für ihre angestammten Landesteile zuständig. 1957 erlässt der Landtag das "Gesetz über die Versorgung der Schulen mit Filmen, Licht- bildern und Tonträgern". Dieses Gesetz, sei- nem Inhalt entsprechend das erste Bildstellen- gesetz, weist den beiden Landesbildstellen Ver- sorgungsfunktionen zu. Erst die Gesetzesno- vellierung von 1991 berücksichtigt in ihrem Aufgabenkatalog pädagogische Dienstleistun- gen wie Fon- und Weiterbildung von Pädago- gen und außerschulischen Bildungsmultipli- katoren im Medienbereich, Aufgaben der Me- dienbegutachtung in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport und - was für die damalige Zeit weit vo- rausschauend war - Aufgaben der Erprobung und Innovation neuer Informations- und Kom- munikationstechnologien sowie deren Trans- fer an Schulen und Bildungseinrichtungen. Des weiteren wurden auch traditionelle Aufga- ben des Verleihs, der technischen Beratung von Schulen und Bildungseinrichtungen, Ko- pierdienste von schulrelevanten Fernseh- und Rundfunksendungen und schließlich fotogra- fische Dienste zur Führung von landeskund- lichen Bildarchiven wahrgenommen. Von 1934 bis 1974,40 Jahre lang, war die Landesbildstelle Baden in Karlsruhe im ehe- maligen Prinzessin-Wilhelm-Stift in der So- phienstraße 39/41 untergebracht, wo sie auch die Fliegerangriffe heil überstanden hat. Für den Verlust des Verwaltungsarchivs und des Landesbildslellc: Baden, Sophienslraße 39/4 1, 1955 Dienstgebäude der Landesbildstelle Baden. Rastatter Straße 25. 1978 Altbestands des Bildarchivs gibt es die Vermu- tung, dass diese Teile während des Krieges nach Straßburg gekommen seien, wo maß, wie die dortigen Aktennachrichten belegen, eine oberrheinische Landesbildstelle aufbauen wollte. Der Umzug 1974 nach Rüppurr in die Rastatter Straße 25, in die ehemalige Hem- den fabrik Stecher, wurde notwendig, weil die Aufgaben der Landesbildstelle kontinuierlich 147 Neues Gebäude der Landcsbildstelle Baden, Molrkcmaße 64 , März 2001 wuchsen und somit der Raumbedarf. Der Me- dienbestand vergrößerte sich und mit ihm der Zulauf von Benutzern. Vor allem die pädago- gischen Aufgaben, wie sie 1991 ins Gesetz auf- genommen wurden, entwickelten sich mit der Medien- und Kommunikationstechnik. Das war das Aufkommen der Ton- und Videokas- setten - später auch der Disketten und CD's. Seit 1991 wird zunehmend die Zulassung von außerschulischen Benutzern diskutiert. Heute ist die Landesbildstelle Baden längst eine öffentliche Einrichtung, die jedem offen steht, der einen gültigen Personalausweis von Baden-Württemberg vorweisen kann. Medien waren lange Zeit mehr oder weni- ger die Stiefkinder der Schulpädagogik. Dies änderte sich bei der Diskussion über die Ge- walt in Medien, die zum öffentlichen Thema wurde. Erstmals bekam die Arbeit der Bildstel- len eine politische Dimension. In diesem The- menfeld wurde die heute noch bestehende Kinder- und Jugendvideothek eingerichtet. Dieses Angebot mit pädagogisch ausgewählten Medien wurde bundesweit zum Modell. Mehr als 5.000 eingeschriebene Kinder und Jugend- liche benutzen die Videothek, die in Koopera- tion mit der Karlsruher Jugendbibliothek ge- führt wird. Damit zählt sie zu den größten in Deutschland. Der zweite Anstoß für die Fortentwicklung des Bildstellenwesens kam durch die neuen interaktiven Medien. Die digitale Revolution wurde zur Herausforderung für das gesamte Schulwesen. Mit Medienoffensiven der lan- desregierung soll Anschluss an die sich atem- beraubend entwickelnde Informations- und Kommunikationstechnologie gefunden wer- den. Die Landesbildstelle Baden hat schon seit 1996 sich dieser Entwicklung geöffnet und die Parrnerschaft mit dem Universitätsrechenzen- trum erreiche. Seitdem gehört die Karlsruher Medienanstalt zu den führenden in Deutsch- land. Ohne die traditionellen Aufgaben zu vernachlässigen, konnte in der Landesbildstel- le Baden ein "Bildungsdienst" aufgebaut wer- den, der Lehrer, Schüler und bildungsinteres- sierte Bürger in die Informationsflut des Inter- nets lehrplankonform und bildungsrelevanc einführe. Die Ausleihe und Distribution von Medi- en wird mehr und mehr zur Moderation von Information aus dem Internet. Diese Entwick- lung wird sich noch weiter verstärken. Die technischen Möglichkeiten der Infor- mationsbeschaffung sowie deren Strukturie- rung sind nur in Kooperation mit bildungs- verwandten Einrichtungen zu nutzen. Die ins Netz gestellten Bildungsinhalte sind letztlich enrscheidend - nicht allein die Technik. Koo- perarionsparrner sind Universitäten, Hoch- schulen, Bibliotheken, Museen und Theater. Bei dieser Entwicklung wurde auch das Haus in Rüppurr zu klein. Mit dem Umbau der Grenadierkaserne, Moltkestraße 64, wurde der bisherige Nutz- raum von 2.000 m' mehr als verdoppele. In fünf vernetzten Übungs räumen können dort Lehrerinnen und Lehrer mit neuester Kom- munikations- und Informationstechnik ver- traut gemacht werden. Weitere Übungsräume 148 und ein Internet-Raum, den jedermann be- nutzen kann, stehen neben den traditionellen Einrichtungen, wie Ausleihe und Medienma- gazine, Bildarchiv und Schulfunktechnik der Nutzung offen. Die Ausleihe wird durch ein elektronisch gesichertes Freihandmagazin er- leichtert. MiTtelpunkt des Hauses ist ein gro- ßer Veranstaltungssaal: ein Raum der Begeg- nung mit dem medialen Kulturwirken wie Musik, Malerei, Theater und Literatur. Auf der großen Bühne steht auch ein Konzertflü- gel. Seit Dezember 2000 ist die Landesbild- stelle Zentrum und Archiv der Jugend- und Schulkunst. Dort sollen künstlerische Produk- te aus dem Kunstunterricht und auch aus den außerschulischen Kunstschulen archiviert und für Ausstellungen bereitgehalten werden. Die neue Landesbildstelle versteht sich als ein Haus der Begegnung im Bildungs- und Kunstbereich im weiten Sinne. Durch den Anschluss im World-Wide-Web ist die Lan- desbildstelle ein Haus ohne Grenzen. GÜNTER STEGMAlER Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951 Ein Aktivist vor der Spruchkammer Am 19. Januar 1948 verhandelte die Karlsru- her Spruchkammer VI unter Vorsitz von Wirt- schaftsprüfer Heinrich Weill gegen einen 1903 geborenen arbeitslosen Hilfsarbeiter, NSDAP- Mitglied seit 1925 und 1934 Träger der "Blut- fahne" beim Nürnberger Parteitag. Der Be- troffene, so die Bezeichnung für all jene, die sich nach dem Gesetz zur Befreiung von Na- tionalsozialismus und Militarismus einem Spruchkammerverfahren stellen mussten, war also ein "alter Kämpfer". Sein Vorstrafenregis- ter, dazu etliche teils illustrierte Zeitungsbe- richte, schließlich die Zeugenaussagen seiner politischen Gegner wiesen ihn zudem als be- rüchtigten Schläger aus, der keinen Propagan- damarsch und kaum eine Saalschlacht ausließ. Dass er hierbei auch Prügel bezog, zeigte ein dem badischen NS-Organ "Der Führer" ent- nommenes Foto. Der Aktivist war hier mit Bandagen um Kopf und Arm sowie Blessuren im Gesicht zu sehen. 1933 hau e Gauleiter Robert Wagner den bislang beschäftigungslo- sen Schläger zum Hilfspolizisten ernannt. Von nun an war er an Verhaftungen jener beteiligt, mit denen er sich bisher Saalschlachten gelie- fert hatte, begleitete gar Visiten Wagners ins nahe Konzentrationslager Kislau. Nicht nur den politisch Verfolgten, sondern auch seinem privaten Umfeld gegenüber benahm sich der Betroffene fortan wie ein "kleiner Führer", terrorisierte die Nachbarschaft und machte hierbei selbst vor Parteigenossen nicht Halt. Damit wurde er selbst seinen Fördern in der Parteileitung untragbar. 1937 schloss ihn Wagner auf massive Intervention des Stadtrats Peter Riedner wegen schädigenden Verhaltens aus Partei und SA aus. Diesen Hinauswurf stellte der Betroffene nun im Spruchkammer- verfahren als Resultat seines Widerstands ge- gen die Parteihierarchie dar, eine Strategie, die beim Kammervorsitzenden Weill um so weni- ger verfing, als es dem öffentlichen Kläger ge- lungen war, immerhin zwölf Belastungszeugen aufZubieten. Enrsprechend eindeutig gesraltete 149 sich die Beweislage. Und so konnten Heintich Weill und seine vier Beisitzer den frühen NS- Aktivisten in die Gruppe 11 der Belasteten einstufen und eine fünfjährige Lagerhaftsrra- fe, den Einzug von 80 Prozent des Vermögens sowie ein Betätigungsverbor für die nächsten acht Jahre verhängen. Das mit Hilfe eines An- walts angestrengte Revisionsverfahren bestä- tigte diese Entscheidung, doch erreichte der Betroffene im Dezember 1949 seine Entlas- sung aus dem Ludwigsburger Lager auf dem Gnadenweg. Entnazifizierungspläne der Alliierten Der geschilderte Fall war in mehrfacher Hin- sicht ein Ausnahmefall. Weit seltener als 1946 konnte in der Spätphase der Entnazifizierung 1948 eine Einstufung als Belasteter oder gar H auptschuldiger durchgesetzt werden, die noch dazu nicht nur auf den ohnehin im Mel- debogen eingeräumten Belastungsmomenten beruhte. Dazu war dieses mündlich verhandel- te eines von insgesamt 263 Verfahren gegen Haup"äter, während di~ Masse der insgesamt über 54.000 Karlsruher Entnazifizierungspro- zesse schriftlich entschieden wurden. Doch was genau bedeutete Entnazifizierung? Welche "Nazis" galt es zu ent-nazi-fizieren und, dies die erste Konsequenz, aus ihren Ämtern zu entfernen? Wer entnazifizierte? Und wie voll- zog sich diese politische Säuberung im Span- nungsfeld von amerikaniseher Direktive, öf- fentlicher Meinung und lokalpolitischem Neubeginn? Schließlich: wie ist die Entnazifi- zierung rückblickend zu beurteilen - als mög- lichst schnell zu vergessender Fehlschlag oder doch wenigstens als Teilerfolg? Die Entnazifizierung, englisch denazifica- tion, war eines jener alliierten Kriegsziele, die sich neben Demilitarisierung, Dekartellisie- rung und Demokratisierung hinter der be- kannten Formel der ,,4 0" verbargen. A1ler- dings war dieser Minimalkonsens der Konfe- renz von Jalta (Februar 1945) wenig mehr als eine Absichtserklärung, denn eine konkrere, gar einheitliche Planung der Umsetzung soll- te daraus nicht entstehen. Entsprechend ent- nazifizierte vom Frühjahr 1945 jede Besat- zungsmacht nach ihren eigenen Interessen und Vorgaben: rigide und mit einem gewissen missionarischen Eifer die Amerikaner; bis zur Anpassung an deren Sysrem 1947 eher prag- matisch Franzosen und Briten, die angesichts der prekären Situation im eigenen Land auch andere Prioritäten setzten; schließlich im Sin- ne der politischen Umgestaltung ihrer Zone die sowjetische Besatzungsmacht. Sollte hier unter dem Deckmantel der Entnazifizierung ein Austausch der politischen wie der Funkri- onseliten vollzogen werden, so beabsichtigten die westlichen Alliierten die Ausschaltung füh- render Nationalsozialisten, hingegen die Wie- dereingliederung der weniger kompromittier- ten Mitläuferin die entstehende demokrati- sche Gesellschaft. Erste Säuberungen in Karlsruhe Karlsruhe wie insgesamt das nördliche Baden war vom 4. April bis 7. Juli 1945 Teil der fran- zösischen Besatzungszone und erlebte zunächst wenig systematische Entlassungen. Dies sollte sich mit dem Einzug der Amerika- ner grundlegend ändern. Ihre Position unter- strich die neue Besatzungsmacht mit einem allgemeinen Fraternisierungsverbot und einer weit konsequenteren Säuberungspolitik. Die- ser Kurs musste sogar noch verschärft werden, als die bisherige Praxis in der US-Presse in die Kritik geriet. Die in Reaktion auf diese Vor- würfe am 26. September 1945 beschlossene Direktive N r. 8 war dann jedoch zugleich der Wendepunkt in der amerikanischen Säube- rungspolitik. Ende November 1945 entschloss man sich, die erwachsene Bevölkerung insge- 150 Gautag der NSDAP in Karlsruhe 1937. Parade vor dem Stellvertreter des Führers, Rudolf Heß, in der Kaiserstraßc am Marktplatz. samt einem gesetzlich geregelten Verfahren zu unterwerfen, um sodann all jene gleich oder nach Ablauf einer Bewährungsfrist in ihre Ämter und Positionen zurückkehren zu lassen, die nicht gänzlich kompromittiert schienen. Politisch unbelastete Deutsche sollten an der Entnazifizierung mitwirken, zudem Anfang 1946 an der Formulierung eines eigenen Säu- berungsgesetzes. Badischer Vertreter in diesem Gremium des Länderrats war der von Landes- bezirkspräsident Heintich Köhler entsandte frühere Mannheimer Rechtsanwalt August Neuburger, der mit seinem Vorschlag der Ein- fuhrung einer Kategorie V ("Vom Gesetz nicht betroffen") wesentlich zur Verfahrensvereinfa- chung beitrug. Am 5. März 1946 unterzeich- neten die Ministerpräsidenten der Länder Bayern, Württemberg-Baden und Hessen so- 151 wie der amerikanische stellvertretende Militär- gouverneur Lucius D. Clay in München das in zähem Ringen erarbeitete Gesetz zur Befrei- ung von Nationalsozialismus und Militaris- mus. Der Aufbau der Spruchkammern War damit eine innerzonal einheitliche Rege- lung getroffen, so standen die Regierungen der Länder nun vor der Aufgabe, neben dem da- zugehörenden Apparat jene Laiengremien ein- zurichten. denen die Entnazifizierung nun oblag: die Spruchkammern. Von Mitte März an bereiste der genannte August Neuburger auf der Suche nach Personal, Räumlichkeiten und Büroausstattung jene insgesamr 16 Städ- te Nordbadens, in denen solche Kammern eingerichtet werden sollten. Die feierliche Ver- eidigung der künftigen Kammervorsitzenden. öffentlichen Kläger und Beisitzer konnte be- reits am 18. April im Karlsruher Konzerrhaus stattfinden. und dies obwohl die Anforderun- gen hinsichtlich der politischen Vergangenheit dieses Personals die Suche kaum leicht ge- macht hatten. Vorzugsweise sollten NS-Opfer und Angehörige des politischen Widerstands geworben werden. Tatsächlich leitete in Karls- ruhe ein 1933 nach Frankreich emigrierter und als Sozialdemokrat und Spanien kämpfer 1940 bis 1945 in Gurs und schließlich im KZ Dachau inhaftierter Anwalt die Lagerspruch- kammer. vier seiner Vorsitzendenkollegen so- wie ein öffentlicher Kläger galten der NS-Ras- sedoktrin nach als Juden. In der Praxis wurden jedoch in erster Linie die sehr viel zahlreiche- ren Personen verpflichtet. die als Nichtpartei- genossen für unbelastet galten. Die Kammer- votsitzenden und Kläger waren faktisch laien- richter oder -staatsanwälte. die jedoch über keine juristische Vorbildung verfügen muss- ten. August Neuburger war es allerdings ge- lungen. nahezu alle nordbadischen Kammern mit Juristen zu besetzen j wie dies laut Gesetz vom 5. März lediglich für die Berufungsin- stanz votgeschrieben war. Er fand diese unbe- lasteten Juristen im Kreise seiner einstigen Anwaltskollegen. der ihm bekannten Richter und Staatsanwälte. die sich aber nicht in je- dem Fall freiwillig verpflichten ließen. Im- merhin mussten sie ihre Anwaltskanzlei ver- nachlässigen oder die Doppelbelastung einer gleichzeitigen Tätigkeit im Justizdienst auf sich nehmen. Der Spruch der Kammer lautet ... Wie vollzog sich nun die Entnazifizierung in einer Stadt wie Karlsruhe? In der Osterwoche 1946 hatten zunächst sämtliche Erwachsenen einen 14 Fragepunkte umfassenden Meldebo- gen auszufüllen und in doppelter Fertigung bei Polizei oder Bürgermeisteramt abzugeben. Da künftig nur Lebensmittelkarten erhielt. wem die Einreichung des Meldebogens quit. tien worden war, konnte ein hoher Grad an Mitwirkung. nicht zwingend jedoch an Ehr- lichkeit vorausgesetzt werden. Immerhin wurden in der Folgezeit mehr als 3.000 Karlsruher wegen Meldebogenfäl- schung angezeigt. weil sie entweder unvoll- ständige oder unzutreffende Angaben gemacht hatten. Mitunter entging jedoch auch man- cher - selbst plumpe - Fälscher der Aufmerk- samkeit der Auswerter. Jeder eingereichte Mel- debogen. nicht zu verwechseln mit dem seit Ernst von Salomons gleichnamigen Roman weit bekannteren Fragebogen, wurde eigens gesichtet und überprüft. Die anfänglich nur vier Auswerter der Karlsruher Spruchkammer harten binnen weniger Monate immerhin fast 200.000 Formulare zu bearbeiten. Nach Abschluss der Prüfung erhielten knapp 'A. insgesamt 142.000 Personen einen Postkartenbescheid mit dem Vermerk: "Vom Gesetz nicht betroffen". der für sie die Entna- zifizierung beendete. Die übrigen gut 54.000 wurden. je nach formaler Belastung. in eine der folgenden Kategorien eingereiht: Haupt- schuldige (I). Belastete (11). Minderbelastete (111). Mitläufer (IV) und. dies allerdings erst nach Abschluss eines Verfahrens. Entlastete (V). Die in Gruppe I-III sortierten Betroffe- nen. Parteimitglieder lange vor dem 30. Januar 1933. Funktionsträger. Nutznießer. erst recht Verbrecher gegen die Menschlichkeit. wurden im mündlichen Verfahren verhandelt. die üb- rigen. per schriftlichem Sühnebescheid erle- digt. In Karlsruhe erhielten gut 30.000 eine entsprechende Mitteilung. faktisch eine Ver- fahrenseinstellung gegen eine zumeist geringe Geldbuße. die einem Wiedergutmachungs- fonds zufließen sollte. 24.000. etwa ein Ach- tel aller Meldepflichtigen und zu weit über 80 152 Die Vereidigung der nord badischen Spruchkammern "".pradll du LaDdMprllldnkD 0.. 11. Köhler _ MI.a!.k'lal •• l Nel,lbw!ler Ohn dia Du.chlQhl'Vll\l du DeDlIlllzlen.nlll.c..ulz« Was erwartet die Welt? V". ku,.~", hefnde" ,ich V.rtte ... .01" ;a' .... ".ti .... l... C ..... k ..... floba .. d.. In! .i... 1 .. , •• - .... i .. " ... i •• in De .. tu:bland. 0 .. !'ilbtu 01., 0 •• hul ..... du " ..... iI, ..... H 1I '" ...... ukUn. 1,,1 di • ..,,,, AII.ba. •• In .. oll. n.inl ...... D ... udolond. ....... i .... Io .. I.I;ul ...... Ei"a. ..... iI Cel" .. Im. ... I!. ' i.di ..... ch.criib" " I,. •• i d.. Je ';'.0; oie. Allll e ,.o ••• , •• Oe .. ,,«d •• ,j .. ldllllI Eil"" 01.101 .. , "'"' oIi. 'I'.h u .. ..... • rwl •• U ud "0.1'''111. D. I in cl •• -:1"" ;(011 B.iln. D ... u .. 1& ..... ,,'" eiu" . .. Fr •• ",., ,"" • •• ,wi .. I~ '" .n .. md ..... F,ied • • cl •• W.h. Di. W.1I ...... , • • d .... B.w~" .... Il ....... 101 .In S",,, fir Cu . ... li.k.i ...... in ~ ... I"..,ODd "I.f., • nt •• H" 101, •• ud .... olm \" oie. A~.r-.ik",,,1t cl .. C ... . e. u .... lrltl. Wi. ",ä.uu ~i. u.,u D.~"c:h . I .. d ,,:l .. I1' .... d~"." 8.,"'0.,Io"t ... ",lI •• hi«", C •• I ..... 'O .. r die W.h nUn u.d uu" ki" ..... . d •• na ... Volk mit dem N' •• i •• ~ ... Im" ..... a~ In hl. Nil •• i .. 8 •. lr.un".1o <I •• tiliu. 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"0" To lb". •• 1 .... t..\ ......... I .... i.lu Filln .elb.1 cll. Vor. ,.idi •••• 11 A .. ~liu .. wurd .... .. U ..... V'!Ik hofh . " r •• 100".1" ""'011 . .... 01 ••• 11 ...... , .... UII ,.,," .... lootdtlu" .... 01 Wi.tod .. ,. and V ...... !lu .. . wieder non u .... d.e" ... . D .. wlloiruu .... " ... . h ........ 'hm ".i. lh •• . , .. tube ... D .. V.lk ...... lei f ..... er ci • • • I~ ;<h .. illl •• 8 .. ... I. D'" <h .... 1011 .... ~~ .. ';"1,ioIO do .... Hil. ..~ .... i ..... inh.idi r!oen s ..... o:fo p.u i ...... 1 .. 01 ...... . .. ••• u<h .d~.do . bo .. I" •• Xl lnln. .n ~r C.D ... t. tla.,n19. 4ie yu.do •• d ......... u ...... 1_.... 1ilo.;11 . ...... t. ...... rl.' .. ~it~ . .. i. A". ~ .10 .... I 4i", .~. Cu ....... r .11. z . .. " ... ..... i •• idol i .. "u .muilrui .... c .. Z ..... cj. S~ .. d~ ... r!o, ... h ...... Ud," &rholh ..... lido di.'70llt .. I.""" •• 11 •• , V .. lk ••• il •.• in'''''U.8Iido dn r .... ~ .... i .... W.h .. 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Schließlich forderte die amerikani- sche Militärbehörde einen allwöchentlichen Erfolgsbericht, und der musste vor allem ein hohes Quantum erledigter Fälle aufWeisen. Die eigentlichen "Führer der Provinz": Kreis- leiter Willi Worch, Ministerpräsident Walter Köhler, Innenminister Kar! Pflaumer, post- hum sogar Gauleiter Robert Wagner, dazu hohe Beamte der badischen Ministerialbüro- kratie und der Justiz, sie alle blieben erst einmal aufgespart, um dann 1948 in einer vom beginnenden Kalten Krieg geprägten Schlussstrichstimmung von Verfahrensverein- fachungen zu profitieren. Zwar suchte man- cher Kammervorsitzende dieser Ungleichbe- handlung gegenzusteuern; auch quittierten nicht wenige Beisitzer aus Protest ihren Dienst. Eine Verwässerung der einst strengen Praxis konnten sie indes kaum verhindern. Nicht zuletzt aus diesem Grund war der ein- gangs geschilderte Fall eine bemerkenswerte Ausnahme. ANGELA BORGSTEDT 153 "Mit dem Gesicht nach Deutschland" Das Schicksal der Karlsruher Familie Marum im Exil Geboren 1914, 1928 Mitglied der SPD, 1932 Jurastudium, 1933 nach Frankreich emigriert, 1939 KPD-Mitglied, seit Kriegsausbruch u. a. in den Lagern Le Vernet und Les Milles inter- niert, 1942 Auswanderung nach Mexiko, 1947 Rückkehr nach Deutschland in die sowjetisch besetzte Zone, Arbeit als Journalist und Abtei- lungsleiter im DDR-Außenministerium. Sta- tionen einer Biographie, wie sie die Gewalt- herrschaft der Nazis in Deutschland vielfach zur Folge hatte. Nachlesen kann man sie im Biographischen Handbuch der deutschspra- chigen Emigration nach 1933, wo Tausende zerstörter Lebensplanungen und Zukunfts- hoffnungen versammelt sind. Die genannten Daten markieren das Leben eines in Karlsru- he geborenen Mannes: Hans Marum, ältester Sohnes von Ludwig Marum. Sie sagen aber wenig über das Leid aus,_ das ihm und der gan- zen Familie dieses von den Nazis 1934 in Kis- lau ermordeten vormaligen badischen Sozial- demokraten, Landtagsabgeordneten, Landes- ministers, Staatsrats und Mitglieds des Reichs- rags zugefügt wurde. Noch während der Haft- zeit Marums wurde der Familie durch unge- rechtfertigte Steuernachforderungen die Fort- führung ihres bürgerlichen Lebens unmöglich gemacht, es musste eine deudich kleinere Woh- nung bewgen und zahlreicher Hausrat verstei- gert werden. Die Suche nach einer neuen Un- terkunft erschwerte die Weigerung vieler Woh- nungseigentümer. an Juden zu vermieten. Nach der Ermordung Marums erhielt die Ehe- frau vom Staat eine Rechnung für Schutzhaft- kosten. Da sie sich weigerte zu bezahlen, ließ der Karlsruher Gestapochef die Auszahlung einer Lebensvetsicherung blockieren, so dass sie nachgeben musste. Da sich so für die Fami- lie die Sicherheit des täglichen Lebens auflös- te, blieb der Ehefrau Marums und ihren drei Kindern zur Bewahrung ihrer Selbstachtung vor weiteren Demütigungen durch das NS- System und als Juden zur Rettung ihres Le- bens nur der Weg aus Deutschland in ein un- gewisses Schicksal im Exil. Emigration mit dem Gesicht nach Deutschland Flucht und Vertreibung gehören unabdingbar zu den Begleiterscheinungen diktatorischer Regime und gewaltsamer Konfliktausrragung, so auch zum Nationalsozialismus. Annähernd eine halbe Million Menschen emigrierten aus Deutschland während des Dritten Reiches, darunter etwa 280.000 Juden. Alle antisemiti- schen Maßnahmen der Nazis zielten letztlich auf die Vertreibung der Juden. Aber der anti- jüdische Feldzug, der Kampf gegen den Kul- turbolschewismus, gegen "Pazifismus" und "Internationalismus" meinte zugleich alle Er- scheinungen der künstlerischen Avantgarde und der linken politischen Kultur. Da aber unter den Intellektuellen und Künstlern die Juden zahlreich vertreten waren, fielen bei ei- nem kleineren Teil der Emigranten rassische und politische Motive für die erzwungene Flucht aus der Heimat zusammen. Die Mit- glieder der Familie Ludwig Marums zählen gewiss ebenso zu den Emigranten aus rassi- schen wie zu den etwa 30.000 Emigranten aus politischen Gründen. Vor allem die politi- schen Emigranten lebten "Mit dem Gesicht nach Deutschland". So hat es Otto Wels aus- gedrückt, der Fraktionsvorsitzende der SPD, der 1933 im Reichstag in einer mutigen Rede 154 für die SPD als einziger Partei das Ermächri- gungsgesetz Hiclers abgelehnt hatte. Die Hoff- nung, wieder nach Deutschland zurückkehren zu können. erlosch zuletzt, auch wenn etwa Thomas Mann schon 1938 erkennen musste, "dass die Deutschen sich mit Hitler und Hit- ler sich mit Deutschland identifiziert hatten". Zahlreiche, vor allem politische Emigranten sahen sich denn auch nicht als Ausgestoßene und passive Opfer des NS-Regimes, sondern als aktive deutsche Hitlergegner, für die das Exil nicht nur ein persönliches Schicksal, son- dern auch eine polirische Aufgabe bedeutete. Den nach 1945 zurückgekehrten Emigranten vorzuwerfen. sie seien "vaterlandslose Gesellen", war daher ungerechtfertigt. Der genaue Blick auf Einzelschicksale und sinnlose menschliche Tragödien wie sie die Familienmitglieder Ma- rum trafen, erweisen den Vorwurf als scham- lose Verunglimpfung des politischen Gegners in der deutschen Nachkriegsgesellschaft. Exil der Marums in Paris Nach dem Mord an Ludwig Marum fanden sich bis 1936 die Familienmitglieder in Paris ein, damals ein wichtiges Zentrum der poli- tisch-intellektuellen Emigration aus Deutsch- land. Hans war schon im April 1933 über Straßburg dorthin gegangen. Seine Mutter folgte ihm im April 1934 mit der noch nicht funf2ehnjährigen Schwester Brigitte, seine äl- tere Schwester Elisabeth kam nach Abschluss einer Ausbildung als Krankengymnastin in Berlin, wo sie im März 1933 noch ihr erstes juris tisches Staatsexamen abgelegt hatte, 1936 in die Stadt. Sie traf dort ihren Freund den Juristen Heinz Lunau wieder, den sie im Juli 1937 heiratete. H ans hatte kurz zuvor Sophie Gradenwitz, die Tochter eines Rabbiners und studierte Germanistin geheiratet, die Ende des Jahres einen Sohn zur Welt brachte. Brigitte hatte mit Peter Hollaender, ebenfalls ein Emi- grant aus Deutschland 1938 einen Freund ge- funden. Das weitere Umfeld der Verwandten umfasste insgesamt erwa 50 Personen: Juden und Nicht juden, Sozialisten, Kommunisten und Parteilose. Wenn man so will, ein Mikro- kosmos der deutschen Emigration in Frank- reich. . Die Situation der "Kernfamilie" Marum in Paris steUte sich vor Kriegsbeginn in wenigen Worten etwa so dar: Johanna lebte bescheiden von den Erträgen der ausbezahlten Lebensver- sicherung ihres Mannes mit ihrer Tochter Bri- gitte. Diese hatte Gelegenheitsarbeit als Sekre- tärin, ihr Freund Peter Hollaender arbeitete in einer Buchhandlung. Elisabeth verdiente den Lebensunterhalt durch Schwarzarbeit als Krankengymnastin - den Emigtanten war das Arbeiten offiziell nicht erlaubt. Heinz setzte seine schriftstellerische Tätigkeit fort - 1936 war in Brüssel ein Buch über die Zerstörung der Rechtsstaatlichkeit durch die Nazis und 1939 eines über die Politik des Völkerbundes erschienen. Sophie arbeitete schwarz als H aus- angestellte, H ans hatte eine Anstellung beim Büro des Jüdischen Weltkongresses, der haupt- sächlich jüdische Flüchtlinge unterstützte. Beide beteiligten sich an den Aktivitäten der Exil-KPD. Internierungen im Zweiten Weltkrieg Der Kriegsausbruch am I. Seprember 1939 brachte für die Familien einschneidende Ver- änderungen. Es folgre zunächst die monate- lange Trennung der Ehepartner durch die in- ternierung der Männer in weit entfernten Or- ten. Hans blieb bis zu seiner Auswanderung 1942 in verschiedenen Lagern u. a. in Le Ver- net. Heinz und Peter erhielten Anfang 1940 den Status eines Prestatär, d. h. sie wurden in eine militärische Hilfstruppe eingereiht. So- phie zog Ende Dezember 1939 als Leiterin eines Schullandheims der Quäker nach Char- 155 Inhaftierte im Internierungslager Le Vernet 1940/41, mes-sur-Rhöne/Ardeche, wohin ihr ihre Mut- ter mit ihrem Sohn folgten. Elisabeth, die mit Heinz vom Kriegsausbruch in Saint-Tropez überrascht wurde, wo sie zum Urlaub bei Ver- wandten eingeladen waren, saß dort wegen des Reiseverbots für Ausländer fest. Als Heinz im März 1940 erstmals seit Oktober seine Frau wieder sehen konnte, telegraphiert er: .. Kom- me heute, Sonntag, auf Urlaub. Glückseligkeit. Marum". Mit dem AngriffHitlers auf Frankreich am 10. Mai 1940 und dessen Niederwerfung in sechs Wochen verschlechterte sich die Situation der Flüchtlinge weiter. Ab dem 12. Mai wur- den nun neben den Männern auch alle deut- schen Frauen interniert. Brigitte, Johanna und Elisabeth trafen sich im Juni in dem Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen, das sie bereits im Juli wieder verlasssen konnten. Sophie blieb von der ,Internierung verschont, da sie ein Kleinkind zu versorgen hatte. Allerdings ver- lor sie nun ihre Stellung und musste ihren Sohn in ein Heim in Limoges geben. Elisabeth kehrte nach Saint-Tropez zurück, Brigitte ging nach Toulouse, wo Peter und Sophie in einem alten Pferdestall hausten. Heinz Lunau erleb- te eine turbulente Zeit und eine erneute lange Trennung von Elisabeth. Er kam im Mai/Juni als Prestatär in Le Mans zum Einsatz und musste über Bordeaux mit einem Schiff nach Casablanca fliehen. Dort wurde er wieder in- terniert und fand nach der Ausmusterung im Oktober Arbeit auf einem Bauernhof. Auswanderung nach Übersee und Tod im KZ Nach der Freilassung der Marum-Frauen aus Gurs richteten sich nun alle Bemühungen neben der alltäglichen Sorge um den lebens- unterhalt, um ein Dach über dem Kopf und um warme Kleidung für den Winter, darauf, die für die Flucht vor den Nazis nötigen Papie- re für die Ausreise zu bekommen. Auswande- rungsvorbereitungen, Schiffspassagen und rlie Angst, nicht mehr aus Europa wegzukommen, bestimmten nun den Lebensrhythmus. Um die Vorbereitungen zu beschleunigen, übersie- delten Johanna, Sophie und Brigitte im März 1941 nach Marseille, wohin Elisabeth ihnen folgte. Heinz betrieb seine Auswanderung von Casablanca aus, während Hans in das Lager Les Milles verlegr wurde. Einer Auswanderung standen aber hohe bürokratische Hürden entgegen. Man benötigte eine bezahlte SchifTs- passage, deren Erhalt an ein Einreisevisum für ein Aufnahmeland gebunden war. Dessen Dauer war begrenzt - für die USA vier Mona- te - wie auch das erforderliche französische Ausreisevisuffi. Benötigt wurden ferner: ärzt- liches Attest, Ausfuhrerlaubnis für das Reise- geld, bei Internierten zusätzlich Führungs- zeugnis und Entlassungsschein. Für all das musste man Dokumente besorgen, abschrei- ben und beglaubigen lassen. Das kostete Zeit und Geld und man benötigte Reisegenehmi- gungen. Ohne finanzielle und andere Unter- stützung von Hilfsorganisationen und Freun- den oder Verwandten in den Aufnahmelän- dern war das nicht zu schaffen. Für die Ma- rums waren von besonderer Hilfsbereitschaft Elisabeths Jugendfreunde aus Karlsruhe, Paul und Susie Schrag, die 1937 nach New York 156 ausgewandert waren. Elisabeth und ihre Mut- ter erreichten nach etwa einem Jahr Bangen im September 1941 auf der "Navemar" New York, Heinz ging nach teils zermürbendem Warten im Dezember 1941 dort an Land. So- phie und Hans waren erst im April 1942 mit Sohn und der wenige Monate vor der Abreise geborenen Tochter in Mexiko am Ziel. Im Gegensatz zu diesem bei allem Unglück guten Ende nahm die Geschichte für Brigitte und Peter ein tragisches Ende. Brigitte, die 1941 hochschwanger in Marseille zurückbleiben musste, gebar Ende Juli ihren Sohn Pierre. 1942 musste sie ihn, da sie keine Arbeit und kein Geld mehr hatte, in das Heim in Limoges geben. Versuche, in die Schweiz zu flüchten, misslangen. Im Januar 1943 wurde sie bei ei- ner Razzia in Marseille verhaftet und im März von Drancy bei Paris in das KZ Sobibor trans- portiert, wo sie unmittelbar nach der Ankunft vergast wurde. Ihr Freund Peter, der Vater des Kindes, von dem sie sich getrennt hatte, kehr- te Ende März 1941 wahrscheinlich auf Drän- gen der KPD nach Deutschland zurück, um im Untergrund tätig zu werden. Die Gestapo fasste ihn aber schon nach zehn Tagen. Er kam im April 1942 im KZ Sachsenhausen um. Das Baby der beiden überlebte glücklichetweise mit den Kindern von Limoges, die in die Schweiz gebracht werden konnten. Nach Kriegsende gelangte Pierre mit einem Kindertransport nach Palästina, wo ihn eine Familie adoptierte. Emigration als Teil des "anderen Deutschland" Das Beispiel der Familie Marum mag stellver- tretend den Selbstbehauptungswillen des "an- deren Deutschland" gegenüber dem Ungeist der Vernichrung belegen. Das Wissen um die Rückwanderung nach 1945 und deren Bedeu- tung für den Aufbau eines demokratischen Staates in Deutschland kann und sollte allerdings weder bei den Betroffenen noch bei den Nachgeborenen die vielen persönlichen Opfer und Tragödien der Emigration überla- gern. Denn die Vertreibung ganzer Volksgrup- pen aus ihrer angestammten Heimat, mit der Umschreibung "ethnische Säuberung" auf eine ebenso glatte wie menschenverachtende Formel gebracht, ist bis in unsere Tage vielfach geübte Praxis zur Konsolidierung der Macht innerhalb von Diktaruren oder bei der Okku- pation fremden Territoriums. MANFRED KOCH Am Oberrhein: Alltag, Handwerk und Handel 1350-1525 Vor etwas mehr als 30 Jahren fand im Schloss in Karlsruhe eine sehr erfolgreiche Ausstellung statt, an die sich viele Karlsruher heute noch gern erinnern. Sie hieß "Spätgotik am Ober- rhein" und breitete a11 die Schätze an kirchli- chem Silber, an Graphik, Bildhauerei, Glas- malerei und Textilien aus, die im nHerbst des Mittelalters" eine wohlhabend gewordene Be- völkerung zu Gottes und zur eigenen Ehre hat herstellen lassen. Inzwischen hat sich das Interesse der For- schung und der Museumsbesucher auch ande- ren Dingen zugewandt: Wie haben die Men- schen damals gelebt? Wie war ihr Alltag? Da- 157 neben ziehen Mittelalterfeste - von denen manche wenig mit der Realität des Lebens im Mittelalter zu tun haben - Tausende von Zu- schauern in ihren Bann. Fremd und vertraut, fern und anziehend zugleich ist vieles in der mittelalterlichen Stadt. Das beginnt mit einem ganz grundle- genden Aspekt des Zusammenlebens in einer mittelalterlichen Stadt: die Bürger verwalten ihre Stadt selbst. Sicher, nicht jeder Einwohner der Stadt ist Bürger, und das Gleichgewicht zwischen Patriziern und Bürgern ist überall erwas anders austariert. Aber die Bürger sind in Zünften organisiert und auf diese Weise bestimmend für oder doch aktiv eingebunden in das politische Geschehen. Wehrhafte Städte Politik: das kann ein Vertrag mit einer anderen Stadt über gegenseitige Zollerleichterungen bedeuten oder den Kampf um den Erhalt der Reichsunmittelbarkeit, d. h. der unmittelbaren Unterstellung unter den' Kaiser. Das kann der Beitritt zu einem Münzbund sein, der durch die Festsetzung eines bestimmten Silbergehalts und eines bestimmten Gewichts die jeweiligen Münzen vergleichbar macht und damit den Handel erleichtert; oder auch der Entschluss, einen Adligen anzugreifen, der die Stadt durch Überfälle auf die eigenen Kaufleute mit Gei- selnahme und Lösegelderpressung schädigte. Welche Bedeutung solche Auseinanderset- zungen für einzelne Städte hatten, lässt sich erwa am Beispiel der Stadt Hagenau ablesen, die von 1359 bis 1473 sechzehn länger dau- ernde Konflikte auszutragen hatte, meist mit Adligen, aber auch mit der Stadt und dem Bischof von Straßburg. 1m Einzelfall dauetten sie über 20 Jahre. In allen diesen Fällen und natürlich auch bei größeren Auseinandersetzungen, in die Städte am Oberrhein hineingezogen wurden, bedeutete das ganz persönlichen Einsatz und ganz persönliche Gefahr: die eigenen Bürger bildeten das Militär der Städte. In Straßburg ist der Aufbau dieser Organisation gut überlie- fert. Am Ende des 14. Jahrhunderts verfügte die Stadt über eine Truppe von erwa 1800 Mann, die im Bedarfsfall durch bezahlte Sol- daten aufgestockt werden konnte. Die Orga- nisation lief über die Zünfte und die ConstD- feln, in denen die patrizischen Bürger zusam- mengefasst waren. Diese bildeten die beritte- nen Verbände, während die Zunfthandwerker die Fußtruppe stellten. Für ihre Ausrüstung mussten sie alle selbst sorgen. Für einen Fuß- soldaten bedeutete das die Anschaffung eines Kopfschutzes (Beckenhaube oder Eisenhut), eines Kettenhemdes mit Manschettenkragen und einem Unterleibschutz aus Kettenge- flecht, dazu kamen Brustblech und Armschie- nen, Handschuhe und ein Beingewand. An Waffen hatte er entweder einen Spieß oder eine Mordaxt bereitzustellen, dazu ein Schwert. Musterung und allgemeine Überprüfung der Ausrüstung fanden mindestens jährlich statt. Aus Steuergeldern erwarb und verwahrten die Städte daneben weitere Waffenvorräte in Zeughäusern: ein Verzeichnis aus Basel von 14151istet unter anderem 250 Plattenharni- sche, 164 Panzerhemden, 324 Armbrüste mit über 6.000 Bolzen, dazu Schilde, Spieße und Feuerwaffen auf. Der regelmäßige Wachdienst auf der Mau- er, organisiert über die Zünfte, gehörte ebenso zu den Pflichten der durch ihren Eid (Bürger- eid) gebundenen Bürger wie die Mithilfe im Brandfall. Auch hier wurden die Aufgaben nach Zünften verteilt, die Zimmerleute z. B. mussten ihre Beile und Äxte zur Brandbe- kämpfung mitbringen. Und wehe, einer hätte die Rettung seines eigenen Hab und Gut für wichtiger angesehen! Empfindliche Strafen waren für solche Fälle vorgesehen. 158 Das bedeutendste Frachtschiff auf dem Rhein war der so genannte Oberländer. Er hatte keine Segel : am Mast wurden die Treidellcinen befestigt. Regulierung des städtischen Lebens In welchem Maß der Rat der Stadt jeweils das Leben innerhalb der Mauern organisierte und regulierte, lässt sich den städtischen Ordnun- gen enmehmen, die aus vielen Städten des spä- ten Mittelalters überliefert sind, so auch aus Srraßburg. Dort werden in der Zunft- und Po- lizeiordnung der Friedensbruch zwischen Bür- gern und Fremden oder auch zwischen zwei Bürgern geregelt, die Organisation des Spitals und des Leprosenhauses ("Gudeutehaus), Gewerbeordnungen der Bäcker, Metzger, Fi- seber u. a., das Betderwesen, Torhut und Müns- terwacht, Markt- und Mühlenordnungen und vieles andere mehr. Kein Wunder, dass es eine zunehmende Zahl von Ämtern in den Städten gibt: in Ba- sel wissen wir von der Kanzlei mit dem Stadt- schreiber, von dem Wachtmeister und dem Torhüter, vom Kaufhausschreiber für die städ- tische Güterverwaltung, dem Werkmeister für den städtischen Bauhof und dem Büchsen- meister für das Bauwesen. Andere städtische Ämter waren z. B. das des Waagmeisters, des Kornmessers, des Brotschauers. Manche klei- neren Aufgaben erlaubten auch Handwerkern, deren Einkommen nicht ausreichte, ein Zu- brot: Schneider und Pförmer, Seiler und Bote, Glöckner und Leinenweber sind Beispiele, die sich in Heidelberg nachweisen lassen. Bauen in der Stadt Mit den städtischen Ämtern entstehen auch städtische Bauten. Ob Rathaus mit Kanzlei 159 (Basel). ob Kaufhaus (Colmar) oder Zeughaus (SchIertstadt) oder Kornhaus (Thann). sie ver- treten im Grunde alle einen Bautypus. In der Regel war im Erdgeschoss eine große Halle. Das Obergeschoss wurde als Versammlungs- raum genutzt (z. B. auch als Tanzhaus) und hatte oft eine Stube abgeteilt für Sitzungen im kleineren Kreis. oder es diente als Lagerfläche ebenso wie das mehrstöckig unterteilte Dach; Ladeluken und Seilwinden ermöglichten den Waren transport. Dass in den engbebauten Städten des Mit- telalters überhaupt Platz für solche Gebäude gefunden wurde. "verdankte" man wohl der Pest. Als 1347-1351 der "Schwarze Tod". die erste große Pestwelle im Mittelalter durch Europa zog. starb etwa ein Drittel der Bevöl- kerung. Damit verödeten Grundstücke. gan- ze Stadtviertel fielen wüst. Dazu karnen als po- tentielle Bauplätze jüdische Synagogen. Nach der Vertreibung der Judengemeinden. nach- dem es in der Pestzeit zu schrecklichen Pogro- men gekommen war. bauten Freiburg (1424) und Speyer (1534) an diesen Stellen jeweils ihren Werkhof mit Z~ughaus. Schlenstadt nütze das Areal als Bauplatz fur ein Kaufhaus. Was fur die Großbauten gilt. trifft auch fur die Privathäuser zu: Sie konnten fur die unter- schiedlichsten Gewerbe genutzt werden. von Kaufleuten. Geistlichen. Handwerkern oder auch Gastwirten. In allen Häusern diente das Erdgeschoss dem Gewerbe des Bewohners. als Werksra[[J als Kontor, zur Repräsentation. Die beheizbare. holzgetäfelte Stube. die Kammer und - bei reichen Familien - der Saal lagen im Obergeschoss. ebenso die Küche. Bei dreige- schossigen Häusern war oft das zweite Ober- geschoss nicht mehr vollständig zum Wohnen ausgebaut. sondern diente partiell als Lagerflä- che. ebenso wie Keller und Dach. Nur in Aus- nahmefällen lassen Quellen erkennen. ob ein Anwesen von einer Familie bewohnt. oder teil- weise vermietet war, was wohl häufig vorkam. Die kleineren Handwerker oder gar Tagelöh- ner konnten sich kein eigenes Haus leisten. Die Anlage von Kellern hängt stark vom Un- tergrund ab. Bei nassem Boden. wie in Basel. gab es gar keinen Keller. in Freiburg wurde er - zum Teil zweistöckig - nachträglich abgetieft. Der Wandel in der Ausstattung ist schwe- rer zu fassen. als der ästhetisch-modisch be- dingte Wandel vom "Oberdeutschen" zum "Fränkischen" Fachwerk. Sicher ist. dass höl- zerne Wandverkleidungen. abgehängte Boh- lendecken sowie rauchfrei vom Gang aus be- heizte Kachelöfen in der Stube früh zum Stan- dard gehörten. Die gereihten Fensteröffnun- gen sind innen in einer breiten Fensteröffnung zusammengefasst. Hier macht sich nun der technische Fortschritt deutlich bemerkbar: die billigere Produktion von Fensterglas. beson- ders von runden, leicht zu transportierenden "Butzenscheiben" ermöglichte es. zunehmend mehr Fenster zu verglasen. die zuvor nur mit Leinwand oder Holzläden verschlossen waren. Im ländlichen Bereich muss man noch sehr viel länger mit so einfachen Fensterverschluss- Lösungen rechnen. z. B. auch bei der Stube ei- nes Weinbauernhauses aus Auggen bei Neuen- burg. die 1556/60 erbaut wurde und noch ganz mittelalterlichen Traditionen folgt. Sie wurde - da fur den Abriss bestimmt - in das Badische Landesmuseum überführt. Ernährung Weinbau war eine sehr wichtige Einkommens- quelle am Oberrhein. zu beiden Seiten des Flusses, wenn auch der elsässische Wein im- mer als der bessere galt. Den konnten sich aber die wenigsten leisten - dafur wurde er bis nach England und in den östlichen Hanseraum ex- portiert. Der Alltagswein hatte wohl wenig mie dem Getränk zu tun, das wir unter diesem Namen kennen. Und das Essen? An erster Stelle stand da der Brei. nicht umsonst enäh- 160 Das älteste erhaltene Kanenspiel aus der Zeit um 1430 stammt vom Oberrhein. Bald soll ten die gedruckten Kar- tenspiele ihren Siegeszug antreten. len die Märchen vom Hirsebrei. Getreidebrei braucht sehr viel weniger Enetgie zur Herstel- lung als Brot, war also billiger. Aber auch Mus (davon das Wort Ge-Müse) aus Linsen, Erb- sen oder Bohnen war ein wichtiger Nahrungs- bestandteil. Die Nonnen des Klosters Günters- tal zum Beispiel aßen abwechselnd grünes und gtaues Erbsenmus und einmal in der Woche Gerstenbrei. Brot und Wasser wurde immer- hin den Stadtarmen gereicht (Spitalordnung von Konstanz). Man muss sich Roggenbrot darunter vorstellen, das - doch den Zusam- menhang kannte man nicht - immer wieder durch Mutterkorn verunreinigt war und so Ergotismus verursachre. (Die damals ,,Antoni- 161 usfeuer" genannte Krankheit ließ die Glied- maßen bei lebendigem Leib abfaulen). Nur an besonderen Tagen oder bei entsprechendem Einkommen gab es helles Dinkelbrot. Weizen war selbst am Oberrhein noch sehr selten, da er viel anfälliger ist als andere Getreidesorten. Mit einem geschätzten Ertrag von 5 : 1 lag üb- rigens die Getreideernte am Oberrhein leicht über dem mitteleuropäischen Durchschnitt. Dennoch blieben auch hier Hungerjahre auf Grund von Missernten nicht aus. Eier gab es häufig, die wurden auch dem Gesinde vorgesetzt, Fleisch nur außerhalb der Fastenzeiten, dann aber nach Vermögen - und da waren die Unterschiede beträchtlich. Ein großer Teil der Bevölkerung lebte an oder sogar unter der Armutsgrenze. Auch darum waren die Zünfte fur die Handwerker so wich- tig: sie versuchten die Arbeit gleichmäßig zu verteilen, sie unterstützten in Not geratene Mitglieder bzw. deren Witwen und Waisen. Zugleich aber waren sie Qualitätsgaranten für die Arbeit ihrer Mitglieder. Nicht nur bei Goldschmieden, wo wir das heute noch ken- nen, auch bei anderen Schmieden, bei Webern und Färbern, kurz überall überprüften Ge- schworene des Handwerks die Einhaltung der vereinbarten Normen. Die Bußen waren sehr hoch, wenn etwas fehlerhaft war. Stoffe etwa, die nicht die vor- geschriebene Webdichte hatten, wurden zer- schnitten. Damit waren Material und Arbeits- zeit verloren, eventuell drohte eine zusätzliche Geldstrafe und als letzter Schritt bei schweren und wiederholten Verstößen der Ausschluss aus der Zunft. BRIGITTE HERRBACH-SCHMIDT Die Karlsruher Majolika-Manufaktur Ein Rückblick auf die letzten 25 Jahre des 100-jährigen Unternehmern Ein Staatsuntemehmen im Niedergang Die Absicht, ihren Geburtstag 1976 mit einer Ausstellung im Badischen Landesmuseum groß zu begehen, konnte nicht darüber hinwegtäu- schen, dass die Karlsruher Majolika-Manufak- tur, die in diesem Jahr ihr 75-jähriges Bestehen feiern sollte, nicht zu den Lieblingskindern des Finanzministers gehörte. Die Ertragslage des Unternehmens, das zuerst der Großherzogli- chen Zivilliste unterstanden hatte, dann dem Land Baden gehörte und schließlich seit der Gründung des Südweststaats 1952 im Besitz des Landes Baden-Württemberg war, bot ihm zu Srolz und Freude auch wenig Anlass. Was die Badischen Neuesten Nachrichten über das Geschäftsjahr 1973/74 berichtet hatten. bei dem ein Umsatz von über 3 Millionen DM erzielt worden war, galt im Prinzip auch noch zwei Jahre später: "Die Erlöse, die das Land Baden-Württemberg jährlich kassiert, sind nicht überwältigend. Es gab auch Defizite bei der Jahresbilanz, und einmal wurde ein Ge- winn von sage und schreibe 69 Pfennig regis- triert." Der anschließende Hinweis, dass "die finanzielle Seite, so wichtig sie sein mag, [ ... 1 nicht die alleinige Rolle" spiele, war letztlich nicht sehr trostreich. Denn auch auf künstlerischem Gebiet bot die Majolika-Manufaktur ein zwar vertrautes, aber nicht eben große Erwartungen wecken- des Bild. Ihre Produktion wurde von Kerami- kern und Keramikmalern bestimmt, die wie Karl Heinz Feisst, Dietmar Liedke, Fridegart Glatzle und KarlTIll schon lange, teilweise seit Jahrzehnten in ihren Diensten standen. Sie lie- ferten nach wie vor solide Arbeit und waren so wichtige Stützen des Unternehmens, warteten aber nicht gerade mit zukunftsweisenden Ideen auf und wurden wohl auch von der Un- ternehmensleitung kaum künstlerisch heraus- gefordert. Was die Karlsruher Majolika in die- sen Jahren an Neuheiten produzierte, waren in erster Linie Fliesen und Wandteller mit Blu- men und Landschaftsmotiven, die dem Ge- schmack eines breiten Publikums entgegen- kamen, künstlerisch aber nicht überzeugen konnten. Dass die Manufakmr immer noch ein in technischer Hinsicht leistungsfahiges Unter- nehmen war, belegen die zahlreichen Fremd- aufträge, die von Editionen für Buchgemein- schaften über Spezialkollektionen bis zu Jubi- läumsgeschenken und Werbeartikeln aller Art reichten und schließlich etwa 35 Prozent der Produktion ausmachten. Interessante Ergeb- nisse brachte zum Beispiel die Tätigkeit für die Büchergilde Gutenberg, die nicht nur Teller nach historischen Vorbildern bestellte, sondern auch mit Künstlern wie Franz Dewald zusam- menarbeitete, deren Plastiken und Wandteller den Mitgliedern exklusiv angeboten wurden. Der wichtigste Kunde war seit Ende der 60er Jahre die Karlsruher Firma Rettmer & Luy, die eine umfangreiche Kollektion dekorativer Lampen und Wohnaccessoires fertigen ließ. Außer unter dem Markennamen "lma-Leuch- ten" angebotene Tischlampen, Hängelampen und Wandappliken gehörten dazu Vasen, Schalen und Dosen verschiedener Größe. Dafür wurden in der Manufaktur spezielle Glasuren mit metallischem Glanz oder mar- morartiger Wirkung entwickelt. Die Kollekti- on bewies. dass unter Ausnützung der techni- schen Möglichkeiten der Majolika zeitgemäße Produktlinien zu verwirklichen waren. Auf das 162 eigene Programm der Manufaktur blieben solche Anregungen aber ohne Auswirkung. Partner gesucht - und gefunden Gegenüber der Blütezeit des "Wirtschaftswun- ders" hatte sich die Belegschaft des Unterneh- mens seit den späten 60er Jahren um die Hälf- te auf etwa hundert Mitarbeiter reduziert. Trotzdem verschlangen die Löhne den größ- ten Teil der Einnahmen. Die geringe Produk- tivität, die Ursache für das steigende Defizit war, machte Ende der 70er Jahre eine Moder- nisierung des Betriebs unabweisbar. Eine durchgreifende Sanierung hätte jedoch be- ttächtliche Investitionen erfordert, für die das Land Baden-Württemberg die Mittel nicht bereitstellte. "Um das Unternehmen zu erhal- ten und die ArbeitSplätze zu sichern" - so das Finanzministerium im Oktober 1977 - "habe sich das Land entschlossen, das Stammkapital in Höhe von 500.000 Mark an einen 'poten- ten Interessenten' zu übertragen." Diesen glaubte man in Prinzessin Theresa zu Fürsten- berg gefunden zu haben. Als die Verkaufsplä- ne bekannt wurden, formierte sich in der Karlsruher Öffentlichkeit Widerstand mit dem Hinweis, dass die Majolika-Manufaktur nicht nur ein Wirrschaftshetrieb, sondern eine mit der Stadt fest verbundene kulturelle Ein- richtung sei, die öffentliche Förderung bean- spruchen könne. Nachdem die SPD eine Pri- vatisierung rundweg abgelehnt hatte, wurde am 16. November 1977 mit den Stimmen von CDU und FDP im Gemeinderat eine Ent- schließung verabschiedet, die forderte: "Das ArbeitSplarzangebot der Manufaktur muss dauerhaft gesichert bleiben, die Zusammenar- beit der Manufaktur mit freien Künstlern muss gefördert werden. Landesregierung und Landtag müssen die vorgenannten Ziele mit einer nach Aktienrecht erforderlichen Beteili- gungshöhe sichern." Dieser Linie folgte auch der Landtag, der in seiner Sitzung vom 26. Januar 1978 den bereitS ausgehandelten Ver- kauf ablehnte. In der Gernsbacher Katz-Werke AG wurde im Lauf des Jahres 1978 schließlich ein Partner gefunden, der bereit war, 74,8 Pro- zent der Aktien zu erwerben, während das Land Baden-Württemberg eine Sperrminori- tät von 25,2 Prozent behielt. Die Vereinba- rung mit den neuen Haupteigentümern, die Investitionen in Millionenhöhe zugesagt hat- ten, sah vor, eine langfristige wirtschaftliche Sicherung des Betriebes unter Berücksichti- gung seiner künstlerischen Tradition zu ge- währleisten. Auf diese Tradition verwies mit Nachdruck die große Jubiläumsausstellung, die wegen der schwierigen Forschungslage erst mit einiger Verspätung 1979 im Badischen Landesmuse- um gezeigt werden konnte. Die Verschiebung kam in der neuen Situation durchaus gelegen, rückte die Manufaktur durch die historische Leistungsschau im Schloss doch verstärkt ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Der neue Vorstand ging auch zügig daran, das Unternehmen aus der Talsohle zu führen. Das Kapital wurde auf eine Million DM er- höht, vor allem aber bemühte man sich, zusätz- lich zu den bewährten Kräften, neue Künstler für das Unternehmen zu gewinnen. Dazu war vorgesehen, neben sieben 5rammateliers zwei Gastateliers einzurichten und Kontakte zur Kunstakademie zu knüpfen. Im Bereich der Serienproduktion setzte man zum einen auf anspruchsvolle, künstle- risch gestaltete Keramik, zum andern auf Ge- brauchs gerät in einem zeitgemäßen Design. Die erste Position wurde seit 1979 von Flori- an Merz vertreten, der mit einzelnen bemalten Vasen und Tellern der Manufaktur einen Weg wies, ihrem überkommenen Anspruch als kunstkeramische Werkstätte unter veränderten Bedingungen gerecht zu werden. Mit Hans Theo Baumann konnte einer der angesehens- 163 ten deutschen Designer für die Karlsruher Majolika gewonnen werden. Zwischen 1979 und 1981 schuf er eine rund hundert Model- le umfassende Kollektion von Schalen, Tellern, Vasen, Dosen und Leuchtern in klaren, wei- chen Formen, die durch das Farbenspiel ein- ander überlagernder Glasuren ihren besonde- ren Reiz erhielten . Enttäuschte Hoffnungen und ein bescheidener Neuanfang Obwohl mit der Verpflichtung von Metz und Baumann ein künstlerischer Neuanfang ver- sucht wurde und auch auf dem Gebiet der Baukeramik Verbindungen zu Bildhauern wie Jürgen Goertz und Mathias Ohndorf zustan- de gekommen waren, musste die Majolika Ende 1981 eingestehen, dass sie kein gutes Jahr hinter sich hatte. Einbrüche gab es ange- sichts starker Konkurrenz nicht nur bei den Ofenkacheln, deren noch wenig ausgereifte Produktion von der Geschäftsleitung forciert worden war, sondern auch bei den Geschenk- artikeln. Für Januar 1982 musste daher für etwa die Hälfte der rund hundert Beschäftig- ten Kurzarbeit beantragt werden, und im Frühjahr wurde der Personalstand auf80 Mit- arbeiter verkleinert. Um die Schwierigkeiten zu überwinden und in Erwartung einer weite- ren Kapitalzufuhr durch die Katz-Werke und das Land Baden-Württemberg, gewährte die Stadt Karlsruhe dem "künstlerisch bedeuten- den Betrieb, der für das Image unserer Stadt sehr wichtig ist", wie Oberbürgermeister Dul- lenkopf unterstrich, einen verlorenen Zu- schuss in Höhe von 300.000 DM. Angesichts der ungünstigen Konjunkturlage brachten die eingeleiteten Sanierungsmaßnahmen jedoch nicht den erwarteten Erfolg. Die Katz-Werke AG geriet durch die Verluste der Majolika- Manufaktur 1982 selbst in Schwierigkeiten und beschloss daher, mit Ablauf des Geschäfu- jahres 1982/83 aus dem ,,Abenteuer Majolika" auszusteigen. Mit Wirkung vom I.Juni 1983 wurde das Land Baden-Württemberg wieder alleiniger Besitzer der Staatlichen Majolika- Manufaktur Karlsruhe, entschloss sich jedoch, den Betrieb nur noch "als kleine, aber hoch- qualifizierte Kunsrwerkstätce "mit etwa 25 Mitarbeitern weiterzuführen. Diese Schrump- fung rettete die Manufaktur - zumindest vor- läufig - vor dem endgültigen Ruin, bedeutete aber den bis dahin schwersten Einschnitt in ihrer Geschichte. Zum Alleinvorstand wurde Helga Wit- kowski bestellt, die schon seit 1955 im Bereich Baukerarnik der Manufaktur tätig gewesen war. Ihr gelang es, das Unternehmen mit durch- schnittlich etwa 30 Mitarbeitern allmählich zu konsolidieren und die Erträge zu verbessern, wobei sie auf das bewährte Sortiment setzte und die Neuansätze der vergangenen Jahre nicht weiter verfolgte. Ein wichtiges Standbein blieb die BaukeramIk, auch gelang es immer wieder. Künstler von auswärts zu gewinnen, ihre Arbei ten mi t der Maj olika-Man ufaktur zu realisieren. Als Helga Witkowski Ende 1994 altershalber ausschied, war der Umsatz nach anfänglicher Besserung zwar wieder auf2 Mil- lionen DM zurückgegangen, durch weiteren Personalabbau und höhere Produktivität der verbliebenen 19 Mitarbeiter konnte trotzdem ein befriedigendes Ergebnis vorgelegt werden. Im Januar 1995 wurde Gernot Wallner, Baudirektor am Staatlichen Hochbauamt Frei- burg, zum Vorstand der Karlsruher Majolika- Manufaktur berufen. Zu seinen vordringlichs- ten Aufgaben zählte die seit Jahren ansrehende Sanierung des Fertigungsbaus, für die das Land, 5,7 Millionen DM bereitstellte. Diese Maßnahme war im Mai 1996 abgeschlossen. Neben einer Verbesserung der Produktionsab- läufe ermöglichte der Umbau die Einrichtung einer Reihe von Ateliers, die an interessierte Künstler vermietet wurden. Eine Verpflich- 164 tung zur Zusammenarbeit mit der Manufak- tur war mit der Vermietung nicht verbunden. Mit der "Cantina Majolika" zog auch ein gas- tronomischer Betrieb in das Gebäude ein. Sollte auf diese Weise das Majolika-Gelän- de zu einem für Besucher attraktiven Ort ge- macht werden, so bemühte sich WaHner gleichzeitig, durch die Zusammenarbeit mit Künstlern auch im Produktions programm neue Akzente zu setzen. Mit dieser Absicht rief er die "MajolikaAktionen" ins Leben, Editio- nen in limitierter Auflage, die zwischen 1995 und 1999 mit jährlich wechselnden Gruppie- rungen von Malern und Bildhauern durch ge- fuhrt wurden. Sie sollten der Manufaktur neue Aufgaben und einen neuen Markt erschließen, auf dem freilich nur langfristig Erfolge zu er- warten waren. Die Renovierungs- und Umbaumaßnah- men im Fertigungsbau führten zu Einschrän- kungen der Produktion, so dass in den Ge- schäftsjahren 1994/95 und 1995/96 ein Um- satzrückgang auf I ,8 Millionen bzw. 1,5 Milli- onen DM hingenommen werden musste. Von den Einnahmen entfielen durchschnitrlich rund 45 Prozent auf die "Kleinkunst", I 0 Pro- zent auf Gartenkerarnik, 25 Prozent auf Bau- keramik und 20 Prozent auf Fremdaufträge. Unter den Fittichen der Landesbank Während in Karlsruhe neben der Sanierung des Manufakturgebäudes eine allmähliche Neuorientierung des Sortiments angegangen wurde, entschloss sich die Landesregierung in Stuttgart zu einer Neuordnung des Landesver- mögens, von der auch die Staatliche Majolika- Manufaktur betroffen war. Im Zuge verschie- dener Transaktionen und Fusionen, aus denen am Ende die neue Landesbank Baden-Würt- temberg hervorging, wurde auch die Majolika- Manufaktur privatisiert und zunächst in das Eigentum der Landeskreditbank, dann der neu- Florian Merz, Schale mit Frauenkopf, Staadiche Majolika-Manufaktur Karlsruhe, 1980. en Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) überführt. Das traditionsreiche Unternehmen wurde von einer Aktiengesellschaft in eine GmbH umgewandelt, deren Geschäftsführer der bisherige Alleinvorstand Gernot Wallner wurde. Seit Ende 1999 führt das Unterneh- men neben seinem offiziellen Namen Staatli- che Majolika-Manufaktur Karlsruhe GmbH die Bezeichnung "Majolika Karlsruhe Kera- mik Manufaktur". Als Gernot Wallner zum Jahresende 1999 aus dem Amt schied, stellte die neue Eigentü- merin zum I. Januar 2000 mit Anton Goll ei- nen Betriebswirt und ausgewiesenen Marke- tingfachmann als Geschäftsführer ein. Seine vordringliche Aufgabe bestand zunächst darin, die Karlsruher Majolika in der Öffentlichkeit wieder stärker ins Gespräch zu bringen. Einen spektakulären Schritt in dieser Richtung stellte der noch mit seinem Vorgänger gemeinsam vorbereitete "blaue Strahl" dar. Als begehbare Linie aus 1.645 blau glasierten Platten führt er, einem der ursprünglich strahlenförmig vom Mittelpunkt der barocken Stadtanlage ausge- henden Wege folgend, seit dem Stadtgeburts- tag am 17. Juni 2000 vom Turm des Karlsru- her Schlosses direkt zur Majolika-Manufaktur 165 Frid~gart GI :HZI~ . Ooppclf1i~s~, S[aadich~ Majolika-Manufaktur Karlsruhe. 1976. im Hardrwald. Dem Ziel, das Unternehmen wieder stärker an die Stadt und ihre Bewohner heranzuführen, dient auch die Neugestaltung des Betriebsareals mit einer vielseitig nutzba- ren Hofanlage und großzügigen Schau- und Verkaufsräumen, in denen sich die Manufak- tur mit ihrer rraditionellen Produktion, vor allem aber mit ihren Neuerungen wirkungs- voll präsentieren kann. Diese verdanken sich vor allem der Zusam- menarbeit mit einer Reihe freier Künstlerin- nen, deren Schöpfungen bei einem breiteren Kreis Kunstinteressierter Akzeptanz finden. Ähnliches gilt für die Gartenkeramik, für die sich neue Gestaltungsmöglichkeiten jenseits der traditionellen Gartenfiguren abzeichnen. Auch auf dem Gebiet der Baukeramik konn- te die Manufaktur in den letzten Jahren ihre führende Stellung behaupten, bei der Denk- malpflege könnten neue Aufgaben auf sie zu- kommen. Insgesamt gesehen, kann die Manu- faktur daher mit gewissem Optimismus ihren 100. Geburtstag begehen - jedenfalls solange die LBBW ihr ein schützendes Dach bietet. PETER SCHMITT Di~str Bdtrag bmiut auf ~in~m /iing~rm Aufiatz in: M Bachmay~rlP. Schmitt. Kttrlsruhtr Majolika 1901- 2001, 100 Jahu Kunstk~ramik du 20. JahrJJtlnd~rtJ. G. Braun Buchvulog. Karlsrulu 2001, 240 S~itm mit 400 Farbbildrrn. Aus der Schatzkammer der Badischen Landesbibliothek Auf Grund ihrer bedeutenden Handschriften- sammlung gehört die Badische Landesbiblio- thek in Karlsruhe zu den europäischen Spit- zenbibliotheken, die zu Recht mit Stolz auf ihre Altbestände blicken dürfen. Deutlich vor Augen geführt wurde das der Karlsruher Be- völkerung im Juni 2001, als bekannt wurde, dass die älteste Handschrift des Nibelungenlie- des, die insbesondere mit Mitteln der Landes- bank Baden-Wümemberg erworben wurde, 166 in Zukunft in der Badischen Landesbibliothek beheimatet sein wird. Es handelt sich bei die- sem Kodex um den bedeutendsren Einzelzu- gang seit der Säkularisation von 1803. Voraus- gegangen waren die Ankäufe werrvoller Be- stände aus der Fürstlich Fürstenbergischen Bib- liothek durch das Land Baden-Württemberg, nämlich Handschriften (1993), Inkunabeln (1994), Musikalien (1999) und schließlich wei- terer Druckwerke Donaueschinger Provenienz (1999-2001), vornehmlich aus der Bibliothek des frühen Germanisten Joseph von Laßberg. So fügt sich Laßbergs berühmtestes Sammler- stück, der Nibelungenlied-Kodex, ausgezeich- net ein in den bestehenden Sammlungszusam- menhang der Badischen Landesbibliothek. Zur badischen Bibliotheksgeschichte Die Büchersammlung der badischen Markgra- fen dürfte wenigstens auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückgehen. Sicher hat das markgräfliehe Haus Bücher besessen, die seit der Erfindung Gutenbergs mit beweglichen Lettern gedruckt wurden. Das älteste bekann- te Zeugnis markgräflichen Buchbesitzes ist jedoch eine Handschrift, das so genannte Stundenbuch des Markgrafen Christoph I. von Baden (1453-1527). Wie für die Biblio- thek sind für das Stundenbuch keine exakten Entstehungsdaten überliefert. Auf Grund ko- dikologischer, paläographischer und kunsthis- torischer Kriterien geht man davon aus, dass die Handschrift in lateinischer Sprache mit einer abschließenden Reihe französischer Ge- bete im ausgehenden 15. Jahrhunderr in ei- nem Pariser Atelier für Christoph von Baden hergestellt wurde. Einen bedeutenden Hinweis auf die mark- gräfliche Bibliothek gibt im Jahre 1528 eine Dankadresse des Basler Reformators Johannes Öcolampadius an den Markgrafen Philipp I. (1479-1533). Der Theologe dankt für die Ausleihe einer Handschrift aus der Stifts- und Schloss kirche St. Michael in Pforzheim Zut Herausgabe seiner Cyrill-Ausgabe, die bei dem Basler Drucker Andreas Cratander erschien. Die Handschrift stammte ursprünglich aus der Bibliothek des Humanisten Johannes Reuch- lin. Reuchlins Vermächtnis zierte seit 1523 die markgräfliehe Büchersammlung in Pforzheim. 1535 wurde die Markgrafschaft zwischen den Brüdern Philipps 1., Ernst (1482-1553) und Bernhard (1474-1536), geteilt. In der Folge widerfuhren den Büchersammlungen der bei den Linien verschiedene Schicksale, bis sie 1771 wieder in der Karlsruher Hofbibli- othek vereinigt wurden. Markgraf Karl 11. (1529 -1577) verlegte im Jahre 1565 seine Re- sidenz von Pforzheim nach Durlach, seine Bi- Codex Donaueschingcn 63: N ibelungenlied, 13. Jahrhun- dert, aus der Bibliothek Joscphs von Laßberg (1770- 1855) 167 Codex Durlach I: Ältesres Zeugnis markgräflieh bad ischen Buchbesines, Stundenbuch Christophs L, um 1500, Verkündigung an Mafia bliomek fand dort in der Karlsburg ihre neue Bleibe. Die erneute Verlegung der Residenz und damit des Bücherstandortes ins Karlsru- her Schloss geschah im 18. Jahrhundert. Lange bevor Säkularisation und Mediati- sierung reiche Güter zu Beginn des 19. Jahr- hunderts in die Karlsruher Bibliothek brach- ten, befand sich ein verschwenderisch ausge- stattetes deutsches Gebetbuch des 16. Jahr- hunderts im frühen wertvollen Bestand der Hofbibliomek. Diese Handschrift darf dem Leser ein Beispiel für die Kostbarkeiten sein, für die die Badische Landesbibliomek auch in Zukunft Sorge zu tragen hat. Das Original wird anlässlieh seiner Faksimilierung im kom- menden Jahr im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das "Gebetbuch der Markgräfin von Brandenburg" Das im Jahre 1520 entstandene Werk des noch jungen Augsburger Malers Narziss Ren- ner ist sicher bereits im Jahrhundert seiner Entstehung in badischen Besitz gelangt. Das Gebetbuch wurde für Markgraf Kasimir von Brandenburg-Ansbach-Kulmbach (1481- 1527) und insbesondere dessen jungvermählte Gattin Susanna 1520 hergestellt. Die glänzen- de Hochzeit Kasimirs mit Susanna von Bayern (1502-1543) war ein gesellschaftliches Ereig- nis ersten Ranges. Sie fand statt zur Zeit des Reichstages in Augsburg im Jahre 1518 und damit in Anwesenheit Kaiser Maximilians 1., dem Onkel der Braut. Die dritte Tochter des Paares, Kunigunde, heiratete am 10.3.1551 den badischen Markgrafen Karl II. Ober Ku- nigunde (1523 -15 58) ist das kostbare Stück in das badische Erbgut gelangt. Das Jahr 1520 brachte für Kunigundes Mutter Susanna aufreibende Zeiten. Zu Jah- resbeginn stellte die Markgräfin ihre erneute Schwangerschaft fest. Sicher wird sich das Paar nach der Geburt der Tochter Maria im Herbst zuvor einen Thronfolger gewünscht haben. Für die noch dreiköpfige Familie wurde nach Auskunft der Handschrift selbst im März 1520 die Herstellung des Gebetbuches in Angriff genommen. Laut dem Zeugnis der Familieneinträge in der Handschrift wurde fünf Monate später jedoch die zweite Tochter Kamarina am 30.8.1520 geboren. Der heiß ersehnte Sohn, Albrecht, kam erst im Jahre 1522 zur Welt. Von den Zeitgenossen wurde er wegen seiner Charaktereigenschaften früh nach dem Griechen Alkibiades benannt, den auch sein Lehrer Sokrates nicht zu zügeln vermochte. MarkgrafAibrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach hat als "fürstlicher Mordbrenner" ein besonders negatives Bild seiner Persönlichkeit in der Geschichte hinrer- 168 lassen. Er fand in seinen letzten Tagen als po- litisch völlig Gescheiterter eine Zufluchtsstätte bei seinem badischen Schwager Karl und sei- ner Schwester Kunigunde, wo er 1557 in Pforzheim verstarb. Der letzte familiengeschichrliche Eintrag im Karlsruher Gebetbuch hält den Tod des knapp 35-jährigen fest, der in der Pforzheimer Stifts- und Schlosskirche St. Michael begraben wurde. Die badische Verwandtschaft Albrechts muss sich noch bemüht haben, aus dem "Sau- lus" einen "Paulus" zu machen. So gilt er in Quellen des 18. Jahrhunderts sogar als Autor eines geistlichen Liedes "Was mein Gott will, das gescheh allzeit", welches er in seinen letz- ten Lebenstagen im Badischen verfasst haben soll. Das Gebetbuch Susannas von Branden- burg ist ein besonders intimes Dokument der markgräflichen Familie. Die Wünsche des jungen Paares, Susannas Hoffnungen und Ängste als Schwangere und junge Mutter, werden in Miniaturen und Texten greifbar. So enthält die Handschrift, wohl auf besonderen Wunsch Susannas hin, ein Gebet um Beistand für Schwangerschaft und Entbindung und um ein gesundes, wohlgestaltetes Kind. Stellvertretend wird Margaretha angerufen, die Patronin der Schwangeren. Dem Betrach- ter des Kodex begegnet auf vielen Pergament- blättern Kinderspiel, und zwar in Gestalt der sich auf den Randleisten tummelnden Putten. Sie tanzen beim Flötenspiel. streiten sich um ihren Brei, reiten auf dem Steckenpferd und ahmen in vielfältiger anderer Weise die Er- wachsenenwelr nach. Codex Durlach 2: "Gebetbuch der Markgräfin von Brandenburg". 1520. Jesus und die zu Boden gestürzten Soldaten. UTE OB HOF Codex Durlach 2: Punen löffeln Brei. 169 Auch die Vaterlandsliebe geht durch den Magen! Versorgung im Krieg: Fleisch, Milch, Eier und Butter fiir Baden und seine Residenz 1915-1918 Fleisch vom Rind nnd Schwein: tigung der wirtschaftlichen Verhältnisse und Stets teurer - doch die Ration bleibt klein der Bedürfnisse der Verbraucher verändert wurden. Kein Fleisch ohne Futter - nach diesem Motto war man während des Ersten Weltkrieges in Baden darauf bedacht, einerseits so viel Futter- mittel wie möglich zu sparen, indem man zum Beispiel die Weiden möglichst lang nutzte, andererseits alles mögliche, wie zum Beispiel Küchenabfälle, ja sogar Tierkadaver zur Ver- fürrerung zu nutzen - das war die Geburts- stunde des Tiermehls, das vor kurzer Zeir zur BSE-Krise führte. Dabei war zu berücksichti- gen, dass keine der ohnehin knappen Nah- rungsmirrel für Menschen an die Tiere verfüt- (ert wurden. Nach Kriegsbeginn kam es zu vielen SchIaehrungen, da das Heer versorgt werden musste. Außerdem hatten die Bauern weder genügend Futter noch ausreichend Arbeits- kräfte; deshalb gingen viele ihrer Tiere zum Schlachthof. So entstand 1914 ein Überange- bot an Schlachcvieh. Um die Viehbestände jedoch längerfristig zu sichern, wurden zahl- reiche Schlachcverordnungen erlassen. Trotz- dem ließ es sich nicht vermeiden, dass der Vieh bestand wegen des großen Mangels an Furrermitteln gegen Kriegsende immer mehr zurückging. Tierseuchen, die ebenfalls den Bestand bedrohten, konnten allerdings wirk- sam bekämpft werden. Beim Viehverkauf galten grundsätzlich Marktpreise, die sich aus Angebot und Nach- frage ergaben. Um zu vermeiden, dass Vieh- preise durch künstliche Verknappung in die Höhe getrieben wurden, setzte man Höchst- preise an, die immer wieder unter Berücksich- Von Anfang an gab es eine Konkurrenz zwischen Heer und Zivilbevölkerung um das Schlachcvieh. Deshalb wurde der Badische Viehhandelsverband ins Leben gerufen, der Ankauf, Absatz und Versand von Vieh, Kauf- preise und Aufschläge regelte. Die Badische Fleischversorgungsstelle, die zeitgleich einge- richtet wurde, hatte die Aufgabe, Bedarf und Export von Vieh zu regeln und genügend Vieh für Heer und Bevölkerung zu beschaffen. Ab 1916 übernahmen die Kommunalverbände letztere Aufgabe. Im Laufe des Krieges versuchte man, den Fleischkonsum der Bevölkerung in Restau- rants einzuschränken. Es gab auch generell fleischlose Tage und später wurden sogar fleischlose Wochen verordnet. Am 1. Mai 1916 wurde eine Fleischkarte eingeführt, die allein ein Anrecht auf eine genau festgesetzte Menge Fleisch sicherte, welche man natürlich selbst bezahlen musste; bis Kriegsende wurde diese Menge bis auf 200 Gramm pro Person und Woche gekürzt. Die Verkürzung der Schonzeiten und Er- höhung der Abschusszahlen sollte das Angebot an Wlid, bessere Fangmethoden auf dem Rhein das Angebot an Fisch erhöhen. Es blieben Tropfen auf den heißen Stein, zumal der Tro- ckenfisch den Karlsruhern nicht besonders mundete. Um speziell die Armen zu unterstützen, wurden vor allem vom Badischen Frauenver- ein Kriegsküchen eingerichtet. Hielt sich auch die Begeisterung der Bevölkerung wegen der 170 oft beklagten mangelnden Qualität des Essens in Grenzen, so wurde diese Wohlfahrtseinrich- tung doch immer mehr von den Bedürftigen in Anspruch genommen. Die Stadt Karlsruhe besaß einen eigenen Gutshof und versuchte durch einen Schweine- zucht- und Mastbetrieb in Rüppurr und am Schlachthof die Not der Menschen zu lindern. Der städtische Gutsbetrieb wurde immer wei- ter ausgebaut. Die Pachrverträge von Ackerflä- chen wurden gekündigt und selbst bewirt- schaftet, weiteres Vieh zur Zucht, Mast und Arbeit angeschafft. Ende 1917 bestellte die Stadt mit 141 Beschäftigten und allerlei Vieh 150 Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 243 Hektar. Milch, Butter, Fett - dem Mangel den Krieg erklären Fast zeitgleich mit dem Kriegsausbruch im Juli des Jahres 1914 serzte eine den Krieg überdau- ernde Lebensmittelteuerung ein. Gerade unter der immensen Milchverteuerung hatte das Volk besonders zu leiden, denn konnre man auch ohne "Luxusgüter" wie Fleisch oder Fisch zurecht kommen, eine unzureichende Versor- gung mit Milchfetten bedeutete besondets füt Kinder, Alte und Kranke oft einen besonders bitteren Verzicht. Auch Baden blieb von Milchverteuerun- gen nicht verschont - doch gelang es den ba- dischen Bauern über 1915 hinweg die Verteu- erung im Rahmen des Erträglichen zu halten. Der Grund dafür war, dass man in Baden pro Kuh durchschnittlich 500 Liter über dem jährlichen Landesdurchschnitt lag -, so gab es also anfangs noch eine kleine Milchreserve. Die Bauern versuchten zudem die Preise durch Tierzukäufe zu drücken, allerdings mussten sie die so entstandenen Mehrkosten auf den Milchpreis umlegen: Die Rechnung ging nicht auf und der Krieg tat ein Übriges. 171 '. iJleifdJuetfofguug. . . ~, I. :me 5\opfm,nge an 31,qc~ unbllllurit beträgt lfir bie fommen'Oe Wnebe 200 Qr unbjtDQt ISQ gr jJleifef) unb 50 gr Wurft, lfir 5\inber j,,,,eils bie \jä1.!1e. . 2. mlarfen Tinb 'abaugeben: '\ 3fir 40 gr 3tll(~",urlt ein. 31'ilc~mar!, 3nr40 gr 6c~la<f)tDie~fI'ilc~ mit ,inB,,,,ac~l,n," .slnocl)en alPti (jleifcl)marfen . ~ 3U, 16 B' 6c~lac~tDie~fI<ilc~ D~n, 5\no(~,n, -.Gcl;linfen, :l)auermurft, 3ungc. unb .6pecf eine 3Ieil(~ma,!,: . 3m übrigen gelten bie !BeJtimmungen unieret ·~e . f~nntItlQcl)~ng oom>27.~prif 1911. 5\od.ru~"b,n24.'llugult 1917 !Jlo~t.ng.mttt.IQmt ber Stobt 5\Qrl.ru~ •• Bekanntmachung zur Fleisch versorgung aus dem • Volksfreund • vom 25. August 1 9 17 Bekanntmachung zur Fleischversorgung aus dem "Volksfreund" vom 25. August 1917. Die Regierung sah sich zum Handeln gezwun- gen: Höchstpreise mussten her. Um den Miss- ständen bei der Milchversorgung abzuhelfen, wurden auch im Jahte 1916 weitere Maßnah- men ergriffen. Ab der Mitte des Jahres konnte man an den Verkaufsstellen Milch nur noch gegen das Vorweisen eines "Milchheftes" erlangen, auf dessen Deckblatt angegeben war, wie viel Li- ter Milch der Inhaber zu beanspruchen hatte. Immer wieder mussten die Höchstpteise für Milch, Butter und andere Fette neu festgesetzt werden. Beim städtischen Nahrungsmittelamt Karlsruhe wurde zur Regelung der Butterver- sorgung eine "Butterverteilungsstelle" einge- richtet. Auch im Jahre 1917 mussten die täg- lichen Milchportionen pro Kopf immer weiter rationiert wetden und so kam es, dass ab der Mitte dieses Jahres ein gesunder Erwachsener keinen Anspruch mehr auf Vollmilch hatte. Die strikten Maßnahmen verschlechterten die Stimmung in der Bevölkerung. Deshalb mahn- te die SPD im "Volksfreund" die Regierung, alles zu tun, was die Situation der Menschen verbessere. Denn: ,,Auch die Vaterlandsliebe geht durch den Magen." Nachdem man sich mit den geringeren Fleischportionen inzwi- schen abgefunden hatte, empfand man den Mangel an Fett als äußerst ärgerlich. Man ver- suchte deshalb die Not zu erklären und hielt Ausschau nach Schuldigen. Dabei wurden nicht selten Gerüchte in die Welt gesetzt über Schlendrian und Misswirtschaft. Trotz aller Bemühungen, sah die Situation für die Bevöl- kerung im letzten Kriegsjahr 1918 hoffnungs- los aus. Lieferungen kamen nur noch spora- disch zustande. Es war fast unmöglich gewor- den, den Überblick über die Verteilung zu behalten . Die Stimmung in der Bevölkerung war daher überaus schlecht, was durch die schon absehbare Niederlage im Krieg nur ver- stärkt wurde. Es sollte selbst nach Kriegsende noch Monate dauern, bis die Versorgung wieder einigermaßen hergestellt war. Bis dahin musste die badische Bevölkerung weiter aus- harren - aber das war sie ja schon gewohnt. Kleinvieh macht auch' Mist Im Laufe des Krieges wuchs mit den Problemen bei der Versorgung mit Rind- und Schwei- nefleisch die Bedeutung des "Kleinviehs", also von Kaninchen, Schafen, Ziegen und Geflügel - abgesehen von den Hühnern, die als Eier- lieferanten schon immer eine MonopolsteI- lung hatten. Doch trotz seiner wichtigen Stel- lung wurde am Geflügel bald gespart. Eine strenge Ausführung des Prinzips: "zuerst die Menschen" führte dazu, dass den Geflügelhal- tern kaum noch Getreide als Futtermittel zur Verfügung stand, da man fast alles für die menschliche Ernährung beschlagnahmte. So war eine Reduzierung der Geflügelbestände unumgänglich. Da kaum noch Körnerfütterung zur Verfü- gung gestellt werden konnte, versuchten die ~lt Si< cilItn ~trfudj mit Dr. Jnarti's €i·Spar= Cablttt~ll: 5<1ja.~ftr I1IÜ 6 !!cbltften 15 'Pf9· 'iJn~rrtr ;1 in !amtr,~mQlen. j~~~ Anzeige aus dem .. Volksrreund". Behörden bald, eine körnerlose Fütterung als ebenso effektiv darzustellen, was bei den Züch- tern Empörung und Sorge hervorrief. Den- noch blieb schließlich keine andere Wahl, als immer mehr zu Ersatzfuttermitteln überzuge- hen. Um diese Entwicklung zu fordern, brach- ten die höheren Stellen Broschüren über die sinnvolle Zusammensetzung des Ersatzfutters heraus, gespickt mit wissenschaftlichen Bele- gen, dass Hühner sehr wohl auch körnerlos am Leben und sogar leisrungsfähig erhalten werden könnten . Von Klee über Küchenabfäl- le bis hin zu Stroh und Schilf schien nach sol- chen Broschüren fast alles eine gute Grundlage für die Fütterung zu bieten, wenn man es nur fein genug mahle. Doch abgesehen davon, dass der erfahrene Züchter nach wie vor nicht glaubte, seine Zucht ohne Körnerfutter erfolgreich betreiben 172 zu können. fehlte diesem Ersatzfutter unbe- dingt noch ein eiweißreiches Beifutter. das je- doch nur in Form von Tiermehl und Kno- chenleimfutter vorhanden war. Doch nur in Maßen. so dass sich hier sogleich wieder das Problem der gerechten Verteilung einstellte. Die Futterknappheit war also kaum in den Griff zu bekommen. Am meisten machte den Geflügelhaltern das Problem der Nachzucht zu schaffen. Denn die Küken waren mit dem für die Alttiere verwendeten Ersatzfutter kaum groß zu ziehen und gesund zu erhalten. Hilfe vom Staat kam in erster Linie in Form von Brurmaschinen. doch die ausgebrüteten Tiere mussten ja fressen. Gegen ihren Hunger hal- fen auch die von der Landwirtschaftskammer ausgesetzten Prämien (15 Reichsmark für 50 selbsterbrütete Küken) nichts. Im Zuge all dessen wurde auch die Versorgung mit Eiern immer schlechter. denn die Bestände nahmen ja ab und die Hühner waren weniger legekräf- tig. Die Hühnerhalter konnten die geforderte Menge oft nicht abliefern. so dass es zu großen Versorgungsengpässen kam. So war bereits 1916 das Färben von Eiern zu Ostern verbo- ten. zeirweise fiel auf drei Personen gerade einmal ein Ei in der Woche ab. Ein Problem war die Nichteinhaltung der Eierablieferungspflicht. Die vorgeschriebene Menge an Eiern wurde von den Überschuss- verbänden nur unzureichend an die Bedarfs- verbände abgeliefert. (Ende 1917. Anfang 1918 gerademall 0 % der Pflichrmenge) Um dieses Problem zu bewältigen. versuchten es die Behörden mit Zuckerbrot und Peitsche. Bei Nicht-Erfüllung der Pflicht drohten safti- ge Sanktionen. bei guter oder übermäßiger Er- füllung winkten materielle oder finanzielle Blick in die Kriegsküche des Badischen Fraucnvercins in der Feschallc Karlsruhc. 173 Im Kleinen Saal der Festhalle befand sich eine der Ausgabesrcllen fUf Lcbensmirrdkanen. Prämien. Der Schwarzmarkt boomte trotz- dem. Kein Wunder: es ließen sich hier doppelt so hohe Preise erzielen. Doch auch Städte. die die Eier vom Nest weg beschlagnahmten. konnten kaum genügend Eier aufbringen. Zu groß war die Futtermittelknappheit. Der Not- stand ist aber auch auf den Mangel an Koope- ration und Kommunikation zurückzuführen. In ländlichen Gebieten konnten teilweise sogar Überschüsse produziert werden. die in den schlechter versorgten Städten aber nur selten ankamen. Der Versuch der Selbsthilfe führte unter anderem dazu, dass in guten Eierzeiten Eier eingefroren oder per Post und Bahn verschickt wurden. So erhielt schließlich die "Eiersen- dung" eine eigene Verordnung. Der größer wetdende Mangel brachte auch immer mehr Ei-Ersatzmittel auf den Markt: Teilweise eine echte Alternative, teilweise auch reine Geld- mache mit der Not der Menschen. Andere "Lieferanten" für Frischeier waren Gänse und Enten. Allerdings blieben sie nur von geringerer Bedeutung. da die Legeleistung der Hühner wesendich größer ist. Der Handel mit lebenden Gänsen und Gänsefleisch war dagegen populärer und rückte gegen Ende des Krieges besonders ins Rampenlicht. weil oft- mals erheblicher Wucher betrieben wurde und Züchter gegen Futtervorschriften verstießen. Die Kaninchenzucht gewann besonders an Bedeutung. Die enorme Anspruchslosigkeit der Tiere prädestinierte sie für die private Haltung. Der Karlsruher Kaninchenzüchter- verein warb für die Zucht und gab hilfreiche Tipps in Zeitungsartikeln. Auch die Stadt 174 unterstützte die Eigeninitiative bei der Fleisch- versorgung, indem sie Häsinnen zur Verstär- kung der Zucht ausgab oder städtische Wiesen zur Grasnutzung anbot. Durch die Haltung von Ziegen und Scha- fen konnten Privatleute ebenfalls Initiativen ergreifen. was die Stadt durch Beschaffung von Futtermitteln honorierte. Außerdem wurden Maßnahmen zur Winterlammung bei Ziegen getroffen. um dadurch die Milchversorgung auch im Wintet zu sichern. Harnsterei und Tauschhandel Wer Geld hatte. konnte sich fast alles leisten. Wohlhabende legten sich durch Hamsterkäufe einen ausreichenden Vorrat an Nahrungsmit- tel an. Sie zahlten I Mark für ein Ei. 3 Mark für ein Pfund Butter und in einem Fall 1.000 Mark für drei Schinken. Ein solches Verhalten trieb die Preise in die Höhe. So gab es über die Kurgäste und "Rei- sende" heftige Beschwerden aus der Bevölke- rung. die die Presse aufgriff: "Sie sind eine Landplage." Kurgäste. die "hamsterten". wur- den ausgewiesen; den Fremdenverkehr schränk- te man aus wirtschaftlichen Gründen jedoch nicht ein. Er war zu wichtig für die zahlreichen Gaststätten und Hotels. Dass man den gewerbsmäßigen "Schleich- handel" bekämpfen musste. darüber war man sich in Baden einig. Schwieriger war die Frage. wie man mit den "Hamsterfahrten" der klei- nen Leute aus den Städten umgehen sollte. die in sonntäglichen Fahrten auf das Land Nah- rungsmittel im Tausch gegen Konsumartikel erstanden. wie z. B. Seife gegen Schinken oder Schuhe gegen Butter. Auch umgekehrt bezahl- ten viele Bauern in der Stadt mit Lebensmit- teln anstatt mit Geld. Der Tauschhandel flo- rierte. Man beschloss diesbezüglich. die "Hams- terfahrten " der armen Bevölkerung nicht zu behindern. da sie für die Versorgung der Städ- ter lebensnotwendig waren. Pläne der Regie- rung. die privaten Verbindungskanäle zwi- schen Stadt und Land zu verstopfen. wurde von einem Großteil der Bevölkerung abge- lehnt. Auch der KarIsruher Bürgermeister sprach sich dagegen aus. ebenso wie ein Pfar- rer. der gegenüber dem Generalkommando die "Hamsterfahrten " mit der Not der Men- schen verteidigte: "Wer keine anderen Quellen hat als die amtliche Versorgung mit Nahrungs- mitteln. lebt an der alleräußersten Grenze der Lebensmöglichkeit. " Der Mangel an Nahrungsmitteln wird von den Verfassern des ;.Badischen Kochbüchleins" als Chance gesehen. sich auf eine viel gesünde- re Ernährung umzustellen, da "der übermäßi- ge Fleischkonsum. die Reichlichkeit und Häu- figkeit der Mahlzeiten über das hinausgingen. was der Mensch braucht. um kräftig und ge- sund zu bleiben." Denjenigen. die Fleisch im- mer seltener und in immer geringerer Menge im Topfe hatten. mag es zynisch vorgekom- men sein, wenn man ihre Not zur Tugend er- klärte. Die Not zermürbte die Bevölkerung und machte sie kriegsmüde. Die Sehnsucht nach Frieden und dem Ende der Entbehrun- gen trieb sie aber dennoch nicht auf die Barri- kaden. VIKTORIA ADAM, SVENIA DIEFENBACHER, JAN ERNEMANN, SIMINA GERMAN , SABINE GROH, HANNA KAISER, DAVID KUHS , ASYSA SCHWEHN Da lJorJtrhmdr Britrag ist dir ZusammmfoJSlmg (ina 695titm umfassmdm Untasuchung von acht Schü/ainnm und Schülan drs Bismarckgymnasiums. Damit gtwann dir Projrktgruppt im Jahr 2001 b~im Schülaw~ttb~wab G~schichu um dm Prt is dts Bundts- prdsidmtm tinm mit 1.000 Euro dotiatm dritun Prtis. Dit komplttu Studit kann im Stadtarchiv ting~sthtn wtrdm. 175 Wirtschaftliche Betätigung der Stadt Karlsruhe - ein Rückblick Mutige Stadtväter als erfolgreiche Unternehmer Wolfgang Leiser, geborener Karlsruher und bekannter Rechtshistoriker, bezeichnete die Gemeinden des 19. Jahrhunderts als primär private Veranstaltungen, und zwar die Landge- meinden als Markungsgenossenschaften und die Stadtgemeinden als Gewerbsgenossen- schaften. Auch im Großherzogturn Baden stand das privat-wirtschaftliche Element deut- lich vor, später neben dem politisch-bürgerli- chen Element, bis das staatliche Element im 20. Jahrhundert die Oberhand gewann. In § 3 des badischen Gemeindegesetzes 1831 wurde das Selbstverwaltungsrecht der Gemeinden garantiert, das auch und gerade die wirtschaft- lichen Aktivitäten umfasste. Sobald die Finanzen'es nach den schweren Kriegsjahren zuließen, nahm die Haupt- und Residenzstadt des neugeschaffenen Großher- zogturns Baden die Entwicklung urbaner Strukturen in die eigene Hand, anfangs zöger- lich, dann immer selbstbewusster. Bereirs 1812 gründete sie zunächst aus fürsorgerischen, spä- ter auch aus ökonomischen Gründen eine Leibhaus- und Ersparnißkasse, die heutige SparktZSse Kflrlsmhe, die Teil der Stadtverwal- tung bis 1893 bzw. 1925 bzw. 1932 blieb. Später gründete und beuieb die Stadt 1871 - 1896 sogar eine Hypothekenbank für die nach- rangige Finanzierung, um angesichts des ex- plosiven Bevölkerungswachstums den Bau von Wohnungen zu beschleunigen, Neue Schlacht- hatlStr wurden 1819 und 1887 gebaut sowie 1824 eine Wasserleitung von Durlach zur Ver- sorgung der 74 Trinkbrunnen im Stadt- und Hofgebiet, die wegen einer erheblichen Über- schreitung der Kosten verärgerte. Die Pflaste- rung von Straßen erfolgte auf Kosten der Bür- ger. Im Jahr 1874 legte die Stadt einen neuen Friedhof an und baute eine Kaserne, um den lIUnannehmlichkeiren und Collisionen" von Einquartierungen zu entgehen. Für alle diese Bereiche wurden eigenständige Kassen ange- legt, also die Amortisationskasse, die Leih- haus- und Ersparnißkasse, die Pflasterkasse, die Gruftenkasse, die Einquartierungskasse oder die Wasserleitungs- und die Wasserlei- tungsamortisationskasse, denen weitere Kas- sen folgten, bis zu 28 an der Zahl. Diese stan- den untereinander und mit der Stadtkasse in "Conto-Current" und gewährten sich wech- selseitig Kredite. Einen Gesamtüberblick gab es nicht, bis die staatliche Rechnungsabhör im Jahr 1858 daraufhinwies, dass die zuvor hoch verschuldete Stadt nach außen hin überhaupt keine Schulden mehr hatte. Dann aber gab es für die Stadtväter keine Bedenken mehr, neue "Unternehmen" in Angriff zu nehmen. Den Grundstein der Stadtwerke legte das WtZSserwerk im Durlacher Wald 1871, das heu- te noch in Betrieb ist, sowie der Ausbau der WtZSserleitungen in die Häuser: die Frauen mussten nicht mehr das Wasser an den Brun- nen holen. Manche Aufgaben erfüllte man kommunal, manche privatisierte man. Als der Gestank bei der Abortgrubenentleerung in den Häusern mittels Eimern unerträglich wurde, übertrug man 1866 diese Aufgabe der Düngerabfilhrgesellschaft mit ihrer Dampf- pumpe, bis zum Anschluss der Schwemmka- nalisation 1915 an das Klärwerk. Sie besorgte einige Jahre auch die Abfuhr des Kehrrichts 176 und der Haushaltsabfälle. bis die Stadt 1889 die Haushaltsabfuhr in die eigenen Hände nahm. Die Gasproduktion fur die Beleuchtung begann 1845 durch die Firma Marlow & Man- by. dann durch andere Firmen. bis schließlich die Stadt dieses Gaswerk 1869 übernahm und 1886 ein neues Gaswerk im Osten baute. das erst beim Bezug von Erdgas 1972 aufgegeben wurde. Auch beim Schienenverkehr ergriffen Priva- te die Initiative, ermuntert und begleitet von der Stadt. Diese Infrastruktureinrichtung wur- de immer wichtiger, weil die Arbeiter in die Fabriken kommen mussten und Karlsruhe eine kräftige Industriestadt zu werden begann. Eine private Pferde- und Dampfsrraßenbahn fuhr von 1877-1900 vornehmlich auf der Strecke Durlach bis Mühlburg. 1900 begann die Elektrifizierung durch die AEG. aber es klappte nicht so. wie die Stadt es wollte. die dann den Betrieb 1903 übernahm und moder- nisierte. weil- so die Begründung von Ober- bürgermeister SchnetzIer - eine öffentliche Straßenbahn "dem Gemeinwohl verpflichtet sein sollte"; den Vorbetreibern wurde nämlich unterstellt, sie hätten zu Lasten von Verbesse- rungen zuviel aus dem Betrieb entnommen. Aber der Versuch. alle Schienenverkehre zu- sammenzuführen. gelang damals noch nicht. Das "Lobberle" von Durmersheim nach Spöck und die Albtalbahn vom Ettlinger Tor bis nach Etrlingen wollte der Bürgerausschuss trotz der wohlbegründeten Vorlage von Oberbürger- meister Karl Siegrist im Jahre 1913 nicht über- nehmen; sie blieben zunächst privat. Auch die Turmbergbahn DlIrlach wurde 1888 von einer privaten Aktiengesellschaft erbaut. sie fiel mit der Eingemeindung Durlachs 1937 an die Stadt und wurde dann in die Verkehrsbetrie- be Karlsruhe integriert. Einen ähnlichen Weg ging später das "Schlossgartenbähnle" von der privaten Gründung bis zur Eingliederung in die VBK. In der Entwicklung des Schienen- verkehrs gibt es im 20. Jahrhundert beachtens- werte Fortsetzungen. Ab dem Jahr 1870 wurden die Stadtväter sehr mutig. Sie bauten den Stadt garten und den anfänglich privaten Zoo zu einer großen, aber noch getrennten Anlage. sie bauten 1890 eine Radfohrbahn um den See neben dem Laurcrberg und sie errichteten eine Festhalfe, die bis zu ihrer Kriegszerstörung an der Stelle der heutigen Schwarzwaldhalle stand; ferner eine Ausstellungshalle (Stadthalle) sowie das Konzerthaus. die allerdings erst 1915 fertig ge- stellt werden konnten. Diese Gebäude legten den Grundstein fur ein Kongresszentrum am Festplarz. Ein neues Krankenhaus wurde 1907 an der Moltkestraße erbaur. und die Stadt un- terhielt zwei Krankenversicherungen. die 1893 in die neue Sozialversicherung integriert wur- den. Am Rande sei erwähnt. dass auch die Schulen Gebühren erhoben und "Miete" zah- len mussten. Die Stadtväter waren tatkräftige Unterneh- mer vor allem in einem Bereich, den man in Karlsruhe heute noch umfassend Stadtwerke nennt; gemeint sind neben Straßenbahn. Gas und Wasser auch die Stromerzeugllng und die Rheinhäftn. Beide wurden etwa zur gleicher Zeit 1901 und nahe beieinander erbaut. Sie sind heute noch Stürzen der städtischen Infra- struktur. Zum ersten Rheinhafen in Maxau (das noch nicht zu Karlsruhe gehörte) baute die Stadt die Rheinbahn. die später an den Staat verkauft wurde. Der Vollständigkeit hal- ber sei angemerkt. dass die Stadt in dieser Zeit auch die Kraichtalbahn nach Eppingen voran- trieb und für die Badische Staats eisenbahn vorfinanzierte. Bei allen diesen städtischen Aktivitäten wurde streng aufWirrschafrlichkeit geachtet. denn mit den knappen Steuermitteln konnte man solche Werke nicht subventionieren. Die Stadt verschuldete sich nicht zuletzt wegen ihrer Unternehmen sehr hoch. nämlich mit 52 177 Mio. Goldmark im Jahre 1913. Das Gesamt- budget betrug mit 25 Mio. nur knapp die Hälfte; dagegen beträgt die heutige Gesamt- verschuldung mit ca. 1.5 Mrd. DM weniger als die Hälfte der gesamtstädtischen Ausgaben in Höhe von weit über 3 Mrd. DM; auch nach Einwohnerzahl und Währungsrelation war die Verschuldung seinerzeit vergleichbar höher. Aber diese Verschuldung drückte nicht! Denn allein die Stadtwerke bedienten die Hälfte dieser Schulden mit Zins und TIlgung und konnten dazu noch einen Überschuss in etwa gleicher Höhe zur Finanzierung des all- gemeinen Etats beisteuern (je etwa 1.5 Mio. Goldmark). Strom. Gas und Wasser. aber auch die Straßenbahn erwirtschaftete Gewinne. und selbst das städtische Krankenhaus arbei- tete noch anfangs des letzten Jahrhunderts kostendeckend (notabene heute nach einer langen Durststrecke auch wieder). VergeseUschaftung und Privatisierung - .. Flucht aus dem Budget" Im 20. Jahrhundert w~rden die Gemeinden zunehmend Teil des Staates. Der Sozialstaats- gedanke ergriff auch die wirtschaftlichen Un- ternehmen. Ihr Wirken wurde als Teil der Da- seinsvorsorge angesehen, die am besren und sogar am günstigsten von der Stadt erfüllt werden sollte; der .. Municipalsozialismus" soll- te verhindern. dass Private die Bürger ausbeu- ten. Erst etwa ab den 1980er Jahren zeigte sich eine starke Tendenz. wirtschaftliche Aktivitä- ten aus dem Stadtverband herauszulösen und die Vorteile privaten Wirtschaftens zu nutzen. Aber geradlinig lief dieser Prozess nicht: ha- bent sua fata - auch die Unternehmen der Stadt haben ihre eigenen Schicksale. Die Stadtwerke als wichtigstes Beispiel waren Regiebetriebe. d. h. ihre Aktivitäten wa- ren im städtischen Haushalt veranschlagt. der Gemeinderat bestimmte bis ins Einzelne. Im Jahre 1935 wurde die Rechtsform des Eigenbe- triebs eröffnet und ständig weiterentwickelt. Die Stadtwerke blieben nur noch netto. d.h. mit ihrem wirtschaftlichen Ergebnis im Haus- halt. die Werkleitung erledigte die laufenden Geschäfte und der Werkausschuss des Ge- meinderats hatte übergeordnete Leitungsfunk- tionen. Die Festsetzung der Tarife oblag dem Gemeinderat. Mit der Fernwärmeversorgllng eröffneten die Stadtwerke 1961 einen neuen Betriebszweig. Aber es gab auch gegensätzliche Tendenzen: ein großer Ölhafen wurde 1963 in Betrieb genommen. und 1967 hat man den hafeneigenen Umschlagsbetrieb wegen hoher Verluste vollständig an die Privatwirtschaft (KALAG) abgegeben. Erst in den neunziger Jahren folgte die Stadt Karlsruhe dem allgemeinen Trend. die Werke in rechtlich selbständige Unternehmen auszugliedern. Das Kapital blieb zu 100 % bei der Stadt (Eigengesellschaft). mit Ausnahme der Versorgungsbetriebe. an denen sich das Baden- werk und die Ruhrgas mit zusammen 30 % des Kapitals bereiligten (Beteiligung). In einer Holding werden seit 1997 alle Zweige zusam- mengefasst. Die einzelnen Unternehmen ha- ben Tarifhoheit. Der Anlass für die allgemeine Ausgrün- dungsweIle war vor allem der bevorstehende Wettbewerbsdruck. der nach der wirtschaftli- chen Leitidee der Europäischen Union bald alle Zweige erfass t haben wird. neben der En- ergie auch den Verkehr und das Wasser. Privat- wirtSchaftIich geführte Unternehmen könnten sich rascher an die Marktlage anpassen und technische Verbesserungen schneller umset- zen. Die Städte müssen MonopolsteIlungen aufgeben. z. B. durch die Öffnung ihrer eige- nen oder durch die Duldung fremder Leitun- gen im städtischen Straßenraum. Die güns- tigste Versorgung der Einwohner soll durch ei- nen Wettbewerbsrahmen sichergestellt wer- den; z. B. im öffentlichen Nahverkehr durch 178 D~r Sf3dt. Rh~inhar~n (0.) und d~r Betriebshof d~r St3dt. V~rk~hrsb~tri~bc an d~r Tulla-Sualk vor d~m Erst~n W~hkrieg (u.). Vorgabe der Linienführung, des Zeittal<rs oder der Wagen ausstattung. Auch ökologische Rah- menbedingungen können vorgegeben und die Sorge wegen der Sozialisierung der Verluste soll durch den Wettbewerb vermindert wer- den. Das Unternehmen, das alle Forderungen erfüllt, soll bzw. muss den Zuschlag erhalten im Zweifel sogar vor den eigenen Betrieben (!), wenn es mit einem geringeren Zuschuss aus- kommt. Aber nicht nur die Stadtwerke haben sich von der Stadt entfernt. Auch das Klinikum wurde über einen Eigenbetrieb besonderer Art bereits im Jahre 1994 in eine gemeinnützige GmbH umgewandelt. Die Begründung war ähnlich wie bei den Stadtwerken, und dazu befürchtete man unübersehbare Probleme aus der Entwicklung und der Finanzierung des Gesundheitssektors. Das erfordere, so die Be- gründung, eine hohe Beweglichkeit nach allen Seiten. Das Kongress- und Messewesen ging zu- nächst mit, dann neben der Stadt aber eigene Wege. Im Vorfeld der Bundesgartenschau 1967 wurde die Kongress- und Ausstellungs- geseIlschaft KKA GmbH (heute KMK) gegrün- det, für die die Ausstellungshallen am Festplatz erneuert und erweitert wurden. Den Ge- schäfuzweigAusstellungen will man zukünftig durch das Gemeinschaftsunternehmen Nette Messe zusammen mit der Region vor den To- ren der Stadt erheblich ausweiten. Die inter- 179 kommunale Zusammenarbeit ist allgemein ein starkes Motive für Ausgliederungen. Hinter den offen vorgetragenen Begrün- dungen für Ausgliederungen wird auch eine Kritik an den politischen Rahmenbedingun- gen kommunalen Handelns erkennbar. Die politischen Kräfte in den Rathäusern sind be- strebt, das kommunale Geschehen vor Ort auf dem Hintergrund ihrer eigenen Vorstellungen zu beeinflussen, eine verständliche und in ei- ner pluralistischen Gesellschaft auch legitime Verhaltensweise. Das aber erzeugt bisweilen irrational anmutende Prozesse. Andererseits gibt es einen Druck der Öffentlichkeit, die Vorteile rationalen und zugleich dezentralen Handelns zu nutzen. Das technokratische Ele- ment in der Verwaltung soll gestärkt werden, aber zugleich möchten Gemeinderat und Bür- germeisteramt Gestaltungsrechte behalten. Die neuen Steuenmgsmodelle (NSM) sind ein solcher Versuch, der noch nicht abgeschlossen ist, aber schon befriedigende Ergebnisse zei- tigt, z.B. bei der Enrwässerung, der Feuerwehr oder der Bäderverwaltung. Doch immer wieder entsteht die Tendenz zur Flucht aus dem Haushalt; so sollen z. B. die städtischen Bäder demnächst rechtlich selbständig und den Stadrwerken angeschlos- sen werden. Auch bei anderen sozialen oder technischen Einrichtungen gibt es Tendenzen zur Verselbständigung. Beispielsweise wurden 1995 die Altersheime in eine rechtlich selb- ständige kommunale Stiftung, die Heimstif tung, umgewandelt, mit gewissen kommuna- len Einflussmöglichkeiten. Vorbild war eine erfolgreiche ehemals private Pfründnerstiftung unter der Verwaltung der Stadt, die Karl-, Friedrich-, Leopold- und Sophienstiftung (KFLS) . Weitere Formen des kommunalen Handelns, vom Rathaus abgerückt, gibt es in der Form von Zweckverbänden, dem Zusam- menschluss von Gemeinden zu gemeinsamen Aufgabenlösung, z. B. im Bereich des Abwas- sers oder der Konversion des Flughafons Söllin- gro, der den ehemaligen Fluglandep/arz Forch- heim ablöst. Ein solcher Weg war auch für die Abfallentsorgung der Region denkbar. Im Er- gebnis kam aber eine eindeutige Privatisiert/ng der Abfollbeseitigung durch das Badenwerk (EnBW) zustande, die diese Verpflichtung durch eine technisch völlig neuartige Thermo- selectanlage erfüllen will . Die Tendenz zur Bewältigung von Auf- gaben im kommunalen Bereich durch privat- wirtschaftliche Lösungen in verschiedenen Abstufungen ist deutlich. Es hat den An- schein, als enrwickle sich Karlsruhe wie auch andere urbane Zentren von der Leistungs- zur Steuemngsstadt (van Laatz). Wie weit dieser Prozess schon vorangeschritten ist. zeigt die Zahl der Beteiligungen. Wenn man den Betei- ligungsbericht der Stadt Karlsruhe 2000 etwas modifiziert, dann ist die Stadt an 32 bedmtm- den rechtlich selbständigen Unternehmen, Stif- tungen und Zweckverbänden unmittelbar oder über ihre Unternehmen mittelbar beteiligt. Davon standen vor 30 Jahren bei den Beteili- gungen nut die Volkswohnung GmbH und die Albtalverkehrsgesellschaji, die aus privaten An- fängen hervorgingen, sowie die KKA und die Flughafengesellschaft KFG. Dieser Trend wird durch die Zahl der "ausgelagerten" Mitarbei- ter unterstrichen, die in diesen Rechtsformen tätig sind, nämlich über 10.000 Ende des Jah- res 2000, während in der Kernverwaltung heute "nur" noch knapp 5.000 Mitarbeiter- innen und Mitarbeiter geführt werden. Ob die Entwicklung so weitergeht oder ob das Pendel wieder einmal in die andere Rich- tung ausschlägt, nämlich von der "Flucht aus dem Budget" zur "Flucht ins Budget", das ist die Sphäre der politischen Zukunftsvision. Sie hat nichts mehr zu tun mit einem Rückblick, der sich so wohltuend auf Tatsachen stützen kann. GERHARD SEILER 180 Lesegesellschaften in Karlsruhe 1784 - 1850 Der Beginn bürgerlicher Selbstorganisation Im Zuge der Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft entstanden am Ende des 18. Jahr- hunderts mit dem Vereinswesen die ersten Formen bürgerlicher Selbstorganisation. Lese- gesellschaften kam dabei eine Vorläuferfunk- tion zu. Einer der wichtigsten Impulse für de- ren Gründung im 18. Jahrhundert war ein ra- sches Anwachsen des Lesepublikums bei er- höhter Zeitungs- und Bücherproduktion. Das gestiegene Interesse an Information hatte ei- nen funktionalen Zweck: Bildung war ein Schlüsselfaktor im gesellschaftlichen AufWärts- streben des Bürgertums, und damit im bürger- lichen Selbstbewusstsein gegenüber dem vor- herrschenden Adel. Lesegesellschaften boten außerdem einen gesellschaftlichen Rahmen für gesellige Unterhaltung und kulturelle Ver- anstaltungen. Bedenkt man den historischen Kontext, gab es gleichzeitig auch ein staatliches Interesse an vermehrter Informarionsverbreitung. Die ehemals kleine Markgrafschaft Baden konnte im Zuge der politischen Neuordnung Mitte- leuropas bis 1806 das Staatsgebiet verfünffa- chen. Die Bevölkerungszahl stieg innerhalb der ersten Jahrhunderthälfte von 250.000 im Jahr 1802 auf 1,35 Millionen im Jahr 1846. Das neue Staatengebilde blieb besonders expo- niert gegenüber den politischen Impulsen aus den Nachbarstaaten Frankreich und der Schweiz. Die sozioökonomischen und politi- schen Bedingungen erforderten eine zentralis- tische und effektive Verwaltung zum Zwecke einer administrativen Integration der hinzuge- wonnenen Gebiete sowie der Schaffung eines neuen Staats bewusstseins. Der Wunsch nach einer Stärkung der staatlichen Handlungs- rnacht und einer Einbindung des Bürgertums 181 in die Regierungspolitik mag die staatliche Pro- tektion der ersten Lesegesellschaften erklären. Das "Museum" Die Vereinsgründung der ersten Lesegesell- schaft in Karlsruhe soll auf die Initiative des Hof- und Stadtvikars Christoph Friedrich Rinck zurückgegangen sein. Rinck wurde vom Markgraf 1783 auf eine Studienreise durch andere deutsche Staaten und die Schweiz ge- schickt, wo er in größeren Städten in lesege- sellschaften eingeführt wurde. Dies wurde Anlass für den Plan, eine solche auch in seiner Heimatstadt zu gründen. In der Residenzstadt Karlsruhe war dafür durchaus Bedarf Schließ- lich harten die Vergrößerung der Markgraf- schaft, der Ausbau der Verwaltung und die auswärtigen Delegationen eine stetige Zunah- me des gesellschaftlichen Verkehrs gerade der oberen Schichten mit sich gebracht. Im Dezember 1784 fand die Gründungs- versammlung der "Lesegesellschaft Karlsruhe" statt, ab 1808 "Museum" genannt. Der Mark- grafKarl Friedrich übernahm die Schirmherr- schaft, das "Protektorat" der Gesellschaft, was auf den staatstreuen Charakter der Museums- gesellschaft deutet. Im Obergeschoss der noch heute existierenden Wirtschaft "Pfannenstiel" in der Brunnenstraße mietete die Lesegesell- schalt zwei Zimmer, ein Unterhaltungs- und Lesezimmer, in dem die Präsenzbibliothek untergebracht war. Zweimal wöchentlich traf sich ein literarischer Zirkel, gelegentlich wur- den Vorträge zu wissenschaftlichen Themen gehalten. Innerhalb von fünfJahren wuchs die Zahl der Mitglieder auffast 200, das jährliche Bud- get der Gesellschafr war auf 2.000 Gulden angewachsen, von dem ein Viertel für den Aufbau der Bibliothek verwendet wurde. Die Gründung des Großherzogrums wirkte sich auch auf die Lesegesellschaft aus: durch die Zentralisierung der Verwaltung und den Aus- bau des Staatsapparates wuchs die Zahl der Beamten, Geistlichen und Offiziere in der Stadt und damit das Publikum des Vereins, so dass zweimal ein Umzug in größere Vereins- häuser erforderlich war. 1813 wurde nach den Entwürfen von Friedrich Weinbrenner das repräsentative Museumsgehäude errichtet, mit einem großen Ballsaal, mehreren Konversati- ons- und Spielzimmern sowie einer geräumi- gen Bibliothek - in der heutigen Kaiserstraßel Ecke Ritterstraße nunmehr das Haus der Deutschen Bank. In der Festrede anlässlich der Grundstein- legung führte der damalige Direktor Freiherr von Fahnenberg aus: "In allen Lagen der Zeit und Umstände den Glauben an die Unver- gänglichkeit des Weisen und Edeln und Schö- nen fest halten, um diese ersten und ewigen Interessen der Menschheit sich enge zusam- menschließen, und mit vereinten Kräften dem Geiste seine Rechte, dem Gemüthe seine gött- liche Natur, dem Leben seine schönsten Reize für die Gegenwart bewahren, auf die Zukunfr sichern ist hoher Sinn und edles Geschäft; er- hält die Menschheit bei ihrem innern Stille- ben. wenn es von Außen um sie drängt und wittert, und rcnct sie in bessere Zeiten wieder glücklich hinüber. Es ist ein hoher Gesichts- punkt, in welchem diese vom Staat geschätz- ten und beschützten Verbindungen, in ihrem stillen stetigen Kampfe mit dem unreinen Zeitgeiste oder dem mächtigen Zeitlaufe be- griffen, uns hier erscheinen." Diese Worte bedürfen einer Übersetzung: In der Sphäre des Museums, an der die Mit- glieder als Privatleute teilnehmen, sind die ver- schiedenen (politischen, ökonomischen, stan- des- und bildungsgebundenen) gesellschaft- lichen Widersprüche aufgehoben. Die Sphäre des Ästhetischen, der Kunst, Literatur und Musik und des öffentlichen Räsonnements bietet einen gesellschaftlichen Ruhepol ange- sichts der wechselhaften Zeitumstände. Die proklamierte Eintracht wurde mit- unter nachhaltig gestört: Der Polizeidirektor von Hainau, selber Mitglied des Museums, soll in mindestes zwei Fällen die Loyalität des Museums in Zweifel gezogen haben. In einem von Großherzogin Stephanie gebilligten Rund- schreiben der Museums-Kommission wurde die Einführung einer Nationaltracht für die im Museum verkehrenden Frauen vorgeschla- gen; allein schon die Verwendung des Wortes "national" soll für von Hainau Anlass gewesen sein, das Museum "einer gegen den Staat ge- richteten Tendenz" zu verdächtigen. Der zwei- te Anlass bildete eine vom Museum erworbe- ne Schrift "Die Centralverwaltung der Ver- bündeten unter Freiherrn vom Stein", die, nachdem ein Mitglied darin Angriffe gegen die badische Regierung entdeckt hatte, in den Giftschrank des Museums verbannt wurde. Als ein weiteres Mitglied ohne Wissen der bereits erfolgten vereinsinrernen Zensur die Anschaffung des Buches im so genannten "Wunschbuch" ersuchte, soll dieser Eintrag ein weiterer Anlass für die Klage staatsfeindli- cher Gesinnung durch den Polizeidirekror gewesen sein. Offensichtlich mit Erfolg ver- suchte die Museums-Kommission in einem ausführlichen Schreiben an den Großherzog, die erhobenen Vorwürf~ aus dem Weg zu räu- men und ihre Loyalität zu versichern. In den frühesten überlieferten Statuten des Museums heißt es: ,,§ 1. Der Zweck der Ver- bindung ist: schöne Bildung des Geistes und Geschmacks, auch den guten Ton geselliger Freude zu befördern, und beydes im Kreise solcher Gebildeten zu gemessen. § 2. Nur auf diesen Zweck, nicht auf Geburt, Stand und 182 Gemälde vo n Adolf Schrocdter: Mitglieder der Karlsruher Lesege5ellschaft; an der Wand ein Portrait des Großherzogs. Rang. nimmt die Gesellschaft bey der Wahl ihrer Mitglieder den nächsten Bedacht. Jede selbstständige Person. ohne Unterschied des Geschlechts. welche Bildung mit sich bringt und nach ihren übrigen Verhältnissen aufnah- mefähig ist. kann Mitglied der Gesellschaft werden." Die Vereinsstrukturen sind somit ge- prägt von dem Leitbild eines allgemeinen Ge- sellschaftsvertrages und der Souveränität des Gesamrwillens. Dessen Instanz ist die Mitglie- derversammlung. ordentliche Mitglieder ha- ben bei Wahlen die gleichen Rechte. Das Literaturangebot enthält laut Satzung .. politische und gelehrte Zeitungen mit den dazu erforderlichen Hilfsmitteln. als landkar- ten. Wörter- und H andbücher für Sprachen. für Länder- und Völkerkunde. Statistik. u.s.w.; sodann periodische Schriften aller Art. Reise- beschreibungen. Geschichte. und überhaupt alles. was ohne spezielle Rücksicht auf beson- dere Berufsfacher allgemein interessiert und für den Einzelnen zu kostspielig. oder vorü- bergehend ist. " Tatsächlich lässt die Auswer- tung des frühesten noch vorhandenen Biblio- meksverzeichnisses ein dezidiertes Interesse an deutscher Literatur der jüngsten Zeit erken- nen. wobei größere Aufmerksamkeit aber der Sachliteratur geschenkt wurde. Eine erste Mitgliederliste ist aus dem Jahr 1815 überliefert: Die Mehrzahl der Mitglie- der. neben dem Großherzog und drei weiteren Grafen. rekrutiert sich aus Offiziers- und hö- heren Beamtenkreisen. während Lehrer. Pfar- rer, Ärzte, Rechtsanwälte und Künstler in weit 183 geringerem Maße vertreten sind. Von 428 Mitgliedern sind ingesamt sieben Frauen, da- von 6 Witwen. Die soziale Herkunft der Mit- glieder hatte sich 1845 nicht wesentlich geän- dert: Überraschend ist nun der hohe Anteil weiblicher Mitglieder: 78 Frauen von insge- samt 744 Mitgliedern, also mehr als 10 Pro- zent, davon der überwiegende Teil Witwen. Das Karlsruher Museum war einer der weni- gen Vereine, die eine solche reguläre Mitglied- schaft gestatteten. Ansonsten waren Frauen von der literarischen und politischen Informa- tion und den Tätigkeiten der Vereine fast durchgehend ausgeschlossen. Die Lese-Gesellschaft Eine weitere Lese-Gesellschaft wurde 1815 gegründet. Das Publikum, zu dem auch der Oberbürgermeister Dollmetsch gehörte, der das Amt des Saal-Aufsehers verrichtete, ent- stammte vornehmlich dem Bürgertum. Folgt man einem anonymen Korrespondenzbericht aus dem Jahr 1818, so ist die Ursache für die Vereinsgründung im Koiltext der Befreiungs- kriege zu sehen, denn "der Menschen-Freund freuet sich nach den Stürmen des fürchterli- chen Kriegs einer wieder sanft anziehenden Verbindung", an der "Mitbürger, ohne Unter- schied des Standes und der Religion" teilneh- men können "zu welchem Tugend und Recht- schaffenheit allen den Weg bahnen können". 1818 hatte die Gesellschaft 117 Mitglieder. Von Interesse ist die Schilderung der Vereins- gründung: aus einem abendlichen Treffen von Bürgern und Beamten entwickelte sich eine . feste Abendgesellschaft, die gemeinschaftlich zuerst Zeitungen, dann auch Bücher anzu- schaffen begann. Die Zunahme von kulturel- len Veranstaltungen und weitere Eintritte machten eine Vereinsgründung erforderlich. Ein Umzug in ein größeres, täglich geöffnetes Vereinslokal wurde bald nötig. Schließlich wurde den Mitgliedern die Mitnahme von Büchetn und Zeitungen nach Hause gestattet, um auch Frauen und Kindern einen Zugang zur Bildung zu ermöglichen. Schon 1818 ver- fügte die Gesellschaft über eine Bibliothek mit knapp 400 Bänden "worunter die Schriften: Schiller, Göthe, Wieland, Lafontaine, Schel- ling, de la Motte Fouque, Schreiber etc. Le- bens- und Reise-Beschreibungen, und 16 theils bildende politische Zeitschriften sich vorfin- den." "Uebrigens ist die Gesellschaft, wie sich leicht denken läßt, sehr gemischt. Doch ist die Mischung nicht von der Art, daß man sagen könnte, sie ist allzu gemischt, hat allzu ver- schiedene Bedürfnisse und es finde eine allzu grosse Entfernung der Stände unter den Mit- gliedern statt. Treffen am Abend vielerley Per- sonen zusammen, so entfernt sie weder Stand noch Rang, da sie sich weder als untergeord- net, noch von einander abhängend in ihren Berufs-Geschaffen begegnen." Hier wird deut- lich, wie eng der Raum des sozialen Austau- sches auch in bürgerlichen Kreisen weiterhin bleibt. Trotz der Betonung auf eine prinzipielle Offenheit und Aufhebung von Standesunter- schieden wird die Eingrenzung auf bestimm- te Schichten explizit unterstrichen. Dass die Lesegesellschaft sich keinesfalls der radikalen Opposition verpflichtet, davon zeugt eine Bekanntgabe der Kündigung des Abonnements der radikal-demokratischen Konstanzer Zeitung "Seeblätter", die "als un- würdig, in einer anständigen, ehrenhaften und gesetzliebenden Gesellschaft aufzuliegen", be- zeichnet werden. Verstanden wird dies im Sin- ne einer vom aufgeklärten Publikum betrie- benen Kontrolle der politischen Diskussion; schließlich sei "es zu erwarten, daß die Blätter vom See durch derartige Maßregeln bald ihr Lebensende erreicht haben werden. Das Volk wird künftig die Presse überwachen und die Preßfreiheit wahren!" 1843 hat die Lese-Ge- 184 Mitglieder der Karlsruher Muscumsgesdlschafc 1848 . sellschah . nicht mehr viele Mitglieder, meis- tens aus dem wohlhabenderen Mittelstande." Der Stadtchronist lobt zudem die Verdienste um die gesellige Unterhaltung des Vereins, "da man hier nicht die Steifheit findet, wie im Museum." In den vierziger Jahren residierte die Lese-Gesellschaft im ehemaligen Palais des Markgrafen Friedrich am Rondellplatz und damit in unmittelbarer Nähe des H auses des Bürgervereins Eintracht, der 1835 gegründet wurde. Der Biligerverein Eintracht Ein Komitee gab die Gründung dieses Vereins bekannt, der "nur Gutes und Nützliches für die Stadt und ihre Bewohner, besonders in gewerblicher, wissenschaftlicher und über- haupt bildender Beziehung" im Sinne habe. Zum Zeitpunkt der Gründung im Juli 1835 traten 155 Mitglieder bei, vorwiegend Kauf- leute, Beamte, Lehrer, selbstständige Hand- werker, darunter eine Lehrerin. Trotz anfang- lieher Widerstände wurde der Verein Eintracht in vier Abteilungen geordnet: eine für geselli- ge Unterhaltung, Lektüre und Tanzveranstal- rungen, die zweite rur Musikveransralrungen, drittens ein Diskussionsforum für technische und industrielle Fragen und schließlich vier- tens eine Abteilung für wissenschaftliche Wei- terbildung. 1839 hatte die Eintracht insgesamt 800 Mitglieder. Im Mittelpunkt des Interesses, folgt man den Mitgliederzahlen der einzelnen Sektionen, lagen dabei Unterhaltung und Lek- rüre sowie die industriell-technische Weiterbil- dung. Die Eintracht beschreibt sieh als "ein Ver- ein gebildeter Männer, der es sich nicht nur zur Aufgabe macht, durch den Genuß geselli- ger Freuden seine Mitglieder zu erheitern, son- dern der auch dahin strebt, Wissenschaften, Künste und Gewerbe zu fördern, gemeinnüt- 185 zige Unternehmungen wirksam unterstützen zu helfen. und zur Stiftung von Sammlungen Gelegenheit zu geben. die den Künstler und Freund der Wissenschaft anziehen und beleh- ren. Sie ist ein freier Verein. in welchem kei- nem Mitglied als solchem ein Vorzug vor dem andern zukomme." Lesegesellschaften und die Revolution 1848/49 In den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatten die Lesegesellschaften in Karlsruhe ihre Blütezeit. Sie waren Ausdruck der gesellschaft- lichen Mobilisierung des Bürgertums in der Zeit des Vormärz. in denen eine direkte poli- tische Betätigung noch weitgehend unmöglich war. Über eine unmittelbare Beteiligung der Vereine an den Revolutionsereignissen 1848/ 49 liegen keine Zeugnisse vor. was auf die Ei- genschaften Karlsruhes als Residenzstadt zu- rückzuführen ist. Durch die Anbindung an den Hof war das politische Klima der Stadt deutlich konservativer als in anderen Städten Badens. Die Wahl zur zweiten Kammer 1819. die Liberalisierung der Presse im so genannten .. Pressefrühling" 1830-1832. die Politisierung det Literatur in den Jahren nach 1830 sowie die Nationalbewegungen in anderen europäi- schen Staaten hatten dort die Diskussionen innerhalb der Lesegesellschaften zu einer offe- nen Politisierung geführt. 1849 markiert eine Zäsur in der Geschich- te der Lesegesellschaften. denn auch sie fielen dem allgemeinen vorübergehenden Vereins- verbot zum Opfer. In den Jahren danach sind kaum Neugründungen zu verzeichnen. und die Restaurationzeit des Nachmärz mit dem Klima staatlicher Repression und Zensur be- einflusste die Entwicklung der Lesegesell- schaftsbewegung insgesamt. auch der Vereine. die nach 1848/49 nicht verboten wurden. Obwohl aufgrund der politischen Orientie- rung der Eintracht eine Nähe zu den revoluti- onären Ereignissen nicht vermutet werden kann. wirken sich auch hier die folgenden Jah- re der Restauration aus, wie bereits der Ver- einschronist Schwarz über die Eintracht no- tiert: .. In den Zeiten der Reaktion. die auf die politischen Ereignisse Ende der 1840er Jahre folgten. trat im Vereinsleben übethaupr eine gewisse Stagnation ein; wir finden aus den 1850er und 1860er Jahren keine Nachrichten von Veranstaltungen grösserer Art." Dasselbe gilt auch für das Karlsruher Museum. Dass 1850 der Bürgerverein Eintracht und die Le- segesellschaft sich vereinigten. deutet darauf hin. dass die Mitgliederzahlen der beiden Ver- eine gesunken waren. Die Verbotswelle nach 1849 war Ausdruck einer staatlichen Unfahigkeit. gegenüber der Vereinsbewegung und der bürgerlichen Öf- fentlichkeit anders als mit repressiven Mitteln zu reagieren. Ändern sollte sich dies erst im späten 19. Jahrhundert. als. bezogen aufLite- ratur und Journalistik. Kulturpolitik als Medi- um staatlicher Intervention entdeckt wurde: 1870 wurde die erste öffentliche Bibliothek in Mannheim gegründet. die. wie auch in ande- ren Städten. die Bestände der örtlichen Lese- gesellschaft später übernehmen sollte. Damit traten staatliche öffentliche Kulturinstitutio- nen das Erbe von Organisationen der bürger- lichen Öffentlichkeit an. Ausdruck einer zu- nehmenden Verschmelzung von Staat und bürgerlicher Gesellschaft. TORSTEN LIESEGANG 186 Der Landeswohlfahrtsverband Baden In unserem differenzierten Sozialstaat erfüllt der Landeswohlfahrtsverband Baden wichtige Auf- gaben im Bereich der Hilfen zur Eingliederung und Rehabilitation behinderter Menschen, der Jugendhilfe und der Kriegsopferfürsorge. Zur Geschichte Am 1.1.1964 wurde der LandeswohlfahrtsVer- band Baden für die Regierungsbezirke Karls- ruhe und Freiburg und der Landeswohlfahrrs- verband Württemberg-Hohenzollern für die Regierungsbezirke Stuttgart und Tübingen geschaffen. Die Neuregelung der Trägerschaft der örtlichen und überörtlichen Sozialhilfe war eine Folge des am 1.6.1962 in Kraft getre- tenen Bundessozialhilfegesetzes (BSHG). Die- ses Gesetz, das nicht nur die Hilfe zum Le- bensunterhalt neu ordnete und die frühere "Fürsorge" durch "Sozialhilfe" ersetzte, erwei- terte den Kreis der Anspruchberechtigten um geistig und seelisch wesentlich behinderte Menschen mit Rechtsansprüchen auf Einglie- derungshilfe. Die Durchführung der Hilfen wurde örtlichen und überörtlichen Trägern übertragen, die durch Ausführungsgesetze der Bundesländer zu bestimmen waren. Der Landesgesetzgeber in Baden-Würt- temberg stand dabei vor der Frage, ob der überörtliche Träger der Sozialhilfe staatlich oder kommunal organisiert werden sollte. Nach- dem in Bayern, Hessen und Nordrhein-West- falen die überördiche Sozialhilfe bei kom- munalen Trägern angesiedelt war und es mit dem Landesfürsorgeverband Wümemberg auch in Baden-Wümemberg seit 1924 einen kommunalen Träger gab, entschied das Land Baden-Wümemberg sich dafür, die überört- liche Sozialhilfe zwei höheren Kommunalver- bänden, den Landeswohlfahrrsverbänden Ba- den und Württemberg-Hohenzollern zuzu- ordnen. Zuvor waren die Aufgaben des überördi- ehen Wohlfahrtswesens im badischen Lan- desteil bei den Regierungspräsidien Nordba- den und Südbaden als Landesfürsorgeverband angesiedelt. Ebenso die Landesjugendämter. Der neu gebildete Landeswohlfahrtsver- band Baden konstituierte sich in der 1. Sitzung seiner Verbandsversammlung am 23.10.1963 im Rathaus in Karlsruhe. In dieser Sitzung gab der damalige Vertreter der Stadt Karlsruhe, der spätere Oberbürgermeister Otto Dullenkopf, dem neuen Verband folgende Worte mit auf den Weg: "So wollen wir - nicht aufdrängend aber anbietend - etwas von der inneren Tem- peratur von Karlsruhe als Einstand mit auf den Weg geben, es ist das Bemühen, das Sach- liche mit dem Menschlichen zu verbinden, in diesem Falle zum Wohle unseres hilfesuchen- den Nachbarn, aber auch zum Wohle des Lan- deswohlfahrtsverbandes Baden, dem jüngsten Kind in dieser Stadt, zwar in Stuttgart gezeugt, aber in Karlsruhe geboren, und da es in Karls- ruhe aufwachsen wird, wird es ein badisches Kind werden, da es aber ein wohlerzogenes Kind sein wird. wird es seine Eltern ehren." Die Verbandsversarnmiung Mitglieder der Verbandsversammlung, dem obersten Organ, sind Vertreter der Verbands- mitglieder der Land- und Stadtkreise im badi- schen Landestei!. Nach jeder Kommunalwahl wählen die Kreistage bzw. Gemeinderäte pro 100.000 Einwohner einen Vertreter in die Verbandsversammlung. Die derzeitige hat 62 Mitglieder. Sie ist für grundsätzliche Entschei- 187 dungen zuständig, insbesondere für die Über- nahme neuer Aufgaben, die Wahl der leitenden Beamten und rur die Verabschiedung des Haus- halts mit der Festlegung des Hebesatzes rur die Landeswohlfahrtsumlage. Die Verbandsver- sammlung wählt aus ihrer Mitte einen Vorsit- zenden sowie 11 Mitglieder des Verbandsaus- schusses. Zum Vorsitzenden wurde in der er- wähnten konstituierenden Sitzung der damali- ge Karlsruher Landrat Josef Groß gewählt, dem die Landräte Dr. Burkard, Rastatt, Dr. Ger- hard Gamber, Offenburg folgten. Seit 1996 ist der Waldshuter Landrat Dr. Bernhard Wütz Vorsitzender. Leiter der Verwaltung ist der jeweils auf 8 Jahre gewählte Verbandsdirekror. Er ist obers- ter Dienstherr der rd. 600 Bediensteten des Verbandes und führt die Beschlüsse der Ver- bandsgremien durch. Erster Verbandsdirekror von 1964-1976 war Hans Schwörer. Ihm folgte der Verfasser von 1976-2001. Seit 2001 wird der Verband von Dr. Gerhard Vigener geleitet. Die alten und neuen Aufgaben Die verbands politisch bedeurendste Aufgabe ist die Eingliederungshilfe für geistig-, seelisch sowie mehrfachbehinderte Menschen, die der Verband als überörtlicher Träger der Sozialhilfe organisiert und finanziert (Landessozialamt). Seit der Gründung des Verbandes hat die Zahl der behinderten Menschen, die Anspruch auf Eingliederungshilfe haben, permanent zu- genommen. Von etwa 4.000 im Jahr 1964 auf rd. 14.000 im Jahr 2001. 8.700 behinderte Menschen erhalten vollstationäre Eingliede- rungshilfe in einer Anstalt, einer Heimsonder- schule oder einem Wohnheim, weitere rd. 5.300 altenteilstationäre Hilfen, insbesondere in Werkstätten rur Behinderte. Für diese Hilfen, die überwiegend in Form von Pflegesätzen an die Eintichtungen ge- währt werden, sind im Verbandshaushalt des Jahres 2002 347 Mio. Euro. Das sind 70 % der gesamten Verbandsausgaben! Bei Gründung des Verbandes - wurden lediglich 20 Mio. DM für diese Hilfen ausgegeben. D. h. der Aufwand stieg in 37 Jahren um rd. 3.400%! 1964 war in den Regierungsbezirken Nordbaden und Südbaden gerade der organi- sierte Wiederaulbau der früheren Heil- und Pflegeanstalten auf der Grundlage von Vor- kriegskonzeprionen abgeschlossen. In den über- regionalen Einrichtungen standen insgesamt etwa 1.500 Heimplätze zur Verfügung. Die behinderten Menschen lebten dort in Statio- nen, in denen Schlafsäle mit 10-12 Personen keine Seltenheit waren. Daneben gab es die Kreispflegeanstalten, in die geistige oder kör- perliche Gebrechliche aufgenommen wurden. Die meisten Behinderten lebten allerdings in ihren Familien, und es bestand - aus der Er- fahrung des "Dritten Reiches" heraus - eine große Scheu, sie in die Obhut einer Anstalt zu geben. Geistig Behinderte galten als bildungs- unfähig und besuchten keine Schule. Es gab kaum Behindertenwerkstätten noch Frühbe- ratungen. Das BSHG machte die Eingliederung von behinderten Menschen in die Gesellschaft zu einer öffentlichen Aufgabe. Seitdem ist ein Ilä- chendeckendes Netz von Werkstätten und Wohnheimen für Behinderte errichtet wor- den. Dank der besseren Versorgung und des medizinischen Fortschritts steigt das Durch- schnittsalter der behinderten Menschen stän- dig an und gleicht dem Nichtbehinderter. 2001 wurden die Träger der Sozial- und Ju- gendhilfe in den Kreis der Rehabilitationsträ- ger einbezogen. Dabei wurde die Bedürftig- keitsprüfung, ein Grundsatz der Sozialhilfe, in mehreren Bereichen eingeschränkt. So kann insbesondere auf Unterhaltsverpflichtete nur noch im Rahmen eines einheitlich festgelegten Pauschbetrages zurückgegriffen werden. 188 , ~;~r Bürogebäude des Badischen Landeswohlfahrrsverbandes an der GÜnlher-K1orz.-Anlage. Die Behindertenhilfe hat in der Geschichte des Verbandes eine Entwicklung genommen, die zu Beginn auch nicht annäherungsweise absehbar war. Die Rechtsansprüche und hohe Standards in der Behindertenhilfe dürfen allerdings nicht dazu führen, die Integration behinderter Menschen in Beruf und Gesell- schaft zu vernachlässigen. Der Landeswohl- fahrtsverband Baden hat auf die starke Zunah- me der Behinderten mit einer Reihe eigener konzeptioneller Vorstellungen reagiert. Er wird diese Bemühungen in den nächsten Jahren mit Innovationen verstärkt fortsetzen, um den großen finanziellen Herausforderungen erfolg- reich zu begegnen. Eine Hauptfürsorgestelle gibt es seit 1919. Sie ist 1964 in den neu gegründeten Verband integriert worden. Schwerpunkt der Arbeit der Hauprfürsorgestelle war die Betreuung der vom Krieg besonders betroffenen Menschen, ins- besondere derjenigen, die der besonderen 50n- derfürsorge bedurften. 55 Jahre nach Kriegs- ende ist die Zahl der 50nderfürsorgeberechtig- ten stark zurückgegangen. In den Mittelpunkt der Tätigkeit der Hauptfürsorgestelle ist nun der Personenkreis der schwerbehinderten Ar- beirnehmer gerückt, die Anspruch auf beglei- tende Hilfe im Arbeits- und Berufsleben sowie auf besonderen Kündigungsschutz haben. An finanziellen Leistungen für Arbeitgeber und schwerbehinderte Arbeitnehmer werden aufgrund von rd. 1.500 Neuanrrägen pro Jahr etwa 25 Mio. DM bewilligt. Im Jahr 1999 wurden 1.500 Kündigungsschutzverfahren durchgeführt. Der Landeswohlfahrrsverband gewährt al- lein für etwa 5.200 Blinde Leistungen nach dem Gesetz über die Landesblindenhilfe. Die ohne Einkommens- und Vermögensprüfung bezahlten pauschalierten Beträge (mo na dich 189 409,03 Euro) dienen dem Ausgleich blind- heitsbedingter MehraufWendungen und Be- nachteiligungen. Die Fallzahlen im Verbands- gebiet sind seit Jahren annähernd unverändert. Der jährliche Zuschussbedarf beträgt rd. 20 Mio. Euro. Eine wesentliche Veränderung der Aufga- benschwerpunkte hat auch beim Landesju- gendamt stattgefunden. Bei Gründung des Verbandes war das Landesjugendamt insbe- sondere für die Gewährung der teueren statio- nären Jugendhilfemaßnahmen zuständig. Ge- setzliche Änderungen haben nicht nur die Formen stationärer Jugendhilfe verändert, sondern den gesamten Bereich dem örtlichen Träger der Jugendhilfe zugeordnet. Schwer- punkt der Tätigkeit des Landesjugendamtes ist heure neben der Aufsicht über Kindertages- stätten und Jugendheime die Entwicklung neuer Formen der Jugendhilfe. Fortbildung und Jugendpflege Ein umfangreiches Fortbildungsprogramm des Landeswohlfahrtsverbandes richtet sich in erster Linie· an Kindergärtnerinnen, Erzieher in Erziehungsheimen, Sozialarbeiter und Sozi- alpädagogen bei den Stadt- und Landkreisen, Verwaltungsfachkräfte in den Sozial- und Ju- gendämtern sowie Angehörige der verschiede- nen Beratungsstellen. Die Veranstaltungen werden schwerpunktmäßig im Bildungszen- trum des Landeswohlfahrtsverbandes Schloss Flehingen angeboten, denn mit der Gründung wurden dem Verband die bis dahin in der Trä- gerschaft des Landes stehenden Jugendheime Schloss Flehingen, Schloss Stutensee und Stift Sunnisheim übertragen. Schloss Flehingen, früher einmal die größ- te badische Fürsorgeerziehungsanstalt, wurde vom Landeswohlfahrtsverband von 1964- 1982 baulich saniert. Im Bildungszentrum, das hier 1984 seinen Beuieb aufnahm, befin- den sich u. a. eine Fachschule für Sozialpäda- gogik- FachrichtungJugend- und Heimerzie- hung - eine Fachschule für Heilpädagogik und eine Fachschule für Heilerziehungshilfe. In den Fachschulen werden Fachkräfte berufs- begleitend aus- und fortgebildet. Darüber hi- naus ist das Bildungszentrum mit den Aus- und Fortbildungsveranstaltungen des Landes- wohlfahrtsverbandes sehr gut ausgelastet. Auch das Landesjugendheim Schloss Stu- tensee wurde baulich saniert. Das Heim be- treut im Augenblick ca. 150 Kinder und J u- gendliehe, davon 34 in vollstationären Wohn- gruppen innerhalb und außerhalb des Heim- geländes und 106 Kinder und Jugendliche in Tagesgruppen im Heimgelände sowie in Karlsruhe, Bruchsal, Friedrichstal und Leo- poldshafen. 1983 wurde in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium Baden-Württemberg das Heinrich-Werzlar-Haus errichtet, ein Angebot an der Nahtstelle zwischen Jugendhilfe und Justiz zur Vermeidung von Untersuchungs- haft. Das Heinrich-Wetzlar-Haus wird zu 90 % von der Justiz in Baden-Württemberg in Anspruch genommen. Zur Zeit leben hier 10 Jugendliche. Das Landesjugendheim Stift Sunnisheim war und ist eine Einrichtung der Jugendhilfe mit dem Schwerpunkt handwerklicher BerufS- ausbildung. Die Palette der angebotenen Be- rufe reicht vom Bäcker und Konditor über Schlosser und Schreiner bis zum Maler und Lackierer. Finanzierung Die Aufgaben des Verbandes werden zu fast drei Viertel (73,5 %) über die von den Ver- bandsmitgliedern aufzubringenden Landes- wohlfahrtsumlage finanziert. Nur 18 % der Einnahmen erhält der Verband als Finanzzu- weisungen vom Land. Das Volumen des Ver- 190 bandshaushalts beträgt 582 Mio. Euro (1.138 Mio. DM) im Jahr 2002. Der erste H aushalts- plan 1964 hatte noch ein Volumen von 64 Mio. DM. Die wachsende Zahl der jährlich neu in die Kostenträgerschaft des Landeswohl- fahrtsverbandes aufZunehmenden Behinder- ten und die damit verbundenen Kosten stellen an den Finanzbedarf des Landeswohlfahrtsver- bandes und seine Mitglieder dann besonders hohe Anforderungen. wenn das Wachstum der Steuerkraft hinter dem Ausgabenanstieg zurückbleibt. Immer. wenn diese Schere aus- einandergeht. gerät der Verband in eine Zer- reißprobe. die bisher jedoch immer durch das Engagement und das Verständnis der Ver- bandsmitglieder für die Situation der Behin- derten überwunden werden konnte. Bei der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen ist daher ein enger Kontakt zwi- schen den Verantwortlichen des Landeswohl- fahrtsverbandes. seinen Mitgliedern und den Eintichtungen. die die Hilfe durchführen. unerlässlich . Solidarität mit Behinderten muss vor dem Hintergrund einer mehr und mehr betriebswirtschaftlieh denkenden Gesellschaft praktiziert werden und dies nicht in Aufsätzen. Erlassen. Reden und Verfügungen. sondern durch Gespräche mit den Veranrwortlichen in den Heimen und Werkstätten vor Ort. Dabei ist gerade das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder der Verbandsgremien in der Behin- dertenarbeit besonders wichtig, garantiert es doch das Verständnis für die Aufgaben des Landeswohlfahrtsverbandes und seine Ver- wurzelung in der Bevölkerung. Ein einziger Landeswohlfahrtsverband für ganz Baden- Württemberg. der von Zeit zu Zeit immer wieder in die politische Diskussion gebracht wird. kann wegen seiner Größe gerade diese spezielle Funktion nicht effektiv wahrnehmen. Die Erfahrungen des Landeswohlfuhrtsver- bandes Baden seit 1964 zeigen dagegen. dass den Land- und Stadtkreisen im badischen Landesteil eine kommunale Institution zur Verfügung steht. die soziale Aufgaben in ei- nem überschaubaren Bereich mit sozialem En- gagement und finanziellem Veranrwortungs- bewusstsein bürger nah wahrzunehmen. HANS·OTTO WALTER Moritz Ellstätter (1827-1905) Finanzminister im Großherzogtttm Baden Die Markgrafschaft Baden trat in das 19. Jahr- hundert ohne Schulden ein. Aber schon mit dem Erwerb neuer Territorien 1803 und 1806 mussten finanzielle Verpflichtungen von 10 Millionen Gulden (fl) übernommen werden. die nach der Teilnahme an den Napoleoni- schen Kriegen schließlich auf 27.5 Millionen wuchsen. Nach intensiver Sparpolitik waren es 1838 nur noch 14.5 Mio fl. 191 Doch die Revolution 1848/49 riss wieder ein großes Finanzloch auf. das 1849 mit 39 Mio berechnet wurde. Bis 1865 schaffte man einen Stand von 26.5 Mio; aber dann kam der Deutsche Krieg mit den allgemeinen Kriegs- kosten und 6 Mio fl Kriegsentschädigung an Preußen. so dass der Schuldenberg nun 36 Mio betrug und wiederum Anleihen aufge- nommen werden mussten wie 1850. Die wirtschaftliche Entwicklung verlief unterschiedlich: einerseits brachten Missern- ten den Bauern Hunger und Not und riefen nicht zuletzt Auswanderungswellen hervor, andererseits hatte die industrielle Entwicklung in Baden früh Fuß gefasst. Allein die Rheinre- gulierung ermöglichte bald einen Dampf- schifffahrtsverkehr, und das Eisenbahnnetz wuchs rasch um die Nord-Süd-Achse, so dass Industriewerke an vielen Orten entstanden. Dennoch war die Lage Badens nach dem ver- lorenen Krieg 1866 misslich, als Großherzog Friedrich l. einen "Kleindeutschen", Karl Mathy, der lange Jahre für die Einigung Deutschlands unrer preußischer Führung ge- kämpfr hatte, zum Staatsminister und zugleich zum Präsidenten des Finanzministeriums er- nannte. Mathy stellte zum I. August Moritz Ellstätter als Rechtsreferent ein, der zunächst in Berlin wegen der Staatsanleihen verhandeln sollte. EHsrätters Werdegang Ellstätter, am 11. März 1827 als Sohn eines Möbelhändlers israelitischen Glaubens in Karlsruhe geboren, hatte nach Lyceumsbesuch Jura studiert und den Rechtsanwaltsberuf er- strebt, in dem Juden seit 1838 hinlänglichen Zugang fanden. Mehrfache Anttäge auf Zulas- sung waren aber dennoch geschei tert. Zunächst im Finanzministerium angestellt, wandte er sich 1856 der Wirtschaft zu, und aufEmpfeh- lung bei dem bedeutenden Kaufmann und Politiker David Hansemann in Berlin wurde er schließlich Syndikus bei der Direktion der 1851 gegründeten Diskontogesellschaft. "Die- se Wandlung meines Lebenslaufes", heißt es in seinen biographischen Notizen, "war für mich nach allen Richtungen entscheidend. Nicht nur, dass mir meine neue Berufstätigkeit wert- volle Einblicke in die große Verkehrsbewe- gung gestattete, dass der Aufenthalt in Berlin dem Süddeutschen neue Gesichtspunkte er- öffnete, Vorurteile zerstreute, und ihm Macht und Bedeutung des preußischen Staates vor Augen treten ließ." In dieser Gesellschaft lern- te er auch Karl Mathy kennen, der ihm Kon- takte zu profilierten Persönlichkeiten vermit- telte. Auch wenn die Berliner Atmosphäre Ell- stätter zusagte, in der er sich später als Kunst- freund und Theaterliebhaber so wohl fühlen sollte, strebte er 1859 nach Durlach, wo er endlich eine Niederlassung als Rechtsanwalt genehmigt bekam, später dann in Karlsruhe, wobei dort seine kleine Praxis freilich nicht weiter wuchs. Drum nahm er die Chance wahr, in den Staatsdienst aufgenommen zu werden. erst als Assessor, 1864 als Kreisgerichtsrat in Mann- heim. Zwei Jahre später begann mit dem Sprung in Mathys Finanzministerium eine Karriere, die für einen Badener israelitischer Religion ungewöhnlich war. Seine und Ma- thys Kontakte zur Diskontogesellschaft er- leichterten alsbald den Anleiheabschluss mit norddeutschen Geldgebern. Neue Finanznöte Diese Darlehen von 5 Mio fl reichten jedoch nicht, da zudem die Einverleibung der badi- schen Armee in das preußische Heer als Ein- trittsvorbereitung in den Norddeutschen Bund den Staatshaushalt aufs neue belastete. Alle indirekten und direkten Abgaben mussten deshalb erhöht werden. Mitten in dieser Bewältigung großer Pro- bleme starb 1868 Karl Mathy. Der Großher- zog betraute den bisherigen Leiter des Innen- ministeriums Julius Jolly, ein kleindeutscher Liberaler wie Mathy, mit dem Staatsministeri- um. Zum Präsidenten des FinanzministeriuffiS ernannte er auf Wunsch Jollys, wohl auch des verstorbenen Mathy, den 41-jährigen Moritz EIlsrätter. "Diese Ernennung", schrieb dessen 192 Sohn Otto Ellstätter ... versetzte die gesamte Beamtenwelt in das größte Erstaunen. ja man kann sagen, in eine gewisse Bestürzung. teil- weise Entrüstung. Schon die Berufung eines Juristen zum Leiter des Finanzwesens wurde von der kameralistischen Beamtenschaft als schwere Kränkung empfunden. zumal der Be- rufene erst so kurz (1 \h Jahre) dem Finanzmi- nisrerium angehörte, also kaum in der Lage sein konnte, sich dabei besondere Kenntnisse im Finanzwesen zu erwerben. Er war der jüngste aller Ministerialräte. dazu Jude! ... Die Hofchargen standen Kopf. die älteren Minis- terialräte und Direktoren desgleichen.« So war Elstätters neue Aufgabe einer mehrfachen Be- lastung ausgesetzt. die er dann aber in 26 Jah- ren bewältigte. Erste Anfänge Zunächst versuchte er das mühselige Werk der Neueinschätzung von Grundstücken. Wal- dungen und Gebäuden im Land. seit 1858 gesetzlich vorgeschrieben. zu Ende zu führen. um eine entsprechende Grundsteuer zu ge- währleisten. aber auch um Gerechtigkeit bei der Veranlagung zu erreichen. Neue Lasten beim Kriegsausbruch 1870 erzwangen neue Kredite von 14 Mio fl. Der Anteil Badens an den französischen 5 Milliarden Kriegsentschä- digung 1871 konnten freilich bis 1873 die Staatsschulden auf 29 Mio senken. nun in Mark gerechnet (1 fl= 1.71 Mark). Unter die- se Schulden fielen auch die Darlehen für den Eisenbahnbau. der eine wichtige Komponente der Industrialisierung blieb. Eine eigene Eisen- bahnschuldentilgungskasse war schon 1842 eingerichtet worden. Bei intensiver Konzentration der Behör- denorganisation konnte zugleich eine Verbes- serung der Beamten- und Angestelltengehälter durchgeführt werden. Wenn auch der warme Geldregen von 1871 nach dem Sieg über Frankreich dem badischen Staarshaushalr half. so waren nun Matrikularbeiträge fällig. Darun- ter verstand man den bundesstaatlichen Fi- nanzausgleich der Gliedstaaten zum Zentral- staat. Das neue Deursche Reich verfügte ja nur über Verbrauchssteuern und Zölle. brauchte also zur Ausgabendeckung zusärzliche Leis- tungen der Bundesstaaten. die jährlich nach der Bevölkerungszahl umgelegt wurden. Neue Steuerreformen Ellstätter sah seine wichtigste Aufgabe in einer Verbesserung des bisherigen badischen Steuer- systems. das bei den direkten Steuern gerech- ter aber auch erträglicher werden sollte. In ei- ner Reformkommission mit Finanzfachleuten beriet er verschiedene Möglichkeiten. 1874 wurde das Gesetz der Kapitalrentensteuer er- lassen. was wir heute Quellensteuer auf Zins- erwerb nennen. Der erste Entwurf für eine Einkommensteuer scheiterte. da deren Gegner 193 in vielen Fällen eine mehrfache Steuerbelas- tung fürchteten. ElIstätter erreichte dagegen 1876 ein Erwerbsteuergesetz, wobei anstelle der bisherigen Gewerbesteuer das Betriebska- pital sowie der voraussichtliche mirtlere Jahres- errrag nicht nur geschätzt, sondern durch eige- ne Steuererklärungen der Unternehmer dekla- riere werden musste. Das wurde von diesen nur unter lauten Protesten durchgeführt, zu- mal Schuldzinsen nicht abgesetzt werden durf- ten. Das Gesetz bereitete den Boden für einen neuen Anlauf zur allgemeinen Einkommen- steuer, nun nicht mehr als Zusatz-, sondern als Ausgleichssteuer. Bei der Erwerbsteuer sollte in Zukunft das Einkommen aus dem Arbeits- verdienst in der Berufstätigkeit freibleiben. Dieses Einkommensteuergesetz vom 1.1.1886, das in Zukunft die Hauptsteuereinnahme dar- stellte, war ein bedeutsamer Forrschritt. Bei steuerfreiem Existenzminimum von 500, spä- ter 900 Mark pro Jahr wurde nun jedes Ein- kommen erfasst, bei mäßiger Belastung der kleineren und mitderen und einer Progression der höheren Einkommen. Mit beträchtlichen Mitteln hatte man Be- amte als Steuerkommissäre ausgebildet, die bei der Bevölkerung die Überzeugung verbreite- ten, dass bei der Steuerveranlagung geset- zestreu, ohne Willkür oder Begünstigung ver- fahren werde. Steuerfrei waren nur die Zivillis- te des Großherzogs und die Apanagen, also die Einkünfte der Mitglieder des Fürstenhauses, vom Parlament jeweils bewilligt. Die Steuer- pflichtigen zahlten bei einem Jahreseinkom- men von 900 M 0,61 %, bei 3.000 M 2 % bei 25.000 M 4 %. Die Progression endete bei 100.000 M mit 5 %, insgesamt also eine mä- ßige Besteuerung. Auch die Verbrauchssteuer enrwickelte Ell- stätter weiter. 1882 wurden z. B. die zahlreichen Verordnungsvorschrifren in einem Weinsreu- ergesetz zusammengefasst, wobei der "Haus- trunk" unter bestimmten Voraussetzungen steuerfrei blieb. Die Branntweinsteuer war im badischen Winzerland von geringerer Bedeu- tung. Doch seit 1875 versprach sich Ellstätter, gleichzeitig Bundesratsbevollmächtigter in Berlin, von der nord- und mitteldeutschen Branntweinsteuer, die ins Reich übernommen worden war, eine Erhöhung der Staarseinnah- men. Da die Südstaaten die Besteuerung von Brannrwein und Bier landes gesetzlich regel- ten, mussten sie höhere Matrikularbeiträge zahlen. In zwei Unterredungen mit Bismarck rang Ellstätter um einen Kompromiss, der frei- lich am preußischen Finanzminister Camp- hausen scheiterte, mit dem Bismarck keinen Streit anzetteln wollte. 1887 traten die süd- deutschen Staaten schließlich ohne Konzessi- onen der Reichsbranntweinsteuergemein- schaft bei . Ellstätters Initiativen zeigten aber an diesem Beispiel und auch bei anderen Maßnahmen, wie zukunftsträchtig seine fi- nanzpolitischen Perspektiven waren: stärkere Verteilung der Steuerlasten auf die wachsende städtische Wirtschaft und einkommenstärke- re Personen zugunsten des Mittelstandes und der Minderbemittelten. Eine Vermögenssteuer konnte erst sein Nachfolger Adolf Buchberg- er 1895 einführen. "Zwischen Anpassung und Selbstpreisgabe" Bis 1893 diente Ellstätter seinem Altersgenos- sen Friedrich I. Als 1876 Jolly zurücktrat und Ludwig Turban als Staarsminister dessen Amt übernahm, behielt Ellstätter seinen Wirkungs- bereich. 1881 wurde die Zahl der badischen Ministerien von fünf auf drei zurückgeführt, wobei nun dem Finanzministerium das Eisen p bahnwesen zugewiesen wurde, dem sich Ell- stätter mit großen Eifer, aber auch mit Spar- samkeit annahm. An die Spitze dieser Abtei- lung berief er hochqualifizierte Beamte wie Wilhe1m EisenIohr, für die Hochbauverwal- 194 tung den Architekten Josef Durm. Mit der Er- richtung einer Oberrechnungskammer 1876 wurde eine sachgemäße Kontrolle über die Verwaltung des Staatsvermögens gesichert. Vor allem im Bundesrat wie bei den Kon- ferenzen der Finanzminister wusste EIIstätter Badens Interessen zu vertreten, war doch mit der Reichsgründung eine große Zahl neuer Gesetze verbunden. 1888 zeichnere der Groß- herzog den bisherigen Präsidenren ob seiner Verdienste mit dem Titel "Finanzministcr" aus; erst 1908 wurden die Ressortleiter so- gleich zu Ministern ernannt. Zeitgenössische Biographen Friedrichs l. betonten, dass unter ihm Ellstätter "als der erste Israelit in so hoher Sraatsstellung" wirkte, trotz der Widerstände bei seiner Einsetzung in bei den Kammern, der einzige in den Bundesstaaten bis 1918. Anti- semitismus lag Friedrich l. fern, sowohl aus humanitären wie aus politischen Gründen, war doch der Prozess der rechtlichen Gleich- stellung der Juden durch ein Gesetz 1862 ab- geschlossen worden. Wenn er auch zu Ellstät- ter keine persönlichen Beziehungen pflegte, rühmte er bei jeder Gelegenheit dessen über- ragende Fähigkeiten. Ellstätter selbst sorgte dafür, "dass seine jüdische Konfession den Zeitgenossen nicht zum Problem werden konnte". Er galt als Fachmann, der sich als Politiker nicht enga- gierte, wie wohl nationalliberal gesonnen und wirtschaftlich dem Manchesterliberalismus, also der freien Marktwirtschaft zugehörig, ein Patriot und Monarchist, Bismarck-Verehrer und doch auch sein Kritiker. Wie weit er sich dem dominierenden Gesellschaftsstil, beson- ders im wilhelminischen Berlin anpasste, bleibt offen. Klar ist seine Ablehnung des "Ostjudentums", und den grassiereriden Ju- denhass interpretierte er als Folge jüdischen Fehlverhaltens. Wenngleich er am Leben der jüdischen Gemeinde nicht direkt teilgenom- men hat, hielt er jedoch Kontakt zu zahlrei- ehen jüdischen Politikern und Kaufleuten, sein Freundeskreis war weitgehend jüdisch, er war mit einer Jüdin verheiratet. 1893 ging er 76-jährig mit hohen Aus- zeichnungen versehen in den Ruhestand. Ab- gesehen von der Eisenbahnschuld hinterließ er einen ausgeglichenen Staatshaushalt, ja mit einem finanziellen Polster für Notzeiten verse- hen. Der ambitionierte Kunstfreund, voll ins deutsche Kulturleben integriert, zog sich ins Private seiner intakten Familie zurück. Erst anlässlieh seines Todes im Juni 1905 las man wieder von ihm in den Nachrufen. so in der quasi offiziösen "Karlsruher Zeitung", wo es hieß, er habe nie aufgehört, "sich als Jude zu fühlen und sein Interesse für seine leidenden Glaubensbrüder an den Tag zu legen. Und wenn auch die Interessen seiner Glaubensge- meinschaft durch seinen Einfluß in hoher amtlicher Stellung niemals eine unmittelbare Förderung erfahren haben, so war doch schon der Umstand, dass ein Jude, der nie aufgehört hatte, ein Jude zu sein, von unserem Landes- fürsten mit einem der höchsten Staatsämter betraut wurde, für uns von erhebender Wir- kung". LEON HARD MÜLLER 195 Spitzel am Oberrhein Vom Demmziationswesen in Baden im 18. Jahrhundert Denunziation - wer denkt da nicht an totali- täre Staaten, an die Sowjetunion, das national- sozialistische Deutschland, die DDR und an- dere Regime, wo sogar Ehepartner einander und Kinder ihre Eltern anzeigten, ideologisch besessen, der Herrschaft verfallen. Doch De- nunziation ist nichts Neues. Schon das Wort, abgeleitet vom Lateinischen "denuntiare" = "ankündigen, anzeigen" weist auf den Ur- sprung in der Antike hin. Im Sizilien des Stau- ferkönigs Friedrich 11. oder in der "Repub- lique Venedig" konnte man Zettel "in gewis- se marmorne Lächer u werfen, und in Verona waren die Anzeigenkästen in die Mauern der Renaissance-Rathäuser eingebaut. Anzeigen, Rügen, diese deutschen Begriffe klingen schon anders, spiegeln etwas von Bür- gerbeteiligung am Gemeinwesen wider, und so muss man auch das . Spirzelwesen in der Markgrafschaft Baden im 18. Jahrhundert be- urteilen. Historiker haben sich in jüngster Zeit damit intensiv beschäftigt. 1995 förderte die Volks- wagenstifrung ein erstes Forschungsprojekt 115pirzelwesen und Denunziacionspraxis am Oberrhein. Eine Analyse von Machttechniken innerhalb des Entwicklungsprozesses moder- ner Staatlichkeiten an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert", deren sehr verdienst- volle Ergebnisse sowie Beiträge zu einer ent- sprechenden Tagung von Michaela Hohkamp und Claudia Ulbrich unter dem Titel "Der Staatsbürger als Spitzel" 2001 veröffentlicht wurden. Vagantenwesen Doch zur Erinnerung: Die öffentliche Sicher- heit war am Oberrhein schon im 16. Jahrhun- dert stark zurückgegangen. Zu vagierenden Bettlern, Gauklern, wandernden Handwerks- burschen, entlaufenen Klosterleuten und manch anderen, die keinen geregelten Lebens- unterhalt fanden, gesellten sich nach dem drei- ßigjährigen Krieg die Heimatentwurzelten und entlassenen Soldaten. Die einzelnen Lan- desfürsren versuchten mit verschiedenen Mit- teln, dem Vagantenturn zu wehren. In der Markgrafschaft Baden-Baden wurde 1763 ein besonderes Husarenkorps aufgestellt. In Ba- den-Durlach entschloss man sich neben dem lang verzögerten, "Mandat der Errichtung ei- ner Policeydeputation in der Residenz Karls- ruhe betreffend" (1787) zum Ausbau des Bür- gerdienstes. Diesen Aspekten gilt in der obigen Aufsatzsammlung der anregende Beitrag von Andre H ohnstein "Normen und andere Prak- tiken der Anzeige in der Markgrafschaft Ba- den-Durlach in der zweiten H älfte des 18. Jahrhunderts". Da es auf dem Lande kaum professionelle Polizei kräfte gab, war in den Dörfern die Anzeige von Rechtsverletzungen und Gesetzesübertretungen für eine Strafver- folgung unabdingbar, ja für jeden Amtsträger wurde eine "Rügepflicht" festgeschrieben. Aber auch die Untertanen hatten im Zeitalter des Absolutismus "alle und jede ruegbare Sachen/ es seyen Gotteslästerungen / Verachtung oder Versaumung Göttlichen Worts und deß Got- tesdienstes / Friedbruch / Todschlag/ Zauberey und Hurerey/Ehebruch / Diebstahl! übermäs- siges Zutrinken und Spiehlen / und ins gemein alle andere verbottene Laster und Mißhand- 196 lungen" sowie anderes mehr anzuzeigen, so in der Vogt- und Rügegerichtsordnung, die von 1665 bis 1767 galt. GeseUschaftliche Ordnung 1767 redigiert, galt nun der "Rügezettel" nicht mehr allein der StrafVerfolgung, sondern er be- zog sich auch auf die wirtSchaftliche und sozi- ale Entwicklung der Dörfer. Die Funktionsträ- ger (Hatschiere, Husaren, Zollbereiter, Feld- stützler, Kirchenrüger) wurden in der dörf- lichen Gemeinschaft offen mit Anzeigenaufga- ben betraut und lebten dementsprechend zu- weilen im Zwiespalt zwischen Solidarität zu den Mitbürgern und der Strafandrohung mehrjäh- riger Zuchthausstrafen, wenn sie Übertretun- gen verschwiegen. So konnte z. B. ein "Kir- chenrüger", der "selten oder wohl im ganzen Jahr gar nichts [seinem Pfarrer] hinterbringt" und sich so "fremder Sünden theilhali:ig" macht, bei "mehrjähriger fortgesetzter Schläfrigkeit" zumindest seine Funktion verlieren, denn man muss wissen: In der Verwaltungshierarchie stand über den Orrsvorgeserzten, Amt, Ober- amt die Zentralbehörde der markgräflichen Verwaltung, und hier entschied neben Hofrat und Hofgericht auch der Kirchenrat, so dass die Pfarrer der protestantischen Kirche in den Verwaltungsaufbau einbezogen waren. Die niedere Gerichtsbarkeit, badische Vogr- und Rügegerichte oder Frevelgerichte, wusste freilich bei Straf- und Zivilklagen zu unter- scheiden, ja auch falsche Anzeigen aus Neid oder Habsucht wurden bestraft. Und oft war man großzügig! So beschwerte sich 1754 Pfar- rer Posselt über das Teninger Frevelgericht, dass dies Dorf "fast keine Schande mehr und größtenteils für eine lächerliche Bosheit" hiel- te, wenn "ledige Männer nachts zu den Mäg- den und ledigen Frauen einstiegen", so dass es das Oberamt ersuchte, mit der Androhung har- ter Strafen der Gemeinde Maßstäbe zu serzen. Mehrfach gerieten die Pfarrer in Rollen- konflikte, wenn sie einerseits als ,,Aufseher in Policeysachen", andererseits als Seelsorger am- ten sollten, weilllRügungen öfters einen wid- rigen Einfluß auf das Zutrauen macht, wel- ches die Zuhörer zu ihrem Seelsorger haben soUten." So war genau vorgeschrieben, wie vie- le Gäste bei Hochzeiten und "Tauf essen" ein- geladen werden konnten, um Luxus zu ver- meiden, der den Veranstalter zum finanziellen Ruin führen könnte. Da "denunciret" 1757 der Pfarrer von Friedrichstal (Oberamt Karls- ruhe) den Richter Isaac Calmez wegen Über- zahl von Gästen bei der Hochzeit seiner Toch- ter, und 1759 geschah gleiches beim Durla- cher Obermüller Rhott. Der Territorialstaat im ancien regime wur- de von strikten Ordungsvorstellungen be- stimmt, die die Bevölkerung - noch - bejah- te. Die Rügepflicht verhinderte das Ausweiten eines heimlichen Spitzel wesens, denn in der Praxis unterschied man genau so wie heute zwischen einer notwendigen Anzeige und ei- ner negativen "Denunziation". Je differenzier- ter eine Dorfgemeinschaft wurde und je öfter damit Konflikte auftraten, um so mehr wurde gerügt, wobei sich der Rügende nicht, wie spä- ter, wegen möglicher politischer Motive zu rechtfertigen hatte, denn in der Markgraf- schaft Baden wie anderswo kannte man einen fundamentalen Systemwechsel noch nicht. Jahrhundertwende Das trat erst Jahrzehnte später ein. Diedind Hüchtker berichtet in ihrem Forschungsbe- richt über "Das Räubergesindel und die Unru- hen in der Zeit der Französischen Revolution. Die Bedeutung von Anzeigen, Gerüchten und regelmäßigen Berichten für die Kommunika- tionspraxis der badischen Verwaltung am Ende des 18. JahrhundertS". 197 Ocr Roman von Goedles Schwager Christian Vulpi us über den Räuberhauptmann Rinaldini wurde ab 1779 ein Publ iku mserfolg. Am Oberrhein mehrten sich um diese Zeit Berichte über Räuberbanden, die wohl auf- grund von Hungerkrisen und Revolutions- kriegen entstanden waren. Die wachsende Pu- blizistik einer französischen Brigantenliteratur oder deutscher Räuberromantik sorgte für den Bekanntheitsgrad, und nicht zuletzt spielt Friedrich Schillers Jugendwerk in diesem Mi- lieu. Es waren z. T. kleine, kurzlebige Banden, die Überfälle auf Landstraßen unternahmen, aber auch größere wie die des bekannten Schinderhannes in den Rheinlanden, der schließlich 1803 hingerichtet wurde. Der Markgrafkonnte über dieses Banden- wesen nicht anders als über Anzeigen infor- miert werden, wobei das Gerücht eine große Rolle spielte, denn deren Allgemeinheit schütz- re einzelne Informanten vor Rachedrohungen der Räuber. Die Gerüchte wurden von den Ämtern noriert und weitergeleitet, damit man mit diesen Berichten seine Pflichterfüllung dokumentieren konnte, aber unbeachtet gelas- sen, wenn nichts Spekrakuläres auftrar. "Knapp und formal" wurden selbsr die vierteljährli- chen Berichre über die Bettelbekämpfung ge- halren. Auch hier musste sich 1769 ein Pfarrer beklagen, wie lax das Oberamt sich dabei ver- halte. Emigranten Unruhen ganz anderer Art zeichneten sich mit der Französischen Revolution ab, so "Missver- gnügungen" über Abgaberegelungen, Unzu- friedenheit über die Stationierung französi- scher konterrevolutionärer Truppen und das Wirken deutscher Jakobiner. Die badische Regierung reagierte verhalten, denn Markgraf Kar! Friedrich befürwortete als besorgrer Nachbar Frankreichs weder die Revolution noch schloss er sich Gegnern wie Preußen und Österreich an. Jedenfalls wurden in den Ober- ämtern einzelne Truppenteile stationiert, um Unruhen rasch erliegen zu lassen. Mit dem rapiden Einströmen der Emigranten schwol- len auch die Anzeigen an. Im Unterschied zu den Gerüchten über Räuberbanden waren diese Informationen präziser, und man be- kannte sich namentlich in Anzeigen über mögliche "Spione". Dabei zeigte sich in dieser "Sattelzeit" der Periode der "Umbrüche" Mehrfaches: zum einen die Abneigung gegen- über dem "fremden liederlichen Gesindel", ob Ausländer oder deutsche Vaganten, und man qualifizierte sich als "rechtschaffener Bürger" bei erhöhter Gefahrenwahrnehmung, nicht zuletzt in Sorge um das Eigentum. Zum ande- ren betonte der Anzeiger sein Vertrauen zur 198 Obrigkeit, die seine Denunziationen von der Verwaltungshierarchie auch entsprechend auf- nahm. um ihrerseits patriachalisches Vertrau- ensverhältnis zu betonen. Freilich gab es in der badischen Beamtenschaft nicht nur Revoluti- onsgegner, sondern auch Sympathisanten, die Revolutionäre nicht als "Gesindel" einstuften, andererseits gegen umherziehende Soldaten, vor allem Deserteure der französischen Revolutionsarmee, vorgehen mussten, die sich von Räuberbanden wenig unterschieden. Zuweilen nahmen Büger auf- grund von Anzeigen eine "Generalstreife" selbst in die Hand, um eine Gegend sicherer zu machen. So berichtete der Oberamtsmann Posselt von Pforzheim1793 dem Markgrafen: "Wir bemerken dahiebei, dass von der hiesi- gen Bürgerschaft, welche sich doch sonst nicht gerne zu dergleichen Streifen brauchen lassen, zu Bezeugung ihres guten Willens bei dieser Gelegenheit ein Drittel mehr als durch den Stadthauptmann aufgeboten worden, solche freiwillig mitgemacht." Die Zeiten waren un- ruhiger geworden. Viele trauten den Kontroll- instanzen nicht mehr den nötigen Eingriff zu, weil Rebellion und Vagantenturn sich zu ver- schmelzen schienen. Auf der Ebene des Adels zeigte sich der Karlsruher Hof sehr offen ge- genüber den emigrierten französischen 5tan- desgenossen. In den "Betrachtungen eines Ob- erbeamten am Rhein über französische Emig- ranten" von 1798 wurden aber "Fremde aus irgendeinem revolutionären Lande" mit Vaga- bunden gleichgestellt, weil sie die soziale Ord- nung störten. Ergebnisse Insgesamt blieben die Verwalrungssrrukturen der Markgrafschaft Baden ungebrochen. Die Berichre der Oberämter spiegeln ein klares Verhältnis der Kommunikationsformen zwi- schen Untertanen und Behörde. Gerade die anonymen Berichte ermöglichten oft ausge- dehnte Kontrollen kleinerer Gebiete, wo es Not tat. Die Anzeigen der berichrspflichtigen Funktionsträger wurden freilich nicht mehr als eine besondere Kooperation gewertet, weil sie alltäglich geworden waren und auch nicht immer beachtenswert. Man konnte sicher sein, dass die Bevölkerung "unabhängig da- von, ob und wann sie kooperierte, in die ob- rigkeitlichen Instanzen selbstverständlich ein- gebunden war." Spitzel, Denunzianten und Anzeiger sorgten aber dafür, dass entsprechen- de Berichte der einflussreichen Oberamtmän- ner erstellt werden konnten, aufgrund deren Ordnung geschaffen wurde und das Handeln der Verwaltung vor allem gesetzmäßig er- schien. Der Konflikt zwischen der Bürgerpflicht des Anzeigens und der Bürgertugend des Nichtanzeigens erhielt erst im 19. Jahrhundert neue politische Dimensionen. LEONHARD MÜLLER 199 Karlsruhe und earl Benz Kar! Friedrich Michael Vaillant - so der Ein- trag im Kirchenbuch - wurde am 25. Novem- ber 1844 als Sohn der Johanna Vaillant aus Landstuhl in Mühlburg geboren. In einem Ehevertrag vom 31. Oktober 1845. erkannte der in Pfaffenrodt geborene Lokomotivführer Johann Georg Benz ihn knapp ein Jahr später als seinen Sohn an. Da Carl Benz seinen Vor- namen später selbst mit "C" schrieb, hat sich diese Schreibweise heute weitgehend durchge- setzt. Ausbildung in KarIsruhe Bald zog die Familie Benz in die benachbarte Residenzstadt Carlsruhe, zunächst in die Stra- ße "vor dem RüppurrerTor", dann in die Kro- nenstraße. Nach dem Willen seiner Mutter, die nach dem frühen Tod des Vaters im Jahr 1846 als Folge einer Berufserktankung den Le- bensunterhalt der Famiiie verdienen musste, sollte Carl Benz Beamter werden und besuchte deshalb das Karlsruher Gymnasium. Dort wa- ren Physik und Chemie seine Lieblingsfächer. Darübet hinaus bewies er handwerkliches Ge- schick, fotografierte und eignete sich mecha- nische Kenntnisse an. Mit 17 Jahren besuch- te er das Polytechnikum mit dem Berufsziel Ingenieur. Über die wissenschaftliche Arbeit hinaus ließ er eine große Neigung zur prakti- schen Atbeit erkennen, die ihn oft an die Werkbank führte. Bei der traditionsreichen Maschinenbauge- sellschaft Karlsruhe in der Südweststadt fand er nach dem Studium die erste Anstellung. Die 1836 von Emil Keßler und Theodor Mar- tiensen gegründete Firma hatte im Januar 1843 die erste badische Lokomotive, die "Ba- denia" ausgeliefert. Als Carl Benz am 1. Au- gust 1864 seine Tätigkeit in der größten KarIs- ruher Fabrik begann, hieß diese seit 1852 schon Maschinenbaugesellschaft Karlsruhe. Nur ein Landeskredit hatte die in Konkurs gegangene Maschinenfabrik Keßler und Mar- tiensen gerettet, die als Aktiengesellschaft mit neuem Namen weitergefährt wurde. Hiet stand Benz von 1864 bis 1867 "als Arbeiter an Schraubstock und Drehbank" um noch ein- mal "ganz unten bei den Grundlagen anzufan- gen. (I Später erinnerte er sich: .. Der Dienst war hart, Sommer wie Winter von morgens 6 bis abends 7 Uhr, nur mit einer Stunde Mittags- pause. Hier lernte ich, wenn ich zwölf Stunden lang im Halbdunkel der damals noch mangel- haft beleuchteten Fabtiktäume gebohrt und ge- feilt hatte, dass Wort 'Lehrjahre sind keine Her- renjahre' von seiner strengsten Seite kennen." Mit dem Ende seiner Tätigkeit bei der Ma- schinenbaugesellschaft verließ Benz die Stadt. Werkstatt in Mannheim 1871 gründete er mit dem Mechaniker August Ritter die erste eigene mechanische Werkstätte "Karl Benz und August Ritter" in Mannheim, die er im folgenden Jahr allein übernahm. Die darauffolgenden Jahre schwerer wirtschaftli- cher Krisen, die als "Große Depression" in die Geschichte eingingen, brachten ihn an den Rand des Ruins. 1878 begann er mit der Ar- beit an einem Zweitakt-Gasmotor, der für den Konstrukteur der Beginn der industriellen Tä- tigkeit war, wenngleich er die 1882 mit Part- nern gegründete "Gasmotorenfabrik in Mann- heim" schon nach wenigen Monaten wieder verließ. 1883 gründete er, wiederum mit Part- nern, die offene Handelsgesellschaft "Benz und Cie., Rheinische Gasmotorenfabrik" . Mit 200 dem Benz-Patentwagen von 1886, einem Dreiradwagen, gelang ihm die Konstruktion, die ihn zu den bahnbrechenden Erfindern der Automobilrechnik gehören lässt. Ab 1893 rückte die Firma Benz an die Spirze der inter- nationalen Automobilindusrrie. 1899 waren insgesamt 2.000 Fahrzeuge ausgeliefert, da- runter mit Sicherheit auch schon nach Karls- ruhe. Wann das erste Benz-Automobil nach Karlsruhe geliefert worden ist, kann man mit Sicherheit aber nicht sagen. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass es ein am 17. Oktober 1895 ausgeliefertes "Velo" war. Im Daimler- Chrysler-Archiv in Sturrgart sind die ersten Seiten des Buches, in dem die ausgelieferten Benz·Automobile verzeichnet sind, nicht er- halten, so dass man nicht weiß, ob der dort unter der Nummer 245 aufgeführte Velo tat- sächlich auch der ersre nach Karlsruhe geliefer- te Benz ist. Die ersten "Velos" Als das "Velo" 1894 das erste Mal gebaut wur- de, war es der erste Kleinwagen der Welt, von dem man mehr als 1.200 Einheiten verkaufte. Dieses erste Serienautomobil der Welt wog 280 kg, hatte 1,5 PS bei einem Hubraum von 1045 ccm. Mit dem Erfolg des Mercedes- Modells der Firma Daimler in den Autoren- nen von Nizza im Frühjahr 1901 erlebte die Firma Benz, wie die gesamte Automobilindus- trie, einen schweren Einbruch. Dies und seine Abneigung gegen den allgemeinen Trend zur Geschwindigkeit führten 1903 zum Ausschei- den des Konstrukteurs aus seiner Firma, deren Aufsichtsrat er jedoch ab 1904 wieder ange- hörte. Er verlegte seinen Wohnsitz nach La- denburg am Neckar, wo er bald darauf wie- derum eine kleine Fabrik zur Herstellung von Kraftwagen und Motoren ins Leben rief. Eines der wichtigsten Ereignisse im Leben des Carl Benz war wohl die Fusion der Pionierfirmen earl Bcnz in jungen Jahren, vermutlich /loch in seiner Karlsruher Zeit. Daimler und Benz im Jahre 1926 zur Daim- ler-Benz AG. Durch den Zusammenschluss der Stammfirmen und ihrer zahlreichen Wer- ke und Verkaufsorganisationen gelang es, auch die folgenden schweren Wirtschaftskrisen zu überstehen. Am 4. April 1929 starb Carl Benz in Ladenburg. Carl Benz gelangen seine Erfin- dungen zwar nicht in Mühlburg oder Karlsru- he. Sein Name blieb und bleibt aber mir der Stadt verbunden, in der er geboren wurde. Anerkennung und Ehrungen Bis 1924, als er 80 Jahre alt wurde, gab es kei- ne nachweislichen offiziellen Kontakte der Stadt Karlsruhe zu Carl Benz. Am 27. Novem- 201 Eines der ersten, wenn nicht das erste nach Karlsruhe gelieferte ßenz-Auwmobil war ein solches "Velo". earl Benz und Familie im Fabrikhof der Firma Benz & Cie in Mannheim, 1894. Von links nach rechts Sohn Richard. die Töcluer Thilde und Ellen, Ca rl Benz, Toch[cr Clara, Sohn Eugen. ber gratulierte Oberbürgermeister Julius Fin- ter dem seit 1914 mit der Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Karlsruhe geehr- ten Automobilpionier nachträglich zum 80. Geburtstag. "Ihre Vaterstadt freut sich mit Ih- nen, dass es Ihnen vergönnt war, das Werk Ihres Erfindergeistes zu so gewaltiger Größe und Bedeutung ausgereift zu sehen .... Die ba- dische Landeshauptstadt nennt sie mit Stolz Ihren Sohn". Damit war der Kontakt hergestellt, es folg- ten weitere jährliche Geburtstagsglückwün- sche. earl Benz bedankte sich am 4. Dezem- ber 1926 für die Glückwünsche der Stadt zu seinem 83. Geburtstag. "Wie sehr ich zeit- lebens mit allen Herzensfasern an jener Stadt hing, in der ich Kindheit und Jugend verleb- te, wo ich die Volksschule und das Gymnasi- um besuchte und in vierjahrigem Studium auf der Technischen Hochschule mir das Rüstzeug für mein späteres Schaffen holte - das alles habe ich in meinem Buche 'Lebensfahtt eines deutschen Erfinders' niedergelegt." Kurz dar- auf erhielt das Stadtarchiv ein Exemplar dieser Lebenserinnerungen. Den Vorschlag von Elisabem Trippmacher aus Ladenburg. earl Benz die Ehrenbürger- würde zu verleihen. griff die Stadt allerdings nichr auf. Sie benannte aber 1928 eine Straße nach ihm und veranlasste den mit der Ausma- 202 lung des Bürgersaals im Rathaus beauftragten Hans AdolfBühler, das Bildnis von Carl Benz dort zu integrieren. Nach dem Tod von Carl Benz erschienen in den Karlsruher Zeitungen zahlreiche Todes- anzeigen und Nachrufe, die alle betonten, dass mit ihm ein Sohn der Stadt gestorben sei. Die Stadt beschloss, eine Gedenktafel an dessen Geburtshaus anbringen zu lassen. Die nach dem Standort befragte Elisabeth Trippmacher teilte am 28. April 1929 aber mit, dass das Geburtshaus "nicht mehr zu ermitteln ist, da die Mutter des großen Mannes wiederholt nach dem Tode ihres Mannes umgezogen u. so erfuhr Dr. C. Benz nie, in welchem Hause sich seine Geburt vollzogen. Er äußerte mir gegen- über vor Jahren einmal scherzend, dass dieses Haus, in dem er geboren, wohl längst durch ein neues ersetzt worden sei - verbaut". Am 17. April 1933 ließ der Bürgerverein Mühl- burg eine Gedenktafel deshalb am alten Mühl- burger Rathaus anbringen. Heute vermutet man in Mühlburg, dass sich das Haus in der Marktstraße befunden haben könnte. Der Bericht des Karlsruher Tagblatts vom 18. April 1933 über die Anbringung der Tafel hob hervor, dass Mühlburg "die Geburtsstät- te eines Mannes" sei, "dessen Erfindung dem gesamten Verkehrswesen der Welt sein[enl Stempel aufdrückte und in völlig neue Bahnen brachte." Ende 1933 griff der Karlsruher Stadtrat auch den Vorschlag auf, ein Benz-Denkmal zu errichten. Es soll re aber in Verbindung mit einer für 1935 geplanten Autosternfahrt des Deutschen Automobilclubs (DDAC) und des Narionalsozialistischen Kraftfahrerkorps (NSKK) nach Karlsruhe im Jahr 1935 einge- weiht werden. Das von ürrmar Schrott-Vorse (Büste) und dem städtischen Hochbauamt (Sockel) gestaltete Denkmal wurde schließlich auch wie geplant am 23. Juni 1935 in Anwe- senheit von Bertha Benz eingeweiht. Im Zwei- ten Weltkrieg fiel die Bronzebüste den Metall- beschaffungsmaßnahmen zum Opfer und wurde eingeschmolzen. Nach Kriegsende dau- erte es noch bis 1956, dass das Benz-Denkmal wieder einen Kopfbekam. Der Bildhauer Carl Egler hatte den Auftrag bekommen, wobei er sich in einigen formalen Details der Physiog- nomie an das Original hielt. Das um 100 Merer nach Osten vor die neue Wirtschafts- oberschule am Ettlinger Tor versetzte Denk- mal wurde am 26. April 1958 offiziell von Oberbürgermeister Günther Klotz in Anwe- senheit zahlreicher Prominenz enthüllt. Im März 1963 entschied man, dass das Denkmal wegen der Bauarbeiten an der Kriegs- straße einen neuen Standort erhalten müsse und verlegte es an die Beiertheimer Allee, wo es bis heute steht. Zudem erinnern die 1971 in Mühlburg eingeweihte Carl-Benz-Halle und die 1973 ge- baute Carl-Benz-Schule in Wettersbach an den großen Automobilpionier. Am 6. Juni 1999 fand erstmals ein Autokorso "Tribut an Carl Benz" statt. Im Juni 2002 steht Carl Benz erneut im Mittelpunkt eines solchen Autokor- sos, sein Leben und Werk werden anlässlich des Karlsruher Stadtgeburtstages in einer Aus- stellung des Carl-Benz-Museums in Laden- burg, der Universität und des Stadtarchivs im Rathaus gezeigt. ERNST OTTO BRÄUNCHE 203 Der Botanische Garten in Karlsruhe Karlsruhe isr in der glücklichen Lage, im Zen- trum der Stadt ein Kleinod ganz besonderer Art zu besitzen. Das ist der Botanische Garten, ein von Gebäuden umgebener Freiraum, der mit seinen Gewächsen, Rasenflächen und Wasserbecken ein beliebter Aufenthaltsort für die Bürger geworden ist. Nicht immer ist man sich aber bewusst, dass diese Anlage mit seiner architektonischen Fassung als Kunstwerk von hohem europäischem Rang gesehen werden muss. Sie ist also nicht nur aus lokalpatrio- tischet'Wertschätzung ein wichtiger und erhal- tenswerter Stadtraum. Wir haben es hier mit einem fast intakten Ensemble der Spätroman- tik zu tun, in mehreren Plansrufen entworfen von dem badischen Architekten Heinrich Hübsch (1795-1863) und begonnen im Jahre 1837 mit dem Bau der Kunsthalle. Die Geschichte des Gartens Die Geschichte des Botanischen Gartens reicht zeitlich weiter zurück. Er entstand unter Mark- graf Karl Friedrich, als 1754 der Schlossvor- platz als Blumengarten aufgelöst und zum Empfangshof der Residenz umgestaltet wer- den sollte. Damit wandelte sich dieser zentrale Stadtraum zu einer Repräsentationsbühne des badischen Staates, auf der Ostseite gefasst von den Marstallgebäuden, im Westen durch drei Orangerien, hinter denen sich ein Küchengar- ten und der Holzplatz befanden. Dorthin ver- lagerte man nun die Blumenpracht, und da auch seltene Gewächse vor dem Winter ge- schütZ[ werden mussten, entstanden weitere Bauten, die aber insgesamt noch keinen Rah- men für den Freiraum ergaben. Großartige Entwürfe in spätbarocker Form sind uns von Jeremias Müller überliefert. Friedrich Wein- brenner schuf nach 1806 eine heute nicht mehr erhaltene Orangerie, einige Treibhäuser und vor allem ein Hoftheater, das sich an Stel- le des heutigen Bundesverfassungsgerichts be- fand. Dieser Bau, unscheinbar im Äußeren, doch wegen seiner Schönheit und vornehmen Farbigkeit im Inneren gerühmt, brannte leider 1847 bis auf die Grundmauern aus. Es war eine der größten Theaterkatastrophen des 19. Jahrhunderts bei der 62 Menschen den Tod fanden, da man durch nachträgliche Um- und Anbauten die Fluchtwege verstellt hatte. Vier Jahre später erhielt Heinrich Hübsch den Auftrag, an der gleichen Stelle ein größeres Theater zu errichten, so dass mit seiner Kunst- halle zunächst arn Rand des Botanischen Gar- tens ein Kulturforum entstand. Der Neubau wurde etwas aus der Flucht zurückgesetzt. So erhielt er seinen eigenen Vorhof, und zu bei- den Seiten standen immer noch die barocken Orangeriegebäude, von denen nur das mittlere durch die Brandkatas trophe zu Grunde gegan- gen war. Noch aber fehlte die architektonische Fassung des Botanischen Gartens. Sie entstand in den nachfolgenden Jahren zwischen 1853 und 1857. Als Kette unterschiedlich gestalte- ter Bauten hatte Heinrich Hübsch eine neue Orangerie, die .,warmen Häuser", den Torbo- gen und die große Exedra des "italienischen Gartens" eneworfen. Wie ein breit auseinan- dergezogener Bühnenprospekt sollten die Ge- bäude sich entfalten, jedes mit seiner eigenen Form und in spannungsvollem Kontrast ne- beneinandergesetzt durch ihre gestreckten oder höher aufragenden Konturen, mit mehr ge- schlossenen oder rransparenrcn Fassaden. So entstand in Zusammenarbeit mit der Hofgärtnerei ein Ensemble von ganz besonde- rem Reiz. Es ist eine Schöpfung der späten 204 Bmanischer Garten im zweiten Drittel des 19. Jahrhunderts. deutschen Romantik, von der wir die schöns- ten, aber zumeist unausgeführte Entwürfe ken- nen. Dazu gehört zum Beispiel das Schlosspro- jekt von Karl Friedrich Schinkel für die Akro- polis zu Athen, auch der Zaren palast Orianda oder die "Fürstenresidenz" als Musterbeispiel für sein Lehrbuch. Man könnte in diesem Zusammenhang noch die Museumsinsel von Berlin erwähnen. Die Schinkelschüler Fried- rich August Stiller und Heinrich Strack hatten dort ein Zentrum für Kunst und Wissenschaft geplant, durchsetzt mit Gartenanlagen und umflossen von der Spree. Aber auch davon wurde nur mit dem Neuen Museum und der Nationalgalerie ein Teil des Ganzen gebaut. Die Eisenbahn zerschnitt dann die Insel und fügte diesem spätromantischen Ensemble ei- nen schweren unreparablen Schaden zu. Der asymmetrische Charalkter Es blieb von diesen architektonischen Träu- men wenig erhalten. Wir können sie in den Plansammlungen bewundern und wissen, dass die politischen Ereignisse, die Revolution von 1848/49 die Menschen veränderte. Sie wur- den realistischer und waren nicht mehr bereit, in Architekturträume hohe Kosten zu investie- ren. Karlsruhe blieb eine Ausnahme und ist damit für die deutsche und europäischen Bau- geschichte eine überaus wertvolle Seltenheit. Hier wurde tatsächlich ein Ensemble in be- achtlicher Größe geschaffen, das Architektur und Gartenkunst miteinander vereint. Das Charakteristische an dieser spätromantischen Komposition ist die Asymmetrie. Sie ergab sich aus dem Prinzip, dass jeder Raum und jeder Baukörper nach seiner Funktion auch seine eigene unverwechselbare Gestalt erhalten müsse. Ein "Individualisieren" der einzelnen Gebäudeteile in einem größeren Komplex fin- den wir auch in den späten Entwürfen Schin- kels, wenn wir an die "Römischen Bäder" in Potsdam, seinen 5chlossenrwutf für Athen oder an die Fürstenresidenz denken. So sind in einem solchen Ensemble auch keine Haupt- 205 achsen vorhanden. Ganz unterschiedlich er- lebt man die Blickrichtungen und mit ihnen auch die Raumerlebnisse der Gärten. In Karlsruhe hatte Hübsch mit seiner Pla- nung zunächst eine sehr schwierige Situation zu bewältigen. Sie ergab sich aus dem Fächer- grundriss der Stadt. Das für den Botanischen Garten vorgesehene Gelände hatte die Form eines Dreiecks. dessen Spitze gegen den Schloss- turm als Mittelpunkt der Residenz gerichtet war. Dort verengte sich der Raum. so dass dem mit Architektur und Gartenkunst entgegenge- wirkt werden musste. Zunächst wollte man so weit wie möglich die Mauern der älteren Ge- wächshäuser verwenden. Dann aber zeigte es sich. dass durch den Theaterkomplex die ge- planten Neubauten zum Teil verschüttet wur- den . So entschloss man sich. die Bauflucht gegen Nordosten zu verschieben. wodurch nun aber die zum Schlossturm ziehende Allee als Fortsetzung der heutigen Bismarckstraße überbaut werden musste. Das aber genügte noch nicht. Hübsch bewältigte schließlich das Entwurfsproblem durch das ausschwingende Rund des "italienischen· Gartens". der gerade dort das Gelände erweitert. wo das Zusam- mendrängen der Begrenzungslinien kritisch wird. Die Dreieckspitze des Gartens ließ sich mit einem kleinen Wäldchen kaschieren. Es verschleiert damit den Schlossbau und öffnet sich zu den weiträumigen und lichten Rasen- flächen gegen Westen mit Blick aufTorbogen. Warmhaus und Orangerie. Reizvoll ist damit ein Kontras t ausgespielt. der den Garten. je nach welcher Richtung man ihn durchschreitet. in ganz unterschiedlichen Lichtstimmungen und Perspektiven erleben lässt. Der Kunstgriff besteht darin. dass durch das Wäldchen die Dreieckspitze gefüllt und die übrige Fläche als Trapez gesehen wird. Der italienkundige Hein- rich Hübsch wusste. wie die Barockarchitek- ren gerade diese Grundform zu nutzen ver- standen. So überträgt er den dort erkannten perspektivischen Kniff auf den Botanischen Garten. den man mit Blick zum Schloss länger und gestreckter. in umgekehrter Richtung aber breiter zu erfassen glaubt. Die Bepflanzung Wir wissen leider nicht. wer maßgeblich an der Bepflanzung beteiligt war. Aus den Akten ist zu entnehmen, dass Hübsch zunächst etwas andere Vorstellungen hatte als der Karlsruher Gartendirektor Held oder Hofgärtner Mayer. Der Schloss park war nach 1853 zum land- schaftsgarten umgestaltet worden. Die Barock- anlage mit Parterre- und Boskettzone hatte man beseitigt. damit auch die Regelmäßigkeit der Fächerachsen durch Busch- und Baum- gruppen kaschiert. um die Natur von den strengen Bindungen der Architektur zu befrei- en. Es ist damit eine Auflösung des "barocken Verbandes" erfolgt. die sich konsequent im Botanischen Garten fortsetzen sollte. Das be- deutete also gleichfalls für die Grünanlagen verschlungene Wege zu planen. malerisch ver- teilte Baumgruppen anzuordnen oder mar- kante Einzelgewächse in das Blickfeld der Ra- senflächen zu stellen. Durch Italien scheint sich aber Heinrich Hübsch an der manieristi- schen Gartenkunst begeistert zu haben. Dabei handelt es sich um mehr geordnete Anlagen. die von Mauern oder Bauten umgrenzt südli- che Pflanzen. zum Beispiel Orangen- und Zi- tronenbäume, Palmen oder seltene exotische Gewächse bergen. Durchdringt ein Besucher die architektonische Fassung. soll er den Be- reich wie ein kleines Wunderland erleben. das sich in seiner ganz besonderen. aber auch künstlichen Atmosphäre deutlich von der Umwelt unterscheidet. So ist nach seinen Vor- stellungen der Botanische Garten keine Fort- setzung von Schloss park oder Landschafts- park. Er hatte ein umschlossener Sonderbe- reich zu bleiben. der aber auch nicht allein der 206 botanische Sammelleidenschafr zu dienen hat- te. Es kam Hübsch hauptsächlich darauf an, dass "die vorzugsweise den Laien ansprechende Schönheit und Großartigkeit - also die mas- senhafte Anpflanzung des gleichmäßigen vor- herrschen" sollte. Schließlich kam es zu einem Kompromiss. Architekt und Hofgärrnerei müssen sich mit ihren unterschiedlichen Vor- stellungen geeinigt haben, so dass als Ergebnis der heutige Garten entstand. An seinen Ent- würfen sehen wir aber, dass Hübsch zumin- dest ein rundes Wasserbecken plante, das er dann auch durchserzen und ausführen konn- te. So kam es zu dem beliebten Karpfenteich, der in die Blickachse des Torbogens gestellt und gartenarchitekronisch ein Zentrum bil- den sollte, um die Anlage mit a11 ihren gewoll- ten Unregelmäßigkeiten dann doch zusam- menzuhalten. Die Fassung durch die Bauten aber ist al- lein das Werk von Heintich Hübsch. Er ent- warf sie in seinem geforderten Rundbogenstil. Mit seiner Schrift "in welchem Style sollen wir bauen", hatte schon 1828 der damals noch junge, unbekannte Feuerkopf schlagartig auf sich und seine Thesen aufmerksam gemacht, mit denen er sich von der klassizis tischen Ar- chirravarchitektur distanzierte und die An- wendung der Wölbtechnik verlangte. Es ist erstaunlich, wie sofort Karl Friedrich Schinkel in Berlin darauf reagierte. Bei seinem großen Packhofspeicher wandte er im darauffolgen- den Jahr konsequent den Rundbogen an, und als Hübsch 1829 das Karlsror schuf, entstand in der preußischen Residenz am Luisenplarz fast eine Kopie. Schinkel muss also mit großer Aufmetksamkeit das Baugeschehen in Karlsru- he beobachtet haben. Aber im umgekehrten Fall war es ebenso. Hübsch wurde auch durch Schinkel beein- flusst und übernahm von der Berliner Bauaka- demie den eleganten Segmentbogen für seine Trinkhalle in Baden-Baden und das Hofihea- ter in Karlsruhe. Es war ein Geben und Neh- men, ohne dass die Selbständigkeit einge- schränkt wurde. Durch seine Reisen hatte Hübsch sehr viel gesehen. Er kannte nicht nur Italien und Frankreich, sondern auch das da- mals schwer zu erreichende Griechenland und Konstantinopel mit seiner frühchristlich-by- zantinischen Baukunst. Er hatte sehr viel mehr gesehen und erlebt als Karl Friedrich Schinkel. Eine harmonische Einheit Doch verfolgten beide ähnliche Ziele, auch wenn Hübsch, durch seine Thesen festgelegt und deshalb konsequenter war. Der von ihm proklamierte Rundbogenstilließ sich durch- aus variieren, und allein der Botanische Gar- ten in Karlsruhe zeigt, welche Möglichkeiten er für die unterschiedliche Gestaltung der Ge- bäude bereithielt. Wie Schinkel oder Friedrich von Gärtner in München bemühte sich dabei auch Hübsch um eine polychrome Architek- tur. Aber die Farbigkeit der Fassaden sollte nicht durch einen Putzanstrich hergestellt werden. Es war das Ziel dieser spätromanti- schen Generation, das Baumarerial in seiner unterschiedlichen Tönung und Oberflächen- struktur zur Geltung zu bringen. Der Kunst- und Natursrein sollte sich in seiner besonderen Eigenheit zeigen. Um mehr Spielraum für die Fassadengestalrung zu gewinnen, versuchten Hübsch und Schinkel mit großem Engage- ment die Anwendung keramischer Bauelemen- te zu fördern. Terrakotten sollten den plas- tischen Schmuck ergeben und Formsteine die kosten- und zeitaufWendige Steinmetzarbeit erserzen. Ganz besonders faszinierte sie die Farbbeständigkeit der Backsteinarchitektur, die beide in Oberitalien kennengelernt hatten. Dabei ist interessant, wie Hübsch im Gegen- satz zu seinem Berliner Kollegen die äußere wetterabweisende Schicht auch als Verklei- dung darzustellen versucht, indem er sie wie 207 aufgespannte Teppichbahnen mit Borten de- koriert und runde Scheiben als Heftsymbole einfügt, die an der Orangeriefassade wie gro- ße Nagelköpfe wirken. Auch wechselt von Bau zu Bau die Wandstruktur. Am Torbogen ist die keramische Verkleidung durch eine Diagonal- schraffur wie ein Netz behandelt. Und in ab- gestimmten Farben sind die Kacheln oder Zie- gel mit Sandsteinelementen kombiniert. Sie ergeben zusammen die polychrome Fassung des Gartens, die ihn wie ein Juwel umschließt und seine südlich heitere und lebensfrohe At- mosphäre ganz entscheidend mitbestimmt. Architektur und Gartenkunst steigern sich ge- genseitig in ihrer Wirkung und sind im Ne- beneinander von Natur und Menschenwerk eine harmonische Einheit, die durch keinen Eingriff beschädigt werden darf. MANFRED KLiNKOIT Ein Historiker in der Landespolitik der Nachkriegszeit Franz Schnabel als Leiter der Kultus- und Unterrichtsabteilllng Nordbadens Als der 1936 von den Nationalsozialisten zwangspensionierte Geschichtsprofessor Franz Schnabel am 5. September 1945 die Leitung der Kultus- und Unterrichtsabteilung im Prä- sidium des Landesbezirks Baden übernahm, betrat er damit weitgehend berufliches Neu- land. Immerhin hatte Schnabel mit der Reor- ganisation der Volksschulen in der zunächst amerikanisch besetzten Pfalz im Mai und Juni schon erste Erfahrungen sammeln, letzdich aber kaum mehr als einen ersten Eindruck gewinnen können. Nun galt es nicht nur, das Elementar-, sondern das gesamte Schulwesen Nordbadens, dazu die Universität Heidelberg und die TH Karlsruhe wiederaufZubauen, und dies im Spannungsfeld der Besatzungspolitik einerseits, der Interessen von Eltern, Erziehern und der sich formierenden Landespolitik an- dererseits. Sein Werdegang Was bewog einen politisch unbelasteten Uni- versitätsprofessor wie Franz Schnabel, sich statt der Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit dem NeuauEbau von Schule und Universität in einem von Enrnazifizierungs- und Umer- ziehungsvorgaben eng gesteckten Rahmen zu widmen? Warum nahm er eine solche glei- chermaßen schwierige wie unpopuläre Tätig- keit auf sich? Patriotische Gesinnung, Ver- pflichtung einem "nderetl, einem demokrati- schen Deutschland gegenüber führten im all- gemeinen jene an, die wie Schnabel nach Kriegsende für Aufgaben in der Zivilverwal- rung oder den Prüfungsausschüssen der Ent- nazifizierung rekrutiert wurden. Einen weite- ren Erklärungsansatz für sein eineinhalb Jah- re währendes Engagement in der Kultus- und Unterrichtsabteilung bieten seine Biografie wie der spezielle geschichtswissenschafdiche Ansatz Franz Schnabels. 1887 in Mannheim geboren, hatte er 1906 bis 1911 in Berlin und Heidelberg Geschichte und Philologie studiert, um später die Fächer Geschichte, Deutsch, Französisch und Latein zu unterrichten. Eine Probearbeit aus dem sich anschließenden Lehramtspraktikum "Inwieweit ist die Kultur- 208 geschichte im Geschichtsunterricht der Ober- klassen zu berücksichtigen?" ist im General- Iandesarchiv überliefere. übrigens jenem Ge- bäude in der Nördlichen Hildapromenade 2. in dem sich 1945 bis 1947 auch Schnabels Diensträume befanden. Gymnasialprofessor wurde er allerdings erst nach der Heimkehr aus dem Ersten Weltkrieg. zu nächst an der Karlsruher Lessing-. dann an der Goetheschu- le. 1920 erhielt er die ehrenvolle Aufforderung der Karlsruher Technischen Hochschule. sich zu habilitieren. zwei Jahre später ernannte ihn das Badische Kultus- und Unterrichtsministe- rium zum Professor für das Fach Geschichte. Schnabel war in zweierlei Hinsicht ein umypi- scher Vertreter seines Fachs: er lehrte an keiner Universität, sondern an einer Technischen Hochschule, und er vertrat einen von seinen Historikerkollegen sehr verschiedenen For- schungsansatz. Ungewöhnlich war also erstens sein Adressatenkreis: angehende Ingenieure und Techniker. dazu die interessierte Karlsru- her Öffentlichkeit. kaum jedoch der "klassi- sche" Geschichtsstudent. der eher in Heidel- berg studierte. Außergewöhnlich war aber auch sein methodischer Ansatz. der die Ge- schichte ganz allgemein als Kulturgeschichte fass te. statt sie auf die politische. die Geschich- te der Staaten und ihrer Beziehungen zu redu- zieren. Schnabels Geschichtsbild. Schnabels humanistische Ideale hatten unter den Natio- nalsozialisten keine Konjunktur. Sie nun wie- der auflängere Sicht zur Gtundlage von Unter- richt und Bildung machen zu können. mochte nun die Entscheidung des einstigen Gymnasi- allehrers für eine Mitwirkung am Wiederauf- bau von Schule und Bildungswesen entschei- dend beeinflusst haben. Entnazifizierung nach 1945 Als Landesdirektor für Kultus- und Umerricht hatte Franz Schnabel zunächst ei nmal die Franz Schnabel . 1887-1966. Wiederaufnahme des Elementarunterrichts in Nordbaden zu gewährleisten und zu diesem Zweck sowohl Räumlichkeiten. Mobiliar und Unterrichtsmaterialien als auch politisch un- belastetes Personal zur Verfügung zu stellen. "Wir haben [ ... ]". berichtete er in einem Vor- trag vor den nordbadischen Bürgermeistern. "den Grundsarz durchgeführt. dass kein Leh- rer. der jemals Parteimitglied gewesen ist. bei der Grundlegung der neuen Schule mitwirken kann. Mag sein Motiv. warum er beigetreten ist, gewesen sein, welches es wolle - mag er Gefallen gefunden haben an der Prahlerei und an der Plakatierung der Gewalt oder mag er nachgegeben haben aus Gedankenlosigkeit. aus Bequemlichkeit oder aus Streberei - das Vorbild. das er [ ... ] zu geben verpflichtet ist. 209 hat er gewiss nicht gegeben." Bereits im Mai und Juni 1945 hatte die damals noch franzö- sische Militärregierung sämtliche Lehrer sus- pendiert. die der NSDAP angehört oder an einer elsässischen Schule unterrichter hatten. Doch war angesichts des Ausmaßes der Amts- enthebungen eine Teilrevision dieser Entlas- sungen beschlossen worden. die zunächst auch von der nachfolgenden amerikanischen Mili- tärverwaltung getragen wurde. Mitte Oktober sah diese sich allerdings zu einer Verschärfung ihrer Entlassungspraxis veranlaßt. so dass etli- chen der seit dem 1. Oktober wiedereröffne- ten Volksschulen Nordbadens die erneute Schließung drohte. Allein im Landkreis Karls- ruhe waren 42 Lehrer von dieser Maßnahme betroffen. In kleinen Orten kam gar der Schul betrieb zum Erliegen. "Die angeordnete Entlassung". klagte Schnabel bei Landesbe- zirkspräsident Heinrich Köhler. "hat in den Kreisen der Betroffenen große Enttäuschung und Erbitterung hervorgerufen. Die Lehrkräf- te hatten nach ihrer Wiederzulassung zum Schuldienst neuen Lebensmut gefaßt und wußten sich und ihre Familien wieder in gesi- cherten Verhältnissen. Beglückt nahmen sie ihre Schularbeit auf. denn sie durften sich ja nun frei vom Druck der Nazigesetze und Nazi- aufsicht wieder als Lehrer in ihrer Erziehungs- arbeit so einsetzen, wie sie es aus der Zeit vor Hitler gewohnt waren." Problem der Hochschulen Nicht nur den Unterricht an Volksschulen. Februar 1946. Zeitweilig war nicht einmal der Standort Karlsruhe gesichert. und es sollte der vereinten Kräfte des Landesbezirkspräsidenten Köhler. des ersten Karlsruher Nachkriegsober- bürgermeisters Hermann Veir, sowie Franz Schnabels bedürfen. um eine Zusammenle- gung mit der TH Stuttgart oder der Universi- tät Heidelberg zu verhindern. Wie auch der Schul- mußte der Universi- tätsbetrieb mit einem durch Kriegsgefangen- schaft und Entnazifizierung dezimierten lehr- körper aufgenommen werden. Entlassen wa- ren etwa die Rektoren der NS-Zeit. Heinrich Wittmann und RudolfWeigel. entlassen wa- ren aber auch die "Dozentcnführer" der TH, der Physiker Alfons Bühl und der Direktor der chemisch-technischen Prüfungs- und Ver- suchsanstalt. Karl Theodor Nestle. der von der "Zwangsemeritierung" Schnabels profitiert hatte. Was für den Lehrerberuf galt. sollte auch auf Professoren zutreffen: Kein Parteimitglied. keiner. der in der "Zeit 1933 bis 1945 [ ... ] den deutschen Geist vor der ganzen Welt kompro- mittiert hat", sollte am Wiederaufbau der Universitäten mitwirken können. Kompro- mittiert waren Karlsruhe wie Heidelberg etwa durch solche Vertreter einer "deutschen" Phy- sik wie Alfons Bühl oder. prominenter. Philipp Lenard. doch fühlte sich die Rllperto Carola vor allem dadurch angegriffen. dass Franz Schnabel die Korruption des univetsitären Geistes an der Heidelberger Promotion des späteren Reichspropagandaministers Joseph Goebbels festmachte. den weiterführenden wie den Berufsschulen. Streit mit der Universität Heidelberg sondern auch den universitären Betrieb sollte und wollte Franz Schnabel wiederaufnehmen. Hatte die französische Militärverwaltung den Wiederbeginn der Lehrveranstaltungen bereits für den Oktober 1945 in Aussicht gestellt. so verzögerte sich der Anfang des Wintersemes- ters unter amerikanischer Ägide bis in den Walter Jellinek. der Heidelberger Nachkriegs- rektor. und der Philosoph Karl Jaspers warfen Schnabel in ihrer Entgegnung zumindest Ein- seitigkeit zugunsten der Karlsruher TH vor. Der Konflikt sollte eskalieren. als Schnabel 1947 den Rückzug aus der Landespolitik in 210 Das Gebäude des Generallandesarchivs, 1905 fertiggcstellt, um 1910. Im Zweiten Weltkrieg un'Lerstön, war im 4, Stock- bisher fur Dienstboten bestimmt - die Kultus- und Untcrrichtsabtdlung Nordbaden untergebracht. Forschung und Lehre betrieb. Einer Bewer- bung nach Heidelberg widersetzten sich nun die Philosophische Fakultät wie auch der Se- nat auf das heftigste. Die Heidelberger Profes- soren machten deutlich, dass ihnen der ge- schichtswissenschaftliche Ansatz Schnabels nicht passte, seine Methodik "unzeitgemäß" und sein Forschungsschwerpunkt von den "heute so entscheidend gewordenen Fragen der angelsächsischen Welt" zu weit entfernt sei. Schnabels Schüler mutmaßen zudem reli- giöse Vorbehalte gegenüber dem katholischen Historiker. Welcher der genannten Faktoren für das Votum der Fakultät nun ausschlagge- bend war, mag dahingestellt bleiben. Jedenfalls sah Schnabel nach den Querelen um seine 211 fehlgeschlagene Berufung keine Basis mehr für eine fruchtbare Zusammenarbeit mit der Hei- delberger Universität und legte die Leitung der Kultus- und Unterrichtsabteilung in der nord- badischen Landesbezirksverwaltung nieder, die er ohnehin länger geführt hatte ,,[ ... ] als gemeinhin solche politischen Ämter bei ein und derselben Person zu bleiben pflegen." Fortan woUce er sich ganz der wissenschaftli- chen Arbeit widmen. Nach München Zu jenem Zeitpunkt hatte Schnabel sich, be- ginnend mit einigen Gastvorlesungen und - vorträgen, längst einen neuen Wirkungskreis an der Universität München geschaffen. wo- hin er zum Wintersemester 1947/48 schließ- lich berufen wurde. "Ich habe nach langer Prü- fung aller Umstände mich entschlossen. nach München zu gehen". schrieb er Heinrich Köh- ler in seiner Bitte um Entlassung aus dem badi- schen Staatsdienst. "weil der Ruf dorthin schon seit zwei Jahren mehrfach und in besonders ehrenvoller Form sowohl durch die Fakultät wie durch alle drei Kultusminister. die bisher in Bayern amtiert haben [ ... ] an mich ergan- gen ist." Köhler bedauerte das Ausscheiden eines seiner engsten Mitarbeiter. der die Karls- ruher Studierenden wie die interessierte städ- tische Öffentlichkeit ein wenig mit seinem Weggang versöhnte. indem er zumindest im Wintersemester 1947/48 noch eine Gastvorle- sung zur "Europäischen Geschichte" hielt. Das Münchener Ordinariat sollte Schnabel bis 1962. vier Jahre vor seinem Tod 1966 innehaben. ANGELA BORGSTEDT Schule und NS-Diktatur Das Beispiel der Karlsrtther Humboldt-Schule Dem Thema "Schule und NS-Diktatur" wid- meten sich die Teilnehmer der Arbeitsgemein- schaft "Geschichte im Archiv" des Humboldt- Gymnasium Karlsruhe in den zurückliegenden drei Schuljahren. Der Gegenstand der Unter- suchung. die aufschlussreiche Einblicke und Entdeckungen gewährte. war die ehemalige Karlsruher Humboldt-Schule. Das General- landesarchiv. das Stadtarchiv Karlsruhe und das Archiv des Karlsruher Humboldt-Gymna- si ums lieferten mit ihren Beständen die Quel- lenbasis. Der Kontakt zu ehemaligen Schülern der Humboldt-Schule und weiteren Zeitzeugen brachte zusätzliche Erkenntnisse und gab Ant- worten auf Fragen. die sich aus dem Studium des Quellenmaterials ergaben. Zwei Schüler. Mitarbeiter der AG. stellen im Folgenden eine stark gekürzte Auswahl aus den insgesamt be- arbeiteten Themenkomplexen vor. RAI NER GUTJAHR Hitlerjugend (HJ) Als eines der zentralen Themen kristallisierte sich das Verhältnis zwischen HJ und Schule heraus. Bereits ab November 1933 lässt sich ein Lehrer als "Vertrauensmann" der HJ an der Humboldt-Schule nachweisen. Die Ver- trauensleute. so ein Rundschreiben des Minis- teriums des Kultus und Unterrichts vom 5. Mai 1934. sollten die Beziehungen zwischen Schule und Hitlerjugend pflegen und in allen Fragen eine Verständigung zwischen Schule und HJ garantieren. Die Schule selbst hatte keine "Befehlsgewalt" über die Schüler. die in der HJ Mitglieder waren. sie sollte vielmehr mit der HJ kooperieren um ein "gemeinsames Erziehungsziel" zu verwirklichen. Die HJ be- anspruchte beispielsweise zwar das Recht zu bestimmen. zu welchem Anlass ihre Mitglie- der in Uniform zu erscheinen hatten. jedoch sollte das Tragen einer Uniform an der Hum- boldt-Schule nur erlaubt sein. "wenn die Schulleitung dies wünsche". Neben dem Ver- trauensmann wirkten an der Humboldt-Schu- le auch noch je ein Lehrer als "Kolonialrefe- rent" der HJ und als Sportwart. Im Herbst 1935 verstärkte die HJ ihre Werbung an den Schulen und ließ im Zuge dieser Aktion Aufnahmeanträge an die Schü- 212 ler austeilen. Dieser Werbefeldzug erzielte gro- ße Erfolge in der Humboldt-Schule. Nach An- gaben der Schulleitung waren 97,4% der Schü- ler bis Schuljahresende 1935/36 einer Gliede- rung der NSDAP beigetreten. Die Hitlerjugend hatte auch einen nichr zu verachtenden Einfluss auf die Notengebung, wie das Beispiel eines Schülers zeigt. Ihm wur- de anstelle einer Fünf eine Vier in Englisch erteilt, "damit man ihm den Weg in die Prima nicht verbaue", wobei zur Rechtfertigung er- wähnt wurde, dass der aus Freiburg nach Karlsruhe wechselnde Schüler sich "auf einem sehr exponierten Posten seit Jahr und Tag für die HJ eingesetzt" habe. Ein weiteres Beispiel für die Einflussmöglichkeit der HJ liefert das Aufnahmegesuch eines auswärtigen 17-jähri- gen Schülers vom September 1938. Er hatte seine alte Schule wegen der Schwängerung seiner 15-jährigen Tanzstundenparrnerin ver- lassen müssen. Der Hinweis auf seine HJ-Kar- riere, er war Oberjungenschaftsführer, und das Engagement seiner Eltern in verschiedenen Gliederungen der NSDAP ermöglichten ihm die Aufnahme in die Humboldt-Schule. Die Mitglieder der HJ wurden durch zahl- reiche aullerschulische Veranstaltungen in An- spruch genommen, was zu erheblichen Schul- versäumnissen führte. Um die negativen Aus- wirkungen des HJ-Dienstes einigermaßen zu kompensieren, erließ der Reichs- und Preußi- sche Minister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung bereits im Mai 1935 ein Dekret, welches die Oberprimaner vom Dienst in SA, SS, HJ oder JV freistellte. Verbindungen oder Vereine von Schülern, die mit der HJ in Konkurrenz standen, wur- den geächtet und schließlich ganz verboten. Dagegen gerichtete Verstöße konnten weitrei- chende Konsequenzen nach sich ziehen. 1937 wurde vor dem Karlsruher Jugendgericht der Fall eines Humboldt-Schülers verhandelt, dem in einer Anzeige durch den Bannführer des Professor Leopold Weil, Lehrer 3n der Humboldt-Schulc his Ende 1935; 1939 Emigration nach Palästina; 1952 in Karlsruhc verstorben. Hans Heim Läwcnthal . Schüler der Humboldt-Schule 1932- 1937; 1940 deportiert nach Gurs, vermutlich in Auschwitz ermorder. Karlsruher HJ-Bannes 109 vorgeworfen wur- de, an einer Veranstaltung der verbotenen Schülerverbindung "Primania" teilgenommen zu haben. Der Richter beliell es bei einer Ver- warnung des Schülers. Der Schulleiter der Humboldt-Schule nahm jedoch den Fall zum Anlass, das Ministerium des Kultus und Un- terrichts um eine grundsätzliche Stellungnah- me zur Thematik Schülerverbindungen, Aus- tritt bzw. Ausschluss aus der HJ zu bitten. In einem darauf folgenden Erlass des Ministeri- ums vom 26. Januar 1938 heißt es, "daß Schü- lerverbindungen neben der Staatsjugend keine 213 Daseinsberechtigung mehr" hätten. Wo Ver- bindungen noch bestünden, seien sie dadurch aufzulösen, "daß sämtlichen Schülern verbo- ten wird, in irgendeiner [ ... ) Form an einer solchen Verbindung teilzunehmen". Volksbund rur Deutschtum im Ausland (VOA) Der NS-Staat machte sich den VDA fur seine "völkische" Politik dienstbar. Auch an der Humboldt-Schule bestand eine VDA-Schul- gruppe, die sich in einer monatlichen "Volks- deutschen Stunde" mit dem ,,Auslands- deutschturn" und "volksdeutschen Fragen" oder auch mit dem Thema "Das Elsaß - Ein deutsches Land" befasste. An Vorbereitung und Durchfuhrung des vom VDA organisier- ten Karlsruher "Festes der deutschen Schule" im Oktober 1933 war die Humboldt-Schule aktiv beteiligt, was ihr einen ausdrücklichen Dank durch den VDA einbrachte. Von den weiteren Aktivitäten in Diensten des VDA seien erwähnt eine SamJ.1llung zugunsten der "deutschen Schulen im Ausland" sowie der Vertrieb eines "Sonderblaues" zur Unterstüt- zung eines Wahlkampfes im Memelland. Vereinnahmung zugunsten des NS-Staates Die der Schule im NS-Staat zugedachte Rolle lässt sich beispielhaft auch an den Themen zur Reifeprüfung 1940/41 ablesen. So war im Deutschaufsatz zu behandeln "Goetbes Faust als Spiegelbild des deutschen Wesens und Schicksals"; im Fach Erdkunde sollten die "wirtSchaftlichen und geopolitischen Möglich- keiten" untersucht wetden, die sich "aus den deutschen Siegen der Jahre 1939 und 1940" ergaben; die Chemie war vertreten mit dem Thema "Kohle, Kalk und Holz, die Waffen der Chemie im deutschen Entscheidungs- kampf'; in Mathematik lautete die Aufgabe: "Welche größte Höhe erreicht ein Geschoß, das mit einer Anfangsgeschwindigkeit von 650 ml sec. und einem Erhebungswinkel a = 12,5° abgefeuert wird? Welches ist das Maxi- mum der WurfWeite?" Diskriminierung jüdischer Schüler Die Diskriminierung der jüdischen Schüler begann schon kurz nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 mit Übergriffen durch nicht jüdische Mitschüler. Erstaunlicherweise wurde dieses Aufkeimen spontanen" Volks- zorns" zunächst offiziell verurteilt. Der Kul- tusminister qualifizierte am Tag vor dem Ju- denboykott am I. April 1933 in einem Rund- schreiben an alle "unterstellten Schulbehörden und Schulanstalten " diese ,,Angriffe auf wehr- lose Einzelne durch eine Überzahl" öffentlich als "feige". Dieses Verhalten sei wedet "christ- lich noch national". Er sprach sich damit nicht generell gegen eine Demütigung der Juden aus, schreibt er doch weiter, "die nationale Regierung" habe sich "die Bekämpfung des Judentums zur Aufgabe gemacht", doch dür- fe diese nur in "gutorganisierter und wohIdis- ziplinierter Weise" geschehen. Im "nationalen Aufbaukampf[sei) Disziplinhalten auch Pflicht eines jeden deutschen Jungen und jedes deut- schen Mädchens". Die staatlich organisierte Diskriminierung der jüdischen Schüler begann mit dem Gesetz gegen die Überfullung deutscher Schulen und Hochschulen vom 25. April 1933. Der Anteil jüdischer Schüler an einer Schule durfte den Gesamtanteil aller Juden an der Bevölkerung im Deutschen Reich von 1,5 % nicht über- steigen. Von da an mussten die Eltern, wenn sie ihre Kinder an den Schulen anmeldeten, einen Nachweis für ihre rein arische Abstammung bringen. Eine Aufnahme von nicht jüdischen Schülern, war nur dann möglich, wenn der 214 Vater einen Nachweis erbringen konnte, für das Deutsche Reich oder einen seiner Verbün- deten im Ersten Weltkrieg an der Front ge- kämpft zu haben. So legte zur Aufnahme sei- nes Sohnes Gerhard in die Humboldt-Schule der Kar/sruher Fabrikant Ernst Bernheimer einen Bericht über seinen militärischen Wer- degang, seine Kriegsteilnahme und seine Tap- ferkeitsauszeichnungen vor. Die jüdischen Kinder wurden jedoch nicht nur bei der Anmeldung benachteiligt, auch im Schulleben waren sie unterschiedlichen Dis- kriminierungsmaßnahmen ausgesetzt, wie sich dies auch für die Humboldt-Schule belegen lässt. Zahlreiche Veranstaltungen wie Theater- besuche, Faschingsumzüge etc. waten den Kin- dern der ,,Arier" vorbehalten. Die Maßnahmen führten zum gewünsch- ten Ergebnis. Während sich zu Beginn des NS-Regimes im Schuljahr 1932/33 noch 27 jüdische Schüler an der Humboldt-Schule be- fanden, waren es 1936/37 nur noch neun Schüler und 1938/39 galt die Schule als "ju- denfrei" , abgesehen von vier "Mischlingen ers- ten Grades". "Mischlingen" blieb nach bestan- denem Abitur unter Umständen der Zugang zum angestrebten Studium versagt. Als "wehr- unwürdig" mussten sie während des Krieges Zwangseinsätze bei der Organisation Todt ableisten, sofern sie nicht an einem als "kriegs- wichtig" eingestuften Arbeitsplatz eingesetzt waren. Der israelitische Religionsunterricht fiel ebenfalls den Gesetzen des NS-Regimes zum Opfer. 1936 wurde die jüdische Glaubenslehre auf grund der Nürnberger Rassegesetze und der "allgemeinen nationalsozialistischen Rechts- auslegung" an allen öffentlichen Schulen ver- boten. Die Lehrer verloren ihre Bezüge, Un- terrichtsräume wurden nicht mehr zur Verfü- gung gestellt, Religionsnoten durften nicht mehr in die Zeugnisse eingetragen werden. An der Humboldt-Schule wirkten zu diesem Zeit- punkt drei jüdische Religionslehrer: Oberkan- tor Simon Metzger, Siegfried Speyer und Her- bert Sax. Bei zweien ist das weitere Schicksal bekannt: Simon Metzger floh zusammen mit seiner Frau Marie am 8.9.1938 nach Luxem- burg, wo er eine neue Stelle als Kantor antrat. Es gelang den beiden, noch vor dem Ausbruch des Krieges, in die USA zu flüchten. Siegfried Speyer wurde in Auschwitz ermordet. Eine im Zug unserer Arbeit entstandene Liste der jüdischen Schüler der Humboldt- Schule wurde dem Stadtarchiv Kar/sruhe übergeben; sie dient dort als eine det Grund- lagen zu Erarbeitung des Gedenkbuches der im Dritten Reich ermordeten Karlsruher Juden. Die "Säuberung" der Schule von unerwünschten Lehrern Am 15. März 1933 wurde Direktot Rudolf Wilhe1m von seinem Posten als Direktor der Humboldt-Schule auf grund des Paragraphen 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Be- rufsbeamtenturns suspendiert. Bereits die Be- rufung Wilhe1ms zum Direktor der Hum- boldt-Schule im Jahre 1932 war von einer Hetzkampagne im "Führer", dem Katlsruher NS-Organ, begleitet. Wilhelm war politisch aktiv in der SPD und im "Reichsbanner" und publizierte unter dem Pseudonym Ferdinand Madlinger im Katlsruher "Volksfreund" . Un- ter anderem erschien dort nach dem Umsturz von 1918 folgender Vierzeiler: Wir sind sie los, die stolzen Regimenter, Mir blinkt im Auge keine Wehmutszähre. Um ist die Zeit gefügig-stummer Heere, Hier wird der harte Friede Segensspender. "Der Führer" vom 19. März 1933 zitierte unter der Überschrift "Weitere Bonzenverhaf- tungen in Karlsruhe" diesen Vietzeiler und kommentierte wie folgt: "Diese niederträchti- ge Verhöhnung unseres Heeres, das mit bei- 215 spielloser Tapferkeit im Weltkrieg vier Jahre lang einer Welt von Feinden standhielt, war nach der Marxistischen Revolution im Karls- ruher 'Volksfreund' zu lesen. Der Verfasser ist der jetzt als Direktor der Humboldtschule in Karlsruhe beurlaubte sozialdemokratische Dissident RudolfWilhelm, der auch als The- aterkritiker des 'Volksfreund' jede Auffiihrung nationaler Bühnenwerke herunterriß. [ ... ] Daß ein derartiger Zeitgenosse als Jugend- erzieher und als Direktor einer höheren Lehr- anstalt schlechterdings unmöglich ist, bedarf wohl keines weiteren Beweises. Heute sind die traurigen Verse des beurlaubten Direktors Rudolf Wilhelm folgendermaßen umzuän- dern: Wir sind ihn los, der hat gesungen, der völlig bar der nationalen Ehre. Uns blinkt im Auge eine Freudenzähre. Gott schütz, vor solchen Lehrern unsere Jungen! [ ... ] Wir verlangen heute charaktervolle Direktoren [ ... ], die als deutschbewusste Män- ner mit gläubigem Optimismus der nationa- len Jugenderziehung die Wege weisen. Hierüber darf auch keine liebedienerische Konzilianz hinwegtäuschen, die doch nur pa- zifistische Pädagogik zur Waffe hat." Nach seiner Suspendierung gelang RudolfWilhelm zusammen mit seiner jüdischen Frau Thekla 1939 die Auswanderung nach Kolumbien, wo er 1970 in Bogota starb. Opfer des NS-Regimes wurde Alfred Kanzler, ebenfalls Lehrer an der Humboldt- Schule. Kanzler wurde im Juli 1944 zu siebenJah- ren Zuchthaus verurteilt. Schüler hatten seine regimekritischen Bemerkungen zum Anlass für eine Denunziation genommen. Er über- lebte seine Befreiung Anfang April 1945 durch amerikanische Soldaten nur um wenige Wo- chen. Alfred Kanzler starb 57-jährig am 24. Mai 1945 an den Folgen der Hafibedingungen. Schule und Wehrmacht Mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht begann der Zugriff der Wehrmacht auf Lehrer und Schüler. So wurden einzelne Lehrkräfte der Humboldt-Schule wiederholt zu Wehrü- bungen eingezogen. Ab Kriegsbeginn wurden verschiedene Lehrer einberufen. In einem Fall bemühte sich der Minister für Kultus und Unterricht, einen zu einer Baukompanie ein- berufenen Lehramtsassessor wieder in den Schuldienst zurückzuholen. In seiner Begrün- dung gab das Ministerium an, der betreffende Lehrer sei bei einer freiwilligen Meldung zum Wehrdienst wegen Kurzsichtigkeit abgewiesen worden und somit "nicht neuzeitlich ausgebil- det". Im Übrigen sei die Erziehung der Jugend als "kriegswichtig" zu bezeichnen. Die Bitte hatte zur Folge, dass der Betreffende umge- hend vom Wehrdienst befreit wurde. Von Bedeutung für die Wehrmacht war vor allem auch der Zugriff auf die Schüler der Höheren Schulen, aus deren Reihen der Offi- ziersnachwuchs gewonnen wurde. Dieses Inte- resse schlug sich in zahlreichen Informations- veranstaltungen während der Unterrichtszeit nieder. Hinzu kamen weitere Werheveranstal- rungen des SD, der SS und der Sicherheitspo- lizei. Sie zeigten auch entsprechende Wirkun- gen: acht Schüler der Abschlussklasse bewar- ben sich z.B. im Juli 1940 bei der Luftwaffe als Offiziersanwärter. All dies hatte Auswirkungen auf die Qualität des Unterrichts, was auch durch eine Notiz von Direktor Hundt zur Reifeprüfung von Ostern 1941 bezeugt wird: "Die Prüfung war in mancher Hinsicht nicht befriedigend, da die Folgen der Unterrichts- einschränkungen, der Lehrerwechsel und die schon ganz auf den Eintritt in die Wehrmacht ausgerichreren Einstellung der Schüler deut- lich feststell bar war." Mit unserer Arbeit hofften wir zeigen zu können, wie die NS-Diktarur die Schule zu 216 einem Instrument ihrer Politik machte. In welchem Ausmaß Schüler wie Lehrer der Humboldt-Schule tatsächlich der NS-Ideolo- gie anhingen, ließ sich mit unseren Mitteln nur begrenzt ermitteln. Immerhin konnten die Opfer benannt werden, welche die NS- Diktatur unter Schülern und Lehrern der Humboldt-Schule forderte. An ihr Schicksal erinnert zu haben gibr unserer Arbeit, so hof- fen wir, ihren besonderen Sinn. SANDRA JUNG UND MANUEL WITTEK »'" damit unnötigen Sorgen und Mißerfolgen vorgebeugt werden kann im Interesse der Stadt und der menschlichen Gesellschaft ... " Zum 75-jährigen Bestehen der Psychologischen Beratungsstelle Karlsruhe fiir Eltern, Kinder undjugendliche Mit den eingangs zitierten richtungsweisen- den Worten appellierte die Erziehungsbera- tungsstelle des Stadt jugendamtes Karlsruhe in der Abendausgabe der "Badischen Presse" vom 11. Mai 1927 an "alle an der Erziehung unse- rer Jugendlichen interessierten Kreise, insbe- sondere Schule, Behörden und Wohlfahrtsver- bände, ... rechtzeitig die psychisch gefahrdeten Kinder der Beratungsstelle zuzuführen ... " Mit einem ausführlichen Zeitungsartikel stellt sich die Erziehungsberatungsstelle hier der Karlsru- her Bevölkerung vor. Öffentliche Hilfe in persönlichen Angele- genheiten in Anspruch zu nehmen, war auch in einem anderen Zusammenhang nicht ganz neu - war doch im April 1927 im Rathaus eine Eheschlichtungsstelle eingerichtet wor- den, die bereits im Herbst zunehmend aufge- sucht wurde. Die Gründung der Erziehungsberatungs- stelle Karlsruhe fügt sich in ein gesellschaftli- ches Klima ein, das für Themen der Psycholo- gie, Psychoanalyse und Pädagogik offen war. "Was ist Psychoanalyse?" "Zweiter Kongreß für Psychotherapie. Der gegenwärtige Stand der Psychoanalyse" .. "Moderne Kindererzie- hung. Die individual-psychologische Erzie- hungsmethode" . "Erziehung und Unterricht auf neuer Grundlage" oder "Gesunderhaltung der Kinderseele. Was der Nervenarzt sagt" : bei der Durchsicht der "Badischen Presse" des Jahres 1927 fallt eine dichte Berichterstattung zu Fragen der Psychologie, Psychoanalyse und Pädagogik auf. Zudem jährte sich 1927 der 100. Todestag des Pädagogen Heinrich Pesta- lozzi, der im Rahmen einer Reichserziehungs- woche des evangelischen Reichselternbundes auch in Karlsruhe mit Veranstaltungen der Lehrerbildungsanstalt und des evangelischen Kindergartenseminars gefeiert wurde. Im oben zitierten Zeitungsartikel vom 11. Mai 1927 informiert das Stadt jugendamt sei- ne Klientel umfassend und detailliert über die Leistungen der Erziehungsberatungsstelle: über ihre Unterbringung im Erdgeschoß des Rathauses, über ihre Öffnungszeiten und die unentgeltliche Beratung. Auf einer zweiten inhaltlichen Ebene informiert das Stadtju- 217 gendamt über die Arbeitsweise der Betatungs- stelle: zur Klärung der Sachlage wurden zu- nächst Vorerhebungen sowie psychologische Untersuchungen und Beobachtungen ange- stellt worauf die Beratung der Eltern erfolgte. Eingehende psychologische Untersuchungen mit anschließender ambulanter Beobachtung und Beschäfrigungsstunden mit heilpädagogi- scher Beratung und Aussprachen rundeten schließlich die Behandlung ab. "Bei aller Ver- feinerung der Methodik: seht viel hat sich bis heute nicht geändett, d. h. die drei Begtiffe Diagnostik, Beratung und Therapie bilden nach wie vor die drei Hauptsäulen der Erzie- hungsberatungsarbeit" urteilt der damalige Leiter Norbert Schmidt im Jahr 1985 in sei- nem "Geschichtlichen Rückblick über die Er- ziehungsberatungsstelle der Stadt Karlsruhe". Das Stadt jugendamt benennt zudem detail- liert die Kinder und Jugendlichen, für die es Beratung anbietet: psychisch auffällige, ent- wicklungsgehemmte und schwer erziehbare Kinder sowie in Entwicklungskrisen und Er- ziehungskonflikten stehende oder sittlich ge- fährdete Kinder und Jugendliche. Schließlich formuliert das Stadt jugendamt in seinem Zei- tungsartikel vom 11. Mai 1927 den Zweck der Erziehungsberatung: "durch rege Zusammen- arbeit und Verständigung mit den Schulbe- hörden, dem Schularzt, dem Arbeitsamt und den caritativen Organisationen soll zum Woh- le der Schutzbefohlenen gewirkt werden. Gleichzeitig sollen durch diese vorbeugende Fütsorge die Fälle drohender Verwahrlosung und notwendig wetdendet Fürsorgeerziehung möglichst eingeschränkt werden." Umsetzung des Jugendwohlfahrtsgesetzes Die Berarungstätigkeit des Stadt jugendamts in Erziehungsfragen begann bereits im Jahr 1922. Die Stadt Karlsruhe unternahm damit die ersten Schritte zur Umserzung des Jugend- wohlfahrtsgeserzes aus dem Jahr 1922, das am 1. April 1924 in Kraft trat. Mit der Einrich- tung einet Etziehungsberatungsstelle wird Paragraph 4 umgesetzt, der als eine Aufgabe des Jugendamts definiert: ,,Aufgabe des Ju- gendamts ist ferner, Einrichtungen und Veran- staltungen anzuregen, zu fördern und gege- benenfalls zu schaffen für 1. Beratung in An- gelegenheiten der Jugendlichen." Das Jugend- amt hatte für die Beratungstätigkeit in dem damaligen Direktor der Fürsorgeerziehungs- anstalt Flehingen, Professor Adalbert Gregor (1878-1971) eine renommierte Fachkraft ge- funden. In den "Badischen Anstaltsblättern" aus dem Jahr 1926 schildert Professor Gregor die Hintetgründe seiner Mitarbeit beim Stadt- jugendamt. "Die guten Erfahrungen, welche wir mit der im Frühjahr 1918 von mir und meiner Frau in Leipzig gegründeten Bera- tungsstelle gemacht haben, veranlaßten uns, dem Wunsche des Jugendamtes in Karlsruhe Folge zu leisten und auch hier seit 1922 heil- pädagogische Sprechstunden abzuhalten." Die heil pädagogischen Sprechstunden Pro- fessor Gregors fanden alle zwei bis drei Wo- chen in den Räumen der Stadtschularztstelle in der Kreuzstraße 15 starr, und in den kom- menden drei Jahren erwies es sich, dass die heilpädagogische Beratung zu erweitern und zu vertiefen war. Aus der Sprechstunde wird eine Behörde Am 17. Juli 1925 stellte der Beirat des Jugend- amts an Oberbürgermeister Julius Finter den Antrag, "die bisher betriebene Fürsorge für geis- tig zweifelhafte Kinder und Jugendliche aus- zubauen durch Einstellung einer auf dem Ge- biete der Heilpädagogik ausgebildeten Kraft". 218 Ihre Tätigkeit müßte nach Einschätzung des Beirats derart festgelegt werden ...... daß aber mindestens an 3 oder 4 Nachmittagen in der Woche in einem geeigneten Raum oder Gar- ten Spiel- und Beschäftigungs-Nachmittage für geistig anormale Kinder von ihr abgehalten und etwa notwendige Rücksprachen zwischen ihr. der Schule und den Eltern im Einverneh- men mit ihrer vorgesetzten Dienststelle vorge- nommen werden." Der Beirat hielt es außerdem für zweckmä- ßig. diese Kraft der StadtschularztsteIle anzu- gliedern, und ein Zusammenwirken mit Pro- fessor Gregor und dem Jugendamt sollte si- chergestellt sein. Die gewünschte Kraft wurde in der Fürsor- gerin beim Jugendamt. Frieda Ott (1887- 1972) gefunden. Die Sozialbeamtin und Wohl- fahrtspflegerin Ott war bereits am 1. August 1925 beim Städtischen Jugendamt eingestellt worden. Während eines fünf-monatigen Vo- lontariats beim Provinzialinstirut für Psycho- logie in Halle und einer dreimonatigen Assis- tentinnen-Tätigkeit am Psychologischen Ins- titut der Technischen Hochschule Stuttgart hatte sie sich .. psychotechnische Kenntnisse" angeeignet. wie aus ihrer im Stadtarchiv Karls- ruhe archivierten Personalakte hervorgeht. Zu- nehmend wurde Frieda Ott in der nun so be- zeichneten .. Beratungsstelle fur schwer erzieh- bare Kinder" eingesetzt und war im Juni 1927 schließlich vollbeschäftigt dort tätig. Aus den bisherigen Sprechstunden war eine städtische Behörde geworden. Bis 1945 wurde die Erzie- hungsberatungsstelle Karlsruhe von der Für- sorgerin Ott geleitet. Parallel zu seinen Tätig- keiten als Direktor der Fürsorgeanstalt Flehin- gen. als Medizinalreferent beim Justizministe- rium in Karlsruhe sowie als Gefängnisarzt in Karlsruhe und Bruchsal wirkte der Psychiater Professor Adalbert Gregor weiterhin als Mitar- beiter und Gutachter an der Karlsruher Erzie- hungsberatungssteIle mit. Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg .. Bei der gegenwärtigen Not der körperlich und geistig geschädigten Jugendlichen und in Anbetracht der Tatsache. daß viele Eltern hilf- los den Problemen der körperlichen und geis- tigen Schädigungen ihrer Kinder gegenüber- stehen. erscheint es angebracht. die heilpäda- gogisehen Beratungsstellen bei den Stadtju- gendämtern wieder einzurichten." Mit dieser Stellungnahme unternahm das landesjugend- amt Baden im Dezember 1946 die ersten Schritte zur Wiedererrichtung der heilpädago- gischen Beratungsstelle beim Stadt jugendamt Karlsruhe. Die Lektüre der Karlsruher Stadt- chronik vermittelt eine Vorstellung davon. welcher Not die Karlsruher Kinder und Ju- gendlichen in der Nachkriegszeit ausgesetzt Karlsruher Buben im Jugendhort. 219 waren. Überbelegte Wohnungen ohne indivi- duellen Rückzugsbereich, ein extrem harter Winter 1946/47 und drastischer Nahrungs- mangel kennzeichneten die ersten Nachkriegs- jahre. Den Wiederaufbau der Karlsruher Er- ziehungsberarungsstelle betrieb das Landes- jugendamt nun in zügigen Schritten. Nach Rücksprache mit der Karlsruher Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Marie Sulzer, die bereit war, ab sofort die Leitung der Karlsruher heil- pädagogischen Beratungsstelle zu überneh- men, erging am 14. April 1947 die Aufforde- rung an das Stadt jugendamt, die Einrichtung der heilpädagogischen Beratungsstelle in Karls- ruhe nunmehr durchzuführen. Am 13. Juni 1947 war es dann so weit: die Städtische Wohl- fahrrsverwalrung gab im ,,Amtsblatt der Stadt Karlsruhe" die Wiedererrichrung der Erzie- hungsberarungsstelle im Städtischen Schü- lerhort Sofiensrraße 43 bekannt, wo künftig am 2. und 4. Mittwoch jeden Monats von 10- 12 Uhr Sprechstunden abgehalten wurden. Ein Zeitungsartikel der "Badischen Neues- ten Nachrichten" dokumentiert, daß die Er- ziehungsberatungsstelle Karlsruhe auch Ab- endveranstaltungen durchführte. Unter der Überschrift "Haben deutsche Eltern so wenig Interesse?" berichtet die "BNN" am 18. No- vember 1952 von einer gur besuchten Vor- trags- und Diskussionsveranstalrung im Ame- rikahaus, bei der die Heilpädagogin Christa Rauhur den von ihr geleiteten heilpädagogi- schen Spielkreis vorstellte und von ihren Er- fahrungen mit Spieltherapie in Amerika be- richtete. Ausbau und Aufbau Die Erziehungsberatungsstelle der Stadt Karls- ruhe wurde von 1947 bis 1968 von der Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Marie Sulzer (1901-1995) geleitet. Auch die frühere Für- sorgeinspektorin Frieda 0" arbeitete bis 1952 an der Karlsruher Stelle wieder mit. Dr. Marie Sulzer führte anstelle der bisher praktizierten bewußtseinspsychologischen Methode die Be- ratungsarbeit auf tiefen psychologischer Grund- lage ein. Zudem baute sie die Karlsruher Bera- tungsstelle im Sinne der "Child Guidance Clinic" (Teamarbeit) aus. Zusätzlich zu ihrer Tätigkeit in Karlsruhe hielt sie an zwei Nach- mittagen pro Monat auch Berarungsstunden im Stadtamt Durlach. Die große Akzeptanz und Anerkennung für Marie Sulzer innerhalb der Fachwelt kommt durch ihre Wahl zur ers- ten Vorsitzenden der Landesarbeitsgemein- schaft Baden-Württemberg für Erziehungsbe- ratung im Jahr 1965 und zum Vorstandsmit- glied der Bundeskonferenz zum Ausdruck. Seit Einrichtung der ersten Psychologen- stelle im Jahr 1952, die mit dem Psychologen und späteren Leiter Dr. Ernst EU besetzt wur- de, hat sich die ErziehungsberatungssteUe so- wohl in ihren Aufgaben als auch personell und räumlich kontinuierlich erweitert. 1967 zog die Beratungsstelle vom Rathaus West in das Gebäude Werderstraße 63 um und erweirerte 1968 ihre Wirkungsmäglichkeiten mit der Einrichtung einer psychagogischen Abteilung im ehemaligen Schülerhort auf der Nordseite des Sybelheims. 1984 erfolgte ein ern eurer Umzug in den renovierten Südflügel des Städ- tischen Kinderheims in der Sybelsrraße 13. Im Jubiläumsjahr 2002 nimmt die "Psychologi- sche Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche", wie sie seit 1988 heißt, mit dem ehemaligen städtischen Wasserwerksgebäude Gartenstraße 53 sogar ein eigenes Gebäude in Besirz. Mit der Gründung des Psychosozialen Dienstes im Jahr 1974, der seither zur Psycho- logischen Beratungsstelle gehärt, dehnte sie ihr Diensdeistungsangebot auf Familien aus, die vom Städtischen Jugendamt und vom So- zialen Dienst betreut werden und die Erzie- hungsberatung bis dahin nicht in Anspruch 220 genommen hatten. Psychologische Stellung- nahmen bei der Planung von Heimunterbrin- gungen und die Prüfung von ambulanten Al- ternativen wurden zu einer weiteren Haupt- aufgabe des Psychosozialen Dienstes. Von 1973 bis 1990 bildete außerdem die städtische Jugend- und Drogenberatungsstelle eine Ab- teilung der Karlsruher Erziehungsberatungs- steIle. Heute ist der Psychologischen Bera- tungsstelle auch die 1990 gegründete Fachbe- ratungsstelle bei sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen ,,AllerleiRauh" fachlich und organisatorisch angegliedert. In den letzten Jahren hat sich eine regelmä- ßige offene Sprechstunde in den Räumen der Beratungsstelle etabliert, aber auch Sprech- stunden in Schulen oder Kindergärten, Grup- penangebote und Gesprächskreise in den Stadtteilen sollen ratsuchenden Eltern und auch Kindern und Jugendlichen unkompli- zierte Zugangsstelle zur Psychologischen Bera- tungsstelle eröffnen und zur Kontaktaufnahme mit den Beratern und Beraterinnen ermutigen. Seit 1988 "Psychologische Beratungsstelle rur Eltern, Kinder und Jugendliche" Die 1988 erfolgte Umbenennung in "Psycho- logische Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche" ist der Erziehungsberatungs- stelle nicht leichtgefallen, wie sie in ihrem "Jahresbericht 1988" schreibt, denn " ... hat doch die Karlsruher Erziehungsberatungsstelle eine nunmehr 62-jährige Geschichte und ei- nen sehr guten Ruf in der Bevölkerung." Als letzte der badischen Erziehungsberatungsstel- len nahm Karlsruhe 1988 die Umbenennung vor. "Letztendlich konnten und wollten wir uns aber dem allgemeinen Trend nicht ver- schließen", begründet die Erziehungsbera- tungsstelle im Jahresbericht 1988 ihren Schritt, und in einem "BNN"-Artikel vom 5. Januar 1988 erläutert der damalige Leiter Oe. Norbert Schmidt einen weiteren Zusam- menhang: "der neue Name ... ist eigentlich nicht mehr als eine Anpassung an die Realität, denn es geht bei uns längst nicht mehr nur um Erziehung und Beratung, sondern verstärkt auch um Beziehungsprobleme.'.' Im Jubiläumsjahr 2002 arbeiten bei der Psychologischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche neben Verwaltungs- kräften 16 Psychologinnen und Psychologen, drei Sozialpädagoginnen und drei Heilpäda- goginnen auf 14,5 Planstellen. In jüngster Zeit ist auch ein dringendes Anliegen des früheren Amtsleiters und Psychologen Dr. Ernst Eil verwirklicht worden: die Dezentralisierung und Regionalisierung der Beratungsstelle. Be- reits 1971 hatte Dr. Eil als mittelfristige Auf- gabe der Erziehungsberatungsstelle formuliert: "in den nächsten Jahren sollten in den größten Stadtteilen Außenstellen der Erziehungsbera- tung eingerichtet werden. Unsere Arbeit soll- te mehr als bis jetzt dort geleistet werden, wo die Menschen wohnen". Im Jahr 1996 wurde mit der Bildung der drei Beratungsstellen Ost, Mitte und West, die analog den Bezirken des Sozialen Dienstes zuständig sind, die Psycho- logische Beratungsstelle dezentralisiert und regionalisiert. Diese Regionalisierung trägt da- zu bei, die Leistungen der Psychologischen Be- ratungsstelle besser auf die Erfordernisse vor Ort einstellen zu können und enger mit ande- ren Einrichtungen der Stadtteile zu koope- rieren. Sie versteht sich nicht nur als Einrich- tung, die notwendige Hilfe im Einzelfall leis- tet, sondern als eine soziale Dienstleistungs- einrichtung. Mit dem Bezug des Gebäudes Gartenstraße 53 im September 2002 findet eine räumliche Zentralisierung der drei Bera- tungsteams Ost, West und Mitte statt, die re- gionale Zuordnung zu den Karlsruher Stadt- teilen bleibt aber weiterhin bestehen. ANGELIKA SAUER 221 Stadtplanung in Karlsruhe im 19. Jahrhundert: Der Bauplan von 1857 Der "Bauplan der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe" von 1857 ist der erste behördlich genehmigte Stadterweiterungsplan von Karls- ruhe. Kurioserweise ist dieser keine grafische Darstellung. sondern ein schriftliches Doku- ment als Verordnungstext der Großherzogli- chen Regierung des Mirrelrheinkreises. Der Text enthält auch keinen Hinweis auf eine grafische Beilage. Auch führten die Recher- chen zu keinem Fund. obwohl nach EHREN- BERG ein Plan gezeichnet worden sein soll. Die Entstehung des Bauplanes gestaltete sich langwierig und mühevoll. Die "innere Erwei- terung" der Stadt östlich der heutigen Rein- hold-Frank-Straße war dabei unstrirrig. im Gegensatz zu der südlich der Kriegsstraße. Pläne und Bedenken Seit den zwanziger Jahren des 19. Jahrhun- derts. dem endgültigen Ausklingen der abso- lutistischen Stadtplanung. stellte sich für die Verantwortlichen in Karlsruhe die Frage einer Stadterweiterung über die Grenzen der Stadt des 18. Jahrhunderts. Der Schlossbezirk im Norden. die nördliche Bebauung der Stepha- nienstraße. der von Nord nach Süd verlaufen- de Abschnitt der Kriegsstraße (südlicher Teil der heutigen Reinhold-Frank-Straßel. die Kriegsstraße bis zum Rüppurrer Tor und der Landgraben bis zum Durlacher Tor bildeten die Grenzen der Stadt. An die 23.000 Einwoh- ner lebten in über 1.250 Häusern. Innerhalb dieser Fläche gab es noch zahlreiche unbebau- te beziehungsweise nicht erschlossene Grund- stücke. Ende der dreißiger Jahre zählte man 35 freie Baugrundstücke und 468 Häuser. die aufzustocken gewesen wären. Neben den großen Gartenanlagen der Markgräfin Amalie. des Markgrafen Ludwig. der Gräfin Hochberg und des Langenstein- sehen Gartens war im Südwesten noch eine große Fläche mit privaten Gärten. Dieses Are- al war in Plänen von Friedrich Weinbrenner bereits als Stadterweiterungsgebiet vorgesehen. Zwischen Karlsrraße. Kriegsstraße. Landgra- ben und heutiger Reinhold-Frank-Straße lag ein Flächenpotenzial von über zwölf Hektar. Die Bebauung reichte von der Amaiienstraße bis zur heutigen Sophienstraße und von Osten bis zur Hirschstraße. die bis zur Sophiensrraße bereits beidseitig bebaut war. An der Amalien- straße selbst waren die Häuserzeilen bis zum Mühlburger Tor annähernd geschlossen. Große Nach&age Die ausdrückliche Verhinderung einer großen Stadterweiterung - sie war südlich des Ettlin- ger Tores von Friedrich Wein brenner konzi- piert worden - beruhte unter anderem auf der Befürchtung der Regierung. dass das Bauge- schehen innerhalb der Stadt stagnieren könn- te. viele Baulücken weiterhin unbebaur blie- ben und die älteren niedrigen Gebäude in der damaligen Langen Straße (heurige Kaiserstra- ßel nicht aufgestockt beziehungsweise durch Modellhaustypen ersetzt würden. 1811 wurde deshalb eine Verordnung mit dem Inhalt erlassen. dass alle Hauptrepararu- ren in den alten Häusern verboten wurden. 1827 erfolgte die erneute Bekanntgabe. die noch 1843 Bestandteil der damals erlassenen Bauordnung wurde. Anfang 1816 lehnte der Großherzog Weinbrenners letzte Variante der "Vergrößerung der Stadt" ab. Weinbrenner 222 selbst genehmigte nur provisorisch beantragte Bauvorhaben südlich des Ettlinger Tores, um keine eventuellen Hindernisse gegenüber sei- nem Plan entstehen zu lassen. Die Nachfrage nach Bauerlaubnis außer- halb des eigentlichen Baubezirkes, der heutigen Innenstadt, muss stark gewesen sein, da das Po- lizeiarnt 1833 dazu eine Stellungnahme abgab und dabei die Festlegung der Baugrenzen für die Stadt verlangte. Für das Bauen von Wohn- häusern empfahl die Behörde enge Grenzen. Die 1835 erlassene Verordnung untersagte im Allgemeinen Gebäude außerhalb des Stadt- baubezirkes . ..Ausnahmsweise wird die Auffüh- rung von Gebäuden gestattet: a) zur Errichrung von Fabriken oder andern Gewerbsanlagen, wovon die einen oder die andern einen großen Raum erfordern; b) zum Behuf der Betreibung solcher Gewerbe, die, wenn sie innerhalb der Stadt errichtet würden, eine Unannehmlichkeit für das Publikum verursachen, oder für die Vorübergehenden oder Nachbarn gefährlich sein könnten, c) als Garten und Landhäuser ... " Im Bereich der heutigen Südstadt standen einzelne Gebäude wie das Landesgestüt, eine Bleichanstalt, die militärische Waschanstalr. 1840 gab es aber auch bereits eine Reihe von Wohnhäusern, die wahrscheinlich offiziell als "Landhäuser" galten. Neue Grenzen Die Erweiterung der Stadt nach Südwesten innerhalb der Kriegsscraße war bereits im ers- ten Stadterweiterungsplan von Friedrich Weinbrenner aus dem Jahre 1802 als eine selbstverständliche Ergänzung des Stadtgrund- risses zu sehen. Die Fesdegung der Akzisen- grenze endang der Kriegsstraße vom Karlstor bis zum Etdinger Tor war eine logische Fort- führung der bisherigen Stadtgrenze. Diese Zollgrenze war für die städtischen Finanzen von Bedeutung, da an den Stadtto- ren ab 1820 eine Verbrauchssteuer unter ande- rem auf Mehl, Wein, Holz und Immobilien er- hoben wurde. Ab 1837 rückte der "Mühlbur- ger-Tor-Stadtteil" wieder ins Blickfeld der Ver- anrwortlichen. Das Polizeiamt beantragte die Genehmigung der Bebauung für die freie Flä- che und die Herstellung der Aharnauer inner- halb von drei Jahren vom Etdinger Tor zum Mühlburger Tor. Von jetzt an begannen die kommunal politischen Querelen, die nachweis- lich zehn Jahre andauerten. Hatte das Polizei- arnt eine abschnittsweise Planung und Geneh- migung angeregt, so verlangten einige Ge- meinderatsmitglieder die Erstellung des Ge- sarntplanes für den Stadtteil vor der Genehmi- gung einzelner "Quadrate". Weinbrenners Pla- nUßrerlagen waren nicht aufgefunden worden, was das Polizeiarnt zweifeln ließ, ob überhaupt jemals eine Planung angefertigt worden war. Aus dem Gemeinderat kam dann der An- trag auf Aussetzung des Projektes, solange die Lage des Bahnhofs noch nicht entschieden sei. 1840 stellte ein Grundstückseigentümer an der Kriegsstraße ein Baugesuch, das wieder zu Aktivitäten führte. Unter anderem beschäftigt sich die Baukommission des Gemeinderates mit Fragen der Stadterweiterung: Ist eine Er- weiterung der Stadt notwendig? Wo kann und soll solche geschehen? Die erste Frage wurde bejaht, die zweite dahin gehend beanrwortet, dass innerhalb der Stadt Möglichkeiten bestünden wie die Be- bauung der neuen Zähringerstraße und des Langensteinsehen Gartens. Auch sollte der begonnene Stadtteil zwischen Mühlburger Tor und Ludwigstor, also nördlich der Stephanien- straße, wegen seiner "höchsten und gesündes- ten Lage" fertig gestellt werden. Die Vergröße- rung der Stadt südlich der heutigen Kriegsstra- ße sollte nicht weiterverfolgt werden, da der Bahnhof nahe an der alten Stadt liegen solle, größere Verbindungen daher fehlten. Auch betrügen die Kosten einige Hundertausend. 223 Plan Karlsruhes von 1817 mit der Stadrerweirerung westl ich der Karlstra~. Der bereits zitierte Ehrenberg widmete dem Thema in seiner Arbeit viel Aufinerksam- keie. Ihm lagen noch die Quellen in Form von Archivalien vor, was heute durch Verluste - spätestens während des Zweiten Weltkrieges- nicht mehr der Fall ist. Dadurch stützt sich die Schilderung zu einem großen Teil auf diese Sekundärquelle. So berichtet er auch von einem 1843 für die Regierung vetfassten Gutachten des Ober- baudirektors Hübsch, Residenzbaumeisters Schwarz und Stadtbaumeisters Küntzle "Über die definitive Begrenzung von Karlsruhe und die Art, wie die dermalen noch unbebauten Flächen innerhalb der Grenzen überbaut wer- den sollen". Die Stadtgrenze wurde dabei festgelegt mit der heutigen Moltkesrraße, Reinhold-Frank- Straße, Kriegsstraße und die östliche Mauer des alren Friedhofs an der heutigen Ostend- straße. Die Augärten sollten nur der Errich- tung von Landhäusern vorbehalten bleiben. Durch die Verbteiterung der vorhandenen Gar- tenwege in Ost-West-Richtung - jetzt Schüt- zen- und Luisenstraße -, die Anlage einer Al- lee hinter dem Bahnhof (Bahnhofstraße, heute Baumeisterstraße) und einer Nord-Süd-Straße in Fortsetzung der Gebäudeachse der Maschi- nen- und Wagenwerkstätten entstünden viet Areale. Det Planentwurf füt alle Stadtetweite- rungsgebiete von 1847 gibt diese Beschreibung wieder. Die halbkreisförmige Straßenerweite- 224 " , .. ·······1 ,. ... ,' •. , .. of • •• V ; ~ ... .... .A. ......... ~';r..- ....... -r".,- l..*.. ._ .. .... ~ .. .--. 1: _ . "--,. , ... -'-- .. _ .... .. _~.---.. _,..,. .... ...-.- ... -_ .. --. . :]1~::~~~. Plan Karlsruhes von 1847 mit den projektierrcil Stadterweiterungen nach Süden und Westen, rung in der projektierten Bahnhofstraße als Platz zu Beginn der Nord-Süd-Erschließung dürfte der wahrscheinlich letzte stadtbau- künstlerische Akzent in einer Planung für Karlsruhe in den nächsten Jahrzehnten bleiben. Politische Dispute 1846 erreichte die öffentliche Diskussion über die künftige Erweiterung Karlsruhes ihren Höhepunkt mit dem Bekannrwerden der Pla- nungsabsichten in Richtung Westen, also für den Mühlburger-Tor-Bezirk. Die damalige Presse, insbesondere der "Karlsruher Beobach- ter", ließ die unterschiedlichen Meinungen zu Wort kommen. Zwischen dem 2. April 1846 mit der Ankündigung über den Entwurf des neuen Stadtbauplans bis 30. Juli desselben Jahres sind in 14 Ausgaben des "Karlsruher Beobachters" Beiträge zur Stadterweiterung abgedruckt, Die Mehrzahl der Artikel und Zuschriften enthielten die Forderung, mit dem Ausbau eines Bahnhofsviertels zu beginnen, Als Begründungen wurden genannt die Norwendigkeit von Wohnungen für Arbeiter der Bahnhofswerkstätten und Fabriken und von Flächen für Gewerbe und Handel. Ge- genmeinungen hoben die Gefahren in einer Vorstadt wegen erhöhter Kriminalität und das Problem der Erhebung des Octrois, der Ver- brauchssteuer, hervor. Die Akteure "Grund- stückseigentümer" führten die Auseinander- 225 setzung über die Presse. Jede Gruppe vertrat ihre Interessen, je nach Lage des Eigentums. Diese Positionen entsprachen auch den unter- schiedlichen politischen Einstellungen. Die politischen Umwälzungen in dieser Zeit wirk- ten auch auf die kommunale Ebene. Tenden- zen des Liberalismus wurden erkennbar durch die Kräfteverschiebung im Stadtrat zu Guns- ten der "Männer des Fortschrittes". Bei der Wahl von 1846 erreichten die Vertreter des Handwerkerstandes mit 53 Prozent die Mehr- heit gegenüber den konservativen Kräften aus dem Kaufmanns- und Bankierstand. Weech spricht in seiner Stadtgeschichte 50 Jahre spä- ter von den "in den Anschauungen der alten Zeit lebenden Gemeindevertretern", denen wegen deren "ultrakonservativen Tendenzen" eine Stadterweiterung als unerhörtes und geradezu leichtfertiges Wagnis erschien. Das große öffentliche Interesse an der Stadtbaufra- ge lässt sich auch noch durch den inserierten Verkauf des Planentwurfs (Stand I. Januar 1847), verlegt von der Müllersehen Hofbuch- handlung, belegen. DerErtrag kam sozialen Einrichtungen zu Gute. Die Entscheidung im wichtigsten kommunalen Gremium. dem gro- ßen Bürgerausschuss, fiel am 5. Juli bezie- hungsweise 12. August 1847 zu Gunsten aller beantragter Distrikte, aber mit unterschiedli- chen Bebauungsmöglichkeiten. Die Bauer- laubnis für das Mühlburger-Tor-Areal erfolg- te mit der Bedingung, dass eine Stadteinfriedi- gung vorerst nicht erfolge oder von den Eigen- tümern zu finanzieren sei. Leopold- (früher Schlachthaus-) und Hirschstraße sollten dabei bis zur Kriegsstraße verlängert werden. Das zwischen der zu verlängernden Karlstraße und Ettlinger Tor, südlich der Kriegsstraße bis zur Keßlersehen Maschinenfabrik liegende Gelän- de (bis zur heutigen Hermann-Billing-Straße) solle als "Vorstadt" überbaut werden dürfen. Hier hatte der Vertreter der Fortschrittlichen und kurzzeitige Oberbürgermeister August Klose Grundstücke im Eigentum. "Vorstadt" bedeutete, wie im erst 1857 endgültig geneh- migten Stadtbauplan deutlich erkennbar ist, Bebauung mit Fabriken, gewerblichen Anla- gen, Gärrnereien und Landhäusern. Ebenso erlangte der erste Abschnitt der Augärten den Status einer Vorstadt. In Abwandlung des Plan entwurfs vom Januar 1847 sollten anstatt einer zwei von Norden nach Süden laufende Straßen der Erschließung dienen (heutige Wilhelm- und Marienstraße). Die Bauerlaub- nis in allen drei Distrikten war aber an Bedin- gungen geknüpft. An die Stadt konnten keine Ansprüche auf die Erschließung gerichtet wer- den. Die dafür notwendigen Flächen waren aber unentgeltlich an die Stadt abzutreten. Des Weiteren sollten alle Bauwilligen den Ansprüchen an die Stadt entsagen, was die öffentliche Erschließung betraf. Was ist Karlsruhes Profil? Der Inhalt und Verlauf der beiden Sitzungen des großen Bürgerausschusses sind durch die stenografischen Aufzeichnungen in der Zei- tung "Karlsruher Beobachter" wiedergegeben. Damit liegt hier ein Dokument vor, das aus mehreren Gründen für die Nachwelt von Be- deutung ist: I. die damals aktuellen Hauptfragen und unterschiedlichen Standpunkte in der Kom- munalpolitik liegen aurhentisch vor, was bei der ansonsten schlechten Verfügbarkeit von Primärquellen von Bedeutung ist; 2. die Redebeiträge verschiedener Aus- schussmitglieder zeigen deutlich die Verbin- dung der eigenen Sache mit der der künftigen Stadtentwicklung; 3. in der Stadterweiterungspolitik wurden entweder Gefahren für die Immobilien der be- stehenden Stadt oder mehr "Gerechtigkeit und Freiheit" durch das vermehrte Bodenan- gebot gesehen; 226 4. Fragen des Städtebaues beziehungsweise des Stadtbildes wurden in keiner Weise berührt: 5. die Behandlung dieses, insgesamt über drei Stunden dauernden Tagesordnungspunk- tes in diesen Sitzungen zeigt ein ungemein starkes Engagement an der damaligen Frage der Stadtplanung, wie es in einem kommuna- len EntScheidungsgremium in Karlsruhe wahr- scheinlich bislang einzigartig ist. Das Polizeiamt kritisierte diese Beschlüsse und verlangte eine Umarbeitung. Die zwei Jahrzehnte lang geführte Diskussion über die Notwendigkeit einer Stadterweiterung und die Hauptfunktion Karlsruhes als Stadt droht nochmals auszubrechen. "Der Bürgerausschuß folgt dem Prinzip, die Verhältnisse sich natür- lich entwickeln zu lassen und ferner der Idee, daß die industrielle Richtung nach der Eisen- bahn gehe. Was ist nun das vorherrschende Interesse von Karlsruhe? Karlsruhe ist kein Industrieort und wird es bei seiner ungünsti- gen Lage nie werden. Es ist entstanden durch die Idee eines Fürsten, hier seinen Hofbalt zu nehmen ... Karlsruhe ist sonach vorzugsweise eine Hofstadt ... Als Residenz muß Karlsruhe trachten, die vielen unansehnlichen Bauten im Stadtbezirk zu beseitigen und elegante Bauten in seinen Umgebungen zu erhalten. Statt der eleganten Bauten verlangen diese (die Be- schlüsse, Anm. d. Verf.) gewöhnliche Vorsräd- te, statt die Bauten außerhalb zu beschränken, lassen sie solche ungehindert zu und garantie- ren dadurch das fernere Bestehen der alten Baracken in der Stadt. Die Stadt wird zu aus- gedehnt, zu teuer und die Gebäude und Bau- plätze der Stadt verlieren offenbar an Wert." Ehrenberg berichtet, dass der Plan im Dezem- ber 1848 - die politischen Umwälzungen der Revolutionsjahre verlangsamten wahrschein- lich das Verwaltungshandeln - vom Ministe- rium genehmigt worden sei. Gewisse Zweifel sind hier angebracht, da erst acht Jahre später der Plan, mit Datum vom 13. März 1857 ver- sehen, arn 31. August des selben Jahres öffent- lich bekannt gemacht wurde. Neue Areale Das Mühlburger-Tor-Areal war als nahe lie- gende "innere Sradrcrweiterung" unsrrittig. Die Flächen südlich der Kriegssrraße bezie- hungsweise des Bahnhofes lagen nicht in dem nun exakt definierten Baubezirk, letztendlich der Stadt des frühen 19. Jahrhunderts. Es gal- ten hier die "Vorschriften für die Aufführun- gen von Gebäuden in der Umgebung der Stadt". Die darin als zulässig definierten Nur- zungen entSprechen praktisch denen des Erlas- ses von 1835: Fabriken, störende Gewerbean- lagen, Gärtnereien, Gartenhäuser, Landhäuser und Gebäude für eine größere Landwirtschaft. Hier zeigt sich keine veränderte Einstel- lung nach 20 Jahren, es blieb die Fiktion der geschlossenen Stadt. D ennoch lassen die Aus- führungen über die Erschließung - 60 und 40 Fuß (18 bzw. zwölf Meter) breite Straßenquer- schnitte für die West-Ost-Straßen in den Au- gärten - auf eine Vorbereitung für städtisches Bauen schließen. Auch die geplanten Fortfüh- rungen der Schlachrhaus- (heute: Leopoldstra- ße und Karlsrraße über die Kriegsstraße hinaus und die Fesclegung einer südlichen Parallel- straße zur Kriegsstraße sind als Indizien dafür zu werten. Das alles deutet auf einen Kompro- miss hin zwischen den Akteuren mit deren unterschiedlichen Interessen. Die Bestimmun- gen lassen auf Prioritäten für die Realisierung schließen: zuerst das südwestliche Areal inner- halb des Baubezirkes, dann die Flächen südlich der Kriegsstraße und letztendlich die Augär- ten, die heutige Südstadt. 1858 liegen schon die Baufluchtenpläne für alle drei Bezirke vor. Wie die Diskussionen über die neuen Bau- flächen gezeigt haben, erhielten spätestens ab diesem Zeitpunkt das Bodeneigentum und seine Verwertung, sowohl auf der öffentlichen 227 als auch auf privater Seite eine maßgebliche Bedeutung für die weitere Entwicklung der Stadt. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts ver- suchte die Regierung durch den Verkauf staat- lichen Grundeigentums zu niedrigen Preisen und zeitweilige Korrekturen von zu hohen Schätzpreisen die Spekulation und Überteue- rung zu unterbinden. Ab 1825 fand der Staat selbst Gefallen am Grundstücksgeschäft, als die Preise für Flächen im Nordwesten nahezu verdoppelt wurden. Ein Jahr später wurden Grundstücke in der Zähringerstraße verstei- gert und der Zuschlag erst erteilt, als nach ei- ner zweiten Versteigerung ein erhöhter Preis erreicht werden konnte. Der Staat, im 18. Jahrhundert noch Lenker im Sinne der landes- fürstlichen Stadtplanung, gab diese Rolle lang- sam auf. Die Akteure auf der Gemeindeebene - Stadt- räte, Grundstückseigentümer, Wirtschaftstrei- bende - übernahmen die Geschicke der Stadt. Dabei wurde Karlsruhe immer weniger als geschlossenes bauliches Gebilde gesehen. Die Eisenbahn, die Vorbotin der Industrialisierung, fungierte als Auslöserin der ersten Stadterwei- terung Karlsruhes außerhalb der alten Grenzen. HARALD RINGLER Eberhard Gothein 1853 -1923 "Kümmern Sie sich nur gar nicht um die an- deren Herrn, lesen Sie, was ihnen gut scheint, aber fesseln Sie die jungen Leute, das ist alles, was wir wollen.'( So anMortctc der badische Kultusminister Nokk auf die Frage des neuen Professors an der Technischen Hochschule Karlsruhe 1885, ob er seinen Schwerpunkt mehr auf die Kulturgeschichte oder die Nati- onalökonomie legen sollte. Eberhard Gothein war froh, bei seinen ersten Lehrstuhl an der Technischen Hochschule Karlsruhe berufen worden zu sein, in die liberale Atmosphäre Badens, einem Land, dem er noch in vielfa- cher Weise dienen sollte. Auf dem Weg zum Kulturhistoriker Am 29. Oktober 1853 wurde Eberhard Go- thein als Sohn eines Arztes im schlesischen Neumarkt geboren. Früh verlor er seine Eltern und absolvierte bei einem Onkel in Breslau seine Gymnasialzeit. Mit dem Studium be- gann er an der dortigen Universität, die da- mals in hoher Blüte stand. 1874 wechselte er nach Heidelberg, wo er auf hervorragende Historiker und Nationalökonomen stieß. Pro- moviert hatte er 1877 mit der Arbeit "Der gemeine Pfennig auf dem Reichstag zu Worms". Der Weg zum Gelehrten ebnete sich rasch ein Jahr später mit einer Habilitationsar- beit über "Politische und religiöse Volksbewe- gung vor der Reformation". Jetzt begannen seine Wanderjahre, und mit einem preußi- schen Stipendium zog es ihn in den Süden Italiens, wo er Material zu seinem Buch über "Die Kulturentwicklung Süditaliens" sam- melte. Der künftige Kulturhistoriker sah in seiner Habilitationsschrift eine Ergänzung der Arbei- ten des Nestors Leopold Ranke, den er sehr verehrte. Dessen Schüler meinten hingegen, Kritik herauszuhören, und so trug dies dazu bei, ihm Rufe auf einen Lehrstuhl für Ge- schichte zu versagen. 228 "Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwaldes" Er ließ sich 1883 an die Universität Straßburg umhabilitieren und nahm mit Baden Konrakr auf. Hier harre sich kürzlich die Badische His- torische Kommission gebildet, die Gothein 1883 mit einer Untersuchung der wirtschaft- lichen und sozialen Geschichte des Schwarz- waldes beauftragte. Das war ein Thema, das ihn ganz erfüllte, denn schon für seine Kultur- geschichte Süditaliens harre er Landschaft und Städte durchwandert auf der Suche nach loka- len Quellen. Er wurde bald ein Kenner des Schwarzwaldes wie keiner zuvor. Ursprünglich von der Kommission nur als Studie geplant, wuchs der erste Band zur Geschichte einer gesamtwirtschaftlichen Entwicklung dieser Region und der sie umgebenden Landschaf- ten. Mit dieser Städte- und Gewerbegeschich- te kommen für Gothein "die wichtigsten schwebenden Fragen zur Behandlung", und mit den Reichsstädten der Ortenau wollte er auch noch "die Wechselwirkung des städti- schen und bäuerlichen Lebens am genauesten erkennen lassen". Im Karlsruher Generallan- desarchiv harre er "ungeheure Stoffrnassen" zu bewältigen, dazu aber auch die Stadtarchive in Donaueschingen, Freiburg, Villingen und Kon- stanz besucht, nicht immer bei großer Bereit- schaft der Institutionsträger. Ziel war, sowohl die Entstehung der mittelalterlichen Stadt- und Zunftverfassung als auch die Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsform zu verfol- gen. In den stattlichen Band von zirka 900 Sei- ten wurde mit einer Einleitung eingeführt, die mit 60 Seiten schon fast eine eigene Publika- tion darstellt. Mehrfach stützt er sich dabei auf Einzelarbeiten, aber auch auf eigene Aufsätze zu wirrschaftsgeschichdichen Themen, die als Vorbereitung für das große Werk dienren. Wie in Italien übte Gothein das aus, was wir heure als "oral history" bezeichnen. "Nach meinem alten Brauch rede ich viel mit Arbei- tern und Bauern, wandre ein Stück mit ihnen und lasse mir erzählen. Das ist auch ein Stück Arbeit und nicht die schlechteste." In Karlsru- he isst er in "einer Bierkneipe, um die Leute, die denen in meiner Arbeit enrsprechen, ken- nen zu lernen". Gothein verfügte nicht nur über eine flüs- sige Formulierungskunst, er war auch ein sehr kommunikativer Mensch und alles andere als ein Stubengelehrter. Erstaunlich, wie er, der sich "von Problem zu Problem jagen" ließ, Arbeiten zu verschiedenen Themen gleichzei- tig bewältigte. Der Verein für Reformationsge- schichte trug ihm nämlich die Bitte an, eine Schrift über Ignatius von Loyola und den Je- . suirenorclen zu verfassen, "da Sie einer der wenigen Historiker sind, die auch darzustellen wissen", so hieß es in der Anfrage. Es wurde ein Thema, das ihn in drei Versionen ein Le~ ben lang beschäftigte. Lehrstuhl in Karlsruhe Da er mit seiner Habilitationsschrift, "die un- ter dem Begreifen der Geschichte aus Wurzeln der sozialen, wirtschaftlichen und religiösen Kräfte" stand, einem später selbstverständli- chen Gesichtspunkt, sich die Aussicht auf eine Berufung in Preußen verschüttet hatte, war der Ruf 1885 an die Technische Hochschule Karlsruhe um so erlösender. Mitglieder der Zunft wie der ehemalige Karlsruher Historiker Hermann Baumgarten begrüßten es, dass er von der Historie "endlich" zur Nationalöko- nomie gewechselt habe, was Gothein für eine Zumutung hielt. All diese Umstände bewirk- ten, dass der "Schwarzwald" erst 1892 er- schien, als Gothein bereits einen Ruf nach Bonn erhalten harre. Die fünf Karlsruher Jahre waren für den nun jung Verheirateten eine glückliche Zeit. Man genoss das bedeutende Theater unter 229 Felix Mottl, verkehrte im illustren Kreis des Gymnasialdirektors Gustav Wendt, mit dessen Enkel Wilhe1m Furtwängler der ältere Sohn spielte, trafHeyse, Brahms und andere Künst- ler. Im Kontakt mit Naturwissenschaftlern und Ingenieuren entschloss sich Gothein zu der Schrift "Die Aufgaben der Kulturgeschich- te", der einzig polemischen. Er wendet sich hier gegen die These, dass nur das Verhältnis der Menschen zum Staat das "eigentliche Ar- beitsgebiet der Geschichte" sein könne. Bei aller Achtung vor der politischen Historie sei sie nur ein Teil der Kulturgeschichte. So ver- langte er von der "politischen Geschichte", "dass sie sich ihr unterordne, "denn die Entste- hung der Kulturgeschichte ist eine notwendi- ge Folge der Entwicklung des modernen Geis- tes". Ein temperamentvolles Thesenpapier mit jenen hohen Zielsetzungen, die später als Kul- tursoziologie einen Niederschlag fand. Damals kritisierte die Rankeschule - zuweilen nicht zu Unrecht -, dass die Detailarbeit bei den zur Polyhistorie gezwungenen Wissenschaftlern vernachlässigt werde, ja dass Diletrantismus am Werk sei und Spekulationen, gar einen Dogmatismus im Erfinden von Entwicklungs- gesetzen zeitige. Das traf bei ' Gothein alles nicht zu; jedenfalls hat die Wirksamkeit, der Ideenreichtum jener "Kulturhistoriker" von Schmoller bis Sombart, von Max Weber zu Huntington bis heute Diskussionen ausgelöst, auf die die sicher verdienstvolle antiquarische Geschichtsschreibung oft verzichten muss. Nationalökonom in Bonn 1890 erhielt Gornein einen Ruf an die Univer- sität Bonn, wo neben einem Lehrauftrag für Kulturgeschichte sein Hauptamt in der Nati- onalökonomie lag. Bald wandte er seine wiss- sensehaftlichen Arbeiten dem Rheinland zu, schloss Kontakte mit Industriellen, deren Fa- briken er mit seinen Studenten besuchte, war ein häufig gesuchter Redner, der in seiner "In- teressenmannigfaltigkeit" über ganz unter- schiedliche Themen vor großem Publikum zu sprechen wusste. frei vortragend. immer belas- tungsfähig, so dass die Kölner Karnevalisten reimten: "Tritt einmal Not ein/so holt man den Gothein". Hier entstand sein nächstes großes Werk "Die Wirtschafts- und Verfassungs geschichte der Stadt Köln im ersten Jahrhundert unter preußischer Herrschaft", von vielen Fachkol- legen als Muster einer Stadtgeschichte gelobt. Für Köln hat er sich darüber hinaus durch die Gründung einer Handelshochschule nach dem Beispiel der Pariser "EcoIe des Hautes Etudes Commerciales" verdient gemacht. Da- bei war nicht nur organisatorische Tatkraft, sondern auch diplomatisches Geschick in der von partei politischen Klüften gekennzeichne- ten Kommune gefordert und persönlicher Ein- satz verlangt, vor etwa 500 Kaufleuten mit Vorlesungen zusätzlich zum Hauptamt zu be- gInnen. Die Heidelberger Zeit 1904 folgte er einem Ruf nach Heidelberg. Zwar riss er sich schweren Herzens vom Rhein- land los, das er von seinen vielen Exkursionen wie kein Zweiter kannte, doch war er als De- kan mit seinem Widerstand gegen eine stärke- . re Bürokratisierung der Hochschulen beim preußischen Kultusministerium in Misskredit geraten. So lockte nun das liberale Baden, wo man ihn "als den besten Kenner des Landes" herzlich begrüßte - bei deutlich besserem Jah- resgehalt. Man schätzte auch sein Organisati- onstalent, und so wurde in enger Zusammen- arbeit mit der Stadt Mannheim die Grundla- ge für die 1907 eröffnete Handelshochschule nach Kölner Muster gelegt. Mit seiner natio- nalökonomisehen Lehr- und Forschertätigkeit von der Wirtschaftsgeschichte über ökonomi- 230 sehe Theorie bis zu handelspolitischen Ab- handlungen war diese Zeit der größten Breite seines Schaffens gewidmet. Und im Kontakt mit Max und Alfred Weber gewann für ihn die Soziologie zunehmend an Bedeutung. Zu seinem fünfZehnstündigen Arbeitstag gehörten die Aktivitäten für die durch ihn initiierte "Süddeutsche Gesellschaft für staats- wissenschaftliche Fortbildung". Von 1906 bis 1913 unternahm er mit jeweils 25 Beamten aus Baden, dann auch aus Württemberg, aus- führlich vorbereitete Exkursionen in deutsche Wirtschaftsgebiete, ja nach dem Krieg begann er schon 1920 wieder eine Exkursion, denn er hatte sich zum Ziel gesetzt: "Wenn doch wenigstens diese meine Schöpfung dauern würde, gute Früchte trüge und dadurch die unbedingt nötige Verbundenheit zwischen Universitätswissenschaft und Verwaltungspra- xis und beider mit dem realen Leben herge- stellt würde", ein Vorläufer unserer heutigen Führungsakademie Baden-Württemberg. Einstieg in die Politik . 1912 wurde er Vorsitzender der Badischen Historischen Kommission, 1913 Prorektor der Universität Heidelberg, unermütlich tätig, selbst als Lateinlehrer am Heidelberger Gym- nasium für den Ersatz zum Kriegsdienst einge- zogener Lehrer. Wilhe1m Il. hielt er für einen Bramarbas, aber ebenso warnte er vor staatsso- zialistischen Träumereien. Die Revolution 1918 traf ihn bis ins Herz. Bisher nationallibe- ral gesonnen, trat er nun in die Deutsche De- mokratische Partei ein, eine Schar hochgebil- deter Mitglieder wie Theodor Heuss, Gertrud Bäumer, Marie Baum und vieler Wissenschaft- ler, Diplomaten und Wirtschaftsführer, frei- lich "Führer ohne Soldaten". Gothein wurde als Abgeordneter in den Badischen Landtag gewählt, ja 1919 bot man ihm das badische Kultusministerium an, das er aus Alrersgrün- Eberhard GOI hein. ordentlicher Professor an der Tc:chnischcn Hochschule I(;arlsruhe 188; bis 1890. den ablehnte. Vielmehr konzentrierte er sich auf eine öffentliche Aktion, "den Zusammen- schluss von Württemberg, Baden und der Pfalz zu einem wirtschaftlich-politischem Gan- zen". Gornein war zwar Gegner des Separatis- mus, sah aber, dass durch das Reichssteuerge- setz des Finanzministers Erzberger die Länder in ihren vitalen Aufgaben lahm gelegt werden würden, daher die Notwendigkeit, größere Länder mit entsprechendem Gewicht zu bil- den. Zu den inneren Gründen für einen Zu- sammenschluss zählte er den "Volkszusam- menhang" , die Verkehrs- und Wirtschafts ge- meinschaft, vor allem die kulturellen Vorteile einer künftigen gemeinsamen Hochschulland- schaft. Als äußeren Grund sah er die durch die französische Besatzung gefährdete Rheinpfalz. In zahlreichen Zeitungsartikeln warb er für seine Idee, nahm an Ministerkonferenzen teil , fürchtete sich vor einer Zukunft "des kleinen 231 Baden, das überall in die Ecke gedrückt wird". Der Misserfolg von Gotheins Plänen wurzel- te in Bayern, wo man in der Aktion eine Un- freundlichkeit gegenüber einem Land sah, das auf keinen Fußbreit verzichten würde. Auch die Pfälzer selbst wehrten sich nun gegen einen Separatismus vom Reich und somit gegen die französische Gefährdung. So kam es, notiert seine Frau in ihren Erinnerungen. "dass die Gegner in beiden Ländern, deren es natürlich genug gab, so besonders der ganze Beamten- körper in Karlsruhe, der aus nahe liegenden Gründen für sein Fortbestehen besorgt war, die Oberhand behielten. Und so ... als der günstige Moment verpasst war, war man froh, alles beim Alten zu lassen und vor allem auch, Ba- den den Badenern' zu renen". 1921 kandidierte Gqthein nicht mehr für den Landtag. Bei seinen engen Kontakten zur Industrie war er nun als Vermittler in Streitfal- len gefragt, das Auswärtige Amt bat ihn, an der Reform der Diplomatenausbildung mitzu- wirken. Immer wieder auf Dienstreisen, die er, im Zug arbeitend, als "Vergnügungsreisen" de- klarierte, war er aber vor allem den Studenten zugewandt, mit denen er wie eh und je Wan- derungen unternahm, die große Zahl von Pro- motionen begleitete, sich um eine Seminarbi- bliothek kümmerte und dafür Sponsoren ge- wann. 1923 wurde er emeritiert, kurz darauf starb er, siebzigjährig. Sein Leben war nicht nur durch Höhepunkte gekennzeichnet. Er- sehnte Berufungen nach Leipzig und Mün- chen stellten sich nicht ein, in der Universität fühlte sich der Reformer oft vereinsamt, in der kurzen politischen Tätigkeit erreichte er nicht seine Ziele. Dennoch war dieser universale Gelehrte eines vergangenen Jahrhunderrs mit seiner stupenden Gelehrsamkeit, großer Aus- strahlung und ungeheuren Arbeitskraft, der mit leichter Feder auch für Laien schreiben konnte, der mit seiner Beredsamkeit ein Publi- kum mitriss, eine herausragende Gestalt, auch wenn er keine wissenschaftliche "Schule" grün- dete. Der deutsche Südwesten hat ihm arn Anfang des 20. Jahrhunderrs viel zu verdanken. LEONHARD MÜLLER Der Schlacht-und Viehhof an der Durlacher Allee Die Entwicklung des Schlachthofes Karlsruhe geht auf das Jahr 1726 zurück, in dem die in- zwischen auf 2.000 Einwohner angewachsene Bürgerschaft über den Standort des geplanten Rathauses mit Markt, Schlachthaus, Fleisch- und Brotbänken abstimmte. Als Standort wurde der Platz neben der Lutherischen Kir- che ausgewählt wegen der zentralen Lage und der günstigen Grundstückspreise. Außerdem "könnten hinter der Kanzlei keine Metzelbän- ke, viel weniger ein Schlachthaus, wegen dem Gestank und Geschmeiß gebaut werden, wenn anders nicht die Acta darunter Schaden leiden sollen". Verschiedene Schlachthäuser Im Jahre 1729 wurde das Rathaus mit den Fleischbänken und dem Schlachthaus fertig gestellt, einem Gebäude mit zwei Schlachträu- men und einer darüber gelegenen Wohnung für den Aufseher. Einer der Schlachträume 232 war für die Chrisren und einer für die Juden bestimmr. In den Jahren 1773 bis 1777 wur- den jedoch bereits einzelne Häuser auf der Südseite des Landgrabens erbaut, so dass das Schlachthaus bald innerhalb des Wohngebie- tes lag und seinen Nachbarn einen "hässlichen Anblick und zur Sommerzeit einen nachteili- gen Geruch" bor. Daher forderte die mark- gräfliche Rentkammer bereits 1787 einen Neu- bau, der aber erst 1794 am heutigen Ludwigs- platz erstellt wurde. Doch schon im Jahre 1809 folgte ein Erlass, der das Schlachthaus fur baufällig erklärte und einen Abriss notwen- dig machte. Trotzdem wurde aber erst im Jahre 1819 in der heutigen Leopoldstraße ein Neu- bau erstellt, der seine Aufgaben bis in die acht- ziger Jahre des vorletzten Jahrhunderts mehr recht als schlecht erfullte. Das weitere Wachs- tum der Stadt, städtehygienische Gründe und die Einfuhrung des Schlachthausbenutzungs- zwanges für alle Schlachttiere machten 1880 einen weiteren Schlachthausneubau an der Durlacher Allee erforderlich. Am 25. Juni 1883 beschloss der Bürgeraus- schuss dann den Neubau. Die Baupläne ent- warf Stadtbaumeister Wilhe1m Strieder, die im Flur des Veterinäramtes der Stadt Karlsruhe heute noch ausgehängt sind. Der vierte Schlachthof in der Stadtgeschichte wurde im März 1885 begonnen, im Dezember 1886 fand die erste Probeschlachtung statt und am 28. März 1887 wurde der für 874.000 Mark erbaute Schlacht- und Viehhof mit einem fest- lichen Umzug durch die Stadt in Betrieb ge- nommen. Der Grund für die Schlachthofneubauten in Deutschland gerade in dieser Epoche war durch die Erkenntnis begründet, dass auf Grund verschiedener Krankheiten, die damals schon bekannt waren, wie Finnen, Tuberkulo- se und Trichinose eine allgemeine Untersu- chung der Schlachttiere vor und nach dem Schlachten durch Tierärzte gefordert wurde. Entwurf des Stadtbaumeisters W. Snicder für dfc Schlachthausgasrstänc 1890. Eine ewige Baustelle Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es in Ba- den und in anderen süddeutschen Ländern in den meisten Städten mit mehr als 20.000 Ein- wohnern von den Gemeinden erstellte und unterhaltene öffentliche Schlachthäuser. Nur in einzelnen Städten, zum Beispiel in Karlsru- he, durften in den öffentlichen Schlachthäu- sern auch Schweine geschlachtet werden. Die 1887 erbaute Anlage ist trotz des 1972 durch- gefuhrten Neubaus fast unverändert erhalten. Ein erster bedeutender Erweiterungsbau wur- de im Jahre 1927 durch den Bürgerausschuss beschlossen, in dessen Rahmen im Viehhof eine neue Schweinemarkthalle errichtet, das 233 Pförtnerhaus vergrößert, die Laderampen ver- längert und die ehemalige Lymphanstalt in ein Bürohaus für die Viehagenten umgebaut wur- de. Von diesen Erweiterungsbauren ist ledig- lich heure noch das Bürohaus für die Vieh- agenten erhalten, das aber in den neunziger Jahren einer anderen Nutzung zugeführt wur- de. Wegen der ständigen Betriebszunahme, aber auch zur Behebung der Kriegsschäden blieb der Schlacht- und Viehhofbis zum Jah- re 1964 eine ewige Baustelle. Neue Planungen Mehr und mehr machte sich nachteilig bemerk- bar, dass der Schlachthof weder in baulicher noch in technischer Hinsicht den modernen Anforderungen genügte und daher sehr kos- tenintensiv war. So wurde 1969 mit der Pla- nung eines Schlachrhofneubaus begonnen, der am 29. September 1975 abgeschlossen wurde. Diese mittlerweile fast 30 Jahte alte Anlage wird bis heure überwiegend für die Schlach- tung von Schweinen und Rindern genutzt. Wurde im 19. Jahrhundert der Bau von Schlachthöfen als notwendig erachtet, um die Bevölkerung mit hygienisch einwandfreiem Fleisch zu versorgen, das vor allem gesundheit- lich unbedenklich war, nahm die Bedeutung der kommunalen Schlachtbetriebe vor allen Dingen in den siebziger und achtziger Jahren vermehrt ab, was zu einer Schließung vieler Betriebe, vor allen Dingen in den neunziger Jahren, führte. Auf und ab beim Schlachtbetrieb Der europäische Binnenmarkt machte es möglich, die Fleischversorgung auch über grö- ßere Entfernungen sicherzustellen, was vor allen Dingen für produktionsschwache Gebie- te, zu denen auch Karlsruhe und das Umland zählt, von Bedeutung war. Diese Überlegun- gen und die zum Teil städtebaulich sehr un- günstige Lage der Schlachtbettiebe überwie- gend in den Ostteilen der Städte hat die Kom- munen dazu veranlasst, die Schlachthofsitua- tion neu zu überdenken. Auch in Karlsruhe werden seit 1990 Überlegungen angestellt, den Schlachtberrieb in der Durlacher Allee zu schließen, da auch die Schlachrzahlen bedingt durch das veränderte Verbraucherverhalten sehr deutlich zurückgingen. Insofern war die An- nahme der Stadrverwaltung, keinen Schlacht- hof vorrätig halten zu müssen, schlüssig. Dies änderte sich allerdings durch zahlteiche Skandale rund um das Urprodukt "Fleisch", die zu einer Änderung des Verbraucherverhal- tens führte. Plötzlich war die anonyme Ware in den Großmärkten nicht mehr angezeigt, sondern man bevorzugte wieder die heimische Schlachtung, und das Begehren, den Schlacht- hof zu erhalten, wurde aus Sicht der Bevölke- rung durchaus größer. Vor allem die begrün- dete AngSt vor der Rinderkrankheit BSE (Bo- vine Spongiforme Enzephalopathie) hat bei der Bevölkerung große Sorge ausgelöst. Dies führte dazu, dass die Selbsrvermarktung, vor allen Dingen von Schlachtvieh, auch in Karls- ruhe vermehrt zunahm. Das Schlachtgesche- hen, in den vergangenen Jahren durch Groß- schlächtereien beherrscht, wurde nun durch die Ptivatzufuhren aus Karlsruhe und dem Umland geprägt. Dies macht wegen der Dis- kussion um die Tiertransporte über längere Strecken durchaus auch einen Sinn, der von der Bevölkerung sehr positiv aufgenommen wurde. Qualitätssicherung war das Schlagwort der neunziger Jahre, die sich allerdings in der Pra- xis nur sehr langsam durchsetzte. Um hier eige- ne Erkenntnisse durchsetzen zu können, wur- de 1991 das Labor der Karlsruher Schlacht- hof-Betriebsgesellschafr mbH gegründet, das neben den bakteriologischen Fleischuntersu- chungen auch den Firmen bei der Installation 234 Ehemalige Schwei ncmark,halle .. heule ~To l lhaus" . von Qualitätssicherungssystemen half. Im Jah- re 2000 wurde das Labor um die Einheit für die Untersuchung auf BSE erweitert. Schließung des musealen Schlachttempels Dioxine in Futtermitteln, Antibiotika im Fleisch, Tierseuchen wie Maul- und Klauen- seuche und BSE haben dann Überlegungen zugelassen, zwar den Schlachthof in der Dur- lacher Allee zu schließen, aber den ortsansäs- sigen Firmen Möglichkeiten zu zeigen, an an- derer Stelle in einem "Ernährungszentrum " weiter zu arbeiten. Es bestehen derzeit Aktivi- täten, diese Pläne zu verwirklichen. Die Schließung des Schlachtbetriebes in der Durlacher Allee ist norwendig, da der si- cher schon als musealer Schlachttempel zu bezeichnende Schlachthof nicht mehr zeitge- mäß arbeiten kann, die Hygienevorgaben der EU nur noch sehr schwer zu erfüllen in der Lage ist und städtebauliche Gründe den Um- zug erforderlich machen. Die Nähe zum Schloss Gottesaue sowie die Planungen der Stadt Karlsruhe, einen Ostaue- park für die Bürger zu gestalten, bedeuten für den Schlachthof Karlsruhe, dass im Jahre 2007 der Schlachtbetrieb eingestellt wird. Da- mit verschwindet einer der ältesten Schlacht- betriebe aus Deutschland, was sicher wehmü- tige Gedanken zulässt. Es ist gelungen, nach Gründung der Karlsruher Schlachthof-Be- triebsgesellschaft mbH im Jahre 1976 den Be- trieb wirtschaftlich in ruhigem Fahrwasser zu führen und bis heute eine ausgeglichene Bilanz vorzulegen. 235 Abschied und Neuanfang Ein Blick von der SchlachthofVerwaltung über die alten Hallen, die heute schon zum Teil kul- turell genurzr werden, lassen Wehmut zu. Nur das Wissen um die Tatsache, dass die Gebäude- struktur erhalten bleibt, und dass Kunst und Kultur ein Weiterleben des Schlachthofes in den alten Hallen möglich machen, versöhnt. Die Umnurzung des Schlachtbetriebes in ein zukünftig überwiegend kulturelles Zentrum begann bereits mit der Umsiedlung des Thea- ters, das "Tollhaus" in die alte Schweinematkt- halle. Auch heute nurzen zahlreiche Musikka- pellen und Künstler bereits die alten Räume. Der Schlachthof an der Durlacher Allee ist ein Stück Stadtgeschichte. Diese wird auch festgehalten durch zwei Disserrationen über die Geschichte des Schlacht- und Viehhofes der Stadt Karlsruhe bis in das Jahr 1988. Die Dissertation von Frau Tierärztin Bieringer schließt, wie lange die Viehhof- und die Schlachthof GmbH der modernen Entwick- lung in der Vermarktung von Schlachtvieh noch trotzen kann. Diese Frage ist nun beant- wortet. DIRKSTEGEN Eisbärenhaltung im Karlsruher Zoo zwischen Tradition und Faszination Die Eisbärenhaltung hat in unserem nun fast 140 Jahre alten Zoo eine lange Tradition. Ver- einzelt findet man diese Tietaet schon in Tier- bestandslisten aus der ersten Hälfte des lerzten Jahrhunderts. Zuchterfolge bei in Zoos gehal- tenen Eisbären waren jedoch weltweit eine Rarität und für Tiergartenbiologen eine echte Herausforderung. So lag es nahe, dass im Zuge des Wiederaufbaus der im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstörten Zooanlagen die Präsen- tation dieser Tierart auf den Plan kam. Im Rahmen der Planungen für die Bundesgarten- schau 1967 entstand an der Nordseite des Lauterbergs eine nach damaligen Erkenntnis- sen großzügige Eisbärenanlage, die mit elf Jungbären als weltweit größte Eisbärenhaltung galt. Zu Beginn der siebziger Jahre stellte sich der ersehnte erste Nachwuchs ein, und die Karlsruher Zoo besucher gewöhnten sich mit Hilfe des Stammvaters "Willi", dem legendä- ren Eisbären aus dem Berliner Zoo, an den rc- gelmäßigen Nachwuchs. International erlang- te der Karlsruher Zoo durch diese über Jahr- zehnte andauernde erfolgreiche, aber immer noch seltene Zucht einen hervorragenden Ruf in der Eisbärenhaltung. Im Freiland leben Eis- bären während der Sommermonate in den arkrischen Küstenregionen und sind dabei überwiegend auf pflanzliche Nahrung ange- wiesen. Erst wenn Eis das Meer bedeckt, durchwandern sie auf der Suche nach Robben - ihren Hauptbeutetieren -, riesige Territorien, wobei sie hier einzeln oder als Kleinfamilie, bestehend aus Mutter mit Jungtieren, anzu- treffen sind. Besiedlung und Nutzung ihres Lehensraumes durch den Menschen einerseits, aber auch klimatisch bedingte Veränderungen, die mit der Schmelzung der Polkappen einher- gehen, haben zu einem dramatischen Rück- gang des weltweiten Bestandes geführt und Eisbären zu einer bedrohten Tieean werden lassen. 236 Die Entwicklung zoologischer Gärten von der Präsentation möglichst vieler exotischer Tierarten hin zu einem modernen Natur- schutzzentrum mit dem vorrangigen Ziel, dem Besucher Zusammenhänge zwischen Ökosystemen und Artenvielfalt zu vermitteln. führt zu einer neuen Tierpräsentation. die na- turnahe Gestaltung von Tiergehegen unver- ziehtbar macht. Bereits 1990 wurden erste Überlegungen angestellt. die alte Eisbärenan- lage in ein Gesamtprojekt Lebensraum Wasser zu integrieren. denn das reine Betongehege aus den sechziger Jahren enrsprach nicht mehr den zoologischen Anforderungen an eine tierge- rechte Haltung. Untersuchungen hatten erge- ben. dass Eisbären Areale mit natürlichem Karlsruhcr Eisbärenanlage. Boden und vielfältige Rückzugsbereiche benö- tigen. Für die Aufzucht und Entwicklung von Jungtieren sind Wasserbecken unterschiedli- cher Tiefenzonen erforderlich. die sowohl Schwimmen. Spielen als auch Tauchen ermög- lichen. Für die Präsentation des arttypischen Verhaltensspektrums dieser faszinierenden Großsäuger erwies sich das veraltete Eisbären- gehege. das lediglich den Blick von oben auf die Tiere in der Versenkung zuließ. für den Besucher als völlig ungeeignet. Erst der Ein- blick in die Unterwasserzone bietet dem Be- trachter Möglichkeiten. die Geschicklichkeit und Eleganz der an Land eher tapsig wirken- den Tiere zu erleben. Die Neugestalrung der Tiergehege am Fuße des nördlichen Lauterbergs zum "Le- bensraum Wasser" begann Anfang 1999 mit der Anlage für Eisbären. Für die Dauer der Bauzeit wurde die fünfköpfige Karlsruher Eis- bärengruppe im Tiergarten Nürnberg unterge- bracht. Für die Aufrechterhaltung des Zoobe- triebs in Verbindung mit der Groß baustelle mitten im Zoologischen Garten war hier be- sonderes Einfühlungsvermögen aller Projekt- beteiligten erforderlich und die reibungslose Abwicklung nur in enger Kooperation mit dem Städtischem Hochbauamt und dem Pla- nungsbüro • .Assem Architekten" einetseits so- wie dem Zoo als Fachberater und -planer andererseits zu gewährleisten. Beschreibung der Anlage Eisbären sind für die Jagd auf Ringel- und Bartrobben perfekt an den Lebensraum Was- ser angepasst. Somit zieht sich das Wasser als Kernelement durch die neue. insgesamt 1.800 Quadratmeter große Außenanlage. deren To- pografie gegenüber der ehemaligen Betontief- anlage völlig neu gestaltet wutde. Eine eis- schollenähnliche Stufenlandschaft. die an die Packeiszone erinnert, ist umgeben von Wasser- kaskaden und -becken mit unterschierllicher Tiefe. In diesem Areal bieten sich so den Tie- ren vielfältige Bewegungsmöglichkeiten. Etwa ein Drittel der Gesamtfläche nimmt die gegen 237 den Lauterberg auslaufende, fast ebene Tun- drafläche mit einem niedrigen Pflanzen be- wuchs, kleinen Felseninseln, Wurzelstöcken und Kiefernstämmen ein. Den Tieren stehen hier unterschiedliche Bodenmaterialien wie Geröll und Schotterwiese zur Verfügung, die zum Graben oder auch als individuelle Ruhe- plätze genutzt werden können. Einen beson- deren Reiz haben die großzügigen Sandareale für Jungtiere. Unterschiedliche Höhenregio- neo bieten den Bären einerseits Sichtschutz vor Artgenossen, andererseits aber auch durch ihre exponierte Lage am Hang einen guten Überblick über das umliegende Gelände. Bei Bedarf kann ein Teil der Außenanlage als ein voll funktionsfähiges Einzelgehege ab- getrennt werden und dient so beispielsweise zur vorübergehenden separaten Haltung von neu zugegangenen Tieren. An das Großgehe- ge anschließend und nur durch einen Lauf- gang verbunden, erstreckt sich das Mutter- und-Kind-Gehege, das - ausgestattet mit Flachwasserzonen - besonders für Eisbären- mütter mit Nachwuchs, geeignet ist und eine tiergerechte Haltung auch über einen längeren Zeitraum gewährleistet. Unter der Freilandzo- ne sind die großzügigen Innenboxen gelegen. Durch die isolierende Überdeckung mit Na- turboden bieten sie im Sommer kühle Rück- zugsbereiche können aber im Winter zu Ein- zeIgehegen, die den tragenden Weibchen als Wurfböhlen dienen, abgeschottet werden. Die neue Eisbärenanlage bietet nicht nur seinen Bewohnern verhaltensgerechte Lebens- bedingungen, sondern auch unseren Besu- chern besondere Attraktionen. Zwei große kreisrunde Unrerwasserfenster gestatten den Einblick ins Tauchbecken. Hier können Eisbä- ren beim Schwimmen beobachtet werden. Die ausgeklügelte umwelt- als auch tierfreundliche Wassertechnik sorgt für klare Sicht und eine gute Wasserqualirät. Die Wegeführung mit ihren ständig wechselnden Perspektiven und Einsichten macht die Betrachtung der Eisbä- ren - manchmal fast hautnah - durch fast funf Zentimeter dicke Glastrennwände zum Erleb- nis. Die Sitzarena mit tonnenschweren Srcio- quadern im oberen Besucherbereich lädt zum Verweilen und längerer Beobachtung der Tiere ein. Umgeben von der Tundralandschaft mit ihrer Pflanzenvielfalt aus den arktischen Regi- onen, gewinnt der Besucher angesichts des meterhohen im Sonnenlicht bläulich glänzen- den Eisbergs im Zentrum der Anlage und den von Eis und Schnee ausgewaschenen, zerklüf- teten Felsformationen einen realistischen Ein- druck eines typischen Eisbärenhabitats im ark- tischen Randbereich. 238 Zum Tierbestand Im März 2000 schien nach dem Tod der Karlsruher Eisbärenzuchrgruppe im Tiergar- ren Nürnberg alle Mühe umsonst gewesen zu sein. Unbekannte hatten dort das Gehege der Eisbären geöffnet. Alle Karlsruher TIere waren ins Zooareal entkommen und mussten, um Menschenleben nicht zu gefahrden, aus Si- cherheitsgründen getötet werden. Die welt- weite Suche nach Eisbären für einen Neube- ginn blieb zunächst erfolglos, da im Winter 1999 in der Zoowelt kaum Jungtiere nachge- rogen worden waren. Hilfe kam aus dem Rot- terdamer Zoo. Das Eisbärengehege dort war sehr klein und veraltet. Es lag daher nahe, die beiden alten Eisbärinnen "Mien" und "Katri- en" in das Karlsruher Gehege umzusiedeln. So konnte im Oktober 2000 zur Freude der Karlsruher die neue Anlage doch noch mit Eisbären eingeweiht werden. Zug um Zug er- oberten die bei den Eisbärenweibchen das für sie völlig neue Ambiente und fühlten sich sichtlich wohl. Ein Jahr später kamen aus den Zoologischen Gärten Moskau, Rostock und Wien die drei jungen Bären "Kap", "Virus" und "Nika" nach Karlsruhe. Seitdem kennt die Faszination unserer Besucher über die Aus- gelassenheit und Spielfreude der Halbstarken- bande fast keine Grenzen. Mit ihr beginnt die neue Eisbärengeneration. Eisbärenhaltung und Tierschutz Schon lange rekrutieren sich im Zoo gehalre- ne Tiere aus Nachzuchten der Zoogemein- schaft, so auch Eisbären. Trotz allem stellt sich die Frage, ob diese anspruchsvolle und intelli- gente Art unter Zoobedingungen tiergemäß gehalten werden kann. Beobachtungen bei unserer ehemaligen Zuchtgruppe zeigten bis ins hohe Alter verspielte und aktive Bären, die miteinander harmonienen. Auch wenn wir mit der neuen Anlage einen weiteren Schritt in der tiergerechten Eisbärenhaltung vorange- kommen sind, gilt es nun, durch vergleichen- de Studien in verschiedenen Eisbärenhaltun- gen Zoologischer Gärten dies wissenschaftlich abzusichern. Mit den vielen Spenden der Karlsruher Bevölkerung für unsere Eisbären werden diese Studien im Sinne des TIerschut- zes ermöglicht. GISELA VON HEGEL Das allmähliche Verschwinden eines "Dinosauriers" Aus der kurzen Geschichte des Karlsruher Panoramas am alten Hauptbahnhof Manchmal kann sich auch ein Kunsthistoriker wie ein Paläobiologe fühlen und nach Spuren einer riesenhaften, längst ausgestorbenen Spe- zies suchen. Wer weiß schon noch, dass es einstmals gewaltige, mehr als hundert Meter lange und über zehn Meter hohe Gemälde gab, die in speziell dafür konstruierten Bauten präsentiert wurden? Obwohl die Blüte dieser Kunstform kaum mehr als hundert Jahre zu- rückliegt, ist sie so gründlich in Vergessenheit geraten, dass es große Mühe macht, Näheres über ihre einzelnen Vertreter zu erfahren. Auch über das Karlsruher Beispiel ist nur noch weniges zu ermitteln. Informationen von bes- 239 ser dokumentierten Fällen müssen zu Rate gezogen werden, um zu einem halbwegs an- schaulichen Bild zu gelangen. Das frühe Kaiserreich als Blütezeit der deutschen Panorama-Malerei In der Kunstgeschichte ist es selten, dass ein Maler etwas erfindet - und sich dies patentie- ren lässt. Am 17. Juni 1787 gab es einen sol- chen Fall, als Robert Barker in London den Plan einer ersten vollständigen, auf Leinwand gemalten 360-Grad-Rundumsicht präsentier- te, die in einem eigens dafür konstruierten Gebäude gezeigt werden sollte. Die Experi- mentierphase war 1793 abgeschlossen, als Barker am Landoner Leicester Square eine große, doppelstöckige Rotunde erbauen ließ. Darin wurde zum einen eine Art Luftbild von London gezeigt und zum anderen eine An- sicht der russischen Kriegsflotte, die vor Spi- thead ankerte. Schnell bürgerte sich für Ge- mälde wie Gebäude das griechische Kunstwort "Panorama" ein. Barker war mit seiner Unternehmung öko- nomisch so erfolgreich, dass sich sein Modell bald auch auf dem Kontinent verbreitete. Jah- re- und jahrzehntelang wurden Panoramen vor allem von fremden Landschaften und Städten, zunehmend aber auch von verschie- denen Kriegen in allen möglichen Größen gemalt und bewundert. Trotzdem wäre Barkers Erfindung nach der Mitte des 19. Jahrhunderts wohl allmäh- lich in Vergessenheit geraten, wenn es nicht zu zwei entscheidenden Veränderungen gekom- men wäre. Zum einen entdeckte man die be- sondere Publikumswirksamkeit von heroi- schen Schlachten gemälden mit Themen der jüngsten Vergangenheit - der Deursch-Fran- zösische Krieg von 1870/71 lieferte da auf einmal Beispiele in Hülle und Fülle; und zum anderen zeigten sich die Einsparpotcnziale von genormten Bildformaten. Fortan wurden die Rotunden so gebaut, dass die Gemälde zwi- schen ihnen ausgetauscht werden konnten, wenn ihre Anziehungskraft auf die Besucher nachließ. Der Standardbau hatte danach einen Durchmesser von 40 Metern und war 15 Meter hoch. Den Startschuss für die zweite, die eigent- liche Blüte der Panoramamalerei in Deutsch- land bildete der große Erfolg des am 1. Sep- tember 1880 in Frankfurt am Main eröffneten Panoramas, für das Louis Braun eine Ansicht des damals am meisten gefeierten deutschen Sieges gemalt hatte - in der Schlacht bei Sedan am I. September 1870, wo unter anderem auch der französische Kaiser Napoleon IIl. in Gefangenschaft geraten war. Danach brach eine regelrechte "Panorama-Manie" aus, wie sich Anron von Werner gegen Ende seines Lebens erinnerte, der Vorzeigemaler des Kai- serreichs, der dann auch bald das Verzeigepa- norama für die Reichshauptstadt zu malen hatte - ebenfalls ein Sedan-Panorama, das 1883 in Anwesenheit des Kaisers, Bismarcks und anderer Prominenz eröffnet wurde. Wer- ner war generalstabs mäßig zu Werke gegan- gen, hatte mit zwei Kollegen die Landschaft vor Ort erkundet, hatte Zeugen befragt und die Geschehnisse minuti- ös rekonstruiert, um dann mit einem Team von 14 Mitarbeitern die Arbeit aufzunehmen. Eine Million Goldmark verschlang das Projekt alles in allem, Werner allein erhielt 100.000 Mark. Jede deutsche Großstadt wollte danach auch ihr Panorama besitzen, und die größten von ihnen natürlich mehrere: Hamburg und München besaßen zwei, Berlin am Ende sogar fünf. Das Panoramawesen erwies sich als ein boomender Wirtschaftszweig, dem zuneh- mend auch künstlerische Bedeutung zuge- schrieben wurde. In der von einem Großkriti- ker der damaligen Zeit herausgegebenen, weit 240 verbreiteten Zeitschrift "Die Kunst für Alle" war im Juni 1890 in einem Artikel über "die neueste Entwicklung der deutschen Panora- menmalerei U zu lesen, dass dem Panorama "noch eine große Zukunft beschieden sein werde". Vielleicht wurde dies auch in Karlsru- he gelesen. einer Stadt. die bis dahin noch über kein eigenes Panorama verfügte. Das Karlsruher Panorama und seine Gemälde Wer in Karlsruhe die Initiative ergriff, muss genauso unbeantwortet bleiben wie die Frage nach den Geldgebern für das Projekt. Wahr- scheinlich waren es wie in den meisten anderen Fällen auch belgisehe Finanziers. die sich zu großen, international operierenden Panorama· gesellschaften zusammengeschlossen hatten. Am 31. Oktober 1894 war es dann jeden- falls in Karlsruhe so weit. wurde die Stadt durch ein eigenes Panorama "ohne Zweifel um eine Sehenswürdigkeit bereichcrc'\ wie die "Karlsruher Zeitung" am nächsten Tag berich- tete. Und sie fuhr fort: .,Auf einem seiner Zeit von der Stadtgemeinde unentgeltl ich zur Ver- fügung gestellten Platze an der Ettlinger Stra- ße hat Herr Baumeister K. Augenstein den stattlichen Rundbau errichtet". in dem als Erstes eine speziell für Karlsruhe gemalte Dar- stellung des Gefechts bei Nuits am 18. De- zember 1870 präsentiert wurde. Prinz Wil- helm von Baden hatte damals eine badische Grenadierbrigade zum Sieg geführt. Als leitender Maler war der 1862 geborene Militärspezialist earl Becker gewonnen wor- den. Unterstützt wurde er von den beiden Landschaftsmalern Karl Kehr und Friedrich Kallmorgen. Wie in allen anderen Panoramen auch. waren in ihrem Werk das Streben nach überwältigender Illusion. glanzvoller Effekt und pädagogischer Anspruch - der "Hebung der vaterländischen Gesinnung". wie es der Panoramagebäud~ an der KJosesrraße. Rezensent der "Karlsruher Zeitung" formu- lierte, unauflöslich miteinander verwoben. Ei- ner Zeit. der noch nicht die Möglichkeiten von Film und Fernsehen zur Verfügung stan- den. wurde der "volle Überblick über das weite Gefechtsfeld und über den Stand des Kamp- fes" in kaum mehr zu überbietender Realistik geboten. Leider hat sich dazu auch nicht das geringste Anschauungsmaterial erhalten. Von Werners Sedan-Panorama gibt es wenigstens noch eine Foroserie. Zu sehen war Beckers Werk täglich "von Morgens 8 1/2 Uhr bis zu eintretender Dun- kelheit". wie den Anzeigen in der Tagespresse zu entnehmen ist. Leider fehlt ihnen die An- gabe über die Höhe des Eintrittspreises. Es ist allerdings anzunehmen. dass sie nicht weit von denen andernorts abwichen. In Frankfurt etwa kostete die normale Karte eine Mark. Soldaten und Kinder zahlten die Hälfte und an Sonn- und Feiertagen gab es noch einmal "halbe Preiseu. Die Eröffnung des Karlsruher Panoramas und sein erstes Rundgemälde waren nicht nur in der lokalen Presse, sondern auch in der weit verbreiteten Zeitschrift "Die Kunst für Alle" gewürdigt worden. So viel Publizität gab es danach nie mehr. Als 1897 im Rahmen der "Festlichkeiten zur Säkularfeier des Geburtsta- ges weiland Seiner Majestät Kaiser Wilhelms des Großen" am 21. März ein neues Schlach- 241 tenbild präsentiert wurde, war dies nur noch der lokalen "Karlsruher Zeitung" einen länge- ren Artikel wert. Es handelte sich ja auch um kein neues Werk, sondern um die Weiterver- wendung eines schon 1895 entstandenen und zuerst in München gezeigten Gemäldes. Mi- chael Zeno Diemer hatte es unter Mitwirkung von drei anderen Malern geschaffen und darin die Schlacht bei Orleans am 4. Dezember 1870 gestaltet. Als im Februar 1899 in Karlsruhe ein wei- teres neues Panorama ausgestellt wurde, fand dies selbst in der lokalen Presse kaum noch Niederschlag. Nur der Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1899 "ist überhaupt zu entnehmen, dass es damals zu einem Wechsel kam. Fast dreißig Jahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg hatte man sich auch in Karlsruhe entschlossen, den The- menkreis behutsam zu erweitern: Wieder wur- de zwar ein Schlachten bild entrollt, diesmal aber war es einem weit zurückliegenden The- ma gewidmet, der Schlacht bei Lützen am 16. November 1632, bei welcher der Schweden- könig Gustav Adolf den Tod gefunden hatte. Der 1836 geborene Routinier Louis Braun hatte das Thema bereits 1883 zum ersten Mal gestaltet; 1893 schuf er eine Wiederholung, die zuerst in Nürnberg, dann in Frankfurt und schließlich in Karlsruhe gezeigt wurde. Das Publikumsinteresse an den Panorama- darsteIlungen scheint immer schneller erlahmt zu sein, die Präsentationszeiten wurden immer kürzer. Bereits Ende des Jahres 1900 musste mit einem neuen Rundbild aufgewartet wer- den. Und erstmals gab es keine Schlachtendar- steIlung: Der Marinemaler Hans Petersen, der über Louis Braun zur Panoramistenlaufbahn gefunden hatte. wartete mit einer Ansicht des Hamburger Hafens auf. Ob man der Zugkräf- tigkeit des Themas nicht ganz traute, muss offen bleiben; jedenfalls wurde im Panorama- gebäude auch gleich noch ein TIefseeaquarium aufgestellt. Der Erfolg scheint nicht allzu groß gewesen zu sein, denn schon ein J ahc später, 1901, wurde mit dem nächsten, dem fünften Riesenrundbild aufgewartet. 1885 hatte der Münchner Maler Bruno Piglhein sich an eine monumentale Kreuzigung Christi gewagt und hatte damit großes Aufsehen erregt. Die Nach- frage nach diesem Werk, das zu guter Letzt auch noch 1892 in Wien verbrannte, war so groß, dass sich Piglheins ursprüngliche Mitar- beiter Karl Hubert Frosch und Josef Krieger bald selbstständig machten und mehrere eige- ne Versionen des Themas schufen. Eine davon fand auch den Weg nach Karlsruhe. Mit einem knappen Hinweis auf diese Prä- sentation verschwindet das Karlsruher Panora- ma nicht nur aus der publizierten "Chronik'\ sondern aus der ganzen Geschichte der Stadt Karlsruhe. Auf einer Karteikarte des Stadtar- chivs findet sich nur noch der handschriftliche Vermerk, dass das Panoramagebäude 1906 abgerissen worden sei. Das Kino als neue Unterhaltungs-Alternative Schon zeitgenössisch war auf das zentrale Pro- blem der Panoramaform, dem "Gegensatz zwischen der weitestgehenden Naturnachah- mung auf der einen, der thatsächlichen Bewe- gungslosigkeit und Totenstille auf der andern Seite" hingewiesen worden. Seltsamerweise wurden die in den Vereinigten Staaten und auch in England so erfolgreichen Varianten der "Moving Panoramas", bei denen bis zu mehrere hundert Meter lange Leinwandbän- der am Publikum vorbeigezogen wurden, um so beispielsweise eine Mississippifahrt zu si- mulieren, in Deutschland kaum übernom- men. Auch das so genannte "Kaiserpanorarna" vermochte sich nicht so recht durchzusetzen. Keinesfalls mit einem gemalten Großpanora- ma zu verwechseln, ähnelte die 1880 erstmals 242 Schni tt durch ei n Panorama: A. Eingang und Kasse, B. Verdunkelrer Gang, C. Berrachterplanform, D. Sehwinkel des Be· trachten. E. Rundleinwand, F. Plastisch gestalteter Vordergrund. G. In trompe l'oeil gemalte Gegenstände auf der Leinwand. präsentierte Erfindung eher einer Art Diashow mit Landschafuaufnahmen. In Karlsruhe wur- de im November 1894 eine Serie über St. Pe- tersburg gezeigt. Der Eintrittspreis betrug 30 Pfennig pro Person, für Kinder 20 Pfennig. Einen durchschlagenden Erfolg erzielte dagegen eine ganz andere Alternative: die be- wegte Bilderfolge des Films. Für kurze Zeit überschnitten sich die Enrwicklungslinien. Wann die allerersten Filmbilder in Karlsruhe zu sehen waren, ist schwer zu sagen. Gerhard Bechtold behauptet in seiner Geschichte des Karlsruher Kinos, dass sie Anfang September 1900 als Höhepunkt eines neuen Varietepro- gramms über eine Leinwand im Varietemeater "Colosseum" in der Waldsttaße geflimmert wären. Auf dem Programm, wie es in der "Karlsruher Zeitung" veröffentlicht wurde, standen damals "Original aufnahmen der Pari- ser Weltausstellung, unsere Flotte etc. etc." und "Lokalaufnahmen von Karlsruhe: Markt- platz, Bahnhof'. Allerdings waren auch schon ein Jahr zuvor, am 12. September 1899 .. ,kine- mamographische Marine- und andere Bilder- des Herrn Meßter "vorgeführt worden. Auf jeden Fall handelte es sich in beiden Fällen um punktuelle Aufführungen, um Gastspiele reisender Unternehmen. Dies setzte sich fort bis 1907, als im Okrober "The Oce- anic Vio Company" mit Aufnahmen aus dem Leben überseeischer Völker auftrat und kurz darauf der "Weltkinematograph" mit "singen- den, sprechenden und musizierenden Phoro- graphien". Am 15. Dezember 1908 wurde dann das etste ortsfeste Kino in Karlsruhe eröff- net, das Residenztheater in der Waldsrraße 30. Das gemalte Panorama war damit Vergan- genheit. Der Panoramaleinwand aber sollte die Zukunft gehören. Vom einen führte - technisch betrachtet - kein Weg zum anderen. Und doch darf das Gemeinsame, das Zu- kunfrweisende nicht übersehen werden: das neue, der Realität verpflichtete und gleichzei- tig doch auch unterhaltungs betonte Sehen, das nicht mehr nur den einen oder anderen begeisterte, sondern immer breitere Massen beschäftigte. KONRAD DUSSEL 243 10 Jahre Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Hm Menschen und Medien Die Menschen Zunächst mal muss man es finden, um dann zu begreifen, was hier los ist. Unzählige Menschen, neben Radfahrern vor allem Autofahrer und Parkplatzsuchende aus Karlsruhe und Umgebung, sind im Laufe der zehn Jahre am Ständehaus vorbeigefah- ren, ohne es zu ahnen. Auch viele Passanten brauchten noch eine Orientierungshilfe, um das Gebäude erwas abseits der Kaiserstraße zu entdecken. Bis heute ist eine kurze Erklärung hilfreich: "Sie wissen doch, da ist der Karstadt, Halte- stelle Herrenstraße ... Sie müssen aber die Rit- terstraße rein gehen. Rechts liegt das Neue Ständehaus und darin ist die Stadtbibliothek ... Wenn man beim Vorbeilaufen durch die Schaufenster guckt, sieht man dort Leute sit- zen, Zeitung lesen ... Ach so, Sie kommen mit dem Auto. Ja, dann haben Sie das Gebäude si- cherlich schon gesehen. Nämlich immer dann, wenn Sie das Parkhaus von Karstadt benutzen wollen. Da kann es ja manchmal einen Stau geben. Wenn Sie die Häuserfront links von sich betrachen, dann fällt Ihnen ein Gebäude mit einem sehr markanten Rundbau an der Ecke auf. Diese runde Ecke heißt Rotunde ... ja, die Fenster erinnern an Bullaugen. Die Ro- tunde ist das Wahrzeichen des Ständehauses. Das erste Ständehaus besaß auch so eine Ro- tunde; die Erbauer erhielten dafür viel Aner- kennung. Karlsruhe war damals in jeder Hin- sicht stolz auf dieses architektonisch herausra- gende und politisch fortschrittliche Gebäude. Vom Friedrichsplatz aus kann man das beson- ders gur sehen ... da gibt es übrigens auch eine Tiefgarage. " Ob mit oder ohne Wegbeschreibung, Zehntausende haben inzwischen den Weg zum Neuen Ständehaus gefunden. Die meisten Besucher sind jedoch übet- rascht, wenn sie das erste Mal die Bibliothek betreten. Es ist nicht nur die Innenarchitektur des Hauses, wie erwa stellenweise die Glasbö- den, denen vorsichtige Besucher mit Misstrau- en begegnen, es sind die Menschen und die große Zahl an Medien, die viele überrascht. Fast 1.300 Personen besuchen täglich die Zen- trale der Stadtbibliothek, Tendenz steigend. Die Bibliothek zählt damit zwar nicht so vie- le Kunden wie das Kaufhaus nebenan, doch sie gehärt mit 330.000 Besuchern im Jahr (640.000 Besucher in den neun Häusern det Stadtbibliothek insgesamt) zu den meistbe- suchten Kultureinrichtungen in Karlsruhe. Bezogen auf das Alter ihrer Mitglieder und Gäste ist sie darüber hinaus ein relativ junger Treffpunkt auf Kulturebene, sind doch die Menschen, die hierherkommen, zu zwei Drit- teln unter 40 Jahre. Dies gilt auch für die an- deren Einrichtungen der Stadtbibliotlaek. Das Gesamtsystem Stadtbibliothek Karlsruhe be- steht nämlich aus der Zentrale im Ständehaus, der Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais, den Stadtteilbibliotheken in Neureut, Dur- lach, Mühlburg, Grätzingen und der Wald- stadt, sowie dem Medien-Bus und der Ameti- kanischen Bibliothek. Der BegriffStadtbibliothek wird üblicher- weise doppelt verwandt und meint enrweder das Gesamtsystem oder die Zentrale dieses Systems, nämlich die Stadtbibliothek im Neu- en Ständehaus. 244 Sladlbibliolhek im ehemaligen Sländeh3us. Die Medien -lesen, wissen, hören, sehen Die Interessen, die dem Bibliotheksbesuch zu Grunde liegen, sind vielfältig und häufig stark alltagsorientiert. Da sucht jemand einen Rat- geber für die Altersvorsorge, ein anderer Hilfe bei Legasthenie, ein Dritter will wissen, wie seine Träume zu deuten sind und ein weiterer will sich informieren, was er bei seiner Partner- suche erfolgreich anders machen muss. Die ge- samte Ratgeberliteratur zu den Themen Psy- chologie, Pädagogik, Gesundheit und Sport, Kochen, Gartengestaltung, PC-Hilfe usw. ver- zeichnet stets eine große Nachfrage. Alle Bü- cher zu den genannten Themen sind im ersten Obergeschoss der Stadtbibliothek zusammen- gestellt und dort zu finden. Hier befindet sich die gesamte Sachliteratur, die Wissen erwerb- bar macht und so zum persönlichen und be- ruflichen Weiterkommen verhilft. Für die Unterhaltung gehen die Besucher einen Stock höher in die zweite Etage, hier ist zum einen die obere Rotunde mit Videos und DVDs, zum andern der Bereich der Musik- CDs zu finden. Den größten Raum auf die- sem Stockwerk nehmen jedoch die Romane, Krimis und phantastischen Erzählungen ein, das heißt alle schöne Literatur von Bestsellern bis zu klassischen Werken. Da man einen im wahrsten Sinne des Wor- tes mitreißenden Roman gerne mit in Urlaub CompulerbibliOlhek in der Rotunde. 245 nimmt, passt es gut, dass sich neben dem Un- terhaltungsbereich die "Länderbrücke" befin- det, ein auf zwei Seiten verglaster Raum, der Reiseführer zu allen Ländern der Erde, Bild- bände, Wanderkarten, Stadtpläne - kurzum alles für Urlaub und zur Geographie enthält. Sinnvollerweise befindet sich die Interna- tionale Abteilung 'ebenfalls auf der zweiten Etage. Der Schwerpunkt liegt hier auf dem Er- lernen von Sprachen, wobei von Last-Minute- Sprachkursen bis zu mehrstufigen, differen- ziert aufgebauten Kursen viele Varianten des Spracherwerbs geboten werden. Die Lernin- halte stehen auf Kassette, CD oder CD-ROM zur Verfügung und beziehen sich auf 25 Spra- chen. Nicht minder wichtig ist die große Zahl an Deutschkursen für Ausländer, die hier ge- nauso zum Ausleihen bereitstehen und die von Studenten und Neubürgern aus der ganzen Welt lebhaft genutzt werden. Tradition und "Revolution" Gerade in diesen zehn Jahren seit dem Bezug des Neuen Ständehauses fanden auf dem In- formations- und Mediensektot gewaltige Ver- änderungen statt. Bei der Etöffnung im August 1993 hatte noch keinet der Festredner und -gäste die ge- ringste Ahnung davon, mir welch tasender Geschwindigkeit sich wenige Jahre später die "Neuen Medien", CD-ROM und vor allem Internet, im alltäglichen Gebrauch durchsetzen wütden. Damals wat man noch stolz, dass auf Grund eines Gemeinderatsbeschlusses erstmals Videos und Musik-CDs als sinnvolle Ergän- zung zu den gedruckten Medien in das Bibli- otheksangebot aufgenommen wurden. Die Nachfrage der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger war entsprechend groß. Doch dies war erst der Anfang. Es vergingen keine drei Jahre, als auch in Karlsruhe gewissermaßen das Multimedia-Zeitalter anbrach; das Interesse an Lernsoftware und Lexika auf CD-ROM wur- de durch die Bibliotheksbesuchet immer deut- licher geäußert. Im Jahr 1997 kamen deswe- gen die ersten CD-ROMs als vielseitige Infor- mationsträger mit in die Bücherregale, ein Jahr später wurden zwei öffentliche Internetplätze für die Kunden des Ständehauses eingerichtet. Als schließlich die DVD mit ihrer hervorra- genden Bildqualität und mehreren Sprach- wahlmöglichkeiten auf den Markt kam, wur- den auch DVDs wegen enormer Kunden- nachfrage mit in die Regale gestellt. Doch nicht nur die Dinge, die neu auf den Markt kamen, erlebten einen ungeahnten Boom. Es war ein altbekanntes Medium, das in jüngster Zeit wiederentdeckt und zum absolu- ten Ausleihhit wurde: die bekannte, sehr tradi- tionsreiche Art der Literaturrezeption in Form des Hörspiels, das heute als Literaturkassette bzw. -CD erhältlich ist. Bei allet Diskussion um nachlassendes Leseinteresse muss festgehal- ten werden, dass die Lust an Sprache noch weit verbreitet bleibt. So zeigen die Bibliotheksbe- sucher nach wie vor ein starkes Interesse an schöner Literatur, doch etliche lassen sich ger- ne auch "vorlesen". Zum einen - und das war schon immer so - sind es ältere Menschen und Menschen mit eingeschränktem Sehvermö- gen, die sich damit gerne unterhalten lassen, es sind aber auch Autofahrer bei längeren Faht- ten, Leute, die neben einer eintönigen Arbeit zuhören, Menschen auf Reisen oder zu Hause. Das Interesse arn Hörbuch geht durch alle Al- tersstufen und Berufe und so ist es teils erfreu- lich, teils bedauerlich, dass viele Literatur-CDs kaum länger als eine Stunde im Regal liegen, da sie sofort von beglückten Bibliotheksmit- gliedern nach Hause entliehen werden. Eines blieb unverändert: das Buch war und ist das Leitmedium. Der Gesamtbestand der Stadtbibliothek beträgt 122.000 Medienein- heiten, davon sind immer noch mehr als 90 Prozent Bücher (Il1.500). 246 Die elektronische Vemetzung Die Kombination von traditionellen und zeit- gemäßen Informationsangeboten brachte es mit sich, dass die Bibliothek im vergangenen Jahr umgeräumt werden musste. Neue Medien und Internet waren im ursprünglichen Raum- konzept nicht vorgesehen, freie Flächen gab es nicht. Unter der Berücksichtigung der jetzt zu schaffenden internationalen Abteilung für Sprachen sowie eines Raumes, der sechs Inter- netplätze und zwei Textverarbeitungs-PCs ent- halten sollte, musste für die erst neun Jahre junge Regalaufstellung des Hauses eine neue Konzeption gefunden werden. Als Ergebnis entstanden die oben beschriebenen Buch- und Medienbereiche sowie die Computerbibliothek in der Rotunde im ersten Stock. Hier kommt die räumliche Wirkung der Rotunde beson- ders gut zur Geltung, denn - entsprechend sei- ner Grundfläche - wird der Raum dominiert von einem runden Tisch, der als Internet-Ar- beitsplatz genutzt wird. Wie alle Angebote der Stadtbibliothek stehen sie allen Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung. Dass die EDV erst im Jahr 1995 Einzug hielt in die Stadtbibliothek, ist heute schon fast vergessen, denn so selbstverständlich ist der damit verbesserte Kundenservice geworden. Erst zu diesem Zeitpunkt konnten, nach einer langwierigen elektronischen Nacherfas- sung, alle noch vorhandenen Zettelkataloge durch online-Kataloge, die "OPACs", ersetzt werden. Im gleichen Zusammenhang wurde an der Ausleihtheke das manuelle Ticketver- fahren durch eine Bibliothekssofrware abge- löst, die es ermöglichte, alle Ausleihvorgänge über Computerterminals zügig zu steuern. Die Zahlen Mit den neuen Bibliotheksräumen karnen 1993 mehr Bürgerinnen und Bürger in die Bi- bliothek als in den Jahren davor. Entsprechend viele Medien wurden entliehen, sodass das Er- öffnungsjahr auch die höchsten Ausleihzahlen seit langer Zeit mit sich brachte. Der AufWärts- trend wurde zwar 1994 gebremst als Jahresge- bühren für die Entleihung, die bis dahin kos- tenlos war, bezahlt werden mussten, doch nach zwei Jahren der Zurückhaltung stieg die Auslei- he wieder kontinuierlich. Mit fast 600.000 Ausleihen im Ständehaus und 1,45 Millionen Medienausleihen insgesamt in allen neun Ein- richtungen der Stadtbibliothek wurde das Jahr 2002 zum absoluten Rekordjahr. Im Vergleich zu den Ergebnissen zehn Jahre davor brachte es eine Steigerung um 13 Prozent. Dass die Stadtbibliothek immer bekannter wurde, hängt auch mit dem neu konzipierten monatlichen Programm zusammen. Seit eini- gen Jahren wird das Literaturangebot ergänzt durch Veranstaltungen, in denen Autorinnen und Autoren ihre Bücher persönlich vorstel- len. Auch hier erwies sich wieder, dass gerade praxisnahe Sachthemen auf großes Besucher- interesse stießen. So zählten beispielsweise die Abende zum Thema Pilzkunde oder zu Erzie- hungsfragen zu den meistbesuchten. Daneben bietet die Bibliothek auch ein Forum für we- niger bekannte Belletristikautoren oder sie beteiligt sich überdies an gesamtstädtischen Kulturaktionen. Den größten Erfolg, im Rah- men der Europäischen Kulturtage 2002, ver- buchte hierbei die Modenschau, die, durch die Bibliothek führend, zum Publikumsmagneten wurde. Nicht zuletzt sind die regelmäßigen Aus- stellungen, die seit drei Jahren im Brücken- raum des ersten Obergeschosses stattfinden, für die Besucher ebenfalls sehr interessant. Hier stellen Künstler aus Karlsruhe und Um- gebung aus, wobei die Werke meist in Bezie- hung zu Buchkunst und Literatur stehen. ANDREA KRIEG 247 "Oberle ist ein aufgeweckter Knabe und war fleißig in der Schule" Zum 90jährigen Bestehen des Kinder- und Jugendhi/ftzentrums Karlsruhe in der Sybelstraße Mit der eingangs zitierten Eintragung im "Grundbuch des Waisenhauses zu Karlsruhe" kam der damalige Waisenhausverwalter der in Paragraph 31 der "Grundbestimmungen der Waisen-Anstalt zu Carlsruhe" formulierten Aufgabe nach, in den letzten Jahren des Auf- enthalts eines Zöglings gewissenhaft darauf zu achten, ob derselbe zu irgend einem Beruf eine besondere Neigung, Fähigkeit oder Geschick gezeigt habe, damit er bei seiner Entlassung aus der Anstalt in eine den Umständen ange- messene Lehre oder einen Dienst unterge- bracht werden könne. Über den damals elfjäh- rigen Wilhelm Oberle berichtet Waisenhaus- verwalter Friedrich Fischer in seiner Eintra- gung, vermutlich aus dem Jahr 1886, darüber hinaus, dass der Knabe wegen seiner Aufge- wecktheit und seines Fleißes die Aufmerksam- keit seines Lehrers auf sich gezogen habe. Die- ser habe ihm Lateinunterricht verschafft und fördere die Ausführung des Plans, ihn zum Studium der Theologie vorzubilden. In der Spalte "künftiger Beruf' skizzierte Friedrich Fischer die weitere Ausbildung des Jungen: "Tritt in die von Dekan Lender in Sasbach geleitete Anstalt für Knaben zur Vorbildung für das Studium der Theologie" . Das Waisenhaus in der Kriegsstraße Der aufgeweckte Knabe Wilhelm Oberle war Zögling des ersten Karlsruher Waisenhauses in der südlichen Kriegsstraße beim Karlstor, das am 29. August 1849 eingeweiht worden war. Die Geschichte des ersten Karlsruher Waisen- hauses beginnt im Jahr 1832. Im "Karlsruher Intelligenz- und Wochenblatt" und im 2. Band der Karlsruher Stadtgeschichte Friedrich von Weechs sind die ersten Schritte zur Grün- dung des Waisenhauses dokumentiert. Am 17. Juni 1832 gibt der Karlsruher Gemeinderat und Bürgerausschuss im "Karlsruher Intelli- genz- und Wochenblatt" die Gründung eines Fonds zur Etziehung armer Waisen bekannt und teilt mit, dass er "an dem denkwürdigen Feste am 23. April d.J." 1226 Florentiner- Gulden als erste Gabe für den Waisenfonds erhalten habe. Friedrich von Weech berichtet ausführlich über das Fest am Ostermontag, dem 23. April 1832. Es handelt sich hierbei um den "Wiederhervorgang" der Großherzo- gin Sophie nach der Geburt ihres fünften Kin- des am 9. März 1832, des Prinzen Karl von Baden, der mit einem Volksfest, verbunden mit einer Almosensammlung auf dem Markt- platz und einer Spende des Großherzogpaars an die Armenkommission, gefeiert wurde. Der Plan zum Bau eines Waisenhauses wird in Pa- ragraf 6 der 1836 erlassenen "Statuten für den neuen Waisenfonds in Karlsruhe" festgeschrie- ben: ,,Aus dem Grundstockvermögen soll, wenn dereinst die Mittel zureichen, eine be- sondere Erziehungs-Anstalt errichtet werden". Die Grundsteinlegung zum Bau des Waisen- hauses in der Kriegsstraße fand am 14. April 1848 statt, und an Großherzog Leopolds Ge- burtsrag, dem 29. August 1849, wurde das Waisenhaus von den Waiseneltern Schuma- eher und von zehn Knaben sowie sechs Mäd- chen bezogen. 248 Das Leben im Waisenhans Es waren dies die Geschwister Joseph, Marie und Magdalene Beyer (7, 10 und 12 Jahre), die Geschwister WilheImine, Karl und Augus- te Berblinger (8, II und 13 Jahre), der la-jäh- rige Christian Denny, die Brüder Julius und Franz Ihle (!2 und 13 Jahre), die Geschwister Ludwig, Karl und Luise Kiefer (9, 10 und 12 Jahre), der 12-jährige Karl Pfisterer, der 14- jährige Martin Räuber, die 13-jährige Magda- lene Spörling und der 13-jährige Franz Trönd- le. Alle Kinder hatten seit dem Tod ihres letz- ten noch lebenden Elternteils bei Pflegern ge- lebt. Der Festakt zur Einweihung des Waisen- hauses fand in dem im zweiten Stockwerk ge- legenen Arbeitssaal des Gebäudes statt. Hier hatten die Kinder künftig die in Paragraf 5 der "Haus- und Tagesordnung" formulierten "sonstigen Beschäftigungen" zu verrichten. Die "sonstigen Beschäftigungen" bestanden neben Feld- und Gartenarbeit in verschiede- nen Handarbeiten. Für die Knaben bedeu- tete dies Strumpfstricken, Korbflechten und Strohflechten, für die Mädchen Hanf- oder Flachsspinnen, Stricken und Nähen. Nach Paragraf 30 der "Haus- und Tagesordnung" kam der Erlös aus den Handarbeiten der Kin- der der Waisenhaus-Anstalt zu gute, die An- stalt selbst hatte den rohen Arbeitsstoff an- zuschaffen. Die Arbeit der Kinder wurde in den Sommermonaten in der Zeit zwischen dem nachmittags um 4 Uhr eingenommenen Abendbrot und dem um 7 Uhr gereichten Nachtessen geleistet, in den Wintermonaten arbeiteten die Kinder zwischen 4 Uhr und 6 Uhr. Eine Durchsicht des im Stadtarchiv Karlsruhe archivierten "Grundbuches des Waisenhauses zu Karlsruhe" ergibt, dass die meisten Kinder das Waisenhaus im Alter von 15 bis 17 Jahren verließen. In der Rubrik "künftiger Beruf' ist ihr weiterer Weg ange- deutet. Die meisten Mädchen wurden dem- nach Dienstbotin, die 17-jährige Bertha Sey- fried zog 1880 nach erfolgreichem Besuch der Frauenarbeitsschule des Badischen Frauenver- eins zu ihten bei den Schwestern nach Eng- land, die 15-jährige Maria Bischoff wanderte 1867 zu ihrer Mutter nach Amerika aus und die 17 -jährige Carolin Hauser trat 1880 nach erfolgreichem Besuch der Frauenarbeitsschu- le zur Ausbildung als Kinderlehrerin in die Kleinkinderschule ein. "Schreiner", "Schlos- ser", "Bäcker", "Kaufmann", "Lithograph" und "Zeichner in der hiesigen Werkzeugma- schinenfabrik" lauten einige der Eintragungen für die Knaben, die nach dem Verlassen des Waisenhauses eine Lehre begannen. Der 14- jährige Adolf Hertenstein kam 1861 zu Hof- maler und Photograph Ludwig Wagner in die Lehre. Von ihm ist vermerkt, dass er viel Talent besitze und das Lyceum bis zur Unterquarta besucht hatte. Der überwiegende Teil der Wai- senhauskinder besuchte die zweite evangeli- sche Stadtschule in der Spitalsrraße 26 bund die katholische Stadtschule in der Erbprinzen- straße 12 B. Der Besuch dieser Schulen war kostenlos. Auch der 16-jährige Carl Christian Hörnle hatte eine weiterführende Schule be- sucht. Über ihn ist im "Grundbuch des Wai- senhauses" dokumentiert: "War ein sehr fleißi- ger Schüler, weshalb er noch ein Jahr nach sei- ner Confirrnation die Schule besuchen durfte, um die 6te Klasse der Bürgerschule zurückzu- legen". Carl Christian Hörnle trat 1879 als Schreibgehilfe in die Kanzlei des Großherzog- lichen Amtsgerichts ein. Das Waisenhaus in der Stösserstraße "Das Bedürfnis eines Umbaus bzw. Neubaus des Waisenhauses ist nach gerade zur btennen- den Frage geworden". So lautet das Fazit in Tagesordnungspunkt 8 im Sitzungsprotokoll des Waisenhaus-Verwaltungsrats vom 10. Fe- 249 Gruppenbild 1880. bruar 1897. Der Bau eines neuen, den moder- nen hygienischen wie wirtschaftlichen Ein- richtungen entsprechenden Anstaltsgebäudes hatte im Januar des Jahres 1897 durch die Erkrankung von elf Jungen an Krätze neue Dringlichkeit bekommen. Noch im selben Jahr wurde für den Neubau des Waisenhauses ein Gelände in der Falterstraße (1899 umbe- nannt in Stösserstraße) im Stadtteil Mühlburg erworben, und am 3. Oktober 1899 bezogen 25 Knaben, 15 Mädchen und Waisen vater Theodor Gscheidtlen das nach Plänen des Ar- chitekten E. Schweickhardt errichtete Gebäu- de. Das Waisenhaus in der Stösserstraße 17 war bis zum Jahr 1934 in Betrieb. Danach wurde es von der Stadt Karlsruhe als Volks- schule genurzt und mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs für militärische Zwecke und als La- zarett in Anspruch genommen. Seit 1940 ist das ehemalige Waisenhaus in der Stösserstraße 17 im Besitz der Firma Kondimawerk Engel- hardt GmbH & Co.KG. Das Kinderheim in der Sybelstraße "Es ist deshalb die Errichtung eines besonde- ren Kinderasyls außerhalb der Stadt in Aus- sicht genommen" stellt der Armen- und Wai- senrat der Haupt- und Residenzstadt Karlsru- he am 4. April 1911 in einem Schreiben an Stadtrat Dr. Binz, den Vorstand des Verwal- tungsrats des Waisenhauses, in Aussicht. Die Notwendigkeit der Errichtung eines eigenen Kinderheims hing mit der Überbelegung der Kinderabteilung des städtischen Armenhauses in der Zähringerstraße 4 und den daraus resul- tierenden räumlichen und hygienischen Män- geln zusammen. In der Kinderabteilung des städtischen Armenhauses waren seit mehreren Jahren "unterstandslose" Kinder jeden Alters vorübergehend solange untergebracht worden, bis über ihre weitere Unterbringung bei den Eltern, Fürsorgern oder in einer Pflegefamilie auf dem Land entschieden war. Das neue städ- tische Kinderheim wurde im Südosten der 250 Stadt, Ecke Sybel- und Wiesenstraße (seit 1927 Stuttgarter Straße) erbaut und am 16. September 1913 mit Überführung der im städtischen Armenhaus untergebrachten Kin- der in Betrieb genommen. Der Erfahrungsbe- richt der ehemaligen Kinderheimbewohnerin Katharina Horras vermittelt eine Vorstellung vom Leben im Kinderheim. Die 1912 gebore- ne Katharina Horras wurde bei ihrem Eintritt in das Kinderheim im Jahr 1922 einer Mäd- chengruppe für schulpflichtige Mädchen zu- geteilt, die Mädchen teilten sich einen Schlaf- saal mit zirka 40 bis 45 Betten. Die großen Kinder halfen im Haus mit: für die Mädchen bedeutete dies Strümpfe zu waschen, Wäsche zu stopfen oder Schuhe zu putzen, sie betreu- ten außerdem die jüngeren Kinder und unter- stützten sie bei den Schulaufgaben. Die Buben hatten den Hof zu fegen, dem Hausmeister bei kleineren Arbeiten zu helfen und Kartoffeln zu schälen. Als 27-jährige erlebte Katharina Hor- ras, die seit 1931 im Büro des Kinderheims angestellt war, am 4. September 1939 die Eva- kuierung des Kinderheims in das Paulusheim nach Bruchsal und von dort nach Priem am Chiemsee mit. Nach der Evakuierung wurde das Kinderheim von der Narionalsozialisti- schen Volkswohlfahrt belegt. Bei dieser Gele- genheit kritisierte der zuständige Gauhaupt- stellenleiter in einem Schreiben vom 18. Sep- tember 1939 an Stadtrat Peter Riedner, dass fast alle Wohnräume des Personals ausschließ- lich konfessionellen Charakter trugen und das gesamte Heim überhaupt kaum von NS-Geist berührt zu sein schien. Weitere Evakuierungen fanden im September 1943 in das Bibelheim "Bethanien" nach Langensteinbach und An- fang 1944 nach Ettlingen in das St. Augusti- nusheim der Wohlfahrrsgesellschaft Gut Hell- berg statt. Beim Luftangriffvom 5. September 1944 wurde das Kinder- und Säuglingsheim so sehr beschädigt, dass es nicht mehr benutz- bar war. Der Wiederbezug in der Sybelstraße durch die nach Ettlingen und Langenstein- bach evakuierten Kinder erfolgte im Mai 1946. Das Kinder- und Jugenhilfezentrurn Das heutige Kindet- und Jugendhilfezentrum ist eine nach neuesten sozialpädagogischen und sozialtherapeutischen Kenntnissen ge- führte Einrichtung mit 60 Plätzen für Mäd- chen und Jungen zwischen 6 und 20 Jahten. Die Um benennung wurde 1995 vorgenom- men, als das Städtische Kinder- und Jugend- heim Teil der Heimstiftung Karlsruhe wurde, zu der außerdem das A1ten- und Pflegeheim im Klosterweg sowie das A1ten- und Pflege- heim "Parkschlößle" und die Wohnungslosen- hilfe gehören. Seit den späten sechziger Jahren hat sich das Kinder- und Jugendheim in seiner pädagogischen und baulichen Entwicklung permanent neuen heimpädagogischen Er- kenntnissen und Konzepten angepaßt. Die frühere überholte, eher autoritär-hierarchisch ausgerichtete Heimstruktur wurde durch ei- nen sozial-integrativen Fühtungsstil abgelöst, der die Kinder und Jugendlichen an der Pla- nung und Gestaltung des Heimgeschehens teilnehmen lässt. Die Einbeziehung der Her- kunftsfamilie in den Erziehungsprozeß ist ein wichtiges Element der reformierten Heimar- beit. "Das klassische Heim mit einer aus- schließlich vollstationären Eintichtung gehört der Vergangenheit an. Die neue Richtung zielt auf ein multifunktionales Angebot, auf ein Kinderhilfezentrum mit vielfältigen Dienst- leistungen." Mit diesen Sätzen charakterisiert der damalige Heimleiter Herbert Schmitt im 75. Jubiläumsjahr 1988 Funktion und Aufga- be des städtischen Kinder- und Jugendheims. Im Rahmen von breitgefächerten Hilfen zur Erziehung nach dem Kinder- und Jugendhil- fegesetz gliedert sich das Betreuungsangebot des Kinder- und Jugendhilfezentrums in al- ters- und geschlechtsgemischte Familiengrup- 251 pen mit umfassender Betreuung Tag und Nacht, in Jugend- und Verselbständigungs- gruppen sowie Betreutes Wohnen, in teilstati- onäre Tagesgruppen für 6 - 13-jährige Kinder, die um 17 Uhr in ihre Familien zurückkehren sowie in die Notaufnahme für Inobhutnahme in akuten Krisensituationen. Mit der VeIWirk- lichung dieser differenzierten Betreuungsmaß- nahmen hängt auch der grundlegende Umbau des städtischen Kinderheims in den Jahren 1971 bis 1981 zusammen. Aus den großen Tages- und Sammelschlafsälen mit Groß- waschräumen des Jahres 1913 wurden Grup- penwohnungen für jeweils maximal neun Kinder gebildet. Den Gruppenwohnungen wurden Bastelräume, Lernzimmer, Personal- zimmer und Therapieräume angegliedert und im Kellergeschoss ein Schwimmbad sowie ein Turn- und Gymnastikraum eingebaut. 1978 erhielt das Kinderheim ein Musikzimmer, und der Umbau des ehemaligen Speisesaals zu ei- nem neuen Festsaal wurde fertiggestellt. Seit 1973 unterstützt und begleitet der von der damaligen Stadträtin Margot Neef und ihrem Ehemann Gerhard Neef gegründete "Förder- kreis Städtisches Kinderheim" das Kinder- und Jugendhilfezentrum. Seit 1999 ist Doris Birgin Vorsitzende des Förderkreises. Treue Freunde sind auch die Marinesoldaten der Fregatte "Karlsruhe", die seit mehr als 30 Jah- ren die Patenschaft zum Kinder- und Jugend- hilfezentrum pflegen. ANGELIKA SAUER 100 Jahre St.-Bernhardus-Kirche am Durlacher Tor An einem bedeutsamen Punkt im Karlsruher Stadtgefüge steht am Durlacher Tor seir über einem Jahrhundert erhöht auf einem Plateau etwa 1,50 m über dem Straßenniveau, die ka- tholische St. Bernharduskirche. Die Kirche mit ihren kathedralenartigen Dimensionen, mit der kräftigen Einturmfassade steht genau in Blickachse der Kaiserstraße und markiert den Übergang der Kernstadt zur östlichen Vorstadt. Mit dem Pfarrfest am 23./24. Juni 2001 auf dem Kirchplatz und einem großen Banner am Kirchturm mit der Aufschrift" 100 Jahre St. Bernhard 1901-200112002" begann das Jubeljahr, fast auf den Tag genau 100 Jahre nach der feierlichen Schluss-Steinlegung auf der Spitze des Turms. Die Pfatrgemeinde ge- dachte des Baus der Kirche und der Gründung der Pfarrei mit der Herausgabe einer Fest- schrift und einer Gedenkmünze. Mit Vorträ- gen, Gedenkgottesdiensten, wechselnden Aus- stellungen zum Leben in St. Bernhard - früher und heure - wurde das Jubiläumsjahr abge- rundet. Die Höhepunkte waren ein Festakt und ein Fesrgottesdienst am 26./27. Oktober 2002, dem Tag der feierlichen Einweihung des Gotteshauses vor 100 Jahren. Der Einwei- hungsgottesdienst am 26.0ktober 1902 durch Erzbischof Thomas Nörber fand damals in Anwesenheit des Fürstenpaares Großherzog Friedrich und Großherzogin Luise statt, beim 100-jährigen Jubiläum war das Fürstenhaus Baden durch Markgraf Max und Markgräfin Valerie von Baden vertreten. 252 Die Anfänge Für nahezu 30.000 Katholiken gab es in der Residenzstadt Karlsruhe zunächst nur eine ka- tholische Kirche (St.Stephan) und eine katho- lische Pfarrei. Die Entwürfe für den Bau einer weiteren katholischen Kirche von Baudirektor Heinrich Hübsch im Jahr 1853 und von Bau- rat AdolfWeinbrenner 1885 an jerziger Stelle scheiterten aus finanziellen Gründen. 1888, mit 'Ende des KuIrurkampfes und mit Einführung des Orrskirchensteuergeset- zes, verbesserten sich die Rahmenbedingun- gen für Kirchenbauten in Karlsruhe. So enr- stand zunächst die Liebfrauenkirche im dama- ligen Bahnhofsviertel. Planung und Bau der Kirche Im Januar 1888 stimmte das Erzbischöfliche Ordinariat dem Bau einer dritten katholischen Kirche in der sich rasch vergrößernden Ost- stadt zu und beauftragte den Erzbischöflichen Baurat AdolfWillard mit der Planung. Im November 1888 schenkte Großherzog Friedrich I. der katholischen Gemeinde als Baugrund den ehemaligen Küchengarten vor dem Durlacher Tor unter der Bedingung, in- nerhalb von fünfJahren mit dem Bau der Kir- che zu beginnen. Der Plan von Willard sowie ein neuer Entwurf von Architekt Josef Schmitt missfielen der Großherzoglichen Baudirekti- on, da es diesen Entwürfen an Monumentali- tät und Kraft fehlte. Im November 1892 be- auftragte der Stiftungsrat den Architekten und erzbischöflichen Bauinspektor Max Meckel, ein ansehnliches und würdiges Gotteshaus im früh gotischem Stil mit 1000 Sitz- und 1200 Stehplärzen zu errichten. Dem Großherzog gefiel Meckels Entwurf. Er äußerte lediglich den Wunsch, auf den Ver- purz der Kirche zu verzichten und den Bau stcinsichtig mit Haustcinen auszuführen. Da die Zeit drängte, erfolgte am 15.Mai 1893 der erste Spatenstich. Mit den Bauarbei- ten wurde die Firma Werle & Hartmann aus Mannheim beauftragt. Im November 1895 suchte der Stiftungsrat um die Erlaubnis nach, dass die Kirche dem seligen Markgrafen Bernhard von Baden (1428-1458) geweiht werde, da dieser Patron des Landes und Angehöriger des herzoglichen Hauses sei. Karlsruhe sollte eine besondere Stätte der Verehrung des Seligen werden. Am 29. Juni 1896 nahm Weihbischof Dr. Friedrich Knecht in Anwesenheit des großher- zoglichen Paares, geladener Gäste und der Gemeinde, die Grundsteinlegung der Kirche vor. Am selben Tag erhielt Dekan Benz von Papst Leo XIII ein Telegramm, in welchem der Papst den apostolischen Segen und den Dank an die Königlichen Hoheiten übermittelte. Schwierigketen bei der Fundamentierung des Turmes sowie die anspruchsvolle Detailgestal- wng verursachten eine lange Bauzeir. die mehrfach Anlass zur Kritik gab. Schließlich konnte am 20.0ktbober 1901 mit der Bene- diktion durch Stadtdekan Anton Knörzer der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefei- ert werden. An der feierlichen Konsekration der Pfarr- kirche durch Erzbischof Dr. Nörber am 26.0ktober 1902 beteiligte sich der gesamte Klerus des Stadtdekanats. Am anschließenden Pontifikalamt nahmen das Fürstenpaar sowie die Spitzen der Zivil- und Militärbehörden teil. Am Abend fand zur weltlichen Feier ein Festbankett in der großen Festhalle statt. Max Meckel (1847-1910) war einer der bedeutensten und meist beschäftigten Archi- tekten des Historismus in Südwestdeutsch- land. Neben den architektonischen Plänen für die St.-Bernhardus-Kirche lieferte er auch die Entwürfe für das Inventar unter anderem Hochaltar, Kanzel, Taufstein und Glockenzier. Die ganze Bernharduskirche verdeutlicht den 253 St. -Bernhardus-Kirche etwa 1902. Im Vorgrund die Straßenbahn nach Durlach. Grundriss von Meckcll901 mit der Gewölbestrukrur. freien und kreativen Umgang des Baumeisters Meckel mit historischen und zeitgemäßen Vorbildern bei gleichzeitiger Originaltreue im Detail. Der Grundriss zeigt eine dreischiffige ge- wölbte Rundpfeilerbasilika mit Lang- und Querhaus, deren Apsis von einem abgetrennten Chorumgang umschlossen wird. Der Chorbau öffnet sich wiederum zu einer Art Kapelle, die als Sakristei dient. An das Mittelschiff schließt sich im Westen ein mächtiger Turm mit Vor- halle im Sockel geschoss an. Der gewaltige, reich gegliederte Turm mit 93 m Höhe und der malerisch gruppierte Querhaus-Chor-Komplex stellen die architek- tonisch aufwendigsten Teile dar. Die West- front der Turmfassade ist von einer hohen, kielbogenüberfangenen Portalnische mit rei- chen Dekor bestimmt. Unterhalb des Ziffer- blattes der Turmuhr steht unter einem Balda- chin die Statue des seligen Bernhard, Markgraf von Baden. Dieses von der Firma Huckschlag und Fritschli nach einem Modell vom Karls- ruher Bildhauer Fridolin Dietsehe in Kupfer getriebene Standbild ist ein Geschenk des Großherzogs Friedrich I. Die ursprünglich beidseitige Auffahrt und die breite Außentreppe auf der Turmseite sind durch geänderte Verkehrsführung am Durla- eher Tor nicht mehr vorhanden. Die gegenläu- fige Freitreppe und ein kanzelartiger Altan mit Maßwerkbrüstung im Osten, sind Reste der ursprünglichen Außenanlage. Beim Betreten der Kirche durch das Haupt- portal erlebt der Besucher eine abwechslungs- reiche Raumfolge. Auf die über 20 m hohe Turmvorhalle folgt unter der Orgelempore das sechsjochige Langhaus mit den schmalen Sei- tenschiffen, das durch Säulenarkaden abge- trennt ist. Das Langhaus mit der anschließen- den quadratischen Vierung, den polygonal ge- schlossenen Querhäusern und dem Hochchor formt ein durch Gewölbe und Wandstruktu- ren zusammengefasstes Raumgebilde. Der Reiz liegt in den fein ausgearbeiteten Steinmetzdetails, den aufsteigenden Rund- diensten mit den zierlichen Blattkranzkapitel- len, den Gewölben mit den gekehlten Rippen und den unterschiedlichen Schlusssteinen so- wie den jeweils verschiedenen Maßwerkfor- men der Fenster. Besonders bemerkenswert ist 254 die letrnerartige Orgelbühne mit den feinen Steinmetzarbeiten, die von außergewöhnlicher Schönheit und handwerklicher Qualität zeugen. Eine Besonderheit der Kirche sind die zwi- schen 1902 und 1936 entstandenen kunstvoll geschnitzten, mit Figuren, Reliefs sowie Tafel- bildern ausgestatteten Altäre: der Hochaltar, der Franziskus-, der Marien-, Herz-Jesu-, Bernhard- und Josefaltar. Ebenso beachtlich sind der Taufstein, die Kanzel und die Kreuz- wegsrationen. die in Steinmerzarbeiten von hoher Qualität gefertigt wurden. Kriegschäden und Wiederaufbau Das Abliefern der 1902 von B. Grüninger in Villingen gegossenen sieben Glocken konnte im Ersten Weltkrieg durch Einwände verhin- dert werden. Am 24.08.1942 jedoch läuteten die Glocken nach Beschlagnahme im Zweiten Weltkrieg zum Abschied. Sechs Glocken wur- den herabgelassen und abtransportiert. Die Aufschrift "St. Bernhard Karlsruhe - nicht verhütten" retteten diese jedoch vor dem Ein- schmelzen, und so konnten 1945 die Glocken wieder gefunden werden. Bei einem Grossangriff 1942 wurden zahl- reiche Fenster beschädigt und am 08.09.1944 brannte das Dach, durch Brand- und Phos- phorbomben getroffen, vollständig aus. Au- ßetdem verbrannte die 1908 von Firma Hein- rich Voigt & Söhne in Durlach gefertigte gro- ße Orgel und Teile des Gestühls. Des weiteren wu rden Teile des Gewölbes beschädigt, und alle Fenster, teilweise mit gestifteten Glasge- mälden, gingen verloren. Auch der Turm wur- de durch Artillerie-Beschuss beschädigt. Durch viele Bemühungen konnte am 09.02.1946 das Notdach unter großer Mithilfe der Gemeinde fertig gestellt und dadurch weitere Schäden vermieden werden. Erst 1947 kamen die Glocken aus dem Glockenlager in Hamburg wieder zurück. Zur Beseitigung eines Klangfehlers, der die Wir- kung der Gesamtdisposition beeinträchtigte, wutde die vierte Glocke umgegossen und ei- ne kleinere achte Glocke hinzugefügt. Am 24.12.1948 läuten zum erstenmal alle Glo- cken die Heilige Nacht ein. Als weitgehend unverfälschte Einheit der Jahrhundertwende erhalten, stellt das Geläute zusammen mit dem Glockenturm, dem Glo- ckenstuhl, den Glockenarmaturen und der Turmuhr (von 1902) ein Gesamtkunstwerk dar. Es zählt musikalisch zu den schönsten Ge- läuten der Jahrhundertwende in Süddeutsch- land. Bei den Instandsetzung der Kirche nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ausmalung im Chor entfernt und einige Elemente der Innenausstattung dem nüchternen Stil der Nachkriegszeit angepasst. Erhalten blieb je- doch die komplette Altarausstattung. 1959 wurde die dritte Orgel, ein Gemeinschafrs- werk deutscher und französischer Firmen und Künstler, fertig gestellt. Bis Ende 1972 wurden umfangreiche Baumaßnahme im Innern, am Turm, am Glockenstuhl und am Kirchen- dach vorgenommen. Die Wiederherstellung der ursprünglichen Dachform und die Besei- tigung von Kriegsschäden sowie Witterungs- schäden am Sandstein standen dabei im Vor- dergrund. 1968 wurde ein Gedenkstein für Erzbi- schofEugen Seiterich (1903-1958), ein Sohn der Pfarrgemeinde St. Bernhard, im nördli- chen Querschiff eingelassen. Die Umgestaltung des Chores im Sinne des Zweiten Vatikanischen Konzils erfolgte 1975: Der Zelebrationsaltar wurde unter Ver- wendung von Teilen der neugotischen Kom- munionbank geschaffen. Zu gleicher Zeit ent- stand der in Bronze gegossene Ambo. Eine umfassende Innentenovierung der Kirche erfolgte 1991. Teilweise wurde den nach Raumfassung verlangenden Wand- und 255 Gewölbeflächen eine Bemalung in zeitgemä- ßen Formen zurückgegeben. Die Ausmalun- gen in den Blendfeldern der Langhaus-Ober- gadenfenster nehmen Bezug auf die "Zehn Gebote". Die St.-Bernhardus-Kirche gilt als bedeu- tendster neu gotischer Kirchenbau in Baden. Sie ist nicht nur kraftvolle Manifestation des wiedererstarkten Katholizismus in der protes- tantisch geprägten Residenz am Ende des 19. Jahrhunderts, sondern auch Ausdruck der auf Ausgleich zielenden Kirchenpolitik Großher- zog Friedrichs I. am Ende der KulturkampfZeit gegen die "Sozialistische Gefahr". Ausblick Fortschreitende Witterungseinflüsse auf den Sandstein fordern ihren Tribut. Im Frühjahr 2002 wurden Sofortmaßnahmen im Rahmen der Verkehrssicherheit notwendig, um locke- re und lose Steine zu entfernen. Dies war auch Anlass, die Vorplanung zur Instandsetzung der Außenhülle der Kirche zu beginnen. Mangels vorhandener Pläne muss zuerst eine Stereo- Photogrammetische Fassadenaufnahme er- stellt werden, um eine anschließende steinge- naue Auswertung und Darstellung der Gebäu- deansichten zu ermöglichen. Auf diesen Grundlagen erfolgt die Schadenanalyse, die Erarbeirung eines Sanierungskonzeptes, die Kostenberechnung und die Ausschreibung der Arbeiten. Die Ausführung wird je nach Finanzie- rungsmöglichkeiten in mehreren Bauabschnit- ten erfolgen müssen. Die jetzt schon kalkulier- ten Instandsetzungskosten wird die Katholi- sche Kirchengemeinde St. Bernhard nicht all- eine tragen können, sie wird auf Spenden an- . . geWIesen sem. HEINRICH ALOIS SCHILLINGER 256 Zei tzeugen berichten 257 Professor Dr. ing. Dr. h. c. Heinz Draheim Blick: Sie waren 1968 bis 1983 Rektor der Universität Karlsruhe. Unterschied sich Ihre Rektor-Wahl von früheren? Draheim: Bisher wanderte das Rektorat für ein, meistens zwei Semester von Fakultät zu Fakultät. 1968 wurde angesichts lebhafter Reformdiskussionen bewusst nach bestimm- ten Personen Ausschau gehalten. Als Dekan 1965/66 hatte ich mich schon engagiert für eine Zusammenarbeit mit studentischen Gre- mien eingesetzt. Das zählte für viele. Blick: Das Jahr 1968 forderte ja von deut- schen Universitäten besondere Aufgaben. War das für Sie ein besonderer Reiz? Draheim: Aber ja. Zu den üblichen Pflich- ten kam als Hauptaufgabe der Vorsitz in einer gewählten Grundordnungsversammlung, in der Vertreter aller Gruppen mitarbeiteten un- ter dem Motto: "Mitarbeit begründet Mitver- antwortung". Reizthema war die Mitwirkung von Studenten. Das Bundesverfassungsgericht wurde angerufen, und es ging vielfach turbu- lent zu. Wir nutzten voll die rechtlichen Mög- lichkeiten für eine echte Mitwirkung, und das wirkte sich auch auf das Diskussionsklima positiv aus, ebenso auf die Verabschiedung der Grundordnung, und das ohne Polizeischutz oder Tumulte. Allgemein sprach man vom "guten Geist von Karlsruhe". der unser Innen- leben bis heute prägt. Blick: Der Senat wurde demnach vom Ver- waltungsrat "entmachtet". Wie stellten sich die Professoren dazu? Draheim: Die Arbeit des Verwaltungsrats kann man nicht als Entmachtung des Senats bezeichnen; es ist vielmehr eine höchst zweck- mäßige Aufgabenteilung. Im alten Dekans- Senat kämpfte jeder natürlich für seine Fakul- tät, und dabei kommen die Aufgaben der Universität zu kurz. Ein von Fachegoismen freier Verwaltungsrat eignet sich besser für die Verteilung von Mitteln, Räumen und Stellen. Er kann sich aktuellen Bedürfnissen anpassen und in Forschung und Lehre gezielt handeln. So war es von besonderer Bedeutung, dass er die Berufungsvereinbarungen aushandelte, was vorher das Ministerium mit manchmal unver- ständlichen Ergebnissen vollzog. Die heutige Abschaffung des Verwaltungsrats ist also abso- lut unverständlich, und man fragt sich, was der Rechnungshof dazu sagt. Blick: Aber die Atmosphäre war doch um 1968 auch in Karlsruhe gespannt? Draheim: Natürlich gab es auch hier De- monstrationen. Die Demonstranten versam- melten sich im Ehrenhof, wobei ich sie er- mahnte, sich nicht bei der Bevölkerung unbe- liebt zu machen. Manchmal stand ich dabei 258 am Straßenrand. Es wurden auch Streiks in der Uni versucht, aber der Lehrkörper war in jedem Falle von mir zu Vorlesungen und Übungen verpflichtet worden. Zum Festakt im Jubiläumsjahr 1975 in der Stadthalle hat- ten wir große Demonstrationen von Sruden- ten anderer Hochschulen. Die eigenen Stu- denten distanzierten sich. Störee, die mir den Zugang zur Mensa verwehrten, ließ ich durch die Polizei entfernen. Bei uns gab es also Jah- resfeiern und auch Rektorenbälle ohne Stö- rungen, allerdings einige Male mit Drohungen. Blick: Eine schwedische Delegation sprach von einer "Pax Draheim"? Draheim: Vielleicht weil sich der Rektor und die Professoren damals zunehmend um vieles mehr kümmerten als früher. Die Stu- denten hatten in den Grundordnungsver- handlungen erfahren, dass ihre Mitwirkung willkommen sei und ernsrgenommen werde. Sie machten die Erfahrung, dass es wirkungs- voller ist, mit Professoren, Dekanen und dem stets sprechbereiren Rektor zu reden als zu demonstrieren oder Klamauk zu machen. Sie wussten, dass Missstände in Vorlesungen, bei Klausuren und Examina, die es natürlich immer wieder gibt, geprüft und nach Mög- lichkeit abgestellt werden. Und wichtig war auch, dass es nur bei den Studenten politische Listen für Wahlen gab, nicht beim Lehrkörper. Blick: Aber Widerspruch bei Studenten gab es auch hier? Draheim: Sicher, z. B. im ASTA. Als die verfasste Studentenschaft im Hochschulgesetz abgeschafft wurde, entstand ein Unabhängiger Studentenausschuss (USTA), der die im Ge- setz vorgeschriebene Vertretung ergänzte. Das ASTA-Vermögen (Busse, Druckerei u. a.) wur- de sachgemäß erhalten. Die Studenten behiel- ten auch ihre Räume, zu deren Schließung ich gedrängt wurde. Schließlich war doch nur der ASTA abgeschafft worden, was ein schwerer Fehler war und bleibt, nicht aber die Studen- ten. Meine Eigenmächtigkeiten wurden auch einmal gerügt, was ich als Auszeichnung an- sah. Für die Medien waren wir uninteressant, weil wir trotz Drittelparität in einem Gremi- um kein Chaos zu bieten hatten. Bildunlerschrifr der BNN vom 1.12.1976: Eine deudiche Aussage zu ihrer sozialen Lage und der SilUation an den Hochschulen sollte die Demonslr3lion der 1.200 SlUdemen, die gestern auf die Stra& gingen. der Bevölkerung bringen. Die Masse der Demonstramen stell· ten die Studierenden der Karlsruher und Pforzheimer Fach· hochschulen und der Pädagogischen Hochschule. die gegen 17 Uhr auf dem Europaplatz mit Studenten der Universität zu einer Abschlußkundgebung zusammentrafen. Wie don ist es auch im übrigen Verlauf der DemonSlruion nach Auss3gen der Polizei zu keinen Zwischenfallen gekommen, wenn man von der Behinderung des Berufsverkehrs in der Innenstadt rur etwa eine Stunde absieht. 259 Blick: Wie gestaltete sich der Kontakt zu Wirtschaft. und Industrie, der ja für eine tech- nische Hochschule besondere Bedeutung hat? Droheim: Ungebrochen, trotz einiger da- maligen Ideologiesprüche über die "Indoktri- nation des Spätkapitalismus" oder die Forde- rung, das Wort "Elite" durch "Experten" abzu- lösen und anderes. Bedeutende Vertreter der Industrie wurden Ehrensenatoren, Honorar- professoren und Lehrbeauftragte. Manche berichteten mir von Diskussionen, die sie ge- nossen. Drittmittel für die Forschung flossen weiter, und die Arbeitsbereitschaft der Studen- tenschaft ließ trotz Entwicklung zur Massen- universität nicht nach. Das Leistungsniveau war und blieb hoch, was damals wie heure anerkannt wird und viele ausländische Stu- denten anzieht. Dazu dienten auch Kontakte mit anderen Universitäten. Man darf heute nicht vergessen, was z. B. vor 30 Jahren ange- sichts des Eisernen Vorhangs eine Partner- schaft mit der Universität Budapest bedeutete. Wir haben so viele Kontakte zu Persönlich- keiten aus Industrie und Wirtschaft, die uns mir Rat und Tat zur Seite stehen, dass eine offizielle Vertrerung in einem Gremium der Universität, wie heute vorgesehen, nicht erfor- derlich ist. Ich habe dies in meiner Amtszeit erprobt. Das funktioniert nicht, denn kein Spitzenmanager kann an offiziellen Sitzungen regelmäßig teilnehmen. Blick: Welche Summe haben Sie nach 15 bewegten Rektor-Jahren gezogen? Draheim: Das lasse ich lieber den damali- gen Wissenschaftsminister Professor Engler beantworten. Bei der Rekroratsübergabe an Professor Kunle 1983 sprach er nicht nur von den Studentenunruhen, dem raschen Hoch- schulausbau trotz nachlassender Finanzkraft und der "fast geräusch- und reibungslos verab- schiedeten ersten Grundordnung" , sondern er wies auf den sichtbaren Fortschritt in vielen Bereichen hin, wobei nur das Rechenzentrum und die Bildung der Fakultät für Informatik genannt sei, die heutezu den führenden zählt. In summa: die Fridericiana ist gestärkt aus dieser problem befrachteten Zeit hervorgegan- gen. Wir haben die vielfach chaotischen Zu- stände als fruchtbare Unruhe genutzt. DIE FRAGEN STELLTE LEONHARD MÜLLER Bildunterschrift der BNN vom 12.6 .1975 Zu einem Handgemenge, zwischen Gästen der Universität, ihrem Rektor und den Studenten kam es, als der Eingang durch cine Gruppe auswärtiger (man vermutet aus Sruttgarr, Heidclberg und Man nheim) kommunistischer Studenten blockiert wurde. Auf unserem Bild sind u.a. Rektor Dra- heim und Alr-Landragspräsidem Oe. Gurk zu erkennen. 260 Hans Joachim Hoffner Deutsch-amerikanischer Verbindungsoffizier 1953 - I 990 Blick: Herr Hoffner. Sie sind als Oberst der Bundeswehr 1990 in Pension gegangen. Ihre Tätigkeit unterschied sich ja deutlich von mancher anderen Offizierskarriere? Hoffiur: 1945 bin ich als Leutnant nach dem Krieg wieder Zivilist geworden und wur- de nach Studien und Berufstätigkeit 1953 als deutscher Berater des amerikanischen Verbin- dungsoffiziers eingestellt. von der Bundeswehr als Hauptmann übernommen. Nach zahlrei- chen Wehrübungen wurde ich parallel zu mehreren Beförderungen durch die Amerika- ner auch in der Bundeswehr befördert. und zwar zuletzt als "Leiter der Verbindungsabtei- lung beim US-Distriktkommando Nord- und Südbaden und des Regierungsbezirks Neu- stadt-Pfalz" und Oberst der Bundeswehr. d. h. ich unterstand unmittelbar der Nato. die mich auch bezahlte. Blick: Das waren zunächst militärische Aufgaben? HoJfoer: Jedes Jahr fanden Manöver bis ca. insgesamt acht Wochen statt mit großen Vor- bereitungen. verschiedenen Lagern. umfang- reichen Flugplatzlandungen innerhalb des Big Lift. wo in kurzer Zeit voll einsatzfähige Trup- penteile aus den USA in Deutschland lande- ten. daher auch meine Verbindungen zu der Air Force. Mit einem kleinen Stab von ca. 25 Personen samt Pressestelle schufen wir nicht nur den erforderlichen Kontakt zur Öffent- lichkeit. sondern kümmerten uns nachher auch um die Manöverschäden. Blick: Was wäre im Ernstfall geschehen? HoJfoer: Der Rhein hätte auf jeden Fall als Auffanglinie gedient. Hier hatte übrigens die US Navy zwei Patrouillenboote und eine gro- ße Anzahl von Fähren für die Rhine River Patrol stationiert. Im Falle einer Besetzung der DDR wäre ich verantwortlich gewesen für den Beginn demokratischer Regierungsformen im Land Thüringen. Blick: Das war sicher damals streng geheim. HoJfoer: Ja. ich war Träger der höchsten Geheimhaltungsstufe. was den Umgang mit Karlsruher amerikanischen Kommandeuren. die nicht diesen Grad hatten. manchmal um- ständlich machte. um Maßnahmen zu erklären. Blick: .. Jack" Hoffner spricht akzentfreies Amerikaniseh? HoJfoer: Was manchmal dazu führte. dass die Amerikaner vergaßen. dass ich Deutscher bin. Doch dazu gehörte auch. die Mentalität 261 dieser Soldaten zu begreifen angesichts ihrer häufig wechselnden Einsatzorte. Blick: Sie stellten also innerhalb der 37 Jah- re eine Kontinuität dar? Hoffoer: Was sehr erwünscht war, auch bei den deutschen Dienststellen, wie zu den Land- räten, Bürgermeistern. Bei den Panzermär- schen, Biwaks mit ihren Straßenschäden wut- den ja erhebliche Entschädigungssummen ge- zahlt, zwei Drittel von der Army, ein Drittel von der Bundesrepublik. Blick: Konnten Sie bei den Übungen ein- zelner Truppenteile noch einen positiven Ak- zent setzen? Hoffoer: Besonders die Pioniere halfen bei der Anlage von Straßen, Sportplätzen, Kinder- gärten, Freizeitanlagen u a. Die Kirche am Feldberg hätte ohne den Einsatz der Amerika- ner nicht gebaut werden können. Blick: In Karlsruhe wurde der Flugplatz in der Nordstadt für die Army umgewidmet. Hoffoer: Und die Kasernenbauten, Schu- len, Kirchen erstellt. Ich war damals bei der Bauplanung beteiligt, wo mit deutschen Stel- len um jeden Baum gekämpft werden musste. Heute ist dies ein bevorzugtes Wohngebiet mit der sehr aktiven amerikanischen Bibliothek, einem Geschenk an Karlsruhe. Blick: Die Truppen und ihre Angehörigen lebten wohl stark abgeschirmt? Hoffoer: In der Versorgung waren sie völlig autark. Gerade bei ihren strikten Hygienevor- stellungen sorgten eigene Schlachter, Bäcker und andere Dienste für die Lebensmittel. Da aber 14.000 Familien in Wohnungen inner- halb der Stadt lebten, kam es zu vielen Kon- takten; besonders wenn die Kinder miteinan- der spielten, begann rasch ein Gespräch über dem Zaun, wobei man immer wieder über- rascht war, wie viele Deutsche Englisch spre- chen und manche Amerikaner kaum Gelegen- heit hatten, die mühsam erworbenen Deutsch- kenntnisse anzuwenden. Mit der Truppenre- duzierung bedauerten viele Vermieter den Rückzug der amerikanischen Familien. Blick: War für die Army eine Y.ersetzung nach Deutschland interessant? Hoffoer: Sicherlich. Jeder musste hier einen 30-stündigen Pflichtkurs absolvieren, in dem die Geschichte, der Standort, die Sitten und Gebräuche und etwas Basic German unter- richtet wurde. Besonders die Mroamerikaner haben sich hier wohl gefühlt. Für das Offi- zierskorps wurde ein Round table mit franzö- sischen, kanadischen und deutschen Offizie- ren eingerichtet. Man ging ins Theater, in Mu- seen, und viele zeigten einen großen Wissens- durst. Blick: Gab es auch Probleme? Hoffoer: Natürlich. Gerade bei Verkehrs- unfällen, Straftaten und anderen Konflikten. Für mich bedeutete es eine harte Aufgabe, deutsche Ehefrauen über den Tod ihres Man- nes in Vietnam zu informieren. Blick: Wenn Sie die Summe ziehen, was ist geblieben, was hat sich bis heute geändert? Hoffoer: Wer als amerikaniseher Soldat in Deutschland diente, konnte als Botschafter dieser Republik in den USA gelten. Hatten die GIs anfangs in den 50er Jahren noch auf die- ses Land herabgesehen, die die Deutschen 1945 nach der ersten französischen Besatzung 262 eher als Befreier betrachteten, so stellte sich bald ein freundschaftliches Verhältnis ein. Wir haben hier in unserem Distrikt auch Gruppen von Medizinern, Juristen, Pädagogen empfan- gen, die sich wohl vorbereitet im Gespräch mit deutschen Partnern zeigten. Zwar sind man- che Kontakte geblieben, Heidelberg ist noch immer Sitz des Hauptquartiers, aber viele Stränge sind verdünnt, und die heutige ame- rikanische Jugend, die nicht mehr die Erfah- rungen einer Wehrpflichtarmee in Europa gewinnen kann, spiegelt wohl ein anders Welt- bild. Die derzeitige Berufsarmee, die andere Strukturen aufweist, anderen Risiken ausge- setzt ist, schafft andere Verhältnisse. Unabhän- gig von der Tatsache, dass wir 1945 von der Nazi-Diktatur befreit wurden, konnte ich in diesen 37 Jahren beobachten, wie hier in Karlsruhe, aber auch in anderen Regionen, besonders die jüngeren Angehörigen zweier Staaten zusammenrückten, sich zu verstehen versuchten. Wenn ich auf meinen privaten Reisen in die USA immer wieder Amerikaner getroffen habe, die oft voll guter Erinnerungen von ihrer Zeit in Deutschland berichten, kann man darin trotz mancher Probleme im ganzen eine positive Bilanz dieses Abschnitts der Zeit- geschichte ziehen. DIE FRAGEN STELLTE LEONHARD MÜLLER JosefWerner Journalist und Publizist Blick: Sie wurden im Jahr 1950 mit 35 Jah- ren Chef des Lokalteils der Badischen Neues- ten Nachrichten (BNN) und später stellvertre- tender Chefredakteur. Hatten die BNN da- mals noch keine Monopolstellung? Wemer: Mitte des Jahres 1949 war in der amerikanischen Zone die Lizenzpflicht für Ta- geszeitungen aufgehoben und damit Gewerbe- freiheit auch für den Bereich der Presse ge- schaffen worden. Rasch wurde dann das Dur- lacher Tageblatt wiedergegründet, und in Karlsruhe wurden die CDU-nahe Badische Volkszeitung (BVZ) sowie die SPD-nahe All- gemeine Zeitung (AZ) aus der Taufe gehoben, die beiden Letzteren von uns Journalisten lie- bevoll-spöttisch "Schwarz Kattl" und "Rot Kattl" genannt. Dass diese Zeitungen nach einigen Jahren aus wirtschaftlichen Gründen eingingen, war ein Verlust an Meinungsfrei- heit, den ich immer sehr bedauert habe. Die Kollegen dieser Zeitungen kamen übrigens fast ausnahmslos bei den BNN unter. Blick: Welche Rolle spielt in Zeitungen wie den BNN der Lokalteil? 263 Werner: Eine sehr wesentliche, denn Leser von Regionalzeitungen wie den BNN wollen ja vor allem über das vielfaltige lokale und re- gionale Geschehen informiert werden. Eine umfassende und objektive Berichterstattung isr die vordringliche Aufgabe der Lokalredak- tion. Zur Erfüllung dieses Auftrags ist ihr in- nerhalb der Gesamtredaktion die größte Zahl an Redakteuren und Redakteurinnen zugeord- net. Zusätzlich verfügt die Lokalredaktion über eine beachtliche Zahl freier Mitarbeiter. Blick: Welchen Einfluss nimmt und hat die Lokalredaktion auf das lokale Geschehen? Werner: Der Leser erwartet von seiner Zei- tung, dass sie zu aktuellen Fragen Stellung nimmt. Gegebenenfalls kann sie dabei sogar eine Art Meinungsführerschaft übernehmen. Ob die Meinung der Zeitung auch Einfluss hat aufEnrscheidungen, etwa des Stadtparlamenrs, hängt zum einen von der Überzeugungskraft der vorgebrachten Argumente ab, zum ande- ren narürlich von der Bereitschaft der Damen und Herren Stadträte, den Standpunkt der Zeitung anzunehmen. Überschärzen sollte man den Einfluss der Zeitung allerdings nicht. Blick: Können Sie dennoch Fälle nennen, bei denen Ihre Zeitung die öffentliche Mei- nung maßgeblich beeinflusst hat? Wemer: Aus meiner Zeit ist mir lebhaft unser Widerstand gegen die Absicht des dama- ligen BVG-Präsidenten Gebhard Müller und des damaligen Ministerpräsidenten Kurt-Ge- arg Kiesinger in Erinnerung, das Bundesver- fassungsgericht im Schloss zu etablieren. Der Plan wurde aufgegeben, das Badische Landes- museum, das sich im Schloss gerade einzurich- ten begann, konnte im Schloss verbleiben. Einen heftigen öffenrlichen Kampf führten wir um den Wiederaufbau des Markgräflichen Palais' J Weinbrenners schönstem Bauwerk, dessen Ruine geschleift werden sollte. Ein vol- ler Erfolg war diesem Bemühen bedauerlicher- weise nicht beschieden. Aber immerhin wur- de der für die Gestalt des Rondellplatzes wich- tige Porrikus wiederaufgebaut. Auf der ganzen Linie durchgesetzt har sich meine Zeitung andererseits bei ihrem Kampf gegen den der Aachener-Münchener Versicherung zuliebe bereits beschlossenen Abbruch des anmutigen klassizistischen Weltzienhauses am Karlstor. Und dem Stadtgarren blieb dank BNN und der von ihr mobilisierren Öffentlichkeit bei der KLV-Erweiterung der - auch vom dama- ligen Gartenbaudirektor Roberr Mürb be- kämpfte - erdrückende so genannte "Dreifin- genurm U erspart. Massive Kritik äußerte die Zeitung schließlich an der vom Gemeinderat nahezu einstimmig erfolgten Entscheidung, den stadthistorischen vielsagenden, zugleich anmutigen Namen "Entenfang" in Mühlburg als Referenz für Besucher aus der Pfalz in "Pfälzer Platz" umzubenennen. Das Ergebnis: In der darauffolgenden Sitzung nahm der Gemeinderat seinen Beschluss zurück, der "Entenfang" war gerettet. Blick: Ist andererseits eine Lokalredakrion nicht doch dann und wann Einflussversuchen, beispielsweise von politischer Seite, ausgesetzt? Werner: Ein Journalist ist dann glaubhaft. wenn er sich seine Unabhängigkeit bewahrt. Um Behinderungen seiner journalistischen Freiheit zu entgehen, ist es ratsam, dass der Lokalredakteur sich nicht von Parreien oder einflußreichen gesellschafrlichen Gruppierun- gen als Mitglied anwerben lässt. Blick: Und wie steht es mit dem Anzeigen- teil? Gibt es nicht seitens der Inserenten Ein- flüsse, denen sich der Redakteur schwer ent- ziehen kann? 264 ~nltr: Es ist theoretisch denkbar, das dies versucht wird. Ich versichere Ihnen aber, dass ich nie auch nur den Versuch erlebt habe, die Redaktion zu einer unveranrwortbaren Gefäl- ligkeit zu veranlassen. Die Trennung vom re- daktionellen und Anzeigenteil ist konsequent und wird respektiert. Auch ein fester Abon- nentenstarnm garantiert die Wirtschaftlichkeit und damit die Unabhängigkeit einer Zeitung. Blick: Sehen Sie die Regional- und Lokal- zeitungen bedroht? ~nltr: Keineswegs. Bei aller Informati- onsflut durch Fernsehen, Rundfunk, auch überregionale Boulevardblätter, will man halt doch vor allem über das Geschehen auf der lokalen Basis informiert werden, möchte schwarz auf weiß in Ruhe lesen können, was auf kommunalpolitischem, kulturellen und sportlichen Gebiet geschieht. Ich bin sicher, dass gut gemachte Regionalblätter ihre Bedeu- tung nicht verlieren, auch nicht im Zeitalter des Internet. Blick: Die Karlsruher Journalisten gründe- ten schon im Jahr 1949 den Karlsruher Pres- seclub. Sie waren Mitbegründer und in den 60er Jahren dessen Vorsitzender. ~rner: In jenen Jahren ging der Presseclub auf zwei Ebenen in eine breitere Karlsruher Öffentlichkeit. Zum einen mit vielbesuchten Vortrags-Großveranstaltungen, beispielsweise mit Baron von Guttenberg und Sebastian Haffner. Wenn Klaus Mehnert kam, war selbst die Schwarzwaldhalle zum Brechen gefüllt. Die andere Schiene war gesellschaftlicher Art, waren die Presse- und die vom Presseclub in- itiierten legendären Bühnen- und Pressebälle, Gemeinschaftsveranstaltungen mit dem Badi- schen Staatstheater. Inzwischen konzentrieren sich die Aktivitäten des Presseclubs vor allem auf Begegnungen mit namhaften Personen des öffentlichen Lebens, erwa mit BVG-Präsiden- tin Jutta Limbaeh, mit den Landesbischöfen Klaus Engelhardt und Ulrich Fischer oder auch mit dem quirligen FC-Bayern-Manager Uli Hoeneß. Um den Clubmitgliedern sach- dienliche Informationen aus der Politik zu bieten, waren in den vergangenen Jahren Spit- zen politiker jeder Couleur zu Gast, Gerhard Schröder ebenso wie Wolfgang Schäuble, Klaus Kinkel oder Joschka Fischer, um nur diese zu nennen, aber auch mehrere Ministecp präsidenten und unlängst die Justizministerin Däubler-Gmelin. Blick: Der Ruhestand des "In Ettlingen geborenen Karlsruhers", wie Sie OB Gerhard Seiler nannte, hat Ihnen Freiraum für die Stadthistorie gegeben. ~rner: Zu dieser Arbeit kam ich dank des Angebots des damaligen Oberbürgermeisters Dullenkopf. Statt, wie von ihm erwartet, die seit 1923 liegengebliebene Stadtgeschichte fortzuschreiben, widmete ich mich dafür der Zeitgeschichte. So entstand das Buch ,,1945- Karlsruhe unter Hakenkreuz, Trikolore und Sternenbanner", ein Rückblick auf ein unver- gleichliches Jahr Karlsruher Geschichte. Spä- ter kamen, mit Fotos aus den umfangreichen Schlesiger- und Bauer-Beständen, Jahrzehnte- Publikationen hinzu, Spiegel der 40er, 50er, 60er und 70er Jahre in Wort und Bild. Mein herausragendes Engagement aber gehörte ei- ner Arbeit, die die wichtigste meines Berufsle- bens werden sollte. Durch die Recherchen für das Buch ,,1945" schemenhaft auf die Tragö- die des Karlsruher Judentums gestoßen, nahm ich mir, unterstützt von OB Seiler vor, das Schicksal der ehemaligen jüdischen Mitbürger zu erforschen und zu beschreiben. So ent- stand, rechtzeitig zum 50. Jahrestag der so genannten "Reichskristallnacht", das Buch 265 "Hakenkreuz und Judenstern - Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich". Die Arbeit an dieser Publikation war schwer, tief bewegend, aber auch ungemein befriedigend. Denn ich konnte mit diesem Buch dazu bei- tragen, den Nebelschleier aufzureißen, der über dem traurigsten Geschehen Karlsruher Geschichte lag. DIE FRAGEN STELLTE LEONHARD MüLLER Kurt Gauly Erster Bürgermeister a. D. Blick: Herr Gauly, Sie sind, 1926 geboren, in Worms aufgewachsen und mit 25 Jahren als Rechtspfleger im rheinland-pfälzischen Justiz- dienst vom neu gegründeten Bundesgerichts- hof für den Verwaltungsdienst ausgewählt worden. Was waren Ihre Tätigkeiten? Gauly: In den 27 Jahren beim BGH bin ich im Kassenwesen, bei Senatsgeschäftssrellen. der Pressestelle und als Sicherheitsbeauftragter eingesetzt worden, eine Funktion, die vor al- lem nach dem Attentat auf Generalbundesan- walt Buback wichtig wurde. Blick: Das waren die Zeiten, seit dem der BG H mit großen Schutzgittern umzäunt ist? Gauly: Ja, aber auch der Personenschutz der einzelnen Bundesrichter musste verstärkt werden, oft zu ihrem Leidwesen, weil es den Freiraum einengte. Es waren Jahre hoher An- spannungen. Blick: Wann begann Ihre politische Tätig- keit? Gauly: 1947 trat ich in die Christlich-De- mokratische Union ein. 10 Jahre später wurde ich in Karlsruhe Vorsitzender der Jungen Uni- on. Nachdem ich mit ihr in der Auseinander- setzung um die Bundestagskandidatur 1961 den Wechsel von Dr. Werber zu Dr. Güde durchgesetzt hatte, wurde ich im gleichen Jahr Vorsitzender der Karlsruher CDU. Es galt, die noch immer bestehenden Spannungen zwi- schen den ,,Altbadenern" und den "Südwest- staatlern " zu überwinden. 1962 wurde ich dann in den Gemeinderat gewählt. Blick: Welcher Bereiche haben Sie sich als Stadtrat besonders angenommen? Gauly: Auf Grund beruflicher Erfahrungen der Finanzen. Es war wirtschaftlich eine schwie- rige Zeit, als ich 1967 zum Fraktionsvorsitzen- den gewählt wurde. Die Parteien setzten un- 266 terschiedliche Akzente, und die CDU stimmte erstmals dem Haushaltsplan nicht zu. Die Bun- desgattenschau 1967 wat ein Publikumserfolg, verschlang aber viel Geld. Schon zwei Jahre später wollte Oberbürgermeister Klotz, mit dem ich im allgemeinen ein gutes Verhältnis pflegte - war er doch ein Mann, der nicht stän- dige Konfrontationen liebte und auch nicht viel von Ideologien hielt - für das Jahr 1975 eine zweite Bundesgattenschau beschließen lassen. Wegen der Vernachlässigung wichtige- rer Investitionen im Schul- und Krankenhaus- wesen versagte die Mehrheit des Gemeinderats unter meiner Worrführung die Zustimmung. Blick: 1978 wurden Sie Bürgermeister. Wo lagen Ihre Zuständigkeiten? Gauly: Einmal beim Schulwesen. Karlsru- he hat damals unter großen Anstrengungen besonders für die beruflichen Schulen moder- ne Bauten geschaffen, so das Technische Gym- nasium und weitere Schulbauten im Beiermei- mer Feld, die Heinrich-Hübsch-Schule am Mendelssohnplatz mit erheblichen Geburts- wehen, die Gewerbeschule in Durlach, dazu Sonderschulen und andere. Mit der Ernst- Reuter-Schule in der Waldstadt wurde die ers- te Ganztagesschule eingerichtet. Nicht weniger wichtig war mir, und das überrascht vielleicht, die Pflege unserer Fried- höfe. Der Hauptfriedhof wurde erweitert, die Friedhofskapelle neu gestaltet, neue Friedhö- fe in der Nordweststadt und in Wolfartsweier angelegt und anderes mehr. Gepflegte Fried- höfe sind Ausdruck intakter Lebens- und Stadtkultur. Eine große Unternehmung war die Neuge- staltung der Stadthalle, bis jetzt das einzige repräsentative Kongressgebäude. Schon darna- lige Überlegungen für eine Neue Messe außer- halb des Festplatzbereiches scheiterten an der Finanzlage. Schließlich noch mein größter Zuständigkeitsbereich, nämlich die Stadtwer- ke samt Verkehrsbetrieben und Rheinhäfen. Bei den letzteren wurde ein Containerum- schlagplatz neu geschaffen und durch das Hafensperrror der Hafen gegen Hochwasser geschützt. Bei den Versorgungs betrieben sind das große Wasserwerk Rheinwald in EIches- heim sowie eine Kesselanlage mit moderner Rauchgasreinigung festzuhalten; zuletzt noch die herausragende Modernisierung unserer Verkehrsbetriebe, die weltweit Beachtung ge- funden hat. Mit der Einführung der 2-Sys- tem-Fahrzeuge wurde Nahverkehrsgeschichte geschrieben, der Ausbau des Nahverkehrsnet- zes ist beispielhaft. Blick: 1986 wurden Sie Erster Bürgermeis- ter. Was für eine Funktion hat dieses Amt? Gauly: Der Erste Bürgermeister ist der arntliche Vertreter des Oberbürgermeisters. An seiner Stelle kann der Erste Bürgermeister die Stadt über alle Geschäftsbereiche hin rechtlich binden, was den übrigen Bürgermeistern nur für ihren eigenen Geschäftsbereich möglich ist. Natürlich wird der amtliche Vertreter ver- nünftigerweise nicht gegen die Intentionen des Oberbürgermeisters entscheiden. Im Üb- rigen stelle ich dankbar fest, dass mein Ver- hältnis zu meinen Oberbürgermeistern 0[[0 Dullenkopf und Professor Dr. Gerhard Seiler immer herzlich und ungetrübt war. Blick: Was für Pläne würden Sie sich als Karlsruher Kommunalpolitiker mit langjähri- ger Erfahrung für die Zukunft realisiert wün- schen? Gauly: Zunächst einmal eine Straßenbrü- cke über den Rhein. Zu meiner Zeit haben wir beim Neubau der Eisenbahnbrücke Stützpfei- ler und Widerlager für ein zweites Gleis vorge- sehen, das inzwischen nachgebaut worden ist. 267 Die Rheinbrücke muss ja in absehbarer Zeit saniert werden. und so ergibt sich die Not- wendigkeit eines zweiten Strom überganges, an dem allein die geplante. aber nicht be- schlossene Nordtangente angeknüpft werden müsste. Mit der Messe in Rheinsterten ist ein wich- tiger Schritt über die Stadtgrenze hinaus un- ternommen worden, genauso wie bei der Ver- kehrsplanung. Bei dieser befürchtete man zu- erst Wanderungen zu Ungunsten der Stadt- kommune. Heute si.eht man das unproblema- tischer. und Karlsruhe gewinnt deutlich im Prozess einer stärkeren Vernetzung der Region. Schließlich fühle ich mich als ehemaliger "Schulbürgermeister" auch der Entwicklung unseres Bildungswesens noch immer verbun- den. Nicht zuletzt nach den Weichenstellun- gen vergangener Jahre fährt da der Zug auf richtigem Gleis. DIE FRAGEN STELLTE LEONHARD MÜLLER 268 Biografien 269 Fridolin Heurich 1878-1960 Wenn in Karlsruhe von der Trümmerräumung nach 1945 die Rede ist, dann denken die we- nigsten Karlsruher an den verantwortlichen Baubürgermeister jener Tage. Fridolin Heu- rich war in dieser Funktion maßgeblich für die Stadt bei der Gründung der ,,Aufräumungs- Arbeitsgemeinschaft Karlsruhe" beteiligt und förderte deren Tätigkeit so entschieden, wie er die ersten Schritte des Wiederaufbaus von Wohngebäuden, öffentlichen Bauten und die Neugestaltung der Kaiserstraße vorantrieb. Heurich wurde am 14. September 1878 als eines von fünf Kindern eines Taglöhners in Magdlos, Kreis Fulda geboren. Zwischen der Maurerlehre, dem Aufstieg zum Polier 1904 und der Karriere als Politiker in der Weimarer Republik lag eine unermüdliche und erfolgrei- che Tätigkeit für die christlichen Gewerk- schaften. Er begann 1906 als Funktionär des Bauarbeiterverbandes in Krefeld und ging 1908 nach Freiburg als Bezirksleiter. Unter- brochen wurde seine Aufbauarbeit in Baden und im Elsaß durch die Einberufung zum Kriegsdienst bis April 1917. In der Zeit der Weimarer Republik stieg Heurich u. a. als Vorsitzender der christlichen Gewerkschaften zum herausragenden christli- chen Arbeiterführer in Baden auf, der 1922 seinen Wohnsitz nach Karlsruhe verlegte. Mit seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit verband Heurich von Anfang an auch politische Aktivi- täten für die Zentrumspartei. Seit 1919 nahm er eine Führungsrolle als Vorstandsmitglied der Partei in Baden und im Reich und seit 1919 als Mitglied des Landtags und des Fraktions- vorstands ein. Ab 1927 gehörte er als Staatsrat ehrenamtlich der badischen Regierung an. Seine Mitwirkung am Abschluss des badischen Konkordats würdigte der Vatikan 1932 mit der Verleihung eines päpstlichen Ordens. Über den Politiker Heurich schrieb der "Badische Beobachter" 1931, seine Reden sei- en "wuchtig und überzeugend" und verrieten schöpferisches Talent. Er sei ein glänzender Versammlungsredner und ein Meister der Debatte, "der mit seinem Gegner schlagfertig, aber dennoch ritterlich abrechnet." Heurichs tolerante, den Ausgleich mit dem politischen Gegner suchende GrundeinsteIlung fand ihre Grenze im Umgang mit den Nazis. 1930 er- regte sein Ohrfeigenduell mit dem NS-Abge- ordneten Kraft in einer erregten Landtagssit- zung öffentliches Aufsehen. Die Gegnerschaft zum Nationalsozialis- mus kostete Heurich 1933 alle Ämter. Erst ab 1937 konnte er bei einer Bausparkasse wieder arbeiten. Nach dem missglückten Attentat vom Juli 1944 wurde Heurich, der unter stän- diger Beobachtung der Gestapo stand, meh- rere Tage inhaftiert. 270 Wie manch anderer Politiker der Weimarer Republik. die zu NS-Gegnern wurden. kehr- te auch Heurich im Rentenalter 1945 wieder in das politische Leben zurück. Die Amerika- ner ernannten ihn im August 1945 zum Ers- ten Bürgermeister der Stadt. Er zählte zu den Mitbegründern der überkonfessionellen CDU und einer einheitlichen Gewerkschaft in Karls- ruhe. Mit großer Oberzeugungskraft warb er für die Gemeinsamkeit aller demokratischen Kräfte und .. gegen gehässige Parteienkämpfe". Seine Partei wählte ihn 1946 bis 1951 zum Vorsitzenden in Nordbadenj er vertrat sie von 1946 bis 1952 im Parlament von Württem- berg-Baden. Heurich. der nie einen Zweifel daran aufkommen ließ. dass seine geistigen und politischen Wurzeln in der Arbeiterschaft gründeten. schied zu Beginn des Jahres 1953 vor Ablauf seiner Amtsperiode im Alter von fast 75 Jahren aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst. Ausgezeichnet mit dem Gro- ßen Verdienstkreuz der Bundesrepublik starb der verdiente Landes- und Kommunalpoliti- ker in Karlsruhe am 12. Februar 1960. MANFRED KOCH Heinrich Wetzlar 1868 -1943 Der Karlsruher Jugendrichter Dr. Heinrich Wetzlar hatte im Laufe seiner Berufsarbeit die Notlage der gestrauchelten Jugendlichen er- kannt. Als Vorsitzender des Bezirksvereins für Jugendschutz und Gefangenenfürsorge in Karlsruhe hielt er daher Ausschau nach einem geeigneten Gebäude. wo straffällige junge Menschen vor Polizeigewahrsam. Untersu- chungshaft oder Strafvollzug im Gefängnis verschont bleiben konnten. zugleich soziale Eingliederung erfahren sollten. Im Sommer 1914 gelang es. in einem Wohnhaus in der Werderstraße ein Heim zu eröffnen. das straf- fällige männliche JugentHiche aufnahm. Wäh- rend der Kriegsjahre waren ständig zehn bis zwölf Jugendliche untergebracht. wurden be- treut und versorgt. Bei Kriegsende aber musste die Einrichtung wegen der Wohnraumbewirt- schaftung geschlossen werden. die Fortsetzung der erfolgreich angelaufenen Hilfstätigkeit schien in Frage gestellt. Doch Dr. Wetzlar gab nicht auf. Dank seiner umsichtigen Verhand- lungsführung konnte das ehemalige großher- wgliche Jagdschloß Stutensee durch den Be- zirksverein übernommen und ausgebaut wer~ 271 den. Bereits im Jahre 1919 gründete Dr. Wetz- lar hier ein Erziehungsheim. Bald standen 36 Heimplätze zur Verfügung. die Insassen konn- ten in der Gärtnerei. in der Landwirtschaft. in der Korbflechterei und in der Schuhmacher- werkstatt angelernt und beschäftigt werden. Ein Fortbildungsschullehrer wirkte als Heim- leiter. fünf Aufsichtsbeamte standen ihm bei der Betreuungsarbeit zur Seite. Da herrschte kein Anstaltsklima, sondern man war bestrebt, die Heimbewohner nach neuen jugendpäda- gogischen Erkenntnissen auf das künftige Le- ben draußen vorzubereiten. An vielen Wo- chenenden fuhr oder wanderte der J ugend- richter. oft begleitet von seiner mithelfenden Ehefrau, hinaus nach Stutensee, um sich sei- ner Schützlinge anzunehmen. Ihm gebührt das Verdienst. im Raum Karlsruhe ein bei- spielhaftes Modell moderner Jugendhilfe ge- schaffen zu haben. Heinrich Wetzlar stammte aus einer jüdi- schen Kaufmannsfamilie. am 30. Mai 1868 war er in Mannheim geboren worden. Nach Studium der Rechtswissensehaften absolvier- te er seine Militärdienstzeit. 1894 in den badi- schen Justizdienst übernommen, war er bei verschiedenen Gerichten tätig. über mehrere Jahrzehnte in Karlsruhe. ab 1929 als Landge- richtspräsident in Mannheim. Unermüdlich engagierte sich der Richter in der Stralfalligen- hilfe. Neben seiner Funktion im KarIsruher Bezirksverein hat er 1920 das Amt des stell- vertretenden Vorsitzenden der Zentralleitung aller badischen Bezirksvereine übernommen (heute Badischer Landesverband für soziale Rechtspflege). An zahlreichen Tagungen der Gefangenenfürsorge nahm er teil, um seine erzieherischen Erfahrungen und seine rechts- politischen Forderungen an die Öffentlichkeit zu tragen. Unter dem Druck randalierender SA wurde er als Präsident des Landgerichts Mannheim zum I. August 1933 pensioniett. Kein Wort der Anerkennung und des Ab- schieds haben die amtlichen Stellen für den angesehenen Richter gefunden. Den beschä- menden Pogromen der so genannten Reichs- kristallnacht entging die Familie. sie war recht- zeitig gewarnt worden. Nun entschloss man sich zu rascher Auswanderung in die Nieder- lande. Nachdem dort deutsche Truppen einge- fallen waren. wurden Dr. Wetzlar und seine Frau im März 1943 in das Konzentrationsla- ger Theresienstadt verschleppt. Es lässt sich nur erahnen. welch unsägliche Leiden und Entbehrungen die 74 und 75 Jahre alten Men- schen bis zu ihrem Tode erdulden mussten. Heute erinnert an der Vorderfront des Schlos- ses Stutensee eine Gedenktafel an die Ermor- deten. Und ganz in der Nähe erhebt sich seit dem Jahre 1984 das Heinrich-Wetzlar-Haus. bestimmt zur Unterbringung jugendlicher Beschuldigter, die ansonsten in Untersu- chungshaft einsitzen müssten. Hier lebt das Werk des selbstlosen Helfers fort. REINER HAEHLI NG VON LAN ZENAUER 272 Luitgard Himmelheber 1874-1959 Der Name Himmelheber steht in der Karlsru- her Stadtgeschichte zum einen für die 1768 gegründete, renommieree Möbelfabrik der Gebrüder Himmelheber, zum anderen aber auch für eine Reihe von Frauen, die die übli- chen Pfade weiblichen Verhaltens ihrer Zeit verließen und sich politisch engagiereen. Luitgard Himmelheber war eine der ersten Frauen im Karlsruher Stadtparlament. Sie wur- de im Mai 1919 Stadrverordnete der "Deut- schen Demokratischen Partei" (DDP). Damit hatte sie für eine Frau ihrer Herkunft außerge- wöhnliche Wege beschritten. Am 27. April 1874 wurde sie als Tochter des Max Honsell (1843-1910) und dessen Ehefrau SophieAmalie Prestinari (1845-1929) geboren. Ihr Vater hatte als Ingenieur die von Tulla begonnene Rheinregulierung vollendet und wurde dann badischer Finanzminiscer. Luitgard genoss die für eine Tochter der Ober- schicht herkömmliche Bildung. Von 1880 bis 1890 besuchte sie eine führende Einrichtung für die Erziehung höherer Töchter, die im Besitz der Großherzogin Luise befindliche Vikcoriaschule. 1894 heiratete sie Gustav Himmelheber (1863-1937) , der zusammen mit seinem Bruder Karl die Möbelfabrik "Ge- brüder Himmelheber" führte. Vielleicht lag es daran, dass sie in einem geistig aufgeschlossenen Elternhaus aufge- wachsen war, vielleicht hatte sie ihre eigene Ausbildung als ungenügend empfunden; Lu- itgard Himmelheber befasste sich jedenfalls bald mit den Problemen einer höheren Bil- dung für Mädchen. Die Institute für höhere Töchter wollten Mädchen auf ihre Rolle als bürgerliche Gattin vorbereiten. In erster Linie sollten Repräsentationsfähigkeit, Geschick- lichkeit und ästhetisches Empfinden durch das Erlernen der französischen Sprache, von Hand- arbeiten und durch Zeichenunterricht erwor- ben werden. Eine weiterführende Bildung, die zur Ausübung eines qualifiziereen Berufs oder gar zum Studium befahigt hätte, gab es zu je- ner Zeit für Mädchen in Deutschland nicht. Luitgard Himmelheber setzte sich für die Gründung des 1893 in Karlsruhe eröffneten ersten deutschen Mädchengymnasiums ein und focht mit Entschiedenheit für dessen Forebestehen, als dies 1897 zweicweilig gefähr- det war. Ein besonderes Anliegen war ihr die Einrichtung eines Internats für die auswärti- gen Gymnasiastinnen. Sie kümmeree sich um die Verwaltung des Pensionats und sorgte auch für die Freizeitgestaltung der Mädchen an Sonntagen und in kürzeren Ferien. Der all- jährliche Tagesausflug der Internatsschüler- innen führee in das Landhaus des Ehepaars Himmelheber in Bernbach. 273 Neben diesem praktischen Wirken enga- gierte sich die Fabrikantengattin und Mutter von sieben Kindern auch politisch für eine bes- sere Ausbildung von Mädchen. Sie trat dem Ver- ein "Ftauenbildung- Frauenstudium" bei, des- sen Karlsruher Gruppe sie von 1902 bis 1919 leitete. Während des Ersten Weltkriegs bildete dieser Verein gemeinsam mit anderen Frauen- organisationen den "Nationalen Frauendienst". Luitgard Himmelheber sah hier ihre Aufgabe im sozialen Bereich und widmete sich ins- besondere der Betreuung von Kriegerwitwen. Das Kriegserlebnis veranlasste sie, sich par- teipolitisch zu betätigen. Sie wurde Mitgrün- derin der Karlsruher Demokratischen Partei und nutzte 1919 nach Einführung des Frau- enwahlrechts ihre neugewonnenen demokra- tischen Rechte, um Politik selbst mitzugestal- ten. Bis 1924 saß sie im Karlsruher Bürgeraus- schuss. In ihrem fünfzigsten Lebensjahr zog sie sich aus dem politischen Leben zurück. Der Zweite Weltkrieg veranlasste schließlich ihre Schwiegertochter Kathinka Himmelheber, sich nach 1945 in der überparteilichen Karls- ruher Frauengruppe zu engagieren. Luitgard Himmelheber verstarb am 1. März 1959. BARBARA GUTTMANN GustavTrunk 1871-1936 "Trunk hat gezögert, er besprach sich zunächst mit Chefredakteur Meyer vom 'Badischen Be- obachter' und mir, dann nahm auch er an, 'in Gottes Namen', wie er ausrIef. Trunk war. wie sich herausstellte, ein absoluter Fehlgriff, un- fähig zu selbstständigem Handeln." Mit diesen herben Worten kommentierte sein Parteifreund Heinrich Köhler den Beginn der politischen Laufbahn Gustav Trunks auf Landesebene. Am 10. November 1918 wurde in Karlsruhe im Zuge der Revolution die vor- läufige Volksregierung unrer dem Sozialdemo- kraten Anton Geiß gebildet. Trunk - unsicher, unvorbereitet und misstrauisch - übernahm darin das Amt des Ernährungsministers, das die Verwaltung des Mangels bedeutete und dessen Übernahme ein hohes Maß an Pflicht- bewusstsein und Selbsrverleugnung erforder- te. Er baute das neue Ministerium auf, war aber nicht erfolgreich im Kampf gegen Schwarz- markt, Versorgungsnot, Hunger und die Un- zufriedenheit großer Teile der Bevölkerung. Zugute hielt er sich, die Eisenbahnfahrt der großherzoglichen Familie ins "Exil" nach Schloß Langenstein (17./18. November 1918) mitorganisiert zu haben. JosefLudwig GustavTrunk, der Sohn eines Hauptlehrers, geboren am 24. Juli 1871 in Waldprechtsweier, erhielt in Sasbachwalden, in der von dem Priester und führenden Zen- trumspolitiker Franz X. Lender gegründeten Schule eine stark katholisch-religiös geprägte Erziehung. Gewiss hatte diese Anteil daran, dass der betonr patriotische Mann sich später nicht den Nationalliberalen, sondern dem Zentrum anschloss. Nach dem Abitur am Gymnasium in Rastatt 1893 studierte Trunk bis 1897 Jura in Heidelberg und Berlin und schloss sich der farben tragenden Verbindung Arminia im CV an. Der wegen starker Kurz- sichtigkeit vom Militärdienst befreite Jurist war nur kurze Zeit Amtsrichter in Wolfach und ließ sich 1900 als Anwalt in Karlsruhe nieder. Damals war er schon Mitglied der 274 Zentrumspartei, für die er von 1911-1919 im Stadtrat von Karlsruhe saß. Bereits Minister, kandidierte Trunk im Ja- nuar 1919 erfolgreich für ein Mandat in der Badischen Nationalversammlung. Von 1921 bis 1930 gehörte er dem Landtag an, zuletzt als 2. Fraktionsvorsitzender des Zentrums. Nach dem Wechsel im April 1919 vom Ernäh- rungs- in das Justizministerium (1919-1929) erwarb Trunk sich ohne Zweifel rasch große Verdienste. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis Trunk auch höchste Würden erlang- te. 1920121, 1925/26 und 1927 (als Nachfol- ger des zum Reichsminister ernannten Hein- rich Köhler) war Trunk Badischer Staatspräsi- dent. Der Tod seiner Frau und parteiinterne Streitigkeiten - vor allem der persönliche Kon- flikt mit Köhler, der großen Einfluss in der Landtagsfraktion besaß und im Gegensatz zu Trunk die Politik von Reichskanzler Brüning nicht unterstützte - führten zu seinem Rück- tritt als Minister (November 1929) und zur Niederlegung des Landtagsmandats Quni 1930). Danach war er wieder als Anwalt in Karls- ruhe tätig und heiratete noch einmal. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten ver- dunkelte Trunks Lebensabend. Schon Ende März 1933 wurde ihm das Ruhegehalt aber- kannt, wogegen er. sich, seit 1935 schwer er- krankt, gerichtlich wehrte. Im März 1936 be- kam er auf Intervention des Reichsjustizminis- ters ein Übergangsgeld bewilligt. Wenige Wochen später, am 23. April 1936, ist der Trä- ger der Jubiläumsmedaille der TH Karlsruhe und Ehrendoktor der Universität Freiburg in Karlsruhe gestorben. FRANK RABERG Rahel Straus 1880 -1963 Das zwanzigsre Jahrhundert eröffnete Frauen neue Bildungs- und Berufsmöglichkeiten. Kurz vor der Jahrhundertwende legten in Karlsruhe die ersten vier Frauen in Deutsch- land ihr Abitur ab. Eine von ihnen war Rahe! Straus geb. Gotein. Nach dem frühen Tod ih- res Vaters, des Rabbiners der orthodoxen Aus- trittsgemeinde Dr. Gabor Gotein, lag die Er- ziehung der 1880 geborenen Rahel und ihrer Geschwister in den Händen der Mutter Ida Gotein geb. Löwenfe!d. Für die damalige Zeit durchaus nicht selbstverständlich, ermöglichte diese nicht nur den Söhnen, sondern auch den Töchtern eine Ausbildung. Raheiließ sie das 275 1893 in Karlsruhe gegründete erste deutsche Mädchengymnasium besuchen. Das neue Jahr- hundert brachte für Frauen in Baden auch die Zulassung zum Studium. und Rahel Gotein nahm in Heidelberg als erste Frau an einer deutschen Hochschule das Medizinsrudium auf. Wie ungewöhnlich das war. mag die Reak- tion ihres Freundes Elis Straus verdeutlichen. der rundheraus erklärte: "Eine Ärztin kann man nicht heiraten. " Er tat es doch. und das Paar übersiedelte 1905 nach München. Hier eröffnete Rahel Straus 1908 als dritte Ärztin in München und als erste. die an einer deutschen Universität studiert hatee, eine eigene Praxis. Das. wofür die Frauenbewegung im 19. Jahr- hundert gekämpft hatte. wurde für die junge Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts nun Re- alität. 1918 erlangten Frauen auch die politi- sche Gleichberechtigung. Rahel Straus über- nahm in der Münchener Räterepublik die Ver- tretung im Frauenrat und im Geistigen Rar. Die Situation zu Beginn des 20. Jahrhun- derrs stellte sich für Frauen. zumindest der bürgerlichen Schichten. in vieler Hinsicht als Aufbruch dar. Dennoch konnte Rahel Straus nicht das Gefühl Friedrich Schillers ein Jahr- hundert zuvor teilen: "Wie schön. 0 Mensch. mit Deinem Palmenzweige. Stehst Du an des Jahrhunderrs Neige. Wir spürten zu sehr das Gärende. das kommen wollte und das unter der Decke schwelte.". erinnerte sie sich später. Die alte Weltordnung war brüchig gewor- den. Dies bot nicht nur Chancen für positive Entwicklungen. z. B. hinsichtlich der Frauen- emanzipation, sondern setzte durchaus auch negative Kräfte frei. Die Hoffnung auf eine friedliche Entwicklung des national erstarkten Deutschland wurde durch den Ersten Welt- krieg zunichte gemacht. und die Enttäu- schung über den ausbleibenden Blitzsieg führ- te zu einer Verschärfung des Antisemitismus. Als Rahel Straus 1917 vor dem Kreis ehemali- ger H eidelberger Mitstudentinnen über Zwei- fel am Krieg und die Überbetonung männli- cher Werte in Kriegszeiten sprach. sah sie sich auch hier mit dem Misstrauen gegenüber der patriotischen Loayalität der Juden konfron- tiert. Die ehemaligen Weggenossinnen waren der Meinung. dass sie als Jüdin anders zum Vaterland stünde als die anderen. Als der Krieg vorbei war. engagierte sich Rahel Straus in der neu gegründeten "Womens International Zionist Organisation" (WIZO) und im Jüdischen Frauenbund. Die Verbin- dungen zu nicht jüdischen Frauenorganisatio- nen wurden mit dem Anwachsen der völki- schen Bewegung jedoch zunehmend belastet. "Wir hatten große Sehnsucht nach Ruhe. Frie- de und Ordnung.". erklärte Rahel Straus spä- ter die Tatsache. dass sie das Anwachsen des Antisemitismus zwar wahrnahmen, jedoch darüber hinweg zu gehen suchten. Nach der nat ionalsozialistischen Machtergreifung im Januar 1933 und dem wenige Monate darauf 276 folgenden Tod ihres Ehemanns fasste sie schließlich den Entschluss, das Land zu verlas- sen. Mit Unterstützung ihrer ältesten Tochter Isa und deren Ehemann gelangten Rahe! Straus und die jüngeren Kinder nach Palästina. Eine Pionierin der Frauenbildung und -berufstätig- keir ging Deurschland verloren, doch ihr Le- ben war gerettet. Rahel Straus, deren Haupt- augenmerk auch in Palästina der Situation von Frauen galt, starb 1963 im Alter von 83 Jahren. BARBARA GUTTMANN Franz von Roggenbach 1825 -1907 War er eine Alternative zu Bismarck? Und wäre - so heutige Historiker - unter seiner Kanzlerschaft ein anderer Weg beschritten worden als jener, der die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts für uns so verhängnisvoll werden ließ? Vor 175 Jahren am 25. März 1825 als Sohn des Regimentskommandeurs in Mann- heim geboren, studierte er Jura in Heidelberg, wo die Historiker Gervinus und Schlosser sein politisches Interesse weckten. Nach Ausbil- dungsabschluss 1848 wurde er "durch den wunderlichsten Zufall" im Außenministerium der damaligen Reichsregierung angestellt, und so erlebte er auch das Paulskirchenparlament aus nächster Nähe. Seitdem begleiteten ihn Zweifel "angesichts einer nie ruhenden Dem- agogie" und der "Unfähigkeit großer Ver- sammlungen" . Nach Übertritt in den badischen diploma- tischen Dienst 1849 begann er in Berlin erste Kontakte zu knüpfen, die er auf Bildungsrei- sen vertiefte. Für die liberalen Fürstenhäuser wie Nassau, Oldenburg, Weimar, Coburg u. a. wurde er ein engagierter Berater, weil für ihn der Weg zum nationalen Staat nur über diesen liberalen Konstitutionalismus fuhren konnte. Kleindeutsch gesinnt, erhoffre er sich von der Neuen Ära 1858 in Preußen einen mutigen Schritt für ein Fürstenbündnis. Auch in Baden waren seit 1856 Liberale in die Regierung be- rufen worden. Mit dem ihm freundschaftlich verbundenen Großherzog Friedrich I. entwarf Roggenbach einen Reformplan für die "Verei- nigten Staaten von Deutschland" unter Aus- gliederung Österreichs, dessen Besitzstand garantiert werden sollte. Die gemeinsamen Beratungen mit Friedrichs Schwiegervater Wilhe1m I. durchkreuzte aber Bismarck, den angesichts des Verfassungskonflikts Wilhe1m 1862 zum preußischen Ministerpräsidenten ernannte. 277 Roggenbach, seit 1861 badischer Außen- minister - auf ein Gehalt verzichtete er - for- derte, dass das Bismarcksche System "scho- nungslos angegriffen" werden müsse, und der Hass gegen den "gewissenlosen Menschen" und "grundsatzlosen Junker" begleitete sein politisches Wirken. Aber schon 1865 sah er sich als Vertreter eines Mittelstaates eingeengt, und Friedrich musste auf seinen Antrag seinen "Herzensminister" entlassen. Den Krieg gegen Frankreich 1870 bejahte er freilich wie den Deutschen Krieg 1866 und er "zitterte nur vor Pfuscharbeit". Im Hauptquartier des preußi- schen Kronprinzen entwarf er radikale Annek- tionspläne zur Auflösung Frankreichs in föde- rative Provinzen und eine vorgeschobene Grenze von Belgien bis zur Schweiz. Die Posi- tion eines Statthalters für Elsaß-Lothringen schlug er unter einem Kanzler Bismarck aus. Dafür reorganisierte er als Kurator 1871/72 die Universität Straßburg und war Mitglied des Reichstags. Die Schärfe des Kulturkarnp- fes - wie in Baden - missfiel dem liberalen Ka- tholiken, und er sparte sich "für bessere Zeiten auf'. Diese erhoffte er sich im Kontaktkreis mit Kronprinz Friedrich als künftigem Kaiser, wobei er vor allem eine intensive politische Korrespondenz mit Augusta, Gattin Wllhelms 1., führte, die Roggenbachs Gedanken immer wieder. teils wörtlich übernommen, vortrug. Als 1888 Friedrich III. starb, waren Rog- genbachs Pläne zerbrochen, denn Wilhe1m Il. brauchte ihn nicht. Dessen Regime galt bald seine Kritik im Briefverkehr mit Entschei- dungsträgern, die für ihn mehr bedeuteten als der Parlamentarismus, den er gerade in seiner englischen Form ablehnte. 1907 starb der "Staatsmann ohne Staat", wohl zwiespältig und die Realitäten der Macht oft verkennend, aber ohne persönliches Machtstreben und vol- ler Ahnungen, wohin Deutschland im 20. Jahrhundert treiben würde. LEONHARD MüLLER Wilhelm Eiseniohr 1799 -1872 In der Geschichte det Physik hat der Professor am Karlstuhet Polytechnikum einen Namen, denn die von ihm 1854 als ultraviolettes Licht bezeichneten kurzweiligen Strahlen mit ihrer Fähigkeit, Fluoreszenz zu erregen, konnte er etstmalig anhand eines von ihm erfundenen Verfahrens in ihrer Wellenlänge messen, und dies fand bei den Physikern besondere Auf- merksamkeit. Eine gleiche Beachtung gilt hier dem leh- rer. 1799 in Pforzheim geboren, wuchs der Sohn eines Obervogts in Durlach auf. Die frü- he Halbwaise wollte nach Lateinschulbesuch Schreiber werden, um die alleinerziehende Mutter zu unterstützen. Autodidaktisch er- warb er den Hochschulzugang und studierte 1817 Kameralwissenschaften und Mathema- tik in Heidelberg. Dem brillanten Zwanzig- jährigen wurde bereits 1819 eine Stelle für Mathematik und Physik am Mannheimet Lyceum angeboten, die er mit Erfolg 21 Jah- re wahrnahm. Berichtet wird, dass der begeis- terte Lehrer auf einem Ausflug seinen Schü- lern in einem Gasthaus mit seiner Stentor- stimme den pythagoreischen Lehrsatz anhand eines Stückes Käse erläuterte. Ein unbekann- ter, zuhörender Gast erwirkte später die Erhö- hung der Besoldung des Professors um 200 Gulden. Es war der Innenminister. EisenIohr war mittlerweile auch Gewerbeleh- 278 rer geworden. Er erwarb sich hohe Verdienste um den Aufbau der neuen Schulart. wo er. wie damals üblich. abends und Sonntagfrüh Un- terricht hielt und als Beirat bei der Aufsichts- behörde für Gewerbeschulsachen diente. 1840 wurde er an das Karlsruher Lyceum berufen und im Nebenarnt zu Vorlesungen am Polytechnikum verpflichtet. Seine Hauptsor- ge war die Einrichtung eines physikalischen Kabinetts. Dass er diese anfangs aus eigenen Mitteln bestritt. forderte das Ministerium heraus, einen ansehnlichen Staatszuschuss zu zahlen. Auch seine Vorlesungen. seit 1855 ganz dem Polytechnikum zugeordnet. dehnte er freiwillig bis zu 12 Stunden aus und schuf mit seinem Laboratorium erstmals Übungs- plätze für seine Physikstudenten. "Seine Be- geisterung" so eine Biographie. "entzündete den göttlichen Funken in der Brust der Jüng- linge." 1836 verfasste er das erste Physiklehr- buch. das nicht auf französischen Vorbildern fußte. 1876 in 11. Auflage erschienen. Neben dem industriellen Nutzen der Physik. so heißt es im Vorwort, wirkt sie "aber ebenso wohltä- tig auf unser religiöses und moralisches Ge- fühl. Durch sie lernen wir überall die Weisheit und Größe des Schöpfers bewundern." Verdienstvoll für das Polytechnikum war nicht nur seine enge Zusammenarbeit mit Di- rektor Ferdinand Redtenbacher. sondern auch der Kontakt zum Großherzog Friedrich 1.. der mit Ehefrau Luise sein physikalisches Kabinett besuchte. 1858 fand in Karlsruhe die 34. Ver- sammlung der deutschen Naturforscher und Ärzte statt. zu deren Vorsitzendem Eiseniohr gewählt wurde. ein Kulminationspunkt in sei- nem Leben. Im Nachhall gründete er 1859 auf Wunsch seines Fürsten den "Verein für wissen- schaftliche Belehrung". dem er zehn Jahre vorstand. Den regelmäßigen Vorträgen. für die er bedeutende Köpfe der Wissenschaft gewin- nen konnte. wohnte der Großherzog fast re- gelmäßig bei. Mit seinen populärwissenschaft- lichen Schriften konnte EisenIohr neben sei- ner großen Redekunst zunehmend nicht nur viele Studenten. sondern auch weite Kreise der Bevölketung für den Erlebnisbereich "Physik" gewinnen . Der Dank blieb nicht aus. Mit hohen Orden und dem Titel Geh. Rat II. Klasse geehrt. mit den Ehrendoktorhüten der Universitäten Freiburg und Basel ausgezeich- net. gehörte er zu den eindrucksvollen Köpfen des Polytechnikums. Neben seiner Neigung zu Kunst und Literatur - Dante und Shakespea- fe las er in der Ursprache - interessiene er sich auch politisch. Im Ruhestand seit 1865 war er nicht min- der rührig. bis er 1872 an einem Herzleiden starb. Der Band. in welchem er Shakespeares dramatische Dichtungen zu lesen pflegte. ist ihm auf seinen wiederholten Wunsch in den Sarg gelegt worden. LEONHARD MüLLER 279 Margarethe Hormuth-Kallmorgen 1857-1916 Margarethe Hormuth war Mitglied der Gröt- zinger Malerkolonie. Sie wurde 1857 in Hei- delberg geboren. Aus einer bürgerlichen Fami- lie stammend, erhielt sie die Ausbildung einer höheren Tochter im Mädchenpensionat. Auf Grund ihrer gesellschaftlichen Stellung hatte sie die Chance, eine Berufsausbildung zu ma- chen, doch durch ihre Geschlechtszugehörig- keit waren dem Grenzen gesetzt. Sie wollte Malerin werden, aber an der Akademie, dem klassischen Ausbildungsort der bildenden Künstler, waren Frauen damals nicht zugelas- sen und so musste sie Privatunterricht neh- men. 1878 wurde Margarethe Privatschülerin des Porträt- und Historienmalers Ferdinand Keller. Während man an den Akademien die Fächer Historien-, Porrrät-, Genre- und Land- schaftsmalerei lehrte, wurden die Frauen allein in Blumenmalerei unterrichtet. Obwohl sich Margarethe, den Gepflogenheiten der Zeit entsprechend, auf Blumenmalerei spezialisier- te, ist das Vorbild des Lehrers deutlich in ihren Arbeiten spürbar. Die Staffagen seiner großen historischen Szenen. wie ein roter Samtvor- hang, eine kupferne Vase und die üppigen Blüten der Pfingstrosen werden bei ihr zum alleinigen Bildinhalt, wobei sie die Stofflich- keit der Gegenstände hervorragend in Malerei umsetzte. Gestalterisch blieb sie immer der Kunst der Gründerzeit verhaftet. Bereits im ersten Jahr ihrer Malerinnenaus- bildung lernte sie den Kunststudenten Fried- rich Kallmorgen kennen. Bald wurde sie zur wichtigsten Ratgeberin für den jungen Maler: "Ich will keine Frau sein, die mit ein bissehen süßem Geschwätz den Mann unterhält, ihm ein kostbares Spielzeug isr - oh nein - ich als Frau von einem Künstler will vollen Anteil an seinen Werken haben, ich will die anregende, fördernde Kraft sein. Mit mir, durch mich." Erst nachdem gesichert war, dass Friedrich Kallmorgen mit dem Verkauf seiner Gemälde eine Familie ernähren konnte, erlaubte sein Vater die Hochzeit, die am 10. September 1882 stattfand. Doch weder die Heirat noch die Geburt der beiden Kinder hinderten Margarethe am Malen. Nachdem im Sommer 1883 der Sohn Walther zur Welt gekommen war, zog Marga- rethes Schwester Anna zu der jungen Familie. Sie kümmerte sich um den Haushalt und die Familie. Bis zur Geburt der Tochter Helene war Margarethe Schülerin von Ferdinand Kel- ler. Sie erhielt Aufträge für Gemälde, sie be- schickte regelmäßig Ausstellungen, wo ihre Arbeiten meist auch verkauft wurden, und seit 280 1884 unterrichtete sie immer wieder Privat- schülerinnen. Margarethe war nach Kräften bemüht, mit ihrem Verdienst das Haushalts- geld aufzubessern. Dabei teilte sie ihre Zeit ge- wissenhaft ein: ,,Abends strickend, morgens malend, nachmittags Frau für alles'" wie sie 1885 ihre Situation beschrieb. Die künstleri- schen Erfolge Friedrich Kallmorgens ermög- lichten es dem Paar, 1889 in Grötzingen das "Haus Hohengrund" als Wohnsitz für den Sommer zu bauen. Margarethe entwickelte, wegen der langen Abwesenheit ihres Gatten, der als Landschaftsmaler zahlreiche Reisen un- ternahm, große Selbständigkeit. Unterstützt von ihrer Schwester Anna hatte sie bereits 1889 das Richtfest des Hauses ohne ihren Mann bestreiten müssen. Darüber hinaus ar- beitete sie beständig an ihren eigenen Werken - in einem Nordzimmer. das ihr als Atelier diente, und gelegentlich auch im Garten. Wie ihr Ehemann hielt auch Margarethe den Kon- takt zu den Kollegen und Kolleginnen in Karlsruhe. 1898 wurde sie in den Vorstand des Karlsruher Malerinnen-Vereins berufen. Von 1900 bis1902lehrte sie Blumen- und Stillle- benmalerei an der Malerinnenschule in Karls- ruhe. Mit der Berufung ihres Mannes zum Professor an die Berliner Akademie und dem Umzug in die Reichshauptstadt erlahmte die künstlerische Schaffenskraft der 46-jährigen. BRIGITTE BAUMSTARK Melitta Schäpf 1901-1989 Am 27. Januar 2001 jährt sich der Geburtstag einer außergewöhnlichen Karlsruherin zum hundertsten Male. Melitta Schöpf wurde 1956 als erste FDP-Frau in den Karlsruher Stadtrat gewählt. Im selben Jahr kandidierte sie für ihre Partei auch zu den Landtagswah- len. Für eine Frau in den 50er Jahren schlug sie damit ungewöhnliche Wege ein. In ganz Baden-Württemberg befanden sich unter ins- gesamt 350 Erstkandidaten nur elf Frauen, in Karlsruhe war sie die einzige Kandidatin. Me- litta Schöpfs gesellschaftspolitisches Enga- gement hatte Familientradition. 1901 in Mos- bach geboren, wuchs sie in der Karlsruher Weststadt auf und besuchte das Lessinggym- nasium am Gutenbergplatz. Im Elternhaus wurden, besonders von mütterlicher Seite her, demokratische Traditionen lebendig erhalten und weitergegeben. Urgroßvater und Urgroß- onkel hatten sich an den revolutionären Auf- ständen 1848/49 in Baden beteiligt und wa- ren nach deren Niederschlagung in den Kasse- matten von Rastatt inhaftiert. Melitta Schöpf entschloss sich, nach Beendigung von Natio- nalsozialismus und Zweitem Weltkrieg in die FDP zu gehen, weil sie dort Ideale wie Indivi- dualismus und Freiheit des Denkens groß ge- schrieben sah. Den Anstoß, politisch aktiv zu werden, gab für sie jedoch die Frage der Gleich- berechtigung der Frau. Es war schließlich die Freundschaft mit Dr. Marie Elisabeth Lüders, die bereits in Kaiserreich und Weimarer Repu- blik in der Frauenbewegung führend gewesen war und nun für die FDP im Bundestag saß, die Melitta Schöpf 1953 in die liberale Partei führte. 1955 übernahm sie den Vorsitz der Karlsruher FDP-Frauengruppe, und auch im Landesfrauenausschuss der Partei war sie ver- treten. Dies alles war für die Gattin des Inha- bers eines bekannten Karlsruher Modege- schäfts durchaus ungewöhnlich. Seit 1931 war sie mit dem Kaufmann Karl Schöpf verheira- 281 tet. Ihrer Tochter wurde sie in ihrem vielfaIti- gen politischen und sozialen Engagement so- wie ihrem Einsatz für die Gleichberechtigung der Frau zum Vorbild. Melitta Schöpfs politische Arbeit be- schränkte sich keineswegs auf Frauenfragen. Sie wurde bald als stellvertretende Vorsitzende in den Vorstand der Karlsruher FDP gewählt und in den Ausschuss für Gewerbepolitik der Bundespartei entsandt. Auch in ihter Tätigkeit als Stadträtin deckte sie ein breites Spektrum an Themen ab. Ob es nun um die Beleuch- tung des Marktplatzes, die geplante Auflösung der gynäkologischen Abteilung im städtischen Krankenhaus, die Überbelastung der Polizei oder Sicherheit im Straßenverkehr ging, Me- litta Schöpf vertrat stets engagiert ihre Über- zeugung. Ende der 60er Jahre setzte sie sich vehement gegen den vollständigen Abbruch des im Krieg beschädigten Ständehauses ein. Dies war ihr nicht alleine ein baugeschichtli- ches und ästhetisches Anliegen, vielmehr woll- te sie das alte Ständehaus als bedeutendes Zeugnis der liberalenVerfassungsgeschichte Badens erhalten sehen. Die Frau, der die Überlieferung demokratischer Traditionen ein wichtiges Anliegen war, war gleichzeitig mit ihren Ideen oft ihrer Zeit voraus. Manches, wofür sie sich einsetzte, hat bis heute nichts an Aktualität eingebüßt. Bereits 1968 sah sie in der Ganztagsschule die Schule der Zukunft und schlug vor, Schulhausneubauren im Hin- blick darauf zu planen. Neben der Arbeit in Partei und Stadtrat fand Melitta Schöpf noch Zeit und Kraft, sich vielfältig gesellschaftlich und sozial zu engagieren. All ihre Aktivitäten und Funktionen im Einzelnen zu benennen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Erwähnt sei, dass sie u. a. stellvertretende Vor- sitzende des Deutsch-Evangelischen Frauen- bunds war. Kirchenälteste sowie stellvertreten- de Vorsitzende des Kreisvereins Karlsruhe des Roten Kreuzes. 1967 wurde Melitta Schöpf für ihre Verdienste im Bereich der Kommunal- politik, der Frauenarbeit und des Sozialwesens das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen. 1975 ehrte die FDP sie mit der Thomas-Deh- ler-Medaille. Die engagierte Politikerin ver- starb am 26. Februar 1989. BARBARA GUTTMANN 282 Gustav Zimmermann 1888-1949 "Dieser Tod ist wahrlich eine bittere Überra- schung für uns alle" schrieb Landtagspräsident Wilhe1m Keil dem hessischen Ministerpräsi- denten Christian Stock am 13. August 1949. "Wir haben einen guten Kameraden und ich persönlich einen rreuen Freund verloren". Der plötzliche Hetztod des SPD-Politikers Gustav Zimmermann erschütterte damals zahlreiche Weggefährten, zumal der Verstorbene eine Aura der Vitalität hatte, die Gedanken an Krankheit und Tod gar nicht aufkommen ließ. Gustav Zimmermann wurde am 2.12.1888 in Liedolsheim bei Karlsruhe geboren. Er war Mechaniker und Seemann, bevor er um 1910 zum Journalismus kam. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er schwer verwundet wur- de, war Zimmermann Redakteur sowie Ver- lagsdirektor und stand als stellvertretender Landesvorsitzender mit an der Spitze der badi- schen SPD. Von 1920 bis 1933 Stadtrat und SPD-Fraktionsvorsitzender in Mannheim, er- lebte Zimmermann 1933 die Entlassung aus allen Ämtern durch die Nationalsozialisten. Als führender badischer Sozialdemokrat be- fand er sich 1933 auch in "Schutzhaft" im KZ Kislau. Nach der Entlassung ernährte Zimmer- mann seine Familie als Geschäftsführer einer Papierwarenfabrik und als Handelsvertreter. Wegen Verbreitung eines verbotenen Presseor- gans saß er später erneut für drei Monate im Gefängnis. Nach dem Untergang des "Dritten Reiches" wurde der politisch Unbelastete im Spätfrühjahr 1945 von der US-Militärregie- rung in Mannheim zum Ersten Bürgermeister ernannt. Doch höhere Aufgaben warteten auf ihn: Im September 1945 berief ihn der Präsident des Landesbezirkes Baden im neugegründeten Land Württemberg-Baden Heinrich Köhler, zum Landesdirektor des Inneren und zu sei- nem Stellvertreter. Damit fand Zimmermann einen neuen Lebensschwerpunkt in Karlsruhe, wo die den Landesministerien in Stuttgart beigeordneten Landesdirektionen angesiedelt waren. Er war gewissermaßen für Nordbaden Stellvertreter des Innenministcrs von Würt- temberg-Baden. Als einer der Mitarbeiter am demokratischen Neubeginn im deutschen Süd- westen schrieb er sich in die Nachkriegsge- schichte ein. Schon im Januar 1946 wurde er Mitglied der Vorläufigen Volksvertretung in Stuttgart. Im Sommer des gleichen Jahres erfolgte seine Wahl in die Verfassungsgebende Landesver- sammlung von Württemberg-Baden und zum Erstem Vizepräsidenten. Bei der Erarbeitung 283 der Verfassung des Landes Württemberg-Ba- den leistete Zimmermann im Verfassungsaus- schuss Grundlegendes. Auch im Landtag von Württemberg-Baden. dem er für den Wahl- kreis Mannheim angehörte. nahm Zimmer- mann die Aufgabe des Ersten Vizepräsidenten wahr. Sein parteiübergreifendes Ansehen. sei- ne Konzilanz und sein großer Sachverstand führten im Sommer 1948 zur Wahl in den Parlamentarischen Rat. Er war Mitglied des Hauptausschusses und zählte neben dem mit ihm eng befreundeten Carlo Schmid zu den Sozialdemokraten. die entschieden für Kom- promisse mit den Konservativen, vor allem mit der CDU /CSU. eintraten und damit das Grundgesetz überhaupt erst ermöglichten. Während sich Zimmermann in Karlsruhe. Stuttgart und Bonn engagierte und die Arbei- ten am Grundgesetz in eine Krise gerieten, starb Heintich Köhler. der Präsident des Lan- desbezirks Baden. Als Stellvertreter war Zim- mermann der gegebene Nachfolger. Der 60- jährige fragte sich. ob er auch diese Last noch würde schultern können. Aber er verschloss sich den lauten Rufen nicht und trat das Prä- sidentenamt an. Zunehmend machten sich Folgen der Ent- behrung und der psychischen Belastung aus der Zeit vor 1945 bemerkbar. Zimmermann litt unter einer schweren Herz- und Bronchi- enerkrankung, die er nicht auskurieren konn- te. Im Sommer 1949 bekam er eine Lungen- entzündung, von der er sich zu erholen schien. Eine plörzlich auftretende Embolie führte am I. August 1949 im Neuen Vinzentius-Kran- kenhaus in Karlsruhe seinen Tod herbei. FRANK RABERG Johann Georg Schlosser 1739 -1799 Als einer der "merkwürdigsten" badischen Be- amten wird er in einer Würdigung charakteri- siert. Vielleicht weil er. geboren 1739 in eine Familie der Oberschicht zu Frankfurt. sich immer als "Republikaner" einer freien Reichs- stadt empfand. dem Adel gleichwertig wie sein Schwager Goethe. Nach Rechtsstudium. kurze Zeit Geheim- sekretär. später als Advokat in Frankfurt. trat der Sprachkundige als Übersetzer und Verfas- ser philosophischer Beiträge literarisch hervor. Als er 1773 Goerhes Schwester Cornelia hei- raten wollte, verlangte deren Vater, dass er eine gefestigte Position samt Titel vorweisen solle. Schlossers Interesse galt der badischen Verwal- tung. die ihm als vorbildlich und Markgraf Friedrich als "einer der hervorragendsten Ver- 284 treter des aufgeklärten Absolutismus" erschien. Jener kannte Schlossers "Katechismus der Sit- tenlehre für das Landvolk" und stellte ihn als Hof- und Regierungsrat in das Hofratskollegi- um ein, das Regierungsfunktionen wahrnahm. Nach kurzer Zeit in Kar!sruhe, "schroffe Redlichkeit" machte ihn hier unbequem, zog er mit seiner Frau Cornelia nach Emmendin- gen als hochbezahlter Oberamtsverweser der Herrschaft Hochberg, eine der sücllichen badi- schen Exklaven neben Rötteln und Badenwei- ler. Während die an Frankfurter Geselligkeit gewöhnte Cornelia sich in diesem Ackerbau- städtchen, fern von ihrem geliebten Bruder, sehr unglücklich fühlte, fand Schlosser als oberster Beamter das richtige Betätigungsfeld. Die Verweser verkehrten direkt mit dem Hof- kollegium, waren sie doch für die Polizeige- walt, die Schul- und Kirchen- und Finanzsa- chen, die untere Gerichtsbarkeit und die Ge- werbeaufsicht zuständig. Wenn der Hofrat unter dem "unverbesserlichen Besserwisser" auch litt, denn der Fürst gewährte ihm stetig seine Gunst, so entwickelte sich unter der flei- ßigen, akuraten Verwaltung Schlossers diese Zwergresidenz auf allen Gebieten ganz vorzüg- lich. Seine schriftstellerischen Produktionen ruhten nicht, und Freundschaften mit Litera- ten in der Schweiz, im Elsass und anderswo pflegte er durch reichen Briefwechsel. Der ra- sche Tod der 27 -jährigen Cornelia 1777 nach einer zweiten Geburt und depressivem Dasein war ein harter Schicksalsschlag. Nach 13 Jah- ren in Emmendingen bat er 1787 um eine Stelle "an der er nicht reden dürfte bis man ihn fragt". Kar! Friedrich berief ihn als Geh. Hof- rat nach Karlsruhe, und die Reaktion Schlos- sers war: "Ich lebe so frei wie in Frankfurt. Mein ganzer Zwang besteht darin, dass ich alle Tage einen Haarbeutel und Schuhe und Strümpfe trage." In seinem Wirken ging er, der die "Politik" des Aristoteles als erster ins Deut- sche übersetzt hatte, von einer Gewaltenteilung aus. In vielem der Tradition zwar verbunden, so für die Erhalrung der Ständegesellschaft und der Zünfte, war er schon 1783 vom Kaiser Joseph II in eine Kommission zur Verbesse- rung des österreichischen Rechts berufen wor- den. Jetzt forderte er entschieden die Unab- hängigkeit des Hofgerichrs vom Hofrat, quasi der Exekutive, und dem Fürsten, quasi der Le- gislative. 1790 wurde das eigene Hofgericht ge- schaffen und Schlosser zum Direktor bestellt, obgleich der Markgraf letztlich sters den Adel bevorzugte, aber auf einen solchen "Gelehrten und Mann von Genie" nicht verzichten wollte. 1794 wollte Schlosser aus dem badischen Staatsdienst ausscheiden. Er nahm Anstoß am Eingriff des Markgrafen in die Justiz in Sachen eines hochverschuldeten französischen Asylan- ten, für die das Herz des Fürsten in der Revo- lutionszeit schlug. Hier sah er einen groben Verstoß gegen den von ihm immer wieder ver- tretenen Gerechtigkeitssinn. "Mein Herr ist der liebste Mann, den ich kenne, aber er ist unthätig", und damit meinte er: vom Hofstaat absorbiert, der nur den "Hofblick" kannte. Als unabhängiger Geist, seit 1798 Syndikus im Frankfurter Magistrat, 1799 gestorben, war er ein aufgeklärter Begleiter, ja Wegbereiter eines Monarchen an der Schwelle zum bald libera- len Baden des 19. Jahrhunderts. LEONHARD MÜLLER 285 Rahel Varnhagen 1771-1833 "Hier bin ich noch mit niemand, als wär's mei- nesgleichen", schrieb Rahel Varnhagen im De- zember 1816 an einen Freund, nachdem sie ein halbes Jahr als Ehefrau des preußischen Ge- sandten am badischen Hof, Karl August Varn- hagen, in Karlsruhe gelebt hatte. In die Litera- tur- und Geschichtswissenschaft ging Rahel Vamhagen ein als Betreiberin der wohl bedeu- tendsten Berliner Salons in den Jahrzehnten um 1800, in denen sich der gebildete Adel mit Vertretern des Bürgertums zu stände- und kon- fessionsübergreifendem Gedankenaustausch traf. Zudem hinterließ sie ein umfangreiches Briefwerk, sie korrespondierte im Laufe ihres Lebens mit rund 300 Menschen. Dennoch umgab sie immer eine Einsamkeit, die mit ih- rer Herkunft und ihrem Wesen zusammen- hing. Es stellt sich die Frage, mit wem Rahel hätte so sein können, als wär's ihresgleichen? Sie kam am 19. Mai 1771 als ältestes Kind des jüdischen Kaufmanns Markus Lewin und seiner Frau Chaie in Berlin zur Welt. 1790 begann sie in der Dachstube ihres Elternhau- ses ihren ersten Salon zu etablieren. 1806, als sich im napoleonisch besetzten Preußen der Nationalismus verbreitete, musste sie ihn schließen, denn nun traf man sich nicht mehr bei einer Jüdin. Der deutsche Nationalstolz zeichnete sich von Anfang an durch eine Ab- weisung der Juden aus. 1814 heirate re sie den 14 Jahre jüngeren Karl August Vamhagen, nachdem sie vorher zum christlichen Glauben übergetreten war. Mit ihm lebte sie ab 1816 in Karlsruhe, bis er 1819 von seinem Amt abberufen wurde. Das Ehepaar ging zurück nach Berlin, wo Rahel ihren zweiten Salon eröffnete. Sie starb 1833. In ihren Karlsruher Jahren vermisste sie vor allem die gelehrte Geselligkeit. Sie schrieb: "Karlsruhe ist ein schöner, unbequemer Ort. Die Unbequemlichkeit liegr in der Prätention eines großen, ohne dessen Ressourcen zum Nutzen und Vergnügen, und in der Be- schränktheit und dem Stagnierenden eines kleinen. ( ... ) Kurz, es fehlt den Personen, die sich sehen könnten, eine volle Stadt als Unter- lage und Grund ihrer Gesellschaften.« Auch stieß das Ehepaar aus Preußen wohl auf Vor- behalte seitens der Residenzstadtbewohner. Der Karlsruher Chronist Friedtich Weech stellte noch 1885 fest: "Doch fand der spezi- fisch norddeutsche Zuschnitt ( ... ) nicht gera- de vielen Anklang bei dem Karlsruher Adel . Mit den Beamten- und Bürgerkreisen hatte das geistreiche Gebahren ( ... ) so gut wie gar keine Berührung." Erschwerend kam füt Ra- hel hinzu, dass sie als geborene Jüdin bei Hofe nicht geladen wurde. 286 Hinzu kam die Erkennrnis. dass sie als Ehefrau in ihrer Bewegungsfreiheit stark ein- geschränkt war. Die Erfahrung. dass sie nur etwas galt in Bezug auf ihren Mann. war für sie neu und unangenehm. So schrieb sie 1819 an ihre Schwester: "Es ist Menschenunkunde. wenn sich die Leute einbilden, unser Geist sei anders und zu anderen Bedürfnissen konsti- wiert, und wir könnten zum Exempel ganz von des Mannes oder Sohnes Existenz mit- zehren." Dennoch zählten die Karlsruher Jahre zu den glücklichsten ihres Lebens. da sie erstmals - abgesehen von der Abweisung des Hofes - nicht mehr unter den Kränkungen ihrer frü- heren Jahre litr. Ihr war der gesellschaftliche Aufstieg von der an den Rand gedrängten J ü- din zur Gattin des preußischen Gesandten gelungen. Die Verkündung der badischen Ver- fassung 1818. an die sich die Hoffnung auf eine gesamtgesellschafdiche Emanzipation auch der jüdischen Minderheit knüpfen konnte. erlebte sie wie ihr Mann mit großer Freude. Die judenfeindlichen Hep-Hep-Stürme von 1819 erschreckten sie dann bis in den Her- zensgrund. Sie behielt nämlich trotz ihres ge- sellschaftlichen Aufstiegs und ihres Übertritts zum Christentum ein Gespür für das Inhuma- ne einer Gesellschaft. die bestimmte Gruppen ausschließt oder abwertet. So meinte sie am Ende ihres Lebens. dass sie ihre Herkunft um keinen Preis mehr missen wollte. SUSANNE ASCHE Hilda von Baden 1864-1952 - Am 3. Mai 1885 schrieb Erbgroßherzog Fried- rich an seinen Bruder Ludwig: "Ich kann Dir nur wünschen. dass Du auch einmal so glück- lich wirst. wie ich es bin. und eine solche Per- le findest, wie mir sie in meiner Hilda von Gott geschenkt worden isr." Eine Liebesheirat. doch politisch geplanr. Denn Großherzog Friedrich I. kümmerte sich nicht nur intensiv um die Schul- und Universitätsausbildung wie um die militärische Laufbahn des Thronfol- gers. sondern auch um die Wahl der Schwie- gertochter. bei der sich sogar die englische Königin Viktoria. beka nnt für den europäi- schen Heiratsmarkt. einmischte. Nach einigen Absagen nahm Friedrich I. vorsichtig Verbin- dungen mit Herzog Adolf v. Nassau auf. der im Krieg 1866 von den Preußen aus seinem Land verjagt worden war. Eine Verbindung von dessen Tochter Hilda mit dem Enkel Wil- helms I. hätte also eine positive Entwicklung geschaffen. Vorsichtig sollte der Erbprinz sei- ne politischen Standpunkte beim ersten Be- such darlegen. Aber das war nicht nötig. "denn der Mensch denkt und Gott lenkt" notierte Adolf v. Nassau. seit 1890 Großher- zog v. Luxemburg. und bald begannen "unbe- schreiblich glückliche Tage". als am 26. Sep- tember 1885 das junge Paar in Karlsruhe ein- zog. Die Ehe blieb leider kinderlos. "ein schmerzliches Entbehren". Hilda betreute auf- opferungsvoll den seit seiner Jugend an Ge- lenkrheumatismus leidenden Gatten. der in seiner Offizierslaufbahn öfter aussetzen muss- te. Sie begleitete ihn an verschiedene Standor- tc, vor allem nach Berlin mit Kontakten zum HofWilhe1ms 11.. dessen schnoddrigen Gar- deleumantsjargon Friedrich bei seinem Vetter gar nicht schätzte. 1902 schied er aus dem 287 Dienst, da Wilhelms Militärkabinett seine Ernennung zum Kommandierenden General in Baden ablehnte. weil man u. a. "den jungen süddeutschen Fürsten mit partikularistischem Untergrund" misstraute - so auch dem Würt- temberger und dem Bayer. In Karlsruhe bezo- gen Friedrich und Hilda das neuerbaute Palais, heute Sitz des Bundesgerichtshofs, in dem sie auch blieben, als der Vater 1907 starb und Mutter Luise, die Kaisertochter. im Schloss residierte. Hilda "nahm das in ihrem beschei- denen Sinn gerne hin, , .. anerkannte sie doch rückhaltlos die überragende Größe der bishe- rigen Landesmutter". Beim Badischen Frauen- verein, der unter Luise eine bedeutende Leis- tungskraft gewonnen hatte, musste Hilda im "liebevollen Wetteifer" mit der repräsentati- onsgewohnten Schwiegermutter eine "ausge- prägte Selbstbeherrschung" zeigen. Im I. Weltkrieg gewann Hilda durch Laza- rerrbesllche. Sorge um Verwundetentranspor- te, Ausbildung von Krankenschwestern und anderes weitere Anerkennung der Bevölke- rung. In den sieben Friedenjahren hatte seit 1907 Friedtich 11. , der nicht die Strahlkrafr seines Vaters besaß, dessen Regierungsprinzi- pieo nur weiterführen können. Das neue Großherzogspaar, das sehr zurückhaltend war, galt manchem als arrogant. Wenn dies auch nicht zutrifft , so machte man sich doch poli- tische Illusionen bis zum Kriegsende. Am 11. November 1918 meinte das Paar nach einem Intermezzo einer kleinen Soldateska fliehen zu müssen. Durch ein Fenster musste man stei- gen samt Murter Luise und Schwester Vikto- ria, Königin v. Schweden, um das im Fasanen- garten wartende Auto zu erreichen, den Kof- fer mit Kronjuwelen vetgessend, den anderntags ein Hofbeamter unterm Busch entdeckte. Erst im Schloss Langenstein, fern vom "roten Mannheim ", fand man eine Blei- be, wo man nach Thronverzicht, anders als andere Fürsten, sich großzügig in den Ab- standsleistungen zeigte. Bei der zunehmenden Erkrankung des Großherzogs, der erblindete, sah Hilda in dessen Pflege ihre ganze Aufgabe. Als ihr Gatte 1928 starb, beging man in Karls- ruhe über alle Parteiungen hinweg eine feier- liche Beerdigung. Hilda wohnte im Freiburger Palais, das 1944 zerbombt wurde. In Baden- weiler verlebte sie, die sich völlig abseits des NS-Regimes gehalten hatte, nun ihre letzten Jahre. Sie war wie ihr Gatte ein tiefreligiöser Mensch, der Vorbildliches leisten wollte, dem die Zeitläufte jedoch die Wirkungsfelder ein- schränkte, die Hilda mit Eifer zu bestellen ver- suchte. LEONHARD MÜLLER 288 Richard Horter 1868 -1942 Der Höhepunkt des politischen Lebens von Richard Horter lag zweifellos in der Revoluti- onszeit 1918/19. In dem am 11. November in Karlsruhe gebildeten Arbeiterrar wurde er Vor- sitzender, bewerkstelligte tags darauf die Kon- stituierung eines gemeinsamen Vorstandes des Arbeiter- und Soldateneates und sorgte mit für die Verbreiterung des Arbeiterrates durch die Aufnahme christlicher und liberaler Gewerk- schafter sowie von Vertretern anderer Bevölke- rungsgruppen. Daher nannte sich dieser seit Ende November Volksrar. Als Vorsitzender des Karlsruher Arbeiter- und Soldatenrates eröff- nete Horter dessen Vollversammlung mit den Worten: "Dank gebührt den Soldaten, welche durch ihr beherztes Auftreten die dem Volk auferlegten Fesseln sprengten. Jetzt gilt es, das Errungene festzuhalten .... Der Arbeiter- und Soldateneat steht mit ganzer Macht hinter der Volksregierung, um sie in ihrer Reformarbeit zu unterstützen." Horter stammte aus der Lausitz, wo er in Rothwasser am 10. April 1868 geboren wurde. Wie sein Vater erlernte er das Maurerhand- werk. Als 18-Jähriger kam er nach Mannheim, leistete 1889-1891 den Militärdienst und ging dann aufWanderschaft in die Schweiz, nach Österreich und Frankreich. Zurück in Mann- heim engagierte er sich bei der SPD und in der Gewerkschaft. Nach einer Ausbildung an der Berliner Parteischule wurde der Maurer 190 I Bezirksleiter des Bauarbeiterverbandes. Der Weg Horters in der Arbeiterbewegung gleicht dem vieler rhethorisch begabter und organisa- torisch befähigter Funktionäre, die ihren er- lernten Beruf aufgaben und sich in den Dienst der Partei oder Gewerkschaft stellten. Als Leiter des Bauarbeiterverbandes über- siedelte Horter 1912 nach Karlsruhe und setz- te hier seine parteipolitische Aktivität fort. Er trat bei I. Mai-Veranstalrungen als Redner auf und gelangte in den Vorstand des SPD-Orts- vereins. In der mehrheitlich reformistisch ori- entierten Karlsruher Organisation galt er als Sprecher der linken innerparteilichen Oppo- sition. Zeitgenossen bescheinigten dem Parrei- linken, der im Kriege nicht zur USPD wech- selte, eine nüchtern-ruhige Art und eine klare, fast leidenschaftslose Sprechweise. Er habe sich damit in Partei und Gewerkschaften eine brei- te Vertrauensbasis erworben. Dies galt wohl auch für seine rege Tätigkeit im Arbeiterrat, denn er wurde als badischer Delegierter in den Berliner Rätekongress entsandt. Ab Dezember 1918 war er Mitglied des Zentralrats der Deut- schen Sozialistischen Republik. Dieser fun- 289 gierte bis zum Zusammentritt der Deutschen Nationalversammlung im Februar 1919 als Ersatzparlament. Der Zentralrat wirkte bei den wichtigsten politischen Entscheidungen der Reichs- und der preußischen Regierung mit und besaß das Recht, Volksbeauftragte zu ernennen und abzuberufen. Seit 1919 gehör- te Horter zuerst der Badischen Nationalver- sammlung und dann dem Landtag bis 1925 an, wo er 1919-1921 dem Petitionsauschuss vorstand. Außerdem bestimmte ihn die SPD als Arbeitnehmervenreter des Handwerks von 1920-1933 zu einem ihrer Verrreter im Reichswirtschafrsrat. Dieser Rat blieb ein weit- gehend bedeutungsloses Gremium, das unter Beteiligung aller wirtschaftlichen Berufsgrup- pen grundlegende sozial- und wirrschaftspoli- tische Gesetzentwürfe begutachten sollte. Nach dem Ausscheiden aus dem Landtag übernahm Horrer die Bezirksleitung des Ver- bands sozialer Baubetriebe. Die Nazis setzten den 65-Jährigen und seine Familie nach 1933 zahlreichen Schikanen aus bis hin zur Verhän- gung zeitweiliger Schutzhaft, denen er sich durch eine Übersiedlung nach Legelshurst bei Kehl zu entziehen versuchte. Horter srarb dort am 13. Mai 1942, ohne dass seine Verdienste um die Arbeiterbewegung oder um die fried- liche Neuordnung des Sraarswesen 1918/19 gewürdigt wurden. MANFRED KOCH Clara Faisst 1872-1948 "Mit einem Flügel kann man ja nicht fliegen" - dieser Satz stammt nicht etwa von einem Vogelkundler, sondern von der Karlsruher Komponistin C. Faisst. Geboren ist sie in die- ser Stadt am 22. Juni 1872 - gerade vor 130 Jahren - und sie starb hier am 22. November 1948. Als Pianistin, Musiklehrerin und Kom- ponistin sowie als Dichterin wirkte sie in ihrer Heimat. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie zunächst am Großherzoglichen Konserva- torium in Karlsruhe, 1894 ging sie dann zum Studium nach Berlin an die Königliche Hoch- schule für Musik, wo Max Bruch einer ihrer Lehrer war. Seit 1901 ist sie als "Pianistin", später auch als "Tonkünstlerin" im Karlsruher Adressbuch verzeichnet. e. Faisst hat vorwiegend Lieder kompo- niert, u. a. auf Texte von E. Geibel, G. Haupt- mann, L. Uhland sowie auf eigene Gedichte. Viele der Lieder und der rund 10 Orgel- und K1avierwerke sind veröffentlicht. Die Künstle- rin pflegte viele Freundschaften, u. a. zu Hans Thoma, dem Direktor der Kunsthalle in Karls- ruhe, zum Dichter Hermann Hesse, sowie vor allem zu Musikern wie W. Furtwängler, J.Joa- chim und ihrem Lehrer M. Bruch. Eine bis zum Tod der Komponistin andau- ernde Freundschaft bestand mit dem Arzt, Theologen und Musiker Albert Schweitzer. Die Verbundenheit in musikalischen Fragen muss sehr groß gewesen sein. Faisst schrieb am 5. März 1939 an Schweitzer: "Ich vergesse die Stunden nie im Leben, als Sie einmal am späten Abend in mein Zimmer traten und ich Ihnen viele von meinen Liedern spielen u. singen durfte. [ ... ] Wie Sie mir damals zuhörren, u. beim Fortgehen um ein Heft der Lieder baten - das war eine solche Ermutigung und Ehre für mich, für die ich Ihnen immer dankbar bleibe. Das sind seltene Stunden im Leben des Künstlers [ ... ] Gestern las ich in einem Musik- kreis aus Ihrem Bachbuch vor. Ich spielte das 290 Iw. Concerr [von). S. Bach]. Das ist so befrei- end, so lebensstark, so klar, so beglückend froh. Glaubt man, daß dieses Werk vor 200 Jahren entstanden ist? Ach, was ist "Zeit" - rasch enteilend - solche Lebenswerke wie die unserer ganz großen Meister können nie ver- alten, denn sie sagen ja gerade jedem Zeitalter das, was es braucht! [ ... ] Wenn Sie jemals wieder einmal Abends, wie damals, in meinen Musikraum träten, dann würden Sie da zwei Flügel vorfinden, die mir Freunde schenkten. Mit einem Flügel kann man ja nicht fliegen, dazu braucht man schon zwei! Und da mir das Geld zum Reisen fehlr, ich meine zu solchen Reisen, nach denen ich mich sehne - so lasse ich mich von den Flügeln in "ferne Welten" tragen, wo alles groß, harmonisch, rein und erhaben ist. [ ... ] Meine Kunst hat hier eine feste kleine Zu- hörerschar, die ich alle 4 Wochen zur Musik in meine Wohnung lade. Ich pflege die Werke unsrer großen Meister und spiele viel Bach - neben den andern Großen. [ ... ]" Weitere erhaltene Briefe an Freunde zeigen ein eindrückliches Bild der schwierigen Le- bensumstände in Karlsruhe während und nach dem Zweiten Weltkrieg, die schlechte Er- nährungslage und die Probleme beim Behei- zen der Wohnungen in der zu einem Drittel sehr schwer zerstörten Stadt. In diesen Jahren verschlimmerre sich zudem der Gesundheits- zustand der Künstlerin. C. Faisst erlebte zwei Weltkriege. Diese Er- fahrungen und die damit verbundenen Verluste von Angehörigen sowie weitere Entbehrungen haben ihr Leben stark geprägt. Die Musikerin war schwierigen äußeren Umständen ausge- setzt und dennoch fand sie als Kampanistin und ausübende Künstlerin Anerkennung. Erhalten hat sich ihr handschriftlicher und gedruckter Notennachlass in der Badischen Landesbibliorhek. So kann ihr Werk heute wieder neu entdeckt werden. MARTINA REBMAN N Alois Kimmelmann 1886-1946 Im Sommer 1945 wurde AJois Kimmelmann unter Beteiligung der US-Militärregierung zum Wiederaufbau des Schulwesens in die neu konstituierte Unterrichtsverwalrung für Württemberg-Baden in Karlsruhe berufen. In der im selben Jahr veröffentlichten Schrift "Erziehung und Bildung in neuem Geiste" bot 291 der neu ernannte Ministerialrat rückblickend eine erste breitere Nachkriegsanalyse der Erzie- hungsideologie und Schulwirklichkeit der NS- Zeit und umriss sein pädagogisches Leitbild: "Der Geist der Humanität muss hineinstrah- len in die Schulen. Unter Abkehr von den ver- derblichen, verabscheuungswürdigen Irrlehren des Nationalsozialismus. unter Verurteilung der verbrecherischen Taten muß die Schule die Kinder wieder hinführen zur Ehrfurcht vor allem Hohen und Erhabenen, vor der Heilig- keit menschlichen Lebens, und sie bilden zu ( ... ) rechtschaffenen, vernünftigen, religiös- sittlichen Menschen und brauchbaren Glie- dern einer neuen Gemeinschaft." Vierzig Jahre davor hatte es den am 21. Juni 1886 im fränkischen Oberalbach gebore- nen Alois Kimmelmann als Junglehrer beruf- lich zum ersten Mal nach Karlsruhe verschla- gen. Zwischen 1905 und 1912 war er zu- nächst in der Südstadt (Uhland- und Neben- iusschule), anschließend in Mühlburg (Hardt- schule) als Unterlehrer tätig. Zuvor durchlief er die im Großherzogturn Baden seinerzeit übliche Ausbildung zum Volksschullehrer: Dem Volksschulabschluss (1900) in seinem Geburtsort folgten zwei Jahre Präparanden- schule (Tauberbischofsheim) und drei Jahre Lehrerseminar (Ettlingen). Die größte politische und pädagogische Bedeutung erlangte Kimmelmann während der Weimarer Republik. Mittlerweile Haupt- lehrer in Pforzheim, gründete der Reserveoffi- zier und Weltkriegsteilnehmer nach seinem Eintritt in die SPD (1919) einen Ortsverband der sozialdemokratischen Frontkämpferverei- nigung Reichsbanner (1925). Als führendes Mitglied im Badischen Lehrerverein (ab 1921) hatte er erheblichen Einfluss auf die bildungs- und berufspolitischen Konzepte des Verbandes und genoss darüber hinaus aufgrund seiner schulpolitischen, pädagogischen und didak- tisch-methodischen Publikationen hohes An- sehen. So wurde er 1926 als Dozent für Allge- meine Unterrichtslehre und Methodik an die neu organisierte Lehrerbildungsanstalt Karls- ruhe berufen. Im selben Jahr erschien seine über Lehrergenerationen hinweg populäre "Geschichte der Lehrerbewegung in Baden 1876-1926". Ab 1929 übernahm Kimmelmann als Stadtoberschulrat die Leitung des Karlsruher Volksschulwesens. Unter schwierigen wirt- schaftlichen und bildungspolitischen Rah- menbedingungen gingen von seiner Amtsfüh- rung reform pädagogische Ansärze und Impul- se für das Volksschulwesen aus. Im Frühjahr 1933 wurde der sozialdemokratische Leiter des Stadtschulamts von den Nationalsozialisten entlassen und zwangspensioniert. Die zwölf Jahre des NS-Regimes verbrachte er in seiner fränkischen Heimat. Dort beschäftigte er sich mit lokal- und regionalgeschichrlichen Studi- en, für die er Druckerlaubnis erhielt, da man sie für politisch unverfänglich erachtete. Als Mann der ersten Stunde nutzte Kim- melmann 1945/46 die Möglichkeiten seines neuen Amtes rasch und zielsicher zur Behe- bung der akuten Schulnot in Nordbaden: Er organisierte u. a. Schnellkurse für Volksschul- lehrer, veröffentlichte die "Badischen Schul- blätter" als Schullektüre-Sammlung und gab 292 als Mitarbeiter eine neue Kinderfibel heraus. Auch an der Reorganisation der Lehrerbewe- gung hatte Kimmelmann großen Anteil. Er beantragte noch bei der US-Militärregierung die Herausgabe der "Südwestdeutschen Schul- zeitung" als Organ des Badischen Lehrerver- eins (1950 in die GEW integriert). Am 13. April 1946 wurde Alois Kimmelmann mit 59 Jahren durch einen plötzlichen Tod mitten aus seiner Arbeit gerissen. J ÜRGEN SPANGER Eduard Devrient 1801-1877 Sänger, Schauspieler, Regisseur - es war ein Mann vom Fach, kein Höfling, den vor 150 Jahren Prinzregent Friedrich 1852 als Inten- dant für sein Karlsruher Hoftheater gewann. In Berlin wurde Devrient 1801 geboren, und schon mit 18 Jahren war er Mitglied des kö- nigl. Hoftheaters. Als Bariton gefiel er in Mozart-Opern seinem Publikum. Im produk- tiven geistigen Leben, in dessen Mittelpunkt vor allem einige jüdische Häuser standen, hier besonders das Mendelssohnsche, war er mit Felix Mendelssohn-Bartholdy befreundet und an der "Wiederentdeckung" von Bachs Matt- häus-Passion beteiligt, bei der er die Partie des Jesus sang. Die Pflege der Musik Mendels- sohns galt für ihn auch später in Karlsruhe als eines seiner Ziele. Berlin enttäuschte bald Devrient. "In der immer unumschränkteren Gefallsucht" er- kannte er "das Grundlaster der neuen Kunst- periode. " Mit der Hinwendung zur Sprech- bühne wechselte er 1844 als Schauspieler und Oberregisseur nach Dresden, wo er schnell das Publikum für seinen Stil gewann: zwar Pflege der großen Werke der Weltliteratur, aber nicht im deklamatorischen "Weimarer Stil", son- dern im realistischen Sprachduktus. Konflik- te gab es mit seinem jüngeren Bruder Emil, auch Schauspieler, der sich nicht an strenge künstlerische Prinzipien halten wollte. Das machte ihm bald den Abschied leicht, zumal mit dem Ruf nach Karlsruhe große Aufgaben waneten. Erst 1853 war der Wiederaufbau des Hof- theaters nach dem schrecklichen Brand von 1847 vollendet. Der Fundus musste völlig neu begründet werden, und Devrients Verhand- lungsgeschick war es zu verdanken, dass mit einer einmaligen Bereitstellung von 50.000 Gulden ein guter Start ermöglicht wurde. 293 Gleichzeitig erhielt er die volle Verantwortung fur den künsrlerischen Betrieb, und mit einer geschickten Personalpolitik konnte er das Ni- veau des Ensembles heben. Nach den revolu- tionären Verhältnissen 1848/49 war das The- ater fast zum Amüsierbetrieb herabgesunken. Man musste, trotz Widerstände, nicht nur das Personal, auch das Publikum für ein neues Angebot gewinnen. Hier kam Devrient die "unermüdiche Ausdauer seiner Natur" zu Hilfe, schrieb der Karlsruher Gymnasialdirek- tor Gustav Wendt über seinen Zeitgenossen. Devrienrs Auftreten "war nie ohne freundli- ches Wohlwollen", aber dem Personal zeigte er klar, wer hier der Intendant sei. "Geldstrafen, welche für einzelne Unregelmäßigkeiten ein- mal feststanden, wurden unnachsichrlich ein- gezogen, schwere sitrliche Ausschreitungen nicht geduldet." In verschiedenen Schriften hat er sich zur Schauspielkunst geäußert, und er strebte für die Schauspieler eine "geachtete Stellung in der Gesellschaft an", die auf Bil- dung und Disziplin beruhte. So verpflichtete er nicht nur die einzelnen, Künstler, sondern auch die Chöre zu Lese- und Szenenproben. Shakespeare, Moliere, Goethe, Schiller be- stimmten das Theaterprogramm. Dem klassi- schen Repertoire des Schauspiels entsprach das musikalische. Das gängige Virtuosenturn hielt Devrient dem Theater fern. Große Künstler sollten eine feste Bindung bekommen. So wurde mit dem Engagement von Hermann Levi ein Dirigent gewonnen, der Karlsruhes Musikleben bald national weit berühmt mach- te. Bekannt ist Devrients Einsatz fur das Werk Richard Wagners. "Tannhäuser" stand 42mal, "Lohengrin" 28mal, der "Holländer" 17mal auf dem Programm. Seit 1862 wurde auch im neuen Theaterge- bäude in Baden-Baden gespielt, wo Hector Berlioz als Gast die Eröffnung dirigierte. Beim 50-jährigen Bühnenjubiläum Devrients 1869 wurde er als Generaldirektor unmittelbarer Hofbeamter als erster bürgerlicher Intendant. Seit 1870 im Ruhestand, vollendete er 1874 mit dem 5. Band seine "Geschichte der Schau- spielkunst". 1877 starb er, für viele eine Le- gende, mit dessen überragendem künstlerischen und organisatorischen Profil seine Nachfolger sich auseinanderzuserzen harren. LEONHARD MÜLLER Ernst Fuchs 1859-1929 In ganz Deutschland wurde Ernst Fuchs, Rechtsanwalt in Karlsruhe, als juristischer Fachschrifrsteller, insbesondere als so genann- ter Freirechtler, bekannt. Als Sohn eines Vieh- händlers 1859 in Weingarten geboren, be- suchte der Hochbegabte das Karlsruher Gym- nasium, studierte Rechtswissenschaft 1876- 1880 in Heidelberg und Straßburg und erhielt nach dem Vorbereitungsdienst 1884 die Zu- lassung als Rechtsanwalt zunächst beim Land- gericht Karlsruhe. In dieser Zeit übernahm er auch mehrfach Verteidigungen von Sozialde- mokraten, die nach den Sozialistengesetzen verfolgt wurden. 1894 folgte sodann die Zu- lassung als Rechtsanwalt an das Oberlandesge- richt Karlsruhe, wo er überwiegend in Zivilsa- chen tätig war. Bereits in dieser Zeit verfasste Ernst Fuchs Beiträge für juristische Zeitschrif- ten. Erstmals Aufsehen erregt haben soll er Anfang der neunziger Jahre mit einem in einer Fachzeitschrift erschienen Aufsatz, indem er vorschlug, durch Geserz den jüdischen Sabbat 294 auf den Sonntag zu verlegen, Ausgangspunkt für seine Überlegung war der Umstand, dass bei Zustellungen, Lieferungen, Fristabläufen und Wechselprotestationen durch die damals praktizierte strenge Sabbatsruhe nicht uner- hebliche Schwierigkeiten für den Rechtsver- kehr bestanden. In erster Linie wollte Fuchs durch seinen ungewöhnlichen Vorschlag den Assimilationsvorgang beschleunigen, was da- mals von vielen Tausenden fortschrittlicher deutscher Juden geteilt wurde. Ernst Fuchs gehörte zu einer Juristengene- ration, die mitten in ihrem Berufsleben den grundlegenden Wechsel von einer zur anderen (Zivil-)Rechtsordnung durchmachen musste. Dem zur Jahrhundertwende sich vollziehen- den Übergang vom französischrechtlichen Ba- dischen Landrecht zum streng am Römischen Recht ausgerichteten Bürgerlichen Gesetz- buch, mit dem die reichsweite Rechtseinheit auch im materiellen Zivilrecht verwirklicht wurde, stand Fuchs als glühender Anhänger des Badischen Landrechts von Anfang an reser- viert gegenüber. In erster Linie lehnte er die damit verbundene Tendenz zu mehr formalbe- griffiichem Denken ab. Hinzu kam, dass mit der Einführung eines neuen Gesetzeswerkes regelmäßig die Gebundenheit der Rechtsspre- chung zunahm, was sich insbesondere in den Anfungsjahren der reichsgerichtlichen Judikatur zum BGB bestätigt hat. Hierin liegen die Wur- zeln des alsbald einsetzenden Engagements von Fuchs für die nicht nur in Deutschland in Entstehung begriffene Freirechtsbewegung. Fuchs' Grundpositionen beruhen auf der Erkenntnis der Lückenhaftigkeit der staatli- chen Rechtsordnung. Die norwendige Lü- ckenausfüllung könne weder durch Analogie oder Umkehrschluss, sondern nur im Rahmen einer "soziologischen Methode" erzielt wer- den, wobei der Richter insbesondere die jewei- lige Verkehrssitte seiner Entscheidung zu Grunde zu legen habe. Gebe es keine, so solle er entscheiden, wie. ein mit den jeweiligen Verhältnissen vertrauter "gerechter und ge- scheiter Mann" urteilen würde. Nach Fuchs hat sich die neue "Gerechtigkeitswissenschafr" als eine empirisch - durch Soziologie und Psy- chologie - fundierte theoretisch-praktische Einheit darzustellen, die insbesondere eine grundlegende Änderung der Juristenausbil- dung erfordere. 1929 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Heidelberger Juristischen Fakultät: Fuchs habe die von ihm so genannte Pandektologie der Rechtsgelehrten bekämpft, sei dabei aber selbst - nach dem Vorbild der römischen Ju- risten - als Rechtsschöpfer aufgetreten, nicht aus dem Buchstaben der Gesetze, sondern aus ihrem Sinn und Zweck. 1929 starb Fuchs in Karlsruhe. Seine Kanzlei konnte sein Sohn weiterführen, musste aber 1939 nach Austra- lien emigrieren, seine Tochter wurde in Aus- chwitz ermordet. DETLEV FISCHER 295 Joseph Melling 1724 -1796 Als Hofmaler des Markgrafen Carl Friedrich von Baden-Durlach stellte Joseph Melling sein am französischen Rokoko und besonders an Fran~ois Boucher orientiertes künstlerisches Können vor allem in Karlsruhe eindrucksvoll zur Schau. Joseph Melling wurde 1724 im lothringischen St. Avold geboren. Er ent- stammte einer Handwerker- und Künstlerfa- milie, sein Vater Nicolas war Schreinermeister. sein Onkel Jean Bildhauer. Eine Ausbildung erhielt Joseph Melling zunächst als Latein- schüler in Saarlouis. Dann lernte er bei einem Pariser Kunstschreiner. Später besuchte er die renommierte Pariser ,,Academie royale d'ar- chitecture", an der er unter den berühmtesten Künstlern seiner Zeit, den Rokokomalern Carle van Loo und Fran,ois Boucher studier- te. Van Loo hatte als Hofmaler König Ludwigs XV. eine hervorgehobene Stellung. Fran,ois Boucher stieg unter dem besonderen Schutz von Madame Pompadour sogar zum "Premier peintre du Roi" auf. Später wurde er außer- dem Direktor der ,,Academie royale" womit er die höchsten Ämter im Bereich der Kunst in seiner Zeit innehatte. 26-jährig schloss Mel- ling 1750 seine Studien mit dem "Grand Prix" für Malerei ab. Dieser Preis war mit einer Stu- dienreise nach Rom dotiert. Markgraf eirl Friedrich von Baden-Dur- lach ließ das 1715 von seinem Großvater Karl Wilhelm gegründete, aber schon baufällige Karliruher Residenzschloss erneuern und mo- dernisieren. 1748 holte er Christoph Melling, Josephs Bruder, als Hofbildhauei nach Karls- ruhe. Christophs Initiative und auch 'dem Beistand Fran,ois Bouchers verdankte Joseph Melling seine Berufung in den Dienst des ba- dischen Markgrafen, 1758 kam er nach Karls- ruhe und wurde bereits 1759 zum badischen Hofmaler ernannt. Ebenfalls 1759 erhielt Melling den Auf- trag, das Residenzschloss malerisch auszu- schmücken. Bis 1760 entstand das große De- ckengemälde im Festsaal des Karlsruher Schlosses mit der mythologischen Darstellung der "Geburt der Venus". Dieses im Zweiten Weltkrieg zerstörte Gemälde gilt als Mellings Hauptwerk. Von besonderer künstlerischer Qualität ist sein Porträt der Markgräfin Caro- line Louise mit ihren beiden Söhnen im Badi- schen Landesmuseum Karlsruhe. Die Arbeiten an der malerischen Ausstat- tung des Karlsruher Schlosses dauerten bis 1775. Dann scheinen die Aufträge, die Mel- ling übertragenen wurden, nicht mehr ausge- reicht zu haben, um ihm seinen Lebensunter- halt zu sichern. Jedenfalls siedelte er 1774 nach Straßburg über. Er tat dies ohne mark- gräfliche Erlaubnis. In einem Brief an Caroli- ne Louise bat er um Verständnis für den Um- 296 zug und berichtet, dass er in Srraßburg eine Malschule, die ,.Acadernie de dessin d' apres natute", gegtündet habe. Diese Schule wurde vom Magistrat der Stadt unterstützt und war gut besucht. Allerdings wurde sie nach der Französischen Revolution zunächst in eine staatliche Institution umgewandelt und später bei det Einführung der staatlichen Zeichen- schulen abgeschafft. Melling starb 1796 in Srraßburg. Mit dem Weggang von Karlsruhe hatte er seinen künst- lerischen Zenit überschritten. Die Werke sei- ner Straßburger Zeit erreichten nicht mehr die gleiche malerische Qualität. Dessen ungeach- tet hinterließ er ein umfangreiches und künst- lerisch eindrucksvolles Gesamtwerk mit einem weiten malerischen Repertoire. ALMUT MAAß Adrian Bingner 1830 -1902 22 Jahre leitete er auf der vom Land Baden zu besetzenden Stelle als Senatspräsident den 11. Zivilsenat im Reichsgericht Leipzig und nahm entscheidenden Anteil an der Auslegung und Fortentwicklung des Rheinisch-Französischem Rechts, das in zirka 'k des damaligen Reichs- gebiets angewandt wurde, zum Beispiel im Badischen Landrecht. 1830 in Karlsruhe ge- boren, wurde er nach Rechtssrudium in Hei- delberg promoviert .. Seine umfassende juristi- sche Bildung beruhte aber nicht nur aufinlän- dischen Studien und der herkömmlichen ju- ristischen Ausbildung seiner Zeit. Ein Studi- enaufenthalt bei den Pariser Gerichten gab ihm die Gelegenheit, die französische Rechts- ordnung, die für das Land Baden von ent- scheidender Bedeutung war, unmittelbar aus eigener Anschauung näher kennen zu lernen. Nach diesem Studienaufenthalt in Paris war er 1861 als Amtsrichter in Heidelberg tä- tig, 1864 als Staatsanwalt am Karlsruher Kreis- und Hofgericht, dem heutigen Landgericht, ab 1865 bereits im Justizministerium als Mi- nisterialrat. In der Stephanienstraße 20 bewg er ein Haus. Zu Fuß ging man zum Vorderen Zirkel 19, zum Ministeriumgebäude mit dem Generallandesarchiv, dem Innen- und dem Justizministerium. Im Badischen Justizminis- terium konnte Bingner besonders nach der Reichsgründung 187 1 entscheidenden Ein- fluss auf die Gesetzgebung nehmen. Seine Aufgabe bestand bald in der Ausarbeitung ei- 297 nes badischen Einführungsgesetzes zum neu- en Reichsstrafgesetzbuch, ein erster Schritt zur deutschen Rechtseinheit, dem die Verfas- sungsgesetzgebung folgte. Schon 1864 hatte Baden einen neuzeitlichen dreistufigen Ge- richtsaufbau. 1877 konnte ein Entwurf »die Einführung der Reichsjustizgesetze über Ge- richtsverfassung, Civilprozeß, Konkurs und Strafprozeß im Großherwgtum Baden betref- fend »dem Landtag vorgelegt werden. Trotz erheblicher Widerstände setzte sich Bingner mit dem Vorschlag durch, nur ein Oberlandes- gericht mit Sitz in Karlsruhe zu errichten. Sei- ne Begründung, aus Zweckmäßigkeit 'sollten die Befugnisse der dritten Instanz nicht zer- splittert, sondern in einem Mittelpunkt verei- nigt werden, zeigt seinen bewundernswerten Weitblick. Erst 1952/53 wurden im Zuge des neuen Südweststaats zwei, heure sieben Zivil- senate in Freiburg als Außensenate des Haupt- hauses eingerichtet, die nun wieder nach Karlsruhe verlegt werden sollen. Im Reichsgericht war er seit 1879 zustän- dig für Revisionen und sonstige Rechtsmittel, und er verfasste unter anderem verschiedene Kommentare, zum Beispiel zum Badischen Landrecht, nachdem er bereits als 24-Jähriger beim Karlsruher Verlag C. F. Müller eine sys- tematische Übersicht über die staatsrechtliche Literatur im Großherwgrum Baden veröffent- licht hatte, ein wichtiges Nachschlagewerk für die badischen Verwaltungsbeamten. 1872 folg- te - auf der Grundlage seiner ministeriellen Erfahrungen - eine Kommentierung zu den badischen Einführungsbestimmungen zum neuen Reichsstrafgesetzbuch. Bingner war auch als Mitglied des Ständigen H aager Schiedsgerichtshof, als Beirat für die Großher- zogin Luise im Badischen Frauenverein, schließlich als Mitglied der Stadrverordneten- versammlung in Karlsruhe 1875 -1879 enga- giert und leistete über seine Ämter hinaus Vor- biltlliches für die rechtliche und gesellschaftli- che Entwicklung. Da es damals noch keine feste Pensionsgrenzen gab, starb er im Dienst für Baden und das Kaiserreich als 72-Jähriger. DETLEV FISCHER 298 Carlsruher Blickpunkte 299 Rätsel um eine Figur im Durlacher Schlossgarten Nur die wenigsten Karlsruher sind schon einmal im Durlacher Schloßgarten gewesen. und in der kalten Jahreszeir. wenn die Bäume kahl. die Springbrunnen abgesrellt und die beiden Kinderspielplärze verwaist sind. durch- queren nur hier und da eilige Passanten den Park. Und auch sie - so scheint es - haben jene Figut noch nie bewusst wahrgenommen. die nahe beim Eingang Ecke Marstall- und Bade- ner Straße zu sehen ist. Etwas unglücklich in den Schatten einer verholzten Eibengruppe gerückt. steht dort auf einem einfachen Sockel die knapp lebens- große Statue einer jungen Frau, eine damen- hafte Etscheinung. eingehüllt in ein faltenrei- ches Gewand. Über eine modische Pelzrnütze hat sie einen mantelartigen Umhang geschla- gen. die Arme hält sie schützend vor den Oberkörper - besonders warm ist ihr anschei- nend nicht. Entdeckt man dann an den zier- lichen Füßen. die unter dem Gewand hervor- schauen. die Kufenschuhe und betrachtet im Profil den weit nach hinten wehenden Falten- schlag der Robe. so wird einem klar. was ge- meint ist: Wir sehen vor uns eine vornehme Schlittschuhläuferin. die auf einer imaginären Eisfläche schicklich. aber doch vorwärtssrre- bend ihte Runden dreht. Darüber hinaus will die Plastik offensichtlich auch ganz allgemein als Sinnbild /Ur den Winter verstanden werden. Bildthema und Stil verweisen auf eine Ent- stehung in der zweiten Hälfte des 19. Jahthun- derts. vor allem auf die so genannten Gründer- jahre nach 1871. als "moderne Allegorien" wie diese - anknüpfend an antike oder barocke Traditionen, aber in einem zeitnahen Natura- lismus auch neue Wege beschreitend - in Mo- de waren. Für diese Entstehungszeit spricht ein weiteres Indiz, das Material. aus der die Figur besteht. Sie ist nämlich keineswegs. wie man erwarten möchte, aus Stein gemeißelt. sondern in Zement gefotmt - ein Verfahren. das in den 1870er Jahren auch unter Künst- lern als innovativ und keineswegs minderwer- tig galt. Gerade in Karlsruhe war diese Technik in aller Munde. nachdem sich die 1865 in der Residenzstadt gegründete Firma Dyckerhoff & Widmann vor allem mit der Entwicklung der Zementausformung für Kunstwerke und Bauornamente einen Namen gemacht hatte. Der Galathea-Brunnen von Hermann Moest. 1872 im Stadtgarten eingeweiht und heute leider für die Öffentlichkeit unzugänglich vor dem Bundesgerichtshof aufgestellt. ist hierfür das anspruchsvollste Beispiel. Auch die Schlittschuhläuferin wird mit großer Wahr- scheinlichkeit von Dyckerhoff & Widmann hergestellt worden sein; noch offen bleibt. wer der Bildhauer war. der das Gussmodell her- stellte. Eine Signatur ist nicht zu erkennen. und Unterlagen über die Produktion der Fir- ma in diesen Jahren lassen sich leider nirgend- wo auffinden. Wie kam die Plastik an ihren heutigen Standort? Alle Nachforschungen in älterer Li- teratur und in Akten blieben zunächst ohne Ergebnis. Erst ein Zufallsfund im Stadtarchiv führte weiter. Auf einem Foto. das bald nach 1871 aufgenommen sein muss und den Tier- gartensee im Karlsruher Stadtgarten zeigt. ist deurlich unsere Schlittschuhläuferin zu erken- nen. aufgestellt an einer kleinen Uferterrasse. neben ihr eine weitere weibliche Figur. wahr- scheinlich als Pendant die Allegorie des Som- mers. Seide Statuen, so ist einem alten Führer zu entnehmen. waren wie viele später entstan- dene Kunstwerke des Stadtgartens von Bür- gern gestiftet worden. ohne dass in diesem Fall 300 der Name des Spenders überliefert worden wäre. Spätestens in den 20er Jahren mussten die Figuren dem Ausbau des Zoos weichen. Altmodisch geworden, verschwanden sie wohl zunächst in einem Bauhof. Angesichts des in Karlsruhe wenig zimperlichen Umgangs mit Kunstwerken im öffentlichen Raum grenzt es fast an ein Wunder, dass zumindest die Dar- stellung des Winters überlebte und schließlich eine neue Heimat im Durlacher Schloßgarten bekam. Und nicht nur die Schlirrschuhläufe- rin fand hier eine Zuflucht: Ein Engel, ver- mutlich von einem Grabmal des alten Fried- hofS beim Basler Tor, die Statue der einst gefei- erten "Schönen Nubierin" sowie der beliebte Rosengartenbrunnen, beide ebenfalls "Vertrie- bene" aus dem Karlsruher Stadtgarten, tragen heute zum individuellen Charme des Durla- eher Schloßgartens bei. Die Tage unserer Schlittschuhläuferin scheinen indes gezählt, wenn nicht bald etwas geschieht. Fast 125 Jah- re lang hat die Figur der Witterung getrotzt. In letzter Zeit zeigen sich vermehrt Risse im Ze- ment, die in Verbindung mit Feuchtigkeit und Frost die Standsicherheit zunehmend in Frage stellen. Wird es für . dieses nicht alltägliche Kunstwerk noch eine Zukunft geben? GERHARD KABIERSKE Der Mensch im Rhythmus der Natur Ein Großteil der Karlsruher Studenten hat es täglich vor Augen, doch die wenigsten neh- men das späte Hauptwerk des in Vergessenheit geratenen badischen Malers August Babberger (1885-1936) bewusst wahr: seine Monumen- talkomposition "Tag und Nacht" beherrscht seit den frühen 60er Jahren die Stirnwand der alten Mensa. Ausgeführt 1932/33 als fünfteiliges Fresko auf transportablen Putzplatten fand es freilich zu Lebzeiten des Künstlers keinen adäquaten Wirkungsorr und blieb daher bis zu seinem 301 frühen Tod im Karlsruher Atelier verborgen. Von dort konnte es 1937 mit dem übrigen Nachlass in die Schweiz transferiert und so vor dem drohenden Zugriff dernationalsozialisten bewahrt werden. Im Zuge der 1956 im Badischen Kunstver- ein gezeigten ersten Gedächtnisausstellung ge- langte das Kolossalwerk schließlich als Schen- kung an die Karlsruher Universität. Sollte es hier zunächst im Architekturgebäude seinen Platz finden, so wurde es beim Neubau der Mensa 1962 in die weite Klinkerwand des großen Hauptsaales eingelassen, wo es bis heu- te als einziger Raumschmuck für dekorative Akzente in der ansonsten nüchternen Innen- architektur sorgt. 1885 im südbadischen Hausen im Wiesen- tal geboren, lässt sich August Babberger nach künstlerisch-handwerklichen Lehr- und Stu- dienjahren in Basel, Karlsruhe und Florenz 1912 in Frankfurt nieder. Erste Aufträge für sakrale Glasmalereien und Bühnenbilder zu expressionistischen Dramen begründen zu- sammen mit Wandbehängen schon bald sei- nen Ruf als vielseitiger Monumenralkünstler. Im Mittelpunkt des Werkes steht fortan neben der reinen Landschaftsmalerei das figürliche Wandbild, in welchem der Einklang von Mensch und Naturgeschehen symbolwirksam zur Darstellung gelangt. Als Professor für De- korative Malerei und Wandmalerei wird Bab- berger 1920 an die neugegründete Karlsruher Akademie berufen, die er in der Zeit von 1923 bis 1929 als Direktor leitet. Die in den 20er und frühen 30er Jahren geschaffenen Wand- bilder und Glasfenster fur Sakral- und Profan- bauten in Deutschland und der Schweiz sor- gen für überregionale Bekannrheit. Die Nazi- Herrschaft setzt der künstlerischen Laufbahn ein abruptes Ende. 1933 wird Babberger als "entarteter" Künstler seines Lehramtes entho- ben und hält sich in der Folgezeit überwiegend in der Schweiz auf. Der frühe Tod ereilt den Maler. 1936 inmitten seines Schaffens im ur- nerischen Altdorf. Geleitet von der Vorstellung, dass das Da- sein des Menschen untrennbar mit natur- rhythmischen Vorgängen verbunden ist, ver- sinnbildlicht Babberger im Karlsruher Wand- bild den Ablauf der Tages- und Jahreszeiten durch stilisierte Figuren vor einer flächenab- strakten Landschaftskulisse und entwirft da- mit ein gültiges Programm bild seines Schaffens. "Mich interessiert als Maler der Mensch, die Landschaft und die Mitte/' diese in Wandmale- rei in eine Dreieinigkeit zu bringen ': definiert er 1921 seine Position und zielt darin zugleich auf eine Abkehr vom traditionellen Staffeleibild. Dem Betrachter begegnet eine friesartig konzipierte und collagehafr aufgebaute, imagi- näre Bildwelt, welche in allegorischer Form die geistige und körperliche Einheit von Mensch, Natur und Kosmos als ideale Lebenswirklich- keit beschwört. Das pathetisch inszenierte Ge- schehen vollzieht sich als mehrfacher Wechsel von Tag und Nacht in rhythmischer Staffelung und dynamischer Reihung auf einer gewalti- gen Bildfläche von drei Metern Höhe und acht Metern Breite. Dem zeitzyklischen Pro- zess antwortet der klare Bildaufbau mit einer alternierenden Abfolge breiter und schmaler Abschnitte. Das Verhalten der Figuren ver- weist auf den Zustand der Natur. Die ins All- gemeingültige und Mystisch-Religiöseüber- 302 höhte Bilderzählung entwickelt sich in Lese- richtung: Kraftvoller Aufbruch und dramati- sche Bewegung, ehrfurchtsvolle Anbetung und gemäßigtes Schreiten sowie andächtiges Verharren und statische Ruhe prägen die drei Hauptbereiche. Sie stehen stellvertretend für Tagesbeginn (Frühling), Mittag (Sommer) und Abend (Herbst). Zwischen die großen Hauptteile schaltet der Maler nach eigenen Worten "die lu ren Nächte mit Morgen- und Abendgrauen, um ruhige Flächen lind Abstände zu haben ". In diesen Zonen lenken ansteigen- de Wellen bewegungen des Nachthimmels das Auge jeweils zur folgenden Szene. Radikale Vereinfachung der Form und Übersteigerung der Farbe bestimmen die Bild- gestaltung. Mensch und Natur, Figur und Umgebung, Muster und Grund, Dekor und Ornament verdichten sich zu einem streng geordneten, bildteppichartigen Flächengefuge. In seinem Putzbild vereinigt Babberger Ein- flüsse aus Symbolismus, Jugendstil, Kubismus und Expressionismus zu einem eigenständigen Monumentalstil, worin er sich gleichzeitig als Grenzgänger zwischen Figur und Abstraktion präsentiert. Mit dem bislang wenig beachteten Fresko "Tag und Nacht", in welchem ein neues, von jeglicher Alltagsrealität abgelöstes Menschen- bild entworfen und zu gesteigertem Ausdruck geführt wird, behauptet August Babberger eine Sonderstellung im Karlsruher Kunstge- schehen seiner Zeit. Als einzigartiges Zeugnis moderner badischer Wandmalerei markiert das Werk zugleich einen Höhepunkt südwest- licher Monumentalkunst zwischen den Krie- gen. Innerhalb der badischen, Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts zählt der Maler damit zu den wichtigsten Vertretern der klassischen Moderne. ANDREAS GABELMANN Badespaß im Glaspalast Der Karlsruher beliebtestes Spiel: die Stand- ortfrage. Ob ZKM, ob OPD, sie werden des Spieles nicht müde. Das neueste Spielzeug birgt Wasserfreuden: Spaßbad oder Badespaß. Doch geht es diesmal nur am Rande um die Frage, ob Rodelhügel oder Weinbrennerplatz. In Wirklichkeit steht das Tullabad auf dem Spiel. Das Tullabad ist ein Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung, das seit 1990 in das Denkmalbuch des Landes Baden-Württem- berg eingetragen ist. Ocr interessierte Bürger wird sich hier wohl zwei Fragen stellen: ers- tens, warum diese Bccon-Glas-Kiste mit Ka- cheldekor ein Denkmal sein soll, noch dazu ein besonders wertvolles, und zweitens, wie denn die Zukunft dieses Schmuckstücks aussehen soll, wenn ein neues Bad an anderer Stelle ent- steht. Wer kann sich heute noch vorstellen, was in Karlsruhe los war, als 1955 die Pforren des T ullabads öffneten? Seit der Zerstörung des Friedrichsbades 1944 gab es in Karlsruhe nur noch das Vierordtbad. Nach dem Krieg stieg die Zahl der Badegäste stetig an, 1954 zählte man über 380.000 Besucher. Ein neues Bad war dringend notwendig, der Ort schnell ge- funden. Für den Standort sprachen die zentra- le Lage und die Nähe zum Festplatz, dem neu- 303 en Mittelpunkt sportlicher und kultureller Veranstaltungen, sowie die wundervolle Lage am Rande des Sallenwäldchens und des Stadt- gartens. Welch ein Erlebnis muss es gewesen sein, aus der anheimelnden, aber dämmrigen und vor allem völlig überfüllten Schwimmhalle des Vierordtbades in den neuen Glaspalast zu tre- ten, einzutreten in die helle Eingangshalle mit der sich frei emporwindenden Treppe, dem f..rbigen Wandbild und einem kleinen Winter- garten. Geschickt war die Wegefuhrung durch die Umkleiden - geschossweise für Männer und Frauen getrennt - und durch die für Erwach- sene und Jugendliche geteilten Duschräume. Und dann: die Schwimmhalle! Was für ein Anblick! Lichtdurchflutet dank der großen Glaswände, die umgebende Natur unmittel- bar gegenwärtig. Der Eindruck spielerischer Leichtigkeit mit der geschwungenen Hallend- ecke und den schlanken Betonstützen - alles so weit entfernt von der Monumentalarchitek- tur des "Dritten Reiches". Sensationell auch die Technik: Das Sport- becken mit einer Wassertiefe von mindestens Das Tullabad 1956. 2,10 m steht bis heute in seiner ganzen Größe für Wassersport zur Verfügung. Der wie eine Freiplastik in der Halle stehende Zehnmeter- Sprungturm mit den drei tieferen Plattformen war damals in der Bundesrepublik der einzige seiner Art in einem Hallenbad, ebenso wie der hydraulisch verstellbare Sprungturm. Zwei Unterwasserfenster ermöglichten den Trainern die Kontrolle der Schwimmer. Es findet sich eine Tribüne für 550 Zuschauer, Kabinen für Presse und Funk, sogar an Fernsehübertragun- gen war bereits gedacht. Angenehm auch die Atmosphäre: Durch das separierte Nichtschwimmerbecken blieb der Lärm spielender Kinder der großen Halle fern. Hier konnte man, aufWärmebänken ru- hend, gemütlich dem lebendigen Treiben fol- gen, oder man genoss ein Sonnenbad im Frei- en. Abends verzauberten 18 Unterwasserstrah- ler und das Lichtband der Hallendecke den Raum. Das Tullabad ist der erste Hallenbadneu- bau der Bundesrepublik, und es war damals revolutionär. Es markiert den Beginn einer 304 neuen Phase in der Geschichte der Hallenbad- architektur und war Vorbild und Maßstab für zahlreiche andere Bäder in Deutschland. Das Tullabad besitzt einen der qualitätvollsten öffentlichen Innenräume der 50er Jahre in Karlsruhe. Soweit zur Bedeutung der Beton-Glas-Kis- te mit Kacheldekor. Ob das Tullabad in die- sem Spiel verlieren wird, oder ob es als Zeit- zeugnis und als Erinnerung an die damalige Aufbruchstimmung in eine neue Zeit rnit all seinen bis heute gültigen Qualitäten erhalten bleibt, ob es weiterhin seinem eigentlichen Zweck, dem Wassersport, dienen wird, das enrscheiden die Bürger, für die es einst gebaur wurde. ULRIKE PLATE Bürgerliche Gartenkultur in Durlach Der barocke Pavillon vor dem Basler Tor Verriegelte Läden, abblätternde Farbe und ein völlig verwilderter Garten - kein Zweifel, das kleine, an ein Schlösschen erinnernde Gebäu- de an der Weiherstraße unweit des Basler To- res in Durlach hat schon bessere Tage gesehen und seine Zukunft scheint gegenwärtig alles andere als gesichert. Selbst in seinem heutigen verwahrlosten Zustand zeugt es aber von einer besonderen Facette der lokalen Kultur- und Architekturgeschichte, die es zu entdecken gilt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Ausweisung der Altstadt Durlach als denkmal- pflegerische Gesamtanlage, die beim diesjäh- rigen "Tag des Offenen Denkmals" auf großes öffentliches Interesse stieß. Die Anfänge des Baues reichen zurück in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Damals kam es bei vermögenden Durlachern in Mode, sich vor der Stadt Gärten anlegen zu lassen, die nicht mehr nur zum reinen Gemüse- und Obstanbau bestimmt waren, sondern vor al- lem Zierfunktion hatten. Die grandiosen ba- rocken Parkanlagen der Fürsten vor Augen, wollte der Bürger, der es sich leisten konnte, mit seinem Garten nun auch repräsentieren. Zwischen geometrischen Beeten, geschnitte- nen Buchsbaumhecken, Blumenbosketten und Rankgerüsten hielt man sich im Sommer ger- ne auf und empfing Gäste. Gerade in Durlach scheint bürgerliche Gartenkultur lange vor der Goethezeit zur Blüte gekommen zu sein, reih- ten sich doch in Nachbarschaft zum Schloss- garten am Hang oberhalb der Badener Straße gleich eine ganze Reihe von geplanten Idyllen, deren Aussehen sogar in einem Kupferstich festgehalten wurde. Aber auch in den Weiher- gärten vor dem Basler Tor dokumentierte sich der neu entstehende Garrenkulr in mehreren anspruchsvollen Privatanlagen, die teilweise über ein eigenes festes Gartenhaus verfügten, von denen unser Gebäude, direkt außerhalb von Stadtmauer und Stadtgraben gelegen, ein letztes erhaltenes Beispiel ist. Es hatte ursprünglich mehr den Charakter eines Pavillons, da die seitlichen Flügel erst später angebaur wurden. Eine Freitreppe führt hinauf auf die hohe, von einer Balustrade flan- kierte Terrasse vor der zur Sonne nach Süden orientierten Hauptfassade. Ein breiter Giebel mit einem Ochsenaugenfenster. das von Zier- voluten gerahmt wird, sowie ein steiles Zelt- dach sorgen für einen repräsentativen Zug. 305 Durch eine Tür mit dem für die Durlacher Architektur der ersten Hälfte des 18. Jahrhun- dens typischen Ohren gewände und einem ovalen Oberlicht gelangt man zwischen zwei barocken Fenstern von der Terrasse ins Inne- re. Hier empfängt einem ein großer Raum, der vielfältig genutzt werden konnte: als Obdach bei Regen, als Ruheraum bei Hitze oder als Speisesaal beim Empfa~g von Gästen. Ein heizbarer offener Kamin ermöglichte den Auf- enthalt selbst in der Übergangszeit, vor allem aber konnte der PaviIlon damit auch wie eine Orangerie als Winterquartier für wertvolle südländische Kübelpflanzen genutzt werden. Über den Architekten und das genaue Baudatum lässt sich bislang nichts in Erfah- rung bringen. Als Bauherren dürfen wir die Familie Lamprecht vermuren, denen das Gar- tenanwesen Mitte des 18. Jahrhunderts gehör- te, wie der Durlach-Experte Dr. Peter Güß nachweisen konnte. Über drei Generationen gehörten die Lamprechts als Eigentümer des Gasthauses Krone und als Stadtpolitiker zu den gesellschaftlich einflussreichsten Familien der Stadt, deren kultureller Anspruch sich auch in Stuckausstattung und Fassadenbemalung des Hauses am Marktplatz demonstrierte. Durch die im 19. Jahrhundert geschickt angefügten Seitenflügel zum Wohnhaus um- gebaut, gehörte das Anwesen bis in unser Jahr- hundert zum Besitz der Brauerei Eglau. Der schleichende Niedergang setzte erst in den 1950er Jahren ein mit dem wenig einfühlsa- men Anbau auf der Rückseite und der Planie- rung eines Großteils des Gartens, der 1963 einem öden, aber finanziell lukrativen Gara- genhof weichen musste. 1975 versuchte die Ausstellung "Die stiIle Zerstörung" auf das Schicksal des Baues aufmerksam zu machen - mit wenig Erfolg, wie sich heute nach 25 Jah- ren zeigt. Da die öffentliche Hand trotz des in den 80er Jahren erklärten Sanierungsziels, die Gartenanlage wieder herzustellen, keine Not- wendigkeit sieht, sich selbst zu engagieren, steht die definitive Überbauung des Gartens mit Reihenhäusern unmittelbar bevor. Das räumlich bedrängte Gartenhaus selbst, durch unangemessene Umbauten immer weiter ent- wertet und nun auf dem Immobilienmarkt feilgeboten, sieht einem ungewissen Schicksal entgegen. GERHARD KABIERSKE 306 "Dem neuen Jahrhundert zum Gruß" So steht es von kaum jemandem noch regist- riert über dem Eingang des H auses Waldstr. 6. Der Hofconditor Hermann Hildenbrand als Bauherr und der Architekt Theodor Traut- mann, die diese Inschrift vor nunmehr fast genau 100 Jahren an dem Neubau anbringen ließen, sahen offensichtlich voller Zuversicht in das neue Jahrhundert. Schließlich waren sie beide äußerst erfolgreiche Unternehmer. Hil- denbrand konnte zum Jahrhundertbeginn auf seinen beiden Anwesen Waldstr. 6 und 8 zwei neue Gebäude errichten lassen und hatte dafür einen der damals meistbeschäftigten Architek- ten Karlsruhes beauftragt. Über beide Männer ist nur wenig bekannt. Hermann Hildenbrand übernahm 1885 von Theodor Compter dessen 1859 gegründetes und kurz darauf zur Hofconditorei ernanntes Unternehmen in der Waldstr. 8. Fünfund- zwanzig Jahre später zog er sich aus dem Ge- schäft zurück, das bis 1956 an gleicher Stelle als Konditorei Hornung weiter bestand. Über Trautmann ist lediglich wenigen Fachleuten bekannt, dass er seit Beginn der 1890er Jahre bis 1913/14 sehr viele Häuser in der Oststadt, an der Kriegss traße und rund um den Guten- bergplarz geplant und somit durchaus stadt- bildprägende Bedeutung erlangt hat. Laut Karlsruher Adressbuch kam er 1892 mit sei- nem 1885 gegründeten Bauunternehmen nach Karlsruhe. Er bezeichnete sich als Architekt, war aber laut Adressbuch Maurermeister mit der Befugnis, planerische Aufgaben zu über- nehmen. Ohne stilbildend zu wirken, nahm er die jeweils aktuellen Architekturvorstellungen auf und gestaltete für seine Bauherren durchaus individuelle Fassaden. Trautmann starb am Ende des Zweiten Weltkrieges, sein Bauunter- nehmen existiert bis heute in Karlsruhe. Das Vorderhaus der Waldstr. 6 maß 12,5 m Frontlänge, dahinter erstreckte sich bis zum Ende des etwa 50 m tiefen Grundstücks ein 7 m breites Hinterhaus. Im Erdgeschoss lagen zwei Läden, darüber drei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss. Die Fassade war dem da- mals vom Büro Curjel & Moser gepflegten Ju- gendstil nachempfunden. Bereits im Oktober 1900 nach Fertigstellung des Rohbaus annon- cierte Hildenbrand für den April 1901 in der Zeitung: " ... schöne Wohnungen mit großen Zimmern nebst reichlichem Zugehör, AufZug, Bad, Waschküche, Trockenspeicher etc., 5-9 Zimmer, zusammen oder getrennt zu vermiet- hen." Der heute wieder aktuelle Gruß am Haus Waldstr. 6 an das kommende Jahrhundert gibt . v 307 Anlass, einen Blick auf die Geschichte des Hauses zu werfen, in der sich ein Stück weit auch die Geschicke der Stadt widerspiegeln. Gebaut wurde es in einer Boomphase der Stadtenrwicklung, als die Zuwächse der Ein- wohnerzahlen einen Höhepunkt erreichten, und der Bau eines Mietshauses eine gute Geld- anlage war. Im Zweiten Weltkrieg fiel es teil- weise dem schwersten Brandbombenangriff auf die Stadt vom 27. September 1944 zum Opfer. Der Dachstuhl war ausgebrannt und zwei darunter liegende Geschosse in Mitlei- denschaft gezogen. Nach 1945 sollte es auf Empfehlung der Aufräumungs-Arbeitsgemein- schaft Karlsruhe im Zuge der Trümmerräu- mung abgerissen werden. Dem Besitzer gelang es jedoch, den Erhalt durchzusetzen und das Baumaterial für eine Instandsetzung zugeteilt zu bekommen. Ein Notdach schützte bis 1955 die benutzbaren Stockwerke. 1955 erfolgte dann durch einen neuen Eigentümer der Wie- deraufbau, wobei das Haus allerdings um ein Geschoss gekürzt werden musste. Die Bewohner des Vorderhauses, darunter auch der Besitzer, gehörten bis in den Zweiten Weltkrieg sicher zur Oberschicht bzw. zum gurverdienenden Mittelstand der städtischen Gesellschaft, auch wenn der im Haus lebende Besitzer mit dem Ende der Monarchie 1918 auf seinen Titel als Hoflieferant verzichten musste. Ein Ausdruck der Wohnungsnot der Nachkriegszeit war 1922 die Umwandlung der Einzelzimmer im Dachgeschoss in eine Dreizimmerwohnung, auf die das städtische Wohnungsamt gedrängt hatte. Die Ladenlo- kale waren an oft wechselnde Mieter vergeben. So wurden hier bis zum Zweiten Weltkrieg u. a. Werkzeuge, Büroartikel und Herrenwäsche verkauft, ein Büro der Elektrizitätsgesellschaft unterhalten, sowie eine Leihbibliothek betrie- ben, es waren ein Rabattsparverein. eine Tuch- groß- sowie eine Möbelhandlung angesiedelt. Mit der sinkenden Wohnqualität in der Innenstadt im Zeichen der zunehmenden Motorisierung änderte sich seit den 1970er Jahren allmählich auch die Zusammensetzung der Bewohner des Hauses. Das Erdgeschoss beherbergte lange eine Kunsthandlung, da- nach wurde sein Erscheinungsbild kommerzi- ellen Interessen angepasst. MANFRED KOCH Funktionale Ästhetik am Rhein ,,Am nordwestlichen Rand des Stadtgebietes, weit außerhalb des unmittelbaren Blickfeldes der Karlsruher Stadtbewohner, hinter riesigen Raffinerietanks und zahlreichen Schornstei- nen verborgen, direkt am landschaftlich reiz- vollen Rheindamm, dort steht ein Kleinod der Architekturgeschichte, das Verwaltungsgebäu- de der ehemaligen DEA-Scholven-AG." Es ist das Werk eines der berühmtesten Architekten unseres Landes, Professor Egon Eiermann (1904-1970). Bekannt ist er heu- te vor allem für seine nach dem Zweiten Welt- krieg errichteten Bauten. Vor Augen hat jeder den Neubau der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis- kirche in Berlin, unter Fachleuten verbinden sich mit dem Namen jedoch eher Industrie- bauten wie die Taschentuchweberei in Blum- berg (Schwarzwald) von 1951, der Deutsche Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel (1957-58) und Verwaltungsgebäude wie das 308 Bonner Abgeordneten-Hochhaus (1965-69) oder die Olivetti-Türme in Frankfurt/Main (1968-72). Eiermann gilt als einer der Haupt- vertreter der so genannten zweiten Generation der modernen Architektur. Die Taschentuch- weberei wirkte 1951 auf junge Architekten in Deutschland wie das Fanal einer neuen, kom- menden Baukunst, modellhaft und zukuntts- weisend. Sie zeigte Maß und Ordnung, über- schaubare Gliederung, präzis gestaltete Details und verwendete wie selbsrverständlich die Stahlkonstruktion als Mittel der Architektur. 1947 erhielt Eiermann einen Lehrstuhl fur Architektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe. Die Bezeichnung "Eiermann-Schü- ler" galt jahrzehntelang für viele Architekten als Referenz. Nach dem Abklingen der "Post- moderne" als Stil der 80er-Jahre ist das Werk Egon Eiermanns gegenwärtig wieder Vorbild einer weiteren Generation von Architekten geworden, die sich, postuliert als "Zweite Moderne", ein zweites Mal den Bauten des großen Architekturlehrers zuwendet. Obwohl Eiermann über zwanzig Jahre lang sein Büro in Karlsruhe hatte, sind von ihm im Stadtgebiet nur zwei seiner Projekte verwirk- licht worden. Da ist zunächst das Versuchs- ktaftwerk auf dem Gelände der Universität Karlsruhe von 1951-55 zu nennen. Es gilt als einer der qualitärvollsten und fortschrittlichs- ten Bauten der Wiederaufbauzeit in Karlsruhe und wurde 1995 als Kulturdenkmal von be- sonderer Bedeutung ins Denkrnalbuch des Landes Baden-Württemberg eingetragen. Das zweite Projekt ist eben das Verwal- tungsgebäude der ehemaligen DEA-Scholven- AG, später OMW. heute mit der benachbar- ten Esso zusammen zur MIRO fusionierten größten Raffinerie Deutschlands. Es steht hier stellvertretend für eine ganze Gruppe von Funktionsbauten wie das Pförtnerhaus mit Fahrradabstellplatz, die Kantine, Magazin und Werkstatt, Feuerwehrhaus bis hin zu Messwar- ten. Die Planung unterlag mehreren äußeren Zwängen, zum einen die Vielzahl der Bauten bei gleichzeitiger Verschiedenheit und ge- 309 wünschter Variabilität innerhalb der Häuser, das alles unter großem Termindruck (es stan- den nur 7 bzw. 18 Monate für Planung und Bauausführung zur Verfügung) und selbstver- ständlich unter Beachtung ökonomischer Vor- gaben. Eiermann löste die schwierige Aufgabe durch den Enrwurf eines einheitlichen kon- struktiven Rasters für alle Bauren. Typisierte Baureile waren in der Anfertigung preiswerter und ermöglichten das parallele Arbeiten im Büro und auf der Baustelle. Aus den vorgege- benen Norwendigkeiten heraus fand Eier- mann eine formal hochqualitätvolle Lösung. Alle außenliegenden Stahlelernente blieben frei sichtbar, die vorgefertigten hölzernen Fas- sadenelemente ethielten eine einheitliche Grö- ße und unterschieden sich nur in der Auftei- lung. Teilweise waren die Gebäude klimati- siert, wobei die Lüftungsmaschinen in den Dachaufbauten untergebracht wurden. Bis ins Detail hinein feilte Eiermann an der techni- sehen und gestalterischen Vervollkommnung. Nichts an den Bauten ist zufällig, bis in das fein abgestimmte Farbkonzept hinein ist es ein Kunsrwerk von funktionaler Ästhetik. Ober die Qualität dieser Gebäude bestand auch bei den Bauherren kein Zweifel. Als am 14. Juni 1963 der Vorsitzende des Konsortial- ausschusses der DEA-Scholven-GmbH, Herr Dr. Staiger, die offizielle Einweihungsrede hielt, lobte er das Werk Eiermanns mit folgen- den Worten: "Das Werk, das Sie vor sich se- hen, ist eine nüchterne Industrieanlage. Den- noch haben wir über den Ansprüchen der Technik den Respekt vor den Gesetzen der Ästhetik nicht vernachlässigt und für die Bau- lichkeiten dieser Raffinerie in Herrn Professor Eiermann einen Architekten von internationa- lem Ruf gewonnen. Für seine Schöpfungen danken wir ihm auch an dieser Stelle." ULR1KE PLATE Tor zum Campus: das Hauptgebäude der Universität Auf einer Fläche von 56 Hektar erstreckt sich das Gelände der Universität wie ein eigener Stadtteil in unmittelbarer Nachbarschaft zur geschäftigen City. Dennoch dürften sich nur die wenigsten Karlsruher in diesem weitläufi- gen Areal mit seinen fast 150 Gebäuden aus- kennen. Sieht man von den über 20.000 Stu- dierenden, Lehrenden und Angestellten ab, die hier arbeiten, so nehmen die meisten Bür- ger den Campus allenfalls im Vorüberfahren wahr. Trotz stadtbild prägender Hochhäuser, die in den sechziger Jahren beim Durlacher Tor oder sogar in Schlossnähe entstanden, wird auch heure noch das hisrorische Haupt- gebäude in der östlichen Kaiserstraße mit sei- ner markanten Fassade aus rotem Sandstein am ehesten mit der Universität identifiziert. Die Geschichte dieses Baues geht zurück bis in die Frühzeit der ältesten Technischen Hochschule in Deutschland. Bei Gründung des Polytechnikums 1825 musste sich die neu- artige Eintichtung zunächst die Räume mit dem Karlsruher Lyceum neben der Stadtkir- ehe am Marktplatz teilen. Nach 1830 konnte an einen eigenen Neubau gedacht werden, für den man einen repräsentativen Bauplatz an der Langen Straße fand, der der rasch wach- senden Bedeutung der Schule entsprach. Ar- chitekt war Heinrich Hübsch, seit 1827 Nach- folger Friedrich Wein brenners als Leiter der 310 badischen Bauverwaltung und ab 1832 auch Vorstand der Architekturschule des Polytech- nikums. Wie innovativ das Gebäude bei seiner Voll- endung 1836 wirkte, ist heute nur bei Kennt- nis der damals aktuellen Architekturszene möglich, und die hatte der junge Hübsch mit seiner 1828 erschienenen programmatischen Schrift "In welchem Stile sollen wir bauen?" nachhaltig beeinflusst. Die darin theoretisch formulierte Abrechnung mit dem Klassizis- mus, die Abkehr von der Orientierung der Baukunst an der Antike, setzte Hübsch beim Neubau des Polytechnikums in die Praxis um. Formal hat das Äußere nichts mehr gemein mit Weinbrenners Stil. An die Stelle antikisie- render Tektonik und Formensprache trat eine sehr individuelle Rezeption italienischer Palaz- zofassaden des Mittelalters und der Frühre- naissance, die vor allem in einer geschlossen- blockhaften Frontbildung von ernster Monu- mentalität zum Ausdruck kommt. 311 Auch durch den roten Haustein als Fassa- denmaterial fiel der Bau im Karlsruhe der 1830er Jahre, das zuvor eine Stadt mit Purz- bauten gewesen war, aus dem Rahmen, Glie- derungen wurden nur sehr spärlich und meist flächig eingesetzt. Verzierungen sind in die abwechselnd roten und gelben Bogenquader spröde, wie Laubsägearbeiten eingeschnitten. Um so mehr traten die auf Konsolen zwischen die Bogenöffnungen des Eingangs gestellten Standfiguren ins Auge, ausgeführt von A10ys Raufer, Erwin von Steinbach und Johannes Kepler darstellend. Selbst die Wahl gerade die- ser Personifikationen flir Architektur und Na- turwissenschaft war neuartiges Programm: Wären im Klassizismus allenfalls antike Vor- bilder denkbar gewesen, sind es jetzt histori- sche "vaterländische" Personen des Mittelalters und der Neuzeit, geboren im badischen Stein- bach bzw. im württembergischen Weil der Stadt. Hübschs Schul palazzo, flir 300 Schüler berechnet, genügte schon bald nicht mehr den rasch wachsenden Studentenzahlen. Seit den 1850er Jahren wurden nördlich davon in den Fasanengarten hinein erste Ergänzungsbauten errichtet - der Beginn der Campusbebauung. 1859-64 schließlich erhielt das Hauptgebäude sein heutiges Aussehen. Einfuhlsam erweiter- te Friedrich Theodor Fischer das Werk seines Amtsvorgängets. Er verdoppelte den bestehen- den Bau in Richtung Dur!acher Tor und fug- te zwischen die beiden Trakte in anpassenden Formen einen höheren Mittelrisalit ein, der im Erdgeschoss einen neuen Haupteingang mit offener Halle erhielt, durch die auch das nörd- lich sich entwickelnde Hochschulgelände von der Kaiserstraße aus erschlossen werden konn- te. Erwin von Steinbach und Kepler wurden an das neue POrtal versetzt. Entstanden war die nach dem Schloss längste Gebäudefront in der Residenz, die es in Ausdehnung und monu- mentalem Anspruch auch mit anderen damals entstehenden Neubauten fur polytechnische Schulen im deutschsprachigen Raum aufneh- men konnte. 1944 ausgebrannt, wurde der Bau in der Nachkriegszeit im Äußeren in sei- nen ursprünglichen Formen wieder aufgebaut. Das mit Ausnahme der Treppenhäuser verän- derte Innere beherbergt heute Rektorat und Verwaltung der Universität. GERHARD KABIERSKE Pyramide oder Reiterstandbild? Als "Via Triumphalis" bilden die Denkmäler der Markgrafen und Großherzöge von Baden die herausragende Blicbchse im Zentrum der Stadt Kar!sruhe. Das 1844 vollendete Stand- bild des Markgrafen Kar! Friedrich auf dem Schlossplatz ist das nördlichste dieser Denk- malsreihe. Es folgen auf dem Marktplatz die Pyramide fur den Stadtgründer Kar! Wilhe1m und das 1833 fertiggestellte Brunnendenkmal für Großherzog Ludwig. Am Rondellplatz schließt sich der 1832 vollendete Obelisk fur Großherzog Kar! an, der als "Verfassungssäu- le" auch an die erste badische Verfassung von 1818 erinnert. Den südlichen Abschluss der "Via Triumphalis" bildete das bis 1805 im Stil einer antiken Tempelfront errichtete Stadttor, das Ettlinger-Tor-Denkmal, das jedoch 1872 abgerissen wurde. Der 1738 verstorbene Gründer der Stadt Kar!sruhe, Markgraf Kar! Wilhe1m von Ba- den-Durlach, wurde in der Gruft der Konkor- dienkirche beigesetzt. Die von Friedrich Wein- brenner von 1791 an projektierte Neugestal- tung des Marktplatzes im klassizistischen Stil führte zum Abriss der Konkordienkirche. So wurde der weitläufige Platz geschaffen, an dem sich Stadtkirche und Rathaus gegenüber stehen. Die Gruft blieb jedoch unangetastet. Schon Weinbrenner sah vor, über ihr ein Denkmal für den Stadtgründer zu schaffen. Er selbst schuf drei Entwürfe für ein solches Monu- ment, zunächst in Form eines Sarkophags, dann mit kolossalen Figuren eines Genius des Todes und einer trauernden Stadtgöttin. Die Kosten fur das Denkmal erwiesen sich freilich als zu hoch, so dass die Gruft nach dem Ab- bruch der Kirche im Jahr 1807 mit einer höl- zernen Pyramide nur provisorisch abgedeckt wurde. Durch die Rezeption der An tike und die Ideen der französischen Revolutionsarchitek- tur wurde die stereometrische Pyramide um 312 1800 in das Gestaltungsrepertoire der Archi- tekten und Bildhauer aufgenommen. Sie fand vorwiegend für Grabmäler Verwendung. Die Abdeckung der KarIsruher Grufr mit einer Pyramide entsprach also dem zeitgenössischen Stilempfinden. Zwischen 1823 und 1825 wurde das mittlerweile beschädigte Provisori- um durch eine Ausführung in rotem Sand- stein ersetzt. Die Pyramide erhielt damit einen dauerhaften Charakter. Nach dem Tod Kaiser Wilhelms l. im Jahr 1888 brach in Deutschland eine Denkmalseu- phorie aus, die sich vor allem an den Monu- menren für den Kaiser festmachte, jedoch auch anderen feudalen und bürgerlichen Per- sonen öffentliche Ehrung zukommen ließ. Das Reiterstandbild wurde als die repräsenra- tivste Denkmalsform angesehen und blieb den bedeutenden Monarchen vorbehalten. Für das in Karlsruhe ab 1890 geplante Kaiser-Wil- helm-Denkmal kam deshalb nur ein Reiter- standbild in Frage, das dann bis 1897 am Kai- serplatz realisiert wurde. Es spricht für die Wertschätzung des Markgrafen Karl Wilhelm, dass man während der Planungen für das Karlsruher Kaiser-Wilhelm-Denkmal auch dem Stadtgründer ein Reiterstandbild errich- ten wollte. Großherzog Friedrich l. äußerte bereits 1890 die Absicht, "anstelle der jetzigen Pyramide ein würdiges Denkmal setzen zu las- sen". Die Ausführung gewann 1902 Konru- ren. Denn mit der Errichtung des neuen Karl- Wilhelm-Denkmals wollte sich der Großher- zog für die Feiern bedanken, die zu seinem 50- jährigen Regierungsjubiläum veranstaltet wur- den. Am 29. April 1902 ließ Friedrich l. den Stadtrat wissen, er gedenke, "dem Gründer der Residenzstadt ( ... ) auf dem hiesigen Markt- platze an der Stelle der ( ... ) als Provisorium erstellten Pyramide ein Reiterdenkmal zu er- richten". Die mittlerweile als Wahrzeichen der Stadt geltende Pyramide sollte an anderer Stel- le wieder aufgebaut werden. Mit dem Entwurf des Denkmals beauf- tragte der Großherzog den Professor an der Karlsruher Kunstgewerbeschule Fridolin Diet- sehe. Der Leiter des Hofbauamtes, der Archi- tekt Friedrich Ratze!' entwarf den Sockel. In der Folgezeit scheute man es jedoch, die Pyra- mide vom Marktplatz zu entfernen. Das Rei- tersrandbild sollte nun in engem Zusammen- hang mit der Pyramide errichtet werden. Des- halb sah ein überarbeiteter Entwurf ein nach Norden ausgerichtetes Denkmal vor, dessen Sockel die Pyramide weit überragte. Doch konnre sich der Großherzog aus ästhetischen Gründen nicht dazu enrschließen, das Denk- mal ausführen zu lassen. Weitere Überlegun- gen gingen dahin, das Monumenr an Stelle des Ludwig-Brunnens zu errichren und diesen auf den Ludwigsplatz zu verlegen. 1907 und 1908 starben Friedrich l. sowie die Künstler Diet- 313 sehe und RalZel. Ihr Tod machte die Realisie- rung dieses Denkmalentwurfs unmöglich. Der neue Großherzog Friedrich 11. griff den Plan eines Karl-Wilhelms-Reiterdenkmals bald wieder auf. Der Marktplatz sollte jedoch unangetastet bleiben und kam als Standort nicht mehr in Frage. Den Auftrag für einen neuen Entwurf erhielt 1909 der Frankfurter Bildhauer FrilZ Boehle. Der sich an den alt- deutschen Kunsttraditionen orientierende und vom Galeriedirektor Hans Thoma sehr ge- schätzte Bildhauer sollte mit diesem Auftrag als Professor für die Karlsruher Kunstakade- mie gewonnen werden. Die Einweihung des Denkmals sollte 1915 zum 200-jährigen Stadt- jubiläum stattfinden. Als Standort wurde die Mittelpromenade der Hans-Thoma-Straße bei der WaIdstraße bestimmt, doch 1916 galt die Standortfrage als wieder offen. Der Erste Welt- krieg und der Tod Boehles im Jahr 1916 besie- gelten das Scheitern dieses Denkmalprojektes. Die Pyramide auf dem MarktplalZ aber war endgültig zum Monument des Stadtgründers Kar! Wilhe1m geworden. J UTT A D RESCH Südstern - Lebendige Geschichte zwischen Sturmlampe und Kastenschloss Der Südstern in der Marienstraße 32 ist zu- mindest Cineasten, die nach dem Besuch der Schauburg eine der vielen Kneipen der Süd- stadt besuchen, hinlänglich bekannt. Magisch ziehen dessen Schaufenster mit ihren Auslagen aus längst vergangenen Tagen den Passanten an, und kaum einer bleibt nicht wehmütig für eine Weile davor stehen. Doch nur wer den Südstern betritt, sich auf die Einrichtung und Auslagen einlässt, wird bemerken, dass dieser Raum, der das ge- samte Erdgeschoss einnimmt, die Geschichte des Hauses, seiner Bewohner und des Ge- schäfts zu erzählen weiß. Das dreigeschossige, durch schlichte Fens- tergewände und einfache Gesimse aus gelbem Sandstein architektonisch gegliederte Eckge- bäude, in dem sich der Laden befindet, wur- de 1872/73 in den Gründungstagen der Süd- stadt errichtet. Ein Schneider und ein Schuh- macher teilten sich das Erdgeschoss, was sich bis heute an den Ladentüren in der Marien- straße nachvollziehen lässt. In den ursprüng- lich drei begehbaren Schaufenstern, die nur diffuses, gebrochen weiches Licht in den In- nenraum dringen lassen, bot der Schneider seine Waren feil. Zwei dieser tiefen, durch Sprossenfensrer zum Innenraum offenen Vit- rinen sind heute neben den Türen leme Zeug- nisse aus der Entstehungszeit des Ladens. In nur wenigen Jahren wechselte das Haus dreimal seinen Besitzer, bis es 1899 schließlich von Adolf Rosenberger erworben wurde. Der mit Lederwaren handelnde jüdische Kauf- mann lebte damals bereits zehn Jahre in der Fächerstadr. Seine Frau Sophie betrieb in der Schützenstraße 52 einen Eisenwarenhandel. Rosenberger übernahm 1893 deren Geschäft und eröffnete es noch vor der Jahrhundert- wende im Erdgeschoss des neu erworbenen Hauses. Rötlich-braun gestrichene offene Re- gale und einfache mit sparsamem Dekor ge- 314 schmückte Theken sowie em Sortimenr- schrank mit hunderten kleiner, nummerierter Holzkästchen für Schrauben und Scharniere, Messer, Beschläge und Werkzeuge zeugen von der reichhaltigen Waren palette, die hier ange- boten wurde und das Fundament des wirt- schaftlichen Erfolgs legte. Rosenberger ließ gegen Ende der zwanziger Jahre seinen Laden vergrößern. Die Hofeinfahrt von der Schüt- zenstraße wurde bis zum Bodenniveau des Ladengeschäfts aufgefüllt und durch ein stäh- lernes Schaufenster, mit zurückgesetzter Ein- gangstür geschlossen. Ein winziger, nur wenige Quadratmeter großer Innenhof wurde über- dacht, wodurch ein dunkles Warenlager ent- stand. Diese Erweiterung brachte seinem Be- sitzer kein Glück. Adolf Rosenberger starb 1926, und seine Frau musste die Geschäfte wieder allein übernehmen. Sie konnte den Betrieb jedoch nur kurze Zeit leiten. 1936 stellten die Nationalsozialisten Haus und Ei- senwarengeschäft unter "arische Zwangsver- waltung", im Oktober 1940 wurde Frau Ro- senberger nach Gurs deportiert, wo sie am 12. Februar 1943 verstarb. Das Eisenwarengeschäft Rosenberger wur- de am 1. Juni 1936 durch den Kaufmann und Hilfspolizisten Otto App unter eigenem Na- men als "rein arisches Unternehmen" eröffnet, wie ein erhaltenes Flugblatt dokumentiert. In seinem Mietvertrag wird penibel festgehalten, dass die Einrichtung zwar verändert und um- geräumt werden dürfe, soweit dies der Ge- schäftsbetrieb erforderlich mache, doch sah App hierzu offensichtlich keine Veranlassung. Er führte das Geschäft bis weit in die Nach- kriegszeit ohne tiefgreifende Veränderungen an Einrichtung und Sortiment fort. Es muss heute als ein außerordentlicher Glücksfall an- gesehen werden, dass nach Apps Tod 1984 der Laden zunächst in einen Dornröschenschlaf verfiel. Als am 16. Oktober 1992 Peter F. Koch die Pforten der Eisenwarenhandlung wieder öff- nete, um die vorhandenen Warenbestände zu verkaufen, die eine knapp einhundert jährige Geschichte industrieller Eisenwarenprodukti- on dokumentierten, konnte niemand wissen, dass neben Nägeln und Schrauben, Sensen- wetzsteinen und emaillierten Reklamerafeln auch zahllose Dokumente erhalten blieben, die den schicksalhaften Weg des Geschäfts nachvollziehbar machen. Es ist das Verdienst Kochs, dass er den Mut aufbrachte, diesen Laden nicht zu modernisieren, sondern in den gegebenen Umständen dessen Geschichte fort- zuschreiben und darüber hinaus die histori- schen Dokumente zu bewahren. Doch dieses Kapitel wird mit dem 23. Dezember 2000 beendet werden. Dann schließt das ehemalige Eisenwarengeschäft in der Marienstraße end- gültig seine Pforten. ULRICH SCHNEIDER 315 Die Karlsruher Uhrmacherfamilie Schmidt-Staub Zur Eröffnung einer netten Abteilung im Badischen Landesmuseum Die Regierungszeit des Markgrafen Kar! Fried- rich bildet den Hintergrund für den Aufbau des Schmidc'schen Uhren geschäfts. Nach an- fänglich schweren Jahren konnte sich Johann Jacob Schmidt schließlich eine solide Existenz als Uhrmacher aufbauen. Seine Söhne, Enkel und Urenkel, Jacob, earl und Gustav führten die Uhrmachertradition des Familienunter- nehmens weiter: Taschen- und Turmuhren, Präzisions regulatoren oder Standuhren aus feinem Holz, Bronze oder Marmor wurden allseits geschätzt. Unter den Käufern waren auch berühmte Persönlichkeiten wie der Dich- ter Johann Peter Hebel. Für seine ausgezeichne- te Arbeit wurde Schmidt zum Hofuhrmacher ernannt. Seitdem war das Schicksal der Fami- lie eng mit dem badischen Hof verbunden. Dies gilt besonders für Georg Schmidt, den zweiten Sohn Johann Jakobs. Er wurde Beamter im Dienste des Großherzogs. Seine Hingebung an das öffendiche Wohl konnte er 1847 beim großen Theaterbrand unter Beweis stellen. Er war die ganze Zeit über bei den Löscharbeiten im Einsatz und musste miterle- ben, wie 63 Theaterbesucher einen qualvollen Tod fanden. Für seinen Einsatz wurde er we- nig später belohnt. Als durch ein Feuer seine eigene Wohnung verwüstet. wurde, erschien der Großherzog Leopold höchstpersönlich, um sich der Sache anzunehmen. Bis zur Behe- bung des Schadens konnte das Ehepaar Schmidt Logis im Schloss nehmen - Seite an Seite mit dem Landesherrn. Zwei Jahre später war es an Gustav, dem Großherzog zu helfen. Ihm oblag die Aufgabe, das Schloss vor der Plünderung revolutionärer Truppen zu schützen, nachdem Leopold vor Smnuhr den AufStändischen geflohen war. Geldbestän- de und Dokumente brachte Schmidt in Sicher- heit. Nicht verhindern konnte er allerdings, dass die Aufständischen einige Pferde aus dem Marstall entführeen und sich an den Beständen der Waffenkammer vergingen. Nur durch die dosieree Herausgabe der wertvollen großher- zoglichen Weinvorräte konnte Georg die Un- ruhestifcer besänftigen und so das Schlimms- te verhindern. Auch anderswo waren die Mitglieder der Familie Schmidt miceen im Geschehen der Zeit. 1844 durfte der lO-jährige Gustav eine 316 Probefahrt der neu erbauten Eisenbahn mit- machen. Mag das noch ein Vergnügen gewe- sen sein , so lässt sich das für seine Reise von Karlsruhe nach Brüssel im Jahr 1858 wohl kaum sagen. Das Unternehmen dauerte gan- ze drei Tage und zwei Nächte. Sein Weg führte ihn mit der Eisenbahn nach Mainz. Weiter ging es mit der Postkutsche nach Koblenz, von wo ein Dampfschiff nach Köln fuhr. Von dort schließlich brachte ihn der Zug endlich nach Brüssel. Ein Trost für die Beschwernisse des Reisens wurde ihm allerdings einige Zeit spä- ter gewährt: 1862 lernte er in einem Eisen- bahnabteil Luise Staub kennen, deren Vatet den ersten Frisiersalon der Stadt betrieb. Nur wenig später sollte sie seine Frau werden. Von der Hochzeit, wie von vielen anderen Familiengeschichten, berichten uns die Fami- lienpapiere - Tagebüchet, Briefe und Poesieal- ben. Sie lassen unter anderem die Zeit des Bie- dermeier lebendig werden und besehteiben typisch biedermeierliche Rituale wie das fami- liäre Beisammensein bei Kaffee und Kuchen. So geschah es auch bei der Vetmählung von Gustav und Luise 1862. Dem Anlass entspre- chend war die Torte von einem Amor mit Pfeil und Bogen gekrönt. Als Gustav diesen beim Anschneiden vorsichtig herunterheben wollte, fiel er in sein Weinglas. Unter großem Geläch- ter deuteten einige Gäste dies als böses Omen, doch zeigte die Zukunft, dass der Sturz des Liebesgottes den Neuvermählten kein größe- res Unglück bringen sollte. 1870/71, während des Krieges mit Frank- reich, verband sich das Familienschicksal er- neut mit der großen Politik. Dank der Kriegs- ereignisse gingen die Geschäfte sehr gut. Offi- ziere kauften Felduhren, die später - mit Split- tern und Kriegsschäden - zu begehrten Kauf- objekten wutden. Für "das Bestreben, in kunstgewerblicher Hinsicht die Uhrgehäuse sowohl stilgerecht als auch in sorgfältiger und liebevoller Ausführung" hergestellt zu haben, erhielt Gustav Schmidt einige Jahre später die Silberne Medaille der Gewerbeausstellung. Von den fünf Enkeln aus der Ehe Gustavs Schmidts mit Luise Staub erlernte der Älteste, Rudolf Schmidt-Staub, das Uhrenhandwerk, während der Zweitgeborene, Hermann, Gold- schmied wurde. Erst 1965 wurde das Uhren- fachgeschäft aufgegeben und teilte damit das Schicksal vieler Familienunternehmungen. Am 27. April 2001 wird im Badischen Landesmuseum die Ausstellung zur badischen Landes- und Kulturgeschichte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffnet. Mit die- ser Neueinrichtung unter dem Titel "Baden zwischen den Revolutionen 1789-1848" wer- den die Anfänge des Großherzogturns an his- torischem Ort, dem Karlsruher Schloss, leben- dig. Die Ausstellung führt den Besucher dutch die badische Geschichte in der Zeit Napoleons und des Biedermeier, dokumentiert die Um- gestaltung der Stadt durch Friedrich Wein- brenner und den vorindustriellen Aufbruch und leitet über die Erhebungen von 1848 in die zweite Hälfte des Jahrhunderts. All das haben die verschiedenen Generationen der Karlsruher Familie Schmidt bzw. Schmidt- Staub miterlebt. KRlSTIANE BURCKHARDT 317 Die Statuen von Erwin von Steinbach und Johannes Kepler Wer mit offenen Augen über den Karlsruher UniCampus flaniert. bemerkt schnell. dass hier nicht nur Institutsgebäude und laborhal- len zu finden. sondern auch zahlreiche Kunst- werke zu entdecken sind. Der Ort von For- schung und Lehre ist zugleich eine Art Musen- tempel- und das bereits von Beginn an. Vor- gestellt werden nachfolgend die ersten. aus der Gründungszeit des ehemaligen Polytechni- kums stammenden Kunstwerke: die bei den Statuen Etwin von Steinbachs und Johannes Keplers am Portal des Hauptgebäudes. Als Großherzog Ludwig von Baden 1825 die Polytechnische Schule in Karlsruhe grün- dete. fand in den ersten Jahren ihres Bestehens das neugegründete Institut eine provisorische Unterkunft im Lyceum am Marktplatz. 1832 erfolgte eine Reorganisation. bei der man mehrere bereits bestehende Lehranstalten wie die angesehene Bauschule Friedrich Wein- brenners. die Ingenieurschule Johann Gott- fried Tullas. die Forstschule und zwei weitere private Fachschulen im Polytechnikum zusam- menfasste, so dass nun ein Neubau dringend erforderlich wurde. Die Planung des ers- ten Hochschulgebäudes lag in den Händen des herausragenden Archi- tekten Heinrich Hübsch. der seit 1832 auch die Bauschule des Polytech- nikums leitete. Im Jah- re 1833 erfolgte die Grundsteinlegung. drei Jahre später konnte der Lehrbetrieb im eigenen Domizil an der östli- chen Langen Straße. der heutigen Kaiserstra- ße. aufgenommen werden. Hübsch. der mit seinem schulebildenden "Rundbogenstil" in Anlehnung an die italienische Frührenaissance den in Karlsruhe bislang vorherrschenden Klassizismus Weinbrenners ablöste. entwarf ein breites. dreigeschossiges Gebäude mit zen- tral gelegenem Treppenhaus. An der Vordersei- te bildete der Eingangsbereich mit seinen drei Rundbogenöffnungen den Hauptakzent. zu- sätzlich betont durch zwei Portalstatuen. die Hübsch als vermittelnde Elemente zwischen Außen- und Innentaum an dieser Stelle plan- te. Dabei dachte man wohl von Anfang an nicht an Figuren der Antike als Vorbilder eines humanistischen Bildungsideals. sondern an bekannte Persönlichkeiten der nationalen Geschichte. die programmatisch auf Funktion und Ausbildungsschwerpunkte der Polytech- nischen Schule verweisen sollten. Die Wahl fiel auf Erwin von Steinbach (um 1244- 1318). den Baumeister des Straßburger Mün- sters. und auf den Astro- nomen Johannes Kepler (1571- 1630): Der eine als »Repräsentant der Technik und Kunst". der andere als "Reprä- sentant der mathemati- schen Wissenschaften«. wie Hübsch ausführte. Beide waren weithin be- rühmte Vertreter ihrer Fachgebiete. die Weg- weisendes geleistet hat- ten und überdies eng 318 mit der südwestdeurschen Region verbunden waren. Der Auftrag für Entwurf und Ausfüh- rung der zwei Portalfiguren wurde an A10ys Raufer vergeben. Raufer, der seit 1830 als Leh- rer für Modellieren an der Polytechnischen Schule unterrichtete. gehörte im ersten Drir· tel des 19. Jahrhunderts zu den führenden Bildhauern in Baden. Seine Werke sind auch heute noch an prominenten Stellen im Stadt- bild von K:arlsruhe zu finden - erwähnt sei als Beispiel das 1833 auf dem Marktplatz errich- tete Denkmal für Großhetzog Ludwig. Raufers um 1839 vollendete Portalstatuen aus gelbgrünlichem Schilfsandstein sind keine Idealbildnisse, sondern porträthafte Figuren. Sie lassen die Intention des Bildhauers, die in- dividuelle äußere Erscheinung der histori- schen Personen möglichst wirklichkeitsgetreu wiedetzugeben, deutlich erkennen. Beim Bild- nis von Johannes Kepler konnte sich Raufer an den überlieferten Porträtgemälden des Gelehr- ten aus dem 17. Jahrhundert orientieren. Für die Gestalt Erwin von Steinbachs, der seit Goethes Aufsatz "Von deurscher Baukunst" (1772) zu den populärsten Künstlerpersön- lichkeiten des Mittelalters zählte, nahm er sich offensichtlich zwei im Straßburger Münster aufgestellte Figuren aus dem späten 15. Jahr- hundert zum Vorbild, die damals - und wie sich später zeigte irrtümlicherweise - als au- thentische Bildnisse des Erwin von Steinbach galten. Überlebensgtoß und vollplastisch aus- geführt, sind beide Statuen durch Attribure gekennzeichnet: Erwin von Steinbach hält ein Modell des Straßburger Münsters in der einen und ein Winkelmaß in der anderen Hand, während Johannes Kepler durch Weltkugel und Fernrohr charakterisiert ist. Dieses erste eigene Gebäude der Polytech- nischen Schule bot Platz für insgesamt erwa 300 Schüler. Doch die rasch steigende Zahl an Studenten machte schon bald eine Erweite- rung der Räumlichkeiten notwendig. Bis 1864 war die Vergrößerung des Hauptbaus - heute Sitz von Rektor, Senat und Verwaltung - nach den Plänen von Friedrich Theodor Fischer ab- geschlossen. Hübschs Nachfolger in der Bau- direktion löste die Aufgabe, indem er das schon vorhandene Gebäude als Flügelbau ver- wendete und in östlicher Richtung noch ein- mal errichten ließ. Der ursprüngliche Zugang wurde geschlossen, die beiden Skulpturen von Raufer an das neue Portal versetzt und nun auf Wandpfeilern stehend wieder aufgestellt. Aus konservatorischen Gründen wurden die durch Luftverschmutzung gefahrdeten Fi- guren 1976 gegen Kopien aus Epoxydharz ausgetauscht, die Originale befinden sich seit- her im Foyer des Universitätsbauamts. URSULA MERKEL 319 Wasser für die Residenz Friedrich Weinbrenners Brunnenhalls in Dllrlach Seit dem Mittelalter nutzten die Durlacher mehrere natürliche Quellen, die am Fuß des Geigersbergs unmittelbar an der Landstraße nach Ettlingen entspringen, zur Versorgung der Stadt mit fließendem Wasser. Nachweis- lich seit 1468 war eine Quelle baulich gefasst, das Wasser lief über hölzerne Deichelrohre zu einem Brunnenrurm beim Blumentor, um von hier einige öffentliche Brunnen innerhalb der Stadtmauern zu speisen. Später mehrfach verbessert und erneuert, erfüllte diese Leitung bis ins 19. Jahrhundert ihren Dienst. In der 1715 neu gegründeten Residenz Karlsruhe stand es mit der Wasserversorgung im 18. Jahrhundert hingegen nicht zum bes- ten. Man konnte zwar das lebensnotwendige Nass wegen des hohen Grundwasserstands relativ leicht gewinnen, sodass nahezu jedes Haus einen eigenen Zieh- oder Pumpbrunnen besaß; die Wasserqualität ließ jedoch sehr zu wünschen übrig, nicht zuletzt wegen der vie- len Sickergruben, durch die das Abwasser ins Grundwasser gelangte. Wer es sich als Karlsru- her leisten konnte, ließ deshalb Trinkwasser in Fässern aus Durlach und Umgebung heran- fahren. Der alte Karlsruher Wunsch nach reinem Wasser führte nach langen Überlegungen erSt nach 1819 zu konkreten Planungen. Der Bür- germeister von Durlach wies damals auf die noch ungenutzte Quelle zwischen dem alten Durlacher Brunnenhaus und der Bäderbrünn- le Quelle hin, deren Wasser bislang in der sumpfigen Niederung der Weihergärten versi- ckerte. 1821 wurde eine Kommission einge- setzt, die die Möglichkeit der Fassung der Quelle und ihrer Leitung nach Karlsruhe un- tersuchte. Ihr gehörten u. a. der wegen seiner Rheinkorrektion berühmt gewordene Ingeni- eur Johann Gottfried Tulla, Baudirektor Fried- rieh Weinbrenner sowie der "Mechanik- und Mühlen-Baukunst-Practicus" Joseph Haber- 320 stroh aus Ettlingen an. Ihr Projekt wurde 1822 von Großherzog Ludwig genehmigt und bis 1824 realisiert. Über der neu gefassten Quelle an der heu- tigen Ecke von Badener und Marstallstraße wurde ein weiteres Brunnenhaus errichtet, das Wasser zum alten Turm Ecke Pfinztal- und Ba- dener Straße geleitet und dort eine neue Me- chanik eingebaut. Diese erzeugte, angetrieben von beständig im Kreis gefuhrten Pferden, den nötigen Druck, das Wasser durch zwei gussei- serne Rohre entlang der Durlacher Allee bis nach Karlsruhe zu pumpen, wo eine Reihe von laufenden Brunnen vor allem auf städti- schen Plätzen, etwa dem Markt-, dem Ron- dell-, dem Lidell- und dem Ludwigsplatz, ge- speist wurden. Friedrich Wein brenner war als Leiter des öffentlichen Bauwesens für die Gestaltung der Karlsruher Brunnen, aber auch für die Errich- tung des Durlacher Brunnenhauses verant- wortlich. Er löste die ungewöhnliche Bauauf- gabe - wie wir noch heute sehen können - auf anspruchsvolle Weise. Über die reine Funkti- onserfüllung hinaus und völlig anders als die benachbarten älteren, heute verschwundenen Quellhäuser, die schlichte Zweckbauten wa- ren, erhielt der massive Bau eine äusserst re- präsentative, gedrungen-monumentale Form in der für Weinbrenner charakteristischen For- mensprache des Klassizismus. Das mit mäch- tigen Sandsteinplatten gedeckte Satteldach, die wie im Boden versunkenen Pilaster der Wandgliederung oder die archaische Bogenni- sche der Giebelseite mit dem Portal sind stilis- tisch deutlich von der französischen Revoluti- onsarchitektur beeinflusst. Nicht weniger ein- drucksvoll zeigt sich das Innere des Gebäudes. Eine schwere Tonne überwölbt das rechtecki- ge Quellbecken, in dem sich das aus der Erde aufsteigende Wasser sammelt. Ein Umgang ermöglicht es dem Besucher, entlang der Au- ßenwände das Becken zu umschreiten. Noch heute erfüllt das Gebäude seine Auf- gabe der Quellfassung, wenngleich das Wasser nicht mehr der Versorgung der Bevölkerung dient und ungenutzt über einen Graben der Weihergärten in die Kanalisation abfließt. Bis zur Erbauung des Wasserwerks im Oberwald 1871 versorgte es ganz Karlsruhe, später speis- te die Quelle nach dem Neubau des Durlacher Wasserwerks Ecke Pfinztal- und Badener Stra- ße von den 1890er bis in die I%Oer Jahre noch die Haushalte in Durlach. GERHARD KABIERSKE Das Karlsruher Gefängnis Ein Nmrenaissancebau von fase[ Durm Gefangene hatte man früher im Rathausturm oder in dem schmalen Zellenbau, der ehemals im Hofe des Landgerichts stand, eingesperrt. Doch mit der wachsenden Einwohnerschaft Karlsruhes stiegen die Gefangenenzahlen an, unerträglich wurde die drangvolle Enge in den Zellen, der Plarz reichte nicht mehr aus. Man 321 plante daher ein neues Gebäude auf einem Grundstück zwischen heutiger Stabel- und Riefstahlstraße. Ein landläufiger Gefangnisbau hätte dort neben den Kirchen, öffentlichen Bauten und Villen das städtebauliche Gesamt- bild gestört. Prof. Eugen von Jagemann (1849- 1926), der aus dem badischen Justizdienst kam und mit StrafvoUzugsfragen vertraut war. schlug daher vor. nach dem Vorbild des Sankt- Petersburger Untersuchungsgefängnisses einen aufgegliederten Bau zu errichten. dessen Au- ßenfassade an ein Museum erinnert. Der mit dem Entwurf befasste Oberbaudirektor Josef Durm (1837-1919) griff die Idee auf und schuf in den Jahren von 1894 bis 1897 einen rechteckigen Baukärper mit abgerundeten Kanten und einer unauffällig wirkenden Neo- renaissance-Fassade. Der Sockel und die Fen- sterumfassungen des dreistöckigen Bauwerks sind in Sandstein. die übrigen Außenflächen in rötlich-gelben Backsteinen ausgeführt. Der Dachstuhl musste nach Bombenschäden neu errichtet und mit Schiefer eingedeckt werden. Die Außenmaße des Baus betragen 77 x 47 m. Seine Flügel umschließen einen geräumigen. etwa 60 m langen und 30 m breiten Innenhof. auf den sämtliche Zellen ausgerichtet sind. Dank dieser Bauweise verlaufen im Inneren alle Flure an der zur Straßenseite gehenden Wand. so dass nach außen hin keine vergitter- ten Zellenluken. sondern frei gestaltete größe- re Bogenfenster angebracht werden konnten. In den Ostflügel des Gevierts ist ein herausra- gender. erhöhter Mittelbau eingelassen. in dem die Verwaltungsräume mit Krankenre- vier. Arztzimmer. Bibliothek und Anstaltska- pelle sowie im Untergeschoss die Küche unter- gebracht sind. In den Untergeschossen der Sei- tenflügel befinden sich die Werkstätten. der Zentralheizungskeller und das Waschhaus. Al- te Baugrundrisse lassen erkennen, dass in einer Hofecke ein längst verschwundenes Schafott- fundament angelegt war. Bis etwa Mitte der dreißiger Jahre sollen dort zu Todesstrafe Ver- urteilte hingerichtet worden sein. Bei der Erbauung verfügte das Amtsge- fängnis über 124 Einzelzellen. zehn Kranken- zellen und vier Arbeitszellen. Als normale Gesamtbelegung war früher eine Zahl von 162 Gefangenen vorgesehen. heute geht man nach Veränderung einzelner Zellen von 111 Haft- plätzen aus. In den ersten Nachkriegsjahren waren allerdings bis zu 400 Personen hinter den Mauern verwahrt. Auch gegenwärtig be- steht eine gewisse Oberbelegung. Zut Zeit sind 151 erwachsene Männer inhaftiert (Stand 1.1.2001). Während man in dem Hause frü- her auch zeitliche Freiheitsstrafen vollstreckte. wird heutzutage nur Untersuchungshaft für Beschuldigte aus dem gesamten Landgerichts- bezirk Karlsruhe vollzogen. Daneben sitzen auch so genannte Trennungsgefangene aus an- deren Bezirken ein. die mit bestimmten Tatge- nossen keinerlei Konrakt halten dürfen. Bis nach Ende des Zweiten Weltkrieges befand sich im Hause zugleich eine abgesonderte Frauenabteilung. seit längerem aber sind weib- .\ bll. I. O .. tfrolit . 322 liehe Gefangene in speziellen auswärtigen Anstalten untergebracht. In der Verwaltung der Justizvollzugsanstalt - so heißt die Einrichtung nunmehr - sind ge- genwärtig zwölf Mitarbeiter, im Vollzugs- dienst 61 Bedienstete beschäftigt, ebenso ist ein Psychologe tätig. Eine Ärztin und zwei Anstaltsseelsorger betreuen die Insassen an einzelnen Tagen. Drei Sozialarbeiter nehmen sich der Sorgen und Nöte der Gefangenen während der Haft an, zudem können sie den Übergang in die Freiheit, nötigenfalls die Wiedereingliederung, vorbereiten und beglei- ten. Ehrenamtlich unterstützt und gefördert wird diese Tätigkeit von dem Bezirksverein für soziale Rechtspflege (früher: Gefangenenfür- sorge und Bewährungshilfe), der seit dem Jah- re 1832 in Karlsruhe seine Hilfen anbietet. REINER HAEHLlNG VON LANZENAUER Die Künstleröfen der Majolika-Manufaktur Karlsruhe Die Baukeramik gehörte von Anfang an zu den angestrebten Betätigungsfeldern der 1901 gegründeten Karlsruher Majolika-Manufak- tur. Ihr Mitbegründer H ans Thoma hatte dabei sowohl die äußere Gestaltung eines Bau- es als auch die Ausstattung von Innenräumen im Sinn. Getreu dem Anliegen der Manufaktur, Künstler und Architekten zur Mitarbeit zu ge- winnen, schufen auch außenstehende Entwer- fer wie beispielsweise der Architekt Hermann Billing Kachelöfen für die Manufaktur. Auch Abteilungsleiter Hans Grossmann selbst fertig- te Entwürfe. Von Grossmann und Billing stammen die Öfen für die Innenaussrattung des Karlsruher Künstlerhauses, dessen innerer Umbau durch das Architekturbüro Gross- manns erfolgte. Diesen Entwürfen ist im Gan- zen ein historisierender Zug eigen, so im Fal- le der beiden Öfen für das Künstlerhaus mit Rücksicht auf die Architektur in Formen des Empire. Durch den Ersten Weltkrieg wurde die positive Entwicklung der Baukeramik unter- brochen. Anfang der zwanziger Jahre erfolgte jedoch ein erneuter Aufschwung. Es gelang der Manufaktur, bedeutende Künstler zur Mitarbeit zu gewinnen. Im Bereich der Ka- chelöfen führte dies zu einer Kollektion von Künstletöfen, zu der so namhafte Entwerfer wie Fritz August Breuhaus, Emil Fahrenkamp, Josef Hillerbrand u. a. beitrugen. Außerdem erhielt die Manufaktur zahlreiche Aufträge für einzelne Öfen, aber auch ganze Ofenanlagen, von privater und öffentlicher Seite. Auffallend bei diesen Auftragsarbeiten ist, dass sie sich im Gegensatz zu den modernden Künstleröfen sehr an traditionellen Vorbildern orientieren und stark historisierende Züge aufweisen. Der Kachelofen erfreute sich auch in den zwanziger Jahren noch großer Beliebtheit, ob- wohl zunehmend modernere Formen des H ei- zens Verbreitung fanden. Mochte man auch der Zentralheizung heiztechnische Vorzüge zugestehen, so war doch in Bezug auf Behag- lichkeit und Repräsentation eindeutig dem Kachelofen der Vorzug zu geben. Auch was die künstlerische Gestaltung betraf, beschäftigte 323 Kachelof(:n, F. A. Br(:uhaus, 1920. man sich weit intensiver, mit dem Entwerfen von Öfen als etwa der künstlerischen Gestal- tung von Heizkörperverkleidungen. Die Besonderheit der Karlsruher Künstler- öfen besteht darin. dass sie sich zwar im Rah- men des traditionellen Ofen typs bewegen. innerhalb dessen aber. wie ihnen die zeitgenös- sische Kritik bescheinigt. zu "modernem Stil- empfinden" gelangen. Entsprechend dem her- kömmlichen Ofenaufbau bestehen sie aus ei- nem Unterbau. der entweder auf einem Sockel oder auf Füßen steht und in dem das Heizma- terial verbrannt wird. Darüber erhebt sich der Oberofen. der zylinder-. kegel- oder kastenför- mig angelegt sein kann. Er hat die Aufgabe. die Strahlungsfläche des Ofens zu vergrößern. Meistens ist er daher recht hoch. aber im Durchmesser kleiner als der Unterofen. Den oberen Abschluss bildet die Bekrönung. häufig der am aufWendigsten durchgestaltete Teil des Ofens. Während die Entwerfer der Künstleröfen diesen durch Tra- dition und Technik gebildeten Aufbau aufgrif- fen. folgten sie in ihrer künstlerischen Gestal- rung jedoch weder volkstümlichen noch histo- risierenden Vorbildern. So setzte auch Fritz August Breuhaus in seinem hier abgebildeten Ofen den herkömm- lichen Typus in die sachliche Formensprache der zwanziger Jahre um. Die Formen sind ganz auf schlichte Quader reduziert. Die Oberfläche des Unterbaus. der auf einem Mes- singrahmen mit vier Füßen steht. trägt als ein- zigen Schmuck die durch unterschiedliche Farbgebung hervorgehobenen Rippen. Es wer- den nur wenige. große Kacheln verwendet. so dass der einheitliche Charakter des Unterbaus noch verstärkt wird. Um diesen nicht zu stö- ren. ist auch die Befeuerungstür seitlich ange- bracht. Die Schlichtheit des vom Umfang her et- was kleineren Oberofens wird noch dadurch betont. dass pro Seite nur eine einzige glatte Kachel in einen etwas vorspringenden Rah- men eingesetzt ist. Die Bekrönung ist ebenso zurückhaltend und besteht aus einem geraden. sich etwas nach außen neigenden Gesims. Al- les Schmückende konzentriert sich hier auf die Bemalung. die auf dem Oberbau angebracht ist. Während die Seitenteile mit pflanzlichen Motiven bemalt sind. trägt die große Vorder- seite eine mythologisch an murende Szene zweier miteinander kämpfender Reiter. Die Suche nach neuen Formen bei den Karlsruher Künstleröfen wurde von zeitgenös- sischen Kritikern der Gewerbeschau in Mün- chen 1922 lobend festgestellt. Dort waren mehrere der Künsrleröfen. darunter auch der hier gezeigte Ofen von Breuhaus. zu sehen. Trotz des "modernen Stilempfindens" wurde positiv bewertet. dass die Öfen keinem neuen Stil um der Neuheit willen folgen und damit zur Modeerscheinung werden. sondern be- 324 wusst auf alten Formen und Techniken etwas Neues aufzubauen suchen. Die Künstleröfen fielen umso mehr auf, als die Beispiele anderer Hersteller überwiegend "in der bodenständi- gen Geschmacksrichtung altdeutscher Hafuer- kunst" gehalten waren. Wurde den Künstleröfen 1922 auch be- scheinigt, sich keiner Modeströmung zu un- terwerfen, so sieht man ihnen aus heutiger Sicht doch deutlich ihre Entstehungszeit an. Die Modernität und künstlerische Leistung lässt sich jedoch nicht zuletzt im Vergleich zu den Öfen ablesen, die in den dreißiger Jahren von der Manufaktur angeboten wurden und die in ihrer Formensprache wieder ganz auf traditionelle und volkstümliche Vorbilder zu- rückgriffen. Der abgebildete Ofen von Fritz August Breuhaus ist Bestandteil der ständigen Ausstel- lung des Museums in der Majolika-Manufak- tur. Die Ausstellung gibt einen überblick über die Geschichte der Manufaktur und ist täglich außer Montag von 10-13 Uhr und 14-17 Uhr geöffnet. EVA SPINDLER "Terra et mundus" von Hans Kindermann Auf ihrem weitläufigen Areal beherbergt die Universität Karlsruhe nicht nur Institute und Laborhallen, sondern auch eine Vielzahl an Kunstwerken und Technikobjekten. Über die Jahrzehnte hinweg entstand an der Stätte des Forschens und Lehrens sowohl innerhalb wie außerhalb der Gebäude eine Art Museum, das ein bemerkenswertes Spektrum herausragen- der Beispiele der bildenden Kunst und der Technikgeschichte umfasst. Während der ers- ten 130 Jahre nach Gründung der Polytechni- schen Schule (1825) wurden Kunstwerke vor- wiegend als bauplastischer Schmuck, als Denkmalssetzungen oder zur Innenraumge- staltungen ausgewählt. Der weitaus größte Teil datiert jedoch aus neuerer Zeit und konnte zumeist mit Hilfe des "Kunst am Bau"-Pro- gramms seit Ende der 1950er Jahre erworben werden. Den Hintergrund hierfür bildete ein Beschluss des Bundestages von 1950, der 1955 von der Landesregierung Baden-Württemberg festgeschrieben wurde. Er besagt, dass "zur Förderung der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks ( ... ) bei allen staatlichen Bau- aufträgen ( ... ) im Regelfall 1 bis 2 % der Bau- auftragssumme" für ·künstlerische Arbeiten vorgesehen werden soll. Mit diesen Mitteln wurde auch die Bronzeplastik "Terra et mun- dus" ("Erde und Weltall") von Hans Kinder- mann realisiert. Das Kunstwerk befindet sich seit 1969 auf der westlichen Grünfläche des Physikgebäu- des, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Ins- titut für Nachrichtentechnik. Eine Vielzahl amorph geformter und ineinander greifender Einzelteile mit schrundig zerklüfteter Oberflä- che fügen sich zu einer durchlässigen Kugel zusammen. Wie in einer unaufhörlichen. wir· belnden Bewegung scheint das in seiner Mit- te offene Gebilde schwerelos im Raum zu schweben. Das lebhafte Spiel von Licht und Schatten, das sich auf den Wölbungen, Graten und Vertiefungen der Bronze entfaltet, unter- streicht den transitorischen Charakter des Bildwerks: Innen und Außen, Materie und Raum sind keine unvereinbaren Gegensätze, sondern einander bedingende und ergänzende Elemente. 325 Anders als die ebenfalls zum Kunstbesitz der Universität gehörenden Plastiken von Ari- stide Maillo!, Bernhard Heiliger oder Karl- Heinz Krause, die unabhängig von ihrem künftigen Standort geschaffen wurden, ent- stand "Terra et mundus" als Auftragsarbeit für die Neubauten der Institure für Nachrichten- technik und Physik. Die Geschichte dieses Bildwerks lässt sich bis z~m Jahr 1959 zurück- verfolgen. Zum damaligen Zeitpunkt dachte man zunächst ausschließlich an eine Bildhau- erarbeit für das neue, zwischen 1959 und 1964 errichtete Gebäude. Der mit der Pla- nung des Neubaus beauftragte Architekt Wolf- gang Hirsch von der "Werkgemeinschaft Karlsruhe" beabsichtigte, den Eingangshof des Instituts mit einer Brunnenanlage und einer freistehenden Skulptur zu schmücken. Als für diese Aufgabe geeigneten Künstler schlug Hirsch den an der Karlsruher Kunsta- kademie lehrenden Bildhauer Hans Kinder- mann (1911-1997) vor. Dabei verwies der Architekt ausdrücklich auf Varianten, die Kin- dermann neben seinem realisierten Brunnen- entwurf für den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1958 in Brüssel vorgelegt hat- te und die nicht zur Ausführung bestimmt worden waren. Diese Varianten dienten als Ausgangspunkt für die künftigen Planungen. Anfang der sechziger Jahre entwickelte Hans Kindermann schrittweise eine modifi- zierte künstlerische Konzeption, die als zei- chenhafte, abstrakt-plastische Chiffre symbo- lisch auf die moderne Nachrichtentechnik und damit auf die Nutzung des Gebäudes ver- weisen sollte. Obwohl die Arbeit am Modell wenig später abgeschlossen war und die Um- setzung in Kürze hätte erfolgen können, erga- ben sich nun langwierige Verzögerungen, in deren Folge nicht nur der Entwurf noch wei- terentwickelt und umgestaltet, sondern auch der ursprünglich geplante Standort verändert wurde. Nicht zuletzt stellten die zu erwarten- den hohen Gusskosten der Großplastik ein Problem dar. Nach längeren Diskussionen wurde jedoch eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung gefunden: Man einigte sich darauf, das Bild- werk wenige Meter vom zunächst vorgesehe- nen Standort entfernt auf dem Gelände der benachbarten, gerade im Bau befindlichen Physikalischen Institute aufzustellen und die für künstlerische Gestaltungen zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel beider Institutio- nen zusammenzufassen. Die Ausführung der Plastik übernahm ab 1966 die Karlsruher Firma Metz und Bachert. Stück für Stück wurden die insgesamt 124 Bronzeteile im Wachsausschmelzverfahren gegossen und anschließend im Atelier des Künstlers überarbeitet. Einige der Teilformen waren 1966 in Essen und 1967 in Karlsruhe auf den Jahresausstellungen des Deutschen Künstlerbundes zu sehen. 1968 konnten die Bauarbeiten am Neubaukomplex der Physika- lischen Institute im Wesentlichen abgeschlos- sen werden, einige Monate später folgte die Aufstellung der mehr als fünf Tonnen schwe- ren Plastik. URSULA MERKEL 326 Das Durlacher "Markgrafendenkmal" Wer auf dem Durlacher Marktplatz den Blick schweifen lässt. entdeckt auf dem Balkon des Rathauses eine steinerne Ritterfigur. Geht man dann in das Pfinzgaumuseum in der Karlsburg. stäßt man erneut auf diese Ritter- gestalt mit einer Fahne aus Eisenblech und einem Schild mit dem badischen Wappen. Im Museum steht das Original. auf dem Rathaus- altan eine Kopie. Welche Geschichte verbirgt sich hinter dieser doppelten Ritterfigur? Im Jahr 1567 ließ die gerade zur Residenz erhobene Stadt Durlaeh einen großen steiner- nen Brunnen errichten und darauf eine steiner- ne Statue setzen. Einer jahrhundertealten Über- lieferung folgend gilt diese als eine Darstellung des Markgrafen Karl Ir .• der 1565 seine Resi- denz von Pforzheim nach Durlach verlegen ließ. Angeblich aus Dankbarkeit ge lach die Ritterfigur anfertigen. die als Markgrafensta- tue in die Geschichtsschreibung einging. Der Durlacher Marktplatzbrunnen von 1567 wurde 1862 abgerissen. Man ersetzte ihn durch einen gusseisernen achteckigen Brun- nen mit einem ebenfalls gusseisernen Aufsatz. zu dem die jahrhundertealte Ritterstatue nicht passte. Zunächst plante die Stadt. die Standfigur auf den vor dem Schloss gelegenen Fischbrun- nen zu setzen. Dagegen erhoben allerdings der großherzogliehe Archivrat Bader und der Konservator Hofmaler von Bayer Protest. denn schließlich handele es sich um die Dar- stellung eines ehemaligen Landesherren. Da- raufhin wurde die Statue auf dem Rathausbal- kon untergebracht. Das stieß aber auf die Ablehnung des Großherzogs. der die steinerne Darstellung seines Vorfahren nicht so unwür- dig untergebracht sehen wollte. Nun schalte- ten sich Kreisregierung und Obetamt ein. bis der Bürgerausschuss eine Summe von 1.000 Gulden für die Restaurierung der Sandsteinfi- gur beschloss. Die nun von einer Brunnenfi- gur zum Denkmal gewordene Statue samt Baluster wurde 1865 nach Entwürfen August von Bayers um einen mit vier gusseisernen he- raldischen Löwen verzierten Sockel unterbau erweitert, mit einem Zaun umgeben und auf der Grundfläche des 1829 begonnenen. aber nicht ausgeführten Karl-Friedrich-Denkmals auf dem Schlossplatz an der Ecke Pfinztalstra- ße/Karlsburgstraße errichtet. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Figur so stark verwittert. dass der großherzog- liehe Konservator Ernst Wagner 1902 vor- schlug, sie zu restaurieren und in einen ge- 327 schlossenen Raum zu stellen. Er meldete zu- dem Zweifel an, dass es sich um eine Darstel- lung des Markgrafen Karl 11. handele. In einer damaligen Durlacher Volksweise, die Wagner zitierte, meinte er einen Hinweis zu entde- cken, dass auch die Durlacher sich nicht sicher waren, ob es sich tatsächlich um die Statue Karls II. handele: "Zu Durlach auf dem Brun- ne, Da steht ein Mann mit Spieß; Er sagt, er kann nicht kumme, Er hätt so krumme Füß." Dennoch wurde die Ritterfigur nun als Zeichen der Durlacher Geschichte entdeckt. In Durlach wuchs, wie auch in anderen Städ- ten, ein ortsgebunden-historisches bürgerli- ches Selbstverständnis. Ebenfalls 1902 er- schien im Durlacher Wochenblatt ein Aufruf, eine Altertümersammlung anzulegen - das war der Beginn der Sammlungen des heurigen Pfinzgaumuseums. Im gleichen Jahr begann auch die Diskussion über eine mögliche Wie- derherstellung des alten Marktplatzbrunnens mit der Ritterstatue, in die auch der Maler Karl Weysser einbezogen wurde, der ein heu- te im Pfinzgaumuseum zu sehendes Ölgemäl- de des Marktplatzbrunnens von 1567 gemalt hatte. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg be- schloss der Durlacher Gemeinderat tatsächlich die Rekonstruktion des alten Brunnens und rief eine Kommission mit Fachleuten ins Le- ben. Der gerade zum Konservator ernannte Friedrich Eberle veröffentlichte einen Spen- denaufruf für dieses Projekt, das nach Ende des Krieges in den 20er Jahren weiter verfolgt wurde. Doch der Marktplatzbrunnen blieb unverändert. Aber schon 1911 hatte Heinrich Bauser den Auftrag erhalten, die Ritterfigur zu restaurieren, die nun im Erdgeschoss des Rat- hauses aufgestellt werden sollte, und eine Ko- pie anzufertigen. Ein Jahr später wurde die Statue abgebaut, 1915 der Sockel abgetragen und der mit heraldischen Löwen geschmück- te Unterbau auf den Bauhof gebracht. Die Ritterstatue wurde 1929 schließlich dem 1924 eröffneten pfinzgaumuseum über- geben, die Kopie schmückt seitdem den Rat- hausbalkon. Auch wenn es sich nicht um eine Darstellung des Markgrafen Karl II. handelt, sind Original und Kopie heute fest im Durla- eher Bewusstsein verankerte Symbole der eige- nen jahrhundertealten Geschichte. SUSANNE ASCHE Kunst oder Schrott? Das Hirschtor im Karlsruher Schloss garten Es steht in Sichtverbindung mit dem Schloss- turm und schließt den Schlossgarten gegen den Fasanengarten ab, die bei den Parkteile dabei trennend und doch optisch miteinander ver- bindend. Gemeint ist das prächtige schmiede- eiserne Gittertür, das wegen seiner repräsenta- tiven Erscheinung und seiner handwerklichen Perfektion ein beliebtes Fotomotiv abgibt. Zwischen den von Schmuckvasen gekrön- ten Steinpfeilern sind drei Eisengitter wie Spit- zenwerk eingespannt: Schmale, jeweils mit dem badischen Wappen geschmückte Fuß- gängerpforten flankieren das breite Haupttor der Durchfahrt, das korbbogenförmig über- höht ist und in einer Wappenkartusche mit den Initialen MarkgrafKarl Friedrichs gipfelt. 328 Skiue des Tores z.um Vorhor des Schlosses. Der spröde Werkstoff Eisen wird im phanta- sievoll-plastischen Schmuckwerk. das wurzel- • ranken- oder blattartig aus den Vertikalsrre- ben herauszuwachsen scheint, in seiner Mate- rialeigenschaft geradezu negiert. Zweifellos handelt es sich um ein Meister- werk der Rokoko-Schmiedekunst aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. das in eine Reihe zu steI- len ist mit berühmten zeitgenössischen Beis- pielen anderer Barockschlösser. etwa in Würz- burg oder Schwetzingen. Als Zeichner des Entwurfs ist der damals noch junge. seit 1752 am Karlsruher Hof tätige Baumeister Wilhe1m Jeremias Müller überliefert. die Ausführung besorgte der talentierte Hofschmied Melchior Hugenest. der auch die Fenster-. Balkon- und Treppengitter des Schlossneubaus fertigte. Das Tor wurde nicht immer so geschätzt wie heute. Schon unmittelbar nach seiner Fer- tigstellung im Jahr 1759 untersagte Karl Fried- rich die Aufstellung am vorgesehenen Ort. dem Hauptzugang des Schlosses zwischen den gerade fertig gestellten Wachhäuschen. Wie sehr es dort in spätbarockem Sinn das Ge- samtbild des Ehrenhofs bereichert hätte. macht eine Skizze deutlich. die sich im Nach- lass des Bauhistorikers Arnold Tschira im Süd- westdeutschen Archiv für Architektut und in- genieurbau an der Universität Kadsruhe fand . Der Markgraf. durch seine Gemahlin Karoline Luise gut über die aktuellen französischen Modesträmungen informiert, hatte erkannt, dass das Tor nicht mehr dem neuestcn Pariser Geschmack entsprach. der sich immer stärker an der Antike orientierte. Für Jahrzehnte ver- schwanden die reich geschmückten Gitterflü- gel im Bauhof. erst 1806 fand das Tor an ab- gelegener Stelle beim Neuen Zirkel eine unter- geordnete Verwendung. obwohl ein Gutach- ten Friedrich Weinbrenners damals sogar schon fast sein Ende bedeutet hätte. Der be- rühmte Architekt - Vertreter eines schlichten Klassizismus - fand. dass das Werk seines Vor- gängers Müller mit seinen Schnörkeln ganz und gar abzulehnen sei. da "man über dassel- be gleich einer Leiter leicht einsteigen und sich im vorbeigehen durch die hervorragenden. langen und spitzigen Verzierungen beschädi- gen kann". Glücklicherweise erfolglos forderte er den Verkauf als altes Eisen. aus dessen Erlös ein modernes Tor finanziert werden könne. Erst 1864. als - bezeichnenderweise wieder von Paris ausgehend - das Rokoko neu ent- deckt wurde. erkannte man am Karlsruher 329 Hof die Qualität des inzwischen über hundert Jahre alten Tores und verschaffte ihm seine heutige Stelle. Zwei ruhende Hirsche. Kopien nach Christian Daniel Rauch. wurden damals zu beiden Seiten als zusätzlicher Schmuck auf- gestellt. Sie verschwanden leider nach dem Zweiten Weltkrieg. nur der Name "Hirschror" erinnert heute noch an sie. GERHARD KABIERSKE Der "Männerwald" von HAP Grieshaber Obwohl es keine städtische Galerie. das heißt keine Ausstellungsräume rur eine permanente Präsentation der Kunstwerke gab. kaufte die Stadt Karlsruhe seit dem späten 19. Jahrhun- dert immer wieder Gemälde. Zeichnungen. Druckgrafiken und Plastiken vorwiegend hie- siger Künstler an. 1971 erwarb die Stadt Dru- cke der 8-teiligen Holzschnittserie "Männer- wald" von HAP Grieshaber anlässlich einer Werkausstellung des Künstlers im Badischen Kunstverein. Der Künstler war zu dieser Zeit in Karlsruhe sehr bekannt. 1955 wurde er als Nachfolger Erich Heckels an die hiesige Kunstakademie berufen. Grieshaber prakti- zierte in Karlsruhe eine neue Form des Unter- richts. Er selbst war wichtiger Anreger und Gesprächspartner. der mit seinen Studenten aktuelle Ausstellungen besuchte oder ihnen moderne amerikanische Literatur vermittelte. Als zwei Lehramtskandidatinnen durch die Prüfung fielen. weil die Prüfungsordnung - in den 1930er Jahren unter den Nationalsozialis- ten erlassen - forderte. dass das dargestellte Motiv erkennbar sein müsse. legte Grieshaber 1960 seine Professur nieder und verließ Karls- ruhe. Wenige Jahre später schuf er den "Män- nerwald" für die Weltausstellung 1967 in Montreal. 1972 fügte er das Relief der Justitia hinzu. und gab der Arbeit den Gesamttitel "Areopag". So erweitert gelangten die Druck- stöcke an ihren endgültigen Platz im Gerichts- hof der Europäischen Gemeinschaft in Lu- 330 xemburg. Jedes der großformatigen Blätter mit den Maßen 220 x 122 cm zeigt eine Figur, die wie ein überdimensionales schwarzes Zeichen auf dem weißen Papier steht. Die acht leicht überlebensgroßen Gestalten sind fries artig angeordnet und beziehen sich jeweils paarar- tig aufeinander. Jede nimmt die ihr zur Verfü- gung stehende Fläche völlig ein und wendet sich weitgehend dem Betrachter zu. Die Figu- ren erscheinen flächig. Der Künstler setzt Li- nien ein, die zum Teil die Figuren präziser for- mulieren oder die Binnenflächen strukturie- ren. Die Abfolge der Figuren weist formal und inhaltlich eine Zäsur auf mit der, von links ge- sehen, vierten Figur, dem Flötenspieler. Nach rechts schließen vier Akte an, die Pflanzen wie Attribute oder als Kopfputz tragen. Fast könn- te man meinen, die Figuren gingen, vergleich- bar der Sage von Daphne, in Bäume über. Inhaltlich lässt die Folge viel Fragen offen: Warum gab ihr Grieshaber den poetischen Titel "Männerwald" , wenn doch zwei der Fi- guren eindeutig weiblich sind? HAP Grieshaber vor den Druckstöcken des "Männerwaldes". Der Künstler selbst bezeichnete sie als "Ce- res" und "Gäa", zwei antike Göttinnen. Auch die Übrigen sind namentlich benannt. Es han- delt sich um die antiken Gestalten (v. I. n. r.): Peleus, Polias, Öneus, Linus und Nisus. Ihre Biografien bergen tragische Züge, wie zum Beispiel Öneus, dessen Nachlässigkeit dazu führte, dass seine Gemahlin den gemeinsamen Sohn tötet. Oder wie Peleus, auf dessen Hoch- zeit mit det Nereide Thetis Eris, die Göttin det Zwietracht, den Apfel mit der Aufschrift "Der Schönsten" in die Runde warf und damit letztlich den Trojanischen Krieg hervorrief. Die Bedeurung des Titels "Männerwald" sowie des gesamten Zyklus lässt sich nicht rasch erschließen und bedarf eingehender Re- cherchen. In der Ausstellung zu HAP Griesha- ber ab 6. September 2003 in der Städtischen Galerie wird der Zyklus zu sehen sein. Dann werden auch Anrworten auf die Fragen gege- ben, die dieses Kunstwerk stellt. BRIGITTE BAUMSTARK 331 Sphinx ante portas Begeistert schrieb 1905 der renommierte Kunstkritiker Karl Widmer über die neue künstlerische Bewegung der Jahre um 1900, den Jugendstil, der auch in Karlsruhe eine Fülle faszinierender Zeugnisse hinterlassen hat. "Die letzten fünf, sechs Jahre haben eine Reihe architektonischer Schöpfungen hervor- gebracht, die in ihrer sprudelnden Fülle von persönlichem Gehalt und phantasievoller For- menfreude die äußere Physiognomie der Stadt völlig umgestaltet und einen ungewohnt ori- ginellen und künstlerisch interessanten Zug hineingebracht haben.« Allen Kriegszerstörun- gen zum Trotz haben sich zahlreiche Bauwer- ke aus dieser Zeit erhalten - und vieles ist den- noch heure so gut wie unbekannt. Geht man durch die Straßen der Stadt und macht sich die Mühe, den Blick nach oben zu richten, lässt sich Erstaunliches entdecken. Wer zum Beispiel kennt die beiden Sphingen hoch oben am Haus Nummer 136 in der 50- phienstraße? Errichtet wurde das Gebäude im Jahr 1904 von Christian Rothfuß junior, der Maurermeister, Zimmermann und Unterneh- mer in einem war. Von welchem Bildhauer die beiden Skulpturen rechts und links des Bal- kons stammen, ist dagegen bisher unbekannt. Weshalb aber ägyptische Sphingen an einem badischen Wohnhaus? Die Welt der Verände- rungen und der fließenden Grenzen, der Zwit- terwesen und des beflügelnden Rausches, das Reich dunkler Dämonen und lauernder Be- gierden, waren dem Mensch des Fin de Siede, dessen Gedanken und Gefühle bis in das neue Jahrhundert hineinreichten, ständiger, wenn oft auch trügerischer Lebenshintergrund. Symbolischen Ausdruck fand dieses Lebensge- fühl häufig auch im Schmuck von Hausfassa- den. Bei den Ägyptern mit männlich glatter, breiter Brust, bei den Griechen der Antike vollbusig als weiblich dargestellt, wurde die Sphinx im 19. Jahrhundert in Kunst und Li- teratur zum Inbegriff des rätselhaften Weibes schlechthin. Niemand anderes als Heinrich Heine war es, der in seinem Gedicht von der Sphinx diese als die Verkörperung von Liebe und Liebesschmerz versteht. Die Gestaltung der Sphingen in der So- phienstraße zeigt die widersprüchliche und komplexe Natur des mythischen Wesens. Von 332 vorne betrachtet ist das mythische Wesen ein schönes Mädchen mit stolzen Brüsten und langen Lockenwellen. dessen seltsam leerer. auf sich selbst bezogener Blick Rätsel aufgibt. Die Krallen sind verborgen. der Eindruck ist von kühler Unnahbarkeit. Ganz anders dage- gen die Skulptur im Profil: Da ist ein Raubtier auf dem Sprung. die Augen aufmerksam auf das hilflose. gebannte Opfer gerichtet. die Schultermuskeln angespannt. die Krallen der mäch tigen Tatzen ausgefahren. der Schwanz peitscht kraftvoll die Flanken. Das Figuren- paar ist identisch gestaltet und flankiert einen kleinen Balkon. dessen geschwungenes Gitter die gleichen qualitätvollen Jugendstilmerkma- le zeigt wie die beiden Skulpturen. Während die Sphingen den Abschluss der Fassade bilden und die Dekoration des sehens- werten Hauses. eines der bedeutendsten erhal- tenen Karlsruher Jugendstilhäuser. von unten nach oben immer reicher und vielfältiger wird. gibt es über dem Eingang zur Begrüßung lediglich einen Kopf. dessen Züge sich in line- ar-dekorativ wucherndes Pflanzenwerk aufzu- lösen scheinen. Unzweifelhaft ist bei aller all- mählichen Verwandlung. dass es sich um ein zeitlos-gelassenes. ursprünglich männliches Gesicht handelt - den Blick nach innen ge- richtet. Wird also im Gesamrzusammenhang der Fassade der Triumph des »Ewigweibli- chen" über die gebannte und verwandelte Männlichkeit gezeigt? Den Zeitgenossen sind solche Vorstellungen und Überlegungen nicht fremd gewesen. Das von Robert Dreikluft fotografierte und im G. Braun Verlag erschienene Buch .,Jugendstil in Karlsruhe. Formen. Vielfalt. Fantasien" kann als ein Ariadnefaden der be- sonderen Art durch die Straßen Karlsruhes hin zu dem ganzen Reichtum der Karlsruher Ju- gendstilarchitektur dienen. Tiefsinniges und Trauriges. Skurriles und Lustiges. Mystisches und Historisches lassen sich auf den verschie- denen Streifzügen entdecken. Anmutige Mäd- chen und phantastische Fabelwesen. eine Fau- na, die vom Frosch bis zum Rhinozeros reicht, und eine Flora. die manche Fassade in einen steinernen Garten schier zu überwuchern scheint. Wohlklang der Linien und Schönheit der Ornamente kommen hinzu. Eine eigene Welt. für die das Haus in der Sophienstraße als ein besonders gelungenes Beispiel gelten kann. MONlKA BACHMAYER 333 Neue Adresse der Denkmalpflege in Nordbaden Die Grenadierkaserne in Karlsrtlhe Nach dem 1991 erfolgten Abzug der franzö- sischen Armee aus der Grenadierkaserne im Karlsruher Westen nutzt das Land Baden- Württemberg die Möglichkeit, hier mietfrei Behörden untetzubringen. Die Außenstelle des Landesdenkmalamtes in Karlsruhe bezog nun in der Moltkestraße 74 ihr neues Domizil. Die Karlsruher Grenadierkaserne wurde in den Jah- ren 1893 bis 1897 nach Plänen des Garnisons- baubeamten Jannasch errichtet. Sie war der Sitz des 1. Badischen Leibgrenadier-Regiments. In den Ersten Weltkrieg war das Regiment mit 3.000 Soldaten nach Frankreich ausgezogen. Von den insgesamt 25.000 Männern des im- mer wieder verstärkten Regiments, das in den mörderischen Grabenkämpfen um Verdun kämpfte, kehrten 3.500 nicht mehr zurück. Kurz nach seiner Rückkehr wurde das Re- giment 1919 aufgelöst. Nach Besetzung der entmilitarisierten Zone durch die Reichswehr quartierte sich 1936 wieder das Infanterieregi- ment 109 in der Kaserne ein, nun unter natio- nalsozialistischem Oberkommando. Seit 1945 wurden die Militärgebäude für einige Jahre zur provisorischen Unterkunft für Heimatvertrie- bene. Erst 1952, nach Aufhebung der starren Militärzonenaufteilung, bezog die französische Armee die Grenadierkaserne und nannte sie "Quartier General Pagezy", die bei Karlsru- hern noch heute als "Franzosenkaserne" be- kannt ist. Mit dem Ende des Kalten Krieges ging das Kasernengelände 1990 schließlich in die Verwaltung des Bundesvermögensamtes über, das dann für den Verkauf an das Land Baden-Württemberg und die Stadt Karlsruhe sorgte. Immer wieder hoben Betrachter den "preu- ßischen Gesamteindruck" der Kasernenanlage hervor. An die 1892 eröffnete und unmittel- bar benachbarte Kadettenanstalt schloss der im folgenden Jahr begonnene Neubau der Leibgrenadierkaserne zeitlich und räumlich fast unmittelbar an. Das Grundstück der Ka- serne ist erwa fünf Hektar groß, und die Ge- bäude gruppieren sich um einen großen zen- tralen Exerzierplatz. Die schweren Gebäude sind in rotem Sandstein gemauert und waren ursprünglich mit Schieferplatten und Holzze- ment eingedeckt. Auf drei Seiten stehen sechs große Mannschaftsgebäude, die jeweils zwei Kompanien aufnehmen konnten. Zwischen den Mannschaftshäusern wurden drei kleine- re Wirtschaftsgebäude mit Wasch- und Speise- funktion eingestellt. Stärker umgebau·t wurde das große Exer- ziergebäude am Ostrand des Platzes; es fun- giert seit 1932 als Autohalle. An der Nordost- ecke des Grundstücks befand sich ein großes Kammergebäude. Wohnhäuser für verheirate- te Unteroffiziere und die Offiziersmesse neben dem Wachgebäude an der Toreinfahrt schlos- sen das Areal gegen Osten ab. Am westlichen Rand des großen Exerzierfeldes stand unweit des Gebäudes des Landesdenkmalamtes 1913 die eingeschossige Waffenmeisterwerkstatt und Beschlagschmiede. Besonders stolz waren die Erbauer der Mannschaftsschlafsäle auf die Fenster, deren Oberlichter leicht zu öffnen waren und somit eine gute Belüftung garan- tierten. Auch in den Türen waren bewegliche Lüftungsklappen angebracht. Die meisten der auf Hygiene zielenden Eigenschaften des Ge- bäudes finden sich bereits in der 1889 heraus- gegebenen preußischen Garnisons-Gebäude- ordnung zusammengefasst. Die Norm billig- te jedem Soldaten eine Fläche von 4,5 Qua- 334 ! 11011 Z\!nl 1 ~'" j iihr, J ubilÄum ~,ß",lif,nr,1'1 6 r(1l"~{t~··R"ts: . N,"" ~C9 . Pos[karte eines Grenad iers 1903. dratmeter Fläche zu, wie auch einen Luftraum von 15-16 Kubikmeter. Dies führte zu durch- schnittlichen Raumhähen von 3,5 Metern. In der Bauvorschrift von 1889 finden sich nur vage ästhetische Vorgaben zur architektoni- schen Formgebung. Sie dekretierte lediglich, den Bauten "im Aeußeren einen einfachen und ernsten Charakter zu geben". Die militä- rische Funktion sei "durch einfache aber sorg- fältig erprobte architektonische Formen" zu signalisieren. In der Kaiserzeit konnten Kaser- nenbauten in Baden deshalb individuelle Erscheinungs- bilder enrwickeln, die nicht einer Form, son- dern einer Baunorm verpflichtet waren. Eine wichtige Eigenschafi: von Kasernenanlagen des späten 19. Jahrhunderts ist eine strenge räum- liche Trennung der einzelnen Funktionen. So waren Unterkünfte und Latrinen streng von- einander getrennt, auch Wasch-, Speise- und Küchenräume befanden sich in einem separa- ten Gebäude. Dies verringerte die Gefahr von Epidemien sehr deutlich. Die Offiziere der Grenadierkaserne besaßen ein eigenes Kasino, sie hatten jedoch keine Wohnpflicht auf dem Kasernengelände und wohnten großteils in Privatunterkünften. Aber ein Offizier musste je Kompanie in der Kaserne leben. Durch die Anlage des großen Exerzierplatzes konnten militärische Übungen nun auch innerhalb der Kaserne durchgeführt werden; zudem grenzte unmittelbar im Nordwesten ein mehrere Hek- tar großes, heute bebautes Übungsfeld an. In den vorspringenden Flügelbauten der Kompaniegebäude befanden sich Wohnungen für ledige Offiziere und Unteroffiziere, Ärzte und die Revierkrankenstuben. Verheiratete Unteroffiziere wohnten mit ihren Familien in den drei Familienhäusern der Kaserne, die auch von der Straße aus zugänglich waren und 335 den Komfort von internen Latrinen und Was- seranschlüssen boten. Die Mannschaftsräume wurden mit eisernen Kanonenöfen beheizt, in den übrigen Zimmern standen Kachelöfen. Bei Dunkelheit wurden die Mannschaftsge- bäude mit Petroleumlampen erhellt. In den Kompanie- und Wirtschaftsgebäuden gab es damals noch keine Aborte. Vier eingeschossige Latrinengebäude befanden sich, jeweils etwa 10 Meter von den Mannschaftsgebäuden ent- fernt, bei den Eckpunkten des Exerzierplatzes. Die drei kleineren Wirtschaftsgebäude - sie liegen zwischen den größeren Kompaniehäu- sem - beherbergten im Untergeschoss jeweils Mannschafts- und Unteroffiziersküchen mit Kantinen, sowie das Brausebad für die gemei- nen Soldaten. Nur die dreistöckigen Wohn- häuser für Soldatenfamilien verfügten schon damals über Klosett und Wasseranschluss im Hause. Zusätzlich konnte sich jedes Wirt- schaftsgebäude, das Wachhaus, das Kammer- gebäude und die Wohnhäuser über jeweils 15 Meter tiefe Röhrenbrunnen mit Wasser ver- sorgen. CLEMENS KIESER 336 · Bücher-Blick 337 Barbara Guttmann: Hopfen & Malz. Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe Mit Beiträgen von Thomas Meyer und Erik Neumann, Karlsruhe; Badenia 1998 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadt- archivs, Bd. 19), DM 39,80 Das Karlsruher Stadtarchiv hat eIn "neues Faß" aufgemacht: Im mittlerweile 19. Band der Reihe "Veröffentlichungen des Stadtar- chivs" wird die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe in einem zusammenfassenden Über- blick erstmals erschlossen. Unter Berücksich- tigung unterschiedlicher Quellenüberlieferun- gen, die aus Archiven, Zeitungen, zeitgenössi- schen Beobachrungen und Firmenfestschrif- ren "mosaikartig" zusammengetragen werden mussten, ist es gelungen, ein übersichdiches Bild über die Geschichte des städtischen Bier- brauens von der Gründung der Residenzstadt im Jahr 1715 bis in die Gegenwart zu entwer- fen. Gleichzeitig zur Ausstellung "Hopfen & Malz" im Prinz-Max-Palais erfährt damit jener Teil der Karlsruher Wirtschafts- und Unter- nehmensgeschichte, der ·rund um den allseits beliebten Gerstensaft angesiedelt ist, eine um- fassende Würdigung. Die Historikerin Barbara Gurrmann hat die Hauptarbeit an dem reich bebilderten Band übernommen und die Entwicklungsge- schichte des Brauwesens in Karlsruhe beschrie- ben. Struktur- und wirtschaftshistorische Per- spektiven wollte sie dabei in den Vordergrund rücken, aber auch alltags- und sozialgeschicht- liche Aspekte "schlaglichtartig" beleuchten. Dieses Vorhaben, das bei zahlreichen stadrhis- torisehen Abhandlungen bereits erfolgreich angewendet worden ist, kann sie handwerklich solide umsetzen. Da Karlsruhe nun einmal keine Insel ist, beschreibt sie stets allgemeine, über die Fächerstadt hinausreichende histori- sche Entwicklungsprozesse und kombiniert ihre Ausführungen dann mit der Geschichte des Brauwesens. Kommt diese Darstellung mit- unter auch nicht über die Feststellung schieter . Parallelität hinaus, gelingt Guttmann doch an manchem Beispiel eine tiefgreifende Vernet- zung von Ereignissen und Personen, so etwa bei dem Karlsruher NS-Kreisleiter Worch, der seinen Beruf zuvor als Bierbrauer ausgeübt har. Im Vordergrund des Buches steht indes die Fachgeschichte des städtischen Brauwesens mit besonderem Schwerpunkt auf der Darstel- lung des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit det zunehmenden Industrialisierung mündeten quantitative und qualitative Ausdifferenzie- rungen in eine Blütezeit des Bietbrauens. Wäh- tend der Hochkonjunktutphase besaß die Fä- cherstadt annähernd 30 Brauereien. Die Be- schreibung der jeweiligen Firmengeschichte bringt die zum Teil vergessenen Unternehmen wieder in Erinnerung. Bauhistorische Betrach- tungen zu den Brauereigebäuden, die das Stadtbild mitunter bis heute prägen, runden das Bild ab. Ergänzend hierzu beleuchtet Thomas Me- yer in einet kurzen Abhandlung den Einfluss der Karlsruher Btauereien auf die Stadtent- wicklung; Erik Neumann, vom Stadtmuseum der Partnerstadt Halle, macht erhellende Be- merkungen zur Sonderausstellung im Prinz- Max-Palais. Der sorgfältig zusammengestellte Anhang erlaubt es darüber hinaus, das infor- mative Buch auch als Nachschlagewerk zum Thema zu benutzen. M ICHAEL STOLLE 338 Mühlburg: StreifZüge durch die Ortsgeschichte Hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunche in Verbindung mit dem Bürgerverein Mühlburg; Karlsruhe 1998; 32,- DM Zu den Feiern der 750-jährigen urkundlichen Ersterwähnung Mühlburgs und "runden Ge- burtstagen" von gleich vier Vereinen oder Or- ganisationen des Stadtteils hat das Stadtarchiv publizistisches Neuland betreten. Gleich mehr- fach: Zum einen haben die Stadthistoriker den bisherigen Weg der mit professioneller Feder aus einem Guss verfassten Geschichtsschrei- bung verlassen und die Jubiläumsvereine mit eigenen Beiträgen in die Publikation einge- bunden. Und ebenfalls als Novum stellt der Mühlburg-Band nicht den Text, sondern das Bild in den Vordergrund. Historische Zeichnungen, Pläne, Fotogra- fien von Wilhe1m Kratt oder aus dem Schlesi- ger-Archiv: Gut 150 Abbildungen spiegeln das Aussehen Mühlburgs, seiner Gebäude, Stra- ßen und Plätze in den unterschiedlichen Epo- chen wider, geben vor allem aber Einblick in den früheren Alltag, zeigen Mühlburger bei der Arbeit in der Eisengießerei Seneca, bei Festen oder im Dress der einst so erfolgreichen Fußballer. Und zum Bildteil trugen die Be- wohner des Stadtteils ebenfalls ein gewaltiges Scherflein bei. Nach Aufrufen in StadtZeitung und Tagespresse stellten zahlreiche Privatper- sonen Schnappschüsse aus ihren Archiven für die Veröffentlichung zur Verfügung. Obwohl die eindrucksvollen Aufnahmen in schwarz- weiß die 300 Seiten dominieren, ist das Werk kein Bildband im herkömmlichen Sinn. Die von Profis und Amateuren geschosse- nen Fotos sind vielmehr eingebettet in Texte, die ebenfalls Fachleute, aber auch Mitglieder der Feuerwehr, des Bürgervereins oder Rad- sportler fertigten. Wenn überhaupt, liegt hier auch die einzige kleine Schwäche des Bandes. Gegenüber dem historischen StreifZug, den Stadtarchiv-Chef Ernst Otto Bräunehe mit den Lesern vom "Mulenberc" des Jahres 1248 bis zum zerbombten Stadtteil im Zweiten Weltkrieg unternimmt oder dem Beitrag von Stadtplaner Harald Ringler über die Neuord- nung in den 50er Jahren fallen die Kapitel der anderen Autoren sprachlich manchmal ein wenig ab und kommen bisweilen holprig oder gestelzt daher. Doch Unebenheiten wie "in großer Anzahl stattgefundene Feste" machen den Band auf der anderen Seire sympathisch. Der Leser spürt: Der Mühlburg-Rückblick wurde keineswegs routinemäßig abgespult, es "menschelt" zwischen den Zeilen. Der Stadt- teil stellt sich selbst in Wort und Bild dar. Stadtgeschichte soll bekanntlich Identität stif- ten: Mit dem Pilotprojekt haben Archiv und Vereine dazu einen wichtigen Beitrag geleistet. MATHIAS TRONDlE Dieter Vestner: Badische Revolution vor 150 Jahren. Geschehnisse in Baden und Durlach 1848/49 Hrsg. von der Bürgergemeinschaft Durlach und Aue 1892 e.v., Durlach 1998, 62 Seiten, 15,- DM Dieter Vestner: Die Karlsburg und der Fürstenhof zu Durlach Durlach 1998,72 Seiten, 22,80 DM Stadtgeschichtsschreibung lebt in ihren vielen Facetten auch von der intimen, oft durch jah- relanges Quellenstudium erworbenen Detail- kenntnis nichtprofessioneller Historiker. Die- ter Vesmer beschä.&igt sich in seinen in den ver- gangenen zehn Jahren publizierten Büchern mit der Geschichte Durlachs und Badens. Er stützt sich dabei auf vorliegende Veröffentli- 339 chungen und verzichtet, soweit dies erkennbar ist, völlig auf eigene Archivsrudien. Daher kann er keine neuen Erkenntnisse mitteilen. Auch in den beiden neuen Bändchen macht sich der Autor zum Multiplikator der Forschungen anderer, was durchaus berechtigt sein kann, wenn damit zusätzlich Leser ange· sprochen werden. Dabei unterlaufen Vesener jedoch Fehler, die die Mühen seiner Arbeit in Frage seelIen. In der chronologisch erzählten Revolurionsgeschichte spricht er z.B. vom Zehnt und der Leibeigenschaft, als ob diese nicht längse aufgehoben worden wären. In Offenburg forderte man 1847 nicht die kon- stitutionelle Monarchie, sondern die Repub- lik, und der Bürgerverein von 1847 kann mit seinen politischen Intentionen nicht als Vor· läufer der heutigen Bürgergemeinschaft inter- pretiert werden. Warum man für diese trotz der lieferbaren Geschichte der Revolution in Durlach von A. Mohr eine gekürzte Nacher- zählung für nötig hielt, ise unverständlich. Die zweite Broschüre berichtet enclang des Wech- sels der Markgrafen und ihrer Aktivitäten die Geschichte des Fürsrenhofes in Durlach. Entgegen der mit dem TItel geweckten Erwar- tung kommt die Baugeschichte der Karlsburg dabei zu kurz. Auch hier unterlaufen Vesmer Schnirzer wie z. B. die Fesrstellung, die Mark- grafen härren früher auf dem Turmberg resi- diert. Wer sich über die Geschichte Durlachs informieren will, sollte lieber zur 1996 erschie- nen Geschichte Durlachs greifen. MANFRED KOCH Susanne Asche I Ernst Ouo Bräunehe I Manfred Koch I Heinz Schmitt I Christina Wagner: Karlsruhe. Die Stadtgeschichte. Badenia Verlag, Karlsruhe 1998, 792 S., zahlreiche Abb., 49,-DM Stadtgeschichte hat in Deurschland seit gerau- mer Zeit eine gure Konjunktur. In den zu- rückliegenden beiden Jahrzehnten haben zahl- reiche Kommunen ihre Enrwicklung von den Anfängen bis heute in umfassenden Werken vor Augen geführt, verwiesen sei aus dem süd- wesedeurschen Raum nur aufSpeyer, Freiburg und, für das 18. bis 20. Jahrhundert, aufTri- er. Auch in Karlsruhe beschäftigte sich eine rege Forschung mit vielen Aspekten des städ- tischen Lebens seit 1715, aber es blieb doch schmerzlich spürbar, dass eine Gesamtdarstel- lung der Stadtgeschichte nicht greifbar war - die lerzte Publikation dieser Art erschien 1915. Die Lücke wurde durch das Gemeinschafts- werk von fünf Historikern, von denen vier im Stadtarehiv tätig sind, auf eindrucksvolle Wei- se geschlossen. Einleitend behandelt Heinz Schmitt relativ knapp, aber sehr instruktiv den Raum Karlsruhe vor 1715 und das Umland der Stadt seither - mit Durlach und Mühl- burg existierten hiet zwei kleine Städte und eine Reihe von Dörfern, von denen Knielin- gen schon 776 erwähnt wurde. Christina Wagner erörtert die Enrwicklung Karlsruhes von 1715 bis zum Jahre 1806, also bis zur Annahme der Würde eines Großherzogs durch Karl Friedrich. Der umfangreichste Beitrag stammt von Susanne Asche und hat das 19. Jahrhundert zum Thema. Hier wird die Enrwicklung von der Residenzstadt mit knapp 9 000 Einwohnern (einschließlich des 1812 eingemeindeten 'Dörfles' Klein-Karlsru- hel bis zur schon kräftig industrialisierten Großstadt mit einer Bevölkerung von etwa 130 000 Menschen im Jahre 1914 nachge- zeichnet. Das Schicksal der Stadt und ihrer 340 Bewohner während des Ersten Weltkriegs, in der Weimarer Zeit und unter der nationalso- zialistischen Diktatur sowie im Zweiten Welt- krieg führt Ernst Orto Bräunehe vor Augen, nur der Widerstand wird von Manfred Koch behandelt. Koch ist auch der Autor des ab- schließenden Teils über Karlsruhe zwischen 1945 und 1997. Insgesamt ist etwas mehr als die Hälfte des Bandes dem 18. und 19. Jahr- hundert gewidmet, etwas weniger den letzten 85 Jahren. Der Leser findet alles, was eine sinnvoll konzipierte Stadtgeschichte bieten muss. Behandelt werden der Raum des Ge- schehens, die Entwicklung der Bevölkerung, das allmähliche territoriale Wachstum der Stadt - 1886 wurde, um nur einige Beispiele zu nennen, Mühlburg eingemeindet, 1935 Knielingen, 1938 das damals knapp 20.000 Einwohner zählende Durlach - , die Ausbil- dung der Infrastruktur, wichtige Bauren, die Erwerbs- und Lebensverhältnisse der Einwoh- ner, Gewerbe, Handel und Industrie, Verfas- sung und Verwaltung der Stadt, die Oberbür- germeister, die Einwirkungsmöglichkeiten der Bürger auf die kommunalpolitischen Ent- scheidungen, ihr Verhalten als Wähler, Partei- en und Vereine, die Presse und die öffentliche Meinung zu wichtigen Fragen, das Bildungs- wesen, das kulturelle Leben, die konfessionel- len Verhältnisse und die Religionsgesellschaf- ten. Selbstverständlich ist dabei nie nur Karls- ruhe das Thema. Alle Autoren beziehen die Region, die Geschichte Badens, dessen Haupt- stadt Karlsruhe ja 230 Jahre war, und die deut- sche Entwicklung stets in gebührendem Maße mit ein. Zu diesen allgemeinhistorischen Pas- sagen wären hier und da Anmerkungen zu machen. So ließ König Friedrich Wilhelm IY. am 18. März 1848 nicht einfach "in die Men- ge schießen", vielmehr ist bis heute unklar, wie es an jenem Tage in Berlin zum Kampf kam. Die von Preußen und der Provisorischen Zen- tralgewalt 1849 gegen die Pfalz und Baden 341 aufgebotenen Interventionstruppen beliefen sich auf nur 53.000 Mann. Der Krieg mit Frankreich wurde 1870 nicht von Bismarck "provoziert", er war, jedenfalls nach Bismarcks lebenslanger Überzeugung "uns aufgezwun- gen". Und von Widerstand ohne Volk kann man nicht sprechen: zwischen 600.000 und 1.000.000 Deutsche waren in den Jahren 1933 bis 1945 aus politischen Gründen für längere oder kürzere Zeit in Haft; in Karlsru- he betrug die Zahl mindestens 700. Alle fünf Beiträge sind sehr informativ und sehr leser- freundlich geschrieben. Die zahlreichen Abbil- dungen und Karten tun ein übriges, um fast 300 Jahre Karlsruher Stadtgeschichte anschau- lich vor Augen zu führen. Bei der Betrachtung einiger Karren dürfte mancher Leser freilich zur Lupe greifen, wenn er alles entziffern will, was da aufgedruckt ist. Aus der Fülle des von den Autoren Vorge- tragenen können nur. ganz wenige Momente erwähnt werden. Im 18. Jahrhundert war die Stadt in ganz ausgeprägtem Maße auf den Hof bezogen. Das änderte sich nach 1806 deutlich, weil Baden im Zuge der damaligen territoria- len Veränderungen vom Klein- zum Mittel- staat heranwuchs; der durlachsche Landesteil hatte zunächst weniger als 90.000 Einwohner, das junge Großherzogrum immerhin die zehnfache Zahl. So gewann die Verwaltung ganz beträchtlich an Gewicht, und 1819 ent- stand mit den Kammern ein zweites politi- sches Zentrum von schnell erheblicher Bedeu- tung. Trotz der im letzten Drittel des 19. Jahr- hunderts sich kräftig entfaltenden Industrie blieb die Stadt, da sie eben Verwalrungszen- trum und Sitz zahlreicher Bildungseinrichtun- gen war, stärker bürgerlich geprägt als Kom- munen vergleichbarer Größe ohne derlei Ein- richtungen. Politisch dominierte lange ein gemäßigter Liberalismus, und konservative Neigungen waren hier und übrigens auch im unmittelbaren Umfeld deutlicher ausgeprägt als im badischen Durchschnitt. Mit den sich wandelnden Konfessionsverhältnissen - 1840 waren drei Fünftel der Karlsruher evangelisch, ein Drittel katholisch, in der Weimarer Zeit waren die beiden großen Konfessionen fast gleich stark - und mit der Industrialisierung erlangten der politische Katholizismus und die Sozialdemokratie fortlaufend mehr Gewicht. Das politische Klima in der Stadt blieb dabei moderat, und die Revolution im Winter 1918/19 verlief gemäßigt, wie das auch schon 70 Jahre zuvor der Fall gewesen war. Der Zu- spruch, den die Nationalsozialisten in der Spät- zeit Weimars fanden, lag (mit 40,3 % der gül- tigen Stimmen bei der Reichstagswahl am 31. Juli 1932) etwas über dem deutschen Durch- schnirt. Auf den Verlust der Hauptstadtfunk- tion musste man sich schon nach dem deut- schen Sieg über Frankreich im Juni 1940 und der Schaffung des Parteigaus Baden-Elsaß ein- stellen; eine Kompensation der damit verbun- denen Schwächung schien nur dutch eine ver- stärkte Industrialisierung möglich. Als das Land Baden nach 1945 unterging, blieb Karls- ruhe freilich in beachtlichem Maße Verwal- tungszentrum. Mit der Ansiedlung des Bun- desgerichtshofs - gegen die starke Konkurrenz von Köln - und des Bundesverfassungsgerichts gewann die Stadt als 'Residenz des Rechts' allerdings eine neue zentrale Funktion, dies- mal für die gesamte Bundesrepublik. Auch die Industrialisierung machte Fortschritte. Dass der Wille der Badener bei der 1950/51 heftig umkämpften Frage der Wiederherstellung des Landes Baden "überspielt" wurde, räumte 1956 selbst das Bundesverfassungsgericht ein und übte damit implizit Kritik an seiner ersten ein- schlägigen Entscheidung von 1951. Die Karls- ruher waren zu fast sieben Zehnteln für das Land Baden und gegen den Südweststaat. Schon im Ersten Weltkrieg wutde die Stadt wiederholt das Ziel von Luftangriffen, zwi- schen 1939/45 kam es viel schlimmer: Jetzt wurden fast 80 % aller Wohnhäuser zerstört oder doch beschädigt. Die Beseitigung der 3 Mill. m3 Trümmer erfolgte bemerkenswert schnell. Dieser von der Stadt nachdrücklich geför- derten, vom Verlag liebevoll betreuten und rundum gelungenen Stadtgeschichte, wird es an Lesern nicht mangeln, daran ist nicht zu zweifeln. Vermutlich wird es nicht bis zur Dreihundert jahrfeier Karlsruhes im Juni 2015 dauern, bis eine zweite Auflage erscheint. HANS FENS KE Klaus Bindewald: Die Albtalbahn. Geschichte mit Zukunft. Von der Schmalspurbahn zur modernen Stadtbahn Hg. Albtal-Verkehrs-Gesellschafr mbH., Ubstadt-Weiher 1998, 144 Abb., 191 S., 29,80 DM. Der öffentliche Personenverkehr ist ein Stadt- phänomen. Ohne ein leistungsfähiges Nahver- kehrsnetz wären die modernen Großstädte nicht denkbar. Der Nahverkehr erschloss aber schon früh aus der Stadt heraus auch das Um- land. Bahnen, die Stadt und Region verbanden, gab es in Karlsruhe bereits vor der Jahrhun- dertwende: Die Lokalbahn Durmersheim- Spöck und die Albtalbahn. Ihre 1998 100-jäh- rige wechselvolle Geschichte vermittelt K. Bin- dewald in seiner Darstellung ebenso kenntnis- und faktenteich wie unterhaltsam. Zahlreiche historische und neuere Aufnahmen - nicht nur von Schienenfahrzeugen - tragen dazu bei. Der Autor wendet sich - obgleich Ingenieur - weniger an Spezialisten der Straßenbahn- technik, sondern an alle an der Geschichte von Stadt und Region interessierte Leser. Es wer- den immer auch die sehr spannenden politi- schen Entscheidungsprozesse, die wirtschaftli- 342 ehen Rahmenbedingungen des Betriebs - hier hätten gelegentliche Angaben von Beförde- rungszahlen nicht geschadet -, aber auch die wirtschaftliche Enrwicklung von Unterneh- men entlang der Strecke einbezogen. Dabei stützt sich der Autor auf intensives Quellen- studium, verzichtet jedoch zum Bedauern des Historikers auf Einzelnachweise. Eingangs berichtet Bindewald von der 25- jährigen Planungszeit einer Lokalbahn nach Herrenalb mit einer Verbindung nach Pforz- heim. Es folgt die Geschichte der schmalspuri- gen, schon kurz nach der Eröffnung 1898 teil- weise elektrifizierten Albtalbahn. Die Zusam- menhänge zwischen dem Neubau des Haupt- bahnhofs sowie die Finanznot der Betreiberge- sellschaft mit dem Besitzerwechsel in der Zwi- schenkriegszeit werden u. a. thematisiert. Mit dem Kauf der Bahn durch die Stadt ging 1957 ein lang gehegter Wunsch in Erfül- lung. Die Enrwicklung seitdem bildet den zweiten Teil der Darstellung. Umbau der Glei- se auf Normalspur, Verknüpfung mit dem Karlsruher Straßenbahnnetz, Modernisierung der Technik und der Fahrzeuge, Verkürzung und schließlich Erweiterung des Streckennet- zes sind Themen dieses Teils. Tabellen z. B. zu den Fahrzeugtypen sowie eine Chronik run- den den Band ab. Gelungen ist damit ein wichtiger Beitrag zur Geschichte des welrweit beachteten "Karlsruher Modells" des öffentli- chen Nahverkehrs. MANFRED KOCH Auf den Spuren der antiken Welt, eine Reise durch die Antikensammlung des Badischen Landesmuseums Hrsg. vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe im G. Braun Buchverlag 1998; 56 Seiten, 20,- DM. Zu seiner neu gestalteten Antikensammlung hat das Landesmuseum "für Kinder und Ju- gendliche ab 11 Jahren" einen Führer, nein, einen Reisebegleiter veröffentlicht. Sieht es ein Museum als seinen Auftrag an, seine "Expona- te" nicht nur einem schon interessierten, meist informierten Besucher zu präsentieren, will es auch für den Nichtfachmann da sein und ihm seine Schätze zugänglich machen, so ist es fol- gerichtig, besonders die jungen Menschen anzusprechen. Jugendbücher, die vergangene Kulturen anschaulich darstellen, gibt es heute erfreulicherweise zahlreich. Mit den bunten Restruktionszeichnungen dort wird ein Be- gleiter durch ein Museum nicht konkurrieren wollen, er hat aber - richtig gemacht - eine besondere Chance. Beate Bollmann, die die Texte schrieb (mit Beratung durch Mitarbeiter des Museums), hat es richtig gemacht. Sie stellt den jungen Besucher nicht vor die Vitrine und belehrt sondern schickt ihn auf eine Entdeckungsrei- se. Zu einzelnen Ausstellungsstücken, die in dem Heft abgebildet und somit schnell zu fin- den sind, stellt sie graphisch deutlich hervor- gehobene Fragen. Die Richtigkeit der Anrwort und weitere Informationen kann man dem beschreibenden Text auf der gleichen Seite entnehmen. So wird mit 46 Fragen der junge (nur der junge?) Besucher hingeleitet in die Welt der alten Ägypter, Urartäer und Phönizi- er, blickt in die Welt der griechischen Götter und Helden, erkennt die Lebensfreude der Etrusker aus ihren Gräbern und schaut in das Leben von römischen Kaisern und Töpfern, 343 bis schließlich den alten Göttern das Kreuz der neuen Religion in die Stirn gemeißelt wurde. Wer bei diesem Gang auf den Spuren der antiken Welt dieses vermisste und jenes gerne näher ausgeführt hätte. könnte auch nur eine Auswahl bieten. Dieses Heft - an Jugendliche gerichtet - gibt jedenfalls auch dem Lehrer. der einen Besuch der Sammlung mit Schülern plant. wertvolle Antegungen. Viele Fragen sind beantwortet, mehr wer- den sich stellen. und so soll es sein. HELMUT GRIMM Ute Grau / Ulrike Plate: 1898 - 1998. Vom Versicherungspalast zum Rathaus West Festschrift. Hrsg.: Stadtarchiv Karlsruhe. Kirlsruhe 1998. 36 Abb .• 77 S. Das heutige Rathaus West an der nordwesdi- ehen Ecke des Mühlburger Tores gehört zu den eindrucksvollsten Beispielen für Reprä- sentationsbauten des späten 19. Jahrhunderts in Karlsruhe. Ursprünglich als Bürogebäude der Karlsruher Lebensversicherung konzipiert. dominiert der von Adolf Hanser geschaffene monumentale Sandsteinbau noch heute den Zugang zur Weststadt über die Kaiserallee. In der vorliegenden Festschrift stellt Ute Grau die wechselvolle Geschichte des ehema- ligen Versicherungsgebäudes und seiner Nutz- er dar, das zur Zeit seiner Erbauung als Se- henswürdigkeit der Stadt galt. Die 1835 ge- gründete Karlsruher Lebensversicherung er- richtete in den Jahren 1895-98 den Repräsen- tationsbau im Stil der Neo-Renaissance. um der kontinuierlich gewachsenen Bedeutung des Unternehmens städtebaulich wirksam Rech- nung zu tragen. In den folgenden Jahrzehnten war das Ge- bäude immer wieder teilweise gravierenden Ver- änderungen unterworfen, die einerseits den gewandelten Zeitgeschmack. andererseits das Schicksal der Stadt Karlsruhe widerspiegeln. Neben Erweiterungen in den Jahren 1912 und 1928/29. die sich der stilistischen Dominanz des Hauptgebäudes unterordneten. kam es im Zuge der Vorbereitungen zum IOD-jährigen Firmenjubiläum im Jahre 1935 zu einer opti- schen Überarbeitung. bei der große Teile des Bauschmucks des 19. Jahrhunderts weichen mussten. Mit dem Ende des Zweiten Welt- krieges endet die Nutzung durch die Versiche- rung. da das Gebäude zunächst von der fran- zösischen, später von der amerikanischen Be- satzungsmacht beschlagnahmt wurde. Wäh- rend die Versicherung Mitte der 50er Jahre einen Neubau bezog. übernahm die Stadt Karlsruhe das Gebäude am Mühlburger Tor. wo seitdem das Rathaus West mit seinen zahl- reichen Dienststellen untergebracht ist. In einem zweiten Abschnitt des Bandes beschreibt Ulrike Plate die Baugeschichte und den architektonischen Rang des Verwaltungs- komplexes. wobei auch auf die weitgehend unbekannte Person des früh verstorbenen Ar- chitekten Adolf Hanser eingegangen wird. Mit dem vorliegenden Buch gelingt den beiden Autorinnen auf anschauliche und in- formative Weise die Würdigung eines Gebäu- des. das bis heute als städtebaulicher Akzent das Stadtbild prägt. Zahlreiche Abbildungen ergänzen den Text. THOMAS MEYER 344 Elisabeth Spitzbart: Karl Joseph BerckrnülIer 1800-1879. Architekt und Zeichner. (Friedrich Weinbrenner und die Weinbrenner-Schule, Bd. III) Hrsg. Wulf Schirmer, Institut für Baugeschichte der Universität Karlsruhe, G. Braun, Karlsruhe 1999, 308 S., zahlreiche Abb., 118,- DM Das Sammlungsgebäude und die Gestaltung des Friedrichsplatzes erforderten die Verbin- dung von Architektur und Städtebau in einer Weise, wie sie seit Weinbrenner wohl keinem anderen Architekten in Karlsruhe als Chance geboten wurde. Der Architekt, dem dieses Glück widerfuhr, hatte einen ungewöhnlichen Lebenslauf, über den bisher außer knappen Nachrufen keine biographischen Arbeiten vorlagen. E. Spitzbart unterrichtet jetzt umfas- send über Karl Joseph Berckrnüllers Werk als Zeichner und Architekt in dem reich bebilder- ten neuen Band der überdurchschnittlich gut ausgestatteten Veröffentlichungen über Fried- tich Weinbrenner und seine Schüler. Wesent- liche Quellengrundlage der Arbeit bildet der künstlerische und architektonische Nachlass Berckrnüllers im Institut für Baugeschichte der Universität Karlsruhe. Dieser ist in dem 991 Nummern zählenden Katalogteil des Bandes erschlossen und erstmals vorgestellt. Das Leben Berckrnüllers, der einer seit drei Generationen in Karlsruhe tätigen Bauunter- nehmerfamilie entstammte, verlief nicht ge- radlinig. Zum Architekten ausgebildet (1817- 1829) wurde er nach der Hochzeit mit einer Unternehmersrochter 1829 zunächst Fabrik- direktor, um, als der Konkurs der Spinnerei in St. Blasien absehbar war, 1844 in Karlsruhe zunächst Bezirks- und Militär- und seit 1853 bis 1878 Holbaumeister zu werden. Diese bio- graphischen Daten geben die Hauptabschnitte der Darstellung vor. Dass dabei insgesamt die Person und die privaten Lebensumstände des Studenten und Bildungsreisenden, Eheman- nes und Witwers seit 1852 nur arn Rande zur Sprache kommen, ist offensichtlich der fehlen- den Überlieferung persönlicher schriftlicher Quellen geschuldet. Spitzbart arbeitet anhand der Skizzenbücher und Reisezeichnungen die Spannung heraus zwischen der durch den Klassizismus Wein- brenners geprägten Ausbildung und den durch die Reisen gewonnenen Eindrücken, die den Historismus als Möglichkeit eines neuen Bau- stils enthielten, wobei Berckrnüller eine Vorlie- be für die Renaissance zeigte. Die Autorin the- matisiert dabei auch den kulturgeschichtli- chen Rahmen der Bildungsreisen der Zeit und die unterschiedlichen Arbeitsweisen der wer- denden Architekten in Paris und in Rom. Obgleich Berckrnüller 34 Jahre als Archi- tekt tätig war, hat er nur relativ wenige Bauten selbst ausgeführt (u. a. die Kirche in Leo- poldshafen und das Pfarrhaus St. Stephan in Karlsruhe). Als Gründe dafür nennt Spitzbart die Befassung mit zahlreichen Verwaltungsauf- gaben und kleineren Um- sowie Anbauren. Weiter trugen dazu die knappen Finanzen in der Vor- und Nachrevolutionszeit 1848/49 und während der kriegerischen Auseinander- setzungen 1866 und 1870/71 bei. Dies führ- te auch zu sehr langen Planungs- und Bauzei- ten. Betroffen davon war auch das Karlsruher Sarnmlungsgebäude, das Berckrnüller nahezu ein Vierteljahrhundert beschäftigte. Ausführ- lich schildert die Aurorin das für die Lokalge- schichte interessante Kapitel der Friedrichs- platzbebauung vom ersten Architektenwettbe- werb in Karlsruhe über die Entwicklung der dann doch Berckrnüller übertragenen Planung und die Bauverzögerungen beim Sammlungs- gebäude durch die Koordinierung der unter- schiedlichen Interessen der späteren Nutzer des Hauses. In ihrer Gesarnteinschätzung sieht die Au- torin in Berckmüller einen Architekten, der, 345 eingebunden in das von Heinrich Hübsch ge- prägte zentralisierte badische Bauwesen, erst spät seinen eigenen architektonischen Vorstel- lungen Ausdruck geben konnte. Deutlich sichtbar am Sammlungsgebäude habe er "mit seiner klassischen und ruhigen .. . Grundhal- rung eine ganz persönliche Variante der Neu- renaissance ausgebildet .. . und so mit seiner Stilhaltung eine Brücke ... zwischen dem Klas- sizismus Wein brenners und dem späten 19. Jahrhundert" geschlagen. MANFRED KOCH Eduard Koelle: Drei Tage der Karlsruher Bürgerwehr 1849 Hrsg. von Rainer Gut jahr, (Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Schriftenteihe des Stadtarehivs Karlsruhe, Band 5); Karlsruhe 1999, 154 5., 35 Abb., 29,- DM. Der Autor, 1810 in Karlsruhe geboren, ein rechtschaffener Kaufmann, war 1848 in der Bürgerwehr bis zum Adjutanten des Oberbe- fehlshabers aufgestiegen. Der "konstitutionelle Konservative" will seine Darstellung über den 13./14. Mai, 6./7. und 24./25. Juni 1849 als Rechtfertigungsschrift verstanden wissen. Die freiwillige Bürgerbewaffnung sollte zunächst einen befürchteten Franwseneinfall abwehren, dann bald angesichts innerer Unruhen die öf- fentliche Ordnung sichern. Besonders bedeut- sam wurde dieser Auftrag in den Junitagen, als sich die Revolution dem Ende neigte. Wäh- rend die Bürgerwehr am 4.6. noch vor der provisorischen Regierung Brentano und Peter defilierte, sah man am 24.6. die Truppen die- ser Regierung als "geschlagenen Tross" vor den Preußen fliehen. "Diesen aufgelösten Horden, die damit begonnen hatten, kein Gesetz mehr zu kennen und nur ihren Lüsten zu folgen, war die gute Stadt Carlsruhe diese Nacht über- antwortet." Eine dramatische Schilderung, die Verständnis schaffen soll, warum die Bürger- wehr nach dem Einzug des Prinzen Wilhe1m in die Stadt von den Siegern geachtet wurde und ihre Waffen behalten durfte, da sie als Ordnungselement ein Chaos verhindert hatte. Koelle, vom zurückkehrenden Großherwg Leopold im August geehrt, wollte in seiner Beurteilung der Aufständischen diese aber nicht pauschal verurteilen, so sehr er auch deren Ziele verabscheute. In einer Fülle von wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten stieg er nachher zu hohen Würden auf, wurde u. a. Mitbegründer der Badischen Bank, die Ende der 70er Jahre die Munitionsfabrik, die späteren IWK finanzierte. Handelsrichter, Präsident des badischen Handelstags, portu- giesischer Konsul, das waren nur einige seiner Würden. Die Herausgabe des eindrucksvollen Textes durch Rainer Gut jahr ist vorbildlich. Mit ei- ner ausführlichen Einleitung wird man in die Lage Karlsruhes in diesen Tagen 1849 einge- führt. Urheberschaft, innere und äußere Merkmale der Quelle und die Editionsprinzi- pien werden erörtert, schließlich neben reich- lichen Literaturangaben in 150 Kurzbiogra- phien die im Text erwähnten Personen aufge- listet. Die farbigen Abbildungen veranschau- lichen den besonderen Sektor der revolutionä- ren Situation, der eben nicht nur den Ruf nach Freiheit kannte, sondern auch manches Leid für Baden brachte. LEONHARD MüLLER Elga Roellecke: Vereine und Vereinigungen, Gasthäuser. Chronik Wolfartsweier Hrsg. vom Verein für die Geschichte von Wolfartsweier, Karlsruhe 1998, Heft 3, 197 S. Mit diesem "Hefr" legt Elga Roellecke nun den dritten Teil einer Ortschronik vor, die einmal sechzehn Kapitel umfassen soll (siehe 346 S. 196 im Anhang). Mit ihren Beiträgen zur Munitionsfabrik, dem so genannten Zünd- hürle, und zu "Wasser und Straßen, Quellen und Wegen" in Wolfartsweier, Publikationen, die ebenfalls schon hier besprochen worden sind, erreicht die geplante Chronik bereits 500 Seiten, ein Umstand, der einerseits für den fleiß der Autorin spricht und andererseits an- gesichts der noch ausstehenden Kapitel einen Umfang des Gesamtwerks von mindestens 2.000 Seiten erwarten lässt. Scheint es auch heute populär zu sein, mit dem "Gewicht" bestimmter Publikationen zu werben, die schon in Kilo aufgewogen wer- den, so wäre m. E. bei der Geschichte eines kleinen Ortes wie Wolfartsweicr etwas Mäßi- gung angebracht, handelt es sich ja nicht um die Geschichte einer Großstadt. Sicher werden sich aber viele Wolfartsweierer freuen, gerade in diesem Heft namentlich erwähnt zu wer- den, etwa der Schützenkönig von 1968 oder die Schriftführerin des Evangelischen Ge- meindevereins. Die Daten zu Geschichte und Aktivitäten der fast dreißig Vereine von Wol- fartsweier sind minutiös aufgelistet, so dass sich Vorstände und Mitglieder hier gut reprä- sentiert wiederfinden. Dies mag zum Wirge- fühl der Gemeinde und zur Identitätsfindung beitragen, für den Außenstehenden wirkt die Fülle der Detailinformationen manchmal et- was ermüdend. Er muss eifrig blättern, um an Informationen von allgemeinem Interesse zu kommen. Zu diesen zählt sicherlich die lesenswerte Einleitung zur Entwicklung des Vereinswesens seit der französischen Revolution 1789, die den historischen Kontext und die Bedingun- gen berücksichtigt, unter denen Vereine da- mals entstanden sind und die die Einwirkun- gen auf sie im Verlauf der Geschichte schil- dert. Interessant sind auch die den einzelnen Vereinschroniken vorangestellten Einführun- gen zur Geschichte jeder Vereinsart ganz allge- mem, so etwa zu den Militärvcreinen, die nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870171 in fast jedem Dorf entstanden sind, oder zum Turnverein, wo auf die Bewegung unter Turnvater Jahn eingegangen wird. Al- lerdings tragen diese Einführungen auch wieder zum Anschwellen der Chro- nik bei, z. B. wird die Geschichte des Feuer- löschwesens seit 1689 dargestellt. Manches Interessante ist aber auch in den eigentlichen Vereinsgeschichten nachzulesen, etwa wenn beim Kleintierzuchtverein die Frage beantwor- tet wird, warum im Dritten Reich "Hühner und Kaninchen einen nationalsozialistischen Wert" hatten. Insgesamt erstaunt es den Leser, welche Masse und Vielfalt an Aktivitäten ein kleiner Ort wie Wolfartsweier in den letzten hundert bis hundertfünfZigjahren entwickeln konnte. Viel Lokalkolorit von Wolfartsweier ent- deckt der Leser dann . beim Schlusskapitel zu den Gasthäusern, stammt ja deren Bausub- stanz zum größten Teil noch aus dem 18. Jahr- hundert. Nicht nur hier regen Text und Abbil- dungen, die nur manchmal etwas klein gera- ten sind, zum Besuch dieses noch sehr dörflich wirkenden und in landschaftlich schöner Umgebung liegenden Stadtteils an. PETER PRETSCH Manfred Koch - Jürgen Morlock (Hrsg.): Von Graspisten zum Baden-Airport, Luftfahrt in Mittelbaden Herausgegeben im Auftrag der Baden-Airport AG in Verbindung mit dem Stadtarchiv Karls- ruhe 1999,306 S., 159 Abb., 29,80 DM Sicher ist dies auch eine Selbstdarstellung der Baden-AirparkAG, die mit ihrem Airport und dem dazu gehörenden Gewerbepark ein Ob- jekt begonnen hat, über dessen Zukunfts- 347 trächtigkeit Jürgen Morlock selbst referiert. Zur Entwicklung in den letzten Jahren berich- tet Walter Baumgärtner, dessen zweiter Beitrag über die Umwandlung der Air-Base Söllingen zum Baden-Airport spannend zu lesen ist, denn was in den fünfJahren nach seinem "Ta- gebuch einer Konversion" alles geschah, wel- che Widerstände zu überwinden waren, wie jeweils neue Mitstreiter und Politiker gewon- nen werden mussten, das schafft Respekt vor den Aktivisten, die im wahrsten Sinn des Wor- tes ein "Unternehmen" wagten, das für die wirtschaftliche Entwicklung Mittelbadens zu- nehmende Bedeutung gewinnen wird. Wer freilich zuvor Kurr Hochstuhls Auf- satz über "Düsenjäger am mittel badischen Himmel" und das Ausgelieferrsein der Bevöl- kerung gegenüber dem Lärm gelesen hat, ver- steht den anfänglichen Widerstand gegen ei- nen neuen Flugbetrieb. Als aber die Kanadier, die nicht nur zu den besonders freundlichen Besatzungstruppen gehörten und auch für 540 deutsche Zivil beschäftigten Arbeirsplatz boten, 1994 abzogen, gab es nicht nur tränen- reiche Abschiede; der Wegfall von "Klein-Ka- nada" bedeurere für die ganze Umgebung tie- fere Einschnitte. Die historischen Kapitel der Publikation sind nicht einfach Vorspann, sondern können verpflichten, dass Mittelbaden wie einst wie- der eine Rolle in der Luftfahrt spielen sollte. Reiner Haehling von Lanzenauer erinnert an den Flughafen Baden-Baden-Oos, wo in der Zeppelineuphorie 1910 der erste Luftschiff- Landeplatz entstand. Als intimer Kenner sei- ner Stadtgeschichte erzählt der Auror an Hand anschaulicher Quellen von den Erfolgen der ersten Passagierflüge. aber auch von den vielen Unfällen, ja Katastrophen. Wären damals nur "Bedenkenträger" am Werk gewesen, wäre der Luftverkehr von Anfang an abgestorben. Manfred Koch schildert Ähnliches über die Entwicklung der Flughäfen Karlsruhe und Forchheim. In der Residenz lebte eine Weile Carl Friedrich Meerwein, der 1784 in Em- mendingen erste Flugversuche unternahm. Gleichzeitig ergriff aber das "Ballonfieber" via Frankreich die Erfinder, und 1812 erlebte Karlsruhe die erste bemannte Ballonfahrt. Um die Jahrhundertwende begeisterte der Zeppe- lin die Karlsruher Bevölkerung. Anlässlich des Kaisermanövers 1909 wanderten nicht nur Tausende zum Exerzierplatz, auch "Fremden- ströme, die sich hierher wälzten" wollten die Landung eines Luftschiffs miterleben. Wie schnell der Bau von Luftschiffen und der sich rasch entwickelnden Flugzeuge zur tödlichen Waffe mutieren konnte, beweist der französi- sche Luftangriff am Fronleichnamstag 1916 aufKarlsruhe, der 120 Tote forderte. Die Ka- pitel stecken voller Informationen auch über die Bemühungen in der Weimarer Republik, "aus Karlsruhe in die Welt hinaus" zu dringen, vom Ringen um Flugplätze, über das NS-Flie- gerkorps in "brauner" Zeit bis zur Dominanz der Besatzungsmächte nach 1945. Über jede Seite müsste man berichten, zumal die zahlrei- chen Fotos die antegende Lektüre noch erhö- hen. Hier wird ein stadtgeschichrliches Kapi- tel aufgeschlagen, das innovative Gemeinderä- te, zuverlässig informiert. heute weircrschrei- ben können. Und das gilt nicht für jedes Buch. LEO N HARD MÜLLER Wolfgang H. Collum: Hugenotten in Baden- Durlach. Die französischen Protestanten in der Markgrafenstadt Baden-Durlach, insbe- sondere in Friedrichstal und Welschneureut verlag regionalkultur, Ubstadt-Weiher 1999, 112 S., 10 Abb., 26,- DM. Im letzten Jahr konnten die ehemaligen Huge- nottengemeinden Friedrichstal und Welsch- neureut ihr 300-jähriges Jubiläum feiern. Aus 348 diesem Anlass erschien ein bereits 1974 in der Badischen Heimat veröffentlichter Aufsatz von Wolf gang H. Collum in einer überarbei- teten und ergänzten Buchfassung. Der Autor verwendet für alle in Baden- Durlach aufgenommenen Glaubensflüchtlin- ge richtigerweise den Begriff Hugenotten. Diese waren im Spätjahr 1699 in die Mark- grafschaft nach der Aufhebung des Toleranz- ediktes von Nantes im Jahre 1685 zunächst in die Schweiz geflüchtet und erst dort aufWal- denser getroffen. Auf einen entsprechenden Aufruf König Wilhe1ms III. von England, die Flüchtlinge, aufzunehmen, hatte Markgraf Ftiedrich Magnus positiv reagiert und einer Anzahl gestattet, sich in seinem Lande nieder- zulassen, darunter die etwa 180 Hugenotten, die Welschneureut gründeten. Obwohl die Welschneureuter also keine Waldenser im enge- ren Sinne waren, fühlen sich deren Nachkom- men bis heute als solche. In der 1983 erschie- nenen Neureuter Ortsgeschichte von Hermann Ehmer und der im letzten Jahr veröffentlich- ten Festschrift ,,300 Jahre Welschneureut" ist Collums Forschungsergebnis von 1974 aber übernommen und damit auch alczeptiert. Der Autor, der einen familiengeschichtli- chen Ansatz verfolgt, geht zunächst auf die Vorgeschichte der Ansiedlungen ein, ehe er sich mit Friedrichstal, dann mit dem hier zu berücksichtigenden Welsch neu reut befasst. Namen und Herkunft der Neuankömmlinge interessieren ihn in erster Linie, einem be- schreibenden Text folgt eine fast achtseitige Namensliste. Verdienstvoll ist darüber hinaus, dass er anhand der Eintragungen im Welsch- neureuter Kirchenbuch die Menschen und ihre Schicksale vorstellt. In einem weiteren Kapitel werden die Stammeltern der heutigen Familien aufgeführt. Das durch ein Personen- und Familienre- gister erschlossene und mit 10 schwarz-weiß- Fotos, darunter einer Abbildung des erwähn- ten Briefs Wilhe1m 111., ausgestattete Buch lie- fert wertvolle Informationen zur Frühge- schichte Welschneureuts. Aus Karlsruher Sicht bleibt nur zu bedauern, dass der Verfasser - konsequenterweise - die bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts württembergische Waldenser- gründung Palmbach, heute ebenfalls Karlsru- her Stadtteil, nicht berücksichtigt, so dass man im Jubiläumsjahr 2001 dort nicht auf seine Forschungen zurückgreifen kann. ERNST OTTO BRÄUNCHE Horst Schlesiger, JosefWerner: Die 70er Jahre. Ein Karlsruher Jahrzehnt in Bildern G. Braun Verlag, Karlsruhe 1999, 120 S., 90 Abb., 36,- DM Der Braun Verlag führt eine Reihe mit Auf- nahmen aus dem Nachlass des ehern. BNN- Fotografen Schlesiger und Texten seines ehern. Lokalchefs Werner fort. Dieser Band ist nicht weniger anschaulich als die vorangegangenen. Der Rückblick in die Zeiten vor 20,30 Jahren lässt erkennen, in welcher Weise das Stadtbild deutlich verändert wurde: Günther-K1otz- Anlage mit Europahalle, Stadthalle, Theater, Einschnitte wie die Südtangente, die nicht das Los der Nordtangentenplanung erlitt, die mit 32 zu 31 Stimmen im Gemeinderat abgelehnt wurde. Einschneidend auch die Sanierung des "Dörfles" mit dem damals größten internati- onalen Architektenwettbewerb. Während mit Ende der Ära K1orz, von Werner mit innerer Anteilnahme beschrieben, Otto Dullenkopf erst rigoros sparen musste, weil die "Lichter ausgegangen waren", konn- ten trotz Ölpreisschock und erster Wirt- schaftskrise deutliche Fortschritte gemacht werden. Die Fußgängerzone um die Kaiser- straße (schon 1971 plante man eine Unter- pflasterbahn) schuf ein neues Flair. Aber Ar- 349 beitslosigkeit, Streiks und Demonsttationswel- len, vor allem der RAF-Terror, brachte Karls- ruhe auch Negativ-Schlagzeilen. Das Wich- tigste der Ära Dullenkopf war wohl die Einge- meindung, z. T. unter schmerzhaften Reakti- onen, die Karlsruhe deutlich größer werden ließ und neue Entwicklungsschübe auslöste. Klug dosierte Texte und Bildunterschriften schließen nicht nur die ptägnanten Fotos auf, mehrere von künstlerischer Qualität, sondern vermitteln einen deutlichen Eindruck vom Lebensgefühl jener Jahre, die an Aufgeregthei- ten nicht arm war, in denen aber Karlsruhe endgültig aus der Nachkriegszeit herauswuchs. Neben der reichhaltigen Information stellt sich unter der damaligen Herrschaft der Ab- rissbirne und des auslaufenden Betonzeitalters auch Nachdenklichkeit ein, weil der Rück- blick in diesem wichtigen Buch die Gegenwart durchsichtiger werden lässt. LEON HARD MÜLLER Birgit Bublies-Godau (Hrsg.): Henriette Obermüller-Venedey, Tagebücher und Lebenserinnerungen 1817-1871 (Forschungen und Quellen zur Stadtgeschich- te Band 7, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe); Badenia Verlag, Karlsruhe 1999, 278 S., 21 Abb., 32,- DM. "Dass die Frauen bessere Democraten, gebore- ne Democraten seren ... '\ wie es zusätzlich im Titel heißt, ist jedenfalls bei dieser Karlsruhe- rin deutlich zu erkennen, hat sie doch wegen ihres Einsatzes 1848/49 für die demokratische Entwicklung allein monatelang im GeHingnis verbringen müssen und ist auch später einen teilweise schwierigen Lebensweg gegangen. Ihre Tagebücher, "Notizen unseres Erlebens", reichen vom Mai 1856 bis September 1870 und geben einen Teil der Atmosphäre im Großherzogturn Baden wieder, wie sie sie als Frauenrechtlerin, ehemalige Barrikadenkämp- ferin und Republikanerin sah. Auch die Le- benserinnerungen sind nicht nur fesselnd zu lesen; sie vermitteln einen farbigen Eindruck in familiäres, wirrschaftliches und auch politi- sches Alltagsleben im 19. Jahrhundert, wie man es nicht leicht vergleichbar findet. Darum ist nicht nur das Stadtarchiv zu loben, dass es diese Quellen der bisher wenig bekannten "Democratin" zugänglich gemacht hat, bereichert um 16 Seiten Abbildungen, sondern auch die Herausgeberin, die mit ko- lossaler Intensität in die Materie eingestiegen ist, nachdem sie über den Publizisten und Historiker Jakob Venedey (1805-1871), der zweite Ehemann von Henriette Obermüller (1817 -1893), ihre Dissertation geschrieben hatte und man sie dort schon die Papiere die- ser Familie auswerten ließ. Die Texte werden sehr ausführlich kommentiert, und die Präzi- sion der Autorin au~h in der Handschriftdeu- tung besticht. Zuweilen wird jedoch wohl des Guten zuviel getan. Bei 34 Seiten der Tagebü- cher zählt der Anmerkungsapparat 35 Seiten, und die Lebenserinnerungen werden mit 456 Anmerkungen begleitet. Zählt man zu den Anmerkungen noch die 21 Seiten Literatur- verzeichnis dazu, erhält man nebst dem Ein- druck der großen Belesenheit und des Fleißes der Herausgeberin freilich eine umfassende Bi- bliographie, die für den jungen Historiker sehr nützlich sein kann. LEONHARD MÜLLER Harm-Hinrich Brandt: Deutsche Geschichte 1850-1860, Entscheidung über die Nation Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart, Berlin, Köln 1999, 273 Seiten, 48,90 DM Wer vor dem Hintergrund fulminanter Ge- samtdarstellungen zum 19. Jahrhundert aus 350 jüngerer Zeit wie denen von Thomas Nipper- dey oder Hans-Ulrich Wehler eine Epoche der deutschen Geschichte noch einmal beschrei- ben will, braucht schon Mut. Nun handelt es sich hier um ein Studienbuch, dessen Umfang der Verlag "mit freundlicher Beharrlichkeit" streng begrenzte. so dass nach einem kurzen einführenden Kapitel über den "ökonomi- schen Wandel im Zeichen der Industrialisie- tung" nur die politische Geschichte beschrie- ben wird, auch wenn in Unterkapiteln Kir- chen- und Bildungspolitik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Reaktionszeit gestreift wer- den. Der Verfasser weist im Vorwort daraufhin, wie stark er den Text straffen musste. Wenn das ein "Studienbuch" für Studenten sein soll, ist es eine sraubtcocken konzentrierte Kost, die nicht gerade zum Geschichtsstudium einlädt. Selbst Handbuchbeiträge wie die von Hans Fenske zur baden-würtrembergischen Ge- schichte (1992) sind da farbiger geschrieben. Für Profis ist die Lektüre hingegen anre- gend, zumal hier die föderale Grundlage stär- ker gesichert ist und Baden und Württemberg neben anderen Ländern eigene Kapitel erhal- ten. Dazu findet man sonst in Gesamtdarstel- lungen ab 1849 nur wenige Formulierungen; in der Regel wird gleich die Brücke zur Neu- enÄra 1858 in Preußen geschlagen, das ohne- hin als Großmacht zu einseitig betont wird. Aber auch die Kapitel zum deutschen Süd- westen sind äußerst gestrafft. Was soll sich der Leser über die Reaktionszeit in Baden von der "Inszenierung politischer Prozesse (Prozess Ger- vinus)" vorstellen, wenn ihm nicht in einem Nebensatz erklärt wird, dass da ein Hisroriker des Hochverrats bezichtigt wurde, der die Entwicklung zur Demokratie voraussagte. Wer solche Verkürzungen kennt oder in Handbüchern nachschlägt, wird freilich diese Passagen mit Gewinn lesen. So ist z. B. die ba- dische liberale Parteiregierung 1858-66, die innenpolitisch so konfliktreich verlief, auf zwei Seiten höchst differenziert und sachgerecht dargestellt. Ähnliches gilt für den Wechselbe- zug von Innen- und Außenpolitik in Würt- temberg. Wie Baden ist ja kein anderer deutscher Einzelstaat so nachdrücklich von der Tendenz- wende einer Neuen Ära geprägt worden. Erst- mals wurden in Deutschland durch Entschluss des Regenten Vertreter einer Kammermehr- heit der Liberalen in eine Regierung berufen, eine erste parlamentarische, von der sich Friedrich l. "innenpolitische Impulse" ver- sprach, "eine nationalpolitische Signalwirkung erhoffte ... und andere Fürsten von der Frucht- barkeit des badischen Kooperationsmodells" zu überzeugen versuchte. Das große innere Reformwerk "erneuerte Badens nationalen Ruf als Reformstaat" , der bei "einer Verstaadichung der Schulorganisation und einer Säkularisati- on der Bildungsziele und Lehrpläne" zum er- sten langjährigen Kulturkampf mit den Kir- chen, besonders der katholischen, führte . Die Hinwendung von Baden und WÜrt- temberg zu Österreich bis zur Kriegspartner- schaft 1866, die antipreußische Stimmung und die Ablehnung Bismarcks quer durch die politischen Lager erhält in der Darstellung durch die Einbeziehung Österreichs tiefere Dimensionen. So ist eines der wichtigsten Ka- pitel die Beschreibung des Reformversuchs der Habsburger Monarchie 1862/63, die Verfas- sung des Deurschen Bundes als Staatenbund weiter zu entwickeln, um ihm "ein Element nationaler Integrität einzufügen". Bismarcks kleindeutsche Politik zielte aber auf eine Zer- störung des Deutschen Bundes und die preu- ßische Vormacht. Im Schlusskapitel weist Brandt daraufhin, dass bei einer Hypothese eines Bewahrens des Deutschen Bundes unter österreichischer Do- minanz zwar die bereits vorhandenen nationa- listischen Tendenzen nicht "so penetrant for- ciert" worden wären wie nach dem "sieges- 351 deutschen Anstrich" wilhelminischen Musters nach 1871. Die Bundesreformvorschläge hät- ten aber auch nicht zu einem echten Parla- mentarismus der Bundesangelegenheiten ge- führt und die obrigkeitsstaatliche Tradition wäre auch so prägend geblieben. Die Wiener Regierung hätte die deutsche Nationalbewe- gung für die Interessen des Vielvölkerstaats eingesetzt und wäre in der Balkanpolitik un- ausweichlich auf die russische Expansion ge- stoßen. Ein Konflikt hätte sich dann schon vor 1914 ergeben. Das sind interessante Extrapo- lationen, die in die Sonderwegdebatte ein- münden, d. h. auch ohne das Reich Bismarck- scher Prägung wäre ein österreichisch geleite- ter Bund in die innen- und außenpolitischen Konflikte hineingeraten, die das Ende des 19. Jahrhunderts bis 1914 begleiten. Der Verfasser bietet - studienbuchgemäß - ein ausführliches Verzeichnis der jüngsten li- teratur an. Und so basiert z. B. auch seine Dar- stellung der Gründe für den deutsch-französi- schen Krieg auf Forschungen Josef Beckers zum Problem der Bismarckschen aggressiven Politik in der spanischen Thronfrage. Bei der Annexionsfrage von Elsaß-Lothringen kenn- zeichnet er dagegen Bismarcks Zurückhal- tung, die er "nicht von sich aus losgetreten" hat. Denn wenn man die Pläne zur politischen Zerstückelung Frankreichs eines einflussrei- chen badischen Politikers wie Franz von Rog- genbach dem gegenüberstellt, erkennt man, dass unter Nationalliberalen noch viel härtere Friedensbestimmungen gefordert wurden, die die Demütigung des "Erbfeindes" noch ver- stärkt hätten. Weder eine liberale noch eine österreichi- sche Alternative zu Bismarcks Kleindeutsch- land hätte wohl eine andere Wendung ge- bracht, denn noch vor der Zerstörung des Deutschen Bundes zeigte auch die Habsburger Politik - so der Verfasser - sowohl im Krim- Krieg wie im Anspruch aufOberitalien 1859 "ausgesprochen frühimperialistische Züge ... , in manchem eine Vorwegnahme der Stim- mung von 1870". Offenbar war die Lawine der Imperialismen nicht aufZuhalten und ließ 1914 "in Europa die Lichter ausgehen". LEONHARD M ü LLER Unter Strom - Geschichte des öffentlichen Nahverkehrs in Karlsruhe (Veröffentlichungen des Karlsruher· Stadtar- chivs Band 20; hrsg. vom Stadtarchiv Karls- ruhe und den Verkehrsbetrieben Karlsruhe durch Manfred Koch); Badenia Verlag Karls- ruhe 2000; 336 Seiten, 39,80 DM Die Fächerstadt gilt als Mekka des ÖPNV. Mit der Eröffnung der Linie Bretten-Gölshau- sen zum Albtalbahnhof im September 1992 war erstmals die Trennung von Straßen- und Eisenbahn aufgehoben. Die weltweit beachte- te Pioniertat bestand im von den Verkehrsbe- trieben entwickelten Stadtbahnwagen, der auf beiden Gleisarten gleichermaßen verkehren konnte und so Bewohner der Region ohne Umsteigen in die Innenstadt brachte. Der im Jahr darauf gegründete KVV baute das Netz der Zweisystem-Stadtbahnwagen, die den öf- fentlichen Nahverkehr revolutionierten, zügig aus, schuf einen einheitlichen Tarifverbund und erweiterte seinen Service für die Fahrgäs- te. Heute bedient der KVV ein Gebiet mit einer Fläche von 3.158 Quadratkilometern, in dem etwa 1,2 Millionen Menschen leben. Das unter der Ägide von Dieter Ludwig entstande- ne Karlsruher Modell wurde zum Vorbild für zahlreiche Städte in In- und Ausland. Doch das erste Teilstück der Erfolgsspur legten bereits die Generationen zuvor. Über die Geschichte des öffentlichen Nah- verkehrs in der Fächerstadt und dessen we- sentliche Weichen stellungen berichtet jetzt 352 ausRihrlieh der Band 20 der Veröffentlichun- gen des Stadtarchivs, den Archiv und Ver- kehrsbetriebe unter dem Titel "Unter Strom" zum 100-jährigen Jubiläum der elektrischen Straßenbahn in Karlsruhe vorlegten. Das 336 Seiten starke Werk ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Zum einen ist es die erste Gesamtdarstellung der facettenteichen Ent- wicklung der Karlsruher Schiene in einem Guß von den Anfangen als Pferdebahn im Jahre 1877 und als Dampfbahn, die seit 1881 vom Durlacher Tor zum damaligen Durlacher Staatsbahn hof führte, bis zum Karlsruher Modell unserer Tage. Wesentliche Wegmarken wie die Elektrifizierung im Jahre 1900 oder der Weitblick in den 50er bis 70er Jahren, als Karlsruhe unter den Oberbürgermeistern Klotz und Dullenkopf ganz entgegen dem Trend in vielen anderen Städten weiter auf die Straßenbahn setzte, genießen in der von zahl- reichen, teilweise bisher unveröffentlichten Abbildungen wirksam unterstützten Retros- pektive besonderen Stellenwert. Weiter bringt die Publikation detaillierte Informationen über technische Neuerungen, Änderungen im Liniennetz, die Entwicklung von Albtal-, Turmbergbahn und Lokalbahnen und listet sämtliche bisherige Fahrzeuge der Karlsruher Straßenbahnbetriebe auf. Und "der Neuling" beleuchtet auch bislang weitgehend unbe- kannte Facetten der wechselvollen Bahnge- schichte. So hätte das Karlsruher Modell um ein Haar bereits acht Jahrzehnte zuvor einen Vorgänger gehabt. Im Jahre 1912 trat Ober- bürgermeister Karl Siegrist mit dem Plan an die Öffentlichkeit, die Straßenbahn, die ins Umland filhrende Lokalbahn und die Albtal- bahn miteinander zu verbinden und eine Karlsruher Eisenbahngesellschaft zu gründen. Die nahverkehrspolitische Vision scheiterte jedoch am Veto des Bürgerausschusses, der sich vor allem gegen die vorgeschlagene Form der Privatisierung in eine Aktiengesellschaft der gerade zehn Jahre zuvor kommunalisierten Straßenbahn wandte. Bemerkenswert ist bei "Unter Strom" aber auch die Herangehenswei- se an die Themen und die Verarbeitung der Fülle an Details. Unter Federfilhrung und Schlussredaktion von Stadthistoriker Dr. Manfted Koch liefer- te ein zwölfköpfiges Autorenteam, das sich zur überwältigenden Mehrheit nicht aus ausge- wiesenen Hiscorikern, sondern aus Straßen~ bahnexperten zusammensetzte, Einzelbeiträge zu den drei Schwerpunkten "Straßenbahnver- kehr in der Stadt 1877-1953", "Schienenver- kehr mit dem Stadtumland 1843-1957" und "ÖPNV in Stadt und Region 1954-2000". Koch selbst fügte die Arbeiten der Hobbyhis- toriker durch ein gleichermaßen themenorien- tiertes wie chronologisches Ordnungsschema nicht nur zu einem sinnvollen Ganzen, son~ dem gibt in einem eigenen Kapitel auch einen Überblick über den bislang weitgehend uner- forschten Zusammenhang von Nahverkehr und Stadtentwicklung. Insgesamt ist "Unter Strom" der Spagat, zum einen wissenschaftlich fundierte Erkennt- nisse zu liefern, aber auch eine möglichst brei- te Leserschaft anzusprechen, überzeugend ge- lungen. Vor allem da sich der Band nicht nur als Lesebuch eignet, in das sich der Interessier- te in Ruhe vertiefen kann, sondern durch sei- ne wohldutchdachte Unterteilung auch als profundes Nachschlagewerk, das vor allem in Manfred Kochs Überblick und der abschlie- ßenden Chronik in Kürze übet die wichtigs- ten Wegmarken det ÖPNV-Geschichte infor- miert. Nicht zu vergessen sind dabei die zahl- reichen eindrucksvollen Photographien aus den Anfängen der Bahn in der Fächerstadt, die Pferdebahn, Dampfbahn, wie die ersten "Elektrischen" vor dem Auge des Betrachters so richtig wieder auferstehen lassen. MATHIAS TRONDLE 353 Jürgen Schuhladen-Krämer: Akkreditiert in Paris, Wien, Berlin, Darmstadt. Badische Gesandte zwischen 1771 und 1945 Hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe; Info Verlag Karlsruhe 2000, 80 Seiten, 14,80 DM Anlässlieh der Einrichtung einer neuen baden- württembergischen Landesvertretung in Ber- lin gibt das Stadtarchiv einen Überblick he- raus, wie er in dieser anschaulichen Form bis- her noch nicht vorlag. Viele dieser Diploma- ten im 18.119. Jahrhundert hatten bei geringer Amtstätigkeit nur Kontakte zu den Höfen zu pflegen und ausführlich darüber zu berichten. Doch in entscheidenden Momenten wie in den Jahren 1803 und 1806 war es ein Diplo- mat wie Reitzenstein, der mit großem Ge- schick mehr zum Entstehen des badischen Staates bewirkte als sein Fürst. Es war ein spar- sames Land, und die Klage der zu geringen Aufwandsentschädigung war bei allen Ge- sandten notorisch, die deshalb oft aus reichen Adelsgeschlechtern ausgewählt wurden, um einen Eigenanteil zu leisten. Ein besonderes Kapitel ist den Vertretern in Berlin gewidmet, wofür bei den Preußen anfangs besonders Offiziere geeignet erschie- nen. Bei den zivilen Nachfolgern mussten die Außenminister zuweilen darauf drängen, dass nicht eigene, sondern die Politik der Karlsru- her Regierung vertreten werde. 1871 hob Ba- den zunächst alle Gesandtschaften auf bis auf die Berliner, die das Land im Bundesrat zu vertreten hatte und so auch ein repräsentatives neues Gebäude bezog, denn die zunehmende Bedeutung der Wirtschaftsförderung verlangte vielerlei Kontakte. So blieb dieser Stützpunkt als Vertretung im Reichsrat 1919 erhalten, ja bis 1943, um sich auch bei dem Rüstungspro- gramm beteiligt zu sehen. Beim Verfasser als erfahrenem Landeshis- toriker kann man nichts anderes als solides Quellenstudium und einen allgemein zugäng- lichen Stil erwarten. Die Redaktion (E. O. Bräunehe) der zahlreichen Abbildungen, Ta- bellen, Register unter Mitwirkung von Kat ja Schmalholz zeigt, wie gewissenhaft sich das Stadtarchiv auch bei kleineren Gelegenheits- publikationen aus gegebenem Anlass kümmert. LEONHARD MüLLER Heinz Kunle, Stefan Fuchs (Hrsg.): Die Technische Universität an der Schwelle zum 21. Jahrhundert Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum der Universität Karlsruhe (TH); Springer Verlag Berlin 2000, 477 S., 230 Abb., 69,- DM Gar manche Festschriften für Institutionen langweilen, weil man sich dort nur selbst fei- ern will. Ganz anders dieser Band, der, auch unabhängig vom Anlass, ein Tableau unserer Epoche zu entwerfen versteht: im Spannungs- feld von Tradition und Innovation zwar mit dem Schwergewicht auf die Brennpunkte technisch-naturwissenschaftlicher Forschung, aber gründend auf den gesellschaftlichen Strö- mungen. Natürlich sind manche der 17 Bei- träge über neue Erkenntnisfelder für Fachleute geschrieben. Aus Darstellungen über "Das neue Bild der Erde" oder "Neue Werkzeuge für die Medizin" kann aber auch der Laie Ge- winn ziehen, um nur zwei Beispiele zu nen- nen. Allein 13 Beiträge wenden sich den neu- en Formen der Lehre zu. Gängige Schlagwör- ter wie "Internationalität" oder "Interdiszipli- narität" werden hier mit Fakten gesättigt und überzeugen in ihrer Schlüssigkeit. Mit Berich- ten über ein Karlsruher Modell für die Ingeni- eurausbildung, postgraduale Studien, Studien- zentrum für Sehgeschädigte, lebenslanges Ler- nen und eine Teleuniversität beweisen, welche große Bedeutung die Lehre in dieser Hoch- schule einnimmt. 354 Die geistes-sozialwissenschaftlichen Pers- pektiven für Bildung und Ausbildung führen in das Feld der "offenen Universität" und ihre Rolle füt Politik, Wirtschaft und Gesellschafr. Hier wird angesichts jüngerer Kritik an den Universitäten ob ihrer Strukrur und der Ge- fährdung der Einheit von Forschung und Leh- re Stellung bezogen. Wie können Elemente der Leisrungskontrolle und des Wettbewerbs sinnvoll eingebracht werden, wie verändern öffentliche und private Mittel den Finanzrah- men, welchen Stellenwert soll die Grundla- genforschung gegenüber der angewandten, ökonomisch geforderten einnehmen? "Eines ist sicher: Die Hochschule muss mit einer be- wussten Öffnung hin zur Gesellschafr auf die- se Herausforderungen reagieren ... sei es als kompetente Beratungsinstanz für Politik, Me- dien und Bürger, sei es als mächtiger wirt- schaftlicher Faktor für ganze Volkswirrschaften oder ganz unminelbar für die eigene Region." Gerhard Seiler erwähnt für Stadt und Region die große Zahl von Unternehmern, aus der Universität kommend, die in der Technologie- region einen erfolgreichen Start fanden. Die Hochschule ist für ihn wie die Stadt von "ty- pisch badischem Understatement" geprägt, in einer "lauten Zeit" manchmal ein Nachteil, wo man Leistungen besser "verkaufen" müss- te. Die geschichtlichen Rückblicke erläutern, welche Impulse von Karlsruhe ausgingen, wie z. B. im Kampf um die Gleichberechtigung der technisch-naturwissenschaftlichen Bildung neben den traditionellen Universitäten mit dem TItel "Technische Hochschule" 1885 und das Promotionsrecht 1900 durch Grhzg. Fried- rich I. die "Fridericiana" bewusst herausgeho- ben wurde, die schon in der Kaiserzeit Weltruf gewann. Neben solchen Erfolgen werden auch Problemphasen in ausgewogener Sicht mehr- fach erÖrtere. So ist den Herausgebern gelun- gen, eine zwar varianrenreiche, aber doch ge- schlossene Publikation vorzulegen mit griffi- gen Zwischentexren zwischen den Sektionen bei vorzüglicher Präsentation durch Abbildun- gen. Die Universität kann auf eine solche Fest- schrift stolz sein. LEONHARD MÜLLER Barbara Guttmann: Den weiblichen Einfluss geltend machen ... KarIsruher Frauen in der Nachkriegszeit 1945 - 1955 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadt- arehivs Bd. 21); Badenia-Verlag, Karlsruhe 2000,248 S., 37,- DM Der TItel ist Programm. In Anlehnung an ein Zitat von Kathinka Himmelheber, Initiatorin und etste Vorsitzende der im Oktober 1946 gegründeten Karlsruher Frauengruppe formu- liert Barbara Gunmann das Ziel, den Beitrag von Karlsruherinnen zum politischen Wieder- aufbau eines demokratischen Gemeinwesens in der ersten Dekade nach dem Zweiten Welt- krieg zu dokumentieren und in allgemeine politische Zusammenhänge einzuordnen. Diese Untersuchung lässt sich als weiteres Ele- ment in das mosaikartige Bild weiblichen En- gagements in der öffentlichen Sphäre einfü- gen, um das sich Forscherinnen seit einigen Jahren bemühen. Nach wie vor dominiert in der allgemeinen Erinnerung das Bild der so genannten Trümmerfrau, die in mühseliger Arbeit die Ruinen des Weltkriegsdesasters bei- seite räumt, um Neuem Platz zu schaffen. Damit wird jedoch nur ein Bruchteil des Ein- satzes, der Verdienste und vor allem auch Hoffnungen auf Einfluss und demokratische Gestaltungsmöglichkeiten von Frauen erfasst. Die ganze Breite gesellschaftlichen Engage- ments in den Blick nehmend, zeichnet Gun- mann neben der Mitarbeit in Parteien, in Ge- werkschaften und in kommunalpolitischen Ins- titutionen, also in der Politik im engeren Sinn, auch die Arbeit in Frauenorganisationen auf. 355 Die Quellenlage freilich ist schwierig und erfordert eine penible Spurensuche über allge- mein Zugängliches, wie z. B. die zeitgenössi- sche Presse hinaus. In den Überlieferungen der Parteien oder Gewerkschaften wird selten ein Wort über die weiblichen Protagonisten verlo- ren, die Unterlagen der Frauenorganisationen mussten aus privater Hand zur Einsicht erbe- ten werden. Außerdem führte die Historikerin Interviews mit 20 Zeitzeuginnen durch. Alltagsbewältigung und Politik fielen auf kommunaler Ebene zusammen, wie Gutt- mann das überwiegend kommunalpolitische Engagement begründet. Einführend widmet sie sich der wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Situation von Karlsruherinnen nach 1945, die die Rahmenbedingungen allen Engagements prägte und zugleich auch jene Alltagsprobleme schuf, an deren Lösung Frau- en mitarbeiten wollten. Die politischen Rah- menbedingungen wurden bis 1949 von der Besatzungspolitik gestaltet. Das kam der Gründung von Frauenorganisationen entge- gen, denn die amerikanische Militärregierung sah gerade in der weiblichen Bevölkerung das Potenzial ' für den Aufbau der Demokratie. Ohne Zögern wurde beipielsweise dem Antrag der Karlsruher Frauengruppe stattgegeben, ei- nen interkonfessionellen und überparteilichen Zusammenschluss zu begründen, der sich in der Tradition der Frauenbewegung vor 1933 sah. Ob und wie diese Erfahrung eine Rolle spielte, ist eine der Leitfragen. Die Verfasserin kommt zu dem Ergebnis, dass zu den Aktiven fast ausschließlich jene zählten, die auf organi- satorische und politische Erfahrungen vor 1933 zurückgreifen konnten, aber es gelang ihnen nicht, junge Frauen zu gewinnen. Für sie waren die alten Organisationsformen über- lebt, außerdem habe eine Abneigung gegen Politik unter jenen, Frauen wie Männern, ge- herrscht, deren Jugend durch den Nationalso- zialismus geprägt worden war. Und so seien die Älteren in vielen Organisationen unter sich geblieben. Barbara Guttmann zeigt an- schaulich und ohne aus heutiger Sicht ambiva- lente Aspekte zu verschweigen, dass das öffent- liche Handeln der "Frauen der ersten Stunde" zur demokratischen Tradition gehört - auch wenn es kein massenhafter Aufbruch war. CHRISTINA KLAVSMAN N Horst Fischer: Landwirtschaft und Viehzucht in früherer und heutiger Zeit. Heft 4 (Band 11, Kapitel 8) der Chronik Wolfarts- weier; hrsg. vom Verein für die Geschichte von Wolfartsweier, 153 S., 24,- DM Die ersten authentischen Hinweise zur Situa- tion der Landwirtschaft in Wolfartsweier fin- den sich in AufZeichnungen von 1404. Zahl- reiche weitere Urbare, Urkunden und Schrift- stücke dienen dem Autor als Grundlage. Vom frühen Mittelalter bis in das 14. Jh. werden allgemeine Quellen herangezogen, die sich auch aufWolfartsweier übertragen lassen. Das Ergebnis ist eine interessante Wiedergabe des Lebens in den vergangenen Jahrhunderten. Die Bauern waren wichtigster Wirtschaftsfak- tor der Volkswirtschaft, die Gesellschaft war bis in das 19. Jh. bäuerlich geprägt. Struktur und Entwicklung der landwirt- schaftlichen Betriebe zeichnen ebenso ein le- bendiges Bild wie die Veränderung der Erträ- ge und Preise bei landwirtschaftlichen Produk- ten. Anschaulich wird die Problematik der Realteilung mit ihren negativen Folgen für die Betriebs- und Flurstruktur im Laufe der Jahr- hunderte abgehandelt. Kleinstbäuerliche Ver- hälrnisse resultieren daraus und bleiben bis weit in das 20. Jahrhundert hinein bestehen. Die landwirtschaftlichen Betriebe boten ihren Eigentümern bei einer äußerst geringen Flä- chenausstattung oft nur ein karges Brot und 356 das bei der Last der hohen und vielfaltigen Abgaben und Frondienste. Dennoch: manch tüchtiger Landwirt mehrte seinen Besitz und etteichte sicher auch einen gewissen Wohl- stand. Bemerkenswert, dass über die Jahrhun- derte hinweg 20 bis 40 % der Fläche im Besitz von Auswärtigen lag (z. B. Auemer, Durlacher, Grötzinger). Berichtet wird von rund zwei Dutzend landwirtschaftlicher Betriebe Anfang des 15. Jh., die dann bis zum Ende des 18. Jh. auf über 80 ansteigen und erst im Zuge des Strukturwandels der Nachkriegszeit bis 1990 völlig aufgegeben werden. Ebenso anschaulich dargestellt wird die Nutzung der kleinen Wolfartsweierer Flur: Wie wichtig war das Gartengrundstück zur Selbstversorgung! Die Förderung der Land- wirtschaft durch die Markgrafen war bedeut- sam. Natürlich spielte die Abhängigkeit von der Obrigkeit eine große Rolle, die Gemar- kung gehörte rechrlich den Markgrafen. Manche Familie in Wolf.lttsweier wird sich vielleicht bei der Auflistung der Namen im Zusammenhang mit früherem Gebäude- und Grundbesitz wiederfinden. Die Verwendung und Erläuterung der alten Begriffe wie Hube, Hufen, Zelg usw. interessiert. Wie auch die Nennung zahlreicher Hub- und Flurnamen und das Auflisten der früheren Straßennamen. K1einstbetriebe in Wolfartsweier konnten natürlich nur sehr kleine Viehbestände halten. Ein bis zwei Milchkühe, zugleich als Arbeits- tiere eingesetzt, waren die Regel. Die Pferde- haltung und "von oben" verordnete Pferde- zucht diente mehr der Bereitstellung von Mi- litätpferden und für Fuhrzwecke im Lohn. Nicht unbedeutend war das Federvieh. Ein besonderes Kapitel ist der Entwicklung des Genossenschaftswesens in Wolfärrsweier ge- widmet. Selbsthilfeeinrichtungen, wobei vor al- lem die Warengenossenschaft während ihres 70- jährigen Bestehens ab 1990 viele Impulse für die Weiterentwicklung der Landwirtschaft gab. In den alten Quellen hat der Autor auch längst vergessene Namen und Tatbestände wieder ausgegraben. Die Geschichte der land- wirtschaft in Wolfartsweier spiegelt die allge- meinen Lebensumstände vergangener Jahr- hunderte wieder, und sie ist in sehr vielen Tei- len auf unseren Raum übertragbar. Das Heft ist ein Nachschlagewerk und Geschichtsbuch zugleich. Welch große Bedeutung hatte die heimische Landwirtschaft für die Gesellschaft über Jahrhunderte hinweg, wie untergeordnet ist ihr Stellenwert in heutiger Zeit! ARNULF BEEG Bernhard Wien: Politische Feste und Feiern in Baden 1815-1850, Tradition und Transformation: Interdependenzen liberaler und revolutionärer Festkultur Peter Lang Verlag, frankfurt 2001, 702 S., 185,- DM Seit dem Historikertag 1984 wurden "Feste und Feiern" zu einem Modethema, dem bereits viele Arbeiten gelten. Also auch noch ein Buch über Baden, fragt der Verfasser ein- gangs. Er bejaht dies mit 702 Seiten und 1955 Anmerkungen. Für weitere Dissertationen wie diese sollte das keine Richtschnur werden. Die überfülle der Details verhindert aber nicht eine facettenreiche Publikation, weil in ihrer Differenzierung pauschalierende Darstellun- gen über das so unterschiedlich strukturierte Großherzogturn Baden relativiert werden. Seit 1818/19 wurde die neue Verfassung gefeiert, die man allerdings trotzig von der Regierung respektiert wissen wollte, und Eltern wie leh- rer sollten den Kindern den Verfassungstext wie Bibelstellen einprägen. Da politische Ver- sammlungen verboten waren, entpuppten sich diese kryptopolirischen Feste - in gelöster At- mosphäre - und Feiern - gemessenen Charak- 357 ters mit Pathos in Rede und Musik - zur Schiene in die revolutionäre Phase ab 1847, zur Revolution 1849. In Württemberg von der Polizei verboten, stärkte in Baden die po- litische Festkultur die liberalen Abgeordneten, ein Vorgang, von anderen Staaten bewundert, doch angesichts schwacher liberaler Bewegun- gen nicht erfolgreich nachgeahmt. Denn Ba- den und die bayerische Pfalz waren wohl die "aufgeregtesten" Länder und aufgeschlossen fur die Dynamisierung der revolutionären Ent- wicklung durch das Ausland. Mannheim und Freiburg galten dabei als liberale Hochburgen; Karlsruhe, Sitz der Regierung, wurde als Ba- dens Mitte in Zweifel gezogen. Bedeutsam bei den Festivitäten waren die Teilnehmerkreise und Symbole, mal mit Be- amten und Offizieren, mal ohne, mal mit Gottesdiensten sakral überhöht, mal rein po- litisch. Das Zeremoniell spielte eine wachsen- de Rolle mit Abzeichen, Kokarden, Bändern, Binden, Schärpen oder Kleidungstücken wie große Hüte, rote Mützen, blaue Blusen. Der Heckermyrhos, charakterisiert durch Heckers Erscheinungsbild, wurde einerseits Vorbild fur Revolutionäre, andererseits so abschreckend wie die rote Fahne, die die Radikalen für das erst revolutionäre, dann kompromittierte Schwarz-Rot-Gold einsetzten. Vor diesem Rot aber schreckten Bürgermeister zurück, die rote Feuerspritzen verkauften; Apotheker wollten Fläschchen nicht mehr in rotes Papier einwi- ckeln, "ein Bankier schnitt einem herrlich prangenden Kaktus alle seine Blüten ab", so berichteten die Konstanzer "Seeblätter" , eine der 77 Zeirungen, die d. Verf. in stupendem Fleiß ausgewertet hat neben vielen bisher un- gedruckten Quellen aus Stadtarchiven. Allein 73 Seiten umfasst das Verzeichnis der Litera- tur, mit der er sich kritisch auseinandersetzt. In Zwischenergebnissen nach seinen Kapiteln wird der Weg deutlich, wie die traditionellen bürgerlichen Feste und Feiern transformiert werden zur Basis fur Massenwirksamkeit mit entsprechender Durchschlagskraft, ja sie die- nen als "Türöffner für das unterbürgerliche Versammlungswesen 1847-49". Damit wird ein Zugang zu einer neuen Öffentlichkeit ge- schildert, die seit dem 19. Jahrhundert bis in unsere Tage reicht. LEONHARD MÜLLER Rheinhafen Karlsruhe 1901-2001. Mit Beiträgen von E. O. Bräunehe, G. Hert- weck, R. Homberg, P. Pretsch, U. Schubart, J. Schubladen-Krämer, A. Schwarzer (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 22), Karlsruhe 2001, Info Verlag, 408 S., 45,- DM Heute fragen Firmen, die sich neu ansiedeln wollen, häufig zuerst: Wie weit ist es zum nächsten Flughafen? Vor hundert Jahren hat- te die Rheinschifffahrt eine ähnlich große Be- deutung. Die Inbetriebnahme des Karlsruher Rheinhafens 1901 stieß das Tor auf zur drin- gend notwendigen wirtschaftlichen Weiterent- wicklung der Stadt und ihres Umlandes. Nicht zuletzt durch den 1963 angelegten Ölhafen hat sich der Güterumschlag übetwiegend po- sitiv entwickelt. In den 1980er Jahren stand Karlsruhe nach Duisburg zeitweilig an der Spitze der deutschen Anlauforte für die Bin- nenschifffahrt. Höchste Zeit also, nach früheren kleineren Publikationen die Geschichte und Entwick- lung der Karlsruher Rheinhäfen in der Ge- samtschau darzustellen. Für den vorliegenden, auch durch seine reiche Bebilderung informa- tiven Band zeichnen mehrere Autoren verant- wortlich. Nach einer zusammenfussenden Ein- leitung durch E. O. Bräunehe, der eine kurze Chronik zur Rheinhafengeschichte beisteuer- te, teilen sich G. Hertweck, J. Schuhladen- Krämer sowie Rheinhafenchef A1exander 358 Schwarzer die Aufgabe, den Werdegang von der Entwicklung der Oberrheinschiflfahrt und frühen Hafenplänen bis zur heutigen Anlage und den an sie gerichteten Anforderungen nachzuverfolgen. Eine Darstellung der Hoch- bauten am Hafen als Beispiele der Industtiear- chitektut zwischen Historismus und Beginn der Moderne von U. Schubart, die reizvolle Prä- sentation der Rheinhäfen in der bildenden Kunst von P. Pretsch sowie die kurze Geschichte der IOO-jährigen Stromversorgung durch das städtische E-Werk am Rheinhafen von R. Homberg erweitern in willkommener Weise die Untersuchung der Hafenentwicklung. Die mit dem Verfahren, das Thema "Rheinhafen" aus unterschietllichem Blickwinkel zu betrachten- unvermeitllichen Wiederholungen nimmt man gerne in Kauf. werden sie doch ausgeglichen durch Informationen, wie sie vorher so und zu- dem so übersichtlich geordnet nicht zur Ver- fügung standen - ist ein Gewinn. Dass schon die Römer den Rhein als Trans- portweg nutzten, ist bekannt, dass die Rhein- schifffahrt danach zeitweise immer wieder zur Bedeutungslosigkeit verkam, schon weniger. Weder die Stromverhältnisse, noch die Schiffs- technik bremsten den Handel, sondern eine Art gewerblichen Raubrittertums, das die Schiffs- ladungen "hemmungslos" mit Zöllen und Abgaben belegte. Neben diesen Detailfragen vermitteln die historischen Kapitel vor allem gruntllich recherchiert und faktenreich die wirt- schaftliche Bedeutung des Hafens für die Stadt, ist das Auf und Ab seiner Umschlagszahlen und seiner Erweiterungspläne doch ein Gradmes- ser auch für die Stadtentwicklung. Nachvoll- ziehbar wird der Einfluss der beiden Weltkrie- ge, der umstrittenen Neckarkanalisierung und der Energieträger Kohle und Öl. ZU einem Buch über den Hafen gehören freilich auch Informationen über die Personen beförderung mit den Fahrgastschiffen "Friedrich Töpper" oder "Karlsruhe" und über Hochwasser, die viele Karlsruher noch in Erinnerung haben. Auch wenn die Fülle des Stoffs die Lektüre nicht immer leicht macht, so ist der Band den- noch nicht nur für Historiker, sondern für alle an der Geschichte ihres H afens interessierte Karlsruher und Karlsruherinnen eine unent- behrliche Fundgrube. DOROTHEA SCHMITT-HOLLSTEIN Ute Grau/Barbara Guttmann: Gegen Feuer und Flamme. Das Löschwesen in Karlsruhe und die Berufsfeuerwehr (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 23), Karlsruhe 2001, Info Verlag, 256 S., 39,80 DM Noch 1809 bestimmte die Feuerordnung: "Je- der erwachsene Einwohner hiesiger Stadt und Klein-Carlsruhes ist verbunden, an den Feuer- lösch-Anstalten Antheil zu nehmen." Bis zur heutigen, gut organisierten Feuerwehr "als Mädchen für alles" war es ein langer Weg. Die Autorinnen beschreiben die Entwicklung des Feuerlöschwesens als mühsame Wanderung zwischen organisatorischen Reformen und technischem Fortschritt. Anlässe zu Verbesse- rung waren oft Katastrophen mit vielen Toten. Zwar hatte schon Markgraf Karl Wilhelm erkannt, dass seine überwiegend aus Holz ge- baute Stadt eine Feuerordnung brauchte. Inves- tieren wollte er jedoch nichts und zwang die Bürger, selbst eine falubare Spritze und Leder- eimer anzuschaffen. Das funktionierte leitllich. Zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr führte schließlich der Theaterbrand von 1847. Die als demokratische Vereine entstandenen freiwilligen Wehren hatten es daher nach der Revolution 1848/49 erst einmal schwer. Ab 1860 gab es jedoch erstmals im Haushalt ei- nen eigenen Feuerwehretat. Militärisch organi- siert, erwarb sich die Truppe schnell einen gu- 359 ten Ruf. Während der Industrialisierung wirk- ten sich das Wachstum der Stadt und die tech- nischen Entwicklungen bei den Anforderungen und der Ausstattung der Feuerwehr aus. 1912 leitete unter anderem die "benzin-automobile Drehleiter" die Motorisierung ein. Erst 1926 leistete sich die Stadt eine Berufsfeuerwehr, die an der Ritterstraße eine moderne Hauptwache erhielt. Für die Lösung des schwelenden Kon- flikts, ob der Chef der Hauptamtlichen oder der Freiwilligen das Sagen haben sollte, brauchte es einen Denkzettel. Nach dem Brand des Warenhauses Knopf im Juli 1928 erhielt der Chef der Berufswehr das letzte Wort. Unter dem Nationalsozialismus erlebte die Feuerwehr in der Reichskristallnacht 1938, als sie Juden keine echte Hilfe leisten durfte, den Tiefpunkt ihrer Geschichte. Nach 1949 folg- te dem ,Anfang mit nichts" eine stete Auswei- tung der Aufgaben mit neuen Sicherheitskon- zepten, etwa im Strahlenschutz oder für den Ölhafen. 1960 kam mit der Dependance in Mühlburg endlich die seit langem geforderte Westwache. Die Anschaffung moderner Mul- tifunktionswagen entsprach den erweiterten Anforderungen. Heute ist die Karlsruher Be- rufsfeuerwehr ein moderner Dienstleistungs- betrieb mit 210 Männern. Im Stadtfeuerwehr- verband besteht eine vertrauensvolle Koopera- tion zwischen Berufsfeuerwehr und der Frei- willigen Wehr. Wer sich für den aktuellen Stand des Löschwesens interessiert, dem bietet das letzte Kapitel des Buches guten Einblick. Der ganze Band bettet die Historie der Wehren in das politische und wirtschaftliche Geschehen der Stadt ein. Die umfassende und detaillierte Darstellung wäre allerdings noch lesefreundlicher, wenn jedem Kapitel ein kur- zer Absatz voran ginge, der die spezifischen Er- eignisse in die großen Entwicklungslinien auch der Feuerwehrgeschichte einreihte. ANDREA ALTENBURG Michael Ruhland: Schulhausbauten im Großherzogrum Baden 1806-1918 Verlag Renate Miller-Gruber, Augsburg 1999, 504 S., 379 Abb., 79,- DM Die Dissertation von Michael Ruhland, die nunmehr in einer reich illustrierten Buchaus- gabe vorliegt. leistet nicht nur einen wichtigen Beitrag zu einer noch ausstehenden Architek- turgeschichte des Schulhausbaus in Deutsch- land, vielmehr dürfte diese Untersuchung ge- rade auch für den regional- und lokalge- schichtlich interessierten Leserkreis von beson- derem Interesse sein. Die Publikation besteht aus einem gut les- baren Darstellungsteil und einem umfangrei- chen Katalogteil. Im Mittelpunkt der Darstel- lung steht der Schulbau und Schulraum als soziale und pädagogische Umgebung im Spannungsfeld zwischen Funktion und Reprä- senration. Dabei bilden städtebauliche Aspek- te, die Entwicklung der Grundrissformen und Fassaden sowie die Frage nach der künstleri- schen Ausschmückung von Schulgebäuden in sich geschlossene Themenkomplexe der Un- tersuchung. Viele Beispiele in Text und Bild beziehen sich hierbei auf Karlsruher Schulbau- projekte von Friedrich Weinbrenner, Heinrich Hübsch, Heinrich Lang, Wilhe1m Strieder oder Friedrich Beichel. Der um die Jahrhun- dertwende einsetzende Einfluss der Kunster- ziehungsbewegung erreichte im Karlsruher Schulhausbau den Höhepunkt mit der 1905 in der Kapellenstraße fertiggestellten Schiller- schule von August Stürzenacker. Der Katalog stellt 98 Schulbauten vor, die im Großherzogturn Baden 1806-1918 ent- standen sind. Zu jedem Objekt gibt es eine Abbildung, eine Auflistung wichtiger Daten und Fakten sowie eine kurze Charakteristik des betreffenden Gebäudes. Daran schließt sich jeweils ein Abriss der Baugeschichte und eine Beschreibung der Ausstattung des Schul- 360 hauses an. Dabei ist mögliehst der Zustand zur Zeit der Eröffnung. zumindest aber das Aus- sehen vor 1918 zugrundegelegt. Aus Karlsruhe werden 17 Sehulhausbauten vorgestellt. Das ehemalige Lyceum in den Sei- tenflügeln der Stadtkirehe am Marktplatz und die ehemalige Höhere Töchterschule in der Kreuzstraße dienen heute anderen Zwecken. Dagegen wurden die Höhere Bürgerschule am Zirkel und das Lehretseminar in der Rüppur- rer Straße nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut. während vom Lehrerseminar in der Bismarckstraße wenigstens noch die Fassaden /Ur den Wieder- aufbau der heutigen PH verwendet werden konnten. Noch ganz oder tei lweise erhalten sind die Schulgebäude des Gymnasiums in der Bismarckstraße. der Höheren Bürgerschule und des Realgymnasiums in der Englerstraße. der Höheren Mädchenschule in der Sophien- straße. der Oberrealschule in der Kaiserallee. der Goemeschule in der Renkstraße und der Lessingschule in der Sophienstraße. Bezeich- nenderweise musste das Gebäude der Gewer- beschule am Lide11platz nach seiner Fertigstel- lung 1914 zunächst als Lazarett eröffnet wer- den. bevor es 1919 seiner eigentlichen Bestim- mung übergeben werden konnte. Der Stadtteil Durlach ist in Ruhlands Katalog mit drei noch heute bestehenden Schulhausbauten vertreten: Vereinigte Schulen in der Pfinztalstraße. Ge- werbeschule sowie Progymnasium und Real- progymnasium in der Gymnasiumstraße. Zu jedem Objekt sind auch die entspre- chenden Archivalien und die Literatur angege- ben. Zusätzlich erschließt ein Personen- und Gebäuderegister alle im Darstellungs- und Katalogteil erwähnten Sehulen und die betei- ligten Architekten und Künstler. Somit stellt die Publikation insgesamt auch ein wichtiges Handbuch und Nachschlagewerk dar. JÜRGEN SPANGER Annette Borchardt-Wenzel: Frauen am badischen Hof. Gefahrtinnen der Großher- zöge zwischen Liebe. Pflicht und Intrigen Casimir Katz Verlag. Gernsbach 2001. 388 S .• 25 Abb .• 49.- DM Der nFrauengeschichteCC ist seit längerem zu verdanken. dass die manchmal männlich- graue Geschichtsszene nicht nur eine neue Farbe erhält. sondern aueh neue Einsichten. So ist es verdienstvoll. die Lebensläufe von sie- ben Fürstinnen an badischen Höfen zu schil- dern. die nicht ohne Einfluss /Ur Badens Ent- wicklung waren: Karoline Luise. Amalie. Luise Karoline von Hochberg. Stephanie Beauhar- nais. Sophie. Luise v. Preußen und Hilda. Zwar gibt es über jede bereits Literatur. doch die Zusammenfassung dieser Lebensläufe ver- mittelt neben dem politischen einen breiten kulturhistorischen Zusammenhang. Wiewohl auf wissenschaftlichen Publikati- onen gründend. trotzdem manchmal an alte Voreingenommenheiten gebunden. will die Verfasserin in erster Linie unterhalten und wirft den deutsehen Historikern "aller größtes Misstrauen vor, wenn Geschichte zu 'Unter- haltung' herhalten soll". Nun könnte man im Gegenteil genug brillant gesehriebene Werke aufführen und auch darauf hinweisen. dass immerhin. die wissenschaftliche Literatur. auf die sich dieses Buch stützt. von diesen Histo- rikern aufgearbeitet wurde. Deren Stil ist freilich ein anderer. Hier dagegen benimmt sich ein russischer Großfürst "wie die Axt im Walde". Amalie "war ganz seharf', Kamarina die Große zu sehen, hielt dagegen Stephanie für "eine dumme Pute", während Napoleon "hämisch gegrinst" haben soll und so fort. Man weiß nicht, wo in den Quellen so etwas steht, denn das Original macht doch wohl erst "Spaß", wovon mehrere hier zitierte Quellen zeugen und nicht allein diese Diktion der Autorin. 361 Dass es zu Überschneidungen der einzel- nen Lebensbilder kommt. die einzeln gelesen werden können, Stört weniger, dagegen ein Faktum wie z. B. die Vorliebe Karl Friedrichs für "diese oder jene niedrige Weibsperson" so oft in Variationen, was man doch spätestens beim zweitenmal begriffen hat. Die Schicksale sind "durch ein Temperament" gesehen. und da kann man bei jeder Biographie streiten. Dass der letzte Großherzog Friedrich 11. aber ein "charakterschwacher" Mann gewesen sein soll. dem muss man auf Grund der Quellen deutlich widersprechen. Die zahlreichen Literaturangaben werden z. T. eigens kommentiert und eine Stammta- fel erleichtert die Übersicht. So werden Hilfen für weitere Orientierungen angeboten. Und manchen mögen die obigen Einwände weni- ger stören, wenn er sich bei dieser Portrair- sammlung unterhalten weiß. Sollte er dadurch mögliche Zugänge zur badischen Geschichte finden. wäre das erfreulich. . LEONHARD MÜLLER Ute Grau: Schloss Augustenburg (Häuser- und Baugeschichte. Schriftenteihe des Stadtarchivs Karlsruhe. Bd. 1). Info Verlag Karlsruhe 2000.16.80 DM/8.59 € Holger Reimers. Gerhard Kabierske. Georg Matzka: Ein Karlsruher Modellhaus von 1723. Das Seilerhäuschen (Häuser- und Baugeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe. Bd. 2). Info Verlag Karlsruhe 2001. 29.34 DMI15 € Mit dem Band über Schloss Augustenburg eröffnet das Sradtarchiv Karlsruhe eine neue Publikarionsreihe "Häuser- und Baugeschich- te" und ergänzt damit die beiden bestehenden Reihen "Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs" und "Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte". Nun besteht eine Publi- kationsmöglichkeit für kleinere Arbeiten zu architektur- und baugeschichtlichen Themen. denen innerhalb der Gesamtstadtgeschichte eine wichtige Rolle zukommt. Dies ist umso erfreulicher. als es gerade in Karlsruhe lange am Bewusstsein für die eigene Architektur fehlte. Insbesondere die historischen Gebäude wurden - aufgrund des geringen Alters der Stadt - wenig geschätzt. Völlig zu Unrecht. denn. wie Oberbürgermeister Heinz Fenrich in seinem Geleitwort feststellt. verfügt Karls- ruhe über eine beachtliche historische Bausub- stanz. Diese sei nicht nur von architekturge- schichtlichem Interesse. sondern liefere darü- ber hinaus wertvolle Erkennrnisse z. B. zur Alltags-. Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Dass Häuser "vielerlei Geschichten erzäh- len" können. zeigt sich gleich im ersten Band über Schloss Augustenburg. Die Autorin Ute Grau. eine auf stadt- und landesgeschichtliehe Themen spezialisierte Historikerin. bettet ver- siert die wechselvolle Geschichte des Gebäudes in übergreifende Zusammenhänge ein. In flüs- sig zu lesender Weise entblättert sie das Schick- sal des Gebäudes vom staufischen Pfründner- haus über fürstliche Hofhaltung. die Nutzung als Krapphaus und als Knopffabrik. bis hin zur Herberge der Grötzinger Malerkolonie. Span- nend zu verfolgen ist auch der lange Kampf um den Erhalt des alten Gemäuers. Leider erst in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts konnte durch den Ausbau zum Altenheim wenigstens noch der Hauprflügel gerettet wer- den - der Rest der Anlage war wegen des fort- geschrittenen Verfalls nicht zu erhalten. Der Titel der neuen Reihe legt nahe. dass sich das Stadtarchiv in Zukunft mehr der Bau- geschichte widmen will. Wie schwer Histori- kern der Umgang mit dreidimensionalen Quel- len fällt. zeigt dieser erste Band. Die Bauge- schichte wird zwar genannt. doch fehlt es an 362 einer soliden Baubeschreibung, kein Plan hilft dem Leser, sich das Gebäude selbst zu erschlie- ßen. Selbst klassische historische Quellen wie die Inventarverzeichnisse der Markgräfin Ma- riaAugusta (1649-1728) werden nur in Hin- blick auf Besitztümer und Personalbestand ausgewertet. Die Information über 34 Zimmer und eine Kapelle im Hauptgebäude sowie eine Vielzahl an Nebengebäuden fehlt. Ein Blick ins Großinventar von 1938 (Kunstdenkmäler Badens) gibt hier auf wenigen Seiten eine Viel- zahl von bauhiscorischen Informationen, die in eine Monographie unbedingt hätten einflie- ßen müssen. Eine Ergänzung dieser über 70 Jahre alten Beschreibung anhand des heutigen Bestandes wäre darüber hinaus wünschens- wert gewesen. Auch fehlt ein Wort zu den prä- genden Baurnaßnahmen des 16. Jahrhunderts im Rahmen der heimatlichen Renaissancebau- kunst. Trotz dieser Kritik bleibt der hier vorge- stellte Band eine unterhaltsame und optisch ansprechende Lektüre, die mit leichter Hand viel über das Leben im Schloss Augustenburg erzählt. Völlig anders zeigt sich demgegenüber der zweite Band der Reihe. Er ist einem Gebäude gewidmet, das auf grund seiner spektakulären Rettungsgeschichte zu einer Karlsruher Be- rühmtheit wurde: dem Seilerhäuschen. Schon die Profession der Aucocen - zwei Bauhisroci- ker und ein Architekt - lässt die andere Ge- wichtung dieses Bandes ahnen. Und dann schlägt sie zu, die Baugeschichte. Zunächst führt Holger Reimers den Leser an das Gebäude heran und in es hinein. In allgemeinverstäncllicher Sprache erklärt er, wie viele Fragen der kenntnisreiche Forscher an ein unscheinbares Haus stellen kann, und wie vielfältig die Erkenntnisse sind, wenn er Zeit für die Suche nach Antworten hat. Das an- hand des Seilerhäuschens gewonnene Wissen erlaubte dem Autor, historische Fotografien anderer Modellhäuser neu auszuwerten. Die Erkenntnisse befruchteten sich gegenseitig und dem Leser steht nun nicht mehr die alte Hütte vor Augen, sondern - sehr anschaulich in den farbigen Rekonstruktionszeichnungen - ein reizvolles Barockhäuschen. Dieser Ex- kurs kommt einer Grundlagenforschung zur Stadtbaugeschichte gleich. Der Wert der bei- den letzten erhaltenen Dokumente - neben dem Seilerhäuschen nur noch das Haus Wald- straße 9 - wird um so deutlicher. Wie wenig selbstverständlich das Interesse an dieser Form von Geschichte ist, zeigt die von Gerhard Kabierske zusammengestellte Chronologie der Ereignisse seit 1962. Das Seilerhäuschen ist ein Paradebeispiel für den Wandel des öffentlichen Bewusstseins von fortschrittsgläubigem Erneuerungswillen der 1960er Jahre - als das unscheinbare Haus be- denkenlos einer Hochgarage weichen sollte - bis hin zur Eintragung des Gebäudes ins Denkmalbuch als Kulturdenkmal von beson- derer Bedeutung im Jahre 1999. Für den zukünftigen Besucher des Gebäu- des - und dank der geplanten Nutzung als Cafe und Galerie wird das Gebäude öffentlich zugänglich sein - wird ebenfalls von Interesse sein. wie denn nun mit den vielen Erkenntnis- sen umgegangen wurde. was warum und wie erhalten blieb oder erneuert wurde. Hierüber gibt der Beitrag des bauleitenden Architekten Georg Matzka Auskunft. Der Band ist mit zahlreichen informativen Abbildungen ausgestattet, die zum Nachlesen verleiten. Sie erleichtern es dem Leser, die an- spruchsvolle Lektüre zu bewältigen - der Lohn ist ein großer Erkenntnisgewinn: über cllie frü- he Stadtbaugeschichte, die Modellhäuser, über Handwerkstraditionen und nicht zuletzt auch über bauhistorische Methoden. ULRIKE PLATE 363 Sergej G. Fedorov: Wilhe1m von Traitteur. Ein badischer Baumeister als Neuerer in der russischen Architektur 1814-1831 Berlin 2000, 331 5.; 75,67 € Badens Architektur- und Ingenieurschule - Vorläuferin der heutigen Karlsruher Univer- sität - ist seit Weinbrenners Zeiten über die nationalen Grenzen hinaus bekannt. Nur we- nige wissen, dass bereits vor Weinbrenner ein badischer Baumeister im Ausland wirkte und maßgeblich am Aufbau einer modernen Ar- chitekturschule in St. Petersburg Anteil hatte. Die Rede ist von Wilhe1m von Traitteur (1788-1859), dessen Familie heute noch im Mannheimer Raum bekannt ist. In den Jah- ren, als gerade die Rheinbegradigung durchge- führt wurde, erwarb er das für solche Projek- te notwendige ingenieurtechnische Wissen zu- nächst autodidaktisch und dann an der europa- weit führenden »&ole des ponlS et chaussees" in Paris. In der Endphase der napoleonischen Kriege (1813-1816) weilte der russische Zar Alexander 1., verheiratet mit einer badischen Prinzessin, häufig in Bad~n. Hier lernte er den jungen Ingenieur kennen und engagierte ihn 1814 für Arbeiten in seiner Hauptstadt. St. Petersburg war seinerzeit wohl die größte Baustelle Europas. Zur Bewältigung der zahlrei- chen Aufgaben richtete der Zar Bauschulen und Behörden nach französischem Vorbild ein und berief ausländische Fachleute wie Augus- tin de Betancourt als Leiter und Wilhelm von Traitteur, der mit seinen französischen Erfah- rungen beste Voraussetzungen mitbrachte. In den kommenden 18 Jahren entfaltete Traitteur eine reiche Tätigkeit: Seine Entwürfe für Kasernen, staadiche Druckanstalten oder unüblichen Spannweiten. Brückenbauten stellten den innovativsten Teil des Oeuvres von Traitteur dar. Russland hatte einen enor- men Bedarf an neuen Verkehrswegen. Dabei waren Hunderte von Brücken über Bäche und Flüsse zu bauen, was nur durch weitgehende Rationalisierung und Standardisierung der Bauelemente zu lösen war. In St. Petersburg selbst mussten für den steigenden Verkehr ebenfalls neue Brücken über die Newa und ihre Seitenarme geschlagen werden. Traitteur passte den gerade in Amerika und England entwickelten Typus der Eisenkettenbrücke dem Nordrusslands an. Dabei entstanden ei- nige besonders schöne Brücken, wie die Pan- teleimonbrücke, die zum eleganten Erschei- nungsbild St. Petersburgs beitrugen. Einzelne von ihnen existieren heure noch. 1831 verließ Wilhelm von Traitteur plötz- lich den russischen Staatsdienst und kehrte nach Mannheim zurück. Aufgrund fehlender Quellen sind dafür eher politische als persön- liche Gründe zu vermuten. Das Wirken eines Ingenieurs in verschiede- nen Kulturen zu schildern, war nur einem Autor möglich, der diese auch selbst kennt. Es ist daher ein Glücksfall, dass der russische Bauhistoriker Sergej G. Fedorov aus St. Peters- burg seit edichen Jahren am Institut für Bau- geschichte der Universität Karlsruhe arbeitet. Er brachte die reichen Quellen insbesondere der St. Petersburger Archive zum Sprechen und entlockte auch badischen Archiven man- che Neuigkeiten. Das Buch, großzügig ausge- stattet und votzüglich bebildert, schildert ei- nen neuen Aspekt der badisch-russischen Be- ziehungen und macht mit einer wichtigen Facette der Geschichte des Brückenbaus be- Menagerien zeugten einerseits von der siche- kannt. ren Verwendung der klassizistischen Architek- turformen; andererseits offenbaren sie seine besondere Neigung zu Ingenieurbauten: viele Bauwerke besitzen Hallen mit riesigen, bisher JÜRGEN KRÜGER 364 Hansmartin Schwarzmaier: Das Dorf in der Geschichte von Land und Landschaft. Von den Anfangen bis zum Jahr 1800 Chronik Wolfahrtsweier Heft 5, Selbstverlag des Geschichtsvereins, 2001, 143 S., 12,- € Der Elan von Elga Roellecke, eine repräsenta- tive Chronik von Wolfahrtsweier herauszuge- ben, von der bereits vier Hefte erschienen sind, ist bemerkenswert. Wer in verschiedene landesgeschichtliche Arbeiten Einblick hat, z. B. bei der Jury für Preise zur Heimatfor- schung in Baden-Württemberg, bemerkt, wie besonders dieses Heft sich von einer einäugigen Blickrichtung auf das örtliche Detail abhebt, wie sie oft anzutreffen ist. Nun ist H . Schwarz- maier ein versierter Historiker, der für zahlrei- che Epochen eine Vielzahl von Veröffentli- chungen vorgelegt und besonders als Heraus- geber und Autor des "Handbuchs der Baden- Württembergischen Geschichte" große Ver- dienste erworben hat. So gelingt es ihm, wie der Titel verheißt, die Entwicklung eines Dor- fes wie Wolfahrrsweier in das große Tableau der Landesgeschichte einzufügen. Und das gerade für eine Zeit, für die der Ort nur weni- ge Quellen aufWeist, denn die Schriftzeugnisse strömen erst seit dem 18. Jahrhundert. Allein die sorgfaltige Ausstattung mit Kar- ten zeigt, wie eine Dorfgeschichte immer im Zusammenhang mit der Landschaft zu sehen ist. Dazu gehört nicht nur die Geographie, die Bevölkerungsstruktur. In dieser Landschaft der ehemaligen Römerstraßen, der Funde aus Kelten- und Alemannenzeit, der großen Be- deutung des Klosters Gottesau für die kirchli- che Betreuung findet man so viele Kompo- nenten, dass farbige Kapitel aus antiker und mittelalterlicher Geschichte aufgeschlagen werden können. Der Verfasser nimmt den Leser bei der Hand, um ihn in großer An- schaulichkeit zu Epochen hinzuführen, die diesen Ort in ein großes Geschehen einbetten. Die komplizierte Familiengeschichte der Zäh- ringer und ihre Glaubenswechsel in der Refor- mationszeir werden so aufbereitet, dass man neues Imeresse an badischer Geschichte ge- winnt. Die Zeit der französischen Einfälle im 17. Jahrhundert, die großes Elend am Ober- rhein hervorrief. macht deutlich, wie die dörf- liche Bevölkerung Opfer von Machtgier und Ideologie wurde. In einem sorgfältig ausge- wählten Anmerkungsapparat wird auf eine umfangreiche Literatur hingewiesen. In summa: ein Beispiel für Hobbyhistori- ker, wie Orrsgeschichte lebendig gemacht wer- den kann, wie man mit dem Schicksal eines Dorfes den großen Atem der Geschichte ein- Hingt, der jeden Leser faszinieren wird. LEONHARD MüLLER Karl Zahn: Gräber, Grüfte, Trauerstätten. Der Karlsruher Hauptftiedhof (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 24), Info Verlag Karlsruhe, 200 I , 26,- € "Denn alle Lust will Ewigkeit" - mit einem fotokünstlerischen Blick auf erorische Skulp- turen europäischer Friedhöfe öffnete die Foto- grafin Isolde Ohlbaum nicht nur den Blick auf eine ungewöhnliche Friedhofsperspektive, son- dern weckte bei einem breiten Publikum die Lust auf mehr über Friedhöfe. Lust auf Fried- hof? Die kulturelle Bedeutung des "öffentli- chen Bestattungsraumes", sie verdient weit mehr als spektakuläre Impressionen, sie for- dert vor allem eine feste Verankerung des The- mas "Friedhof" im Kontext stadthistorischer Untersuchungen. Friedhöfe als wichtiger Be- standteil von Stadtgeschichte sind ein facet- renreiches Kaleidoskop von Stadtentwicklung, kunsthistorischer Vielseitigkeir, Baugeschichte und vor allem soziokultureller Entwicklung. 365 Wie Friedhofsgeschichte als integraler. le- bendiger Bestandteil der Karlsruher Stadtge- schichte durchaus Lust auf mehr Friedhof ent- fachen kann. das verdeutlicht die von Karl Zahn über zwanzig Jahre hinweg sorgfältig recherchierte Entwicklung des Karlsruher Hauptfriedhofs und seiner Vorgeschichte. Dass das umfangreiche Manuskript der nach ihrem Verfasser im Karlsruher Stadtarchiv ge- führten "Zahn-Chronik" über den ältesten kommunalen Friedhof Deutschlands nun endlich als Buch den Weg in die Öffentlich- keit gefunden hat. ist ein publizistischer Glücksgriff. Weckt bereits der Haupttitel "Gräber. Grüfte. Trauerstätten" die Neugierde der stadthistorisch interessierten Leser. so hält der chronologisch gegliederte Inhalt neben seiner unglaublichen Informationsfülle so manches überraschende historische Detail bereit. Wer vermutet schon unter dem bauli- chen Karlsruher Prunkstück. dem Markplatz. den Ursprung des Karlsruher Bestattungswe- sens oder unter dem Verkehrsknotenpunkt Mendelssohnplatz den ersten. 1794 angeleg- ten Friedhof der jüdischen Mitbürger? "Streit um das Leichenhaus". "Drei-K1assen-Bestat- tungssystem", "das Karlsruher Sargmonopol" - wer Karl Zahn auf den Spuren durch die Karlsruher Friedhofgeschichte begleitet. wird vieles entdecken: Nachdenkliches. Erstaunli- ches und auch manches zum Schmunzeln. Für den Leser etwas irreführend mag der Untertitel der Publikation sein. Denn wenn auch ihr Kernstück dem Karlsruher Haupt- friedhof gewidmet ist. macht vor allem die umfassende Darstellung der Geschichte des Bestattungswesen in Karlsruhe - von der Stadtgründung bis heute - die Besonderheit dieses Werkes aus. Mit historischen Quellen. Plänen. Zeichnungen sowie reichhaltigem Fo- tomaterial abwechslungsreich gestaltet. entfal- tet sich ein spannungsreicher Bogen von den Gräbern beim Schloss Gottesaue. Trauersitten Das Theatcrhrand·Denkma! vor der Grufu=nhalle auf dem Allen Friedhof, mit dem den Opfern des Theaterhrandes 3m 28. Februn 1847 gedacht wird. und Begräbnisvorschriften. Friedhöfen der jü- dischen Gemeinde. über die architektonischen Höhepunkte. die Parkstruktur sowie besonde- re Grabmale des Hauptfriedhofes bis hin zu dem aktuellen Thema "Grabmalpatenschaften auf Karlsruher Friedhöfen". Mehr Lust auf Karlsruher Friedhofsge- schichte? Sicher! Was der langjährige stellver- tretende Leiter des Karlsruher Friedhofsamtes 366 Karl Zahn durch intensives Quellen- und Li- teraturstudium zusammengetragen hat, ist ein Werk von besonderer historischer Dichte, das in seiner Gründlichkeit der Karlsruher Stadt- geschichte eine neue vielseitige Perspektive er- öffnet. YPS KNAUBER Im Mittelpunkt der Mensch. Parlaments- reden Karlsruher SPD-Abgeordneter. Herausgegeben vom SPD-Kreisverband durch Manfred Koch, Info Verlag Karlsruhe 2001,15,- € Jubiläen zu begehen ist eine Kunst. Traditio- nen verleiten gerne zu ausschmückender Selbstdarstellung. Die eigene Geschichte dient dann nur noch als Instrument zur Selbsrwert- steigerung im Gegenwärtigen. Ganz anders ist die Karlsruher SPD mit dem bleibenden Werk zu ihrem 125-jährigenJubiläum umgegangen. Statt einer farbigen Hochglanzbroschüre liegt ein 232seitiges Buch mit wenigen schwarz- weiß Aufnahmen auf dem Tisch. Auf dem Umschlag nur Passfotos von Politikerinnen und Politikern, einer Berufsgruppe, die im öf- . fentlichen Ansehen der Bundesrepublik nicht gerade hoch gehandelt wird. Die positive Übertaschung erfolgt bei der Lektüre des Bandes: Statt in hehren Worten sich selbst zu feiern, wird anhand der geleiste- ten Arbeit Karlsruher Parlamentarier der Ein- satz für die Werte der Sozialdemoktatie darge- stellt. Der Kraft des Wortes vertrauend, wer- den gleichsam wie Zeitzeugen alle Karlsruher Abgeordnete und Oberbürgermeister - die Auswahl wird in einer Vorbemerkung erläutert - mit wichtigen Reden vorgestellt. Dabei wird jede Rede mit Bild und einer 1-2 seitigen in- formativen Kurzbiografie dem Leser nahege- bracht, bevor der Zusammenhang, in dem die Ansprache gehalten wurde, kurz skizziert wird. Unter dem mehrfach zutreffenden Leitmo- tiv "Im Mittelpunkt der Mensch" bieten die Texte ein beeindruckendes Kaleidoskop aus der deutschen Geschichte. Bei manchen The- men zeigt sich die Veränderung der Bundesre- publik überdeutlich, wenn z. B. Erwin Sack 1979 im Landtag eine Lanze für den Sozialen Wohnungsbau bricht, weil viele Familien kei- ne Wohnung zu einen verktaftbaren Mietpreis finden. Bei den Forderungen von Brigitte Wim- mer aus dem Jahr 1989 zur Schulpolitik drängt sich dagegen der Eindruck auf, dass viele der Sätze nach 13 Jahren angesichts der Ergebnisse der Pisa-Studie unverändert gültig sind: eine Klassenstärke von 25, fächerüber- greifender Unterricht und Projektorientierung - damals übrigens an den Kultusminister Mayer-Vorfelder gerichtet. "Im Mittelpunkt der Mensch" als Orien- tierungspunkt der politischen Sacharbeit aber auch als Individuum zeigt eindrücklich die Rede Ludwig Marums anlässlich der Ermor- dung von Walter Rathenau 1922. Klar be- nennt er die Geldgeber der national-völki- schen Hetze als Wegbereiter politischer Mor- de in der Weimarer Republik. Und hellsichtig geißelt er die Teilnahmslosigkeit der Masse: "Wenn es jetzt nach diesem Attentat auf Ra- thenau wieder so gehen sollte, dass die deut- sche Öffentlichkeit 14 Tage vielleicht wieder entrüstet ist und dann der Bürger in Deutsch- land wieder sein Zipfelmütze über die Ohren zieht und Angst vor dem Sozialismus be- kommt, [ ... 1 dann werden Sie die deutsche Republik nicht retten" (S. 80). Hellsichtig und tragisch zugleich, weil er letztlich die Ursachen seine eigenen Ermordung 1934 beschrieb. Diese kurzen Eindrücke mögen anregen, sich im "Who is who" der Karlsruher Sozialde- mokratie festzulesen, von Wilhe1m Kolb 1918 zur Friedenspolitik über Friedrich Töpper mit dem Etat 1949, Hermann Veit 1951 leiden- 367 schaft1ich zum Südweststaat in aufgepeitschter Atmosphäre, Günther Klotz 1964 zur Bun- desgartenschau und A1ex Möller 1970 zum Bundeshaushalt, um nur einige zu nennen. Die ganze Bedeutung entfaltet der Band, wenn man vorher die 40 Seiten zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der SPD in Karls- ruhe liest. Informativ und kurzweilig: Ein SPD-Kreisverband in der badischen Landes- hauptstadt, in der die so genannte Weimarer Koalition (SPD, Zentrum, Liberale) bis 1933 stabile Verhältnisse und solide Politik ermög- lichte, eine Partei, die bis zum Ende der 60er Jahre auch die kommunale Politik entschei- dend mitprägte. Det Band, ein würdiges, blei- bendes Denkmal, zu dem man - passend zum Jubiläum - gratulieren kann. CLEMENS REHM Michael Stolle: Die Geheime Staats polizei in Baden. Petsonal, Organisation, Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich Konstanz 2001 (Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus Bd. 6), UVK Verlagsgesellschaft mbH, 39,- € In fünf Kapiteln untersucht der Autor in sei- ner an der Universität Karlsruhe vorgelegten Dissertation Vorgeschichte, Organisation, Per- sonal, Verfolgungspraxis und Entnazifizierung einer Behörde, die als eine der tragenden Säu- len der nationalsozialistischen Diktatur gilt. In Baden ging die Gestapo aus dem Landes- polizeiamt hervor, in das die politische Polizei integriert war. Dieses "StaatsschulZorgan" hat- te in der Weimarer Republik die links- und rechrsextremen Parteien zu überwachen. Eine angesichts dieses Einsatzes für die Demokratie erstaunlich hohe Zahl von Beschäftigten (40 von 50) konnte nach der nationalsozialisti- schen Machtübetnahme für die badische Ge- stapo weiterarbeiten, die im Dri[[en Reich zeitweise 450 Beschäftigte (1938) ha[[e. Nur besonders exponierte Beamte wie der Karlsruher August Furrer, der wegen seines entschiedenen Auftretens gegen die National- sozialisten sofort nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 verhaftet worden war, wurden entlassen. Furrer gehörte auch zu den Sozial- demokraten, die in der beschämenden Schau- fahrt durch Karlsruhe am 16. Mai 1933 in das KZ Kislau überführt wurden. Stolle, der immer auch den Blick auf die Entwicklung im Reich hat, arbeitet heraus, dass die badische Gestapo bis 1936 noch relativ ei- genständig war. Der unmittelbar dem badi- schen Gauleiter Robert Wagner unterstellte ers- te Gestapochef Karl Berckmüller geriet nach der "Verreichlichung" der Polizei 1936 zuneh- mend in Konfrontation zu Himmler und wur- de schließlich im März 1937 abgeschoben. Die Gestapo war trotz des starken perso- nellen Ausbaus immer auch auf willige Helfer angewiesen, auf andere Partei- und Staats- dienststeIlen, aber auch auf Denunzianten, die z. B. die Abhörung von Feindsendern melde- ten. Zuweilen wurden "V-Männer" in opposi- tionelle Gruppen eingeschleust. So fiel die Widersrandsgruppe um den Mannheimer KPD-Politiker Georg Lechleitner einem sol- chen V-Mann zum Opfer: Lechleitner wurde 1942 mit 19 Mitstreitern zum Tode verurteilt und hingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt war seit Ende der 30er Jahre nach der weitgehenden Zerschla- gung der linken oppositionellen Gruppen die Verfolgung anderer Gegner in den Vorder- grund getreten. Die badische Gestapo glieder- te sich nahtlos ein in die Bekämpfung der au- ßerhalb der so genannten Volksgemeinschaft gestellten Gruppen wie etwa ,,Asoziale", "Be- rufs- und Gewohnheitsverbrecher", "Homo- sexuelle", "Zigeuner", "Bibelforscher" sowie "Juden". 368 Dabei nahm die Brutalität der Maßnah- men nach dem Beginn des Zweiten Weltkrie- ges noch einmal signifikant zu. In Ettlingen wurde z. B. das Gerichtsgefängnis seit 1941 für .. Vernehmungen" der Gestapoleitstelle Karls- ruhe genutzt, um dort ungestört zu foltern. Maßgeblich beteiligt waren Gestapoleute an den Exzessen der .. Reichskristallnacht" 1938 und der Deportation der badischen Juden im Oktober 1940 nach Gurs. Auch an den be- rüchtigten Einsatzgruppen im Elsaß hatte die Gestapo großen Anteil. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie- ben Angehörige der Gestapo von den Sieger- mächten hingerichtet. Nur 10% wurden in ihrem Entnazifizierungsverfahren als Haupt- schuldige eingestuft, 17 % waren .. Belastete". Diese recht bescheidene Bilanz wird auch dadurch nicht besser, dass die Betroffenen im Schnitt eine fast dreijährige Internierungshaft hinter sich hatten. Abgerundet wird dieser gründlich recher- chierte Band, der die Erforschung der NS- Diktatur in Baden, aber auch die der Gestapo allgemein ein gutes Stück weiterbringt, durch Kurzpotträts der badischen Gestapoleiter und eine Topographie der badischen Gestapo- dienststellen. ERN ST OTTO BRÄUNCHE Angela Borgstedt: Entnazifizierung in Karlsruhe 1946 bis 1951. Politische Säube- rungen im Spannungsfeld von Besatzungs- politik und lokalpolitischem Neuanfang (Karlsruher Beiträge zur Geschichte des Nationalsozialismus 5), UVK Verlagsgesell- schaft, Konstanz 2001,387 S., 34,- € Das Urteil über die Entnazifizierung durch die Zeitgenossen und die Wissenschaft ist einmü- tig: Ein Fehlschlag. In den letzten Jahren sind zahlreiche Regional- und Lokalstudien dazu erschienen. Ursache dafür ist das allgemeine Interesse an der Aufarbeitung diktatorischer Vergangenheit nach 1945 und 1989, das durch den Ablauf von Sperrfristen für die Quellen zudem befördert wird. Borgstedt fügt aber nicht einfach vorliegenden Regionalstu- dien für Bayern, oder (Süd-)Baden eine weite- re hinzu, sondern setzt einen bisher wenig beachteten Schwerpunkt, indem sie sich nicht auf die ,,Altlastenentsorgung" der politischen Vergangenheit beschränkt, sondern die Leis- tungen des Personals der Spruchkammern für Politik, Wirtschaft und für die Justiz der ent- stehenden Bundesrepublik analysiert. Auf der Basis sorgfältiger Auswertung des Quellenmaterials beschreibt die Autorin den Entnazifizierungsapparat in Nordbaden und Karlsruhe, der bei seiner Eintichtung im Früh- jahr 1946 über 350 Mirarbeiter umfasste. Die- ser personal- und kostenintensive Apparat ar- beitete trotz nachkriegsberlingter räumlicher, personeller und materieller Probleme zügiger als die Einrichtungen anderer Karnmerbezirke der US-Besatzungszone. Diesen Erfolg kann Borgstedt überzeugend auf die erfolgreiche Per- sonalpolitik zurückführen. Es war gelungen, trotz des begrenzten Kreises potenzieller Kandi- daten ein hohes Maß kompeteriter Juristen zu gewinnen, .. die den Prozess der Säuberung von den politischen in rechtliche Bahnen lenkten." Für die von den politischen Parteien gestellten Beisitzer wird das zeitgenössische Urteil wider- legt, wonach diese weitgehend unqualifiziert gewesen seien. Bestätigt wird dagegen rlie über- proportionale Aktivität von Sozialdemokraten und Liberalen als Beisitzer. Das juristische Per- sonal neigte dagegen mehr zur CDU. Bei der Analyse der ArbeitsWeise det Spruch- kammern wählt Borgstedt aus den ca. 54.000 vom Gesetz betroffenen Fällen (von ca. 200.000 Einwohnern Karlsruhes) rlie .. Haupt- schuldigen" (263 Personen, von denen 19 definitiv so eingestuft wurden) , Juristen (159 369 Fälle) und eine Stichprobe von 129 "norma- len" Entnazifizierungsfällen aus. Dabei irri- . tiert, dass im Anhang die aufgelisteten Entna- zifizierungsfälle anonymisiert, im Text aber in Übereinstimmung mit dem D atenschutzge- serz bei den einzeln behandelten Fällen nahezu alle Namen genannt werden. Das Ergebnis der Entnazifizierung ist auch für Karlsruhe ernüchternd. Wie überall mutier- ten die Spruchkammern mit fortschreitender Zeit zu "Mitläuferfabriken". Dennoch über- zeugt aufgrund der differenzierenden und de- taillierten Darstellung die Feststellung, dass mit Internierungshaft, mit Verlusten von Ver- mögen und Beamtenbezügen sowie durch vorübergehenden Beschäftigungseinschränkun- gen auch Erfolge in der Entnazifizierung zu sehen sind. Die Leistungen der Mitarbeiter sind daher nicht gering zu achten, zumal sie im Spannungsfeld von Besatzungspolitik, 10- kalpolitischem Neubeginn und öffentlicher Kritik zu erbringen waren. Die Autorin geht in ihrer gut lesbaren Ar- beit schließlich den Karrieren des Spruchkam- mer-Personals nach. Dass die verdienten Mit- arbeiter bei ihrer Rückkehr in meist juristische Berufe oder politische Funktionen des demo- kratischen Staares nicht selten auf entnazifi- zierte Kollegen und sogar Vorgesetzte trafen, war jedoch nicht eine Folge der wenig erfolg- reichen Entnazifizierung, sondern der Amnes- tierungen durch die Gesetzgebung der frühen Bundesrepublik. Für die an Karlsruher Lokalgeschichte in- teressierten Leser bietet das Buch eine Fülle biografischer Details und Einsichten in Vor- gänge des Dritten Reiches und der Nach- kriegszeit. MANFRED KOCH Alfred Hanser 1858-1901. Ein badischer Architekt. Katalog einer Sonderausstellung der Fachhochschule Karlsruhe - Hochschule für Technik. Karlsruhe 2001 , 123 S., 103 Abb., 14,- € Mit der von W. Förster konzipierten und durch eine biographische Skizze eingeleiteten Publikation würdigt die Fachhochschule an- lässlich des 100. Todestages das Werk eines ihrer Professoren, der bei seinem Tod mit 43 Jahren als einer der kommenden Baumeister des Landes galt. Der Blick auf das eher kleine Werk ist deshalb so interessant, weil es an der Schwelle des Wandels vom Stil der Renais- sance zu einem Formenvokabular mit neuro- manischen, neubarocken und Jugendstilmo- tiven stand. Hanser hatte seine Ausbildung ganz im Stil der Neurenaissance 1875-81 am Karlsruher Polytechnikum erhalten. Diese srilistische Prä- gung wurde durch erste praktische Tätigkeit bei der Mitwirkung an dem preisgekrönten Projekt des Berliner Reichstagsbaus durch Paul Wallot vertieft. Bereits nach sechs Jahren Tätigkeit als Architekt in Mannheim (sein dortiges Wirken schildert C. Präger) erhält er 1890 den Ruf als Professor an die Karlsruher Baugewerkeschule, an der er bis 1898 lehrte und seine Arbeit als Architekt fortführte. Zwei Beiträge befassen sich mit bis heute stadtbildprägenden Bauten Hansers in Karls- ruhe. In der 1895 fertiggestellten Rheinischen Kreditbank, heute Badische Beamtenbank, Ecke Waldstraße/Zirkel sieht R. Fath einen Bau mit "imperialer Geste", der städtebauliche Akzente serze. Dem 1896 fertiggestellten Bau der Karlsruher Lebensversicherung, heute Rathaus West am MühlburgerTor bescheinigt U. Plate "mit großem künstlerischem Können inszenierte repräsentative Architektur". Mit beiden Bauten führte Hanser, wie Rößling in 370 seinem Beitrag über dessen Rang als Architekt feststellt ... den preußisch-barocken Stil in Karlsruhe ein." Wie dieser Baustil in Kontrast geriet zu neueren architekturästhetischen Auffassungen. verdeutlicht die ausführliche Schilderung der Planungsgeschichte des Behördenkomplexes Rechnungshof / Verwaltungsgerichtshof / Generallandesarchiv an der Hildapromenade von K. Krimm. Hansers Pläne dazu stießen auf heftige Kritik von Josef Durm. der die klassischen Regeln der Herrschaftsarchitektur vernachlässigt sah. Die entsprechenden Doku- mente sind dem Beitrag beigefügt. Die Reali- sierung des Bauvorhabens bis 1905 (nach Hansers Tod) durch F. Ratzel verdeutlicht dann die Anpassung an die neue architektoni- sche Formensprache. Der Band wird abgerundet durch eine Schilderung von Karlsruher Architekturdomi- zilen (1. Brunner II~ Brunner) und einen fikti- ven Rundgang durch die Stadt in den 1890er Jahren (P. Prersch). MANFRED KOCH Pau! Ludwig Weihnacht (Hrsg.): Die badischen Regionen am Rhein Nomos Verlagsgesellschafr Baden-Baden. 2002. 554 Seiten. 34.- € Ein Resumee. keine Kampfschrift. Der Polito- loge Weihnacht. Professor in Würzburg. hat 51 Mitarbeiter gewonnen. um zum 50-jähri- gen Landesjubiläum eine Bilanz zu ziehen. Das heißt nicht. nur zu jubilieren. aber auch nicht nur zu jammern. denn Baden hat auch genügend Anteil an der positiven Entwicklung dieses Landes gehabt. Dabei wird auf 1945 bzw. 1952 zurückgegriffen. z. B. bei der Bil- dung der Regierungspräsidien und deren Wirksamkeit. Mittelbehörden. die man im- mer wieder abschaffen wollte. die sich aber als 371 Mittler und Initiatoren zwischen landesregie- rung und Bevölkerung bewährt haben. wie auch andere Sonderbehörden. Die Bilder von Mannheim. Heidelberg und Karlsruhe zeigen die eigene Handschrift dieser Städte. zumal man sich im Norden eher als Kurpfälzer denn als Badener versteht. Manfred Koch hat das Porträt Karlsruhes ausgewogen gezeichnet. Die Mängelliste aufgrund von Fusionen ist bekannt. Doch auch die Positiva werden ge- nannt: die Förderung der Hochschulen und Kulturstätten. die Leistungen für die industri- elle Entwicklung. der Handel. der Verkehr. Das Bild Mannheims weist größere Ausfalle auf, und der Schuldenstand pro Einwohner ist in Karlsruhe erträglicher. Fast alle Gebiete werden von Fachleuten komprimiert beschrieben: IHK. Universitäten. Kirchen. Genossenschaft. Sportbund. Schul- wesen. Archive. Bibliotheken. Rundfunk und manches mehr. Wo Konzentrationen sinnvoll waren, wird dies bestätigt, wo sie unsinnig wä- ren wie beim Landeswohlfahrtsverband Baden deutlich pointiert. weil eine solche Fusionitis das .. ehrenamtliche Element" einschränken würde und zur Verteuerung der ständig wach- senden Leistungen führte . Die Kritik am SWR und dem politischen Einfluss in den Räten kann nicht deutlicher betont werden. wenngleich die Zusammenarbeit der ehern. Rundfunkanstalten verbesserungswürdig war. Insgesamt stellen die Beiträge ein farbiges Bild einer fazettenreichen Landschaft dar. Man fragt zum Schluss nach der .. badi- schen Identität" - wohl keine politische mehr. aber eine emotionale. wenn auch nur 20% beim Freiburger SC das Badnerlied im Stadi- on singen. In Karlsruhe mehr? Wichtig ist freilich die GrenzÜberschreirung. nach der Schweiz. nach Frankreich. in vielen Kapiteln angeschnitten: Baden eingefügt in die europä- ische Metropolachse der .. blauen Banane" von Liverpool bis Florenz. So klingt das nützliche wie gut lesbare Sammelwerk positiv aus. Baden hat Zukunft- um die es sich freilich tummeln muss, soll sie positiv sein. LEONHARD MÜLLER Gudrun Kling: Frauen im öffentlichen Dienst des Großherzogtums Baden. Von den Anfängen bis zum Ersten Weltkrieg (Veröffentlichungen der Kommission für Ge- schichtliche Landeskunde in Baden-Württem- berg Reihe B Forschungen 142. Band). Kohlhammer, Stuttgart 2000, 250 5., 25,- € Lehrerinnen, Post- und Bahnangestellte, Ma- schinenschreiberinnen. aber auch Gefängnis- aufseherinnen und Haushältetinnen in öffent- lichen Einrichtungen - überall erobern sich im 19. Jahrhundert Frauen Arbeitsfelder im staat- lichen öffentlichen Dienst. Der Titel von Gudrun K1ings Buch könnte vermuren lassen, dass hier eine Erfolgsgeschichte des wachsen- den Arbeitsmarktes fürFrauen im 19. Jahr- hundert erzählt wird. Doch das täuscht. Kling legt mit dieser Dissertation die fundierte und umfassende Erarbeirung eines wichtigen Kapitels der Ge- schlechtergeschichte vor. Hier wird nicht nur aufgefuhrt, wann und wo Frauen im öffentli- chen Dienst auftauchen und damit eine For- schungslücke in der bisherigen Verwaltungsge- schichte Badens gefüllt. Es wird auch keine Erfolgsgeschichte der weiblichen Emanzipati- on erzählt in der Art, dass sich Frauen zuneh- mend den Arbeitsmarkt erobern. Vielmehr zeigt Gudrun Kling vor dem Hintergrund der allgemeinen Enrwicklung der badischen Lan- desverwalrung und mit vergleichendem Blick auf andere Bundesländer und andere europä- ische Staaten, wie sich die Integration weibli- cher Arbeitskräfte bei gleichzeitiger Herausbil- dung geschlechtsspezifisch typisierter Berufs- bilder vollzog. Auf breiter Quellenlage und über einen Zeitraum von über 100 Jahren zeichnet sie präzise die Strategien nach, die mit der Aufnahme von Frauen in dem bis dahin fast ausschließlich männlich besetzten Staats- wesen einhergingen, durch Regelungen und Gesetze sowie durch die Definition von Ein- stellungsvoraussetzungen und Arbeitsfeldern Hierarchien zwischen den Geschlechtern zu schaffen und festzuschreiben. Der von ihr gewählte Zeitraum von 1806 bis zum Ersten Weltkrieg, in dessen Mitte die Integration Badens in das sich bildende Deut- sche Reich und damit die teilweise Anglei- chung an preußische Verwalrungsstrukruren liegt, ermöglicht es, nachzuweisen, wie sich auf dem Weg von der Hoheits- zur Leistungs- verwaltung innerhalb des öffentlichen Diens- tes typisch weibliche Berufsbilder herausbilde- ten, die hierarchisch niedriger eingestuft wa- ren und weniger Einkommen und Prestige brachten. Dazu zählten z. B. die exklusiv weib- lichen Tätigkeitsfelder wie die im Telegrafen- , Telefon- und Schreibdienst, die von der Ver- beamtung ausgeschlossen wurden. Bei Ar- beitsfeldern wie der Lehrtätigkeit, in denen es Frauen gelang, die Verbeamtung zu erreichen, ist die - wie Kling es nennt - "Konstruktion des weiblichen Beamten" festzustellen. Der weibliche Beamte unterlag der Zölibatsklausel und hatte ab 1888 in Baden grundsätzlich nur 75 % des Einkommens der jeweiligen Gehalts- stufe. Die Trennung des Arbeitsfeldes in männli- che und weibliche Bereiche und die rechtlich festgelegte Diskriminierung der Beamtin wur- den ideologisch begründet mit häuslichen Verpflichtung der Frau und zementierten da- mit eine Arbeitsteilung der Geschlechter, die sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts allgemein durchsetzte. Dem Staatsdienst als "Schnittstel- le zwischen Gesellschaft und staatlicher Herr- schaft, zwischen staatlichem und privatem 372 Arbeitsmarkt und zwischen gesellschaftlichen Ideologien, kulturellen Mentalitäten und de- ren gesetzlicher Umsetzung" kam bei der Durchsetzung dieses Modells des männlichen Familienernahrers eine Art Vorbildfunktion für den privaten Arbeitsmarkr zu. Dabei zeigt Kling, indem sie traditionelle Arbeitsfelder von Frauen im öffentlichen Dienst wie z. B. in den staatlichen Anstalten als Aufseherinnen mit neu entstehenden Ar- beitsbereichen wie dem Eisenbahn- und Post- wesen vergleicht, dass sich etwa ab 1860 eine Geschlechtstypisierung in der Verwaltung zeigte. Damit ist erneut erwiesen, dass erst in der Zeit der Industrialisierung geschlechtsspe- zifische Arbeitsmärkte gebildet werden. Da dies mit der gesetzlichen Festschreibung ge- schlechtsspezifischer Diskriminierungen ein- hergeht, kann die Eroberung des öffentlichen Dienstes durch Frauen nicht als ein langsam voranschreitender Prozess der Gleichstellung bewertet werden. Vielmehr trug die Positio- nierung der Frauen im öffentlichen Dienst wesentlich zu der Zuweisung von außerhäus- licher als männlicher und häuslicher als weib- licher Arbeit bei und damit zur Manifestie- rung eines frauendiskriminierenden Arbeits- marktes. SUSANNE ASCHE Kerstin Lutter: Der Badische Frauenverein 1859-1918. Rotes Kreuz, Fürsorge und Frauenfrage (Veröffentlichungen der Kommission für Ge- schichtliche Landeskunde in Baden Württem- berg Reihe B Forschungen 146. Band), Kohlhammer, Stuttgart 2002, 503 S. In Baden wurde 1859 ein Verein gegründet, der um die Jahrhundertwende reichsweit lo- bende Aufmerksamkeit fand und als vorbild- lich empfunden wurde - der Badische Frauen- verein. Unter dem tätigen Protektorat der Großherzogin Luise entwickelte dieser vater- ländische Verein, der auch ein Frauenverein vom Roten Kreuz war, neben der Unterstüt- zung der Sanitätsdienste im Kriegsfalle oder bei außerordentlichen Notfällen eine umfas- sende Tätigkeit im zivilen Fürsorge- und Ar- menwesen, in der Krankenpflege und bei der Schaffung von weiblichen Ausbildungsplät- zen- und Berufsfeldern. Dieser Verein, der 1908 über 75.000 Mitglieder hatte, wurde zu einem Stützpfeiler bei der Herausbildung moderner Sozialpolitik auf kommunaler Ebe- ne und eröffnete dabei seinen weiblichen Mit- gliedern den Weg in die außerfamiliale Öf- fentlichkeit. Lange Zeit waren die Bedeutung und die Leistungen dieses 1937 von den Na- tionalsozialisten aufgelösten Frauenverbandes in Vergessenheit geraten, erst in den letzten Jahren entstanden erste Forschungen über sein Wirken. Nun endlich liegt eine umfangreiche, detailgenaue und umfassende Darstellung von Entwicklung, Aufbau, Tätigkeit, Mitglieder- struktur und Tätigkeitsfelder des Badischen Frauenvereins bis zum Ende des ersten Welt- krieges vor. Kerscin Lutzer hat mit ihrer Dis- sertation eine schon lange zu spürende For- schungslücke geschlossen und ein Kapitel ba- discher Geschichte geschrieben, ohne das die badische Innenpolitik und Sozialpolitik nur unvollständig dargestellt ist. Sie zeichnet die Entwicklung der Organisation nach, beschreibt das zeitweise auch spannungsvolle Verhältnis zwischen der Karlsruher Zentrale und den zahlreichen Zweigvereinen, analysiert die Mit- gliederscruktur und die soziale Herkunft der Betreuten bzw. der Nutzerinnen der Vereins- institutionen. Lutzer stellt die einzelnen Ar- beitsgebiete dar, benennt die auch konfessio- nell begründeten inneren Konflikte, verdeut- licht die Rolle der Männer in der Organisati- on und erläutert die distanziert-freundliche Haltung dieser sehr staatsnahen Organisation 373 gegenüber der damaligen bürgerlichen Frau- enbewegung. Ein Unterkapitel ist dem Ersten Weltkrieg gewidmet, während dem der Badi- sche Frauenverein als Verein vom Roten Kreuz nach der langen Friedensphase wieder Lazaret- te unterhielt und die Fürsorgetätigkeit auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft einstellte. Ein ausführliches Registet ermöglicht es, den sehr umfangreichen Band auch als Nachschla- gewerk zu nutzen. Lutzer kann die Bedeutung des Vereins für den Wandel von der traditionellen Armenfür- sorge zur modernen kommunalen Daseinsvor- sorge sehr überzeugend nachzeichnen und lie- fert einen erneuten Nachweis dafür, dass sich die vielfältigen Strategien der Frauen und ih- rer Organisationen den eindeutigen Bewer- tungen wie konservativ oder fortschrittlich häufig entziehen. So argumentierte der Verein immer mit der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, die dem jeweiligen männli- chen und weiblichen Wesen entspreche. Doch mit dem Hinweis auf den pflegenden und behütenden weiblichen Charakter wurden den Frauen neue gesellschaftlich relevante Hand- lungsspielräume eröffnet. Kerstin Lutzer leistet einen wichtigen Bei- trag zur Frauen- und Geschlechtergeschichte und zum bürgerlichen Vereinswesen. Ebenso wie im Werk von Gudrun Kling ist dies bei der Kommission für geschichtliche Landes- kunde Baden-Württemberg in guten Händen, die damit erneut bewiesen hat, dass sie aktuelle Forschungstendenzen im Blick hat und damit die Landesgeschichtsschreibung als Beitrag zur allgemeinen Geschichte voranbringt. SUSANNE ASCHE J ürgen Spanger: Aus der Schulstube ins Leben. Die Karlsruher Volksschulen 1716 -1952 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 25), Info Verlag 2002, 304 S., 29,80 € Heimatgeschichte anschaulich zu präsentieren beweist erneut das Karlsruher Stadtarchiv mit dem Band 25 seiner Veröffentlichungen. J. Spanger hat sehr sorgfaltig das Quellenma- terial über die Entwicklung der Karlsruher Volkschulen zusammengetragen und mit zahl- reichen Abbildungen verdeutlicht. Die Disser- tation an der hiesigen Pädagogischen Hoch- schule ist für den Laien aufbereitet und den- noch mit zahlreichen Anmerkungen und Lite- raturangaben auch für den Fachmann weiter- führend. Spanger schließt mit der Gründung des Südweststaats, weil dann erst die bildungspo- litische Landeszentralität vorherrschte und die Aufgliederung in Grund- und Hauptschulen begann. Bis dahin hatten die Städte noch grö- ßeren Einfluß auf das Volksschulwesen, sieht man von der Zentralisierung des NS-Regimes ab. Doch der Schulhausbau ist bis heute eine Domäne der Kommunen. "Der Raum ist der dritte Pädagoge", zitiert Spanger, und das ent- sprechende Bemühen der Stadt auch in schwierigen Zeiten zeichnete Karlsruhe schon immer als Schulstadt aus. Dies freilich dem jeweilgen Zeitgeist entsprechend. Große Klas- sentäume für 40 bis 50 Schüler, die in Zwei- erbänken hintereinandergereiht für den Fron- talunterricht bereit waren, gab es freilich nicht nur im wilhelminischen Deutschland, son- dern um 1900 auch anderswo. Der kasernen- artige Eindruck der Gebäude erinnert, dass "Kaserne" damals nicht von vornherein nega- tiv besetzt war, und die Einrichtung von Duschbädern in den Schulen galt als Fort- schritt angesichts der damaligen Wohnverhält- 374 nisse. Vom Zeitgeist bestimmt war auch das Schulleben: Ordnungsformen. Schulfeste und -feiern. vom Regierungsjubiläum des Kaisers bis zur Flaggenhissung im "Dritten Reich". Bei Schulwanderungen und Landheimaufent- halten wird das Landschaftspezifische deut- lich. Nachdenkenswert ist das Kapitel der Er- innerungen ehemaliger Schülerinnen und Schüler an Karlsruher Volksschulen. Dabei reflektiert d. Verf. durchaus das Problema- tische einer oral hisrory. wo man die Rückbli- cke nicht immer als Tatsachenbeschreibung werten darf. wohl aber als "wirkungsvollen Prozess von Erinnerung. Verdrängung und nachträglicher Bewertung". der damit die Wirkungsgeschichte der Volksschule verdeut- lichen kann. Das Buch ist aus der Sicht der Volksschu- le geschrieben und damit durchaus stimmig. Schulhistorische Darstellungen anderer Insti- tutionen kommen zu anderen Ergebnissen. Alle helfen aber die Gegenwart zu verstehen und machen den Wechsel bezug von Zeitgeist und Schule deutlich. der auch für unsere Tage gilt, ein Phänomen, das mancher zeitgenössi- sche Kritiker nach der Pisa-Studie übersieht. wenn er den Idealtyp des Schulwesens einfor- dert. Spanger macht am Beispiel eines Schul- orts deutlich. wie viele Kräfte auf die Schul- wirklichkeit einwirken, und das ist ihm mit einer farbigen Darstellung und solider Recher- che gelungen. LEONHARD MÜLLER Die Orgelstadt Karlsruhe innerhalb der Orgellandschaft am Oberrhein Eine Ausstellung der Europäischen Orgel- akademie am Oberrhein Ettlingen in der Badischen Landesbibliorhek in Zusammen- arbeit mit der Vereinigung der Orgelsachver- ständigen Deutschlands (VOD). hrsg. von Michael Gerhard Kaufmann und Marrin Kares. Karlsruhe 2001. 100 Seiten. 9.50 € Orgelfärdervereine haben Konjunktut. Aller- orten kann man Patenschaften für Orgelpfei- fen übernehmen und es wird um finanzielle Mittel für neue Register geworben. Hat dem- nach auch der Orgelbau Konjunktur? Mit- nichten. in den Orgelstädten Karlsruhe und mehr noch in Durlach. wo einst zahlreiche Orgelbaufirmen mit klangvollen Namen an- sässig waren. ist heute kein Betrieb mehr aktiv. Auch von den früher vorhandenen histori- schen Orgeln unter anderem des Straßburgers Johann Andreas Silber mann in den beiden Hauptkirchen der Stadt ist auf Grund der tra- gischen Kriegsverluste keine einzige erhalten ge- blieben. Dennoch darf Karlsruhe auch heute noch als eine der großen Orgelstädte Deutsch- lands gelten. Diese "Orgelstadt Karlsruhe in- nerhalb der Orgellandschaft am Oberrhein " beleuchtet das Begleitbuch zu einer Ausstel- lung. die im Herbst 2001 in der Badischen Landesbibliorhek zu sehen war. Das hundert- seitige Buch wurde von Michael Gerhard Kaufmann und Martin Kares herausgegeben und ist - auch ohne die Ausstellung gesehen zu haben - ein Lesegenuss. beschreibt es doch in umfassender Weise ein kulturhistorisches Phänomen. das monographisch untersucht für kaum eine weitere Stadt Deutschlands vor- liegt. Die mehr als zweihundertjähtige Orgel- bautradirion Karlsruhes wird in Beiträgen von M. G. Kaufmann ("Orgelgeschichte in Karls- ruhe"). M. Kares G ("Karlsruhe - Schmelztie- gel deutscher Orgelbau-Technologie") und 375 Martin Kölle ("Die Orgelbauerfamilie Stein") gewürdigt. Das zum Teil schwierige Verhältnis der Menschen zum Kircheninstrument Orgel stellt Kaufmann in seinem Beitrag "Herausfor- derung ungeliebte Orgel" dar, und leitet damit zum Thema des Symposiums über, das sich mit diesem Phänomen auseinander setzte. Auch Kares weist auf die Problematik der Orgeln der fünfziger Jahre hin, deren große Exemplare sich alle in Kirchen an der Karlsru- her Tramlinie 1 befinden (Stadtkirche Dut- lach, Lutherkirche, Sr. Bernhard, Stadrkirche und Sr. Stephan, Christuskirche). Wie unter- schiedlich die Lösungsansätze für diese Zeug- nisse der Wirtschaftswunderzeit sein können, stellt er an den beiden Instrumenten der Stadt- kirehe und von Sr. Stephan dar. Beide Orgeln stammen aus den fünfziger Jahren, und wäh- rend in St. Stephan in jüngster Zeit über den Verkauf der alten Orgel Uohannes Klais, Bonn, 1959) und einen Neubau nachgedacht wurde - über den in der Durlacher Stadrkir- ehe bereits entschieden ist -, steht die Orgel der Stadtkirehe (Steinmeyer, Oettingen, 1958) heute unter Denkmalschutz. Ein "Karlsruher Orgelspiegel" , der in Form eines Inventars alle Orgeln der Stadt und der Stadtteile auflistet (erarbeitet von Andreas Schröder, Kaufmann und Kares), rundet die Beiträge des reich be- bilderten Buches ab, das über die Badische Landesbibliothek zu erwerben ist. MATTHIAS MILLER Stadtplätze in Karlsruhe. Hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Manfred Koch (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 26), Info Verlag Karlsruhe 2003, 424 Seiten, rund 400 Abbildungen, 36,- € (Mit Beiträgen von: S. Asche, E. O. Bräunehe, G. Everke, G. Kabierske, M. Koch, M. KühneI, Th. Meyer, A. Mührenberg, D. Neumeister, P. Pretsch, H . Ringler, W Rößling, K. Schmal- holz, R. ]. Schott, S. Stephan-Kabierske) Ein Buch über Karlsruher Stadtplätze? Haben unsere Stadtplaner, Stadthistoriker, Stadtarchi- vare und Kunstgeschichtler nichts Wichtigeres zu tun? Gemach - und ungeniert gleich zu Beginn gesagt: Den 15 Autoren der soeben erschienenen Publikation ist ein hervorragen- des Werk gelungen. Was immer man wissen will über das Zustandekommen, die Entwick- lung, Funktion oder Nichtfunktion Karlsru- her Stadtplätze: In den gründlichen, mit histo- rischen und aktuellen Bildern lebhaft unter- stützten Beiträgen ist es nachzulesen. Das Werk ist die folgerichtige, historisch- wissenschaftliche Untermauerung der von Oberbürgermeister Fenrich in Auftrag gege- benen Erarbeitung eines Gesamtkonzepts "Karlsruher Stadtplätze". Dessen ebenso einfa- ches wie ehrgeiziges Ziel ist, auf einen Begriff gebracht, die "Revitalisierung" der Stadtplät- ze zu Gunsten der Bevölkerung. Bei Licht be- sehen ist die Stadtplätze-Publikation ein auf- rüttelndes Plädoyer zur Wiederaufnahme des in den siebziger Jahren von Oberbürgermeis- ter Dullenkopf aufgelegten Programms einer "menschengerechten Stadt" mit der dank Egon Martin und Theo Schlüter erfolgreichen Neugestaltung von Räumen wie dem Markt-, dem Friedrichs-, Lidell- oder Ludwigsplatz, Fußgängerzonen inklusive. Mit dem Schloss- platz fing Karlsruhes Platzhistorie an, mit den als Nebenprodukt der Altstadtsanierung ge- 376 wonnenen Plätzen - Berliner-, Kronen- und Waldhornplatz - hört es vorerst auf. 34 Plät- ze im Stadtinnern, neun in Mühlburg und Durlach nahmen die Autoren in ihrem histo- rischen Herkommen, in ihrer raumbildenden Bebauung und ihrem Nutzen oder Schaden für die Bevölkerung unter die Lupe. ,,Außen vor" geblieben sind die 14 Plätze in den wei- teren zur Stadt gekommenen Gemeinden, ebenso die Plätze ohne Fassung wie der Mess- oder Engländerplatz. Unabhängig von dem Willen, Überzeugungsarbeit für eine Zurück- gewinnung oder Neugewinnung urbaner, also menschendienlicher Plätze zu leisten, besticht "Stadtplätze in Karlsruhe" durch spannende Schilderungen der jeweiligen Platzgeschichte. Ob Schlossplatz, der erste, größte, bedeu- tendste Platz in Karlsruhe, oder der kleine Dreiecks-Lidellplatz: Alle haben ihre eigene Historie, die zu lesen allein schon größtes Vergnügen bereitet. Fachkundig erläutert wird dabei das Zustandekommen der den Platz- raum säumenden gebauten Umgebung. In diesem Zusammenhang geradezu als ein Juwel unter den Karlsruher Plätzen erscheint der - inzwischen samt allen Gebäuden unter Denk- malschutz gestellte - Gutenbergplatz, das Herz der Weststadt. Jeder Karlsruher Stadtplatz hat narurge- mäß seine ganz individuelle Struktur. Der Bogen spannt sich vom gemütvollen Platz hin- ter der Kleinen Kirche bis zum Ludwigsplatz, dem vor allem unter jungen Menschen belieb- testen Treffpunkt, von dem gerade noch als Verkehrskreisel nützlichen Yorckplatz bis zum anmutigen Haydnplatz, von der Verkehrs- drehscheibe Karlstor bis zum Wohlgefühl ver- heißenden Friedrichsplatz. Das Durlacher Tor lädt in seiner heutigen Gestalt "kaum zum Verweilen" ein, und die Qualität des Etdinger- Tor-Platzes beschränkt sich nach Auffassung eines Nichtkarlsruher Spötters "lediglich auf die Flüssigkeit der Ampelschalrung". Die selbstgefällig noch immer "Via Trium- phalis" benannte Strecke und Platzfolge vom Schlossplatz über Markt- und Rondellplatz zum Ettlinger Tor - des unentschuldbaren Umgangs mit dem Markgräflichen Palais und anderer Bausünden wegen in der Presse schon vor Jahren "Via Miserabilis" benannt -, ist Ge- genstand besonders subtiler Untersuchungen. Die Herren Everke und Kabierske, stadtunab- hängig, wie sie sind, sparen in ihren Beiträgen nicht mit Kritik. Neben Mäkeleien wegen der Marktplatzgastronomie stellt sich für Everke "auf ewig die Frage", warum das Theater am Schlossplatz nicht wiederaufgebaut wurde, und Kabierske klagt in Erinnerung an das ab- gebrochene Hotel "Germania", einst ein Schmuckstück des Etdinger-Tor-Platzes: ,,Alte Bausubstanz, war sie noch so bedeutsam, hatte zwischen 1950 und 1970 keine Chance". Gnädige Zensuren erhält dagegen das neue Hotel, das dem Festplatz doch seine Unschuld nahm, und Everke preist das jetzige Bild des Bahnhofplatzes mit solchem Enthusiasmus, dass man Gefahr läuft, ihm Recht zu geben. Man sieht: "Stadtplätze in Karlsruhe" ist ein Werk, das über ein Riesenmaß an Infor- mationen hinaus Diskussionen geradezu pro- voziert. Angereichert mit Gtundsatzbeiträgen von Ringler und Schott, ist dies eine unge- wöhnlich interessante, als Grundlage jeder bürgerdienlichen Stadtplanung unverzichtbare Veröffendichung. Manfred Koch, Motivator, Organisator und Mitautor der vorzüglichen Arbeit, ist ein großer Wurf gelungen. JQSEF WERNER 377 Gottfried Leiber: Friedrich Weinbrenners städtebauliches Schaffen für Karlsruhe Teil II: Der Stadtausbau und die Stadter- weiterungsplanungen 1801-1826, Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2002, 454 Seiten, 75,- € Mit diesem Band über Friedrich Weinbrenner als Stadtplaner und Baumeister des Klassizis- mus ist nun das grundlegende Werk zur Karls- ruher Sradtplanungs- und Baugeschichre von der Gründung 1715 bis 1826 abgeschlossen. Es basiert auf der akribischen Auswertung al- ler erreichbaren Quellen und bietet eine syste- matische und detaillierte Gesamtdarstellung der baulichen Stadtentwicklung vor den Ver- änderungen des Städtebaus seit der Indus- trialisierung. Gottfried Leiber ist damit ein Werk gelungen, das die ältere Weinbrenner- Forschung zu dessen Karlsruher Schaffen weit- gehend obsolet macht und für die stadtge- schichrIiche Arbeit unverzichtbar bleiben wird. Teil II besticht durch die gleiche editorische Qualität wie Teil I mit zahlreichen Abbildun- gen, einem Anhang mit 14 wichtigen Doku- menten sowie u. a. einem Orrs-, Personen- und Sachregister. Im vorliegenden Band behandelt Leiber Weinbrenners Wirken als Leiter der badischen Bauverwaltung, der mit den Stadterweiterun- gen betraut war, die sich aus dem Bedeutungs- und Bevölkerungszuwachs der Residenz des neu geschaffenen Großherzogrums ergaben. Der Ausbau der Stadt sollte 25.000 bis 30.000 Menschen Wohnraum bieten, 1801 waren es 8.700 und als Weinbrenner 1826 starb knapp 19.000. Leiber untersucht im ersten Viertel des Buches die Planungen zur Stadterweite- rung, die sich im Wesentlichen auf drei Quar- tiere im Anschluss an die bestehende Bebau- ung erstreckten. Im Westen waren die Bebau- ungsgrenzen die heurige ReinhoId-Frank-, Moltke- und Kriegsstraße. Das östliche Erwei- terungsquartier lag nördlich der Kaiserstraße im herrschaftlichen Fasanengarten und hatte daher keine Verwirklichungschance. Südlich davon verhinderte das "Dörfle" eine grundle- gende Neuplanung. Aber auch im Westen war Weinbrenner bei der stadtplanerischen Gestal- tung zu Kompromissen gezwungen durch Rücksichtnahmen auf Privatinteressen. Nach- vollziehbar wird das am heurigen Europaplatz. Wein brenners Sradrcrweirerungspläne von 1802 und 1809 erhielten auch keine Verbind- lichkeit, sondern nur den Status von Leitlini- en für das Bauen. Hauptstreitpunkt mit staat- lichen Behörden war der Konflikt zwischen Stadterweiterung und Stadtverschönerung durch Ausbau im bestehenden Sradtgebiet. Das gleiche Schicksal erfuhr auch Wein- brenners grandioser Stadterweiterungsplan von 1812/1818, mit dem er das Gebiet süd- lich der Kriegsstraße bis etwa zum heutigen Bahnhof halbkreisförmig überplante. Er sieht neue Stadttore und große Platzanlagen vor, die besrimmte Funktionen übernehmen sollten. Belegt wird vom Autor auch die Detailpla- nung, in der Häuser mit bis zu fünf Geschos- sen vorgesehen waren. Die Alb sollte durch diesen neuen Stadtteil geführt werden und vor dem Ettlinger Tor ein Hafenbecken bilden. Dieser Plan scheiterte vor allem an der nach- lassenden Bautätigkeit und an der Tatsache, dass das Gelände zum Großteil der Gemeinde Beiertheim gehörte. Mit seinen Plänen zur Stadterweiterung in der Tradition barocker Planung war Wein- brenner, das verdeutlicht Leiber anschaulich, nur bedingt erfolgreich. In den in drei Vierteln des Buches ausgebreireten Planungen für sie- ben Stadtbereiche kann aber das erfolgreiche Wirken Weinbrenners als Stadtbaumeister nachvollzogen werden. Wobei zum Beispiel auch erklärt wird, warum die Zähringersrraße nicht gradlinig zur Rittersrraße verläuft und dort endet, oder warum die Blumenstraße 378 nicht komplett parallel zur Erbprinzenstraße verläuft. In der Darstellung des mittleren Stadt- bereichs findet sich dann auch die Beschrei- bung des Marktplatzes, jenes großen stadt- räumlichen Erbes, das Weinbrenner hinterlas- sen hat. Dazu zitiert Leiber A. Tschira, der den Platz als "das schönste Beispiel eines klassizis- tischen Platzes in Deutschland und in seiner Geschlossenheit eine der größten Leistungen des europäischen Städtebaus" bezeichnete. Leiber würdigt Weinbrenner als den Stadt- planer, der "bewusst der Tradition folgend, die Karlsruher Stadtanlage im Sinne des barocken Städtebaus" fortführte, in seiner Architektur aber ein entschiedener Vertreter des modernen Klassizismus war. 900 Jahre Rüppurr. Geschichte eines Stadtteils MANFRED KOCH Hrsg. Bürgergemeinschaft Rüppurr, Info Verlag, Karlsruhe 2003, 400 Seiten, 27,- € Ortsgeschichten können unter einer überbür- denden Faktenfülle eine schwer genießbare Kost sein. Diese Chronik ist dagegen gut les- bar, weil sie, wie der Sprecher der "Geschichts- werkstatt Rüppurr", F. Kessel, betont, mit dem "Mut zur Lücke" verfasst wurde, intensiv bera- ten durch den Stadthistoriker M. Koch. Zu- dem hat der Herausgeber Mitarbeiter gefun- den, die fundierte Kapitel geschrieben haben. So sind zum Beispiel die Abschnitte von E. Schulz und G. Philipp mit sorgfaltiger Quellen- und Literaturkenntnis von den Anfangen 1103 bis zur Eingemeindung 1907 flüssig dargestellt worden. Aber auch die anderen Autoren zeigen Anschaulichkeit und Sachkunde. Die Wand- lung vom Bauerndorf zum Wohnort von In- dustriearbeitern und Handwerkern bis zur heu- tigen gesuchten Wohnsiedlung wird an vielen Beispielen und reich an Akzenten beschrieben. In der Einleitung wird betont, dass "die Auffassungen und Interpretationen zur Ge- schichte Rüppurrs und einzelnen Vorgängen und Phänomenen" unterschiedlich seien. In der Tat kann dies oft für den Leser zu einer "Verlebendigung des Sammelbandes" beitra- gen, und er fühlt sich zu einer eigenen Sicht aufgerufen. Dabei helfen die sorgfältig ausge- wählten Fakten, die überlegt gewählten Schwerpunkte, die vielen sinnvollen Abbil- dungen und manches mehr. Der überschauba- re Band soll durch eine "Schrifteneeihe zu Rüppurr" fortgesetzt werden. Hier könnte man noch weitere Zeitzeugen zu Wort kom- men lassen, die neben den schriftlichen Quel- len werrvolle Einblicke in die Geschichte die- ses Stadtteils eröffnen. In summa: eine gelun- gene Publikation, deren Lektüre besonders den Rüppurrern sehr angelegen sein sollte, denn sie kann "das Wohlgefühl steigern, in dem bevorzugten Karlsruher Vorort" zu leben. LEONHARD MÜLLER Elga Roellecke: Bildung auf dem Land, Lehren und Lernen in der Volksschule Chronik Wolfartsweier, Heft 6, hersg. vom Verein für Geschichte, Selbstverlag des Geschichtsvereins, 2003, 219 Seiten, 16,- € Bei der auf 16 Hefte angelegten Chronik, von denen neben anderem Elga Roellecke bisher fünf verfasst hat, ist dieser Beitrag - schon vom Thema her - besonders gelungen. Schul- geschichten, von Pädagogen geschrieben, merkt man oft an, so sorgfältig sie auch erar- beitet sein mägen, dass sie zuweilen von einem standespolitischen Gesichtskreis her konzi- piert wurden, den bestimmte Leser bejahen, andere aber anders betrachten. Darum ist es 379 wohltuend, mal keine Fachfrau am Werke zu sehen, die jedoch einen großen Bogen zu spannen weiß, dabei sich freilich sorgsam um die Quellen gekümmert hat. So stieß man auf "Befehlsbücher" der heutigen Grundschule Wolfartsweier, die es möglich machten, "die Entwicklung des Volksschulwesens auf dem Land im 19. und 20. Jahrhundert bis 1933 im Detail nachzuspüren". Doch auch für das "Dritte Reich" fanden sich drei Aktenbündel, und so war die Ausgangslage besser als in man- chen zerbombten Städten mit ihrem Quellen- rest. Die Verfasserin hat zudem Zeitzeugen befragt, Aussagen die farbig sind, aber auch zuweilen von der Erinnerung geschönt klin- gen wie bei aller oral history. Die Darstellung hat natürlich ihren Schwerpunkt in Wolfartsweier, greift aber immer wieder allgemeine Tendenzen auf, wirkt nicht eng, ja kleinkariert, wie dies in der Heimatforschung zuweilen anzutreffen ist. Der Atem der allgemeinen Geschichte weht durch die meisten Kapitel, und das macht die Schrift so lesenswert. Die Verfasserin schildert die Entwicklung problem bewusst, stellt die Fakten in den jeweiligen Zusammenhang und greift auch gelegentlich auf eigene Schulerfah- rungen zurück. Schon die Gliederung erleichtert die Lek- türe, zwar chronikalisch, aber nicht zersplit- tert, weil unter spezifischen Gesichtspunkten immer wieder neu beginnend Themen über Jahrzehnte zusammengefasst werden. Die Bildauswahl ist sinnvoll und ausreichend, und das muss auch so sein, wenn man sich auf219 Seiten beschränken will, damit diese Publika- tion zu einem Preis verkauft werden kann, der tragbar ist. Nur beim ersten Heft hat diese Chronik eine Anschubfinanzierung durch die Stadt Karlsruhe erfahren. Bis heute versteht es der Geschichtsverein, deren Vorsitzende Elga Roellecke ist, seine Veröffentlichungen selbst zu tragen. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn Hefte wie das vorliegende angeboten werden, wo "viele Menschen die Geschichte ihrer Heimat besser verstehen und pflegen ler- nen." Doch auch der Fachmann dürfte gern zu dieser Schrift greifen, nützt ihm doch nicht nur ein Glossar bei diversen Fachbegriffen, sondern auch eine sorgfältige Bibliographie zur weiteren Vertiefung. So wartet man mit Interesse auf neue Hefte dieser Chronik, die am Ende ein respektables Werk für die erwei- terte Geschichte der Stadt Karlsruhe sein wird. Die Verfasserin erhält den 1I. Preis des Landes- wettbewerbs für Heimatforschung Baden- Württemberg 2003. LEONHARD MÜLLER Monika Bachmayer - Robert Dreikluft: Jugendstil in Karlsruhe. Formen - Vielfalt - Fantasien. G. Braun-Buchverlag Karlsruhe, 199 Abbildungen, 108 Seiten, 24,80 € Ein prachtvolles Buch! Allein das Durchblät- tern mit Blick auf die vielen Fotos ist ein Ver- gnügen. R. Dreikluft, der auch souveräner Gestalter dieses Bandes ist, hat fast ein Jahr- zehnt lang mit der Kamera das spezifische Material zusammengetragen. Schon das Auf- finden der Objekte war mühevoll. Aber das jeweilige Licht abzupassen, in engen Straßen die richtige Perspektive zu finden, beweist nicht nur die dokumentarische Sorgfalt, son- dern auch ästhetisches Feingefühl für Kunst- schätze, die vielen Karlsruhern und Besuchern bisher verborgen blieben. Der Text der versier- ten Kunsthistorikerin M. Bachmayer steht dem nicht nach. Der Abriss der "Stadt im Wandel" führt zur Leitzahl 1900 hin, ein Jahr, in dem in der Residenzstadt der Jugendstil 380 viele Gebäude zu prägen beginnt. Karlsruhe muss um diese Zeit angesichts deutlich stei- gender Einwohnerzahlen eine gewaltige Bau- stelle gewesen sein. In der bisher von einem barock-orientierten Grundriss geprägten Stadt waren neue Viertel in der Süd-, Südwest- und Nordweststadt entstanden. Die Verfasserin ordnet die Jugendstilelernente nach den "Ver- wandlungen von Naturformen ", nach Darstel- lungen von "Mädchen, Frauen und Medu- sen u, "Männern, Mythen, Masken", nach Tie- ren wie "Dämonen, Drachen, Fabelwesen CI in etwas modischen Überschriften, schließlich nach ornamentalen Abstraktionen. Das Kapi- tel über die "neue Kunst auf Straßen und Plät- 381 zen" rundet den Überblick zur Architektur und Formengestaltung des Jugendstils ab, kundig, aber ohne Fachjargon beschrieben, einfuhlsam, aber ohne verstiegene Interpreta- tionen. Im ausfuhrlichen Anhang sind die betref- fenden Häuser und Objekte nach Straßen geordnet, und in Kurzbiografien werden die Künstler vorgestellt. Gerade fur Laien stellt dieser Band eine gute Einführung in die Ar- chitekrurgeschichte Karlsruhes dar, birgt sie doch mehr Überraschungen, als man auf den ersten Blick glaubt. LEONHARD MÜLLER S. 20 S"dtAK 8/PBS 01 239 S. 24 Privat: Harald Ringler S. 25 Stadt Karlsruhe. $tadtplanungs- amt 1II 0633 S. 26 Stadt Karlsruhe. Stadt planungs- amt IIl 24 11 S. 27 Privat: Harald Ringler . S. 29 Bildstelle der Stadt Karlsruhe S. 30 Lufrfoto Brugger 1969/27996 S. 31 Privat: Harald Ringler S. 36 Privat: Holger Reimers S. 41 Stadtmuseum Karlsruhe S. 42 (0. und u.) Stadtmuseum Karlsruhc S. 4S Landesmedienuntrum Baden- Württcmbcrg, Karlsruhe S. 46 LandesmedienU'nlrum Baden- Württcmbcrg, Karlsruhe S. 51 S"dtAK 8/PBS oXlllc 4 I 7 S. 55Suhrkamp Verlag, brecht erben S, 58 $tadrrnuscum Karlsruhe S. 63 S"dtAK 8/PBS 0111 683 S. 64 SudtAK B/PBS IV 186 S. 65 S"dtAK 8/ PBS XIV, 3 S. 67 5tadtAK 8/PBS oXlVa 77 S, 68 StadtAK 8/Diaslg. XJVa 913 S. 69 Sradtrnuseum Karlsruhe, Foto: Fdix Groß S. 73 Regierungspräsidium Karlsruhe S. 76 Universität Karlsruhe, Instimt rUf Sport und Sportwissenschaft S, 79 StadrAK 8/PBS oXJVa 1582 S, 82 StadrAK 8/BA Schlesiger A3 951 5/IA S, 83 StadrAK 8/BA Sch lesiger A30 42/4/1 9 382 Bildnachweis S. 8-4 StadrAK 8/BA Schlesiger A 13a 26/3/9 S. 85 StadrAK 8/BA SchIcsiger Alla 26/3/5A S. 87 S"dtAK 8/0, F XIV 7.14 S. 17 S. 89 S"dtAK 8/PBS oXIVd 176 S. 91 StadrAK 8/PBS XlIIa 144 S. 94 (li.) Archiv der Universität Karlsruhe S. 94 (",.) S"dtAK 8/PBS 0111 674 S. 98 Privat S. 103 S"dtAK 8/PBS oXIVb 301 S. 105 Archiv der Universität Karlsruhe S. 107 Eidg. Archiv fUf Denkmalpflege Bern, Sammlung Wehrli S. 109 Privat: M. Fertig S. 113 FotO: lUZ.Zimmermann S. 117 StadrAK 7/N I Hammann 79 S. 118 StadrAK 7/NI Hammann 79 S. 120 (0. und u.) Priv.: FrithjofKesscl S. 123 Privat: FrithjofKessd S. 126 Gemcindearchiv Christuskirche S. 133 Universitätsbibliothek Karlsruhe S. 135 S"dtAK 8/PBS olV 175 S. 141 Aus: Ernst Schneider. General· bebauungsplan der landeshaupt- stadt Karlsruhe in Baden. Karlsruhe 1926. Anlage 4 S. 143 StadtAK 8/PBS oXJVa 2199 S. 147 (0. und u.) landcsmedienzen· trum Baden-Wümemberg. Karlsruhe S. 148 landesmed ienzemrum Baden· Wümemberg. Karlsruhe S. 151 StadrAK 8/Alben 5 Bd. I , S. 109/2 S. 153 BNN vom 18. April 1946 S. 156 Foto aus: Elisabeth Marum- Lunau: Auf der Flucht in Frank- reich. Der BriefWechsel einer deut· schen Familie im Exil 1939-42, Teen 2000. S. 159 Badisches landesmuscurn S. 161 Badisches landesmuscum S. 165 Staatl iche Majolika.Manufak. tur R 38894 S. 166 Staatliche Majolika-M.:mufaktur S. 167 Badische Landesbibliothek Karlsruhe S. 168 Badische landesbibliothek Kaclsruhe S. 169 (0. und u.) Badische Lmdes- bibliothek Karlsruhe S. 171 Der Volksfreund vom 25. August 1917 S. 172 Der Volksfreund vom 25. August 1917 S. 173 S .. dtAK 8/PBS oVI208 S. 174 S .. dtAK 8/PBS oVI 399, S. 179 (0.) Bildarchiv Rheinhäfen l lufbilddienSl S. 179 (u.) S"dtAK 8/PBS oXIVf 411 S. 183 StadtAK 8/PßS olV 3 11 S. 185 S"dtAK 8/PBS IV 164 S. 189 landcswohlfahnsverband Baden S. 193 S"dtAK 8/PBS 111 312 S. 198 Aus: e h. A. Vulpius: Rinaldo Rinaldini. der Räuber Hauptmann. Eine romantische Geschichte in 3 Teilen oder 9 Büchern. Lcpzig 1799-1801, Nachdruck Hildes- heim INew Yock, O lms, 1974 S. 20 1 S"dtAK 8/PBS 0111 45 S. 202 Daimler-Chrysler~Archiv, Stungan U 53459 s. 205 S"dtAK 8/PBS oXlV, 684 S. 209 StadtAK 8/PBS 0111 674 S. 211 StadtAK 8/Alben 329/2 S. 213 (0. und u.) StadtAK IIAEST 1237-1239 S. 219 StadtAK IISJB 102 S. 224 StadtAK 8/PBS XVI 132 S. 225 St:l.dtAK 8/PBS XVI 187 S. 231 Eberhard-Gothein-Schule, Mannheim S. 233 Karlsruher Schlachthof- Beniebsgcsellschaft mbH S. 235 Karlsruher Schlachthof- Bcniebsgcsellschaft mbH S, 237 Büro Asscm, Karlsruhe S. 238 Foto: A. Fabry, E([lingen . S. 24 1 StadtAK 8/PBS oXIVa 1592 S. 243 Aus: S. Oemrmann, Das Pa- norama, Frankfurt IM. 1980. S. 41 S. 245 (0. und u,) Sradtbibliothek Karlsruhe S. 250 S"dtAK 8/PBS IV 227 S. 254 (0. und u.) Pfarrarchiv SL Bernhardus-Kirche S. 258 Privat S. 259 St:l.dtAK 81BA Schicsiger A 32 1611113 S. 260 SradtAK 8/BA Schlesiger A 29 154/6/27 S. 261 Privat S. 263 Privat S. 266 Bildstelle der St:l.dt Karlsruhe. Foto: Fränkle S. 270 StadtAK 8/PBS 0111 296 S. 27 1 Foto: Reiner Haehling von unzenauer S. 273 S"dtAK 8/PBS 0111 1786 S. 275 S"dtAK 8/A1bcn 12 S. 48 S. 276 StadtAK 8/Diaslg, 111 105 5.277 StadtAK Foto CD 0742, Nr. 34 5.279 StadtAK 8/PBS 0111 1814 S. 280 Aus: Margarethe Hormuth- Ka1lmorgen. Lebensbild einer Blu- menmalerin. Karlsruhe 1994, S. 6 5, 282 Privat S. 283 BNN vom 2. August 1949 S. 284 S"d,AK 8/PBS 1111368 S, 286 Aus: Rahe! Varnhagen. Ein Frauenle~n in Briefen, Pmsdam 1925, S. 136 S. 288 SradtAK 8/PBS 01 167 S. 289 S"dtAK 8/Albcn 186 (Landtagsabgeordnete GLA 851) S. 291 Badische Llndesbibliothek Karlsruhe S. 292 Staatsarchiv Freiburg. W I8 1 S. 293 S"d,AK 8/PBS Jll 249 S. 295 Aus: Ernst Fuchs, Gerechrig- kcicswissenschaft. Ausgewähhe Schriftcn zur Freiheitslehre. Karlsruhe 1965 S. 296 Badisches Llndesmuseum Karlsruhe S. 297 Bibliothek des Bundes· gerichtshofes S. 301 Foto: Privat S, 302 Foto: Andreas G:l.belmann S. 304 LandcsdenkmalanH Karlsruhe 457/3 S. 306 Foto: Privat S. 307 Stadt Karlsruhe, Bauordnungsamt. Akte Waldm. 6 S. 309 Landesdenkmalamt Karlsruhe 46/4 S. 311 Südwesrdeursches Archiv für Architektur und Ingenieurbau S. 313 Badische Landesu:itung vom 20. Juni 1908 S. 315 Foto: Ulrich Schneider S. 316 Badisches Landesmuscum Karlsruhe Inv. Nt. 65/36 S. 3 18 (re. und Ii.) Fotos: Ralf Leder~ bogen. aus: R. Lederhogen/V. Mer- ke!: Kunstwerke und Tcchnikobjek- re der Universitär Karlsruhe 1825- 2090, Info Verlag Kar/sruhe 2001. S. 320 Privat S. 322 Privatarchiv Reiner Hachling von Lanzen:l.uer S. 324 Badisches Landesmuseum. Inv. Nr.: M6432 S. 326 Foto: Rolf Lcderbogen. aus: R. Lederbogen lU. Merkcl: Kunstwerkc und Tcchnikobjekte der Universität Karlsruhe 1825- 2000. Info Verlag Karlsruhe 200 I. S. 327 SradtAK 8/PBS oXIVa 1628 S. 329 Südwestdeutsches Archiv fur Architektur und Ingenieurbau S. 330 $tadtAK 8/PBS oXIVb 524 S. 331 Foto: Näher, Rcudingen (Staatliche Kunsth. lle Karlsruhe) S. 332 Foto: Roben Dn=ikluft S. 333 Foto: Robert Dn=iklufr S. 335 StadtAK 8/PBS oXIVa 2376 S. 366 Foto: Peter Wannet 383 Adcnaucr, Konrad 81.84 Adolf. Herzog von Nassau/Großher· zog v. Luxemburg 287 Ahlborn, Knud 86, 88 Alexander 1., Za r von Rußland 11 9, 364 Allegri 61 Amann, Robert 144. 146 App, OttO 315 ~e,Su~nne 340,376 Aue, Haremann von 99 Auerbach. Max 144 Augenstein, Karl 241 Augusta, deutsche Kaiserin 278 Babbcrger. AuguSt 301-303 Babo, Freiherr August von 70 Bach. Johann Sebastian 291.293 Bachmayer. Monika 166,380 Baden, von - Amalic, Markgräfin 222, 361 - Bernhard. Markgraf 253. 254 - Bcrnhard. Prinz von 45 - Christoph 1., Markgraf 167,168 - Eli~beth, Prinzessin 119 - Friedrich. Markgraf 284 - Friedrich 1., GroßheJ"ZOg 21, 45 , 57.61.94.110.192.194.195. 252-254.256.277.287.279.287. 293.313.351.355 - Friedrich 11., Großherzog 20-22, 196.287.288.314.362 - Hilda. GroßheJ"ZOgin 20,287.288. 361 - Kar!, Großherzog 312 - Kar!, Prinz 248 - Karl Friedrich. Markgraf/Großher. wg 70.91. 181.198.204.285. 296.312.316.328.329.340.362 - Leopold, Großherzog 248,316, 346 - Ludwig 287 - Ludwig, Markgraf 222 - Ludwig I. 44.312.318.319.321 384 Personenregister BEARBEITET VON KATJA SCHMALHOLZ - Luise. Großherzogin 22,57,61, 252.273.279.288.298.361.373 - Max, Markgraf 252 - Philipp 1. . Markgraf 167 - Sophie. GroßheJ"ZOgin (Prinz.essin von Schweden) 248.361 - Stephanie de Beauharnais, Großher- zogin 182.361 - Valerie. Markgräfin 252 - Viktoria, Prinzessin 61.288 - Wilhe1m, Prinz 241 Baden-Baden, von - Bernhard 111., Markgraf 167 Baden-Durlach, von - Ernst. Markgraf 167 - Friedrich Magnus. Markgraf 349 - Kar! Il .• Markgraf 167·169,327. 328 - Karl Wilhe1m. Markgraf 44.45, 47.90.296.312-314.359 Karoline Luise, Markgräfin 296, 329.361 Luise Karolinc, Freiin Geyee von Geyersberg/Reichsgräfin von Hoch- b<'g 222.361 Magd:!..!ena Wilhdmina. Markgräfin 91 - Maria Augusta. Markgräfin 363 Bader, Joscph 327 Ball. Hermann 137 Barker. Roben 240 Baum. Marie 63. 231 Baumann, Hans Theo 163,164 Baumeister. Reinhard 106-108 Bäumer, Gemud 231 Baumgarten. Paul 84 Baumgolften. Hermann 94,95,98, 229 Baumgärtner, Walter 348 Bauser, Heinrich 328 Bayer, Adolf 25,75 Bayer, August von 327 Becher, Johannc:s R. 56 Bechtold, Gerhard 243 Beck, Josef 98 Becker. Carl 241 Becker, Joscf 352 Behrens, Peter 103 Beichel, Friedrich 136, 146,360 Benz, Josef 253 Benz, Benha 203 Beßl., Carl 200-203 Bcnz, Clara 202 Benz. Ellen 202 Benz, Eugen 202 Benz, Johann Georg 200 Bcnz, Richard 202 Bcnz, Thilde 202 Bcrblinger, Auguste 249 Berblinger. Kar! 249 Berblinger. Wilhclmine 249 Bcrckmüller, Kar! 368 Berckm üller, Karl Jo.scph 345 Bergheim. Brigine 55 Berlioz. Hcetor 294 Bernheimer, Ernst 215 Bernheimer, Gerhard 215 Berschauer, Lina 63 Beyer, Joscph 249 Ikyer, Marie 249 Beyer, Magdalenc 249 Bieringer, Liane 236 Billing, Hetman n 323 Bindewald. Klaus 342.343 Bingner, Adrian 297. 298 Binz. Gustav 250 Birgin, Doris 252 Bischoff, Maria 249 Bismarck, Ouo von 60,94, 194. 195. 240.277.278.341 .352 Blankenhorn, Erich 38 Blart, Oskar Gottlieb 125 Bleidorn, Gustav AdolE 92 Bodman, Heinrich Freiherr von 20. 21.22 Bochle, Fritz 314 Boehdingk. Arthur 95. 98 , 99 Bollmann. Beate 343 Bonifaz VIII., Papst 50 Borchardt-Wcnzel, Anncne 361 Borgscedr, Angela 369 Bös, Klaus 77 Boucher, Frano;:ois 296 Brahms. Johannes 230 Brandenburg-Ansbach-Kulmbach von, - A1brccht. Markgraf 168 - Kasimir, Markgraf 168 Katharina 168 - Kunigunde 168, 169 - Maria 168 - Susanna, Markgräfin 168,169 Brandr. Harm-Hinrich 350 Braun, Louis 240, 242 Bräunche, Ernst Ona 339-341. 354, 358, 376 Brecht. Benhold 53-56. 100 Brentano. Lorenz 346 Breuhaus. Frin August 323. 325 Bronner. Emil 139 Bruch. Max 290 Brüning, Heinrich 275 Brunner, holde 371 Brunner, Paul 371 Buback, Sicgfried 266 Bublies-Godau, Birgit 350 Buchberger. Adolf 194 Büchner, Ursula 41 Bühl, A1fons 210 Bühler, Hans Adolf 203 Buhmann. Wolfgang 115 Burckhardt, Jacob 101 Burger, Roben 89 Burkard, Erwin 188 Bußmann, Walter 97 Caesar. Julius 49 Calmez, Isaac 197 Camphausen, Octa 194 Celtis, Konrad 50 Chamoff, Rita 116, 118 Clay, Lucius D. 151 Collum, Wolfgang H. 348, 349 Compter, Theodor 307 Cratander, Andreas 167 Curjel, Roben 126, 307 Curtius, Ernst 101 Dame Alighieri 279 Däubler-Gmelin, Herta 265 Dchler, Thomas 81, 84 Denny, Christian 249 Devrienr, Eduard 293. 294 Oevrient, Emil 293 Oewald. Franz 162 Diemer, Michael Zeno 242 Dietsche. Fridolin 254,313,314 Dionysius Exiguus 48 d'Occhieppo. Ferrari 48 Dollmätsch. Johann Gottlieb 184 Douglas. Christoph Graf 22 Draheim. Heinz 258-260 Drais von Sauerbronn, Carl Friedrich Freiherr 78 Drechsler, Friedrich 52 Dreikluft, Roben 333. 380 Duchardt, Michael 55 Dullenkopf.Ono 164.187.265. 267, 349, 353 Dürer, A1brechr 50 Durm,Josef 79, 102, 195,321,322. 371 Eberle. Friedrich 67,328 Eben, Friedrich 22 Eck, Doris 118 Egler. Carl 203 Ehmcr. Hermann 349 Ehrenberg 222, 224 Eiermann, Egon 308-310 EisenIohr, Wilhe1m 194. 278, 279 Eil. Ernsr 220.221 ElIsläner, Moritz 191 -195 Ellstäner. Ono 193 Engel, Heinrich 42 Engelhardt, Klaus 265 Engler, earl 111 Engler, Helmut 260 Erdmann. Dieter 115 Erzberger, Manhias 231 Eschenbach, Wolfram von 99 Everke, Gerhard 376. 377 Fahnenberg. Freiherr von 182 Fahrenkamp, Emil 323 Fahrner, Rudolf 99 Faisst, Clara 290, 291 Farh, Ralf 370 Fedorov, Sergcj G. 364 Fehringer, Prof. 144 Feim. Karl Heinz 162 Fenrich, Heinz 45,362.376 Fenske, Hans 351 Finrer,Julius 139. 202.218 Fischer. Friedrich 248 Fischer. Friedrich Theodor 312,319 Fischer. Horst 356 Fischer. Joschka 265 Fischer, Kunigunde 64 Fischer. Ulrich 125,265 Fischer. Werner 113 Förster, Wolfram 370 Frank, A1ex 42 Frank, Leopold 42 Fribolin. Hermann 136 Frick, Wilhe1m 38 Friedmann, Hugo 116 Friedrich Wilhdm IV., König von Preußen 341 Friedrich IU .• deutscher Kaiser 278 Fromm, August 43 Frommcl, Emil 125 Frosch. Kar! Huben 242 Fuchs.' Ernst 294. 295 Fuchs, Stefan 354 Fuchs, Wahher Peter 97 Funck. Rolf 108 Furrer. August 368 Furtwängler, Wilhclm 230, 290 Gamber. Gerhard 188 Gärtner, Friedrich von 207 Gauly. Kun 266. 267 Geibel, Emanuel 290 Geiß. Anton 20, 22, 274 Gersmer. Wilhdm 98 Gervinus. Georg Gonfried 94. 110. 114,277,35 1 Gilg. Jakob 117 Glatzlc. Fridegan 162.166 Göderin, Johannes 26 Goebbels, Joscph 210 Goenz. Jürgen 164 Goethe. Johann Wolfgang von 99. 184,284,294 Göler, Sigmund von 22 Goll. Anton 165 Gorbmchow. Michail 121 Görtz, Franz Josef 54 Gotein, Gabor 275 385 Gotein geb. Löwenfeld, Ida 275 Gotdn, Rahe!, s. Stroms Gothein , Eberhard 228-232 Gradenwitz, Sophic 155 Grau, Ute 344, 359. 362 Grcgor XlII. , PapSt 49 Grcgor, Adalbert 218,219 Gricshaber, HAP 330, 331 Gropius, Walter 26. 145 Groß, Josef 24, 188 Großkinsky. Manfred 59 Grossmann, Hans 323 Großwendt, EJisabcth 136 Grothmann. Karl 129 Grüningcr, B. 255 Gschcidtlcn, Theodor 250 GÜdc. Max 266 Gurk. Franz 260 Güß, Pcter 306 Gustav Adolf, Kronprinz/König von Schwcdcn 61, 242 Gutenbcrg. Johanncs 167 Gmjahr, Rainer 346 Guttenberg, Baron von 265 Gunmann, Barbara 338. 355, 356, 359 Haas. Ludwig 21 Habcrstroh. Joseph 320 HafTner. Sebastian 265 Hainau, von (Polizcidircktor) 182 Hammann , Gertrud 116-1 19 Hanauer, Anton 42 Hanscmann , David 192 Hanscr, Adolf 344 Hanscr, AJfred 370, 371 Haupt, Dorothca 27 Haupt, Pc[cr 27 Hauptmann , Gcrhard 99. 290 Hauser. Carolin 249 Haußer, Paul 38 Hcbel, Johann Perer 316 Hecht, Werncr 53, 54 Heck. Michael 53 Heck. Stanislaus 43 Hecke!, Erich 330 Hecker, Friedrich 358 Hccr, Adolf 59 Heiligcr, Bernhard 326 Heinrich 1.. König 119 Heinrich. Josef 137 386 Heinrich, Willi 121 Held, Fried rich 206 Hcmbcrger. Jakob Friedrich 45 Hertenstein, Adolf 249 Henweck, Georg 358 HeB, Rudolf 151 Hesse, Hermann 290 Heurich, Fridolin 137,270, 271 Heuss, Theodor 81, 84, 23 1 Heyse, Paul 230 Hildenbrand, Hermann 307 Hillerbr:and , Josef 323 Himmelhebcr, Gustav 273 Himmel hcbcr, Kar! 273 Himmelheber, Karhinka 274, 355 Himmelhebcr, luitgard 273, 274 Himmler, Heinrich 368 Hirsch, Felbt 97 Hirsch, Friedrich 113 Hirsch, Wolfgang 326 Hider, Adolf 75, 111, 155, 156, 210 Hochstuhl, Kun 348 Hoeneß. Vii 265 HofTner, Hans Joachim 26 1,262 HofmannsthaI, Hugo von 99 Hohen lohe-Schillingfürst. Chlodwig. Fürst zu 52 Hohkamp. Michaela 196 Hohnstein, Andre 196 Hölderlin, Friedrich 99 Holdcrman n, Karl 98 Holl. Kar! 99 Hollaender. Peter 1 55~ 1 57 Homberg, Rüdiger 358.359 Honsdl. Mn 273 Höpke. KJaus-Perer 128 Hormu th , Anna 280.28 1 Hormuth-Kallmorgen. Helene 280 Hormulh-Kallmorgen. Margarethe 280.281 Hormuth-Kallmorgen, Walrher 280 Hörner, Heinrich 40 H örnle. Carl Christian 249 Horras. Katharina 251 Horter, Richard 289.290 Hon. Joachim 100 Hübsch, Hei nrich 204, 206, 207. 224.253.310.311.318.319.346. 360 Hüchtkcr.Dicrlind 197 Hugencst, Melchior 329 Hundt, Hermann 216 H üssy,Oskar 137 Ihle, Julius und Franz 249 ]agemann, Eugen von 321 Jäger, AdolfFriedrich 136 Jann.sch, Georg 334 Japp, Uwe 99 Jaspers, Kar! 210 Jellinek, W.her 210 Joachim. Joscph 290 JoUy, Julius 192 Joseph H. , Kaiser 285 Jung, Ernst 27 K. bierske. Gerhard 362,363,376. 377 Kallmorgen, Friedrich 24 1, 280, 281 Kam.ler, Alfrcd 216 Kares. M.u in 375.376 Kalharina die Große 119.36 1 Kaufmann. Michael Gerh2fd 375. 376 Kehr, Kar! 24 1 Keidel , Eugen 138 Kei l. Wilhe1m 283 Keller. Ferdinand 280 Kenntner. Gcorg 76 Kepler, Johannes 311 ,312, 318,319 Kessel, Frilhjof 379 Keßler, Emil 200 Kiefer. Karl 249 Kiefer. Ludwig 249 Kiefer, Luise 249 Kiesinger, Kurr-G eorg 264 Kim mclmann, Alois 291- 293 Kindermann, Hans 325, 326 Kin keI, KJaus 265 KJais. Johannes 376 KJing, Gud run 372-374 Klingmüller 97 KJipfel, ludwig 41 Klose, August 226 Klon. GÜnlher 24,45, 138,203, 267.349.353. 368 KJumpp, Heinrich 22 Knecht, Friedrich 253 Knörzer, Anten 253 Koch, M.nfred 340.34 1,347,348. 352.353.367.371.376.377.379 Koch. Peter F. 31 5 Koelle. Eduard 346 Köhler. Heinrich 151, 153.2 12.274, 275,283,284 Köhler. Walter 153 Kolb. Wilhdm 367 Kölle. Manin 376 Korn 92 Kran, Wilhdm 339 Krause, Burkhardt 99 Krause. Karl-Heinz 326 Kremer. Egon 54 Krieger, Josef 242 Krimm. Konrad 371 Kühlenthai, Kar! Christoph 93,98 Kühncl, Miriam 376 Kunle, Heim .. 53. 260. 354 Künnle, Cul 224 La Fontaine. Jean de 184 Lamprccht, Familie 306 Lang, Heinrich 360 Lankheit, K1aus 97. 103 Lanunauer. Reiner Haehling von 348 Lassalle. Ferdinand 58 Laßberg, Joseph von 167 Lcchleirner. Georg 368 Lehmann, Ono 87 Leiber, Gonfried 378.379 Leiser, Wolfgang 176 Lcnard, Philipp 210 Lender. Franz X. 274 Lenin, Wladimir 97 Lw Xlii., P'p" 47, 253 Lconhard, Heinrich 78 Lermontow. Michail 11 9 Lessing, Gotthold Ephraim 99 Leunbach. Wilhdm 108 Levi. Hermann 294 Lewin, Chaie 286 Lewin, Markus 286 Liedke. Dietmar 162 lill, Rudolf 97 Limbach, Juna 64,265 Linde 97 Lählein, Theodor 98 Loo, Carle van 296 Lorenz 41 Löwemhal. Hans Hcinz 213 Lübke. Wilhclm 102, 103 Lüders. Marie EliS3.bcth 281 Ludin. Hanns 38 Ludwig XIV .. , König von Frankreich 90 Ludwig XV .. , König 296 Ludwig. Dierer 109.352 Lunau. Heinz 155,156 Lurz, Meinhold 59 luner. Kerstin 373, 374 Luz. Hans 27 Maaß, Hans 116 Maillol. Aristide 326 Mann, Thomas 155 Mao Tse-tung 55 Marriensen, Theodor 200 Manin, Egon 376 Marum. Brigine 155- 157 Marum. Elisabcth 155-157 Marum. H ans 154-157 Marum. Johanna 155. 156 Marum. Ludwig 40.154. 155,367 Marum. Pierre 157 Marum, Sophie, geb .. Gradenwin 155-1 57 Mau, Karl 58, 97 Mathy, Karl 108, 192 Manka, Georg 362,363 Maul, Heinrich 122 Maurer. Gustav 42 Maximilian 1.. Kaiser 168 May, Ernst 145 Mayer, Car! 206 Mayer-Vorfc1der, Gerhard 367 Meckd, Mn 253, 254 Mecrwein. Carl Friedrich 348 Mehnere, K1aus 265 Mdling, Chrisroph 296 Mdling. Jean 296 Mdling, Joseph 296, 297 Mdling. Nicolas 296 Mendc1ssohn-Bartholdy, Felix 293 Mertens, Heinrich 28 Merz. Florian 163-165 Merz, Waher 144- 146 Metzger. Marie 215 Metzger, Simon 215 Meyer. Bruno 101. 102 Meyer, Thomas 338, 376 Miller, Wolfgang 27 Mittenzwei, Wemer 53. 54 Möckd, Klaus 25 Moesr, Hermann 300 Mohr, Alcxande.r 340 Molihe 294 Möller, Alex 368 Morin. Karl Philipp 99 Morlock. Jürgen 347 Moser. Kar! 126, 307 Moue. Fouque, Friedrich de la 184 Monl, Fdix 230 Mühre.n~rg, Ankc= 376 Müller, David 98 Müller, Gc=bhard 84, 264 Müller, Jeremias 204 Müller, K1aus-Detlef 54 Müller, Wilhdm Jeremias 329 Müller·Hufschmid, Willi 33 Münch. Jaoob 39. 40 Mürb, Roben 264 Mutter 61 Napoleon Bonapartc= 361 Napoleon IlI .. , Kaiser von Frankreich 240 Ne~nius, Carl Friedrich 98 Neef, Gerhard 252 Neef, Margot 252 Nestle, Karl Theodor 210 Neuburger. August 151,152 Neumann, Erik 338 NeumeisIer, Dirk 376 Nikiforowa,Sweriana 124 Nippe.rdey, Thomas 97,350 Nokk, Franz Wilhdm 228 Nolde, Emil 33 Nörbcr, Thomas 252, 253 Oberle. Wilhdm 248 Obermüller.Vc=ncdey. He.nrieIle 350 Ooolampad ius. Johannes 167 Oechdhäuser. Adolf 102 Oehme, Ruthard 129 Oelsner, GUSIav 145 Ohlbaum, !solde 365 Ohndotf, Mathias 164 Oncken. Hermann 94 On. Frieda 219.220 On, Kar! 86-89 Paulcke, Wilhdm 74 PaulI, Hermann 63 Pestalozzi. Heinrich 217 387 Peter IIL. Zar 119 Pe:te:r. Jose:ph 346 Pe:te:rse:n. Hans 242 Pfarr, Adam 95.98 Pf'iste:re:r, Ge:rhard 31 Pfiste: re:r. Karl 249 Pfläste:re: r, Karl 137. 139 Pflaume: r. Kar! 38. 153 Philipp. Günthe:r 379 Piglhdn. Bruno 242 Plate:. Ulrike: 344. 370 Pogge:ndorf. Die: trich 129 Pompadour (Madame: de:) 296 Possdt. Gottfricd 197 Possdt. Ernst Ludwig 92. 199 Präge:r. Christmut 370 Pre:slinari. Sophie: Amalie: 273 Pre:tsch. Pe:le:r 358.359. 37 1. 376 Prinn 31 Raab, Frie:drich 108 Ramspc=ge:r. He:rmann 38 Ranke:. Lropold 228 Rasch, Wolfdiwich 99 Rathe:nau. Wahe:r 367 Rand. Frie:d rich 3 13. 3 14.371 Räube:r. Manin 249 Rauch, Christian Danid 330 Raufe:r. A10ys 3 11 . 319 Rauh ul. Christa 220 Rausch, Jan-Dirk 121, 124 Re:bmll.nn. Edmund 62 Re:bmll.nn. Marie: 62 Re:dt e:nbache:r, Ferdinll.nd 279 Rc=ichard. Frirorich 134 Rdme:rs. Holge:r 362.363 Re:nne:r, Narziss 168 Re:uchlin. Johanne:s 167 Rhott 197 Rie:dinge:r. Be:rthold 137 Rie:dne:r, Pe:t e:r 149.25 1 Rilke:. Raine:r Maria 99 Rinck. Christoph Frie:drich 181 Ringlu, Harald 339. 376 Ritte:r. August 200 Rodlc=cke:. Elga 346. 365. 379. 380 Roggenbach. Franz von 277.278. 352 Rosc=nbcrge:r, Adolf 3 14.3 15 Rose:nbcrge:r. Sophie: 3 14.3 15 Roßkonen, He:inrich 28 388 Rößling, Wilfrie:d 376 Rothfuß. Christi'lR 332 Rüdt von Colle:nbcrg. Fd ix 78 Ruhland, Michad 360 Rumpf. Hans 76 Rürup. Re: inhard 100 Sack. Erwin 367 Salomon. Else: 136 Sa!omon. Ernst 152 Samojknko. VlI.lcrij 122 Saue:r. K.u l 38. 40 Sax, He:rbe:n 2 15 Schäfe: r, ClI. r1 102 Schäuble:. Wolfgang 265 Sche:ide:mann, Philipp 22 Schdl, Wilhdm 128, 129 Schdling. Erich 3 1,83 Schd ling. Friedrich 184 Schilb, Christof 80 Schille:r. Fric=drich von 99. 184. 198. 276.294 Schinde:rhanne:s 198 Schinkd, Kar! Frie:drich 205, 207 Schirme:r. Wulf 345 Schlc=sige:r. Horst 349 Sch!osse: r. Corndia 284, 285 Schlosse:r, Frie:drich Christoph 277 Schlomr, Johann Ge:org 284, 285 Schlüte:r, The:o 376 Schmalho!z, Katj ll. 354, 376 Schmid. Carlo 284 Schmidt 25 - Car1 316 - Gc=org 3 16 - Gustav 3 16,317 - Jacob 316 - Johann Jacob 316 - Karl-Throdor 129 - Norbe:rt 221 Schmidt-Staub, He:rmann 317 Schmidt-Sraub. Rudolf 3 17 Schmitt. He:inz 61 .340 Schmitt, Jose:f 253 Schmiu , Pe: te: r 166 Schmoller. Gustav von 230 Schnabel. Franz 94,96,99. 100, 208- 212 Schndde:r, August 39.40 Schneider. Hermann 139, 140, 142, 145 Schne:tz.ler, Karl 59, 107. 134, 177 Schoch, Emmy 63 Schöpf, Karl 28 1 Schöpf, Mc:1irra 281, 282 Schon. Rudolf 376 Schrag, P:ml 156 Schrag, Susie 156 Schreibe:r 184 Schröde:r, Andreas 376 Schröde:r, Ge:rhard 265 Schr()(:dte: r, Adolf 183 Schroll-Vom.Onmar 203 Schubart. Ulrike 358.359 Schubladen-Kräme:r, Jürgen 354,358 Schulz. Ekke:hard 379 Schumache: r, Frirz 145 Schütz., Pau! 26 Schwarz 186, 224 Schwarur. Ale:xande:r 358 Schwarzmaier, Hansmartin 365 Schwdckhardr, Emi! 250 Schwdne:r, Albert 290 Schwörc=r, Hans 188 Sd ler. Ge:rhard 45, 122-124, 265, 267.355 Sdterich. Eugen 255 Sdmayr, Gerhard 53 Shakc=spcare: , William 55, 279, 294 Shd lq . Percy Bysshe 55 Sie:bw. Clara 64 Sie:gmann, Wolfgang 27 Sie:grist, Kar! 108. 134, 177.353 Silbermann, Johann Andrcas 375 Silbcrstdn, Max 81 Sinclair, Upton 55 Sombart, Nicolaus 230 Spanger, Jürge:n 374, 375 Spcye:r. Sie:gfri ed 215 Spin bll. rt , Elisabc(h 345 Spirzmülle:r 66 Spö rli ng, Magdale:ne: 249 Staige:r 3 10 Staub. Luise: 317 Stein . Frdherr von 182 Stcinbach, Erwin von 3 11 , 312. 318. 319 Steiner, Jacob 77. 99 Ste:phan-Kabierske:, Susanne 376 Stie:fcl, Philipp 128 Stock. Christian 283 Stolle, Michad 368 Strack. Heinrich 205 Straus, Elis 276 Straus, Isa 277 Straus geb. Gorein, Rahel 275-277 Strieder, Wil hclm 233, 360 Stüler, Friedrich August 205 Stürzenacker. August 360 Sulzer. Marie 220 Teufel, Manhäus 42, 43 Thierfclder, J örg 116 Thode, Henry 102 Thoma, Hans 290,3 14, 323 Thum, Bernd 99 1111, Karl 162 Tolsroi, Leo 99 Töpper, Friedrich 137,359.367 Traitteur, Wilhelm von 364 Trammann, Theodor 307 Trippmacher, Elisabeth 202, 203 Tröndle, Franz 249 Trunk, Josef Ludwig Gustav 87, 274, 275 Tschira, Arnold 329, 379 Tulla, Johann Gottfried 273, 318, 320 Turban , Ludwig 194 Twele, August 74 Uehlin , Theodor 43 Uhland, Ludwig 290 Ulbrich, Claudia 196 Unscld, Siegfried 53 Yaillant, Johanna 200 Yaillant, Kar! Friedrich Michael 200 Yarnhagen, Kar! August 286 Yarnhagen, Rahe! 286 Yarerrodt, Franz 38 Yeit, Hermann 137,210,367 Yenedey, Jakob 350 Vestner, Dieter 339, 340 Victoria, Königin von Schweden 22 Vigener, Gerhard 188 Viktoria, Königin von England 287 Vischer, Friedrich Theodor 101 Vogel, Heim 44,45.47 Vulpius, Christian 198 Waag, Maximilian 92 Wach . Kar! 28 Wagner, Christina 340 Wagner, Ernst 327,328 Wagner, Ludwig 249 Wagner, Manin 145 Wagner, Richard 99 . 294 Wagner, Roben 38,40,75, 149, 153, 368 Wallner, Gemot 164 Wallor, Paul 370 Wapllewski, Peter 99 Wätjen, Herrmann 96 Weber, Alfred 23 1 Weber, Max 230,231 Weech . Friedrich von 57,66,67,69. 226,248, 286 Wehler, Hans-Ulrich 350 Weigel , Rudolf 210 Weihnacht, Pau! Ludwig 371 Weil, Lcopold 213 WeiH. Heinrich 149, 150 Weinbrenner, Adolf 253 Wein brenner. Fried rich 31,44-46, 182,204,222,223,264,310-312, 317,318, 320,321,329,345,346, 360,364,378,379 Weinkauf, Hermann 82, 83 Wels,Orto 154 Wehring, Heinrich 102 Wendt, Gustav 110, 114,230,294 Werber, Friedrich 266 Wemer, Anton von 240, 24 1 Werner, Josef 263-265, 349 WenIar, Heinrich 27 1,272 Wcysscr, Kar! 328 Widmer, Kar! 332 Wieland, Chrisroph Manin 184 Wien, Bernhard 357 Wilamowirz-Moellendor/T, Ulrich von 111 Wil hclm 1., deutscher Kaiser 59, 125, 277,278,287,313,346 Wilhe1m 11., deutscher Kaiser 21,47, 52, 57, 60, 111, 231, 241 , 278, 287 Wilhe1m llJ., König von Eng!and 349 Wilhe1m, Rudolf 215,216 Wilhe1m, T hekla 216 Willard. Adolf 253 Wimmer. Brigirte 367 Witkowski, Hclga 164 Winmann, Heinrich 210 Wölffiin, Heinrich 102 Wohmann, Alfred 101 Worch, W illi 153,338 Worri nger, Wilhclm 103 Wulzinger, Kar! 103 Würz. Bcrnhard 188 Zahn , Kar! 365-367 Zimmermann, Guslav 283, 284 389 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren Viktori:a Adam Schülerin, Bismarckgymnasium Karlsruhc: Andre:!. Ahcnburg Presse· und Informationsamt Stadt Karlsruhe Oe. Susanne Asche Instirut rUf Sudtgcschichte. $tadrarchiv Oe. Monika Bachmayer Kunsthislorikerin. Karlsruhe Oe. Brigittc Baumstark Städlische Galerie Karlsruhe ArnulfBttg LId. Reg. Landw. Dir., Rcgierungspräsidiuffi Karlsruhe Oe. Angc:la Borgslcdt Universität Karlsruhe Oe. Ernst Otto Bräunehe Leiter des Instituts fü r Stadtgeschichte. $tadtarchiv Oe. Kristiane Burckhardt Badisches Landesmuseum Karlsruhe Sven ia Diefenbachcr Schülerin. Bismarckgymnasium Karlsfuhe Oe. Juna Dresch Badisches Landesmuseum Karlsruhe Oe. Konrad Dussel Kunsthistoriker, Forst Jan Ernc:rn.ann Schüler. Bismarckgymnasium Karlsruhe Prof. Dr, Hans Fenskc Universität Freiburg Dr. Dellev Fischer Vorsincnder Richter am Landgerichl Karlsruhe Andreas Gabelmann M.A. Kunsthismriker, Karlseuhe Si mi na German Schülerin, Bismarckgymnasium Karlsruhe üstR Helmut G rimm Bismarckgymnasium Karlsruhe Sabine Groh Schülerin, Bismatckgymnasium Karlsruhc OstR Rainet Gut jahr Humboldtgymnasium Karlsruhe Oe. Barbara Gunmann Historikerin, Karlsruhc 390 Dr. Reiner Haehling von Lanzc:nauer Jurist und Historiker, Baden-Baden Dr. Gisela von Hc:gel Direktorin des Zoologischen Gartens Karlsruhe D r. Brigilte Herbach-Schmidt Oberkonservatorin, Badisches Landesmuseum Karlsruhe Priv. Doz. Dr. Klaus-Peter Hoepke Universi tät Karlsruhe Oe. Annemarie Jaeggi Universität Karlsruhe Prof. Dr. Uwe Japp Universität Karlsruhe Sandra Ju ng Schülerin, Humboldtgymnasium D irekto r Klaus Dietet Justen Studienkolleg der Universität Karlsruhe Dr. Gerhard Kabierske Südwesldeutschcs Archiv Hir Archileklur und Ingenieurbau, Universitäl Karlsruhe Hanna Kaiser Schülerin, Bismarckgymnasium Karlsruhe Frilhjof Kessel Alt-Stadrrat, Karlsruhe Dr. Clemens Kieser Landesdenkmalamt Baden-Württemberg Dr. Christina Klausmann Haus der Gcschichle Baden-Würnemberg, Stuttgarr Prof. Dr. Manfred Klinkon Universität Karlsruhe Yps Knauber Journalisti n, Karlsruhe Prof. Dr. Jan Knopf Universilät Karlsruhe Dr. Manfred Koch Inslitut fu r Stadlgeschichte, Stadl2Tchiv Richard Kohlmann Abt. Direktor a. 0., Karlsruhe Andrea Krieg Leiterin der Stadtbibliothek Karlsruhe Prof. Dr. Jürgen Krüger Universität Karlsruhe David Kuhs Schüler, Bismarckgymnas ium Karlsruhc Prof. Dr. h. c. Heinz Kunle Un iversität Karlsruhe Tomen Liesegang M.A. Literarische Gesel lschaft Karlsruhe Almur Maaß M.A. Badisches Landesmuseum Karlsruhe Dr. Ursula Merke! Sräddsche Galerie Karlsruhe Thomas Meyer Historiker, Karlsruhe Matthiu Miller M.A. Universitätsbibliothek Heidclberg Dr. uonhard Müller Forum fur Stadtgeschichte und Kultur Dr. Ute Obhof Leiterin der Handschriftenabtcilung, Badische Landesbibliothck Karlsruhc Dr. Ulrike [>1:1[e L:lRdesdenkmalamt Baden-W~memberg Olivcr Porticz STUdienreferendar, Scminar für Schul pädagogik Oe. Peter Pretsch InstiTUt fu r Stadtgeschichte, Stacltmuseu m Dr. Frank R.3berg Historiker; Kommission für geschichtl iche Landeskunde Baden-Württemberg Dr. Manina Rebmann uiterin der Musikalienabteilung, Badische Landesbibliothck Karlsruhe Oe. Clemens Rehm Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe Dr. Hoiget Reimcrs Universität Karlsruhe Dr. Harald Ringler Stellven rctcnder uitcr des Stadrplanungsamrs Karlsruhe Prof. Dr. Erika Rödiger-Diruf Leiterin der Städtischcn Galerie Karlsruhe Angelika Sauer Sradtarchiv Karlsruhc Heinrich Alo is Sch illinger Architekt, Karlsruhe Dr. Heinz Sch mitt Leitender Bibliomcksdirekror a. D. Pctcr Schmilt M. A. Badisches Landesmuseum Karlsruhe Oe. Do rothca Schmin-Hollsrei n Journalistin, Karlsruhe Oe. Ulrich Schneider Südwestdeutschcs Archiv fu r Architektu r und Ingenieurbau, Universität Karls ruhe Dr. Christoph-Huben Schüne Ltd, BibI. Dir., Universität Ka rlsruhe Asysa Schwehn Schülerin, Bismaeckgymnasium Karlsruhe Prof. Dr. Gerhard Seiler Oberbürgermeister a. 0., Karlsruhe Dr. Jürgen Spanger Stellvertretender Leiter des Staatl ichen Scminars für schulprakrische Ausbildung, Mannhcim Eva Spindler M. A. Badisches Landesmuscum Karlsruhe Oe. Dirk Stegen Geschäftsfl1hrcr der Karlsruher Schlachthof- Iktriebsgescllschaft mbH Dr. Günter Stegmaier Landesbildstelle Baden. Karlsruhe Dr. Claudia SlOckingcr Universität Karlsruhe Dr. Michael Stolle M.A. Universität Karlsruhc Mathias Trä ndie Presse- und Informationsaffit Stad t Karlsruhe Hans-Ouo Wallet Direktor a. 0 .• Badischer LandeswohlF..thnsverband Josef Werner Journalist, Enlingen Manud Wittek Abiturien t, Humboldtgymnasium, Karlsruhc 391 www.infoverlag.de P-ESE-06L88-E NBSI
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmmCkfzTfr4ZR/Blick%20in%20die%20Geschichte%201998-2003.pdf