Sprung zur Navigation. Sprung zum Inhalt. Sprung zur Navigationdieser Seite

Karlsruhe: Impressum

Die Suchmaschine

 

Denkmaltag 2011 / Sakralbauten und Friedhöfe Das Preußendenkmal (Anti-Revolutions-Denkmal) und andere Denkmäler der Revolutionszeit auf dem Alten Friedhof Oststadt, Ostendstraße Wer die Spuren der Badischen Revolution verfolgt und dabei den Alten Friedhof in der Karlsruher Oststadt besucht, wird schnell feststellen, was es hier nicht gibt: Grabstätten von Revolutionären sucht man ebenso vergebens wie ein Denkmal, das an die Kämpfer für Freiheit und Demokratie erinnert. Das bedeutet aber nicht, dass die Revolution von 1848/49 auf dem Areal zwischen Kapellen- und Ostendstraße, das von 1781 bis 1882 als Friedhof der Residenzstadt diente, nicht präsent wäre. Ganz im Gegenteil, denn am 23. Juli 1852, dem dritten Jahrestag der Kapitulation der Bundesfestung Rastatt und damit dem endgültigen Scheitern der Revolution, wurde auf dem Karlsruher Friedhof das bis dahin größte Denkmal der Badischen Landeshauptstadt eingeweiht. Der Entwurf für das Monument stammt von dem bekannten badischen Architekten Friedrich Eisenlohr, der mit dem neugotischen Baldachin ein beliebtes Stilelement aus der Denkmal-Architektur jener Zeit aufnahm. Seinen weithin bekannten Namen „Preußendenkmal“ erhielt das Monument nicht nur, weil es an die 137 preußischen Soldaten erinnert, die bei der Niederschlagung der Revolution ihr Leben verloren, sondern auch aufgrund der Stiftung durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. Der Monarch selbst gab bei dem Bildhauer August Kiss nach eigenen Entwurfsskizzen eine Figurengruppe in Auftrag, die das tabernakelartige Bauwerk krönte. Jedoch auch hier heißt es einmal mehr, aus den Lücken zu lesen, denn die Statue des Erzengels Michael im Kampf gegen den Lindwurm musste 1953 wegen Einsturzgefahr vom Dach des Denkmals entfernt werden. St. Michael, der deutsche Nationalheilige, der uns auch in der Figur des „Michels“ vielfach begegnet, ließ in seiner Karlsruher Version indessen keinen Zweifel an seiner Rolle aufkommen. Das preußische Wappen auf dem Brustpanzer des Engels verdeutlichte, dass der Lindwurm als das erfolgreich bekämpfte Böse die Revolution darstellen sollte. Zugleich wurde damit der Kampf gegen jene Kräfte, die sich gegen die gottgewollte Herrschaft aufgelehnt hatten, als gerecht legitimiert. Darin spiegelt sich das Weltbild von Friedrich Wilhelm IV. wider, für den die Revolution eine Bedrohung der göttlichen Weltordnung insgesamt bedeutete. Nachdem das Preußendenkmal 1948 noch beinahe zum Schauplatz einer Erinnerungsfeier für die Revolutionäre geworden wäre, ehe man sich noch rechtzeitig seiner eigentlichen Intention entsann, präsentiert es sich heute als Torso. Die Figur des Erzengels wurde 1953 beim Abtransport vom baufälligen Dach zerstört, drei Jahre später verschwand auch das Marmorkreuz unter dem Baldachin. Eine Kopie der Michaelsstatue kann heute noch im Park des Schlosses Babelsberg bei Potsdam besichtigt werden, der zugehörige Brunnen trägt die Widmung „Zu Ehren der siegreichen Operationsarmee am Rhein im Jahre 1849“. Nur wenige Schritte vom Preußendenkmal entfernt befindet sich ein weitaus bescheideneres Monument, das ebenfalls einen Bezug zur Badischen Revolution aufweist – und wiederum erst auf den zweiten Blick. Es handelt sich um das Grabmal des Diplomaten Johann Christoph Gustav von Struve. Sein Todesdatum 6. Mai 1828 lag zwar weit vor dem Aufstand der badischen Demokraten, doch war er der Vater von Gustav Struve, einem der bekanntesten Anführer der 1848er Revolution. Ob Gustav Struve nach der Rückkehr aus dem Exil das Grab seines Vaters besucht hat, ist nicht überliefert, jedoch dürfte der Anblick des benachbarten monumentalen Preußendenkmals für den überzeugten Republikaner schwer zu ertragen gewesen sein. Darüber hinaus verdienen zwei weitere Grabstätten auf dem Alten Friedhof die Aufmerksamkeit des historisch interessierten Besuchers. In der Gruftenhalle am heutigen Nordrand des Friedhofs wurde Staatsminister Karl Friedrich Nebenius bestattet, und in der Gruft der Friedhofskapelle ruht sein Vorgänger Ludwig Georg von Winter. Beide Politiker zählten als Regierungschefs im Großherzogtum Baden zu den Liberalen. Ihr Wirken hat mit dazu beigetragen, dass Baden als „Wiege der Demokratie“ gilt, denn Nebenius war der Autor der Badischen Verfassung von 1818. Winters Name wiederum steht für das Pressegesetz von 1831, das die Zensur für die Erörterung badischer Fragen ganz aufhob und damit eine Sonderstellung im damaligen deutschen Bund einnahm. Text: Georg Nowak-Hertweck, stattreisen Karlsruhe e. V. Preußendenkmal 1852, Foto um 1907 August Kiss: Statue des Erzengels Michael, Aufstellung im Schlossgarten Babelsberg, Aufnahme um 1970 August Kiss: Statue des Erzengels Michael, Lithographie von Genrich 1852 aus dem Katolog der Gießerei Moritz Geiss
https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/archiv/dt2011/info.php%3Fid=1814.html
Karlsruhe: Stadtgeschichte Blick in die Geschichte Nr. 95 vom 15. Juni 2012 Carlsruher Blick­punkte Das jüdische Altersheim und Hospital von Peter Pretsch Als 1967 das Gebäude Kronen­straße 62 abgerissen wurde, weil es im Zuge der Altstadt­sa­nie­rung dem Straßen­durch­bruch der Fritz-Erler-Straße weichen musste, war wohl schon in Verges­sen­heit geraten, welche Geschichte sich mit diesem Haus verband. Schon seit Mitte der 1950er Jahre hatte nämlich hier das Polizei­re­vier der Altstadt sein Domizil, das aus seinem ehema­li­gen Dienstsitz im "Karls­ru­her Kreml", einem Jugend­stil­ge­bäude mit Zwiebel­turm in unmit­tel­ba­rer Nachbar­schaft, hierhin gezogen war. An die ursprüng­li­che Funktion des Gebäudes erinnerte noch bis zum Abriss eine an der Hauswand angebrach­te Gedenk­ta­fel für den jüdischen Arzt Isaak Hochstäd­ter, die sich heute in den Sammlungs­be­stän­den des Stadt­mu­se­ums befindet. Im Herbst 2012 wird diese aufwendig gestaltete Bildhau­er­ar­beit in der Stadt­teilaus­stel­lung zur Geschichte des Dörfle im Stadt­mu­seum präsen­tiert werden. Hochstäd­ter war Chef der Inneren Medizin im alten Städti­schen Kranken­haus am Lidell­platz von 1830 bis 1858. Er hatte zum einen als Mitglied der Jüdischen Gemeinde Karlsruhe und später des Oberrats der Israe­li­ten Badens mit dafür sorgen können, dass das Israe­li­ti­sche Hospital 1834 gebaut und finanziert wurde. Zudem erklärte er sich bereit, in dem nahe gelegenen neuen Jüdischen Hospital die Behandlung der Kranken gegen ein geringes Entgelt zu übernehmen. Es war vor allem für die ärmere Schicht der jüdischen Bevöl­ke­rung - Dienst­bo­ten, Näherinnen, Putzma­che­rin­nen unter anderen - gedacht. Es ersetzte das alte jüdische Siechen- und Armenhaus, das im 18. Jahrhun­dert vor dem Rüppurrer Tor entstanden war. Der israe­li­ti­sche Hospi­tal­bau des 19. Jahrhun­derts entstand als klassi­zis­ti­scher zweistö­cki­ger Bau noch in der Tradition Weinbren­ners und verfügte über zehn größere und kleinere Zimmer, die jährlich mit 30 bis 40 Kranken belegt waren. Außerdem hatte der Spital­ver­wal­ter hier seine Wohnung, der gleich­zei­tig als Kostgeber und Kranken­wär­ter fungierte. Noch 1926 wird das "israe­li­ti­sche Kranken­haus" als Teil des "öffent­li­chen Gesund­heits­we­sens" in Karlsruhe lobend erwähnt. Damals scheint man aber schon den Anspruch auf eine klinische Versorgung aufgegeben zu haben und das gemein­de­ei­gene Gebäude wurde an verschie­dene Personen vermietet. Hier lebte auch die Familie des Holocau­st­über­le­ben­den Paul Niedermann, der seine Erlebnisse in Publi­ka­tio­nen und Vorträgen in Koope­ra­tion mit dem Stadt­ar­chiv Karlsruhe in jüngerer Zeit einer breiten Öffent­lich­keit überlie­fert hat. Mitte der 1930er Jahren wurde das ehemalige jüdische Kranken­haus als jüdisches Altersheim einge­rich­tet. Wie viele Personen hier noch in der Zeit der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Juden­ver­fol­gung tatsäch­lich gewohnt haben, entzieht sich unserer Kenntnis. Im "Gedenk­buch für die Karlsruher Juden" sind 20 Personen aufgeführt, die wohl von dieser ihrer letzten bekannten Adresse zwischen 1940 und 1943 nach Gurs, Auschwitz und anderen Orten deportiert wurden. Darunter befand sich auch der ehemalige Fußball-Natio­nal­spie­ler Julius Hirsch. Von 1946 bis 1949 war das Gebäude kurzzeitig Sitz der Verwaltung der wieder im Entstehen begrif­fe­nen Jüdischen Gemeinde und des Oberrats der Israeliten Badens, bis der ehemalige Sitz dieser Insti­tu­tio­nen in der Kriegs­stra­ße 154 nach den Kriegs­be­schä­di­gun­gen wieder renoviert war und bezogen werden konnte. Mit der Altstadt­sa­nie­rung entstand in unmit­tel­ba­rer Nähe des ehemaligen jüdischen Hospitals die Heinrich-Hübsch-Schule an der neuen Fritz-Erler-Straße. Der Blick der zahlrei­chen hier verkeh­ren­den Autofah­rer nimmt womöglich den kleinen Platz mit Rundbänken und Bäumen vor dem Schulein­gang wahr, aber wohl kaum einer verbindet damit die Erinnerung an eine ursprüng­lich segens­rei­che Einrich­tung, deren letzte Bewohner Opfer der menschen­ver­ach­ten­den Vernich­tungs­po­li­tik der Natio­nal­so­zia­lis­ten geworden sind. Dr. Peter Pretsch Der Autor ist Leiter des Karlsruher Stadt­mu­se­ums im Prinz­Max­Pa­lais. × Foto: StadtAK 8/PBS XV 26 Foto: StadtAK 8/PBS XV 26
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick95/altersheim
Karlsruhe: Stadtgeschichte Blick in die Geschichte Nr. 95 vom 15. Juni 2012: Was soll aus dem Karlsruher Schloss werden? Nach dem Ende der Monarchie 1918 von Leonhard Müller 2015 sollen die meisten Veran­stal­tun­gen zur Jubilä­ums­feier der Stadt­grün­dung vor 300 Jahren in einem großen Zirkel rund um das Schloss statt­fin­den - zu Recht. Das Schloss war seit Beginn als Sitz des absoluten, nach 1819 des konsti­tu­tio­nel­len Monarchen, für zwei Jahrhun­derte der politische und kulturelle Mittel­punkt der Geschichte Karlsruhes. Die November-Revolution 1918 fegte die Fürsten­herr­schaft hinweg. Am 10. November trat in Baden eine vorläu­fi­ge Regierung an, am 11. November bildeten sich Arbeiter- und Solda­ten­räte, und es begann ein Ringen um neuen Formen der Staats­ge­walt. In Berlin, später in München kam es zu blutigen Ausein­an­der­set­zun­gen, der Sparta­kis­ten­auf­stand wurde durch das Militär nieder­ge­schla­gen. Im milden politi­schen Klima Badens fand außer der Episode einer kurzle­bi­gen Rätere­pu­blik in Mannheim solches nicht statt. Zwar gab es am 11. November 1918 eine Schießerei einer kleinen Gruppe am Karls­ru­her Schloss, doch Regierung und Militär stellten alsbald Ordnung her. Und auch die politi­schen Gegensätze waren in Baden nicht so extrem, denn schon in der vorläu­fi­gen Regierung arbeiteten Minister aus dem sozial­de­mo­kra­ti­schen wie aus dem bürger­li­chen Lager zusammen. So auch in jenen Räten, die sich neben den Arbeiter- und Solda­ten­rä­ten bildeten, z.B. im Beamtenrat, im Rat der geistigen Arbeiter, im Rat für Kunst und Kultur. Während in Berlin die Gewalt die Strassen beherrschte, überlegte man in Karlsruhe, was aus dem Schloss nun werden solle. Der Großherzog hatte sich nach Zwischen­auf­ent­hal­ten für ein Palais in Freiburg entschie­den, seine Mutter Luise, die letzte Bewoh­ne­rin des Schlosses, für die Insel Mainau. In der "Pyramide", der Wochen­schrift des "Karls­ru­her Tageblatts", konnte man am 2. Februar 1919 lesen, welche Überle­gun­gen den Kunst- und Kulturrat bewegten. Regie­rungs­sitz oder Volkshaus ? Zunächst wird der Gedanke, das Schloss als Regie­rungs­sitz zu nutzen, von vornherein abgelehnt. Die neue Regierung könne nicht dem Volk "symbo­lisch in einer feier­li­chen Residenz" gegen­über­tre­ten. Gleich­zei­tig wendet man sich entschie­den dagegen, dass das Schloss mit "seinem hohen künst­le­ri­schen und kultu­rel­lem Wert profanen Bedürf­nis­sen dienstbar gemacht und zu nüchter­nen Bürozwe­cken oder gar zu Massen­woh­nun­gen verwendet wird." Dagegen wird der Gedanke eines Volks­hau­ses erörtert, "in dem in den Stunden der Muße das Leben des Volkes sich abspielt und durch Einrich­tun­gen der Volks­bil­dung und -belehrung eine höhere Weihe erhält." Doch auch dieser Einfall wird verworfen. "Die Räume, mit herrli­chen Gobelins bespannt, mit kostbaren Teppichen belegt, diese Säle mit ihren Spiegeln und Kronleuch­tern ..., sie sind zum dauernden täglichen Aufenthalt vieler Menschen nicht geschaffen, und diese Menschen würden sich nicht einmal wohl und heimisch fühlen. Nur in feier­li­chen Stunden - nicht zum Selbst­zweck des Aufent­halts, sondern zum höheren Zweck der Berührung mit einer geistigen Macht, der Kunst - soll das Volk zu diesen Festräumen Zugang haben." Für ein solches Volkshaus böte sich viel besser das Erbgroß­her­zog­li­che Palais (heute Sitz des Bundes­ge­richts­hofs) an, "durch sein Lage, durch seine Raumein­tei­lung, seine Neben­ge­bäude und seinen Park in hohem Maße dafür geeignet... ohne dass Kunstwerke zerstört werden müssten. So scheint alles für die Verwendung des Schlosse zum Museum zu sprechen." Ein Museum Der Rat warnt nun, Exponate aus allen Sammlungen hier zusammen zu tragen. "Malerei und Graphik müssten im wesent­li­chen im alten Galerie­ge­bäude bleiben", denn wenn man den Räumen schräges Oberlicht zuführen wollte, müsste man Decken einschla­gen und mit zerstö­re­ri­schen Umbauten wäre "die Einheit und Schönheit des Schlosses dahin. Deshalb sei eine strenge Auswahl erfor­der­lich." Was Sammler und Gelehrte zu Studi­en­zwe­cken dienen mag, solle an anderen Stätten bleiben. "Nur das Beste aus aller Kunst, aber auch das wahrhaft Anschau­li­che... darf hier seinen Platz finden... Man müsste in einem Rundgang die Entwick­lungs­for­men der Prähis­to­rie und Antike, des Mittel­al­ters, des Barocks, der Neuzeit nach einander schauen können. ... Das also bereite Kunstwerk lasse man aber nun mit dem Menschen, der es genießen soll, in dauernder Nähe und Berührung sein; das heißt: man schaffe im selben Bau Räume für die geistige Erziehung des Menschen." Diese Erziehung dürfe von anderer Kunst nicht getrennt sein, "sondern Dichtung, Musik und Gedanke muss gleicher­ma­ßen hier zum Volke sprechen; denn es geht um den ganzen Menschen, nicht um einzelne seiner Sinne und Gefühle, wenn er der Kunst teilhaftig werden soll." Für eine solche "Volks­hoch­schu­le" böten sich einige große Säle an. Aber: "Wenn man dem Volke Kultur bringen will, darf man es nicht vor Probleme stellen, wie es an Univer­si­tä­ten üblich sein mag. Ein Plan muss die Einheit des Zeit- und Weltbildes wahren. Die Lehrenden müssen das, was sie lehren wollen, vorher austau­schen, damit es in Einklang stehe. ... Durch jene Einheit aber würde das Volk aus seiner gesamten Geistes­ge­schichte das gewinnen, was es bisher und gerade in Zeiten der Not, vergebens sucht: Belehrung über den Sinn des Daseins, Richtungen für sein Zukünf­ti­ges in Wirtschaft, Sitte, Recht Politik, wenn er erst sein geistiges Gesetz im Leben der Vergan­gen­heit erkannt hat." Zur Belehrung müsse das Erlebnis treten. Im Thronsaal, in der Schloss­kir­che "könnte eine Gemeinde in anderer Weise als im Konzert­saal zum Erlebnis der Musik vereint sein; hier wäre auch die Kanzel, von der Dichtung und Philo­so­phie ... mit dem vollen Klang des Wortes zum Volke sprechen könnte. … Die Idee des Museums und des Volks­hau­ses wären damit zu einer höheren Einheit vermählt: wir würden das erste Volks­kunst­haus haben, eine alle Kunst und die Gesamtheit des Volks umschlie­ßen­de geistige Residenz." Der Sprachstil dieser Beschlüsse mag uns heute fremd erscheinen, doch wer Publi­ka­tio­nen aus den Jahren nach 1945 liest oder gar an den Diskus­sio­nen teilnahm, versteht diese Fragen nach dem "Sinn des Daseins" auch nach dem Ersten Weltkrieg. Im Februar 1919 galt zunächst nur der Waffen­still­stand, das Heer flutete in die Heimat, ein Friedens­ver­trag stand noch bevor, aber Elsass-Lothringen war schon besetzt, Forde­run­gen nach Gebiets­ab­tre­tun­gen im Osten waren nicht neu, ja den Bestand des Reiches galt es zu erhalten. Darum entschied man sich so rasch für eine Wahl zur deutschen Natio­nal­ver­samm­lung, die in Weimar tagen sollte, dem Zentrum der deutschen Klassik. Nicht anders sah man in Karlsruhe im Strudel dieser Monate im kultu­rel­len Erbe einen Halt, in seiner Bildungs­kraft, im Verlangen nach einem kultu­rel­len Panorama voller Affini­tä­ten der einzelnen Kunst­gat­tun­gen und damit zu einem neuen Bewusst­sein in einer sich wandelnden demokra­ti­schen Gesell­schaft. Max Weber schrieb später: "Wir fangen noch einmal wie nach 1648 und 1807 von vorn an. Das ist der einfache Sachver­halt. Nur dass heute schneller gelebt, schneller gearbeitet und mit mehr Initiative gearbei­tet wird." Hans Rott und das neue Badische Landes­mu­seum Schon am 21. November 1919 beschloss das neue badische Minis­te­rium des Kultus und Unter­richts die Verei­ni­gung der Sammlungen für Altertum und Völker­kun­de mit den Sammlungen des Kunst­ge­wer­be­mu­se­ums. Für das Badische Landes­mu­seum hatte man als Direktor mit Hans Rott eine bewährte, einfalls­rei­che Persön­lich­keit gewonnen, wissen­schaft­lich produktiv, organi­sa­to­risch befähigt, mit klarem Konzept für die künftige Funktion dieses Museums. Anschau­lich schildert Rott bei der Museumser­öff­nung am 31. Ju1i 1921 die Modali­tä­ten. "Wohl standen nach geraumer Zeit schon an die hundert Säle und Zimmerchen im Schloss zur musealen Verfügung, doch nur knapp anderthalb Dutzend mit dem früheren Schmuck der Wände. ... In allen übrigen Zimmern waren Wandfül­lun­gen und -bespan­nun­gen, Vorhänge, Bildwerk samt Rahmen ... Spiegel, Lüster und Konsul­ti­sche verschwun­den und in anfänglich verzeih­li­chem Unverstand selbst sinnlos losge­ris­sen." Die Badezim­mer­chen, Teeküchen, Spiegel­ka­bi­nette sträubten sich gegen eine Museums­ord­nung, doch man hatte das Beste versucht, um "die äußere Anpassung an den Zweck, dem sie künftig dienen soll, späterer Zeit zu überlassen." Und zum Umzug: "Bisweilen zog der von Menschhand archaisch fortbe­wegte Pritschen­kar­ren feierlich vom alten Sammlungs­ge­bäude herüber, vorsichtig die lärmende Kaiser­straße überque­rend. Edle Madonnen und Heili­gen­fi­gu­ren, bis zu einem halben Jahrtau­send alt, fuhren wie auf einem antiken Kultwagen über den winter­li­chen Schloss­platz hinweg und verschwan­den hinter einem stummen Schloss­por­tal, anfänglich noch unwissend, ob sie in den Mauern einer Rokoko­re­si­denz je heimische werden könnten." Dem Eintre­ten­den ruft Hans Rott zu, er genieße "um seiner selbst und seines ethischen Wertes, nicht um der Neuheit willen oder der Lust am Sinnen­wech­sel: denn es sind die alten, ewig dauernden Güter, die unser zerfah­re­nes, nach Neuwerten ruhelos suchendes Eintags­ge­schlecht überdauern werden." Was könnte bei den Feiern zu Karlsruhes 300. Gründungs­tag besser dienen, als Einkehr in eine geistige Residenz. Dr. Leonhard Müller Der Autor ist Historiker und lebt in Karlsruhe. × Blick in den Saal des Landesmuseums mit der Türkenbeute um 1925. StadtAK 8/PBS oXIVa 1019. Blick in den Saal des Landesmuseums mit der Türkenbeute um 1925. StadtAK 8/PBS oXIVa 1019.
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick95/schloss
Version vom 14. November 2018, 16:02 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Friedrich I. Wilhelm Ludwig von Baden, um 1900, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS I 134. Inhaltsverzeichnis 1 Friedrich I. Wilhelm Ludwig von Baden 1.1 Quelle 1.2 Werk 1.3 Literatur Friedrich I. Wilhelm Ludwig von Baden Großherzog, * 9. September 1826 Karlsruhe, † 28. September 1907 Insel Mainau, ev., ∞ 1856 Luise von Preußen, Tochter des Prinzen von Preußen und späteren Kaisers Wilhelm I., 3 Kinder. Als Sohn von Großherzog Leopold und Sophie von Schweden erhielt Friedrich I. eine sorgfältige Erziehung und eine militärische Ausbildung. In Heidelberg und Bonn studierte Friedrich I. bei den liberalen Professoren Ernst Moritz Arndt, Friedrich Christoph Dahlmann und Ludwig Häusser Geschichts- und Staatswissenschaften. 1852 übernahm er nach dem Tod des Vaters für den psychisch erkrankten Bruder Ludwig die Regentschaft, ab 1856 als Großherzog die Regierung. Seine Innenpolitik war geprägt vom liberalen Gedankengut seiner Lehrer. Er setzte auf eine stärkere Integration und rasche wirtschaftliche Entwicklung. Mit der Osterproklamation von 1860 begann die „Neue Ära“, mit deren von der liberalen Landtagsmehrheit beschlossenen Reformen Baden zum „Musterländle“ avancierte: unter anderem 1862 Schaffung der Gewerbefreiheit und endgültige Gleichstellung der Juden sowie Amnestie für die Revolutionäre von 1848/49; 1863/64 Verwaltungsreform mit Einführung der Verwaltungsgerichtsbarkeit (Verwaltungsgerichtshof); 1904 Einführung des gleichen und direkten Wahlrechts für alle Männer; im Verlauf des in den 1850er-Jahren einsetzenden badischen Kulturkampfes Durchsetzung staatlicher Rechte im Bereich der Schulaufsicht, der Theologenausbildung und der Ordenstätigkeit, Einführung der Simultanschule an Stelle der Konfessionsschulen (1876) und der Zivilehe. Außenpolitisch strebte Friedrich I. die Einheit Deutschlands unter der Führung eines liberalen Preußens an. Umso belastender empfand er die Teilnahme Badens im Krieg des Deutschen Bundes und Österreichs 1866 gegen Preußen. Höhepunkt seiner Bemühungen um die deutsche Einheit wurde sein Einsatz bei der Reichsgründung 1871 in Versailles als Vermittler zwischen seinem Schwiegervater und Otto von Bismarck und dem ersten Hoch auf den deutschen Kaiser im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles. Die konservative Politik des Reichskanzlers Bismarck hat er stets kritisiert, zumal nach 1871 der Einfluss der Bundesländer auf die Reichspolitik immer geringer wurde. Besonderes Gewicht legte Friedrich I. auf die Förderung von Wissenschaft und Kunst: 1854 Gründung der Kunstschule für die Ausbildung von Malern (Akademie der bildenden Künste) unter der Leitung von Johann Wilhelm Schirmer sowie Einweihung des neuen von Heinrich Hübsch geplanten Hoftheaters, das bald eine Blütezeit erlebte; Verleihung der Hochschuleigenschaft für das Polytechnikum (1865), die sich 1902 ihm zu Ehren Fridericiana nannte; 1884 Gründung des Konservatoriums für Musik (Hochschule für Musik); 1873 Einweihung eines neuen Sammlungsgebäudes (Naturkundemuseum) am Friedrichsplatz mit der für die Öffentlichkeit zugänglichen Hofbibliothek. Der zunehmende Antisemitismus war Friedrich I., der mit Moritz Ellstätter den ersten jüdischen Finanzminister ernannt hatte und mit Theodor Herzl Kontakt pflegte, fremd. Wie überall im Land beging die Bevölkerung auch in Karlsruhe die Festtage des Großherzogs und des Hofes mit großer Anteilnahme, so auch die Trauerfeierlichkeiten und die Bestattung von Friedrich I. in der Grabkapelle (Mausoleum) im Fasanengarten. Der Friedrichsplatz in Karlsruhe wurde nach ihm benannt und die Friedrichschule in Durlach trägt seit 1913 seinen Namen. Ein vor dem Ersten Weltkrieg ihm zu Ehren geplantes Reiterstandbild auf dem Friedrichsplatz wurde nach 1918 nicht mehr realisiert. Leonhard Müller 2012 Quelle GLA, Hausarchiv. Werk Jugenderinnerungen 1826-1846, hrsg. von Karl Obser, 1921; Reden und Kundgebungen 1852–96, hrsg. von Rudolf Krone, 1901/03; Großherzog Friedrich I. von Baden und die deutsche Politik 1854-71, Briefwechsel, Denkschriften und Tagebücher, 2 Bde., bearb. von Hermann Oncken, 1927. Literatur Hans Georg Zier: Friedrich I., in: Neue Deutsche Biographie (NDB) Bd. 5, Berlin 1961, S. 490–492. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0571&oldid=584432“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0571&oldid=584432
Version vom 14. November 2018, 16:06 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Inhaltsverzeichnis 1 Hugo Schiff 1.1 Quellen 1.2 Werk 1.3 Literatur Hugo Schiff Rabbiner, Literaturwissenschaftler, * 28. November 1892 Hoffenheim, † 4. Mai 1986 Red Bank/New Jersey, jüd. ∞ 1919 Johanna Bodenheimer, kinderlos. Hugo Schiff wuchs als Sohn eines Kantors und Kultusbeamten auf, besuchte das Gymnasium in Mannheim und studierte 1911-1913 in Heidelberg Philosophie, Philologie und Literaturwissenschaft. 1913 wechselte er an die Universität Breslau und besuchte daneben das Jüdisch-Theologische-Seminar (Rabbinerseminar). 1915-1918 diente er im Ersten Weltkrieg zunächst bis 1917 in einem Mannheimer Feldlazarett, dann bis Kriegsende hilfsweise als Feldgeistlicher an der Westfront. Danach führte er sein Studium in Erlangen weiter, wurde dort 1920 promoviert und beendete seine Studien in Breslau. Dort erhielt er 1923 die Rabbinerordination und trat dann die Stelle des Landrabbiners für Braunschweig an. Zum 1. Juli 1925 wurde Schiff auf die vakante Rabbinerstelle der liberalen Israelitischen Religionsgemeinschaft in Karlsruhe berufen. Er gehörte zu den entschieden liberal denkenden Rabbinern, war Anhänger der Vereinigung für das liberale Judentum, 1928 badischer Delegierter der Weltunion für Progressives Judentum, wo er Kontakte in die USA knüpfen konnte. Die nach 1919 gegen Widerstände erfolgende Emanzipation jüdischer Frauen im Gemeindeleben trieb er in Karlsruhe kräftig voran. Größere Reibungen zwischen liberaler Gemeinde und orthodoxer Israelitischer Religionsgesellschaft gab es wegen des guten Auskommens mit seinem dortigen Kollegen Abraham Michalski und des engen Zusammenrückens beider Gemeinden nach 1933 nicht mehr. 1930 wurde er Mitglied im Oberrat der Israeliten Badens (Konferenzrabbiner). Die Ernennung eines zweiten Rabbiners 1932 bedeutete für Schiff eine deutliche Entlastung von seinen umfangreichen Aufgaben. Wie für einen Rabbiner üblich, waren er und seine Ehefrau aktiv in zahlreichen jüdischen Vereinen tätig, unter anderen als Vorstandsmitglied im Verein für jüdische Geschichte und Literatur und im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens. 1933 richtete Schiff im früheren jüdischen Spital Kronenstraße 62 das Lehrhaus für die Jugend- und Erwachsenenbildung ein und war für den Oberrat auch verantwortlich für die Bildung im gesamten Land. Vermittelt wurden sowohl jüdische Traditionen als auch (Sprach-)Kenntnisse zur Auswanderung. Nach der Reichspogromnacht 1938 kam er bis 29. November 1938 in das KZ Dachau, wo er bei der Einlieferung misshandelt wurde. Mit seiner Ehefrau emigrierte er im März 1939 in die USA, wo er in Alexandria/Virginia eine Anstellung als Rabbiner bekam. Dort wirkte er bis 1948 in Alexandria danach bis 1955 in Washington D.C. 1944-1959 nahm er neben verschiedenen Lehraufträgen eine Professur für jüdische Literatur und Kulturgeschichte an der Howard University in Washington D.C. wahr. Jürgen Schuhladen-Krämer 2014 Quellen American Jewish Archives in Cincinnati, Ohio (Nachlass); Persönlicher Lebenslauf (bis 1939) im Centrum Judaicum, Berlin; GLA 330/1086 (Passakte), 480/11611. Werk Ralph Waldo Emersons Gestaltung der Persönlichkeit. Versuch einer systematischen Darstellung aus seinen Werken, Univ. Diss. Erlangen 1920; Nathan Stein-Schrift. Arbeiten von Rabbinern Badens, hrsg. von Hugo Schiff, Karlsruhe 1938. Literatur Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, Karlsruhe 1988 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8); Josef Werner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich, Karlsruhe 1988 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 9); Claus-Dieter Krohn (Hrsg.): Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933-1945, Darmstadt 1998; Michael Brocke/Julius Carlebach (Hrsg.): Biographisches Handbuch der Rabbiner, Teil 2, Die Rabbiner im Deutschen Reich 1871 - 1945, bearb. von Katrin Nele Jansen unter Mitwirkung von Jörg H. Fehrs und Valentina Wiedner, Bd. 2, München 2009. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0616&oldid=584460“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0616&oldid=584460
Version vom 14. November 2018, 16:09 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Johann Baptist Tuttiné um 1885, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 1590. Inhaltsverzeichnis 1 Johann Baptist Tuttiné 1.1 Quellen 1.2 Werk 1.3 Literatur Johann Baptist Tuttiné Maler, * 3. Juli 1838 Bräunlingen/Schwarzwald-Baar-Kreis, † 23. August 1889 Karlsruhe, kath., ledig. Bereits mit 10 Jahren wurde Johann Baptist Tuttiné, Sohn eines Schusters, Vollwaise. Nach Abschluss der Dorfschule absolvierte Tuttiné, dessen zeichnerisches Talent früh aufgefallen war, 1852-1855 eine Lehre als Uhrenschildmaler in Vöhrenbach. Da er Maler werden wollte, arbeitete er danach in Furtwangen in einer Zifferblatt- und Blechschilderfabrik und belegte an der dortigen Uhrmacher- und Gewerbeschule Zeichenkurse. 1862-1866 und 1869-1871 studierte Tuttiné an der Großherzoglichen Kunstschule in Karlsruhe bei Ferdinand Keller und Hans Canon. Das Studium finanzierte er durch Zeichnungsarbeiten für eine Karlsruher Möbelfabrik und andere Auftragsarbeiten. Ab 1871 lehrte Tuttiné Malerei an der Karlsruher Gewerbeschule und bezog im Jahr darauf ein Atelier an der Kunstschule, um als freischaffender Maler zu arbeiten. 1878/79 nahm er das Studium kurzzeitig wieder auf, wobei er durch seinen Lehrer Carl Hoff mit der Genremalerei in Kontakt kam und in diesem Stil mehrere Bilder mit Alltagsszenen der Bevölkerung des Schwarzwalds, insbesondere des Hotzenwalds, schuf. 1881 organisierte der inzwischen bekannte Genremaler im Auftrag der Stadt Karlsruhe anlässlich der Silberhochzeit des badischen Großherzogpaars Friedrich I. und Luise sowie der gleichzeitigen Heirat der badischen Prinzessin Victoria mit dem schwedischen Kronprinzen Gustav Adolf die Trachtenabteilung des Karlsruher Historischen Festzugs, wofür er 800 Teilnehmer mobilisierte. 1885 anlässlich der Hochzeit des Erbgroßherzogs Friedrich II. und seiner Frau, Prinzessin Hilda von Nassau, veranstaltete er einen noch größeren Trachtenumzug. Nach 1881 erhielt Tuttiné von Großherzog Friedrich I. den Auftrag, in drei Gemälden den Festzug zu überliefern. Fertigstellen konnte er vor seinem Tod sein bekanntestes Bild "Die goldene Hochzeit". Die beiden anderen malte dann Heinrich Issel. Tuttiné unternahm zur Vorbereitung der Trachtenumzüge ausgedehnte Reisen durch das Großherzogtum, um die teilweise kaum noch getragenen Trachten und auch Hausgeräte der verschiedenen Landesteile zu studieren und zu sammeln. Diese wurden gemäß seiner testamentarischen Verfügung an die Großherzoglichen Sammlungen verkauft und befinden sich heute im Bestand des Badischen Landesmuseums. Der Großherzog verlieh Tuttiné den Orden vom Zähringer Löwen Erster Klasse. René Gilbert 2015 Quellen GLA 56/1535, 60/1257, 440/Zug. 1984/88/121; N Rolf Kellner B 1-2. Werk Stubeninterieur im Schwarzwald, Ölgemälde 1875 (Privatbesitz); Die überraschten Spieler, Ölgemälde 1879 (Privatbesitz); Festzug der Badischen Landestrachten – Die goldene Hochzeit, Ölgemälde 1881 (Badisches Landesmuseum Karlsruhe); Der Abschied, Gouache 1885; Wirtshausszene, Ölgemälde 1886; Trachtenmädchen, Ölgemälde 1886 (alle drei Kelnhof-Museum Bräunlingen). Literatur Friedrich von Weech (Hrsg.): Johann Baptist Tuttine, in: Badische Biographien, Bd. 4, Karlsruhe 1891, S. 472-474; Lorenz Honold: Vom Hirtenbub zum Trachtenmaler – Johann Baptist Tuttiné, ein Baarmaler, der im Biedermeier Karriere machte, in: Schwarzwald-Baar-Kreis: Almanach 15 (1991), S. 228-230; Brigitte Heck: Festzug. Der Karlsruher Historische Festzug von 1881, Sigmaringen 1997 (= Volkskundliche Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseums Karlsruhe Bd. 4); Stadt Bräunlingen (Hrsg.): Johann Baptist Tuttiné – biografische Skizzen, Bräunlingen 2009 (= Schriftenreihe der Stadt Bräunlingen Bd. 6). Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0640&oldid=584474“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0640&oldid=584474
Version vom 14. November 2018, 16:09 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Gustav zu Putlitz mit seiner Frau 1878, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 602. Inhaltsverzeichnis 1 Gustav Heinrich Gans zu Putlitz 1.1 Quellen 1.2 Werk 1.3 Literatur Gustav Heinrich Gans zu Putlitz Hoftheaterintendant, * 20. März 1821 Retzin/Lkr. Prignitz, † 5. September 1890 Retzin, ∞ 1853 Elisabeth Gräfin von Königsmarck, 5 Kinder. Gustav Heinrich Gans zu Putlitz entstammte einem alten märkischen Adelsgeschlecht. Er wuchs als ältester Sohn zunächst auf dem Gutsbesitz im engsten Kreis der Familie auf. Seine höhere Schulbildung absolvierte er 1834-1841 in Magdeburg im Alumnat des Klosters Unserer Lieben Frau. 1841-1846 folgte ein Jurastudium in Berlin und Heidelberg. Nach dem Examen leistete er seine Militärdienstzeit in Berlin ab, um danach bei der Regierung in Magdeburg eine diplomatische Laufbahn einzuschlagen. Schon früh für das Theater und Literatur begeistert, begann er selbst Stücke und Gedichte zu schreiben. 1848 verließ er den Staatsdienst, widmete sich der Verwaltung des Gutes in Retzin und der Schriftstellerei. Sein großer Erfolg als Theaterautor führte 1863 zur Berufung als Leiter des Hoftheaters in Schwerin durch den Großherzog von Mecklenburg. 1867 wurde er für ein Jahr Hofmarschall beim preußischen Kronprinzen in Potsdam, war nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, in dem er Lazarette einrichtete und Liebesgaben an die Front brachte, Redakteur einer Zeitung in Berlin. 1873 übernahm Putlitz die Leitung des Karlsruher Hoftheaters. In den sechzehn Jahren seiner Intendanz gelang es, das auf Eduard Devrient folgende Tief des Theaters zu überwinden. Die Stücke von Putlitz, darunter viele Komödien, gehörten schon vor Beginn seiner Intendanz auch in Karlsruhe zum regelmäßigen Theaterprogramm. Mit Stücken wie "Rolf Berndt" (1879) war er einer der meistgespielten Autoren am Karlsruher Theater. Sein literarisches Werk diente seiner Zeit und ist heute vergessen. Nach dem Tod seines Vaters 1888 nahm er den erblichen Sitz im Preußischen Herrenhaus ein. 1889 beendete er aus Altersgründen seine Tätigkeit als Intendant in Karlsruhe und zog sich auf das Familiengut nach Retzin zurück. Putlitz wirkte auch als Präsident des Deutschen Bühnenvereins, dessen Ehrenmitglied er kurz vor seinem Tod wurde. In der Umgebung seiner Heimat und in Berlin wurden mehrere Straßen nach ihm benannt. In der Karlsruher Südweststadt erhielt 1897 die Putlitzstraße seinen Namen. Manfred Koch/Max Schlenker 2014 Quellen Gustav zu Putlitz: Theater - Erinnerungen, Berlin 1874; Mein Heim, 1885 (Neuaufl. 2012). Werk Ausgewählte Werke, 6 Bde. Berlin 1872—1877, Ergänzungsband 1888; Lustspiele, 1850-55, Neue Folge 1869-72. Literatur Elisabeth zu Putlitz: Gustav zu Putlitz. Ein Lebensbild. Aus Briefen zusammengestellt und ergänzt, 3 Bde., Berlin 1894; W. Harder: Gustav zu Putlitz, in: Badische Biographien, Bd. 4, hrsg. von Friedrich von Weech, Karlsruhe 1891, S. 323-327; Monty Jacobs: Putlitz, Gustav Heinrich Gans Edler Herr zu, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB), Bd. 53, Leipzig 1907, S. 155-160; Hansmartin Schwarzmaier: Von Richard Wagner zu Richard Strauss, in: Karlsruher Theatergeschichte, Karlsruhe 1982, S. 78-93. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0643&oldid=584477“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0643&oldid=584477
Version vom 14. November 2018, 16:10 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Joseph Pfister Hofgartendirektor,* 8. Mai 1833 Reichartshausen im Rheingau, † 24. März 1895 Karlsruhe, kath., ∞ Karoline Müldig, 2 Kinder. Der Sohn eines Schlossgärtners absolvierte nach dem Besuch der Lateinschule in Würzburg und Kitzingen eine Gärtnerlehre im königlichen Hofgarten zu Würzburg. Nach Abschluss der Ausbildung, während der er auch Botanik-Vorlesungen an der Universität Würzburg hörte, arbeitete Joseph Pfister ab 1850 in den herzoglich nassauischen Gärten zu Biebrich sowie in einer Gärtnerei bei Riga und in Gent. 1861 wurde er Geschäftsführer in der damals bedeutendsten deutschen Handelsgärtnerei Rinz in Frankfurt a. M. Nach Auflösung des Unternehmens 1863 übernahm Pfister die Leitung der Rothschildschen Gartenanlagen in Günthersburg, die er bis 1879 innehatte. Danach betrieb er eine eigene Blumen- und Pflanzenhandlung in Frankfurt a. M. 1882 erfolgte die Berufung zum Garteninspektor bei der Großherzoglichen Gartendirektion, 1884 übernahm er die Leitung der Hofgartendirektion, der er bis zu seinem Tod vorstand. Für seine Verdienste um die Gestaltung des Karlsruher Schlossgartens wurde Pfister das Ritterkreuz I. Klasse des Zähringer Löwenordens verliehen. Zudem erhielt er den Königlich-Preußischen Kronenorden III. Klasse. Marco Wagner 2013 Quellen Beilage zur Karlsruher Zeitung vom 27. März 1898, Nr. 86; Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe für das Jahr 1906, 22. Jg., Karlsruhe 1907, S.102. Literatur Friedrich von Weech/Albert Krieger: Badische Biographien, Bd. 5, Heidelberg 1906, S. 589 f. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0650&oldid=584481“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0650&oldid=584481
Version vom 14. November 2018, 16:12 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 328. Leopold Ettlinger Unternehmer, Stadtverordneter, * 24. Dezember 1844 Karlsruhe, † 7. Dezember 1912 Karlsruhe, jüd., ∞ 1870 Therese Stern, 3 Kinder. Leopold Ettlingers Vater war der Gründer der Karlsruher Eisengroßhandlung L. J. Ettlinger. Nach dem Tod des Vaters übernahm er 1867 zusammen mit seinem Bruder Theodor den Betrieb in der Kronenstraße 24. Vor allem Leopold Ettlinger erweiterte die Firma in den folgenden Jahrzehnten zu einem überregional bekannten und erfolgreichen Unternehmen. Dieser wirtschaftliche Erfolg führte dazu, dass Ettlinger sowohl im Karlsruher als auch im gesamtbadischen Wirtschaftsleben führende Funktionen übernehmen konnte. So war er über vier Jahrzehnte Mitglied der Handelskammer Karlsruhe, in der er ab 1881 dem Führungsausschuss angehörte. Darüber hinaus gehörte er 21 Jahre lang dem badischen Eisenbahnrat an und bekam 1899 das Ehrenamt eines Handelsrichters übertragen. Politisches Engagement für seine Vaterstadt zeigte Ettlinger durch seine 40 Jahre währende Mitgliedschaft in der Karlsruher Stadtverordnetenversammlung, deren geschäftsführendem Vorstand er mit einer dreijährigen Unterbrechung von 1893 bis zu seinem Tod angehörte. Außerdem beteiligte sich Ettlinger als Mitglied des Karlsruher Synagogenrats seit 1891 aktiv am Leben der Jüdischen Gemeinde. Zudem wurde er 1895 Abgeordneter der Landessynode und gleichzeitig Mitglied des Oberrats der Israeliten Badens. Für seine Verdienste um die Stadt Karlsruhe erhielt Ettlinger den Orden vom Zähringer Löwen - Ritter Erster Klasse sowie die beiden von Großherzog Friedrich I. von Baden gestifteten Auszeichnungen Friedrich-Luisen-Medaille 1906 und die Regierungs-Jubiläums-Medaille 1902. Sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof an der Haid-und Neu-Straße. René Gilbert 2015 Literatur Robert Bender: Anna Ettlinger, in: Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur nationalsozialistischen Machtergreifung, hrsg. von Heinz Schmitt, Karlsruhe 1988, 2. Aufl. 1990, S. 109, 138, 484. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0672&oldid=584495“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0672&oldid=584495
Version vom 14. November 2018, 15:00 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 14/13. Karl Ludwig Freiherr von Lotzbeck Kaufmann, Politiker, Ehrenbürger, * 20. Februar 1786 Lahr, † 18. Januar 1873 München, ev., verh., 1 Sohn. Lotzbeck trat 1809 als Gesellschafter in das vom Vater 1774 in Lahr gegründete Tabakunternehmen „Lotzbeck, Gebrüder“ ein. Als sich der Vater 1818 zur Ruhe setzte, übernahm er mit dem Bruder Ferdinand Freiherr von Lotzbeck die Geschäftsführung. Schon nach kurzer Zeit zog er sich aus dem Unternehmen zurück, um sich verstärkt der Politik zuzuwenden. Als Abgeordneter der Zweiten Kammer für den Stadtkreis Lahr stellte er in der ersten Legislaturperiode der Badischen Ständeversammlung 1819 den Antrag auf Handelsfreiheit innerhalb Deutschlands und Schaffung eines deutschen Zollvereins. Bald übersiedelte er nach Augsburg und später nach München. 1826 erwarb er das Schloss Weyhern im oberbayerischen Egenhofen. Gemeinsam mit dem Bruder Ferdinand unterstützte er in den 1830er-Jahren großzügig die Errichtung einer Gewerbeschule in Karlsruhe, wofür ihm am 1. März 1834 das Ehrenbürgerrecht der Stadt Karlsruhe verliehen wurde. Von 1834-1848 gehörte er als erblicher Reichsrat der Krone Bayern der Ersten bayerischen Kammer an. Vor allem als Förderer der Kunst und Wissenschaft machte er sich einen Namen. Seit 1962 erinnert im Stadtteil Grünwinkel die Lotzbeckstraße an das Wirken der beiden Brüder. Katja Förster 2013 Literatur Karl Ludwig Freiherr von Lotzbeck, in: Badische Biographien, Bd. 1, Heidelberg 1875, S. 30-31; Emil Baader: Ehrenbürger der Stadt Karlsruhe. Karl Ludwig und Ferdinand von Lotzbeck, Förderer der Karlsruher Gewerbeschule, BNN, 3. August 1961; Klaus Kaltenbach: Die Familie Lotzbeck (Teil 1), in: Der Storchenturm, Jg. 17, H. 10, 2007, S. 3-6. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0053&oldid=584065“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0053&oldid=584065