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Karlsruhe: Stadtgeschichte Die Standorte der ehemaligen jüdischen Synagogen Kronenstraße 15, Karl-Friedrich-Straße 16, Herrenstraße 14, Innenstadt Synagoge von Weinbrenner, Stahlstich, nach 1810 Synagoge in der Kronen­straße 15 Markgraf Karl Wilhelm richtete seine Einladung zur Bürger­schaft in der neu gegrün­de­ten Stadt Karlsruhe auch an wohlha­bende Juden. Von Beginn der Stadt­grün­dung an konnte sich somit eine jüdische Gemeinde entwickeln. Sie erwarb schon vor 1725 das Grundstück in der Kronen­straße 15 und erbaute dort eine erste Synagoge, wohl im Stil der Modell­häu­ser. 1798 erteilte Markgraf Karl Friedrich die Bauge­neh­mi­gung zu einer neuen Synagoge an Stelle des ersten Gottes­hau­ses. Architekt war der gerade ausge­bil­dete Bauin­spek­tor Friedrich Weinbren­ner. Der relativ große und reprä­sen­ta­tive Neubau lag jedoch – wie die spätere katho­li­sche Stadt­kir­che St. Stephan – nicht an zentraler Stelle in der Stadt. Dies war der zu der Zeit schon geplanten Haupt­kir­che des Landes Baden in eindrucks­vol­ler Gegen­über­stel­lung des Rathauses vorbe­hal­ten. Weinbren­ners Synagoge, ein Baukomplex aus drei Teilen, war zwischen Wohnungs­bau­ten einge­bet­tet. Ein monumen­ta­ler Torbau kennzeich­net den Sakralbau an der Straßen­front. Mit Bauele­men­ten wie den beiden mächtigen Pylonen an den Flanken war die Karlsruher Synagoge die erste in Deutsch­land, für die ägypti­sie­rende Formen verwendet wurden. Eine dahin­ter­lie­gende offene Säulen­vor­halle mit dorischen Säulen ahmte ebenfalls den vermeint­li­chen Baustil des salomo­ni­schen Tempels in Jerusalem nach und schuf einen kleinen Platz vor dem eigent­li­chen Kultbau. Dieser selbst war geostet, d.h. mit dem Thoraschrein in einer Apside im Osten symbolisch auf den Tempel in Jerusalem hin ausge­rich­tet. Synagoge von Durm 1800 fand der erste Gottes­dienst in dieser Synagoge statt, sechs Jahre später wurde sie feierlich und im Beisein des Großher­zogs Karl Friedrich eingeweiht. Nach einem Brand 1871 wurde sie abgerissen und zugunsten eines gründer­zeit­li­chen Baus 1873-1875 nach Entwürfen des Archi­tek­ten Prof. Josef Durm neu erbaut. Durms Synagoge war ganz in der Manier einer christ­li­chen Kirche konzipiert, stilis­tisch orientiert an der Renaissancear­chi­tek­tur toska­ni­scher Prägung, u.a. mit gestreif­ter Fassade in den Färbungen zweierlei Sandstein­ar­ten. Der frühere, im Synago­gen­kom­plex einge­schlos­sene, Innenhof fiel zugunsten eines größeren Kultraumes weg. Durm schuf dafür zur Straße hin einen kleinen Vorplatz. Die heutige Mauer mit den Denkmal­ta­feln greift diese Situation wieder auf. Die Einweihung fand wiederum in Anwesen­heit des Fürsten­paa­res statt. Einem Geschenk der damaligen israe­li­ti­schen Gemeinde an Großher­zog Friedrich I. anlässlich seines 40. Regent­schafts-jubiläums ist es zu verdanken, dass wir auch eine Fotografie des Innen­rau­mes besitzen. Synagoge in der Karl-Friedrich-Straße 16 Ausein­an­der­set­zun­gen innerhalb der Gemeinde führten zur Abspaltung eines konser­va­ti­veren Teils, der sich gegen Reformen der Liturgie und gegen assimi­la­to­ri­sche Bestre­bun­gen wandte. Die neu gegründete orthodoxe Gemeinde schuf sich ein eigenes Gotteshaus in der Karl-Friedrich-Straße. Die Synagoge, entworfen von Architekt Gustav Ziegler, wurde 1881 auf einem weniger anspruchs­vol­len Bauplatz als Hinter­haus errichtet und war etwas weniger schmucklos, doch der Durmschen Synagoge stilis­tisch nicht unähnlich. Gemein­de­zen­trum, jüdische Schule und Kinder­gar­ten wa-ren in Neben­ge­bäu­den unter­ge­bracht. Der Synago­gen­bau der ortho­do­xen Gemeinde ist im Gegensatz zur Synagoge der israe­li­ti­schen Gemeinde in der Kronen­straße nur auf wenigen Stadt­plä­nen verzeich­net. Beide Synagogen wurden in der Pogrom­nacht des 9. November 1938 durch die Natio­nal­so­zia­lis­ten zerstört, der vollstän­dige Abriss der Synagogen wurde den Gemeinden selbst aufge­bür­det. Während der Baugrund der Synagoge in der Kronen­straße heute im Andenken an die Gemeinde Synagoge von Ziegler freiliegt, ist das Grundstück in der Karl-Friedrich-Straße, welches nach dem Synago­gen­sturm von der Druckerei Braun zur Erwei­te­rung des Betriebs erworben wurde, durch eine Tiefgarage und ihre Einfahrt überformt. Allein eine unschein­bare Gedenk­ta­fel erinnert an die ehemalige Synagoge an diesem Ort. Synagoge von Ziegler So sei unsere ehemalige Regie­rungs­prä­si­den­tin Gerlinde Hämmerle zitiert: „So ist […] das fast völlige Verschwin­den der Synagogen aus unseren Städten ein Zeichen der Zerstö­rungs­wut von Menschen, die Macht innegehabt und missbraucht haben.“ Bis 1940 durfte ein Raum im Haus Herren­straße 14 ersatz­weise für Gottes­dienste genutzt werden. Zum Laubhüt­ten­fest 1940 ließ NSDAP-Funktionär Robert Wagner auch alle 945 noch in Karlsruhe wohnenden Jüdinnen und Juden in ein Zwischen­la­ger nach Gurs am Rande der Pyrenäen verschlep­pen. Damit war das jüdische Gemein­de­le­ben erloschen. Haus Herren­straße 14 Das Haus Herren­straße 14, 1889 von den Archi­tek­ten Curjel und Moser für die israe­li­ti­sche Gemeinde entworfen, diente auch als Gemein­de­haus. 1946 richteten sich dort die nach dem Krieg zurück­ge­kehr­ten Jüdinnen und Juden, die sich im Dezember 1945 wieder zu einer Gemeinde zusam­men­ge­schlos­sen hatten, einen Betsaal ein, den der Rabbiner der US-Militär­re­gie­rung, Chaplain Dicker weihte. Am 26. Juli 1951 wurde der Saal im Rückge­bäude zur Synagoge geweiht. Nachdem am 4. Juli 1971 die neue Synagoge in der Knielin­ger Allee 11 geweiht worden war, wurde der Gebäu­de­teil in der Herren­straße 14, in dem sich der Kultraum befand, 1979 zugunsten des Erschlie­ßungs­hofs „Zentral­hof“, einer Durchfahrt zwischen Herren- und Waldstraße, abgerissen. Der ehemalige Standort der dritten Karlsruher Synagoge ist weitgehend unbekannt. Literatur: Hahn, Joachim: „Synagogen in Baden-Württem­berg“. Hrsg. v. Innen­mi­nis­te­rium des Landes Baden-Württem­berg. Stuttgart: Theiss 1987. Hammer-Schenk, Harold: „Synagogen in Deutsch­land. Geschichte einer Baugattung im 19. und 20. Jh. (1780-1933)“. Hamburg: Christians 1981. (= Hamburger Beiträge zur Geschichte der deutschen Juden 8). „Juden in Karlsruhe. Beiträge zu ihrer Geschichte bis zur natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Machter­grei­fung“, hrsg. v. Heinz Schmitt. Karlsruhe: Badenia Verlag 1990 (Veröf­fent­li­chun­gen des Karlsruher Stadt­ar­chivs 8). Bildnach­weis: Stadt­ar­chiv Karlsruhe und Generallan­des­ar­chiv Karlsruhe Text: Rebekka Bücheler, M. A., statt­rei­sen Karlsruhe e.V.
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/kulturdenkmale/denkmaltag_archiv/2007/innenstadt/synagogen
Karlsruhe: Stadtgeschichte Alter jüdischer Friedhof Kriegsstaße 36, Oststadt Grabsteine des ersten jüdischen Friedhofs auf dem jüdisch-orthodoxen Friedhof Der erste jüdische Friedhof Der erste jüdische Friedhof wurde bereits 8 Jahre nach der Stadt­grün­dung also 1723 weit außerhalb der Stadt beim "Dörfle" (am heutigen Mendels­sohn­platz) angelegt. Zwischen Oktober 1723 und Mai 1826 wurden hier 924 Menschen beerdigt. Schon 1756 musste der jüdische Friedhof erweitert werden. Da 1794 eine erneute Fried­hofs­er­wei­te­rung nötig war, wurde auch eine Verlegung des Friedhofs außerhalb der inzwischen größer gewordenen Stadt gefordert. Friedrich Weinbren­ner schlug im März 1804 vor, die "Juden­be­er­di­gungs­stätte nach dem Lohfeld, neben den Chris­ten­got­tesacker" zu verlegen – an die heutige Kriegs­straße 36. Die Zahl der Juden in Karlsruhe nahm rasch zu. 1809 lebten hier schon 467 Menschen jüdischen Glaubens. Die Regierung befahl 1809 erneut und nochmals 1825 die Schließung des Friedhofs. Die streng­gläu­bi­gen Juden fürchteten jedoch eine Entweihung der Begräb­nis­stätte und versuchten deshalb immer wieder die Schließung zu verhindern. Dennoch wurde der Friedhof am 1. Juli 1826 durch die Großher­zog­li­che Polizei­di­rek­tion für Neube­stat­tun­gen endgültig geschlos­sen. Am selben Tag wurde ein neuer jüdischer Friedhof an der Straße nach Gottesaue (an der heutigen Kriegs­straße 36) eröffnet. Das Großher­zog­li­che Minis­te­rium des Inneren ordnete 1897 die Einebnung des still­ge­leg­ten Friedhofes für das Jahr 1898 an, weil das Gelände zur Verbrei­te­rung der Kriegs­straße und der Kronen­straße gebraucht wurde. Der Großherzog ließ durch das Geheime Kabinett dem Minis­te­rium des Inneren mitteilen, es möge mit allem Nachdruck auf die tunlichste Schonung der religiösen Gefühle der israe­li­ti­schen Gemeinde hinwirken. Der Synago­gen­rat beschloss daraufhin, die Gebeine der Beerdigten auszu­gra­ben, in Einzel­sär­gen zum neuen jüdischen Friedhof an der Gottesauer Straße (heute Kriegs­straße 36) zu überführen und erneut bestatten zu lassen. Insgesamt wurden 115 Särge auf den Friedhof Kriegs­straße 36 überführt – davon wurden 84 Särge in einem 18 m langen Gemein­schafts­grab bestattet, 31 Särge kamen in Einzel­grä­ber – 20 Särge aber auf den 1872 angelegten Friedhof der israe­li­ti­schen Religi­ons­ge­mein­schaft im Rintheimer Feld am heutigen Haupt­fried­hof. Die Grabsteine der in Einzel­grä­ber Umgebet­te­ten wurden an der neuen Grabstätte wieder aufge­stellt; die Grabsteine der im Gemein­schafts­grab Bestat­te­ten wurden an die Fried­hofs­mauer gelehnt, wo sie heute noch stehen. Der zweite jüdische Friedhof Entspre­chend dem Weinbren­ner­schen Vorschlag von 1804 wurde 1826 der neue jüdische Friedhof an der nach Gottesaue führenden Straße (heute Kriegs­straße 36) angelegt. Da das Gelände zum Kammergut Gottesaue gehörte, musste es durch die israe­li­ti­sche Gemeinde von der Großher­zog­li­chen Hofdo­mä­nen­kam­mer gekauft werden. Mit der Schließung des ersten Friedhofs wurde der neue Friedhof am 1. Juli 1826 eröffnet. Zwei Jahre später erwarb die jüdische Gemeinde durch einen Gelän­de­tausch ein Grundstück, auf dem ein Toten­rei­ni­gungs­haus errichtet wurde. Innerhalb der jüdischen Gemeinde kann es in religi­ösen Fragen zum Konflikt zwischen einer konser­va­ti­ven, jüdisch-orthodoxen Gruppe und der refor­mis­tisch orien­tier­ten Mehrheit. Der Konflikt spitzte sich so weit zu, dass Angehö­ri­gen der Israe­li­ti­schen Religi­ons­ge­mein­schaft die Benutzung des jüdischen Friedhofes in der Kriegs­stra­ße versagt wurde. Daraufhin erwarb die orthodoxe Gruppe 1872 mehrere Grund­stücke neben dem neu geplanten städti­schen Haupt­fried­hof im Rintheimer Feld (heute Haid-und-Neu-Straße 41). Der jüdische Friedhof Kriegs­straße 36 wurde offiziell bis 1897 benutzt, als auch die refor­m­ori­en­tierte jüdische Gemeinde an der heutigen Haid-und-Neu-Straße 45 ein Fried­hofs­ge­lände eröffnen konnte. Nun wurden zwischen 16. März und 28. April 1898 die Toten vom ersten jüdischen Friedhof beim Mendels­sohn­platz auf den Friedhof Kriegs­stra­ße 36 umgebettet, der danach nur noch für Bestat­tun­gen auf besonderen Wunsch benutzt wurde, etwa bei Famili­en­be­gräb­nis­sen; die letzten beiden Bestat­tun­gen fanden 1933 und 1935 statt. Das 1828 in der Nähe des Fried­hof­sein­gangs errich­te­te Toten­rei­ni­gungs­haus wurde während des Zweiten Weltkrie­ges durch Bomben zerstört. 1953 ließ die Stadt auf Wunsch der jüdischen Gemeinde die Toten­haus­ruine auf städtische Kosten abtragen; dafür trat die jüdische Gemeinde 285 qm Gelände ab, die zur Begra­di­gung der Kriegs­straße notwendig waren. In diesem Zusam­men­hang wurde die südliche Rotsand­stein­mauer des Friedhofes zurück­ver­legt und die Gebeine von 67 Verstor­be­nen in Gebei­ne­sär­gen auf den jüdisch-liberalen Friedhof Haid-und-Neu-Straße 45 umgebettet. Die Grabsteine wurden an den neuen Gräbern wieder­er­rich­tet. Der jüdische Friedhof an der Kriegs­straße wird seit 1958 durch das Friedhofs- und Bestat­tungs­amt der Stadt Karlsruhe betreut. Auf Wunsch der jüdischen Gemeinde ließ die Stadt 33 – durch Vanda­lis­mus von Kindern – zerstörte Grabplat­ten durch neue ohne Inschrift ersetzen. Die Fried­hofs­mau­er entlang der Kriegs­straße musste 1980 und 1987 mitsamt dem Eingang­stor­bo­gen neu aufgebaut werden, weil sie sich nach außen neigte und auf die Straße zu stürzen drohte. Der Friedhof wird von in- und auslän­di­schen Juden gerne besucht, besonders das Grab des Badischen Oberlan­des­rab­bi­ners Nataniel Weill (1687 – 1769). Auf Antrag der Stadt steht der Friedhof unter Denkmal­schutz. Der Alte jüdische Friedhof hat den Wandel Karls­ru­hes zur Großstadt und die Greuel­ta­ten des Naziter­rors überstan­den. Die Bomben im Zweiten Weltkrieg schlugen Wunden. Daß der verschlos­sene Friedhof in der Oststadt dennoch so gut erhalten ist, hat vor allem zwei Gründe: Die Unantast­bar­keit der Totenruhe im jüdischen Glauben verhindert, dass alte Gräber abgeräumt werden. Zudem diktiert die Religion den Schutz durch die Mauern. In der Vorstel­lung der Juden sind alle Menschen im Tod gleich. Entspre­chend sind die Grabsteine auf dem Friedhof gestaltet, aber nur in den ältesten Reihen. Die oben abgerun­de­ten Sandstein­plat­ten haben keinen Sockel, abgesplit­tert, bemoost und von Efeu umrankt sind sie in die Erde einge­sun­ken. Auf ihrer nach Osten zeigenden Vorder­sei­te ist oft die hebräische Schrift kaum noch zu entziffern. Mit der damals fortschrei­ten­den Assimi­la­tion der Juden an die christlich orien­tierte deutsche Gesell­schaft gleichen sich jedoch auch die Grabsteine der allge­mei­nen Entwick­lung an. Zunächst kommt die latei­ni­sche Schrift hinzu, auf Steinen nach 1850 verdrängt das Deutsch, das vorher nur auf den Rückseiten der Grabsteine verwendet wurde, teilweise vollstän­dig das Hebräisch. Völlig untypisch für die jüdische Tradition kamen nach 1870 vereinzelt die abgebro­che­ne Lebens­säule und einige Obelisken aus schwarzem Marmor hinzu. Auch die Größe der Steine variiert nun stark – der irdische Besitz bestimmt nun auch das Fried­hofs­bild. Eine Rarität für einen alten jüdischen Friedhof stellt die einzige Grabbüste dar. Wie ein alter Grieche blickt der Steinkopf der klassi­zis­ti­schen Büste auf hohem Sockel nach Osten: Dr. Karl Kusel, Großher­zog­lich Badischer Medicinal­rath, gestorben am 23. April 1873. Sonst aber bestimmt die jüdische Tradition das Fried­hofs­bild, wie es im 19. Jahrhun­dert wuchs und bis heute unver­än­dert blieb. Literatur: Karl Zahn: Gräber, Grüfte, Trauer­stät­ten. Der Karls­ru­her Haupt­fried­hof. Karlsruhe 2001, S. 79-86 Rupert Hustede: Ruhe für die Toten hinter Mauern im "Haus der Ewigkeit". In: Badische Neueste Nachrich­ten.13.02.1998. (Artikel basiert auf Interviews mit Kurt Witzen­ba­cher, Vorsit­zen­der der Gesell­schaft für Christlich-Jüdische Zusam­men­ar­beit, und Eckbert Römelt, Fried­hofs­di­rek­tor) Text: Karl Zahn, Rupert Hustede
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/kulturdenkmale/denkmaltag_archiv/2007/oststadt/friedhof_juedisch
Karlsruhe Denkmaltag: Kaiser-Wilhelm-Denkmal Start Start Liste nach Kategorie nach Stadtteil nach Alphabet Kaiser-Wilhelm-Denkmal (Bild: PBe) Aktion von Schülern und Schülerinnen des Markgrafengymnasium, die 1998 zum 150jährigen Gedenken an die Revolution von 1848/49 an deren Niederschlagung durch preußische Truppen unter der Führung des "Kartätschenprinzen" erinnerten. Gedenkstein an die andere Seite des Kaisers (Bild: PBe) ‹ › Kaiser-Wilhelm-Denkmal Kaiserplatz Info Mehr Anfahrt Links Denkmal für die Revolution 1848/49 Baden spielte in der Revolution 1848/49 eine ganz besondere Rolle: Auftakt und Ende der Revolution fanden in Baden statt. Außerdem war Baden das einzige der deutschen Länder, in dem sich die regulären Truppen letztlich auf die Seite der Revolution stellten. Und es war das einzige Land, in dem eine Republik gefordert wurde. Welche Rolle spielte die Stadt Karlsruhe in der Revolution von 1848/49? Karlsruhe beherbergte im Mai/Juni 1849 für einige Wochen die revolutionäre Regierung. Die Bewohner der Stadt waren jedoch nicht der Motor der Demokratiebewegung, denn die Stadt war großherzogliches Verwaltungszentrum und lebte vom Hof. Wirtschaftliche Gründe sprachen in Karlsruhe also gegen eine Republik. Da Karlsruhe jedoch Regierungs- und Parlamentssitz des Großherzogtums war, wurde es trotzdem zum Ort des revolutionären Geschehens. Revolutionsdenkmäler: Nach der Niederschlagung der Revolution durch preußische Truppen (in Kooperation mit bayerischen, württembergischen und hessischen Truppen) unter dem Kommando des Prinzen von Preußen, des späteren Kaiser Wilhelm I, sprachen die Standgerichte der Armee 51 Todesurteile aus, von denen 27 vollstreckt wurden. Der Großteil dieser standrechtlichen Erschießungen fand in Rastatt statt (19), wohin sich die revolutionären Truppen als letzten Zufluchtsort zurückgezogen hatten und wo mit der Kapitulation der Rastatter Festung die Revolution endgültig ihr Ende fand. Von daher verwundert es nicht, dass in Rastatt bereits am 25. Jahrestag dieser Erschießungen (1874) ein Denkmal errichtet werden sollte, was jedoch der preußische Gouverneur der Festung Rastatt verbot. Zum 50. Jahrestag hingegen konnte auf Initiative von Bebel ein Denkmal auf dem Alten Friedhof in Rastatt errichtet werden (heute Patientengarten). In Karlsruhe hingegen entstand das erste, noch provisorische Denkmal erst 100 Jahre später, nämlich zum 150jährigen Jubiläum der Revolution von 1848, also im Jahre 1998. Schüler des Durlacher Markgrafengymnasiums errichteten für 4 Wochen Holzbarrikaden mit den Namen der Hingerichteten vor dem Kaiserdenkmal am Kaiserplatz und behängten zudem das Kaiserdenkmal mit 27 Totenköpfen. Der Kaiserplatz war als Standort für die Barrikaden ausgewählt worden, weil Kaiser Wilhelm I im Jahr 1849, also 22 Jahre vor der Kaiserproklamation (damals war er der preußische Thronfolger, da sein Bruder, der preußische König Wilhelm IV, keine Kinder hatte), die preußischen Truppen anführte, die die Revolution niederschlugen. Diesem temporären Denkmal folgte 2002 schließlich das erste offizielle Denkmal – also 153 Jahre nach den Erschießungen. Auf 27 Granitplatten, die zu Füßen des Kaisers in die Rasenfläche der Grünanlage eingelegt sind, befinden sich Namen und Herkunftsorte der Hingerichteten. Im Frühjahr und Sommer, wenn das Gras sprießt, wächst jedoch manchmal im wahrsten Sinne des Wortes Gras über die Sache, sprich über das Denkmal. Und auch bei frisch gemähtem Gras ist das Denkmal letztlich nur erkennbar, wenn man sich direkt davor befindet. Aus diesem Grund beabsichtigt die Stadt, um die Granitplatten ein Pflasterband zu legen, damit das Denkmal besser sichtbar bleibt. Kaiserdenkmal: Als Kaiser Wilhelm I 1888 verstarb, entstanden überall in Deutschland Denkmalprojekte. Zunächst gab es die Idee, in Karlsruhe eine badisches Denkmal zu errichten, das von den badischen Gemeinden gemeinsam finanziert werden sollte. Nachdem in Mannheim jedoch Spenden für ein städtisches Denkmal gesammelt wurden, entschied sich auch Karlsruhe für ein solches, das allerdings nicht auf Spendenbasis, sondern durch die Stadt finanziert wurde. Die Entwürfe für das Denkmal sahen entweder eine architektonische Lösung (favorisiert von der Stadt und den Künstlern) oder ein einfaches Reiterstandbild vor (favorisiert von Bevölkerung, Gemeinderäten und Presse). An beiden Lösungen gab es jedoch Kritik: Bei der architektonischen Lösung wurde bemängelt, dass die Figur des Kaisers durch die Monumentalität der Architektur zur Nebensache gerate. Außerdem könne man sich im Volk den Sieger so vieler Schlachten, den Begründer des Reiches, gar nicht anders vorstellen, als auf dem Schlachtross dahinsprengend. Ein Reiterstandbild wäre daher zwingend notwendig. Zudem sah man bei der architektonischen Lösung den badischen Anteil an der Reichsgründung nicht entsprechend gewürdigt. Und auch die hohen Kosten sprachen gegen diese Variante. Aber auch das einfache Reiterstandbild wurde kritisiert. Ein solches würde schließlich bereits in zahlreichen Städten aufgestellt, und es wäre doch besser, wenn sich das Karlsruher Denkmal aus der Masse dieser gängigen Herrscherdenkmäler hervorheben würde. Großherzog Friedrich I sprach sich jedoch trotzdem für ein Reiterstandbild aus, was letztlich die Entscheidung brachte. Das Figurenprogramm des Kaiserdenkmals: Kaiserfigur: Wilhelm I wird nicht als Kaiser auf einem Thron mit Hermelinpelz und mit Lorbeer bekränzt dargestellt (wie beim 1. Entwurf von Herrmann Volz), sondern als Feldherr in Uniform der preußischen Generalität. Statt traditionell einen Feldherrnstab hält er in der rechten Hand ein Fernglas. Die Skulptur sollte den Eindruck erwecken, als ob Wilhelm I nach dem Sieg über Frankreich 1871 von Westen kommend in die Stadt Karlsruhe einreitet. Vier allegorische Figuren: Diese Figuren sind heute nicht mehr vorhanden, da sie 1943 eingeschmolzen wurden (anlässlich der Metallsammlungen des 2. Weltkriegs). Für die Interpretation des Denkmals haben sie jedoch eine große Bedeutung. Zwei Reliefs: Auch die beiden noch erhaltenen zwei Reliefs sollten eigentlich eingeschmolzen werden (sie waren schon abmontiert); aus ungeklärten Gründen kam es letztlich jedoch nicht dazu. Nach dem 2. Weltkrieg wurden sie wieder an dem Denkmal angebracht. Ostseite: Die Siegesgöttin Viktoria eilt dem aus Frankreich zurückkehrenden Sieger Wilhelm I voran. In der einen Hand hält sie den Feldherrenstab, in der anderen ausgesteckten Hand einen Lorbeerzweig. Auch ihr Kopf ist mit Lorbeer bekränzt. Zwischen ihren Flügelspitzen befindet sich der Schriftzug „Wilhelm I“. Nordseite : Ein Löwe liegt auf den Stufen des Denkmals. Zwischen seinen Tatzen hält er das Reichsschwert. Der Löwe ist ein uraltes Symbol des Herrschers und der Kraft und steht hier für die wiedergewonnene Kraft des neuen Deutschen Reiches. Auf dem Relief über dem Löwen ist die Kaiserproklamation in Versailles zu sehen. Der Kaiser steht zwischen seinem Sohn Friedrich Wilhelm (links) und seinem Schwiegersohn Großherzog Friedrich I (rechts); der Großherzog lässt ihn gerade hochleben: „Seine Kaiserliche und Königliche Majestät, Kaiser Wilhelm, lebe hoch!“ Vor dem Podium befindet sich Bismarck mit der Kaiserproklamation in der Hand, die er gerade verlesen hat; neben ihm stehen Moltke und weitere Offiziere. Hinter dem Kaiser auf dem Podium sind die deutschen Fürsten zu sehen. Moltke war General und Stratege in zahlreichen Kriegen, u.a. war er der Sieger von Königgrätz und Sedan. Bismarck und Moltke gelten als Schmiede der Reichseinigung: Bismarck in politischer Hinsicht, Moltke in militärischer. Aber auch der badische Anteil an der Reichsgründung soll mit der Darstellung von Großherzog Friedrich I gezeigt werden. Vorbild für dieses Relief war das berühmte Bild von Anton von Werner. Werner nahm schon am Krieg gegen Frankreich als Historienmaler teil und fertigte davon zahlreiche Skizzen. Im Januar 1871 war er bereits nach Deutschland zurückgekehrt, als ihn in Karlsruhe die Nachricht vom Kronprinz Friedrich erreichte, „dass Sie hier etwas Ihres Pinsels Würdiges erleben würden“. Werner eilt daraufhin nach Versailles zur Kaiserproklamation und verarbeitete seine Skizzen später zu drei fast identischen Bildern. Westseite: Klio, die Muse der Geschichtsschreibung, blickt nach Westen Richtung Frankreich. Sie hält eine Tafel in der Hand, auf der die Worte „Straßburg“ und „Metz“ zu lesen sind, also die Hauptstädte des Elsass und Lothringens. Die Worte stehen für die wiedergewonnenen Reichslande Elsass und Lothringen. Außerdem sollen die Städtenamen darauf hinweisen, dass badische Truppen an Kämpfen bei Straßburg beteiligt waren. Bismarcks Kriegsziel war aber nicht die Rückgewinnung ehemaliger deutscher Gebiete, sondern die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung. Eine Demütigung Frankreichs lag nicht in seinem Interesse. Er willigte in die Annexion von Elsass-Lothringen ein, weil er sich der strategischen Forderung des Militärs und der allgemeinen nationalen Begeisterung nicht widersetzen konnte. Nur wenige mahnende Stimmen gab es auf deutscher Seite. Obwohl Baden von der Einverleibung Elsass-Lothringens ins Deutsche Reich profitierte und vor der Gefahr an der Grenze weiter weg ins Hinterland rückte, kritisierte Großherzog Friedrich I die Gebietserwerbung: „Heute wie seit Beginn des Krieges bin ich gegen den Erwerb französischen Gebietes, gleichwohl ob dasselbe früher deutsch war oder nicht. Diese alten deutschen Länder sind ganz französisch geworden, sie wollen nicht deutsch werden. Ihre Erwerbung war deutscherseits früher nicht beabsichtigt, und noch beim Ausbruch des Krieges war nicht die Rede davon.“ Ludwig XIV hatte die französische Grenze zwischen 1633 und 1681 zum Rhein vorgeschoben; Straßburg wurde 1681 französisch. Die Grundlage dieser Grenzverschiebung waren zweifelhafte Vertragsansprüche. Wo sich auch mit bestem Willen keine Ansprüche konstruieren ließen, kam es zu Annexionen deutschen Gebietes von Seiten Frankreichs. Letztlich aber war das Elsass 1871 ca. 200 Jahre französisch gewesen! Südseite: Hier sitzt der Greif, der Schildträger des badischen Wappens, und wendet wachsam den Kopf nach hinten, nach Westen, Richtung Rhein, Richtung Frankreich. Er bedeckt mit seinem Körper schützend zwei lorbeergeschmückte Standarten. Baden wird hier als die Wacht am Rhein dargestellt. Auf dem Relief sind die badischen Truppen im Felde dargestellt. Auf dem linken Pferd (mit Vollbart) ist Wilhelm von Baden zu sehen, Kommandant der 1. Badischen Infanterie-Brigade. Er ist der jüngere Bruder von Großherzog Friedrich I und Vater von Prinz Max von Baden; auf ihn geht die heutige Linie des Hauses Baden zurück. Die Badische Division bildete zusammen mit preußischen Truppenteilen das 14. Armeekorps. Kommandeur dieses Armeekorps war General von Werder. Auf dem rechten Pferd mit ausgestrecktem Arm (ohne Bart, eisernes Kreuz) sitzt General von Werder, der Wilhelm von Baden gerade eine Order gibt. Werder hatte 1870 den Oberbefehl über das Belagerungskorps vor Straßburg. Nach dessen Kapitulation besetzte er Dijon. Werder war einer der großen Kriegshelden des Krieges von 1870/71. In der Ecke des Reliefs rechts vorne kauert der geschlagene Kaiser Napoleon III nach der Schlacht von Sedan. Die Landschaft im Hintergrund erinnert allerdings eher an die Gegend bei Orléans als an Sedan. Badische Truppen kämpften jedoch weder bei Sedan noch bei Orléans, sondern waren in Straßburg, Dijon, Belfort und Nuits beteiligt. Welche historische Szene wird also dargestellt? Gar keine! Bei der Darstellung ging es lediglich ganz allgemein darum, den badischen Anteil am Sieg gegen Frankreich aufzuzeigen. Literatur: Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715 – 1945, Hrsg: Stadt Karlsruhe, Stadtarchiv, Karlsruhe 1987, S. 365 - 377 Text: Renate Straub, stattreisen Karlsruhe e.V. Nächste Haltestelle Karlsruhe Mühlburger Tor Linie: S1, S11, S2, S5, Tram 1, 2, 3, 6 Nächster Parkplatz Amalienstr, 83 (Parkautomat) Entfernung: ca. 30 m Luftlinie Anfahrt Anfahrt mit Google Maps planen Infos zum Kaiser-Wilhelm-Denkmal Weitere Denkmale in der Nähe: Steine erzählen Geschichten - Bauweisen und Baumaterialien historischer Gebäude in Karlsruhe Entfernung: 0,44 km Stephanbrunnen von Hermann Billing und Hermann Binz Entfernung: 0,45 km Ehemaliges Amtsgefängnis, heute JVA Karlsruhe Entfernung: 0,48 km Großbürgerliches Wohnen um 1900 Entfernung: 0,49 km Ehemaliges Erbgroßherzogliche Palais, heutiger Bundesgerichtshof Entfernung: 0,68 km Stolpersteine in Karlsruhe Entfernung: 0,83 km Entfernungen sind ausgehend vom Marktplatz, Karlsruhe Zentrum, angegeben. Dies ist ein mobil nutzbares Angebot von karlsruhe.de Weitere mobile Webangebote Impressum
https://web1.karlsruhe.de/db/kulturdenkmale/archiv/dt2013/kaiserwilhelmdenkmal.html
Karlsruhe Denkmaltag: Denkmale zwischen Lidellplatz und Altem Friedhof Start Start Liste nach Kategorie nach Stadtteil nach Alphabet Preußendenkmal 1852, Foto um 1907 Links: August Kiss - Statue des Erzengels Michael, Lithographie von Genrich 1852 aus dem Katolog der Gießerei Moritz Geiss. Rechts: August Kiss: Statue des Erzengels Michael, Aufstellung im Schlossgarten Babelsberg, Aufnahme um 1970 ‹ › Denkmale zwischen Lidellplatz und Altem Friedhof Lidellplatz Info Mehr Anfahrt Wer die Spuren der Badischen Revolution verfolgt und dabei den Alten Friedhof in der Karlsruher Oststadt besucht, wird schnell feststellen, was es hier nicht gibt: Grabstätten von Revolutionären sucht man ebenso vergebens wie ein Denkmal, das an die Kämpfer für Freiheit und Demokratie erinnert. Das bedeutet aber nicht, dass die Revolution von 1848/49 auf dem Areal zwischen Kapellen- und Ostendstraße, das von 1781 bis 1882 als Friedhof der Residenzstadt diente, nicht präsent wäre. Das Preußendenkmal (Anti-Revolutions-Denkmal) und andere Denkmäler der Revolutionszeit auf dem Alten Friedhof Ganz im Gegenteil, denn am 23. Juli 1852, dem dritten Jahrestag der Kapitulation der Bundesfestung Rastatt und damit dem endgültigen Scheitern der Revolution, wurde auf dem Karlsruher Friedhof das bis dahin größte Denkmal der Badischen Landeshauptstadt eingeweiht. Der Entwurf für das Monument stammt von dem bekannten badischen Architekten Friedrich Eisenlohr, der mit dem neugotischen Baldachin ein beliebtes Stilelement aus der Denkmal-Architektur jener Zeit aufnahm. Seinen weithin bekannten Namen „Preußendenkmal“ erhielt das Monument nicht nur, weil es an die 137 preußischen Soldaten erinnert, die bei der Niederschlagung der Revolution ihr Leben verloren, sondern auch aufgrund der Stiftung durch den preußischen König Friedrich Wilhelm IV. Der Monarch selbst gab bei dem Bildhauer August Kiss nach eigenen Entwurfsskizzen eine Figurengruppe in Auftrag, die das tabernakelartige Bauwerk krönte. Die Statue des Erzengels Michael im Kampf gegen den Lindwurm musste 1953 wegen Einsturzgefahr vom Dach des Denkmals entfernt werden. St. Michael, der deutsche Nationalheilige, der uns auch in der Figur des „Michels“ vielfach begegnet, ließ in seiner Karlsruher Version indessen keinen Zweifel an seiner Rolle aufkommen. Das preußische Wappen auf dem Brustpanzer des Engels verdeutlichte, dass der Lindwurm das erfolgreich bekämpfte Böse die Revolution darstellen sollte. Zugleich wurde damit der Kampf gegen jene, die sich gegen die gottgewollte Herrschaft aufgelehnt hatten, als gerecht legitimiert. Darin spiegelt sich das Weltbild von Friedrich Wilhelm IV. wider, für den die Revolution eine Bedrohung der göttlichen Weltordnung insgesamt bedeutete. Nachdem das Preußendenkmal 1948 noch beinahe zum Schauplatz einer Erinnerungsfeier für die Revolutionäre geworden wäre, ehe man sich noch rechtzeitig seiner eigentlichen Intention entsann, präsentiert es sich heute als Torso. Die Figur des Erzengels wurde 1953 beim Abtransport vom baufälligen Dach zerstört, drei Jahre später verschwand auch das Marmorkreuz unter dem Baldachin. Eine Kopie der Michaelsstatue kann heute noch im Park des Schlosses Babelsberg bei Potsdam besichtigt werden, der zugehörige Brunnen trägt die Widmung „Zu Ehren der siegreichen Operationsarmee am Rhein im Jahre 1849“. Nur wenige Schritte vom Preußendenkmal entfernt befindet sich ein weitaus bescheideneres Monument, das ebenfalls einen Bezug zur Badischen Revolution aufweist – und wiederum erst auf den zweiten Blick. Es handelt sich um das Grabmal des Diplomaten Johann Christoph Gustav von Struve. Sein Todesdatum 6. Mai 1828 lag zwar weit vor dem Aufstand der badischen Demokraten, doch war er der Vater von Gustav Struve, einem der bekanntesten Anführer der 1848er Revolution. Ob Gustav Struve nach der Rückkehr aus dem Exil das Grab seines Vaters besucht hat, ist nicht überliefert, jedoch dürfte der Anblick des benachbarten monumentalen Preußendenkmals für den überzeugten Republikaner schwer zu ertragen gewesen sein. Darüber hinaus verdienen zwei weitere Grabstätten auf dem Alten Friedhof die Aufmerksamkeit des historisch interessierten Besuchers. In der Gruftenhalle am heutigen Nordrand des Friedhofs wurde Staatsminister Karl Friedrich Nebenius bestattet, und in der Gruft der Friedhofskapelle ruht sein Vorgänger Ludwig Georg von Winter. Beide Politiker zählten als Regierungschefs im Großherzogtum Baden zu den Liberalen. Ihr Wirken hat mit dazu beigetragen, dass Baden als „Wiege der Demokratie“ gilt, denn Nebenius war der Autor der Badischen Verfassung von 1818. Winters Name wiederum steht für das Pressegesetz von 1831, das die Zensur für die Erörterung badischer Fragen ganz aufhob und damit eine Sonderstellung im damaligen deutschen Bund einnahm. Text: Georg Nowak-Hertweck, statt reisen Karlsruhe e. V. Nächste Haltestelle Karlsruhe Mendelssohnplatz Linie: Tram3 Nächster Parkplatz Lidellplatz (Parkautomat) Entfernung: ca. 10 m Luftlinie Anfahrt Anfahrt mit Google Maps planen Weitere Denkmale in der Nähe: Denkmäler auf der Via triumphalis - zwischen Rondellplatz und Schlossplatz Entfernung: 0,27 km Ehemalige Finanzkanzlei, heute Regierungspräsidium Karlsruhe Entfernung: 0,47 km Das Seilerhäuschen Entfernung: 0,47 km Alter Friedhof Entfernung: 0,48 km Kapelle auf dem alten Friedhof Entfernung: 0,48 km Badisches Landesmuseum Entfernung: 0,62 km Entfernungen sind ausgehend vom Marktplatz, Karlsruhe Zentrum, angegeben. Dies ist ein mobil nutzbares Angebot von karlsruhe.de Weitere mobile Webangebote Impressum
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Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 1 Karlsruher stadthistorische Beiträge Nr. 115·30. Juni 2017 Ludwig Haas Als der linksliberale Politiker Ludwig Haas am 2. August 1930 im Alter von 55 Jahren verstarb, ver- lor die Weimarer Republik einer überzeugten De- mokraten, der auch in Karlsruhe und Baden maß- geblich politisch in Erscheinung getreten war. Die ersten Lebensjahre verbrachte Ludwig Haas in Freiburg, wo er am 16. April 1875 geboren wurde. Nach dem frühen Tod des Vaters 1888 zog er von Landau, wo der Vater seit 1883 einen Weinhandel betrieben hatte, nach Bruchsal. Dem Abitur und dem Militärdienst in Heidelberg folgte ein Jurastu- dium in München und Freiburg, dort wurde er 1898 promoviert. In Karlsruhe ließ er sich 1901 als Rechtsanwalt nieder. Seine zunächst mit Dr. Oskar Reiter, dann mit Joseph Hug geführte Kanzlei wur- de bald eine der renommiertesten in Baden. Politisch trat der aus einem liberalen jüdischen Elternhaus stammende Ludwig Haas 1906 als Mit- glied des Karlsruher Demokratischen Vereins in Erscheinung. 1908 wurde er für die linksliberale Demokratische Volkspartei in den Karlsruher Stadtrat gewählt, dem er bis 1919 angehört. Hier war er seinem sozialpolitischen Schwerpunkt ent- sprechend u. a. Mitglied des Armen- und Waisen- rates. Früh setzte Haas sich – auch publizistisch – für die Gleichberechtigung der Frau und die Emanzipation der Juden ein, seine jüdische Her- kunft vertrat er immer mit Überzeugung. Die Einigung der liberalen Kräfte war ihm im- mer ein wichtiges Ziel. So unterstützte er die Fusi- on der linksliberalen Parteien 1910 zur Fortschritt- lichen Volkspartei vorbehaltlos. Als deren Kandi- dat wurde Haas 1912 in den Reichstag gewählt, dem er mit einer kurzen Unterbrechung bis zu sei- nem Tode angehörte. 1918 war Haas, ein Mann des Ausgleichs zwischen den Parteien, als Innen- minister der Vorläufigen Badischen Volksregie- rung mit Ludwig Marum einer der entschei- denden Politiker, die in Baden in der Übergangs- zeit für eine Mehrheitsregierung und stabile Ver- hältnisse sorgten. Am 5. Januar 1919 folgte die Wahl in die Badische Nationalversammlung. Die- ses Landtagsmandat legt er im April 1919 nieder, noch in demselben Jahr schied er aus seinem Mi- nisteramt aus, blieb aber noch bis Juli 1920 Regie- rungsmitglied als Staatsrat. Der Schwerpunkt der politischen Tätigkeit von Ludwig Haas lag nach 1920 nun eindeutig in der Reichspolitik. Dem Reichstag gehörte er wieder von 1920 bis zu seinem Tode am 2. August 1930 als Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokrati- schen Partei an, deren Fraktionsvorsitz er 1928/29 innehatte. Seiner demokratischen Grundüberzeu- gung entsprechend war er 1924 einer der Grün- dungsmitglieder des zur Verteidigung der Repu- blik gegründeten Reichsbanners Schwarz-Rot- Gold. Dennoch musste Haas den Beginn des Niedergangs der Demokratie seit 1929 erleben. Sein früher Tod verhinderte aber, dass er als über- zeugter Jude und Demokrat Opfer des NS-Terrors seit 1933 wurde. Ernst Otto Bräunche 1875 – 1930 Foto: Stadtarchiv Fortsetzung Seite 2 Herta Vieser ist 1904 in Karlsruhe geboren, die Mutter Katherina stammt aus der Gemeinde Owen am Rande der Schwäbischen Alb, der Vater Karl Johann ist Sekretär bei der Markgräflichen Domänenverwaltung in Karlsruhe. Die Familie, zu der auch die jüngere Schwester Gertrude gehört, wohnt in der Bismarckstraße 79 in einer besseren Wohngegend in der Nähe zahlreicher Einrich- tungen der Regierung. 1913 lässt sich der Vater pensionieren und die Familie zieht in die Schweiz nach Zürich. In der Nachbarschaft dort wohnt die Familie Field aus den USA. Drei Jahre besuchen Herta und der gleichaltrige Noel Field dieselbe Schule. Vom Herbst 1920 bis Frühjahr 1922 absol- viert Herta in Karlsruhe im Fröbel-Seminar im Fa- sanenschlösschen eine Ausbildung zur Fürsorge- rin. Nach dem Tod des Vaters geht sie im Herbst 1922 in die USA, sie arbeitet ein Jahr in Elmhurst/ New York als Kindermädchen und in einer Textil- fabrik. Anschließend ist sie im Haushalt der Fami- lie Field in Cambridge beschäftigt. Im Mai 1925 heiraten Herta und Noel. Das Ehepaar Field in den USA und in Europa Ob Herta in der Schweiz vom Pazifismus in der Familie Field, geprägt von den Quäkern, ob sie von Noels Aktivitäten 1921 bei der Gründung eines „Weltfriedensbundes der Jugend“ etwas weiß, muss offenbleiben. Sicher kennt sie die Tä- tigkeit ihres Mannes in der „Jugend für den Frie- den“, gemeinsam protestieren sie mit ihren nicht- weißen Freunden gegen Apartheid und 1927 für die Freilassung von Sacco und Vanzetti. 1929, als die Weltwirtschaftskrise beginnt, nehmen sie teil an Demonstrationen von Arbeitslosen. In diese Zeit fällt ihre Hinwendung zur Kommunistischen Partei (KP). Die Beiden leben nonkonformistisch in New York mit vielen Katzen, haben ein Motor- boot, sind viel mit dem Zelt draußen und frönen der Freikörper-Kultur. Noel, inzwischen erfolgreicher Harvard-Absol- vent, ist im US-Außenministerium zuständig für Abrüstungsfragen. Er nimmt 1930 als Mitglied der US-Delegation an einer Abrüstungs-Konferenz Herta Field, geborene Vieser aus Karlsruhe NS-Gegnerin und Opfer stalinistischer Verfolgung von Brigitte und Gerhard Brändle und 1935 an der Flottenkonferenz in London teil und ist Informant für den sowjetischen Geheim- dienst. 1936 wird Noel vom US-Außenministerium zum Völkerbund in Genf entsandt. Herta verbin- det die Reisen nach Europa und den Aufenthalt in Genf mit Besuchen bei Mutter und Schwester, die inzwischen wieder in Karlsruhe leben, und trifft sich auch mit Freunden sowie einer Freundin aus der Zeit im Fröbel-Seminar. 1938 werden die Fields bei einer Reise nach Moskau Mitglieder der KP. Hertas Schwager Her- mann Field und ihre Schwiegermutter Nina geb. Eschwege nutzen ihre Reisen aus der Schweiz als Boten für die internationale kommunistische Be- wegung bzw. zur Unterstützung der Anti-Nazi- Kräfte im „Reich“. Ende 1938 begleitet Herta ih- ren Mann bei einem Völkerbund-Mandat in Spa- nien, bei dem es um den Abzug der nichtspani- schen Verteidiger der Republik nach Frankreich geht. Dabei lernen sie viele Spanienfreiwillige aus Deutschland kennen, bei deren Rettung vor dem Zugriff der Nazis sie später eine wichtige Rolle spielen werden. Im Krieg: Fluchthilfe und Unterstützung der Résistance 1940 verliert Noel seine Stellung als US-Diplo- mat beim Völkerbund. Ab Frühjahr 1941 leiten Herta – inzwischen tätig für die illegale KP der Schweiz mit dem Decknamen „Senta Wolf“ – und Noel eine Hilfsorganisation des Unitarian Service Committee (USC) in Marseille. Dieses Komitee unterstützt – anders als das Emergency Rescue Committee mit Varian Fry – vor allem Antifaschis- ten, die in Internierungslagern wie Gurs und Le Vernet oder in der Illegalität leben und denen die Auslieferung an die Nazis droht. Die Fields besor- gen Lebensmittel, Geld, neue Papiere und die me- dizinische Versorgung. Für die Kommunisten un- ter den Flüchtlingen – oft Spanienfreiwillige – ist dies existenziell, da sie aufgrund der Einwande- rungsbeschränkungen nicht in die USA einreisen können. Etliche gelangen mithilfe der Fields auf Umwegen nach Mexiko, unter ihnen auch Hans Marum aus Karlsruhe, seine Frau Sophie und die Kinder Ludwig und Andrée im März 1942. Herta Field sorgte im Ju- ni 1941 nach Angaben von Andrée Fischer-Ma- rum dafür, dass die hoch- schwangere Sophie Ma- rum aus dem Hotel Bom- pard, einem provisori- schen Internierungsla- ger für Frauen und Kin- der, in ein Heim der Quäker bei Marseille verlegt und mit Baby- Erstausstattung versorgt wird. Herta ist auch be- teiligt an der Einrichtung von Kindergärten für Tausende im Lager Rive- Herta und Noel Field 1948 in Warschau. Foto: Privatarchiv Werner Schweizer 4 Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge Beim Spaziergang in Grötzingen zwischen den Ein- und Zweifamilienhäusern im Gewann Junge Hälden fällt ein Schwenk der Straße Am Liepolds- acker auf. Von Süden kommend stößt man auf ei- nen Spielplatz und dahinter ein kleines von He- cken umsäumtes und von alten Bäumen be- schirmtes Grundstück. Tritt man näher, entdeckt man durch ein verschlossenes, eisernes Gittertor Grabsteine mit hebräischen Schriftzeichen. Da- neben informiert eine Hinweistafel, dass dies einst der Friedhof der jüdischen Gemeinde von Grötzingen war. Seit 1895 planten die Grötzinger Juden die An- lage eines eigenen Friedhofs. Sie wollten für den Besuch der Gräber ihrer Angehörigen nicht mehr den weiten Weg nach Obergrombach machen, wo diese bislang auf dem jüdischen Verbandsfriedhof bestattet wurden. 1903 konnten sie dann ein weit vor dem Dorf gelegenes Grundstück dafür erwer- ben. Damals lebten in dem Ort an der Pfinz über 70 Menschen jüdischen Glaubens. Die Dokumen- tation der Grabinschriften, die das Landesarchiv Baden-Württemberg im Internet zugänglich ge- macht hat, verzeichnet als ältesten Grabstein den der Sara Palm, die am 30. Dezember 1905, einem Sabbat, im Alter von 55 Jahren verstorben ist. Die erste Bestattung fand also 1906 statt. Zuletzt beer- digt wurde hier die am 20. April 1935 mit 27 Jah- ren bei einem Arbeitsunfall verstorbene Maria Traub. Damals lebten noch etwa 20 Juden im Dorf. Insgesamt fanden in den 30 Jahren 16 Tote hier ihre letzte Ruhestätte. Darunter Hans Julius Na- than, der 1916 nur vier Monate alt wurde, worauf der kleine Grabstein hinweist. Die Inschriften auf den 13 Grabsteinen, die dem jüdischen Kultus entsprechend nach Osten ausgerichtet sind, wei- sen zudem drei Doppelgräber aus: Die Geschwi- ster Fanny und Bernhard Traub, die beide 1913 im Alter von 74 und 81 Jahren gestorben sind, und die Ehepaare Raphael und Rosa Fröhlich sowie Joseph und Helene Palm. Paargräber, bei denen der später Verstorbene ein eigenes Grab neben dem seines Gatten erhielt, gelten auf jüdischen Friedhöfen als unüblich, Das Besondere in Gröt- zingen ist zudem, dass nicht jedes Grab wie vor- gegeben einen eigenen Grabstein bekommen hat. Der Name des bzw. der zweiten Verstorbenen wurde nachträglich auf den vorhandenen Stein eingemeißelt. Die Namen der Toten – Palm, Traub, Fröhlich, Sinauer, Veith – tauchen über lange Zeit in der Geschichte der Grötzinger Juden auf. Fünf Jahre nach der letzten Beerdigung erlitten am 22. Oktober 1940 auch zehn noch in Gröt- zingen lebende Juden die Deportation in das La- ger Gurs in Südfrankreich. Der während der Reichspogromnacht 1938 nicht zerstörte Friedhof wurde danach geschlossen und das Gelände 1943 von der Gemeinde gekauft. Den nicht mit Gräbern belegten Teil nutzte man für die Landwirtschaft. Die Grabstätten blieben erhalten, da im Kaufver- trag bestimmt war, dass die für Gräber übliche Schonfrist einzuhalten sei. Ein weiter Grund dafür war wohl die Absicht des „Reichsinstituts für die Geschichte des neuen Deutschland“, ein Ver- zeichnis der Grabsteininschriften auf allen Juden- friedhöfen zur „genealogischen Erforschung des Judentums und seiner Verbreitung im deutschen Volkskörper“ zu erstellen. Nach dem Ende der NS-Diktatur ging der jü- dische Friedhof in Grötzingen im Rahmen der Re- stitution jüdischen Eigentums, da es nun keine jü- dische Gemeinde im Ort mehr gab, in den Besitz des Oberrats der Israeliten Badens über. Zur Pfle- ge der nicht mehr genutzten Friedhöfe kam es 1957 zu einer Absprache zwischen dem Bund, den Ländern und Vertretern jüdischer Organisationen. Unter Beachtung des jüdischen Kultus, wonach die Totenruhe unantastbar ist, sollen diese Fried- höfe seitdem als in die Landschaft eingefügte Ge- samtheit dauerhaft erhalten bleiben. Die Kosten für die Pflege teilen sich Bund und Länder, die Pflegearbeiten obliegen den Kommunen. Der kleine, nur 108 Quadratmeter große und vollstän- dig mit Steinplatten belegte Grötzinger Friedhof ist einer der jüngsten der 145 jüdischen Friedhöfe in Baden-Württemberg. Er gilt nach dem Denk- malschutzgesetz von 1984 aus heimatgeschicht- lichen Gründen als Kulturdenkmal. Carlsruher Blickpunkt Der jüdische Friedhof in Grötzingen von Manfred Koch Foto: Stadarchiv nen beispiellosen und schwierig zu interpretie- renden Befunden erlangte die Fundstelle von Herx- heim (Pfalz) westlich von Karlsruhe überregionale Be- deutung. Gegen Ende der bandkera- mischen Kultur dürfte ein Zu- sammentreffen vielfältiger Ursa- chen einerseits zu einem Besied- lungsrückgang und zum anderen zu einem gravierenden Wandel der Wirtschafts-, Siedlungs- und vermutlich auch Gesellschafts- strukturen geführt haben. Es bil- den sich, benannt nach den jewei- ligen Ausgrabungsorten, als mittel- neolithischer Kulturenkomplex in zeitlicher Abfolge die Kulturgruppen Hinkelstein, Großgartach und Rössen heraus (etwa 4 800 bis 4 300 v. Chr.). Die Böden waren durch intensiven Ackerbau und Überweidung der vorangegangenen Zeit ausge- laugt. So war die mittelneolithische Bevölkerung gezwungen, auf weniger fruchtbare Böden aus- zuweichen und auch vorher gemiedene Kuppen und Höhenlagen aufzusuchen. Ausgesprochene Höhensiedlungen sind jedoch erst ab der Rös- sener Kultur nachweisbar, wie für unseren Raum beispielsweise auf dem Hopfenberg bei Berghau- sen (Pfinztal). Der letzte große Abschnitt der Jungsteinzeit wird als Jungneolithikum (circa 4 300 bis 3 000 v. Chr.) bezeichnet. Das Klima ist in dieser Periode anfangs kühl und trocken, wird aber im Lauf der Zeit deutlich feuchter. Die Siedlungsweise verändert sich in unserem Raum grundlegend. Of- fene Siedlungen ohne Umweh- rung verschwinden anscheinend weitgehend. An ihre Stelle treten befestigte Höhensiedlungen auf isoliert liegenden Kuppen. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Michaelsberg bei Untergrombach, auf dem bereits 1889 erste Ausgra- bungen stattfanden. Dabei wurden in zahlreichen Gruben unzählige Scherben von Keramikgefäßen gefunden, wie man sie bis dahin nicht kannte. Einem in der Archäologie üb- lichen Verfahren folgend, benannte man die neu erkannte Kulturgruppe nach dem Fundort als „Michelsberger Kultur“. Die Gefäße blieben weit- gehend unverziert. Typisch für die Kulturgruppe ist ein Gefäß, das in der Form eines Tulpenbechers gearbeitet ist. Durch weitere Forschungen wurde erkannt, dass sie in einem Gebiet zwischen Pari- ser Becken und Nordböhmen sowie dem Nord- rand der deutschen Mittelgebirge und dem Bo- densee verbreitet ist. Ende der Jungsteinzeit Gegen 3 000 v. Chr. verschwindet die Michelsber- ger Kultur offenbar aus dem nordbadischen Raum. Bisher lässt sich nicht erkennen, was an ihre Stelle tritt. Ob das Land wirklich siedlungsleer wurde oder ob nachfolgende Kulturen eine spurenlose Siedlungsweise pflegten ist derzeit nicht zu ent- scheiden. Für mehrere Jahrhunderte fehlen jegli- che Hinweise auf menschliches Leben. Etwa ab 2 600 v. Chr. lässt sich in der Region die Kulturgrup- pe der Schnurkeramik und, zeitlich nur wenig spä- ter, die Kulturgruppe der Glockenbecher nachwei- sen, beide benannt nach der ihr jeweils eigenen charakteristischen Keramik. Beide Kulturgruppen lassen sich nur aus ihren Bestattungen bzw. Grab- funden erschließen. Die dazu anzunehmenden Siedlungen waren offensichtlich in einer Bauart er- richtet, die im Boden nur wenig Spuren hinterlie- ßen. Die Gräber der Kulturgruppe der Schnurkera- mik werden unter aufgeschütteten Grabhügeln an- gelegt, die in der Region außerordentlich selten sind. Eine Grabhügelgruppe ist zum Beispiel in Helmsheim (Stadt Bruchsal) bekannt. Auch die Gräber der Kulturgruppe der Glockenbecher sind äußerst selten. Außer einem Grab bei Neudorf (Gra- ben-Neudorf) gibt es bisher in der Region nur zwei weitere Fundstellen. Die in beiden Kulturgruppen gelegentlich auftretenden Kupfergegenstände wei- sen auf weitreichende Wirtschaftsbeziehungen hin. Gleichzeitig zeigen sie, dass um das Jahr 2 200 v. Chr. das Ende der Jungsteinzeit erreicht ist. Es ist mit einer Kontinuität der Bevölkerung in der fol- genden frühen Bronzezeit zu rechnen. „Tulpenbecher“ der Michels- berger Kutur. Foto: Landesdenkmalamt Baden-Württembergx- von Be- dkera- n Zu- er Ursa- Besied- anderen Wandel ngs- und schafts- Es bil- en jewei- als mittel- mplex in ulturgruppen und Rössen Chr.) in die und tr der Ze Siedlu unsere fene S rung v weitgehe befestig isoliert lie Das beka der Michae auf dem be bungen stattfa „T be Herausgeber / Redaktion: Dr. Manfred Koch Herstellung: Badendruck „Blick in die Geschichte“ online ab Nr. 61/2003 unter: www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/ blick_geschichte/ausgaben.de kurier 2 Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge Öffentliche Gebäude und Kirchenbauten Die in Teil 1 (Blick in die Geschichte Nr. 114 vom 17. März 2017) erläuterten neuen Baugebiete zo- gen die Errichtung von Schulgebäuden und Kir- chen nach sich. Dabei entstanden meist gestalte- risch solide, aber auch besondere Bauwerke. Die Drais-Schule in Mühlburg entwickelte sich bau- lich ab 1960. Im selben Zeitraum folgten unter an- derem die Hebel-Schule an der Moltkestraße, die Schlossschule in Durlach, die Rennbuckelschule in der Nordweststadt, die Anne-Franck-Schule in Oberreut und die Heinrich-Köhler-Schule in Rint- heim. Neben diesen für die Grundversorgung not- wendigen Einrichtungen baute die Stadt Gewer- beschulen im Beiertheimer Feld und am Ettlinger Tor den Neubau für die Handelslehranstalten so- wie die Europäische Schule in der Waldstadt. In staatlicher Regie erweiterte sich der Uni-Campus mit Mensa, Bibliothek, Institutsgebäuden für Che- mie, Physik, Mathematik, Nachrichtentechnik so- wie die Bebauung am östlichen Schlossplatz, meist in standardisierter Bauweise. Zahlreiche sa- krale Gebäude aus dieser Zeit stehen unter Denk- malschutz wie die Erlöserkirche in der Hermann- Billing-Straße, die Lukaskirche in der Hagenstra- ße, St. Michael in Beiertheim, die Emmauskirche und St. Hedwig in der Waldstadt sowie die Syna- goge in der Nordweststadt. Das Stadtbild prägen einige öffentliche Einrich- tungen in besonderer Weise wie das Bundesver- fassungsgericht, 1969 fertig gestellt und 2015 in hervorragender Weise erneuert der Öffentlichkeit präsentiert. Für den Neubau des Badischen Staatstheaters bereitete der 1964 abgeschlossene Wettbewerb die Planung vor. Erst 1975 war der Theaterbau fertig gestellt, ein Solitär zwischen dem Stadtzentrum und der Südstadt, weder zur ei- nen noch zur anderen Seite sich öffnend. Am Fest- platz ergänzt seit 1966 die Nancyhalle das Ensem- ble. Der meist als Parkierungsfläche genutzt Platz- raum selbst harrt seit langem einer Gestaltung, die der Bedeutung als innerstädtischem Forum entspräche. Nicht unerhebliche visuelle Bedeutung im Stadtbild kommt einigen Verwaltungsbauten zu wie das ehemalige Badenwerk-Hochhaus von 1965 (jetzt Landratsamt) an der Kriegsstraße. Die damalige Landesversicherungsanstalt (heute Deutsche Rentenversicherung) bezog 1963 ihr Bü- rohochhaus im Beiertheimer Feld. Wer sich von Süden auf das Karlstor zubewegt, blickt unwei- gerlich auf die „Aachener-Münchner“, seit 1963 hinter dem Weltzienschen Haus aufragend. Die innere Stadt gewinnt Aufmerksamkeit Die gesellschaftspolitischen Umwälzungen En- de des Jahrzehnts rückten auch die Stadt als Le- bensraum in den Mittelpunkt. 1970 trat der neue Oberbürgermeister Otto Dullenkopf sein Amt an. Hatte sein Vorgänger Günther Klotz sich Stadtpla- nungsamt, Gartenbauamt und Bauordnungsamt direkt unterstellt, so entstand nun ein klassisches Baudezernat, in dem alle relevanten Dienststellen für Planen und Bauen einschließlich der Liegen- schaftsverwaltung vereint waren. Trotz der neuen Planungsaufgaben für die sieben bis 1975 einge- meindeten Stadtteile mit einer zusätzlichen Flä- che von rund 5 800 ha und 32 200 Einwohnern (1976) gewann die Innenstadt für die Stadtpla- nung an Bedeutung. Einige Planungen und Pro- jekte zeigen dies. Die Gestaltung der Kaiserstraße als Fußgängerzone ab 1972 und die darauf fol- genden Gestaltungsgutachten für die Kaiserstraße und dem Marktplatz sind Hinweise dafür. Der Zielkonflikt zwischen dem dichten oberirdischen Straßenbahnverkehr und den flanierenden Men- Stadtplanung in Karlsruhe 1960 – 1975 (Teil 2) Vom Wiederaufbau zum Ausbau der Stadt von Harald Ringler saltes eingesperrte Kinder. Noel ist zugleich Ver- trauensmann des Joint Antifascist Refugee Com- mittee, das mit Hilfe von Schriftstellern wie John Dos Passos, John Steinbeck, Ernest Hemingway und Howard Fast Geld für diese Flüchtlinge auf- bringt. Nach der Besetzung auch des südlichen Teils Frankreichs 1942 durch die Nazi-Wehrmacht müssen die Fields in die Schweiz fliehen. Von Genf aus betreiben sie als USC-Büro eine „bür- gerlich getarnte Rote Hilfe“ und ermöglichen so weiter Hunderten von Gefährdeten, unter ihnen viele Kommunisten, die Flucht aus Frankreich. Sie arbeiten mit der OSE (Oeuvre de Secours aux En- fants) zusammen, um jüdische Kinder, deren El- tern 1942 schon deportiert worden waren, in die Il- legalität, in die Schweiz oder nach Übersee zu ret- ten, unter ihnen auch die Brüder Arnold und Paul Niedermann aus Karlsruhe. Als Kuriere des französischen Widerstands ar- beiten sie auf Vermittlung des USC mit dem US- Geheimdienst OSS in der Schweiz zusammen. Dieser versorgt Partisanen-Gruppen der Rési- stance mit Geld und Waffen und hat auch Verbin- dungen zum deutschen Widerstand, unter ande- rem zu Mitverschwörern des 20. Juli 1944 in Bern. Während Noel als Kurier unterwegs ist, leitet Her- ta das Büro des USC in Genf. Nach der Befreiung Europas weiten die Fields die Arbeit des USC in Frankreich durch Büros in Lyon, Chambéry, Mar- seille unter anderem aus, ab Sommer 1945 auch in Polen. Mehrere Reisen für das USC führen in die USA, nach Mexiko und Deutschland. Im Sommer 1948 verbringen sie einige Tage bei Hertas Mutter in Karlsruhe. 1949 hinter dem Eisernen Vorhang gekidnappt Im Mai 1949 reist Noel nach Prag. Herta und Noels Bruder Hermann sind beunruhigt, als sie wochenlang nichts von ihm hören. Hermann will im August von Warschau aus nach Prag, um sei- nen Bruder zu suchen. Er kommt jedoch nie dort an; er wird ohne Prozess in einem Kerker bei War- schau eingesperrt, er überlebt fünf Jahre ohne Ta- geslicht, vier davon in Isolationshaft. Herta wird aus der Schweiz nach Bratislava gelockt unter dem Vorwand, ihr Mann Noel sei dort nach einem Anschlag der CIA im Krankenhaus. Sie wird an den ungarischen Geheimdienst AVH ausgeliefert und in Budapest ebenfalls für fünf Jahre einge- sperrt. Sie wird – wie Noel – „Zwangseinwir- kungen“ unterzogen, ein Euphemismus für Folter. 1950 macht sich die Adoptivtochter der Fields, Eri- ca Wallach geb. Glaser, auf die Suche. Sie wird durch einen Brief eines Bekannten nach Ostberlin gelockt und vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS), verhaftet. In über einem Jahr Isolationshaft in Gefängnissen des MfS und der UdSSR in Berlin und Verhören unter anderem durch Erich Mielke soll sie durch Schlafentzug, Kälte und Schläge zu dem „Geständnis“ gebracht werden, sie sei eine US-Spionin. An Heiligabend 1952 verurteilt sie ein extralegales sowjetisches Militärgericht in Berlin ohne Einhaltung von Mindeststandards wie Verteidigung beziehungsweise Berufungsmög- lichkeit zum Tode. Nach einem halben Jahr in Moskau in der Todeszelle in Isolationshaft wird sie nach Stalins Tod zu 15 Jahren Zwangsarbeit „be- gnadigt“ und ins Straflager bei Workuta nördlich des Polarkreises deportiert. Die „Field-Affäre“ und der Kreuzzug Moskaus gegen „Abweichler“ Nach dem Kidnapping von Noel und Herta Field 1949 beginnt – gesteuert von Moskau – in den Staa- ten Osteuropas im Zuge des „Kaltes Krieges“ ein Kreuzzug gegen angebliche US-Agenten bezie- hungsweise Abweichler von der Parteilinie. Noel Field wird von den jeweiligen Parteibüros zum Be- lastungszeugen gegen Menschen aufgebaut, die nicht kriecherisch jede Wendung der sich kommu- nistisch nennenden Parteien mitmach(t)en oder aus anderen Gründen beseitigt werden soll(t)en: Wer mit Noel Field Kontakt hatte, wird beschuldigt, Agent der „anglo-amerikanischen Verschwörung gegen den Kommunismus“, des „Zionismus“ oder sonstiger angeblicher Feinde der UdSSR zu sein. Hunderte von kommunistischen Spanienkämpfern und Mitgliedern der Résistance, die mithilfe der Fields und des USC gerettet wurden, geraten in die tödliche Schusslinie der kommunistischen Par- teien. Die konstruierte und nicht belegbare Ankla- ge ist immer dieselbe: Noel Field habe Kontakte zum US-Geheimdienst OSS und sei US-Agent ge- wesen, der alle Menschen „umgedreht“ und sie zu CIA-Agenten gemacht habe, mit denen er zu tun hatte. Daraus resultiert der Vorwurf der „Kon- taktschuld“. In Geheim- prozessen, die allen rechtsstaatlichen Verfah- ren Hohn sprechen, wer- den unter der Folter er- presste Aussagen von Field, die er bald wi- derrief, zum Instrument der Ankläger, ohne dass Noel oder Herta Field je angeklagt werden oder als Zeugen aussagen können. Besonders ge- fährdet sind Menschen mit jüdischem Familien- hintergrund: Opfer der von Moskau gesteuerten Schau-Prozesse in den osteuropäischen Staaten, auch in der DDR, sind mehrheitlich Juden. Dass die DDR-Führung keine Todesurteile anordnete und keine Leichen produzierte, lag nicht an mangeln- der Linientreue zu Moskau oder gar an Mensch- lichkeit, sondern daran, dass die Wellen der soge- nannten „Field-Affäre“ sie erst erreichten, als aus Moskau 1953 schon andere Signale kamen – To- desfälle oder „Selbstmorde“ im Zug der Field-Af- färe bleiben bis heute ungeklärt. Die auch in der DDR drohende Gefahr, ins Visier des MfS zu gera- ten, brachte Spanienfreiwillige und „Westemi- granten“ dazu, ihre Herkunft aus einer jüdischen Familie vorsichtshalber zu eliminieren bzw. ihren Namen bzw. ihre Biografie „anzupassen“. Freilassung 1954 Herta, Hermann und Noel Field werden 1954 freigelassen, halbherzig rehabilitiert und mit Geld entschädigt. Herta und Noel leben danach in Un- garn. Hintergrund ist das „Tauwetter“ in der UdSSR nach dem Tode Stalins 1953. Hertas Adop- tivtochter Erica wird 1955 nach Westberlin abge- schoben. In den USA angekommen, wird sie sofort vor den „Ausschuss für unamerikanische Angele- genheiten“ geladen und als „Kronzeugin“ gegen das Sowjet-System vorgeführt. Erst 1957 darf sie zu ihrer Familie. Herta Field aus Karlsruhe hat noch zweimal Kontakt zu ihrer Familie: Im Spätsommer 1955 be- sucht ihre Mutter Katherina sie in Ungarn. Erst 1976 kommt es in Budapest zu einem letzten Tref- fen der Adoptivtochter Erica und Herta Field, die die Tochter jedoch nicht mehr erkennt. Noel Field stirbt 1970, Herta Field geb. Vieser stirbt 1980. Ihr Urnengrab befindet sich auf dem Farkasreti- Friedhof in Budapest. Das Fasanenschlösschen im Schlossgarten um 1930. Hier absolvierte Herta Vieser zu Beginn der 1920er Jahre im Fröbel-Seminar eine Ausbildung zur Fürsorgerin. Foto: Stadtarchiv Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 3 Alt- und Mittelsteinzeit Aus der Region Karlsruhe haben wir bisher nur wenige Funde aus der älteren Altsteinzeit (Altpa- läolithikum, ab etwa 700 000 v. Chr.), der mittleren Altsteinzeit (Mittelpaläolithikum, ab etwa 250 000 v. Chr.) und der jüngeren Altsteinzeit (Jungpaläo- lithikum, ab etwa 35 000 v. Chr.). In Dieser Zeit waren die Menschen als Jäger und Sammler nicht sesshaft, sondern hielten sich nur vorübergehend an einem Platz auf. Die nicht weit entfernte elsäs- sische Fundstelle Achenheim zeigt aber, dass Menschen im Alt- und im Mittelpaläolithikum die Region bewohnten. Der Fund eines kleinen Faust- keils unmittelbar östlich von Bruchsal kann bele- gen, dass sich der Neandertaler hier vor etwa 80 – 60 000 Jahren aufhielt. Menschen vom Typ Homo sapiens lagerten an verschiedenen Stellen in der Umgebung von Kleinsteinbach und von Kö- nigsbach. Hier wurden Steinwerkzeuge entdeckt, die etwa 35 – 30 000 Jahre alt sind. Verschiedene Fundstellen aus der mittleren Steinzeit (Mesolithi- kum, ab etwa 10 000 v. Chr.), der Zeit der letzten Jäger und Sammler in Mitteleuropa unmittelbar nach dem Ende der Eiszeit, aus dem Bereich Phi- lippsburg und Ettlingen, bezeugen die Anwesen- heit von Jägern und Sammlern vor 12 000 bis 9 000 Jahren. Auch wenn die Zahl der Fundstellen nicht sehr hoch ist, kann doch angenommen werden, dass die Umgebung von Karlsruhe seit 400 000 Jahren immer wieder von Menschen aufgesucht wurde. Jungsteinzeit Um 5 500 v. Chr. breiteten sich, begünstigt durch ein wärmeres Klima, die frühen jungsteinzeit- lichen Kulturgruppen aus und es ist anzunehmen, dass die letzten mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler einige Jahrhunderte neben den ersten jungsteinzeitlichen (neolithischen) Ackerbauern lebten. Die ältesten Belege für Ackerbau und Viehzucht stammen aus einem kleinen Teilgebiet des Vorderen Orients, das gemeinhin als „Frucht- barer Halbmond“ bezeichnet wird. Die neue bäu- erliche Kultur, die auch mit einem Bevölkerungs- wachstum einherging, breitete sich über die Ägäis nach Südosteuropa und von dort über die Karpa- ten bis nach Mitteleuropa aus. Als Folge der neu- en Wirtschaftsform errichtete man feste Sied- lungen mit großen Langhäusern. Diese waren et- wa 30 bis 40 Meter lang und fünf bis acht Meter breit mit lehmverputzten Wänden aus Flechtwerk und bildeten, in Reihe angeordnet, die Ansied- lungen. Funde belegen den Anbau von aus dem vorderen Orient stammenden Getreidesorten Em- mer, Einkorn sowie Gerste und Erbsen wie Linsen. Als Haus- und Nutztiere hielten die Bewohner Rinder und Schweine sowie Schafe und Ziegen. Man begann, Geräte aus geschliffenem Felsge- stein und Gefäße aus Ton herzustellen. Die Tonge- fäße wurden im gesamten Verbreitungsgebiet ein- heitlich mit kurvolinearen Bandmustern verziert, die namensgebend für diese weitverbreitete Kul- turgruppe (linearbandkeramische Kultur, etwa 5 500 bis 4 800 v. Chr.) wurde. Aufgrund der fruchtbaren Lössböden war un- ter anderem der Kraichgau ein bevorzugtes Sied- lungsgebiet und gilt deshalb als erste Kulturland- schaft der Region. In Durlach deuten Lesefunde im Bereich der Lußstraße (Gewann Lußsteige) auf eine bandkeramische Siedlung hin. Mit sei- Ein Blick weit zurück Die Region Karlsruhe in der Steinzeit von Michael Gimber schen in der Hauptgeschäftsstraße löste die im sel- ben Jahr vorgelegte Studie für eine U-Strab aus. Erst nach der Umsetzung der Kombi-Lösung An- fang der 2020er Jahre wird die Karlsruher Innen- stadt die notwendige Attraktivität erhalten. Auch finden sich in der 1972 von der Stadtverwaltung vorgelegten Broschüre „Karlsruhe plant und baut für seine Bürger“ schon die ersten Überlegungen für die Verkehrsentlastung der Durlacher Allee durch einen Ausbau der östlichen Kriegsstraße. Die größte Herausforderung dieser Zeit wurde die Sanierung des „Dörfle“. Ab 1955 blieb der Straßendurchbruch im Zuge der heutigen Fritz- Erler-Straße eine Konstante der Sanierungspläne, die 1959 förmlich beschlossen wurde. Die Ab- bruchmaßnahmen für zwei Drittel der Fläche be- gannen in den 1960er Jahren und hinterließen noch viele Jahre eine große Brache inmitten der Altstadt. Der im Sinne der damaligen Vorstel- lungen von Urbanität durch Dichte vorgelegte Entwurf von 1968 und die darauf folgende öffent- liche Kritik führten dann zum international ausge- schriebenen Altstadtwettbewerb von 1970. Die letztendlich ausgewählte, überarbeitete und 1972 vorgelegte Planung verfolgte das seit den 1920er Jahren verpönte Prinzip der Blockrandbebauung, die dann nach 1975 langsam umgesetzt wurde. Mit diesem, über ein Viertel Jahrhundert dau- erndem Großprojekt und den später folgenden Konversionen übernahm Karlsruhe eine Pionier- rolle für die innere Stadtentwicklung in Deutsch- land. Fazit: Eine städtebauliche Zeitenwende Das rasche bauliche Wachstum der 1950er Jah- re setzte sich in den Großstädten der Bundesrepu- blik fort. In der ersten Hälfte der 1960er Jahre war auch in Karlsruhe der Wiederaufbau der teilweise zerstörten Stadt nahezu abgeschlossen. Der mas- sive Ausbau der Verkehrsinfrastruktur nahm sei- nen Anfang. Mit der Bundesgartenschau 1967 er- reichte Karlsruhe eine überörtliche Aufmerksam- keit, was neben den damaligen Bevölkerungs- prognosen zu weiteren planerischen Höhenflügen führte. In der zweiten Hälfte begann in der Stadt- planung die Abkehr von der eher technokra- tischen Auffassung, wie sich die Stadt entwickeln soll. Bis heute ist die Einstellung zu unserer Um- welt und der Praxis der Stadtplanung zutiefst ge- prägt durch den damals einsetzenden gesell- schaftspolitischen Wandel in diesen Jahren. Mar- kante Zeichen waren die Studentenrevolten, die sozialliberale Koalition auf Bundesebene ab 1969 sowie die Ölkrise 1973. Die „Grenzen des Wachs- tums“ (Meadows 1973) kamen hier erstmals in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Stadter- weiterung als Inanspruchnahme von naturnahen Freiflächen blieb zwar weiterhin ein wichtiges Mittel für den Wohnungsbau, wurde aber vor allem wegen der fortschreitenden Zersiedlung des städtischen Umlandes zunehmend kritischer be- gleitet. Die Innenentwicklung gewann nur lang- sam und gegen Widerstände an Bedeutung, eben- so das Ziel, erhaltenswerten Baubestand zu schüt- zen. Ab Mitte der 1970er Jahre setzte sich Stadtplanung als Disziplin für die nächsten Jahr- zehnte an die Spitze der Entwicklung städtischer Räume. Der Zustand des Sanierungsgebiets „Altstadt“ 1968. Foto: Stadtarchiv Hochhausarchitektur in der Richt-Wohnanlage in Durlach Ende der 1960er Jahre. Foto: Stadtarchiv Rekonstruktion einer bandkeramischen Ansiedlung. Foto: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg ku rie r 2 Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge Öffentliche Gebäude und Kirchenbauten Die in Teil 1 (Blick in die Geschichte Nr. 114 vom 17. März 2017) erläuterten neuen Baugebiete zo- gen die Errichtung von Schulgebäuden und Kir- chen nach sich. Dabei entstanden meist gestalte- risch solide, aber auch besondere Bauwerke. Die Drais-Schule in Mühlburg entwickelte sich bau- lich ab 1960. Im selben Zeitraum folgten unter an- derem die Hebel-Schule an der Moltkestraße, die Schlossschule in Durlach, die Rennbuckelschule in der Nordweststadt, die Anne-Franck-Schule in Oberreut und die Heinrich-Köhler-Schule in Rint- heim. Neben diesen für die Grundversorgung not- wendigen Einrichtungen baute die Stadt Gewer- beschulen im Beiertheimer Feld und am Ettlinger Tor den Neubau für die Handelslehranstalten so- wie die Europäische Schule in der Waldstadt. In staatlicher Regie erweiterte sich der Uni-Campus mit Mensa, Bibliothek, Institutsgebäuden für Che- mie, Physik, Mathematik, Nachrichtentechnik so- wie die Bebauung am östlichen Schlossplatz, meist in standardisierter Bauweise. Zahlreiche sa- krale Gebäude aus dieser Zeit stehen unter Denk- malschutz wie die Erlöserkirche in der Hermann- Billing-Straße, die Lukaskirche in der Hagenstra- ße, St. Michael in Beiertheim, die Emmauskirche und St. Hedwig in der Waldstadt sowie die Syna- goge in der Nordweststadt. Das Stadtbild prägen einige öffentliche Einrich- tungen in besonderer Weise wie das Bundesver- fassungsgericht, 1969 fertig gestellt und 2015 in hervorragender Weise erneuert der Öffentlichkeit präsentiert. Für den Neubau des Badischen Staatstheaters bereitete der 1964 abgeschlossene Wettbewerb die Planung vor. Erst 1975 war der Theaterbau fertig gestellt, ein Solitär zwischen dem Stadtzentrum und der Südstadt, weder zur ei- nen noch zur anderen Seite sich öffnend. Am Fest- platz ergänzt seit 1966 die Nancyhalle das Ensem- ble. Der meist als Parkierungsfläche genutzt Platz- raum selbst harrt seit langem einer Gestaltung, die der Bedeutung als innerstädtischem Forum entspräche. Nicht unerhebliche visuelle Bedeutung im Stadtbild kommt einigen Verwaltungsbauten zu wie das ehemalige Badenwerk-Hochhaus von 1965 (jetzt Landratsamt) an der Kriegsstraße. Die damalige Landesversicherungsanstalt (heute Deutsche Rentenversicherung) bezog 1963 ihr Bü- rohochhaus im Beiertheimer Feld. Wer sich von Süden auf das Karlstor zubewegt, blickt unwei- gerlich auf die „Aachener-Münchner“, seit 1963 hinter dem Weltzienschen Haus aufragend. Die innere Stadt gewinnt Aufmerksamkeit Die gesellschaftspolitischen Umwälzungen En- de des Jahrzehnts rückten auch die Stadt als Le- bensraum in den Mittelpunkt. 1970 trat der neue Oberbürgermeister Otto Dullenkopf sein Amt an. Hatte sein Vorgänger Günther Klotz sich Stadtpla- nungsamt, Gartenbauamt und Bauordnungsamt direkt unterstellt, so entstand nun ein klassisches Baudezernat, in dem alle relevanten Dienststellen für Planen und Bauen einschließlich der Liegen- schaftsverwaltung vereint waren. Trotz der neuen Planungsaufgaben für die sieben bis 1975 einge- meindeten Stadtteile mit einer zusätzlichen Flä- che von rund 5 800 ha und 32 200 Einwohnern (1976) gewann die Innenstadt für die Stadtpla- nung an Bedeutung. Einige Planungen und Pro- jekte zeigen dies. Die Gestaltung der Kaiserstraße als Fußgängerzone ab 1972 und die darauf fol- genden Gestaltungsgutachten für die Kaiserstraße und dem Marktplatz sind Hinweise dafür. Der Zielkonflikt zwischen dem dichten oberirdischen Straßenbahnverkehr und den flanierenden Men- Stadtplanung in Karlsruhe 1960 – 1975 (Teil 2) Vom Wiederaufbau zum Ausbau der Stadt von Harald Ringler saltes eingesperrte Kinder. Noel ist zugleich Ver- trauensmann des Joint Antifascist Refugee Com- mittee, das mit Hilfe von Schriftstellern wie John Dos Passos, John Steinbeck, Ernest Hemingway und Howard Fast Geld für diese Flüchtlinge auf- bringt. Nach der Besetzung auch des südlichen Teils Frankreichs 1942 durch die Nazi-Wehrmacht müssen die Fields in die Schweiz fliehen. Von Genf aus betreiben sie als USC-Büro eine „bür- gerlich getarnte Rote Hilfe“ und ermöglichen so weiter Hunderten von Gefährdeten, unter ihnen viele Kommunisten, die Flucht aus Frankreich. Sie arbeiten mit der OSE (Oeuvre de Secours aux En- fants) zusammen, um jüdische Kinder, deren El- tern 1942 schon deportiert worden waren, in die Il- legalität, in die Schweiz oder nach Übersee zu ret- ten, unter ihnen auch die Brüder Arnold und Paul Niedermann aus Karlsruhe. Als Kuriere des französischen Widerstands ar- beiten sie auf Vermittlung des USC mit dem US- Geheimdienst OSS in der Schweiz zusammen. Dieser versorgt Partisanen-Gruppen der Rési- stance mit Geld und Waffen und hat auch Verbin- dungen zum deutschen Widerstand, unter ande- rem zu Mitverschwörern des 20. Juli 1944 in Bern. Während Noel als Kurier unterwegs ist, leitet Her- ta das Büro des USC in Genf. Nach der Befreiung Europas weiten die Fields die Arbeit des USC in Frankreich durch Büros in Lyon, Chambéry, Mar- seille unter anderem aus, ab Sommer 1945 auch in Polen. Mehrere Reisen für das USC führen in die USA, nach Mexiko und Deutschland. Im Sommer 1948 verbringen sie einige Tage bei Hertas Mutter in Karlsruhe. 1949 hinter dem Eisernen Vorhang gekidnappt Im Mai 1949 reist Noel nach Prag. Herta und Noels Bruder Hermann sind beunruhigt, als sie wochenlang nichts von ihm hören. Hermann will im August von Warschau aus nach Prag, um sei- nen Bruder zu suchen. Er kommt jedoch nie dort an; er wird ohne Prozess in einem Kerker bei War- schau eingesperrt, er überlebt fünf Jahre ohne Ta- geslicht, vier davon in Isolationshaft. Herta wird aus der Schweiz nach Bratislava gelockt unter dem Vorwand, ihr Mann Noel sei dort nach einem Anschlag der CIA im Krankenhaus. Sie wird an den ungarischen Geheimdienst AVH ausgeliefert und in Budapest ebenfalls für fünf Jahre einge- sperrt. Sie wird – wie Noel – „Zwangseinwir- kungen“ unterzogen, ein Euphemismus für Folter. 1950 macht sich die Adoptivtochter der Fields, Eri- ca Wallach geb. Glaser, auf die Suche. Sie wird durch einen Brief eines Bekannten nach Ostberlin gelockt und vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS), verhaftet. In über einem Jahr Isolationshaft in Gefängnissen des MfS und der UdSSR in Berlin und Verhören unter anderem durch Erich Mielke soll sie durch Schlafentzug, Kälte und Schläge zu dem „Geständnis“ gebracht werden, sie sei eine US-Spionin. An Heiligabend 1952 verurteilt sie ein extralegales sowjetisches Militärgericht in Berlin ohne Einhaltung von Mindeststandards wie Verteidigung beziehungsweise Berufungsmög- lichkeit zum Tode. Nach einem halben Jahr in Moskau in der Todeszelle in Isolationshaft wird sie nach Stalins Tod zu 15 Jahren Zwangsarbeit „be- gnadigt“ und ins Straflager bei Workuta nördlich des Polarkreises deportiert. Die „Field-Affäre“ und der Kreuzzug Moskaus gegen „Abweichler“ Nach dem Kidnapping von Noel und Herta Field 1949 beginnt – gesteuert von Moskau – in den Staa- ten Osteuropas im Zuge des „Kaltes Krieges“ ein Kreuzzug gegen angebliche US-Agenten bezie- hungsweise Abweichler von der Parteilinie. Noel Field wird von den jeweiligen Parteibüros zum Be- lastungszeugen gegen Menschen aufgebaut, die nicht kriecherisch jede Wendung der sich kommu- nistisch nennenden Parteien mitmach(t)en oder aus anderen Gründen beseitigt werden soll(t)en: Wer mit Noel Field Kontakt hatte, wird beschuldigt, Agent der „anglo-amerikanischen Verschwörung gegen den Kommunismus“, des „Zionismus“ oder sonstiger angeblicher Feinde der UdSSR zu sein. Hunderte von kommunistischen Spanienkämpfern und Mitgliedern der Résistance, die mithilfe der Fields und des USC gerettet wurden, geraten in die tödliche Schusslinie der kommunistischen Par- teien. Die konstruierte und nicht belegbare Ankla- ge ist immer dieselbe: Noel Field habe Kontakte zum US-Geheimdienst OSS und sei US-Agent ge- wesen, der alle Menschen „umgedreht“ und sie zu CIA-Agenten gemacht habe, mit denen er zu tun hatte. Daraus resultiert der Vorwurf der „Kon- taktschuld“. In Geheim- prozessen, die allen rechtsstaatlichen Verfah- ren Hohn sprechen, wer- den unter der Folter er- presste Aussagen von Field, die er bald wi- derrief, zum Instrument der Ankläger, ohne dass Noel oder Herta Field je angeklagt werden oder als Zeugen aussagen können. Besonders ge- fährdet sind Menschen mit jüdischem Familien- hintergrund: Opfer der von Moskau gesteuerten Schau-Prozesse in den osteuropäischen Staaten, auch in der DDR, sind mehrheitlich Juden. Dass die DDR-Führung keine Todesurteile anordnete und keine Leichen produzierte, lag nicht an mangeln- der Linientreue zu Moskau oder gar an Mensch- lichkeit, sondern daran, dass die Wellen der soge- nannten „Field-Affäre“ sie erst erreichten, als aus Moskau 1953 schon andere Signale kamen – To- desfälle oder „Selbstmorde“ im Zug der Field-Af- färe bleiben bis heute ungeklärt. Die auch in der DDR drohende Gefahr, ins Visier des MfS zu gera- ten, brachte Spanienfreiwillige und „Westemi- granten“ dazu, ihre Herkunft aus einer jüdischen Familie vorsichtshalber zu eliminieren bzw. ihren Namen bzw. ihre Biografie „anzupassen“. Freilassung 1954 Herta, Hermann und Noel Field werden 1954 freigelassen, halbherzig rehabilitiert und mit Geld entschädigt. Herta und Noel leben danach in Un- garn. Hintergrund ist das „Tauwetter“ in der UdSSR nach dem Tode Stalins 1953. Hertas Adop- tivtochter Erica wird 1955 nach Westberlin abge- schoben. In den USA angekommen, wird sie sofort vor den „Ausschuss für unamerikanische Angele- genheiten“ geladen und als „Kronzeugin“ gegen das Sowjet-System vorgeführt. Erst 1957 darf sie zu ihrer Familie. Herta Field aus Karlsruhe hat noch zweimal Kontakt zu ihrer Familie: Im Spätsommer 1955 be- sucht ihre Mutter Katherina sie in Ungarn. Erst 1976 kommt es in Budapest zu einem letzten Tref- fen der Adoptivtochter Erica und Herta Field, die die Tochter jedoch nicht mehr erkennt. Noel Field stirbt 1970, Herta Field geb. Vieser stirbt 1980. Ihr Urnengrab befindet sich auf dem Farkasreti- Friedhof in Budapest. Das Fasanenschlösschen im Schlossgarten um 1930. Hier absolvierte Herta Vieser zu Beginn der 1920er Jahre im Fröbel-Seminar eine Ausbildung zur Fürsorgerin. Foto: Stadtarchiv Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 3 Alt- und Mittelsteinzeit Aus der Region Karlsruhe haben wir bisher nur wenige Funde aus der älteren Altsteinzeit (Altpa- läolithikum, ab etwa 700 000 v. Chr.), der mittleren Altsteinzeit (Mittelpaläolithikum, ab etwa 250 000 v. Chr.) und der jüngeren Altsteinzeit (Jungpaläo- lithikum, ab etwa 35 000 v. Chr.). In Dieser Zeit waren die Menschen als Jäger und Sammler nicht sesshaft, sondern hielten sich nur vorübergehend an einem Platz auf. Die nicht weit entfernte elsäs- sische Fundstelle Achenheim zeigt aber, dass Menschen im Alt- und im Mittelpaläolithikum die Region bewohnten. Der Fund eines kleinen Faust- keils unmittelbar östlich von Bruchsal kann bele- gen, dass sich der Neandertaler hier vor etwa 80 – 60 000 Jahren aufhielt. Menschen vom Typ Homo sapiens lagerten an verschiedenen Stellen in der Umgebung von Kleinsteinbach und von Kö- nigsbach. Hier wurden Steinwerkzeuge entdeckt, die etwa 35 – 30 000 Jahre alt sind. Verschiedene Fundstellen aus der mittleren Steinzeit (Mesolithi- kum, ab etwa 10 000 v. Chr.), der Zeit der letzten Jäger und Sammler in Mitteleuropa unmittelbar nach dem Ende der Eiszeit, aus dem Bereich Phi- lippsburg und Ettlingen, bezeugen die Anwesen- heit von Jägern und Sammlern vor 12 000 bis 9 000 Jahren. Auch wenn die Zahl der Fundstellen nicht sehr hoch ist, kann doch angenommen werden, dass die Umgebung von Karlsruhe seit 400 000 Jahren immer wieder von Menschen aufgesucht wurde. Jungsteinzeit Um 5 500 v. Chr. breiteten sich, begünstigt durch ein wärmeres Klima, die frühen jungsteinzeit- lichen Kulturgruppen aus und es ist anzunehmen, dass die letzten mittelsteinzeitlichen Jäger und Sammler einige Jahrhunderte neben den ersten jungsteinzeitlichen (neolithischen) Ackerbauern lebten. Die ältesten Belege für Ackerbau und Viehzucht stammen aus einem kleinen Teilgebiet des Vorderen Orients, das gemeinhin als „Frucht- barer Halbmond“ bezeichnet wird. Die neue bäu- erliche Kultur, die auch mit einem Bevölkerungs- wachstum einherging, breitete sich über die Ägäis nach Südosteuropa und von dort über die Karpa- ten bis nach Mitteleuropa aus. Als Folge der neu- en Wirtschaftsform errichtete man feste Sied- lungen mit großen Langhäusern. Diese waren et- wa 30 bis 40 Meter lang und fünf bis acht Meter breit mit lehmverputzten Wänden aus Flechtwerk und bildeten, in Reihe angeordnet, die Ansied- lungen. Funde belegen den Anbau von aus dem vorderen Orient stammenden Getreidesorten Em- mer, Einkorn sowie Gerste und Erbsen wie Linsen. Als Haus- und Nutztiere hielten die Bewohner Rinder und Schweine sowie Schafe und Ziegen. Man begann, Geräte aus geschliffenem Felsge- stein und Gefäße aus Ton herzustellen. Die Tonge- fäße wurden im gesamten Verbreitungsgebiet ein- heitlich mit kurvolinearen Bandmustern verziert, die namensgebend für diese weitverbreitete Kul- turgruppe (linearbandkeramische Kultur, etwa 5 500 bis 4 800 v. Chr.) wurde. Aufgrund der fruchtbaren Lössböden war un- ter anderem der Kraichgau ein bevorzugtes Sied- lungsgebiet und gilt deshalb als erste Kulturland- schaft der Region. In Durlach deuten Lesefunde im Bereich der Lußstraße (Gewann Lußsteige) auf eine bandkeramische Siedlung hin. Mit sei- Ein Blick weit zurück Die Region Karlsruhe in der Steinzeit von Michael Gimber schen in der Hauptgeschäftsstraße löste die im sel- ben Jahr vorgelegte Studie für eine U-Strab aus. Erst nach der Umsetzung der Kombi-Lösung An- fang der 2020er Jahre wird die Karlsruher Innen- stadt die notwendige Attraktivität erhalten. Auch finden sich in der 1972 von der Stadtverwaltung vorgelegten Broschüre „Karlsruhe plant und baut für seine Bürger“ schon die ersten Überlegungen für die Verkehrsentlastung der Durlacher Allee durch einen Ausbau der östlichen Kriegsstraße. Die größte Herausforderung dieser Zeit wurde die Sanierung des „Dörfle“. Ab 1955 blieb der Straßendurchbruch im Zuge der heutigen Fritz- Erler-Straße eine Konstante der Sanierungspläne, die 1959 förmlich beschlossen wurde. Die Ab- bruchmaßnahmen für zwei Drittel der Fläche be- gannen in den 1960er Jahren und hinterließen noch viele Jahre eine große Brache inmitten der Altstadt. Der im Sinne der damaligen Vorstel- lungen von Urbanität durch Dichte vorgelegte Entwurf von 1968 und die darauf folgende öffent- liche Kritik führten dann zum international ausge- schriebenen Altstadtwettbewerb von 1970. Die letztendlich ausgewählte, überarbeitete und 1972 vorgelegte Planung verfolgte das seit den 1920er Jahren verpönte Prinzip der Blockrandbebauung, die dann nach 1975 langsam umgesetzt wurde. Mit diesem, über ein Viertel Jahrhundert dau- erndem Großprojekt und den später folgenden Konversionen übernahm Karlsruhe eine Pionier- rolle für die innere Stadtentwicklung in Deutsch- land. Fazit: Eine städtebauliche Zeitenwende Das rasche bauliche Wachstum der 1950er Jah- re setzte sich in den Großstädten der Bundesrepu- blik fort. In der ersten Hälfte der 1960er Jahre war auch in Karlsruhe der Wiederaufbau der teilweise zerstörten Stadt nahezu abgeschlossen. Der mas- sive Ausbau der Verkehrsinfrastruktur nahm sei- nen Anfang. Mit der Bundesgartenschau 1967 er- reichte Karlsruhe eine überörtliche Aufmerksam- keit, was neben den damaligen Bevölkerungs- prognosen zu weiteren planerischen Höhenflügen führte. In der zweiten Hälfte begann in der Stadt- planung die Abkehr von der eher technokra- tischen Auffassung, wie sich die Stadt entwickeln soll. Bis heute ist die Einstellung zu unserer Um- welt und der Praxis der Stadtplanung zutiefst ge- prägt durch den damals einsetzenden gesell- schaftspolitischen Wandel in diesen Jahren. Mar- kante Zeichen waren die Studentenrevolten, die sozialliberale Koalition auf Bundesebene ab 1969 sowie die Ölkrise 1973. Die „Grenzen des Wachs- tums“ (Meadows 1973) kamen hier erstmals in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit. Stadter- weiterung als Inanspruchnahme von naturnahen Freiflächen blieb zwar weiterhin ein wichtiges Mittel für den Wohnungsbau, wurde aber vor allem wegen der fortschreitenden Zersiedlung des städtischen Umlandes zunehmend kritischer be- gleitet. Die Innenentwicklung gewann nur lang- sam und gegen Widerstände an Bedeutung, eben- so das Ziel, erhaltenswerten Baubestand zu schüt- zen. Ab Mitte der 1970er Jahre setzte sich Stadtplanung als Disziplin für die nächsten Jahr- zehnte an die Spitze der Entwicklung städtischer Räume. Der Zustand des Sanierungsgebiets „Altstadt“ 1968. Foto: Stadtarchiv Hochhausarchitektur in der Richt-Wohnanlage in Durlach Ende der 1960er Jahre. Foto: Stadtarchiv Rekonstruktion einer bandkeramischen Ansiedlung. Foto: Landesdenkmalamt Baden-Württemberg ku rie r Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 1 Karlsruher stadthistorische Beiträge Nr. 115·30. Juni 2017 Ludwig Haas Als der linksliberale Politiker Ludwig Haas am 2. August 1930 im Alter von 55 Jahren verstarb, ver- lor die Weimarer Republik einer überzeugten De- mokraten, der auch in Karlsruhe und Baden maß- geblich politisch in Erscheinung getreten war. Die ersten Lebensjahre verbrachte Ludwig Haas in Freiburg, wo er am 16. April 1875 geboren wurde. Nach dem frühen Tod des Vaters 1888 zog er von Landau, wo der Vater seit 1883 einen Weinhandel betrieben hatte, nach Bruchsal. Dem Abitur und dem Militärdienst in Heidelberg folgte ein Jurastu- dium in München und Freiburg, dort wurde er 1898 promoviert. In Karlsruhe ließ er sich 1901 als Rechtsanwalt nieder. Seine zunächst mit Dr. Oskar Reiter, dann mit Joseph Hug geführte Kanzlei wur- de bald eine der renommiertesten in Baden. Politisch trat der aus einem liberalen jüdischen Elternhaus stammende Ludwig Haas 1906 als Mit- glied des Karlsruher Demokratischen Vereins in Erscheinung. 1908 wurde er für die linksliberale Demokratische Volkspartei in den Karlsruher Stadtrat gewählt, dem er bis 1919 angehört. Hier war er seinem sozialpolitischen Schwerpunkt ent- sprechend u. a. Mitglied des Armen- und Waisen- rates. Früh setzte Haas sich – auch publizistisch – für die Gleichberechtigung der Frau und die Emanzipation der Juden ein, seine jüdische Her- kunft vertrat er immer mit Überzeugung. Die Einigung der liberalen Kräfte war ihm im- mer ein wichtiges Ziel. So unterstützte er die Fusi- on der linksliberalen Parteien 1910 zur Fortschritt- lichen Volkspartei vorbehaltlos. Als deren Kandi- dat wurde Haas 1912 in den Reichstag gewählt, dem er mit einer kurzen Unterbrechung bis zu sei- nem Tode angehörte. 1918 war Haas, ein Mann des Ausgleichs zwischen den Parteien, als Innen- minister der Vorläufigen Badischen Volksregie- rung mit Ludwig Marum einer der entschei- denden Politiker, die in Baden in der Übergangs- zeit für eine Mehrheitsregierung und stabile Ver- hältnisse sorgten. Am 5. Januar 1919 folgte die Wahl in die Badische Nationalversammlung. Die- ses Landtagsmandat legt er im April 1919 nieder, noch in demselben Jahr schied er aus seinem Mi- nisteramt aus, blieb aber noch bis Juli 1920 Regie- rungsmitglied als Staatsrat. Der Schwerpunkt der politischen Tätigkeit von Ludwig Haas lag nach 1920 nun eindeutig in der Reichspolitik. Dem Reichstag gehörte er wieder von 1920 bis zu seinem Tode am 2. August 1930 als Mitglied der linksliberalen Deutschen Demokrati- schen Partei an, deren Fraktionsvorsitz er 1928/29 innehatte. Seiner demokratischen Grundüberzeu- gung entsprechend war er 1924 einer der Grün- dungsmitglieder des zur Verteidigung der Repu- blik gegründeten Reichsbanners Schwarz-Rot- Gold. Dennoch musste Haas den Beginn des Niedergangs der Demokratie seit 1929 erleben. Sein früher Tod verhinderte aber, dass er als über- zeugter Jude und Demokrat Opfer des NS-Terrors seit 1933 wurde. Ernst Otto Bräunche 1875 – 1930 Foto: Stadtarchiv Fortsetzung Seite 2 Herta Vieser ist 1904 in Karlsruhe geboren, die Mutter Katherina stammt aus der Gemeinde Owen am Rande der Schwäbischen Alb, der Vater Karl Johann ist Sekretär bei der Markgräflichen Domänenverwaltung in Karlsruhe. Die Familie, zu der auch die jüngere Schwester Gertrude gehört, wohnt in der Bismarckstraße 79 in einer besseren Wohngegend in der Nähe zahlreicher Einrich- tungen der Regierung. 1913 lässt sich der Vater pensionieren und die Familie zieht in die Schweiz nach Zürich. In der Nachbarschaft dort wohnt die Familie Field aus den USA. Drei Jahre besuchen Herta und der gleichaltrige Noel Field dieselbe Schule. Vom Herbst 1920 bis Frühjahr 1922 absol- viert Herta in Karlsruhe im Fröbel-Seminar im Fa- sanenschlösschen eine Ausbildung zur Fürsorge- rin. Nach dem Tod des Vaters geht sie im Herbst 1922 in die USA, sie arbeitet ein Jahr in Elmhurst/ New York als Kindermädchen und in einer Textil- fabrik. Anschließend ist sie im Haushalt der Fami- lie Field in Cambridge beschäftigt. Im Mai 1925 heiraten Herta und Noel. Das Ehepaar Field in den USA und in Europa Ob Herta in der Schweiz vom Pazifismus in der Familie Field, geprägt von den Quäkern, ob sie von Noels Aktivitäten 1921 bei der Gründung eines „Weltfriedensbundes der Jugend“ etwas weiß, muss offenbleiben. Sicher kennt sie die Tä- tigkeit ihres Mannes in der „Jugend für den Frie- den“, gemeinsam protestieren sie mit ihren nicht- weißen Freunden gegen Apartheid und 1927 für die Freilassung von Sacco und Vanzetti. 1929, als die Weltwirtschaftskrise beginnt, nehmen sie teil an Demonstrationen von Arbeitslosen. In diese Zeit fällt ihre Hinwendung zur Kommunistischen Partei (KP). Die Beiden leben nonkonformistisch in New York mit vielen Katzen, haben ein Motor- boot, sind viel mit dem Zelt draußen und frönen der Freikörper-Kultur. Noel, inzwischen erfolgreicher Harvard-Absol- vent, ist im US-Außenministerium zuständig für Abrüstungsfragen. Er nimmt 1930 als Mitglied der US-Delegation an einer Abrüstungs-Konferenz Herta Field, geborene Vieser aus Karlsruhe NS-Gegnerin und Opfer stalinistischer Verfolgung von Brigitte und Gerhard Brändle und 1935 an der Flottenkonferenz in London teil und ist Informant für den sowjetischen Geheim- dienst. 1936 wird Noel vom US-Außenministerium zum Völkerbund in Genf entsandt. Herta verbin- det die Reisen nach Europa und den Aufenthalt in Genf mit Besuchen bei Mutter und Schwester, die inzwischen wieder in Karlsruhe leben, und trifft sich auch mit Freunden sowie einer Freundin aus der Zeit im Fröbel-Seminar. 1938 werden die Fields bei einer Reise nach Moskau Mitglieder der KP. Hertas Schwager Her- mann Field und ihre Schwiegermutter Nina geb. Eschwege nutzen ihre Reisen aus der Schweiz als Boten für die internationale kommunistische Be- wegung bzw. zur Unterstützung der Anti-Nazi- Kräfte im „Reich“. Ende 1938 begleitet Herta ih- ren Mann bei einem Völkerbund-Mandat in Spa- nien, bei dem es um den Abzug der nichtspani- schen Verteidiger der Republik nach Frankreich geht. Dabei lernen sie viele Spanienfreiwillige aus Deutschland kennen, bei deren Rettung vor dem Zugriff der Nazis sie später eine wichtige Rolle spielen werden. Im Krieg: Fluchthilfe und Unterstützung der Résistance 1940 verliert Noel seine Stellung als US-Diplo- mat beim Völkerbund. Ab Frühjahr 1941 leiten Herta – inzwischen tätig für die illegale KP der Schweiz mit dem Decknamen „Senta Wolf“ – und Noel eine Hilfsorganisation des Unitarian Service Committee (USC) in Marseille. Dieses Komitee unterstützt – anders als das Emergency Rescue Committee mit Varian Fry – vor allem Antifaschis- ten, die in Internierungslagern wie Gurs und Le Vernet oder in der Illegalität leben und denen die Auslieferung an die Nazis droht. Die Fields besor- gen Lebensmittel, Geld, neue Papiere und die me- dizinische Versorgung. Für die Kommunisten un- ter den Flüchtlingen – oft Spanienfreiwillige – ist dies existenziell, da sie aufgrund der Einwande- rungsbeschränkungen nicht in die USA einreisen können. Etliche gelangen mithilfe der Fields auf Umwegen nach Mexiko, unter ihnen auch Hans Marum aus Karlsruhe, seine Frau Sophie und die Kinder Ludwig und Andrée im März 1942. Herta Field sorgte im Ju- ni 1941 nach Angaben von Andrée Fischer-Ma- rum dafür, dass die hoch- schwangere Sophie Ma- rum aus dem Hotel Bom- pard, einem provisori- schen Internierungsla- ger für Frauen und Kin- der, in ein Heim der Quäker bei Marseille verlegt und mit Baby- Erstausstattung versorgt wird. Herta ist auch be- teiligt an der Einrichtung von Kindergärten für Tausende im Lager Rive- Herta und Noel Field 1948 in Warschau. Foto: Privatarchiv Werner Schweizer 4 Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge Beim Spaziergang in Grötzingen zwischen den Ein- und Zweifamilienhäusern im Gewann Junge Hälden fällt ein Schwenk der Straße Am Liepolds- acker auf. Von Süden kommend stößt man auf ei- nen Spielplatz und dahinter ein kleines von He- cken umsäumtes und von alten Bäumen be- schirmtes Grundstück. Tritt man näher, entdeckt man durch ein verschlossenes, eisernes Gittertor Grabsteine mit hebräischen Schriftzeichen. Da- neben informiert eine Hinweistafel, dass dies einst der Friedhof der jüdischen Gemeinde von Grötzingen war. Seit 1895 planten die Grötzinger Juden die An- lage eines eigenen Friedhofs. Sie wollten für den Besuch der Gräber ihrer Angehörigen nicht mehr den weiten Weg nach Obergrombach machen, wo diese bislang auf dem jüdischen Verbandsfriedhof bestattet wurden. 1903 konnten sie dann ein weit vor dem Dorf gelegenes Grundstück dafür erwer- ben. Damals lebten in dem Ort an der Pfinz über 70 Menschen jüdischen Glaubens. Die Dokumen- tation der Grabinschriften, die das Landesarchiv Baden-Württemberg im Internet zugänglich ge- macht hat, verzeichnet als ältesten Grabstein den der Sara Palm, die am 30. Dezember 1905, einem Sabbat, im Alter von 55 Jahren verstorben ist. Die erste Bestattung fand also 1906 statt. Zuletzt beer- digt wurde hier die am 20. April 1935 mit 27 Jah- ren bei einem Arbeitsunfall verstorbene Maria Traub. Damals lebten noch etwa 20 Juden im Dorf. Insgesamt fanden in den 30 Jahren 16 Tote hier ihre letzte Ruhestätte. Darunter Hans Julius Na- than, der 1916 nur vier Monate alt wurde, worauf der kleine Grabstein hinweist. Die Inschriften auf den 13 Grabsteinen, die dem jüdischen Kultus entsprechend nach Osten ausgerichtet sind, wei- sen zudem drei Doppelgräber aus: Die Geschwi- ster Fanny und Bernhard Traub, die beide 1913 im Alter von 74 und 81 Jahren gestorben sind, und die Ehepaare Raphael und Rosa Fröhlich sowie Joseph und Helene Palm. Paargräber, bei denen der später Verstorbene ein eigenes Grab neben dem seines Gatten erhielt, gelten auf jüdischen Friedhöfen als unüblich, Das Besondere in Gröt- zingen ist zudem, dass nicht jedes Grab wie vor- gegeben einen eigenen Grabstein bekommen hat. Der Name des bzw. der zweiten Verstorbenen wurde nachträglich auf den vorhandenen Stein eingemeißelt. Die Namen der Toten – Palm, Traub, Fröhlich, Sinauer, Veith – tauchen über lange Zeit in der Geschichte der Grötzinger Juden auf. Fünf Jahre nach der letzten Beerdigung erlitten am 22. Oktober 1940 auch zehn noch in Gröt- zingen lebende Juden die Deportation in das La- ger Gurs in Südfrankreich. Der während der Reichspogromnacht 1938 nicht zerstörte Friedhof wurde danach geschlossen und das Gelände 1943 von der Gemeinde gekauft. Den nicht mit Gräbern belegten Teil nutzte man für die Landwirtschaft. Die Grabstätten blieben erhalten, da im Kaufver- trag bestimmt war, dass die für Gräber übliche Schonfrist einzuhalten sei. Ein weiter Grund dafür war wohl die Absicht des „Reichsinstituts für die Geschichte des neuen Deutschland“, ein Ver- zeichnis der Grabsteininschriften auf allen Juden- friedhöfen zur „genealogischen Erforschung des Judentums und seiner Verbreitung im deutschen Volkskörper“ zu erstellen. Nach dem Ende der NS-Diktatur ging der jü- dische Friedhof in Grötzingen im Rahmen der Re- stitution jüdischen Eigentums, da es nun keine jü- dische Gemeinde im Ort mehr gab, in den Besitz des Oberrats der Israeliten Badens über. Zur Pfle- ge der nicht mehr genutzten Friedhöfe kam es 1957 zu einer Absprache zwischen dem Bund, den Ländern und Vertretern jüdischer Organisationen. Unter Beachtung des jüdischen Kultus, wonach die Totenruhe unantastbar ist, sollen diese Fried- höfe seitdem als in die Landschaft eingefügte Ge- samtheit dauerhaft erhalten bleiben. Die Kosten für die Pflege teilen sich Bund und Länder, die Pflegearbeiten obliegen den Kommunen. Der kleine, nur 108 Quadratmeter große und vollstän- dig mit Steinplatten belegte Grötzinger Friedhof ist einer der jüngsten der 145 jüdischen Friedhöfe in Baden-Württemberg. Er gilt nach dem Denk- malschutzgesetz von 1984 aus heimatgeschicht- lichen Gründen als Kulturdenkmal. Carlsruher Blickpunkt Der jüdische Friedhof in Grötzingen von Manfred Koch Foto: Stadarchiv nen beispiellosen und schwierig zu interpretie- renden Befunden erlangte die Fundstelle von Herx- heim (Pfalz) westlich von Karlsruhe überregionale Be- deutung. Gegen Ende der bandkera- mischen Kultur dürfte ein Zu- sammentreffen vielfältiger Ursa- chen einerseits zu einem Besied- lungsrückgang und zum anderen zu einem gravierenden Wandel der Wirtschafts-, Siedlungs- und vermutlich auch Gesellschafts- strukturen geführt haben. Es bil- den sich, benannt nach den jewei- ligen Ausgrabungsorten, als mittel- neolithischer Kulturenkomplex in zeitlicher Abfolge die Kulturgruppen Hinkelstein, Großgartach und Rössen heraus (etwa 4 800 bis 4 300 v. Chr.). Die Böden waren durch intensiven Ackerbau und Überweidung der vorangegangenen Zeit ausge- laugt. So war die mittelneolithische Bevölkerung gezwungen, auf weniger fruchtbare Böden aus- zuweichen und auch vorher gemiedene Kuppen und Höhenlagen aufzusuchen. Ausgesprochene Höhensiedlungen sind jedoch erst ab der Rös- sener Kultur nachweisbar, wie für unseren Raum beispielsweise auf dem Hopfenberg bei Berghau- sen (Pfinztal). Der letzte große Abschnitt der Jungsteinzeit wird als Jungneolithikum (circa 4 300 bis 3 000 v. Chr.) bezeichnet. Das Klima ist in dieser Periode anfangs kühl und trocken, wird aber im Lauf der Zeit deutlich feuchter. Die Siedlungsweise verändert sich in unserem Raum grundlegend. Of- fene Siedlungen ohne Umweh- rung verschwinden anscheinend weitgehend. An ihre Stelle treten befestigte Höhensiedlungen auf isoliert liegenden Kuppen. Das bekannteste Beispiel dafür ist der Michaelsberg bei Untergrombach, auf dem bereits 1889 erste Ausgra- bungen stattfanden. Dabei wurden in zahlreichen Gruben unzählige Scherben von Keramikgefäßen gefunden, wie man sie bis dahin nicht kannte. Einem in der Archäologie üb- lichen Verfahren folgend, benannte man die neu erkannte Kulturgruppe nach dem Fundort als „Michelsberger Kultur“. Die Gefäße blieben weit- gehend unverziert. Typisch für die Kulturgruppe ist ein Gefäß, das in der Form eines Tulpenbechers gearbeitet ist. Durch weitere Forschungen wurde erkannt, dass sie in einem Gebiet zwischen Pari- ser Becken und Nordböhmen sowie dem Nord- rand der deutschen Mittelgebirge und dem Bo- densee verbreitet ist. Ende der Jungsteinzeit Gegen 3 000 v. Chr. verschwindet die Michelsber- ger Kultur offenbar aus dem nordbadischen Raum. Bisher lässt sich nicht erkennen, was an ihre Stelle tritt. Ob das Land wirklich siedlungsleer wurde oder ob nachfolgende Kulturen eine spurenlose Siedlungsweise pflegten ist derzeit nicht zu ent- scheiden. Für mehrere Jahrhunderte fehlen jegli- che Hinweise auf menschliches Leben. Etwa ab 2 600 v. Chr. lässt sich in der Region die Kulturgrup- pe der Schnurkeramik und, zeitlich nur wenig spä- ter, die Kulturgruppe der Glockenbecher nachwei- sen, beide benannt nach der ihr jeweils eigenen charakteristischen Keramik. Beide Kulturgruppen lassen sich nur aus ihren Bestattungen bzw. Grab- funden erschließen. Die dazu anzunehmenden Siedlungen waren offensichtlich in einer Bauart er- richtet, die im Boden nur wenig Spuren hinterlie- ßen. Die Gräber der Kulturgruppe der Schnurkera- mik werden unter aufgeschütteten Grabhügeln an- gelegt, die in der Region außerordentlich selten sind. Eine Grabhügelgruppe ist zum Beispiel in Helmsheim (Stadt Bruchsal) bekannt. Auch die Gräber der Kulturgruppe der Glockenbecher sind äußerst selten. Außer einem Grab bei Neudorf (Gra- ben-Neudorf) gibt es bisher in der Region nur zwei weitere Fundstellen. Die in beiden Kulturgruppen gelegentlich auftretenden Kupfergegenstände wei- sen auf weitreichende Wirtschaftsbeziehungen hin. Gleichzeitig zeigen sie, dass um das Jahr 2 200 v. Chr. das Ende der Jungsteinzeit erreicht ist. Es ist mit einer Kontinuität der Bevölkerung in der fol- genden frühen Bronzezeit zu rechnen. „Tulpenbecher“ der Michels- berger Kutur. Foto: Landesdenkmalamt Baden-Württembergx- von Be- dkera- n Zu- er Ursa- Besied- anderen Wandel ngs- und schafts- Es bil- en jewei- als mittel- mplex in ulturgruppen und Rössen Chr.) in die und tr der Ze Siedlu unsere fene S rung v weitgehe befestig isoliert lie Das beka der Michae auf dem be bungen stattfa „T be Herausgeber / Redaktion: Dr. Manfred Koch Herstellung: Badendruck „Blick in die Geschichte“ online ab Nr. 61/2003 unter: www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/ blick_geschichte/ausgaben.de kurier Blick115_1 Blick115_2 Blick115_3 Blick115_4
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick115/HF_sections/content/1499335884392/ZZn1EpwNwR66Ed/Blick%20115.pdf
Karlsruhe: Stadtgeschichte Digitale Angebote: Stadtchronik Karlsruhe Die Chronik bietet Einträge zur Geschichte der Stadt Karlsruhe von ihrer Gründung als Residenz­stadt im Jahre 1715 an bis in die Gegenwart als Zentrum der Techno­lo­gie­Re­gion Karlsruhe. Stadt­teilchro­ni­ken der einge­mein­de­ten, ehemals selbstän­di­gen Stadtteile, die zum Teil sehr viel älter sind als Karlsruhe, liefern histo­ri­sche Infor­ma­tio­nen über die Entwick­lung des geogra­fi­schen Raumes, den die Großstadt Karlsruhe heute einnimmt. Die den Einträgen zugeord­ne­ten Bilder veran­schau­li­chen auch das jeweilige Zeitko­lo­rit, und an der Folge histo­ri­scher Stadtpläne kann die stadt­pla­ne­ri­sche Entwick­lung nachvoll­zo­gen werden. 1930 Die Stadt kauft das Gelände des alten Bahnhofs an der Kriegsstraße von der Reichsbahn. 1930 Die Bebauung um den Kolpingplatz nach Plänen Hermann Billings beginnt. 3. Januar 1930 Im Residenz-Theater wird mit dem amerikanischen Film "Submarine" erstmals ein Film vorgeführt, bei dem über Schallplatte der Ton zu den Bildern gleichzeitig eingespielt wird. Mit "The Singing Fool" wird knapp drei Monate später der erste vollsynchronisierte Film in der Schauburg gezeigt. 1. April 1930 Das Badische Landestheater wird als staatliche Institution gemeinsam von Stadt und Land betrieben und verwaltet. 1. April 1930 Karlsruhe erhält im Norden durch die Aufteilung der abgesonderten Gemarkung Hardtwald eine Gebietsvergrößerung um etwa 1.300 ha. Fast 34 % der Gemarkungsfläche sind nun mit Wald bewachsen. 22. April 1930 Das Palais der Gräfin Solms geht als Vermächtnis in den Besitz der Stadt über. Heute befinden sich dort Ecke Reinhold-Frank-/Bismarckstraße das Gästehaus der Stadt und das Standesamt. 1. Juni 1930 20.000 Zuschauer kommen zum Karlsruher Großflugtag. 14. Juni 1930 Verhaftung von Nationalsozialisten wegen verbotenen Uniformtragens. 11. - 14. Juli 1930 Veranstaltung "Der Badische Heimattag" als "Welttreffen der Badener". Auf dem gleichzeitig abgehaltenen Kongress der "führenden Badener in Wissenschaft, Kunst und Wirtschaft" hält der Philosoph Martin Heidegger erstmals seinen Vortrag "Vom Wesen der Wahrheit". 14. September 1930 Bei den Reichstagswahlen wird die NSDAP stärkste Partei in Karlsruhe. 2. November 1930 Einweihung des von Hermann Binz geschaffenen Gefallenendenkmals der Stadt auf dem Ehrenfriedhof des Hauptfriedhofs. 10. November 1930 Die Karlsruher Notgemeinschaft wird gegründet. Dieser Zusammenschluss der karitativen Verbände soll vorwiegend die Not jener lindern helfen, die als "Wohlfahrtserwerbslose" keinen Anspruch mehr auf Arbeitslosenunterstützung haben. Das waren bei der Gründung bereits 2.500, 1932 werden 6.430 gezählt. 16. November 1930 Bei den Wahlen zum Bürgerausschuss wird die NSDAP mit 28 von 84 Abgeordneten stärkste Fraktion, womit sie bei dem vom Bürgerausschuss am 8. Dezember gewählten Stadtrat ebenfalls mit 8 von 24 Stadträten am stärksten vertreten ist. 21. November 1930 Eröffnung des Studentenhauses beim Durlacher Tor nach Plänen von Fritz Hirsch. 19. Dezember 1930 Im Landtag im Ständehaus kommt es zu einer Schlägerei zwischen Abgeordneten des Zentrums und der Nationalsozialisten. 8. April 1931 Die Schiffsbrücke über den Rhein bei Maxau wird durch die Kollision eines Dampfers schwer beschädigt und mehrere Wochen unpassierbar. 11. Mai 1931 Im Bürgerausschuss kommt es zu einer von den Nationalsozialisten provozierten Prügelei mit den Kommunisten. 26. Mai 1931 Während eines Propagandaumzuges der NSDAP in Karlsruhe wird das Lahrer SA-Mitglied Paul Billet auf der Kaiserstraße in Höhe der Adlerstraße von Gegendemonstranten getötet. Am 23. November 1935 wird an der Stelle ein Denkmal enthüllt, das im Juni 1945 auf Anweisung der französischen Besatzungsmacht beseitigt wird. 26. Juni 1931 Der "Führer", die Zeitung der badischen NSDAP, wird für vier Wochen verboten. 5./6. September 1931 Erste deutsche Ringtennismeisterschaften in Rappenwört. Karlsruhe gilt als deutsche Geburtsstätte dieses Sports, den Bürgermeister Hermann Schneider bei einer Schiffsreise kennenlernt und durch die Anlage von Spielfeldern in Rappenwört hier heimisch macht. 1933 wird die Tradition der Pfingstturniere in Rappenwört begründet. Das 1929 eröffnete Rheinstrandbad Rappenwört. Im Vordergrund die typischen Pontons im Schwimmbecken, im Hintergrund das Restaurant, davor die Ringtennisanlage. StadtAK 8/PBS oXIIIc 450 1932 Erstellung der Holzhaussiedlung an der Pulverhausstraße (Stadtrandsiedlung) für Erwerbslose. Die Häuser haben zur Selbstversorgung jeweils einen großen Garten. Innerhalb von drei Jahren entstehen etwa 200 einfache Häuser zunächst ohne Versorgungsleitungen für Wasser, Strom und Gas. 1. Februar 1932 Schließung des Bahnhofs der Lokalbahn Durmersheim-Spöck an der Kapellenstraße und damit der innerstädtischen Lokalbahnstrecke. Der Bahnhof wird am 30. August 1937 abgerissen. Die Lokalbahnstrecke durch die Kapellenstraße um 1910. Im Vordergrund rechts das Bahnhofsgebäude, in der Bildmitte die Kapelle des alten städtischen Friedhofs. StadtAK 8/PBS oXIIIb 126 10. April 1932 Bei den Reichspräsidentenwahlen liegt im Ergebnis der Amtsinhaber Paul von Hindenburg deutlich vor Adolf Hitler. 31. Juli/6. November 1932 Bei den Reichstagswahlen im Juli und November erhalten die extremen Parteien mehr als die Hälfte der Stimmen: NSDAP 40,3 %, KPD 10,3 % im Juli. Im November verschiebt sich das Verhältnis leicht zugunsten der KPD: NSDAP 37,7 %, KPD 13,0 %. November 1932 Die Ausstellung von Professoren der Landeskunstschule (Akademie) mit Beiträgen von August Babberger, Karl Hubbuch, Wilhelm Schnarrenberger und Paul Speck im Badischen Kunstverein stößt in der rechtsradikalen Presse auf schärfste Proteste. Schnarrenberger Dezember 1932 Auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise registriert die Stadt 9.708 Arbeitslose. 5. Dezember 1932 Beginn der Organisation des Luftschutzes. 30. Januar 1933 Die NSDAP feiert Hitlers Ernennung zum Reichskanzler mit einem Fackelzug durch die Stadt. Fackelzug vor der Hauptpost anlässlich der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. StadtAK 8/Alben 5, S. 9 31. Januar 1933 Am Karlstor wird versuchsweise eine Uhrzeiger-Verkehrsampel aufgestellt. 3. Februar 1933 Verbot aller KPD-Veranstaltungen unter freiem Himmel durch den Polizeipräsidenten. 5. Februar 1933 Im Anschluss an eine Demonstration von SPD und "Eiserne Front" gegen die rechtsgerichteten Kräfte der "Harzburger Front" und der NSDAP kommt es zu Schlägereien auf dem Marktplatz, der Kaiser- und Kreuzstraße. 17. Februar 1933 Die Karlsruhe SPD weist in einem offenen Brief das Einheitsfrontangebot der KPD, die die Sozialdemokraten als "Sozialfaschisten" angefeindet hatte, zurück. 27. Februar 1933 Dreitägiges Verbot des "Volksfreund" durch den Innenminister. 4. März 1933 30 - 40.000 Menschen auf dem Schlossplatz sind Kulisse des Schlussappells einer Großdemonstration dieses Tages, die die hinter der Hitler-Regierung stehenden Parteien und Verbände organisieren. 5. März 1933 Bei den Reichstagswahlen verfehlt die NSDAP trotz starker Behinderung des Wahlkampfs der gegnerischen Parteien ihr erklärtes Ziel der absoluten Mehrheit in Baden wie in der Landeshauptstadt. 6. März 1933 Um 9 Uhr hissen SA-Leute gegen den Willen von Oberbürgermeister Finter auf dem Rathausturm die Hakenkreuzfahne. Auch andere öffentliche Gebäude werden so beflaggt. Die Fahne demonstriert die Ohnmacht der noch amtierenden demokratisch gewählten Landesregierung und der Stadtverwaltung. Die Parteifahne bleibt bis zum 11. März auf dem Rathausturm. Vor dem Verlagsgebäude des "Volksfreund" in der Waldstraße und dem SPD-Volkshaus in der Schützenstraße versammeln sich SA und eine große Menschenmenge, die die Einholung der Dreipfeilfahne der "Eisernen Front" fordert. Dies wird auf Anordnung des Innenministers von der Polizei getan. Das Volkshaus bleibt aus Sicherheitsgründen über Nacht besetzt. 10. März 1933 Beurlaubung und Inschutzhaftnahme hoher Polizeioffiziere. Neuer Polizeipräsident Karlsruhes wird der SA-Ortsgruppenführer Hans Elard Ludin. 10. März 1933 Sally Grünebaum, Redakteur des "Volksfreund" und Ludwig Marum, Reichstagsabgeordneter der SPD, werden in Schutzhaft genommen, das Gebäude des "Volksfreund" in der Waldstraße wird besetzt. 11. März 1933 Die seit 1927 amtierende Leiterin der Kunsthalle, Lilly Fischel, wird wegen ihrer jüdischen Abstammung zunächst beurlaubt und dann entlassen. Ihr Nachfolger wird Hans Adolf Bühler, seit 1932 Direktor der Landeskunstschule (Akademie). Der überzeugte Nationalsozialist Bühler behält beide Ämter bis zu seiner Entlassung im September 1934. 11. März 1933 Die NSDAP übernimmt mit einer Regierungsneubildung durch Reichskommissar Robert Wagner die Macht in Baden. 13. März 1933 Es kommt, angeblich "hauptsächlich" durch Zivilpersonen provoziert, zu Geschäftsschließungen in der Innenstadt wegen antijüdischer Ausschreitungen. Bei zahlreichen Haussuchungen bei KPD-Mitgliedern werden Vervielfältigungsapparate und antinational-sozialistische Flugschriften beschlagnahmt. Am folgenden Tag finden erneut bei KPD- und SPD-Mitgliedern Kontrollen statt, die sich in den folgenden Wochen wiederholen. Am 25. März wird ein führendes Mitglied der badischen KPD, der Abgeordnete Robert Klausmann, im Hauptbahnhof verhaftet. 14. März 1933 Große Kundgebung auf dem Schlossplatz "zur Feier der nationalen Erhebung". 17. März 1933 Etwa 100 Personen werden in Karlsruhe verhaftet und in der Riefstahlstraße in U-Haft eingeliefert. Am Tage davor hat der geisteskranke SPD-Landtagsabgeordnete Daniel Nußbaum in Freiburg bei seiner Verhaftung zwei Polizisten erschossen. 20. März 1933 Dem Oberbürgermeister und den drei Bürgermeistern Karlsruhes werden nationalsozialistische Kommissare als Aufsicht zugeordnet. 21. März 1933 Die Reichstagseröffnung in der Potsdamer Garnisonskirche wird auf dem Marktplatz mit Lautsprechern übertragen. Am Abend nehmen nach Angaben der Tagespresse 100.000 Menschen an einer Kundgebung mit Kultusminister Otto Wacker teil. 24. März 1933 Der Stadtrat beschließt auf Antrag der Nationalsozialisten u. a. einen Ausschluss jüdischer Unternehmer von städtischen Aufträgen. Am 30. März werden weitere antijüdische Maßnahmen beschlossen. 27. März 1933 Drei Personen werden festgenommen, weil sie Handzettel mit kommunistischem Inhalt unauffällig an Passanten verteilen. Nach ähnlichen Vorkommnissen in den nächsten Wochen werden weitere Karlsruher meist aus dem kommunistischen Widerstand verhaftet. 28. März 1933 Peter Paul Freiherr von Eltz-Rübenach verabschiedet sich als Präsident der Reichsbahndirektion Karlsruhe. Er tritt als Reichspost und -verkehrsminister in das erste Kabinett Hitler ein. 30. März 1933 Die "Badische Presse" berichtet von zahlreichen Ausschreitungen gegen jüdische Geschäfte in den vorangegangenen Tagen. Städtische Beamte dürfen nach einem Beschluss des Stadtrates nicht mehr Mitglied der SPD sein. 1. April 1933 Die Nationalsozialisten organisieren auch in Karlsruhe einen Boykott jüdischer Geschäfte. Die Geschäfte sind mit einem gelben Fleck auf schwarzem Grund gekennzeichnet. Boykottbrecher sollen von Parteigenossen photographiert werden. Photoaufnahmen der Aktion sind jedoch nicht gestattet. 1. April 1933 Die Beurlaubungen, Umsetzungen und Verhaftungen von Mitarbeitern staatlicher und städtischer Behörden gehen weiter. Mit Ministerialrat Frech und Prof. Graf trifft es z. B. zwei Mitglieder des Zentrums. Anfang April wird der Landtagsabgeordnete des Zentrums Hilbert wegen Führerbeschimpfung verhaftet. 5. April 1933 Sämtliche Juden im öffentlichen Dienst werden beurlaubt. Nach Erlass des "Reichsgesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" vom 7. April werden sie mit Ausnahme der Kriegsteilnehmer 1914 - 1918 entlassen. Betroffen sind auch Kommunisten und Sozialdemokraten. 8. - 30. April 1933 Ausstellung "Regierungskunst 1918 - 1933", im Auftrag des badischen Kultusministers Otto Wacker zusammengestellt vom Akademie- und Kunsthallendirektor Prof. Hans Adolf Bühler. Die Ausstellung ist gedacht als Abrechnung mit der Kulturpolitik der Weimarer Republik. Sie ist eine der ersten Ausstellungen "entarteter" Kunst in Deutschland. 20. April 1933 Hitlers Geburtstag wird mit großem Aufwand gefeiert. Auf dem Schlossplatz wird eine Hitler-Linde gepflanzt. 22. April 1933 Zwei Tage nach der Berliner Uraufführung wird das nationalsozialistische Drama "Schlageter" von Hans Johst in Karlsruhe gezeigt. Albert Leo Schlageter war wegen Sabotage gegen die französische Besatzung im Ruhrgebiet 1923 hingerichtet worden. Die Nationalsozialisten vereinnahmten ihn als "Märtyrer der Bewegung" und stilisierten ihn zum Vorbild der Jugend. 1. Mai 1933 Der 1. Mai wird erstmals im Sinne der Nationalsozialisten nicht als klassenkämpferische Kundgebung, sondern als "Fest der nationalen Entschlossenheit und Feiertag der deutschen Arbeit" begangen. 2. Mai 1933 Auch in Karlsruhe werden die Häuser der nun verbotenen Gewerkschaften besetzt und ihr Vermögen beschlagnahmt. 4. Mai 1933 Generalmusikdirektor Joseph Krips wird mit Wirkung zum 31. August entlassen. Zu seinem Nachfolger wird am 22. November 1935 Josef Keilberth ernannt. Bereits im März waren der Generalintendant Dr. Hans Waag und zahlreiche Künstler entlassen worden. 6. Mai 1933 Der Verlag des "Führer" gibt die Übernahme der sozialdemokratischen Druckerei und des Verlagsgebäudes des "Volksfreund" in der Waldstraße bekannt. 6./7. Mai 1933 Treffen der Hitler-Jugend im Hochschulstadion (30.000 Teilnehmer) mit einer Ansprache des Reichsjugendführers Baldur von Schirach. Zahlreiche andere Massenveranstaltungen folgen. 8. Mai 1933 Der Oberbürgermeister Dr. Julius Finter und die drei Bürgermeister Karlsruhes werden endgültig abgelöst und pensioniert. 9. Mai 1933 Von dem gemäß dem Reichstagswahlergebnis vom 5. März umgebildeten Gemeinderat werden Adolf Hitler, Robert Wagner und Walter Köhler zu Ehrenbürgern der Stadt ernannt. Zahlreiche Straßen und Plätze erhalten neue Namen: Marktplatz: Adolf-Hitler-Platz, Durlacher Allee: Robert-Wagner-Allee, Gottesauer Platz: Hermann-Göring-Platz, Waldring: Horst-Wessel-Ring. 11. Mai 1933 Erste große Luftschutzübung mit Verdunkelungsmaßnahmen in Karlsruhe. Luftschutz 16. Mai 1933 Um die Mittagszeit werden sieben Karlsruher Sozialdemokraten - Adam Remmele, Ludwig Marum, Hermann Stenz, Sally Grünebaum, Erwin Sammet, Gustav Heller, August Furrer - nach einer Schaufahrt auf offenem Wagen durch die Stadt in das Konzentrationslager Kislau überführt. Tausende von Karlsruhern beteiligen sich an dem Spektakel. Wenige aus der Menge, die mit dem Ruf "Rotfront" protestieren, werden sofort verhaftet. "Schaufahrt" Abtransport von sieben Karlsruher Sozialdemokraten ins KZ Kislau. StadtAK 8/Alben 5, S. 31b 18. Mai 1933 Wahl des neuen Oberbürgermeisters im Bürgerausschuss. Die SPD nimmt aus Protest gegen ihren Ausschluss von der Mitarbeit in den Kommissionen an der Sitzung nicht teil. Neuer Oberbürgermeister ist der Nationalsozialist Adolf Friedrich Jäger, der seit 8. Mai als kommissarischer Oberbürgermeister amtiert. 20. Mai 1933 Einweihung des neuen Diakonissen-Krankenhaus in Rüppurr. 3. Juni 1933 Der frühere badische Staatspräsident und Reichsfinanzminister (1928/29) der letzten demokratischen Regierung, Heinrich Köhler vom Zentrum, wird in Schutzhaft genommen. 9. Juni 1933 Wie im öffentlichen Dienst wird auch in der Industrie "gesäubert". Die Firma Haid & Neu erhält vom Wirtschaftsministerium nach umfangreichen Änderungen im Aufsichtsrat und Vorstand das Recht, sich als "deutsche Firma" zu bezeichnen. 17. Juni 1933 Auf dem Schlossplatz verbrennt die Hitler-Jugend im Rahmen einer Sonnwendfeier "Schmutz- und Schundliteratur", darunter Bücher von Erich Maria Remarque und Erich Kästner. Die Bücher stammen aus den zuvor systematisch "gesäuberten" Leihbüchereien, Buchhandlungen und anderen Institutionen. Bücherverbrennung Bücherverbrennung durch die Hitler-Jugend am 17. Juni 1933. StadtAK 8/Ze Der Führer vom 18.6.1933 23. Juni 1933 Mit dem Verbot der SPD scheiden deren Abgeordnete aus dem Bürgerausschuss aus. 24. Juni 1933 In Karlsruhe bleiben die Vertreter der aufgelösten Zentrumspartei als Hospitanten der NSDAP bis zur Aufhebung des Bürgerausschusses im Amt. 23. Juli 1933 Feierliche Einführung des ersten evangelischen Landesbischofs D. Julius Kühlewein in der Stadtkirche. 30. September 1933 Die letzten sechs Postpferde, die im Paketzustelldienst eingesetzt sind, werden durch Kraftfahrzeuge ersetzt. 1. Oktober 1933 Eröffnung des nationalsozialistischen Winterhilfswerks, das in Karlsruhe die Nachfolge der aufgelösten Karlsruher Notgemeinschaft antritt. Es soll allen Hilfsbedürftigen den nötigen Lebensunterhalt sichern. Nationalsozialisten und "erbgesunde, kinderreiche Familien" werden jedoch bevorzugt. 11. November 1933 Bei der "Reichstagswahl und Volksabstimmung für Frieden, Freiheit und Ehre" stimmen rund 90 % der Karlsruher mit Ja und für Adolf Hitler. Im Wahlkampf spricht am 2. November Joseph Goebbels in Karlsruhe, und am 10. November wird eine Hitler-Rede öffentlich vor Festhalle und Rathaus über Rundfunk übertragen. Dezember 1933 Gastspiel der Mailänder Scala mit dem "Barbier von Sevilla". 18. Dezember 1933 Wegen anhaltenden Treibeises auf dem Rhein wird die Schifffahrt eingestellt und die Maxauer Schiffsbrücke geschlossen. 8. Februar 1933 Ein Erdbeben mit Epizentrum bei Rastatt erschüttert den Rheingraben. 1934 Das Badische Landesdenkmalamt wird in Karlsruhe eingerichtet. 1934 Fertigstellung des Südbeckens (heute Becken IV) des Rheinhafens. 1934 Die Kunsthalle wird für fünf Jahre teils aus renovatorischen, teils aus strategischen Gründen geschlossen. Sie wird so dem Kreuzfeuer der Kritik an ihrer widersprüchlichen Kunstpolitik entzogen. 23. Januar 1934 Letzte Sitzung des Bürgerausschusses, vor dem Gesetz vom 6. März 1934 über dessen Aufhebung. 1. Februar 1934 Die Stadt Karlsruhe tritt der NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude" (KdF) als erste badische Gemeinde als förderndes Mitglied bei. 8. Februar 1934 In Karlsruher Schulen werden 30 Schulfahnen geweiht. 13. Februar 1934 Nach langer Pause zieht wieder ein großer Fastnachtsumzug durch die Stadt. 17. März 1934 In einem Lagebericht des Geheimen Staatspolizeiamtes Karlsruhe wird festgestellt, im letzten Halbjahr 1933 seien in Karlsruhe 36 Verteiler einer illegalen KPD-Zeitung und KPD-Organisatoren verhaftet worden. 28./29. März 1934 Im Konzentrationslager Kislau wird in der Nacht der Karlsruher SPD-Reichstagsabgeordnete Ludwig Marum von Nationalsozialisten ermordet. 28. April 1934 Feierliche Eröffnung der Akademie für zahnärztliche Fortbildung im Rathaus. Sie entsteht aus dem seit 1920 bestehenden Lehrinstitut für Dentisten. 27. Mai 1934 Ein Sonderzug der Organisation "Kraft durch Freude" bringt 500 Karlsruher Urlauber nach Oberbayern. 11. Juni 1934 Friedrich Weick, SPD-Stadtverordneter in Karlsruhe 1933, wird vom Sondergericht Mannheim zu zwei Jahren und acht Monaten Zuchthaus verurteilt, weil er den Vertrieb von aus dem Elsass eingeschmuggelten Zeitungen organisiert hat. Er verliert kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges in einem Strafbataillon auf Kreta unter ungeklärten Umständen das Leben. 14. Juli 1934 Freigabe des verbreiterten Stichkanals des Rheinhafens. 19. August 1934 Die Volksabstimmung über die Vereinigung der Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers in der Person Adolf Hitlers wird auch in Karlsruhe "zu einem überwältigenden Bekenntnis zum Führer". 22. September 1934 Einweihung des Schlageter-Denkmals. Das Denkmal im Beiertheimer Wäldchen wird 1945 auf Anweisung der Besatzungsmacht beseitigt. Oktober 1934 Verhaftung einer Gruppe von Karlsruher SPD-Widerstandskämpfern. Oktober 1934 Einweihung des "Bannheims" der Karlsruher Hitler-Jugend "Fritz-Körber-Heim" in der Kriegsstraße 57. Die Hitler-Jugend existiert in Karlsruhe seit 1929. 17. Oktober 1934 Der Karlsruher Hausfrauenbund wird in die NS-Frauenschaft eingegliedert. 21. Oktober 1934 Einweihung der neuen Markthalle (dreischiffige Stahlbetonkonstruktion) am Platz des alten Hauptbahnhofs an der Kriegsstraße. Erster Markttag ist der 25. Oktober. Die Markthalle wird 1970 für den Neubau des Staatstheaters abgerissen. Die alte Markthalle am Platz des früheren Hauptbahnhofs. StadtAK 8/PBS oXIVa 1554 20. Dezember 1934 Gustav Kappler, Stadtverordneter der KPD von 1929 - 1933, wird vom Oberlandesgericht Kalsruhe wegen "illegaler" Widerstandstätigkeit für die KPD zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. 1935 Fertigstellung des Ölbeckens (heute Becken V) im Rheinhafen. Die Bauarbeiten am Stichkanal (heute Becken VI) dauern bis 1939 an. In die nach 1918 als Wohngebäude genutzte Kaserne Gottesaue zieht die Polizei- und Gendarmerieschule ein. 1. April 1935 Knielingen wird eingemeindet. Mai 1935 Einrichtung einer Blitzflugverbindung Karlsruhe-Berlin. Die Flugzeit beträgt zweieinhalb Stunden. 23. Juni 1935 Feierliche Enthüllung des Carl-Benz-Denkmal in Anwesenheit der Witwe Berta Benz in der Kriegsstraße. Die 1958 neu geschaffene Büste steht heute in der Beiertheimer Allee. Carl Benz 27. Juni 1935 Starke Erdstöße führen zum Einsturz von Kaminen. Ein Teil eines Steinkreuzes der Bernharduskirche fällt auf die Straße. Ein weiteres Erdbeben am 30. Dezember richtet keine nennenswerten Schäden an. 21. - 28. Juli 1935 Das Reichsbund-Gaufest für Leibesübungen findet in Karlsruhe statt. Oktober 1935 Baubeginn der Kirchpfad-Siedlung bei Rintheim. 2. Oktober 1935 Eröffnung der Karlsruher Bruckner-Tage. 6. Oktober 1935 Feierliche Einweihung der Markuskirche in der Weinbrennerstraße. Die Pläne fertigte Prof. Otto Bartning. 11. Oktober 1935 Elftes Badisches Sängerfest mit über 30.000 Beteiligten. 29. Oktober 1935 Nach Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht rücken die ersten Rekruten in Karlsruher Kasernen ein. 9. Dezember 1935 Umbau des Durlacher-Tor-Platzes mit Verlegung der Haltestellen abgeschlossen. 10. Dezember 1935 Erstes öffentliches Eintopfessen in der Festhalle mit Beteiligung führender Persönlichkeiten der Stadt. Zuvor schon gilt einmal im Monat Eintopf als Sonntagsessen. Die eingesparten Beträge werden von verschiedenen Parteiorganisationen eingesammelt und dem Winterhilfswerk zugeführt. 1936 Neubau der Karlsruher Milchzentrale an der Durlacher Allee. 11. Januar 1936 Anselm Feuerbachs Gemälde "Das Gastmahl des Plato" wird aus Berlin wieder in die Kunsthalle nach Karlsruhe zurückgebracht. Es war am 4. Januar zur Ausschmückung des Repräsentationssaals der Reichskanzlei nach Berlin gebracht worden, hatte dort aber den Erwartungen nicht entsprochen. 16. Januar 1936 Die Badische Staatskapelle gibt das erste Betriebskonzert Badens in den Schaerer-Werken im Rheinhafen. 7. März 1936 Nach der Aufhebung der entmilitarisierten Zone durch Adolf Hitler rücken noch am selben Tag die ersten Truppen in Karlsruhe ein. Sie werden auf dem Adolf-Hitler(Markt)-Platz freudig begrüßt. 12. März 1936 60.000 z. T. mit 25 Sonderzügen nach Karlsruhe gebrachte Menschen hören in einem Riesenzelt auf dem Hochschulsportplatz eine Wahlkampfrede Hitlers, in der er, der dreieinhalb Jahre später Deutschland in den Zweiten Weltkrieg führen wird, Friedensabsichten äußert. 29. März 1936 98,7 % der Wählerstimmen in Karlsruhe bei den Wahlen für Adolf Hitler. 17. April 1936 Ein zwölfstündiger Schneesturm richtet große Baumschäden an. 9. Mai - 14. Juni 1936 Ausstellung "Leben und Schaffen der Gau-und Grenzhauptstadt Karlsruhe". 10. Mai 1936 Zum Karlsruher Garnisonstag kommen Zehntausende ehemaliger Soldaten. Der Karlsplatz (heute Kolpingplatz) wird in Langemarck-Platz umbenannt. 25. Mai 1936 "Reichsinstitut für Lebensmittelfrischhaltung" feierlich eröffnet. Es ist der Technischen Hochschule angegliedert. 11. Juni 1936 Adolf Mühlhäuser, "Ortsdiener" der Zeugen Jehovas in Karlsruhe, wird wegen Fortführung einer von der nationalsozialistischen Regierung verbotenen Organisation verhaftet. Er kommt im März 1940 im Konzentrationslager Mauthausen ums Leben. Mindestens zwei weitere Karlsruher Zeugen Jehovas bezahlen das Festhalten an ihrem Glauben ebenfalls mit dem Tod im Konzentrationslager. 1. August 1936 Emil Sutor, Bildhauer aus Karlsruhe, erhält für zwei Reliefgruppen beim Kunstwettbewerb zur Olympiade in Berlin eine Goldmedaille. November 1936 Die Modernisierung und Verlegung der Flugplatzeinrichtungen auf die Ostseite an der Hindenburgstraße (heute Erzbergerstraße) sind mit der Fertigstellung des verwaltungs- und Restaurantgebäudes abgeschlossen. 11. November 1936 Eröffnung der neuen Hochschule für Lehrerbildung in der Bismarckstraße durch Unterrichtsminister Dr. Otto Wacker. 1932 war die Lehrerbildungsanstalt Karlsruhe geschlossen worden. 14. November 1936 Mit der Aufhebung der restriktiven Bestimmungen des Versailler Vertrages über die Wasserstraßen nimmt der Umschlag im Rheinhafen zu. Der Gütertransport durch Lastkraftwagen, der Hafen Kehl und die Fertigstellung des Neckarkanals bremsen die weitere Entwicklung. 1937 Fertigstellung der Volksschule Pulverhausstraße, dem einzigen Schulbau zwischen 1933 und 1945. 1937 Bau der Reichssportfliegerschule am Flughafen. 10. Januar 1937 Eine neue Ortsstraßen-Verkehrsordnung verhängt u. a. ein Parkverbot für die Kaiserstraße. Neugestaltung der Robert-Wagner-Allee (Durlacher Allee) durch Verbreiterung und Höherlegung beschlossen. 13. Januar 1937 Vorstellung eines Films über Karlsruhe von Hugo Landgraf. 5. Februar 1937 Gesamtverdunkelungsübung für Karlsruhe und Durlach. 19. März 1937 In Karlsruhe wird das erste Wirtschaftsabitur an der Höheren Handelsschule im Zirkel abgenommen. 23. März 1937 Der Pianist Frederik Lamond wird in Karlsruhe als Liszt- und Beethoven-Interpret stürmisch gefeiert. 1. April 1937 Jeder sechste Karlsruher verfügt über ein Rundfunkgerät. 1940 ist schon jeder vierte Karlsruher Rundfunkteilnehmer. 24. April 1937 Feierliche Eröffnung der Außenstelle des Rechnungshofs des Deutschen Reichs. 30. April 1937 Das "Karlsruher Tagblatt" muss sein Erscheinen einstellen. 9. Mai 1937 Ende der antikommunistischen Ausstellung "Der Bolschewismus", die 80.000 Besucher sahen. 24. Juli 1937 Erster Bauabschnitt der Rheinstrandsiedlung bezugsfertig. Geplant sind insgesamt 600 Wohneinheiten, von denen 1945 erst etwa 150 erstellt sind. 14. August 1937 Stillegung der Lokalbahnstrecken Kühler Krug-Mörsch. Die Strecken Kühler Krug-Grünwinkel-Daxlanden folgt am 31. März 1938. In Betrieb bleibt bis Kriegsende die Strecke Hauptfriedhof-Hagsfeld. 26. August 1937 Beisetzung des tödlich verunglückten Karlsruher Motorsportlers und Europameisters Karl Braun. 1. Oktober 1937 Die Eröffnung des Autobahnabschnitts Bruchsal-Karlsruhe schafft den Anschluss an die Strecke bis Frankfurt. Am 10. Dezember 1938 ist der Abschnitt nach Pforzheim fertig gestellt. Die Planungen für den Bau der "Hafraba" reichen bis zur Mitte der zwanziger Jahre zurück. Die Stadt Karlsruhe war daran beteiligt. Einweihung der Autobahnstrecke Bruchsal-Karlsruhe am 1. Oktober 1937. StadtAK 8/Alben 5, S. 135b 10. Oktober 1937 Im Rahmen der Gaukulturwoche findet in der Kunsthalle eine "Moritz von Schwind-Ausstellung" statt, der Kunstverein zeigt die Sonderschau "Badische Maler der Gegenwart". 28. November 1937 Im Karlsruher Konzerthaus wird die neue Sendestation des Reichsrundfunks feierlich in Betrieb genommen. 10. - 12. Dezember 1937 Tagung des Reichsausschusses für Krebsforschung und der Deutschen Röntgengesellschaft. 1938 Die Stadt erwirbt für 710.000 Mark das Markgräfliche Palais am Rondellplatz. 17. Januar 1938 Freigabe der neuen Brücke über den Rhein bei Maxau für den Straßenverkehr. Ab 3. April fährt auch die Eisenbahn über die neue Brücke. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, am 20. März 1945, wird sie von deutschen Pionieren gesprengt. Die neue Rheinbrücke, im Vordergrund die alte Schiffsbrücke. StadtAK 8/Alben 5, S. 165 21. März 1938 Eröffnung des Arbeitsamts in dem Neubau an der Kapellenstraße. 28. März 1938 Der Befehl Adolf Hitlers zum Bau des Westwalls bedeutet den Bau von etwa 50 Bunkern auf Karlsruher Gemarkung. April 1938 Eingemeindung von Durlach und Hagsfeld. August 1938 Dr. Oskar Hüssy wird Nachfolger des aus Altersgründen ausscheidenden Oberbürgermeisters Adolf Friedrich Jäger. 5. August 1938 Die neue Rheinkaserne in Knielingen wird von Pionieren bezogen. 6. August 1938 In die neue Mackensen-Kaserne nördlich des Hauptfriedhofs zieht eine Panzerabwehr-Abteilung ein. 4. September 1938 Die Firma Friedrich Hoelscher KG übernimmt das Warenhaus der jüdischen Geschwister Knopf. Dies ist nur eines von vielen Beispielen der "Arisierung" jüdischer Firmen, die nach dem 10. November 1938 verstärkt fortgeführt wird. Am 24. August 1953 erwirbt die Karstadt AG das Kaufhaus. Oktober 1938 Die Zahl der Arbeitslosen, die im Winter 1932/33 etwa 15.000 betragen hat, sinkt erstmals wieder unter 1.000. Arbeitsbeschaffungsprogramme, die vor 1933 schon geplant waren, Autobahn- und Westwallbau, Wehrdienst und sicher auch die Umstellung auf kriegswichtige Produktion tragen dazu bei. 28. Oktober 1938 Im Rahmen der reichsweiten sogenannten Polenaktion muessen laut einer im Archiv des Internationalen Suchdienstes in Arolsen ueberlieferten Liste 61 in Karlsruhe lebende Juden polnischer Staatsangehoerigkeit die Stadt sofort verlassen. 30. Oktober 1938 Eröffnung der neu geschaffenen Kammerspiele im Künstlerhaus Ecke Karl-/Sophienstraße. 1. November 1938 Ein Prototyp des KdF-Wagens, aus dem später der Volkswagen wird, ist - wie überall im Lande um diese Zeit - auf dem Marktplatz ausgestellt. Der erste Volkswagen wurde auf dem Marktplatz von Schaulustigen umlagert. StadtAK 8/Alben 5, S. 180 9./10. November 1938 In der von den Nationalsozialisten so genannten "Reichskristallnacht" werden von Nationalsozialisten die beiden Karlsruher Synagogen in Brand gesteckt, zahlreiche jüdische Geschäfte zerstört und auch Wohnungen verwüstet. 10. November 1938 Durch eine vielhundertköpfige, johlende Menschenmenge werden viele Juden über den Marktplatz in das Polizeipräsidium getrieben und in zahlreichen Fällen dabei misshandelt. In der folgenden Nacht werden etwa 400 - 500 Juden in das Konzentrationslager Dachau verschleppt. 11. November 1938 Einweihung der nach Plänen von Prof. Hermann Billing erbauten Reichspostdirektion am Ettlinger Tor. 29. November 1938 Die Karlsruher Musikhochschule wird staatliche Institution unter Leitung von Franz Philipp. 1. Dezember 1938 In einer Ratssitzung wird mitgeteilt, dass etwa 1.000 Kleinwohnungen fehlen. Der Wohnungsbau hat - entgegen der nationalsozialistischen Propaganda - die Durchschnittszahlen aus der Zeit der Weimarer Republik nicht erreicht. 8. Dezember 1938 Erste Weihnachtsbeleuchtung in der Kaiserstraße. Erste Karlsruher Weihnachtsbeleuchtung. Blick vom Mühlburger Tor in die Kaiserstraße. StadtAK 8/Alben 5, S. 188b 1939 Beginn des Baus von Luftschutzbunkern in den Außenbezirken. In der Innenstadt gibt es lediglich Hausschutzräume. 1939 Das Badenwerk kauft den großen Garten der alteingesessenen Karlsruher Familie Klose vor dem Ettlinger Tor. 15. Januar 1939 Die noch weitgehend intakte Synagoge in der Kronenstraße wird auf Kosten der jüdischen Gemeinde auf Anordnung der Stadtverwaltung abgebrochen. Abbruch der Synagoge in der Kronenstraße. Ein nahes Benzinlager hatte in der "Reichskristallnacht" ihre Zerstörung verhindert. StadtAK 8/PBS oXIVc 160 5. März 1939 Wie schon in den Jahren zuvor verlangen am Film-Volkstag die Kinos nur 10 Pfg. Eintritt. In diesem Jahr kommen u. a. folgende Filme in die Kinos: "Ninotschka" (Greta Garbo), "Vom Winde verweht" (Vivian Leigh, Clark Gable), "Robert Koch" (Emil Jannings, Werner Kraus), "Bel ami" (Willi Forst), "Effie Briest" (Marianne Hoppe). 25. März 1939 Gauleiter Robert Wagner sieht sich wegen der Wohnungsnot (es fehlen über 1.500 Wohnungen) veranlasst, die Freimachung von Dachstühlen anzuregen. Die Neubautätigkeit in der Stadt liegt 1939 unter dem Reichsdurchschnitt. 2. April 1939 Gründung eines städtischen Singchores unter Leitung von Fritz Kölble. Er soll das kulturelle Leben der Stadt beleben und gibt am 8. Mai 1940 sein erstes Konzert. 7. Mai 1939 Einweihung der Freiherr-von-Forstner-Kaserne im Hardtwald. 17. Mai 1939 Anlässlich einer Westwallbesichtigung kommt Adolf Hitler nach Karlsruhe, wo er im Hotel Germania am Ettlinger Tor mit dem Oberbefehlshaber des Heeres Walter von Brauchitsch zusammentrifft. Er übernachtet in seinem Sonderzug bei Eggenstein. 18. Mai 1939 Gastspiel Heinrich Georges mit dem "Ur-Götz" von Johann Wolfgang von Goethe. 2. Juli - 23. August 1939 Die Kunsthalle eröffnet nach fünfjähriger Schließung mit einer Ausstellung zum 100. Geburtstag Hans Thomas, zu der über 34.000 Besucher kommen. Der neugestaltete Feuerbach-Saal ist wieder zugänglich. 18. Juli 1939 Probealarm mit den Großalarmsirenen im gesamten Stadtgebiet. 27. August 1939 Das Ernährungs- und Wirtschaftsamt, das am 16. März 1940 im Markgräflichen Palais am Rondellplatz einzieht, ordnet die Verteilung der schon längere Zeit vorbereiteten Karten zum Bezug von Lebensmitteln an. 31. August 1939 Die Pläne zur Umsiedlung des Stadtgartens (Fasanengarten oder Turmberggegend) sind soweit gediehen, dass die ersten Tiere abtransportiert werden. Die Ettlinger Straße soll für Truppenparaden ausgebaut, das Sallenwäldchen mit monumentalen NS-Bauten zugestellt werden. Am 14. Juli 1941 stoppt Oberbürgermeister Dr. Oskar Hüssy die weiteren Planungen wegen der Kriegsverhältnisse. 1. September 1939 Seit Ausbruch des Krieges beginnt die Evakuierung von etwa 90.000 der 190.000 Karlsruher Einwohner (ältere Frauen, Kinder, Kranke, Gebrechliche) aus der Stadt, die wegen der Grenznähe direkt durch das Kriegsgeschehen bedroht scheint. Bis Weihnachten 1939 können die Evakuierten zurückkehren. 15. Dezember 1939 Einführung der Reichskleiderkarte wie im ganzen Reich. Weitere Links zum Thema Ausführliche Informationen zur Stadtchronik Stadtteilchroniken Kurze Karlsruher Stadtgeschichte Suche in der Chronik 1715 - 1719 1720 - 1729 1730 - 1739 1740 - 1749 1750 - 1759 1760 - 1769 1770 - 1779 1780 - 1789 1790 - 1799 1800 - 1809 1810 - 1819 1820 - 1829 1830 - 1839 1840 - 1849 1850 - 1859 1860 - 1869 1870 - 1879 1880 - 1889 1890 - 1899 1900 - 1909 1910 - 1919 1920 - 1929 1930 - 1939 1940 - 1949 1950 - 1959 1960 - 1969 1970 - 1979 1980 - 1989 1990 - 1999 2000 - 2007
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/chronik/?epoche=193%&title=Die%20Jahre%201930%20bis%201939
Karlsruhe: Stadtgeschichte Digitale Angebote: Stadtchronik Karlsruhe Die Chronik bietet Einträge zur Geschichte der Stadt Karlsruhe von ihrer Gründung als Residenz­stadt im Jahre 1715 an bis in die Gegenwart als Zentrum der Techno­lo­gie­Re­gion Karlsruhe. Stadt­teilchro­ni­ken der einge­mein­de­ten, ehemals selbstän­di­gen Stadtteile, die zum Teil sehr viel älter sind als Karlsruhe, liefern histo­ri­sche Infor­ma­tio­nen über die Entwick­lung des geogra­fi­schen Raumes, den die Großstadt Karlsruhe heute einnimmt. Die den Einträgen zugeord­ne­ten Bilder veran­schau­li­chen auch das jeweilige Zeitko­lo­rit, und an der Folge histo­ri­scher Stadtpläne kann die stadt­pla­ne­ri­sche Entwick­lung nachvoll­zo­gen werden. 11. Januar 1960 Oberbürgermeister Günther Klotz erklärt in einer Pressekonferenz Karlsruhes Gemarkungsgrenzen für "antiquiert", schließt aber Eingemeindungen gegen den Willen der betroffenen Gemeinden aus. Am 18. Mai spricht sich Landrat Joseph Groß im Kreistag gegen Eingemeindungspläne aus. März 1960 Die Städtische Bücherei zieht in die ehemaligen Räume der Sparkasse am Marktplatz um. 11. März 1960 Die Daxlander Appenmühle wird Quartier für etwa 100 italienische "Gastarbeiter". Am 15. Juli trifft der vierte Transport spanischer Arbeiter ein. 26. Juni - 11. September 1960 Der Kunstverein zeigt die Ausstellung "Deutsche Impressionisten: Liebermann-Corinth-Slevogt". 28. Juni 1960 Der Rüppurrer-Tor-Platz erhält wieder den Namen Mendelssohnplatz, den er vor 1933 trug. 20. Juli 1960 Fertigstellung des Neubaus für das Durlacher Finanzamt an der Prinzessenstraße. 3. August 1960 Der Flugplatz Karlsruhe-Forchheim erhält viermal wöchentlich Flugverbindung nach Düsseldorf. 10. August 1960 Eröffnung des Parkhauses Waldstraße auf dem Gelände des ehemaligen Varietétheaters Colosseum. 6. September 1960 Karl Kaufmann vom KSC gewinnt bei den Olympischen Spielen in Rom über 400 m nach Zielfotoauswertung die Silbermedaille zeitgleich mit dem Sieger in der neuen Weltrekordzeit von 44,9 sec. 18. November 1960 Das Preisgericht für einen Theaterneubau am Schlossplatz urteilt über die Entwürfe der elf aufgeforderten Architekten. Der Neubau soll zum Stadtjubiläum 1965 eröffnet werden. Die Planungen werden gegenstandslos, als das Gelände dem Bundesverfassungsgericht für einen Neubau angeboten wird, um eine Verlegung aus Karlsruhe zu verhindern. 1. Dezember 1960 Einweihung der Feuerwache West auf dem ehemaligen Sportplatzgelände des VfB Mühlburg. 6. Dezember 1960 Der Gemeinderat verlängert zur Sicherung der geplanten Altstadtsanierung die Bausperre über das schon 1959 festgelegte Sanierungsgebiet und verfügt ein Vorkaufsrecht der Stadt. Eine Bausperre wird auch für das Gewann Katzenwedelwiesen südlich von Bulach verhängt, wo künftig die Südtangente verlaufen soll. 10. Dezember 1960 Gründung der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein. 22. Dezember 1960 Die Straßenbahn fährt bis zur Waldstadt. 31. Dezember 1960 Im Stadtgebiet sind etwa 20.000 Fernseher und 73.000 Radiogeräte angemeldet. 31. Dezember 1960 Die Einwohnerzahl beträgt etwa 240.000. 8. Januar 1961 Der neue Ölhafen nördlich von Maxau wird mit dem Durchbruch zum Rhein fertig gestellt. 17. Februar 1961 Im seit Februar 1955 produzierenden Karlsruher Heinkel-Werk geht der 100.000. Motorroller vom Fließband. Die Firma geht 1984 in Konkurs. 29. März 1961 Die Vertreter der Kreistagsfraktionen sprechen sich für die Selbständigkeit der Karlsruher Umlandgemeinden aus. Bereits am 3. März hat sich Grötzingen gegen eine Eingemeindung nach Karlsruhe ausgesprochen. 15. April 1961 Eröffnung eines "Centro italiano" für die "Gastarbeiter" aus Italien. Am 7. Oktober 1963 wird eine solche Einrichtung auch für spanische Arbeitskräfte geschaffen. 2. Mai 1961 Westeuropäische und amerikanische Atomwissenschaftler tagen im Kernforschungszentrum, dessen Reaktor am 7. März die erste selbständige Kettenreaktion erreicht. 5. Mai 1961 Um der Personalnot Herr zu werden, stellt die Stadt Straßenbahn-Schaffnerinnen ein. 24. Juni 1961 Die ersten Fälle von Kinderlähmung werden in Karlsruhe verzeichnet. Am 17. Mai 1962 beginnt die Polio-Schluckimpfung. 19. Juli 1961 Uraufführung des Films über Karlsruhe: "Stadt im Umbruch". 20. Juli 1961 Mit der Ernst-Reuter-Schule in der Tilsiter Straße der Waldstadt wird das elfte neue Schulhaus seit 1945 festlich eingeweiht. 13. September 1961 Eröffnung einer Ausstellung von Werken Fritz Wotrubas im Badischen Kunstverein und im Botanischen Garten. 14. Oktober 1961 Inbetriebnahme des Fernheizwerkes in der Waldstadt. 21. Oktober 1961 Die Luftwaffengruppe Süd bezieht ihr neues Stabsquartier an der Rintheimer Allee. 24. Oktober 1961 Der Gemeinderat beschließt den Bebauungsplan für den östlichen Teil des Beiertheimer Feldes, der die Bebauung zwischen der Südweststadt und Bulach ermöglicht. 13. November 1961 Die Ruine des Ständehauses, des ersten eigenständigen Parlamentsbaues in deutschen Ländern, wird abgerissen. 12. Dezember 1961 Der Gemeinderat billigt nach fünfjähriger Planung den Karlsruher Verkehrslinienplan. Dieser sieht u. a. den Ausbau der Kriegsstraße, eine Nord- und eine Südtangente, eine nordwestliche Umgehungsstraße für Durlach und eine Neutrassierung der B 36 zwischen Knielingen und Neureut vor. 18. Dezember 1961 Das vom Abriss bedrohte Weltzien-Haus Ecke Karl-/Herrenstraße bleibt erhalten. Das wohl von einem Schüler Friedrich Weinbrenners errichtete letzte erhaltene bürgerliche Eckwohnhaus an einer der Radialstraßen hat seinen Namen nach dem zeitweiligen Besitzer, dem Chemieprofessor Karl Weltzien. Die Versicherungsgesellschaft errichtet ihren Neubau, der im Dezember 1964 bezogen wird, in gebührendem Abstand. 21. Dezember 1961 Die Statistik verzeichnet seit Kriegsende den Neubau von 35.000 Wohnungen. 27. Dezember 1961 Der Gemeinderat besichtigt die vorgesehenen Trassen der Nord- und Südtangente, die das Regierungspräsidium genehmigt hat. Landrat Joseph Groß votiert gegen die Nordtangente. 1962 Der Umschlag in den Karlsruher Rheinhafen übersteigt erstmals 4 Millionen Tonnen. 12. - 25. Januar 1962 Im Rathaus wird die Ausstellung "Wien - Stadt der Arbeit - Stadt der Kunst" von knapp 40.000 Besuchern gesehen. 23. März 1962 Die "Landessammlungen für Naturkunde am Friedrichsplatz" eröffnen weitere Ausstellungsräume und das neue Vivarium. 1. April 1962 Das Pädagogische Institut, das 1956/57 in die wieder errichteten Gebäude in der Bismarckstraße umgezogen ist, wird in eine Pädagogische Hochschule umgewandelt. 1. August 1962 Die acht Heuer-Ampeln (Uhrzeigerampeln) werden bis 1964 durch moderne Lichtsignalanlagen ersetzt. 5. September 1962 Etwa 8.000 ausländische Arbeitskräfte arbeiten und leben in der Stadt. 9. September 1962 Die Rohölleitung von Marseille nach Karlsruhe zu den neuen Ölraffinerien wird unter dem Rheinbett durchgeführt. Im Dezember beginnt die Weiterverarbeitung des Rohöls, und am 24. April 1963 ist die offizielle Einweihung der Esso-Raffinerie in Anwesenheit von Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger. Am 14. Juni 1963 wird die DEA-Scholven-Raffinerie eingeweiht. Die Erdölraffinerien am Rhein, 1964. StadtAK 8/Alben 391, 360 1. Oktober 1962 Die neue Vogesenbrücke in Mühlburg wird dem Verkehr übergeben. 4. Oktober 1962 Festliche Einweihung des neuen Amtsgerichtsgebäudes am Schlossplatz. In Anwesenheit zahlreicher Vertreter der Landesregierung und -verwaltung bittet Oberbürgermeister Günther Klotz unter Hinweis auf das Stadtjubiläum und die Bundesgartenschau, die Baulücken am Schlossplatz zu schließen. Die letzte Baulücke wurde 2008 geschlossen. 14. November 1962 In Karlsruhe wird das 50.000. Kraftfahrzeug zugelassen. 18. Januar 1963 Eine städtische Ölwehr wird aufgebaut. 30. Januar 1963 Für die Vorbereitung der Bundesgartenschau 1967 richtet die Stadtverwaltung ein selbständiges Gartenbauamt ein, das es 1905 - 1940 schon einmal gegeben hatte. Februar 1963 Enorme Schneefälle und eine Grippewelle führen zu Belastungen der Bürger und Störungen des öffentlichen Lebens. 1. Februar 1963 Die Landkreisgemeinden stimmen einer Raumplanungsgemeinschaft des Stadt- und Landkreises Karlsruhe zu, der sich am 26. August auch die Stadt Ettlingen und am 10. September der Landkreis Bruchsal anschließen. 2. Februar 1963 Die Stadt erhält für ihre Förderung der deutsch-französischen Beziehungen die Ehrenfahne des Europarates. 12. März 1963 Der Gemeinderat beschließt die Verlegung der Denkmäler von Karl Friedrich Drais von Sauerbronn, Carl Benz und Franz Grashof an der Kriegsstraße zwischen Lamm- und Karl-Friedrich-Straße, da diese dem bereits begonnenen Ausbau für den wachsenden Verkehr im Wege stehen. Die Denkmäler finden an der Beiertheimer Allee einen neuen Standplatz. 26. März 1963 Einweihung der Gedenkstätte und des Friedhofs im südfranzösischen Gurs, wohin 1940 die badischen und saarpfälzischen Juden deportiert wurden. 32 kommunale Körperschaften Badens unter maßgeblicher Beteiligung Karlsruhes tragen zur Errichtung und Unterhaltung der Gedenkstätte bei. 3. Mai 1963 Der Gemeinderat beschließt über das neue Baugebiet "Bergwald" im Osten der Stadt. Die Erschließungsarbeiten beginnen noch in diesem Monat. 22. Juni 1963 Im Bahnhof Karlsruhe-Durlach hält erstmals ein Auto-Reisezug. 14. Juli 1963 Karlsruhe hat 250.000 Einwohner. 12. Oktober 1963 Festliche Einweihung des neuen Verwaltungsgebäudes der Landesversicherungsanstalt Baden am Weinbrennerplatz. Die Pläne für das 21-geschossige Hochhaus fertigte Prof. Erich Schelling. 11. November 1963 Am Platz der ehemaligen Synagoge in der Kronenstraße wird eine Gedenktafel enthüllt. Sie erinnert an die Zerstörung des Gebäudes "am 10. November 1938 unter der Herrschaft der Gewalt und des Unrechts". 22. Februar 1964 Offizielle Einweihung der Europa-Schule, die seit September 1962 den Unterricht in der Werner-von-Siemens-Schule aufgenommen hatte. Am 24. Oktober 1969 bezieht sie ihren Neubau in der Waldstadt. 27. Februar - 20. März 1964 In diesen Wochen finden fünf Richtfeste für Kirchenbauten statt. St.-Johannes-Baptista (katholisch) in Durlach-Aue (27. Februar), Lukaskirche (evangelisch) in der Seldeneckstraße (28. Februar), Abschluss des Wiederaufbaus der Altkatholischen Kirche (12. März), St.-Michaels-Kirche (katholisch) am Barbarossaplatz (19. März) und Evangelische Kirche Durlach-Aue in der Brühlstraße (20. März). St. Michaelskirche 3. April 1964 Erstmals sind uniformierte Polizeibeamtinnen im Dienst. 19. April 1964 Die Bambi-Filmpreise für 1963, das Rehkitz war 1957 von Emil Sutor neu gestaltet worden, werden zum letzten Mal in Karlsruhe verliehen. Den neuen Besitzer der "Film-Revue", Franz Burda, veranlasste die Kritik der "Badischen Neuesten Nachrichten" an der neu konzipierten Gala und an seiner bewusst provozierenden Rede zur deutschen Filmförderung, die Bambi-Preise an wechselnden Orten zu verleihen. Filmstar und Bambipreisträgerin 1961 Sophia Loren auf dem Rathausbalkon. Foto: Bildstelle der Stadt Karlsruhe 24. April 1964 Bei der Landtagswahl gewinnt die CDU erstmals die Stimmenmehrheit in Karlsruhe, die sie bis 1988 behält. 7. Mai 1964 Einweihung der Adam-Remmele-Schule in Daxlanden. 12. Mai 1964 Die Stadt erwirbt vom Land Baden-Württemberg die Karlsburg in Durlach. Der Westflügel soll abgerissen werden für die Erweitung der Schlossschule. 10. Juni 1964 Das Bolschoi-Ballett aus Moskau gastiert im Badischen Staatstheater. 11. Juli 1964 Eröffnung des "Wellenbades" in Rappenwört. Die zunehmende Verschmutzung des Rheinwassers hat die Neuanlage von Schwimmbecken notwendig gemacht. 17. Juli 1964 Richtfest für den Ausbau des städtischen Elektrizitätsversorgungwerks am Rheinhafen zum Heizkraftwerk. August 1964 In der neuen "Trabantenstadt Oberreut" bei Bulach beziehen die ersten Bewohner ihre neuen Wohnungen. 2. Oktober 1964 Eröffnung der Karlsruher Kulturtage, deren Thema "... und anders kehrten sie heim" lautet. Anwesend sind Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger und der französische Autor Gabriel Marcel, dessen Stück "Ein Gerechter" im Insel-Theater uraufgeführt wird. 29. Oktober 1964 Eröffnung des Park-Hotels an der Ettlinger Straße. 31. Oktober 1964 Zu Ehren der Karlsruher Euthanasieopfer des nationalsozialistischen Deutschland weiht die Stadt auf dem Hauptfriedhof ein Mahnmal, das Karl Egler entworfen hat, und ein Ehrenfeld ein. 386 geistig Behinderte sind Opfer dieses Mordens geworden. 31. Dezember 1964 Das "Durlacher Tagblatt" stellt sein Erscheinen ein. 16. Februar 1965 Planung einer "Rheinstadt" durch die Stadt bei Maxau. Sie soll 29.000 Menschen beherbergen. Rückläufige Bevölkerungsziffern führen nach 1970 zur Einstellung des Projektes. 23. Februar 1965 Der Stadtrat stimmt dem Ausbau des Flughafens Forchheim zu und genehmigt am 27. April den Ankauf eines Teils des Flugplatzgeländes. 20. März 1965 Eröffnung des "Oberrheinischen Dichtermuseums" im Haus des "Volksbundes für Dichtung" (Scheffelbund) in der Röntgenstraße. 7. Mai 1965 Feierliche Übergabe des neuen Gebäudes mit dem Lesesaal der Badischen Landesbibliothek im Nymphengarten. 13. Mai 1965 Das Badenwerk feiert mit einem Essen für die Belegschaft den Umzug in seinen Verwaltungsneubau, das Hochhaus am Ettlinger Tor. Geplant hat es die Architektengemeinschaft Norbert Schmidt und Klaus Möckel (Karlsruhe), Theodor Ketter (Köln). 18. Mai 1965 Nach einem wilden Streik entlässt die Firma Junker & Ruh 700 Arbeiter, das sind etwa 50 % der Gesamtbelegschaft. Der Arbeitskampf begann nach einer Änderung der Akkordzeiten, die der seit etwa zwei Monaten neue Firmeninhaber, die Neffwerke Bretten, festgesetzt hat. Am 29. Mai enden die Auseinandersetzungen mit der Rücknahme der geänderten Akkordzeiten. 18. Mai 1965 Die Stadt Karlsruhe beschließt eine Partnerschaft mit der Stadt Phoenix/Arizona in den USA, die jedoch vor allem wegen der großen Entfernung nicht mit Leben gefüllt werden kann. 28. Mai 1965 Einweihung des 1955 begonnenen und in drei Bauabschnitten fertig gestellten Neubaus für das Landesgewerbeamt an der Karl-Friedrich-Straße. 20. Juni 1965 Im Kunstverein beginnt die Ausstellung "Romantiker und Realisten" zum 250. Stadtjubiläum. 23. Juni 1965 Festakt zum 250-jährigen Stadtjubiläum in Anwesenheit des Bundespräsidenten Heinrich Lübke, dem zusammen mit vier anderen Persönlichkeiten das Ehrenbürgerrecht verliehen wird. 1. Juli 1965 Demonstration der Studenten in Karlsruhe für eine Änderung der Bildungspolitik, die zu besseren Studienbedingungen beitragen soll. 9. Juli - 3. Oktober 1965 Jubiläumsausstellung "Karlsruhe gestern - heute - morgen" im Landesgewerbeamt eröffnet. Die von dem Architekturprofessor Otto Haupt und dessen Sohn konzipierte Schau zieht 25.000 Besucher an. 15. Juli 1965 Uraufführung des Jubiläumsfilms über Karlsruhe "Lebenslauf einer Stadt" (Regie Wolf Hart) in der Schwarzwaldhalle. 23. Juli 1965 Inbetriebnahme des neuen Wasserwerks im Hardtwald. 30. Juli 1965 Die Gaskokerei des Gaswerks Ost wird stillgelegt. 4. August 1965 Einweihung des neuen Verbindungskanals zwischen den beiden Stadtgartenseen. Die alte Tiergartenbrücke, die durch eine neue ersetzt wird, war am 13. Januar nach drei vergeblichen Versuchen gesprengt worden. 3. November 1965 Die Unterführung der Kriegsstraße am Ettlinger Tor wird für den Verkehr freigegeben. 4. November 1965 Einweihung der neuen Volksschule am Rennbuckel. Vorangegangen sind die Einweihungen der Neubauten der Eichelgartenschule Rüppurr (21. Oktober) und der Volksschule Aue (3. November). 15. Dezember 1965 Aufstellung des Karl-Friedrich-Denkmals an seinem neuen heutigen Standort auf dem Schlossplatz. Es hat den Bauarbeiten für die Tiefgarage unter dem Schlossplatz weichen müssen. 31. Dezember 1965 Laut Statistik sind in diesem Jahr in der Stadt etwa je 50.000 Personenkraftwagen und Fernseher zugelassen bzw. angemeldet. 11. März 1966 Mit einer Blumenschau wird die von Prof. Erich Schelling geplante Nancyhalle am Festplatz eröffnet. Sie soll die Ausstellungsfläche und damit Karlsruhes Attraktivität für Messen und Kongresse vergrößern. 6. Juni 1966 Nach einem Gerichtsbeschluss muss die Stadtverwaltung der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands Räume für ihren Parteitag vermieten. Gegen den Parteitag organisiert der Deutsche Gewerkschaftsbund am 17. Juni einen Demonstrationsmarsch mit anschließender Kundgebung. 30. Juni 1966 Einweihung der Albtalbahn-Strecke nach Langensteinbach. 29. Juli 1966 Die Fußgängerunterführung am Ettlinger-Tor-Platz und die Unterführung vom Theater zur Kreuzstraße wird eingeweiht. Die Fußgängerbrücke über die Kriegsstraße bei der Lammstraße ist im Bau. 25. August 1966 Nach grundlegender Modernisierung (Umstellung auf elektrischen Betrieb) wird die Durlacher Turmbergbahn wieder eröffnet. 11. Oktober 1966 Der Gemeinderat beschließt Rationalisierungsmaßnahmen in den Verkehrsbetrieben ("automatischer Schaffner") und im Hinblick auf die Sanierungsvorhaben eine Konzentrierung der Prostitution in der Altstadt. 16. Dezember 1966 Bundesverkehrsminister Georg Leber übergibt die neue Rheinbrücke bei Maxau dem Verkehr. 12. Januar 1966 Die Straßenunterführung am Schlossplatz wird dem Verkehr übergeben. Am 12. August wird die dortige Tiefgarage eröffnet. 10. Januar 1967 Das letzte Karlsruher Pferdegespann für den Fuhrbetrieb (Firma Steffelin) wird außer Dienst gestellt. 15. Februar 1967 Einweihung des Neubaus der Urologischen und Chirurgischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten nach fünfjähriger Bauzeit. 23. Februar 1967 Eröffnung der neuen Großmarkthalle am Weinweg. 14. April 1967 Bundespräsident Dr. Heinrich Lübke eröffnet die Bundesgartenschau in Karlsruhe, die schon am 27. April den 500.000. und am 11. Mai den 1.000.000. Besucher bzw. Besucherin zählt. Neben den Besuchern zieht die Bundesgartenschau auch in größerer Zahl als sonst Jahresversammlungen verschiedener Organisationen nach Karlsruhe. Zur Bundesgartenschau 1967 wurden Stadt- und Schlossgarten neu gestaltet. Auf dem Festplatz stand von April bis Oktober ein Aussichtsturm. Das Foto zeigt ihn vom Stadtgarten aus. StadtAK 8/Alben 125, 19 19. April 1967 Einweihung der Richt-Wohnanlage in Durlach mit vier 16-geschossigen Hochhäusern und viergeschossigen Wohnungen bauten. Der Privatunternehmer Robert Richt erstellt in diesem ersten Bauabschnitt 400 Wohnungen. 20. Juni 1967 Der Gemeinderat beschließt die Umbenennung des Parkrings in Konrad-Adenauer-Ring. 23. Oktober 1967 Mit einem Großfeuerwerk endet die Bundesgartenschau, die über 6.000.000 Besucher angezogen hat. 10. November 1967 Einweihung der neuen Schlossschule in Durlach. 24. November 1967 Der neue Wasserhochbehälter Luß in Durlach wird in Betrieb genommen. 21. Dezember 1967 Die südliche Fahrbahn der Umgehungsstraße Durlach wird freigegeben. Am 13. Oktober 1969 sind beide Richtungsfahrbahnen fertig gestellt. 21. April 1968 Mit 30° Celsius verzeichnen die Meteorologen den heißesten Apriltag seit 100 Jahren. 14./15./17./28. Mai 1968 Demonstrationen von Studenten gegen die Notstandsgesetzgebung, durch die zeitweilig bestimmte Artikel des Grundgesetzes außer Kraft gesetzt werden können. 27. Mai 1968 Die Karl Friedrich-, Leopold- und Sophienstiftung weiht ihr neuestes, insgesamt drittes Altersheim ein. Das Wilhelmine-Lübke-Altersheim liegt in der Trierer Straße der Nordweststadt. Juni/Juli 1968 Die Firma Singer, vormals Haid & Neu, verlegt die Fertigung der Industrienähmaschinen in das neue Werk in Blankenloch, das 1.000 Arbeitsplätze hat. Die Haushaltsnähmaschinen werden mit 1.600 Beschäftigten weiter in der Stadt hergestellt. 3. August 1968 Die Neff-Werke Bretten teilen mit, dass bis zum Jahresende die Produktion bei Junker & Ruh schrittweise eingestellt werden muss. Betroffen sind 1.300 Arbeitnehmer. Im Dezember 1975 werden die Fabrikhallen abgerissen. 8. August 1968 Wilhelmine Lübke eröffnet den Weltkongress der Internationalen Akademikerinnen-Föderation. 5. September 1968 Im Übergangslager Gottesaue sind geflüchtete Bürger aus der Tschechoslowakei untergebracht. 5. September 1968 Eröffnung des Wertkauf-Centers des Karlsruher Unternehmers Hugo Mann an der Autobahnausfahrt Karlsruhe-Durlach. Am 26. August 1969 werden große Teile des Einkaufszentrums durch einen Großbrand zerstört und danach wieder aufgebaut. Großbrand des Karlsruher Wertkauf-Centers durch Explosion einer Propangasflasche. StadtAK 8/BA Schlesiger A18 57a/3/18A 8. November 1968 Die im Zuge der Altstadtsanierung angelegte Fritz-Erler-Straße zwischen dem Mendelssohnplatz und der Kaiserstraße wird in Anwesenheit von Frau Erler für den Verkehr freigegeben. 25. November 1968 2.000 Jugendliche demonstrieren wegen zweier Leitartikel vom 13. und 19. November gegen die "Badischen Neuesten Nachrichten". Unter dem Titel "Aufstand der Unmündigen" war darin kritisch zur Haltung der Jugend und der Studenten Stellung genommen worden. 10. Dezember 1968 Der Gemeinderat entscheidet sich mit einer Stimme Mehrheit gegen die erneute Ausrichtung einer Bundesgartenschau im Jahre 1975. 22. April 1969 Zur 150. Wiederkehr der ersten Sitzung des badischen Landtags tritt der baden-württembergische Landtag zu einer Festsitzung in Karlsruher zusammen. 6. Mai 1969 Feierliche Schlüsselübergabe für den von Prof. Paul Baumgarten geplanten Neubau des Bundesverfassungsgericht am Schlossplatz. 23. Mai 1969 Das Amtsgericht Durlach ordnet nach einer Klage der Stadt die Räumung des Basler-Tor-Turmes zum 31. Juli an. Verklagt war der Mieter, die "Deutsche Jungenschaft", die dort ein "Antiautoritäres Jugendheim Basler-Tor-Turm" eingerichtet hat. Am 27. Mai demonstrieren die Betroffenen und Sympathisanten im Amtsgericht und im Rathaus in Durlach, wobei es zu Sachbeschädigungen und Festnahmen kommt. 22. Juni 1969 Einweihung des Jugendzentrums des Stadtjugendausschuss in Baerenthal/Lothringen in den Vogesen. 21. - 25. Juli/27. - 31. Oktober Mit dem Besuch einer Delegation der Stadt Nottingham in Karlsruhe wird eine Partnerschaftsverbindung eingeleitet, die mit dem Gegenbesuch einer Karlsruher Delegation in Nottingham besiegelt wird. 28. September 1969 Bei der Bundestagswahl gewinnt die SPD erstmals das Direktmandat. 24. Oktober 1969 Einweihung der Europaschule in der Waldstadt. 19. November 1969 Bei seiner Haushaltsrede gibt Oberbürgermeister Günther Klotz bekannt, nicht mehr für das Amt kandidieren zu wollen. 29. Dezember 1969 Vom Rheinhafen wird mit acht Millionen Tonnen ein neuer Jahresumschlagrekord gemeldet. Weitere Links zum Thema Ausführliche Informationen zur Stadtchronik Stadtteilchroniken Kurze Karlsruher Stadtgeschichte Suche in der Chronik 1715 - 1719 1720 - 1729 1730 - 1739 1740 - 1749 1750 - 1759 1760 - 1769 1770 - 1779 1780 - 1789 1790 - 1799 1800 - 1809 1810 - 1819 1820 - 1829 1830 - 1839 1840 - 1849 1850 - 1859 1860 - 1869 1870 - 1879 1880 - 1889 1890 - 1899 1900 - 1909 1910 - 1919 1920 - 1929 1930 - 1939 1940 - 1949 1950 - 1959 1960 - 1969 1970 - 1979 1980 - 1989 1990 - 1999 2000 - 2007
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Karlsruhe: Stadtgeschichte Digitale Angebote: Stadtchronik Karlsruhe Die Chronik bietet Einträge zur Geschichte der Stadt Karlsruhe von ihrer Gründung als Residenz­stadt im Jahre 1715 an bis in die Gegenwart als Zentrum der Techno­lo­gie­Re­gion Karlsruhe. Stadt­teilchro­ni­ken der einge­mein­de­ten, ehemals selbstän­di­gen Stadtteile, die zum Teil sehr viel älter sind als Karlsruhe, liefern histo­ri­sche Infor­ma­tio­nen über die Entwick­lung des geogra­fi­schen Raumes, den die Großstadt Karlsruhe heute einnimmt. Die den Einträgen zugeord­ne­ten Bilder veran­schau­li­chen auch das jeweilige Zeitko­lo­rit, und an der Folge histo­ri­scher Stadtpläne kann die stadt­pla­ne­ri­sche Entwick­lung nachvoll­zo­gen werden. 12. Januar 1980 Auf ihrem Karlsruher Bundeskongress konstituieren sich die "Grünen" als Bundespartei. 27. Januar 1980 Eröffnung der Ausstellung "Widerstand statt Anpassung. Deutsche Kunst im Widerstand gegen den Faschismus 1933 - 1945" im Badischen Kunstverein. Ermöglicht wird die Ausstellung auch durch rund 130 Leihgaben aus der DDR. Über 30.000 Besucher kommen zur Ausstellung in der Waldstraße. 3. März 1980 Das Zündhütle, unübersehbares Wahrzeichen und technisches Baudenkmal an der Bundesstraße 3 bei Wolfartsweier, wird von den Geodäten und Meteorologen der Universität für Forschungszwecke genutzt. Früher diente der Turm zur Herstellung von Schrotkugeln. 16. März 1980 Nach der Landtagswahl ziehen direkt gewählt oder über die Landeslisten fünf Kandidaten aus Karlsruhe in den Landtag ein: Barbara Schäfer, Prof. Dr. Gerhard Seiler (CDU), Dieter Stoltz, Erwin Sack (SPD) und Dr. Jürgen Morlock (FDP). 22. März 1980 Bei der fünften Karlsruher Aufforstungsaktion pflanzen etwa 400 Beteiligte in Neureut 20.000 Jungbäume und Sträucher. 25. März 1980 Der Gemeinderat entscheidet erneut mit 30:24 Stimmen gegen die Zulassung eines Bürgerentscheids über den Bau einer Nordtangente. 14. Juni 1980 Den Wiederaufstieg des KSC in die Bundesliga feiern etwa 3.000 Fans auf dem Marktplatz, wo Oberbürgermeister Otto Dullenkopf Mannschaft und Trainer begrüßt. 22. Juni 1980 Bei der Gemeinderatswahl verliert die CDU die absolute Mehrheit der Mandate, die "Grünen" erhalten erstmals zwei Sitze. Etwa 4.000 nach Gerichtsbeschluss zu Unrecht für gültig erklärte Stimmzettel müssen überprüft werden. Danach erhält am 20. März 1981 die SPD einen weiteren Sitz zugesprochen. 26. Juni 1980 Einweihung des Begegnungszentrums im Sportpark in der Waldstadt. Am 27. April 1982 wird das Fächerbad in dieser Anlage eröffnet. Der Sportpark trägt den Namen des am 5. Februar 1979 verstorbenen Karlsruher CDU-Politikers und baden-württembergischen Justizministers Traugott Bender. Traugott Bender 3. August 1980 Auf der neu angelegten Trabrennbahn des 1924 gegründeten Zucht- und Rennvereins Knielingen findet das erste Pferderennen statt. 21. Oktober 1980 Der Gemeinderat nimmt mit 32:31 Stimmen seinen Beschluss zum Bau der Nordtangente vom 23. Oktober 1979 zurück. 22. Oktober 1980 Gedenkfeier zur 40. Wiederkehr der Deportation badischer und pfälzischer Juden nach Gurs mit einer Gedenkausstellung zur Judenverfolgung im Dritten Reich durch die Stadtbibliothek. Am selben Tag erhält das Karlsruher Ehepaar Hedwig und Otto Hafner vom Staat Israel für seinen Einsatz zugunsten verfolgter Juden im Dritten Reich die Auszeichnung "Gerechte der Völker". 3. November 1980 Der Aufsehen erregende Fall der Entführung und Ermordung eines Mädchens aus Weingarten und der Lösegeldforderung in Höhe von zwei Millionen Mark endet am 21. Dezember mit der Festnahme des in Karlsruhe lebenden Täters, der am 6. August 1982 zu lebenslanger Haft verurteilt wird. 8. November 1980 Nach dem Bundesligaspiel KSC-VfB Stuttgart (0:0) kommt es zu schweren Krawallen zwischen den Fans beider Vereine mit Verletzten und Sachschäden. 17. Januar 1981 In Neureut-Heide eröffnet die privat finanzierte Eislaufhalle ihren Betrieb. 6. Februar 1981 In Hohenwettersbach wird der Bau der im Eingemeindungsvertrag vorgesehenen Lustgartenhalle übergeben. 13. Februar 1981 Als erstes Karlsruher Wohngebiet "verkabelt" das Fernmeldeamt die "Feldlage" in der Waldstadt und eröffnet damit das "Kabelfernsehen" in Karlsruhe. 6. März 1981 Im Landesgewerbeamt wird die "Fraueninformationsbörse" eröffnet. Die etwa 50 Stände von Karlsruher Organisationen sind lebhaft besucht. 2. April 1981 Hausbesetzung in der Luisenstraße 24. 200 bis 300 junge Leute fordern den Erhalt des ehemaligen Bäckereigebäudes als Bürgerhaus in der Südstadt. Am frühen Morgen des 3. April wird das Haus geräumt und kurz nach 12.00 Uhr beginnt der Abriss, um Platz für eine Wohnbebauung zu schaffen. 13. April 1981 Der Säulengang vor der Stadthalle auf dem Festplatz wird vom Hauptgebäude abgetrennt. Er bleibt erhalten, während anstelle der alten Stadthalle mit dem Bau eines modernen Kongresszentrums begonnen wird. 8. Mai 1981 Im Prinz-Max-Palais in der Karlstraße, das die Stadt nach einem Beschluss des Gemeinderats vom 5. August 1969 gekauft hat, eröffnet das neue Kulturzentrum der Stadt. Neben einer Jugendbibliothek beherbergt es die Ausstellung der 1896 begonnenen Karlsruher Kunstsammlungen und eine stadtgeschichtliche Ausstellung. Sowohl kunsthistorische als auch historische Wechselausstellungen sollen darüberhinaus hier einen Rahmen finden. 30. Juni 1981 Von der Schließung der Karlsruher Niederlassung der Grundig AG und der Firma Schmalbach-Lubeca sind etwa 850 Arbeitnehmer betroffen. 2. Juli 1981 Vor dem Staatstheater wird die von Jürgen Goertz geschaffene Plastik "Musengaul" aufgestellt und am 5. Juli enthüllt. Diese Dauerleihgabe der Staatlichen Kunsthalle löst heftige öffentliche Stellungnahmen aus. 28. August 1981 Mit einem Marktplatzfest enden die zweijährigen Arbeiten zur Neugestaltung des einst von Friedrich Weinbrenner entworfenen zentralen Platzes der Stadt. 31. Oktober 1981 Im Bürgersaal des Rathauses wird der Bevölkerung der neue Film über die Stadt "Ein Fächer wird aufgeschlagen" vorgestellt. 27. November 1981 Am Schlossplatz wird das Richtfest für den von Prof. Heinz Mohl geplanten Bau der Landeskreditbank gefeiert. Am 15. April 1983 findet die Einweihung statt. 18. Dezember 1981 Feierliche Übergabe des Südtangentenabschnitts zwischen der Killisfeld- und der Schwarzwaldstraße. 9./10. Januar 1982 Innerhalb 30 Stunden fallen 31 cm Neuschnee. Erhebliche Verkehrsstörungen sind die Folge. Für diesen Winter hatte die Stadt aus Umweltschutzerwägungen erstmals den eingeschränkten Winterdienst, d. h. eine Verringerung der auszustreuenden Salzmenge, eingeführt. 30. Januar 1982 An der Kriegsstraße werden bis auf die denkmalgeschützte Jugendstilfassade die Gebäude der ehemaligen Brauerei Moninger abgerissen. An ihrer Stelle werden Wohn- und Geschäftsräume gebaut. Die Brauerei Moninger zieht nach Grünwinkel in einen Neubau auf dem Gelände der früheren Brauerei Sinner. 3. Februar 1982 Nach der Statistik Karlsruhe erreicht die Arbeitslosenquote im Januar 5,5 % (13.906). Die Zahl der Kurzarbeiter steigt an. Im Laufe des Jahres verschlechtert sich die Lage weiter. 2. April 1982 Das Jugend- und Begegnungszentrum "Jubez" des Stadtjugendausschuss am Kronenplatz wird eröffnet. 5. April 1982 Nicht nur die Arbeitsmarktsituation bleibt kritisch. Auf dem Ausbildungssektor stehen 2.075 Bewerbern nur 570 Lehrstellen gegenüber. 14. Mai 1982 Eine der ältesten Karlsruher Firmen, die C. F. Müller Großdruckerei und Verlag, muss 65 Mitarbeiter entlassen. Am 14. September wird mitgeteilt, dass die Druckerei schließen muss und nur der Verlag weitergeführt wird. 18. Mai 1982 Der Gemeinderat entscheidet sich mit deutlicher Mehrheit in Sachen Bau der Nordtangente für die Planungsvariante 17. Anstelle des Durchstichs durch den Hardtwald soll der Verkehr über die Theodor-Heuss-Allee, Adenauerring und Linkenheimer Allee geführt werden. Eine Realisierung der Nordtangentenpläne ist jedoch nicht in Sicht. 5.-13. Juni 1982 Anlässlich des 250. Geburtstages von Joseph Haydn finden die Karlsruher Haydn-Tage statt. Die Veranstaltung führt die Reihe der Karlsruher Musiktage fort, die jährlich einem Komponisten gewidmet sind. 16. August 1982 Im Gemeinderat wird erstmals eine Frau Fraktionsvorsitzende. Die SPD wählt Gerlinde Hämmerle als Nachfolgerin des verstorbenen Günther Hahn. 17. September 1982 Der Koalitionswechsel der FDP in Bonn von einer SPD/FDP- zu einer CDU/CSU/FDP-Regierung setzt auch die Karlsruher FDP schweren innerparteilichen Belastungen aus. 24. September 1982 Die Karlsruher Gastwirte zählen bis zu diesem Tag 580 Vereins- und Straßenfeste im Jahre 1982, die ihnen einen Umsatzrückgang bescheren. 30. September 1982 Beim Unfall eines Tanklastzugs am Bulacher Kreuz entsteht durch Explosion und Brand von 35.000 Litern Benzin ein Sachschaden von ca. vier Millionen Mark. Der Fahrer kommt in den Flammen ums Leben. Offizielle Eröffnung des von Prof. Ferdinand Riedl geplanten großen Hotelneubaus am Mendelssohnplatz. 5. November 1982 Ein schwerer Verkehrsunfall bei einem Pershing-II-Raketentransport in Waldprechtsweier am 2. November führt zu einer Demonstration in der Innenstadt gegen die Atomrüstung. Im Rahmen der Friedenswoche der Aktion "Ohne Rüstung leben" vom 7. - 14. November fasten 19 junge Karlsruher. 29. November 1982 Zehn Jahre nach seiner Gründung bilanziert das Fraunhoferinstitut für Systemtechnik und Innovationsforschung (ISI) seine bundesweit führende Position in der Innovationsforschung und Technologieförderung für kleinere und mittlere Unternehmen. 11. Dezember 1982 In Durlach wird die Bezirkssporthalle "Weiherhof" eingeweiht. 18. Dezember 1982 Offizielle Eröffnung des Kultur- und Sportzentrums für Gehörlose in der Fritschlach in Daxlanden, das auf Initiative des CDU-Stadtrats Günther Rüssel entstand. 31. Dezember 1982 Nachdem Ende Juni bereits die Fertigung der Nähmaschinenfabrik Singer in Blankenloch - dorthin war im Juli 1968 ein Teil der Fertigung verlagert worden - eingestellt wurde, trifft diese Entscheidung nun auch die etwa 460 Arbeitnehmer der in Karlsruhe verbliebenen Produktion. Das der Stadt gehörende Kindersolbad Donaueschingen muss aus finanziellen Erwägungen geschlossen werden. 4. Januar 1983 Die Arbeitslosenquote in Karlsruhe ist auf 7,3 % gestiegen. 10. Januar 1983 Beginn des Unterrichts in dem von Martin Lanz geplanten Technischen Gymnasium im Beiertheimer Feld. Diese aus Carl-Engler- und Carl-Benz-Schule bestehende Einrichtung wird am 4. Mai feierlich eingeweiht. Dabei verweist Oberbürgermeister Otto Dullenkopf auf den konsequenten Ausbau des beruflichen Schulwesens in Karlsruhe: "Zwölf Berufsschulen, drei Berufsaufbauschulen, fünf Berufskollegs, 24 Berufsfachschulen, eine Technische Oberschule und drei berufliche Gymnasien betreuen heute 21.000 Schüler." 26. Januar 1983 Für die Stadt Karlsruhe tritt eine Smog-Verordnung in Kraft, die abgestufte Regelungen im Falle von Grenzwertüberschreitungen der Luftverschmutzung vorsieht. 5. März 1983 Die Bundestagswahlen enden mit einem Erfolg der CDU, die das Direktmandat von der SPD zurückgewinnt. Karlsruhe ist nur noch mit einem Abgeordneten in Bonn vertreten. 21. März 1983 In den renovierten Räumen der Durlacher Karlsburg bezieht die Städtische Zweigbibliothek Durlach ihr neues Domizil. 26. Mai 1983 Mit 8,58 m erreicht der Wasserpegel des Rheins bei Maxau für dieses Jahrhundert seine bislang höchste Marke. Er überschreitet die Rekordhöhen vom 23. Mai 1878 (8,46 m) und vom 9. April 1983 (8,47 m). Das gesamte Hafengebiet muss gesperrt werden. 31. Mai 1983 Einweihung des Gemeinschaftszentrums "Weiße Rose" in Oberreut. 10. Juli 1983 Zweites Rockfestival im Wildparkstadion. Rund 40.000 Besucher erleben bei 41° Celsius im Schatten u. a. die Gruppe Supertramp, Chris de Burgh und Joe Cocker live. 20. Juli 1983 In Karlsruhe treffen erstmals 170 polnische Kinder und 15 Betreuer zu einem 14-tägigen Erholungsurlaub ein. Organisiert wird diese Hilfsaktion durch die Patenschaft e.V., die von Karlheinz Ruppert geleitet wird. 27. Juli 1983 Mit 38,2° Celsius wird die seit 1952 (38,8° Celsius) höchste Temperatur in Karlsruhe gemessen. Der Juli 1983 ist der wärmste Monat seit Beginn der regelmäßigen Wetterbeobachtung im Jahr 1876. 8. - 12. August 1983 Zum 8. Weltkongress "Künstliche Intelligenz" treffen sich in Karlsruhe internationale Computerexperten und Wissenschaftler verwandter Fachgebiete. 1. September 1983 Im Kernforschungszentrum nimmt das Projekt "Europäisches Forschungszentrum für Luftreinhaltung" seine Arbeit auf und am 19./20. September findet ein Symposium "Saure Niederschläge - eine Herausforderung für Europa" statt, das die Europäische Gemeinschaft veranstaltet. 18. September 1983 Erster Karlsruher Stadtmarathon, veranstaltet vom Deutschen Roten Kreuz, Ortsgruppe Karlsruhe, und dem TuS Rüppurr. 19. September 1983 Eröffnung der ersten "Europäischen Kulturtage" in Anwesenheit von Ministerpräsident Lothar Späth. Die zweimonatige Veranstaltungsreihe hat zum Thema "Kunst und Kultur Kataloniens". Die "Europäischen Kulturtage" werden von der Stadt und dem Badischen Staatstheater getragen und künftig jedes Jahr organisiert. 30. September - 2. Oktober 1983 Europäisches Jugendmusikfest "Euro-Treff Musik" in Karlsruhe. 17. Oktober 1983 Im Bergwald- und im Lohn-Lissen-Wohngebiet beginnt der Modellversuch "Wertstoffsammlung" zur Reduzierung des Haushaltsmülls. 21. November 1983 Nach einer Protestkundgebung von 4 - 5.000 meist jüngeren Mitbürgern gegen die Nachrüstung blockieren etwa 1.000 Demonstranten das Mühlburger Tor. 25. November 1983 Einweihung der neuen Karlsruher Großsporthalle, die den Namen Europahalle trägt. Sie soll dem Schul-, Vereins- und Spitzensport dienen. Für ihre Planung zeichnet das Architekturbüro Schmitt, Kasimir und Blanke verantwortlich. 29. März 1984 Die Urne Ludwig Marums wird an seinem 50. Todestag in einem Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. 7. April 1984 In 17 Metall verarbeitenden Betrieben finden Warnstreiks für die Einführung der 35-Stunden-Woche statt. 11. Mai 1984 Erster Spatenstich für die Arbeiten zum Fernwärmeanschluss der Wohnsiedlung der amerikanischen Streitkräfte an der Erzbergerstraße. Damit soll eine deutliche Verringerung der Umweltbelastung erreicht werden. 2. Juni 1984 Der Versuch, mit der "Karlsruher Rundschau" eine zweite Zeitung in Karlsruhe zu etablieren, scheitert nach knapp eineinhalb Jahren. 17. Juni 1984 Bei der zweiten Europawahl gewinnen die Grünen in allen Stadtteilen, während die SPD Verluste verzeichnen muss. 1. Juli 1984 In Fabrikationshallen der ehemaligen Nähmaschinenfabrik Singer ziehen die ersten Mieter der Technologiefabrik Karlsruhe ein. Mit dieser Technologiefabrik soll die Umsetzung von Forschungsergebnissen in produktreife Erzeugnissse beschleunigt werden. Betrieben wird die Technologiefabrik von einer Managementgesellschaft, einer Tochter der Karlsruher Industrie- und Handelskammer. Sie arbeitet eng mit den Technologietransfereinrichtungen z. B. der Universität, der Fachhochschule, des Kernforschungszentrums und der Fraunhofer-Gesellschaft zusammen. Die Technologiefabrik entwickelt sich in den beiden folgenden Jahren zur größten Einrichtung ihrer Art in der Bundesrepublik. 7. September 1984 Das Karlsruher Wohnmodell für Behinderte und Nichtbehinderte, das 65 Familien zwischen Zähringer-, Waldhorn- und Fasanenstraße ein Zuhause bietet, ist bezugsfertig. Trägerin ist die seit 1974 bestehende Gemeinnützige Fördergesellschaft für Behinderte mbH-Rehabilitationszentrum Karlsruhe, die zahlreiche andere Behinderteneinrichtungen betreibt. 10. - 13. September 1984 5. Internationale Konferenz für Reaktorsicherheit in Karlsruhe. 6. Oktober 1984 Die Kaiserstraße ist vom Europaplatz bis zum Kronenplatz als Fußgängerzone umgestaltet. Fußgängerzone Kaiserstraße. Foto: Bildstelle der Stadt Karlsruhe II 1473 28. Oktober 1984 Bei den Gemeinderatswahlen verdrängen die Grünen die FDP als drittstärkste Fraktion. 9. November 1984 Nachdem bereits seit 18. Oktober als erste die städtische Tankstelle in der Tullastraße bleifreies Benzin liefert, verkauft nun auch eine private Tankstelle in der Hertzstraße diesen umweltfreundlicheren Kraftstoff. 27. November 1984 Der Werkausschuss des Gemeinderats beschließt für den neuen Block 3 des Heizkraftwerks West den Bau einer Einrichtung zur Rauchgaswäsche, die nicht nur Schwefeldioxide, sondern auch Stickoxide aus den Abgasen entfernt. Dies gilt als wesentlicher Beitrag zur Schadstoffentlastung der Luft im Nah- und Fernbereich. 4. Dezember 1984 Das Arbeitsamt meldet für den November eine gleichbleibende Arbeitslosenquote von 7,4 Prozent. 5. Dezember 1984 Einweihung des von dem Architekten Kienzler geplanten Neubaus der Frauenfachschule Gertrud-Bäumer-Schule in der Steinhäuserstraße. 19. Dezember 1984 In der Stadtgeschichtliche Ausstellung im Prinz-Max-Palais wird das Modell der Stadt Karlsruhe, das die Stadt im Jahre 1834 zeigt, vorgestellt. 31. Dezember 1984 Im Laufe des Jahres sind in der Stadt durch Betriebsstillegungen etwa 1.000 Arbeitsplätze verloren gegangen. 4. März 1985 Die Kaiserpassage brennt nach Brandstiftung in einer Discothek aus. Menschen kommen nicht zu Schaden. Die überdachte Einkaufspassage wird wiederaufgebaut. 8. März 1985 Zum 200. Geburtstag des Karlsruher Erfinders des Fahrrads Karl Friedrich Drais von Sauerbronn wird im Prinz-Max-Palais eine Ausstellung eröffnet, der eine Reihe anderer Gedenkveranstaltungen folgen. 11. März 1985 Im Rathaus wird der Flächennutzungsplan des Nachbarschaftsverbandes Karlsruhe übergeben, der nach neunjährigem Verfahren ohne Auflage genehmigt wurde. Ziel dieses Planes ist es, ein ausgewogenes Verhältnis von Bau- und Gewerbegebieten sowie von Grünflächen und Naherholungsgebieten zu schaffen. 18. März 1985 Die größte Informatik-Fakultät der Bundesrepublik an der Universität Karlsruhe stellt ein neues Forschungsprojekt vor. Zusammen mit dem Karlsruher Fraunhofer-Institut für Information und Datenverarbeitung sowie Fakultäten der Universitäten Kaiserslautern und Saarbrücken ist der Sonderforschungsbereich "Künstliche Intelligenz" eingerichtet worden. 20. - 23. Juli 1985 Drittes Internationales Theaterfestival des Sandkorntheaters. 35 Gruppen aus Ost- und Westeuropa sowie Afrika machen die Veranstaltung zum bisher größten Erfolg. 23. August 1985 Mit einem Festakt wird die nach Plänen der Architekten Herman Rotermund und Christine Rotermund-Lehmbruck am Festplatz neu erbaute Stadthalle eingeweiht. Sie birgt ein modernes Kongresszentrum, das in mehreren Räumen gleichzeitig 4.700 Besuchern Platz bietet. 28. August 1985 Die "Badischen Neuesten Nachrichten" melden, dass im Städtischen Klinikum "kürzlich" der erste Patient an der erworbenen Immunschwäche Aids gestorben sei, zwei weitere seien in Behandlung. 29. August 1985 Fünf Tote und vier zum Teil lebensgefährlich Verletzte fordert die Amokfahrt eines wild um sich schießenden 32-jährigen Mannes aus Waldbronn durch die "Bergdörfer", die südöstlichen Stadtteile Karlsruhes. 6. November 1985 Offizielle Einweihung der nach Plänen des Architekten Prof. Heinz Mohl erbauten Heinrich-Hübsch-Schule am Mendelssohnplatz. Planung und Bau waren von Auseinandersetzungen über die Kostenentwicklung begleitet. 10. November 1985 Eröffnung des von der Trautmann-Schröder-Stiftung getragenen rechtshistorischen Museums in der Stephanienstraße 19. 28. November 1985 Einweihung des kulturellen Zentrums am Rondellplatz mit den neuen Räumen für das Kammertheater und das Centre Culturel Français. 9. Januar 1986 Gründung der "Internationalen Händel-Akademie". Ziel ist die Einrichtung einer Forschungs- und Fortbildungsstätte für Musiker und Studenten des In- und Auslandes. 13. - 16. Februar 1986 32. Internationale deutsche Tischtennismeisterschaften in der Europahalle. 18. Februar 1986 Der Gemeinderat beschließt den Beitritt der Stadt zur "Vereinigung für die Verwirklichung des TGV Paris-Ost". Ziel der Stadt ist die Verknüpfung der französischen Schnellbahnverbindung von Paris über Metz nach Straßburg mit der deutschen Rheintalstrecke. Karlsruhe läge damit im Schnittpunkt der zentralen Ost-West- bzw. Nord-Süd-Eisenbahnlinien. 21. März 1986 Mit Theresia Riedmaier wird die erste Frauenbeauftragte der Stadt bestellt. Sie soll die Gleichberechtigung von Frau und Mann im Arbeitsleben und in der Gesellschaft fördern. 13. April 1986 Bei der Oberbürgermeisterwahl gewinnt der bisherige 1. Bürgermeister Prof. Dr. Gerhard Seiler (CDU) im ersten Wahlgang vor den Mitbewerbern Ulrich Pfeifle (SPD) und weiteren Kandidaten. Prof. Seiler tritt die Nachfolge Otto Dullenkopfs am 1. Juli an. 2. Mai 1986 Vom Giebel der Stadtkirche am Marktplatz hängt für drei Tage ein Transparent mit der Forderung zur Abschaltung der Atomkraftwerke. Aktivisten der Organisation Greenpeace haben es als Reaktion auf die Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vom 26. April angebracht. 6. Mai 1986 Die Stadtverwaltung nimmt nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl vom 26. April zusätzlich zu den staatlichen fortlaufend eigene Messungen der Radioaktivität vor. Die Notwendigkeit, Bäder, Spielplätze oder Sportstätten aufgrund radioaktiver Verseuchung zu schließen, ergibt sich dabei gemäß den (nicht unumstrittenen) Grenzwerten nicht. 6. - 13. Juni 1986 Das Markgrafengymnasium in Durlach feiert sein 400-jähriges Bestehen. Im Oktober veranstaltet das Bismarckgymnasium, das aus dem Durlacher Gymnasium entstanden ist, ebenfalls eine 400-Jahr-Feier. 9.-13. Juni 1986 Erste Karlsruher Frauen-Kulturwoche. 28. Juni 1986 In Knielingen beginnen die Feiern für das 1.200-jährige Jubiläum der bis 1935 selbständigen Gemeinde u. a. mit einem historischen Festzug. 4. September 1986 Eröffnung eines italienischen Konsulats in der Adlerstraße für die 4.300 Italiener in Karlsruhe und ihre Landsleute vor allem im mittelbadischen Raum. 20. September 1986 Die Straßenbahnlinie Europahalle-Oberreut wird eröffnet. 1. Oktober 1986 Die neu geschaffene Führungsakademie Baden-Württemberg, die Führungsnachwuchs für die Landesverwaltung ausbilden soll und ihren Sitz in Karlsruhe hat, wird feierlich eröffnet. Am 9. April 1987 bezieht sie das "Schweden-Palais" in der Hans-Thoma-Straße. 11. Oktober - 7. Dezember 1986 Die Ausstellung "Holomedia" im Prinz-Max-Palais zeigt Hologramme, Licht-Klang-Objekte und Computergraphik. Diese Einstimmung auf das von der Stadt geplante "Zentrum für Kunst und Medientechnologie" lockt etwa 70.000 Besucher an. 2. November 1986 Die seit 15 Jahren in Karlsruhe veranstaltete Verbrauchermesse "offerta" zählt nach Schließung erstmals mehr als 100.000 Besucher. 13. - 30. November 1986 Die 1949 anlässlich der Karlsruher Herbsttage erstmals nach Kriegsende wieder veranstalteten Bücherschau wird in diesem Jahr vergrößert und publikumswirksamer aufgezogen. 15. November 1986 In der Hebelstraße beziehen die Karlsruher Stadträte das "Haus der Fraktionen". 13. Dezember 1986 Mit der Eröffnung der Hardtbahn zwischen Neureut und Leopoldshafen erhält das Karlsruher Nahverkehrsnetz eine bedeutende Ausweitung nach Norden. 25. Januar 1987 Bei den Bundestagswahlen behauptet die CDU das Direktmandat. Die SPD gewinnt über die Landesliste ein Mandat. 31. März 1987 Die Oberbürgermeister von Bruchsal, Bretten, Bühl, Ettlingen, Gaggenau, Karlsruhe und Rastatt gründen auf Initiative des Karlsruher Oberbürgermeisters die Technologie-Region Karlsruhe zur gemeinsamen Darstellung und Vertretung der Interessen des Raumes. Am 7. November treten die Stadt Baden-Baden und die Landkreise Karlsruhe und Rastatt dem Vertrag bei. 5. Mai 1987 Der Gemeinderat beschließt den Kauf der "Orgelhalle" in Durlach, die damit vor dem Abriss gerettet wird. Das Programmkonzept des neuen Kulturzentrums setzt vor allem auf Kleinkunst. 29. Mai 1987 Karlsruhe geht mit der Stadt Halle in der DDR eine Städtepartnerschaft ein. Der Vertrag wird am 18. September ratifiziert. 9. Juni 1987 Die Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Maxau ist nach der Kollision eines Schlepperverbandes mit einem der vier Brückenpfeiler einsturzgefährdet. Die Schiffspassage bleibt vom 9. - 27. Juni gesperrt. 4. Juli 1987 Karlsruhe ist Startplatz einer Etappe der "Tour de France". 18. August 1987 Der erste Bauabschnitt der von Prof. Oswald Matthias Ungers (Köln) entworfenen neuen Badischen Landesbibliothek in der Erbprinzenstraße wird eröffnet. 11. September 1987 Für die etwa 65.000 in Karlsruhe lebenden ehemaligen Flüchtlinge und die Aussiedler, die in 27 Landsmannschaften organisiert sind, wird in der Moltkestraße das "Haus der Heimat" eröffnet. 2. - 4. Oktober 1987 Das von Egon von Neindorff im Jahre 1947 gegründete Reitinstitut, das die klassische Reitkunst pflegt, feiert 40-jähriges Jubiläum mit öffentlichen Vorführungen. 3. Oktober 1987 Einweihung des neu gestalteten Grötzinger Rathausplatzes, wo 1986 die neue Begegnungsstätte eingeweiht worden ist. 5. Oktober 1987 Die Neuapostolische Gemeinde stellt den markanten Neubau ihrer Kirche an der Karlstraße der Öffentlichkeit vor. Mit diesem Bau erhält die Gemeinde eine Zentralkirche für Baden. 11. Oktober 1987 In Karlsruhe wird erstmals ein Ausländerbeirat der Stadt gewählt. 24. Oktober - 6. Dezember 1987 Ausstellung im Badischen Kunstverein Karlsruhe "Stilstreit und Führerprinzip. Künstler und Werk in Baden 1930 - 1945". 12./13. November 1987 Zum 50. Deutsch-Französischen Gipfeltreffen kommen Staatspräsident François Mitterrand und Bundeskanzler Helmut Kohl mit ihren Delegationen nach Karlsruhe. Tagungsorte sind das Schloss und das Kongresszentrum. 13. - 16. November 1987 Die Stadt veranstaltet erstmals die Karlsruher Künstlermesse im Gemeindezentrum St. Stephan. Dezember 1987 Bundesweites Aufsehen erregt der Selbstmord der halsquerschnittsgelähmten "Daniela". Er löst neue Diskussionen um die aktive und passive Sterbehilfe aus. 18. Dezember 1987 Der erste private Rundfunksender Karlsruhes, die "Welle Fidelitas", geht auf Sendung. Zwei weitere Sender folgen am 5. November 1988. 21. Januar 1988 Der verdiente und mit vielen Auszeichnungen geehrte langjährige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Karlsruher Werner Nachmann, stirbt laut Zeitungsberichten an Herzversagen. Im Mai wird offenbar, dass er 33 Millionen Mark Zinsen aus 400 Millionen Mark Wiedergutmachungsleistungen veruntreut hat. 27. Januar 1988 Mit einer Ausstellung im Landesgewerbeamt "100 Jahre Radiowellen: Heinrich Hertz - Werk und Wirkung" feiert die Universität den Entdecker und die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen an der Karlsruher Hochschule. Heinrich Hertz. StadtAK 8/PBS III 637 7. Februar 1988 Beim bisher erfolgreichsten 4. Internationalen Hallen-Leichtathletik-Meeting in der Europahalle startet unter anderen Top-Stars auch der kanadische Sprinter Ben Johnson, der bei der Olympiade dieses Jahres dann des Dopings überführt wird. 28. April 1988 Das Waldstadtzentrum in der Feldlage wird eröffnet. Es soll Einkaufsmagnet und Begegnungsort für den Stadtteil sein. 28. April 1988 Offizielle Einweihung des Sperrtores für den Rheinhafen, das am 8. November 1987 erstmals erprobt wurde. Mit ihm soll bei Rheinhochwasser das Hafengebiet vor Überschwemmungen gesichert werden. 4. Mai 1988 Einweihung des Neubaus der Brücke über den Rangierbahnhof im Verlauf der Wolfartsweierer Straße. 10. Mai 1988 Der Gemeinderat stimmt mehrheitlich dem seit drei Jahren erarbeiteten Konzept eines Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM) zu und billigt den von der Stadtverwaltung vorgesehenen Standort "Hauptbahnhof Süd". 24. Juni 1988 Das letzte Teilstück der Südtangente mit den Tunnelbauwerken bei Bulach wird dem Verkehr übergeben. Zugleich wird der Autobahnanschluss Karlsruhe Mitte eröffnet. Es besteht nun eine direkte Verbindung von der Rheinbrücke bei Maxau zur Bundesstraße 3 zwischen Durlach und Wolfartsweier. Auf dem Gelände der ehemaligen Landesfrauenklinik an der Kaiserallee wird ein halbes Jahr nach der Inbetriebnahme die Psychiatrische Klinik offiziell eingeweiht. 28. Juni 1988 Der Gemeinderat beschließt eine Änderung der Hauptsatzung, die Durlach-Aue eine eigene Ortschaftsverfassung zubilligt. Für andere Ortsteile schließt das Regierungspräsidium entsprechende Änderungen aus. Juli 1988 Mit einem Frauenanteil von 30 % liegt der Karlsruher Gemeinderat nach einer Umfrage des Deutschen Städtetages an vierter Stelle aller deutschen Städte mit über 20.000 Einwohnern. 19. - 24. Juli 1988 Im Fächerbad in der Waldstadt finden die 100. Deutschen Schwimm-Meisterschaften statt, bei denen zugleich die Olympiateilnehmer ermittelt werden. 4. September 1988 Ein Bürgerentscheid über die Bebauung des Kronenplatzes erreicht mit etwa 38.500 Stimmen nicht die nötige Beteiligung von 30 % aller Wahlberechtigten. Veranlasst wurde er durch den Plan der Firma L'Oréal, hier ein Verwaltungszentrum für 250 Mitarbeiter zu errichten, dem der Gemeinderat am 12. April zugestimmt hatte. Nachdem im Januar 1989 in einem Architektenwettbewerb über die Baupläne entschieden wurde, gibt die Firma kurz vor Baubeginn ihre Bauabsicht auf und teilt am 4. Oktober 1990 die Verlegung des Marketings und des Vertriebs der Firma nach Düsseldorf mit. 23. September - 1. Oktober 1988 "Woche der ausländischen Mitbürger" erstmals in Karlsruhe veranstaltet. 1. Oktober 1988 In Durlach kann der Festsaal der Karlsburg nach langwierigen Bauarbeiten eingeweiht werden. 2. Oktober 1988 Die Gemeinde der Christuskirche am Mühlburger Tor feiert die Wiederherstellung ihres Gotteshauses in der alten Form. Die Dächer der Kirche waren am 3. September 1942 bei einem Luftangriff abgebrannt. Nach der Restaurierung, der Hauptturm konnte bereits im September 1985 aufgesetzt werden, trägt sie nun wieder einen Haupt- und vier Nebentürme. 10. - 17. Oktober/7. - 14. Nov 860 jüdische Gäste - ehemals Bürger der Stadt mit Angehörigen - besuchen Karlsruhe. Auf Einladung der Stadt Karlsruhe nehmen sie an den Gedenkfeiern zur 50. Wiederkehr des Judenpogroms (sogenannte Reichskristallnacht) vom 9./10. November 1938 teil. Aus diesem Anlass veröffentlicht das Stadtarchiv zwei Bücher zur Geschichte der Juden in Karlsruhe, und die Stadtgeschichtlichen Sammlungen im Prinz-Max-Palais zeigen eine Ausstellung dazu, die über 20.000 Besucher sehen. 13. Oktober 1988 Der Werkausschuss der Stadt Karlsruhe beschließt, die Mehrkosten für den Bau eines breiteren Strompfeilers und breiterer Widerlager der neuen Eisenbahnbrücke über den Rhein zu übernehmen. Damit soll der spätere Bau eines Stadtbahngleises in die Pfalz ermöglicht werden. Die Bundesbahn wollte nur eine eingleisige Brücke bauen. 9. Dezember 1988 Als Beilage im Amtsblatt erscheint erstmals der "Blick in die Geschichte", in dem fortan vierteljährlich Beiträge zur Geschichte und Kultur in Karlsruhe publiziert werden. 3. - 5. Februar 1989 In der Europahalle wird die Davis-Cup-Begegnung Bundesrepublik-Indonesien ausgetragen, zu der etwa 10.000 Zuschauer kommen, um u. a. Boris Becker Tennis spielen zu sehen. 27. März 1989 Mit 25,7° Celsius wird die höchste Märztemperatur seit 1876 in Karlsruhe gemessen. 24. April 1989 Das Kaufhaus Karstadt eröffnet an der Ecke Kaiser-/Ritterstraße einen Neubau. Damit ist eine der letzten großen Baulücken in der Kaiserstraße geschlossen. Anschließend beginnt der Innenumbau des danebenliegenden alten Gebäudes. 3. Juni 1989 Die Straßenbahnstreckenverlängerung von Leopoldshafen nach Linkenheim-Hochstetten geht in Betrieb. Nach 20 Jahren Planungs- und Bauarbeiten ist nun die Hardtbahn fertig gestellt und zugleich der 100. Streckenkilometer im Schienennetz der Verkehrsbetriebe Karlsruhe und der Albtalbahn-Verkehrsgesellschaft erreicht. 18. Juni 1989 Bei den Europawahlen verliert die CDU zwar über 10 % der Stimmen, bleibt aber stärkste Partei. Wie überall in Deutschland erreichen die "Republikaner" mit 7,4 % ein Ergebnis, das zu Bedenken Anlass gibt. Heinke Salisch (SPD) zieht über die Landesliste wieder in das Europaparlament ein. 19. Juni 1989 In der Rheinstrandsiedlung wird der 1.000. Kilometer des Karlsruher Kanalnetzes verlegt. 20. - 30. Juli 1989 In der Stadt finden die 3. World Games, die Weltspiele der nichtolympischen Sportarten statt, die zu einem großen Erfolg werden. Dazu trägt auch das breit gefächerte Begleitprogramm bei, das die Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit Karlsruher Vereinen konzipiert hat. 12. August 1989 Konstituierung des Stiftungsrates als oberstes Gremium des "Zentrums für Kunst und Medientechnologie (ZKM)". Bei der ersten Arbeitssitzung am 6. Oktober berufen die je vier Vertreter der Stadt und des Landes Prof. Dr. Heinrich Klotz, der seit dem 1. April als Gründungsdirektor amtiert, zum Leiter des ZKM. Die Konzeption für das ZKM sieht die Angliederung einer Hochschule für Gestaltung (HfG) vor. Beide Institutionen sollen auf dem Gelände hinter dem Hauptbahnhof angesiedelt werden. Den Architektenwettbewerb für das Gebäude des ZKM gewinnt im Oktober 1989 der niederländische Architekt Rem Koolhaas. 12. September 1989 Im Aufnahmelager in Durlach, der früheren Landespolizeischule in der alten Markgrafen-Kaserne, treffen die ersten 70 Flüchtlinge aus der DDR ein. 22. Oktober 1989 Die Kommunalwahlen bringen der CDU Mandatsverluste. Als bedenklich kommentieren viele Beobachter den Einzug von drei Abgeordneten der "Republikaner" in den Gemeinderat. 3. November 1989 Nach siebenjähriger Bauzeit wird das wieder aufgebaute Schloss Gottesaue, 1594 als Renaissance-Schloss am Platz des ehemaligen Klosters erbaut, eingeweiht und zugleich der Staatlichen Hochschule für Musik übergeben. 8. - 10. Dezember 1989 Auf Einladung der Stadt weilen 230 Bürger und Bürgerinnen der Partnerstadt Halle, die durch ein Karlsruhe-Quiz ermittelt wurden, in der Stadt. Die Öffnung der Grenze der DDR am 9. November ermöglicht eine Intensivierung der Städtepartnerschaft. Weitere Links zum Thema Ausführliche Informationen zur Stadtchronik Stadtteilchroniken Kurze Karlsruher Stadtgeschichte Suche in der Chronik 1715 - 1719 1720 - 1729 1730 - 1739 1740 - 1749 1750 - 1759 1760 - 1769 1770 - 1779 1780 - 1789 1790 - 1799 1800 - 1809 1810 - 1819 1820 - 1829 1830 - 1839 1840 - 1849 1850 - 1859 1860 - 1869 1870 - 1879 1880 - 1889 1890 - 1899 1900 - 1909 1910 - 1919 1920 - 1929 1930 - 1939 1940 - 1949 1950 - 1959 1960 - 1969 1970 - 1979 1980 - 1989 1990 - 1999 2000 - 2007
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/chronik/?epoche=198%&title=Die%20Jahre%201980%20bis%201989
Karlsruhe: Stadtgeschichte Digitale Angebote: Stadtchronik Karlsruhe Die Chronik bietet Einträge zur Geschichte der Stadt Karlsruhe von ihrer Gründung als Residenz­stadt im Jahre 1715 an bis in die Gegenwart als Zentrum der Techno­lo­gie­Re­gion Karlsruhe. Stadt­teilchro­ni­ken der einge­mein­de­ten, ehemals selbstän­di­gen Stadtteile, die zum Teil sehr viel älter sind als Karlsruhe, liefern histo­ri­sche Infor­ma­tio­nen über die Entwick­lung des geogra­fi­schen Raumes, den die Großstadt Karlsruhe heute einnimmt. Die den Einträgen zugeord­ne­ten Bilder veran­schau­li­chen auch das jeweilige Zeitko­lo­rit, und an der Folge histo­ri­scher Stadtpläne kann die stadt­pla­ne­ri­sche Entwick­lung nachvoll­zo­gen werden. 27. Januar 1990 Das Staatliche Gesundheitsamt führt die letzte öffentliche Polio-Schluckimpfung durch. 13. Februar 1990 Nach siebeneinhalb Jahren Bauzeit wird die Staatliche Kunsthalle in der nun nach Plänen von Prof. Heinz Mohl vollendeten vierflügeligen Gestalt feierlich eingeweiht. 24. Februar 1990 Mit 22° Celsius wird die höchste Februartemperatur seit Beginn der Aufzeichnungen der Karlsruher Wetterstation im Jahre 1876 gemessen. 27. Februar 1990 Ein Sturm mit Orkanböen richtet starke Wald- und Baumschäden an und fegt Ziegel von den Dächern. Der Fastnachtsumzug muss aus Sicherheitsgründen kurz vor dem Start abgesagt werden. 31. März 1990 Als erste der größeren Ausstellungen zum Stadtjubiläum eröffnet die Staatliche Kunsthalle ihre Präsentation "Kunst in der Residenz - Karlsruhe zwischen Rokoko und Moderne". Es folgen am 5. April im Prinz-Max-Palais "Alltag in Karlsruhe - Vom Lebenswandel einer Stadt durch drei Jahrhunderte" und am 15. Juni im Badischen Landesmuseum im Schloss "Klar und lichtvoll wie eine Regel - Planstädte der Neuzeit". 17. April 1990 Bei der Übung eines Luftkampfes über der Stadt kollidieren kurz vor 16.00 Uhr zwei kanadische Düsenjäger und stürzen ab. Einer der Piloten stirbt, es gibt drei Verletzte und Sachschäden in Millionenhöhe. Über 60 größere Einschlagstellen von Wrackteilen werden im Stadtgebiet gezählt. 2. Mai 1990 An die Spitze des Karlsruher Polizeipräsidiums tritt mit Hildegard Gerecke erstmals eine Frau. 21. Mai 1990 Beginn der Abbrucharbeiten am Gaskessel im Osten der Stadt. 10. Juni 1990 Das Landesfamilienfest im Kongresszentrum, am Festplatz und im Stadtgarten lockt 80.000 Besucher an. 15. - 17. Juni 1990 Etwa 300.000 Besucher feiern zwischen Schloss und Ettlinger Tor den "Karlsruher Geburtstag", das 275-jährige Gründungsdatum der Stadt am 17. Juni 1715. 23. Juni 1990 Eröffnung der Ausstellung "Paul Klee - Wachstum regt sich" im Prinz-Max-Palais, zu der etwa 45.000 Besucher kommen. 10. Juli 1990 Der Gemeinderat beschließt mit großer Mehrheit die Abschaffung der unechten Teilortswahl und die Reduzierung der Sitze im Gemeinderat auf 48 bei der nächsten Wahl im Jahre 1994. 7. September 1990 Nach nur rund neunmonatiger Bauzeit wird die neue, größere Gartenhalle eingeweiht. Bei der Planung durch die Architekten Hildegund und Peter Blankenburg musste der denkmalgeschützte Schornstein des ehemaligen Heizkraftwerks erhalten bleiben. Im Karlsruher Kongresszentrum stehen mit ihr nun in vier unterteilbaren Hallen 20.000 qm Fläche zur Verfügung. Damit soll der Abwanderung bedeutender Fachausstellungen aus Karlsruhe begegnet werden. 28. September 1990 Rechtzeitig zum "Deutschen Archivtag und Tag der Landesgeschichte" in Karlsruhe vom 1. - 4. Oktober wird das Stadtarchiv in seinen neuen Räumen in der ehemaligen Pfandleihe (Markgrafenstraße) eröffnet. 3. Oktober 1990 Zum Tag der deutschen Einheit, die dank der Politik des sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow und der friedlichen Revolution vom November 1989 in der DDR erreicht werden konnte, spricht auf dem Marktplatz der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts Prof. Dr. Ernst Benda zu etwa tausend Menschen. In der Nacht kommt es am Marktplatz zu Krawallen. 8. Oktober 1990 Der Abriss des von der Stadt erworbenen Amtsgefängnisses in Durlach beginnt. Proteste von Durlacher Bürgern dagegen blieben erfolglos. 10. Oktober 1990 Im Pfinzgaumuseum in Durlach wird das Stadtmodell vorgestellt, das Durlach um das Jahr 1800 zeigt. Dezember 1990 Die seit elf Jahren bestehende Zentrale Anlaufstelle für Asylbewerber (Zast) zieht von der Wolfartsweierer Straße in ihre neuen Gebäude an der Durlacher Allee um. Wegen der großen Zahl der Asylbewerber bleiben jedoch die alten Gebäude in der bisherigen Nutzung. 2. Dezember 1990 Bei den ersten gesamtdeutschen Wahlen gewinnt die CDU die meisten Stimmen und behält das Direktmandat. 18. Dezember 1990 Der Gemeinderat beschließt mit 38 gegen 31 Stimmen den Plan zur Ausrichtung der Bundesgartenschau im Jahre 2001. Damit sollen vor allem im Osten der Stadt zahlreiche städtebauliche, verkehrs- und grünplanerische Aufgaben gelöst werden. Von den Gegnern des Vorhabens wird betont, gegenwärtig sei dem Wohnungsbau - in der Stadt fehlen sofort 4.000 Wohnungen - Vorrang einzuräumen. 17. Januar 1991 Nach dem Ausbau des Golfkrieges werden die Fastnachtsumzüge abgesagt. Am Vormittag dieses Tages demonstrieren etwa 2.500 Schüler, am Abend noch einmal etwa 5.000 Menschen gegen den Krieg. Während dessen Dauer findet an der Pyramide eine Mahnwache statt. April 1991 Erstes Festival "Schrill im April", das seit 1993 mit Schwerpunkt im Tollhaus stattfindet. 29. April 1991 Die neue Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Maxau wird freigegeben. 10. Mai 1991 Beginn der Feiern zum 1.000. Jahr der urkundlichen Ersterwähnung Hagsfelds. 2. Juni 1991 Inbetriebnahme der S-Bahn-Linie Karlsruhe-Hauptbahnhof-Pforzheim. Mit der in Karlsruhe entwickelten Zweisystemtechnik verkehren damit erstmals Stadtbahnwagen auf DB-Gleisen. 21. Juni 1991 Beginn der Festwochen im Rahmen der 1.000-Jahr-Feiern in Grötzingen. 31. Juli 1991 Die Zahl der Asylbewerber in der ZAST steigt gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 130 Prozent. September 1991 Inbetriebnahme der Rampe für Straßenbahngleise von der Durlacher Allee zu den Gleisen der Bundesbahn. 10. September 1991 Eröffnung des Beratungszentrums der Stadtwerke für den sparsamen Umgang mit Energie. 24. September 1991 Bei einem Brand im Christopherusheim in Daxlanden verlieren fünf junge Männer ihr Leben. 3. Oktober 1991 Auch in Karlsruhe macht sich in einem Brandanschlag auf die ZAST Ausländerfeindlichkeit bemerkbar. 4. - 27. Oktober 1991 Das Programm des Frauenkulturfestivals "Frauenperspektiven" bietet über 60 Einzelbeiträge. 23. Oktober 1991 Im Parkhaus Amalienstraße werden zwei der in Celle ausgebrochenen Sträflinge von der Polizei verhaftet. Die beiden anderen werden nach Geiselnahmen und einer Verfolgungsjagd in Ettlingen überwältigt. 26. November 1991 Der Gemeinderat berät über die Bebauung des Beiertheimer Feldes und des Flugplatzgeländes. Bei der Diskussion gehen die Meinungen pro Naturschutz einerseits und pro Wohnungsbau andererseits quer durch die Fraktionen. 30. November 1991 Eröffnung des Neubaus "Victoria-Haus" am Mühlburger Tor. 30. November 1991 Eröffnung der Verlängerung der Stadtbahn nach Rheinstetten-Mörsch. 10. Dezember 1991 Offizielle Bekanntgabe des Fundes von Mauer- und Fundamentresten eines römischen Gutshofs bei den Ausschachtungsarbeiten für den Neubau der Gewerbeschule in Durlach an der Grötzinger Straße. 20. Dezember 1991 Die "Badischen Neuesten Nachrichten" melden, dass der Karlsruher Schriftsteller Walter Helmut Fritz den Georg-Trakl-Preis für Lyrik 1992 erhält. 3. Januar 1992 Am Europaplatz, dem Durlacher Tor, dem Mühlburger Tor und der Hertzstraße werden Anzeigetafeln für die jeweils aktuelle Schadstoffbelastung der Luft aufgestellt. 17. Januar 1992 Einweihung des nun vollendeten Baus der neuen Landesbibliothek des Architekten Oswald M. Ungers durch Ministerpräsident Erwin Teufel. 17. Januar 1992 Neujahrsempfang anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Landes Baden-Württemberg für 3.500 geladene Gäste aus ganz Baden-Württemberg im Schloss. 5. Februar 1992 Meldung in den BNN: Nach Auswertung langjähriger Messungen des Landesamts für Umweltschutz weist Karlsruhe neben Mannheim die höchsten Schadstoffbelastungen in Baden-Württemberg auf. 25. Februar 1992 Der Gemeinderat verabschiedet das "Verkehrskonzept Innenstadt": Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs und Zurückdrängung des motorisierten Individualverkehrs. Nach der Probephase bleiben die Lamm-, Ritter-, Erbprinzen-, Bürger-, Blumen- und Herrenstraße zum Teil Fußgängerzonen. 12. März 1992 Der vom Deutsch-Amerikanischen Club getragene Pfennigbasar findet zum 25. Mal statt. Er erbrachte bisher 1,8 Millionen DM, die für soziale Zwecke verwendet wurden. 5. April 1992 Nach den Landtagswahlen ist Karlsruhe in Stuttgart mit fünf Abgeordneten vertreten: Barbara Schäfer, Wolfram Meyer (CDU), Brigitte Wimmer, Dieter Stoltz (SPD) und Gerhard Stolz (Grüne). Kritisch kommentiert wird das Ergebnis der rechtsextremen Republikaner, die in Karlsruhe 10,1 % und landesweit 11,0 % der Stimmen erhielten. 22. April 1992 Ratifizierung eines Freundschaftsvertrages zwischen Karlsruhe und Krasnodar zur Förderung der kommunalen Zusammenarbeit und der Bürgerkontakte. 27. April 1992 Nach dem Scheitern der Tarifgespräche für den Öffentlichen Dienst beginnen Streiks, die zunächst den Straßenbahnverkehr lahm legen und dann auf das Klinikum und die Müllabfuhr ausgeweitet werden. 15. Mai 1992 15. Karlsruher Wochenmarkt erstmals bei der Badnerlandhalle in Neureut. 16. Mai 1992 In Durlach wird der von Klaus Ringwald neu gestaltete Brunnen auf dem Marktplatz enthüllt. 16. Mai 1992 Richtfest für die erste ökologische Wohnsiedlung der Stadt im Neubaugebiet Geroldsäcker in Hagsfeld. 22. Mai 1992 Der von der Firma Siemens gestiftete und mit 110 000 DM dotierte Medienkunstpreis des ZKM wird zum ersten während der Multimediale an drei Künstlerinnen und Künstler verliehen. 23./24. Mai 1992 Erstes Museumsfest des Badischen Landesmuseums auf dem Schlossplatz anlässlich der Neueröffnung der frühgeschichtlichen Sammlung. 29. Mai / 26. Juni 1992 Die Föderalismuskommission des Bundes und der Bundestag beschließen den Verbleib des Bundesgerichtshofes in Karlsruhe. Die im Zuge der deutschen Vereinigung erwogene Verlegung nach Leipzig ist damit hinfällig. 16. Juni 1992 Der Gemeinderat entscheidet sich mit 42 gegen 25 Stimmen für den Hallenbau A der IWKA als Domizil des Zentrums für Kunst und Medientechnologie. Damit wird der in Fachkreisen gepriesene von Rem Kolhaas entworfene Würfel hinter dem Hauptbahnhof wegen zu hoher Kosten nicht gebaut. 17. - 21. Juni 1992 Zeitweise über 60.000 Besucher nehmen am 91. Deutschen Katholikentag in Karlsruhe an insgesamt 1.400 Einzelveranstaltungen teil. 29. Juni 1992 Beginn einer Ausstellung der Wettbewerbsergebnisse für die Bundesgartenschau im Jahre 2001. Den Ideenwettbewerb für die Umgestaltung des Areals im Südosten der Stadt gewinnt das Karlsruher Architekturbüro Rossmann und Partner. 1. Juli 1992 In Karlsruhe sind 151.365 Kraftfahrzeuge zugelassen, davon 134.000 Pkw. August 1992 Vor dem türkischen Konsulat in der Kriegsstraße kommt es wiederholt zu lautstarken Protesten von Kurden gegen die türkische Kurdenpolitik. 3. August 1992 Übernahme des zum Jahresende 1992 aufgelösten Staatlichen Weinbauversuchsguts in Durlach durch die L-Bank. Der seit Jahrhunderten in Durlach betriebene Weinbau wird fortgeführt. 19. August 1992 Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrages zwischen Karlsruhe und der rumänischen Stadt Temeschwar. 18. September 1992 Eröffnung der neu konzipierten ständigen Ausstellung zur Stadtgeschichte im Prinz-Max-Palais. 25. September 1992 Die in Karlsruhe entwickelte Zweissystemtechnik erlebt ihre Premiere: Die Stadtbahnlinie Karlsruhe-Bretten verkehrt auf Bundesbahngleisen mit Wechselstrom und im Stadtgebiet mit Gleichstrom. 6. Oktober 1992 Von zwei kurz darauf ermittelten Tätern aus der rechtsextremen Skinheadszene wird der jüdische Friedhof geschändet. 10. Oktober 1992 Linkenheimer Allee zwischen Hans-Thoma-Straße und Adenauerring in Willy-Brandt-Allee umbenannt. 16. Oktober 1992 Der Kulturverein Tollhaus bezieht sein Domizil in der ehemaligen Wiegehalle des Schlachthofs. Der Verein entstand 1982 aus dem im Herbst 1977 gegründeten Folk-Club. 1982 veranstaltete er erstmals ein Zeltival. 13. November 1992 Die von der im Mai gegründeten Erich-Schelling-Stiftung ausgelobten Architekturpreise werden erstmals vergeben. Die Preisverleihung wird künftig alle zwei Jahre stattfinden. 5. Dezember 1992 Gründungsversammlung der "Landesvereinigung Baden in Europa". 20. Dezember 1992 Etwa 120.000 Menschen beteiligen sich an einer Lichterkette für Toleranz und gegen Ausländerfeindlichkeit. Januar 1993 Die von Sparmaßnahmen bedrohten drei Karlsruher Landesmuseen melden für das Jahr 1992 Besucherrekorde von zusammen etwa 725.000 Besucherinnen und Besuchern. 1. Januar 1993 Der traditionsreiche Gaststättenbetrieb "Moninger" am Europaplatz hat seinen Betrieb eingestellt. 1. Januar 1993 Das Kaufhaus Schneider am Europaplatz wird vom Stuttgarter Unternehmen Breuninger übernommen. 22. Januar 1993 Mit der Übernahme der Hälfte der Kosten für die Hochschule für Gestaltung durch den Bund ist die Existenz dieser jüngsten Hochschulgründung gesichert. Sie hat am 15. April 1992 mit elf Professoren und 52 Studierenden den Lehrbetrieb aufgenommen. 18. Februar 1993 Verabschiedung des Doppelhaushalts 1993/94 mit etwa sechs Milliarden DM im Zeichen der Sparsamkeit wegen drohender Mindereinnahmen 1994/95. 18. März 1993 Die BNN melden den Erfolg langjähriger Bemühungen der Stadtverwaltung: Die Amerikaner geben den westlichen Teil des Flugplatzes für zivile Nutzungen frei. Der Stadtteil Nordweststadt kann nun erweitert werden. 8. April 1993 Wiedereröffnung des Karpatendeutschen Museums in der Karlsburg in Durlach. 22. April 1993 Infolge der Bauarbeiten für die Rathauserweiterung an der Lammstraße hat sich das Fundament des Rathausturmes gesenkt und derselbe sich an der Spitze um fünf Zentimeter geneigt. 26. April 1993 "Museum beim Markt" als Außenstelle des Badischen Landesmuseums eröffnet. Hier soll angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts ausgestellt werden. 2. Mai / 2. Oktober 1993 Eröffnung der beiden Jubiläumsausstellungen zum 175-jährigen Bestehen des Badischen Kunstvereins. 8. Mai 1993 Der südliche Teil der neuen Wettersbach-Autobahnbrücke wird mitsamt den Brückenpfeilern und Widerlagern um 12 Meter an seinen endgültigen Platz verschoben. Das dabei verwandte Verfahren stellt eine ingenieurtechnische Weltpremiere dar. Juni 1993 Die Zahl der Obdachlosen in Karlsruhe wird auf 800 geschätzt. Beim Wohnungsamt sind 5.000 Wohnungssuchende gemeldet, davon 1.300 Notfälle. Von 129.000 Wohneinheiten in der Stadt sind nur noch 8 % Sozialwohnungen. 1981 waren es noch 14,5 %. 5./6. Juni 1993 Stadionfest zur Einweihung der neuen Tribüne des Wildparkstadions. Die Verdoppelung der veranschlagten Baukosten sorgte für Schlagzeilen. 19./20. Juni 1993 Das Internationale Trachten- und Folklorefest mit 4.700 Akteuren aus 27 Ländern besuchen etwa 200.000 Menschen. 26. Juni 1993 Einweihung der neuen Bahnsteighalle des Albtalbahnhofs Karlsruhe. 1. Juli 1993 Bei der Einführung der neuen fünfstelligen Postleitzahlen erhält Karlsruhe statt der bisherigen 75 insgesamt dreizehn mit 76 beginnende neue Postleitzahlen. 21. August 1993 Einweihung des "Neuen Ständehauses" auf dem Restgelände des ehemaligen Badischen Parlamentsgebäudes mit der Stadtbibliothek und einer Erinnerungsstätte für den badischen Parlamentarismus. Verbunden damit sind die Feiern zum 175-jährigen Jubiläum der badischen Verfassung von 1818 in Anwesenheit des Ministerpräsidenten. 17. September 1993 Festakt zum 100-jährigen Bestehen des ersten deutschen Mädchengymnasiums in Karlsruhe. 21. September 1993 Die 45. Therapiewoche war wegen des zunehmend geringeren Zuspruchs zugleich die letzte der traditionsreichen Fortbildungs- und Ausstellungskongresse für Mediziner in Karlsruhe. 20. Oktober 1993 Eröffnung der Ladenpassage im Erweiterungsbau für das Rathaus an der Lammstraße. Die Büroräume der Stadtverwaltung werden im April 1994 bezogen. 29. Oktober 1993 Zur 800-Jahr-Feier von Bulach wird im Prinz-Max-Palais eine Stadtteilausstellung eröffnet. 2. November 1993 "Das Wunder vom Wildpark" kommentieren die Zeitungen den 7:0 Sieg des KSC gegen den FC Valencia. Damit zieht der KSC in die dritte Runde des UEFA-Cups ein, in der die Mannschaft Girondins Bordeaux bezwingt. Den Einzug ins Finale verwehrt dem KSC im April 1994 die Mannschaft von Casino Salzburg. 3. November 1993 Die Volkshochschule Karlsruhe bezieht in der Kaiserallee in der ehemaligen Dragonerkaserne ihr neues Studienhaus. 8. November 1993 Das ZKM präsentiert seine viel beachtete 3. Multimediale. 22. Dezember 1993 Karlsruhe beteiligt sich an der Gründung der Entwicklungsgesellschaft Söllingen, die auf dem kanadischen Militärflugplatz einen Regionalflughafen schaffen will. 31. Dezember 1993 Die städtischen Rheinhäfen erzielen 1993 mit 12 Mio. Tonnen einen neuen Umschlagrekord. Januar 1994 Der Karlsruher Jazzclub feiert im Lauf des Jahres sein 25-jähriges Jubiläum mit mehreren hochkarätigen Veranstaltungen. 1. Januar 1994 Erstmals seit 1985 ist die Einwohnerzahl Karlsruhes niedriger (um 2014) als vor einem Jahr. 14. Januar 1994 Fertigstellung des Neubaus der Vereinten Versicherungen nach den Plänen von Hermann Rotermund nach 20 Jahre bewegter Planungsgeschichte der Bebauung des Kronenplatzes. 28. Februar 1994 Wiedereröffnung des Durlacher Pfinzgaumuseum nach sechsjähriger Renovierung der Karlsburg. März 1994 An der Ecke Kaiser-/Adlerstraße wird die erste von fünfzehn geplanten Plakatsäulen mit integrierter Toilette aufgestellt. Sie sollen teilweise öffentliche Toilettenanlagen ersetzen. 11. März 1994 Errichtung der Hermann-Hesse-Stiftung, aus deren Erträgen künftig der gleichnamige seit 1957 alle drei Jahre verliehene Literaturpreis finanziert werden soll. Die Stadt beteiligt sich mit einem Drittel an dem Stiftungsvermögen von 450.000 DM. 14. März 1994 Die Landesregierung beschließt, dass die Badische Landesbibliothek aus der vom Land erworbenen Handschriftensammlung des Hauses Fürstenberg die mittelalterlichen Schriften auf Dauer zur Aufbewahrung erhält. 16. März 1994 Die badische Landesbibliothek erhält aus der vom Land erworbenen Handschriftensammlung des Hauses Fürstenberg die mittelalterlichen Schriften. April 1994 Der Karlsruher Schlossturm wird als Aussichtsplattform über die ehemalige Residenzstadt frei gegeben. 17. April 1994 Bei der Wahl zum Oberbürgermeister erhält Amtsinhaber Prof. Seiler im ersten Wahlgang 58,9 % der Stimmen gefolgt von Heinke Salisch mit 30,6 % und Lüppo Cramer mit 7,1 %. Die Wahlbeteiligung betrug 51,2 %. 17. April 1994 Zum 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Karlsruhe-Nottingham erhält die Grünanlage auf dem alten Stadtwerksgelände nahe dem Mühlburger Tor den Namen "Nottingham-Anlage". 18. Mai 1994 Eröffnung der Ausstellung 900 Jahre Schloss Gottesau. 20. Mai 1994 Der Pegelstand des Rheins erreicht in Maxau 8,34 Meter. 29. Mai 1994 Mit dem Fahrplanwechsel ist der neue Gemeinschaftstarif des am 15. November gegründeten Karlsruher Verkehrsverbundes für 46 Gemeinden in der Region auf 100 Bus-, Straßenbahn- und Regionalbahnlinien gültig. Die Linien A und B werden in S1 / S11 bzw. S4 umbenannt. 12. Juni 1994 Der neu gewählte Gemeinderat besteht nur noch aus 54 statt 68 Abgeordneten: CDU 22, SPD 16, Grüne Liste 8, FDP 3, KAL 3, ÖDP 1, REP 1. Trotz Verringerung der Mandate erlangen Grüne und KAL je ein zusätzliches Mandat. Juli/August 1994 Anhaltende Hitzeperiode mit Temperaturen bis über 35 Grad Celsius, Höchsttemperatur am 5. August 38,3 Grad Celsius. 1. Juli 1994 Nach dem Gemeinderatsbeschluss vom 15. März mit der CDU / FDP - Mehrheit wird das Klinikum zu einer GmbH im Alleinbesitz der Stadt umgewandelt. 25. August 1994 Grundsteinlegung des Neubaus für die Bundesforschungsanstalt für Ernährung. Wegen der Sanierung des PCB-belasteten ehemaligen Geländes der Nähmaschinenfabrik Haid & Neu bzw. Singer wird dieser erst am 2. Februar 1999 feierlich eingeweiht. 26. August 1994 Eröffnung des renovierten Konzerthauses mit wiederhergestelltem Portikus am Festplatz. 10. September 1994 Eröffnung der Platzanlage des ersten Karlsruher Golfclubs "Hofgut Scheibenhardt". 19. September 1994 Offizielle Übergabe der von Klaus Mahler geplanten Gewerbeschule Durlach, die zugleich ihr 225-jähriges Jubiläum feiert. Die bei den Bauarbeiten entdeckte römische villa rustica bleibt als Bodendenkmal frei zugänglich. 22./23. September 1994 Konferenz der Außenminister der EU und der ASEAN-Länder mit mehr als 400 Konferenzteilnehmern in Karlsruhe. 9. Oktober 1994 Neue Gleisführung der Straßenbahn mit direkter Verbindung Kaiserstraße-Karl-Wilhelm-Straße fertig gestellt. 16. Oktober 1994 Nach der Bundestagswahl erhalten erstmals vier Karlsruher Abgeordnete ein Mandat im Bundestag: Norbert Rieder (CDU), Monika Knoche (Grüne), Klaus Kinkel (FDP) und Winfried Wolf (PDS). 15. November 1994 Der neu gewählte Gemeinderat lehnt mit 29 Stimmen gegen 26 Stimmen der CDU und der FDP die Ausrichtung einer Bundesgartenschau im Jahr 2001 ab. 16. November 1994 Der neu gewählte Gemeinderat lehnt mit 29 Stimmen der SPD, der Grünen und der KAL gegen 26 Stimmen die Ausrichtung einer Bundesgartenschau ab. 31. Dezember 1994 Mit 28 Drogentoten im abgelaufenen Jahr steht Karlsruhe an der Spitze in Baden-Württemberg. 1. Januar 1995 Gründung der Heimstiftung Karlsruhe zur Übernahme des Betriebs der städtischen Alten- und Pflegeheime sowie des Kinderheims. In sie werden die Mittel des seit 1832 bestehenden Waisenfonds überführt. 1. Januar 1995 Gemäß einer Entscheidung des Landtags verlangen die Landesmuseen Eintrittsgeld. 1. Januar 1995 Mit der Umbenennung des "Kernforschungszentrums Karlsruhe" in "Forschungszentrum Karlsruhe" wird der Strukturwandel der Großforschungseinrichtung dokumentiert. 5. Januar 1995 Das bundesweit einzige "Deutsch-Weißrussische Haus" nimmt in Karlsruhe seine Arbeit auf. Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie, Investitionen und Kultur sollen gefördert werden. 19. April 1995 Nach 50 Jahren verlässt die US-Armee Karlsruhe. Mit einem feierlichen Appell vor etwa 4.000 Zuschauern auf dem Marktplatz verabschieden sich die amerikanischen Streitkräfte. Im September verlassen die letzten US-Army-Angehörigen die Stadt. 9. Mai 1995 Umbenennung der Fachhochschule Karlsruhe in "Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft" zur Verdeutlichung des Ausbildungsprofils. 15. Mai 1995 700 Studenten der Pädagogischen Hochschule demonstrieren gegen einen Numerus Clausus für den zweiten Teil ihrer Ausbildung. 13. Juni 1995 Die Verkehrsbetriebe stellen den ersten modernen Niederflurwagen vor. 23. Juni 1995 Anbau der Europahalle fertig gestellt. 18. Juli 1995 Der Gemeinderat beschließt einstimmig den Kauf der "Amisiedlung" an der Erzbergerstraße samt den Gemeinschaftseinrichtungen. Die städtische Volkswohnung GmbH übernimmt die Vermarktung der vorhandenen und den Bau neuer Wohnungen. 26. Juli 1995 Vorstellung des Privatisierungs- und Betreibermodells für den Flughafen Söllingen, dem die Kommunen im Oktober zustimmen. August 1995 Erfolgversprechende Testphase für den grünen Rechtsabbiegerpfeil an Ampeln. 15. September 1995 Eröffnung der Herzklinik an der Franz-Lust-Straße gegenüber dem Städtischen Klinikum. Betreiber ist die Rhön-Klinikum AG. 1. Oktober 1995 Das Fernheizkraftwerk am Ahaweg geht gemäß Kaufvertrag vom Mai 1994 vom Land in den Besitz der Stadt über. 15. - 21. Oktober 1995 Bei der Auktion des Kunstbesitzes des Hauses Baden im Neuen Schloss in Baden-Baden und bereits im Vorfeld können für die Karlsruher Museen und das Generallandesarchiv mit Landesmitteln und Sponsorengeldern zahlreiche Kunstgegenstände erworben werden. 16. - 18. Oktober 1995 Siebter CDU-Bundesparteitag in Karlsruhe mit etwa 1.000 Delegierten. 10. November 1995 Die Berufsakademie zieht in ihre neuen Räumlichkeiten an der Erzbergerstraße ein. 12. Januar 1996 Beginn der Veranstaltungen zur 800-Jahr-Feier der Stadt Durlach, zu der eine Geschichte der Stadt Durlach erscheint. 23. Januar 1996 Vertreter aus den Ländern Luxemburg, Schweiz, Frankreich und der Bundesrepublik unterzeichnen im Konzerthaus einen Staatsvertrag - den "Karlsruher Vertrag" -, der eine engere grenzüberschreitende Zusammenarbeit der Gemeinden und Kreise ermöglicht. 30. Januar 1996 Eröffnung des im Dezember 1995 aus Bonn nach Karlsruhe übersiedelten Max-Reger-Instituts im Haus des Museums für Literatur am Oberrhein. Umzug nach Durlach im Februar 1999. 24. März 1996 Bei der Landtagswahl gehen die beiden Direktmandate an Hans-Michael Bender und Ingrid Blank von der CDU. Über die Zweitauszählung ziehen Günter Fischer (SPD), Renate Rastätter und Gerhard Stolz, beide Bündnis90/Die Grünen, ins Landesparlament ein. April 1996 Gründung des Vereins "Karlsruher Tafel", der Lebensmittel beschafft und an Bedürftige weitergibt. 24. April 1996 Einweihung des neuen Arbeitsamtes auf ehemaligem IWKA-Gelände an der Brauerstraße. 2. Mai 1996 Die Homepage der Stadt Karlsruhe ist freigeschaltet. 3. Mai 1996 Das älteste Museum Badens, die Karlsruher Kunsthalle, wird 150 Jahre alt. 14. Mai 1996 Der Gemeinderat stimmt dem Bau einer U-Strab unter der Kaiserstraße mit einem Abzweig nach Süden beim Marktplatz zu. 25. Mai 1996 Der KSC verliert das DFB-Pokalfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern. 8./9. Juni 1996 Bundesparteitag der FDP in Karlsruhe debattiert neues Grundsatzprogramm. 29. Juni 1996 Offizieller Festakt zum 100-jährigen Jubiläum des Helmholtz-Gymnasiums im Konzerthaus. 2. Juli 1996 Höhepunkt der 175-Jahr-Feier der Bildung der Evangelischen Landeskirche Baden ist der Festakt im Karlsruher Kongresszentrum. 15. August 1996 Wiedereröffnung des traditionsreichen Schlosshotels am Bahnhofsplatz nach zweijähriger Schließung. 13. September 1996 Die BNN melden die Zustimmung der Landesregierung zur Entsorgung der hochradioaktiven Abfälle der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe. Dazu soll eine Verglasungseinrichtung gebaut werden. Zu entsorgen sind im ehemaligen Kernforschungszentrum ferner der 1981 stillgelegte Forschungsreaktor 2 sowie der 1991 stillgelegte "Schnelle Brüter" und ein Mehrzweckforschungsreaktor. 15. September 1996 Erstes Paarzeitfahren der Radprofis in Karlsruhe. 27. - 29. September 1996 Erstes "Karlsruher Stadtfest". 1. Oktober 1996 Fusion der beiden Ölraffinerien Esso und OMW zur Miro (Mineralölraffinerie Oberrhein GmbH & Co. KG).Diese Stärkung des Standorts kostet etwa 250 Arbeitsplätze. 20. Oktober 1996 Beim Bürgerentscheid zum Bau einer U-Strab unter der Kaiserstraße spricht sich bei einer Wahlbeteiligung von 45,2 % die Mehrheit dagegen aus. Damit ist der Gemeinderatsbeschluss vom Mai aufgehoben. 31. Oktober 1996 Beseitigung des Bahnübergangs Wolfartsweierer Straße. Verbunden damit sind der Abbruch des Güterbahnhofs am Rüppurrer Tor und der Baubeginn der Kriegsstraße Ost. 16. November 1996 Die amerikanische Bibliothek, ein Geschenk der abziehenden US-Armee vom September 1995, wird als Zweigstelle der Stadtbibliothek geöffnet. 5. März 1997 Die BNN melden die geplante Verlagerung der Verwaltung und Montage nach Kaiserslautern sowie einen Stellenabbau bei der Firma Pfaff in Durlach und einen Verkauf des Werksgeländes. Damit kündigt sich das Ende der traditionsreichen Nähmaschinenproduktion an. 14. März 1997 Freigabe der 360 m langen Straßenbahnunterführung Durlacher Allee/Ostring. 8. April 1997 Eröffnung des Naturschutzzentrums Rappenwört. 18. April 1997 Das Preisgericht des Planungswettbewerb "Via Triumphalis" zur städtebaulichen Entwicklung der Achse Schloss - Festplatz spricht Tobias Wulf den ersten Preis zu. Südentwicklung der Karlsruher Innenstadt 4. Juli 1997 Gründung des CyberForum als Netzwerk regionaler Hightech-Unternehmen. 19. August 1997 Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages mit der rumänischen Stadt Temeschwar. 20. August 1997 Die Badenwerk Holding AG (Karlsruhe) und die EVS Holding AG (Stuttgart) vereinen sich nach Zustimmung der Hauptversammlungen zur Energie Baden-Württemberg AG mit Sitz in Karlsruhe. 15. September 1997 Einweihung des Badenwerk-Neubaus an der Durlacher Allee. 21. September 1997 Durchgehender Betrieb der Stadtbahnlinie S4 Rheinstetten - Blankenloch. 25. September 1997 1. Sonderausstellung der Städtischen Galerie im neuen Domizil im Hallenbau A "Deutsche Künstlerkolonien 1890-1910". 29. September 1997 Durchgehender Betrieb der Stadtbahnlinie S5 Wörth - Pforzheim. 16. Oktober 1997 Enthüllung einer Bronzetafel zum Gedenken an die Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen während der NS-Zeit am Hallenbau A der ehemaligen Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken. Die dazu eingeladene Gruppe ehemaliger Zwangsarbeiter nimmt auch an der Eröffnung des Zentrums für Kunst und Medientechnologie in dem Gebäude am 18. Oktober teil. Einladungen weiterer Gruppen folgen in den kommenden Jahren. 18. Oktober 1997 Das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) wird im Hallenbau A an der Brauerstraße mit großem öffentlichem auch internationalem Interesse eröffnet. 11. November 1997 Enthüllung des von Markus Lüppertz gestalteten Narrenbrunnens am Kronenplatz. 1. Januar 1998 Die 170 Jahre alte Staatliche Münzanstalt in Karlsruhe geht in den neuen Landesbetrieb mit Sitz in Stuttgart über. 28. Januar 1998 Die dem früheren Ettlinger Tor nachempfundene Großskulptur am Ettlinger Tor ist aufgestellt. Sie soll an die Revolution 1848/49 erinnern. 6. Februar 1998 Karlsruhe ist künftig der Sitz der einzigen baden-württembergischen Oberfinanzdirektion mit Bundesaufgaben. 28. Februar - 2. August 1998 Große Landesausstellung "1848/49 - Revolution der deutschen Demokraten in Baden" im Badischen Landesmuseum mit fast 150.000 Besuchern. 6. März 1998 Die BNN melden mit 10,0 % Arbeitslosen den Höhepunkt der seit Jahren wachsenden Arbeitslosigkeit. 31. März 1998 Heinrich Klotz gibt die Leitung des ZKM und das Rektorat der Hochschule für Gestaltung (HfG) ab und behält nur die Leitung des Museums für Neue Kunst (MNK). Zu seinem Nachfolger im ZKM wird im September Peter Weibel berufen. Am 1. Juni 1999 stirbt Klotz im Alter von 64 Jahren. 7. April 1998 Freigabe des nördlichen Ostrings zwischen Durlacher Allee und Käppelestraße. 9. Mai 1998 Abstieg des KSC nach der 2:4 Niederlage gegen Hansa Rostock in die Zweite Bundesliga. Zuvor war nach zwölf Jahren Trainer Winfried Schäfer entlassen worden. 15. - 16. Mai 1998 Lech Walesa und Michael Gorbatschow tragen sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Die beiden ehemalige Staatschefs und Friedensnobelpreisträger sprachen in Karlsruhe bei den Europäischen Kulturtagen beim Symposium zur Revolution von 1848/49 bzw. im Umweltforum der Universität. 28. Mai 1998 Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages zwischen den Städten Karlsruhe und Krasnodar in Krasnodar. Seit 1972 besteht eine Verbindung, die am 26. Mai 1992 mit einem Freundschaftsvertrag gefestigt wurde. 23. Juni 1998 Das Privattheater "Die Insel" gibt nach 49 Jahren seine letzte Vorstellung. Die Spielstätte wird vom Badischen Staatstheater übernommen. 19. Juli 1998 Heinz Fenrich (CDU) gewinnt im zweiten Wahlgang bei einer Wahlbeteiligung von 49,2 % die Oberbürgermeisterwahl. Er erhält 45,9 %, Heinke Salisch (SPD) 30,1 % und Ullrich Eidenmüller (FDP) 23,1 %. 25. August 1998 Offizielle Übergabe von Oswald Mathias Ungers geplanten Dienstgebäudes der Bundesanwaltschaft an der Brauerstraße. 17. September 1998 Öffnung der Pyramide zur Gewinnung von Daten für ein exaktes Modell in der stadtgeschichtlichen Ausstellung im Prinz-Max-Palais. 20. September 1998 Im Bundestag ist Karlsruhe nach der Wahl nur noch mit drei statt wie bisher mit vier Parlamentariern vertreten: Brigitte Wimmer (SPD), Klaus Kinkel (FDP) und Monika Knoche (Grüne). 24. September 1998 Freigabe des Verkehrs auf der Kriegsstraße Ost (seit 2007 Ludwig-Erhard-Allee) vom Mendelssohn Platz über den Verkehrskreisel Wolfartsweierer Straße zur Durlacher Allee. 7. Oktober 1998 Das Museum für Literatur am Oberrhein ehrt mit der Eröffnung einer Ausstellung den Karlsruher Autor Walter Helmut Fritz zum 70. Geburtstag. 7. November 1998 Nach 34 Jahre kehrt die Bambi-Preisverleihung anlässlich des 50-jährigen Jubiläums einmalig nach Karlsruhe in das ZKM zurück. 29. November 1998 Nach siebenjähriger Bauzeit und einer Investitionssumme von 95 Millionen DM wird der B-10-Tunnel in Grötzingen für den Verkehr freigegeben. 31. Dezember 1998 Die Zahl der Drogentoten sank von 16 im Jahr 1997 auf 5 im abgelaufenen Jahr. 29. April 1999 Ausstellung im Bundesverfassungsgericht anlässlich des 50-jährigen Jubiläums des Grundgesetzes. 1. Juli 1999 Die Ausstellung "Zwischen Autor und Leser" im Stadtmuseum präsentiert die Geschichte der Buchverlage in Karlsruhe. 5. Juli 1999 Gemeinsame Kabinettssitzung der beiden Landesregierungen von Bayern und Baden-Württemberg in Karlsruhe. 20. Juli 1999 Beschluss des Gemeinderats zur Auslegung des Bebauungsplanentwurfs für das Gelände des bis in die 1980er Jahre genutzten Ausbesserungswerks der Deutschen Bundesbahn. Anfang 2003 sind die ersten sechs "Stadtvillen bezugsfertig. 31. Juli 1999 Erste Veranstaltung der Karlsruher Museumsnacht (Kamuna). 11. August 1999 Freie Sicht in Karlsruhe auf das zweiminütige Jahrtausendereignis der Sonnenfinsternis ab 12.31 Uhr. 26. September 1999 Inbetriebnahme der Stadtbahnlinie S 4 von Baden-Baden über den Karlsruher Marktplatz zum Hauptbahnhof Heilbronn. 24. Oktober 1999 Bei der Wahl des von 54 auf 48 Mitglieder verkleinerten Gemeinderats gewinnen CDU 22, SPD 12, Grüne 5, FDP 5 und KAL 3 Sitze Sitze. Die ÖDP und die Republikaner verlieren ihr Mandat und die PDS ist erstmals im Bürgersaal vertreten. Die Wahlbeteiligung sinkt auf ein Rekordtief von 43,4 Prozent. 6. November 1999 Michail Gorbatschow wird zum Präsidenten der neu gegründeten Internationalen Akademie für nachhaltige Entwicklungen und Technologie an der Karlsruher Universität gewählt. 30. November 1999 Nachdem die Nutzung der früheren Oberpostdirektion als Hotel nicht in Frage kommt, entscheidet der Gemeinderat sich für den Bau eines Kongresshotels am Festplatz. 4. Dezember 1999 Eröffnung des Museum für Neue Kunst (MNK) als Teil des ZKM in den Lichthöfen 1 und 2 des Hallenbaus A unter Leitung von Götz Adriani. 26. Dezember 1999 Der Jahrhundertorkan "Lothar" zerstört etwa 70 Hektar Stadtwald und verursacht insgesamt Schäden von über sieben Mio. DM. Weitere Links zum Thema Ausführliche Informationen zur Stadtchronik Stadtteilchroniken Kurze Karlsruher Stadtgeschichte Suche in der Chronik 1715 - 1719 1720 - 1729 1730 - 1739 1740 - 1749 1750 - 1759 1760 - 1769 1770 - 1779 1780 - 1789 1790 - 1799 1800 - 1809 1810 - 1819 1820 - 1829 1830 - 1839 1840 - 1849 1850 - 1859 1860 - 1869 1870 - 1879 1880 - 1889 1890 - 1899 1900 - 1909 1910 - 1919 1920 - 1929 1930 - 1939 1940 - 1949 1950 - 1959 1960 - 1969 1970 - 1979 1980 - 1989 1990 - 1999 2000 - 2007
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Karlsruhe: Stadtgeschichte Digitale Angebote: Stadtchronik Karlsruhe Die Chronik bietet Einträge zur Geschichte der Stadt Karlsruhe von ihrer Gründung als Residenz­stadt im Jahre 1715 an bis in die Gegenwart als Zentrum der Techno­lo­gie­Re­gion Karlsruhe. Stadt­teilchro­ni­ken der einge­mein­de­ten, ehemals selbstän­di­gen Stadtteile, die zum Teil sehr viel älter sind als Karlsruhe, liefern histo­ri­sche Infor­ma­tio­nen über die Entwick­lung des geogra­fi­schen Raumes, den die Großstadt Karlsruhe heute einnimmt. Die den Einträgen zugeord­ne­ten Bilder veran­schau­li­chen auch das jeweilige Zeitko­lo­rit, und an der Folge histo­ri­scher Stadtpläne kann die stadt­pla­ne­ri­sche Entwick­lung nachvoll­zo­gen werden. 28. Januar 2000 Inbetriebnahme der Straßenbahnlinie 6 durch die Brauer-/Ebertstraße. 1. Februar 2000 Das Internetnachrichtenmagazin ka-news geht an den Start. 4. Februar 2000 Verhaftung der Geschäftsführer des Ettlinger Unternehmens Flowtex Manfred Schmieder und Klaus Kleiser wegen Kreditbetrugs, Steuerhinterziehung. Beide sind alleinige Aktionäre der Baden Airpark AG. 10. Februar 2000 Die Verkehrsbetriebe und das Stadtarchiv erinnern mit einer Ausstellung ab März und einer Publikation an 100 Jahre elektrische Straßenbahn in Karlsruhe. 17. März 2000 Nach langer Vorbereitung und verschiedenen Nachbesserungen wird die Müllverbrennungsanlage Thermoselect im Rheinhafen im Volllastbetrieb getestet und nach Analyse der Testergebnisse vom Regierungspräsidium auf Widerruf genehmigt. 17. - 19. März 2000 Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen in der Schwarzwaldhalle, wo vor 20 Jahren der Gründungsparteitag stattfand. 22. März 2000 Premierenabend im Filmpalast am ZKM, in dem zehn Kinos Platz für fast 3000 Besucher bieten. Betreiber sind Schauburg-Chef Georg Fricker und die Kieft und Kieft Filmtheater GmbH. 19. April 2000 Beschluss des Gemeinderats mit nur einer Gegenstimme zur Bewerbung um die Bundesgartenschau zum 300. Stadtgeburtstag 2015. Das Konzept sieht eine Schau "Vom Schwarzwald zum Rhein" vor. 12. Mai 2000 Zweite Rheinbrücke für die Bahnverbindung in die Pfalz festlich eröffnet. 27. Mai 2000 Abstieg des KSC am Ende der Spielzeit in die Regionalliga. Zuvor war die Vereinsführung zurückgetreten. 30. Juni 2000 Letzter Produktionstag im Thomy-Werk des Nestlé-Konzerns im Rheinhafen. Der 1999 angekündigten Schließung setzte die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten starken Widerstand entgegen. 8./9. Juli 2000 Dorffest und historischer Umzug zur 900-Jahr-Feier in Stupferich. 24. Juli 2000 Erste Reinhold-Frank-Gedächtnisvorlesung. 13. Oktober 2000 Inbetriebnahme der neuen großzügigen Eisbärenanlage im Zoo. Die während der Bauzeit im Nürnberger Zoo untergebrachten Eisbären der Karlsruher Zuchtgruppe mussten nach gewaltsamer Öffnung ihres Geheges am 30. März erschossen werden. 31. Oktober 2000 Freigabe der Bahnüberführung Honsellstraße am Rheinhafen. 17. Dezember 2000 Feiern zum 100-jährigen Jubiläum der Handwerkskammer. 31. Dezember 2000 Der Karlsruher Zoo verzeichnet im abgelaufenen Jahr erstmals mehr als eine Million Besucher. 10. Januar 2001 Festakt zur Fertigstellung der Lichthöfe 3-5 des Hallenbau A, in denen die Hochschule für Gestaltung ihren Sitz hat. 23. Januar 2001 Mit Opern, Arien und Canzonetten erinnert das Badische Staatstheater bei einer Verdi-Woche an den 100. Todestag des Komponisten. 27. Januar 2001 Eröffnung der Ausstellung "Im Labyrinth des Minos" im Badischen Landesmuseum, die über 150.000 Besucher anzieht. 28. Januar 2001 Enthüllung des Gedenksteins für die ermordeten oder durch Verfolgung zu Tode gekommenen über 1000 Karlsruher Juden auf dem jüdischen Friedhof. Beginn des Projektes "Gedenkbuch für die Karlsruher Juden", für das Bürger mit Hilfe des Instituts für Stadtgeschichte die Biographien von Karlsruher Holocaust-Opfern verfassen. 25. März 2001 Nach der Landtagswahl stellt Karlsruhe nur noch drei Abgeordnete in Stuttgart, die beiden Direktmandate gewinnt die SPD, über die Zweitauszählung gewinnen Die Grünen ein Mandat. 30. März - 8. Juli 2001 Ausstellungseröffnung "100 Jahre Rheinhäfen" im Stadtmuseum mit einer Publikation des Stadtarchivs. 22. Mai 2001 Festakt zum 75-jährigen Bestehen der Karlsruher Berufsfeuerwehr. Am 5. Oktober eröffnet das Stadtmuseum dazu eine Sonderausstellung mit einer Publikation des Stadtarchivs. 22. Mai 2001 Erstes Karlsruher Verfassungsgespräch im Bundesverfassungsgericht. 24. Mai 2001 Wiederaufstieg des KSC in die zweite Bundesliga. 5. Juni 2001 Vorstellung der Handschrift C der Nibelungensage, die vom Land aus dem Besitz des Hauses Fürstenberg erworben wurde und nun in der Badischen Landesbibliothek aufbewahrt wird. 15. - 17. Juni 2001 Höhepunkt des erstmalig so gefeierten Karlsruher Stadtgeburtstags ist die "Glühende Pyramide" der Künstlerin Sabine Gärtner-Classen. Vor dem Schloss werden bei Nacht mit Hilfe von Gasbrennern 1600 Majolikakacheln gebrannt. 30. Juni 2001 Das Familienunternehmen Radio Freytag wird geschlossen. 8. Juli 2001 Bürgerfest zum 50. Geburtstag des Bundesverfassungsgerichts rund um und erstmals in den Bauten am Schlossplatz. 21./22. Juli 2001 Palmbach begeht sein 300-jähriges Gründungsdatum, u. a. mit einer Publikation des Stadtarchivs. 13. September 2001 Bei einer Trauerkundgebung gedenken nach Ansprachen von BVerfG-Präsidentin Jutta Limbach und OB Heinz Fenrich etwa 3000 Karlsruher auf dem Marktplatz den Terroropfern in den USA. 27. September 2001 Eröffnung der zum Einkaufszentrum "Postgalerie" umgebauten ehemaligen Karlsruher Hauptpost am Europaplatz. 29. September 2001 Eröffnung der gemeinsam vom Badischen Landesmuseum und der Staatlichen Kunsthalle veranstalteten Landesausstellung "Spätmittelalter am Oberrhein". 5. November 2001 Die Karlsruher SPD feiert ihr 125-jähriges Bestehen mit einem Festakt und einer Publikation. 25. November 2001 Im restaurierten Kulturdenkmal Seilerhäuschen, einem der ältesten, lange vom Abriss bedrohten Modellhäuser der Stadt von 1723, sind nun eine Weinstube und ein Restaurant untergebracht. Die Geschichte des Hauses dokumentiert eine Publikation des Stadtarchivs. Januar 2002 Dauerhafte Minustemperaturen ermöglichen Schlittschuhlauf auf dem Stadtgartensee. 15 Grad plus locken Menschen ins Freie. 1. Januar 2002 Rund 300 städtische Handkassen und 20 Zahlstellen sowie Parkscheinautomaten müssen zum Jahreswechsel auf Euro umgestellt werden. 1. Januar 2002 Gründung der Stadtmarketing GmbH. 7. Januar 2002 Der Thermoselect-Anlage im Rheinhafen wird vom Regierungspräsidium nach dreijähriger Verzögerung die Genehmigung erteilt, auf Dauer Abfälle aus dem Raum Karlsruhe in Energie und verwertbares Granulat umzuwandeln. 1. Februar 2002 Start des Modellprojekts zur heroingestützten Behandlung für schwerstabhängige Drogenkonsumenten. 8. Februar 2002 Eröffnung des von Tomi Ungerer entworfenen Kindergartens in Katzengestalt im Stadtteil Wolfartsweier. 22. Februar - 4. März 2002 Im Badischen Staatstheater finden die 25. Karlsruher Händel-Festspiele statt. 27. Februar 2002 Alt-Oberbürgermeister Gerhard Seiler stellt sich als Notvorstand dem finanziell und sportlich Not leidenden KSC zur Verfügung. März 2002 Rückkehr des Wochenmarkts auf den neu gestalteten Stephanplatz, unter dem nun eine Tiefgarage für die Postgalerie liegt. 3. März 2002 Eröffnung der im Fernsehen übertragenen zentralen Veranstaltung 50 Jahre Woche der Brüderlichkeit mit Bundespräsident Johannes Rau im Kongresszentrum. 10. April 2002 Einweihung der begehbaren Installation des großflächigen Brunnens am Kronenplatz. 8. Mai 2002 Eröffnung der Landesausstellung zum 50. Jubiläum der Gründung Baden-Württembergs im Badischen Landesmuseum. 25. Mai 2002 Offizielle Eröffnung des in der Bürgerschaft umstrittenen Dorint Kongress-Hotels am Festplatz. 10. September 2002 Entscheidung des Preisgerichts für den Erweiterungsbau des Bundesverfassungsgerichts. Gegen den Eingriff in den Botanischen Garten gibt es erheblichen Widerstand. Der Entwurf wird, wie sich nachträglich herausstellt, wegen Nichteinhaltung der Wettbewerbsbestimmungen nicht weiter verfolgt. 22. September 2002 Nach der Bundestagswahl 2002 ist Karlsruhe künftig nur noch mit zwei Abgeordneten in Berlin vertreten. Das Direktmandat gewinnt Brigitte Wimmer (SPD). Ingo Wellenreuther (CDU) zieht über die Landesliste seiner Partei ins Parlament ein. 22. September 2002 Beim erneuten Bürgerentscheid votieren die Karlsruher bei einer Wahlbeteiligung von 74 % mehrheitlich (55,6 %) für die vorgeschlagene Kombi-Lösung (U-Strab unter der Kaiserstraße und Kriegsstraßenumbau mit Straßenbahnlinie). 27. November 2002 Ein computergestütztes neues Leitsystem für die Parkhäuser in der Stadt geht in Betrieb. 27. Januar 2003 Den seit 1998 begangenen nationalen Holocaust-Gedenktag widmet die Stadt dieses Jahr den Sinti und Roma auch mit einer Ausstellung im Stadtmuseum. 30. Januar 2003 Karlsruher Forscher des Naturkundemuseums und der Universität entdecken bei Ausgrabungen im Nordosten Mexikos einen über 120 Millionen Jahre alten Knochen eines Pliosauriers ("Monster von Amberri"). Februar 2003 Guss der Glocken für die wiedererrichtete Dresdner Frauenkirche in der Karlsruher Glockengießerei Bachert. 25. Februar 2003 Entscheidung des Gemeinderats zur Streichung einer Bürgermeisterstelle nach dem Ende der Amtszeit von Heinke Salisch (SPD) am 31. Dezember des Jahres. 15. März 2003 10.000 Menschen protestieren auf dem Marktplatz gegen den drohenden Militärschlag der USA gegen Irak. 18. März 2003 Der Gemeinderat lehnt mit der CDU/FDP-Mehrheit die Ausrichtung einer Bundesgartenschau zum 300-jährigen Stadtgeburtstag 2015 aus finanziellen Gründen ab. 29. März 2003 Festakt zur 900-jährigen Ersterwähnung Rüppurrs, zu der eine Ortsgeschichte erscheint. 26. April 2003 Zehn Jahre nach ihrer Gründung steigt die Basketball-Gemeinschaft Karlsruhe in die Basketball-Bundesliga auf. Juli/August 2003 Juli/August: Bis 14. August erlebt die Fächerstadt die bis dato heißeste und längste Hitzewelle. Es werden 53 Hitzetage (über 30 Grad Celsius, davon 12 Tage über 35 Grad Celsius gemessen. Am 9. und 13. August wird mit 40,2 Grad Celsius nationaler Hitzerekord gemessen. Die extremen Temperaturen fordern 29 Menschenleben. 22. Juli 2003 Der Gemeinderat stimmt trotz starken Vorbehalte in der Bevölkerung der Erweiterung des Bundesverfassungsgerichts im Botanischen Garten zu. 17. - 20. September 2003 Auftaktfest zur Bewerbung um die europäische Kulturhauptstadt 2010. Höhepunkt ist ein "Kulturfeuerwerk für alle Sinne" rund um das Tollhaus. Eine gemeinsame Bewerbung mit Straßburg scheiterte an den EU-Bewerbungsrichtlinien. 17. September 2003 Festakt zum 200-jährigen Jubiläum des Generallandesarchivs Karlsruhe im Schloss. 19. September 2003 Eröffnung der neuen vom Karlsruher Büro Gaiser & Partner geplanten Kinder- und Frauenklinik auf dem Gelände des Städtischen Klinikums an der Kussmaulstrasse. Die Gebäude der früheren Kinderklinik am Durlacher Tor übernimmt die Universität. 4. Oktober 2003 Die ZDF-Show "Wetten dass ..." gastiert in der dm-Arena der neuen Messe Karlsruhe. 28. Oktober 2003 Festliche Einweihung des vom Architekturbüro Dohle und Lohse geplanten Erweiterungsbaus für den Bundesgerichtshof, in dem die Bibliothek, Räume und Veranstaltungssaal für sechs Zivilsenate sowie das Rechtshistorische Museum Platz finden. 30. Oktober 2003 Offizielle Eröffnung der neuen von Prof. Eckhard Gerber geplanten Messe Karlsruhe mit ihren vier Hallen hinter dem Eingangsgebäude. Vor der Grundsteinlegung im Oktober 2001 gab es lange Auseinandersetzungen um die Kosten, die Zuschüsse des Landes und des Landkreises und um die Frage, drei oder gleich alle vier der geplanten Hallen zu bauen. Die gleichzeitig eröffnete "Offerta"-Verbrauchermesse erlebt mit 140.000 Besuchern einen Rekord. 1. November 2003 Die Kunsthalle präsentiert die viel beachtete Ausstellung "Eugène Delacroix" mit über 200 Gemälden des französischen Vertreters der Klassischen Moderne. 15. November 2003 Festakt 125 Jahre Fachhochschule im Kongresszentrum. 4. bis 7. März 2004 Die erstmals stattfindende Kunstmesse "art Karlsruhe" in der Neuen Messe zählt 19.000 Besucher. 12. März 2004 Konstituierende Sitzung des Beirats für Menschen mit Behinderungen. Karlsruhe ist die erste Stadt in Baden-Württemberg, in der ein Behindertenbeirat seine Arbeit aufnimmt. 22. März 2004 In der Günther-Klotz-Anlage wird der Gewässer-Erlebnis-Pfad entlang der Alb der Öffentlichkeit übergeben. 1. Mai 2004 Der Designer Luigi Colani eröffnet eine Ausstellung zu seinem Lebenswerk in der Nancy-Halle. 7. Mai 2004 Karlsruhe erhält den Zuschlag als Standort des Hauptsitzes der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (seit 2008 Max-Rubner-Institut). 18. Mai 2004 Der Gemeinderat beschließt die Errichtung eines neuen Freizeitbads bei der Europahalle. Im Gegenzug sollen kleinere Bäder geschlossen werden. 31. Mai 2004 In Karlsruhe startet die Deutschlandtour der Radprofis. 12. Juni 2004 Die neue Straßenbahnstrecke Durlach-Aue-Wolfartsweier wird eingeweiht. 13. Juni 2004 Gemeinderatswahl. Die neue Sitzverteilung: CDU 19 (-3), SPD 12, Grüne 8 (+3), FDP/Aufbruch 4 (-1), KAL 3, PDS 1, BüKa+ödp 1 (+1). 15. Juni 2004 Zwei 5 x 7 Meter große Schilder an den Zu- und Abfahrten der Südtangente werden enthüllt. Sie sollen mit dem Slogan "Karlsruhe. viel vor. viel dahinter" auf die Fächerstadt aufmerksam machen. 23. Juli 2004 Durch einen Großbrand auf dem Gelände der Mineralölraffinerie Oberrhein (Miro) entsteht ein Millionenschaden. 17. August 2004 Der ehemalige Oberbürgermeister von Nancy und Ehrenbürger von Karlsruhe Dr. Pierre Weber stirbt im Alter von 92 Jahren. Dr. Pierre Weber (rechts) mit Oberbürgermeister Günther Klotz bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes I. Klasse, 29. Juni 1960. StadtAK 8/BA Schlesiger 22. bis 27. September 2004 Europäische Glockentage. 80 Veranstaltungen beschäftigen sich mit der Glocke in Kunst und Kultur. Höhepunkt ist der Guss der Friedensglocke für die Christuskirche. 6. Oktober 2004 Das Kammertheater eröffnet in neuen Räumlichkeiten in der Herrenstraße, nachdem es dem Bau des ECE-Centers am Rondellplatz weichen musste. 19. Oktober 2004 Die Staatliche Akademie der Bildenden Künste feiert mit einem Festakt und der Eröffnung der Jubiläumsausstellung ihr 150-jähriges Bestehen. 28. Oktober 2004 Auftaktkonzert des Landesjazzfestivals, das zum dritten Mal in Karlsruhe stattfindet. 13./14. Dezember 2004 Die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi besucht Karlsruhe und hält einen Vortrag über "Frauenrechte im Iran". 14. Dezember 2004 Der Gemeinderat beschließt, den "Platz der Grundrechte" des Künstlers Jochen Gertz auf der zentralen Achse der Stadt zwischen Schlossplatz und Zirkel errichten zu lassen. 19. Januar 2005 Die SPD-Politikerin Hanne Landgraf, von 1953 bis 1969 Karlsruher Gemeinderätin und 1966 bis 1976 Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg, Ehrenbürgerin der Stadt Karlsruhe, stirbt. Hanne Landgraf (1914-2005). StadtAK 8/PBS oIII 1752 29. Januar 2005 Nach einer Generalsanierung wird das 1873 erbaute Vierordtbad wieder eröffnet. 10. März 2005 Die Stadt Karlsruhe ist mit ihrer Kulturhauptstadtbewerbung aus dem Rennen. Letztlich setzt sich die Stadt Essen mit dem Ruhrgebiet gegen Görlitz als Europäische Kulturhauptstadt 2010 durch. 18. März 2005 Die ersten Stolpersteine des Kölner Künstlers Gunter Demnig zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus werden in Karlsruhe verlegt. 18. März 2005 Zum ersten Mal findet in Karlsruhe unter Beteiligung nationaler und internationaler Prominenz, darunter die Preisträger Helmut Kohl und Michail Gorbatschow, die Radio-Regenbogen-Award-Preisverleihung statt. 15. April 2005 Mehrere größere Städte am Oberrhein, darunter Karlsruhe, Freiburg und Straßburg, schließen sich zum Europäischen Städtenetz Oberrhein zusammen, um sich gemeinsam effektiver im internationalen Wettbewerb der Regionen zu positionieren. 19. April 2005 Der Gemeinderat stimmt dem Erwerb des 172 Hektar großen Hofguts vom Haus Baden zu, das sich entlang des Rheins von der Rheinbrücke bis zum Hafen erstreckt. 7. Juni 2005 Nach über dreißigjähriger Planungs- und fast vierjähriger Bauzeit wird die neue B3 als westliche Ortsumgehung von Wolfartsweier für den Verkehr freigegeben. 8. Juli 2005 Karlsruhe ist Etappenziel der Tour de France. Rund 500.000 Zuschauer erwarten allein im Stadtgebiet Karlsruhe die Fahrer. 29. Juli 2005 Die Umgestaltung des Platzes bei St. Stephan ist abgeschlossen. Ein Brunnen, ein Spielplatz, Bänke und Außengastronomie bieten nun einen Erholungsort im Zentrum der Stadt. 25.-28. August 2005 Judith Hörmann und Arnd Goldschmidt von den Rheinbrüdern gewinnen bei den Kanu-Weltmeisterschaften in Zagreb insgesamt drei Goldmedaillen. Bereits wenige Wochen zuvor holten Judith Hörmann und Stefan Holtz drei Goldmedaillen bei der Europameisterschaft in Posen. 7. September 2005 Das ECE-Center Ettlinger Tor, das größte innerstädtische Einkaufszentrum im Süden Deutschlands, öffnet seine Pforten. 18. September 2005 Bundestagswahl - Karlsruhe wird zukünftig von vier Abgeordneten im Bundestag vertreten. Ingo Wellenreuter (CDU), Johannes Jung (SPD), Sylvia Kotting-Uhl (Grüne) und Karin Binder (Linke) schaffen den Einzug in das Parlament. 2. Oktober 2005 Der Platz der Grundrechte des Künstlers Jochen Gerz wird eingeweiht. Ende Dezember 2005 Das Karlsruher Traditionsunternehmen Ragolds in der Oststadt, ein bundesweit bekannter Süßwarenhersteller (Atemgold, Rachengold), schließt. 15. Februar 2006 Der Karlsruher Fernsehsender bw family.tv geht auf Sendung. Er bietet ein "werteorientiertes Familienfernsehen" für Baden-Württemberg an. 9. März 2006 Gerlinde Hämmerle, die ehemalige Karlsruher Gemeinderätin, Bundestagsabgeordnete und Präsidentin des Regierungspräsidiums Karlsruhe erhält die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe. 16. März 2006 Das von der Wilhelm-Baur-Stiftung finanzierte und von der Hardt-Stiftung betriebene Brunhilde-Baur-Haus für Mütter, Frauen und Familien in Not in Neureut wird eingeweiht. Neben betreutem Wohnen und Kinderbetreuung finden die Mütter hier auch Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. 26. März 2006 Landtagswahl in Baden-Württemberg: Neben den Gewinnern der Direktmandate Manfred Groh und Katrin Schütz (beide CDU) ziehen über die Zweitauszählung Johannes Stober (SPD) sowie Renate Rastätter und Dr. Gisela Splett (beide Grüne) in den neuen Landtag ein. Sehr gering war die Wahlbeteiligung mit 50,1 %. 24. April 2006 Der Neubau der Universitätsbibliothek wird eröffnet. Den Benutzern stehen nun 1.000 Arbeitsplätze durchgehend 24 Stunden zur Verfügung, 300.000 Bücher und Zeitschriften sind im Freihandbereich direkt zugänglich. 27. Mai 2006 Die neue Linie 3, die Nordstadtbahn, die über die Nordstadt nach Neureut-Heide führt, nimmt den Betrieb auf. Dazu wurde eine neue 3,1 km lange zweigleisige Strecke gebaut. 22. Juni 2006 Dr. h. c. Dieter Ludwig, der Karlsruher "Nahverkehrspapst", erhält die Ehrenbürgerschaft der Stadt Karlsruhe verliehen. Ihm hat die Stadt den vorbildlichen Ausbau des Stadtbahnnetzes zu verdanken, insbesondere durch die Einführung der Zweisystem-Stadtbahn, die auch Eisenbahngleise nutzt. 2. Juli 2006 OB-Wahl: Der bisherige Oberbürgermeister Heinz Fenrich (CDU) erhält 55,5 % der Wählerstimmen und bleibt somit im Amt. Auf dem zweiten Platz landet die SPD-Kandidatin Ute Müllerschön mit 24,9 % der Stimmen. Die Wahlbeteiligung sank auf 30,3 %. 9. August 2006 Die Deutschland-Tour der Radprofis endet nach einer Fahrt durch die Stadt an der Messe Karlsruhe. Jens Voigt wird Gesamtsieger. Über 100.000 Zuschauer beobachten das Rennen in Karlsruhe. 21. September 2006 Die Landesregierung plant den Verkauf von Handschriften der Badischen Landesbibliothek im Wert von 70 Millionen Euro, um zu einem finanziellen Ausgleich mit dem Haus Baden zu kommen. Nach einem über die Grenzen Deutschlands hinaus reichenden Proteststurm sowie einer Neubewertung der rechtlichen Grundlagen des erwogenen Ausgleichs gelingt 2009 eine Beilegung des Kulturgüterstreits ohne den Verkauf der Karlsruher Handschriften. 30. September 2006 Vor 3.500 Zuschauern findet in der Europahalle die Weltmeisterschaft in den Lateinamerikanischen Tänzen statt. Den WM-Titel der Amateure sichern sich die Dänen Peter und Kristina Juel Stokkebroe. Jesper Birkehoj und Anna Krawchenko vom TSC Astoria Karlsruhe müssen sich mit dem achten Platz zufrieden geben. 23. Januar 2007 Der Gemeinderat beschließt den unter Einbeziehung der Bürgerschaft entwickelten Masterplan 2015. Der Orientierungsrahmen zur Stadtentwicklung umfasst 12 Handlungsfelder mit 47 Leitprojekten. März 2007 Ein Aufsehen erregendes Design zeichnet die neu eröffnete "Mensa Moltke" mit 460 Plätzen auf dem Campus West aus. Der Entwurf stammt vom Berliner Architekten J. Mayer H., ein Modell der Mensa wurde bereits im New Yorker Museum Of Modern Art ausgestellt. 10. Mai 2007 Der 40 Büros fassende Anbau des Bundesverfassungsgerichts nach Plänen des Berliner Architekten Michael Schrölkamp wird offiziell eröffnet. Zuvor hatte diese Ausdehnung zu Lasten des Botanischen Gartens für Proteste in der Bürgerschaft gesorgt. 16. Mai 2007 Die Hauptversammlung der Firma Industriewerke Karlsruhe-Augsburg AG (IWKA) beschließt die Verlegung ihres juristischen Sitzes von Karlsruhe nach Augsburg und die Umbenennung in KUKA AG. Die Zentrale war schon zuvor aus Karlsruhe abgezogen worden. Damit geht ein bedeutendes Kapitel Karlsruher Industriegeschichte zu Ende. 20. Mai 2007 Aufstiegsfeier des KSC, der nach neun Jahren ab der Saison 2007/08 wieder in der Ersten Bundesliga spielt. 10. Juni 2007 Der erste planmäßige TGV (Train à grande vitesse) fährt im Hauptbahnhof ein. Der französische Hochgeschwindigkeitszug verbindet Karlsruhe in drei Stunden mit der französischen Hauptstadt Paris. 10. Juli 2007 Der ehemalige Karlsruher Oberbürgermeister (1970-1986) und Ehrenbürger Otto Dullenkopf stirbt. 8. Oktober 2007 Der französische Schriftsteller, Grafiker und Illustrator Tomi Ungerer erhält für sein Engagement in der deutsch-französischen Aussöhnung die Ehrenmedaille der Stadt Karlsruhe. Ungerer gestaltete auch den katzenförmigen Kindergarten in Wolfartsweier. November 2007 Das in der Waldstadt gelegene Otto-Hahn-Gymnasium wird die siebte deutsche Elite-Schule des Fußballs. Im Rahmen des Talentförderungsprogramms kooperiert die Schule mit dem KSC. 24. November 2007 Erstmals verleiht das ZKM zusammen mit dem Freiburger Experimentalstudio des SWR den Giga-Hertz-Preis für elektronische Musik. Hauptpreisträger ist der englische Komponist Jonathan Harvey. 30. November 2007 Die Karlsruher Box-Weltmeisterin Regina Halmich beendet ihre Karriere mit einem Sieg in ihrem 56. Profikampf vor 7.500 Zuschauern in der dm-Arena. 11. Dezember 2007 Der Gemeinderat legt das Stadtumbaugebiet "Alter Schlachthof" fest. Damit wird der Weg für die Ansiedlung von Kulturveranstaltern, Künstlern und kulturnahem Gewerbe auf dem Areal des ehemaligen Schlacht- und Viehhofs geebnet. 13. Dezember 2007 Vertreter der Universität und des Forschungszentrums Karlsruhe unterzeichnen den Gründungsvertrag ihres Zusammenschlusses unter dem Namen Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das rund 8.000 Mitarbeiter hat. Weitere Links zum Thema Ausführliche Informationen zur Stadtchronik Stadtteilchroniken Kurze Karlsruher Stadtgeschichte Suche in der Chronik 1715 - 1719 1720 - 1729 1730 - 1739 1740 - 1749 1750 - 1759 1760 - 1769 1770 - 1779 1780 - 1789 1790 - 1799 1800 - 1809 1810 - 1819 1820 - 1829 1830 - 1839 1840 - 1849 1850 - 1859 1860 - 1869 1870 - 1879 1880 - 1889 1890 - 1899 1900 - 1909 1910 - 1919 1920 - 1929 1930 - 1939 1940 - 1949 1950 - 1959 1960 - 1969 1970 - 1979 1980 - 1989 1990 - 1999 2000 - 2007
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