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Blick auf Hohenwettersbach, 1972, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 393/59.
Hohenwettersbach
Hohenwettersbach ist ein Karlsruher Stadtteil, der sich im Südosten der Fächerstadt befindet und wegen seiner Lage auf rund 230 Metern über Normalhöhennull zu den Bergdörfern gehört. Erstmals erwähnt wurde der Ort in einer auf den 9. Februar 1262 datierten Schenkungsurkunde des Grafen Otto von Eberstein an das Kloster Herrenalb unter dem Namen Durrenwet(t)ersbach, wobei der Ortsname auf den dort herrschenden Wassermangel hinweist. Die von der Schenkung ausgenommene zweite Hälfte des Ortes ging an den Grafen von Zweibrücken, der sie 1281 wiederum dem Markgrafen von Baden vermachte. Bei der 1535 erfolgten Teilung Badens kam Durrenwettersbach unter die Grundherrschaft der Markgrafen von Baden-Durlach. 1615 brannte der Ort in einem großen Feuer bis auf fünf Häuser nieder. Zudem dezimierte der Dreißigjährige Krieg die Bevölkerung bis auf wenige Einwohner.
1706 kaufte der spätere Markgraf Karl Wilhelm von der Witwe des badischen Oberstallmeisters Michael Angelo Terzy von Kronental die Güter der Gemarkung Durrenwettersbach, errichtete darauf ein kleines Lustschloss und baute 1710 einen Dorfbrunnen. Da der Ort nun genügend Wasser hatte, nannte Karl Wilhelm ihn wegen seiner Höhenlage fortan Hohenwettersbach. 1714 vermachte der Markgraf Hohenwettersbach seiner unehelichen Tochter Karolina Luisa von Wangen, die 1725 den badischen Hofrat Wilhelm Friedrich Freiherr Schilling von Canstatt heiratete, von dessen Familie das Hofgut Hohenwettersbach bis ins 20. Jahrhundert betrieben wurde. 1740 kam es zum Bau des ersten Schulhauses, das bereits 1785 baufällig wurde und 1842 neben der Kirche als Gebäude mit Schulsaal und Lehrerwohnung neu errichtet wurde. 1742 erfolgte die Fertigstellung der evangelischen Kirche durch Johann Heinrich Arnold. Das Gotteshaus brannte 1839 ab und wurde an gleicher Stelle 1841 wiederaufgebaut. Für den Neubau des zweigeschossigen Schlosses, Herrenhaus genannt (1760–1763), fanden auf dem markgräflichen Gutshof Weber, Holzhauer, Schneider, Gärtner und Schuhmacher Arbeit als Tagelöhner und durften sich als Kolonisten Häuser bauen, ohne freilich die Möglichkeit zu haben, den Baugrund und das bewirtschaftete Land zu erwerben. Offiziell zur Kolonie im gemeinderechtlichen Sinn mit einem Stabhalter an der Verwaltungsspitze wurde Hohenwettersbach allerdings erst im Jahr 1833 erklärt.
1799 kam es zu einer Vereinbarung zwischen der Gutsherrschaft und den Tagelöhnern, in der festgehalten wurde, dass letztere gegen entsprechenden Lohn als Arbeitskräfte jederzeit auf das Gut zu kommen hatten und vier Tage im Jahr Frondienst leisten mussten. Darüber hinaus wurden Aufnahmeverträge mit den Ortsansässigen geschlossen, die die Festsetzung von Fronpflichten und Abgaben regelten. Wer sich weigerte den Vertrag zu unterzeichnen, musste den Ort verlassen.
Ab den 1830er-Jahren kam es wiederholt zu Konflikten zwischen der Grundherrschaft und den Kolonisten, die in der Revolution 1848/49 einen Höhepunkt fanden.
Am 1. Oktober 1864 erhielt Hohenwettersbach den Status einer selbstständigen Gemeinde und damit einen eigenen Bürgermeister. Der Ort umfasste damals circa 300 Morgen Land, zählte 438 Einwohner, von denen der überwiegende Teil evangelisch war. Die seit diesem Zeitpunkt getrennt verwalteten Gemarkungen des Hofguts und der Gemeinde wurden 1931 vereint. 1939 betrug die Einwohnerzahl in Hohenwettersbach 744. Durch die Aufnahme von Heimatvertriebenen stieg sie bis 1947 auf 942. Da die Gutsbesitzerfamilie Schilling von Canstatt für die Unterbringung der neuen Bewohner laut Gesetz zur Abtretung von Grundstücken verpflichtet war, wurden die Gewanne Rotenbüschle, Seewiese und der Batzenhof enteignet.
Im Zuge der baden-württembergischen Gemeindereform von 1967 kam es Ende der 1960er-Jahre in Karlsruhe zu Eingemeindungsbestrebungen mehrerer Gemeinden des Umlands, darunter auch Hohenwettersbach. Die diesbezüglich anfangs dort ablehnende Haltung wandelte sich bald in eine Befürwortung, woraufhin eine Kommission gebildet wurde, die die rechtlichen und organisatorischen Fragen der Eingemeindung klären sollte. Nachdem das Vorhaben von einer großen Mehrheit der Hohenwettersbacher Bürgerschaft die Zustimmung erhalten und beide Gemeinderäte einstimmig für die Eingemeindung nach Karlsruhe gestimmt hatten, erfolgte am 19. Dezember 1971 die Unterzeichnung des Eingemeindungsvertrags durch den Hohenwettersbacher Bürgermeister Erwin Gräber und den Karlsruher Oberbürgermeister Otto Dullenkopf. Der Vertrag trat am 1. Januar 1972 in Kraft. Seit der Eingemeindung hat sich die Zahl der Einwohner in Hohenwettersbach von 1.410 bis Ende 2013 auf 2.917 mehr als verdoppelt. Anlässlich der 750-Jahrfeier von Hohenwettersbach im Jahr 2012 wurde 2013 auf der Grünfläche am Rathausplatz die von der Bildhauerin Laura Danzi aus dem Stamm einer Eiche geschaffene Skulptur Vergänglich und Erwartend aufgestellt.
René Gilbert 2015
Quellen
StadtAK 1/H-Reg 10989; 5/Hohenwettersbach; 8/ZGS 98 a; GLA 69 Schilling von Cannstatt 63, 90, 109; HStAS A 489 K U 325; H 101/18, Bde. 3 und 4.
Literatur
100 Jahre selbständige Gemeinde Hohenwettersbach. Festschrift zur 100-Jahr-Feier am 18. und 19. Juli 1964, Karlsruhe 1964; Siegfried Stech: Hohenwettersbach und Umland. Vom Dorf zum Stadtteil. Ein Heimatbuch, Karlsruhe 1989; Manfred Koch: Karlsruher Chronik. Stadtgeschichte in Daten, Bildern, Analysen, Karlsruhe 1992, S. 276-278 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 14); Hohenwettersbach – Streifzüge durch die Ortsgeschichte, hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe und der Ortsverwaltung Hohenwettersbach durch Anke Mührenberg, Karlsruhe 2012.
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Armenpfründnerhaus, Zähringerstraße 4, 1904, Stadtarchiv Karlsruhe 8/Alben 41/3b.
Studentenwohnheim im ehemaligen Armenpfründnerhaus, Zähringerstraße 4, 2010, Fotoarchiv Regierungspräsidium Karlsruhe, Ref. 26.
Zähringerstraße 38/Ecke Waldhornstraße mit der Metzgerei Nägele vor der Schließung, 2010, Fotoarchiv Regierungspräsidium Karlsruhe, Ref. 26.
Zähringerstraße 90, 2012, Fotoarchiv Regierungspräsidium Karlsruhe, Ref. 26.
Zähringerstraße
Die Zähringerstraße, zuvor Querallee, wurde 1809 nach dem Gasthof Zähringer Hof benannt. Sie verbindet, von Ost nach West verlaufend, als südliche Parallelstraße zur Kaiserstraße die Brunnenstraße mit der Ritterstraße, somit Klein-Karlsruhe, das Dörfle, mit dem Kern der barocken Planstadt. Dabei schneidet sie die Fasanenstraße mit dem Fasanenplatz, Waldhornstraße, überquert mit moderner brückenartiger Überbauung die Fritz-Erler-Straße, quert die Kronenstraße und Adlerstraße, erweitert sich platzartig hinter der Kleinen Kirche im Kreuzungsbereich zur Kreuzstraße, quert den Marktplatz und schneidet die Lammstraße, bevor sie in die Ritterstraße einmündet.
Angelegt wurde die Trasse als Querallee bereits ab den 1730er-Jahren. Spätestens ab 1812, der Eingemeindung des Dörfles, wuchs die Bebauung aus beiden Richtungen zusammen. Die Straße wurde ursprünglich überwiegend mit Wohn- und Geschäftshäusern bebaut. Besonders der Bereich unmittelbar östlich des Marktplatzes ist von klassizistischer Architektur der Weinbrennerzeit geprägt. In der Nähe des Dörfles sticht das ehemalige Armenpfründnerhaus heraus. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude Ecke Zähringerstraße/Waldhornstraße überlebte die Altstadtsanierung und dient heute als Studentenwohnheim. Zwischen den Hausnummern 23 bis 49 prägt die Blockbebauung der Altstadtsanierung aus den 1970er- und 1980er-Jahren das Straßenbild. Ein Beispiel für den Wiederaufbau nach den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg gibt das Geschäftsgebäude Zähringerstraße 94 mit originalgetreuer Fassadenrekonstruktion zum Marktplatz und moderner Fassade in der Zähringerstraße. Zwei Überbrückungen strukturieren den Straßenverlauf westlich des Marktplatzes.
Petra Mayer-Reppert 2012
Literatur
Manfred Koch: Auf dem Weg zur Großstadt. Karlsruhe in Plänen, Karten und Bildern 1834-1915 (Ausstellungskatalog), Karlsruhe 1997, S. 20 f.; Edmund Sander: Karlsruhe. Einst und Jetzt in Wort und Bild, Karlsruhe 1911, S. 124 f.
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Schlossplatz/Vorderer Zirkel mit Dragonern, 1910, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIIIb 426.
Schlossplatz (Straße)
Der Schlossplatz als im Adressbuch seit 1872 aufgeführte Straße beginnt an der Waldhornstraße bei Nr. 1 und endet an der Waldstraße. Im 18. Jahrhundert hieß sie Vorderer Zirkel und behielt diesen Namen bis 1872. Durch die Fächerstraßen wurden acht jeweils circa 200 Fuß (60 Meter) lange Blöcke gebildet, die bis auf den Block zwischen Adler- und Kronenstraße (Orangerie) in mehrere Grundstücke unterteilt waren. Als letzter Block war der zwischen Herren- und Waldstraße erst 1762 geschlossen.
Die ursprüngliche Idee, hier nur Wohnhäuser für höhere markgräfliche Beamte sowie Verwaltungsgebäude anzusiedeln, wurde schon bald nicht mehr eingehalten. So kaufte der Karlsruher Judenschultheiß Salomon Meyer schon 1730 das Zirkelhaus westliche Ecke Ritterstraße (Nr. 22) von Hofrat Reineck, das von 1836-1880 das Modehaus S. Model beherbergte. Neben der Familie Model wohnten hier auch der Hofbankier Salomon von Haber (Nr. 2), der Kaufmann Löw Homburger und der Bankier David Freiherr von Eichthal (Nr. 15), die allesamt der vermögenden jüdischen Oberschicht angehörten. Aber auch die Gaststätte Badischer Hof war von Georg Wieland(t) am Vorderen Zirkel 5, auf dem Gelände der ehemaligen Orangerie, gebaut worden. Neben Wieland(t) erwarben Maurermeister Holb, der Durlacher Medizinalrat Dr. Johann Ernst Bär und der Handelsmann Maier Auerbacher Grundstücke. Später mussten diese Gebäude dem zwischen 1829 und 1833 von Heinrich Hübsch gebauten Finanzministerium weichen.
Von 27 Hausnummern waren 1818 nur die Nr. 19, das Forst-Directions-Gebäude, die Nr. 20, das Ober-Hofjäger-Gebäude, die Nr. 21, das von Friedrich Weinbrenner gebaute Kanzleigebäude, die Nr. 24, das Kriegsministerium, und die Nr. 27, das General-Staats-Kassen-Gebäude, der großherzoglichen Regierung bzw. der Verwaltung zuzuordnende Gebäude. Zum Umfeld des Hofes gehörten der Großhofmeister Karl Freiherr von Gensau (Nr. 3), die Witwe des Oberstallmeisters Wilhelm Freiherr von Seldeneck (Nr. 4), der Direktor der Sanitätskommission Oberhofrat Christian Ludwig Schweickardt (Nr. 9), der Finanzrat Carl Friedrich Oelenheinz (Nr. 12), die Witwe des Generalleutnats Georg Ludwig Carl Freiherr von Beck (Nr. 13), die Witwe des Geheimen Hofrats Junker (Nr. 23), der Oberzeremonienmeister Wilhem Heinrich Carl Freiherr von Edelsheim (Nr. 25) und Markgraf Ludwig von Baden (Nr. 26).
Im Zweiten Weltkrieg wurden nahezu alle Gebäude zerstört, das Adressbuch von 1947 führt nur drei intakte Häuser auf. Heute sind am Schlossplatz von Ost nach West das Regierungspräsidium Nordbaden, die L-Bank, das Finanzamt, das International Department des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und das Amtsgericht untergebracht. Zur der Bundesgartenschau 1967 wurde eine Tiefgarage und der Straßentunnel unter dem Schlossplatz fertiggestellt.
Ernst Otto Bräunche 2015
Quelle
Adressbuch der Stadt Karlsruhe 1947, S. III. 228.
Literatur
Gerhard Everke: Schlossplatz, in: Manfred Koch (Hrsg.): Stadtplätze in Karlsruhe, Karlsruhe 2006, S. 39-55 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 26); Fritz Hirsch: 100 Jahre Bauen und Schauen, 2 Bde., Karlsruhe 1928 und 1932; Edmund Sander: Karlsruhe. Einst und Jetzt in Wort und Bild, Karlsruhe 1911, S. 63; Die Kunstdenkmäler der Stadt Karlsruhe. Der Stadtbau und der Schlossbezirk, bearb. von Arthur Valdenaire. Aus dem Nachlass hrsg. von Joachim Kleinmanns, Petersberg 2014, S. 98 (= Schriften des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau (SAAI) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Bd. 4).
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Version vom 29. Oktober 2018, 13:04 Uhr von Stadtarchiv1 (Diskussion | Beiträge) (Automatisch einsortiert)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Institutionen K
Kadettenanstalt (heute Oberfinanzdirektion Karlsruhe)
Kammertheater Karlsruhe
Kapelle der Evangelischen Diakonissenanstalt Rüppurr
Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung
Karlshochschule International University
Karlsruher Athletengesellschaft 1897
Karlsruher Fußballverein 1891 (KFV)
Karlsruher Lesegesellschaft
Karlsruher Liederkranz (Fächerchor Karlsruhe)
Karlsruher Liste (KAL)
Karlsruher Neue Zeitung - Süddeutsche Allgemeine Zeitung
Karlsruher Ruderverein Wiking von 1879
Karlsruher Sport-Club Mühlburg-Phönix (KSC)
Karlsruher Tagblatt
Karlsruher Turnverein 1846
Karlsruher Zeitung
Kaserne Schloss Gottesaue
Keßler & Martiensen, Maschinenfabrik
KG Blau Weiß Durlach 1951
Kinder- und Jugendhilfezentrum (Sybelheim, ehemals Städtisches Kinder- und Säuglingsheim)
KIT-Archiv
KIT-Bibliothek
Kleine Kirche
Knielinger Kirche
Kondima-Werk
Kongresszentrum
Konzerthaus
Kraftsportverein Durlach 1896
Kraichgaubahn
Kreisarchiv des Landkreises Karlsruhe
Krokodil
Krone, Gaststätte
Kulturamt Karlsruhe
Kunstdruckerei Künstlerbund Karlsruhe (KKK)
Kunstgewerbemuseum, Großherzoglich Badisches
Kunstgewerbeschule, Großherzoglich Badische
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Version vom 20. Februar 2020, 17:36 Uhr von Stadtarchiv3 (Diskussion | Beiträge) (Automatisch einsortiert)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Orte D
Dachsbau
Dahner Straße
Daimlerstraße
Dausackerhohl
Daxgasse
Daxlander Straße
DEA-Scholven-Straße
Dekan-Hofheinz-Straße
Denkmal "Hase, Betende Hände, Rasenstück"
Denkmal "Tor der Schmerzen" für die Euthanasie-Opfer
Denkmal Denkraum – Namen und Steine
Denkmal der Großherzogin Luise von Baden
Denkmal für die Fliegeropfer des Ersten Weltkriegs
Denkmal für die Gefallenen der 35. Infanterie-Division
Denkmal für die Gefallenen der badischen Justizverwaltung (Erster Weltkrieg)
Denkmal für die Gefallenen der Sinner AG (Erster Weltkrieg)
Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs
Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs
Denkmal für die gefallenen städtischen Arbeiter, Angestellten und Beamten
Denkmal für die gefallenen Studenten des Polytechnikums (1870/71)
Denkmal für die Opfer des Theaterbrands
Denkmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft und Vertriebenendenkmal (Grünwettersbach)
Denkmal zur Zerstörung der Synagoge Kronenstraße 15
Dieselstraße
Dietrichstraße
Dornwaldstraße
Douglasstraße
Draisische Gasse
Dürrbachstraße
Durlach
Durlacher Allee
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Version vom 24. Februar 2020, 13:27 Uhr von Stadtarchiv3 (Diskussion | Beiträge)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Orte D
Dachsbau
Dahner Straße
Daimlerstraße
Dammerstockstraße
Danziger Straße
Dausackerhohl
Daxgasse
Daxlander Straße
DEA-Scholven-Straße
Dekan-Hofheinz-Straße
Denkmal "Hase, Betende Hände, Rasenstück"
Denkmal "Tor der Schmerzen" für die Euthanasie-Opfer
Denkmal Denkraum – Namen und Steine
Denkmal der Großherzogin Luise von Baden
Denkmal für die Fliegeropfer des Ersten Weltkriegs
Denkmal für die Gefallenen der 35. Infanterie-Division
Denkmal für die Gefallenen der badischen Justizverwaltung (Erster Weltkrieg)
Denkmal für die Gefallenen der Sinner AG (Erster Weltkrieg)
Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs
Denkmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs
Denkmal für die gefallenen städtischen Arbeiter, Angestellten und Beamten
Denkmal für die gefallenen Studenten des Polytechnikums (1870/71)
Denkmal für die Opfer des Theaterbrands
Denkmal für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft und Vertriebenendenkmal (Grünwettersbach)
Denkmal zur Zerstörung der Synagoge Kronenstraße 15
Dieselstraße
Dietrichstraße
Dörrenbacher Straße
Donaustraße
Donnersbergweg
Dornröschenweg
Dornwaldstraße
Douglasstraße
Draisische Gasse
Dreikönigstraße
Dreisamstraße
Drosselweg
Dürerstraße
Dürkheimer Straße
Dürrbachstraße
Dürrenwettersbacher Straße
Durlach
Durlacher Allee
Durlacher Straße
Durlacher Weg
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Orte K
Kärcherstraße
Kärntner Straße
Käthe-Kollwitz-Straße
Kaiserpassage
Kaiserplatz
Kaiserstraße
Kanonierstraße
Kapellenstraße
Karl-Friedrich-Straße
Karl-Knierer-Weg
Karl-Weysser-Straße
Karlsburgstraße
Karlshof
Karlsruher Allee
Karlsruher Straße
Karlstraße
Karpatenstraße
Kastellstraße
Kauernde
Kauzbrunnen
Kelterstraße
Keplerstraße
Kieselweg
Killisfeldstraße
Kirchplatz St. Stephan
Kleinbachstraße
Klopstockstraße
Königstraße
Krautkopfbrunnen auf dem Gutenbergplatz
Kremnitzer Straße
Kreuzstraße
Kriegerdenkmal der Stadt Karlsruhe (1870/71)
Kriegerdenkmal in Daxlanden (Erster Weltkrieg)
Kriegerdenkmal in Grünwinkel (Erster Weltkrieg)
Kriegerdenkmal in Mühlburg (1870/71)
Kriegerdenkmal in Rintheim (Erster Weltkrieg)
Kriegerdenkmal in Rüppurr (Erster Weltkrieg)
Kriegstotendenkmal "Die Flehende"
Kriegstotendenkmal für die Opfer beider Weltkriege (Grötzingen)
Kriegstotengedenkkreuz für Kriegstote verschiedener Nationen
Kronenstraße
Kurze Allee
Kurzheckweg
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Orte W
Waldhornstraße
Waldstraße
Wasserinstallation auf dem Kronenplatz
Weinbrennerstraße
Weingärtensiedlung
Welschneureuter Allee
Werftstraße
Westmarkstraße
Wichernstraße
Wilhelm-Jordan-Weg
Wilhelm-Lauter-Denkmal
Wilhelm-Lübke-Denkmal
Wilhelm-Nusselt-Weg
Willy-Andreas-Allee
Willy-Brandt-Allee
Wörthstraße
Wolfgang-Gaede-Straße
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Karlsruhe: Stadtgeschichte
Blick in die Geschichte Nr. 108 vom 25. September 2015
22. Oktober 1940 Karlsruhe - Gurs - Chansaye -
Zürich - Israel
Emmy Ettlinger: Leben nach der Deportation
von Peter Ettlinger, Brigitte und Gerhard
Brändle
Verwandte von Emmy Ettlinger 1933 -
1945
Mutter Margarethe Falck:
tot im Konzentrationslager Theresienstadt
Schwester Alice Wrescher:
tot im Konzentrationslager Riga
Schwester Gertrud Fürst:
Vernichtungslager Auschwitz, überlebt
Gertruds Ehemann Henry:
tot im Vernichtungslager Auschwitz
Schwester Juliana Mansbacher:
tot im Vernichtungslager Auschwitz
Schwester Magda Falck:
tot im Vernichtungslager Treblinka
Schwester Therese Mecklenburg:
tot im Vernichtungslager Auschwitz
Thereses Ehemann Herbert:
tot im Lager Gurs
Thereses Tochter Hanna:
tot im Vernichtungslager Auschwitz
Thereses Sohn Hermann:
tot im Vernichtungslager Auschwitz
"Es war kalt im Winter und der Wind blies durch die Fugen
und die Ritzen, der Regen rieselte durch das Dach, wenn
auch aufgespannte, aufgehängte Regenschirme einen
kleinen Schutz gaben. Wir zogen alle unsere
Kleidungsstücke übereinander an, ehe wir uns in die
Decken einwickelten. […] Und wie hatten wir geschlafen?
Zuerst nur mit unserer Decke auf dem Fußboden, dann auf
Stroh, dem ein Strohsack folgte. So lag ich lange, bis es
mir gelang, zwei leere Orangenkisten zu erstehen, eine
dritte war nicht zu haben. Sie hatten den Vorteil, dass
die Rattenplage für mich geringer wurde, den Nachteil,
dass die Fläche zu kurz war und der Zwischenraum eine
große Unbequemlichkeit bildete …", so beschreibt Emmy
Ettlinger aus Karlsruhe die Zustände im südfranzösischen
Internierungslager Gurs Ende 1940. Sie ist am 22.
Oktober 1940 unter den 905 Menschen aus Karlsruhe und
Grötzingen bzw. 5593 aus ganz Baden, die der
Nazi-Gauleiter Robert Wagner ins Ungewisse verschleppen
lässt. Wochen später kommen weitere 40 Deportierte, die
im Oktober nicht transportfähig bzw. nicht in Karlsruhe
waren, im Lager Gurs an. Nur 345 der 945 aus Karlsruhe
Vertriebenen überleben den Nazi-Terror.
Emmy Ettlinger spürt die Gefahr: Ihr Schwiegersohn
Ludwig Hemmerdinger berichtet von der Zerstörung der
Synagoge in der Kronenstraße am 9. November 1938. Sie
erfährt von der anschließenden Deportation von über 400
jüdischen Männern ins Konzentrationslager Dachau,
darunter der Schwiegersohn sowie Paul und Victor
Homburger aus ihrem Freundeskreis. Ab dem 12. November
darf sie weder ein Konzert noch ein Theater oder Kino
besuchen, auch nicht mehr eine öffentliche Bibliothek
nutzen. War in Karlsruhe schon ab Juli 1935 der Besuch der
öffentlichen Badeanstalten verboten, erklärt jetzt die
Karlsruher Stadtverwaltung auch den Stadtgarten zur
"no-go-area" für Juden. Im Januar 1939 wird Emmy Ettlinger
wegen eines angeblichen Devisenvergehens eines
befreundeten Ehepaars im Gefängnis in der
Riefstahlstraße festgehalten und dann in der Anstalt
Illenau eingesperrt. Im September erfolgt die
Beschlagnahme "von im Besitz von Juden befindlichen
Rundfunkgeräten". Ende 1939 wird Emmy Ettlinger
gezwungen, aus ihrer Wohnung in der Schlieffenstr. 10 -
heute wieder Seminarstraße - in das "Judenhaus" am
Haydnplatz 6 umzuziehen. Mit Beginn des Jahres 1940 werden
ihre Lebensmittelkarten mit einem "J" versehen und sie
darf nur noch in eigens für Juden vorgesehenen
Geschäften einkaufen.
Am Morgen des 22. Oktober 1940 klingeln Gestapo-Männer an
allen Wohnungen des "Judenhauses" am Haydnplatz 6 und
fordern die insgesamt 16 Personen auf, in zwei Stunden
abmarschbereit zu sein. Entsprechend einem Merkblatt
teilen sie mit, was die Betroffenen mitnehmen dürfen:
maximal 50 kg Gepäck, eine Wolldecke, Verpflegung für
mehrere Tage, Ess- und Trinkgeschirr und höchstens 100
Reichsmark Bargeld; nicht mitgenommen werden dürfen
Sparbücher, Wertpapiere und Schmuck. Polizisten begleiten
den Transport per Straßenbahn zum Sammelplatz am
Osteingang des Hauptbahnhofs, dem sogenannten
"Fürstenbahnhof". Erst am Abend setzt sich der Zug in
Bewegung. Drei Tage später kommt er in Oloron südlich von
Pau am Nordrand der Pyrenäen an. Für die letzten 18 km vom
Bahnhof bis zum Lager Gurs stehen offene Lastkraftwagen
bereit.
Emmy Ettlinger, geboren in Lübeck, ausgebildete
Zeichnerin und Malerin, ist zum Zeitpunkt der
Deportation 58 Jahre alt. Ihr Mann Max Ettlinger,
Ingenieur in Karlsruhe und Teilhaber der Leder-Firma
Hermann und Ettlinger in Durlach, war 1927 an den
Spätfolgen einer Verletzung im Ersten Weltkrieg gestorben.
Ihre Tochter Therese ist verheiratet, hat ein Kind und
plant die Flucht nach Palästina. Dies beabsichtigt auch
die jüngere Tochter Hannah. Ihr Sohn Leopold arbeitet in
Zürich, ist verheiratet und wird zu ihrer nahezu
einzigen Kontaktperson aus dem Lager Gurs heraus, denn
mit der Schweiz ist ein Postverkehr noch einigermaßen
möglich. Im ersten Brief berichtet sie von
unvorstellbarem Morast im Lager, ausgelöst durch
anhaltende Regenfälle, sowie von Kälte und von einem
Mangel an Gebrauchsgegenständen jeglicher Art. Sie
bittet um warme Kleidung, ein Paar alte Skischuhe,
Briefpapier und Umschläge. Sie lässt sich
Zeichenstifte, Material zum Aquarellieren und Papier
schicken und hält in kleinen Zeichnungen den Alltag im
Lager fest, vor allem die Baracken und ihre Bewohner,
gelegentlich auch die Pyrenäen-Landschaft. Im nächsten
Brief schreibt sie, sie sei froh um ein Dach über dem
Kopf, ertrage alles gut und sei in Stimmung. Sie sieht die
unhygienischen Zustände, die mangelhafte Ernährung und
die fehlende medizinische Betreuung. In einer Skizze
hält sie den Grabstein für Rolf Maas fest, einen der über
1000 Lagerinsassen, die im Winter 1940/41 sterben. Er
war der Ehemann ihrer Schwägerin, der Schwester ihres
verstorbenen Ehemanns, und gehörte zu den 15 Bewohnern
des gettoisierten Hauses am Haydnplatz 6 in Karlsruhe,
die mit ihr ins Lager Gurs verschleppt worden waren. Trotz
des Elends schreibt sie im Februar 1941: "Seid beruhigt,
mir geht es gut. Wenn es eine Liste gäbe von denjenigen,
die es hier am besten ertragen, würde ich vorne dran
stehen."
Aber bald nach diesem Brief wird sie wegen eines Knotens
von der Größe einer Erbse im Brustbereich im April 1941
ins Krankenhaus in Pau eingewiesen. Die Diagnose heißt
Brustkrebs. Schon allein das Schlafen in einem Bett
anstatt in Kisten, die mit Stroh gefüllt sind, bedeutet
die Rückkehr in die Zivilisation. Nach der Operation
treten Schwierigkeiten auf, sodass sie erst im
September geheilt ins Lager zurückgeschickt wird.
Statt des Morastes sieht sie im Spätsommer 1941 Blumen
zwischen den Baracken, jemand hat sogar Gemüse
angepflanzt. Helferinnen internationaler
Organisationen und Spenden für Medikamente,
Zusatznahrung, Kleidung, Musikinstrumente und Bücher
lindern nicht nur die materielle Not, sondern ermöglichen
ein kulturelles Leben, das die Widerstandsfähigkeit der
Lagerinsassen stärkt. Es gibt Vorträge und Konzerte
namhafter Künstler. Emmy Ettlinger belegt Kurse in
Englisch, Gesang und Plakatschrift und beginnt wieder zu
malen: Optimismus und künstlerische Betätigung sind ihre
Überlebensstrategie. Neben der Freude über die
Genesung und das kulturelle Angebot ist sie sich jedoch
bewusst, wie ernst es um Menschen steht, die wegen ihres
Gesundheitszustandes und Alters unter den Strapazen
leiden. Groß ist die Betroffenheit, wenn es um Bekannte
oder Verwandte aus Karlsruhe geht, wie Ende Oktober 1941
beim Tod von Berta Hemmerdinger, der Schwiegermutter
ihrer Tochter Therese.
Organisationen wie dem protestantischen Hilfswerk
CIMADE, der Schweizer Hilfe, der Kinderhilfe OSE und den
Quäkern gelingt es im Frühjahr und Sommer 1941, die Kinder
und Jugendlichen aus dem Lager heraus und in
französischen Kinderheimen oder Waisenhäusern
unterzubringen.
Im November 1941 erreichen Hilfsorganisationen, dass
fast 60 ältere Personen das Lager Gurs verlassen können.
Sie finden Aufnahme in einem Heim in Chansaye nördlich von
Lyon. Alexandre Glasberg, ein katholischer Geistlicher
jüdischer Herkunft aus der Ukraine, hatte mit Zustimmung
des Erzbischofs von Lyon von der Vichy-Regierung die
Erlaubnis zur Eröffnung des Heims erhalten - wohl nur
deswegen, weil die Regierung nun nicht mehr für die
Internierten aufkommen muss. Glasberg eröffnet weitere
ähnliche Heime und leistet ab 1943 auch Fluchthilfe in
die Schweiz. 2004 ehrt ihn Yad Vashem für die Rettung
verfolgter jüdischer Menschen als "Gerechter unter den
Völkern".
Emmy Ettlinger ist glücklich, aus dem Lager heraus zu
kommen und darüber, dass sie mit ihrer Freundin Martha
Stern ein eigenes Zimmer erhält. Die Heimbewohner sind
auf Unterstützung von außen angewiesen. Eine Entlassung
aus dem Lager wäre ohne die Zusicherung der
Finanzierung des Aufenthalts durch ihren Sohn und durch
den Onkel seiner Frau, den Mathematikprofessor Heinz
Hopf an der ETH Zürich, nicht möglich gewesen. Es
herrschen Einschränkungen: Einkäufe sind verboten und die
Freizügigkeit der Heimbewohner ist begrenzt.
Auch in Chansaye erhält Emmy Ettlinger Post von ihrem
Sohn: Tochter Hannah, inzwischen nach Palästina gelangt
und verheiratet, erwarte ein Kind. Über ihre ältere
Tochter Therese herrscht Ungewissheit: Sie befinde sich
mit ihrem kleinen Sohn Uri in der Nähe von Berlin.
Besondere Sorgen macht sich Emmy Ettlinger um ihre betagte
Mutter und die jüngste Schwester, die nach
Theresienstadt deportiert worden waren. Ein Jahr
verrinnt zwischen alltäglichen Verrichtungen im Haushalt
und der Sorge um Tochter, Mutter und Schwester.
Anfang September 1942 wird ihr Sohn durch eine
Zeitungsnotiz auf erste Deportationen von Juden auch
aus dem nicht besetzten Teil Frankreichs nach Osten
alarmiert. Sofort am 13. September stellt er bei der
Schweizer Fremdenpolizei einen Antrag auf
Einreiseerlaubnis für seine Mutter. Die
erforderliche Kaution von 5 000 Franken zahlen
Professor Heinz Hopf und weitere Bekannte. Einen Tag
später erfährt Leopold, dass seine Mutter tatsächlich in
ein Sammellager in Villeurbanne bei Lyon gebracht
worden war. Mit Hilfe von Leopolds Chef, Professor Ernst
Gäumann, gelingt es, dass der sozialdemokratische
Züricher Stadtpräsident Ernst Nobs schon am 16. September
das Gesuch an den Polizeivorstand der Stadt Zürich
weitergibt.
Nach dem Eintreffen der telegrafischen Nachricht, für
Emmy Ettlinger sei ein Antrag auf Einreise in die Schweiz
gestellt worden, kann sie am 17. September nach Chansaye
zurückkehren. Wie sie in einem Dankesbrief an Heinz Hopf
schreibt, wäre sie einige Stunden später verloren gewesen.
Das Gesuch wird später von der Schweizer Fremdenpolizei
abgelehnt. Auch misslingt der Versuch ihres Sohnes, sie
mit Schleppern in die Schweiz bringen zu lassen.
So verbringt sie noch drei Jahre im Heim in Chansaye,
getrennt zwar von ihrer Familie, aber mit dem Gefühl,
verhältnismäßig sicher zu sein. Von Leopold erfährt sie
von Enkeln bei Hannah und bei ihm selbst. Glücklich ist
sie über die Mitteilung, der Ehemann der Tochter Therese
sei im Herbst 1942 in Palästina eingetroffen. Als im
Juli 1944 die Tochter Therese selbst mit ihrem Sohn Uri im
Austausch gegen deutsche Templer ebenfalls nach Palästina
gelangt, ist die Freude groß. Traurig macht sie dagegen
die Nachricht vom Tod ihrer 87 Jahre alten Mutter
Margarethe Falck Ende 1942 im Konzentrationslager
Theresienstadt. Dorther erhält sie noch einzelne
Lebenszeichen ihrer jüngsten Schwester Juliana. Von
deren Ermordung im Vernichtungslager Auschwitz erfährt
sie erst 1945.
Die Schweizer Fremdenpolizei lehnt erneute
Einreisegesuche ab mit der Begründung, die Zureise von
Emigranten sei zur Zeit nicht erwünscht. Erst im Oktober
1945 kann Emmy Ettlinger in die Schweiz zur Familie ihres
Sohnes. Sie führt den Haushalt, der sich 1946 um einen
Enkel vergrößert, und erleichtert so ihrem Sohn und
seiner Frau die Ausübung ihrer Berufe. Daneben absolviert
sie einen Webkurs und beginnt, künstlerisch in diesem
neuen Bereich zu arbeiten.
Nach der Gründung des Staates Israel 1948 reist sie zu
ihren Töchtern. Ab 1949 wohnt sie zuerst bei Therese in
der Nähe von Tel Aviv, dann zieht sie zu Hannah in den
Kibbuz Bet Haschitta südöstlich von Nazareth. Sie ist
aufgehoben in der Gemeinschaft, bei Menschen ihres Alters
und bei den Familien ihrer Töchter. Sie ist weiter mit
Zeichenstift und Pinsel tätig, malt Stillleben und
Landschaftsbilder, portraitiert und webt. Manchmal
spielt sie, wie schon im Lager Gurs und in Chansaye, bei
kleinen Theaterstücken mit. So erlebt sie
zufriedenstellende späte Jahre. Sie stirbt am 31. März
1960 in ihrer neuen Heimat.
×
Das "Judenhauses" am Haydnplatz 6. Foto: privat
Das "Judenhauses" am Haydnplatz 6. Foto: privat
Schicksale der Bewohner des "Judenhauses" am
Haydnplatz 6 in Karlsruhe nach der Deportation am 22.
Oktober 1940 ins Lager Gurs
Emmy Ettlinger überlebt in Chansaye in Frankreich.
Paul und Victor Homburger, Inhaber des am 1. Januar 1939
liquidierten Bankhauses Veit L. Homburger, sowie
Marianne Homburger, Frau von Victor Homburger, gelingt die
Flucht in die USA.
Die Eheleute Alfred und Flora Kahn und ihre Kinder Gerhard
und Suse erreichen im Mai 1942 Kuba.
Otto und Lilli Löwenthal und ihr Sohn Heinz werden aus dem
Lager Gurs ins Sammellager Drancy bei Paris und am 4.
September 1942 mit dem Transport Nr. 28 ins
Vernichtungslager Auschwitz deportiert.
Rolf Maas stirbt am 20.11.1940 im Lager Gurs, seine Frau
Dora und die Tochter Herta können sich in die USA retten.
Die Eheleute Max und Melanie Rosenberg erleben die
Befreiung im Altersheim in Plombières-les-Dijon in
Frankreich.
×
Familie Ettlinger-Falck in Karlsruhe vor 1927: von links Hannah, Therese, Max, Leopold und Emmy Ettlinger geb. Falck (Foto: Peter Mansbacher, Sohn von Emmy Ettlingers jüngster Schwester Juliane Mansbacher, geb. Falk, der durch einen Kindertransport nach Großbritannien gerettet wurde).
Familie Ettlinger-Falck in Karlsruhe vor 1927: von links Hannah, Therese, Max, Leopold und Emmy Ettlinger geb. Falck (Foto: Peter Mansbacher, Sohn von Emmy Ettlingers jüngster Schwester Juliane Mansbacher, geb. Falk, der durch einen Kindertransport nach Großbritannien gerettet wurde).
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Baracken im Internierungslager Gurs am Nordrand der Pyrenäen, die Bettstatt bestand im Winter 1940/41 aus Strohschütte auf blankem Boden, hinten die Baracke des Schweizer Roten Kreuzes. Zeichnung von Emmy Ettlinger
Baracken im Internierungslager Gurs am Nordrand der Pyrenäen, die Bettstatt bestand im Winter 1940/41 aus Strohschütte auf blankem Boden, hinten die Baracke des Schweizer Roten Kreuzes. Zeichnung von Emmy Ettlinger
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Blick in eine Baracke im Lager Gurs nach der Deportation am 22. Oktober 1940: Internierte Frauen frierend beim Lesen (Zeichnung von Emmy Ettlinger aus Karlsruhe).
Blick in eine Baracke im Lager Gurs nach der Deportation am 22. Oktober 1940: Internierte Frauen frierend beim Lesen (Zeichnung von Emmy Ettlinger aus Karlsruhe).
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick108/aufsatz1
Karlsruhe: Stadtgeschichte
Rezension Die Geschichte der Jugendarbeit in Karlsruhe
Anlass für diesen Band ist die Erinnerung an jene in der
Bundesrepublik "beispiellose Entscheidung, die
Erledigung der Geschäfte bezüglich der Jugendpflege im
Stadtkreis Karlsruhe" dem Stadtjugendausschuss vor 60
Jahren zu übergeben. 1951 war er als freier Träger der
Jugendarbeit gegründet worden, getragen von
verschiedenen Gruppen und zahlreichen profilierten
Persönlichkeiten, die eine erstaunliche Aktivität nach
dem II. Weltkrieg zeigten. Wer auf diesem Arbeitsfeld
tätig war, wird in der sorgfältigen, ja oft minutiösen
Aufarbeitung der Quellen sich wiederfinden;
Außenstehende werden erstaunt sein, was schon in kargen
Zeiten für Mittel aufgewandt wurden, um produktive
Jugendarbeit zu gewährleisten. Dass unsere
demokratische Entwicklung in Deutschland nach 1945 so
erfolgreich verlaufen ist, verdanken wir auch diesen
Bemühungen, und man erinnert sich dabei an die Hilfe der
Amerikaner in ihrer Besatzungszone.
Nur einige Punkte seien aus dem faktenreichen Band
erwähnt, so das "German Youth Activities Programm", das in
den ersten Jugendheimen stattfand, Institutionen, die
dann der Stadtjugendausschuss übernahm, und all die
anderen Einrichtungen, bald in alle Stadtteile verteilt.
Sie werden mit ihren Erfolgen und gelegentlichen
Einbrüchen beschrieben, denn organisierte und
nichtorganisierte Jugendgruppen wollten und sollten
gerecht betreut werden, was oft Probleme brachte.
Besondere Abschnitte gelten dem Erholungszentrum
Baerenthal in den Vogesen, wie hier, und besonders auch im
Jubez am Kronenplatz, die politische Bildung gefördert
wurde.
Ausgangspunkt der Jugendarbeit waren seit dem
ausgehenden 19. Jahrhundert bündische
Gemeinsamkeiten. Das Interesse am Wandern, am Sport, im
Bekenntnis zur Religion führte zu Bündnissen, denen K.
Förster drei Kapitel voranstellt. So werden in diesen
Abschnitten sowohl die Wurzeln als auch die
Differenzierungen im Wandel der Geschichte deutlich.
Die ursprüngliche idealistische Naturverbundenheit
der Wandervogelbewegung seit 1896 kippte nach 1918 in
einigen Verbänden in eine paramilitärische Jugendarbeit.
Daneben gab es aber reiche Aktivitäten der religiösen
Gruppen, der Gewerkschaften und politischen Parteien.
Bis 1938 konnten in Karlsruhe auch jüdische
Jugendgruppen tätig sein. Die Gleichschaltung im
Nationalsozialismus ist bekannt, wo erfolgreiche
Traditionen wie Wanderfahrten, Sportwettkämpfe,
Lageraufenthalte übernommen wurden, um durch eine
ideologische Verformung missbraucht zu werden. Gerade
auf diesem Hintergrund wird die Bedeutung
zeitgenössischer Jugendarbeit erkennbar.
So stellt diese Veröffentlichung nicht nur eine
Dokumentation von Ereignissen mit 562 Anmerkungen
dar, sondern lässt auch Strukturen einer mobilen
Gesellschaft erkennen. Die Nennung vieler Namen, die hier
tätig waren, ist sinnvoll, denn nur durch engagierten
Einsatz mit Weitblick ist die Jugendpflege und ihre
fruchtbare Wirkung möglich geworden. Insofern wird eine
dankenswerte Tätigkeit von vielen gewürdigt, die manchen
bisher unbekannt war.
Dr. Leonhard Müller, Historiker, Karlsruhe, Blick in die
Geschichte Nr. 92 vom 23. September 2011
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Katja Förster: Die Geschichte der Jugendarbeit in Karlsruhe Hrsg. v. Stadtarchiv und Förderkreis des Stadtjugendausschusses e. V. Karlsruhe (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 32), Infoverlag Karlsruhe 2011, 288 S., 125 Abb., € 25
Katja Förster: Die Geschichte der Jugendarbeit in Karlsruhe Hrsg. v. Stadtarchiv und Förderkreis des Stadtjugendausschusses e. V. Karlsruhe (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 32), Infoverlag Karlsruhe 2011, 288 S., 125 Abb., € 25
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/stadtarchiv/publikationen1/veroeff-1reihe/jugendarbeit