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Karlsruhe: Impressum

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1 Das P rogra mm. 2014 15. bis 30. März 2014 2 Impressum Gesamtkoordination: Stadt Karlsruhe, Kulturamt - Kulturbüro Projektplanung: Christoph Rapp Mitarbeit: Aliz Müller, Denise Heinrich, Frieda Olfert , Jasmin Schönherr Öffentlichkeitsarbeit/ Internet: Ariadne MedienAgentur www.ariadne-medienagentur.de Gestaltung, Layout, Gesamtproduktion: Ariadne MedienAgentur Presse: Ariadne MedienAgentur Petra Stutz Bildrechte Wir weisen daraufhin, dass während der Veranstaltungen in den Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus Bild-/Ton- und Filmaufnahmen gemacht und in den Medien veröffentlich werden können. Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzu- ordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtenden Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zur verwehren oder von dieser auszuschließen. www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de Karlsruher Wochen gegen Rassismus 3 4 Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Karlsruhe Dr. Frank Mentrup Grußwort Oberbürgermeister Dr. Frank Men- trup für das Programmheft für die zweiten Karlsruher Wochen gegen Rassismus vom 15. bis 30. März 2014 Karlsruhe ist seit seiner Gründung 1715 eine ständig wachsende Stadt - dies ist den vielen Menschen zu verdanken, die aus der näheren und weiteren Umgebung oder auch aus dem Ausland hierher gezogen sind und immer noch ziehen. So ist es nicht verwunderlich, dass heute die Mehrheit der Einwohnerinnen und Einwoh- ner Karlsruhes nicht in Karlsruhe geboren sind und etwa jeder Vierte einen Migrationshinter- grund hat. Bereits in seiner frühen Geschichte war Karlsruhe Heimstatt für Menschen unter- schiedlicher nationaler, ethnischer, kultureller, religiöser und sozialer Zugehörigkeiten und gewährte ihnen - im jeweiligen zeitgeschicht- lichen Maßstab gesehen - vergleichsweise li- berale Rechte und Freiheiten. Gerade auch im Kontext dieser Traditionen und ihrer völligen Verkehrung in der Zeit der nationalsozialis- tischen Willkürherrschaft ist es der Stadt heute ein wichtiges Anliegen, allen Menschen in Karls- ruhe ein Leben in Würde, Sicherheit und Ge- rechtigkeit zu ermöglichen. Und hier schließe ich diejenigen ein, die sich - wie die Flüchtlinge in der LEA und ihren Außenstellen - nur auf Zeit in Karlsruhe aufhalten. Karlsruhe als Residenz des Rechts und Stadt der Grund- und Menschenrechte setzt sich mit großer Überzeugung gegen Rassismus, Diskri- minierung und Fremdenfeindlichkeit ein. Wir stehen hier in einer besonderen Verantwortung, der Stadt und Zivilgesellschaft aber gerne und mit Überzeugung gerecht werden. Dies wurde besonders sichtbar, als sich die Stadtgemein- schaft am 25. Mai 2013 unter dem Motto 5 „Karlsruhe zeigt Flagge“ geschlossen gegen menschenfeindliches Gedankengut einsetzte. Doch das Ereignis macht auch sichtbar, dass es leider noch immer in Deutschland und auch hier in unserer Stadt demokratiefeindliche und ras- sistische Kräfte gibt, denen es entgegenzutre- ten gilt. Nicht immer zeigt sich rassistisches und fremdenfeindliches Gedankengut jedoch so offensichtlich wie bei dem Aufmarsch im Mai. Seit 2007 ist Karlsruhe aktives Mitglied der europäischen Städtekoalition gegen Rassismus. Der dort entwickelte 10-Punkte-Aktionsplan bietet auf kommunaler Ebene eine Handlungs- anleitung zur Bekämpfung von Diskriminierung an. Als Mitglied der Städte-Koalition ist die Fä- cherstadt eingebettet in eine weltweite Familie von Städten, die sich gemeinsam für einen wir- kungsvollen Kampf gegen Rassismus, Diskrimi- nierung und Fremdenfeindlichkeit einsetzt. Teil dieser Arbeit ist die Ausrichtung von Internatio- nalen Wochen gegen Rassismus. Nachdem Karlsruhe sich 2013 zum ersten Mal mit erfreulich großem Erfolg und einem bunten Veranstaltungsreigen an den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ beteiligt hat, finden nun vom 15. bis 30. März 2014 die zweiten Karlsruher Wochen gegen Rassismus statt. Die Wochen gegen Rassismus setzen sich in Vorträgen und Diskussionen mit rechtsextre- men Denkweisen und Handlungen sowie All- tagsrassismus auseinander und haben zum Ziel, Ressentiments, Vorurteile und Stereotype zu hinterfragen. Den Teilnehmenden wird die Möglichkeit geboten werden, eigenes Denken und Handeln zu reflektieren. Betroffenen von Rassismus soll ein zwangloses, offenes Forum geboten werden, um ihre Erfahrungen und An- liegen zu thematisieren und einer breiten Öf- fentlichkeit bekannt zu machen. Lokale Akteure der Anti-Rassismusarbeit stellen ihre Arbeit vor und zeigen interessierten Bürgerinnen und Bür- gern Möglichkeiten des Engagements auf. Im Kabarett und Theater, in Filmen und Konzerten wird Rassismus auf nachdenkliche, kritische und auch humoristische Weise behandelt und aufgearbeitet. Die Fülle an unterschiedlichen Veranstaltungsformen bietet Menschen un- terschiedlichen Alters eine bunte Auswahl an interessanten Aktivitäten. Außerdem werden Zeiträume und Orte des Miteinanders und Ken- nenlernens angeboten. Ich bedanke mich herzlich bei allen Beteiligten für ihr großes Engagement und wünsche den zweiten Karlsruher Wochen gegen Rassismus einen regen Zuspruch und nachhaltige Wir- kungen. 6 13. März DONNERSTAG >> Vortrag von Eren Güvercin: „Rassis- mus ist kein typisch deutsches Problem“ Zeit: 18.30 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Eintritt frei 14. März FREITAG >> Ausstellungsführung: „Verführbarkeit zur Gewalt“ Zeit: 16 Uhr - 17 Uhr Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südwest- stadt Eintritt und Führung frei 15. März SAMSTAG >> „Das reizvolle Fremde in der Kunst“ - Führung durch die Kunsthalle Zeit: 15 Uhr Ort: Hauptgebäude der Kunsthalle, Hans-Thoma-Straße 2-6, KA-Innenstadt Eintritt: 8 €, ermäßigt 6 €, zzgl. Füh- rungsgebühr 2 € pro Person >> Das Projekt Tasse Tee: „Antiziganis- mus als Fluchtgrund“ Zeit: 15.30 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt, Dachgeschoss Eintritt frei >> Ausstellungsführung: „global aCtI- VISm“ und „Kata Legrady. Smart Pistols“ Zeit: 16.30 Uhr - 17.30 Uhr Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südwest- stadt Eintritt: Führung 2 € + Museumsein- tritt >> Eröffnung der Wochen gegen Rassismus durch Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, Grußwort v o n Britta Graupner, Projektreferentin der INTER- NATIONALEN WOCHEN GEGEN RASSISMUS beim „Interkulturellen Rat in Deutschland“ in Darmstadt und Eröff- nungsvortrag von Hadija Haruna, Journalistin und Vorstandsmitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutsch- land e.V.: Zeit: 18 Uhr Ort: Rathaus, Marktplatz, KA-Innenstadt, Bürgersaal Eintritt frei >> Filmvorführung: „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“ Epizoda U Zivotu Ber- aca Zeljeza Zeit: 19 Uhr Ort: Studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassa- ge 6, KA-Innenstadt Eintritt: Eintritt: 6.- € / 4.50 € ermä- ßigt 16. März SONNTAG >> Lesung: Izvan sistema / Außerhalb des Systems Zeit: 11 Uhr und 13 Uhr Ort: PREVIEW.SÜD Atelier | Galerie, Schützenstraße 37, KA-Südstadt Eintritt frei >> Fußballturnier „Kicken gegen Rassis- mus“ Nähere Infos und Anmeldung bei Mecnun Ölmez (Mail: mecnun62@hotmail.de, Tel: 0157/71418061) Zeit: 11 Uhr Ort: Sporthalle 1, Unterfeldstraße 6, KA- Neureut Teilnahme frei >> Ausstellungsführung: „global aCtI- VISm“ und „Kata Legrady. Smart Pistols“ Zeit: 11.30 Uhr - 12.30 Uhr Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südwest- stadt Eintritt: Führung 2 € + Museumsein- tritt >> Einblicke: „Freundschaft statt Rassis- mus“ Zeit: 16.30 Uhr - 18 Uhr Ort: JuZe der Jugendkirche Karlsruhe, Hermann-Billing-Str. 11, KA-Südweststadt 7 Eintritt frei >> Vortrag und Yogastunde: „Erkenne: Der andere bist du!“ Zeit: 19 Uhr (Vortrag), 19.30 Uhr (Yo- ga-Stunde) Ort: Sangat – Raum für Yoga und Klang, Gartenstraße 72, KA-Südweststadt Eintritt frei >> Begegnungsabend zu Fluchtursa- chen: „Warum wir hier sind“ Zeit: 19 Uhr Ort: Gemeinschaftsunterkunft Kutschen- weg, Verwaltungsgebäude, Kutschenweg 30, Rheinstetten- Forchheim (Silberstreifen) Eintritt frei 17. März MONTAG >> Muslimische Frauen laden Frauen zum Gespräch ein Zeit: 10 Uhr - 12 Uhr Ort: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauer- str. 3, KA-Oststadt Eintritt frei >> Workshop: Diskriminierung im Night- life / reloaded Zeit: 15 Uhr - 17 Uhr Ort: Gasthaus Marktlücke, Marktplatz, KA-Innenstadt Eintritt frei >> Lesung: „Die größte Sehenswürdig- keit die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an“ (Kurt Tucholsky) Zeit: 16.30 Uhr - 18 Uhr Ort: Café Palaver, Gewerbehof, Steinstraße 23, KA-Innenstadt Eintritt frei >> Vortrag von Ellen Esen: „Mitläufe- rinnen und Macherinnen - Mädchen und Frauen in der extremen Rechten“ Zeit: 19 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr Ort: Museum für Literatur am Oberrhein, Prinz-Max-Palais, Karlstraße 10, KA-Innen- stadt Eintritt frei >> Vortrag von Astrid Messerschmidt: „Der Wunsch unschuldig zu sein - Rassismus in der Demokratie“ Zeit: 20 Uhr Ort: Menschenrechtszentrum, Alter Schlachthof 59, KA-Oststadt Eintritt frei Anmeldungen erwünscht unter info@ freundeskreis-asyl.de >> Theatrale Aktion im öffentlichen Raum Zeit: 20 Uhr Ort: Kronenplatz >> Konzert Gregor McEwan Zeit: 20.30 Uhr Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Kleiner Saal Eintritt: 11€ (VK), 12€ (AK) 18. März DIENSTAG >> Mobi: Spielerische Begegnungen Zeit: 14 Uhr - 17 Uhr Ort: NCO-Club, Delawarestraße 21, KA-Nordstadt Teilnahme kostenlos >> Kindertheater: „Woanders ist es im- mer anders“ Zeit: 15 Uhr Ort: Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Eintritt frei >> Abendgespräch für Frauen: „Barm- herzigkeit“ im Christentum und im Islam. Um- gang mit Menschen in schwierigen Lebenssitu- ationen aus theologischer und praktischer Sicht. Zeit: 18 Uhr - 20 Uhr Ort: Herz-Jesu-Stift, Gellertstr. 41, KA-Mühlburg Eintritt frei >> Vortrag von Kurt Möller: „Das Ländle – die ’Insel der Seligen’? Rechtsextremismus in 8 Baden- Württemberg. Erscheinungsweisen, Ursachen und Gegenstrategien“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Großer Saal Eintritt frei >> Konzert: New Model Army – „ Bet- ween Dog and Wolf”-Tour 2014 Zeit: 20 Uhr Ort: Substage, Alter Schlachthof 19, KA-Oststadt Eintritt: 28,60 € (VK), 32 € (AK) >> Filmvorführung: „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“ Zeit: 21.15 Uhr Ort: Studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassa- ge 6, KA-Innenstadt Eintritt: Eintritt: 6.- € / 4.50 € ermä- ßigt 19. März MITTWOCH >> MOBI: Spielerische Begegnungen Zeit: 14 Uhr - 17 Uhr Ort: NCO-Club, Delawarestraße 21, KA-Nordstadt >> Training: „Bewusst Weiß sein“ Zeit: 9 - 16.30 Uhr (Mittwoch) 9 - 15.30 Uhr (Donnerstag)Teilneh- merzahl: min. 10, max. 18 Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Kosten: 60,- € / ermäßigt 40,- € Anmeldung bei: Stoffwechsel e.V. >> Vorleserunde für Kinder: „Das kleine Krokodil und die große Liebe“ nach einem Kin- derbuch von Daniela Kulot Zeit: 15 Uhr Ort: Stadtteilbibliothek Neureut, Badner- landhalle, Rubensstraße 21, KA-Neureut Eintritt frei >> Vortrag von Stefan Luft mit anschlie- ßender Diskussion: „Herausforderungen euro- päischer Grenzpolitik“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Eintritt frei >> Theater: „Benefiz - Jeder rettet einen Afrikaner“ Zeit: 20 Uhr Ort: Badisches Staatstheater, Baumeister- straße 11, KA-Südstadt, Studio Eintritt: 13 € / erm. 7 € >> Senay Duzcu: „Ich bleib dann mal hier!“ - Ethno Stand-Up Comedy ohne Kopftuch auf der Bühne Zeit: 20.30 Uhr Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Großer Saal Eintritt: 16,50 € (VK), 18 € (AK) >> Vortrag: Psychologische Aspekte von Vorurteilen aus transkultureller Sicht Zeit: 19.30 Uhr Ort: Bahai-Zentrum, Amalienstraße 30, KA-Innenstadt Eintritt frei 20. März DONNERSTAG >> MOBI: Spielerische Begegnungen Zeit: 13 Uhr - 16 Uhr Ort: vor dem Kinder- und Jugendtreff Mühlburg, Fliederplatz 1, KA-Mühlburg >> Vorleserunde für Kinder: „Irgend- wie Anders“ nach dem Bilderbuch von Kathryn Cave Film- und Vortragsabend: „Joséphine Baker. Schwarze Diva in einer weißen Welt.“ Zeit: 19 Uhr Ort: studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassa- ge 6, KA-Innenstadt Eintritt: 6 € 4,50 / € ermäßigt (für Mitglieder der Kinemathek:) >> Film „Kriegerin“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Landesmedienzentrum, Moltkestraße 64, KA-Weststadt Eintritt frei 9 >> Vortrag von Christoph Ruf: „Grup- penbezogene Menschenfeindlichkeit im Fuß- ball“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Kinder- und Jugendtreff Südstadt, Augartenstraße 21, KA-Südstadt Eintritt frei >> Ökumenisches Nachtgebet gegen Rassismus: „Aufstand im Paradies - Südafrikas Farmarbeiter kämpfen für ein besseres Leben.“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Stadtkirche, Marktplatz, KA-Innen- stadt Eintritt frei - um eine Spende zur Un- terstützung der Gastmusiker wird gebeten. 21. März FREITAG >> Performance zum Themenkomplex Identität anlässlich der Zweiten Karlsruher Wo- chen gegen Rassismus Zeit: 12 Uhr - 12.21 Uhr Ort: Platz der Grundrechte, Karl-Fried- rich-Straße, zwischen Zirkel und Schlossplatz, KA-Innenstadt Eintritt frei >> Freitagsgebet am KIT Zeit: 13.15 Uhr Ort: AKK-Stadion, Gebäude 30.81, Paul- ckeplatz 1, KA-Innenstadt Eintritt frei >> MOBI: Spielerische Begegnungen Zeit: 13 Uhr - 16 Uhr Ort: vor dem Kinder- und Jugendtreff Mühlburg, Fliederplatz 1, KA-Mühlburg >> Ausstellungsführung: „global aCtI- VISm“ Zeit: 16 Uhr - 17 Uhr Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südwest- stadt Eintritt frei, Führung 2 € >> Trommeln und Kochen mit AJUMI Zeit: 17 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Anmeldung beim ibz unter Tel. 0721/89333710 oder info@ibz-karlsruhe.de >> Filmvorführung: „My Dog Killer“ Zeit: 19 Uhr Ort: studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassa- ge 6, KA-Innenstadt Eintritt: 6.- € / 4.50 € ermäßigt >> Demokratieförderung und Bekämp- fung von gruppenbezogener Menschenfeind- lichkeit an Schulen: Das Netzwerk für Demokratie und Courage Baden-Württemberg (NDC) stellt seine Arbeit gegen Rassismus und Rechtsextremismus vor Zeit: 19 Uhr Ort: DGB-Haus, Ettlinger Straße 3a, KA-Südstadt, Großer Saal Eintritt frei >> Vortrag von Tarek Badawia: „Vor- urteile und gruppenbezogene Menschenfeind- lichkeit bei deutschen Jugendlichen und Jugendlichen mit Migrationshintergrund“ Zeit: 20 Uhr Ort: Deutschsprachiger Muslimkreis Karls- ruhe e.V., Rintheimer Straße 15, KA-Oststadt Eintritt frei >> Lesung und Musik: „Tedd a kezed - Leg deine Hand - und suche nach dem Wun- der“ Zeit: 20 Uhr - 21.30 Uhr Ort: PREVIEW.SÜD Atelier | Galerie, Schützenstraße 37, KA-Südstadt Eintritt frei >> Theater: „Hans & Hasan” Zeit: 20.30 Uhr Ort: Sandkorn-Theater, Kaiserallee 11, KA-Weststadt Eintritt: Theatereintritt 22. März SAMSTAG >> Streetdance-Wettbewerb The Show Zeit: 15 Uhr, Einlass ab 14 Uhr Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt 10 Eintritt: 2 € >> Das Projekt Tasse Tee: „Antiziganis- mus als Fluchtgrund“ Zeit: 15.30 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt, Großer Saal >> „Schwarz schmeckt! Tunesischer Kaf- fee, spanisches Dinner“ Zeit: 19 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Eintritt frei >> Filmvorführung: „My Dog Killer“ Zeit: 19 Uhr Ort: studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassa- ge 6, KA-Innenstadt Eintritt: 6.- € / 4.50 € ermäßigt (für Mitglieder der Kinemathek Karlsruhe) >> Vortrag: Stefan Schmidt Zeit: 20 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Eintritt frei >> Festival gegen Rassismus mit den Rockbands BENDER, MESS UP YOUR DNA, EXI- LITY, URRUTIA und KEITH HAWKINS Zeit: 19.30 Uhr, Einlass ab 19 Uhr Ort: Substage, Alter Schlachthof 19, KA-Oststadt Eintritt: 5 € (AK) >> Konzert: Bergitta Victor Zeit: 20 Uhr Ort: Kulturzentrum Tempel e.V., Hardt- straße 37a, KA-Mühlburg, Scenario Halle Eintritt: 14 € (AK)_ 23. März SONNTAG >> Gottesdienst: „Jeder ist Ausländer - fast überall“ Zeit: 10 Uhr Ort: Evangelische Stadtkirche Durlach, Am Zwinger 5, KA-Durlach >> Lesung: „Die größte Sehenswürdig- keit die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an“ (Kurt Tucholsky) Zeit: 11 Uhr Ort: Kaffeehaus Schmidt, Kaiserallee 69, KA-Weststadt Teilnahme kostenlos >> Interkulturelles Festival „Die Welt blüht“ Zeit: 11 Uhr - 16.30 Uhr Ort: Studentenhaus, Adenauerring 7, KA-Innenstadt Eintritt frei >> Infoveranstaltung mit Yücel Özdemir zum NSU-Prozess Zeit: 15 Uhr Ort: Menschenrechtszentrum, Alter Schlachthof 59, KA-Oststadt Eintritt frei >> Streetdance-Wettbewerb: The Show >> Christlich-Islamisches Friedensgebet Zeit: 17.30 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt, Großer Saal Teilnahme kostenlos >> Vortrag von Lamya Kaddor: „So fremd und doch so nah. Juden und Muslime in Deutschland“ Zeit: 19 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Eintritt frei >> „Hoffnung teilen“ – Ökumenischer Gottesdienst in der ZKM-Ausstellung „global aCtIVISm“ Zeit: 18.30 Uhr Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südwest- stadt Eintritt frei 24. März MONTAG >> Kalligraphie-Workshop: Frauen fertigen Plakate gegen Rassismus in verschie- denen Sprachen an. 11 Zeit: 10 Uhr - 12 Uhr Ort: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauer- straße 3, KA-Oststadt Eintritt: frei (evtl. Materialkosten) >> AMARO KHER- Schüler_innen und andere junge Menschen leben NACHHALTIGE SOLIDARITÄT Zeit: 19.30 Uhr Ort: Freie Waldorfschule, Neisser Straße 2, KA-Waldstadt Eintritt frei - Um Spenden für das Projekt wird gebeten >> Workshop: Schau Hin in Karlsruhe - Alltagsrassismus und Diskriminierung und wie man sich dagegen wehren kann. Zeit: 19 Uhr Ort: Badisches Staatstheater, Baumeister- straße 11, KA-Südstadt, Foyer Eintritt frei 25. März DIENSTAG >> MOBI: Spielerische Begegnungen Zeit: 13 Uhr - 16 Uhr Ort: vor dem Kinder- und Jugendtreff Lohn-Lissen auf der Drachenwiese, Ellmendin- ger Straße 1, KA-Durlach-Aue >> Vortrag mit Diskussion von Klaus Fa- rin: „Über die Jugend und ande Krankheiten“ Zeit: 19.30 Uhr, Einlass ab 18:30 Uhr Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Jubez-Café Eintritt: 5 € (VK), 7 € (AK) >> Filmvorführung: „Ertrunken vor mei- nen Augen“ Zeit: 19 Uhr Ort: Hochschule für Gestaltung, Lorenz- straße 15, KA-Südweststadt Eintritt frei >> Podiumsgespräch: „Schlüsselfrage! - Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Eintritt frei >> Lesung Theodor Michael: „Deutsch sein und schwarz dazu“ - Erinnerungen eines Afro-Deutschen Zeit: 19.30 Uhr Ort: Stadtbibliothek, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt, Lese-Café >> Filmvorführung: „My Dog Killer“ Zeit: 21.15 Uhr Ort: studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassa- ge 6, KA-Innenstadt Eintritt: 6.- € / 4.50 € ermäßigt 26. März MITTWOCH >> Theater: „Roma Romeo und Sinti Carmen“ Zeit: 11 Uhr Ort: Insel, Karlstraße 49, KA-Südwest- stadt Eintritt: 12 €, erm. 7 €, 6 € für Schu- len >> MOBI: Spielerische Begegnungen Zeit: 13 Uhr - 16 Uhr Ort: vor dem Kinder- und Ju- gendtreff Lohn-Lissen auf der Drachenwiese, Ellmendinger Straße 1, KA- Durlach-Aue >> Führung durch die Ausstellung: „Seid wachsam, dass über Deutschland nie wieder die Nacht hereinbricht. Gewerkschafter in Kon- zentrationslagern 1933 – 1945“ Zeit: 18 Uhr Ort: Erinnerungsstätte Ständehaus, Neues Ständehaus, Ständehausstraße 2, KA-Innen- stadt Eintritt frei >> Multimediavortrag und Benefizkon- zert für Amaro Kher: „Ein Haus fürs Leben der Roma“ Zeit: 19 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Eintritt frei - Um Spenden für das Projekt wird gebeten >> Filmvorführung: „Erntehelfer“ 12 Zeit: 19 Uhr Ort: Studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassa- ge 6, KA-Innenstadt Eintritt: 6 € / 4.50 € ermäßigt >> Vortrag von Mohammad Luqman: „Der Schrecken des Abendlandes - der Islam in Europa“ Zeit: 19 Uhr Ort: Friedensheim des Ba- dischen Landesvereins für Innere Mission, Redtenbacherstraße 10-14, KA- S ü d - weststadt Eintritt frei >> Theatrale Aktion im öffentlichen Raum Zeit: 19 Uhr Kronenplatz >> Vortrag mit Diskussion: „Glatze, Springerstiefel, Bomberjacke? Rechtsextremis- mus erkennen und richtig handeln“ Zeit: 19 Uhr - 21 Uhr Ort: Jugend- und Gemein- schaftszentrum „Weiße Rose“, Otto-Wels-Stra- ße 31, KA-Oberreut Eintritt frei >> Lesung: „Die biologische Lösung - oder die deutsche Justiz und das Massaker von St. Anna“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Jubez-Café Eintritt frei >> Vortrag von Gen Kelsang Gogden: „Gibt es einen Unterschied zwischen Dir und mir?“ Zeit: 19.30 Uhr - 21 Uhr Ort: Menlha-Zentrum für Buddhismus, Gartenstraße 1, KA-Südweststadt Eintritt frei 27. März DONNERSTAG >> Vortrag mit Diskussion: „Glatze, Springerstiefel, Bomberjacke? Rechtsextremis- mus erkennen und richtig handeln“ Zeit: 18 Uhr - 20 Uhr Ort: Wer ne r- von -S i emen s - S c h u l e, Kurt-Schumacher-Straße 1, KA-Nordweststadt, Aula Eintritt frei >> Lesung: „Ich will’s ja selbst gern ver- gessen!“ Zeit: 18 Uhr Ort: Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais, Karlstraße 10, KA-Innenstadt Eintritt frei >> Vortrag: „Jüdische Zeitreise mit Dany Bober – Lied, Geschichte(n), Jüdischer Humor“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Eintritt frei >> Buchpremiere: Ibraimo Alberto und Daniel Oliver Bachmann präsentieren ihr Werk „Ich wollte leben wie die Götter. Was in Deutschland aus meinen afrikanischen Träumen wurde.“ Zeit: 20 Uhr Ort: Museum für Literatur am Oberrhein, Prinz-Max-Palais, Karlstraße 10, KA-Innen- stadt Eintritt frei >> Veranstaltung in der Tapasbar Pin- txos : „Pasion Gitana - Spanische Live Musik“ Zeit: 20.30 Uhr Ort: Restaurant Pintxos Tapas y Pasión, Waldstrasse 30, KA-Innenstadt Eintritt frei 28. März FREITAG >> Freitagsgebet am KIT Zeit: 13.15 Uhr Ort: AKK-Stadion, Gebäude 30.81, Paul- ckeplatz 1, KA-Innenstadt Eintritt frei >> Ausstellungseröffnung „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbre- chen“ mit einem Vortrag der Ausstellungs- 13 macherin Birgit Mair Zeit: 17 Uhr Ort: DITIB Zentralmoschee Karlsruhe, Käppelestraße 3, KA-Oststadt Eintritt frei >> Vortrag: „Zwischen Tschetschenien, Polen und Deutschland - Hintergründe zu den Schicksalen von Flüchtlingen“ Zeit: 20 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Eintritt frei >> Theater: „Benefiz - Jeder rettet einen Afrikaner“ Zeit: 20 Uhr Ort: Badisches Staatstheater, Baumeister- straße 11, KA-Südstadt, Studio Eintritt: 13 € / erm. 7 € >> „Dein Wort gegen Rassismus“ – die Lange LeseNacht im ZKM Zeit: 20 Uhr bis ca. 23.30 Uhr – mit Pause und After-Show-Party Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südwest- stadt, Medientheater Eintritt frei_ 29. März SAMSTAG >> „Erinnerung aufpolieren!“ Aktive der Karlsruher Stolpersteine-Putzaktionen stellen ihre Initiative vor. Zeit: 14 Uhr Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Jubez-Café >> Das Projekt Tasse Tee: „Antiziganis- mus als Fluchtgrund“ Zeit: 15.30 Uhr Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt, Dachgeschoss Eintritt frei >> Vortrag von Ahmad Mansour: „Musli- mischer Antisemitismus“ Zeit: 19 Uhr Ort: Badisches Landesmuseum, Schlossbe- zirk 10, KA-Innenstadt, Gartensaal Eintritt frei >> Filmvorführung: „Erntehelfer“ Zeit: 19 Uhr Ort: Studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassa- ge 6, KA-Innenstadt Eintritt: 6 € / 4.50 € ermäßigt >> Theater-Uraufführung: „Rechtsmate- rial“. Ein NSU-Projekt von Jan-Christoph Go- ckel & Konstantin Küspert Zeit: 19.30 Uhr Ort: Badisches Staatstheater, Baumeister- straße 11, KA-Südstadt, Studio Eintritt: 13 €, erm. 7 € >> „Lichterlauf gegen Rassismus und Diskriminierung“ Zeit: 20 Uhr Ort: Gemeinsames Ziel: Platz der Grundrechte, Karl-Friedrich-Straße zwi- schen Zirkel und Schlossplatz, KAInnenstadt Teilnahme kostenlos >> Theater: „AMÜSÜMÜNT“ Zeit: 20.30 Uhr Ort: Sandkorn-Theater, Kaiserallee 11, KA-Weststadt, Studio Eintritt: Theaterpreise_ 30. März SONNTAG >> Fest im Tollhaus: „Wir feiern die Viel- falt“ Zeit: 14 Uhr - 20 Uhr Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Eintritt frei >> „Willst du mit mir gehen?“ (Arbeitsti- tel) Zeit: Zeit: 14 Uhr - 16 Uhr (??) Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Eintritt frei >> Theater: „Am falschen Ort“ Zeit: 19 Uhr Ort: Badisches Staatstheater, Baumeister- 14 Die Karlsruher Wochen gegen Rassismus werden von einer großen Zahl von Institutionen und Vereinen durch eigene und Kooperations- veranstaltungen getragen und unterstützt: Ahmadiyya Muslim Jamaat (KdöR) AJUMI |Aufnahmegruppe für junge Migranten (Heimstiftung) AK Migrationsbeirat Albschule Karlsruhe Amaro Kher - Förderverein für das Roma-Ge- meinschaftshaus in Kriva Palanka e.V. Amnesty International, Bezirk Karlsruhe ANA & ANDA (Künstlerinnen) Armenisches Hilfswerk e. V. Attac Gruppe Karlsruhe Badisches Staatstheater Karlsruhe Bahai Gemeinde Karlsruhe Beratungsnetzwerk „kompetent vor Ort. für Demokratie - gegen Rechtsextremismus“ Bündnis 90/ Die Grünen Rheinstetten Bürgerverein Nordweststadt Bürgerverein Oberreut Büro für Integration (Sozial- und Jugendbehör- de der Stadt Karlsruhe) CIG | Christlich-Islamische Gesellschaft Karls- ruhe e.V. Dachverband islamischer Vereine in Karlsruhe und Umgebung e.V. DAV | Deutsch-Afrikanischer Verein e.V. Karlsruhe DMK | Deutschsprachiger Muslimkreis Karls- ruhe e.V. DITIB | Türkisch Islamische Gemeinde zu Karlsruhe e.V. Isis Chi Gambatté (Künstlerin) Eine-Welt-Theater Europa-Union Deutschland, Kreisverband Karlsruhe Stadt und Land e.V. Evangelische Stadtkirchen-Gemeinden Durlach Fachstelle gegen rechts im StJA e.V. Filmboard Karlsruhe e.V. Förderverein Fest der Völkerverständigung e.V. FgF | Forum für gesellschaftlichen Frieden Karlsruhe Freie Waldorfschule Karlsruhe Freunde für Fremde e. V. Freundeskreis Asyl e.V. Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V., Sekti- on Nordbaden Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., Regio- nalgruppe Karlsruhe Gleichstellungsbeauftragte (Zentraler Juristi- scher Dienst der Stadt Karlsruhe) Heike Pitschmann (Künstlerin) Initiative „Erinnerung aufpolieren - Stolper- steine putzen“ Input Karlsruhe ISFBB | Institut für sozialwissenschaftliche For- schung, Bildung und Beratung e.V. Nürnberg ibz | Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. Internationaler Bund / Jugendmigrationsdienst e.V. Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V. | IJUKUV Irmela Mensah-Schramm (Menschenrechtsak- tivistin) Islamische Internationale Frauengemeinschaft e.V. | IIFG Johannes-Kepler-Privatschulen jubez (StJA e.V. Karlsruhe) Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe (KdöR) Jugendkirche Karlsruhe der Evangelisch-me- thodistische Kirche Bezirk Karlsruhe KASA | Kirchliche Arbeitsstelle südliches Afri- ka, Heidelberg Katholische Kirchengemeinde St. Stephan Kinemathek Karlsruhe e.V. Kulturverein Tempel e.V. Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe e.V. KunstUnternehmen GbR | Bernadette Hörder, Ulrike Israel Lessing-Gymnasium Karlsruhe Libertäre Gruppe Karlsruhe Literarische Gesellschaft Karlsruhe e.V. LMZ | Landesmedienzentrum Baden-Württemberg Die beteiligten Institutionen, Organisationen und Vereine 15 Markgrafen-Gymnasium Karlsruhe Marktlücke Karlsruhe Menlha-Zentrum für Buddhismus e.V. MRZ | Menschenrechtszentrum Karlsruhe Migrationsbeirat der Stadt Karlsruhe MOBI | Mobile Spielaktion des StJA e.V. Musikmobil Soundtruck des StJA e.V. Netzwerk für Demokratie und Courage e.V. Pintxos Tapas & Pasión PREVIEW.SÜD Atelier | Galerie PopNetz Karlsruhe Sangat – Raum für Yoga und Klang Schillerschule Karlsruhe Schwestern vom Göttlichen Erlöser Herz-Jesu Stift Seniorenbüro/ Pflegestützpunkt mit Senioren- fachberatung der Stadt Karlsruhe Stephanus- Buchhandlung Karlsruhe SJD | Sozialistische Jugend Deutschlands - Die Falken Sophie-Scholl-Realschule Karlsruhe Spanischer Elternverein Karlsruhe e.V. StJA | Stadtjugendausschuss e.V. Stadtkirche Karlsruhe Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Stadtarchiv und Historische Museen (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsru- he) Stoffwechsel e.V. Substage e.V. Tunesischer Club Karthago e.V. Tiyatro Dialog e.V. Ver.di - Migrationsausschuss Karlsruhe Vishuddha Zentrum Karlsruhe VHS | Volkshochschule Karlsruhe e.V. Werkraum Karlsruhe e.V. Yelitza Laya ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnolo- gie Karlsruhe Die einzelnen Veranstaltungen führen die jeweiligen veranstaltenden Organisationen, Institutionen und Vereine in eigener Verant- wortung durch. Die Stadt Karlsruhe trägt keine Verantwortung für die nicht durch städtische Dienststellen getragenen Veranstaltungen und die dortigen Inhalte. Die Koordination der Wochen gegen Rassismus erfolgt durch das Kulturbüro des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe. 16 Albschule Scheibenhardter Weg 23 76199 Karlsruhe (Weiherfeld-Dammerstock) AKK Stadion, Gebäude 30.81 Paulckeplatz 1 76131 Karlsruhe (Innenstadt) Badisches Staatstheater Baumeisterstr. 11 76137 Karlsruhe (Südstadt) Badisches Landesmuseum Schloßbezirk 10 76131 Karlsruhe (Innenstadt) Bahai-Zentrum Amalienstraße 30 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Bürgersaal Rathaus am Marktplatz Karl-Friedrich-Str. 10 76124 Karlsruhe (Innenstadt) Café Palaver Steinstraße 23 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Deutscher Gewerkschaftsbund Ettlinger Str. 3 76137 Karlsruhe (Südstadt) Deutschsprachiger Muslimkreis e.V. Rintheimer Straße 15 Karlsruhe (Oststadt) DITIB Zentralmoschee Karlsruhe Käppelestraße 3 76131 Karlsruhe (Oststadt) Eine-Welt-Theater Alter Schlachhof 23 f 76131 Karlsruhe (Oststadt) Evangelische Stadtkirche Durlach Am Zwinger 5 76227 Karlsruhe (Durlach) Freie Waldorfschule Neisser Straße 2 76139 Karlsruhe (Waldstadt) Friedensheim des Badischen Landesvereins für Innere Mission Redtenbacherstraße 10-14 76133 Karlsruhe (Südweststadt) Gasthaus Marktlücke Marktplatz 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Gemeinschaftsunterkunft Kutschenweg Verwaltungsgebäude Kutschenweg 30 76287 Rheinstetten-Forchheim (Silberstreifen) Griesbach-Haus Sophienstraße 193 76185 Karlsruhe (Mühlburg) Herz-Jesu-Stift Gellertstr. 41 76185 Karlsruhe (Mühlburg) Hochschule für Gestaltung Lorenzstraße 15 76135 Karlsruhe (Südweststadt) IBZ - Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. Kaiserallee 12 d 76135 Karlsruhe (Weststadt) Insel Karlstraße 49 76133 Karlsruhe (Südweststadt) Die Veranstaltungsorte 17 Internationaler Bund e.V. Werderstraße 57 76137 Karlsruhe (Südstadt) Johannes-Kepler Privatschulen Daimlerstraße 7 - 11 76185 Karlsruhe jubez Karlsruhe Kronenplatz 1 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais Karlstraße 10 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Jugend- und Gemeinschaftszentrum „Weiße Rose“ Otto-Wels-Straße 31 76189 Karlsruhe (Oberreut) Jugendzentrum der Jugendkirche Karlsruhe Hermann-Billing-Straße 11 76137 Karlsruhe (Südweststadt) Kaffeehaus Schmidt Kaiserallee 69 76133 Karlsruhe (Weststadt) Kinemathek Karlsruhe e.V. Studio 3 Kaiserpassage 6 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Kinder- und Jugendtreff Lohn-Lissen Ellmendinger Straße 1 76227 Karlsruhe (Durlach-Aue) Kinder- und Jugendtreff Mühlburg Fliederplatz 1 76185 Karlsruhe (Mühlburg) Kinder- und Jugendtreff Südstadt Augartenstraße 21 76137 Karlsruhe (Südstadt) Kulturverein Tempel e.V. Hardtstraße 37a 76185 Karlsruhe (Mühlburg) Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe e.V. Alter Schlachthof 35 76131 Karlsruhe (Oststadt) Landesmedienzentrum Baden-Württemberg Moltkestraße 64 76133 Karlsruhe (Weststadt) Lessing-Gymnasium Sophienstraße 147 76135 Karlsruhe (Weststadt) Markgrafen-Gymnasium Gymnasiumstraße 1-3 76227 Karlsruhe (Durlach) Menlha-Zentrum für Buddhismus e.V. Gartenstraße 1 76133 Karlsruhe (Südweststadt) Menschenrechtszentrum Karlsruhe e.V. Alter Schlachthof 59 76131 Karlsruhe (Oststadt) Museum für Literatur am Oberrhein, Prinz-Max-Palais Karlstraße 10 76133 Karlsruhe (Innenstadt) NCO-Club Delawarestraße 21 76149 Karlsruhe (Nordstadt) Neues Ständehaus Ständehausstraße 2 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Pintxos Tapas y Pasión Waldstrasse 30 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Platz der Grundrechte Karl-Friedrich-Straße zwischen Zirkel und Schloßplatz 76131 Karlsruhe (Innenstadt) PREVIEW.SÜD Atelier I Galerie Schützenstraße 37 76137 Karlsruhe (Südstadt) 18 Sandkorn-Theater Kaiserallee 11 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Sangat – Raum für Yoga und Klang Gartenstraße 72 76135 Karlsruhe (Südweststadt) Schillerschule Kapellenstraße 11 76131 Karlsruhe (Oststadt) Sophie-Scholl-Realschule Karlsruhe Joachim-Kurzaj-Weg 4 76189 Karlsruhe (Oberreut) Sporthalle 1 des Schulzentrums Neureut, Unterfeldstraße 6 76149 Karlsruhe (Neureut) Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Hans-Thoma-Str. 2-6 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Stadtteilbibliothek Neureut, Badnerlandhalle Rubensstraße 21 76149 Karlsruhe (Neureut) Stadtteilbibliothek Waldstadt Neisser Straße 12 76139 Karlsruhe (Waldstadt) Stadtteilbüro Oststadt Gottesauerstraße 3 76131 Karlsruhe (Oststadt) Stadtkirche Durlach Am Zwinger 5 76227 Karlsruhe (Durlach) Stadtkirche Karlsruhe Marktplatz 76133 Karlsruhe (Innenstadt) Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais Karlstr. 10 76131 Karlsruhe (Innenstadt) Studentenhaus Adenauerring 7 76131 Karlsruhe (Innenstadt) Substage Karlsruhe e.V. Alter Schlachthof 19 76131 Karlsruhe (Oststadt) Vishuddha-Zentrum Pfinztalstraße 46 - 50 76227 Karlsruhe (Durlach) Werner-von-Siemens-Schule Kurt-Schumacher-Straße 1 76189 Karlsruhe (Nordweststadt) ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe Lorenzstraße 19 76135 Karlsruhe (Südweststadt) Einen Web-Stadtplan mit Adress-Suchfunktion finden Sie unter: www.geodaten.karlsruhe.de/stadtplan 19 21. März 1960 – Das Massaker von Sharpeville Sharpeville, Südafrika: Am Vormittag des 21. März 1960 finden sich an verschiedenen Orten der kleinen Stadt 50 km südlich von Johannes- burg rund 20.000 Menschen zusammen. Sie folgen einem Aufruf des Pan African Congress (PAC), der eine fünftägige gewaltfreie und friedliche Protestaktion angekündigt hatte. Die Menschen demonstrieren gegen die Pass- gesetze des Apartheid-Regimes. Diese Ge- setze sahen die scharfe Trennung von Wohn- und Geschäftsbezirken für Weiße, Schwarze und Inder vor. Drei bis vier Millionen Afrikaner wurden zwangsumgesiedelt, weil sie in den für die Weißen vorgesehenen Gebieten lebten. So wurde versucht, Menschen auf Dauer voneinan- der zu trennen. Die Schwarzen lebten in weit von den weißen Vierteln entfernten “Towns- hips”. Doch ohne die schwarzen Arbeitskräfte wäre die Wirtschaft des weißen Südafrikas schnell zusammengebrochen. Passgesetze re- gelten das “Aufenthaltsrecht” der schwarzen Südafrikaner, die Anzahl der Schwarzen in den Städten sollte so auf ein Minimum beschränkt werden, ihre Arbeitskraft aber weiter zur Ver- fügung stehen. Die Demonstrierenden setzen sich in Rich- tung Polizeistation im Sharpeviller Zentrum in Bewegung. Die Polizei hält die friedlich de- Informationen zum Internationalen Tag und zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus monstrierende Menge mit niedrig fliegenden Flugzeugen und Tränengas in Schach. Um kurz nach 13 Uhr eskaliert dann schließlich die Situation: Angeblich als Reaktion auf Steine- werfer schießt die Polizei in die Menge. Die Menschen fliehen in Panik, die Polizei schießt weiter. 69 Menschen werden getötet, darunter acht Frauen und zehn Kinder. Viele – die Anga- ben variieren von 180 bis über 300 Personen – werden verletzt, teilweise schwer. Der UN-Gedenktag Als Gedenktag an das Massaker von Sharpe- ville wurde sechs Jahre später, 1966, der 21. März von den Vereinten Nationen zum “In- ternationalen Tag zur Überwindung von Ras- sendiskriminierung” ausgerufen. 1979 wurde dieser Gedenktag durch die Einladung der Vereinten Nationen an ihre Mitgliedstaaten ergänzt, eine alljährliche Aktionswoche der Solidarität mit den Gegnern und Opfern von Rassismus zu organisieren. 1996 wird schließ- lich von Nelson Mandela in Sharpeville die neue demokratische Verfassung Südafrikas in Gang gesetzt. Der 21. März wird seither in Südafrika als South African Human Rights Day, als “Südafrikanischer Tag der Menschenrechte” begangen. Quelle: www.internationale-wochen-gegen- rassismus.de/hintergrund/was-geschah-am- 21-maerz 20 21 Das Programm. Mitglied der Internationale Wochen gegen Rassismus 22 Interkulturelles Projekt: „Weiße Fahnen im Wind“ Schüler_innen des Lessing-Gymnasiums ge- stalten zusammen mit der Karlsruher Künstler- gemeinschaft KunstUnternehmen Fahnen, die eine Gesellschaft des friedlichen Miteinanders zum Thema haben. Diese Fahnen werden dann bei den Karlsruher Wochen gegen Rassismus an markanten Stellen im öffentlichen Raum in Karlsruhe zu sehen sein. Eine Gesellschaft, die sich aktiv gegen Rassis- mus und für ein friedliches und offenes Mitei- nander einsetzt, muss diesen Wert in der Bil- dung von Kindern und Jugendlichen vermitteln. Einen solchen Auftrag kann gerade die Kunst mit ihren Möglichkeiten, über Form zum Inhalt zu gelangen, erfüllen. Die Fahne ist als Zeichen Symbolträger von vorwiegend nationaler Zu- gehörigkeit. Die weiße Fahne hingegen wird allgemein als Friedenszeichen verstanden. Ein überdimensional langes weißes Band soll von Schülern gestaltet werden. Die Künstle- rinnen des KunstUnternehmens werden diesen Prozess in der Schule begleiten. Diese Aktion der Gestaltung zum Thema „Fremd Sein“ oder „Anders Sein“ wirkt nach Innen. Anschließend werden die Fahnen im öffentlichen Raum stehen und nach Außen wirken. Prozess: 1. Vom 10. bis zum 14. März werden fünf Fah- nen von Schüler_innen des Lessing-Gymnasiums gestaltet. 2. Während der Karlsruher Wochen gegen Rassismus werden diese Fahnen im öffentlichen Raum aufgehängt. 3. Bei der Schlussveranstaltung werden alle Fahnen gemeinsam präsentiert. „Weiße Fahnen im Wind“ Das Projekt soll an weiteren Schulen fortgeführt werden. So wird regelmäßig an diesem weit sichtbaren Symbol einer demokratischen Aktion für ein Miteinander gearbeitet. Karlsruhe setzt ein Zeichen des Zusammenhaltes im Stadtraum und die Bevölkerung trägt diese Botschaft ebenso in die Ferne. Über KunstUnternehmen: KunstUnternehmen ist eine Ateliergemeinschaft zweier freischaffender Künstlerinnen in Karls- ruhe, Bernadette Hörder und Ulrike Israel. Sie initiierten in den vergangenen zehn Jahren Projekte zu unterschiedlichen Themen wie z. B. Zwischen Kunst und Wirtschaft, Kunst und die Weltreligionen, Kunst und Gestaltung im Öf- fentlichen Raum durch Schulen. Im Vordergrund steht jeweils der Dialog verschiedener Welten. Die Kunst setzt hierbei neue Impulse und umge- kehrt erfährt sie einen erweiterten Ansatz au- ßerhalb des gängigen Kunstbetriebes. Ort: Lessing-Gymnasium, Sophienstraße 147, KA-Weststadt Veranstalter: KunstUnternehmen GbR, Deutsch-Afrikanischer Verein e.V. www.kunstunternehmen.de www.lessing-gymnasium-karlsruhe.de 10. März (Montag) bis 14. März (Freitag) 10. 3. 23 13. März (Donnerstag) Vortrag von Eren Güvercin: „Rassis- mus ist kein typisch deutsches Pro- blem.“ Allzu leichtfertig werde sich in Deutschland über Rassismus beklagt, findet der Autor Eren Güvercin. Dabei gerät jedoch aus dem Blick, dass auch Personen mit einem sogenannten Migrationshintergrund rassistisch denken und handeln. Fremdenfeindlichkeit ist ein gesamt- gesellschaftliches Problem, das gemeinsam ge- löst werden muss. Eren Güvercin studierte Rechtswissenschaften in Bonn und arbeitet heute als freier Journalist. In seinem Blog „Grenzgängerbeatz“ (http:// erenguevercin.wordpress.com) beschäftigt er sich unter anderem mit dem Thema Islam auf gesellschaftlicher und politischer Ebene. Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 18.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: ibz Karlsruhe e.V. www.erenguevercin.wordpress.com/tag/ eren-guvercin/ „Rassismus ist kein typisch deutsches Problem.“ C op yr ig ht S er en B as og ul 13. 3. 24 Ausstellungsführung: „Verführbarkeit zur Gewalt“ Führung durch die Ausstellung „Kata Legrady. Smart Pistols“ im Museum für Neue Kunst des ZKM mit Dipl.-Theol. Tobias Licht (Leiter Bil- dungszentrum Karlsruhe) und Dr. Andreas Bei- tin (Kurator der Ausstellung und Leiter des ZKM | Museums für Neue Kunst). Im Rahmen des Programms „Überschreitungen - Theologen treffen auf zeitgenössische Kunst“. Siehe auch Ankündigung 15. März. Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südweststadt Zeit: 16 Uhr - 17 Uhr Eintritt und Führung frei Veranstalter: ZKM www.zkm.de „Verführbarkeit zur Gewalt“ 14. 3. 14. März (Freitag) Kata Legrady Government (multicolor-mini), 2012 Pistole, mini Smarties 114,2 x 21,9 x 4 cm Courtesy Kata Legrady 25 „Das reizvolle Fremde in der Kunst“ – - Führung durch die Kunsthalle Die Museumsbesucher erwartet ein Streifzug durch die verschiedenen Sammlungsschwerpunkte der Kunsthalle, eine Reise in fremde Länder und Kulturen und vergangene Jahrhunderte. Fremdar- tige Lebensweisen sind dabei ebenso von Interesse wie kostbare Gegenstände und Kleidermoden. Die Führung bietet eine Entdeckungstour zu den Dingen, die aus unserer heutigen Lebensweise verschwunden sind. Führung mit Dr. Ursula Schmitt-Wischmann (Kunsthistorikerin, Museumspädagogin). Ort: Hauptgebäude der Kunsthalle, Hans--Thoma--Straße 2-6Straße 2 – 6, KA-Innenstadt Beginn: 15 Uhr Eintritt: 8,- €, ermäßigt 6,- €, zzgl. Führungsgebühr 2,- € pro Person Veranstalter: Staatliche Kunsthalle Karlsruhe www.kunsthalle-karlsruhe.de 15. März (Samstag) „Das reizvolle Fremde in der Kunst“ 15. 3. 26 15. März (Samstag) Das Projekt Tasse Tee: „Antiziganismus als Fluchtgrund“ Im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus öffnet das Projekt „Tasse Tee“ seine Türen für Karlsruher und Karlsruherinnen, um sich an der Diskussion über sogenannte Armuts- flüchtlinge zu beteiligen. Das Projekt bietet die Möglichkeit, bei einer Tasse Tee oder Kaffee und einem Stück Kuchen mit Flüchtlingen aus Serbien, Bosnien, dem Kosovo und Mazedonien über ihre Schicksale zu reden. Die Mitarbei- terinnen des Projektes stehen als Expertinnen oder Dolmetscherinnen zur Verfügung. Wir werden uns in Gesprächen und Diskussionen die Frage stellen: Welche Rolle spielt der Antiziga- nismus als Fluchtgrund für die große Zahl der Flüchtlinge aus den ehemaligen jugoslawischen Ländern? Referentinnen: Das im Jahr 2012 entstandene Projekt „Tasse Tee“ wird von vier ausländischen Studentinnen der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, Yana Shykhyrina, Aynur Mam- madova, Nuray Mammadova und Nicoleta Elena Alexander geleitet. Es ist eine Koopera- tion mit dem Verein „Freunde für Fremde e.V.“ und dem „Internationalen Begegnungszentrum Karlsruhe e.V.“. Es lädt an jedem Samstag die Asylbewerber aus Gemeinschaftsunterkünften zu Gesprächen ein. Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt, Dachgeschoss Beginn: 15.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Projekt Tasse Tee in Kooperation mit „Freunde für Fremde e.V.“ und „ibz Karlsruhe e.V.“ www.ibz-karlsruhe.de/integrationsprojekte/ tasse-tee.html „Antiziganismus als Fluchtgrund“ 15. 3. Abb. oben: Foto: Oren Ziv / Activestills, Protest gegen den G20-Gipfel, Toronto 2010 Abb. rechts: Ausstellungsansicht global aCtIVISm im ZKM | Museum für Neue Kunst Foto: Wootton © ZKM | Karlsruhe 2013 Abb. rchts außen: Kata Legrady Bullet „Flower“ (multicolor), 2012 C-Print, Diasec 300 x 100 x 2,8 cm Courtesy Kata Legrady 27 15. März (Samstag) Ausstellungsführung: „global aC- tIVISm“ und „Kata Legrady. Smart Pistols“ Öffentliche Führung im ZKM | Museum für Neue Kunst mit einem Überblick über die Aus- stellungen „global aCtIVISm“ und „Kata Legra- dy. Smart Pistols“ Über „global aCtIVISm“: Die Ausstellung „global aCtIVISm“ widmet sich dem Feld der künstlerischen Ausdrucksform, die politisch inspiriert ist. Diese macht durch Aktionen, Demonstrationen und Performances im öffentlichen Raum auf Missstände aufmerk- sam und fordert zur Veränderung bestehender Verhältnisse auf. Mit Objekten, fotografischen, kinematografischen, videografischen und mas- senmedialen Dokumenten zeigt die Ausstellung den globalen Aktivismus als die erste neue Kunstform des 21. Jahrhunderts. Über „Kata Legrady. Smart Pistols“: Die Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen von Kata Legrady irritieren. Ihre Kunst- werke konfrontieren die Be- sucher_innen mit Objekten der Gewalt, die gleichzeitig infantile Lustobjekte sind. Egal ob die Waffen ge- zeichnet, fotografiert oder plastisch ausgeführt worden sind, ihnen ist immer gemein- sam, dass sie in größtmög- lichem Gegensatz erscheinen. Die Waffen sind mit farbenfrohen Schokodrops, mit kostbarem Pelz oder Geldscheinen verziert. Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südweststadt Zeit: 16.30 Uhr – 17.30 Uhr Eintritt: Führung 2 € + Museumseintritt Veranstalter: ZKM „global aCtIVISm“ und „Kata Legrady. Smart Pistols“ 15. 3. 28 Eröffnung der Wochen gegen Rassismus 15. 3.Eröffnung und Begrüßung durch den Karlsruher Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup Grußwort Britta Graupner, Projektreferentin der INTERNATIONALEN WO- CHEN GEGEN RASSISMUS beim „Interkultu- rellen Rat in Deutschland“ in Darmstadt Eröffnungsvortrag von Hadija Haruna, Journalistin und Vorstands- mitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V.: „Alte Rassismen in neuem Gewand“ Die Taten der rechtsextremen Vereinigung des NSU, eine Diskussion um die Abschaffung diskriminierender Wörter in Kinderbüchern, Hetzproteste vor Flüchtlingsunterkünften, Racial Profiling-Vorwürfe bei der Polizei oder popu- listische Slogans um das neue Schreckensge- spenst des Armutsmigranten. All diese Beispiele zeigen: Rassismus ist ein Thema in Deutschland. Doch zeigt sich bereits im Umgang mit dem Be- griff die Ambivalenz mit diesem Thema. Eine differenzierte Auseinandersetzung krankt da- ran, dass Rassismus nicht gerne gesehen wer- den will und viele Ressentiments tief in der Mit- te unserer Gesellschaft verankert sind. Wesentlich für ein Verständnis von heutigem Rassismus ist es, Zusammenhänge herzustellen und geschichtliche Verbindungslinien zu erken- nen: Das Erbe des Kolonialismus und des Na- tionalsozialismus, der so genannte „Rassismus ohne Rassen“ der 1960er Jahre, ein transnati- onaler Nationalismus heute. Nicht ohne Grund richten sich die aktuellen Ressentiments haupt- sächlich gegen Flüchtlinge, Muslime und Roma. Was sie eint: Sie stellen ein gemeinsames, „Alter Rassismus in neuem Gewand“ vermeintlich nichteuropäisches Außen, das bedrohliche „Fremde“ dar, vor dem sich das gesellschaftliche, europäische „Eigene“ glaubt verteidigen zu müssen. Gerade in Krisenzeiten lässt sich über diese Bestimmung Identität kon- struieren. Heutzutage verbindet sich dabei der Rechtspopulismus mit Ideen der neuen Rechten, die sich vom Image des Rassismus und Extre- mismus distanzieren will und in der „identitären Bewegung“ ihr neues Selbst sucht. Doch was bedeutet diese Entwicklung für die Zugehörigkeit und Teilhabe der dritten und vierten Generation von Menschen mit Migra- tionsgeschichte in Deutschland? Wo finden Schwarze Menschen und People of Colour ih- 29 „Alter Rassismus in neuem Gewand“ ren Raum - in einem gesellschaftlichen Setting, welches das Aussehen noch immer an eine na- tionale Identität knüpft? Wie empowern sie sich und finden in einer wachsenden Einwan- derungsgesellschaft wie Deutschland selbstbe- stimmte Strategien, um sich gegen einen wach- senden Rechtspopulismus zu wehren? Ziel des Vortrags ist es, die vielfältigen Erklä- rungen aktueller Debatten über Alltags- und institutionellen Rassismus zusammen zu führen, Ähnlichkeiten und Unterschiede, aber auch historische Entwicklung und Kontinuitäten auf- zuzeigen und wissenschaftliche Erkenntnisse in anschaulichen Beispielen aufzudröseln. Der Beitrag will Gedankenanreize bieten und Sen- sibilität und ein Bewusstsein dafür schaffen, wann Ausgrenzung und wo Abwertung beginnt. Nämlich bereits da, wo Vorurteile im Mainst- ream geschürt, verachtende Bilder toleriert und damit reproduziert werden. Über Hadija Haruna: Hadija Haruna lebt und arbeitet als Autorin und Redakteurin in Frankfurt am Main. Ihre Ar- beitsschwerpunkte sind Jugend und Soziales, Migration und Rassismusforschung. Ihre Redak- teursausbildung hat die Diplom-Politologin an der Berliner Journalistenschule (BJS) absolviert. Derzeit arbeitet sie als Redakteurin für die jun- ge Welle des Hessischen Rundfunks (YOU FM). Außerdem schreibt sie unter anderem für den Tagesspiegel, die ZEIT und das Fluter-Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Sie ist Preisträgerin des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gestifteten KAUSA-Me- dienpreises 2012 „Macht sie sichtbar – Bil- dungswege von Migrantinnen und Migranten“. Darüber hinaus ist sie beim Journalistenverein der Neuen Deutschen Medienmacher (NDM) aktiv und engagiert sich ehrenamtlich bei der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD). Der Verein wurde Mitte der 1980er gegründet und setzt sich in seiner Arbeit für die Emanzipation und politische Partizipation Schwarzer Menschen ein - mit dem Ziel, ihre Perspektiven, Geschichte und Lebensentwürfe in Deutschland sichtbar zu machen. Der Verein versteht sich als Interessenvertretung, interve- niert bei Fällen von Diskriminierung und Rassis- mus und bezieht Stellung gegenüber der Öf- fentlichkeit. www.hadija-haruna.de www.isdonline.de Video: „Vorurteile? Vorurteile!“ Eigens für die Wochen gegen Rassismus 2014 produziert Isis Chi Gambatté den Clip „Vorur- teile? Vorurteile!“. Der Clip führt dem Betracht- enden auf humorvolle Weise vor Augen, wie wir alle insgeheim mit Vorurteilen über Men- schen denken. Vorurteile sind ein Bestandteil des alltäglichen Lebens und für den Betrof- fenen wie ein Glücksspiel um seine Identität. Über Isis Chi Gambatté: Isis Chi Gambatté ist Komponistin, Videopro- duzentin, Regisseurin, Schauspielerin, Sänge- rin und Tänzerin. Neben Auftragsarbeiten für Theater und Film engagiert sie sich sozial in Theaterprojekten mit Migrant_innen und pro- duziert Videos und Musik gegen Rassismus und Verfolgung. www.gambatte.name 30 „Dazugehören ist einfach!“ Video: „Dazugehören ist einfach!“: Toleranz ist heute groß in Mode. Solange Menschen sich der Norm gemäß geben, wird über ihre Andersartigkeit schweigend hinweggegangen. Doch wie weit geht die Toleranz, wenn An- dersartigkeit sichtbar wird? Das Video des Künstlerinnen-Paars ANA & ANDA mit dem Titel „Da- Im Anschluss: Stehempfang der Stadt Karlsruhe zugehören ist einfach!“ macht die Probe aufs Exempel: Zwei Liebende lösen sich Stück für Stück von den Konventionen und fordern da- durch echte Akzeptanz. Am Beispiel eines lesbischen Liebespaars zei- gen ANA & ANDA, dass Diskriminierung nicht nur durch offene gruppenbezogene Men- schenfeindlichkeit geschieht, sondern gerade auch durch den subtilen Druck, „normal“ zu sein. Es ist ein Appell an die Gesellschaft, Minderheiten nicht „normalzureden“, sondern offen akzeptierend mit ihnen umzugehen. Und dazu gehört auch das Sprechen darüber – in der Schule, am Arbeitsplatz oder Zuhause. Über ANA & ANDA: „Kunst im Dienst der Menschenrechte“ ist das Motto des Künstlerinnen-Paars ANA & ANDA. Mit Musik und Bühnenkunst, dem Ökomo- de-Label „nachhaltige Eleganz“, ökofairen Stadtführungen durch Karlsruhe und kultu- rellen Schulprojekten an Brennpunktschulen engagieren sich ANA & ANDA für Demokra- tie, Menschenrechte und Toleranz. Seit 2012 produzieren sie auch künstlerische Videos dazu. www.anaundanda.de Vor der Veranstaltung: Tee- und Kaffee-Spezialitäten gereicht vom Tunesischen Club Karthago, dem Eritreischen Verein, dem Iranischen Kulturzentrum e.V. und dem Förderverein Fest der Völkerverständi- gung e.V. Musikalische Umrahmung: Ender & Uwe 7ender-uwe Anmeldung erwünscht per E-Mail an: wochen-gegen-rassismus@kultur.karlsruhe.de Ort: Rathaus, Marktplatz, KA-Innenstadt, Bür- gersaal Beginn: 18 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Stadt Karlsruhe 15. 3. 31 15. März (Samstag) 15. 3. Filmvorführung: „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“ Epizoda U Zivotu Beraca Zeljeza Danis Tanovic, Bosnien-Herzegowina/Slowe- nien 2013 mit Senada Alimanovic, Nazif Mujic, Sandra Mujic, Semsa Mujic, digital, 75 Min., dt.UT Eine Roma-Familie in Bosnien-Herzegowina, in einem Dorf abseits der großen Stadt. Vater Nazif zerlegt alte Autos und verkauft die Me- tallteile an einen Schrotthändler, Mutter Sena- da besorgt die Hausarbeit und kümmert sich liebevoll um die beiden kleinen Töchter. Als sie eines Tages Schmerzen im Unterleib bekommt, wird im Krankenhaus diagnostiziert, dass das Kind in ihrem Leib gestorben ist. Senada hat keine Krankenversicherung und die Entfernung des Fötus kostet weit mehr, als die Familie auf- bringen kann. Doch im Krankenhaus beruft man sich auf die Vorschriften und lehnt den Eingriff ab. Beinahe dokumentarisch und mit großer Anteilnahme folgt die Kamera dem mühevollen Alltag der Familie, die sich hier selbst spielt. Auf realen Ereignissen beruhend und ohne Dra- matisierung macht der Film einen alltäglichen Rassismus deutlich, der sich nicht in buchstäb- licher Gewalt äußert, aber ähnlich fatale Fol- gen hat. Nach der Vorführung am 15. März besteht Gelegenheit zum Gespräch mit Erzad Mikic, Dipl.-Ing./Universität Sarajevo. Ort: Studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr Eintritt: 6,- € / 4,50 € ermäßigt (für Mitglieder der Kinemathek Karlsruhe) Veranstalter: Kinemathek Karlsruhe e.V. und Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., Regio- nalgruppe Karlsruhe Weiterer Vorführung am 19. März, 21.15 Uhr www.kinemathek-karlsruhe.de www.gfbv.de „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“ 15. 3. 32 16. März (Sonntag) Fußballturnier: „Kicken gegen Rassismus“ Der Internationale Jugend- und Kulturverein Karlsruhe lädt zum gemeinsamen Jugend-Hal- lenfußballturnier ein. Angesichts noch herrschender Spaltung zwi- schen hier lebenden Jugendlichen, die auf gegenseitigen Vorurteilen beruht, kann jede soziale, politische, kulturelle und sportliche Ak- tivität gegen Spaltung und Rassismus, für ein besseres Zusammenleben nur positive Auswir- kungen haben. Dem Sport, und gerade dem Fußball, kommt für die Verständigung zwischen den hier lebenden Jugendlichen verschiedener Nationalitäten große Bedeutung zu. Das Hal- lenfussballturnier soll hier lebenden Jugend- lichen ermöglichen, untereinander Vorurteile abzubauen, Freundschaften aufzubauen und sie für ein gemeinsames, gleich-berechtigtes und friedliches Zusammenleben stärken. Nähere Infos und Anmeldung bei Mecnun Öl- mez (E-Mail: mecnun62@hotmail.de, Telefon 0157-71418061) „Kicken gegen Rassismus“ Ort: Sporthalle 1, Unterfeldstraße 6, KA-Neureut Beginn: 11 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Internationaler Jugend- und Kul- turverein Karlsruhe e.V., Ver.di migration Karlsruhe, Menschenrechtszentrum Karlsruhe e.V. 16. 3. 33 16. März (Sonntag) Izvan sistema / Au- ßerhalb des Systems Lesung mit Rajka Poljak und Vlado Franjević, Kroatien/ Liechtenstein Vlado Franjević liest einen kurzen Prosa- text, den er extra für die zweiten Karlsru- her Wochen gegen Rassismus schrieb. Seine Texte wider- spiegeln eigene Er- fahrungen in einem, wie er ironisch meint „bit- ter-süßen (Um)Feld“. So knallhart ehrlich und offen wie in diesem Text äußerte er sich zu gewissen Themen in der Öffentlichkeit noch nie zuvor. Neben dem Prosatext „SIND WIR ALLE (mehr oder weniger) PSYCHO-SADOMASO?“ wird auch Franjevićs zweisprachige Lyrik vor- getragen. Dabei wird er von seiner Frau Rajka Poljak unterstützt, die die kroatische Fassung der Gedichte vorlesen wird. Über Vlado Franjević und Rajka Poljak: Vlado Franjević ist multimedialer Kunstschaf- fender und Autor. 1963 in Kroatien geboren, Ausbildung als Maler an der Schule für die angewandten Künste in Zagreb. Mitglied im Berufsverband bildender Künstler_innen Liech- tensteins (BBKL) und Olymia FArts Association (OFAA). Ebenfalls Mitglied im Zürcher Schrift- steller_innen Verband und Verband Ostschwei- zer Autorinnen und Autoren (ZSV). 2003 Werk- jahrstipendium des Kulturbeirats der Fürstlichen Regierung Liechtensteins. Rajka Poljak, Jahrgang 1964, in Mihovljan, Kroatien geboren. Studium der Kunst und Kultur „Außerhalb des Systems“ in Zagreb. Lebt seit 2009 als bildende Künst- lerin und Autorin in Liechtenstein. Koautorin der Publikation „Vlado Franjevics Improvisationen, Rajka Poljaks Interpretationen“, herausgege- ben vom Kulturzentrum der Stadt Cazma. Aus- stellungen in Liechtenstein, Frankreich, Deutsch- land und Kroatien. Ort: PREVIEW.SÜD Atelier | Galerie, Schützen- straße 37, KA-Südstadt Beginn: 11 Uhr und 13 Uhr Eintritt frei Veranstalter: PREVIEW SÜD. Atelier | Galerie www.previewsued.blogspot.de 16. 3. 34 16. März (Sonntag) Einblicke: „Freundschaft statt Rassismus“ „Freundschaft bedarf ständig der nährenden Flamme. Sie fällt einem nicht zu; man muss sie kämpfend erhalten.“ (Kerrin Westphal) Kampf gegen Rassismus bedeutet für uns Kampf für ungewöhnliche Freundschaften. Wie junge Menschen unter schwierigen Be- dingungen Grenzen überschreiten hin zu er- staunlichen Beziehungen, zeigen die Teens und Mitarbeitenden vom Jugendzentrum (JuZe) espírito. Sie bieten authentische Einblicke an- lässlich der Karlsruher Wochen gegen Rassis- mus mit Erzählen, Tanz und Bildern. Die Jugendkirche espírito begleitet und ver- netzt. Im Jugendzentrum kommen an fünf Ta- gen die Woche jeweils ca. 50 Teens und Ju- gendliche aus etlichen Herkunftsländern und verschiedener Kultur und Religion zusammen. Sie wohnen überwiegend in der Süd- und Süd- weststadt. Über die Karlsruher Tafel können wir täglich gute Lebensmittel anbieten, aber auch Lernunterstützung, Bewerbungstraining und vor allem Begleitung in schwierigen Lebensphasen. Ausstellungsführung „global aCtIVISm“ und „Kata Legra- dy. Smart Pistols“ Siehe auch Ankündigung 15. März. Zeit: 11.30 Uhr - 12.30 Uhr 16. 3. „Freundschaft statt Rassismus“ Ort: JuZe der Jugendkirche Karlsruhe, Her- mann-Billing-Str. 11, KA-Südweststadt Zeit: 16.30 Uhr - 18 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Jugendkirche der Evangelisch- methodistischen Kirche Bezirk Karlsruhe www.espiri.to 35 Vortrag und Yogastunde: „Erkenne: Der andere bist du!“ Über die yogische Sichtweise zum Thema Ras- sismus und zum Zitat von Yogi Bhajan: „Erkenne: Der andere bist du!“ spricht Sohan Kaur Klinis. Im Yogazentrum trifft sich eine bunte Vielfalt von Menschen unterschiedlichster Kulturen und Glaubensrichtungen. „Sangat“ bedeutet Zusammenkommen, Gemeinschaft. Das Yo- gazentrum öffnet seine Türen im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus für alle, die Freude an Yoga haben und in diesem Sinn ein bewusstes Erlebnis von Gemeinschaft jen- seits aller vermeintlicher Unterschiede erleben möchten. Unsere Erfahrung ist: Die Gemeinschaft ver- stärkt dieses Erlebnis – ob im Yoga, in der Meditation oder im Mantren-Singen. In unserer sich beschleunigenden und fordernden Zeit sehnen sich viele nach ihrem wahren Sein, nach Ganzheit. Das Sangat bietet einen Raum für alle Menschen, die wieder Anschluss an ihre in- neren, heilenden Quellen finden möchten. 16. 3. „Erkenne: Der andere bist du!“ Wenn ich mich ganz fühle, erfahre ich mich als selbst verantwortlich für mein Leben. Ich habe keinen Grund mehr, andere dafür verantwort- lich zu machen, zu diskriminieren oder abzu- werten. Im Anschluss findet eine Kundalini-Yoga-Stun- de mit einer Übungsreihe zum Thema Toleranz statt. Pavel Khlopovskiy Paviter Singh leitet die Yoga-Stunde, zu der auch Yoga-Neulinge herzlich eingeladen sind. Bitte bringen Sie be- queme Kleidung mit. Matten und Kissen sind im Raum vorhanden. Ort: Sangat – Raum für Yoga und Klang, Gar- tenstraße 72, KA-Südweststadt Beginn: 19 Uhr (Vortrag), 19.30 Uhr (Yoga-Stunde) Eintritt frei Veranstalter: Kundalini Yoga-Lehrer_innen Karlsruhe www.yogasangat.de 16. März (Sonntag) 36 Begegnungsabend zu Fluchtursachen: „Warum wir hier sind“ Im Rheinstettener Stadtteil Forchheim-Silber- streifen wohnen seit einigen Monaten zahlreiche Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises Karlsruhe am Kutschenweg. In der aktuellen Diskussion über Flüchtlingspolitik, Asylrecht und Gemeinschaftsunterkünfte wird oft über Flüchtlinge, aber nicht mit ihnen ge- sprochen. Die Veranstalter möchten mit einem Begegnungsabend zum Abbau von Kontakt- barrieren und Vorurteilen beitragen. Dabei sollen die Asylsuchenden vor allem selbst zu Wort kommen und die Gelegenheit haben, die Situation in ihrem Land und die eigenen Fluch- tursachen zu erläutern. Darüber hinaus soll Raum für Fragen, individuelle Begegnungen und Gespräche sein. Ort: Gemeinschaftsunterkunft Kutschenweg, Verwaltungsgebäude, Kutschenweg 30, Rheinstetten-Forchheim (Silberstreifen) Beginn: 19 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Bündnis 90/Die Grünen Rheinstetten und weitere Partner „Warum wir hier sind“ 16. März (Sonntag) 37 Aktionstag „Afrika erleben beim Afri- katag in der Albschule Karlsruhe!“ Die Albschule ist eine Karlsruher Schule für geistig behinderte junge Menschen mit weit- reichenden Kooperationen inklusiver und inten- siver Kooperationsmaßnahmen im schulischen und außerschulischen Bereichen. Teilhabe an der Gesellschaft heißt für die Albschule, sich auch zu öffnen für den unmittelbaren persön- lichen Kontakt zu Menschen, die ihre Wurzeln in fremden Kulturen haben. Wir wollen mit diesem Aktionstag kulturpoli- tische und ethische Ziele in der Auseinanderset- zung mit fremden Kulturen und auch Religionen erreichen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass sol- che Begegnungsmaßnahmen wie der Afrikatag das Selbstwertgefühl gerade unserer Schüler_ innen mit schwarzer Hautfarbe immens positiv steigern könnte. Die Schüler_innen erleben und fühlen Afrika unmittelbar und lebensnah durch gemeinsame Aktionen mit den Afrikanerinnen und Afrikanern in verschiedenen Workshops wie Gesang, Tanz, Trommeln, Knüpfen und landeskundlichen Informationen durch Bilder und Erläuterungen. Dies entspricht dem päda- gogischen Grundsatz der Schule, ganzheitlich mit allen Sinnen zu lernen. So können Vorurteile gegenüber dem Anderssein abgebaut werden. In der Albschule betrachten wir die Vielfalt multikultureller Gesellschaft als Bereicherung und nicht als Belastung. Geschlossene Veranstaltung Ort: Albschule, Scheibenhardter Weg 23, KA-Weiherfeld-Dammerstock Zeit: 8.30 – 15 Uhr Veranstalter: Stoffwechsel e.V. in Kooperati- on mit der Albschule, der Gruppe MAYI AFRIKA sowie jungen Flüchtlingen, die in Karlsruhe leben www.stoffwechsel-ev.de www.albschule.de „Afrika erleben!“ 16. 3. 17. 3. 17. 3. 17. März (Montag) 38 Sie starrt mich an ... Ich bin sicher, sie hasst Muslime ... Sie starrt mich an ... Ich bin sicher, sie hasst Ungläubige ... Dem Islam wird vorgeworfen, Frauen zu un- terdrücken und ihnen viele ihrer individuellen Grundrechte zu verwehren. Muslimische Frauen werden zwangsverheiratet, misshandelt und im Namen der Ehre ermordet. Die muslimische Frau, insbesondere die kopf- tuchtragende, wird oft bemitleidet, man/frau möchte: - sie dabei unterstützen, ihre Rückständigkeit „abzukleiden“ - ihr dabei zu helfen, sich von ihrer Kopfbe- deckung zu befreien, da es als Unterdrückung ihrer Rechte und als Zwang durch den Ehemann bzw. die Familie gesehen wird - ihr den Weg zur Emanzipation und zur per- sönlichen Freiheit zeigen. Was sagen muslimische Frauen dazu? Muslimische Frauen laden Frauen zum Gespräch ein Viele Migrantinnen müssen trotz hoch qualifi- zierten, im Ausland erworbenen Abschlüssen putzen gehen. Hat dies mit Rassismus zu tun? Eine koptuchtragende Erzieherin mit gutem Ab- schluss findet keinen Arbeitsplatz! Hat dies mit Diskriminierung zu tun? Wir laden alle interessierten Frauen recht herzlich dazu ein, mit uns und anderen musli- mischen Frauen sich bei offener Atmosphäre und bei Kaffee und Tee über diese Themen zu unterhalten und den direkten Erfahrungsaus- tausch zu erleben. Ort: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauerstr. 3, KA-Oststadt Zeit: 10 Uhr - 12 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Islamische internationale Frauen- gemeinschaft Karlsruhe und Umgebung (IIFG) e. V. 17. 3. 17. März (Montag) „Mit bunten Farben gegen braune Parolen“ 39 Workshop mit Irmela Mensah-Schramm: „Mit bunten Farben gegen braune Parolen“ Der Workshop für Kinder und Jugendliche greift die von Frau Schramm fotografierten fremdenfeindlichen, menschenverachtenden und verletzenden Parolen im öffentlichen Raum auf. Im ersten Teil des Workshops berichtet die Politikaktivistin über ihre Erfahrungen als „Po- lit-Putze“. In den letzten 27 Jahren dokumen- tierte und entfernte sie tausende menschen- verachtende, rassistische und antisemitische Aufkleber und Schmierereien deutschland- und mittlerweile auch europaweit. Die Workshop- teilnehmer_innen lernen die verschiedenen Symbole und sprachlichen Ausdrucksformen der hasserfüllten Sprüche und Parolen kennen und können sie im zweiten Teil des Workshops dann mit bunten Farben zu positiven, fröhlichen und respektvollen Botschaften umwandeln. Im 17. März (Montag) 17. 3. Anschluss der Veranstaltung werden die um- gestalteten Werke präsentiert und gemeinsam besprochen. Geschlossene Veranstaltung Ort: Markgrafen-Gymnasium, Gymnasiumstr. 1-3, KA-Durlach Veranstalter: Markgrafen-Gymnasium www.hassvernichtet.de www.mgg.karlsruhe.de 40 17. März (Montag) Workshop: Diskriminierung im Nightlife/reloaded In der Podiumsdiskussion über „Diskriminie- rung im Karlsruher Nightlife“ der letztjährigen „Karlsruher Wochen gegen Rassismus“ wurde aufgezeigt, dass Diskriminierung in der Gastro- und Clubszene auch in Karlsruhe durchaus existiert. Die Podiumsteilnehmer – Vertreter der Gastronomie, Polizei, Gaststättenbehörde der Stadt Karlsruhe und Karlsruher Clubbesu- cher_innen – einigten sich darauf, das Thema weiterhin anzugehen und gemeinsam ein Zei- chen gegen Diskriminierung an Clubtüren zu setzen. Basierend auf den Erkenntnissen wird dieses Jahr ein Workshop zur Erarbeitung einer Kampagne stattfinden, bestehend sowohl aus den Teilnehmenden vom letzten Jahr als auch von weiteren Akteuren. Interessierte sind herz- lich zum Mitdenken und Mitmachen eingeladen. Ort: Gasthaus Marktlücke, Marktplatz, KA-In- nenstadt Zeit: 15 Uhr – 17 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Kulturbüro der Stadt Karlsruhe, AK Migrationsbeirat www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/ bfi/migrationsbeirat.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/kulturfoerde- rung/kulturbuero „Diskriminierung im Nightlife“ Lesung: „Die größte Sehenswürdig- keit die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an“ (Kurt Tucholsky) Die Welt ist spannend und vielfältig. Für man- che aber auch bedrohlich und fremd. Wie ist es, wenn die weite ferne Welt auf uns trifft? Anlässlich der Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus lesen Amnesty-Mitglieder und Gäste Texte von und zu Migrant_innen. Hören Sie zu – lesen Sie mit! Ort: Café Palaver, Gewerbehof, Steinstraße 23, KA-Innenstadt Zeit: 16.30 Uhr – 18 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Amnesty International Bezirk Karlsruhe www.amnesty-karlsruhe.de „Die größte Sehens- würdigkeit die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an“ 17. 3. 17. 3. 41 17. März (Montag) Vortrag von Ellen Esen: „Mitläufe- rinnen und Macherinnen – Mädchen und Frauen in der extremen Rechten“ Die rechte Szene gilt als Männerdomäne. Doch längst haben Mädchen und Frauen auch diese Bastion erobert. Sie mischen in verschiedenen Bereichen der extremen Rechten mit, vielfach nicht ernst- oder wahrgenommen. Sie treten zunehmend auch als politische Akteurinnen in den Vordergrund. Sie sind in rechtsextremen Parteien aktiv, schließen sich Kameradschaften an, wirken als Türöffnerinnen auf dem Weg zur Mitte der Gesellschaft, arbeiten in Vorfeld-Or- ganisationen mit oder schwimmen schlicht auf der Welle der braunen Subkultur mit. Wer sind die Frauen am rechten Rand? Wie sind sie organisiert? Welche Anliegen vertre- ten sie? Was suchen und finden sie in extremen Gruppierungen? Was bedeutet diese Entwicklung? Und wie kann präventiv mit Mädchen und Frauen gearbeitet werden? Über Ellen Esen: Politikwissenschaftlerin, gefragte Rechtsextremismus-Expertin und Frau der Praxis mit Studium der Geschichte und Politik. Seit den 1990er Jahren ist sie tätig in der politischen Jugend- und Erwachse- nenbildung mit den Schwerpunkten Rechtsextremismus, Sozialstaats- entwicklung, Sekten und Psychogruppen. „Mädchen und Frauen in der extremen Rechten“ Fo to : M ai k Ba um gä rt ne r 17. 3. Ort: Museum für Literatur am Oberrhein, Prinz- Max-Palais, Karlstraße 10, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr Veranstalter: Gegen Ver- gessen – Für Demokratie e.V., Sektion Nordbaden, Gleichstellungsbeauf- tragte der Stadt Karls- ruhe 42 17. März (Montag) Vortrag von Astrid Messerschmidt: „Der Wunsch unschuldig zu sein – Rassismus in der Demokratie“ Trotz der Initiativen gegen Rassismus in vielen Städten fällt es immer noch schwer, alltagsras- sistische Erfahrungen anzusprechen, ohne dass diese abgewehrt und relativiert werden. Vor dem Hintergrund der erfolgten Aufarbeitungs- prozesse zu den NS-Verbrechen ist ein gesell- schaftliches Selbstbild der Anständigkeit eta- bliert worden, das Rassismus nur an Rändern und kaum in der Mitte der gesellschaftlichen Institutionen erkennt und kritisiert. Der Vortrag skizziert die zeitgeschichtlichen Bedingungen der kritischen Reflexion von Alltagsrassismus innerhalb der Demokratie. Dabei werden Per- „Der Wunsch unschuldig zu sein.“ Theatrale Aktion im öffentlichen Raum Ort: Kronenplatz Beginn: 20 Uhr Veranstalter: Werkraum Karls- ruhe e.V., IIFG e.V., „Projekt LEA“ des Stadtjugendaus- schuss e.V. www.werkraum-karlsruhe.de 17. 3. spektiven für eine demokratisierende Bildungs- arbeit entwickelt. Rassismuskritik bedeutet darin, sich selbst in rassistischen Dominanzver- hältnissen wahrzunehmen und die Institutionen, in denen Bildung für eine demokratische Ge- sellschaft stattfinden soll, darauf hin zu befra- gen, wie sie Rassismus reproduzieren. Über Astrid Messerschmidt: Dr. Astrid Messerschmidt ist Professorin an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind: Migrationsgesell- schaftliche und interkulturelle Bildung, Päda- gogischer Umgang mit Verschiedenheit und Diskriminierung, Zeitgeschichtliche Bildung in den Nachwirkungen des Nationalsozialismus, Kritische Bildungstheorie und Geschlechterre- flektierende Pädagogik Anmeldung erwünscht per E-Mail an: info@freundeskreis-asyl.de Ort: Menschenrechtszentrum, Alter Schlachthof 59, KA-Oststadt Beginn: 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Freundeskreis Asyl e.V. in Zusam- menarbeit mit dem Deutsch-Afrikanischen Verein e.V. www.ph-karlsruhe.de/index.php?id=3256 www.freundeskreis-asyl.org Theatrale Aktion im öffentlichen Raum 17. 3. 43 17. März (Montag) Konzert Gregor McEwan „I was born in 1982, grew up on a quiet avenue“, mit diesen Worten beginnt Gregor McEwan den Titel „Rhododendron“, schwelgend in Erinnerungen an Heimat und Familie. Besser kann sich ein Musiker dem Hörer wohl kaum vorstellen. Auch wenn er die „quiet avenue“ in- zwischen gegen laute Berliner Großstadtstra- ßen getauscht hat, ist der Dorf-Romantiker aus McEwan einfach nicht herauszubekommen. Auf „Much Ado About Loving“ geht es nämlich mal wieder um sie: die Liebe... in all ihren Formen, mit all ihren Dramen. So hätte sich wohl selbst der Altmeister des Dramas, William Shake- speare, geehrt gefühlt, dass sein Stück „Much Ado About Nothing“ (Viel Lärm um nichts) als Inspirationsschub für diesen grandiosen zwei- ten Streich des Gregor McEwan diente. Viel Lärm um die Liebe, viel Lärm ums zweite Album, viel Lärm – zu Recht! Im Vergleich zu vielen an- deren Gitarrenjungs geht es hier nämlich nicht um das große Jammern, zur Schau gestelltes Selbstmitleid oder schmerzhaftes Hin-und-her- Gewälze. Nein, es ist viel mehr als das: die Liebe zur Natur, zur Heimat, zur Familie. Ver- liebtsein, Nicht-mehr-Verliebtsein-wollen, ent- täuschte Liebe und ja, sogar die körperliche Liebe. Für sein Debütalbum „Houses And Homes“ hatte McEwan unzählige Vorschusslorbeeren erhalten und wurde auch mit internationalen Größen wie Ryan Adams, Damien Rice, City And Col- our, Bright Eyes oder Glen Hansard verglichen. Und so verwundert es nicht, dass man sogar ein Genre antrifft, welches man erst noch auf den Namen Folklor(e)core taufen müsste. So finden sich charmante Ennio Morricone-Zitate, wuchtig-hallige Drums und seichte, elektro- nische Samples, aber auch Altbekanntes wie verträumte Cello-Klänge, treibende Banjo-Pi- ckings, sphärische E-Gitarrensounds und schwe- re Klavierakkorde. Ort: jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Klei- ner Saal Beginn: 20.30 Uhr Eintritt: 11 € (VK), 12 € (AK) Veranstalter: jubez www.jubez.de www.gregormcewan.com „Much Ado About Loving“ 17. 3. Gregor McEwan 44 18. März (Dienstag) Workshop mit Irmela Mensah-Schramm: „Mit bunten Farben gegen braune Parolen“ Siehe Ankündigung vom 17. März Geschlossene Veranstaltung Ort: Internationaler Bund Karlsruhe, Werder- straße 57, KA-Südstadt Veranstalter: Jugendmigrationsdienst des Inter- nationalen Bundes e.V. Spielerische Begegnungen Mobi: Spielerische Begegnungen Wir, die Mobile Spielaktion des Stadtjugend- ausschuss Karlsruhe, sind eine spielpädago- gische Einrichtung, die mit verrückten Spieli- deen und verschiedensten Spielgeräten zu den Kindern in die jeweiligen Stadtteile fährt. Vor Ort ermöglichen wir freies, bedürfnisorien- tiertes und selbstbestimmtes Spielen. Genau das möchten wir auch all den Kindern ermög- lichen, die neu nach Deutschland gekommen sind. Wir werden an verschiedenen Nachmittagen die StJA-Einrichtungen in der Nordstadt, Mühl- burg und Lohn-Lissen (Durlach) besuchen. Mit unserem vollgepackten Circuswagen machen wir Rast und verbringen mit den Kindern einen erlebnisreichen Spielnachmittag. Herzlich eingeladen sind alle Kinder von 6 – 14 Jahren aus dem jeweiligen Stadtgebiet, ganz besonders die Kinder, die erst kurze Zeit bei uns wohnen, um sich zusammenzufinden und zu teilen, was alle Kinder eint: das Spiel. Ort: NCO-Club, Delawarestraße 21, KA-Nord- stadt Zeit: 14 Uhr – 17 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Mobile Spielaktion des StJA Karlsruhe e.V. www.mobi-aktion.de 18. 3. 18. 3. 45 18. März (Dienstag) Kindertheater: „Woanders ist es immer anders“ In der Reihe „Kleines Tollhaus“: Ein Projekt zur Förderung von Integration und Miteinander Ein Stück über das Kennenlernen und Verstehen anderer Kulturen zeigen Schauspielerin und Sängerin Susanne Back und der Schauspieler, Regisseur und Autor Georg Veit im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus. „Woan- ders ist es immer anders“ ist der Versuch eines gemeinsamen Weges, der mit jungen Men- schen ab dem Kindergartenalter mit Farben, Musik und in beeindruckenden Bildern beschrit- ten wird. Blau. Der Himmel ist blau. Die strahlenden Au- gen der Kinder sind blau. Und der Frühling lässt sein blaues Band wieder flattern durch die Lüf- te. Blau. Es geht um die Geschichte von Herrn Blau. Herr Blau lebt im Lande Blau. Dort ist tatsächlich alles blau. Nicht nur der Himmel und die klei- „Woanders ist es immer anders“ nen romantischen Blumen auf der Wiese, die Herr Blau so gern hat. Nicht nur die Elefanten und Nashörner. Auch die Häuser und Straßen- schilder, die Gießkannen, Schnürsenkel und die Autos. Alles in Blau ist blau. Und alle in Blau sprechen Blau, denken Blau und fühlen Blau. Es riecht blau, es schmeckt blau und wenn du die Luft ganz fest durch die Nase ziehst, dann spürst du, wie von oben nach unten ein blau- er Hauch durch deinen ganzen Körper fährt. BLAU. Und wenn sich schließlich der blaue Mond über das Land senkt, dann möchte Herr Blau nirgends anders sein als da, wo er gerade ist. Doch eines Tages wird alles ganz anders. Etwas Schreckliches geschieht im Lande Blau. Herr Blau muss fliehen. Eine lebensgefährliche Reise übers Meer ... bis er in GELB ankommt. Ort: Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Beginn: 15 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe e.V. www.tollhaus.de 18. 3. 46 18. März (Dienstag) Abendgespräch für Frauen: „Barm- herzigkeit im Christentum und im Islam. Umgang mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen aus theologischer und praktischer Sicht“ Die Frauenkommission der Christlich-Islamischen Gesellschaft Karlsruhe e.V., die Islamische In- ternationale Frauengemeinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V. und die Schwestern vom Gött- lichen Erlöser im Herz-Jesu Stift laden alle in- teressierten Frauen zu einem Austausch und zur Begegnung bei Gebäck und Tee ein. Die Christlich-Islamische Frauenkommissi- on ist Teil der Christlich-Islamischen Gesell- schaft Karlsruhe (CIG). Frauen beider Religi- onen treffen sich drei bis vier Mal im Jahr, um sich gemeinsam über Themen auszutauschen, die ihr Leben und ihren Glauben betreffen. Wir schauen gemeinsam in die Bibel und den Koran, entdecken Gemeinsamkeiten und Unter- schiede und lernen Vieles und sehr Konkretes über das Leben, das Denken und den Glauben der Schwestern. Die Islamische Internationale Frauengemein- schaft e. V. Karlsruhe und Umgebung (IIFG) ist ein Zusammenschluss muslimischer Frauen internationaler Herkunft, die hilfsbedürftige Personen bei Problemen und Fragen beraten sowie ganz individuelle praktische Unterstüt- zung leisten. Mit der Gründung des Vereins im Jahre 2002 wurde nicht nur ein Netzwerk geschaffen, das islamischen Frauen einen Er- fahrungsaustausch und eine Anlaufstelle bietet. Vielmehr hat sich der Verein das Ziel gesteckt, bestehende Vorurteile und Missverständnisse abzubauen und sich für die soziopolitische und kulturelle Emanzipation der Karlsruher Frauen einzusetzen. Die IIFG fördert den interkultu- rellen und interreligiösen Dialog und bringt sich aktiv in die Entwicklung verschiedener Stadt- teile ein. Sie bietet jeden dritten Freitag im Monat ein Trommel-Workshop für jede_n an und lädt jeden ersten Montag im Monat Flücht- lingsfrauen zu einem internationalen Frühstück ein. Ort: Herz-Jesu-Stift, Gellertstr. 41, KA-Mühlburg Zeit: 18 Uhr – 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Frauenkommission der CIG, IIFG e. V. und Schwestern vom Göttlichen Erlöser im Herz-Jesu Stift www.cig-karlsruhe.de www.schwestern-vom-goettlichen-erloeser.de/ Einrichtung_fuer_Wohnsitzlose.21.0. „Barmherzigkeit im Christentum und im Islam 18. 3. 47 18. März (Dienstag) Vortrag von Kurt Möller: „Das Ländle – die ’Insel der Seligen’? Rechtsex- tremismus in Baden-Württemberg. Erscheinungsweisen, Ursachen und Gegenstrategien“ Rechtsextremismus? Nun, der mag Anfang der 1990er Jahre in Deutschland grassiert haben und heute vielleicht noch im Osten existieren. Aber gegenwärtig in Baden-Württemberg? Kann man das ernsthaft behaupten? Ja, man kann! Der Referent Prof. Kurt Möller wird aufzeigen, dass das Ländle beileibe keine ‚Insel der Seligen’ im Meer braunen Gedanken- guts darstellt. Er wird dabei besonders auf die Anfälligkeiten junger Leute, speziell von Jungen und Männern, eingehen. Und er wird andeuten, welche Strategien erfolgversprechend erschei- nen, extrem rechte Tendenzen zurückzudrän- gen. Über Kurt Möller: Dr. Kurt Möller ist Professor für Theorien und Konzepte Sozialer Arbeit an der Hochschule Esslingen. Neben seiner wissenschaftlichen Tä- tigkeit war er mehrere Jahre in der Jugend- arbeit und Erwachsenenbildung tätig. Seine Lehr- und Forschungsschwerpunkte liegen auf der Gewalt- und Rechtsextremismusforschung, auf Jugendkulturen, männlicher Sozialisation und pädagogischer Jungen-/Männerarbeit und politischer Partizipation von Jugendlichen. Ort: jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Gro- ßer Saal Beginn: 19.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Kulturbüro der Stadt Karlsruhe, jubez, Fachstelle gegen rechts im StJA e.V., Beratungsnetzwerk kompetent vor Ort. für Demokratie gegen Rechtsextremismus. www.hs-esslingen.de/de/mitarbeiter/ kurt-moeller www.jubez.de www.stja.de/projekte-events-mehr/ kompetent-vor-ort www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero „Das Ländle – die ’Insel der Seligen’? Rechtsextremismus in Baden-Württemberg. 18. 3. 48 Konzert: New Model Army – „Bet- ween Dog and Wolf“-Tour 2014 Nachdem New Model Army 2013 bereits Teil 1 der „Between Dog and Wolf“-Tour absolviert haben, freut sich die Band darauf, auch 2014 wieder nach Deutschland zu kommen und da- bei viele Orte zu besuchen, an denen sie zu- vor noch nicht gespielt haben. 2013 war ein interessantes Jahr für New Model Army, sagt Frontmann Justin Sullivan: „Es war ein aufre- gendes Jahr für uns. Wir wussten nicht, was uns mit ‚Between Dog And Wolf‘ erwartet, wir haben unseren Sound verändert und das auch in der Liveperformance umgesetzt. Die Reakti- onen darauf waren besser, als wir je erwartet hätten, umso mehr freuen wir uns darauf, 2014 das fortzusetzen, was wir dieses Jahr begon- nen haben.“ Mit Platz 31 markierte „Between Dog and Wolf“ den höchsten Charteinstieg der Band in Deutschland seit 1993 und zudem das erfolgreichste New Model Army-Album seit 20 Jahren. 18. März (Dienstag) Auch die Presse zeigte sich begeistert: „Die New Model Army zieht nicht mehr selbst in den Kampf, aber sie singt der jun- gen Generation ins Gewissen. Manchmal knüppelt sogar die alte Wut aus den Laut- sprechern.“ (Zeit Online) „Die langlebige Kapelle findet mit ihren archaischen Rhythmen einen neuen Ansatz, der dennoch bruchlos zum Stil von New Model Army passt.“ (Classic Rock) „Eine ergreifende Platte, die Kritiker, die der Band immer Eintönigkeit vorwarfen, für immer verstummen lassen dürfte.” (Eclipsed) „Das beste NMA Album seit ‚The Love Of Hopeless Causes‘” (Guitar) Die neue Single „7 Times“ erscheint im Januar. Wir freuen uns sehr, dass die Band mal wieder in Karlsruhe zu Gast ist. Ort: Substage, Alter Schlachthof 19, KA-Oststadt Beginn: 20 Uhr Eintritt: 28,60 € (VK), 32 € (AK) Veranstalter: jubez www.jubez.de www.substage.de www.newmodelarmy.de New Model Army 18. 3. „Between Dog and Wolf“ 49 18. März (Dienstag) / 19. März (Mittwoch) Filmvorführung: „Aus dem Leben eines Schrottsammlers“ Siehe Ankündigung vom 15. März 18. 3. Workshop mit Irmela Mensah-Schramm: „Mit bunten Farben gegen braune Parolen“ Siehe Ankündigung vom 17. März Geschlossene Veranstaltung Ort: Schillerschule, Kapellenstr. 11, KA-Oststadt www.schillerschule-ka.de MOBI: Spielerische Begegnungen Siehe Ankündigung vom 18. März Ort: NCO-Club, Delawarestraße 21, KA-Nordstadt Zeit: 14 Uhr – 17 Uhr 19. 3. 19. 3. 50 Weißsein ist eine unmarkierte Position, von der aus andere beschrieben, markiert und bewer- tet werden. Es ist mit Privilegien verbunden, die meistens nicht als solche wahrgenommen oder empfunden werden. Überall da, wo weiße Menschen und PoC (People of Color; Nicht-Weiße) zusammenkommen, kooperieren oder zusammenarbeiten, stellt sich die Frage: Kommt man hier auf Augenhöhe zusammen? Nutzen weiße Menschen ihre strukturell vor- gegebenen Privilegien für einen gleichberech- tigten Austausch? Oder nutzen sie ihre aus den Privilegien resultierende Macht, um diese auf- rechtzuerhalten und zu festigen? Ist es möglich und sinnvoll, wenn weiße Menschen sich als Re- präsentant_innen der anderen verstehen, ohne deren Beteiligung zu sichern? Zielgruppe sind alle Mitarbeiter_innen aller Verwaltungen, die in ihrem alltäglichen Um- gang ein anregendes Zusammenleben von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln fördern können, sowie alle weißen Menschen, die mit PoC zu tun haben – sei es bei der Arbeit, bei ihrem ehrenamtlichen Engage- ment oder einfach im Freundes- und Bekann- tenkreis. Sie sollten Interesse und/oder Freude daran haben, ihr Wissen über sich selbst zu erweitern. Natürlich können PoC ebenfalls teil- nehmen. Teilnehmende entdecken ihre blinden Flecken im Umgang mit ihren Kolleg_innen, Kund_innen, Freund_innen und Bekannten of Color und set- zen sich damit auseinander. Am ersten Tag wird es darum gehen, ein Be- wusstsein für das Weißsein und dessen Bedeu- tung zu entwickeln, das Weißsein und damit verbundene Privilegien zu reflektieren und Einsichten in persönliche Unsicherheiten zu ge- winnen. Am zweiten Tag wird über die Selbstverständ- lichkeiten im Umgang mit PoC gesprochen. Teil- nehmende stärken ihre Bereitschaft und ihre Fähigkeit zur Abgabe von Privilegien, befrei- en sich von Privilegien-bedingten Verweichli- chungen. Am Ende werden die Teilnehmenden die Bedingungen für die Integration von Viel- fältigkeit in Teams und im täglichen Miteinan- der kennen. Die Teilnehmenden erwartet ein sehr interaktives, kurzweiliges, provokantes und herausforderndes Training. Die Veranstaltung wird von zwei qualifizierten und erfahrenen Trainer_innen durchgeführt. Über die Trainer_innen: Lawrence Oduro-Sarpong, geboren und auf- gewachsen in Ghana, lebt seit 1992 in Berlin und studierte Deutsch als Fremdsprache. Er ab- solvierte Ausbildungen und berufsbegleitende Weiterbildungen zu verschiedenen Themen- feldern, darunter eine Mediationsausbildung, „Managing Diversity“, Change Management & Leadership Anti-Bias (Diskriminierung Ver- lernen) und Prozess-Moderation nach Arnold Mindell. Er arbeitet seit vielen Jahren als Ex- perte für Fragen der interkulturellen- und Di- versity-Kompetenz, des Konfliktmanagement und der Weißseinsreflexion. Lucía Muriel ist in Ekuador geboren und seit ih- rer frühen Kindheit durch verschiedene Länder, Kulturen und Regionen migriert. Sie hat Erfah- rungen mit verschiedenen politischen Systemen gemacht. An der Freien Universität Berlin stu- dierte sie Psychologie und spezialisierte sich in Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsycholo- gie sowie in Erwachsenenbildung. Sie ist aktiv verbunden mit indigenen und lateinamerika- nischen Frauenbewegungen. Die kritische Auseinandersetzung mit der Entwicklungs-, Mi- grations- und Bildungspolitik der dominanten Weißheit ist fester Bestandteil ihrer Projekte, Trainings und Seminare. Seit 2013 arbeitet Lucía Muriel als Promotorin für den ersten mi- grantischen entwicklungspolitischen Verband in Training „Bewusst Weiß sein“ 19. März (Mittwoch) / 20. März (Donnerstag) 19. 3. 20. 3. 51 Berlin, „moveGLOBAL e.V.“, den sie 2012 mit- gegründet hat. Die Veranstaltung findet am 19. und 20. März statt und kann nur an beiden Tagen besucht werden! Teilnehmerzahl: min. 10, max. 18 Kosten: 60 €, ermäßigt 40 € Anmeldung bei Stoffwechsel e.V., Werner Kersting, Kanalweg 95, 76149 Karlsruhe, info@stoffwechsel-ev.de Veranstalter: Stoffwechsel e.V. mit Unterstüt- zung des ibz Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Zeit: 9 Uhr – 16.30 Uhr (Mittwoch) 9 Uhr – 15.30 Uhr (Donnerstag) www.stoffwechsel-ev.de 19. März (Mittwoch) Vorleserunde für Kinder: „Das kleine Krokodil und die große Liebe“ nach einem Kinderbuch von Daniela Kulot Wenn sich ein kleines Krokodil in eine Giraffe mit langem Hals verliebt, gibt es Schwierig- keiten! Aber gemeinsam finden sie einen Weg. Für Kinder ab vier Jahren Ort: Stadtteilbibliothek Neureut, Badnerland- halle, Rubensstraße 21, KA-Neureut Beginn: 15 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Stadtbibliothek Karlsruhe www.stadtbibliothek-karlsruhe.de „Das kleine Krokodil und die große Liebe“ 19. 3. 52 19. März (Mittwoch) Mit Begegnungen und verschiedenen Workshops Die Islamische Internationale Frauengemein- schaft besucht zusammen mit dem Werkraum Karlsruhe die Flüchtlinge in der Flüchtlingsun- terkunft Griesbachhaus in Mühlburg. Zusammen mit dem Betreuungsteam des „Projekts LEA“ bieten sie den Bewohner_innen Bastelangebote (u.a. Patchwork, Filzen, Malen) sowie künstle- rische Workshops (u.a. Trommeln, Tanzen, The- ater) an. Die Frauen der IIFG stehen den Be- wohner_innen für Gespräche zur Verfügung. Das „Projekt LEA“: Der Stadtjugendausschuss e.V. Karlsruhe be- gann 2012 mit der Betreuung von Flüchtlings- kindern im NCO-Club. Der Bedarf an Kinder- betreuung ist auch an anderen Orten sehr hoch und so gibt es nun seit Ende letzten Jahres unter dem Namen „Projekt LEA“ auch in drei weiteren Außenstellen der Landeserstaufnah- mestelle Baden-Württemberg Betreuungsan- gebote. Während der Betreuungszeit können die Kinder Kreativ- und Bewegungsangebote wahrnehmen, es werden gemeinsame Ausflüge unternommen und die Kinder haben darüber hinaus die Möglichkeit, am Deutschunterricht teilzunehmen. Geschlossene Veranstaltung Ort: Griesbach-Haus, Sophienstraße 193, KA-Mühlburg Beginn: 9.30 Uhr Veranstalter: IIFG e.V., Werkraum Karlsruhe e.V., Stadtjugendausschuss Karlsruhe e.V. – „Projekt LEA“ www.werkraum-karlsruhe.de Angebote für Flüchtlinge im Griesbach-Haus Vortrag von Stefan Luft mit anschlie- ßender Diskussion: „Herausforde- rungen europäischer Grenzpolitik“ Europäische Migrationspolitik ist ein komplexes und dynamisches Politikfeld. Die Debatte ist gekennzeichnet durch polarisierte Kontrover- sen. Die gegenwärtige Konzentration der EU auf die Grenzsicherung zur Begrenzung irregu- lärer Zuwanderung wird überwiegend kritisch bewertet. Nicht selten führt sie zu Menschen- rechtsverletzungen und menschlichen Tragö- dien. Langfristig würde eine Verbesserung der Perspektiven in den Herkunftsländern den Mi- grationsdruck verringern. Ein Vortrag mit Dr. phil. habil. Stefan Luft, geb. 1963, Privatdozent am Institut für Politikwissen- schaft der Universität Bremen Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Europa-Union Karlsruhe, ibz Karlsruhe e.V. www.stefanluft.de www.ibz-karlsruhe.de www.europa-union-karlsruhe.de „Herausforderungen europäischer Grenzpolitik“ 19. 3. 19. 3. 53 19. März (Mittwoch) Theater: „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ Fünf hochmotivierte Gutmenschen proben eine Wohltätigkeitsveranstaltung für ein Schulpro- jekt in Guinea-Bissau – und verheddern sich heillos in Pauschalisierungen, Vorurteilen und vermeintlich politisch korrekten Verhaltensstra- tegien: Darf eine „echte Schwarze“ auf der Bühne sein, um die Veranstaltung zu beglau- bigen? Oder ist das positiver Rassismus? Muss man an die Botschaft glauben, die man ver- tritt? Oder ist die Wirkung wichtiger? In den Diskussionen der Fünf über die Verteilung der Redezeit, über peinliche Papp-Palmen oder Betroffenheitskitsch werden die Proben für das gut gemeinte Projekt zu einer Parade der Profilneurosen. Amüsant, klug und scharfsinnig entlarvt Ingrid Lausund in ihrer Komödie den Ablasshandel in Wohltätigkeitsveranstaltungen, den versteckten und vor allem gut gemeinten Rassismus und das Dilemma des schlechten Ge- wissens in unseren Köpfen. „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ 19. 3. Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Studio Beginn: 20 Uhr Eintritt: 13 €, ermäßigt 7 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/ info/1694 54 „Ich bleib dann mal hier!“ Senay Duzcu: „Ich bleib dann mal hier!“ – Ethno Stand-Up Comedy ohne Kopftuch auf der Bühne Senay Duzcu ist die erste türkische Komikerin in Deutschland. Ihr Weg auf die Bühne war weit, seit sie mit ihren Eltern, die als Gastarbeiter nach Deutschland kamen, einge- wanderte. Ihr Vater sagte zu einem Storch Schwein und seine Frau stellte er vor, indem er sagte: „Das ist eine Lebensgefahr“. Und eigentlich sollte die Schwester von Senays Mutter die Ehefrau ihres Vaters werden. Aber die hatte am Hochzeitstag keine Zeit. Wie alt Senay ist, weiß sie nicht. In der Türkei werden Geburtszahlen gerne angepasst. Senay glaubte lan- ge, sie sei wie Jesus in einem Stall ge- boren worden. In Deutschland erfuhr sie, es sei wohl doch eine Hausgeburt gewesen. Von da an machte es sich die hübsche Frau zur Aufgabe, Kultu- runterschiede aus der Sicht türkischer Frauen zu zeigen. Als „Komikerin im roten Kleid“ machte sie sich schnell ei- nen Namen, auch in Radio und Fern- sehen. In Bayern wurde Senay 2007 der Deutsch-Türkische Freundschafts- preis verliehen. Ihr eigenwilliger Humor erlaubt es Senay, nicht nur zwischenmenschliche Unterschiede komisch wiederzugeben, sondern auch politische Aus- einandersetzungen aufzulockern. Intelligent und mit dem nötigen Augenzwinkern eröffnet die Wahlkölnerin manch überraschende Sicht- weise. So bringt sie Bewegung in eingefahrene Debatten mit scheinbar unverrückbaren Positi- onen und verhilft den Beteiligten nicht selten zu neuen Möglichkeiten der Verständigung. Ange- la Merkel empfiehlt sie, einen Türken zu heira- ten, „…dann könnte sie ein Kopftuch tragen, müsste sich nicht mehr um ihre Frisur scheren und hätte mehr Zeit zum Regieren.“ Integration durch Comedy? Geht das? „Ja klar“, sagt Senay Duzcu. „ Zum Glück braucht das Lachen keine Dolmetscher.“ Ort: jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Gro- ßer Saal Beginn: 20.30 Uhr Eintritt: 16,50 € (VK), 18 € (AK) Veranstalter: jubez www.senay.tv www.jubez.de 19. März (Mittwoch) 19. 3. 55 Training: Bewusst Weiß sein Siehe Ankündigung vom 19. März MOBI: Spielerische Begegnungen Siehe Ankündigung vom 18. März Ort: vor dem Kinder- und Jugendtreff Mühl- burg, Fliederplatz 1, KA-Mühlburg Zeit: 13 Uhr – 16 Uhr Vorleserunde für Kinder: „Irgendwie Anders“ nach dem Bilderbuch von Kathryn Cave So sehr er sich auch bemühte, wie die anderen zu sein, Irgendwie Anders war erkennbar an- ders. Deswegen lebte er auch ganz allein auf einem hohen Berg und hatte keinen einzigen Freund. Bis eines Tages ein seltsames Etwas vor seiner Tür stand. Das sah ganz anders aus als Irgendwie Anders, aber es behauptete, genau wie er zu sein... Im Anschluss an die Vorleserunde findet eine Bastelaktion statt. Für Kinder ab vier Jahren Ort: Stadtteilbibliothek Waldstadt, Neisser Straße 12, KA-Waldstadt Beginn: 15.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Stadtbibliothek Karlsruhe www.stadtbibliothek-karlsruhe.de „Ich bleib dann mal hier!“ 19. März (Mittwoch) /20. März (Donnerstag) Vortrag: „Psychologische Aspekte von Vorurteilen aus transkultureller Sicht“ Die Bahai-Religion ist eine junge Religion, die vor 150 Jahren entstanden ist und sich über die ganze Welt verbreitet hat. Bahais leben seit 1920 in Karlsruhe und treffen sich zu Vorträ- gen und Veranstaltungen in der Amalienstraße 30. Hauptgedanke des Bahai-Glaubens ist der Glaube an die Einheit der Menschheit und der Abbau jeglicher Art von Vorurteilen, seien es religiöse, rassische, nationale und andere. Um diese Gedanken bekannt zu machen, finden Informationsveranstaltungen im Bahai-Zentrum Karlsruhe statt. Der Referent Dr. habil. Hamid Peseschkian wird in seinem Vortrag auf die Vorurteile der Menschen eingehen, schildern, woher sie kommen und Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Über Hamid Peseschkian: Dr. Hamid Peseschkian ist Direktor der Wiesba- dener Akademie für Psychotherapie (WIAP), Medizinischer Direktor des Wiesbadener Psy- chotherapiezentrums und Präsident des Welt- verbandes für Positive Psychotherapie (WAPP). Er ist auch bekannt aus Beiträgen im ZDF. Ort: Bahai-Zentrum, Amalienstraße 30, KA-Innenstadt Beginn: 19.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Bahai-Gemeinde Karlsruhe www.peseschkian.com/de/hamid-peseschkian www.karlsruhe.bahai.de „Vorurteile aus transkultureller Sicht“ „Irgendwie Anders“ 19. 3. 20. 3. 20. 3. 20. 3. 56 20. März (Donnerstag) Film- und Vortragsabend in Zusam- menarbeit mit dem WDR: „Joséphine Baker. Schwarze Diva in einer wei- ßen Welt“ Regie: Annette von Wangenheim Joséphine Baker zählt zu den berühmtesten und populärsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr legendärer Bananen-Gürtel schrieb Thea- tergeschichte, ihr Chanson „J’ai deux amours“ wurde zum Evergreen und zur Baker-Hymne. Sie war die Königin des Charleston der Gol- denen 1920er Jahre, die Diva der Folies-Ber- gère und des Casino de Paris. Sie wurde zum ersten schwarzen international erfolgreichen Superstar. Der Film konzentriert sich auf ihr Leben und Werk aus schwarzer Perspektive. Dieser Ansatz ist in der Reihe bisheriger Do- kumentationen über Joséphine Baker neu und portraitiert die Künstlerin erstmals im Spiegel europäischer Kolonial-Klischees und als Aktivi- stin der weltweiten Black Consciousness-Bewe- gung des 20. Jahrhunderts. Annette von Wangenheim, die Filmautorin, steht als Gesprächspartnerin und Vortragende zur Verfügung. Über Annette von Wangenheim: Dr. Annette von Wangenheim studierte an der Universität zu Köln Musikwissenschaften, The- ater-, Film- und Fernsehwissenschaften sowie Kunstgeschichte. 1985 erschien ihre Dissertati- on „Béla Bartók. Der Wunderbare Mandarin. Von der Pantomime zum Tanztheater“ im Ul- rich Steiner Verlag. Seit 1988 arbeitet sie als freischaffende Autorin und Dokumentarfilmerin im Bereich Musik, Tanz, deutsche Kolonialge- schichte und Auslands-Dokumentationen für den WDR und ARTE. Ihre Filme sind im Fern- sehen, auf internationalen Festivals und in Be- gleitprogrammen zu Ausstellungen zu sehen, zum Beispiel „Nijinsky & Neumeier. Eine See- Abb.: Josefine Baker: Diva, Ikone, Superstar. In den 30er Jahren gehörte sie zu den bestgeklei- deten Frauen der Welt (undatierte Aufnahme). © Bild: WDR/dpa 20. 3. „Joséphine Baker. Schwarze Diva in einer weißen Welt“ 57 20. März (Donnerstag) lenverwandtschaft im Tanz“, „Joséphine Baker. Schwarze Diva in einer weißen Welt“ oder „Pagen in der Traumfabrik. Schwarze Kompar- sen im deutschen Spielfilm“. Ort: studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr Eintritt: 6 €, ermäßigt 4,50 € ( für Mitglieder der Kinemathek) Veranstalter: Volkshochschule Karlsruhe e.V., Kinemathek Karlsruhe e.V., in Zusammenar- beit mit dem WDR www.annettevonwangenheim.de www.vhs-karlsruhe.de www.kinemathek-karlsruhe.de Vortrag von Christoph Ruf: „Gruppenbezogene Menschenfeind- lichkeit im Fußball“ Der Karlsruher Journalist Christoph Ruf re- cherchierte für sein Buch „Kurven-Rebellen. Die Ultras – Einblicke in eine widersprüch- liche Szene.“ monatelang in den deutschen Ultra-Szenen, die ihm Einblicke gewährten wie sonst kaum einem Journalisten. Und sie schil- derten Versuche von Neonazis, mit aller Bru- talität die Vorherrschaft der Ultra-Szenen zu brechen. Denn der vermeintliche Rechtsdrall der Ultras entspricht nur selten der Wahrheit – Ruf beschreibt zahlreiche Beispiele für ein be- merkenswertes Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus. Zuvor erschienen mit „Was ist links? Reportagen aus einem politischen Mi- lieu.“ und „In der NPD. Reisen in die National Befreite Zone.“ bereits zwei Werke, in denen Christoph Ruf sich mit Politik auseinandersetzt. Im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus kombiniert der Autor diese beiden span- nenden Themenbereiche. Ort: Kinder- und Jugendtreff Südstadt, Augar- tenstraße 21, KA-Südstadt Beginn: 19.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: SJD – Die Falken, Input Karlsru- he, Libertäre Gruppe, Beratungsnetzwerk kompetent vor Ort. für Demokratie gegen Rechtsextremismus, Kinder- und Jugendtreff Südstadt des Stadtjugendausschuss Karlsru- he e.V. www.christoph-ruf.de www.sjd-falkenkarlsruhe.org www.stja.de/kinder-und-jugendeinrichtungen/ kinder-und-jugendtreff-suedstadt www.stja.de/projekte-events-mehr/ kompetent-vor-ort „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit im Fußball“ 20. 3. 58 Film „Kriegerin“ David Wnendt, Deutschland 2011, 103 Minu- ten Jung, weiblich und rechtsradikal. Marisa (20) ist ein Teil einer Jugendclique der rechtsextre- men Szene. Marisa schlägt zu, wenn ihr jemand dumm kommt. Sie hasst Ausländer, Schwarze, Politiker, Juden und die Polizei. Svenja, ein jun- ges Mädchen, stößt zur Clique und geht Mari- sa zunächst gehörig auf die Nerven. Aber aus Feindschaft wird eine vorsichtige Freundschaft. Während Svenja immer tiefer in die Szene rutscht, gerät Marisas Weltbild ins Wanken. Marisa beginnt darum zu kämpfen, sich aus der rechten Szene zu befreien, doch der Weg wird härter als sie ahnt. Ort: Landesmedienzentrum, Moltkestraße 64, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Landesmedienzentrum Baden-Württemberg www.kriegerin-film.de www.lmz-bw.de „Kriegerin“ 20. März (Donnerstag) 20. 3. 59 20. März (Donnerstag) Ökumenisches Nachtgebet gegen Rassismus: „Aufstand im Paradies – Südafrikas Farmarbeiter kämpfen für ein besseres Leben“ Mit Vortrag von Simone Knapp und Bonifa- ce Mabanza von der Kirchlichen Arbeitsstelle Südliches Afrika (KASA) Heidelberg, begleitet von den MOKO-Chören Heidelberg Auch nach dem Ende der Apartheid ist die Lage der Farmarbeiter in Südafrika kaum ver- ändert. 55 000 weiße Farmer besitzen alles fruchtbare Land außerhalb der ehemaligen Homelands, während 20 Millionen Schwarze auf kleinen Parzellen kaum überleben können oder als Farmarbeiter immer noch gegen Hun- gerlöhne und für bessere Lebensbedingungen kämpfen müssen. Die Referenten von KASA be- richten mit Zahlen, Fakten und Bildern von den Men- schen am Kap. Die unter dem Namen Mo- ko-Chöre bekannten Afri- kachöre der Musik- und Singschule Heidelberg von Eva Buckman haben sich auf authentische Chormusik mit Schwerpunkt Südafrika spezialisiert. Afrikanische Chormusik ist Lebensfreude pur, die ansteckend wirkt. Die Verbindung von Klang und Bewegung prägten die Kulturen und das Bewusst- sein Afrikas im Alltag, bei Kampf und Feier. „Aufstand im Paradies“ Bilder der Ausstellung „Our land... our life... our future“ stehen im Hintergrund. Bei einem kleinen Imbiss ist dort zum Nachgespräch Ge- legenheit. Beginn: 19.30 Uhr Ort: Evangelische Stadtkirche, Marktplatz, KA-Innenstadt Eintritt frei – um eine Spende zur Unterstützung der Gastmusiker wird gebeten. Veranstalter: Stadtkirche Karlsruhe, St. Ste- phan Karlsruhe, KASA Heidelberg, Forum für gesellschaftlichen Frieden Karlsruhe (FgF), Attac Karlsruhe, Weltladen Karlsruhe www.stadtkirche-karlsruhe.de www.kasa.woek.de www.fgf-karlsruhe.de 20. 3. 60 21. März (Freitag) Angebot an weiterführende Schulen, Sekun- darstufe I / Klasse 7 – 10 Der Vormittag im EINE WELT THEATER beginnt mit einem lebendigen Vortrag zur Geschichte Südafrikas und dem Widerstand Nelson Man- delas und des ANC. Wir beleuchten die Be- deutung des Massakers von Sharpeville 1960 und lesen Berichte von Jugendlichen, die die Zeit der Apartheid erlebten. Wir gehen der Frage nach, warum es den Schüleraufstand von Soweto gab und wie sich Südafrika bis heute verändert hat. Die Veranstaltung wird ergänzt von persönlichen Fotos und Erlebnissen in Süd- afrika. Wir schlagen den Bogen mit der Frage: Welche Formen von Rassismus erleben wir hier und was sollten die Antworten darauf sein? Anmeldung per E-Mail an: ruth.rahaeuser@gmx.de Veranstalterin: Ruth Rahäuser, Eine Welt Theater Ort: Eine Welt Theater, Alter Schlachthof 23 f, KA-Oststadt Zeit: 10 Uhr – 12.30 Uhr – nach Absprache Preis für 1 Klasse: 50 € www.eine-welt-theater.de Int. Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung Regenbogennation SÜDAFRIKA Performance zum Themenkomplex Identität anlässlich der Karlsruher Wochen gegen Rassismus am Tag der Überwindung von Rassendiskri- minierung. Heike Pitschmann (Diplom-Medienkünstle- rin der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, Magistra der Kunstwissenschaft, Diplom-Kunsttherapeutin) ist als Künstlerin im öffentlichen Raum tätig. Das von ihr bearbei- tete Themenfeld umfasst vorwiegend Sozialkri- tisches. Zudem ist Heike Pitschmann u.a. Dozen- tin für Kunst der Gegenwart. Zu ihren Arbeiten zählen u. a.: „transparenz“, Frankfurt am Main, 2004; „i want to have a female pope“, Rom, 2005; „ALICE SCHWARZER ALS KANZLERIN“, Berlin, 2005; „V.A.M.P./ Visionary Art Mani- festo Performances“, Berlin, Amsterdam, Paris, London, Barcelona, Milano, Wien, Berlin, 2006; „stop_polarizing“, Wien, 2006; „99 balloons for g8 2007 in heiligendamm“, Heiligendamm, 2007; „koran“, Karlsruhe, 2010; „DREAMING OF A NON-CAPITALISTIC WORLD“, Kassel, 2012; „DREAMING OF A NON-COMMERCIAL CHRISTMAS 21 12 2013“, Stuttgart, 2013. Ort: Platz der Grundrechte, Karl-Friedrich- Straße, zwischen Zirkel und Schlossplatz, KA-Innenstadt Zeit: 12 Uhr – 12.21 Uhr Eintritt frei Veranstalterin: Heike Pitschmann www.heikepitschmann.de „Identität“ 21. 3. 21. 3. EINE-WELT-THEATER EINE-WELT-THEATER EINE-WELT-THEATER 61 21. März (Freitag)Int. Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung Muslimisches Freitagsgebet Auf Initiative des Interkulturellen Rats in Deutschland und in Kooperation mit dem Mus- limischen Studentenverein in Karlsruhe laden der Deutschsprachige Muslimkreis und der Dachverband islamischer Vereine in Karlsruhe die Karlsruher Bürger_innen zu einem öffentli- chen Freitagsgebet ein. Die Freitagsansprache, die dort seit über einem Jahrzehnt auf Deutsch gehalten wird und an der hauptsächlich Stu- denten des KIT teilnehmen, findet in der Halle des AKK, dem alten Stadion der Universität, statt. Sie haben so die Möglichkeit, ein Frei- tagsgebet von Karlsruher Muslimen direkt zu sehen und zu hören und im Anschluss daran mit Muslimen bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch zu kommen. Anmeldung erwünscht per E-Mail an: info@dmk-karlsruhe.de Ort: AKK-Stadion, Gebäude 30.81, Paulckeplatz 1, KA-Innenstadt Beginn: 13.15 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Dachverband islamischer Vereine in Karlsruhe und Umgebung e. V., Deutsch- sprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. www.dmk-karlsruhe.de www.karlsruher-muslime.de Freitagsgebet am KIT Siehe Ankündigung vom 18. März Ort: vor dem Kinder- und Jugendtreff Mühl- burg, Fliederplatz 1, KA-Mühlburg Zeit: 13 Uhr – 16 Uhr Öffentliche Führung im ZKM | Museum für Neue Kunst durch die Ausstellung Siehe Ankündigung vom 15. März Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südweststadt Zeit: 16 Uhr – 17 Uhr Eintritt frei, Führung 2 € Veranstalter: ZKM 21. 3. 21. 3. 21. 3. Spielerische Begegnungen Ausstellungsführung: „global aCtIVISm“ 62 Die Ajumi-Gruppen (Aufnahmegruppe für jun- ge Migranten) der Heimstiftung Karlsruhe bie- ten eine erste Anlaufstelle für alleinstehende ausländische männliche Kinder und Jugend- liche. Neben der Inobhutnahme und der Ver- sorgung mit den notwendigsten Dingen steht die Klärung der Lebensumstände und Lebens- perspektiven im Vordergrund der Arbeit. Hier- bei werden in Gesprächen die Hoffnungen, Wünsche und Vorstellungen der Jugendlichen erfasst und sowohl diese als auch die Beobach- tungen der Mitarbeiter in der weiteren Jugend- hilfeplanung berücksichtigt. Die pädagogische Arbeit in der AJUMI zeich- net sich durch den ständigen Wechsel der Bewohner aus und findet in der kulturellen, sprachlichen und religiösen Vielfalt eine Beson- derheit. In den wenigen Monaten, welche die Kinder und Jugendlichen in unserer Einrichtung untergebracht sind, versuchen wir ein Vertrau- ensverhältnis zu ihnen aufzubauen und sie auf ihr weiteres Leben in Deutschland vorzuberei- ten. Neben der täglichen Betreuung im Haus und der grundlegenden Versorgung stehen deshalb die Vorbereitung auf den Schulbesuch sowie freizeitpädagogische und integrative Aktivitäten im Vordergrund. Ein weiterer wichtiger Arbeitsbereich ist der Kontakt mit den Vormündern, Jugendämtern und Nachfolgeeinrichtungen sowie die gemein- same Planung der weiteren Unterbringung. Trommeln und Kochen mit AJUMI Wir treffen uns mit den jungen Flüchtlingen und verbringen einen Nachmittag mit Kochen, Ge- sprächen und gemeinsamem Trommeln. Anmeldung beim ibz unter Telefon 0721- 89333710 oder per E-Mail an: info@ ibz-karlsruhe.de Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 17 Uhr Veranstalter: Ajumi (Heimstiftung), IIFG e.V., ibz Karlsruhe e.V. www.heimstiftung.karlsruhe.de/kinder/krisen- hilfe/ajumi www.ibz-karlsruhe.de 21. März (Freitag) Int. Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung 21. 3. 63 Filmvorführung: „My Dog Killer“ Môj pes killer Mira Fornay, Tschechien/Slowakei 2013 Mit Adam Michal, Marian Kuruc, Libor Filo, di- gital, 90 Min., dt. Ut. Der 18-jährige Marek lebt im Niemandsland irgendwo an der Grenze zwischen Tschechien und der Slowakei. Sein Vater baut Wein an, den er am liebsten selber trinkt. Seine Mutter ist mit einem Anderen abgehauen. Was Marek bleibt, ist sein gut abgerichteter Hund, den er Killer nennt. Und dann gibt es noch den Boxver- ein der Skinheads. Auch Marek ist Skinhead, allerdings mehr aus Mangel an Alternativen als aus Überzeugung. Als die Wohnung ver- kauft werden muss, soll Marek für eine erfor- derliche Unterschrift die Mutter aufsuchen, die mit einem Rom zusammen einen zweiten Sohn hat. Marek will weder mit ihr noch mit seinem Halbbruder etwas zu tun haben. Rassismus ist in „My Dog Killer“ das beherrschende Thema, doch es wäre falsch, den Film nur auf die Slo- wakei und diese Problematik zu begrenzen. Vielmehr zeigt Mira Fornay in ihrem zweiten Spielfilm auf sehr leise und einfühlsame Art das Versagen eines Staates und einer Gesellschaft, in der Menschen inzwischen nichts mehr haben, zu dem sie sich zugehörig fühlen können. (nach: Viennale 2013) Bei der Vorstellung am 21. März besteht Ge- legenheit zum Gespräch mit Yana Shykhyrina, Leiterin des Projektes „Tasse Tee“, das der Be- gegnung mit Asylbewerbern aus den Außen- stellen der Landesaufnahmestelle dient. Sie hat sich intensiv mit den Themen Rechtsradikalismus und Antiziganismus in osteuropäischen Ländern beschäftigt. Ort: studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr Eintritt: 6 €, ermäßigt 4,50 € (für Mitglieder der Kinemathek Karlsruhe) Veranstalter: Kinemathek Karlsruhe e.V. Weitere Vorführung am 22. März, 19 Uhr; 25. März, 21.15 Uhr; 26. März, 21.15 Uhr www.kinemathek-karlsruhe.de „My Dog Killer“ 21. März (Freitag)Int. Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung 21. 3. 64 21. März (Freitag) Demokratieförderung und Be- kämpfung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit an Schulen: Das Netzwerk für Demokratie und Courage Baden-Württemberg (NDC) stellt seine Arbeit gegen Rassismus und Rechtsextremismus vor Seit mehr als 10 Jahren bietet das NDC für Schulen und sonstige Jugendeinrichtungen Pro- jekttage an. Hier werden Vorurteile benannt und bearbeitet, die viele gesellschaftliche Gruppen betreffen können. Oft sind Schü- ler_innen von einem Vorurteil betroffen, wäh- rend sie gleichzeitig andere Vorurteile selbst vertreten. Daher versucht das NDC auf ab- wechslungsreiche und unterhaltsame Art, Schü- ler_innen ein humanistisches Menschenbild zu vermitteln, das die Basis für ein demokratisches Zusammenleben bildet. Bei dieser Veranstaltung möchte das NDC Lehrkräften und anderen Menschen, die mit Jugendlichen arbeiten, seine Arbeit vorstellen. Wir wollen Tipps geben und darüber diskutie- ren, wie erfolgreiche Konzepte gegen men- schenfeindliche Haltungen bei Jugendlichen aussehen können. Veranstalter: Netzwerk für Demokratie und Courage e.V. Ort: DGB-Haus, Ettlinger Straße 3 a, KA-Süd- stadt, Großer Saal Beginn: 19 Uhr Eintritt frei www.netzwerk-courage.de Vortrag von Tarek Badawia: „Vorurteile und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit bei deut- schen Jugendlichen und Jugend- lichen mit Migrationshintergrund“ Um Rassismus und gruppenbezogene Men- schenfeindlichkeit gerade in Zukunft zu ver- hindern und ein Bewusstsein für dieses Thema zu schaffen ist es wichtig, die Jugend dafür zu sensibilisieren. Eine große Aufgabe und He- rausforderung ist es heute und wird in nächster Zukunft noch mehr sein, dass sich junge Leute mit deutschen Wurzeln und junge Menschen mit Migrationshintergrund besser verstehen kön- nen und mögliche Spannungen zwischen ihnen abgebaut werden. Um Jugendlichen bei po- tentiellen Konflikten gute Lösungen anzubieten, muss man mehr über ihr Denken und Verhalten erfahren. Über Tarek Badawia: Dr. Tarek Badawia ist Leiter der Nachwuchs- gruppe Norm, Normativität und Normenwan- del am Department für Islamische Studien der Universität Erlangen-Nürnberg. Er beschäftigt sich sowohl wissenschaftlich als auch praktisch mit Jugendlichen und wird den Zuhörern das Thema näher bringen. Ort: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V., Rintheimer Straße 15, KA-Oststadt Beginn: 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. www.dirs.phil.uni-erlangen.de/nachwuchsfor- schergruppen/norm-normativitaet-und-nor- menwandel-ii/dr-tarek-badawia www.dmk-karlsruhe.de Netzwerk für Demo- kratie und Courage 21. 3. 21. 3. Voruteile bei Jugendlichen Int. Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung 65 21. März (Freitag) Lesung und Musik Lesung und Musik in der Installation „Karlsru- her-Welten-Bürger-Netz“ zu Gedichten und Prosa der jüdisch-ungarischen Dichter Attila József, Antal Szerb und Miklós Radnóti „Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Ver- brechen.“ Mittels Lesung und Musik will die Künstlerin Re- nate Schweizer in ihrer Installation Farbe be- kennen für eine Gesellschaft ohne Hass, Aus- grenzung und Diskriminierung von Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland, Österreich, Ungarn, Europa und der Welt. Das „Welten- Bürger-Netz“ wächst seit 2005 beständig und besteht mittlerweile aus Tausenden zusammen- geknüpfter Teebeutelfäden, die von Menschen überall auf der Welt gesammelt und mitei- nander verbunden werden (siehe Kunstprojekt „Come to dinner – invitation to all nations and religions). Über Renate Schweizer: Für Renate Schweizer bedeutet Kunst in er- ster Linie Kommunikation, die Verbindung zwi- schen ich und du und wir, das Entstehen einer „Wir-Welt“ durch Werk – Betrachter_in & Künstler_in im Dialog. Künstlerisches Arbeiten sieht sie als engagierte Kunst. Die Funktion ih- rer Kunst präsentiert sich im ästhetischen, so- zialen und sozialpolitischen Engagement. Ihre Herausforderung als Künstlerin zielt u. a. auf Experimente, auf eine experimentelle For- schung und Kunstpraxis, die sich im Kontext eines jeweiligen Projektes manifestiert. Re- nate Schweizer absolvierte einen Master- und Postgraduierten-Studiengang in intermedialer Kunst am Arts-Institute Of Boston in den USA. Sie lebt und arbeitet seit 1993 in Karlsruhe und engagiert sich stark in ihrer KunstWerk- statt HautNah gegen Gewalt und Selbstverlet- zung. Seit 1981 Teilnahme an internationalen Kunstausstellungen und Performance-Projekten in Hongkong, Designmuseum Davis, Kalifornien; Museum in Kaliningrad, Russland; Bible Muse- um in Tel Aviv und Kaye Gallery, Beer Sheba, Israel; Museum of Art, Cluj-Napoca, Rumänien; Papier Museum Duszniki Zdroj, Polen; Papier- museum Seoul, Südkorea; Ogilvie High School, Hobart, Tasmanien u. v. m. Seit 2013 mehrere Künstleraufenthalte in Budapest u. a. Einladung vom Hungarian Multicultural Center/Budapest, Dallas zu „Artist in residence“-Aufenthalten in 2013 und 2014. Musik: Resha & friends – (Renate Schweizer, Dragan Ahmedovic und Rüdiger Blank) Ort: PREVIEW.SÜD Atelier | Galerie, Schützen- straße 37, KA-Südstadt Zeit: 20 Uhr – 21.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: PREVIEW SÜD. Atelier | Galerie www.previewsued.blogspot.de www.cometodinner.net „Tedd a kezed – Leg deine Hand – und suche nach dem Wunder“ 21. 3. Int. Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung 21. 3. 66 Theater: „Hans & Hasan” „Hans & Hasan“ ist ein humorvolles mediales Solo-Stück zwischen Schauspieler (Rusen Kartaloglu) und Cartoons, die miteinander in charmanter und witziger Weise in Dialog treten. Die beiden Fi- guren sind zwei Arbeiter (Prototypen ihrer Herkunftskultur), die Ausschnitte aus ihrem alltäglichen Leben mit all den Besonderheiten und Konflikten, aber auch deren Freundschaft kritisch erzählen. Hans stammt, wie der Name schon erraten lässt, aus Deutschland und Hasan ist türkischer Herkunft, lebt aber seit über 30 Jahren in Deutschland. Beide zeichnen ein positives Bild des Zusammenle- bens mit eigener Perspektive, geprägt von ihrer Herkunftskultur. Pressestimme: „Lustvoll zeigte Kartaloglu die kulturellen Unterschiede auf und gewann daraus so manchen Scherz.“ (BNN) Ort: Sandkorn-Theater, Kaiserallee 11, KA-Weststadt Beginn: 20.30 Uhr Eintritt: Theatereintritt Veranstalter: Tiyatro Diyalog e.V. www.tiyatrodiyalog.de www.sandkorn-theater.de/spielplan/programmkalender/icalrepeat. detail/2014/03/21/2028/35|37|36|90/ tiyatro-diyalog-hans-a-hasan- „Hans & Hasan” 21. März (Freitag) 21. 3. 67 Der größte semiprofessionelle Streetdan- ce-Wettbewerb für Kinder und Jugendliche in Baden-Württemberg „the show“ wird am 22. und 23. März wieder im jubez am Kronenplatz über die Bühne gehen. „the show“ ist seit der ersten Stunde ein Gemeinschafts-Projekt zwei- er Einrichtungen des Stadtjugendausschuss e.V. Karlsruhe, dem jubez am Kronenplatz und dem Musikmobil Soundtruck. Auftreten werden Tanz- gruppen verschiedener Altersklassen aus einem Umkreis von 30 Kilometern rund um Karlsru- he. Freie Formationen, Vereine und Tanzschu- len zeigen Hip-Hop-, Jazz-, Video-Clip- bzw. Show-Dance. Es gibt drei Gruppen: bis ein- schließlich elf Jahre, 12 bis 15 Jahre und 16 bis 21 Jahre. Es winken zahlreiche Preise, u. a. Auftritte. Die „Offene Bühne“ außerhalb des Wettbewerbs ergänzt das Programm – hier ist im Bereich Dance und Songs von Solokünstlern und Gruppen (fast) alles erlaubt. Jede Menge „Action“ wird an diesen zwei Tagen geboten. Es lohnt sich also wie immer, an beiden Tagen vorbei zu schauen und sich von der Begeiste- rung mitreißen zu lassen! Und die kleinen und großen Tänzer freuen sich natürlich über viele Zuschauer. Ort: jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt Beginn: 15 Uhr, Einlass ab 14 Uhr Eintritt: 2 € Veranstalter: Stadtjugendausschuss e.V., jubez, Musikmobil Soundtruck des StJA e.V. www.the-show.eu www.jubez.de www.soundtruck.de 22. März (Samstag) Streetdance-Wettbewerb „the show“ Tasse Tee Siehe Ankündigung vom 15. März Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt, Großer Saal „Schwarz schmeckt! Tunesischer Kaffee, spanisches Dinner“ Der Tunesische Club Karthago und der Spanische Elternverein laden zu einem Din- ner-Abend ein. Wir bieten für unsere Gäste eine nette familiäre Atmosphäre bei spanischer Gitarre, tunesischem Kaffee und spanischer Pa- ella und Tapas. Der Kaffee ist kostenlos, Essen wird berechnet. Anmeldung ist erforderlich bei Lilia Jeridi per E-Mail an: fv.fv@gmx.de oder unter Telefon: 0174-8875363. Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 19 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Spanischer Elternverein Karlsru- he e.V., Tunesischer Club Karthago e.V. und Förderverein Fest der Völkerverständigung e.V. 22. 3. 22. 3. 22. 3. 68 22. März (Samstag) Vortrag: Stefan Schmidt Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Menschenrechtszentrum e.V. www.schleswig-holstein.de/Portal/DE/Land- tag/Fluechtlingsbeauftragter/Fluehtlingsbe- auftragter_node.html www.menschenrechtszentrum.de Lampedua - in Karlsruhe? 22. 3. 69 22. März (Samstag) www.zkm.de Konzert: Bergitta Victor Wer sich von einer starken, samtigen Soul-Stim- me streicheln lassen will, ist bei Bergitta Vic- tor richtig. Die Sängerin und Songwriterin von den Seychellen lebt aktuell in Hamburg und verbrachte einen Teil ihrer Jugend in Tansania und in der Schweiz. Victor hat soeben ihr drit- tes Album „On A Journey“ veröffentlicht, da- rauf sind etliche illustre Gäste zu hören (u. a. Blick Bassy). Sie klingt reif, ausgefeilt und spielt souverän auf der Klaviatur von Afro-Grooves, kreolischen Rhythmen, Reggae und universell verständlichen Balladetönen. Ständig auf der Suche nach Veränderung groovt sie mal fun- ky, swingt sie mal jazzig und schmeichelt sich dann mit ihrem warmen Soul in die Herzen ihrer Hörer. Ort: Kulturverein Tempel e.V., Hardtstraße 37 a, KA-Mühlburg, Scenario Halle Beginn: 20 Uhr Eintritt: 14 € (AK) Veranstalter: Kulturverein Tempel e.V. www.bergittavictor.com www.kulturzentrum-tempel.de Bergitta Victor: „On A Journey“ 22. 3. Film „My Dog Killer“ Siehe Ankündigung vom 21. März Beginn: 19 Uhr 70 Festival gegen Rassismus mit den Rockbands Bender, Mess Up Your DNA, Exility, Urrutia und Keith Ha- wkins Gemeinsam mit dem Popnetz Karlsruhe ver- anstaltet das Substage im Rahmen der Karls- ruher Wochen gegen Rassismus das passende Rock-Festival. Denn die Themen Rassismus und Diskriminierung liegen uns sehr am Herzen, genau wie auch Musikern aus verschiedensten Musikrichtungen, die sich sehr gerne bereit er- klärt haben, an diesem Festival teilzunehmen. Seit 2010 bringen Bender mit ihrer schweiß- treibenden Liveshow regelmäßig Baden-Württ- embergs Bühnen zum Beben. Dabei stehen sie immer nah am Feuer, brennen heißer und lauter als die anderen. Mit ultra-fettem Sound, heu- lenden Gitarrensoli, einer einmaligen Stimme und unglaublich tighter Performance zelebrie- ren die vier Karlsruher ihre unverwechselbare Mischung aus Rock, Grunge und Blues. Exility ist eine deutsche Heavy Metal Band aus der Südpfalz, die sich der harten Musik verschrieben hat. Exility versteckt sich nicht hin- ter Kutten oder Klischees, für sie zählt ledig- lich die Überzeugung, dass Heavy Metal eine unwahrscheinlich ehrliche und ausdrucksstarke Musikrichtung ist. Besonders zeichnen die Band ihre deutschen, tiefsinnigen und auch oft ge- sellschaftskritischen Texte aus, die vom charis- matischen Sänger durch tiefen kehligen, aber auch melodischen Gesang zum Ausdruck ge- bracht werden. Dabei untermalen sowohl ag- gressive und klangvolle Gitarrenriffs als auch hämmernde Schlagzeugrhythmen ihre Songs. Festival gegen Rassismus 22. März (Samstag) 22. 3. 71 Dringt der Sound von Urrutia ins Ohr, erscheint unweigerlich ein Bild vor dem inneren Auge: sengende Hitze, staubige Weite, ein Roadtrip á la Tarantino – und man verspürt Lust auf Tequi- la. Der mexikanische Songwriter Manuel Urrut- ia hüllt seine Erfahrungen in scharfe und provo- kante Texte ... eine spannende Verschmelzung aus dem mexican way of life und der Seele des Rock´n´Roll. Die von Alternative, Funk, Psy- chedelic und Desert Rock beeinflusste Musik ist nicht nur tanzbar, sondern nährt auch das Fern- weh. Die Band wurde 2010 in Karlsruhe ge- gründet und hat bisher 2 Alben veröffentlicht. Nu Metal ist tot? Von wegen. Drei Karlsruher Jungs namens Mess Up Your DNA haben es sich zur Aufgabe gemacht, im Fahrwasser des Genres ihren Weg zu finden. Trotz minimalis- tischer Besetzung knallt der Sound des Trios in der Manier des Nu Metals der späten 90er Jahre. Moderner Crossover mit Drums wie ein Gewitter, einem Bass der sich seinen Weg bahnt und einer kreischenden Gitarre. Was bleibt übrig? Ein Scherbenhaufen DNA. Keith Hawkins ist ein Singer/Songwriter aus Roturua in Neuseeland. Im Moment tritt er mit seinem Soloprojekt Keith Hawkins and Band auf. Stilistisch bewegt sich die Band zwischen Reggae und Rock. Die meisten Songs sind ge- sellschaftskritisch, unter anderen Musikern ist er von Bob Marley beeinflusst. Es finden sich aber auch viele Songs über die Liebe in seinem Repertoire, die er allerdings lieber „positive Songs“ nennt. Ort: Substage, Alter Schlachthof 19, KA-Oststadt Beginn: 19.30 Uhr, Einlass ab 19 Uhr Eintritt: 5 € (AK) Veranstalter: Substage e.V., PopNetz Karlsruhe www.substage.de www.popnetz-karlsruhe.de www.wearebender.com www.exility-band.de Urrutia Hawkins.Keith Mess Up Your DNA 22. März (Samstag) 22. 3. 72 23. März (Samstag) Gottesdienst Biblische Gedanken zu einem brisanten Thema – im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus. Ort: Evangelische Stadtkirche Durlach, Am Zwinger 5, KA-Durlach Beginn: 10 Uhr Veranstalter: amnesty international Bezirk Karlsruhe, Evangelische Stadtkirchen-Ge- meinde Durlach www.stadtkirche-durlach.de www.amnesty-karlsruhe.de „Jeder ist Ausländer – fast überall“ Lesung „Die größte Sehenswürdigkeit die es gibt, ist die Welt – sieh sie dir an.“ (Kurt Tucholsky) Die Welt ist spannend und vielfältig. Für man- che aber auch bedrohlich und fremd. Wie ist es, wenn die weite ferne Welt auf uns trifft? Anlässlich der Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus lesen Amnesty-Mitglieder und Gäste Texte von und zu Migrant_innen. Hören Sie zu – lesen Sie mit! Ort: Kaffeehaus Schmidt, Kaiserallee 69, KA-Weststadt Beginn: 11 Uhr Eintritt frei Veranstalter: amnesty international Bezirk Karlsruhe www.amnesty-karlsruhe.de Siehe Ankündigung vom 22. März Interkulturelles Festival „Die Welt blüht“ Ziel der Veranstaltung im Rahmen der Karlsru- her Wochen gegen Rassismus ist es, Kinder, Ju- gendliche sowie Erwachsene in den Vereinen für die Thematik zu sensibilisieren. Es ist eine Ver- anstaltung der interkulturellen Begegnungen, der Integration und der Vielfalt; ob nun die Ju- gendlichen einen Migrationshintergrund haben oder nicht, ob mit oder ohne Behinderung. Wir, der Förderverein der Völkerverständigung, la- den alle sehr herzlich ein. Wir bieten ein viel- fältiges kulturelles Programm an sowie interna- tionale Tänze, Ballett, Gesänge und Musik. Wir sagen gemeinsam „Nein“ zur Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen! Ort: Studentenhaus, Adenauerring 7, KA-Innenstadt Zeit: 11 Uhr – 16.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Förderverein Fest der Völkerver- ständigung e.V. „Die Welt blüht“ 23. 3. 23. 3. „the show“ 73 23. März (Sonntag) Infoveranstaltung mit Yücel Özdemir zum NSU-Prozess „Das NSU-Verfahren ist historisch relevant, weil es entscheidend dafür ist, ob die Angehörigen der Opfer und die Einwanderer insgesamt das Vertrauen gegenüber Deutschland und den Deutschen wiedererlangen können.“ (Yücel Öz- demir) Über Yücel Özdemir: Journalist; Deutschland-Korrespondent der Ta- geszeitung „Evrensel“ und „Neues Leben“ mit einem festen Journalistenplatz im Münchener Oberlandesgericht. Die Veranstaltung findet in türkischer Spra- che statt. Bei Bedarf wird eine konsekutive Übersetzung ins Deutsche angeboten. Der NSU-Prozess 23. 3. GÖÇMEN ESNAFLAR NEDEN ÖLDÜRÜLDÜ? Gazeteci YÜCEL ÖZDEMIR ile Söyleşi Almanya’da 2000-2007 yılları arasında 8’i Türkiye kökenli ve biri Yunanistanlı olmak üzere 9 göçmen esnafı ve bir Alman polisi katleden, Köln’de iki yeri bombalayan ırkçı terör örgütü NSU hakkında Münih Eyalet Yüksek Mahke- mesi’nde 6 Mayıs 2013 te görülmeye başla- nan davayı Yeni Hayat ve Evrensel gazeteleri adına izliyor. Söyleşi türkçe gerçekleştirilecek. Ort: Menschenrechtszentrum, Alter Schlachthof 59, KA-Oststadt Beginn: 15 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Internationaler Jugend- und Kulturverein Karlsruhe e.V. 74 23. März (Sonntag) Christlich-Islamisches Friedensgebet Wo Angehörige unterschiedlicher Religionen miteinander beten, respektieren sie einander in ihrer Verschiedenheit und nehmen sich gegen- seitig als Menschen mit ihrer persönlichen Got- tesbeziehung und mit ihren persönlichen An- liegen wahr – fern von allen Festschreibungen und Vorurteilungen. Christen und Muslime in Karlsruhe tun dies seit vielen Jahren. So laden sie auch innerhalb der diesjährigen Karlsruher Wochen gegen Rassismus zum Christlich-Isla- mischen Friedensgebet ein. Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt, Gro- ßer Saal Beginn: 17.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe e.V. www.cig-karlsruhe.de 23. 3. Vortrag von Lamya Kaddor Wo liegen die Herausforderungen unserer Gesellschaft, in der Christen, Juden und Mus- lime wirklich gemeinsam leben? Was können die Kirchen im Umgang mit anderen religiösen Glaubensgemeinschaften besser machen? Und welche Verantwortung kommt dabei den Juden und Muslimen auch selbst zu? Mit diesen Fragen beschäftigen sich Lamya Kaddor und Michael Rubinstein in ihrem ge- meinsamen Buch „So fremd und doch so nah - „So fremd und doch so nah. Juden und Muslime in Deutschland“ Juden und Muslime in Deutschland“ und haben damit einen authentischen und konstruktiven Beitrag zur Integrationsdebatte geschaffen, denn die beiden Autoren leben und arbeiten in ihrem Geburtsland Deutschland und sind zu Hause in einer Glaubensgemeinschaft, die sie zu »Anderen« werden lässt. Weit besser als Statistiken und Zahlen wissen sie, wie es um In- tegration in Deutschland steht. Lamya Kaddors Mitautor des Dialogbands „So fremd und doch so nah. Muslime und Ju- den in Deutschland.“, Michael Rubinstein, ist Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde zu Duisburg. Über Lamya Kaddor: Lamya Kaddor wurde 1978 im westfälischen Ahlen als Tochter syrischer Einwanderer gebo- ren. 2003 schloss sie ihr Magisterstudium der Arabistik und Islamwissenschaft, Erziehungs- wissenschaft und Komparatistik an der Uni- versität Münster ab. Im Moment beschäftigt sie sich wissenschaftlich mit dem Leben musli- mischer Schüler in Deutschland. Sie hat regel- mäßig Lehraufträge inne und hat zuletzt an der Universität Duisburg-Essen (Fachbereich Evangelische Theologie) einen Lehrauftrag zum Thema „Bibel und Koran“ gehabt. Insgesamt 75 23. März (Sonntag) / 24. März (Montag) Ökumenischer Gottesdienst in der ZKM-Ausstellung „global aCtIVISm“ In dieser Ausstellung sind die vielfältigen zivil- gesellschaftlichen Engagements in einer globa- lisierten Welt versammelt. Was gibt uns Hoff- nung für eine lebenswerte Welt? Glaube und Engagement als Grund, Hoffnung miteinander zu teilen – das erhoffen wir uns von diesem Gottesdienst. Auch in Karlsruhe sind Gruppen mit dem „global activism“ verbunden. Sie wer- den in diesem Gottesdienst vertreten sein und wir laden alle Engagierten ein zum „Beten und Tun des Gerechten“. Der Gottesdienst wird von einer ökumenischen Gruppe aus dem ZKM und von evangelischen und katholischen Theologen vorbereitet. Predigt: Landesbischof i.R. Klaus Engelhardt. Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südweststadt Beginn: 18.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: ZKM www.zkm.de „Hoffnung teilen“vier Jahre (2004-2008) bildete sie an der Uni-versität Münster islamische Religionslehrer aus und vertrat dort zwischen Juli 2007 und März 2008 die Aufgaben der Professur „Islamische Religionspädagogik“. Seit dem Schuljahr 2003/2004 ist sie Lehrerin im Rahmen des nor- drhein-westfälischen Schulversuchs „Islamkunde in deutscher Sprache“ in Dinslaken. Außerdem ist Lamya Kaddor als Autorin und Publizistin tätig und berät die Politik in Fragen Integration und Islam. Sie gehört zu den musli- mischen SprecherInnen für das deutschlandweit erste muslimische Wort im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, dem sog. „Forum am Freitag“ des ZDF (www.forumamfreitag.zdf.de). Sie ist erste Vorsitzende des Liberal-Islamischen Bundes e.V. (www.lib-ev.de). Von der paneuropäischen Or- ganisation CEDAR wurde sie als eine der zehn European Muslim Women of Influence 2010 ausgezeichnet. Zudem ist sie Trägerin der „In- tegrationsmedaille der Bundesregierung“. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe e.V., Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe (KdöR) www.lamyakaddor.jimdo.com www.cig-karlsruhe.de www.jg-karlsruhe.de 24. 3. 76 24. März (Montag) Junge Menschen leben nachhaltige Solidarität Workshop für Schüler_innen ab Klas- se 6: „Show Racism the Red Card – Zeig Rassismus die rote Karte“ Der Workshop wird von Experten des bun- desweit tätigen Vereins „Show Racism the Red Card, Deutschland e.V.“ durchgeführt. Eine Schulklasse bekommt die Möglichkeit, sich am Beispiel des Fußballsports mit den zahlreichen Facetten des Rassismus und der Diskriminierung auseinanderzusetzen. Die Jugendlichen erfah- ren in Rollenspielen, was sich im echten Leben abspielen kann und erarbeiten Handlungs- empfehlungen. Zudem sind die Begegnung und das Gespräch mit einem Vereinsvertreter des KSC bzw. einem Profispieler angefragt. Der ca. dreistündige Workshop ist nicht öf- fentlich. Weitere Informationen und Anmeldung unter Telefon: 0721-133-4262 (Stadtbibliothek/ Jugendbibliothek Karlsruhe) oder per E-Mail an: stadtbibliothek@kultur.karlsruhe.de. Ort: Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais, Karlstraße 10, KA-Innenstadt Zeit: nach Absprache Veranstalter: Stadtbibliothek Karlsruhe www.stadtbibliothek-karlsruhe.de Frauen fertigen Plakate gegen Rassis- mus in verschiedenen Sprachen an. Nach einer kleinen Einführung über die Kunst des Schönschreibens „Kalligraphie“ wollen wir gemeinsam mit allen Teilnehmerinnen unsere Kreativitäten entfalten und Plakate gegen Ras- sismus künstlerisch sowie kalligraphisch in ver- schiedenen Sprachen erstellen. Über eine rege Teilnahme von Frauen unter- schiedlicher Nationalitäten freuen wir uns sehr! Anmeldung: 0176/66067537 oder iifgka@web.de. Ort: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauerstraße 3, KA-Oststadt Beginn: 10 Uhr - 12 Uhr Eintritt: frei (evtl. Materialkosten) Veranstalter: Islamische internationale Frauenge- meinschaft Karlsruhe und Umgebung (IIFG) e. V. Kalligraphie-Workshop „Zeig Rassismus die rote Karte“ 24. 3. 24. 3. 77 AMARO KHER – Schüler_innen und andere junge Menschen leben nach- haltige Solidarität Was treibt Schüler_innen vor allem aus der Freien Waldorfschule Karlsruhe dazu an, sich gemeinsam mit Ehemaligen, Eltern und Päda- gog_innen bei den Roma in Kriva Palanka, Mazedonien, zu engagieren? „Amaro Kher“ (romanes/dt.: Unser Haus) ist als langfristiger und nachhaltiger Prozess angelegt, getragen von der Idee, ein Problem an der Wurzel anzu- packen und zwar so, dass aus den betroffenen Roma Beteiligte und Gestalter ihrer eigenen, zumeist sehr schwierigen Lebensbedingungen werden können. Nur dann wird es möglich sein, Menschen zum Bleiben an ihrem Ort zu motivie- ren und Perspektiven zu entwickeln. Worum geht es im Einzelnen? Mit nicht nur für die Roma: Da ging und geht es zunächst ganz praktisch darum, gemeinsam mit den Roma ein Gemeinschafts- und Bildungshaus zu bauen. In diesen Prozessen des gemeinsamen Planens, Organisierens und Bauens ist bereits das Erlebnis entstanden, dass mit Unterstützung von freiwilligen Helfern manches entstehen kann, sogar eine Perspektive. Konflikte können bewältigt werden, wenn man Kompetenzen zur Bearbeitung entwickelt. Vertrauen entsteht, wenn kontinuierliche Unterstützung erfahrbar wird und die eigenen Bedürfnisse der Roma sich z. B. in der Konzeption des Bildungsange- botes im Gemeinschaftshaus wiederfinden, weil sie gemeinsam entwickelt wurden. Die Art des Bauens: Aus Wenigem Viel machen, aus Altem Neues entstehen lassen unter möglichst ökologischen Aspekten, ist ein weiteres Prinzip, das hier nachhaltig angelegt ist, weil die hier erwor- benen Kompetenzen für das eigene Lebensum- feld nutzbar werden können. Baumeister und weitere Projektbeteiligte be- schreiben Stationen des ersten Bauabschnitts mit all dem, was da erlebbar geworden ist und dem, was weiterhin möglich werden soll. Die Freie Waldorfschule – eine UNESCO-Pro- jektschule – unterstützt dieses Projekt nach Kräften. Die Projektbeteiligten haben inzwi- schen zusammen mit den Aktiven und Förderern den Förderverein „Amaro Kher“ gegründet. Ort: Freie Waldorfschule, Neisser Straße 2, KA-Waldstadt Beginn: 19.30 Uhr Eintritt frei, um Spenden für das Projekt wird gebeten Veranstalter: Amaro Kher – Förderverein für das Roma-Gemeinschaftshaus in Kriva Palanka e.V. www.amarokher.org www.waldorfschule-karlsruhe.de Roma-Projekt in Mazedonien 24. 3. 24. März (Montag) 78 24. März (Montag) Workshop: Schau Hin in Karlsruhe – Alltagsras- sismus und Diskriminie- rung und wie man sich dagegen wehren kann Schau hin, wenn du in der Tram deine Muttersprache sprichst und beim Aussteigen jemand laut und deutlich sagt: „Na endlich steigen die Fremden aus!“ Inspiriert durch den Blog und Twitter-Hashtag #SchauHin der Journalistin Kübra Gümüşay will diese Veranstaltung auf Alltagsrassismus und Diskriminierung in Karlsruhe aufmerksam machen. Betroffenen – sowohl mit oder ohne Migrationshintergrund – wird ein Forum gebo- ten, ihre Erfahrungen mitzuteilen, aber auch eigene rassistische und diskriminierende Ver- haltensmuster aufzuzeigen, zu hinterfragen und zu reflektieren. In Form eines World-Cafés haben alle Teilnehmenden die Möglichkeit sich einzubringen. Angeleitet werden die Gesprächsrunden an den einzelnen Thementischen durch erfahrene Moderator_innen aus Karlsruher Initiativen und Institutionen. Folgenden Themen werden behandelt: 1. Diskriminierungserfahrung im Alltag: Jutta Gemeinhardt – Migrationsbeirat; Na- joua Benzarti – Migrationsbeirat, Vorsitzende der islamischen internationalen Frauengemein- schaft e. V Karlsruhe und Umgebung IIFG e.V. 2. Belästigung und Bedrohung im öffentli- chen Raum: Trainer_innen des Vereins Bürgerinitiative Zivil- courage e.V.; Vertreter der Polizei; eine Ver- treterin des KVVs Schau Hin in Karlsruhe 3. Zivilcourage stärken und zu aktivem Handeln ermuti- gen: Trainer_innen des Vereins Netzwerk für Demokratie und Courage e.V. 4. Vorurteile durch Medien und kulturelle Angebote abbauen – Rolle der Medien für einen vorurteilsfreien Umgang miteinander: Henri Depe Tchatchu – Maooni e.V.; Petra Stutz – Freie Journalistin; Rusen Kartaloglu – Schau- spieler und Interkultureller Theaterpädagoge (Tiyatro Diyalog e.V.); Pressesprecher der Po- lizei (angefragt) In den Karlsruher Wochen gegen Rassismus werden im Stadtgebiet an mehreren öffentli- chen Einrichtungen Boxen aufgestellt sein, in die anonym persönliche Statements zu Ras- sismus- und Diskriminierungserfahrungen ein- geworfen werden können. Selbstverständlich können Statements auch auf der Internetseite www.schau-hin-karlsruhe.de eingetragen werden. Diese werden dann ausgestellt und im Workshop ausgewertet. Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Foyer Beginn: 19 Uhr Eintritt frei Veranstalter: AK Migrationsbeirat, Badisches Staatstheater, Kulturbüro der Stadt Karls- ruhe www.schau-hin-karlsruhe.de www.staatstheater.karlsruhe.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero.de 24. 3. 79 25. März (Dienstag) Theater und Vortrag für Schulklassen: Angebot an weiterführende Schulen, Sekundarstufe I/Klas- se 5 – 7 Der Vormittag beginnt mit ei- ner Aufführung des Figurent- heaterstücks „THANDISI IN SÜDAFRIKA“, an das sich ein lebendiger Vortrag zur Ge- schichte Südafrikas und die Bedeutung Nelson Mandelas anschließt. Danach gehen wir der Frage nach, warum es den Schüleraufstand von SOWETO gab und wie sich Südafrika bis heute verändert hat. Im Rah- men der Kunstaktion „Wer bin ich?“ werden Fotos von südafri- kanischen Jugendlichen auf Papier übertragen und – mit Namen, Lebensräumen und Biogra- phien versehen – der Klasse vorgetragen. Der Vormittag im Eine Welt Theater fördert die konkrete Auseinandersetzung mit dem Thema „anders aussehen“ durch das Figurentheater, das Übertragen der Fotoportraits auf Papier und die Kommunikation in der Gruppe. Das Hineinversetzen in die gewählte Biographie – ergänzt durch selbst erdachte Aspekte – er- möglicht und fördert die Fähigkeit zu Empathie (Mitgefühl) und die Entwicklung von Toleranz. Dies gilt sowohl für die vortragenden Jugend- lichen als auch für die aktiv zuhörenden und nachfragenden Gruppenmitglieder. Anmeldung per E-Mail unter: ruth.rahaeuser@gmx.de „Kinder unter dem Regenbogen“ Spielerische Begegnungen Siehe Ankündigung vom 18. März Ort: vor dem Kinder- und Jugendtreff Lohn-Lis- sen auf der Drachenwiese, Ellmendinger Straße 1, KA-Durlach-Aue Zeit: 13 Uhr – 16 Uhr Ort: Eine Welt Theater, Alter Schlachthof 23 f, KA-Oststadt Zeit: 10 Uhr – 12.30 Uhr/nach Absprache Eintritt: pro Klasse 60 € Veranstalterin: Ruth Rahäuser, Eine Welt The- ater www.eine-welt-theater.de EINE-WELT-THEATER EINE-WELT-THEATER EINE-WELT-THEATER 25. 3. 25. 3. 80 Vortrag von Klaus Farin mit Diskus- sion – Veranstaltung für Schulklas- sen (ab 8. Klasse) Sie hören Gangsta-Rap oder Frei.Wild, bil- den sich mit Killerspielen zu Amokläufern aus, saufen, rauchen, kiffen immer mehr und immer jünger, sind konsumtrottelig und unengagiert, politisch völlig desinteressiert oder falsch – rechtsextrem – orientiert: Das Bild der Jugend in der öffentlichen Wahrnehmung war noch nie so negativ wie heute. Zugleich sind immer mehr Jugendliche kreativ engagiert – in jeder Stadt in Deutschland gibt es heute Rapper, Breakdancer, Sprayer, DJs. Doch noch nie war die Erwachsenenwelt derart desinteressiert an der Kreativität ihrer „Kinder“. Respekt ist nicht zufällig ein Schlüsselwort fast aller Jugendkul- turen und das, was Jugendliche von den Er- wachsenen am meisten vermissen. Ein Vortrag mit Diskussion über Mythen und Wahrheiten, Realitäten und Utopien und da- rüber, was das mit Jugendarbeit zu tun hat. Spannend nicht nur für Kulturinteressierte und Pädagogen. Der Jugendkulturforscher Klaus Farin ist Mit- begründer des Archivs der Jugendkulturen in Berlin und seit 2011 Vorsitzender der Stiftung „Respekt – Die Stiftung zur Förderung von jugendkultureller Vielfalt und Toleranz, For- schung und Bildung“. Anmeldung bis zum 18. März per E-Mail an: j.hopfengaertner@stja.de Teilnehmerzahl begrenzt Ort: jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt Beginn: 11 Uhr Eintritt: pro Klasse 30 € Veranstalter: jubez in Kooperation mit dem Kul- turbüro der Stadt Karlsruhe, dem PopNetz und der Fachstelle gegen Rechts im StJA e.V. „Über die Jugend... ... und andere Krankheiten“ Vortrag mit Workshop Das Büro für Integration führt in Zusammenar- beit mit der Landeszentrale für politische Bil- dung und der Sophie-Scholl-Realschule Karls- ruhe an jeweils zwei Tagen (25. und 27. März) für insgesamt fünf Klassen (ca. 130 Schüler_in- nen) einen Vortrag mit anschließenden Work- shops zum Thema „Rechtsextremismus erkennen und richtig handeln“ durch. Die Mitarbeiter_innen der Landeszentrale für politische Bildung klären die Schülerschaft über die Erkennungsmerkmale des Rechtextremismus wie z. B. die Musik, die Bedeutung von Klei- dung und Symbolen sowie über die Strategien der Mitgliedergewinnung auf. Manuel Bauer, ein ehemaliger Neonazi, wird in einem span- nenden Vortrag darstellen, wie er in die Nazis- zene reinrutschte und welche Hilfen notwendig waren, um aus dieser Szene auszusteigen. Geschlossene Veranstaltung Ort: Sophie-Scholl-Realschule Karlsruhe, Joa- chim-Kurzaj-Weg 4, KA-Oberreut Zeit: 8 Uhr – 13 Uhr Veranstalter: Büro für Integration und AK Mi- grationsbeirat in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung und der Sophie-Scholl-Realschule www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/bfi www.lpb-bw.de www.ssr-ka.de „Rechtsextremismus erkennen und richtig handeln“ 25. 3. 81 25. März (Dienstag) „Über die Jugend... ... und andere Krankheiten“ Vortrag von Klaus Farin mit Diskus- sion – Öffentliche Veranstaltung Siehe Ankündigung für Schulveranstaltung um 11 Uhr Ort: jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, ju- bez-Café Beginn: 19.30 Uhr, Einlass ab 18.30 Uhr Eintritt: 5 € (VK), 7 € (AK) Veranstalter: jubez in Kooperation mit dem Kul- turbüro der Stadt Karlsruhe, dem PopNetz und der Fachstelle gegen Rechts im StJA e.V. www.farin.jugendkulturen.de/ www.jubez.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/kulturfoerde- rung/kulturbuero.de 25. 3. 82 25. März (Dienstag) Podiumsgespräch Bei der Wohnungssuche werden alle Men- schen gleich behandelt – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und sozialem Milieu... Ist das in Wirklichkeit so? Leider ist das nur ein Wunschbild. In der Realität haben Menschen mit fremdklingenden Namen, anderer Hautfar- be und schwieriger finanzieller Lage weitaus schlechtere Karten. Weniger Chancen haben auch Familien mit Kindern, Student_innen, Mi- ni-Jobber und Hartz-IV-Empfänger und Allein- erziehende. Eine Kombination der genannten Kategorien macht die Wohnungssuche fast aussichtslos. Viele Diskriminierungserfahrungen passieren subtil und können nicht nachgewiesen werden. Der Dortmunder Planerladen, eine Antidis- kriminierungsstelle im Bereich Wohnen, teilt in einem Input seine Ergebnisse aus einem Testing-Verfahren mit und berichtet über sei- ne Arbeit. Ein Vertreter der Volkswohnung Karlsruhe, einem der größten kommunalen Immobilienunternehmen Baden-Württembergs, berichtet über die lokale Wohnsituation und beschreibt die Praxis der Wohnungsvergabe. Karlsruher Bürger_innen sind eingeladen, ihre eigenen Erfahrungen zu teilen. Ziel der Ver- anstaltung ist, eine breitere Öffentlichkeit mit dem oft geleugneten, aber sehr brisanten The- ma der Diskriminierung auf dem Wohnungs- markt zu erreichen. Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: AK Migrationsbeirat, Kulturbüro der Stadt Karlsruhe www.karlsruhe.de/b1/kultur/kulturfoerde- rung/kulturbuero.de www.planerladen.de www.volkswohnung.com/wir-ueber-uns Film „My Dog Killer“ Siehe Ankündigung vom 21. März Beginn: 21.15 Uhr „Schlüsselfrage! – Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt“ 25. 3. 25. 3. 83 25. März (Dienstag) Filmvorführung Planetfilm in Koproduktion mit dem WDR, 45 min, 2007. „Ich möchte die jungen Menschen bitten, ihr Leben nicht in die Hände der Mafia zu legen. Ich habe es getan und teuer dafür bezahlt und wenn ich es euch erzähle, erlebe ich alles wie- der und es tut mir sehr weh.“ (Ualid Nasur) Der Somalier wollte Fußballspieler werden. Um Krieg und Armut zu entfliehen, hat er sich wie viele andere auf die Odyssee nach Europa ge- macht. In Griechenland endete die mehrjährige Reise in der Schiffsschraube eines Bootes der Küstenwache, die Ualids Körper zerfetzte. Während in Deutschland stolz jedes halbe Jahre Rekordtiefstände bei den Aufnahmebe- gehren von Flüchtlingen und Asylanten verkün- det wurden, verschärfte sich die Situation an der Griechisch-Türkischen Grenze ständig und wuchs sich zu einer der wichtigsten Einnahme- quellen der lokalen Mafia aus. Immer wieder öffnen türkische Polizisten LKWs und vor ihre Füße purzeln Dutzende halb er- stickte, halb verhungerte Menschen, die in blinder Wut mit blanken Händen die Scheiben ihrer Schleuser einschlagen. Die türkischen Be- hörden stehen dem Ganzen fast ohnmächtig gegenüber. Es ist einfach zu viel Geld im Spiel. Mit einem Nachgespräch mit der Regisseurin Gülsel Özkan, Planetfilm. Ort: Hochschule für Gestaltung, Lorenzstraße 15, KA-Südweststadt Beginn: 19 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V., Menschenrechtszentrum Karlsru-he e.V. www.planet-international.de www.hfg-karlsruhe.de www.menschenrechtszentrum.de „Ertrunken vor meinen Augen“ 25. 3. 84 25. März (Dienstag) „Deutsch sein und schwarz dazu“ Theodor Michaels Autobiografie ist so aber- witzig, dass sie erfunden sein könnte, wenn sie nicht allzu wahr wäre. Er entfaltet in „Deutsch sein und schwarz dazu“ eine Welt, die man so nicht gekannt hat. Sie wird beschrieben von einem Mann, den man für seine Kraft, das alles zu bewältigen, nur bewundern kann; insbeson- dere auch dafür, dass es ihm gelungen ist, die Menschlichkeit zu bewahren. Theodor Micha- el erzählt ganz nüchtern, aber die Ereignisse sprechen für sich. Seine Lebenserinnerungen sind im November letzten Jahres bei dtv er- schienen; sie fanden in Presse, Rundfunk und Fernsehen eine große Aufmerksamkeit. Theodor Michael wurde 1925 in Berlin gebo- ren. Sein Vater war Kolonialmigrant aus Kame- run, seine Mutter Deutsche. Nach dem frühen Tod der Mutter wachsen Theodor Michael und seine Geschwister teils unter erbärmlichen Um- ständen bei Pflegeeltern auf. Nach der Volks- schule darf er aufgrund seiner Hautfarbe kei- ne weitere Ausbildung machen. Man fand, die Schwarzen sollten den Deutschen keine Arbeits- plätze wegnehmen. Aber in den sehr beliebten Völkerschauen kamen sie noch unter als „Art- fremde“ mit dem „negroiden Einschlag“. Sogar in der Nazi-Zeit waren sie als Statisten in den äußerst beliebten Kolonialfilmen beschäftigt. Doch dann landeten sie im KZ oder in Zwangs- arbeiterlagern. So erging es auch Theodor Michael: Nach dem Tod seiner Eltern schlug er sich als Page, Portier und Komparse durch – bis er mit 18 Jahren in einem Zwangsarbeiterlager interniert wurde, wo er auch die Befreiung erlebte. Nach dem Kriegsende musste Theodor Michael feststellen, dass er, weil er überlebt hatte, der Kollabora- tion verdächtigt wurde. Damals hätte er es sich nicht träumen lassen, dass er Jahrzehnte später einmal als Regierungsdirektor und zu einem an- erkannten Afrika-Spezialisten werden würde. Lesung Theodor Michael: „Deutsch sein und schwarz dazu“ – Erinnerungen eines Afro-Deutschen 25. 3. 85 Ort: Stadtbibliothek, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt, Lese-Café Beginn: 19.30 Uhr Veranstalter: Menschenrechtszentrum Karlsruhe e.V., Stadtbibliothek Karlsruhe, Senioren- büro der Stadt Karlsruhe, Stadtjugendaus- schuss e.V. www.dtv.de/autoren/theodor_michael_16729 www.dtv.de/buecher/deutsch_sein_und_ schwarz_dazu_26005 www.menschenrechtszentrum.de www.stadtbibliothek-karlsruhe.de/ www.karlsruhe.de/b3/soziales/personen- gruppen/senioren www.stja.de Lesung mit Theodor Michael: „Deutsch sein und schwarz dazu“ Geschlossene Veranstaltung Ort: Markgrafengymnasium Durlach, Gymnasiumstraße 1-3, KA-Durlach www.mgg.karlsruhe.de 25. März (Dienstag) / 26. März (Mittwoch) 26. 3. 86 26. März (Mittwoch) Theater: „Roma Romeo und Sinti Carmen“ Nach einer Prügelei im Klassenzimmer müssen Carmen und Josef ein Referat über Sinti und Roma zusammen erarbeiten. Doch es stellt sich heraus, dass die Recherchen zu dem Thema schwieriger sind als gedacht und die Ergeb- nisse widersprüchlich. Die beiden beschlie- ßen daher kurzerhand, selbst zu Zigeunern zu werden und Baden-Württemberg zu bereisen. Dabei stoßen sie auf die eigene familiäre Vergangenheit, auf hartnäckige Klischees und die unterschiedlichsten Reaktionen auf ihr Ex- periment. Sie beginnen, den Mechanismus von Vorurteilen zu hinterfragen und den Grund dafür zu suchen, warum man dazu neigt, alles und jeden in Schubladen sortieren zu wollen. Doch erst, als sie auf eine Gruppe umherrei- sender Sinti stoßen und sich mit ihnen unterhal- ten, begreifen sie die Dimension des Rassismus gegenüber Sinti und Roma. Ein Roadmovie über die Grenzen von Klischee und Wahrheit, Liebe, Hass und Vorurteile und über das Leben, das irgendwo da draußen auf uns wartet. „Roma Romeo und Sinti Carmen“ Ort: Insel, Karlstraße 49, KA-Südweststadt Beginn: 11 Uhr Eintritt: 12 €, ermäßigt 7 €, für Schulen 6 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/ info/1712/ Bild © Felix Grünschloß Spielerische Begegnungen Siehe Ankündigung vom 18. März Ort: vor dem Kinder- und Jugendtreff Lohn-Lis- sen auf der Drachenwiese, Ellmendinger Straße 1, KA-Durlach-Aue Zeit: 13 Uhr – 16 Uhr 26. 3. 87 Bild © Felix Grünschloß Führung durch die Ausstellung: „Seid wachsam, dass über Deutschland nie wieder die Nacht hereinbricht. Gewerkschafter in Konzentrationsla- gern 1933 – 1945“ Gewerkschafter gehörten zu den frühesten und aktivsten Gegnern des Nationalsozialismus. Viele von ihnen bezahlten Widerspruch und Widerstand mit der Inhaftierung in Konzentra- tionslagern. An das Schicksal dieser mutigen Frauen und Männer will die Wanderausstellung der Freien Universität Berlin, der Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen/Stiftung Branden- burgische Gedenkstätten und der Hans-Böck- ler-Stiftung erinnern. Dazu hat das Stadtarchiv Karlsruhe eine lokale Ergänzung erarbeitet, die sich mit der Verfol- gung der Gewerkschaften durch die National- sozialisten in Karlsruhe und mit den Schicksalen der freien Karlsruher Gewerkschafter Gustav Schulenburg und Gustav Kappler befasst. Führung mit Jürgen Schuhladen-Krämer (M.A.) Ort: Erinnerungsstätte Ständehaus, Neues Stän- dehaus, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt Beginn: 18 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Stadtarchiv und Historische Mu- seen der Stadt Karlsruhe www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/ staendehaus.de „Seid wachsam, dass über Deutschland nie wieder die Nacht hereinbricht.“ 26. März (Mittwoch) 26. 3. 88 26. März (Mittwoch) Roma-Projekt in Mazedonien Multimediavortrag und Benefizkon- zert für Amaro Kher: „Ein Haus fürs Leben der Roma“ Entwickelt und gebaut von jungen Menschen aus Karlsruhe gemeinsam mit Roma aus Kriva Pa- lanka in Mazedonien. Vorurteile überwindet man am besten, indem man sich begegnet und gemeinsam handelt und zwar so, dass sich aus diesem Handeln eine Perspektive entwickeln kann für diejenigen, die – gefangen in einer Spirale aus Armut, Benach- teiligung und Diskriminierung – alleine dazu im ersten Schritt nicht in der Lage sind. Das war Motto und ist Erfahrung einer Gruppe von zumeist jungen Karlsruher Menschen, die den Roma in Kriva Palanka begegnet sind, ihre miserable, demütigende Lebenssituation miter- lebt und sich vorgenommen haben, hier etwas durch eigenes Tun zu verändern. Ein Leben am Rande der Gesellschaft, in dem Bildung nicht an erster Stelle stehen kann, wenn vor allem Hunger die Menschen plagt. Ohne Bildung der Kinder, aber auch der Jugendlichen und Er- wachsenen, wird der Kreislauf aus Armut und Ausgrenzung aber nicht überwunden werden können. Ohne Unterstützung bei und Partizi- pationsmöglichkeiten an der eigenen Zukunfts- gestaltung werden die Roma ihre Lebensver- hältnisse nicht überwinden können, sondern es braucht Raum und finanzielle Möglichkeiten. Der Raum: AMARO KHER – das Haus – wird von Freiwilligen aus Karlsruhe gerade gebaut, ökologisch nachhaltig mit Recycling-Bau und sozial verantwortlich mit begleiteten Prozessen der Selbstverantwortung und Gemeinschafts- bildung. Nicht konfliktfrei, aber mit Perspekti- ven für die Menschen dort vor Ort. In einem Vortrag und Filmausschnitten wird der Prozess AMARO KHER von den Hauptinitia- tor_innen Angelika Ludwig-Huber, Sebastian Marschall, Maria und Charlotte anschaulich dargelegt – mit all den Fragen, die da ent- standen und ganz prinzipiell sind: • Für die Roma oder mit den Roma? Wie viel Fremdbestimmung kann der Mensch ertra- gen? Oder: Selbstbestimmt geht besser! • Was braucht ein Mensch, damit er Leben als lebenswert erleben kann? • Lebenssituationen der Roma in Mazedonien und Deutschland: Diskriminierung, Demüti- gung, Fremdbestimmung und Perspektivlo- sigkeit • Wie lässt sich dieser Kreislauf verändern und vor allem für die Kinder eine nachhal- tige Perspektive entwickeln? Keine der großen Stiftungen konnte sich bis- lang entschließen, in dieses – auch ökologisch – interessante Projekt einzusteigen. Vielleicht ist es so einzigartig, dass es in kein Schema passt? Daher wird eine Gruppe von jungen Musikern aus der Waldorfschule Karlsruhe gemeinsam mit Roma-Musikern aus Wien versuchen, eine musikalische – und vielleicht auch finanzielle – Brücke um den Vortrag herum zu schlagen. Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 19 Uhr Eintritt frei, um Spenden für das Projekt wird gebeten Veranstalter: Amaro Kher – Förderverein für das Roma-Gemeinschaftshaus in Kriva Pa- lanka e.V. und ibz www.amarokher.org www.ibz-karlsruhe.de 26. 3. 89 26. März (Mittwoch) „Erntehelfer“ Film: „Erntehelfer“ Moritz Siebert, Deutschland 2013. Digital, 70 Min., dt. UT Das unterfränkische Vierhundert-Seelen-Dorf Seinsheim erscheint durch die Augen des in- dischen Pfarrers Cyriac betrachtet zunächst recht befremdlich – es gibt kein Internet, da- für jede Menge Schnee, die Straßenverkehrs- ordnung ist heilig, und die Menschen tanzen schunkelnd auf den Tischen. Cyriac ist einer von mittlerweile 500 Priestern aus Indien, mit denen die katholische Kirche in Deutschland dem Fachkräftemangel zu begegnen versucht. Neben der Sprache muss er auch lernen, wie man Predigten schreibt und seine Gemeinde zusammenhält – ein schweres Unterfangen! Teil seiner Aufgabe als Seelsorger sind Krankenbe- suche und auch hier zeigt sich ihm ein fremdes Bild von der Einsamkeit der alten Menschen. Ein Blick von außen, der viele Fragen aufwirft. Eine teils melancholische, teils heitere Reise zwischen Blaskapellen, Karneval, Glaube, Zweifel und Schnee. Im Anschluss an die Vorführung am 26. März besteht Gelegenheit zum Gespräch mit Pater Thomas Maier von der Katholischen Seelsor- geeinheit St. Raphael. Geboren in Schluchsee, gehört er der katholischen Missionsgesellschaft der „Weißen Väter“ – Afrika-Missionare an. Er selbst hat während seiner Ausbildung drei Jahre in Afrika gelebt und später mehr als 12 Jahre in Jerusalem verbracht, wo er im Be- reich der Ökumene und im Kontakt zu ande- ren Glaubensgemeinschaften tätig war. Er ist spezialisiert in Ostkirchen-Wissenschaften und hat in Frankreich (Toulouse) und in Italien (Rom) studiert und promoviert. Ort: Studio 3 (Kinemathek), Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr Eintritt: 6 €, ermäßigt 4,50 € (für Mitglieder der Kinemathek Karlsruhe) Veranstalter: Kinemathek Karlsruhe e.V. Weitere Vorführung am 29. März, 19 Uhr www.siebertfilms.com/siebertfilms.com/ERNTE- HELFER www.kinemathek-karlsruhe.de 26. 3. 90 26. März (Mittwoch) Theatrale Aktion im öffentlichen Raum Ort: Kronenplatz Beginn: 19 Uhr Veranstalter: Werkraum Karlsruhe e.V., IIFG e.V., „Projekt LEA“ des StJA e.V. Vortrag mit Diskussion Die in den Köpfen verankerten Klischees über das Aussehen eines Neonazis sind seit längerer Zeit überholt. Es gibt neue, subtilere Symbole, derer sich die rechtsradikale Szene bedient, um die Gruppenzugehörigkeit in der Öffent- lichkeit zu zeigen. Zahlensymbolik, Musik, gra- fische Darstellungen, Bekleidung und Entleh- nungen aus der nordischen Mythologie sind nur einige Beispiele für versteckte Merkmale der rechtsextremen Szene. Das Büro für Integration lädt in Kooperation mit dem Landeskriminal- amt Baden-Württemberg und dem Bürger- verein Oberreut zum Vortrag mit dem Thema „Rechtsextremismus erkennen und richtig han- deln“ ein. Dem Vortrag folgt eine Diskussion mit Manuel Bauer, einem ehemaligen Mitglied der Neonazi-Szene, der seine Geschichte ausführ- lich erzählen wird. Er berichtet von den Anfän- gen, seiner Zeit als aktiver Neonazi und dem Weg, den er hinter sich hat, seit er beschloss auszusteigen. Lassen Sie uns gemeinsam das eingestaubte Halbwissen über Rechtsextremis- mus auffrischen und lernen, richtig zu handeln. „Glatze, Springerstiefel, Bomberjacke? Rechtsextremismus erkennen und richtig handeln“ Ort: Jugend- und Gemeinschaftszentrum „Wei- ße Rose“, Otto-Wels-Straße 31, KA-Ober- reut Zeit: 19 Uhr – 21 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Büro für Integration und AK Mi- grationsbeirat in Zusammenarbeit mit Lan- deskriminalamt, Bürgerverein Oberreut und Jugend- und Gemeinschaftszentrum „Weiße Rose“, Stadtjugendausschuss e.V. www.polizei-bw.de/Dienststellen/LKA/Seiten/ Staatsschutz www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/ bfi www.st ja.de/kinder-und-jugendeinric h- tungen/jugend-und-gemeinschaftszen- trum-weisse-rose.html www.oberreut.de 26. 3. 26. 3. 91 26. März (Mittwoch) Lesung: „Die biologische Lösung – oder die deutsche Justiz und das Massaker von St. Anna“ Im Sommer 1944 haben SS-Männer in dem italienischen Gebirgsdorf Sant‘Anna di Stazze- ma mehrere hundert Frauen, Kinder und ältere Menschen ermordet. Bis heute stand keiner der mutmaßlichen Täter, von denen zwei aus dem Raum Karlsruhe stammen, vor einem Gericht. Zuletzt hat sich auch das Oberlandesgericht Karlsruhe mit einem Klageerzwingungsverfah- ren in der Sache Sant’Anna befasst. Der Stuttgarter Autor, Filmemacher und Jour- nalist Hermann G. Abmayr hat mehrmals über den Fall berichtet und seine juristische Aufar- beitung vor wenigen Monaten in einem Buch- kapitel nachgezeichnet. Er wird Auszüge da- raus lesen und vorab ein kurzes Video zeigen, in dem Überlebende des Massakers zu Wort kommen. „Die deutsche Justiz und das Massaker von St. Anna“ Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Jubez-Café Beginn: 19.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: SJD – Die Falken, Input Karlsruhe, Libertäre Gruppe Karlsruhe, jubez Karlsru- he und die Fachstelle gegen Rechts im StJA e.V. www.jubez.de www.sjd-falkenkarlsruhe.org 26. 3. 92 26. März (Mittwoch) Film „My Dog Killer“ Siehe Ankündigung vom 21. März Beginn: 21.15 Uhr Vortrag von Mohammad Luqman Die Ängste des Abendlandes vor dem Islam lassen sich bis weit in das Mittelalter zurückver- folgen. Doch was sind die Ursachen hierfür? Hat der Islam auch einen Anteil an der westlichen Kultur und Zivilisation? Gibt es Beispiele gelun- gener Integration und friedlichen Zusammen- lebens? Der Vortragsabend möchte erwähnte Ängste und negative Eindrücke aufgreifen und darstellen, welche Position die islamischen Leh- ren gegenüber vermeintlich „Fremden“ – seien es Andersgläubige oder Andersseiende – ver- treten. Herr Luqman wird darstellen, was der Islam und was muslimisches Leben bedeutet. Darüber hinaus wird erläutert, wie der Islam zu den Wertevorstellungen des Abendlandes steht und welche Geschichte der Islam in Europa hat. „Der Schrecken des Abendlandes – der Islam in Europa“ Über Mohammad Luqman: Er ist Islamwissenschaftler und hält regelmäßig wissenschaftlich fundierte Vorträge und Kurse über den Islam. Herr Luqman ist zudem Leiter der Abteilung Publikation in der Ahmadiyya Muslim Jamaat KdöR und führt derzeit auch den „Verlag der Islam“. Ort: Friedensheim des Badischen Landesver- eins für Innere Mission, Redtenbacherstraße 10 –14, KA-Südweststadt Beginn: 19 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Ahmadiyya Muslim Jamaat (KdöR) www.ahmadiyya.de 26. 3. 26. 3. 93 Vortrag von Gen Kelsang Gogden: „Gibt es einen Unterschied zwischen Dir und mir?“ Buddha lehrte, dass die Unterschiede, die wir zwischen uns und anderen wahrnehmen, nicht aus sich heraus existieren, sondern Projektionen unseres Geistes sind. Somit gibt es aus bud- dhistischer Sicht keine gültige Grundlage für Gedanken des Rassismuses, der Ausgrenzung, des Hasses usw. Sie stehen im Widerspruch zur Wirklichkeit und erzeugen nichts als Leiden sowohl für uns selbst als auch für andere. Ge- danken des Respektes, der Zuneigung und des Mitgefühls für alle ohne Ausnahme jedoch sind im Einklang mit der Wirklichkeit und bringen uns und anderen nur Frieden und Glück. Gen Kelsang Gogden wird an diesem Abend in diese buddhistische Sichtweise einführen und erklären, wie sie uns helfen kann, eine für uns und unsere Welt heilsame Erfahrung von liebe- voller Wertschätzung für jeden zu entwickeln. Anschließend an den Vortrag steht sie gerne für Fragen und Diskussion zur Verfügung. „Gibt es einen Unter- schied zwischen Dir und mir?“ Über Gen Kelsang Gogden: Gen Kelsang Gogden ist eine moderne bud- dhistische Nonne der Neuen Kadampa-Tradi- tion und unterrichtet seit über 10 Jahren am Menlha-Zentrum für Buddhismus in Karlsruhe. Sie studiert und praktiziert Buddhismus seit vie- len Jahren und wird als buddhistische Lehrerin für ihre inspirierende, warmherzige Klarheit geschätzt. Ort: Menlha-Zentrum für Buddhismus, Gar- tenstraße 1, KA-Südweststadt Zeit: 19.30 Uhr – 21 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Menlha-Zentrum für Buddhismus e.V. www.meditation-karlsruhe.de 26. März (Mittwoch) 26. 3. 94 27. März (Donnerstag) Vortrag mit Diskussion Im Rahmen der Reihe „Nordweststadt Impuls“ veranstaltet das Büro für Integration in Zu- sammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg und der Bürgergemein- schaft Nordweststadt einen Vortrag zum The- ma „Rechtsextremismus erkennen und richtig handeln“. Mitarbeiter des Landeskriminalamtes informieren über die rechtsextreme Musik, über die Bedeutung von Kleidung und Symbolen so- wie über die Strategien der Mitgliedergewin- nung. Manuel Bauer, ein ehemaliger Neonazi, wird in einem spannenden Vortrag darstellen, wie er in die Naziszene reinrutschte und welche Hilfen notwendig waren, um aus dieser Szene auszusteigen. „Glatze, Springerstiefel, Bomberjacke? Rechtsextremismus erkennen und richtig handeln“ „Rechtsextremismus erkennen und richtig handeln“ Vortrag mit Workshop. Siehe Ankündigung vom 25. März Der Vortrag richtet sich an die Schülerschaft, Pädagogen und Eltern, aber auch an alle inte- ressierten Bürger_innen in der Nordweststadt. Ort: Werner-von-Siemens-Schule, Kurt-Schu- macher-Straße 1, KA-Nordweststadt, Aula Zeit: 18 Uhr – 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Bürgergemeinschaft Nordwest- stadt, Büro für Integration und AK Migra- tionsbeirat in Zusammenarbeit mit Werner- von-Siemens-Schule www.polizei-bw.de/Dienststellen/LKA/Seiten/ Staatsschutz www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/bfi www.ka-nordweststadt.de www.wvs-ka.de 27. 3. 27. 3. 95 27. März (Donnerstag) Lesung Geschichten und Zeitzeugenberichte über die rassische Verfolgung und Ermordung der Karls- ruher Sinti in der NS-Zeit. Michail Krausnick liest und erzählt: „Josef und seine Brüder“ – die Spurensuche eines Ho- locaust-Überlebenden im Generallandesarchiv und „Eine ganz raffinierte Person“ – vom Wi- derstand der Mathilde Klein gegen den Karls- ruher „Zigeunerkommissar“. Über Michail Krausnick: Michail Krausnick ist Autor zahlreicher Veröf- fentlichungen zum Thema, u. a. „Wo sind sie hingekommen? Der unterschlagene Völkermord an den Sinti und Roma“; „Da wollten wir frei sein – eine Sinti-Familie erzählt“, das Thea- terstück „Lustig ist das Zigeunerleben?“, das Drehbuch zum TV-Film „Auf Wiedersehen im Himmel. Die Sinti-Kinder von der St. Josefspfle- ge“, das Kinderbuch „Elses Geschichte – ein Mädchen überlebt Auschwitz“, die Lokalstudie „Abfahrt: Karlsruhe“ und die Ausstellung „Die Überlebenden sind die Ausnahme“ gemeinsam mit Anita Awosusi. „Ich will’s ja selbst gern vergessen!“ Ort: Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais, Karls- traße 10, KA-Innenstadt Beginn: 18 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Gesellschaft für bedrohte Völ- ker e.V., Regionalgruppe Karlsruhe und Stadtarchiv Karlsruhe www.krausnick-info.de/start.htm www.gfbv.de 27. 3. 96 27. März (Donnerstag) Für seinen Vortrag „Eine Jüdische Zeitreise“ hat Dany Bober die in der Zeit der Weima- rer Republik auf deutschen Kleinkunstbühnen beliebte Form des „Features“ gewählt. Hierbei tragen die unterschiedlichsten Stilelemente wie Lieder, Berichte, Mundartgedichte und Humor zu einem kurzweiligen und informativen Abend bei. Die Frankfurter Rundschau schrieb: „... Ein Abend der zeigte, dass Unterhaltung durchaus was mit Haltung zu tun hat. Und dass es möglich ist, ein ernsthaftes Thema auch ohne die durch- konstruierte Handlung eines Theaterstückes pu- blikumswirksam auf die Bühne zu bringen.“ Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: ibz Karlsruhe e.V., Stoffwechsel e.V. www.kulturserver.de/-/kulturschaffende/ detail/32683 www.ibz-karlsruhe.de www.stoffwechsel-ev.de Veranstaltung in der Tapasbar Pin- txos: Ort: Pintxos Tapas y Pasión, Waldstrasse 30, KA-Innenstadt Beginn: 20.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Pintxos Tapas y Pasión www.pintxos.de/karlsruhe-1.html „Pasion Gitana – Spanische Live Musik“ „Jüdische Zeitreise mit Dany Bober - Lied, Geschichte(n), Jüdischer Humor“ 27. 3. 27. 3. 97 27. März (Donnerstag) Buchpremiere: Ibraimo Alberto und Daniel Oliver Bachmann präsentie- ren ihr Werk „Ich wollte leben wie die Götter. Was in Deutschland aus mei- nen afrikanischen Träumen wurde.“ „In Karlsruhe ist alles anders“, sagt Ibraimo Alberto. Er nennt Karlsruhe eine „fantastische Multikultistadt“. Hier ist er nicht mehr der ein- zige Schwarze. 2011 flüchtet Ibraimo Alberto von Brandenburg nach Karlsruhe. Er hält den Rassismus nicht länger aus. Aufgewachsen als eines von zwölf Kindern und Sklave eines Land- besitzers in Mosambik, zieht er 1981 in die DDR. Aber anstatt studieren zu können, wird er in ein Fleischkombinat abkommandiert. Er darf sich weder frei bewegen noch heiraten. Doch Alberto boxt sich nach oben: Er macht Karrie- re in einem Ostberliner Boxverein und boxt für den Club „Traktor Schwedt“ in der Bundesliga. 1991 beherrschen die Neonazis Schwedt. Al- berto wird täglich angepöbelt, beleidigt und angegriffen. Als Rechtsradikale seinen 17-jäh- rigen Sohn bei einem Fußballspiel totzuschla- gen drohen, weiß Alberto, inzwischen Auslän- derbeauftragter in der Stadt an der Oder, dass er hier keine Zukunft mehr hat. 2011 erhält er „innerdeutsches Asyl“ in Karlsruhe. Und er kämpft weiter gegen Rassismus und für Integration. Ibraimo Alberto und Co-Autor Daniel Oliver Bachmann, geboren 1965, Absolvent der Filmakademie Baden-Württemberg, stellen das gerade im Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheinende Buch in Ibraimo Albertos neuer Heimat gemeinsam vor. Ort: Museum für Literatur am Oberrhein, Prinz- Max-Palais, Karlstraße 10, KA-Innenstadt Beginn: 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Literarische Gesellschaft Karlsru- he e.V., Stephanus-Buchhandlung „Was in Karlsruhe aus meinen afrikanischen Träumen wurde.“ © Sven Paustian www.kiwi-verlag.de/buch/ich-wollte-leben- wie-die-goetter/978-3-462-04624-3 www.literaturmuseum.de www.stephanusbuch.de Theater-Uraufführung: „Rechtsmate- 27. 3. 98 28. März (Freitag) Ausstellungseröffnung mit einem Vortrag der Ausstellungsmacherin Birgit Mair Die Ausstellung setzt sich auf 22 Tafeln mit den Verbrechen des NSU in den Jahren 2000 bis 2007 sowie der gesellschaftlichen Aufarbei- tung nach dem Auffliegen des „Nationalsozi- alistischen Untergrundes“ im November 2011 auseinander. Neben den Biografien der zehn Mordopfer, den Bombenanschlägen sowie zahlreichen Banküberfällen beleuchtet die Aus- stellung Neonaziszenen, aus denen der NSU hervorging. Analysiert werden zudem Gründe, warum die Mordserie so lange unaufgeklärt blieb. Die Ausstellung wird mit einem Vortrag der Diplom-Sozialwirtin Birgit Mair eröffnet. Sie stellt das Ausstellungsprojekt vor und geht auf aktuelle Entwicklungen im NSU-Prozess so- wie den Umgang mit Neonazismus und Rassis- mus nach dem Auffliegen des NSU ein. Im An- schluss besteht die Möglichkeit für Fragen aus dem Publikum. Die Ausstellung ist nach der Eröffnungsver- anstaltung zwei Wochen, bis zum 12. April, im Konferenzsaal der Zentralmoschee täglich von 13 Uhr –17 Uhr zu besichtigen. Ort: DITIB Zentralmoschee Karlsruhe, Käppel- estraße 3, KA-Oststadt Beginn: 17 Uhr Eintritt frei Veranstalter: DITIB Karlsruhe in Kooperation mit dem Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung Nürnberg (ISFBB) e.V. www.ditib-karlsruhe.de www.isfbb.de „Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen“ Vortrag: „Zwischen Tschetschenien, Polen und Deutschland – Hintergründe zu den Schicksalen von Flüchtlingen“ 2013 kamen die meisten Flüchtlinge, die in Deutschland einen Asylantrag stellten, aus der Russischen Föderation und hier aus Tschetschenien. Sarah Reinke, GUS-Referentin der Gesell- schaft für bedrohte Völker, klärt über die Hin- tergründe der Flucht und die aktuelle Lage in Tschetschenien auf. Anhand von Einzelschick- salen stellt sie die Folgen der europäischen Flüchtlingspolitik für die Betroffenen dar und beschreibt, wie sich die Situation seit Jahres- beginn 2014 auch im Zusammenhang mit den Olympischen Winterspielen in Sotschi entwi- ckelt. Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., Regionalgruppe Karlsruhe www.gfbv.de „Hintergründe zu den Schicksalen von Flüchtlingen“ Freitagsgebet am KIT Siehe Ankündigung vom 21. März 28. 3. 28. 3. 28. 3. 99 28. März (Freitag) Theater: „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ Siehe Ankündigung vom 19. März Die Lange LeseNacht im ZKM Wer Menschen ausgrenzt, verstößt gegen die Menschenrechte und gefährdet den gesell- schaftlichen Zusammenhalt. Rassismus verletzt Menschen durch Worte und Taten. Amnesty International Karlsruhe möchte zeigen: Worte können auch viel Kraft entfalten und zur Ver- ständigung beitragen! Bekannte Karlsruher Bürger_innen lesen mit- gebrachte Werke – Schauspieler tragen Texte vor. Musik von ZILL feat. N. Rieger und 7Ender & U.W.E. with friends. „Dein Wort gegen Rassismus“ Mit Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, Prof. Dr. h.c. mult. Peter Weibel, Gunzi Heil, Jan Linders, Schauspielern des Staatstheaters und Überraschungsgästen. Literatur trifft Musik – und Du bist dabei! Ort: ZKM, Lorenzstraße 19, KA-Südweststadt, Medientheater Zeit: 20 Uhr – ca. 23.30 Uhr (mit Pause und After-Show-Party) Eintritt frei Veranstalter: amnesty international Bezirk Karlsruhe, in Kooperation mit dem ZKM und dem Kulturbüro der Stadt Karlsruhe www.amnesty-karlsruhe.de www.zkm.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/kulturfoerde- rung/kulturbuero 28. 3. 28. 3. 100 29. März (Samstag) „Erinnerung aufpolieren!“ Aktive der Karlsruher Stolpersteine-Putzakti- onen stellen ihre Initiative vor „Stolpersteine“ des Künstlers Gunter Demnig erinnern an Menschen, die Opfer der poli- tischen und rassistischen Verfolgungen unter der NS-Diktatur wurden: Eingelassen in die Gehsteige vor ihren letzten freiwillig gewähl- ten Wohnquartieren, lassen die quadratischen Messingplatten die Vorbeigehenden zumindest optisch über die Namen und Schicksale der einstigen Bewohner_innen „stolpern“. Auf diese Weise geben sie ihnen symbolisch wieder ein Stück ihrer Identität zurück. Mit der Zeit haben viele einstmals blitzende Stolpersteine Patina angesetzt; sie fügen sich nun sehr unauffällig ins Grau der Pflastersteine drum herum ein. Um wieder mehr Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, ist daher eine Erinnerungsarbeit ganz praktischer Art gefragt. Auf Initiative von „Ge- „Erinnerung aufpolieren!“ gen Vergessen – Für Demokratie e.V.” führen mehrere Organisationen und zahlreiche Enga- gierte seit dem Frühjahr 2012 in ganz Karlsru- he Stolpersteine-Putzaktionen durch. An jeder Station wird dabei kurz der jeweiligen Opfer gedacht. Dabei kommt es zu unterschiedlichen Begegnungen. Die Initiative stellt zunächst bei Kaffee und Ku- chen ihre Arbeit vor – anschließend gemein- sames aktives Gedenken an den Stolpersteinen in der Karlsruher Innenstadt. Ort: jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Jubez-Café Beginn: 14 Uhr Veranstalter: Initiative „Erinnerung aufpolieren“ Anschließend um 15 Uhr gemeinsames aktives Gedenken an den Stolpersteinen in der Karls- ruher Innenstadt. www.erinnerung-aufpolieren.de 29. 3. 101 29. März (Samstag) Vortrag von Ahmad Mansour Die antisemitischen Stereotypen, die von musli- mischen Jugendlichen in Deutschland vertreten werden, sind sehr vielfältig und reichen von Verschwörungstheorien über die Herrschaft der Juden in der Finanz- und Weltpolitik, über die Darstellung der Juden als geldgierig, ma- nipulativ, dreckig, Feinde des Islams bis zur Ho- locaust-Verleugnung. Solche Stereotypen sind auch in der Mehrheitsgesellschaft vorhanden. Doch bei der Entstehung dieser Bilder in den migrantischen Milieus spielen der Nahostkon- flikt und der religiös begründete Antisemitismus eine entscheidende Rolle. Wir begegnen die- sem neuen Antisemitismus im Alltag auf Schul- höfen, in den Schulklassen, in Moscheen, auf Facebook, in Satellitensendern und in Foren. Diese Art von Antisemitismus ist kaum erforscht und trotzdem stellt er eine der großen Bedro- hungen für unsere Demokratie dar und benötigt ein pädagogisches Umdenken. Über Ahmad Mansour: Ahmad Mansour ist Diplom-Psychologe, ge- boren 1976 in Tira (einem kleinen arabischen Dorf in Israel) und lebt seit neun Jahren in Deutschland. An der Universität in Tel Aviv studierte er Psychologie, Soziologie und Phi- losophie und arbeitete dort in verschiedenen „Muslimischer Antisemitismus“ Projekten für friedliches Zusammenleben zwi- schen Arabern und Juden. In Berlin führte er sein Studium im Fach Klinische Psychologie an der Humboldt-Universität zu Berlin fort. Neben seiner Tätigkeit als Gruppenleiter bei Hero- es, einem Projekt gegen die Unterdrückung im Namen der Ehre und für Gleichberechtigung, arbeitet Herr Mansour als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem Projekt „ASTIU“ (Auseinan- dersetzung mit Islamismus und Ultranationalis- mus). Außerdem war Ahmad Mansour Mitglied der „Deutschen Islam Konferenz“ und berät die European Foundation for Democracy in den Themen Integration, Radikalisierung, Antisemi- tismus und Erziehungsmethoden in muslimischen Familien. Ahmad Mansour ist freier Autor und arbeitet gerade für die ARD an einer Repor- tage über muslimischen Antisemitismus. Ahmad Mansour fordert in seinen Artikeln die Muslime, die Pädagogik und die Politik auf, aktiv gegen den wachsenden Antisemitismus und die Radi- kalisierung zu handeln. Ort: Badisches Landesmuseum, Schlossbezirk 10, KA-Innenstadt, Gartensaal Beginn: 19 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Förderverein Fest für Völkerver- ständigung e.V. www.heroes-net.de/index.php/angebote 29. 3. 102 29. März (Samstag) „Rechtsmaterial“ rial“. Ein NSU-Projekt von Jan-Chri- stoph Gockel & Konstantin Küspert Der NSU-Prozess läuft seit dem 6. Mai 2013 in München und versucht, die Taten der rechten Terrorzelle „Nationalsozialistischer Unter- grund“ und auch deren Verstrickung mit den deutschen Geheimdiensten aufzuklären. Was geschah in der konspirativen Wohnung des NSU? Wie entwickeln sich Menschen zu rassisti- schen Mördern? Nach ausführlicher Recherche, Gesprächen mit der Bundesanwaltschaft und weiteren Behörden, Institutionen, Vereinen, die an einem der größten Strafprozesse des ver- einigten Deutschland beteiligt sind, nähert sich das Staatstheater der Thematik mit dem Ziel, historische Dimension und fatale Kontinuität des Terrorismus von rechts in Deutschland auf- zuzeigen. Aus einem alten Propagandastück, hunderten Seiten Akten und vielen detaillierten Berichten wird ein Theaterabend destilliert, Tasse Tee Siehe Ankündigung vom 15. März Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt, Dachgeschoss Film „Erntehelfer“ Siehe Ankündigung vom 26. März Beginn: 19 Uhr der sich vor allem mit der Sichtweise der Täter beschäftigt. Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Studio Beginn: 19.30 Uhr Eintritt: 13 €, ermäßigt 7 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsru- he www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/ info/1697 Theater: © F el ix G rü ns ch lo ß 29. 3. 103 29. März (Samstag) Der Deutschsprachige Muslimkreis Karlsruhe (DMK) lädt Vereine, Institutionen, Gruppen und alle Karlsruher Bürger_innen zu einem Lichter- lauf gegen Rassismus und Diskriminierung im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassis- mus ein. Mit diesem Lichterlauf soll an erster Stelle an die Opfer und Leidtragenden des Rassismus in unserem Land erinnert werden. Zu- dem sind die Lichter dieser Aktion Ausdruck der Hoffnung, dass sich jeden Tag mehr Menschen gegen Rassismus und gruppenbezogene Men- schenfeindlichkeit einsetzen. Der Lichterlauf ist eine gute Möglichkeit für Karlsruher Vereine, Institutionen, Behörden und Bürger_innen, für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen, dass es keinen Platz für Rassismus und Diskriminierung in ihren Einrichtungen und in der Stadt Karlsru- he gibt. Karlsruher Bürger und Gruppen, Insti- tutionen und Vereine können von unterschied- lichen Plätzen aus, an denen sie arbeiten oder leben bzw. von Orten, die für sie eine wichtige Bedeutung besitzen, mit Lichtern und Bannern gemeinsam loslaufen bzw. losfahren (wie z. B. vom Menschenrechtszentrum, von der LEA, dem Rathaus, vom IBZ, vom Büro für Integration, von den Fraktions- und Parteibüros, von der Syna- goge, den Kirchen, den Moscheen/dem DMK, dem Bundesverfassungsgericht, der Bundes- staatsanwaltschaft usw.). Die Gruppen und Menschen, die loslaufen, treffen sich dann mit ihren Lichtern am Platz der Grundrechte und versammeln sich dort. Die Lichter werden nach und nach auf dem Boden zu Schriftzügen wie „Karlsruhe gegen Rassis- mus“ und „Für Vielfalt und Gemeinsamkeit“ ab- gestellt. Am Platz der Grundrechte geben die Gruppen auch jeweils ein kurzes Statement ab wie z. B. „Wir engagieren uns seit Jahren im Menschenrechtszentrum gegen Rassismus und Ungleichbehandlung, indem wir Flüchtlingen helfen und uns für die grundlegenden Rechte aller Menschen einsetzen“. Je mehrnstitutionen, Vereine, Gruppen und Karlsruher Bürger_innen an dieser Aktion mit- machen, desto stärker kann ein Signal unseres gemeinsamen Anliegens in die Stadtgesell- schaft hineinwirken. Bei entsprechenden Witterungsverhältnissen wird der DMK kostenlos warme Getränke an- bieten. Wie kann man mitwirken? Lichterstäbe können beim Deutschsprachigen Muslimkreis Karlsruhe oder im Kulturbüro bei Christoph Rapp,(Rathaus am Marktplatz, Zim- mer C 109, Telefon 133-4053, E-Mail: christoph. rapp@kultur.karlsruhe.de) kostenlos abgeholt werden. Weiterhin haben die Veranstalter vorbe- reitete „Statements“, die bei Bedarf übergeben werden können. Für Bestellung der Lichterstäbe und evtl. Statements oder Fragen schreiben Sie uns per E-Mail an info@dmk-karlsruhe.de. Gemeinsames Ziel: Platz der Grundrechte, Karl-Friedrich-Straße zwischen Zirkel und Schlossplatz, KA-Innenstadt Zeit: 20 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. www.dmk-karlsruhe.de „Lichterlauf gegen Rassismus und Diskriminierung“ 29. 3. 104 Der Meddah amüsiert sich und das Publikum in AMÜSÜMÜNT Welche Schwierigkeiten gibt es bei der Inte- gration? Wo sind die Fallen? Wo die Rettungs- leine? Was ist Integration? Diesen Themen wid- met sich das Meddah-Theaterstück mit voller Inbrunst. Dies mag nach einem trockenen Inhalt klingen, ist aber genau das Gegenteil. Hier bleibt kein Auge trocken und kein Lachmuskel wird geschont! Pressestimmen: „Gegenseitige Sympathie ist besser als je- des Integrationsgesetz: Rusen Kartaloglu nahm das Miteinander von Deutschen und Türken aufs Korn. Gerade in Zeiten, in de- nen das Thema Integration heiß diskutiert wird und nicht nur Politikern manch zweifel- haften Kommentar entlockt, tat es gut, den satirischen Ausführungen zum Stand der Din- ge zu lauschen. Aus beiden Blickwinkeln be- leuchtete Kartaloglu das deutsch-türkische Miteinander, skizzierte Klischees, machte „AMÜSÜMÜNT“ auf die Unzulänglichkeit von Vorurteilen aufmerksam, nahm die Besucher mit zu ei- ner türkischen Hochzeit und gab Einblicke in die Kulturen. Wunderbar theatralisch geriet dabei sein Vortrag von herzzerreißenden türkischen Liedern, die er für das deutsche Publikum übersetzte. Natürlich wurde auch „mein Freund, der arme Thilo“ von dem Ka- barettisten erwähnt, der mit dem Publikum sowohl einen Ein- als auch einen Auswande- rungstest machte. Kein Gesetz zur Integrati- on könne so wirkungsvoll sein wie gegensei- tige Sympathie, hieß es am Ende. „Es gibt ein simples Rezept: Vorurteile abbauen und zwar auf beiden Seiten“, resümierte Rusen Kartaloglu, der mit seinem Programm einen Beitrag dazu leistete.“ (Saarbrücker Zei- tung) „Das Stück ist nach dem Vorbild der tradi- tionellen türkischen Form ´Meddah´ gebaut als mit lebendiger Mimik und Gestik vorge- tragene Erzählung mit eingeflochtenen An- ekdoten.“ (Badische Neueste Nachrichten) Ort: Sandkorn-Theater, Kaiserallee 11, KA-Weststadt, Studio Beginn: 20.30 Uhr Eintritt: Theaterpreise Veranstalter: Tiyatro Diyalog e.V. www.tiyatrodiyalog.de Großes Abschlussfest im Tollhaus 29. März (Samstag) 29. 3. 105 Zum Abschluss der zweiten Karlsruher Wochen gegen Rassismus feiern wir alle miteinander ein buntes Fest mit viel Musik, Darbietungen, kuli- narischen Genüssen, vielen Informationen und Mitmach-Aktionen für die ganze Familie. Fei- ern Sie mit und werden Sie Teil unserer bunten Vielfalt! Musik: and the change, Sea Time, Yelitza Laya und Band Caramelo, Kristina Neureuther und Band, Keith Hawkins, Cryptic Carpet, Tafka de Bouef und Isis Chi Gambatté Gedichtrezitationen: Ruth Rahäuser und Rusen Kartaloglu Videos: Ana und Anda, Isis Chi Gambatté Impro-Workshop mit anschließender Präsen- tation: Lamis Klein Szenische Ausschnitte aus den Workshops des „Projekts LEA“ (Werkraum Karlsruhe e.V.) Comedy: Landsmannschaft der Deutschen aus Russland 11-Minuten-Yoga: 30. März (Sonntag) „Wir feiern die Vielfalt“ Stefanie Flöter Multireligiöses Gebet: AG Ein Garten für die Religionen für Karlsruhe Moderation: Rusen Kartaloglu Kulinarische Beiträge: Internationaler Jugend- und Kulturverein Karls- ruhe, DMK, Armenisches Hilfswerk, Pintxos Team, Verein Venezuela Creativa und Hallacas y algo más. Infostand mit Einblicken in die Arbeit der Be- treuungsangebote des „Projekt LEA“ Zum Abschlussfest wird eine eigene kleine Programm-Broschüre mit genaueren Anga- ben erscheinen. Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Zeit: 14 Uhr – 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Kulturbüro der Stadt Karlsruhe, Kulturzentrum Tollhaus e.V. www.tollhaus.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/kulturfoerde- rung/kulturbuero 30. 3. 106 Flüchtlingen konkret helfen - aber wie? Flüchtlingsvereine suchen nach Verstärkung und verraten dabei, was sie tun und was sie antreibt. Mit Speed-Dating. Lässt das Ihr Herz höher schlagen? Beteiligte: Freunde für Fremde, Flüchtlings- betreuer Mühlburg, Projekt Tasse Tee, ibz, AI-Asylgruppe, Freundeskreis Asyl KA, weitere Hausvereine des MRZs Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Zeit: 14 Uhr – 16 Uhr (??) Eintritt frei Veranstalter: Menschenrechtszentrum Karlsruhe e.V., amnesty international Bezirk Karlsruhe, Büro für Integration, evt. zusammen mit dem Aktivbüro der Stadt Karlsruhe (noch anzufra- gen) Theater: „Am falschen Ort“ „Am falschen Ort“ dokumentiert das Schicksal von Flüchtlingen an der Außengrenze der Euro- päischen Union. Ausgehend von realen Lebens- geschichten beleuchtet es fünf Biografien am Rand der rumänischen Gesellschaft. Da ist die obdachlose alte Jüdin in Bukarest, der staaten- lose Mann aus Palästina, der junge Afghane, der über den Iran schließlich nach Rumänien flieht, die Serbin und die Irakerin, die der Krieg jeweils aus ihren Heimatländern vertrieben hat. Alice Monica Marinescu, geboren 1987, arbei- tet als Schauspielerin und schreibt für das The- ater. Gemeinsam mit David Schwartz, geboren 1985 in Bukarest, recherchierte sie für „Am falschen Ort“ berührende Geschichten vom Schicksal geprüfter Menschen, die die Verhei- ßungen des Westens in Frage stellen. Das Stück erzählt von Flucht und Vertreibung – und von der Suche nach einer neuen Heimat. Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Studio Beginn: 19 Uhr Eintritt: 13 €, ermäßigt 7 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/ info/1459/ © M ar ku s Ka es le r 30. März (Sonntag) 30. 3. 30. 3. 107 Mobilität, Migration und Transkulturalität sind in unserer Welt keine Ausnahme, sondern die Re- gel. Trotzdem sind Migrant_innen und ihre Erfah- rungen für die Mehrheit der Gesellschaft meist unsichtbar. Die Ausstellung zeigt die Ergebnisse der zahlreichen soziokulturellen Projekte, die das Künstlerinnen-Kollektiv migrantas von 2003 bis heute in Berlin, Buenos Aires, Hamburg und Köln realisiert hat. Zwei- sprachige Texte mit zahlreichen Abbildungen erläutern die Arbeit mit vielen Hundert Migrant_ innen. Kern der Darstellung ist dabei der einzig- artige Entstehungsprozess von den Zeichnungen zu den künstlerisch-grafischen Piktogrammen, mit denen migrantas die Alltagserfahrungen und Gefühle von eingewanderten Frauen zum Aus- druck bringt und in die Öffentlichkeit trägt. Eine Dualität von der vereinfachten Darstellung der Piktogramme – Ikone, die für jeden verständlich sind – und die dahinter stehende Bedeutung, welche komplexe gesellschaftliche, soziale und ökonomische Zusammenhänge widerspiegeln, transportiert die Alltagserfahrungen von Mi- grant_innen, unabhängig davon, wo sie leben. Migrantas thematisiert Migration, Identität und interkulturellen Dialog und bedient sich in seinen vielfachen Projekten der Werkzeuge der Kunst, des Designs und der Sozialwissenschaften. Über die Künstlerinnen: Die 1963 in Buenos Aires geborene Marula Di Como lebt seit 2002 in Berlin. Seit 2000 entwickelt sie Piktogramme als Teil ihrer künst- lerischen Sprache. Noch in Argentinien lernte sie Florencia Young kennen, wo die zwei Künst- lerinnen an verschiedenen Projekten zusammen arbeiteten: „El futuro está en el papel pintado de la Bauhaus“ (Goethe-Institut Buenos Aires, 1997) oder das Projekt „Des-Limites, Valle del Riachuelo Matanzas“ (Goethe-Institut Buenos Aires, 1999). Die 1965 ebenfalls in Buenos Aires geborene Grafik-Designerin Florencia Young lebt seit 2002 in Berlin. Die beide Künstlerinnen tra- fen sich in Berlin wieder und konzipierten das gemeinsame Projekt „Pro- yecto Ausländer“ (Berlin und Buenos Aires, 2003/2004). In dem Projekt geht es darum, die Erfahrungen und Empfin- dungen zu reflektieren, wie es ist, eine Ausländerin zu sein. Die Künstlerinnen werden seit 2004 von der Soziologin Estela Schindel, seit 2006 von der Planerin Irma Leinauer und seit 2007 von der Journalistin Alejandra López unterstützt. Zu- sammen bilden sie das Kollektiv migrantas. Im Jahr 2011 wurde migrantas der Haupt- stadtpreis für Toleranz und Integration durch die Initiative Hauptstadt Berlin e.V. verliehen. Geplant ist im Laufe des Jahres 2014 ein Workshop des Künstlerinnenkollektivs in Karlsruhe, bei dem zusammen mit Karlsru- herinnen weitere Kunstwerke geschaffen werden sollen. Öffnungszeiten: Mo. u. Di.: 12 Uhr – 18.30 Uhr, Mi. – Fr.: 10 Uhr – 18.30 Uhr und während der Veranstaltungen (mit Ticket) Ort: Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Eintritt frei Veranstalter: Kulturbüro der Stadt Karlsruhe und Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe e.V. www.migrantas.org www.tollhaus.de © M ar ku s Ka es le r 1. bis 30. März Ausstellung „migrantas | eine visuelle Sprache der Migration“ im Tollhaus © m ig ra nt as 2 01 0 Wörter, die wehtun Piktogramm von migrantas - entstanden aus Zeichnungen von Migrantinnen in Berliner Workshops Kunst und Migration 4.5. - 15.7.2013 KUNSTHALLE BAHNITZ Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg Frau Dr. Doris Lemmermei Kollektiv migrantas A6 Postkarte Auswahl + Rückseite Beispiel 27.01.2014 er Unterstützt durch: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg; Landkreis Havelland; Kulturverein Bahnitz Keine DiebinIch bin deine Nächste Ich bin deine NächsteKeine Terroristin R E S P E K T ! ! ! Warum? A U G E N H A A R N A S E GEIST H Ä N D E M U N D O H R E N B E I N E F Ü S S E A RM E HERZ Ich bin wie duWörter, die wehtun Piktogramm von migrantas - entstanden aus Zeichnungen von Migrantinnen in Berliner Workshops Kunst und Migration 4.5. - 15.7.2013 KUNSTHALLE BAHNITZ Die Ausstellung steht unter der Schirmherrschaft der Integrationsbeauftragte des Landes Brandenburg Frau Dr. Doris Lemmermei Kollektiv migrantas A6 Postkarte Auswahl + Rückseite Beispiel 27.01.2014 er Unterstützt durch: Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg; Landkreis Havelland; Kulturverein Bahnitz Keine DiebinIch bin deine Nächste Ich bin deine NächsteKeine Terroristin R E S P E K T ! ! ! Warum? A U G E N H A A R N A S E GEIST H Ä N D E M U N D O H R E N B E I N E F Ü S S E A RM E HERZ Ich bin wie du 108 In zahlreichen Romanen für Erwachsene wird Rassismus als zentrales Element der Erzählung aufgegriffen. Ein Büchertisch in der Stadtbibli- othek im neuen Ständehaus gibt Eindrücke in die vorhandene Literatur und fordert zur individuellen Auseinandersetzung durch Lesen auf. Ob zum Beispiel von Marie NDiaye („Drei starke Frauen“), Gail Jones („Perdita“) oder Jorge Amado („Die Werkstatt der Wunder“) - hier finden sich Romane von Autorinnen und Au- toren aus aller Welt, die oft in erschütternder Weise, teilweise aber auch tragisch-komisch, rassistische Erfahrungen verarbeiten. In verschiedenen Kinderbüchern und Jugen- dromanen wird ebenfalls über Rassismus in erschütternden, aber auch fesselnden Hand- lungen erzählt. Parallel zur Präsentation für Erwachsene in der zentralen Stadtbibliothek ist in der Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais ein Büchertisch aufgestellt, der einen Überblick gibt und zum individuellen Schmökern einlädt. Öffnungszeiten: Di. – Fr.: 10 Uhr – 18.30 Uhr, Sa.: 10 Uhr – 14 Uhr Orte: Stadtbibliothek, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt; Jugendbibliothek im Prinz- Max-Palais, Karlstraße 10, KA-Innenstadt Eintritt frei Veranstalter: Stadtbibliothek Karlsruhe www.stadtbibliothek-karlsruhe.de Im Yoga treffen Menschen aus allen Religionen und Kulturen zusammen. Wir leben die Einheit in der Vielfalt und möchten mit Hilfe von Me- ditation Frieden für jeden Einzelnen und Hei- lung für die Welt bewirken. Im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus treffen wir uns täglich, um das Heilungsmantra aus dem Kundalini-Yoga zu chanten/singen. Alle Interessierten, mit oder ohne Meditationserfah- rung, sind herzlich dazu eingeladen. Ort: Vishuddha-Zentrum, Pfinztalstraße 46 – 50 (direkt über dm), KA-Durlach Zeit: 17.45 Uhr – 18 Uhr, täglich vom 14. – 30. März Eintritt frei Veranstalter: Vishuddha-Zentrum Durlach www.karlsruhe-kundalini-yoga.de www.vishuddha-zentrum.de 15. bis 29. März Doppelte Buchausstel- lung: Als Fremde leben 14. bis 30. März Yogameditation 109 Das Projekt „WERTvollerKOFFER“ wird an den Johannes-Kepler Privatschulen ins Leben geru- fen werden. Das Ziel dieses Projekts soll sein, den Schüler_innen einen Einblick in verschie- dene Kulturkreise zu ermöglichen. Dabei sollen die Schüler_innen mit ihren Eltern einen Besuch bei einer Gastfamilie abstatten. Diese Besuche sollen durch Dialoge zwischen den Familien den Kulturaustausch fördern. Der WERTvolleKOF- FER soll einen wichtigen Beitrag dazu leisten. Nach den Besuchen soll jede Familie einen Ge- genstand, welches ihre Kultur repräsentiert, in den „WERTvollenKOFFER“ hineinlegen. Dieser wird am Ende des Jahres bei unserer Jahresab- schlussfeier geöffnet. Alle Familien sollen dann einen Einblick in die vielfältige Kultur unserer Schüler_innen bekommen. Das Projekt startet am 11. März mit einem Re- ferat und anschließender Diskussion von Jutta Gemeinhardt zum Thema „Interkultureller Eis- berg“. Das Projekt wird an dieser Veranstal- tung ebenfalls vorgestellt. An den staatlich anerkannten Johannes-Kepler Privatschulen Gymnasium & Realschule werden neben den schulischen Ausbildungen auch ein besonderer Wert auf das soziale Engagement und Förderung dieser Kompetenzen gelegt. Auch stellt die Schulsozialarbeit durch Mento- ring und Elternarbeit ein besonderes Merkmal unserer Schule dar. Termin: Dienstag, 11. März 2014, 18.30 Uhr Ort: Johannes-Kepler Privatschulen, Daimler- straße 7, KA-Nordweststadt Eintritt frei Veranstalter: Johannes-Kepler Privatschulen www.kepler-privatschulen.de Projekt im Rahmen der Wochen gegen Rassismus Privatschulen G y m n a s i u m & R e a l s c h u l e s t a a t l i c h a n e r k a n n t „Interkultureller Eisberg“ Referat im Rahmen der Projekteröffnung „WERTvollerKOFFER“ 110 Rassismus und Diskriminierung Rassismus wird in dem Internationalen Über- einkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung aus dem Jahre 1965 fol- gendermaßen definiert: „Jede auf der Rasse, der Hautfarbe, der Ab- stammung, dem nationalen Ursprung oder dem Volkstum beruhende Unterscheidung, Ausschlie- ßung, Beschränkung oder Bevorzugung, die zum Ziel oder zur Folge hat, dass dadurch ein gleichberechtigtes Anerkennen, Genießen oder Ausüben von Menschenrechten und Grundfrei- heiten im politischen, wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen oder jedem sonstigen Bereich des öffentlichen Lebens vereitelt oder beeinträch- tigt wird.“ Basierend auf dem Grundsatz, dass alle Men- schen frei und gleich an Würde und Rechten geboren sind, stellt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 in Artikel 2 des- halb unmissverständlich fest: „Jeder Mensch hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeine Unterscheidung, wie etwa nach Rasse, Farbe, Geschlecht, Sprache, Reli- gion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, nach Vermö- gen, Geburt oder sonstigem Status...“. In der Präambel des Internationalen Überein- kommens zur Beseitigung jeder Form von Ras- sendiskriminierung bekräftigen die Vereinten Nationen, „dass jede Lehre von einer auf Rassenunter- schiede gegründeten Überlegenheit wissen- schaftlich falsch, moralisch verwerflich sowie sozial ungerecht und gefährlich ist und dass eine Rassendiskriminierung, gleichviel ob in Theorie oder in Praxis, nirgends gerechtfertigt ist ...“ und erklären, „dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind und ein Recht auf gleichen Schutz des Ge- setzes gegen jede Diskriminierung und jedes Aufreizen zur Diskriminierung haben“. Die Internationale Städte-Koalition gegen Rassismus Die „Internationale Städte-Koalition gegen Rassismus“ ist eine Initiative der UNESCO, die 2004 gestartet wurde. Das Ziel ist, ein welt- weites Netzwerk von Städten einzurichten, die sich gemeinsam für einen wirkungsvollen Kampf gegen Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit einsetzen. Internationale Konventionen, Erklärungen und Verfahren müssen von den einzelnen Staaten ratifiziert und umgesetzt werden. Gleichzeitig ist es aber sehr wichtig, dass auch die loka- le Ebene, auf der sich Menschen unterschied- lichster Herkunft und Eigenschaften tagtäglich begegnen, und die Opfer von Diskriminierung mit einbezogen werden. Nur so ist sicherzustel- len, dass die internationalen und nationalen Rechtsinstrumente auch tatsächlich angewandt und konkrete Probleme vor Ort berücksichtigt werden. Deshalb kommt den Kommunen in Zeiten fort- schreitender Globalisierung und Urbanisierung eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, eine tolerante und solidarische Gesellschaft zu gestalten und allen Stadtbewohnern, gleich welcher nationalen, ethnischen, kulturellen, reli- giösen oder sozialen Zugehörigkeit, ein Leben in Würde, Sicherheit und Gerechtigkeit zu er- möglichen. Koalitionen gibt es mittlerweile auf verschie- denen Kontinenten: Der asiatische Koordinati- onssitz liegt in Bangkok, während die afrika- nische Koalition ihre Koordinationsstädte nach Regionen aufteilt (Bamako, Durban, Kigali und Nairobi). Der lateinamerikanische Koordinati- onssitz liegt in Montevido und Calgary ist Sitz der kanadischen Städtekoalition auf Ländere- bene. Im Jahr 2008 kam die Arabische Region hinzu und im September letzten Jahres die ver- einigten Staaten von Amerika. Im Jahr 2008 hat die UNESCO eine „Internati- Europäische Städte-Koalition gegen Rassismus ECCAR und der Zehn-Punkte-Aktionsplan Europäische Städte-Koalition gegen Rassismus 111 onale Städte-Koalition gegen Rassismus“ ins Le- ben zu rufen, um die speziellen Eigenheiten und Prioritäten der verschiedenen Weltregionen zu berücksichtigen und eine engere Abstimmung der sechs regionalen Netzwerke zu erreichen. Die Europäische Städte-Koalition gegen Rassismus Am 10. Dezember 2004 wurde in Nürnberg die „Europäische Städte-Koalition gegen Ras- sismus“ gegründet und ein „Zehn-Punkte-Akti- onsplan“ mit konkreten Handlungsbeispielen verabschiedet. Die Koalition hat sich zum Ziel gesetzt, Rassis- mus und Diskriminierung auf kommunaler Ebe- ne zu bekämpfen und dadurch einen Beitrag zum Schutz der Menschenrechte, zur Förderung der Integration und zur Achtung der Vielfalt in Europa zu leisten, die Mitgliedsstädte durch den „Zehn-Punkte-Aktionsplan gegen Rassis- mus“ bei dieser Aufgabe zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, Prioritäten zu setzen, ihre Strategien zu optimieren und ihre Zusam- menarbeit zu intensivieren, die Kooperation mit Institutionen und Organisationen, die sich eben- falls der Bekämpfung von Rassismus und Diskri- minierung verschrieben haben, zu stärken und das gemeinsame Interesse der Mitgliedsstädte gegenüber der Europäischen Union, dem Euro- parat und den Regierungen der europäischen Staaten zu vertreten und zu fördern. Um diese Ziele erreichen und wirksam arbei- ten zu können, wurde die Koalition inzwischen auf eine rechtliche Grundlage gestellt und als Verein „Europäische Städte-Koalition ge- gen Rassismus e.V.“ eingetragen. Karlsruhe ist Gründungsmitglied dieses Vereins und ist - vertreten durch das Kulturamt - Mitglied des Lenkungsausschusses der Koalition. Die aktuelle Geschäftsstelle der ECCAR liegt in Potsdam, während der Vorsitz der Städtekoalition in Toulouse Nancy ist. Im März 2013 waren be- reits 21 deutsche Städte Teil des Netzwerkes und aktuell 110 Städte in ganz Europa. ECCAR Zehn-Punkte-Aktionsplan Der Zehn-Punkte- Aktionsplan zur Bekämpfung von Rassismus auf kommu- naler Ebene in Europa 1 Verstärkte Wachsamkeit gegenüber Rassis- mus Aufbau eines Überwachungs- und Solidari- täts-Netzwerkes Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Einrichtung eines Beratungsgremiums, in dem verschiedene gesellschaftliche Akteure ver- treten sind (Jugendliche, Künstler, Repräsen- tanten von Nichtregierungsorganisationen, der Polizei, der Justiz, der Stadtverwaltung etc.), um die örtliche Situation einschätzen zu können. Entwicklung eines Systems in Zusammenarbeit mit Organisationen der Zivilgesellschaft, um rasch auf rassistische Handlungen reagieren und die zuständigen Behörden informieren zu können. Thematisierung von Rassismus und Diskriminie- rung in möglichst vielen Institutionen und Or- ganisationen in der Stadt. 2 Bewertung der örtlichen Situation und der kommunalen Maßnahmen Aufbau einer Datensammlung, Formulierung erreichbarer Ziele und Entwicklung von Indika- toren, um die Wirkung der kommunalen Maß- nahmen bewerten zu können. Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, um die Daten und Informationen regelmä- ßig analysieren und Studien zur örtlichen Situation erstellen zu können. Entwicklung konkreter, stadtspezifischer Emp- fehlungen auf der Grundlage der Datena- nalyse 3 Bessere Unterstützung für die Opfer von Rassismus und Diskriminierung Unterstützung für die Opfer, damit sie sich künftig besser gegen Rassismus und Diskrimi- 112 nierung wehren können. Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Einrichtung der Stelle einer Ombudsperson oder einer Anti-Diskriminierungs-Abteilung in der Stadtverwaltung, die sich mit entspre- chenden Beschwerden befasst. Förderung örtlicher Einrichtungen, die Opfern rechtlichen und psychologischen Beistand leisten. Entwicklung vorbeugender Maßnahmen im Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung Einführung von Disziplinarmaßnahmen gegen Mitarbeiter/innen der Stadtverwaltung, die sich rassistischen Verhaltens schuldig ge- macht haben. 4 Bessere Beteiligungs- und Informations- möglichkeiten für die Bürger/innen Bessere Information der Bürger/innen über ihre Rechte und Pflichten, über Schutzmaßnahmen, rechtliche Möglichkeiten und Sanktionen für rassistisches Verhalten. Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Verbreitung von Publikationen, die über die Rechte und Pflichten der Bürger/innen in einer multikulturellen Gesellschaft, über die Anti-Rassismus-Politik der Stadtverwaltung, über Sanktionen für rassistisches Verhalten und über Kontaktadressen informieren, an die sich Opfer oder Zeugen gegebenenfalls wenden können. Regelmäßige Durchführung eines vielfältigen Veranstaltungsprogramms zum „Internatio- nalen Tag gegen Rassismus und Diskriminie- rung“ am 21. März, um die Öffentlichkeit zu informieren und zu sensibilisieren. Unterstützung der Nichtregierungsorganisati- onen in ihren Bemühungen, über Rassismus und Diskriminierung aufzuklären und Akti- onen gegen diese Phänomene zu entwickeln. 5 Die Stadt als aktive Förderin gleicher Chan- cen Förderung gleicher Chancen auf dem Arbeits- markt. Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Aufnahme von Anti-Diskriminierungs-Bestim- mungen in städtische Verträge und bei der Vergabe von Lizenzen (z.B. Gaststätten, Dis- kotheken etc.). Öffentliche Auszeichnung von örtlichen Unter- nehmen, die den Kampf gegen Rassismus und Diskriminierung aktiv unterstützen . Wirtschaftliche Förderung diskriminierter Gruppen. Förderung von interkulturellen Fortbildungsan- geboten für Firmenangestellte in Koopera- tion mit Gewerkschaften, Berufs-, Handels- und Industrievereinigungen. 6 Die Stadt als Arbeitgeberin und Dienstlei- sterin, die gleiche Chancen nachhaltig fördert Die Stadt verpflichtet sich, als Arbeitgebe- rin und Dienstleisterin Chancengleichheit und Gleichberechtigung zu gewährleisten. Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Einführung von Maßnahmen zur Förderung der interkulturellen Kompetenz innerhalb der Stadtverwaltung. Förderung der Beschäftigung von Personen mit Migrationshintergrund und aus diskrimi- nierten Gruppen in der Stadtverwaltung. 7 Chancengleichheit auf dem Wohnungs- markt Entwicklung konkreter Maßnahmen zur Be- kämpfung von Diskriminierung bei Vermittlung und Verkauf von Wohnungen Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Entwicklung von Leitlinien oder Verhaltensko- dices für städtische und private Unterneh- men, die auf dem Immobilienmarkt tätig sind, um Diskriminierungen bei Vermietung und Verkauf von Wohnraum zu bekämpfen. Gewährung von Anreizen für Hauseigentümer und Immobilienmakler, die sich zur Einhal- tung des städtischen Verhaltenskodex‘ ge- gen Diskriminierung verpflichten. Unterstützung von Personen, die von Diskrimi- nierung betroffen sind, bei der Suche nach Wohnraum. 113 8 Bekämpfung von Rassismus und Diskrimi- nierung durch Bildung und Erziehung Entwicklung von Maßnahmen gegen ungleiche Bildungs- und Erziehungschancen; Förderung von Toleranz und interkultureller Verständigung durch Bildung und Erziehung. Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Entwicklung von Maßnahmen, um Chancen- gleichheit beim Zugang zu Bildung und Er- ziehung sicherzustellen. Einführung einer Anti-Diskriminierungs-Charta für städtische Bildungseinrichtungen. Verleihung des Titels „Schule ohne Rassismus“ als Auszeichnung für vorbildliche anti-rassi- stische Aktivitäten und Stiftung eines Preises, der regelmäßig für die besten schulischen Initiativen gegen Rassismus und Diskriminie- rung vergeben wird. Entwicklung von Lehrmaterial zur Förderung von Toleranz, Menschenrechten und interkul- tureller Verständigung. 9 Förderung der kulturellen Vielfalt Förderung der kulturellen Vielfalt in den Kul- turprogrammen, im öffentlichen Raum und im städtischen Leben. Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Förderung der Herstellung von Filmmateri- al, Dokumentationen etc., die es den von Rassismus und Diskriminierung betroffenen Bevölkerungsgruppen und Personenkreisen ermöglichen, ihre Anliegen und Erfahrungen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Regelmäßige finanzielle Förderung von kultu- rellen Projekten und Begegnungsstätten, die die kulturelle Vielfalt der städtischen Bevöl- kerung repräsentieren. Integration dieser Programme in die offiziellen Kulturange- bote der Stadt. Benennung öffentlicher Bereiche (Straßen, Plätze, etc.) zur Erinnerung an diskriminierte Personen oder Gruppen, bzw. entspre- chende Ereignisse. 10 Rassistische Gewalttaten und Konfliktma- nagement Entwicklung oder Unterstützung von Maßnah- men zum Umgang mit rassistischen Gewalttaten und Förderung des Konfliktmanagements. Beispiele für Aktivitäten, u.a.: Einsetzung eines Expertengremiums (Wis- senschaftler, Praktiker, Betroffene), das die Stadtverwaltung und die Bevölkerung berät, Konfliktsituationen analysiert und vor übereilten Reaktionen warnt. Entwicklung eines Angebots an Konfliktma- nagement- und Mediationsprogrammen für relevante Institutionen wie Polizei, Schulen, Jugendzentren, Integrationseinrichtungen etc. 114 115 116 117 118 119 Was ist kompetent vor Ort? Die Beratungsstelle „kompetent vor Ort. für Demokratie – gegen Rechtsextremismus“ bietet Fachinformationen und Beratung zum Thema Rechtsextremismus. Sie ist Teil des Beratungsnetzwerks „kompetent vor Ort“ in Baden-Württemberg. Wer kann Beratung erhalten? Grundsätzlich kann jede/r als Einzelperson oder als Einrichtung kostenlos Beratung erhalten. Angesprochen sind insbesondere Betroffene von rechtsextremen Übergriffen, zivilgesellschaftliche Initiativen, Eltern und Angehörige rechtsextremer Personen, Mitarbeiter/innen in Schulen und Einrichtungen der Jugendhilfe sowie Personen aus Verwaltung, Vereinen, Verbänden und Betrieben, die sich gegen rechtsextremistische, menschenverachtende Vorkommnisse engagieren wollen. Wie erfolgt die Beratung? „kompetent vor Ort“ hat zum Ziel, Betroffene unbürokratisch im Umgang mit rechtsextremen Personen und Erscheinungsformen zu unterstützen. Ein mobiles Expertenteam entwickelt gemeinsam mit den Betroffenen individuell zugeschnittene Handlungsstrategien. Die Beratung ist vertraulich und kostenfrei. Ansprechpartner in Karlsruhe: Stadtjugendausschuss e.V. / jubez Kronenplatz 1 76133 Karlsruhe 0721/133-5630 beratungsnetzwerk@stja.de www.kompetentvorort.de ©Thinkstock/iStock 120 Das P rogra mm. 2014
https://www.karlsruhe.de/b1/kultur/interkultur/gegenrassismus/archiv/HF_sections/content/1484727851155/Layout_2014_V5.pdf
Stadt Karlsruhe Sozial- und Jugendbehörde | Büro für Integration KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN 2 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN SOZIAL- UND JUGENDBEHÖRDE | BÜRO FÜR INTEGRATION | 3 www.karlsruhe.de/soziales INHALT 1. Einleitung 4 2. Migration in Karlsruhe 5 2.1. Sozialräumliche Verteilung in den Karlsruher Stadtteilen 7 2.2. Einbürgerungen 8 3. Integrationsplan für Karlsruhe 9 3.1. Beteiligungsprozess 9 3.2. Aufbau, Struktur 9 3.3. Prozesscharakter 10 4. Handlungsfelder 10 4.1. Soziale Partizipation: Bildung, Ausbildung, Erwerbsleben 10 4.1.1. Vorschulische Bildung 10 4.1.3. Schulische Bildung 11 4.1.4. Übergang Schule – Beruf 13 4.1.5. Erwerbsleben 14 4.2. Gesellschaftliche Partizipation: Bürgerschaftliches Engagement und interkulturelle Öffnung der Verwaltung 14 4.2.1. Bürgerschaftliches Engagement 14 4.2.2. Interkulturelle Öffnung der Verwaltung 15 4.3. Kulturelle Partizipation: interkulturelle und interreligiöse Begegnung 16 4.3.1. Interkulturelle Begegnung 16 4.3.2. Interreligiöse Begegnung 17 4.3.3. Zugang zu Dienstleistungen 18 4.4. Gesundheit und Sport 18 4.4.1. Gesundheit 18 4.4.2. Sport 19 Impressum 21 4 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN 1. EINLEITUNG Der vorliegende Integrationsplan ist eine Weiterführung der Karlsruher Leitlinien zur Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern. In einem kommunalen Integrationsplan werden die Richtlinien für die kommunale Integrationspolitik vorgegeben, da Integration in besonderem Maße auf der kommunalen Ebene gelebt und umgesetzt wird. Hier findet politische Partizipation und Teilhabe am öffentlichen Leben statt. Das Thema Integration ist zudem ein wichtiges kommunales Anliegen, um den Zusammenhalt und die Solidarität in unserer Stadtgesellschaft zu stärken. Die Weiterführung der Leitlinien ist aber auch sichtbares Bestreben und Auftrag der Stadt Karlsruhe, den gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht zu werden: Positives aufzunehmen und negativen Entwicklungen entgegen zu wirken. Integration ist zudem eine Querschnittsaufgabe, die themenübergreifend alle Bereiche der kommunalen Politikfelder anbelangt und damit die Partizipation der Karlsruher Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund auf allen Ebenen stärken soll. Karlsruhe ist eine moderne Stadt der Vielfalt. Seit ihrer Gründung haben hier viele unterschiedliche Menschen unterschiedlicher Herkunft, kultureller Sozialisation und religiöser Überzeugung ihr Zuhause gefunden. Ihre Zuwanderung ist in der Rückschau für die Stadt Bereicherung und Zugewinn gewesen. So muss auch in Zukunft Zuwanderung als Erweiterung kultureller Vielfalt und Öffnung verstanden werden. Der demografische Wandel und der absehbare Mangel an gut ausgebildeten Fachkräften bedeuten für die Stadt, will sie ihre Zukunftsfähigkeit als Wirtschaftsstandort sichern, dass die Zuwanderung von spezialisiertem Fachpersonal immanent wichtig ist. Hierzu bedarf es einer deutlichen Willkommenskultur. In unserer Stadt leben bereits sehr viele gut ausgebildete, erfolgreiche Migrantinnen und Migranten, die mit Blick auf ihren Erfolg und ihrer Stellung in der Gesellschaft berechtigte Erwartungen in Bezug auf gesellschaftliche und politische Teilnahme haben. Hier ist die Kommune gefordert, stärker aktiv zu werden und die gleichberechtigte Einbindung aller in die Gestaltung des Gemeinschaftslebens selbstverständlich zu machen. Es gibt jedoch auch Migrantinnen und Migranten, deren Teilhabechancen gering sind, da sie keinen Bildungs- und Berufsabschluss haben oder die im Herkunftsland erworbene Qualifikation nicht anerkannt ist. Hier gilt es, bedarfsorientierte, geschlechts- und altersspezifische Angebote zu schaffen und umzusetzen, aber auch bestehende Angebote zu vernetzen. Ein besonderes Augenmerk der Stadt sollte hierbei auf der Erleichterung der Anerkennung ausländischer Schul- und Berufsausbildung liegen. Ziel ist es, die Potenziale von Migrantinnen und Migranten, die in unserer Stadt leben zu nutzen und zu fördern. Den in Karlsruhe lebenden älteren Menschen mit Migrationshintergrund muss mehr Beachtung zukommen. Anhand von nachholender Integration sollen ihr Zugang zu sozialen Diensten und Gesundheitsprävention erhöht und Barrieren abgebaut werden. Der Integrationsplan ist ein wichtiger Schritt, um die gleichberechtigte Teilhabe aller – unabhängig von Herkunft und sozialer Lage oder Geschlecht zu fördern und aktiv gegen jegliche Form von Rassismus und Diskriminierung anzugehen. Chancengleichheit und Gerechtigkeit wird bei allen Entscheidungen und Maßnahmen – beispielsweise bei der Kindergartenplatzvergabe – gefördert und berücksichtigt. Mit Hilfe eines breit angelegten Beteiligungsprozesses (s. Kap 3) werden integrationsfördernde Ziele und Maßnahmen zu deren Umsetzung erarbeitet. Dabei ist ein Anliegen, dass die Angebote und Maßnahmen in erster Linie bedarfsgerecht und geschlechtssensibel und nicht herkunftsorientiert sind. Gemäß neuerer sozialwissenschaftlicher Studien wie der Sinus-Studie über Migranten-Milieus unterscheiden sich Migrantinnen und Migranten auch innerhalb einer Ethnie hinsichtlich ihrer Wertvorstellungen oder Alltagspraktiken unter Umständen enorm. Dies heißt, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund nicht primär entsprechend ihrer Herkunftsgruppe oder Ethnie differenzieren, sondern sich vielmehr entlang ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Milieus orientieren. Die Milieus spiegeln dabei die unterschiedlichen Wertvorstellungen, Lebenslagen oder Einstellungen, aber auch Ästhetikvorstellungen wider. Der Studie zufolge verbindet Menschen des gleichen Milieus mit unterschiedlichem Migrationshintergrund offenbar mehr miteinander als Menschen gleicher Herkunftskultur in anderen Milieus. Die Milieu-Studie verweist somit statt auf statische Kategorien wie „Herkunftskultur“ auf dynamische Konzepte der Lebensführung1. Auf Integrationsprozesse bezogen heißt dies, dass es nicht um die Integration „des Migranten“ oder „der Migrantin“ in eine bestehende Gesellschaft geht, sondern vielmehr um die Integration aller in eine sich stets verändernde Gesellschaft. Anhand des vorliegenden Integrationsplans wird berücksichtigt, dass sich der Integrationsprozess auf mehreren Ebenen vollzieht. Er ist folglich entlang der verschiedenen Partizipationsmöglichkeiten sozialer, kultureller oder gesellschaftlicher Teilhabe in verschiedene Handlungsfelder gegliedert. 1 Anhand der Sinus-Studie über Migranten-Milieus sind acht verschiedene Milieus entlang von Wertorientierungen, Lebensstilen und sozialen Lagen identifizierbar. In: vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. 2009. Migranten-Milieus. vhw-Schriftenreihe 1, Berlin. SOZIAL- UND JUGENDBEHÖRDE | BÜRO FÜR INTEGRATION | 5 www.karlsruhe.de/soziales Bevor die einzelnen Handlungsfelder im vierten Kapitel dargestellt werden, wird in Kapitel drei das Vorhaben Integrationsplan unter Berücksichtigung des Beteiligungsprozesses erläutert. Zwei wesentliche Bedeutungen stehen dabei im Vordergrund: Zum einen stellt der Integrationsplan für die Verwaltung selbst eine Grundlage für integrationspolitische Ziele und Maßnahmen dar, zum anderen ist er eine Basis für Bürgerbeteiligung und liefert somit den Rahmen für einen lebendigen Dialog zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Verwaltung, der wiederum aufgrund der regelmäßigen Fortschreibung in das Konzept einfließt. Zunächst wird jedoch im folgenden Kapitel die örtliche Datenlage unter Berücksichtigung der sozialräumlichen Verteilung, des Anteils der Migrantinnen und Migranten mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit sowie die Zahl der Einbürgerungen beleuchtet. 2. MIGRATION IN KARLSRUHE Knapp ein Fünftel der in Deutschland lebenden Menschen hat einen Migrationshintergrund, das sind rund 15,6 Millionen Personen. Dabei ist die Bevölkerungsgruppe aufgrund der verschiedenen Herkunftsländer oder Wanderungsmotive äußerst heterogen. Die Definition „Menschen mit Migrationshintergrund“ schließt sowohl Menschen mit eigenen Migrationserfahrungen als auch deren in Deutschland geborene Nachkommen, Deutsche mit Migrationshintergrund und Ausländerinnen und Ausländer2 mit ein. Eine allgemein akzeptierte und in den amtlichen Statistiken durchgängig angewandte Definition von dieser Personengruppe gibt es derzeit nicht. Daher basieren Analysen zu Migrationsfragen bisher auf Daten, die vor allem die Staatsangehörigkeit, nicht aber die persönliche oder familiäre Herkunft berücksichtigen. 2 Ausländer sind Personen, die eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen oder staatenlos sind beziehungsweise deren Staatsangehörigkeit nicht geklärt ist. Nicht in der Ausländerzahl enthalten sind Personen, die - neben der deutschen noch eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen (dies gilt insbesondere bei Aussiedlern, die neben ihrer ausländischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit angeben) - Angehörige der ausländischen Stationierungsstreitkräfte sowie der ausländischen diplomatischen und konsularischen Vertretungen mit ihren Familienangehörigen - Lebendgeborene, bei denen nur ein Elternteil Ausländer ist (vgl. auch Artikel 4 des Gesetzes vom 30. Juni 1993 (BGBl. I Seite 1062)). Im Integrationsplan wird der Begriff „Ausländer“ aufgrund der statistischen Sprachregelung übernommen, obwohl der Begriff zwischenzeitlich antiquiert ist. Zu den Migrantinnen und Migranten zählen sowohl Personen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen (Ausländer) als auch die Personen, die eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und gleichzeitig anhand der Eintragungen im Einwohnermelderegister (zum Beispiel Geburtsort) einen persönlichen Migrationshintergrund erkennen lassen. Hierzu werden auch deutsche Kinder- und Jugendliche nach dem Optionsmodell gemäß § 29 StAG gerechnet. Nicht in der Gruppe der Migranten enthalten sind nach Definition der Kommunalstatistik Personen mit einem (lediglich) familiären Migrationshintergrund (zum Beispiel in Deutschland geborene Kinder von (Spät-) Aussiedlern). Die kommunale Statistik bezieht ihre Daten aus dem Melderegister, weshalb der familiäre Migrationshintergrund hier nicht erfasst werden kann. Der familiäre Migrationshintergrund einer Person kann zum Beispiel über eine direkte Befragung wie den Mikrozensus erhoben werden. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung liegt damit bei 19 Prozent. Während sich die Zahl der deutschen Staatsbürgerinnen- und bürger mit Migrationshintergrund erhöht hat, stagniert die Zahl der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland seit circa zehn Jahren bei 7,2 Millionen.3 Zudem ist anzumerken, dass die Zuwanderung nach Deutschland schrumpft und die Abwanderung steigt.4 Unter den Flächenländern hat Baden- Württemberg mit 25 Prozent den höchsten Migrantenanteil, übertroffen nur noch von Hamburg und Bremen mit rund 26 Prozent.5 Die Alterspyramide für Deutschland im Jahr 2008 zeigt, dass der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung in den jüngeren Altersstufen am größten ist. So haben inzwischen 34,4 Prozent der Kinder unter fünf Jahren einen Migrationshintergrund, bei den Kindern bis zum Lebensalter von zehn Jahren sind es 32,7 Prozent. Auch in der Altersgruppe bis 35 Jahre ist der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund mit 27,3 Prozent deutlich über ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Dagegen beträgt der Migrantenanteil in der Altersgruppe über 65 Jahre nur 8,5Prozent. Das Durchschnittsalter der Personen mit Migrationshintergrund ist 34,4 Jahre, bei Personen ohne Migrationshintergrund sind es 45,3 Jahre.6 In Karlsruhe leben 10,1 Prozent Deutsche mit erkennbarem persönlichem Migrationshintergrund und 14,5 Prozent der Menschen besitzen keine deutsche Staatsangehörigkeit. Zusammen ergeben dies 24,6 Prozent Migrantinnen und Migranten.7 In Zahlen sind dies über 41 000 Menschen aus über 150 Nationen; vertreten sind alle Kontinente. Die größte Bevölkerungsgruppe in Karlsruhe stammt mit 6.087 Personen aus der Türkei, gefolgt von Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien beziehungsweise dessen Nachfolgestaaten (5.523) und Italienern (4.214). Die Zuwanderinnen und Zuwanderer kommen vor allem aus Europa, hiervon knapp mehr als die Hälfte mit 15.571 Personen aus EU-Staaten. 3 Statistisches Bundesamt. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Ausländische Bevölkerung. Ergebnisse des Ausländerzentralregisters 2009. Fachserie 1, Reihe 2, Wiesbaden, 2010. Seite 23. 4 Bade, Klaus 2009. Von der Arbeitswanderung zur Einwanderungsgesellschaft. 5 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 6 8. Bericht der Beauftragten der Bundesregierung über die Lage von Ausländerinnen und Ausländern 7 Statistisches Jahrbuch der Stadt Karlsruhe 2011. 6 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN Herkunftsland Ausländer davon Herkunftsland Ausländer davon zusammen Männer Frauen Kinder zusammen Männer Frauen Kinder (18 Jahre und älter) (18 Jahre und älter) unter 18 Jahren (18 Jahre und älter) (18 Jahre und älter) unter 18 Jahren Staaten der EU Argentinien 56 27 25 4 Belgien 123 57 52 14 Bolivien 24 9 13 2 Bulgarien 699 365 292 42 Brasilien 302 83 190 29 Dänemark 47 23 22 2 Chile 62 33 25 4 Estland 41 15 21 5 Haiti 4 3 - 1 Finnland 52 18 30 4 Kanada 86 38 41 7 Frankreich 1.611 774 723 114 Kolumbien 97 40 55 2 Griechenland 832 453 315 64 Mexiko 121 67 51 3 Großbritannien 349 180 147 22 Peru 99 39 54 6 Irland 58 32 18 8 Venezuela 44 27 17 - Italien 4.214 2.224 1.548 442 Vereinigte Staaten 588 336 208 44 Lettland 73 24 44 5 übrige amerikanische Litauen 218 46 144 28 Staaten 236 116 106 14 Luxemburg 164 116 48 - Amerika 1.719 818 785 116 Malta - - - - Niederlande 243 129 96 18 Österreich 655 311 311 33 Polen 1.971 752 1.033 186 Portugal 426 191 169 66 Afghanistan 181 84 47 50 Rumänien 1.768 888 757 123 China (Volksrepubl.) 1.268 635 553 80 Schweden 81 39 32 10 Georgien 248 60 154 34 Slowakische Republik 138 46 72 20 Indien 421 287 100 34 Slowenien 63 28 33 2 Indonesien 196 100 70 26 Spanien 1.008 466 487 55 Irak 581 313 141 127 Tschechische Republik 166 59 98 9 Iran 376 190 155 31 Ungarn 569 299 243 27 Israel 76 35 26 15 Zypern 2 2 - - Japan 177 52 116 9 EU-Staaten zusammen 15.571 7.537 6.735 1.299 Jordanien 30 12 15 3 Kasachstan 200 85 94 21 sonstige europäische Libanon 184 136 32 16 Staaten Malaysia 45 30 14 1 Bosnien-Herzegow. 1.012 442 421 149 Pakistan 266 162 73 31 Island 21 9 9 3 Philippinen 73 7 60 6 Kroatien 2.262 1.027 1.095 140 Sri Lanka 174 88 57 29 Mazedonien 302 133 119 50 Süd-Korea 192 56 110 26 Norwegen 35 15 16 4 Syrien 111 65 35 11 Russland 1.633 548 889 196 Taiwan (Rep. China) 32 9 22 1 Schweiz 224 99 113 12 Thailand 394 53 307 34 Serbien und Vietnam 350 140 154 56 Montenegro 1.884 759 901 224 übrige asiatische Türkei 6.087 2.881 2.467 739 Staaten 588 277 243 68 Ukraine 1.160 422 621 117 Asien 6.163 2.876 2.578 709 Weissrussland 136 44 72 20 übrige europäische Staaten 593 241 263 89 Europa 30.920 14.157 13.721 3.042 Ägypten 70 40 20 10 Australien 71 35 29 7 Äthiopien 72 30 33 9 Neuseeland 20 11 5 4 Algerien 144 102 31 11 übrige ozeanische Eritrea 63 18 38 7 Staaten 4 2 2 - Ghana 91 35 41 15 Australien und 95 48 36 11 Kamerun 473 271 158 44 Ozeanien Marokko 349 245 92 12 Nigeria 128 83 34 11 Somalia 91 44 23 24 Tunesien 266 191 68 7 Ohne Angabe 98 54 29 15 übrige afrikanische Staaten 410 193 162 55 Afrika 2.157 1.252 700 205 Insgesamt 41.152 19.205 17.849 4.098 Quelle: Statistisches Jahrbuch Stadt Karlsruhe 2011 SOZIAL- UND JUGENDBEHÖRDE | BÜRO FÜR INTEGRATION | 7 www.karlsruhe.de/soziales 2.1. SOZIALRÄUMLICHE VERTEILUNG IN DEN KARLSRUHER STADTTEILEN Bevölkerung mit erkennbarem Migrationshintergrund in Karlsrhe 2010 nach Stadtteilen Bevölkerung mit erkennbarem Migrationshintergrund in Karlsruhe 2010 nach Stadtteilen Stadtteil Wohnbevölkerung darunter Ausländer Deutsche mit erkennbarem Migranten 1) zusammen pers.önlichen Migrationshintergrund Anzahl Anzahl % Anzahl % Anzahl % 01 Innenstadt-Ost 5.988 1.693 28,3 933 15,6 2.626 43,9 02 Innenstadt-West 9.111 2.347 25,8 708 7,8 3.055 33,5 03 Südstadt 16.505 4.271 25,9 1.779 10,8 6.050 36,7 04 Südweststadt 19.336 2.811 14,5 1.631 8,4 4.442 23,0 05 Weststadt 19.337 3.504 18,1 1.742 9,0 5.246 27,1 06 Nordweststadt 10.950 1.341 12,2 1.281 11,7 2.622 23,9 07 Oststadt 18.527 4.608 24,9 1.669 9,0 6.277 33,9 08 Mühlburg 15.714 3.026 19,3 1.882 12,0 4.908 31,2 09 Daxlanden 11.714 937 8,0 1.167 10,0 2.104 18,0 10 Knielingen 8.862 1.085 12,2 725 8,2 1.810 20,4 11 Grünwinkel 10.234 1.228 12,0 1.001 9,8 2.229 21,8 12 Oberreut 9.689 1.323 13,7 2.288 23,6 3.611 37,3 13 Beiertheim-Bulach 6.594 595 9,0 421 6,4 1.016 15,4 14 Weiherfeld-Dammerstock 6.016 478 7,9 379 6,3 857 14,2 15 Rüppurr 10.151 590 5,8 524 5,2 1.114 11,0 16 Waldstadt 12.291 1.612 13,1 1.684 13,7 3.296 26,8 17 Rintheim 5.546 709 12,8 794 14,3 1.503 27,1 18 Hagsfeld 6.974 793 11,4 977 14,0 1.770 25,4 19 Durlach 29.534 3.997 13,5 2.649 9,0 6.646 22,5 20 Grötzingen 9.238 776 8,4 609 6,6 1.385 15,0 21 Stupferich 2.687 100 3,7 74 2,8 174 6,5 22 Hohenwettersbach 2.866 125 4,4 113 3,9 238 8,3 23 Wolfartsweier 3.160 198 6,3 179 5,7 377 11,9 24 Grünwettersbach 3.991 158 4,0 131 3,3 289 7,2 25 Palmbach 1.685 94 5,6 47 2,8 141 8,4 26 Neureut 16.950 1.635 9,6 1.625 9,6 3.260 19,2 27 Nordstadt 9.398 1.118 11,9 1.443 15,4 2.561 27,3 Stadt Karlsruhe 283.048 41.152 14,5 28.455 10,1 69.607 24,6 1) Ohne in Deutschland geborene Kinder von Bewohnern mit persönlichem Migrationshintergrund. Quelle: Statistisches Jahrbuch Stadt Karlsruhe 2011 Bezogen auf die Karlsruher Stadtteile ist mit über 28 Prozent der Anteil der ausländischen Bevölkerung in der Innenstadt-Ost am höchsten; es folgen mit jeweils rund 26 Prozent die Südstadt und die Innenstadt West. Ebenfalls einen hohen Anteil hat die Oststadt mit fast 25 Prozent. Der gesamtstädtische Durchschnitt beträgt 14,5 Prozent. Deutlich unterdurchschnittlich ist der Anteil der ausländischen Bevölkerung mit Werten zwischen 3,7 Prozent und 6,3 Prozent in den Karlsruher Höhenstadtteilen. Den höchsten Anteil an Deutschen mit Migrationshintergrund weist mit 23,6 Prozent Oberreut auf; in der Innenstadt-Ost und in der Nordstadt wohnen knapp über 15 Prozent Deutsche mit Migrationshintergrund. Der städtische Durchschnittswert liegt bei 10,1 Prozent. Insgesamt leben in der Innenstadt-Ost fast 44 Prozent Migrantinnen und Migranten, gefolgt von Oberreut mit 37,3 Prozent und von der Südstadt mit 36,7 Prozent. Der gesamtstädtische Durchschnitt liegt bei 24,6 Prozent. Nur in vier Stadtteilen beträgt der Anteil unter 10 Prozent. 8 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN 2.2. EINBÜRGERUNGEN Herkunftsgebiete der eingebürgerten Personen in Karlsruhe 2010 2 18 48 8 26 13 33 41 18 9 35 38 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 staatenlos/ungeklärt Amerika übriges Asien (ohne ehemalige Sowjetunion) Irak übriges Afrika Nordamerika übriges Europa Türkei Rumänien Polen Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion Anzahl Quelle: Statistisches Jahrbuch Stadt Karlsruhe 2011 Die Zahl der Einbürgerungen ist seit 2006 kontinuierlich zurückgegangen: Im Jahr 2006 bürgerten sich 531 Personen ein, 2007 waren es 381, 389 Einbürgerungen gab es im Jahr 2008 und 2009 wurden 333 Personen eingebürgert. Im Jahr 2010 ließen sich insgesamt 289 Personen einbürgern, die meisten davon (48) aus Asien (ohne ehemalige Sowjetunion) und aus der Türkei (41), gefolgt von 38 Personen aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion und 35 aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Fast die Hälfte der Eingebürgerten, also 48,8 Prozent ist zwischen 18 und unter 25 Jahre alt8, knapp ein Viertel (24,2 Prozent) befindet sich in der Altersgruppe der 35- bis unter 45-Jährigen.9 Die Einbürgerung ist ein bedeutender Schritt für die Integration in unsere Gesellschaft. Sie bedeutet das Ausüben des aktiven und passiven Wahlrechts, also die volle Teilhabe an den Bürgerrechten. Die Einbürgerung von Menschen aus verschiedenen Ländern bereichert Karlsruhe, macht es vielfältiger, offener und stärker. Dabei trägt eine hohe Zahl an Einbürgerungen zur besseren und langfristigen Integration 8 Optionsdeutsche, d.h. Kinder und Jugendliche, die sich bis spätestens zur Vollendung des 23. Lebensjahres zwischen der deutschen und einer anderen Staatsangehörigkeit entscheiden müssen, werden nicht zu den Einbürgerungen gezählt. 9 Statistisches Jahrbuch der Stadt Karlsruhe 2011. von Zugewanderten bei. Allerdings gelingt Integration nicht alleine durch die Zuerkennung eines Aufenthaltstitels oder durch Einbürgerung. Eine richtig verstandene Integration muss darüber hinaus Identität, ein gemeinsames „Wir -Gefühl“, stiften. Eingebürgerte weisen oftmals einen höheren Bildungsabschluss und eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt auf als ausländische und deutsche Gleichaltrige. Da Eingebürgerte aber statistisch als Deutsche erfasst werden, blieben diese Integrationserfolge lange verdeckt.10 10 Bade, Klaus 2009. Von der Arbeitswanderung zur Einwanderungsgesellschaft. SOZIAL- UND JUGENDBEHÖRDE | BÜRO FÜR INTEGRATION | 9 www.karlsruhe.de/soziales 3. INTEGRATIONSPLAN FÜR KARLSRUHE Ein kommunaler Integrationsplan verfolgt das Ziel, zentrale Vorstellungen für ein friedliches Miteinander von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in einem Gesamtkonzept zusammenzufassen und bei diesem Prozess in möglichst großem Umfang Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte gleichermaßen zu beteiligen. Der Integrationsplan für Karlsruhe basiert auf dem Nationalen Integrationsplan, dem Integrationsplan des Landes sowie auf den Leitlinien zur Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern, die der Gemeinderat am 23. September 2008 beschlossen hat. Bereits mit den Leitlinien hat die Stadt Karlsruhe das Ziel vorgegeben, unter Einbeziehung von Migrantinnen und Migranten die Grundlagen für eine gelingende Integration zu schaffen. Der Karlsruher Integrationsplan wurde gemeinsam mit dem Arbeitskreis Migrationsbeirat erarbeitet. 3.1. BETEILIGUNGSPROZESS Auf Grundlage der eher allgemein formulierten Leitlinien, fokussiert der Integrationsplan auf die Entwicklung konkreter Ziele und Maßnahmen, welche die künftige Integrationsarbeit vor Ort steuern sollen. Der Integrationsplan umreißt daher im Wesentlichen konkrete Handlungsvorschläge für Karlsruhe, die in einem breiten Beteiligungsprozess stets weiter entwickelt und vertieft werden und auf kommunaler Ebene realisierbar sind. Beteiligte, die im Rahmen der Umsetzung mitwirken sind unter anderem der Arbeitskreis Migrationsbeirat, Migrantinnen und Migranten, Migrantenselbstorganisationen, städtische Ämter, Vereine, ehrenamtlich Tätige sowie alle am Prozess Interessierte. Die direkte Beteiligung bei der Erarbeitung des Integrationsplanes, insbesondere bei der Formulierung von Zielen und Maßnahmen, ist eine wichtige Voraussetzung, Integrationspolitik zu einem gemeinsamen Thema von Bürgerschaft und Verwaltung zu machen und die Vielstimmigkeit der Stadtgesellschaft zu repräsentieren. Im Februar 2012 wurde der Entwurf Integrationsplan mit den städtischen Ämtern abgestimmt. Anschließend erfolgte die Vorstellung des Konzepts einer breiten Öffentlichkeit. In dieser Auftaktveranstaltung wurde für die die Beteiligung zur Weiterentwicklung des Konzepts geworben. Ende März 2012 haben sich Bürgerinnen und Bürger in themenbezogenen und moderierten Arbeitsgruppen an der inhaltlichen Ausgestaltung des Karlsruher Integrationsplans beteiligt, um Ziele, Indikatoren und Maßnahme gemeinsam zu erarbeiten. Durch den Austausch der Personen und Gruppen mit und ohne Migrationshintergrund sowie der Institutionen wurde zudem ein wichtiger interkultureller Dialog und Meinungsbildungsprozess angeregt. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung sind nun in das vorliegende Konzept eingearbeitet und wiederum mit dem Arbeitskreis Migrationsbeirat sowie den städtischen Ämtern abgestimmt. 3.2. AUFBAU, STRUKTUR Der Integrationsplan ist in folgende vier Handlungsfelder gegliedert: „„ Soziale Partizipation: Bildung, Ausbildung, Erwerbsleben „„ Gesellschaftliche Partizipation: Bürgerschaftliches Engagement und interkulturelle Öffnung der Verwaltung, „„ Kulturelle Partizipation: interkulturelle und interreligiöse Begegnung, „„ Gesundheit und Sport. Die Handlungsfelder beschreiben Lebensbereiche und / oder kommunale Aufgaben, die zum Teil auch die Mehrdimensionalität11 von Integrationsprozessen widerspiegeln, denn Integration zielt auf die Partizipation am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben ab. Jedes Handlungsfeld verfolgt eine wesentliche Zielsetzung. Daher wurde für jedes Handlungsfeld im Rahmen des Beteiligungsprozesses ein konkretes Ziel priorisiert. Die Ziele repräsentieren dabei, was die Stadt Karlsruhe auf Grundlage der Handlungsfelder integrationspolitisch jeweils erreichen möchte. Folglich wurden möglichst konkrete, umsetzbare Ziele für die einzelnen kommunalen Handlungsfelder erarbeitet. Um die Ziele messen zu können sind Indikatoren benannt. Diese geben darüber Auskunft, ob ein Ziel erreicht wurde beziehungsweise welcher Stand zu einem vorgegebenen Zeitpunkt erreicht ist und woran der gewünschte Zielerreichungsgrad gemessen werden soll. Schließlich wurden - ebenfalls unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger - Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele formuliert. 11 Friedrich Heckmann unterscheidet analytisch folgenden Dimensionen von Integration: strukturelle Integration, kulturelle Integration, soziale Integration und identifikatorische Integration; in: Bedingungen erfolgreicher Integration 2005. 10 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN Da Integration eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, ist bei der Umsetzung des Integrationsplanes eine starke Vernetzung mit den beteiligten Gruppen der Zivilgesellschaft wichtig. Geplant sind themenspezifische Netzwerke mit wichtigen Organisationen und Institutionen, Fachämtern, Vereinen und Verbänden, Arbeitgebern und Arbeitsverwaltung und insbesondere Initiativgruppen sowie Migrantenselbstorganisationen. Neben der Entwicklung und Fortschreibung von Zielen und Maßnahmen bedarf es der Berichterstattung an die zuständigen Gremien und der Wirksamkeitskontrolle. Daher sind in Bezug auf die Ziele und die Handlungsfelder regelmäßig Daten zu erheben, die einen Abgleich des jeweils erreichten Ist-Zustandes mit den angestrebten Zielen ermöglichen. Der Integrationsplan versteht sich in diesem Sinne als ein Konzept, das den politischen Willen des Gemeinderates und der Verwaltung beschreibt, die Bedingungen und Ziele der Karlsruher Integrationspolitik und des städtischen Handelns abbildet und einen Rahmen für die Vernetzung der öffentlichen, institutionellen und zivilgesellschaftlichen Organisation vorgibt. 3.3. PROZESSCHARAKTER In Karlsruhe wird besonderer Wert darauf gelegt, dass der Integrationsplan nicht statisch ist, sondern sich in den kommenden Jahren durch ein Monitoring der Maßnahmen dem Bedarf und der Entwicklung in den unterschiedlichen Aufgabenbereichen und gesellschaftlichen Fragestellungen kontinuierlich anpassen wird. Der vorliegende Integrationsplan wird deshalb im Zwei-Jahres-Rhythmus fortgeschrieben. Vorgesehen ist dabei die Einbindung aller Beteiligten bei der Entwicklung von Handlungskonzepten, ihrer Kontrolle, bei der Berichterstattung an den Gemeinderat und seine Gremien sowie bei der Formulierung weiterer Ziele. Gesteuert wird dieser Prozess durch den Migrationsbeirat und seinen Arbeitskreis. 4. HANDLUNGSFELDER Integration ist ein andauernder Prozess. Daher ist es wichtig, dass Integrationsmaßnahmen auf Dauer angelegt sind. Es bedarf vor allem einer gezielten Planung sowie Maßnahmen, die die Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigen.12 Um ihre Teilhabemöglichkeiten zu erhöhen, sollten die Integrationsmaßnahmen auf Menschen mit geringeren Partizipationschancen zugeschnitten werden, wie Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund aus so genannten bildungsfernen Familien, Frauen und Erwerbslose. 12 Es ist anzumerken, dass bislang keine kommunale multivariable Statistik vorliegt, die zum Beispiel auf Geschlechterdifferenzierung sowie Alter und Bildungshintergrund von Menschen mit Migrationshintergrund fokussiert. Diese Daten könnten als Grundlage dienen, um einen konkreten Handlungsbedarf aufzuzeigen, beispielsweise hinsichtlich des Bedarfs an Angeboten zur Verbesserung der Qualifikationsstruktur und damit der Arbeitsmarktchancen von Personen mit Zuwanderungsgeschichte. 4.1. SOZIALE PARTIZIPATION: BILDUNG, AUSBILDUNG, ERWERBSLEBEN Die Beherrschung der deutschen Sprache ist - unabhängig von sozialer oder ethnischer Herkunft - Voraussetzung, um sich gesellschaftlich integrieren zu können und die Teilhabechancen in allen gesellschaftlichen Bereichen wie Schule, Ausbildung, Beruf und Arbeitsmarkt zu verbessern. 4.1.1. VORSCHULISCHE BILDUNG AUSGANGSLAGE Gemäß Nationalem Integrationsplan ist die Betreuungsquote von Kindern mit Migrationshintergrund an Kindergärten um neun Prozent niedriger als bei Kindern ohne Migrationshintergrund. Dort ist auch empirisch belegt, dass der Besuch einer Kindertageseinrichtung von mehr als einem Jahr bei Kindern aus benachteiligten Milieus und Kindern mit Migrationshintergrund positive Effekte für den späteren Schulerfolg hat. Daher ist ein Ziel, die Betreuungsquote von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund anzugleichen beziehungsweise die Quote der Kinder mit Migrationshintergrund zu erhöhen. Laut Ergebnis einer Umfrage zum Stand der Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen der Stadt Karlsruhe aus dem Jahr 2011 benötigen 26 Prozent der Kinder im Vorschulalter Sprachförderung. Davon sind 40 Prozent der Kinder ohne Migrationshintergrund. Daher sollte das Sprachförderangebot bedarfsgerecht sowohl quantitativ als auch qualitativ ausgebaut und unter Einbezug der Eltern umgesetzt werden. 4.1.2. SPRACHFÖRDERBEDARF BEI KINDERN MIT UND OHNE MIGRATIONSHINTERGRUND 74% 15% 11% Kinder ohne Sprachfördeungsbedarf (5002) Kinder mit Sprachfördeungsbedarf (1007) Kinder mit Sprachfördeungsbedarf ohne Migrationshintergrund (756) Quelle: Statistisches Jahrbuch Stadt Karlsruhe 2011 ZIEL Effektive Sprachförderung bereits in den Kindertagesstätten unter Einbeziehung der Eltern. SOZIAL- UND JUGENDBEHÖRDE | BÜRO FÜR INTEGRATION | 11 www.karlsruhe.de/soziales INDIKATOREN „„ Erfolgreiche Sprachstandsdiagnose „„ Mehr Eltern begleiten den vorschulischen Bildungsweg ihrer Kinder „„ Mehr interkulturell geschultes Personal in Kindertagesstätten mit hohem Migrantenanteil; interkulturelle Öffnung und Schulung aller Erzieher/- innen, regelmäßige verpflichtende Teilnahme an Teamfortbildungen, jedoch nicht nur im Bereich der Sprachförderung, auch im Bereich der interkulturellen Erziehung „„ Mehr Kinder mit Migrationshintergrund besuchen regelmäßig die Kita; die Quote von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund ist angeglichen „„ Die Anzahl der Kinder mit Schulreife erhöht sich MÖGLICHE MASSNAHMEN „„ In das Konzept der Sprachförderung sind Eltern aktiv durch gezielte Angebote einzubeziehen. Die Sprachförderung wird von qualifiziertem Personal ausgeführt und fest im Kindergartenalltag implementiert. Die Zahl der Mitarbeitenden mit Zusatzqualifikation Sprachförderung wird erhöht „„ Sprachliche Förderung, indem Kinder spielerisch zum Sprechen gebracht werden „„ „Lesen & Lesen lassen“: Karlsruher Studierende des Interkulturellen Studiengangs bieten Lesepatenschaften für Kinder; dies wird als Studienleistung anerkannt „„ Weiterentwicklung des städtischen Richtlinienentwurfs zur Sprachförderung „„ Patenschaften zwischen Kindergärten und Migrantenvereinen „„ Mehr Personal mit Migrationshintergrund in Kindertagesstätten mit hohem Migrantenanteil „„ Aufsuchende Familienbildungsangebote „„ Niederschwellige Elternberatung in Bildungsfragen (Eltern- Berater-Programm) „„ Die Kindertagesstätten sollten sich auf ein Sprachförderkonzept einigen „„ Angebot von interkulturellen Programmen im Kindergarten, mit dem Ziel, verschiedene Kulturen und Sprachen kennen zu lernen „„ Regelmäßigen Kindergartenbesuch fördern „„ Übersicht über bestehende Angebote, Vereine, Institutionen „„ Netzwerkarbeit (Kita, Kinderärzte, Elternvereine, öffentliche Einrichtungen …) zur Herstellung von Transparenz und Effektivität STRUKTUREN UND NETZWERKE Elternvertretungen, Schulverwaltung, Träger von Kindertageseinrichtungen, Jugendamt, Migrantenvertretung und Migrantenvereine, Badisches KONServatorium, Pädagogische Hochschule BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Migrationsbeirat, Jugendhilfeausschuss und Gemeinderat 4.1.3. SCHULISCHE BILDUNG Unterschiede in Bildungserfolgen und beruflicher Mobilität sind vor allem auf Soziallagen, aber auch auf soziokulturelle Milieus und herkömmliche Traditionen zurück zu führen und nicht primär auf ethnische Herkunft.13 Daher kann Integration nur gelingen, wenn soziale Mobilität möglich ist. AUSGANGSLAGE „„ Ausländische Jugendliche verlassen mehr als doppelt so häufig die Schule ohne Abschluss wie deutsche Jugendliche (2007: 16 Prozent vs. 6,4 Prozent). „„ Deutsche Jugendliche erreichen rund drei Mal so häufig die Hochschulreife (2007: 30 Prozent vs. 11 Prozent) „„ Überproportional viele ausländische14 Jugendliche bleiben ohne Berufsabschluss (2007, junge Menschen im Alter von 25 bis 34 Jahren: 39,4 Prozent vs. 11,8 Prozent).15 13 Bade, Klaus 2009. Von der Arbeitswanderung zur Einwanderungsgesellschaft. 14 In Ermangelung von statistischen Erhebungen zu Deutschen mit Migrationshintergrund können diese nicht dargestellt werden. 15 „Potenziale erschließen, Integration fördern. Mehr Bildung und Ausbildung für Jugendliche aus Zuwandererfamilien!“ Erklärung der Partner des Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland der Bundesagentur für Arbeit, der Kultusministerkonferenz und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, 2011 12 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN In Karlsruhe ergibt sich für das Schuljahr 2010/2011 folgendes Bild: Während 45 Prozent der deutschen Jugendlichen das Gymnasium besuchen, sind es mit 18,1 Prozent weit weniger als die Hälfte der ausländischen Jugendlichen. Der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schülern an Grund-, Werkreal- und Hauptschule beträgt 57 Prozent; hingegen beträgt der Anteil bei den Deutschen nur 36,2 Prozent. Was den Besuch der Realschule betrifft, divergiert der Anteil nicht so stark: Bei den Deutschen beträgt dieser 14,1 Prozent, bei den Ausländern sind es 17 Prozent. Die Sonder- beziehungsweise Förderschule besuchten 4,6 Prozent der deutschen und 7,1 Prozent der ausländischen Schülerinnen und Schüler. Deutsche und ausländische Schüler/-innen an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen in Karlsruhe 2010/2011 Deutsche und ausländische Schüler/-innen an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen in Karlsruhe 2010/2011 45,0% 14,1% 36,2% 4,6% 18,1% 17,0% 57,8% 7,1% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Gymnasien (ohne Europäische Schule) Realschulen Grund-, Werkreal- und Hauptschulen Sonder-/Förderschulen Deutsche Ausländer Quelle: Statistisches Jahrbuch Stadt Karlsruhe 2011 ZIEL Chancengleichheit im Bildungssystem unabhängig von sozialer oder ethnischer Herkunft und Geschlecht. INDIKATOREN Gleiche Verteilung von Schüler/-innen mit und ohne Migrationshintergrund auf allen Schulen Die Quote der Schulabbrecher mit Migrationshintergrund ist in zwei Jahren deutlich verringert Erhöhung der Zahlen (absolut und prozentual) der außerschulisch geförderten Migrantenschülerinnen und -schüler unter Einbeziehung ihrer Eltern (Sprache und Bildungsberatung) MÖGLICHE MASSNAHMEN „„ „Von den Großen lernen“: Schulübergreifende Fördermaßnahme durch Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe als soziales Projekt im Fach Deutsch. „„ Unterstützung bei der Hausaufgabenbetreuung: Hausaufgabenbetreuung mit Sprachförderung „„ Intensive Elternarbeit; dafür werden Elternmentoren ausgebildet, die beraten und begleiten „„ Kampagne zur Aufklärung und Information der Migranteneltern. Themen könnten unter anderem sein: Das deutsche Bildungssystem oder Bedeutung der Hausaufgabenbetreuung. „„ Interkulturell ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen, die als Schullotsen fungieren „„ Projekte zum Nachholen des Hauptschulabschlusses „„ Projekte zur Persönlichkeitsfestigung SOZIAL- UND JUGENDBEHÖRDE | BÜRO FÜR INTEGRATION | 13 www.karlsruhe.de/soziales „„ Identifizierung von Förderbedarfen (durch Lehrer, Eltern …), Unterstützung in Zusammenarbeit mit Fördereinrichtungen und BfI/SJB (Schulsozialarbeit) „„ Erkennung und Förderung von Hochbegabung bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund „„ Einführung einer differenzierten Schulstatistik zum Migrationshintergrund „„ Internationale Vorbereitungsklasse als Modellversuch an einem Gymnasium und an einer Realschule „„ Erhöhung der außerschulischen Deutschförderung (Deutsch als Fremdsprache; Deutsch als Zweitsprache) „„ Ausbau der Schulsozialarbeit, unter anderem mit Schwerpunkt Integration „„ Erstellen einer Infobroschüre mit Überblick über Angebote zum Thema Schule und Integration „„ Interkulturelle Kompetenz vermitteln (Maßnahmen für Lehrkräfte und Eltern) „„ Interkulturell ausgebildete Schülerlotsen „„ Netzwerk Migration gründen – regelmäßige Netzwerktreffen STRUKTUREN UND NETZWERKE Staatliches Schulamt, Schul- und Sportamt, Migrationsbeirat, Beratungsstellen, Migrantenvereine mit eigenen Projekten aus diesem Bereich, Gesamtelternbeirat, pädagogische Fachkräfte, Pädagogische Hochschule, AG Übergang Schule/Beruf BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Migrationsbeirat, Jugendhilfeausschuss, Schulbeirat und Gemeinderat 4.1.4. ÜBERGANG SCHULE – BERUF AUSGANGSLAGE Laut Nationalem Integrationsplan weisen Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund eine geringere Ausbildungsbeteiligung gegenüber Jugendlichen ohne Migrationshintergrund auf. Das erschwert ihnen den Übergang in eine berufliche Ausbildung. Zudem resultiert ein deutlich niedrigeres berufliches Bildungsniveau. ZIEL Erhöhung der Ausbildungsreife für Jugendliche mit Migrationshintergrund, dadurch Verbesserung der Übergangsquoten von Migrantenjugendlichen in ein Ausbildungsverhältnis, Verbesserung der Berufsorientierung INDIKATOR Angleichung der Ausbildungsquote von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund MÖGLICHE MASSNAHMEN „„ Gütesiegel für interkulturelle Kompetenz für Schule, Verwaltung und Wirtschaft „„ Ausbildungsplatzbörse „„ Die Bildungsberatung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund und deren Eltern wird organisiert, gebündelt und gefördert. „„ Die Kommune stellt Ausgleichsangebote bereit, um Chancengleichheit zu schaffen und damit die gesellschaftliche und berufliche Integration junger Menschen zu ermöglichen. „„ Sprachförderung mit Berufsorientierung „„ Angebote zur ausbildungsorientierten Elternarbeit „„ Partnerschaftsinitiativen unter Einbeziehung Karlsruher Unternehmen und Kammern sowie der Bildungsträger „„ Der Bewerbungsprozess von Jugendlichen wird geschult und begleitet „„ Seminarangebote „Interkulturelle Kommunikation“ für Firmen von Arbeitsagentur/Stadt „„ Die Stadt organisiert Werbung mit Vorbildern „„ Stadt unterstützt weiterhin Ausbildung in Migrantenunternehmen „„ Verbesserung der Berufsorientierung der Jugendlichen mit Migrationshintergrund unter Einbeziehung der Eltern STRUKTUREN UND NETZWERKE Staatliches Schulamt, Schulund Sportamt, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, Migrationsbeirat, Migrantenvereine mit eigenen Projekten aus diesem Bereich, Agentur für Arbeit, Berufseratung, Jobcenter, Jugendmigrationsdienst, Berufsschulen, Arbeitsförderungsbetriebe, Stadtjugendausschuss BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Migrationsbeirat, Jugendhilfeausschuss 14 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN 4.1.5. ERWERBSLEBEN Integration gelingt am besten dort, wo Menschen aus Zuwandererfamilien aktiv im Erwerbsleben stehen. Migrantinnen und Migranten sind strukturell integriert, wenn sie gleichberechtigten Zugang zu Positionen am Arbeitsmarkt haben.16 „Eine deutliche Verbesserung der Arbeitsmarktintegration ist sowohl aus sozial- und gesellschaftspolitischer wie aus volkswirtschaftlichen Gründen dringend geboten“. AUSGANGSLAGE Nach aktueller Datenlage17 liegt der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Karlsruhe im erwerbsfähigen Alter, das sind Personen zwischen 18 und 65 Jahren bei 17,6 Prozent. Dieser Anteil ist seit 2003 relativ konstant. ZIEL „„ Die Stadt Karlsruhe begleitet und fördert die zu erwartende Internationalisierung der Bevölkerung und damit auch der Arbeitskräfte vor Ort aktiv und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Karlsruhe „„ Deutsche und Zuwanderer haben gleiche Beschäftigungschancen bei gleicher Qualifikation INDIKATOR Angleichung der Beschäftigungsquoten zwischen Deutschen und Zuwanderern „„ Mögliche Maßnahmen „„ Beratung bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen „„ (Nach-)Qualifizierungsmaßnahmen für Migrantinnen und Migranten „„ Seminare werden durchgeführt wie zum Beispiel Arbeitsrecht, Arbeitsvertrag, Kündigung, und so weiter (niederschwellige Angebote im Bereich der Rechtskenntnisse) „„ Modellversuch starten zum anonymisierten Bewerbungsverfahren (Wirtschaft und Verwaltung) „„ Aufklärung der Eltern über Ausbildungswege „„ Die Stadt finanziert höherwertige Deutschsprachkurse „„ Kinderbetreuung für aus- und weiterbildungswillige Migrantinnen „„ Netzwerke schaffen zur umfassenden Anerkennung beruflicher Qualifikation 16 Nationaler Integrationsplan 17 Amt für Stadtentwicklung 2011 AH/R 1228; Seite 6 STRUKTUREN UND NETZWERKE Agentur für Arbeit, Berufsberatung, Jobcenter, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, Migrationsbeirat, Migrantenvereine mit eigenen Projekten aus diesem Bereich, Verwaltung, Betriebe, regionale Interessensgemeinschaften, Arbeitsförderungsbetriebe, Volkshochschule Karlsruhe BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Migrationsbeirat, Sozialausschuss, Aufsichtsrat Arbeitsförderungsbetriebe 4.2. GESELLSCHAFTLICHE PARTIZIPATION: BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT UND INTERKULTURELLE ÖFFNUNG DER VERWALTUNG 4.2.1. BÜRGERSCHAFTLICHES ENGAGEMENT Bürgerschaftliches Engagement stellt eine wichtige Grundlage für die Identifikation mit dem Gemeinwesen, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Mitwirkung an der demokratischen Willensbildung auf allen politischen Ebenen dar. Damit ist bürgerschaftliches Engagement auch eine wichtige Komponente im Integrationsprozess. Vor allem gemeinsames bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund fördert die gegenseitige Akzeptanz und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Bürgerschaftliches Engagement sollte daher mit dem Ziel einer verstärkten Beteiligung der Migrantenvertretungen unterstützt werden. ZIEL Menschen mit Migrationshintergrund sind angemessen an Willensbildungsprozessen, zum Beispiel bei der Stadtteilentwicklung, Elternvertretung, Bürgervereinen und so weiter beteiligt INDIKATOREN „„ Menschen mit Migrationshintergrund sind in Verbänden und Vereinen vertreten „„ Vereine sind interkulturell geöffnet „„ Sachkundige Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund sind in politischen Gremien vertreten „„ Menschen mit Migrationshintergrund sind entsprechend ihres Bevölkerungsanteils angemessen an Willensbildungs- und Beteiligungsprozessen vertreten „„ hohe Delegiertenbeteiligung bei Wahl des Migrationsbeirats SOZIAL- UND JUGENDBEHÖRDE | BÜRO FÜR INTEGRATION | 15 www.karlsruhe.de/soziales „„ Schulungen und Fortbildungen im Bereich bürgerschaftlichen Engagements werden von Menschen mit Migrationshintergrund angenommen „„ Öffentlichkeitsarbeit findet statt MÖGLICHE MASSNAHMEN „„ Einsatz von Stadtteilmüttern als Multiplikatorinnen „„ Gewinnung und Einsatz von Migrantinnen und Migranten als Botschafter „„ Integrationspreis für Jugendliche ausloben „„ Im Leitbild der Vereine sind Menschen mit Migrationshintergrund adäquat berücksichtigt „„ Optimierung der Informationen über Wahl des Migrationsbeirats „„ Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich Ansprache von Menschen mit Migrationshintergrund „„ Konzept erstellen, um Austausch und Begegnung der Vereine (auch Migrantenvereine) zu fördern „„ erneute Befragung hinsichtlich bürgerschaftlichen Engagements unter Einbeziehung der Menschen mit Migrationshintergrund „„ Interkultureller Kongress/ interkulturelles Festival „„ Weiterführung des Projekts Ausbildung von Bürgermentoren für Integrationsarbeit/-projekte „„ Stärkere interkulturelle Öffnung von Bürgervereinen „„ Bildung von Netzwerken STRUKTUREN UND NETZWERKE Migrationsbeirat, Migrantenselbstorganisationen, Aktivbüro, Bürgervereine, Internationales Begegnungszentrum, Volkshochschule Karlsruhe BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Sozialausschuss, Migrationsbeirat 4.2.2. INTERKULTURELLE ÖFFNUNG DER VERWALTUNG Gemäß Nationalem Integrationsplan sollen alle Bevölkerungsgruppen angemessen vertreten sein und hinsichtlich ihrer Belange kompetent unterstützt werden. Ein Beitrag hierzu kann über die interkulturelle Öffnung der Verwaltung und der Institutionen geleistet werden. Das bedeutet, dass alle Konzepte beziehungsweise Produktbeschreibungen Aussagen zu einer interkulturellen Orientierung und Öffnung der Einrichtung zu treffen haben. Interkulturelle Öffnung, verstanden als Querschnittsaufgabe für die Gesamtverwaltung, zielt darauf ab, Qualitätsstandards zu setzen, an denen die Angebote gemessen werden und an denen überprüft werden kann, ob Einrichtungen und Ämter der Tatsache der Migrationsgesellschaft entsprechen. Punktuelle Maßnahmen wie zum Beispiel die Einstellung vereinzelter Migrantinnen und Migranten, externe Fortbildungen in interkultureller Kompetenz oder die Schaffung von Beauftragtenstellen ohne Leitungskompetenzen können zu einer Verbesserung beitragen, sind aber unzureichend, um dem Anspruch der interkulturellen Öffnung gerecht zu werden. AUSGANGSLAGE Da es keine kommunale Statistik bzgl. des Anteils an Migrantinnen und Migranten in der Stadtverwaltung gibt, wird im Folgenden die Zahl der ausländischen Beschäftigen dargestellt. Beschäftigte in der Stadtverwaltung Karlsruhe (Stand 31.12.2010) ANZAHL Beschäftigte insgesamt (ohne Auszubildende) 5.703 darunter Frauen 2.920 darunter Ausländer insgesamt 286 darunter Frauen 139 Quelle: Statistisches Jahrbuch Stadt Karlsruhe 2011 Auf die Gesamtanzahl der Beschäftigten bezogen sind 95 Prozent Deutsche und 5 Prozent Ausländer; dies entspricht einem Anteil von 2,4 Prozent an ausländischen Frauen und 2,6 Prozent an ausländischen Männern. Das Geschlechterverhältnis ist insgesamt ausgewogen. ZIEL Strukturelle Verankerung der interkulturellen Öffnung in Leitbildern, Konzepten, Selbstverständnis, Personalpolitik, mit dem Ziel, dass Zugangsbarrieren abgebaut sind. INDIKATOREN „„ Erhöhung des Anteils von Beschäftigten mit Migrationshintergrund proportional zum Anteil an der Gesamtbevölkerung „„ Schulungen im Bereich interkulturelle Kompetenz werden angenommen 16 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN MÖGLICHE MASSNAHMEN „„ Entwicklung und Koordinierung von Konzepten und Strategien zur Interkulturellen Öffnung (zum Beispiel bei Stellenschaffungen, Forbildungen) „„ Personalentwicklungskonzept unter Einbezug von Menschen mit Migrationshintergrund „„ Interkulturelle Fortbildungsveranstaltungen für Mitarbeitende in der Verwaltung „„ Hinweis in allen Stellenausschreibungen der Stadt Karlsruhe, dass Menschen mit Migrationshintergrund willkommen sind; es werden anonymisierte Bewerbungen eingeführt „„ Vermittlung von Fachwissen und Methoden zur Reflexion der beruflichen Praxis sowie die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „„ Wegweiser, Verfahren und Entscheidungen werden transparent, bürgernah und verständlich vermittelt. „„ Interkommunaler Vergleich: Best practice Beispiele in Bezug auf die interkulturelle Öffnung der Verwaltung „„ Schaffung einer Antidiskriminierungsstelle „„ Migrantinnen und Migranten wird es möglich gemacht Dienstleistungsangebote wahrzunehmen „„ Prüfstelle für die vorgeschlagenen Maßnahmen „„ Prüfung einer Ausweitung der Dolmetscherdienste der Stadtverwaltung „„ Paten für neue Mitarbeiter/-innen in der Stadtverwaltung „„ In Karlsruhe gibt es eine Stelle zur Beratung über ausländische Abschlüsse (Ausbau) „„ In den Ausschüssen des Gemeinderats wie zum Beispiel Sozial- und Jugendhilfeausschuss wird darauf geachtet, dass die Sachkundigen Einwohner/-innen die kulturelle und religiöse Vielfalt der Karlsruher Bevölkerung widerspiegeln. „„ gemeinsamer Fachtag von PH und AK Migrationsbeirat zur interkulturellen Öffnung STRUKTUREN UND NETZWERKE Gleichstellungsbeauftragte, Institutionen und Verbände, Personalverwaltungen, Migrantenvertretung und Migrantenvereine, Bürgervereine BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Personalausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 4.3. KULTURELLE PARTIZIPATION: INTERKULTURELLE UND INTERRELIGIÖSE BEGEGNUNG Kultur ist eine wesentliche Grundlage unseres Zusammenlebens und verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft. Dabei ist der angemessene Umgang mit kultureller Vielfalt eine notwendige und von vielen noch zu erlernende Kompetenz.18 Religiosität und Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft prägen unter anderem die kulturelle Identität eines Menschen und tragen zu seiner Beheimatung bei. 4.3.1. INTERKULTURELLE BEGEGNUNG AUSGANGSLAGE In Karlsruhe existiert bereits seit 1995 ein internationales Begegnungszentrum zum Austausch der Kulturen. Von ihm gehen wichtige Impulse aus. Darüber hinaus bestehen ca. siebzig aktive Migrantenvereine. Auch das Büro für Integration und das Kulturamt fördern den interkulturellen Dialog. In anderen Kultureinrichtungen sind Menschen mit Migrationshintergrund jedoch noch deutlich unterrepräsentiert. ZIEL Interkulturelle Öffnung und Vernetzung der vorhandenen öffentlichen und privaten Einrichtungen INDIKATOREN „„ Erhöhung des Migrantenanteils sowohl der Besucherinnen und Besucher von Kultureinrichtungen als auch der Akteure „„ Ein fester Ansprechpartner in der Stadtverwaltung ist bei den verantwortlichen Akteuren bekannt, das Kommunikations- und Informationssystem funktioniert weitgehend störungsfrei. „„ Fremdenfeindlichkeit geht zurück „„ Jugendliche Kriminalität geht zurück „„ Migrant/-innen und Deutsche nutzen gemeinsam gleiche Angebote „„ Gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen findet statt „„ Mehr Veranstaltungen interkultureller Art werden durchgeführt 18 Nationaler Integrationsplan, Seite 19 SOZIAL- UND JUGENDBEHÖRDE | BÜRO FÜR INTEGRATION | 17 www.karlsruhe.de/soziales MÖGLICHE MASSNAHMEN „„ Projekte, die Gemeinsamkeiten und gegenseitige Beeinflussung verschiedener Kulturen sichtbar machen und die die Zusammenarbeit zwischen Personen mit und ohne Migrationshintergrund verstärken „„ Verbesserung der Information über bestehende Angebote: Die Verwaltung pflegt die Daten (sowohl der Angebote als auch der Akteure) kontinuierlich, um den Informationsfluss zu sichern „„ Austausch und Kommunikation der verschiedenen Kultureinrichtungen untereinander „„ Einrichtung eines Begrüßungsbüros zur Verbesserung der Willkommenskultur „„ Verbesserung der Serviceleistungen und Informationen für Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere durch das Internationale Begegnungszentrum „„ Ausbau musischer gemeinsamer Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, zum Beispiel durch das Konservatorium in Zusammenarbeit mit anderen Kultureinrichtungen „„ Förderung des Austausches, der Kommunikation und Zusammenarbeit der verschiedenen kulturellen und religiösen Einrichtungen, insbesondere der interreligiösen Frauen-, Kinder - und Jugendarbeit „„ Verbesserung der Angebotsübersicht und der Netzwerke, zum Beispiel über Terminkalender, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Infoveranstaltungen STRUKTUREN UND NETZWERKE Kulturvereine, Internationales Begegnungszentrum, Migrantenvertretung und Migrantenvereine, Kulturamt, Volkshochschule BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Kulturausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 4.3.2. INTERRELIGIÖSE BEGEGNUNG AUSGANGSLAGE Um ihren Glauben zu leben, sind Menschen mit Migrationshintergrund in zahlreichen religiösen Gemeinden und Gemeinschaften beheimatet. Zum Teil bilden sich auch eigene Gemeinden mit spezifischem Kultur- und Sprachprofil. All diese Gemeinden leisten wichtige Integrationsarbeit. Darüber hinaus gibt es interreligiöse Dialoginitiativen, die gute Verbindungen zueinander und zu den einzelnen Religionsgemeinschaften pflegen. Dennoch erreichen diese Bemühungen um Dialog nur einen kleinen Teil der Karlsruher Bevölkerung. ZIEL Der interreligiöse Dialog und die interreligiöse Begegnung werden auf allen Ebenen verstärkt, ebenso die Verankerung der religiösen Vielfalt im öffentlichen Leben und im Stadtbild, so dass Karlsruhe zur Modellstadt wird. INDIKATOREN Jeder Gemeinde beziehungsweise Gemeinschaft stehen die ihren Bedürfnissen entsprechenden Räumlichkeiten zur Verfügung. MÖGLICHE MASSNAHMEN „„ Ein „Rat der Religionen“ beziehungsweise ein oder mehrere „Runde Tische der Religionen“ werden eingerichtet „„ Errichtung eines „Gartens der Religionen“ in Zusammenhang mit dem Stadtgeburtstag 2015 „„ In der Verwaltung existiert eine Ansprechperson für die Religionsgemeinschaften mit klar umrissenem Aufgabenfeld; Anliegen der Religionsgemeinschaften werden von den Fachämtern gemeinsam mit der Ansprechperson für Religionsgemeinschaften bearbeitet „„ Unterstützung der religiösen Gemeinschaften und Gemeinden in ihren Bemühungen um Integration „„ Förderung von interreligiösen Begegnungsmöglichkeiten auf gesamtstädtischer und stadtteilbezogener Ebene „„ Einbeziehung der Religionsgemeinschaften in Integrationsbemühungen der Stadt „„ Bau- und planungsrechtliche Möglichkeiten für religiöse Bauvorhaben (vor allem innerorts) „„ Wertschätzung der religiösen Feste im öffentlichen Raum 18 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN STRUKTUREN UND NETZWERKE Kulturvereine, Internationales Begegnungszentrum, Migrantenvertretung und Migrantenvereine, Kulturamt, Gemeinden, Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), Dachverband der muslimischen Gemeinden in Karlsruhe, Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), Christlich islamische Gesellschaft (CIG), Arbeitsgruppe „Garten der Religionen für Karlsruhe“, Moscheengemeinden, islamische Vereine und Institutionen BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Kulturausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 4.3.3. ZUGANG ZU DIENSTLEISTUNGEN AUSGANGSLAGE Migrantinnen und Migranten nehmen soziale Angebote, Betreuungsangebote und Beratungen in sehr unterschiedlichem Umfang an. Teilweise gibt es keine speziellen Angebote wie zum Beispiel in der Notfallseelsorge oder in Konfliktberatungen. Der Erfolg von Maßnahmen und Diensten wird dadurch sehr erschwert. Detaillierte Daten zur Inanspruchnahme von Diensten durch Migrantinnen und Migranten in Karlsruhe wurden bisher nicht erhoben. ZIEL „„ Verbesserung des Zugangs zu sozialen und Betreuungsangeboten „„ Unterstützung von Netzwerken in der Nachbarschaft INDIKATOREN Der Anteil der Migrantinnen und Migranten, die öffentliche Dienstleistungsangebote wahrnehmen, steigt. MÖGLICHE MASSNAHMEN Lotsendienste/interkulturelle Mittlerinnen und Mittler STRUKTUREN UND NETZWERKE Beratungsstellen, Volkshochschule Karlsruhe BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Sozialausschuss, Jugendhilfeausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 4.4. GESUNDHEIT UND SPORT 4.4.1. GESUNDHEIT Gesundheit ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes, aktives Leben. Gesundheit ist, nach der bekannten umfassenden Definition der Welt-Gesundheits-Organisation, nicht die Abwesenheit von Krankheit, sondern ein körperliches, geistiges und soziales Wohlbefinden.19 Der gleichwertige Zugang zu Gesundheitsangeboten ist ein wesentliches Kriterium zur Integration. Hierzu zählen neben umfassenden Informationsangeboten der Beteiligten auch kultursensible Angebote bei der medizinischen Behandlung in Krankenhäusern beziehungsweise im Rahmen der Pflege, aber auch die interkulturelle Öffnung der Regelversorgung. Angebote sollten inhaltlich wie organisatorisch an den Lebenswelten der Migrantinnen und Migranten ansetzen. Für die Einrichtungen der Altenpflege bedeutet die demografische Entwicklung zudem, dass sie sich auf eine veränderte Zielgruppe einstellen müssen. Es gibt immer mehr ältere Menschen mit Migrationshintergrund, weshalb es einer kultursensiblen Altenpflege bedarf. ZIELE Verbesserter Zugang zu (präventiven) Gesundheitsangeboten für alle (auch für Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund) INDIKATOREN „„ Erhöhung der kultursensiblen Betreuungs- und Pflegeplätze im Seniorenbereich „„ Die bestehenden Angebote sind bekannt und werden wahrgenommen MÖGLICHE MASSNAHMEN „„ Kultursensible Angebote speziell für ältere Migrantinnen und Migranten „„ Mehrsprachige Aufklärungskampagnen im Bereich der Gesundheit wie zum Beispiel Demenz, psychische Erkrankungen, rund um die Pflege „„ Interkulturell geschulte Gesundheitslotsen „„ Qualifizierung von Hilfskräften mit Migrationshintergrund im Pflegebereich „„ Gezielte Berufsausbildungsförderungen: Seelsorgeausbildung, Psychotherapieausbildung und Ausbildung zum Psychologen/zur Psychologin für Migrantinnen und Migranten 19 Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration 2007 (Hrsg.). Gesundheit und Integration. Ein Handbuch für Modelle guter Praxis SOZIAL- UND JUGENDBEHÖRDE | BÜRO FÜR INTEGRATION | 19 www.karlsruhe.de/soziales „„ Bedarfe erheben, um passgenaue Angebote zu entwickeln; diese werden in verschiedenen Sprachen übersetzt; eine Dolmetscherliste wird zugänglich gemacht „„ Verbesserung der Sprachfähigkeit von Fachkräften „„ Niederschwellige Einstiegsqualifizierung (zum Beispiel Pflegebegleiter, Schwesternhelferin) „„ Sicherung der Überbrückungsversorgung (bis Anträge genehmigt sind) „„ Koordinationsstelle als Anlaufstelle im Bereich Gesundheit zur Angebotsübersicht, Information und gezielten (Weiter-) Vermittlung in bestehende Angebote „„ Netzwerk zur Angebotsübersicht STRUKTUREN UND NETZWERKE Seniorenbüro, Pflegedienste, Gesundheitsämter, Verwaltung, Kranken- und Pflegekassen, Krankenhäuser, Träger von Seniorenheimen und Pflegediensten, medizinische Beratungsstellen, Migrationsberatungsstellen, Volkshochschule Karlsruhe BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Sozialausschuss, Migrationsbeirat, Seniorenbeirat, AR Städtisches Klinikum, Heimstiftung 4.4.2. SPORT Sport trägt in großem Maße dazu bei, dass sich Menschen unterschiedlicher Herkunft freundschaftlich und fair begegnen. Sport wirkt somit als Integrationsmotor. Sport, individuelle Sportausübung, aber auch die ehrenamtliche Arbeit in Vereinen ist eine wichtige Voraussetzung für Gesundheit, Partizipation und Selbstbewusstsein. AUSGANGSLAGE In Baden-Württemberg haben 12,3 Prozent aller Sportvereinsmitglieder einen Migrationshintergrund, d. h. verglichen mit ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung (24,8 Prozent) sind sie unterrepräsentiert.20 Detaillierte Daten zu Mitgliederzahlem von Migrantinnen und Migranten in Sportvereinen in Karlsruhe wurden bisher nicht erhoben. ZIEL Interkulturelle und geschlechtssensible Ausrichtung der Sportstätten /-vereine 20 Daten aus: Breuer 2008. Sportentwicklungsbericht INDIKATOREN „„ Erhöhung des Anteils von ehrenamtlich tätigen Personen mit Migrationshintergrund „„ Erhöhung des Anteils der Übungsleiter und -leiterinnen mit Migrationshintergrund „„ Steigerung des Anteils der Mitglieder, vor allem in Bezug auf Mädchen mit Migrationshintergrund „„ Die Integrationsarbeit ist in den Vereinen fest verankert und ausgebaut (Leitbild) MÖGLICHE MASSNAHMEN „„ Gender- und kultursensible Angebote in den Vereinen „„ spezielle Angebote zur Ausbildung von Übungsleiterinnen in Kombination mit Kleinkindbetreuung und Sprachförderung „„ Differenzierte Statistik über Mitglieder, vor allem mit Migrationshintergrund „„ Verstärkte Kooperation der Sportvereine mit Seniorenbüro zur Weiterentwicklung und Bekanntgabe der Angebote für Seniorinnen und Senioren „„ Enge Zusammenarbeit des Projekts „Integration durch Sport“ mit den Vereinen „„ differenzierte und bedarfsgerechte Angebote für Frauen in Vereinen (zum Beispiel Fitnesscenter) „„ Die Angebote der Sportvereine werden Kulturvereinen zugänglich gemacht „„ (muslimische) Frauen ausbilden als Übungsleiterin im Schwimmbereich „„ Migrantenvereine laden Krankenkassen ein zur Information über ihre Gesundheitsförderung STRUKTUREN UND NETZWERKE Schul- und Sportamt, Sportkreis, Sportselbstverwaltung, Sportvereine, Migrantenvereine BERICHTERSTATTUNG, CONTROLLING Sportausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 20 | KARLSRUHER INTEGRATIONSPLAN © S ta dt K ar lsr uh e | L ay ou t: F. Vo rre ite r | G ed ru ck t i n de r R at ha us dr uc ke re i a uf 1 00 P ro ze nt R ec yc lin gp ap ie r. IMPRESSUM Herausgegeben von Stadt Karlsruhe Sozial- und Jugendbehörde | Büro für Integration Helmholtzstraße 9 – 11 76133 Karlsruhe Internet: www.karlsruhe.de/bfi E-Mail: buero.fuer.integration@sjb.karlsruhe.de Stand: Dezember 2014
https://www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/bfi/infomaterial/HF_sections/content/1470922281072/ZZmjtaGZ32ArlS/Karlsruher%20Integrationsplan.pdf
Mo Di Clubraum Konferenzr. 2.05 Konferenzr. 2.08 Forum 1 Forum 2 Raum 1.23Foyer 1, EGSeminarraum 1Foyer 2, EGRaum 1.31 Raum 1.26 Raum 1.27 Raum 1.28 Stadthalle Konzerthaus Stadthalle Kleiner Saal Clubraum Konferenzr. 2.05 Konferenzr. 2.08 Forum 1 Forum 2 Raum 1.23Foyer 1, EGSeminarraum 1Foyer 2, EGHans-Thoma-Saal Raum 1.26 Raum 1.27 Raum 1.28 Stadthalle Konzerthaus Stadthalle Kleiner Saal Abendveranstaltung Einlass ab 18 Uhr / Gartenhalle Abendveranstaltung Einlass ab 18 Uhr / GartenhalleDas Land Baden-Württemberg und die Stadt Karlsruhe laden alle registrierten Kongressteilnehmenden zur Abendveranstaltung ein. 13:00 – 14:00 14:00 – 15:00 15:30 – 16:30 17:00 – 18:00 13:00 13:30 14:00 14:30 15:00 15:30 16:00 16:30 17:00 17:30 09:00 – 10:00 10:30 – 11:30 11:30 – 12:30 12:30 – 13:30 14:00 – 15:00 Medienalltag von Kindern und Jugendlichen: Herausforderungen für Eltern und Pädagogen Walter Staufer Bundeszentrale für politische Bildung / bpb, Bonn Prävention braucht Grundlagen- forschung. Ideen zur Konzeption universeller Gewaltprävention Prof. Dr. Dieter Hermann Universität Heidelberg / WEISSER RING e. V., FB Vorbeugung 30 Jahre Rechtsrock und aktuelle Tendenzen in der Jugendmusikkultur Martin Langebach Bundeszentrale für politische Bildung / bpb, Bonn Jan Raabe, Argumente & Kultur gegen Rechts e. V., Bielefeld Bildschirmmedien und Prävention – Stand der Wissenschaft zu Chancen und Risiken Dr. Paula Bleckmann Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen, Hannover Spiel-Konzepte und Spiel-Technologien für adaptive Präventionserlebnisse Prof. Dr. Dr. Klaus Jantke Fraunhofer IDMT, Erfurt Online-Medien im Präventionsalltag mit pb21 entdecken Daniel Seitz mediale pfade – Agentur für Medienbildung, Berlin „Wird der Jugendschutz ein Opfer der digitalen Revolution?“ – Experten- befragung mit offener Fragerunde Jutta Croll, Zentrum für Kinderschutz im Internet (I-KiZ) Prof. Hajo von Gottberg Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) „Entwicklungsförderung und Gewalt- prävention für junge Menschen“ als Kooperationsstrategie W. Kahl, C. Liermann, DFK, Bonn Prof. Dr. A. Beelmann, Universität Jena F. Groeger-Roth, E. Marks, LPR Nieder- sachsen Alltagsprobleme durch Medikamen- ten- und Drogenkonsum und Lösungs- ansätze Franz Horst Wimmer Buchautor und Kriminalbeamter, Fürth „RESTORATIVE CIRCLES“– ein Ansatz mit radikaler heilsamer Wirksamkeit Hannah Hartenberg Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft, Alfter Sichere Schweizer Städte 2025 Sybille Oetliker Schweizerischer Städteverband Dr. Tillmann Schulze Ernst Basler + Partner AG, Schweiz* Urheberrechtsverletzungen und Raubkopien – der Aufklärungsansatz von RESPE©T COPYRIGHTS Dr. Norbert Taubken Initiative RESPE©T COPYRIGHTS, Berlin* Diebstahl- und Überfallschutz durch künstliche DNA. Entwicklungen 2009 – 2014 und Aussichten Donald van der Laan und Tobias Vogel SDNA Forensische Markierungstechnologie GmbH, Schriesheim* Kriminalprävention in Somogy (Ungarn) Dr. Magdolna Jávorszkiné Molnár Polizeipräsidium Somogy, Ungarn Erkenntnisse des SURVEILLE-Projektes zu Ethik und Effi zienz von Über- wachungstechnologien R. Eck, E. Krempel, IOSB, Karlsruhe Dr. S. Höhn, Universität Freiburg, S. Sperber, EFUS, Frankreich Sicherheitsbericht der Stadt Luzern 2013 – ein bewährtes Arbeitsinstrument für die Praxis Maurice Illi Stadt Luzern, Schweiz Der Einfl uss der gesamtgesellschaft- lichen Kriminalprävention auf das Strafrecht Dr. Helmut Fünfsinn Hessisches Ministerium der Justiz, für Integration und Europa, Wiesbaden Polizeiaufbau zur Gewalt- und Kriminalitätsprävention in fragilen Staaten Afrikas Sabine Wenz Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Berlin* Kriminalprävention durch härtere Sanktionen? – Die Rolle der Kriminologie Prof. Dr. Dr. Helmut Kury Universität Freiburg Gewalt in Gruppen und Hooliganis- mus: Erscheinungsformen, Motive und Prävention Prof. Dr. Niels Habermann SRH Hochschule Heidelberg Korruptionsprävention in Indonesien – wer lernt von wem? Doris Becker, Deutsche Gesellschaft für In- ternationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Indonesien* • Johanna Beate Wysluch, Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, Eschborn* JobFit: Prävention am Übergang von der Schule in den Beruf Mirjam Laakmann / Jan Schultheiß Wohnungseinbruch – akt. empirische Befunde • Dr. T. Bartsch / A. Dreißigacker / G. Wollinger / K. Blauert Gegen sexualisierte Gewalt im Sport! Elena Lamby OPEN SPORT Ludwigshafen – Sozialraum- orientiert für gefährdete Jugendliche P. Oberbeck / S. Streitel / Dr. O. Wrogemann Die Fankultur als Chance begreifen – die präventive Arbeit der sozialpädago- gischen Fanprojekte • Gerd Wagner Rechtsextrem orientierte Eltern (im Sport) – eine Form der Kindeswohl- gefährdung • Angelika Ribler „Zwischen den Zeiten“– Kriminal- prävention mit jungen Volljährigen – Projekt „Arbeitsweg“ • Sven Enger „Wir für uns“ – Peer-Learning und Gewaltprävention an der Schule Dr. Stefan Schanzenbächer „Seniorensicherheit im ländlichen Raum“ Doreen Radelow Mit dem Mörder meines Mannes reden? Wolfgang Schlupp-Hauck Fachberatungsstelle Gewaltprävention – ein Modell für die Zukunft Markus Beck Kooperationsgremium „Für Lippe gegen häusliche Gewalt“ Regina Pramann Evaluation in der Jugendhilfe am Beispiel des Projekts „Dresdner Neuanfang“ • Dr. Kati Masuhr Facebook, wkw und Co. – Sicher unterwegs in Sozialen Netzwerken Stephan Stengel Forschungen und Prävention der Polizeigewalt • Dr. Anastasiia Lukash / Prof. Dr. Dr. Grygorii Moshak GewaltFrei zum Erfolg – eine Präven- tions-Initiative für Kinder und Eltern in der Grundschule • Dr. K. Kern / J. Merwald GRENZBEREICHE Theaterprojekt zur Prä- vention von sex. Übergriffen zwischen Teenagern • A. Glück / C. Wenzelburger Hilfen für Kinder von Inhaftierten – Eltern-Kind-Projekt-Chance Horst Belz Ich, wir & die. Prävention menschen- feindlichen Denkens bei Jugendlichen Regina Bossert Bleib Cool am Pool – ein gewaltpräven- tives Konfl iktlotsenprojekt in Berliner Bädern • Hartmuth Kurzhals Zonta sagt NEIN zu Gewalt an Frauen und Mädchen Dr. Elke Persohn Informieren. Agieren. Vorbeugen. Das Präventionsportal PolizeiDeinPartner.de Antje Kleuker / Walter Liedtke* Prävention braucht … Kommunikation Helmut Dirschner / Sylvia Kolbe* Netzwerk Prävention Ostalbkreis Helmut Sailer / Berthold Weiß Mobile Jugendarbeit – Prävention auf Umwegen? Praxis und Wirkung Mobiler Jugendarbeit • C. Beisel / U. Buchholz Medienpaket Heimspiel – Ein Projekt von Sozialarbeit und Polizei gegen Jugendgewalt in BW • Manuel Kaus Open Air in Cannabis – Drogenpräven- tion an Schulen • Jürgen Hedderich / Diana Schubert / Tanja Schwarzer Amok an Schulen – Ein neuer inter- disziplinärer und systemischer Präven- tionsansatz • Mario Schu Pilotversuch: Bewährungsmodell mit Alkohol-Wegfahrsperre Klaus Robatsch Mobbingfreie Schule – Gemeinsam Klasse sein! Viktoria Darkashly Implementierung von Prävention gegen Cybermobbing an Schulen Uli Gilles Kriminologische Erkenntnisse über die Konsumenten von Kinderpornographie – eine empirische Studie • Susanne Linz stark.stärker.WIR. Prävention an Schulen in Baden-Württemberg Karl Häberle / Viola Orschel Onlinebefragung von Jugendl. zu Gewalt im öffentlichen Raum Dr. Stefan Jeck Onlinepräsenz von Beratungsstellen gegen sexuelle Gewalt Dr. Miriam Damrow Haus des Jugendrechts – „Pforzheimer Modell“ Thomas Hoffmann Pikita: Ein Projekt zur Prävention von häuslicher Gewalt in KITAs H. Krüsmann Präventionskooperationen in ländlich geprägten Regionen • Z. Helms / W. Jan- ßen / W. Sieveke / Prof. Dr. Y. Völschow Projekt „Keine Gewalt- und Sexualstraftaten begehen“ Anna Beckers Qualifi zierung für junge Strafgefangene mit Reha-Status • Robert Heidrich / Jutta Hoffmann / Mario Watz Ist ein Nationales Suizidpräventions- programm sinnvoll? Prof. Dr. Dr. Armin Schmidtke Roter Faden Prävention. Handreichung für Projekte und Programme in Kitas u. Schulen in BW • Karl Häberle Schulische Gewaltprävention – Das Elmshorner Netzwerk Dennis Blauert / Dr. Jakob Tetens Internet und Facebook in der kriminal- präventiven Arbeit Frank Goldberg Ungehorsam? – Arrest! Gründe für den Ungehorsamsarrest Carina Seidl Warnsignale häuslicher Gewalt – Kennenlernen in Aktion Birgitta Rennefeld / Gabriele van Stephaudt Wendepunkte in kriminellen Karrieren? Maria Walsh Prävention von tödlicher Gewalt gegen Kinder bei Trennungen Rainer Becker Von wegen Elfenbeinturm! Chancen webbasierter Kommunikation in Evaluationen • Janine Neuhaus Therapie im Rahmen von Bewährungsaufl agen Michaela Stiegler Projekt RAUS – Alphabetisierung von Straffälligen – Chancen für Lehrende und Lernende • Tim Tjettmers Schule-Polizei-Kooperationen: Synergie oder Widerspruch? Pina Keller Radikalisierungsprozesse von Gewalt im Blickpunkt Lina-Maraike Nitz STEP – Systematische Qualitätssiche- rung in der Erziehungshilfe durch ein gem. päd. Konzept • C. Mayer-Brandt Praxisbericht: Die kriminalpräventive NRW-Initiative „Kurve kriegen“ in Hagen U. Grohmann / C. Matysiak Wie gelingt Kommunale Kriminal- prävention? Ingolf Grunwald / Ulrike Jensen Wir geben der Jugend eine Chance – PAJ-Projekt BW Leo Keidel Ehrenamtliche Bewährungshilfe bei Neustart Tina Riede Strategien und Erfolgsfaktoren der „Lokalen Alkoholpolitik“ Sabine Lang Prävention und Nachhaltigkeit Helmolt Rademacher / Christian Wild SaferSpaces – Wissenstransfer online für Prävention offl ine Daniel Brumund* Evaluationsergebnisse – „Stopp der Jugendgewalt“ in Bremen Alexander Bähr / Rainer Hoffmann Formen polizeilicher Kriminalpräven- tion aus Sicht der Praxisforschung Christiane Howe „Total ausgerastet“ – Gewalt an Schulen Wolfgang Welp-Eggert Betrug durch türkische Call-Center – Prävention durch das BKA Bundeskriminalamt Wiesbaden Entschieden! – Zivilcourage jetzt Ulf Neumann Aktion BOB – eine sechsjährige Erfolgsgeschichte Dirk Brandau Peers planen Prävention – Jugendforum „Gutes Schulklima“ Dennis Blauert / Dr. Jakob Tetens BeSt KinGs – Bewegungsförderung u. Stärkung der kindl. Persönlichkeit in KITA u. Grundschule • S. Ghosh-Broderius Mehrfach straffällige Jugendliche im Fokus der Jugendhilfe Jana Meier Ich kann, was ich will und ich will, dass ich kann! Christine Spies Das soziale Umfeld im TOA beteiligen: Spot zur Wiedergutmachungskonferenz Andrea Bruhn SEL 5 + 6 – Trainingsprogramm zum sozial-emotionalen Lernen Dr. Michael Bleicher / Andreas Rapp Aktive Teens – ein Schüler-Mentoren- Programm zur Prävention in Klasse 7 + 8 Cornelia Christiansen / Gerd Frick Opfer und Täter im Gespräch – Gesprächsgruppen für Opfer und Täter im Seehaus • Irmela Abrell Angebote zur Alkoholprävention im öf- fentlichen Raum: das Freiburger Projekt PräRIE • Karin-Anne Böttcher Zur Theorie, Praxis, Steuerung schulischer Gewaltprävention Jutta Wedemann Schutzengel-Projekt Pforzheim-Enzkreis Jochen Merkle KomPass – Kompetenzportal zur Prävention von Krisen an Schulen Nadine Nagel Seniorensicherheitsberater der Stadt Leipzig Karsten Lauber Kongresseröffnung Schwarzwaldhalle Mo 12. Mai, 11:00 – 12:30 Kongresseröffnung Schwarzwaldhalle Mo 12. Mai, 11:00 – 12:30 Abschlussplenum Schwarzwaldhalle Di 13. Mai, 15:15 – 16:15 Abschlussplenum Schwarzwaldhalle Di 13. Mai, 15:15 – 16:15 „Karlsruher Erklärung“ des Deutschen Präventionstages Dr. Wiebke Steffen Gutachterin des Deutschen Präventionstages Erich Marks Geschäftsführer des Deutschen Präventionstages Manuela Schwesig Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Dr. Frank Mentrup Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe Reinhold Gall Innenminister des Landes Baden-Württemberg Prof. Dr. Manuel Eisner University of Cambridge Prof. Dr. Hans- Jürgen Kerner Kongresspräsident und Vorsitzender der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe Big Data – Chancen und Risiken in der Prävention Prof. Dr. Viktor Mayer-Schönberger University of Oxford Dr. Wiebke Steffen Gutachterin des Deutschen Präventionstages Abschluss-Statement Prof. Dr. Hans-Jürgen Kerner Kongresspräsident und Vorsitzender der Deutschen Stiftung für Verbrechens- verhütung und Straffälligenhilfe Ausblick und Verabschiedung Erich Marks Geschäftsführer des Deutschen Präventionstages Sexuellem Kindesmissbrauch vorbeugen – Das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ Prof. Dr. Dr. Klaus Michael Beier Charité – Universitätsmedizin Berlin Weltweit 50 % weniger Gewalt bis 2050 – Ansätze zu einer globalen Strategie Prof. Dr. Manuel Eisner University of Cambridge, UK Prävention braucht Praxis, Politik und Wissenschaft: Die Sicht der Wissenschaft Prof. Dr. Andreas Beelmann Friedrich-Schiller-Universität Jena „Missbrauch verhindern“ durch Strafanzeige Andreas Mayer Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), Stuttgart Fortschritte und Möglichkeiten. Was wissen wir und was können wir erreichen in der Präventionsarbeit für Jugendliche (IOM Report 2009)? Harrie Jonkman Verwey-Jonker Institute, Niederlande Das Präventionsprinzip im Strafrecht – Weitere Möglichkeiten der Verbesserung Klaus Michael Böhm Behandlungsinitiative Opferschutz (BIOS-BW) e. V., Karlsruhe Ausweitung des Strafrechts auf dopende Sportler – ein sinnvoller Präventionsbeitrag? Prof. em. Dr. Arthur Kreuzer Justus-Liebig-Universität Gießen / WEISSER RING e. V., FB Vorbeugung Gewalt gegen Frauen: auch ein europäisches Thema Antje Niewisch-Lennartz Justizministerin des Landes Niedersachsen 30 Jahre Täter-Opfer-Ausgleich: Verheißung des Guten – aber wie soll es weitergehen? Prof. Dr. Dieter Rössner Tübingen Gewaltprävention – zur Praxis einer Theorie. Inwieweit lenkt das Wissen um die Ursachen von Gewalt die Praxis der Prävention? Gisela Mayer Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden Das Projekt Sozialnetz-Konferenz in der Bewährungshilfe Österreich – die Aktivierung des sozialen Netzes zur Planung der Hilfe Prof. Dr. Christian Grafl , Universität Wien, Österreich • Hansjörg Schlechter, Neustart Österreich, Wien „Trau dich!“ Die bundesweite Initiative zur Prävention des sex. Kindesmiss- brauchs. Erfahrungen aus der Koope- ration mit den Bundesländern und der wissenschaftlichen Begleitforschung Stefanie Amann und Christiane Firnges BZgA, Köln Sicher Wohnen – warum benötigt es mehr als (gute) polizeiliche Ratschläge Rita Salgmann Landeskriminalamt Niedersachsen, Hannover „Das Romahaus“ – polizeiliche Präven- tion als Netzwerkarbeit aus Sicht von Praxis und Forschung Eva Kiefer Johann-Wolfgang-Goethe Universität, Frankfurt Christian Horn, Polizei Berlin Alkoholprävention vor Ort: Unterstüt- zung von kommunalen Strategien – Maßnahmen der BZgA Michaela Goecke und Prof. Dr. Elisabeth Pott Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Köln „Schnell weg – zwischen Panik und Gewissen!“ Vorstellung eines Zivil- courageseminars für Erwachsene Stefanie Ferdinand Heidelberg Reiner Greulich Sicheres Heidelberg e. V. Evidenzbasierte Kriminalprävention am Beispiel der Region Rhein-Neckar Günther Bubenitschek, Prävention Rhein-Neckar e. V., Heidelberg Dr. Melanie Wegel, Universität Zürich / Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar e. V. Situative Kriminalprävention; Chancen eines Kooperationsansatzes im Bereich Cybercrime Jörg Bässmann Bundeskriminalamt, Wiesbaden Kriminalpräventive Angebote für ältere Menschen Dierk Marckwardt, Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Stuttgart Dr. Volkhard Schindler, Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), Stuttgart Gewaltprävention in der Schweiz: Zusammenarbeit zwischen Politik, Praxis und Wissenschaft Thomas Vollmer Eidgenössisches Departement des Inneren, Schweiz Kriminalitätsmonitor NRW – Ergebnisse aus einer repräsentativen Opfer- befragung zum Wohnungseinbruch Dr. Stefan Kersting und Dr. Daniela Pollich Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf Sicherheit und Sicherheitsbedrohungen im Alter – Phänomene und Präventions- ansätze Prof. Dr. T. Görgen, B. Kraus, D. Wagner Dt. Hochschule der Polizei, Münster S. Kotlenga, B. Nägele Zoom e. V., Göttingen Kriminalprävention in der Praxis – das Soziale-Stadt-Projekt Bonn-Neu- Tannenbusch Michael Isselmann, Bundesstadt Bonn Sabine Kaldun, barrio novo., Gelsenkirchen Detlev Schürmann, Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK), Bonn Kriterien gelingender Netzwerke am Beispiel Früher Hilfen Dr. Frauke Zahradnik Stadt Karlsruhe, Kinderbüro / Frühe Hilfen PaC – Prävention als Chance; Erfah- rungen aus 10 Jahren Mehrebenen- programm auf kommunaler Ebene, Chancen für die Zukunft S. Gremmler, LKA Nds., Hannover M. Jansen, Gemeinde-Unfallversicherungs- verband Hannover / LUK Niedersachsen Praxisforschung – Evaluation eines theaterpädagogischen Projekts gegen sexuelle Aggression Prof. Dr. Friederike Eyssel Universität Bielefeld Dr. Susanne Heynen Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugendbehörde Evaluation über die elektronische Überwachung in Korea Dr. Cheonhyun Lee und Hark-Mo Daniel Park Korean Institute of Criminology (KIC), Südkorea Rechtsextremismus heute – Erscheinungsformen und Aspekte für die Präventionsarbeit Lisa Hempel und Patrick Neumann Landespräventionsrat Niedersachsen, Hannover Kommunales Risikomanagement: über die Gemeinsamkeiten von Kinds- wohlgefährdungen und Hurrikans Dr. Björn Weiße Stadt Karlsruhe, Ordnungsamt Ansätze und Möglichkeiten zur Ver- hütung vorsätzlicher Brandstiftungen in Wohnbereichen Frank Dieter Stolt Initiative Schutz vor Kriminalität e. V., Mannheim Polizei und multi-ethnische Jugend. Was die Polizei gut macht und noch besser machen kann Dr. D. Oberwittler, D. Hunold und A. Schwarzenbach, Max-Planck-Institut für ausl. und int. Strafrecht, Freiburg i. B. U. Behrendes, Polizeipräsidium Köln Schütze Dein BESTES. – Prophylaxe für Ihr Gehirn: „a good way to avoid your neurosurgeon“ Prof. Dr. Martin U. Schuhmann Universitätsklinikum Tübingen Prävention von Jugendgewalt: Kriterien guter Praxis in Familie, Schule und Sozialraum Carlo Fabian und Nadine Käser Fachhochschule Nordwestschweiz, Basel Präventionsprogramme – mehr als die Summe seiner Teile? Heidrun Mayer, Papilio e. V., Augsburg Prof. Dr. Herbert Scheithauer Freie Universität Berlin Sicherheit für Alle – Partizipation von Migrantenselbstorganisationen an der Prävention Necati Benli, Hessisches Landeskriminal- amt, Wiesbaden Jürgen Schmatz, Polizeipräsidium Südosthessen, Offenbach am Main Current Developments in Implementation Research Prof. Dr. Dean L. Fixsen University of North Carolina, USA in englischer Sprache Prevention connects! – The Twinning- light Project ‘Strengthening Capacities of the Ministry of Interior for Crime Pre- vention’ (Croatia – Baden-Württemberg) Frank Buchheit, LKA BW, Stuttgart Ruža Karlović, Police Academy, Kroatien in englischer Sprache Violent offending with unspecifi ed motives toward strangers Dr. Jeongsook Yoon, Korean Institute of Criminology (KIC), Südkorea Unraveling school violence Dr. S.-H. Park, Dr. S.-H. Lee, KIC in englischer Sprache Europe and prevention: the needs of local decision-makers and practitioners – part I Organised by the European Forum for Urban Security (Efus) The EU landscape 2014 – 2020. Institutional renewal, policy renewal Overview of EU policies relating to prevention The European scope of local crime prevention Panel discussion on European inter-city and cross-border cooperation in crime prevention in englischer und französischer Sprache Europe and prevention: the needs of local decision makers and practitioners – part II Organised by Efus Expectations of new EU policies and programmes in the fi eld of justice & home affairs? Panel discussion to analyse the EU Stock- holm programme in the light of the Efus Manifesto and to identify the needs of local authorities An open letter by crime prevention stakeholders to the renewed European institutions Concluding session formulating the position and needs of local-decision makers and practitioners in englischer und französischer Sprache Forschung für die Praxis – das „Nationale Zentrum Frühe Hilfen“ Alexandra Sann Deutsches Jugendinstitut e. V., München Prävention sexueller Gewalt gegen Mädchen und Jungen – Der Spektrum-Ansatz Elisabeth Helming Deutsches Jugendinstitut e. V., München Das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ – Erfahrungen nach einem Jahr Tina Budavari und Petra Söchting Bundesamt für Familie und zivilgesell- schaftliche Aufgaben, Köln Kinder- und Jugendkriminalitätspräven- tion im Blick: Die DJI-Arbeitsstelle im Spannungsfeld zwischen Praxis, Politik und Wissenschaft Bernd Holthusen, Dr. Sabrina Hoops und Carina Seidl Deutsches Jugendinstitut e. V., München Podiumsdiskussion: Was kann und soll Wissenschaft für Praxis und Politik leisten? M. Liebe, Bayer. Jugendring, München M. Reinhardt, TMSFG, Erfurt Prof. Dr. P. Rieker, Universität Zürich R. Salgmann, LKA Nds., Hannover Gelingensbedingungen pädagogischer Rechtsextremismusprävention Dr. Ursula Bischoff, Frank König und Eva Zimmermann Deutsches Jugendinstitut e. V., Halle Schulische Berufsorientierung als Angebote zur Prävention von Ausbildungslosigkeit Dr. Nora Gaupp Deutsches Jugendinstitut e. V., München Dr. Birgit Reißig Deutsches Jugendinstitut e. V., Halle Künstlerische Beiträge: Landespolizeiorchester Baden-Württemberg Cabuwazi Kinder- und Jugendzirkus e. V. Dance Vision Karlsruhe – Trainershow Künstlerische Beiträge: Dance Vision Karlsruhe – Feetback, Next Level Jacques Brel – on n’oublie rien, Staatstheater Karlsruhe Crimestop Rock ’n’ Funband Moderation: Markus Brock Künstlerische Beiträge: Polizeimusikkorps Karlsruhe Vorträge Projektspots Vorträge 09:00 09:30 10:00 10:30 11:00 11:30 12:00 12:30 13:00 13:30 14:00 14:30 Projektspots 11:30 – 12 :30 Postersess ion Konzerthaus – Hauptfoyer 13:00 – 14 :00 Postersess ion Konzerthaus – Hauptfoyer Veranstalter: DPT – Deutscher Präventionstag gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner gefördert von Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner und Sponsoren Medienpartnerschaft und Logos der gastgebenden Veranstaltungspartner Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Veranstalter DPT – DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Gastgebende Veranstaltungspartner Ständige Veranstaltungspartner Kooperationspartner Sponsoren In Oldenburg auf 107,1 Stadthalle, Seminarraum 2.10 Konzerthaus OG – Foyer Ost Moderation: Andreas Eisinger, Baden TV US Juvenile Justice Stadthalle Seminarr. 2.06 Vom ersten Jugendgericht der Vereinigten Staaten 14:00 bis 18:00 Uhr in Chicago 1899 über die Chicagoer Schule zu den Model Courts for Change Im frühen 20.Jahrhundert waren die USA richtungsweisend für Jugendjustizreformen. Heute werden sie gedanklich eher mit hohen Inhaftierungsraten und Zero Tolerance verbunden. Der erneute Wandel indes vollzieht sich international eher unbeachtet. Wieder ist das Jugendgericht Chicago eines der führenden Gerichte der „Models for Change“- In- itiative. Diversion, Deinstitutionalisierung und Entkriminalisierung prägen die Diskussion um nachgewiesen wirksame Programme (Blueprints, Sherman Report) und zeigen den Wandel im erfolgreichen Umgang mit gefährdeter Jugend. Barometer Sicherheit in Deutschland Stadthalle Seminarr. 2.07 (BaSiD) – Ergebnisse aus dem Verbundprojekt 14:00 bis 18:00 Uhr Im interdisziplinären Verbundprojekt „Barometer Sicherheit in Deutschland“ (BaSiD) wurde ein Monitoring zu objektiven und subjektiven Sicherheiten erstellt. Am Anfang steht eine Einführung in das Verbundprojekt. In vier Vorträgen werden Ergebnisse aus der repräsentativen Dunkelfeldstudie des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Strafrecht (MPI) und des BKA und aus der repräsentativen Studie des MPI über Sicherheit und Lebensqualität vorgestellt. Im Schlussvortrag geht es um die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an der Entwicklung von technischen Lösungen zur Herstellung von Sicherheit. Übergangsmanagement zwischen Stadthalle Seminarr. 2.09 Jugendstrafvollzug und Nachbetreuung: 14:00 bis 18:00 Uhr Wie können die hohen Rückfallraten reduziert werden? Das Thema Übergangsmanagement wird in dieser Sonderveranstaltung mit dem Themenschwerpunkten behandelt: · Übergangsmanagement im Strafvollzug: Anwendungsfelder – Schwerpunkte · Problemfelder bei der Kooperation der beteiligten Dienste, Wer ist dran? Welche Kooperationen sind für ein gelingendes Übergangsmanagement notwendig? · Gelingendes Übergangsmanagement im Netzwerk · Entlassungsmanagement. Eltern-LAN – Zusammen.Spiele.Erleben Johann-Peter-Hebel-Saal Veranstaltung von spielbar.de 14:00 bis 17:00 Uhr der bpb mit Partnern In dieser Veranstaltung können Sie eigene Computerspielerfahrungen sammeln und über den Inhalt und die Wirkung der virtuellen Spielewelten von Heranwachsenden mit MedienpädagogInnen ins Gespräch kommen. Auf diese Weise möchten die Veranstalter Erwachsenen einen Einstieg in die Freizeitbeschäftigung von Kindern und Jugendlichen ermöglichen und eine Brücke zwischen den Generationen schlagen. Weitere Infos und Anmeldung unter www.eltern-lan.info sowie am Check-in-Counter in der Stadthalle Karlsruhe. Anmeldung erforderlich, ab 18 Jahren Verfassungsschutz und Stadthalle Seminarr. 2.06 Prävention – ein Gegensatz? 09:00 bis 15:00 Uhr Informativ und individuell – unsere Arbeit und wie SIE in der Extremismusprävention da- von profi tieren können. Kein Gegensatz, sondern andere Innenansichten, neue Einsichten und spannende Aussichten. Der Verfassungsschutz im Gespräch – Erfahrungsaustausch auf Augenhöhe! Workshop, fachlicher Input zu den Themen Extremismus und Terrorismus mit Ihnen und einer Behörde die einiges bieten kann. NEST – Material für Frühe Hilfen Stadthalle Seminarr. 2.07 09:00 bis 15:00 Uhr Im Rahmen des Forums fi nden folgende Vorträge und Workshops statt: · 09:00 – 10:00 Uhr: Vorstellung NEST sowie Ergebnisse des Praxistests · 10:30 – 12:00 Uhr: Workshop Arbeit mit NEST zu TV, Internet und Smartphone in den Familien · 12:30 – 13:00 Uhr: Ressourcen- und Lösungsorientierte Arbeitsweise mit NEST · 13:30 – 15:00 Uhr: Workshop Arbeit mit NEST zu Gewalt und Respekt Restorative Circles (RC) Stadthalle Seminarr. 2.09 – Heilung statt Strafe. Eine Form der 09:00 bis 11:30 Uhr Konfl iktverwandlung, entwickelt in der gewaltvollen Welt brasilianischer Favelas Wohlverhalten wird belohnt, Unrecht bestraft. Glück hat, wer nicht erwischt wird. Unser Rechtssystem sind wir gewohnt, es ist tief in unserem Denken verankert. Veränderung beginnt mit neuen Gedanken. Was ermöglicht ein Umdenken? Dieser Workshop bietet eine erlebnisbasierte Einführung in die Prinzipien eines Konfl iktverwandlungsprozesses nach Dominic Barter. Erste Erfahrungen werden gemacht, wie statt Bestrafung und Abschreckung, statt Genug- tuung und Groll aus einem Konfl ikt Heilung entstehen kann für alle Beteiligten. Wege zu nachhaltiger (Gewalt)prävention. Stadthalle Seminarr. 2.09 Vom theoretischen Konzept zur 12:30 bis 15:00 Uhr kommunalen Netzwerkarbeit 1. Vorstellung Projekt Einsicht – Marburg gegen Gewalt 2. Vorstellung Projekt MIT-EIN-ANDER in Kita und Schule 3. Gemeinsamkeiten und Unterschiede (gemeinsam vorgestellt) 4. Fallstricke, Gelingensfaktoren und Grenzen (moderiert, incl. Ergebnissicherung, zusammen mit dem Publikum) 5. Offene Diskussion Geschlossene Begleitveranstaltungen auf nationaler Ebene 21. DVS-Stiftungstag • Alumnitreffen der Beccaria-Fachkräfte Kriminalprävention • Arbeitstreffen der Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der Landespräventionsräte • Gemeinsames Treffen der AG Kripo und des UA FEK • Mitgliederversammlung des Deutsch-Europäischen Forums für Urbane Sicherheit e. V. (DEFUS) • Planungsgespräch zur 3. Trägerkonferenz „Grüne Liste Prävention“ • Pressefrühstück • Sitzung des Programmbeirates des 19. Deutschen Präventionstages Jahresversammlung des Europäischen Forums für Urbane Sicherheit (EFUS) geschlossene Veranstaltung EFUS ist ein Zusammenschluss von 250 europäischen Städten, Gemeinden und Regionen aus 18 Ländern, um gemeinsam die lokale Präventionsarbeit zu stärken und ihr auf nationaler und europäischer Ebene Gehör zu verschaffen. Die 27. EFUS-Jahresversammlung fi ndet im Rahmen des 19. DPT statt. EFUS organisiert mit dem DPT das internationale Forum „Europa und Prävention: Die Bedürfnisse der lokalen Entscheidungsträger und Praktiker.“ Bühne Im Rahmen des 19. Deutschen Präventionstages werden an beiden Veranstaltungstagen Bühnenstücke für Schülerinnen und Schüler zu verschiedenen Präventionsthemen gezeigt. Eingeladen sind Gruppen und Schulklassen aus Karlsruhe und dem regionalen Umfeld. Kongressteilnehmende sind herzlich eingeladen, als Zuschauer teilzunehmen. Das kongressbegleitende Schulprogramm fi nden Sie auf der Internetseite www.praeventionstag.de. Schüleruniversität Die Schüleruniversität bietet Vorlesungen für Schülerinnen und Schüler aus Karlsruhe und dem regionalen Umfeld an. Kongressteilnehmende sind herzlich eingeladen, als Gasthörer teilzunehmen. Das kongressbegleitende Schulprogramm fi nden Sie auf der Internetseite www.praeventionstag.de. Filmforum Begleitveranstaltungen DPT19 Kongress 2014 · Karlsruhe »Prävention braucht Praxis, Politik und Wissenschaft« Programm 19. Deutscher Präventionstag 12. & 13. Mai 2014 in Karlsruhe · Stadthalle 19 Symposium Innere Sicherheit Karlsruher Forum für Cybersicherheit* Sonderveranstaltungen Montag, 12. Mai 2014 Dienstag, 13. Mai 2014 Detailinformationen zu den Sonderveranstaltungen des 19. DPT werden veröffentlicht auf der Internetseite www.praeventionstag.de, im Kongresskatalog sowie über die Täglichen Präventions-News Schwarzwaldhalle Moderation: Markus Brock * in Kooperation mit dem CyberForum e.V. Karlsruhe – Schirmherr David Hermanns Die Sonderveranstaltung „Karlsruher Forum für Cybersicherheit“ ist öffentlich und für Besucher kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich Montag, 12. Mai 2014 14:00 – 14:30 Cyberkriminalität – Die Schattenseite der digitalen Gesellschaft Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamts, Wiesbaden 14:30 – 15:00 Cybersicherheit – eine neue Herausforderung für Bund und Länder? MD Dr. Herbert O. Zinell, Innenministerium Baden-Württemberg, Stuttgart 16:00 – 16:30 Unternehmen in Sozialen Netzen – Wer hat die Kontrolle? Silvija Höger, Fraunhofer-Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung IOSB, Karlsruhe 16:45 – 17:15 WLAN-Hacking Kai Jendrian und Jörg Völker, KA-IT-Si c / o Secorvo Security Consulting GmbH, Karlsruhe 17:30 – 18:00 Cybermobbing auch ein Problem bei Erwachsenen? Was verrät die Sprache bei Täter / Opfer? Uwe Leest, Bündnis gegen Cybermobbing e. V., Karlsruhe Montag, 12. Mai 2014 14:00 – 15:00 Prävention gestern und heute – eine Zeitreise Gerhard Klotter, Landespolizeipräsident Baden-Württemberg, Stuttgart 15:30 – 16:30 Häuser des Jugendrechts (HdJ) – ein Erfolgsmodell Martin Schatz, Innenministerium Baden-Württemberg, Stuttgart 17:00 – 18:00 Projekt VESBA – „Verbesserte Erkennbarkeit von Streifenfahrzeugen auf Bundesautobahnen und autobahnähnlich ausgebauten Straßen“ Detlef Werner, Innenministerium Baden-Württemberg, Stuttgart Dienstag, 13. Mai 2014 09:00 – 10:00 Prävention zum Schutz des Lebens von abgängigen Demenzerkrankten Belinda Hoffmann, Innenministerium Baden-Württemberg, Stuttgart Uwe Stürmer, Polizeipräsidium Konstanz, Friedrichshafen 10:30 – 11:30 Der beste Schutz der Demokratie ist die informierte Zivilgesellschaft Beate Bube, Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg, Stuttgart 12:30 – 13:30 Arbeitsgruppe „Lebenswerter öffentlicher Raum“ Andreas Renner, Innenministerium Baden-Württemberg, Stuttgart Rüdiger Schilling, Polizeipräsidium Karlsruhe, Karlsruhe 14:00 – 15:00 Zusammenlegung der Verkehrs- und Kriminalprävention (im Zuge der Polizeireform in Baden-Württemberg) Andreas Renner, Innenministerium Baden-Württemberg, Stuttgart Claudia Rohde, Innenministerium Baden-Württemberg, Stuttgart Dienstag, 13. Mai 2014 09:00 – 09:30 Juuuport – Die Selbstschutz-Plattform von Jugendlichen für Jugendliche im Netz Karin Wunder, Niedersächsische Landesmedienanstalt, Hannover 09:45 – 10:15 Cybermobbing – auch bei uns? Implementierung von Prävention Uli Gilles, Rhein-Sieg-Kreis / Jugendschutz, Siegburg 10:30 – 11:00 Online-Kinderschutz – eine (un)lösbare Herausforderung Julia von Weiler, Innocence in Danger e. V., Berlin 11:45 – 12:15 Datenschutz bei notwendigen Veröffentlichungen Stephan Kessler, KIT Fakultät Informatik, Karlsruhe 12:30 – 13:00 BeWiser – Ein europaweiter Ansatz zur Stärkung des IT-Security-Sectors Tamara Högler, CyberForum e.V., Karlsruhe 13:15 – 13:45 Prävention Cybercrime – Neue Wege Uwe Vahrenhorst, Landeskriminalamt NRW, Düsseldorf 14:00 – 15:00 Strategic importance of cyber security Melissa Hathaway, Harvard, Belfer Center for Science and International Affairs, President Hathaway Global Strategies LLC, Cambridge, USA in englischer Sprache Dienstag, 13. Mai 2014 09:00 – 09:30 Märchen helfen heilen Lichtmädchen e. V., Berlin 09:30 – 10:00 Theater und Training für das Leben Galli Präventionstheater, Berlin 10:30 – 11:00 „Stand up for your rights“ Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), Stuttgart 11:00 – 11:30 „My Jihad“ – Ein Film über den Streit um einen Begriff und den Kampf um Gerechtigkeit Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), Stuttgart 12:30 – 13:00 Kurzfi lmserie zum Thema „Sichere Netzwelten“ Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 13:30 – 14:45 „Verklickt“ Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK), Stuttgart Montag, 12. Mai 2014 14:00 – 14:30 Täter-Opfer-Ausgleich bei Neustart NEUSTART gGmbH, Stuttgart 14:30 – 15:30 Demokratielernen in der Schule: Klassenrat in Grundschule und Förderstufe Hessisches Kultusministerium – Projekt Gewaltprävention und Demokratielernen, Frankfurt 15:30 – 16:00 The Making of … a real serious Game Kolping-Bildungswerk Württemberg e. V., Stuttgart 16:00 – 17:00 OTHELLO – aus: DIE WERFT – Kulturelle Arbeit und Integration Straffälliger Förderverein JVA Holzstraße e. V., Wiesbaden Anmeldung Der schnellste Weg zur Kongressanmeldung: ■ Per Online-Formular unter www.praeventionstag.de/go/anmeldung ■ Oder schicken Sie eine Kopie des Anmeldecoupons per Fax oder Post an das DPT-Büro. __________________________________________________________________________________________ Vorname / Nachname __________________________________________________________________________________________ Institution __________________________________________________________________________________________ Straße, Hausnummer __________________________________________________________________________________________ PLZ, Ort __________________________________________________________________________________________ Bundesland __________________________________________________________________________________________ Fon __________________________________________________________________________________________ E-Mail __________________________________________________________________________________________ Datum Unterschrift Mit der Veröffentlichung meiner Anmeldedaten in der Teilnehmerliste des 19. Deutschen Präventionstages bin ich einverstanden: ja nein Kongressgebühr ermäßigt für beide Veranstaltungstage 115 € 85 € Tageskarte 12. Mai 85 € 65 € Tageskarte 13. Mai 85 € 65 € Die Ermäßigung gilt für: ■ Arbeitsuchende, Auszubildende, Schwerbehinderte, Rentner, Schüler, Studenten, Teilnehmende am Bundesfreiwilligendienst (bitte fügen Sie Ihrer Anmeldung eine entsprechende Bestätigung bei). Für Menschen mit Behinderung bieten wir bei Bedarf Unterstützung an. Bitte sprechen Sie uns an. ■ Sammelanmeldungen ab 10 Personen einer Institution auf Gesamtrechnung sowie für ■ Teilnehmende aus Baden-Württemberg (Wohnsitz oder Arbeitsstelle) Die Anmeldung ist verbindlich. Sie können Ihre Anmeldung bis zum 7. April 2014 kostenfrei stornieren. Danach wird eine Stornierungsgebühr von 20 Euro berechnet. Generell gilt: Die Stornierung einer Anmeldung muss vor der Veran staltung und schriftlich erfolgen (z. B. per E-Mail, Fax, Post). Organisation Veranstalter DPT – Deutscher Präventionstag gemeinnützige GmbH im Auftrag der Deutschen Stiftung für Verbrechensverhütung und Straffälligenhilfe (DVS) Veranstaltungsort Kongresszentrum Karlsruhe Karlsruher Messe- und Kongress GmbH Festplatz 9 76137 Karlsruhe www.kongress-karlsruhe.de Hotels Bitte buchen Sie Ihre Unterkunft direkt beim Hotel Ihrer Wahl oder über eines der bekannten Onlineportale. Weitere Informationen fi nden Sie auch auf unserer Internetseite unter: www.praeventionstag.de Veranstaltungsticket der Deutschen Bahn Für die Teilnehmenden des 19. Deutschen Präventionstages bietet die Deutsche Bahn zum Preis von 99 Euro (2. Klasse) und 159 Euro (1. Klasse) ein Veranstaltungsticket (mit Zugbindung) von jedem DB-Bahnhof nach Karlsruhe an. Gegen einen Aufpreis von 40 € sind innerhalb Deutschlands auch vollfl exible Fahrkarten (ohne Zugbindung) erhältlich. Weitere Informationen zum Erwerb und zu den Konditionen fi nden Sie unter www.praeventionstag.de. Publikumsveranstaltungen ■ Dienstag, 13. Mai 2014, ist Publikumstag. Interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, in der Zeit von 10:00 bis 15:00 Uhr die kongressbeglei- tende Ausstellung zu besuchen. Der Besuch ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. ■ Der Besuch der Sonderveranstaltung „Karlsruher Forum für Cybersicherheit“ ist kostenlos. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Hinweise zum Programm ■ Bei den mit * gekennzeichneten Programmteilen handelt es sich um Firmenvorträge und -infostände sowie Kooperationen mit Wirtschaftsunternehmen. ■ Ausführliche Zusatzinformationen zu allen Programmteilen fi nden Sie auf unserer Internetseite www.praeventionstag.de. Kontakt DEUTSCHER PRÄVENTIONSTAG Am Waterlooplatz 5a 30169 Hannover Fon 0511 – 235 49 49 Fax 0511 – 235 49 50 dpt@praeventionstag.de Posterpräsentationen Campus und Aktionen Konzerthaus – Hauptfoyer Postersessions: Montag: 12. Mai 2014 – 13:00 bis 14:00 Uhr Dienstag: 13. Mai 2014 – 11:30 bis 12:30 Uhr • Bergische Universität Wuppertal EU-Projekt HARMONISE – Sicherheit durch Resilienz städtischer Infrastrukturen • Caritasverband für das Erzbistum Berlin e. V. „Wir für uns“ – Erfolgreiche Schulentwicklung durch Peer-Learning und Gewaltprävention • Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten K.d.ö.R. ENDITNOW-Prävention gegen Missbrauch und Gewalt • gegen-missbrauch e. V. Wir werden laut! • Goethe-Universität Frankfurt / Main Praxisforschung zur polizeilichen Kriminalprävention • Kelly-Insel e. V. Kinder sicher unterwegs – Medienpaket mit Film-DVD und Handbuch • Kinderbüro / Frühe Hilfen Karlsruhe Poster über Zugangswege zur Frühen Prävention / Frühe Hilfen • Landesinstitut für Präventives Handeln (LPH) – Diagnose psychoaktiver Beeinfl ussung als Basis der Intervention i. S. von Suchtprävention – KomPass – Kompetenzportal zur Prävention von Krisen an Schulen • Landespräventionsrat Niedersachsen – Gewaltprävention und Opferschutz im Landespräventionsrat Niedersachsen – Wissenstransfer in der Kriminalprävention: Das Beccaria-Portal • Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften / Landespräventionsrat Niedersachsen Masterstudiengang „Präventive Soziale Arbeit: Kriminologie & Kriminalprävention“ • SRH Hochschule Heidelberg Masterstudiengang Rechtspsychologie – Chancen und Handwerkszeug einer jungen Fachdisziplin • Universität Bremen Wissenschaftlich fundierte Präventionsprogramme des Bremer Präventionsforums • www.theaterallen.de* Poster zum interaktiven Theaterstück „Hallo Oma, ich brauch‘ Geld ...“ Festplatz • Umwelt- und Arbeitsschutz der Stadt Karlsruhe Gesundheitstag „Fit bleiben – keine Frage des Alters“ Krankenkassen, Vereine und Verbände informieren über Fitness, Ernährung und Gesundheit • Dienstfahrzeuge des Ordnungsamts der Stadt Karlsruhe • Führungsfahrzeug der Stadt Karlsruhe ELWII • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) Szenencollagen zu „Trau dich! Ein starkes Stück über Gefühle, Grenzen und Vertrauen.“ Bundesweite Initiative zur Prävention des sexuellen Kindesmissbrauchs • Polizeipräsidium Ludwigsburg Pedelec-Parcours für Seniorinnen und Senioren • Polizeipräsidium Karlsruhe „Rund um die Radfahrsicherheit“ und „Kinder als Mitfahrer im PKW“ • Verein zur Förderung von Kindern und Jugendlichen Bad Urach e. V. BEATSTOMPER – Rhythmus und Performance Auftritt am Montag, 12.05.2014 von 13:00 bis 13:30 Uhr • Werkraum Karlsruhe e. V. / Stiftung Hänsel + Gretel / Sozial- und Jugendbehörde Karlsruhe / Präventionsnetzwerk Kein Täter werden WerkraumBus Sonderausstellungen • Bezirksverein f. soziale Rechtspfl ege Bruchsal K.d.ö.R. WohnHaft Schönbornstr. 32, Justizvollzug & Gesellschaft • broken hearts stiftung Designwettbewerb Menschenhandel / Sklaverei im 21. Jahrhundert • Bundespolizei Fotos im Gleisbett – Beste Freundin • Dachverband der autonomen Frauenberatungsstellen NRW e. V. Warnsignale häuslicher Gewalt – erkennen und handeln • Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH* Zielgruppengerechte Vermittlung von Antikorruption – Länderbeispiel Indonesien • Justizministerium Nordrhein-Westfalen Kreativ im Knast – Knastkultur • Lichtmädchen Berlin e. V. Märchen helfen heilen • Polizeiinspektion Goslar Goslarer Zivilcouragekampagne (GZK) • Richard Ross Fotos zum Projekt: Juvenile-In-Justice „Prävention braucht Praxis, Politik und Wissenschaft“ – unter diesem Motto findet der 19. Deutsche Präventions- tag in Karlsruhe statt, zu dem ich die Referentinnen und Referenten sowie alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer als Schirmherr herzlich in Baden-Württemberg begrüße. Das Motto der Veranstaltung macht deutlich, dass Prävention eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, bei deren praktischer Umsetzung nicht nur Politik und Wissenschaft, sondern vor allem auch möglichst viele Ver- antwortungsträger aus der gesamten Bandbreite der Gesellschaft gefordert sind. Sowohl im Bereich der Kriminal- als auch bei der Sucht-, Verkehrs- und Gesund- heitsprävention gilt es, gemeinsam und über Ressort- und Zuständigkeitsgrenzen hinweg zu handeln statt in Lagerdenken zu verharren. Beispielhaft hierfür steht das Förderprogramm „Prävention alkoholbedingter Jugendgewalt (PAJ)“, das einen ganzheitlichen Ansatz aus Sucht- und Gewalt- prävention sowie Netzwerkarbeit auf lokaler Ebene verfolgt. Es zielt darauf ab, den exzessiven Alkoholkonsum Jugendlicher zu bekämpfen sowie alkoholbedingte Gewaltdelikte und Verkehrsunfälle junger Menschen zu verhindern. Indem ver- schiedene Netzwerkpartner miteinbezogen und mehrere Bereiche der Präventi- onsarbeit abgedeckt werden, leistet dieses von der Baden-Württemberg Stiftung geförderte Programm einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen alkoholbedingte Jugendgewalt. Für die Organisation und Durchführung des 19. Deutschen Präventionstages danke ich allen Beteiligten, vor allem der DPT – Deutscher Präventionstag gGmbH. Der größten europäischen Tagung im Bereich Kriminalprävention wünsche ich einen gelungenen Verlauf sowie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern anregende Begegnungen und Gespräche. Grußwort des Schirmherrn Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg Winfried Kretschmann #dpt2014 Infostände • gegen-missbrauch e. V. • Gemeinde Unfallversicherungsverband Hannover / Landeskriminalamt Nieder- sachsen • Gewaltstopper e. V. • Gewerkschaft der Polizei • Gewinnsparverein der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg e. V. • GSJ – Gesellschaft für Sport und Jugend- sozialarbeit gGmbH / Berliner Polizei, Dir. 5 Stab 4 – Prävention und Öffentlich- keitsarbeit • Haus des Jugendrechts Stuttgart • Hessisches Kultusministerium – Projekt Gewaltprävention und Demokratielernen • Hessisches Landeskriminalamt / Polizei Hessen • Hessisches Ministerium der Justiz, für Integration und Europa • Hilfswerk der Deutschen Lions e. V. – Lions-Quest „Erwachsen werden“ • IN VIA Kath. Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit i.d. Erzdiözese Freiburg e. V. • Initiative Sicherer Landkreis Rems-Murr e. V. • Internationaler Bund • Jugendstationen Gera und Jena / Saale-Holzland-Kreis • Junge Menschen im Aufwind (JuMA), Speyer • Junges Staatstheater Karlsruhe • Justizvollzugsanstalt Wiesbaden • juuuport – www.juuuport.de, die Selbstschutz-Plattform von Jugendlichen für Jugendliche im Web • Katholische Bundes-Arbeitsgemeinschaft Straffälligenhilfe im Deutschen Caritas- verband (KAGS) • Kinder- und Jugendamt Heidelberg • klicksafe • Kolping-Bildungswerk Württemberg e. V. – „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, Landeskoordination BW • Koordinierungs- und Entwicklungsstelle Verkehrsunfallprävention (KEV) beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg • Deutsche BOB-Initiativen – BOBBayern Initiative • Deutsche BOB-Initiativen – Pfalz-BOB • Deutsche BOB-Initiativen – Polizei- präsidium Mittelhessen • Deutsche BOB-Initiativen – Polizei- präsidium Trier • Deutsche Sportjugend im Deutschen Olympischen Sportbund e. V. (dsj) • Deutsche Stiftung Mediation • Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e. V. (DVJJ) • Deutscher Familien Verband Landesver- band Sachsen-Anhalt e. V. • Deutscher Ju-Jutsu Verband e.V. • Deutsches Forum für Kriminalprävention (DFK) • Deutsches Jugendinstitut e. V. • Deutsch-Europäisches Forum für Urbane Sicherheit e. V. (DEFUS) • Die Kinderschutz-Zentren • DKSB Ortsverband Karlsruhe Stadt und Landkreis e. V. • Drogenhilfe Köln • EJF gAG • ESM Jugendbüro / Jugendamt Stadt Marl • European Forum for Urban Security (EFUS) • Evangelische Gesellschaft Stuttgart e. V. • Fachkräfteportal der Kinder- und Jugend- hilfe • Fairplayer e. V. • Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e. V. • Förderverein „Sicherer Landkreis Böblingen e. V.“ • Forum Jugend / Soziales / Prävention e. V. Sigmaringen • FREIE HILFE BERLIN e. V. • Freikirche der Siebenten-Tags-Adventis- ten K.d.ö.R. • Galli Präventionstheater und Lichtmäd- chen e. V. „Märchen helfen heilen“ • Koordinierungsstelle Gewaltprävention und Verein Verantwortung statt Gewalt e. V. • Kreis Lippe, Kooperationsgremium „Für Lippe gegen häusliche Gewalt“ • Kriminologische Masterstudiengänge der Ruhr-Universität Bochum • Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg • Landesarbeitsgemeinschaft Mobile Jugendarbeit/Streetwork Baden-Würt- temberg e. V. und Mobile Jugendarbeit Karlsruhe • Landesinstitut für Präventives Handeln (LPH) • Landeskriminalamt Baden-Württemberg, Geschäftsstelle „Förderprogramm Prävention alkoholbedingter Jugend- gewalt (PAJ)“ • Landeskriminalamt Mecklenburg- Vorpommern • Landeskriminalamt Niedersachsen • Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz und Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz • Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt • Landespräventionsrat Niedersachsen • Landespräventionsrat Nordrhein- Westfalen • Landespräventionsrat Sachsen • Landespräventionsrat Sachsen-Anhalt • Landesprogramm Weltoffenes Sachsen für Demokratie und Toleranz • Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald • Landratsamt Karlsruhe • Landratsamt Karlsruhe – Frühe Hilfen • Lebenswertes Murgtal e. V. – Verein für Prävention und Sicherheit • Ministerium des Innern, für Sport und Infrastruktur • Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes NRW • Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg • Netzwerk gegen Gewalt • Netzwerk Gewaltprävention und Konfl iktregelung Münster • AGJ-Fachverband – Konfl ikt-KULTUR • Aktion „Sportler setzen Zeichen“ – WEISSER RING e. V. • Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden – Stiftung gegen Gewalt an Schulen • Ambulanter Justizsozialdienst Nieder- sachsen • AWO Karlsruhe gemeinnützige GmbH • B.B.W. St. Franziskus Abensberg, Träger: Kath. Jugendfürsorge der Diözese Regensburg e. V. • Beccaria Fachkräfte Kriminalprävention • Behandlungsinitiative Opferschutz (BIOS-BW) e. V. • Bewährungshilfe Stuttgart e. V. / Prä- ventSozial Justiznahe Soziale Dienste gemeinnützige GmbH • Buchhandlung Büchergilde* • Bündnis gegen Cybermobbing e. V. • Bund Deutscher Kriminalbeamter • Bundesamt für Justiz • Bundesamt für Migration und Flüchtlinge – Präventionskooperation • Bundesarbeitsgemeinschaft für Straffälli- genhilfe (BAG-S) e. V. • Bundesarbeitsgemeinschaft Prävention & Prophylaxe e. V. • Bundesarbeitsgemeinschaft Täter- arbeit Häusliche Gewalt e. V. • Bundeskriminalamt • Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz / Bundesamt für Justiz • Bundespolizei • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) • Bundeszentrale für politische Bildung • Courage – Sicherheit Fördern e. V., Kehl • DBH-Fachverband für Soziale Arbeit, Strafrecht und Kriminalpolitik • Der PARITÄTISCHE Sachsen-Anhalt – Landesweites Netzwerk für ein Leben ohne Gewalt • Netzwerk Straffälligenhilfe in Baden-Württemberg • Netzwerk Zuhause sicher e. V. • Netzwerkarbeit für nachhaltige Gewaltprävention: Konzept MIT-EIN-ANDER in Kita und Schule • NEUSTART gGmbH • Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport • Oberzent-Schule Beerfelden • Odenwald-Regional-Gesellschaft (OREG) mbH* • Ortspolizeibehörde Bremerhaven • Papilio e. V. • PHINEO gAG • Polizei Sachsen • Polizeiinspektion Schwerin • Polizeiinspektion Stralsund • Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) • Polizeipräsidium Aalen – Haus der Prävention • Polizeipräsidium Bochum – Kriminal- prävention • Polizeipräsidium Heilbronn • Polizeipräsidium Karlsruhe, Haus des Jugendrechts Pforzheim und Enzkreis – „Anti-Graffi ti-Mobil“ • Polizeipräsidium Karlsruhe, Referat Prävention, Schutzengel Pforzheim- Enzkreis • Polizeipräsidium Ludwigsburg / Referat Prävention • Prävention im Blick – im Landkreis Diepholz • Präventionsnetzwerk Karlsruhe • Projekt Chance im CJD Creglingen • Rat für Kriminalitätsverhütung Schleswig-Holstein (RfK) • Regiestelle TOLERANZ FÖRDERN – KOMPETENZ STÄRKEN und Initiative Demokratie Stärken / BIKnetz – Präventi- onsnetz gegen Rechtsextremismus • Rheinisches Präventionsinstitut gegen Gewalt • Schillerschule Brühl / Baden • SDNA Forensische Markierungs- technologie GmbH* • Seehaus e. V. • Sicheres Freiburg e. V. • SKM-Katholischer Verein für soziale Dienste in der Erzdiözese Freiburg e. V. • Stadt Esslingen in Kooperation mit dem Polizeirevier Esslingen • Stadt Karlsruhe • Stadt Karlsruhe – Gleichstellungsbüro ZJD • Stadt Karlsruhe – Kulturbüro • Stadt Karlsruhe – Ordnungs- und Bürgeramt • Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugend- behörde / Hauptabteilung Beratung • Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugend- behörde / Jugendgerichtshilfe • Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugend- behörde / Sozialer Dienst • STEP – Verein zur Förderung von Erziehung und Bildung e. V. • Stiftung Opferhilfe Niedersachsen • Stiftung Pro Kind • Täter-Opfer-Ausgleich im Justizvollzug und LAG TOA Baden-Württemberg • theaterpädagogische werkstatt gGmbH • Triple P Deutschland GmbH* • Unfallkasse Baden-Württemberg • Universität Erlangen – EFFEKT • Verein Programm Klasse2000 e. V. • Verein zur Förderung der Methode Puppenspiel in der Kriminal- und Verkehrsprävention e. V. (VPKV) • Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH (VBK)* • WEISSER RING e. V. • Zartbitter e. V. • „Zentrale Beratungsstellen“ der freien Straffälligenhilfe mit Förderung durch das Justizministerium NRW • Zusammenhalt durch Teilhabe
https://www.karlsruhe.de/b4/aktuell/dpt/veranstaltungen/cybersicherheit/HF_sections/content/ZZlttFEjlJPyAo/1395140959169/Kongressprogramm.pdf
Microsoft Word - Städt.Ämter_Integrationsplan.doc 1 Karlsruher Integrationsplan Stadt Karlsruhe Dezernat 3 Sozial- und Jugendbehörde | Büro für Integration 2 3 Inhalt 1 Einleitung..................................................................................................... 4 2 Migration in Karlsruhe ................................................................................ 6 2.1 Sozialräumliche Verteilung in den Karlsruher Stadtteilen.............................. 9 2.2 Einbürgerungen............................................................................................10 3 Integrationsplan für Karlsruhe..................................................................12 3.1 Beteiligungsprozess .....................................................................................12 3.2 Aufbau, Struktur ...........................................................................................13 3.3 Prozesscharakter .........................................................................................14 4 Handlungsfelder.........................................................................................15 4.1 Soziale Partizipation: Bildung, Ausbildung, Erwerbsleben ...........................15 4.1.1 Vorschulische Bildung..................................................................................15 4.1.2 Schulische Bildung.......................................................................................17 4.1.3 Übergang Schule – Beruf .............................................................................19 4.1.4 Erwerbsleben ...............................................................................................20 4.2 Gesellschaftliche Partizipation: Bürgerschaftliches Engagement und interkulturelle Öffnung der Verwaltung .........................................................22 4.2.1 Bürgerschaftliches Engagement ..................................................................22 4.2.2 Interkulturelle Öffnung der Verwaltung.........................................................23 4.3 Kulturelle Partizipation: interkulturelle und interreligiöse Begegnung...........25 4.3.1 Interkulturelle Begegnung ............................................................................25 4.3.2 Interreligiöse Begegnung .............................................................................26 4.3.3 Zugang zu Dienstleistungen.........................................................................27 4.4 Gesundheit und Sport ..................................................................................28 4.4.1 Gesundheit...................................................................................................28 4.4.2 Sport ............................................................................................................29 4 1 Einleitung Der vorliegende Integrationsplan ist eine Weiterführung der Karlsruher Leitlinien zur Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern. In einem kommunalen Integrati- onsplan werden die Richtlinien für die kommunale Integrationspolitik vorgegeben, da Integration in besonderem Maße auf der kommunalen Ebene gelebt und umgesetzt wird. Hier findet politische Partizipation und Teilhabe am öffentlichen Leben statt. Das Thema Integration ist zudem ein wichtiges kommunales Anliegen, um den Zu- sammenhalt und die Solidarität in unserer Stadtgesellschaft zu stärken. Die Weiter- führung der Leitlinien ist aber auch sichtbares Bestreben und Auftrag der Stadt Karls- ruhe, den gesellschaftlichen Entwicklungen gerecht zu werden: Positives aufzuneh- men und negativen Entwicklungen entgegen zu wirken. Integration ist zudem eine Querschnittsaufgabe, die themenübergreifend alle Berei- che der kommunalen Politikfelder anbelangt und damit die Partizipation der Karlsru- her Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund auf allen Ebenen stär- ken soll. Karlsruhe ist eine moderne Stadt der Vielfalt. Seit ihrer Gründung haben hier viele unterschiedliche Menschen unterschiedlichster Herkunft, kultureller Sozialisation und religiöser Überzeugung ihr Zuhause gefunden. Ihre Zuwanderung ist in der Rück- schau für die Stadt Bereicherung und Zugewinn gewesen. So muss auch in Zukunft Zuwanderung als Erweiterung kultureller Vielfalt und Öffnung verstanden werden. Der demografische Wandel und der absehbare Mangel an gut ausgebildeten Fach- kräften bedeuten für die Stadt, will sie ihre Zukunftsfähigkeit als Wirtschaftsstandort sichern, dass die Zuwanderung von spezialisiertem Fachpersonal immanent wichtig ist. Hierzu bedarf es einer deutlichen Willkommenskultur. In unserer Stadt leben bereits sehr viele gut ausgebildete, erfolgreiche Migrantinnen und Migranten, die mit Blick auf ihren Erfolg und ihrer Stellung in der Gesellschaft berechtigte Erwartungen in Bezug auf gesellschaftliche und politische Teilnahme ha- ben. Hier ist die Kommune gefordert, stärker aktiv zu werden und die gleichberech- tigte Einbindung aller in die Gestaltung des Gemeinschaftslebens selbstverständlich zu machen. Es gibt jedoch auch Migrantinnen und Migranten, deren Teilhabechancen gering sind, da sie keinen Bildungs- und Berufsabschluss haben oder die im Herkunftsland erworbene Qualifikation nicht anerkannt ist. Hier gilt es, bedarfsorientierte, ge- schlechts- und altersspezifische Angebote zu schaffen und umzusetzen, aber auch bestehende Angebote zu vernetzen. Ein besonderes Augenmerk der Stadt sollte hierbei auf der Erleichterung der Aner- kennung ausländischer Schul- und Berufsausbildung liegen. Ziel ist es, die Potenzia- le von Migrantinnen und Migranten, die in unserer Stadt leben zu nutzen und zu för- dern. Den in Karlsruhe lebenden älteren Menschen mit Migrationshintergrund muss mehr Beachtung zukommen. Anhand von nachholender Integration soll ihr Zugang zu so- zialen Diensten und Gesundheitsprävention erhöht und Barrieren abgebaut werden. 5 Der Integrationsplan ist ein wichtiger Schritt, um die gleichberechtigte Teilhabe aller – unabhängig von Herkunft und sozialer Lage oder Geschlecht zu fördern und aktiv gegen jegliche Form von Rassismus und Diskriminierung anzugehen. Chancen- gleichheit und Gerechtigkeit wird bei allen Entscheidungen und Maßnahmen - bei- spielsweise bei der Kindergartenplatzvergabe - gefördert und berücksichtigt. Mit Hilfe eines breit angelegten Beteiligungsprozesses (s. Kap 3) werden integrati- onsfördernde Ziele und Maßnahmen zu deren Umsetzung erarbeitet. Dabei ist ein Anliegen, dass die Angebote und Maßnahmen in erster Linie bedarfsgerecht und geschlechtssensibel und nicht herkunftsorientiert sind. Gemäß neuerer sozialwissenschaftlicher Studien wie der Sinus-Studie über Migran- ten-Milieus unterscheiden sich Migrantinnen und Migranten auch innerhalb einer Ethnie hinsichtlich ihrer Wertvorstellungen oder Alltagspraktiken unter Umständen enorm. Dies heißt, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund nicht primär ent- sprechend ihrer Herkunftsgruppe oder Ethnie differenzieren, sondern sich vielmehr entlang ihrer Zugehörigkeit zu verschiedenen Milieus orientieren. Die Milieus spie- geln dabei die unterschiedlichen Wertvorstellungen, Lebenslagen oder Einstellungen, aber auch Ästhetikvorstellungen wider. Der Studie zufolge verbindet Menschen des gleichen Milieus mit unterschiedlichem Migrationshintergrund offenbar mehr miteinander als Menschen gleicher Herkunfts- kultur in anderen Milieus. Die Milieu-Studie verweist somit statt auf statische Katego- rien wie „Herkunftskultur“ auf dynamische Konzepte der Lebensführung.1 Auf Integra- tionsprozesse bezogen heißt dies, dass es nicht um die Integration „des Migranten“ oder „der Migrantin“ in eine bestehende Gesellschaft geht, sondern vielmehr um die Integration aller in eine sich stets verändernde Gesellschaft. Anhand des vorliegenden Integrationsplans wird berücksichtigt, dass sich der Inte- grationsprozess auf mehreren Ebenen vollzieht. Er ist folglich entlang der verschie- denen Partizipationsmöglichkeiten sozialer, kultureller oder gesellschaftlicher Teil- habe in verschiedene Handlungsfelder gegliedert. Bevor die einzelnen Handlungsfelder im vierten Kapitel dargestellt werden, wird in Kapitel drei das Vorhaben Integrationsplan unter Berücksichtigung des Beteiligungs- prozesses erläutert. Zwei wesentliche Bedeutungen stehen dabei im Vordergrund: Zum einen stellt der Integrationsplan für die Verwaltung selbst eine Grundlage für integrationspolitische Ziele und Maßnahmen dar, zum anderen ist er eine Basis für Bürgerbeteiligung und liefert somit den Rahmen für einen lebendigen Dialog zwi- schen Bürgerinnen und Bürgern und Verwaltung, der wiederum aufgrund der regel- mäßigen Fortschreibung in das Konzept einfließt. Zunächst wird jedoch im folgenden Kapitel die örtliche Datenlage unter Berücksichti- gung der sozialräumlichen Verteilung, des Anteils der Migrantinnen und Migranten mit und ohne deutsche Staatsangehörigkeit sowie die Zahl der Einbürgerungen be- leuchtet. 1 Anhand der Sinus-Studie über Migranten-Milieus sind acht verschiedene Milieus entlang von Wert- orientierungen, Lebensstilen und sozialen Lagen identifizierbar. In: vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e.V. 2009. Migranten-Milieus. vhw-Schriftenreihe 1, Berlin. 6 2 Migration in Karlsruhe Knapp ein Fünftel der in Deutschland lebenden Menschen hat einen Migrations- hintergrund, das sind rund 15,6 Mio. Personen. Dabei ist die Bevölkerungsgruppe aufgrund der verschiedenen Herkunftsländer oder Wanderungsmotive äußerst hete- rogen. Die Definition „Menschen mit Migrationshintergrund“ schließt sowohl Men- schen mit eigenen Migrationserfahrungen als auch deren in Deutschland geborene Nachkommen, Deutsche mit Migrationshintergrund und Ausländerinnen und Auslän- der2 mit ein. Eine allgemein akzeptierte und in den amtlichen Statistiken durchgängig angewandte Definition von dieser Personengruppe gibt es derzeit nicht. Daher basieren Analysen zu Migrationsfragen bisher auf Daten, die vor allem die Staatsangehörigkeit, nicht aber die persönliche oder familiäre Herkunft berücksichtigen. Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung liegt damit bei 19 %. Während sich die Zahl der deutschen Staatsbürgerinnen- und bürger mit Migrationshintergrund erhöht hat, stagniert die Zahl der Ausländerinnen und Aus- länder in Deutschland seit circa 10 Jahren bei 7,2 Millionen.3 Zudem ist anzu- merken, dass die Zuwanderung nach Deutschland schrumpft und die Abwanderung steigt.4 Unter den Flächenländern hat Baden-Württemberg mit 25 % den höchsten Migrantenanteil, übertroffen nur noch von Hamburg und Bremen mit rund 26 %.5 Die Alterspyramide für Deutschland im Jahr 2008 zeigt, dass der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund an der Gesamtbevölkerung in den jüngeren Altersstufen am größten ist. So haben inzwischen 34,4 % der Kinder unter fünf Jahren einen Mig- rationshintergrund, bei den Kindern bis zum Lebensalter von zehn Jahren sind es 32,7 %. Auch in der Altersgruppe bis 35 Jahre ist der Anteil der Personen mit Migra- tionshintergrund mit 27,3 % deutlich über ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Dage- gen beträgt der Migrantenanteil in der Altersgruppe über 65 Jahre nur 8,5%. Das Durchschnittsalter der Personen mit Migrationshintergrund ist 34,4 Jahre, bei Perso- nen ohne Migrationshintergrund sind es 45,3 Jahre.6 2 Ausländer sind Personen, die eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen oder staatenlos sind bzw. deren Staatsangehörigkeit nicht geklärt ist. Nicht in der Ausländerzahl enthalten sind Personen, die - neben der deut- schen noch eine ausländische Staatsangehörigkeit besitzen (dies gilt insbesondere bei Aussiedlern, die neben ihrer ausländischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit angeben) - Angehörige der ausländischen Stationie- rungsstreitkräfte sowie der ausländischen diplomatischen und konsularischen Vertretungen mit ihren Familienan- gehörigen - Lebendgeborene, bei denen nur ein Elternteil Ausländer ist (vgl. auch Artikel 4 des Gesetzes vom 30. Juni 1993 (BGBl. I S. 1062)). Im Integrationsplan wird der Begriff „Ausländer“ aufgrund der statistischen Sprachregelung übernommen, obwohl der Begriff zwischenzeitlich antiquiert ist. Zu den Migrantinnen und Migranten zählen sowohl Personen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besit- zen (Ausländer) als auch die Personen, die eine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen und gleichzeitig anhand der Eintragungen im Einwohnermelderegister (z.B. Geburtsort) einen persönlichen Migrationshintergrund erken- nen lassen. Hierzu werden auch deutsche Kinder- und Jugendliche nach dem Optionsmodell gemäß § 29 StAG gerechnet. Nicht in der Gruppe der Migranten enthalten sind nach Definition der Kommunalstatistik Personen mit einem (lediglich) familiären Migrationshintergrund (z. B. in Deutschland geborene Kinder von (Spät-)Aussiedlern). Die kommunale Statistik bezieht ihre Daten aus dem Melderegister, weshalb der familiäre Migrationshintergrund hier nicht erfasst werden kann. Der familiäre Migrationshintergrund einer Person kann zum Beispiel über eine direkte Befragung wie den Mikrozensus erhoben werden. 3Statistisches Bundesamt. Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Ausländische Bevölkerung. Ergebnisse des Aus- länderzentralregisters 2009. Fachserie 1, Reihe 2, Wiesbaden, 2010. S. 23. 4Bade, Klaus 2009. Von der Arbeitswanderung zur Einwanderungsgesellschaft. 5 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 6 8. Bericht der Beauftragten der Bundesregierung über die Lage von Ausländerinnen und Ausländern 7 In Karlsruhe leben 10,1 % Deutsche mit erkennbarem persönlichem Migrationshin- tergrund und 14,5 % der Menschen besitzen keine deutsche Staatsangehörigkeit. Zusammen ergeben dies 24,6 % Migrantinnen und Migranten.7 In Zahlen sind dies über 41 000 Menschen aus über 150 Nationen; vertreten sind alle Kontinente. Herkunftsland Ausländer davon Herkunftsland Auslän-der davon zu- Männer Frauen Kinder zu- Männer Frauen Kinder sammen (18 Jahre (18 Jahre unter sam- men (18 Jahre (18 Jahre unter u. älter) u. älter) 18 Jahren u. älter) u. älter) 18 Jahren Staaten der EU Argentinien 56 27 25 4 Belgien 123 57 52 14 Bolivien 24 9 13 2 Bulgarien 699 365 292 42 Brasilien 302 83 190 29 Dänemark 47 23 22 2 Chile 62 33 25 4 Estland 41 15 21 5 Haiti 4 3 - 1 Finnland 52 18 30 4 Kanada 86 38 41 7 Frankreich 1.611 774 723 114 Kolumbien 97 40 55 2 Griechenland 832 453 315 64 Mexiko 121 67 51 3 Großbritannien 349 180 147 22 Peru 99 39 54 6 Irland 58 32 18 8 Venezuela 44 27 17 - Italien 4.214 2.224 1.548 442 Vereinigte Staaten 588 336 208 44 Lettland 73 24 44 5 übr. amerikani- sche 236 116 106 14 Litauen 218 46 144 28 Staaten Luxemburg 164 116 48 - Amerika 1.719 818 785 116 Malta - - - - Niederlande 243 129 96 18 Österreich 655 311 311 33 Polen 1.971 752 1.033 186 Portugal 426 191 169 66 Afghanistan 181 84 47 50 Rumänien 1.768 888 757 123 China (Volks- republ.) 1.268 635 553 80 Schweden 81 39 32 10 Georgien 248 60 154 34 Slowakische Republik 138 46 72 20 Indien 421 287 100 34 Slowenien 63 28 33 2 Indonesien 196 100 70 26 Spanien 1.008 466 487 55 Irak 581 313 141 127 Tschechische Republik 166 59 98 9 Iran 376 190 155 31 Ungarn 569 299 243 27 Israel 76 35 26 15 Zypern 2 2 - - Japan 177 52 116 9 EU-Staaten zus. 15.571 7.537 6.735 1.299 Jordanien 30 12 15 3 Kasachstan 200 85 94 21 sonst. europäi- sche Libanon 184 136 32 16 Staaten Malaysia 45 30 14 1 Bosnien- Herzegow. 1.012 442 421 149 Pakistan 266 162 73 31 Island 21 9 9 3 Philippinen 73 7 60 6 Kroatien 2.262 1.027 1.095 140 Sri Lanka 174 88 57 29 Mazedonien 302 133 119 50 Süd-Korea 192 56 110 26 Norwegen 35 15 16 4 Syrien 111 65 35 11 Russland 1.633 548 889 196 Taiwan (Rep. China) 32 9 22 1 Schweiz 224 99 113 12 Thailand 394 53 307 34 Serbien und 1.884 759 901 224 Vietnam 350 140 154 56 Montenegro übr. asiatische 588 277 243 68 Türkei 6.087 2.881 2.467 739 Staaten Ukraine 1.160 422 621 117 Asien 6.163 2.876 2.578 709 7 Statistisches Jahrbuch der Stadt Karlsruhe 2011. 8 Weissrussland 136 44 72 20 übr. europ. Staa- ten 593 241 263 89 Europa 30.920 14.157 13.721 3.042 Ägypten 70 40 20 10 Australien 71 35 29 7 Äthiopien 72 30 33 9 Neuseeland 20 11 5 4 Algerien 144 102 31 11 übr. ozeani- sche 4 2 2 - Eritrea 63 18 38 7 Staaten Ghana 91 35 41 15 Australien und 95 48 36 11 Kamerun 473 271 158 44 Ozeanien Marokko 349 245 92 12 Nigeria 128 83 34 11 Somalia 91 44 23 24 Tunesien 266 191 68 7 Ohne Angabe 98 54 29 15 übr. afrik. Staaten 410 193 162 55 Afrika 2.157 1.252 700 205 Insgesamt 41.152 19.205 17.849 4.098 Quelle: Statistisches Jahrbuch Stadt Karlsruhe 2011 Die größte Bevölkerungsgruppe in Karlsruhe stammt mit 6.087 Personen aus der Türkei, gefolgt von Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien bzw. dessen Nach- folgestaaten (5.523) und Italienern (4.214). Die Zuwanderinnen und Zuwanderer kommen vor allem aus Europa, hiervon knapp mehr als die Hälfte mit 15.571 Perso- nen aus EU-Staaten. 9 2.1 Sozialräumliche Verteilung in den Karlsruher Stadtteilen Bevölkerung mit erkennbarem Migrationshintergrund in Karlsruhe 2010 nach Stadttei- len Stadtteil Wohn- darunter bevölkerung Ausländer Deutsche mit erkenn- barem Migranten 1) pers. Migrationshin-tergrund zusammen Anzahl Anzahl % Anzahl % Anzahl % 01 Innenstadt-Ost 5.988 1.693 28,3 933 15,6 2.626 43,9 02 Innenstadt-West 9.111 2.347 25,8 708 7,8 3.055 33,5 03 Südstadt 16.505 4.271 25,9 1.779 10,8 6.050 36,7 04 Südweststadt 19.336 2.811 14,5 1.631 8,4 4.442 23,0 05 Weststadt 19.337 3.504 18,1 1.742 9,0 5.246 27,1 06 Nordweststadt 10.950 1.341 12,2 1.281 11,7 2.622 23,9 07 Oststadt 18.527 4.608 24,9 1.669 9,0 6.277 33,9 08 Mühlburg 15.714 3.026 19,3 1.882 12,0 4.908 31,2 09 Daxlanden 11.714 937 8,0 1.167 10,0 2.104 18,0 10 Knielingen 8.862 1.085 12,2 725 8,2 1.810 20,4 11 Grünwinkel 10.234 1.228 12,0 1.001 9,8 2.229 21,8 12 Oberreut 9.689 1.323 13,7 2.288 23,6 3.611 37,3 13 Beiertheim-Bulach 6.594 595 9,0 421 6,4 1.016 15,4 14 Weiherfeld-Dammerstock 6.016 478 7,9 379 6,3 857 14,2 15 Rüppurr 10.151 590 5,8 524 5,2 1.114 11,0 16 Waldstadt 12.291 1.612 13,1 1.684 13,7 3.296 26,8 17 Rintheim 5.546 709 12,8 794 14,3 1.503 27,1 18 Hagsfeld 6.974 793 11,4 977 14,0 1.770 25,4 19 Durlach 29.534 3.997 13,5 2.649 9,0 6.646 22,5 20 Grötzingen 9.238 776 8,4 609 6,6 1.385 15,0 21 Stupferich 2.687 100 3,7 74 2,8 174 6,5 22 Hohenwettersbach 2.866 125 4,4 113 3,9 238 8,3 23 Wolfartsweier 3.160 198 6,3 179 5,7 377 11,9 24 Grünwettersbach 3.991 158 4,0 131 3,3 289 7,2 25 Palmbach 1.685 94 5,6 47 2,8 141 8,4 26 Neureut 16.950 1.635 9,6 1.625 9,6 3.260 19,2 27 Nordstadt 9.398 1.118 11,9 1.443 15,4 2.561 27,3 Stadt Karlsruhe 283.048 41.152 14,5 28.455 10,1 69.607 24,6 1) Ohne in Deutschland geborene Kinder von Bewohnern mit persönlichem Migrationshintergrund. Quelle: Statistisches Jahrbuch Stadt Karlsruhe 2011 Bezogen auf die Karlsruher Stadtteile ist mit über 28 % der Anteil der ausländischen Bevölkerung in der Innenstadt-Ost am höchsten; es folgen mit jeweils rund 26 % die Südstadt und die Innenstadt West. Ebenfalls einen hohen Anteil hat die Oststadt mit fast 25 %. Der gesamtstädtische Durchschnitt beträgt 14,5 %. Deutlich unterdurch- schnittlich ist der Anteil der ausländischen Bevölkerung mit Werten zwischen 3,7 % und 6,3 % in den Karlsruher Höhenstadtteilen. Den höchsten Anteil an Deutschen mit Migrationshintergrund weist mit 23,6 % Oberreut auf; in der Innenstadt-Ost und in der Nordstadt wohnen knapp über 15 % Deutsche mit Migrationshintergrund. Der städtische Durchschnittswert liegt bei 10,1 %. Insgesamt leben in der Innenstadt-Ost fast 44 % Migrantinnen und Migranten, ge- folgt von Oberreut mit 37,3 % und von der Südstadt mit 36,7 %. Der gesamt- städtische Durchschnitt liegt bei 24,6 %. Nur in vier Stadtteilen beträgt der Anteil un- ter 10%. 10 2.2 Einbürgerungen Herkunftsgebiete der eingebürgerten Personen in Karlsruhe 2010 Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Die Zahl der Einbürgerungen ist seit 2006 kontinuierlich zurückgegangen: Im Jahr 2006 bürgerten sich 531 Personen ein, 2007 waren es 381, 389 Einbür- gerungen gab es im Jahr 2008 und 2009 wurden 333 Personen eingebürgert. Im Jahr 2010 ließen sich insgesamt 289 Personen einbürgern, die meisten davon (48) aus Asien (ohne ehemalige Sowjetunion) und aus der Türkei (41), gefolgt von 38 Personen aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion und 35 aus den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawien. Fast die Hälfte der Eingebürgerten, d.h. 48,8 % ist zwischen 18 und unter 25 Jahre alt8, knapp ein Viertel (24,2 %) befindet sich in der Altersgruppe der 35- bis unter 45- Jährigen.9 Die Einbürgerung ist ein bedeutender Schritt für die Integration in unsere Gesell- schaft. Sie bedeutet das Ausüben des aktiven und passiven Wahlrechts, d.h. die vol- le Teilhabe an den Bürgerrechten. Die Einbürgerung von Menschen aus verschie- denen Ländern bereichert Karlsruhe, macht es vielfältiger, offener und stärker. Dabei trägt eine hohe Zahl an Einbürgerungen zur besseren und langfristigen Integration von Zugewanderten bei. Allerdings gelingt Integration nicht alleine durch die Zuer- 8 Optionsdeutsche, d.h. Kinder und Jugendliche, die sich bis spätestens zur Vollendung des 23. Le- bensjahres zwischen der deutschen und einer anderen Staatsangehörigkeit entscheiden müssen, werden nicht zu den Einbürgerungen gezählt. 9 Statistisches Jahrbuch der Stadt Karlsruhe 2011. 11 kennung eines Aufenthaltstitels oder durch Einbürgerung. Eine richtig verstandene Integration muss darüber hinaus Identität, ein gemeinsames „Wir -Gefühl“, stiften. Eingebürgerte weisen oftmals einen höheren Bildungsabschluss und eine bessere Integration in den Arbeitsmarkt auf als ausländische und deutsche Gleichaltrige. Da Eingebürgerte aber statistisch als Deutsche erfasst werden, blieben diese Integrati- onserfolge lange verdeckt.10 10 Bade, Klaus 2009. Von der Arbeitswanderung zur Einwanderungsgesellschaft. 12 3 Integrationsplan für Karlsruhe Ein kommunaler Integrationsplan verfolgt das Ziel, zentrale Vorstellungen für ein friedliches Miteinander von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in einem Gesamtkonzept zusammenzufassen und bei diesem Prozess in möglichst großem Umfang Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte gleichermaßen zu betei- ligen. Der Integrationsplan für Karlsruhe basiert auf dem Nationalen Integrationsplan, dem Integrationsplan des Landes sowie auf den Leitlinien zur Integration von Zuwande- rinnen und Zuwanderern, die der Gemeinderat am 23.09.2008 beschlossen hat. Be- reits mit den Leitlinien hat die Stadt Karlsruhe das Ziel vorgegeben, unter Einbe- ziehung von Migrantinnen und Migranten die Grundlagen für eine gelingende Integra- tion zu schaffen. Der Karlsruher Integrationsplan wurde gemeinsam mit dem Arbeitskreis Migrations- beirat erarbeitet. 3.1 Beteiligungsprozess Auf Grundlage der eher allgemein formulierten Leitlinien, fokussiert der Integra- tionsplan auf die Entwicklung konkreter Ziele und Maßnahmen, welche die künftige Integrationsarbeit vor Ort steuern sollen. Der Integrationsplan umreißt daher im We- sentlichen konkrete Handlungsvorschläge für Karlsruhe, die in einem breiten Beteili- gungsprozess stets weiter entwickelt und vertieft werden und auf kommunaler Ebene realisierbar sind. Beteiligte, die im Rahmen der Umsetzung mitwirken sind unter an- derem der Arbeitskreis Migrationsbeirat, Migrantinnen und Migranten, Migranten- selbstorganisationen, städtische Ämter, Vereine, ehrenamtlich Tätige sowie alle am Prozess Interessierte. Die direkte Beteiligung bei der Erarbeitung des Integrationsplanes, insbesondere bei der Formulierung von Zielen und Maßnahmen, ist eine wichtige Voraussetzung, In- tegrationspolitik zu einem gemeinsamen Thema von Bürgerschaft und Verwaltung zu machen und die Vielstimmigkeit der Stadtgesellschaft zu repräsentieren. Im Februar 2012 wurde der Entwurf Integrationsplan mit den städtischen Ämtern ab- gestimmt. Anschließend erfolgte die Vorstellung des Konzepts einer breiten Öffent- lichkeit. In dieser Auftaktveranstaltung wurde für die die Beteiligung zur Weiterent- wicklung des Konzepts geworben. Ende März 2012 haben sich Bürgerinnen und Bürger in themenbezogenen und moderierten Arbeitsgruppen an der inhaltlichen Ausgestaltung des Karlsruher Integrationsplans beteiligt, um Ziele, Indikatoren und Maßnahme gemeinsam zu erarbeiten. Durch den Austausch der Personen und Gruppen mit und ohne Migrationshin- tergrund sowie der Institutionen wurde zudem ein wichtiger interkultureller Dialog und Meinungsbildungsprozess angeregt. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung sind nun in das vorliegende Konzept eingear- beitet und wiederum mit dem Arbeitskreis Migrationsbeirat sowie den städtischen Ämtern abgestimmt. 13 3.2 Aufbau, Struktur Der Integrationsplan ist in folgende vier Handlungsfelder gegliedert: - Soziale Partizipation: Bildung, Ausbildung, Erwerbsleben - Gesellschaftliche Partizipation: Bürgerschaftliches Engagement und interkultu- relle Öffnung der Verwaltung, - Kulturelle Partizipation: interkulturelle und interreligiöse Begegnung, - Gesundheit und Sport. Die Handlungsfelder beschreiben Lebensbereiche und / oder kommunale Aufgaben, die zum Teil auch die Mehrdimensionalität11 von Integrationsprozessen widerspie- geln, denn Integration zielt auf die Partizipation am gesellschaftlichen, wirtschaft- lichen, kulturellen und politischen Leben ab. Jedes Handlungsfeld verfolgt eine we- sentliche Zielsetzung. Daher wurde für jedes Handlungsfeld im Rahmen des Beteili- gungsprozesses ein konkretes Ziel priorisiert. Die Ziele repräsentieren dabei, was die Stadt Karlsruhe auf Grundlage der Hand- lungsfelder integrationspolitisch jeweils erreichen möchte. Folglich wurden möglichst konkrete, umsetzbare Ziele für die einzelnen kommunalen Handlungsfelder erarbei- tet. Um die Ziele messen zu können sind Indikatoren benannt. Diese geben darüber Auskunft, ob ein Ziel erreicht wurde bzw. welcher Stand zu einem vorgegebenen Zeitpunkt erreicht ist und woran der gewünschte Zielerreichungsgrad gemessen wer- den soll. Schließlich wurden - ebenfalls unter Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger - Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele formuliert. Da Integration eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, ist bei der Umsetzung des Integrationsplanes eine starke Vernetzung mit den beteiligten Gruppen der Zivilge- sellschaft wichtig. Geplant sind themenspezifische Netzwerke mit wichtigen Organi- sationen und Institutionen, Fachämtern, Vereinen und Verbänden, Arbeitgebern und Arbeitsverwaltung und insbesondere Initiativgruppen sowie Migrantenselbstorga- nisationen. Neben der Entwicklung und Fortschreibung von Zielen und Maßnahmen bedarf es der Berichterstattung an die zuständigen Gremien und der Wirksamkeitskontrolle. Daher sind in Bezug auf die Ziele und die Handlungsfelder regelmäßig Daten zu er- heben, die einen Abgleich des jeweils erreichten Ist-Zustandes mit den angestrebten Zielen ermöglichen. Der Integrationsplan versteht sich in diesem Sinne als ein Konzept, das den politi- schen Willen des Gemeinderates und der Verwaltung beschreibt, die Bedingungen und Ziele der Karlsruher Integrationspolitik und des städtischen Handelns abbildet und einen Rahmen für die Vernetzung der öffentlichen, institutionellen und zivilge- sellschaftlichen Organisation vorgibt. 11 Friedrich Heckmann unterscheidet analytisch folgenden Dimensionen von Integration: strukturelle Integration, kulturelle Integration, soziale Integration und identifikatorische Integration; in: Bedingungen erfolgreicher Integra- tion 2005. 14 3.3 Prozesscharakter In Karlsruhe wird besonderer Wert darauf gelegt, dass der Integrationsplan nicht sta- tisch ist, sondern sich in den kommenden Jahren durch ein Monitoring der Maßnah- men dem Bedarf und der Entwicklung in den unterschiedlichen Aufgabenbereichen und gesellschaftlichen Fragestellungen kontinuierlich anpassen wird. Der vorliegende Integrationsplan wird deshalb im Zwei-Jahres-Rhythmus fortgeschrieben. Vorgese- hen ist dabei die Einbindung aller Beteiligten bei der Entwicklung von Handlungskon- zepten, ihrer Kontrolle, bei der Berichterstattung an den Gemeinderat und seine Gremien sowie bei der Formulierung weiterer Ziele. Gesteuert wird dieser Prozess durch den Migrationsbeirat und seinen Arbeitskreis. 15 4 Handlungsfelder Integration ist ein andauernder Prozess. Daher ist es wichtig, dass Integrations- maßnahmen auf Dauer angelegt sind. Es bedarf vor allem einer gezielten Planung sowie Maßnahmen, die die Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigen. 12 Um ihre Teilhabemöglichkeiten zu erhöhen, sollten die Integrationsmaßnahmen auf Menschen mit geringeren Partizipationschancen zugeschnitten werden, wie Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund aus so genannten bildungsfernen Fami- lien, Frauen und Erwerbslose. 4.1 Soziale Partizipation: Bildung, Ausbildung, Erwerbsleben Die Beherrschung der deutschen Sprache ist - unabhängig von sozialer oder ethni- scher Herkunft - Voraussetzung, um sich gesellschaftlich integrieren zu können und die Teilhabechancen in allen gesellschaftlichen Bereichen wie Schule, Ausbil- dung, Beruf und Arbeitsmarkt zu verbessern. 4.1.1 Vorschulische Bildung Ausgangslage Gemäß Nationalem Integrationsplan ist die Betreuungsquote von Kindern mit Migrationshintergrund an Kindergärten um 9 % niedriger als bei Kindern ohne Migrationshintergrund. Dort ist auch empirisch belegt, dass der Besuch einer Kindertageseinrichtung von mehr als einem Jahr bei Kindern aus benachteilig- ten Milieus und Kindern mit Migrationshintergrund positive Effekte für den spä- teren Schulerfolg hat. Daher ist ein Ziel, die Betreuungsquote von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund anzugleichen bzw. die Quote der Kinder mit Migrationshintergrund zu erhöhen. Laut Ergebnis einer Umfrage zum Stand der Sprachförderung in Kinderta- geseinrichtungen der Stadt Karlsruhe aus dem Jahr 2011 benötigen 26 % der Kinder im Vorschulalter Sprachförderung. Davon sind 40 % der Kinder ohne Migrationshintergrund. Daher sollte das Sprachförderangebot bedarfsgerecht sowohl quantitativ als auch qualitativ ausgebaut und unter Einbezug der Eltern umgesetzt werden. Quelle: Büro für Integration 2011 12 Es ist anzumerken, dass bislang keine kommunale multivariable Statistik vorliegt, die z.B. auf Geschlechterdif- ferenzierung sowie Alter und Bildungshintergrund von Menschen mit Migrationshintergrund fokussiert. Diese Daten könnten als Grundlage dienen, um einen konkreten Handlungsbedarf aufzuzeigen, beispielsweise hinsicht- lich des Bedarfs an Angeboten zur Verbesserung der Qualifikationsstruktur und damit der Arbeitsmarktchancen von Personen mit Zuwanderungsgeschichte. Sprachförderbedarf (SFB) bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund (MHG) 74% 15% 11% Kinder ohne SFB (5002) Kinder mit SFB mit MHG (1007) Kinder mit SFB ohne MHG (756) 16 Ziel Effektive Sprachförderung bereits in den Kindertagesstätten unter Einbezie- hung der Eltern. Indikatoren - Erfolgreiche Sprachstandsdiagnose - Mehr Eltern begleiten den vorschulischen Bildungsweg ihrer Kinder - Mehr interkulturell geschultes Personal in Kindertagesstätten mit hohem Migrantenanteil; interkulturelle Öffnung und Schulung aller Erzieher/-innen, regelmäßige verpflichtende Teilnahme an Teamfortbildungen, jedoch nicht nur im Bereich der Sprachförderung, auch im Bereich der interkulturellen Erzie- hung - Mehr Kinder mit Migrationshintergrund besuchen regelmäßig die Kita; die Quote von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund ist angeglichen - Die Anzahl der Kinder mit Schulreife erhöht sich Mögliche Maßnahmen - In das Konzept der Sprachförderung sind Eltern aktiv durch gezielte Angebote einzubeziehen. Die Sprachförderung wird von qualifiziertem Personal ausge- führt und fest im Kindergartenalltag implementiert. Die Zahl der Mitarbeitenden mit Zusatzqualifikation Sprachförderung wird erhöht - Sprachliche Förderung, indem Kinder spielerisch zum Sprechen gebracht werden - „Lesen & Lesen lassen“: Karlsruher Studierende des Interkulturellen Studiengangs bieten Lesepatenschaften für Kinder; dies wird als Studienleis- tung anerkannt - Weiterentwicklung des städtischen Richtlinienentwurfs zur Sprachförderung - Patenschaften zwischen Kindergärten und Migrantenvereinen - Mehr Personal mit Migrationshintergrund in Kindertagesstätten mit hohem Migrantenanteil - Aufsuchende Familienbildungsangebote - Niederschwellige Elternberatung in Bildungsfragen (Eltern-Berater-Programm) - Die Kindertagesstätten sollten sich auf ein Sprachförderkonzept einigen - Angebot von interkulturellen Programmen im Kindergarten, mit dem Ziel, ver- schiedene Kulturen und Sprachen kennen zu lernen - Regelmäßigen Kindergartenbesuch fördern - Übersicht über bestehende Angebote, Vereine, Institutionen - Netzwerkarbeit (Kita, Kinderärzte, Elternvereine, öffentliche Einrichtungen...) zur Herstellung von Transparenz und Effektivität Strukturen und Netzwerke Elternvertretungen, Schulverwaltung, Träger von Kindertageseinrichtungen, Jugendamt, Migrantenvertretung und Migrantenvereine, Badisches KONSer- vatorium, Pädagogische Hochschule Berichterstattung, Controlling Migrationsbeirat, Jugendhilfeausschuss und Gemeinderat 17 4.1.2 Schulische Bildung Unterschiede in Bildungserfolgen und beruflicher Mobilität sind vor allem auf Sozial- lagen, aber auch auf soziokulturelle Milieus und herkömmliche Traditionen zurück zu führen und nicht primär auf ethnische Herkunft.13 Daher kann Integration nur gelin- gen, wenn soziale Mobilität möglich ist. Ausgangslage  Ausländische Jugendliche verlassen mehr als doppelt so häufig die Schule ohne Abschluss wie deutsche Jugendliche (2007: 16 % vs. 6,4 %).  Deutsche Jugendliche erreichen rund drei Mal so häufig die Hochschulreife (2007: 30 % vs. 11 %)  Überproportional viele ausländische14 Jugendliche bleiben ohne Berufsab- schluss (2007, junge Menschen im Alter von 25 bis 34 Jahren: 39,4 % vs. 11,8 %).15 In Karlsruhe ergibt sich für das Schuljahr 2010/2011 folgendes Bild: Während 45 % der deutschen Jugendlichen das Gymnasium besuchen, sind es mit 18,1 % weit weniger als die Hälfte der ausländischen Jugendlichen. Der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schülern an Grund-, Werkreal- und Hauptschule beträgt 57 %; hingegen beträgt der Anteil bei den Deutschen nur 36,2 %. Was den Besuch der Realschule betrifft, divergiert der Anteil nicht so stark: Bei den Deutschen beträgt dieser 14,1 %, bei den Ausländern sind es 17 %. Die Sonder- bzw. Förderschule besuchten 4,6 % der deutschen und 7,1 % der ausländischen Schülerinnen und Schüler. Deutsche und ausländische Schüler/-innen an öffentlichen und privaten allgemein bildenden Schulen in Karlsruhe 2010/2011 45,00% 14,10% 36,20% 4,60% 18,10% 17,00% 57,80% 7,10% 0,00% 10,00% 20,00% 30,00% 40,00% 50,00% 60,00% 70,00% Gymnasien (ohne Europäische Schule) Realschulen Grund-, Werkreal- und Hauptschulen Sonder-/Förderschulen Deutsche Ausländer Daten: Statistisches Jahrbuch der Stadt Karlsruhe 2011 13 Bade, Klaus 2009. Von der Arbeitswanderung zur Einwanderungsgesellschaft. 14 In Ermangelung von statistischen Erhebungen zu Deutschen mit Migrationshintergrund können diese nicht dargestellt werden. 15„Potenziale erschließen, Integration fördern. Mehr Bildung und Ausbildung für Jugendliche aus Zuwandererfami- lien!“ Erklärung der Partner des Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland der Bundesagentur für Arbeit, der Kultusministerkonferenz und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, 2011 18 Ziel Chancengleichheit im Bildungssystem unabhängig von sozialer oder ethni- scher Herkunft und Geschlecht. Indikator - Gleiche Verteilung von Schüler/-innen mit und ohne Migrationshintergrund auf allen Schulen - Die Quote der Schulabbrecher mit Migrationshintergrund ist in zwei Jahren deutlich verringert - Erhöhung der Zahlen (absolut und prozentual) der außerschulisch geförderten Migrantenschüler/-innen unter Einbeziehung ihrer Eltern (Sprache und Bil- dungsberatung) Mögliche Maßnahmen - „Von den Großen lernen“: Schulübergreifende Fördermaßnahme durch Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe als soziales Projekt im Fach Deutsch. - Unterstützung bei der Hausaufgabenbetreuung: Hausaufgabenbetreuung mit Sprachförderung - Intensive Elternarbeit; dafür werden Elternmentoren ausgebildet, die beraten und begleiten - Kampagne zur Aufklärung und Information der Migranteneltern. Themen könn- ten u.a. sein: Das deutsche Bildungssystem oder Bedeutung der Hausaufga- benbetreuung. - Interkulturell ausgebildete Pädagoginnen und Pädagogen, die als Schullotsen fungieren - Projekte zum Nachholen des Hauptschulabschlusses - Projekte zur Persönlichkeitsfestigung - Identifizierung von Förderbedarfen (durch Lehrer, Eltern....), Unterstützung in Zusammenarbeit mit Fördereinrichtungen und BfI/SJB (Schulsozialarbeit) - Erkennung und Förderung von Hochbegabung bei Kindern mit und ohne Migrationshintergrund - Einführung einer differenzierten Schulstatistik zum Migrationshintergrund - Internationale Vorbereitungsklasse als Modellversuch an einem Gymnasium und an einer Realschule - Erhöhung der außerschulischen Deutschförderung (Deutsch als Fremdspra- che; Deutsch als Zweitsprache) - Ausbau der Schulsozialarbeit, u.a. mit Schwerpunkt Integration - Erstellen einer Infobroschüre mit Überblick über Angebote zum Thema Schule und Integration - Interkulturelle Kompetenz vermitteln (Maßnahmen für Lehrer/-innen und Eltern) - Interkulturell ausgebildete Schülerlotsen - Netzwerk Migration gründen - regelmäßige Netzwerktreffen Strukturen und Netzwerke Staatliches Schulamt, Schul- und Sportamt, Migrationsbeirat, Beratungs- stellen, Migrantenvereine mit eigenen Projekten aus diesem Bereich, Gesamt- elternbeirat, pädagogische Fachkräfte, Pädagogische Hochschule, AG Über- gang Schule/Beruf 19 Berichterstattung, Controlling Migrationsbeirat, Jugendhilfeausschuss, Schulbeirat und Gemeinderat 4.1.3 Übergang Schule – Beruf Ausgangslage Laut Nationalem Integrationsplan weisen Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund eine geringere Ausbildungsbeteiligung gegenüber Jugendlichen ohne Migrationshintergrund auf. Das erschwert ihnen den Über- gang in eine berufliche Ausbildung. Zudem resultiert ein deutlich niedrigeres berufliches Bildungsniveau. Ziel - Erhöhung der Ausbildungsreife für Jugendliche mit Migrationshintergrund, da- durch Verbesserung der Übergangsquoten von Migrantenjugendlichen in ein Ausbildungsverhältnis, Verbesserung der Berufsorientierung Indikator - Angleichung der Ausbildungsquote von Jugendlichen mit und ohne Migrati- onshintergrund Mögliche Maßnahmen - Gütesiegel für interkulturelle Kompetenz für Schule, Verwaltung und Wirtschaft - Ausbildungsplatzbörse - Die Bildungsberatung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshin- tergrund und deren Eltern wird organisiert, gebündelt und gefördert. - Die Kommune stellt Ausgleichsangebote bereit, um Chancengleichheit zu schaffen und damit die gesellschaftliche und berufliche Integration junger Menschen zu ermöglichen. - Sprachförderung mit Berufsorientierung - Angebote zur ausbildungsorientierten Elternarbeit - Partnerschaftsinitiativen unter Einbeziehung Karlsruher Unternehmen und Kammern sowie der Bildungsträger - Der Bewerbungsprozess von Jugendlichen wird geschult und begleitet - Seminarangebote „Interkulturelle Kommunikation“ für Firmen von Arbeitsagen- tur/ Stadt - Die Stadt organisiert Werbung mit Vorbildern - Stadt unterstützt weiterhin Ausbildung in Migrantenunternehmen - Verbesserung der Berufsorientierung der Jugendlichen mit Migrationshin- tergrund unter Einbeziehung der Eltern Strukturen und Netzwerke Staatliches Schulamt, Schul-und Sportamt, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, Migrationsbeirat, Migrantenvereine mit eigenen Projekten aus diesem Bereich, Agentur für Arbeit, Berufseratung, Jobcenter, Jugendmigra- tionsdienst, Berufsschulen, Arbeitsförderungsbetriebe, Stadtjugendausschuss Berichterstattung, Controlling Migrationsbeirat, Jugendhilfeausschuss 20 4.1.4 Erwerbsleben Integration gelingt am besten dort, wo Menschen aus Zuwandererfamilien aktiv im Erwerbsleben stehen. Migrantinnen und Migranten sind strukturell integriert, wenn sie gleichberechtigten Zugang zu Positionen am Arbeitsmarkt haben. „Eine deutliche Verbesserung der Arbeitsmarktintegration ist sowohl aus sozial- und gesellschaftspolitischer wie aus volkswirtschaftlichen Gründen dringend geboten“.16 Ausgangslage Nach aktueller Datenlage17 liegt der Anteil der ausländischen Bevölkerung in Karlsruhe im erwerbsfähigen Alter, das sind Personen zwischen 18 und 65 Jahren bei 17,6 %. Dieser Anteil ist seit 2003 relativ konstant. Hier: Tabellen evtl. Grafik: aktuelle Zahl der arbeitslosen ausländischen Bevölke- rung in Karlsruhe Ziel - Die Stadt Karlsruhe begleitet und fördert die zu erwartende Internatio- nalisierung der Bevölkerung und damit auch der Arbeitskräfte vor Ort aktiv und leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Wirtschafts- standorts Karlsruhe - Deutsche und Zuwanderer haben gleiche Beschäftigungschancen bei gleicher Qualifikation Indikator - Angleichung der Beschäftigungsquoten zwischen Deutschen und Zuwande- rern Mögliche Maßnahmen - Beratung bei der Anerkennung von ausländischen Abschlüssen - (Nach-)Qualifizierungsmaßnahmen für Migrantinnen und Migranten - Seminare werden durchgeführt wie z.B. Arbeitsrecht, Arbeitsvertrag, Kündi- gung, etc. (niederschwellige Angebote im Bereich der Rechtskenntnisse) - Modellversuch starten zum anonymisierten Bewerbungsverfahren (Wirtschaft und Verwaltung) - Aufklärung der Eltern über Ausbildungswege - Die Stadt finanziert höherwertige Deutschsprachkurse - Kinderbetreuung für aus- und weiterbildungswillige Migrantinnen - Netzwerke schaffen zur umfassenden Anerkennung beruflicher Qualifikation Strukturen und Netzwerke Agentur für Arbeit, Berufsberatung, Jobcenter, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, Migrationsbeirat, Migrantenvereine mit eigenen Projekten 16 Nationaler Integrationsplan 17 Amt für Stadtentwicklung 2011 AH/R 1228; S. 6 21 aus diesem Bereich, Verwaltung, Betriebe, regionale Interessensgemeinschaf- ten, Arbeitsförderungsbetriebe, Volkshochschule Karlsruhe Berichterstattung, Controlling Migrationsbeirat, Sozialausschuss, Aufsichtsrat Arbeitsförderungsbetriebe 22 4.2 Gesellschaftliche Partizipation: Bürgerschaftliches Engagement und in- terkulturelle Öffnung der Verwaltung 4.2.1 Bürgerschaftliches Engagement Bürgerschaftliches Engagement stellt eine wichtige Grundlage für die Identifikation mit dem Gemeinwesen, für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Mitwirkung an der demokratischen Willensbildung auf allen politischen Ebenen dar. Damit ist bürgerschaftliches Engagement auch eine wichtige Komponente im Integrationspro- zess. Vor allem gemeinsames bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit und oh- ne Migrationshintergrund fördert die gegenseitige Akzeptanz und den gesellschaft- lichen Zusammenhalt. Bürgerschaftliches Engagement sollte daher mit dem Ziel ei- ner verstärkten Beteiligung der Migrantenvertretungen unterstützt werden. Ziel Menschen mit Migrationshintergrund sind angemessen an Willensbildungs- prozessen, z.B. bei der Stadtteilentwicklung, Elternvertretung, Bürgerverei- nen etc. beteiligt Indikatoren - Menschen mit Migrationshintergrund sind in Verbänden und Vereinen vertreten - Vereine sind interkulturell geöffnet - Sachkundige Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund sind in politischen Gremien vertreten - Menschen mit Migrationshintergrund sind entsprechend ihres Bevölkerungs- anteils angemessen an Willensbildungs- und Beteiligungsprozessen vertreten - hohe Delegiertenbeteiligung bei Wahl des Migrationsbeirats - Schulungen und Fortbildungen im Bereich bürgerschaftlichen Engagements werden von Menschen mit Migrationshintergrund angenommen - Öffentlichkeitsarbeit findet statt Mögliche Maßnahmen - Einsatz von Stadtteilmüttern als Multiplikatorinnen - Gewinnung und Einsatz von Migrantinnen und Migranten als Botschafter - Integrationspreis für Jugendliche ausloben - Im Leitbild der Vereine sind Menschen mit Migrationshintergrund adäquat be- rücksichtigt - Optimierung der Informationen über Wahl des Migrationsbeirats - Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit hinsichtlich Ansprache von Menschen mit Migrationshintergrund - Konzept erstellen, um Austausch und Begegnung der Vereine (auch Migran- tenvereine) zu fördern - erneute Befragung hinsichtlich bürgerschaftlichen Engagements unter Einbe- ziehung der Menschen mit Migrationshintergrund - Interkultureller Kongress/ interkulturelles Festival - Weiterführung des Projekts Ausbildung von Bürgermentoren für Integrations- arbeit/-projekte - Stärkere interkulturelle Öffnung von Bürgervereinen - Bildung von Netzwerken 23 Strukturen und Netzwerke Migrationsbeirat, Migrantenselbstorganisationen, Aktivbüro, Bürgervereine, Internationales Begegnungszentrum, Volkshochschule Karlsruhe Berichterstattung, Controlling Sozialausschuss, Migrationsbeirat 4.2.2 Interkulturelle Öffnung der Verwaltung Gemäß Nationalem Integrationsplan sollen alle Bevölkerungsgruppen angemessen vertreten sein und hinsichtlich ihrer Belange kompetent unterstützt werden. Ein Bei- trag hierzu kann über die interkulturelle Öffnung der Verwaltung und der Institutionen geleistet werden. Das bedeutet, dass alle Konzepte bzw. Produktbeschreibungen Aussagen zu einer interkulturellen Orientierung und Öffnung der Einrichtung zu tref- fen haben. Interkulturelle Öffnung, verstanden als Querschnittsaufgabe für die Ge- samtverwaltung, zielt darauf ab, Qualitätsstandards zu setzen, an denen die Angebo- te gemessen werden und an denen überprüft werden kann, ob Einrichtungen und Ämter der Tatsache der Migrationsgesellschaft entsprechen. Punktuelle Maßnahmen wie z.B. die Einstellung vereinzelter Migrantinnen und Migranten, externe Fortbildungen in interkultureller Kompetenz oder die Schaffung von Beauftragtenstellen ohne Leitungskompetenzen können zu einer Verbesserung beitragen, sind aber unzureichend, um dem Anspruch der interkulturellen Öffnung gerecht zu werden. Ausgangslage Da es keine kommunale Statistik bzgl. des Anteils an Migrantinnen und Migranten in der Stadtverwaltung gibt, wird im Folgenden die Zahl der auslän- dischen Beschäftigen dargestellt. Beschäftigte in der Stadtverwaltung Karlsruhe (Stand 31.12.2010) Anzahl Beschäftigte insgesamt (ohne Auszubil- dende) 5 703 darunter Frauen 2 920 darunter Ausländer insgesamt 286 darunter Frauen 139 Quelle: Personal- und Organisationsamt Stadt Karlsruhe Auf die Gesamtanzahl der Beschäftigten bezogen sind 95 % Deutsche und 5 % Ausländer; dies entspricht einem Anteil von 2,4 % an ausländischen Frauen und 2,6 % an ausländischen Männern. Das Geschlechterverhältnis ist insgesamt ausgewogen. 24 Ziel Strukturelle Verankerung der interkulturellen Öffnung in Leitbildern, Konzep- ten, Selbstverständnis, Personalpolitik, mit dem Ziel, dass Zugangsbarrieren abgebaut sind. Indikatoren - Erhöhung des Anteils von Beschäftigten mit Migrationshintergrund proportio- nal zum Anteil an der Gesamtbevölkerung - Schulungen im Bereich interkulturelle Kompetenz werden angenommen Mögliche Maßnahmen - Entwicklung und Koordinierung von Konzepten und Strategien zur Interkultu- rellen Öffnung (z. B. bei Stellenschaffungen, Forbildungen) - Personalentwicklungskonzept unter Einbezug von Menschen mit Migrations- hintergrund - Interkulturelle Fortbildungsveranstaltungen für Mitarbeitende in der Verwaltung - Hinweis in allen Stellenausschreibungen der Stadt Karlsruhe, dass Menschen mit Migrationshintergrund willkommen sind; es werden anonymisierte Bewer- bungen eingeführt - Vermittlung von Fachwissen und Methoden zur Reflexion der beruflichen Pra- xis sowie die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbei- ter - Wegweiser, Verfahren und Entscheidungen werden transparent, bürgernah und verständlich vermittelt. - Interkommunaler Vergleich: Best practice Beispiele in Bezug auf die interkultu- relle Öffnung der Verwaltung - Schaffung einer Antidiskriminierungsstelle - Migrantinnen und Migranten wird es möglich gemacht Dienstleistungsangebo- te wahrzunehmen - Prüfstelle für die vorgeschlagenen Maßnahmen - Prüfung einer Ausweitung der Dolmetscherdienste der Stadtverwaltung - Paten für neue Mitarbeiter/-innen in der Stadtverwaltung - In Karlsruhe gibt es eine Stelle zur Beratung über ausländische Abschlüsse (Ausbau) - In den Ausschüssen des Gemeinderats wie z.B. Sozial- und Jugendhilfeaus- schuss wird darauf geachtet, dass die Sachkundigen Einwohner/-innen die kulturelle und religiöse Vielfalt der Karlsruher Bevölkerung widerspiegeln. - gemeinsamer Fachtag von PH und AK Migrationsbeirat zur interkulturellen Öffnung Strukturen und Netzwerke Gleichstellungsbeauftragte, Institutionen und Verbände, Personalverwaltun- gen, Migrantenvertretung und Migrantenvereine, Bürgervereine Berichterstattung, Controlling Personalausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 25 4.3 Kulturelle Partizipation: interkulturelle und interreligiöse Begegnung Kultur ist eine wesentliche Grundlage unseres Zusammenlebens und verbindet Men- schen unterschiedlicher Herkunft. Dabei ist der angemessene Umgang mit kultureller Vielfalt eine notwendige und von vielen noch zu erlernende Kompetenz.18 Religiosität und Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religionsgemeinschaft prägen u. a. die kultu- relle Identität eines Menschen und tragen zu seiner Beheimatung bei. 4.3.1 Interkulturelle Begegnung Ausgangslage In Karlsruhe existiert bereits seit 1995 ein internationales Begegnungszentrum zum Austausch der Kulturen. Von ihm gehen wichtige Impulse aus. Darüber hinaus bestehen ca. siebzig aktive Migrantenvereine. Auch das Büro für Inte- gration und das Kulturamt fördern den interkulturellen Dialog. In anderen Kul- tureinrichtungen sind Menschen mit Migrationshintergrund jedoch noch deut- lich unterrepräsentiert. Ziel Interkulturelle Öffnung und Vernetzung der vorhandenen öffentlichen und privaten Einrichtungen Indikatoren - Erhöhung des Migrantenanteils sowohl der Besucherinnen und Besucher von Kultureinrichtungen als auch der Akteure - Ein fester Ansprechpartner in der Stadtverwaltung ist bei den verantwortlichen Akteuren bekannt, das Kommunikations- und Informationssystem funktioniert weitgehend störungsfrei. - Fremdenfeindlichkeit geht zurück - Jugendliche Kriminalität geht zurück - Migrant/-innen und Deutsche nutzen gemeinsam gleiche Angebote - Gegenseitiges Kennenlernen und Verstehen findet statt - Mehr Veranstaltungen interkultureller Art werden durchgeführt Mögliche Maßnahmen - Projekte, die Gemeinsamkeiten und gegenseitige Beeinflussung verschiede- ner Kulturen sichtbar machen und die die Zusammenarbeit zwischen Perso- nen mit und ohne Migrationshintergrund verstärken - Verbesserung der Information über bestehende Angebote: Die Verwaltung pflegt die Daten (sowohl der Angebote als auch der Akteure) kontinuierlich, um den Informationsfluss zu sichern - Austausch und Kommunikation der verschiedenen Kultureinrichtungen untereinander - Einrichtung eines Begrüßungsbüros zur Verbesserung der Willkommenskultur - Verbesserung der Serviceleistungen und Informationen für Menschen mit Migrationshintergrund, insbesondere durch das Internationale Begegnungszentrum 18 Nationaler Integrationsplan, S. 19 26 - Ausbau musischer gemeinsamer Veranstaltungen für Kinder und Jugendliche, z.B. durch das Konservatorium in Zusammenarbeit mit anderen Kultur- einrichtungen - Förderung des Austausches, der Kommunikation und Zusammenarbeit der verschiedenen kulturellen und religiösen Einrichtungen, insbesondere der in- terreligiösen Frauen-, Kinder - und Jugendarbeit - Verbesserung der Angebotsübersicht und der Netzwerke, z.B. über Termin- kalender, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Infoveranstaltungen Strukturen und Netzwerke Kulturvereine, Internationales Begegnungszentrum, Migrantenvertretung und Migrantenvereine, Kulturamt, Volkshochschule Berichterstattung, Controlling Kulturausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 4.3.2 Interreligiöse Begegnung Ausgangslage Um ihren Glauben zu leben, sind Menschen mit Migrationshintergrund in zahlrei- chen religiösen Gemeinden und Gemeinschaften beheimatet. Zum Teil bilden sich auch eigene Gemeinden mit spezifischem Kultur- und Sprachprofil. All diese Gemeinden leisten wichtige Integrationsarbeit. Darüber hinaus gibt es interreligiö- se Dialoginitiativen, die gute Verbindungen zueinander und zu den einzelnen Re- ligionsgemeinschaften pflegen. Dennoch erreichen diese Bemühungen um Dialog nur einen kleinen Teil der Karlsruher Bevölkerung. Ziel Der interreligiöse Dialog und die interreligiöse Begegnung werden auf allen Ebe- nen verstärkt, ebenso die Verankerung der religiösen Vielfalt im öffentlichen Le- ben und im Stadtbild, so dass Karlsruhe zur Modellstadt wird. Indikatoren Jeder Gemeinde bzw. Gemeinschaft stehen die ihren Bedürfnissen entspre- chenden Räumlichkeiten zur Verfügung. Mögliche Maßnahmen - Ein „Rat der Religionen“ bzw. ein oder mehrere „Runde Tische der Religionen“ werden eingerichtet - Errichtung eines „Gartens der Religionen“ in Zusammenhang mit dem Stadtgeburtstag 2015 - In der Verwaltung existiert eine Ansprechperson für die Religionsgemeinschaf- ten mit klar umrissenem Aufgabenfeld; Anliegen der Religionsgemeinschaften werden von den Fachämtern gemeinsam mit der Ansprechperson für Religi- onsgemeinschaften bearbeitet - Unterstützung der religiösen Gemeinschaften und Gemeinden in ihren Bemü- hungen um Integration - Förderung von interreligiösen Begegnungsmöglichkeiten auf gesamt- städtischer und stadtteilbezogener Ebene - Einbeziehung der Religionsgemeinschaften in Integrationsbemühungen der Stadt 27 - Bau- und planungsrechtliche Möglichkeiten für religiöse Bauvorhaben (vor allem innerorts) - Wertschätzung der religiösen Feste im öffentlichen Raum Strukturen und Netzwerke Kulturvereine, Internationales Begegnungszentrum, Migrantenvertretung und Migran- tenvereine, Kulturamt, Gemeinden, Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK), Dachverband der muslimischen Gemeinden in Karlsruhe, Gesellschaft für christlich jüdische Zusammenarbeit (GCJZ), Christlich islamische Gesellschaft (CIG), Arbeits- gruppe „Garten der Religionen für Karlsruhe“, Moscheengemeinden, islamische Ver- eine und Institutionen Berichterstattung, Controlling Kulturausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 4.3.3 Zugang zu Dienstleistungen Ausgangslage Migrantinnen und Migranten nehmen soziale Angebote, Betreuungsangebote und Beratungen in sehr unterschiedlichem Umfang an. Teilweise gibt es keine speziellen Angebote wie z.B. in der Notfallseelsorge oder in Konflikt- beratungen. Der Erfolg von Maßnahmen und Diensten wird dadurch sehr er- schwert. Hier: Tabellen zur Inanspruchnahme von Diensten durch Migrantinnen und Mig- ranten in Karlsruhe mit Grafik - Daten wurden bisher nicht erhoben - Ziel - Verbesserung des Zugangs zu sozialen und Betreuungsangeboten - Unterstützung von Netzwerken in der Nachbarschaft Indikatoren Der Anteil der Migrantinnen und Migranten, die öffentliche Dienstleistungsan- gebote wahrnehmen, steigt. Mögliche Maßnahmen Lotsendienste/interkulturelle Mittlerinnen und Mittler Strukturen und Netzwerke Beratungsstellen, Volkshochschule Karlsruhe Berichterstattung, Controlling Sozialausschuss, Jugendhilfeausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 28 4.4 Gesundheit und Sport 4.4.1 Gesundheit Gesundheit ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes, aktives Leben. Gesundheit ist, nach der bekannten umfassenden Definition der Welt-Gesundheits-Organisation, nicht die Abwesenheit von Krankheit, sondern ein körperliches, geistiges und sozia- les Wohlbefinden. 19 Der gleichwertige Zugang zu Gesundheitsangeboten ist ein wesentliches Kriterium zur Integration. Hierzu zählen neben umfassenden Informationsangeboten der Betei- ligten auch kultursensible Angebote bei der medizinischen Behandlung in Kranken- häusern bzw. im Rahmen der Pflege, aber auch die interkulturelle Öffnung der Re- gelversorgung. Angebote sollten inhaltlich wie organisatorisch an den Lebenswelten der Migrantinnen und Migranten ansetzen. Für die Einrichtungen der Altenpflege bedeutet die demografische Entwicklung zu- dem, dass sie sich auf eine veränderte Zielgruppe einstellen müssen. Es gibt immer mehr ältere Menschen mit Migrationshintergrund, weshalb es einer kultursensiblen Altenpflege bedarf. Ziele Verbesserter Zugang zu (präventiven) Gesundheitsangeboten für alle (auch für Seniorinnen und Senioren mit Migrationshintergrund) Indikatoren - Erhöhung der kultursensiblen Betreuungs- und Pflegeplätze im Seniorenbereich - Die bestehenden Angebote sind bekannt und werden wahrgenommen Mögliche Maßnahme - Kultursensible Angebote speziell für ältere Migrantinnen und Migranten - Mehrsprachige Aufklärungskampagnen im Bereich der Gesundheit wie z.B. Demenz, psychische Erkrankungen, rund um die Pflege - Interkulturell geschulte Gesundheitslotsen - Qualifizierung von Hilfskräften mit Migrationshintergrund im Pflegebereich - Gezielte Berufsausbildungsförderungen: Seelsorgeausbildung, Psychothera- pieausbildung und Ausbildung zum Psychologen/zur Psychologin für Migran- tinnen und Migranten - Bedarfe erheben, um passgenaue Angebote zu entwickeln; diese werden in verschiedenen Sprachen übersetzt; eine Dolmetscherliste wird zugänglich gemacht - Verbesserung der Sprachfähigkeit von Fachkräften - Niederschwellige Einstiegsqualifizierung (z. B. Pflegebegleiter, Schwestern- helferin) - Sicherung der Überbrückungsversorgung (bis Anträge genehmigt sind) - Koordinationsstelle als Anlaufstelle im Bereich Gesundheit zur Angebotsüber- sicht, Information und gezielten (Weiter-)Vermittlung in bestehende Angebote - Netzwerk zur Angebotsübersicht 19Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration 2007 (Hrsg.). Gesundheit und Integration. Ein Handbuch für Modelle guter Praxis 29 Strukturen und Netzwerke Seniorenbüro, Pflegedienste, Gesundheitsämter, Verwaltung, Kranken- und Pflegekassen, Krankenhäuser, Träger von Seniorenheimen und Pflege- diensten, medizinische Beratungsstellen, Migrationsberatungsstellen, Volks- hochschule Karlsruhe Berichterstattung, Controlling Sozialausschuss, Migrationsbeirat, Seniorenbeirat, AR Städtisches Klinikum, Heimstiftung 4.4.2 Sport Sport trägt in großem Maße dazu bei, dass sich Menschen unterschiedlicher Her- kunft freundschaftlich und fair begegnen. Sport wirkt somit als Integrationsmotor. Sport, individuelle Sportausübung, aber auch die ehrenamtliche Arbeit in Vereinen ist eine wichtige Voraussetzung für Gesundheit, Partizipation und Selbstbewusstsein. Ausgangslage In Baden-Württemberg haben 12,3 % aller Sportvereinsmitglieder einen Migra- tionshintergrund, d. h. verglichen mit ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung (24,8 %) sind sie unterrepräsentiert.20 Hier: Tabellen zur Mitgliederzahl von Migrantinnen und Migranten in Sportverei- nen in Karlsruhe mit Grafik, ggf. differenziert nach Altersgruppen - Daten wurden bisher nicht erhoben - Ziel Interkulturelle und geschlechtssensible Ausrichtung der Sportstätten /-vereine Indikatoren - Erhöhung des Anteils von ehrenamtlich tätigen Personen mit Migrationshin- tergrund - Erhöhung des Anteils der Übungsleiter und -leiterinnen mit Migrationshin- tergrund - Steigerung des Anteils der Mitglieder, vor allem in Bezug auf Mädchen mit Migrationshintergrund - Die Integrationsarbeit ist in den Vereinen fest verankert und ausgebaut (Leit- bild) 20 Daten aus: Breuer 2008. Sportentwicklungsbericht 30 Mögliche Maßnahmen - Gender- und kultursensible Angebote in den Vereinen - spezielle Angebote zur Ausbildung von Übungsleiterinnen in Kombination mit Kleinkindbetreuung und Sprachförderung - Differenzierte Statistik über Mitglieder, v. a. mit Migrationshintergrund - Verstärkte Kooperation der Sportvereine mit Seniorenbüro zur Weiterentwick- lung und Bekanntgabe der Angebote für Seniorinnen und Senioren - Enge Zusammenarbeit des Projekts „Integration durch Sport“ mit den Verei- nen - differenzierte und bedarfsgerechte Angebote für Frauen in Vereinen (z.B. Fit- nesscenter) - Die Angebote der Sportvereine werden Kulturvereinen zugänglich gemacht - (muslimische) Frauen ausbilden als Übungsleiterin im Schwimmbereich - Migrantenvereine laden Krankenkassen ein zur Information über ihre Gesund- heitsförderung Strukturen und Netzwerke Schul- und Sportamt, Sportkreis, Sportselbstverwaltung, Sportvereine, Migran- tenvereine Berichterstattung, Controlling Sportausschuss, Migrationsbeirat und Gemeinderat 31 Impressum Herausgegeben von Stadt Karlsruhe Sozial- und Jugendbehörde (SJB) Büro für Integration Helmholtzstraße 9-11 76133 Karlsruhe Internet: www. karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/bfi Redaktion Büro für Integration Layout Cindy Streek, Regina Heibrock, SJB Druck Rathausdruckerei; Recyclingpapier Stand Mai 2012
https://www.karlsruhe.de/b4/buergerengagement/masterplan_2015/projekte/HF_sections/content/ZZkZPViec5wVqK/1358866751953/St%C3%A4dt.%C3%84mter_Integrationsplan.pdf
HEFT 55_Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017_ab40.indd Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Beiträge zur Stadtentwicklung Nr. 55 © d es ig ne d by p re ss fo to - Fr ee pi k. co m 2 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Impressum Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung Zähringerstraße 61 76133 Karlsruhe Leiterin: Dr. Edith Wiegelmann-Uhlig Bereich: Stadtentwicklung Otto Mansdörfer Bearbeitung: Dr. Andrea Hammer In Zusammenarbeit: Wirtschaftsförderung Karlsruhe Datenaufbereitung: Ilona Forro Michaela Haney Layout: Stefanie Groß Auskunftsdienst und Bestellung: Telefon: 0721 133-1220 Fax: 0721 133-1209 E-Mail: stadtentwicklung@afsta.karlsruhe.de Internet: www.karlsruhe.de/stadtentwicklung Stand: April 2018 Gedruckt in der Rathausdruckerei auf 100 Prozent Recyclingpapier © Stadt Karlsruhe Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers ist es nicht gestattet, diese Veröffentlichung oder Teile daraus zu vervielfältigen oder in elektronischen Systemen anzubieten. Amt für Stadtentwicklung | 3 Inhalt Seite 1. Einführung 5 1.1 Methodik 6 1.2 Branchen 8 1.3 Zusammenfassung 10 2. Bewertungen und Zukunftsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Karlsruhe 13 2.1 Standortfaktoren 14 2.2 Arbeitsmarkt 24 2.3 Zukünftige Entwicklungen 26 3. Flächenbedarfe 30 3.1 Zukunftsfähigkeit des aktuellen Betriebsstandorts 31 3.2 Größe, Beschaffenheit und Lage benötigter Standorte 33 4. Internationale Perspektiven 37 4.1 Aktuelle internationale Aktivitäten 38 4.2 Zukünftige Zielmärkte und Auslandsaktivitäten 42 4.3 Internationale Aktivitäten und Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung 43 5. Bewertung der Wirtschaftsförderung 47 5.1 Bekanntheit und Nutzung 48 5.2 Zufriedenheit mit der Wirtschaftsförderung 49 5.3 Relevanz und Verbesserungspotenzial von Angeboten und Aktivitäten 56 6. Fragebogen 59 Karlsruher Beiträge zur Stadtentwicklung 73 4 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 © w w .p ix ab ay .c om | bl ick pi xe l © R ol an d Fr än kl e, P re ss ea m t S ta dt K ar lsr uh e Amt für Stadtentwicklung | 5 1. Einführung 6 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 1.1 Methodik In der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 werden schwerpunktmäßig die Themen Wirtschaftsstandort Karlsruhe, Flächenbedarfe, internationale Perspektiven sowie Angebote der Wirtschaftsförderung behandelt. Die Online-Umfrage war vom 5. Oktober 2017 bis zum 21. Dezember 2017 freigeschaltet. Da möglichst alle Betriebe in Karlsruhe befragt werden sollten, wurden umfangreiche Adressrecherchen durchgeführt. Basierend auf Daten eines kommerziellen Anbieters, dem vorhandenen Datenbestand der Wirtschafts- förderung und der Handwerkskammer Karlsruhe konnten insgesamt 5.455 Betriebe zur Teilnahme eingeladen werden. Jeder der eingeladenen Betriebe erhielt ein Anschreiben des Oberbürgermeisters Dr. Frank Mentrup mit einer URL und einem individuellen Login zur Online-Umfrage. Insgesamt liegen den Ergebnissen 1.058 auswertbare Fragebögen zu Grunde. Dies entspricht einer Rücklaufquote von 16,6 %. Vor allem Betriebe mit zehn und mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben sich rege an der Umfrage beteiligt. Von den insgesamt 1.470 Betrieben mit 10 bis 49 Angestellten in Karlsruhe1 haben 330 die Fragen beantwortet (22,4 %). Bei Betrieben mit 50 bis 249 Mitarbeitern sowie mit 250 und mehr Mitarbeitern liegen die Beteiligungsquoten mit 25,4 % (107 von 421 Betrieben) und 29 % (27 von 93 Betrieben) sogar noch höher. Zahlreiche Fragen zum Wirtschaftsstandort Karlsruhe und zu den Angeboten der Wirtschaftsförderung entsprechen dem standardisierten Fragebogen des Deutschen Instituts für Urbanistik (difu). Damit sind Städtevergleiche bezüglich dieser Fragestellungen möglich. Um den Analysen ein möglichst realistisches Abbild der Karlsruher Betriebsstruktur zu Grunde zu legen, wurden die teilnehmenden Betriebe nach Branchenzugehörigkeit und Größe gewichtet. In den Tabellen 1.1 und 1.2 sind die Strukturdaten der amtlichen Statistik (Unternehmensregister) für die 15.457 Betriebe in Karlsruhe1 denjenigen der teil- nehmenden Betriebe gegenüber gestellt. Insgesamt sind die Wirtschaftsabschnitte des produzierenden Gewerbes (B bis F), insbesondere das Baugewerbe (F), unter den Teilnehmenden überrepräsentiert (Tabelle 1.1). Mit 24 % liegt ihr Anteil etwa doppelt so hoch wie in der amtlichen Statistik (12,1 %). Im Gegenzug sind die Dienstleistungsbereiche unterrepräsentiert: Unter den teilnehmenden Betrieben liegt ihr Anteil bei 75,6 %, laut amtlicher Statistik bei 87,9 %. Aus Tabelle 1.2 wird ersichtlich, dass vor allem Kleinstbetriebe mit einem bis neun Mitarbeitern unter den Teilnehmern unterrepräsentiert sind (55,6 %, amtliche Statistik: 87,2 %). Kleinbetriebe (10 bis 49 Mitarbeiter), mittlere Betriebe (50 bis 249 Mitarbeiter) und Großbetriebe mit 250 und mehr Mitarbeitern sind überdurchschnittlich vertreten. Die mittels Gewichtung angepassten Teilnehmerstrukturen bezüglich Branche und Betriebsgröße können ebenfalls Tabellen 1.1 und 1.2 entnommen werden. Insgesamt ergibt sich durch die Gewichtung ein realistisches Abbild der Karlsruher Betriebsstruktur. Die Differenzen zwischen amtlicher Statistik und gewichteter Teilnehmerstruktur schwanken lediglich zwischen −1,5 Prozentpunkten beim Wirtschaftsabschnitt Gastgewerbe und 1,8 Prozentpunkten bei der Betriebsgrößen- klasse Großunternehmen. 1 Statistische Angaben zu Betriebszahlen und -größen basieren auf dem Unternehmensregister und beziehen sich auf das Jahr 2014. Amt für Stadtentwicklung | 7 Tabelle 1.1 Branchenstruktur der Betriebe Amtliche Statistik (Unternehms- register) 2014* in % Ungewichtete Teilnehmer- struktur in % Gewichtete Teilnehmer- struktur in % Differenz Gewichtung vs. amtliche Statistik . 0,3 0,3 . 0,0 0,2 0,3 0,3 4,7 7,2 5,3 0,6 0,4 0,4 0,4 0,0 0,2 0,8 0,8 0,6 6,8 15,4 6,3 -0,5 12,1 24,0 13,0 0,9 16,0 13,5 16,7 0,7 2,8 2,3 1,8 -1,0 7,2 3,6 5,7 -1,5 6,8 15,4 5,8 -1,0 2,2 2,4 1,9 -0,3 8,5 3,0 9,3 0,9 19,1 13,5 18,5 -0,5 6,1 6,0 6,0 -0,1 2,3 1,4 2,0 -0,3 6,6 8,4 6,2 -0,4 3,1 1,4 3,8 0,8 7,1 4,6 8,6 1,5 87,9 75,6 86,6 -1,3 15.475 1.058 1.058 Wirtschaftsabschnitt Bergbau, Steine und Erden (B) Verarbeitendes Gewerbe (Produktion C) Energieversorgung (D) Wasser, Abwasser, Abfallentsorgung, .. (E) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (A) B bis F Finanz- und Versicherungsdienste (K) Grundstücks- und Wohnungswesen (L) Baugewerbe (F) Verkehr und Lagerei (Logistik) (H) Gastgewerbe (I) Information und Kommunikation (J) G bis U Anzahl Handel; Instandhaltung, Kfz-Reparatur (G) Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienste (M) Sonstige wirtschaftliche Dienste (N) Erziehung und Unterricht (Bildung) (P) Gesundheits- und Sozialwesen (Q) Kunst, Unterhaltung und Erholung (R) Sonstige Dienstleistungen (S) * Betriebe und Einbetriebsunternehmen mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und/oder Umsatz in 2014 . Daten nicht verfügbar Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 8 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Tabelle 1.2 Größenstruktur der Betriebe 1.2 Branchen Wirtschaftsabschnitte Wenn beim Antwortverhalten der Betriebe Besonderheiten in Abhängigkeit der Branchenzugehörigkeit oder der Betriebsgröße feststellbar sind, werden diese im Rahmen der Analysen erläutert. Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden einzelne, für die Untersuchung besonders relevante Branchen beziehungsweise Wirtschaftsabschnitte, kurz vorgestellt. Die Vorstellung erfolgt in Anlehnung an die Erläuterungen zur Klassifi kation der Wirtschaftszweige des Statistischen Bundesamtes (WZ 2008)2 und unter Berücksichtigung der statistischen Daten für Karlsruhe. Verarbeitendes Gewerbe (C) Der Wirtschaftsabschnitt des verarbeitenden Gewerbes umfasst Betriebe, welche Ausgangsstoffe in neue Waren umwandeln. Das Ergebnis dieses Umwandlungsprozesses ist ein neues Erzeugnis. Neben Betrieben des Maschinenbaus zählen beispielsweise auch Hersteller von elektrischen und optischen Erzeugnissen sowie von Nahrungs- oder Futter- mitteln zum verarbeitenden Gewerbe. In Karlsruhe sind insgesamt 18.926 Personen im verarbeitenden Gewerbe sozialversicherungspfl ichtig beschäftigt. Dies entspricht einem Anteil von 10,9 % an allen 173.336 sozialversicherungs- pfl ichtig Beschäftigten in der Fächerstadt.3 Die Anzahl der Betriebe im verarbeitenden Gewerbe liegt bei 7204. Baugewerbe (F) Der Abschnitt Baugewerbe umfasst Betriebe, die allgemeinen und spezialisierten Hoch- und Tiefbautätigkeiten nachgehen. Zu diesen Tätigkeiten zählen unter anderem Neubau, Instandsetzung, An- und Umbau sowie die Errichtung von vorgefertigten Gebäuden oder Bauwerken. In Karlsruhe sind in den 1.054 Betrieben des Baugewerbes 6.042 Personen beziehungsweise ein Anteil von 3,5 % sozialversicherungs- pfl ichtig beschäftigt. Handel; Instandhaltung, Kfz-Reparatur (G) Neben dem Verkauf von Waren im Groß- und Einzelhandel gehören zu diesem Abschnitt auch die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen. Aufgrund der Heterogenität der Betriebe, die in diesem Wirtschaftsabschnitt erfasst werden, gestaltet sich die inhaltliche Analyse nach Wirtschaftsabschnitten bezüglich der diesem Abschnitt zugerechneten Betriebe schwierig. Insgesamt sind in dem Abschnitt „Handel; Instandhaltung, Kfz-Reparatur“ 24.073 (13,9 %) Personen in 2.483 Betrieben sozialversicherungs- pfl ichtig beschäftigt. Verkehr und Lagerei (H) Dieser Abschnitt umfasst die Beförderung von Personen und Gütern im Linien- oder Gelegenheitsverkehr auf Schienen, in Rohrfernleitungen, auf der Straße, zu Wasser und in der Luft. Er beinhaltet außerdem mit der Beförderung verbundene Tätigkeiten wie beispielsweise den Betrieb von Bahnhöfen, Häfen und Parkhäusern. In den 441 Betrieben der Branche Verkehr und Lagerei sind 5,2 % der in Karlsruhe insgesamt sozialversicherungspfl ichtig Beschäftigten angestellt. Dies entspricht 9.042 Personen. 2 Statistisches Bundesamt (2008): Klassifi kation der Wirtschaftszweige – Mit Erläuterungen, Wiesbaden. 3 Alle Angaben zu sozialversicherungspfl ichtig Beschäftigten beziehen sich auf den Stichtag 30. Juni 2016. 4 Statistische Angaben zu Betriebszahlen und -größen basieren auf dem Unternehmensregister und beziehen sich auf das Jahr 2014. Siehe auch Tabellen 1.1 und 1.2. Betriebsgröße Amtliche Statistik (Unternehmens- register) 2014* in % Ungewichtete Teilnehmerstruktur in % Gewichtete Teilnehmerstruktur in % Differenz Gewichtung versus amtliche Statistik Kleinstbetriebe (1 bis 9 Mitarbeiter) 87,2 55,6 86,1 -1,1 Kleinbetriebe (10 bis 49 Mitarbeiter) 9,5 31,5 8,6 -0,9 Mittlere Betriebe (50 bis 249 Mitarbeiter) 2,7 10,2 2,9 0,2 Großbetriebe (250 und mehr Mitarbeiter) 0,6 2,6 2,4 1,8 Anzahl 15.475 1.058 1.058 * Betriebe und Einbetriebsunternehmen mit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und/oder Umsatz in 2014 Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Amt für Stadtentwicklung | 9 Gastgewerbe (I) Der Abschnitt Gastgewerbe bezieht sich auf die kurzzeitige Gewährung von Unterkunft (Beherbergung) sowie die Bereitstellung von kompletten Mahlzeiten und von Getränken zum in der Regel sofortigen Verzehr (Gastronomie). Im Gastgewerbe in Karlsruhe gehen 4.494 (2,6 %) Personen in 1.115 Betrieben einer sozialversicherungspfl ichtigen Beschäftigung nach. Information und Kommunikation (J) Dieser Abschnitt umfasst die Herstellung und den Vertrieb von Informations- und kulturellen Angeboten. In Karlsruhe ist der Abschnitt vor allem geprägt durch Betriebe, die Dienst- leistungen der Informationstechnologie anbieten. Insgesamt arbeiten im Abschnitt Information und Kommunikation 9,7 % (16.731 Personen) der sozialversicherungspfl ichtig Beschäftigten in Karlsruhe. Die Anzahl der Betriebe liegt bei 1.051. Grundstücks- und Wohnungswesen (L) Dieser Abschnitt setzt sich zusammen aus Betrieben, die Grundstücke, Gebäude und Wohnungen kaufen und verkaufen. Er umfasst auch die Vermietung von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen sowie die Erbringung sonstiger Dienstleistungen im Zusammenhang mit Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen. Im Grundstücks- und Wohnungswesen sind in Karlsruhe 1.214 Personen (0,7 %) in 1.311 Betrieben sozialversicherungspfl ichtig beschäftigt. Freiberufl iche, wissenschaftliche und technische Dienste (M) In diesem Abschnitt werden Betriebe erfasst, die bestimmte freiberufl iche, wissenschaftliche und technische Dienst- leistungen anbieten. Die in diesem Bereich Tätigen verfügen über ein hohes Maß an Ausbildung und stellen ihren Kunden Fachkenntnisse und Erfahrungen zur Verfügung. Hierzu zählen beispielsweise Rechts- und Steuerberatung, Architektur- und Ingenieurbüros, Marktforschung sowie Forschung und Entwicklung. Insgesamt sind in diesem Abschnitt 17.476 Personen (10,1 %) in 2.951 Betrieben sozialversicherungspfl ichtig beschäftigt. Gesundheits- und Sozialwesen (Q) Die Tätigkeiten der Betriebe im Gesundheits- und Sozialwesen reichen von der medizinischen Versorgung durch medizinische Fachkräfte in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen über stationäre Pfl egeleistungen mit einem gewissen Anteil an medizinischer Versorgung bis hin zu Tätigkeiten des Sozial- wesens ohne Beteiligung medizinischer Fachkräfte. Der Anteil an allen sozialversicherungspfl ichtig Beschäftigten in Karlsruhe liegt für diese Branche bei 12,4 % (21.552 Beschäftigte). Im Gesundheits- und Sozialwesen sind in Karlsruhe 1.029 Betriebe tätig. Sonstige Dienstleistungen (S) Unter anderem umfasst dieser Abschnitt eine Vielzahl von persönlichen und anderen Dienstleistungen, welche in anderen Abschnitten nicht abgedeckt sind. Hierzu zählen insbesondere Dienstleistungen von Wäschereien und chemischen Reinigungen, Kosmetik- und Frisörsalons, Bestattungsunter- nehmen, Saunas, Solarien und Bädern. In Summe sind im Bereich sonstiger Dienstleistungen 4.707 (2,7 %) Personen in 1.100 Betrieben sozialversicherungspfl ichtig beschäftigt. 10 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Grundsätzlich wird das Handwerk im Rahmen der Handwerks- zählung in den sieben Gewerbegruppen Bauhauptgewerbe, Ausbaugewerbe, Handwerke für den gewerblichen Bedarf, Kraftfahrzeuggewerbe, Lebensmittelgewerbe, Gesundheitsgewerbe und Handwerke für den privaten Bedarf erfasst. Da die Auswertung der vorliegenden Unternehmens- und Betriebsumfrage jedoch auf Basis der oben dargestellten Wirtschaftsabschnitte beziehungsweise Branchen erfolgt, wird an dieser Stelle erläutert, wie sich die teilnehmenden Handwerksbetriebe auf diese verteilen (Tabelle 1.3). Etwa ein Viertel (24,9 %) der Handwerksbetriebe ist der Branche „Handel; Instandhaltung, Kfz-Reparatur“ zuzurechnen. Weitere 20,7 % sind im Baugewerbe vertreten. 17,9 % der Handwerksbetriebe gehören dem Wirtschaftsabschnitt sonstige Dienstleistungen an. Auf das verarbeitende Gewerbe entfallen 14,4 %. Im Gesundheits- und Sozialwesen sind 6,3 % der Handwerksbetriebe angesiedelt. Auf alle anderen Branchen entfallen 15,8 % der Handwerksbetriebe. Bezüglich der Prägung einzelner Branchen durch Handwerksbetriebe lässt sich feststellen, dass insbesondere das Baugewerbe, das verarbeitende Gewerbe sowie die sonstigen Dienstleistungen von Handwerksbetrieben geprägt sind. Ihr Anteil an allen Betrieben liegt in diesen Branchen jeweils deutlich über 50 %. Tabelle 1.3 Prozentuale Anteile der Handwerksbetriebe nach Wirtschaftsabschnitten Handwerk Neben Angaben zur Branche und zur Betriebsgröße, wurden die Betriebe auch gebeten, anzugeben, ob es sich bei ihrem Betrieb um einen Handwerksbetrieb handelt. Die Auswertung dieser Frage zeigt, dass es sich bei 27,4 % der teilnehmenden Betriebe um Handwerksbetriebe handelt (Abbildung 1.1). Abbildung 1.1 Anteil Handwerksbetriebe Handelt es sich bei ihrem Betrieb um einen Handwerksbetrieb? nein 72,6 % ja 27,4 % Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Verteilung der Handwerksbetriebe auf relevante Branchen in % 24,9 20,7 17,9 14,4 6,3 15,8 100,0 Gesundheits- und Sozialwesen (Q) Insgesamt Andere Branchen Art des Betriebes Handel; Instandhaltung, Kfz-Reparatur (G) Baugewerbe (F) Sonstige Dienstleistungen (S) Verarbeitendes Gewerbe (Produktion) (C) Basis: 290 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 1.3 Zusammenfassung Hohe Zufriedenheit mit dem Standort Karlsruhe insgesamt, Bewertung immobilienbezogener Standort- faktoren fällt kritisch aus Eine deutliche Mehrheit der Betriebe (85 %) ist mit dem Wirtschaftsstandort Karlsruhe sehr oder eher zufrieden. Auch der Wohn- und Lebensstandort Karlsruhe wird insgesamt sehr positiv beurteilt (85,4 % sehr oder eher zufrieden). Die wichtigsten wirtschaftsbezogenen Standortfaktoren sind aus Sicht der Betriebe Steuern/Abgaben/Gebühren, Immo- bilienkosten sowie Gehalts- und Lohnkosten. Mit zunehmender Betriebsgröße wird die Verfügbarkeit von Fachkräften ein immer wichtigerer wirtschaftsbezogener Standortfaktor. Bei den infrastrukturellen Standortfaktoren stehen vor allem die Verfügbarkeit von kabelgebundenen Breitbandnetzen und von leistungsfähigen Mobilfunkangeboten im Fokus der Betriebe. Der wichtigste weiche Standortfaktor ist das Thema Sicherheit. Insbesondere immobilienbezogene und bauliche Standortfaktoren wie die Verfügbarkeit von Expansionsfl ächen, Immobilienkosten, Parkmöglichkeiten, Verfügbarkeit von Wohnraum und Kauf-/Mietpreise für Wohnimmobilien erreichen schlechte Zufriedenheitswerte bei den Betrieben. Mangel an Facharbeitern beziehungsweise Fachpersonal drängendstes Problem am hiesigen Arbeitsmarkt Facharbeiter beziehungsweise Fachpersonal sind die am häufi gsten nachgefragte Arbeitnehmergruppe am Karlsruher Arbeitsmarkt (65,1 % der Betriebe). Für jeweils mehr als die Hälfte der Betriebe sind Auszubildende/Schulabgänger (52,9 %) und hochqualifi zierte Arbeitnehmer (51,6 %) eine wichtige Qualifi kationsgruppe. Insbesondere die Rekrutierung der am häufi gsten nachgefragten Arbeitnehmergruppe Facharbeiter Amt für Stadtentwicklung | 11 beziehungsweise Fachpersonal bereitet den Betrieben Schwierigkeiten. Hier sind nur 26,7 % der Auffassung, dass genügend Bewerber am Arbeitsmarkt vorhanden sind. Von diesem Problem sind insbesondere mittlere Betriebe betroffen. Betriebliche Perspektiven am Standort Karlsruhe überwiegend positiv Die Entwicklung in den kommenden fünf Jahren schätzen die Betriebe überwiegend optimistisch ein. Jeweils etwa 60 % erwarten eine sehr positive oder eher positive Entwicklung der Geschäftslage (60,9 %) sowie des Umsatzes (58,7 %). Gleichzeitig ziehen 17,1 % der Betriebe in Betracht, den Stand- ort Karlsruhe zu verlassen. Als Gründe werden am häufi gsten die zu hohe Gewerbesteuer und Abgabenlast (27,6 %) sowie mangelnde Expansionsmöglichkeiten (26,4 %) genannt. Räumliche Nachfrageschwerpunkte für neue Betriebsstandorte im Osten Karlsruhes und in innerstädtischen Lagen Aktuell sind 16,6 % aller befragten Betriebe auf der Suche nach einem neuen Betriebsstandort. Die begehrtesten Standorte sind im Osten Karlsruhes in der Nähe der A5 (40 % der suchenden Betriebe) und innerstädtische, zentrale Lagen (36,5 %). Während im Osten Karlsruhes Bürofl ächen sowie Baugrundstücke und Miet- oder Kaufobjekte in Gewerbe- oder Industriegebieten gleichermaßen nachgefragt werden, liegt der Nachfrageschwerpunkt in City-Lagen auf Bürofl ächen. Internationale Aktivitäten der Betriebe konzentrieren sich auf das europäische Ausland Rund ein Viertel der Karlsruher Betriebe (23 %) ist international aktiv. Der Anteil an international aktiven Betrieben steigt mit zunehmender Betriebsgröße. Die wichtigste internationale Aktivität ist der Export beziehungsweise Vertrieb von Waren und Dienstleistungen. Der regionale Schwerpunkt der internationalen Aktivitäten liegt in Europa (91,5 % der international aktiven Betriebe). Die wichtigsten Zielländer innerhalb Europas sind die Nachbarländer Schweiz, Österreich und Frankreich. Länder in Asien (40,1 %), Nordamerika (27,9 %), Mittel- und Südamerika (12,7 %) und Afrika (13,1 %) sind deutlich seltener Zielmärkte. Auch bei den Betrieben, die derzeit nicht international aktiv sind, binnen fünf Jahren jedoch planen, international aktiv zu werden, steht das europäische Ausland im Vordergrund. Amsterdam, Barcelona und Nancy sind besonders attraktive internationale Zielstädte Für die international aktiven Betriebe sind vor allem die Zielstädte Amsterdam (16,7 %), Barcelona (14,7 %) und Nancy (13,9 %) von besonderem Interesse. Jedoch ist für zwei Drittel (67,3 %) der international tätigen Betriebe keine der Zielstädte, zu denen Karlsruhe Städtepartnerschaften oder Wirtschaftskontakte aufgebaut hat, von besonderem Interesse. In gemeinsamen Türöffner-Aktivitäten zur Anbahnung von Auslandsaktivitäten sieht rund ein Viertel aller Betriebe (26,5 %) Vorteile. Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung kennen etwa die Hälfte der Betriebe Nahezu die Hälfte der befragten Betriebe (46,4 %) kennt die Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung gut oder etwas. Diese Betriebe kennen die Dienstleistungen vor allem aufgrund vorheriger beziehungsweise langjähriger Kontakte (48,6 %). Eine weitere wichtige Informationsquelle ist die Berichterstattung in der Presse. Von denjenigen, die die Wirtschaftsförderung gut oder etwas kennen, hatten 17,6 % innerhalb des letzten Jahres Kontakt dorthin. Dies entspricht 8,2 % aller befragten Betriebe. Zwei Drittel der Betriebe, welche die Wirtschafts- förderung kennen, sind mit deren Dienstleistungen zufrieden Von den Betrieben, welche die Wirtschaftsförderung gut oder etwas kennen, sind 68,9 % mit deren Arbeit und Angeboten sehr oder eher zufrieden. Die von den Betrieben am häufi gsten genutzten Dienstleistungen der Wirtschafts- förderung sind Gewerbefl ächenservice, Messen/Ausstellungen/ Veranstaltungen und Beratungsleistungen für Existenzgründer. Mit durchschnittlich „gut“ bewerten die Betriebe Unterstützungs- leistungen beim Technologietransfer, Messen/Ausstellungen/ Veranstaltungen sowie die Unterstützung bei Antrags- und Genehmigungsverfahren. Kritische Bewertungen erhalten vor allem die fl ächenbezogenen Dienstleistungen Gewerbe- fl ächenservice, Immobilienservice und Ansiedlungsservice. Gewerbefl ächenvermittlung, Standortmarketing und Immobilienvermittlung wichtigste Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung Aus Sicht der Betriebe, die die Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung kennen, sind Gewerbefl ächenvermittlung (41,8 %), Standortmarketing (41,7 %) und Immobilien- vermittlung (40,9 %) deren wichtigste Dienstleistungen. Für Kleinstunternehmen sind individuelle Beratungsleistungen besonders wichtig. Dagegen legen Mittel- und Großbetriebe besonders Wert auf die Unterstützung von Netzwerken und Clustern sowie bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften. 12 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 © w w .p ix ab ay .c om | ge ra lt 2. Bewertungen und Zukunftsfähigkeit des Wirtschafts- standorts Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung | 13 14 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 2.1 Standortfaktoren Eine deutliche Mehrheit der Karlsruher Betriebe ist mit dem Standort Karlsruhe zufrieden. Die Frage, wie zufrieden sie mit dem Wohn- und Lebensstandort Karlsruhe sind, beantworten 38,6 % der Betriebe mit „sehr zufrieden“ (Abbildung 2.1). Weitere 46,8 % sind mit dem Wohn- und Lebensstandort Karlsruhe eher zufrieden. Zusammen genommen sind also 85,4 % sehr oder eher zufrieden. Lediglich 10,3 % beziehungsweise 4,3 % sind jeweils eher unzufrieden und sehr unzufrieden. Abbildung 2.1 Zufriedenheit mit Karlsruhe als Wohn-/Lebensstandort Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit dem Wirtschafts-, Wohn- und Lebensstandort Karlsruhe? | Wohn-/Lebensstandort Mit insgesamt 85 % Zufriedenen wird der Wirtschafts- standort Karlsruhe sehr gut beurteilt: 22,3 % sind sehr zufrieden; rund zwei Drittel (62,7 %) sind eher zufrieden. Eher bis sehr unzufrieden sind lediglich rund 15 %. Die Zufriedenheit mit dem Wirtschaftsstandort Karlsruhe steigt mit der Größe der Betriebe. Der Anteil der Zufriedenen bei Betrieben mit 250 und mehr Mitarbeitern erreicht 96 % und liegt damit deutlich über dem ohnehin schon hohen Durchschnittswert. Abbildung 2.2 Zufriedenheit mit Karlsruhe als Wirtschaftsstandort Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit dem Wirtschafts-, Wohn- und Lebensstandort Karlsruhe? | Wirtschaftsstandort „Wirtschaftsbezogene“ Standortfaktoren Die Frage nach der Bedeutung einzelner „wirtschafts- bezogener“ Standortfaktoren auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 4 (unwichtig) zeigt, dass die Betriebsgröße bei der Bewertung der einzelnen Faktoren eine entscheidende Rolle spielt. Die insgesamt drei wichtigsten Standortfaktoren sind Steuern, Abgaben, Gebühren (1,9), Immobilienkosten (2,0) und Gehalts-/Lohnkosten (2,1) (Abbildung 2.3). Diese Faktoren repräsentieren die standortspezifi schen Kosten. Darauf folgen die Faktoren Attraktivität/Image und Erscheinungsbild des Betriebsstandortes (2,1), Verfügbarkeit von Fachkräften (2,1), Attraktivität/Image von Stadt und Region als Wirtschaftsstandort (2,2) und der Zugang zu Netzwerken und Clustern (2,4). Im Durchschnitt werden die Nähe zu Absatzmärkten (2,6), zu anderen Unternehmen der Wertschöpfungskette (2,7) und zu Hochschulen sowie F&E- Einrichtungen (2,9) als weniger wichtig eingestuft. Gleiches gilt für die Verfügbarkeit von Expansionsfl ächen (2,7). sehr unzufrieden 4,3 % sehr zufrieden 38,6 % eher unzufrieden 10,3 % eher zufrieden 46,8 % Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 sehr zufrieden 22,3 % eher zufrieden 62,7 % eher unzufrieden 12,6 % sehr unzufrieden 2,5 % Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Amt für Stadtentwicklung | 15 Die Analyse der Bedeutung einzelner Faktoren in Abhängigkeit der Betriebsgröße ist in Abbildung 2.4 dargestellt: Für jede Betriebsgrößenklasse sind jeweils die drei wichtigsten Standortfaktoren aufgeführt. Das Antwortverhalten der Kleinstbetriebe (1 bis 9 Mitarbeiter) deckt sich mit dem Ergebnis für die Betriebe insgesamt und stellt damit kostenbasierte Standortfaktoren in den Mittelpunkt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Kleinstbetriebe einen Anteil von nahezu 90 % an allen Betrieben am Standort Karlsruhe haben und damit das Gesamtergebnis für den Standort von den Angaben dieser Betriebe dominiert wird. Bei kleinen Betrieben (10 bis 49 Mitarbeiter), mittleren Betrieben (50 bis 249 Mitarbeiter) und großen Betrieben (250 und mehr Mitarbeiter) ist die Verfügbarkeit von Fachkräften der wichtigste Standortfaktor, gefolgt von Gehalts- und Lohnkosten. Zu beobachten ist außerdem, dass mit zunehmender Betriebsgröße der Faktor Steuern, Abgaben und Gebühren in den Hintergrund rückt. Für mittlere und große Betriebe zählen stattdessen Attraktivität/Image und Erscheinungsbild des Betriebsstandortes zu den wichtigsten Standortfaktoren. Auch die Analyse nach Branchen zeigt Abweichungen: So ist die Verfügbarkeit von Fachkräften für Betriebe des Baugewerbes (1,6) und des Gesundheitswesens (1,6) besonders wichtig. Für Betriebe der Branche Information und Kommunikation ist die Nähe zu Hochschulen und F&E- Einrichtungen (2,4) überdurchschnittlich relevant. Dies ist ein deutlicher Hinweis auf die relativ enge Verzahnung von privatwirtschaftlicher Aktivität sowie Lehre und Forschung im IT-Bereich am Standort Karlsruhe. Abbildung 2.3 Bedeutung „wirtschaftsbezogener“ Standortfaktoren Wie wichtig sind für Sie als Unternehmer die folgenden „wirtschaftsbezogenen“ Standortfaktoren? 2,9 2,7 2,7 2,6 2,4 2,2 2,1 2,1 2,1 2,0 1,9 1 2 3 4 Nähe zu Hochschulen, F&E-Einrichtungen Verfügbarkeit von Expansionsflächen Nähe zu anderen Unternehmen der Wertschöpfungskette Nähe zu Absatzmärkten Zugang zu Netzwerken und Clustern Attraktivität/Image von Stadt und Region als Wirtschaftsstandort Verfügbarkeit von Fachkräften Attraktivität/Image und Erscheinungsbild des Betriebsstandortes Gehalts-/Lohnkosten Immobilienkosten (Kauf, Miete) Steuern, Abgaben, Gebühren Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 sehr wichtig wichtig weniger wichtig unwichtig 16 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Abbildung 2.4 Wichtigste „wirtschaftsbezogene“ Standortfaktoren nach Betriebsgrößen Wie wichtig sind für Sie als Unternehmer die folgenden „wirtschaftsbezogenen“ Standortfaktoren? sehr wichtig = 1 | wichtig = 2 | weniger wichtig = 3 | unwichtig = 4 Abbildung 2.5 Zufriedenheit mit „wirtschaftsbezogenen“ Standortfaktoren Wie zufrieden sind Sie als Unternehmer mit den folgenden „wirtschaftsbezogenen“ Standortfaktoren in Karlsruhe mit Blick auf die Entwicklung des eigenen Unternehmens/Betriebes? Standort- faktor 1 Steuern, Abgaben, Gebühren 1,9 Verfügbarkeit von Fachkräften 1,6 Verfügbarkeit von Fachkräften 1,5 Verfügbarkeit von Fachkräften 1,4 Standort- faktor 2 Immobilienkosten (Kauf, Miete) 2,0 Gehalts-/Lohnkosten 1,7 Gehalts-/Lohnkosten 1,7 Gehalts-/Lohnkosten 1,6 Standort- faktor 3 Gehalts-/ Lohnkosten 2,1 Steuern, Abgaben, Gebühren 1,8 Attraktivität/Image und Erscheinungsbild Betriebsstandortes 1,9 Attraktivität/Image und Erscheinungsbild Betriebsstandortes 1,9 Großbetriebe (250 und mehr Mitarbeiter) Mittlere Betriebe (50 bis 249 Mitarbeiter) Kleinbetriebe (10 bis 49 Mitarbeiter) Kleinstbetriebe (1 bis 9 Mitarbeiter) Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 4,1 3,9 3,7 3,7 3,3 2,9 2,7 2,7 2,7 2,6 2,2 Immobilienkosten (Kauf, Miete) Verfügbarkeit von Expansionsflächen Steuern, Abgaben, Gebühren Verfügbarkeit von Fachkräften Gehalts-/Lohnkosten Attraktivität/Image und Erscheinungsbild des Betriebsstandortes Attraktivität/Image von Stadt und Region als Wirtschaftsstandort Zugang zu Netzwerken und Clustern Nähe zu Absatzmärkten Nähe zu anderen Unternehmen der Wertschöpfungskette Nähe zu Hochschulen, F&E-Einrichtungen Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 1 sehr gut 2 gut 3 befriedigend 4 ausreichend 5 mangelhaft 6 ungenügend Amt für Stadtentwicklung | 17 Neben der Wichtigkeit einzelner „wirtschaftsbezogener“ Standortfaktoren wurde auch die Zufriedenheit mit diesen Faktoren auf einer Skala von 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend) abgefragt (Abbildung 2.5). Am besten bewerten die Betriebe die Nähe zu Hochschulen und F&E-Einrichtungen (2,2), gefolgt von der Nähe zu Unternehmen der Wertschöpfungskette (2,6), d.h. Kunden und Zulieferern. Die Nähe zu Absatzmärkten (2,7), der Zugang zu Netzwerken und Clustern (2,7), Attraktivität/Image von Stadt und Region als Wirtschaftsstandort (2,7), Attraktivität/Image und Erscheinungsbild des Betriebsstandortes (2,9) sowie Gehalts- und Lohnkosten (3,3) werden im Durchschnitt mit „befriedigend“ bewertet. Im Durchschnitt die Note „ausreichend“ erhalten die Faktoren Verfügbarkeit von Fachkräften (3,7), Steuern, Abgaben, Gebühren (3,7), Verfügbarkeit von Expansionsfl ächen (3,9) und Immobilienkosten (4,1). Im Abgleich mit der Wichtigkeit einzelner Standortfaktoren fällt auf, dass mit Immobilienkosten sowie Steuern, Abgaben, Gebühren zwei der vor allem für Kleinstbetriebe wichtigsten Standortfaktoren die niedrigsten Zufriedenheitswerte erreichen (Abbildung 2.6). Die Analyse nach Betriebsgrößen und Branchen legt offen, dass Immobilienkosten und die Verfügbarkeit von Expansionsfl ächen bei Betrieben aller Größenklassen gleichermaßen schlechte Zufriedenheitswerte erreichen. Betriebe des Baugewerbes (4,4), des Gesundheitswesens (4,3) und der Branche sonstige Dienstleistungen (4,2) sind in besonderem Maße mit der Verfügbarkeit von Fachkräften unzufrieden. Abbildung 2.6 Zufriedenheit mit und Bedeutung von „wirtschaftsbezogenen“ Standortfaktoren Wie wichtig sind für Sie als Unternehmer die folgenden „wirtschaftsbezogenen“ Standortfaktoren? Und wie zufrieden sind Sie mit diesen Standortfaktoren in Karlsruhe mit Blick auf die Entwicklung des eigenen Unternehmens/Betriebes? 4 unwichtig 3 weniger wichtig 2 wichtig 1 sehr wichtig 1 sehr gut 2 gut 3 befriedigend 4 ausreichend 5 mangelhaft 6 ungenügend X Nähe zu Hochschulen, F&E-Einrichtungen X Nähe zu Absatzmärken XNähe zu anderen Unternehmen der Wertschöpfungskette X Zugang zu Netzwerken und Clustern X Attraktivität/Image von Stadt und Region als Wirtschaftsstandort X Attraktivität/Image und Erscheinungsbild des Betriebsstandortes X Gehalts-/ Lohnkosten X Verfügbarkeit von Fachkräften X Steuern, Abgaben, Gebühren X Verfügbarkeit von Expansionsfl ächen X Immobilienkosten (Kauf, Miete) Bedeutung Zufriedenheit Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 18 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Infrastrukturelle Standortfaktoren Neben den Einschätzungen zu „wirtschaftsbezogenen“ Standortfaktoren wurden die Karlsruher Betriebe auch nach Wichtigkeit von und Zufriedenheit mit infrastrukturellen Standortfaktoren befragt. Mit Durchschnittswerten von 1,5 und 1,6 sind die Verfügbarkeit von kabelgebundenen Breitbandinfrastrukturen und von leistungsfähigen Mobilfunk- strukturen am wichtigsten (Abbildung 2.7). Darauf folgen mit den Standortfaktoren Parkmöglichkeiten/Stellplätze (1,7) und innerstädtische Straßenanbindung (1,7) zwei infrastrukturelle Standortfaktoren, welche die relativ hohe Bedeutung der Verkehrssituation am Betriebsstandort widerspiegeln. Die Anbindung Karlsruhes an das überregionale Straßennetz erhält einen Durchschnittswert von 1,8. Wichtig sind den Betrieben auch die ÖPNV-Anbindung des Betriebsstandortes (2,0) und die Verkehrsanbindung der Fächerstadt an den überregionalen Schienenverkehr (2,3). Dagegen ist die Anbindung Karlsruhes an den internationalen Flugverkehr weniger wichtig (2,9). Die Auswertung nach Betriebsgrößen legt offen, dass die ÖPNV-Anbindung des Betriebsstandortes mit zunehmender Betriebsgröße wichtiger wird: Insbesondere für große Betriebe ist sie im Durchschnitt sehr wichtig (1,3). Vermutlich spielt die Erreichbarkeit für Mitarbeiter bei dieser Einschätzung eine entscheidende Rolle. Auch die Auswertung nach Branchen zeigt Besonderheiten: Betriebe der Branche Verkehr und Lagerei (Logistik) legen besonderen Wert auf die Anbindung Karlsruhes an das überregionale Straßennetz (1,2). Parkmöglichkeiten/Stellplätze (1,1) sowie die innerstädtische Straßenanbindung des Betriebsstandortes (1,2) sind für Betriebe des Gastgewerbes sehr wichtig. Abbildung 2.7 Bedeutung infrastruktureller Standortfaktoren Wie wichtig sind für Sie als Unternehmer die folgenden infrastrukturellen Standortfaktoren? 2,9 2,3 2,0 1,8 1,7 1,7 1,6 1,5 1 2 3 4 Anbindung an internationalen Flugverkehr Anbindung an überregionalen Schienenverkehr ÖPNV-Anbindung Anbindung an überregionales Straßennetz Innerstädtische Straßenanbindung Parkmöglichkeiten/Stellplätze Verfügbarkeit von leistungsfähigen Mobilfunkstrukturen Verfügbarkeit von kabelgebundenen Breitbandinfrastrukturen Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 sehr wichtig wichtig weniger wichtig unwichtig Amt für Stadtentwicklung | 19 Die Zufriedenheitswerte mit den einzelnen infrastrukturellen Standortfaktoren sind in Abbildung 2.8 dargestellt. Mit „gut“ bewerten die Betriebe die Anbindung Karlsruhes an den überregionalen Schienenverkehr (2,2) sowie die betriebliche ÖPNV-Anbindung (2,4). Im Durchschnitt „befriedigend“ sind aus Sicht der Betriebe die Anbindung Karlsruhes an das überregionale Straßennetz (2,6), die Verfügbarkeit von leistungsfähigen Mobilfunkstrukturen (2,9), die Verfügbarkeit von kabelgebundenen Breitbandinfrastrukturen (3,0), die Anbindung Karlsruhes an den internationalen Flugverkehr (3,1) und die jeweilige betriebliche innerstädtische Straßenanbindung (3,3). Die Parkmöglichkeiten/Stellplätze am Betriebsstandort werden mit „ausreichend“ (3,9) bewertet. Die relativ schlechten Zufriedenheitswerte bezüglich der betriebsbezogenen innerstädtischen Straßenanbindung und Parkmöglichkeiten/Stellplätze sind bei Betrieben aller Größenklassen festzustellen. Die Zufriedenheitswerte mit der Kommunikationsinfrastruktur liegen bei Großbetrieben mit 2,3 (Verfügbarkeit von leistungsfähigen Mobilfunkstrukturen) und 2,5 (Verfügbarkeit von kabelgebundenen Breitband- infrastrukturen) deutlich über dem Durchschnitt, was möglicherweise auf eine bessere betriebliche Ausstattung in Abhängigkeit der Betriebsgröße zurückzuführen ist. In Abbildung 2.9 sind Relevanz von und Zufriedenheit mit infrastrukturellen Standortfaktoren gemeinsam dargestellt. Abbildung 2.8 Zufriedenheit mit infrastrukturellen Standortfaktoren Wie zufrieden sind Sie als Unternehmer mit folgenden infrastruktuellen Standortfaktoren in Karlsruhe mit Blick auf die Entwicklung des eigenen Unternehmens/Betriebes? 3,9 3,3 3,1 3,0 2,9 2,6 2,4 2,2 Parkmöglichkeiten/Stellplätze Innerstädtische Straßenanbindung Anbindung an internationalen Flugverkehr Verfügbarkeit von kabelgebundenen Breitbandinfrastrukturen Verfügbarkeit von leistungsfähigen Mobilfunkstrukturen Anbindung an überregionales Straßennetz ÖPNV-Anbindung Anbindung an überregionalen Schienenverkehr Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 1 sehr gut 2 gut 3 befriedigend 4 ausreichend 5 mangelhaft 6 ungenügend 20 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Abbildung 2.9 Zufriedenheit mit und Bedeutung von infrastrukturellen Standortfaktoren Wie wichtig sind für Sie als Unternehmer die folgenden infrastrukturellen Standortfaktoren? Und wie zufrieden sind Sie mit diesen Standortfaktoren in Karlsuhe mit Blick auf die Entwicklung des eigenen Unternehmens/Betriebes? 4 unwichtig 3 weniger wichtig 2 wichtig 1 sehr wichtig 1 sehr gut 2 gut 3 befriedigend 4 ausreichend 5 mangelhaft 6 ungenügend X Parkmöglichkeiten/ Stellplätze Bedeutung Zufriedenheit X Innerstädtische Straßenanbindung X Anbindung an internationalen Flugverkehr X Verfügbarkeit von kabelgebundenen Breitbandinfrastrukturen X Verfügbarkeit von leistungsfähigen Mobilfunkstrukturen X Anbindung an überregionales Straßennetz X ÖPNV-AnbindungX Anbindung an überregionalen Schienenverkehr „Weiche“ Standortfaktoren Unter „weichen“ Standortfaktoren subsumieren sich Aus- stattungsmerkmale, die Karlsruhe und die Region als Wohn- und Lebensstandort charakterisieren. In Abbildung 2.10 ist dargestellt, wie wichtig die einzelnen Faktoren aus Sicht der Betriebe sind. Mit einem Wert von 1,5 ist Sicherheit in der Stadt/Gemeinde der wichtigste „weiche“ Standortfaktor. Darauf folgen mit jeweils 1,7 die Verfügbarkeit von Wohn- raum, Luft- und Umweltqualität sowie Kauf-/Mietpreise für Wohnimmobilien. Im Wertebereich von 1,8 bis 2,0 liegen die Faktoren Öffentlicher Nahverkehr (1,8), Einkaufen und Versorgung (1,8), Toleranz/Weltoffenheit (1,9), Gesundheits- versorgung (1,9) sowie Erholungs- und Grünraumangebote (2,0). Infrastrukturen für Kinder, das heißt Kinderbetreuungs- einrichtungen und Schulen, sind im Durchschnitt ebenfalls wichtig (2,1). Kleinkultur und Hochkultur erreichen Werte von 2,4 beziehungsweise 2,6. Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Amt für Stadtentwicklung | 21 Abbildung 2.10 Bedeutung „weicher” Standortfaktoren Wie wichtig sind nach Ihrer Wahrnehmung den Beschäftigten Ihres Unternehmens/Betriebs die folgenden „weichen“ Standortfaktoren? 2,6 2,4 2,1 2,1 2,0 1,9 1,9 1,8 1,8 1,7 1,7 1,7 1,5 1 2 3 4 Hochkultur (Theater, Oper und andere) Kleinkultur (Clubs, Szene und andere) Schulen Kinderbetreuungseinrichtungen Erholungs- und Grünraumangebote Gesundheitsversorgung Toleranz/Weltoffenheit Einkaufen und Versorgung Öffentlicher Nahverkehr Kauf-/Mietpreise für Wohnimmobilien Luft- und Umweltqualität Verfügbarkeit von Wohnraum Sicherheit in der Stadt/Gemeinde Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 sehr wichtig wichtig weniger wichtig unwichtig 22 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Abbildung 2.11 zeigt die Zufriedenheitswerte der Betriebe mit den einzelnen „weichen“ Standortfaktoren. Als durch- schnittlich „gut“ werden Erholungs- und Grünraumangebote (2,2), Öffentlicher Nahverkehr (2,2), Einkaufen und Versorgung (2,3), Gesundheitsversorgung (2,3), Hochkultur (2,4), Schulen (2,4) und Kleinkultur (2,5) bewertet. Die Durchschnittsnote „befriedigend“ geben die Betriebe den Standortfaktoren Toleranz/Weltoffenheit (2,7), Luft- und Umweltqualität (2,8), Kinderbetreuungseinrichtungen (2,9) und Sicherheit (3,0). Mit „ausreichend“ werden die Verfügbarkeit von Wohnraum (4,0) und Kauf-/Mietpreise für Wohnimmobilien bewertet (4,3). Der Abgleich der Zufriedenheitswerte mit der Relevanz der einzelnen Faktoren zeigt, dass mit Sicherheit, Verfügbarkeit von Wohnraum sowie Kauf-/Mietpreisen für Wohnimmobilien die drei Standortfaktoren mit den schlechtesten Zufriedenheitswerten zu den aus Sicht der Betriebe wichtigsten zählen (Tabelle 2.1 und Abbildung 2.12). Abbildung 2.11 Zufriedenheit mit „weichen“ Standortfaktoren Wie zufrieden sind nach Ihrer Wahrnehmung die Beschäftigten Ihres Unernehmens/Betriebs mit den Gegebenheiten in Karlsruhe und der Region als Wohn- und Lebensstandort? 4,3 4,0 3,0 2,9 2,8 2,7 2,5 2,4 2,4 2,3 2,3 2,2 2,2 Kauf-/Mietpreise für Wohnimmobilien Verfügbarkeit von Wohnraum Sicherheit in der Stadt/Gemeinde Kinderbetreuungseinrichtungen Luft- und Umweltqualität Toleranz/Weltoffenheit Kleinkultur (Clubs, Szene und andere) Schulen Hochkultur (Theater, Oper und andere) Gesundheitsversorgung Einkaufen und Versorgung Öffentlicher Nahverkehr Erholungs- und Grünraumangebote Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 1 sehr gut 2 gut 3 befriedigend 4 ausreichend 5 mangelhaft 6 ungenügend Amt für Stadtentwicklung | 23 Tabelle 2.1 Relevanz der „weichen” Standortfaktoren mit den höchsten Unzufriedenheitswerten Wie wichtig sind die Gegebenheiten in Karlsruhe und der Region als Wohn- und Lebensstandort nach Ihrer Wahrnehmung für die Beschäftigten Ihres Unternehmens/Betriebs und wie zufrieden sind diese mit den folgenden „weichen” Standortfaktoren? "Weiche" Standortfaktoren Durchschnittliche Zufriedenheit von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend Durchschnittliche Relevanz von 1 = sehr wichtig bis 4 = unwichtig Kauf-/Mietpreise für Wohnimmobilien 4,3 1,7 Verfügbarkeit von Wohraum 4,0 1,7 Sicherheit in der Stadt/Gemeinde 3,0 1,5 Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Abbildung 2.12 Zufriedenheit mit und Bedeutung von „weichen“ Standortfaktoren Wie wichtig sind die Gegebenheiten in Karlsruhe und der Region als Wohn- und Lebensstandort nach Ihrer Wahrnehmung für die Beschäftigten Ihres Unternehmens/Betriebs und wie zufrieden sind diese mit den folgenden „weichen” Standortfaktoren? 4 unwichtig 3 weniger wichtig 2 wichtig 1 sehr wichtig 1 sehr gut 2 gut 3 befriedigend 4 ausreichend 5 mangelhaft 6 ungenügend X Hochkultur (Theater, Oper und andere) Bedeutung Zufriedenheit X Kleinkultur (Clubs, Szene und andere) X Schulen X Kinderbetreuungs- einrichtungen X Erholungs- und Grünraumangebote Einkaufen und Versorgung X Toleranz/ Weltoffenheit Gesundheits- versorgung XÖffentlicherNahverkehr X Kauf-/Mietpreisefür WohnimmobilienX Luft- und Umweltqualität X Verfügbarkeit von Wohnraum X Sicherheit in der Stadt/Gemeinde X X Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 24 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 2.2 Arbeitsmarkt Insbesondere für kleine, mittlere und große Unternehmen zählt die Verfügbarkeit von Fachkräften zu den wichtigsten „wirtschaftsbezogenen“ Standortfaktoren (Kapitel 2.1). Vor diesem Hintergrund wird nun die Situation am Arbeitsmarkt eingehender untersucht. Konkret wurden die Betriebe gefragt, inwieweit einzelne Bewerbergruppen für sie wichtig sind und ob, falls diese wichtig sind, in der jeweiligen Gruppe hinreichend viele Bewerber im Raum Karlsruhe vom Arbeitsmarkt angeboten werden. In Abbildung 2.13 ist dargestellt, inwieweit einzelne Bewerbergruppen für die Betriebe in Karlsruhe wichtig sind und wie hoch der Anteil derjenigen Betriebe ist, die hinreichend Bewerber am hiesigen Arbeitsmarkt fi nden. Aus Sicht der Betriebe sind Facharbeiter beziehungsweise Fachpersonal die wichtigste Qualifi kationsgruppe. Sie werden von nahezu zwei Dritteln (65,1 %) der Betriebe am Arbeitsmarkt nachgefragt. Für etwas über die Hälfte der Betriebe (51,6 %) sind hochqualifi zierte Arbeitnehmer eine wichtige Berufsgruppe. Dagegen spielen hochqualifi zierte internationale Arbeitnehmer mit 28,1 % eine geringere Rolle. Die Berufsgruppe der un- oder angelernten Arbeitnehmer ist für 38,2 % der Betriebe wichtig. Etwas mehr als die Hälfte der Betriebe (52,9 %) sehen in Auszubildenden und Schulabgängern eine wichtige Berufsgruppe. Für Kleinstunternehmen sind alle Berufsgruppen unterdurch- schnittlich wichtig. Dies hängt damit zusammen, dass sich in der Gruppe der Kleinstbetriebe viele Einzelunternehmer befi nden, die nicht als Nachfrager auf dem Arbeitsmarkt agieren. Für kleine (85,8 %), mittlere (88,9 %) und große Betriebe (91,6 %) stellen Facharbeiter beziehungsweise Fachpersonal nahezu gleichermaßen eine wichtige Berufs- gruppe dar. Dagegen ist der Anteil der Betriebe, für die hochqualifi zierte Arbeitnehmer wichtig sind, mit 92,3 % bei großen Betrieben deutlich höher als bei mittleren (61,5 %) und kleinen (68,9 %) Betrieben. Gleiches gilt für hoch- qualifi zierte internationale Arbeitnehmer: Über die Hälfte der Großbetriebe (52,1 %) fragt diese Beschäftigtengruppe nach; bei mittleren und kleinen Unternehmen liegen die Anteile mit 31,8 % und 32,3 % deutlich niedriger. Bedeutungszuwächse in Abhängigkeit der Unternehmensgröße lassen sich auch für un- oder angelernte Arbeitnehmer sowie für Auszubildende und Schulabgänger ablesen. Betriebe des verarbeitenden Gewerbes fragen in überdurch- schnittlichem Maße Facharbeiter (79,2 %), un- oder angelernte Arbeitnehmer (61 %) sowie Auszubildende und Schulabgänger (71,8 %) nach. Im Baugewerbe zeichnet sich ein ähnliches Bild ab; allerdings in Kombination mit einem unterdurchschnittlichen Bedarf an hochqualifi zierten Arbeitnehmern (38,1 %). Für Betriebe des Gastgewerbes sind neben Fachpersonal (83,3 %) insbesondere un- oder angelernte Arbeitnehmer (92,5 %) wichtig. Ein gänzlich anderes Bild ergibt sich für Betriebe aus dem Bereich Information und Kommunikation. Hier spielen insbesondere hochqualifi zierte (81,8 %) und hochqualifi zierte internationale Arbeitnehmer (40,5 %) eine wichtige Rolle. Auch für Betriebe, die freiberufl iche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen anbieten, sind hochqualifi zierte Arbeit- nehmer von herausgehobener Bedeutung (70,1 %). Im Gesundheitswesen wiederum ist vor allem Fachpersonal (89,5 %) eine wichtige Berufsgruppe. In Abbildung 2.13 sind neben der Wichtigkeit der einzelnen Berufsgruppen auch die Anteile der Betriebe dargestellt, die angeben, auf dem Arbeitsmarkt in der Region hinreichend Bewerber der jeweiligen Berufsgruppe zu fi nden. Lediglich 26,7 % derjenigen Betriebe, die Facharbeiter am Arbeitsmarkt nachfragen, sind der Auffassung, dass in dieser Berufsgruppe hinreichend viele Bewerber in der Region vorhanden sind. Etwa die Hälfte der Betriebe (50,6 %), die hochqualifi zierte Arbeitnehmer einstellen, gibt an, dass in diesem Segment genügend Bewerber vorhanden sind. Ausreichend hochqualifi zierte internationale Arbeitnehmer sehen dagegen nur 37,4 % der nachfragenden Betriebe. Für un- oder angelernte Arbeitnehmer sowie Auszubildende und Schulabgänger liegen die entsprechenden Anteile bei 51,2 % beziehungsweise 43,1 %. Von einem Mangel an Facharbeitern beziehungsweise Fachpersonal sind insbesondere mittlere Unternehmen betroffen. Hier geben nur 12,5 % an, dass sie genügend Bewerber aus dem Segment der Facharbeiter haben. Im Gegensatz hierzu fi ndet die Hälfte der Großunternehmen (50 %) genügend Bewerber in diesem Segment. Für alle anderen Berufsgruppen lassen sich keine betriebsgrößen- abhängigen Knappheiten feststellen. Die Analyse nach Branchen zeigt wiederum, dass das Baugewerbe sowie das Gesundheits- und Sozialwesen für nahezu alle Berufsgruppen unterdurchschnittliche Verfügbarkeiten feststellen. Dies deckt sich mit den überdurchschnittlich hohen Unzufriedenheitswerten dieser Branchen bei der Verfügbarkeit von Fachkräften im Bereich „wirtschaftsbezogener“ Standortfaktoren. Beim Gastgewerbe macht sich wiederum der Mangel an Auszubildenden und Schulabgängern (23,8 %) besonders deutlich bemerkbar. Amt für Stadtentwicklung | 25 Abbildung 2.13 Situation am Arbeitsmarkt Werden aus Ihrer Sicht hinreichend viele Bewerberinnen und Bewerber mit folgenden Qualifi kationen hier im Raum Karlsruhe vom Arbeitsmarkt angeboten? 51,2 53,4 47,3 53,4 28,5 48,0 34,8 52,9 56,8 50,0 66,3 39,9 48,8 46,6 52,7 46,6 71,5 52,0 65,2 47,1 43,2 50,0 33,7 60,1 48,6 92,557,561,066,765,252,934,138,2 15,8 9,5 31,2 Un- oder angelernte Arbeitnehmer (in %) 50,6 53,1 39,2 43,7 54,2 50,0 24,9 50,,0 36,3 41,7 54,5 40,7 49,4 46,9 60,8 56,3 45,8 50,0 75,1 50,0 63,7 58,3 45,5 59,3 32,6 35,538,148,892,361,568,947,351,6 81,8 70,1 56,2 Hochqualifizierte Arbeitnehmer (in %) 26,7 27,2 20,9 12,5 50,0 34,2 10,2 33,3 37,2 31,9 26,0 19,6 73,3 72,8 79,1 87,5 50,0 65,4 89,8 66,7 62,8 68,1 74,0 80,4 71,5 83,487,579,291,688,985,860,365,1 59,5 38,9 89,4 Facharbeiter/Fachpersonal (in %) Alle Kleinst- betriebe Klein- betriebe Mittlere Betriebe Groß- betriebe Verarbei- tendes Gewerbe Bau- gewerbe Handel; Instand- haltung, KfZ-Reparatur Gast- gewerbe Information und Kommu- nikation Frei- berufl iche, wissen- schaftliche und technische Dienste Gesund- heits- und Sozial- wesen Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 43,1 42,7 41,2 45,5 50,0 42,9 22,9 47,7 23,8 57,9 62,8 40,0 56,9 57,3 58,8 54,5 50,0 57,1 77,1 52,3 76,2 42,1 37,2 60,0 59,6 58,379,571,895,284,665,748,552,9 47,5 32,2 72,7 Auszubildende, Schulabgänger (in %) 37,4 38,5 30,0 28,6 41,7 43,8 18,2 29,7 33,3 61,6 20,1 62,6 61,5 70,0 71,4 58,3 56,2 81,8 70,3 100,0 66,7 38,4 79,9 27,6 16,127,545,752,131,832,326,528,1 40,5 31,5 20,4 Hochqualifizierte internationale Arbeitnehmer (in %) es werden hinreichend viele angeboten es werden nicht genug angeboten Anteil der Betriebe, für welche die Qualifi kation wichtig ist 26 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 2.3 Zukünftige Entwicklungen In Abbildung 2.14 ist die Einschätzung der betrieblichen Perspektiven beziehungsweise Entwicklungen für die nächsten fünf Jahre dargestellt. Jeweils etwa 60 % der Betriebe schätzen die Entwicklung der Geschäftslage insgesamt (60,9 %) sowie des Umsatzes (58,7 %) als sehr positiv oder eher positiv ein. Bezüglich der Entwicklung von Investitionen (36,6 %) und Beschäftigtenzahlen (33,1 %) liegen die Anteile der Betriebe mit positiven Aussichten bei rund einem Drittel. Nur rund jeder vierte Betrieb (24 %) bewertet die Möglichkeit einer Standorterweiterung in den kommenden fünf Jahren positiv. Vor allem die mittleren Betriebe mit 50 bis 249 Mitarbeitern erwarten eine positive Entwicklung am Standort Karlsruhe: Ihre Anteile positiver Einschätzungen liegen für alle Kategorien rund 15 Prozentpunkte über den Werten für alle Betriebe. Die Auswertung nach Branchen zeigt, dass Betriebe der Branche Information und Kommunikation sowie des Grundstücks- und Wohnungswesens besonders optimistisch in die Zukunft blicken: 79,3 % beziehungsweise 84,2 % schätzen die Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden fünf Jahren als positiv oder sehr positiv ein. Verhaltene Erwartungen zeichnen sich dagegen in den Bereichen Verkehr und Lagerei (Logistik), Gastgewerbe und sonstige Dienstleistungen ab. Hier liegen die Anteile der bezüglich der Geschäftslage insgesamt positiv gestimmten Betriebe mit 41,2 %, 40 % und 48,7 % deutlich niedriger. Abbildung 2.14 Betriebliche Perspektiven in den kommenden fünf Jahren Wie beurteilen Sie die Perspektiven/Entwicklungen Ihres Unternehmens/Betriebs am Standort Karlsruhe innerhalb der nächsten fünf Jahre mit Blick auf ...? 2,6 2,9 4,8 9,0 13,4 21,4 30,2 31,8 49,7 47,5 43,3 51,5 45,2 28,8 26,5 23,1 12,6 14,6 11,3 11,1 9,7 2,8 3,7 1,2 1,6 Möglichkeit von Standorterweiterungen Entwicklung der Beschäftigungszahlen Entwicklung der Investitionen Entwicklung des Umsatzes Entwicklung der Geschäftslage insgesamt sehr positiv eher positiv unverändert eher negativ sehr negativ Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % Amt für Stadtentwicklung | 27 Ein weiterer Aspekt, der Aufschluss über künftige Entwicklungs- perspektiven gibt, ist die Frage, ob in den Betrieben Überlegungen existieren, den Standort Karlsruhe zu verlassen. Wie aus Tabelle 2.2 hervorgeht, ziehen 17,1 % der Betriebe diesen Schritt in Betracht. Dies überlegen vor allem Kleinst- (17,5 %) und Kleinunternehmen (20,2 %), mittlere (7,7 %) und große Betriebe (4,3 %) hingegen kaum. Bei der Analyse der Branchen fallen die hohen Werte in den Bereichen ver- arbeitendes Gewerbe (33,3 %) und Gastgewerbe (29,1 %) auf. Tabelle 2.2 Überlegungen, den Standort Karlsruhe zu verlassen Gibt es in Ihrem Betrieb Überlegungen, den Standort Karlsruhe zu verlassen? © R ol an d Fr än kl e, P re ss ea m t S ta dt K ar lsr uh e Kleinstbetriebe (1 bis 9 Mitarbeiter) Kleinbetriebe (10 bis 49 Mitarbeiter) Mittlere Betriebe (50 bis 249 Mitarbeiter) Großbetriebe (250 und mehr Mitarbeiter) nein 82,9 82,5 79,8 92,3 95,7 ja 17,1 17,5 20,2 7,7 4,3 Bestehen Überlegungen für einen Standortwechsel? Alle befragten Betriebe in % davon in den Betriebsgrößen in %: Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 28 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Die von den Betrieben genannten Gründe für eine etwaige Abwanderung können Abbildung 2.15 entnommen werden. Am häufi gsten werden die zu hohe Gewerbesteuer und Abgabenlast (27,6 %) sowie die schlechte Verfügbarkeit von Wohn- und Gewerbefl ächen beziehungsweise mangelnde Expansionsmöglichkeiten (26,4 %) genannt. Diese beiden Hauptgründe spiegeln sich auch in den relativ schlechten Zufriedenheitswerten der Standortfaktoren Immobilienkosten, Kauf- und Mietpreise für Wohnimmobilien, Verfügbarkeit von Expansionsfl ächen sowie Steuern, Abgaben, Gebühren in Kapitel 2.1 wider. An dritter Stelle folgt mit 18,4 % die schlechte Verkehrssituation/-infrastruktur, welche in den Ausführungen der Betriebe häufi g mit einem Hinweis auf die hohe Baustellenzahl im Stadtgebiet verbunden ist. Rund ein Sechstel der Betriebe begründet die Überlegungen mit einer schwierigen Auftragslage beziehunsweise schlechten wirtschaftlichen Perspektiven am Standort (15,2 %). Etwa genauso viele (14,1 %) nennen zu viel Bürokratie, wenig Wertschätzung und eine unkooperative Haltung seitens der Behörden als Gründe für einen möglichen Wegzug. Abbildung 2.15 Gründe für Abwanderungserwägungen Gibt es in Ihrem Betrieb Überlegungen, den Standort Karlsruhe zu verlassen? Wenn ja, nennen Sie bitte die Gründe.1 3,7 2,5 3,0 5,0 5,6 6,3 14,1 15,2 18,4 26,4 27,6 0 5 10 15 20 25 30 Sonstige Betriebsinterne Gründe Mangelnde Internationalität Parkplatzsituation schlecht Private Gründe Attraktivität/Image Karlsruhe schlecht beziehungsweise schlechter geworden Zu viel Bürokratie/zu wenig Wertschätzung/ Behörden nicht kooperativ Schwierige Auftragslage/ schlechte wirtschaftliche Perspektiven am Standort Schlechte Verkehrssituation/-infrastruktur/ zu viele Baustellen Schlechte Verfügbarkeit Wohn- und Gewerbeflächen, mangelnde Expansionsmöglichkeiten Gewerbesteuer/Abgabelast zu hoch 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 152 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % Amt für Stadtentwicklung | 29 Neben den Einschätzungen ihrer eigenen zukünftigen Lage wurden die Betriebe auch gebeten zu beurteilen, wie sie die Entwicklungsperspektiven der Stadt Karlsruhe innerhalb der nächsten fünf Jahre einschätzen (Abbildungen 2.16 und 2.17). Die Perspektiven der Stadt Karlsruhe als Wohn- und Lebensstandort stufen 11,8 % als sehr positiv und 42,9 % als eher positiv ein. Rund ein Viertel der Betriebe (23,4 %) geht davon aus, dass Karlsruhe als Wohn- und Lebensstandort unverändert bleibt. Eher negativ sehen 16,5 % der Betriebe die zukünftige Entwicklung; 5,4 % schätzen sie als sehr negativ ein. Bezieht man die aktuellen Zufriedenheitswerte mit dem Standort Karlsruhe in die Analysen ein, so fällt auf, dass diejenigen Betriebe, welche aktuell mit Karlsruhe als Wohn- und Lebensstandort zufrieden sind, auch zu einer optimistischeren Einschätzung der zukünftigen Entwicklungsperspektiven neigen. Abbildung 2.16 Entwicklung Karlsruhes als Wohn- und Lebensstandort Wie beurteilen Sie die Entwicklungsperspektiven der Stadt Karlsruhe innerhalb der nächsten fünf Jahren insgesamt? | Die Entwicklung der Stadt als Wohn- und Lebensstandort. Die Entwicklungsperspektiven der Wirtschaft in der Stadt schätzen 62,8 % der Betriebe sehr positiv oder eher positiv ein. Ein Viertel (24,4 %) rechnet mit einer Fortsetzung des Status Quo. Dagegen erwartet nur etwa jeder achte Betrieb (12,8 %) eine eher oder sehr negative wirtschaftliche Entwicklung. Vor allem die mittleren und großen Betriebe äußern sich optimistisch zur zukünftigen Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Karlsruhe. Hier liegt der zusammengefasste Anteil der sehr positiven und positiven Einschätzungen bei 72,4 % beziehungsweise 80 %. Abbildung 2.17 Entwicklung der Wirtschaft in Karlsruhe Wie beurteilen Sie die Entwicklungsperspektiven der Stadt Karlsruhe innerhalb der nächsten fünf Jahren insgesamt? | Die Entwicklung der Wirtschaft in der Stadt. sehr negativ 5,4 % eher negativ 16,5 % eher positiv 42,9 % unverändert 23,4 % sehr positiv 11,8 % Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 sehr positiv 13,3 % unverändert 24,4 % eher positiv 49,5 % eher negativ 11,3% sehr negativ 1,5 % Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 3. Flächenbedarfe3. Flächenbedarfe3 Flächen 30 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Amt für Stadtentwicklung | 31 3.1 Zukunftsfähigkeit des aktuellen Betriebsstandorts Die Frage, ob der aktuelle Betriebsstandort in Karlsruhe – das heißt Grundstück, Gebäude, Nutzfl äche, Lage im Stadtgebiet – alle Voraussetzungen für eine günstige Weiterentwicklung des Betriebs in den kommenden fünf bis zehn Jahren bietet, beantworten zwei Drittel der Betriebe (66,6 %) mit „ja“ (Tabelle 3.1). Im Umkehrschluss ist die Zukunftsfähigkeit des Betriebsstandortes für ein Drittel der Betriebe (33,4 %) nicht gegeben. Vor allem Kleinbetriebe mit 10 bis 49 Mitarbeitern beurteilen die Zukunftsfähigkeit des aktuellen Betriebsstandorts kritisch: Hier geben 42,9 % an, dass der aktuelle Standort nicht alle Voraussetzungen für eine günstige Weiterentwicklung des Betriebs in den kommenden Jahren bietet. Auch die Differenzierung nach Branchen liefert weitere Erkenntnisse. So erhöht sich der Anteil derjenigen, deren aktueller Betriebsstandort keinen optimalen Entwicklungsrahmen darstellt, bei Betrieben des verarbeitenden Gewerbes (50 %), der Branche Verkehr und Lagerei (Logistik) (50 %) und des Gesundheits- und Sozialwesens (54 %) deutlich auf die Hälfte oder sogar etwas darüber. Auch im Gastgewerbe liegt der Anteil mit 44,2 % über dem Durchschnitt. Tabelle 3.1 Zukunftsfähigkeit aktueller Betriebsstandorte Bietet Ihr aktueller Betriebsstandort in Karlsruhe (das heißt Grundstück, Gebäude, Nutzfl äche, Lage im Stadtgebiet) alle Voraussetzungen für eine günstige Weiterentwicklung des Betriebes in den nächsten fünf bis zehn Jahren? Verarbei- tendes Gewerbe (C) Bau- gewerbe Handel; Instand- haltung, Kfz- Reparatur (G) Verkehr und Lagerei (H) Gast- gewerbe Infor- mation und Kommu- nikation (J) Grund- stücks- und Wohnungs- wesen (L) Frei- berufliche wissenschaft- liche und technische Dienste (M) Gesund- heits- und Sozial- wesen (Q) Sonstige Dienst- leist- ungen (S) Ja 66,6 50,0 66,7 72,0 50,5 55,8 68,0 84,3 68,9 46,0 76,8 Nein 33,4 50,0 33,3 28,0 50,0 44,2 32,0 15,7 31,1 54,0 23,2 Sind Vorraussetzungen für eine günstige betriebliche Weiterentwicklung gegeben? Alle befragten Betriebe in % darunter Wirtschaftsabschnitte beziehungsweise Branchen in %: Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Kleinstbetriebe (1 bis 9 Mitarbeiter) Kleinbetriebe (10 bis 49 Mitarbeiter) Mittlere Betriebe (50 bis 249 Mitarbeiter) Großbetriebe (250 und mehr Mitarbeiter) Ja 66,6 67,7 57,1 65,5 72,7 Nein 33,4 32,3 42,9 34,5 27,3 Sind Vorraussetzungen für eine günstige betriebliche Weiter- entwicklung gegeben? Alle befragten Betriebe in % davon in den Betriebsgrößen in %: 32 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Diejenigen Betriebe, die angegeben haben, dass ihr aktueller Betriebsstandort nicht die Voraussetzungen für eine günstige Weiterentwicklung in den kommenden Jahren bietet, wurden im Folgenden gefragt, ob sie aktuell auf der Suche nach einem neuen Betriebsstandort sind. Wie in Abbildung 3.1 dargestellt, hält etwa die Hälfte derjenigen Betriebe (49,7 %), die ihren Betriebsstandort kritisch sehen, aktuell Ausschau nach einem neuen, geeigneteren Standort. Aufgrund geringer Grundgesamtheiten – insbesondere in der Gruppe der mittleren und großen Betriebe – ist eine Analyse nach Betriebsgrößen für diese Teilgruppe nicht aussagekräftig. Allerdings streben insbesondere Betriebe des verarbeitenden Gewerbes neue Betriebsstandorte an: Hier liegt der Anteil der aktuell Suchenden bei 78,9 %. Die Suche nach einem neuen Betriebsstandort wird vor allem dann verfolgt, wenn eine positive Entwicklung des Betriebs zu beobachten war beziehungsweise in den kommenden Jahren erwartet wird: Für Betriebe, die in den letzten drei Jahren steigende Umsätze zu verzeichnen hatten, liegt der Anteil bei 60 %. Bei den Betrieben, die in den nächsten fünf Jahren eine sehr positive Umsatzentwicklung erwarten, suchen sogar 88 % einen neuen Betriebsstandort. Basis: 307 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 nein 50,3 % ja 49,7 % Abbildung 3.1 Suche nach einem neuen Betriebsstandort Nur Betriebe, deren aktueller Betriebsstandort nicht alle Voraussetzungen für eine günstige Weiterentwicklung bietet: Sind Sie auf der Suche nach einem neuen Betriebsstandort? © d es ig ne d by 4 04 5 - F re ep ik .c om Amt für Stadtentwicklung | 33 3.2 Größe, Beschaffenheit und Lage benötigter Standorte Aktuell sind 16,6 % aller befragten Betriebe auf der Suche nach einem neuen Standort. Aufgrund dieser relativ geringen Grundgesamtheit sind ausdifferenzierte Analysen nach Betriebsgrößen und Branchen lediglich eingeschränkt möglich. Dennoch lassen sich Tendenzen im Hinblick auf unterschied- liche Bedarfe und Flächenanforderungen in Abhängigkeit von Betriebsgröße und Branchenzugehörigkeit ablesen. Die Darstellung der gesuchten Gebietstypen und die jeweilige Durchschnittsgröße kann Tabelle 3.2 entnommen werden. Fast die Hälfte der Betriebe (48,1 %), die derzeit nach einem neuen Betriebsstandort Ausschau halten, sucht nach einer Bürofl äche als Miet- oder Kaufobjekt. Ein Baugrundstück in einem Gewerbe- oder Industriegebiet (GE/GI) streben 42,9 % an und nach einem Miet- oder Kaufobjekt ineinem GE/GI schauen sich 42,2 % um. Bei der Betrachtung der benötigten Flächengrößen ergibt sich für Bürofl ächen eine durch- schnittliche Bruttogeschossfl äche von 793 Quadratmeter. Die gesuchten Baugrundstücke in einem GE/GI sind durchschnittlich 4.074 Quadratmeter groß. Miet- oder Kaufobjekte in einem GE/GI sollten im Durchschnitt eine Bruttogeschossfl äche von 1.055 Quadratmeter haben. In Tabelle 3.3 ist die Verteilung der jeweiligen Flächengrößen dargestellt. Tabelle 3.2 Benötigte Betriebsstandorte Nur Betriebe, die auf der Suche nach einem neuen Betriebsstandort sind: Welche Größe und Beschaffenheit sollte der benötigte Betriebsstandort haben?1 Gebietstyp Anteil Betriebe in % Durchschnittsgröße in qm Bürofläche als Miet- oder Kaufobjekt 48,1 793 Bruttogeschossfläche Baugrundstück in Gewerbe oder Industriegebiet (GE/GI) 42,9 4.074 Grundstücksfläche Miet- oder Kaufobjekt in Gewerbe oder Industriegebiet (GE/GI) 42,2 1.055 Bruttogeschossfläche 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 175 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 34 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Die Analyse nach Betriebsgrößen zeigt, dass Bürofl ächen als Miet- oder Kaufobjekte für Betriebe aller Größen gleicher- maßen interessant sind. Dagegen werden Baugrundstücke in Gewerbe- oder Industriegebieten tendenziell häufi ger nach- gefragt je größer ein Betrieb ist. Umgekehrt verhält es sich bei Miet- oder Kaufobjekten in einem GE/GI: Hier sinkt die Nachfrage mit zunehmender Betriebsgröße. Eine solche Option ist insbe- sondere für Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern interessant. Die avisierte Durchschnittsgröße der einzelnen Gebietstypen steigt mit zunehmender Betriebsgröße. Die Auswertung nach Branchen legt deutliche Nachfrage- schwerpunkte in Abhängigkeit der Branchenzugehörigkeit der Betriebe nahe. Bürofl ächen als Miet- oder Kaufobjekte werden vor allem von Betrieben der Branche Information und Kommunikation nachgefragt. Auch bei freiberufl ichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistern und im Gesundheitswesen liegt hier der Nachfrageschwerpunkt. Baugrundstücke in GE/GI werden vor allem von Betrieben des verarbeitenden Gewerbes und der Branche Verkehr und Lagerei (Logistik) nachgefragt. Darüber hinaus ist auch bei Miet- oder Kaufobjekten in GE/GI eine verstärkte Nachfrage von Seiten des verarbeitenden Gewerbes festzustellen. Auch Betriebe des Baugewerbes interessieren sich besonders für Miet- oder Kaufobjekte in GE/GI. Bezüglich der branchenspezifi schen Flächengrößen zeigt sich, dass die benötigten Flächen insbesondere in den Branchen Information und Kommunikation, Verkehr und Lagerei (Logistik) sowie freiberufl iche, wissenschaftliche und technische Dienst- leistungen im jeweils bevorzugten Standorttyp über dem Durchschnitt liegen. In Abbildung 3.2 ist die von den Betrieben präferierte räumliche Lage der benötigten Betriebsstandorte dargestellt. 40 % der Betriebe suchen einen Betriebsstandort im Osten Karlsruhes in der Nähe der A5. Etwa genauso viele (36,5 %) sind auf der Suche nach einem Standort in der Innenstadt. Je etwa ein Viertel der Betriebe gibt an, dass der gesuchte Betriebsstandort im Westen in den Gewerbegebieten entlang der B36 (27 %), im Norden, in Neureut oder Knielingen (22,7 %) oder im Süden des Stadtgebiets (22,3 %) liegen sollte. An einem Standort im Bereich des Rheinhafens oder dessen Umfeld würden sich 17,8 % der suchenden Betriebe ansiedeln. Weitaus geringere Anteile entfallen auf Durlach (6,8 %) und die Höhenstadtteile (3,4 %). Etwa jeder achte Betrieb (12,5 %) sucht nach einem Standort in einer Gemeinde in der Region Karlsruhe. < 1.000 qm 1.000 bis < 2.000 qm 2.000 bis < 3.000 qm 3.000 bis < 4.000 qm 4.000 bis < 5.000 qm 5.000 bis < 10.000 qm 10.000 bis < 15.000 qm 15.000 qm Baugrundstück in Gewerbe oder Industriegebiet (GE/GI) 66 15,2 28,8 12,1 12,1 4,5 12,1 9,1 6,1 < 100 qm 100 bis < 200 qm 200 bis < 300 qm 300 bis < 400 qm 400 bis < 500 qm 500 bis < 1.000 qm 1.000 bis < 2.000 qm 2.000 qm Miet- oder Kaufobjekt in Gewerbe oder Industriegebiet (GE/GI) 65 6,2 10,8 10,8 10,8 3,1 20,0 21,5 16,9 Bürofläche als Miet- oder Kaufobjekt 74 12,3 24,6 16,9 4,6 23,1 13,8 13,8 13,8 Gebietstyp Gebietstyp Anzahl der suchenden Betriebe Anzahl der suchenden Betriebe davon Anteil der suchenden Betriebe nach Grundstücksfläche in %: davon Anteil der suchenden Betriebe nach Bruttogeschossfläche in %: 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 175 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Tabelle 3.3 Größenverteilung benötigter Betriebsstandorte Nur Betriebe, die auf der Suche nach einem neuen Betriebsstandort sind: Welche Größe und Beschaffenheit sollte der benötigte Betriebsstandort haben?1 Amt für Stadtentwicklung | 35 Abbildung 3.2 Lage benötigter Betriebsstandorte Nur Betriebe, die auf der Suche nach einem neuen Betriebsstandort sind: Wo sollte die neue Gewerbefl äche (Büro, Halle) bevorzugt liegen?1 In Abbildung 3.3 sind die räumlichen Nachfrageschwerpunkte in Kombination mit den benötigten Gebietstypen und der Branchenzugehörigkeit der Betriebe dargestellt. Während im Osten Karlsruhes in der Nähe der A5 sowie im Süden des Stadtgebiets alle Gebietstypen gleichermaßen nachgefragt werden, zeigt sich, dass Bürofl ächen als Miet- oder Kaufobjekt (53,8 %) vor allem in innerstädtischen Lagen nachgefragt werden. Im Westen, in Gewerbegebieten entlang der B 36, werden überdurchschnittlich häufi g Miet- oder Kaufobjekte in GE/GI gesucht (40,6 %). Gleiches gilt für Gebiete im Norden, in Neureut oder Knielingen (36,1 %). Im Bereich des Rheinhafens oder dessen Umfeld werden hauptsächlich Baugrundstücke in GE/GI (30,3 %) und Miet- oder Kaufobjekte in GE/GI (34,2 %) gesucht. In Durlach suchen die Betriebe überdurchschnittlich häufi g Baugrundstücke in GE/GI (20,5 %). Die gewünschte Lage der Gewerbefl ächen wird auch deutlich von der Branchenzugehörigkeit der Betriebe bestimmt. Für das Gastgewerbe sowie für freiberufl iche, wissenschaftliche und technische Dienstleister liegt der Nachfrageschwerpunkt im Bereich der Innenstadt. Betriebe der Informations- und Kommunikationsbranche fragen ebenfalls verstärkt inner- städtische Lagen nach. Darüber hinaus liegen die Nachfrage- schwerpunkte dieser Branche auch im Osten in der Nähe der A5 sowie im Süden des Stadtgebiets. Betriebe des verarbeitenden Gewerbes suchen gleichermaßen im Osten (Nähe A5), im Westen (Gewerbegebiete entlang der B 36), im Bereich des Rheinhafens oder dessen Umfeld und im Norden, Neureut oder Knielingen. Betriebe des Bereichs Verkehr und Lagerei (Logistik) suchen schwerpunktmäßig Standorte im Rheinhafen oder dessen Umfeld. 3,4 12,5 3,4 6,8 17,8 22,3 22,7 27,0 36,5 40,0 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Sonstige Gemeinde in der Region Karlsruhe Höhenstadtteile (Palmbach, Hohenwetters- bach, Grünwettersbach, Wolfartsweier) Durlach Stadtgebiet Karlsruhe: im Bereich des Rheinhafens oder dessen Umfeld Stadtgebiet Karlsruhe: im Süden Stadtgebiet Karlsruhe: im Norden, in Neureut, Knielingen Stadtgebiet Karlsruhe: im Westen, in Gewerbegebieten entlang B36 Stadtgebiet Karlsruhe: Innenstadt Stadtgebiet Karlsruhe: im Osten, Nähe A5 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 175 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % 36 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Abbildung 3.3 Räumliche Nachfrageschwerpunkte, Gebietstypen und Branchen Gewerbegebiete an der B 36 Baugrundstück | GE/GI Miet- oder Kaufobjekt | GE/GI Logistik Verarbeitendes Gewerbe Rheinhafen und Umfeld Miet- oder Kaufobjekt | GE/GI Verarbeitendes Gewerbe Norden, Neureut, Knielingen Alle Gebietstypen Information und Kommunikation Verarbeitendes Gewerbe Osten, Nähe A5 Baugrundstück GE/GI Durlach Alle Gebietstypen Information und Kommunikation Süden Höhenstadtteile Gastgewerbe und technische Dienste Information und Kommunikation Innenstadt Miet- oder Kauf- objekt GE/GI Ver- arbei- tendes Gewerbe Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 175 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 > 30 bis 40 > 20 bis 30 Anteil an suchenden Betrieben in % Gebiet Gesuchte Gebietstypen Branchenschwerpunkte> 10 bis 20 10 4. Internationale Perspektiven 4. Internationale Perspektiven 4 Intern Amt für Stadtentwicklung | 37 38 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 4.1 Aktuelle internationale Aktivitäten Etwa ein Viertel der Karlsruher Betriebe (27 %) exportiert Produkte und Dienstleistungen ins Ausland (Tabelle 4.1). Der durchschnittliche Umsatzanteil der Exporte liegt für alle Betriebe bei 6,8 %. Der Anteil der exportierenden Betriebe und der Umsatzanteil der Exporte steigen mit zunehmenden Mitarbeiterzahlen. Unter den Kleinstbetrieben liegen die Anteile bei 25,6 % (Exporteure) beziehungsweise 6,4 % (Umsatzanteile Exporte). Etwas mehr als ein Drittel der Kleinbetriebe (33,7 %) und der mittleren Betriebe (35,7 %) erzielen einen Teil des Betriebsumsatzes im Ausland. Die Anteile der Exporte am Umsatz liegen für diese Betriebs- größenklassen bei je 6,6 % beziehungsweise 9,5 %. Bei Großbetrieben steigen der Anteil der exportierenden Betriebe auf 40 % und der Umsatzanteil von Exporten auf 17,2 %. Deutlich über dem Durchschnitt liegen die Anteile der Exporteure in den Branchen Handel; Instandhaltung, Kfz- Reparatur (49,4 %), Information und Kommunikation (48,3 %) und verarbeitendes Gewerbe (41,2 %). Dies spiegelt sich insbesondere auch in überdurchschnittlich hohen Exportan- teilen am Umsatz im verarbeitenden Gewerbe (13,8 %) und in der Branche Information und Kommunikation (11,4 %) wider. Tabelle 4.1 Exportaktivitäten Wie hoch ist der Anteil des Betriebsumsatzes, der mit außenwirtschaftlichen Aktivitäten ins Ausland (Exporten) erzielt wird? Kleinstbetriebe (1 bis 9 Mitarbeiter) Kleinbetriebe (10 bis 49 Mitarbeiter) Mittlere Betriebe (50 bis 249 Mitarbeiter) Großbetriebe (250 und mehr Mitarbeiter) Anteil Exporteure 27,0 25,6 33,7 35,7 40,0 Anteil Exporte am Umsatz 6,8 6,4 6,6 9,5 17,2 Alle befragten Betriebe in % davon in den Betriebsgrößen in %: Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Die Frage, ob sie derzeit international aktiv sind, bejahen aktuell 23 % der Betriebe (Abbildung 4.1). Etwa jeder zehnte Betrieb (10,2 %) ist derzeit nicht international aktiv, plant aber in den nächsten fünf Jahren international aktiv zu werden. Rund zwei Drittel der Betriebe (66,8 %) gibt an, kein Interesse an internationalen Aktivitäten zu haben. Auffallend ist, dass nicht alle exportierenden Betriebe angegeben haben, international aktiv zu sein. Dies legt nahe, dass diejenigen Betriebe, welche die Frage nach internationaler Aktivität mit ja beantwortet haben, über das reine Exportgeschehen hinaus Anknüpfungspunkte im Ausland haben und das Exportieren an sich nicht von allen Betrieben als internationale Aktivität eingestuft wird. 66,8 10,2 23,0 0 20 40 60 80 Nein, kein Interesse Derzeit nicht, es ist aber in den nächsten fünf Jahren geplant Ja Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % Abbildung 4.1 Internationale Aktivitäten der Betriebe Sind Sie derzeit international aktiv? Amt für Stadtentwicklung | 39 Abbildung 4.2 Formen internationaler Aktivität Nur Betriebe, die derzeit international aktiv sind: In welcher Form sind Sie derzeit international aktiv?1 Ähnlich wie im Bereich der Exporte, so steigt auch der Anteil der international aktiven Betriebe mit zunehmender Betriebsgröße. Deutlich über dem Durchschnitt liegen hier mittlere und große Betriebe mit Anteilen von je 38,7 % und 40 % international aktiven Betrieben. Insbesondere in den Dienstleistungsbranchen Information und Kommunikation (43,3 %) sowie freiberufl iche, wissenschaftliche und technische Dienste (34,7 %) sind überdurchschnittlich viele Betriebe über die nationalen Grenzen hinaus aktiv. Im Umkehrschluss gibt es Branchen, in denen internationale Aktivitäten aktuell und auch zukünftig deutlich unterdurch- schnittliche Relevanz haben. So liegen die Anteile derjenigen, die kein Interesse an solchen Tätigkeiten haben, in den Branchen Gastgewerbe (95 %), Gesundheits- und Sozialwesen (92,3 %), Grundstücks- und Wohnungswesen (90,7 %), Finanz- und Versicherungsdienste (90 %) und Baugewerbe (89,4 %) jeweils mehr als 20 Prozentpunkte über dem Durchschnittswert für alle Betriebe. In Abbildung 4.2 ist dargestellt, in welcher Form diejenigen Betriebe, die angegeben haben, international aktiv zu sein, mit ausländischen Akteuren in Kontakt stehen. Etwa drei Viertel dieser Betriebe (75,4 %) exportiert beziehungsweise vertreibt Produkte und Dienstleistungen an Kunden im Ausland. Etwas mehr als die Hälfte (51,2 %) gibt an, im Rahmen von Kooperationsverträgen/Projektgeschäften mit Partnern im Ausland zu kooperieren. Ein Drittel (33,1 %) importiert Produkte und Dienstleistungen. Beziehungen mit Kunden und Lieferanten im Ausland unterhalten 29,1 % der im Ausland aktiven Betriebe. Einige Formen des internationalen Engagements sind insbesondere für Großbetriebe relevant: Hierzu zählen Kooperationsverträge/Projektgeschäft, Kunden-/ Lieferantenbeziehungen und Produktionsstätte/Dependance/ Niederlassung. Eine quantitative Auswertung ist aufgrund einer geringen Grundgesamtheit an international aktiven Unternehmen nicht möglich. Die Betrachtung nach Branchen legt nahe, dass insbesondere das verarbeitende Gewerbe über Export- beziehungsweise Vertriebs- (93,3 %) und Importaktivitäten (69,2 %) international aktiv ist. In den Branchen Information und Kommunikation sowie freiberufl iche, wissenschaftliche und technische Dienstleister haben Kooperationsverträge und Projektgeschäfte (60,1 % beziehungsweise 66,8 %) eine heraus gehobene Bedeutung. 8,9 1,1 1,7 7,7 29,1 33,1 51,2 75,4 0 20 40 60 80 Sonstiges Lohnveredelung Reine Kapitalbeteiligung Produktionsstätte/ Dependance/ Niederlassung Kunden-/ Lieferantenbeziehungen Import Kooperationsverträge/ Projektgeschäft Export/Vertrieb 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 243 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % 40 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Diejenigen Betriebe, die international aktiv sind, wurden gebeten anzugeben, in welchen Ländern beziehungsweise Regionen sie tätig sind (Abbildung 4.3). Der Schwerpunkt der internationalen Aktivitäten liegt im europäischen Ausland: 91,5 % der international aktiven Betriebe sind in mindestens einem europäischen Land aktiv. Von denjenigen, die in Europa aktiv sind, beziehen wiederum 22,2 % Importe, 45,3 % exportieren beziehungsweise vertreiben Produkte und Dienstleistungen an europäische Partner und 46 % haben Kooperationsverträge und/oder arbeiten an gemeinsamen Projekten. Innerhalb Europas sind die wichtigsten Länder im Hinblick auf Auslandsaktivitäten die Nachbarländer Schweiz (58,4 %), Österreich (55,6 %) und Frankreich (50,9 %). Italien ist für 42,4 % der international aktiven Betriebe relevant. Darauf folgen die Niederlande mit 39,9 % und Großbritannien mit 34,6 %. Etwa ein Viertel der Betriebe (26 %), die international aktiv sind, hat Kontakte nach Polen; ein Fünftel nach Schweden (19,8 %). Auf Rumänien und Spanien entfallen Anteile von 13,1 % beziehungsweise 7,5 %. Für nahezu alle europäischen Länder zeigt sich, dass der Export beziehungsweise Vertriebsaktivitäten die wichtigste Rolle spielt. Eine Ausnahme stellt Spanien dar; hier liegt der Schwerpunkt der Betriebe auf Kooperationsaktivitäten und gemeinsamen Projekten. Etwa vier von zehn (40,1 %) international aktiven Betrieben geben mindestens ein asiatisches Land als Zielmarkt an. Unter denjenigen, die in Asien aktiv sind, importieren 37,1 % Produkte und Dienstleistungen aus asiatischen Ländern. Jeweils ein etwas geringerer Anteil (32 %) exportiert nach Asien oder ist in Kooperationsaktivitäten und Projekte mit asiatischen Partnern (31,5 %) involviert. Unter den asiatischen Ländern ist China mit einem Anteil von 28,7 % unter den international aktiven Betrieben der Hauptzielmarkt, gefolgt von Indien (13,7 %) und Russland (13,7 %). Während bei China insbesondere der Import von Produkten und Dienst- leistungen eine Rolle spielt, sind Indien und Russland wichtige Zielmärkte im Hinblick auf Exporte beziehungsweise Vertrieb. Abbildung 4.3 Hauptzielländer der international aktiven Betriebe Nur Betriebe, die derzeit international aktiv sind: Welches sind Ihre aktuellen Zielmärkte und welche Auslandsaktivitäten betreiben Sie dort?1 8,6 13,1 0,8 9,0 12,7 14,3 24,6 27,9 3,5 13,7 13,7 28,7 40,1 7,5 13,1 19,8 26,0 34,6 39,9 42,4 50,9 55,6 58,4 91,5 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Südafrika AFRIKA Mexiko Brasilien MITTEL- /SÜDAMERIKA Kanada USA NORDAMERIKA Japan Russland Indien China ASIEN Spanien Rumänien Schweden Polen Großbritannien Niederlande Italien Frankreich Österreich Schweiz EUROPA 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 243 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % Amt für Stadtentwicklung | 41 Für etwas mehr als ein Viertel der international aktiven Betriebe (27,9 %) gehören nordamerikanische Länder zu den aktuellen Zielmärkten. Ähnlich wie beim europäischen Ausland liegt auch hier der Schwerpunkt auf Export- beziehungsweise Vertriebsaktivitäten: Von denjenigen, die in Nordamerika aktiv sind, exportieren 44,1 % Waren und Dienstleistungen. Der Anteil der Importeure liegt bei 23,7 %. Kooperationsverträge beziehungsweise Projekte sind für 31,5 % relevante Auslandsaktivitäten in nordamerikanischen Ländern. Die länderspezifi sche Auswertung zeigt, dass 24,6 % der international aktiven Betriebe Kontakte in die USA haben. 14,3 % haben Kontakte nach Kanada. Mittel- und Südamerika sind für 12,7 % der international aktiven Betriebe Zielmärkte. Auch hier liegt der Fokus auf Exporten (62,1 %) und weniger auf Importen (25,4 %) sowie Kooperationsverträgen und Projekten (31,8 %). In Brasilien haben 9 % der international aktiven Betriebe Kontakte. Nach Afrika haben 13,1 % der international aktiven Betriebe Kontakte. Die Bedeutung von Exporten beziehungsweise Vertrieb (45,7 %) ist etwa genauso hoch wie die Bedeutung von Kooperationsverträgen beziehungsweise Projekten (44,9 %). Etwa jeder achte in Afrika aktive Betrieb (12,1 %) importiert Waren und Dienstleistungen aus afrikanischen Ländern. Unter den afrikanischen Ländern kommt Südafrika eine zentrale Rolle bzgl. der Auslandsaktivitäten zu: 8,6 % der international aktiven Betriebe haben dorthin Kontakte. In Abbildung 4.4 ist dargestellt, auf welche Hindernisse die international aktiven Betriebe bei ihren Auslandsaktivitäten gestoßen sind. An erster Stelle steht mit einem Anteil von 31,6 % die erschwerte Suche nach Geschäftspartnern. Etwa jeder vierte Betrieb bezeichnet die unzureichende Unterstützung aus Politik und Verwaltung (27,2 %) sowie beschränkte fi nanzielle Mittel (24,4 %) als Hürden. Darauf folgen nahezu gleichauf eingeschränkte verfügbare Kapazitäten des eigenen Managements (21,4 %) sowie ein zu hoher Kontroll-/Steuerungsaufwand (20,9 %). Darüber hinaus verweisen 18,3 % beziehungsweise 15,3 % der Betriebe auf zu hohe Gesamtkosten und Marktrisiken. Zu wenig Know-how über Märkte, Kultur und Sprache im Zielland nennen 13 % der international aktiven Betriebe. Ähnlich häufi g verweisen die Betriebe darauf, dass nicht genügend qualifi zierte Mitarbeiter in Deutschland vorhanden waren (11,4 %) und die Angebotsanpassung von Produkten und Dienstleistungen (10,6 %) ein Hindernis dargestellt hat. Ein geringes Verständnis geeigneter Marketing- und Absatzstrategien bezeichnen 8 % als Hindernis internationaler Aktivitäten. Abbildung 4.4 Hindernisse bei internationalen Aktivitäten Nur Betriebe, die derzeit international aktiv sind: Welche Hindernisse sind Ihnen bei Ihren internationalen Aktivitäten begegnet?1 5,8 8 10,6 11,4 13 15,3 18,3 20,9 21,4 24,4 27,2 31,6 0 5 10 15 20 25 30 35 Sonstiges Geringes Verständnis von geeigneten Marketing- und Absatzstrategien Angebotsanpassung von Produkten und Dienstleistungen Nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter in Deutschland vorhanden Zu wenig Know-how über Märkte, Kultur und Sprache im Zielland Marktrisiken Gesamtkosten sind zu hoch Kontroll-/Steuerungsaufwand ist zu hoch Verfügbare Kapazitäten des eigenen Managements Nicht ausreichend finanzielle Mittel verfügbar Unzureichende Unterstützung aus Politik und Verwaltung Suche nach Geschäftspartnern 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 243 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % 42 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Für eine Analyse der Hindernisse in Abhängigkeit der Betriebsgröße wurden die Teilgruppen der mittleren und großen Betriebe zusammengefasst. Bei der Suche nach Geschäftspartnern zeigt sich, dass mittlere und große Betriebe (20 %) dies als weniger schwierig empfi nden als Klein- (31,9 %) und Kleinstbetriebe (33,4 %). Ähnlich verhält es sich bei der mangelnden Verfügbarkeit fi nanzieller Mittel und zu hohen Gesamtkosten. Diese sehen jeweils nur 6,7 % der international aktiven Mittel- und Großbetriebe als Hemmnis an. Dagegen nennen Mittel- und Großbetriebe überdurchschnittlich häufi g personelle Faktoren als Hindernisse. So verweisen 40 % auf mangelnde Managementkapazitäten und 33,3 % auf einen Mangel an genügend qualifi zierten Mitarbeitern in Deutschland. 4.2 Zukünftige Zielmärkte und Auslandsaktivitäten Auf die Frage, ob sie derzeit international aktiv sind, hatten 10,2 % der Betriebe geantwortet, dass sie zwar derzeit nicht international aktiv sind, aber planen, innerhalb der kommenden fünf Jahre internationale Aktivitäten aufzunehmen. In Abbildung 4.5 ist dargestellt, in welchen Ländern beziehungs- weise Regionen diese Betriebe tätig werden möchten. Mit 71,3 % stellen Länder im europäischen Ausland den Schwer- punkt dar. Ähnlich wie bei den aktuell international aktiven Betrieben stehen die Nachbarländer Österreich (47,2 %), Frankreich (38,9 %) und Schweiz (32,4 %) im Fokus. Darauf folgen Großbritannien (26,9 %), die Niederlande (22,2 %) und Italien (20,4 %). Die osteuropäischen Länder Polen und Rumänien stellen für jeweils 14,8 % beziehungsweise 12 % zukünftige Zielmärkte dar. Schweden sehen 9,3 % derjenigen Betriebe, die innerhalb der kommenden fünf Jahre inter- national aktiv werden möchten, als künftiges Zielland. Der Fokus der Betriebe liegt bei der geplanten Internationalisierung innerhalb Europas auf den Bereichen Export/Vertrieb (49,3 %) sowie Kooperationsvertrag beziehungsweise Projekte (47,8 %). Mit 15,1 % spielen geplante Importe aus europäischen Ländern eine untergeordnete Rolle. Abbildung 4.5 Zukünftige Zielmärkte Nur Betriebe, die in den nächsten fünf Jahren international aktiv werden möchten: In welchen Zielmärkten beabsichtigt Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren aktiv zu werden und was ist geplant?1 - 0,9 4,6 7,4 4,6 14,8 15,7 2,8 4,6 13,9 24,1 9,3 12,0 14,8 20,4 22,2 26,9 32,4 38,9 47,2 71,3 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Südafrika AFRIKA Brasilien MITTEL- / SÜDAMERIKA Kanada USA NORDAMERIKA Russland Indien China ASIEN Schweden Rumänien Polen Italien Niederlande Großbritannien Schweiz Frankreich Österreich EUROPA 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 108 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % Amt für Stadtentwicklung | 43 Ein Viertel der Betriebe (24,1 %), die international tätig werden möchten, nennt Asien als Zielregion. Der länder- spezifi sche Schwerpunkt in Asien liegt auf China (13,9 %). Bei den geplanten Aktivitäten in asiatischen Ländern stehen mit 51,7 % Export beziehungsweise Vertrieb im Vordergrund. Importe sowie Kooperationsverträge/Projekte planen je 18,8 % beziehungsweise 36,7 % derjenigen Betriebe, die in Asien aktiv werden möchten. Etwa jeder sechste Betrieb (15,7 %), der innerhalb der kommenden fünf Jahre internationale Aktivitäten plant, möchte Kontakte nach Nordamerika aufbauen. Von denjenigen, die planen international aktiv zu werden, nennen 14,8 % die USA als Zielmarkt. Der Fokus derjenigen, die in Nordamerika aktiv werden möchten, liegt auf Exporten beziehungsweise Vertrieb (34,6 %) sowie Kooperationsverträgen/Projekten (34,2 %). Importe planen 25,9 %. Auf die Regionen Mittel-/Südamerika sowie Afrika entfallen bei geplanten internationalen Aktivitäten mit 7,4 % beziehungsweise 0,9 % relativ geringe Anteile. Deshalb sind keine validen Aussagen bezüglich der dort geplanten Aktivitäten möglich. 4.3 Internationale Aktivitäten und Dienst- leistungen der Wirtschaftsförderung Etwa ein Viertel der Karlsruher Betriebe (23 %) ist international aktiv (Kapitel 4.1). Diese Betriebe wurden gefragt, welche unterstützenden Angebote und Dienstleistungen zur Inter- nationalisierung von Seiten der Karlsruher Wirtschafts- förderung für sie hilfreich waren. Zu dieser Frage haben lediglich 20,7 % der international aktiven Betriebe Angaben gemacht (Abbildung 4.6). Dies sind rund 4 % aller befragten Betriebe. 79,3 % der international aktiven Betriebe haben angegeben, dass sie bisher keine Erfahrungen mit den unter- stützenden Angeboten und Dienstleistungen der Wirtschafts- förderung im Bereich Internationalisierung gemacht haben. Abbildung 4.6 Erfahrungen mit Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung im Bereich Internationalisierung Nur Betriebe, die derzeit international aktiv sind: Welche unterstützenden Angebote und Services der Karlsruher Wirtschaftsförderung zur Internationalisierung waren für Ihr Unternehmen hilfreich? Angaben zu hilfreichen Dienstleistungen 20,7% Keine Erfahrungswerte mit unterstützenden Dienstleistungen 79,3% Basis: 243 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 44 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 In Abbildung 4.7 ist dargestellt, welche einzelnen Dienst- leistungen zur Internationalisierung der Karlsruher Wirtschafts- förderung für die Betriebe hilfreich waren. Von den international aktiven Betrieben werden vor allem die Bereiche Cluster & Netzwerkarbeit (8,7 %) sowie Messen/Ausstellungen (7,9 %) als hilfreich erachtet. Internationale Konferenzen/ Kongresse (5,1 %) und Partnersuche/Vermittlung von Erstkontakten (5 %) waren für etwa jeden zwanzigsten Betrieb eine Hilfe. Von einem organisierten Austausch mit erfahrenen Unternehmen haben 4,2 % profi tiert. Aufgrund der geringen Grundgesamtheit kann die Frage nicht nach Betriebsgrößen und -branchen ausgewertet werden. Abbildung 4.7 Hilfreiche Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung im Bereich Internationalisierung Nur Betriebe, die derzeit international aktiv sind: Welche unterstützenden Angebote und Services der Karlsruher Wirtschaftsförderung zur Internationalisierung waren für Ihr Unternehmen hilfreich?1 Neben der Frage, welche Dienstleistungen zur Internationali- sierung von Seiten der Wirtschaftsförderung hilfreich waren, wurden die international agierenden Betriebe auch gefragt, ob sie von den Wirtschaftskontakten der Wirtschaftsförderung ins Ausland profi tieren konnten. Diese Frage beantworten lediglich 3,2 % der international aktiven Betriebe mit ja. In Abbildung 4.8 ist dargestellt, welche Zielstädte, zu denen Karlsruhe Städtepartnerschaften oder Wirtschaftskontakte aufgebaut hat, für die derzeit international agierenden Betriebe von besonderem Interesse sind. Deutlich mehr als zehn Prozent der Betriebe nennen auf diese Frage hin Amsterdam (16,7 %), Barcelona (14,7 %) und Nancy (13,9 %). Für etwas weniger als zehn Prozent (8,8 %) ist Nottingham von besonderem Interesse. Pune in Indien ist für 6,9 % besonders interessant. Auf Temeswar, Ningbo und Tel Aviv entfallen jeweils 6,2 %, 4,1 % und 4 % der Nennungen. Für zwei Drittel (67,3 %) der international tätigen Betriebe ist keine der genannten Zielstädte von besonderem Interesse. Abbildung 4.8 Ausländische Zielstädte von Interesse Nur Betriebe, die derzeit international aktiv sind: Welche Zielstädte, zu denen Karlsruhe Städtepartnerschaften oder Wirtschaftskontakte aufgebaut hat, sind für Ihr Unternehmen von besonderem Interesse?1 67,3 0,5 0,9 1,6 1,8 2,8 4,0 4,1 6,2 6,9 8,8 13,9 14,7 16,7 0 10 20 30 40 50 60 70 Keine davon Dschibuti (Afrika) Sakarya/Van (Türkei) Krasnodar (Russland) Split (Kroatien) Brest (Weißrussland) Tel Aviv (Israel) Ningbo (China) Temeswar (Rumänien) Pune (Indien) Nottingham (England) Nancy (Frankreich) Barcelona (Spanien) Amsterdam (Niederlande) 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 243 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 243 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 1,8 0,7 1,5 1,7 4,2 5,0 5,1 7,9 8,7 0 5 10 Sonstiges Markterkundungsreisen Unterstützung im Vorfeld politischer Entscheidungen Interkulturelle Kompetenz Austausch mit erfahrenen Unternehmen Partnersuche/Vermittlung von Erstkontakten Internationale Konferenzen/Kongresse Messen/Ausstellungen Cluster & Netzwerkarbeit % Amt für Stadtentwicklung | 45 Im Hinblick auf die zukünftige Ausrichtung des Dienstleistungs- angebots der Wirtschaftsförderung im Bereich Internationali- sierung wurden alle an der Umfrage teilnehmenden Betriebe gefragt, ob sie Vorteile für die Anbahnung von Auslandsaktivitäten sehen, wenn von Unternehmen, Stadt und Land gemeinsam „Türöffner“-Aktivitäten koordiniert und durchgeführt werden. Wie aus Abbildung 4.9 hervorgeht, sieht etwas mehr als ein Viertel aller Betriebe (26,5 %) Vorteile in gemeinsamen „Türöffner“-Aktivitäten. Insbesondere große Betriebe mit 250 und mehr Mitarbeitern sehen einen Vorteil in gemeinsamen „Türöffner“-Aktivitäten (44 %). Branchen- spezifi sch zeigen sich keine Besonderheiten. Grundsätzlich sehen Betriebe, die bereits international aktiv sind (44,8 %) oder beabsichtigen in den kommenden fünf Jahren international aktiv zu werden (43,6 %), eher Vorteile in gemeinsamen Türöffner-Aktivitäten als Betriebe, die kein Interesse an internationalen Aktivitäten haben (17,8 %). Deutlich wird auch, dass international aktive Betriebe, die bereits Erfahrungen mit den internationalen Angeboten der Wirtschaftsförderung gemacht haben, gemeinsame „Türöffner“-Aktivitäten eher als sinnvoll erachten (62,5 %), als diejenigen international aktiven Betriebe, welche keine Erfahrungen mit den internationalen Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung gemacht haben (41 %). Abbildung 4.9 Vorteile gemeinsamer „Türöffner“-Aktivitäten Alle Betriebe: Sehen Sie Vorteile für die Anbahnung von Auslandsaktivitäten, wenn gemeinsame abgestimmte „Türöffner“-Aktivitäten von Unternehmen, Stadt und Land (wie zum Beispiel dem Netzwerk „India Board“, Delegationsreisen/-besuche) koordiniert und durchgeführt werden? ja 26,5% nein 73,5% Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 © d es ig ne d by x b1 00 - Fr ee pi k. co m 46 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Durchschnittswert Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Weiterempfehlung der Wirtschafsförderung Alle befragten Betriebe International aktiv und keine Erfahrung mit der Wirtschafts- förderung International aktiv und Erfahrung mit der Wirtschafts- förderung Nicht international aktiv, aber geplant Kein Interesse an internationalen Aktivitäten auf keinen Fall 1 auf jeden Fall 10 9 8 7 6 5 4 3 6,8 % 3,7 % 13,2 % 8,8 % 6,3 % 2,1 % 5,2 % 2,6 % 4,4 % 1,1 % 7,7 % 6,7 % 5,3 % 12,1 % 7,4 % 7,0 % 5,9 % 10,5 % 15,4 % 6,2 % 11,1 % 15,6 % 13,2 % 11,0 % 9,8 % 14,2 % 10,2 % 13,2 % 18,7 % 14,5 % 4,2 % 7,4 % 5,3 % 5,5 % 2,5 % 9,3 % 12,6 % 15,8 % 9,9 % 8,5 % 6,3 % 10,4 % 18,4 % 4,4 % 4,9 % 31,2 % 22,2 % 2,6 % 9,9 % 38,8 % 2 Abschließend wurden alle Betriebe gefragt, wie wahrscheinlich es ist, dass sie die internationalen Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung weiter empfehlen würden (Abbildung 4.10). Auf einer Skala von 10 („auf jeden Fall“) bis 1 („auf keinen Fall“) ergibt sich ein Durchschnittswert von 4,2. Im Durchschnitt würden die Betriebe die internationalen Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung also eher nicht weiterempfehlen. Die differenzierte Auswertung zeigt, dass diese relativ skeptische Haltung vor allem durch die Betriebe beeinfl usst wird, die kein Interesse an internationalen Aktivitäten haben (Durchschnittswert: 3,9). Etwas positiver ist das Antwortverhalten von Betrieben, die planen, innerhalb der kommenden fünf Jahre international aktiv zu werden (Durchschnittswert: 5,6) und Betrieben, die aktuell international aktiv sind und bereits Erfahrungen mit den internationalen Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung gemacht haben (Durchschnittswert: 5,2). Abbildung 4.10 Weiterempfehlung international ausgerichteter Dienstleistungen Alle Betriebe: Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie die international ausgerichteten Angebote und Services der Karlsruher Wirtschaftsförderung einem anderen Unternehmen und Partner weiter empfehlen werden? 5. Bewertung der Wirtschafts- förderung 5. Bewertung der Wirtschafts- förderung 5 Bewe Amt für Stadtentwicklung | 47 48 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 5.1 Bekanntheit und Nutzung Die Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung kennen 6,1 % der Betriebe gut, weitere 40,3 % etwas (Abbildung 5.1). Die Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung sind in Summe also nahezu der Hälfte der Betriebe (46,4 %) bekannt. Im Umkehrschluss kennt etwas mehr als die Hälfte der Betriebe (53,6 %) die Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung nicht. Vor allem mittlere (67,8 %) und große Betriebe (60 %) geben an, die Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung gut oder etwas zu kennen. Besonders bekannt sind die Leistungen und Angebote auch bei Betrieben des Grundstücks- und Wohnungswesens (75 %). Dagegen liegt der Anteil derjenigen Betriebe, welche die Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung gut oder etwas kennen, mit 23,5 % bei Betrieben des Gesundheitswesens deutlich unter dem Durchschnitt. Abbildung 5.1 Bekanntheit der Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung Kennen Sie die Leistungen und Angebote der Karlsruher Wirtschaftsförderung? Den Betrieben, die die Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung gut oder etwas kennen, wurden im Folgenden weitere Fragen zur Wirtschaftsförderung gestellt. Etwa der Hälfte (48,6 %) dieser Betriebe waren die Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung bereits aufgrund vorheriger beziehungsweise langjähriger Kontakte bekannt (Abbildung 5.2). Ungefähr jeder dritte Betrieb (31,2 %) hat aus der Presse von den Leistungen und Angeboten der Wirtschaftsförderung erfahren. Über die Website der Wirtschaftsförderung beziehungsweise über das Internet sind 14,8 % der Betriebe auf die Wirtschaftsförderung aufmerksam geworden. Veranstaltungen haben hierzu bei 14,3 % der Betriebe beigetragen. Fast genauso viele (13,5 %) haben durch Dritte von den Leistungen und Angeboten der Wirtschaftsförderung erfahren und 11,9 % der Betriebe wurden aktiv von Seiten der Wirtschaftsförderung angesprochen. Mittlere und große Betriebe sind überdurch- schnittlich häufi g über Veranstaltungen (25,7 %) und aktive Ansprache von Seiten der Wirtschaftsförderung (22,9 %) auf die Leistungen und Angebote aufmerksam geworden. Betrieben des Grundstücks- und Wohnungswesens war die Wirtschaftsförderung überdurchschnittlich häufi g (69,4 %) bereits durch vorangegangene Kontakte bekannt. Abbildung 5.2 Kommunikation der Leistungen/Angebote der Wirtschaftsförderung Nur Betriebe, die die Wirtschaftsförderung kennen: Wie sind Sie auf die Leistungen/Angebote der Karlsruher Wirtschaftsförderung aufmerksam geworden?1ja, gut 6,1 % nein 53,6 % ja, etwas 40,3 % Basis: 1.058 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 5,1 11,9 13,5 14,3 14,8 31,2 48,6 0 20 40 60 Sonstiges Aktive Ansprache durch die Wirtschaftsförderung Empfehlung durch Dritte Veranstaltung Website der Wirtschaftsförderung Presse Wirtschaftsförderung war bereits bekannt 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 483 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % Amt für Stadtentwicklung | 49 Die Frage, ob sie innerhalb des letzten Jahres Angebote der Wirtschaftsförderung genutzt haben, bejahen 17,6 % der Betriebe, welche Kenntnis von der Wirtschaftsförderung haben (Abbildung 5.3). Grundsätzlich steigt der Anteil derjenigen, die Angebote der Wirtschaftsförderung binnen Jahresfrist genutzt haben, mit zunehmender Betriebsgröße. Der Anteil liegt unter den Kleinstbetrieben bei 14,8 %. Bei Kleinbetrieben beträgt er 24,5 % und bei Mittel- und Großbetrieben 40 %. Abbildung 5.3 Nutzung von Angeboten der Wirtschaftsförderung Nur Betriebe, die die Wirtschaftsförderung kennen: Haben Sie innerhalb des letzten Jahres Angebote der Wirtschaftsförderung genutzt? nein 82,4 % ja 17,6 % Basis: 483 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 5.2 Zufriedenheit mit der Wirtschaftsförderung Von den Betrieben, welche die Wirtschaftsförderung gut oder etwas kennen, sind 68,9 % mit deren Arbeit und Angeboten insgesamt sehr oder eher zufrieden (Abbildung 5.4). Der Anteil der eher Unzufriedenen liegt bei 26,5 %. Sehr unzufrieden sind lediglich 4,6 %. Besonderheiten in Abhängigkeit von Betriebsgrößen und Branchenzugehörigkeit der Betriebe lassen sich im Hinblick auf die Gesamtzufriedenheit nicht feststellen. Allerdings liegt die Zufriedenheit derjenigen, die binnen Jahresfrist Kontakt zur Wirtschaftsförderung hatten mit 84,7 % (sehr zufrieden und eher zufrieden) deutlich über dem Durchschnitt. Abbildung 5.4 Gesamtzufriedenheit mit der Wirtschaftsförderung Nur Betriebe, die die Wirtschaftsförderung kennen: Im Gesamtbild: Wie zufrieden sind Sie mit Arbeit und Angeboten der Wirtschaftsförderung? eher zufrieden 59,5 % sehr unzufrieden 4,6 % sehr zufrieden 9,4 % Basis: 483 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 eher unzufrieden 26,5 % 50 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 In Abbildung 5.5 ist dargestellt, welche Angebote der Wirtschaftsförderung diese Teilgruppe der Betriebe kennt und genutzt hat und wie die Nutzer die Angebote auf einer Notenskala von 1 („sehr gut“) bis 6 („ungenügend“) bewerten. Darüber hinaus ist ersichtlich, ob die Betriebe die einzelnen Angebote kennen – aber nicht genutzt haben – oder ob die Angebote nicht bekannt sind. Die am häufi gsten genutzte Dienstleistung der Wirtschaftsförderung unter diesen Betrieben ist der Gewerbefl ächenservice. Etwa jeder vierte Betrieb (27 %) hat ihn bereits genutzt. Darauf folgen Messen/Ausstellungen/Veranstaltungen (21,3 %) und Beratungsleistungen für Existenzgründer (20,1 %). Den Immobilienservice haben 17,8 % der Betriebe in Anspruch genommen. 16,4 % der Betriebe wurden von Seiten der Wirtschaftsförderung Kontakte vermittelt. Auf Unterstützungsleistungen bei Antrags- und Genehmigungsverfahren sowie bei Netzwerk- und Clusterbildung setzten jeweils 15 % beziehungsweise 14,3 % der Betriebe. Nahezu gleichauf liegen die Anteile derjenigen, die Angebote des Standortmarketings (12,1 %) und/oder im Bereich der Finanzierungs- und Fördermittelberatung (12 %) genutzt haben. Jeweils unter zehn Prozent der Betriebe, welche die Leistungen der Wirtschaftsförderung gut oder etwas kennen, haben den Ansiedlungsservice (6,6 %), Unterstützungsleistungen bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften (6,3 %) und Unterstützungsleistungen beim Technologietransfer (2,2 %) in Anspruch genommen. Bei der Bewertung der genutzten Angebote zeichnen sich deutliche Unterschiede ab. Als durchschnittlich „gut“ werden Unterstützungsleistungen beim Technologietransfer (2,1), Messen/Ausstellungen/Veranstaltungen (2,2) sowie die Unterstützung bei Antrags- und Genehmigungsverfahren (2,5) bewertet. Die Note „befriedigend“ erhalten Unter- stützungsleistungen bei der Netzwerk- und Clusterbildung (2,7), Finanzierungs- und Fördermittelberatung (2,7) , die Vermittlung von Kontakten (2,8), die Existenzgründerberatung (2,9), Standortmarketing (2,9), die Unterstützung bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften (3,2), der Gewerbefl ächenservice (3,4) sowie der Immobilienservice (3,5). Der Ansiedlungsservice (3,6) wird im Durchschnitt mit „ausreichend“ bewertet. Die relativ schlechte Bewertung insbesondere fl ächenbezogener Dienstleistungen – Gewerbe- fl ächenservice, Immobilienservice und Ansiedlungsservice – ist im Kontext mit den unterdurchschnittlichen Zufrieden- heitswerten bei den Standortfaktoren Verfügbarkeit von Expansionsfl ächen (3,9) und Immobilienkosten (4,1) zu sehen (Kapitel 2.1) und kann damit auch als Hinweis auf die ange- spannte Lage am Gewerbeimmobilienmarkt gedeutet werden. Ein Vergleich der Bekanntheitsgrade (Summe Anteile „Bekannt und Genutzt“ und „Bekannt“) zeigt, dass die bekanntesten Angebote der Wirtschaftsförderung mit einem Bekanntheitsgrad von über sechzig Prozent Existenzgründerberatung (71,9 %), Messen/Ausstellungen/ Veranstaltungen (64,3 %), Gewerbefl ächenservice (63,1 %) sowie die Finanzierungs- und Fördermittelberatung (60,1 %) sind. Zwischen fünfzig und sechzig Prozent der Betriebe kennen die Dienstleistungen Standortmarketing (55,8 %), Immobilienservice (55 %), Vermittlung von Kontakten (54,4 %) sowie Unterstützung bei Antrags- und Genehmi- gungsverfahren (50,6 %). Deutlich weniger als die Hälfte der Betriebe kennt den Ansiedlungsservice (34,1 %) sowie die Unterstützungsleistungen bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften (34,3 %) und beim Technologietransfer (36,3 %). Messen/Ausstellungen/ Veranstaltungen, Immobilienservice und die Unterstützung von Netzwerk- und Clusterbildung werden mit zunehmender Betriebsgröße bekannter. Darüber hinaus sind die Unter- stützungsleistungen der Wirtschaftsförderung im Bereich der Netzwerk- und Clusterbildung vor allem bei Betrieben der Branche Information und Kommunikation bekannt. Für das verarbeitende Gewerbe ist ein überdurchschnittlicher Bekanntheitsgrad von Unterstützungsleistungen beim Technologietransfer festzustellen. Amt für Stadtentwicklung | 51 Abbildung 5.5 Nutzung von und Zufriedenheit mit einzelnen Angeboten der Wirtschaftsförderung Nur Betriebe, die die Wirtschaftsförderung kennen: Kennen Sie folgende Angebote und Services der Wirtschaftsförderung und wenn Sie sie kennen, wie zufrieden sind oder waren Sie jeweils damit? Bewertung, wenn „bekannt und genutzt“: sehr gut = 1 | gut= 2 | befriedigend = 3 | ausreichend = 4 | mangelhaft = 5 | ungenügend = 6 27,0 21,3 20,1 17,8 16,4 15,0 14,3 12,1 12,0 6,6 6,3 2,2 36,1 43,0 51,8 37,2 38,0 35,6 30,7 43,7 48,1 27,5 28,0 34,1 36,9 35,7 28,1 45,0 45,6 49,4 55,0 44,2 39,9 65,9 65,7 63,7 Gewerbeflächenservice Messen/Ausstellungen/ Veranstaltungen Existenzgründerberatung Immobilienservice Vermittlung von Kontakten Unterstützung bei Antrags-/ Genehmigungsverfahren Unterstützung von Netzwerk- und Clusterbildung Standortmarketing Finanzierungs- und Fördermittelberatung Ansiedlungsservice Unterstützung bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften Unterstützung beim Technologietransfer Bekannt und Genutzt Bekannt Nicht bekannt Basis: 483 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Bewertung 3,4 2,2 2,9 3,5 2,8 2,5 2,7 2,9 2,7 3,6 3,2 2,1 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 % 52 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Neben Inanspruchnahme, Bekanntheitsgrad und Zufriedenheit von und mit einzelnen Angeboten und Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung, wurden die Betriebe, welche die Wirtschaftsförderung kennen, gebeten, einzelne Kompetenzen der Wirtschaftsförderung zu bewerten (Abbildung 5.6). Auch hier erfolgte die Bewertung anhand einer Notenskala von 1 („sehr gut“) bis 6 („ungenügend“). Auffallend sind die relativ hohen Ausfallquoten bei dieser Frage: Der Anteil der Betriebe, die keine Bewertung abgegeben haben, schwankt zwischen 60,8 % (Auftreten (Freundlichkeit)) und 78,3 % (Netzwerk- kompetenz). Viele Betriebe geben also keine wertende Einschätzung der einzelnen Kompetenzen ab. Dies kann zusammen mit der geringen Schwankungsbreite der Durchschnittswerte (2,3 bis 3,0) als Hinweis darauf gedeutet werden, dass die Fragestellung im Hinblick auf die einzelnen Eigenschaften zu ausdifferenziert ist. Mit 2,3 („gut“) erhält das Auftreten beziehungsweise die Freundlichkeit die beste Bewertung unter den abgefragten Kompetenzen. Mit 2,9 beziehungsweise 3,0 („befriedigend“) schneiden die Bereiche Branchenwissen (2,9), Schnelligkeit (2,9), Abstimmung und Koordination mit anderen kommunalen Einrichtungen (3,0) und Problemlösungskompetenz (3,0) ab. Im Mittelfeld, also einem Wertebereich von 2,5 bis 2,7 bewegen sich Netzwerkkompetenz (2,5), Bereitstellung von Informationen und Informationsmaterial insgesamt (2,5), Bereitstellung von Informationen und Informationsmaterial in Form von Broschüren und Eigenveröffentlichungen (2,5), Bereitstellung von Informationen und Informationsmaterial durch Online- Medien (2,6), Erreichbarkeit von Ansprechpartnern (2,6), Öffnungszeiten (2,6) und Engagement (2,7). Abbildung 5.6 Bewertung einzelner Kompetenzen der Wirtschaftsförderung Nur Betriebe, die die Wirtschaftsförderung kennen: Wie zufrieden sind Sie mit den Leistungen der Wirtschaftsförderung in Bezug auf… 3,0 3,0 2,9 2,9 2,7 2,6 2,6 2,6 2,5 2,5 2,5 2,5 2,5 2,3 1 2 3 4 5 6 Problemlösungskompetenz Abstimmung und Koordination mit anderen kommunalen Einrichtungen Schnelligkeit Branchenwissen Engagement Öffnungszeiten Erreichbarkeit von Ansprechpartnern Bereitstellung von Informationen und Informationsmaterial durch Online-Medien Bereitstellung von Informationen und Informationsmaterial durch Printmedien (Broschüren & Eigenveröffentlichungen) Bereitstellung von Informationen und Informationsmaterial (insgesamt) Netzwerkkompetenz Verständlichkeit von mündlichen und schriftlichen Aussagen Fachliche Qualifikation und Erfahrung Auftreten (Freundlichkeit) Basis: 483 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 sehr gut gut befriedigend ausreichend mangelhaft ungenügend Amt für Stadtentwicklung | 53 © w w .p ix ab ay .c om | bl ick pi xe l Auffallend ist, dass die Betriebe, die angeben die Wirtschafts- förderung gut zu kennen, die einzelnen Kompetenzen der Wirtschaftsförderung besser bewerten, als Betriebe, die angeben, die Wirtschaftsförderung etwas zu kennen. Besonders deutlich ist dies bei den Kompetenzen Engagement und Problemlösungskompetenz. Das Engagement wird von Betrieben, die die Wirtschaftsförderung nach eigenen Angaben etwas kennen, mit 3,0 bewertet. Betriebe, welche die Wirtschaftsförderung gut kennen, vergeben hier im Durchschnitt die Note 1,9. Bei der Problemlösungskompetenz liegen die Noten bei 3,3 (Betriebe, welche die Wirtschafts- förderung etwas kennen) und 2,2 (Betriebe, welche die Wirtschaftsförderung gut kennen). 54 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 In Abbildung 5.7 ist dargestellt, wie die Betriebe, welche die Wirtschaftsförderung gut oder etwas kennen, einzelne Eigenschaften der Wirtschaftsförderung einschätzen. Ähnlich wie bei den einzelnen abgefragten Kompetenzen sind auch hier die Anteile derjenigen, die keine Bewertung zu den einzelnen Eigenschaften abgeben, relativ hoch (44,2 % bis 46,1 %). Diejenigen, die eine Einschätzung abgeben, kommen zu besonders positiven Einschätzungen der Wirtschaftsförderung bezüglich der Attribute Freundlichkeit, Nutzen, fachliche Kompetenz und Zuverlässigkeit. Deutlich mehr als die Hälfte der antwortenden Betriebe bezeichnet die Wirtschaftsförderung als eher oder sehr freundlich (56,6 %), eher oder sehr nützlich (55,9 %), eher oder sehr fachlich kompetent (55,7 %) sowie eher oder sehr zuverlässig (53,5 %). Zu überwiegend positiven Einschätzungen gelangen die Betriebe auch in puncto Engagement (eher oder sehr engagiert: 45,7 %), Flexibilität (eher oder sehr fl exibel: 43,9 %), Service (eher oder sehr serviceorientiert: 41,1 %) und Praxisbezug (eher oder sehr praxisnah: 40,6 %). Bei den Begriffspaaren rückständig versus modern (weder noch: 40,9), einfallslos versus kreativ (weder noch: 43 %), einfl ussarm versus einfl ussreich (weder noch: 43,7 %) und unverbindlich versus verbindlich (weder noch: 46 %) überwiegt jeweils der Anteil der Betriebe, welche zu einer neutralen Einschätzung gelangen. Die Betrachtung der Durchschnittswerte für die einzelnen Eigenschaften zeigt, dass die meisten Eigenschaften im Wertebereich „weder noch“ liegen und somit von den Betrieben eher neutral bewertet werden. Eine Ausnahme stellt der Durchschnittswert für das Begriffspaar unfreundlich/ freundlich dar: Hier liegt der Durchschnittswert mit 3,6 im Bereich „eher“ freundlich. Abbildung 5.7 Eigenschaften der Wirtschaftsförderung Nur Betriebe, die die Wirtschaftsförderung kennen: Im Folgenden nennen wir Ihnen eine Reihe von Eigenschaften, mit denen man die Arbeit der Wirtschaftsförderung in Karlsruhe beschreiben kann. Bitte kreuzen Sie möglichst spontan an, wo sich diese Arbeit Ihrer Meinung nach zwischen den einzelnen Gegensatzpaaren jeweils am ehesten einordnen lässt. Die Wirtschaftsförderung ist… Durchschnittswert Basis: 483 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Eigenschaften der Wirtschafsförderung fl exibel rückständig fachlich kompetent ineffektiv nützlich unverbindlich zuverlässig unfreundlich engagiert serviceorieniert praxisfern einfallslos einfl ussreich unfl exibel modern fachlich inkompetent effektiv nutzlos verbindlich unzuverlässig freundlich gleichgültig bürokratisch praxisnah kreativ einfl ussarm eher 2 weder noch 3 eher 4 sehr 5 Eigenschaften der Wirtschafsförderungsehr 1 8,2 % 3,0 % 9,2 % 4,5 % 11,0 % 3,1 % 9,2 % 3,7 % 9,8 % 6,0 % 6,4 % 6,0 % 3,0 % 35,7 % 16,4 % 46,5 % 13,4 % 44,9 % 23,4 % 44,3 % 9,4 % 36,1 % 35,1 % 15,0 % 15,8 % 30,8 % 41,3 % 40,9 % 30,8 % 43,9 % 26,1 % 46,0 % 32,1 % 30,3 % 30,5 % 37,7 % 38,0 % 43,0 % 43,7 % 11,9 % 34,2 % 12,5 % 32,0 % 16,5 % 18,0 % 11,4 % 36,7 % 14,7 % 16,2 % 33,1 % 30,2 % 14,8 % 3,0 % 5,6 % 1,1 % 6,3 % 1,5 % 9,6 % 3,0 % 19,9 % 9,0 % 4,9 % 7,5 % 4,9 % 7,6 % Amt für Stadtentwicklung | 55 Ähnlich wie bei den einzelnen Kompetenzen, ergeben sich bei den einzelnen Eigenschaften Unterschiede im Antwort- verhalten in Abhängigkeit der Kenntnis des Leistungsportfolios der Wirtschaftsförderung: Diejenigen, die angegeben haben, die Wirtschaftsförderung gut zu kennen beurteilen die einzelnen Eigenschaften positiver als diejenigen, die die Angebote und Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung nur etwas kennen. Besonders augenfällig ist der Unterschied in der Bewertung der Eigenschaften fachlich kompetent/ fachlich inkompetent („gute“ Kenntnis der Wirtschaftsförder- ung: 1,9; „etwas“ Kenntnis der Wirtschaftsförderung: 2,7) und praxisfern/praxisnah („gute“ Kenntnis der Wirtschafts- förderung: 3,9; „etwas“ Kenntnis der Wirtschaftsförderung: 3,0). Die Auswertung der Einschätzung einzelner Eigenschaften in Abhängigkeit der in Anspruch genommenen Dienstleistungen zeigt eine überdurchschnittlich positive Bewertung einzelner Eigenschaften bei Betrieben, die Unterstützungsleistungen beim Technologietransfer in Anspruch genommen haben. Dagegen gelangen Betriebe, welche die Dienstleistungen Ansiedlungsservice (Nutzer: 2,7; Nichtnutzer: 3,4) und Immo- bilienservice (Nutzer: 3,0; Nichtnutzer: 3,5) in Anspruch genommen haben, zu einem kritischeren Urteil bezüglich der Effektivität (ineffektiv/effektiv) als die Nichtnutzer. Aus Tabelle 5.1 geht hervor, dass etwa die Hälfte der Betriebe (48,1 %), welche die Dienstleistungen der Wirtschaftsförder- ung gut oder etwas kennen, die Wirtschaftsförderung anderen Betrieben weiter empfehlen würde. Auffällig ist auch hier der relativ hohe Anteil (38,6 %) der Betriebe, die keine Angabe zu dieser Frage gemacht haben. 13,2 % würden die Wirtschafts- förderung nicht weiter empfehlen. Das Antwortverhalten der Betriebe variiert abermals deutlich in Abhängigkeit des Kenntnisumfangs der Betriebe bezüglich der Leistungen und Angebote der Wirtschaftsförderung: Von denjenigen, welche die Wirtschaftsförderung gut kennen, würden drei Viertel (73,4 %) die Wirtschaftsförderung weiter empfehlen. Auch der Anteil derjenigen, die keine Angabe gemacht haben, ist mit 20,3 % in dieser Teilgruppe wesentlich geringer. Tabelle 5.1 Weiterempfehlung der Wirtschaftsförderung Nur Betriebe, die die Wirtschaftsförderung kennen: Würden Sie die Wirtschaftsförderung an andere Betriebe weiter empfehlen? ja, gut ja, etwas ja 48,1 73,4 44,3 nein 13,2 6,3 14,3 keine Angabe 38,6 20,3 41,4 Weiterempfehlung der Wirtschaftsförderung Alle Betriebe mit Kenntnis der Wirtschaftsförderung in % davon Betriebe mit Kenntnis in % Basis: 483 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Diejenigen Betriebe, die die Wirtschaftsförderung nicht weiter empfehlen würden, verweisen größtenteils auf mangelnde Erfahrung mit der Wirtschaftsförderung. Weitere Gründe dafür, die Wirtschaftsförderung nicht weiter zu empfehlen, sind – allerdings mit untergeordneter Bedeutung – schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit und die Infragestellung des Nutzens der Wirtschaftsförderung. 56 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 5.3 Relevanz und Verbesserungspotenzial von Angeboten und Aktivitäten Die Betriebe, welche die Wirtschaftsförderung kennen, wurden gebeten anzugeben, welche Angebote und Aktivitäten der Wirtschaftsförderung für ihren Betrieb grundsätzlich wichtig sind (Abbildung 5.8). Jeweils über 40 % geben an, dass Gewerbefl ächenvermittlung (41,8 %), Standortmarketing (41,7 %) und Immobilienvermittlung (40,9 %) für ihren Betrieb wichtige Dienstleistungen darstellen. Ähnlich hohe Werte erreichen die Unterstützung bei Antrags- und Geneh- migungsverfahren innerhalb der Stadtverwaltung (38,5 %) und die individuelle Beratung (37,7 %). Für etwas mehr als ein Drittel (35 %) sind Veranstaltungen, wie zum Beispiel Handwerks- und Unternehmensgespräche, wichtig. Im Wertebereich zwischen 20 % und unter 30 % bewegen sich die Dienstleistungen Vermittlung von Fördermittelkoopera- tionen (29,7 %), Unterstützung von Netzwerken und Clustern (25,7 %), Unterstützung bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften (23 %) sowie die Existenzgründerberatung (21,6 %). Darauf folgen die Dienstleistungen Vermittlung von Kontakten im Inland (17,4 %), von Beteiligungskapital (15 %) sowie von Kontakten im Ausland (11,1 %). Die Unterstützung beim Technologietransfer ist für 8,9 % eine grundsätzlich wichtige Dienstleistung der Wirtschaftsförderung. Auffällig ist, dass mit den Dienstleistungen Gewerbefl ächenvermittlung und Immobilienvermittlung gerade die Angebote, welche aus Sicht der Betriebe zu den wichtigsten zählen, in vorherigen Analysen die schlechtesten Zufriedenheitswerte erreicht haben (Kapitel 5.2; Bewertung: 3,4 beziehungsweise 3,5). Je nach Betriebsgröße fallen die Einschätzungen der grundsätzlichen Relevanz einzelner Angebote und Aktivitäten der Wirtschaftsförderung unterschiedlich aus. So ist die individuelle Beratung für 40,4 % der Kleinstunternehmen eine grundsätzlich wichtige Dienstleistung, jedoch nur für 26,9 % der Kleinbetriebe und für 22,8 % der Mittel- und Großbetriebe. Die Vermittlung von Fördermittelkooperationen ist vor allem für Kleinst- (31,4 %) und Kleinbetriebe (29 %) wichtig. Für mittlere und große Betriebe ist sie weniger wichtig (15,3 %). Die Dienstleistungen Existenzgründerberatung und Vermittlung von Beteiligungskapital sind ebenfalls vor allem aus Sicht der Kleinstbetriebe wichtig (24,5 % beziehungsweise 16,4 %) und für Mittel- und Großbetriebe weniger relevant (4,3 % beziehungsweise 6,4 %). Umgekehrt verhält es sich bei der Unterstützung von Netzwerken und Clustern sowie bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften. Für 40 % der Mittel- und Großbetriebe stellt die Unterstützung von Netzwerken und Clustern eine grundsätzlich wichtige Dienstleistung der Wirtschaftsförderung dar; für Kleinst- (25,1 %) und Kleinbetriebe (21,8 %) ist dies weniger wichtig. Die Rekrutierung von Fach- und Führungskräften ist für Kleinstbetriebe weniger wichtig (18,5 %), für Klein- (40,8 %), Mittel- und Großbetriebe (45,7 %) jedoch von überdurchschnittlicher Relevanz. Auch nach Branchen zeigen sich Unterschiede bei den Einschätzungen der Relevanz einzelner Angebote und Aktivitäten der Wirtschaftsförderung. Überdurchschnittlich wichtig ist die Unterstützung bei Antrags- und Genehmigungsverfahren innerhalb der Stadtverwaltung für Betriebe des verarbeitenden Gewerbes (51,4 %) und des Grundstücks- und Wohnungswesens (53,3 %). Für das verarbeitende Gewerbe und für das Baugewerbe sind vor allem Veranstaltungen wichtig (46,3 % beziehungsweise 57,3 %). Die Unterstützung von Netzwerken und Clustern ist ebenfalls für das verarbeitende Gewerbe (35,5 %), aber insbesondere auch für Betriebe der Branchen Information und Kommunikation (54,1 %) sowie freiberufl iche, wissenschaft- liche und technische Dienste (43,8 %) überdurchschnittlich wichtig. Unterstützungsbedarf bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften zeichnet sich vor allem für Betriebe des Baugewerbes (47,5 %), der Branche Information und Kommunikation (38,7 %) sowie des Gesundheits- und Sozialwesens (50 %) ab. Die Analysen in Kapitel 2.2 haben gezeigt, dass insbesondere das Baugewerbe sowie das Gesundheits- und Sozialwesen mit unterdurchschnittlichen Verfügbarkeiten von Fachkräften für alle Berufsgruppen konfrontiert sind. Vor diesem Hintergrund lässt sich der überdurchschnittliche Prozentwert dieser Branchen bei der Relevanz von Unterstützungsleistungen im Bereich der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften erklären. Amt für Stadtentwicklung | 57 Abbildung 5.8 Grundsätzlich wichtige Angebote und Aktivitäten der Wirtschaftsförderung Nur Betriebe, die die Wirtschaftsförderung kennen: Welche Angebote und Aktivitäten der Wirtschaftsförderung sind für Ihren Betrieb grundsätzlich wichtig?1 0,6 8,9 11,1 15,0 17,4 21,6 23,0 25,7 29,7 35,0 37,7 38,5 40,9 41,7 41,8 0 10 20 30 40 50 Sonstiges Unterstützung beim Technologietransfer Vermittlung von Kontakten im Ausland (EU-Projektnetzwerkpartner, ...) Vermittlung von Beteiligungskapital (zum Beispiel Private Equity) Vermittlung von Kontakten im Inland (Messebeteiligung, Fachnetzwerke, ...) Existenzgründerberatung Unterstützung bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften Unterstützung von Netzwerken und Clustern Vermittlung von Fördermittelkooperationen Veranstaltungen (zum Beispiel Handwerks- gespräche, Unternehmensgespräche) individuelle Beratung Unterstützung bei Antrags- und Genehmigungs- verfahren innerhalb der Stadtverwaltung Immobilienvermittlung Standortmarketing Gewerbeflächenvermittlung 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 483 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % 58 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Von den Betrieben, die die Wirtschaftsförderung kennen, haben 15,1 % angegeben, welche Verbesserungspotenziale sie beim städtischen Dienstleister sehen und welche Angebote und Leistungen sie vermissen. In dieser Teilgruppe wünscht sich etwa ein Viertel (24,3 %) von Seiten der Wirtschaftsförderung einen besseren Informationsfl uss, mehr Hilfsbereitschaft und Engagement (Abbildung 5.9). 17,2 % sind der Meinung, dass der Fokus der Angebote im Bereich der Immobilien- und Gewerbefl ächenvermittlung liegen sollte. Etwa genauso viele (16,2 %) wünschen sich die Unterstützung kleinerer Betriebe. Schnellere Reaktionszeiten und eine Entbürokratisierung der Verwaltung mahnen 12,8 % an. Nahezu gleichauf liegt der Anteil derjenigen, die fordern, dass die Wirtschaftsförderung sich inhaltlich breiter aufstellt und weniger auf große Unternehmen oder Betriebe des Bereichs Information und Kommunikation fokussiert (12,7 %). Einen verbesserten Informationsfl uss bezüglich des Leistungs- portfolios der Wirtschaftsförderung, beispielsweise in Form der Internetpräsenz oder aktiver Ansprache, wünschen sich 11,6 % dieser Betriebe. Abbildung 5.9 Verbesserungsvorschläge Nur Betriebe mit Vorschlägen: Was könnte die Wirtschaftsförderung an ihrem Angebot verbessern? Welche konkreten Angebote, Leistungen und Informationen vermissen Sie?1 8,0 1,9 3,2 3,3 4,2 4,8 8,0 11,6 12,7 12,8 16,2 17,2 24,3 0 5 10 15 20 25 30 Sonstiges 2. Rheinbrücke/Entlastung Südtangente unterstützen Mehr Netzwerkarbeit Weniger Baustellen/Baustellen verhindern Mehr Gründerförderung (zum Beispiel Finanzierung) Glasfaserausbau/schnelleres Internet fördern Mehr Standortmarketing Verbesserter Informationsfluss bezüglich Leistungen der Wirtschaftsförderung (Internetpräsenz, aktive Ansprache) Weniger Fokus auf große Unternehmen/Technik/IT schnellere Reaktionszeit/Abwicklung; Entbürokratisierung innerhalb der Verwaltung Unterstützung kleinerer Betriebe (zum Beispiel Handwerk, Dienstleister) Fokus auf Immobilien- und Gewerbeflächenvermittlung Besserer Informationsfluss/mehr Hilfsbereitschaft/Engagement 1 Mehrfachnennungen waren möglich. Basis: 94 Befragte Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 % 6. Fragebogen6. Fragebogen6 Frageb Amt für Stadtentwicklung | 59 60 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Teil 1: Betriebsdaten 1. Branche beziehungsweise Wirtschaftszweig Ihres Unternehmens (nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige 2008) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (A) Bergbau, Steine und Erden (B) Verarbeitendes Gewerbe (Produktion) (C) Energieversorgung (D) Wasser, Abwasser, Abfallentsorgung, .. (E) Baugewerbe (F) Handel; Instandhaltung, Kfz-Reparatur (G) Verkehr und Lagerei (Logistik) (H) Gastgewerbe (I) Information und Kommunikation (J) Finanz- und Versicherungsdienste (K) Grundstücks- und Wohnungswesen (L) Freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienste (M) Sonstige wirtschaftliche Dienste (N) Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung (O) Erziehung und Unterricht (Bildung) (P) Gesundheits- und Sozialwesen (Q) Kunst, Unterhaltung und Erholung (R) Sonstige Dienste (Verbände, Vereinigungen, Reparatur, personenbezogene Dienste) (S) Private Haushalte (T) Exterritoriale Organisationen und Körperschaften (U) ____________________________________ 2. Handelt es sich bei Ihrem Unternehmen um einen Handwerksbetrieb? Ja Nein 3. Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (einschließlich Inhaber/in) sind derzeit in Ihrem Betrieb am Standort Karlsruhe beschäftigt (Jahresdurchschnitt 2016)? Anzahl Mitarbeiter: _____________________________ darunter Auszubildende: _____________________________ darunter internationale Fach- und Führungskräfte: _____________________________ 4. Wie hat sich die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Ihrem Betrieb in den letzten drei Jahren entwickelt? Steigend Konstant Abnehmend 5. Wie hat sich der Umsatz Ihres Betriebs in den letzten drei Jahren entwickelt? Steigend Konstant Abnehmend Amt für Stadtentwicklung | 61 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 6. Wo befindet sich der Hauptsitz Ihrer Unternehmensgruppe? Stadt Karlsruhe Restliche TechnologieRegion Karlsruhe1 Deutschland, Baden-Württemberg Deutschland, anderes Bundesland Frankreich Schweiz Österreich Sonstiges Ausland 7. Bietet Ihr aktueller Betriebsstandort in Karlsruhe (das heißt Grundstück, Gebäude, Nutzfläche, Lage im Stadtgebiet) alle Voraussetzungen für eine günstige Weiterentwicklung des Betriebs in den nächsten fünf bis zehn Jahren? Ja Frage 11 Nein Frage 8 Keine Angabe Frage 11 8. Sind Sie auf der Suche nach einem neuen Betriebsstandort? Ja Frage 9 Nein Frage 11 Keine Angabe Frage 11 9. Welche Größe und Beschaffenheit sollte der benötigte Betriebsstandort haben? Baugrundstück in Gewerbe- oder Industriegebiet ______ m2 (Grundstücksfläche) Miet- oder Kaufobjekt in Gewerbe- oder Industriegebiet ______ m2 (Bruttogeschossfläche) Bürofläche als Miet- oder Kaufobjekt ______ m2 (Bruttogeschossfläche) 10. Wo sollte die neue Gewerbefläche (Büro, Halle) bevorzugt liegen? Mehrfachnennungen sind möglich – kreuzen Sie alle zutreffenden Felder an Stadtgebiet Karlsruhe: Innenstadt Stadtgebiet Karlsruhe: im Osten, Nähe A5 Stadtgebiet Karlsruhe: im Westen, in Gewerbegebieten entlang B36 Stadtgebiet Karlsruhe: im Bereich des Rheinhafens oder dessen Umfeld Stadtgebiet Karlsruhe: im Norden, in Neureut, Knielingen Stadtgebiet Karlsruhe: im Süden Höhenstadtteile (Palmbach, Hohenwettersbach, Grünwettersbach, Wolfartsweier) Gemeinde in der Region Karlsruhe ____________________________________ 1 Landkreis Karlsruhe, Landkreis Rastatt, Baden Baden, Landkreis Südliche Weinstraße, Landkreis Germersheim 62 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Teil 2: Internationale Perspektiven 11. Wie hoch ist der Anteil des Betriebsumsatzes, der mit Exporten ins Ausland erzielt wird? ____ % 12. Sind Sie derzeit international aktiv? Ja Frage 13 Derzeit nicht, es ist aber in den nächsten 5 Jahren geplant Frage 19 Nein, kein Interesse Frage 22 13. In welcher Form sind Sie derzeit (oder künftig) international aktiv? Mehrfachnennungen sind möglich – kreuzen Sie alle zutreffenden Felder an Import Export/Vertrieb Produktionsstätte/Dependance/Niederlassung Kooperationsverträge/Projektgeschäft Lohnveredelung Reine Kapitalbeteiligung Kunden-/Lieferantenbeziehungen ____________________________________ 14. Welches sind Ihre aktuellen Zielmärkte und welche Auslandsaktivitäten betreiben Sie dort? Europa Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte Frankreich Großbritannien Italien Niederlande Österreich Polen Rumänien Schweden Schweiz ____________________ Asien Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte China Indien Russland ____________________ Nordamerika Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte Kanada USA ____________________ Amt für Stadtentwicklung | 63 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Südamerika Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte Brasilien ____________________ Afrika Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte Südafrika ____________________ Sonstige Zielmärkte Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte ____________________ 15. Die Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe pflegt verschiedene Wirtschaftskontakte ins Ausland. Konnte Ihr Unternehmen von diesen Kontakten bereits profitieren? Ja Nein 16. Welche Zielstädte, zu denen Karlsruhe Städtepartnerschaften oder Wirtschaftskontakte aufgebaut hat, sind für Ihr Unternehmen von besonderem Interesse? Bitte kreuzen Sie alles Zutreffende an! Barcelona (Spanien) Split (Kroatien) Amsterdam (Niederlande) Pune (Indien) Sakarya/Van (Türkei) Nottingham (England) Temeswar (Rumänien) Ningbo (China) Tel Aviv (Israel) Brest (Weißrussland) Krasnodar (Russland) Nancy (Frankreich) Dschibuti (Afrika) Keine davon ____________________________________ 64 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 17. Welche Hindernisse sind Ihnen bei Ihren internationalen Aktivitäten begegnet? Bitte kreuzen Sie alles Zutreffende an! Unzureichende Unterstützung aus Politik und Verwaltung Suche nach Geschäftspartnern Verfügbare Kapazitäten des eigenen Managements Gesamtkosten sind zu hoch Nicht ausreichend finanzielle Mittel verfügbar Kontroll-/Steuerungsaufwand ist zu hoch Zu wenig Know-how über Märkte, Kultur und Sprache im Zielland Geringes Verständnis von geeigneten Marketing- und Absatzstrategien Nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter in Deutschland vorhanden Angebotsanpassung von Produkten und Dienstleistungen Marktrisiken ____________________________________ 18. Welche unterstützenden Angebote und Services der Karlsruher Wirtschaftsförderung zur Internationalisierung waren für Ihr Unternehmen hilfreich? Bitte kreuzen Sie alles Zutreffende an! Partnersuche/Vermittlung von Erstkontakten Frage 20 Cluster & Netzwerkarbeit Frage 20 Messen/Ausstellungen Frage 20 Unterstützung im Vorfeld politischer Entscheidungen Frage 20 Markterkundungsreisen Frage 20 Austausch mit erfahrenen Unternehmen Frage 20 Internationale Konferenzen/Kongresse Frage 20 Interkulturelle Kompetenz Frage 20 Bisher keine Erfahrungswerte Frage 20 ____________________________________ Frage 20 19. In welchen Zielmärkten beabsichtigt Ihr Unternehmen in den nächsten Jahren aktiv zu werden und was ist geplant? Europa Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte Frankreich Großbritannien Italien Niederlande Österreich Polen Rumänien Schweden Schweiz ____________________ Amt für Stadtentwicklung | 65 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Asien Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte China Indien Russland ____________________ Nordamerika Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte Kanada USA ____________________ Südamerika Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte Brasilien ____________________ Afrika Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte Südafrika ____________________ Sonstige Zielmärkte Import Export/ Vertrieb Kooperations- vertrag bzw. Projekte ____________________ 20. Sehen Sie Vorteile für die Anbahnung von Auslandsaktivitäten, wenn gemeinsame abgestimmte „Türöffner“-Aktivitäten von Unternehmen, Stadt und Land (wie zum Beispiel dem Netzwerk „India Board“, Delegationsreisen /-besuche) koordiniert und durchgeführt werden? Ja Nein 21. Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie die international ausgerichteten Angebote und Services der Karlsruher Wirtschaftsförderung einem anderen Unternehmen und Partner weiterempfehlen werden? Bitte positionieren Sie sich auf der nachfolgenden Skala von 10 bis 1! 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 Auf jeden Fall Auf keinen Fall 66 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Teil 3: Wirtschaftsstandort Karlsruhe 22. Werden aus Ihrer Sicht hinreichend viele Bewerberinnen und Bewerber mit folgenden Qualifikationen hier im Raum Karlsruhe vom Arbeitsmarkt angeboten? Ja Nein Für Betrieb nicht relevant Keine Angabe Facharbeiter/Fachpersonal Hochqualifizierte Arbeitnehmer Hochqualifizierte internationale Arbeitnehmer Un- oder angelernte Arbeitnehmer Auszubildende, Schulabgänger Sonstige 23. Wie beurteilen Sie die Perspektiven/Entwicklungen Ihres Unternehmens/Betriebs am Standort Karlsruhe innerhalb der nächsten fünf Jahre mit Blick auf... Sehr positiv Eher positiv Unver- ändert Eher negativ Sehr negativ Weiß nicht bzw. trifft nicht zu die Entwicklung der Geschäftslage insges. die Entwicklung der Beschäftigtenzahlen die Entwicklung des Umsatzes die Entwicklung der Investitionen die Möglichkeit von Standorterweiterungen 24. Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit dem Wirtschafts-, Wohn- und Lebensstandort Karlsruhe? Sehr zufrieden Eher zufrieden Eher un- zufrieden Sehr un- zufrieden Weiß nicht Wirtschaftsstandort Wohn-/Lebensstandort 25. Wie beurteilen Sie die Entwicklungsperspektiven der Stadt Karlsruhe innerhalb der nächsten fünf Jahre insgesamt? Sehr positiv Eher positiv Unver- ändert Eher negativ Sehr negativ Weiß nicht die Entwicklung der Wirtschaft in der Stadt die Entwicklung der Stadt als Wohn- und Lebensstandort Amt für Stadtentwicklung | 67 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 26. Wie wichtig sind für Sie als Unternehmer die folgenden „wirtschaftsbezogenen“ Standortfaktoren? Und wie zufrieden sind Sie mit diesen Standortfaktoren in Karlsruhe mit Blick auf die Entwicklung des eigenen Unternehmens/Betriebs? Bitte machen Sie in jeder Zeile zwei Angaben Wichtigkeit/Bedeutung für Ihr Unternehmen/Ihren Betrieb Zufriedenheit mit den lokalen Gegebenheiten (in Schulnoten) Weiß nicht Sehr wich- tig Wich- tig Weni- ger wichtig Un- wich- tig 1 2 3 4 5 6 Steuern, Abgaben, Gebühren Immobilienkosten (Kauf, Miete, …) Verfügbarkeit v. Expansionsflächen Gehalts-/Lohnkosten Verfügbarkeit von Fachkräften Zugang zu Netzwerken & Clustern Nähe zu Absatzmärkten Nähe zu Hochschulen, F&E- Einrichtungen Nähe zu anderen Unternehmen der Wertschöpfungskette Attraktivität/Image von Stadt und Region als Wirtschaftsstandort Attraktivität/Image und Erschei- nungsbild des Betriebsstandortes 27. Wie wichtig sind für Sie als Unternehmer die folgenden infrsatrukturellen Standortfaktoren? Und wie zufrieden sind Sie mit diesen Standortfaktoren in Karlsruhe mit Blick auf die Entwicklung des eigenen Unternehmens/Betriebs? Bitte machen Sie in jeder Zeile zwei Angaben Wichtigkeit/Bedeutung für Ihr Unternehmen/Ihren Betrieb Zufriedenheit mit den lokalen Gegebenheiten (in Schulnoten) Weiß nicht Sehr wich- tig Wich- tig Weni- ger wichtig Un- wich- tig 1 2 3 4 5 6 Verkehrsanbindung der Stadt/Region insgesamt, darunter: Anbindung an überregionales Straßennetz Anbindung an überregionalen Schienenverkehr (IC,ICE usw.) Anbindung an internationalen Flugverkehr Verkehrssituation am Unternehmens /Betriebsstandort insgesamt, darunter: Innerstädtische Straßenanbindung Parkmöglichkeiten/Stellplätze ÖPNV-Anbindung Information und Kommunikation: Verfügbarkeit von kabelgebundenen Breitbandinfrastrukturen Verfügbarkeit von leistungsfähigen Mobilfunkstrukturen 68 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 28. Wie wichtig sind die Gegebenheiten in Karlsruhe und der Region als Wohn- und Lebensstandort nach Ihrer Wahrnehmung für die Beschäftigten Ihres Unternehmens/Betriebs und wie zufrieden sind diese mit den folgenden "weichen" Standortfaktoren? Bitte machen Sie in jeder Zeile zwei Angaben Wichtigkeit/Bedeutung für Ihr Unternehmen/Ihren Betrieb Zufriedenheit mit den lokalen Gegebenheiten (in Schulnoten) Weiß nicht Sehr wich- tig Wich- tig Weni- ger wichtig Un- wich- tig 1 2 3 4 5 6 Schulen Kinderbetreuungseinrichtungen Gesundheitsversorgung Öffentlicher Nahverkehr Erholungs- und Grünraumangebote „Hochkultur“ (Theater, Oper usw.) „Kleinkultur“ (Clubs, „Szene“ usw.) Toleranz/Weltoffenheit Luft- und Umweltqualität Sicherheit in der Stadt/Gemeinde Einkaufen und Versorgung Verfügbarkeit von Wohnraum Kauf-/Mietpreise für Wohnimmobilien Teil 3: Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe 29. Kennen Sie die Leistungen und Angebote der Karlsruher Wirtschaftsförderung? Ja, gut Frage xx Ja, etwas Frage xx Nein Frage xx 30. Wie sind Sie auf die Leistungen/Angebote der Karlsruher Wirtschaftsförderung aufmerksam geworden? Mehrfachnennungen sind möglich – kreuzen Sie alle zutreffenden Felder an Website der Wirtschaftsförderung Wirtschaftsförderung war bereits bekannt Aktive Ansprache durch die Wirtschaftsförderung Veranstaltung Empfehlung durch Dritte Presse Sonstiges: ____________________ 31. Haben Sie innerhalb des letzten Jahres Angebote der Wirtschaftsförderung genutzt? Ja Nein Amt für Stadtentwicklung | 69 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 32. Im Gesamtbild: Wie zufrieden sind Sie mit Arbeit und Angeboten der Wirtschaftsförderung? Sehr zufrieden Eher zufrieden Eher unzufrieden Sehr unzufrieden 33. Kennen Sie folgende Angebote und Services der Wirtschaftsförderung und – wenn Sie sie kennen – wie zufrieden sind oder waren Sie jeweils damit? In jeder Zeile bis zu drei Angaben möglich; Schulnoten: 1=„sehr gut“, …, 6="ungenügend“ Ist bekannt? Bereits Genutzt? Zufriedenheit mit den lokalen Gegebenheiten (in Schulnoten) Weiß nicht Ja Nein Ja Nein 1 2 3 4 5 6 Ansiedlungsservice Gewerbeflächenservice Immobilienservice Unterstützung bei Antrags-/ Genehmigungsverfahren Existenzgründerberatung Unterstützung von Netzwerk- und Clusterbildung Finanzierungs- und Fördermittelberatung Unterstützung bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften Messen/Ausstellungen/Veranstaltungen Vermittlung von Kontakten Unterstützung beim Technologietransfer Standortmarketing Sonstiges, und zwar: _______________________ 34. Wie zufrieden sind Sie mit den Leistungen der Wirtschaftsförderung in Bezug auf… Bitte bewerten Sie die Verhaltensweisen bzw. Kompetenzen auf einer Skala von 1 (=sehr gut) bis 6 (=ungenügend). Sehr gut 1 2 3 4 5 Unge- nügend 6 Weiß nicht Ansiedlungsservice Gewerbeflächenservice Immobilienservice Unterstützung bei Antrags-/ Genehmigungsverfahren Existenzgründerberatung Unterstützung von Netzwerk- und Clusterbildung Finanzierungs- und Fördermittelberatung Unterstützung bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften Messen/Ausstellungen/Veranstaltungen Vermittlung von Kontakten Unterstützung beim Technologietransfer Standortmarketing Sonstiges, und zwar: _______________________ 70 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 35. Im Folgenden nennen wir Ihnen eine Reihe von Eigenschaften, mit denen man die Arbeit der Wirtschaftsförderung in Karlsruhe beschreiben kann. Bitte kreuzen Sie möglichst spontan an, wo sich diese Arbeit Ihrer Meinung nach zwischen den einzelnen Gegensatzpaaren jeweils am ehesten einordnen lässt. Sehr zutreffend Eher zutreffend Weder noch Eher zutreffend Sehr zutreffend flexibel unflexibel rückständig modern fachlich kompetent fachlich inkompetent ineffektiv effektiv nützlich nutzlos unverbindlich verbindlich zuverlässig unzuverlässig unfreundlich freundlich engagiert gleichgültig serviceorientiert bürokratisch praxisfern praxisnah einfallslos kreativ einflussreich einflussarm 36. Welche Angebote und Aktivitäten der Wirtschaftsförderung sind für Ihren Betrieb grundsätzlich wichtig? Mehrfachnennungen möglich! Veranstaltungen (z.B. Handwerksgespräche, Unternehmensgespräche) Vermittlung von Kontakten im Ausland (EU-Projektnetzwerkpartner, ...) Vermittlung von Fördermittelkooperationen Immobilienvermittlung individuelle Beratung Unterstützung bei Antrags- und Genehmigungsverfahren innerhalb der Stadtverwaltung Existenzgründerberatung Vermittlung von Beteiligungskapital (z.B. Private Equity) Unterstützung beim Technologietransfer Unterstützung von Netzwerken und Clustern Vermittlung von Kontakten im Inland (Messebeteiligung, Fachnetzwerke, ...) Unterstützung bei der Rekrutierung von Fach- und Führungskräften Gewerbeflächenvermittlung Standortmarketing Andere: ____________________ 37. Was könnte die Wirtschaftsförderung an ihrem Angebot verbessern? Welche konkreten Angebote, Leistungen und Informationen vermissen Sie? Verbesserungen: _________________________________________________ Dinge, die Sie vermissen: _________________________________________________ 38. Würden Sie die Wirtschaftsförderung an andere Betriebe weiterempfehlen? Ja Nein, weil: ____________________________________________________________ Amt für Stadtentwicklung | 71 Transkription der Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 39. Gibt es in Ihrem Betrieb Überlegungen, den Standort Karlsruhe zu verlassen? Wenn ja, nennen Sie bitte die Gründe. Nein Ja, weil: ____________________________________________________________ 40. Möchten Sie über die Ergebnisse der Befragung informiert werden und wünschen Sie eine Kontaktaufnahme durch die Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe? Ja, bitte Kontaktaufnahme Frage xx Ja, bitte Information über Ergebnisse Frage xx Ja, bitte regelmäßigen Newsletter Frage xx Nein Frage xx 41. Bitte Angaben zu Ihrem Unternehmen/Betrieb mit Ansprechpartner vervollständigen! Firma ___________________________________ Vor- und Nachname ___________________________________ Straße ___________________________________ PLZ und Ort ___________________________________ Telefonnummer ___________________________________ E-Mail-Adresse ___________________________________ Vielen Dank für Ihre Teilnahme an der Unternehmens- und Betriebsumfrage der Stadt Karlsruhe. Bitte klicken Sie auf "Absenden", um Ihre Angaben zu übermitteln. 72 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Karlsruher Beiträge zur Stadtentwicklung Amt für Stadtentwicklung | 73 74 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Heft 22 | 2007 Demografi scher Wandel in Karlsruhe 3 Kleinräumige Bevölkerungsvorausrechnung der Stadt Karlsruhe 2005 – 2030 Bearbeitung: Dr. Hans-Heinrich Hartung | Daniel Götz Mai 2007 Zukunftsfähige Innenstadt Entwicklung der Karlsruher City Projektleitung: Otto Mansdörfer | Sigrun Hüger (StPlA) In Zusammenarbeit mit: Wirtschaftsförderung und Stadtplanungsamt Heft 23 | 2007 Einkaufen und Nahversorgung in Karlsruhe 2007 Aktuelle Trends und Gestaltungsmöglichkeiten Bearbeitung: Christian Fulda | Andreas Mangold (Wifö) In Zusammenarbeit mit: Wirtschaftsförderung Heft 24 | 2008 Demografi scher Wandel in Karlsruhe 4 Lebensverhältnisse der Jugendlichen in Karlsruhe 2008 Ergebnisse der Jugendumfrage Bearbeitung: Dr. Hans-Heinrich Hartung In Zusammenarbeit mit: Sozial- und Jugendbehörde | Stadtjugendausschuss e. V. | Gartenbauamt Polizeipräsidium Karlsruhe Heft 25 | 2008 Wohnen und Bauen in der Stadt 7. Sachstandsbericht 2008 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz In Zusammenarbeit mit: Gutachterausschuss | Liegenschaftsamt | Sozial- und Jugendbehörde | Stadtplanungsamt | VOLKSWOHNUNG GmbH Heft 26 | 2009 Demografi scher Wandel in Karlsruhe 5 Zu- und Fortzüge über die Stadtgrenzen 1999 – 2008 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz Heft 27 | 2010 Das Sicherheitsempfi nden der Bevölkerung in Karlsruhe 2009 2. Sachstandsbericht zur öffentlichen Sicherheit und Ordnung Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Nadia Kasper-Snouci Heft 28 | 2010 Die Nutzung kultureller Einrichtungen in Karlsruhe 2009 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Nadia Kasper-Snouci | Christian Fulda | Daniel Götz Heft 29 | 2010 Image von Karlsruhe aus Sicht der Region 2009 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Christian Fulda | Andrea Hammer Amt für Stadtentwicklung | 75 Heft 30 | 2011 Unternehmens- und Betriebsumfrage 2010 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer Heft 31 | 2011 Demografi scher Wandel in Karlsruhe 6 Zurück in die Stadt – Motive der Zu- und Fortziehenden 2010 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Maria Mertens | Nadia Kasper-Snouci Heft 32 | 2011 Wirtschaft und Arbeit 1 Analyse wichtiger Zukunftsbranchen 2011 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer Heft 33 | 2011 Lebensqualität in Karlsruhe aus Bürgersicht 2011 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Christian Fulda | Nadia Kasper-Snouci | Andrea Hammer Heft 34 | 2012 Wirtschaft und Arbeit 2 Forschung und Entwicklung in der Regiion Mittlerer Oberrhein 2012 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer Heft 35 | 2012 Bevölkerungsvorausrechnung Karlsruhe 2030 Neue Prognose 2012 – Grundlegende Ergebnisse Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz Heft 36 | 2012 Bürgerumfrage 2012 Kommunalpolitik, Bürgerengagement, Bürgerbeteiligung Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer | Christian Fulda | Benedikt Dierßen Heft 37 | 2012 Konzept zur systematischen Bürgerbeteiligung in Karlsruhe Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer Heft 38 | 2013 Regionsumfrage 2012 Karlsruhe aus Sicht der Region Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Christian Fulda | Benedikt Dierßen Heft 39 | 2013 Bürgerumfrage 2013 Sport, Bewegung, Bäder Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Christian Fulda | Daniel Götz | Nadia Kasper-Snouci 76 | Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Heft 40 | 2013 Der zentrale Citybereich Einschätzungen aus Passantensicht 2013 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen | Martin Noth Heft 41 | 2013 Die Attraktivität der Durlacher Innenstadt Ergebnisse der Bürger- und Passantenumfrage 2013 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz | Nadia Kasper-Snouci Heft 42 | 2013 Sozialdaten 2013 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen In Zusammenarbeit mit: Sozial- und Jugendbehörde Heft 43 | 2014 Essen und Trinken im Zoo Umfrage zum gastronomischen Angebot und den Verzehrgewohnheiten Der Besucherinnen und Besucher im Karlsruher Zoo 2014 – Ergebnisbericht Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen | Ann Janin Waltemathe Heft 44 | 2015 Sicherheitsempfi nden der Bevölkerung 3. Sachstandsbericht zur öffentlichen Sicherheit und Ordnung 2014 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen In Zusammenarbeit mit: Ordnungs- und Bürgeramt | Sozial- und Jugendbehörde Heft 45 | 2015 Wohnen und Bauen in Karlsruhe 8. Sachstandsbericht 2015 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz | Thorsten Ach | Lieselotte Kluckhohn | Andrea Rosemeier | Juliane Schaber In Zusammenarbeit mit: Liegenschaftsamt | Sozial- und Jugendbehörde | Stadtplanungsamt | Gutachterausschuss in Karlsruhe | Wirtschaftsförderung | VOLKSWOHNUNG GmbH Heft 46 | 2015 Bürgerumfrage 2015 Grüne Stadt Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer | Benedikt Dierßen Heft 47 | 2015 Evaluationsbericht | Stadtgeburtstag Karlsruhe 2015 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: KA300-Team | Stadtmarketing Karlsruhe – Gesamtleitung Martin Wacker (Cathrin Batzner | Sascha Binoth | Manuel Brenneisen | Natalie Jacob | Norbert Käthler | Dr. Oliver Langewitz | Franziska Pfaff | Markus Pommerening | Sebastian Schneider | Hendrikje Schwarze | Anna Weißhaar | Daniel Wensauer-Sieber, Das Ziel führt zum Weg) Amt für Stadtentwicklung (Benedikt Dierßen | Daniel Götz | Andrea Hammer | Otto Mansdörfer | Willi Pradl | Andrea Rosemeier | Juliane Schaber | Alexander Süß) Karlsruhe Tourismus GmbH (Stefan Theysohn) Amt für Stadtentwicklung | 77 Heft 48 | 2016 Lebensqualität in Karlsruhe 2015 im Städtevergleich Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Otto Mansdörfer | Lara Schillinger Heft 49 | 2016 Regionsumfrage 2016 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Andrea Hammer In Zusammenarbeit mit: Ordnungs- und Bürgeramt | Sozial- und Jugendbehörde Heft 50 | 2016 Kleinräumige Bevölkerungsprognose 2035 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Daniel Götz Heft 51 | 2016 Generation 55plus in Karlsruhe 2015 Umfrage im Rahmen des Kosis-Projekts „Aktiv Altern“ Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen In Zusammenarbeit mit: Sozial- und Jugendbehörde | Fachplanung für die ältere Generation Heft 52 | 2017 Bürgerumfrage 2017 Bürgerbeteiligung und Bürgerschaftliches Engagement Projektleitung: Christian Fulda Bearbeitung: Nadia Kasper-Snouci | Jens Jägle Heft 53 | 2017 Nahversorgung in den Stadtteilen 2006 bis 2016 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Benedikt Dierßen | Johannes Zech Heft 54 | 2018 Familienumfrage 2017 Lebenssituation, Einschätzungen und Kinderbetreuungsbedarf Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Manuela Cretu | Benedikt Dierßen | Daniel Götz | Otto Mansdörfer | Johannes Zech In Zusammenarbeit mit: Sozial- und Jugendbehörde Heft 55 | 2018 Unternehmens- und Betriebsumfrage 2017 Projektleitung: Otto Mansdörfer Bearbeitung: Dr. Andrea Hammer In Zusammenarbeit mit: Wirtschaftsförderung Karlsruhe
https://www.karlsruhe.de/b4/stadtentwicklung/umfanaprog/unternehmensumfrage2017/HF_sections/content/ZZoasPukcTj381/Unternehmens-%20und%20Betriebsumfrage%202017.pdf
P07 1111_frauenbeauftragte_patinnenbuch_internet_SD.PDF D as P at in ne np ro je kt K ar ls ru he Die Tür öffnen Karlsruhe Stadt Karlsruhe Frauenbeauftragte D ie T ür ö ffn en – D as P at in ne np ro je kt K ar lsr uh e Karlsruhe Einheimische und zugewanderte Frauen ver- mitteln einen Einblick in ihre persönlichen Er- fahrungen mit interkulturellen Begegnungen in Karlsruhe. Sie berichten, wie sie neue Welten im Kontakt mit Frauen aus Afrika, Asien, Latein- amerika und Europa entdeckten und zugleich neue Freundinnen gewannen. Die Autorinnen schildern auch aufgetretene Schwierigkeiten. Dennoch beschreiben alle Frauen die neuen Er- fahrungen als einen Gewinn, den sie nicht mis- sen möchten. „Das Gefühl willkommen zu sein hat mir die Tür für ein neues Leben ganz weit geöffnet!”, so formuliert es eine der Frauen. Die persönlichen Berichte werden ergänzt durch eine Vorstellung des Karlsruher Patinnen- projekts. Dieses bot den Rahmen für die be- schriebenen Begegnungen. 1 D as P at in ne np ro je kt K ar ls ru he Die Tür öffnen 2 Herausgeberin: Stadt Karlsruhe, Frauenbeauftragte Endredaktion: Annette Niesyto und Gun Strecker Texte und Interviews: Nafissa Azizi, Irma Boss, Renate Braun-Schmitz, Dalila Chikaoni, Anne Deisler, Susanne Dittmann, Veronika Eger, Amangül Eziz, Jelena Feddersen-Stefanic, Dr. Alice Haidinger, Anne Lie Hopf, Annette Huerre, Larissa Kolpina, Kathleen Kühmel, Olga Lebedkin, Sandra Lucyga, Waltraud Motschall, Annette Niesyto, Lina Ratner, Marianne Rupp-Huth, Lubova Saberi, Irandokht Safi-Miri , Irena Sarchisova, Regina Schneider, Svetlana Schreiber, Marion Schuchardt, Gun Strecker, Jutta Thimm-Walter, Katia Vakalaki Umschlaggestaltung und Layout: Sabine Zürn, Karlsruhe Fotos: Wir danken den Teilnehmerinnen des Patinnenprojekts für die Erlaubnis, Fotos aus ihrem Privatbesitz zu veröffentlichen. Die Bildrechte verbleiben bei den Teilnehmerinnen. Druck: Druckcooperative, Karlsruhe Schutzgebühr: 2,50 Euro 3 Inhalt Vorwort des Oberbürgermeisters 5 Einleitung 7 1. Kapitel: Sich näher kommen Stimmen aus dem Projekt 10 Wie anders es in Deutschland ist 12 Der Geburtstagsbesuch 15 Gemischte Erfahrungen 16 Ist Dein Leben gut? 17 Nicht mehr allein 21 Neue Freundinnen 23 Ein Leben in vielen Ländern 24 Auseinanderbrechen des Tandems 25 2. Kapitel: Unterschiede willkommen heißen Stimmen aus dem Projekt 28 Begrüßung 29 Chiharu – Tausend Freuden 30 Von Patin zur Freundin 34 Ältere Menschen in Russland 36 Von Wladiwostock nach Karlsruhe 39 Unterschiede 41 3. Kapitel: Gruppe erleben Stimmen aus dem Projekt 44 Mein Leben in Russland und Deutschland 45 Kochabend 47 Die Mittwochstreffen 49 Die Gruppe 50 Der zweite Atem 51 Internationaler Frauentag 8. März 2006 54 Was eine schwerwiegende chronische 57 Erkrankung mit einem Kurs für Deutsch zu tun hat 4 4. Kapitel: Sich verändern Stimmen aus dem Projekt 60 Was bringt mir das Patinnen-Projekt? 61 Sprache von Herzen 62 Die Tür ganz weit geöffnet 64 Mit der Welt verbunden 65 Ein neues Leben beginnen 67 Erweiterte Kreise 69 Die Reise 71 5. Kapitel: Neuen Boden gewinnen Lernen auf beiden Seiten: Kulturschock 74 6. Kapitel: Den Rahmen gestalten Das Patinnenprojekt Karlsruhe 82 Notwendigkeit der Begleitung – 88 Rolle der Gruppe Meine Zeit mit der dritten Gruppe 95 Das Patinnenprojekt – ein Frauenprojekt 100 Das Internationale Begegnungszentrum – 102 ein besonderer Ort in Karlsruhe Empfehlungen 106 Anhang: Materialien aus dem Projekt Faltblatt 115 Fragebogen für neue Teilnehmerinnen 118 Merkpunkte für das Aufnahmegespräch 119 Hinweise für Patinnen und Patenfrauen 120 Hinweise für Gruppengespräche 120 Handout Kulturschock 121 Projektträgerinnen 122 5 Vorwort „Die Tür öffnen” – der Titel der vorliegen- den Broschüre verweist sowohl auf aktuelle Herausforderungen als auch auf die Traditio- nen unserer Stadt. Bereits im Jahr 1715 legte der Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach den Grundstein für eine welt- offene und blühende Stadt, die schon in der Gründungsphase Menschen aus vielen Teilen Europas anzog. Heute hat fast ein Fünftel unserer Wohn- bevölkerung einen ausländischen Pass. Dies sind fast 59.000 Wohnberechtigte. Sie kommen aus mehr als 140 Ländern. Wir wissen, dass die- se kulturelle Vielfalt weiter zunehmen wird. Bewusst stellen wir uns unserer Verantwor- tung in der Tradition unserer weltoffenen Gründung. Für unseren 300. Stadtgeburtstag verfolgen wir mit dem Masterplan ein ehrgei- ziges Leitziel: „Karlsruhe 2015. Bei uns haben alle eine Chance. Karlsruhe bewältigt die durch die demografische Entwicklung der Bevölke- rung sowie den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturwandel notwendig wer- denden Veränderungen offen und mutig in einem konstruktiven, erfolgreichen, verant- wortungsbewussten und zukunftsgerichteten Miteinander. Gerade in der Vielfalt der Bevöl- kerung sieht Karlsruhe große Chancen.” Gegenwärtig diskutieren wir den Entwurf der Karlsruher Leitlinien zur Integration und entwickeln ein Konzept, das viele Bereiche einbezieht. Hierzu zählen Sprachkurse und 6 Sprachförderung im Kindergarten, Bildung, Ausbildung und Erwerbsarbeit, Sport und Kul- tur, rechtliche und politische Teilhabe am Ge- sellschaftsleben. Allein können wir unsere Zie- le nicht erreichen. Politik und Verwaltung kön- nen für das Miteinander in der Stadt lediglich den notwendigen Rahmen schaffen. Wir brau- chen das Engagement der Menschen in unse- rer Stadt, um diesen Rahmen mit Leben zu fül- len. Dies gilt in besonderer Weise für die Inte- gration der zugewanderten Menschen. Die Beiträge der Frauen aus dem Patinnen- projekt sind ein beeindruckendes Beispiel für dieses Engagement. „Im Grunde sind es immer die Verbindungen mit Menschen, die dem Le- ben seinen Wert geben,” schrieb Wilhelm von Humboldt. Die Schilderungen der Frauen zei- gen anschaulich, wie stark die persönlichen Begegnungen darüber entscheiden, ob sich neu hinzugekommene Menschen in unserer Stadt willkommen fühlen. Sie verdeutlichen zu- gleich, wie bereichernd der Kontakt mit zuge- wanderten Menschen sein kann. Allen Frauen, die sich im Patinnenprojekt engagiert haben, meinen herzlichen Dank! Die- ser gilt den Teilnehmerinnen, der Frauen- beauftragten und dem Internationalen Begeg- nungszentrum und insbesondere den Frauen, die ehrenamtlich die Leitung von Gruppen oder Sprachkursen übernommen haben: Gun Strecker und Katia Vakalaki, Sandra Lucyga und Rose Starlander sowie Susanne Dittmann und Annette Huerre. Heinz Fenrich Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe 7 Einleitung Freude an den gemeinsamen Begegnungen und am Vertraut-Werden mit zuvor Unbekann- tem führte bei Frauen aus dem Karlsruher Patinnenprojekt zur Idee „Wir schreiben ge- meinsam ein Buch!”. Als Gruppe betraten wir damit Neuland – so wie jede der teilnehmen- den Frauen es zuvor getan hatte, als sie bewusst eine Partnerschaft mit einer ihr unbekannten Frau suchte und einging. Das erste Treffen er- schien als Wagnis. Manche der Teilnehmerin- nen fragten sich beispielsweise vor dem ersten Treffen: Was ziehe ich bloß an? Wie begrüße ich die mir noch unbekannte Frau? Sprechen wir uns mit Du oder Sie an? Verstehe ich sie sprachlich und kann ich mich verständlich ma- chen? Finden wir Kontakt zueinander? Alle Frauen sind das Wagnis eingegangen und öffneten ihre Türen. Keine hat dies bereut. Sie konnten bisher unbekannte Welten im Kontakt mit Frauen aus Afrika, Asien, Lateinamerika oder anderen europäischen Ländern entdecken. Für Der Rote Platz in Moskau, Reggae in Jamaika, Salon de thé aus Lille... ich bin verzaubert, ich bin neugierig, ich bin fremd! Man könnte meinen, ich wäre auf Reisen. Aber ich bin es nicht. Ich bin in Karlsruhe. Genau das schätze ich am Patinnenprojekt. Es gibt mir die Chance, Menschen zu treffen, die anders sind. (Kathleen Kühmel) 8 die zugewanderten Frauen waren dies zugleich Türen nach Deutschland und in unsere Stadt hinein. Oder wie es eine Teilnehmerin aus- drückte: „Wenn Du eine deutsche Freundin hast, bist Du integriert”. In den ersten fünf Kapiteln dieser Veröffent- lichung erzählen Frauen von ihren persönlichen Erfahrungen mit den neuen Kontakten und Freundschaften. Ergänzend sind den Kapiteln „Stimmen aus dem Projekt” voran gestellt. Die- se lassen weitere Frauen zu Wort kommen. Das sechste Kapitel und der Anhang informieren über Konzeption, Vorgehen und Erfahrungen der Trägerinnen und Gruppenleiterinnen. Das Projekt hat seine Aufbauphase nun be- endet. Für das Jahr 2008 hat der Karlsruher Ge- meinderat Mittel zu Verfügung gestellt. Wir freuen uns, dass hierdurch das Projekt ab dem Jahr 2008 in alleiniger Trägerschaft des Inter- nationalen Begegnungszentrums weiterge- führt werden kann. Wir danken allen Frauen aus dem Patinnen- projekt für ihr Engagement und ihre Herzlich- keit, ihre Offenheit und Neugierde, ihren Mut aufeinander zu zugehen und sich gemeinsam auf den Weg zu machen – und nicht zuletzt für den Humor, der immer wieder so wichtig war! Unser besonderer Dank geht an die Frauen, die für diese Broschüre Beiträge geschrieben oder Fotos zur Verfügung gestellt haben. Gemein- sam mit allen Autorinnen wünschen wir uns, dass die Lektüre anregt, Neugierde und Lust auf neue Begegnungen und „Türen öffnen” weckt! Annette Niesyto Frauenbeauftragte der Stadt Karlsruhe Marion Schuchardt Leiterin des Internationalen Begegnungszentrums (ibz) 9 1 . Si ch n äh er k om m en 10 St im m en a us d em P ro je kt Mir gefällt die Vielfalt der Frauen, die Vielfalt der Nationalitäten. (Patenfrau und Patin) Mir gefällt, dass ich mich als Frau weiterentwickeln kann. Deutsche Frauen haben Ziele und verwirkli- chen sich. Das macht mir Mut. (Patenfrau) Ich finde es gut, dass wir nur Frauen sind. Unter Frau- en fällt es leichter, sich zu öffnen. Für mich war es besonders toll, dass ich nun endlich deutsche Frauen kennen gelernt habe. Früher hatte ich keine deutschen Bekannten. (Patenfrau) Ich kann nun viele Fragen stellen, die den deutschen Alltag betreffen, und ich bekomme immer Antwor- ten. Das macht mir das Leben hier leichter und ich fühle mich sicherer. Mein Leben ist inhaltsreicher und sinnvoller geworden. (Patenfrau) Mit meiner deutschen Freundin kann ich über alles sprechen. Das gefällt mir besonders. (Patenfrau) Überrascht haben mich die vielen Gemeinsamkeiten trotz unterschiedlicher Nationalitäten. (Patenfrau ) Erstaunlich war, dass einige Patenschaften nicht po- sitiv verlaufen sind und man sich wieder getrennt hat. (Patenfrau und Patin) 11 Das Interesse für meine Kultur, das Interesse an mei- nem Land – das hat mich erstaunt. Außerhalb des Projekts habe ich das ganz anders erlebt. (Patenfrau) Es fällt mir immer noch sehr schwer, mich mit Patin- nen und Patenfrauen in Deutsch zu unterhalten. (Patenfrau) Überraschend war für mich, dass meine Patin sich immer bemüht leicht verständliches Deutsch zu spre- chen und ich daher besser verstehen kann. (Patenfrau) Erstaunt hat mich die Offenheit der Frauen. Und ob- wohl ich schon lange hier wohne, hatte ich früher keinen Kontakt zu Deutschen. (Patenfrau) Erstaunt hat mich, dass meine Patenfrau so schnell die deutsche Sprache gelernt hat. (Patin) Die Verständigung in deutscher Sprache, vor allem bei kritischen Gesprächsinhalten, ist für mich schwer. (Patenfrau ) Besonders schwer war für mich das Ende meines Tan- dems. Die Form der Beendigung hat mich sehr gestört und traurig gemacht. (Patin) Es fällt mir sehr schwer, die japanische Sprache (die Sprache meiner Patenfrau) zu lernen. (Patin) 12 Bei unserem ersten Treffen war es sehr kalt. Olga trug einen langen Ledermantel, ein war- mes Wolltuch um den Hals und eine Strick- mütze auf dem Kopf. Wenn man aus Sibirien kommt, weiß man, was Kälte bedeutet und wie man sich am effizientesten gegen sie schützt. Für mich sind Handschuhe wichtiger. Russen tragen eher keine, wie Olga mir später berich- tet, und wundern sich, warum Deutsche ihre Finger schützen, nicht aber ihren Kopf. Außer- dem kleiden sich russische Frauen femininer und schicker. Besonders im Büro ist das wich- tig. Ihre deutschen Kollegen waren verwun- dert, als sie im Kostüm zur Arbeit erschien, er- zählt Olga. Und die Witze, die sie wegen ihrer warmen Winterkleidung gemacht haben, wa- ren verletzend. In Russland, geschweige denn in Sibirien, bin ich noch nicht gewesen, meine Vorstellung wird gespeist durch Zeitungsfotos, Fernsehbilder und Romanhandlungen in verschneiten Wei- ten, die Reisende in Troikas oder Dampfzügen durchqueren. Russlanddeutsche kenne ich nur wenige. Während meines Studiums habe ich Schülern aus Kasachstan Nachhilfe in Deutsch gegeben. Durch Olga weiß ich jetzt, dass Russ- landdeutsche aus Sibirien Russlanddeutsche aus Kasachstan nicht besonders mögen. Für die kleinen Machos, denen ich Grammatik und Regina Schneider, geboren 1970 in Deutschland Wie anders es in Deutschland ist 13 Rechtschreibung beibringen wollte, stand ich als Frau ziemlich weit unten auf der Autoritäts- skala. Das harte „r“ und die weiche Satzmelodie der jungen Kasachen klangen mir noch in den Ohren, als ich Olga zum ersten Mal traf. Ihr ist es unangenehm, dass die meisten Deutschen sofort erkennen, aus welchem Teil der Welt sie kommt. Und eine große Überra- schung, dass es in Deutschland so viele Dialekte gibt. Dass selbst Einheimische ihre Schwierigkeiten haben, wenn sie b e i s p i e l s w e i s e von Südwestfalen über Franken ins Badische ziehen. Aber auch die Deutschen oder die Franzosen er- kennt man ja so- fort, wenn sie versuchen, Englisch zu sprechen. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Besonders schwer hatten wir es nicht, denn Olga spricht schon gut Deutsch. Vor allem die „Feinheiten“ will sie sich aneignen, fragt da- nach, wann man „selbst“ und wann „selber“ sagt und bringt mich so manches Mal ins Schleudern. Ihre Fragen ermutigen mich aber auch, ab und an ungefragt einen Sprachtipp zu geben. Wobei ich immer denke: Gut, dass ich mit Mitte dreißig nicht noch Russisch ler- nen muss. Gut, dass ich keine Bewerbung auf Olga Oruzilo und Regina Schneider 14 Französisch schreiben muss. Wie anders es in Deutschland ist, erzählt Olga: Die angenehme trockene Kälte fehlt, Fleisch und Gemüse ha- ben einen anderen Geschmack und manches Gericht lässt sich hier gar nicht kochen. Zum Glück gibt es jetzt einige Läden, in denen vor allem aus Russland Importiertes in den Rega- len liegt. Ich gewöhne mir an, kein Mineralwas- ser zum Essen auf den Tisch zu stellen, wenn Olga und ihr Mann zu Besuch kommen, son- dern nach dem Essen schwarzen Tee mit Sü- ßigkeiten zu servieren. Bei Olga wiederum steht jetzt eine Flasche Balsamico-Essig im Schrank und als wir zum Schaschlik-Grillen ein- geladen waren, gab es auch einen bunten Sa- lat ohne Mayonnaise. Wenn Olga zu mir kommt, gehen wir häufig ins Café. Da haben wir Zeit zum Erzählen. Etwa darüber, wie schwierig es manchmal ist, mit dem einen Bein schon in Deutschland und mit dem anderen noch in Sibirien zu stehen. Dass die Angst da war, es hier nicht zu schaffen. Jetzt gib es kein zurück mehr. Und alle waren nach ihrem letz- ten Besuch in Sibirien froh, wieder „nach Hau- se“ zu fahren. Nach Deutschland. Auch wenn die Datscha fehlt und die Wohnung in einem wenig zentralen Viertel liegt, in dem vor allem Immigranten leben. Eine gute und der Ausbil- dung entsprechende Arbeit zu finden, ist fast unmöglich. Das legt sich auf die Seele. Aber die Kinder haben hier eine bessere Perspekti- ve, müssen nicht in die russische Armee. Da fällt es dann weniger schwer, als Ingenieur Jobs an- nehmen zu müssen, für die man überquali- fiziert ist. 15 Irena Sarchisova, geboren 1949 in Aserbaidschan Der Geburtstagsbesuch An meinem Geburtstag hat es an der Tür geklopft (die Klingel ist kaputt). Ich mache auf und die Annette steht vor der Tür – mit einem Blumenstrauß. Ein Geschenk hat sie auch mit- gebracht, einen Gutschein für die Bibliothek. Sie wollte nicht reinkommen. Sie sagte, wir tref- fen uns später. Ich war so überrascht, ich wusste nicht, was ich machen sollte. Eine Woche spä- ter hat sie Lina und mich in die Städtische Bi- bliothek eingeladen. Es war so schön und in- teressant. Wir haben Bücher mit Kassetten ausgeliehen, damit ich den Text auch hören kann. 16 Ich habe mich für das PatinnenProjekt an- gemeldet, weil ich meine Kontakte zu Deut- schen erweitern wollte. Ich hatte sowohl gute als auch weniger gute Erlebnisse mit Patinnen. Zunächst hatte ich zwei verschiedene Patinnen, mit denen ich einfach nicht weiter kam. Es war schwierig gemeinsame Treffen zu verein- baren. Da wollte ich nur eine Patin, die ich selber aussuchte. Mit ihr lief es anfangs auch nicht so glatt. Mittlerweile sind wir Freundinnen. Dazu kam noch eine Frau, die mich als Patenfrau wollte. Nach etwa einem Jahr trennte sie sich plötzlich von mir. Das war ziemlich schmerzhaft. Die Gruppe bedeutet für mich viel, denn ich habe die Möglichkeit mich mit mehreren Frauen zu treffen um uns zu unterhal- ten, zu informieren oder Mei- nungen auszutauschen. Die Zeit im PP empfinde ich als eine Bereicherung. Ich habe nicht nur die deutsche Kultur kennen gelernt, sondern auch andere, wie die französi- sche, die iranische oder die tunesische Kultur. Svetlana Schreiber, geboren 1970 in Russland Gemischte Erfahrungen Svetlana Schreiber mit Sohn Markus 17 „Ist Dein Leben jetzt gut?“, wiederholte Kismet ihre Frage, die für mich so unvorberei- tet kam und in einer Offenheit, wie ich sie in Deutschland nicht gewöhnt war. Wir saßen ge- rade bei einem Latte Macciato an der Bar im ZKM. Ja, doch, mein Leben ist gerade gut, ant- wortete ich nach einigem Zögern. „Meines nicht so“ lächelte Kismet. Und sie lacht und lächelt so oft bei allem was sie sagt, dass der Barmann, hätte er uns wohl zugehört, nur schwer glauben könnte, was er da hörte. Kismet und ich hatten uns vor etwa zwei Jahren über das Patinnenprojekt beim Inter- nationalen Begegnungszentrum (ibz) kennen gelernt. Uns verbanden von Anfang an meh- rere Gemeinsamkeiten: beides Frauen Anfang dreißig, verheiratet, mit je zwei Kindern. Bei- de kamen wir kurz zuvor, relativ ungerne – eher aus Vernunftsgründen – nach Karlsruhe. Kismets Mann arbeitete bereits zwei Jahre zu- vor hier und jetzt kam sie mit ihren beiden Kin- dern Ezgi (9) und Mert (6) aus Istanbul nach. Wir lebten zuvor in Salzburg. Mein Mann nahm in Karlsruhe eine interessante Stelle an und so kamen wir früher wieder „Richtung Heimat“ als geplant. Beide Familien zogen in die Weststadt und wir Frauen hatten ziemliche Be- fürchtungen hier keinen Job mehr zu finden. Kismet ist Modedesignerin, arbeitete bereits in Istanbul und wusste, dass sie hier kaum eine Chance haben würde – schon alleine aufgrund Annette Huerre, geboren 1970 in Deutschland Ist Dein Leben gut? 18 der Sprachschwierigkeiten – einen adäquaten Job zu finden. Meine Sorgen lagen insbeson- dere darin begründet, dass ich als Mutter von zwei kleinen Kindern weder eine angemesse- ne Kinderbetreuung, noch einen verantwor- tungsvollen Job erhalten würde. Etwas, das ich mir in Öster- reich gut auf- gebaut hatte - hier musste ich jetzt völlig neu begin- nen. Beide nah- men wir uns jedoch fest vor, die Sache positiv anzu- nehmen und auch Karlsruhe von seiner schönsten Seite ken- nen zu lernen. Wir trafen uns also – meist mit den Kindern – im Schwimmbad, zum Picknick im Schlosspark, auf dem Fest, an der Alb, im ZKM, … und alles schien sich für uns beide sehr gut zu entwickeln. Kismet besuchte Deutsch- kurse im ibz und lernte sehr, sehr schnell. Ihre Tochter lernte sogar noch schneller in der letz- ten Grundschulklasse und auch ihr Sohn, der einige Anfangsschwierigkeiten mit der deut- schen Sprache hatte und lieber mit seinen tür- kischen Freunden spielte, lernte gut Deutsch in einer Integrationsklasse. Ich erhielt ganz unverhofft einen Platz für meine 4-jährige Tochter in einer Kindertages- stätte direkt neben uns und organisierte eine Tagesmutter für die 2-jährige Schwester, so Kismet Cat (links) mit Tochter Ezgi (rechts) und Annette Huerre mit Sohn Victor 19 dass ich mich jetzt ganz der Jobsuche widmen konnte. Bald fanden wir auch beide eine Ar- beit. Fast schämte ich mich dafür, dass ich für eine äußerst interessante Stelle bei der Bewer- bung Karlsruhes als Kulturhauptstadt Europas „angeheuert“ wurde. Eine echte Herausforde- rung – eine interessante Aufgabe mit sehr net- ten Kollegen. Kismet erhielt einen Reinigungsjob, jeden Abend bei den BNN – ironischerweise im Kulturressort. Auch Kismet war dankbar über diese Stelle. Sie trug damit zum Familienein- kommen bei und es verschaffte ihr eine gewis- se Unabhängigkeit, auch eigenes Geld zu ver- dienen. Allerdings bemerkte ich, dass Kismet kaum noch Fortschritte in Deutsch machte. Sie erklär- te mir, dass sie die Deutschkurse nicht mehr besuchte. Es wurde ihr zuviel: täglich das Hin- und Herfahren der Kinder, Haushalt und Ar- beiten. Außerdem meinte sie, keine wirklichen Fortschritte mehr mit dem Deutschkurs ge- macht zu haben. Ganz unangenehm war mir, als ich ihr bei einem unserer Treffen freudestrahlend davon berichtete, dass ich meine Arbeitszeit – in mei- nem heiß geliebten Job – aufgrund von Um- strukturierungen stark reduzieren kann und trotzdem als Selbstständige beim Projekt mit- wirken kann – ein sehr guter Kompromiss um Familie, Beruf und Freunde zu vereinbaren, wie ich fand. Sie berichtete mir im selben Atem- zug, dass ihr Mann seinen Job verloren habe und schon alleine deswegen der „Hausfrieden“ ziemlich schief hing. So saßen wir also im ZKM und beschlossen, 20 dass mein Leben, so wie es gerade war, gut war und ihres nicht so gut. Kismets Mann hatte nach einem Jahr noch immer keine Arbeit ge- funden. Kismet versuchte mehr zu arbeiten, was sich aber schwierig gestaltete. (Bei einem weiteren Minijob als Tagesmutter wurde sie nach zwei Monaten gar nicht bezahlt.) „Wir haben es falsch gemacht“, meinte Kismet. Wenn ihr Mann nicht bald wieder eine Arbeitsstelle findet, wollen sie zurück in die Türkei. „Schlimm wird das vor allem für die Kin- der“, meint Kismet, die sich hier ganz toll ein- gelebt haben. Die Lehrerin ihrer Tochter ist auch ganz begeistert und meint, dass Ezgi be- stimmt den Sprung von der Hauptschule auf die Realschule schaffen kann. Kismet nimmt sich aber fürs nächste Jahr auch ganz fest vor, alles zu versuchen. Insbe- sondere hat sie sich wieder für einen Deutsch- kurs angemeldet, was mich sehr gefreut hat. Das letzte Mal, wo wir uns dann in 2004 mit den Kindern trafen, war auf dem vorweih- nachtlichen Eislaufplatz. Wir hatten alle viel Spaß. Kismet war sehr wackelig auf den Bei- nen und ich, schwanger, mit meinem dicken Bauch auch. Den Kindern fiel es leichter – be- stimmt auch, weil sie keine Angst hatten. Am leichtesten fiel es Kismets Tochter. Sie schweb- te wie eine Eiskunstläuferin davon und half ihrer Mutter beim Fahren. Wir fielen hin – wir lachten – und wir stan- den wieder auf! 21 Als ältestes Kind von vier Geschwistern bin ich in Teheran aufgewachsen. Nach der Aus- bildung habe ich als Laborantin an dem Insti- tut für Pharmakologie der Universität Teheran gearbeitet. Bei einem Besuch meiner Schwester 1993 in Darmstadt, wo sie studierte, habe ich meinen Mann kennengelernt. Wir heirateten im Au- gust 1993 und ich blieb hier in Karls- ruhe. Am A n f a n g war das Leben für mich see- lisch sehr s c h w e r , weil ich oft Heim- weh hat- te. Mein Mann war den ganzen Tag an der Uni Karlsruhe und ich war meistens allein. Ich be- gann Deutsch zu lernen an der Volkshochschu- le von Karlsruhe. Eine Lehrerin bat mich, ihr bei den Vorbereitungen für den Pfennigbazar und den späteren Verkauf in ihrer Abteilung zu hel- fen. Nach dieser Zusammenarbeit wurde ich Mitglied des Internationalen Frauenclubs Karlsruhe. Hier lernte ich einige nette Frauen Irandokht Safi-Miri, geboren 1953 im Iran Nicht mehr allein Irena Sarchisova, Irina Kapralova, Rose Starlander und Irandokht Safi-Miri 22 kennen. Im Jahr 2001 hat eine Freundin von mir mich ins ibz eingeführt. Im Patinnenprojekt lernte ich 2003 viele nette Frauen kennen und bekam eine Partnerin, die sich sehr um mich kümmert. Wir besuchen Museen, Ausstellun- gen oder unternehmen etwas gemeinsam. Wir nehmen an vielen Veranstaltungen, die im ibz oder durch das ibz angeboten werden, teil. Ich bin jetzt nicht mehr allein, meine Zeit ist aus- gefüllt und ich fühle mich hier wohl. Zum Schluss möchte ich sagen, dass die aus- ländischen Frauen, die in Karlsruhe leben, sehr froh und dankbar sein müssen, dass sie hier im ibz herzliche, nette und hilfsbereite Frauen ge- funden haben. 23 Ich bin Mutter von drei Kindern. Bevor ich das Patinnen-Projekt im ibz kannte, hatte ich keinen Kontakt zu anderen Leuten. Als ich von dem Projekt erfuhr und ich daran teilnahm, wusste ich, dass es das Richtige für mich ist. Ich lernte neue Frauen kennen, kam mit ih- nen ins Gespräch. Meine Patin ist sehr nett und hat sich gut um mich gekümmert. Ich bekam auch viele neue Freundin- nen. Wir tausch- ten uns aus und erfuhren eine Menge von ein- ander. Jeden Dienstag treffe ich mich mit Su- sanne, Kathleen und Ina zum Joggen. Ich bin seit etwa zwei Jah- ren dabei und bin immer noch froh mitgemacht zu haben; ich kann dieses Projekt nur weiter- empfehlen. Sandra Lucyga und Dalila Chikhaoni (am Liegestuhl die Tochter einer anderen Patin) Dalila Chikhaoni, geboren 1962 in Tunesien Neue Freundinnen 24 Ich komme aus der Hauptstadt Kabul. Ich habe an der Pädagogischen Hochschule in Ka- bul Physik studiert, außerdem in Moskau und Baku. Ich arbeitete als Lehrerin in Kabul, an der Malalai UNI. Mein Mann und ich haben zwei Kinder, 1960 und 1967 geboren. Von 1979 bis 1980 lebten wir in Indien. Mein Mann war Diplomat. Mit Hilfe von Diploma- tenpässen konnten wir 1981 von Indien nach Deutschland ausreisen. Russland führte da- mals Krieg gegen Afghanistan. Mein Schwager lebte schon in Karlsruhe, deswegen kamen wir hierher. Mein Mann hat nie eine Arbeit hier gefunden, er sprach nicht sehr gut Deutsch. Er starb leider vor fünf Jahren. Ich habe sechs Jah- re im Mädchentreff gearbeitet - ich habe Hausaufgabenbe- treuung gemacht. Ein Jahr habe ich in der Uh- land Grundschule Mathematik unterrichtet, aber dann wurde das Geld gestrichen. Seit vie- len Jahren unterrichte ich afghanischen Kin- dern in der persischen Sprache einmal in der Woche im ibz. Durch das Patinnen-Projekt habe ich viele neue Kontakte bekommen. Mit mei- ner Patin gehe ich viel spazieren oder wir un- terhalten uns bei mir zu Hause. Den Konver- sationskurs besuche ich jeden Montag. Elke Zillmann-Ferguson und Nafissa Azizi Nafissa Azizi, geboren 1943 in Afghanistan Ein Leben in vielen Ländern 25 Über einen Zeitungsartikel habe ich über das Patinnen-Projekt erfahren. Meine Beweggrün- de zur Teilnahme waren hauptsächlich, ande- re Kulturen und Menschen kennen zu lernen, denn ich bin offen für alles Neue. Nachdem ich über ein Jahr ein Tandem mit einer Patenfrau bil- dete, ging dieses doch auseinan- der. Am Anfang hatte ich deswe- gen große Selbstzweifel. Im Nachhinein erfuhr ich dann aber, dass die Patenfrau vor mir wohl schon eine andere Patin hatte. Diese Patenschaft ging ebenfalls auseinander. Im Rückblick gesehen habe ich aus dieser Partnerschaft keinen großen Gewinn gezogen. Meine Patenfrau meldete sich eigentlich nur, wenn es ihr schlecht ging und ich ihr helfen sollte, was ich auch versucht habe. Ich selbst konnte meine Patenfrau nicht erreichen, da sie kein Telefon hatte. Auch von neutraler Seite wurde mir bestätigt, allerdings erst nach dem Auseinanderbrechen, dass diese Patenschaft von einem Ungleichgewicht getra- gen wurde. Direkt nach dem Zerbrechen des Tandems wollte ich aussteigen, doch die Gruppe hat Waltraud Motschall (Mitte) Waltraud Motschall, geboren 1951 in Deutschland Auseinanderbrechen des Tandems 26 mich überzeugt, dabei zu bleiben. Auch hätte ich mir seinerzeit nicht vorstellen können, ein neues Tandem zu bilden. Doch nachdem nun eine Zeit vergangen ist, würde ich es eventuell wieder versuchen. Abschließend sei noch zu bemerken, dass die Großgruppe ein positiver Gewinn ist und in- zwischen eine größere Bedeutung hat als am Anfang. Dabei denke ich auch an die Gruppen- treffen zu bestimmten Themen, Sommerfeste, Kinotreffs oder Kochgruppe. 27 2. U nt er sc hi ed e w ill ko m m en h ei ße n 28 St im m en a us d em P ro je kt Die Möglichkeit, neue beziehungsweise unter- schiedliche Sichtweisen kennen zu lernen („Un- terschiede“) finde ich besonders gut. (Patenfrau und Patin) Fremde Kulturen kennen zu lernen, das gefällt mir sehr! (Patenfrau und Patin) Es war und ist erstaunlich, dass der Altersun- terschied gar keine Schwierigkeiten bereitet hat. (Patin) Mein Bild einer „Russin“ stimmt überhaupt nicht mit meiner Patenfrau überein. Das war eine Überraschung. (Patin) Es ist sehr schwierig, die Gefühlslage von Frau- en mit einem anderen kulturellen Hintergrund richtig einzuschätzen. (Patenfrau und Patin) Ich finde es schwierig, dass man mit deutschen Frauen immer Termine vereinbaren muss, für spontane Sachen bleibt kaum Raum. (Patenfrau) Frauen aus anderen Kulturkreisen sind mir näher gekommen. (Patenfrau und Patin) 29 Als ich noch in Russland lebte, dachte ich nie über die Begrüßung nach. Bei uns ist es so: Männer geben sich gegenseitig die Hand, Frau- en kommen ohne Körperkontakt aus. Nur un- ter engen Freunden und Verwandten (wenn sie nicht gerade im Streit liegen) gibt es Umarmun- gen und Küsschen. Hier in Deutschland war es anders: Frauen wie Männer schütteln sich die Hände. Anfangs war es für mich fremd und es kam mir männlich und emanzipiert vor. Auf der anderen Seite, als ich eine gute Bekannte von meinem zukünftigen Ehemann kennen lern- te, gab sie mir sofort zwei Küsse an die Wan- gen. Sie war allerdings Französin. Da war ich sprachlos und dachte: „Was soll das? Wir ha- ben uns erst kennen gelernt und schon Küs- se?!“ Dass diese Begrüßung unter Franzosen üblich ist, erfuhr ich erst später. Mittlerweile schüttele ich dem russischen Freund meines Mannes die Hand ohne zu stocken. Svetlana Schreiber, geboren 1970 in Russland Begrüßung 30 Wenn ich den kleinen Chiharu in den Armen halte, empfinde ich ein großes Glück. Wie kam es dazu? Alles begann im Januar 2003 mit dem „Pa- tinnenprojekt“ im ibz. Unsere älteste Tochter lebt in Japan und ist mit einem Japaner verhei- ratet. Deshalb lerne ich Japanisch, um mich mit den Verwandten in ihrer Sprache verständigen zu können. Von Gun Strecker erfuhr ich, dass sich die junge Japanerin Tamami Norinaga an dem Patinnenprojekt beteiligen wolle. Mit ih- rem Einverständnis berichte ich unsere Ge- schichte. Die erste Begegnung im Januar 2003 im ibz - Café vergesse ich nie. Tamamis Deutsch- kenntnisse waren gering, mein Japanisch dürf- tig. So unterhielten wir uns überwiegend in Englisch. Doch eines war klar, wir waren uns sofort sympathisch, hatten viel zu sagen und zu fragen. Ihr Ehemann Koyo war als Stipen- diat der Humboldt-Stiftung für zwei Jahre nach Deutschland gekommen, um als Chemiker an der Universität Karlsruhe zu forschen. Beide lebten zum ersten Mal im Ausland. Sie wohn- ten in einer möblierten Mansardenwohnung in einem Karlsruher Vorort. Tamami fühlte sich dort einsam und isoliert. In Gesprächen erfuhren wir unsere ge- genseitigen Lebensläufe. Tamami ist Stadt- planerin und wollte Karlsruhe näher ken- nenlernen. Wir trafen uns wöchentlich, be- sichtigten das Schloss, die Majolika und die Anne Lie Hopf, geboren 1941 in Deutschland Chiharu - Tausend Freuden 31 Kunsthal le, besuchten Ausstellungen, das ZKM, eine Blumenschau, Kinovorstellungen usw. Unsere Ausflüge schlossen wir jeweils mit einem Cafébesuch ab, um das Erlebte zu be- sprechen. Wir sandten uns Emails in Deutsch und Japanisch, die wir wechselseitig korrigier- ten. Tamami lernte sehr schnell Deutsch. Nach dem Alter könnte ich Tamamis Mut- ter sein. Doch von Anfang an fühlten wir uns als Freun- dinnen. Tamami kam gerne zu uns nach Hause. Ich er- kannte, wie schwer für sie die kleinen und großen Pro- bleme im Ausland zu lösen waren: Was macht man, wenn man alle Schlüssel verliert, die Bank wechseln will, wenn man die Formulare der Krankenkasse und Behörden nicht versteht? Aber gemeinsam konnten wir alle Schwierigkeiten lösen. Wir unternahmen Radtouren in die nähere Umgebung. Tamami war von den vielen Schrebergärten begeistert, weil es Vergleichbares in Japan nicht gibt. Wir kochten, backten, aßen zusammen und tausch- ten Rezepte aus. Unsere Ehemänner mochten sich, wenn sie auch meistens im Hintergrund wirkten. Ab Mitte 2003 hatten sich ihre Sprach- kenntnisse wesentlich verbessert. Tamami war Anne Lie Hopf mit Chiharu und Tamami Norinaga 31 Kunsthal le, besuchten Ausstellungen, das ZKM, eine Blumenschau, Kinovorstellungen usw. Unsere Ausflüge schlossen wir jeweils mit einem Cafébesuch ab, um das Erlebte zu be- sprechen. Wir sandten uns Emails in Deutsch und Japanisch, die wir wechselseitig korrigier- ten. Tamami lernte sehr schnell Deutsch. Nach dem Alter könnte ich Tamamis Mut- ter sein. Doch von Anfang an fühlten wir uns als Freun- dinnen. Tamami kam gerne zu uns nach Hause. Ich er- kannte, wie schwer für sie die kleinen und großen Pro- bleme im Ausland zu lösen waren: Was macht man, wenn man alle Schlüssel verliert, die Bank wechseln will, wenn man die Formulare der Krankenkasse und Behörden nicht versteht? Aber gemeinsam konnten wir alle Schwierigkeiten lösen. Wir unternahmen Radtouren in die nähere Umgebung. Tamami war von den vielen Schrebergärten begeistert, weil es Vergleichbares in Japan nicht gibt. Wir kochten, backten, aßen zusammen und tausch- ten Rezepte aus. Unsere Ehemänner mochten sich, wenn sie auch meistens im Hintergrund wirkten. Ab Mitte 2003 hatten sich ihre Sprach- kenntnisse wesentlich verbessert. Tamami war Anne Lie Hopf mit Chiharu und Tamami Norinaga 33 dem winzigen Embryo ein fertiger Mensch ent- wickelte. Was für ein großartiges Erlebnis! Im August 2004 besuchten Tamamis Eltern ihre Tochter. Gemeinsam besichtigten wir die Babystation des Krankenhauses. Der hohe Stan- dard der Klinik beeindruckte alle. Beruhigt kehrten die Eltern nach Japan zurück. Wir über- legten, was alles vorzubereiten war: Babyaus- stattung, Kinderbettchen, Kinderwagen usw. Vieles kaufte sie im Internet. Es bereitete uns großen Spaß, die Babykleidung einzukaufen. Koyo und Tamami besuchten gemeinsam einen Geburtsvorbereitungskurs. Am Sonntag, 19. Dezember 2004, 7:39 Uhr, wurde ihr Sohn Chiharu in Gegenwart seines Vaters geboren. Schon am Nachmittag besuchten wir die glück- lichen Eltern und bewunderten das gesunde, hübsche, schwarzhaarige Baby. Tamami und ich trafen uns weiterhin wö- chentlich, besprachen die vielen Dinge, die es zu regeln galt, machten gemeinsame Ausfahr- ten und ich erlebte, wie prächtig sich Chiharu entwickelte. Ich war für ihn seine deutsche Großmutter. So hat sich das Patinnenprojekt auf Chiharu erweitert und mir, wie sein Name verheißt, „tausend Freuden“ bereitet. 2006 kehrten Tamami und ihre Familie nach Japan zurück. Bei einer Japanreise im selben Jahr trafen wir uns in Kyoto wieder und ich erlebte die grosse Gastfreundschaft ihrer Fa- milie. Unsere enge und intensive Verbindung dauert weiterhin an. 2007 wurde ihre Tochter Tohko geboren. Über Internet nehmen wir an allen wichtigen Ereignissen teil. Wir tauschen Fotos und kleine Geschenke aus und hoffen auf ein baldiges Wiedersehen. 34 Meine Patenfrau heißt also Khojesta und ist eine Juristin aus Afghanistan. Ich übe den un- gewohnten Namen und frage mich: Konnte man denn bei den Taliban als Frau Jura studie- ren und was war das für ein Recht? Es besucht mich eine bezaubernde Frau mit Augen wie aus 1001 Nacht. Sie ist etwa 40 Jahre, Mut- ter von drei Kindern, mit einem afghanischen Juri- sten verheiratet. Schon vor der Zeit der Taliban, vor den Russen, ist sie geflüch- tet und ihrem Mann nach Deutschland gefolgt, des- sen Familie hier Asyl erhal- ten hatte. Sie ist inzwischen deutsche Staatsbürgerin, aber sie bringt mir eine ganz neue Welt. Sie stammt aus einer alten Patrizierfamilie in Kabul, hat dort als Staatsanwältin gearbeitet. Damals gab es schon Professorinnen an der Universität, zu der Zeit eine Rarität bei uns in Deutschland. Später zeigt sie mir Fotos aus der guten alten Zeit, die Damen hochelegant teils in Pa- riser Roben. Sie erzählt von einem reichen Khojesta Ebrahimkehl Dr. Alice Haidinger, geboren 1921 in Deutschland Von Patin zur Freundin 35 kulturellen Leben und ich werde still vor der Kultur, die weit älter ist als die unsrige. Wie schwer muss es sein nun als Flüchtling zu leben; den geliebten Beruf nicht ausüben zu können. Tapfer hat sie mehrere Möglichkei- ten versucht. Und nun ist sie schwanger. Sie muss einige Zeit vor der Geburt ins Kranken- haus und ich besuche sie. Völlig unerwartet liegt da neben ihr in einem blauen Gitterbett- chen ein kleiner Junge und ich habe das Ge- fühl, ein neues Enkelkind bekommen zu haben. Ich eile in die Stadt, um für ihn einzukaufen. Ich werde bei ihr eingeladen und finde eine warme Häuslichkeit vor und esse mit Genuss die afghanischen Festspeisen, staune über die wohlerzogenen Kinder. Die Familie besucht mich auf meinem Wochenendhaus. Es ist wie- der die warme Atmosphäre da, die wir so oft nicht haben. Wir kaufen für den ersten Geburtstag meines afgha- nischen Enkels ein. Er sieht in sei- nem rot karierten Hemd zum Fressen aus. Sein Bild steht zwi- schen meinen anderen sieben En- kelkindern und wird akzeptiert. Und dieses Weihnachten bekam ich das schönste Geschenk von Khojesta, nämlich einen afghani- schen Seidenschal und war damit im Festspielhaus in Baden-Baden sicher die eleganteste Dame!! Aber das beste Geschenk ist Khojesta selbst mit ihrer Wärme, blitzenden Intelligenz, Humor und Erfindungs- reichtum, die ihr schweres Leben bewunderns- wert meistert. Dr. Alice Haidinger und Takal 36 Anne: Ich könnte vom Alter her Deine Mutter sein. War das ein Problem für Dich? Olga: Nein, eigentlich nicht. Ich habe mich schon oft mit älteren Frauen gut verstanden. Anne: Unterscheiden sich ältere russische Frau- en von gleichaltrigen deutschen Frauen durch Kleidung, Aussehen, Verhalten? Olga: Ja, es gibt große Unterschiede. Ältere Frauen in Russland fühlen sich alt und ver- braucht. Sie tun wenig für ihr Aussehen, klei- den sich oft dunkel und unauffällig und ma- chen keinen Sport. Man muss wissen, dass die Lebenserwartung in Russland viel niedriger ist. Männer und Frauen führen ein anstrengendes Leben. Der Arbeitstag ist lang. Die Energie ist verbraucht. Oft zum Beispiel ernähren sie sich auch ungesund. Anne: Denkst Du, dass es in Deutschland ei- nen „Jugendwahn“ gibt, das heißt, dass Älter- werden als Makel empfunden wird? Olga: Ich denke, dass in Deutschland das ju- gendliche Aussehen besonders wichtig ist. Ich finde es aber gut, dass Frauen und Männer sich fit halten und auf ihr Aussehen achten. Olga Lebedkin, geboren 1972 in Russland Anne Deisler, geboren 1940 in Deutschland Ältere Menschen in Russland 37 Anne: Ab wann gehen Frauen in Russland ge- wöhnlich in Rente? Olga: Frauen können ab 55 Jahren und Män- ner ab 60 in Rente gehen. Aber die Rente ist nicht hoch, so dass die Leute gezwungen sind, etwas dazu zu verdienen. Das ist bis zu einem bestimmten Betrag auch erlaubt. Einige haben eine gute Pension, zum Bei- spiel ehemalige Mi- litärs. Die Privilegi- en, für die kürzlich die Rentner auf die Straße gingen, zum Beispiel kostenlose Medikamente, ko- stenlose öffentliche Verkehrsmittel und so weiter werden nach und nach ge- strichen. Anne: Wie ist es mit Altersheimen? Olga: Es gibt gute Altersheime, zum Beispiel für ehemalige Schauspieler und Militäran- gehörige. Staatliche Altersheime sind ganz schrecklich. Die Sozialdienste sind überlastet. Also besorgen sich die Leute fremde Hilfe, zum Beispiel eine Frau aus dem Bekanntenkreis. Anne: Genießen ältere Menschen in Russland Achtung und Anerkennung? Hört man auf ih- ren Rat? Olga: Diese Achtung nimmt leider ab. Man ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Olga Lebedkin und Anne Deisler 38 Anne: Warum fällt es Dir und Deinem Mann schwer, uns zu duzen? Olga: Das Du ist traditionell der Familie und engerer Verwandtschaft vorbehalten. Es ist un- gewöhnlich, ältere Bekannte zu duzen. Anne: Das Wort „babuschka“ klingt freundlich und gemütlich. Sind Omas noch bereit, ihr Le- ben in den Dienst der jungen Familie zu stel- len, wie auf die Enkel aufzupassen? Olga: Es ist üblich, dass die Generationen zu- sammen wohnen, zumal die junge Familie meist bei den Eltern wohnen muss (oft in einer zu engen Wohnung). Gewöhnlich arbeiten beide und die Großmutter muss auf die Kinder auf- passen. Das kann Nachteile haben und zu Kon- flikten führen, wenn die Oma glaubt, die Kin- dererziehung in die Hand nehmen zu müssen. Anne: Ich danke Dir für das Interview, Olga. 39 1953 habe ich mit meinem Studium der rus- sischen Sprache und Literatur angefangen. Während der fünf Studentenjahre habe ich 1955 meinen Mann geheiratet, 1959 wurde un- sere Tochter geboren. Ich habe indonesische Militärangehörige in der russischen Sprache und Literatur unterrichtet. 1962 zogen wir nach Baku, wo wir zehn Jahre blieben. Baku ist ein se- parater Staat, sehr südlich mit vielen Früchten, für uns aus Wladiwostock sehr erstaunlich. Es war eine Zweimillionenstadt mit sehr freundlichen Leuten. Zwei Jahre lang habe ich keine Arbeit gefunden, dann doch abends Arbeiter unterrich- tet. Von dort aus zogen wir 1972 nach Lenin- grad, wo fünf Millionen leben. Die Menschen sind sehr verschlossen, sie sind ohne Grund ein- gebildet. Sehr freundlich sind sie auch nicht. Ich arbeitete im Touristenmanagement, mein Mann war arbeitslos. Nach 1985 veränderte sich unser Leben total, das ganze soziale und poli- tische Leben. Warum? Unsere Rente wurde im- mer kleiner. 1989 wurde mein Mann sehr krank. Wir mussten für alles privat bezahlen. Zweimal wurde er mit dem Rettungswagen ins Kranken- haus eingeliefert, er wurde nicht behandelt, man sagte er sei zu alt. Wir haben uns entschie- den nach Deutschland zu gehen. 1995 gaben wir unsere Papiere ab. Sechs Jahre später, 2001, konnten wir ausreisen. Lina Ratner, geboren 1935 in Russland Von Wladiwostock nach Karlsruhe 40 Meine eigene Meinung von Deutschland ist sehr hoch, vielleicht wegen der ärztlichen Be- handlung. Mein Mann wurde nach nur zwei Wochen in Deutschland operiert. Alle waren der Meinung der Tumor sei bösartig. Ein jun- ger Arzt hat das Ergebnis aus dem Labor be- kommen, er kam uns am Gang entgegen und hat ganz laut gerufen: „Es ist doch nicht bös- artig!“ Meinem Mann wurde ein zweites Le- ben geschenkt. Wir ha- ben eine sehr freund- liche, aufmerksame Nachbarin. Sie kommt oft zu uns, erzählt uns etwas. Erstaunlich ist, dass so viele Leute hier freiwillig etwas machen, zum Beispiel Deutsch für Auslän- der unterrichten. In Russland machen sie es nicht, sie wollen nicht ihre Freizeit abgeben. Im Deutschkurs im ibz habe ich vom Patinnen- Projekt gehört. 2003 habe ich Annette durch das Patinnen-Projekt kennen gelernt, sie ist im Alter unserer Tochter. Wir haben viele Muse- en und Ausstellungen besucht, Karlsruhe er- kundet. Inzwischen treffen wir uns meist bei mir zu Hause, weil mein Mann krank ist. Wir diskutieren oft über Literatur, was uns alle sehr interessiert. Nun lernt Annette Russisch und sie plant eine Reise in unsere Heimat! Ich habe im Patinnen-Projekt einmal Alexander Puschkin vorgestellt, das fand großes Interesse. Der Aus- tausch zwischen deutschen und ausländischen Frauen ist sehr anregend. Lina Ratner und Annette Horwedel 41 Ich verstehe jetzt erst nach einigen Jahren den kulturellen Unterschied bezüglich Anrede und Nähe / Distanz. In vielen Ländern zeigt man als junger Mensch unbedingt Respekt den Äl- teren gegenüber. Das, was ich als Abwehr mir persönlich als älterem Menschen gegenüber wahrgenommen habe, kann ich heute eher als Kulturunterschied erklären. Wünschenswert wäre, Normen und Werte wie Begrüßung und Anrede früher in der Gruppe zu besprechen, um auf Unterschiede aufmerksam zu machen. Dann ist es leichter, im Tandem richtig darauf zu reagieren. Renate Braun-Schmitz, geboren1930 in Deutschland Unterschiede 42 43 3 . G ru pp e er le be n 44 St im m en a us d em P ro je kt Mir gefallen besonders die regelmäßigen Tref- fen, aber auch die Treffen und Unternehmun- gen in kleineren Gruppen. (Patenfrau und Patin) Mir gefällt besonders Gruppenarbeit, die er- möglicht gemeinsam ein Thema zu entwickeln. (Patenfrau und Patin) Strukturierte Gesprächsrunden, die alle Ge- sprächsteilnehmerinnen ermutigen aktiv mit- zudiskutieren, das finde ich gut. (Patenfrau und Patin) Ich finde besonders gut, dass sich nun Inter- essenskreise gebildet haben, die mich auch mit anderen Frauen in Kontakt bringen. (Patenfrau und Patin) Die „Unverbindlichkeit“ mancher Frauen ist nicht einfach für mich. Bei den Treffen ist nur ein Bruchteil der Frauen aus dem Projekt da. Es fehlt mir die Rückmeldung an die Groß- gruppe bzw. ich hätte gerne einen noch grö- ßeren Erfahrungsaustausch. (Patin) 45 Ich bin in Leningrad geboren. Mein Vater war Arzt, meine Mutter war zu Hause mit meinem älteren Bruder und mit mir. Meine Eltern leb- ten ein gutes Leben – sie sind sogar gleichzeitig gestorben, nach fünfzig Jahren zusammen. Nach der Mittelschule studierte ich am Me- dizinischen Institut. Ich arbeitete in einer Poli- klinik und im Krankenhaus. Mit meinem Kopf, meinen Händen, mei- nem Herzen habe ich vierzig Jahre lang für Kinder gearbeitet, ohne Apparate, ohne Com- puter. Mein Chef hat jetzt angerufen, ob ich nicht wiederkommen will! Meine Tochter, 1963 geboren, kam mit ihrem Mann und Sohn vor acht Jahren nach Deutsch- land. Nach Karlsruhe zogen wir vor vier Jah- ren. Mein Enkel, Kirill, ist jetzt sechzehn Jahre alt. Er besucht das Lessinggymnasium, er hat immer gute Noten! Er ist ein freundlicher, lie- ber Junge. Meine Tochter, auch Ärztin, mach- te vor kurzem ihr Examen als Altenpflegerin. Larissa Kolpina (rechts) und Sandra Lucyga Larissa Kolpina, geboren 1938 in Russland Mein Leben in Russland und Deutschland 46 Der Schwiegersohn ist Funkingenieur, arbeitet zur Zeit für eine Leihfirma. Sie sind zufrieden mit ihrem Leben hier. Seit 2003 bin ich im Patinnen-Projekt. Mon- tags treffen wir uns im ibz zum Reden und Le- sen, Dienstag und Freitag habe ich Unterricht bei Sandra Lucyga. Donnerstags bin ich seit län- gerer Zeit im Städtischen Klinikum ehrenamt- lich beschäftigt. Ich bin froh, dass ich etwas Nützliches tun kann. Zwischen 10 und 13 Uhr basteln und spielen wir mit den Kindern, de- ren Eltern zu einer Untersuchung ins Kranken- haus müssen. Es sind fünf bis zehn Kinder, im Alter zwischen vier und sieben, manchmal auch ganz Kleine. Es ist für mich sehr interessant und ich kann Deutsch sprechen üben. 47 Wie lernt man eigentlich neue Menschen, ihre Bräuche und Sitten und die verschiedenen Essensspezialitäten kennen? Muss man denn weit reisen in andere Länder, um neue Erfah- rungen zu sammeln und neue Menschen ken- nen zu lernen? Haben wir nicht auch hier in Karlsruhe die Vielfalt der Kulturen? Aber si- cher, beispielsweise die Frauen vom Patinnen- Projekt. Beim gemeinsamen Kochen kann man sich besser kennen lernen, hat sich eine Grup- pe der Frauen gedacht. Renate Braun-Schmitz hat den ersten Kochabend in ihrer schönen Wohnung organisiert und lud interessierte Frauen dazu herzlich ein. An diesem ersten Abend kochten wir Borscht, ein russisches Nationalgericht. Für mich war das etwas, was ich noch nie gegessen hat- te und einfach gut schmeckte. Alle Frauen ga- ben sich große Mühe und waren mit Begeisterung dabei. Zwiebeln, Möhren, Kohl schneiden – dazu im- mer wieder ein Glas Rot- wein von unserer freund- lichen Gastgeberin. So wie diese verschiedenen Zuta- ten, die zusammen eine Einheit bilden, so sind auch wir Frauen aus unterschiedlichen Natio- nen, wir bilden auch eine Einheit und zwar eine Jelena Feddersen-Stefanic, geboren 1951 in Kroatien Kochabend Renate Braun-Schmitz (links) und Jelena Feddersen-Stefanic 48 interkulturelle. Es war nicht nur lustig, sondern auch sehr interessant und es herrschte eine gemütliche und freundliche Atmosphäre. Zehn Frauen unterschiedlichster Nationalität und Kultur von einer großen Welt saßen an diesem Abend an einem kleinen Tisch zusammen. Die Welt war an diesem Abend trotz ihrer Größe klein und zum Greifen nahe. Nach dem Essen haben wir es uns gemütlich gemacht und uns über verschiedene Themen unterhalten. Kom- munikation spielt bei solchen Treffen eine gro- ße Rolle in unserer kleinen Runde. Wir kamen aus verschiedenen Gründen nach Deutschland, jede mit ihrem Schicksal, mit ihrem Lebensstil, der zum Teil ganz anders als der westliche Le- bensstil ist. Jede kam mit einer anderen Vision und eigenen Vorstellungen über das Leben in Deutschland, für manche ein Kulturschock. Es war dennoch schön zu sehen, wie diese Frauen zusammen saßen und auch viel lachen konn- ten. Es bleibt nur zu hoffen, dass es noch mehr solche Abende geben wird. 49 Ich bin zum Patinnen-Projekt gekommen, weil ich auch in der Fremde bin. Ich bin zwar Deutsche, aber ich komme nicht aus Karlsru- he. Ich kenne kaum Leute hier. Die, die ich kann- te, waren von hier. Mit ihnen musste man ei- nen Termin ausmachen, denn sie haben Fami- lie, Verwandte und Freunde. Die Mitt- wochstreffen fand ich sehr schön, einfach über alles reden, nicht nur unter Migrantinnen, son- dern unter Frauen. Bei der Geburt von meinem Sohn ging es mir so wie Khojesta aus Afghanistan: Ich hatte keine Verwand- te, die mich begleitete. Als Svetlana ihr Kind bekam, war ihre Mutter aus Moskau angereist. Das fand ich so schön, wie die Mutter für sie gekocht hat – da habe ich sie beneidet, als Deutsche in der Fremde. So bin ich zum PP gekommen, weil ich keine Bekann- ten habe. Jetzt ist es schwer, weil ich mein Kind habe, da kann ich nicht weg am Abend. Irena Sarchisova und Veronika Eger Veronika Eger, geboren 1965 in Deutschland Die Mittwochstreffen 50 Gleich das erste Gruppentreffen zur Einfüh- rung vor inzwischen vier Jahren hat mir gut ge- fallen. Spielerisch haben wir Paare gebildet und gleich viel von einander erfahren. Bei den Gruppentreffen alle zwei Monate war ich im- mer dabei. Ich habe wirklich dazugelernt. Ich bin ein Mensch, der nicht viel reist, ich kenne kein außereuropäisches Land. Für mich ist dieses Pro- jekt eine Möglichkeit, ohne mühsame Reisen von anderen Kulturen zu hören und zu lernen. Ich fühle mich als Mensch von der Gruppe an- genommen, ich bekomme positi- ves feed-back von Frauen, die an den Diskussionen teilgenommen haben. In meinem persönlichen Bekanntenkreis von früher habe ich überhaupt keine Migrantin gehabt. Ich hatte vielleicht eine etwas romantische Vorstellung von ihnen. Mein Alltag war be- stimmt durch deutsche Frauen. Ich habe mich ausländischen Frau- en auch nicht genähert. Das finde ich im Nach- hinein schade. Ich bin immer wieder erstaunt und manchmal ergriffen, wenn ich von diesen Schicksalen höre. Was diese Frauen erlebt ha- ben, wäre mir sonst verschlossen geblieben. Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Es hat mei- nen Gesichtskreis sehr erweitert in Bezug auf politische Verhältnisse in anderen Ländern - wie ungerecht den Menschen mitgespielt wird. Renate Braun-Schmitz und Marianne Rupp-Huth Renate Braun-Schmitz, geboren 1930 in Deutschland Die Gruppe 51 Der Kies knirscht unter den Joggingschuhen, Schweiß steht auf unserer Stirn. Neben uns gluckert ein Flüsschen. Seit einem halben Jahr treffen wir uns regelmäßig zum PP-Lauftreff. Einmal pro Woche lassen wir an- gefangene Bewerbungsschrei- ben, aufgeschlagene Lehrbü- cher, schmutzige Wäsche und halbfertige Programme links lie- gen und joggen stattdessen ge- meinsam eine Runde entlang der Alb. Laufen ist eine angenehme Weise, sich fit zu halten. Keine Halle muss gemietet, keine teu- ren Sportgeräte gekauft werden. Einfach nur in T-Shirt, Sporthose und Joggingschuhe steigen und los geht’s. Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen, dabei auch ein bisschen zu schnattern. Über all- tägliche Dinge. Über ganz klei- ne oder auch mal über ganz gro- ße Probleme – russische, tunesische, deutsche Gedanken und eine „wilde“ Mischung daraus. Darüber kann schon mal der Sauerstoff knapp werden. Besonders im Hochsommer. An einem solchen Dienstagnachmittag mit 35°C im Schatten schleppten wir uns kraftlos Susanne Dittmann und Ina Milin Susanne Dittmann, geboren 1962 in Deutschland und Kathleen Kühmel, geboren 1977 in der DDR Der zweite Atem 52 durch die Hitze. Plötzlich überraschte uns Ina, als sie völlig unerwartet zu einer Verlängerung unserer gewohnten Runde ansetzte. Erstaunt fragten wir, was denn heute los sei. „Ich habe den ‚zweiten Atem’!“, erklärte sie voll Über- zeugung und wir nahmen eine zusätzliche Schleife in Angriff. Inzwischen wurde der Be- griff „zweiter Atem“ zu einem geflügelten Wort in unserer kleinen Runde und wird meist von einem Grinsen begleitet. Dieser sprichwörtliche „zweite Atem“ kommt uns immer wieder in den Sinn, wenn wir an die Entwicklung des PP-Projekts denken. Den brauchen wir gelegentlich, wenn wir ver- suchen Freundinnen zu unterstützen, zu moti- vieren oder einfach nur um uns zu treffen. Das PP-Projekt lebt von und durch die Initiative der teilnehmenden Frauen, und ist das, was wir daraus machen. Erst wenn man sich engagiert, ausprobiert, gemeinsame Interessen pflegt und zusammen Herausforderungen annimmt, wird die Hülle des PP-Projekts gefüllt. In Deutschland leben, weil die politischen oder wirtschaftlichen Umstände besser als im Ursprungsland sind, ist nur ein erster Schritt. Hier eine Heimat zu finden, sich hier wirklich zu Hause zu fühlen, bedarf vieler weiterer Schritte. Hindernisse lassen sich überwinden, das zeigt sich gerade beim Laufen. Und ge- meinsam trauen wir uns mehr zu. Inzwischen gehört der kleine Lauftreff fest zu unserem Alltag. Etwas, was uns mit Karlsruhe als neuer und alter Heimat verbindet und das wir nicht mehr aufgeben möchten. Der Höhepunkt unserer gemeinsamen sport- lichen Betätigung ist die jährliche Teilnahme 53 Beim 24-Stunden-Lauf für Kinderrechte am „24-Stunden-Lauf für Kinderrechte“. Dabei werden in einer frei einteilbaren Staffel von ver- schiedenen Teams in 24 Stunden möglichst vie- le Runden walkend oder laufend zurückgelegt. Als PP-Lauftreff bil- den wir ein kleines, aber starkes Sub- team. In diesem Jahr konnten wir sogar im eigenen Team-T-Shirt star- ten, um das uns so mancher beneidet hat. Der „24-Stun- den-Lauf für Kin- derrechte“ findet immer auf einer richtigen Sportan- lage mit 400-Me- ter-Bahnen statt. Vom Zuschauerrang aus sieht so eine Runde recht überschaubar aus. Ist man selbst auf der Bahn, kann sie sehr lang sein. Aber das ist kein Problem für uns, es gibt ja den „zweiten Atem“! 54 Die Reihe der acht Paar Schuhe und Stiefel im Flur sagen einiges aus über diesen Tag. Das Wetter ist scheußlich, regnerisch und windig. Die wohlerzogenen Frauen haben sich gleich nach der Begrüßungszeremonie die Schuhe aus- gezogen. Die Iranerin und Afghanin küssen dreimal, die Russinnen, die Mexikanerin und die Französin zweimal, Handschlag und Kuss von der Deutschen und einen leichten Drük- ker von der Schwedin. Kaum haben wir den heißen Tee getrunken, holt die kleine energische Irena ihr Aufgaben- heft heraus und zusammen mit Paula aus Me- xiko, Lina aus Russland und Annette aus Karls- ruhe, lösen sie die schwierigen Aufgaben der deutschen Sprache. Wollten wir nicht kochen? Irandokht aus Iran sucht die richtigen Töp- fe zusammen um Reis und Linsen zu kochen. Die kleinen Hackfleischbällchen hat sie fertig mitgebracht. Nafissa aus Afghanistan bereitet den Nachtisch vor, Ferni. Rose aus Frankreich gibt Tipps über interessante Veranstaltungen und gute Filme, die zur Zeit laufen. Irina aus Russland erzählt aus ihrem Leben, sie ist erst seit 2005 in Deutschland, spricht schon sehr gut deutsch. Die Jüngste, Paula, ist recht neu in der Runde. Mit ihrem fröhlichen Lachen steckt sie alle anderen an. Zwischendurch wird in die Töpfe geguckt und beraten. Rosinen werden Gun Strecker, geboren 1945 in Schweden Internationaler Frauentag, 8. März 2006 55 gewaschen und in Butter geschwenkt, Safran in heißes Wasser aufgelöst und mit einigen Löf- feln des fertigen Reis-Linsengerichts gemischt. Auf einer großen Platte wird das Essen deko- rativ verteilt. Wir genießen den schönen An- blick des irani- schen Gerichtes und essen mit gutem Appetit. Der feine Nach- tisch schmilzt auf der Zunge, der Kardamom überrascht den Gaumen. Zum Kaffee gibt es die russische Süßigkeit „Vo- gelmilch“, eine rosa Creme in Schokolade ge- taucht. Für kur- ze Zeit sind die üblichen Fragen des Übergewichtes vergessen! Die Frauen aus Russland erinnern sich gern an frühere Frauentage in der Heimat. An die- sem Tag gingen sie nicht zur Arbeit, an diesem Tag spülten die Männer, es gab kleine Geschen- ke von Freundinnen, Töchter, Mutter. Gegen- seitig schenkte man sich Blumen, abends wur- de ein Fest gefeiert – für manche der schönste Tag im Jahr! „Hast du alle Tassen im Schrank?“ – „Du siehst zum Anbeißen aus!“ – „Sich mit fremden Federn schmücken!“ – „Hinter schwedischen Gardinen!“ Lina Ratner, Irena Sarchisova und Paula Wiegel 56 – diese Frauen wollen unbedingt wissen, wann man diese Sprüche richtig einsetzen kann! Die Heiterkeit verrät nicht, was manche dieser Frauen hinter sich haben: Flucht, Krankheit, Angst. Für viele ist die Arbeitslosigkeit ein sehr aktuelles Thema. Sie sind hoch motiviert ihr Deutsch zu verbessern. Zeit zum Aufbrechen, obwohl es draußen immer noch gießt. Unter viel Gelächter wer- den die Schuhe gesucht und angezogen. Mit dreifachen, zweifachen oder einfachen Küss- chen verabschieden wir uns an diesem Inter- nationalen Frauentag, am 8. März 2006. 57 Sandra Lucyga Als Gun mich bat, einen Beitrag zu dem Buch übers Patinnenprojekt zu schreiben, lag ich mal wieder mit einer Erkältung im Bett. Eine Erkältung, das ist für die meisten Leute keine große Sache. Ärgerlich, aber hin- nehmbar. Mich aber legt eine Erkältung regelrecht flach. Ich habe dann meistens Fieber, bin elend schlapp und kann - vor al- lem - nicht mehr gehen, denn ich habe MS. Und das ist auch der Grund, weshalb ich den Sprachkurs für das PP gebe. Bevor ich auf das PP gesto- ßen bin, hatte ich schon jahre- lang im Bereich Deutsch als Fremdsprache gearbeitet und wollte dies auch mit zwei klei- nen Kindern weiter tun. Aber die MS ließ es nicht zu. Anfangs war der Kurs für mich ein Trotz gegen die Krankheit. Trotzig wollte ich mir und dem Rest der Welt beweisen, dass ich mich von der Krankheit nicht unterkriegen ließ und dass Sandra Lucyga, geboren 1969 in Deutschland Was eine schwerwiegende chronische Erkrankung mit einem Kurs für Deutsch zu tun hat 58 es hauptsächlich an der Belastung durch zwei kleine Kinder lag, dass ich nicht mehr berufs- tätig war. Dann gab es eine Zeit, da wurde der Kurs für mich zu einer Überlebenshilfe. Ich konnte mich darauf verlassen, dass der Kurs regelmä- ßig zu einer bestimmten Zeit statt fand und dass ich dann in meinem fachlichen Können gefordert war. Inzwischen habe ich es aufge- geben, die MS negieren zu wollen und so zu tun als gäbe es überhaupt keine Krankheit für mich, die mich jeden Tag einschränkt. MS ist eine „fiese Möp“. Hinterhältig schlägt sie ge- nau dann zu, wenn das Leben so richtig begin- nen kann; zwischen 20 und 30. Auch wenn nicht jede MS zwangsläufig im Rollstuhl enden muss, so musste ich doch begreifen, dass es passie- ren kann und dass es bei mir so gekommen ist. Heute geben mir das Patinnenprojekt und der Deutschkurs die Möglichkeit, mein Fach- wissen in einer sinnvollen Aufgabe anzuwen- den. Sinnvoll deshalb, weil Deutschunterricht für alle Migranten notwendig ist und es einen Unterschied für die Migrantinnen macht, ob es ihn gibt oder nicht. 59 4 . Si ch v er än de rn 60 Vorurteile und Klischees konnten abgebaut werden. Der Blick über den Tellerrand hat mir gut getan. (Patenfrau und Patin) Meine Einsamkeit hat sich aufgelöst. (Patenfrau) Ich habe nun neben meiner Familie noch eine weitere Familie – Schwestern. (Patenfrau) Über das PP habe ich viele Informationen über das kulturelle Leben in Karlsruhe bekommen. Wir unternehmen viel, alleine würde ich mich nicht auf den Weg machen. (Patenfrau) Ich habe mehr Mut bekommen vor fremden Leuten den Mund aufzumachen, ohne Angst, dass ich dabei Fehler mache. (Patenfrau) Durch das Projekt habe ich erfahren, dass es auch freundliche deutsche Leute gibt. Leute, die versuchen, Ausländer zu verstehen. (Patenfrau) Nach dem ersten Treffen im ibz haben wir uns gleich selbstständig gemacht und unsere ge- meinsamen Treffen unabhängig organisiert. (Patin) St im m en a us d em P ro je kt 61 die Auseinandersetzung mit meinen „neu- en“ Freundinnen und deren Probleme zwingt mich oft meine eigenen Konzepte und Vorstel- lungen zu hinterfragen, das PP war / ist immer wie- der Anlass für Diskussionen in- nerhalb meiner Familie und mit meinen „alten“ Freunden und in- tensiviert und belebt auch diesen Austausch, viele, viele schöne Stunden mit euch allen, freundschaftlichen Kontakt und Austausch mit interessanten Frauen, fernab von „klassischen Hausfrauen- und Mutter- gesprächen“, dass dieses Projekt unglaub- lich viele Möglichkeiten, mensch- liche Potentiale birgt und offen- bart und es dadurch in schönen wie auch ern- sten Situationen spannend bleibt, dass ich neugierig zuhören darf, wenn Frau- en aus ihrem Leben erzählen, und ich es als Be- reicherung meines Lebens aufnehmen kann. Susanne Dittmann Susanne Dittmann, geboren 1962 in Deutschland Was bringt mir das Patinnen-Projekt? 62 Im April 2005 war ich in Sankt-Petersburg. Das Wetter war nicht so gut. In der Regel ist diese Jahreszeit in St. Petersburg zum Spazie- ren gehen nicht geeignet. Aber ich wollte mei- ne geliebte Stadt wieder sehen. Ich ging durch den Nevski Prospekt und hielt einen Regenschirm in meiner Hand. Nicht weit von mir entfernt stand eine Gruppe von leb- haften Touristen und betrachtete einen Stadt- plan. Plötzlich kam eine Frau aus der Gruppe zu mir und versuchte mit großen Schwierigkei- ten mich etwas zu fragen. Ich hörte nur „…Die Eremitage“ und „…wie kommen wir …?“ Ich verstand, dass diese Gruppe aus Deutschland kam. Ich fasste mein Glück nicht. Ich habe mei- ne Landsleute gefunden. Und in diesem Mo- ment stellte ich fest, wie schwer es diesen Leu- ten fiel, etwas auf Russisch zu sagen, wenn sie die Sprache nicht können. Wie quälte sie sich um mich etwas zu fragen! Und dann fragte ich diese Frau mit vollem Stolz: „Sprechen Sie Deutsch?“ Man hätte ihr Gesicht sehen sollen! Sie schloss mich in ihre Arme und führte mich zu ihren Freunden. Jetzt spielte ich eine große Rolle in dieser Gruppe. „Das werde ich schon schaffen“, dachte ich mir. Ich erinnerte mich an meinen ganzen Wortschatz und redete und zeigte ihnen den Weg. Ich begleitete sie fast bis zur Eremitage und wir trennten uns als Freun- de. Offen gesagt, ich war mit mir zufrieden. Larissa Kolpina, geboren 1938 in Russland Sprache von Herzen 63 Diese Aufgabe habe ich nicht schlecht ge- löst. Meine neuen Bekannten leben in Düsseldorf und sie luden mich ein, sie zuhause zu besu- chen. Jetzt bin ich davon überzeugt, dass Men- schen einander verstehen können, wenn sie es nur wollen. Aber die deutsche Sprache muss ich noch besser lernen, damit ich nie mehr Scham vor Leuten zu haben brauche. 64 Das Schicksal hat mich mit meiner Patin zu- sammengeführt, daran glaube ich ganz fest. Damals, vor vier Jahren, hat sie mir durch ihre Ehrlichkeit und ein Gefühl von Schutz ein gutes Funda- ment für ein neues Leben gegeben. Sie ist eine Freundin, manchmal wie eine Mutter; sie gibt mir Si- cherheit. Da- durch bin ich se lbstständig geworden. Im Projekt habe ich die deutsche Spra- che gelernt. Ohne Angst konnte ich mit den anderen Frauen im Konversationskurs spre- chen. Das finde ich ganz wichtig! Die Freun- dinnen, die ich damals gefunden habe, bedeu- ten mir immer noch viel. Das Gefühl, willkommen zu sein, hat mir die Tür für ein neues Leben ganz weit geöffnet! Interviews Lubova Saberi, Irma Boss, Ina Milin, Irina Hoffmann, Claudia Villar de Cozzi Lubova Saberi, geboren 1972 in Lettland Die Tür ganz weit geöffnet 65 Warum hast du dich für das Patinnen-Pro- jekt interessiert? Grundsätzlich bin ich an Menschen aus anderen Län- dern interessiert. Aber ich wollte außerdem eine solche Initiative der Stadt unterstüt- zen und etwas zurückgeben, denn als Zugezogene habe ich viele positive Seiten der Stadt erlebt – sie ist bürgernah und am Bürger interessiert. Nach über vier Jahren im Projekt – was hast du erfah- ren? Ich habe eine echte Erfah- rung gemacht, nämlich wie einzelne Migrantinnen mit ihren Familien hier leben. Ich habe nicht nur die Informati- on aus den Medien über die Situation dieser Menschen, sondern ich erlebe mit welchen Schwierigkei- ten sie konfrontiert werden. Vor diesen Frau- en habe ich sehr großen Respekt, vor ihrer En- ergie und Stärke. Diese Erfahrung ist eine Be- reicherung für mich. Ich kann dieses Wissen auf viele andere in der Stadt übertragen, ich kann deren Situation dadurch ganz, ganz anders be- urteilen – ein großer Unterschied. Ich kann jetzt Marianne Rupp-Huth Marianne Rupp-Huth, geboren 1954 in Deutschland Mit der Welt verbunden 66 im sozialen oder politischen Bereich eher ein- schätzen, was schon von der Stadt geleistet wur- de oder was noch zu tun wäre. Unterschiede – Gemeinsamkeiten? Man lernt viele kulturelle Unterschiede ken- nen, was interessant ist. Andererseits lernt man auch, dass, obwohl die Menschen anders aus- sehen und anders wirken, sie genau so sind wie wir: Sie haben Ängste und Probleme – eine Mut- ter hat Probleme mit ihren Kindern, es gibt Probleme zwischen Jung und Alt, zwischen Mann und Frau. Die Empfindsamkeit, der Wunsch nach Anerkennung und Zuwendung ist bei allen Menschen gleich. Ich spüre viel eher die Gemeinsamkeiten als die Unterschiede; ich fühle mich ein Stück mehr verbunden mit der Welt. 67 Mit unseren beiden Töchtern kam ich 2003 nach Karlsruhe. Ich habe meine Arbeit als Jour- nalistin bei der größten Zeitung in meiner Heimatstadt aufgegeben, um meinem Mann zu folgen. Er bekam drei Jahre vorher Asyl in Deutschland. Anfangs war es sehr schwer für mich, ich habe mich immer beschwert bei meinem Mann. Die Töchter sind beide bald ins Gymnasium gegangen, sie sind sehr gut in der Schu- le. Langsam habe ich mich eingelebt. Ich bekam einen Ein- Euro-Job in der Küche eines Altersheims. Das hat mir gut gefal- len. Ich koche gern und arbeite schnell, außer- dem bin ich gern mit alten Menschen zusam- men. Mein Vertrag wurde immer wieder ver- längert, aber leider ist die Zeit für diese Arbeit begrenzt. Eine Mitarbeiterin dort, Waltraud Motschall, hat mich zum Patinnen-Projekt mit- genommen. Dadurch habe ich bald viele Be- kannte und Freunde bekommen. In München könnte ich eine Arbeitsstelle be- kommen bei dem Uighurischen Information Center, außerdem leben da viele Landsleute Amangül Eziz mit ihren Töchtern, links Heidi Rappold Amangül Eziz, geboren 1969 in Uighurien Ein neues Leben beginnen 68 von uns. Ich möchte Karlsruhe nicht verlassen, obwohl wir die einzigen Uighuren in der Stadt sind. Mein Mann ist Dolmetscher und Fotograf, jetzt macht er eine Fortbildung als internatio- naler Kaufmann. Das Geld, 350 Euro im Mo- nat, sammeln unsere Geschwister und schicken es uns. Unsere Kinder möchten auch hier blei- ben, sie haben Freunde gefunden. Früher habe ich gehört, dass die Deutschen nicht sehr freundlich sind. Im PP habe ich so viel Hilfe bekommen, viele der Frauen sind wie meine Schwestern! Das Projekt ist sehr gut für mich gewesen am Anfang, ich habe mich bes- ser gefühlt. Ich weiß jetzt, ich muss hier ein neues Leben beginnen. 69 Von einer Kollegin erfuhr ich von der hoch- interessanten Idee des Patinnen-Projektes. Da- mals, 2003, wollte ich mich gern engagieren und habe mich angemeldet. Das Interview ganz am Anfang fand ich sehr wichtig, es war eine gute Erfahrung. Die Ver- mittlung zu meiner Patenfrau ging sehr schnell. Wir haben uns gleich gut verstanden und sie ist mir sehr ans Herz gewachsen. Luba ist wie ein befreundetes Familienmitglied; sie versteht sich auch mit meinen bei- den Kindern gut. Im Tandem konn- te eine intensive Beziehung aufge- baut werden, danach wurden wir in die Gruppe eingebunden. Luba hat meine Freundinnen ken- nen gelernt, ich habe ihre Freundin- nen aus aller Welt kennen gelernt – unsere Kreise haben sich beide er- weitert. Ich bin vor allem den russi- schen Frauen und ihrer Lebensplanung näher gekommen. Im Laufe der Zeit habe ich die Entwicklung der Migrantinnen als sehr stark erlebt. An den Gruppenabenden dominierten anfangs die deutschen Frauen sehr. Die zunehmende Si- cherheit innerhalb der Gruppe führte zu mehr Offenheit unter den Migrantinnen, das ist ei- ner der Haupterfolge der Patenfrauen. Sie trau- ten sich über persönliche Dinge zu sprechen. Irma Boss Irma Boss, geboren 1952 in Deutschland Erweiterte Kreise 70 Gemeinsam zeigten alle Frauen die Bereit- schaft sich aufeinander einzulassen. Luba suchte damals Arbeit und hatte keine Ahnung wie man eine Bewerbung schreibt. Da dies zu meinem Berufsfeld gehört, habe ich sie dabei unterstützt. Lubas Freundinnen haben davon erfahren – so entstand die Idee zu ei- nem Bewerbungstraining für eine Gruppe aus dem Projekt. Schon für Deutsche ist es eine Kunst eine Bewerbung zu schreiben, für Men- schen aus anderen Kulturen noch viel schwie- riger. Was muss ich tun? Was will ich? Wer bin ich? Was kann ich besser als andere? Wie be- schreibt man die individuellen Eigenschaften; welche sind in Deutschland gefragt, welche nicht? Über manche Eigenschaften spricht man in anderen Kulturen nicht - sich selbst positiv darzustellen fällt vielen Frauen auch außerhalb Deutschlands sehr schwer. Kritikfähigkeit ist in manchen Kulturen keine positive Eigenschaft – man darf einem Vorgesetzten niemals wider- sprechen. Für mich war es sehr interessant die asiatische oder russische Kultur aus dieser Sicht kennen zu lernen. Die Frauen sind gut ausge- bildet und sehr motiviert, aber sie haben we- nige Chancen auf dem Arbeitsmarkt, der heu- te gnadenlos ist. Eine intensive Begleitung wäre notwendig. Heute, vier Jahre später, sehe ich das Patin- nen-Projekt immer noch sehr positiv. Ich erin- nere mich an manche Frauen, an die gemein- samen Abende und Veranstaltungen und ich freue mich immer, wenn ich einer Frau aus dem Patinnen-Projekt begegne und wir uns voll ge- genseitigem Interesse über unser Leben unter- halten. 71 Annette Huerre, geboren 1970 in Deutschland Die Reise Wir sind auf einer Reise. Alle! Von einem Land in ein neues Land. Oder auch nur von einem Tag in den nächsten Tag. Wir tragen unser Gepäck. Alle! Unsere Vergangenheit, Erinnerungen und auch Träume. Von einem neuen Land. Von einer guten Zukunft. Und das Wichtigste dabei ist vorwärts zu gehen. Gemeinsam! 72 73 5. N eu en B od en g ew in ne n 74 Annette Niesyto Lernen auf beiden Seiten: Kulturschock „Weißt Du, es ist wohl meine Berufskrank- heit: Wenn es mir schlecht geht, versuche ich zu begreifen, warum dies so ist und was gera- de mit mir passiert. Dann stürze ich mich auf Bücher …,“ erzählte mir Alina1 , eine der er- sten Teilnehmerinnen des Patinnenprojekts. Sie lebte damals gerade ein gutes Jahr in Deutsch- land, das sie zuvor nur von Besuchen kannte. Mit großem Eifer hatte sie sich gleich nach ih- rer Ankunft zu einem Deutschkurs angemel- det, um die Sprache des Landes zu lernen, in dem sie künftig leben und arbeiten wollte. Die Schwierigkeiten, eine neue Sprache zu erler- nen, schreckten sie nicht und ich bewunderte ihre Disziplin und Unerschrockenheit, mit der sie dieses neue Kapitel angegangen war. Dann begann sie, von ihrer Anfangszeit zu berichten und warum das Patinnenprojekt und die neuen Erfahrungen und Freundschaften so wichtig geworden waren2 . 75 Hier in Deutschland machte Alina eine für sie bis dahin unbekannte Erfahrung. Kannte sie sich bisher als selbstbewusste Frau, die ihren anspruchsvollen Alltag gut bewältigen konnte – so erlebte sie sich plötzlich als zutiefst verunsichert und deprimiert. Stress Schock Verlorenheit Alltagsleben ist unverständlich Am Anfang: Lebenssituation Ohne die Sprache: Keine Kommunikation Missverständnis Das Fremde ist für beide Seiten schwer. Toleranz ist nicht einfach, wenn es keinen Dialog gibt. ? ? ? Bla BlaBla Bla 75 Hier in Deutschland machte Alina eine für sie bis dahin unbekannte Erfahrung. Kannte sie sich bisher als selbstbewusste Frau, die ihren anspruchsvollen Alltag gut bewältigen konnte – so erlebte sie sich plötzlich als zutiefst verunsichert und deprimiert. Stress Schock Verlorenheit Alltagsleben ist unverständlich Am Anfang: Lebenssituation Ohne die Sprache: Keine Kommunikation Missverständnis Das Fremde ist für beide Seiten schwer. Toleranz ist nicht einfach, wenn es keinen Dialog gibt. ? ? ? Bla BlaBla Bla 77 Dann entdeckte sie Beschreibungen des so- genannten Kulturschocks und begriff, dass dies genau das war, was sie und andere Teilnehmerinnen aus dem Patinnen- projekt nach ihrer Ankunft in Deutsch- land erlebt hatten: „Kulturschock ist … der unvermeidliche Prozess, den wir durchlaufen, wenn wir mit einer fremden Kultur in Kontakt kommen. Wir merken, dass unsere vertrauten Maßstäbe und Verhaltensmuster nicht mehr gelten, dass unsere alltäglichen Strategien zur Bewältigung der Lebenssituation nicht mehr funktionieren, dass es in der fremden Kultur ein völlig anderes Wertesystem gibt, dass andere Regeln das Dasein bestimmen. In Kulturschock- situationen sind wir uns nicht mehr sicher, was von uns erwartet wird und was wir von den Personen um uns herum erwarten können“4 . Die Erkenntnis, dass alle diesen „unvermeidli- chen“ Prozess durchlaufen, wenn sie in eine neue Kultur kommen und dass die tiefe Ver- unsicherung als Tiefpunkt ein notwendiges Es ist nicht einfach sich selbst zu erkennen ... wer ich bin? Konsequenz Angst Verlust des Selbstbewusstseins Traurigkeit Depression Einsamkeit Verschlossenkeit 78 Alina merkte, wie gut ihr die neuen Kon- takte im Patinnenprojekt taten: Sie gewann neue Freundinnen und konnte mit ihnen Ge- meinsamkeiten entdecken und sich zugleich über die unterschiedlichen Reaktionen und Empfindungen austauschen. „Weißt Du,“ sag- te sie lachend, „Ihr habt mit dem Patinnen- projekt ein strategisches Projekt zur Bewälti- gung des Kulturschocks geschaffen, auch wenn Ihr diesen Erklärungsansatz damals noch nicht gekannt habt“. Erst da begriff ich, wie wichtig die einheimischen Frauen als Kulturvermitt- lerinnen für die zugewanderten Frauen sind. Zuvor hatte ich selbst viele Aha-Erlebnisse im Projekt, wenn Konflikte als interkulturelle Missverständnisse erkannt und verstanden wurden. Dies half mit bei anderen Kontakten mit zugewanderten Menschen in Karlsruhe und auch auf privaten Reisen. Wir einheimische Frauen haben sehr viel über andere Kulturen Durchgangsstadium ist, erleichterte sie. Einsamkeit Partnerschaft Traurigkeit / Probleme Umgetauscht Missverständnis Vermittlung Man braucht viel Arbeit, die Sprache zu verbessern, Initiative und Offenheit. Patinnen Projekt: eine Chance 79 1 Name geändert. 2 Alle Illustrationen wurden von Alina erstellt. 3 Hall 1959, S. 59, Übersetzung zitiert nach Zeuner 1998, online. 4 Otten, M. (2001) Kulturschock. Studienbriefe „Inter- kulturelle Zusammenarbeit“, Karlsruhe, 2001. 5 vgl. Handout Kulturschock S. 121. und damit zugleich über uns selbst gelernt – und jetzt noch über die Erfahrungen und Er- klärungen einer Teilnehmerin eine Vorstellung davon erhalten, was Kulturschock5 bedeutet. „Kulturschock“ war seit Alinas Erläuterungen Thema bei vielen Treffen des Projekts mit neu- en Teilnehmerinnen, die sehr anschaulich ei- gene Erfahrungen hierzu beisteuerten. Diese Horizonterweiterung auf beiden Seiten und Weiterentwicklung unserer Arbeit begeister- te mich. Wenn das kein guter Boden ist, ge- meinsam unsere Zukunft zu gestalten! Das Patinnen Projekt ist für mich eine Chance, ein Weg ... Kulturdialog, Toleranz, Integration 79 1 Name geändert. 2 Alle Illustrationen wurden von Alina erstellt. 3 Hall 1959, S. 59, Übersetzung zitiert nach Zeuner 1998, online. 4 Otten, M. (2001) Kulturschock. Studienbriefe „Inter- kulturelle Zusammenarbeit“, Karlsruhe, 2001. 5 vgl. Handout Kulturschock S. 121. und damit zugleich über uns selbst gelernt – und jetzt noch über die Erfahrungen und Er- klärungen einer Teilnehmerin eine Vorstellung davon erhalten, was Kulturschock5 bedeutet. „Kulturschock“ war seit Alinas Erläuterungen Thema bei vielen Treffen des Projekts mit neu- en Teilnehmerinnen, die sehr anschaulich ei- gene Erfahrungen hierzu beisteuerten. Diese Horizonterweiterung auf beiden Seiten und Weiterentwicklung unserer Arbeit begeister- te mich. Wenn das kein guter Boden ist, ge- meinsam unsere Zukunft zu gestalten! Das Patinnen Projekt ist für mich eine Chance, ein Weg ... Kulturdialog, Toleranz, Integration 81 6. D en R ah m en g es ta lt en 82 Das Patinnenprojekt startete im Jahr 2003 mit folgenden Zielen, die auch heute noch gelten: Verbesserung der Situation von Migran- tinnen in Karlsruhe über deren Stärkung Aktivierung und Sensibilisierung von einheimischen Frauen und Migrantinnen Interkulturelles Lernen für einheimische und zugewanderte Frauen Herstellung von Öffentlichkeit für die Themen / Anliegen der interkulturellen Be- gegnung und des Zusammenlebens Unsere Strategie setzt auf Aktivierung und Nutzung eigener Res- sourcen, die Unabhängigkeit schaffen; Gestaltung von sozialen Räumen für die Artikulation von Interessen politische Sensibilisierung über eigene Erfahrungen und deren Reflexion. Für uns waren und sind die Teilnehmerin- nen ebenso wie wir selbst gemeinsam Lernen- de, die das Konzept und die Praxis entwickeln und in der Öffentlichkeit vertreten. Patinnenprojekt als politisches Projekt Nicht nur die Ziele sind politisch, sondern Annette Niesyto Das Patinnenprojekt Karlsruhe 83 auch die Entstehungsgeschichte: Die Lenkungs- gruppe Migration unter Leitung des Sozial- und Integrationsdezernenten der Stadt Karls- ruhe verfolgte das Ziel, ein gesamtstädtisches Konzept zur Integration zu entwickeln. Sie er- teilte uns, dem Internationalen Begegnungs- zentrum und der Frauenbeauftragte auf unse- ren Vorschlag hin den Auftrag zur Vorberei- tung und Durchführung einer Anhörung. Die- se sollte die Situation von Migrantinnen in Karlsruhe zum Thema haben und ein erster Schritt zu einer öffentlichen Bestandsaufnah- me sein. Vorbereitet und durchgeführt wurde das Hearing unter Beteiligung einer großen Anzahl von Migrantinnen, einige in ihren je- weiligen beruflichen Funktionen, andere als Ehrenamtliche. Die Projektidee entstand im Rahmen der Auswertung des Hearings. Bei der Konzepterstellung gingen wir von unseren Erfahrungen und Konzepten aus, die wir in anderen Zusammenhängen in den letzten Jahren entwickelt hatten und prakti- zierten: Denen des Bürgerschaftlichen Engage- ments, des Empowerments und des Mentoring. Eine vierte „Ideen-Grundlage“ gesellte sich im Laufe der Zeit durch Anregungen einer Teil- nehmerin dazu: Das Patinnenprojekt als Ant- wort auf den Kulturschock1 . Beim Bürgerschaftlichen Engagement geht es um Eigenverantwortlichkeit und gemein- schaftliche Gestaltung des Zusammenlebens. Frauen und Männer wollen sich aktiv für sich selbst und die Gemeinschaft engagieren. Sie 84 benötigen hierfür Angebote und einen Rah- men, der sie als Subjekte teilhaben und ihr so- ziales Leben gestalten lässt. Ein Stichwort ist: Ermöglichungsstrukturen. Wir wollten für Frauen einen Rahmen für Interkulturelles Ler- nen schaffen, aber nur so viel wie notwendig. Ihn zu füllen, dies liegt in der Verantwortung der Ehrenamtlichen und der Teilnehmerinnen des Projekts. Mentoring ist ein hervorragendes Instru- ment zur „Personalentwicklung und Frauen- förderung“. In einem Projekt betrieben eignet es sich für die Einführung und Orientierung in einer neuen Kultur, die Vermittlung von Kon- takten („Türöffner-Funktion“) und den Aufbau von Netzwerken. Bei unserem Verständnis von Mentoring gibt es für uns keine Hierarchie, sondern ein gleichwertiges Voneinander – Ler- nen, gerade weil die Erfahrungen und Perspek- tiven unterschiedlich sind. „Dialog auf Augen- höhe“ ist hier unser Stichwort. Und dieses braucht Ausgestaltung und Aufmerksamkeit. Nicht ganz glücklich waren wir in diesem Zu- sammenhang über den Namen Patinnen- projekt, weil der Begriff Patin zunächst eine Hierarchie nahe legt, die wir gerade nicht wol- len. Deshalb entschieden wir uns dann zu dem Begriffs-Paar „Patin und Patenfrau“ – eine Be- nennung, die etwas quer liegt – wir haben also zwei Paten bzw. Patinnen je nach dem aus wel- cher Perspektive ich es sehe: beide sind Kultur- vermittler und Lehrende, beide sind Lernende. 85 Empowerment, unser dritter Ausgangspunkt ist eine weitere, ein Ansatz, der Ihnen sicherlich aus der Frauenbewegung sowie aus Basis- bewegungen ebenfalls bestens bekannt ist. Projekt-Verlauf Das Projekt startete Anfang 2003 in Träger- schaft des Internationalen Begegnungs- zentrums (ibz) und der Frauenbeauftragten. Die Resonanz auf das erste Faltblatt und Pres- se war groß: Trotz Verzicht auf weiter gehen- de Werbung waren bis zum Spätherbst 2003 schon 100 Frauen im Projekt mit seinen zwei Gruppen oder auf der Warteliste. Die be- schränkten Kapazitäten machten einen Auf- nahmestopp im gesamten Jahr 2004 notwendig. Die ersten beiden Gruppen wurden von eh- renamtlichen Gruppenleiterinnen aufgebaut und begleitet. Im Jahr 2005 konnten wieder neue Frauen aufgenommen werden: Eine hauptamtliche und eine ehrenamtliche Frau übernahmen den Aufbau einer dritten Grup- pe. Bald wurde wieder ein Aufnahmestopp notwendig. Teilnehmerinnen der ersten beiden Gruppen organisieren inzwischen ihre Aktivitäten eigen- ständig; die dritte Gruppe ist dabei, sich zu verselbstständigen. Und: Das Projekt ist wie- der offen. Anfang 2008 kann eine vierte Grup- pe aufgebaut werden. Die Trägerschaft liegt ab Januar 2008 alleine beim Internationalen Begegnungszentrum (ibz). 86 Organisation und Struktur des Projekts Tandem als Kern: Patenfrau und Patin Angeleitete feste Gruppe aus Tandems und neuen Frauen, die noch auf der Suche nach einer Tandempartnerin sind. Nach einer Aufbauphase wird die Gruppe für Neuzugän- ge geschlossen. Thematische Gruppentreffen alle zwei Monate sowie gemeinsame Unter- nehmungen. Ziel ist die Verselbstständigung nach gewisser Zeit. Weitere Gruppen: Sprachkurs, Konversationskurs und temporäre Gruppen (je nach Interesse und Initiative Einzelner). Gruppenübergreifend: Thematische Treffen, Feste und Unternehmungen, kleine- re Projekte für alle Teilnehmerinnen, gemein- same Präsentation in der Öffentlichkeit. Internationales Begegnungszentrum (ibz)2 als “Heimat” für das Projekt, Räumlichkeit für eigene Initiativen und Vernetzungsangebote. Gruppenleiterinnen als Ansprechpartne- rinnen für Einzelne und Tandems bei Informationsbedarf, Unterstützungs- wünschen oder Problemen. Projektteam zur Planung, Abstimmung und Auswertung der Arbeit: Trägerinnen, haupt- und ehrenamtliche Gruppenleiter- innen sowie ehrenamtliche Leiterinnen / Koordinatorinnen von Untergruppen oder Teilprojekten. Trägerinnen: : : : : zuständig für Gesamtlei- tung und Finanzen; Ansprechpartnerinnen 87 für alle Aktiven sowie bei weitergehendem Informationsbedarf oder Vermittlungswunsch an andere, auch für die Teilnehmerinnen; Öffentlichkeitsarbeit – Einladung und Vorbe- reitung der Projektteam-Sitzungen sowie besonderer Aktivitäten. Konkretes Vorgehen3 : Erstgespräch mit interessierter Frau durch Gruppenbegleiterin(nen). Vermittlungsvorschlag und Hinweise für erstes Treffen (ggf. Begleitung zum kurzen Bekannt-Machen der beiden Frauen). Entscheidung der beiden Frauen zur Tandembildung (inkl. „Probezeit“). Einführung im Rahmen von Gruppen- treffen (Gruppentreffen ca. alle zwei Monate). Handreichungen und Tipps (werden im Vorgespräch, in Gruppe und z. T. in Sprach- kurs besprochen). Verselbstständigung der Gruppen nach einiger Zeit; Übernahme der Koordinations- funktion durch Teilnehmerinnen. 1 Vgl. Kapitel 5: Neuen Boden gewinnen. 2 Vgl. auch den Beitrag von Marion Schuchardt zur Bedeutung des ibz auf Seite 102. 3 Vgl. auch die Beiträge der Gruppenleiterinnen auf den Seiten 88ff. 88 Im vorausgegangen Beitrag finden sie eine Übersicht über den organisatorischen Ablauf des Projektes. Hier möchten wir Begleiterinnen nun unsere Vorgehensweise genauer beleuch- ten und reflektieren. Dialogischer Ansatz gelingt nicht automatisch Es wurde mit jeder Interessentin im Vorge- spräch ein Fragekatalog durchgegangen. Dar- in ging es vor allem darum, die Frau, ihre Er- wartungen und Interessen, kennen zu lernen. Hier stellten wir auch die Grundsätze des Pro- jektes klar: gegenseitiges Lernen Begegnung auf Augenhöhe Eigeninitiative Frauen, die diesen Grundsätzen nicht zu- stimmen können, sind für das Patinnen-Projekt nicht geeignet. Es gibt weitere Gründe eine Frau nicht in das Projekt aufzunehmen, wie z.B. zu geringe Deutschkenntnisse, oder zu schwer- wiegende soziale, persönliche Probleme einer Frau, mit denen eine Ehrenamtliche im Tandem überfordert wäre. Nicht geeignete Interessen- tinnen versuchten wir an andere Projekte oder Stellen zu vermitteln. Katia Vakalaki und Gun Strecker Notwendigkeit der Begleitung – Rolle der Gruppe 89 In dem Vorgespräch bekamen die Frauen auch schriftliche Handreichungen und Tipps4 für die Gestaltung ihres Tandems. Damit lie- ßen wir die Frauen nicht alleine, sondern ga- ben ihnen einen Rahmen für ihre Tandem- beziehung, wodurch wir diese aber auch im Sinne der oben genannten Grundsätze unter- stützen konnten. Diese persönlichen Gespräche waren uner- lässlich für eine gelungene Zusammenstellung der Tandems, die wichtig für den Erfolg des Projektes ist. Bei der Zuteilung beachteten wir Temperament, Charakter, Interessen, zeitliche Möglichkeiten und in einigen Fällen auch Fa- milienstand und Beruf der Frauen. Der Erstkontakt der Tandems wurde mei- stens von den Frauen alleine organisiert und gestaltet. Auf Wunsch übernahmen wir Beglei- terinnen die Organisation und waren beim er- sten Treffen dabei, um die Hemmschwelle ab- zubauen. Wir suchten immer wieder den Kontakt zu den einzelnen Frauen eines Tandems, um den Verlauf der Tandembeziehung mitzubekom- men. Mit Rückfragen signalisierten wir unser Interesse und die Bereitschaft, bei möglichen Fragen und Problemen den Frauen zur Seite zu stehen. So konnten wir schnell auf eventuelle Missverständnisse im Tandem reagieren. Trotz dieser intensiven Begleitung waren Trennungen, die erwartungsgemäß vorkom- men, nicht immer problemlos. Manche Frauen 90 waren enttäuscht und verletzt, dass ihr Tan- dem nicht erfolgreich verlief. Gründe für Tren- nungen waren zeitliche Probleme, zwischen- menschliche Unstimmigkeiten („Chemie stim- mte nicht“) und falsche oder zu hohe Erwar- tungen an die Partnerin. Ein wichtiger Punkt ist aber auch der kulturell unterschiedliche Umgang mit Unstimmigkeiten und Konflikten. Vor allem die Migrantinnen sind teilweise so respektvoll und dankbar für die Unterstützung, dass sie niemals das Projekt oder ihre Partne- rin kritisieren würden. So gibt es einige Tabu- themen, die zu durchbrechen sehr schwierig sind. Je nach Wunsch der Teilnehmerin such- ten wir entweder eine neue Partnerin oder aber die Frau blieb – zunächst ohne Partnerin – wei- terhin in der Gruppe. Diese intensive Begleitung schafft eine Vertrauensbasis zwischen den Teilnehmerinnen und Begleiterinnen, wodurch eine Anbindung an das Projekt über die Begleiterinnen entsteht. Gruppe als Ressource und Lernfeld Initiiert wurde die Gruppe durch eine ge- meinsame Einführung. Ziel war zum Einen das gegenseitige Kennenlernen und zum Anderen wurden der gemeinsame Rahmen und Grund- sätze festgelegt, so z. B. gegenseitiger Respekt, gleichberechtigtes Miteinander, die Etablie- rung einer Kultur des Zuhörens, das Verhin- dern von Dominanzen. Unsere Einführung wurde ergänzt durch einen Workshop, der von einer professionellen interkulturellen Traine- rin (Psychologin) geleitet wurde. 91 Danach gab es alle zwei Monate Gruppen- treffen, die sogenannten PP-Treffs. Dort ent- standen vor allem zwischen den Migrantinnen unterschiedlichster Herkunft schnell intensive Kontakte. Durch ähnliche Erfahrungen als Frem- de konnten sie sich austauschen und unterstüt- zen. Diese Freundschaften hatten für viele vor- her eher isolierte Frauen eine sehr große Be- deutung. Es kristallisierte sich eine Kerngruppe von deutschen und zugewanderten Frauen heraus, die regelmäßig zu den PP-Treffs kamen, und neue oder unregelmäßig kommende Frau- en gern integrierten. Dadurch entstand ein starkes Gruppen- und Zugehörigkeitsgefühl im Patinnen-Projekt. Dies wurde in gemeinsamen Sommerfesten gefeiert und verstärkt. Die PP-Treffen wurden nach den themati- schen Wünschen der Frauen gestaltet. Zu Be- ginn wurden vor allem Themen gewählt, die direkt die Tandemsituation betrafen. Um allen Frauen eine offenere und freiere Gesprächs- situation zu geben, teilten wir die Gruppe im- mer wieder in Patenfrauen und Patinnen auf. Danach wurde in der Großgruppe aus den bei- den Untergruppen berichtet. Diese Trennung war besonders für die Patenfrauen wichtig, da sie sich so eher trauten über Missverständnisse und Probleme im Tandem zu sprechen. Man- che wollten auch deshalb nicht gerne in der Großgruppe sprechen, weil sie sich für ihr Deutsch schämten. Als die Gruppe sich schon länger kannte und vertraut war, verlagerte sich das Interesse auf 92 gesellschaftspolitische Themen. Durch die ver- schiedenen Sichtweisen der Frauen entstanden interessante Diskussionen, die zu einer allge- meinen Wissens- und Horizonterweiterung führten. Außerdem war es in der vertrauten respektvollen Gruppe möglich, verschiedene Diskussionskulturen kennen zu lernen. Die PP- Treffen boten Raum für gegenseitiges Lernen, für Anregungen und Impulse sowie für inter- kulturelles Lernen. Auch wurden in vielen Ge- sprächen die Grenzen der Konfliktansprache und Lösungen erweitert. Des Weiteren gaben sie vielen Frauen Bestätigung und Mut. Außer- dem boten die vielfältigen Ressourcen der Teil- nehmerinnen ein großes Potential an kompe- tenten Ansprechpartnerinnen für die unter- schiedlichsten Anfragen. Die Gruppenabende motivierten uns Beglei- terinnen immer wieder neu, um das Projekt weiter zu führen. Unserer Meinung nach ga- ben sie aber auch den Teilnehmerinnen immer wieder neue Motivation für ihre Tandem- beziehungen. Wir hatten in der Planungsphase des Pro- jektes die immense Bedeutung der Gruppe unterschätzt und nahmen in der Durchführung voller Freude die vielen positiven Effekte der Gruppe wahr und richteten verstärkt unseren Fo- kus darauf. Manche Frauen sind in keinem Tan- dem, sondern nur an die Gruppe angebunden. Es gibt aber auch Tandems, die die Gruppe nicht nutzen oder brauchen. Mit der Zeit entstand eine Anbindung an das Projekt über die Gruppe. 93 Übergreifende Aktivitäten und Wege in die Öffentlichkeit Ein weiterer positiver Effekt des guten Gruppengefühles waren die übergreifenden Aktivitäten und Angebote, die auf Eigeninitia- tive mancher Frauen entstanden, indem sie ihre eigenen Interessen und Kompetenzen ein- brachten. So gab es z. B. einen Sprachkurs, ei- nen Konversationskurs, einen Bewerbungs- workshop, einen Lauftreff und immer wieder Besuche von kulturellen Angeboten in Karls- ruhe. Es gab sehr viele Ideen aus der Gruppe für solche Aktivitäten, doch wurde deutlich, wie wichtig das Engagement einer Verantwortli- chen zum Entstehen und Erhalten solch einer Kleingruppe ist. Ohne eine Frau, die die Orga- nisation übernahm verliefen viele gute Impul- se im Sande. Besondere Ereignisse für die Frauen waren auch die Auftritte in der Öffentlichkeit, um das Patinnen-Projekt vorzustellen. Die Präsentati- on des eigenen Projektes bewirkte eine noch stärkere Anbindung an das Patinnen-Projekt. Mutmachen ist eine wichtige Komponente bei öffentlichen Auftritten. Viele Migrantinnen sind davon überzeugt, schlecht Deutsch zu spre- chen. Daher sind diese „Selbstdarstellungen im kleinen Rahmen“ sehr nützliche Mutmacher, natürlich auch für deutsche Frauen. In einer „Zukunftswerkstatt“ entstand die Idee, gemeinsam eine Broschüre über das Pro- jekt zu schreiben. Auch die Reflexion und das 94 Erarbeiten der Texte trugen dazu bei, die An- bindung an das Projekt öffentlich zu zeigen. Abschließend wollen wir noch einmal beto- nen, welch wichtige Basis die persönliche und vertrauensvolle Beziehung zwischen den Teil- nehmerinnen und Begleiterinnen ist. Viele Frauen bestätigen uns dies immer wieder. Wir haben uns gerne für dieses erfolgver- sprechende Modell engagiert. Durch den gro- ßen Zulauf und die vielen positiven Rückmel- dungen sehen wir einer weiteren guten Ent- wicklung in Karlsruhe entgegen. Wir hoffen, dass dieses Projekt nicht nur hier in Karlsruhe weitergeführt wird, sondern in vielen anderen Städten zur Nachahmung anregt. 95 Von Januar 2005 bis Ende 2007 wurde die dritte Gruppe des Patinnenprojekts von Rose Starlander-Lefèvre und mir begleitet. Die Erst- gespräche mit den Migrantinnen und den deut- schen Frauen waren für mich besondere Stun- den - ich begegnete Frauen unterschiedlichster Kulturen und Lebenserfahrungen. Die Motiva- tionen, weshalb Frauen an dem Projekt teilneh- men wollten, waren unterschiedlich: Überwin- dung der Isolation, Verbesserung der Sprach- kompetenz, Freundschaften zu schließen bis hin zum eigenen Beitrag für die Völkerverstän- digung. Das Internet hat für unser Patinnen-Projekt bis nach Moskau die Werbetrommel gerührt. Eine junge Russin informierte sich bereits vor ihrer Ausreise nach Deutschland über das Pro- jekt und nahm gleich nach ihrer Ankunft in Karlsruhe Kontakt zu uns auf. Das Zusammenführen von Patenfrau und Patin zu einem Tandem verlief sehr unter- schiedlich. Die Begegnung auf gleicher Augen- höhe fiel einigen Tandems sehr leicht, andere Frauen konnten sich nur schwer darauf einlas- sen. Dies konnte ich sowohl bei ausländischen als auch bei deutschen Frauen beobachten. Jutta Thimm-Walter Meine Zeit mit der dritten Gruppe 96 Einigen deutschen Frauen fiel die „Hel- ferinnenrolle“ leichter als die gleichberechtig- te Partnerschaft. Manche Migrantin war stolz auf ihre deutsche Bekannte, fand aber keine Zeit für gemeinsame Treffen. Nicht alle Projektteilnehmerinnen waren bereit, die Stolperstellen des Tandems anzuschauen und über mögliche Veränderungsansätze nachzu- denken. In der dritten Gruppe haben die einzelnen Frauen und Tandems ein tragfähiges Netzwerk geknüpft. Gemeinsame kulturelle Begegnungen wurden ebenso organisiert wie auch konkrete Unterstützung bei der Wohnungsrenovierung. Einige Teilnehmerinnen unserer Gruppe besuchten regelmäßig den Sprach- und Kon- versationskurs, den Rose Montag nachmittags anbot. Die Frauen waren hochmotiviert die deutsche Sprache besser zu erlernen und ihre Kenntnisse zu vertiefen. Sie wollten sich über aktuelle Themen informieren und ihren Wis- sensdurst mit der Lektüre anspruchsvoller Tex- te stillen. In den Gesprächen mit den Migran- tinnen konnte ich über Monate hinweg beob- achten, welche enormen Fortschritte sie beim Erlernen der deutschen Sprache machten und wie mit der Sprache auch ihre Selbstsicherheit in Begegnungen und dem Auftreten innerhalb der Gruppe wuchs. Integration kann nur mit Sprache gelingen! Die Bedeutung von Sprache für die Bewälti- gung des Alltags und für die Suche nach dem 97 eigenen Platz in der hiesigen Gesellschaft wur- de mir sehr bewusst. Einen der ersten Gruppenabende widmeten wir dem Thema „Kulturschock“. Die Frauen lauschten gespannt den Ausführungen und Erläuterungen, mancher Migrantin fiel es wie Schuppen von den Augen. Zu dieser Zeit ging es einer Frau mit dunkler Hautfarbe besonders schlecht. Die Liebe ihres Lebens war die Trieb- feder von einer europäischen Metropole nach Karlsruhe zu ziehen und eine feste Anstellung aufzugeben. Sie sprach sehr gut deutsch, ihre Ersparnisse setzte sie für weitere Sprachkurse ein. Trotzdem war eine berufliche Perspektive nicht in Sicht. Die Migrantin erzählte im Gruppengespräch sehr eindrücklich, welche Auswirkungen der Kulturschock in den einzelnen Phasen auf sie hatte. Die Auseinandersetzung mit der Theo- rie des Kulturschocks erlebte sie als erlösend. Diese Frau wollte nicht in die Armut abstürzen und begab sich auf Stellensuche nach Großbri- tannien. Sie versprach sich von der Suche dort bessere Chancen eine Anstellung zu finden. Die Briten haben aufgrund ihrer Kolonialgeschich- te eine andere Einstellung zu farbigen Men- schen. Überglücklich berichtete sie uns von ei- ner Anstellung in Birmingham. Kurz vor ihrem Umzug kam sie nochmals zum Gruppenabend und bedankte sich bei der Gruppe für die Un- terstützung, die sie von den Teilnehmerinnen des Patinnenprojekts erhalten hatte. 98 Im Sommer 2006 besuchten wir die Ausstel- lung im Badischen Landesmuseum „Typisch deutsch?“. Eine deutsche Projektteilnehmerin entwickelte einen Fragebogen für die Gruppe als Reflexions- und Gesprächsgrundlage. Wir unterhielten uns sehr angeregt über unsere Eindrücke der Exponate. Die Wahrnehmung der Migrantinnen und der deutschen Frauen war vielfältig und facettenreich. Was wird als kulturspezifisch bezeichnet, was wird von Er- ziehung geprägt ...? Dieses Thema wurde auch in einem diesjährigen Gruppenabend aufge- griffen, der sich mit den „Dimensionen kultu- reller Unterschiede“ befasste und von einer Patin vorbereitet wurde. Mir persönlich fiel und fällt die Identifikation mit der deutschen Iden- tität und Kultur nicht leicht, die Geschichte des Faschismus überlagert immer wieder die Suche nach den eigenen Wurzeln. Krieg und politische Verfolgung hinterlas- sen Spuren, die man nicht mit der Kleidung ablegen kann. Einige Frauen waren von den Erlebnissen in ihrer Vergangenheit schwer traumatisiert. Trotz Behandlung gelingt es ih- nen nicht ein psychisches Gleichgewicht zu er- langen, die Wunden haben sich tief eingegra- ben und beeinträchtigen das ganze Leben. Hartz IV war auch in unserer Gruppe ein The- ma. Obwohl die meisten Migrantinnen einen hohen Schulabschluss und einen akademischen Abschluss erlangt haben zeigte sich am Horizont keine berufliche Perspektive. Die Tätigkeiten der Zwei-Euro-Jobs basieren auf der traditionellen 99 Ausrichtung der frauenspezifischen Berufe. Mehr als nachdenklich stimmt mich die Tatsa- che, dass die Ressource der technischen Inge- nieurinnen aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion mit ihrer in vielen Jahren gesam- melten Berufserfahrung gesellschaftlich brach liegt. Die Patenfrauen und Patinnen der dritten Gruppe waren und sind in Bewegung und er- leben hautnah die Bedeutung des inter- kulturellen Lernens. Das Netzwerk der Grup- pe ist ein weiterer Baustein auf dem Weg zur Integration. 100 Am Patinnenprojekt nehmen ausschließlich Frauen teil. Wir wurden oft gefragt, ob sich Kon- zeption nicht auf gemischte Projekte übertra- gen lasse. So global gestellt ist aus meiner Sicht die Frage eindeutig zu verneinen – dies gilt nicht für einzelne Elemente, von denen sich sicher- lich einige übertragen lassen. Die gemeinsame Basis im Projekt besteht zu- nächst darin, dass alle Frauen sind und zumin- dest über rudimentäre Kenntnisse der deut- schen Sprache verfügen. Letzteres ist Aufnahme- voraussetzung, um überhaupt eine Verständi- gung in der Gruppe zu ermöglichen. Darüber hinaus zeigten alle Interesse, andere Frauen ken- nen zu lernen. Alles andere war und ist unter- schiedlich – nicht nur das Heimatland und der jeweilige kulturelle Hintergrund. Die Teilnehme- rinnen kommen aus allen Altersgruppen (21 Jahre bis über 80 Jahre) und Bildungsschichten (von Analphabetin bis hin zu Frauen mit Hoch- schulabschluss). Es gibt Frauen mit und ohne Kinder, allein und in Partnerschaft lebende Frau- en, Frauen in Studium oder Beruf ebenso wie Familienfrauen oder Arbeitsuchende, Frauen mit und ohne Behinderungen. Trotz aller Unterschiedlichkeit zeigte sich von Anfang an ein breites Spektrum von gemeinsa- men Erfahrungen und Interessen. Teilnehmerin- nen berichteten, dass sie viel mehr Gemeinsam- keiten als Unterschiede bemerkten. Eine zentrale Annette Niesyto Das Patinnenprojekt - ein Frauenprojekt 101 Rolle bei Aktivitäten in Untergruppen spielten gemeinsame Mahlzeiten und das gemeinsame Kochen. Hier entstand schnell eine vertraute Atmosphäre, die intensive und sehr persönliche Gespräche ermöglichte. Im Projektzeitraum wurden viele Kinder geboren. Partnerschaft, Schwangerschaft, Geburt, Kinder und Familie waren immer wieder wichtige Gesprächsthe- men. Dies sind Anknüpfungspunkte, aber dar- auf beschränkte sich der Austausch keineswegs. Also Küche und Kinder – die klassischen Rollen- Zuschreibungen? Das Gegenteil zeigte sich bis- lang für mich: Gerade weil die Ausformungen der Frauenrolle in den Herkunftsländern so un- terschiedlich sind, wird eine viel größere Viel- falt sichtbar. Begrenzungen durch traditionelle Rollenbilder im eigenen Denken und Handeln können hierdurch verringert werden. Im wert- schätzenden Sich-In-Beziehung-Setzen zur An- deren wird das Eigene bewusst und hinterfrag- bar. Dies vergrößert oder weckt gerade die „Lust an der Unterschiedlichkeit”. Unterschiedlichkeit unter Frauen kann so als Fülle und Reichtum er- lebt werden. Gegenseitiges Lernen und Stär- kung wird möglich. Türen für die individuelle Entwicklung öffnen sich. Im Austausch über die kulturellen Unterschiede und die ungeschriebe- nen Regeln eines im jeweiligen Land angemes- senen Alltagsverhaltens ging es immer wieder um Themen wie Nähe und Distanz, Rollenzu- schreibungen für Frauen oder Männer, das Ver- hältnis zwischen Frauen und Männern oder un- terschiedliche Kommunikationsstile. Die Ver- trautheit im Frauenkreis bietet hier einen not- wendigen Schutz- und Experimentierraum, in dem die Frauen sich mit sehr viel Offenheit aus- tauschen können. 102 Wofür steht das Internationale Begeg- nungszentrum (ibz) in Karlsruhe? Das ibz wur- de 1995 auf Beschluss des Gemeinderats der Stadt Karlsruhe gegründet. Das Ziel ist, den interkulturellen Dialog zwischen Einheimischen und Zugewanderten zu fördern. So wird ein Beitrag gegen Rassismus und Fremden- feindlichkeit geleistet. Bis heute ist ein solches Haus, mit dieser Konzeption, das zu 100 Prozent von der Stadt Karlsruhe finanziert wird, in Baden-Württem- berg einmalig. Das ibz bietet zwölf ausländisch-deutschen Vereinen und der AG der ausländischen Mit- glieder des Ausländerbeirats Platz und Raum für ihre Vereinsbüros. Im Erdgeschoss gibt es auch einen offenen Bereich: Ein gemütliches Café Glo- bus und einen großen Veranstaltungsraum. Marion Schuchardt Das Internationale Begegnungszentrum – ein besonderer Ort in Karlsruhe „Mit großem Vergnügen komme ich in das Internationale Begegnungszentrum”, (eine Projektteilnehmerin) 103 Regelmäßige Aktivitäten und Veranstaltun- gen für zugewanderte und einheimische Men- schen bietet das ibz an und veröffentlicht drei- mal jährlich ein Veranstaltungsprogramm: den Kulturdialog. Darüber hinaus werden Seminar- räume vermietet. Bedeutung des ibz für das Patinnenprojekt Es war nahe liegend, dieses Zentrum als so- zialen Ort der Begegnung für das Patinnen- Projekt zu nutzen. Hier findet in der Regel das Erstgespräch mit den Patenfrauen und / oder der Patin statt. Im Laufe des Projekts kristallisierte sich zu- nehmend die Bedeutung des ibz für das Pro- jekt heraus. Es ist ein Ort des interkulturellen Dialoges, an dem viele Frauen des Projekts an- deren Frauen begegnen und an dem sich die Tandems treffen. Frauen, die noch keine Tandempartnerin haben, halten hier kontinu- ierlich Kontakt mit anderen. Besonders wich- tig für die Patenfrauen ist das Internationale Frauencafé. In der interkulturellen Atmosphä- re des Café Globus begegnen sich jeden Don- nerstag Frauen aus verschiedenen Kulturen. Hier besteht auch die Möglichkeit, die Sprache zu verbessern und Kontakte zu knüpfen oder sich in die Arbeit des Internationalen Frau- encafés einzubringen, wie z. B. bei der Organi- sation eines Benefiz - Abends. Projektfrauen besuchen auch – einzeln oder verabredet – Fe- ste und Veranstaltungen und treffen sich dort wieder. Kurzum: Hier findet jede Frau immer eine passende Ansprechpartnerin. 104 Hintergrund Als Migrantin zu leben, ist nicht einfach. Denn Einwanderinnen sind auch mit der Absa- ge fundamentaler Bürgerinnenrechte konfron- tiert, wie etwa dem Wahlrecht oder dem Schutz vor Abschiebung. Einwanderinnen wird so oft der Anspruch auf Örtlichkeit in der Bundesrepublik verwehrt. Nicht selten konstituiert sich das eigene Han- deln oft auch durch den Gedanken an die “Rückkehr“.1 Trotz des Lebensalltages an einem Ort wer- den Sie ständig darauf hingewiesen, “woan- ders hinzugehören”. Diese Aufforderung zur “Rückkehr” bedeutet, sich an keinem Ort rich- tig niederlassen zu können. Dies hat eine fun- damentale Be- und Verhinderung der Lebens- planung vieler MigrantInnen zur Folge. Die Folge ist ein Zwangsmechanismus, der nur ein kurzfristiges Denken erlaubt. Sie können sich schwer nur auf die Gesell- schaft, in der sie leben, einlassen, Pläne für die Zukunft schmieden usw. Sie werden ständig auf den Ort der Herkunft verwiesen und der Ort, an dem sie leben, wird ihnen streitig ge- macht. So wird der Aufenthalt von Mi- grantinnen zum Provisorium, während gleich- zeitig im Herkunftsland kein Alltag mehr exi- stiert. Dieser Zustand der “Entortung” oder “displacement”3 , der geschaffen wird, ist es, 105 1 Elisabeth Beck-Gernsheim, Wir und die Anderen. Vom Blick der Deutschen auf Migranten und Min- derheiten., Frankfurt am Main 2004 2 Adrienne Rich beschreibt mit dem „Begriff der Ört- lichkeit“ die Sichtbarmachung des Ortes, von dem aus gesprochen und gehandelt wird, in: Macht und Sinnlichkeit, hrsg. vom Dagmar Schultz, Berlin 1991 3 Gutiérrez Rodriguez, Intellektuelle Migrantinnen: Subjektivitäten im Zeitalter der Globalisierung. Eine dekonstruktive Analyse von Biographien im Span- nungsverhältnis von Ethnisierung und Vergeschlecht lichung. Opladen 1999 4 Jürgen Habermas, Der herrschaftsfreie Diskurs, Frankfurt am Main, 1972 der Strategien einer „Politik der Örtlichkeit”2 notwendig macht. Zurückkommend zu dem Titel: Ein Ort, der gerade die Begegnung von Migrantinnen und Zugewanderten in einem möglichst „herr- schaftsfreien Raum”4 ermöglicht, hat eine ganz wichtige Bedeutung und wird von den Betrof- fenen gerne – sogar mit Vergnügen – angenom- men. 106 Tandem-Ansätze und -Projekte werden in vielen Bereichen erfolgreich praktiziert. Ziel- gruppen sind Menschen allen Alters. Die Initiierung und Begleitung von Lern-Partner- schaften finden wir u. a. in Schulen und Uni- versitäten, Ausbildung und Arbeitswelt (hier vor allem als Mentoring), Politik und Vereinen. Besonders geeignet erweisen sich Lernpart- nerschaften zum breit angelegten Inter- kulturellen Lernen wie im Patinnenprojekt. Denn Interkulturelles Lernen braucht die direk- te Begegnung mit Menschen anderer kulturel- ler Prägungen. Unser Wahrnehmen, Denken, Empfinden und Verhalten wird strukturiert durch unsere jeweiligen eigenen kulturellen Standards. Die- se sind uns selbst nicht bewusst. Sie können uns jedoch in der Begegnung mit Menschen ande- rer kultureller Prägungen bewusst werden. Dann erscheinen sie meist als Basis einer Irrita- tion oder eines „Missverständnisses“, welches sich dann im interessierten gegenseitigen Nachfragen klären lässt. Das Bewusstwerden eigener kultureller Prägung vollzieht sich so im Wahrnehmen des Anderen, im Spiegel der Anderen. In der Sensibilisierung und in der Entwicklung eines Verständnisses für die un- terschiedlichen kulturellen Prägungen entsteht die Basis für Interkulturelle Kompetenz. Annette Niesyto und Gun Strecker Empfehlungen 107 Freiwillige Tandem-Partnerschaften ermög- lichen einen längerfristigen, zielgerichteten, direkten und persönlichen Austausch, der selbstbestimmt gestaltet wird. Dessen beson- dere Qualität lässt sich nicht durch institutio- nelle Unterrichtsangebote ersetzen. Somit geht es vor allem um notwendige qualitative Res- sourcen, die über bürgerschaftliches Engage- ment für Interkulturelles Lernen erschlossen und genutzt werden können. Die folgenden Empfehlungen für inter- kulturelle Tandem-Projekte wurden auf dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen im Patinnenprojekt formuliert. 1. Ausgangspunkt: Ziele und Zielgruppen klar definieren Der Ansatz des Tandem-Projektes lässt sich für vieles nutzen. Da die konkrete Ausgestal- tung des Projekts jeweils abhängig ist von Zie- len und Zielgruppen, sollten diese am Anfang an klar definiert und die Zielerreichung im Projektzeitraum systematisch überprüft werden. 2. Ganzheitlicher Ansatz macht Begleitung notwendig. Das Ziel des Interkulturellen Lernens lässt sich nur in einem ganzheitlichen Ansatz erreichen, der die Menschen in ihrem Wahrnehmen, Den- ken, Empfinden und Verhalten anspricht. Gera- de im Nachfragen und der Reflexion über Irri- tationen und „kritische Situationen“ im Tandem und in der Gruppe wird am meisten gelernt. In der Findungsphase der Tandems und der 108 Aufbauphase der Gruppen ist Begleitung un- abdingbar. Die Einführung sowie die Beglei- tung der Tandems und Gruppen sind Voraus- setzungen für eine klare Auseinandersetzung mit den Erwartungen der jeweiligen Frau und für die Verwirklichung eines dialogischen An- satzes. Dieser wurde von Anfang an angespro- chen und auch in Hinweisen1 für die Teilneh- merinnen thematisiert. Die Begleitung sollte idealer Weise von min- destens zwei Personen2 wahrgenommen wer- den, die alle beteiligten Frauen einer Gruppe3 kennen und immer wieder in Kontakt mit den Tandems und den einzelnen Frauen stehen. Es zeigte sich, dass bestimmte konflikt- trächtige Themen in vielen Tandems gleichzei- tig auftauchten. Viele der bekannten Kultur- standards waren und sind hier Thema und Quelle von latenten oder auch offenen Kon- flikten. Durch die Begleitung können diese frühzeitig aufgegriffen und thematisiert wer- den. Hierzu bietet sich ein Mix aus Erzählun- gen, „Theorie-Inputs“ und Gesprächen bei Gruppentreffen an. Indem Erfahrungen so re- flektierend strukturiert werden, vollzieht sich Interkulturelles Lernen. 3. „Auf Augenhöhe“ erfordert Auseinandersetzung. Der von uns angestrebte „Dialog auf Au- genhöhe“ ergibt sich nicht im Selbstlauf. Im Gegenteil: Wir alle sind geprägt von unserer Herkunft und haben auch mehr oder weni- ger Vorurteile, Urteile und Einstellungen die nicht (mehr) der sich wandelnden Realität entsprechen. Einheimische Frauen haben in 109 unserer Gesellschaft eine stärkere rechtliche Position als die meisten der zugewanderten Frauen. Innerhalb der Gruppen sind zudem die sozialen und bildungsmäßigen Unterschiede zwischen den einzelnen Frauen oft sehr groß. Ein respektvolles und wirklich gleichberechtig- tes Miteinander im Projekt ist ein Ideal, dem sich nur durch beharrliche und offene gemein- same Arbeit und Auseinandersetzung schritt- weise angenähert werden kann. Diese muss ganz bewusst gestaltet werden. Die Weichen hierzu sollten und können be- reits im Vorgespräch gestellt werden. Indem jede Interessierte sorgfältig nach ihren Interes- sen und Lernzielen gefragt und somit in ihrer Eigenverantwortung angesprochen wird, be- ginnt ein erster Reflexionsprozess. Das im Erst- gespräch erstellte Profil unterstützt zudem die sorgfältige Suche nach einer geeigneten Part- nerin. Die Vermittlung sollte nicht um jeden Preis sofort erfolgen, sondern gegebenenfalls Raum für eine weitere Suche gelassen werden. Eigeninitiative sollte immer gefördert werden. Die Schaffung eines wertschätzenden und gleichberechtigten Miteinanders muss im ge- samten Projektverlauf immer wieder als heraus- fordernde Aufgabe bewusst angenommen und thematisiert werden. Dies gilt für alle Ebenen: die Träger und Kooperationspartner, der bei- den Leiterinnen einer Gruppe, der Haupt- und Ehrenamtlichen, der Tandem-Partnerinnen ebenso wie für das Miteinander zwischen ein- heimischen und zugewanderten Frauen. Auch das Verhältnis von Frauen verschiedener 110 Herkunftsländer innerhalb der Gruppe der zu- gewanderten Frauen oder unterschiedlicher Ge- nerationen usw. sollte im Auge behalten werden. 4. Gruppe als Ressource nutzen und Regeln verankern Zu Beginn des Projektes haben wir die Be- deutung der Gruppen unterschätzt. Die Grup- pe ist eine wichtige Ressource und ermöglicht freundschaftliche Kontakte, Lernen und Teil- haben an Erfahrungen anderer, Informations- gewinnung und Netzwerkbildung. Die Kontak- te in der Gruppe waren und sind auch Aus- gangspunkt für eigenständige Initiativen und kleinere Projekte der Teilnehmerinnen. Zu- gleich birgt die Gruppe mit der ihr eigenen Dynamik Konfliktpotential. Eine wichtige und herausfordernde Aufga- be für die Begleiterinnen ist es, der Dominanz einzelner Frauen oder Gruppen entgegen zu wirken. Notwendig ist die Entwicklung einer Kultur des Erzählens und Zuhörens, der wert- schätzenden Kommunikation. Klare Strukturie- rung und Interventionen haben sich bewährt. Letztere sind auch erforderlich, um punktuell auftretenden fremdenfeindlichen Äußerun- gen oder Abwertungen zu begegnen. Angesichts des unterschiedlichen Sprach- niveaus ist die Entwicklung einfacher Regeln in der Gruppe hilfreich. Eine der Gruppen ei- nigte sich auf diese folgende drei Hinweise, die auf Schilder geschrieben und immer wieder in Erinnerung gerufen wurden: „Kurze Sätze“, 111 „Langsam sprechen “, sowie „Keine Vorträge halten“. 5. Flexibilität im Vorgehen entwickeln Die Begleitung der Gruppe stellt insbeson- dere hohe Anforderungen, wenn es um den Umgang mit Konflikten geht. Oftmals sind deren Entstehungsgeschichte und Ursachen sehr komplex. Persönliche, soziale, kulturelle Aspekte sowie die jeweilige Gruppendynamik können hier eine Rolle spielen. Nicht nur die persönlichen Möglichkeiten der Einzelnen, son- dern auch die Vereinbarungen der Gruppe und kulturelle Unterschiede im Kommunikations- stil und im Umgang mit Konflikten müssen bei der Entwicklung eines Vorgehens sorgfältig bedacht werden. Das offene und explizite Ana- lysieren und Thematisieren von Konflikten mit allen Beteiligten ist oft nicht zielführend. Hier brauchen Begleiterinnen großes Fingerspitzen- gefühl und ein vielfältiges Repertoire an Interventionsmöglichkeiten. In diesen Situatio- nen ist Supervision für die Gruppenleiterinnen sehr zu empfehlen. 6. Gestaltungsräume schaffen Ein fester Treffpunkt als „Projekt-Heimat“ und sozialer Raum trägt viel zum Gelingen des Projektes bei. In Karlsruhe ist dies das Interna- tionale Begegnungszentrum (ibz)4 . Neben of- fenen Angeboten zum Treffen auch unabhän- gig vom Patinnenprojekt bietet das ibz zugleich den Anschluss an weitere Netzwerke sowie Gestaltungsräume und Öffentlichkeit. 112 7. Öffentlichkeit nutzen und herstellen Für die Erreichung unserer Projektziele war und ist das gemeinsame In-die-Öffentlichkeit- Gehen notwendig. Einheimische und zugewan- derte Frauen werden hierbei mit ihren Erfah- rungen und Kompetenzen sichtbar, vertreten ihre Interessen und leisten zugleich einen Bei- trag für andere. Dies führt auch zu einer Er- weiterung eigener Handlungsmöglichkeiten und zu einer größeren Identifikation mit dem Gesamt-Projekt. 8. Weiterentwicklung sichern Keine Gruppe ist wie eine andere Gruppe, jede Situation gibt es nur einmal: Dies gilt nicht nur für interkulturelle Tandemprojekte, für diese aber in besonderer Weise! Damit Projekte lebendig und entwicklungs- fähig bleiben, ist es notwendig die Arbeit als gemeinsamen Lernprozess aller Beteiligter zu begreifen und bewusst zu organisieren. Dies erfordert Zeit, Raum, Strukturen und nicht zu- letzt Disziplin, um dies im „Alltagsgeschäft“ der vielen Aktiven zu sichern. Gelingt dies, so winken einzigartige Lernerfahrungen nicht nur für Teilnehmerinnen und Ehrenamtliche, son- dern auch für Hauptamtliche und Träger. 1 Vgl. die beispielhaften Hinweise im Anhang auf Seite 120. 2 Ideal ist es, wenn diese selbst ein interkulturelles „Tandem“ sind. 3 Im Patinnenprojekt waren dies jeweils 30 bis 40 Frauen. 4 Vgl. auch den Beitrag von Marion Schuchardt über die Bedeutung des Internationalen Begegnungs- zentrums für das Projekt auf Seite 102. 113 7. A nh an g 114 Im folgenden werden einige der Materiali- en dokumentiert, die in der praktischen Pro- jektarbeit entwickelt und weiter entwickelt wurden. Je nach Einschätzung der Gruppen- leiterinnen und Situation in der Gruppe und im Projekt erfolgten Modifizierungen und Wei- terentwicklungen. Dies wird auch künftig not- wendig bleiben. 1. Faltblatt (2006) 2. Fragebogen für neue Teilnehmerinnen (Patenfrau / Patin) 3. Merkpunkte für das Aufnahmegespräch 4. Hinweise für Patinnen und Patenfrauen 5. Gruppenregeln (einer Gruppe) 6. Handout Kulturschock Anhang 115 1. Faltblatt (2006) PatinnenProjekt Karlsruhe Interkulturelle Partnerschaften Mit der Anregung und Unterstützung bürgerschaft- lichen Engagements wollen wir Migrantinnen in Karlsruhe stärken. Gleichzeitig erhalten einheimi- sche Frauen die Möglichkeiten, das Leben von Migrantinnen in Deutschland näher kennen zu lernen und interkulturelle Kom- petenz zu gewinnen. Patenfrau Eine Migrantin, die sich eine Ansprechpart- nerin wünscht. Sie ist bereit, ihre Lebens- erfahrung und Sichtweise an die Patin wei- terzugeben und sucht den Austausch. Durch die Patin erhalten Sie als Patenfrau eine inter- essierte Ansprechpartnerin, die Ihnen bei Alltagsfra- gen und spezifischen Themen zur Seite steht oder Kontakte vermitteln kann. Durch die interkulturelle Partnerschaft können Sie neues Wissen, erweiterte Sprachkenntnisse, neue Kontakte und neue Erfah- rungen gewinnen. Diese können Sie für die Verbes- serung Ihrer Lebenssituation oder die Lösung spezi- fischer Probleme nutzen. Patin Eine mit der deutschen Gesellschaft vertraute Frau, die bereit ist, ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihre Kontakte an eine Patenfrau (Migrantin) weiterzuge- ben. Sie ist ihrerseits daran interessiert, neue Einsich- ten und Lebenserfahrungen zu gewinnen. Als Patin erhalten Sie Einblick in die Situation von Migrantinnen die hier leben und dadurch einen er- weiterten Blick auf Deutschland. Dabei können Sie eigene Sichtweisen überprüfen und ergänzen, neue Handlungsmöglichkeiten und Kontakte erschließen und (weitere) interkulturelle Kompetenz erwerben. Sie und Ihre Partnerin entscheiden von Anfang an gemeinsam, wie Sie Ihre Treffen gestalten werden. 116 Wir bieten Ihnen: Vermittlung einer Patenfrau oder Patin Begleitung und Beratung bei Bedarf regelmäßige Gruppentreffen vielseitige Aktivitäten wie z. B. Joggen, Kino, Konversation, Museumsbesuche Was erwarten wir von Ihnen? Interesse und Neugier an Frauen aus anderen Ländern / Kulturen Bereitschaft zur Reflexion Interesse an der Weitergabe eigener Erfahrungen und Informationen Engagement und Eigeninitiative Teilnahme an den Gruppentreffen Grundkenntnisse in Deutsch Ablauf des Projektes: Erstgespräch (zur Klärung Ihrer Kontakt- wünsche und -möglichkeiten) Vermittlung einer Patenfrau oder Patin Einführung beim ersten Gruppentreffen Treffen zwischen den beiden Frauen (je nach Vereinbarung, Empfehlung: mindestens alle zwei Wochen) alle zwei Monate ein Gruppentreffen Haben Sie Lust bekommen bei diesem Projekt mitzumachen? Dann melden Sie sich doch bei uns - wir freuen uns von Ihnen zu hören! 117 Warum dieses Projekt? Die Lebenssituation von Migrantinnen: Sprachbarrieren und Kommunikationsprobleme erschweren oftmals das Leben von Migrantinnen in Deutschland. Hinzu kommen oft weitere Proble- me, wie geringere berufliche Chancen, Hemm- schwellen gegenüber deutschen Behörden und Einrichtungen. Vielen von ihnen fehlt auch die Möglichkeit, eigene Erfahrungen und Kompetenzen in Kontak- te mit einheimischen Frauen einzubringen. Die Lebenssituation von einheimischen Frauen: Viele einheimische Frauen haben nur punktuell Kontakt zu Migrantinnen und wenig Einblick in deren Alltag - gleichzeitig interessieren sie sich für die Lebenssituation von Migrantinnen. Doch es besteht Unsicherheit darüber, wie der Kontakt hergestellt werden kann. Das Patinnen-Projekt ist ein Angebot zum gemein- samen Lernen und zur gegenseitigen Unterstüt- zung in Partnerschaften zwischen einheimischen und zugewanderten Frauen. Im Tandem – in der Gruppe: Seit Beginn des Projektes im Frühjahr 2003 haben über 100 Frauen am Patinnenprojekt teilgenom- men. Heute sind noch mehr als die Hälfte der Frauen im Projekt aktiv. Aus den Partnerschaften sind viele Freundschaften entstanden. Nicht nur die Beziehung zwischen zwischen den beiden Tandemfrauen ist von Bedeutung, auch das regel- mäßige Gruppentreffen stellt für die Migrantinnen sowie für die Einheimischen einen wichtigen Bestandteil des Patinnenprojekts dar. Bei diesen themenbezogenen Treffen beteiligen sich die Frauen aktiv an der Weiterentwicklung des Projekts. Interessierte Frauen erhalten weitere Info’s bei .... 118 2. Fragebogen neue Teilnehmerinnen (Patenfrau oder Patin) Den Fragebogen erhalten die Frauen im Rahmen des Aufnahmegesprächs. Die Frauen werden gebeten, den ersten Teil (Angaben zur Person) selbst auszufüllen. Je nach Sprachniveau wird Hilfestellung hierzu gegeben. Die sich anschließen- den Fragen zu Motivation, Erwartungen usw. werden vor schriftlicher Dokumentation ausführ- lich mit den Frauen besprochen. Vorname: .............................................................. Name: ................................................................... PLZ, Wohnort: ....................................................... Straße:................................................................... Telefon: ................................................................ Handy: .................................................................. Fax: ...................................................................... E-Mail: .................................................................. Alter: .................................................................... Herkunftsland: ...................................................... Seit wann sind Sie in Deutschland:......................... Ausbildung / Studium: .......................................... Berufstätigkeit: ..................................................... Sprachkenntnisse: .................................................. Hobbys: ................................................................. Weitere Infos (z. B. Familienstand, Kinder): ........... Welches Ziel / Motivation haben Sie für das Projekt? Welche Erwartungen und Wünsche haben Sie an die Patin / Patenfrau? Was möchten Sie einbringen? Welche Zeiten sind günstig für Sie? Wie wollen Sie die Patin / Patenfrau kennen lernen? Alleine: Mit Begleitung aus dem Projektteam: Ja / Nein Sonstiges: .............................. Datum 119 3. Merkpunkte für das Aufnahmegespräch Diese Merkpunkte dienen den Gruppenleiterinnen als Erinnerungsstütze während des Aufnahme- gesprächs. Gewinn für beide Frauen Nähe - Distanz: Nicht bei jedem kleinen Problem bei der Partnerin anrufen. Wünsche der anderen beachten, kulturelle Unterschiede erklären. Geldprobleme? 1 bis 2 Monate Probezeit der Tandems. Trennung kein Scheitern! Beratung durch Leiterin - auch telefonisch. Eigene Telefon-Nummer geben! Einführung der Gruppe Rolle (welche Erwartungen?) Nicht für schwerwiegende Probleme zuständig, dafür sind professionelle Einrichtungen Hilfsmöglichkeit Bedeutung der Gruppe erklären. Themen- bezogene Gruppentreffen alle zwei Monate Eigeninitiative von beiden Seiten wichtig! Auf ibz-Veranstaltungen hinweisen und Kulturdialog mitgeben! Einverständnis für die Weitergabe von Daten 120 4. Hinweise für Patinnen und Patenfrauen Diese Hinweise werden den Teilnehmerinnen in schriftlicher Form gegeben und bei Einführung oder Gruppentreffen gemeinsam besprochen. Eine vertiefende Besprechung im Rahmen des Sprach- kurses kann sinnvoll sein. Teilweise wurden in der Besprechung in der Gruppe auch Formulierungen verändert, so dass die jeweilige Gruppenfassung die exakten Vereinbarungen der Gruppe enthielt und für alle sprachlich verständlich war. Zwischen Patin und Patenfrau besteht eine gleichberechtigte Beziehung. Ich respektiere die politische und religiöse Einstellung meiner Partnerin. Persönliche Inhalte der Gespräche dürfen nicht an Dritte weitergegeben werden. Hilfe zur Selbsthilfe – eigene Stärken weiter- entwickeln (Vergleiche: Empowerment). Offenheit gegenüber der Partnerin bedeutet auch die Bereitschaft zur Reflexion meiner Werte und Einstellungen (Vergleiche: Interkulturelle Kompetenz). Mit Engagement und Eigeninitiative kann ich die Partnerschaft fördern. Eigene Grenzen und die der Partnerin müssen wahrgenommen und eingehalten werden. Ort und Gestaltung der Treffen werden gemeinsam beschlossen. Welche gemeinsamen Ziele setzen wir uns nach dem ersten Kennenlernen? 5. Hinweise für die Gruppengespräche Kurze Sätze Langsam sprechen Keine Vorträge 121 1. Phase: Euphorie Die eigene Kultur wird nicht in Frage gestellt, man ist Zuschauer. 2. Phase: Entfremdung Erste Kontakt- schwierigkeiten, man gibt sich selbst die Schuld. 3. Phase: Eskalation Schuldzuweisungen an die fremde Kultur und Verherrlichung der eigenen Kultur. 4. Phase: Missverständnisse werden erkannt Konflikte werden als Missverständnisse aufgrund kultureller Unterschiede wahrgenommen (Interkulturelles Lernen). 6. Handout Kulturschock 5. Phase: Verständigung Die unterschiedlichen kulturellen Werte und Normen werden verstanden, geduldet, geschätzt und angenommen. Die Phasen des Kulturschocks 122 Projekt-Trägerinnen Frauenbeauftragte der Stadt Karlsruhe Annette Niesyto Rathaus am Marktplatz, 76124 Karlsruhe Tel.: 07 21 / 1 33-30 60 / -30 62 Fax: 07 21 / 1 33-30 69 e-mail: fb@karlsruhe.de http://www.karlsruhe.de/rathaus/ordnung/frauen/ (Trägerin des Patinnenprojekts 2003 bis Ende 2007) Die Frauenbeauftragte der Stadt Karlsruhe ist Anlaufstelle für Frauen mit Anregungen und Beschwerden; zeigt vorhandene Defizite bei der Gleichstellung von Frauen in der Stadt und in der Stadtverwaltung auf; erarbeitet Vorschläge zur Verbesserung der Situation von Frauen und Mädchen und initiiert hierzu konkrete Projekte; kooperiert mit Frauen und Frauengruppen, Verbänden, Gewerkschaften, u. a. betreibt Öffentlichkeitsarbeit. Termine und die jeweiligen Projekte werden auf der Internetseite veröffentlicht. Zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. Karlsruher Frauenhandbuch „Wer-Wo-Was” (kostenlos) mit Angeboten und Adressen von Frauenorganisation, Anlauf- und Beratungsstellen. Frauen erzählen, Karlsruher Frauenporträts (Schutzgebühr: 2,50 Euro) – Gun Strecker porträtiert 13 zugewanderte Frauen, die in Karlsruhe leben. Gewalt gegen Frauen (kostenlos erhältlich in deutscher, englischer, französischer, kroatischer, russischer und türkischer Sprache) 123 Internationales Begegnungszentrum Marion Schuchardt (Leiterin) Kaiserallee 12 d, 76133 Karlsruhe Tel.: 07 21/84 44 79 Fax: 07 21/84 44 10 e-mail: ibz@karlsruhe.de (Trägerin des Patinnenprojekts seit 2003, ab 2008 alleinige Trägerin des Projekts) Im Erdgeschoss des ibz befindet sich das Café Globus. Dem gemütlichen Caféraum ist ein multi- funktionaler Veranstaltungssaal angeschlossen. Jeden Donnerstag Nachmittag findet das interna- tionale Frauencafé statt. Interessierte Frauen sind jederzeit herzlich willkommen! Das Internationale Begegnungszentrum stellt Räume für Arbeit zum Thema Migration und für interkulturelle Begegnungen zur Verfügung. Regelmäßige Veranstaltungen, weitere Integrationsprojekte und vielfältige Aktivitäten tragen zum Dialog zwischen der verschiedenen Kulturen und zum Abbau von Ängsten und Fremdenfeindlichkeit bei. Unter dem Titel “Kulturdialog” gibt das ibz regelmäßig ein Pro- grammheft mit den aktuellen Terminen heraus.
https://www.karlsruhe.de/b4/stadtverwaltung/gleichstellung/publikationen/publikationsliste/HF_sections/content/1468231323515/ZZmSmOZ3WVY4Cb/Die%20T%C3%BCr%20%C3%B6ffnen.pdf
MEHR BIO IN KOMMUNEN Strategien und Konzepte zur erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln im Verpflegungsbereich von Kommunen – Ein Projekt des Netzwerks deutscher Biostädte Ein Praxisleitfaden des Netzwerks deutscher Biostädte 2 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ IMPRESSUM Herausgeber: Netzwerk deutscher Biostädte c/o Stadt Nürnberg Referat für Umwelt und Gesundheit Hauptmarkt 18 90403 Nürnberg Telefon: 0911 / 231 - 4189 www.biostaedte.de Autorinnen und Autoren: Melanie Fülles, Rainer Roehl, Dr. Carola Strassner; a‘verdis – Roehl & Dr. Strassner GbR Andreas Hermann und Dr. Jenny Teufel; Ökoinstitut e.V. Redaktion: Rainer Roehl; a‘verdis – Roehl & Dr. Strassner GbR Astrid Engel; Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt Gestaltung: bioculture GmbH Druck: Bavaria Druck 100 % Recyclingpapier, zertifiziert mit dem Blauen Engel Fotos: Titelseite: Oekolandbau.de/Thomas Stephan, a‘verdis, Archiv Stadt München Stadt Nürnberg/Christine Dierenbach: S 3 Eleana Hegerich: S. 3, Adobe Stock: S. 10, 24 Oekolandbau.de/Dominic Menzler: S. 14, 43, 64, Oekolandbau.de/Thomas Stephan: S. 16, 24, 26, 29, 47, 66 Peter Vogel: S. 58, Christian Buck: S. 61, 62 a‘verdis: S. 8, 20, 25, 32, 35, 37, 38, 41, 42, 44, 49, 50, 52, 53, 54, 56, 57, 59, 60, 67, 69, 70 Das Projekt wurde gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Bundesprogramms Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft. Der Leitfaden wurde erstellt im Rahmen des Projektes: „Strategien und Konzepte zur erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln im Verpflegungsbereich von Kommunen“ der Biostädte Augsburg, Freiburg, Heidelberg, Lauf, München und Nürnberg. Ansprechpartnerin: Astrid Engel (Landeshauptstadt München, Referat für Gesundheit und Umwelt, E-Mail: astrid.engel@muenchen.de) Wir bedanken uns bei unseren Sponsoren: Stand: Februar 2017 Echt Bio für Großverbraucher www.biostaedte.de Oekolandbau.de/Thomas Oekolandbau.de/Dominic Oekolandbau.de/Thomas mailto:astrid.engel@muenchen.de Vorwort des Herausgebers 3 VORWORT DES HERAUSGEBERS Eine wachsende Anzahl von Städten und Gemein- den legt Wert auf eine schmackhafte und qualitativ hochwertige Verpflegung in ihren Einrichtungen und bei der Bewirtung ihrer Gäste, ihrer Mitarbei- terinnen und Mitarbeiter und vor allen ihrer Kinder und Jugendlichen. Tragen doch Kommunen Ver- antwortung für die zukunftsfähige Gestaltung der Lebensbedingungen ihrer Bürgerinnen und Bürger. Genau diesen Ansprüchen werden Lebensmittel aus ökologischem Landbau gerecht: Sie werden nicht nur umweltverträglich produziert und scho- nend verarbeitet, sie sind auch gesund und lecker. Die Kommunen, die sich im Netzwerk deutscher Bio-Städte zusammengeschlossen haben, haben sich daher zum Ziel gesetzt, den Einsatz von Biole- bensmitteln kontinuierlich zu steigern. Darüber hi- naus wollen wir möglichst viele andere Städte und Gemeinden motivieren und dabei unterstützen, ebenfalls verstärkt Bio-Produkte zu verwenden. Als Bio-Städte haben wir seit vielen Jahren Erfah- rungen mit der Beschaffung und dem Einsatz von Produkten aus ökologischem Landbau gesammelt. Im Austausch mit anderen Städten und Gemeinden wurde uns klar, dass es viele offene Fragen im Hin- blick auf den Bio-Einsatz gibt. Vor diesem Hinter- grund entstand das Projekt „Mehr Bio in Kommu- nen“. Es ging uns darum, alle Themen rund um die Bio-Einführung zusammen zu tragen, gut verständ- lich aufzubereiten und allen interessierten Kommu- nen zur Verfügung zu stellen. Dies ist der erste Leitfaden zum Thema Einsatz von Biolebensmitteln, der sich direkt an Kommu- nen richtet. Wir wollen damit alle ansprechen, die mit dem Einkauf und dem Einsatz von Verpflegung in einer Kommunen befasst sind – angefangen von den politischen Entscheidungsträgern über Be- schaffungsverantwortliche in der Verwaltung bis hin zu Küchenleitungen. Zusätzlich zu diesem Leitfaden gibt es umfangrei- ches weiteres Informationsmaterial das Kommu- nen bei der Bio-Einführung unterstützen soll. Es ist auf der Homepage des Bio-Städtenetzwerks (www. biostaedte.de) zu finden. An dieser Stelle möchten wir uns herzlich bei dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirt- schaft für die finanzielle Unterstützung bedanken, ohne die die Umsetzung dieses Projekts nicht mög- lich gewesen wäre. Wir hoffen, dass Sie in diesem Leitfaden viele hilf- reiche Anregungen finden für Ihr Vorhaben, Bio-Le- bensmittel in der eigenen Gemeinde einzusetzen – und wünschen uns, dass unser Netzwerk noch stärker wächst als bisher! Im Namen des Netzwerks deutscher Bio-Städte Dr. Peter Pluschke - Sprecher des Bio-Städte-Netzwerks - Stephanie Jacobs Referentin für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München www.biostaedte.de www.biostaedte.de 4 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ VORWORT DES HERAUSGEBERS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 1. EINLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 2. DER AUSSER-HAUS-VERPFLEGUNGSMARKT IN DEUTSCHLAND . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.1 Marktstruktur und Marktentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2 Herausforderungen für gastronomische Dienstleister heute und in Zukunft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.3 Besonderheiten für eine Gastronomie in öffentlicher Trägerschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.4 Besonderheiten verschiedener Verpflegungsanlässe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.5 Besonderheiten verschiedener Verpflegungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 3. BIO-LEBENSMITTEL ALS BAUSTEIN EINER NACHHALTIGEN BESCHAFFUNGSSTRATEGIE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.1 Eckpfeiler einer nachhaltigen gastronomischen Dienstleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 3.2 Herkunft und Qualität der Lebensmittel als zentrales Handlungsfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 3.3 Argumente für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln benennen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 4. DER RECHTSRAHMEN FÜR EINE NACHHALTIGE ÖFFENTLICHE BESCHAFFUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 4.1 Entwicklungsgeschichte der Berücksichtigung von Umweltkriterien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 4.2 Im Vergaberecht zu beachtende Grundsätze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 4.3 Überblick über die anzuwendenden Vergabevorschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 5. NOTWENDIGE SCHRITTE IN POLITIK UND VERWALTUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.1 Nachhaltige Beschaffung als Managementaufgabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.2 Strategische Planung und politische Beschlüsse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.3 Durchführung und Einbettung in das Verwaltungsgeschehen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 5.4 Erfolgskontrolle und Monitoring der Zielerreichung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 5.5 Lernen und Berichten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 6. FAHRPLAN FÜR DAS VERGABEVERFAHREN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 6.1 Bestimmung von Beschaffungsgegenstand, Auftragswert und Vergabeart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 6.2 Anforderungen an die Bietereignung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 6.3 Erstellen der Leistungsbeschreibung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 6.4 Angebotsbewertung und Zuschlagserteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 INHALTSVERZEICHNIS Inhaltsverzeichnis 5 7. VORSCHLÄGE FÜR DIE FORMULIERUNG DER VERGABEANFORDERUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . 45 7.1 Formulierungsvorschläge für Mindestanforderungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 7.1.1 Anforderungen an den Anteil von Bio-Lebensmitteln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 7.1.2 Anforderungen an den Anteil von Fisch aus nachhaltigem Fischfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 7.1.3 Anforderungen an den Anteil von fair gehandelten Produkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 7.2 Formulierungsvorschläge für Auftragsdurchführungsklauseln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 7.2.1 Anforderungen an die Zusammensetzung der Speisenpläne bzw. angebotenen Speisen: Obst und Gemüse gemäß der Saison . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 7.2.2 Anforderungen hinsichtlich Abfallvermeidung und Abfallentsorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 7.2.3 Anforderungen hinsichtlich der Vermeidung von Lebensmittelabfällen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 7.3 Zusätzliche Auftragsdurchführungsklauseln für den Betrieb von Kantinen und anderen langfristigen Cateringdienstleistungen (z. B. Mittagsverpflegung) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 7.3.1 Anforderungen an die Zusammensetzung der Speisenpläne bzw. angebotenen Speisen: Reduktion des Fleischkonsums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 7.3.2 Anforderungen an die Zusammensetzung der Speisenpläne bzw. angebotenen Speisen: zielgruppenorientierte Berücksichtigung von allgemein akzeptierten Nährstoffempfehlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 7.3.3 Kunden-Feedback . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 7.4 Zusätzliche Klauseln für Catering-Dienstleistungen bei Einzelveranstaltungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 7.4.1 Anforderungen an die Zusammensetzung der angebotenen Speisen: Reduktion des Fleischkonsums . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 7.4.2 Anforderungen hinsichtlich Abfallvermeidung und -entsorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 7.5 Bewertung mit Nutzwertanalyse und Wertungsmatrix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 8. SCHRITTE ZUR ERFOLGREICHEN EINFÜHRUNG VON BIO-LEBENSMITTELN . . . . . . . . . . . . . . . . 53 8.1 Gründe für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln in der eigenen Einrichtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 8.2 Entscheidung für den Einsatz und die Menge von Bio-Lebensmitteln treffen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 8.3 Konzept für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln festlegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 8.4 Bio-Lieferanten vergleichen und auswählen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 8.5 Strategie für die Preisgestaltung finden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 8.6 Das Bio-Angebot intern und extern kommunizieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 8.7 Die Verwendung von Bio-Lebensmitteln kontrollieren und zertifizieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 9. ERFOLGSBEISPIELE AUS DEUTSCHLAND UND EUROPA . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 9.1 Bio-Erfolge in nicht-kommunalen öffentlichen Einrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 9.2 Bio-Erfolge in kommunalen Einrichtungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 9.2.1 Beispiele aus Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 9.2.2 Beispiele aus Europa . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 6 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 10. FAZIT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 11. SERVICETEIL . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 11.1 Literatur und Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 11.1.1 Bücher, Broschüren und Fachbeiträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 11.1.2 Websites . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 11.1.3 Weiterbildungsangebote . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 11.2 Adressen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 11.2.1 Ministerien und Behörden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 11.2.2 Öko-Kontrollstellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 11.2.3 Verbände und andere Multiplikatoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 11.2.4 Bio-Lieferanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 11.3 Beispiele für Ausschreibungstexte, Stadtratsbeschlüsse u.a. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 ABBILDUNGS- UND TABELLENVERZEICHNIS Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Außer-Haus-Markt Konsum/Umsatzentwicklung 2014 zu 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Abbildung 2: Ebenen für ökologisch ausgerichtetes Angebot im öffentlichen Bereich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Abbildung 3: Kreislaufwirtschaft im ökologischen Landbau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Abbildung 4: Beipiele für Vorgaben gemäß Berliner Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 Abbildung 5: Management-Zyklus einer nachhaltigen Beschaffung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Abbildung 6: Fahrplan für das Vergabeverfahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Bewertung der Verpflegungssysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Tabelle 2: Überblick über die Vergabevorschriften ober- und unterhalb der EU-Schwellenwerte . . . . . . 28 Tabelle 3: Bewertungsschlüssel für die Nutzwertanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 Tabelle 4: Rechenbeispiel einer Nutzwertanalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Tabelle 5: Zusatzpunkte für den Bio-Lebensmittelanteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 INHALTSVERZEICHNIS Abkürzungsverzeichnis 7 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AG Aktiengesellschaft AHV Außer-Haus-Verpflegung AHVM Außer-Haus-Verpflegungsmarkt AOK Allgemeine Ortskrankenkasse ASC Aquaculture Stewardship Council BerlAVG Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz BGBl Bundesgesetzblatt BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BÖLN Bundesprogramm ökologische Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft BÖLW Bund Ökologischer Lebensmittelwirtschaft BVergG Bundesvergabegesetz CO 2 Kohlendioxid D-A-CH Deutschland, Österreich, Schweiz DGE Deutsche Gesellschaft für Ernährung EG Europäische Gemeinschaft EG-Öko-VO EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau e.V. eingetragener Verein EU Europäische Union EuGH Europäischer Gerichtshof EMAS Eco-Management and Audit Scheme FIBL Forschungsinstitut für biologischen Landbau GEPA Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GVO Gentechnisch veränderte Organismen GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung ILO Internationale Arbeitsorganisation KiTa Kindertagesstätte KNB Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung LWL Landschaftsverband Westfalen-Lippe MSC Marine Stewardship Council QM Qualitätsmanagement RNE Rat für Nachhaltige Entwicklung VgV Verordnung über die Vergabe öffentlicher Aufträge VOL/A Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen, Teil A VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen VOF Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen VwVBU Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt (Berlin) WWF World Wide Fund For Nature 8 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 1. EINLEITUNG 1. Einleitung 9 1. EINLEITUNG Öffentliche Auftraggeber in Deutschland beschaffen jährlich Produkte, Bau- und Dienstleistungen in einem Umfang von rund 19 Prozent des Bruttoinlandprodukts. Im Jahr 2010 lag das Einkaufsvolumen bei knapp 480 Mrd. Euro, mit jährlich steigender Tendenz.1 Etwa die Hälfte der Ausgaben entfällt auf Bund und Län- der, die andere Hälfte auf Kommunen und Landkreise. Als Großverbraucher verfügt die öffentliche Hand über eine starke Marktmacht, die sie nutzen kann, um nachhaltigere Produkte am Markt zu etablieren und umweltpolitische Ziele oder faire Arbeitsbedingungen zu fördern. Die Beschaffung nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen setzt auch ein deutliches Signal in Richtung privater Anbieter2 und unterstützt deren nachhaltiges Wirtschaften. Dies gilt auch für den wachsenden Markt gastronomischer Dienstleistungen, z. B. in Kindergärten, Schulen, Betrieben, Krankenhäusern und auf Veranstaltungen. Mit einem Umsatzvolumen von gut 70 Mrd. Euro bei 11 Mrd. Besuchen gehört der Außer-Haus-Markt zu den wichtigsten Segmenten der Lebensmittelwirt- schaft. Im Vergleich zum Lebensmitteleinzelhandel spielt der Einsatz von Bio-Lebensmitteln hier aber noch eine eher kleine Rolle. Nach vorsichtigen Schätzungen3 machen Bio-Lebensmittel im Außer-Haus-Bereich gerade einmal fünf Prozent des gesamten Bio-Marktes aus. Im Vergleich zu anderen Absatzmärkten ist das Bio-Potenzial für diesen Markt demnach noch sehr groß. Wichtige Gründe für diese zurückhaltende Nach- frage sind die zu geringe aktive Gästenachfrage, die auf den ersten Blick höheren Preise für Bio-Lebensmittel und der im Vergleich zu herkömmlichen Produkten höhere Beschaffungsaufwand. Und schließlich wird die Bio-Zertifizierung von Küchen teilweise als unklar, unflexibel und aufwändig eingeschätzt.4 Auch in den öffentlichen Verpflegungseinrichtungen von Bund, Ländern und Kommunen spielen Bio-Le- bensmittel trotz zahlreicher erfolgreicher Umsetzungsbeispiele z. B. in den Kommunen, die sich im Netz- werk deutscher Biostädte5 zusammengeschlossen haben, derzeit eine eher geringe Rolle. Neben den oben genannten Gründen liegt dies möglicherweise auch an der fehlenden Kenntnis, wie die geltenden rechtlichen Rahmenbedingungen korrekt in öffentlichen Ausschreibungsverfahren umgesetzt werden können und an der fehlenden Erfahrung, wie eine politische Entscheidung für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln in einer Kommune konkret herbeigeführt und erfolgreich umgesetzt werden kann. Der vorliegende Leitfaden beleuchtet die genannten Ursachen und gibt kommunalen Beschafferinnen und Beschaffern eine praxisorientierte Hilfestellung bei der erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln bzw. bei der Erhöhung des Anteils an Bio-Lebensmitteln in ihren Einrichtungen. 1 European Commission (2011): Public procurement indicators 2010. ec.europa.eu/internal_market/publicprocurement/docs/indicators2010_en.pdf 2 Praxisbeispiele, wie nachhaltige Beschaffung derzeit schon umgesetzt wird, sind beispielsweise in den Produktwegweisern, die von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg herausgegeben werden, dargestellt. 3 BÖLW (2015): Zahlen. Daten. Fakten. Die Bio-Branche 2015. 4 Nießen, J., Paffe, M. (2010): Außer-Haus-Verpflegung und Bio-Lebensmittel in Deutschland. Trends, Hemmnisse, Chancen. Ergebnisse einer Expertenbefragung. Vita rustica & Vita urbana 4 5 www.biostaedte.de ec.europa.eu/internal_market/publicprocurement/docs/indicators2010_en.pdf www.biostaedte.de 10 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 2. DER AUSSER-HAUS-VERPFLEGUNGSMARKT IN DEUTSCHLAND 2.1 Marktstruktur und Marktentwicklung 2.2 Herausforderungen für gastronomische Dienstleister heute und in Zukunft 2.3 Besonderheiten für eine Gastronomie in öffentlicher Trägerschaft 2.4 Besonderheiten verschiedener Verpflegungsanlässe 2. Der Außer-Haus-Verpflegungsmarkt in Deutschland 11 2. DER AUSSER-HAUS-VERPFLEGUNGSMARKT IN DEUTSCHLAND 2.1 Marktstruktur und Marktentwicklung Der Außer-Haus-Verpflegungsmarkt (AHVM) in Deutschland ist ein spannender und perspektiven- reicher Milliardenmarkt. Gleichwohl ist dieses Seg- ment der Lebensmittel- und Dienstleistungswirt- schaft äußerst komplex und sehr heterogen. Die Betriebstypen reichen von der Imbissbude an der Ecke, über die Kantine in der Behörde bis zum Ster- nerestaurant auf dem Land. Die Größenordnungen bewegen sich von Kindertagesstätten, in denen nur 20 Mittagessen pro Tag ausgegeben werden bis zu Großveranstaltungen mit 20.000 Gästen an einem Abend. Jeder der drei großen Bereiche, Gastrono- mie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung, hat andere Strukturen, Herausforderungen und Kalku- lationsmodelle. Das Verbraucherpanel Crest online der npdgroup aus Nürnberg ermittelt jedes Jahr die Verbraucher- ausgaben im Außer-Haus-Markt. 2015 waren dies in Deutschland mehr als 70 Mrd. Euro. Bei diesen Zahlen fehlen allerdings wichtige Bereiche, etwa die Geschäftsnachfrage beim Event-Catering und der Verzehr in Krankenhäusern, Seniorenheimen und Gefängnissen, die häufig als öffentliche Einrich- tungen betrieben werden. Gleiches gilt auch für das große Feld der Betriebskantinen in Eigenregie. Hier erlösten 2014 allein die zehn größten Eigenregie- betriebe (darunter Daimler, Siemens und Deutsche Bahn) an 405 Standorten nahezu 580 Mio. Euro. Der Gesamtumsatz im Außer-Haus-Markt dürfte demnach deutlich über 75 Mrd. Euro liegen. Im Bereich der Gemeinschaftsverpflegung wach- sen die Bereiche Schulverpflegung, bedingt durch den bundesweiten Ausbau der Ganztagsschulen, und die Seniorenverpflegung am stärksten. Beson- ders viele Essen werden in Studentenwerken, grö- ßeren Betriebsrestaurants und Krankenhäusern ausgegeben. Das Speisenangebot wird derzeit von drei zentralen Trends geprägt: Die Gäste suchen nach Sicherheit (Herkunft & Regionalität), Gesundheit (vegetari- sche und vegane Angebote, Salate) und Frische (Zu- bereitung vor dem Gast). Das mit Abstand stärkste Nachfragewachstum haben vegetarische und vega- ne Speiseangebote. Auf dieser Grundlage werden nicht nur laufend neue Restaurants eröffnet, in der Gemeinschaftsverpflegung verlangen insbesondere jüngere Gäste verstärkt nach vegetarischen Speisen. 2.2 Herausforderungen für gastronomische Dienstleister heute und in Zukunft Die Diskussionen über Klimawandel und Ressour- cenverknappung prägen zunehmend auch das wirtschaftliche Handeln in der Außer-Haus-Ver- pflegung. Stichworte wie Green-Hospitality oder Klimaschutz mit Messer und Gabel tauchen nicht nur häufiger in den gastronomischen Fachmedien auf, sondern entwickeln sich zu elementaren Be- standteilen gastronomischer Dienstleistungen. Hintergrund für diese Entwicklung sind im We- sentlichen globale Herausforderungen, die unsere derzeitige Lebens-, Wirtschafts- und Ernährungs- weise in Frage stellen: Klimawandel, Ressourcen- verknappung, globaler Süßwassermangel, Bio- diversitätsverlust, Entwaldung, Wüstenbildung, demografischer Wandel, Bevölkerungswachstum und die Zunahme von Armut. Erzeugung, Produk- tion und Handel von und mit Lebensmitteln haben erhebliche Auswirkungen auf die genannten globa- len Herausforderungen. Bezogen auf den ökologi- schen Fußabdruck, einem Indikator für die Berech- nung der ökologischen Belastung von Lebensstilen, macht die Ernährung (inkl. Außer-Haus-Verpfle- gung) eines durchschnittlichen Deutschen einen Anteil von gut einem Drittel6 aus. Die Verantwor- 6 www.footprint.at/fileadmin/zf/dokumente/Footprint_Deutschland_2008__2_.pdf www.footprint.at/fileadmin/zf/dokumente/Footprint_Deutschland_2008__2_.pdf 12 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ tung für Wirtschaft, Ökologie und Gesellschaft ist also sehr groß. Für die Gemeinschaftsgastronomie in Kitas, Schu- len, Betrieben und Krankenhäusern gehört das Thema Gesundheit zu einer weiteren prägenden Herausforderung. Neben der Lebensmittelsicher- heit durch eine gute Hygienepraxis geht es dabei um eine ausgewogene Nährstoffversorgung, das Vermeiden unerwünschter Zutaten und ein funkti- onierendes Allergenmanagement. Auch die Entstrukturierung unserer Lebensstile stellt gastronomische Anbieter vor große Her- ausforderungen. Anstelle von drei Mahlzeiten im Kreise der Familie essen Menschen heute zu jeder Zeit und an nahezu jedem Ort. Viele Anbieter von Schulverpflegung leiden unter dieser Entwicklung, denn immer mehr Kinder und Jugendliche empfin- den es als nicht zeitgemäß ein Tellergericht im Klas- senverband zu sich zu nehmen. Stattdessen ist es angesagt, unterwegs im Kreise der besten Freunde zu „snacken“. Die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen zu erkennen und zu bedienen wird nicht einfacher, denn Essen bedeutet eben nicht nur Nahrungsauf- nahme sondern entwickelt sich für viele Menschen zu einem wichtigen Teil des persönlichen Lebens- stils. Was ich esse und besonders auch das, was ich nicht esse wird immer häufiger Ausdruck einer per- sönlichen ökologischen, politischen oder ethischen Überzeugung. 2.3 Besonderheiten für eine Gastronomie in öffentlicher Trägerschaft Die Bedarfe öffentlicher Auftraggeber (z. B. Städte, Gemeinden oder Landkreise) werden in der Regel über öffentliche Auftragsvergaben gedeckt. Dies sind entgeltliche Verträge mit Unternehmen zur Beschaffung von Liefer-, Bau- oder Dienstleistun- gen. Kaufen öffentliche Auftraggeber Lebensmittel ein oder vergeben Pachtverträge, unterliegen auch diese Aufträge dem Vergaberecht (vgl. Kapitel 4), das heißt, es muss in der Regel eine Ausschreibung stattfinden. In diesen Fällen richtet sich der Einkaufsprozess oder der Inhalt des Pachtvertrages nach den be- reits bei der Formulierung des Ausschreibungs- textes definierten Vorgaben. Um sicherzustellen, Schnellgastronomie 23,4 (+3,7 %) Erlebnisgastronomie 12,8 (+3,0 %) Arbeits- und Ausbildungsplatzverpflegung** 6,9 (+4,4 %) Bediengastronomie/ Hotelrestaurants* 29,0 (+3,1 %) Andere 1,4 (+5,5 %) Abb.1: Außer-Haus-Markt Konsum/Umsatzentwicklung 2014 zu 2015 Ausgaben in Mrd. € (Veränderung im Vergleich zu 2014 in Klammern) Quelle: CRESTonline Deutschland, npdgroup deutschland GmbH, Nürnberg * Hotellerie inkl. Frühstück bei Übernachtung ** inkl. Vending am Arbeits-/Ausbildungsplatz 2. Der Außer-Haus-Verpflegungsmarkt in Deutschland 13 dass Bio-Lebensmittel berücksichtigt werden, ist es darum sehr wichtig, dieses bereits in einem sehr frühen Stadium, also bei der inhaltlichen Gestaltung der Ausschreibung, zu verankern (vgl. Kap. 6 und 7). Bewirten Pächter oder Catering-Unternehmen öffentliche Kantinen, regeln die jeweiligen Pacht- verträge, wer die verschiedenen Arten der Auf- wendungen zu tragen hat. In der Regel werden die Kosten für die Fläche, die Energie, das Wasser, die Entsorgung und für größere Investitionen vom Auf- traggeber übernommen, während der Pächter oder Caterer mit dem Verkaufspreis die Kosten für Wa- reneinsatz, Personal, Verbrauchsgüter und seinen unternehmerischen Gewinn erwirtschaften muss. In einzelnen Fällen wird auch eine Pacht erhoben. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn eine Kantine auch für externe Gäste geöffnet wird. Auch eine Beteiligung der Auftraggeber an den Kosten für kleinere Investitionen (z. B. Geschirr) ist möglich. Eine weitere Besonderheit ist die Preisbindung für in der Regel zwei Hauptspeisen in öffentlichen Kan- tinen. Damit soll den Beschäftigten in Ämtern und Behörden ein günstiges Mittagessen ermöglicht werden. Höhere Preise für Lebensmittel aus öko- logischer Erzeugung, regionaler Herkunft oder art- gerechter Tierhaltung können also nicht über einen höheren Verkaufspreis für diese Essen aufgefangen werden, sondern müssen anders kompensiert wer- den, um nicht den notwendigen Gewinn zu schmä- lern. Dies setzt ökologisch motivierte und gastrono- misch versierte Betreiber voraus. Setzen Einrichtungen wie Schulen oder Kinderta- geseinrichtungen Bio-Lebensmittel ein, ist unter Umständen eine unterstützende interne und ex- terne Kommunikation zum Speisenangebot, unter Hilfestellung der Stadt oder Gemeinde, hilfreich. Dadurch kann unter anderem die Akzeptanz der Verpflegungsleistung gesteigert werden, auf der anderen Seite dokumentiert der öffentliche Auf- traggeber bzw. Träger damit seinen eigenen Vor- bildcharakter. 2.4 Besonderheiten verschiedener Verpflegungsanlässe Die Gelegenheiten, bei denen in einer Kommu- ne gastronomische Dienstleistungen angeboten werden, sind vielfältiger als es auf den ersten Blick scheint. Angefangen bei der Verpflegung in Kinder- tageseinrichtungen über die Schul-, Kantinen- und Krankenhausverpflegung bis zum Catering bei öf- fentlichen Anlässen und Festen; überall hier ist es möglich, Bio-Lebensmittel einzusetzen. Verpflegung in Kindertageseinrichtungen An dieser Stelle besteht eine gute Möglichkeit, sich sehr früh positiv in das Verpflegungsangebot der Kleinsten einzubringen. Das Ernährungsverhalten von morgen wird bereits in jungen Jahren geprägt. Das Angebot einer vollwertigen, gesunden Bio- Kost kann einen wertvollen Beitrag zur gesunden Entwicklung der Kindergartenkinder einer Kommu- ne darstellen. Viele Eltern wählen bewusst solche Einrichtungen für Ihre Kinder aus, die das Thema Ernährung in Kombination mit Bewegung in ihrem Konzept verankert haben. Viele Einrichtungen wer- ben deshalb offensiv mit einem Bio-Angebot und zeigen damit ihr Verantwortungsbewusstsein für den Nachwuchs. Verpflegung in Schulen Das Bio-Angebot in Schulen ist in den letzten Jahren immer mehr ausgeweitet worden. Egal, ob die Bio- Komponenten in der Mensa, der faire Bio-Schoko- riegel am Kiosk oder der Bio-Kaffee aus fairem Han- del im Lehrerzimmer: Schulen sind ein gutes Setting, um Bio-Lebensmittel einzusetzen. Das Thema kann außerdem in verschiedenen Fächern (z. B. Sozial- kunde, Politik, Erdkunde, Ernährungslehre, Bio- logie) aufgegriffen werden und Schülerinnen und Schüler können durch Mensabeiräte, Schülerfirmen oder andere Arbeitsgemeinschaften in die Gestal- tung eines Bio-Angebots einbezogen werden. In Verbindung mit entsprechenden ernährungspäda- gogischen Angeboten sind Biolebensmittel in Schu- len also eine große Chance, um Ernährungsbildung und Ernährungserziehung erlebbar zu gestalten. 14 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Kantinenverpflegung Viele Städte und Kommunen verfügen über eine ei- gene Kantine. Hier besteht die Möglichkeit, Verant- wortung für eine lebenswerte Umwelt zu überneh- men und gleichzeitig die gesundheitliche Qualität des Verpflegungsangebots für die Beschäftigten zu beeinflussen. Verpflegung in Kliniken und Heimen Menschen in Krankenhäusern und Seniorenheimen befinden sich in der Regel in besonderen Lebens- situationen, in denen die Ernährung eine wichti- ge Rolle spielen kann. Trotz enger Budgets ist ein gewisser Bio-Anteil auch in den Großküchen von kommunalen Krankenhäusern und Seniorenheimen umsetzbar. Einige Beispiele finden sich im Informa- tionsportal www.oekolandbau.de.7 Verpflegung bei Festen, Tagungen, Kultur- und Sportveranstaltungen Ob die kleine Vorführung einer kommunalen Musik- 7 www.oekolandbau.de/grossverbraucher/betriebsmanagement/betriebskonzepte/ bio-in-krankenhaeusern/biokonzepte-trotz-knapper-budgets/ schule oder das große Volksfest einmal im Jahr, in der Regel werden bei solchen Anlässen Speisen und Getränke angeboten. Feste, Tagungen und andere Veranstaltungen im Kultur- und Sportbereich bieten immer eine gute Gelegenheit, das gastronomische Angebot nachhaltig auszurichten und Bio-Produkte einzusetzen. Bio-Angebote haben sich inzwischen bei Events überall in Deutschland etabliert. Tipp: Für alle Bereiche gilt: Werden Bio-Lebens- mittel ausgelobt und gewerbsmäßig in Verkehr gebracht, müssen die gastronomischen Ein- richtungen am Kontrollverfahren gemäß den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau teilnehmen. Weitere ausführliche Infor- mationen dazu finden sich in der Broschüre: „Mit einfachen Schritten zum Bio-Zertifikat“8. Aus- genommen von der Kontrollpflicht sind Schulen und Kindertagesstätten, die nur für sich selbst kochen und keine anderen Tischgäste bedienen als die eigenen Schul- bzw. Kindergartenkinder. 8 www.oekolandbau.de/grossverbraucher/bio-zertifizierung/ Abb.: Kreislaufwirtschaft im ökologischen Landbau. www.oekolandbau.de www.oekolandbau.de/grossverbraucher/betriebsmanagement/betriebskonzepte/bio-in-krankenhaeusern/biokonzepte www.oekolandbau.de/grossverbraucher/betriebsmanagement/betriebskonzepte/bio-in-krankenhaeusern/biokonzepte www.oekolandbau.de/grossverbraucher/bio 2. Der Außer-Haus-Verpflegungsmarkt in Deutschland 15 2.5 Besonderheiten verschiedener Verpflegungssysteme Zunächst muss unterschieden werden, ob es sich um eine Küche handelt, die in Eigen- oder Fremdre- gie bewirtschaftet wird. Des Weiteren gilt es zu unterscheiden, ob es sich um eine Vollverpflegung handelt (z. B. in Krankenhäusern), oder um einzel- ne Essensangebote (z. B. Frühstück, Mittagessen, Abendessen, Pausenverpflegung). Und schließlich ist es nicht unerheblich, mit welchem Verpflegungs- system gearbeitet wird. Der Begriff Verpflegungssystem umfasst alle As- pekte, die am Prozess der Speisenherstellung beteiligt sind. Dazu gehören beispielsweise das Produktionsverfahren, die Betriebs- und Hilfs- mittelausstattung sowie das Personal. Zwischen folgenden vier Verpflegungssystemen wird unter- schieden: Frisch- und Mischküche (frisch kochen vor Ort mit eigener Küche), Warmverpflegung (Anlieferung von warm gehaltenem Essen), Cook & Chill (Belieferung mit gekühlten Speisen, die in einer Aufbereitungsküche regeneriert werden) und das Tiefkühlsystem (Belieferung mit tiefge- kühlten Speisen, die in einer Aufbereitungsküche regeneriert werden). Eine Bewertung der ver- schiedenen Systeme ist nicht einfach und muss verschiedene Aspekte beinhalten. Dazu gehören insbesondere die ernährungsphysiologische und sensorische Qualität sowie ökologische und wirt- schaftliche Aspekte, wie die Höhe der Investitions- kosten und die laufenden Betriebskosten (vgl. Tab. 1). Für die Frisch- und Mischküche sind die Qualifikations- anforderungen an das Personal höher als für die drei anderen Systeme. Die geringsten Anforderungen be- stehen bei der Warmverpflegung. Jedes Verpflegungs- system hat seine spezifischen Stärken und Schwächen; diese können zum Teil durch ergänzende Maßnahmen (z. B. frische Salate oder Obst bei Warmverpflegung) ausgeglichen werden. Welches System für eine Einrich- tung in Frage kommt, hängt zunächst von der Hauptziel- setzung ab. Dies kann eine höchstmögliche Attraktivi- tät, ausgedrückt in hohen Gästezahlen, oder möglichst niedrige Kosten, etwa Personalkosten, sein. Darüber hinaus sind die gewünschte Angebotsbreite, die räumli- chen Gegebenheiten, die personelle Situation sowie das verfügbare Investitionsbudget von Bedeutung. Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verpflegungssysteme werden, beispielhaft für die Kitaverpflegung, auf der Sei- te der Initiative Fit Kid dargestellt9. 9 www.fitkid-aktion.de/wissenswertes/fuer-kitas/verpflegungssysteme.html Tabelle 1: Bewertung der Verpflegungssysteme Ernährungsphysio- logische Qualität Sensorische Qualität Hygienische Qualität Frisch- und Mischküche gut bis sehr gut, abhängig von Rezepturen gut bis sehr gut gut, abhängig von der Schulung des Personals Cook & Chill gut, Produktpalette leicht eingeschränkt gut bis sehr gut sehr gut Tiefkühlmenüs gut, Produktpalette leicht eingeschränkt gut bis sehr gut sehr gut Warmverpflegung gut bis mittelmäßig, auch abhängig vom Transport gut bis mittelmäßig, ab- hängig vom Transport gut, abhängig von der Schulung des Personal www.fitkid-aktion.de/wissenswertes/fuer-kitas/verpflegungssysteme.html 16 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 3. BIO-LEBENSMITTEL ALS BAUSTEIN EINER NACHHALTIGEN BESCHAFFUNGSSTRATEGIE 3.1 Eckpfeiler einer nachhaltigen gastronomischen Dienstleistung 3.2 Herkunft und Qualität der Lebensmittel als zentrales Handlungsfeld 3.3 Argumente für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln benennen 3. Bio-Lebensmittel als Baustein einer nachhaltigen Beschaffungsstrategie 17 3. BIO-LEBENSMITTEL ALS BAUSTEIN EINER NACHHALTIGEN BESCHAFFUNGSSTRATEGIE 3.1 Eckpfeiler einer nachhaltigen gastronomischen Dienstleistung Für jede professionelle Gastronomie und Gemein- schaftsverpflegung geht es zukünftig immer mehr darum, die Aspekte „Genuss“ und „Gesundheit“ mit den klassischen Themen einer nachhaltigen Ent- wicklung (wirtschaftliche, ökologische und soziale Verantwortung) zu einem schlüssigen Ganzen zu verbinden. Daraus ergeben sich fünf zentrale An- forderungen. Eine zukunftsfähige Gastronomie … … ist wirtschaftlich für Küche (Pächter, Caterer), Unternehmen (Träger) und Gäste, … bietet ein attraktives Speisen- und Geträn- keangebot, ein angenehmes Umfeld und einen gastorientierten Service, … fördert die Gesunderhaltung, die Leistungs- fähigkeit und das Wohlbefinden der Gäste, … trägt auf allen Prozessstufen zur Schonung der Umwelt bei und … basiert auf einer partnerschaftlichen Zu- sammenarbeit mit Gästen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Lieferantinnen und Lieferanten. Zunächst muss die Verpflegungsleistung wirt- schaftlich für alle Beteiligten sein. Für den Gastro- nomen bedeutet das, mit dem Erlös der verkauften Essen Personal zu entlohnen, Waren einzukaufen, die laufenden Betriebskosten zu bezahlen und da- rüber hinaus mit einem positiven Betriebsergebnis Rücklagen für zukünftige Investitionen zu erwirt- schaften. Bei der Gesundheit ist die Berücksichtigung aner- kannter Standards, wie etwa der DGE-Qualitäts- standard (Deutsche Gesellschaft für Ernährung), ebenso wichtig wie die Einhaltung hygienerechtli- cher Bestimmungen. Um vom Markt akzeptiert zu werden, spielt die Attraktivität des Speisenange- botes eine große Rolle. Nicht nur in Kindergärten, Schulen und Betriebskantinen gehören der Ge- schmack und die Optik der angebotenen Speisen zu den wichtigsten Auswahlkriterien. Ein gewisses Maß an Abwechslung und die Erfüllung zielgrup- penspezifischer Anforderungen sind weitere wich- tige Aspekte. Durch die in Kapitel 2 beschriebenen globalen Her- ausforderungen wird ein ökologisch ausgerichtetes Angebot auch im öffentlichen Bereich immer wich- tiger. Dabei geht es um zwei zentrale Ebenen: 1. Lebensmittelebene: Speisenplanung und Lebensmitteleinkauf Im Rahmen der Rezeptgestaltung, Speisenplanung und Einkaufspolitik wird über Menge, Häufigkeit und Qualität der eingesetzten Lebensmittel ent- schieden. Zwei wichtige Maßnahmen in diesem Zusammenhang sind die deutliche Reduktion des Einsatzes von Fleisch und der verstärkte Einkauf von ökologisch erzeugten und fair gehandelten Le- bensmitteln. 2. Technikebene: Ressourcen schonende Prozesse und Geräte Die Reduktion des Ressourcenverbrauchs (Fläche, Energie, Wasser, Lebensmittel) wird insbesondere durch eine effiziente Gerätetechnik und effektive Prozessabläufe erreicht. Wichtige Maßnahmen in diesem Einflussbereich sind die Umstellung auf Ökostrom und die Reduktion der Lebensmittelab- fälle. Über 18 Mio. Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland jährlich als Abfall entsorgt, davon gut 18 Prozent in Großküchen und Restaurants10. Hier 10 WWF (2015): Das große Wegschmeißen. Vom Acker bis zum Verbraucher: Ausmaß und Umwelteffekte der Lebensmittelverschwendung in Deutschland. 18 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ bietet sich ein enormes finanzielles Sparpotenzial – das für eventuelle Mehrausgaben beim Kauf von Bio-Lebensmitteln genutzt werden kann. 3.2 Herkunft und Qualität der Lebensmittel als zentrales Handlungsfeld Aufgrund der Bedeutung und Wirksamkeit des Lebensmitteleinkaufs für eine nachhaltige Verpfle- gungsleistung hat das Deutsche Studentenwerk 2011 neun Leitlinien für einen nachhaltigen Le- bensmitteleinkauf verabschiedet: 1. Bevorzugung von Produkten aus der Region und gemäß der Saison 2. Einkauf von Produkten aus ökologischer Erzeugung 3. Fleisch und Geflügel bevorzugt aus artge- rechter Tierhaltung 4. Fisch bevorzugt aus Bestand schonender Fischerei 5. Bevorzugung von Produkten aus fairem Handel 6. Keine kennzeichnungspflichtig gentech- nisch veränderten Produkte 7. Kein Fleisch von geklonten Tieren 8. Möglichst keine deklarationspflichtigen Zusatzstoffe 9. Bei Auftragsvergabe bevorzugt Mehrweg- verpackungen und Mehrwegsysteme bzw. sortenreine Verpackungen Die Leitlinien berücksichtigen alle derzeit disku- tierten Qualitätsaspekte von Lebensmitteln, be- inhalten alle relevanten Siegel und Zertifikate und dienen den einzelnen Studentenwerken als Orien- tierung für zukünftige Einkaufsentscheidungen.11 Eine der wichtigsten Möglichkeiten, umweltverträg- lich zu wirtschaften, bietet der verstärkte Einsatz von Lebensmitteln aus ökologischer Erzeugung. Aus diesem Grund spricht der Rat für Nachhalti- ge Entwicklung in seinen Empfehlungen für eine nachhaltige Gestaltung der Agrarwende auch vom „Gold-Standard Ökolandbau“12. In dem Entwurf der Bundesregierung für die Deutsche Nachhaltigkeits- strategie13 wird der ökologische Landbau als „eine besonders ressourcenschonende und umweltver- trägliche Wirtschaftsform“ beschrieben, deren Erzeugnisse nicht nur von einer wachsenden Zahl von Verbraucherinnen und Verbrauchern wertge- schätzt wird, sondern der aufgrund seiner Prinzi- pien (z. B. Kreislaufwirtschaft, flächengebundene und besonders tiergerechte Haltung) insbesondere kleineren und mittelgroßen Familienbetrieben eine 11 Die Leitlinien wurden 2014 überarbeitet und werden 2016 in dritter Auflage erscheinen. Sie stehen bisher ausschließlich den 58 Studentenwerken in Deutschland zur Verfügung. 12 RNE (2011): Gold-Standard Ökolandbau. Für eine nachhaltige Gestaltung der Ag- rarwende. Empfehlungen des Rates für Nachhaltige Entwicklung vom 11. Juli 2011. 13 www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/Nachhaltigkeit/0- Buehne/2016-05-31-text-zum-entwurf-nachhaltigkeitsstrategie.html LEBENSMITTELEBENE Speisenplanung und Lebensmitteleinkauf TECHNIKEBENE Ressourcen schonende Prozesse und Geräte & A b b .2 : E b en en fü r ö ko lo gi sc h a u sg er ic h te te s A n ge b o t im ö ff en tl ic h en B er ei ch www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/Nachhaltigkeit/0-Buehne/2016-05-31-text-zum-entwurf-nachhaltigkeitsstrategie.html www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/Nachhaltigkeit/0-Buehne/2016-05-31-text-zum-entwurf-nachhaltigkeitsstrategie.html 3. Bio-Lebensmittel als Baustein einer nachhaltigen Beschaffungsstrategie 19 Entwicklungsperspektive für die Zukunft bietet. Erklärtes Ziel der Bundesregierung im Rahmen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ist es daher, dass der Ökologische Landbau einen Flächenanteil von 20 Prozent der landwirtschaftlichen Gesamt- fläche erreicht. Im Gegensatz zu vielen anderen Qualitätsbeschrei- bungen ist die Kennzeichnung von ökologisch er- zeugten Lebensmitteln gesetzlich geregelt. Alle als Bio-Lebensmittel gehandelten Waren müssen die EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Land- bau erfüllen. Bio-Lebensmittel, die nach den Krite- rien der deutschen ökologischen Anbauverbände (z. B. Demeter, Bioland, Naturland) erzeugt werden, übertreffen diese Anforderungen noch hinsichtlich Umwelt- und Tierschutz. Die Einhaltung der Bio- Standards wird zudem regelmäßig und systema- tisch kontrolliert. Bei landwirtschaftlichen Produkten aus Entwick- lungs- und Schwellenländern sind die Arbeitsbe- dingungen, unter denen diese produziert werden, nicht zu vernachlässigen. Durch fairen Handel soll die Existenz von Kleinbauern gesichert und soziale Mindeststandards von Plantagenarbeitern umge- setzt werden. Eine gesetzliche Definition ähnlich den EU-Vorgaben für ökologische Produkte exis- tiert für den fairen Handel nicht. Es gibt jedoch pri- vatrechtliche Regelungen auf internationaler und nationaler Ebene. Eine Bewertung der verschiede- nen Siegel hat die Organisation Stiftung Warentest vorgenommen.14 Die Gebote für den internationalen fairen Handel wie gegenseitiger Respekt, Verlässlichkeit und fai- re Preise haben auch für nationale und regionale Lieferpartnerschaften Bedeutung. Durch bereits im Vorfeld verhandelte Konditionen im Vertragsan- bau profitieren Anbieter (Landwirte, Produzenten, Verarbeiter) und Abnehmer (Küchen, Händler) glei- chermaßen und zu guter Letzt auch die Gäste. 14 www.test.de/Nachhaltigkeitssiegel-Koennen-Verbraucher-Fairtrade-Utz-Co-ver- trauen-5007466-0/ Aus ökologischen und ethischen Gründen ist es außerdem zu empfehlen, Fleisch aus artgerechter Tierhaltung und Fisch aus bestandschonender Fi- scherei zu beziehen. Auch für eine artgerechte Tier- haltung gibt es bisher keine gesetzliche Regelung. Sie orientiert sich an den natürlichen Bedürfnissen der Tiere und versucht, ihnen den Lebensraum zu schaffen, der ihren angeborenen Eigenschaften und ihrer ursprünglichen Lebensweise entspricht. Wichtige Kriterien sind ein ausreichendes Plat- zangebot für jedes Tier, voneinander getrennte Bereiche für Fressen und Liegen, ein der Tierart an- gepasstes Stallklima und ein tiergerechtes Futter- angebot. Diese Kriterien sind Teil der EU-Rechts- vorschriften für den ökologischen Landbau und werden insbesondere auch durch die Standards der Anbauverbände sicher geregelt. Lebensmittel aus ökologischer Erzeugung, artge- rechter Tierhaltung und fairem Handel sind in der Regel zwar vordergründig teurer als konventionell hergestellte Produkte, dennoch ist der Einsatz von Bio-Produkten nicht nur ökologisch sinnvoll, son- dern beispielsweise bei Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Gemüse, Reis oder Teigwaren in bestimmten Anteilen auch nahezu kostenneutral realisierbar. Auch das Angebot von Fleisch aus art- gerechter Tierhaltung und von Kaffee und Tee aus fairem Handel lässt sich ohne nennenswerte finan- zielle Belastungen für den Betrieb und die Gäste einkaufen und anbieten, wenn bestimmte Anpas- sungen bei der Rezept- und Speisenplangestaltung vorgenommen werden. Ein Ansatz ist die Reduktion der Gesamtmengen an Fleisch- und Fischproduk- ten. Mit anderen Worten: Weniger häufig Fleisch- gerichte anbieten, häufiger Speisen mit einem ge- ringen Fleischanteil auf die Karte setzen und die Rohgewichte in den Rezepturen grundsätzlich re- duzieren. Dies hat nicht nur ökologische Vorteile, sondern dient auch der Gesundheit der Gäste.15 15 Weniger Fleisch essen heißt aktiv und wirkungsvoll Klimaschutz zu betreiben. Darüber hinaus ist auch aus gesundheitlichen Gründen eine deutliche Reduktion des Pro-Kopf-Konsums von Fleisch entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zu befürworten (vgl. Teufel et al. 2014). www.test.de/Nachhaltigkeitssiegel 20 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 3.3 Argumente für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln benennen Der Einsatz von Bio-Lebensmitteln berücksichtigt nicht nur das verstärkte Interesse der Gäste nach Herkunft und Qualität von Lebensmitteln, sondern leistet darüber hinaus einen Beitrag zum Klima- schutz, was sich auf die Außendarstellung der Städ- te und Gemeinden positiv auswirken kann. Die Produktion von Bio-Lebensmitteln unterschei- det sich in drei großen Bereichen von der sog. kon- ventionellen Produktion: In der Pflanzenprodukti- on, bei der Tierhaltung und bei der Verarbeitung. Hinsichtlich der Tierhaltung geht der ökologische Landbau von einem geschlossenen Betriebskreis- lauf aus, bei dem die Anzahl der Tiere, die auf dem Hof gehalten werden, an die Betriebsgröße gekop- pelt ist. Somit steht genug Fläche zur Verfügung, um auf der einen Seite Futter anbauen zu können und auf der anderen Seite keine Überdüngung durch zu viel Mist zu verursachen. Pro Hektar Land dür- fen beispielsweise zwei Großvieheinheiten (z. B. Kühe) gehalten werden. Der Auslauf ist streng vorgeschrieben und Liegebereiche müssen mit Stroh ausgestattet werden. Zudem wird den Tie- ren ermöglicht, ihre arttypischen Verhaltensweisen auszuleben: Hühner dürfen picken und Schwei- ne im Stroh wühlen. Der Einsatz von Antibiotika ist eingeschränkt. Das systematische Stutzen von Schnäbeln, das Kupieren von Schwänzen und Oh- ren sowie das Abschleifen von Zähnen sind im Öko-Landbau verboten. In der Pflanzenproduktion gibt es ebenfalls stren- ge Richtlinien für Bio-Erzeuger. Der Einsatz che- misch-synthetischer Düngemittel ist nicht erlaubt, stattdessen werden organische Dünger eingesetzt und Leguminosen zur natürlichen Anreicherung des Bodens mit Stickstoff angepflanzt. Statt che- misch-synthetischer Pflanzenschutzmittel kommt 3. Bio-Lebensmittel als Baustein einer nachhaltigen Beschaffungsstrategie 21 eine Vielzahl anderer ökologischer Maßnahmen zur Anwendung. So werden beispielsweise Nützlinge wie Schlupfwespen und Marienkäfer eingesetzt, um Schädlinge auszuschalten. Für die Unkraut- vernichtung werden thermische und mechanische Verfahren verwendet. Durch die Wahl robuster Sorten, die an die Bedürfnisse des Standortes an- gepasst sind, die Förderung der Bodengesundheit und eine vielfältige Fruchtfolge wird Krankheiten vorgebeugt. Auch in der Verarbeitung gibt es deutliche Unter- schiede. Im Gegensatz zur konventionellen Verar- beitung, die EU-weit über 300 Zusatzstoffe zulässt, dürfen in Bio-Produkten gemäß EU-Öko-Verord- nung nur weniger als 50 Zusatzstoffe zur Anwen- dung kommen. Die ökologischen Anbauverbände sind hier sogar noch strenger. Künstliche Farbstof- fe, synthetische Süßstoffe, Stabilisatoren und Ge- schmacksverstärker sind verboten. Und Lebens- mittelzusatzstoffe sind in Bio-Produkten nur in den Fällen erlaubt, in denen die Lebensmittel ohne diese weder hergestellt noch haltbar gemacht wer- den können. Gerade im Hinblick auf die Kennzeich- nungspflicht auf Speisekarten und mit Rücksicht auf die Gäste, die auf Zusatzstoffe empfindlich re- agieren, kann der Einsatz von Bio-Lebensmitteln also eine Wertsteigerung des Essens bewirken. Durch den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und einen – im Vergleich zu konventionell wirtschaf- tenden Landwirten – viel geringeren Einsatz von Stickstoffdünger tragen Bio-Erzeuger zum Schutz des Grundwassers bei. Um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten, fördern Bio-Landwirte die wichtige Hu- musbildung in den Böden. Der ökologische Landbau fördert außerdem die Artenvielfalt, sowohl durch die Art und Weise des Wirtschaftens auf den land- wirtschaftlichen Flächen als auch durch die (Re-) Kultivierung alter Tierrassen und Gemüsesorten. Die ökologische Landwirtschaft ist somit prakti- scher Umweltschutz, der beim Anbau der Lebens- mittel beginnt. Und schließlich schont der ökologische Landbau in besonderem Maße unsere Ressourcen und verur- sacht weniger Emissionen durch CO 2 16. Ein Grund dafür ist der Verzicht auf energieintensiv produ- zierten Mineraldünger. Ein weiterer Vorteil für unser Klima liegt in der erhöhten Bindung von CO 2 aus der Atmosphäre durch die Humusanreicherung in ökologisch bewirtschafteten Böden. Zusätzlich können die Böden mehr Wasser aufnehmen, in Ge- bieten mit erhöhtem Risiko für Überschwemmun- gen ein nicht zu unterschätzendes Argument. Regelmäßige Untersuchungen der Lebensmittel- überwachungsämter zeigen, dass Bio-Lebensmittel deutlich weniger Schadstoffe (z. B. Pestizidrück- stände, Schwermetalle, Nitrat) im Vergleich zu her- kömmlichen Lebensmitteln aufweisen. Der Einsatz von Gentechnik ist im ökologischen Landbau verbo- ten.17 16 www.stmelf.bayern.de/mam/cms01/allgemein/publikationen/nachhaltige_ernaeh- rung_broschuere.pdf 17 www.boelw.de/uploads/media/pdf/Themen/Argumentationsleitfaden/Bio-Argu- mente_BOELW_Auflage4_2012_02.pdf www.stmelf.bayern.de/mam/cms01/allgemein/publikationen/nachhaltige_ernaehrung_broschuere.pdf www.stmelf.bayern.de/mam/cms01/allgemein/publikationen/nachhaltige_ernaehrung_broschuere.pdf www.boelw.de/uploads/media/pdf/Themen/Argumentationsleitfaden/Bio-Argumente_BOELW_Auflage4_2012_02.pdf www.boelw.de/uploads/media/pdf/Themen/Argumentationsleitfaden/Bio-Argumente_BOELW_Auflage4_2012_02.pdf 22 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Exkurs: Kontrolle der ökologischen Lebensmittel- wirtschaft In Deutschland sind die Begriffe Bio und Öko ge- setzlich geschützt. Darunter fallen auch Kom- binationen wie „aus biologischem Landbau“ und „aus ökologischem Landbau“. Wer Lebensmittel also als Bio-Lebensmittel auslobt, verpflichtet sich zur Teilnahme am Kontrollverfahren gemäß den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Land- bau (EG-Öko-Basisverordnung (EG) Nr. 834/2007) und die Vorschriften und Kontrollen entlang der ge- samten Produktionskette einzuhalten. Mindestens einmal im Jahr wird der Betrieb durch eine der 18 in Deutschland zugelassenen Öko-Kontrollstellen ge- prüft. Dabei wird auch die Buchhaltung (Rechnun- gen, Lieferscheine usw.) überprüft, damit der Kun- de sicher sein kann, dass nur so viel Bio verkauft wird, wie Bio eingekauft wurde. Alle am Prozess be- teiligten Unternehmen unterliegen dieser Verord- nung, vom Produzenten über den Verarbeiter bis hin zum Verkäufer der Waren. Produkte die nach diesen Vorschriften zertifiziert wurden tragen das EU-Bio-Siegel. Zusätzlich dazu muss sich die Code- nummer der prüfenden Kontrollstelle im Format DE-Öko-0XX auf allen Bio-Produkten finden. Einige Bio-Betriebe unterwerfen sich freiwillig den in der Regel noch strengeren Richtlinien der Bio-Anbau- verbände (Naturland, Bioland, Demeter usw.). Die Einhaltung dieser Regelungen wird zusätzlich zur EG-Öko-Kontrolle ebenfalls regelmäßig geprüft. Abb. 3: Kreislaufwirtschaft im ökologischen Landbau. Vorbeugender Pflanzenschutz Flächengebundene Tierhaltung Erhalt der Bodenfruchtbarkeit Artgerechte Tierhaltung und Fütterung Vielseitige Fruchtfolgen Möglichst geschlossener Betriebskreislauf Betriebseigene organische Dünger Betriebseigene Futtermittel 3. Bio-Lebensmittel als Baustein einer nachhaltigen Beschaffungsstrategie 23 WICHTIGE GÜTEZEICHEN IM ÖKOLOGISCHEN LANDBAU Gesetzlich geregelte Bio-Siegel Seit dem 1. Juli 2010 ist das EU-Bio-Siegel verpflichtend für verpackte Ware aus der Europäi- schen Union zu verwenden. Für importierte Produkte ist es freiwillig. Das EU-Bio-Siegel wird zusätzlich zur Kennzeichnung der Öko-Kontrollstelle benutzt und erhöht somit den Wiederer- kennungswert von Bio-Produkten. Die Gestaltung und Verwendung des deutschen Bio-Siegels wird durch das Öko-Kennzeichen- Gesetz und die Öko-Kennzeichen-Verordnung geregelt. Voraussetzung für die Verwendung ist die Einhaltung der EG-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau. Das Bio-Siegel kann auch von gastronomischen Einrichtungen zur Kennzeichnung von Gerichten, Kompo- nenten oder ganzen Menüs verwendet werden. Das Bio-Siegel ist markenrechtlich geschützt; die Nutzung erfordert lediglich eine Anmeldung bei der Bio-Siegel-Informationsstelle in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE). Nähere Informationen s. www.oekolandbau/bio-siegel.de Bio-Kennzeichen der ökologischen Anbauverbände www.demeter.de www.bioland.de www.naturland.de www.gaea.de www.biokreis.de www.ecovin.de www.ecoland.de www.biopark.de www.verbund-oekohoefe.de www.oekolandbau/bio-siegel.de www.demeter.de www.bioland.de www.naturland.de www.gaea.de www.biokreis.de www.ecovin.de www.ecoland.de www.biopark.de www.verbund-oekohoefe.de 24 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 4. DER RECHTSRAHMEN FÜR EINE NACHHALTIGE ÖFFENTLICHE BESCHAFFUNG 4.1 Entwicklungsgeschichte der Berücksichtigung von Umweltkriterien 4.2 Im Vergaberecht zu beachtende Grundsätze 4.3 Überblick über die anzuwendenden Vergabevorschriften 4. Der Rechtsrahmen für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung 25 4. DER RECHTSRAHMEN FÜR EINE NACHHALTIGE ÖFFENTLICHE BESCHAFFUNG 4.1 Entwicklungsgeschichte der Berücksichtigung von Umweltkriterien Das deutsche und das europäische Vergaberecht haben in der Vergangenheit unterschiedliche Zie- le verfolgt. Weil das deutsche Vergaberecht ur- sprünglich ein spezieller Teil des Haushaltsrechts war, wurden Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit immer in den Vordergrund gestellt. Die Zielsetzung des europäischen Vergaberechts ist es hingegen, die Marktöffnung zwischen den Mitgliedsstaaten zu fördern und dadurch den europäischen Binnen- markt zu verwirklichen. Dieses Ziel verfolgen auch die europäischen Grundfreiheiten, die im Rahmen der öffentlichen Beschaffung ober- und unterhalb der EU-Schwellenwerte beachtet werden müssen (vgl. Kap. 4.2). So würde eine Ausschreibung, die die Beschaffung von ökologischen Lebensmitteln oder Catering-Dienstleistungen aus einem anderen EU- Mitgliedsstaat ohne sachlichen Grund ausschließt, gegen die Warenverkehrs- und Dienstleistungs- freiheit verstoßen und damit rechtlich angefochten werden können. Von der deutschen Rechtswissenschaft wurde das Thema „umweltfreundliche öffentliche Beschaf- fung“ lange Zeit eher kritisch unter dem Stichwort „vergabefremde Aspekte“ diskutiert. Aber bereits 1984 hat der deutsche Gesetzgeber in den Erläu- terungen zu § 8 VOL/A (Vergabe- und Vertragsord- nung für Leistungen Teil A) klargestellt, dass das Vergaberecht die Beschaffungsstelle nicht daran hindert, auch Umweltanforderungen an die auszu- schreibende Leistung zu knüpfen. Gleichwohl spiel- te die europäische Rechtsprechung und Gesetzge- bung für die Anerkennung und Durchsetzung des Themas in Deutschland eine nicht unerhebliche Rolle. Wichtige Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) waren dabei die „Concordia- Bus“-Entscheidung (2002) und die „Wienstrom“- Entscheidung (2003). In der „Concordia-Bus“-Entscheidung musste das Gericht die Frage klären, ob in der Ausschreibung Kriterien zur Verringerung der Stickoxid- und Lärm- emissionen der Busse festgelegt werden können, von denen von vornherein feststeht, dass nur we- nige Anbieter diese erfüllen können. Der EuGH sah darin keine Verletzung des Gleichbehandlungs- grundsatzes. Im „Wienstrom“-Urteil ging es um die Zulässigkeit von Zuschlagskriterien, die die Her- kunft des zu beschaffenden Stroms aus erneuerba- ren Energien forderten. Das Gericht urteilte, dass die Beschaffungsstellen auch bestimmte Produkti- onsverfahren fordern dürfen, wenn diese dazu bei- tragen, das Produkt zu charakterisieren; und zwar unabhängig davon, ob es sich um sichtbare oder un- sichtbare Charakteristika handelt. So unterschei- det sich „konventioneller Strom“ von „Strom aus erneuerbaren Energiequellen“ nur in der Produkti- onsweise. Beide EuGH-Entscheidungen können auch für die Beschaffung von ökologisch erzeugten Lebensmit- teln herangezogen werden, die sich von konventio- nellen Lebensmitteln insbesondere durch die Pro- duktionsweise unterscheiden und möglicherweise nur von einem begrenzten Kreis von Anbietern ge- liefert werden können. 26 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Umweltaspekte lassen sich in allen Phasen des Ver- gabeverfahrens berücksichtigen: Bei der Auswahl des Auftragsgegenstands (z. B. Beschaffung von ökologisch erzeugten Kartoffeln), in der Leistungs- beschreibung (z. B. Forderung umweltfreundlicher Anbaumethoden), im Rahmen der Eignungsprü- fung (z. B. Teilnahme am Kontrollverfahren nach EG-Öko-Verordnung) und bei den Zuschlagskriteri- en für die Angebotswertung (z. B. geldwerter Anteil von Bio-Lebensmitteln). Voraussetzung dafür ist, dass die Kriterien •• im Zusammenhang mit dem Auftragsgegen- stand stehen, z. B. die Produkt- und Prozess- qualität des zu liefernden Lebensmittels betreffen, •• nicht diskriminierend sind, •• ausdrücklich in den Vergabeunterlagen (Leis- tungsverzeichnis oder Bekanntmachung) genannt sind und •• dem öffentlichen Auftraggeber keine unbe- schränkte Wahlfreiheit (Entscheidungsfreiheit) einräumen. Das heißt, sie müssen im Einklang mit den im Vergaberecht zu beachtenden Grundsätzen stehen (vgl. Kapitel 4.2). Der europäische Gesetzgeber hat die vorgenann- ten Regeln der Rechtsprechung in der Neufassung der EU-Beschaffungs-Richtlinien 2004/18/EG (so- genannte „Koordinierungsrichtlinie“) und 2004/17/ EG (sogenannte „Sektorenrichtlinie“) umgesetzt. Die Zulässigkeit der Einbeziehung von Umweltkri- terien war jedoch bereits vor der Reform der EU- Beschaffungs-Richtlinien durch die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs abgesichert (vgl. Concordia-Bus und Wienstrom-Urteil) und in ei- ner interpretierenden Mitteilung der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2001 dargestellt worden. Die „Koordinierungsrichtlinie“ und die „Sekto- renrichtlinie“ wurden im April 2009, mit dem In- krafttreten des Gesetzes zur Modernisierung des Vergaberechts, vollständig in deutsches Recht um- gesetzt. Damit ist nun auch ausdrücklich im Gesetz geregelt, dass neben wirtschaftlichen Kriterien auch soziale und ökologische Kriterien berücksich- tigt werden können und sogar sollen. In § 97 Absatz 3 GWB heißt es: „Bei der Vergabe werden Aspekte der Qualität und der Innovation sowie soziale und umweltbezogene Aspekte nach Maßgabe dieses Teils berücksichtigt.“ Die vorgenannten Vergabe-Richtlinien wurden im April 2014 von den neuen EU-Vergaberichtlinien 2014/24/EU (neue Koordinierungsrichtlinie) und 2015/24/EU (neue Sektorenrichtlinie) abgelöst. Ein wesentlicher Anlass für die Reform des Verga- berechts war es, die öffentliche Beschaffung für die Förderung eines nachhaltigeren und sozialeren Wachstums in Europa zu nutzen. Zu diesem Zweck wurde auch die Verwendung von Gütezeichen als Nachweis der Leistungsbeschreibung (z. B. EU-Bio- Siegel oder Fairtrade-Siegel) eindeutig in Art. 2 und Art. 41 der neuen Koordinierungsrichtlinie gere- gelt. Nach der im April 2016 erfolgten Umsetzung in deutsches Recht können die Beschaffungsstellen von den Bietern verlangen, dass diese die Einhal- tung der Anforderungen in der Leistungsbeschrei- bung durch die Vorlage eines Gütezeichens nach- weisen (vgl. § 34 Vergabeverordnung; vgl. Kap. 6.3). Zusammenfassend ist festzuhalten, dass das euro- päische und nationale Vergaberecht der Berück- sichtigung von Umweltkriterien in der Beschaffung in Deutschland nicht entgegensteht, sondern – im Gegenteil – dies sogar erwünscht ist. Das gilt in Deutschland für die europaweite (oberhalb der Schwellenwerte) und nationale Beschaffung (un- terhalb der Schwellenwerte) von ökologischen Lebensmitteln und Catering-Dienstleistungen. In bestimmten Vergabefällen sind Umweltkriterien sogar verpflichtend zu berücksichtigen, so z. B. bei der Beschaffung von Elektrogeräten die Energieef- fizienz, gem. § 67 VgV. 4. Der Rechtsrahmen für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung 27 4.2 Im Vergaberecht zu beachtende Grundsätze Unabhängig von der Art und dem Umfang der Ver- gabe sind bei der Beschaffung von ökologischen Lebensmitteln und Catering-Dienstleistungen die Grundsätze des EU-Vertrags einzuhalten. Die Grundsätze gelten auch bei einer Vergabe un- terhalb der EU-Schwellenwerte und auch bei der freihändigen Vergabe. Im Folgenden werden die Grundsätze wie sie in Deutschland in § 97 GWB umgesetzt wurden, kurz skizziert: Der Grundsatz des freien Warenverkehrs soll einen freien Verkehr von Waren zwischen EU-Mitglied- staaten gewähren. Dieser darf nicht durch staatliche Maßnahmen beschränkt werden, die zum Schutz der einheimischen Produktion ausländische Erzeugnis- se vom nationalen Markt fernhalten. Deshalb ist die ausdrückliche Beschränkung der Ausschreibung auf regionale Anbieter oder die Forderung nach regional erzeugten Lebensmitteln nicht unproblematisch und muss sachlich gut begründet sein. Dienstleistungsfreiheit soll es Angehörigen eines Mitgliedstaates ermöglichen, Dienstleistungen in einem anderen Mitgliedstaat zu erbringen, also z. B. einem niederländischen Catering-Unternehmen sei- ne Cateringleistungen in Deutschland anzubieten. Aufträge sind an fachkundige, leistungsfähige, ge- setzestreue und zuverlässige Bieter zu vergeben. Der öffentliche Auftraggeber soll jedoch durch die Auswahl der Vergabekriterien Bieter nicht diskri- minieren. Beispielsweise könnte durch die Wahl der Zuschlagskriterien eine unzulässige Einengung des Bieterkreises auf wenige oder einen einzelnen erfol- gen. Bei der Auftragsausführung können zusätzliche Anforderungen an soziale, umweltbezogene oder innovative Aspekte aber gestellt werden, wenn sie im sachlichen Zusammenhang mit dem Auftragsge- genstand stehen und sich aus der Leistungsbeschrei- bung ergeben (s.o.). Vergabefremde Kriterien, wie z. B. Anforderungen an die umweltfreundliche Ge- staltung der Gebäude, in denen die Lebensmittel er- zeugt werden, dürfen hingegen keine Rolle spielen. Der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit verlangt, dass die gewählten Maßnahmen zur Erreichung des verfolgten Ziels angemessen und erforderlich sind. Dies bedeutet etwa für die Auswahl der Bewer- berinnen und Bewerber, dass keine technischen, fachlichen oder finanziellen Fähigkeiten verlangt werden dürfen, die in Bezug auf den Auftragsge- genstand als nicht angemessen anzusehen wären, z. B. ein Ausbildungsniveau des Cateringpersonals, das deutlich über der geforderten Aufgabe steht. Der Grundsatz der Transparenz hat zum Ziel, ein nachvollziehbares Vergabeverfahren durchzufüh- ren. Damit soll insbesondere ein unverfälschter Wettbewerb gewährleistet werden. Im Vergabe- recht bedeutet dies, dass die Vergabestelle einem potenziellen Bieter alle Informationen zur Verfü- gung stellen muss, die dieser zur Entscheidung der Teilnahme am Verfahren benötigt. So lange diese Grundsätze beachtet werden, kön- nen Umweltkriterien in öffentlichen Ausschreibun- gen aufgenommen werden, ohne dabei den nationa- len und EU-weiten Regelungen zu widersprechen. Exkurs: Beschaffung von Lebensmitteln aus regionaler Herkunft Die Beschaffung von Lebensmitteln aus regionaler Herkunft kann unterschiedliche positive Effekte haben, wie z. B. die Förderung lokaler Wirtschafts- kreisläufe. Allerdings ist bei der Verfolgung dieser Zielsetzung Vorsicht geboten. Denn die sachlich unbegründete Bevorzugung von Waren oder Er- zeugnissen ausschließlich aus regionaler Produk- tion oder die Vorgabe, Dienstleistungen nur durch ortansässige Anbieter durchführen zu lassen, ver- stößt gegen das Diskriminierungsverbot (siehe § 97 Abs. 2 GWB n.F.). Sachlich begründet und damit unproblematisch ist die Ausschreibung von saisonalen Lebensmittel oder solchen Lebensmitteln, die nicht in Gewächs- häusern gezogen worden sind. Zur Klarstellung ist es empfehlenswert, den Begriff „saisonal“ in der Leistungsbeschreibung zu definieren. Dies kann z. B. 28 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ durch Beifügung eines regionalen Saisonkalenders mit den entsprechenden Waren in der Leistungsbe- schreibung erfolgen. Sachlich begründet kann auch das Verlangen von kurzfristigen (z. B. innerhalb 4 Stunden) Nachlieferungen von Lebensmitteln für unvorhergesehene Cateringaufträge sein. 4.3 Überblick über die anzuwendenden Vergabevorschriften Das Vergaberecht regelt die Beschaffungsvorgänge der öffentlichen Hand. Dabei gelten die Gebote der Gleichbehandlung, der Nichtdiskriminierung und der Transparenz, sodass ein fairer Wettbewerb zwischen den bietenden Unternehmen sicherge- stellt ist und Korruption und Vetternwirtschaft wirksam verhindert werden. Außerdem kann die Vergabe öffentlicher Aufträge auch der Verwirk- lichung strategischer Politikziele dienen, indem nachhaltige und insbesondere umweltbezogene, soziale und innovative Kriterien einbezogen wer- den können.18 Gesetze, Verordnungen und der Wert der zu ver- gebenden Aufträge entscheiden in der Regel darü- ber, welches Vergabeverfahren im Einzelnen ange- wendet werden kann. Grundsätzlich wird zwischen 18 www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Oeffentliche-Auftraege-und-Vergabe/ uebersicht-und-rechtsgrundlagen.html Vergaben im Oberschwellen-Bereich (aktuell ab 209.000 €) und im Unterschwellen-Bereich (unter 209.000 €) unterschieden. „Mit einer umfassenden Reform, die am 18. April 2016 in Kraft getreten ist, wurde der Rechtsrahmen für die Vergabe öffentli- cher Aufträge der EU-weiten Vergaben oberhalb der EU-Schwellenwerte reformiert, modernisiert, vereinfacht und anwenderfreundlicher gestaltet.“19 Eine Verfahrensordnung für die Vergabe öffent- licher Liefer- und Dienstleistungsaufträge unter- halb der EU-Schwellenwerte (Unterschwellenver- gabeordnung – UVgO) soll 2017 in Kraft treten20. Die Beschaffung von ökologischen Lebensmitteln und Catering-Dienstleistungen ist dem Liefer- und Dienstleistungsbereich zuzuordnen, der den Kauf oder das Leasing von Waren, Miet- und Pachtver- hältnisse sowie Dienstleistungen betrifft. Viele Ver- gaben finden unterhalb der Schwellenwerte statt. Eine Übersicht der verschiedenen Verfahrensar- ten, die öffentliche Auftraggeber zur Vergabe öf- fentlicher Liefer-, Bau- und Dienstleistungsaufträge wählen können, findet sich auf den Seiten des Bun- desministeriums für Wirtschaft und Energie.21 19 www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Oeffentliche-Auftraege-und-Vergabe/ reform-der-eu-weiten-vergaben,did=692720.html (abgerufen am 09.11.2016) 20 www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/C-D/diskussionsenetwurf-zur-unter- schwellenvergabeordnung-ugvo,property=pdf,bereich=bmwi2012,sprache=de,rwb= true.pdf 21 www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Oeffentliche-Auftraege-und-Vergabe/ verfahrensarten.html Nationales Vergabeverfahren (Auftragswert unter 209.000 €) EU-Vergabeverfahren (Auftragswert unter 209.000 €) EU-Primärrecht (Warenverkehrs- und Dienstleistungsfreiheit, Diskriminierungsverbot, Verhältnismäßigkeitsgrundsatz, Transparenzgebot) §§ 97 ff. des Gesetzes gegen Wettbewerbsbe- schränkungen (GWB n.F.) Haushaltsordnung des Bundes und der Länder Vergabeverordnung (VgV n.F.) Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen – 1. Abschnitt (VOL/A) Verwaltungsvorschriften (z.B. Kantinenrichtlinie des Bundes) Tariftreue- und Vergabegesetze der Länder Verwaltungsvorschriften der Länder (z.B. Kantinenrichtlinien der Länder) Tabelle 2: Überblick über die Vergabevorschriften ober- und unterhalb der EU-Schwellenwerte www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Oeffentliche-Auftraege-und-Vergabe/uebersicht-und-rechtsgrundlagen.html www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Oeffentliche-Auftraege-und-Vergabe/uebersicht-und-rechtsgrundlagen.html www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Oeffentliche-Auftraege-und-Vergabe/reform www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Oeffentliche-Auftraege-und-Vergabe/reform 692720.html www.bmwi.de/BMWi/Redaktion/PDF/C-D/diskussionsenetwurf true.pdf www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Oeffentliche-Auftraege-und-Vergabe/verfahrensarten.html www.bmwi.de/DE/Themen/Wirtschaft/Oeffentliche-Auftraege-und-Vergabe/verfahrensarten.html 4. Der Rechtsrahmen für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung 29 Nach § 97 Abs. 4 Satz 1 GWB sind „mittelständi- sche Interessen vornehmlich zu berücksichtigen“. Dies ist insbesondere durch die losweise Vergabe möglich. Hierunter versteht man die Aufteilung der Leistungen nach Menge (Teillose) oder nach Art und Fachgebiet (Fachlose). Eine gesamthafte Ver- gabe soll zulässig sein, wenn wirtschaftliche oder technische Gründe dies erfordern, beispielsweise, um den erforderlichen Koordinationsaufwand nicht zu groß werden zu lassen.22 Liegt das Volumen der (losweise) zu vergeben- den Leistung unterhalb des Wertes, der eine be- schränkte Ausschreibung oder freihändige Verga- be erlaubt23, so kann der Auftraggeber gezielt eine begrenzte Auswahl von Unternehmen zur Ange- botsabgabe auffordern. Für die Auswahl der Bieter müssen objektive Gründe vorliegen (beispielsweise der Bedarf einer täglichen Belieferung mit tages- frischen Lebensmitteln), die idealerweise auch in eigenen Leitlinien für eine nachhaltige Beschaffung verankert sind. Um auch innerhalb dieser besonde- ren Anforderungen einen fairen Wettbewerb zu ge- währleisten, ist ein regelmäßiger Wechsel des Bie- terkreises empfehlenswert. Über die begründete Auswahl des Bieterkreises sollte außerdem immer ein Vermerk angelegt werden. Bei den verschiedenen Vergabeverfahren sind kei- ne Grenzbeträge eingetragen, da diese in den ver- schiedenen Bundesländern variieren24. Ebenso gibt es eigene Grenzen für die Ausschreibungen des Bundes. In Tabelle 2 sind die verschiedenen Geset- ze und Regelungen, die bei einer öffentlichen Ver- gabe greifen, aufgelistet. Exkurs: Vergabevorschriften der Länder Viele Bundesländer verfügen über länderspezifi- sche Vergabegesetze oder Verwaltungsvorschrif- ten zur öffentlichen Vergabe. Die Vergabevorschrif- ten und Verwaltungsvorschriften der einzelnen 22 vgl. §97 Abs. 4 GWB 23 www.bescha.bund.de/DE/Rechtsgrundlagen/Vergabeverfahren/node. html#doc4067806bodyText2 24 Ein Beispiel für das Bundesland NRW: www.mik.nrw.de/themen-aufgaben/kom- munales/kommunale-finanzen/einzelthemen/vergabegrundsaetze.html Bundesländer ergänzen die bundesrechtlich vorge- geben Vertragsordnungen. Auch in den Kommunen gibt es Verwaltungsvorschriften oder Richtlinien für die öffentliche Beschaffung. Die Vorgaben der Länder und Kommunen ergänzen oder erläutern die Beschaffungsvorschriften der EU und des Bun- des. Dies ist insbesondere bei Ausschreibungen un- terhalb der EU-Schwellenwerte möglich. So nennen die landesrechtlichen Regelungen beispielsweise Wertgrenzen, bis zu denen eine beschränkte Aus- schreibung zulässig ist. Allerdings sind - bis auf wenige Ausnahmen - in den Vergabevorschriften der Länder keine spezifischen Regelungen für die Beschaffung von ökologischen Lebensmitteln oder Catering-Dienstleistungen enthalten. Zu den Ausnahmen zählt das Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz (BerlAVG)25, wonach öffentliche Auftraggeber bei der Angebots- bewertung die vollständigen Lebenszykluskosten eines Produkts oder einer Dienstleistung (§ 7 Abs. 2 BerlAVG) berücksichtigen müssen. Das Gesetz fin- det auf alle Vergabevorgänge ab einem geschätzten Auftragswert von 10.000 Euro netto, hinsichtlich des Mindestlohns ab einem geschätzten Auftrags- wert von 500 Euro netto Anwendung. In welcher 25 Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz (BerlAVG) vom 08.07.2010 (GVBl. S. 399), zuletzt geändert durch Änderungsgesetz vom 5. 6. 2012 (GVBl. S. 159). www.bescha.bund.de/DE/Rechtsgrundlagen/Vergabeverfahren/node.html www.bescha.bund.de/DE/Rechtsgrundlagen/Vergabeverfahren/node.html www.mik.nrw.de/themen-aufgaben/kommunales/kommunale-finanzen/einzelthemen/vergabegrundsaetze.html www.mik.nrw.de/themen-aufgaben/kommunales/kommunale-finanzen/einzelthemen/vergabegrundsaetze.html 30 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Weise die vollständigen Lebenszykluskosten von Lebensmitteln oder Catering-Dienstleistungen zu ermitteln sind, muss allerdings noch konkretisiert werden. Vorgaben für die Ausschreibung von Kan- tinen, Essen- und Getränkelieferanten sind ferner in Nr. 23 des Anhangs I der Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt (VwVBU)26 enthalten. Danach sind folgende Anforderungen in der Leis- tungsbeschreibung verpflichtend aufzunehmen: 26 Erste Verwaltungsvorschrift zur Änderung der Verwaltungsvorschrift für die Anwendung von Umweltschutzanforderungen bei der Beschaffung von Liefer-, Bau- und Dienstleistungen (Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt – VwVBU), siehe: www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/beschaffung/index. shtml#vwvbu_neu (so am 31.10.2016). •• Lebensmittel müssen zu mind. 15 Prozent (be- zogen auf den Gesamtwareneinsatz) aus biolo- gischer Landwirtschaft gemäß der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 stammen. Mindestens eine Speisekomponente pro Tag muss in Bio-Qua- lität angeboten werden (z. B. Kartoffeln oder Gemüse). •• Das Standardangebot von Lebensmitteln (z. B. Zucker, Milch usw.) wird nicht in Portionsverpa- ckungen dargereicht. Bei Kunststoffmehrweg- geschirr ist hochwertiger, umweltfreundlicher Kunststoff, z. B. Polypropylen oder Polycarbo- nat zu verwenden. •• Es dürfen nur Küchenrollen und Papierhandtü- cher aus Altpapier genutzt werden und Back-/ Koch- und Heißfilterpapiere (z. B. Kaffee- und Teefilter) müssen aus ungebleichtem Papier sein. •• Speisenabfälle, Altglas, Pappe, Papier und Leichtverpackungen sowie Fette und Öle wer- den der Wertstoffsammlung zugeführt. Standardangebot nicht in Portions- verpackungen. Bei Kunststoffgeschirr - nur hochwertiges / umweltfreundliches Material Küchenrollen, Papierhandtücher, Backpapiere, Heißfilter- papiere aus Altpapier Lebensmittel zu mind. 15 Prozent aus biologischer Landwirtschaft Abfälle werden der Wertstoffsammlung zugeführt Vorgaben für die Ausschreibung von Kantinen, Essen- und Getränkelieferanten Abb.4: Beipiele für Vorgaben gemäß Berliner Verwaltungsvor- schrift Beschaffung und Umwelt. Siehe nebenstehender Text. www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/beschaffung/index.shtml www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/beschaffung/index.shtml 4. Der Rechtsrahmen für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung 31 Die vorgenannten Anforderungen sind auch bei der Ausschreibung von Großveranstaltungen zu beach- ten, außerdem folgende Vorgaben an die Abfallver- meidung (nach Nr. 24 des Anhangs I): •• Die Verwendung von Einweggeschirr (inkl. Getränkebecher), Einwegbesteck und Einweg- getränkeverpackungen (mit Ausnahme von Kar- tonverpackungen, Schlauchbeutelverpackun- gen und Folien-Standbeutel) ist nicht zulässig. •• Das Rücknahmesystem und die Wiederverwen- dung von Mehrweggeschirr sowie Mehrwegbe- steck und Mehrweggetränkeverpackungen (mit Ausnahme von Kartonverpackungen, Schlauch- beutelverpackungen und Folien-Standbeutel) werden durch ein Pfandsystem und ein ausrei- chendes Angebot der Annahmestellen sicher- gestellt. In Bayern27, Nordrhein-Westfalen28, Brandenburg29 und Sachsen-Anhalt30 gelten Kantinenrichtlinien für den Betrieb von Kantinen der Landesdienststel- len, die sich inhaltlich an den Kantinenrichtlinien des Bundes orientieren. Sie können Vorgaben zum Kantinenangebot und den Qualitätsanforderungen an das Essen enthalten. Explizite gesetzliche Vor- schriften zur Verwendung von Lebensmitteln aus ökologischer Erzeugung, regionaler Herkunft oder fairem Handel enthalten die untersuchten Kanti- nenrichtlinien aber nicht. 27 Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums der Finanzen über die Ein- richtung von Kantinen bei Dienststellen des Freistaates Bayern vom 10. November 1960 ; i.d.F. vom 16.3.1970. 28 Richtlinien für Kantinen bei Dienststellen des Landes (Kantinenrichtlinien), Rund- erlass des Finanzministeriums - B 3115 - 0.3 - IV A 2 v. 15.1.2015. 29 Richtlinien für Kantinen bei Dienststellen des Landes Brandenburg (Kantinen- richtlinien), Verwaltungsvorschrift des Ministeriums der Finanzen vom 13. Novem- ber 2013, Amtsblatt 13, Nr. 51, S. 3011. 30 Ministerium der Finanzen Verwaltungsvorschrift Kantinenrichtlinien; i. d. F. v. 12.12.2007. 32 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 5. NOTWENDIGE SCHRITTE IN POLITIK UND VERWALTUNG 5.1 Nachhaltige Beschaffung als Managementaufgabe 5.2 Strategische Planung und politische Beschlüsse 5.3 Durchführung und Einbettung in das Verwaltungsgeschehen 5.4 Erfolgskontrolle und Monitoring der Zielerreichung 5.5 Lernen und Berichten 5. Notwendige Schritte in Politik und Verwaltung 33 5. NOTWENDIGE SCHRITTE IN POLITIK UND VERWALTUNG 5.1 Nachhaltige Beschaffung als Management- aufgabe Eine umweltfreundliche und sozialverträgliche Be- schaffung – und damit auch der Einkauf von Bio- Lebensmitteln, ist eine klassische Managementauf- gabe und sollte auch als solche verstanden werden. Beschaffungsstellen sind weit mehr als nur Annah- mestellen für die Bestellungen der verschiedenen Bedarfsträger. Bei ihnen laufen vielmehr die Fäden für das nachhaltige Wirtschaften der jeweiligen Kommune oder Verwaltungseinheit zusammen. Die Einführung von Bio-Lebensmitteln erfordert ein systematisches und zugleich flexibles strategisches Vorgehen, bei dem die spezifische Beschaffungssi- tuation vor Ort berücksichtigt und kontinuierlich überprüft wird. Letztlich ist die nachhaltige Beschaffung, wie jede andere Managementaufgabe auch, ein zyklischer Prozess (vgl. PDCA-Zyklus in Abb. 5), der sich von der Planung über die Durchführung, die Erfolgs- kontrolle und schließlich die Ableitung von Schluss- folgerungen für zukünftige Beschaffungsvorgänge immer wiederholt. 5.2 Strategische Planung und politische Beschlüsse Für die erfolgreiche Umsetzung des Vorhabens „Mehr Bio in Kommunen“ muss für die zuständigen Beschaffungsstellen ein klarer politischer Hand- lungsrahmen geschaffen werden. Dazu gehören ein möglichst genauer Grundsatzbeschluss der politi- schen Ebene (z. B. Gemeinderat, Stadtrat) und ein klares Bekenntnis der Verwaltungsspitze. Konkrete Ziele, wie beispielsweise die Angabe eines bestimm- ten Prozent-Anteils, zu dem Bio-Lebensmittel in ge- nau definierten Geschäfts- und Aufgabenbereichen (z. B. Verpflegung in Kindertagesstätten, Verpfle- gung in Schulen, bei Empfängen der Stadt oder Ge- meinde etc.) eingesetzt werden sollen, sind zielfüh- render als allgemein gehaltene Vorgaben, wie etwa: „Der Anteil an Bio-Lebensmitteln in der Stadtverwal- tung soll erhöht werden“. Erster Schritt ist die gründliche Bestandsaufnahme der aktuellen Beschaffungssituation und die Iden- tifikation der auszuschreibenden Verpflegungsan- lässe. Möglicherweise bietet es sich an, bereits in dieser Phase interessierte Kreise, wie beispielswei- se lokale Agenda-Gruppen einzubeziehen. Beispiel- haft für eine solche Vorgehensweise sind die Städte München, Nürnberg, Freiburg und Berlin. Die dort gefassten Beschlüsse beruhen in der Regel auf ei- ner soliden Bestandsaufnahme und bauen aufein- ander auf. Folgende Fragen sind in diesem Zusam- menhang von Bedeutung: •• Wo bzw. in welchem Rahmen werden Bio-Le- bensmittel schon eingesetzt? •• Geschieht das systematisch oder nur punktuell? •• Welcher Bedarf besteht qualitativ und quanti- tativ? •• Wer ist für welche Beschaffung zuständig? •• Wen muss ich im Hinblick auf Änderungen im Beschaffungsvorgang einbeziehen oder infor- mieren? •• Wie und wann müssen diese Informationen fließen? Dieser Schritt ist zwar mit einem gewissen Auf- wand verbunden. Eine gute Datenbasis ist aber Vo- raussetzung für eine effektive Planung und Erfolgs- kontrolle. 34 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 5.3 Durchführung und Einbettung in das Verwaltungsgeschehen Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der verabschiedeten Grundsatzbeschlüsse sind eine gut geplante Kommunikationsstrategie und das Ange- bot von weiteren Unterstützungsmaßnahmen (u. a. die Bereitstellung von entsprechenden schriftli- chen Unterlagen, fachlicher Beratung oder motivie- render Veranstaltungen). Alle Beteiligten müssen eingebunden werden, wobei es sinnvoll ist, ihnen konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Grundlegend für eine erfolgreiche nachhaltige Be- schaffungspraxis sind die klare Benennung von Ver- antwortlichkeiten und die Bereitstellung von perso- nellen und finanziellen Ressourcen. Wer sammelt die notwendigen Informationen zu den Themen „nachhaltige Ernährung, Bio-Lebensmittel, Fairer Handel etc.?“ Kann diese Verantwortung beispiels- weise einer Person übertragen werden, die als gene- relle Umwelt- oder Nachhaltigkeitsbeauftragte im Beschaffungswesen allgemein bestellt wird? Je nach Größe oder Komplexität des Auftragsgegenstandes ist es sinnvoll, das Umweltamt, das Umweltreferat, das Referat für Gesundheit oder andere, auch ex- terne Stellen (z. B. die zuständige Vernetzungsstelle Schulverpflegung) zu beteiligen bzw. deren Beteili- gung verbindlich festzuschreiben. Hilfreich ist die Bereitstellung von unterstützenden Handreichungen. Diese gibt es in verschiedenen Formaten, wie z. B. dieser Leitfaden, als Umwelt- schutzanforderungen wie in der Berliner Verwal- tungsvorschrift31 oder als sogenannte Produktweg- weiser32, wie sie für verschiedene Produktgruppen in Baden-Württemberg erarbeitet wurden. Eine Übersicht über verschiedene Leitfäden und Hand- lungshilfen für verschiedene Produktgruppen hat die Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung der Bundesregierung auf einer Internetseite zusam- mengestellt33. 31 www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/beschaffung/index. shtml 32 www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is/231737/ 33 www.nachhaltige-beschaffung.info/DE/Produktgruppen/produktgruppen_node. html Abb.5: Management-Zyklus einer nachhaltigen Beschaffung PLAN CHECK DOACT • Erarbeitung von Verbesserungsmöglichkeiten • Ausweitung oder Reduktion der Aktivitäten • Berichterstattung (intern / extern) • Auswertung der Beschaffungsvorgänge • Erstellen von Kennzahlen • Vergleich mit der Zielsetzung • Zielsetzung durch Leitungsgremium (z.B. Amtsleitung, Gemeinderat) • Bestandsaufnahme (Identifikation der wichti- gen Umsetzungsbereiche) • Einbeziehung interessierter Kreise (z.B. Verbände, NGOs) • Ressourcen bereitstellen (z.B. Personal, Finanzmittel) • Erstellen von Muster ausschreibungsunterlagen • Beschaffung nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/beschaffung/index.shtml www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/beschaffung/index.shtml www.lubw.baden-wuerttemberg.de/servlet/is www.nachhaltige-beschaffung.info/DE/Produktgruppen/produktgruppen_node.html www.nachhaltige-beschaffung.info/DE/Produktgruppen/produktgruppen_node.html 5. Notwendige Schritte in Politik und Verwaltung 35 Auch Musterausschreibungen, die sich bei Bedarf an andere Beschaffungsvorgänge (z. B. die Verga- be von Lizenzen für Verpflegungsstände auf Märk- ten) anpassen lassen, sind nützlich. Das Kapitel „Vorschläge für die Formulierung der Vergabean- forderungen“ enthält Textbausteine, die in entspre- chende Ausschreibungen aufgenommen werden können. (vgl. Kap. 7) Als Einstieg in die öffentliche Beschaffung von Bio-Lebensmitteln bieten sich sogenannte Rou- tinebeschaffungen an, wie die Ausschreibung der Verpflegungsleistung an Schulen oder Kinderta- geseinrichtungen, die Konzessionsvergabe einer Kantine oder die Ausschreibung einer einmaligen Catering-Dienstleistung im Rahmen einer Veran- staltung. Im ersten Schritt kommt es nicht vorrangig darauf an, einen möglichst hohen prozentualen Bio- Anteil zu fordern, sondern vielmehr darauf, dass mit der Umsetzung gestartet wird und sich geeignete Anbieter auf die (neuen) Anforderungen einstellen können. Trotzdem sollten die Anforderungen klar formuliert und ein bestimmter Prozent-Anteil an Bio-Lebensmitteln festgeschrieben werden. 5.4 Erfolgskontrolle und Monitoring der Zielerreichung Ein gewisses Maß an Kontrolle ist unerlässlich. Zum einen, um der Verwaltungsspitze und den politi- schen Gremien Auskunft darüber zu geben, inwie- weit die Vorgaben tatsächlich umgesetzt werden34 und zum anderen, um die beteiligten Akteure für die Umsetzung zu motivieren. Sind die notwendigen In- formationen zu Mengen, Beschaffungsvolumina und Nachhaltigkeitskriterien der zu beschaffenden Produkte erst einmal zusammengetragen, lassen sich unterschiedliche Bewertungen vornehmen. So können etwa Kennzahlen gebildet und Fortschritte leicht nachverfolgt werden. Dabei ist es wichtig, die unternommenen Schritte gut zu dokumentieren, damit diese auch später nachvollzogen werden kön- nen. Geeignete Kennzahlen sind beispielsweise: 34 www.nuernberg.de/imperia/md/biomodellstadt/dokumente/bericht_biometropo- le_2012.pdf •• Anzahl der Beschaffungsvorgänge, bei denen Lebensmittel in Bioqualität oder Fairtrade-Pro- dukte eingekauft wurden, •• Quotient aus nachhaltigem Beschaffungsvolu- men (z. B. Anzahl Mittagessen mit Bio-Anteil) zum gesamten Beschaffungsvolumen (Anzahl Mittagessen insgesamt), •• Anteil Bio-Lebensmittel am geldwerten Lebens- mitteleinsatz insgesamt, •• Anteil fair gehandelter Produkte am Gesam- teinsatz ausgewählter Produktgruppen (z. B. Kaffee, Schwarz-Tee, Grüner Tee, Bananen, Zucker), •• Anteil Fisch aus nachhaltiger Fischerei oder nachhaltiger Aquakultur am gesamten Fischein- satz, •• Ggf. Treibhausgaseinsparungen durch die Erhöhung des Anteils von Speisen mit einem geringen CO 2 -Fußabdruck. www.nuernberg.de/imperia/md/biomodellstadt/dokumente/bericht_biometropole_2012.pdf www.nuernberg.de/imperia/md/biomodellstadt/dokumente/bericht_biometropole_2012.pdf 36 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Kennzahlen und Erfolgsindikatoren machen dann Sinn, wenn sie einfach zu erfassen sind und zum an- deren Auskunft über die Zielerreichung geben. Der Vergleich von Zielerreichung und Zielsetzung zeigt, ob die ergriffenen Maßnahmen zielführend waren und die Ziele weiter verstetigt werden können. Die Erfolgskontrolle ist gerade bei einer schrittwei- sen Umsetzung bzw. einer klar definierten Erhö- hung des Anteils an Bio-Lebensmitteln (z. B. um 10 Prozent) wichtig, um gegebenenfalls gegensteuern zu können. Vor diesem Hintergrund ist die Veranke- rung einer Berichtspflicht, also einer regelmäßigen Information von Gemeinderat, Hausspitze oder der Öffentlichkeit zum Stand der Dinge, empfehlens- wert. 5.5 Lernen und Berichten Damit die nachhaltige Lebensmittelbeschaffung bzw. die Beschaffung von Bio-Lebensmitteln einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess unterliegt, müssen die gemachten Erfahrungen ausgewertet und daraus Rückschlüsse für weitere Aktivitäten abgeleitet werden. Die gesammelten Erkenntnisse sollten immer auch gegenüber dem Gremium berichtet werden, das für die Festlegung der Ziele zuständig ist, also bei- spielsweise gegenüber der Amtsleitung oder dem Gemeinderat. Nur so kann erreicht werden, dass die Ziele bei Bedarf angepasst werden. Darüber hinaus bietet sich ein regelmäßiger Erfah- rungsaustausch mit anderen Beschaffungsverant- wortlichen an, z. B. in Veranstaltungen und Fortbil- dungsseminaren, um Anregungen zu bekommen, eigene Erfahrungen weiterzugeben und die Vernet- zung voranzutreiben. 5. Notwendige Schritte in Politik und Verwaltung 37 Tue Gutes und rede darüber: Die gewünschte Vorbildwirkung der öffentlichen Hand gegenüber Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern lässt sich nur erzielen, wenn über die Ergebnisse auch öffentlich berichtet und dadurch das kommunale Engagement sichtbar wird. Der Internetauftritt der Kommune, regionale Tageszeitungen oder ähnliche Plattformen sind geeignete Instrumente hierfür. Nachfolgend drei Beispiele für öffentlichkeitswirk- same Maßnahmen: •• Bewirtung eines Empfangs im Rathaus mit Bio-Lebensmitteln durch eine hauswirtschaft- lich ausgerichtete Berufsschule. •• Mitmachaktion zum Thema „regionale und saisonale Küche“, mit dem Ziel ein „kommunales Kochbuch“ zu gestalten35. •• Event mit einer entsprechenden Partnerstadt zum Thema „nachhaltige Ernährungssysteme“. 35 vgl. z. B. Projekt „Klimagesunde Schulküche“ der Stadt Bielefeld (www.bielefeld. de/de/un/kli/jsc/kgs/) www.bielefeld.de/de/un/kli/jsc/kgs www.bielefeld.de/de/un/kli/jsc/kgs 38 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 6. FAHRPLAN FÜR DAS VERGABEVERFAHREN 6.1 Bestimmung von Beschaffungsgegenstand, Auftragswert und Vergabeart 6.2 Anforderungen an die Bietereignung 6.3 Erstellen der Leistungsbeschreibung 6.4 Angebotsbewertung und Zuschlagserteilung 6. Fahrplan für das Vergabeverfahren 39 6. FAHRPLAN FÜR DAS VERGABEVERFAHREN 6.1 Bestimmung von Beschaffungsgegenstand, Auftragswert und Vergabeart Vor der Durchführung einer Ausschreibung muss der öffentliche Auftraggeber den Beschaffungsge- genstand, den voraussichtlichen Auftragswert und das Vergabeverfahren festlegen. Bei der Definition des Beschaffungsgegenstandes hat der Auftraggeber eine große Freiheit, die Anforderun- gen an die zu beschaffenden Waren (z. B. Bio-Lebens- mittel) und Dienstleistungen (z. B. Anforderungen an die Qualität des Essens beim Catering) zu bestimmen, da die Festlegung des Beschaffungsgegenstandes we- der von europäischen noch von nationalen Vergabe- vorschriften erfasst wird. Bereits bei der Formulierung des Titels der Ausschreibung kann den potenziellen Bietern von Verpflegungsdienstleistungen signalisiert werden, dass es sich um eine Dienstleistung mit beson- deren Schwerpunkten handelt, z. B. durch die Formu- lierung „Gemeinschaftsverpflegung mit Lebensmitteln aus ökologischer Erzeugung und fair gehandelten Pro- dukten.“ In der Leistungsbeschreibung (siehe unten) wird der Inhalt des Auftrages dann im Detail beschrie- ben. Sämtliche Anforderungen an den Bieter sind dort aufzuführen. Bestimmte Herstellungsverfah- ren oder Produktionsabläufe (z. B. Warmverpfle- gung oder Cook & Chill) können beispielsweise von einer Vergabe ausgeschlossen werden. Der voraussichtliche Auftragswert beinhaltet die geschätzte Gesamtvergütung einschließlich aller Optionen und Vertragsverlängerungen. Verträge für Verpflegungsdienstleistungen werden üblicher- weise nicht für mehr als 3-4 Jahre geschlossen. Um die Interessen kleiner und mittelständischer Unternehmen zu berücksichtigen (vgl. §97 Abs. 4 Satz 1 GWB n.F.), kann eine Aufteilung der zu ver- gebenen Leistungen in Lose sinnvoll sein. Schreiben große Städte beispielsweise die komplette Grund- schulverpflegung in einem Los aus, kann es schnell um 5.000-10.000 Essen pro Tag gehen. Kleinere und mittelständische Unternehmen könnten mit diesem Volumen überfordert sein. Bei der loswei- sen Vergabe – beispielsweise eine Aufteilung inner- halb der Schulgrenzbezirke oder Ortsteile – haben auch kleinere Anbieter eine Chance im Wettbe- werb. Eine besondere Vergabeart ist die Dienstleistungs- konzession. Hierbei erhält der Auftragnehmer als Gegenleistung statt eines Entgelts das Recht zur kommerziellen Nutzung und/oder Verwertung sei- ner Dienste, d.h. das Recht, die erbrachte Dienstleis- tung Dritten in Rechnung zu stellen. Damit trägt er also das wesentliche wirtschaftliche Nutzungs- und Verwertungsrisiko.36 Die Konzession muss derzeit ab einem Auftragswert von 5.225.000 €37 EU-weit ausgeschrieben werden; dabei sind die Vergabe- vorschriften der 2016 in Kraft getretene Konzes- sionsvergabeverordnung (KonzVgV)38 einzuhalten. Unterhalb des Schwellenwertes muss nicht das ge- samte Ausschreibungsprozedere durchlaufen wer- den, aber die Grundprinzipien des EU-Vertrages (Wettbewerb, Transparenz und Gleichbehandlung) sind zwingend einzuhalten. Ebenfalls kommt das Wirtschaftlichkeitsprinzip zur Anwendung. 6.2 Anforderungen an die Bietereignung Der öffentliche Auftraggeber kann auch Anforde- rungen an die Eignung des Bieters stellen, wenn dies für den Auftragsgegenstand gerechtfertigt ist. Die Eignungsprüfung darf sich nur auf die Fach- kunde, Leistungsfähigkeit, Gesetzestreue und Zuverlässigkeit des Bieters beziehen. So kann er 36 http://www.verbraucherzentrale.nrw/mediabig/233391A.pdf 37 www.gesetze-im-internet.de/konzvgv/BJNR068300016.html 38 ebd. http://www.verbraucherzentrale.nrw/mediabig/233391A.pdf www.gesetze-im-internet.de/konzvgv/BJNR068300016.html 40 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ z. B. Referenzen über die in der Vergangenheit er- brachten Leistungen in der ökologischen Lebens- mittelbeschaffung oder des ökologischen Caterings verlangen. Individuell auf die Bedürfnisse von Auf- traggebern zugeschnittene Nachweise zur fach- lichen Eignung der Bieter, wie z. B. die Forderung einer bestimmten Tätigkeitsdauer am Markt (zum Ausschluss von Newcomern), sind dagegen nicht unbedingt sinnvoll. Ferner kann der Auftraggeber auch Eignungsan- forderungen an das Personal stellen, welches den Auftrag ausführt. So z. B. bei der Kantinenbewirt- schaftung, dass: •• die Speisenplanung und -kennzeichnung durch ernährungswissenschaftlich geschultes Fach- personal durchgeführt wird; •• für die Zubereitung der Speisen eine ausge- bildete Köchin/ein ausgebildeter Koch verant- wortlich ist und •• die Essensausgabe nur durch geschultes Ser- vicepersonal vorgenommen werden darf. Die Bestandteile der Eignungsprüfung sind voll- ständig und abschließend durch die folgenden drei Kategorien in § 122 Abs. 2 GWB bestimmt: •• Befähigung und Erlaubnis zur Berufsausübung, •• wirtschaftliche und finanzielle Leistungsfähig- keit und •• technische und berufliche Leistungsfähigkeit. Als Nachweis für die technische Leistungsfähigkeit kann der Auftraggeber z. B. eine Zertifizierung nach EMAS oder eine Bio-Zertifizierung39 verlangen. Er muss aber gleichwertige Nachweise akzeptieren. Wichtig ist, dass die Eignungsanforderungen an den Bieter im Zusammenhang mit der konkret zu erbringenden Leistung stehen (§ 124 Abs. 4 GWB i.V.m. § 75 Abs. 4 VgV). So kann der Auftraggeber unter dem Stichwort „Qualität“ nicht allgemeine Anforderungen an die ökologischen oder sozialen Regelungen oder Aktivitäten des Bieters stellen (z. B. die Gestaltung der Produktionsstätte). Anhand der aufgestellten Eignungskriterien ist die 39 www.oekolandbau.de/grossverbraucher/bio-zertifizierung/ 1 2 3 4 Abb. 6: Fahrplan für das Vergabeverfahren Bestimmung von Beschaffungs- gegenstand, Auftragswert und Vergabeart Anforderungen an die Bietereignung Erstellen der Leistungs - beschreibung Angebots- bewertung und Zuschlags- erteilung www.oekolandbau.de/grossverbraucher/bio 6. Fahrplan für das Vergabeverfahren 41 Eignung des Bieters zwingend vor der wirtschaftli- chen Wertung des Angebots zu überprüfen. Ist der Bieter für die Ausführung der konkreten Leistung nicht geeignet, z. B., weil er kein Bio-Zertifikat nach- weisen kann und den Nachweis auch nicht anstrebt, ist er vom weiteren Vergabeverfahren auszuschlie- ßen (vgl. § 57 VgV). 6.3 Erstellen der Leistungsbeschreibung Der Auftraggeber muss die Leistung eindeutig und erschöpfend beschreiben. Dazu müssen die Aus- schreibungsunterlagen eine detaillierte Beschrei- bung aller Anforderungen inkl. der technischen Anforderungen (technische Spezifikationen) ent- halten, in der die zu beschaffende Leistung mittels eines Kriterienkatalogs charakterisiert wird. Mit der Leistungsbeschreibung muss es allen Bietern möglich sein, die Angebotspreise möglichst sicher und ohne umfangreiche Recherchen zu kalkulieren. Die Beschaffungskriterien in der Leistungsbe- schreibung können in der Form von Mindestkrite- rien und Bewertungskriterien formuliert werden: •• Mindestkriterien sind solche Anforderungen, welche die zu beschaffende Leistung erfüllen muss. Andernfalls führt dies zum Ausschluss aus dem Vergabeverfahren. Andere Bezeich- nungen für Mindestkriterien sind Ausschluss- kriterien, Mindestanforderungen oder Muss- Anforderungen. Beispiele für Mindestkriterien sind Mindestanteile von Bio-Lebensmitteln oder die Kennzeichnung bzw. Verbote von bestimmten Inhaltsstoffen. •• Bewertungskriterien (auch Wertungs-, Zuschlags- oder Soll-Kriterien genannt) sind solche Anforderungen, die quantitativ oder qualitativ bewertet werden und deren Erfül- lungsgrad zur Angebotsbewertung beiträgt. Beispiel für ein Bewertungskriterium ist der Preis. Bewertungskriterien sollten in Form einer Nutzwertanalyse (vgl. Kap. 7.5) ausge- wertet werden. Nach dem Vergaberecht können als Beschaffungs- kriterien neben Eigenschaften, wie beispielsweise der Qualität, auch soziale und umweltbezogene Aspekte als Mindest- und Bewertungskriterium festgelegt werden (vgl. § 97 Absatz 3 GWB bzw. § 127 GWB). Wesentlich ist, dass die Umweltan- forderungen an den Leistungsgegenstand Einfluss auf die Beschaffenheit des Produktes (z. B. Spei- senangebot mit Bio-Anteil) oder die Dienstleistung haben. Die Kriterien müssen also mit dem Auftrags- gegenstand in Verbindung stehen, z. B. Umweltei- genschaften und Betriebskosten (vgl. § 127 GWB). Wichtig ist, dass die Bewertungskriterien bereits in der Leistungsbeschreibung gewichtet und bekannt gemacht werden, z. B. in Form von Prozentwerten oder Punkten. Bewertungskriterien, die nicht be- kannt gemacht wurden, dürfen bei der Angebots- wertung nicht angewendet werden. Ferner dürfen die Kriterien nicht diskriminierend sein. Als Mindestkriterien an die Verpflegungsdienst- leistung können z. B. Anforderungen an das Produk- tionssystem, Anforderungen an die Speisen(plan) qualität und Anforderungen an die Herkunft und Qualität der Lebensmittel formuliert werden: •• Das Bewirtschaftungssystem: Eigen- oder Fremdregie; •• das Verpflegungssystem: Frisch- oder Mischkü- che, Warmverpflegung, Cook & Chill, Tiefkühl- kost; •• die Speisen(plan)-Qualität: Häufigkeiten von beispielsweise Fleisch- und Fischgerichten, von Salat und Rohkostangeboten, von Vollkornpro- dukten oder der Wiederholung von Menüs; •• die Herkunft und Qualität der Lebensmittel: X-Prozent der eingesetzten Lebensmittel (bezogen auf den Gesamtwareneinsatz) stam- men aus biologischer Landwirtschaft nach der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische/biologische 42 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Produktion und die Kennzeichnung von ökolo- gischen/biologischen Erzeugnissen; •• die Beschreibung der Speisenherstellung, z. B. durch Angabe von max. Warmhaltezeiten der fertigen Speisen; •• die Servicequalität beim Betrieb der Kantine; •• das Hygienemanagement, z. B. durch Benen- nung von Anforderungen aus der Lebensmittel- hygiene-Verordnung (LMHV)40; •• die Verarbeitungsqualität der Lebensmittel; Obst nur frisch oder tiefgekühlt, ohne Zucker- zusatz oder Gemüse und Salat nur frisch oder tiefgekühlt; •• das Verbot des Einsatzes z. B. von gentechnisch veränderten Lebensmitteln, Geschmacksver- stärkern, künstlichen Aromen oder vitamini- sierten Produkten; •• Mitlieferung eines Musterspeiseplanes oder •• Alternativangebote bei Schweinefleisch für Muslime. Die vorgenannten Aspekte können auch als Be- wertungskriterien beschrieben werden. Der Er- füllungsgrad dieser Bewertungskriterien schlägt sich dann in der Angebotswertung nieder (Gewich- tungsbeispiel: 50 Prozent Preis, 30 Prozent Spei- senqualität, 20 Prozent Servicekonzept). Positiv in die Bewertung kann auch eingehen, wenn ein Bieter einen höheren Prozentanteil an Bio-Lebensmitteln einsetzt als gefordert ist (Gewichtungsbeispiel: 40 Prozent Preis, 20 Prozent Bioanteil oberhalb des geforderten Mindestanteils, 30 Prozent Qualität, 10 Prozent Servicekonzept). Die Kriterien und ihre Gewichtung sind in der Leistungsbeschreibung ex- plizit zu benennen. 40 Verordnung über Anforderungen an die Hygiene beim Herstellen, Behandeln und Inverkehrbringen von Lebensmitteln (Lebensmittelhygiene-Verordnung - LMHV) vom 08.08.2007, BGBl. I S. 1816, 1817), zuletzt geändert durch Artikel 1 der Verord- nung vom 14. Juli 2010 (BGBl. I S. 929). Exkurs: Beschaffung von Bio-Lebensmitteln und Verwendung von Gütezeichen Wie bereits dargestellt, ist es bei Dienstleistungs- aufträgen zulässig, die Herkunft eines Produkts aus ökologischer Landwirtschaft bzw. aus fairem Handel als Zuschlagskriterium zu berücksichti- gen. So hat die Vergabekammer des Landes Berlin bei der Belieferung einer Schulkantine die folgen- de Vorgabe in der Leistungsbeschreibung als zu- lässig angesehen: Das Speisenangebot sowie die Speisenplangestaltung müssen den „Vorgaben der Qualitätsstandards für die Schulverpflegung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirt- schaft und Verbraucherschutz und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)“ entsprechen und mindestens 20 Prozent des Wareneinsatzes müssen auf Lebensmittel aus ökologisch/biologi- scher Erzeugung entfallen.“ Als Nachweis kann die Vorlage eines entsprechenden Gütezeichens ver- langt werden. Allerdings kann der öffentliche Auftraggeber nach geltender Rechtslage Anforderungen an ökolo- gische Lebensmittel in Form von Leistungs- und Funktionsanforderungen nur dann in Bezug auf Gütezeichen vorschreiben, wenn er diejenigen Spezifikationen oder Teile davon in der Leistungs- beschreibung verwendet, die in europäischen, mul- tinationalen oder anderen Gütezeichen definiert sind. Dazu gehören z. B. die Siegel der Verbände des ökologischen Landbaus (z. B. Demeter, Bioland, Naturland), das europäische Bio-Siegel oder das Fairtrade-Siegel. Wichtig außerdem: Die Gütezei- chen müssen bestimmten Anforderungen genügen, insbesondere auf der Grundlage von wissenschaft- lich abgesicherten Information ausgearbeitet, in ei- nem offenen und transparenten Verfahren erlassen worden und allen Bietern zugänglich sein (vgl. § 34 Abs. 2 VgV). Dies trifft beispielsweise auf das EU- Bio-Siegel und die Siegel der ökologischen Anbau- verbände zu. Nicht zulässig ist es, in der Leistungsbeschreibung pauschal auf die Anforderungen eines Gütezei- chens (z. B. Bioland oder Rainforst Alliance) zu 6. Fahrplan für das Vergabeverfahren 43 verweisen. Problematisch ist es außerdem, wenn nur Anbieter mit einem Siegel der ökologischen An- bauverbände (etwa Bioland, Demeter, Naturland) zugelassen werden, ohne gleichwertige Anbieter zuzulassen, die die Voraussetzungen dieser Siegel ebenfalls erfüllen. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn ein Erzeuger oder Hersteller am Kontrollverfahren nach den EU-Rechtsvorschriften teilnimmt und außerdem die Anforderungen eines Anbauverbandes erfüllt (z. B. keine Verwendung von Nitritpökelsalz bei Fleisch und Wurstwaren), ohne aber vertraglich mit diesem Anbauverband verbunden zu sein. Deshalb sollte die Forderung ei- nes bestimmten Siegels als Nachweis in den Verga- beunterlagen immer durch den Zusatz „oder gleich- wertig“ ergänzt werden (vgl. § 34 Abs. 4 VgV). Vorgaben für die Auftragsausführung (Auftrags- ausführungsklauseln) In der Leistungsbeschreibung können zusätzliche Anforderungen an eine nachhaltige Beschaffung bei der Vertragsausführung formuliert werden (vgl. § 128 Abs. 2 GWB). In diesen zusätzlichen An- forderungen, sogenannten Auftragsausführungs- klauseln, kann die Einhaltung von sozialen und umweltbezogenen Aspekten vorgeschrieben wer- den, denn sie knüpfen nicht an die Beschaffenheit oder das Ergebnis der Leistung an (im Gegensatz zu den technischen Spezifikationen, die an Art, Ei- genschaft oder Güte der Leistung anknüpfen müs- sen). Vorausgesetzt wird vielmehr, dass sie mit dem Auftragsgegenstand in Verbindung stehen und sich aus der Leistungsbeschreibung ergeben. Der Auf- tragnehmer kann diese Klauseln nicht ändern oder streichen, sondern sie entweder akzeptieren oder sich nicht an der Ausschreibung beteiligen. Im Bereich der Verpflegungsdienstleistungen sind insbesondere Vorgaben zur Art und Weise der Wa- renanlieferung geeignet. So kann z. B. für das Stan- dardangebot von Lebensmitteln wie Zucker, Milch oder Marmelade vorgeschrieben werden, dass zur Abfallvermeidung keine Portionsverpackungen an- geboten werden dürfen. Nicht zulässig sind hingegen Auftragserfüllungs- klauseln, die über den konkreten Auftrag hinaus generelle Anforderungen an den Betrieb oder die Organisation des Auftragnehmers stellen (z. B. die Verwendung von Öko-Strom im Betrieb des Auf- tragnehmers). 6.4 Angebotsbewertung und Zuschlagserteilung Im nächsten Schritt erfolgt die inhaltliche Bewer- tung der Angebote anhand der Zuschlagskriterien. Der Zuschlag ist nach dem Kriterium des wirt- schaftlich günstigsten Angebotes (das beste Preis-Leistungs-Verhältnis) zu erteilen, wobei die Kriterien je nach Auftrag wechseln und mit unter- schiedlichem Gewicht berücksichtigt werden kön- nen (§ 127 GWB). Der öffentliche Auftraggeber kann auch Festpreise oder Festkosten vorgeben, sodass das wirtschaftlichste Angebot ausschließ- lich nach qualitativen, umweltbezogenen oder sozi- alen Zuschlagskriterien bestimmt wird (§ 58 Abs. 2 Satz 3 VgV). Um neben dem Preis nicht-monetäre Bewertungs- kriterien wie z. B. Qualität, Umwelteinfluss oder Gesundheitsaspekte des Angebots bewerten zu können, wird eine Nutzwertanalyse mit einer Wer- tungsmatrix empfohlen (vgl. Kap. 7.5). Das Ergebnis der Nutzwertanalyse ist eine Punktewertung (ma- ximal 100 Punkte), die das Produkt mit dem höchs- ten Nutzen im Sinne der Leistungsbeschreibung mit der höchsten Punktzahl bewertet und damit gleich- zeitig das wirtschaftlichste Angebot identifiziert. Die Zuschlagsbewertung kann auch an ein Probees- sen durch eine Essenskommission geknüpft wer- den. In diesem Fall muss der Essenskommission ein differenziertes Bewertungsschema zur Verfügung gestellt werden. Unzulässig ist es, den Zuschlag von einem Probeessen abhängig zu machen, wenn nur zwei Bewertungskategorien zur Verfügung stehen: den präferierten Zulieferer mit der Note „1“ zu be- werten und alle anderen pauschal mit der Note „6“. 44 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 7. VORSCHLÄGE FÜR DIE FORMULIERUNG DER VERGABEANFORDERUNGEN 7.1 Formulierungsvorschläge für Mindestanforderungen 7.2 Formulierungsvorschläge für Auftragsdurchführungsklauseln 7.3 Zusätzliche Auftragsdurchführungsklauseln für den Betrieb von Kantinen und anderen langfristigen Cateringdienstleistungen 7.4 Zusätzliche Klauseln für Catering-Dienstleistungen bei Einzelveranstaltungen 7.5 Bewertung mit Nutzwertanalyse und Wertungsmatrix 7. Vorschläge für die Formulierung der Vergabeanforderungen 45 7. VORSCHLÄGE FÜR DIE FORMULIERUNG DER VERGABEANFORDERUNGEN 7.1 Formulierungsvorschläge für Mindest- anforderungen Im Folgenden sind Formulierungsvorschläge aufge- führt, die leicht an die individuellen Bedürfnisse und Anforderungen einer Kommune angepasst werden können. Egal ob es um Ausschreibungen im Bereich der Krankenhausverpflegung, dem Event-Catering oder um die Pausenverpflegung am Schulkiosk geht; die vorgefertigten Textbausteine bieten eine gute Orientierung, um alle Forderungen zu formulieren. 7.1.1 Anforderungen an den Anteil von Bio-Le- bensmitteln Es bietet sich an, für die Verwendung von Bio-Le- bensmitteln einen Mindestanteil entweder in Bezug auf das Gewicht oder den monetären Warenein- satz über alle Warengruppen hinweg festzulegen. Da sich die Rahmenbedingungen regional und von Kommune zu Kommune stark unterscheiden kön- nen, wird hier bewusst kein genereller Mindestan- teil vorgeschlagen. Die Senatsverwaltung Berlin hat in ihren Leistungsblättern einen Mindestanteil von 15 Prozent festgelegt, Baden-Württemberg emp- fiehlt einen Mindestanteil von 25 Prozent (bezogen auf das Gewicht) und die Stadt München fordert ei- nen Mindestanteil von 50 Prozent (bezogen auf den monetären Wareneinsatz) bei einer Ausschreibung von Mittagsverpflegung. Formulierungsvorschlag: Lebensmittel stammen zu mind. x Prozent (des Gewichtes/des monetären Wareneinsatzes) be- zogen auf den Gesamtwareneinsatz aus biologi- scher Landwirtschaft nach der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates vom 28. Juni 2007 über die ökologische / biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen / bio- logischen Erzeugnissen. Nachweis: Der Anbieter erklärt die Einhaltung der Anforde- rung. Bei der Auftragsdurchführung erstellt der Dienstleister eine Bilanz des Gesamtwareneinsat- zes und stellt diese zusammen mit dem Bio-Zertifi- kat dem Auftraggeber zur Verfügung. 7.1.2 Anforderungen an den Anteil von Fisch aus nachhaltigem Fischfang Es wird vorgeschlagen für den Anteil an Fisch aus nachhaltigem Fischfang oder nachhaltiger Aquakul- tur einen Mindestanteil entweder in Bezug auf das Gewicht oder den monetären Wareneinsatz fest- zulegen. Da sich die Rahmenbedingungen regional stark unterscheiden können, wird hier bewusst kein Mindestanteil vorgeschlagen. Eine Ausschreibung für die Mittagsverpflegung der Stadt München sieht einen Mindestanteil von 100 Prozent vor. Ba- den-Württemberg empfiehlt ebenfalls einen Anteil von 100 Prozent. Formulierungsvorschlag: Fisch und andere Meeresprodukte stammen zu X Prozent (des Gewichtes/des monetären Wa- reneinsatzes) bezogen auf den Gesamteinsatz an Fischprodukten aus nachhaltigem Fisch- fang oder wurden mit nachhaltigen Methoden produziert. Nachweis: Der Anbieter erklärt die Einhaltung der Anforde- rung. Bei der Auftragsdurchführung müssen die eingesetzten Aquakultur- und Meeresprodukte mit einem Gütezeichen für nachhaltige Fischerei oder Aquakultur versehen sein (z. B. MSC (Marine Ste- wardship Council), ASC (Aquaculture Stewardship Council) bzw. mit dem EU-Bio- Zeichen für biologi- schen Landbau, Naturland, Bioland, Demeter oder einem vergleichbaren Gütezeichen. 46 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 7.1.3 Anforderungen an den Anteil von fair gehan- delten Produkten Es wird vorgeschlagen, für den Anteil von aus Asien, Afrika oder Lateinamerika stammenden Waren, die aus fairem Handel erhältlich sind, einen Mindest- anteil entweder in Bezug auf das Gewicht oder den monetären Wareneinsatz auf den Gesamtwaren- einsatz dieses Sortiments festzulegen. Formulierungsvorschlag: Kaffee, Tee, Kakao, Schokolade stammen zu X Prozent (des Gewichtes/des monetären Wa- reneinsatzes) bezogen auf den Gesamteinsatz dieser Waren aus fairem Handel. D. h., diese Produkte aus Asien, Afrika oder Lateinamerika wurden unter Einhaltung der Kernarbeitsnor- men der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO41 -Übereinkommen Nr. 29, Nr. 87, Nr. 100, Nr. 105, Nr. 111, Nr. 138 und Nr. 182) produ- ziert. Nachweis: Vorlage einer Zertifizierung der Produkte, bei- spielsweise mit einem der Gütezeichen Fairtrade, GEPA oder einem gleichwertigen Gütezeichen. Bei der Auftragsdurchführung erstellt der Dienstleis- ter eine Bilanz des Gesamtwareneinsatzes. Min- destens x Prozent der eingesetzten Waren bezo- gen auf die vorher definierten Waren müssen aus fairem Handel stammen. 7.2 Formulierungsvorschläge für Auftrags- durchführungsklauseln 7.2.1 Anforderungen an die Zusammensetzung der Speisenpläne bzw. angebotenen Speisen: Obst und Gemüse gemäß der Saison Durch die Forderung von saisonal angepassten Speisenplänen, können regional produzierte Le- bensmittel indirekt gefördert werden. Es wird vor- geschlagen, für den Anteil an saisonalen Rohwaren 41 International Labour Organization – Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Hauptsitz in Genf. Sie ist zustän- dig für die Formulierung und Durchsetzung internationaler Arbeits- und Sozialstan- dards. Die weltweit geltenden Mindeststandards sollen die Rechte bei der Arbeit und damit menschenwürdige Arbeit für alle Menschen auf der Welt sicherstellen. www. ilo.org einen Mindestanteil entweder in Bezug auf das Gewicht oder den monetären Wareneinsatz bezo- gen auf den Gesamtwareneinsatz an frisch verwen- deten Zutaten (Salat, Kräuter, Gemüse und Obst) festzulegen. Da sich die Marktbedingungen regio- nal stark unterscheiden können, wird hier bewusst kein Mindestanteil vorgeschlagen. Formulierungsvorschlag: Bei der Speisengestaltung werden saisonale Rohwaren sowie die Verwendung von frischen Zutaten bevorzugt berücksichtigt. Frische Zu- taten (Salat, Kräuter, Gemüse und Obst) gemäß der Saison machen mindestens x Prozent (des Gewichtes/des monetären Wareneinsatzes), be- zogen auf den Gesamteinsatz, aus. Nachweis: Der Anbieter erklärt schriftlich die Einhaltung der Anforderung und legt beispielhafte Speisenpläne für den Jahresverlauf vor. Bei Zuschlag wird jeweils monatlich im Voraus ein Vierwochen-Speisenplan vorgelegt. 7.2.2 Anforderungen hinsichtlich Abfallvermei- dung und Abfallentsorgung Formulierungsvorschlag: Das Standardangebot von Lebensmitteln (z. B. Zucker, Milch, Marmelade, Senf usw.) wird zur Abfallvermeidung nicht in Portionsverpackun- gen angeboten. Sofern Kunststoffmehrweggeschirr zum Einsatz kommt, muss dieses aus hochwertigem umwelt- freundlichem Kunststoff, z. B. Polypropylen, Po- lycarbonat gefertigt sein. Zur Abfallverwertung werden Speiseabfälle, Fet- te und Öle, Altglas, Pappe, Papier und Leichtver- packungen getrennt gesammelt und entsorgt. Nachweis: Der Anbieter erklärt schriftlich die Einhaltung der genannten Anforderungen. www.ilo.org www.ilo.org 7. Vorschläge für die Formulierung der Vergabeanforderungen 47 7.2.3 Anforderungen hinsichtlich der Vermeidung von Lebensmittelabfällen Formulierungsvorschlag: Der Bieter verpflichtet sich, die Menge der zu entsorgenden Lebensmittelabfälle so gering wie möglich zu halten. Dazu ist eine Dokumentation der anfallenden Nassmüllmenge zu führen, mit dem Ziel diese kontinuierlich zu verringern. Die- se ist in regelmäßigen Abständen (z. B. halbjähr- lich oder jährlich) zusammen mit Optimierungs- vorschlägen der Auftraggeberin unaufgefordert vorzulegen. Nachweis Der Anbieter erklärt schriftlich die Einhaltung der genannten Anforderungen. 7.3 Zusätzliche Auftragsdurchführungsklauseln für den Betrieb von Kantinen und anderen lang- fristigen Cateringdienstleistungen (z. B. Mittags- verpflegung) 7.3.1 Anforderungen an die Zusammensetzung der Speisenpläne bzw. angebotenen Speisen: Reduktion des Fleischkonsums Die Umstellung auf einen höheren Anteil an fleischlosen oder fleischarmen Gerichten geht mit einer deutlichen Reduktion der Umweltbelastun- gen einher und wird aus gesundheitlichen Gründen auch von der Deutschen Gesellschaft für Ernäh- rung (DGE)42 empfohlen. Es wird daher vorgeschla- gen, eine Anforderung zu formulieren, die diesen Aspekt berücksichtigt. 42 Die DGE empfiehlt einen durchschnittlichen Fleischkonsum von 300 bis maximal 600 g Fleisch/Woche (vgl. www.dge.de/presse/pm/weniger-fleisch-auf-dem-teller-schont-das-klima/) www.dge.de/presse/pm/weniger 48 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Formulierungsvorschlag: Stehen täglich zwei oder mehr Menüs zur Aus- wahl, wird maximal ein Fleischgericht ange- boten. Wird nur ein Menü pro Tag angeboten, stehen wöchentlich maximal zwei fleischhaltige Menüs auf dem Speisenplan, um den Fleisch- konsum auf ein aus Umwelt- und Gesundheits- sicht sinnvolles und verantwortungsvolles Maß zu reduzieren. Die Deutsche Gesellschaft für Er- nährung empfiehlt aus gesundheitlichen Grün- den beispielsweise einen Fleischkonsum von 15 bis 30 kg/Jahr und Person. Nachweis: Der Anbieter erklärt die Einhaltung der Anforde- rung und legt einen beispielhaften Speisenplan für den Jahresverlauf vor. Bei Zuschlag wird jeweils monatlich im Voraus ein Vierwochen-Speisenplan vorgelegt. 7.3.2 Anforderungen an die Zusammensetzung der Speisenpläne bzw. angebotenen Speisen: zielgrup- penorientierte Berücksichtigung von allgemein ak- zeptierten Nährstoffempfehlungen Eine nachhaltige Gestaltung von Gemeinschaftsver- pflegung berücksichtigt auch gesundheitliche Aspek- te. Es wird daher vorgeschlagen, eine Anforderung zu formulieren, die diesen Aspekt berücksichtigt. Formulierungsvorschlag: Die Zusammenstellung der angebotenen Menüs erfolgt unter Berücksichtigung von allgemein ak- zeptierten Empfehlungen (z. B. den DGE-Qua- litätsstandards für die Schul- oder Betriebsver- pflegung, bzw. die jeweiligen altersspezifischen D-A-CH-Referenzwerte der DGE für weitere Zielgruppen). Nachweis: Der Anbieter erklärt die Einhaltung der Anforde- rung und legt einen beispielhaften Speisenplan für den Jahresverlauf vor. Bei Zuschlag wird jeweils monatlich im Voraus ein Vierwochen-Speisenplan vorgelegt. 7.3.3 Kunden-Feedback Von großer Bedeutung für die Akzeptanz des An- gebotes sind Geschmack, Qualität und Abwechs- lung. Idealerweise erfolgt die Planung mit Hilfe der Zielgruppe, beispielsweise durch Befragungen oder ein Feedback-System (Bewertung der Qualität und Quantität durch die Kunden). Dadurch kann die Akzeptanz erhöht werden, Lebensmittelabfälle ver- mieden und gegebenenfalls Kosten durch bedarfs- gerechte Mengenplanung gesenkt werden. Formulierungsvorschlag: Der Anbieter verpflichtet sich, ein Feedback- System einzurichten, das eine regelmäßige Be- fragung der versorgten Personen zur Bewertung der Qualität und Quantität des Angebots bein- haltet. Das System soll das Ziel verfolgen, die Akzeptanz des Angebots stetig zu verbessern und Lebensmittelabfälle durch das Angebot von zu großen Portionen zu reduzieren. Nachweis: Der Anbieter erklärt die Einhaltung der Anforderung und legt eine schriftliche Beschreibung des vorgese- henen Feedback-Systems sowie eine Auswertung der Verbesserungsvorschläge und deren Umsetzung vor. 7.4 Zusätzliche Klauseln für Catering- Dienstleistungen bei Einzelveranstaltungen 7.4.1 Anforderungen an die Zusammensetzung der angebotenen Speisen: Reduktion des Fleischkonsums Zur Reduktion des Fleischkonsums wird empfoh- len, auch für das Catering von Einzel-Veranstaltun- gen, eine Anforderung zu formulieren. Formulierungsvorschlag: Mindestens X Prozent der angebotenen Speisen im Rahmen eines Caterings sind vegetarisch. Nachweis: Die Anbieter erklärt die Einhaltung der Anforde- rung und belegt die Einhaltung durch das Angebot. Wichtig ist die Klärung, was unter „Speisen“ ver- 7. Vorschläge für die Formulierung der Vergabeanforderungen 49 standen wird, z. B. Hauptspeisen oder alle Speisen inkl. Vorspeisen, Beilagen und Desserts. 7.4.2 Anforderungen hinsichtlich Abfallvermei- dung und -entsorgung Formulierungsvorschlag: Die Verwendung von Einweggeschirr (inkl. Ge- tränkebecher), Einwegbesteck und Einweg-Ge- tränkeverpackungen (mit Ausnahme von Kar- tonverpackungen, Schlauchbeutelverpackungen und Folien-Standbeutel) ist nicht zulässig. Das Rücknahmesystem und die Wiederverwen- dung von Mehrweggeschirr, Mehrwegbesteck und Mehrweggetränkeverpackungen (mit Aus- nahme von Kartonverpackungen, Schlauchbeu- telverpackungen und Folien-Standbeutel) werden durch geeignete Maßnahmen (z. B. ein Pfandsys- tem) und ein ausreichendes Angebot der Annah- mestellen sichergestellt. Nachweis: Der Anbieter erklärt die Einhaltung der genannten Anforderungen und zeigt anhand konkreter Bei- spiele, wie die Anforderungen erfüllt werden. Eine Möglichkeit ist die (vertragliche) Vereinbarung von Statusberichten, die je nach Fall monatlich, quartalsweise, halbjährlich oder auch jährlich beim Auftraggeber einzureichen sind. Den Statusberich- ten können Lieferscheine o.ä. beigefügt werden, um glaubhaft zu vermitteln, dass die Forderungen tat- sächlich eingehalten wurden. 7.5 Bewertung mit Nutzwertanalyse und Wertungsmatrix Die Einhaltung der Mindestanforderungen und Klauseln für die Auftragsdurchführung (vgl. Kap. 7.1-7.4) ist verpflichtend. Angebote, die die formu- lierten Anforderungen nicht einhalten, werden von der Auftragsvergabe ausgeschlossen. Tabelle 3: Bewertungsschlüssel für die Nutzwertanalyse Bewertungskriterium Punktewertung Gewichtung Angebotspreis Minimalwert x 100 / Bieterwert 60 % Lebensmittel stammen zu mehr als der in der Ausschreibung festgelegten x % (des Gewichtes/ des Volumens/des monetären Wareneinsatzes) bezogen auf den Gesamtwareneinsatz aus bio- logischer Landwirtschaft nach der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 (Bioanteil – x %) / (100 –x ) % * 100 20 % Juryentscheid der Verkostung mit Menüs des regulären Angebotes 0 Punkte: ungenügend, minderwertig 30 Punkte: ausreichend 50 Punkte: befriedigend 80 Punkte: gut 100 Punkte: sehr gut, optimal 20 % 50 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Ergänzend zur Bewertung der Angebote nach dem Preis können weitere Bewertungskriterien hinzu- gezogen werden. Beispielsweise kann positiv ge- wertet werden, wenn mehr als der festgelegte Min- destanteil bezogen auf den Gesamtwareneinsatz aus biologischer Landwirtschaft nach der Verord- nung (EG) Nr. 834/2007 stammen. Da für die Akzeptanz und den Erfolg des Verpfle- gungsangebotes die Qualität und der Geschmack von großer Bedeutung sind, kann vor der Auftrags- vergabe eine Verkostung mit Menüs des regulären Speisenangebots stattfinden, in der eine Jury des Auftraggebers anhand verschiedener Kriterien (z. B. Geschmack, Frische, Konsistenz, Aussehen) das Essen qualitativ bewertet. Die gemittelte Be- wertung der Jury kann dann ebenfalls in die Ange- botsbewertung in Form von Punkten eingehen. Es ist empfehlenswert, bei der Nutzwertanalyse die Angebote anhand von Punkten zu bewerten. In den Tabellen 3 und 4 ist ein dazu passendes Re- Tabelle 4: Rechenbeispiel einer Nutzwertanalyse; in der Ausschreibung festgelegter Bioanteil beträgt 15 % Bewertungskriterium Berechnungsformel Gewichtung Angebotskonditionen Kriterienerfüllung Teilnutzen Bieter 1 Bieter 2 Bieter 1 Bieter 2 Bieter 1 Bieter 2 Angebotspreis Minimalwert x 100 / Bieterwert 60 % 180.000 € 210.000 € 100 86 60 52 Bioanteil (Bioanteil – 15 %) / (100 –15 ) % * 100 20 % 20% 50% 6 41 1 8 Verkostung 20 % gut Sehr gut 80 100 16 20 Punktesumme 77 80 7. Vorschläge für die Formulierung der Vergabeanforderungen 51 chenbeispiel und ein exemplarischer Bewertungs- schlüssel dargestellt. Die prozentuale Gewichtung der verschiedenen Bewertungskriterien kann nach Bedarf verändert werden. Der Bewertungs- schlüssel muss in den Vergabeunterlagen bekannt gemacht werden. Ein Beispiel aus Berlin (vgl. Kapitel 9): 2013 und 2014 wurde das Schulessen für die Berliner Grund- schulen neu ausgeschrieben. Dabei wurden 15 Prozent des geldwerten Warenanteils der verwen- deten Lebensmittel in Bio-Qualität als Mindestkri- terium gefordert. Insgesamt wurden vier Bewer- tungskriterien festgelegt: 1. Sensorische Qualitätsbewertung des Test- essens (Maximal 50 Punkte) 2. Schulisches Umsetzungskonzept des Caterers (Maximal 25 Punkte) 3. Warmhaltezeiten (Maximal 15 Punkte) 4. Höhe des Bio-Anteils (Maximal 10 Punkte) Der Bioanteil war ein Mindestkriterium, die Nicht- erreichung der 15 Prozent Bio-Anteil führte zum Ausschluss. Weiterhin gab es folgenden Bewer- tungsschlüssel für den geldwerten Bio-Anteil: Tabelle 5: Zusatzpunkte für den Bio-Lebensmittelanteil Anteil Bio-Lebensmittel Zusatzpunkte 15 Prozent 1 Punkt 16-25 Prozent 2 Punkte 26-35 Prozent 4 Punkte 36-45 Prozent 8 Punkte Mehr als 55 Prozent 10 Punkte Tabelle 4: Rechenbeispiel einer Nutzwertanalyse; in der Ausschreibung festgelegter Bioanteil beträgt 15 % Bewertungskriterium Berechnungsformel Gewichtung Angebotskonditionen Kriterienerfüllung Teilnutzen Bieter 1 Bieter 2 Bieter 1 Bieter 2 Bieter 1 Bieter 2 Angebotspreis Minimalwert x 100 / Bieterwert 60 % 180.000 € 210.000 € 100 86 60 52 Bioanteil (Bioanteil – 15 %) / (100 –15 ) % * 100 20 % 20% 50% 6 41 1 8 Verkostung 20 % gut Sehr gut 80 100 16 20 Punktesumme 77 80 52 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 8. SCHRITTE ZUR ERFOLGREICHEN EINFÜHRUNG VON BIO-LEBENSMITTELN 8.1 Gründe für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln in der eigenen Einrichtung 8.2 Entscheidung für den Einsatz und die Menge von Bio-Lebensmitteln treffen 8.3 Konzept für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln festlegen 8.4 Bio-Lieferanten vergleichen und auswählen 8.5 Strategie für die Preisgestaltung finden 8.6 Das Bio-Angebot intern und extern kommunizieren 8.7 Die Verwendung von Bio-Lebensmitteln kontrollieren und zertifizieren 8. Schritte zur erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln 53 8. SCHRITTE ZUR ERFOLGREICHEN EINFÜHRUNG VON BIO-LEBENSMITTELN Die nachfolgende Gliederung und die Inhalte die- ses Kapitels sind in Anlehnung an die Fragen auf- gebaut, die sich jede professionelle Küche stellen muss, wenn sie Bio-Lebensmittel einführen oder das Bio-Angebot ausbauen will: 1. Welche Gründe sprechen dafür, in unserer Einrichtung bzw. für diesen Verpflegungs- anlass Bio-Lebensmitteln einzusetzen? 2. Wer entscheidet (mit), ob und wenn ja, in welcher Größenordnung Bio-Lebensmit- tel eingesetzt werden? 3. Welches Bio-Konzept (z. B. einzelne Lebensmittel oder ganze Speisen in Bio- Qualität) ist am sinnvollsten für unseren Zweck? 4. Welche Bio-Lieferanten (z.B. Bio-Groß- händler, einzelne Landwirte) passen am besten zum eigenen Bio-Konzept? 5. Wie lassen sich die (möglichen) Mehr- kosten für Bio-Lebensmittel am besten kompensieren? 6. Soll die Verwendung von Bio-Lebensmit- teln kommuniziert werden und wenn ja, offensiv oder eher zurückhaltend? 7. Wie kann die Teilnahme am Kontrollver- fahren nach den EU-Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau (Bio-Zerti- fizierung) im Alltag geregelt werden? 8.1 Gründe für den Einsatz von Bio- Lebensmitteln in der eigenen Einrichtung Die Gründe für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln sind so vielfältig wie die Betriebe selbst. Es gibt eine Vielzahl objektiver Gründe für den Einkauf und Ein- satz von Lebensmitteln aus ökologischer Erzeugung (vgl. Kap. 3.3). Darüber hinaus kann es aber weitere Gründe geben, die eine Kommune dazu veranlas- sen, Bio-Lebensmittel einzukaufen bzw. Speisen mit Bio-Lebensmitteln anzubieten. Es gibt verschiedene Anspruchsgruppen, die den Anstoß dazu geben können, Bio-Lebensmittel in der Gemeinschaftsverpflegung zu integrieren. In eini- gen Bereichen sind es die Gäste, die diesen Wunsch äußern. In Kindertagesstätten können es beispiels- weise Elterninitiativen sein, die sich an die Einrich- tungen oder direkt an die Politik wenden, um eine Qualitätsverbesserung des Essens ihrer Kinder zu bewirken. Oftmals ist es auch die Führungsebene oder die Küchenleitung, die sich persönlich für das Thema interessiert und dieses dann im eigenen Be- trieb umsetzen möchte. Immer häufiger sind Bio-Produkte Teil eines um- fassenden Nachhaltigkeitskonzeptes einer Kom- mune und betreffen deshalb auch den Caterer oder Pächter einer städtischen Verpflegungsein- richtung. Denn das Thema Nachhaltigkeit wird in vielen engagierten Unternehmen, Städten und Gemeinden mittlerweile ganzheitlich gesehen und schließt neben der Produktionsweise und dem Umgang mit Mitarbeitern viele weitere Themen mit ein. Die Qualität des Essens in der Kantine ist ein Bereich der, auch im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements, immer mehr in den Fo- kus rückt. Eine gute Mitarbeiterzufriedenheit kann durch viele Faktoren unterstützt werden, eine at- traktive Ernährung ist nicht nur langfristig eine gute Investition in die Gesundheit der Mitarbeiter, sie kann auch zum täglichen Wohlbefinden beitragen. 54 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Mit Bio-Lebensmitteln kann nicht nur eine Verant- wortung dem Mitarbeiter gegenüber, sondern auch eine gesellschaftliche und ökologische Verantwor- tung gezeigt werden. Jede gute Küchenleiterin und jeder gute Küchen- leiter möchte „gutes Essen“ anbieten, das den Menschen gut schmeckt. Und dazu gehört auch ein gewisser Qualitätsanspruch hinsichtlich der einge- kauften Lebensmittel. Der Aufwand der in den Kü- chen durch kennzeichnungspflichtige Zusatzstoffe auf den Speiseplänen verursacht wird, ist nicht zu unterschätzen. Werden Bio-Produkte eingesetzt, nehmen die Zahl der Zusatzstoffe und somit auch der Aufwand, diese in den Speiskarten zu kenn- zeichnen deutlich ab. Eine Vielzahl an Küchen nutzt die Werbung mit dem Bio-Siegel um sich am Markt zu profilieren, um sich von der großen Masse gastronomischer Anbieter abzusetzen und ein eigenes, ganzheitliches Quali- tätsverständnis zu kommunizieren. 8.2 Entscheidung für den Einsatz und die Menge von Bio-Lebensmitteln treffen Die Entscheidung für den Einkauf von Bio-Produk- ten wird meist bewusst getroffen, und zwar von Personen, die sich in einer „Entscheider-Position“ (z.B. Geschäftsleitung oder Küchenleitung) oder „Mitentscheider-Position“ (z. B. Betriebs- oder Per- sonalrat) befinden. Häufig ist die Entscheidung für die Verwendung von Bio-Lebensmitteln mit einem konkreten Bio-Anteil (z.B. 10 % vom Warenwert) verbunden. Auch können bestimmte Lebensmittel (z. B. Gemüse) bevorzugt in Bio-Qualität gefordert werden. 8.3 Konzept für den Einsatz von Bio- Lebensmitteln festlegen Bio-Produkte werden je nach Einrichtung in unter- schiedlicher Häufigkeit und Intensität verwendet. Die am weitesten verbreitete Variante ist das Ange- bot von Menükomponenten in Bio-Qualität (z. B. Bio- Salat oder Bio-Kartoffeln als Beilage), gefolgt vom kompletten Austausch einzelner Rohstoffe in Bio- Qualität. Am wenigsten häufig ist mittlerweile das Angebot kompletter Bio-Menüs (neben konventio- nellen Speisen). Welches Konzept gewählt wird, be- einflusst alle nachfolgenden Themen (vgl. 8.3 – 8.7). Austausch einzelner Rohstoffe in Bio-Qualität (z. B. alle Nudelsorten) Viele Betriebe der Gemeinschaftsverpflegung und auch viele Restaurants entscheiden sich dafür, be- stimmte Produkte nur noch in Bio-Qualität einzu- kaufen und dies entsprechend zu bewerben. Ein Aushang im Eingangsbereich einer Kantine oder eine Seite im Intranet kann transparent machen, welche Produkte das sind. Beispielsweise: “Alle Milchprodukte, also Milch, Sahne, Joghurt, Butter, bieten wir ausnahmslos in Bio-Qualität an.“ Der große Vorteil dieser Variante liegt in der Be- schaffung und Lagerung. Da eine oder mehrere Zu- taten nur noch in Bio-Qualität eingekauft werden, kann es nicht zu Verwechslungen mit konventionel- len Produkten kommen. Die Überprüfung des Wa- renflusses bei den Bio-Kontrollen ist damit verein- facht möglich. Menükomponenten in Bio-Qualität (z. B. Bio-Salat oder Bio-Kartoffeln als Beilage) Häufig finden sich Beilagen wie Kartoffeln und Reis oder Gemüse und Salat als Bio-Komponenten auf den Speisenplänen wieder. Diese Variante ist be- sonders bei Betrieben mit Selbstbedienungstheke (sog. Free Flow Ausgabe) beliebt und wird außer- dem häufig in Kliniken, Kindertageseinrichtungen und Schulküchen umgesetzt. Ein Vorteil bei dieser Methode liegt in der Variationsmöglichkeit der Bei- lagen. In der Sommersaison kann es beispielsweise der Salat sein (z. B. der Bio-Gurkensalat), in den kalten Monaten eher das Gemüse (z. B. Bio-Rahm- wirsing) und im Februar vielleicht die Bio-Nudeln. Hierbei muss beachtet werden, dass alle Zutaten der Komponente (auch die Gewürze, die Sahne etc.) Bio-Qualität aufweisen. 8. Schritte zur erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln 55 Komplette Bio-Menüs Eher selten werden komplette Bio-Menüs neben konventionellen Menüs angeboten. Dafür gibt es im Wesentlichen drei Gründe: Erstens ist der Aufwand für die Trennung der Bio-Zutaten von konventionel- ler Ware im Lager sehr aufwendig; zweitens kann das Menü nicht als Bio-Menü gekennzeichnet wer- den, wenn nur eine Zutat des Menüs nicht in der ge- wünschten Bio-Qualität verfügbar ist und drittens machen viele Gastronomen die Erfahrung, dass für die meisten Gäste „Bio“ nicht entscheidend für die Wahl einer Speise ist, sondern eher die Menüzu- sammensetzung. (Fast) Alles Bio Einige Betriebe im Außer-Haus-Markt gehen bisher den konsequenten Weg und kaufen ausschließlich Bio-Lebensmittel ein. Die vollständige Umstellung auf Bio-Zutaten ist technisch gesehen heute für je- den Betrieb der Außer-Haus-Verpflegung möglich, denn Bio-Hersteller und Bio-Händler haben sich schon länger auf die Bedürfnisse von Großküchen und Gastronomie eingestellt, sodass ein hundert- prozentiger Einkauf von Bio-Lebensmitteln qualita- tiv und logistisch grundsätzlich möglich ist. 8.4 Bio-Lieferanten vergleichen und auswählen Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Bio-Lebens- mittel einzukaufen. So beispielsweise direkt beim Erzeuger, beim Bio-Großhändler oder beim kon- ventionellen Grossisten mit Bio-Sortiment. Jede Einkaufsquelle hat Vor- und Nachteile. Hier gibt es kein richtig oder falsch, der Lieferpartner muss zum Betrieb und zum Bio-Konzept passen und der Aufwand für die Beschaffung muss realistisch sein. Verantwortliche, denen die Qualität der eingekauf- ten Waren am Herzen liegt, beschäftigen sich in der Regel intensiv mit der Herkunft und Qualität der Produkte, egal ob in biologischer oder in konventi- oneller Qualität. Bei öffentlichen Ausschreibungen hängt die Wahl des Lieferanten natürlich auch vom Ergebnis der Ausschreibung ab. 8.5 Strategie für die Preisgestaltung finden Keine Frage: Bio-Lebensmittel sind in der Regel teurer als konventionell erzeugte Produkte. Erfolgreiche Bio-Küchen schaffen es mit einem durchdachten, effektiven Einkauf und einer an die Bio-Lebensmittel angepassten Speisenplanung die Mehrkosten im Rahmen zu halten oder sogar zu kompensieren. Es gibt viele Stellschrauben, um mögliche Mehrkosten unter Kontrolle zu halten. Abgesehen von den gesundheitlichen und ökologi- schen Vorteilen die eine fleischärmere Kost für die Tischgäste mit sich bringt, kann sie sich auch posi- tiv auf die Höhe des Wareneinsatzes auswirken. Attraktive, vegetarische Gerichte erfreuen sich nicht nur bei der jüngeren, weiblichen Kundschaft immer größerer Beliebtheit. Eine weitere Mög- lichkeit, um Kosten einzusparen ist es, die Verluste durch Lebensmittelreste so gering wie möglich zu halten. Sicher gibt es in den meisten Küchen einen Kellenplan; wird dieser aber auch regelmäßig und von allen Mitarbeitern genutzt? Das Nachfüllen von Buffets sollte gegen Ende der Mittagszeit nur noch mengenangepasst stattfinden. Ergebnis sind ein geringerer Wareneinsatz, und geringere Entsor- gungskosten. Die Verkaufspreise in öffentlichen Kantinen (auch in Schulen und Kitas) sind in der Regel zumindest teilweise festgeschrieben. Bei einer Erhöhung der Kosten für den Wareneinsatz werden häufig stan- dardisierte Kalkulationsfaktoren für die Berech- nung der Abgabepreise zugrunde gelegt. Die so errechneten Verkaufspreise sind deutlich höher als die Mehrkosten für den Wareneinsatz. Ein hö- herer Wareneinsatz durch Bio-Produkte erhöht jedoch nicht automatisch auch die Betriebs- oder die Personalkosten. Wird lediglich die Erhöhung der Lebensmittelkosten an den Gast weitergege- ben, so kommt es zu einer geringeren Erhöhung der Gesamtkosten, bei gleichbleibenden Neben- kosten. Wichtig ist es, die Berechnungsgrundlagen zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer ehrlich zu diskutieren und verbindliche Vereinbarungen zu treffen. 56 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Warum sind Bio-Lebensmittel teurer? Dafür gibt es viele (gute) Gründe: Der größe- re Platzbedarf in der Tierhaltung, der höhere personelle Aufwand im Gartenbau, der grö- ßere Arbeitsaufwand durch den Weidegang der Tiere oder die aufwendigeren Anbaume- thoden, die die Fruchtfolge vorschreibt. Dazu kommt noch, dass viele Kosten (sog. externe Kosten) die andere Anbaumethoden verursa- chen, nicht im tatsächlichen Verkaufspreis der Produkte enthalten sind. Muss das Trinkwas- ser durch aufwendige Methoden von Nitrat- rückständen, die häufig in Gebieten mit Mas- sentierhaltung vorkommen, befreit werden, so werden diese Kosten nicht direkt an den Verbraucher weitergegeben. Würde man die Kosten mit in die Produkte einrechnen, wür- den sich auch für konventionelle Waren ande- re Preise ergeben. Der Ökolandbau versucht die Auswirkungen auf die Umwelt durch die Art und Weise der Bewirtschaftung so gering wie möglich zu halten. Davon profitieren alle, die im Endeffekt für die Kosten aufkommen.43 43 Inhalte und Aufbau angelehnt an: aid Infodienst (2015): Bio-Lebensmittel. Fragen und Antworten. Bonn: aid. 8.6 Das Bio-Angebot intern und extern kommunizieren Einige Unternehmen profilieren sich durch das Bio- Angebot. Sie nutzen die Chance, um sich durch die Qualität positiv vom Markt abzuheben. Andere Be- triebe setzen nahezu 100 Prozent Bio-Lebensmit- tel ein, ohne es zu bewerben. Wichtig ist zu klären, ob und wenn ja, wie das Bio-Angebot intern und ex- tern kommuniziert werden soll. Eine Erhöhung der Kosten für ein Essen wird in der Regel nicht positiv aufgenommen, nicht nur in Kin- dertageseinrichtungen und Schulen kann dies zu Konflikten führen. „Wenn das Bio-Essen 3,50 Euro kostet, wäre es ohne Bio vielleicht für 3,00 Euro zu haben.“ Solche Aussagen sind nicht unüblich. Hier hilft eine offene und gezielte Kommunikation mit allen Beteiligten: Warum werden Bio-Lebensmittel eingesetzt? Welche Vorteile sind damit verbunden, für uns und für zukünftige Generationen? „Ihr Kind ist uns wichtig, darum fordern wir Bio-Produkte in der Schulverpflegung“, solche Strategien werden in der Regel positiv aufgenommen. Dies gilt auch für Betriebskantinen, denn zum betrieblichen Gesund- 8. Schritte zur erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln 57 heitsschutz gehören nicht nur rückenfreundliche Stühle und Bewegung in der Mittagspause, sondern auch ein attraktives Essensangebot. Bio-Lebens- mittel können ein Teil davon sein. Wie diese gelebte Wertschätzung gegenüber den Gästen kommuni- ziert wird, liegt an den zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der einzelnen Betriebe und Kommu- nen. Infomaterial, welches an die Tischgäste ver- teilt wird, die Veröffentlichung im eigenen Intranet, Bio-Aktionstage, Verkostungen und Vorträge zu nachhaltiger Ernährung sind nur einige Beispiele. Entscheidend für den unternehmerischen Erfolg sind und bleiben die Menschen. Nur gut informierte und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der je- weiligen Verpflegungseinrichtungen, die mitbestim- men können und fair entlohnt werden, sind willens und in der Lage, qualitativ hochwertige Lebensmit- tel einzukaufen und Speisen zuzubereiten, effektive Arbeitsabläufe umzusetzen, einen gastorientierten Service anzubieten und notwendige Innovationen mitzutragen. Deshalb ist es unabdingbar, alle Mitar- beiterinnen und Mitarbeiter – vor allem die mit Gäs- tekontakt – vor der Bio-Einführung zu schulen, damit diese auf Fragen der Gäste klare und gute Antworten geben können. 8.7 Die Verwendung von Bio-Lebensmitteln kontrollieren und zertifizieren Grundsätzlich gilt: Jede gewerbsmäßig betriebe- ne Einrichtung der Außer-Haus-Verpflegung, die Bio-Produkte in den Verkehr bringt und als solche kennzeichnet, muss in Deutschland gemäß Öko- Landbaugesetz am Kontrollverfahren nach den EU- Rechtsvorschriften für den ökologischen Landbau teilnehmen. Für die Kontrollpflicht ist weder die Höhe noch die Häufigkeit des Bio-Einsatzes aus- schlaggebend. Es spielt also weder eine Rolle, ob ein Betrieb ein- zelne Zutaten, einzelne Komponenten oder voll- ständige Gerichte in Bio-Qualität anbietet und aus- lobt noch ob der Bio-Anteil 5 Prozent, 25 Prozent oder 75 Prozent des gesamten Wareneinkaufes ausmacht. Auch eine Bio-Aktionswoche muss bei einer Öko-Kontrollstelle (Adressen siehe Service- Teil) angemeldet werden. Hierfür wurde ein stan- dardisiertes Verfahren entwickelt. Keine Kontrollpflicht besteht erstens für den Ver- kauf nicht weiter verarbeiteter, abgepackter Han- delsware im Kioskbereich, zweitens für Einrich- tungen, die nicht gewerbsmäßig betrieben werden (Kindertageseinrichtungen und Schulen, in denen ein Essensangebot vor Ort frisch zubereitet wird) und drittens, wenn das Bio-Angebot nicht als sol- ches gekennzeichnet wird. Der 2017 aktualisierte Küchenleitfaden „Mit ein- fachen Schritten zum Bio-Zertifikat“ beantwortet sehr praxisnah alle Fragen rund um das Thema Bio- Zertifizierung von Gemeinschaftsverpflegung und Gastronomie44. Viele Küchen scheuen die Kontrollpflicht und zögern aus diesem Grund vor der Einführung ökologisch er- zeugter Produkte. Auch die Kosten einer Zertifizie- rung sind vielen Küchen nicht bekannt, die Befürch- tung einer Überschreitung des Budgets ist zum Teil groß. Um den Kostenrahmen vorab einschätzen zu können, empfiehlt es sich, Angebote verschiedener Öko-Kontrollstellen einzuholen. Mit etwa 300,- bis 800,- Euro pro Jahr (je nach Größe des Betriebes und je nach Bio-Konzept) muss gerechnet werden. Bei der Kontrolle geht es in erster Linie darum, dem Kunden die Gewissheit zu geben, dass alle Produk- te, die als Bio-Produkte ausgegeben werden, auch wirklich Bio-Produkte sind. Darum wird beispiels- weise der Warenfluss geprüft: Wie viele Bio-Kar- toffeln wurden eingekauft und wie viele Bio-Kartof- feln wurden ausgegeben? Die dadurch gewonnene Sicherheit für den Gast kann sehr gut als akzep- tanzfördernde Maßnahme eingesetzt werden: „Bei uns ist Bio drin wo Bio drauf steht, das lassen wir uns von einer Öko-Kontrollstelle bescheinigen.“ 44 www.oekolandbau.de/grossverbraucher/bio-zertifizierung/ www.oekolandbau.de/grossverbraucher/bio 58 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 9. ERFOLGSBEISPIELE AUS DEUTSCHLAND UND EUROPA 9.1 Bio-Erfolge in nicht-kommunalen öffentlichen Einrichtungen 9.1 Bio-Erfolge in kommunalen Einrichtungen 9. Erfolgsbeispiele aus Deutschland und Europa 59 9. ERFOLGSBEISPIELE AUS DEUTSCHLAND UND EUROPA Nachfolgend werden einige Beispiele von Einrich- tungen und Kommunen vorgestellt, die Bio-Lebens- mittel in ihrer Verpflegung erfolgreich eingeführt haben. Es wird aufgezeigt, wer den Bio-Einsatz initiiert und maßgeblich vorangetrieben hat und welche Erfolgsfaktoren eine Rolle gespielt haben und immer noch spielen. Jedes Erfolgsbeispiel ent- hält außerdem Informationen darüber, in welcher Form und in welcher Größenordnung Bio-Lebens- mittel eingesetzt werden. Weitere Beispiele sowie ausführlichere Beschreibungen der hier vorge- stellten Best-Practice-Beispiele wurden in einer Status-Quo-Analyse zusammengestellt, die auf der Website des Bio-Städte-Netzwerks heruntergela- den werden kann (vgl. www.biostaedte.de). 9.1 Bio-Erfolge in nicht-kommunalen öffentlichen Einrichtungen Studentenwerk Oldenburg An den vier Standorten des Studentenwerks Olden- burg (Elsfleth, Emden, Oldenburg und Wilhelmsha- ven) werden in den sechs Mensen und vier Cafete- rien täglich etwa 7.000 Essen an Studierende sowie Lehrende und externe Gäste ausgegeben45. Doris Senf ist dort seit über 30 Jahren für den Einkauf zu- ständig und seit 2016 auch Leiterin der gesamten Hochschulgastronomie. Zu den wichtigen Qualitäts- kriterien für den Einkauf gehören neben dem Preis ein möglichst hoher Anteil frischer und ökologisch erzeugter Lebensmittel sowie ein regionaler Einkauf. Der Bio-Anteil liegt bei über 25 Prozent vom gesam- ten Warenwert. Über 40 Prozent aller verwendeten Lebensmittel stammen aus der Region, viele direkt von Bio-Landwirten. Regionale Partnerschaften und eine regionale Wertschöpfung sind gelebte Realität. Kaffee, Tee und Kakao stammen ausschließlich aus dem fairen Handel und sind außerdem in Bio-Quali- tät. Der Seefisch kommt ausschließlich aus MSC-zer- 45 www.oekolandbau.de/grossverbraucher/betriebsmanagement/betriebskonzepte/ interviews/nachgefragt-bei-biomentorin-doris-senf/ tifizierten nachhaltigen Quellen, Fleisch grundsätz- lich aus artgerechter Tierhaltung. Das Studentenwerk Oldenburg war nicht nur eine der ersten großen Küchen in Deutschland, die Bio-Le- bensmittel eingekauft haben, sondern auch das erste Studentenwerk mit Bio-Zertifikat. Maßgeblich betei- ligt am langfristigen Erfolg dieser Entwicklung ist die heutige gastronomische Leiterin Doris Senf. Sie hat das nachhaltige Wirtschaftskonzept mit der dama- ligen Geschäftsführung auf den Weg gebracht und zusammen mit der Küchenleitung der Hauptmensa umgesetzt. Das Einkaufsmanagement wurde über viele Jahre hinweg kontinuierlich optimiert und der Bio-Anteil nach und nach erhöht. Ein wichtiger Fak- tor für den Erfolg ist neben dem persönlichen Einsatz die eher nüchterne, in der Sache aber deutliche Gäs- tekommunikation des Nachhaltigkeitskonzeptes und des Bio-Angebotes, beispielsweise auf den eigenen Internetseiten der Hochschulgastronomie.46 Psychiatrisches Zentrum Nordbaden in Wiesloch In der Zentralküche des Psychiatrischen Zentrums, die seit 2006 von der eigenen Tochtergesellschaft Servicegesellschaft Nordbaden mbh betrieben wird, werden vom 90-köpfigen Küchenteam täglich rund 4.000 Essen zubereitet. Küchenleiter Bertold Kohm ist an den vorgegeben Essenssatz der Kran- kenkassen gebunden und erreicht trotzdem einen Bio-Anteil von durchschnittlich 15 Prozent. Seit 2007 werden Bio-Lebensmittel in der Zent- ralküche eingesetzt. Anfangs war es noch möglich, einen Bioanteil von 10 Prozent ohne gravierende Mehrkosten zu realisieren. Seitdem sind die Preise für Bio-Produkte allerdings angestiegen und tragen zu einer Erhöhung des Wareneinsatzes pro Tag und Patient um 0,20 bis 0,25 Euro bei. Trotzdem konn- te der Bio-Anteil bei 15 Prozent des Warenwertes bis heute gehalten werden. Frischkartoffeln, Reis, 46 www.studentenwerk-oldenburg.de/de/gastronomie/oekologie-im-studentenwerk. html www.biostaedte.de www.oekolandbau.de/grossverbraucher/betriebsmanagement/betriebskonzepte/interviews/nachgefragt www.oekolandbau.de/grossverbraucher/betriebsmanagement/betriebskonzepte/interviews/nachgefragt www.studentenwerk-oldenburg.de/de/gastronomie/oekologie-im-studentenwerk.html www.studentenwerk-oldenburg.de/de/gastronomie/oekologie-im-studentenwerk.html 60 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Teigwaren (vorwiegend), Trockenhülsenfrüchte, Tiefkühl-Produkte, Kaffee, Tee, Bananen, Milchpro- dukte, Senf, Ketchup, und Gewürze werden aus- schließlich in Bio-Qualität eingekauft. Zudem wer- den in der Mitarbeiterkantine Bio-Getränke und -Süßwaren angeboten. Geliefert wird die Bio-Ware von einem Biogroßhändler. Initiiert wurde der Bio-Einsatz vom zuständigen GV-Betriebsleiter Bertold Kohm, der aufgrund der steigenden Preise durch einen achtsamen Umgang mit den Lebensmitteln und die Vermeidung von Ab- fällen Einsparungen generiert, welche dann für Bio- Produkte verwendet werden können. Auch attrakti- ve vegetarische Gerichte sorgen bei den Patienten für eine hohe Akzeptanz des fleischlosen Angebotes und wirken sich positiv auf den Wareneinsatz aus. 9.2 Bio-Erfolge in kommunalen Einrichtungen 9.2.1 Beispiele aus Deutschland „Nachhaltiges Wirtschaften, um zukunftsfähig zu sein“. Immer mehr Städte und Gemeinden in Deutsch- land nutzen den Einsatz ökologischer Lebensmittel als wichtigen Baustein des nachhaltigen Wirtschaf- tens. Dem Biostädte Netzwerk47 haben sich derzeit 12 aktive Städte angeschlossen, die es sich unter an- derem zum Ziel gesetzt haben, Bio-Lebensmittel ver- stärkt im kommunalen Bereich zu fördern um somit den Ökolandbau weiter voran zu treiben. Die im Mai 2015 durch Bundeslandwirtschaftsmi- nister Christian Schmidt ins Leben gerufene Initiati- ve „Zukunftsstrategie Ökologischer Landbau“48 soll den Ökologischen Landbau in Deutschland stärken sowie den Flächenanteil der ökologisch bewirt- schafteten landwirtschaftlichen Fläche ausweiten. Ein Handlungsfeld im Rahmen der Zukunftsstra- tegie ist eine ökologische öffentliche Beschaffung. Auch der vorliegende Leitfaden ist Teil dieser Maß- nahme. 47 www.biostaedte.de/ 48 www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Nachhaltige-Landnutzung/Oekolandbau/_Tex- te/ZukunftsstrategieOekologischerLandbau.html Schulessen Berlin: Verbindlicher Bio-Anteil von 15 Prozent In der bundesdeutschen Hauptstadt haben mehre- re Gesetze und Vorschriften der letzten Jahre zu ei- nem verpflichtenden Bio-Anteil in Berliner Schulen von mindestens 15 Prozent geführt. Bereits 2003 wurde die Vernetzungsstelle Schulverpflegung mit dem Ziel gegründet, das Verpflegungsangebot an Grundschulen zu verbessern. Im Auftrag der AOK und der Senatsverwaltung Berlin wurden die „Ber- liner Qualitätskriterien“ erarbeitet, in welchen ein Bio-Anteil von 10 Prozent empfohlen wird.49 2006 wurde im Rahmen der Berliner Agenda, die sieben Handlungsfelder für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung vorgibt, das Ziel definiert, bis 2015 einen Bio-Anteil von 15 Prozent und bis 2030 einen Bio-Anteil von 30 Prozent in öffentlichen Ein- richtungen umzusetzen. Vier Jahre später, im Jahr 2010, erschien dann eine Neufassung des Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetzes (BerlAVG), welches zwar keine konkreten Forderungen bezüg- lich der Beschaffung von Bio-Lebensmitteln stellt, aber Auftraggeber ausdrücklich dazu verpflichtet bei der Vergabe von Aufträgen ökologische Kriteri- en zu berücksichtigen. Somit ist bei der Vergabe um- weltfreundlichen Produkten der Vorzug zu geben.50 Eine weitere Arbeitsgrundlage wurde im Januar 2013 mit der Verwaltungsvorschrift Beschaffung und Umwelt – VwVBU51 veröffentlicht. Neben dem Ziel sicherzustellen, dass sich die Beschaffung nicht nur an den eigenen finanziellen Interessen des Auf- traggebers orientiert, sondern auch ökologische Kri- terien berücksichtigt werden, soll die Verwaltungs- vorschrift zudem für eine Vereinfachung und mehr Transparenz in der öffentlichen Beschaffung sorgen. Im gleichen Jahr trat das Gesetz über die Qualitäts- verbesserung des Schulmittagessens in Kraft, wel- 49 Leistungsverzeichnis zur Vergabe der Verpflegungsorganisation von Ganz- tagsschulen an externe Dienstleister. Teil 1 – Berliner Qualitätskriterien. Online verfügbar unter: www.vernetzungsstelle-berlin.de/fileadmin/downloadDateien/ QualitaetsstandardsKindertageseinrichtungen.pdf (Zugriff 23.09.2915) 50 Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz (BerlAVG) vom 08.07.2010. Online verfügbar unter: www.berlin.de/vergabeservice/vergabeleitfaden/rechtsquellen/ mdb-berlavg_12_06_17_lesefassung.doc. (Zugriff 23.09.2915) 51 Verwaltungsvorschrift für die Anwendung von Umweltschutzanforderungen bei der Beschaffung von Liefer-, Bau- und Dienstleistungen (VwVBU) vom 23. Oktober 2012 Online verfügbar unter: www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestex- te/de/beschaffung/index.shtml (Zugriff 31.10.2016) www.biostaedte.de www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Nachhaltige-Landnutzung/Oekolandbau/_Texte/ZukunftsstrategieOekologischerLandbau.html www.bmel.de/DE/Landwirtschaft/Nachhaltige-Landnutzung/Oekolandbau/_Texte/ZukunftsstrategieOekologischerLandbau.html www.vernetzungsstelle-berlin.de/fileadmin/downloadDateien/QualitaetsstandardsKindertageseinrichtungen.pdf www.vernetzungsstelle-berlin.de/fileadmin/downloadDateien/QualitaetsstandardsKindertageseinrichtungen.pdf www.berlin.de/vergabeservice/vergabeleitfaden/rechtsquellen/mdb-berlavg_12_06_17_lesefassung.doc www.berlin.de/vergabeservice/vergabeleitfaden/rechtsquellen/mdb-berlavg_12_06_17_lesefassung.doc www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/beschaffung/index.shtml www.stadtentwicklung.berlin.de/service/gesetzestexte/de/beschaffung/index.shtml 9. Erfolgsbeispiele aus Deutschland und Europa 61 ches die Integration von Lebensmitteln aus ökolo- gischer Erzeugung in das Schulmittagessen fordert. Angaben über einen Prozentsatz werden in diesem Dokument jedoch nicht gemacht. 2013 und 2014 wurde schließlich das Schulessen für alle Berliner Grundschulen neu ausgeschrieben. Im Zuge dieser Neuordnung des schulischen Mittagessens werden nun 15 Prozent des geldwerten Warenanteils der verwendeten Lebensmittel in Bio-Qualität als Min- destkriterium gefordert. Wird ein höherer Bio-Anteil umgesetzt, schlägt sich das positiv auf die Bewertung aus. (16 bis 25 Prozent: 2 Punkte, 26 bis 35 Prozent: 4 Punkte, 36 bis 45 Prozent: 8 Punkte und mehr als 55 Prozent: 10 Punkte).52 Da eine Nichterfüllung zum Ausschluss führt, wird der Mindestanteil von 15 Prozent bereits in allen Grundschulen umgesetzt, laut der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V. liegt der durchschnittliche Anteil an Bio-Lebensmitteln bereits bei 40 Prozent53. Kindergarten- und Schulessen in der BioStadt München Im Jahr 2006 wurde die „BioStadt München“ im Rah- men eines einstimmigen Stadtratsbeschlusses auf den Weg gebracht. Darin eingebettet sind die einzel- nen Aufgabenbereiche „Bio in Kinderbetreuungsein- richtungen“, „Bio in der Gastronomie“ und „Bio in der städtischen Verwaltung“54. Gleichzeitig wurde das Modellprojekt „Bio für Kinder“55 entwickelt, welches auf Initiative der Tollwood GmbH56 und in Kooperati- on mit dem Münchener Referat für Gesundheit und Umwelt entstanden ist. Mithilfe von Paten aus der Privatwirtschaft bekamen Kindertageseinrichtun- gen finanzielle Unterstützung bei der Umstellung auf Bio. Die Einrichtungen wurden in der Startphase mit bis zu einem Euro pro Mahlzeit gefördert sowie 52 Neuordnung des schulischen Mittagessens an offenen und gebundenen Ganz- tagsgrundschulen sowie für Förderzentren im Land Berlin. Online verfügbar unter: www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/besondere_paedagogische_konzep- te/gute_gesunde_schule/hr_neuordnung_schul_mittagessen.pdf (Zugriff 23.09.2915) 53 Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e.V: Berlin: Bio-Hauptstadt beim Schulmittagessen. Vom 24.11.2014. Online verfügbar unter: www.bio-berlin-brandenburg.de/presse/detailansicht/meldungen/berlin-bio-haupt- stadt-beim-schulmittagessen-vernetzungsstelle-schulverpflegung-berlin/ (Zugriff 31.10.2016) 54 Leitprojekte der Biostadt. Online verfügbar unter: www.muenchen.de/rathaus/ Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesundheit-und-Umwelt/Bio_regional_fair/Biostadt_ Muenchen/Leitprojekte.html. (Zugriff 23.09.2915) 55 Modellprojekt: Bio für Kinder. Online verfügbar unter: www.muenchen.de/ rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesundheit-und-Umwelt/Bio_regional_fair/ Biostadt_Muenchen/Leitprojekte/Bio_fuer_Kinder.html (Zugriff 02.08.2016) 56 Die Tollwood GmbH ist eine privatwirtschaftliche Gesellschaft für kulturelle Veranstaltungen und Umweltaktivitäten, siehe auch www.tollwood.de. durch Beratungs- und Coachingangebote umfassend unterstützt. Seit 2014 steht auch ein Bio-Speise- planmanager57 bereit, den Kindereinrichtungen und Beratungsstellen kostenlos nutzen können. Saisonale und gesunde Speisepläne, Portionen-, Kosten- und Einkaufsrechner sowie eine umfangreiche Rezept- datenbank erleichtern die Umstellung auf eine gut schmeckende Bioküche. Die Rezepte sind mit Prei- sen (durchschnittliche Preise Münchner Großhänd- ler) und Zutatenlisten versehen und können an die eigenen Küchenbedarfe angepasst werden. In den letzten Ausschreibungen für öffentliche Ki- tas in München ist ein Bio-Anteil von 50 Prozent verbindliche Vorgabe, bei den Fleischkomponenten liegt er sogar bei 90 Prozent. In den Kindertagesein- richtungen wird außerdem viel Wert auf frische und gesunde Bioverpflegung gelegt. Im Rahmen einer „Bio-Offensive“ kommen aktuell alle Einrichtungen in den Genuss von Schulungen zum Einsatz frischer Bioprodukte. Neben der Vermittlung theoretischen Wissens, etwa zu Lagerung, dem Einkauf und zur Kalkulation, gibt es auch kochpraktische Einheiten und Rezeptvorschläge, die problemlos in den einzel- nen Einrichtungen umgesetzt werden können. Heidelberg: Ausschreibung der städtischen Kitas verlangt 30 Prozent Bio-Anteil Das Thema Bio im Bereich der Kommune ist in Hei- delberg seit einigen Jahren allgegenwärtig. Im Rah- men von „bio.regional.fair“, einem Projekt zur Förde- rung von Bio, regionalen und fairen Lebensmitteln in Heidelberg, werden Heidelbergs Einwohnerinnen und Einwohner sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verwaltung für das Thema sensibili- siert. So sind es neben der Elternschaft der Kitas und Schulen auch die Fachämter, wie das Kinder- und Jugendamt, die die Diskussion um einen Bio-Anteil in der Verpflegung von Kindern auf die Agenda brin- gen. Der Einfluss der verschiedenen fachlich kom- petenten Beteiligten führt seit 2015 dazu, dass nun konkret in der Ausschreibung der Essensversorgung in den 23 städtischen Kindertageseinrichtungen der 57 www.biospeiseplan.de www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/besondere_paedagogische_konzepte/gute_gesunde_schule/hr_neuordnung_schul_mittagessen.pdf www.berlin.de/imperia/md/content/sen-bildung/besondere_paedagogische_konzepte/gute_gesunde_schule/hr_neuordnung_schul_mittagessen.pdf www.bio-berlin-brandenburg.de/presse/detailansicht/meldungen/berlin www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesundheit-und-Umwelt/Bio_regional_fair/Biostadt_Muenchen/Leitprojekte.html www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesundheit-und-Umwelt/Bio_regional_fair/Biostadt_Muenchen/Leitprojekte.html www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesundheit-und-Umwelt/Bio_regional_fair/Biostadt_Muenchen/Leitprojekte.html www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesundheit-und-Umwelt/Bio_regional_fair/Biostadt_Muenchen/Leitprojekte/Bio_fuer_Kinder.html www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesundheit-und-Umwelt/Bio_regional_fair/Biostadt_Muenchen/Leitprojekte/Bio_fuer_Kinder.html www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Gesundheit-und-Umwelt/Bio_regional_fair/Biostadt_Muenchen/Leitprojekte/Bio_fuer_Kinder.html www.tollwood.de bio.regional.fair www.biospeiseplan.de 62 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Bio-Anteil mindestens 30 Prozent beträgt. Bereits in einem älteren Vertrag hat das Kinder- und Jugend- amt einen Bio-Anteil mit einem Caterer vereinbart. In der genannten Ausschreibung sind die Lebens- mittelgruppen nicht festgelegt und können selbst bestimmt werden. Im Rahmen der Ausschreibung spielen die folgenden Kriterien eine Rolle: Umwelt- freundlichkeit, Nachhaltigkeit, Müllmenge, Bezug regionaler Frischekomponenten, Umfang der Pro- duktpalette, Umgang mit individuellen Problemstel- lungen und besonderen Bedürfnissen der Kinder bei der Essensversorgung. Für die Zukunft wird ein weiterer Ausbau des Bio- Anteils in Erwägung gezogen. Ein Erfolgsfaktor in Heidelberg ist sicher das Zusammenspiel der ver- schiedenen Akteure, die sich sozusagen am runden Tisch austauschen um die Impulse, die vom Projekt „bio.regional.fair“, den Eltern sowie den einzelnen Fachämtern ausgehen, zu realisieren. 9.2.2 Beispiele aus Europa Auf Europäischer Ebene gibt es sehr viele privat- wirtschaftliche und öffentliche Aktivitäten zur Förderung einer nachhaltigen Beschaffung von Le- bensmitteln und Catering-Dienstleistungen. Einen guten Überblick gibt die Internetseite von INNO- CAT (= Eco-innovative catering)58. Kopenhagen, Dänemark Die dänische Hauptstadt Kopenhagen wurde 2014 von der Europäischen Kommission zu Europas grüns- ter Hauptstadt gewählt59. Der Titel wird von einer Jury vergeben, die sich aus Vertretern der Europäi- schen Kommission, der Europäischen Umweltagen- tur und maßgeblicher europäischer und internatio- naler Umweltorganisationen zusammensetzt. Den Titel bekommt eine Stadt in Europa verliehen, der es in besonderer Weise gelungen ist, Umweltschutz und wirtschaftliches Wachstum mit einer hervorragen- den Lebensqualität ihrer Einwohner zu verbinden. 58 www.sustainable-catering.eu/home/ 59 www.visitdenmark.co.uk/en-gb/copenhagen/transportation/green-and-laid-back- capital Täglich werden für alle städtischen Einrichtungen, dazu zählen Alten- und Pflegeheime, Schulen, Kin- dertagestätten und Einrichtungen für Menschen mit geistiger Behinderung, 20.000 Essen in 80 städti- schen Großküchen gekocht. Kopenhagen hat es sich zum Ziel gesetzt, die Verpflegung nachhaltiger zu gestalten und arbeitet diesbezüglich mit der 2007 von der Stadt gegründetem unabhängigen Stiftung Copenhagen House of Food zusammen.60 Bereits 2011 wurde in gemeinsamer Arbeit erreicht, dass 75 Prozent aller eingekauften Lebensmittel aus ökologi- scher Erzeugung stammen. Auch das anschließende Ziel, Gemüse zu 100 Prozent aus biologischem, re- gionalem Anbau (entsprechend der Saison) zu bezie- hen und bis 2015 insgesamt 90 Prozent aller einge- kauften Lebensmittel in Bio-Qualität einzusetzen, wurde erreicht61. Um die Ausgaben für die Beschaffung überblicken zu können, wurde das Excel-Tool „Food Basket“ ein- geführt. Dieses zeigt, dass bei einer Reduzierung des Fleischanteils und einer gleichzeitigen Erhö- hung der Gemüsemenge, die Beschaffung von Bio- Lebensmitteln nicht teurer ist, als auf konventionel- lem Wege.62 Den Lieferanten wird vorgeschrieben energieeffizient zu wirtschaften, die umweltfreund- lichsten Transportmöglichkeiten zu nutzen und Verpackungen einzusparen, indem recyclingfähige Materialien eingesetzt werden. Für die Vergabe gelten laut Gesetz folgende Krite- rien: Preis (40 Prozent), Qualität (35 Prozent) und die Größe des Sortiments (25 Prozent). Obst und Gemüse bezieht die Stadt seit August 2014 von ei- nem Lieferanten, der eine große Auswahl an saiso- nalem Obst und Gemüse anbietet. Die Kopenhagener Bemühungen sind Teil eines ambitionierten Plans zur Förderung der biologi- 60 Innocat. Procurement of eco-innovative catering (2015) Sustainable Public Procurement of School Catering Services. A good practice report. Online verfügbar unter: www.sustainable-catering.eu/fileadmin/user_upload/enewsletter/Documents/ InnocatReportFINAL_interactive.pdf 61 www.foodlinkscommunity.net/foodlinks-good-examples/public-sector-food- procurement/foodlinks-green-cities.html 62 Innocat. Procurement of eco-innovative catering (2015) Sustainable Public Procurement of School Catering Services. A good practice report. Online verfügbar unter: www.sustainable-catering.eu/fileadmin/user_upload/enewsletter/Documents/ INNOCAT_Catering_Report_FINAL.pdf. bio.regional.fair www.sustainable-catering.eu/home www.visitdenmark.co.uk/en-gb/copenhagen/transportation/green www.sustainable-catering.eu/fileadmin/user_upload/enewsletter/Documents/InnocatReportFINAL_interactive.pdf www.sustainable-catering.eu/fileadmin/user_upload/enewsletter/Documents/InnocatReportFINAL_interactive.pdf www.foodlinkscommunity.net/foodlinks-good-examples/public-sector-food-procurement/foodlinks-green-cities.html www.foodlinkscommunity.net/foodlinks-good-examples/public-sector-food-procurement/foodlinks-green-cities.html www.sustainable-catering.eu/fileadmin/user_upload/enewsletter/Documents/INNOCAT_Catering_Report_FINAL.pdf www.sustainable-catering.eu/fileadmin/user_upload/enewsletter/Documents/INNOCAT_Catering_Report_FINAL.pdf 9. Erfolgsbeispiele aus Deutschland und Europa 63 schen Landwirtschaft in Dänemark, der im Sommer 2012 vom dänischen Landwirtschaftsministerium bekannt gegeben wurde. Demnach soll sich der Bio-Markt bis zum Jahr 2020 verdoppeln. Zu dem Massnahmenbündel gehört auch die Unterstüt- zung für den Bereich der öffentlichen Verpflegung und der Schulobstvergabe. Eines der Ziele ist das landesweite Erreichen der 60 Prozent-Marke mit Bio-Produkten in der Außer-Haus-Verpflegung in allen öffentlichen Einrichtungen bis zum Jahr 2020. Wien, Österreich Wien hat es sich zum Ziel gesetzt, vermehrt Lebens- mittel aus ökologischem Anbau zu beschaffen, der Anteil soll bei mindestens 30 Prozent des Warenwer- tes liegen. Des Weiteren soll Obst und Gemüse mög- lichst entsprechend der Saison und aus der Region eingekauft werden. Dies ist Teil des Klimaschutzpro- gramms der Stadt Wien. Im Bereich des Lebensmittel- einkaufs hat die „Arbeitsgruppe 09 Lebensmittel“ ei- nen Kriterienkatalog zum Einkauf von Lebensmitteln und ökologischen Erzeugnissen erarbeitet, welcher den Mitarbeitern der Stadt Wien, die mit den ent- sprechenden Ausschreibungen betraut sind, zur Ver- fügung steht. Darin wird auf den großen Beitrag, den die Beschaffung biologisch erzeugter Lebensmittel zum Klimaschutzprogramm der Stadt Wien beiträgt, hingewiesen. Die schonende Nutzung der Böden, das Verbot chemisch-synthetischer Pflanzenschutz- mittel sowie der Umwelt- und Tierschutz durch die biologische, extensive Tierhaltung werden genauso erwähnt wie die Vorteile des regionalen Einkaufs. Den Ausschreibungsunterlagen sind die Zertifikate der anerkannten Öko-Kontrollstellen beizufügen. Ausgeweitet werden die Anforderungen auch auf die Verpackungen; soweit am Markt verfügbar, sind Geträn- ke sowie Obst und Gemüse in Mehrwegverpackungen anzuliefern.63 Weitere von der Arbeitsgruppe entwickel- ten Kriterienkataloge beschäftigen sich mit den Themen: 63 Öko-Kauf-Wien, Kriterienkatalog 09001, 22. November 2012, Lebensmittel sowie Erzeugnisse aus biologischer Landwirtschaft, AG 09 Lebensmittel. Hrsg. Magistrat der Stadt Wien, Programm für umweltgerechte Leistungen „ÖkoKauf Wien“, 1082 Wien, Rathaus, www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf/pdf/lebensmittel.pdf •• Lebensmittel mit einem möglichst geringen Anteil an Transfettsäuren (auch dabei ist ein Textbaustein formuliert, der in Ausschreibun- gen eingefügt werden kann).64 •• Beschaffung von Hühnerfrischei (Schalenei), pasteurisiertem Hühnervollei, Hühnereigelb und Hühnereiweiß aus Freilandhaltung. Gefor- dert wird hier die Herkunft aus konventioneller Freilandhaltung oder aus kontrolliert biologi- schem Landbau.65 •• Beschaffung von konventionellen GVO-freien Lebensmitteln. Hier werden die Risiken und Probleme des Einsatzes von GVO kurz erläu- tert und wiederum ein Textbaustein angeboten. •• Zwei Positionspapiere informieren über den Einsatz von Fisch- und Fischprodukten sowie die ökologische und ökonomische Bereitstel- lung von Trinkwasser. Der Bereich Catering/Cateringdienstleistungen wird durch die Richtlinie „Ökologisierung von Ver- anstaltungen“ abgedeckt. Hier wurde von der „Ar- beitsgruppe 16 Veranstaltungen“ eine Handrei- chung veröffentlicht, die bei Veranstaltungen, die durch die Stadt Wien organisiert oder beauftragt werden, zur Anwendung kommt. Diese sollen einem ökologischen Mindeststandard entsprechen. Da- rüber hinaus sollen die Akteure motiviert werden, weitere ökologische Aspekte zu berücksichtigen. Die Bereiche: Kulinarik, Abfallwirtschaft, Verkehr, Energieverbrauch und –versorgung sowie Ankün- digungen machen auf Handlungsfelder aufmerk- sam und zeigen Möglichkeiten zur ökologischen Gestaltung auf. Ebenso gibt es die Möglichkeit eine kostenlose bzw. geförderte ÖkoEvent-Beratung im Bereich der „Umweltberatung Wien“ in Anspruch zu nehmen.66 64 www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf/pdf/transfett.pdf 65 www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf/pdf/frischei.pdf 66 www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf/pdf/veranstaltung.pdf www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf/pdf/lebensmittel.pdf www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf/pdf/transfett.pdf www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf/pdf/frischei.pdf www.wien.gv.at/umweltschutz/oekokauf/pdf/veranstaltung.pdf 64 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 10. FAZIT 10. Fazit 65 10. FAZIT Warum Bio in Kommunen? Die großen Herausforderungen denen wir heute und in Zukunft gegenüberstehen (Ressourcen- verknappung, Klimawandel u.v.a.) drängen darauf, einen Beitrag zu einer lebenswerten Umwelt für uns und die nachfolgenden Generationen zu leis- ten. Dazu kommt die starke Marktmacht, über die die öffentliche Hand im Bereich des Einkaufs ver- fügt und die sie beispielsweise nutzen kann, um umweltpolitische Ziele zu verfolgen oder um faire Arbeitsbedingungen zu fördern und damit den pri- vaten Anbietern mit gutem Beispiel voranzugehen. Bio-Lebensmittel bieten hierfür ein enormes Po- tenzial (vgl. Kap 3). Wer setzt es schon wie um? Die Einführung von Bio-Lebensmitteln im Bereich der Außer-Haus-Verpflegung findet in einem sich wandelnden Umfeld statt, das es zu beachten gilt (vgl. Kap. 2). Und: In immer mehr Städten und Kom- munen ist die „grüne Beschaffung“ längst gängige Einkaufspraxis. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Verwendung ökologisch erzeugter Produkte bei der Beschaffung von Lebensmitteln und bei der Vergabe von Cateringdienstleistungen. Sehr gute Beispiele sind hier die Mitglieder des Biostädte- Netzwerks67. Aber auch zahlreiche andere kom- munale und nicht-kommunale Beispiele zeigen, dass der Einsatz ökologisch erzeugter Lebensmittel wirtschaftlich machbar umzusetzen ist (vgl. Kap. 9). 67 www.biostaedte.de/ Was muss ich tun? Wie kann ich beginnen? „Einen Schritt nach dem anderen“ und am besten starten Sie mit viel Rückenwind. Suchen Sie sich engagierte Mitstreiter in Ihrer Kommune, dann ha- ben Sie bereits einen ersten Schritt in die richtige Richtung getan. Wie Sie grundsätzlich vorgehen können, finden Sie in Kapitel 5 „Notwendige Schrit- te in Politik und Verwaltung“, Kapitel 6 „Fahrplan für das Vergabeverfahren“ und Kapitel 8 „Schritte zur erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln“. Wo finde ich Formulierungsvorschläge? Nicht immer muss das Rad neu erfunden werden. Mit den Formulierungsvorschlägen in Kapitel 7 er- halten Sie eine wertvolle Hilfestellung bei der Ge- staltung Ihrer Ausschreibungen. Angepasst auf Ihre persönlichen Vorstellungen und Bedürfnisse bieten Sie ein gutes Gerüst, um die entsprechenden Pas- sagen in den Ausschreibungsunterlagen zu formu- lieren. Wo bekomme ich Unterstützung? Im Serviceteil dieses Leitfadens stehen viele nützli- che Adressen. Verschiedene Anbieter bieten Schu- lungen zum Thema, einige Adressen dazu finden Sie ebenfalls im Service-Teil (vgl. Weiterbildungsange- bote). www.biostaedte.de 66 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ 11. SERVICETEIL 11.1 Literatur und Links 11.2 Adressen 11.3 Beispiele für Ausschreibungstexte, Stadtratsbeschlüsse u.a. 11. Serviceteil 67 11. SERVICETEIL Hier erhalten Sie nützliche Informationen in Form von Literaturverweisen und Links, Websites, Wei- terbildungsangeboten, sowie Adressen rund um das Thema Einführung von Biolebensmitteln in Kommunen. 11.1 Literatur und Links 11.1.1 Bücher, Broschüren und Fachbeiträge aid Infodienst (2015): Bio-Lebensmittel. Fragen und Antworten. Bonn: aid. Online abrufbar: www.aid.de/_ data/files/0392_2015_bio_lebensmittel_x000.pdf Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU) (2014): Umweltschutz in Behörden. Ratgeber zur Berück- sichtigung von Umweltgesichtspunkten in öffent- lichen Einrichtungen. Augsburg: Online abrufbar unter: www.lfu.bayern.de/umweltqualitaet/umweltleitfa- den/leitfaden_behoerden/rechtliche_grundlagen/ index.htm Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern (2014): Informationsbroschüre über die Arbeit und das Angebot der Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung. Bonn. Online verfügbar unter: www.nachhaltige-beschaffung.info/SharedDocs/ DokumenteNB/141211_Broschüre_KNB.pdf BÖLW (2012): 28 Antworten zum Stand des Wis- sens rund um Ökolandbau und Bio-Lebensmittel. Berlin: mediabogen GbR. Online abrufbar unter: www.boelw.de/uploads/media/pdf/Themen/Argu- mentationsleitfaden/Bio-Argumente_BOELW_Auf- lage4_2012_02.pdf Hepperle, Florian (2016): Nachhaltigkeit in der öf- fentlichen Beschaffung. Eine empirische Studie auf kommunaler Ebene in Baden-Württemberg. Wies- baden: Springer Gabler. Isenheim, Monique (2011): Nachhaltige öffentliche Beschaffung. Potentiale, Rahmenbedingungen und praktische Ansätze zur Integration von Nachhaltig- keitskriterien in der Vergabe öffentlicher Aufträge. München: Grin. Keck, Wolfgang (2015): Nachhaltige Beschaffung. Wie Sie mit Verhaltenskodizes und/oder Risiko- und Selbstbewertungen Ihrer Lieferanten eine nachhal- tige Beschaffungsstrategie umsetzen. Herne: NWB Verlag GmbH & Co. KG. Laux, Dieter (2014): Nachhaltige Beschaffung: Ein Leitfaden für Bedarfsstellen, Beschaffungsverant- wortliche und Studenten der öffentlichen Verwal- tung im VOL-Bereich. Norderstedt: Books On De- mand. Roehl, R., Strassner, C. (2012): Expertise - Inhalte und Umsetzung einer nachhaltigen Verpflegung. Projektschriftenreihe Nachhaltigkeitsorientiertes Rahmencurriculum für die Ernährungs- und Haus- wirtschaftsberufe Bd. 1. 11.1.2 Websites Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung KNB (als Teil des Beschaffungsamtes des Bun- desministeriums des Innern) Zentrales Portal für nachhaltige Beschaffung öf- fentlicher Auftraggeber. Informationen über Ge- setze, Regelungen, Leitfäden, Beispiele aus Bund, Ländern und Kommunen. www.nachhaltige-beschaffung.info Information zur Nachhaltigkeit für die Produktgrup- pe Lebensmittel/Catering www.nachhaltige-beschaffung.info/SharedDocs/ DokumenteNB/Produktblätter/Lebensmittel_Ca- tering.pdf https://www.aid.de/_data/files/0392_2015_bio_lebensmittel_x000.pdf https://www.aid.de/_data/files/0392_2015_bio_lebensmittel_x000.pdf www.lfu.bayern.de/umweltqualitaet/umweltleitfaden/leitfaden_behoerden/rechtliche_grundlagen/index.htm www.lfu.bayern.de/umweltqualitaet/umweltleitfaden/leitfaden_behoerden/rechtliche_grundlagen/index.htm www.lfu.bayern.de/umweltqualitaet/umweltleitfaden/leitfaden_behoerden/rechtliche_grundlagen/index.htm http://www.nachhaltige-beschaffung.info/SharedDocs/DokumenteNB/141211_Brosch http://www.nachhaltige-beschaffung.info/SharedDocs/DokumenteNB/141211_Brosch BCre_KNB.pdf http://www.boelw.de/uploads/media/pdf/Themen/Argumentationsleitfaden/Bio-Argumente_BOELW_Auflage4_2012_02.pdf http://www.boelw.de/uploads/media/pdf/Themen/Argumentationsleitfaden/Bio-Argumente_BOELW_Auflage4_2012_02.pdf http://www.boelw.de/uploads/media/pdf/Themen/Argumentationsleitfaden/Bio-Argumente_BOELW_Auflage4_2012_02.pdf http://www.nachhaltige-beschaffung.info/DE/Home/home_node.html http://www.nachhaltige-beschaffung.info/SharedDocs/DokumenteNB/Produktbl http://www.nachhaltige-beschaffung.info/SharedDocs/DokumenteNB/Produktbl Lebensmittel_Catering.pdf Lebensmittel_Catering.pdf 68 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Vernetzungsstellen Schulverpflegung Für die Ausschreibung von Schulverpflegung bie- tet die Vernetzungsstelle Schulverpflegung NRW Checklisten zur Vergabe von Schulverpflegungsleis- tungen (Dienstleistungsauftrag und Dienstleistungs- konzession). Dazu bekommt der Nutzer die Möglich- keit, ein Leistungsverzeichnis online zu erstellen. Die wichtigsten Wertungsmethoden zur Ermittlung des wirtschaftlichsten Angebotes werden vorgestellt. Ein Bewertungsbogen für ein Probeessen/eine Verkos- tung rundet das Angebot ab. Ein Handlungsleitfaden Ausschreibung & Leistungsbeschreibung sowie Ar- beitshilfen zur schulinternen Qualitätssicherung der Mittagsverpflegung liefern weitergehende Hilfen. www.verbraucherzentrale.nrw/vergabe-schulverpflegung Die Vernetzungsstellen werden durch das Bundes- ministerium für Ernährung und Landwirtschaft ge- fördert und sind Teil der Initiative InForm. Die Initiative „Bio kann jeder - nachhaltig essen in Kita und Schule“ informiert, wie Bio-Lebensmittel in Ausschreibungen und somit in die Verpflegung integriert werden können. Aktuelle Workshops und eine Liste der Regionalpartner gibt es unter folgen- dem Link: www.biokannjeder.de. Städte und Kom- munen können über die Regionalpartner Work- shops initiieren. Kompass Nachhaltigkeit – Öffentliche Beschaffung Kompass Nachhaltigkeit informiert und unterstützt Beschafferinnen und Beschaffer aller Verwaltungs- ebenen, soziale und ökologische Belange im öffent- lichen Einkauf stärker zu berücksichtigen. www.kompass-nachhaltigkeit.de Die Internetplattform Kompass Nachhaltigkeit wurde im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durch die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH und bezüglich des Kommunalen Service durch die Servicestelle Kom- munen in der Einen Welt der Engagement Global gGmbH aufgebaut. Die inhaltliche Überarbeitung der Internetplattform wurde vom ICLEI Europase- kretariat Freiburg unterstützt. Die technische Um- setzung erfolgte durch LGMi Berlin. Green Public Procurement 2020 GPP 2020 möchte in ganz Europa klimafreundliche Beschaffungsverfahren fördern um das von der EU gesteckte Ziel zu erreichen die Treibhausgasemis- Liste der Vernetzungsstellen Schulverpflegung in Deutschland Baden-Württemberg www.dge-bw.de/schulverpflegung Bayern www.schulverpflegung.bayern.de Berlin www.vernetzungsstelle-berlin.de Brandenburg www.bildungsserver.berlin-brandenburg.de/schule/schulkultur/schulverpflegung-bb Bremen www.vernetzungsstelle-bremen.de.1bin.de/ Hamburg www.hag-vernetzungsstelle.de Hessen www.schuleundgesundheit.hessen.de/themen/ernaehrung/vernetzungsstelle-schulverpflegung Meck.-Vorpommern www.dgeveki-mv.de NRW www.verbraucherzentrale.nrw/link563921A.html Niedersachsen www.dgevesch-ni.de Rheinland-Pfalz www.schulverpflegung.rlp.de Saarland www.vernetzungsstelle-saarland.de Sachsen-Anhalt www.lvg-lsa.de/o.red.c/lvgform-vernetzung.php Schleswig-Holstein www.dgevesch-sh.de Thüringen www.vzth.de/schulverpflegung http://www.verbraucherzentrale.nrw/vergabe www.biokannjeder.de.Städte http://oeffentlichebeschaffung.kompass-nachhaltigkeit.de http://www.dge-bw.de/schulverpflegung http://www.schulverpflegung.bayern.de http://www.vernetzungsstelle-berlin.de/aktuelles.html bildungsserver.berlin-brandenburg.de/schule/schulkultur/schulverpflegung-bb www.vernetzungsstelle-bremen.de.1bin.de http://www.hag-vernetzungsstelle.de http://www.schuleundgesundheit.hessen.de/themen/ernaehrung/vernetzungsstelle-schulverpflegung.html http://www.dgeveki-mv.de http://www.verbraucherzentrale.nrw/link563921A.html http://www.dgevesch-ni.de http://www.schulverpflegung.rlp.de/Internet/global/inetcntr.nsf/dlr_web_full.xsp?src=I7MV5327L4&p1=26442O215P&p3=567Z405A6F&p4=211E87Q5GR http://www.vernetzungsstelle-saarland.de http://www.lvg-lsa.de/o.red.c/lvgform-vernetzung.php http://www.dgevesch-sh.de www.vzth.de/schulverpflegung 11. Serviceteil 69 sionen um 20 Prozent zu senken, den Anteil der erneuerbaren Energien auf 20 Prozent zu heben sowie die Energieeffizienz um 20 Prozent zu stei- gern. Die Seite bietet viele Informationen, Beispiele sowie direkte Schulungen zum Thema klimafreund- liche Beschaffung für Beschaffer und Beschafferin- nen sowie Seminare zur „Ausbildung der Ausbilder“ Das GPP 2020-Konsortium besteht aus 19 Part- nern. Es vereint wichtige Auftraggeber und un- terstützende Stellen aus Österreich, Kroatien, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Portugal, Slowenien und Spanien. Das Projekt wird von ICLEI – Local Governments for Sustainability koordiniert und von einem schwedischen Expertengremium für Beschaffungsfragen gefördert. www.gpp2020.eu Lebensmittel und Verpflegungsdienstleistungen, Europäische Kommission GPP-Schulungs-Toolkit - Modul 3: Beschaffungsempfehlungen: ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/toolkit/food_ GPP_product_sheet_de.pdf ICLEI Local Governments for Sustainability Der weltweite Verband von Städten und Gemein- den die sich der nachhaltigen Entwicklung ver- pflichtet haben, engagiert sich auf verschiedenen Ebenen, so begleitet er beispielsweise Kommunen auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Die Seite in englischer Sprache informiert unter anderem über Sustainable Procurement. www.iclei-europe.org/ PROCURA + Das europaweite Netzwerk hat zum Ziel, Behörden und öffentliche Einrichtungen bei der Umsetzung nachhaltiger Beschaffung und bei der Bewerbung ihrer Arbeit zu helfen. Es wurde im Jahr 2004 von ICLEI-Local Governments ins Leben gerufen. www.procuraplus.org Für die Produktgruppen Lebensmittel und Cate- ringdienstleistungen gibt es ein Produktinforma- tionsblatt und eine Detailinformation zum Einkauf biologisch erzeugter Produkte sowie zum Thema Fairer Handel. www.procuraplus.org/manual Informationsdienst des Umweltbundesamtes zur umweltfreundlichen Beschaffung Von der umweltfreundlichen Beschaffung in Ihrer Institution über Umweltaspekte im Vergabever- fahren bis zu guten Praxisbeispielen und Veranstal- tungen werden auf dieser Seite viele Informationen bereitgestellt. Online abrufbar unter: www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft- konsum/umweltfreundliche-beschaffung Rat für nachhaltige Entwicklung: Der nachhaltige Warenkorb (Essen und Trinken) Der Nachhaltige Warenkorb bietet Konsumalternati- ven und Tipps für alle, die nachhaltig leben möchten. www.nachhaltiger-warenkorb.de Service- und Kompetenzzentrum Kommunaler Klimaschutz (2014): Klimaschutz & Beschaffung. Praktische Ansätze für Kommunen zur Förderung einer klimafreundlichen Beschaffung. Berlin: Deut- sches Institut für Urbanistik. Online abrufbar unter: www.difu.de/publikationen/2014/klimaschutz-be- schaffung.html 11.1.3 Weiterbildungsangebote Die Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung bietet Schulungen zur Nachhaltigen Beschaffung. Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung beim Beschaffungsamt des Bundesministerium des Innern (BMI) Brühler Str. 3, 53119 Bonn Tel. 0228 / 99610 2345 E-mail: nachhaltigkeit@bescha.bund.de www.nachhaltige-beschaffung.info http://www.gpp2020.eu/de/home http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/toolkit/food_GPP_product_sheet_de.pdf http://ec.europa.eu/environment/gpp/pdf/toolkit/food_GPP_product_sheet_de.pdf http://www.iclei-europe.org/search http://www.procuraplus.org www.procuraplus.org/manual https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/umweltfreundliche https://www.umweltbundesamt.de/themen/wirtschaft-konsum/umweltfreundliche http://nachhaltiger-warenkorb.de http://www.difu.de/publikationen/2014/klimaschutz-beschaffung.html http://www.difu.de/publikationen/2014/klimaschutz-beschaffung.html mailto:nachhaltigkeit@bescha.bund.de http://www.nachhaltige-beschaffung.info/DE/Schulungen/schulungen_node.html 70 Praxisleitfaden „Mehr Bio in Kommunen“ Vernetzungsstelle Schulverpflegung Die Vernetzungsstellen Schulverpflegung in den einzelnen Bundesländern bieten in unregelmäßi- gen Abständen Schulungen zum Thema „Ausschrei- bungen in der Schulverpflegung“ an68. Termine und Inhalte finden Sie auf den Seiten der Vernetzungs- stellen der Bundesländer. 68 www.verbraucherzentrale.nrw/vergaberecht-in-der-schulverpflegung---qualitaet- faengt-bei-der-ausschreibung-an-- 11.2 Adressen 11.2.1 Ministerien und Behörden Bundesministerium für Ernährung und Landwirt- schaft (BMEL) Dienstsitz Bonn Besucheranschrift: Rochusstraße 1 53123 Bonn Postanschrift: Postfach 14 02 70, 53107 Bonn Telefon: 02 28 / 9 95 29 - 0 Telefax: 02 28 / 9 95 29 - 42 62 Dienstsitz Berlin Besucheranschrift: Wilhelmstraße 54 10117 Berlin Postanschrift: 11055 Berlin Telefon: 03 0 / 1 85 29 - 0 Telefax: 03 0 / 1 85 29 - 42 62 E-Mail: poststelle@bmel.bund.de http://www.verbraucherzentrale.nrw/vergaberecht mailto:poststelle@bmel.bund.de 11. Serviceteil 71 Umweltbundesamt Wörlitzer Platz 1 06844 Dessau-Roßlau Telefon: 0340 / 2103-0 Fax: 0340 / 2103-2285 E-Mail: buergerservice@uba.de Zentrale Vergabestelle für den Geschäftsbereich des BMEL Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung Deichmanns Aue 29 53179 Bonn www.ble.de Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Innern Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung Brühler Str. 3 53119 Bonn Telefon: 0228 / 99610-2345 E-mail: nachhaltigkeit@bescha.bund.de 11.2.2 Öko-Kontrollstellen Eine umfassende Aufstellung aller deutschen Öko-Kontrollstellen findet sich auf der Sei- te des Internet-Portals Oekolandbau.de unter: www.oekolandbau.de/bio-siegel/info-fuer-unter- nehmen/kontrollen/kontrollstellen/ 11.2.3 Verbände und andere Multiplikatoren In der Mitgliederliste des Bundes Ökologische Le- bensmittelwirtschaft finden Sie Kontaktdaten der Verbände. Die Liste finden Sie unter folgendem Link: www.boelw.de/boelw-mitglieder. Von diesen Seiten aus gelangen Sie auch zu den einzelnen Lan- desverbänden der Anbauverbände. 11.2.4 Bio-Lieferanten Auf der Seite des Internetportals www.oekoland- bau.de finden Sie eine Vielzahl an Internetangebo- ten für die Suche nach dem passenden Lieferanten. www.oekolandbau.de/haendler/betriebsmanage- ment/unternehmensfuehrung/biolieferantinnen- und-lieferanten/. Auch unter www.oekolandbau.de/service/adres- sen/einkaufsfuehrer/ finden sich zahlreiche, nach Bundesland geordnete, Einkaufsquellen. 11.3 Beispiele für Ausschreibungstexte, Stadtratsbeschlüsse u.a. Auf der Website des Biostädte-Netzwerks (www. biostaedte.de) finden sich Texte von Ausschreibun- gen, Stadtratsbeschlüssen und andere Dokumente, an denen sich Kommunen orientieren können. Unter anderem befindet sich dort eine Ausschrei- bung zur Schulverpflegung der Berliner Grund- schulen als Best-Practice-Beispiel, welcher Sie un- ter anderem hilfreiche Formulierungsvorschläge entnehmen können. mailto:buergerservice@uba.de www.ble.de mailto:nachhaltigkeit@bescha.bund.de Oekolandbau.de www.oekolandbau.de/bio-siegel/info-fuer-unternehmen/kontrollen/kontrollstellen www.oekolandbau.de/bio-siegel/info-fuer-unternehmen/kontrollen/kontrollstellen http://www.boelw.de/boelw-mitglieder/mitglieder www.oekolandbau.de www.oekolandbau.de www.oekolandbau.de/haendler/betriebsmanagement/unternehmensfuehrung/biolieferantinnen www.oekolandbau.de/haendler/betriebsmanagement/unternehmensfuehrung/biolieferantinnen www.oekolandbau.de/service/adressen/einkaufsfuehrer www.oekolandbau.de/service/adressen/einkaufsfuehrer www.biostaedte.de www.biostaedte.de www.biostaedte.de DIE BIOSTÄDTE STELLEN SICH VOR Die Bio-Branche ist eine der nachhaltigs- ten und zukunftsträchtigsten Branchen. Durch die beachtliche Zahl an Unter- nehmen und Arbeitsplätzen erlangt die Biobranche an wirtschaftlicher Bedeu- tung. Der ökologische Landbau schont Böden, sorgt für weniger belastetes Abwasser, fördert die Artenvielfalt und trägt dazu bei, unser Klima zu schonen. In Biolebensmitteln finden sich in der Regel mehr sekundäre Pflanzeninhalts- stoffe, weniger Rückstände von Agro- Chemikalien und chemischen Kunst- düngern. Es finden bei der Verarbeitung auch weniger Zusatzstoffe Einsatz. Seit 2010 arbeiten Städte, die den Öko- landbau und Bio-Lebensmittel fördern, zusammen. Im Vordergrund stehen Er- fahrungsaustausch, gemeinsame Projek- te, die Akquise von Fördermitteln und öf- fentlichkeitswirksame Aktionen. Durch das gemeinsame Auftreten im Netzwerk der deutschen Bio-Städte, -Gemeinden und -Landkreise soll dem Anliegen ein höheres politisches Gewicht verliehen werden. Möglichst viele Städte, Gemein- den und Landkreise sollen sich deshalb dem Netzwerk anschließen. ZIELE DES NETZWERKS 1. Den Ökolandbau, die Weiterverar- beitung und die Nachfrage nach Bio- Lebensmitteln mit kurzen Transport- wegen und regionaler Wertschöpfung fördern. 2. Vorrang für Bio-Lebensmittel bei öf- fentlichen Einrichtungen, Veranstal- tungen und Märkten. Insbesondere bei der Essenversorgung von Kindern und Jugendlichen auf gesunde Bio- Lebensmittel setzen. 3. Über vielfältige Aktionen, Veranstal- tungen und Maßnahmen private Ver- braucherinnen und Verbraucher, aber auch Betriebskantinen und Catering- unternehmen ansprechen. 4. Im Rahmen der Wirtschaftsförderung die Bio-Branche vernetzen und Ar- beitsplätze in einer Zukunftsbranche fördern. 5. Darauf hinwirken, dass sich die staat- liche Förderpolitik wesentlich stärker auf die Bio-Branche und entsprechen- de Kooperationsprojekte fokussiert, und agrarpolitische und wirtschafts- politische Maßnahmen enger mit den kommunalen Aktivitäten verzahnt werden. Das Netzwerk der Bio-Städte, -Gemein- den und -Landkreise ist ein Aktiven-Netz- werk im besten Sinne, ohne feste Organi- sationsform und Mitgliedsbeiträge. Je nach Projekt und Aktion wird die Finan- zierung gemeinsam besprochen und fest- gelegt. Grundlage der Zusammenarbeit ist eine Kooperationsvereinbarung, die von den Gründungsstädten gemeinsam erarbeitet wurde. Alle interessierten Städte, Gemeinden und Landkreise sind eingeladen, das Netzwerk kennenzuler- nen und darin mitzuarbeiten. www.biostaedte.de Strategien und Konzepte zur erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln im Verpflegungsbereich von Kommunen – Ein Projekt des Netzwerks deutscher Biostädte impressum VORWORT DEs HERAUSGEBERs inhaltsverzeichnis inhaltsverzeichnis Abbildungs- und tabellenverzeichnis Abkürzungsverzeichnis 1. Einleitung 2. Der Außer-Haus-Verpflegungsmarkt in Deutschland 2.1 Marktstruktur und Marktentwicklung 2.2 Herausforderungen für gastronomische Dienstleister heute und in Zukunft 2.3 Besonderheiten für eine Gastronomie in öffentlicher Trägerschaft 2.4 Besonderheiten verschiedener Verpflegungsanlässe 2.5 Besonderheiten verschiedener Verpflegungssysteme Tabelle 1: Bewertung der Verpflegungssysteme 3. Bio-Lebensmittel als Baustein einer nachhaltigen Beschaffungsstrategie 3.1 Eckpfeiler einer nachhaltigen gastronomischen Dienstleistung 3.2 Herkunft und Qualität der Lebensmittel als zentrales Handlungsfeld 3.3 Argumente für den Einsatz von Bio-Lebensmitteln benennen Vielseitige Fruchtfolgen Vorbeugender Pflanzenschutz Erhalt der Bodenfruchtbarkeit Betriebseigene Futtermittel Möglichst geschlossener Betriebskreislauf Betriebseigene organische Dünger Flächengebundene Tierhaltung Artgerechte Tierhaltung und Fütterung Wichtige Gütezeichen im Ökologischen Landbau Gesetzlich geregelte Bio-Siegel Bio-Kennzeichen der ökologischen Anbauverbände 4. Der Rechtsrahmen für eine nachhaltige öffentliche Beschaffung 4.1 Entwicklungsgeschichte der Berücksichtigung von Umweltkriterien 4.2 Im Vergaberecht zu beachtende Grundsätze 4.3 Überblick über die anzuwendenden Vergabevorschriften 5. Notwendige Schritte in Politik und Verwaltung 5.1 Nachhaltige Beschaffung als Managementaufgabe 5.2 Strategische Planung und politische Beschlüsse 5.3 Durchführung und Einbettung in das Verwaltungsgeschehen 5.4 Erfolgskontrolle und Monitoring der Zielerreichung 5.5 Lernen und Berichten 6. Fahrplan für das Vergabeverfahren 6.1 Bestimmung von Beschaffungsgegenstand, Auftragswert und Vergabeart 6.2 Anforderungen an die Bietereignung 1 2 3 4 6.3 Erstellen der Leistungsbeschreibung 6.4 Angebotsbewertung und Zuschlagserteilung 7. Vorschläge für die Formulierung der Vergabeanforderungen 7.1 Formulierungsvorschläge für Mindest- anforderungen 7.1.1 Anforderungen an den Anteil von Bio-Lebensmitteln 7.1.2 Anforderungen an den Anteil von Fisch aus nachhaltigem Fischfang 7.1.3 Anforderungen an den Anteil von fair gehandelten Produkten 7.2 Formulierungsvorschläge für Auftrags- durchführungsklauseln 7.2.2 Anforderungen hinsichtlich Abfallvermeidung und Abfallentsorgung 7.2.3 Anforderungen hinsichtlich der Vermeidung von Lebensmittelabfällen 7.3 Zusätzliche Auftragsdurchführungsklauseln für den Betrieb von Kantinen und anderen langfristigen Cateringdienstleistungen (z. B. Mittagsverpflegung) 7.3.1 Anforderungen an die Zusammensetzung der Speisenpläne bzw. angebotenen Speisen: Reduktion des Fleischkonsums 7.3.2 Anforderungen an die Zusammensetzung der Speisenpläne bzw. angebotenen Speisen: zielgruppenorientierte Berücksichtigung von allgemein akzeptierten Nährstoffempfehlungen 7.3.3 Kunden-Feedback 7.4 Zusätzliche Klauseln für Catering- Dienstleistungen bei Einzelveranstaltungen 7.4.1 Anforderungen an die Zusammensetzung der angebotenen Speisen: Reduktion des Fleischkonsums 7.5 Bewertung mit Nutzwertanalyse und Wertungsmatrix 8. Schritte zur erfolgreichen Einführung von Bio-Lebensmitteln 8.1 Gründe für den Einsatz von Bio- Lebensmitteln in der eigenen Einrichtung 8.2 Entscheidung für den Einsatz und die Menge von Bio-Lebensmitteln treffen 8.3 Konzept für den Einsatz von Bio- Lebensmitteln festlegen 8.4 Bio-Lieferanten vergleichen und auswählen 8.5 Strategie für die Preisgestaltung finden 8.6 Das Bio-Angebot intern und extern kommunizieren 8.7 Die Verwendung von Bio-Lebensmitteln kontrollieren und zertifizieren 9. Erfolgsbeispiele aus Deutschland und Europa 9.1 Bio-Erfolge in nicht-kommunalen öffentlichen Einrichtungen 9.2 Bio-Erfolge in kommunalen Einrichtungen 9.2.1 Beispiele aus Deutschland 9.2.2 Beispiele aus Europa 10. fazit 11. Serviceteil 11.1 Literatur und Links 11.1.1 Bücher, Broschüren und Fachbeiträge 11.1.2 Websites 11.1.3 Weiterbildungsangebote 11.2.1 Ministerien und Behörden 11.2.2 Öko-Kontrollstellen 11.2.3 Verbände und andere Multiplikatoren 11.2.4 Bio-Lieferanten 11.3 Beispiele für Ausschreibungstexte, Stadtratsbeschlüsse u.a. Die Biostädte stellen sich vor Ziele des Netzwerks
https://www.karlsruhe.de/b3/natur_und_umwelt/umweltschutz/bio-stadt/schwerpunkt/HF_sections/content/ZZnhSNvB6ccFPK/Leitfaden%20Mehr%20Bio%20in%20Kommunen.pdf
Broschüre_Europabericht.indd Stadt Karlsruhe Außenbeziehungen EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE 2010 – 2015 2 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 3 VORWORT Städte sind das Bindeglied zwischen der EU und ihren Bürgerinnen und Bürgern. In den Städten wird der europäische Gedanke gelebt, verbreitet und weiterentwickelt sowie ein Großteil der europäischen Gesetzgebung umgesetzt. Dies hebt die Bedeutung der kommunalen Europaarbeit hervor und spiegelt sich in den europäisch ausgerichteten Aktivitäten der Stadtverwaltung Karlsruhe deutlich wider. Angefangen bei der EU-Projektarbeit über das Engagement im Rahmen von Städtepartnerschaften und in verschiedenen Netzwerken bis hin zu den lokalen Auswirkungen der Vorgaben des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission veranschaulicht der Europabericht die Bandbreite der Berührungspunkte und die Verzahnung zwischen kommunaler und europäischer Ebene. Karlsruher Vorzeigeprojekte, Beispiele erfolgreicher Vernetzung und der konkrete Umgang mit EU-Recht geben Einblicke in aktuell und zukünftig bedeutsame Themenfelder. Die Europaarbeit der Stadtverwaltung Karlsruhe ist von großer Vielfalt geprägt. Sie bringt zahlreiche strategisch wichtige Themen in Netzwerken mit einer beeindruckenden geographischen Ausdehnung voran. Dies möchten wir sichtbar machen – nicht nur innerhalb der Stadt selbst und der TechnologieRegion Karlsruhe, sondern auch darüber hinaus. Europa wird von jeder und jedem Einzelnen getragen. Daher ist der vorliegende Europabericht auch erstmals eine Plattform für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das bestehende Engagement beispielhaft zu veranschaulichen. Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich für den Einsatz bedanken, der in den einzelnen Beiträgen zum Ausdruck kommt. Ich bin davon überzeugt, dass der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen in ganz Europa eine fachliche und interkulturelle Bereicherung ist. Und es ist mir wichtig, dass dadurch der Erfahrungsschatz der Stadt Karlsruhe weitergegeben werden kann und der Bekanntheitsgrad der Stadt mit ihren Herangehensweisen, Zielen und Visionen weiter gesteigert wird. Das städtische Engagement im Bereich Europaarbeit ist sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene von großer Bedeutung. In den vergangenen fünf Jahren haben wir viel erreicht und wollen gemeinsam diesen Weg weitergehen, in dem wir die Europakompetenz der Stadtverwaltung weiter stärken. Mit dem Europabericht sollen Impulse gegeben werden für die strategische Ausrichtung und das Potenzial der Karlsruher Europaarbeit. Denn das europapolitische Engagement Karlsruhes ist heute wichtiger denn je: Auf EU-Ebene wird derzeit eine „Urbane Agenda“ vorangetrieben, die die städtische Dimension der Europapolitik, die kommunalen Problemstellungen und Bedürfnisse, stärker in den Fokus der europäischen Entscheidungsträger rückt und damit den Einfl uss der Städte erhöhen soll. Dazu möchte die Stadtverwaltung Karlsruhe ihren Beitrag leisten. Dr. Frank Mentrup Oberbürgermeister 4 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 5 INHALTSVERZEICHNIS ZUSAMMENFASSUNG | RÉSUMÉ | SUMMARY 6 1. DIE EUROPAARBEIT DER STADT KARLSRUHE 8 Prioritäten setzen, Potenziale ausschöpfen, Herausforderungen angehen 8 2. EU-PROJEKTARBEIT IN STRATEGISCH WICHTIGEN BEREICHEN 10 2.1 Überblick: Die EU bietet fi nanzielle Chancen und unterstützt zentrale städtische Vorhaben 10 Abgeschlossene EU-Projekte | 2010 bis 2014 10 Aktuelle EU-Projekte 12 Geplante EU-Projekte 13 2.2 Einblick: EU-Projektarbeit einzelner städtischer Schlüsselakteure 13 Die AFB-Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH nutzen den ESF als innovative Anschubfi nanzierung 13 EU-Projektarbeit und -förderung durch die Stabsstelle Außenbeziehungen 15 EU-Projekte der Wirtschaftsförderung bringen europaweiten Austausch zum Thema Cluster voran und erzeugen Synergien für den Wirtschaftsstandort Karlsruhe 17 International und innovativ – EU-Projektförderung im ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe 18 2.3 Ausblick: Die EU-Förderkulisse für die städtischen Dienststellen und Gesellschaften 2014 bis 2020 20 3. STÄDTEPARTNERSCHAFTEN – BRÜCKEN ZWISCHEN DEN MENSCHEN 22 3.1 Austausch mit Tradition 22 Beispielhaftes Praktikumsprojekt – Entwicklung eines Netzwerks mit großem Potenzial 23 Zivilgesellschaftliches Engagement 24 3.2 Kooperation in Beruf und Ausbildung 24 Erfolgreiche Zusammenarbeit im Gesundheitswesen 24 Modellhafter Austausch der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft 24 Azubi-Austausch Karlsruhe – Halle macht „gemeinsames Deutschland“ erlebbar 25 Intensive Zusammenarbeit des Central College Nottingham und der Carl-Hofer Schule Karlsruhe 25 3.3 Ausblick 25 4. KARLSRUHE VERNETZT SICH – REGIONAL, GRENZÜBERSCHREITEND, EUROPAWEIT 26 4.1 Regionale und bundesweite Netzwerkarbeit 26 Europa und die Region – Die TechnologieRegion Karlsruhe als europäischer Akteur 26 Landes- und bundesweite Vernetzung 28 Deutscher Städtetag (DST) und Städtetag Baden-Württemberg 28 4.2 Grenzüberschreitende Vernetzung im Oberrheinraum 29 Eurodistrikt PAMINA 29 Trinationale Metropolregion Oberrhein 30 Ausblick 30 4.3 Europaweite Vernetzung 31 Europäisches Städtenetzwerk EUROCITIES 31 Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) 32 Europäische Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR) 33 Magistrale für Europa 34 5. WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE IN EUROPA NACHHALTIG STÄRKEN 36 Karlsruhes Städtepartnerschaften – Impulse für die Wirtschaft 36 PAMINA – Erfolgsmodell der deutsch-französischen Wirtschaftskooperation 36 Branchennetzwerke fördern Synergien im trinationalen Wirtschaftsraum 36 6. EUROPÄISCHE RECHTSETZUNG UND DEBATTEN VOR ORT 38 6.1 Weitreichende Auswirkungen von EU-Gesetzgebung 38 Beihilfe und Vergabe 38 Umweltschutz 39 6.2 Aktuelle EU-Themen und Debatten 41 Das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP – Kommunale Spitzenverbände positionieren sich 41 Das neue EU-Transparenzregister und seine Auswirkungen auf die Vertretung kommunaler Interessen in Brüssel 42 Klimapartnerschaft im Europäischen Jahr der Entwicklung 2015 42 Eine „Urbane Agenda“ für Europa – stärkere Einbeziehung städtischer Anliegen auf EU-Ebene 43 ANHANG 44 I. Abgeschlossene EU-Projekte der Stadtverwaltung Karlsruhe | 2010 bis 2014 45 II. Aktuelle EU-Projekte der Stadtverwaltung Karlsruhe 47 III. EU-Projekte mit Unterstützung durch die Stadtverwaltung Karlsruhe | seit 2010 49 IV. Weitere grenzüberschreitende/europäische Schlüsselprojekte ohne EU-Förderung | Auswahl | seit 2010 51 V. Grenzüberschreitende/Europaweite Netzwerkaktivitäten der Stadtverwaltung Karlsruhe | Auswahl 53 Organigramm Stabsstelle Außenbeziehungen 56 Weitere Institutionen, Vereine und Kontaktstellen im Bereich Europaarbeit für die Stadt Karlsruhe | Auswahl 57 Abkürzungsverzeichnis/Glossar 58 6 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 7 ZUSAMMENFASSUNG Karlsruhe ist eine internationale Stadt. Daher nimmt die Europaarbeit der Stadtverwaltung einen hohen Stellenwert ein. Durch die Internationalisierungsstrategie in ihren Grundzügen festgelegt, zeichnet sie sich durch eine große Vielfalt von Themen, Projekten, Netzwerken und Akteuren aus. Der Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre zeigt:  EU-Fördermittel wurden erfolgreich eingesetzt, um strategisch wichtige Themen in der Stadt und der Region voranzutreiben;  die dynamische Zusammenarbeit mit den (Projekt-)Partnerstädten war und ist eine große Bereicherung – für die Bürgergesellschaft genauso wie für die Stadtverwaltung;  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung tauschen sich gewinnbringend in zahlreichen regionalen, grenzüberschreitenden und europaweiten Netzwerken zu aktuellen Themen aus – insbesondere mit Blick auf fachspezifische Fragestellungen sind diese Kooperationen oft unverzichtbar;  die europäische Ausrichtung der wirtschaftspolitischen Aktivitäten wurde innerhalb der letzten Jahre weiter ausgebaut und intensiviert. Gemeinsam mit europäischen Partnern werden so Synergien genutzt, um den Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturstandort Karlsruhe in Europa nachhaltig zu stärken. Darüber hinaus sind zahlreiche Dienststellen mit EU-Themen und Debatten befasst, nicht zuletzt weil sich europäische Rechtsetzung in vielen Bereichen direkt oder indirekt auf die kommunale Ebene auswirkt. Der Mehrwert der Europaarbeit liegt auf der Hand: Neue Kontakte können geknüpft, innovative Herangehensweisen erprobt und Netzwerke mit Partnerinnen und Partnern in vielen europäischen Ländern auf- und ausgebaut werden. Karlsruhe kann das städtische Know-how in die europäische Netzwerkarbeit einbringen und der Stadt damit international eine Stimme geben. Darüber hinaus setzen EU-Fördermittel einen Anreiz, zusätzliche Mittel zu mobilisieren und entwickeln nicht selten eine starke Hebelwirkung. Zugleich werden zahlreiche grenzüberschreitende und europäische Schlüsselprojekte auch ohne EU-Förderung mit großem persönlichen Einsatz durchgeführt. Aufgabe der Stadtverwaltung ist es jetzt, weiteres Potenzial der Europaarbeit zu identifi zieren und auszuschöpfen – mit Fokus auf strategische Handlungsfelder und aktuelle Entwicklungen vor Ort. ZUSAMMENFASSUNG | RÉSUMÉ | SUMMARY RÉSUMÉ Karlsruhe est une ville internationale. Cela se traduit par l‘importance des activités européennes au sein de l‘administration municipale. Leurs éléments clés sont précisés dans la stratégie d‘internationalisation, et elles se caractérisent par une grande diversité de thèmes, de projets, de réseaux et d‘acteurs. Le bilan des cinq dernières années montre que  les fonds européens étaient utilisés de façon à faire avancer les thèmes d‘importance stratégique à la ville et à la région;  la coopération dynamique concernant les villes jumelées ainsi que d‘autres partenariats était et reste un grand enrichissement – autant pour les citoyennes et citoyens que pour la municipalité;  les collaborateurs et collaboratrices de l‘administration locale mènent un échange fructueux à travers les réseaux régionaux, transfrontaliers et européens sur des thèmes actuels – une telle coopération s‘avère particulièrement indispensable en ce qui concerne les questions techniques;  l‘orientation européenne des activités économiques a été continuellement renforcée et intensifiée. Ainsi, conjointement, la ville de Karlsruhe avec ses partenaires européens profi te de synergies afi n de renforcer durablement le rôle de Karlsruhe en tant que plaque tournante pour l‘économie, les sciences et la culture en Europe. De plus, nombreux sont les services qui suivent les débats et les thèmes européens, notamment parce que la législation européenne intervient directement ou indirectement dans de multiples domaines au niveau communal. La valeur ajoutée des activités européennes est évidente : de nouveaux contacts peuvent être noués, des actions innovantes expérimentées et des réseaux partenaires construits et développés dans de multiples pays européens. Karlsruhe peut apporter son savoir-faire par le biais du travail en réseau au niveau européen et ainsi donner un écho international à la ville. Par ailleurs, les fonds européens encouragent la mobilisation de moyens supplémentaires et entraînent souvent un effet de levier important. Parallèlement, bon nombre de projets transfrontaliers et européens sont mis en œuvre dans l‘esprit d‘un véritable engagement personnel sans intervention financière de l‘Europe. La priorité de la municipalité consiste aujourd‘hui à identifier et à exploiter les futures possibilités relatives aux activités européennes, avec un focus sur les champs d‘action stratégiques et sur les développements locaux actuels. SUMMARY Karlsruhe is an international city. This is why the municipality attaches great importance to European activities. Their key elements are set out in its Internationalisation Strategy, and they are characterised by a great variety of topics, networks and partners. Looking back on the past fi ve years confi rms that  European funding has been applied to optimum effect in order to promote issues of strategic importance to both City and region;  active cooperation with the twin cities and through project partnerships was and still is a great asset for the civil society and the municipality;  the municipality‘s staff engage in a fruitful exchange with numerous regional, cross-border and pan-European networks on topical issues – such cooperation work is often essential, especially in relation to technical issues;  in recent years, the efforts in giving economic activities a more European dimension have been further developed and intensified. Thus, in cooperaration with European partners, synergies are used to enhance Karlsruhe‘s position as a hub for business, science and culture in Europe in a sustainable manner. In addition, numerous departments have to deal with European issues and debates, not least because EU-legislation has a direct or indirect impact on many issues at the local level. The added value of engaging in European activities is evident. New contacts can be established, innovative approaches can be tested and networks with partners in various European countries can be created and further developed. Karlsruhe is able to bring its know-how into European networking and will thereby make the City‘s voice heard internationally. Furthermore, European funding provides an incentive to mobilise additional funding and develops quite often a powerful leverage effect. At the same time, a signifi cant number of transnational and European key projects are also being implemented without European funding with great personal commitment. It is now up to the municipality to identify and exploit further opportunities for European activities with a focus on strategic fi elds of action and current local developments. 8 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 9 1. DIE EUROPAARBEIT DER STADT KARLSRUHE PRIORITÄTEN SETZEN, POTENZIALE AUSSCHÖPFEN, HERAUSFORDERUNGEN ANGEHEN Rund 70 Prozent aller kommunalen Entscheidungen werden durch Vorgaben der Europäischen Union beeinfl usst und wirken sich somit auf eine Vielzahl städtischer Aufgaben- und Zuständigkeitsbereiche aus. Damit ist die kommunale Europaarbeit auch in Karlsruhe eine klassische Querschnittsaufgabe, zu der viele städtische Dienststellen und Gesellschaften ihren Beitrag leisten. Der vorliegende dritte Europabericht verdeutlicht die gestiegene thematische Vielfalt der Karlsruher Europaarbeit und zeigt die große Zahl der beteiligten städtischen Akteure auf. „EUROPAKOMPETENZ“ ALS QUERSCHNITTSAUFGABE VERANKERN Mit der zunehmenden „Europäisierung“ der Kommunalpolitik und des kommunalen Verwaltungshandelns kommt der städtischen Europaarbeit eine immer größere Bedeutung zu. Um als Stadtverwaltung erfolgreich „europaaktiv“ zu agieren, braucht es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den gestiegenen Anforderungen der „Europakompetenz“ gerecht werden, die die kommunale Relevanz von Europapolitik frühzeitig erkennen und mit entsprechendem Know-how für die Umsetzung europäischer Vorgaben und Projekte ausgestattet sind. Hierzu gehören einerseits Fachkenntnisse in den relevanten Themengebieten und der einschlägigen EU-Gesetzgebung, andererseits auch Kenntnisse der EU-Förderprogramme und der EU-fi nanzierten Projektarbeit. Internationale Projekt- und Netzwerkarbeit stellt zudem erhöhte Anforderungen an die Fremdsprachenkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie an die Fähigkeit, interkulturell zu agieren. Das breite thematische Spektrum der städtischen Europaaktivitäten führt darüber hinaus zunehmend zu Überschneidungen der Ressorts, was einen gesteigerten Abstimmungsbedarf innerhalb der Verwaltung erforderlich macht. STRATEGISCHE AUSRICHTUNG DER STÄDTISCHEN EUROPAARBEIT Die Stadt Karlsruhe hat es sich daher zum Ziel gesetzt, ihre Europaarbeit strategisch auszubauen und die Stärkung der Europafähigkeit als Querschnittsaufgabe auf allen Ebenen zu verankern. Mit der Erweiterung ihrer Zuständigkeiten, insbesondere der internationalen Beziehungen, und der erfolgten personellen Aufstockung übernimmt die Stabsstelle Außenbeziehungen (ABZ) künftig verstärkt Aufgaben der konzeptionellen Beratung und Begleitung sowie der operativen Abstimmung und Koordination der städtischen Europaarbeit. Aufgabe ist es, die dezentral verteilten Europaaktivitäten der städtischen Dienststellen und Gesellschaften zu bündeln, miteinander zu vernetzen und auf gemeinsame Ziele auszurichten. Die thematischen Prioritäten und Schwerpunkte werden dabei durch das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ (ISEK) und die Karlsruher Internationalisierungsstrategie vorgegeben. Besondere Bedeutung kommt dem weiteren Ausbau des internen Netzwerks „europaaktiver“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu, die als feste Ansprechpartner für das jeweilige Amt und als Multiplikatoren nach innen und außen fungieren. Durch den gegenseitigen Informations- und Erfahrungsaustausch und den Abgleich der Ziele lassen sich die wünschenswerten Synergieeffekte zwischen den jeweiligen Europaaktivitäten der Ämter erzielen. STÄRKUNG DER EUROPÄISCHEN NETZWERKARBEIT Zur Stärkung der Europafähigkeit trägt wesentlich die aktive Mitarbeit in internationalen Netzwerken bei. Der Europabericht zeigt die thematische Breite und Vielzahl der Netzwerke auf, in denen die Stadt Karlsruhe bereits aktiv ist. Auch EUROCITIES, die Interessenvertretung europäischer Großstädte, der Karlsruhe seit 2011 angehört, bietet hier in vielfacher Hinsicht einen Mehrwert: Mehrere Ämter und Dienststellen nutzen EUROCITIES bereits kontinuierlich, um sich in den Foren und Arbeitsgruppen auf den aktuellen Stand der relevanten EU-Gesetzgebung zu bringen. Auf den Fachveranstaltungen des Netzwerks tauschen sie sich mit den Kolleginnen und Kollegen anderer europäischer Städte über aktuelle Themen der europapolitischen Agenda aus und diskutieren Lösungsansätze für lokale Problemstellungen. EUROCITIES bietet darüber hinaus noch viel Potenzial für städtisches Engagement: So kann das Netzwerk beispielsweise verstärkt strategisch zur politischen Einfl ussnahme genutzt werden, indem Karlsruher Interessen durch Mitarbeit an EUROCITIES-Positionspapieren Eingang in die Lobbyarbeit des Netzwerks fi nden. Durch die Teilnahme an EUROCITIES- Projekten kann vermehrt Karlsruher Know-how auf europäischer Ebene sichtbar gemacht werden. In anderen Bereichen kann Karlsruhe von den Fachkenntnissen und den Erfahrungen anderer europäischer Städte profi tieren und lernen. Die Aufgabe der Stabsstelle Außenbeziehungen wird es weiterhin sein, thematische Anknüpfungspunkte zu eruieren, um eine aktivere Mitarbeit der städtischen Ämter und Gesellschaften in EUROCITIES zu fördern. GEZIELTE TEILNAHME AN EU-FÖRDERPROGRAMMEN Der EU-Projektarbeit kommt bei der Stärkung der „Europakompetenz“ eine Schlüsselfunktion zu. Daher wird die Stadt Karlsruhe mit der „Zentralen Anlaufstelle für EU-Fördermittel“ künftig einen neuen Schwerpunkt setzen. Angesiedelt bei der Stabsstelle Außenbeziehungen (ABZ), soll sich die Fördermittelakquisition innerhalb der Stadtverwaltung auch hier an den Zielen des ISEK ausrichten. Information zu aktuellen Förderprogrammen, Fördermittelberatung zu technischen und strukturellen Aspekten sowie die Begleitung der städtischen Dienststellen und Gesellschaften bei der Antragstellung und Umsetzung der Projekte sollen das Unterstützungsangebot abrunden. Der Mehrwert der EU-Projektarbeit liegt auf der Hand: EU- Fördermittel ermöglichen die Entwicklung von innovativen Strategien und Lösungsansätzen für konkrete lokale Herausforderungen; internationale Kooperationen fördern die Fremdsprachenkompetenz und die interkulturelle Kommunikationsfähigkeit der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. FÖRDERUNG DER EUROPÄISCHEN INTEGRATION Der Mehrwert der Karlsruher Europaarbeit zeigt sich zudem in der langjährigen Städtepartnerschaftsarbeit. Diese wird künftig vermehrt in Form von Projektarbeit aktuelle Themen der europapolitischen Agenda aufnehmen. Davon profi tieren fachlich nicht nur die Projektpartner aus Zivilgesellschaft, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Die Städtepartnerschaftsarbeit leistet damit auch einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung einer aktiven europäischen Bürgergesellschaft und zur Förderung der europäischen Integration. AKTIVE MITGESTALTUNG DER EUROPAPOLITIK Die zunehmende Bedeutung der EU-Gesetzgebung für die kommunale Ebene macht es zudem erforderlich, dass sich Städte frühzeitig in die Europapolitik einmischen und diese aktiv in ihrem Sinne mitgestalten. Aktuell legt die Europäische Kommission ihre grundsätzlichen Strategien für die kommenden Jahre fest – ein guter Zeitpunkt für Kommunen, ihre Belange sichtbar zu machen und Einfl uss zu nehmen auf EU-Politik und künftige Gesetzgebung. Auch für die Stadt Karlsruhe gilt es, ihre Anliegen auf EU-Ebene zu transportieren – durch die Europabüros der kommunalen Spitzenverbände oder das Büro der baden-württembergischen Kommunen in Brüssel. Das Einspielen von Karlsruher Expertise zu aktuellen Themen der europapolitischen Agenda wird von den Europabüros ausdrücklich begrüßt; es trägt zur Stärkung einer fachlich fundierten und praxisorientierten Interessenvertretung bei. Auch EUROCITIES und der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) bieten Karlsruhe die Möglichkeit der politischen Einfl ussnahme. Im Zusammenschluss mit anderen europäischen Städten sind die Chancen größer, bei den EU-Institutionen Gehör zu fi nden. Aufgabe der Karlsruher Europaarbeit ist es, diese etablierten Netzwerke verstärkt zur eigenen Interessenvertretung und zur internationalen Profi lierung zu nutzen – sei es auf Ebene der Verwaltung oder der Politik. Die Entscheidung des Gemeinderats zur strategischen Neuaufstellung im RGRE durch Entsendung von Städträtinnen und Stadträten in die RGRE-Fachausschüsse ist ein Schritt in diese Richtung. Letztlich ist die Vertretung der Karlsruher Interessen kein Selbstzweck der Stadtverwaltung, sondern liegt im Interesse der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger, deren Alltag konkret von europäischen Vorgaben bestimmt wird. Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Jochen Ehlgötz und Regina Hartig E-Mail: jochen.ehlgoetz@abz.karlsruhe.de E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de 10 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 11 2.1 ÜBERBLICK: DIE EU BIETET FINANZIELLE CHANCEN UND UNTERSTÜTZT ZENTRALE STÄDTISCHE VORHABEN Die Stadtverwaltung Karlsruhe, gemeinsam mit ihren Gesellschaften, ist in der Planung und Umsetzung einer großen Bandbreite von EU-Projekten aktiv. Die folgende Zusammenfassung gibt einen Überblick über die EU- Projektarbeit der vergangenen fünf Jahre (Details zu abgeschlossenen und laufenden Projekten sind im Anhang aufgelistet). ABGESCHLOSSENE EU-PROJEKTE | 2010 BIS 2014 In Kooperation mit Partnerorganisationen aus ganz Europa wurden zwischen 2010 und 2014 insgesamt 28 EU-Projekte in strategisch wichtigen Themenbereichen erfolgreich umgesetzt. Thematische Ausrichtung der EU-Projekte In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt neun EU- Förderprogramme mobilisiert. Eine tragende Rolle spielten das grenzüberschreitende Programm INTERREG A Oberrhein sowie der Europäische Sozialfonds (ESF). 1 1 1 1 1 2 5 7 9 TEN (transeuropäische Netze) FP 6 (Forschung) EFRE (Regionalentwicklung) EFF (Flüchtlinge) EFF (Fischerei) INTERREG C (interregional) KULTUR ESF (Soziales) INTERREG A (Oberrhein) Nutzung verschiedener EU-Programme Anzahl Projekte 2010 bis 2014 Entsprechend wurde eine Vielzahl von Themen bearbeitet, die sich im „Integrierten Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ (ISEK) wiederfi nden, allen voran in den Bereichen sozialer Zusammenhalt und Bildung, regionale und überregionale Kooperation sowie Kultur. 2. EU-PROJEKTARBEIT IN STRATEGISCH WICHTIGEN BEREICHEN 8 7 7 3 2 1 Bezug zu den ISEK-Handlungsfeldern Anzahl Projekte 2010 bis 2014 Sozialer Zusammenhalt und Bildung Regionale und überregionale Kooperation Kultur Wirtschaft und Arbeit Mobilität Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün Geografi sche Ausrichtung der EU-Projekte Über zwei Drittel der EU-Projekte der Stadtverwaltung Karlsruhe wurden in Zusammenarbeit mit 19 europäischen Ländern sowie Brasilien und Russland durchgeführt, insbesondere mit dem Nachbarland Frankreich im Rahmen von grenzüberschreitenden Kooperationen (siehe dazu auch Kapitel 4.2). Bei mehr als einem Drittel der Kooperationsprojekte bestanden Konsortien aus Akteuren aus vier oder mehr europäischen Ländern. 6 2 2 2 2 2 2 2 2 2 3 4 6 15 Sonstige Ungarn Spanien Rumänien Portugal Österreich Norwegen Italien Griechenland Belgien Niederlande Großbritannien Schweiz Frankreich EU-Projekte in Kooperation mit europäischen Ländern Anzahl Projekte 2010 bis 2014 DESIGN AM OBERRHEIN Das trinationale Kooperationsprojekt „Design am Oberrhein“ soll die Designschaffenden im Programmgebiet verorten und den gesamten Bereich Kreativwirtschaft in Stadt und Region fördern. Die Vernetzung der Hochschulen und der Austausch mit Unternehmen und Industrie soll verstärkt werden, um die Erfolgschancen kreativer Kleinbetriebe am Oberrhein zu erhöhen. Zur Kommunikation ist eine Messe wie die eunique – arts and crafts eine optimale Plattform und erhöht die zielführende Vernetzung zwischen den verschiedenen Zielgruppen. Zusammen mit der IHK Karlsruhe wird die Projektarbeit auf der eunique als Unternehmertag „Design am Oberrhein“ fortgeführt. Hierzu werden Studierende und Unternehmen im Rahmen von Designvorträgen jährlich eingeladen. EU-Programm: INTERREG IV A Oberrhein Projektleitung: artforum3 e. V. Städtischer Träger: Karlsruher Messe- und Kongress GmbH | Beate Frères Partnerorganisationen: Universitäten, Kammern und Gebietskörperschaften in Deutschland, Frankreich und der Schweiz Laufzeit: Oktober 2010 bis September 2013 Gesamtprojektvolumen: 1.699.110 Euro EU-Fördersumme | KMK: 164.004 Euro Bulgarien, Dänemark, Finnland, Malta, Schweden, Zypern 12 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 13 Mehrwert der EU-Projektarbeit Die Projektarbeit hat in vielen Fällen einen deutlichen Mehrwert für die beteiligten städtischen Dienstellen und Gesellschaften, für die Stadt Karlsruhe sowie die Region als Ganzes – ohne EU-Förderung wäre die Umsetzung vieler Projekte nicht oder nicht im gleichen Umfang möglich. EU- Gelder haben oft eine starke Hebelwirkung und setzen den Anreiz, zusätzliche Mittel zu mobilisieren. Neue Zielgruppen werden auf innovative Weise erreicht, beispielsweise im sozialen Bereich oder in der Kreativwirtschaft. Darüber hinaus können neue Verfahren und Herangehensweisen erprobt und innerstädtische, regionale, grenzüberschreitende und europaweite Netzwerke auf- und ausgebaut werden (siehe auch Kapitel 4). Finanzielle Unterstützung durch die EU Zwischen 2010 und 2014 wurden EU-Projekte mit rund 2,7 Millionen Euro durch die Europäische Union gefördert. Der Hauptanteil fl oss aus dem Programm INTERREG A Oberrhein, aus dem Europäischen Sozialfonds sowie aus dem Europäischen Fischereifonds.1 110.000 € 134.596 € 207.687 € 225.000 € 259.800 € 330.500 € 650.000 € 812.559 € TEN V EFF (Flüchtlinge) INTERREG C EFRE FP 6 (Forschung) ESF EFF (Fischerei) INTERREG A EU-Fördersummen an die Stadt Karlsruhe 2010 bis 2014 1 Diese Schätzung enthält keine Daten zum EU-Programm KULTUR beziehungsweise KREATIVES EUROPA, da keine Angaben zur Aufteilung des Gesamtfördervolumens auf einzelne Trägerorganisationen gemacht werden können. AKTUELLE EU-PROJEKTE Aktuell werden insgesamt 17 EU-Projekte von 10 städtischen Dienststellen und Gesellschaften umgesetzt. Die EU-Förderung beläuft sich auf rund 957.500 Euro.1 Die Projekte werden mit 21 europäischen Ländern umgesetzt und fallen – wie in den Jahren davor – vor allem in die thematischen Bereiche sozialer Zusammenhalt und Bildung, Kultur sowie regionale und überregionale Kooperation. EWOS ABILITY LINK*KIT Eines der jüngsten EU-Projekte mit Beteiligung der Stadtverwaltung Karlsruhe startete im Mai 2015. Unter der Federführung des Europäischen Paralympischen Komitees und der Sportentwicklungsexperten von SPIN Sport Innovation entwickelt das Schul- und Sportamt Karlsruhe Strukturen, die die Teilnahme am Sport und die körperliche Aktivität von Menschen mit einer Behinderung fördern und nachhaltig steigern sollen. Das von der Europäischen Union geförderte Projekt fi ndet im Rahmen der European Week of Sport (EWoS) statt. EU-Programm: ERASMUS+ Sport Projektleitung: European Paralympic Committee Städtischer Träger: Schul- und Sportamt | Ulrike Wernert Partnerorganisationen: Partnerorganisationen aus Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Irland, Österreich und Ungarn Laufzeit: Mai 2015 bis Juli 2016 Gesamtprojektvolumen: 288.000 Euro EU-Fördersumme | SuS: 12.870 Euro GEPLANTE EU-PROJEKTE Derzeit befi nden sich mehrere EU-Projekte in Planung, die unter anderem durch den Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE, INTERREG), den Europäischen Sozialfonds (ESF), das Programm KREATIVES EUROPA, sowie im Rahmen des Forschungsrahmenprogramms Horizont 2020 gefördert werden sollen. Folgende Themen stehen dabei im Fokus: Verringerung von Schulabbruch und Langzeitarbeitslosigkeit, grenzüberschreitende Ausbildung, regionale und grenzüberschreitende Mobilität, Clusterentwicklung, kulturelle Kooperationsprojekte, Fort- und Weiterbildung sowie Forschung und Entwicklung im Gesundheitsbereich. 2.2 EINBLICK: EU-PROJEKTARBEIT EINZELNER STÄDTISCHER SCHLÜSSELAKTEURE Städtische Akteure sind teils Empfänger von Fördermitteln, teils sind sie auch vermittelnd tätig oder in die Fördermittelberatung und -vergabe eingebunden. In einigen Fällen konnte sich aus punktueller Projektarbeit eine langfristig und strategisch ausgerichtete Zusammenarbeit in bestimmten Themenfeldern und Netzwerken entwickeln. Im Folgenden werden exemplarisch einige Leuchtturmprojekte der Stadtverwaltung Karlsruhe und ihrer Gesellschaften vorgestellt. DIE AFB-ARBEITSFÖRDERUNGSBETRIEBE GGMBH NUTZEN DEN ESF ALS INNOVATIVE ANSCHUBFINANZIERUNG Für die Stadt Karlsruhe spielt der Europäische Sozialfonds (ESF) eine strategische Rolle als innovative Anschubfi nanzierung in der Langzeitperspektive. Die AFB-Arbeitsförderungsbetriebe Karlsruhe entwickeln und betreuen einerseits ESF-Projekte, anderseits tragen sie mit der regionalen ESF-Geschäftsstelle aktiv zur Umsetzung des ESF in Baden-Württemberg bei. Die AFB setzen erfolgreich EU-Projekte um Als Projektträger führen die AFB derzeit die ESF-Projekte „BiMAQ“ (Arbeit mit türkischen Eltern, siehe Infobox), „Bleib dran“ (Stabilisierung gefährdeter Ausbildungsverhältnisse) und „Frauen Kreativ“ (Beschäftigung kombiniert mit einem Theaterprojekt, einem Gesundheitsprogramm und Bewegungsangeboten) durch. Gleichzeitig sind sie im Rahmen des Landesarbeitsmarktprogramms am ESF-geförderten Verbundprojekt „Durante“ zur assistierten Beschäftigung und Begleitung ehemaliger Langzeitarbeitsloser beteiligt. BIMAQ – BILDUNGSBERATUNG FÜR MIGRANTINNEN UND MIGRANTEN ZUR AUSBILDUNG UND QUALIFIZIERUNG Das EU-Projekt „BiMAQ“ informiert über das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem, unterstützt Jugendliche beim Finden der passenden Ausbildung und begleitet sie während der gesamten Ausbildungsdauer. Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es zudem für interessierte Familienangehörige. „BiMAQ“ baut auf ein Netzwerk mit dem Türkischen Generalkonsulat, türkischen und ausländischen Vereinen, dem Internationalen Begegnungszentrum (IBZ), Kammern, Schulen, interkulturellen Elterncafés, der Berufsberatung und schwerpunktmäßig ausländisch geführten KMU auf. Der Mehrwert von „BiMAQ“ ergibt sich aus verschiedenen Faktoren. Nach dem Grundsatz des türkischen Sprichworts: „Meslek Altın Bileziktir!“ (Beruf ist ein goldenes Armband) sind gerade türkische Eltern unsicher, ob eine Berufsausbildung für ihre Kinder das Richtige ist. Beruf und Ansehen werden für sie in erster Linie durch ein Studium oder den Besuch einer „höheren“ Schule erreicht. „BiMAQ“ hebt diese Teilinformationen durch kompetente Beratung, externes Ausbildungscoaching und interdisziplinäre Zusammenarbeit auf und gibt den Familien Sicherheit bei der Berufswahl ihrer Kinder. EU-Programm: Europäischer Sozialfonds Baden-Württemberg Projektleitung: Arbeitsförderungsbetriebe | Belgin Abaygil Laufzeit: Mai 2015 bis April 2018 Gesamtprojektvolumen: 265.000 Euro EU-Fördersumme | AFB: 159.000 Euro Weitere Informationen zu den Arbeitsförderungsbetrieben gGmbH: www.afb-karlsruhe.de Die AFB gewährleisten die Erfüllung der ESF-Ziele Seit dem Jahr 2000 werden Teile des baden- württembergischen ESF-Programms auf regionaler Ebene umgesetzt. Dafür wurde in der Stadt Karlsruhe ein ESF- Arbeitskreis unter dem Vorsitz des Sozialbürgermeisters gegründet. Der Arbeitskreis bringt Vertreterinnen und Vertreter der Stadt, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Wohlfahrtsverbände, des Netzwerks Fortbildung, der Agentur für Arbeit, des Jobcenters, des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, der Schulen, der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer sowie der Kreishandwerkerschaft Karlsruhe zusammen. Der ESF-Arbeitskreis ist zuständig für  die Erstellung einer regionalen Strategie,  die inhaltliche Bewertung regionaler Projektanträge und die Erstellung einer Vorschlagsliste,  die Ergebnissicherung und Begleitung laufender Projekte und  die Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit des ESF in Karlsruhe. 14 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 15 In der Förderperiode 2014 bis 2020 können jährlich 440.000 Euro an innovative Projekte vergeben werden, die die Verringerung der Langzeitarbeitslosigkeit und die Vermeidung von Schulabbruch zum Ziel haben. Seit Januar 2014 ist der ESF-Arbeitskreis auch zuständig für Projektanträge im Rahmen des „Gesamtkonzepts Arbeit“ der Stadt Karlsruhe. Strategiesitzung des ESF-Arbeitskreises | Mai 2015 Die bei den AFB angegliederte ESF-Geschäftsstelle fungiert als Schnittstelle zwischen Antragstellenden, Projektträgern, dem ESF-Arbeitskreis, der L-Bank und dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden Württemberg. Die Geschäftsstelle steht in regelmäßigem Kontakt mit allen Beteiligten, berät Projektträger während der Projektkonzeptionierung, Antragstellung und während der Projektlaufzeit. „Der ESF – Chancen aus Europa – innovative Projekte für Karlsruhe!“ Peter Dressler Geschäftsführender des ESF-Arbeitskreises Die strategische Rolle des ESF in Karlsruhe Die Nachhaltigkeit der ESF-Förderung wird an Projekten deutlich, die erfolgreich von Trägern in den Bereichen der berufl ichen Bildung, der sozialpädagogischen Unterstützungsarbeit und der sozialen Dienstleistungen umgesetzt werden. Nicht selten werden diese Projekte durch die Stadtverwaltung im Sinne einer Nachhaltigkeit langfristig weiterfi nanziert. DER SOZIALE GARTEN In Eigeninitiative und mit Unterstützung durch den ESF wurde eine stillgelegte Biogärtnerei wiederbelebt. Besonders für langzeitarbeitslose Menschen mit Brüchen im Lebenslauf und/oder Suchtproblemen werden sinnvolle und wertvolle Arbeitsgelegenheiten geschaffen. Teilnehmende des Projekts sind bei diesem ganzheitlichen Arbeitsprozess mit großem Einsatz dabei. Im „sozialen Garten” können sie täglich in zwei Schichten bis zu sechs Stunden mitarbeiten. Das Projekt arbeitet mit dem Konzept Arbeit statt Drogen. Die dabei zum Einsatz kommende Gartenpädagogik (Arbeits- und Gesundheitsförderung) setzt darauf, dass die Teilnehmenden lernen, für etwas Lebendiges zu sorgen und damit Verantwortung zu übernehmen. Sie werden vom Betreuten zur Betreuerin beziehungsweise zum Betreuer und erleben durch diesen Erfolg eine andere Art von Belohnung als durch ihren Drogenkonsum. Die Verkostung der Gartenprodukte stärkt das gemeinsame Sinnerleben in der Gruppe und trägt dazu bei, auch für sich und die eigene Gesundheit Verantwortung zu übernehmen. EU-Programm: Europäischer Sozialfonds Baden-Württemberg Projektleitung: Initial e.V. | Nevenka Miljkovic Laufzeit: Januar 2012 bis Dezember 2015 Weitere Informationen: www.initial-karlsruhe.de/projekte/der-soziale-garten LABOR – LUST AUF BESCHÄFTIGUNG, ORIENTIERUNG, RICHTUNG Das EU-Projekt „LaBOR“ richtet sich an benachteiligte, junge Erwachsene mit multiplen Vermittlungshemmnissen, die ihnen ein erfolgreiches Durchlaufen der üblichen Arbeits- und Beschäftigungsmaßnahmen erschweren oder unmöglich machen. Projektziel ist es, eine fl exible und individuell ausgerichtete Förderung anzubieten, die eine schrittweise Annäherung an die Anforderungen des realen Arbeitslebens unter Berücksichtigung der besonderen individuellen Lebenssituation darstellt. Individuelle Lernziele werden festgelegt und praktische Arbeitsinhalte durch theoretische Qualifi zierungen und sozialpädagogische Angebote ergänzt. Im Juni 2012 war „LaBOR“ Preisträger des Good-Practice- Wettbewerbs des Landes, mit dem die Gleichstellung von Frauen und Männern in Baden-Württemberg vorangebracht werden soll. Der Mehrwert des Projekts liegt in den Chancen, die sich jungen Menschen durch dieses niederschwellige Angebot erschließen. Gerade bei jungen Frauen ist in den vergangenen Jahren ein überproportionaler Anstieg in der (verdeckten) Wohnungslosigkeit festzustellen. Insoweit trägt „LaBOR“ in hohem Maße dem Gender-Gedanken Rechnung. Da die Bezuschussung von „LaBOR“ mittlerweile von der Stadt Karlsruhe übernommen wurde, ist dem Nachhaltigkeitswunsch der EU Rechnung getragen. EU-Programm: Europäischer Sozialfonds Baden-Württemberg Projektleitung: Sozpädal e.V. | Jörg Mauter Laufzeit: Mai 2010 bis Dezember 2013 Weitere Informationen: www.sozpaedal.de/jungeWohnungslose/LaBOR.php5 Weitere Informationen zum ESF-Arbeitskreis: www.afb-karlsruhe.de/de/esf-projektberatung/esf-arbeitskreis.html Ansprechperson: ESF-Geschäftsstelle, Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH | Peter Dressler E-Mail: peter.dressler@afb-karlsruhe.de EU-PROJEKTARBEIT UND -FÖRDERUNG DURCH DIE STABSSTELLE AUSSENBEZIEHUNGEN Die Stabsstelle Außenbeziehungen (vormals EURegKA) verfügt über langjährige Erfahrung in der Umsetzung von EU-Projekten im Bereich regionaler, grenzüberschreitender und überregionaler Kooperation. Darüber hinaus unterstützt sie städtische Dienststellen und Gesellschaften bei der Entwicklung und Umsetzung von EU-Projekten. Künftig sollen die Unterstützungsleistungen ausgeweitet und strategischer ausgerichtet werden. Grenzüberschreitende EU-Projektarbeit Die EU-Projekte im Verantwortungsbereich der Stabsstelle Außenbeziehung fallen vor allem in den Bereich der grenzüberschreitenden Kooperation. Oft haben sie eine verstärkte Vernetzung zum Ziel, zum Beispiel im Rahmen des Städtenetzes oder der „Trinationalen Metropolregion Oberrhein“ (siehe auch Kapitel 4.2). UPPER RHINE VALLEY Upper Rhine Valley ist ein Leuchtturmprojekt der „Trinationalen Metropolregion Oberrhein“. Es hat die touristische Vermarktung des Oberrheins im Ausland zum Ziel und beschäftigt sich ebenfalls mit den Bereichen Ausbildung und Innovation innerhalb der Region. Das erfolgreiche Projekt wurde mit einem Folgeantrag einmal verlängert. Durch gemeinsames Handeln von deutschen, französischen und Schweizer Partnern sollen Synergien geschaffen und Marketingmaßnahmen länderübergreifend zusammengeführt werden. Im Zuge dessen etablieren sich auch professionelle Netzwerke, die künftig noch bessere touristische Angebote für diese Region entwickeln sollen. EU-Programm: INTERREG IV A Oberrhein Projektleitung: Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG Städtischer Träger: Stabsstelle Außenbeziehungen | Hartmut Otto Partnerorganisationen: unter anderem Stadt Karlsruhe, TechnologieRegion Karlsruhe GbR, Gebietskörperschaften, Kammern und Tourismusverbände in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, im Elsass und in der Schweiz Laufzeit: Mai 2009 bis Juli 2012 und April 2013 bis März 2015 Gesamtprojektvolumen: 3.210.000 Euro EU-Fördersumme | ABZ: 75.000 Euro Weitere Informationen: www.upperrhinevalley.com/de © Peter Empel 16 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 17 Regionale und überregionale EU-Projektarbeit Die Stadt Karlsruhe ist Gesellschafterin bei der TechnologieRegion Karlsruhe (siehe auch Kapitel 4.1). Diese bedient sich bei EU-Projekten mit regionalem beziehungsweise überregionalem Fokus mangels eigenen Personals ihrer Geschäftsstelle bei der Stabsstelle Außenbeziehungen. Ein Beispiel in diesem Zusammenhang ist das EU-Projekt CODE24, das die europaweite Vernetzung im Bereich überregionaler Verkehrsplanung zum Ziel hat. CODE24 CODE24 (Corridor 24 Development Rotterdam – Genoa) ist eine von der kommunalen und regionalen Ebene ausgehende Strategieinitiative in Kooperation mit Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz. Die Verzahnung von wirtschaftlicher Entwicklung, Raum-, Verkehrs- und Umweltplanung entlang des Verkehrskorridors Rhein-Alpen im transeuropäischen Kernnetz (TEN-V-Kernnetzkorridor) trägt dazu bei, dringliche Kapazitäts-, Nachhaltigkeits- und Lebensqualitätskonfl ikte entlang dieses Korridors anzugehen. EU-Programm: INTERREG IV B Nordwesteuropa Projektleitung: Verband Region Rhein-Neckar Städtischer Träger: Stabsstelle Außenbeziehungen | Hartmut Otto Partnerorganisationen: unter anderem TechnologieRegion Karlsruhe GbR, Gebietskörperschaften, Häfen, Forschungseinrichtungen und KMU in Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz Laufzeit: Januar 2010 bis März 2015 Gesamtprojektvolumen: 7.659.670 Euro EU-Fördersumme: 46.300 Euro | Personalkostenanteil ABZ für TRK Weitere Informationen: www.egtc-rhine-alpine.eu/code24 Einige Partner des Projekts CODE24 aus Deutschland, den Niederlanden und Italien, unter ihnen die Stadt Karlsruhe und die TechnologieRegion Karlsruhe GbR, beschlossen im April 2015 die Überführung in den „Europäischen Verbund territorialer Zusammenarbeit“ EVTZ Rhein-Alpen Korridor. Dieser ist ein gutes Beispiel für die Verstetigung eines EU- geförderten Kooperationsprojekts. Der EVTZ Rhein-Alpen Korridor ist der erste Verbund nach deutschem Recht der noch relativ neuen EU-weiten Rechtsform zur Förderung grenzüberschreitender, transnationaler oder interregionaler Zusammenarbeit. Er betont den wegweisenden europäischen Kooperationscharakter des Verbunds und soll die enge Abstimmung seiner Mitglieder nachhaltig sicherstellen. Übergeordnet strebt der interregionale Verbund eine Vereinigung und Bündelung der gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder gegenüber nationalen, europäischen und für Infrastruktur zuständigen Institutionen an. Weitere Informationen: egtc-rhine-alpine.eu Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Markus Lorenz E-Mail: markus.lorenz@abz.karlsruhe.de Aufbau einer zentralen Anlaufstelle für EU-Fördermittel Seit Anfang 2015 wird innerhalb der Stabsstelle Außenbeziehungen ein Konzept für eine zentrale Anlaufstelle für EU-Fördermittel entwickelt. Diese soll künftig allen interessierten städtischen Dienststellen und Gesellschaften beratend zur Verfügung stehen. Es ist geplant, die Beratungstätigkeit passgenau an den Bedürfnissen der unterschiedlichen Akteure zu orientieren, von der Informationsweitergabe zu Fördermöglichkeiten, bis zur Unterstützung während der Antragstellungs- und Umsetzungsphase. Langfristig soll die Fördermittelakquise strategisch und im Einklang mit den Handlungsfeldern des „Integrierten Stadtentwicklungskonzepts Karlsruhe 2020“ ausgerichtet werden. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Frederike Groß E-Mail: frederike.gross@abz.karlsruhe.de EU-PROJEKTE DER WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG BRINGEN EUROPAWEITEN AUSTAUSCH ZUM THEMA CLUSTER VORAN UND ERZEUGEN SYNERGIEN FÜR DEN WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE In den vergangenen Jahren wurden die wirtschaftspolitischen Aktivitäten mit europäischer Ausrichtung weiter ausgebaut (siehe Kapitel 5). Auf dieser Basis gedeihen Netzwerke mit europäischen Partnern ebenso wie branchenorientierte, regionale Cluster. Ziel der von der Wirtschaftsförderung initiierten und begleiteten EU-Projekte ist es, die Partner aus Industrie und Forschung dabei zu unterstützen, Nachfolgeprojekte eigenständig zu übernehmen. In diesem Kontext entstand auch ein breit aufgestelltes regionales Netzwerk, das gemeinsam an einer Vision für die Entwicklung der Stadt Karlsruhe arbeitet. CLUSTERIX Ziel des EU-Projekts ClusteriX war es, gemeinsam mit europäischen Partnern innovative und nachhaltige Clusterförderungsmodelle zu erarbeiten. Als zentraler Bestandteil erwies sich dabei der Ansatz der „intelligenten Spezialisierung“. Dieser nimmt jetzt in zahlreichen Förderprogrammen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene eine wichtige Rolle ein. So tragen die Ergebnisse von ClusteriX heute zur strategischen Reorganisation der Clusterpolitik in Europa bei und erhöhen gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Regionen. Im Rahmen des EU-Projektes wurde auch das Konzept der „SmarterCity Karlsruhe 2030“ erarbeitet. Mit mehr als 60 regionalen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung entstand hier ein Masterplan für Innovationen. Dieser dient als Grundlage für die strategische Weiterentwicklung der Karlsruher Cluster in den Bereichen IT, Energie, Mobilität sowie Kultur- und Kreativwirtschaft. Das Konzept wurde zudem in das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ aufgenommen. EU-Programm: INTERREG IV C Projektleitung: Wirtschaftsagentur Niederösterreich (ecoplus) Städtischer Träger: Wirtschaftsförderung | Steffen Buhl Partnerorganisationen: Gebietskörperschaften in Dänemark, Frankreich, Italien, Ungarn, Rumänien und Schweden Laufzeit: 2012 bis 2014 Gesamtprojektvolumen: 1.687.872 Euro EU-Fördersumme | Wifö: 132.000 Euro Weitere Informationen: web3.karlsruhe.de/Wirtschaft/wifoe_ cluster_netzwerke/Clusterix.php IT2RHINE Die Oberrhein-Region, die die Länder Deutschland, Frankreich und Schweiz verbindet, ist eine der führenden Wirtschaftsregionen in Europa. Einen besonderen Schwerpunkt bildet hier die innovative IT- und IT-affi ne Hightech-Branche. Hier setzt das Netzwerk IT2RHINE an, ein Zusammenschluss der deutschen, französischen und schweizerischen Wirtschaftsregionen des Oberrheins. Im Rahmen des EU-Projektes wurden die Aktivitäten der in der Region ansässigen IT-Cluster gebündelt und gemeinsam eine IT- Strategie für den gesamten Wirtschaftsraum entwickelt. Die bereits vorhandene IT-Exzellenz wurde durch diese Bündelung und den Ausbau der Aktivitäten sowie die Förderung der Netzwerkbildung weiter unterstützt. Erklärtes Ziel des länderübergreifenden Verbundes war es, die Rahmenbedingungen für IT- sowie IT-affi ne Unternehmen zu verbessern, die herausragende Stellung der trinationalen IT-Region innerhalb Europas weiter zu entwickeln und unter einem gemeinsamen Dach nach außen zu kommunizieren. Damit leistete IT2RHINE einen wichtigen Beitrag dazu, innovative Unternehmen auch künftig an den Oberrheinraum zu binden, Neuansiedlungen zu fördern und so die Region zukunftssicher aufzustellen. EU-Programm: INTERREG IV A Oberrhein Projektleitung: Association pour le Développement des Entreprises et des Compétences (ADEC) Städtischer Träger: Wirtschaftsförderung | Ralf Eichhorn Partnerorganisationen: Kammern, Vereine, Unternehmen und Wirtschaftsförderer aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz Laufzeit: Januar 2009 – Dezember 2011 Gesamtprojektvolumen: 1.809.274 Euro EU-Fördersumme | Wifö: 145.790 Euro Weitere Informationen: www.it2rhine2020.eu/de Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Wirtschaftsförderung | Ralf Eichhorn, Steffen Buhl E-Mail: ralf.eichhorn@wifoe.karlsruhe.de E-Mail: steffen.buhl@wifoe.karlsruhe.de 18 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 19 DIGITALE MEDIENKUNST AM OBERRHEIN. KONSERVIERUNG – RESTAURIERUNG – ZUKUNFTSSICHERUNG Das dreijährige Forschungsprojekt widmete sich der Erforschung von Strategien für die Konservierung digitaler Kunst. Dabei lag der Schwerpunkt des Projekts auf Werken, die auf digitaler Programmierung und dem Einsatz von digitalen Technologien beruhen. Das Projekt wurde am ZKM initiiert und erfolgte in Zusammenarbeit mit fünf weiteren Institutionen aus der Region Oberrhein. Im Projektverlauf wurde die Frage der Erhaltung digitaler Kunst aus theoretischer wie praktischer Perspektive analysiert. Anhand der exemplarischen Behandlung von zehn Kunstwerken aus Sammlungen der Region wurden außerdem konkrete Strategien für die Erhaltung eines breiten Spektrums digitaler Kunstwerke erprobt und kritisch abgewogen. Das Forschungsprojekt wurde begleitet von Fachsymposien und einer Ausstellung. Eine großzügige Publikation in drei Sprachausgaben (deutsch, englisch, französisch) dokumentiert umfassend alle Aktivitäten des Projekts und präsentiert die Ergebnisse der Fallstudien. EU-Programm: INTERREG IV A Oberrhein Projektleitung: ZKM | Bernhard Serexhe Partnerorganisationen: Institutionen aus Frankreich und der Schweiz (École supérieure des arts décoratifs de Strasbourg; Video les Beaux Jours, Strasbourg; Espace Multimédia Gantner, Bourogne; Plugin DAC/DAS, Basel; Hochschule der Künste Bern) Laufzeit: 2010 bis 2013 Gesamtprojektvolumen: 1.769.412 Euro EU-Fördersumme | ZKM: 359.455 Euro Weitere Informationen: www.digitalartconservation.org INTERNATIONAL UND INNOVATIV – EU- PROJEKTFÖRDERUNG IM ZKM | ZENTRUM FÜR KUNST UND MEDIENTECHNOLOGIE KARLSRUHE Das ZKM nutzt EU-Fördermittel, um innovative Projekte in Kooperation mit zahlreichen europäischen Partnern, insbesondere auch aus Mitgliedstaaten mit weniger guter fi nanzieller Ausstattung, und mit großer Außenwirkung umzusetzen. Über die Jahre hat die EU-Förderung zur Steigerung des internationalen Bekanntheitsgrads des ZKM beigetragen. Das ZKM setzt EU-Förderung im Kulturbereich gewinnbringend ein Das ZKM ist federführend in der Umsetzung zahlreicher EU- Projekte aktiv, allen voran unterstützt durch das Teilprogramm KULTUR des Rahmenprogramms KREATIVES EUROPA, sowie im Rahmen des grenzüberschreitenden Programms INTERREG IV A Oberrhein (siehe Infokästen). Die EU-Koordinationsstelle im ZKM bietet professionelle Unterstützung für Projektträger Die EU-Koordinationsstelle wurde 2002 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg eingerichtet. Aufgabe der EU-Koordinationsstelle ist es, das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe und die Staatlichen Museen des Landes Baden-Württemberg über die europäischen Förderprogramme zu informieren und bei der Antragstellung und Durchführung von EU-Projekten zu beraten. Hierzu führt die EU-Koordinationsstelle öffentliche Informationsveranstaltungen zu den offenen EU- Ausschreibungen durch, stellt die jeweils notwendigen Programmunterlagen zur Verfügung und berät bei der Antragstellung. Weitere Informationen zur EU-Koordinationsstelle im ZKM: http://zkm.de/eu-koordinationsstelle Ansprechperson: Belinda Montúfar de Maschke E-Mail: maschke@zkm.de PIPES | PARTICIPATORY INVESTIGATION OF PUBLIC ENGAGING SPACES Im Rahmen des PIPES-Projekts entwickelt sich das interaktive Instrument „inconuu“, ein soziales Netzwerk der nächsten Generation. Über alle Sprachgrenzen hinweg bietet es eine Art sinnliche Stenographie. Nutzerinnen und Nutzer können diese permanent erweitern, um eigene visuelle Geschichten zu gestalten. Das Prinzip einer zeitgenössischen „Participatory Culture“ basiert auf sozialer Vernetzung und Demokratisierung und nutzt neueste kollaborative Technologien. „inconuu“ ist über das Netz jederzeit verfügbar und wird darüber hinaus durch Installationen in Barcelona, Budapest, Reykjavík, Seoul und Wuhan in der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Installationen sollen Kulturinteressierte zur Kommunikation mit Menschen auf der ganzen Welt motivieren und so die Grenzen der Sprache durch visuelle Ausdrucksformen sprengen. PIPES fördert den interdisziplinären Dialog zwischen Medienkunst, Kommunikation, Wissenschaft, Architektur und der globalen Öffentlichkeit. Zusammen mit „inconuu“ ist es Teil der GLOBALE, dem neuen Kunstereignis im digitalen Zeitalter. EU-Programm: KULTUR Projektleitung: ZKM | Christiane Riedel Partnerorganisationen: BRAINZ (Prag), CIANT (Prag), HANGAR (Barcelona) Laufzeit: 2013 bis 2015 Gesamtprojektvolumen: 400.000 Euro EU-Fördersumme (ZKM): 75.000 Euro Weitere Informationen: www.pipes-project.net 20 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 21 DIE EU-FÖRDERKULISSE FÜR DIE STÄDTISCHEN DIENSTSTELLEN UND GESELLSCHAFTEN 2014 BIS 2020 EU -V ER W A LT ET E PR O G R A M M E Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI) – Beschäftigung, sozialer Schutz, Arbeitsbedingungen (930 Mio €) „Connecting Europe“ Fazilität (CEF) – Transeuropäische Netze (TEN: Verkehr, Energie, Breitband) (33,25 Mrd €) COSME – Wettbewerbsfähigkeit, KMU-Förderung (2,25 Mrd €) EFRE – Nachhaltige Stadtentwicklung  URBACT: Vernetzung (74 Mio €)  Innovative Maßnahmen: Pilotprojekte, Studien (371 Mio €) ERASMUS+ – Bildung, Jugend, Sport (14,79 Mrd €) Europa für Bürgerinnen und Bürger (EfBB) – Geschichtsbewusstsein, Bürgerbeteiligung (185,4 Mio €) Europäischer Meeres- und Fischereifonds (EMFF) (6,4 Mrd €) Gesundheit – Gesunde Lebensführung, Gesundheitsgefahren, -systeme und -versorgung (500 Mio €) HORIZONT 2020 – Forschung und Innovation (77 Mrd €)  Gesellschaftliche Herausforderungen (30 Mrd €), u. a.  Gesundheit, demografi scher Wandel, Wohlergehen  intelligenter, umweltfreundlicher, integrierter Verkehr  Klimaschutz, Umwelt, Ressourceneffi zienz („Smart Cities“)  Sichere Gesellschaften Katastrophenschutz – Prävention, Vorsorge (220 Mio €) KREATIVES EUROPA – Kultur und Medien (1,47 Mrd €) LIFE – Umwelt und Klimapolitik (3,6 Mrd €) Nichtstaatliche Akteure und lokale Behörden im Entwicklungsprozess – (449 Mio €) Rechte, Gleichstellung und Unionsbürgerschaft – (440 Mio €) (Ü BE R- )R EG IO N A L V ER W A LT ET E PR O G R A M M E EFRE – INTERREG V A OBERRHEIN (110 Mio €) Forschung und Innovation, nachhaltige Entwicklung, Beschäftigung, territorialer Zusammenhalt EFRE – INTERREG V B  Nordwesteuropa (396 Mio €)  Mitteleuropa (274 Mio €)  Donauraum (202 Mio €) Innovation, CO2-Reduzierung, Ressourceneffi zienz, Nachhaltigkeit, Verkehr/Vernetzung, institutionelle Kapazitäten (nur Donauraum) EFRE – INTERREG EUROPE (359 Mio €) Integrierte Entwicklungsansätze, „Policy Learning“ – Forschung und Innovation, Wettbewerbsfähigkeit von KMU, CO2-Reduzierung, Ressourceneffi zienz Bundesprogramm transnationale Zusammenarbeit Vorlauffi nanzierung/Kofi nanzierung für INTERREG B-Projekte VO M B U N D V ER W A LT ET E PR O G R A M M E Asyl, Migration, Integration (AMIF) Gemeinsames Europäisches Asylsystem, Integration von Drittstaatsangehörigen und legale Migration, Rückkehr (215 Mio €) Europäischer Hilfsfonds für am stärksten benachteiligte Personen (EHAP) Soziale Eingliederung von armutsgefährdeten und von sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen (Migrantinnen und Migranten, Wohnungslose) (92,8 Mio €) Operationelles Programm ESF Bund (2.7 Mrd €) A – Förderung nachhaltiger und hochwertiger Beschäftigung und Unterstützung der Mobilität der Arbeitskräfte (674 Mio €), u. a.  ESF-Qualifi zierung im Kontext Anerkennungsgesetz  „rückenwind“ für Beschäftigte und Unternehmen in der Sozialwirtschaft (30 Mio €)  Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestalten B – Förderung der sozialen Inklusion und Bekämpfung von Armut und jeglicher Diskriminierung (1 Mrd €), u. a.  Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ) (90 Mio €), JUGEND Stärken im Quartier (JUSTiQ): Übergang Schule-Beruf  Eingliederung von Langzeitarbeitslosen (SGB II) (470 Mio €)  Sprachförderung für Menschen mit Migrationshintergrund, ESF-Integrationsrichtlinie Bund C – Investitionen in Bildung, Ausbildung, und Berufsbildung für Kompetenzen und lebenslanges Lernen (883 Mio €), u. a.  Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) (35 Mio €)  „Bildung integriert“: Integration lokaler Bildungsakteure und -systeme  „JOBSTARTER plus“, zum Beispiel interregionale Kooperationen zum Ausgleich von Disparitäten regionaler Ausbildungsmärkte  „Zukunft der Arbeit“: Personal-, Organisations- und Kompetenzentwicklung (demografi scher Wandel, Work-Life-Balance) VO M L A N D BA D EN -W Ü RT TE M BE RG V ER W A LT ET E PR O G R A M M E EFRE OPERATIONELLES PROGRAMM: INNOVATION & ENERGIEWENDE A – Forschung, Technologische Entwicklung, Innovation (173 Mio €) B – Verringerung der CO2-Emissionen (61 Mio €) ESF OPERATIONELLES PROGRAMM: CHANCEN FÖRDERN A – Nachhaltige, hochwertige Beschäftigung und Arbeitskräftemobilität (119 Mio €) B – Soziale Inklusion, Bekämpfung von Armut und Diskriminierung (62,5 Mio €) C – Bildung, Ausbildung und Berufsbildung für Kompetenzen und lebenslanges Lernen (67,5 Mio €)  ESF-Arbeitskreis der Stadt Karlsruhe 440.000 €/annum unter Prioritäten B und C MEPL III LÄNDLICHER RAUM (1,9 Mrd €), u. a. naturnahe Waldwirtschaft und Gewässerentwicklung SCHULFRUCHTPROGRAMM (6,7 Mio €) Quelle: Stabsstelle Außenbeziehungen | Stand: Juni 2015 2.3 AUSBLICK: DIE EU-FÖRDERKULISSE FÜR DIE STÄDTISCHEN DIENSTSTELLEN UND GESELLSCHAFTEN 2014 BIS 2020 Seit mehreren Jahrzehnten werden EU-Fördermittel strategisch eingesetzt, um die Ziele der Europäischen Union zu verwirklichen. In der aktuellen Förderperiode 2014 bis 2020 geht es vorrangig um die Förderung von Wachstum und Beschäftigung sowie die Steigerung der Lebensqualität in Europa. Die fi nanzielle Unterstützung wird im Rahmen von zahlreichen Förderprogrammen verwaltet und deckt ein großes Themenspektrum ab. Da die Neuordnung und Verabschiedung der EU-Programme – wie auch in vorangegangenen Förderperioden – Zeit in Anspruch genommen hat, ist die Förderkulisse erst 2015 vollständig aufgestellt. Dabei wird der Großteil der fi nanziellen Mittel von nationalen und regionalen Behörden verwaltet, während 20 Prozent in Programme fl ießen, die zentral in Brüssel betreut werden (siehe Schaubild). Maßgebend für die EU-Förderung ist die 2010 verabschiedete „EU 2020 Strategie“, die intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum befördern soll. Seit 2014 fi ndet eine Bestandsaufnahme der Strategie statt, in deren Rahmen eine Konsultation durchgeführt wurde. Diese zeigte, dass die Ziele und Prioritäten der „EU 2020 Strategie“ weiterhin gültig sind. Gleichzeitig gibt es Spielraum, die Umsetzung der Strategie durch die verstärkte Einbindung der Basis zu verbessern. Auf dieser Grundlage erarbeitet die Europäische Kommission vor Ende des Jahres 2015 Änderungsvorschläge. Die Beantragung und Verwendung europäischer Fördermittel bringt, abhängig von Art und Größe des Projekts, einen gewissen administrativen Aufwand mit sich. Um diesen insbesondere im Bereich der Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (EFRE, ESF) zu verringern, sprach sich die Europäische Kommission im Juni 2015 für die Einsetzung einer Expertengruppe aus. Unter anderem soll so die Unterstützung von Projekten auf kommunaler Ebene verbessert werden. In seiner Entschließung zur städtischen Dimension der EU-Politikfelder im September 2015 (siehe Kapitel 6.2) fordert das Europäische Parlament zudem die stärkere Einbindung von Städten und Großstädten in die Struktur- und Investitionsfondsprogramme auch und vor allem im Hinblick auf die Entwicklung der Kohäsionspolitik nach 2020.2 Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Frederike Groß E-Mail: frederike.gross@abz.karlsruhe.de 2 Europäisches Parlament (2015) Entschließung des Europäischen Parlaments vom 9. September 2015 zur städtischen Dimension der EU-Politikfelder. 22 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 23 3. STÄDTEPARTNERSCHAFTEN – BRÜCKEN ZWISCHEN DEN MENSCHEN „Städtepartnerschaften sind das Rückgrat der bilateralen Beziehungen zwischen Ländern. Die Zukunft der Städtepartnerschaften wird in einem internationalen Städtenetzwerk gesehen, bei dem die Verbindungen und das Know-how der Städtepartner genutzt werden.“ Martin Wiederkehr Amtsleitung Hauptamt 3.1 AUSTAUSCH MIT TRADITION Grenzen verschwinden. Netzwerke entstehen und verbinden die Länder Europas. Städtepartnerschaften spielen in diesem Prozess eine wichtige Rolle. Die Städtepartnerschaften haben, rückblickend auf die 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, einen entscheidenden Anteil am Zusammenwachsen Europas. Karlsruhe und seine Partnerstädte haben diese Entwicklung durch die Städte- partnerschaftsarbeit aktiv begleitet. Bürgerschaftliches Engagement nimmt hier seit jeher einen großen Stellenwert ein. Aussöhnung, Annäherung und Verständigung waren anfänglich die Beweggründe für Städtepartnerschaften. Dass diese Werte nicht an Bedeutung verloren haben, zeigt sich gerade in der heutigen Zeit. STÄDTEPARTNERSCHAFTEN 1955 – Nancy 1969 – Nottingham 1989 – Halle 1992 – Krasnodar 1992 – Temeswar PROJEKTPARTNERSCHAFT 2011 – Rijeka AUSZEICHNUNGEN, ANERKENNUNG UND WÜRDIGUNG DER STÄDTEPARTNERSCHAFTSARBEIT 2007 Preis der Robert-Bosch-Stiftung für deutsch-russisches Bürgerengagement 2006 Goldene Sterne der Städtepartnerschaft 2004 Ehrenurkunde der Robert-Bosch-Stiftung für deutsch-russisches Bürgerengagement 1998 Europaplakette des Europarates 1974 Prix France-Allemagne 1969 Europapreis 1963 Aristide-Briand-Medaille 1962 Europafahne des Europarates Das Hauptamt kümmert sich um die Organisation, berät Dienststellen, koordiniert Städtepartnerschaftsaktivitäten und ist der zentrale Ansprechpartner für interne und externe Partner. BEISPIELHAFTES PRAKTIKUMSPROJEKT – ENTWICKLUNG EINES NETZWERKS MIT GROSSEM POTENZIAL Jedes Jahr führt die Stadt Karlsruhe im August ein multikulturelles Projekt mit Studierenden aus den Partnerstädten durch. Es handelt sich dabei um ein Praktikum bei der Stadtverwaltung Karlsruhe, das teilweise vom Deutsch-Französischen Jugendwerk gefördert wird. Neben Studierenden aus Nancy nehmen auch Studierende aus Nottingham, Halle, Krasnodar, Temeswar, aus der Projektpartnerstadt Rijeka sowie aus der polnischen Partnerstadt von Nancy, Lublin, an diesem Praktikumsprojekt in Karlsruhe teil. In der Partnerstadt Nancy fi ndet das gleiche Projekt mit Studierenden aus Karlsruhe und den Partnerstädten von Nancy sowie zwei Studierenden der Karlsruher Partnerstadt Temeswar statt. Bei diesem Arbeitsaufenthalt lernen Studierende aus den Partnerstädten die Arbeitswelt und die Sprache des Partners als Voraussetzung für die Vermittlung von dessen Kultur sowie für kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Kooperationen kennen. Zugleich erhalten die Dienststellen der Stadt Karlsruhe multikulturelle Verstärkung. Studierende wie auch Betreuende bekommen die Möglichkeit, ihre interkulturellen Kompetenzen zu verfeinern. So wird die berufl iche beziehungsweise die berufsvorbereitende Ebene in die Partnerschaftsbeziehungen eingebunden. Aus dem 1973 begonnenen deutsch-französischen Austausch hat sich mittlerweile ein internationales Projekt entwickelt, das Freundschaften quer durch Europa entstehen lässt und Jugendliche in einem Netzwerk mit großem Potenzial verbindet. Ein Europa für Bürgerinnen und Bürger wächst gerade auch aus den Erfahrungen, die vor allem die Städtepartnerschaften in solchen zwischenmenschlichen Begegnungen und dem kulturellen Austausch zu bieten vermögen. Bei einer Tagung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes 2011 wurde vom französischen Botschafter das Praktikumsprojekt der Stadt Karlsruhe als einziges herausragendes und beispielhaftes Projekt, das über die deutsch-französischen Begegnungen hinausgeht, erwähnt. Der französische Botschafter wies darauf hin, dass die Stadt Karlsruhe bereits kurz nach der Wende Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Halle in den Austausch integriert und in den folgenden Jahren auch Jugendliche aus den englischen, russischen und rumänischen Partnerstädten sowie Studierende aus Lublin, Polen, eingebunden hat. Das Projekt der Stadt Karlsruhe wurde daher ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen. INTERNATIONALE JUGENDKONFERENZ MIT DEN KARLSRUHER PARTNERSTÄDTEN – YOUCONF2015 „RELAUNCH KARLSRUHE 2.0 – FEEL FREE: IT‘S YOURS!“ Karlsruhe wurde vor 300 Jahren als „perfekte Stadt“ auf dem Reißbrett geplant. Sie sollte den Visionen der Erbauer und den Bedürfnissen ihrer künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern gerecht werden. 2015 stellt sich die Frage: Wie würden Jugendliche heute eine „perfekte Stadt 2051“ planen, die den aktuellen Bedürfnissen nach Leben in der Stadt gerecht wird? Welche Fragen werfen sie auf – welche Lösungen beziehungsweise Antworten fi nden sie dafür? Der Schwerpunkt der YouConf2015 lag im internationalen Jugendaustausch zwischen den Jugendlichen der Partnerstädte. Mit der Präsentation der Ergebnisse der YouConf2015 „Relaunch Karlsruhe 2.0 – Feel free: it‘s YOURS!“ durch die beteiligten Jugendgruppen in ihren Partnerstädten erfährt Karlsruhe dort eine neue, ganz eigene zukunftsorientierte Präsenz. EU-Programm: Erasmus+ Projektleitung: Stadtjugendausschuss e. V. Karlsruhe | Jack Herbst Partnerorganisationen: Ville de Nancy, Jugendkomitee der Stadt Krasnodar, Nottingham City Council, Municipiul Timisoara Laufzeit: 1. Januar bis 30. September 2015 Gesamtprojektvolumen: circa 60.000 Euro EU-Fördersumme | stja: circa 20.000 Euro Weitere Informationen: www.youconf2015.eu 24 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 25 ZIVILGESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT Die Zusammenarbeit mit den Partnerstädten beruht wesentlich auf dem zivilgesellschaftlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger sowie der Pfl ege und Förderung bürgerschaftlicher Kontakte. Hierbei leisten Vereine und Gesellschaften zur Förderung der einzelnen Städtepartnerschaften (Städtepartnerschaftsvereine) einen ganz wesentlichen Beitrag. Zu ihren vielfältigen Aktivitäten zählen unter anderem Informationsveranstaltungen, Bürgerreisen, interkulturelle Begegnungen sowie Kultur-, Jugend- und Sportprojekte. Die Städtepartnerschaftsvereine sind privilegierte Partner der Verwaltung bei der Planung und Umsetzung städtepartnerschaftlicher Aktivitäten. Darüber hinaus engagieren sich viele weitere Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Institutionen aktiv für die Städtepartnerschaftsidee. 3.2 KOOPERATION IN BERUF UND AUSBILDUNG ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT IM GESUNDHEITSWESEN Die 2007 zum 15-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Karlsruhe – Krasnodar geschlossene Zusatzvereinbarung im Gesundheitswesen trägt weiterhin Früchte: Im Rahmen des Austauschs im Gesundheitswesen hospitieren jährlich Ärztinnen und Ärzte aus Krankenhäusern der Partnerstadt Krasnodar beim Städtischen Klinikum Karlsruhe gGmbH. Im Gegenzug nahmen 2014 Karlsruher Klinikdirektoren in Krasnodar an einem Fachaustausch teil. Neben dem Programm für die Hospitationen der Krasnodarer Ärzteschaft führt das Städtische Klinikum Karlsruhe seit vielen Jahren ein Fortbildungsprogramm für Pfl egepersonal aus der russischen Partnerstadt durch. Die Fortbildung der russischen Krankenschwestern und -pfl eger dient dazu, den Klinikalltag in Deutschland kennenzulernen. Neben dem Praxiseinsatz auf den Stationen durchläuft das Pfl egepersonal auch einen einwöchigen theoretischen Unterricht in der Krankenpfl egeschule des Klinikums. Das Programm wurde 2015 auf die Partnerstadt Nancy ausgeweitet. Berufsschülerinnen und -schüler der Pfl ege aus Nancy trafen im Oktober mit Auszubildenden der Pfl ege aus Karlsruhe zusammen und stellten gemeinsam die Ausbildungsinhalte in Frankreich und Deutschland gegenüber. MODELLHAFTER AUSTAUSCH DER HOCHSCHULE KARLSRUHE – TECHNIK UND WIRTSCHAFT Die Fakultät für Elektro- und Informationstechnik der Hochschule Karlsruhe bietet seit September 2012 das Projekt „ProKaTim (Signal Processing Karlsruhe-Timişoara)“ an. In diesem wird die Vorlesung Digitale Signalprozessoren gemeinsam mit dem Studiengang Elektronik und Telekommunikation der Polytechnischen Universität im rumänischen Temeswar durchgeführt. Bereits 180 Studierende aus der Partnerstadt haben an diesem internationalen Austausch teilgenommen. Damit ist dies kein punktueller Austausch einzelner Studierender mehr, sondern ein modellhafter Beitrag zu der im Struktur- und Entwicklungsplan der Hochschule verankerten Strategie der weiteren Internationalisierung des Bildungsangebots. Erfreulich ist die Tatsache, dass Studierende, die im Rahmen ihrer Beteiligung an ProKaTim die Hochschule Karlsruhe kennengelernt haben, ihr Studium im Masterstudiengang Elektro- und Informationstechnik in Karlsruhe fortsetzen. ProKaTim wird mit rund 140.000 Euro über das „Baden- Württemberg-STIPENDIUM für Studierende – BWS plus“ unterstützt, einem Programm der Baden-Württemberg Stiftung, mit dem innovative Kooperationen von Hochschulen mit anderen internationalen Institutionen gefördert werden. AZUBI-AUSTAUSCH KARLSRUHE – HALLE MACHT „GEMEINSAMES DEUTSCHLAND“ ERLEBBAR Seit über 14 Jahren fi ndet zwischen den Stadtverwaltungen Karlsruhe und der Partnerstadt Halle ein Azubi-Austausch statt. Jährliche Besuche hier und in Halle ermöglichen es den Azubis, sich einen Eindruck von der Ausbildung und Verwaltung der jeweiligen Stadt zu verschaffen. Die Azubis der jeweiligen Gastgeberstadt organisieren ein Kultur- und Freizeitprogramm, um die Highlights der Stadt bekannt zu machen. Solche Austausche zwischen Menschen aus Karlsruhe und Halle sind wichtig, um ein „gemeinsames Deutschland“ zu erleben. Die Kontakte, die in der Ausbildungszeit geknüpft werden, können später wachsen. Sie erleichtern die Zusammenarbeit – und tragen bei zu einer gemeinsamen deutschen Identität. Gerade in der heutigen Zeit, in der Europa immer wichtiger wird, eine wichtige Grundlage. INTENSIVE ZUSAMMENARBEIT DES CENTRAL COLLEGE NOTTINGHAM UND DER CARL-HOFER SCHULE KARLSRUHE Das Central College Nottingham und die Carl-Hofer Schule Karlsruhe sind seit 2013 Projektpartner im Rahmen des EU- Programms LEONARDO DA VINCI (Aktion Mobilität) und pfl egen einen intensiven Austausch. Für Workshops und Praktika im kreativen Bereich reisten 2015 15 Studierende der Partnerhochschule in Nottingham nach Karlsruhe. 3.3 AUSBLICK Die Inhalte der Städtepartnerschaften haben in den vergangenen Jahren eine neue Dimension gewonnen, die Projektorientierung gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Die Zukunft wird zunehmend in einem internationalen Städtenetzwerk gesehen, bei dem die Verbindungen und das Know-how der Städtepartner genutzt werden. Lokale Probleme und Herausforderungen, vor die sich Kommunen zu Beginn des 21. Jahrhundert gestellt sehen, werden gemeinsam aufgegriffen und in Projektform bearbeitet. Dadurch wird jede einzelne Stadt wirkungsvoll gestärkt, und alle profi tieren voneinander. Themenfelder für den interkommunalen Austausch im Rahmen von Projekten sind beispielsweise: Gesundheitswesen, Klimaschutz, Klimawandel, erneuerbare Energien, Mobilität, nachhaltige Stadtentwicklung, demografi scher Wandel, Citymarketing, Smarter Cities, Bürgerbeteiligung sowie Migration. Weitere Kooperationen ergeben sich für die Stadt Karlsruhe in internationalen Projekten. DEUTSCH-RUSSISCHE STÄDTEPARTNERKONFERENZ ALS AUSGANGSPUNKT FÜR EINE AUSWEITUNG DER PARTNERSCHAFTLICHEN BEZIEHUNGEN Im Rahmen der Deutsch-Russischen Städtepartnerkonferenz, die vom 28. bis 30. Juni 2015 in Karlsruhe stattfand, bekundete die Partnerstadt Nancy ihr Interesse an einer Vernetzung und Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Krasnodar. Mögliche Anknüpfungspunkte in den Bereichen Jugend, Hochschule, Wirtschaft und Kultur wurden bei einer Delegationsreise nach Krasnodar im September 2015 zwischen Nancy und Krasnodar ausgelotet. Im Gespräch ist auch ein Jugendfriedensgipfel, der Jugendliche aus Karlsruhe, Krasnodar und Nancy zusammenbringen soll. Weitere Informationen: www.karlsruhe.de/partnerstaedte Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Hauptamt | Christine Bregler, Agnes Meinhardt E-Mail: christine.bregler@ha.karlsruhe.de E-Mail: agnes.meinhardt@ha.karlsruhe.de 26 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 27 4.1 REGIONALE UND BUNDESWEITE NETZWERKARBEIT Die Vernetzung zu europäischen Themen mit Kolleginnen und Kollegen aus der Region und ganz Deutschland nimmt einen hohen Stellenwert ein. Sie wurde im Laufe der vergagenen Jahre verstärkt und soll themenspezifi sch weiter ausgebaut werden. EUROPA UND DIE REGION – DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE ALS EUROPÄISCHER AKTEUR Europäische Politiken richten sich in ihren Zielen und Maßnahmen vielfach an „die Regionen“ – entsprechend denkt die Europäische Kommission in regionalen Dimensionen. Sie bestimmt über ihre Vorgaben direkt und indirekt in ganz erheblichem Maße kommunales und regionales Handeln. Gemeinsam mit ihren Partnern hat sich die TechnologieRegion Karlsruhe (TRK), deren Geschäftsstelle bei der Stadt Karlsruhe angesiedelt ist, daher in den vergangenen Jahren zunehmend für die Positionierung ihrer Interessen in Brüssel eingesetzt. Europäische Institutionen in der TRK, wie das Institut für Transurane oder die Europäische Schule Karlsruhe (ESK) sind wichtige Partner in diesem Prozess. Europa in der TRK verankern Mit dem Besuch des Vorsitzenden der TRK in Brüssel im Jahr 2013 wurde der politische Auftakt zu einem intensiven europapolitischen Engagement der Region gegeben. Sichtbares Zeichen und Ergebnis ist die erfolgreiche Teilnahme der TRK am Landes-Wettbewerb RegioWIN – Regionale Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation und Nachhaltigkeit – im Jahr 2014. Mit ihrer regionalen Strategie und den Leuchtturmprojekten „RegieMOVE“ und „efeuCampus“ (siehe Infobox) zählt sie zu den Gewinnern dieses Nachhaltigkeitswettbewerbs. Dabei wird rund die Hälfte des Projektvolumens von 18,5 Millionen Euro vom Land Baden- Württemberg über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) fi nanziert. RegioWIN ist das Kernelement der EFRE-Strategie des Landes für die Förderperiode 2014 bis 2020, mit der die Ziele der EU-Kommission umgesetzt werden. 4. KARLSRUHE VERNETZT SICH – REGIONAL, GRENZÜBERSCHREITEND, EUROPAWEIT REGIOWIN-WETTBEWERBSGEWINNER TRK Mit „RegioMOVE“ wird die gesamte TRK zur Modellregion für multimodale Personenmobilität. Ermöglichen soll das ein einziger, anbieterübergreifender Verkehrsverbund mit einem ebensolchen Informationssystem und barrierefreien, multimodalen Zugangspunkten für die optimierte Verzahnung von Fuß-, Rad- und Autoverkehr mit dem ÖPNV. Das Projekt steht unter Federführung der Karlsruher Verkehrsverbund GmbH (KVV). Weitere Partner sind unter anderem das Forschungszentrum Informatik (FZI), die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft sowie der Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO). „efeuCampus“ verwirklicht in Bruchsal ein regionales Innovations- und Kompetenzzentrum, das emissionsfreie Gütertransportkonzepte für den städtischen und den ländlichen Raum entwickelt und im Praxistest anwendet. Die Regionale Wirtschaftsförderung Bruchsal und die SEW-EURODRIVE als federführende Partner in einem von Unternehmen, Wissenschaft und Administration getragenen Projektkonsortium gehen damit den Schritt von Industrie 4.0 zu Güterverkehr 4.0. Die TRK nach Europa bringen Um verstärkt inhaltliche Beiträge und Impulse zu den aktuellen Diskussionen – nicht zuletzt im Themencluster „intelligente Spezialisierung“ – in Brüssel zu leisten, ist es für die TRK unerlässlich, Kontakte zu folgenden Institutionen und Akteuren aufzubauen und zu pfl egen:  Europäische Kommission, speziell zu den Generaldirektionen, insbesondere zu GD CONNECT, GD MOVE, GD ENERGY, GD REGIO und dem Joint Research Centre (JRC),  Europäisches Parlament und  Europäische Verbände und Netzwerke. Mit der Konferenz „Energie der Zukunft“ präsentierte sich die TRK deshalb im April 2015 in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union in Brüssel. Die rund 60 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus der TRK stellten die prozessorientierte Systemkompetenz in Energiefragen überzeugend dar – sowohl in Fachgesprächen mit ausgewählten Vertreterinnen und Vertretern der Generaldirektionen und Interessenverbänden, als auch während der Podiumsdiskussion. Neben dem Kernthema Energie konnten auch wichtige Impulse aus Sicht der Region zu den Querschnittsthemen Informationstechnologie und Mobilität platziert werden. Zudem wurden die Möglichkeiten, europäische Förderinstrumente für die Region zu nutzen, ausgelotet. „Wir sind eine starke Gemeinschaft für die Interessen der TechnologieRegion Karlsruhe und übernehmen dabei gerne Verantwortung für europäische Fragen. Unsere besondere Stärke liegt in der Verbindung von Wissenschaft, technischem Know- how und der Unterstützung durch alle Verwaltungsebenen, insbesondere der kommunalen. Dieses exzellente Netzwerk aller regionalen Akteure macht Karlsruhe nicht nur zu einem hochqualifi zierten und lebenswerten Technologiestandort, sondern auch zu einem relevanten Partner für Projekte und Modell- oder Forschungsvorhaben der EU.“ Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner Amtsleitung Stadtplanungsamt Interessenvertretung der TRK in Brüssel | Vladimír Šucha, Generaldirektor der gemeinsamen Forschungsstelle der EU, Peter Friedrich, Minister des Landes Baden-Württemberg für den Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten, Dr. Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Baden-Württemberg, Wolfgang Grenke, Präsident der IHK Karlsruhe, Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, Vorsitzender der TechnologieRegion Karlsruhe, Daniel Caspary, Mitglied des Europäischen Parlaments, Johannes Jung, Leiter der Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der EU und Dr. Karl-Friedrich Ziegahn, Bereichsleiter für den Bereich „Natürliche und gebaute Umwelt“ am Karlsruher Institut für Technologie. Weitere Informationen: www.technologieregion-karlsruhe.de Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Jochen Ehlgötz und Nicole Walther E-Mail: jochen.ehlgoetz@abz.karlsruhe.de E-Mail: nicole.walther@abz.karlsruhe.de 28 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 29 4.2 GRENZÜBERSCHREITENDE VERNETZUNG IM OBERRHEINRAUM Aufgrund der besonderen Verantwortung Karlsruhes, resultierend aus der Lage in unmittelbarer Grenznähe und der funktionalen Verfl echtungen in der Region, engagiert sich die Stadt seit vielen Jahren in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im PAMINA-Raum und am Oberrhein im Grenzraum zwischen Frankreich, Deutschland und der Schweiz. EURODISTRIKT PAMINA Karlsruhe ist Gründungsmitglied des 2003 nach dem „Karlsruher Übereinkommen“ gegründeten grenzüberschreitenden örtlichen Zweckverbandes „Eurodistrikt PAMINA“. Die Vertretung der Stadt Karlsruhe mit zwei Sitzen in der Verbandsversammlung wird von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Erstem Bürgermeister Wolfram Jäger wahrgenommen. Hauptziele des Eurodistrikts PAMINA sind die Förderung und Koordinierung der grenzüberschreitenden Kooperation durch die Motivierung und Begleitung grenzüberschreitender Akteure und Netzwerke. Wichtige Themen umfassen eine ausgewogene Raumentwicklung, die Entwicklung eines harmonisierten Arbeitsmarktes, den grenzüberschreitenden ÖPNV, die Unterstützung von grenzüberschreitenden Begegnungen und die Förderung der Zweisprachigkeit. Der Eurodistrikt fungiert als Plattform für den Informationsaustausch und bündelt aufgabenbezogen die Kompetenzen der regionalen Akteure. Mit der Informations- und Beratungsstelle für grenzüberschreitende Fragen (INFOBEST) unterstützt er den Abbau alltäglicher Grenzhemmnisse. Neben der Stabsstelle Außenbeziehungen, die die PAMINA- Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung koordiniert, sind zahlreiche Dienststellen regelmäßig in thematischen PAMINA- Netzwerken aktiv oder beteiligen sich punktuell an Projekten:  Die Karlsruher Wirtschaftsförderung engagiert sich im Vorstand des PAMINA Business Club (zuvor Club der Wirtschaftsförderer PAMINA) (siehe Kapitel 5).  Über die VHS Karlsruhe bringt sich das Kulturamt in die Umsetzung des Veranstaltungsprogramms der grenzüberschreitenden UP PAMINA VHS ein.  Der Stadtjugendausschuss Karlsruhe ist im PAMINA- Jugendnetzwerk aktiv, das die Vernetzung der Fachkräfte der Jugendarbeit zum Ziel hat. Gemeinsam mit der UP PAMINA VHS plant der Stadtjugendausschuss außerdem ein Projekt zur Berufsorientierung in sozialen Berufen.  Das Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz ist, inhaltlich getragen über das Naturschutzzentrum Karlsruhe- Rappenwört, Mitglied im PAMINA-Rheinpark, der die Auenlandschaft als Museum präsentiert.  Die KTG – bis 2014 als Teil der KMK – ist langjähriges Mitglied im Vorstand der Touristik-Gemeinschaft Baden-Elsass-Pfalz, die die Tourismusakteure der drei Ferienregionen vereint und das grenzüberschreitende Informationsbüro Vis-à-Vis in Lauterbourg betreibt. Eurodistrikt PAMINA | Infolge eines Neuzuschnitts der französischen Verwaltungsgrenzen 2015 vergrößerte sich der Eurodistrikt um 71.762 Einwohner und umfasst 66 neue Gemeinden. Karte Stand 2006 INTERREG A OBERRHEIN – DER KLEINPROJEKTEFONDS PAMINA21 Von großer Bedeutung für die Karlsruher Akteure ist die Beteiligung am europäischen Förderprogramm INTERREG A Oberrhein. In der Förderperiode 2007 bis 2013 wurden zahlreiche Projekte mit Karlsruher Beteiligung durchgeführt (siehe Kapitel 2). Als Teilprojekt zielte der vom Eurodistrikt PAMINA getragene PAMINA21-Kleinprojektefonds auf die Förderung grenzüberschreitender Projekte von lokaler Bedeutung, welche die direkte, interkulturelle Begegnung von Bürgerinnen und Bürgern zum Inhalt haben. So wurden beispielsweise eine Veranstaltung des Kulturvereins „wirkstatt“ und ein Fotowettbewerb des Centre Culturel Franco-Allemand gefördert (siehe Anhang). Die Stadt Karlsruhe wird sich auch in das neue Förderprogramm INTERREG V A Oberrhein 2014 bis 2020 einbringen und die Fortführung des PAMINA-Kleinprojektefonds unterstützen. Weitere Informationen: www.interreg-oberrhein.eu LANDES- UND BUNDESWEITE VERNETZUNG Deutscher Städtetag (DST) und Städtetag Baden-Württemberg Die Stadtverwaltung Karlsruhe ist in einer Vielzahl themenspezifi scher Arbeitskreise vertreten, in denen europarechtliche Aspekte mit Relevanz für die Stadt Karlsruhe thematisiert werden. Eine themenübergreifende Vernetzung zu aktuellen Schwerpunkten der europapolitischen Agenda erfolgt darüber hinaus im Arbeitskreis „Internationale Angelegenheiten“ des Deutschen Städtetags und im Arbeitskreis der Europakoordinatoren des Städtetags Baden- Württemberg. Beide Gremien werden durch die Stabsstelle Außenbeziehungen besetzt. In beiden Gremien stehen die Informationsvermittlung – teils durch externe Referentinnen und Referenten – und der gegenseitige Erfahrungsaustausch im Vordergrund. Aktuelle Themen sind unter anderem die „Urbane Agenda“ auf EU-Ebene (siehe Kapitel 6.2), Maßnahmen und Good-practice zur Steigerung der Europafähigkeit, der Erfahrungsaustausch zum Umgang mit EU-Fördermitteln und zur EU-Projektarbeit, die kommunale Entwicklungszusammenarbeit, die europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik sowie die internationalen Handelsabkommen TTIP und CETA. Die gewonnen Informationen und Erkenntnisse fließen in die Arbeit der Stabsstelle Außenbeziehungen ein beziehungsweise werden an relevante Dienststellen weitergeleitet. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de EUROPABÜRO DER BADEN- WÜRTTEMBERGISCHEN KOMMUNEN Auf EU-Ebene getroffene Entscheidungen beeinfl ussen die kommunale Ebene auf beispiellose Art und Weise. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, wurde 1999 das Europabüro der baden-württembergischen Kommunen gegründet. Es ist in einer Bürogemeinschaft mit den Europabüros der bayerischen und der sächsischen Kommunen organisiert. Mit dem Ziel, die Europafähigkeit der Kommunen zu stärken, erfüllt es folgende Aufgaben:  frühzeitige Informationsbeschaffung  Interessenvertretung  Beratung bezüglich EU-Förderprogrammen  Vermittlung von Gesprächskontakten  Vorträge zu kommunalrelevanten EU-Themen  Praktikums- und Hospitationsangebot, Möglichkeit zur Ableistung einer Station im juristischen Vorbereitungsdienst In dem von der Bürogemeinschaft wöchentlich herausgegebenen Mitteilungsblatt „Brüssel Aktuell“ informiert das Europabüro zeitnah und kompetent über kommunalrelevantes europäisches Geschehen. Eine Anmeldung zum Verteiler ist über die Stabsstelle Außenbeziehungen möglich. Träger des Europabüros sind die kommunalen Landesverbände – Gemeindetag, Städtetag und Landkreistag Baden-Württemberg. Städte und Landkreise aus Baden-Württemberg können sich direkt an das Europabüro in Brüssel wenden. Weitere Informationen: www.europabuero-bw.de Ansprechperson: Europabüro der baden-württembergischen Kommunen | Dr. Martin Silzer E-Mail: m.silzer@europabuero-bw.de 30 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 31 4.3 EUROPAWEITE VERNETZUNG Die Stadtverwaltung ist in über 45 europaweit ausgerichteten Netzwerken aktiv (siehe Anhang). Neben themenübergreifenden Netzwerken, wie beispielsweise EUROCITIES und dem RGRE, sind die Kooperationen oft sehr spezifi sch am Bedarf der städtischen Dienststellen und Gesellschaften ausgerichtet. Der fachliche Wissens- und Erfahrungsaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen anderer europäischer Städte eröffnet der Stadt Karlsruhe die Möglichkeit, aktuelle Herausforderungen der lokalen Agenda zu diskutieren, eigene Lösungsansätze vorzustellen und vom Know-how und den Erfahrungen anderer Städte zu profi tieren. Die internationale Netzwerkarbeit bringt damit einen spürbaren, ganz konkreten Mehrwert für die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. EUROPÄISCHES STÄDTENETZWERK EUROCITIES Das europäische Städtenetzwerk EUROCITIES, in dem Karlsruhe seit 2011 Mitglied ist, gehört als Plattform der 130 größten Städte Europas zu den einfl ussreichsten Vertretungen kommunaler Interessen auf EU-Ebene. In sechs Themenforen und einer Vielzahl von Arbeitsgruppen, Projekten und Fachveranstaltungen deckt EUROCITIES die Kernthemen der lokalen Agenda ab: Wirtschaft, Kultur, Umwelt, Wissensgesellschaft, Mobilität und Soziales (siehe Abbildung). Durch gezieltes Einbringen kommunaler Anliegen und Positionen in den europapolitischen Diskurs trägt EUROCITIES entscheidend dazu bei, aktuelle städtische Problemstellungen und Herausforderungen sichtbar zu machen, praxisorientierte Lösungsvorschläge anzubieten und EU-Gesetzgebung im Sinne der Städte positiv zu beeinfl ussen. Übergeordnetes Ziel des Netzwerks ist die Stärkung der Städte im politischen Mehrebenensystem der EU und damit ein größerer Einfl uss auf die EU-Politikgestaltung. Die Stadtverwaltung Karlsruhe ist in mehreren Foren und Arbeitsgruppen vertreten:  Ein besonders aktives Engagement erfolgt im Kulturforum: Hier bringt das Kulturamt seine Expertise regelmäßig in die Arbeitsgruppen „Mobility of Artists“ und „Cultural Access & Entitlement“ ein. Das Thema „Zugang zu Kultur“ ist für Karlsruhe – insbesondere auch vor dem Hintergrund des starken Zuzugs von Migrantinnen und Migranten – ein wichtiges Anliegen. Das Kulturamt konnte einige erfolgreiche Good-Practice-Beispiele aus Karlsruhe TRINATIONALE METROPOLREGION OBERRHEIN Mit der Einrichtung der Trinationalen Metropolregion Oberrhein (TMO) im Jahr 2010 werden die vielfältigen grenzüberschreitenden Vernetzungen von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gebündelt. In der Säule Politik ist Karlsruhe durch die Mitgliedschaft im Eurodistrikt PAMINA, im Städtenetz Oberrhein sowie im Oberrheinrat vertreten und setzt sich so für die Weiterentwicklung der TMO ein. Städtenetz Oberrhein Das 2002 vor dem Hintergrund der polyzentralen Struktur des Oberrheins auf Initiative Karlsruhes gegründete Städtenetz Oberrhein widmet sich aktuell vorrangig dem Austausch in den Bereichen Zukunftsmobilität und Kultur. Die engen bilateralen Kontakte zu Strasbourg als Oberzentrum des (Nord-)Elsass zeigen sich zudem durch die Vertretung der Stadt Karlsruhe (Stadtplanungsamt) im Entwicklungsbeirat der „Eurométropôle Strasbourg“ mit dem Ziel, die überregionale Bedeutung der großen Städte am Oberrhein voranzutreiben. Das Städtenetz Oberrhein und seine Kernfunktionen Oberrheinrat 1997 gegründet, gehören dem Oberrheinrat 71 gewählte Mandatsträgerinnen und Mandatsträger aus dem Elsass, Nord- und Südbaden, der Südpfalz sowie der Nordwestschweiz an. Der Karlsruher Oberbürgermeister ist Mitglied dieses trinationalen „Parlaments“. Primäre Aufgaben des Oberrheinrates sind die gegenseitige Information und die politische Absprache zu wichtigen, die Oberrheinregion betreffenden Fragen. Seine Anregungen richtet er in Form von Resolutionen an die nationalen und regionalen Regierungen sowie weitere Adressaten und fungiert somit als ein zentraler Impulsgeber in der dreistaatlichen Zusammenarbeit. Oberrheinkonferenz Die 1975 durch das Bonner Abkommen gegründete deutsch- französisch-schweizerische Oberrheinkonferenz (ORK) bildet den institutionellen Rahmen der grenzüberschreitenden regionalen Zusammenarbeit am Oberrhein. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Zusammenarbeit zwischen Behörden am Oberrhein zu stärken und für die Bewohnerinnen und Bewohner ein attraktives Lebensumfeld zu schaffen. Die Stadt Karlsruhe ist nicht direkt Mitglied in der Oberrheinkonferenz, unterstützt deren Aktivitäten jedoch punktuell in thematischen Arbeitsgruppen (Kultur, Jugend) und bei Veranstaltungen. AUSBLICK Eine neue Herausforderung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein ergibt sich durch die aktuelle Gebietsreform in Frankreich, mit der die territoriale Architektur Frankreichs verändert und eine weitreichende Modernisierung vorangebracht werden soll. Die urbanen Realitäten der städtischen Ballungsräume und der Wettbewerb zwischen europäischen Metropolregionen sollen zum Ausgangspunkt für Verwaltungshandeln und Kompetenzverteilung werden. Die sichtbarsten Veränderungen sind die Zusammenfassung der städtischen Ballungszentren in eigenen Verwaltungseinheiten (am Oberrhein betrifft dies die neugeschaffene „Eurométropôle de Strasbourg“) und die Zusammenlegung und damit Reduzierung der Anzahl der Regionen von 22 auf 13 mit veränderten Zuständigkeiten und Mitteln (neue Großregion Elsass-Lothringen – Champagne-Ardenne ab 2016). Die konkreten Auswirkungen dieser Reformen auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind noch nicht abzusehen, bieten jedoch auch die Chance, die zentralen Zukunftsthemen mit neuen Partnern und Netzwerken voranzubringen. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Andrea Zechnall E-Mail: andrea.zechnall@abz.karlsruhe.de EUROCITIES, Organigramm der Foren und Arbeitsgruppen 32 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 33 in den Fachaustausch mit den europäischen Kolleginnen und Kollegen einbringen. Darüber hinaus beteiligt sich das Kulturamt an themenspezifi schen Umfragen, um die Karlsruher Expertise in die Studien und Positionen von EUROCITIES einfl ießen zu lassen. Die Wirtschaftsförderung rundet das städtische Engagement im Kulturforum durch die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „Creative Industries“ ab. Der Kreativpark Alter Schlachthof wurde 2015 von EUROCITIES als Vorzeigeprojekt ausgewählt (siehe Kapitel 5).  Neben dem Kulturamt arbeitet auch der Zentrale Juristische Dienst (ZJD) seit mehreren Jahren kontinuierlich bei EUROCITIES mit: In der Arbeitsgruppe „Public Services“ beteiligte sich der ZJD beispielsweise gemeinsam mit anderen europäischen Städten an der EUROCITIES Stellungnahme zu „High Quality Local Public Services“. Zudem fl ossen Fachinformationen zu aktuellen Themen wie der Reform des Vergaberechts und zur Entwicklung des Europäischen Beihilferechts zurück in die Karlsruher Stadtverwaltung (siehe Kapitel 6.1).  Bei den „Awareness Raising Days 2015“ des EUROCITIES Sozialforums war Karlsruhe durch die Sozial- und Jugendbehörde (SJB) vertreten.  Seit 2014 ist die Stabsstelle Außenbeziehungen (ABZ) auf der EUROCITIES Cooperation Platform vertreten. Dort treffen sich die EUROCITIES Contact Offi cers der Mitgliedsstädte, um sich themenübergreifend über aktuelle Aktivitäten der Interessenvertretung, künftige Schwerpunktthemen und Projekte des Netzwerks zu informieren sowie Möglichkeiten für eine verstärkte Mitarbeit der eigenen Stadtverwaltung zu eruieren. Einen Beitrag zur Lobbyarbeit von EUROCITIES gegenüber den neuen Europaabgeordneten leistete die ABZ im Oktober 2014: In einem Brief rief Oberbürgermeister Dr. Mentrup die baden-württembergischen Europaabgeordneten dazu auf, sich in der „URBAN Intergroup“, der interfraktionellen Arbeitsgruppe zu städtischen Belangen, zu engagieren und städtische Interessen im politischen Diskurs der EU-Institutionen sichtbar zu machen. Baden-Württemberg ist in der „URBAN Intergroup“ nun mit drei Europaabgeordneten vertreten und stellt mit MdEP Peter Simon einen der Vizepräsidenten. „Für die Kulturarbeit der Stadt Karlsruhe ist die internationale Vernetzung ein Grundpfeiler! Vor allem die Mitarbeit in den europäischen Städtenetzwerken EUROCITIES und ECCAR bringt wertvolle Erweiterungen des eigenen Blicks, einen gewinnbringenden Erfahrungsaustausch und vor allem wesentliche Bereicherungen für die Schaffung einer europäischen Identität, die ohne die Beiträge von Kunst und Kultur nicht denkbar ist.“ Dr. Susanne Asche Amtsleitung Kulturamt Weitere Informationen: www.eurocities.eu Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig, EUROCITIES Contact Offi cer E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de RAT DER GEMEINDEN UND REGIONEN EUROPAS (RGRE) Seit 2000 ist Karlsruhe als ordentliches Mitglied im Rat der Gemeinden und Regionen Europas – Deutsche Sektion (RGRE) vernetzt. Durch die Stabsstelle Außenbeziehungen nimmt sie regelmäßig an der Arbeitsgemeinschaft der EU- und Förderreferentinnen und -referenten teil, ein Arbeitskreis, dem bundesweit mehr als 100 Mitglieder angehören. Hier werden aktuelle Themen der europapolitischen Agenda und deren konkrete Auswirkungen auf die deutschen Kommunen diskutiert. Externe Referentinnen und Referenten aus deutschen und europäischen Organisationen und Verbänden bringen spezifi sches Know-how ein und stehen im Weiteren als Arbeitskontakte zur Verfügung. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Informations- und Erfahrungsaustausch zur aktuellen EU-Fördermittelpolitik und zu EU-Projekten. Die projekt- und themenbezogenen Informationen fl ießen in die Arbeit der Stabsstelle Außenbeziehungen ein beziehungsweise werden an relevante Dienststellen und Gesellschaften weitergeleitet. Mit ihrer diesjährigen Entscheidung zur strategischen Neuaufstellung im RGRE möchte die Stadt Karlsruhe auch auf politischer Ebene den themenbezogenen, interkommunalen Informationsaustausch stärken: Im Oktober 2015 nahmen vier Stadträtinnen und Stadträte als Vertreter an der RGRE-Delegiertenversammlung teil und informierten sich aus erster Hand unter anderem durch EU- Kommissar Günther Oettinger zum Thema „Kommunen im digitalen Zeitalter – Herausforderungen, Chancen, Möglichkeiten“. In den kommenden drei Jahren ist Karlsruhe zudem mit drei Stadträtinnen und Stadträten im Deutsch- Französischen Ausschuss und im Ausschuss für kommunale Entwicklungszusammenarbeit vertreten. Um Fachwissen und Impulse aus der Ausschussarbeit strategisch in die Arbeit der Verwaltung einfl ießen zu lassen, wird künftig eine systematische, wechselseitige Rückkoppelung zwischen den Ausschussmitgliedern und den thematisch zuständigen Dienststellen angestrebt. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de EUROPÄISCHE STÄDTEKOALITION GEGEN RASSISMUS (ECCAR) Seit 2007 ist Karlsruhe Mitglied in der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus und – vertreten durch das Kulturamt – seitdem auch im Lenkungsausschuss dieses europaweiten Städtenetzwerks aktiv. Ausgangspunkt für die Mitgliedschaft war die Erkenntnis, dass Städte einen wesentlichen Beitrag zur Abwehr von Rassismus und Diskriminierung leisten können und müssen. Dem Netzwerk gehören rund 120 Städte aus 20 europäischen Ländern an, die sich mit ihrer Mitgliedschaft dazu verpfl ichtet haben, einen 10-Punkte-Aktionsplan auf lokaler Ebene umzusetzen. Auf Einladung der Stadt tagte im Oktober 2015 die diesjährige ECCAR-Generalkonferenz in Karlsruhe: Vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingskrise in Europa diskutierten unter dem Titel „Welcoming cities – Keys for an anti-racist culture“ Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus Europa, den USA und Libyen sowie hochrangige Vertreterinnen und Vertreter deutscher, europäischer und internationaler Organisationen über die europäische Flüchtlingspolitik, die Lage der Flüchtlinge und die Herausforderungen, vor denen Städte aktuell bei der Aufnahme der Menschen stehen. In zwei Foren tauschten sich Expertinnen und Experten über Bedingungen für ein menschenrechtskonformes und wertschätzendes Zusammenleben mit Asylbewerberinnen und -bewerbern in europäischen Städten aus und stellten ihre jeweiligen Best-Practice-Beispiele zur Etablierung und Umsetzung einer gelebten Willkommenskultur in den Kommunen vor. In einer Reihe von Workshops wurden diese Themen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vertieft behandelt. Die Stadtverwaltung Karlsruhe stellte ihre konkreten Maßnahmen – vor allem in der Kulturarbeit – zur Implementierung des 10-Punkte-Aktionsplans von ECCAR gegen Rassismus und Diskriminierung vor. Auch wenn Karlsruhe als „Residenz des Rechts“ und als Stadt der Grund- und Menschenrechte bereits vielfältige Anstrengungen unternimmt, um Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen oder gar nicht erst entstehen zu lassen, stehen mit den aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in ganz Europa – aber auch in Karlsruhe – viele neue Herausforderungen an. Für diese Herausforderungen ist Karlsruhe durch den Fachaustausch innerhalb der ECCAR sehr gut gewappnet – und dies ist auch das erfreuliche Fazit der ECCAR-Generalkonferenz. Weitere Informationen: www.eccar.info | www.karlsruhe.de/b1/kultur/themen/kulturrecht/eccar.de Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Kulturamt | Dr. Susanne Asche, Leiterin E-Mail: kulturamt@karlsruhe.de 34 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 35 MAGISTRALE FÜR EUROPA Die Initiative „Magistrale für Europa“ engagiert sich seit 1990 für den raschen Ausbau der Schienenachse Paris-Strasbourg- Karlsruhe-München-Wien-Budapest. Als transnationale Allianz für die Schiene tritt sie für attraktive Personen- und Güterverkehre für alle über die Magistrale führenden Teilrelationen ein und fördert daher grenzüberschreitende Schienenprojekte. Der Initiative gehören gegenwärtig 28 Städte, Regionen und Industrie- und Handelskammern aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Slowakei und Ungarn an, die sich aus standortpolitischen Gründen für ihre „Magistrale für Europa“ engagieren. Sie handeln aus der Überzeugung heraus, dass eine leistungsfähige Anbindung an das hochrangige Schienennetz für Personen- und Güterverkehre ein Standortfaktor ersten Ranges ist. Das Engagement der länderübergreifenden Initiative erfolgt über koordinierte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Informationsaustausch zwischen den Mitgliedern, Stellungnahmen sowie öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen. Als transnationale Allianz für die Schiene entwickelt die „Magistrale für Europa“ daher eigene fachlich fundierte Entwicklungsvorstellungen und vertritt die legitimen Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den politischen Entscheidungsträgern im Bund und in der EU. Vorsitzender der Initiative ist der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Dr. Frank Mentrup. Auch die Geschäftsstelle der Initiative ist bei der Stadt Karlsruhe angesiedelt. Die letzte Hauptversammlung der Initiative fand im November 2015 in Ulm statt. Im Rahmen des hochrangig besetzten Podiums wurden – auch mit Blick auf den Bundesverkehrswegeplan 2015 – die weiteren Investitionen entlang des Korridors diskutiert. Vor dem Hintergrund des neuen EU-Konzepts der „Kernkorridore“ ist der Austausch mit den Entscheidungsträgern auf deutscher und europäischer Ebene die Voraussetzung, um die Interessen der Mitglieder in Berlin und Brüssel erfolgreich vertreten zu können. Weitere Informationen: www.magistrale.org Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Markus Lorenz E-Mail: markus.lorenz@abz.karlsruhe.de DIE KARLSRUHER BÄDERGESELLSCHAFT ENGAGIERT SICH IN DER EUROPEAN WATERPARK ASSOCIATION (EWA) Jahrelanges Engagement im Vorstand der EWA macht sich bezahlt – der intensive Kontakt und die Teilnahme an Veranstaltungen, Weiterbildungen, Workshops und Messen ermöglicht konkreten Know-How-Transfer, Benchmarking, Weiterbildung und Ideen-Input in vielen Bereichen (unter anderem Wassertechnik, Gesetzgebung, DIN/Normen, Marketing, Betrieb, Gastronomie und Kassensysteme). Die European Waterpark Association ist die Interessenvertretung der europäischen Freizeitbäder, Thermen- und Wasserparks. Sie unterstützt eine marktwirtschaftliche und bedarfsorientierte Freizeitpolitik und strebt europaweit einheitliche Standards und Normen an. Gleichzeitig setzt sie sich für eine nachhaltige und ressourcenschonende Entwicklung der Bäder- und Freizeitbranche ein. Mitglieder der Freizeitindustrie aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden, der Schweiz, Spanien, der Türkei und Ungarn tauschen so erfolgreich Erfahrungen aus. Weitere Informationen: www.freizeitbad.de/ewa/die-ewa/willkommen.html Ansprechperson: Oliver Sternagel E-Mail: oliver.sternagel@ka-baeder.de DIE ZUSAMMENARBEIT DES STÄDTISCHEN KLINIKUMS MIT DER EUROPEAN SOCIETY FOR BLOOD AND MARROW TRANSPLANTATION (EBMT) IST PRODUKTIV UND FÜR BEIDE PARTNER GEWINNBRINGEND Zum Thema der Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation steht die Transplantationseinheit der III. Medizinischen Klinik des Städtischen Klinikums in direktem Kontakt mit vielen anderen Mitgliedern der EBMT. Diese baut ein weltweites Netzwerk von Transplantationszentren auf, um Erfahrungsaustausch und gemeinsame Forschung zu unterstützen. Die intensive Kooperation in der EBMT ermöglicht auch die Durchführung der Blutstammzelltransplantationen von Fremdspendern. Weiterhin besteht eine enge Kooperation bei klinischen Forschungsvorhaben und der gemeinsamen Auswertung von Behandlungen. Gemeinsame Projekte führten bereits zu zahlreichen Publikationen und Vorträgen auf internationalen Kongressen. Die Zusammenarbeit wird durch die aktuell geplante europäische JACIE-Zertifi zierung (Joint Accreditation Committee ISCT EBMT) weiter intensiviert werden und bestätigt damit die Behandlungsqualität auf universitärem Niveau. Weitere Informationen: www.ebmt.org Ansprechpersonen: Prof. Dr. Mark Ringhoffer und Prof. Dr. Martin Bentz E-Mail: mark.ringhoffer@klinikum-karlsruhe.de E-Mail: onkologie@klinikum-karlsruhe.de 36 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 37 KARLSRUHES STÄDTEPARTNERSCHAFTEN – IMPULSE FÜR DIE WIRTSCHAFT Eine wichtige Ausgangsbasis stellen die langjährigen Städtepartnerschaften etwa mit Nancy, Nottingham aber auch Temeswar dar. Neben den anfänglich sozio-kulturellen Aspekten rücken heute die wirtschaftlichen Gesichtspunkte mehr und mehr in den Vordergrund. Unterstützt wird dies durch themenbezogene Delegationsreisen mit Wirtschaftsvertretern, gemeinsame EU-Förderprojekte sowie den gezielten Wissenstransfer, etwa in den Themenbereichen der SmarterCity Initiative und den Fokusbranchen Energie, Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), Mobilität sowie Kreativwirtschaft. Karlsruhe pfl egt zudem projektbezogene Kooperationen mit europäischen Städten wie Paris, Lyon, Salzburg und Kopenhagen. PAMINA – ERFOLGSMODELL DER DEUTSCH- FRANZÖSISCHEN WIRTSCHAFTSKOOPERATION Ein wichtiges Bindeglied zu den französischen Nachbarn stellt der PAMINA Business Club dar. Dieser Zusammenschluss von rund 50 regionalen Wirtschaftsförderungen und Kammern im deutsch-französischen Grenzraum arbeitet seit mehr als 15 Jahren erfolgreich zusammen. Dabei dient das Netzwerk als Ausgangspunkt für die grenzüberschreitende wirtschaftliche Zusammenarbeit und als Schnittstelle zu den Unternehmen der Region. Die gemeinsame Veranstaltungsreihe „Zukunftswerkstatt“ greift aktuelle, für Unternehmen, Wirtschaftsförderung und Politik relevante Themen auf wie zum Beispiel Duale Ausbildung, Stärkung der Innenstädte und des Einzelhandels oder Holzwirtschaft. So wird das deutsch- französische Netzwerk zum Impulsgeber für die regionale und internationale Entwicklung des Wirtschaftsraums PAMINA (siehe Kapitel 4.2). BRANCHENNETZWERKE FÖRDERN SYNERGIEN IM TRINATIONALEN WIRTSCHAFTSRAUM Besonderes Augenmerk richtet die Wirtschaftsförderung auf den Ausbau der Kooperationen im trinationalen Wirtschaftsraum Deutschland-Frankreich-Schweiz. Davon profi tieren insbesondere die Branchennetzwerke aus den Bereichen Energie, Mobilität, IKT sowie Kultur- und Kreativwirtschaft mit ihren Partnern aus Industrie und Forschung. 5. WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE IN EUROPA NACHHALTIG STÄRKEN „Unsere Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, den Austausch mit unseren europäischen Partnern zu fördern und den Wirtschaftsstandort Karlsruhe zu stärken. Eine Win-win- Situation für alle.“ Michael Kaiser Direktor der Wirtschaftsförderung Städte und Regionen stehen zunehmend im nationalen und internationalen Wettbewerb um Unternehmen und Investitionen, aber auch um Einwohnerinnen und Einwohner und Fachkräfte. Um den Wirtschaftsstandort Karlsruhe im internationalen Vergleich nachhaltig zu stärken und seine Sichtbarkeit weiter zu erhöhen, hat die Wirtschaftsförderung Karlsruhe ihre Aktivitäten in Europa in den vergangenen Jahren weiter intensiviert und die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern erhöht. Ziel ist es, gemeinsam Innovationspotenziale zu nutzen und Synergien zu erzeugen – für ein wirtschaftlich starkes Europa.  Um die Mobilität der Zukunft voran zu treiben, arbeitet das Automotive Engineering Network Südwest (AEN) eng mit seinem französischen Partnernetzwerk Pôle Véhicule du Futur zusammen. Nach der erfolgreichen Teilnahme des AEN am Clusterwettbewerb des Landes Baden-Württemberg wurde die Clusterinitiative selbst mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Hier entstanden unter anderem Innovationsprojekte wie „Rheinmobil“, bei dem es um den Einsatz einer Flotte aus E-Fahrzeugen für den grenzüberschreitenden Pendlerverkehr geht.  Das IT-Netzwerk CyberForum wurde von der Wirtschaftsförderung in die Projektarbeit des Netzwerks IT2Rhine zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz eingebunden. Das trinationale EU-Projekt bündelt die Aktivitäten der IT-Cluster am Oberrhein und entwickelte eine IT-Strategie für den gemeinsamen Wirtschaftsraum (siehe Kapitel 2.2).  Das EnergieForum Karlsruhe ist eng mit TRION-climate, einem deutsch-französisch-schweizerischen Netzwerk der Energieakteure verbunden. Gemeinsames Ziel ist es, die Metropolregion Oberrhein auf dem Weg zur Energie-Vorbildregion zu unterstützen. Dabei nimmt das EnergieForum mit seinen 270 Experten aus dem Energiebereich eine zentrale Koordinationsfunktion ein. Diese vielfältigen Kontakte zu europäischen Partnernetzwerken vereinfachen und befördern den Erfahrungsaustausch sowie den Technologietransfer. Erfolgreich abgeschlossene Förderprojekte aus Karlsruhe werden so zu Best-Practice- Beispielen auf EU-Ebene. Wie etwa die SmarterCity Studie „Energieeffi zientes Gewerbegebiet“: Hier zeigt Karlsruhe, wie Unternehmen durch den Einsatz von innovativen Methoden Energie optimal nutzen und Kosten sparen können und kann so in Europa zum Vorreiter in Sachen Energie werden. Wie EU-Projekte das Innovationspotenzial in Karlsruhe befl ügeln, zeigt auch das EU-Projekt ClusteriX (siehe Kapitel 2.2). Daraus entstand die Initiative für die Ausarbeitung der Strategie der SmarterCity Karlsruhe 2030. Mit mehr als 60 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung wurde ein Masterplan für Innovationen erarbeitet. Dieser dient auch als Grundlage für die strategische Weiterentwicklung der Karlsruher Branchennetzwerke. Vier Handlungsfelder spielen dabei eine zentrale Rolle:  die Entwicklung eines Modellquartiers – Smart Quarter/Zukunftsstadt,  die Realisierung eines Hightech-Produktionsparks – SmartProduction Park,  die Entwicklung einer intermodalen Mobilitätsplattform – RegioMOVE (siehe Kapitel 4.1) sowie  die oben genannte SmarterCity Studie „Energieeffi zientes Gewerbegebiet“. Die Gesamtstrategie wurde schließlich in das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ (ISEK) aufgenommen. EUROCITIES: KREATIVPARK ALTER SCHLACHTHOF ALS BEST-PRACTICE-PROJEKT Das K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro, erster Ansprechpartner für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Karlsruhe und gemeinsame Einrichtung des Kulturamtes und der Wirtschaftsförderung, ist bei EUROCITIES aktiv (siehe Kapitel 4.3). Hier wurde der Kreativpark Alter Schlachthof als Fallstudie im Rahmen des EU-Projekts „Culture for Cities and Regions“ aufgenommen. Damit reiht sich Karlsruhe in die Liste der Städte ein, die bereits für erfolgreiche Konzepte in der Kultur- und Kreativwirtschaft bekannt sind, wie Barcelona, Amsterdam, Wien und Helsinki. Als Erfolgsfaktoren für das Karlsruher Projekt wurden das Kreativgründungszentrum Perfekt Futur, das K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro, die vielfältige Kulturszene, die eigenständigen Kreativnetzwerke sowie die exzellente Hochschullandschaft herausgestellt. Das Städtenetzwerk EUROCITIES führt Fallstudien im Bereich Kultur- und Kreativwirtschaft durch und ermöglicht Einblicke in die Projekte europäischer Städte. Damit wird die Relevanz der Kultur- und Kreativwirtschaft für die Gesamtwirtschaft aufgezeigt und ihr Beitrag für die Attraktivität der Städte und Regionen sichtbar gemacht. Weitere Informationen: www.k3-karlsruhe.de/k3-kultur-und- kreativwirtschaftsbuero-karlsruhe Dokument: nws.eurocities.eu/MediaShell/media/Karlsruhe_ Kreativpark%20Alter%20Schlachthof_13082015.pdf Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe Wirtschaftsförderung | Dirk Metzger E-Mail: dirk.metzger@wifoe.karlsruhe.de Kulturamt – Kulturbüro | Sabrina Isaac-Fütterer E-Mail: sabrina.isaac-fuetterer@kultur.karlsruhe.de Weitere Informationen: www.karlsruhe.de/b2/wifoe.de Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Wirtschaftsförderung | Michael Kaiser, Direktor E-Mail: Michael.Kaiser@wifoe.karlsruhe.de 38 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 39 6. EUROPÄISCHE RECHTSETZUNG UND DEBATTEN VOR ORT 6.1 WEITREICHENDE AUSWIRKUNGEN VON EU-GESETZGEBUNG Mit Fortschreiten des Europäischen Integrationsprozesses nimmt der Einfl uss des Europäischen Rechts und der Rechtsprechung der höchsten Europäischen Gerichte auf sämtliche Betätigungen der Stadt Karlsruhe stetig zu. BEIHILFE UND VERGABE In den Bereichen der kommunalen Daseinsvorsorge und der öffentlichen Auftragsvergabe müssen sich die Stadt Karlsruhe und ihre Beteiligungsunternehmen vermehrt mit europäischen Rechtsvorschriften auseinandersetzen. Streng regulierter Spielraum für staatliche Beihilfen Nach Artikel 107 Absatz 1 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union sind staatliche oder aus staatlichen Mitteln gewährte Beihilfen gleich welcher Art, die durch die Begünstigung bestimmter Unternehmen oder Produktionszweige den Wettbewerb verfälschen oder zu verfälschen drohen, mit dem Binnenmarkt unvereinbar und damit grundsätzlich verboten, soweit sie den Handel zwischen Mitgliedstaaten beeinträchtigen. Um dennoch rechtmäßig Beihilfen gewähren zu können, besteht die Möglichkeit, geplante Maßnahmen bei der Europäischen Kommission genehmigen zu lassen (Notifi zierung). Aktuell hat die Stadt Karlsruhe die Notifi zierung des Projekts „Neues Fußballstadion im Wildpark“ bei der Europäischen Kommission beantragt. Darüber hinaus können bestimmte Beihilfen nach Vorgaben der EU- Kommission als mit dem Binnenmarkt vereinbar angesehen und von der Notifi zierung befreit werden. Insbesondere bei Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse (DAWI) ist es möglich, durch einen Betrauungsakt Ausgleichsleistungen zu gewähren. Auf Grundlage des Freistellungsbeschlusses der Europäischen Kommission hat der Gemeinderat im vergangenen Jahr die formelle Betrauung des Städtischen Klinikums und 2015 der Karlsruher Messe- und Kongress GmbH beschlossen. Städtisches Engagement im Rahmen der Modernisierung des Vergaberechts und E-Vergabe Der Europäische Gesetzgeber hat mit dem Paket zur Modernisierung des Europäischen Vergaberechts vom 26. Februar 2014 ein vollständig überarbeitetes Regelwerk für die Vergabe öffentlicher Aufträge und Konzessionen vorgelegt. Die EU-Vergaberechtsmodernisierung zielt darauf ab, das Regelwerk für die Vergaben entsprechend den aktuellen Bedürfnissen des fortschreitenden Binnenmarkts weiter zu entwickeln und innerhalb der Europäischen Union stärker zu vereinheitlichen. Insbesondere die Konzessionsrichtlinie war im Gesetzgebungsverfahren stark umstritten. Durch erfolgreiche Lobbyarbeit der kommunalen Spitzenverbände, sowie durch die erste erfolgreiche Bürgerinitiative in der Europäischen Union „Right2water“ konnten die Vorschläge zur Konzessionsvergabe im Bereich der Wasserversorgung entschärft werden. Hierzu hat auch das europäische Städtenetzwerk EUROCITIES mit intensiver Lobbyarbeit beigetragen. Durch die regelmäßige Mitarbeit in der EUROCITIES-Arbeitsgruppe Daseinsvorsorge hat die Stadt Karlsruhe ihr spezifi sches Know-how in die Positionspapiere des Netzwerks einfl ießen lassen (siehe Kapitel 4.3). Die Umsetzung der Richtlinien in nationales Recht soll zum 18. April 2016 erfolgen. Es bleibt abzuwarten, ob dabei die kommunalen Handlungsspielräume, etwa bei der In-House- Vergabe, erhalten oder sogar erweitert werden. Zudem wird es für die Vergabe oberhalb der EU-Schwellenwerte die verbindliche Einführung der E-Vergabe geben. Dies bedeutet für die Stadt Karlsruhe, dass Vergaben nach der  Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – VOB  Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen – VOL und  Vergabeordnung für freiberufl iche Dienstleistungen – VOF elektronisch an das EU-Amtsblatt zu übermitteln sind, und die Vergabeunterlagen elektronisch frei zugänglich sein müssen. Darüber hinaus soll nach den neuen Vergaberichtlinien künftig die Rechtssicherheit bei der Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien erhöht werden. Die Vergabedienstanweisung der Stadt Karlsruhe enthält bereits seit 2008 Regelungen zur Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialkriterien in der städtischen Beschaffung. Ob und inwiefern die für 2016 angekündigte Umsetzung der EU-Richtlinien in diesem Bereich zu einer weitergehenden Klärung der Rechtssituation führen wird, und wie die Kriterien in der Praxis Anwendung fi nden können ist noch nicht abzusehen. Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Zentraler Juristischer Dienst | Alexander Koch E-Mail: alexander.koch@zjd.karlsruhe.de Hauptamt – Zentrale Vergabestelle | Ingo Werle, Reiner Krempel E-Mail: ingo.werle@ha.karlsruhe.de E-Mail: reiner.krempel@ha.karlsruhe.de Umwelt- und Arbeitsschutz | Susanne Gerner E-Mail: susanne.gerner@ua.karlsruhe.de UMWELTSCHUTZ Die konkreten Auswirkungen von EU-Normen lassen sich auch im Bereich des Umweltschutzes beobachten. Weitreichende Auswirkungen auf die Kommunen im Bereich des Umweltrechts EU-Normen werden zunächst in nationales Recht übernommen und dort entweder in bereits vorhandene Gesetze integriert (beispielsweise wird die EU-Umgebungslärmrichtlinie in das Bundes-Immissionsschutzgesetz überführt), oder es werden neue Gesetze beschlossen, wie im Fall des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung. Das nationale Umweltrecht könnte dabei die Anforderungen schärfer fassen als von der EU vorgegeben, darf jedoch nicht hinter die EU-Vorgaben zurückfallen. In den meisten Fällen werden die EU-Normen übernommen. Die einzuhaltenden Anforderungen sind dabei oft bis ins Detail vorgeschrieben. Sofern die EU- Normen nicht vollinhaltlich eingehalten werden, sind Vertragsverletzungsverfahren zu erwarten. Zuständig für den Gesetzesvollzug sind in der Regel die Behörden der Landesverwaltung. Eine Ausnahme davon ist das Thema Lärm; hier sind für die Aufstellung von Lärmaktionsplänen die Kommunen selbst zuständig. Dabei ist es keine Ermessensentscheidung, ob die Kommunen einen Lärmaktionsplan aufstellen wollen. Sofern die Lärmkartierungen nachweisen, dass Teile der Bevölkerung hohen Lärmbelastungen ausgesetzt sind, haben die Kommunen die Pfl icht, Lärmaktionspläne zu entwickeln und Maßnahmen zur Lärmminderung auszuarbeiten. Bei der Aufstellung von Lärmaktionsplänen ist die Bevölkerung zu beteiligen. „Das Umweltrecht ist vorwiegend von der EU geprägt und damit schlagkräftiger geworden. Da es sich direkt auf das kommunale Handeln vor Ort auswirkt, ist es wichtig, die kommunalen Belange frühzeitig und wirksam gegenüber der EU zu vertreten.“ Norbert Hacker Amtsleitung Umwelt- und Arbeitsschutz In der Praxis bedeutet dies, dass unter anderem zu prüfen ist, ob Lärmschutzwälle oder -wände in Betracht kommen, ob in bestimmten Straßenabschnitten Temporeduzierungen möglich sind, ob lärmarmer Asphalt aufgebracht und ob Rasengleise für die Straßenbahn eingebaut werden können. Die Kostenlast für Baumaßnahmen liegt in der Regel bei den Kommunen. Die Ausweisung von Umweltzonen ist ebenfalls auf EU-Normen zurückzuführen. Da die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid dauerhaft überschritten sind, müssen Luftreinhaltepläne aufgestellt werden. Ursächlich für die schlechte Luftqualität ist in erster Linie der Straßenverkehr. In Wirkungsanalysen wurden unterschiedliche Maßnahmen auf ihre Minderungswirkung untersucht, dabei stellte sich die Umweltzone als die effektivste heraus. Weitere wichtige Regelwerke im Umweltschutz 40 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 41 umfassen die Wasserrahmenrichtlinie, nach der die Gewässerqualität von Fließ- und Stillgewässern verbessert werden muss, sowie die Richtlinie über Industrieemissionen, mit der Überwachungsaufgaben und -fristen von gewerblichen Anlagen vorgegeben werden. Aktuell im Fokus – der Naturschutz In den vergangenen zwanzig Jahren wurden großfl ächige Bereiche als sogenannte Fauna-Flora-Habitat (FFH)- Schutzgebiete und Vogelschutzgebiete gemeldet. Diese basieren auf zwei EU-Richtlinien im Rahmen des EU-Netzwerks für Schutzgebiete „NATURA 2000“ (derzeit aktuelle Fassung):  Richtlinie 92/43/EWG vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pfl anzen (FFH-Richtlinie),  Richtlinie 2009/147/EG vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten. Darin sind auch viele bereits vorher als Landschafts- und Naturschutzgebiet ausgewiesene Bereiche enthalten. In der Praxis wird hiermit der Schutz von bisher lediglich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Bereichen deutlich erhöht. So müssen bei Vorhaben in FFH- und Vogelschutzgebieten oder auch außerhalb, Verträglichkeitsprüfungen durchgeführt werden, wenn zu befürchten ist, dass Beeinträchtigungen im Schutzgebiet zu erwarten sind. Sofern die Schutzziele beeinträchtigt werden, sind die Vorhaben nur noch unter Berücksichtigung strenger Anforderungen genehmigungsfähig. Eine weitere bedeutende Konsequenz aus der FFH-Richtlinie ist eine erhebliche Aufwertung des Artenschutzes. So sind in den Anhängen der FFH- und der Vogelschutz-Richtlinie Artenlisten mit streng und besonders geschützten Arten enthalten. Diese Tiere dürfen nicht verletzt oder getötet und deren Lebensstätten nicht zerstört werden. Selbst eine erhebliche Störung kann schon ein Tatbestand sein. In Karlsruhe bedeutsam und häufi g vorkommend sind zum Beispiel der Heldbock, Fledermäuse, Zaun- und Mauereidechse, Amphibien sowie alle Singvögel. Es gilt in erster Linie der Individualschutz, die Größe der vorhandenen Population spielt eine untergeordnete Rolle. Auch bei Arten, die häufi g vorkommen, wie Mauereidechsen und Vögel, fällt also ein erheblicher Prüfungsaufwand an. Zudem ist in Schutzgebieten das Töten von geschützten Arten oder auch nur die Zerstörung von Gelegen ein Verstoß gegen das Strafgesetzbuch (§ 329 StGB). Heldbock Damit werden für die Naturschutzverwaltung alle Planungen und fast jede Aktivität im Freien ob innerhalb oder außerhalb eines Schutzgebietes zu einem Prüffall: Ob Baumfällungen und -pfl ege, Beseitigung von Sträuchern, Radwegebau, Rückbau von Brücken oder Gebäuden, Fassadenrenovierungen und alle sonstigen öffentlichen und privaten Hoch- und Tiefbauvorhaben – in all diesen Fällen ist der Artenschutz fast regelmäßig tangiert. Das bedeutet zum einen hohen Abstimmungsaufwand, zum anderen detaillierte Prüfung der Situation vor Ort und häufi g die Festlegung von Maßnahmen zur Eingriffsminimierung. Als Eingriffsminimierung kommen viele Möglichkeiten in Betracht: Verschiebung des Vorhabens auf andere Zeiträume, Vergrämen oder Entfernen der zu schützenden Arten, Errichtung neuer Lebensräume für die geschützten Arten, Errichtung von Schutzmaßnahmen wie Amphibienzäunen oder Modifi zierung des geplanten Eingriffs. Dies stellt die Naturschutzverwaltung schon wegen der Vielzahl der Vorhaben vor große Anforderungen und macht deutlich, dass mehr Zeit für die Vorbereitung und Planung notwendig wird, um beispielsweise Bauverzögerungen oder sonstigen Zeitverzug bei der Umsetzung geplanter Maßnahmen zu vermeiden. DIE BRANDDIREKTION BETEILIGT SICH AN LANGJÄHRIGER LOBBYARBEIT ZUR EU-ARBEITSZEITRICHTLINIE Die Festlegungen der Arbeitszeitrichtlinie haben unmittelbaren Einfl uss auf die Möglichkeiten der kommunalen deutschen Feuerwehren, den Bürgerinnen und Bürgern rund um die Uhr den notwendigen Schutz zu bieten. Die Defi nition „Bereitschaftsdienst“ und die Frage der Ausgleichsruhezeiten haben direkten Einfl uss auf die Erstellung sinnvoller Dienstpläne für die Dienststelle und die Einsatzkräfte. Dabei ist der Gesundheits- und Arbeitsschutz für die Einsatzkräfte von besonderer Bedeutung, ebenso die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren (AGBF) – eine Vereinigung im Deutschen Städtetag – nimmt regelmäßig Stellung im Rahmen der Anhörung der Europäischen Kommission zur Novellierung der Arbeitszeitrichtlinie. Der Amtsleiter der Branddirektion ist kraft seiner Funktion ständiges Mitglied in der AGBF Baden- Württemberg, die wiederum der AGBF zuarbeitet. Die Regelungen in der Arbeitszeitrichtlinie wirken sich direkt aus auf die Frage des 24-Stundendienstes und auf die Möglichkeit der Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit. Zum einen haben diese Entscheidungen Auswirkungen auf die Attraktivität des Berufs und damit die Gewinnung von qualifi zierten Arbeitskräften, zum anderen bestimmen sich über diese Festlegungen auch der Bedarf an Personal und somit die Personalkosten der Branddirektion. Das Engagement ermöglicht es, rechtzeitig die Themen aufzugreifen und die Positionen der Stadt einfl ießen lassen zu können. Weitere Informationen: www.karlsruhe.de/b4/buergerdienste/feuerwehr.de Ansprechpersonen: Florian Geldner und Iris Ade E-Mail: fl orian.geldner@bd.karlsruhe.de E-Mail: iris.ade@bd.karlsruhe.de 6.2 AKTUELLE EU-THEMEN UND DEBATTEN Strategische Interessenvertretung zur aktiven Mitgestaltung einer bürgernahen Europapolitik ist auch für Städte in Deutschland von immer größerer Bedeutung – schließlich beeinfl ussen EU-Richtlinien und Verordnungen in weiten Teilen kommunales Handeln und damit das Leben der Bürgerinnen und Bürger. Die Interessen der Stadt Karlsruhe werden durch die kommunalen Spitzenverbände vertreten, die mit eigenen Büros in Brüssel vertreten sind und damit in direktem Kontakt mit EU-Entscheidungsträgern stehen. Neben dem Deutschen Städtetag (DST) und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) ist auch das Büro der baden- württembergischen Kommunen aktiv an der Beobachtung und Analyse aktueller Gesetzesinitiativen beteiligt und trägt damit zur Positionierung städtischer Interessen bei (siehe Kapitel 4.1). Aktuelles Beispiel kommunaler Interessenvertretung sind die Verhandlungen zum transatlantischen Handelsabkommen TTIP und die Einführung des neuen Transparenzregisters. DAS TRANSATLANTISCHE FREIHANDELSABKOMMEN TTIP – KOMMUNALE SPITZENVERBÄNDE POSITIONIEREN SICH Die Verhandlungen über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) werden nicht nur von der Bürgergesellschaft, sondern auch von der Stadtverwaltung verfolgt. Seit Anfang 2014 bearbeitete die Verwaltung mehrere Anfragen und Anträge aus dem Gemeinderat. Dabei ging es insbesondere um die Frage möglicher Auswirkungen von TTIP auf die Erbringung von Dienstleistungen im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge. TTIP wurde in öffentlicher Sitzung zunächst im Gemeinderat diskutiert und dann zur weitergehenden Diskussion in den Hauptausschuss verwiesen. Aufgrund der schwierigen Informationslage erfolgte die Bearbeitung der Anfragen und Anträge in enger Rücksprache mit den Europabüros der kommunalen Spitzenverbände sowie dem Europabüro der baden-württembergischen Kommunen. Auf Veranlassung der Stabsstelle Außenbeziehungen wurde zur Diskussion im Hauptausschuss im Dezember 2014 der Direktor des Europabüros des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) eingeladen, der über den aktuellen Verhandlungsstand informierte und sowohl Chancen als auch Risiken von TTIP aus Sicht der Kommunen skizzierte. Die Erstellung einer gemeinsamen, fraktionsübergreifenden Position zu TTIP fand bisher keine Mehrheit. Die relevanten Dienststellen werden die kommenden Verhandlungsrunden weiter mit verfolgen. In ihrem gemeinsamen Positionspapier vom Juni 2015 betonten die kommunalen Spitzenverbände, der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), dass die hohe Qualität der Daseinsvorsorge auch durch 42 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 43 TTIP nicht gefährdet werden dürfe. Auch dürfe es keine Einschränkungen bei Rekommunalisierungen, den Umwelt- und Verbraucherschutzstandards sowie dem Vergaberecht geben; der Spielraum der Kommunen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben dürfe nicht eingeschränkt werden – weder durch TTIP noch durch andere internationale Handelsabkommen. Das vollständige Positionspapier ist nachzulesen unter: www.staedtetag.de Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de DAS NEUE EU-TRANSPARENZREGISTER UND SEINE AUSWIRKUNGEN AUF DIE VERTRETUNG KOMMUNALER INTERESSEN IN BRÜSSEL TTIP ist nur ein Beispiel dafür, wie wichtig eine zielgerichtete und kontinuierliche Vertretung kommunaler Interessen auf EU- Ebene ist. Die Arbeit der kommunalen Spitzenverbände in Brüssel könnte künftig jedoch durch die neue Transparenzinitiative der EU-Kommission nicht unerheblich erschwert und damit die Rolle der Kommunen bei der Gestaltung der EU-Politik geschwächt werden. Teil der Transparenzinitiative ist die Einführung eines Transparenzregisters für das Europaparlament und die EU- Kommission. Organisationen, Verbände und Beratungsfi rmen, die durch Lobbyarbeit Einfl uss auf die Erarbeitung, Entscheidung und Umsetzung politischer Maßnahmen der EU-Organe nehmen, sollen sich künftig im Transparenzregister eintragen lassen. Ziel ist es, offen zu legen, welche Akteure an Gesetzgebungsverfahren unmittelbar oder mittelbar beteiligt sind. Die Transparenzinitiative wird von den kommunalen Spitzenverbänden grundsätzlich begrüßt. Kritisch gesehen wird allerdings die Erweiterung des Anwendungsbereichs auf europaaktive Kommunen und deren Verbände einschließlich der Europabüros in Brüssel. Kommunale Vertreter üben aktiv Einfl uss auf die Gestaltung von EU- Politiken aus: Gemeinderäte verabschieden Resolutionen zu EU-Themen, Städte beteiligen sich an Konsultationen und führen öffentliche Informationsveranstaltungen zu EU- Themen durch, Stadtverwaltungen schulen ihr Personal in Fragen der EU-Fördermittelakquise, Fachämter arbeiten an den Positionspapieren von DST und DStGB mit, kommunale Delegationen führen Gespräche mit Brüsseler Entscheidungsträgern und vieles mehr. Aufgrund dieser Aktivitäten sind alle kommunalen Vertreter – also nicht nur Verbände, sondern auch Einzelkommunen – aufgerufen, sich im Transparenzregister einzutragen. Von Bundes- und Landesbehörden wird dies dagegen nicht gefordert. Sowohl diese unterschiedliche Behandlung als auch die Gleichsetzung unter anderem mit Wirtschaftslobbyisten ist nicht nachvollziehbar und wird der Rolle der Kommunen nicht gerecht – vertreten diese doch als Teil des politischen Mehrebenensystems nicht etwa Partikularinteressen, sondern Interessen des Gemeinwohls und der kommunalen Selbstverwaltung. Die kommunalen Spitzenverbände und das Büro der baden-württembergischen Kommunen setzen sich daher dafür ein, dass Kommunalvertreter aus dem Anwendungsbereich des Transparenzregisters herausgenommen und gleichgestellt werden mit Bundes- und Landesbehörden. Die EU-Kommission plante, noch 2015 einen Vorschlag für ein verpfl ichtendes Transparenzregister vorzulegen, welches dann bereits 2016 in Kraft treten soll. Aktuell bestehende Anreize zur Eintragung in das Register könnten dann im Umkehrschluss zu Sanktionen bei Nichteintragung führen (zum Beispiel Einschränkung des Kontakts zu Bediensteten der EU- Institutionen, eingeschränkte Möglichkeit zur Teilnahme von Kommunalvertretern an Expertengruppen der EU-Kommission, eingeschränkte Weitergabe von Informationen, beispielsweise zu Konsultationen). Hier werden die kommunalen Spitzenverbände, auch mit Unterstützung der Stadt Karlsruhe, entschieden argumentieren, um die grundsätzliche Stellung der Kommunen bei der Gestaltung der künftigen Europapolitik zu stärken. Um die eigene Position nicht auszuhöhlen, legen sie ihren Mitgliedern daher nahe, von einer Eintragung im Transparenzregister vorerst abzusehen. KLIMAPARTNERSCHAFT IM EUROPÄISCHEN JAHR DER ENTWICKLUNG 2015 Die Stärkung der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit ist erklärtes Ziel der Karlsruher Internationalisierungsstrategie. Viele Organisationen und Vereine aus Karlsruhe machen sich bereits seit Jahren stark für entwicklungspolitische Bildungsarbeit, sind aktiv im Bereich fairer Handel und unterstützen konkrete Projekte in Ländern des Globalen Südens. Als Ergänzung zu diesem vielfältigen, lebendigen, oftmals ehrenamtlichen Engagement startete die Stadt Karlsruhe Anfang 2015 in eine Klimapartnerschaft mit der Stadt San Miguel de Los Bancos in Ecuador. Mit der Klimapartnerschaft leistet die Stadt Karlsruhe einen aktiven Beitrag zum Europäischen Jahr der Entwicklung 2015. Die Klimapartnerschaft ist eingebettet in das bundesweite, vollfi nanzierte Projekt „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Grundgedanke der Partnerschaft ist es, die fachliche Zusammenarbeit zwischen den Stadtverwaltungen von Karlsruhe und Los Bancos im Bereich Klimaschutz (unter anderem Erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft, Aufforstung, naturnaher Tourismus) zu stärken. Die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) übernimmt dabei die fachliche Betreuung des Projekts. Zusätzliches Know-how zur Ausgestaltung der Klimapartnerschaft fl ießt durch die Einbeziehung der IHK Karlsruhe, der Stadtwerke Karlsruhe, dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT sowie der Organisation Engineers without Borders ein. Neben klima- und umwelttechnischen Aspekten ist es das erklärte Ziel des Projekts, junge Menschen für die Themen Entwicklungszusammenarbeit und Klimaschutz zu sensibilisieren. Hier erhält die Stadtverwaltung Unterstützung durch das Gymnasium Neureut und die Aktion Partnerschaft Dritte Welt e. V. Karlsruher Delegation in San Miguel de Los Bancos, Ecuador, August 2015 | von links nach rechts: Alba Fernandez und Vanesa Salcedo (Umweltabteilung, San Miguel de Los Bancos), Dirk Vogeley, Geschäftsführer KEK, Harald Denecken, Erster Bürgermeister i. R., Dr. Volker Stelzer, KIT. Ansprechperson bei der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gGmbH Dirk Vogeley, Geschäftsführer E-Mail: info@kek-karlsruhe.de Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de EINE „URBANE AGENDA“ FÜR EUROPA – STÄRKERE EINBEZIEHUNG STÄDTISCHER ANLIEGEN AUF EU-EBENE Rund 72 Prozent der EU-Bevölkerung lebt heute in Städten – Tendenz steigend. Die Europäische Kommission schätzt, dass der Anteil der Stadtbevölkerung im Jahr 2050 bei mehr als 80 Prozent liegen wird. Dies macht Städte schon jetzt – aber insbesondere auch in Zukunft – zu zentralen Akteuren der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Europäischen Union. Städten kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen und innovative, bürgernahe Lösungen für drängende Problemstellungen zu entwickeln – sei es in den Bereichen Wirtschaft, Beschäftigung, Verkehr, Umwelt und Klima oder mit Blick auf den sozialen Zusammenhalt, die Armutsbekämpfung, die Förderung einer partizipativen Demokratie und der gesellschaftlichen Teilhabe. Die bedeutende Rolle der Städte ist auf EU-Ebene anerkannt. Allerdings wird vielfach kritisiert, dass die bestehenden Initiativen oft nicht aufeinander abgestimmt sind. Der Wunsch nach stärkerer Koordinierung der relevanten EU- Politiken und der Ruf nach einer stärkeren Berücksichtigung der städtischen Anliegen bei der Politikgestaltung und der Gestaltung von Förderprogrammen führten zu einer breiten Debatte über die Entwicklung einer eigenen EU- Städteagenda. Laut der EU-Kommission könnte diese dazu dienen, die Qualität, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der politischen Maßnahmen durch zielgerichtete Koordinierung der Aktivitäten, Akteure und Entscheidungsebenen zu verbessern. Das EU-Parlament befürwortet diese Entwicklung und verabschiedete im September 2015 mit großer Mehrheit eine entsprechende Position.1 Städtische Interessenvertretungen, wie beispielsweise der Deutsche Städtetag und das europäische Städtenetzwerk EUROCITIES, begrüßen die Initiative und bringen sich seit Beginn der Debatte aktiv in die Ausgestaltung der „Urbanen Agenda“ ein. Die Stabsstelle Außenbeziehungen wird die Entwicklungen künftig bei EUROCITIES in der „Working Group Urban Agenda“ mit verfolgen und in die Stadtverwaltung zurück spiegeln sowie thematische Aufhänger für eine aktive Einbringung Karlsruher Interessen aufzeigen. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de 1 Europäisches Parlament (2015) Entschließung des Europäischen Parlaments vom 9. September 2015 zur städtischen Dimension der EU-Politikfelder. www.europarl.europa.eu/ sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//NONSGML+TA+P8-TA-2015-0307+0+DOC+PDF+V0//DE 44 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 45 I. ABGESCHLOSSENE EU-PROJEKTE DER STADTVERWALTUNG KARLSRUHE | 2010 BIS 2014 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT, PROGRAMM EU-FÖRDER- SUMME (€)1 BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Wirtschaft und Arbeit Automotive Engineering Network (AEN) | Förderung des regionalen Clusters mit dem Ziel, die Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu unterstützen und neue EU-Projekte anzustoßen Wifö (Projektpartner) 01/2011 – 12/2013, EFRE 225.000 FR BOO Games | Sensibilisierung regionaler Wirtschaftsförderer bezüglich der Rolle der Spieleindustrie Wifö (Projektpartner) 01/2012 – 12/2014, INTERREG C 75.687 AT, BG, ES, GB, IT, MT www.boogames.eu ClusteriX | Verbesserung und strategische Neuorientierung von Cluster-Politiken („Intelligente Spezialisierung“) Wifö (Projektpartner) 01/2012 – 12/2014, INTERREG C 132.000 DK, FR, HU, IT, RO, SE www.clusterix.info ISEK-HANDLUNGSFELD | Regionale und überregionale Kooperation Umgestaltung und Erweiterung des Alten Zollhauses in Lauterbourg | Investition in ein „Haus der grenzüberschreitenden Kooperation“ zur Steuerung des grenzüberschreitenden Entwicklungsprozesses ABZ (Projektpartner) 03/2008 – 12/2010, INTERREG A Oberrhein 25.910 FR BioValley | Cluster der Lebenswissenschaften und der Medizintechnik für die wirtschaftliche Entwicklung der Metropolregion Oberrhein ABZ für TRK (Projektpartner) 10/2008 – 03/2012, INTERREG A Oberrhein 3.000 CH, FR www.biovalley.com/biovalley/ interreg-program Auf dem Weg zur Trinationalen Metropolregion Oberrhein | Schaffung eines nachhaltigen trinationalen Netzwerkes im Mehrebenensystem am Oberrhein ABZ für Städtenetz (Projektpartner) 06/2010 – 12/2013, INTERREG A Oberrhein 10.000 CH, FR www.rmtmo.eu/fr/politique/ projets/coordination-de-la-region- metropolitaine-trinationale-du- rhin-superieur.html Tourismus in der Trinationalen Metropolregion am Oberrhein | Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkiet des Oberrheinraums im Bereich Tourismus ABZ (Projektpartner) 05/2009 – 07/2012, INTERREG A Oberrhein 45.000 CH, FR Design am Oberrhein | Ermittlung und Zusammenführung von Designakteuren, Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Industrie (Verortung der Projektarbeit im Rahmen der eunique zusammen mit der IHK Karlsruhe als Unternehmertag „Design am Oberrhein“) KMK (Projektpartner) 10/2010 –12/2013, INTERREG A Oberrhein 164.004 CH, FR www.artforum3.de/projekte. html#DaO LBBR: Lupus BioBank des OberRheins | Erforschung von Autoimmunerkrankungen mit Hilfe einer gemeinsamen Datenbank Städtisches Klinikum (Projektpartner) 01/2011 – 09/2014, INTERREG A Oberrhein 45.900 FR IT2Rhine | Zusammenführung vorhandener IT-Cluster am Oberrhein (Rhénatic, CyberForum, Medien Forum, Unternehmen in der Basler Region, IT-Forum Rhein-Neckar) Wifö (Projektpartner) 01/2009 –12/2011, INTERREG A Oberrhein 145.790 CH, FR www.it2rhine2020.eu/de ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung Welcome Center TRK | Konzeption eines physischen Welcome Centers als Anlaufstelle für internationale Fachkräfte und eines digitalen Willkommensportals ABZ für TRK (Projektleitung) 01 – 12/2014, ESF 127.500 www.welcome. technologieregion- karlsruhe.de/de Adim, Adim – Schritt für Schritt in Ausbildung und Beruf | Information türkischer Eltern über Ausbildungsmöglichkeiten, um ihre Kinder in Ausbildung zu bringen AFB (Projektleitung) 01/2010 – 05/2011, ESF 18.000 ANHANG BILDNACHWEIS Seite 15 LaBOR – Lust auf Beschäftigung, Orientierung, Richtung © Peter Empl Seite 27 Zitat Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner © kernwein-portrait Seite 27 Interessenvertretung der TRK in Brüssel © Felix Kindermann „FKPH“ Seite 30 Das Städtenetz Oberrhein und seine Kernfunktionen © SIGRIS, 2011 Seite 31 EUROCITIES, Organigramm der Foren und Arbeitsgruppen © EUROCITIES 2015 Seite 34 Magistrale für Europa © Deutsche Bahn AG Seite 40 Heldbock © UA – H. Niederstrasser VERWENDETE LÄNDERKÜRZEL AT Österreich BA Bosnien und Herzegowina BE Belgien BG Bulgarien BR Brasilien CH Schweiz CN China CY Zypern CZ Tschechische Republik DE Deutschland DK Dänemark EE Estland EL Griechenland ES Spanien FI Finnland FR Frankreich GB Großbritannien GE Georgien HR Kroatien HU Ungarn IE Irland IL Israel IT Italien LU Luxembourg MA Marokko MT Malta NL Niederlande NO Norwegen PL Polen PT Portugal RO Rumänien RU Russland SE Schweden SI Slowenien SK Slowakei TR Türkei 46 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 47 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT, PROGRAMM EU-FÖRDER- SUMME (€)1 BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung AIKA – Ausbildung International Karlsruhe | Gewinnung von Ausbildungsplätzen in ausländisch geführten Betrieben; sozialpädagogische Begleitung der Azubis AFB (Projektleitung) 01/2010 – 12/2011, ESF 53.000 EQJ-Plus – Gemeinsam zum Ziel! | Stärkung von Jugendlichen und Vermittlung in Ausbildung; Erhöhung des Anteils von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt AFB (Projektleitung) 01/2010 – 05/2011, ESF 42.000 ESF-Geschäftsstelle | Erfüllung der ESF-Ziele durch Koordination des regionalen Arbeitskreises, regelmäßige Kontakte mit allen Beteiligten und Beratung von Antragstellenden und Begünstigten AFB (Projektleitung) 01/2010 – 12/2020 ESF ca. 18.000 p. a. www.afb-karlsruhe.de/ de/esf-projektberatung Stärken vor Ort | Verbesserung der sozialen, schulischen und berufl ichen Integration von jungen Menschen mit schlechteren Startchancen und von Frauen mit Problemen beim (Wieder-)Einstieg in das Erwerbsleben Lokale Koor- dinierungsstelle im Bereich Sozialplanung des Sozialamts 2009 – 2011, ESF nicht vorhanden www.karlsruhe.de/b3/soziales/ einrichtungen/staerken_vor_ort BeoPlus | Heranführung von Jugendlichen und Schulen an den sozial-pfl egerischen, MINT und kreativ- künstlerischen Bereich stja (Projektpartner) 01/2012 – 12/2014, ESF nicht vorhanden www.jugendstiftung.de/index. php?id=110 www.beoplus.de Förderung der schulischen Bildung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Heimstiftung (Projektleitung) 09/2010 – 08/2014, EFF 134.596 www.heimstiftung-karlsruhe. de/95-0-Foerderprojekte- des-Europaeischen- Fluechtlingsfonds-EFF.html ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur Young Europe 2 | Entwicklung eines mehrsprachigen Theaterrepertoires für junge Menschen Badisches Staatstheater (Projektpartner) 10/2011 – 09/2013, KULTUR nicht vorhanden CY, FI, FR, HU, NL, NO www.etc-cte.org/young_ europe Fotowettbewerb „Wasser: Quelle aller Inspirationen“ | grenzüberschreitende Sensibilisierung für die Thematik Wasser sowie den Umgang mit diesem, Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im PAMINA-Raum CCFA (Projektleitung) 04/2009 – 03/2010, INTERREG A Kleinprojekte- fonds PAMINA21 13.500 FR http://www.eurodistrict- pamina.eu/pamina/spip. php?article1364&lang=pl Ambiant Creativity | interdisziplinäre Vernetzung und Entwicklung einer Lehrmethode in digitaler Komposition ZKM (Projektpartner) 2009 – 2011, KULTUR nicht vorhanden FR, EL www.acroe.imag.fr/proj/ ambiant CwithS – Composing with Sounds | Entwicklung einer Musikbearbeitungssoftware, um junge Menschen an die elektronische Musik heranzuführen ZKM (Projektpartner) 2011 – 2013, KULTUR nicht vorhanden FR, GB, EL, NO, PT www.cws.dmu.ac.uk/EN/1 Digitale Medienkunst am Oberrhein | Erforschung von Strategien für die Konservierung digitaler Kunst ZKM (Projektleitung) 01/2010 – 03/2013, INTERREG A Oberrhein 359.455 CH, FR www.digitalartconservation. org/index.php/de.html Multimedia Amazon Opera | Musiktheaterprojekt, um Kinder und Jugendliche für die Situation des Regenwalds und die Grundlagen des indigenen Lebens zu sensibilisieren ZKM (Projektpartner) 2008 – 2010, KULTUR nicht vorhanden AT, BR, NL, PT www.goethe.de/ins/pt/lis/prj/ ama/deindex.htm PRACTICs | Konservierung zeitgenössischer Kunst ZKM (Projektpartner) 2009 – 2011, KULTUR nicht vorhanden BE, ES, GB, NL zkm.de/projekt/practics ISEK-HANDLUNGSFELD | Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün Durchlassbauwerk in der Alb bei Karlsruhe | Beseitigung von Fischwanderhindernis laut EU-Richtlinie, Gewässersanierung TBA (Projektleitung) 12/2009 – 02/2013, Europäischer Fischereifonds 650.000 web1.karlsruhe.de/Aktuell/ Stadtzeitung11/sz2701.htm ISEK-HANDLUNGSFELD | Mobilität Urban Track | Gleissanierung Kaiserstraße vom Kronenplatz zum Durlacher Tor mit Fertigteilplatten VBK (Projektpartner) 09/2006 – 08/2010, FP 6 259.800 BE www.urbantrack.eu Upper Rhine Ports: A Connected Corridor | Schaffung eines Hafenmanagements am Oberrhein in Form einer strategischen Allianz KVVH GmbH, GB Rheinhäfen (Projektpartner) 09/2012 – 12/2014, TEN-V 110.000 CH, FR www.upper-rhine-ports.eu 1 Für städtischen Träger laut Antrag II. AKTUELLE EU-PROJEKTE DER STADTVERWALTUNG KARLSRUHE PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT, PROGRAMM EU-FÖRDER- SUMME (€)1 BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Wirtschaft und Arbeit Clouding SMEs | Unterstützung von KMU bei der Entwicklung und Nutzung von Cloud-basierten Anwendungen (das Projekt wurde innerhalb der Messen CLOUDZONE (2014) und LEARNTEC (2015) vorgestellt) KMK (Projektpartner) 07/2013 – 06/2015, FP7 21.850 BE, EL, IT, LU www.cloudingsmes.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Regionale und überregionale Kooperation UPSIDE | Stärkung von regionaler Forschung und Innovationspotenzial im Bereich partizipativer Innovationen durch Clusterentwicklung im IT-Bereich Wifö (Projektpartner) 07/2013 – 06/2016, FP7 80.000 DK, EE, NL, SI, SE www.upside-project.eu Upper Rhine Valley | touristische Vermarktung des Oberrheins im Ausland (Nachfolgeprojekt des EU-Projekts „Tourismus in der Trinationalen Metropolregion am Oberrhein“) ABZ (Projektpartner) 04/2013 – 03/2015, INTERREG A Oberrhein 30.000 CH, FR www.upperrhinevalley.com/de CODE24 | transnational abgestimmte Entwicklungsstrategie zur Optimierung und Weiterentwicklung der Verkehrsachse Rotterdam – Genua ABZ für TRK (Projektpartner) 01/2010 – 03/2015, INTERREG B Nordwest- europa 46.300 (Personal- kostenanteil ABZ für TRK) CH, FR, IT, NL www.egtc-rhine-alpine.eu/ code24 ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung DURANTE – assistierte Beschäftigung | Begleitung für Benachteiligte, die keinen Anspruch mehr auf Hilfe haben AFB (Projektleitung) 01/2013 – 12/2017, ESF 115.000 www.afb-karlsruhe.de/de/ arbeitssuchende/durante.html Bleib dran | Unterstützung von Auszubildenden und Betrieben, um Schwierigkeiten in der Ausbildung zu beheben, die Ausbildung fortzusetzen und erfolgreich abzuschließen AFB (Projektleitung) 01/2015 – 12/2016, ESF 32.000 www.afb-karlsruhe.de/de/ schueler-und-azubis/bleib-dran. html BiMAQ – Bildungsberatung für Migrantinnen und Migranten zur Ausbildung und Qualifi zierung | umfassende Information über das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem AFB (Projektleitung) 05/2015 – 04/2018, ESF 159.000 www.afb-karlsruhe.de/de/ schueler-und-azubis/bimaq. html Frauen Kreativ | langzeitarbeitslose Frauen durch kreative Tätigkeiten aus der Isolation führen und stärken AFB (Projektleitung) 05/2015 – 04/2016, ESF 53.000 www.afb-karlsruhe.de/de/ arbeitssuchende/frauen-kreativ. html ESF-Geschäftsstelle | Erfüllung der ESF-Ziele durch Koordination des regionalen Arbeitskreises, regelmäßige Kontakte mit allen Beteiligten und Beratung von Antragstellenden und Begünstigen AFB (Projektleitung) 01/2010 – 12/2020 ESF ca. 18.000 p. a. www.afb-karlsruhe.de/de/esf- projektberatung ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur The Art of Ageing | Theaterprojekt mit Rumänischem Nationaltheater Temeswar „Die Uhr tickt“ Badisches Staatstheater (Projektpartner) 2013 – 2015, KULTUR nicht vorhanden HR, RO, SK2 www.artofageing.eu EASTN | Zugang zu digitaler Kreativität durch Wissensvermittlung bzgl. aktueller künstlerischer Entwicklungen und zugrunde liegender Technologien ZKM (Projektpartner) 2013 – 2015, KULTUR nicht vorhanden ES, FR, EL www.eastn.eu PIPES | Experimentieren mit neuen Modellen und den symbolischen Bedeutungen von Kommunikation ZKM (Projektleitung) 2013 – 2015, KREATIVES EUROPA 75.000 CZ, ES www.pipes-project.net Ich bin hier – Europäische Gesichter ZKM (Projektleitung) 2015 – 2017, KREATIVES EUROPA nicht vorhanden FR, GB ISEK-HANDLUNGSFELD | Sport, Freizeit und Gesundheit EWOS ABILITY LINK*KIT | nachhaltige Steigerung der körperlichen Aktivität von Menschen mit einer Behinderung SuS (Projektpartner) 05/2015 – 07/2016, ERASMUS+ 12.870 AT, BG, FR, HU, IE www.europaralympic.org/ index.php?option=com_conte nt&view=article&id=265&Ite mid=129 48 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 49 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT, PROGRAMM EU-FÖRDER- SUMME (€)1 BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün WatERP – Water Enhanced Resource Planning | Reduzierung des Wasser- und Energieverbrauchs durch innovative IT-Methoden Stadtwerke (Projektpartner) 10/2012 – 09/2015, FP 7 155.520 ES, GB, EL www.waterp-fp7.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Zukunft Innenstadt und öffentlicher Raum / Regionale und überregionale Kooperation YouConf2015 „Relaunch Karlsruhe 2.0 – Feel free: it‘s YOURS!“ | internationale Jugendkonferenz mit den Karlsruher Partnerstädten anlässlich des 300. Stadtgeburtstags stja (Projektleitung) mit Hauptamt 01 – 09/2015 ERASMUS+ 15.000 FR, GB, RO, RU2 www.youconf2015.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Mobilität RheinPorts Information System (RPIS) | Verkehrsmanagementsystem für den Oberrhein, Beschleunigung der Prozesse in der Containerschifffahrt unter Berücksichtigung der Energieeffi zienz und Logistik KVVH GmbH, GB Rheinhäfen (Projektpartner) 07/2015 – 06/2017, CEF 144.000 CH, FR www.upper-rhine-ports.eu/ de/aktuelles/upper-rhine- ports/168-eu-foerdert-das- verkehrsmanagement.html 1 Für städtischen Träger laut Antrag 2 Mit Beteiligung der jeweiligen Partnerstadt/Partnerstädte III. EU-PROJEKTE MIT UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE STADTVERWALTUNG KARLSRUHE | SEIT 2010 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG STÄDT. AKTEUR (PROJEKTTRÄGER) LAUFZEIT PROGRAMM BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung ESF-Geschäftsstelle | Erfüllung der ESF-Ziele durch regelmäßige Kontakte mit allen Beteiligten und Beratung von Antragstellenden und Projektträgern AFB 2010 – 2020 ESF (440.000 Euro p. a. Kofi nan- zierungsmittel für regionale Projekte) www.afb-karlsruhe.de/ de/esf-projektberatung LaBOR – Lust auf Beschäftigung, Orientierung | Niedrigschwelliges Arbeits- und Beschäftigungsprojekt für junge Erwachsene mit multiplen Vermittlungshemmnissen AFB: ESF-Geschäftsstelle (Sozpädal) 05/2010 – 12/2013 ESF www.sozpaedal.de/ index.php5 Gesundheit für alle | Beschäftigungsprojekt für suchtkranke AGH-Teilnehmer und Teilnehmerinnen (Produktion gesunden Gemüses im Projektgarten und Betrieb eines Bistros, um Kreislauf vom Saatgut bis zur fertigen Speise zu schließen) AFB: ESF-Geschäftsstelle (initial e.V.) 01/2010 – 12/2011 ESF www.initial-karlsruhe.de Qualifi zierung für junge Mütter und Väter im Stadtteil Mühlburg | Integration in Ausbildung und Arbeit AFB: ESF-Geschäftsstelle (CJD) 01/2011 – 12/2012 ESF www.cjd-karlsruhe.de Teilzeitausbildung für junge Mütter und Väter in der Stadt Karlsruhe | Vorbereitung und Durchführung von betrieblichen Teilzeitausbildungen AFB: ESF-Geschäftsstelle (CJD) 01/2010 – 12/2013 ESF www.cjd-karlsruhe.de Projekt U 25 | Integration arbeitssuchender junger Frauen und Männer unter 25 durch Qualifi zierung und Gruppenangebote AFB: ESF-Geschäftsstelle (Caritas) 01/2010 – 12/2010 ESF www.caritas-karlsruhe.de PAXXan Plus | Angebot für Jugendliche zur Heranführung an den Schulabschluss AFB: ESF-Geschäftsstelle (IB) 01/2010 – 12/2010 ESF www.internationaler- bund.de Fit mit Kid | Begleitung junger Mütter, die über das Projekt „Teilzeitausbildung für junge Mütter und Väter“ eine Ausbildung begonnen haben; Vorbereitung von jungen Frauen und Männern mit Kindern unter drei Jahren auf den berufl ichen Einstieg AFB: ESF-Geschäftsstelle (CJD) 01/2014 – 12/2014 ESF www.cjd-karlsruhe.de Working Mum | Verknüpfung von sozialpädagogischer Betreuung und Arbeitsgelegenheiten für alleinerziehende ALG-II Bezieherinnen AFB: ESF-Geschäftsstelle (Caritas) 01/2011 – 12/2012 ESF www.cjd-karlsruhe.de café initial – das Lernrestaurant | erweiterte Gemüseproduktion, um Kreislauf vom Saatgut bis zur fertigen Speise zu schließen; Ausbildungsunterstützung im Gastgewerbe AFB: ESF-Geschäftsstelle (initial e. V.) 01/2012 – 12/2015 ESF www.cafe-initial.de Der soziale Garten/Der grüne Kompass | sinnvolle und wertvolle Arbeitsgelegenheiten für langzeitarbeitslose Menschen mit Brüchen im Lebenslauf AFB: ESF-Geschäftsstelle (initial e. V.) 01/2011 – 12/2015 ESF www.initial-karlsruhe. de/projekte/der-soziale- garten BOBiE – Berufl iche Orientierung und Beratung in Elternzeit | Information, Beratung und individuelles Coaching AFB: ESF-Geschäftsstelle (CJD) 01/2015 – 12/2016 ESF www.cjd-karlsruhe. de/angebote/ wiedereinstieg-fuer- junge-eltern/bobie- berufl iche-orientierung- und-beratung-in- elternzeit AWOrks – Offene Beschäftigungsangebote für Menschen mit Handicap | Verbesserung der Wiedereingliederungschancen AFB: ESF-Geschäftsstelle (AWO) 01/2012 – 12/2015 ESF www.awo-karlsruhe.de/ fi leadmin/awo-karlsruhe/ images/wohnen_ und_arbeiten/2012/ Flyer_AWOrks.pdf 50 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 51 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG STÄDT. AKTEUR (PROJEKTTRÄGER) LAUFZEIT PROGRAMM BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung Integration durch Theater | Unterstützung von arbeitslosen Migrantinnen und Migranten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung durch Theaterworkshops AFB: ESF-Geschäftsstelle (Isis Che Gambatté) 01/2014 – 12/2014 ESF www.gambatte.name/ integrationdurchtheater. html STÄRKEN vor Ort | Verbesserung der sozialen, schulischen und beruflichen Integration von jungen Menschen mit schlechteren Startchancen und von Frauen mit Problemen beim (Wieder-)Einstieg in das Erwerbsleben Vergabe von Mikrozuschüssen durch lokale Koordinierungsstelle im Sozialamt 2009 – 2011 ESF (100.000 Euro pro Förderjahr und -gebiet, 15 % städtische Kofi nanzierung) www.karlsruhe.de/b3/ soziales/einrichtungen/ staerken_vor_ort ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur Karlsruhe & Haguenau: Tanz, Musik und Folklore aus aller Welt | gemeinsames Workshop-Konzept, interkulturelle Begegnungen Kulturamt | Kulturbüro | FB 2 (wirkstatt e. V.) 04 –10/2012 INTERREG A Kleinprojekte- fonds PAMINA21 FR www.eurodistrict-regio- pamina.eu/pamina/spip. php?article1853&lang=en Dovetail | trinationale Lernpartnerschaft zu Themen der allgemeinen Erwachsenenbildung unter anderem mittels „Kreativer Schreibwerkstätten“ Kulturamt | Kulturbüro | FB 2: Unterstützung in der Partnersuche, Kofi nanzierung (GEDOK) 2012 – 2014 GRUNDTVIG GB, HU1 www.gedok-karlsruhe. de/vorschau/Dovetail/ Dovetail_GEDOK_ Karlsruhe.html Central Creative Enterprise Project – Visual Arts & Digital Media | Studienaufenthalt von Studierenden aus Nottingham, gemeinsame Workshops mit Schülerinnen und Schülern der Carl-Hofer-Schule und Einblicke in das Berufsleben durch Kurzpraktika in kreativen Unternehmen Kulturamt | Kulturbüro | FB 2: Unterstützung in der Partnersuche und in der Durchführung der Studienaufenthalte in Karlsruhe (Carl-Hofer- Schule) 2013 – 2015 LEONARDO – Life-long- learning- Programme GB1 www.creativequarter. com/about/partners/ central-college- nottingham 1 Mit Beteiligung der jeweiligen Partnerstadt/Partnerstädte IV. WEITERE GRENZÜBERSCHREITENDE/EUROPÄISCHE SCHLÜSSELPROJEKTE OHNE EU-FÖRDERUNG | AUSWAHL | SEIT 2010 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT PROGRAMM BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Wirtschaft und Arbeit Fortbildungsmaßnahme für Pfl egepersonal aus Krasnodar Städtisches Klinikum, HA jährlich RU1 Hospitationen von Ärzten aus Krasnodar Städtisches Klinikum, HA jährlich RU1 Azubi-Austausch Karlsruhe-Halle POA, HA jährlich DE1 Qualifi zierungsprogramm für Handwerker aus Krasnodar HA 10 – 11/2011 Eberhard- Schöck-Stiftung RU1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Hochschulen, Wissenschaft, Forschung und innovative Technologien ProKaTim | Signal Processing Karlsruhe-Timisoara Hochschule Karlsruhe, HA jährlich BWS plus RO1 Stipendium für Studierende aus Nancy zum Studium am KIT KIT, HA jährlich FR1 Stipendien für Studierende aus den Partnerstädten Timisoara und Krasnodar zum Studium an einer Karlsruher Hochschule HA, Kulturamt 2010 – 2012 je Semester RO, RU1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Regionale und überregionale Kooperation Gemeinsam neue Wege gehen | jährlich stattfi ndende Maßnahme des Jugend- und Fachkräfteaustauschs mit der Partnerstadt Krasnodar stja (federführend) mit Hauptamt jährlich Stiftung Dt.- Russ. Jugend- austausch (3.000 – 10.000 Euro) RU1 Jugend- und Fachkräfteaustausch mit der Partnerstadt Nancy stja (federführend) mit Hauptamt fortlaufend Ggf. Dt.-Frz. Jugendwerk FR1 up PAMINA vhs | grenzüberschreitende Bildungsarbeit und Völkerverständigung VHS fortlaufend aus EU-Projekt hervor- gegangen FR www.up-pamina-vhs. org/4.0.html Praktikumsprojekt mit Studierenden aus den Partnerstädten HA jährlich D, FR, GB, HR, PL, RO, RU1 Jugendfriedensgipfel mit der Partnerstadt Nancy und Kiriat Schmona HA, stja 2013 FR1, IL Unterzeichnung einer gemeinsamen Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Rahmen des Tierschutzes HA 07/2015 RO1 Unterstützung der Partnerstadt Timisoara bei der Akquirierung von ESF-Mitteln ESF-Geschäfts- stelle Karlsruhe 11/2015 RO1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur Kunst kennt keine Grenzen – Au-delà des apparences | Integration von Menschen mit Behinderung im künstlerischen Bereich CCFA 06/2014 – 10/2014 Baden- Württemberg Stiftung (25.000 Euro) FR www.fi chier-pdf.fr/2014/06/18/ brochure-kkkg-version-fi nale/ brochure-kkkg-version-fi nale. pdf Come Together der Jugendorchester der Partnerstädte Kulturamt, Hauptamt 07/2011 FR, GB1 www.jugendorchester-ka.de/ gesch.html Jugendorchester-Treffen der Partnerstädte in Karlsruhe Kulturamt, Hauptamt 07/2012 RO, RU1 www.jugendorchester-ka.de/ gesch.html Come together 2015 der Jugendorchester aus den Partnerstädten zum 300. Stadtgeburtstag von Karlsruhe Kulturamt, Hauptamt 07/2015 GB, RO, RU1 www.jugendorchester-ka.de/ gesch.html Museumsleitertreffen (Kunst- und Designmuseen) der Partnerstädte Kulturamt, Kulturbüro | FB2 03/2014 FR, GB, HR, RO1 52 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 53 V. GRENZÜBERSCHREITENDE/EUROPAWEITE NETZWERKAKTIVITÄTEN DER STADTVERWALTUNG KARLSRUHE | AUSWAHL NETZWERK THEMEN TRÄGER/ STÄDT. AKTEUR BETEIL. LÄNDER INTERNET THEMENÜBERGREIFEND CEMR | Council of European Municipalities and Regions Aktuelle Themen der europapolitischen Agenda ABZ europaweit www.ccre.org DST | Deutscher Städtetag Aktuelle Themen der europapolitischen Agenda ABZ www.staedtetag.de EUROCITIES | Network of major European cities Zugang zu Kultur, Urbane Agenda, Creative Cities, Mobilität und Verkehr, TTIP ABZ, Kulturamt (Culture Forum, Creative Industries), Wifö, ZJD europaweit www.eurocities.eu RGRE | Rat der Gemeinden und Regionen Europas, Deutsche Sektion Aktuelle Themen der europapolitischen Agenda ABZ www.rgre.de Städtetag Baden-Württemberg, AG Europakoordinatorinnen und -koordinatoren Aktuelle Themen der europapolitischen Agenda ABZ www.staedtetag-bw.de ISEK-HANDLUNGSFELD | Wirtschaft und Arbeit European Cluster Alliance | Netzwerk auf EU- Ebene zur Entwicklung von Clusterpolitik Analyse und Unterstützung von Clustern Wifö europaweit www.eca-tactics.eu/eca/about EVVC | Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. Veranstaltungsorganisation, Marketing KMK europaweit www.evvc.org ICCA | International Congress and Convention Association Branchennetzwerk KMK weltweit www.iccaworld.com IDFA | Interessengemeinschaft Deutscher Fachmessen und Ausstellungsstädte Planungserfahrungen, Rolle der Messe als Gestalter im Globalisierungsprozess KMK Partner- verbände in AT und CH www.idfa.de PAMINA Business Club | Netzwerk für grenzüberschreitende Kontakte, Projekte und Innovationen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und der Unternehmen Wifö FR www.pamina-business.com/de Vernetzung mit Partnerstädten Delegationsreisen mit Wirtschaftsvertretern, EU- Förderprojekte, Wissenstransfer in den SmarterCity Fokusbranchen Energie, IKT, Mobilität und Kreativwirtschaft Wifö F, GB, RO, HR1 Vis-à-vis | Touristikgemeinschaft Baden – Elsass – Pfalz Tourismus im Eurodistrikt PAMINA KTG FR www.vis-a-vis-pamina. eu/?lang=de ISEK-HANDLUNGSFELD | Hochschulen, Wissenschaft, Forschung und innovative Technologien Centre for Environmental Health Engineering an der University of Surrey, England, WHO Collaboration Centre Notwasserversorgung, Brunnen, Wasseraufbereitung Stadtwerke (mit Technolo- giezentrum Wasser, HS für Technik und Wirtschaft, KIT) europa-/ weltweit www.surrey.ac.uk/cee/ research/wehe/cehe EBMT | European Society for Blood and Marrow Transplantation Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation Städtisches Klinikum weltweit www.ebmt.org Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin Strömungssimulation der Atemwege Städtisches Klinikum europa-/ weltweit www.zib.de KOWI | Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen Austausch zur Europäischen Forschungsförderung ZKM www.kowi.de Rhinoplasty Society of Europe | Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie Internationale Operationskurse (Gesichtschirurgie) Städtisches Klinikum europa-/ weltweit www.rhinoplastysociety.eu PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT PROGRAMM BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur ORGANUM | mediengestütztes internationales Orgelspektakel zum 300. Stadtgeburtstag Karlsruhes mit der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Kulturamt | Kulturbüro 2013 – 2015 Siemens Musikstiftung (20.000 Euro) FR, GB, RO1 ka300.de/programm/ ideenwettbewerb/organum Festival PREMIERES | grenzüberschreitendes, binationales Festival Badisches Staatstheater seit 2013 Baden- Württemberg Stiftung FR www.festivalpremieres.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Sport, Freizeit und Gesundheit Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus den Partnerstädten am Hafen-Kultur-Fest und am Baden-Marathon GB Rheinhäfen, SuS, HA jährlich DE, FR, GB, RO, RU1 www.festivalpremieres.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün DACH – Energieeffi ziente Stadt | Erfahrungsaustausch zur Beschleunigung der Energie-Effi zienzsteigerung UA mit HGW, StPlA, Stadt- werke, VOWO 2012 – 2015 EnEff:Stadt (BMWi) AT, CH www.dach-energieeffi ziente- stadt.eu Open Flood Risk Map | Unterstützung der Alarm- und Einsatzplanung im Hochwassermanagement TBA (Personal, Bewertung, Verifi zierung) 2014 – 2015 KLIMOPASS (UM) www.geog.uni-heidelberg.de/ gis/open_fl ood_risk_map.html Fachaustausch mit der Partnerstadt Nancy zum Thema Klimaschutz/Energieeffi zienz UA, HGW Juli 2013 FR1 60 Jahre Partnerschaft Karlsruhe-Nancy | Mitarbeit der Auszubildenden des GBA bei der Erstellung des Jardin éphémère in Nancy GBA 09 – 11/2015 FR1 1 Mit Beteiligung der jeweiligen Partnerstadt/Partnerstädte 54 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 55 NETZWERK THEMEN TRÄGER/ STÄDT. AKTEUR BETEIL. LÄNDER INTERNET Netzwerk Junge Ohren Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater AT, CH www.jungeohren.com Opera Europa | Dienstleister für professionelle Opernhäuser und Opernfestivals Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europaweit www.opera-europa.org/de REMA | Europäisches Netzwerk für alte Musik Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europaweit www.rema-eemn.net/?lang=de Reseo | European Network for Opera and Dance Education Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europaweit reseo.org/ Vernetzung mit Partnerstädten/ grenzüberschreitende Netzwerke Kooperationen zwischen Museen, Kulturinstitutionen, Designern und Künstlerinnen und Künstlern Kulturamt DE, FR, GB, HR, RO, RU1 Yourope | The European Festival Organisation Veranstaltungssicherheit, Künstlerverträge KEG europaweit www.yourope.org ISEK-HANDLUNGSFELD | Sport, Freizeit und Gesundheit EWA | European Waterpark Association Wassertechnik, Gesetzgebung, DIN-Normen, Marketing, Betrieb, Gastronomie, Kassensysteme etc. BB AT, CH, CZ, DK, ES, GE, HU, LU, NL, PL, SE, TR www.freizeitbad.de/ewa/die- ewa/willkommen.html ISEK-HANDLUNGSFELD | Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün AWBR | Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an Bodensee und Rhein Schutz der Wasserressourcen, Trinkwasserqualität Stadtwerke AT, CH, FR www.awbr.org Covenant of Mayors | Europäische Bewegung zur Steigerung der Energieeffi zienz und Nutzung nachhaltiger Energiequellen Klimaschutz UA europaweit www.covenantofmayors.eu/ index_en.html Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder e. V. Klimaschutz UA europaweit www.klimabuendnis.org/home. html?&L=1 PAMINA-Rheinpark | Räumliches Museum beiderseits des Rheins Naturschutzprojekte ABZ, UA CH, FR www.pamina-rheinpark.org TRION-climate | Netzwerk für Energie und Klima der Trinationalen Metropolregion Oberrhein Energie, Klimaschutz, Nachhaltigkeit HGW, KEK, Wifö CH, FR www.trion-climate.net Vernetzung mit der Partnerstadt Nancy Fachlicher Austausch zwischen den Gartenbauämtern GBA FR1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Städtebau EURHONET | European Housing Network Energieeinsparung und -effi zienz, Neubau, gesellschaftliche Verantwortung, nachbarschaftliches Miteinander VOWO FR, GB, IT, SE www.eurhonet.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Zukunft Innenstadt und öffentlicher Raum EFUS | Europäisches Forum für urbane Sicherheit OA europaweit www.efus.eu NETZWERK THEMEN TRÄGER/ STÄDT. AKTEUR BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Regionale und überregionale Kooperation Eurodistrikt PAMINA | Region im badisch-pfälzisch- elsässischen Grenzraum Grenzüberschreitende Themen in der PAMINA-Region ABZ, KMK, Kulturamt, stja, UA, VHS Wifö, FR www.eurodistrict-pamina.eu/ pamina/?lang=de Euro-Initiative Karlsruhe – Nottingham Fachlicher Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen der beiden Stadtverwaltungen StPlA federführend) GB1 www.karlsruhe.de/b4/ international/partnerstaedte/ aktuell_nottingham/ euroinitiative.de EVTZ Rhein-Alpen Korridor | Europäischer Verbund Territorialer Zusammenarbeit (hervorgegangen aus EU-Projekt CODE24) Länderübergreifender Personen- und Güterverkehr auf der Schiene im Rhein-Alpen Raum ABZ IT, NL egtc-rhine-alpine.eu Initiative „Magistrale für Europa“ | Transnationale Allianz für die Schiene Länderübergreifender Personen- und Güterverkehr auf der Schiene im Rhein-Donau Raum Geschäfts- stelle bei ABZ angesiedelt AT, FR, HU, SK www.magistrale.org Oberrheinrat | politische grenzüberschreitende Instanz zur gegenseitigen Information und politischen Absprache Grenzüberschreitende Themen im Bereich der Trinationalen Oberrheinregion ABZ CH, FR www.conseilrhenan.org/de ORK | Deutsch-Französisch-Schweizerische Oberrheinkonferenz Grenzüberschreitende Themen im Bereich der Trinationalen Oberrheinregion Kulturamt (Forum Kultur), stja (AG Jugend) CH, FR www.oberrheinkonferenz.org/ de/home.html Städtenetz Oberrhein | Informations- und Kooperationsplattform Mobilität der Zukunft, Kultur ABZ CH, FR www.rmtmo.eu/de/politik/ akteure/staedtenetz.html TMO | Trinationale Metropolregion Oberrhein Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft ABZ CH, FR www.rmtmo.eu/de/home.html Vernetzung mit Partnerstädten Projekte im Rahmen der Städtepartnerschaftsarbeit Hauptamt D, FR, GB, HR, RO, RU1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung Beratung bei der Gründung von Volkshochschulen Finanzierung, Programm- und Lobbyarbeit, strategisches Management VHS CN, EL, MA ECCAR | Europäische Städtekoalition gegen Rassismus Rassismus, Diskriminierung, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Willkommenskultur, Vielfalt, Integration Kulturamt europaweit www.eccar.info ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur Assitej | Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europa-/ weltweit www.assitej.de/ CPDO | Chambre Professionnelle des Directions d‘Opéra Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europaweit cpdo.fr/missions/ ETC | European Theatre Convention Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater AT, BE, BA, CY, FI, FR, HR www.etc-cte.org ICOM | International Council of Museums Internationales Netzwerk von Museen und Museumsfachleuten ZKM weltweit icom.museum 56 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 57 NETZWERK THEMEN TRÄGER/ STÄDT. AKTEUR BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Mobilität Arbeitsgemeinschaft der öffentlichen Binnenhäfen Baden-Württemberg Kooperation, (Hafen-) Logistik, Infrastruktur, Öffentlichkeitsarbeit, regionale Themen KVVH GmbH, GB Rheinhäfen www.binnenhafen-bw.de Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen Kooperation, (Hafen-) Logistik, Infrastruktur, Öffentlichkeitsarbeit KVVH GmbH, GB Rheinhäfen www.binnenhafen.de/home Grenzüberschreitende Mobilität am Oberrhein Nachhaltige und umwelt- verträgliche Verkehrspolitik KVV CH, FR UITP | International Association of Public Transport EU-Aktivitäten VBK weltweit www.uitp.org VDV | Verband deutscher Verkehrsunternehmen EU-Recht (Information und Einfl ussnahme auf die betreffende EU-Gesetzgebung) VBK www.vdv.de ISEK-HANDLUNGSFELD | Bürgergesellschaft Mayors for Peace | Bürgermeister für den Frieden Abschaffung von Atomwaffen ABZ weltweit www.mayorsforpeace.de 1 Mit Beteiligung der jeweiligen Partnerstadt/Partnerstädte ORGANIGRAMM STABSSTELLE AUSSENBEZIEHUNGEN WEITERE INSTITUTIONEN, VEREINE UND KONTAKTSTELLEN IM BEREICH EUROPAARBEIT FÜR DIE STADT KARLSRUHE | AUSWAHL Centre Culturel Franco-Allemand | CCFA Karlstraße 16 b, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 160380 E-Mail: info@ccf-ka.de www.ccf-ka.de CyberForum e. V. Services Förderprojekte Haid-und-Neu-Straße 18, 76131 Karlsruhe Telefon: +49 721 602-8970 E-Mail: info@cyberforum.de www.cyberforum.de/angebote/fuer- unternehmer/fi nanzierung-foerderung Deutscher Städtetag Hausvogteiplatz 1, 10117 Berlin Telefon: +49 30 377110 E-Mail: post@staedtetag.de www.staedtetag.de ESF-Geschäftsstelle Karlsruhe Daimlerstraße 8, 76185 Karlsruhe Telefon: +49 721 97246-22 E-Mail: peter.dressler@afb-karlsruhe.de www.afb-karlsruhe.de/de/esf-projektberatung.html EU-Koordinationsstelle im ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Lorenzstraße 19, 76135 Karlsruhe Telefon: + 49 721 81001033 E-Mail: maschke@zkm.de eu-koordination.zkm.de Eurodistrikt PAMINA Altes Zollhaus, Hagenbacher Straße 5 a, 76768 Neulauterburg/Berg Telefon: +49 7277 8999020 E-Mail: info@eurodistrict-pamina.eu www.eurodistrict-pamina.eu/pamina/?lang=de Europabüro der baden-württembergischen Kommunen Rue Guimard 7, 1040 Brüssel, Belgien Telefon: +32 2 5136408 E-Mail: sekretariat@europabuero-bw.de www.europabuero-bw.de Europabüro des deutschen Städte- und Gemeindebunds Avenue des Nerviens 9 – 31, bte. 3, 1040 Brüssel, Belgien Telefon: +32 27401640 E-Mail: dstgb@eurocommunal.eu www.eurocommunal.eu Europäische Schule Karlsruhe Albert-Schweitzer-Straße 1, 76139 Karlsruhe Telefon: +49 721 680090 E-Mail: info@eskar.org www.eskar.org/home.html Europa-Union Karlsruhe Weißdornweg 23, 76149 Karlsruhe Telefon: +49 721 754930 E-Mail: heinz.golombeck@t-online.de www.europa-union-karlsruhe.de Europazentrum Baden-Württemberg Nadlerstraße 4, 70173 Stuttgart Telefon: +49 711 2349367 europa-zentrum.de Europe Direct Karlsruhe Bürgerinformationszentrum im Regierungspräsidium Karlsruhe Markgrafenstraße 46, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 9267404 E-Mail: europa@rpk.bwl.de https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/Abt2/ Ref27/Seiten/Europe_Direct_Karlsruhe.aspx Grenzüberschreitendes Beratungsnetz | TransInfoNet Handwerkskammer Karlsruhe Friedrichsplatz 4 – 5, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 16000 E-Mail: info@hwk-karlsruhe.de www.transinfonet.org/de-de Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft Akademisches Auslandsamt Moltkestraße 30, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 9251084 E-Mail: aaa@hs-karlsruhe.de www.hs-karlsruhe.de/aaa.html Industrie- und Handelskammer Karlsruhe Außenwirtschaftsberatung Lammstraße 13 – 17, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 1740 E-Mail: info@karlsruhe.ihk.de www.karlsruhe.ihk.de/international Internationales Begegnungszentrum | IBZ Kaiserallee 12 d, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 89333710 E-Mail: info@ibz-karlsruhe.de ibz-karlsruhe.de Institut für Transurane (ITU) Hermann-von-Helmholtz-Platz 1 76344 Eggenstein-Leopoldshafen Telefon: +49 72479510 www.ec.europa.eu/jrc/en/institutes/itu Karlsruher Institut für Technologie | KIT Dienstleistungseinheit Internationales, Regionalstrategie und Information (ReSI) Adenauerring 2, 76131 Karlsruhe Telefon: +49 721 608-41978 E-Mail: resi@intl.kit.edu www.intl.kit.edu/intl/resi.php Rat der Gemeinden und Regionen Europas | Deutsche Sektion Gereonstraße 18 – 32, 50670 Köln Telefon: +49 221 3771311 E-Mail: post@rgre.de www.rgre.de Regierungspräsidium Karlsruhe Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Europa Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 27 Markgrafenstraße 46, 76131 Karlsruhe Telefon: +49 721 9260 E-Mail: poststelle@rpk.bwl.de https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/Abt2/ Ref27/Seiten/default.aspx Regionaler ESF-Arbeitskreis Landratsamt Karlsruhe, Amt für Grundsatz und Soziales Wolfartsweierer Straße 5, 76131 Karlsruhe Telefon: +49 721 936-7771 E-Mail: geschaeftsstelle.esf@landratsamt- karlsruhe.de www.landkreis-karlsruhe.de Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO) HAUS DER REGION Baumeisterstraße 2, 76137 Karlsruhe Telefon: +49 721 355 020 E-Mail: rvmo@region-karlsruhe.de www.region-karlsruhe.de Städtetag Baden-Württemberg e. V. Königstraße 2, 70173 Stuttgart Telefon: +49 711 22 9210 E-Mail: post@staedtetag-bw.de www.staedtetag-bw.de Steinbeis-Europa-Zentrum Karlsruhe EU-Beratungsstelle für Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen und regionale Wirtschaftsförderer Haus der Wirtschaft Erbprinzenstraße 4 – 12, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 711 1234010 E-Mail: info@steinbeis-europa.de www.steinbeis-europa.de/sez-karlsruhe.html Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union Rue Belliard 60 – 62, 1040 Brüssel, Belgien Telefon: +32 2 7417722 E-Mail: poststelle@bruessel.bwl.de https://stm.baden-wuerttemberg.de/de/ landesvertretungen/vertretung-des-landes-bei- der-eu/ LEITUNG Jochen Ehlgötz INTERNE DIENSTE | MAGISTRALE FÜR EUROPA Sekretariat Heike Ratschke Sonderaufgaben | Interne Dienste Hartmut Otto Geschäftsführung Magistrale für Europa Markus Lorenz EUROPA | INTERNATIONALES Bereichsleitung Regina Hartig Europa | Internationales Katharina Fuß Europäische Fördermittel Frederike Groß GRENZÜBERSCHREITENDE UND REGIONALE ZUSAMMENARBEIT Bereichsleitung Jochen Ehlgötz Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Andrea Zechnall Regionale Zusammenarbeit Nicole Walther 58 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 59 FREUNDESKREISE DER PARTNERSTÄDTE Deutsch-Englischer Freundeskreis e. V. Postfach 41 02 48, 76002 Karlsruhe Telefon: +49 721 7569503 E-Mail: info@def-karlsruhe.de www.def-karlsruhe.de Deutsch-Französischer Freundeskreis e. V. Postfach 21 53, 76009 Karlsruhe E-Mail: info@dff-karlsruhe.de www.dff-karlsruhe.de Freundeskreis Karlsruhe-Halle (Saale) e. V. Ebertstraße 9 a, 76135 Karlsruhe Telefon: +49 721 387950 E-Mail: velten@ka-hal.de www.ka-hal.de Freundeskreis Karlsruhe-Temeswar Telefon: +49 721 133-1900 E-Mail: alexandra.ries@durlach.de Freundschaftsgesellschaft Karlsruhe-Krasnodar e. V. www.freundschaftsgesellschaft.krasnodar.org MITGLIEDER DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG Caspary, Daniel | CDU Europäische Volkspartei Mitglied Ausschuss für internationalen Handel E-Mail: daniel.caspary@europarl.europa.eu www.caspary.de Gebhardt, Evelyne | SPD Progressive Allianz der Sozialdemokraten Mitglied Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz E-Mail: evelyne.gebhardt@europarl.europa.eu www.evelyne-gebhardt.eu/de Gräßle, Dr. Inge | CDU Europäische Volkspartei Vorsitzende Haushaltskontrollausschuss Mitglied Haushaltsausschuss E-Mail: ingeborg.graessle@europarl.europa.eu www.inge-graessle.eu Heubuch, Maria | Bündnis 90/Die Grünen Die Grünen/Europäische Freie Allianz Mitglied Entwicklungsausschuss E-Mail: maria.heubuch@europarl.europa.eu www.maria-heubuch.de Kölmel, Bernd | AfD Europäische Konservative und Reformer Mitglied Haushaltsausschuss E-Mail: bernd.koelmel@europarl.europa.eu www.bernd-koelmel.de Lins, Norbert | CDU Europäische Volkspartei Mitglied Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit E-Mail: norbert.lins@europarl.europa.eu www.norbert-lins.de Schwab, Dr. Andreas | CDU Europäische Volkspartei Mitglied Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz E-Mail: andreas.schwab@europarl.europa.eu www.andreas-schwab.de/de Simon, Peter | SPD Progressive Allianz der Sozialdemokraten Ausschuss für Wirtschaft und Währung E-Mail: peter.simon@europarl.europa.eu www.simon2009.de Starbatty, Prof. Dr. Joachim | AfD Europäische Konservative und Reformer Ausschuss für internationalen Handel E-Mail: joachim.starbatty@europarl.europa.eu www.joachim-starbatty.de Theurer, Michael | FDP Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa Mitglied Haushaltskontrollausschuss, Ausschuss für Wirtschaft und Währung und Sonderausschuss zu Steuervorbescheiden und anderen Maßnahmen ähnlicher Art und Wirkung E-Mail: michael.theurer@europarl.europa.eu www.michaeltheurer.eu Wieland, Rainer | CDU Europäische Volkspartei Mitglied Entwicklungsausschuss und Ausschuss für konstitutionelle Fragen E-Mail: rainer.wieland@europarl.europa.eu www.mdep.de/de ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS/GLOSSAR ABZ Stabsstelle Außenbeziehungen (vormals EURegKA) AEN Automotive Engineering Network Südwest AFB Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH AGH Arbeitsgelegenheit ALG Arbeitslosengeld AMIF Europäischer Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds AWO Arbeiterwohlfahrt BB Bäderbetriebe BBNE ESF-Programm Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung BD Branddirektion BIWAQ ESF-Programm Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BWS plus Baden-Württemberg-STIPENDIUM für Studierende CCFA Centre Culturel Franco-Allemand CEF Connecting Europe Facility – Finanzierungsverordnung für transeuropäische Netze CETA Comprehensive Economic and Trade Agreement EU-Kanada CJD Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands gemeinnütziger e. V. COSME EU-Förderprogramm zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen DAWI Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse DST Deutscher Städtetag DStGB Deutscher Städte- und Gemeindebund EaSI EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation ECCAR European Coalition of Cities against Racism EfBB EU-Programm Europa für Bürgerinnen und Bürger EFF Europäischer Fischereifonds (2007 – 2013) EFF Europäischer Flüchtlingsfonds EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung EHAP Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen EMFF Europäischer Meeres- und Fischereifonds (2014 – 2020) EnEFF:Stadt Forschung für die energieeffi ziente Stadt (BMWi) ESF Europäischer Sozialfonds ERASMUS+ EU-Programm für allgemeine und berufl iche Bildung, Jugend und Sport EU Europäische Union EURegKA Koordinierungsstelle für europäische und regionale Beziehungen (heute: ABZ) Europa 2020 Auf zehn Jahre angelegte Wachstumsstrategie der EU EVTZ Europäischer Verbund territorialer Zusammenarbeit EWoS European Week of Sport FFH-Richtlinie Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie FP 6/7 6. /7. Forschungsrahmenprogramm (bis Ende 2006/2013) FZI Forschungszentrum Informatik GBA Gartenbauamt GD Generaldirektion GEDOK Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e. V. GRUNDTVIG Teilprogramm des EU-Programms für lebenslanges Lernen 2007 – 2013 HA Hauptamt HGW Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft HORIZONT 2020 Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation (ab 2014) IB Internationaler Bund e. V. IBZ Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe IHK Industrie- und Handelskammer IKT Informations- und Kommunikationstechnologien INFOBEST Informations- und Beratungsstelle für grenzüberschreitende Fragen INTERREG Europäische territoriale Zusammenarbeit (Ausrichtung A: grenzübergreifend, Ausrichtung B: transnational, Ausrichtung C: interregional) ISEK 2020 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020 IT Informationstechnologien JRC Joint Research Centre JUSTiQ ESF-Programm JUGEND Stärken im Quartier KEG Karlsruhe Event GmbH KEK Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gGmbH KIT Karlsruher Institut für Technologie KLIMOPASS Klimaforschungsprogramm „Klimawandel und modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg“ KMK Karlsruher Messe- und Kongress GmbH KMU Kleine und mittlere Unternehmen KREATIVES EU-Programm zur Unterstützung der EUROPA Kultur- und Kreativbranche (2014 – 2020) KTG Karlsruhe Tourismus GmbH KULTUR EU-Programm zur Förderung der kulturellen Zusammenarbeit (2007 – 2013) KVV Karlsruher Verkehrsverbund GmbH KVVH Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH L-Bank Staatsbank Baden-Württemberg LEONARDO Teilprogramm des EU-Programms für DA VINCI lebenslanges Lernen (2007 – 2013) LIFE EU-Förderprogramm für Umwelt und Klima MdEP Mitglied des Europäischen Parlaments MEPL Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum MINT Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik OA Ordnungsamt OP Operationelles Programm ORK Oberrheinkonferenz ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr POA Personal- und Organisationsamt RVMO Regionalverband Mittlerer Oberrhein SGB II Sozialgesetzbuch Zweites Buch SJB Sozial- und Jugendbehörde Sozpädal Sozialpädagogische Alternativen e. V. StGB Strafgesetzbuch stja Stadtjugendausschuss StPlA Stadtplanungsamt SuS Schul- und Sportamt TBA Tiefbauamt TEN-V Transeuropäische Verkehrsnetze TMO Trinationale Metropolregion Oberrhein TRK TechnologieRegion Karlsruhe GbR TTIP Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft UA Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz UBA Umweltbundesamt UM Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg UP Université Populaire (französische VHS) VBK Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH VHS Volkshochschule VKU Verband kommunaler Unternehmen VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen VOF Vergabeordnung für freiberufl iche Dienstleistungen VOL Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen KTG Karlsruhe Tourismus GmbH Vowo Volkswohnung GmbH Wifö Wirtschaftsförderung ZJD Zentraler Juristischer Dienst ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe IMPRESSUM Bezüglich der Vollständigkeit und der Richtigkeit der Angaben wird keine Gewähr übernommen. Die Publikation entstand dank der Mitarbeit und durch Beiträge aller städtischer Dienststellen und Gesellschaften der Stadtverwaltung Karlsruhe. Die Erstellung des Berichts wurde von der Stabsstelle Außenbeziehungen, Abteilung Europa/Internationales, koordiniert. Haben Sie Rückfragen oder wünschen Sie weitere Informationen? Dann wenden Sie sich gerne an uns, wir helfen Ihnen weiter: abz@karlsruhe.de. Stadt Karlsruhe Stabsstelle Außenbeziehungen (ABZ) Jochen Ehlgötz Weinbrennerhaus am Marktplatz Zähringerstraße 65, 76133 Karlsruhe Telefon: + 49 721 133-1871 Fax: + 49 721 133-1879 abz@karlsruhe.de Redaktion Frederike Groß Regina Hartig Titelbild | Layout C. Streeck Stand November 2015 Gedruckt in der Rathausdruckerei auf 100 Prozent Recyclingpapier.
https://www.karlsruhe.de/b4/international/europa/europapolitik/HF_sections/content/ZZmzpQDKkm563x/1504098877550/Europabericht%20der%20Stadt%20Karlsruhe%202010%20-%202015_final.pdf
Broschüre_Europabericht.indd Stadt Karlsruhe Außenbeziehungen EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE 2010 – 2015 2 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 3 VORWORT Städte sind das Bindeglied zwischen der EU und ihren Bürgerinnen und Bürgern. In den Städten wird der europäische Gedanke gelebt, verbreitet und weiterentwickelt sowie ein Großteil der europäischen Gesetzgebung umgesetzt. Dies hebt die Bedeutung der kommunalen Europaarbeit hervor und spiegelt sich in den europäisch ausgerichteten Aktivitäten der Stadtverwaltung Karlsruhe deutlich wider. Angefangen bei der EU-Projektarbeit über das Engagement im Rahmen von Städtepartnerschaften und in verschiedenen Netzwerken bis hin zu den lokalen Auswirkungen der Vorgaben des Europäischen Parlaments und der Europäischen Kommission veranschaulicht der Europabericht die Bandbreite der Berührungspunkte und die Verzahnung zwischen kommunaler und europäischer Ebene. Karlsruher Vorzeigeprojekte, Beispiele erfolgreicher Vernetzung und der konkrete Umgang mit EU-Recht geben Einblicke in aktuell und zukünftig bedeutsame Themenfelder. Die Europaarbeit der Stadtverwaltung Karlsruhe ist von großer Vielfalt geprägt. Sie bringt zahlreiche strategisch wichtige Themen in Netzwerken mit einer beeindruckenden geographischen Ausdehnung voran. Dies möchten wir sichtbar machen – nicht nur innerhalb der Stadt selbst und der TechnologieRegion Karlsruhe, sondern auch darüber hinaus. Europa wird von jeder und jedem Einzelnen getragen. Daher ist der vorliegende Europabericht auch erstmals eine Plattform für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das bestehende Engagement beispielhaft zu veranschaulichen. Ich möchte mich an dieser Stelle sehr herzlich für den Einsatz bedanken, der in den einzelnen Beiträgen zum Ausdruck kommt. Ich bin davon überzeugt, dass der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen in ganz Europa eine fachliche und interkulturelle Bereicherung ist. Und es ist mir wichtig, dass dadurch der Erfahrungsschatz der Stadt Karlsruhe weitergegeben werden kann und der Bekanntheitsgrad der Stadt mit ihren Herangehensweisen, Zielen und Visionen weiter gesteigert wird. Das städtische Engagement im Bereich Europaarbeit ist sowohl auf strategischer als auch auf operativer Ebene von großer Bedeutung. In den vergangenen fünf Jahren haben wir viel erreicht und wollen gemeinsam diesen Weg weitergehen, in dem wir die Europakompetenz der Stadtverwaltung weiter stärken. Mit dem Europabericht sollen Impulse gegeben werden für die strategische Ausrichtung und das Potenzial der Karlsruher Europaarbeit. Denn das europapolitische Engagement Karlsruhes ist heute wichtiger denn je: Auf EU-Ebene wird derzeit eine „Urbane Agenda“ vorangetrieben, die die städtische Dimension der Europapolitik, die kommunalen Problemstellungen und Bedürfnisse, stärker in den Fokus der europäischen Entscheidungsträger rückt und damit den Einfl uss der Städte erhöhen soll. Dazu möchte die Stadtverwaltung Karlsruhe ihren Beitrag leisten. Dr. Frank Mentrup Oberbürgermeister 4 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 5 INHALTSVERZEICHNIS ZUSAMMENFASSUNG | RÉSUMÉ | SUMMARY 6 1. DIE EUROPAARBEIT DER STADT KARLSRUHE 8 Prioritäten setzen, Potenziale ausschöpfen, Herausforderungen angehen 8 2. EU-PROJEKTARBEIT IN STRATEGISCH WICHTIGEN BEREICHEN 10 2.1 Überblick: Die EU bietet fi nanzielle Chancen und unterstützt zentrale städtische Vorhaben 10 Abgeschlossene EU-Projekte | 2010 bis 2014 10 Aktuelle EU-Projekte 12 Geplante EU-Projekte 13 2.2 Einblick: EU-Projektarbeit einzelner städtischer Schlüsselakteure 13 Die AFB-Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH nutzen den ESF als innovative Anschubfi nanzierung 13 EU-Projektarbeit und -förderung durch die Stabsstelle Außenbeziehungen 15 EU-Projekte der Wirtschaftsförderung bringen europaweiten Austausch zum Thema Cluster voran und erzeugen Synergien für den Wirtschaftsstandort Karlsruhe 17 International und innovativ – EU-Projektförderung im ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe 18 2.3 Ausblick: Die EU-Förderkulisse für die städtischen Dienststellen und Gesellschaften 2014 bis 2020 20 3. STÄDTEPARTNERSCHAFTEN – BRÜCKEN ZWISCHEN DEN MENSCHEN 22 3.1 Austausch mit Tradition 22 Beispielhaftes Praktikumsprojekt – Entwicklung eines Netzwerks mit großem Potenzial 23 Zivilgesellschaftliches Engagement 24 3.2 Kooperation in Beruf und Ausbildung 24 Erfolgreiche Zusammenarbeit im Gesundheitswesen 24 Modellhafter Austausch der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft 24 Azubi-Austausch Karlsruhe – Halle macht „gemeinsames Deutschland“ erlebbar 25 Intensive Zusammenarbeit des Central College Nottingham und der Carl-Hofer Schule Karlsruhe 25 3.3 Ausblick 25 4. KARLSRUHE VERNETZT SICH – REGIONAL, GRENZÜBERSCHREITEND, EUROPAWEIT 26 4.1 Regionale und bundesweite Netzwerkarbeit 26 Europa und die Region – Die TechnologieRegion Karlsruhe als europäischer Akteur 26 Landes- und bundesweite Vernetzung 28 Deutscher Städtetag (DST) und Städtetag Baden-Württemberg 28 4.2 Grenzüberschreitende Vernetzung im Oberrheinraum 29 Eurodistrikt PAMINA 29 Trinationale Metropolregion Oberrhein 30 Ausblick 30 4.3 Europaweite Vernetzung 31 Europäisches Städtenetzwerk EUROCITIES 31 Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) 32 Europäische Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR) 33 Magistrale für Europa 34 5. WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE IN EUROPA NACHHALTIG STÄRKEN 36 Karlsruhes Städtepartnerschaften – Impulse für die Wirtschaft 36 PAMINA – Erfolgsmodell der deutsch-französischen Wirtschaftskooperation 36 Branchennetzwerke fördern Synergien im trinationalen Wirtschaftsraum 36 6. EUROPÄISCHE RECHTSETZUNG UND DEBATTEN VOR ORT 38 6.1 Weitreichende Auswirkungen von EU-Gesetzgebung 38 Beihilfe und Vergabe 38 Umweltschutz 39 6.2 Aktuelle EU-Themen und Debatten 41 Das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP – Kommunale Spitzenverbände positionieren sich 41 Das neue EU-Transparenzregister und seine Auswirkungen auf die Vertretung kommunaler Interessen in Brüssel 42 Klimapartnerschaft im Europäischen Jahr der Entwicklung 2015 42 Eine „Urbane Agenda“ für Europa – stärkere Einbeziehung städtischer Anliegen auf EU-Ebene 43 ANHANG 44 I. Abgeschlossene EU-Projekte der Stadtverwaltung Karlsruhe | 2010 bis 2014 45 II. Aktuelle EU-Projekte der Stadtverwaltung Karlsruhe 47 III. EU-Projekte mit Unterstützung durch die Stadtverwaltung Karlsruhe | seit 2010 49 IV. Weitere grenzüberschreitende/europäische Schlüsselprojekte ohne EU-Förderung | Auswahl | seit 2010 51 V. Grenzüberschreitende/Europaweite Netzwerkaktivitäten der Stadtverwaltung Karlsruhe | Auswahl 53 Organigramm Stabsstelle Außenbeziehungen 56 Weitere Institutionen, Vereine und Kontaktstellen im Bereich Europaarbeit für die Stadt Karlsruhe | Auswahl 57 Abkürzungsverzeichnis/Glossar 58 6 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 7 ZUSAMMENFASSUNG Karlsruhe ist eine internationale Stadt. Daher nimmt die Europaarbeit der Stadtverwaltung einen hohen Stellenwert ein. Durch die Internationalisierungsstrategie in ihren Grundzügen festgelegt, zeichnet sie sich durch eine große Vielfalt von Themen, Projekten, Netzwerken und Akteuren aus. Der Rückblick auf die vergangenen fünf Jahre zeigt:  EU-Fördermittel wurden erfolgreich eingesetzt, um strategisch wichtige Themen in der Stadt und der Region voranzutreiben;  die dynamische Zusammenarbeit mit den (Projekt-)Partnerstädten war und ist eine große Bereicherung – für die Bürgergesellschaft genauso wie für die Stadtverwaltung;  Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadtverwaltung tauschen sich gewinnbringend in zahlreichen regionalen, grenzüberschreitenden und europaweiten Netzwerken zu aktuellen Themen aus – insbesondere mit Blick auf fachspezifische Fragestellungen sind diese Kooperationen oft unverzichtbar;  die europäische Ausrichtung der wirtschaftspolitischen Aktivitäten wurde innerhalb der letzten Jahre weiter ausgebaut und intensiviert. Gemeinsam mit europäischen Partnern werden so Synergien genutzt, um den Wirtschafts-, Wissenschafts- und Kulturstandort Karlsruhe in Europa nachhaltig zu stärken. Darüber hinaus sind zahlreiche Dienststellen mit EU-Themen und Debatten befasst, nicht zuletzt weil sich europäische Rechtsetzung in vielen Bereichen direkt oder indirekt auf die kommunale Ebene auswirkt. Der Mehrwert der Europaarbeit liegt auf der Hand: Neue Kontakte können geknüpft, innovative Herangehensweisen erprobt und Netzwerke mit Partnerinnen und Partnern in vielen europäischen Ländern auf- und ausgebaut werden. Karlsruhe kann das städtische Know-how in die europäische Netzwerkarbeit einbringen und der Stadt damit international eine Stimme geben. Darüber hinaus setzen EU-Fördermittel einen Anreiz, zusätzliche Mittel zu mobilisieren und entwickeln nicht selten eine starke Hebelwirkung. Zugleich werden zahlreiche grenzüberschreitende und europäische Schlüsselprojekte auch ohne EU-Förderung mit großem persönlichen Einsatz durchgeführt. Aufgabe der Stadtverwaltung ist es jetzt, weiteres Potenzial der Europaarbeit zu identifi zieren und auszuschöpfen – mit Fokus auf strategische Handlungsfelder und aktuelle Entwicklungen vor Ort. ZUSAMMENFASSUNG | RÉSUMÉ | SUMMARY RÉSUMÉ Karlsruhe est une ville internationale. Cela se traduit par l‘importance des activités européennes au sein de l‘administration municipale. Leurs éléments clés sont précisés dans la stratégie d‘internationalisation, et elles se caractérisent par une grande diversité de thèmes, de projets, de réseaux et d‘acteurs. Le bilan des cinq dernières années montre que  les fonds européens étaient utilisés de façon à faire avancer les thèmes d‘importance stratégique à la ville et à la région;  la coopération dynamique concernant les villes jumelées ainsi que d‘autres partenariats était et reste un grand enrichissement – autant pour les citoyennes et citoyens que pour la municipalité;  les collaborateurs et collaboratrices de l‘administration locale mènent un échange fructueux à travers les réseaux régionaux, transfrontaliers et européens sur des thèmes actuels – une telle coopération s‘avère particulièrement indispensable en ce qui concerne les questions techniques;  l‘orientation européenne des activités économiques a été continuellement renforcée et intensifiée. Ainsi, conjointement, la ville de Karlsruhe avec ses partenaires européens profi te de synergies afi n de renforcer durablement le rôle de Karlsruhe en tant que plaque tournante pour l‘économie, les sciences et la culture en Europe. De plus, nombreux sont les services qui suivent les débats et les thèmes européens, notamment parce que la législation européenne intervient directement ou indirectement dans de multiples domaines au niveau communal. La valeur ajoutée des activités européennes est évidente : de nouveaux contacts peuvent être noués, des actions innovantes expérimentées et des réseaux partenaires construits et développés dans de multiples pays européens. Karlsruhe peut apporter son savoir-faire par le biais du travail en réseau au niveau européen et ainsi donner un écho international à la ville. Par ailleurs, les fonds européens encouragent la mobilisation de moyens supplémentaires et entraînent souvent un effet de levier important. Parallèlement, bon nombre de projets transfrontaliers et européens sont mis en œuvre dans l‘esprit d‘un véritable engagement personnel sans intervention financière de l‘Europe. La priorité de la municipalité consiste aujourd‘hui à identifier et à exploiter les futures possibilités relatives aux activités européennes, avec un focus sur les champs d‘action stratégiques et sur les développements locaux actuels. SUMMARY Karlsruhe is an international city. This is why the municipality attaches great importance to European activities. Their key elements are set out in its Internationalisation Strategy, and they are characterised by a great variety of topics, networks and partners. Looking back on the past fi ve years confi rms that  European funding has been applied to optimum effect in order to promote issues of strategic importance to both City and region;  active cooperation with the twin cities and through project partnerships was and still is a great asset for the civil society and the municipality;  the municipality‘s staff engage in a fruitful exchange with numerous regional, cross-border and pan-European networks on topical issues – such cooperation work is often essential, especially in relation to technical issues;  in recent years, the efforts in giving economic activities a more European dimension have been further developed and intensified. Thus, in cooperaration with European partners, synergies are used to enhance Karlsruhe‘s position as a hub for business, science and culture in Europe in a sustainable manner. In addition, numerous departments have to deal with European issues and debates, not least because EU-legislation has a direct or indirect impact on many issues at the local level. The added value of engaging in European activities is evident. New contacts can be established, innovative approaches can be tested and networks with partners in various European countries can be created and further developed. Karlsruhe is able to bring its know-how into European networking and will thereby make the City‘s voice heard internationally. Furthermore, European funding provides an incentive to mobilise additional funding and develops quite often a powerful leverage effect. At the same time, a signifi cant number of transnational and European key projects are also being implemented without European funding with great personal commitment. It is now up to the municipality to identify and exploit further opportunities for European activities with a focus on strategic fi elds of action and current local developments. 8 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 9 1. DIE EUROPAARBEIT DER STADT KARLSRUHE PRIORITÄTEN SETZEN, POTENZIALE AUSSCHÖPFEN, HERAUSFORDERUNGEN ANGEHEN Rund 70 Prozent aller kommunalen Entscheidungen werden durch Vorgaben der Europäischen Union beeinfl usst und wirken sich somit auf eine Vielzahl städtischer Aufgaben- und Zuständigkeitsbereiche aus. Damit ist die kommunale Europaarbeit auch in Karlsruhe eine klassische Querschnittsaufgabe, zu der viele städtische Dienststellen und Gesellschaften ihren Beitrag leisten. Der vorliegende dritte Europabericht verdeutlicht die gestiegene thematische Vielfalt der Karlsruher Europaarbeit und zeigt die große Zahl der beteiligten städtischen Akteure auf. „EUROPAKOMPETENZ“ ALS QUERSCHNITTSAUFGABE VERANKERN Mit der zunehmenden „Europäisierung“ der Kommunalpolitik und des kommunalen Verwaltungshandelns kommt der städtischen Europaarbeit eine immer größere Bedeutung zu. Um als Stadtverwaltung erfolgreich „europaaktiv“ zu agieren, braucht es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die den gestiegenen Anforderungen der „Europakompetenz“ gerecht werden, die die kommunale Relevanz von Europapolitik frühzeitig erkennen und mit entsprechendem Know-how für die Umsetzung europäischer Vorgaben und Projekte ausgestattet sind. Hierzu gehören einerseits Fachkenntnisse in den relevanten Themengebieten und der einschlägigen EU-Gesetzgebung, andererseits auch Kenntnisse der EU-Förderprogramme und der EU-fi nanzierten Projektarbeit. Internationale Projekt- und Netzwerkarbeit stellt zudem erhöhte Anforderungen an die Fremdsprachenkompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie an die Fähigkeit, interkulturell zu agieren. Das breite thematische Spektrum der städtischen Europaaktivitäten führt darüber hinaus zunehmend zu Überschneidungen der Ressorts, was einen gesteigerten Abstimmungsbedarf innerhalb der Verwaltung erforderlich macht. STRATEGISCHE AUSRICHTUNG DER STÄDTISCHEN EUROPAARBEIT Die Stadt Karlsruhe hat es sich daher zum Ziel gesetzt, ihre Europaarbeit strategisch auszubauen und die Stärkung der Europafähigkeit als Querschnittsaufgabe auf allen Ebenen zu verankern. Mit der Erweiterung ihrer Zuständigkeiten, insbesondere der internationalen Beziehungen, und der erfolgten personellen Aufstockung übernimmt die Stabsstelle Außenbeziehungen (ABZ) künftig verstärkt Aufgaben der konzeptionellen Beratung und Begleitung sowie der operativen Abstimmung und Koordination der städtischen Europaarbeit. Aufgabe ist es, die dezentral verteilten Europaaktivitäten der städtischen Dienststellen und Gesellschaften zu bündeln, miteinander zu vernetzen und auf gemeinsame Ziele auszurichten. Die thematischen Prioritäten und Schwerpunkte werden dabei durch das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ (ISEK) und die Karlsruher Internationalisierungsstrategie vorgegeben. Besondere Bedeutung kommt dem weiteren Ausbau des internen Netzwerks „europaaktiver“ Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu, die als feste Ansprechpartner für das jeweilige Amt und als Multiplikatoren nach innen und außen fungieren. Durch den gegenseitigen Informations- und Erfahrungsaustausch und den Abgleich der Ziele lassen sich die wünschenswerten Synergieeffekte zwischen den jeweiligen Europaaktivitäten der Ämter erzielen. STÄRKUNG DER EUROPÄISCHEN NETZWERKARBEIT Zur Stärkung der Europafähigkeit trägt wesentlich die aktive Mitarbeit in internationalen Netzwerken bei. Der Europabericht zeigt die thematische Breite und Vielzahl der Netzwerke auf, in denen die Stadt Karlsruhe bereits aktiv ist. Auch EUROCITIES, die Interessenvertretung europäischer Großstädte, der Karlsruhe seit 2011 angehört, bietet hier in vielfacher Hinsicht einen Mehrwert: Mehrere Ämter und Dienststellen nutzen EUROCITIES bereits kontinuierlich, um sich in den Foren und Arbeitsgruppen auf den aktuellen Stand der relevanten EU-Gesetzgebung zu bringen. Auf den Fachveranstaltungen des Netzwerks tauschen sie sich mit den Kolleginnen und Kollegen anderer europäischer Städte über aktuelle Themen der europapolitischen Agenda aus und diskutieren Lösungsansätze für lokale Problemstellungen. EUROCITIES bietet darüber hinaus noch viel Potenzial für städtisches Engagement: So kann das Netzwerk beispielsweise verstärkt strategisch zur politischen Einfl ussnahme genutzt werden, indem Karlsruher Interessen durch Mitarbeit an EUROCITIES-Positionspapieren Eingang in die Lobbyarbeit des Netzwerks fi nden. Durch die Teilnahme an EUROCITIES- Projekten kann vermehrt Karlsruher Know-how auf europäischer Ebene sichtbar gemacht werden. In anderen Bereichen kann Karlsruhe von den Fachkenntnissen und den Erfahrungen anderer europäischer Städte profi tieren und lernen. Die Aufgabe der Stabsstelle Außenbeziehungen wird es weiterhin sein, thematische Anknüpfungspunkte zu eruieren, um eine aktivere Mitarbeit der städtischen Ämter und Gesellschaften in EUROCITIES zu fördern. GEZIELTE TEILNAHME AN EU-FÖRDERPROGRAMMEN Der EU-Projektarbeit kommt bei der Stärkung der „Europakompetenz“ eine Schlüsselfunktion zu. Daher wird die Stadt Karlsruhe mit der „Zentralen Anlaufstelle für EU-Fördermittel“ künftig einen neuen Schwerpunkt setzen. Angesiedelt bei der Stabsstelle Außenbeziehungen (ABZ), soll sich die Fördermittelakquisition innerhalb der Stadtverwaltung auch hier an den Zielen des ISEK ausrichten. Information zu aktuellen Förderprogrammen, Fördermittelberatung zu technischen und strukturellen Aspekten sowie die Begleitung der städtischen Dienststellen und Gesellschaften bei der Antragstellung und Umsetzung der Projekte sollen das Unterstützungsangebot abrunden. Der Mehrwert der EU-Projektarbeit liegt auf der Hand: EU- Fördermittel ermöglichen die Entwicklung von innovativen Strategien und Lösungsansätzen für konkrete lokale Herausforderungen; internationale Kooperationen fördern die Fremdsprachenkompetenz und die interkulturelle Kommunikationsfähigkeit der städtischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. FÖRDERUNG DER EUROPÄISCHEN INTEGRATION Der Mehrwert der Karlsruher Europaarbeit zeigt sich zudem in der langjährigen Städtepartnerschaftsarbeit. Diese wird künftig vermehrt in Form von Projektarbeit aktuelle Themen der europapolitischen Agenda aufnehmen. Davon profi tieren fachlich nicht nur die Projektpartner aus Zivilgesellschaft, Verwaltung, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Die Städtepartnerschaftsarbeit leistet damit auch einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung einer aktiven europäischen Bürgergesellschaft und zur Förderung der europäischen Integration. AKTIVE MITGESTALTUNG DER EUROPAPOLITIK Die zunehmende Bedeutung der EU-Gesetzgebung für die kommunale Ebene macht es zudem erforderlich, dass sich Städte frühzeitig in die Europapolitik einmischen und diese aktiv in ihrem Sinne mitgestalten. Aktuell legt die Europäische Kommission ihre grundsätzlichen Strategien für die kommenden Jahre fest – ein guter Zeitpunkt für Kommunen, ihre Belange sichtbar zu machen und Einfl uss zu nehmen auf EU-Politik und künftige Gesetzgebung. Auch für die Stadt Karlsruhe gilt es, ihre Anliegen auf EU-Ebene zu transportieren – durch die Europabüros der kommunalen Spitzenverbände oder das Büro der baden-württembergischen Kommunen in Brüssel. Das Einspielen von Karlsruher Expertise zu aktuellen Themen der europapolitischen Agenda wird von den Europabüros ausdrücklich begrüßt; es trägt zur Stärkung einer fachlich fundierten und praxisorientierten Interessenvertretung bei. Auch EUROCITIES und der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) bieten Karlsruhe die Möglichkeit der politischen Einfl ussnahme. Im Zusammenschluss mit anderen europäischen Städten sind die Chancen größer, bei den EU-Institutionen Gehör zu fi nden. Aufgabe der Karlsruher Europaarbeit ist es, diese etablierten Netzwerke verstärkt zur eigenen Interessenvertretung und zur internationalen Profi lierung zu nutzen – sei es auf Ebene der Verwaltung oder der Politik. Die Entscheidung des Gemeinderats zur strategischen Neuaufstellung im RGRE durch Entsendung von Städträtinnen und Stadträten in die RGRE-Fachausschüsse ist ein Schritt in diese Richtung. Letztlich ist die Vertretung der Karlsruher Interessen kein Selbstzweck der Stadtverwaltung, sondern liegt im Interesse der Karlsruher Bürgerinnen und Bürger, deren Alltag konkret von europäischen Vorgaben bestimmt wird. Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Jochen Ehlgötz und Regina Hartig E-Mail: jochen.ehlgoetz@abz.karlsruhe.de E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de 10 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 11 2.1 ÜBERBLICK: DIE EU BIETET FINANZIELLE CHANCEN UND UNTERSTÜTZT ZENTRALE STÄDTISCHE VORHABEN Die Stadtverwaltung Karlsruhe, gemeinsam mit ihren Gesellschaften, ist in der Planung und Umsetzung einer großen Bandbreite von EU-Projekten aktiv. Die folgende Zusammenfassung gibt einen Überblick über die EU- Projektarbeit der vergangenen fünf Jahre (Details zu abgeschlossenen und laufenden Projekten sind im Anhang aufgelistet). ABGESCHLOSSENE EU-PROJEKTE | 2010 BIS 2014 In Kooperation mit Partnerorganisationen aus ganz Europa wurden zwischen 2010 und 2014 insgesamt 28 EU-Projekte in strategisch wichtigen Themenbereichen erfolgreich umgesetzt. Thematische Ausrichtung der EU-Projekte In den vergangenen fünf Jahren wurden insgesamt neun EU- Förderprogramme mobilisiert. Eine tragende Rolle spielten das grenzüberschreitende Programm INTERREG A Oberrhein sowie der Europäische Sozialfonds (ESF). 1 1 1 1 1 2 5 7 9 TEN (transeuropäische Netze) FP 6 (Forschung) EFRE (Regionalentwicklung) EFF (Flüchtlinge) EFF (Fischerei) INTERREG C (interregional) KULTUR ESF (Soziales) INTERREG A (Oberrhein) Nutzung verschiedener EU-Programme Anzahl Projekte 2010 bis 2014 Entsprechend wurde eine Vielzahl von Themen bearbeitet, die sich im „Integrierten Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ (ISEK) wiederfi nden, allen voran in den Bereichen sozialer Zusammenhalt und Bildung, regionale und überregionale Kooperation sowie Kultur. 2. EU-PROJEKTARBEIT IN STRATEGISCH WICHTIGEN BEREICHEN 8 7 7 3 2 1 Bezug zu den ISEK-Handlungsfeldern Anzahl Projekte 2010 bis 2014 Sozialer Zusammenhalt und Bildung Regionale und überregionale Kooperation Kultur Wirtschaft und Arbeit Mobilität Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün Geografi sche Ausrichtung der EU-Projekte Über zwei Drittel der EU-Projekte der Stadtverwaltung Karlsruhe wurden in Zusammenarbeit mit 19 europäischen Ländern sowie Brasilien und Russland durchgeführt, insbesondere mit dem Nachbarland Frankreich im Rahmen von grenzüberschreitenden Kooperationen (siehe dazu auch Kapitel 4.2). Bei mehr als einem Drittel der Kooperationsprojekte bestanden Konsortien aus Akteuren aus vier oder mehr europäischen Ländern. 6 2 2 2 2 2 2 2 2 2 3 4 6 15 Sonstige Ungarn Spanien Rumänien Portugal Österreich Norwegen Italien Griechenland Belgien Niederlande Großbritannien Schweiz Frankreich EU-Projekte in Kooperation mit europäischen Ländern Anzahl Projekte 2010 bis 2014 DESIGN AM OBERRHEIN Das trinationale Kooperationsprojekt „Design am Oberrhein“ soll die Designschaffenden im Programmgebiet verorten und den gesamten Bereich Kreativwirtschaft in Stadt und Region fördern. Die Vernetzung der Hochschulen und der Austausch mit Unternehmen und Industrie soll verstärkt werden, um die Erfolgschancen kreativer Kleinbetriebe am Oberrhein zu erhöhen. Zur Kommunikation ist eine Messe wie die eunique – arts and crafts eine optimale Plattform und erhöht die zielführende Vernetzung zwischen den verschiedenen Zielgruppen. Zusammen mit der IHK Karlsruhe wird die Projektarbeit auf der eunique als Unternehmertag „Design am Oberrhein“ fortgeführt. Hierzu werden Studierende und Unternehmen im Rahmen von Designvorträgen jährlich eingeladen. EU-Programm: INTERREG IV A Oberrhein Projektleitung: artforum3 e. V. Städtischer Träger: Karlsruher Messe- und Kongress GmbH | Beate Frères Partnerorganisationen: Universitäten, Kammern und Gebietskörperschaften in Deutschland, Frankreich und der Schweiz Laufzeit: Oktober 2010 bis September 2013 Gesamtprojektvolumen: 1.699.110 Euro EU-Fördersumme | KMK: 164.004 Euro Bulgarien, Dänemark, Finnland, Malta, Schweden, Zypern 12 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 13 Mehrwert der EU-Projektarbeit Die Projektarbeit hat in vielen Fällen einen deutlichen Mehrwert für die beteiligten städtischen Dienstellen und Gesellschaften, für die Stadt Karlsruhe sowie die Region als Ganzes – ohne EU-Förderung wäre die Umsetzung vieler Projekte nicht oder nicht im gleichen Umfang möglich. EU- Gelder haben oft eine starke Hebelwirkung und setzen den Anreiz, zusätzliche Mittel zu mobilisieren. Neue Zielgruppen werden auf innovative Weise erreicht, beispielsweise im sozialen Bereich oder in der Kreativwirtschaft. Darüber hinaus können neue Verfahren und Herangehensweisen erprobt und innerstädtische, regionale, grenzüberschreitende und europaweite Netzwerke auf- und ausgebaut werden (siehe auch Kapitel 4). Finanzielle Unterstützung durch die EU Zwischen 2010 und 2014 wurden EU-Projekte mit rund 2,7 Millionen Euro durch die Europäische Union gefördert. Der Hauptanteil fl oss aus dem Programm INTERREG A Oberrhein, aus dem Europäischen Sozialfonds sowie aus dem Europäischen Fischereifonds.1 110.000 € 134.596 € 207.687 € 225.000 € 259.800 € 330.500 € 650.000 € 812.559 € TEN V EFF (Flüchtlinge) INTERREG C EFRE FP 6 (Forschung) ESF EFF (Fischerei) INTERREG A EU-Fördersummen an die Stadt Karlsruhe 2010 bis 2014 1 Diese Schätzung enthält keine Daten zum EU-Programm KULTUR beziehungsweise KREATIVES EUROPA, da keine Angaben zur Aufteilung des Gesamtfördervolumens auf einzelne Trägerorganisationen gemacht werden können. AKTUELLE EU-PROJEKTE Aktuell werden insgesamt 17 EU-Projekte von 10 städtischen Dienststellen und Gesellschaften umgesetzt. Die EU-Förderung beläuft sich auf rund 957.500 Euro.1 Die Projekte werden mit 21 europäischen Ländern umgesetzt und fallen – wie in den Jahren davor – vor allem in die thematischen Bereiche sozialer Zusammenhalt und Bildung, Kultur sowie regionale und überregionale Kooperation. EWOS ABILITY LINK*KIT Eines der jüngsten EU-Projekte mit Beteiligung der Stadtverwaltung Karlsruhe startete im Mai 2015. Unter der Federführung des Europäischen Paralympischen Komitees und der Sportentwicklungsexperten von SPIN Sport Innovation entwickelt das Schul- und Sportamt Karlsruhe Strukturen, die die Teilnahme am Sport und die körperliche Aktivität von Menschen mit einer Behinderung fördern und nachhaltig steigern sollen. Das von der Europäischen Union geförderte Projekt fi ndet im Rahmen der European Week of Sport (EWoS) statt. EU-Programm: ERASMUS+ Sport Projektleitung: European Paralympic Committee Städtischer Träger: Schul- und Sportamt | Ulrike Wernert Partnerorganisationen: Partnerorganisationen aus Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Irland, Österreich und Ungarn Laufzeit: Mai 2015 bis Juli 2016 Gesamtprojektvolumen: 288.000 Euro EU-Fördersumme | SuS: 12.870 Euro GEPLANTE EU-PROJEKTE Derzeit befi nden sich mehrere EU-Projekte in Planung, die unter anderem durch den Europäischen Fonds für Regionalentwicklung (EFRE, INTERREG), den Europäischen Sozialfonds (ESF), das Programm KREATIVES EUROPA, sowie im Rahmen des Forschungsrahmenprogramms Horizont 2020 gefördert werden sollen. Folgende Themen stehen dabei im Fokus: Verringerung von Schulabbruch und Langzeitarbeitslosigkeit, grenzüberschreitende Ausbildung, regionale und grenzüberschreitende Mobilität, Clusterentwicklung, kulturelle Kooperationsprojekte, Fort- und Weiterbildung sowie Forschung und Entwicklung im Gesundheitsbereich. 2.2 EINBLICK: EU-PROJEKTARBEIT EINZELNER STÄDTISCHER SCHLÜSSELAKTEURE Städtische Akteure sind teils Empfänger von Fördermitteln, teils sind sie auch vermittelnd tätig oder in die Fördermittelberatung und -vergabe eingebunden. In einigen Fällen konnte sich aus punktueller Projektarbeit eine langfristig und strategisch ausgerichtete Zusammenarbeit in bestimmten Themenfeldern und Netzwerken entwickeln. Im Folgenden werden exemplarisch einige Leuchtturmprojekte der Stadtverwaltung Karlsruhe und ihrer Gesellschaften vorgestellt. DIE AFB-ARBEITSFÖRDERUNGSBETRIEBE GGMBH NUTZEN DEN ESF ALS INNOVATIVE ANSCHUBFINANZIERUNG Für die Stadt Karlsruhe spielt der Europäische Sozialfonds (ESF) eine strategische Rolle als innovative Anschubfi nanzierung in der Langzeitperspektive. Die AFB-Arbeitsförderungsbetriebe Karlsruhe entwickeln und betreuen einerseits ESF-Projekte, anderseits tragen sie mit der regionalen ESF-Geschäftsstelle aktiv zur Umsetzung des ESF in Baden-Württemberg bei. Die AFB setzen erfolgreich EU-Projekte um Als Projektträger führen die AFB derzeit die ESF-Projekte „BiMAQ“ (Arbeit mit türkischen Eltern, siehe Infobox), „Bleib dran“ (Stabilisierung gefährdeter Ausbildungsverhältnisse) und „Frauen Kreativ“ (Beschäftigung kombiniert mit einem Theaterprojekt, einem Gesundheitsprogramm und Bewegungsangeboten) durch. Gleichzeitig sind sie im Rahmen des Landesarbeitsmarktprogramms am ESF-geförderten Verbundprojekt „Durante“ zur assistierten Beschäftigung und Begleitung ehemaliger Langzeitarbeitsloser beteiligt. BIMAQ – BILDUNGSBERATUNG FÜR MIGRANTINNEN UND MIGRANTEN ZUR AUSBILDUNG UND QUALIFIZIERUNG Das EU-Projekt „BiMAQ“ informiert über das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem, unterstützt Jugendliche beim Finden der passenden Ausbildung und begleitet sie während der gesamten Ausbildungsdauer. Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es zudem für interessierte Familienangehörige. „BiMAQ“ baut auf ein Netzwerk mit dem Türkischen Generalkonsulat, türkischen und ausländischen Vereinen, dem Internationalen Begegnungszentrum (IBZ), Kammern, Schulen, interkulturellen Elterncafés, der Berufsberatung und schwerpunktmäßig ausländisch geführten KMU auf. Der Mehrwert von „BiMAQ“ ergibt sich aus verschiedenen Faktoren. Nach dem Grundsatz des türkischen Sprichworts: „Meslek Altın Bileziktir!“ (Beruf ist ein goldenes Armband) sind gerade türkische Eltern unsicher, ob eine Berufsausbildung für ihre Kinder das Richtige ist. Beruf und Ansehen werden für sie in erster Linie durch ein Studium oder den Besuch einer „höheren“ Schule erreicht. „BiMAQ“ hebt diese Teilinformationen durch kompetente Beratung, externes Ausbildungscoaching und interdisziplinäre Zusammenarbeit auf und gibt den Familien Sicherheit bei der Berufswahl ihrer Kinder. EU-Programm: Europäischer Sozialfonds Baden-Württemberg Projektleitung: Arbeitsförderungsbetriebe | Belgin Abaygil Laufzeit: Mai 2015 bis April 2018 Gesamtprojektvolumen: 265.000 Euro EU-Fördersumme | AFB: 159.000 Euro Weitere Informationen zu den Arbeitsförderungsbetrieben gGmbH: www.afb-karlsruhe.de Die AFB gewährleisten die Erfüllung der ESF-Ziele Seit dem Jahr 2000 werden Teile des baden- württembergischen ESF-Programms auf regionaler Ebene umgesetzt. Dafür wurde in der Stadt Karlsruhe ein ESF- Arbeitskreis unter dem Vorsitz des Sozialbürgermeisters gegründet. Der Arbeitskreis bringt Vertreterinnen und Vertreter der Stadt, des Deutschen Gewerkschaftsbundes, der Wohlfahrtsverbände, des Netzwerks Fortbildung, der Agentur für Arbeit, des Jobcenters, des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, der Schulen, der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer sowie der Kreishandwerkerschaft Karlsruhe zusammen. Der ESF-Arbeitskreis ist zuständig für  die Erstellung einer regionalen Strategie,  die inhaltliche Bewertung regionaler Projektanträge und die Erstellung einer Vorschlagsliste,  die Ergebnissicherung und Begleitung laufender Projekte und  die Öffentlichkeits- und Netzwerkarbeit des ESF in Karlsruhe. 14 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 15 In der Förderperiode 2014 bis 2020 können jährlich 440.000 Euro an innovative Projekte vergeben werden, die die Verringerung der Langzeitarbeitslosigkeit und die Vermeidung von Schulabbruch zum Ziel haben. Seit Januar 2014 ist der ESF-Arbeitskreis auch zuständig für Projektanträge im Rahmen des „Gesamtkonzepts Arbeit“ der Stadt Karlsruhe. Strategiesitzung des ESF-Arbeitskreises | Mai 2015 Die bei den AFB angegliederte ESF-Geschäftsstelle fungiert als Schnittstelle zwischen Antragstellenden, Projektträgern, dem ESF-Arbeitskreis, der L-Bank und dem Ministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden Württemberg. Die Geschäftsstelle steht in regelmäßigem Kontakt mit allen Beteiligten, berät Projektträger während der Projektkonzeptionierung, Antragstellung und während der Projektlaufzeit. „Der ESF – Chancen aus Europa – innovative Projekte für Karlsruhe!“ Peter Dressler Geschäftsführender des ESF-Arbeitskreises Die strategische Rolle des ESF in Karlsruhe Die Nachhaltigkeit der ESF-Förderung wird an Projekten deutlich, die erfolgreich von Trägern in den Bereichen der berufl ichen Bildung, der sozialpädagogischen Unterstützungsarbeit und der sozialen Dienstleistungen umgesetzt werden. Nicht selten werden diese Projekte durch die Stadtverwaltung im Sinne einer Nachhaltigkeit langfristig weiterfi nanziert. DER SOZIALE GARTEN In Eigeninitiative und mit Unterstützung durch den ESF wurde eine stillgelegte Biogärtnerei wiederbelebt. Besonders für langzeitarbeitslose Menschen mit Brüchen im Lebenslauf und/oder Suchtproblemen werden sinnvolle und wertvolle Arbeitsgelegenheiten geschaffen. Teilnehmende des Projekts sind bei diesem ganzheitlichen Arbeitsprozess mit großem Einsatz dabei. Im „sozialen Garten” können sie täglich in zwei Schichten bis zu sechs Stunden mitarbeiten. Das Projekt arbeitet mit dem Konzept Arbeit statt Drogen. Die dabei zum Einsatz kommende Gartenpädagogik (Arbeits- und Gesundheitsförderung) setzt darauf, dass die Teilnehmenden lernen, für etwas Lebendiges zu sorgen und damit Verantwortung zu übernehmen. Sie werden vom Betreuten zur Betreuerin beziehungsweise zum Betreuer und erleben durch diesen Erfolg eine andere Art von Belohnung als durch ihren Drogenkonsum. Die Verkostung der Gartenprodukte stärkt das gemeinsame Sinnerleben in der Gruppe und trägt dazu bei, auch für sich und die eigene Gesundheit Verantwortung zu übernehmen. EU-Programm: Europäischer Sozialfonds Baden-Württemberg Projektleitung: Initial e.V. | Nevenka Miljkovic Laufzeit: Januar 2012 bis Dezember 2015 Weitere Informationen: www.initial-karlsruhe.de/projekte/der-soziale-garten LABOR – LUST AUF BESCHÄFTIGUNG, ORIENTIERUNG, RICHTUNG Das EU-Projekt „LaBOR“ richtet sich an benachteiligte, junge Erwachsene mit multiplen Vermittlungshemmnissen, die ihnen ein erfolgreiches Durchlaufen der üblichen Arbeits- und Beschäftigungsmaßnahmen erschweren oder unmöglich machen. Projektziel ist es, eine fl exible und individuell ausgerichtete Förderung anzubieten, die eine schrittweise Annäherung an die Anforderungen des realen Arbeitslebens unter Berücksichtigung der besonderen individuellen Lebenssituation darstellt. Individuelle Lernziele werden festgelegt und praktische Arbeitsinhalte durch theoretische Qualifi zierungen und sozialpädagogische Angebote ergänzt. Im Juni 2012 war „LaBOR“ Preisträger des Good-Practice- Wettbewerbs des Landes, mit dem die Gleichstellung von Frauen und Männern in Baden-Württemberg vorangebracht werden soll. Der Mehrwert des Projekts liegt in den Chancen, die sich jungen Menschen durch dieses niederschwellige Angebot erschließen. Gerade bei jungen Frauen ist in den vergangenen Jahren ein überproportionaler Anstieg in der (verdeckten) Wohnungslosigkeit festzustellen. Insoweit trägt „LaBOR“ in hohem Maße dem Gender-Gedanken Rechnung. Da die Bezuschussung von „LaBOR“ mittlerweile von der Stadt Karlsruhe übernommen wurde, ist dem Nachhaltigkeitswunsch der EU Rechnung getragen. EU-Programm: Europäischer Sozialfonds Baden-Württemberg Projektleitung: Sozpädal e.V. | Jörg Mauter Laufzeit: Mai 2010 bis Dezember 2013 Weitere Informationen: www.sozpaedal.de/jungeWohnungslose/LaBOR.php5 Weitere Informationen zum ESF-Arbeitskreis: www.afb-karlsruhe.de/de/esf-projektberatung/esf-arbeitskreis.html Ansprechperson: ESF-Geschäftsstelle, Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH | Peter Dressler E-Mail: peter.dressler@afb-karlsruhe.de EU-PROJEKTARBEIT UND -FÖRDERUNG DURCH DIE STABSSTELLE AUSSENBEZIEHUNGEN Die Stabsstelle Außenbeziehungen (vormals EURegKA) verfügt über langjährige Erfahrung in der Umsetzung von EU-Projekten im Bereich regionaler, grenzüberschreitender und überregionaler Kooperation. Darüber hinaus unterstützt sie städtische Dienststellen und Gesellschaften bei der Entwicklung und Umsetzung von EU-Projekten. Künftig sollen die Unterstützungsleistungen ausgeweitet und strategischer ausgerichtet werden. Grenzüberschreitende EU-Projektarbeit Die EU-Projekte im Verantwortungsbereich der Stabsstelle Außenbeziehung fallen vor allem in den Bereich der grenzüberschreitenden Kooperation. Oft haben sie eine verstärkte Vernetzung zum Ziel, zum Beispiel im Rahmen des Städtenetzes oder der „Trinationalen Metropolregion Oberrhein“ (siehe auch Kapitel 4.2). UPPER RHINE VALLEY Upper Rhine Valley ist ein Leuchtturmprojekt der „Trinationalen Metropolregion Oberrhein“. Es hat die touristische Vermarktung des Oberrheins im Ausland zum Ziel und beschäftigt sich ebenfalls mit den Bereichen Ausbildung und Innovation innerhalb der Region. Das erfolgreiche Projekt wurde mit einem Folgeantrag einmal verlängert. Durch gemeinsames Handeln von deutschen, französischen und Schweizer Partnern sollen Synergien geschaffen und Marketingmaßnahmen länderübergreifend zusammengeführt werden. Im Zuge dessen etablieren sich auch professionelle Netzwerke, die künftig noch bessere touristische Angebote für diese Region entwickeln sollen. EU-Programm: INTERREG IV A Oberrhein Projektleitung: Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG Städtischer Träger: Stabsstelle Außenbeziehungen | Hartmut Otto Partnerorganisationen: unter anderem Stadt Karlsruhe, TechnologieRegion Karlsruhe GbR, Gebietskörperschaften, Kammern und Tourismusverbände in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, im Elsass und in der Schweiz Laufzeit: Mai 2009 bis Juli 2012 und April 2013 bis März 2015 Gesamtprojektvolumen: 3.210.000 Euro EU-Fördersumme | ABZ: 75.000 Euro Weitere Informationen: www.upperrhinevalley.com/de © Peter Empel 16 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 17 Regionale und überregionale EU-Projektarbeit Die Stadt Karlsruhe ist Gesellschafterin bei der TechnologieRegion Karlsruhe (siehe auch Kapitel 4.1). Diese bedient sich bei EU-Projekten mit regionalem beziehungsweise überregionalem Fokus mangels eigenen Personals ihrer Geschäftsstelle bei der Stabsstelle Außenbeziehungen. Ein Beispiel in diesem Zusammenhang ist das EU-Projekt CODE24, das die europaweite Vernetzung im Bereich überregionaler Verkehrsplanung zum Ziel hat. CODE24 CODE24 (Corridor 24 Development Rotterdam – Genoa) ist eine von der kommunalen und regionalen Ebene ausgehende Strategieinitiative in Kooperation mit Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz. Die Verzahnung von wirtschaftlicher Entwicklung, Raum-, Verkehrs- und Umweltplanung entlang des Verkehrskorridors Rhein-Alpen im transeuropäischen Kernnetz (TEN-V-Kernnetzkorridor) trägt dazu bei, dringliche Kapazitäts-, Nachhaltigkeits- und Lebensqualitätskonfl ikte entlang dieses Korridors anzugehen. EU-Programm: INTERREG IV B Nordwesteuropa Projektleitung: Verband Region Rhein-Neckar Städtischer Träger: Stabsstelle Außenbeziehungen | Hartmut Otto Partnerorganisationen: unter anderem TechnologieRegion Karlsruhe GbR, Gebietskörperschaften, Häfen, Forschungseinrichtungen und KMU in Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Schweiz Laufzeit: Januar 2010 bis März 2015 Gesamtprojektvolumen: 7.659.670 Euro EU-Fördersumme: 46.300 Euro | Personalkostenanteil ABZ für TRK Weitere Informationen: www.egtc-rhine-alpine.eu/code24 Einige Partner des Projekts CODE24 aus Deutschland, den Niederlanden und Italien, unter ihnen die Stadt Karlsruhe und die TechnologieRegion Karlsruhe GbR, beschlossen im April 2015 die Überführung in den „Europäischen Verbund territorialer Zusammenarbeit“ EVTZ Rhein-Alpen Korridor. Dieser ist ein gutes Beispiel für die Verstetigung eines EU- geförderten Kooperationsprojekts. Der EVTZ Rhein-Alpen Korridor ist der erste Verbund nach deutschem Recht der noch relativ neuen EU-weiten Rechtsform zur Förderung grenzüberschreitender, transnationaler oder interregionaler Zusammenarbeit. Er betont den wegweisenden europäischen Kooperationscharakter des Verbunds und soll die enge Abstimmung seiner Mitglieder nachhaltig sicherstellen. Übergeordnet strebt der interregionale Verbund eine Vereinigung und Bündelung der gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder gegenüber nationalen, europäischen und für Infrastruktur zuständigen Institutionen an. Weitere Informationen: egtc-rhine-alpine.eu Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Markus Lorenz E-Mail: markus.lorenz@abz.karlsruhe.de Aufbau einer zentralen Anlaufstelle für EU-Fördermittel Seit Anfang 2015 wird innerhalb der Stabsstelle Außenbeziehungen ein Konzept für eine zentrale Anlaufstelle für EU-Fördermittel entwickelt. Diese soll künftig allen interessierten städtischen Dienststellen und Gesellschaften beratend zur Verfügung stehen. Es ist geplant, die Beratungstätigkeit passgenau an den Bedürfnissen der unterschiedlichen Akteure zu orientieren, von der Informationsweitergabe zu Fördermöglichkeiten, bis zur Unterstützung während der Antragstellungs- und Umsetzungsphase. Langfristig soll die Fördermittelakquise strategisch und im Einklang mit den Handlungsfeldern des „Integrierten Stadtentwicklungskonzepts Karlsruhe 2020“ ausgerichtet werden. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Frederike Groß E-Mail: frederike.gross@abz.karlsruhe.de EU-PROJEKTE DER WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG BRINGEN EUROPAWEITEN AUSTAUSCH ZUM THEMA CLUSTER VORAN UND ERZEUGEN SYNERGIEN FÜR DEN WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE In den vergangenen Jahren wurden die wirtschaftspolitischen Aktivitäten mit europäischer Ausrichtung weiter ausgebaut (siehe Kapitel 5). Auf dieser Basis gedeihen Netzwerke mit europäischen Partnern ebenso wie branchenorientierte, regionale Cluster. Ziel der von der Wirtschaftsförderung initiierten und begleiteten EU-Projekte ist es, die Partner aus Industrie und Forschung dabei zu unterstützen, Nachfolgeprojekte eigenständig zu übernehmen. In diesem Kontext entstand auch ein breit aufgestelltes regionales Netzwerk, das gemeinsam an einer Vision für die Entwicklung der Stadt Karlsruhe arbeitet. CLUSTERIX Ziel des EU-Projekts ClusteriX war es, gemeinsam mit europäischen Partnern innovative und nachhaltige Clusterförderungsmodelle zu erarbeiten. Als zentraler Bestandteil erwies sich dabei der Ansatz der „intelligenten Spezialisierung“. Dieser nimmt jetzt in zahlreichen Förderprogrammen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene eine wichtige Rolle ein. So tragen die Ergebnisse von ClusteriX heute zur strategischen Reorganisation der Clusterpolitik in Europa bei und erhöhen gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der Regionen. Im Rahmen des EU-Projektes wurde auch das Konzept der „SmarterCity Karlsruhe 2030“ erarbeitet. Mit mehr als 60 regionalen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung entstand hier ein Masterplan für Innovationen. Dieser dient als Grundlage für die strategische Weiterentwicklung der Karlsruher Cluster in den Bereichen IT, Energie, Mobilität sowie Kultur- und Kreativwirtschaft. Das Konzept wurde zudem in das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ aufgenommen. EU-Programm: INTERREG IV C Projektleitung: Wirtschaftsagentur Niederösterreich (ecoplus) Städtischer Träger: Wirtschaftsförderung | Steffen Buhl Partnerorganisationen: Gebietskörperschaften in Dänemark, Frankreich, Italien, Ungarn, Rumänien und Schweden Laufzeit: 2012 bis 2014 Gesamtprojektvolumen: 1.687.872 Euro EU-Fördersumme | Wifö: 132.000 Euro Weitere Informationen: web3.karlsruhe.de/Wirtschaft/wifoe_ cluster_netzwerke/Clusterix.php IT2RHINE Die Oberrhein-Region, die die Länder Deutschland, Frankreich und Schweiz verbindet, ist eine der führenden Wirtschaftsregionen in Europa. Einen besonderen Schwerpunkt bildet hier die innovative IT- und IT-affi ne Hightech-Branche. Hier setzt das Netzwerk IT2RHINE an, ein Zusammenschluss der deutschen, französischen und schweizerischen Wirtschaftsregionen des Oberrheins. Im Rahmen des EU-Projektes wurden die Aktivitäten der in der Region ansässigen IT-Cluster gebündelt und gemeinsam eine IT- Strategie für den gesamten Wirtschaftsraum entwickelt. Die bereits vorhandene IT-Exzellenz wurde durch diese Bündelung und den Ausbau der Aktivitäten sowie die Förderung der Netzwerkbildung weiter unterstützt. Erklärtes Ziel des länderübergreifenden Verbundes war es, die Rahmenbedingungen für IT- sowie IT-affi ne Unternehmen zu verbessern, die herausragende Stellung der trinationalen IT-Region innerhalb Europas weiter zu entwickeln und unter einem gemeinsamen Dach nach außen zu kommunizieren. Damit leistete IT2RHINE einen wichtigen Beitrag dazu, innovative Unternehmen auch künftig an den Oberrheinraum zu binden, Neuansiedlungen zu fördern und so die Region zukunftssicher aufzustellen. EU-Programm: INTERREG IV A Oberrhein Projektleitung: Association pour le Développement des Entreprises et des Compétences (ADEC) Städtischer Träger: Wirtschaftsförderung | Ralf Eichhorn Partnerorganisationen: Kammern, Vereine, Unternehmen und Wirtschaftsförderer aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz Laufzeit: Januar 2009 – Dezember 2011 Gesamtprojektvolumen: 1.809.274 Euro EU-Fördersumme | Wifö: 145.790 Euro Weitere Informationen: www.it2rhine2020.eu/de Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Wirtschaftsförderung | Ralf Eichhorn, Steffen Buhl E-Mail: ralf.eichhorn@wifoe.karlsruhe.de E-Mail: steffen.buhl@wifoe.karlsruhe.de 18 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 19 DIGITALE MEDIENKUNST AM OBERRHEIN. KONSERVIERUNG – RESTAURIERUNG – ZUKUNFTSSICHERUNG Das dreijährige Forschungsprojekt widmete sich der Erforschung von Strategien für die Konservierung digitaler Kunst. Dabei lag der Schwerpunkt des Projekts auf Werken, die auf digitaler Programmierung und dem Einsatz von digitalen Technologien beruhen. Das Projekt wurde am ZKM initiiert und erfolgte in Zusammenarbeit mit fünf weiteren Institutionen aus der Region Oberrhein. Im Projektverlauf wurde die Frage der Erhaltung digitaler Kunst aus theoretischer wie praktischer Perspektive analysiert. Anhand der exemplarischen Behandlung von zehn Kunstwerken aus Sammlungen der Region wurden außerdem konkrete Strategien für die Erhaltung eines breiten Spektrums digitaler Kunstwerke erprobt und kritisch abgewogen. Das Forschungsprojekt wurde begleitet von Fachsymposien und einer Ausstellung. Eine großzügige Publikation in drei Sprachausgaben (deutsch, englisch, französisch) dokumentiert umfassend alle Aktivitäten des Projekts und präsentiert die Ergebnisse der Fallstudien. EU-Programm: INTERREG IV A Oberrhein Projektleitung: ZKM | Bernhard Serexhe Partnerorganisationen: Institutionen aus Frankreich und der Schweiz (École supérieure des arts décoratifs de Strasbourg; Video les Beaux Jours, Strasbourg; Espace Multimédia Gantner, Bourogne; Plugin DAC/DAS, Basel; Hochschule der Künste Bern) Laufzeit: 2010 bis 2013 Gesamtprojektvolumen: 1.769.412 Euro EU-Fördersumme | ZKM: 359.455 Euro Weitere Informationen: www.digitalartconservation.org INTERNATIONAL UND INNOVATIV – EU- PROJEKTFÖRDERUNG IM ZKM | ZENTRUM FÜR KUNST UND MEDIENTECHNOLOGIE KARLSRUHE Das ZKM nutzt EU-Fördermittel, um innovative Projekte in Kooperation mit zahlreichen europäischen Partnern, insbesondere auch aus Mitgliedstaaten mit weniger guter fi nanzieller Ausstattung, und mit großer Außenwirkung umzusetzen. Über die Jahre hat die EU-Förderung zur Steigerung des internationalen Bekanntheitsgrads des ZKM beigetragen. Das ZKM setzt EU-Förderung im Kulturbereich gewinnbringend ein Das ZKM ist federführend in der Umsetzung zahlreicher EU- Projekte aktiv, allen voran unterstützt durch das Teilprogramm KULTUR des Rahmenprogramms KREATIVES EUROPA, sowie im Rahmen des grenzüberschreitenden Programms INTERREG IV A Oberrhein (siehe Infokästen). Die EU-Koordinationsstelle im ZKM bietet professionelle Unterstützung für Projektträger Die EU-Koordinationsstelle wurde 2002 vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg eingerichtet. Aufgabe der EU-Koordinationsstelle ist es, das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe und die Staatlichen Museen des Landes Baden-Württemberg über die europäischen Förderprogramme zu informieren und bei der Antragstellung und Durchführung von EU-Projekten zu beraten. Hierzu führt die EU-Koordinationsstelle öffentliche Informationsveranstaltungen zu den offenen EU- Ausschreibungen durch, stellt die jeweils notwendigen Programmunterlagen zur Verfügung und berät bei der Antragstellung. Weitere Informationen zur EU-Koordinationsstelle im ZKM: http://zkm.de/eu-koordinationsstelle Ansprechperson: Belinda Montúfar de Maschke E-Mail: maschke@zkm.de PIPES | PARTICIPATORY INVESTIGATION OF PUBLIC ENGAGING SPACES Im Rahmen des PIPES-Projekts entwickelt sich das interaktive Instrument „inconuu“, ein soziales Netzwerk der nächsten Generation. Über alle Sprachgrenzen hinweg bietet es eine Art sinnliche Stenographie. Nutzerinnen und Nutzer können diese permanent erweitern, um eigene visuelle Geschichten zu gestalten. Das Prinzip einer zeitgenössischen „Participatory Culture“ basiert auf sozialer Vernetzung und Demokratisierung und nutzt neueste kollaborative Technologien. „inconuu“ ist über das Netz jederzeit verfügbar und wird darüber hinaus durch Installationen in Barcelona, Budapest, Reykjavík, Seoul und Wuhan in der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Installationen sollen Kulturinteressierte zur Kommunikation mit Menschen auf der ganzen Welt motivieren und so die Grenzen der Sprache durch visuelle Ausdrucksformen sprengen. PIPES fördert den interdisziplinären Dialog zwischen Medienkunst, Kommunikation, Wissenschaft, Architektur und der globalen Öffentlichkeit. Zusammen mit „inconuu“ ist es Teil der GLOBALE, dem neuen Kunstereignis im digitalen Zeitalter. EU-Programm: KULTUR Projektleitung: ZKM | Christiane Riedel Partnerorganisationen: BRAINZ (Prag), CIANT (Prag), HANGAR (Barcelona) Laufzeit: 2013 bis 2015 Gesamtprojektvolumen: 400.000 Euro EU-Fördersumme (ZKM): 75.000 Euro Weitere Informationen: www.pipes-project.net 20 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 21 DIE EU-FÖRDERKULISSE FÜR DIE STÄDTISCHEN DIENSTSTELLEN UND GESELLSCHAFTEN 2014 BIS 2020 EU -V ER W A LT ET E PR O G R A M M E Beschäftigung und soziale Innovation (EaSI) – Beschäftigung, sozialer Schutz, Arbeitsbedingungen (930 Mio €) „Connecting Europe“ Fazilität (CEF) – Transeuropäische Netze (TEN: Verkehr, Energie, Breitband) (33,25 Mrd €) COSME – Wettbewerbsfähigkeit, KMU-Förderung (2,25 Mrd €) EFRE – Nachhaltige Stadtentwicklung  URBACT: Vernetzung (74 Mio €)  Innovative Maßnahmen: Pilotprojekte, Studien (371 Mio €) ERASMUS+ – Bildung, Jugend, Sport (14,79 Mrd €) Europa für Bürgerinnen und Bürger (EfBB) – Geschichtsbewusstsein, Bürgerbeteiligung (185,4 Mio €) Europäischer Meeres- und Fischereifonds (EMFF) (6,4 Mrd €) Gesundheit – Gesunde Lebensführung, Gesundheitsgefahren, -systeme und -versorgung (500 Mio €) HORIZONT 2020 – Forschung und Innovation (77 Mrd €)  Gesellschaftliche Herausforderungen (30 Mrd €), u. a.  Gesundheit, demografi scher Wandel, Wohlergehen  intelligenter, umweltfreundlicher, integrierter Verkehr  Klimaschutz, Umwelt, Ressourceneffi zienz („Smart Cities“)  Sichere Gesellschaften Katastrophenschutz – Prävention, Vorsorge (220 Mio €) KREATIVES EUROPA – Kultur und Medien (1,47 Mrd €) LIFE – Umwelt und Klimapolitik (3,6 Mrd €) Nichtstaatliche Akteure und lokale Behörden im Entwicklungsprozess – (449 Mio €) Rechte, Gleichstellung und Unionsbürgerschaft – (440 Mio €) (Ü BE R- )R EG IO N A L V ER W A LT ET E PR O G R A M M E EFRE – INTERREG V A OBERRHEIN (110 Mio €) Forschung und Innovation, nachhaltige Entwicklung, Beschäftigung, territorialer Zusammenhalt EFRE – INTERREG V B  Nordwesteuropa (396 Mio €)  Mitteleuropa (274 Mio €)  Donauraum (202 Mio €) Innovation, CO2-Reduzierung, Ressourceneffi zienz, Nachhaltigkeit, Verkehr/Vernetzung, institutionelle Kapazitäten (nur Donauraum) EFRE – INTERREG EUROPE (359 Mio €) Integrierte Entwicklungsansätze, „Policy Learning“ – Forschung und Innovation, Wettbewerbsfähigkeit von KMU, CO2-Reduzierung, Ressourceneffi zienz Bundesprogramm transnationale Zusammenarbeit Vorlauffi nanzierung/Kofi nanzierung für INTERREG B-Projekte VO M B U N D V ER W A LT ET E PR O G R A M M E Asyl, Migration, Integration (AMIF) Gemeinsames Europäisches Asylsystem, Integration von Drittstaatsangehörigen und legale Migration, Rückkehr (215 Mio €) Europäischer Hilfsfonds für am stärksten benachteiligte Personen (EHAP) Soziale Eingliederung von armutsgefährdeten und von sozialer Ausgrenzung bedrohten Personen (Migrantinnen und Migranten, Wohnungslose) (92,8 Mio €) Operationelles Programm ESF Bund (2.7 Mrd €) A – Förderung nachhaltiger und hochwertiger Beschäftigung und Unterstützung der Mobilität der Arbeitskräfte (674 Mio €), u. a.  ESF-Qualifi zierung im Kontext Anerkennungsgesetz  „rückenwind“ für Beschäftigte und Unternehmen in der Sozialwirtschaft (30 Mio €)  Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestalten B – Förderung der sozialen Inklusion und Bekämpfung von Armut und jeglicher Diskriminierung (1 Mrd €), u. a.  Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier (BIWAQ) (90 Mio €), JUGEND Stärken im Quartier (JUSTiQ): Übergang Schule-Beruf  Eingliederung von Langzeitarbeitslosen (SGB II) (470 Mio €)  Sprachförderung für Menschen mit Migrationshintergrund, ESF-Integrationsrichtlinie Bund C – Investitionen in Bildung, Ausbildung, und Berufsbildung für Kompetenzen und lebenslanges Lernen (883 Mio €), u. a.  Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) (35 Mio €)  „Bildung integriert“: Integration lokaler Bildungsakteure und -systeme  „JOBSTARTER plus“, zum Beispiel interregionale Kooperationen zum Ausgleich von Disparitäten regionaler Ausbildungsmärkte  „Zukunft der Arbeit“: Personal-, Organisations- und Kompetenzentwicklung (demografi scher Wandel, Work-Life-Balance) VO M L A N D BA D EN -W Ü RT TE M BE RG V ER W A LT ET E PR O G R A M M E EFRE OPERATIONELLES PROGRAMM: INNOVATION & ENERGIEWENDE A – Forschung, Technologische Entwicklung, Innovation (173 Mio €) B – Verringerung der CO2-Emissionen (61 Mio €) ESF OPERATIONELLES PROGRAMM: CHANCEN FÖRDERN A – Nachhaltige, hochwertige Beschäftigung und Arbeitskräftemobilität (119 Mio €) B – Soziale Inklusion, Bekämpfung von Armut und Diskriminierung (62,5 Mio €) C – Bildung, Ausbildung und Berufsbildung für Kompetenzen und lebenslanges Lernen (67,5 Mio €)  ESF-Arbeitskreis der Stadt Karlsruhe 440.000 €/annum unter Prioritäten B und C MEPL III LÄNDLICHER RAUM (1,9 Mrd €), u. a. naturnahe Waldwirtschaft und Gewässerentwicklung SCHULFRUCHTPROGRAMM (6,7 Mio €) Quelle: Stabsstelle Außenbeziehungen | Stand: Juni 2015 2.3 AUSBLICK: DIE EU-FÖRDERKULISSE FÜR DIE STÄDTISCHEN DIENSTSTELLEN UND GESELLSCHAFTEN 2014 BIS 2020 Seit mehreren Jahrzehnten werden EU-Fördermittel strategisch eingesetzt, um die Ziele der Europäischen Union zu verwirklichen. In der aktuellen Förderperiode 2014 bis 2020 geht es vorrangig um die Förderung von Wachstum und Beschäftigung sowie die Steigerung der Lebensqualität in Europa. Die fi nanzielle Unterstützung wird im Rahmen von zahlreichen Förderprogrammen verwaltet und deckt ein großes Themenspektrum ab. Da die Neuordnung und Verabschiedung der EU-Programme – wie auch in vorangegangenen Förderperioden – Zeit in Anspruch genommen hat, ist die Förderkulisse erst 2015 vollständig aufgestellt. Dabei wird der Großteil der fi nanziellen Mittel von nationalen und regionalen Behörden verwaltet, während 20 Prozent in Programme fl ießen, die zentral in Brüssel betreut werden (siehe Schaubild). Maßgebend für die EU-Förderung ist die 2010 verabschiedete „EU 2020 Strategie“, die intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum befördern soll. Seit 2014 fi ndet eine Bestandsaufnahme der Strategie statt, in deren Rahmen eine Konsultation durchgeführt wurde. Diese zeigte, dass die Ziele und Prioritäten der „EU 2020 Strategie“ weiterhin gültig sind. Gleichzeitig gibt es Spielraum, die Umsetzung der Strategie durch die verstärkte Einbindung der Basis zu verbessern. Auf dieser Grundlage erarbeitet die Europäische Kommission vor Ende des Jahres 2015 Änderungsvorschläge. Die Beantragung und Verwendung europäischer Fördermittel bringt, abhängig von Art und Größe des Projekts, einen gewissen administrativen Aufwand mit sich. Um diesen insbesondere im Bereich der Europäischen Struktur- und Investitionsfonds (EFRE, ESF) zu verringern, sprach sich die Europäische Kommission im Juni 2015 für die Einsetzung einer Expertengruppe aus. Unter anderem soll so die Unterstützung von Projekten auf kommunaler Ebene verbessert werden. In seiner Entschließung zur städtischen Dimension der EU-Politikfelder im September 2015 (siehe Kapitel 6.2) fordert das Europäische Parlament zudem die stärkere Einbindung von Städten und Großstädten in die Struktur- und Investitionsfondsprogramme auch und vor allem im Hinblick auf die Entwicklung der Kohäsionspolitik nach 2020.2 Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Frederike Groß E-Mail: frederike.gross@abz.karlsruhe.de 2 Europäisches Parlament (2015) Entschließung des Europäischen Parlaments vom 9. September 2015 zur städtischen Dimension der EU-Politikfelder. 22 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 23 3. STÄDTEPARTNERSCHAFTEN – BRÜCKEN ZWISCHEN DEN MENSCHEN „Städtepartnerschaften sind das Rückgrat der bilateralen Beziehungen zwischen Ländern. Die Zukunft der Städtepartnerschaften wird in einem internationalen Städtenetzwerk gesehen, bei dem die Verbindungen und das Know-how der Städtepartner genutzt werden.“ Martin Wiederkehr Amtsleitung Hauptamt 3.1 AUSTAUSCH MIT TRADITION Grenzen verschwinden. Netzwerke entstehen und verbinden die Länder Europas. Städtepartnerschaften spielen in diesem Prozess eine wichtige Rolle. Die Städtepartnerschaften haben, rückblickend auf die 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, einen entscheidenden Anteil am Zusammenwachsen Europas. Karlsruhe und seine Partnerstädte haben diese Entwicklung durch die Städte- partnerschaftsarbeit aktiv begleitet. Bürgerschaftliches Engagement nimmt hier seit jeher einen großen Stellenwert ein. Aussöhnung, Annäherung und Verständigung waren anfänglich die Beweggründe für Städtepartnerschaften. Dass diese Werte nicht an Bedeutung verloren haben, zeigt sich gerade in der heutigen Zeit. STÄDTEPARTNERSCHAFTEN 1955 – Nancy 1969 – Nottingham 1987 – Halle 1992 – Krasnodar 1992 – Temeswar PROJEKTPARTNERSCHAFT 2011 – Rijeka AUSZEICHNUNGEN, ANERKENNUNG UND WÜRDIGUNG DER STÄDTEPARTNERSCHAFTSARBEIT 2007 Preis der Robert-Bosch-Stiftung für deutsch-russisches Bürgerengagement 2006 Goldene Sterne der Städtepartnerschaft 2004 Ehrenurkunde der Robert-Bosch-Stiftung für deutsch-russisches Bürgerengagement 1998 Europaplakette des Europarates 1974 Prix France-Allemagne 1969 Europapreis 1963 Aristide-Briand-Medaille 1962 Europafahne des Europarates Das Hauptamt kümmert sich um die Organisation, berät Dienststellen, koordiniert Städtepartnerschaftsaktivitäten und ist der zentrale Ansprechpartner für interne und externe Partner. BEISPIELHAFTES PRAKTIKUMSPROJEKT – ENTWICKLUNG EINES NETZWERKS MIT GROSSEM POTENZIAL Jedes Jahr führt die Stadt Karlsruhe im August ein multikulturelles Projekt mit Studierenden aus den Partnerstädten durch. Es handelt sich dabei um ein Praktikum bei der Stadtverwaltung Karlsruhe, das teilweise vom Deutsch-Französischen Jugendwerk gefördert wird. Neben Studierenden aus Nancy nehmen auch Studierende aus Nottingham, Halle, Krasnodar, Temeswar, aus der Projektpartnerstadt Rijeka sowie aus der polnischen Partnerstadt von Nancy, Lublin, an diesem Praktikumsprojekt in Karlsruhe teil. In der Partnerstadt Nancy fi ndet das gleiche Projekt mit Studierenden aus Karlsruhe und den Partnerstädten von Nancy sowie zwei Studierenden der Karlsruher Partnerstadt Temeswar statt. Bei diesem Arbeitsaufenthalt lernen Studierende aus den Partnerstädten die Arbeitswelt und die Sprache des Partners als Voraussetzung für die Vermittlung von dessen Kultur sowie für kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Kooperationen kennen. Zugleich erhalten die Dienststellen der Stadt Karlsruhe multikulturelle Verstärkung. Studierende wie auch Betreuende bekommen die Möglichkeit, ihre interkulturellen Kompetenzen zu verfeinern. So wird die berufl iche beziehungsweise die berufsvorbereitende Ebene in die Partnerschaftsbeziehungen eingebunden. Aus dem 1973 begonnenen deutsch-französischen Austausch hat sich mittlerweile ein internationales Projekt entwickelt, das Freundschaften quer durch Europa entstehen lässt und Jugendliche in einem Netzwerk mit großem Potenzial verbindet. Ein Europa für Bürgerinnen und Bürger wächst gerade auch aus den Erfahrungen, die vor allem die Städtepartnerschaften in solchen zwischenmenschlichen Begegnungen und dem kulturellen Austausch zu bieten vermögen. Bei einer Tagung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes 2011 wurde vom französischen Botschafter das Praktikumsprojekt der Stadt Karlsruhe als einziges herausragendes und beispielhaftes Projekt, das über die deutsch-französischen Begegnungen hinausgeht, erwähnt. Der französische Botschafter wies darauf hin, dass die Stadt Karlsruhe bereits kurz nach der Wende Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Halle in den Austausch integriert und in den folgenden Jahren auch Jugendliche aus den englischen, russischen und rumänischen Partnerstädten sowie Studierende aus Lublin, Polen, eingebunden hat. Das Projekt der Stadt Karlsruhe wurde daher ausdrücklich zur Nachahmung empfohlen. INTERNATIONALE JUGENDKONFERENZ MIT DEN KARLSRUHER PARTNERSTÄDTEN – YOUCONF2015 „RELAUNCH KARLSRUHE 2.0 – FEEL FREE: IT‘S YOURS!“ Karlsruhe wurde vor 300 Jahren als „perfekte Stadt“ auf dem Reißbrett geplant. Sie sollte den Visionen der Erbauer und den Bedürfnissen ihrer künftigen Bewohnerinnen und Bewohnern gerecht werden. 2015 stellt sich die Frage: Wie würden Jugendliche heute eine „perfekte Stadt 2051“ planen, die den aktuellen Bedürfnissen nach Leben in der Stadt gerecht wird? Welche Fragen werfen sie auf – welche Lösungen beziehungsweise Antworten fi nden sie dafür? Der Schwerpunkt der YouConf2015 lag im internationalen Jugendaustausch zwischen den Jugendlichen der Partnerstädte. Mit der Präsentation der Ergebnisse der YouConf2015 „Relaunch Karlsruhe 2.0 – Feel free: it‘s YOURS!“ durch die beteiligten Jugendgruppen in ihren Partnerstädten erfährt Karlsruhe dort eine neue, ganz eigene zukunftsorientierte Präsenz. EU-Programm: Erasmus+ Projektleitung: Stadtjugendausschuss e. V. Karlsruhe | Jack Herbst Partnerorganisationen: Ville de Nancy, Jugendkomitee der Stadt Krasnodar, Nottingham City Council, Municipiul Timisoara Laufzeit: 1. Januar bis 30. September 2015 Gesamtprojektvolumen: circa 60.000 Euro EU-Fördersumme | stja: circa 20.000 Euro Weitere Informationen: www.youconf2015.eu 24 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 25 ZIVILGESELLSCHAFTLICHES ENGAGEMENT Die Zusammenarbeit mit den Partnerstädten beruht wesentlich auf dem zivilgesellschaftlichen Engagement der Bürgerinnen und Bürger sowie der Pfl ege und Förderung bürgerschaftlicher Kontakte. Hierbei leisten Vereine und Gesellschaften zur Förderung der einzelnen Städtepartnerschaften (Städtepartnerschaftsvereine) einen ganz wesentlichen Beitrag. Zu ihren vielfältigen Aktivitäten zählen unter anderem Informationsveranstaltungen, Bürgerreisen, interkulturelle Begegnungen sowie Kultur-, Jugend- und Sportprojekte. Die Städtepartnerschaftsvereine sind privilegierte Partner der Verwaltung bei der Planung und Umsetzung städtepartnerschaftlicher Aktivitäten. Darüber hinaus engagieren sich viele weitere Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Institutionen aktiv für die Städtepartnerschaftsidee. 3.2 KOOPERATION IN BERUF UND AUSBILDUNG ERFOLGREICHE ZUSAMMENARBEIT IM GESUNDHEITSWESEN Die 2007 zum 15-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft Karlsruhe – Krasnodar geschlossene Zusatzvereinbarung im Gesundheitswesen trägt weiterhin Früchte: Im Rahmen des Austauschs im Gesundheitswesen hospitieren jährlich Ärztinnen und Ärzte aus Krankenhäusern der Partnerstadt Krasnodar beim Städtischen Klinikum Karlsruhe gGmbH. Im Gegenzug nahmen 2014 Karlsruher Klinikdirektoren in Krasnodar an einem Fachaustausch teil. Neben dem Programm für die Hospitationen der Krasnodarer Ärzteschaft führt das Städtische Klinikum Karlsruhe seit vielen Jahren ein Fortbildungsprogramm für Pfl egepersonal aus der russischen Partnerstadt durch. Die Fortbildung der russischen Krankenschwestern und -pfl eger dient dazu, den Klinikalltag in Deutschland kennenzulernen. Neben dem Praxiseinsatz auf den Stationen durchläuft das Pfl egepersonal auch einen einwöchigen theoretischen Unterricht in der Krankenpfl egeschule des Klinikums. Das Programm wurde 2015 auf die Partnerstadt Nancy ausgeweitet. Berufsschülerinnen und -schüler der Pfl ege aus Nancy trafen im Oktober mit Auszubildenden der Pfl ege aus Karlsruhe zusammen und stellten gemeinsam die Ausbildungsinhalte in Frankreich und Deutschland gegenüber. MODELLHAFTER AUSTAUSCH DER HOCHSCHULE KARLSRUHE – TECHNIK UND WIRTSCHAFT Die Fakultät für Elektro- und Informationstechnik der Hochschule Karlsruhe bietet seit September 2012 das Projekt „ProKaTim (Signal Processing Karlsruhe-Timişoara)“ an. In diesem wird die Vorlesung Digitale Signalprozessoren gemeinsam mit dem Studiengang Elektronik und Telekommunikation der Polytechnischen Universität im rumänischen Temeswar durchgeführt. Bereits 180 Studierende aus der Partnerstadt haben an diesem internationalen Austausch teilgenommen. Damit ist dies kein punktueller Austausch einzelner Studierender mehr, sondern ein modellhafter Beitrag zu der im Struktur- und Entwicklungsplan der Hochschule verankerten Strategie der weiteren Internationalisierung des Bildungsangebots. Erfreulich ist die Tatsache, dass Studierende, die im Rahmen ihrer Beteiligung an ProKaTim die Hochschule Karlsruhe kennengelernt haben, ihr Studium im Masterstudiengang Elektro- und Informationstechnik in Karlsruhe fortsetzen. ProKaTim wird mit rund 140.000 Euro über das „Baden- Württemberg-STIPENDIUM für Studierende – BWS plus“ unterstützt, einem Programm der Baden-Württemberg Stiftung, mit dem innovative Kooperationen von Hochschulen mit anderen internationalen Institutionen gefördert werden. AZUBI-AUSTAUSCH KARLSRUHE – HALLE MACHT „GEMEINSAMES DEUTSCHLAND“ ERLEBBAR Seit über 14 Jahren fi ndet zwischen den Stadtverwaltungen Karlsruhe und der Partnerstadt Halle ein Azubi-Austausch statt. Jährliche Besuche hier und in Halle ermöglichen es den Azubis, sich einen Eindruck von der Ausbildung und Verwaltung der jeweiligen Stadt zu verschaffen. Die Azubis der jeweiligen Gastgeberstadt organisieren ein Kultur- und Freizeitprogramm, um die Highlights der Stadt bekannt zu machen. Solche Austausche zwischen Menschen aus Karlsruhe und Halle sind wichtig, um ein „gemeinsames Deutschland“ zu erleben. Die Kontakte, die in der Ausbildungszeit geknüpft werden, können später wachsen. Sie erleichtern die Zusammenarbeit – und tragen bei zu einer gemeinsamen deutschen Identität. Gerade in der heutigen Zeit, in der Europa immer wichtiger wird, eine wichtige Grundlage. INTENSIVE ZUSAMMENARBEIT DES CENTRAL COLLEGE NOTTINGHAM UND DER CARL-HOFER SCHULE KARLSRUHE Das Central College Nottingham und die Carl-Hofer Schule Karlsruhe sind seit 2013 Projektpartner im Rahmen des EU- Programms LEONARDO DA VINCI (Aktion Mobilität) und pfl egen einen intensiven Austausch. Für Workshops und Praktika im kreativen Bereich reisten 2015 15 Studierende der Partnerhochschule in Nottingham nach Karlsruhe. 3.3 AUSBLICK Die Inhalte der Städtepartnerschaften haben in den vergangenen Jahren eine neue Dimension gewonnen, die Projektorientierung gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Die Zukunft wird zunehmend in einem internationalen Städtenetzwerk gesehen, bei dem die Verbindungen und das Know-how der Städtepartner genutzt werden. Lokale Probleme und Herausforderungen, vor die sich Kommunen zu Beginn des 21. Jahrhundert gestellt sehen, werden gemeinsam aufgegriffen und in Projektform bearbeitet. Dadurch wird jede einzelne Stadt wirkungsvoll gestärkt, und alle profi tieren voneinander. Themenfelder für den interkommunalen Austausch im Rahmen von Projekten sind beispielsweise: Gesundheitswesen, Klimaschutz, Klimawandel, erneuerbare Energien, Mobilität, nachhaltige Stadtentwicklung, demografi scher Wandel, Citymarketing, Smarter Cities, Bürgerbeteiligung sowie Migration. Weitere Kooperationen ergeben sich für die Stadt Karlsruhe in internationalen Projekten. DEUTSCH-RUSSISCHE STÄDTEPARTNERKONFERENZ ALS AUSGANGSPUNKT FÜR EINE AUSWEITUNG DER PARTNERSCHAFTLICHEN BEZIEHUNGEN Im Rahmen der Deutsch-Russischen Städtepartnerkonferenz, die vom 28. bis 30. Juni 2015 in Karlsruhe stattfand, bekundete die Partnerstadt Nancy ihr Interesse an einer Vernetzung und Zusammenarbeit mit der Partnerstadt Krasnodar. Mögliche Anknüpfungspunkte in den Bereichen Jugend, Hochschule, Wirtschaft und Kultur wurden bei einer Delegationsreise nach Krasnodar im September 2015 zwischen Nancy und Krasnodar ausgelotet. Im Gespräch ist auch ein Jugendfriedensgipfel, der Jugendliche aus Karlsruhe, Krasnodar und Nancy zusammenbringen soll. Weitere Informationen: www.karlsruhe.de/partnerstaedte Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Hauptamt | Christine Bregler, Agnes Meinhardt E-Mail: christine.bregler@ha.karlsruhe.de E-Mail: agnes.meinhardt@ha.karlsruhe.de 26 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 27 4.1 REGIONALE UND BUNDESWEITE NETZWERKARBEIT Die Vernetzung zu europäischen Themen mit Kolleginnen und Kollegen aus der Region und ganz Deutschland nimmt einen hohen Stellenwert ein. Sie wurde im Laufe der vergagenen Jahre verstärkt und soll themenspezifi sch weiter ausgebaut werden. EUROPA UND DIE REGION – DIE TECHNOLOGIEREGION KARLSRUHE ALS EUROPÄISCHER AKTEUR Europäische Politiken richten sich in ihren Zielen und Maßnahmen vielfach an „die Regionen“ – entsprechend denkt die Europäische Kommission in regionalen Dimensionen. Sie bestimmt über ihre Vorgaben direkt und indirekt in ganz erheblichem Maße kommunales und regionales Handeln. Gemeinsam mit ihren Partnern hat sich die TechnologieRegion Karlsruhe (TRK), deren Geschäftsstelle bei der Stadt Karlsruhe angesiedelt ist, daher in den vergangenen Jahren zunehmend für die Positionierung ihrer Interessen in Brüssel eingesetzt. Europäische Institutionen in der TRK, wie das Institut für Transurane oder die Europäische Schule Karlsruhe (ESK) sind wichtige Partner in diesem Prozess. Europa in der TRK verankern Mit dem Besuch des Vorsitzenden der TRK in Brüssel im Jahr 2013 wurde der politische Auftakt zu einem intensiven europapolitischen Engagement der Region gegeben. Sichtbares Zeichen und Ergebnis ist die erfolgreiche Teilnahme der TRK am Landes-Wettbewerb RegioWIN – Regionale Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation und Nachhaltigkeit – im Jahr 2014. Mit ihrer regionalen Strategie und den Leuchtturmprojekten „RegieMOVE“ und „efeuCampus“ (siehe Infobox) zählt sie zu den Gewinnern dieses Nachhaltigkeitswettbewerbs. Dabei wird rund die Hälfte des Projektvolumens von 18,5 Millionen Euro vom Land Baden- Württemberg über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) fi nanziert. RegioWIN ist das Kernelement der EFRE-Strategie des Landes für die Förderperiode 2014 bis 2020, mit der die Ziele der EU-Kommission umgesetzt werden. 4. KARLSRUHE VERNETZT SICH – REGIONAL, GRENZÜBERSCHREITEND, EUROPAWEIT REGIOWIN-WETTBEWERBSGEWINNER TRK Mit „RegioMOVE“ wird die gesamte TRK zur Modellregion für multimodale Personenmobilität. Ermöglichen soll das ein einziger, anbieterübergreifender Verkehrsverbund mit einem ebensolchen Informationssystem und barrierefreien, multimodalen Zugangspunkten für die optimierte Verzahnung von Fuß-, Rad- und Autoverkehr mit dem ÖPNV. Das Projekt steht unter Federführung der Karlsruher Verkehrsverbund GmbH (KVV). Weitere Partner sind unter anderem das Forschungszentrum Informatik (FZI), die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft sowie der Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO). „efeuCampus“ verwirklicht in Bruchsal ein regionales Innovations- und Kompetenzzentrum, das emissionsfreie Gütertransportkonzepte für den städtischen und den ländlichen Raum entwickelt und im Praxistest anwendet. Die Regionale Wirtschaftsförderung Bruchsal und die SEW-EURODRIVE als federführende Partner in einem von Unternehmen, Wissenschaft und Administration getragenen Projektkonsortium gehen damit den Schritt von Industrie 4.0 zu Güterverkehr 4.0. Die TRK nach Europa bringen Um verstärkt inhaltliche Beiträge und Impulse zu den aktuellen Diskussionen – nicht zuletzt im Themencluster „intelligente Spezialisierung“ – in Brüssel zu leisten, ist es für die TRK unerlässlich, Kontakte zu folgenden Institutionen und Akteuren aufzubauen und zu pfl egen:  Europäische Kommission, speziell zu den Generaldirektionen, insbesondere zu GD CONNECT, GD MOVE, GD ENERGY, GD REGIO und dem Joint Research Centre (JRC),  Europäisches Parlament und  Europäische Verbände und Netzwerke. Mit der Konferenz „Energie der Zukunft“ präsentierte sich die TRK deshalb im April 2015 in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union in Brüssel. Die rund 60 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus der TRK stellten die prozessorientierte Systemkompetenz in Energiefragen überzeugend dar – sowohl in Fachgesprächen mit ausgewählten Vertreterinnen und Vertretern der Generaldirektionen und Interessenverbänden, als auch während der Podiumsdiskussion. Neben dem Kernthema Energie konnten auch wichtige Impulse aus Sicht der Region zu den Querschnittsthemen Informationstechnologie und Mobilität platziert werden. Zudem wurden die Möglichkeiten, europäische Förderinstrumente für die Region zu nutzen, ausgelotet. „Wir sind eine starke Gemeinschaft für die Interessen der TechnologieRegion Karlsruhe und übernehmen dabei gerne Verantwortung für europäische Fragen. Unsere besondere Stärke liegt in der Verbindung von Wissenschaft, technischem Know- how und der Unterstützung durch alle Verwaltungsebenen, insbesondere der kommunalen. Dieses exzellente Netzwerk aller regionalen Akteure macht Karlsruhe nicht nur zu einem hochqualifi zierten und lebenswerten Technologiestandort, sondern auch zu einem relevanten Partner für Projekte und Modell- oder Forschungsvorhaben der EU.“ Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner Amtsleitung Stadtplanungsamt Interessenvertretung der TRK in Brüssel | Vladimír Šucha, Generaldirektor der gemeinsamen Forschungsstelle der EU, Peter Friedrich, Minister des Landes Baden-Württemberg für den Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten, Dr. Frank Mastiaux, Vorstandsvorsitzender der EnBW Baden-Württemberg, Wolfgang Grenke, Präsident der IHK Karlsruhe, Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup, Vorsitzender der TechnologieRegion Karlsruhe, Daniel Caspary, Mitglied des Europäischen Parlaments, Johannes Jung, Leiter der Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der EU und Dr. Karl-Friedrich Ziegahn, Bereichsleiter für den Bereich „Natürliche und gebaute Umwelt“ am Karlsruher Institut für Technologie. Weitere Informationen: www.technologieregion-karlsruhe.de Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Jochen Ehlgötz und Nicole Walther E-Mail: jochen.ehlgoetz@abz.karlsruhe.de E-Mail: nicole.walther@abz.karlsruhe.de 28 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 29 4.2 GRENZÜBERSCHREITENDE VERNETZUNG IM OBERRHEINRAUM Aufgrund der besonderen Verantwortung Karlsruhes, resultierend aus der Lage in unmittelbarer Grenznähe und der funktionalen Verfl echtungen in der Region, engagiert sich die Stadt seit vielen Jahren in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im PAMINA-Raum und am Oberrhein im Grenzraum zwischen Frankreich, Deutschland und der Schweiz. EURODISTRIKT PAMINA Karlsruhe ist Gründungsmitglied des 2003 nach dem „Karlsruher Übereinkommen“ gegründeten grenzüberschreitenden örtlichen Zweckverbandes „Eurodistrikt PAMINA“. Die Vertretung der Stadt Karlsruhe mit zwei Sitzen in der Verbandsversammlung wird von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Erstem Bürgermeister Wolfram Jäger wahrgenommen. Hauptziele des Eurodistrikts PAMINA sind die Förderung und Koordinierung der grenzüberschreitenden Kooperation durch die Motivierung und Begleitung grenzüberschreitender Akteure und Netzwerke. Wichtige Themen umfassen eine ausgewogene Raumentwicklung, die Entwicklung eines harmonisierten Arbeitsmarktes, den grenzüberschreitenden ÖPNV, die Unterstützung von grenzüberschreitenden Begegnungen und die Förderung der Zweisprachigkeit. Der Eurodistrikt fungiert als Plattform für den Informationsaustausch und bündelt aufgabenbezogen die Kompetenzen der regionalen Akteure. Mit der Informations- und Beratungsstelle für grenzüberschreitende Fragen (INFOBEST) unterstützt er den Abbau alltäglicher Grenzhemmnisse. Neben der Stabsstelle Außenbeziehungen, die die PAMINA- Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung koordiniert, sind zahlreiche Dienststellen regelmäßig in thematischen PAMINA- Netzwerken aktiv oder beteiligen sich punktuell an Projekten:  Die Karlsruher Wirtschaftsförderung engagiert sich im Vorstand des PAMINA Business Club (zuvor Club der Wirtschaftsförderer PAMINA) (siehe Kapitel 5).  Über die VHS Karlsruhe bringt sich das Kulturamt in die Umsetzung des Veranstaltungsprogramms der grenzüberschreitenden UP PAMINA VHS ein.  Der Stadtjugendausschuss Karlsruhe ist im PAMINA- Jugendnetzwerk aktiv, das die Vernetzung der Fachkräfte der Jugendarbeit zum Ziel hat. Gemeinsam mit der UP PAMINA VHS plant der Stadtjugendausschuss außerdem ein Projekt zur Berufsorientierung in sozialen Berufen.  Das Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz ist, inhaltlich getragen über das Naturschutzzentrum Karlsruhe- Rappenwört, Mitglied im PAMINA-Rheinpark, der die Auenlandschaft als Museum präsentiert.  Die KTG – bis 2014 als Teil der KMK – ist langjähriges Mitglied im Vorstand der Touristik-Gemeinschaft Baden-Elsass-Pfalz, die die Tourismusakteure der drei Ferienregionen vereint und das grenzüberschreitende Informationsbüro Vis-à-Vis in Lauterbourg betreibt. Eurodistrikt PAMINA | Infolge eines Neuzuschnitts der französischen Verwaltungsgrenzen 2015 vergrößerte sich der Eurodistrikt um 71.762 Einwohner und umfasst 66 neue Gemeinden. Karte Stand 2006 INTERREG A OBERRHEIN – DER KLEINPROJEKTEFONDS PAMINA21 Von großer Bedeutung für die Karlsruher Akteure ist die Beteiligung am europäischen Förderprogramm INTERREG A Oberrhein. In der Förderperiode 2007 bis 2013 wurden zahlreiche Projekte mit Karlsruher Beteiligung durchgeführt (siehe Kapitel 2). Als Teilprojekt zielte der vom Eurodistrikt PAMINA getragene PAMINA21-Kleinprojektefonds auf die Förderung grenzüberschreitender Projekte von lokaler Bedeutung, welche die direkte, interkulturelle Begegnung von Bürgerinnen und Bürgern zum Inhalt haben. So wurden beispielsweise eine Veranstaltung des Kulturvereins „wirkstatt“ und ein Fotowettbewerb des Centre Culturel Franco-Allemand gefördert (siehe Anhang). Die Stadt Karlsruhe wird sich auch in das neue Förderprogramm INTERREG V A Oberrhein 2014 bis 2020 einbringen und die Fortführung des PAMINA-Kleinprojektefonds unterstützen. Weitere Informationen: www.interreg-oberrhein.eu LANDES- UND BUNDESWEITE VERNETZUNG Deutscher Städtetag (DST) und Städtetag Baden-Württemberg Die Stadtverwaltung Karlsruhe ist in einer Vielzahl themenspezifi scher Arbeitskreise vertreten, in denen europarechtliche Aspekte mit Relevanz für die Stadt Karlsruhe thematisiert werden. Eine themenübergreifende Vernetzung zu aktuellen Schwerpunkten der europapolitischen Agenda erfolgt darüber hinaus im Arbeitskreis „Internationale Angelegenheiten“ des Deutschen Städtetags und im Arbeitskreis der Europakoordinatoren des Städtetags Baden- Württemberg. Beide Gremien werden durch die Stabsstelle Außenbeziehungen besetzt. In beiden Gremien stehen die Informationsvermittlung – teils durch externe Referentinnen und Referenten – und der gegenseitige Erfahrungsaustausch im Vordergrund. Aktuelle Themen sind unter anderem die „Urbane Agenda“ auf EU-Ebene (siehe Kapitel 6.2), Maßnahmen und Good-practice zur Steigerung der Europafähigkeit, der Erfahrungsaustausch zum Umgang mit EU-Fördermitteln und zur EU-Projektarbeit, die kommunale Entwicklungszusammenarbeit, die europäische Asyl- und Flüchtlingspolitik sowie die internationalen Handelsabkommen TTIP und CETA. Die gewonnen Informationen und Erkenntnisse fließen in die Arbeit der Stabsstelle Außenbeziehungen ein beziehungsweise werden an relevante Dienststellen weitergeleitet. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de EUROPABÜRO DER BADEN- WÜRTTEMBERGISCHEN KOMMUNEN Auf EU-Ebene getroffene Entscheidungen beeinfl ussen die kommunale Ebene auf beispiellose Art und Weise. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, wurde 1999 das Europabüro der baden-württembergischen Kommunen gegründet. Es ist in einer Bürogemeinschaft mit den Europabüros der bayerischen und der sächsischen Kommunen organisiert. Mit dem Ziel, die Europafähigkeit der Kommunen zu stärken, erfüllt es folgende Aufgaben:  frühzeitige Informationsbeschaffung  Interessenvertretung  Beratung bezüglich EU-Förderprogrammen  Vermittlung von Gesprächskontakten  Vorträge zu kommunalrelevanten EU-Themen  Praktikums- und Hospitationsangebot, Möglichkeit zur Ableistung einer Station im juristischen Vorbereitungsdienst In dem von der Bürogemeinschaft wöchentlich herausgegebenen Mitteilungsblatt „Brüssel Aktuell“ informiert das Europabüro zeitnah und kompetent über kommunalrelevantes europäisches Geschehen. Eine Anmeldung zum Verteiler ist über die Stabsstelle Außenbeziehungen möglich. Träger des Europabüros sind die kommunalen Landesverbände – Gemeindetag, Städtetag und Landkreistag Baden-Württemberg. Städte und Landkreise aus Baden-Württemberg können sich direkt an das Europabüro in Brüssel wenden. Weitere Informationen: www.europabuero-bw.de Ansprechperson: Europabüro der baden-württembergischen Kommunen | Dr. Martin Silzer E-Mail: m.silzer@europabuero-bw.de 30 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 31 4.3 EUROPAWEITE VERNETZUNG Die Stadtverwaltung ist in über 45 europaweit ausgerichteten Netzwerken aktiv (siehe Anhang). Neben themenübergreifenden Netzwerken, wie beispielsweise EUROCITIES und dem RGRE, sind die Kooperationen oft sehr spezifi sch am Bedarf der städtischen Dienststellen und Gesellschaften ausgerichtet. Der fachliche Wissens- und Erfahrungsaustausch mit den Kolleginnen und Kollegen anderer europäischer Städte eröffnet der Stadt Karlsruhe die Möglichkeit, aktuelle Herausforderungen der lokalen Agenda zu diskutieren, eigene Lösungsansätze vorzustellen und vom Know-how und den Erfahrungen anderer Städte zu profi tieren. Die internationale Netzwerkarbeit bringt damit einen spürbaren, ganz konkreten Mehrwert für die beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. EUROPÄISCHES STÄDTENETZWERK EUROCITIES Das europäische Städtenetzwerk EUROCITIES, in dem Karlsruhe seit 2011 Mitglied ist, gehört als Plattform der 130 größten Städte Europas zu den einfl ussreichsten Vertretungen kommunaler Interessen auf EU-Ebene. In sechs Themenforen und einer Vielzahl von Arbeitsgruppen, Projekten und Fachveranstaltungen deckt EUROCITIES die Kernthemen der lokalen Agenda ab: Wirtschaft, Kultur, Umwelt, Wissensgesellschaft, Mobilität und Soziales (siehe Abbildung). Durch gezieltes Einbringen kommunaler Anliegen und Positionen in den europapolitischen Diskurs trägt EUROCITIES entscheidend dazu bei, aktuelle städtische Problemstellungen und Herausforderungen sichtbar zu machen, praxisorientierte Lösungsvorschläge anzubieten und EU-Gesetzgebung im Sinne der Städte positiv zu beeinfl ussen. Übergeordnetes Ziel des Netzwerks ist die Stärkung der Städte im politischen Mehrebenensystem der EU und damit ein größerer Einfl uss auf die EU-Politikgestaltung. Die Stadtverwaltung Karlsruhe ist in mehreren Foren und Arbeitsgruppen vertreten:  Ein besonders aktives Engagement erfolgt im Kulturforum: Hier bringt das Kulturamt seine Expertise regelmäßig in die Arbeitsgruppen „Mobility of Artists“ und „Cultural Access & Entitlement“ ein. Das Thema „Zugang zu Kultur“ ist für Karlsruhe – insbesondere auch vor dem Hintergrund des starken Zuzugs von Migrantinnen und Migranten – ein wichtiges Anliegen. Das Kulturamt konnte einige erfolgreiche Good-Practice-Beispiele aus Karlsruhe TRINATIONALE METROPOLREGION OBERRHEIN Mit der Einrichtung der Trinationalen Metropolregion Oberrhein (TMO) im Jahr 2010 werden die vielfältigen grenzüberschreitenden Vernetzungen von Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft gebündelt. In der Säule Politik ist Karlsruhe durch die Mitgliedschaft im Eurodistrikt PAMINA, im Städtenetz Oberrhein sowie im Oberrheinrat vertreten und setzt sich so für die Weiterentwicklung der TMO ein. Städtenetz Oberrhein Das 2002 vor dem Hintergrund der polyzentralen Struktur des Oberrheins auf Initiative Karlsruhes gegründete Städtenetz Oberrhein widmet sich aktuell vorrangig dem Austausch in den Bereichen Zukunftsmobilität und Kultur. Die engen bilateralen Kontakte zu Strasbourg als Oberzentrum des (Nord-)Elsass zeigen sich zudem durch die Vertretung der Stadt Karlsruhe (Stadtplanungsamt) im Entwicklungsbeirat der „Eurométropôle Strasbourg“ mit dem Ziel, die überregionale Bedeutung der großen Städte am Oberrhein voranzutreiben. Das Städtenetz Oberrhein und seine Kernfunktionen Oberrheinrat 1997 gegründet, gehören dem Oberrheinrat 71 gewählte Mandatsträgerinnen und Mandatsträger aus dem Elsass, Nord- und Südbaden, der Südpfalz sowie der Nordwestschweiz an. Der Karlsruher Oberbürgermeister ist Mitglied dieses trinationalen „Parlaments“. Primäre Aufgaben des Oberrheinrates sind die gegenseitige Information und die politische Absprache zu wichtigen, die Oberrheinregion betreffenden Fragen. Seine Anregungen richtet er in Form von Resolutionen an die nationalen und regionalen Regierungen sowie weitere Adressaten und fungiert somit als ein zentraler Impulsgeber in der dreistaatlichen Zusammenarbeit. Oberrheinkonferenz Die 1975 durch das Bonner Abkommen gegründete deutsch- französisch-schweizerische Oberrheinkonferenz (ORK) bildet den institutionellen Rahmen der grenzüberschreitenden regionalen Zusammenarbeit am Oberrhein. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Zusammenarbeit zwischen Behörden am Oberrhein zu stärken und für die Bewohnerinnen und Bewohner ein attraktives Lebensumfeld zu schaffen. Die Stadt Karlsruhe ist nicht direkt Mitglied in der Oberrheinkonferenz, unterstützt deren Aktivitäten jedoch punktuell in thematischen Arbeitsgruppen (Kultur, Jugend) und bei Veranstaltungen. AUSBLICK Eine neue Herausforderung für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein ergibt sich durch die aktuelle Gebietsreform in Frankreich, mit der die territoriale Architektur Frankreichs verändert und eine weitreichende Modernisierung vorangebracht werden soll. Die urbanen Realitäten der städtischen Ballungsräume und der Wettbewerb zwischen europäischen Metropolregionen sollen zum Ausgangspunkt für Verwaltungshandeln und Kompetenzverteilung werden. Die sichtbarsten Veränderungen sind die Zusammenfassung der städtischen Ballungszentren in eigenen Verwaltungseinheiten (am Oberrhein betrifft dies die neugeschaffene „Eurométropôle de Strasbourg“) und die Zusammenlegung und damit Reduzierung der Anzahl der Regionen von 22 auf 13 mit veränderten Zuständigkeiten und Mitteln (neue Großregion Elsass-Lothringen – Champagne-Ardenne ab 2016). Die konkreten Auswirkungen dieser Reformen auf die grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind noch nicht abzusehen, bieten jedoch auch die Chance, die zentralen Zukunftsthemen mit neuen Partnern und Netzwerken voranzubringen. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Andrea Zechnall E-Mail: andrea.zechnall@abz.karlsruhe.de EUROCITIES, Organigramm der Foren und Arbeitsgruppen 32 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 33 in den Fachaustausch mit den europäischen Kolleginnen und Kollegen einbringen. Darüber hinaus beteiligt sich das Kulturamt an themenspezifi schen Umfragen, um die Karlsruher Expertise in die Studien und Positionen von EUROCITIES einfl ießen zu lassen. Die Wirtschaftsförderung rundet das städtische Engagement im Kulturforum durch die Mitarbeit in der Arbeitsgruppe „Creative Industries“ ab. Der Kreativpark Alter Schlachthof wurde 2015 von EUROCITIES als Vorzeigeprojekt ausgewählt (siehe Kapitel 5).  Neben dem Kulturamt arbeitet auch der Zentrale Juristische Dienst (ZJD) seit mehreren Jahren kontinuierlich bei EUROCITIES mit: In der Arbeitsgruppe „Public Services“ beteiligte sich der ZJD beispielsweise gemeinsam mit anderen europäischen Städten an der EUROCITIES Stellungnahme zu „High Quality Local Public Services“. Zudem fl ossen Fachinformationen zu aktuellen Themen wie der Reform des Vergaberechts und zur Entwicklung des Europäischen Beihilferechts zurück in die Karlsruher Stadtverwaltung (siehe Kapitel 6.1).  Bei den „Awareness Raising Days 2015“ des EUROCITIES Sozialforums war Karlsruhe durch die Sozial- und Jugendbehörde (SJB) vertreten.  Seit 2014 ist die Stabsstelle Außenbeziehungen (ABZ) auf der EUROCITIES Cooperation Platform vertreten. Dort treffen sich die EUROCITIES Contact Offi cers der Mitgliedsstädte, um sich themenübergreifend über aktuelle Aktivitäten der Interessenvertretung, künftige Schwerpunktthemen und Projekte des Netzwerks zu informieren sowie Möglichkeiten für eine verstärkte Mitarbeit der eigenen Stadtverwaltung zu eruieren. Einen Beitrag zur Lobbyarbeit von EUROCITIES gegenüber den neuen Europaabgeordneten leistete die ABZ im Oktober 2014: In einem Brief rief Oberbürgermeister Dr. Mentrup die baden-württembergischen Europaabgeordneten dazu auf, sich in der „URBAN Intergroup“, der interfraktionellen Arbeitsgruppe zu städtischen Belangen, zu engagieren und städtische Interessen im politischen Diskurs der EU-Institutionen sichtbar zu machen. Baden-Württemberg ist in der „URBAN Intergroup“ nun mit drei Europaabgeordneten vertreten und stellt mit MdEP Peter Simon einen der Vizepräsidenten. „Für die Kulturarbeit der Stadt Karlsruhe ist die internationale Vernetzung ein Grundpfeiler! Vor allem die Mitarbeit in den europäischen Städtenetzwerken EUROCITIES und ECCAR bringt wertvolle Erweiterungen des eigenen Blicks, einen gewinnbringenden Erfahrungsaustausch und vor allem wesentliche Bereicherungen für die Schaffung einer europäischen Identität, die ohne die Beiträge von Kunst und Kultur nicht denkbar ist.“ Dr. Susanne Asche Amtsleitung Kulturamt Weitere Informationen: www.eurocities.eu Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig, EUROCITIES Contact Offi cer E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de RAT DER GEMEINDEN UND REGIONEN EUROPAS (RGRE) Seit 2000 ist Karlsruhe als ordentliches Mitglied im Rat der Gemeinden und Regionen Europas – Deutsche Sektion (RGRE) vernetzt. Durch die Stabsstelle Außenbeziehungen nimmt sie regelmäßig an der Arbeitsgemeinschaft der EU- und Förderreferentinnen und -referenten teil, ein Arbeitskreis, dem bundesweit mehr als 100 Mitglieder angehören. Hier werden aktuelle Themen der europapolitischen Agenda und deren konkrete Auswirkungen auf die deutschen Kommunen diskutiert. Externe Referentinnen und Referenten aus deutschen und europäischen Organisationen und Verbänden bringen spezifi sches Know-how ein und stehen im Weiteren als Arbeitskontakte zur Verfügung. Einen weiteren Schwerpunkt bildet der Informations- und Erfahrungsaustausch zur aktuellen EU-Fördermittelpolitik und zu EU-Projekten. Die projekt- und themenbezogenen Informationen fl ießen in die Arbeit der Stabsstelle Außenbeziehungen ein beziehungsweise werden an relevante Dienststellen und Gesellschaften weitergeleitet. Mit ihrer diesjährigen Entscheidung zur strategischen Neuaufstellung im RGRE möchte die Stadt Karlsruhe auch auf politischer Ebene den themenbezogenen, interkommunalen Informationsaustausch stärken: Im Oktober 2015 nahmen vier Stadträtinnen und Stadträte als Vertreter an der RGRE-Delegiertenversammlung teil und informierten sich aus erster Hand unter anderem durch EU- Kommissar Günther Oettinger zum Thema „Kommunen im digitalen Zeitalter – Herausforderungen, Chancen, Möglichkeiten“. In den kommenden drei Jahren ist Karlsruhe zudem mit drei Stadträtinnen und Stadträten im Deutsch- Französischen Ausschuss und im Ausschuss für kommunale Entwicklungszusammenarbeit vertreten. Um Fachwissen und Impulse aus der Ausschussarbeit strategisch in die Arbeit der Verwaltung einfl ießen zu lassen, wird künftig eine systematische, wechselseitige Rückkoppelung zwischen den Ausschussmitgliedern und den thematisch zuständigen Dienststellen angestrebt. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de EUROPÄISCHE STÄDTEKOALITION GEGEN RASSISMUS (ECCAR) Seit 2007 ist Karlsruhe Mitglied in der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus und – vertreten durch das Kulturamt – seitdem auch im Lenkungsausschuss dieses europaweiten Städtenetzwerks aktiv. Ausgangspunkt für die Mitgliedschaft war die Erkenntnis, dass Städte einen wesentlichen Beitrag zur Abwehr von Rassismus und Diskriminierung leisten können und müssen. Dem Netzwerk gehören rund 120 Städte aus 20 europäischen Ländern an, die sich mit ihrer Mitgliedschaft dazu verpfl ichtet haben, einen 10-Punkte-Aktionsplan auf lokaler Ebene umzusetzen. Auf Einladung der Stadt tagte im Oktober 2015 die diesjährige ECCAR-Generalkonferenz in Karlsruhe: Vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingskrise in Europa diskutierten unter dem Titel „Welcoming cities – Keys for an anti-racist culture“ Bürgermeisterinnen und Bürgermeister aus Europa, den USA und Libyen sowie hochrangige Vertreterinnen und Vertreter deutscher, europäischer und internationaler Organisationen über die europäische Flüchtlingspolitik, die Lage der Flüchtlinge und die Herausforderungen, vor denen Städte aktuell bei der Aufnahme der Menschen stehen. In zwei Foren tauschten sich Expertinnen und Experten über Bedingungen für ein menschenrechtskonformes und wertschätzendes Zusammenleben mit Asylbewerberinnen und -bewerbern in europäischen Städten aus und stellten ihre jeweiligen Best-Practice-Beispiele zur Etablierung und Umsetzung einer gelebten Willkommenskultur in den Kommunen vor. In einer Reihe von Workshops wurden diese Themen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern vertieft behandelt. Die Stadtverwaltung Karlsruhe stellte ihre konkreten Maßnahmen – vor allem in der Kulturarbeit – zur Implementierung des 10-Punkte-Aktionsplans von ECCAR gegen Rassismus und Diskriminierung vor. Auch wenn Karlsruhe als „Residenz des Rechts“ und als Stadt der Grund- und Menschenrechte bereits vielfältige Anstrengungen unternimmt, um Rassismus und Diskriminierung zu bekämpfen oder gar nicht erst entstehen zu lassen, stehen mit den aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen in ganz Europa – aber auch in Karlsruhe – viele neue Herausforderungen an. Für diese Herausforderungen ist Karlsruhe durch den Fachaustausch innerhalb der ECCAR sehr gut gewappnet – und dies ist auch das erfreuliche Fazit der ECCAR-Generalkonferenz. Weitere Informationen: www.eccar.info | www.karlsruhe.de/b1/kultur/themen/kulturrecht/eccar.de Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Kulturamt | Dr. Susanne Asche, Leiterin E-Mail: kulturamt@karlsruhe.de 34 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 35 MAGISTRALE FÜR EUROPA Die Initiative „Magistrale für Europa“ engagiert sich seit 1990 für den raschen Ausbau der Schienenachse Paris-Strasbourg- Karlsruhe-München-Wien-Budapest. Als transnationale Allianz für die Schiene tritt sie für attraktive Personen- und Güterverkehre für alle über die Magistrale führenden Teilrelationen ein und fördert daher grenzüberschreitende Schienenprojekte. Der Initiative gehören gegenwärtig 28 Städte, Regionen und Industrie- und Handelskammern aus Deutschland, Frankreich, Österreich, der Slowakei und Ungarn an, die sich aus standortpolitischen Gründen für ihre „Magistrale für Europa“ engagieren. Sie handeln aus der Überzeugung heraus, dass eine leistungsfähige Anbindung an das hochrangige Schienennetz für Personen- und Güterverkehre ein Standortfaktor ersten Ranges ist. Das Engagement der länderübergreifenden Initiative erfolgt über koordinierte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Informationsaustausch zwischen den Mitgliedern, Stellungnahmen sowie öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen. Als transnationale Allianz für die Schiene entwickelt die „Magistrale für Europa“ daher eigene fachlich fundierte Entwicklungsvorstellungen und vertritt die legitimen Interessen ihrer Mitglieder gegenüber den politischen Entscheidungsträgern im Bund und in der EU. Vorsitzender der Initiative ist der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe, Dr. Frank Mentrup. Auch die Geschäftsstelle der Initiative ist bei der Stadt Karlsruhe angesiedelt. Die letzte Hauptversammlung der Initiative fand im November 2015 in Ulm statt. Im Rahmen des hochrangig besetzten Podiums wurden – auch mit Blick auf den Bundesverkehrswegeplan 2015 – die weiteren Investitionen entlang des Korridors diskutiert. Vor dem Hintergrund des neuen EU-Konzepts der „Kernkorridore“ ist der Austausch mit den Entscheidungsträgern auf deutscher und europäischer Ebene die Voraussetzung, um die Interessen der Mitglieder in Berlin und Brüssel erfolgreich vertreten zu können. Weitere Informationen: www.magistrale.org Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Markus Lorenz E-Mail: markus.lorenz@abz.karlsruhe.de DIE KARLSRUHER BÄDERGESELLSCHAFT ENGAGIERT SICH IN DER EUROPEAN WATERPARK ASSOCIATION (EWA) Jahrelanges Engagement im Vorstand der EWA macht sich bezahlt – der intensive Kontakt und die Teilnahme an Veranstaltungen, Weiterbildungen, Workshops und Messen ermöglicht konkreten Know-How-Transfer, Benchmarking, Weiterbildung und Ideen-Input in vielen Bereichen (unter anderem Wassertechnik, Gesetzgebung, DIN/Normen, Marketing, Betrieb, Gastronomie und Kassensysteme). Die European Waterpark Association ist die Interessenvertretung der europäischen Freizeitbäder, Thermen- und Wasserparks. Sie unterstützt eine marktwirtschaftliche und bedarfsorientierte Freizeitpolitik und strebt europaweit einheitliche Standards und Normen an. Gleichzeitig setzt sie sich für eine nachhaltige und ressourcenschonende Entwicklung der Bäder- und Freizeitbranche ein. Mitglieder der Freizeitindustrie aus Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Polen, Schweden, der Schweiz, Spanien, der Türkei und Ungarn tauschen so erfolgreich Erfahrungen aus. Weitere Informationen: www.freizeitbad.de/ewa/die-ewa/willkommen.html Ansprechperson: Oliver Sternagel E-Mail: oliver.sternagel@ka-baeder.de DIE ZUSAMMENARBEIT DES STÄDTISCHEN KLINIKUMS MIT DER EUROPEAN SOCIETY FOR BLOOD AND MARROW TRANSPLANTATION (EBMT) IST PRODUKTIV UND FÜR BEIDE PARTNER GEWINNBRINGEND Zum Thema der Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation steht die Transplantationseinheit der III. Medizinischen Klinik des Städtischen Klinikums in direktem Kontakt mit vielen anderen Mitgliedern der EBMT. Diese baut ein weltweites Netzwerk von Transplantationszentren auf, um Erfahrungsaustausch und gemeinsame Forschung zu unterstützen. Die intensive Kooperation in der EBMT ermöglicht auch die Durchführung der Blutstammzelltransplantationen von Fremdspendern. Weiterhin besteht eine enge Kooperation bei klinischen Forschungsvorhaben und der gemeinsamen Auswertung von Behandlungen. Gemeinsame Projekte führten bereits zu zahlreichen Publikationen und Vorträgen auf internationalen Kongressen. Die Zusammenarbeit wird durch die aktuell geplante europäische JACIE-Zertifi zierung (Joint Accreditation Committee ISCT EBMT) weiter intensiviert werden und bestätigt damit die Behandlungsqualität auf universitärem Niveau. Weitere Informationen: www.ebmt.org Ansprechpersonen: Prof. Dr. Mark Ringhoffer und Prof. Dr. Martin Bentz E-Mail: mark.ringhoffer@klinikum-karlsruhe.de E-Mail: onkologie@klinikum-karlsruhe.de 36 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 37 KARLSRUHES STÄDTEPARTNERSCHAFTEN – IMPULSE FÜR DIE WIRTSCHAFT Eine wichtige Ausgangsbasis stellen die langjährigen Städtepartnerschaften etwa mit Nancy, Nottingham aber auch Temeswar dar. Neben den anfänglich sozio-kulturellen Aspekten rücken heute die wirtschaftlichen Gesichtspunkte mehr und mehr in den Vordergrund. Unterstützt wird dies durch themenbezogene Delegationsreisen mit Wirtschaftsvertretern, gemeinsame EU-Förderprojekte sowie den gezielten Wissenstransfer, etwa in den Themenbereichen der SmarterCity Initiative und den Fokusbranchen Energie, Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), Mobilität sowie Kreativwirtschaft. Karlsruhe pfl egt zudem projektbezogene Kooperationen mit europäischen Städten wie Paris, Lyon, Salzburg und Kopenhagen. PAMINA – ERFOLGSMODELL DER DEUTSCH- FRANZÖSISCHEN WIRTSCHAFTSKOOPERATION Ein wichtiges Bindeglied zu den französischen Nachbarn stellt der PAMINA Business Club dar. Dieser Zusammenschluss von rund 50 regionalen Wirtschaftsförderungen und Kammern im deutsch-französischen Grenzraum arbeitet seit mehr als 15 Jahren erfolgreich zusammen. Dabei dient das Netzwerk als Ausgangspunkt für die grenzüberschreitende wirtschaftliche Zusammenarbeit und als Schnittstelle zu den Unternehmen der Region. Die gemeinsame Veranstaltungsreihe „Zukunftswerkstatt“ greift aktuelle, für Unternehmen, Wirtschaftsförderung und Politik relevante Themen auf wie zum Beispiel Duale Ausbildung, Stärkung der Innenstädte und des Einzelhandels oder Holzwirtschaft. So wird das deutsch- französische Netzwerk zum Impulsgeber für die regionale und internationale Entwicklung des Wirtschaftsraums PAMINA (siehe Kapitel 4.2). BRANCHENNETZWERKE FÖRDERN SYNERGIEN IM TRINATIONALEN WIRTSCHAFTSRAUM Besonderes Augenmerk richtet die Wirtschaftsförderung auf den Ausbau der Kooperationen im trinationalen Wirtschaftsraum Deutschland-Frankreich-Schweiz. Davon profi tieren insbesondere die Branchennetzwerke aus den Bereichen Energie, Mobilität, IKT sowie Kultur- und Kreativwirtschaft mit ihren Partnern aus Industrie und Forschung. 5. WIRTSCHAFTSSTANDORT KARLSRUHE IN EUROPA NACHHALTIG STÄRKEN „Unsere Aktivitäten sind darauf ausgerichtet, den Austausch mit unseren europäischen Partnern zu fördern und den Wirtschaftsstandort Karlsruhe zu stärken. Eine Win-win- Situation für alle.“ Michael Kaiser Direktor der Wirtschaftsförderung Städte und Regionen stehen zunehmend im nationalen und internationalen Wettbewerb um Unternehmen und Investitionen, aber auch um Einwohnerinnen und Einwohner und Fachkräfte. Um den Wirtschaftsstandort Karlsruhe im internationalen Vergleich nachhaltig zu stärken und seine Sichtbarkeit weiter zu erhöhen, hat die Wirtschaftsförderung Karlsruhe ihre Aktivitäten in Europa in den vergangenen Jahren weiter intensiviert und die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern erhöht. Ziel ist es, gemeinsam Innovationspotenziale zu nutzen und Synergien zu erzeugen – für ein wirtschaftlich starkes Europa.  Um die Mobilität der Zukunft voran zu treiben, arbeitet das Automotive Engineering Network Südwest (AEN) eng mit seinem französischen Partnernetzwerk Pôle Véhicule du Futur zusammen. Nach der erfolgreichen Teilnahme des AEN am Clusterwettbewerb des Landes Baden-Württemberg wurde die Clusterinitiative selbst mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Hier entstanden unter anderem Innovationsprojekte wie „Rheinmobil“, bei dem es um den Einsatz einer Flotte aus E-Fahrzeugen für den grenzüberschreitenden Pendlerverkehr geht.  Das IT-Netzwerk CyberForum wurde von der Wirtschaftsförderung in die Projektarbeit des Netzwerks IT2Rhine zwischen Deutschland, Frankreich und der Schweiz eingebunden. Das trinationale EU-Projekt bündelt die Aktivitäten der IT-Cluster am Oberrhein und entwickelte eine IT-Strategie für den gemeinsamen Wirtschaftsraum (siehe Kapitel 2.2).  Das EnergieForum Karlsruhe ist eng mit TRION-climate, einem deutsch-französisch-schweizerischen Netzwerk der Energieakteure verbunden. Gemeinsames Ziel ist es, die Metropolregion Oberrhein auf dem Weg zur Energie-Vorbildregion zu unterstützen. Dabei nimmt das EnergieForum mit seinen 270 Experten aus dem Energiebereich eine zentrale Koordinationsfunktion ein. Diese vielfältigen Kontakte zu europäischen Partnernetzwerken vereinfachen und befördern den Erfahrungsaustausch sowie den Technologietransfer. Erfolgreich abgeschlossene Förderprojekte aus Karlsruhe werden so zu Best-Practice- Beispielen auf EU-Ebene. Wie etwa die SmarterCity Studie „Energieeffi zientes Gewerbegebiet“: Hier zeigt Karlsruhe, wie Unternehmen durch den Einsatz von innovativen Methoden Energie optimal nutzen und Kosten sparen können und kann so in Europa zum Vorreiter in Sachen Energie werden. Wie EU-Projekte das Innovationspotenzial in Karlsruhe befl ügeln, zeigt auch das EU-Projekt ClusteriX (siehe Kapitel 2.2). Daraus entstand die Initiative für die Ausarbeitung der Strategie der SmarterCity Karlsruhe 2030. Mit mehr als 60 Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung wurde ein Masterplan für Innovationen erarbeitet. Dieser dient auch als Grundlage für die strategische Weiterentwicklung der Karlsruher Branchennetzwerke. Vier Handlungsfelder spielen dabei eine zentrale Rolle:  die Entwicklung eines Modellquartiers – Smart Quarter/Zukunftsstadt,  die Realisierung eines Hightech-Produktionsparks – SmartProduction Park,  die Entwicklung einer intermodalen Mobilitätsplattform – RegioMOVE (siehe Kapitel 4.1) sowie  die oben genannte SmarterCity Studie „Energieeffi zientes Gewerbegebiet“. Die Gesamtstrategie wurde schließlich in das „Integrierte Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ (ISEK) aufgenommen. EUROCITIES: KREATIVPARK ALTER SCHLACHTHOF ALS BEST-PRACTICE-PROJEKT Das K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro, erster Ansprechpartner für die Kultur- und Kreativwirtschaft in Karlsruhe und gemeinsame Einrichtung des Kulturamtes und der Wirtschaftsförderung, ist bei EUROCITIES aktiv (siehe Kapitel 4.3). Hier wurde der Kreativpark Alter Schlachthof als Fallstudie im Rahmen des EU-Projekts „Culture for Cities and Regions“ aufgenommen. Damit reiht sich Karlsruhe in die Liste der Städte ein, die bereits für erfolgreiche Konzepte in der Kultur- und Kreativwirtschaft bekannt sind, wie Barcelona, Amsterdam, Wien und Helsinki. Als Erfolgsfaktoren für das Karlsruher Projekt wurden das Kreativgründungszentrum Perfekt Futur, das K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro, die vielfältige Kulturszene, die eigenständigen Kreativnetzwerke sowie die exzellente Hochschullandschaft herausgestellt. Das Städtenetzwerk EUROCITIES führt Fallstudien im Bereich Kultur- und Kreativwirtschaft durch und ermöglicht Einblicke in die Projekte europäischer Städte. Damit wird die Relevanz der Kultur- und Kreativwirtschaft für die Gesamtwirtschaft aufgezeigt und ihr Beitrag für die Attraktivität der Städte und Regionen sichtbar gemacht. Weitere Informationen: www.k3-karlsruhe.de/k3-kultur-und- kreativwirtschaftsbuero-karlsruhe Dokument: nws.eurocities.eu/MediaShell/media/Karlsruhe_ Kreativpark%20Alter%20Schlachthof_13082015.pdf Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung K³ Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro Karlsruhe Wirtschaftsförderung | Dirk Metzger E-Mail: dirk.metzger@wifoe.karlsruhe.de Kulturamt – Kulturbüro | Sabrina Isaac-Fütterer E-Mail: sabrina.isaac-fuetterer@kultur.karlsruhe.de Weitere Informationen: www.karlsruhe.de/b2/wifoe.de Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Wirtschaftsförderung | Michael Kaiser, Direktor E-Mail: Michael.Kaiser@wifoe.karlsruhe.de 38 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 39 6. EUROPÄISCHE RECHTSETZUNG UND DEBATTEN VOR ORT 6.1 WEITREICHENDE AUSWIRKUNGEN VON EU-GESETZGEBUNG Mit Fortschreiten des Europäischen Integrationsprozesses nimmt der Einfl uss des Europäischen Rechts und der Rechtsprechung der höchsten Europäischen Gerichte auf sämtliche Betätigungen der Stadt Karlsruhe stetig zu. BEIHILFE UND VERGABE In den Bereichen der kommunalen Daseinsvorsorge und der öffentlichen Auftragsvergabe müssen sich die Stadt Karlsruhe und ihre Beteiligungsunternehmen vermehrt mit europäischen Rechtsvorschriften auseinandersetzen. Streng regulierter Spielraum für staatliche Beihilfen Nach Artikel 107 Absatz 1 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union sind staatliche oder aus staatlichen Mitteln gewährte Beihilfen gleich welcher Art, die durch die Begünstigung bestimmter Unternehmen oder Produktionszweige den Wettbewerb verfälschen oder zu verfälschen drohen, mit dem Binnenmarkt unvereinbar und damit grundsätzlich verboten, soweit sie den Handel zwischen Mitgliedstaaten beeinträchtigen. Um dennoch rechtmäßig Beihilfen gewähren zu können, besteht die Möglichkeit, geplante Maßnahmen bei der Europäischen Kommission genehmigen zu lassen (Notifi zierung). Aktuell hat die Stadt Karlsruhe die Notifi zierung des Projekts „Neues Fußballstadion im Wildpark“ bei der Europäischen Kommission beantragt. Darüber hinaus können bestimmte Beihilfen nach Vorgaben der EU- Kommission als mit dem Binnenmarkt vereinbar angesehen und von der Notifi zierung befreit werden. Insbesondere bei Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichen Interesse (DAWI) ist es möglich, durch einen Betrauungsakt Ausgleichsleistungen zu gewähren. Auf Grundlage des Freistellungsbeschlusses der Europäischen Kommission hat der Gemeinderat im vergangenen Jahr die formelle Betrauung des Städtischen Klinikums und 2015 der Karlsruher Messe- und Kongress GmbH beschlossen. Städtisches Engagement im Rahmen der Modernisierung des Vergaberechts und E-Vergabe Der Europäische Gesetzgeber hat mit dem Paket zur Modernisierung des Europäischen Vergaberechts vom 26. Februar 2014 ein vollständig überarbeitetes Regelwerk für die Vergabe öffentlicher Aufträge und Konzessionen vorgelegt. Die EU-Vergaberechtsmodernisierung zielt darauf ab, das Regelwerk für die Vergaben entsprechend den aktuellen Bedürfnissen des fortschreitenden Binnenmarkts weiter zu entwickeln und innerhalb der Europäischen Union stärker zu vereinheitlichen. Insbesondere die Konzessionsrichtlinie war im Gesetzgebungsverfahren stark umstritten. Durch erfolgreiche Lobbyarbeit der kommunalen Spitzenverbände, sowie durch die erste erfolgreiche Bürgerinitiative in der Europäischen Union „Right2water“ konnten die Vorschläge zur Konzessionsvergabe im Bereich der Wasserversorgung entschärft werden. Hierzu hat auch das europäische Städtenetzwerk EUROCITIES mit intensiver Lobbyarbeit beigetragen. Durch die regelmäßige Mitarbeit in der EUROCITIES-Arbeitsgruppe Daseinsvorsorge hat die Stadt Karlsruhe ihr spezifi sches Know-how in die Positionspapiere des Netzwerks einfl ießen lassen (siehe Kapitel 4.3). Die Umsetzung der Richtlinien in nationales Recht soll zum 18. April 2016 erfolgen. Es bleibt abzuwarten, ob dabei die kommunalen Handlungsspielräume, etwa bei der In-House- Vergabe, erhalten oder sogar erweitert werden. Zudem wird es für die Vergabe oberhalb der EU-Schwellenwerte die verbindliche Einführung der E-Vergabe geben. Dies bedeutet für die Stadt Karlsruhe, dass Vergaben nach der  Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – VOB  Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen – VOL und  Vergabeordnung für freiberufl iche Dienstleistungen – VOF elektronisch an das EU-Amtsblatt zu übermitteln sind, und die Vergabeunterlagen elektronisch frei zugänglich sein müssen. Darüber hinaus soll nach den neuen Vergaberichtlinien künftig die Rechtssicherheit bei der Berücksichtigung ökologischer und sozialer Kriterien erhöht werden. Die Vergabedienstanweisung der Stadt Karlsruhe enthält bereits seit 2008 Regelungen zur Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialkriterien in der städtischen Beschaffung. Ob und inwiefern die für 2016 angekündigte Umsetzung der EU-Richtlinien in diesem Bereich zu einer weitergehenden Klärung der Rechtssituation führen wird, und wie die Kriterien in der Praxis Anwendung fi nden können ist noch nicht abzusehen. Ansprechpersonen bei der Stadtverwaltung Zentraler Juristischer Dienst | Alexander Koch E-Mail: alexander.koch@zjd.karlsruhe.de Hauptamt – Zentrale Vergabestelle | Ingo Werle, Reiner Krempel E-Mail: ingo.werle@ha.karlsruhe.de E-Mail: reiner.krempel@ha.karlsruhe.de Umwelt- und Arbeitsschutz | Susanne Gerner E-Mail: susanne.gerner@ua.karlsruhe.de UMWELTSCHUTZ Die konkreten Auswirkungen von EU-Normen lassen sich auch im Bereich des Umweltschutzes beobachten. Weitreichende Auswirkungen auf die Kommunen im Bereich des Umweltrechts EU-Normen werden zunächst in nationales Recht übernommen und dort entweder in bereits vorhandene Gesetze integriert (beispielsweise wird die EU-Umgebungslärmrichtlinie in das Bundes-Immissionsschutzgesetz überführt), oder es werden neue Gesetze beschlossen, wie im Fall des Gesetzes über die Umweltverträglichkeitsprüfung. Das nationale Umweltrecht könnte dabei die Anforderungen schärfer fassen als von der EU vorgegeben, darf jedoch nicht hinter die EU-Vorgaben zurückfallen. In den meisten Fällen werden die EU-Normen übernommen. Die einzuhaltenden Anforderungen sind dabei oft bis ins Detail vorgeschrieben. Sofern die EU- Normen nicht vollinhaltlich eingehalten werden, sind Vertragsverletzungsverfahren zu erwarten. Zuständig für den Gesetzesvollzug sind in der Regel die Behörden der Landesverwaltung. Eine Ausnahme davon ist das Thema Lärm; hier sind für die Aufstellung von Lärmaktionsplänen die Kommunen selbst zuständig. Dabei ist es keine Ermessensentscheidung, ob die Kommunen einen Lärmaktionsplan aufstellen wollen. Sofern die Lärmkartierungen nachweisen, dass Teile der Bevölkerung hohen Lärmbelastungen ausgesetzt sind, haben die Kommunen die Pfl icht, Lärmaktionspläne zu entwickeln und Maßnahmen zur Lärmminderung auszuarbeiten. Bei der Aufstellung von Lärmaktionsplänen ist die Bevölkerung zu beteiligen. „Das Umweltrecht ist vorwiegend von der EU geprägt und damit schlagkräftiger geworden. Da es sich direkt auf das kommunale Handeln vor Ort auswirkt, ist es wichtig, die kommunalen Belange frühzeitig und wirksam gegenüber der EU zu vertreten.“ Norbert Hacker Amtsleitung Umwelt- und Arbeitsschutz In der Praxis bedeutet dies, dass unter anderem zu prüfen ist, ob Lärmschutzwälle oder -wände in Betracht kommen, ob in bestimmten Straßenabschnitten Temporeduzierungen möglich sind, ob lärmarmer Asphalt aufgebracht und ob Rasengleise für die Straßenbahn eingebaut werden können. Die Kostenlast für Baumaßnahmen liegt in der Regel bei den Kommunen. Die Ausweisung von Umweltzonen ist ebenfalls auf EU-Normen zurückzuführen. Da die EU-Grenzwerte für Stickstoffdioxid dauerhaft überschritten sind, müssen Luftreinhaltepläne aufgestellt werden. Ursächlich für die schlechte Luftqualität ist in erster Linie der Straßenverkehr. In Wirkungsanalysen wurden unterschiedliche Maßnahmen auf ihre Minderungswirkung untersucht, dabei stellte sich die Umweltzone als die effektivste heraus. Weitere wichtige Regelwerke im Umweltschutz 40 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 41 umfassen die Wasserrahmenrichtlinie, nach der die Gewässerqualität von Fließ- und Stillgewässern verbessert werden muss, sowie die Richtlinie über Industrieemissionen, mit der Überwachungsaufgaben und -fristen von gewerblichen Anlagen vorgegeben werden. Aktuell im Fokus – der Naturschutz In den vergangenen zwanzig Jahren wurden großfl ächige Bereiche als sogenannte Fauna-Flora-Habitat (FFH)- Schutzgebiete und Vogelschutzgebiete gemeldet. Diese basieren auf zwei EU-Richtlinien im Rahmen des EU-Netzwerks für Schutzgebiete „NATURA 2000“ (derzeit aktuelle Fassung):  Richtlinie 92/43/EWG vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pfl anzen (FFH-Richtlinie),  Richtlinie 2009/147/EG vom 30. November 2009 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten. Darin sind auch viele bereits vorher als Landschafts- und Naturschutzgebiet ausgewiesene Bereiche enthalten. In der Praxis wird hiermit der Schutz von bisher lediglich als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesenen Bereichen deutlich erhöht. So müssen bei Vorhaben in FFH- und Vogelschutzgebieten oder auch außerhalb, Verträglichkeitsprüfungen durchgeführt werden, wenn zu befürchten ist, dass Beeinträchtigungen im Schutzgebiet zu erwarten sind. Sofern die Schutzziele beeinträchtigt werden, sind die Vorhaben nur noch unter Berücksichtigung strenger Anforderungen genehmigungsfähig. Eine weitere bedeutende Konsequenz aus der FFH-Richtlinie ist eine erhebliche Aufwertung des Artenschutzes. So sind in den Anhängen der FFH- und der Vogelschutz-Richtlinie Artenlisten mit streng und besonders geschützten Arten enthalten. Diese Tiere dürfen nicht verletzt oder getötet und deren Lebensstätten nicht zerstört werden. Selbst eine erhebliche Störung kann schon ein Tatbestand sein. In Karlsruhe bedeutsam und häufi g vorkommend sind zum Beispiel der Heldbock, Fledermäuse, Zaun- und Mauereidechse, Amphibien sowie alle Singvögel. Es gilt in erster Linie der Individualschutz, die Größe der vorhandenen Population spielt eine untergeordnete Rolle. Auch bei Arten, die häufi g vorkommen, wie Mauereidechsen und Vögel, fällt also ein erheblicher Prüfungsaufwand an. Zudem ist in Schutzgebieten das Töten von geschützten Arten oder auch nur die Zerstörung von Gelegen ein Verstoß gegen das Strafgesetzbuch (§ 329 StGB). Heldbock Damit werden für die Naturschutzverwaltung alle Planungen und fast jede Aktivität im Freien ob innerhalb oder außerhalb eines Schutzgebietes zu einem Prüffall: Ob Baumfällungen und -pfl ege, Beseitigung von Sträuchern, Radwegebau, Rückbau von Brücken oder Gebäuden, Fassadenrenovierungen und alle sonstigen öffentlichen und privaten Hoch- und Tiefbauvorhaben – in all diesen Fällen ist der Artenschutz fast regelmäßig tangiert. Das bedeutet zum einen hohen Abstimmungsaufwand, zum anderen detaillierte Prüfung der Situation vor Ort und häufi g die Festlegung von Maßnahmen zur Eingriffsminimierung. Als Eingriffsminimierung kommen viele Möglichkeiten in Betracht: Verschiebung des Vorhabens auf andere Zeiträume, Vergrämen oder Entfernen der zu schützenden Arten, Errichtung neuer Lebensräume für die geschützten Arten, Errichtung von Schutzmaßnahmen wie Amphibienzäunen oder Modifi zierung des geplanten Eingriffs. Dies stellt die Naturschutzverwaltung schon wegen der Vielzahl der Vorhaben vor große Anforderungen und macht deutlich, dass mehr Zeit für die Vorbereitung und Planung notwendig wird, um beispielsweise Bauverzögerungen oder sonstigen Zeitverzug bei der Umsetzung geplanter Maßnahmen zu vermeiden. DIE BRANDDIREKTION BETEILIGT SICH AN LANGJÄHRIGER LOBBYARBEIT ZUR EU-ARBEITSZEITRICHTLINIE Die Festlegungen der Arbeitszeitrichtlinie haben unmittelbaren Einfl uss auf die Möglichkeiten der kommunalen deutschen Feuerwehren, den Bürgerinnen und Bürgern rund um die Uhr den notwendigen Schutz zu bieten. Die Defi nition „Bereitschaftsdienst“ und die Frage der Ausgleichsruhezeiten haben direkten Einfl uss auf die Erstellung sinnvoller Dienstpläne für die Dienststelle und die Einsatzkräfte. Dabei ist der Gesundheits- und Arbeitsschutz für die Einsatzkräfte von besonderer Bedeutung, ebenso die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Arbeitsgemeinschaft der Berufsfeuerwehren (AGBF) – eine Vereinigung im Deutschen Städtetag – nimmt regelmäßig Stellung im Rahmen der Anhörung der Europäischen Kommission zur Novellierung der Arbeitszeitrichtlinie. Der Amtsleiter der Branddirektion ist kraft seiner Funktion ständiges Mitglied in der AGBF Baden- Württemberg, die wiederum der AGBF zuarbeitet. Die Regelungen in der Arbeitszeitrichtlinie wirken sich direkt aus auf die Frage des 24-Stundendienstes und auf die Möglichkeit der Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit. Zum einen haben diese Entscheidungen Auswirkungen auf die Attraktivität des Berufs und damit die Gewinnung von qualifi zierten Arbeitskräften, zum anderen bestimmen sich über diese Festlegungen auch der Bedarf an Personal und somit die Personalkosten der Branddirektion. Das Engagement ermöglicht es, rechtzeitig die Themen aufzugreifen und die Positionen der Stadt einfl ießen lassen zu können. Weitere Informationen: www.karlsruhe.de/b4/buergerdienste/feuerwehr.de Ansprechpersonen: Florian Geldner und Iris Ade E-Mail: fl orian.geldner@bd.karlsruhe.de E-Mail: iris.ade@bd.karlsruhe.de 6.2 AKTUELLE EU-THEMEN UND DEBATTEN Strategische Interessenvertretung zur aktiven Mitgestaltung einer bürgernahen Europapolitik ist auch für Städte in Deutschland von immer größerer Bedeutung – schließlich beeinfl ussen EU-Richtlinien und Verordnungen in weiten Teilen kommunales Handeln und damit das Leben der Bürgerinnen und Bürger. Die Interessen der Stadt Karlsruhe werden durch die kommunalen Spitzenverbände vertreten, die mit eigenen Büros in Brüssel vertreten sind und damit in direktem Kontakt mit EU-Entscheidungsträgern stehen. Neben dem Deutschen Städtetag (DST) und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund (DStGB) ist auch das Büro der baden- württembergischen Kommunen aktiv an der Beobachtung und Analyse aktueller Gesetzesinitiativen beteiligt und trägt damit zur Positionierung städtischer Interessen bei (siehe Kapitel 4.1). Aktuelles Beispiel kommunaler Interessenvertretung sind die Verhandlungen zum transatlantischen Handelsabkommen TTIP und die Einführung des neuen Transparenzregisters. DAS TRANSATLANTISCHE FREIHANDELSABKOMMEN TTIP – KOMMUNALE SPITZENVERBÄNDE POSITIONIEREN SICH Die Verhandlungen über die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (TTIP) werden nicht nur von der Bürgergesellschaft, sondern auch von der Stadtverwaltung verfolgt. Seit Anfang 2014 bearbeitete die Verwaltung mehrere Anfragen und Anträge aus dem Gemeinderat. Dabei ging es insbesondere um die Frage möglicher Auswirkungen von TTIP auf die Erbringung von Dienstleistungen im Rahmen der kommunalen Daseinsvorsorge. TTIP wurde in öffentlicher Sitzung zunächst im Gemeinderat diskutiert und dann zur weitergehenden Diskussion in den Hauptausschuss verwiesen. Aufgrund der schwierigen Informationslage erfolgte die Bearbeitung der Anfragen und Anträge in enger Rücksprache mit den Europabüros der kommunalen Spitzenverbände sowie dem Europabüro der baden-württembergischen Kommunen. Auf Veranlassung der Stabsstelle Außenbeziehungen wurde zur Diskussion im Hauptausschuss im Dezember 2014 der Direktor des Europabüros des Deutschen Städte- und Gemeindebundes (DStGB) eingeladen, der über den aktuellen Verhandlungsstand informierte und sowohl Chancen als auch Risiken von TTIP aus Sicht der Kommunen skizzierte. Die Erstellung einer gemeinsamen, fraktionsübergreifenden Position zu TTIP fand bisher keine Mehrheit. Die relevanten Dienststellen werden die kommenden Verhandlungsrunden weiter mit verfolgen. In ihrem gemeinsamen Positionspapier vom Juni 2015 betonten die kommunalen Spitzenverbände, der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), dass die hohe Qualität der Daseinsvorsorge auch durch 42 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 43 TTIP nicht gefährdet werden dürfe. Auch dürfe es keine Einschränkungen bei Rekommunalisierungen, den Umwelt- und Verbraucherschutzstandards sowie dem Vergaberecht geben; der Spielraum der Kommunen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben dürfe nicht eingeschränkt werden – weder durch TTIP noch durch andere internationale Handelsabkommen. Das vollständige Positionspapier ist nachzulesen unter: www.staedtetag.de Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de DAS NEUE EU-TRANSPARENZREGISTER UND SEINE AUSWIRKUNGEN AUF DIE VERTRETUNG KOMMUNALER INTERESSEN IN BRÜSSEL TTIP ist nur ein Beispiel dafür, wie wichtig eine zielgerichtete und kontinuierliche Vertretung kommunaler Interessen auf EU- Ebene ist. Die Arbeit der kommunalen Spitzenverbände in Brüssel könnte künftig jedoch durch die neue Transparenzinitiative der EU-Kommission nicht unerheblich erschwert und damit die Rolle der Kommunen bei der Gestaltung der EU-Politik geschwächt werden. Teil der Transparenzinitiative ist die Einführung eines Transparenzregisters für das Europaparlament und die EU- Kommission. Organisationen, Verbände und Beratungsfi rmen, die durch Lobbyarbeit Einfl uss auf die Erarbeitung, Entscheidung und Umsetzung politischer Maßnahmen der EU-Organe nehmen, sollen sich künftig im Transparenzregister eintragen lassen. Ziel ist es, offen zu legen, welche Akteure an Gesetzgebungsverfahren unmittelbar oder mittelbar beteiligt sind. Die Transparenzinitiative wird von den kommunalen Spitzenverbänden grundsätzlich begrüßt. Kritisch gesehen wird allerdings die Erweiterung des Anwendungsbereichs auf europaaktive Kommunen und deren Verbände einschließlich der Europabüros in Brüssel. Kommunale Vertreter üben aktiv Einfl uss auf die Gestaltung von EU- Politiken aus: Gemeinderäte verabschieden Resolutionen zu EU-Themen, Städte beteiligen sich an Konsultationen und führen öffentliche Informationsveranstaltungen zu EU- Themen durch, Stadtverwaltungen schulen ihr Personal in Fragen der EU-Fördermittelakquise, Fachämter arbeiten an den Positionspapieren von DST und DStGB mit, kommunale Delegationen führen Gespräche mit Brüsseler Entscheidungsträgern und vieles mehr. Aufgrund dieser Aktivitäten sind alle kommunalen Vertreter – also nicht nur Verbände, sondern auch Einzelkommunen – aufgerufen, sich im Transparenzregister einzutragen. Von Bundes- und Landesbehörden wird dies dagegen nicht gefordert. Sowohl diese unterschiedliche Behandlung als auch die Gleichsetzung unter anderem mit Wirtschaftslobbyisten ist nicht nachvollziehbar und wird der Rolle der Kommunen nicht gerecht – vertreten diese doch als Teil des politischen Mehrebenensystems nicht etwa Partikularinteressen, sondern Interessen des Gemeinwohls und der kommunalen Selbstverwaltung. Die kommunalen Spitzenverbände und das Büro der baden-württembergischen Kommunen setzen sich daher dafür ein, dass Kommunalvertreter aus dem Anwendungsbereich des Transparenzregisters herausgenommen und gleichgestellt werden mit Bundes- und Landesbehörden. Die EU-Kommission plante, noch 2015 einen Vorschlag für ein verpfl ichtendes Transparenzregister vorzulegen, welches dann bereits 2016 in Kraft treten soll. Aktuell bestehende Anreize zur Eintragung in das Register könnten dann im Umkehrschluss zu Sanktionen bei Nichteintragung führen (zum Beispiel Einschränkung des Kontakts zu Bediensteten der EU- Institutionen, eingeschränkte Möglichkeit zur Teilnahme von Kommunalvertretern an Expertengruppen der EU-Kommission, eingeschränkte Weitergabe von Informationen, beispielsweise zu Konsultationen). Hier werden die kommunalen Spitzenverbände, auch mit Unterstützung der Stadt Karlsruhe, entschieden argumentieren, um die grundsätzliche Stellung der Kommunen bei der Gestaltung der künftigen Europapolitik zu stärken. Um die eigene Position nicht auszuhöhlen, legen sie ihren Mitgliedern daher nahe, von einer Eintragung im Transparenzregister vorerst abzusehen. KLIMAPARTNERSCHAFT IM EUROPÄISCHEN JAHR DER ENTWICKLUNG 2015 Die Stärkung der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit ist erklärtes Ziel der Karlsruher Internationalisierungsstrategie. Viele Organisationen und Vereine aus Karlsruhe machen sich bereits seit Jahren stark für entwicklungspolitische Bildungsarbeit, sind aktiv im Bereich fairer Handel und unterstützen konkrete Projekte in Ländern des Globalen Südens. Als Ergänzung zu diesem vielfältigen, lebendigen, oftmals ehrenamtlichen Engagement startete die Stadt Karlsruhe Anfang 2015 in eine Klimapartnerschaft mit der Stadt San Miguel de Los Bancos in Ecuador. Mit der Klimapartnerschaft leistet die Stadt Karlsruhe einen aktiven Beitrag zum Europäischen Jahr der Entwicklung 2015. Die Klimapartnerschaft ist eingebettet in das bundesweite, vollfi nanzierte Projekt „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Grundgedanke der Partnerschaft ist es, die fachliche Zusammenarbeit zwischen den Stadtverwaltungen von Karlsruhe und Los Bancos im Bereich Klimaschutz (unter anderem Erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft, Aufforstung, naturnaher Tourismus) zu stärken. Die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK) übernimmt dabei die fachliche Betreuung des Projekts. Zusätzliches Know-how zur Ausgestaltung der Klimapartnerschaft fl ießt durch die Einbeziehung der IHK Karlsruhe, der Stadtwerke Karlsruhe, dem Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT sowie der Organisation Engineers without Borders ein. Neben klima- und umwelttechnischen Aspekten ist es das erklärte Ziel des Projekts, junge Menschen für die Themen Entwicklungszusammenarbeit und Klimaschutz zu sensibilisieren. Hier erhält die Stadtverwaltung Unterstützung durch das Gymnasium Neureut und die Aktion Partnerschaft Dritte Welt e. V. Karlsruher Delegation in San Miguel de Los Bancos, Ecuador, August 2015 | von links nach rechts: Alba Fernandez und Vanesa Salcedo (Umweltabteilung, San Miguel de Los Bancos), Dirk Vogeley, Geschäftsführer KEK, Harald Denecken, Erster Bürgermeister i. R., Dr. Volker Stelzer, KIT. Ansprechperson bei der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gGmbH Dirk Vogeley, Geschäftsführer E-Mail: info@kek-karlsruhe.de Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de EINE „URBANE AGENDA“ FÜR EUROPA – STÄRKERE EINBEZIEHUNG STÄDTISCHER ANLIEGEN AUF EU-EBENE Rund 72 Prozent der EU-Bevölkerung lebt heute in Städten – Tendenz steigend. Die Europäische Kommission schätzt, dass der Anteil der Stadtbevölkerung im Jahr 2050 bei mehr als 80 Prozent liegen wird. Dies macht Städte schon jetzt – aber insbesondere auch in Zukunft – zu zentralen Akteuren der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der Europäischen Union. Städten kommt eine Schlüsselrolle zu, wenn es darum geht, die großen Herausforderungen unserer Zeit anzugehen und innovative, bürgernahe Lösungen für drängende Problemstellungen zu entwickeln – sei es in den Bereichen Wirtschaft, Beschäftigung, Verkehr, Umwelt und Klima oder mit Blick auf den sozialen Zusammenhalt, die Armutsbekämpfung, die Förderung einer partizipativen Demokratie und der gesellschaftlichen Teilhabe. Die bedeutende Rolle der Städte ist auf EU-Ebene anerkannt. Allerdings wird vielfach kritisiert, dass die bestehenden Initiativen oft nicht aufeinander abgestimmt sind. Der Wunsch nach stärkerer Koordinierung der relevanten EU- Politiken und der Ruf nach einer stärkeren Berücksichtigung der städtischen Anliegen bei der Politikgestaltung und der Gestaltung von Förderprogrammen führten zu einer breiten Debatte über die Entwicklung einer eigenen EU- Städteagenda. Laut der EU-Kommission könnte diese dazu dienen, die Qualität, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit der politischen Maßnahmen durch zielgerichtete Koordinierung der Aktivitäten, Akteure und Entscheidungsebenen zu verbessern. Das EU-Parlament befürwortet diese Entwicklung und verabschiedete im September 2015 mit großer Mehrheit eine entsprechende Position.1 Städtische Interessenvertretungen, wie beispielsweise der Deutsche Städtetag und das europäische Städtenetzwerk EUROCITIES, begrüßen die Initiative und bringen sich seit Beginn der Debatte aktiv in die Ausgestaltung der „Urbanen Agenda“ ein. Die Stabsstelle Außenbeziehungen wird die Entwicklungen künftig bei EUROCITIES in der „Working Group Urban Agenda“ mit verfolgen und in die Stadtverwaltung zurück spiegeln sowie thematische Aufhänger für eine aktive Einbringung Karlsruher Interessen aufzeigen. Ansprechperson bei der Stadtverwaltung Stabsstelle Außenbeziehungen | Regina Hartig E-Mail: regina.hartig@abz.karlsruhe.de 1 Europäisches Parlament (2015) Entschließung des Europäischen Parlaments vom 9. September 2015 zur städtischen Dimension der EU-Politikfelder. www.europarl.europa.eu/ sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//NONSGML+TA+P8-TA-2015-0307+0+DOC+PDF+V0//DE 44 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 45 I. ABGESCHLOSSENE EU-PROJEKTE DER STADTVERWALTUNG KARLSRUHE | 2010 BIS 2014 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT, PROGRAMM EU-FÖRDER- SUMME (€)1 BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Wirtschaft und Arbeit Automotive Engineering Network (AEN) | Förderung des regionalen Clusters mit dem Ziel, die Zusammenarbeit von Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu unterstützen und neue EU-Projekte anzustoßen Wifö (Projektpartner) 01/2011 – 12/2013, EFRE 225.000 FR BOO Games | Sensibilisierung regionaler Wirtschaftsförderer bezüglich der Rolle der Spieleindustrie Wifö (Projektpartner) 01/2012 – 12/2014, INTERREG C 75.687 AT, BG, ES, GB, IT, MT www.boogames.eu ClusteriX | Verbesserung und strategische Neuorientierung von Cluster-Politiken („Intelligente Spezialisierung“) Wifö (Projektpartner) 01/2012 – 12/2014, INTERREG C 132.000 DK, FR, HU, IT, RO, SE www.clusterix.info ISEK-HANDLUNGSFELD | Regionale und überregionale Kooperation Umgestaltung und Erweiterung des Alten Zollhauses in Lauterbourg | Investition in ein „Haus der grenzüberschreitenden Kooperation“ zur Steuerung des grenzüberschreitenden Entwicklungsprozesses ABZ (Projektpartner) 03/2008 – 12/2010, INTERREG A Oberrhein 25.910 FR BioValley | Cluster der Lebenswissenschaften und der Medizintechnik für die wirtschaftliche Entwicklung der Metropolregion Oberrhein ABZ für TRK (Projektpartner) 10/2008 – 03/2012, INTERREG A Oberrhein 3.000 CH, FR www.biovalley.com/biovalley/ interreg-program Auf dem Weg zur Trinationalen Metropolregion Oberrhein | Schaffung eines nachhaltigen trinationalen Netzwerkes im Mehrebenensystem am Oberrhein ABZ für Städtenetz (Projektpartner) 06/2010 – 12/2013, INTERREG A Oberrhein 10.000 CH, FR www.rmtmo.eu/fr/politique/ projets/coordination-de-la-region- metropolitaine-trinationale-du- rhin-superieur.html Tourismus in der Trinationalen Metropolregion am Oberrhein | Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkiet des Oberrheinraums im Bereich Tourismus ABZ (Projektpartner) 05/2009 – 07/2012, INTERREG A Oberrhein 45.000 CH, FR Design am Oberrhein | Ermittlung und Zusammenführung von Designakteuren, Verknüpfung zwischen Wissenschaft und Industrie (Verortung der Projektarbeit im Rahmen der eunique zusammen mit der IHK Karlsruhe als Unternehmertag „Design am Oberrhein“) KMK (Projektpartner) 10/2010 –12/2013, INTERREG A Oberrhein 164.004 CH, FR www.artforum3.de/projekte. html#DaO LBBR: Lupus BioBank des OberRheins | Erforschung von Autoimmunerkrankungen mit Hilfe einer gemeinsamen Datenbank Städtisches Klinikum (Projektpartner) 01/2011 – 09/2014, INTERREG A Oberrhein 45.900 FR IT2Rhine | Zusammenführung vorhandener IT-Cluster am Oberrhein (Rhénatic, CyberForum, Medien Forum, Unternehmen in der Basler Region, IT-Forum Rhein-Neckar) Wifö (Projektpartner) 01/2009 –12/2011, INTERREG A Oberrhein 145.790 CH, FR www.it2rhine2020.eu/de ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung Welcome Center TRK | Konzeption eines physischen Welcome Centers als Anlaufstelle für internationale Fachkräfte und eines digitalen Willkommensportals ABZ für TRK (Projektleitung) 01 – 12/2014, ESF 127.500 www.welcome. technologieregion- karlsruhe.de/de Adim, Adim – Schritt für Schritt in Ausbildung und Beruf | Information türkischer Eltern über Ausbildungsmöglichkeiten, um ihre Kinder in Ausbildung zu bringen AFB (Projektleitung) 01/2010 – 05/2011, ESF 18.000 ANHANG BILDNACHWEIS Seite 15 LaBOR – Lust auf Beschäftigung, Orientierung, Richtung © Peter Empl Seite 27 Zitat Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner © kernwein-portrait Seite 27 Interessenvertretung der TRK in Brüssel © Felix Kindermann „FKPH“ Seite 30 Das Städtenetz Oberrhein und seine Kernfunktionen © SIGRIS, 2011 Seite 31 EUROCITIES, Organigramm der Foren und Arbeitsgruppen © EUROCITIES 2015 Seite 34 Magistrale für Europa © Deutsche Bahn AG Seite 40 Heldbock © UA – H. Niederstrasser VERWENDETE LÄNDERKÜRZEL AT Österreich BA Bosnien und Herzegowina BE Belgien BG Bulgarien BR Brasilien CH Schweiz CN China CY Zypern CZ Tschechische Republik DE Deutschland DK Dänemark EE Estland EL Griechenland ES Spanien FI Finnland FR Frankreich GB Großbritannien GE Georgien HR Kroatien HU Ungarn IE Irland IL Israel IT Italien LU Luxembourg MA Marokko MT Malta NL Niederlande NO Norwegen PL Polen PT Portugal RO Rumänien RU Russland SE Schweden SI Slowenien SK Slowakei TR Türkei 46 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 47 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT, PROGRAMM EU-FÖRDER- SUMME (€)1 BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung AIKA – Ausbildung International Karlsruhe | Gewinnung von Ausbildungsplätzen in ausländisch geführten Betrieben; sozialpädagogische Begleitung der Azubis AFB (Projektleitung) 01/2010 – 12/2011, ESF 53.000 EQJ-Plus – Gemeinsam zum Ziel! | Stärkung von Jugendlichen und Vermittlung in Ausbildung; Erhöhung des Anteils von Jugendlichen mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt AFB (Projektleitung) 01/2010 – 05/2011, ESF 42.000 ESF-Geschäftsstelle | Erfüllung der ESF-Ziele durch Koordination des regionalen Arbeitskreises, regelmäßige Kontakte mit allen Beteiligten und Beratung von Antragstellenden und Begünstigten AFB (Projektleitung) 01/2010 – 12/2020 ESF ca. 18.000 p. a. www.afb-karlsruhe.de/ de/esf-projektberatung Stärken vor Ort | Verbesserung der sozialen, schulischen und berufl ichen Integration von jungen Menschen mit schlechteren Startchancen und von Frauen mit Problemen beim (Wieder-)Einstieg in das Erwerbsleben Lokale Koor- dinierungsstelle im Bereich Sozialplanung des Sozialamts 2009 – 2011, ESF nicht vorhanden www.karlsruhe.de/b3/soziales/ einrichtungen/staerken_vor_ort BeoPlus | Heranführung von Jugendlichen und Schulen an den sozial-pfl egerischen, MINT und kreativ- künstlerischen Bereich stja (Projektpartner) 01/2012 – 12/2014, ESF nicht vorhanden www.jugendstiftung.de/index. php?id=110 www.beoplus.de Förderung der schulischen Bildung für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge Heimstiftung (Projektleitung) 09/2010 – 08/2014, EFF 134.596 www.heimstiftung-karlsruhe. de/95-0-Foerderprojekte- des-Europaeischen- Fluechtlingsfonds-EFF.html ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur Young Europe 2 | Entwicklung eines mehrsprachigen Theaterrepertoires für junge Menschen Badisches Staatstheater (Projektpartner) 10/2011 – 09/2013, KULTUR nicht vorhanden CY, FI, FR, HU, NL, NO www.etc-cte.org/young_ europe Fotowettbewerb „Wasser: Quelle aller Inspirationen“ | grenzüberschreitende Sensibilisierung für die Thematik Wasser sowie den Umgang mit diesem, Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung im PAMINA-Raum CCFA (Projektleitung) 04/2009 – 03/2010, INTERREG A Kleinprojekte- fonds PAMINA21 13.500 FR http://www.eurodistrict- pamina.eu/pamina/spip. php?article1364&lang=pl Ambiant Creativity | interdisziplinäre Vernetzung und Entwicklung einer Lehrmethode in digitaler Komposition ZKM (Projektpartner) 2009 – 2011, KULTUR nicht vorhanden FR, EL www.acroe.imag.fr/proj/ ambiant CwithS – Composing with Sounds | Entwicklung einer Musikbearbeitungssoftware, um junge Menschen an die elektronische Musik heranzuführen ZKM (Projektpartner) 2011 – 2013, KULTUR nicht vorhanden FR, GB, EL, NO, PT www.cws.dmu.ac.uk/EN/1 Digitale Medienkunst am Oberrhein | Erforschung von Strategien für die Konservierung digitaler Kunst ZKM (Projektleitung) 01/2010 – 03/2013, INTERREG A Oberrhein 359.455 CH, FR www.digitalartconservation. org/index.php/de.html Multimedia Amazon Opera | Musiktheaterprojekt, um Kinder und Jugendliche für die Situation des Regenwalds und die Grundlagen des indigenen Lebens zu sensibilisieren ZKM (Projektpartner) 2008 – 2010, KULTUR nicht vorhanden AT, BR, NL, PT www.goethe.de/ins/pt/lis/prj/ ama/deindex.htm PRACTICs | Konservierung zeitgenössischer Kunst ZKM (Projektpartner) 2009 – 2011, KULTUR nicht vorhanden BE, ES, GB, NL zkm.de/projekt/practics ISEK-HANDLUNGSFELD | Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün Durchlassbauwerk in der Alb bei Karlsruhe | Beseitigung von Fischwanderhindernis laut EU-Richtlinie, Gewässersanierung TBA (Projektleitung) 12/2009 – 02/2013, Europäischer Fischereifonds 650.000 web1.karlsruhe.de/Aktuell/ Stadtzeitung11/sz2701.htm ISEK-HANDLUNGSFELD | Mobilität Urban Track | Gleissanierung Kaiserstraße vom Kronenplatz zum Durlacher Tor mit Fertigteilplatten VBK (Projektpartner) 09/2006 – 08/2010, FP 6 259.800 BE www.urbantrack.eu Upper Rhine Ports: A Connected Corridor | Schaffung eines Hafenmanagements am Oberrhein in Form einer strategischen Allianz KVVH GmbH, GB Rheinhäfen (Projektpartner) 09/2012 – 12/2014, TEN-V 110.000 CH, FR www.upper-rhine-ports.eu 1 Für städtischen Träger laut Antrag II. AKTUELLE EU-PROJEKTE DER STADTVERWALTUNG KARLSRUHE PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT, PROGRAMM EU-FÖRDER- SUMME (€)1 BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Wirtschaft und Arbeit Clouding SMEs | Unterstützung von KMU bei der Entwicklung und Nutzung von Cloud-basierten Anwendungen (das Projekt wurde innerhalb der Messen CLOUDZONE (2014) und LEARNTEC (2015) vorgestellt) KMK (Projektpartner) 07/2013 – 06/2015, FP7 21.850 BE, EL, IT, LU www.cloudingsmes.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Regionale und überregionale Kooperation UPSIDE | Stärkung von regionaler Forschung und Innovationspotenzial im Bereich partizipativer Innovationen durch Clusterentwicklung im IT-Bereich Wifö (Projektpartner) 07/2013 – 06/2016, FP7 80.000 DK, EE, NL, SI, SE www.upside-project.eu Upper Rhine Valley | touristische Vermarktung des Oberrheins im Ausland (Nachfolgeprojekt des EU-Projekts „Tourismus in der Trinationalen Metropolregion am Oberrhein“) ABZ (Projektpartner) 04/2013 – 03/2015, INTERREG A Oberrhein 30.000 CH, FR www.upperrhinevalley.com/de CODE24 | transnational abgestimmte Entwicklungsstrategie zur Optimierung und Weiterentwicklung der Verkehrsachse Rotterdam – Genua ABZ für TRK (Projektpartner) 01/2010 – 03/2015, INTERREG B Nordwest- europa 46.300 (Personal- kostenanteil ABZ für TRK) CH, FR, IT, NL www.egtc-rhine-alpine.eu/ code24 ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung DURANTE – assistierte Beschäftigung | Begleitung für Benachteiligte, die keinen Anspruch mehr auf Hilfe haben AFB (Projektleitung) 01/2013 – 12/2017, ESF 115.000 www.afb-karlsruhe.de/de/ arbeitssuchende/durante.html Bleib dran | Unterstützung von Auszubildenden und Betrieben, um Schwierigkeiten in der Ausbildung zu beheben, die Ausbildung fortzusetzen und erfolgreich abzuschließen AFB (Projektleitung) 01/2015 – 12/2016, ESF 32.000 www.afb-karlsruhe.de/de/ schueler-und-azubis/bleib-dran. html BiMAQ – Bildungsberatung für Migrantinnen und Migranten zur Ausbildung und Qualifi zierung | umfassende Information über das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem AFB (Projektleitung) 05/2015 – 04/2018, ESF 159.000 www.afb-karlsruhe.de/de/ schueler-und-azubis/bimaq. html Frauen Kreativ | langzeitarbeitslose Frauen durch kreative Tätigkeiten aus der Isolation führen und stärken AFB (Projektleitung) 05/2015 – 04/2016, ESF 53.000 www.afb-karlsruhe.de/de/ arbeitssuchende/frauen-kreativ. html ESF-Geschäftsstelle | Erfüllung der ESF-Ziele durch Koordination des regionalen Arbeitskreises, regelmäßige Kontakte mit allen Beteiligten und Beratung von Antragstellenden und Begünstigen AFB (Projektleitung) 01/2010 – 12/2020 ESF ca. 18.000 p. a. www.afb-karlsruhe.de/de/esf- projektberatung ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur The Art of Ageing | Theaterprojekt mit Rumänischem Nationaltheater Temeswar „Die Uhr tickt“ Badisches Staatstheater (Projektpartner) 2013 – 2015, KULTUR nicht vorhanden HR, RO, SK2 www.artofageing.eu EASTN | Zugang zu digitaler Kreativität durch Wissensvermittlung bzgl. aktueller künstlerischer Entwicklungen und zugrunde liegender Technologien ZKM (Projektpartner) 2013 – 2015, KULTUR nicht vorhanden ES, FR, EL www.eastn.eu PIPES | Experimentieren mit neuen Modellen und den symbolischen Bedeutungen von Kommunikation ZKM (Projektleitung) 2013 – 2015, KREATIVES EUROPA 75.000 CZ, ES www.pipes-project.net Ich bin hier – Europäische Gesichter ZKM (Projektleitung) 2015 – 2017, KREATIVES EUROPA nicht vorhanden FR, GB ISEK-HANDLUNGSFELD | Sport, Freizeit und Gesundheit EWOS ABILITY LINK*KIT | nachhaltige Steigerung der körperlichen Aktivität von Menschen mit einer Behinderung SuS (Projektpartner) 05/2015 – 07/2016, ERASMUS+ 12.870 AT, BG, FR, HU, IE www.europaralympic.org/ index.php?option=com_conte nt&view=article&id=265&Ite mid=129 48 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 49 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT, PROGRAMM EU-FÖRDER- SUMME (€)1 BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün WatERP – Water Enhanced Resource Planning | Reduzierung des Wasser- und Energieverbrauchs durch innovative IT-Methoden Stadtwerke (Projektpartner) 10/2012 – 09/2015, FP 7 155.520 ES, GB, EL www.waterp-fp7.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Zukunft Innenstadt und öffentlicher Raum / Regionale und überregionale Kooperation YouConf2015 „Relaunch Karlsruhe 2.0 – Feel free: it‘s YOURS!“ | internationale Jugendkonferenz mit den Karlsruher Partnerstädten anlässlich des 300. Stadtgeburtstags stja (Projektleitung) mit Hauptamt 01 – 09/2015 ERASMUS+ 15.000 FR, GB, RO, RU2 www.youconf2015.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Mobilität RheinPorts Information System (RPIS) | Verkehrsmanagementsystem für den Oberrhein, Beschleunigung der Prozesse in der Containerschifffahrt unter Berücksichtigung der Energieeffi zienz und Logistik KVVH GmbH, GB Rheinhäfen (Projektpartner) 07/2015 – 06/2017, CEF 144.000 CH, FR www.upper-rhine-ports.eu/ de/aktuelles/upper-rhine- ports/168-eu-foerdert-das- verkehrsmanagement.html 1 Für städtischen Träger laut Antrag 2 Mit Beteiligung der jeweiligen Partnerstadt/Partnerstädte III. EU-PROJEKTE MIT UNTERSTÜTZUNG DURCH DIE STADTVERWALTUNG KARLSRUHE | SEIT 2010 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG STÄDT. AKTEUR (PROJEKTTRÄGER) LAUFZEIT PROGRAMM BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung ESF-Geschäftsstelle | Erfüllung der ESF-Ziele durch regelmäßige Kontakte mit allen Beteiligten und Beratung von Antragstellenden und Projektträgern AFB 2010 – 2020 ESF (440.000 Euro p. a. Kofi nan- zierungsmittel für regionale Projekte) www.afb-karlsruhe.de/ de/esf-projektberatung LaBOR – Lust auf Beschäftigung, Orientierung | Niedrigschwelliges Arbeits- und Beschäftigungsprojekt für junge Erwachsene mit multiplen Vermittlungshemmnissen AFB: ESF-Geschäftsstelle (Sozpädal) 05/2010 – 12/2013 ESF www.sozpaedal.de/ index.php5 Gesundheit für alle | Beschäftigungsprojekt für suchtkranke AGH-Teilnehmer und Teilnehmerinnen (Produktion gesunden Gemüses im Projektgarten und Betrieb eines Bistros, um Kreislauf vom Saatgut bis zur fertigen Speise zu schließen) AFB: ESF-Geschäftsstelle (initial e.V.) 01/2010 – 12/2011 ESF www.initial-karlsruhe.de Qualifi zierung für junge Mütter und Väter im Stadtteil Mühlburg | Integration in Ausbildung und Arbeit AFB: ESF-Geschäftsstelle (CJD) 01/2011 – 12/2012 ESF www.cjd-karlsruhe.de Teilzeitausbildung für junge Mütter und Väter in der Stadt Karlsruhe | Vorbereitung und Durchführung von betrieblichen Teilzeitausbildungen AFB: ESF-Geschäftsstelle (CJD) 01/2010 – 12/2013 ESF www.cjd-karlsruhe.de Projekt U 25 | Integration arbeitssuchender junger Frauen und Männer unter 25 durch Qualifi zierung und Gruppenangebote AFB: ESF-Geschäftsstelle (Caritas) 01/2010 – 12/2010 ESF www.caritas-karlsruhe.de PAXXan Plus | Angebot für Jugendliche zur Heranführung an den Schulabschluss AFB: ESF-Geschäftsstelle (IB) 01/2010 – 12/2010 ESF www.internationaler- bund.de Fit mit Kid | Begleitung junger Mütter, die über das Projekt „Teilzeitausbildung für junge Mütter und Väter“ eine Ausbildung begonnen haben; Vorbereitung von jungen Frauen und Männern mit Kindern unter drei Jahren auf den berufl ichen Einstieg AFB: ESF-Geschäftsstelle (CJD) 01/2014 – 12/2014 ESF www.cjd-karlsruhe.de Working Mum | Verknüpfung von sozialpädagogischer Betreuung und Arbeitsgelegenheiten für alleinerziehende ALG-II Bezieherinnen AFB: ESF-Geschäftsstelle (Caritas) 01/2011 – 12/2012 ESF www.cjd-karlsruhe.de café initial – das Lernrestaurant | erweiterte Gemüseproduktion, um Kreislauf vom Saatgut bis zur fertigen Speise zu schließen; Ausbildungsunterstützung im Gastgewerbe AFB: ESF-Geschäftsstelle (initial e. V.) 01/2012 – 12/2015 ESF www.cafe-initial.de Der soziale Garten/Der grüne Kompass | sinnvolle und wertvolle Arbeitsgelegenheiten für langzeitarbeitslose Menschen mit Brüchen im Lebenslauf AFB: ESF-Geschäftsstelle (initial e. V.) 01/2011 – 12/2015 ESF www.initial-karlsruhe. de/projekte/der-soziale- garten BOBiE – Berufl iche Orientierung und Beratung in Elternzeit | Information, Beratung und individuelles Coaching AFB: ESF-Geschäftsstelle (CJD) 01/2015 – 12/2016 ESF www.cjd-karlsruhe. de/angebote/ wiedereinstieg-fuer- junge-eltern/bobie- berufl iche-orientierung- und-beratung-in- elternzeit AWOrks – Offene Beschäftigungsangebote für Menschen mit Handicap | Verbesserung der Wiedereingliederungschancen AFB: ESF-Geschäftsstelle (AWO) 01/2012 – 12/2015 ESF www.awo-karlsruhe.de/ fi leadmin/awo-karlsruhe/ images/wohnen_ und_arbeiten/2012/ Flyer_AWOrks.pdf 50 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 51 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG STÄDT. AKTEUR (PROJEKTTRÄGER) LAUFZEIT PROGRAMM BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung Integration durch Theater | Unterstützung von arbeitslosen Migrantinnen und Migranten in ihrer Persönlichkeitsentwicklung durch Theaterworkshops AFB: ESF-Geschäftsstelle (Isis Che Gambatté) 01/2014 – 12/2014 ESF www.gambatte.name/ integrationdurchtheater. html STÄRKEN vor Ort | Verbesserung der sozialen, schulischen und beruflichen Integration von jungen Menschen mit schlechteren Startchancen und von Frauen mit Problemen beim (Wieder-)Einstieg in das Erwerbsleben Vergabe von Mikrozuschüssen durch lokale Koordinierungsstelle im Sozialamt 2009 – 2011 ESF (100.000 Euro pro Förderjahr und -gebiet, 15 % städtische Kofi nanzierung) www.karlsruhe.de/b3/ soziales/einrichtungen/ staerken_vor_ort ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur Karlsruhe & Haguenau: Tanz, Musik und Folklore aus aller Welt | gemeinsames Workshop-Konzept, interkulturelle Begegnungen Kulturamt | Kulturbüro | FB 2 (wirkstatt e. V.) 04 –10/2012 INTERREG A Kleinprojekte- fonds PAMINA21 FR www.eurodistrict-regio- pamina.eu/pamina/spip. php?article1853&lang=en Dovetail | trinationale Lernpartnerschaft zu Themen der allgemeinen Erwachsenenbildung unter anderem mittels „Kreativer Schreibwerkstätten“ Kulturamt | Kulturbüro | FB 2: Unterstützung in der Partnersuche, Kofi nanzierung (GEDOK) 2012 – 2014 GRUNDTVIG GB, HU1 www.gedok-karlsruhe. de/vorschau/Dovetail/ Dovetail_GEDOK_ Karlsruhe.html Central Creative Enterprise Project – Visual Arts & Digital Media | Studienaufenthalt von Studierenden aus Nottingham, gemeinsame Workshops mit Schülerinnen und Schülern der Carl-Hofer-Schule und Einblicke in das Berufsleben durch Kurzpraktika in kreativen Unternehmen Kulturamt | Kulturbüro | FB 2: Unterstützung in der Partnersuche und in der Durchführung der Studienaufenthalte in Karlsruhe (Carl-Hofer- Schule) 2013 – 2015 LEONARDO – Life-long- learning- Programme GB1 www.creativequarter. com/about/partners/ central-college- nottingham 1 Mit Beteiligung der jeweiligen Partnerstadt/Partnerstädte IV. WEITERE GRENZÜBERSCHREITENDE/EUROPÄISCHE SCHLÜSSELPROJEKTE OHNE EU-FÖRDERUNG | AUSWAHL | SEIT 2010 PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT PROGRAMM BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Wirtschaft und Arbeit Fortbildungsmaßnahme für Pfl egepersonal aus Krasnodar Städtisches Klinikum, HA jährlich RU1 Hospitationen von Ärzten aus Krasnodar Städtisches Klinikum, HA jährlich RU1 Azubi-Austausch Karlsruhe-Halle POA, HA jährlich DE1 Qualifi zierungsprogramm für Handwerker aus Krasnodar HA 10 – 11/2011 Eberhard- Schöck-Stiftung RU1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Hochschulen, Wissenschaft, Forschung und innovative Technologien ProKaTim | Signal Processing Karlsruhe-Timisoara Hochschule Karlsruhe, HA jährlich BWS plus RO1 Stipendium für Studierende aus Nancy zum Studium am KIT KIT, HA jährlich FR1 Stipendien für Studierende aus den Partnerstädten Timisoara und Krasnodar zum Studium an einer Karlsruher Hochschule HA, Kulturamt 2010 – 2012 je Semester RO, RU1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Regionale und überregionale Kooperation Gemeinsam neue Wege gehen | jährlich stattfi ndende Maßnahme des Jugend- und Fachkräfteaustauschs mit der Partnerstadt Krasnodar stja (federführend) mit Hauptamt jährlich Stiftung Dt.- Russ. Jugend- austausch (3.000 – 10.000 Euro) RU1 Jugend- und Fachkräfteaustausch mit der Partnerstadt Nancy stja (federführend) mit Hauptamt fortlaufend Ggf. Dt.-Frz. Jugendwerk FR1 up PAMINA vhs | grenzüberschreitende Bildungsarbeit und Völkerverständigung VHS fortlaufend aus EU-Projekt hervor- gegangen FR www.up-pamina-vhs. org/4.0.html Praktikumsprojekt mit Studierenden aus den Partnerstädten HA jährlich D, FR, GB, HR, PL, RO, RU1 Jugendfriedensgipfel mit der Partnerstadt Nancy und Kiriat Schmona HA, stja 2013 FR1, IL Unterzeichnung einer gemeinsamen Vereinbarung zur Zusammenarbeit im Rahmen des Tierschutzes HA 07/2015 RO1 Unterstützung der Partnerstadt Timisoara bei der Akquirierung von ESF-Mitteln ESF-Geschäfts- stelle Karlsruhe 11/2015 RO1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur Kunst kennt keine Grenzen – Au-delà des apparences | Integration von Menschen mit Behinderung im künstlerischen Bereich CCFA 06/2014 – 10/2014 Baden- Württemberg Stiftung (25.000 Euro) FR www.fi chier-pdf.fr/2014/06/18/ brochure-kkkg-version-fi nale/ brochure-kkkg-version-fi nale. pdf Come Together der Jugendorchester der Partnerstädte Kulturamt, Hauptamt 07/2011 FR, GB1 www.jugendorchester-ka.de/ gesch.html Jugendorchester-Treffen der Partnerstädte in Karlsruhe Kulturamt, Hauptamt 07/2012 RO, RU1 www.jugendorchester-ka.de/ gesch.html Come together 2015 der Jugendorchester aus den Partnerstädten zum 300. Stadtgeburtstag von Karlsruhe Kulturamt, Hauptamt 07/2015 GB, RO, RU1 www.jugendorchester-ka.de/ gesch.html Museumsleitertreffen (Kunst- und Designmuseen) der Partnerstädte Kulturamt, Kulturbüro | FB2 03/2014 FR, GB, HR, RO1 52 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 53 V. GRENZÜBERSCHREITENDE/EUROPAWEITE NETZWERKAKTIVITÄTEN DER STADTVERWALTUNG KARLSRUHE | AUSWAHL NETZWERK THEMEN TRÄGER/ STÄDT. AKTEUR BETEIL. LÄNDER INTERNET THEMENÜBERGREIFEND CEMR | Council of European Municipalities and Regions Aktuelle Themen der europapolitischen Agenda ABZ europaweit www.ccre.org DST | Deutscher Städtetag Aktuelle Themen der europapolitischen Agenda ABZ www.staedtetag.de EUROCITIES | Network of major European cities Zugang zu Kultur, Urbane Agenda, Creative Cities, Mobilität und Verkehr, TTIP ABZ, Kulturamt (Culture Forum, Creative Industries), Wifö, ZJD europaweit www.eurocities.eu RGRE | Rat der Gemeinden und Regionen Europas, Deutsche Sektion Aktuelle Themen der europapolitischen Agenda ABZ www.rgre.de Städtetag Baden-Württemberg, AG Europakoordinatorinnen und -koordinatoren Aktuelle Themen der europapolitischen Agenda ABZ www.staedtetag-bw.de ISEK-HANDLUNGSFELD | Wirtschaft und Arbeit European Cluster Alliance | Netzwerk auf EU- Ebene zur Entwicklung von Clusterpolitik Analyse und Unterstützung von Clustern Wifö europaweit www.eca-tactics.eu/eca/about EVVC | Europäischer Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. Veranstaltungsorganisation, Marketing KMK europaweit www.evvc.org ICCA | International Congress and Convention Association Branchennetzwerk KMK weltweit www.iccaworld.com IDFA | Interessengemeinschaft Deutscher Fachmessen und Ausstellungsstädte Planungserfahrungen, Rolle der Messe als Gestalter im Globalisierungsprozess KMK Partner- verbände in AT und CH www.idfa.de PAMINA Business Club | Netzwerk für grenzüberschreitende Kontakte, Projekte und Innovationen Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts und der Unternehmen Wifö FR www.pamina-business.com/de Vernetzung mit Partnerstädten Delegationsreisen mit Wirtschaftsvertretern, EU- Förderprojekte, Wissenstransfer in den SmarterCity Fokusbranchen Energie, IKT, Mobilität und Kreativwirtschaft Wifö F, GB, RO, HR1 Vis-à-vis | Touristikgemeinschaft Baden – Elsass – Pfalz Tourismus im Eurodistrikt PAMINA KTG FR www.vis-a-vis-pamina. eu/?lang=de ISEK-HANDLUNGSFELD | Hochschulen, Wissenschaft, Forschung und innovative Technologien Centre for Environmental Health Engineering an der University of Surrey, England, WHO Collaboration Centre Notwasserversorgung, Brunnen, Wasseraufbereitung Stadtwerke (mit Technolo- giezentrum Wasser, HS für Technik und Wirtschaft, KIT) europa-/ weltweit www.surrey.ac.uk/cee/ research/wehe/cehe EBMT | European Society for Blood and Marrow Transplantation Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation Städtisches Klinikum weltweit www.ebmt.org Konrad-Zuse-Zentrum für Informationstechnik Berlin Strömungssimulation der Atemwege Städtisches Klinikum europa-/ weltweit www.zib.de KOWI | Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen Austausch zur Europäischen Forschungsförderung ZKM www.kowi.de Rhinoplasty Society of Europe | Gesellschaft für Plastische, Ästhetische und Rekonstruktive Chirurgie Internationale Operationskurse (Gesichtschirurgie) Städtisches Klinikum europa-/ weltweit www.rhinoplastysociety.eu PROJEKTTITEL | ZIELSETZUNG TRÄGER LAUFZEIT PROGRAMM BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur ORGANUM | mediengestütztes internationales Orgelspektakel zum 300. Stadtgeburtstag Karlsruhes mit der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Kulturamt | Kulturbüro 2013 – 2015 Siemens Musikstiftung (20.000 Euro) FR, GB, RO1 ka300.de/programm/ ideenwettbewerb/organum Festival PREMIERES | grenzüberschreitendes, binationales Festival Badisches Staatstheater seit 2013 Baden- Württemberg Stiftung FR www.festivalpremieres.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Sport, Freizeit und Gesundheit Teilnahme von Sportlerinnen und Sportlern aus den Partnerstädten am Hafen-Kultur-Fest und am Baden-Marathon GB Rheinhäfen, SuS, HA jährlich DE, FR, GB, RO, RU1 www.festivalpremieres.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün DACH – Energieeffi ziente Stadt | Erfahrungsaustausch zur Beschleunigung der Energie-Effi zienzsteigerung UA mit HGW, StPlA, Stadt- werke, VOWO 2012 – 2015 EnEff:Stadt (BMWi) AT, CH www.dach-energieeffi ziente- stadt.eu Open Flood Risk Map | Unterstützung der Alarm- und Einsatzplanung im Hochwassermanagement TBA (Personal, Bewertung, Verifi zierung) 2014 – 2015 KLIMOPASS (UM) www.geog.uni-heidelberg.de/ gis/open_fl ood_risk_map.html Fachaustausch mit der Partnerstadt Nancy zum Thema Klimaschutz/Energieeffi zienz UA, HGW Juli 2013 FR1 60 Jahre Partnerschaft Karlsruhe-Nancy | Mitarbeit der Auszubildenden des GBA bei der Erstellung des Jardin éphémère in Nancy GBA 09 – 11/2015 FR1 1 Mit Beteiligung der jeweiligen Partnerstadt/Partnerstädte 54 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 55 NETZWERK THEMEN TRÄGER/ STÄDT. AKTEUR BETEIL. LÄNDER INTERNET Netzwerk Junge Ohren Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater AT, CH www.jungeohren.com Opera Europa | Dienstleister für professionelle Opernhäuser und Opernfestivals Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europaweit www.opera-europa.org/de REMA | Europäisches Netzwerk für alte Musik Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europaweit www.rema-eemn.net/?lang=de Reseo | European Network for Opera and Dance Education Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europaweit reseo.org/ Vernetzung mit Partnerstädten/ grenzüberschreitende Netzwerke Kooperationen zwischen Museen, Kulturinstitutionen, Designern und Künstlerinnen und Künstlern Kulturamt DE, FR, GB, HR, RO, RU1 Yourope | The European Festival Organisation Veranstaltungssicherheit, Künstlerverträge KEG europaweit www.yourope.org ISEK-HANDLUNGSFELD | Sport, Freizeit und Gesundheit EWA | European Waterpark Association Wassertechnik, Gesetzgebung, DIN-Normen, Marketing, Betrieb, Gastronomie, Kassensysteme etc. BB AT, CH, CZ, DK, ES, GE, HU, LU, NL, PL, SE, TR www.freizeitbad.de/ewa/die- ewa/willkommen.html ISEK-HANDLUNGSFELD | Umwelt, Klimaschutz und Stadtgrün AWBR | Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke an Bodensee und Rhein Schutz der Wasserressourcen, Trinkwasserqualität Stadtwerke AT, CH, FR www.awbr.org Covenant of Mayors | Europäische Bewegung zur Steigerung der Energieeffi zienz und Nutzung nachhaltiger Energiequellen Klimaschutz UA europaweit www.covenantofmayors.eu/ index_en.html Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder e. V. Klimaschutz UA europaweit www.klimabuendnis.org/home. html?&L=1 PAMINA-Rheinpark | Räumliches Museum beiderseits des Rheins Naturschutzprojekte ABZ, UA CH, FR www.pamina-rheinpark.org TRION-climate | Netzwerk für Energie und Klima der Trinationalen Metropolregion Oberrhein Energie, Klimaschutz, Nachhaltigkeit HGW, KEK, Wifö CH, FR www.trion-climate.net Vernetzung mit der Partnerstadt Nancy Fachlicher Austausch zwischen den Gartenbauämtern GBA FR1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Städtebau EURHONET | European Housing Network Energieeinsparung und -effi zienz, Neubau, gesellschaftliche Verantwortung, nachbarschaftliches Miteinander VOWO FR, GB, IT, SE www.eurhonet.eu ISEK-HANDLUNGSFELD | Zukunft Innenstadt und öffentlicher Raum EFUS | Europäisches Forum für urbane Sicherheit OA europaweit www.efus.eu NETZWERK THEMEN TRÄGER/ STÄDT. AKTEUR BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Regionale und überregionale Kooperation Eurodistrikt PAMINA | Region im badisch-pfälzisch- elsässischen Grenzraum Grenzüberschreitende Themen in der PAMINA-Region ABZ, KMK, Kulturamt, stja, UA, VHS Wifö, FR www.eurodistrict-pamina.eu/ pamina/?lang=de Euro-Initiative Karlsruhe – Nottingham Fachlicher Austausch zwischen Kolleginnen und Kollegen der beiden Stadtverwaltungen StPlA federführend) GB1 www.karlsruhe.de/b4/ international/partnerstaedte/ aktuell_nottingham/ euroinitiative.de EVTZ Rhein-Alpen Korridor | Europäischer Verbund Territorialer Zusammenarbeit (hervorgegangen aus EU-Projekt CODE24) Länderübergreifender Personen- und Güterverkehr auf der Schiene im Rhein-Alpen Raum ABZ IT, NL egtc-rhine-alpine.eu Initiative „Magistrale für Europa“ | Transnationale Allianz für die Schiene Länderübergreifender Personen- und Güterverkehr auf der Schiene im Rhein-Donau Raum Geschäfts- stelle bei ABZ angesiedelt AT, FR, HU, SK www.magistrale.org Oberrheinrat | politische grenzüberschreitende Instanz zur gegenseitigen Information und politischen Absprache Grenzüberschreitende Themen im Bereich der Trinationalen Oberrheinregion ABZ CH, FR www.conseilrhenan.org/de ORK | Deutsch-Französisch-Schweizerische Oberrheinkonferenz Grenzüberschreitende Themen im Bereich der Trinationalen Oberrheinregion Kulturamt (Forum Kultur), stja (AG Jugend) CH, FR www.oberrheinkonferenz.org/ de/home.html Städtenetz Oberrhein | Informations- und Kooperationsplattform Mobilität der Zukunft, Kultur ABZ CH, FR www.rmtmo.eu/de/politik/ akteure/staedtenetz.html TMO | Trinationale Metropolregion Oberrhein Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft ABZ CH, FR www.rmtmo.eu/de/home.html Vernetzung mit Partnerstädten Projekte im Rahmen der Städtepartnerschaftsarbeit Hauptamt D, FR, GB, HR, RO, RU1 ISEK-HANDLUNGSFELD | Sozialer Zusammenhalt und Bildung Beratung bei der Gründung von Volkshochschulen Finanzierung, Programm- und Lobbyarbeit, strategisches Management VHS CN, EL, MA ECCAR | Europäische Städtekoalition gegen Rassismus Rassismus, Diskriminierung, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Rechtsextremismus, Willkommenskultur, Vielfalt, Integration Kulturamt europaweit www.eccar.info ISEK-HANDLUNGSFELD | Kultur Assitej | Internationale Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europa-/ weltweit www.assitej.de/ CPDO | Chambre Professionnelle des Directions d‘Opéra Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater europaweit cpdo.fr/missions/ ETC | European Theatre Convention Vernetzung, Konzeption innovativer und internationaler Produktionen, Personalaustausch, Aufführungsaustausch, Digitales Theater Badisches Staatstheater AT, BE, BA, CY, FI, FR, HR www.etc-cte.org ICOM | International Council of Museums Internationales Netzwerk von Museen und Museumsfachleuten ZKM weltweit icom.museum 56 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 57 NETZWERK THEMEN TRÄGER/ STÄDT. AKTEUR BETEIL. LÄNDER INTERNET ISEK-HANDLUNGSFELD | Mobilität Arbeitsgemeinschaft der öffentlichen Binnenhäfen Baden-Württemberg Kooperation, (Hafen-) Logistik, Infrastruktur, Öffentlichkeitsarbeit, regionale Themen KVVH GmbH, GB Rheinhäfen www.binnenhafen-bw.de Bundesverband öffentlicher Binnenhäfen Kooperation, (Hafen-) Logistik, Infrastruktur, Öffentlichkeitsarbeit KVVH GmbH, GB Rheinhäfen www.binnenhafen.de/home Grenzüberschreitende Mobilität am Oberrhein Nachhaltige und umwelt- verträgliche Verkehrspolitik KVV CH, FR UITP | International Association of Public Transport EU-Aktivitäten VBK weltweit www.uitp.org VDV | Verband deutscher Verkehrsunternehmen EU-Recht (Information und Einfl ussnahme auf die betreffende EU-Gesetzgebung) VBK www.vdv.de ISEK-HANDLUNGSFELD | Bürgergesellschaft Mayors for Peace | Bürgermeister für den Frieden Abschaffung von Atomwaffen ABZ weltweit www.mayorsforpeace.de 1 Mit Beteiligung der jeweiligen Partnerstadt/Partnerstädte ORGANIGRAMM STABSSTELLE AUSSENBEZIEHUNGEN WEITERE INSTITUTIONEN, VEREINE UND KONTAKTSTELLEN IM BEREICH EUROPAARBEIT FÜR DIE STADT KARLSRUHE | AUSWAHL Centre Culturel Franco-Allemand | CCFA Karlstraße 16 b, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 160380 E-Mail: info@ccf-ka.de www.ccf-ka.de CyberForum e. V. Services Förderprojekte Haid-und-Neu-Straße 18, 76131 Karlsruhe Telefon: +49 721 602-8970 E-Mail: info@cyberforum.de www.cyberforum.de/angebote/fuer- unternehmer/fi nanzierung-foerderung Deutscher Städtetag Hausvogteiplatz 1, 10117 Berlin Telefon: +49 30 377110 E-Mail: post@staedtetag.de www.staedtetag.de ESF-Geschäftsstelle Karlsruhe Daimlerstraße 8, 76185 Karlsruhe Telefon: +49 721 97246-22 E-Mail: peter.dressler@afb-karlsruhe.de www.afb-karlsruhe.de/de/esf-projektberatung.html EU-Koordinationsstelle im ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Lorenzstraße 19, 76135 Karlsruhe Telefon: + 49 721 81001033 E-Mail: maschke@zkm.de eu-koordination.zkm.de Eurodistrikt PAMINA Altes Zollhaus, Hagenbacher Straße 5 a, 76768 Neulauterburg/Berg Telefon: +49 7277 8999020 E-Mail: info@eurodistrict-pamina.eu www.eurodistrict-pamina.eu/pamina/?lang=de Europabüro der baden-württembergischen Kommunen Rue Guimard 7, 1040 Brüssel, Belgien Telefon: +32 2 5136408 E-Mail: sekretariat@europabuero-bw.de www.europabuero-bw.de Europabüro des deutschen Städte- und Gemeindebunds Avenue des Nerviens 9 – 31, bte. 3, 1040 Brüssel, Belgien Telefon: +32 27401640 E-Mail: dstgb@eurocommunal.eu www.eurocommunal.eu Europäische Schule Karlsruhe Albert-Schweitzer-Straße 1, 76139 Karlsruhe Telefon: +49 721 680090 E-Mail: info@eskar.org www.eskar.org/home.html Europa-Union Karlsruhe Weißdornweg 23, 76149 Karlsruhe Telefon: +49 721 754930 E-Mail: heinz.golombeck@t-online.de www.europa-union-karlsruhe.de Europazentrum Baden-Württemberg Nadlerstraße 4, 70173 Stuttgart Telefon: +49 711 2349367 europa-zentrum.de Europe Direct Karlsruhe Bürgerinformationszentrum im Regierungspräsidium Karlsruhe Markgrafenstraße 46, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 9267404 E-Mail: europa@rpk.bwl.de https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/Abt2/ Ref27/Seiten/Europe_Direct_Karlsruhe.aspx Grenzüberschreitendes Beratungsnetz | TransInfoNet Handwerkskammer Karlsruhe Friedrichsplatz 4 – 5, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 16000 E-Mail: info@hwk-karlsruhe.de www.transinfonet.org/de-de Hochschule Karlsruhe Technik und Wirtschaft Akademisches Auslandsamt Moltkestraße 30, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 9251084 E-Mail: aaa@hs-karlsruhe.de www.hs-karlsruhe.de/aaa.html Industrie- und Handelskammer Karlsruhe Außenwirtschaftsberatung Lammstraße 13 – 17, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 1740 E-Mail: info@karlsruhe.ihk.de www.karlsruhe.ihk.de/international Internationales Begegnungszentrum | IBZ Kaiserallee 12 d, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 89333710 E-Mail: info@ibz-karlsruhe.de ibz-karlsruhe.de Institut für Transurane (ITU) Hermann-von-Helmholtz-Platz 1 76344 Eggenstein-Leopoldshafen Telefon: +49 72479510 www.ec.europa.eu/jrc/en/institutes/itu Karlsruher Institut für Technologie | KIT Dienstleistungseinheit Internationales, Regionalstrategie und Information (ReSI) Adenauerring 2, 76131 Karlsruhe Telefon: +49 721 608-41978 E-Mail: resi@intl.kit.edu www.intl.kit.edu/intl/resi.php Rat der Gemeinden und Regionen Europas | Deutsche Sektion Gereonstraße 18 – 32, 50670 Köln Telefon: +49 221 3771311 E-Mail: post@rgre.de www.rgre.de Regierungspräsidium Karlsruhe Grenzüberschreitende Zusammenarbeit und Europa Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 27 Markgrafenstraße 46, 76131 Karlsruhe Telefon: +49 721 9260 E-Mail: poststelle@rpk.bwl.de https://rp.baden-wuerttemberg.de/rpk/Abt2/ Ref27/Seiten/default.aspx Regionaler ESF-Arbeitskreis Landratsamt Karlsruhe, Amt für Grundsatz und Soziales Wolfartsweierer Straße 5, 76131 Karlsruhe Telefon: +49 721 936-7771 E-Mail: geschaeftsstelle.esf@landratsamt- karlsruhe.de www.landkreis-karlsruhe.de Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO) HAUS DER REGION Baumeisterstraße 2, 76137 Karlsruhe Telefon: +49 721 355 020 E-Mail: rvmo@region-karlsruhe.de www.region-karlsruhe.de Städtetag Baden-Württemberg e. V. Königstraße 2, 70173 Stuttgart Telefon: +49 711 22 9210 E-Mail: post@staedtetag-bw.de www.staedtetag-bw.de Steinbeis-Europa-Zentrum Karlsruhe EU-Beratungsstelle für Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Hochschulen und regionale Wirtschaftsförderer Haus der Wirtschaft Erbprinzenstraße 4 – 12, 76133 Karlsruhe Telefon: +49 711 1234010 E-Mail: info@steinbeis-europa.de www.steinbeis-europa.de/sez-karlsruhe.html Vertretung des Landes Baden-Württemberg bei der Europäischen Union Rue Belliard 60 – 62, 1040 Brüssel, Belgien Telefon: +32 2 7417722 E-Mail: poststelle@bruessel.bwl.de https://stm.baden-wuerttemberg.de/de/ landesvertretungen/vertretung-des-landes-bei- der-eu/ LEITUNG Jochen Ehlgötz INTERNE DIENSTE | MAGISTRALE FÜR EUROPA Sekretariat Heike Ratschke Sonderaufgaben | Interne Dienste Hartmut Otto Geschäftsführung Magistrale für Europa Markus Lorenz EUROPA | INTERNATIONALES Bereichsleitung Regina Hartig Europa | Internationales Katharina Fuß Europäische Fördermittel Frederike Groß GRENZÜBERSCHREITENDE UND REGIONALE ZUSAMMENARBEIT Bereichsleitung Jochen Ehlgötz Grenzüberschreitende Zusammenarbeit Andrea Zechnall Regionale Zusammenarbeit Nicole Walther 58 | EUROPABERICHT DER STADT KARLSRUHE AUSSENBEZIEHUNGEN | 59 FREUNDESKREISE DER PARTNERSTÄDTE Deutsch-Englischer Freundeskreis e. V. Postfach 41 02 48, 76002 Karlsruhe Telefon: +49 721 7569503 E-Mail: info@def-karlsruhe.de www.def-karlsruhe.de Deutsch-Französischer Freundeskreis e. V. Postfach 21 53, 76009 Karlsruhe E-Mail: info@dff-karlsruhe.de www.dff-karlsruhe.de Freundeskreis Karlsruhe-Halle (Saale) e. V. Ebertstraße 9 a, 76135 Karlsruhe Telefon: +49 721 387950 E-Mail: velten@ka-hal.de www.ka-hal.de Freundeskreis Karlsruhe-Temeswar Telefon: +49 721 133-1900 E-Mail: alexandra.ries@durlach.de Freundschaftsgesellschaft Karlsruhe-Krasnodar e. V. www.freundschaftsgesellschaft.krasnodar.org MITGLIEDER DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS FÜR BADEN-WÜRTTEMBERG Caspary, Daniel | CDU Europäische Volkspartei Mitglied Ausschuss für internationalen Handel E-Mail: daniel.caspary@europarl.europa.eu www.caspary.de Gebhardt, Evelyne | SPD Progressive Allianz der Sozialdemokraten Mitglied Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz E-Mail: evelyne.gebhardt@europarl.europa.eu www.evelyne-gebhardt.eu/de Gräßle, Dr. Inge | CDU Europäische Volkspartei Vorsitzende Haushaltskontrollausschuss Mitglied Haushaltsausschuss E-Mail: ingeborg.graessle@europarl.europa.eu www.inge-graessle.eu Heubuch, Maria | Bündnis 90/Die Grünen Die Grünen/Europäische Freie Allianz Mitglied Entwicklungsausschuss E-Mail: maria.heubuch@europarl.europa.eu www.maria-heubuch.de Kölmel, Bernd | AfD Europäische Konservative und Reformer Mitglied Haushaltsausschuss E-Mail: bernd.koelmel@europarl.europa.eu www.bernd-koelmel.de Lins, Norbert | CDU Europäische Volkspartei Mitglied Ausschuss für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit E-Mail: norbert.lins@europarl.europa.eu www.norbert-lins.de Schwab, Dr. Andreas | CDU Europäische Volkspartei Mitglied Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz E-Mail: andreas.schwab@europarl.europa.eu www.andreas-schwab.de/de Simon, Peter | SPD Progressive Allianz der Sozialdemokraten Ausschuss für Wirtschaft und Währung E-Mail: peter.simon@europarl.europa.eu www.simon2009.de Starbatty, Prof. Dr. Joachim | AfD Europäische Konservative und Reformer Ausschuss für internationalen Handel E-Mail: joachim.starbatty@europarl.europa.eu www.joachim-starbatty.de Theurer, Michael | FDP Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa Mitglied Haushaltskontrollausschuss, Ausschuss für Wirtschaft und Währung und Sonderausschuss zu Steuervorbescheiden und anderen Maßnahmen ähnlicher Art und Wirkung E-Mail: michael.theurer@europarl.europa.eu www.michaeltheurer.eu Wieland, Rainer | CDU Europäische Volkspartei Mitglied Entwicklungsausschuss und Ausschuss für konstitutionelle Fragen E-Mail: rainer.wieland@europarl.europa.eu www.mdep.de/de ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS/GLOSSAR ABZ Stabsstelle Außenbeziehungen (vormals EURegKA) AEN Automotive Engineering Network Südwest AFB Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH AGH Arbeitsgelegenheit ALG Arbeitslosengeld AMIF Europäischer Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds AWO Arbeiterwohlfahrt BB Bäderbetriebe BBNE ESF-Programm Berufsbildung für nachhaltige Entwicklung BD Branddirektion BIWAQ ESF-Programm Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BWS plus Baden-Württemberg-STIPENDIUM für Studierende CCFA Centre Culturel Franco-Allemand CEF Connecting Europe Facility – Finanzierungsverordnung für transeuropäische Netze CETA Comprehensive Economic and Trade Agreement EU-Kanada CJD Christliches Jugenddorfwerk Deutschlands gemeinnütziger e. V. COSME EU-Förderprogramm zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen DAWI Dienstleistungen von allgemeinem wirtschaftlichem Interesse DST Deutscher Städtetag DStGB Deutscher Städte- und Gemeindebund EaSI EU-Programm für Beschäftigung und soziale Innovation ECCAR European Coalition of Cities against Racism EfBB EU-Programm Europa für Bürgerinnen und Bürger EFF Europäischer Fischereifonds (2007 – 2013) EFF Europäischer Flüchtlingsfonds EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung EHAP Europäischer Hilfsfonds für die am stärksten benachteiligten Personen EMFF Europäischer Meeres- und Fischereifonds (2014 – 2020) EnEFF:Stadt Forschung für die energieeffi ziente Stadt (BMWi) ESF Europäischer Sozialfonds ERASMUS+ EU-Programm für allgemeine und berufl iche Bildung, Jugend und Sport EU Europäische Union EURegKA Koordinierungsstelle für europäische und regionale Beziehungen (heute: ABZ) Europa 2020 Auf zehn Jahre angelegte Wachstumsstrategie der EU EVTZ Europäischer Verbund territorialer Zusammenarbeit EWoS European Week of Sport FFH-Richtlinie Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie FP 6/7 6. /7. Forschungsrahmenprogramm (bis Ende 2006/2013) FZI Forschungszentrum Informatik GBA Gartenbauamt GD Generaldirektion GEDOK Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e. V. GRUNDTVIG Teilprogramm des EU-Programms für lebenslanges Lernen 2007 – 2013 HA Hauptamt HGW Amt für Hochbau und Gebäudewirtschaft HORIZONT 2020 Rahmenprogramm der Europäischen Union für Forschung und Innovation (ab 2014) IB Internationaler Bund e. V. IBZ Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe IHK Industrie- und Handelskammer IKT Informations- und Kommunikationstechnologien INFOBEST Informations- und Beratungsstelle für grenzüberschreitende Fragen INTERREG Europäische territoriale Zusammenarbeit (Ausrichtung A: grenzübergreifend, Ausrichtung B: transnational, Ausrichtung C: interregional) ISEK 2020 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020 IT Informationstechnologien JRC Joint Research Centre JUSTiQ ESF-Programm JUGEND Stärken im Quartier KEG Karlsruhe Event GmbH KEK Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gGmbH KIT Karlsruher Institut für Technologie KLIMOPASS Klimaforschungsprogramm „Klimawandel und modellhafte Anpassung in Baden-Württemberg“ KMK Karlsruher Messe- und Kongress GmbH KMU Kleine und mittlere Unternehmen KREATIVES EU-Programm zur Unterstützung der EUROPA Kultur- und Kreativbranche (2014 – 2020) KTG Karlsruhe Tourismus GmbH KULTUR EU-Programm zur Förderung der kulturellen Zusammenarbeit (2007 – 2013) KVV Karlsruher Verkehrsverbund GmbH KVVH Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH L-Bank Staatsbank Baden-Württemberg LEONARDO Teilprogramm des EU-Programms für DA VINCI lebenslanges Lernen (2007 – 2013) LIFE EU-Förderprogramm für Umwelt und Klima MdEP Mitglied des Europäischen Parlaments MEPL Maßnahmen- und Entwicklungsplan Ländlicher Raum MINT Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik OA Ordnungsamt OP Operationelles Programm ORK Oberrheinkonferenz ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr POA Personal- und Organisationsamt RVMO Regionalverband Mittlerer Oberrhein SGB II Sozialgesetzbuch Zweites Buch SJB Sozial- und Jugendbehörde Sozpädal Sozialpädagogische Alternativen e. V. StGB Strafgesetzbuch stja Stadtjugendausschuss StPlA Stadtplanungsamt SuS Schul- und Sportamt TBA Tiefbauamt TEN-V Transeuropäische Verkehrsnetze TMO Trinationale Metropolregion Oberrhein TRK TechnologieRegion Karlsruhe GbR TTIP Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft UA Amt für Umwelt- und Arbeitsschutz UBA Umweltbundesamt UM Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg UP Université Populaire (französische VHS) VBK Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH VHS Volkshochschule VKU Verband kommunaler Unternehmen VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen VOF Vergabeordnung für freiberufl iche Dienstleistungen VOL Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen KTG Karlsruhe Tourismus GmbH Vowo Volkswohnung GmbH Wifö Wirtschaftsförderung ZJD Zentraler Juristischer Dienst ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe IMPRESSUM Bezüglich der Vollständigkeit und der Richtigkeit der Angaben wird keine Gewähr übernommen. Die Publikation entstand dank der Mitarbeit und durch Beiträge aller städtischer Dienststellen und Gesellschaften der Stadtverwaltung Karlsruhe. Die Erstellung des Berichts wurde von der Stabsstelle Außenbeziehungen, Abteilung Europa/Internationales, koordiniert. Haben Sie Rückfragen oder wünschen Sie weitere Informationen? Dann wenden Sie sich gerne an uns, wir helfen Ihnen weiter: abz@karlsruhe.de. Stadt Karlsruhe Stabsstelle Außenbeziehungen (ABZ) Jochen Ehlgötz Weinbrennerhaus am Marktplatz Zähringerstraße 65, 76133 Karlsruhe Telefon: + 49 721 133-1871 Fax: + 49 721 133-1879 abz@karlsruhe.de Redaktion Frederike Groß Regina Hartig Titelbild | Layout C. Streeck Stand November 2015 Gedruckt in der Rathausdruckerei auf 100 Prozent Recyclingpapier.
https://www.karlsruhe.de/b4/international/europa/netzwerkarbeit/HF_sections/content/ZZmzl64vfwmL6n/ZZncNZRYQK7XpD/Europabericht%20der%20Stadt%20Karlsruhe%202010%20-%202015_final.pdf
Microsoft Word - 2011_Leitfaden_endgueltig_fuer_Uebers_eng_20110511.doc Leitfaden für die kommunale Entwicklungszusammenarbeit Leitfaden für die kommunale Entwicklungszusammenarbeit (KEZ) Herausgeber: Deutscher Städtetag unter Mitarbeit von: • Ehling, Dr. Frank W. (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) • Ehm, Dr. Dietmar (Hanns-Seidel-Stiftung) • Haussecker, Pamina (Servicestelle Kommunen in der Einen Welt) • Hechenberger, Renate (Landeshauptstadt München) • Jänsch, Helga (Stadt Dortmund) • Kirchholtes, Hermann Josef (Landeshauptstadt Stuttgart) • Krakow,Thomas (Leipzig) • Lübben, Dr. Stefan (Stadtreinigung Hamburg) • Mitzscherlich, Karin (Landeshauptstadt Dresden) • Patzelt, Katharina (Hanns-Seidel-Stiftung) • Pohl, Wolfgang (Heinrich-Böll-Stiftung) • Reifeld, Dr. Helmut (Konrad-Adenauer-Stiftung) • Röhrig, Anja (Servicestelle Kommunen in der Einen Welt) • Schütz-Lembach, Gabriele (Stadt Aachen) • Seifert, Bernd (Stadt Köln) • Selmikeit, Katja (Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt Landesnetzwerke in Deutschland) • Spengler, Ines (Deutscher Städtetag) • Spiekermann, Meinolf (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit)) • Steiner, Sylvia (Centrum für internationale Migration und Entwicklung) • Stremplat-Platte, Dr. Petra (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) • Wagner, Stefan (Stadt Bonn) • Walsleben, Kirstin (Deutscher Städtetag) • Welte, Thorben (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) • Wolf, Frieder (Stadt Köln) Hauptgeschäftstelle: Sabine Drees (Referentin) Dorothea Kesberger (Redaktion) Stand: Januar 2011 Deutscher Städtetag| Hauptgeschäftsstelle Berlin, Straße des 17. Juni 112, 10623 Berlin, Tel. 030/37711-0, Fax 030/37711-139 Hauptgeschäftsstelle Köln, Gereonsstraße 18-32, 50670 Köln, Tel. 0221/3771-0, Fax 0221/3771-128 Internet: www.staedtetag.de; E-Mail: post@staedtetag.de - 2 - Inhaltsverzeichnis 1. Einführung 5 2. Best Practice-Beispiele aus den Städten 7 2.1 Aachen: Klimaticket der Aachen-Kapstadt Partnerschaft 7 2.2 Bonn: Das SPICE-Projekt der Städte Bonn und Buchara 9 2.3 Dortmund: Die Partnerschaft Dortmund-Bondo 11 2.4 Dresden: Bündnis „Dresden-hilft“-Nothilfe nach der Erdbeben- Katastrophe in Haiti 14 2.5 Hamburg: Kooperation zwischen der Stadtreinigung Hamburg und dem Department of Solid Waste Management in Dar es Salaam 16 2.6 Köln: Bildungsprojekte in Pretoria 18 2.7 Leipzig: Städtepartnerschaft: „Leipzig Addis Abeba“ 20 2.8 Stuttgart: INTEGRATION – Deutsch-Lateinamerikanische Kooperation zur Brachflächenentwicklung 25 2.9 Städtenetz Kaukasus: Lernende Städte 29 2.10 Südafrika 2010: Partnerschaft mit Kick 32 2.11 Maghreb: Innovative Ideen für Stadtentwicklung 36 2.12 Unterstützung des palästinensischen Städte- und Gemeindetages APLA) durch kommunale Experten aus Deutschland 39 3. Städtepartnerschaften in der kommunalen EZ 42 3.1 Städtepartnerschaft München-Harare 42 3.2 Städtepartnerschaft Köln–Tel-Aviv–Bethlehem 45 4. Dienst- und Arbeitsrecht: Kommunale Mitarbeiter im Auslandseinsatz 49 5. Kurzbeschreibungen der Durchführungs- und Unterstützungsorganisationen 53 5.1 Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) 53 5.1.1 Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) 53 5.1.2 Internationale Weiterbildung (InWEnt) 54 5.1.3 Entsendung von Entwicklungshelfern (DED) 55 - 3 - 5.1.4 Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) 56 5.2 Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) 58 5.3 Arbeitsgemeinschaft der Eine-Welt-Landesnetzwerke (agl) e.V. 59 5.4 Politische Stiftungen 62 5.4.1 Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) 62 5.4.2 Friedrich- Ebert- Stiftung (FES) 64 5.4.3 Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) 65 5.4.4 Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) 66 6. EU-Förderprogramme 69 7. RGRE- Datenbank zu kommunalen Entwicklungsprojekten und Liste kommunaler Experten 73 8. Anhang 74 - 4 - Vorwort Mehr als 500 Kommunen in Deutschland unterhalten Beziehungen zu Städten in Asien, Afri- ka und Lateinamerika, sind zeitlich befristete Projektpartnerschaften eingegangen oder sogar Bestandteil eines umfassenden Nord-Süd-Städtenetzwerkes geworden. In dieser Broschüre werden 15 Beispiele aus der Mitgliedschaft des Deutschen Städtetages mit Partnern aus 18 Ländern vorgestellt, die die verschiedenen Möglichkeiten und Formen des Engagements aufzeigen. Ohne die Unterstützung der Städte können die Probleme in der Welt nicht gelöst werden. Fast die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in städtischen Gebieten, bis 2015 wird mit einer Zunahme auf bis zu 60 Prozent gerechnet. Städten in Entwicklungsländern können Städte aus Industrieländern als Kooperationspartner helfen, beispiellose demografische Verschie- bungen zu bewältigen. Auch der Kampf gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels wird in den Städten gewonnen oder verloren. Die Einsatzmöglichkeiten für kommunale Experten sind enorm. Die kommunale Selbstver- waltung in Deutschland hat weltweit einen Spitzenruf, und deutsche Kommunen sind gefragte Partner beim Aufbau selbstverwalteter Strukturen. Auch das Fachwissen der Exper- ten aus Stadtverwaltungen von der Energieversorgung über die Abfallwirtschaft bis hin zur sozialen Fürsorge ist weltweit gefragt. Ziel des Leitfadens ist es, Möglichkeiten für Städte aufzuzeigen, die noch nicht in der kom- munalen Entwicklungszusammenarbeit aktiv sind und es vielleicht werden wollen. Andere Städte führen bereits Projekte mit Kommunen aus Entwicklungs- und Transformationslän- dern durch und möchten die Zusammenarbeit aktiver gestalten und durch nachhaltige Projekte intensivieren. Sie finden Ansprechpartner, um sich mit anderen Akteuren zu vernet- zen, oder sie profitieren von den Ideen anderer Akteure für die eigene Arbeit. Der Leitfaden richtet sich auch an potenzielle Kooperationspartner für Kommunen, wie Durchführungsorganisationen des BMZ, die sich mit dem Vorhaben tragen, ein kommunales Projekt aufzubauen. Sie haben die Möglichkeit, sich einen Überblick über das kommunale Wissen in der Entwicklungszusammenarbeit zu verschaffen, um die kommunale Arbeit in ihre Entwicklungszusammenarbeit zu integrieren. Städte handeln nicht nur aus globaler Verantwortung in der Einen Welt. Durch die Internatio- nalisierung der Stadtverwaltungen profitieren Städte im internationalen Standortwettbewerb, Kommunen können über ihr weltweites Profil für sich werben und somit den eigenen Stand- ort und die kommunale Wirtschaft stärken. Bei den einzelnen Projektbeispielen haben wir nicht nur danach gefragt, wie die Projekte im Ausland wirken, sondern auch danach, welchen Nutzen sie im Inland entfalten. Wir bedanken uns bei allen Partnern und Autoren für Ihre Mitwirkung an diesem Leitfaden. Dr. Stephan Articus - 5 - 1. Einführung Städte als Akteure in der Entwicklungszusammenarbeit Städte geraten als Akteure in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mehr und mehr in den Fokus der Entwicklungspolitik. Was sind die Aufgaben der Kommunen in der EZ? Kommu- nen haben eine große Bedeutung beim Aufbau demokratischer, selbstverwalteter und damit bürgernaher Strukturen in Entwicklungsländern. Städte sind sogar in Krisengebieten für den Frieden aktiv (Städtediplomatie), denn internationale Beziehungen sind nicht mehr exklusiv den Nationalregierungen vorbehalten. So bleiben oftmals Kontakte von Bürgern zu Bürgern oder von Kommunen zu Kommunen bestehen, auch wenn sich auf nationaler Ebene Span- nungen ergeben. Insgesamt gibt es einen Trend zu mehr Dezentralisierung in der Einen Welt. So werden nach dem Subsidiaritätsprinzip vermehrt Aufgaben auf die lokale Ebene übertragen. Damit Kommunen diese Aufgaben erfüllen können, benötigen sie Selbstbestim- mungsrechte und finanzielle Spielräume. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Kommunen ist die kommunale Facharbeit, die lang- fristig und nachhaltig in den Stadtverwaltungen erbracht wird. Dabei tragen Fachleute aus Kommunen ihr Wissen in alle Regionen der Welt, und sie kooperieren auf Augenhöhe mit ihren internationalen Fachkollegen. Die Projekte umfassen verschiedene Sachgebiete, vom Umwelt- und Klimaschutz und der Daseinsvorsorge, über Stadt- und Raumplanung bis hin zur Sozialplanung. Dieser sogenannte „Kollegen-Ansatz“ ist sehr erfolgreich. Er basiert auf Vertrauen, ist oft in städtische Projektbeziehungen eingebettet und besticht durch Nachhal- tigkeit. So bestehen die Kontakte zwischen Kollegen häufig weiter, auch wenn das Projekt abgeschlossen ist. Anerkennung des kommunalen Engagements Der Beitrag der Kommunen in der EZ wird von den Vereinten Nationen (VN) und ihren Agen- turen für Entwicklungszusammenarbeit zunehmend gewürdigt. So ist die Bedeutung der kommunalen Ebene für die EZ im Rahmen des „High Level Forum on Aid Effectivness“ in Accra, Ghana (September 2008) ausdrücklich anerkannt worden. Auch die Kommission der Europäischen Union (Mitteilung 2008) misst den Kommunen in der EZ eine große Bedeutung bei. Der Weltverband „United Cities and Local Governments“ ruft seine Mitgliedsverbände – darunter den Deutschen Städtetag – auf, die kommunale Entwicklungszusammenarbeit (KEZ) der Städte sichtbarer zu machen. Auch der Bund-Länder-Ausschuss Entwicklungszu- sammenarbeit (BLA EZ) zur kommunalen Entwicklungspolitik (KEpol) erkennt in seinen Empfehlungen (Juni 2010) ausdrücklich das bereits vorhandene vielfältige und ideenreiche Engagement vieler deutscher Kommunen an. Organisation der kommunalen Einsätze Grundsätzlich sind die Formen des kommunalen Engagements in der Entwicklungszusam- menarbeit so vielfältig wie die Projekte selbst. Während sich anfänglich die kommunale Entwicklungszusammenarbeit vor allem über Städtepartnerschaften abbildete, haben sich in jüngster Zeit auch viele Projektpartnerschaften ergeben. Viele Kommunen scheuen formali- sierte Partnerschaften und sind eher bereit, Projektpartnerschaften einzugehen. Die Formen der Entwicklungszusammenarbeit sind sehr unterschiedlich und reichen von eher kurzen Einsätzen zusammen mit der GTZ und anderen Durchführungsorganisationen (DO) des BMZ über EU-Projekte zu langjährigen Partnerschaften unter Einbeziehung der lokalen Bevölke- rung. Der Deutsche Städtetag führt eine Liste von rund 140 Experten aus deutschen Kommunen, die weltweit an Einsätzen in Entwicklungsländern teilgenommen haben. - 6 - Finanzierung des kommunalen Engagements Einsätze in Entwicklungsländern sind kostspielig und in der Regel nicht ohne weiteres aus städtischen Haushalten zu finanzieren. Die staatlichen Ebenen benötigen den Sachverstand der Kommunen als Träger der kommunalen Selbstverwaltung und als Experten für die kom- munale Facharbeit. Kommunen, die keine originäre Zuständigkeit für die Entwicklungszusammenarbeit haben, benötigen den Sachverstand des Bundes. Damit die kommunalen Experten ihr Wissen auch einbringen können, benötigen sie hierfür die finan- zielle Unterstützung des Staates. Das geschieht beispielsweise dadurch, dass kommunale Projekte in Kooperation mit Partnern durchgeführt werden und die Durchführungskosten (zumindest teilweise) von staatlichen DO getragen werden. Andere Projekte werden über EU-Förderprogramme, aus Spenden oder Eigenmitteln finanziert. Vorteile der Entwicklungszusammenarbeit für die Städte Durch die Internationalisierung der Stadtverwaltungen profitieren Städte im internationalen Standortwettbewerb, Kommunen können über ihr weltweites Profil für sich werben und somit den eigenen Standort stärken. Einigen Städten ist es gelungen, sich weltweit als „Global Ci- ty“ zu vermarkten und internationale Unternehmen und Institutionen zu gewinnen. Auslandseinsätze bieten auch Vorteile innerhalb der Stadtverwaltungen. Die Qualifizierung des Personals erhöht sich durch fachliche und organisatorische Herausforderungen in sach- verwandten Problemlagen. Mitarbeiter können von den Einsätzen wertvolle Erfahrungen für die eigene Kommune mitbringen. Dies können z.B. fortschrittliche Managementtechniken sein, aber auch interkulturelle Fähigkeiten und Sprachen. Kommunale Entwicklungs- und Projektpartnerschaften schaffen Nähe zum Bürger und för- dern das Zusammenleben in der Kommune. Migranten und Migrantinnen aus Entwicklungs- und Transformationsländern (communities) kommt eine bedeutende Rolle als Mittler zwi- schen Stadtverwaltungen und Partnerkommunen aus Migrationsländern und der jeweiligen Bevölkerung zu. Durch ihre Bürgernähe haben die Kommunen viele Möglichkeiten, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für entwicklungspolitische Themen zu entwickeln und so die Zivilgesellschaft für die EZ zu mobilisieren. Wichtig hierfür ist eine enge Verzahnung von Auslands- und Inlandsaktivitäten in den Kommunen, um die entwicklungspolitische Bildungs- arbeit überzeugend gestalten zu können. - 7 - 2. Best-Practice-Beispiele aus den Städten Die Projekte der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit greifen weltweit. Die folgenden Best-Practice Beispiele zeigen einen Ausschnitt dieses Wirkens. Im folgenden Teil werden Projekte der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit aus 18 Ländern beschrieben. Die Wirkungsstätten kommunaler Entwicklungszusammenarbeit sind in Süd- und Ostafrika, in Regionen wie dem Kaukasus (Aserbaidschan, Armenien, Georgien), den Maghrebstaaten (Marokko, Algerien, Tunesien) oder im Nahen Osten (Palästinensische Autonomiegebiete). Abb. 1: Wirkungsstätten der Projekte des Leitfadens (Quelle: eigene Darstellung) 2.1 Aachen: Klimaticket der Aachen-Kapstadt-Partnerschaft Der Klimawandel stellt auch in der Entwicklungszusammenarbeit eine der größten Heraus- forderungen in den kommenden Jahrzehnten dar. Der steigende CO2-Ausstoß führt dazu, dass Wetteranomalien und schwere Naturkatastrophen zunehmen werden. Umso wichtiger ist es, Verknüpfungspunkte zwischen umweltbewusstem Verhalten und der Entwicklungszu- sammenarbeit zu schaffen. Das ist Grundlage für das Aachener Klimaticket im Rahmen der Agenda 21-Partnerschaft. Die Agenda 21-Partnerschaft zwischen Aachen und Kapstadt ist 1999 im Rahmen des Agenda-Prozesses in Aachen entstanden. Nichtregierungsorganisatio- nen schlugen eine Partnerschaft im Entwicklungszusammenhang vor: Es bestanden Kontakte des Aachener Welthaus e.V. mit einer Nichtregierungsorganisation (NGO) in einem Township in Kapstadt. Der Rat der Stadt folgte dem Vorschlag einer kommunalen Entwick- lungspartnerschaft; seit dem Jahr 2000 arbeiten die beiden Kommunen, verschiedene Vereine in Nord und Süd und engagierte Einzelpersonen erfolgreich zusammen. Die Partnerschaft besteht aus vielen Einzelprojekten, die jeweils Themenbereiche miteinan- der verbinden. So werden Agenda-21-Inhalte auf konkreter lokaler Ebene erfahrbar gemacht. Gerade in Kapstadt wird der Klimawandel in Zukunft erhebliche Auswirkungen haben, durch - 8 - die Küstenlage am Atlantik wird die Stadt durch den steigenden Meeresspiegel starken Ver- änderungen ausgesetzt werden. Projektbeschreibung Klimagerechtes Handeln ist wichtig, dennoch können nicht alle Menschen auf ihr Auto oder das Flugzeug verzichten. Ein Ansatz, wie klimagerechtes Verhalten dennoch möglich ist, zeigt das Aachener „Klimaticket“ auf. Dem iegt der allgemeine Gedanke von Klima- Kompensationstickets zugrunde: Durch einen symbolischen Geldbetrag sollen die freigesetz- ten Emissionen (überwiegend des klimaschädlichen CO2) kompensiert werden. Große Organisationen (z.B. myclimate, atmosfair) investieren weltweit in Klimaschutzprojekte, sind professionelle Organisationen geworden und arbeiten mit führenden Reiseunternehmen zu- sammen. Small is beautiful: Der Förderverein der Aachen-Kapstadt-Partnerschaft erfand ein lokales Klimaticket. So können an den Förderverein Aachen-Kapstadt e.V. pro Flugstunde 5Euro Kompensationsgebühren gespendet werden. Bei einem Hin- und Rückflug nach Mallorca fallen somit 20Euro Kompensation an, wovon in Kapstadt ein etwa 100m² großer Gemüse- garten geschaffen werden kann. Die Aachener Spenden-Gelder fließen im Süden direkt in ein besonderes Begrünungsprojekt. Der Verein Abalimi Bezekhaya (das bedeutet „Pflanzer rund ums Haus“ in der Landessprache Xhosa) arbeitet in den ärmsten Vierteln der Stadt und lehrt die Menschen kompostieren, Beete anlegen, pflanzen, ernten und die Ernte verarbei- ten. Die Aachener Spendengelder nutzt Abalimi für das Projekt „Harvest of Hope“ und verbessert sofort und dauerhaft die Lebensbedingungen, die Ernährung der Menschen, auch die Infra- struktur und das Mikroklima. Es gelingt, die Spenden nahezu ohne Verluste zu überweisen, weil der Förderverein alle Absprachen und Buchungen ehrenamtlich erledigt. Das erste Jahr Aachener Klimaticket lässt sich sehr positiv bilanzieren: über 1500 Euro Spenden wurden eingenommen. Dies sichert ein Jahr lang für mindestens 12 Kleinfarmer und deren Familien (über 60 Menschen) Nahrung und Einkommen. Mehr als 700 kg Gemüse werden im Laufe eines ganzen Jahres erzeugt: Was über den Eigenverbrauch hinaus erwirtschaftet wird, wird vermarktet. Inhaltlicher Input der Kommune Die Stadt Aachen unterstützt die gesamte Partnerschaft organisatorisch und strukturell (Teil einer Sachbearbeiterstelle, Öffentlichkeitsarbeit, Koordination und öffentliche Präsenz). Auswirkungen im Partnerland Das Projekt „Harvest of Hope“ von Abalimi ist ein soziales Unternehmen, das die „Communi- ty Gardens“ dauerhaft am lokalen Markt unterstützt. „Harvest of Hope“ arbeitet seit 2008 in Khayelitsha und Nyanga: Menschen werden ausgebildet und übernehmen Verantwortung für das Ernten, Verpacken, Ausliefern der Ware. Die Farmerinnen erzielen ein faires Einkom- men, die Kunden erhalten organisch angebautes Gemüse aus lokaler Produktion (niedriger CO2-Fußabdruck) – das Gemüse wird in „green bags“ über Schulen und lokale Märkte erfolg- reich vermarktet. Abalimi kann mit den Spenden aus Aachen die Arbeit ausweiten, die internationale Unterstützung erhöht die Anerkennung im eigenen Land. Auswirkungen im Inland Die Zusammenarbeit zwischen Aachen und Kapstadt führt seit 10 Jahren die Arbeit von Ver- einen, Verwaltung und engagierten Einzelpersonen zum Thema „Nachhaltigkeit in der Praxis“ zusammen. Die Projekte werden von vielen Einzelpersonen und namhaften Organi- sationen sowie staatlichen Durchführungsorganisationen unterstützt (InWEnt, gtz, Misereor, - 9 - Sternsinger, Egidius-Braun-Stiftung etc.). Diese Form von praktischer Entwicklungszusam- menarbeit ist vorbildhaft. Besonders viele junge Menschen haben sich an Austauschprogrammen beteiligt, wichtige Impulse für ihr Leben erhalten und sind dem Ent- wicklungszusammenhang treu geblieben; bisher haben zwei politisch besetzte Aachener Delegationen Kapstadt besucht. Finanzierung Das hier beschriebene „Klimaticket“ wird rein aus Privatspenden finanziert, eine Gruppe kümmert sich um Spendenwerbung, Anerkennungskultur und Öffentlichkeitsarbeit. Die Stadt Aachen übernimmt teilweise Personalkosten. Ansprechpartnerin: Gabriele Schütz-Lembach c/o Aachen Fachbereich Umwelt Reumontstraße 1 52066 Aachen Tel.: 0241 4323615 Fax: 0241 4323699 Mail: gsl@mail.aachen.de Homepage: www.aachen-kapstadt.de oder Abalimi Bezekhaya www.abalimi.org.za und www.harvestofhope.co.za 2.2. Bonn: Das SPICE-Projekt der Städte Bonn und Buchara Internationale Ausrichtung hat in Bonn Tradition. Fast 50 Jahre als Bundeshauptstadt und Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland haben Bonn geprägt und seine internationa- le Kompetenz in besonderer Weise entwickelt. Dies kommt der Stadt jetzt zugute: seit 1996 ist Bonn deutsche UNO-Stadt. 18 UN-Organisationen mit mehr als 850 Mitarbeitern haben in Bonn ihren Sitz, darunter das Klimasekretariat der Vereinten Nationen. Auch zahlreiche staatliche und nichtstaatliche Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit sind in Bonn ansässig. Die Stadt Buchara (Usbekistan) ist eine alte Karawanenstadt am Knotenpunkt der histori- schen Seidenstraße. Hier vereinen sich Kultur und Architektur zweier Kontinente. Die Altstadt Bucharas mit ihren Moscheen und Medresen gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die Stadt, am Rand einer Oase mitten in der Wüste gelegen, hat in besonderer Weise mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen. Seit 2000 besteht eine Partnerschaft mit der Stadt Bonn. Schwerpunkt der Zusammenarbeit bilden Projekte zum Umwelt- und Klima- schutz und zur Förderung eines nachhaltigen Tourismus. Projektbeschreibung “SPICE“ SPICE (Schools Partnership to Improve the Conservation of Energy) ist ein Schulprojekt zur Energieeinsparung und Nutzung erneuerbarerer Energie. Es wurde in den Jahren 2005-2007 mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, das Bewusstsein für die Ursachen und Folgen des Klimawandels bei jungen Menschen in beiden Städten zu stärken und eigene Beiträge zum Klimaschutz zu entwickeln. Hierzu ge- hört der sparsamere Umgang mit Energie (z. B. durch den Einbau von Energiesparlampen) ebenso wie die Nutzung von Solarenergie im Schulbereich. Im Rahmen des SPICE- Projektes fand über zwei Jahre hinweg ein intensiver Austausch von Schülern und Lehrern aus Buchara und Bonn statt. Gemeinsam wurden u. a. Lehrmaterialien erarbeitet, Informati- onsbroschüren und Ausstellungen entwickelt, eine eigene Projektwebsite erstellt. Begleitet wurde das Projekt im Rahmen der Städtepartnerschaft Bonn – Buchara durch den Aus- tausch von Schul- und Verwaltungsexperten. Auch nach dem Auslaufen der finanziellen - 10 - Förderung im Jahr 2007 besteht die Zusammenarbeit zwischen den Schulen weiter fort. Das Projekt erhielt bereits mehrere Auszeichnungen, u. a. als offizielles Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Vom 19.-25. September 2010 wurde das SPICE- Projekt auf der Urban Best Practice Area im Rahmen der Weltausstellung EXPO 2010 in Shanghai präsentiert, die in diesem Jahr unter dem Motto „Better cities – better life“ steht. Inhaltlicher Input der Kommune Das Projekt „SPICE“ ist unmittelbar aus der Städtepartnerschaft Bonn – Buchara heraus er- wachsen. Im Jahr 2003 fand in Buchara eine Jugend-Zukunftskonferenz statt, an der auch die damalige Oberbürgermeisterin der Stadt Bonn, Bärbel Dieckmann, teilgenommen hat. Dabei wurde die Idee geboren, den Austausch von jungen Menschen aus beiden Städten über globale Zukunftsfragen wie Umwelt- und Klimaschutz zu intensivieren. Hieraus wurde die Idee des SPICE-Projekts entwickelt, das mit finanzieller Förderung der EU durchgeführt werden konnte und dazu beigetragen hat, über den Erfahrungsaustausch hinaus ein Netz- werk von Kontakten zwischen Schüler, Lehrern, Verwaltungsfachkräften und Mitgliedern von Vereinen und Organisationen aus Bonn und Buchara aufzubauen, das bis heute trägt. Ergebnisse / Veränderungen im Partnerland Lange Zeit war in Buchara das Thema Energie nur von geringer Bedeutung. Grund hierfür war das große Vorkommen an fossilen Energieträgern. Erst das rasante Ansteigen der E- nergiepreise in den vergangenen Jahren hat auch hier zu einem Umdenken geführt. Darüber hinaus ist Buchara von den Folgen des Klimawandels in besonderer Weise betroffen. Die Region leidet bereits heute unter den Folgen der Trockenheit und der zunehmenden Versal- zung der Böden. Das SPICE-Projekt kam daher zur rechten Zeit. Es sollte zum einen zum schrittweisen Bewusstseinswandel insbesondere bei der jungen Bevölkerung Bucharas bei- tragen, zum anderen aber auch einen konkreten Beitrag zur Bildung und Qualifizierung leisten. Durch die Installation einer Solaranlage auf dem Dach der Projektpartnerschule in Buchara können die Schüler nicht nur Solarstrom zur eigenen Verwendung erzeugen, son- dern lernen im Unterricht auch den Umgang mit Solartechnik und deren Anwendungsmöglichkeiten. Mittlerweile nehmen alle Schulen in Buchara am SPICE-Projekt teil, so dass ein breiter Erfahrungsaustausch sichergestellt wird. Das Interesse an den ange- botenen Arbeitsgruppen ist sehr groß. Auch die Stadtverwaltung (Hokimiat) von Buchara unterstützt das Projekt. In Zukunft soll die Zusammenarbeit beim Klimaschutz noch weiter ausgebaut werden. Ein Ansatz hierfür ist das Modellprojekt „Kommunale Klimapartnerschaf- ten“ der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt / InWent, an dem sich Bonn mit seinen Partnerstädten Buchara und Cape Coast (Ghana) beteiligen möchte. Ergebnisse / Veränderungen im Inland Auch in Bonn hat das SPICE-Projekt Wirkung entfaltet. Im Rahmen von Ausstellungen, In- formationsveranstaltungen und Pressekonferenzen warben die Schülerinnen und Schüler für den Klimaschutz. Mehrfach wurde das Projekt auf Veranstaltungen in Bonn präsentiert, so zum Beispiel beim Tag der Vereinten Nationen 2009 auf dem Bonner Marktplatz. Das SPICE-Projekt hat nachhaltig zu einer Intensivierung der Beziehungen zwischen Bonn und Buchara beigetragen und den Klimaschutz zum wichtigsten Thema der städtepartnerschaftli- chen Zusammenarbeit gemacht. Finanzierung Gesamtvolumen: 184.450 Euro Finanzierungsanteil EU: 143.000 Euro Eigenanteil Bonn/Buchara; 41.450 Euro - 11 - Perspektiven Das SPICE-Projekt bettet sich ein in die seit 1999 bestehende Partnerschaft zwischen Bonn und Buchara. Die Städtepartnerschaft bildet den Rahmen für dieses und andere Projekte – auch in der Zukunft. So ist vorgesehen, die Zusammenarbeit insbesondere in Fragen des Klimaschutzes weiter auszubauen. Dazu gehört auch der fachliche Austausch in Fragen des Abfallmanagements und der Förderung eines nachhaltigen Tourismus, z. B. durch die Aus- bildung von Fachkräften aus der Gastronomie und der Tourismusindustrie. Ansprechpartner Stefan Wagner Stadt Bonn Vorstandsreferat Internationale Angelegenheiten und Repräsentation Altes Rathaus Markt 53111 Bonn Tel.: 0228 773500 Fax: 0228 775341 Mail: stefan.wagner@bonn.de Homepage: www.spice.bonn.de 2.3 Dortmund: Die Partnerschaft Dortmund-Bondo Kenia hat wirtschaftlich aufgeholt, so ist Nairobi zum dominierenden Wirtschafts- und Han- delszentrum in Ostafrika herangewachsen. Die aufstrebende Wirtschaftsmacht Kenia hat aber auch eine Kehrseite, die vom Wirtschaftswachstum nicht profitiert. Im aktuellen Human Development Index (HDI) von 2009 belegt Kenia Platz 147 von 182 untersuchten Ländern. Hiermit rangiert es auf einer ähnlichen Ebene wie Haiti, Bangladesch oder Papua- Neuguinea. Diese enormen Gegensätze zeigen sich sehr gut am Problem der Wasserver- sorgung im westlich gelegenen Bezirk Bondo. Obwohl einige Regionen des Bezirks Bondo an den Victoriasee grenzen, mangelt es an sauberem Trinkwasser. Durch die Versalzung und Verlandung der Wasserstellen sowie die Verschmutzung durch fehlende Sanitäranlagen und gesonderte Tränken für das Vieh entste- hen weitere erhebliche Probleme, die wiederum zu Krankheiten wie Durchfall, Parasitenbefall, Haut- und Augenkrankheiten führen. Aus diesem Grund gehört der Bezirk Bondo zu den am meisten benachteiligten Regionen Kenias, er hat außerdem eine vergleichsweise schlechte Infrastruktur und eine höhere Ar- beitslosenquote als andere Regionen. Vor allem die arbeitende Bevölkerung, aber auch andere Bevölkerungsschichten, weisen eine hohe Infektionsrate von Malaria und AIDS auf. Ein weiteres Problem ergibt sich dadurch, dass die Versorgung mit Trinkwasser Aufgabe der Frauen und Mädchen ist. Oftmals werden dadurch wesentliche Unterrichtsinhalte an Schulen verpasst, da lange Wege während der Schulzeiten zurückgelegt werden müssen. Die Kon- sequenz ist der Verlust der Chancengleichheit der Mädchen in Bezug auf Bildung. Diesem Problemkomplex hat sich das Dortmunder Projekt „Jeder Tropfen zählt“ angenom- men. Die Anfänge liegen im Jahr 1995, in dem die Weltgruppe Aplerbeck der Evangelischen Georgs-Kirchengemeinde Dortmund eine enge Verbindung zur GENO Development Com- munity Initiative, einer seit 2007 anerkannten Nichtregierungs-Organisation in Bondo aufgenommen hat. Schwerpunkte der kontinuierlichen Arbeit GENOs sind AIDS-Prophylaxe, Malaria-Prophylaxe und der Zugang zu sauberem Trinkwasser. Weiterhin ist GENO bemüht, Kleinerwerbstätigkeiten zu schaffen, Schulungen im ökologischen Landbau durchzuführen sowie Flüchtlingshilfe und Friedensarbeit zu leisten. - 12 - Durch die Zusammenarbeit im Dortmunder Aktionsbündnis zum Fairen Handel entstand 2007 der Kontakt der Katholischen Hauptschule in Husen zur Nyangoma Boys’ School in Bondo, woraus sich eine auf beiden Seiten beruhende Schulpartnerschaft entwickelte. Die Stadt Dortmund unterstützt die Projektpartnerschaft durch die Arbeit im Dortmunder Aktions- bündnis zum Fairen Handel. Partner in Kenia sind neben der bereits erwähnten Nyangoma Secondary School und der GENO Community Development Initiative die Deutsche Gesellschaft für Technische Zu- sammenarbeit (GTZ), beratend in Nairobi, sowie das Bondo County Council. Das generelle Ziel des Projekts ist es, die Versorgung mit sauberem Trinkwasser zu gewähr- leisten und damit die Lebensqualität der Menschen zu erhöhen. Dabei geht es immer auch um frauenspezifische Belange. Witwen bekommen als „Wasserwächterinnen“ die Möglichkeit eines geringfügigen Verdienstes, damit ihnen ein eigenständiges und selbstbestimmendes Leben möglich wird. Projektbeschreibung Das Projekt gliedert sich bisher in zwei Projektphasen. Für die erste Phase des Modellpro- jekts wurden zunächst die vier Regionen Central Sawaka, West Sawaka, Township und North Yimbo ausgewählt, wo insgesamt acht große und zwölf kleine Regenwassertanks auf- gestellt werden konnten. In jeweils einer Region wurden, sowohl an einer Kirche als auch an einer Schule Regenwassertanks mit einem Volumen von je 24.000 Litern installiert. Zusätz- lich zu diesen Standorten bekamen in jeder Region jeweils drei Grundstücke von Witwen einen Regenwassertank mit einem Fassungsvermögen von 6.000 Litern, so dass rund 6.300 Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgt werden konnten. Im zweiten Schritt wurden weitere sechs Regenwassertanks an Schulen gebaut. Inhaltlicher Input der Kommune Die Kommune unterstützt das Projekt durch die Suche nach möglichen Sponsoren, durch die Finanzierung einer Wasserstudie und einer Akquise-Broschüre sowie Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung mit anderen Akteuren aus dem Aktionsbündnis. Ergebnisse / Veränderungen im Partnerland Nach den ersten beiden Phasen des Projekts ist es den Verantwortlichen gelungen, die Wasserknappheit in der Gesamtregion Bondo zu reduzieren. Zugleich erhöht das saubere Trinkwasser die Lebensqualität der Einwohner und schützt vor Krankheitserregern. Die zuvor in der kenianischen Gesellschaft verachteten Witwen haben sich inzwischen als „Wasser- verwalterinnen“ neu etabliert. Die Mädchen an den beteiligten Schulen erhalten zudem die gleichen Chance auf Bildung, da sie regelmäßig am Unterricht teilnehmen können. Auch unter ökonomischen Gesichtspunkten konnte den Bewohnern von Bondo geholfen werden. Der Zugang zu Wasser erlaubt nun eine bessere landwirtschaftliche Nutzung wie z.B. für den Anbau von Heilkräutern, deren Wirkung in Seminaren weitergegeben wird und den Aufbau einer kleinen Ziegenherde. Als weiteres Ergebnis wurde das Ecosan-Projekt der GTZ auch in der Bondo-Region etabliert. Bei Ecosan wird Abwasser soweit aufbereitet, dass es zur Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen verwendet werden kann und Fäkalien zur Düngung der Felder genutzt werden können. Diese Weiterverwertung führt auch zu einem Rückgang der Schadstoffbelastungen im Wasser und orientiert sich stark am Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit. - 13 - Ergebnisse / Veränderungen im Inland Im Jahr 2007 entstand, Dank der Mitarbeit im Dortmunder Aktionsbündnis zum Fairen Han- del, der Kontakt der Katholischen Hauptschule in Husen zur Nyangoma Boy´s School in Bondo, so dass der Grundstein für eine bis heute andauernde, lebendige Schulpartnerschaft gelegt werden konnte. Auch durch Aktionen in Deutschland wurde das Projekt „Jeder Tropfen zählt“ voran gebracht. Die Klasse 8c der Gertrud Bäumer Realschule führte im Juli 2010 eine „Faire Autowaschak- tion“ durch und servierte für Wartende „fair gehandelten“ Kaffee, Tee und Snacks. Die Erlöse wurden direkt an das Bondoprojekt gespendet. Bei der alljährlichen „Wanderung gegen den Hunger“ der Hauptschule Husen, kamen die Erlöse der „Nyang’oma Secondary School“ in Bondo zugute. Des Weiteren wurden Unterrichtsstunden zu dem Projekt durchgeführt. Das von der Weltgruppe Aplerbeck geleitete „Bistro Karibu“ realisiert jeden letzten Freitag im Monat eine Benefizveranstaltung zu Gunsten der Anti-AIDS-Arbeit der GENO in Bondo. Zu- sätzlich werden Erlöse weiterer Aktionen der Kirchengemeinde gespendet, z.B. 50 Euro pro Monat für Moskitonetze durch das Gemeindecafé. Finanzierung Das Projekt hat ein Volumen von bislang ca. 50.000 Euro. Es wird finanziert durch Landes- mittel über InWEnt sowie einen Eigenanteil, der von den Projektpartnern aus Dortmund aufgebracht wird. Perspektiven Auch weiterhin soll der Region Bondo geholfen werden. So sollen dort zusätzliche Regen- wassertanks aufgestellt werden. Außerdem planen die Verantwortlichen, einen Motorroller anzuschaffen, damit die Betreuer einfacher und schneller zu den einzelnen Standorte gelan- gen können. Ansprechpartner Allmut Vierling Weltgruppe Aplerbeck der Ev. Georgs-Kirchengemeinde Ruinenstr. 37 44287 Dortmund Tel.: 0231 44 34 96 Mail: info@weltladen-aplerbeck.de Homepage: www.weltladen-aplerbeck.de Helga Jänsch Stadt Dortmund-Agenda Büro Südwall 2-4 44122 Dortmund Tel.: 0231 5022067 Fax: 0231 5026447 Mail: Hjaensch@stadtdo.de Homepage: www.Dortmund.de/agenda Hauptschule Husen Frau Eva Pieper Husener Eichwaldstr. 270, 44319 Dortmund E-Mail: hshusendo@compuserve.de www.hshusen.de - 14 - Informationszentrum Dritte Welt Herr Günter Schulz Schürener Str. 85, 44269 Dortmund E-Mail: info@iz3wdo.de www.iz3wdo.de 2.4. Dresden: Bündnis „Dresden-hilft“ - Nothilfe nach der Erdbebenkatastrophe in Haiti Das Bündnis „Dresden hilft“ ist seit 2004 ein etablierter Partner in der Entwicklungszusam- menarbeit. Entstanden ist das Bündnis nach der Tsunami Katastrophe im Indischen Ozean am 25. Dezember 2004. Damals schlossen sich die Landeshauptstadt Dresden und die Hilfsorganisation "arche noVa" im Aktionsbündnis „Dresden hilft“ zusammen. Diesem Akti- onsbündnis schlossen sich weitere Institutionen, Vereine und Bürger an, so dass das Aktionsbündnis auf eine breite Unterstützungsbasis zurückgreifen kann. In der Bevölkerung des 2002 vom Elbehochwasser stark getroffen Dresden entwickelte sich ein Solidaritätsge- fühl und der Wunsch zu handeln. So reiste die Dresdner Hilfsorganisation "Arche noVa - Initiative für Menschen in Not e.V". in die vom Tsunami betroffenen Gebiete um Soforthilfe- maßnahmen zu initiieren. Seit dieser Zeit werden neben Soforthilfeeinsätzen auch Projekte der Entwicklungszusammenarbeit und der Bildungsarbeit durchgeführt, so z.B. in Asien, Zentralafrika, auf dem Balkan und in Mittelamerika. Auch 2010 wurde das Know-how von arche noVa wieder für einen Soforthilfeeinsatz benö- tigt. Am 12. Januar 2010 erschütterte ein Beben mit der Stärke 7,3 auf der Richterskala Haiti. Dieses Beben traf das ärmste Land Amerikas mit voller Härte. Haiti, das unter schwachen- staatlichen Institutionen und einer mangelhaften Infrastruktur leidet, war nur unzureichend auf das Erdbeben vorbereitet. Die Hauptstadt Port-au-Prince in der etwa 2,2 Millionen der 9 Millionen Haitianer leben, wurde durch das Erdbeben nahezu komplett zerstört. Schätzungen gehen davon aus, dass durch das Erdbeben bis zu 220.000 Menschen umgekommen sind. Haiti gehört im Index der gescheiterten Staaten seit einiger Zeit zu den 20 schwächsten Län- dern der Welt. Innerhalb weniger Wochen wurde von der Weltgemeinschaft ein beispielloser Nothilfeeinsatz organisiert. An diesem beteiligte sich auch die Stadt Dresden im Rahmen des Bündnisses „Dresden hilft“. Projektbeschreibung Direkt nach dem Erdbeben reisten sechs Mitarbeiter von arche noVa nach Haiti und errichte- ten in dem besonders betroffenen Ort Léogâne, direkt über dem Epizentrum des Hauptbebens, eine Trinkwasseraufbereitung. Diese versorgte die Menschen vor Ort täglich mit etwa 12.000 Litern Trinkwasser. Zudem wurden Lebensmittel vor Ort verteilt und ein Feldlazarett eingerichtet, in dem innerhalb von zwei Wochen etwa 1.500 Patienten versorgt wurden. Zur Verbesserung der hygienischen Situation vor Ort wurden Waschplätze und tem- poräre Toilettenanlagen errichtet. Eine weitere Trinkwasseraufbereitungsanlage wurde in Carrefour, einer 500.000 Einwohner Stadt in der Nähe von Port-au-Prince errichtet, die als eine der größten und gefährlichsten Slumsiedlungen der Insel gilt. Nach diesen Soforthilfe- maßnahmen richtet sich die Hilfe von arche noVa nun auf ein längerfristiges Engagement auf Haiti ein. Mittelfristig steht nicht mehr die Soforthilfe sondern die dauerhafte Verbesserung der Le- bensbedingungen auf der Insel im Mittelpunkt. Arche noVa engagiert sich nun in Petit Goâve etwa 60 Kilometer westlich von Port-au-Prince. Die 120.000 Einwohner Stadt und ihr Umland waren lange Zeit ohne Hilfe gewesen und es fehlte an den grundlegendsten Versorgungs- gütern. In Kooperation mit anderen Hilfsorganisationen, dem US-amerikanischen und dem spanischen Militär, hat arche noVa ein Versorgungskonzept für die Region. In der gesamten Region werden mit australischer Hilfe, 30 Anlagen zur Wasserfilterung installiert, welche oh- - 15 - ne Strom arbeiten. Durch diese neuen Anlagen konnten die Trinkwasseraufbereitungsan- lagen aus Carrefour nach Petit Goâve überführt werden. In den Gemeinden Charlemagne und Lacule, in der Nähe von Petit Goâve wurden von arche noVa Speichersysteme an vor- handenen Quellen errichtet und eine neue Quelle für den Ort erschlossen. Dadurch können die in der Vergangenheit auftretenden Versorgungsengpässe mit Trinkwasser verhindert werden. Um die katastrophalen hygienischen Zustände zu verbessern, wurden Waschplätze für Haushalt und Körperhygiene eingerichtet. So wird Infektionskrankheiten vorgebeugt. Inhaltlicher Input der Kommune Die Landeshauptstadt Dresden unterstützt die Hilfsorganisation arche noVa durch gemein- same Pressearbeit und Aufrufe zu Spendenaktionen. Die Stadt hilft bei der Vermittlung von Ansprechpartnern und leistet finanzielle Unterstützung. Im Dresdener Umweltzentrum kön- nen sich Bürger die Verwendung der Spenden erläutern lassen. Auch die DREWAG Stadtwerke Dresden GmbH unterstützt das Bündnis. Ergebnisse / Veränderungen im Partnerland Der Nothilfeeinsatz von arche noVa ist weitgehend abgeschlossen. In den am stärksten be- troffenen Städten im Großraum Port-au-Prince ist es gelungen, eine grundlegende Wasserversorgung herzustellen. Nun konzentriert sich das Engagement des Bündnisses auf die dauerhafte Verbesserung der Situation auf der Insel. Dieses Engagement findet in enger Zusammenarbeit mit den anderen internationalen Orga- nisationen der Entwicklungszusammenarbeit auf der Insel statt. Auch die Bevölkerung wird durch Hygieneschulungen und Lehrgänge in die Aufbauarbeit eingebunden. Damit soll eine dauerhafte Verbesserung der Lebensumstände erreicht werden. Diese Einbindung ist in Haiti von besonderer Bedeutung, da somit der Bevölkerung ein positives Handlungsbewusstsein gegeben wird. Nur dadurch kann in diesem Land, das durch jahrzehntelange Misswirtschaft und bürgerkriegsähnliche Zustände geprägt ist, eine nachhaltige Veränderung bewirkt wer- den. Ergebnisse / Veränderungen im Inland Die Aktionen des Dresdner Bündnisses finden in der Bevölkerung eine breite Unterstüt- zungsbasis in der Bevölkerung zurückgreifen. Dies gelingt durch eine Einbindung und Information über die Problematik vor Ort. So fand an Dresdner Schulen das Bildungsprojekt „Eine Welt=Deine Welt“ statt. Auch an Schulen werden verschiedene Themen als Themen- module für den Lehrplan angeboten. Diese werden individuell auf die teilnehmende Gruppe abgestimmt. So lernen Schüler im Themenmodul „Wasser- Aus dem Hahn aus dem Sinn“ etwa, mit acht Litern Wasser am Tag umzugehen. Hiermit wird spielerisch die Situation in Entwicklungsländern nachempfunden. Auch durch andere Projekte findet eine Sensibilisie- rung der Bevölkerung statt. So fand in Kooperation mit dem Sportstätten- und Bäderbetrieb Dresden die Aktion „Schwimm für Wasser“ statt. Die Teilnehmer „erschwammen“ so Spen- dengelder, mit denen die Dorfschule in Ajethiyamalai im Südosten Sri Lankas mit Wasser- und Sanitäranlagen ausgestattet werden konnte. Das Dresdner Umweltzentrum erläutert die Verwendung von Spenden in Krisengebieten und leistet einen Beitrag zur entwicklungspoliti- schen Bildung der Bürger. Finanzierung Die Projekte des Bündnisses „Dresden hilft“ gemeinsam mit der arche noVa-Initiative für Menschen in Not e.V. finanzieren sich zu einem großen Teil aus Spenden, die aus einer Bandbreite an Aktionen fließen. Für den Nothilfeeinsatz kamen bis zwei Monate nach der Katastrophe 230.000 Euro an Spenden zusammen. Das Gesamtbudget der Arbeit auf Haiti wird sich bis 2012 vermutlich auf 700.000 Euro belaufen. - 16 - Perspektiven Die Projekte des Bündnisses „Dresden hilft“ in Kooperation mit der arche noVa sind als So- forthilfeprojekte angelegt. So soll den Menschen ein Werkzeug zur Selbsthilfe an die Hand gegeben werden. Die Projekte orientieren sich also immer an Orten, an denen die Hilfe sehr dringend benötigt wird. Dies können sowohl Regionen sein die durch Naturkatastrophen be- troffen sind, wie Myanmar nach dem Zyklon oder Haiti nach dem Erdbeben, als auch von Bürgerkriegen gezeichnete Staaten, wie Sri Lanka oder die Republik Kongo. Nach einem Soforthilfeeinsatz, bei dem es um eine Wiederherstellung der grundlegendsten Infrastruktur geht, folgt meist ein langfristiges Engagement vor Ort, bei dem es darum geht, eine nachhal- tige Verbesserung der Lebensumstände am Wirkungsplatz zu erreichen. Diesem Ziel wird das Bündnis „Dresden hilft“ auch in Zukunft verpflichtet sein. Ansprechpartnerin Karin Mitzscherlich Stadtverwaltung Dresden Abteilung Europäische und Internationale Angelegenheiten Postfach 120020 01001 Dresden Tel.: 0351 4883069 Fax: 0351 4882238 Mail: kmitzscherlich@dresden.de Homepage: www.dresden.de 2.5 Hamburg: Kooperation zwischen der Stadtreinigung Hamburg und dem Department of Solid Waste Management in Dar es Salaam Zwischen den Hafenstädten Hamburg und Dar es Salaam gibt es schon seit Ende des 19. Jahrhunderts Handelsbeziehungen. Als ehemals deutsche Kolonie war „Deutsch-Ostafrika“ der entscheidende Zugangspunkt zum afrikanischen Kontinent. Heute ist Dar es Salaam mit einer Einwohnerzahl von 3 Mio. Einwohnern die größte Stadt sowie Regierungssitz Tansani- as und gehört aufgrund der Landflucht zu einer der am schnellsten wachsenden Städte der Welt. Hierdurch treten typische Probleme einer tropischen Megastadt auf, wie eine zu lang- sam wachsende Infrastruktur, schlechte hygienische Versorgung und ein niedriger Alphabetisierungsgrad. Aufgrund der langen Handelsbeziehungen haben in den letzten Jah- ren verschiedene Hamburger Institutionen (Kirchen, Schulen, Museen, Krankenhäuser, Wasserwerke und auch die Stadtreinigung Hamburg) Kontakt mit den entsprechenden Ein- richtungen in Dar es Salaam aufgenommen. In den meisten Fällen geht es darum, den Partnern in Dar es Salaam Wissen und Know-how zu vermitteln, damit sie bei meist sehr knappen finanziellen Mitteln durch besseres Management oder bessere Technik die Infra- struktur der Millionenmetropole verbessern. Die Stadtreinigung Hamburg (SRH) steht seit 2004 mit dem Dar es Salaam City Council – Department for Solid Waste Management (DCC) in Verbindung. Während mehrerer gegen- seitiger Besuche wurden die Interessen abgeklopft und Ziele einer Zusammenarbeit besprochen. Im März 2007 unterzeichneten die Bürgermeister der beiden Städte ein ge- meinsames Memorandum of Cooperation. Vorgesehen waren für die Abfallwirtschaft ein Expertenaustausch, Unterstützung bei der technischen und organisatorischen Optimierung der Abfallsammlung und Ablagerung sowie die Entwicklung eines Gebührensystems. Für acht unterschiedliche Bereiche wurden solche Vereinbarungen getroffen. Im Juni 2009 wur- de dieses Memorandum auf 14 Bereiche erweitert, für die Abfallwirtschaft wurde der Aufbau einer Pilotanlage zur Kompostierung von organischen Abfällen hinzugenommen. Am 1. Juli 2010 unterzeichneten die Bürgermeister offiziell die Vereinbarung einer Städtepartnerschaft. - 17 - Schon bei den ersten Besuchen in Dar es Salaam fiel das enorm hohe Potenzial an organi- schen Bestandteilen im Abfall auf, das bei deutlich über 80 Prozent liegt. Da der Müll bislang nur auf einfachsten Deponien abgelagert wird, treten dadurch enorme Umweltbelastungen wie etwa Grundwasserverunreinigungen oder die Entstehung von schädlichen Methangasen auf. Die jahrelangen Bemühungen der Stadtreinigung Hamburg, den DCC dazu zu bewegen, sich vor Inbetriebnahme der neuen Deponie in Pugu Kinyamwezi um eine Basisabdichtung zu bemühen, waren nicht erfolgreich. Die SRH hat ihre Aktivitäten daher auf den Aufbau der Bioabfallkompostierung fokussiert und dieses zu ihrem wichtigsten Ziel der abfallwirtschaftli- chen Maßnahmen in Dar es Salaam gemacht, da dadurch die organischen Substanzen von den Deponien ferngehalten, das Grundwasser geschützt, Methanemissionen vermieden und zudem organische Dünger (Kompost) als Substitut für die in Tansania sehr teuren Mineral- dünger hergestellt werden können. Projektbeschreibung Im Oktober 2007 wurden drei Abfall-Fachleute aus Dar es Salaam bei der SRH im Rahmen eines 14tägigen Workshops intensiv in die Grundlagen der Kompostierung eingewiesen. In den zwei Wochen wurde ein gemeinsames Kompost-Manual erstellt, in welchem die Fach- leute aus Dar es Salaam beschrieben, wie in ihrer Stadt ein Pilotprojekt zur Kompostierung aufgezogen werden könnte. Das Konzept wurde bewusst so aufgesetzt, dass es mit wenigen technischen Hilfsmitteln und wenig investiven Maßnahmen bis zum Betrieb eines Kompost- platzes umgesetzt werden konnte. In Dar es Salaam standen die notwendigen Flächen für den Kompostplatz einige Monate später zwar zur Verfügung, allerdings konnte der Platz erst im November errichtet werden. Aufgrund fehlender finanzieller Ressourcen wurde der ge- plante Platz mehrfach verkleinert. Der im Februar 2010 fertig gestellte Platz soll eine Betonplatte von 100 m² Größe haben, daneben wurde eine 12m² Hütte für den gebrauchten Shredder mit 25 PS-Motor errichtet. Anfang März 2010 wurde der Platz in Betrieb genom- men. Input der Stadtreinigung Hamburg Der Stadtreinigung Hamburg war es von Anfang an wichtig, nicht durch Material- oder Geld- Transfer zu unterstützen, sondern durch Wissenstransfer. In den vergangenen Jahren waren – unabhängig vom Kompostierungsprojekt – bereits ein Radlader, ein Kompaktor und drei Klein-LKW nach Dar es Salaam verschifft worden. Die Transporte erfolgten in enger Zu- sammenarbeit mit THW, Feuerwehr, GTZ und wurden teilweise von der GTZ finanziert. Die Fahrzeuge wurden von der SRH zur Verfügung gestellt. Ergebnisse / Veränderungen im Partnerland Obwohl die SRH mit dem bis 2009 in Hamburg lebenden Honorarkonsul von Tansania einen hervorragenden Promotor für ihre Projekte hatte und somit auf höchster Ebene (Minister, Bürgermeister) jederzeit Gehör fand, hat es zweieinhalb Jahre gedauert, einen Kompostplatz für ca. 5.000 Euro zu errichten. Das lag auch an dem häufigen Wechsel des Führungsperso- nals im DCC. Aus Sicht der SRH ist an der Umweltproblematik im DCC nicht genügend gearbeitet worden, die ungeordnete Deponierung wird trotz neuer Deponie weitergehen. An- dere Investitionen, zum Beispiel zur Sicherung der Ernährungssicherheit, wurden vorgezogen. Aus Sicht der SRH ist die Kompostierung ein Baustein zur nachhaltigen Sicher- stellung der Ernährung der Millionenstadt, da durch sie das Ausmaß der Grundwasserverunreinigung im Deponieumfeld verringert und zudem ein nährstoffreicher Bodenverbesserer für die Landwirtschaft hergestellt werden kann. Zudem ist es möglich, durch den Kompostverkauf als Dünger wirtschaftliche Erfolge zu erzielen. - 18 - Ergebnisse / Veränderungen im Inland Die Abläufe in Dar es Salaam sind langwierig, deshalb ist auch ein entsprechendes Durch- haltevermögen erforderlich. Die SRH ist davon überzeugt, dass die Kompostierung ein sehr guter Weg ist, die Abfallwirtschaft der Millionenstadt deutlich besser aufzustellen. Inzwischen ist aus der Projektpartnerschaft zwischen Dar es Salaam und Hamburg eine nachhaltige Partnerschaft entstanden. Am 1. Juli 2010 wurde die Städtepartnerschaft besiegelt. Finanzierung Im Rahmen des Kompostierungsprojektes sind von der SRH vorerst getragene Kosten in Höhe von rund 12.000 Euro für die Durchführung des Kompostworkshops entstanden. 10.000 Euro hat davon die Senatskanzlei der Freien und Hansestadt Hamburg, Referat Ent- wicklungspolitik, übernommen. Für den Bau und die Ausstattung des Kompostplatzes hat die SRH kein Geld und auch kein Equipment beigesteuert; durch die Eigenbeteiligung des Part- ners sollte auch die Eigenverantwortung des Partners gestärkt werden. Perspektiven Die SRH verhält sich zurzeit eher abwartend und beobachtend, sie beschränkt sich vorerst auf die Kompostierung und bietet dazu jederzeit Hilfe bei Problemen (Know-how-Transfer) an. Ansprechpartner Dr. Stefan Lübben (Agraringenieur) Stadtreinigung Hamburg (Anstalt öffentlichen Rechts) Bullerdeich 19 20537 Hamburg Tel.: 040 25761071 Mail: s.luebben@srhh.de 2.6 Köln: Bildungsprojekte in Pretoria Pretoria, die Hauptstadt der Republik Südafrika, stellt sich wie die anderen südafrikanischen Großstädte auch, als eine Stadt der Gegensätze und des Umbruchs dar. Die Stadt ist eines der Wirtschaftszentren Südafrikas und bildet in der Region Gauteng, gemeinsam mit Johan- nesburg, die wirtschaftlich wichtigste Region auf dem afrikanischen Kontinent überhaupt. In der Stadt gibt es ein gut ausgebautes Bildungssystem und die Universitäten zählen zu den renommiertesten Einrichtungen des Landes. Es existiert daneben aber auch noch ein ande- res Pretoria. So lebt ein Großteil der Bevölkerung in Townships mit starker Kriminalität, unzureichender Infrastruktur und einer hohen Rate HIV-Infizierter und besitzt immer noch eine unzureichende Chance auf Bildung. Südafrika erreicht daher eine Alphabetisierungs- quote von etwa 80 Prozent. Trotz guter wirtschaftlicher Entwicklung des Landes in den vergangenen Jahren sind noch zu viele Menschen von der Teilhabe an diesen neuen Chancen ausgeschlossen. Diese Gegensätze spiegeln sich auch in der Entwicklungszu- sammenarbeit in Pretoria wider. Diesen Problemen und Diskrepanzen in der Teilhabe haben sich das Jugendamt der Stadt Köln und einige Kölner Schulen angenommen. So besteht seit 1997 ein Austauschprogramm zwischen dem Jugendamt Köln, dem Blücher-Gymnasium Köln sowie der „Deutschen Schu- le Pretoria“. Diese Schule besitzt eine lange Tradition, die bis ins Jahr 1897 zurückreicht. Aus dieser Verbindung entwickelte sich im Jahre 2003 eine Partnerschaft zwischen der Köl- ner Grundschule Stenzelbergstraße und der Primary School Pula Difate im Township Mamelodi. Die positiven Erfahrungen veranlassten auch die Grundschule in Köln-Weiden - 19 - dazu, sich der Zusammenarbeit anzuschließen und mit der Makgatho Primary School im Township Attridgeville eine Zusammenarbeit zu beginnen. Die unterschiedlichen Kooperatio- nen werden in Köln von Schulamt und Jugendamt und in Pretoria vom Bildungsdezernat begleitet. Die Koordination für die Sicherung der Angebote liegt in der Verantwortung des Amtes für Kinder, Jugend und Familie in Köln. An der inhaltlichen Gestaltung sind Lehrkräfte der Schulen, das Schulamtsdirektorat und die Abteilung für Kinderinteressen beteiligt. Projektbeschreibung Die Partnerschaft zwischen dem Kölner Gymnasium und der Deutschen Schule auf der ei- nen Seite und die zwischen den Grundschulen auf der anderen Seite unterscheiden sich im Wesentlichen durch ihre Zielgruppen. Während an den Austauschprogrammen des Sekun- darschulbereiches Schülerinnen und Schüler teilnehmen, sind es bei den Grundschulen Fachkräfte aus Schule und Jugendhilfe. Seit 2008 sind in die Kooperation auch Freiwillige des BMZ Programms „Weltwärts“ eingebunden. Sowohl im Schüler- als auch im Fachkräfteaustausch gibt es jährlich stattfindende Begeg- nungen, abwechselnd in Pretoria und in Köln. Während die Schülergruppen weitestgehend in schulische Aktivitäten eingebunden sind, geht es bei den Fachbegegnungen um Strategien zur Verbesserung des Unterrichts, um Förderprogramme für leistungsschwache bzw. –starke Schülerinnen und Schüler, um schulinterne freizeitpädagogische Aktivitäten und um Maß- nahmen zur Verbesserung der Infrastruktur. So wurde auf dem Schulgelände in Mamelodi eine als Fußballplatz genutzte Brache gesäu- bert, gewalzt und es wurden Tore, die von der Deutschen Schule Pretoria gesponsert wurden, aufgestellt. Auf einer weiteren Brache, auf der umgestürzte Bäume lagen, schufen Projektteilnehmer eine Klettermöglichkeit. Da die Schülerinnen und Schüler bei gemeinsa- men Veranstaltungen im Innenhof der Schule der Sonne ungeschützt ausgesetzt sind, wurde ein Schattensegel installiert. Ein als Lagerraum genutzter Gebäudeteil wurde zu einer Kanti- ne umgebaut, ein verwahrloster Schulgarten neu bepflanzt, ein Gemüsegarten neu angelegt. Lehrmaterial für den Mathematik- und Leseunterricht wurde bereitgestellt. Es wurden neue Musikinstrumente angeschafft, alte repariert und instandgesetzt. Bälle und Reifen für den Sportunterricht sind angeschafft worden. Die Schulbibliothek ist neu geordnet, Sitzmobiliar wurde dafür geordert. Im Rahmen des fachlichen Austausches wurden Unterrichtsmethoden besprochen, vor allem für die Fächer Englisch und Mathematik. Darüber hinaus wurden För- dergruppen eingerichtet, die in den beiden Partnerschulen von den Weltwärts-Freiwilligen geleitet werden. Diese verantworten auch freizeitpädagogische Programme, die auf dem Schulgelände stattfinden. Veränderungen im Inland und im Partnerland Ziel ist auch, den Blick ins Partnerland zu schärfen. So haben Grundschüler in Köln im Rah- men ihrer Projektwoche „Afrika“ thematisiert. Außerdem informiert eine permanente Fotoausstellung über die Partnerschule in Südafrika. Den beiden Grundschulen in Köln ge- stalten die Partnerschaft mit hohem Engagement. Der Zugewinn für die Schulgemeinschaf- ten hier ist die aktive Mitwirkung an einem konkreten entwicklungspolitischen Projekt und dessen Einbeziehung in den Schulalltag. Afrika ist für die Schülerinnen und Schüler sowie für die Kollegien nicht etwas nur Abstraktes, sondern besitzt eine Kontur und vermittelt über die persönlichen Kontakte ein Gefühl der Solidarität. Die Zusammenarbeit mit den afrikanischen Partnerschulen fließt in unterschiedlicher Form in den Unterricht ein und löst Fremdheit durch Vertrautheit ab. Finanzierung des Projektes - 20 - Die Kosten der Partnerschaft verteilt sich auf mehrere Schultern. Das Amt für Kinder, Jugend und Familie sichert den organisatorischen und logistischen Rahmen der Fachbesuche und ist beteiligt am Freiwilligenprogramm „Weltwärts“. Die Kölner Schulen leisten ihren finanziel- len Beitrag durch Sponsorenläufe oder andere schulische Aktivitäten. Die beteiligten Fachkräfte beider Seiten tragen aus privaten Mitteln einen Teil der Reise- und Aufenthalts- kosten und sind auf Kölner Seite an der Bereitstellung von Unterrichtsmaterial finanziell beteiligt. Drittmittel werden, sofern bewilligt, über den Bundesjugendplan akquiriert. Insge- samt liegen die jährlichen Ausgaben bei Besuchen in Südafrika im Durchschnitt bei 10.000 Euro und bei Besuchen in Deutschland bei 5.000 Euro. Besonders zu betonen ist, dass die Übergabe von Bargeld an die Partnerschulen vermieden wird. Notwendige Installationen oder Ergänzungskäufe werden direkt vor Ort abgewickelt. Ansprechpartner Bernd Seifert Stadt Köln – Amt für Kinder, Jugend und Familie Im Mediapark 7 50670 Köln Tel.: 0221 5743 275 Mail: bernd.seifert2@stadt-koeln.de 2.7 Leipzig: Städtepartnerschaft: „Leipzig Addis Abeba“ Die Stadt Leipzig mit der seit 1165 existierenden ältesten Messe der Welt, auch Mutter aller Messen genannt, ist damit nicht nur zum Synonym eines Messe- und Handelsortes in der Welt geworden sondern gleichzeitig Durchzugs- und Aufenthaltsort der unterschiedlichsten Träger nationaler und kultureller Vielfalt aus allen Himmelsrichtungen. Vertretungen, wie z.B. ein Griechenhaus oder gut 200 Jahre diplomatische Vertretungen Rußlands und der USA in Leipzig gehören zur Tradition dieser internationalen Stadt. Totalitäre Herrschaftsstrukturen in zwei deutschen Diktaturen haben dies über fast 60 Jahre eingeschränkt aber nicht verhin- dert. Nach dem 2. Weltkrieg wurde auch der in der westlichen Welt virulente und auf Aussöhnung ehemaliger Kriegsgegner gerichtete Gedanke der Partnerschaft von unten, des Kennenler- nens an der Basis von Gesellschaften, auch im Osten etabliert und gepflegt. Leipzig verfügt heute über 13 Partnerstädte auf vier Kontinenten, und pflegt intensive, auch informelle Kon- takte in viele Teile der Welt. In der DDR wurde vor allem die Stadt Leipzig als Messestadt aber auch die größte Universi- tät dieses Teiles Deutschlands ein Träger des internationalen Gedankens. Der Aufbruch vor allem Afrikas aus der Kolonialherrschaft wurde an der damaligen „Karl-Marx-Universität“ wissenschaftlich aber auch ideologisch begleitet. Das hier gegründe- te Institut für Afrikanistik übernahm diesen, besonders auf Zeitgeschichte und –geschehen gerichteten Teil der Orientalistik. Seit langem wurden hier schon viele afrikanische Sprachen gelehrt, bis 1992 gehörte auch die äthiopische Amtssprache Amharisch dazu. Ein aus politischer Übereinstimmung resultierender Vertrag führte dazu, dass zwischen 1979 und 1990 rund 4000 Äthiopier in der DDR ein Studium absolvierten und die Mehrzahl von ihnen am darauf spezialisierten Herderinstitut Deutsch als Fremdsprache erlernten. Nach Ihrer Rückkehr behielten viele Äthiopier enge Bindungen insbesondere an Leipzig, viele ost- deutsche Spezialisten, vor allem Mediziner, trugen Ihre zum Teil sehr persönlichen Erinnerungen im Herzen. Ausgehend von in Addis Abeba gut organisierten Absolventen deutscher Hochschulen wur- de der Wunsch nach einer engeren Zusammenarbeit vor allem seitens des Oberbürgermeisters der äthiopischen Hauptstadt und des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland an die Stadt Leipzig herangetragen. - 21 - Am 11. Dezember 2004 unterzeichneten die damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Tiefen- see und Arkebe Oqubai den Partnerschaftsvertrag. Während seines gleichzeitig stattfindenden Äthiopienbesuches würdigte Bundespräsident Horst Köhler vor Ort diese ba- sisorientierte Kooperation als zukunftsweisend. Projektbeschreibung Entgegen den politisch opportunen und damit oft verordneten, trotzdem meist auch umfang- reich mit Leben erfüllten Partnerschaften zwischen 1961 und 1990 sind heute grundlegende Bedingungen einer anvisierten Städtepartnerschaft das bürgerschaftliche Engagement, be- stehende Kontakte und Interessen in beiden Kommunen. Positive Voraussetzung sind auch bestehende politische Kontakte und Kooperationen in überregionalen und internationalen Gremien. Basierend auf dem Hauptentwicklungsgebiet der Stadt Addis Abeba, einer funktionierenden Stadtplanung, die nur mit einer effizienten Stadtverwaltung umzusetzen ist, sondierten zwei Mitarbeiter des Oberbürgermeisters mit Äthiopienerfahrung, ein Afrikanist und ein Stadtpla- ner, die Möglichkeiten der Verknüpfung unterschiedlicher Handlungsträger zu einem unterstützenden Netzwerk. In Leipzig regten gleichzeitig viele ehemals in Äthiopien einge- setzte Experten das verstärkte Engagement der Stadt Leipzig an und gründeten 2003 als Träger des Partnerschaftsgedankens den „Städtepartnerschaftsverein Leipzig - Addis Abeba e.V. . Das „Projekt“ Städtepartnerschaft hat sich inzwischen in mehrere Einzelprojekte aufgeglie- dert, an denen die Stadt Leipzig unmittelbar oder mittelbar beteiligt ist. 1. Partnerschaftsverein und Schulpartnerschaften Es existieren zwei Schulpartnerschaften zwischen dem Friedrich-Schiller-Gymnasium Leip- zig und der Menelik II. High School in Addis Abeba ebenso wie zwischen der 24. Grundschule und der Sefere Selam Primary School. Neben der Beschäftigung mit dem je- weiligen Land und der Entwicklung von Brieffreundschaften wird in Leipzig fakultativ Unterricht in amharischer Sprache angeboten. Beides wird von der Stadt Leipzig unterstützt aber vor allem durch den Städtepartnerschaftsverein koordiniert. Dieser organisiert nach 2009 bereits die zweite Reise für Leipziger Bürger nach Äthiopien selbst, nachdem 2007 die erste Bürgerreise durch die Stadt Leipzig; Referat Internationale Zusammenarbeit, initiiert wurde. Ofizieller Aufhänger ist die Lauffreude der Äthiopier und der immer im Herbst stattfindende Great Ethiopian Run. Dessen Initiator, der mehrfache Mara- thonweltmeister Haile Gebreselassie, ist heute Botschafter für die Städtepartnerschaft. 2. Situation des Löwengeheges und Zoo der Zukunft – Konzept in Addis Abeba Ende 2006 gab es eine weltweite Pressekampagne, weil die aus Platzmangel und auch zoo- logisch durchaus nachvollziehbaren Gründen (eine Auswilderung von Zoo-Nachwuchs ist durch die Gewöhnung an den Menschen in der ersten Generation nicht möglich) durchge- führte Tötung von Jungtieren im Löwengehege öffentlich gemacht und fälschlich mit Hungersnöten in inhaltliche Verbindung gebracht wurde. Anfang 2007 wurde die Partnerstadt Leipzig gebeten, die Tiere im Löwengehege in Addis Abeba tierärztlich zu untersuchen und deren Abstammung zu klären, um als unabhängige Gutacher der Weltpresse zu zeigen, wie der tatsächliche Zustand der Löwen ist. Das Löwengehege in Addis Abeba beherbergt 18 ausgewachsene Löwen, deren Abstam- mung zur Zeit ungeklärt ist. Es gibt Anzeichen, dass es sich hier entweder um eine eigene Subspezies oder um Löwen handelt, deren Art bereits ausgestorben ist (Berberlöwe/ Kaplö- we). Der Schutz der Tiere genießt bei den staatlichen Behörden allerhöchste Priorität. Sie sind für das gesamte Land ein nationales Symbol von herausragender Bedeutung. In einem Fernsehinterview mit dem MDR verdeutlichte der Oberbürgermeister von Addis Abeba, - 22 - Berhane Deressa, die besondere Wertschätzung der Löwen in Äthiopien mit dem Hinweis, dass auch in Notzeiten der Fortbestand der Löwen immer gesichert wurde. Während des Aufenthalts von Zoodirektor Dr. Junhold, Zootierarzt Prof. Eulenberger sowie Vertretern der Stadt Leipzig wurde die Idee an Leipzig herangetragen, Addis Abeba bei der Etablierung eines neuen Zoos zu unterstützen, da die gegenwärtige Anlage zwar einen aus- reichenden Mindeststandard bietet, aber nicht den Anforderungen an eine artgerechte Haltung nach modernen Maßstäben entspricht. Als Referenzbeispiel für die Partnerstadt Ad- dis Abeba gilt das international anerkannte und erfolgreich umgesetzte Konzept des „Zoos der Zukunft“ in Leipzig. Addis Abeba besitzt zurzeit keine, einem Zoologischen Garten im europäischen Verständnis entsprechende Einrichtung., die die Bevölkerung für die Schönheiten ihrer Heimat, ihre Landschaften und ihre Fauna sensibilisiert. Äthiopien besitzt für die gesamte Menschheit wertvolle endemische Arten, deren Schutz von besonderen Interesse ist. Gerade in Zeiten von wirtschaftlichem Aufschwung stehen deshalb besonders die Fragen der ethischen und biologischen Bildung der eigenen Bevölkerung sowie der Artenschutz von bedrohten Tierar- ten im Zentrum einer Zoo-Planung in Addis Abeba. Das Projekt hat die einmalige Chance, eine enge Verbindung mit den Nationalparks im Land einzugehen und einen wichtigen Bei- trag zur Auswilderung von bedrohten Tierarten und internationalen wissenschaftlichen Programmen zu liefern, bei denen der Leipziger Zoo und die in Leipzig ansässigen For- schungsinstitute eine führende Rolle bereits jetzt spielen. Die Etablierung eines neuen Zoos ist auch ein städtebauliches Projekt, dessen Management eine Herausforderung für die dortigen Akteure bietet. Das Zoo-Projekt kann deshalb ein be- sonders anschauliches Pilotprojekt werden, das die Aspekte der nachhaltigen, ressourcenschonenden und sozial ausgeglichenen Stadtentwicklung ganzheitliche betrach- tet. Der Zoo wird als grüne Oase inmitten der Stadt wirken und mit dem Peacock-Park ein Stück öffentlichen Grünraum vor dem enormen Siedlungsdruck bewahren. Die Durchführung des Projektes mit Leipziger Hilfe unterstützt den Aufbau von effizienten Planungskapazitäten und erhöht die Steuerungsfähigkeit der Verwaltung, die unter schwierigen Bedingungen ei- nen der weltweit schnellsten Urbanisierungsprozesse meistern muss. Weiterhin sucht die Stadt Addis Abeba - Kontakte bei den Schwerpunkten der öffentliche Daseinsvorsorge: Öffentlicher Nah- verkehr, Abfallmanagement, Wasser/Abwasser - Aufbau eines Landinformationssystems (Kataster- und Grundbuchwesen) Inhaltlicher Input der Kommune Das Zooprojekt bildet hier bisher den Schwerpunkt Das Leipziger Projektteam setzt sich aus Mitarbeitern des Zoos, des Referates für Internati- onale Zusammenarbeit und des Stadtplanungsamtes zusammen und ist verantwortlich für die folgenden Themenbereiche: Zoologisches/wissenschaftliches Konzept/ Artenschutz : Zoo Leipzig (Herr Prof. Eulenberger) Fördermittel/ Abstimmung mit den Partnern in Addis: REIZ (Herr Krakow) Städtebau/Projektsteuerung: Stadtplanungsamt (Herr Loebner) Die Koordination der Arbeitsgruppe liegt beim Stadtplanungsamt. Bei Bedarf werden weitere Mitarbeiter des Dezernates VI und des Zoo Leipzigs hinzugezogen. Zur Erstellung der Entwicklungsstudie benötigte das Projektteam die Unterstützung von ex- ternen Fachleuten. Für diese Arbeit konnten externe Architekten gewonnen werden. Peter - 23 - Rasbach z.B. ist Autor des Masterplanes „Zoo der Zukunft“ in Leipzig und ein erfahrener und international anerkannter Zoo-Planer. Die Stadt Leipzig wird, wie bei internationalen Projekten üblich, den Eigenanteil durch die Personalkosten der eingesetzten Mitarbeiter erbringen. Für die Initialphase des Projektes (Erarbeitung des Projektablaufes/-struktur/ Konzeptstudie „Zoo der Zukunft Addis Abeba“) entstanden durch die Unterstützung der externen Berater Kosten. Diese wurden je zur Hälfte durch das Dezernat VI und das Referat für Internationale Zusammenarbeit übernommen. Zu den oben genannten Themenschwerpunkten der Stadt Addis Abeba haben Kontakte be- reits stattgefunden, bei hochrangigen Besuchen der Stadtregierung von Addis Abeba in Leipzig und die Entsendung von Experten nach Äthiopien. Ergebnisse / Veränderungen in der Partnerstadt Für die äthiopische Seite ist der Erfahrungszuwachs in hohem Maße bedeutsam. Man ist sich der Tatsache bewusst, dass die Leistungen vor Ort in Eigenregie erbracht werden müs- sen und die Aufgaben in Eigenverantwortung zu bewältigen sind. Dabei stehen die Leipziger Experten uneigennützig und der Partnerschaft verpflichtet auf Wunsch der äthiopischen Kol- legen beratend zu Seite. Erfahrungen für die äthiopische Seite sind vor allem die ganzheitliche Betrachtung der The- men, die langfristige Planung und Organisation der entsprechenden Arbeitsschritte. Abläufe und Strukturen einer Verwaltung, die in Deutschland über sehr lange Zeiträume gewachsen sind, und die Erfahrungen Ihrer Arbeitsweise können so bei Bedarf abgerufen und genutzt werden. Im Rahmen des stattfindenden Demokratisierungsprozesses wird auch von der äthiopischen Seite die zunehmende, vor allem frühzeitige, Bürgerbeteiligung bei Vorhaben und Planun- gen erkannt und angewendet. Es hat sich die Erkenntnis durchgesetzt durchgesetzt, dass auf diese Weise Konfliktpotential erkannt und vermieden werden kann. Dieser Prozess des „good governance“ wird nach den ersten Erfahrungen als große Chance betrachtet. Die Stringenz der Umsetzung ist aber von dem Maß der Bereitschaft von Politik, Verwaltung und Bürgern abhängig. Hiezu haben bereits Reisen von Vertretern der Stadtregierung aber auch Sub - Cities nach Leipzig stattgefunden. Erfahrungen wurden vor allem im Bereich der Bür- gerbeteiligung bei Planungsverfahren aber auch der allgemeinen Bürgernähe in Form von Bürgerbüros abgerufen und teilweise übernommen. Ergebnisse/Veränderungen im Inland Es liegt in der Natur de Sache, dass weder Politiker, Mitarbeiter der Stadtverwaltung noch Bürger mit Geschichte und Tradition sowie kultureller und gesellschaftlicher Entwicklung des Landes und seiner Menschen vertraut sind. Hier liegt ein Aufgabenspektrum sowohl für die überschaubare Zahl von Verwaltungsmitarbeitern mit der vorhandenen interkulturellen Kom- petenz aber auch die Mitglieder des Städtepartnerschaftsvereins. Ihre Öffentlichkeitsarbeit und Veranstaltungen tragen in hohem Maß dazu bei, ein entsprechendes Bewusstsein und Sensibilität in der Bevölkerung für Probleme, Chancen und Herausforderungen in Äthiopien selbst aber auch in der Zusammenarbeit der beiden Städte und Länder zu entwickeln. Das Spektrum der Kontakte und Kooperationen hat sich so schrittweise erweitert, so dass inzwischen ein fruchtbarer und lebendiger Kontakt auch zwischen der evangelischen Ge- meinde St. Thomas und einer Gemeinde der Mekane Yesus Kirche in Addis Abeba entstanden ist. Das Netz der Akteure und Interessierten erweitert sich so kontinuierlich. Die Stadtverwaltung sieht einen großen Mehrwert vor allem in folgenden Effekten, die aber durch Kooperationen darüber hinaus reichen: - 24 - • Internationale Vernetzung und Einbindung in außenpolitische Schwerpunktsetzungen der Bundesregierung • Anbahnung von Wirtschaftskontakten (VCL, Leipziger Leuchten, Sachsenwasser) in aufstrebende Märkte • Profilierung und Renommee in internationalen Organisationen (z.B. WAZA) und Pro- grammen (Artenschutz) • Personalentwicklung von Mitarbeitern durch Einsätze vor Ort. Finanzierung Die Pflege und Entwicklung der Städtepartnerschaft wird aus verschiedenen Haushaltstellen des Referates Internationale Zusammenarbeit im Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters finanziert. Hierbei hat der Stadtrat bei seiner Zustimmung zum Partnerschaftsvertrag bereits den Schwerpunkt auf die Begriffe Partnerschaft und Gegenseitigkeit gelegt. Für Dienstreisende der beiden Städte, auch bei Politikerreisen, besteht das Prinzip der Ge- genseitigkeit der Kostenübernahmen für Unterkunft, Verpflegung und Transport vor Ort. Dazu kann innerhalb des Haushalts des Referates auf die Haushaltstellen Städtepartner- schaften, Dienstreisekosten und Honorarmittel zurückgegriffen werden. Diese dienen aber auch der Pflege der übrigen 12 Städtepartnerschaften und anderer internationaler Arbeit. Zur Förderung der Arbeit von Verbänden und Vereinen und damit dem bürgerschaftlichen Enga- gement der Leipziger werden „Projektfördermittel für externe Stellen“ ausgereicht, die das ganze Spektrum der internationalen Arbeit und Partnerschaftspflege umfassen. Die Städtepartnerschaft zwischen Leipzig und der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba ist damit nur ein, wenn auch ein sehr bedeutendes Außenverhältnis der Stadt Leipzig. Perspektiven Entsprechend den vorhandenen Rahmenbedingungen sind die Voraussetzungen für eine kontinuierliche Entwicklung und Prosperität der Städtepartnerschaft gegeben. Zwischen Po- litikern und Verwaltungen hat sich im Laufe der Jahre ein Vertrauensverhältnis entwickelt, das ein gesundes Fundament für die weitere Zusammenarbeit bildet. Hierbei spielt die in den letzten 18 Jahren eine sehr große Rolle. Die herausragende wirtschaftliche Entwicklung mit Wachstumsraten von durchschnittlich 11% sowie die innenpolitische Stabilität Äthiopiens haben dazu beigetragen, dass eine selbsttragende Entwicklung stattfindet, die einen Demo- kratisierungsprozess in den Strukturen des Landes befördert. Die Leipziger Seite ist weit davon entfernt, die Prozesse in Äthiopien und der Partnerstadt mit deutschen Maßstäben zu messen. Beide Länder und Gesellschaftlichen blicken auf grundsätzlich verschiedene kulturhistorische Entwicklungsprozesse zurück, deren Erfah- rungsschatz nutzbringend und sinnstiftend zur Anwendung gebracht werden sollte. Hierbei geht es nicht um Belehrung sondern Beratung sowie Kooperation auf Augenhöhe. Hierbei ist eine entsprechende interkulturelle Kompetenz bei den Handlungsträgern vorhan- den. Best practice – Beispiele können vertieft und angewendet werden. Die Bereitschaft zur weiteren Zusammenarbeit auch auf anderen Themenfeldern ist auf beiden Seiten hoch. Der Partnerschaftsvertrag zwischen beiden Städten wurde durch die Oberbürgermeister Burk- hard Jung und Kuma Demeksa Tokon im März 2010 in Addis Abeba auf unbestimmte Zeit verlängert. Ansprechpartner Stadt Leipzig, Der Oberbürgermeister /City of Leipzig Geschäftsbereich des Oberbürgermeisters / Mayor's Department Referat Internationale Zusammenarbeit / Office for International Affairs Postanschrift / Mail Adress: 04092 Leipzig Hausanschrift / Adress: Martin-Luther-Ring 4-6, 04109 Leipzig - 25 - Tel.: 0049 341 123 2066 Fax: 0049 341 123 2055 E-Mail: international@leipzig.de Internet: http://www.leipzig.de/international 2.8 Stuttgart: INTEGRATION – Integrierte Stadtentwicklung Deutsch- Lateinamerikanische Kooperation zur Brachflächenentwicklung Schon heute leben mehr Menschen in Städten als auf dem Land. Experten nehmen an, dass dieser Prozentsatz bis 2015 auf etwa 60 Prozent ansteigen wird. Auch in Südamerika wer- den viele Menschen in ausufernden Megastädten mit weit über zehn Millionen Einwohnern leben. Zu diesen Megastädten zählen Mexico-City, Sao Paulo, Buenos Aires, Rio de Janeiro und Bogotá. Aber auch „kleinere“ Städte wie Guadalajara, Chihuahua oder Quito haben be- reits rund zwei Millionen Einwohner. Städtewachstum, Industrialisierung und Bevölkerungskonzentration haben in den Ballungsräumen Lateinamerikas ihre Spuren in Boden und Grundwasser hinterlassen, vor allem in den Regionen intensiver Rohstoffexplora- tion und industrieller Produktion. Die Bewirtschaftung und der Schutz der Ressource Boden sind eng mit dem ausufernden Wachstum von Metropolen und Metropolregionen verbunden. Hier treten die Konflikte, die sich aus der wachsenden Nachfrage nach städtischem Wohn- und Lebensraum ergeben, besonders in Erscheinung. Durch unkontrollierte Siedlung armer Bevölkerungsschichten in Stadtrandgebieten (urban sprawl) sowie durch die Besiedlung von kontaminierten Flächen oder Altlasten (Brachflächen) und damit verbundener Gesundheits- gefährdung entstehen soziale Konflikte. In den armen Bevölkerungsschichten Lateinamerikas führen Verunreinigungen von Boden und Grundwasser insbesondere zu folgenden Problemen: • Soziale Ausgrenzung aus der Gesellschaft (auch) als Folge fehlender Artikulationsmög- lichkeiten. • Schwierigkeiten bei der Kommunikation von Umwelt- und Gesundheitsrisiken gegenüber den verantwortlichen Behörden. • Mangelnde Erfahrung in der Beurteilung der Relevanz von Bodenverunreinigungen bei Planungs- und Aufsichtsbehörden (auch mangels Altlastenkataster). • Fehlende gesetzliche Grundlagen für die Wiederverwendung innerstädtischen Baulan- des, insbesondere bei vermuteten oder vorhandenen Bodenverunreinigungen auf den Brachflächen. • Mangelndes Interesse privater Investoren an der Erstellung von wirtschaftlich und ökolo- gisch akzeptablen (sozialen) Wohnungsprojekten für die armen Bevölkerungsschichten. Um hier Abhilfe zu schaffen, bedarf es eines integrierten Vorgehens von Stadtplanung, Wohnungsbau, Gesundheitsschutz, Umweltschutz und Wirtschaft. Dies kann durch die Op- timierung der technischen und organisatorischen Kompetenzen der beteiligten öffentlichen Akteure erreicht werden. Dabei kann man auf die Erfahrungen europäischer Städte aufbau- en, welche ein ähnlich rasantes Stadtwachstum im 19. Jahrhundert erlebten und in den vergangenen Jahrzehnten beeindruckende Ergebnisse bei der Brachflächenrevitalisierung vorweisen konnten. Diese Erfahrungen aus dem europäischen Raum sind dabei wertvoll, jedoch benötigt die Anwendung in Lateinamerika ein hohes Maß an Anpassung an die lokalen Gegebenheiten. Hierbei kommt dem Projekt INTEGRATION eine besondere Bedeutung zu. INTEGRATION (Integrierte Stadtentwicklung) zielt auf die nachhaltige Stadtinnenentwicklung und das Brach- flächenrecycling ab. Ökologische und soziale Aspekte sollen in integrierte städtische Planungskonzepte einfließen. Die Schaffung von gesunden Wohn-, Arbeits- und Lebensbe- dingungen auf städtischen Brachflächen wird als wichtiger Beitrag zur Erreichung einer angemessenen städtischen Umweltqualität unterstützt. Die Kompetenzen der Kommunalbe- - 26 - hörden hinsichtlich einer umweltfreundlichen und sozialen städtebaulichen Entwicklung wer- den gestärkt. Empfehlungen für angepasste staatliche Regelungen im Bereich des Umwelt- und Gesundheitsschutzes werden – sofern notwendig – erarbeitet. Der soziale Wohnungs- bau auf Brachflächen soll unter öffentlicher Beteiligung sowie unter Einbeziehung benachteiligter Bevölkerungsschichten erfolgen. Das öffentliche Bewusstsein soll hinsichtlich eines besseren Umweltbewusstseins, einer Wahrnehmung der Landschaftszersiedlung und der Notwendigkeit einer nachhaltigen Stadtinnenentwicklung, bei der die notwendigen Min- destanforderungen an die urbane Lebensqualität berücksichtigt werden, gestärkt werden. Projektbeschreibung An INTEGRATION beteiligen sich Partner aus fünf Nationen: Brasilien, Deutschland, Ecua- dor, Kolumbien und Mexiko, darunter sechs Städte, ein mexikanischer Bundesstaat und zwei Nichtregierungsorganisationen (NGOs). Neben der Landeshauptstadt Stuttgart sind dies das mexikanische Guadalajara, die brasilianischen Städte Sao Paulo und Rio de Janeiro, sowie Bogotá in Kolumbien und Quito in Ecuador und der mexikanische Bundesstaat Chihuahua mit seinem Staatsministerium für Stadtplanung und Ökologie. Als nicht-staatliche Akteure nehmen die NGOs „Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung“ (KATE) und die „Local Go- vernments for Sustainability“ (ICLEI) an INTEGRATION teil. Das Projekt INTEGRATION gliedert sich in mehrere Schritte. Zunächst werden bestehende nationale Rechtsgrundlagen sowie administrative Konzepte und Strukturen im Bereich des städtischen Brachflächenmanagements in Lateinamerika und Europa analysiert. Soweit not- wendig, werden auf dieser Grundlage in Zusammenarbeit mit bestehenden lateinamerikanischen Netzwerken Empfehlungen für eine legislative Optimierung auf natio- naler Ebene entwickelt. Abgeschlossene Projekte der Partner werden dokumentiert, z. B. in Stuttgart die Bearbeitung früherer militärisch genutzter Brachflächen und ihre Umnutzung. Jeder Partner analysiert die dabei angewendeten Verwaltungsverfahren und erarbeitet Opti- mierungsvorschläge im Hinblick auf eine nachhaltige Stadtinnenentwicklung auf Brachflächen. Im Rahmen von INTEGRATION bearbeitet jede lateinamerikanische Gebietskörperschaft Pilotprojekte, d.h. je ein lokales Städtebau- und Umweltprojekt, das für die Anwendung eines exemplarischen, integrierten Planungsansatzes geeignet ist. Die Partner wählen dafür pas- sende lokale Projekte aus und bereiten die Umsetzung angemessener Planungs- und Untersuchungsmaßnahmen in den Pilotprojekten vor. Das INTEGRATION Projekt unterstützt konkrete Maßnahmen im Rahmen der Pilotprojekte: • Kommunikationsmaßnahmen, um gesundheitlichen Schäden insbesondere der armen Bevölkerungsschichten vorzubeugen. • Identifizierung von kontaminierten Flächen und gefährdungsbezogene Erstbewertun- gen im Hinblick auf die Flächennutzung. • Untersuchung und Bewertung von Bodenkontaminationen an den Pilotstandorten. • Stadt- und Infrastrukturplanung für eine integrierte Brachflächenrevitalisierung auf den Pilotstandorten. • Maßnahmen zur Mobilisierung privaten Kapitals für den sozialen Wohnungsbau und zur Sanierung verunreinigter Standorte. • Abfallwirtschaftsmanagement auf Brachflächenstandorten und Altablagerungen. • Öffentliche Politikansätze zum Brachflächenrecycling in innenstädtischen Bereichen. Ergebnisse, Erfahrungen und abgeleitete Konzepte werden in Broschüren veröffentlicht und in Seminaren und in der Schlusskonferenz vorgestellt. So wurden beispielsweise bei einem einwöchigen Workshop in Stuttgart die Vertreter der Partnerstädte über die Stuttgarter Erfah- rungen und Lösungsansätze der integrierten Stadtinnenentwicklung informiert. Im Rahmen - 27 - von Kurzzeiteinsätzen und Praktika findet zudem ein reger Erfahrungsaustausch zwischen Stuttgart und den Partnerkommunen statt. Ergebnisse im Inland Das Projekt INTEGRATION trägt zu den Millenniumszielen „Sicherstellung der Umweltnach- haltigkeit“ und „Entwicklung einer globalen Partnerschaft für Entwicklung“ bei. Im November 2008 haben die Oberbürgermeister von Stuttgart und Bogota, Dr. Wolfgang Schuster und Samuel Moreno Rojas, auf dieser Grundlage eine Entwicklungspartnerschaft im Bereich „Umweltgerechte Stadtentwicklung auf kontaminierten Flächen“ vereinbart. Die öffentliche Akzeptanz und das öffentliche Bewusstsein werden durch Mitteilungen in der Lokalpresse, durch Filme und Artikel in Fachzeitschriften gestärkt. So erschienen in Deutsch- land allein 2009 35 Artikel über das Projekt INTEGRATION. Auch die Einbindung Stuttgarter Unternehmen in das Programm INTEGRATION ist vorgese- hen. Es geht dabei um Stadtplanung im Innenbereich, sozialen Wohnungsbau, Umweltuntersuchungen und deren Bewertung, Projektmanagement, Geografische Informati- onssysteme und Abfalltechnik (Sammlung, Transport, Deponierung von Abfällen und Deponienachsorge). Finanzierung Die Europäische Kommission hat für INTEGRATION einen Budgetrahmen in Höhe von 3,6 Mio. Euro als förderfähig anerkannt und gewährt einen Zuschuss von 80 Prozent zu den förderfähigen Kosten. Die Laufzeit von INTEGRATION beträgt 48 Monate, sie begann am 1. Dezember 2008 und endet planmäßig am 30.11.2012. Perspektiven Die Partner haben die Auswahl ihrer Pilotprojekte abgeschlossen. In Quito, Guadalajara und Chihuahua haben erste Untersuchungen und Planungen begonnen, die Bürgerbeteiligung ist in Quito und Guadalajara im Gange. 2010 soll die Bestandsaufnahme der rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen und der bisherigen Projekterfahrungen der kommu- nalen Partner abgeschlossen werden. Die Erfahrungen innerhalb des Projektes sollen von den beteiligten Stadtverwaltungen dazu genutzt werden, die dabei erworbenen fachlichen Kenntnisse und Erfahrungen in künftigen Projekten der Innenentwicklung einzusetzen, ihre Organisationen an die neuen fachlichen Anforderungen einer integrierten Stadtinnenent- wicklung anzupassen und vorhandene oder neue Strategien zur Förderung der Innenentwicklung zu erarbeiten Vom 13. bis 17. September 2010 ist in Sao Paulo und Rio de Janeiro (Brasilien) ein Work- shop zum Thema „Die kompakte Stadt“ geplant. Ansprechpartner und an INTEGRATION beteiligte Partner Hermann Josef Kirchholtes, Manfred Barlin Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz Gaisburgstr. 4 70182 Stuttgart Tel.: 0711 21688717 Fax: 0711 21688620 Mail: Hermann.Josef.Kirchholtes@stuttgart.de Homepage: www.urbal-integration.eu Beschreibung der Partner und der assoziierten Partner: - 28 - An INTEGRATION beteiligen sich als Partner aus fünf Nationen: Brasilien, Deutschland E- cuador, Kolumbien und Mexiko, darunter sechs Städte, ein mexikanischer Bundesstaat und zwei Nichtregierungsorganisationen (NGO). • Landeshauptstadt Stuttgart, Amt für Umweltschutz, Deutschland (Antragstellung, Projekt- koordination und Verwaltung der EU-Fördergelder) • Stadt Guadalajara, Stabsabteilung für politische Beziehungen (Dirección de Vinculación Política), Mexiko • Stadt Sao Paulo, Amt für Grünflächen und Umwelt (SVMA – Secretaría Municipal do Verde e do Medio Ambiente), Brasilien • Stadt Quito, Amt zur Koordination der Gebietskörperschaft (Coordinacíon Territorial), Ecuador • Stadt Bogotá, Umweltamt (Secretaría Distrital de Ambiente), Kolumbien • Stadt Rio de Janeiro, Umweltamt (Secretaria Municipal de Meio Ambiente), Brasilien • Bundesstaat Chihuahua, Staatsministerium für Stadtplanung und Ökologie (Secretaría de Desarrollo Urbano y Ecología), Mexiko • KATE (Kontaktstelle für Umwelt & Entwicklung), Stuttgart (NGO) • ICLEI (Local Gouvernments for Sustainability) Sao Paulo (NGO). In das Projekt sind beratend auch fünf assoziierte Partner eingebunden: • Bundesumweltamt Dessau, Deutschland • Amt für Stadtplanung der Stadt Guadalajara (Ayuntamiento de Guadalajara, Comisión de Planeación Urbana), Mexiko (Guadalajara) • Koordinierungsstelle für Innovation und Entwicklung des Bundesstaates Jalisco (Coordi- nación General de Innovación y Desarrollo del Gobierno del De Estado Jalisco) Mexiko (Guadalajara) • Institut für Verkehrs- und Entwicklungsstrategien (Institute for Transportation and Deve- lopment Policy), Mexiko (Guadalajara) • Stadt Viña del Mar, Chile, mit der Katholischen Universität Valparaíso und der Nationalen Umweltkommission CONAMA. - 29 - 2.9 Das Städtenetz Kaukasus: Lernende Städte Die Länder des Südkaukasus haben nach ihrer Unabhängigkeit einen Reformkurs zu mehr Demokratie und Marktwirtschaft eingeschlagen. Die dabei der lokalen Ebene übertragenen Aufgaben werden nur unzureichend erfüllt. Im Rahmen einer vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von 2002 bis 2009 finanzierten Maßnahme der Technischen Zusammenarbeit wird die fachliche Beratung der Partner in den Kommunalverwaltungen der Städte Tbilissi und Telavi in Georgien, Sumgait in Aserbai- dschan und der Stadt Vanadzor in Armenien unterstützt. Der kommunale Fachaustausch zwischen den Ländern wird gefördert. Projektbeschreibung / Ziele Bessere Dienstleistungen für die Bürger sind im Südkaukasus keine Selbstverständlichkeit. Weitgehend unbekannt war der Gedanke, dass Bürger Zugang zum Rathaus suchen, um Dienstleistungen zu erhalten und sich die Stadtverwaltungen für Bedürfnisse ihrer Bürger interessieren. Das Vorhaben arbeitet im entwicklungspolitischen Kontext der Kaukasus- Initiative des BMZ länderübergreifend. Angesichts der Tatsache, dass Armenien und Aser- baidschan noch keinen Friedensvertrag geschlossen haben, tragen die Kontakte auf kommunaler Ebene auch dazu bei, den Frieden in der Region zu stabilisieren. Seit die Regierungen im Südkaukasus die europäische Charta der kommunalen Selbstver- waltung unterzeichnet haben, wird eine moderne, transparente und bürgerfreundliche Stadtverwaltung gewünscht. Die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung in einer noch jungen Demokratie wie Georgien und erste Schritte zu kommunaler Governance in Aserbai- dschan und Armenien sind Voraussetzung für effiziente Dienstleistungen der Städte und ihre nachhaltige Entwicklung. Leistungen und Wirkungen Unterstützung von Capacity Development Um die kaukasischen Partner an den von ihnen gewünschten Standard der kommunalen Selbstverwaltung heranzuführen, wurden erstmals in einer Maßnahme der Technischen Zu- sammenarbeit bereits bestehende Städtepartnerschaften zwischen deutschen und kaukasischen Kommunen entwicklungspolitisch genutzt. Dies führte zu einer vertrauensvol- len Zusammenarbeit mit den Partnern und unmittelbaren Akzeptanz des erforderlichen Wissens. Im Städtenetz werden Kompetenzen durch die deutschen Kollegen aus den Part- nerstädten auf gleicher Augenhöhe mit den kaukasischen Partnern entwickelt. Dabei sind neue Kompetenzen gefragt, die teilweise in den alten Stadtregierungen nach sowjetischer Art nicht vorhanden und auch nicht erwünscht waren. Die deutschen Städte Saarbrücken, Biberach an der Riß und Ludwigshafen konnten von der GTZ gewonnen werden, ihre kom- munale Fachexpertise für ausgewählte Beratungsthemen im Kaukasus einzusetzen. Die Kontakte der Stadt und des Landkreises Leipzig nach Armenien beruhen auf einer neu ge- schaffenen kommunalen Projektpartnerschaft. Das praktische Wissen aus deutschen Kommunalverwaltungen wurde rasch von den Verantwortlichen der kaukasischen Kommu- nen, Bürgermeistern, Amtsleiterinnen und Kommunalbediensteten absorbiert, als sie erkannten, dass ihre deutschen Kollegen sich täglich mit ähnlichen Problemen befassen wie sie. Diese Beratung auf Augenhöhe hat sich in der unmittelbaren Anwendung der kommu- nalen Praxis bereits für die Bürger sichtbar positiv ausgewirkt, wie Befragungen der Einwohner von Tbilissi zeigen. Der Nutzen für die Bürger ist in kurzer Zeit erkennbar: Durch Hospitationen der jeweiligen Amtsleiter in der deutschen Kommunalverwaltung und mit gemeinsamen Trainings vor Ort für eine neue Organisation und das Management von Anträgen der Bürger an die Stadtver- waltung in sogenannten Bürgerbüros sind in den kaukasischen Partnerstädten erfolgreiche - 30 - Entwicklungen angestoßen worden. Angestellte, die im Bürgerbüro der georgischen Haupt- stadt hinter den Kulissen mit großem Engagement und gegen viel Widerstand die Arbeitsabläufe nach Saarbrücker Vorbild völlig neu organisieren, erhalten auch eine bessere Bezahlung durch ihren kommunalen Arbeitgeber als früher. Hospitationen bei ihren fachli- chen Peers gehören zum Capacity Development genauso wie die beispielhafte Erarbeitung von kommunalen Abfallkonzepten für Telavi, der georgischen Partnerstadt von Biberach. Die Fachleute des Ludwigshafener Umweltamtes bringen Erfahrungen eines Chemiestandorts zu ihren Kollegen der Stadt Sumgait, wie sie ein Kataster für die Stadtplanung nutzen, um die industriellen Altlasten der ex-sowjetischen Kombinate in ihren unterschiedlichen Gefähr- dungsstufen beherrschen zu lernen. Dadurch werden die Dienstleistungen nicht nur effizienter, sondern sie sind auch besser auf die Bedürfnisse der Bürger ausgerichtet. Obwohl weder die deutschen noch die georgischen, aserischen und armenischen Kommu- nalexperten die Landessprachen teilen, haben sie doch eine gemeinsame Fachsprache und das Teilen von Wissen und Erfahrungen funktionieren ausgezeichnet. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die nationalen Fachkräfte der GTZ aus den drei Ländern, die sowohl für die Organisation und die Übersetzungen als auch für die Verbreitung des Gelernten sorgen. Die Einbettung der Städtepartnerschaften in eine Maßnahme der Technischen Zusammenarbeit gewährleistet die entwicklungspolitischen Prinzipien wie Ownership der Partner und partizi- pative Vorgehensweise. Auch der Zeitpunkt für das jeweilige Capacity Development und die gemeinsame Auswahl der Lerninhalte ist Aufgabe der Maßnahme der Technischen Zusam- menarbeit, um mit entsprechender Vor- und Nachbereitung vor Ort im Kaukasus das Gelernte situationsgerecht in den Partnerstädten anwenden zu können. Zuschussverträge der GTZ für die deutschen Kommunen ermöglichen gemeinsame Planung und Begleitung von Entwicklungsprozessen mit den kaukasischen Partnerstädten. Die deut- sche kommunale Expertise wird dabei ohne Beratungshonorar erbracht. Die Maßnahme der deutschen Technischen Zusammenarbeit im Südkaukasus übernimmt die Reisekosten der kommunalen Experten beider Seiten, damit sowohl in den deutschen als auch in den kauka- sischen Städten der Wissensaustausch und das gemeinsame Lernen erfolgen können. Die deutschen kommunalen Experten werden jeweils von ihrer Kommunalverwaltung für die Be- ratungseinsätze freigestellt. Diese Einsätze in den Partnerstädten sind mit etwa drei bis fünf Tagen angesetzt. Vernetzung Kommunales Management der Abfallbeseitigung in den Städten war für alle Beteiligten ein wesentliches Thema in der Stadtverwaltung. Bei den bilateralen Hospitationen in deutschen Städten erweiterte sich die Beratungspalette, die Themen bekamen immer mehr Schnittstel- len zu den Kommunalverwaltungen der Partner. Daher konnte ein größerer Hebel für das gemeinsame Lernen in einem Lernforum für alle Beteiligten gefunden werden. Zu diesem Lernforum wurden auch Vertreter der Privatwirtschaft eingeladen, die teilweise im kommu- nalen Auftrag die Dienstleistungen erbringen. Dort konnte ein armenischer Unternehmer sich erstmals mit einem aserischen Abfallexperten austauschen, als sich eine georgische Stadt als „neutraler“ Veranstaltungsort anbot. Im Rahmen dieser Lernveranstaltungen haben sich andere Themen der kommunalen Selbstverwaltung entwickelt, die den Wissenstransfer einer deutschen Stadt zu ihrem Part- ner für mehrere Kommunen attraktiv gestaltet. Dabei geht es vor allem um eine neue Verwaltungsorganisation, z.B. wie welche Ämter zukünftig zusammenarbeiten sollen. Es sind in Zusammenarbeit mit Benachteiligten und Organisationen der Zivilgesellschaft durch die deutschen Beispiele innovative Herangehensweisen in der Stadt und neue Dezernate ent- standen, z.B. für eine bisher nicht existente kommunale Sozialpolitik. Die gegenseitigen Fachberatungen haben quer zu den bilateralen Städtepartnerschaften zugenommen, so dass eine echte Vernetzung der Städte untereinander entstanden ist. Das Städtenetz bietet eine Lernplattform für seine Mitglieder, die die Städte allein in ihren Ländern nicht etablieren - 31 - konnten und die eine Dialogbereitschaft erschließt, die auf lokaler Ebene entgegen allen na- tionalen Verlautbarungen über feindliche Nachbarschaft im Kaukasusgebirge sehr positiv wirkt. Jährliche Wirtschaftsforen in der georgischen Hauptstadt Tbilissi zu verschiedenen Themen, die von allen Partnerstädten des Städtenetzes aktiv gestaltet werden, sind eine attraktive Veranstaltung auch für nicht am Städtenetz beteiligte Kommunen. Diese Wirt- schaftsforen werden darüber hinaus auch von Städten und internationalen Gebern in Georgien und den Nachbarländern als Kontaktbörse genutzt, aus denen weitere Dialogver- anstaltungen jenseits der Themen des Städtenetzes entstehen. Nach Aussagen beteiligter Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeister profitieren auch die deutschen Städte von dem partnerschaftlichen Austausch und bringen Innovationen mit zurück in die eigene Kommunalverwaltung. Sei es zur Integrationspolitik auf kommunaler Ebene, sei es zu kostensparenden, einfacheren Lösungsansätzen in der bürgernahen Ver- waltung. Perspektiven Städte untereinander zu vernetzen, um gemeinsames Lernen anzuregen, ist zukunftsorien- tiert und entspricht dem entwicklungspolitischen Prinzip der Beratung von Partnern in idealer Weise. Die entwicklungspolitisch genutzten Städtepartnerschaften sind eine innovative Leis- tungsmodalität in Programmen der Technischen Zusammenarbeit. Sie sind nachhaltig, da die Städtepartnerschaften auch jenseits der geförderten Maßnahme bestehen bleiben. Sie sind von den Partnern sehr geschätzt, denn sie stellen durch die Peer-to-Peer-Methode eine Beratung auf Augenhöhe sicher. Sie sind eine kostengünstige Leistungsmodalität, da die kommunale Expertise im Rahmen von Finanzierungsbeiträgen ohne individuelle Gutachter- honorare erbracht wird und den aktuellen Stand der kommunalen Selbstverwaltung repräsentiert. Dass Städte gemeinsam und voneinander lernen, hat ein erhebliches Potenzial für die tech- nische Zusammenarbeit, welches in Deutschland noch nicht ausgeschöpft ist. Es sind auch Dreieckspartnerschaften denkbar, in denen mehrere Städtepartner zusammenarbeiten. Die Ausstrahlung der Lernenden Städte auf andere entwicklungspolitische Vorhaben ist durch die Netzwerkarbeit in der Region gegeben, was sich in gemeinsame Veranstaltungen mit benachbarten Programmen auswirkt. Die strategische Einbettung von Städtepartnerschaften in Maßnahmen der Technischen Zu- sammenarbeit wird empfohlen. Die Einsätze deutscher kommunaler Expertise erfordern zusammen mit den Partnern vor Ort eine intensive Vor- und Nachbereitung, um effektiv und zum richtigen Zeitpunkt genutzt zu werden. Die Lernerfolge in dieser Leistungsmodalität sind öffentlichkeitswirksam und die internationale Vernetzung ist für alle Beteiligten attraktiv. Da in vielen Partnerländern die Kommunalverbände noch nicht hinreichend Dienstleistungen für ihre Mitgliedsstädte erbringen, ist der Netzwerkaufbau mit Städten, die voneinander lernen wollen, ein erster Schritt zum Teilen von Wissen und Erfahrungen der Städte untereinander. Die Verantwortlichen der Partnerschaften und die Oberbürgermeister der beteiligten deut- schen Städte haben ihre Bereitschaft signalisiert, auch weiterhin kommunale Expertise ihrer Städte zu Verfügung zu stellen. Dies geht weit über die Aktivitäten klassischer Städtepart- nerschaften hinaus und wird in dieser Form auch von den deutschen kommunalen Spitzenverbänden unterstützt. Entwicklungspolitisch genutzte Städtepartnerschaften bieten auf deutscher Seite die Gele- genheit, dem Bürger in seiner Kommune unmittelbar die Wirksamkeit der Entwicklungszusammenarbeit zu verdeutlichen. Auch die in den Kommunen lebendigen Partnerschaftsvereine zur Unterstützung einer Städtepartnerschaft haben vielen Bürgern die Sinnhaftigkeit der Entwicklungszusammenarbeit anschaulich vor Augen geführt. Die Chan- cen, die solche „Lernenden Städte“ bieten, sollte die Entwicklungspolitik vermehrt nutzen. - 32 - Die Partner in den Kommunen haben erheblich an Selbstbewusstsein gewonnen und tragen mit der neu errungenen kommunalen Selbstverwaltung und Leistungen nach europäischem Standard zu einem demokratischen Staatswesen bei, das stärker auf seine Bürger und de- ren Bedürfnisse orientiert ist. Ansprechpartnerin Dr. Petra Stremplat-Platte Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Abteilung Staat und Demokratie Postfach 5180 65760 Eschborn Tel.: 06196 791647 Mail: petra.stremplat-platte@giz.de 2.10 Südafrika 2010: Partnerschaft mit Kick Mit Austragung der FIFA Fußball-WeltmeisterschaftTM (WM) präsentierte sich Südafrika 2010 als erster afrikanischer Gastgeber des größten globalen Sportereignisses und rückte damit in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit. Wie in Deutschland während der WM 2006 – dem viel gerühmten Sommermärchen – hing der erfolgreiche Verlauf dieses Großereignisses maßgeblich von der Planung, Organisation und Durchführung auf kommunaler Ebene in den WM-Austragungsstädten und den Teamstandorten ab. Projektbeschreibung / Ziele Vor diesem Hintergrund sah das vierjährige Projekt "Südafrika 2010 - Deutschland 2006: Stärkung kommunaler Zusammenarbeit und Entwicklung - Partnerschaft mit Kick!" einen kollegialen Fach- und Erfahrungsaustausch zwischen den deutschen und südafrikanischen Austragungsstädten und Teamstandorten der Weltmeisterschaft 2006 und 2010 vor. Damit sollte erstens ein Beitrag zum erfolgreichen Ablauf der WM in Südafrika 2010 geleistet und zweitens die Stadtentwicklung der südafrikanischen Kommunen über 2010 hinaus nachhaltig gefördert werden. Drittens galt es, durch den Austausch internationale Erfahrung und ent- wicklungspolitische Bildung in deutschen Kommunen auszubauen. Viertens bot das Projekt Gelegenheit, die deutsch-südafrikanische kommunale Zusammenarbeit zu stärken und vor- handene Projekt- oder Städtepartnerschaften zu vertiefen oder Grundsteine für neue zu legen. Das WM-Projekt „Partnerschaft mit Kick!“ wurde im Auftrag des Bundesministeriums für wirt- schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von InWEnt - Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH in Bonn durchgeführt. Federführend waren die Servi- cestelle Kommunen in der einen Welt (SKEW) bei InWEnt und das InWent-Regionalbüro in Pretoria, Südafrika, das in Kooperation mit dem DED geleitet wird. Seit Mitte 2008 wurde das Projekt außerdem in Kooperation mit der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) durchgeführt. Programmpartner bzw. Zielgruppe des Projekts waren die Mitarbeiter/- innen von Kommunalverwaltungen in Deutschland und Südafrika (WM-Austragungsstädte und -Teamstandorte 2006 und 2010) und die Mitarbeiter/-innen von Landes- und Bundesbe- hörden, die mit der Vorbereitung und Durchführung der WM betraut waren, in Deutschland (z.B. Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Arbeitsgemeinschaft der Leiter der Berufsfeuerwehren, Landespolizei NRW, u.a.) und in Südafrika (z.B. National De- saster Management Centre, South African Police Service). Ebenso beteiligt waren die kommunalen Spitzenverbände in Deutschland (Deutscher Städtetag, Deutscher Städte- und Gemeindebund) und in Südafrika (South African Local Government Association SALGA, South African Cities Network SACN) sowie die Mitarbeiter/-innen nationaler Ministerien in - 33 - Südafrika (Department for Cooperative Governance and Traditional Affairs COGTA, Depart- ment of Environmental Affairs and Tourism DEAT). Als strategische Partner fungierten ferner die Deutsche Botschaft in Pretoria (Koordination der Programme der deutschen EZ zur WM 2010) und die Südafrikanische Botschaft in Berlin (Strategische Allianz zur Durchführung von Maßnahmen der Bildungs- und Öffentlichkeitsar- beit in Deutschland, vor allem hochrangig besetzte Podiumsdiskussionen und Pressekonferenzen). Ebenso war das InWEnt-Auslandsbüro Südafrika mit Sitz des südafri- kanischen Projektbüros eingebunden, sowie die InWEnt-Regionalzentren, die vor allem im Bereich der entwicklungsbezogenen Bildungsarbeit in Deutschland aktiv waren. Projektbeschreibung Das Projekt „Partnerschaft mit Kick!“ war Bestandteil der deutsch-südafrikanischen Regie- rungsvereinbarungen. Auf dieser Grundlage unterzeichneten die Oberbürgermeister/-innen der deutschen WM-Austragungsstädte und Teamstandorte 2006 eine Absichtserklärung (Letter of Intent, LoI), mit welcher sie ihre Bereitschaft zur Teilnahme bekräftigten. Nur bei zwei Städten blieb es bei einer losen Kooperationsabsichtserklärung. Über 70 deutsche WM-Expert/-innen aus insgesamt 13 deutschen WM-Städten beteiligten sich an knapp 200 Beratungseinsätzen in 9 südafrikanischen WM-Austragungsorten. Die Beratungen erfolgten immer bedarfsorientiert. Das Aufgabenspektrum der deutschen Ex- pert/-innen betraf fast alle kommunalen Arbeitsfelder, ob Transport und Verkehr, Sicherheit, Energieversorgung, Abfall, Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit. So wurden u.a. auf der Basis der WM-Beratungen Arbeitsstrukturen in den Verwaltungen der Host Cities an die Heraus- forderungen einer WM angepasst, Regelwerke für die nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr verabschiedet, Kosteneinsparungen beim Stadionbau (z.B. in Port Elisabeth) erzielt, die Problemwahrnehmung für Vertragsverpflichtungen gegenüber der FIFA geschärft, der Dialog zwischen den einzelnen Austragungsstädten in Gang gesetzt und vieles mehr. Qualifizierungsmaßnahmen für WM-Expert/-innen Ein eigens für die WM-Expert/-innen konzipierter, einwöchiger Vorbereitungskurs in der Vor- bereitungsstätte für Entwicklungszusammenarbeit (V-EZ), Bad Honnef, bot ein landeskundliches, interkulturelles und fremdsprachliches Training an alle erstmalig ausrei- senden Expert/-innen an. Dieser mit maximal 8 Teilnehmern geleitete Intensivkurs erweiterte die entwicklungspolitische und interkulturelle Kompetenz der Teilnehmer/-innen und erleich- terte die Beratungstätigkeit in Südafrika. Zusätzlich gab es im Verlauf des Projekts flankierende Schulungen (z.B. zur Beraterrolle). Die Beratungseinsätze wurden vorab durch das InWEnt-Regionalbüro in Pretoria vorbereitet, so dass diese bereits begutachtet und je nach Bedarf ergänzt und vorbereitet werden konnten. Auch während der Einsätze vor Ort war das InWEnt-Team in Pretoria ständiger Ansprechpartner für die Kommunalexpert/-innen. Die Experten-Einsätze wechselten ab mit regelmäßig stattfindenden Netzwerktreffen in Deutschland, die den deutschen Kommunalexpert/-innen die Möglichkeit zum Austausch, zur Kurskorrektur und Kritik gaben. Ebenfalls gab es Rückmeldungen des südafrikanischen In- WEnt-Büros über konkrete Einflüsse der bereits geleisteten Arbeit in den Host Cities. Ab 2008 wurden zunehmend Fachkräfte aus dem Bereich der nichtpolizeilichen Gefahren- abwehr, namentlich Vertreter/-innen des Bundesamtes für Bevölkerungs- und Katastrophenschutz (BBK) und der für das WM-Projekt erneut ins Leben gerufenen Arbeits- gemeinschaft der Berufsfeuerwehren (AGBF) in das kommunale Netzwerk eingegliedert. Durch die regelmäßigen Beratungs- und Abstimmungsgespräche, auch mit anderen Fach- partner/-innen wurden ausreisende Expert/-innen nicht nur auf ihre Einsätze vorbereitet, sondern auch immer wieder für entwicklungspolitische Perspektiven sensibilisiert. Gemein- - 34 - same Planungs- und Evaluierungsworkshops förderten überdies die Netzwerkbildung sowie den interkommunalen Fach- und Erfahrungsaustausch. Informations- und Bildungsmaßnahmen in Deutschland In Deutschland wurden in Zusammenarbeit mit den deutschen WM-Städten und anderen Projektpartnern Maßnahmen der entwicklungspolitischen Informations- und Bildungsarbeit durchgeführt. Der Fokus lag dabei bewusst auf der Ansprache neuer Zielgruppen für die entwicklungspolitische Bildungsarbeit. Dementsprechend breit war das Spektrum an Forma- ten: Sie reichten von fachbezogenen Vorträgen, über Podiumsdiskussionen zu Journalisten- und Lehrerfortbildungen bis hin zu Public Viewing-Auftritten vor jungem Publikum, u.a. beim FIFA FanFest in Berlin mit mehr als 200.000 Teilnehmern. Ein zentrales Element der Vermittlung des deutsch-südafrikanischen Städte-Projekts erwies sich der Projektfilm "Partnerschaft mit Kick!" - der in ganz Deutschland zu den unterschied- lichsten Anlässen ausgestrahlt wurde (z.B. auf dem 7. Niedersächsischen Außenhandelswirtschaftstag, Hannover, Dialogforum Global in Bremen oder dem Public Viewing der Stadt Nürnberg etc.). Er fand u.a. auch Eingang in ein Bildungsprojekt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Dadurch konnte die Arbeit der Kommunalexpert/-innen der deutschen Städte einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden. Ergebnisse / Veränderungen im Inland Aus den Projektpartnerschaften haben sich bei mindestens 4 Kommunen langfristige Part- nerschaften ergeben. Inwiefern diese Partnerschaften institutionalisiert werden konnten, bleibt abzuwarten. Außerdem konnte durch die Informations- und Bildungsarbeit im Inland eine breite, fußballinteressierte Öffentlichkeit für die entwicklungspolitische Thementrias Afri- ka - Sport - Entwicklung sensibilisiert und für den partnerschaftlichen Gedanken der deutsch- südafrikanischen Entwicklungszusammenarbeit gewonnen werden. Gleichzeitig zeigten erste Feed-Back-Gespräche mit den beteiligten Kommunalverwaltungen, dass die Akzeptanz und die Bereitschaft zur Mitwirkung an Projekten der kommunalen Ent- wicklungszusammenarbeit zunimmt. Die Qualifizierung der am Projekt beteiligten Mitarbeiter/innen wurde von den Verwaltungen öffentlichkeitswirksam "vermarktet" (Lokalzei- tungen, Online-Newslettern, Mitarbeiterzeitungen, etc.), was als Beleg dafür gelten kann, dass die Möglichkeiten der Imageverbesserung und Profilierung der Kommunen durch ein kommunales, entwicklungspolitisches Engagement erkannt wurde. Ergebnisse / Veränderungen im Partnerland Südafrika hat eine gut organisierte, professionelle WM ausgerichtet und die Welt hat sich an fairen und friedlichen Spielen erfreut. Damit hat die WM 2010 die Chance erfüllt, das Ver- trauen der internationalen Öffentlichkeit in die Entwicklung Afrikas und ebenso das afrikanische Selbstvertrauen zu stärken. Die Arbeit der deutschen Kommunalexpert/-innen konnte wesentlich dazu beigetragen, die kommunalen Kompetenzen und Fähigkeiten zur Vorbereitung und Durchführung der WM vor Ort entscheidend zu stärken. Dieser Kompe- tenzgewinn stellte einen Beitrag zur nachhaltigen Stärkung kommunaler Strukturen dar. Finanzierung Insgesamt verfügte das Projekt mit seiner Laufzeit von 01/2007 bis 12/2010 über ein Ge- samtbudget von rund 3,5 Millionen Euro. Auf die deutschen Kommunen kamen nur indirekte Kosten durch die kurzfristige Freistellung ihrer Mitarbeiter zu. Perspektiven - 35 - Das SKEW-Projekt „Partnerschaft mit Kick!“ wird erst gegen Endes des Jahres 2010 abge- schlossen sein, eine Evaluierung und Dokumentation, die eine abschließende Bewertung erlauben würden, liegen noch nicht vor. Dennoch darf man aufgrund des erfolgreichen Ver- laufs und des positiven Ergebnisses des WM-Projekts schlussfolgern, dass dieses Projekt der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit ein herausragendes Beispiel darstellt für die Möglichkeiten, die der Sport als Vehikel der Entwicklungszusammenarbeit bietet. Ferner zeigt es, dass die genuin kommunale Expertise in der Daseinsvorsorge und Stadtentwick- lung deutscher Städte ein wichtiger Beitrag für die Stärkung kommunaler Kompetenzen in Entwicklungsländern und Schwellenländern leisten kann. Im Gegenzug hält der partner- schaftliche Dialog ein enormes Potenzial an Internationalisierung der deutschen Stadtverwaltungen bereit. Die internationale Vernetzung, der Ausbau an Lösungsansätzen und die erhöhte Qualifizie- rung des eigenen Personals (interkulturelle und sprachliche Kompetenzen, vertiefte Regionalkenntnisse und fortschrittliche Managementtechniken) birgt für deutsche Kommu- nen politisch und wirtschaftlich großes Wachstumspotential. Als konkrete Auswirkungen des Projekts darf man die von der südafrikanischen Seite geäu- ßerte Absichtserklärung nach Fortführung und Ausweitung der deutschen, kommunalen Entwicklungszusammenarbeit vor allem in den ländlichen Gebieten, werten. Überdies hat die "Partnerschaft mit Kick!" dazu beigetragen, dass deutsche Städte ein weltweit wirkendes Profil entwickeln konnten. So haben angesichts der Fußball-WM 2014 in Brasilien, bereits brasilianische Städtevertreter/-innen ihr Interesse an einem Fach- und Erfahrungsaustausch bekundet und erste Gespräche aufgenommen. Brasilien, mit seinen Megastädten und sei- nem enormen Investitionspotential ist für deutsche Städte attraktiv und ein Austausch birgt vielfache Entwicklungschancen für deutsche Kommunen. Die "Partnerschaft mit Kick!" ist eine Partnerschaft mit Wachstumspotential. Ansprechpartnerin Anita Reddy Abteilungsleiterin Entwicklungsbezogene Bildung/Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Friedrich-Ebert-Allee 40 53113 Bonn Tel.: 0228 4460 1634 Fax: 0228 4460 1601 Mail: anita.reddy@giz.de Pamina Haussecker Projektleiterin „Partnerschaft mit Kick!“ Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Friedrich-Ebert-Allee 40 53113 Bonn Tel.: 0228 4460 1763 Fax : 0228 4460 1601 Mail: pamina.haussecker@giz.de Ausführliche Informationen unter: http://www.service-eine-welt.de/wm/wm-start.html - 36 - 2.11 Maghreb: Stärkung kommunaler Strukturen In den Ländern Algerien, Marokko und Tunesien leben ca. 60 Prozent der Menschen in Städ- ten. Bei jährlichen Wachstumsraten von 3 Prozent und mehr wird sich deren Bevölkerung in ca. 30 Jahren voraussichtlich verdoppelt haben. In den großen Städten konzentrieren sich Armut, Wohnungsnot, Umweltrisiken und soziale Verwahrlosung mit ihren Potenzialen für politische Radikalisierung. Der sehr hohe Jugendanteil (50 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 20 Jahre) stellt besondere Anforderungen an die Kommunen hinsichtlich der Wohnungs- und Infrastrukturversorgung sowie der Bereitstellung von Bildungs- und Arbeits- chancen. Lokalregierungen dienen tendenziell als verlängerter Arm des Zentralstaats (Algerien, Tunesien) oder müssen sich mit dessen weit reichender Kontrolle (Marokko) aus- einandersetzen. Ihrer politischen, technischen und finanziellen Gestaltungsfähigkeit sind damit enge Grenzen gesetzt. Soziale und wirtschaftliche Entwicklung ist auf funktionierende Strukturen in den Städten und die Leistungsfähigkeit von Stadtverwaltungen und kommuna- len Dienstleistern angewiesen. Größere kommunalpolitische Autonomie einschließlich stärkerer Teilhabe der Zivilgesellschaft ist daher für die künftige Entwicklung in den drei Län- dern von entscheidender Bedeutung. Dies betrifft die lokale Entwicklung, aber auch die effiziente Umsetzung nationaler Programme auf regionaler und lokaler Ebene, wie auch den Prozess der Annäherung an die EU im Rahmen der Union für das Mittelmeer. Bei ähnlichen Herausforderungen an die Kommunen und Entwicklungstrends in der Region liegt es nahe, einen strukturierten und länderübergreifenden kommunalpolitischen Dialog und Wissenstransfer zu fördern. Bereits eingeführte Ansätze und Beispiele für eine situations- adäquate Gestaltung lokaler Entwicklungsprozesse können dadurch genutzt werden. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) fördert die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ GmbH) mit dem Programm „CoMun“ seit 2008 den Aufbau und die Nutzung eines kommunal- und stadtent- wicklungspolitischen Lernnetzwerkes zwischen Ländern des Maghreb. Im Hinblick der die Unterstützung laufender (Marokko) oder geplanter (Algerien, Tunesien) Dezentralisierungs- prozesse richtet sich das Programm dabei gleichermaßen an die kommunale wie die zentralstaatliche Ebene. Projektbeschreibung Der Ansatz des Vorhabens CoMun besteht im Aufbau und der anschließenden Beratung eines regionalen Lernnetzwerks zwischen Kommunen (Algerien und Marokko: ab 150.000 EW, Tunesien: ab 75.000 EW) sowie staatlichen und privaten Akteuren der Kommunal- und Stadtentwicklung der drei Länder. Durch organisierten Erfahrungsaustausch über aktuelle Schlüsselthemen der Kommunal- und Stadtentwicklung erhalten Städte Zugang zu bereits erprobtem Praxiswissen und entwicklungsorientierten Ansätzen aus Ländern mit vergleich- baren Kontexten. Letztlich werden kommunale Strukturen und Entwicklungskompetenzen gestärkt. Dem ausdrücklichen Interesse vieler Maghreb-Kommunen am deutschen Modell der kommunalen Selbstverwaltung entsprechend wird nach Möglichkeit auch deutsches kommunalpolitisches Know-How in diesen Prozess einbezogen. Diese Zielsetzung will das Programm durch zwei Leistungskomponenten erreichen: Direkte Unterstützungsleistungen für ausgewählte Städte bei der Konzipierung und Durch- führung von im regionalen Kontext innovativen und Nachhaltigkeit versprechenden Entwicklungsvorhaben: diese Leistungen können aus fachlich-technischer Beratung, Finan- zierungszuschüssen und/oder der Unterstützung bei der Einwerbung von Drittmitteln (z.B. internat. Geberinstitutionen, versch. Stiftungen) sowie der Vermittlung von Projektpartner- schaften mit deutschen Städten oder einem Mix aus diesen Leistungen bestehen. Städte qualifizieren sich hierfür entweder über einen Wettbewerb (Marokko, Bewerbungsschluss im Sept. 2010) oder werden von den jeweiligen Kommunalverbänden (Tunesien) oder der Re- - 37 - gierung (Algerien) ausgewählt. Durch diese Komponente wird sichergestellt, dass die Aktivi- täten im Rahmen des Lernnetzwerkes aktuell und nachfrageorientiert sind. Dialog und Lernnetzwerk: Initiierung, Aufbau und fachliche wie organisatorische Begleitung eines regionalen Lernnetzwerkes für nachhaltige Stadtentwicklung durch: Dialogveranstal- tungen und organisierten Erfahrungsaustausch, Erarbeitung von Trainingsmaterialien und Arbeitshilfen, Studienreisen etc. Dabei wird eng mit vorhandenen Wissensplattformen und Netzwerkinstitutionen (insbes. dem UCLG Mittelmeersekretariat, MedCities) im Mittelmeer- raum zusammengearbeitet. Die Themen werden in einer ersten Runde aus den im Rahmen des Wettbewerbs eingereichten Projekten abgeleitet. Im Laufe des Dialogprozesses kom- men weitere Themen hinzu. Zu diesem Dialog sind alle Städte eingeladen, die sich an oben erwähnten Wettbewerben beteiligen oder im Rahmen der jew. Ländermodelle benannt wur- den. Der Dialog sieht einen möglichen Austausch über folgende Themenkomplexe vor: • Stadtplanung, integrierte Stadtentwicklung, • Infrastruktur und Wohnen, • Klima und umweltgerechte Stadt, • Verwaltungsorganisation und -modernisierung, Finanzen, Transparenz, Effizienz, • Dienstleistungen und Bürgerorientierung, • Wirtschaftsförderung, • Sicherheit und Ordnung, • Erhaltung und In-Wertsetzung von kulturellem Erbe, • Steuerung und Entwicklung städtischer Ballungsräume. Unterstützt wird das Programm CoMun von einem beratenden Gremium, existierend aus der regionalen Vertretung von UCLG, einer noch zu identifizierenden reg. Trägerorganisation, den Präsidenten der maghrebinischen Städteverbände (Marokko, Tunesien) und wissen- schaftlichen Instituten. Mögliche Leistungen deutscher Kommunen Vermittelt durch das Programm CoMun können deutsche Kommunen Projektpartnerschaften mit ausgewählten maghrebinischen Kommunen eingehen, die sich an den o.a. Themen aus- richten. Diese sind auf eine konkrete Aufgabe/ein konkretes Projekt mit einem klaren Entwicklungsziel zugeschnitten und auf eine im gemeinsamen Dialog festzulegende Zeit be- grenzt. Leistungen deutscher Partnerkommunen können sein: • fachlich-technische Beratung, vor Ort oder zu Hause bei Besuchen von Partnerfach- kräften aus dem Maghreb, • Darstellung der eigenen Praxis im Rahmen von Studienreisen Maghreb. Partnerfach- kräfte oder anlässlich thematischer Foren, Konferenzen etc., • zeitlich begrenzte Aufnahme/Betreuung von Partnerpersonal im Rahmen von Praktika, • Angebot praxisorientierten Wissens, • Weitergabe von Equipment (Computer, Fahrzeuge, Geräte etc.), • ggf. politische Unterstützung und Weiteres. Je nach Art, Thema und Bedarf wird seitens der deutschen Kommune ein Leistungsumfang von ca. 20 – 30 Fachkrafttagen über eine Gesamtlaufzeit von 2 – 4 Jahren erwartet. Das Programm CoMun kann nach vorheriger Vereinbarung Reisekosten (Flüge, Übernach- tung) von Fachkräften deutscher Partnerkommunen in das entspr. Partnerland entsprechend den GTZ Richtlinien übernehmen. Gleiches gilt für den Versand von Fahrzeugen und Gerä- ten. Projektpartnerschaften können inhaltlich und organisatorisch vom GTZ Vorhaben CoMun unterstützt werden. Ihre Vermittlung verläuft in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Städtetag. - 38 - Erwartete Ergebnisse / Veränderungen im Partnerland Wirtschaftliche Entwicklung ist auf funktionierende Strukturen in den Städten angewiesen. Diese tragen damit entscheidend zur Erreichung auch nationaler Entwicklungsziele bei. Die Milleniumsziele lassen sich nur mit – und teilweise in – den Städten erreichen. Das deutsche System der kommunalen Selbstverwaltung ist weltweit beispielhaft für lokale Entwicklungs- kompetenz. Die Partnerländer des Programms befinden sich in einem Prozess der mehr oder weniger raschen Dezentralisierung – Marokko ist dabei am weitesten fortgeschritten. Sie sind am deutschen kommunalpolitischen Modell und an praktischen Lösungsansätzen der Stadtentwicklung aus Deutschland – wo übertragbar - interessiert. Durch die direkte Zu- sammenarbeit mit deutschen Städten erhalten die Partnerkommunen des Vorhabens in den drei Maghrebländern Zugang zu diesem Know-How. Durch dessen Nutzung erhalten Bürger und Wirtschaft bessere städt. Dienstleistungen. Erwartete Ergebnisse / Veränderungen in Deutschland Für die deutschen Kommunen kann eine Projektpartnerschaft im Rahmen des Programms CoMun aus folgenden Gründen attraktiv sein: • Unterstützung wirtschaftlicher Interessen in den drei Partnerländern, Beitrag zur Image- pflege und zur Internationalisierung des Profils, • Stärkung der interkulturellen und entwicklungspolitischen Kompetenz ihrer Fachkräfte, • Attraktivitätssteigerung des Arbeitsplatzes von Fachkräften durch sporadische Kurzzeit- einsätze in den 3 Partnerländern, • Ggf. Ermöglichung eines Süd-Nord Wissenstransfers durch innovative Projekte der ma- ghrebinischen Kommunen, • Erhöhung entwicklungspolitischen Verständnisses und Engagements innerhalb der Bür- gerschaft, • Beitrag zum interkulturellen Dialog in den deutschen Partnerstädten und damit zur Integ- ration von Migranten aus den drei Ländern. Darüber hinaus trägt die konkrete Projekt- und Ergebnisorientierung zur Sichtbarkeit und damit zur Argumentationssicherheit hinsichtlich des entwicklungspolitischen Engagements bei. Die Zusammenarbeit mit einer etablierten deutschen Entwicklungsorganisation schafft Kontinuität und hilft, das kommunale entw.-pol. Engagement zu professionalisieren. Finanzierung Der deutsche Beitrag zum Programm CoMun wird vom BMZ finanziert. Leistungen dt. Kom- munen werden von diesen selbst getragen (z.B. Fortzahlung der Gehälter während der Einsätze eigener Fachkräfte). Für zeitlich begrenzte Beratungseinsätze von Fachkräften deutscher Partnerkommunen in den drei Partnerländern können Reisekosten (Flüge, Über- nachtung) nach vorheriger Vereinbarung entsprechend den GTZ Richtlinien vom Programm CoMun übernommen werden. Perspektiven Das Programm CoMun geht davon aus, dass je nach Programmfortschritt und Interesse der maghrebinischen Kommunen ca. 10 – 20 deutsch-maghrebinische Projektpartnerschaften im Laufe der nächsten 4 Jahre vermittelt und unterstützt werden können. Nach derzeitigem Stand endet das Programm im April 2014. Ansprechpartner Meinolf Spiekermann, Programmleiter Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH - 39 - Postfach 5180 65726 Eschborn Tel.: 0049 619679 2323 Fax: 0049 619679 802330 Mob.: 0049 160 90153099 Mail: meinolf.spiekermann@giz.de Homepage: http://www.co-mun.net; http://www.giz.de 2.12 Unterstützung des palästinensischen Städte- und Gemeindetages (APLA) durch kommunale Expertise aus Deutschland APLA wurde 1997 auf Anordnung von Yassir Arafat persönlich als der erste Kommunalver- band in einem Arabischen Land gegründet, gleichzeitig sind alle Kommunen durch den Erlass zur Mitgliedschaft verpflichtet. Diese Entstehungsgeschichte gibt APLA auch heute noch ein ganz besonderes Gewicht. Zudem ist den politisch Verantwortlichen und auch den NGOs, die mit APLA zusammenarbeiten, klar, dass eine funktionierende und auf demokrati- schen Prinzipien und Mechanismen gegründete kommunale Verwaltung das Rückgrat der geplanten Staatlichkeit Palästinas sein könnte. Der Verband hat 527 Mitgliedsgemeinden oder -verbände. APLA’s Präsident ist der Bürgermeister von Gaza City, Dr. Ramadan. APLA hat ein Präsidium, einen Hauptausschuss, vier Ausschüsse, einen Geschäftsführer sowie die Mitgliederversammlung mit entsprechenden Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Durch kommunale Expertise soll im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes mit dem DED und der GTZ der Kommunalverband APLA unterstützt werden. Die Verbandsmitarbeiter von APLA befinden sich in Palästina in einer überaus schwierigen Situation: Sie haben schon einige Zeit kein Gehalt bekommen. Die Mitgliedsgemeinden hatten ihre Mitgliedsbeiträge nicht bezahlt. Telefon, Internet, Strom und andere notwendige regelmäßige Ausgaben konn- ten nicht bezahlt werden. Die Mitarbeiter, einschließlich des Geschäftsführers, waren entsprechend demotiviert und nur mehr oder weniger sporadisch in der Geschäftsstelle an- zutreffen. Die Aufforderung an die Mitgliedsgemeinden, ihre Beiträge zu bezahlen, wurde zumeist frostig aufgenommen: Warum sollten sie Mitgliedsbeiträge bezahlen? Was wären die Vorteile von der Mitgliedschaft bei APLA? APLA hatte also gegenüber den Mitgliedern nachzuweisen, dass der Verband seinen Mitgliedern etwas bieten kann. Projektbeschreibung Unterstützt von Experten aus Deutschland, entwickelte APLA zusammen mit den Ausschüs- sen einen umfangreichen Arbeitsplan für 2009/2010 mit Veranstaltungen, Projekten und Aktivitäten, wie z.B. die Herausgabe eines Newsletters und anderer Veröffentlichungen für Bürgermeister, Räte und kommunale Partner, die Aktualisierung der Homepage, verschiede- ne Learning days, eine Kommunal-EXPO und vieles mehr. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Aktivitäten, die man sofort und mit unmittelbar sicht- und spürbarer Wirkung für die Mitglieds- kommunen und deren Repräsentanten umsetzen kann. In der im vergangenen Jahr entwickelten Arbeitsstrategie für APLA werden drei Hauptbereiche und Zielgruppen definiert: Zum einen geht es um institutionelles und persönliches Capacity Building für die Mitglieds- kommunen und deren hauptamtliche Vertreter, zum anderen um Angebote für die gewählten Repräsentanten der Städte und Gemeinden, also die Ehrenamtlichen. Als dritter und für den Demokratisierungsprozess mindestens genauso wichtiger Arbeitsbereich steht die Einbezie- hung der Zivilgesellschaft, der Bürger und kommunalen Institutionen in lokale Politik-, Strategie- und Konzeptentwicklung auf der Agenda von APLA. Aufgrund dieser Aktivitäten konnten finanzielle Quellen erschlossen werden, die die generel- le Arbeitsfähigkeit des Verbandes wieder herstellten. Gegenwärtig ist APLA sehr aktiv, deutsche Kommunen, die eine Partnerschaft mit Palästinensischen Kommunen anstreben, organisatorisch und vermittelnd zu unterstützen. - 40 - Obwohl die politische Situation die Arbeit in den Führungsgremien von APLA sehr erschwert (z.B. benötigt der Präsident Dr. Ramadan für jede Einreise in die West Bank eine Sonderge- nehmigung, die im Allgemeinen 14 Tage vorher beantragt werden muss und nicht immer erteilt wird), konnte durch die Beratungstätigkeit in den letzten Monaten eine deutliche Ver- stetigung der Führungsarbeit im Verband erreicht werden. Die Ausschüsse tagen und fassen Beschlüsse, die dann auch nach und nach umgesetzt werden. Was in Deutschland als völlig selbstverständlich anmutet, ist in dieser Region, die seit langer Zeit keine politische und insti- tutionelle Stabilität kennt, ein deutlicher Fortschritt. Wirkungsfelder und ausgewählte Beispiele für Aktivitäten von APLA Die Ausgangslage für die Arbeit eines „nationalen“ Kommunalverbandes in den besetzten Palästinensischen Gebieten ist in vielerlei Beziehung einmalig, aber es gibt doch auch etli- che Parallelen zu den notwendigen Reformen und Veränderungen, die in der Folge der deutschen Wiedervereinigung durch die ostdeutschen Kommunen zu bewältigen waren. Poli- tisch gewollt ist auch hier eine nachhaltige Dezentralisierung und die Einführung des Subsidiaritätsprinzips mit der Übertragung von Zuständigkeiten auf die lokalen Entscheider. Es ist in der PNA (Palestinian National Authority – die von Israel als Gesprächspartner aner- kannte Regierung in den besetzten Palästinensischen Gebieten) allgemein akzeptiert, dass nur auf diese Weise eine Demokratisierung der gesellschaftlichen Strukturen und gleichzeitig die Entwicklung eines staatsbürgerlichen Bewusstseins möglich ist. Selbstverständlich trifft man auch hier „Dezentralisierungsskeptiker“, wie wir sie in Deutschland ja auch finden. Kommunale Selbstverwaltung und uneingeschränkte Zuständigkeit für lokale Angelegenhei- ten muss durch die Kommunen selbst immer wieder erkämpft und gesichert werden. Finanzierung Finanziert wird das Projekt durch die staatlichen Durchführungsorganisationen DED und GTZ, wobei der DED die Personalkosten trägt und die GTZ konkrete Projekte finanziell un- terstützt. APLA Hauptamtliche Kommunalbe- dienstete Ehrenamtliche Repräsentanten (Räte) Zivilgesellschaft (Bürger, lokale Institutionen) Capacity Building Ausschussarbeit regelmäßige Konsultationen Learning days Newsletter, Informationsmaterial Handbücher Handbuch und Kommentierung zur Kommunalverfassung und allen relevanten Gesetzen Learning days „Kommunaler Führerschein“ Newsletter individuelle Beratung Verschiedene Handbücher und Booklets (z.B. „Wie erhalte ich die Baugenehmigung“) Unterstützung der Bürgerbüros in den Kommunen Auszeichnung für Kommune mit den besten Möglichkeiten für Bürgerbeteiligung (Award for Civic Participation) Antrag auf EU-Förderung für die Etablierung einer „Palästinensischen Bürgeraka- demie“ - 41 - Perspektiven Perspektivisch hat APLA als kommunaler Dachverband große Chancen, den Aufbau der kommunalen Selbstverwaltung in Palästina, die Dezentralisierung und Demokratieentwick- lung auf lokaler Ebene nachhaltig positiv zu beeinflussen und zu fördern. Dabei wird APLA sich denselben Problemen gegenübersehen, wie es vergleichbare Verbände tun, als ernst zu nehmender Partner der nationalen Politik den Belangen der Kommunen nachdrücklich Gehör zu verschaffen. Ein besonderes Manko für die kommunale Selbstverwaltung und für die öffentliche Verwal- tung überhaupt ist, dass es in den Palästinensischen Gebieten keine geregelte und den allgemeinen Standards vergleichbare Berufsausbildung für Verwaltungsangestellte gibt. Ge- rade in den Bereichen, die wir als mittleren und gehobenen Dienst kennen, arbeiten zumeist Menschen, die entweder überqualifiziert sind, etwas ganz anderes studiert haben oder durch reinen Zufall auf diese Positionen gelangten. Sehr oft ist es der Fall, dass die Mitarbeiter kei- ne Vorstellung davon zu haben scheinen, was eigentlich ihre Aufgabe ist. Deshalb ist ein ganz wesentliches Projekt von APLA, in Kooperation mit der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung Köln die Gründung einer vergleichbaren Institution in Palästina vorzubereiten und umzusetzen. Bereits in diesem Herbst werden die ersten konkreten Missionen stattfin- den, wobei die Unterstützung aus Deutschland essentiell für den Erfolg sein wird. Ansprechpartner Dr. Frank. W. Ehling, Deutscher Entwicklungsdienst (DED) Al-Quds Street, Al-Bireh, Palestine, Tel.: 0097 2542897394 Mail: frank.ehling@ded.com - 42 - 3. Städtepartnerschaften in der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit 3.1 Die Städtepartnerschaft München – Harare Seit 1996 gibt es diese Partnerschaft, die in München vor allem auf drei Standbeinen steht: Die offiziellen Kontakte und Projekte werden bei der Stadt München im Büro des 3. Bürger- meisters koordiniert. Der von Münchner Stadträten gegründete Verein „München für Harare e.V.“ unterstützt mit Spendensammlungen gemeinnützige Initiativen in Harare. Um die bür- gerschaftlichen Verbindungen kümmert sich HaMuPa (Harare München Partnerschaft), ein Arbeitskreis Ehrenamtlicher, der beim Nord-Süd-Forum München e.V. angesiedelt ist. Wer die jüngste Geschichte Zimbabwes verfolgt hat, wird sich fragen, wie unter diesen Be- dingungen überhaupt eine Städtepartnerschaft gestaltet werden kann. Tatsächlich hat sich die Beziehung anders entwickelt als ursprünglich vorgesehen. Die Kooperationsprojekte zwi- schen den beiden Stadtverwaltungen hatten zwar schwungvoll begonnen: Experten aus der Wasserversorgung und des Müllmanagements tauschten ihr Fachwissen aus und wurden in München weitergebildet. Müllwagen aus München wurden nach Harare geschickt, ebenso eine Solaranlage für ein Krankenhaus und Werkzeuge für eine Ausbildungsstätte. Über Work-Camps, Begegnungsreisen und Jugendaustauschprogramme konnten sich Menschen aus beiden Städten treffen, und Partnerschaften zwischen Schulen und Krankenhäusern bahnten sich an. Die erste „Eiszeit“ (1999 - 2002) Diese Kooperationen und Projekte mussten aber leider immer wieder unterbrochen werden, auch Kultur- und Bürgerbegegnungen mussten wegen der unsicheren politischen Lage zeit- weise eingestellt werden. Die erste Unterbrechung war im Jahr 1999 erforderlich, als die zimbabwische Regierung den Stadtrat und Bürgermeister von Harare suspendieren ließ und durch eine Regierungskommission ersetzte. Die kommunalen Nachwahlen wurden danach jahrelang verzögert, um die aufkommende politische Opposition in der Hauptstadt nicht ans Ruder zu lassen. Die Stadt München legte aus Protest gegen diese undemokratische Vorge- hensweise und gegen die wachsenden Menschenrechtsverletzungen der zimbabwischen Regierung die formellen Kontakte zur Stadtverwaltung Harare auf Eis, erklärte aber aus- drücklich ihren Willen zur Fortführung der Partnerschaft mit den Bürgern von Harare. Während dieser Eiszeit verlagerte sich die Partnerschaft dann auch sehr stark auf die bür- gerschaftliche Ebene. HaMuPa knüpfte Kontakte zu Menschenrechtsinitiativen und Bürgerorganisationen, als wichtigste davon die Combined Harare Residents Association (CHRA). CHRA ist mit mehr als 5000 Mitgliedern und Vertretungen in allen Stadtvierteln ein wichtiger Ansprechpartner sowohl für Stadtteil-Selbsthilfeprojekte als auch für Bürgerbeteili- gung und politische Bildung auf kommunaler Ebene. Der Organisation ist es auch zu verdanken, dass im Jahr 2002 endlich wieder Kommunalwahlen in Harare stattfinden konn- ten – sie hatte dies in einem langwierigen Gerichtsverfahren unter großem und für die Mitglieder nicht ungefährlichem Einsatz erkämpft. Ein kurzer Hoffnungsschimmer Mit der neuen, demokratisch legitimierten Stadtregierung von Harare – mit großer Mehrheit wählten die Hararer die damalige Oppositionspartei MDC (Movement for Democratic Chan- ge) in den Stadtrat – konnten die formellen Kontakte zwischen München und Harare wieder aufgenommen werden. Sehr hilfreich waren dabei die vertrauten Ansprechpartner bei CHRA, so dass wir bei den ersten Gesprächen mit dem neue Oberbürgermeister von Harare, Elias Mudzuri, schon über wichtige Hintergründe informiert waren. - 43 - Es war klar, dass der politische Druck von Seiten der Regierung ebenso wie die sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen nur gemeistert werden können, wenn alle demokrati- schen Kräfte zusammenwirken. Dennoch waren die Beziehungen zwischen CHRA und dem Oberbürgermeister von Harare anfangs schwierig, was vor allem mit unterschiedlichen Er- wartungen und Vorstellungen zu Bürgerbeteiligung und Exekutive zu tun hatte. Die Stadt München konnte viel dazu beitragen, dass sich dieses Verhältnis sehr entspannt hat, sowohl durch Überzeugungsarbeit als auch dadurch, dass wir konsequent immer beide Ebenen der Partnerschaft – die offizielle und die bürgerschaftliche – eingebunden haben, so dass sich die gute Zusammenarbeit; die wir in München vorgelebt haben, auch auf Harare übertragen hat. Oberbürgermeister Mudzuri und sein Stadtrat leisteten dann angesichts der äußerst schwierigen Rahmenbedingungen eine beachtliche Arbeit und die Mandatsträger waren bei den Bürgern Harares entsprechend beliebt. Die zweite „Eiszeit“ (2003 - 2008) Leider zu beliebt: Noch bevor die Kooperationsprojekte zwischen den Stadtverwaltungen München und Harare wieder in Gang kommen konnten, ereilte Mudzuri das Schicksal seines Vorgängers: Er wurde knapp ein Jahr nach seiner Wahl vom Minister für Lokale Angelegen- heiten wegen „Ungehorsam“ vom Dienst suspendiert – übrigens genau an dem Tag im April 2003, an dem eine Stadtratsdelegation aus München in Harare zu Besuch war und zu einem feierlichen Empfang der Stadt Harare empfangen war. Es folgte die nächste Eiszeit, die diesmal sogar fünf Jahre dauern sollte, bis es im März 2008 endlich wieder zu Stadtratswahlen kam. Die Stadt München hielt in der Zeit Kontakt mit dem abgesetzten Oberbürgermeister, der zeitweise im Ausland leben musste, weil sein Leben in Zimbabwe bedroht war, ebenso zu CHRA und zu weiteren zivilgesellschaftlichen Partnern in Harare. Nachdem die politischen Repressalien und Gewalttaten stark zunahmen, konzent- rierten sich HaMuPa und weitere Münchner Akteure verstärkt auf Solidaritäts- und Menschenrechtsarbeit und vernetzten sich dazu auch mit internationalen Menschenrechtsor- ganisationen. Sie informieren regelmäßig über die Entwicklung in Zimbabwe, organisierten Diskussionen und Protestaktionen, initiieren oder unterstützten „Urgent Actions“ zum Schutz von Verhafteten und Entführten, laden Menschen- und Bürgerechtsaktivisten nach Deutsch- land ein, die eine Verschnaufpause brauchen und oder hier über die Vorfälle im Land berichten wollen. Auch die Stadt München hat – zusammen mit weiteren Partnern wie den Münchner Kirchen - immer wieder öffentlich gegen Menschenrechtsverletzungen in Harare protestiert und ihre Solidarität mit den Betroffenen bekundet. Die Wirtschaftskrise in Zimbabwe erreichte in dieser Zeit einen dramatischen Höhepunkt mit unvorstellbaren (10-stelligen!) Inflationsraten und einer Arbeitslosenrate von über 90 Prozent. Im Land, das früher Lebensmittel exportierte, drohte nun eine Hungersnot. Eine große „Säu- berungsaktion“ der Regierung im Jahr 2005 zur Beseitigung der Slums in den Großstädten Zimbabwes führte dazu, dass weit über eine Million Menschen obdachlos oder erwerbslos wurden. Insgesamt waren immer mehr Menschen auf fremde Hilfe angewiesen. Der Verein „München für Harare e.V.“ intensivierte in dieser Zeit seine Aktivitäten und nahm weitere so- ziale Projekte in sein Spendenprogramm auf. Darüber hinaus entwickelten auch zahlreiche Münchner Bürgerinnen und Bürger, die durch die Städtepartnerschaft Kontakte mit Harare geknüpft hatten, eigene Spendeninitiativen. Aber auch ganz „normale“ Partnerschaftsaktivitäten fanden in dieser „Eiszeit“ statt: Gemein- same Kulturprojekte – mit privaten Partnern in Harare – wurden durchgeführt, Künstler aus Harare zu Stipendienaufenthalten nach München eingeladen. Münchner Studentinnen und Studenten arbeiteten als Praktikanten in den Partnerorganisationen in Harare mit, und Mitar- beiter aus diesen Organisationen kamen zur Weiterbildung nach München. Die Katholische Jugend nahm das Jugendaustauschprogramm, das wegen politischer Unruhen in Jahr 2000 eingestellt worden war, wieder auf. Zum 10. Jubiläum am 1. April 2006 organisierte die Stadt München unter anderem eine Geburtstagsfeier auf dem Münchner Marienplatz, bei der auch - 44 - ernste Themen angesprochen und der Menschenrechtsopfer in der Partnerstadt gedacht wurde. Die Wahlen 2008 – mit bitteren Folgen Im Frühjahr Jahr 2008 wurden dann endlich wieder – zeitgleich mit den Präsidentschaftswah- len – Kommunalwahlen abgehalten. Wegen des politischen Terrors, der das Land in den darauffolgenden Monaten bis zur Präsidenten-Stichwahl im Juli 2008 weitgehend lahmlegte, konnten die neu gewählten Stadträte und Bürgermeister erst mehrere Monate später ihr Amt antreten. In dieser schlimmen Zeit mussten auch viele Akteure aus Münchens Partnerorgani- sationen zeitweise untertauchen, wurden verhaftet, gefoltert oder terrorisiert. Leider wurde der stellvertretende Bürgermeister, Emmanuel Chiroto, ebenfalls Opfer des Terrors: Seine Frau wurde ermordet und sein Haus niedergebrannt. Als Chiroto nur wenige Monate später nach München reiste, war er noch sichtlich von den schrecklichen Erlebnissen gezeichnet. Er betonte aber, dass der Kampf nun erst recht nicht aufgegeben werden könne und sprach sich vor dem Münchner Stadtrat sehr eindrucksvoll für einen Fortbestand der Städtepartnerschaft aus. Mit ihm und dem Vorsitzenden der CHRA, der mit nach München eingeladen wurden war, wurden dann auch erste Eckpunkte für eine Wiederaufnahme der Kooperationen mit der neuen Stadtregierung von Harare besprochen. Sind Kooperationen wieder möglich? Erst nachdem sich im Jahr 2009 mit der Etablierung einer Koalitionsregierung die Situation in Zimbabwe etwas entspannt hat, erscheint nun eine konkrete Fortführung der Zusammenar- beit zwischen den Stadtverwaltungen denkbar. Der Münchner Bürgermeister Hep Monatzeder reiste dann auch im Herbst 2009 mit einer Stadtratsdelegation nach Harare, um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen und einzuschätzen, ob und in welchen Berei- chen derzeit Kooperationsprojekte möglich und sinnvoll sind. Die Herausforderungen in Harare sind immens: Die Regierungskommission, die die Geschäf- te der Stadt in den vergangenen Jahren geführt hat, hat so gut wie keine Investitionen getätigt, so dass die öffentlichen Einrichtungen in einem desolaten Zustand sind: Abwasser fließt ungereinigt in das Trinkwasserreservoir und das entnommene „Frischwasser“ kann aufgrund fehlender Mittel für Reparaturen und Chemikalien nur unzureichend aufbereitet werden. Viele Abwasserrohre sind geplatzt und überfluten die Straßen. Die Müllentsorgung funktioniert kaum mehr, Müllberge häufen sich überall auf den Straßen und der Fuhrpark der Straßenreinigung gleicht einem Schrottplatz. Die Ausstattung in den Krankenhäusern ist so schlecht, dass eine Behandlung und die Einhaltung einfachster Hygienevorgaben nur sehr schwer möglich ist. Problematisch ist auch der Brain Drain der letzten Jahre – wegen der unzureichenden Bezahlung haben viele Fachleute das Land verlassen. Diese dramatische Situation hatte schon im Winter 2008/2009 zu einer schlimmen Cholera-Epidemie geführt, die sich jederzeit wiederholen kann. Dazu kommt der politische Schraubstock, in dem sich auch der neue Stadtrat befindet: Er muss sowohl mit den politischen Gegnern des machtvollen Ministeriums für lokale Angelegenheiten zurechtkommen als auch mit einer Stadtverwaltung, in der die Regierungskommission der letzten Jahre vermehrt ihre eigenen Leute platziert hat und in der Korruption, Vetternwirtschaft und selbst politische Sabotage existieren. Es war klar, dass München nur sehr kleine Beiträge zur Lösung dieser enormen Probleme leisten kann. In einer Kooperationsvereinbarung, die die Bürgermeister beider Städte am Ende der Reise unterzeichneten, ist festgehalten, wie diese Beiträge aussehen können: Zum einen geht es um technische Zusammenarbeit vor allem in den Bereichen Wasser, Abwas- ser, Müll: Beratung bei der Identifizierung von Erstmaßnahmen und bei der Erstellung von längerfristigen Masterplänen, Unterstützung bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten und bei der Formulierung von Förderanträgen, Weiterbildung von Fachpersonal oder ausran- giertes Gerät, das aus München nach Harare geliefert werden soll. Vereinbart wurde aber - 45 - auch, die neuen, weitgehend unerfahrenen Stadträte bei ihrer schweren Aufgabe zu unter- stützen, durch Qualifizierungsmaßnahmen und Hospitanzen in München, aber auch durch Berater aus der Stadtverwaltung München, die sie bei Bedarf zu fachlichen Themen kurzfris- tig ansprechen können. In der Kooperationsvereinbarung wurde ausdrücklich festgehalten, dass auch die Bürgeror- ganisationen beider Städte in die Projekte eingebunden werden sollen. Sie erhalten jederzeit Informationen über den Projektstand und vor allem finden ihre Stellungnahmen bei der Eva- luierung der Projekte Berücksichtigung. Damit wollen wir der nach wie vor sehr präsenten Gefahr von Korruption und Unterschlagung in der Stadtverwaltung begegnen, aber auch die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft stärken. Perspektive und ein Resumée Erste Schritte zur Umsetzung der Kooperationsvereinbarungen wurden getan, und wir hoffen sehr, dass die weitere politische Entwicklung in Zimbabwe ein wenig Ruhe und Beständigkeit in der Partnerschaft ermöglicht. Die Stärkung der zivilgesellschaftlichen Ebene ist weiterhin ein wesentliches Anliegen und unseres Erachtens die einzige Möglichkeit, um Zimbabwe und Harare langfristig zu stabilisieren. Im Februar 2010 veranstaltete die Stadt München deswe- gen eine internationale Konferenz zur Rolle der Zivilgesellschaft, zu der auch Politiker, Bürgerrechtler und Menschenrechtsaktivisten aus Harare eingeladen waren. Dabei wurde – wieder einmal – klar, dass die Städtepartnerschaft mit Harare trotz aller Schwierigkeiten eine sehr wertvolle Partnerschaft ist. Die Münchnerinnen und Münchner, die sich für die Städte- partnerschaft engagieren, lernen viel durch die Kontakte mit den engagierten und mutigen Aktivisten aus Harare: Sie lernen, wie schnell Machtmissbrauch geschehen kann, wie wichtig Wachsamkeit bei der Einhaltung der Menschenrechte und bei der Bewahrung der Demokra- tie ist, und sie lernen, dass Zivilcourage leicht gesagt, aber schwer getan ist. Ansprechpartnerin Renate Hechenberger Stadt München Büro 3. Bürgermeister Rathaus Marienplatz 8 80331 München Tel.: 089 233 92776 Fax: 089 233 989 92776 Mail: renate.hechenberger@muenchen.de Homepage: www.muenchen.de 3.2 Allianzen für den Frieden im Nahen Osten: Köln – Tel Aviv – Bethlehem Köln – Tel Aviv Am 25. Dezember 1959 wurde die neu eingeweihte Kölner Synagoge mit Hakenkreuzen be- schmiert. In den Folgemonaten kam es quer durch Deutschland zu Hunderten weiterer Fälle neonazistischer und antisemitischer Vorfälle, die zu heftigen Reaktionen in der ausländi- schen Presse führten. Plötzlich war das Wirtschaftswunder von der verdrängten Geschichte eingeholt. In der deutschen Öffentlichkeit begann eine Debatte über die versäumte Aufarbei- tung der NS-Vergangenheit. Heinrich Böll schrieb den noch heute lesenswerten Essay „Zeichen an der Wand“. In genau diese Zeit fiel eine schon länger geplante Mitgliederreise der Kölnischen Gesell- schaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit nach Israel, an der auch der damalige - 46 - Schuldezernent der Stadt Köln, Johannes Giesberts, teilnahm. In Tel Aviv suchte er den Kontakt zu seinem dortigen Amtskollegen Scha´ul Levin. Levin stammte aus Deutschland und war nach zeitweiliger Inhaftierung durch die Nazis rechtzeitig nach Palästina ausgewan- dert. Wie Levin später schilderte, stimmten beide Dezernenten nach einem langen und intensiven Gespräch darin überein, dass die Begegnung junger Deutscher mit jungen Israelis die wirkungsvollste Methode sei, Antisemitismus vorzubeugen. Gemeinsam wurden sie so zu maßgeblichen Wegbereitern des deutsch-israelischen Jugendaustauschs, trotz der damals vorherrschenden Vorbehalte gegen persönliche Begegnungen zwischen Kindern der Opfer- und Tätergeneration. Bereits 1960 fand die erste Begegnung zwischen Kölner und Tel Aviver Jugendlichen statt. Seit nunmehr 50 Jahren bildet dieser Jugendaustausch die große Konstante in den engen freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Städten. Auch in Zeiten politischer Krisen wurde er nicht unterbrochen und schließlich 1979 mit der Gründung der offiziellen Städtepartnerschaft auf eine noch breitere Grundlage gestellt. Auslöser waren nicht zuletzt die „Zeichen an der Wand“. Die politischen Interessen der jungen Bundesrepublik gegenüber Israel waren damals durchaus widersprüchlich: Mit dem Festhalten an der Hallstein-Doktrin blockierte die damali- ge Bundesregierung die Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen, während der frühere Kölner Oberbürgermeister und Bundeskanzler Konrad Adenauer gleichzeitig die An- näherung an und Aussöhnung mit Israel suchte. Dass Städte manchmal freier agieren und mehr bewegen können als Staaten, zeigte sich auch hier: Während der Bundeskanzler ein deutsch-israelisches Austauschprogramm erst noch in einem Staatsabkommen verankern wollte, schuf sein Sohn Max Adenauer, von 1953 bis 1965 Oberstadtdirektor der Stadt Köln, mit der aktiven Unterstützung des städtischen Jugendaustauschs mit Tel Aviv bereits Tatsa- chen. Die Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen zwischen den beiden Staaten folgte fünf Jahre später, nämlich 1965. Köln – Bethlehem 87 offizielle Städtepartnerschaften und -freundschaften zwischen deutschen und israelischen Kommunen zählt die Datenbank der kommunalen Partnerschaften der Deutschen Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen. Ganz anders dagegen die Zahl der deutsch- palästinensischen: Nur zwei sind es, nämlich die zwischen Köln und Bethlehem und die zwi- schen Bergisch Gladbach und Beit Jala. Die Städtepartnerschaft zwischen Köln und Bethlehem wurde 1996 geschlossen, wenige Jahre nach dem Osloer Friedensabkommen und in einer Phase anpackender Zuversicht. Neben dem Ziel, den Aufbau kommunaler Selbstverwaltungsstrukturen in den palästinensi- schen Autonomiegebieten zu unterstützen und die soziale und wirtschaftliche Situation Bethlehems zu verbessern, wollte Köln mit dieser Städtepartnerschaft von Anfang an auch einen kommunalen Beitrag zum Nahost-Friedensprozess leisten. Sie ist insofern eine konse- quente Weiterentwicklung der engen freundschaftlichen Beziehungen zu Tel Aviv, der Köln 1988 für den Stadtteil Jaffa einen jüdisch-arabischen Friedenskindergarten geschenkt hat. Beide Städtepartnerschaften helfen nicht nur, die Komplexität des Nahen Ostens zu verste- hen und Einseitigkeiten zu vermeiden, sie stellen die Städtepartnerschaftsidee als „größte Friedensbewegung Europas“ auch in den Kontext der dortigen politischen Wirklichkeit. Bethlehem – Köln – Tel Aviv Zwei trilaterale Jugendbegegnungen zwischen Bethlehem, Köln und Tel Aviv fanden in den Anfangsjahren statt, die vielversprechend verliefen: Im September 2000 reisten zweihundert Kölnerinnen und Kölner erwartungsvoll nach Bethlehem und Tel Aviv-Yafo, unter ihnen der Jugendchor St. Stephan, die Bläck Föös und weitere bekannte Kölner Künstler, mit einem umfangreichen Kulturprogramm im Gepäck. Am 29. September landete die letzte Gruppe auf - 47 - dem Flughafen Ben Gurion. Am Tag davor hatte der damalige Oppositionsführer Ariel Scha- ron den unter arabischer Verwaltung stehenden Tempelberg besucht. Die politischen Folgen sind bekannt: Die Al-Aqsa-Intifada brach aus, der zweite, diesmal gewaltsame Aufstand der Palästinenser gegen die israelische Besatzungsmacht. Der Oslo-Prozess war endgültig ge- scheitert. Bereits in der ersten Nacht kamen auf palästinensischer Seite Menschen ums Leben. Präsident Jassir Arafat verhängte eine offizielle Staatstrauer. Alle öffentlichen Veran- staltungen wurden abgesagt. Bethlehem wurde sukzessiv abgeriegelt, die gewaltgeladene Stimmung in der Stadt immer bedrohlicher. Es folgte die Krise in der Krise: Kaum begonnen, musste die Reise abrupt abgebrochen und die gesamte Gruppe nach und nach über ein Ausweichquartier im israelischen Netanjah ausgeflogen werden. Zwei Tage nach der Heim- kehr der gesamten Gruppe explodierte in einem Müllcontainer neben der Netanjaher Notunterkunft eine Bombe und verletzte drei Menschen schwer. Die Erfahrung saß! Städtepartnerschaftliche Beziehungen während der zweiten Intifada Die bilateralen Kontakte wurden trotz eskalierender politischer Entwicklungen fortgeführt. Dazu zählen der Schüler- und Jugendaustausch zwischen Köln und Tel Aviv-Yafo ebenso wie der seit 1993 ununterbrochen stattfindende, auf Kölner Seite vom Jugendamt, dem Ju- gendring e.V. und dem Städtepartnerschaftsverein Köln – Tel Aviv-Yafo gemeinsam organisierte Austausch von Fachkräften der Jugend- und Sozialarbeit. 2004 feierten beide Städte das 25-jährige Städtepartnerschaftsjubiläum. Zahlreiche Kunst- und Kulturprojekte wurden seit 2000 durchgeführt und Austauschprogramme zwischen Ratsmitgliedern und Verwaltungskräften zu Fragen der Stadtentwicklung, der Integrations-, Senioren-, Kulturar- beit etc. organisiert. Die Zahl der Schulpartnerschaften wächst. Seit 2006 findet auf einem der zentralen Kölner Plätze der alljährliche ILI-Tag statt, der unter der Schirmherrschaft des Kölner Oberbürgermeisters gemeinsam von der Synagogengemeinde, dem Städtepartner- schaftsverein und vielen weiteren Vereinen veranstaltet wird. Seit 2008 gibt es einen regen Austausch zwischen den schwul-lesbischen Szenen. Das Centennial Tel Avivs wurde auch in Köln mit einem umfangreichen Programm gefeiert. Nach der Premiere im letzten Jahr or- ganisierte der Städtepartnerschaftsverein auch zum diesjährigen Purimfest am Strand von Tel Aviv eine Kölsche Karnevalsparty, die sich wachsender Beliebtheit erfreut. Der Städtepartnerschaftsverein Köln – Bethlehem organisierte seit 2000 zahlreiche humani- täre Hilfsaktionen, initiierte z.B. die „Brot für Bethlehem-Aktion“, um über den Salesianerorden Brot und Milch an bedürftige Kinder zu verteilen, unterstütze Altenheime und Krankenhäuser in der Partnerstadt und führte zahlreiche Benefiz-, Kultur- und Informati- onsveranstaltungen durch. Die Stadt Köln hilft in Bethlehem zum Beispiel beim Auf- und Ausbau des Gesundheitswesens, insbesondere des Caritas Babyhospitals sowie des „Gui- dance and Training Center for the Child and Family“, des bislang einzigen Zentrums zur Behandlung traumatisierter Kinder und Jugendlicher in der Westbank. Mit Unterstützung des DFB, des 1. FC Köln und der GTZ führte das städtische Sportamt in 2007 und 2008 zwei erfolgreiche Lehrgänge für Fußballtrainerinnen und -trainer aus Bethlehem und der West- bank durch, die Prominenteste unter ihnen Honey Thalijeh, die aus Bethlehem stammende Kapitänin der palästinensischen Frauenfußballnationalmannschaft. Zusammen mit der Fach- hochschule für öffentliche Verwaltung NRW wird die Stadt Köln beim Aufbau der vom palästinensischen Städteverband APLA geplanten kommunalen Verwaltungsakademie mit- wirken (siehe auch 2.11). Oberbürgermeister Jürgen Roter plant, im Dezember 2010 Bethlehem und Tel Aviv-Yafo zu besuchen. Parallel dazu organisiert der Städtepartner- schaftsverein Köln – Bethlehem eine große Bürgerreise. Es wird die erste dieser Art seit 2000 sein. Wiederaufnahme trilateraler Begegnungen und Projekte Ausdrücklich aufgefordert durch die Stadt Tel Aviv bemüht sich Köln seit 2007 wieder ver- stärkt um die Durchführung trilateraler Maßnahmen, die bilaterale Beziehungen nicht ersetzen, sondern ergänzen sollen. Keine einfache Aufgabe, denn immer wieder auffla- - 48 - ckernde Gewalt, gegenseitige Schuldzuschreibungen, Vorurteile und politische Entwicklun- gen machen die Realisierung trilateraler Projekte alles andere als selbstverständlich. Trotz alledem: Ein erster Austausch zwischen Schülerinnen aus Bethlehem, Köln und Tel Aviv fand im März 2009 in Köln statt. Unter dem Eindruck einer Delegationsreise nach Bethlehem und Tel Aviv hatte dafür der Rat der Stadt Köln, in dem es zu den städtepartnerschaftlichen Aktivitäten über alle Jahre hinweg einen breiten Konsens gab, zusätzliche Sondermittel be- reit gestellt. Woran vor einem Jahr kaum jemand zu glauben wagte, wurde am 11. März 2010 Realität: Schülerinnen aller drei Schulen trafen sich in Tel Aviv, darunter neun aus Bethlehem. Dank des beharrlichen Insistierens der Tel Aviver Stadtverwaltung hatten die israelischen Sicherheitsbehörden die notwendigen Genehmigungen erteilt. Was in der Regel nur außerhalb beider Länder und durch Vermittlung Dritter möglich ist, nämlich eine direkte zwischenmenschliche Begegnung, fand plötzlich im Zentrum von Tel Aviv-Yafo statt, und das nicht konspirativ, sondern mit Zustimmung der Eltern und ganz offiziell. Auf Initiative der Stadt Köln wird das bislang auf Israel begrenzte Projekt „Football for Peace“ in 2010 über ein Pilotprojekt mit Bethlehem erstmals nach Palästina ausgedehnt. Im Mai fand an der Kölner Sporthochschule ein Lehrgang statt, an der Trainerinnen und Trainer aus Bethlehem und Tel Aviv- Yafo teilnahmen, darunter wiederum Honey Thalijeh, die danach mit weiteren Teamkolleginnen zu einem Trainingscamp nach Bremen reiste. Anlässlich der Frauen-Fußball- WM in 2011 plant die Stadt Köln ein Turnier mit Frauenfußballteams aus Bethlehem, Tel Aviv-Yafo und weiteren Kölner Partnerstädten. Weitere Projekte sind in Vorbereitung. Dazu zählt insbesondere eine Konferenz von Bürger- meistern israelischer, palästinensischer, europäischer und arabischer Städte, die unter dem Motto „Städte als Friedensstifter“ im Mai 2011 in Köln geplant ist. Die Konferenz soll beste- hende Kooperationen zwischen israelischen und palästinensischen Kommunen ins öffentliche Bewusstsein rücken und neue bi-, tri- und multilaterale Kooperationsprojekte zwi- schen europäischen, israelischen, palästinensischen und arabischen Städten anstoßen. Mitveranstalter werden mehrere Kölner Partnerstädte, die deutsche Sektion des Rats der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) sowie die Kommunalverbände Israels, Palästi- nas, Frankreichs und der Niederlande sein. Ansprechpartner Frieder Wolf Stadt Köln Büro für Internationale Angelegenheiten Willy-Brandt- Platz 3 50679 Köln Tel.: 0221 221 26031 Fax: 0221 221 21849 Mail: frieder.wolf@stadt-koeln.de - 49 - 4. Dienst- und Arbeitsrecht: Kommunale Mitarbeiter im Auslandseinsatz Dienst- und arbeitsrechtliche Fragen bei Auslandseinsätzen Auslandseinsätze von Beschäftigten werfen bei den Kommunen als Arbeitgeber und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Fragen auf: Gibt es dafür eine Rechtsgrundlage? Was ge- schieht in dieser Zeit mit der Bezahlung? Wie lange kann ein Einsatz dauern? Bin ich während des Auslandseinsatzes versichert? Die meisten Fragen sind aus dienst- und ar- beitsrechtlicher Sicht relativ unkompliziert zu beantworten. Bei der Betrachtung ist zwischen kurzfristigen und langfristigen Einsätzen zu differenzieren. Kurzzeitiger Einsatz Eine rechtliche Grundlage für einen kurzzeitigen Einsatz eines Beamten im Ausland bietet das Reisekostenrecht. Gemäß § 23 Abs. 3.1 TVöD gilt das Reisekostenrecht der Beamten auch für die tariflich Beschäftigten. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind hier nur die Bun- desvorschriften zitiert. Gleiche Vorschriften enthalten aber auch, ggf. mit geringfügigen Abweichungen, die Landesreisekostengesetze, die für die Kommunen und deren Beschäftig- ten gelten. Nach § 2 Abs. 1 Bundesreisekostengesetz (BRKG) sind Dienstreisen im Sinne dieses Ge- setzes "...Reisen zur Erledigung von Dienstgeschäften außerhalb der Dienststätte. Sie müssen, , schriftlich oder elektronisch angeordnet oder genehmigt worden sein, “ Hierzu zählen nach § 14 BRKG auch Auslandsdienstreisen. Liegt der Einsatz des Mitarbeiters/der Mitarbeiterin im kommunalen Interesse, weil es bei- spielsweise um Unterstützung eines Projektes im Rahmen einer Städte- oder Projektpartnerschaft geht oder weil es im Zuge der Personalentwicklung für sinnvoll erachtet wird, dem Mitarbeiter Auslandserfahrung zu vermitteln, wird die Dienstreise in der Regel auf Anordnung bzw. mit Genehmigung des Dienstherrn erfolgen. Während der Dienstreise hat der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin Anspruch auf Fortzahlung der Bezüge/Vergütung sowie auf Ersatz der Reisekosten. Dazu gehören die Kosten der An- und Abreise, der Unterkunft sowie der Verpflegungsmehraufwand. Die Höhe bemisst sich nach den Regelungen des BRKG in Verbindung mit der Verordnung über die Reisekostenvergütung bei Auslandsdienstreisen (Auslandsreisekostenverordnung). Bei einer mehr als 14-tägigen Auslandsdienstreise wird nach § 14 BRKG in Verbindung mit § 5 der Auslandsreisekostenverordnung vom 15. Tag an ein ermäßigtes Tagegeld gewährt. Soweit der Dienstreisende von dritter Seite (Veranstalter, Projektträger etc.) Zuwendungen erhält, sind diese gemäß § 3 Abs.2 BRKG anzurechnen. Zahlt also ein Dritter dem Mitarbei- ter/der Mitarbeiterin die Reise- und Übernachtungskosten bzw. ein Honorar, können diese bei den Reisekosten, auf die der Beschäftigte gegenüber seinem Dienstherrn / Arbeitgeber einen Erstattungsanspruch hat, in Abzug gebracht werden. Versicherungsrechtlich bestehen bei Dienstreisen keine Besonderheiten gegenüber der normalen dienstlichen Tätigkeit am heimatlichen Dienstort. Dies gilt vor allem für den Unfall- schutz, weil es sich bei der Dienstreise eben um die genehmigte Wahrnehmung eines Dienstgeschäftes, nur an einem anderen Ort, handelt. Allerdings sollte man sich bei der per- sönlichen Krankenkasse erkundigen, welche privaten Ergänzungen des normalen Krankenversicherungsschutzes möglicherweise notwendig und sinnvoll sind. Denkbar ist natürlich auch, dass der Einsatz nicht im unmittelbaren Interesse des kommuna- len Dienstherren liegt, sondern dem persönlichen Interesse des Mitarbeiters/der Mitarbeiterin dient. In diesen Fällen kommt die Gewährung von Sonderurlaub in Betracht. Die Sonderur- - 50 - laubsverordnung des Bundes (SUrlVO) bzw. die entsprechenden landesgesetzlichen Rege- lungen enthalten für diese Fälle einen speziellen Regelungstatbestand (bspw. § 9 Abs. 3 SUrlVO des Bundes). Danach kann die oberste Dienstbehörde (die Kommunalvertretung) zur Übernahme von Aufgaben der Entwicklungszusammenarbeit Urlaub unter Wegfall der Besoldung gewähren, wenn dienstliche Gründe nicht entgegenstehen. Eine zeitliche Be- grenzung für diesen Sonderurlaub besteht nicht. Nach dieser Vorschrift steht es also im Ermessen der Kommune, ob sie in den Fällen, in denen der Auslandseinsatz nicht in ihrem eigenen unmittelbaren Interesse liegt, für die Dauer des Auslandseinsatzes Sonderurlaub gewährt. Allerdings ist die Ermessensausübung dadurch eingeschränkt, dass dienstliche Gründe zur Ablehnung der Sonderurlaubsgewährung berechtigen. Dienstliche Gründe sind gegeben, wenn die Erfüllung der dienstlichen Aufgaben, für die der Beamte an sich vorgese- hen ist, ohne ihn erheblich beeinträchtigt oder gar verhindert würden. Dienstliche Gründe können eine knappe Personaldecke, urlaubs- und krankheitsbedingte Engpässe sowie Ar- beitsrückstände sein. Es genügt aber beispielsweise nicht, dass für die Dauer der Abwesenheit eines Beschäftigten Vertretungsregelungen getroffen werden müssen. Die Vorschrift stellt aber auch klar, dass für die Dauer der Sonderurlaubsgewährung kein Anspruch auf Fortzahlung der Besoldung bzw. Vergütung besteht. Nehmen Mitarbeiter für den Auslandseinsatz Sonderurlaub in Anspruch, müssen sie also selbst dafür sorgen, dass der Projektträger in dieser Zeit die Zahlung der Besoldung/Vergütung übernimmt. Da wäh- rend des Sonderurlaubs das Beamten- bzw. Anstellungsverhältnis grundsätzlich bestehen bleibt, gehört bei Angestellten zu diesem durch den Dritten zu tragenden Vergütungsan- spruch auch die Übernahme der Kranken-, Sozial- und Rentenversicherungsbeiträge. Ob möglicherweise der Krankenversicherungsschutz für die Dauer der Auslandstätigkeit im Rahmen eines Sonderurlaubs ergänzt werden muss, sollte individuell mit der jeweiligen Krankenkasse geklärt werden. Hinsichtlich des Anspruchs auf Beihilfe für Beamte ist die Sonderurlaubsverordnung Bund (SUrlV Bund) bzw. sind die einzelnen landesrechtlichen Re- gelungen zu beachten. Nach der SUrlV Bund lässt bspw. ein Urlaub unter Wegfall der Besoldung von längstens einem Monat den Anspruch auf Beihilfe unberührt (§ 17 Abs.3 SUrlV Bund). In Nordrhein-Westfalen werden Beihilfen für die Dauer dieser Urlaube gewährt, sofern eine oder mehrere Sonderbeurlaubungen ohne Dienstbezüge insgesamt 30 Tage im Kalenderjahr nicht überschreiten (§ 74 Abs.1 Satz 2 Landesbeamtengesetz NRW). Eine ggf. bestehende Versicherungslücke kann dadurch geschlossen werden, dass der Dienstherr die Beihilfeleistungen zwar übernimmt, sich durch Vereinbarung mit dem Dritten (Projektträger) die tatsächlichen Aufwendungen aber erstatten lassen. Eine andere Möglichkeit ist, dass der Mitarbeiter/die Mitarbeiterin sich für die Zeit des Auslandseinsatzes zu 100 Prozent privat krankenversichert, durch Vereinbarung mit dem Dritten die (Mehr-)Kosten der Krankenversi- cherung aber von diesem übernommen werden. Zu berücksichtigen sind natürlich bei Auslandseinsätzen auch die versorgungsrechtlichen Aspekte. Nach § 6 Abs. 1 Nr. 5 Beamtenversorgungsgesetz sind nämlich Zeiten einer Beur- laubung ohne Dienstbezüge (§ 9 Abs. 3 SUrlVO Bund) grundsätzlich nicht ruhegehaltfähig. Allerdings kann der Dienstherr spätestens bei Beendigung der Beurlaubung die Zeiten als ruhegehaltfähig anerkennen, wenn die Beurlaubung öffentlichen Belangen oder dienstlichen Interessen dient. Bei einer Beurlaubung für die Wahrnehmung von Aufgaben im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit (§ 9 Abs. 3 SUrlVO) dürfte jedenfalls die erste Alternative re- gelmäßig einschlägig sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn es um einen nur kurzzeitigen Auslandseinsatz geht. Regelmäßig werden diese Anerkennungen des Dienstherrn verbun- den mit Vereinbarungen mit dem Projektträger, durchschnittlich 30 Prozent des bisherigen Besoldungsaufwands als Versorgungsbeitrag zu erstatten. Für tariflich Beschäftigte ist die Handhabung einfach, weil mit der Übernahme der Vergütung durch den Dritten auch die Rentenversicherungsbeiträge abgedeckt werden. Diese werden durch den Projektträger entweder unmittelbar an den zuständigen Rentenversicherungsträger gezahlt oder dem bis- herigen Arbeitgeber erstattet, wenn dieser sie während des Auslandseinsatzes weiterhin bezahlt. - 51 - Langfristiger Einsatz Für einen langfristigen Auslandseinsatz kommen zwei Rechtsgrundlagen in Betracht. Zum einen besteht auch hier wieder die Möglichkeit, den Auslandseinsatz über die Gewährung von Sonderurlaub nach der Sonderurlaubsverordnung zu ermöglichen, weil diese Regelung für Beurlaubungen zur Wahrnehmung von Aufgaben im Rahmen der Entwicklungszusam- menarbeit eben keine zeitliche Begrenzung vorsieht. Es gelten für Beamte wie für Angestellte die Ausführungen unter 4.1.1 gleichermaßen. Die Gewährung von Sonderurlaub ist deshalb auch die regelmäßig angewandte Rechtsgrundlage für längere Beurlaubungen zu Auslandseinsätzen. Denkbar ist aber auch für Beamte wie für Angestellte die Zuweisung nach § 20 Beamtensta- tusgesetz (BeamtStG) bzw. § 4 Abs.2 des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst (TVöD). Beide Vorschriften ermöglichen die Zuweisung an Einrichtungen, die nicht dem materiellen Anwendungsbereich des Beamtenstatusgesetzes oder des TVöD unterfallen und die gerade keine Dienstherrneigenschaft haben. Gerade an der Dienstherrneigenschaft wird es Projek- ten im Rahmen der Entwicklungshilfe regelmäßig fehlen. Voraussetzung für die Zuweisung ist zum einen, dass der Beschäftigte mit ihr einverstanden ist. Sie kann also nicht gegen sei- nen Willen erfolgen. Wenn Mitarbeiter sich aber gerade persönlich in einem Projekt der Entwicklungszusammenarbeit engagieren möchten, wird die Erfüllung dieser Voraussetzung zumeist unproblematisch sein. Weiterhin ist die Zuweisung an die Voraussetzung gebunden, dass die Zuweisung öffentlichen Interessen dient. Dieses "öffentliche Interesse" kann aus allen Interessen des deutschen Staates und seiner Institutionen herrühren. Das Engagement der Bundesrepublik Deutschland an Entwicklungszusammenarbeit genügt deshalb, um das öffentliche Interesse im Rahmen des § 20 BeamtStG bzw. § 4 Abs.2 TVöD zu begründen. Weder das Beamtenrechtsrahmengesetz noch der BAT sehen für die Zuweisung eine zeitli- che Befristung vor. Allgemein wird aber davon ausgegangen, dass die Zuweisung nur vorübergehend sein darf. Diese Anforderung ist nach der Rechtsprechung erfüllt, wenn sie nicht für mehr als fünf Jahre vorgesehen wird. Während der Zuweisung besteht das Beamten- bzw. Anstellungsverhältnis mit der Kommune unverändert fort. Dies bedeutet, dass der Mitarbeiter / die Mitarbeiterin alle Ansprüche und Rechte aus dem ursprünglichen Beschäftigungsverhältnis behält. Hinsichtlich der Besol- dung / Vergütung gibt es wiederum zwei Möglichkeiten: Entweder zahlt die Kommune weiterhin die Besoldung oder Vergütung. Durch vertragliche Vereinbarungen mit dem Pro- jektträger wird in diesen Fällen ein Erstattungsanspruch für diese Kosten vereinbart. Die andere Möglichkeit ist, dass zwar der grundsätzliche Anspruch des Mitarbeiters gegenüber der Kommune gewahrt bleibt, die tatsächlichen Leistungen aber unmittelbar durch den Pro- jektträger erbracht werden. Für Angestellte gilt bei der Zuweisung, dass neben dem Vergütungsanspruch auch weiterhin der Anspruch auf Beiträge zur Kranken-, Sozial- und Rentenversicherung besteht. Je nach Vereinbarung werden diese durch die Kommune bzw. durch den Projektträger wahrgenom- men. Dazu können auch die (Mehr-)Kosten für einen ergänzenden Krankenversicherungsschutz gehören. Bei Beamten hat die Zuweisung gegenüber der Gewährung von Sonderurlaub den Vorteil, dass keine besonderen Vorkehrungen für das Ruhen des Beihilfeanspruchs bzw. zur Siche- rung der Versorgungsansprüche getroffen werden, weil sich diese Ansprüche nach wie vor gegen den bisherigen Dienstherrn richten und für die Dauer der Zuweisung bestehen blei- ben. Auch hier sollte aber die evtl. Notwendigkeit eines ergänzenden Krankenversicherungsschutzes sorgfältig durch den Beschäftigten geklärt werden. Der Dienstherr seinerseits kann sich die materiellen Leistungen allerdings wie auch im Fall des Sonderurlaubs durch den Dritten erstatten lassen. - 52 - Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt Auslandseinsätze im Rahmen der EZ stellen hohe Anforderungen an die Beteiligten. Oft steht man ungeahnten Problemen gegenüber, mit denen man nicht gerechnet hat. Bevor man ins Ausland geht, sollte man sich deshalb gut auf seinen Einsatz vorbereiten. Nicht nur, um sich schon vor der Abreise so gut es geht auf mögliche Situationen und etwaige Proble- me vor Ort einzustellen, sondern auch um den Erfolg des Einsatzes nicht zu gefährden. Eine länderspezifische Vorbereitung, unterstützt durch den Erwerb eines entwicklungspolitischen Grundwissen, ist für ein effektives Arbeiten vor Ort deshalb sehr hilfreich. Länderspezifische Vorbereitung: Punkte, über die man sich vor dem Einsatz informieren sollte, sind: Die Kultur des Landes, Sprache, politische und soziale Rahmenbedingungen vor Ort, landesspezifische Gegeben- heiten wie Klima, Gesundheitsfragen, Währung, Unterbringung und Aufenthaltsformalitäten. (Eine Übersicht über die wichtigsten Informationsangebote findet sich auf der Internetseite des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (www.rgre.de) unter der Rubrik „Kommu- nale Entwicklungszusammenarbeit“.) - 53 - 5. Kurzbeschreibungen der Durchführungs- und Unterstützungsorganisationen 5.1 Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) Die GIZ bündelt seit Januar 2011 die Kompetenzen und langjährigen Erfahrungen des Deut- schen Entwicklungsdienstes (DED) gGmbH, der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH und der Inwent - Internationale Weiterbildung und Entwick- lung gGmbH. Im Folgenden werden die ehemaligen Durchführungsorganisationen beschrieben, die die GIZ bilden. Homepage: www.giz.de 5.1.1 Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH ist ein weltweit tätiges Bundesunternehmen der internationalen Zusammenarbeit mit Hauptsitz in Eschborn. Sie beschäftigt etwa 15.000 Mitarbeiter im In- und Ausland, davon mehr als 11.000 einheimi- sche Kräfte. Die GTZ ist in 128 Ländern tätig und in 88 Ländern mit eigenen Büros vertreten. Aufgabe der GTZ Die GTZ unterstützt die Bundesregierung bei der Verwirklichung ihrer entwicklungspoliti- schen Ziele. Sie bietet zukunftsfähige Lösungen für politische, wirtschaftliche, ökologische und soziale Entwicklungen in einer globalisierten Welt und fördert komplexe Reformen und Veränderungsprozesse auch unter schwierigen Bedingungen. Ihr Ziel ist es, die Lebensbe- dingungen der Menschen nachhaltig zu verbessern. Die GTZ nimmt ihre Aufgaben gemeinnützig wahr. Die Bandbreite der vielen Arbeitsfelder, in denen die GTZ ihre Dienst- leistungen anbietet reicht von Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung über Aufbau von Staat und Demokratie, Gesundheit und Grundbildung bis zu Umwelt- und Ressourcenschutz, Agrarwirtschaft, Fischerei, Ernährung und Sicherheit, Wiederaufbau und Frieden. In allen Arbeitsfeldern trägt die GTZ dazu bei, das Leistungsvermögen von Menschen und Organisa- tionen zu erhöhen. Kooperation mit Kommunen Die GTZ ist auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene tätig, um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen. Unter den verschiedenen Dienstleistungsarten ist Capa- city Development die wichtigste, um nachhaltige Entwicklung in die Praxis umzusetzen. Insbesondere in den Themen „Dezentralisierung“, „Stadt- und Kommunalentwicklung“ und Umwelt (Klima) sind Kommunen wichtige Partner. Beispielhaft hierfür ist das Städtenetzwerk Südkaukasus, das auf Städtepartnerschaften aufbaut. Dort wird gezielt die Kompetenz kommunaler Mitarbeiter eingesetzt. Diese unterstützen das Capacitiy Development der Part- ner vor Ort, und es werden auch wertvolle Erfahrungen aus der Zusammenarbeit in die heimische Kommune zurück gebracht. - 54 - Ansprechpartnerin Dr. Petra Stremplat-Platte Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Abteilung Staat und Demokratie Postfach 5180 65760 Eschborn Tel.: 06196 791647 Mail: petra.stremplat-platte@giz.de Homepage: www.giz.de 5.1.2 Internationale Weiterbildung (InWEnt) gGmbH Die Internationale Weiterbildung und Entwicklung (InWEnt) gGmbH ist ein global tätiges Un- ternehmen mit den Auftragsschwerpunkten Personalentwicklung und Weiterbildung. Der Hauptsitz von InWEnt befindet sich in Bonn. InWEnt beschäftigt etwa 815 Mitarbeiter. Ne- ben Bonn bestehen 16 weitere regionale Standorte in nahezu jedem Bundesland. Im Ausland wird der Service von InWEnt von 14 Auslandsvertretungen durchgeführt, die ge- meinsam mit anderen deutschen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit unterhalten werden. Der Umsatz von InWEnt beträgt etwa 142 Mio. Euro. Aufgabe von InWEnt Die Aufgabe von InWEnt ist es, durch sogenanntes „Capacity Building“ Fach- und Führungs- kräfte zu schulen, um eine nachhaltige globale Entwicklung und Reformen durchzusetzen. Werkzeuge des „Capacity Building“ sind Seminare, Dialogveranstaltungen, Personalentwick- lungsberatung, das Knüpfen von Netzwerken und E-Learning. InWEnt schult und berät Partner in Entwicklungs-, Transformations- und Industrieländern. Das Unternehmen führt Beratungsdienste für Fachkräfte, die einen Auslandsaufenthalt anstreben durch, bietet Fremdsprachenkurse an, oder wirkt unterstützend mit Managementkursen. Um seine Aufga- ben wirksam zu erfüllen, ist InWEnt in neun Unternehmensbereiche untergliedert: • Planung und Steuerung der Arbeit von InWEnt • Internationale Regelwerke/Gute Regierungsführung/Wirtschaftspolitik • Soziale Entwicklung • Nachhaltiges Wirtschaften • Umwelt, natürliche Ressourcen und Ernährung • Industrie- und Transformationsländer • Zusammenarbeit mit den Ländern, entwicklungsbezogene Bildung • Vorbereitungsstätte für Entwicklungszusammenarbeit • Verwaltung Kooperation mit Kommunen InWEnt schult kommunale Experten aus Entwicklungsländern in Deutschland und arbeitet hierbei eng mit dem Deutschen Städtetag und seinen Mitgliedern zusammen. Veranstaltet werden beispielsweise Fachseminare im In-und Ausland für Kommunalpolitiker, und es wer- den Bürgermeister/innen-Dialoge durchgeführt. - 55 - Ansprechpartnerin Anita Reddy Abteilungsleiterin Entwicklungsbezogene Bildung/Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Friedrich-Ebert-Allee 40 53113 Bonn Tel.: 0228 4460 1634 Fax: 0228 4460 1601 Mail: anita.reddy@giz.de Homepage: www.giz.de 5.1.3 Entsendung von Entwicklungshelfern (DED) Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) ist einer der führenden europäischen Personalent- sendedienste in der Entwicklungszusammenarbeit. Seit seiner Gründung im Jahr 1963 haben sich rund 16.000 erfahrene und engagierte Entwicklungshelferinnen und -helfer dafür eingesetzt, die Lebensbedingungen von Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika zu verbessern. Durch die Zusammenarbeit mit Einheimischen Fachkräften stärkt der DED die lokalen Kompetenzen und die Eigenverantwortung der Partnerorganisationen. Der DED ar- beitet im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und ist zurzeit mit ca. 3.000 Mitarbeitern in 48 Ländern tätig. Aufgabe des DED Die Aufgabe des DED besteht in der Entsendung von Fachkräften auf Anfrage von staatli- chen und nicht-staatlichen Organisationen der Partnerländer. Mehr als die Hälfte der Fachkräfte werden nach Afrika entsendet. Hier liegen etwa 55 Prozent des Engagements des DED. Es folgen Asien und der Nahe Osten mit 25 Prozent und Lateinamerika mit 20Prozent der Entsendungen. Hauptaugenmerk liegt auf der Minderung der Armut und eine selbstbestimmte, nachhaltige Entwicklung. Durch fachliche Beratung stärkt der DED die Ka- pazität lokaler zivilgesellschaftlicher Organisationen und kommunaler Verwaltungen. Wichtiges Themenfeld des DED ist die Unterstützung dezentraler staatlicher Strukturen (Kommunalverwaltungen) und die Stärkung der Zivilgesellschaft. Im Rahmen von Dezentralisierungsprozessen erfahren die Kommunen in den Partnerländern des DED einen Zugewinn an Zuständigkeiten und Aufgaben, deren Bewältigung die Kom- munalpolitiker/innen und Mitarbeiter/innen der Verwaltungen jedoch oftmals noch nicht gewachsen sind. Um den Kriterien von "good local governance" zu genügen, sind die Kom- munen aufgefordert, die Partizipation der Bürger/innen an kommunalpolitischen Planungs- und Entscheidungsprozessen sicherzustellen, bürgerorientierte Dienstleistungen zu erbrin- gen, Transparenz in den Verwaltungsabläufen zu gewährleisten und ihrer Rechenschaftspflicht gegenüber der Bevölkerung nachzukommen. Kooperation mit Kommunen Für kommunale Expertinnen und Experten besteht die Möglichkeit, die Maßnahmen der Partnerorganisationen als Entwicklungshelfer, Friedensfachkraft oder Koordinator zu unter- stützen. Der DED wirbt über Ausschreibungen gezielt kommunale Experten für Einsätze. Die Mindestvertragsdauer beträgt in der Regel 2 Jahre. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung, Berufserfahrung sowie erforderliche Kompetenzen. Hierbei zahlt der DED ein weltweit einheitliches Unterhaltsgeld. Dieses staffelt sich in drei verschiedene Stufen je nach erreichter Dienstzeit. Mit dem „Nachwuchsförderungsprogramm“ gibt der DED Berufs- - 56 - anfängern die Möglichkeit, Erfahrungen in einem Partnerland zu sammeln. Junge Freiwillige können im Programm „weltwärts mit dem DED“ interkulturelle Kompetenzen erwerben. Ansprechpartnerin Angela Krug Deutscher Entwicklungsdienst (DED) Pressesprecherin und Leiterin Stabsstelle Presse, Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen Tulpenfeld 7 53113 Bonn Tel.: +49 (0)228-2434-131 Fax: +49 (0)228-2434-139 Mail: angela.krug@giz.de Homepage: http://www.giz.de 5.1.4 Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) Das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) ist der Personalvermittler der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Als Arbeitsgemeinschaft zwischen der Deut- schen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit (BA) vereint CIM entwicklungs- politische und arbeitsmarktpolitische Expertise. Seinen Sitz hat das Centrum für internationale Migration und Entwicklung in Frankfurt am Main. Die Finanzierung von CIM erfolgt zum Großteil durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Weitere Mittel erhält CIM von anderen Ministerien, staatlichen und halbstaatli- chen Institutionen, Nichtregierungsorganisationen und aus der Privatwirtschaft. Auch die Kommunen können durch die Kofinanzierung von Fachkraft-Einsätzen und anderen Beiträ- gen gemeinsam mit CIM in der Entwicklungszusammenarbeit tätig werden. Aufgaben und Leistungen des CIM Programm Integrierte Fachkräfte Im Programm Integrierte Fachkräfte vermittelt CIM qualifizierte und erfahrene Fach- und Führungskräfte nach Asien, Afrika, Lateinamerika sowie Ost- und Südosteuropa. Derzeit sind über 700 Integrierte Fachkräfte in über 75 Ländern in verschiedensten Sektoren im Einsatz. In vielen Tätigkeitsgebieten wie dem Energie-, Wasser- und Abfallmanagement sowie dem Aufbau von Kommunalverwaltungen und in der Stadtentwicklung werden auch kommunale Experten eingesetzt. Die Partner von CIM vor Ort sind entwicklungspolitisch relevante Ar- beitgeber aus dem öffentlichen Dienst, der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft. Diese wenden sich an CIM, wenn sie ihren Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften im eigenen Land zu ortsüblichen Bedingungen nicht decken können. Die von CIM auf dem deutschen Arbeitsmarkt rekrutierten deutschen und europäischen Fachkräfte werden durch einen loka- len Arbeitsvertrag und gemeinsam vereinbarte Ziele fest in die Strukturen der Arbeitgeber vor Ort integriert. Eingebunden in das Netzwerk der GTZ-Büros und der deutschen Botschaf- ten tragen sie zu den entwicklungspolitischen Zielen der Bundesregierung bei. Die Einsätze der Integrierten Fachkräfte begleitet CIM durch Serviceleistungen und Zuschüsse zum loka- len Gehalt, die die finanzielle Differenz zum marktüblichen Vergütungsniveau abdecken. Darüber hinaus übernimmt CIM Reise- und Transportkosten und beteiligt sich an Versiche- rungsbeiträgen. Programm Rückkehrende Fachkräfte - 57 - Über das Programm Rückkehrende Fachkräfte werden jährlich über 600 hochqualifizierte und rückkehrinteressierte Hochschulabsolventen und in Deutschland tätige berufserfahrene Fachkräfte aus Entwicklungs-, Schwellen- und Transformationsländern bei der beruflichen Reintegration in ihre Heimatländer unterstützt. Im Vordergrund steht dabei die Vermittlung von Fachpersonal in entwicklungspolitisch bedeutsame Bereiche sowie in die Wirtschaftsko- operation und die internationale Wissenschaftlich-Technische Zusammenarbeit. Neben Vermittlungs- und Beratungsdienstleistungen bietet das Programm rückkehrinteressierten Fachkräften auch finanzielle Förderungen an. Einen Beitrag zur Entwicklungszusammenar- beit können die Kommunen z.B. durch das Angebot von Fortbildungsprogrammen oder Praktika für die ausländischen Hochschulabsolventen vor deren Rückkehr in ihre Heimatlän- der leisten. Beispiel zum Einsatz von integrierten und rückkehrenden Fachkräften in der Stadt- verwaltung Nach dem Tsunami 2004 war der Wiederaufbau der Stadtverwaltung in Banda Aceh, Indo- nesien eine der zentralen Herausforderungen. Diesen unterstützte CIM in einem ersten Schritt durch die Vermittlung von zwei Verwaltungsexperten aus Deutschland zur Beratung des Bürgermeisters und der stellvertretenden Bürgermeisterin. Verstärkung erhielten die bei- den integrierten Fachkräfte später durch die Vermittlung von drei aus Deutschland in ihre indonesische Heimat zurückkehrende Experten für Gemeindeentwicklung, Frauenrechte und Wirtschaftsförderung. Mit ihrem unterschiedlichen Fachwissen und kulturellen Kenntnissen konnten die integrierten und rückkehrenden Fachkräfte im Tandem gemeinsam mehr errei- chen und die gewonnene Kompetenz nachhaltig in der Stadtverwaltung verankern (siehe auch CIM case sheet im Anhang). Zusammenarbeit mit der Diaspora Ab Januar 2011 wird CIM darüber hinaus mit Mitteln des BMZ die Förderung von Entwick- lungsprojekten der in Deutschland ansässigen Migrantenorganisationen (der sog. Diaspora) unterstützen, die diese in ihren Heimatländern durchführen. Auch hier gibt es interessante Anknüpfungsmöglichkeiten für die Kommunen: Institutionen in Deutschland, die sich bei- spielsweise in der kommunalen Entwicklungszusammenarbeit engagieren (z.B. Agenda 21- Initiativen, Städtepartnerschaften), können mit Diasporagemeinschaften weitere zivilgesell- schaftliche Akteure in Deutschland und auch in den Herkunftsländern der Migranten als Partner für ihre Aktivitäten gewinnen. Durch den Dialog mit Diasporagemeinschaften in Deutschland können sie ihre Initiativen um die Perspektive der Diaspora ergänzen und in- haltlich und durch neue Formen der Zusammenarbeit bereichern lassen. Pilotprojekt temporäre Arbeitsmigration Der drohende Fachkräftemangel in Deutschland ist derzeit in aller Munde. In seinem neues- ten Projekt vermittelt CIM Fachkräfte aus Entwicklungs- und Schwellenländern für temporäre Arbeitsaufenthalte nach Deutschland. Damit unterstützt CIM gleichzeitig die Deckung des Fachkräftebedarfs deutscher Arbeitgeber in ausgewählten Sektoren sowie die berufliche Weiterqualifizierung von ausländischen Fachkräften in Deutschland. Durch die entwicklungs- politisch begleitete Rückkehr dieser Fachkräfte in ihre Heimatländer leistet CIM schließlich einen Beitrag zum Know-how-Transfer. Auch kommunale Arbeitgeber können perspekti- visch, z.B. im Gesundheitsbereich, von der Vermittlung von Pflegekräften profitieren und dabei durch die Weiterqualifizierung dieser Fachkräfte einen Beitrag zur Entwicklungszu- sammenarbeit leisten. - 58 - Ansprechpartnerin Sylvia Steiner Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) Mendelssohnstr. 75-77 60325 Frankfurt am Main Tel.: + 49 (0)69-719121-0 Fax: + 49 (0)69-719121-19 Mail: cim@gtz.de Homepage: www.cimonline.de 5.2 Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) unterstützt kommunale Akteure bei der Realisierung nachhaltiger, kommunaler Entwicklungspolitik. Die Servicestelle wird seit 2002 in Trägerschaft der Internationale Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (InWEnt) durchgeführt (die 2011 mit DED und der GTZ zur Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, GIZ, fusionierte). Die Servicestelle wird gefördert aus Mitteln des Bundes- ministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie der Länder Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nord- rhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein, Thüringen und der Bundesstadt Bonn. Gegründet wurde die SKEW 2001, um die kommunale Entwicklungspoli- tik im Sinne der Agenda 21 zu stärken und den kommunalen Beitrag zur Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen bis 2015 zu unterstützen. Da die Be- teiligungsstruktur der SKEW das gesamte Spektrum kommunaler Akteure und wichtige Fachministerien und -einrichtungen auf Bundes- und Landesebene abdeckt, bietet sie eine einzigartige Möglichkeit für die Unterstützung kommunaler Entwicklungspolitik in Deutsch- land. Aufgabe und Leistungen der SKEW Die SKEW bietet Leistungen zu drei kommunalen Zukunftsthemen an: • Auf- und Ausbau kommunaler Partnerschaften mit Entwicklungsländern, • Migration und Entwicklung – Zusammenarbeit mit lokalen Diasporen und • Faires Beschaffungswesen – der kommunale Beitrag zur Ausweitung des Fairen Han- dels. Ihre Aufgabe ist es Städte, Gemeinden und Landkreise über diese Themen zu informieren und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie diese Themen gefördert werden können. Ziel ist die Stärkung der kommunalen Entwicklungspolitik als Ganzes. Somit richten sich die Angebote der SKEW primär an Kommunalpolitik und -verwaltung, bezieht aber auch die Partner der Kommunen in Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft ein. Die SKEW verdeutlicht ge- genüber den Kommunen auch, dass die Möglichkeiten der Kommunalen Entwicklungspolitik vielfältig sind. So fördert die sie beispielsweise den Know-how Austausch vom Kommunal- experten und ihren Partnern in Entwicklungs- und Transformationsländern, effektive entwicklungspolitische Informationsarbeit deutscher Kommunen oder das Bemühen kommu- nale Entwicklungspolitik als Teil der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu verankern. Die Servicestelle bietet lokalen Akteuren zahlreiche Informationsmöglichkeiten. Sie reichen von der Fachpublikationsreihe „Dialog Global“ und einer eigenen Materialreihe über den mo- natlichen Newsletter „Eine Welt Nachrichten“ bis hin zu der umfangreichen Internetplattform www.service-eine-welt.de mit aktuellen Informationen. Dort stehen alle Publikationen der Servicestelle zum Download und Bestellen bereit. Besonders oft genutzt wird auch der Fi- nanzierungsratgeber für Projekte. - 59 - Arbeitsweise der SKEW und Kooperation mit Kommunen Neben den Veröffentlichungen unterstützt die Servicestelle kommunale Akteure auch durch eine persönliche und kostenlose Beratung. Zahlreiche Workshops, Netzwerktreffen und Kon- ferenzen befördern den Austausch zwischen den Kommunen. Wettbewerbe, wie der zur „Fairen Hauptstadt“, würdigen und unterstützen beispielhaftes kommunales Engagement. Mit den Bundeskonferenzen der Kommunen und Initiativen, mit internationalen Bürgermeister- treffen und mit bundesweiten Konferenzen zu kommunalen Partnerschaften (im November 2010 erstmals zu Afrika und 2011 zu Lateinamerika) bietet die Servicestelle gezielt lokalen und regionalen Entscheidungsträgern ein Forum für Dialog und Vernetzung zu Themen nachhaltiger Entwicklung und kommunaler Entwicklungspolitik. Die SKEW versucht Partner und Projekte zusammen zu bringen. Hierdurch sollen Wege und Möglichkeiten aufgezeigt werden, aus vielleicht nur kurzfristigen Projekten eine langfristige Partnerschaft aufzubauen. Dies kann etwa durch innovative Projekte wie "50 Kommunale Klimapartnerschaften bis 2015" oder "kommunale Dreieckspartnerschaften" erreicht werden. Beispielhaft hierfür ist das Projekt der kommunalen WM-Partnerschaften in denen die Spiel- orte der FIFA-WM 2010 in Südafrika von den Erfahrungen der deutschen Spielstätten der FIFA-WM 2006 profitierten. Gleichzeitig flossen jedoch auch aus Südafrika Erfahrungen in deutsche Städte ein. Die Servicestelle tritt auch dafür ein, die Chancen der Migration für Entwicklung zu nutzen, indem das Wissen und die Erfahrungen von Migranten und Migran- tinnen aktiv einbezogen werden. Ziel ist eine Kultur der Vielfalt und die Zusammenarbeit zwischen entwicklungspolitisch aktiven Menschen mit Migrationshintergrund und Akteuren der kommunalen Eine-Welt-Arbeit. Ansprechpartnerin Anita Reddy Abteilungsleiterin Entwicklungsbezogene Bildung/Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Friedrich-Ebert-Allee 40 53113 Bonn Tel.: 0228 4460 1634 Fax: 0228 4460 1601 Mail: anita.reddy@giz.de Homepage: www.service-eine-welt.de 5.3 Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland (agl) e.V. In allen 16 Bundesländern haben sich Eine Welt Organisationen und Initiativen in Eine Welt- Landesnetzwerken zusammengeschlossen. Die Eine Welt Landesnetzwerke vertreten ge- meinsame Positionen ihrer Mitgliedsgruppen gegenüber Politik und Verwaltung auf Landesebene. Durch Beratungs- und Qualifizierungsangebote tragen sie zu einer Qualifizie- rung und Professionalisierung der Eine Welt-Arbeit in ihrem Bundesland bei. Auf Bundesebene arbeiten die Eine Welt-Landesnetzwerke in der Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland (agl) e.V. zusammen. Ziele der Arbeit von agl und Eine Welt-Landesnetzwerken sind die Professionalisierung und der Ausbau der lokalen Eine Welt-Arbeit vor Ort. agl und Eine Welt Landesnetzwerke ermu- tigen und unterstützen zivilgesellschaftliche Akteure dabei, sich engagiert und sachkundig an der Gestaltung einer zukunftsfähigen, ökologisch und sozial verträglichen globalen Entwick- lung zu beteiligen. Die Eine Welt Landesnetzwerke zeichnen sich aus durch ihren direkten Kontakt mit den Gruppen vor Ort. Sie sind Ansprechpartner in Nord-Süd-Fragen für Landes- - 60 - regierungen, Kommunen und andere gesellschaftliche Gruppen und Institutionen, sie bieten entwicklungspolitische Diskussionsforen und vernetzen bürgerschaftliches Eine Welt- Engagement als Partner auf lokaler Ebene. Themen und Angebote Über die agl oder die einzelnen Eine Welt-Landesnetzwerke finden Landesregierungen, Kommunen und andere gesellschaftliche Gruppen vor Ort kompetente und engagierte An- sprechpersonen zu Eine Welt-Themen wie z.B. Partnerschaftsarbeit, Fairer Handel, Globales Lernen, Berücksichtigung sozialer und ökologischer Kriterien in der öffentlichen Beschaffung, Migration und Entwicklung, „bio-regional-fair“, Menschenrechte oder Partizipation von Ju- gendlichen im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels. Über Publikationen, Ausstellungen und online-Ressourcen stellt die agl Informationen rund um Eine Welt- Themen und Eine Welt-Arbeit bereit (www.agl-einewelt.de). Nachfolgend finden Sie einige ausgewählte Beispiele für kommunale Eine Welt-Arbeit, die als Anregungen für eigene kommunale Projekte und Aktivitäten dienen können. Nähere Informationen zu Projekten, Aktivitäten und Ansprechpersonen vor Ort erhalten Sie bei Ihrem jeweiligen Eine Welt- Landesnetzwerk (siehe Adressübersicht im Anhang). Fairer Handel und Kommunen z.B. die Kampagne „Rheinische Affäre“: Engagierte aus Stadtverwaltungen, Vereinen, Weltläden, den Eine Welt-Landesnetzwerken Rheinland-Pfalz (ELAN) und Nordrhein- Westfalen (Eine Welt Netz NRW) setzen sich für die Einführung fair gehandelter Städtekaf- fees entlang des Rheins ein. http://www.die-rheinische-affaire.de/ Zahlreiche Beispiele für faire Städteschokoladen und faire Städtekaffees in Bayern finden sich unter www.fairerhandel-bayern.de Die Projekte bieten eine gute Kooperationsmöglichkeit für lokale Touristikbüros und Weltläden vor Ort. z.B. „FA!R KAUFEN. MEHR WERT. FÜR ALLE.“, ein dreijähriges Projekt in Nordrhein- Westfalen zur Beratung und Qualifikation von Einzelhändlern, Weltläden und kommunalen Beschaffern zum Thema Fairer Handel. www.fairkaufennrw.de z.B. Projekte zu sozial und ökologisch verantwortlicher Beschaffung wie „Es geht auch anders!“ in Bremen (www.ben-bremen.de) oder „Sachsen kauft fair“ (www.sachsen-kauft- fair.de), die sich für ökologische und soziale Kriterien bei Einkaufsentscheidungen in der öf- fentlichen Verwaltung einsetzen. Globales Lernen in Kommunen z.B. Partnerschaften zwischen Städten und Kommunen in Deutschland und Nicaragua: Frankfurt am Main – Granada www.ffm-granada.org, Berlin-Kreuzberg – San Rafael del Sur www.staepa-berlin.de oder Wuppertal – Matagalpa www.matagalpa.de. Zusammen mit Ak- teuren in den Partnerkommunen organisieren die Freundschaftsvereine Schul- und Kulturaustausche und führen gemeinsam Projekte rund um Themen wie Gesundheit, Bildung oder Menschenrechte durch. In einigen Bundesländern gibt es von Eine Welt- Landesnetzwerken getragene Internetportale, die Partnerschaften von Kommunen, Schulen, Kirchengemeinden oder Nichtregierungsorganisationen mit ihren Partnern in sogenannten Entwicklungsländern aufzeigen (siehe u.a. www.bayern-einewelt.de) z.B. Unterstützung bei der Suche nach Referentinnen/Referenten sowie nach Materialien für Eine Welt-Aktivitäten an kommunalen Volkshochschulen. - 61 - Ansprechpartner Arbeitsgemeinschaft der Eine Welt-Landesnetzwerke in Deutschland (agl) e.V. Hausmannstr. 9-10 30159 Hannover Tel.: 0511 123 1983 Fax: 0511 / 391675 Mail: info@agl-einewelt.de Homepage: www.agl-einewelt.de Die Adressen der Landesnetzwerke stehen unter Kontaktadressen im Anhang. - 62 - 5.4 Politische Stiftungen Als politische Stiftungen gelten in Deutschland - seit 2000 - sechs Organisationen, die den im Bundestag vertretenen Parteien nahe stehen: die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung (FES), die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung (HSS), die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung (FNS), die den Bündnisgrünen naheste- hende Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) und die der Linkspartei nahestehende Rosa-Luxemburg- Stiftung (RLS). Für ihre internationale Arbeit haben die politischen Stiftungen eigene Abtei- lungen aufgebaut. Die Projekte der politischen Stiftungen werden grundsätzlich in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen durchgeführt. Das bedeutet, dass die Stiftungen nur dann tätig werden können, wenn sie in dem jeweiligen Entwicklungsland Partner gefun- den haben, die sich den in diesen Grundsätzen "formulierten Zielen verpflichtet wissen und zumindest in der Zukunft eine Chance haben, strukturwirksam tätig zu werden". Dies können politische Parteien, Gewerkschaften, Kommunalverbände und Kommunen und andere Selbsthilfeorganisationen sein. Dabei spielt auch der Aufbau selbstverwalteter kommunaler Strukturen eine große Rolle. Stiftungen können wie Durchführungsorganisationen kommuna- le Experten verpflichten oder gemeinsame Veranstaltungen und Projekte durchführen. 5.4.1 Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Die Konrad Adenauer Stiftung ist in Deutschland in zwei Bildungszentren und 16 Bildungs- werken aktiv und hat ihren Hauptsitz in Sankt Augustin bei Bonn und Berlin. Derzeit betreuen 78 Auslandsbüros weltweit rund 200 Projekte in über 100 Ländern. Aufgaben der Internationalen Zusammenarbeit der "Konrad-Adenauer-Stiftung" Aus christlicher Verantwortung heraus setzt sich die Stiftung weltweit für die Förderung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, die Durchsetzung sozialer und marktwirtschaftlicher Strukturen sowie die Verwirklichung der Menschenrechte ein. Durch Aus- und Weiterbil- dungsmaßnamen unterstützt sie insbesondere die Entwicklung von politischen Parteien und zivilgesellschaftlichen Gruppen. Mit einer Vielzahl von Beratungs- und Dialogprogrammen fördert sie auch den Auf- und Ausbau kommunaler und regionaler Selbstverwaltungsstruktu- ren. Mit ihren über Jahrzehnte gewachsenen Netzwerken zu den politischen und gesellschaftlichen Eliten in den Einsatzländern sowie den langjährigen Verbindungen zu Partnerorganisationen wirkt sie nachhaltig an der weltweiten Politikgestaltung mit. Sie er- gänzt die Außenpolitik der Bundesregierung Deutschland und die staatliche Entwicklungszusammenarbeit und trägt dadurch weltweit zur Festigung von Sicherheit und Frieden bei. Angesichts neuer, Regionen übergreifender Herausforderungen in einer globali- sierten Welt erweitert die KAS ihre bislang auf klassischen Länderprogrammen basierende regionale Kompetenz um eine inhaltlich-sektorale: Durch überregionale Rechtsstaats- und Medienprogramme sowie durch das von der Zentrale in Berlin koordinierte Sektorprogramm "Globale Ordnungspolitik" werden Themen wie Energie- und Ressourcensicherheit oder der Werte- und Religionsdialog sowie globale Risiken wie Terrorismus oder Klimawandel als Querschnittsthemen aufgegriffen. Entwicklungszusammenarbeit im Bereich kommunaler Selbstverwaltung Als deutsche Politische Stiftung weiß die KAS, wie leistungsfähig Gebietskörperschaften sind, wie gelebte Demokratie auf subnationaler Ebene funktioniert und Mechanismen des Interessenausgleichs zwischen den Gebietskörperschaften etabliert werden können. Das macht sie weltweit zu einem kompetenten und vertrauenswürdigen Partner, wenn es um Fö- deralismus und/oder kommunale Selbstverwaltung geht. Viele Staaten stehen heute vor der Herausforderung, politische Dezentralisierung wirksam zu gestalten, um die soziale und wirt- schaftliche Entwicklung anzuregen und die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Bei ihrer kommunalpolitischen Arbeit geht es der Stiftung dabei nicht nur um die - 63 - Verlagerung von administrativen Funktionen auf nach- geordnete Verwaltungseinheiten in den Regionen, Provinzen und Gemeinden, sondern vor allem um eine politische Dezentrali- sierung von Macht und der Förderung politischer Partizipation in allen Teilen eines Landes, insbesondere auf der lokalen und regionalen Ebene. Daher unterstützt die Konrad- Adenauer-Stiftung seit Jahrzehnten kommunale Selbstverwaltungsorgane und deren Spit- zenverbände. Projekte und Programme Als besonders erfolgreich erweisen sich die Deutschlandprogramme für Lokalpolitiker aus aller Welt. Ziel dieser von der KAS organisierten Besuche ist es, den Gästen Erfahrungen über Grundsätze, Prozesse und Verfahren der politischen Dezentralisierung und der Regio- nalentwicklung in Deutschland zu vermitteln. Diese können dann mit neuen Anregungen für die Stärkung regionaler und kommunaler Institutionen und Prozesse in ihre Länder zurück- kehren. So initiierte etwa die KAS Senegal ein Besucherprogramm für Bürgermeister und kommunale Mandatsträger in Deutschland. Im Mittelpunkt standen die Themen kommunale Daseinsvorsorge, kommunales Marketing und Wirtschaftsförderung auf kommunaler Ebene. Mit den Gesprächspartnern aus deutschen Kommunen, der Kommunalpolitischen Vereini- gung, der AG Kommunen im Deutschen Bundestag und einem kommunalen Spitzenverband konnten Ideen für die Arbeit der eigenen Gemeinde entwickelt und Möglichkeiten zur Durch- setzung kommunaler Interessen auf nationaler und parlamentarischer Ebene diskutiert werden. Um von deutschen Erfahrungen in der Kommunalpolitik zu profitieren, waren im März 2010 auch zwölf Bürgermeister aus Brasilien der Einladung der KAS nach Deutschland gefolgt. Im Mittelpunkt des Programms stand der Austausch mit deutschen Praktikern über Themen wie Wirtschaftsförderung, Umweltschutz, effiziente Verwaltung und kommunale Zu- sammenarbeit. Besonderen Eindruck hinterließ bei den brasilianischen Gästen die ausgeprägte bürgerschaftliche Kultur. Da eine Partnerschaft nur über intensive persönliche Kontakte erfolgreich gepflegt werden kann, unterstützt die KAS auch Delegationsbesuche kommunaler Entscheidungsträger. Ein weiteres erfolgreiches Beispiel aus der Stiftungsarbeit sind in diesem Kontext spezielle Bera- tungseinsätze. Auf Anfrage von Partnern, öffentlichen Institutionen oder anderen interessierten Entscheidungsträgern organisiert die KAS Experteneinsätze zur Förderung einer effektiven Verwaltungsarbeit auf lokaler Ebene. So wurden etwa Beratungsmaßnah- men zu Föderalismus, Verfassung, Verwaltungsreformen und Anti-Korruption aber auch zu praxisorientierten Themen wie Transport, Gesundheit, Armutsbekämpfung oder Umwelt- schutz durchgeführt. Die Konrad-Adenauer-Stiftung setzt nicht nur internationale Experten ein, sondern vernetzt diese auch in den Regionen selbst: Seit einigen Jahren hat der philippinische Partner LOGODEF eine Gruppe von 15 angesehenen Wissenschaftlern, kommunalpolitischen Ex- perten und Vertretern der Kommunalverbände in einem eigenen Studienkreis zusammengeführt, der jährlich ein ehrgeiziges, auf aktuelle Problemfragen bezogenes Stu- dien- und Publikationsprogramm durchführt. Um diese Erkenntnisse auch in die politische Diskussion einzuführen, werden in Rundtischgesprächen und Fachseminaren mit dem Wirt- schaftsplanungsbüro des Senats und der Planungs- und Haushaltsabteilung des Kongresses regelmäßig mögliche Gesetzesinitiativen diskutiert, die zu einer Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung und Verbesserung von guter Regierungsführung auf örtlicher Ebene bei- tragen können. In Südafrika bildete sich auf Initiative der KAS eine Expertenarbeitsgruppe, die sich mit der Zukunft der Regionalpolitik im Land auseinandersetzte. Ihre Schlussfolge- rungen und Empfehlungen finden sich in einer Publikation wieder, die auch im Parlament eingereicht und bei einer Reihe von Workshops verbreitet wurde. - 64 - Kooperationsmöglichkeiten mit Kommunen Um einen dauerhaften kommunalpolitischen Austausch zu gewährleisten, unterstützt die Konrad-Adenauer-Stiftung im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch die Entstehung und Vertie- fung von Städtekooperationen und -partnerschaften. Ansprechpartner Dr. Helmut Reifeld Teamleiter Grundsatzfragen / Head of Division: Planning and Concepts Internationale Zusammenarbeit / International Cooperation Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. Klingelhöferstr. 23 10785 Berlin (Besucheranschrift / visitors) 10907 Berlin (Postzustellung / Mail) Tel.: 0049 - (0)30 - 26996 3467 Fax: 0049 - (0)30 - 26996 3555 Homepage: http://www.kas.de 5.4.2 Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) Ziele der internationalen Arbeit der Friedrich- Ebert-Stiftung (FES) sind die weltweite Förde- rung der Demokratie sowie ihr Beitrag zu Frieden und Sicherheit. Weitere Anliegen sind die Gestaltung einer demokratischen und sozialen Globalisierung und die Erweiterung und Ver- tiefung der Europäischen Union. Über Projekte in mehr als 100 Länder begleitet die Stiftung aktiv den Aufbau und die Konsolidierung kommunaler, zivilgesellschaftlicher und staatlicher Strukturen zur Förderung von Demokratie und sozialer Gerechtigkeit. Politische Parteien und Gewerkschaften sind daher wichtige, aber nicht exklusive Partner der gesellschaftspolitischen Zusammenarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung. Verbände, unabhän- gige Medien, Bildungseinrichtungen und organisierte Interessenvertretungen gesellschaftspolitischer Akteure und NROs gehören ebenfalls zu den Partnern der internati- onalen Zusammenarbeit. Die Demokratieförderung auf den jeweils nationalen Ebenen wird durch Kooperationen zwi- schen Staaten und gesellschaftlichen Organisationen im regionalen und internationalen Kontext ergänzt. Staaten und gesellschaftliche Organisationen zu befähigen, nicht nur nach innen demokratisches Zusammenleben zu gestalten, sondern sich darüber hinaus an den Prozessen einer „globalen Politik“ zu beteiligen, gehört zu Aufgaben der internationalen Zu- sammenarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung. Mit ihrem weltweiten Netzwerk an Auslandsbüros und Partnern verfügt die Friedrich-Ebert-Stiftung über ein Instrumentarium, das es ihr er- laubt, zu politischen und inhaltlichen Debatten beizutragen und kommunale Expertise einzubinden. Die Förderung der kommunalen Selbstverwaltung und der Dezentralisierung sind Themen- felder, denen sich die FES heute in unterschiedlichem Maße im Rahmen ihrer weltweiten Projektarbeit widmet. Es gab in den 90er Jahren eine Phase der Entwicklungszusammenar- beit, bei der die kommunale Selbstverwaltung/Dezentralisierung deutlich stärker im Blickpunkt einzelner Projektaktivitäten gestanden hat.1 Inzwischen gibt es projektbezogene Beschäftigungen mit diesem Thema, die nicht einer zentralen Gesamtkonzeption oder Ko- 1 s. auch eine Bilanz dieser Aktivitäten in: "Dezentralisierung und kommunale Selbstverwaltung : zur kommunal- politischen Projektarbeit der Friedrich-Ebert-Stiftung in Afrika, Asien, Lateinamerika", 2000, Volltext unter http://library.fes.de/fulltext/iez/00650toc.htm - 65 - ordinierung unterliegen, sondern die in der Eigenverantwortung einzelner FES-Vertretungen durchgeführt werden.Einzelheiten zu den Ansätzen und Partnern lassen sich daher am bes- ten auf den länderbezogenen internationalen Webseiten unter www.fes.de finden. Ansprechpartner Dr. Jochen Steinhilber Leiter Referat Globale Politik und Entwicklung Tel.: 030/26935-7410 Mail: jochen.steinhilber@fes.de Homepage: http://www.fes.de 5.4.3 Heinrich-Böll-Stiftung (HBS) Demokratie und Menschenrechte durchsetzen, gegen Umweltzerstörung angehen, soziale Teilhabe für alle gewährleisten, Konflikte mit zivilen Mitteln lösen, die Freiheit des Indivi- duums verteidigen – das sind die Ziele, die das Handeln der Heinrich- Böll-Stiftung bestimmen. Die Heinrich-Böll-Stiftung versteht sich als eine Agentur für grüne Ideen und Pro- jekte, als eine reformpolitische Zukunftswerkstatt sowie ein internationales Netzwerk. Sie steht der Partei Bündnis 90/Die Grünen nahe und fördert die Entwicklung einer demokrati- schen Zivilgesellschaft im In- und Ausland. Heinrich Bölls Aufforderung zur zivilgesellschaftlichen Einmischung in die Politik ist Vorbild für die Arbeit der Stiftung. Vorrangige Aufgabe der Stiftung ist die politische Bildung im In- und Ausland. Zur Ver- wirklichung ihrer Ziele entwickelt die Stiftung ein allgemein zugängliches Bildungs- und Weiterbildungsangebot, das eine Vielfalt von Bildungsformen berücksichtigt (Tagungen, Se- minare, Kongresse, Websites, Publikationen, Studien, Vorträge). Die Heinrich-Böll-Stiftung arbeitet mit 160 Projektpartnern in über 60 Ländern zusammen und unterhält Büros in 28 Ländern. Das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung fördert begabte, gesellschaftspolitisch engagier- te Studierende und Graduierte im In- und Ausland, die sich aktiv mit den Grundwerten der Stiftung, Ökologie, Gewaltfreiheit, Solidarität und Demokratie, auseinandersetzen. Derzeit gibt es rund 750 Stipendiatinnen und Stipendiaten im Jahr, davon sind etwa 3/4 Studierende und 1/4 Promovierende. Leitbild sowohl für die interne Zusammenarbeit als auch für öffentliche Tätigkeit aller Berei- che ist die Geschlechterdemokratie, also ein von Abhängigkeit und Dominanz freies Verhältnis der Geschlechter. Das Gunda-Werner-Institut in der Heinrich-Böll-Stiftung (GWI) bündelt geschlechterpolitische Themen und entwickelt die Auseinandersetzung um Femi- nismus und Geschlechterdemokratie weiter. Kommunalpolitik Die Heinrich-Böll-Stiftung betreibt im Internet eine kommunalpolitische Infothek mit aktuellen Nachrichten und Themendossiers (http://www.kommunale-info.de/), organisiert bundesweite kommunalpolitische Kongresse und veröffentlicht Studien. Zur Internationalen Zusammenarbeit der Kommunen wurde 2010 die Publikation „Kommuna- le Partnerschaften und Netzwerke – Ein Beitrag zu einer transnationalen Politik der Nachhaltigkeit“ veröffentlicht. Die Heinrich-Böll-Stiftung wird zu diesem Thema weitere Ta- gungen und Fachgesprächen durchführen. Näheres siehe http://www.kommunale.info/staedtepartnerschaften. Dort steht auch die erwähnte Publikation zum Download bereit. - 66 - Ansprechpartner Wolfgang Pohl Heinrich-Böll-Stiftung Kommunalpolitische Infothek, Abt. Politische Bildung Inland Schumannstraße 8 10117 Berlin Tel.: 030 / 285 34-247 Fax: 030 / 285 34-5247 Mail: pohl@boell.de, infothek@boell.de Homepage: http://www.boell.de 5.4.4 Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) Die CSU-nahe Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) ist eine deutsche politische Stiftung, die „im Dienst von Demokratie, Frieden und Entwicklung“ politische Bildungsarbeit im In- und Aus- land leistet. Zur Überzeugungsarbeit für die Demokratie und die freiheitliche, rechtsstaatliche und soziale Ordnung gehört auch die Verankerung der Grundwerte und Normen des Ge- meinwesens im Bewusstsein der Bürger. Aufgaben der Entwicklungszusammenarbeit Seit über 30 Jahren engagiert sich die HSS im Rahmen des jetzigen Instituts für Internatio- nale Zusammenarbeit (IIZ) in der Entwicklungszusammenarbeit (EZ), mit derzeit rund 90 Projekten in rund 60 Ländern weltweit. Ziel der auf christlich-sozialen Idealen basierenden internationalen Tätigkeit ist es, menschenwürdige Lebensverhältnisse zu fördern und durch die Stärkung von Frieden, Demokratie und Sozialer Marktwirtschaft einen Beitrag zur nach- haltigen Entwicklung zu leisten. Gemeinsam mit den lokalen Partnern verwirklicht die HSS Projekte in den Bereichen Politikberatung, politische Bildung sowie zivilgesellschaftliche und rechtsstaatliche Strukturen. Dabei sind die deutschen politischen Stiftungen in ihrer Form einzigartig: Kaum ein Land verfügt über ähnliche Institutionen, die sich weltweit in der Entwicklungspolitik engagieren. Dabei zeigt das Nebeneinander der Stiftungen die Pluralität des freiheitlich-demokratischen Systems sowie des politischen Ansatzes in der Entwicklungszusammenarbeit. Folgende Schwerpunkte charakterisieren die internationale Zusammenarbeit: • Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen im städtischen und ländlichen Raum • Förderung dezentraler, partizipativer Verwaltungsstrukturen • Beratung von Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft • Entwicklung ländlicher Räume und strukturschwacher Regionen • Gesellschaftspolitische Förderung der Frauen • Unterstützung des wirtschaftlichen Fortschritts durch berufliche Bildung und Management- training • Überwindung der sozialen und ethnischen Spaltung • Stärkung des Umweltbewusstseins der Bevölkerung Mögliche Leistungen Da die Hanns-Seidel-Stiftung selbst Zuwendungsempfänger von Seiten des Bundesministe- riums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ist, kann sie keine Projekte Dritter bezuschussen. Es gibt lediglich fallweise die Möglichkeit, Einzelmaßnahmen in bereits bestehende Projektkonzeptionen zu integrieren. - 67 - Auf der anderen Seite kann die Hanns-Seidel-Stiftung aber durch ihre Partner- und Büro- struktur in den Ländern vor Ort im Rahmen von kommunalen Projektideen mit Beratung und administrativer Unterstützung zur Seite stehen. Arbeitsweise Jede Tätigkeit im Ausland beruht auf durch das BMZ bewilligten Projektanträgen für ein Land oder eine Region. Die Förderphase für die Bezuschussung läuft in der Regel drei Jahre, mit der grundsätzlichen Option auf Verlängerung. Über diese BMZ-Projektmittel werden die Bü- roinfrastruktur vor Ort sowie die Projektaktivitäten gemeinsam mit den Partnerorganisationen finanziert. Die Durchführung der Bildungsveranstaltungen erfolgt in enger Kooperation mit den lokalen Partnerorganisationen. Kooperationsmöglichkeiten mit deutschen Kommunen im Rahmen der EZ In folgenden Ländern engagiert sich die HSS derzeit auf kommunaler Ebene: Projektland Projekt Aktivitäten Albanien Verwaltungsförderung und Institutionenbildung Fortbildung von lokalen Entscheidungsträgern im Kommunalrecht zum Thema Dezentralisie- rung und kommunale Selbstverwaltung; Veranstaltungen mit dem Albanischen Städte- tag Argentinien Nachhaltige gesellschaft- liche Entwicklung Fortbildung von Entscheidungsträgern und Be- amten der Kommunalebene (Themen: Gemeinde-/Finanzmanagement, Wirtschafts- entwicklung, Sozialprogramme, Umweltwirkungen von Projekten, Gemeindeas- soziierung, Bürgerbeteiligung und Accountability) Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan Management- und Ver- waltungsförderung Aus- und Fortbildung von Bediensteten aus der Lokalen Selbstverwaltung sowie der öffentli- chen Verwaltung Marokko Rechts- und Verwal- tungsreform im Maghreb Fortbildung von regionalen und kommunalen Funktionsträgern zur praktischen Umsetzung von Gesetzen und Verwaltungsvorschriften im Rahmen der administrativen Dezentralisierung Philippinen Personal- und Organisa- tionsentwicklung Weiterbildungsmaßnahmen für gewählte Ver- treter des Kommunalbereichs (Bürgermeister, Gemeinderäte) und hochrangiges Verwal- tungspersonal zum Thema Regierungs- und Verwaltungsmanagement Tansania Demokratieförderung Fortbildungs- und Sensibilisierungsmaßnah- men für Ortschaftsvorsitzende und Zivilgesellschaft zur Guten Regierungsführung auf lokaler Ebene (Local Government) Tunesien Rechts- und Verwal- tungsreform im Maghreb Fortbildung von regionalen und kommunalen Funktionsträgern zur praktischen Umsetzung von Gesetzen und Verwaltungsvorschriften im Rahmen der administrativen Dezentralisierung - 68 - Ansprechpartner Dr. Dietmar Ehm Referatsleiter Grundsatzfragen Entwicklungspolitisches Europabüro Brüssel Tel: (089) 1258-284 Fax: (089) 1258-359 Mail: ehm@hss.de Homepage: http://www.hss.de - 69 - 6. Money makes the world go around? – EU-Förderung von Projekten mit Drittländern Mit ihren zahlreichen Programmen unterstützt die EU den Austausch, die Zusammenarbeit und die Entwicklung innovativer Ansätze für die Verbreitung guter Ideen und Praktiken im europäischen Raum. In zunehmendem Maße versteht sich die EU aber auch als bedeuten- der Akteur in der Entwicklungszusammenarbeit; so wurden die Mittel seit 2007 zur Unterstützung von Projekten in und für die Partnerländer erheblich angehoben, die Pro- grammstruktur reformiert und die Unterstützung für projektwillige Antragsteller verbessert. Die Maßnahmen der Europäischen Union im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit ba- sieren auf folgenden Grundsätzen: Wirksamkeit der Hilfe, Koordination mit den Mitgliedstaaten und internationalen Akteuren sowie Gewährleistung der Kohärenz zwischen der europäischen Politik und den Entwicklungszielen. Der „Europäische Konsens über die Entwicklungspolitik“ legt den allgemeinen Rahmen für die Maßnahmen der Union und der Mitgliedstaaten in diesem Bereich fest. Ferner setzt sich die Union insbesondere für die Erreichung der Millenniumsentwicklungsziele der Vereinten Nationen ein. Dafür hat sie verschiedene Instrumente geschaffen, die auch dazu dienen, die Wirkung der EU-Maßnahmen zu verstärken. Die Zusammenarbeit mit den Partnerländern erstreckt sich auf folgende Regionen: • Afrika, den karibischen Raum und den Pazifischen Ozean (AKP) • Asien • Lateinamerika • den Nahen Osten • die südlichen und östlichen Nachbarländer der Europäischen Union. Die nachfolgend aufgeführten Programme ermöglichen Projekte, die auch mit kommunaler Beteiligung umgesetzt werden können. Im Rahmen der neuen Programmperiode 2007-2013 wurde die gesamte Programmstruktur gerafft, um die Programme transparenter zu machen und bessere Synergieeffekte zu erzielen. So bilden die aktuellen Rahmenprogramme das Dach für zahlreiche Einzelprogramme. Bei den Rahmenprogrammen handelt es sich im Ein- zelnen um: Europäisches Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument 2007–2013 Mit dem Europäischen Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument (ENPI) wird die Nach- barschaftspolitik mit den südlichen und östlichen Anrainerstaaten der EU unterstützt. Zu den Empfängerländern von ENPI zählen bestimmte Länder des Mittelmeerraums und der „Ge- meinschaft Unabhängiger Staaten“. Im Mittelpunkt von ENPI stehen die nachhaltige Entwicklung und die Annäherung an die EU- Politik und das Gemeinschaftsrecht. Der besondere Schwerpunkt liegt auf der Umsetzung der entsprechenden Aktionspläne, die jedes der Empfängerländer vorlegt. Dabei geht es beispielsweise um die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, den Kampf gegen die Ar- mut, aber auch um Maßnahmen, die zu einer allmählichen Einbindung in den EU- Binnenmarkt führen. Ein weiteres Element ist die grenzüberschreitende Zusammenarbeit (ENPI CBC). Dabei werden gemeinsame Programme finanziert, bei denen Regionen der Mitgliedstaaten und Partnerländer mit einer gemeinsamen Grenze zusammengebracht wer- den. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit als Bestandteil des ENPI wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) mitfinanziert. Die Antragstellung steht grundsätzlich allen juristischen Personen aus den EU- Mitgliedstaaten, den EFTA/EWR-Ländern und den ENPI-Ländern offen. Darunter zählen u.a. - 70 - Kommunen, Regionen (und deren Zusammenschlüsse), Wirtschaftsunternehmen, Nichtre- gierungsorganisationen, Verbände, Hochschulen, Kirchen, Medien, internationale Organisationen. Der Kreis der berechtigten Antragsteller kann je nach Einzelaufruf und the- matischen Schwerpunkten variieren. Internet: http://ec.europa.eu/world/enp/index_de.htm http://ec.europa.eu/world/enp/funding_de.htm Finanzierungsinstrument für die Entwicklungszusammenarbeit 2007–2013 Mit dem Finanzierungsinstrument für die Entwicklungszusammenarbeit (EZI) wird insbeson- dere die Kooperation der EU mit denjenigen Ländern in Lateinamerika, Asien, Mittelasien, im Nahen und Mittleren Osten sowie Südafrika gefördert, die nicht durch das Europäische Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument oder das Instrument für Heranführungshilfe (s.u.) erfasst sind. Die Entwicklungshilfe der Gemeinschaft wird mit Hilfe von geografischen und thematischen Programmen umgesetzt. Oberstes Ziel ist die Beseitigung der Armut in den Partnerländern und -regionen unter Beachtung der Nachhaltigkeitskomponente (Umset- zung der Millenniums-Entwicklungsziele) sowie die Förderung der Demokratie, einer verantwortungsvollen Staatsführung und der Achtung der Menschenrechte und der Rechts- staatlichkeit. Die Durchführung des EZI erfolgt auf der Grundlage von Arbeitsprogrammen, in denen die Ziele des Programms näher definiert werden. Die thematischen Programmbereiche lauten „In die Menschen investieren“, „Umweltschutz und nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen, einschließlich Energie“, „Nichtstaatliche Akteure und lokale Behörden im Ent- wicklungsprozess“, „Ernährungssicherheit“ und „Migrations- und Asylpolitik“. Anträge können lokale Gebietskörperschaften, öffentliche Einrichtungen, Unternehmen, Nichtregierungsorga- nisationen, internationale Organisationen sowie natürliche Personen aus den EU- Mitgliedstaaten, den Partnerländern oder Drittländern stellen. Internet: http://ec.europa.eu/europeaid/what/delivering-aid/funding-instruments/index_en.htm Europäischer Entwicklungsfonds (EEF) Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit mit den AKP-Staaten und den überseeischen Ländern und Gebieten (ÜLG) stellt der Europäische Entwicklungsfonds (EEF) das wichtigste Hilfeinstrument der EU dar. Die aktuelle 10. Auflage des EEF deckt den Zeitraum 2008-2013 ab. Für den EEF ist eine Mittelausstattung in Höhe von 22,682 Mrd. Euro veranschlagt. Von diesem Gesamtbetrag werden 21,966 Mrd. Euro den AKP, 286 Mio. Euro den überseeischen Ländern und Gebieten und 430 Mio. Euro der Kommission für Unterstützungsausgaben im Zusammenhang mit der Programmplanung und Durchführung des EEF zugewiesen. Der den AKP zugewiesene Betrag wird wie folgt verteilt: 17,766 Mio. Euro zur Finanzierung der nationalen und regionalen Richtprogramme, 2,7 Mio. Euro für die Finanzierung der Zu- sammenarbeit innerhalb der Gruppe der AKP-Staaten und der interregionalen Zusammenarbeit, 1,5 Mio. Euro dient der Finanzierung der Investitionsfazilität. Der Großteil der Mittel kommt den Regionalprogrammen zugute, wodurch die Bedeutung der regionalen wirtschaftlichen Integration als Basis der nationalen und lokalen Entwicklung betont wird. Den Großteil der Mittel stellt die EU für Regionalprogramme zur Verfügung. Dadurch soll die Bedeutung der regionalen wirtschaftlichen Integration als Basis der nationalen und lokalen Entwicklung betont werden. Zu den spezifischen Instrumenten des EEF zählen • Wasserfazilität zu Gunsten der AKP-Länder • Energiefazilität zu Gunsten der AKP-Länder • Friedensfazilität für Afrika • AKP-EU Mikrofinanzfazilität. - 71 - Hierzu veröffentlicht die EU-Kommission regelmäßig Aufrufe zur Einreichung von Vorschlä- gen („Calls for proposals“), für die Nichtregierungsorganisationen und die öffentliche Hand Projektvorschläge einreichen können. Instrument für Heranführungshilfe 2007–2013 Das Instrument für Heranführungshilfe (IPA) ist das Finanzierungsinstrument der EU für den Heranführungsprozess im Zeitraum 2007-2013. IPA unterstützt die derzeitigen Beitrittskandi- daten Kroatien, die ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien und die Türkei sowie die potenziellen Bewerberländer Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Serbien und den Kosovo. IPA besteht aus fünf Komponenten: Übergangshilfe und Institutionenaufbau, grenzübergrei- fende Zusammenarbeit, regionale Entwicklung, Entwicklung der Humanressourcen sowie ländliche Entwicklung. Schwerpunkte bei der Umsetzung des Programms sind die Stärkung der demokratischen Institutionen und der Rechtsstaatlichkeit, die Förderung und der Schutz der Menschenrechte einschl. Gleichstellung der Geschlechter, die Reform der öffentlichen Verwaltung und der Wirtschaft, die Entwicklung der Zivilgesellschaft, die soziale Integration, Aussöhnung, vertrauensbildende Maßnahmen und Wiederaufbau sowie eine regionale und grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Antragsberechtigt sind grundsätzlich alle natürlichen und juristische Personen mit Sitz in den teilnahmeberechtigten Ländern. Je nach den Erfordernissen des ausgeschriebenen Pro- grammbereichs kann dieser Kreis genauer definiert werden. Internet: http://ec.europa.eu/enlargement/index_de.htm Förderung der Demokratie und der Menschenrechte 2007–2013 Bei dem Finanzierungsinstrument für die weltweite Förderung der Demokratie und der Men- schenrechte handelt es sich um ein horizontales Programm, d.h. im Gegensatz zu den vorgenannten Programmen geht es weniger um die Konzentration auf einen geografischen Schwerpunkt als vielmehr um die Unterstützung des thematischen Schwerpunktes. Die von der EU gewährten Finanzhilfen werden für Zuschüsse zur Finanzierung von Projek- ten, Programmen oder Betriebskosten, die Vergabe öffentlicher Aufträge, Arbeitsverträge oder Finanzierungsvereinbarungen verwendet. Vorrangig sollen Maßnahmen auf der natio- nalen und der regionalen Ebene umgesetzt werden. Allerdings ist für die lokale Ebene eine Zuschussmöglichkeit vorgesehen, aus der kleinere Initiativen lokaler zivilgesellschaftlicher Organisationen gefördert werden. Somit soll kleinen Organisationen der Zugang zu dieser Fördermöglichkeit erleichtert werden. Auf der Basis einer Mehrjahresprogrammierung nimmt die Kommission jährliche Aktionspro- gramme an, in denen die spezifischen Ziele, die vorrangig zu unterstützenden Maßnahmen, die erwarteten Ergebnisse sowie die Richtbeträge definiert sind. Internet: http://ec.europa.eu/europeaid/what/human-rights/index_en.htm. Aber auch EU-Programme, die nicht explizit an die Drittländer adressiert sind, beinhalten Elemente der internationalen Projektzusammenarbeit. Hierzu zählen beispielsweise die Pro- gramme Kultur, Jugend in Aktion, MEDIA, Erasmus. Das Programm Kultur mit der Unteraktion 1.3: Kooperationsprojekte mit Drittländern fördert die Kooperation zwischen Kulturorganisationen aus Teilnehmerländern und Kulturakteuren aus sog. Drittländern. Diese Drittländer wechseln und werden jährlich neu benannt. Mit der Aktion 3.1 „Zusammenarbeit mit benachbarten Partnerländern“ fördert das EU- Programm JUGEND IN AKTION sowohl Jugendbegegnungen wie auch Trainings- und Ver- - 72 - netzungsprojekte mit benachbarten Partnerländern. Darunter fallen die Länder aus den Re- gionen Euro-Med (Partnerländer aus dem Mittelmeerraum), Osteuropa/Kaukasus sowie Süd- Ost-Europa. Mit dem Programm MEDIA soll die europäische audiovisuelle Industrie gestärkt werden. Zie- le des neu aufgelegten Teilprogramms MEDIA-MUNDUS (2011 – 2013) sind die Förderung des Informationsaustauschs zwischen Fachleuten aus Europa und aus Drittländern, die Ver- besserung der Wettbewerbsfähigkeit und des grenzüberschreitenden Vertriebs audiovisueller Werke in aller Welt sowie die Verbesserung der weltweiten Verbreitung und Aufführung audiovisueller Werke und Steigerung der Nachfrage aus der Öffentlichkeit (vor allem beim jungen Publikum) nach kulturell vielfältigen audiovisuellen Inhalten. ERASMUS, das Hochschulprogramm der EU, beinhaltet ebenfalls eine auf die Zusammen- arbeit mit Drittländern fokussierte Unteraktion. Unter dem Titel „ERASMUS MUNDUS“ werden Projekte initiiert und durchgeführt, die zur Verbesserung der Qualität der Hochschul- bildung und Förderung des interkulturellen Verständnisses durch die Zusammenarbeit mit Drittstaaten beitragen sollen. - 73 - 7. RGRE-Datenbank zu kommunalen Entwicklungsprojekten und Liste kommunaler Experten Der Deutsche Städtetag betreibt seit 2004 die Datenbank über „Kommunale Entwicklungs- zusammenarbeit (KEZ)“. Dieser Datenbank, die auf den Seiten des „Rats der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE)“ zu finden ist, liegt eine bundesweite Befragung der Kommu- nen durch einen Fragebogen zugrunde. In der Datenbank wird das Engagement der deut- schen Kommunen in der „Einen Welt“ dargestellt. Dadurch werden interes- sierten Kommunen und anderen Akteuren Mög- lichkeiten aufgezeigt, wie sie kommunale Entwick- lungszusammenarbeit voran bringen können. Dieses kommunale En- gagement kann im Rahmen einer Städte- partnerschaft oder Städtefreundschaft stattfinden, jedoch werden vermehrt auch zeitlich be- grenzte KEZ -Projekte durchgeführt. Des Weiteren gibt die Projektdatenbank Auskunft über die Finanzierung des Projektes, die beteiligten Akteure, die Projektdauer und die Schwer- punkte. In einer Kurzbeschreibung wird ein knapper Abriss über die genauen Inhalte des Projektes geliefert. Kontaktadressen ermöglichen den Akteuren eine direkte Austauschmöglichkeit. Anfang 2010 wurde die Datenbank grundlegend aktualisiert. Aktuell befinden sich 142 Projekte in der Da- tenbank. Diese wird ständig aktualisiert und ausgebaut. Interessierte Kommunen können den unter www.rgre.de abgelegten Fragebogen nutzen, um ihr kommunales Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit dem Deutschen Städtetag mitzuteilen und in die Datenbank aufgenommen zu werden. Neben der Datenbank zur kommunalen Entwicklungszusammenarbeit führt der Deutsche Städtetag auch eine Liste kommunaler Experten, die bereit sind, für einen begrenzten Zeit- raum ins Ausland zu gehen. Die Liste enthält Personen aus den verschiedensten Bereichen der Kommunalverwaltung. Aktive oder ehemalige Bürgermeister und Wahlbeamte sind e- benso vertreten wie Sachbearbeiter und Referenten. Breit gefächert ist auch das Spektrum der jeweiligen Expertise, welche diese in die Entwicklungszusammenarbeit einbringen kön- nen. Sie reicht von Ver- und Entsorgung, Gesundheitsvorsorge über Wirtschaftsförderung und Finanzen bis hin zu Fragen des Bau- und Verwaltungsrechts und der Stadtentwicklung. Die meisten kommunalen Experten verfügen bereits über Auslandserfahrungen und über Sprachkenntnisse in englisch oder französisch. Die Einsatzdauer der Experten ist meist auf Kurzzeiteinsätze von einigen Wochen ausgelegt. Da die Liste aus Datenschutzgründen nicht öffentlich ist, kann bei konkreten Anfragen vom Deutschen Städtetag eine Auswahl geeigne- ter Personen vermittelt werden. Wirkungsorte kommunaler EZ (Quelle: RGRE) 39% 33% 14% 14% Afrika Amerika Asien Osteuropa - 74 - 8. Anhang Eine Welt Landesnetzwerke: Baden-Württemberg: Dachverband Entwicklungspolitik in Baden-Württemberg (DEAB) e.V. Vogelsangstr. 62, 70197 Stuttgart Tel.: 0711 / 66487360 E-Mail: info@deab.de www.deab.de Bayern: Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. Weiße Gasse 3, 86150 Augsburg Tel. 089 / 350 407 96 E-Mail: info@eineweltnetzwerkbayern.de www.eineweltnetzwerkbayern.de Berlin: Berliner Entwicklungspolitischer Ratschlag (BER) e.V. Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin Tel. 030 / 4285 1587, Fax: 030 / 49855381 E-Mail: buero@ber-ev.de www.ber-ev.de Brandenburg: Verbund Entwicklungspolitischer Nichtregierungsorganisationen Brandenburgs e.V. (VENROB) Schulstr. 8b, 14482 Potsdam Tel.: 0331 / 7048966, Fax: 0331 / 270 8690 E-Mail: info@venrob.org Internet: www.venrob.org Bremen: Bremer entwicklungspolitisches Netzwerk (BeN) Breitenweg 25 , 28195 Bremen Tel. 0421 / 3260 459 E-Mail: info@ben-bremen.de www.ben-bremen.de Hamburg: Eine Welt Netzwerk Hamburg e.V. Große Bergstraße 255, 22767 Hamburg Tel.: 040 / 3589386, Fax: 040 / 3589388 E-Mail: Info@ewnw.de www.ewnw.de Hessen: Entwicklungspolitisches Netzwerk Hessen (EPN) Vilbeler Str. 36, 60313 Frankfurt/M. Fon: 069/ 91395170, Fax: 069/ 29 51 04 e-Mail: info@epn-hessen.de www.epn-hessen.de - 75 - Mecklenburg-Vorpommern: Eine Welt Landesnetzwerk Mecklenburg-Vorpommern Goethestr. 1, 18055 Rostock Tel.: 0381 /4902410, Fax: 0381 / 4902491 E-mail: info@eine-welt-mv.de Niedersachsen: Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. (VEN) Hausmannstr. 9-10, 30159 Hannover Tel.: 0511 / 391650, Fax: 0511 / 391675 E-Mail: hannover@ven-nds.de Internet: www.ven-nds.de Nordrhein-Westfalen: Eine Welt Netz NRW e.V. Achtermannstr. 10-12, 48143 Münster Tel.: 0251 / 284669-0, Fax: 0251 / 284669-10 E-Mail: info@Eine-Welt-Netz-NRW.de Internet: www.Eine-Welt-Netz-NRW.de Rheinland-Pfalz: ELAN Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz Frauenlobstr. 15-19, 55118 Mainz Tel. 06131 / 972 0867, Fax 06131 / 972 0869 E-Mail: info@elan-rlp.de www.elan-rlp.de Saarland: Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V. Haus der Umwelt Evangelisch-Kirch-Str. 8, 66111 Saarbrücken Tel.: 0681 / 938 52-35, Fax: 0681 / 938 35-64 E-Mail: info@nes-web.de www.nes-web.de Sachsen: Entwicklungspolitisches Netzwerk Sachsen (ENS) Kreuzstr. 7, 01067 Dresden Tel.: 0351 / 4923364, Fax: 0351 / 4923360 E-Mail: kontakt@einewelt-sachsen.de www.einewelt-sachsen.de Sachsen-Anhalt: Eine-Welt Landesnetzwerk Sachsen-Anhalt e.V. Johannisstr. 18, 06844 Dessau Tel.: 0340 / 2301122, Fax: 0340 / 2301121 E-Mail: ewnsa@web.de Schleswig-Holstein: Bündnis Eine Welt in Schleswig-Holstein (BEI-SH) Papenkamp 62, 24114 Kiel Tel.: 0431 / 6614532, Fax: 0431 / 6580558 E-Mail: info@bei-sh.org www.bei-sh.org - 76 - Thüringen: Eine Welt Netzwerk Thüringen Gutenbergstr. 1 07743 Jena Tel.: 03641 / 35 65 24, Fax: 03641 / 2076916 E-Mail: info@ewnt.de www.ewnt.de
https://www.karlsruhe.de/b4/international/entwicklungszusammenarbeit/HF_sections/content/ZZmv7meLMZXyDn/1629804465250/leitfaden_entwicklungszusammenarbeit_2009.pdf