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Karlsruhe: Veranstaltungskalender Karlsruhe: Kalender am Sonntag, 2. Juni 2019 Stadtleben Offene Pforte 2019 Private Karlsruher Gärten und Höfe entdecken 13 bis 17 Uhr Verschiedene Orte Entdeckertag am Waldklassenzimmer Für Familien mit Kindern jeden Alters 14 bis 18 Uhr Waldklassenzimmer Tiere auf der Seebühne Tierpräsentation 14 bis 14.30 Uhr Seebühne im Zoologischen Stadtgarten Kirche im Grünen Ökumenischer Gottesdienst 15 bis 15.30 Uhr Seebühne im Zoologischen Stadtgarten Konzert des Orchestre d`Harmonie de Bischwiller 16 bis 18 Uhr Seebühne im Zoologischen Stadtgarten 1 Person freut sich darauf Musikfest Musikverein Grünwettersbach Musik, gutes Essen, gute Laune - und Sie sind herzlich willkommen! Multifunktionsplatz in Wettersbach Karlsruher Mess' Es geht wieder rund auf dem Messplatz! 14 Uhr Messplatz 5 Personen freuen sich darauf Kultur 4. KAMMERKONZERT Werke von Mendelssohn-Bartholdy, Turina & Brahms 11 Uhr Badisches Staatstheater, Kleines Haus 1 Person freut sich darauf Durlach: Der Turmberg ruft! Kuratorenführung durch die Sonderausstellung mit Dr. Ferdinand Leikam 11.15 Uhr Pfinzgaumuseum Karlsburg Durlach 2 Personen freuen sich darauf Literaturcafé: Theodor Storm Der Schimmelreiter 11 Uhr Kaffeehaus Schmidt 1 Person freut sich darauf Ritter Rost (ab 5) Das bekannte witzige und fantasievolle Musical nun auch in der marotte. 11 Uhr marotte Figurentheater zeitgeistwandern.de Historische Stadtführung (per Fahrrad) im Geschichtsbuch Karlsruher Innenstadt. Eine chronologische Tour durch die vergangenen Epochen bis in die Gegenwart. 11 bis 15 Uhr Schloß Vorplatz (Badisches Landesmuseum) ZUM VORLETZTEN MAL: GOLD! Kinderoper von Leonard Evers 14 Uhr Badisches Staatstheater, INSEL Pulse of Europe Karlsruhe: Wahlnachlese Was heißen die Wahlergebnisse für Europa, Deutschland und Karlsruhe? 14 bis 15 Uhr Platz der Grundrechte BALLETT: KREATION von Thiago Bordin 15 Uhr Badisches Staatstheater, Großes Haus Karlsruhe und Elsass-Lothringen seit 1871 Überblicksführung mit Hildegard Schmid M.A. (Letzter Tag der Ausstellung) 15 Uhr Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais BALLETT: ZUKUNFT BRAUCHT HERKUNFT von Thiago Bordin 15 Uhr Badisches Staatstheater, Großes Haus Märchenstunde im Rosenhain Für Familien mit Kindern zwischen vier und sechs Jahren 15 bis 16 Uhr wird bei Anmeldung bekannt gegeben Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat nach dem bekannten Kinderbuch von Wolf Erlbruch und Werner Holzwarth 15 Uhr marotte Figurentheater Paris, Paris! Karlsruher Künstler an der Seine 1850–1930 Führung Dr. Martina Wehlte 15 bis 16 Uhr Städtische Galerie Karlsruhe Paris, Paris! Karlsruher Künstler an der Seine 1850–1930 Führung Birgit Reich 15.30 bis 16.30 Uhr Städtische Galerie Karlsruhe Paris, die schönste Stadt der Welt! – Wir gestalten unsere Lieblingsstadt Kinderwerkstatt mit Silke Stimmler M.A. 15 bis 16.30 Uhr Städtische Galerie Karlsruhe Kunst und Kirche. Hans Murer d. Ä., Christus am Kreuz. Mitteltafel des Mässlin-Retabels, um 1480 Führung 15.30 bis 17 Uhr Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, Hauptgebäude Psalmen & Lobgesänge Chichester Psalms (Bernstein) 18 Uhr Christuskirche Karlsruhe The Turn of the Screw • Premiere Kammeroper von Benjamin Britten 18 Uhr Hochschule für Musik Karlsruhe, CampusOne, Wolfgang-Rihm-Forum Johannes Trio im Wohnstift Rüppurr Konzert 18 Uhr Wohnstift Rüppurr Der Spuk von Darkwood Castle Das Original KRIMIDINNER: Willkommen zur Versteigerung! Die geladenen Gäste finden sich im Speisesaal von Schloss Darkwood ein, einem altehrwürdigen Herrenhaus in Schottland und Stammsitz derer von Ashtonburry. 18 bis 22 Uhr Schlosshotel Karlsruhe Betriebs-GmbH TATORT - So isch's wore! Komödie von Harald Hurst 18.30 bis 20.30 Uhr Sandkorn Studio VIEL LÄRM UM NICHTS Komödie von William Shakespeare 19 Uhr Badisches Staatstheater, Kleines Haus 1 Person freut sich darauf SZENEN EINER EHE nach dem Film von Ingmar Bergman 19 Uhr Arbeitslos und Spaß dabei Abendprogramm: Ein satirisches Theaterstück in der Tradition des Kaspertheaters – frisch, frech und fröhlich wird über die moderne Welt vom Leder gezogen! Abendprogramm 19 Uhr marotte Figurentheater Konzert für Posaune und Orgel Musikalisches Stephanienbad 19.30 bis 21 Uhr Paul-Gerhardt-Kirche (ehem. Stephanienbad) Der Ton macht die Musik - Annette Postel Die Stimme in Einklang mit dem Körper 19 bis 22 Uhr Hans-Löw-Saal MARCUS MILLER "The Laid Black Tour 2019" 20 Uhr Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe und Elsass-Lothringen seit 1871 Die wechselhafte Geschichte einer Nachbarschaft Sonderausstellung Stadtmuseum im Prinz-Max-Palais 12 Personen freuen sich darauf Paris, Paris! Karlsruher Künstler an der Seine 1850–1930 Karlsruher Künstler an der Seine Städtische Galerie Karlsruhe 2 Personen freuen sich darauf Dieter Jung Between and Beyond Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) stolen past – lost future / Gestohlene Vergangenheit – Verlorene Zukunft Dokumentarausstellung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe Badisches Landesmuseum im Schloss 19. Gulaschprogrammiernacht Hacken, Programmieren, Vorträge, Workshops – und natürlich Gulasch Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) ABRAKADABRA Zaubergala in Karlsruhe Magie, Zauberei und Illusionen Kammertheater Karlsruhe Isabell Reiling und Jelena Azinovic "Other Spaces" Malerei und Skulpturen GEDOK Künstlerinnenforum 2 Personen freuen sich darauf Feldlerche und Flatter-Ulme: Arten 2019 Sonderausstellung Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört 2 Personen freuen sich darauf Negativer Raum Skulptur und Installation im 20./21. Jahrhundert Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) 3 Personen freuen sich darauf Hans-Joachim Conrad Impressionistische Fotografien von Hans-Joachim Conrad Fraunhofer IOSB TOP_0019 Meisterschüler*innen und die Sammlung der Städtischen Galerie Karlsruhe im Dialog Meisterschüler-Projekt der Karlsruher Akademie Städtische Galerie Karlsruhe #10 - Titus Tamm Kunst im Rathaus II - Grötzingen Rathaus II - OV Grötzingen Kunstprojekt POTENZIALE - 90 Jahre GEDOK Karlsruhe Interaktive Plakatkunst im öffentlichen Raum der Stadt Karlsruhe Innenstadt 1 Person freut sich darauf Ritter – Landespatron – Jugendidol Markgraf Bernhard II. von Baden Generallandesarchiv Karlsruhe Art déco Aufbruch in die Moderne Keramikmuseum Staufen 3 Personen freuen sich darauf Landpartien Nordschwarzwald – Durlach: Der Turmberg ruft! Sonderausstellung Pfinzgaumuseum Karlsburg Durlach 3 Personen freuen sich darauf Daaj - Zwischen Licht und Finsternis Badisches Landesmuseum im Schloss Writing the History of the Future Die Sammlung des ZKM Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) 2 Personen freuen sich darauf zkm_gameplay. the next level die game-plattform im ZKM Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) Licht und Leinwand Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert 10 bis 18 Uhr Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 5 Personen freuen sich darauf Mykene Sonderausstellungen 10 bis 18 Uhr Badisches Landesmuseum im Schloss 13 Personen freuen sich darauf Open Codes. Die Welt als Datenfeld Freier Eintritt, freies Obst, freie Getränke, freie Gedanken, freies WLAN, freier Strom – das Bildungsexperiment geht weiter! 10 bis 18 Uhr Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) 2 Personen freuen sich darauf Hermann J. Roth / Thilo Mechau Molekulare und Monumentale Ästhetik. Eine Ausstellung anlässlich des 90. Geburtstages von Hermann J. Roth 11 bis 18 Uhr BBK Künstlerhaus 1 Person freut sich darauf WeltenBürgerWelt -Installation für einen Ort der Menschlichkeit "Warm ums Herz" Kunst im interreligiösen Dialog 11.45 bis 14 Uhr Krypta der Evangelischen Stadtkirche 5 Personen freuen sich darauf Lust am Detail Bund freischaffender Bildhauer 11 bis 18 Uhr Regierungspräsidium Karlsruhe (am Rondellplatz) Europäischer Gestaltungspreis für Holzbildhauer Kunstwettbewerb 11 bis 18 Uhr Regierungspräsidium Karlsruhe (am Rondellplatz) fun with flowers Tim Bohlender, Haruka Hirai, Uta Pütz, Jörg Sobott, Annabella Spielmannleitner, Claudia de la Torre 15 bis 19.30 Uhr Orgelfabrik Heidrun MalComes - masterpieces #2 Galerie KUBA Kunst von Heidrun malComes und Gerda Mussotter 15 bis 18 Uhr Galerie Kuba 1 Person freut sich darauf Fernweh Fotoausstellung und Spendenaktion von Klaus Eppele 15.30 bis 18 Uhr Alten- und Pflegezentrum St. Anna 1 Person freut sich darauf K&M – Kunst und Mode Fashion Weeks in der Jungen Kunsthalle 15 bis 18 Uhr Staatliche Kunsthalle Karlsruhe 1 Person freut sich darauf Sport TC Rüppurr vs. DTV Hannover 1. Bundesliga Damen Heimspiele 11 Uhr Tennis Club Rüppurr 1929 e.V. PSK Kinderfreizeiten Spiel, Spaß und Action während der Schulferien Post Südstadt Karlsruhe PSK Erste Bolzplatz-Meisterschaft Bolzplatzliga in Karlsruhe (April bis Juli 2019) 11 Uhr Verschiedene Orte Nach Orten Zur Ortsübersicht Nach Veranstaltern Badischer Kunstverein Badisches Landesmuseum Karlsruhe Europäische Kulturtage Karlsruhe Stadt Karlsruhe, Kulturamt Stadt Karlsruhe, Kulturamt | Kulturbüro Stadt Karlsruhe, Kulturamt | Kulturbüro - RFG Städtische Galerie Karlsruhe ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe Zur Veranstalterübersicht RSS-Feed RSS "Karlsruhe: Kalender" abonnieren
https://kalender.karlsruhe.de/kalender/db/termine?da=2019-06-02
Karlsruhe: Städtische Galerie SammlungsSchau: Geschenkt! 30. Juli bis 9. Oktober 2011 Mit der großen Sonderaus­stel­lung "Samm­lungs­Schau: Geschenk­t!" feiert die Städtische Galerie Karlsruhe in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Das Jubiläum bildet den Anlass, auf einen besonderen Aspekt in der Geschich­te der Galerie hinzu­wei­sen: Auf diejenigen Kunstwerke, die das Museum seit seiner Gründung von kunst­be­geis­ter­ten Bürgern und Insti­tu­tio­nen geschenkt bekam. Die Präsen­ta­tion erinnert nicht nur an drei Jahrzehn­te Sammlungs­tä­tig­keit, damit verbunden ist auch der Dank an die Schen­ken­den für ihre großzügige Unter­stüt­zung. Zu sehen sind Werke u. a. von Hans Thoma, Gustav Kampmann, Karl Hubbuch, Xaver Fuhr, Emil Schumacher, Herbert Kitzel, Walter Stöhrer, Georg Baselitz, Ulrich Erben, Jörg Immendorff, Walter Dahn und Sabine Funke. Die Städtische Galerie Karlsruhe ist gerade mal 30 Jahre jung und gehört damit keineswegs zu den ältesten, wohl aber zu den bekann­tes­ten Kunst­mu­seen im deutschen Südwesten. Seit ihrer Gründung im Jahr 1981 hat sich die Kultur­in­sti­tu­tion - zunächst im Prinz-Max-Palais, seit 1997 im ZKM-Gebäude - zu einem viel beach­te­ten Anziehungs-punkt vor allem moderner und zeitge­nös­si­scher Kunst entwickelt. Mit mehreren Sonder-ausstel­lun­gen im Jahr und einer immer wieder neu struk­tu­rier­ten Dauer­prä­sen­ta­tion wird hier ein abwechs­lungs­rei­ches Programm realisiert, das regionale und überre­gio­nale, zuweilen auch inter­na­tio­nale Themen­stel­lun­gen aufgreift. Ein Blick zurück: Die Anfänge der Städti­schen Kunst­samm­lun­gen, aus denen die Galerie hervorging, reichen bis ins späte 19. Jahrhun­dert zurück. Den Grundstock bildeten zunächst wertvolle Druck­gra­fi­ken des 16. bis 18. Jahrhun­derts, die der Stadt 1896 von den Erben des Karlsruher Juristen Ferdinand Siegel übereig­net wurden. Heute umfasst der städtische Kunst­be­sitz durch Ankäufe, Nachlässe und Schen­kun­gen etwa 15 000 Kunstwerke: Gemälde, Plastiken, Papier- und Fotoar­bei­ten, Instal­la­tio­nen und Objekte. Mit Eröffnung der Städti­schen Galerie im Prinz-Max-Palais am 8. Mai 1981 erhielten die Kunst­samm­lun­gen der Stadt Karlsruhe erstmals eigene Ausstel­lungs­räume. Nach 16 Jahren folgte der Umzug aus der gründer­zeit­li­chen Villa in der Karlsruher Innenstadt in ein neues, bedeutend größeres und mit modernster Technik ausge-stattetes Domizil: Im Oktober 1997 wurde die Städtische Galerie Karlsruhe im Lichthof 10 des ZKM-Gebäudes im Südwesten der Stadt, einem der beein­dru­ckends­ten Museums­kom­plexe Deutsch­lands, wieder eröffnet. Ihr 30-jähriges Bestehen feiert die Städtische Galerie Karlsruhe in diesem Sommer nicht mit einer Rückschau auf ihre erfolg­rei­che Ausstel­lungs­tä­tig­keit der letzten drei Jahrzehnte und der in dieser Zeitspan­ne reali­sier­ten 130 Präsen­ta­tio­nen, sondern mit dem Blick auf ein besonderes Kapitel der Erwer­bungs­ge­schichte des Hauses: Im Mittel­punkt der Ausstel­lung "Samm­lungs­Schau: Geschenk­t!" stehen jene Kunstwerke, die dem kommu­na­len Museum seit seiner Gründung 1981 als Schen­kun­gen übergeben wurden. Mehr als 2 200 Kunstgaben erhielt die Galerie in den zurück­lie­gen­den 30 Jahren - gestiftet von Sammlern und Sammle­rin­nen, von Künstlern oder deren Nachfahren, von Firmen, Banken und - last but not least - von dem außer­or­dent­lich engagier­ten Förder­kreis der Städti­schen Galerie Karlsruhe, der in diesem Jahr sein 15-jähriges Jubiläum feiert. Aus diesem statt­li­chen Fundus wurden etwa 150 heraus­ra­gende Exponate ausgewählt, darunter zahlreiche Highlights der Bestände, die besondere Glücks­fälle der Sammlungs­ge­schich­te darstellen. So vermittelt der konzen­trierte Blick auf die Kunst­ge­schenke der letzten 30 Jahre eine eindrucks­vol­le Bilanz der großzü­gi­gen Unter­stüt­zung und des persön­li­chen Engage­ments, das der Städti­schen Galerie Karlsruhe von privater und insti­tu­tio­nel­ler Seite zuteil wurde. Aus dem 19. Jahrhun­dert stammen unter anderem eine Zeichnung von Johann Wilhelm Schirmer, dem Gründungs­di­rek­tor der Karlsruher Kunst­aka­de­mie, außerdem mehrere humorvolle Radie­run­gen von Adolph Schroedter, dem das Museum zum Jahres­wech­sel 2009/10 eine große Einzelaus­stel­lung widmete. Farbin­ten­si­ve Litho­gra­fien und Gemälde von Künstlern der Grötzin­ger Maler­ko­lo­nie wie Gustav Kampmann, Otto Fikent­scher oder Franz Hein sind ebenso vertreten wie bedeu­ten­de Zeich­nun­gen und Druck­gra­fi­ken der Neuen Sachlich­keit von Karl Hubbuch, Georg Scholz, Hanna Nagel, Wladimir von Zabotin und Otto Lais. Aus den 1940er Jahren werden Zeich­nun­gen von Willi Müller-Hufschmid gezeigt - gleicher­ma­ßen erschüt­ternde Zeitdo­ku­mente wie Zeugnisse eindring­li­cher Selbst­be­fra­gung. Zu den heraus­ra­gen­den Werken der Nachkriegs­zeit zählen Gemälde von Erwin Spuler, Xaver Fuhr, Otto Laible sowie ein Farbholz­schnitt von HAP Grieshaber. Besonders facet­ten­reich präsen­tiert sich die Kunst nach 1960. Aus der hochka­rä­ti­gen Privat­samm­lung des Kölner Ehepaares Ute und Eberhard Garnatz, die sich seit 1996 als Dauer­leih­gabe in der Städti­schen Galerie Karlsruhe befindet, kamen unter anderem das großfor­ma­tige Gemälde "Café de Flore" von Jörg Immendorff und ein umfang-reicher Werkkom­plex von Walter Dahn als Geschenke des Sammler­ehe­paa­res in den Bestand des Museums. In großer Zahl und mit Werken unter­schied­lichs­ter Art sind die Lehrer und Profes­so­ren der Karls­ru­her Kunst­aka­de­mie in der Jubilä­ums­schau vertreten - ein Schwer­punkt, der seit Gründung der Galerie sowohl im Erwerbungs- wie im Ausstel­lungs­pro­gramm eine signi­fi­kante Rolle spielt. Von Peter Ackermann bis Emil Schumacher, von Georg Baselitz über Rainer Küchen­meis­ter, Per Kirkeby, Gustav Kluge, Markus Lüpertz bis hin zu Günter Umberg, Marijke van Warmerdam und Corinne Wasmuht reicht das weit gespannte Spektrum der Schen­kun­gen, das eine Vielzahl promi­nen­ter Künst­ler­na­men umfasst. Folgende Künst­le­rin­nen und Künstler sind mit Werken in der Ausstel­lung vertreten: Peter Ackermann, Hiromi Akiyama, Hans Baschang, Georg Baselitz, Thomas Bayrle, Alexandra von Berckholtz, Thomas Bernstein, John Bock, Hilmar Braun, Peter Burger, Walter Dahn, Ludwig Dill, Helmut Dorner, Gerd van Dülmen, Ulrich Erben, Otto Fikent­scher, Xaver Fuhr, Sabine Funke, Walter Georgi, Wilhelm Gerstel, HAP Grieshaber, Axel Heil, Franz Hein, Wolfgang Henning, Leni Hoffmann, Dora Horn-Zippelius, Karl Hubbuch, Jörg Immendorff, Horst Egon Kalinowski, Max Kaminski, Gustav Kampmann, Per Kirkeby, Herbert Kitzel, Willy Kiwitz, Fritz Klemm, Gustav Kluge, Werner Kornhas, Rainer Küchen­meis­ter, Otto Laible, Otto Lais, David Lauer, Uwe Lindau, Markus Lüpertz, Gerhard Mantz, Claudia und Julia Müller, Willi Müller-Hufschmid, Hanna Nagel, Günter Neusel, K.J. Overkott, Lothar Quinte, Michael Sandle, Robert Schad, Johann Wilhelm Schirmer, Georg Scholz, Rudolf Schoofs, Adolph Schroedter, Andreas Schulze, Emil Schumacher, Erwin Spuler, Walter Stöhrer, Hanfried Streit, Hans Thoma, Günter Umberg, Hans Richard von Volkmann, Marijke van Warmerdam, Corinne Wasmuht, Viktor Weishaupt, Berta Welte, Wolfgang Wolff, Elke Wree, Wladimir von Zabotin, Rolf Zimmer­mann Emil Schumacher, Mansur, 1998, Städtische Galerie Karlsruhe, Geschenk der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, Foto: zz-ka, Karlsruhe, © VG Bild-Kunst Bonn 2011 Georg Baselitz, Waldrand-Landschaft, 1975, Städtische Galerie Karlsruhe, Geschenk der Sparkasse Karlsruhe, Foto: zz-ka, Karlsruhe
https://www.karlsruhe.de/b1/kultur/kunst_ausstellungen/museen/staedtische_galerie/ausstellungen/geschenkt
Karlsruhe: Städtische Galerie Tradition und Aufbruch Nachkriegskunst in Karlsruhe | 20. Juli 2019 - 19. Januar 2020 ab 2. Januar 2020 freier Eintritt! "Tra­di­tion als Verpflich­tung" - unter diesem Motto stand nicht nur die Karlsruher Kunst­aka­de­mie, als sie nach schwe­ren ­Kriegs­zer­stö­run­gen 1947 ihren Lehrbe­trieb wieder aufnahm, diese Hal­tung kennzeich­net auch die gesamte Kunstszene der Nach­kriegs­zeit in der Fächer­stadt. Mit der Wieder­ein­set­zung ih­rer 1933 entlas­se­nen Profes­so­ren Karl Hubbuch und Wilhel­m Schnar­ren­ber­ger bzw. mit den Berufungen von Erich Heckel und Otto Laible knüpfte die Akademie an ihre eigenen Wurzeln und an aner­kannte Richtungen der Klassi­schen Moderne an. Auch das Schaf­fen der hier freibe­ruf­lich tätigen Künstler blieb ­größ­ten­teils einer gegen­ständ­lich-figura­ti­ven Bildspra­che ­ver­bun­den. Erst mit HAP Grieshaber, der 1955 als Nachfol­ger He­ckels nach Karlsruhe kam, wurden neue Impulse wirksam. Gries­ha­ber begeis­terte seine Studie­ren­den für die aktuel­len ­Po­si­tio­nen der inter­na­tio­na­len Avantgarde und förderte eine große Zahl junger Talente. Aus seiner Klasse ging die Neue ­Fi­gu­ra­tion hervor, zu deren bedeu­tends­ten Vertretern u. a. Horst An­tes und Walter Stöhrer zählen. Spannende Gegen­über­stel­lun­gen in­di­vi­du­el­ler Positionen vermitteln einen facet­ten­rei­chen Ein­blick in das Kunst­ge­sche­hen der Stadt zwischen Kriegsende und 1960. Der Rundgang durch die in thematisch-chrono­lo­gi­sche Abtei­lun­gen ­ge­glie­derte Ausstel­lung beginnt mit einer Auswahl aus Erwin Spu­lers Zyklus "Als das Feuer vom Himmel fiel". Unter dem un­mit­tel­ba­ren Eindruck des Kriegs­in­fer­nos schuf der Künst­ler eine Folge von Gemälden und Gouachen, in denen er den Betrach­ter ­nicht nur mit den bis zur Unkennt­lich­keit zerbomb­ten ­Stadt­land­schaf­ten konfron­tiert, sondern in drasti­schen, nahsich­ti­gen Bildfin­dun­gen auch die Opfer der Luftan­griffe vor Augen führt. Zahlreiche weitere Exponate in diesem ersten Aus­stel­lungs­be­reich dokumen­tie­ren die enormen Kriegs­schä­den in Karls­ruhe, dessen Innenstadt zu mehr als 60 Prozent zerstör­t wor­den war. Maler und Grafiker wie Otto Graeber, Adolf Rent­sch­ler und viele andere haben beispiels­weise die Ruine der Ste­phans­kir­che oder das bis auf seine Grund­mau­ern ausge­brannte Schloss, aber auch den begin­nen­den Wieder­auf­bau ­bild­lich festge­hal­ten. Die meisten Werke entstanden bald nach ­Kriegs­ende, allerdings waren die Zerstö­run­gen im Stadtbild noch Jahre später sichtbar. Wilhelm Schnar­ren­ber­ger, der zahlrei­che ­Mo­tive aus der Nachkriegs­zeit in der Fächer­stadt gestaltete, malte 1952 den Karlsruher Bahnhof im frühen Morgen­licht: Der Bild­aus­schnitt zeigt die sich weit in die Tiefe erstre­ckende, fast menschen­leere Bahnsteig­halle mit der beschä­dig­ten Ei­sen­kon­struk­tion des Schutz­da­ches, die sich wie filigra­nes ­Git­ter­werk gegen den kaltblauen, winter­li­chen Himmel ab­hebt. Foto Wilhelm Baier-Buccardo | Zwei Figurinen | um 1952 | Städtische Galerie Karlsruhe Zwei Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs konnte die 1944 im Bom­ben­ha­gel zerstörte und in der Zwischen­zeit notdürf­tig her­ge­rich­tete Karlsruher Kunst­aka­de­mie wieder eröffnet werden. Zu den Lehrern der ersten Stunde zählten 1947 die vom NS-Regime ­ent­las­se­nen Profes­so­ren Hubbuch und Schnar­ren­ber­ger, im selben Jahr wurde zudem Otto Laible berufen. 1949 übernahm Erich He­ckel, der überra­gende Altmeister des deutschen ­Ex­pres­sio­nis­mus, ein Lehramt, gefolgt von Walter Becker, der seit 1951 an der Akademie unter­rich­tete. Im offenen Licht­hof wer­den sie alle mit charak­te­ris­ti­schen Werken der Nachkriegs­zeit vor­ge­stellt. So ist Schnar­ren­ber­gers 1945 reali­sier­tes ­Still­le­ben "Glas auf rotka­rier­ter Decke" ein vortreff­li­ches ­Be­spiel für seine licht­er­füllte, an Manet und Bonnard geschul­te ­Ma­le­rei jener Jahre. Laibles "Spanische Veranda" von 1952 ­zeich­net sich hingegen durch Betonung der Flächig­keit, Verzicht auf perspek­ti­vi­sche Mittel und ornamental verein­fachte Formen aus. Erich Heckel ist unter anderem mit einem ernst und kon­zen­triert wirkenden Selbst­bild­nis vertreten, entstanden in jenem Jahr, als er seine Lehrtä­tig­keit in Karlsruhe aufnahm. Einzig die unruhigen Zacken­li­nien des Hinter­grunds wirken wie eine Reminis­zenz an die expres­sio­nis­ti­schen Anfänge des Künst­lers. Als Heckel die Akademie 1955 verließ, trat der zuvor an der B­ern­stein­schule bei Sulz am Neckar tätige HAP Grieshaber seine Nach­folge an. Bald zeigte sich, dass die Berufung des ungemein ­pro­duk­ti­ven Holzschnei­ders eine wichtige Zäsur und einen ent­schei­den­den Aufbruch in der künst­le­ri­schen Entwick­lung an der Karls­ru­her Kunst­hoch­schule bedeutete. Oberster Grundsatz seiner un­kon­ven­tio­nel­len Lehre war die indivi­du­elle Entfaltung von Krea­ti­vi­tät und Experi­men­tier­freude ohne Einschrän­kung der künst­le­ri­schen Freiheit. Zugleich vermit­telte er rich­tungs­wei­sende Impulse, indem er seine Studie­ren­den für die A­vant­garde in Paris und New York begeis­terte. Mit Horst Antes, Hans Baschang, Walter Stöhrer oder Heinz Schanz bildete sich um Gries­ha­ber eine Gruppe heraus, die einen eigenen Weg zwischen Ab­strak­tion und Figuration beschritt. Mit der von ihnen ­be­grün­de­ten Neuen Figuration - signi­fi­kante Exponate vorwie­gen­d aus den Jahren 1959/60 sind im Lichthof zu sehen - war eine in­ten­sive Ausein­an­der­set­zung mit dem Informel verbunden, zugleich aber auch die partielle Abwendung von der freien ­ge­s­ti­schen Malerei. An der Etablie­rung dieser Richtung hatten ­nicht zuletzt der Bildhauer Wilhelm Loth sowie der Maler und Gra­fi­ker Herbert Kitzel, beide seit den späten 1950er-Jahren Pro­fes­so­ren an der Karlsruher Kunst­aka­de­mie, entschei­den­den An­teil. Foto Else Winnewisser| Vegetatives II, Detail | 1959 | Städtische Galerie Karlsruhe Auch in der regionalen Kunstszene der Fächer­stadt außerhalb der Aka­de­mie entfaltete sich in den Nachkriegs­jah­ren ein fa­cet­ten­rei­ches Spektrum. Nur wenige Maler und Grafiker - beispiels­weise Heinz Barth, Wladimir von Zabotin oder Willi ­Mül­ler-Hufschmid, der 1953 den Kunstpreis der Stadt Karls­ru­he er­hielt und 1959 als erster Karlsruher Künstler an der documen­ta in Kassel teilnahm - vollzogen den Schritt in die Abstrak­tion. Vorherr­schend blieb vielmehr die Ausein­an­der­set­zung mit der am Ge­gen­stand orien­tier­ten Moderne im ersten Drittel des 20. Jahr­hun­derts. Getrennt nach den Medien Malerei bzw. Arbeiten auf Papier und gegliedert in die Themen­kreise Stillleben, Land­schaft, Figuren­bild und Porträt werden die Exponate dieser ­Ab­tei­lun­gen überwie­gend in den Unterzügen des Licht­hofs ­prä­sen­tiert. Hier lassen sich viele gleicher­ma­ßen unerwar­te­te wie spannende Entde­ckun­gen machen: Ausge­stellt sind ­bei­spiels­weise bislang unbekannte Porträt-feder­zeich­nun­gen von Walter Stöhrer aus der zweiten Hälfte der 1950er-Jahre, die noch vor seiner Hinwendung zur Neuen Figuration entstanden sein ­müs­sen. Beein­dru­ckend ist auch die radikale Verflä­chi­gung der Formen in einem Frühwerk von Fritz Klemm. Der Künstler begann erst im Jahr zuvor mit der Malerei - sein "Still­le­ben (­Dop­pel­tisch mit Schale)" von 1952 zählt zu den seltenen Werken aus jener Zeit. Betei­ligte Künst­le­rin­nen und Künstler Horst Antes, Klaus Arnold, Wilhelm Baier-Burcardo, Heinz Barth, Ludwig Barth, Bernhard Becker, Walter Becker, Otto Birg, Karl ­Brut­zer, Walter Büchel, Eberhard Dänzer, Franz Dewald, Carl Egler, Max Eichin, Hans Martin Erhardt, Ernst Feuerstein, Otto ­Grae­ber, Hans Graef, HAP Grieshaber, Fritz Haefe­lin­ger, Erich He­ckel, Walter Herzger, Mathias Hess, Karl Hubbuch, Herber­t Kit­zel, Willy Kiwitz, Fritz Klemm, Heinrich Klumbies, Werner ­Korn­has, Martha Kropp, Willi Kümpel, August Kutterer, Otto Lai­ble, Helmut Lechner, Hans Lopatta, Eva Lützen­kir­chen, Paul Maier-Pfau, Wilhelm Martin, Helmut Meyer-Weingarten, Willi ­Mül­ler-Hufschmid, Karl Oertel, Wilfried Otto, Lothar Quinte, Adolf Rentschler, Walter Riederer, Albert Rieger, Walter Ross­wag, Heinz Schanz, Anneliese Schemmel, Wilhel­m Schnar­ren­ber­ger, Albert Schneller, Erwin Spuler, Walter Stöhrer, Hanfried Streit, Richard Trautmann, Emil Wachter, Else Win­ne­wis­ser, Wladimir von Zabotin Foto Wladimir Zabotin | Komposition P 7 | um 1947-49 | Städtische Galerie Karlsruhe
https://www.karlsruhe.de/b1/kultur/kunst_ausstellungen/museen/staedtische_galerie/ausstellungen/traditionaufbruch
Version vom 1. März 2022, 13:57 Uhr von Stadtarchiv1 (Diskussion | Beiträge) (→‎Literatur)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher (FDP) auf dem Weg zur Redaktionskonferenz der BNN im Rahmen des Landtagswahlkampfs 1976, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A31/68/4/39. Badische Neueste Nachrichten (BNN) Als am 1. März 1946 die erste Ausgabe der Badischen Neuesten Nachrichten nach dem Zweiten Weltkrieg erschien, bekam Karlsruhe etwas später als andere badische Städte wieder eine eigene Tageszeitung. Da die Besatzungsmächte neue Lizenzen nicht an Altverleger vergaben, wurden der Mitbegründer der Christlich-Demokratischen Partei (CDP), später Christlich Demokratische Union (CDU), Wilhelm Baur, 1946 bis 1971 Stadtrat, und Walter Schwerdtfeger, der 1947 für die SPD in den Gemeinderat (bis 1951) einzog, erste Lizenzinhaber für Karlsruhe. Zurückblickend schrieb Baur, dass nicht die farblosen, charakterleeren Generalanzeiger der Weimarer Republik und auch nicht die demokratischen Zeitungen Vorbild gewesen seien. Er sah die BNN vielmehr als „eine Verbindung von Heimatzeitung und treuhänderischem Sachwalter der Demokratie“, die den im Grundgesetz verankerten Idealen verpflichtet sei. Von Anbeginn an waren und blieben die BNN dabei eine eher konservativ ausgerichtete Tageszeitung. Chefredakteure waren bis 1950 Wilhelm Baur und Walter Schwerdtfeger. Nach dessen Ausscheiden übernahm Wilhelm Baur ab Mitte April 1950 als alleiniger Herausgeber und Chefredakteur bis 1973. Ihm folgte bis 1994 der streitbare und polarisierende Konservative und frühere Chefredakteur der Badischen Volkszeitung Edwin Kraus. Nur sechs Jahre war danach Gottfried Capell im Amt, der von der Frankfurter Neuen Presse gekommen war. Nach dessen überraschendem Tod im Juni 2000 und einer kurzen Interimslösung übernahm der spätere Adoptivsohn von Hans W. Baur, Neffe und Nachfolger des Zeitungsgründers, Klaus Michael Willimek die Chefredaktion. 2005 wurde er nach dem Tod von Baur auch Verleger. Hans W. Baur hatte zusammen mit Brunhilde Baur, Ehefrau des 1973 verstorbenen Wilhelm Baur 1994 die Zeitung in die Wilhelm-Baur-Stiftung eingebracht. Die BNN starteten 1946 mit zwei Ausgaben in der Woche und einer Auflage von circa 115.000 Exemplaren, die auch als Folge weiterer Zeitungsgründungen 1947 auf unter 80.000 fiel, um dann aber kontinuierlich anzusteigen. So mussten die BNN im Juli 1947 auf Anweisung der Besatzungsmacht 30.000 Abonnenten an die neu gegründete Allgemeine Zeitung (AZ) abtreten. 1955 war die Startauflage aber wieder erreicht. In der ersten Hälfte der 1950er-Jahre übernahmen die BNN etliche Lokalzeitungen im Umkreis, 1953 die Bruchsaler Post und die Brettener Nachrichten, 1954 die Rastatter Zeitung und die Murgtaler Rundschau, 1955 den Acher- und Bühler Boten und die Baden-Badener Zeitung. Die Gesamtauflage stieg auf knapp 120.000, womit die BNN die größte badische Tageszeitung waren. 1968 stieg die Auflage dann auf über 150.000 Exemplare an und erreichte in den 1970er-Jahren mit über 160.000 Exemplaren ihren Höchststand, der im folgenden Jahrzehnt noch einmal auf 172.000 im Jahr 1985 gesteigert werden konnte. Die Badischen Neuesten Nachrichten waren damit durchgehend seit 1946 die auflagenstärkste Karlsruher Tageszeitung. Als in den 1960er-Jahren im Zuge eines bundesweiten Konzentrationsprozesses die anderen nach dem Krieg neu gegründeten Zeitungen ihr Erscheinen einstellen mussten, gelangten die BNN in eine Monopolstellung, die sie bis heute innehaben. Gedruckt wurde die Zeitung zuerst in der ehemaligen Volksfreund-Druckerei in der Waldstraße, ehe zum 1. April 1946 die Druckerei in die Lammstraße, in das vormalige Verlagshaus der Badischen Presse, ab 1934 des NS-Organs Der Führer verlegt wurde. Dadurch konnte die Zeitung auch fortan im Großformat erscheinen. Sechsmal in der Woche erschienen die BNN nach der Anschaffung einer neuen Rotation ab 23. Oktober 1950. Bis dahin hatte die alte, aus den Trümmern gerettete Rotation, die auch weiterhin in Betrieb blieb, die Zeitung gedruckt. 1978 wurde auf Fotosatz umgestellt. Nachdem die Räume in der Lammstraße zunehmend zu eng geworden worden, zogen die BNN 1986 nach Neureut, wo sich seit 1971 schon die Druckerei befand. 2019 kehrte die Lokalredaktion allerdings wieder an den Traditionsstandort in der Innenstadt zurück. Zu besonderen Ereignissen traten und treten die BNN gemeinsam oder mit Partnern mit Veranstaltungen an die Öffentlichkeit wie zum Beispiel mit dem Landesverein Badische Heimat im Rahmen der Diskussion um die Bebauung des Ständehausareals in den Jahren 1987/88. Neue Wege ging man 1987, als sich die BNN an dem lokalen Rundfunksender Welle Fidelitas beteiligten, der aber 2002 die Lizenz verlor und seinen Betrieb einstellen musste. Auch der technische Fortschritt machte sich bemerkbar, als 2005 die erste ePaper-Ausgabe erschien, 2013 und 2017 wurden Apps gestartet. Die Gesamtauflage der Printausgabe, die seit dem 11. März 2012 im rheinischen Format erscheint, erreichte nach 2000 nicht mehr die Höchststände der 1970er- und 1980er-Jahre und liegt heute bei rund 100.000 Abonnenten. 2020 erschienen neun Lokalausgaben mit identischem Mantelteil: Achern, Bühl (Acher- und Bühler Bote), Baden-Baden, Bretten (Brettener Nachrichten), Bruchsal (Bruchsaler Rundschau), Ettlingen, Karlsruhe-Land (Hardt), Karlsruhe-Stadt, Pforzheim (Pforzheimer Kurier), Rastatt/Gaggenau. Am 13. Mai 2021 verkündete der Verleger der BNN Michael Baur nach dem Kauf aller Anteile an der Zeitung die "Fusion" der BNN mit dem Baden-Badener Badischen Tagblatt. Ernst Otto Bräunche 2021 Quellen Badische Neueste Nachrichten, StadtAK 8/Ze 15; 25 Jahre BNN 1946-1971, Beilage zu den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) vom 1. März 1971; 75 Jahre BNN, Sonderbeilage vom 1. März 2021, S. 4-13. Literatur Ernst Otto Bräunche: „Schon wieder eine neue Zeitung!“ Ein Überblick zur Entwicklung der Presselandschaft in Karlsruhe seit dem 18. Jahrhundert, in: Forschungen und Quellen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 21 (erscheint 2021); Manfred Koch: Trümmerstadt - Residenz des Rechts – Zentrum der Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 519-673, https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoP1XI2Dw44t/Karlsruhe%20Die%20Stadtgeschichte.pdf (Zugriff am 7. März 2021); Josef Werner: Baur, Josef Wilhelm, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 5, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2013, S. 11-13 https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1012803341/Baur+Wilhelm+Josef (Zugriff am 1. März 2022). Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-1145&oldid=592319“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 2. September 2022, 17:57 Uhr von Stadtarchiv3 (Diskussion | Beiträge)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher (FDP) auf dem Weg zur Redaktionskonferenz der BNN im Rahmen des Landtagswahlkampfs 1976, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A31/68/4/39. Badische Neueste Nachrichten (BNN) Als am 1. März 1946 die erste Ausgabe der Badischen Neuesten Nachrichten nach dem Zweiten Weltkrieg erschien, bekam Karlsruhe etwas später als andere badische Städte wieder eine eigene Tageszeitung. Da die Besatzungsmächte neue Lizenzen nicht an Altverleger vergaben, wurden der Mitbegründer der Christlich-Demokratischen Partei (CDP), später Christlich Demokratische Union (CDU), Wilhelm Baur, 1946 bis 1971 Stadtrat, und Walter Schwerdtfeger, der 1947 für die SPD in den Gemeinderat (bis 1951) einzog, erste Lizenzinhaber für Karlsruhe. Zurückblickend schrieb Baur, dass nicht die farblosen, charakterleeren Generalanzeiger der Weimarer Republik und auch nicht die demokratischen Zeitungen Vorbild gewesen seien. Er sah die BNN vielmehr als "eine Verbindung von Heimatzeitung und treuhänderischem Sachwalter der Demokratie", die den im Grundgesetz verankerten Idealen verpflichtet sei. Von Anbeginn an waren und blieben die BNN dabei eine eher konservativ ausgerichtete Tageszeitung. Chefredakteure waren bis 1950 Wilhelm Baur und Walter Schwerdtfeger. Nach dessen Ausscheiden übernahm Wilhelm Baur ab Mitte April 1950 als alleiniger Herausgeber und Chefredakteur bis 1973. Ihm folgte bis 1994 der streitbare und polarisierende Konservative und frühere Chefredakteur der Badischen Volkszeitung Edwin Kraus. Nur sechs Jahre war danach Gottfried Capell im Amt, der von der Frankfurter Neuen Presse gekommen war. Nach dessen überraschendem Tod im Juni 2000 und einer kurzen Interimslösung übernahm der spätere Adoptivsohn von Hans W. Baur, Neffe und Nachfolger des Zeitungsgründers, Klaus Michael Willimek die Chefredaktion. 2005 wurde er nach dem Tod von Baur auch Verleger. Hans W. Baur hatte zusammen mit Brunhilde Baur, Ehefrau des 1973 verstorbenen Wilhelm Baur 1994 die Zeitung in die Wilhelm-Baur-Stiftung eingebracht. Die BNN starteten 1946 mit zwei Ausgaben in der Woche und einer Auflage von circa 115.000 Exemplaren, die auch als Folge weiterer Zeitungsgründungen 1947 auf unter 80.000 fiel, um dann aber kontinuierlich anzusteigen. So mussten die BNN im Juli 1947 auf Anweisung der Besatzungsmacht 30.000 Abonnenten an die neu gegründete Allgemeine Zeitung (AZ) abtreten. 1955 war die Startauflage aber wieder erreicht. In der ersten Hälfte der 1950er-Jahre übernahmen die BNN etliche Lokalzeitungen im Umkreis, 1953 die Bruchsaler Post und die Brettener Nachrichten, 1954 die Rastatter Zeitung und die Murgtaler Rundschau, 1955 den Acher- und Bühler Boten und die Baden-Badener Zeitung. Die Gesamtauflage stieg auf knapp 120.000, womit die BNN die größte badische Tageszeitung waren. 1968 stieg die Auflage dann auf über 150.000 Exemplare an und erreichte in den 1970er-Jahren mit über 160.000 Exemplaren ihren Höchststand, der im folgenden Jahrzehnt noch einmal auf 172.000 im Jahr 1985 gesteigert werden konnte. Die Badischen Neuesten Nachrichten waren damit durchgehend seit 1946 die auflagenstärkste Karlsruher Tageszeitung. Als in den 1960er-Jahren im Zuge eines bundesweiten Konzentrationsprozesses die anderen nach dem Krieg neu gegründeten Zeitungen ihr Erscheinen einstellen mussten, gelangten die BNN in eine Monopolstellung, die sie bis heute innehaben. Gedruckt wurde die Zeitung zuerst in der ehemaligen Volksfreund-Druckerei in der Waldstraße, ehe zum 1. April 1946 die Druckerei in die Lammstraße, in das vormalige Verlagshaus der Badischen Presse, ab 1934 des NS-Organs Der Führer verlegt wurde. Dadurch konnte die Zeitung auch fortan im Großformat erscheinen. Sechsmal in der Woche erschienen die BNN nach der Anschaffung einer neuen Rotation ab 23. Oktober 1950. Bis dahin hatte die alte, aus den Trümmern gerettete Rotation, die auch weiterhin in Betrieb blieb, die Zeitung gedruckt. 1978 wurde auf Fotosatz umgestellt. Nachdem die Räume in der Lammstraße zunehmend zu eng geworden worden, zogen die BNN 1986 nach Neureut, wo sich seit 1971 schon die Druckerei befand. 2019 kehrte die Lokalredaktion allerdings wieder an den Traditionsstandort in der Innenstadt zurück. Zu besonderen Ereignissen traten und treten die BNN gemeinsam oder mit Partnern mit Veranstaltungen an die Öffentlichkeit wie zum Beispiel mit dem Landesverein Badische Heimat im Rahmen der Diskussion um die Bebauung des Ständehausareals in den Jahren 1987/88. Neue Wege ging man 1987, als sich die BNN an dem lokalen Rundfunksender Welle Fidelitas beteiligten, der aber 2002 die Lizenz verlor und seinen Betrieb einstellen musste. Auch der technische Fortschritt machte sich bemerkbar, als 2005 die erste ePaper-Ausgabe erschien, 2013 und 2017 wurden Apps gestartet. Die Gesamtauflage der Printausgabe, die seit dem 11. März 2012 im rheinischen Format erscheint, erreichte nach 2000 nicht mehr die Höchststände der 1970er- und 1980er-Jahre und liegt heute bei rund 100.000 Abonnenten. 2020 erschienen neun Lokalausgaben mit identischem Mantelteil: Achern, Bühl (Acher- und Bühler Bote), Baden-Baden, Bretten (Brettener Nachrichten), Bruchsal (Bruchsaler Rundschau), Ettlingen, Karlsruhe-Land (Hardt), Karlsruhe-Stadt, Pforzheim (Pforzheimer Kurier), Rastatt/Gaggenau. Am 13. Mai 2021 verkündete der Verleger der BNN Michael Baur nach dem Kauf aller Anteile an der Zeitung die "Fusion" der BNN mit dem Baden-Badener Badischen Tagblatt. Ernst Otto Bräunche 2021 Quellen Badische Neueste Nachrichten, StadtAK 8/Ze 15; 25 Jahre BNN 1946-1971, Beilage zu den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) vom 1. März 1971; 75 Jahre BNN, Sonderbeilage vom 1. März 2021, S. 4-13. Literatur Ernst Otto Bräunche: "Schon wieder eine neue Zeitung!" Ein Überblick zur Entwicklung der Presselandschaft in Karlsruhe seit dem 18. Jahrhundert, in: Bewegte Zeiten. Beiträge zur Karlsruher Geschichte, Ubstadt-Weiher 2022, S. 187 ff. (= Forschungen und Quellen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 21); Manfred Koch: Trümmerstadt - Residenz des Rechts – Zentrum der Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 519-673, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 2. September 2022); Josef Werner: Baur, Josef Wilhelm, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 5, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2013, S. 11-13 https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1012803341/Baur+Wilhelm+Josef (Zugriff am 1. März 2022). 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Version vom 27. November 2022, 16:51 Uhr von Stadtarchiv3 (Diskussion | Beiträge)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher (FDP) auf dem Weg zur Redaktionskonferenz der BNN im Rahmen des Landtagswahlkampfs 1976, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A31/68/4/39. Badische Neueste Nachrichten (BNN) Als am 1. März 1946 die erste Ausgabe der Badischen Neuesten Nachrichten nach dem Zweiten Weltkrieg erschien, bekam Karlsruhe etwas später als andere badische Städte wieder eine eigene Tageszeitung. Da die Besatzungsmächte neue Lizenzen nicht an Altverleger vergaben, wurden der Mitbegründer der Christlich-Demokratischen Partei (CDP), später Christlich Demokratische Union (CDU), Wilhelm Baur, 1946 bis 1971 Stadtrat, und Walter Schwerdtfeger, der 1947 für die SPD in den Gemeinderat (bis 1951) einzog, erste Lizenzinhaber für Karlsruhe. Zurückblickend schrieb Baur, dass nicht die farblosen, charakterleeren Generalanzeiger der Weimarer Republik und auch nicht die demokratischen Zeitungen Vorbild gewesen seien. Er sah die BNN vielmehr als "eine Verbindung von Heimatzeitung und treuhänderischem Sachwalter der Demokratie", die den im Grundgesetz verankerten Idealen verpflichtet sei. Von Anbeginn an waren und blieben die BNN dabei eine eher konservativ ausgerichtete Tageszeitung. Chefredakteure waren bis 1950 Wilhelm Baur und Walter Schwerdtfeger. Nach dessen Ausscheiden übernahm Wilhelm Baur ab Mitte April 1950 als alleiniger Herausgeber und Chefredakteur bis 1973. Ihm folgte bis 1994 der streitbare und polarisierende Konservative und frühere Chefredakteur der Badischen Volkszeitung Edwin Kraus. Nur sechs Jahre war danach Gottfried Capell im Amt, der von der Frankfurter Neuen Presse gekommen war. Nach dessen überraschendem Tod im Juni 2000 und einer kurzen Interimslösung übernahm der spätere Adoptivsohn von Hans W. Baur, Neffe und Nachfolger des Zeitungsgründers, Klaus Michael Willimek die Chefredaktion. 2005 wurde er nach dem Tod von Baur auch Verleger. Hans W. Baur hatte zusammen mit Brunhilde Baur, Ehefrau des 1973 verstorbenen Wilhelm Baur 1994 die Zeitung in die Wilhelm-Baur-Stiftung eingebracht. Die BNN starteten 1946 mit zwei Ausgaben in der Woche und einer Auflage von circa 115.000 Exemplaren, die auch als Folge weiterer Zeitungsgründungen 1947 auf unter 80.000 fiel, um dann aber kontinuierlich anzusteigen. So mussten die BNN im Juli 1947 auf Anweisung der Besatzungsmacht 30.000 Abonnenten an die neu gegründete Allgemeine Zeitung (AZ) abtreten. 1955 war die Startauflage aber wieder erreicht. In der ersten Hälfte der 1950er-Jahre übernahmen die BNN etliche Lokalzeitungen im Umkreis, 1953 die Bruchsaler Post und die Brettener Nachrichten, 1954 die Rastatter Zeitung und die Murgtaler Rundschau, 1955 den Acher- und Bühler Boten und die Baden-Badener Zeitung. Die Gesamtauflage stieg auf knapp 120.000, womit die BNN die größte badische Tageszeitung waren. 1968 stieg die Auflage dann auf über 150.000 Exemplare an und erreichte in den 1970er-Jahren mit über 160.000 Exemplaren ihren Höchststand, der im folgenden Jahrzehnt noch einmal auf 172.000 im Jahr 1985 gesteigert werden konnte. Die Badischen Neuesten Nachrichten waren damit durchgehend seit 1946 die auflagenstärkste Karlsruher Tageszeitung. Als in den 1960er-Jahren im Zuge eines bundesweiten Konzentrationsprozesses die anderen nach dem Krieg neu gegründeten Zeitungen ihr Erscheinen einstellen mussten, gelangten die BNN in eine Monopolstellung, die sie bis heute innehaben. Gedruckt wurde die Zeitung zuerst in der ehemaligen Volksfreund-Druckerei in der Waldstraße, ehe zum 1. April 1946 die Druckerei in die Lammstraße, in das vormalige Verlagshaus der Badischen Presse, ab 1934 des NS-Organs Der Führer verlegt wurde. Dadurch konnte die Zeitung auch fortan im Großformat erscheinen. Sechsmal in der Woche erschienen die BNN nach der Anschaffung einer neuen Rotation ab 23. Oktober 1950. Bis dahin hatte die alte, aus den Trümmern gerettete Rotation, die auch weiterhin in Betrieb blieb, die Zeitung gedruckt. 1978 wurde auf Fotosatz umgestellt. Nachdem die Räume in der Lammstraße zunehmend zu eng geworden worden, zogen die BNN 1986 nach Neureut, wo sich seit 1971 schon die Druckerei befand. 2019 kehrte die Lokalredaktion allerdings wieder an den Traditionsstandort in der Innenstadt zurück. Zu besonderen Ereignissen traten und treten die BNN gemeinsam oder mit Partnern mit Veranstaltungen an die Öffentlichkeit wie zum Beispiel mit dem Landesverein Badische Heimat im Rahmen der Diskussion um die Bebauung des Ständehausareals in den Jahren 1987/88. Neue Wege ging man 1987, als sich die BNN an dem lokalen Rundfunksender Welle Fidelitas beteiligten, der aber 2002 die Lizenz verlor und seinen Betrieb einstellen musste. Auch der technische Fortschritt machte sich bemerkbar, als 2005 die erste ePaper-Ausgabe erschien, 2013 und 2017 wurden Apps gestartet. Die Gesamtauflage der Printausgabe, die seit dem 11. März 2012 im rheinischen Format erscheint, erreichte nach 2000 nicht mehr die Höchststände der 1970er- und 1980er-Jahre und liegt heute bei rund 100.000 Abonnenten. 2020 erschienen neun Lokalausgaben mit identischem Mantelteil: Achern, Bühl (Acher- und Bühler Bote), Baden-Baden, Bretten (Brettener Nachrichten), Bruchsal (Bruchsaler Rundschau), Ettlingen, Karlsruhe-Land (Hardt), Karlsruhe-Stadt, Pforzheim (Pforzheimer Kurier), Rastatt/Gaggenau. Am 13. Mai 2021 verkündete der Verleger der BNN Michael Baur nach dem Kauf aller Anteile an der Zeitung die "Fusion" der BNN mit dem Baden-Badener Badischen Tagblatt. Ernst Otto Bräunche 2021 Quellen Badische Neueste Nachrichten, StadtAK 8/Ze 15; 25 Jahre BNN 1946-1971, Beilage zu den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) vom 1. März 1971; 75 Jahre BNN, Sonderbeilage vom 1. März 2021, S. 4-13. Literatur Ernst Otto Bräunche: "Schon wieder eine neue Zeitung!" Ein Überblick zur Entwicklung der Presselandschaft in Karlsruhe seit dem 18. Jahrhundert, in: Bewegte Zeiten. Beiträge zur Karlsruher Geschichte, Ubstadt-Weiher 2022, S. 187 ff. (= Forschungen und Quellen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 21); Manfred Koch: Trümmerstadt - Residenz des Rechts – Zentrum der Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 519-673, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 2. September 2022); Josef Werner: Baur, Josef Wilhelm, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 5, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2013, S. 11-13 https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1012803341/Baur+Wilhelm+Josef (Zugriff am 1. März 2022). 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Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 1 Karlsruher stadthistorische Beiträge Nr. 104·19. September 2014 Gustav Hugo Vor 250 Jahren, am 23. November 1764, wurde Gustav Hugo in Lörrach geboren als Sohn des ba- den-durlachischen Justiz- und Verwaltungsbeam- ten und späteren Hofgerichtsbeisitzers Michael Hugo. Der Vater kam 1764 nach Lörrach. Dort ver- brachte Hugo seine Kindheit bis er im Alter von 14 für zwei Jahre auf das Gymnasium in Mömpel- gard/Montbéliard (damals württembergisch, seit 1793 französisch) zur Erlernung der französischen Sprache geschickt wurde. 1779 wechselte er bis 1782 auf das „Gymnasium illustre“ in Karlsruhe (heute Bismarck-Gymnasium). Zum Studium der Rechte, der Philosophie und der Geschichte ging er anschließend nach Göttin- gen, wurde 1785 für zwei Jahre in Anhalt-Dessau Prinzenerzieher und 1788 in Halle promoviert. Di- rekt im Anschluss daran kehrte Hugo jedoch an die Universität Göttingen zurück, wo er ab 1792 bis an sein Lebensende als Professor zu den Grö- ßen der Juristenfakultät zählte und zum Begrün- der der Historischen Rechtsschule und Vorläufer des berühmten Friedrich Carl von Savigny (1779 – 1861) wurde; einige Male hielt er auch Vorle- sungen über den Code Napoléon (Code Civil). Sein Portraitmedaillon schmückt die Portraitgale- rie an der Fassade des Neuen Auditoriengebäu- des. Rufe nach Heidelberg (1803) und Halle (1806) lehnte er ab. Vielfach aufgelegt, erschien ab 1790 sein sie- benbändiges, auf seinen Vorlesungen beruhendes „Lehrbuch eines civilistischen Curses“, von dem die Bände über die Geschichte des römischen Rechts, des heutigen römischen Rechts, des Na- turrechts und der juristischen Enzyklopädie die wichtigsten sind. Seine Vorbilder waren Montes- quieu und Kant. Für die Zeitschrift „Civilistisches Magazin“ (1790 – 1837) verfasste er fast alle Bei- träge, und in den „Göttingischen Gelehrten An- zeigen“ erschienen mehrere hundert Rezensionen aus seiner Feder, später von ihm in drei Bänden gesammelt („Beyträge zur civilistischen Bücher- kenntniß der letzten vierzig Jahre“). Auch Nichtjuristen ist er heute noch bekannt als Übersetzer und Kommentator der „Historischen Übersicht des Römischen Rechts“ (1789) – das 44. Kapitel des mehrbändigen berühmten Werks von Edward Gibbon „Niedergang und Fall des Rö- mischen Reiches“, 1996 von Okko Behrends neu ediert und erläutert. Vor 170 Jahren, am 15. September 1844, ver- starb Hugo in Göttingen, in Karlsruhe unverges- sen: Der Großherzog von Baden verlieh ihm 1838 das Kommandeurkreuz des Zähringer Löwenor- dens, und im IV. Teil der von Friedrich v. Weech herausgegebenen Badischen Biographien (1891) wird seiner gedacht. Auch im Gedenkjahr 2014 darf Hugo in seiner badischen Heimat nicht ver- gessen werden, desgleichen nicht seine drei „Fra- gen an die Rechtswissenschaft“: „Was ist rech- tens? Ist es vernünftig, daß es so sey? Wie ist es rechtens geworden?“ Karl Zippelius 1764 – 1844 Foto: Stadtarchiv Fortsetzung Seite 2 Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 1. Au- gust 1914 hatte weitreichende Folgen für die Be- wohner der Stadt Karlsruhe. Auch und gerade Kinder und Jugendliche waren vom Krieg und den Kriegsfolgen unmittelbar betroffen. An vielen Schulen wurde der Unterricht reduziert, da das Schulgebäude als Kaserne oder Lazarett zweck- entfremdet wurde oder weil Lehrer Kriegsdienst leisten mussten. Zudem fiel in den Wintermonaten immer wieder der Unterricht aus, wenn kein Heiz- material zur Verfügung stand. Auch den zuneh- menden Mangel an Lebensmitteln bekamen Kin- der und Jugendliche zu spüren. Immer mehr Schülerinnen und Schüler waren auf das kosten- lose Mittagessen im Rahmen der Schülerspeisung angewiesen. Das Anstehen für Lebensmittel ge- hörte bald zum Alltag vieler Kinder und Jugendli- cher. Zudem mussten Schülerinnen und Schüler oft Bucheckern und andere Naturerzeugnisse sammeln, die sich zu Lebensmitteln weiterverar- beiten ließen. Der Arbeitskräftemangel, der aus der Einberu- fung zahlreicher Männer resultierte, hatte zur Fol- ge, dass immer häufiger Jugendliche zu Hilfsar- beiten eingesetzt wurden. Im Rahmen des land- wirtschaftlichen Hilfsdienstes wurden männliche Jugendliche im Sommer 1917 erstmals systema- tisch zur Arbeit in der Landwirtschaft herangezo- gen. Zur Vorbereitung junger Männer auf ihren späteren Einsatz an der Front war bereits kurz nach Kriegsbeginn die Jugendwehr entstanden. Auch unter den Luftangriffen hatten Kinder und Jugendliche zu leiden. Als frontnahe Stadt wurde Karlsruhe 14-mal aus der Luft angegriffen, dabei starben insgesamt 168 Menschen. Am 22. Juni 1916 fielen dem schwersten Angriff 120 Men- schen zum Opfer, darunter 71 Kinder unter 15 Jahren. Trotz der weitreichenden Folgen, die der Krieg für sie hatte, sind nur sehr wenige direkte Aussa- gen von Kindern und Jugendlichen aus den Eine Jugend im Ersten Weltkrieg Die Tagebücher von Hans Müller von Ferdinand Leikam Kriegsjahren dokumentiert. Wie Kinder und Ju- gendliche in Karlsruhe den Krieg und die Kriegs- folgen wahrnahmen, lässt sich daher nur schwer beantworten. Umso wertvoller ist der Nachlass von Hans Müller, der dem Stadtarchiv Karlsruhe im Jahr 2013 zuging. Hans Müller wurde am 20. November 1901 geboren, bei Kriegsausbruch war er also zwölf Jahre alt. Die Sammlung umfasst Ta- gebücher, Fotos sowie Aquarelle, Zeichnungen und Skizzen, die Hans Müller etwa zwischen 1916 und 1918 angefertigt hat. Besonders die Tagebü- cher, die die Jahre 1917 und 1918 umfassen, eröff- nen vielfältige Einblicke in das Leben eines Karls- ruher Jugendlichen während des Kriegs. Luftangriffe und landwirtschaftlicher Hilfsdienst Mit seinen Eltern, dem Architekturprofessor Jo- hannes Müller und dessen Frau Karoline, und sei- nen jüngeren Brüdern Erwin und Alfred wohnte Hans Müller in der Bürklinstraße in der Südwest- stadt. Während des Kriegs besuchte er die Goe- theschule. Sein Vater leistete Militärdienst und war daher abwesend, was Hans Müller in seinen Tagebüchern allerdings nur am Rande erwähnte. Intensiv befasste er sich hingegen mit den Flieger- angriffen auf die Stadt, deren Ablauf und Folgen er genau beschrieb und oft auch fotografisch fest- hielt. So zum Beispiel am 10. Februar 1917: „Mor- gens um ¾2 Uhr weckte mich Mutter, und ich hörte nun heftiges Abwehrschießen. … Das Schie- ßen dauerte bis ¼3 Uhr. Gegen ½4 Uhr war Schluß. Ich trat nun einen Rundgang an, konnte aber nichts entdecken. Am Morgen schaute ich mir die Schäden an. Es war nicht viel ,futsch’. Am Güterbahnhof einige Verwundete, von denen ei- ner (Vater von 8 kleinen Kindern) starb. Mittags ging ich in die Stadt. Abends gemalt. Von ¾10 – ¾11 war wieder Alarm.“ Auch der Schulunterricht wurde mehrmals von Fliegeralarm unterbrochen, etwa am 30. Oktober 1917: „Morgens (während der Schulzeit) um 11:40 Uhr Sirenenalarm, 10 Mi- nuten darauf Böller. Wir gingen in den Schulkeller (ziemlich langweilig, miserable Luft) – Um 12:15 Schlußzeichen.“ Im Laufe des Jahres 1918 lässt sich bei Hans Müller eine gewisse Abstumpfung erkennen, so vermerkte er im August 1918 nach einem Alarm lediglich: „Nachts der übliche Flie- geralarm.“ Hans Müller war Mitglied der Jugendwehr, al- lerdings ohne den Aktivitäten großes Interesse entgegenzubringen, was die sehr knappen Er- wähnungen in den Tagebüchern nahelegen. Le- diglich auf Nachtübungen oder Ausmärsche ging er näher ein und fotografierte dabei auch. Aus- führlich hingegen beschrieb Hans Müller den landwirtschaftlichen Hilfsdienst im Sommer 1917 in Kürnbach. Als er am 24. Juni zum ersten Mal nach Kürnbach fuhr, um dort seinen für die Som- merferien geplanten Einsatz zu regeln, beein- druckte ihn insbesondere das reichhaltige Essen auf dem Land: „Wir gingen zum Pfarrer, dann zum Bürgermeister, wo wir zum Essen eingeladen wur- den (Suppe, Braten, Friedensspatzen [wahr- scheinlich Eierspätzle, F. L.], ,Wackelpeter’, Erd- Hans Müller beim landwirtschaftlichen Hilfsdienst in Kürnbach, 1917. Foto: Nl. Müller, Stadtarchiv 4 Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge Wer derzeit den Karlsruher Europaplatz auf- sucht, findet diesen gänzlich „vogellos“ – zumin- dest was die Spezies der Denkmäler betrifft. Bis Januar 2010 war dies noch anders, bis dahin wachte auf dem Platz, auf der Spitze des dortigen Denkmals für das 1. Badische Leibgrenadier-Regi- ment Nr. 109, ein mächtiger bronzener Greif. Mit Beginn der Bauarbeiten an der Kombi-Lösung wurde das Leibgrenadierdenkmal mitsamt dem Greifen abgebaut und eingelagert. Bis zum Jahr 2000 hatte den Platz zudem eine weitere my- thische Vogelgestalt geziert: Nur wenige Meter entfernt vom Greifen hielt ein Phönix die Stellung als Brunnenfigur. Beide Vogelwesen, die über zwanzig Jahre lang nebeneinander auf dem Euro- paplatz posierten, stammen aus unterschiedlichen Kontexten und verkörpern ganz unterschiedliche Formen der Auseinandersetzung mit der deut- schen Vergangenheit. Das Leibgrenadierdenkmal gehört zu den be- kanntesten Karlsruher Denkmälern; seit seiner Aufstellung nach dem Ersten Weltkrieg kam ihm stadtbildprägende Bedeutung zu. Anfang der 1920er Jahre planten zahlreiche gesellschaftliche Gruppen Denkmäler für die je „eigenen Toten“. Auch die neugegründete Kameradschaft der ba- dischen Leibgrenadiere suchte einen repräsenta- tiven Ort in der Stadt für ihr Regimentsdenkmal, galten die 109er doch als Elite-Einheit, quasi als Hausregiment des Großherzogs. Schließlich fand man für das Denkmal einen geeigneten Standort auf dem damaligen „Kasernenplatz“ vor dem 1900 eingeweihten Reichspostgebäude, an dessen Stelle zuvor fast hundert Jahre lang die Kaserne der Leibgrenadiere gestanden hatte. Anfang August 1924 wurde ein Wettbewerb für das Leibgrenadierdenkmal ausgeschrieben; über sechzig Künstler und Architekten beteiligten sich. Den ersten Preis gewannen die Karlsruher Archi- tekten Otto Gruber und Emil Valentin Gutmann mit einem ausdrucksstarken Entwurf einer auf- strebenden Pfeilerform, der sich besonders gut in den baulichen Kontext des Platzes einfügte. Am 28. Juni 1925 wurde das Denkmal im Rahmen eines dreitägigen Veteranentreffens der 109er fei- erlich eingeweiht. An den vier Seitenflächen des Pfeilers waren verschiedene Inschriften ange- bracht: Die Denkmalswidmung, Auszeichnungen und Militärverhältnisse der Leibgrenadiere sowie eine Auflistung der wichtigsten Schlachtenorte, an denen das Regiment seit seiner Gründung 1803 gekämpft hatte. An der prominenten, stadtein- wärts gerichteten Ostseite wurden die Schlachten- orte des Ersten Weltkrieg aufgelistet: Loretto, Somme, Verdun, Cambrai und andere. Ganz oben auf dem Pfeiler thronte der circa drei Meter hohe Greif, der als badisches Wappentier und zugleich als Symboltier der Leibgrenadiere fungierte. Wie stark die Erinnerungskultur der Leibgrenadiere den Platz fortan prägte, wird nicht zuletzt in seiner Umbenennung zum „Lorettoplatz“ 1933 deutlich. Das Leibgrenadierdenkmal wurde nicht als Trauer-, sondern als Ehrenmal gebaut. Anstatt die Namen der Toten und die Gräuel des Ersten Welt- kriegs führte es die „ruhmreichen“ Schlachten- orte auf. Mit seiner aufrechten und erhabenen Haltung verkörperte der Greif eine machtvolle und siegreiche Geste, die selbst der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg zu trotzen schien. Tatsächlich überstand der Greif auch den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet; nur ein paar Ein- schusslöcher erinnern an diese Zeit. Während der Greif Stolz und Ungebrochenheit verkörperte, sollte der Phönix bewusst einen Ge- genpol zu dem „sieggewohnten Adler auf der Säulenspitze“ (Walter Förderer) bilden. In den 1970er Jahren wurde der Platz vor der Hauptpost, der seit 1975 den heutigen Namen „Europaplatz“ trägt, umgestaltet. In diesem Zusammenhang ent- stand auch der „Phönixbrunnen“, eigentlich „Eu- ropabrunnen“, nach einem Entwurf von Walter M. Förderer, der damals als Professor an der Staatli- chen Akademie der Bildenden Künste in Karlsru- he lehrte; die Einweihung fand am 9. Juni 1979, am Vortag zur ersten Direktwahl des Europaparla- ments, statt. Die Basis des Brunnens bildeten zwei Granitringe; in seinem Zentrum, über einer stili- sierten Landkarte Europas, erhob sich die schwer- fällig wirkende, gefesselte Phönixfigur, deren Ge- fieder aus verschiedenen Bronzeelementen zu- sammengefügt war. Die Darstellung des „Phönix aus der Asche“, die Förderer hier aufgriff, war nach 1945 ein beliebtes Motiv, das der schwierigen deutschen Geschichte mit dem Ende des „Dritten Reiches“ angemessen schien und zugleich die Hoffnung auf eine gesell- schaftliche Neuordnung anklingen ließ. Diesen Sinnzusammenhang macht die Inschrift des Karls- ruher Brunnens deutlich, wo vom „Untergang vol- ler Gewalt und Leid“, „Erneuerung voller Mühsal und Last“ und von „schicksalhafter Verstrickung“ die Rede ist. Walter Förderer betonte auch, er habe „keinen auf- steigenden Phönix ma- chen wollen, der ohne Trümmer und Asche auskommt. […] Die Metapher soll uns die Hoffnung deuten, dass aus dem Wissen über unsere Vergangenheit eine Wandlung zu einem friedvollen Eur- opa ohne Untergang möglich wird.“ Mahnmal hin oder her, den meisten Karls- ruhern gefiel der Phö- nix auf dem Europa- platz nicht: „Euro- gockel“, „badischer Geier“ oder „schwan- gere Truthenne“ wa- ren despektierliche Be- schreibungen, die in der Stadt kursierten. Nachdem der Europa- platz durch den Um- bau der Hauptpost zur Postgalerie erneut um- gestaltet werden musste, wurde der Phönixbrun- nen im Jahre 2000 kurzerhand hinter die Stadthal- le versetzt. Dort steht er heute noch – als reine Skulptur, der Brunnen ist nicht mehr in Funktion. Während der zum Frieden mahnende Phönix am Europaplatz schon fast vergessen scheint, erfreut sich das Leibgrenadierdenkmal bis heute aller- größter Beliebtheit. Dass das Denkmal nach Ab- schluss der Bauarbeiten an seinem alten Standort unverändert wiedererrichtet werden soll, ist in der Karlsruher Öffentlichkeit daher kaum umstritten. Der kriegerisch-militärische Sinnzusammenhang des Denkmals wird dabei in der Regel nicht re- flektiert, vielmehr ist das Bauwerk zur gewohnten – und daher nur ungern veränderten – Kulisse der Stadt geworden. Begleitend zur Sonderausstellung „Der Krieg daheim. Karlsruhe 1914 – 1918“ im Stadtmuseum und im Pfinzgaumuseum wurde die Greifenfigur nun im Garten des Prinz-Max-Palais, nur wenige Meter vom ursprünglichen Standort des Denk- mals entfernt, aufgestellt. Nach Einbruch der Dunkelheit wird der Greif noch bis Ende Oktober zur Projektionsfläche für eine Lichtinstallation von Lukas Rehm, die sich aus verschiedenen Perspek- tiven mit der Geschichte und Bedeutung des Grei- fen und mit der deutschen Erinnerungskultur be- schäftigt. Die Aufstellung der Figur und ihre künstlerische Befragung sollen so auch zur kri- tischen Auseinandersetzung mit dem Leibgrena- dierdenkmal führen. Carlsruher Blickpunkte Vogelperspektiven: Zwei ungleiche Baudenkmäler von Alexandra Kaiser Herausgeber / Redaktion: Dr. Manfred Koch Herstellung: Badendruck „Blick in die Geschichte“ online ab Nr. 61/2003 unter: www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/ blick_geschichte/ausgaben.de Foto: Schlesiger, Stadtarchiv tos angereicherten Serie in der Sonntagsbeilage der BNN, eine lebendige Chronik des Geschehens am Theater in den Jahren zwischen 1930 und 1945, in der auch die tiefe Betroffenheit über die Entlassungen der jüdischen Schauspieler und Musiker im Jahre 1933 geschildert wurde. In einer Rezension wurde Lola Ervig erstmals als „Schriftstellerin“ bezeichnet. Sie selbst nannte sich nie so. Aber sie war es. Bei der Beschreibung eines Bildes war in ihrer Erzählung „Liebe zu einem alten Holländer“ zu lesen: „Die Rose, einer lässigen Hand entglitten, war der eigentliche Blickpunkt des Bildes, Thema und Dominante zu- gleich, dem Welken ohne Gnade preisgegeben. Durch leiseste Berührung zum Entblättern verur- teilt, war sie dennoch von ergreifender Schönheit.“ Eine empfindsame Sprache kennzeichnete Lola Ervigs schriftstellerisches Schaffen, ob in Gedich- ten oder Essays, Fabeln, Märchen und Erzäh- lungen. Bei literarischen Veranstaltungen mit Er- vigs Lyrik und Prosa bewunderte eine treue Ge- meinde über Jahre hinweg auch die Sprach- schönheit der Schriftstellerin. Ein jähes Geschick beendete im Jahre 1971, 20 Jahre nach ihrem Ab- schied vom Theater, Lola Ervigs öffentliche Auf- tritte – sie verlor ihr Augenlicht. Wohl auch in Ver- zweiflung über das Schicksal seiner geliebten Frau erkrankte Alfons Kloeble schwer und starb ein Jahr später. Von Franziskanerinnen in deren Heim in der Karlsruher Eisenlohrstraße betreut, versuchte Frau Ervig, das Unabänderliche zu mei- stern. Mit Schallplatten und CD‘s holte sie klas- sische Musik und Literatur in ihr Zimmer, Dramen auch, in denen sie einst selbst die Hauptrolle ge- spielt hatte. Mehr noch: Es gelang ihr, einige Er- zählungen und Gedichte zu diktieren, darunter die so ergreifenden Verse „Laß mich, Schicksal, noch einmal die Wolken sehen.“ Lola Ervig starb am 29. August 1997 im Alter von 92 Jahren. Am Grab standen die beiden Söh- ne, die sich wie ihre Eltern künstlerischen Berufen gewidmet hatten. In der nächsten Online-Ausgabe (ab 3. Okto- ber) werden Neuzugänge in der Archivbiblio- thek und Neuerscheinungen des Stadtarchivs angezeigt. Bücherblick 2 Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge beeren, Gläschen Wein). Das hat geschmeckt.“ Auch das Abendessen mit Speck, Bratkartoffeln mit Wurst und Kirschen beeindruckte Hans Müller und veranlasste ihn zu der Feststellung: „So gut ist mirs schon lange nicht mehr gegangen.“ Im Juli 1917 leistete Hans Müller erstmals land- wirtschaftlichen Hilfsdienst in Kürnbach, über den er eingehend und positiv in seinem Tagebuch be- richtete. Nach der Beendigung des Diensts kehrte er nach Karlsruhe zurück, im Gepäck „30 Pfund Bohnen, 10 Pfund Geleeäpfel, Brot, 3 Mark Lohn“. Bereits im August fuhr er erneut zum Hilfsdienst nach Kürnbach. Die dabei geknüpften Kontakte nutzte er auch in der Folgezeit. Mehrmals fuhr er nach Kürnbach, um sich Lebensmittel zu besor- gen. Dies war durchaus geboten, denn auch für die Familie Müller war die Lebensmittelversor- gung problematisch. Das Anstehen in der Hoff- nung auf Lebensmittel gehörte ebenfalls zu den Erfahrungen von Hans Müller. So schrieb er am 31. Oktober 1917: „Mittags Kraut geholt (50 Pfund) böse Steherei. 1000de von Menschen mußten unverrichteter Dinge abziehen“. Zeit des Umbruchs Zu den Hobbys von Hans Müller zählte neben dem Fotografieren das Malen und Zeichnen, wo- von zahlreiche Bilder und Skizzen zeugen. Zahl- reiche Bilder mit Flugzeugen verweisen auf ein weiteres Hobby von Hans Müller, die Fliegerei. Regelmäßig ging er auf den Exerzierplatz, wo die deutschen Kriegsflugzeuge zur Luftabwehr statio- niert waren. Am 13. November 1918 ging für Hans Müller ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung: Zum ersten Mal durfte er in einer Maschine mit- fliegen. „Voll seligsten Glücksgefühls stieg ich in das Flugzeug, meine jahrelange Sehnsucht hatte sich verwirklicht. Unbeschreiblich schön war der Start. … Immer kleiner wurden die unten Stehen- den, kaum mehr konnte ich sie winken sehen. … Das ganze kam mir vor, wie ein wunderschöner Traum. Nie werde ich dieses schöne Erlebnis ver- gessen.“ Ein anderes einprägsames Erlebnis lag zu die- sem Zeitpunkt erst wenige Tage zurück. Am 9. November 1918 wurde Hans Müller Augenzeuge der Revolution. In seinem Tagebuch schilderte er die Ereignisse in Karlsruhe wie folgt: „Große Be- wegung verursachte die Nachricht vom Thronver- zicht des Kaisers. Um ½6 gingen wir zu dem mit M. G. besetzten Bahnhof. Dort bildete sich ein[e] Versammlung. Kurze Ansprache[n] wurden ge- halten, dann bildete sich ein Zug nach dem Rat- haus. Auch dort wurden Ansprachen gehalten. Liebknecht, dieser Hallunke, wurde verherrlicht und man ließ die Republik hochleben. Ein Arbei- ter- und Soldatenrat wurde gebildet. Der Zug ging dann nach der Grenadierkaserne, wo die Wache sich bald ergab. Nur wenige Schüsse fielen (10h). Dann wurde auch die Artilleriekaserne zur Über- gabe gezwungen.“ Dass Hans Müller dem politi- schen Umbruch mit Skepsis gegenüberstand, ma- chen folgende Zeilen von gleichen Tag deutlich: „Was soll nun ich zu der Bewegung sagen? Daß wir demokratisch re- giert werden müssen, glaube ich sicher. Aber warum muß jetzt der Umsturz vollzogen werden, jetzt, wo noch nicht einmal der Waf- fenstillstand abge- schlossen ist. Das ist Verrat am Vaterland (nach meiner An- sicht).“ Zu Veränderungen kam es im November 1918 auch im Privatle- ben von Hans Müller. Marie, genannt Ma- riele, und er wurden ein Paar. Schon in den Monaten zuvor hatte er Marie immer wieder in seinem Tagebuch er- wähnt. Aus Freund- schaft wurde schließ- lich Liebe. Am 30. No- vember 1918 notierte Hans Müller: „Auf dem Heimweg sagte mir Mariele, daß sie mich liebt. Hurra.“ Die Beziehung mit Mariele macht deut- lich, dass der Krieg das Leben von Hans Müller nicht gänzlich bestimmte. Immer wieder gelang es ihm, sich Freiräume zu schaffen. Zu diesen zählen auch Streiche, die er ebenfalls in seinem Tage- buch dokumentierte. Am 26. November 1917 etwa versiegelte er mit drei Klassenkameraden einem Lehrer die Schlösser von Haus- und Gartentüre mit Gips. Die Tat wurde aufgedeckt, und Hans Müller wurde mit zwölf Stunden Karzer und der Androhung der Entlassung bestraft. Ausführlich zum Thema Ferdinand Leikam: Kindheit und Jugend im Krieg, in: Ernst Otto Bräunche und Volker Steck (Hrsg.): Der Krieg daheim. Karlsruhe 1914-1918, Karlsruhe 2014, S. 199 – 225. Tagebücher, Fotos und Bilder von Hans Müller sind noch bis zum 26. Oktober in der Ausstellung „Der Krieg daheim. Karlsruhe 1914 – 1918“ im Stadtmuseum und im Pfinzgaumuseum zu sehen. Am 1. April 1935 wurde die bis dahin selbststän- dige Gemeinde Knielingen auf Anordnung des badischen Gauleiters Robert Wagner nach Karls- ruhe zwangseingemeindet. Es war der erste Vor- gang dieser Art in der Fächerstadt seit der Macht- übernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933. Ende der 1940er Jahre kam es in Knielingen zu Ausgemeindungsbestrebungen. Diese blieben freilich ein Strohfeuer, das gelöscht wurde, bevor es überhaupt richtig zu brennen begonnen hatte. Das Flugblatt „Einwohner von Knielingen! Knielingen, Euer Heimatort, eine uralte selbstständige Gemeinde, wurde trotz heftigem Widerspruch seiner Bürger und Einwohner […] seiner Selbstständigkeit be- raubt und der Stadt Karlsruhe einverleibt.“ Mit diesen Worten begann jenes Flugblatt, das die 1946 gegründete Knielinger Bürger-Kommission, die Vorläuferorganisation des 1959 gegründeten Bürgervereins Knielingen, im November 1949 he- rausgab, um bei den Knielingerinnen und Knielin- gern um Unterstützung für die Ausgemeindung aus Karlsruhe zu werben. Konkret wurden zunächst die „gut geordnete[n] Verhältnisse“ in Knielingen vor der Zwangseinge- meindung gelobt. So besaß die Gemeinde „zirka 600 ha gut gepflegten Wald“, „11 gemeindeeige- ne Gebäude“ und hatte „ein modernes Schul- haus“. Dies in Verbindung mit der „eigene[n] Wasserleitung, Kanalisation, Friedhofhalle“, so- wie der „rasche[n] Erledigung der Amtsgeschäfte auf dem eigenen Rathaus“ bildeten „die Grundla- gen der damals zufriedenen Gesamtbevölke- rung.“ Im weiteren Text des Flugblatts wurde schließ- lich der Eindruck erweckt, der Stadtteil habe seit Mitte 1935 auf nahezu allen Gebieten Nachteile erlitten. So behauptete die Kommission beispiels- weise, die Umlagen und sonstigen Abgaben seien „gewaltig erhöht“ worden, und in Knielingen fin- de keine Bautätigkeit statt. Außerdem wurde die Zeit „vor der Zwangsehe“ gelobt, in der eine jähr- liche Reinigung der Anlagen zur Be- und Entwäs- serung des Geländes und der „jetzt ver- „Los von Karlsruhe!“ Die Ausgemeindungsbestrebungen Knielingens im Jahr 1949 von René Gilbert Aquarell „Aviatik-Doppel-Decker“ von Hans Müller, 14. Januar 1917. Foto: Nachlass Müller, Stadtarchiv schlammte[n] Alb“ stattgefunden habe. Zusätzlich wies man auf „die holprigen Straßen und die teils unbefahrbaren Waldwege“ hin. Auch wurden die „dunklen gefahrvollen Straßenkreuzungen“ im Vergleich „mit der Straßenbeleuchtung in selbst- ständigen Gemeinden“ angeprangert. Die seit Januar 1947 geführten Verhandlungen der Kommission mit der Karlsruher Stadtverwal- tung „um eine gleiche Vereinbarung wie die der seinerzeit sich freiwillig eingemeindeten Vororte Bulach und Daxlanden“ waren ihrer Ansicht nach „an dem Verhalten der Stadtverwaltung Karlsru- he“ gescheitert. Daher sah sich die Kommission, die betonte, jederzeit dazu bereit gewesen zu sein, „eine noch tragfähige Vereinbarung abzuschlie- ßen“, nun dazu veranlasst, die Ausgemeindung aus der Fächerstadt anzustreben. Die Reaktion der Karlsruher Stadtverwaltung Die Karlsruher Stadtverwaltung reagierte auf das Flugblatt insofern, als sie von verschiedenen städtischen Ämtern eine interne Stellungnahme zu den im Flugblatt gemachten Vorwürfen anfor- derte. Das Tiefbauamt berichtete u. a., dass die Alb bereits bei der Eingemeindung so ver- schlammt gewesen sei, dass Knielingen selbst von einem Ingenieurbüro „einen Entwurf für deren durchgreifende Regulierung“ habe erarbeiten las- sen. Da dieser unzureichend gewesen sei, habe die Stadtverwaltung die weiteren Planungen selbst übernommen. In den folgenden Jahren konnte durch Baggerarbeiten „viel Schlamm aus der Alb entfernt werden, sodass der Wasserspie- gel sich wesentlich senkte und so die bessere Ent- wässerung der Niederung bei Knielingen ermögli- chte.“ Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs muss- ten diese Arbeiten beendet werden und die Kundgebung vor dem Knielinger Rathaus am Tag der Eingemeindung, 1. April 1935. Foto: Stadtarchiv Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 3 Immer wenn ich am blauen Himmel das Schau- spiel sich ständig erneuernder Wolkengebilde se- he, muss ich an Lola Ervig denken. Der sehn- suchtsvolle Wunsch, das Wolkenspiel sehen zu dürfen, „einen Tag nur“, blieb der ehedem gefei- erten Schauspielerin und späteren Schriftstellerin unerfüllt. Lola Ervig wurde am 6. Mai 1905 als viertes Kind einer Kaufmannsfamilie in München gebo- ren, wuchs beruflicher Verpflichtungen des Vaters wegen in Leipzig auf. Schon als Kind zeigte sich Lolas Neigung zum Theaterspielen. Sie schrieb kleine Theaterstücke, die dann im Ensemble ihrer Geschwister unter ihrer „Regie“ in der elterlichen Wohnung aufgeführt wurden. Sie selbst hatte stets die „Hauptrolle“. Für die Eltern war es dann keine Überraschung, dass ihre Tochter Schauspielerin werden wollte. Nach persönlicher Erkundung des besorgten Va- ters, was dort eigentlich geschieht, erhielt die 18-jährige Tochter die Erlaubnis, die Schauspiel- schule des Deutschen Theaters in Berlin zu besu- chen. Ihr erstes Engagement erhielt Lola Ervig am deutschen Theater in Brünn (damals Tschechoslo- wakei). In Würzburg spielte sie danach mit Attila Hörbiger, in Stuttgart mit Willy Reichert zusam- men. Im Herbst 1931 als „Salome“ an das – damals so genannte – Badische Landestheater verpflich- tet, lernte sie Alfons Koelble kennen, den späteren Staatsschauspieler, der schon seit 1923 auf der Karlsruher Bühne stand. Bei Boulevardstücken wie Bruno Franks „Mina“ waren Ervig und Koel- ble ein vielgefeiertes Traumpaar – und bald auch schon ein Paar für das ganze Leben (wobei die Da- me ihren Mädchennamen zeitlebens beibehielt). Rasch wurde erkannt, dass Lola Ervigs schau- spielerische Qualitäten weit über den Boulevard hinausreichten. Und so konnte man sie bald als Minna in „Minna von Barnhelm“, als Eboli in „Don Carlos“, als Königin Elisabeth in „Maria Stuart“, aber auch als kesse Eliza in „Pygmalion“ sehen. Der Feuilletonist Hubert Doerrschuck („Amadeus Siebenpunkt“), journalistischer Weg- begleiter der Schauspielerin, rühmte deren dar- stellerische Intensität und ihre Intelligenz, zeigte sich zugleich beeindruckt von deren „anmutiger Erscheinung und klaren Schönheit“. Für ihre zahlreichen Verehrer unverständlich, tauchte Lola Ervigs Name in den Theaterzetteln der Spielzeit 1951/52 nicht mehr auf. Was war ge- schehen? Die Schauspielerin hatte sich nach 20-jähriger Zugehörigkeit zum Karlsruher Thea- ter entschieden, einer zweiten Leidenschaft Zeit und Raum zu geben, dem Schreiben. Mehr als ei- ne Kostprobe dieser Begabung war schon zuvor erkennbar geworden mit ihren in den „Badischen Neusten Nachrichten“ erschienenen mehrteiligen Erzählung „Der Himmel taut nur Angst“, einer zeitgeschichtlich bemerkenswerten Schilderung ihrer vielwöchigen Flucht bei Kriegsende. Wie ein Schauspielerin und Schriftstellerin Lola Ervig: Die Doppelbegabung einer einzigartigen Frau von Josef Werner Sprengung der „Weitesten Brücke“ habe die Ver- schlammung der Alb und den Anstieg des Wasser- spiegels wieder gefördert. Für diese Kriegseinwir- kungen trage die Stadtverwaltung keine Verant- wortung. Auch die Tiefentwässerung Knielingens sei bereits zu Zeiten der Selbstständigkeit „nicht in Ordnung“ gewesen und die Stadtverwaltung habe noch vor dem Krieg damit begonnen, „mit hohem Aufwand einen besonderen Sammler zum Klärwerk Neureut“ zu bauen, der die Grundlage für eine ordnungsgemäße Entwässerung der Ge- meinde und der völligen Entlastung der Alb von Abwässern unter Einhaltung des Wassergesetzes ermöglichte. Der vollständige Aus- und Umbau des Kanalnetzes würde allerdings noch hohe fi- nanzielle Mittel erfordern. Zudem konnte laut Tiefbauamt von einer Vernachlässigung der Stra- ßen in Knielingen keine Rede sein, in Knielingen sei „bisher im Verhältnis mindestens so viel ge- baut“ worden wie sonst in der Stadt und dies sei „auch weiterhin vorgesehen.“ Noch deutlichere Worte fand die städtische Forstverwaltung mit der Feststellung, die Kom- mission betreibe eine „offensichtliche Irreführung der Knielinger Bevölkerung.“ Die Waldwege hät- ten sich vielmehr „vor der Eingemeindung in ei- ner derart schlechten Verfassung“ befunden, „dass sie kaum noch befahren werden konnten und dies ausnahmsweise nur bei günstiger Witte- rung.“ Nach der Eingemeindung habe die Forst- verwaltung „diese Schwierigkeiten beseitigt und normale Wegeverhältnisse geschaffen.“ Knielin- ger Bürger hätten zudem gegenüber der Stadtver- waltung bekundet, dass in ihrem Stadtteil vor der Eingemeindung „noch nie so gute Feldwege be- standen“ hätten. Bei der Wegeinstandhaltung, so die Forstverwaltung, sei „der Gemeindewald Knielingen […] nicht schlechter behandelt [wor- den] als jeder andere Stadtwalddistrikt“. Zu der Behauptung mangelhafter Straßenbe- leuchtung stellte die zuständige Abteilung der Stadtverwaltung fest, dass in Knielingen „bereits Ende 1945 als einem der ersten Vororte die Be- leuchtung an den wichtigsten Straßenkreuzungen und Verkehrsknotenpunkten wieder eingerich- tet“ worden sei. Demgegenüber sei „in Vororten wie Rüppurr oder Daxlanden, sowie in sonstigen Stadtteilen, die überwiegend Gasbeleuchtung ha- ben, die Wiederinbetriebnahme erst 1947/48 vor- genommen“ worden. Zur Bautätigkeit in Knielingen wurde dargelegt, dass die Stadt einer gerade in der Gründung be- findlichen Knielinger Baugenossenschaft „eine tatkräftige Förderung im Rahmen des Wohnungs- bauprogramms 1950 zugesagt“ habe. Von den Vorwürfen der Kommission konnte aus der Sicht der Stadtverwaltung demnach kein ein- ziger aufrechterhalten werden. Oberbürgermei- ster Friedrich Töpper entschied dennoch kurz vor Jahresende 1949, kein Gegenflugblatt zu veröf- fentlichen. Vielmehr sollte abgewartet werden, bis weitere Schritte von Knielinger Seite unter- nommen würden. Da die dünne Akte an dieser Stelle endet, ist davon auszugehen, dass es von Seiten der Bürger-Kommission keine weiteren Be- mühungen gab, die Ausgemeindung Knielingens aus der Fächerstadt voranzutreiben. Resümee Auch wenn keine Aussage darüber gemacht werden kann, wie viele Knielinger Bürgerinnen und Bürger dem Aufruf der Kommission folgten und durch ihre Unterschrift die Aktion unterstütz- ten, geht aus den Dokumenten der Karlsruher Stadtverwaltung doch hervor, dass die Mehrheit der Knielinger eine Ausgemeindung nicht herbei- wünschte, weil sie eine Benachteiligung gegen- über den anderen Karlsruher Stadtteilen nicht er- kennen konnte. Es ist unklar, welche Gründe die Mitglieder der Kommission überhaupt dazu bewogen hatten, ei- ne Ausgemeindung aus der Fächerstadt anzustre- ben. Wahrscheinlich ist, dass der sich nach Kriegs- ende abzeichnende Bau der Siemens-Werke in Knielingen eine wesentliche Rolle gespielt hat. Wegen der daraus in der Zukunft zu erwartenden hohen Gewerbesteuereinnahmen hatte die Kom- mission wohl darauf spekuliert, dass der wieder eigenständigen Gemeinde dadurch mehr Vorteile entstünden, als sie bei einem Verbleib bei Karlsru- he jemals haben würde. Zudem dürfte auch der Beschluss des Karlsruher Gemeinderats vom Ok- tober 1949, die von der Kommission geforderte Er- höhung des Knielinger Bürgernutzens (Jahresren- te für bezugsberechtigte Bürger) von 60 DM auf 100 DM abzulehnen, sie in ihren Absichten be- stärkt haben. Jedenfalls blieb dieser Versuch eine Episode und tat dem künftigen Verhältnis zwischen Knie- lingen und Karlsruhe keinen Abbruch. In der Fol- gezeit entwickelte sich der älteste urkundlich er- wähnte Stadtteil Karlsruhes mit der Fertigstellung der Ölraffinerien am Rhein 1962/63 und dem Aus- bau des Siemens-Standorts zum Siemens Indus- triepark Karlsruhe 1997 zu einem wichtigen Wirt- schafts- und Industriestandort innerhalb der Fä- cherstadt. Lola Ervig und Alfons Koelble. Foto: BNN-Archiv Einen Tag nur von Lola Ervig Einen Tag nur laß mich, Schicksal, die Wolken sehen hochgetürmt oder als spielende Flocken im Blau. Gib mir die Rose nicht nur als Duft einen Tag lang, sondern laß der Hummel wollüstiges Suchen im Purpur mich schauen. Schenke mir einen Tag nur das Gesicht des Sohnes, daß ich im Licht seiner Augen lebe; oder abends ein Buch, daß ich Manets Frühstück im Grünen und Chagalls schwebende Liebende über den Dächern lächelnd betrachte. Dies noch: einmal allein, ganz allein unter Bäumen gehen, durch deren Geäst kupferne Sonntaler fallen. Einen Tag in der Woche wäre zu viel. Im Monat. Im Jahr? Aber, auf daß ich nicht stürbe im Jubel des Tages, dieses einzigen, läßt Du mich, Schicksal, blind bleiben. Abschiedsgeschenk an das Theater könnte man zwei Bühnenstücke bezeichnen, die Ervig vor- nehmlich für die Jugendbühne schrieb: „Kas- perles tolle Streiche“ und „Audifax und Hadu- moth“, beide uraufgeführt im Konzerthaus unter der Regie von Alfons Koelble. Zur Feier des 250. Stadtgeburtstags nahm Lola Ervig den Stadtgrün- der ins Visier. „Die Jugend des Markgrafen Karl Wilhelm“ ging im – damals noch selbstständigen – Insel-Theater über die Bühne. „Bevor der Vor- hang fiel“ war der Titel einer mit zahlreichen Fo- Fortsetzung Seite 4 2 Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge beeren, Gläschen Wein). Das hat geschmeckt.“ Auch das Abendessen mit Speck, Bratkartoffeln mit Wurst und Kirschen beeindruckte Hans Müller und veranlasste ihn zu der Feststellung: „So gut ist mirs schon lange nicht mehr gegangen.“ Im Juli 1917 leistete Hans Müller erstmals land- wirtschaftlichen Hilfsdienst in Kürnbach, über den er eingehend und positiv in seinem Tagebuch be- richtete. Nach der Beendigung des Diensts kehrte er nach Karlsruhe zurück, im Gepäck „30 Pfund Bohnen, 10 Pfund Geleeäpfel, Brot, 3 Mark Lohn“. Bereits im August fuhr er erneut zum Hilfsdienst nach Kürnbach. Die dabei geknüpften Kontakte nutzte er auch in der Folgezeit. Mehrmals fuhr er nach Kürnbach, um sich Lebensmittel zu besor- gen. Dies war durchaus geboten, denn auch für die Familie Müller war die Lebensmittelversor- gung problematisch. Das Anstehen in der Hoff- nung auf Lebensmittel gehörte ebenfalls zu den Erfahrungen von Hans Müller. So schrieb er am 31. Oktober 1917: „Mittags Kraut geholt (50 Pfund) böse Steherei. 1000de von Menschen mußten unverrichteter Dinge abziehen“. Zeit des Umbruchs Zu den Hobbys von Hans Müller zählte neben dem Fotografieren das Malen und Zeichnen, wo- von zahlreiche Bilder und Skizzen zeugen. Zahl- reiche Bilder mit Flugzeugen verweisen auf ein weiteres Hobby von Hans Müller, die Fliegerei. Regelmäßig ging er auf den Exerzierplatz, wo die deutschen Kriegsflugzeuge zur Luftabwehr statio- niert waren. Am 13. November 1918 ging für Hans Müller ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung: Zum ersten Mal durfte er in einer Maschine mit- fliegen. „Voll seligsten Glücksgefühls stieg ich in das Flugzeug, meine jahrelange Sehnsucht hatte sich verwirklicht. Unbeschreiblich schön war der Start. … Immer kleiner wurden die unten Stehen- den, kaum mehr konnte ich sie winken sehen. … Das ganze kam mir vor, wie ein wunderschöner Traum. Nie werde ich dieses schöne Erlebnis ver- gessen.“ Ein anderes einprägsames Erlebnis lag zu die- sem Zeitpunkt erst wenige Tage zurück. Am 9. November 1918 wurde Hans Müller Augenzeuge der Revolution. In seinem Tagebuch schilderte er die Ereignisse in Karlsruhe wie folgt: „Große Be- wegung verursachte die Nachricht vom Thronver- zicht des Kaisers. Um ½6 gingen wir zu dem mit M. G. besetzten Bahnhof. Dort bildete sich ein[e] Versammlung. Kurze Ansprache[n] wurden ge- halten, dann bildete sich ein Zug nach dem Rat- haus. Auch dort wurden Ansprachen gehalten. Liebknecht, dieser Hallunke, wurde verherrlicht und man ließ die Republik hochleben. Ein Arbei- ter- und Soldatenrat wurde gebildet. Der Zug ging dann nach der Grenadierkaserne, wo die Wache sich bald ergab. Nur wenige Schüsse fielen (10h). Dann wurde auch die Artilleriekaserne zur Über- gabe gezwungen.“ Dass Hans Müller dem politi- schen Umbruch mit Skepsis gegenüberstand, ma- chen folgende Zeilen von gleichen Tag deutlich: „Was soll nun ich zu der Bewegung sagen? Daß wir demokratisch re- giert werden müssen, glaube ich sicher. Aber warum muß jetzt der Umsturz vollzogen werden, jetzt, wo noch nicht einmal der Waf- fenstillstand abge- schlossen ist. Das ist Verrat am Vaterland (nach meiner An- sicht).“ Zu Veränderungen kam es im November 1918 auch im Privatle- ben von Hans Müller. Marie, genannt Ma- riele, und er wurden ein Paar. Schon in den Monaten zuvor hatte er Marie immer wieder in seinem Tagebuch er- wähnt. Aus Freund- schaft wurde schließ- lich Liebe. Am 30. No- vember 1918 notierte Hans Müller: „Auf dem Heimweg sagte mir Mariele, daß sie mich liebt. Hurra.“ Die Beziehung mit Mariele macht deut- lich, dass der Krieg das Leben von Hans Müller nicht gänzlich bestimmte. Immer wieder gelang es ihm, sich Freiräume zu schaffen. Zu diesen zählen auch Streiche, die er ebenfalls in seinem Tage- buch dokumentierte. Am 26. November 1917 etwa versiegelte er mit drei Klassenkameraden einem Lehrer die Schlösser von Haus- und Gartentüre mit Gips. Die Tat wurde aufgedeckt, und Hans Müller wurde mit zwölf Stunden Karzer und der Androhung der Entlassung bestraft. Ausführlich zum Thema Ferdinand Leikam: Kindheit und Jugend im Krieg, in: Ernst Otto Bräunche und Volker Steck (Hrsg.): Der Krieg daheim. Karlsruhe 1914-1918, Karlsruhe 2014, S. 199 – 225. Tagebücher, Fotos und Bilder von Hans Müller sind noch bis zum 26. Oktober in der Ausstellung „Der Krieg daheim. Karlsruhe 1914 – 1918“ im Stadtmuseum und im Pfinzgaumuseum zu sehen. Am 1. April 1935 wurde die bis dahin selbststän- dige Gemeinde Knielingen auf Anordnung des badischen Gauleiters Robert Wagner nach Karls- ruhe zwangseingemeindet. Es war der erste Vor- gang dieser Art in der Fächerstadt seit der Macht- übernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933. Ende der 1940er Jahre kam es in Knielingen zu Ausgemeindungsbestrebungen. Diese blieben freilich ein Strohfeuer, das gelöscht wurde, bevor es überhaupt richtig zu brennen begonnen hatte. Das Flugblatt „Einwohner von Knielingen! Knielingen, Euer Heimatort, eine uralte selbstständige Gemeinde, wurde trotz heftigem Widerspruch seiner Bürger und Einwohner […] seiner Selbstständigkeit be- raubt und der Stadt Karlsruhe einverleibt.“ Mit diesen Worten begann jenes Flugblatt, das die 1946 gegründete Knielinger Bürger-Kommission, die Vorläuferorganisation des 1959 gegründeten Bürgervereins Knielingen, im November 1949 he- rausgab, um bei den Knielingerinnen und Knielin- gern um Unterstützung für die Ausgemeindung aus Karlsruhe zu werben. Konkret wurden zunächst die „gut geordnete[n] Verhältnisse“ in Knielingen vor der Zwangseinge- meindung gelobt. So besaß die Gemeinde „zirka 600 ha gut gepflegten Wald“, „11 gemeindeeige- ne Gebäude“ und hatte „ein modernes Schul- haus“. Dies in Verbindung mit der „eigene[n] Wasserleitung, Kanalisation, Friedhofhalle“, so- wie der „rasche[n] Erledigung der Amtsgeschäfte auf dem eigenen Rathaus“ bildeten „die Grundla- gen der damals zufriedenen Gesamtbevölke- rung.“ Im weiteren Text des Flugblatts wurde schließ- lich der Eindruck erweckt, der Stadtteil habe seit Mitte 1935 auf nahezu allen Gebieten Nachteile erlitten. So behauptete die Kommission beispiels- weise, die Umlagen und sonstigen Abgaben seien „gewaltig erhöht“ worden, und in Knielingen fin- de keine Bautätigkeit statt. Außerdem wurde die Zeit „vor der Zwangsehe“ gelobt, in der eine jähr- liche Reinigung der Anlagen zur Be- und Entwäs- serung des Geländes und der „jetzt ver- „Los von Karlsruhe!“ Die Ausgemeindungsbestrebungen Knielingens im Jahr 1949 von René Gilbert Aquarell „Aviatik-Doppel-Decker“ von Hans Müller, 14. Januar 1917. Foto: Nachlass Müller, Stadtarchiv schlammte[n] Alb“ stattgefunden habe. Zusätzlich wies man auf „die holprigen Straßen und die teils unbefahrbaren Waldwege“ hin. Auch wurden die „dunklen gefahrvollen Straßenkreuzungen“ im Vergleich „mit der Straßenbeleuchtung in selbst- ständigen Gemeinden“ angeprangert. Die seit Januar 1947 geführten Verhandlungen der Kommission mit der Karlsruher Stadtverwal- tung „um eine gleiche Vereinbarung wie die der seinerzeit sich freiwillig eingemeindeten Vororte Bulach und Daxlanden“ waren ihrer Ansicht nach „an dem Verhalten der Stadtverwaltung Karlsru- he“ gescheitert. Daher sah sich die Kommission, die betonte, jederzeit dazu bereit gewesen zu sein, „eine noch tragfähige Vereinbarung abzuschlie- ßen“, nun dazu veranlasst, die Ausgemeindung aus der Fächerstadt anzustreben. Die Reaktion der Karlsruher Stadtverwaltung Die Karlsruher Stadtverwaltung reagierte auf das Flugblatt insofern, als sie von verschiedenen städtischen Ämtern eine interne Stellungnahme zu den im Flugblatt gemachten Vorwürfen anfor- derte. Das Tiefbauamt berichtete u. a., dass die Alb bereits bei der Eingemeindung so ver- schlammt gewesen sei, dass Knielingen selbst von einem Ingenieurbüro „einen Entwurf für deren durchgreifende Regulierung“ habe erarbeiten las- sen. Da dieser unzureichend gewesen sei, habe die Stadtverwaltung die weiteren Planungen selbst übernommen. In den folgenden Jahren konnte durch Baggerarbeiten „viel Schlamm aus der Alb entfernt werden, sodass der Wasserspie- gel sich wesentlich senkte und so die bessere Ent- wässerung der Niederung bei Knielingen ermögli- chte.“ Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs muss- ten diese Arbeiten beendet werden und die Kundgebung vor dem Knielinger Rathaus am Tag der Eingemeindung, 1. April 1935. Foto: Stadtarchiv Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 3 Immer wenn ich am blauen Himmel das Schau- spiel sich ständig erneuernder Wolkengebilde se- he, muss ich an Lola Ervig denken. Der sehn- suchtsvolle Wunsch, das Wolkenspiel sehen zu dürfen, „einen Tag nur“, blieb der ehedem gefei- erten Schauspielerin und späteren Schriftstellerin unerfüllt. Lola Ervig wurde am 6. Mai 1905 als viertes Kind einer Kaufmannsfamilie in München gebo- ren, wuchs beruflicher Verpflichtungen des Vaters wegen in Leipzig auf. Schon als Kind zeigte sich Lolas Neigung zum Theaterspielen. Sie schrieb kleine Theaterstücke, die dann im Ensemble ihrer Geschwister unter ihrer „Regie“ in der elterlichen Wohnung aufgeführt wurden. Sie selbst hatte stets die „Hauptrolle“. Für die Eltern war es dann keine Überraschung, dass ihre Tochter Schauspielerin werden wollte. Nach persönlicher Erkundung des besorgten Va- ters, was dort eigentlich geschieht, erhielt die 18-jährige Tochter die Erlaubnis, die Schauspiel- schule des Deutschen Theaters in Berlin zu besu- chen. Ihr erstes Engagement erhielt Lola Ervig am deutschen Theater in Brünn (damals Tschechoslo- wakei). In Würzburg spielte sie danach mit Attila Hörbiger, in Stuttgart mit Willy Reichert zusam- men. Im Herbst 1931 als „Salome“ an das – damals so genannte – Badische Landestheater verpflich- tet, lernte sie Alfons Koelble kennen, den späteren Staatsschauspieler, der schon seit 1923 auf der Karlsruher Bühne stand. Bei Boulevardstücken wie Bruno Franks „Mina“ waren Ervig und Koel- ble ein vielgefeiertes Traumpaar – und bald auch schon ein Paar für das ganze Leben (wobei die Da- me ihren Mädchennamen zeitlebens beibehielt). Rasch wurde erkannt, dass Lola Ervigs schau- spielerische Qualitäten weit über den Boulevard hinausreichten. Und so konnte man sie bald als Minna in „Minna von Barnhelm“, als Eboli in „Don Carlos“, als Königin Elisabeth in „Maria Stuart“, aber auch als kesse Eliza in „Pygmalion“ sehen. Der Feuilletonist Hubert Doerrschuck („Amadeus Siebenpunkt“), journalistischer Weg- begleiter der Schauspielerin, rühmte deren dar- stellerische Intensität und ihre Intelligenz, zeigte sich zugleich beeindruckt von deren „anmutiger Erscheinung und klaren Schönheit“. Für ihre zahlreichen Verehrer unverständlich, tauchte Lola Ervigs Name in den Theaterzetteln der Spielzeit 1951/52 nicht mehr auf. Was war ge- schehen? Die Schauspielerin hatte sich nach 20-jähriger Zugehörigkeit zum Karlsruher Thea- ter entschieden, einer zweiten Leidenschaft Zeit und Raum zu geben, dem Schreiben. Mehr als ei- ne Kostprobe dieser Begabung war schon zuvor erkennbar geworden mit ihren in den „Badischen Neusten Nachrichten“ erschienenen mehrteiligen Erzählung „Der Himmel taut nur Angst“, einer zeitgeschichtlich bemerkenswerten Schilderung ihrer vielwöchigen Flucht bei Kriegsende. Wie ein Schauspielerin und Schriftstellerin Lola Ervig: Die Doppelbegabung einer einzigartigen Frau von Josef Werner Sprengung der „Weitesten Brücke“ habe die Ver- schlammung der Alb und den Anstieg des Wasser- spiegels wieder gefördert. Für diese Kriegseinwir- kungen trage die Stadtverwaltung keine Verant- wortung. Auch die Tiefentwässerung Knielingens sei bereits zu Zeiten der Selbstständigkeit „nicht in Ordnung“ gewesen und die Stadtverwaltung habe noch vor dem Krieg damit begonnen, „mit hohem Aufwand einen besonderen Sammler zum Klärwerk Neureut“ zu bauen, der die Grundlage für eine ordnungsgemäße Entwässerung der Ge- meinde und der völligen Entlastung der Alb von Abwässern unter Einhaltung des Wassergesetzes ermöglichte. Der vollständige Aus- und Umbau des Kanalnetzes würde allerdings noch hohe fi- nanzielle Mittel erfordern. Zudem konnte laut Tiefbauamt von einer Vernachlässigung der Stra- ßen in Knielingen keine Rede sein, in Knielingen sei „bisher im Verhältnis mindestens so viel ge- baut“ worden wie sonst in der Stadt und dies sei „auch weiterhin vorgesehen.“ Noch deutlichere Worte fand die städtische Forstverwaltung mit der Feststellung, die Kom- mission betreibe eine „offensichtliche Irreführung der Knielinger Bevölkerung.“ Die Waldwege hät- ten sich vielmehr „vor der Eingemeindung in ei- ner derart schlechten Verfassung“ befunden, „dass sie kaum noch befahren werden konnten und dies ausnahmsweise nur bei günstiger Witte- rung.“ Nach der Eingemeindung habe die Forst- verwaltung „diese Schwierigkeiten beseitigt und normale Wegeverhältnisse geschaffen.“ Knielin- ger Bürger hätten zudem gegenüber der Stadtver- waltung bekundet, dass in ihrem Stadtteil vor der Eingemeindung „noch nie so gute Feldwege be- standen“ hätten. Bei der Wegeinstandhaltung, so die Forstverwaltung, sei „der Gemeindewald Knielingen […] nicht schlechter behandelt [wor- den] als jeder andere Stadtwalddistrikt“. Zu der Behauptung mangelhafter Straßenbe- leuchtung stellte die zuständige Abteilung der Stadtverwaltung fest, dass in Knielingen „bereits Ende 1945 als einem der ersten Vororte die Be- leuchtung an den wichtigsten Straßenkreuzungen und Verkehrsknotenpunkten wieder eingerich- tet“ worden sei. Demgegenüber sei „in Vororten wie Rüppurr oder Daxlanden, sowie in sonstigen Stadtteilen, die überwiegend Gasbeleuchtung ha- ben, die Wiederinbetriebnahme erst 1947/48 vor- genommen“ worden. Zur Bautätigkeit in Knielingen wurde dargelegt, dass die Stadt einer gerade in der Gründung be- findlichen Knielinger Baugenossenschaft „eine tatkräftige Förderung im Rahmen des Wohnungs- bauprogramms 1950 zugesagt“ habe. Von den Vorwürfen der Kommission konnte aus der Sicht der Stadtverwaltung demnach kein ein- ziger aufrechterhalten werden. Oberbürgermei- ster Friedrich Töpper entschied dennoch kurz vor Jahresende 1949, kein Gegenflugblatt zu veröf- fentlichen. Vielmehr sollte abgewartet werden, bis weitere Schritte von Knielinger Seite unter- nommen würden. Da die dünne Akte an dieser Stelle endet, ist davon auszugehen, dass es von Seiten der Bürger-Kommission keine weiteren Be- mühungen gab, die Ausgemeindung Knielingens aus der Fächerstadt voranzutreiben. Resümee Auch wenn keine Aussage darüber gemacht werden kann, wie viele Knielinger Bürgerinnen und Bürger dem Aufruf der Kommission folgten und durch ihre Unterschrift die Aktion unterstütz- ten, geht aus den Dokumenten der Karlsruher Stadtverwaltung doch hervor, dass die Mehrheit der Knielinger eine Ausgemeindung nicht herbei- wünschte, weil sie eine Benachteiligung gegen- über den anderen Karlsruher Stadtteilen nicht er- kennen konnte. Es ist unklar, welche Gründe die Mitglieder der Kommission überhaupt dazu bewogen hatten, ei- ne Ausgemeindung aus der Fächerstadt anzustre- ben. Wahrscheinlich ist, dass der sich nach Kriegs- ende abzeichnende Bau der Siemens-Werke in Knielingen eine wesentliche Rolle gespielt hat. Wegen der daraus in der Zukunft zu erwartenden hohen Gewerbesteuereinnahmen hatte die Kom- mission wohl darauf spekuliert, dass der wieder eigenständigen Gemeinde dadurch mehr Vorteile entstünden, als sie bei einem Verbleib bei Karlsru- he jemals haben würde. Zudem dürfte auch der Beschluss des Karlsruher Gemeinderats vom Ok- tober 1949, die von der Kommission geforderte Er- höhung des Knielinger Bürgernutzens (Jahresren- te für bezugsberechtigte Bürger) von 60 DM auf 100 DM abzulehnen, sie in ihren Absichten be- stärkt haben. Jedenfalls blieb dieser Versuch eine Episode und tat dem künftigen Verhältnis zwischen Knie- lingen und Karlsruhe keinen Abbruch. In der Fol- gezeit entwickelte sich der älteste urkundlich er- wähnte Stadtteil Karlsruhes mit der Fertigstellung der Ölraffinerien am Rhein 1962/63 und dem Aus- bau des Siemens-Standorts zum Siemens Indus- triepark Karlsruhe 1997 zu einem wichtigen Wirt- schafts- und Industriestandort innerhalb der Fä- cherstadt. Lola Ervig und Alfons Koelble. Foto: BNN-Archiv Einen Tag nur von Lola Ervig Einen Tag nur laß mich, Schicksal, die Wolken sehen hochgetürmt oder als spielende Flocken im Blau. Gib mir die Rose nicht nur als Duft einen Tag lang, sondern laß der Hummel wollüstiges Suchen im Purpur mich schauen. Schenke mir einen Tag nur das Gesicht des Sohnes, daß ich im Licht seiner Augen lebe; oder abends ein Buch, daß ich Manets Frühstück im Grünen und Chagalls schwebende Liebende über den Dächern lächelnd betrachte. Dies noch: einmal allein, ganz allein unter Bäumen gehen, durch deren Geäst kupferne Sonntaler fallen. Einen Tag in der Woche wäre zu viel. Im Monat. Im Jahr? Aber, auf daß ich nicht stürbe im Jubel des Tages, dieses einzigen, läßt Du mich, Schicksal, blind bleiben. Abschiedsgeschenk an das Theater könnte man zwei Bühnenstücke bezeichnen, die Ervig vor- nehmlich für die Jugendbühne schrieb: „Kas- perles tolle Streiche“ und „Audifax und Hadu- moth“, beide uraufgeführt im Konzerthaus unter der Regie von Alfons Koelble. Zur Feier des 250. Stadtgeburtstags nahm Lola Ervig den Stadtgrün- der ins Visier. „Die Jugend des Markgrafen Karl Wilhelm“ ging im – damals noch selbstständigen – Insel-Theater über die Bühne. „Bevor der Vor- hang fiel“ war der Titel einer mit zahlreichen Fo- Fortsetzung Seite 4 Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge 1 Karlsruher stadthistorische Beiträge Nr. 104·19. September 2014 Gustav Hugo Vor 250 Jahren, am 23. November 1764, wurde Gustav Hugo in Lörrach geboren als Sohn des ba- den-durlachischen Justiz- und Verwaltungsbeam- ten und späteren Hofgerichtsbeisitzers Michael Hugo. Der Vater kam 1764 nach Lörrach. Dort ver- brachte Hugo seine Kindheit bis er im Alter von 14 für zwei Jahre auf das Gymnasium in Mömpel- gard/Montbéliard (damals württembergisch, seit 1793 französisch) zur Erlernung der französischen Sprache geschickt wurde. 1779 wechselte er bis 1782 auf das „Gymnasium illustre“ in Karlsruhe (heute Bismarck-Gymnasium). Zum Studium der Rechte, der Philosophie und der Geschichte ging er anschließend nach Göttin- gen, wurde 1785 für zwei Jahre in Anhalt-Dessau Prinzenerzieher und 1788 in Halle promoviert. Di- rekt im Anschluss daran kehrte Hugo jedoch an die Universität Göttingen zurück, wo er ab 1792 bis an sein Lebensende als Professor zu den Grö- ßen der Juristenfakultät zählte und zum Begrün- der der Historischen Rechtsschule und Vorläufer des berühmten Friedrich Carl von Savigny (1779 – 1861) wurde; einige Male hielt er auch Vorle- sungen über den Code Napoléon (Code Civil). Sein Portraitmedaillon schmückt die Portraitgale- rie an der Fassade des Neuen Auditoriengebäu- des. Rufe nach Heidelberg (1803) und Halle (1806) lehnte er ab. Vielfach aufgelegt, erschien ab 1790 sein sie- benbändiges, auf seinen Vorlesungen beruhendes „Lehrbuch eines civilistischen Curses“, von dem die Bände über die Geschichte des römischen Rechts, des heutigen römischen Rechts, des Na- turrechts und der juristischen Enzyklopädie die wichtigsten sind. Seine Vorbilder waren Montes- quieu und Kant. Für die Zeitschrift „Civilistisches Magazin“ (1790 – 1837) verfasste er fast alle Bei- träge, und in den „Göttingischen Gelehrten An- zeigen“ erschienen mehrere hundert Rezensionen aus seiner Feder, später von ihm in drei Bänden gesammelt („Beyträge zur civilistischen Bücher- kenntniß der letzten vierzig Jahre“). Auch Nichtjuristen ist er heute noch bekannt als Übersetzer und Kommentator der „Historischen Übersicht des Römischen Rechts“ (1789) – das 44. Kapitel des mehrbändigen berühmten Werks von Edward Gibbon „Niedergang und Fall des Rö- mischen Reiches“, 1996 von Okko Behrends neu ediert und erläutert. Vor 170 Jahren, am 15. September 1844, ver- starb Hugo in Göttingen, in Karlsruhe unverges- sen: Der Großherzog von Baden verlieh ihm 1838 das Kommandeurkreuz des Zähringer Löwenor- dens, und im IV. Teil der von Friedrich v. Weech herausgegebenen Badischen Biographien (1891) wird seiner gedacht. Auch im Gedenkjahr 2014 darf Hugo in seiner badischen Heimat nicht ver- gessen werden, desgleichen nicht seine drei „Fra- gen an die Rechtswissenschaft“: „Was ist rech- tens? Ist es vernünftig, daß es so sey? Wie ist es rechtens geworden?“ Karl Zippelius 1764 – 1844 Foto: Stadtarchiv Fortsetzung Seite 2 Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 1. Au- gust 1914 hatte weitreichende Folgen für die Be- wohner der Stadt Karlsruhe. Auch und gerade Kinder und Jugendliche waren vom Krieg und den Kriegsfolgen unmittelbar betroffen. An vielen Schulen wurde der Unterricht reduziert, da das Schulgebäude als Kaserne oder Lazarett zweck- entfremdet wurde oder weil Lehrer Kriegsdienst leisten mussten. Zudem fiel in den Wintermonaten immer wieder der Unterricht aus, wenn kein Heiz- material zur Verfügung stand. Auch den zuneh- menden Mangel an Lebensmitteln bekamen Kin- der und Jugendliche zu spüren. Immer mehr Schülerinnen und Schüler waren auf das kosten- lose Mittagessen im Rahmen der Schülerspeisung angewiesen. Das Anstehen für Lebensmittel ge- hörte bald zum Alltag vieler Kinder und Jugendli- cher. Zudem mussten Schülerinnen und Schüler oft Bucheckern und andere Naturerzeugnisse sammeln, die sich zu Lebensmitteln weiterverar- beiten ließen. Der Arbeitskräftemangel, der aus der Einberu- fung zahlreicher Männer resultierte, hatte zur Fol- ge, dass immer häufiger Jugendliche zu Hilfsar- beiten eingesetzt wurden. Im Rahmen des land- wirtschaftlichen Hilfsdienstes wurden männliche Jugendliche im Sommer 1917 erstmals systema- tisch zur Arbeit in der Landwirtschaft herangezo- gen. Zur Vorbereitung junger Männer auf ihren späteren Einsatz an der Front war bereits kurz nach Kriegsbeginn die Jugendwehr entstanden. Auch unter den Luftangriffen hatten Kinder und Jugendliche zu leiden. Als frontnahe Stadt wurde Karlsruhe 14-mal aus der Luft angegriffen, dabei starben insgesamt 168 Menschen. Am 22. Juni 1916 fielen dem schwersten Angriff 120 Men- schen zum Opfer, darunter 71 Kinder unter 15 Jahren. Trotz der weitreichenden Folgen, die der Krieg für sie hatte, sind nur sehr wenige direkte Aussa- gen von Kindern und Jugendlichen aus den Eine Jugend im Ersten Weltkrieg Die Tagebücher von Hans Müller von Ferdinand Leikam Kriegsjahren dokumentiert. Wie Kinder und Ju- gendliche in Karlsruhe den Krieg und die Kriegs- folgen wahrnahmen, lässt sich daher nur schwer beantworten. Umso wertvoller ist der Nachlass von Hans Müller, der dem Stadtarchiv Karlsruhe im Jahr 2013 zuging. Hans Müller wurde am 20. November 1901 geboren, bei Kriegsausbruch war er also zwölf Jahre alt. Die Sammlung umfasst Ta- gebücher, Fotos sowie Aquarelle, Zeichnungen und Skizzen, die Hans Müller etwa zwischen 1916 und 1918 angefertigt hat. Besonders die Tagebü- cher, die die Jahre 1917 und 1918 umfassen, eröff- nen vielfältige Einblicke in das Leben eines Karls- ruher Jugendlichen während des Kriegs. Luftangriffe und landwirtschaftlicher Hilfsdienst Mit seinen Eltern, dem Architekturprofessor Jo- hannes Müller und dessen Frau Karoline, und sei- nen jüngeren Brüdern Erwin und Alfred wohnte Hans Müller in der Bürklinstraße in der Südwest- stadt. Während des Kriegs besuchte er die Goe- theschule. Sein Vater leistete Militärdienst und war daher abwesend, was Hans Müller in seinen Tagebüchern allerdings nur am Rande erwähnte. Intensiv befasste er sich hingegen mit den Flieger- angriffen auf die Stadt, deren Ablauf und Folgen er genau beschrieb und oft auch fotografisch fest- hielt. So zum Beispiel am 10. Februar 1917: „Mor- gens um ¾2 Uhr weckte mich Mutter, und ich hörte nun heftiges Abwehrschießen. … Das Schie- ßen dauerte bis ¼3 Uhr. Gegen ½4 Uhr war Schluß. Ich trat nun einen Rundgang an, konnte aber nichts entdecken. Am Morgen schaute ich mir die Schäden an. Es war nicht viel ,futsch’. Am Güterbahnhof einige Verwundete, von denen ei- ner (Vater von 8 kleinen Kindern) starb. Mittags ging ich in die Stadt. Abends gemalt. Von ¾10 – ¾11 war wieder Alarm.“ Auch der Schulunterricht wurde mehrmals von Fliegeralarm unterbrochen, etwa am 30. Oktober 1917: „Morgens (während der Schulzeit) um 11:40 Uhr Sirenenalarm, 10 Mi- nuten darauf Böller. Wir gingen in den Schulkeller (ziemlich langweilig, miserable Luft) – Um 12:15 Schlußzeichen.“ Im Laufe des Jahres 1918 lässt sich bei Hans Müller eine gewisse Abstumpfung erkennen, so vermerkte er im August 1918 nach einem Alarm lediglich: „Nachts der übliche Flie- geralarm.“ Hans Müller war Mitglied der Jugendwehr, al- lerdings ohne den Aktivitäten großes Interesse entgegenzubringen, was die sehr knappen Er- wähnungen in den Tagebüchern nahelegen. Le- diglich auf Nachtübungen oder Ausmärsche ging er näher ein und fotografierte dabei auch. Aus- führlich hingegen beschrieb Hans Müller den landwirtschaftlichen Hilfsdienst im Sommer 1917 in Kürnbach. Als er am 24. Juni zum ersten Mal nach Kürnbach fuhr, um dort seinen für die Som- merferien geplanten Einsatz zu regeln, beein- druckte ihn insbesondere das reichhaltige Essen auf dem Land: „Wir gingen zum Pfarrer, dann zum Bürgermeister, wo wir zum Essen eingeladen wur- den (Suppe, Braten, Friedensspatzen [wahr- scheinlich Eierspätzle, F. L.], ,Wackelpeter’, Erd- Hans Müller beim landwirtschaftlichen Hilfsdienst in Kürnbach, 1917. Foto: Nl. Müller, Stadtarchiv 4 Blick in die Geschichte, Karlsruher stadthistorische Beiträge Wer derzeit den Karlsruher Europaplatz auf- sucht, findet diesen gänzlich „vogellos“ – zumin- dest was die Spezies der Denkmäler betrifft. Bis Januar 2010 war dies noch anders, bis dahin wachte auf dem Platz, auf der Spitze des dortigen Denkmals für das 1. Badische Leibgrenadier-Regi- ment Nr. 109, ein mächtiger bronzener Greif. Mit Beginn der Bauarbeiten an der Kombi-Lösung wurde das Leibgrenadierdenkmal mitsamt dem Greifen abgebaut und eingelagert. Bis zum Jahr 2000 hatte den Platz zudem eine weitere my- thische Vogelgestalt geziert: Nur wenige Meter entfernt vom Greifen hielt ein Phönix die Stellung als Brunnenfigur. Beide Vogelwesen, die über zwanzig Jahre lang nebeneinander auf dem Euro- paplatz posierten, stammen aus unterschiedlichen Kontexten und verkörpern ganz unterschiedliche Formen der Auseinandersetzung mit der deut- schen Vergangenheit. Das Leibgrenadierdenkmal gehört zu den be- kanntesten Karlsruher Denkmälern; seit seiner Aufstellung nach dem Ersten Weltkrieg kam ihm stadtbildprägende Bedeutung zu. Anfang der 1920er Jahre planten zahlreiche gesellschaftliche Gruppen Denkmäler für die je „eigenen Toten“. Auch die neugegründete Kameradschaft der ba- dischen Leibgrenadiere suchte einen repräsenta- tiven Ort in der Stadt für ihr Regimentsdenkmal, galten die 109er doch als Elite-Einheit, quasi als Hausregiment des Großherzogs. Schließlich fand man für das Denkmal einen geeigneten Standort auf dem damaligen „Kasernenplatz“ vor dem 1900 eingeweihten Reichspostgebäude, an dessen Stelle zuvor fast hundert Jahre lang die Kaserne der Leibgrenadiere gestanden hatte. Anfang August 1924 wurde ein Wettbewerb für das Leibgrenadierdenkmal ausgeschrieben; über sechzig Künstler und Architekten beteiligten sich. Den ersten Preis gewannen die Karlsruher Archi- tekten Otto Gruber und Emil Valentin Gutmann mit einem ausdrucksstarken Entwurf einer auf- strebenden Pfeilerform, der sich besonders gut in den baulichen Kontext des Platzes einfügte. Am 28. Juni 1925 wurde das Denkmal im Rahmen eines dreitägigen Veteranentreffens der 109er fei- erlich eingeweiht. An den vier Seitenflächen des Pfeilers waren verschiedene Inschriften ange- bracht: Die Denkmalswidmung, Auszeichnungen und Militärverhältnisse der Leibgrenadiere sowie eine Auflistung der wichtigsten Schlachtenorte, an denen das Regiment seit seiner Gründung 1803 gekämpft hatte. An der prominenten, stadtein- wärts gerichteten Ostseite wurden die Schlachten- orte des Ersten Weltkrieg aufgelistet: Loretto, Somme, Verdun, Cambrai und andere. Ganz oben auf dem Pfeiler thronte der circa drei Meter hohe Greif, der als badisches Wappentier und zugleich als Symboltier der Leibgrenadiere fungierte. Wie stark die Erinnerungskultur der Leibgrenadiere den Platz fortan prägte, wird nicht zuletzt in seiner Umbenennung zum „Lorettoplatz“ 1933 deutlich. Das Leibgrenadierdenkmal wurde nicht als Trauer-, sondern als Ehrenmal gebaut. Anstatt die Namen der Toten und die Gräuel des Ersten Welt- kriegs führte es die „ruhmreichen“ Schlachten- orte auf. Mit seiner aufrechten und erhabenen Haltung verkörperte der Greif eine machtvolle und siegreiche Geste, die selbst der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg zu trotzen schien. Tatsächlich überstand der Greif auch den Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet; nur ein paar Ein- schusslöcher erinnern an diese Zeit. Während der Greif Stolz und Ungebrochenheit verkörperte, sollte der Phönix bewusst einen Ge- genpol zu dem „sieggewohnten Adler auf der Säulenspitze“ (Walter Förderer) bilden. In den 1970er Jahren wurde der Platz vor der Hauptpost, der seit 1975 den heutigen Namen „Europaplatz“ trägt, umgestaltet. In diesem Zusammenhang ent- stand auch der „Phönixbrunnen“, eigentlich „Eu- ropabrunnen“, nach einem Entwurf von Walter M. Förderer, der damals als Professor an der Staatli- chen Akademie der Bildenden Künste in Karlsru- he lehrte; die Einweihung fand am 9. Juni 1979, am Vortag zur ersten Direktwahl des Europaparla- ments, statt. Die Basis des Brunnens bildeten zwei Granitringe; in seinem Zentrum, über einer stili- sierten Landkarte Europas, erhob sich die schwer- fällig wirkende, gefesselte Phönixfigur, deren Ge- fieder aus verschiedenen Bronzeelementen zu- sammengefügt war. Die Darstellung des „Phönix aus der Asche“, die Förderer hier aufgriff, war nach 1945 ein beliebtes Motiv, das der schwierigen deutschen Geschichte mit dem Ende des „Dritten Reiches“ angemessen schien und zugleich die Hoffnung auf eine gesell- schaftliche Neuordnung anklingen ließ. Diesen Sinnzusammenhang macht die Inschrift des Karls- ruher Brunnens deutlich, wo vom „Untergang vol- ler Gewalt und Leid“, „Erneuerung voller Mühsal und Last“ und von „schicksalhafter Verstrickung“ die Rede ist. Walter Förderer betonte auch, er habe „keinen auf- steigenden Phönix ma- chen wollen, der ohne Trümmer und Asche auskommt. […] Die Metapher soll uns die Hoffnung deuten, dass aus dem Wissen über unsere Vergangenheit eine Wandlung zu einem friedvollen Eur- opa ohne Untergang möglich wird.“ Mahnmal hin oder her, den meisten Karls- ruhern gefiel der Phö- nix auf dem Europa- platz nicht: „Euro- gockel“, „badischer Geier“ oder „schwan- gere Truthenne“ wa- ren despektierliche Be- schreibungen, die in der Stadt kursierten. Nachdem der Europa- platz durch den Um- bau der Hauptpost zur Postgalerie erneut um- gestaltet werden musste, wurde der Phönixbrun- nen im Jahre 2000 kurzerhand hinter die Stadthal- le versetzt. Dort steht er heute noch – als reine Skulptur, der Brunnen ist nicht mehr in Funktion. Während der zum Frieden mahnende Phönix am Europaplatz schon fast vergessen scheint, erfreut sich das Leibgrenadierdenkmal bis heute aller- größter Beliebtheit. Dass das Denkmal nach Ab- schluss der Bauarbeiten an seinem alten Standort unverändert wiedererrichtet werden soll, ist in der Karlsruher Öffentlichkeit daher kaum umstritten. Der kriegerisch-militärische Sinnzusammenhang des Denkmals wird dabei in der Regel nicht re- flektiert, vielmehr ist das Bauwerk zur gewohnten – und daher nur ungern veränderten – Kulisse der Stadt geworden. Begleitend zur Sonderausstellung „Der Krieg daheim. Karlsruhe 1914 – 1918“ im Stadtmuseum und im Pfinzgaumuseum wurde die Greifenfigur nun im Garten des Prinz-Max-Palais, nur wenige Meter vom ursprünglichen Standort des Denk- mals entfernt, aufgestellt. Nach Einbruch der Dunkelheit wird der Greif noch bis Ende Oktober zur Projektionsfläche für eine Lichtinstallation von Lukas Rehm, die sich aus verschiedenen Perspek- tiven mit der Geschichte und Bedeutung des Grei- fen und mit der deutschen Erinnerungskultur be- schäftigt. Die Aufstellung der Figur und ihre künstlerische Befragung sollen so auch zur kri- tischen Auseinandersetzung mit dem Leibgrena- dierdenkmal führen. Carlsruher Blickpunkte Vogelperspektiven: Zwei ungleiche Baudenkmäler von Alexandra Kaiser Herausgeber / Redaktion: Dr. Manfred Koch Herstellung: Badendruck „Blick in die Geschichte“ online ab Nr. 61/2003 unter: www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/ blick_geschichte/ausgaben.de Foto: Schlesiger, Stadtarchiv tos angereicherten Serie in der Sonntagsbeilage der BNN, eine lebendige Chronik des Geschehens am Theater in den Jahren zwischen 1930 und 1945, in der auch die tiefe Betroffenheit über die Entlassungen der jüdischen Schauspieler und Musiker im Jahre 1933 geschildert wurde. In einer Rezension wurde Lola Ervig erstmals als „Schriftstellerin“ bezeichnet. Sie selbst nannte sich nie so. Aber sie war es. Bei der Beschreibung eines Bildes war in ihrer Erzählung „Liebe zu einem alten Holländer“ zu lesen: „Die Rose, einer lässigen Hand entglitten, war der eigentliche Blickpunkt des Bildes, Thema und Dominante zu- gleich, dem Welken ohne Gnade preisgegeben. Durch leiseste Berührung zum Entblättern verur- teilt, war sie dennoch von ergreifender Schönheit.“ Eine empfindsame Sprache kennzeichnete Lola Ervigs schriftstellerisches Schaffen, ob in Gedich- ten oder Essays, Fabeln, Märchen und Erzäh- lungen. Bei literarischen Veranstaltungen mit Er- vigs Lyrik und Prosa bewunderte eine treue Ge- meinde über Jahre hinweg auch die Sprach- schönheit der Schriftstellerin. Ein jähes Geschick beendete im Jahre 1971, 20 Jahre nach ihrem Ab- schied vom Theater, Lola Ervigs öffentliche Auf- tritte – sie verlor ihr Augenlicht. Wohl auch in Ver- zweiflung über das Schicksal seiner geliebten Frau erkrankte Alfons Kloeble schwer und starb ein Jahr später. Von Franziskanerinnen in deren Heim in der Karlsruher Eisenlohrstraße betreut, versuchte Frau Ervig, das Unabänderliche zu mei- stern. Mit Schallplatten und CD‘s holte sie klas- sische Musik und Literatur in ihr Zimmer, Dramen auch, in denen sie einst selbst die Hauptrolle ge- spielt hatte. Mehr noch: Es gelang ihr, einige Er- zählungen und Gedichte zu diktieren, darunter die so ergreifenden Verse „Laß mich, Schicksal, noch einmal die Wolken sehen.“ Lola Ervig starb am 29. August 1997 im Alter von 92 Jahren. Am Grab standen die beiden Söh- ne, die sich wie ihre Eltern künstlerischen Berufen gewidmet hatten. In der nächsten Online-Ausgabe (ab 3. Okto- ber) werden Neuzugänge in der Archivbiblio- thek und Neuerscheinungen des Stadtarchivs angezeigt. Bücherblick Blick104_Seite1web Blick104_Seite2web Blick104_Seite3web Blick104_Seite4web
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Stadt Karlsruhe Liegenschaftsamt Karlsruhe Ein Weg auf den Spuren der Schöpfung WaldZeit Waldzeit Dieser Weg auf den Spuren der Schöpfung ent- stand 2011 im Internationalen Jahr der Wälder. Er wurde geplant und gestaltet von Karlsruher Künstlern, Vertretern der katholischen und evan- gelischen Kirchengemeinden der Bergdörfer und Mitarbeitern des Liegenschaftsamts der Stadt Karlsruhe. Der Weg will dich einladen, den Wald als Teil von Gottes Schöpfung zu betrachten und dei- nen Platz darin zu finden. Nimm dir Zeit für den Wald und für dich und spü- re die Kraft seiner Farben, Formen, Geräusche und Gerüche. Das Symbol, das dich während deiner WaldZeit begleitet, ist die Schnecke. An 11 Stationen findest du Gedanken und Anre- gungen zur Begegnung mit der Schöpfung. Der 3,5 km lange Weg führt auf festen Wegen, aber auch auf schmalen Pfaden. Es gilt Höhen und Tiefen zu überwinden (Gesamt ca. 50 m Höhendifferenz), durch Licht und Schatten zu wandeln. Eine barrierefreie Alternative ist ausgeschildert. Für das Abenteuer Schöpfung solltest du dir mindestens 2 Stunden WaldZeit nehmen. Öffne dabei alle Sinne und entdecke die Schönheit der Schöpfung. Schneckenhaus Schaukeln und Balance halten im Gleichgewicht sich öffnen und offen sein Füllhorn und Gefäß aufnehmen sammeln bergen sich zurückziehen zur Mitte finden bei sich sein Ruhe das Rote im Grün sein Barbara Jäger Logo und Farbkonzept: Barbara Jäger Herzlich willkommen in der WaldZeit! Ein Viertel des Karlsruher Stadtgebietes ist Wald. Unverzichtbar für uns Alle, unser Leben. Er ist Teil der Kulturlandschaft und vermittelt dennoch et- was von der Urwüchsigkeit der Natur. Jeder von uns hat seinen eigenen Blick auf den Wald: von romantisch verklärt bis rational wissenschaftlich. Daraus leiten sich vielfältigste Ansprüche ab, die unsere Forstleute in einer naturnahen Waldbe- wirtschaftung bündeln. Das Internationale Jahr der Wälder 2011 erinnert an die Bedeutung der Wälder. Es ist schön, dass neben den vielfältigen Aktivitäten im Wald- jahr mit dem Themenweg „WaldZeit – Auf den Spuren der Schöpfung“ eine bleibende Einrich- tung im Stadtwald geschaffen wurde. Jede Besucherin und jeder Besucher ist eingeladen, einen persönlichen Weg durch die WaldZeit zu entdecken. Wald, Landschaft, Kunstobjekte und inspirierende Texte begleiten dabei. Ich freue mich sehr über dieses bereichernde Angebot für Menschen in unserer Stadt unter dem Symbol der hölzernen Schnecke. Mein herzlicher Dank gilt allen an Konzeption und Umsetzung Beteiligten. Margret Mergen Erste Bürgermeisterin und Forstdezernentin Ruhe und Besinnung eine künstlerische Umsetzung Die Schnecke wurde als Symbol des Schöp- fungsweges gewählt. Die Langsamkeit der Schnecke soll uns bewe- gen an den Stationen inne zu halten, ruhig zu werden, zu fühlen, zu staunen, etwas Neues zu erfahren - vielleicht sich selbst. Bei einem Symposion - drei Bildhauer und eine Malerin haben in der besonderen Atmosphäre eines Freiluftateliers vor Ort im Wald gearbeitet - sind aus großen Eichen aus dem Bergwald Kunstwerke zu dem gemeinsamen Thema ent- standen. Als markantes Zeichen stehen sie jetzt an den Stationen. Vorausgegangen war das Aussuchen und Verteilen der Stationen mit ihren unterschiedli- chen Themen. Danach haben sich die Künstler die Baumstämme nach ihren Vorstellungen ausgesucht. Aus diesen Stämmen wurde das Schneckenhaus in einem Stück nach den künst- lerischen Entwürfen mit der Kettensäge heraus- gesägt. Als weiteres Gestaltungsprinzip war zudem ein Farbkonzept abgesprochen. Die Schneckenhäuser wurden durch eine ein- heitliche Farbgebung in einem kräftigen dunk- len Rot und Grün gefasst. Barbara Jäger Liebe Besucherinnen und Besucher des Schöpfungsweges WaldZeit, vor seinem Deutschlandbesuch im September 2011 hat Papst Benedikt in der ARD im „Wort zu Sonntag“ gesagt: „Gibt es Gott überhaupt? Und wenn es ihn gibt, befasst er sich überhaupt mit uns? Können wir bis zu ihm vordringen? Nun, es ist wahr: Wir können Gott nicht auf den Tisch legen…. oder wie irgendeine Sache in die Hand nehmen. Wir müssen die Wahrnehmungs- fähigkeit für Gott, die in uns da ist, wieder neu entwickeln.“ Besser könnte man die Bedeutung der Schöp- fung und den Sinn des Schöpfungsweges Wald- Zeit nicht ausdrücken. Er will uns zum Staunen über die Natur anregen. Unsere Aufmerksamkeit und Achtsamkeit darauf lenken, was nicht von uns ausgedacht und hergestellt ist. Die Schöp- fung ist eine Schule der Wahrnehmung für eine Wirklichkeit, die uns voraus liegt und zu der wir gehören. Sie lädt ein, hinter die Dinge zu schau- en und staunend nach dem Grund und Urgrund allen Seins zu fragen. Herzlichen Dank allen für die Verwirklichung des Schöpfungsweg und Gottes schöpferischen Segen allen, die ihn gehen wünscht Hubert Streckert, Dekan Katholisches Dekanat Karlsruhe Achtsamkeit Schritte der Achtsamkeit kann ich überall gehen. Es gibt keinen Ort, wo es mir unmöglich gemacht wird, einige Schritte langsamer, bewusster zu gehen. Überall und jederzeit sind mir jene erholsamen Schritte des Aufatmens geschenkt, bei denen ich mein Tun zwischen Erde und Himmel verwurzeln kann. Pierre Stutz Rechte bei: Pierre Stutz www. pierrestutz.ch Schöpfung pur Schnecken – sie stehen für den gewundenen Weg ins eigene Innere. Und sie stehen für bedächtiges und beharrliches Weiterkommen ohne Hast. Ihre Langsamkeit ist nicht beschaulich, sondern bedroht durch vielfältige Gefahren. Dem Zeichen der Schnecke folgen heißt, sich WaldZeit schenken und sich dabei die Zeit dehnen zu lassen. Zeit zum Innehalten und zum Staunen, was im Wald zu sehen, zu riechen und zu fühlen ist: gewissermaßen Schöpfung pur. Durch unsere Sinne gewinnen die Dinge die Transparenz, durch die jene Absichten Gottes mit der Schöpfung durchscheinen, die er in sie gelegt hat am Anfang: Eine Welt, die ein Lebensraum ist für alles, was lebt. Wer solchermaßen sich WaldZeit schenken lässt, wird auch dem anderen Zeichen der Schne- cke folgen können: Dem Weg zu sich selbst. Die äußere und die innere Welt kommen so zu einander. Auf diese Weise kann WaldZeit Quelle sein, in aller Bedrohung der Schöpfung ihrer Be- wahrung Hand und Fuß, Hirn und Herz zu leihen. Was für ein Segen! Otto Vogel Dekan Evangelische Kirche in Karlsruhe Wege Viele Wege liegen vor dir erwarten dich verlocken dich leiten dich verwirren dich Abwege Umwege Stolpersteine Gefällstrecken Du hältst inne orientierst dich neu suchst Auswege Abkürzungen beschleunigst strauchelst fällst suchst deinen Weg wo wie sei ganz du es zeigt sich dein Weg Bernhild Wenzel Geh deinen Weg Bevor du deinen Weg gehst, nimm Platz Die Bank lädt ein zum Verweilen und Innehalten Skulptur Hans Wetzl Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Geh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Wann hast du das letzte Mal laut in den Wald gerufen den Vögeln zugehört bewusst die Natur betrachtet die Rinde der Bäume befühlt Wann hast du das letzte Mal ... Siehe die Farben des Waldes, höre die Stimmen der Tiere und das Rauschen des Windes, rieche den Duft der Pflanzen und spüre die Luft auf deiner Haut. Mit allen Sinnen Skulptur OMI Riesterer >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Geh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Zeit Der Zeit voraus, der Zeit hinterher, abgehetzt, verloren, das Leben verpasst, doch dann Hier und Jetzt. Anfang und Ende Wo Zeit ist, ist Anfang. Dem Anfang folgt ein Ende – Im Kreise sich drehend, hin zur Vollkommenheit. Hans Wetzl Keine Zeit Geduld - ein Fremdwort, hastig und gestresst, die Sinne abgestumpft. Tausend Dinge noch zu tun - doch die Zeit ist schneller. Überflutet von Reizen breitet sich Müdigkeit aus, keine Zeit. Das Denken an morgen und morgen an den nächsten Tag lässt es zur Krankheit werden. Das Klagen nach Zeit nimmt uns die Fröhlichkeit, die Lust zu lieben, die Sonne nicht sehen. Lasst uns die Sinne schärfen in der Natur, den Augenblick ergreifen ihn wahrnehmen und die Zeit genießen. Hans Wetzl Fühle die Jahresringe Begreife die Zeit Siehe deinen Platz in dieser Zeit Genieße den Augenblick Zeit begreifen Skulptur Pavel Miguel >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Geh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Wir werden nicht aufhören zu erkunden, Und das Ende all unserer Erkundungen Wird die Ankunft an der Stelle sein, Wo wir begannen, Und wir werden sie zum erstenmal erkennen. T. S. Eliot (1888-1965) Das Labyrinth will einladen sich auf den Weg zu machen und nicht aufzugeben, weiterzugehen, weil es ein Ziel gibt. Sich durch Umwege nicht entmutigen lassen. Mitte finden Labyrinth Symbol des Weges des Unterwegs-Sein Symbol für den Lebensweg des Menschen Ort der Stille, des Hörens und der genauen Wahrnehmung Skulptur Pavel Miguel >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Geh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Innere Einkehr Gedanken loslassen abschalten ruhig werden wortlos Mund Ohr und Hände ruhen lassen leer werden gefüllte Leere Atem spüren Schritte setzen aufwärts Schritt um Schritt aufwärts Bernhild Wenzel Schweigen Gehe den Pfad schweigend wende dich nach innen spüre deinen Atem dein Herz dich in der Natur Pfad des Schweigens Skulptur OMI Riesterer >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Pfad des SchweigensGeh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Erde die das Saatgut birgt und wachsen lässt sie nährt dich sie trägt dich Lebensquell ihr Gastrecht empfängst du bis einst in ihr bergendes Gewand sie dich bettet. Feuer spendet Wärme spendet Licht und doch ach vernichtet versengt verbrennt beschenkt und zerstört doppelgesichtig Wasser Segen spendendes Nass- vom Himmel herab aus Quellen sprudelnd Durst löschend jedweder Kreatur doch auch dies Element verwüstet schwemmt fort ersäuft weh wenn im Übermaß es fließt Luft Fächelt weht stürmt kühlt die Haut trägt den Flug dreht das Rad jedes Geschöpf Zug um Zug schöpft Atem so lange es lebt Bernhild WenzelErde, Feuer, Wasser, Luft Sei selbst Luft zum Atmen Wasser, um den Durst zu löschen, nach Liebe und Erfüllung Erde, die ernährt und Frucht bringt Feuer – Licht und Wärme für andere Skulptur Hans Wetzl Geh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSich >>> Erkenntnis Ruhe Still werden ausruhen ausstrecken inmitten vielgestaltiger Natur Augen schließen geschehen lassen nur hören nur fühlen nur da sein Wohltat Ruhe Augen öffnen himmelwärts blicken Bernhild Wenzel Ruhe Die Liege lädt ein zur Ruhe zu kommen Schau zu den Baumwipfeln in den Himmel und lass die Gedanken fliegen .... Skulptur Hans Wetzl >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Geh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Ziehende Landschaft Man muß weggehen können und doch sein wie ein Baum: als bliebe die Wurzel im Boden, als zöge die Landschaft und wir ständen fest. Man muß den Atem anhalten, bis der Wind nachläßt und die fremde Luft um uns zu kreisen beginnt, bis das Spiel von Licht und Schatten, von Grün und Blau, die alten Muster zeigt und wir zuhause sind, wo es auch sei, und niedersitzen können und uns anlehnen, als sei es an das Grab unserer Mutter. Hilde Domin Wechselspiel Tritt durch die Tür hinaus hinein wo ist Licht, wo ist Schatten nimm die Gegensätze wahr gibt es das Eine ohne das Andere Skulptur Hans Wetzl Hilde Domin, Ziehende Landschaft. Aus: dies., Gesammelte Gedichte © S.Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 1987 >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Geh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Wie sufer sin die Chächeli gschwenkt!“ Es streckt si troche Züngli dri. Es trinkt und seit: „Wie schmeckts so süeß, do mueß der Zucker wohlfel si.“ Der lieb Gott het zuem Summer gseit: „Gang, deck im Spätzli au si Tisch!“ Druf het der Chriesbaum Früchte treit, viel tuusig Chriesi rot und frisch. Und ‘s Spätzli seit: „Isch das der Bricht? Do sitzt me zu, und frogt nit lang. Das git mer Chraft in Mark und Bei, und stärkt mer d‘Stimm zu neuem Gsang.“ Der lieb Gott het zum Spötlig gseit: „Ruum ab, sie hen jetz alli g‘ha!“ Druf het e chüele Bergluft gweiht, und ‘s het scho chlini Riife g‘ha. Und d‘Blättli werde gel und rot und fallen eis em andre no, und was vom Bode obsi chunnt, mueß au zum Bode nidsi go. Der lieb Gott het zum Winter gseit: „Deck weidli zu, was übrig isch.“ Druf het der Winter Flocke gstreut - viil tuusig Flocke, wiiß und frisch. Johann Peter Hebel 1760-1826 Jahreszeiten Das Liedlein vom Kirschbaum Der lieb Gott het zuem Früehlig gseit: „Gang, deck im Würmli au si Tisch!“ Druf het der Chriesbaum Blätter treit, vil tuusig Blätter grün und frisch. Und‘s Würmli usem Ei verwacht‘s, ‘s het gschlofen in sim Winterhuus. Es streckt si, und sperrt‘s Müüli uf, und ribt die blöden Augen us. Und druf se het‘s mit stillem Zahn am Blättli gnagt enanderno und gseit: „Wie isch das Gmües so gut! Me chunnt schier nümme weg dervo.“ Und wieder het der lieb Gott gseit: „Deck jetz im Immli au si Tisch.“ Druf het der Chriesbaum Blüete treit, viel tuusig Blüete wiiß und frisch. Und ‘s Immli sieht‘s und fliegt druf hi, früeih in der Sunne Morgeschin. Es denkt: „Das wird mi Caffe si, si hen doch chosper Porzelin. Skulptur OMI Riesterer >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Geh Deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Weitblick Nach bergender Dichte des Waldes nun weite Natur. Weit der Horizont, weit und doch nah – der Himmel. Wolkengebilde laden zum Träumen ein, Nebel verhüllen ferne Behausung. Des Nachts künden Lichter: du bist nicht allein. Zur Ruhe gekommen, auf ladender Bank, löst sich der Blick vom Fernen, kehrt sich nach innen. Wo ist mein Platz in der umgebenden Schöpfung? Bernhild Wenzel Weite suchen- Nähe finden Dinge wahrnehmen, die um mich herum sind Vögel, Käfer, Blumen… Menschen, mit denen ich lebe Kleinigkeiten wieder wahrnehmen, die das Leben ausmachen Die Schönheit von Gottes Schöpfung sehen Wissen, ich bin nicht alleine, sondern habe meinen Platz in Gottes Schöpfung fernBlick-nahSicht Auf der Bank sitzen Den Blick in die Ferne schweifen Ruhig werden Ein Gefühl für das Ganze bekommen, Wolken ziehen vorbei - Sorgen fliegen davon In die Ferne blicken - in die Zukunft blicken, hoffnungsvoll und zuversichtlich In die Ferne blicken - Sehnsucht zulassen, träumen, dem Alltag entfliehen, neue Kraft tanken Skulptur Pavel Miguel >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Geh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Am Ende die Rechnung Einmal wird uns gewiss die Rechnung präsentiert für den Sonnenschein und das Rauschen der Blätter, die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen, für den Schnee und den Wind, den Vogelflug und das Gras und die Schmetterlinge, für die Luft, die wir geatmet haben, und den Blick auf die Sterne und für alle die Tage, die Abende und die Nächte. Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen; bitte die Rechnung. Doch wir haben sie ohne den Wirt gemacht: Ich habe euch eingeladen, sagt der und lacht, so weit die Erde reicht: Es war mir ein Vergnügen! Lothar Zenetti Du bist am Ende des Weges WaldZeit angekommen Welche Erkenntnis hast du gewonnen Für dich - für die Schöpfung - für die Schöpfung in dir Wo verwurzelst du dein Tun zwischen Erde und Himmel Erkenntnis Skulptur Pavel Miguel Aus: Lothar Zenetti, Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht © Matthias-Grünewald-Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011 >>> Erde, Feuer, Wasser, Luft >>> Ruhe >>> Wechselspiel >>> Jahreszeiten >>> fernBlick-nahSicht >>> Erkenntnis Geh deinen Weg >>> Mit allen Sinnnen >>> Zeit begreifen >>> >>> Mitte finden >>> Pfad des Schweigens >>> Die WaldZeit wurde geplant und realisiert von: Stephanie Bauer Ingrid Bouché Sven Eberhardt Andrea Greß Barbara Jäger Annette Klauke Herausgeber: Stadt Karlsruhe Liegenschaftsamt Lammstr 7a 76133 Karlsruhe Telefon: 0721-133 6201 Fax: 0721-133 6209 E-Mail: la@karlsruhe.de www.karlsruhe.de/b3/freizeit/wald/waldzeit Pavel Miguel OMI Riesterer Bernd Struck Bernhild Wenzel Frank Werner Hans Wetzl Fotos: Roland Fränkle
https://www.karlsruhe.de/b3/freizeit/wald/waldzeit/HF_sections/content/ZZkfTtRDs0kYrs/ZZkfTxcyNZZsjI/Waldzeit_Brosch%C3%BCre_Medienb%C3%BCro.pdf
Karlsruhe: Stadtzeitung Ausgabe vom 4. April 2014 Präventionsnetzwerk Karlsruhe stellt sich bei 19. Deutschem Präventionstag vor Vorbeugung: Gemeinsam beraten und helfen "Gemeinsam vermitteln, beraten und helfen" - dies ist das Motto des Präventionsnetzwerks Karlsruhe, das 2010 auf Initiative von Sozialdezernent Martin Lenz gegründet wurde. weiterVorbeugung: Gemeinsam beraten und helfen Sofortmaßnahmen in Abstimmung mit RP/Gesamtkonzept mit „aufsuchender Sozialarbeit" Straßenprostitution: Runder Tisch berät Problematik Mit einer zeitlichen Beschränkung auf die Nachtstunden und einer gezielten Ausweitung der Sperrbezirke will die Stadt Karlsruhe in einem ersten Schritt einer unkontrollierten Ausweitung der Straßenprostitution begegnen. weiterStraßenprostitution: Runder Tisch berät Problematik Prüfung des Namensrechts verzögerte Start des Leihfahrrads Radverkehr: Das Fächerrad kommt Fächerrad wird es heißen, das neue Leihrad von Nextbike in Karlsruhe. Das steht seit einigen Tagen fest. Vor einigen Wochen konnten alle Karlsruherinnen und Karlsruhe per Internet-Umfrage aus den vier vorgeschlagenen Namen DraisBike, Karlette, karls.rad, draiscycle und Fächerrad ihren Favoriten auswählen. weiterRadverkehr: Das Fächerrad kommt Karlsruhe beteiligt sich an Brötchentüten-Aktion Radverkehr: Mit dem Rad zum Bäcker Radfahren ist wie Frühstücken: Es ist gesund und macht fit für den Tag. Zum Start in den Fahrradfrühling gibt es in vielen Karlsruher Bäckereien die eingekaufte Ware in farbenfrohen Tüten mit augenzwinkernden Fahrradbotschaften. Damit beteiligt sich Karlsruhe an der landesweiten Brötchentüten-Aktion der Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg (AGFK-BW). weiterRadverkehr: Mit dem Rad zum Bäcker TV-Koch heizte mit Schülern die neue Küche der Werner-von-Siemens-Schule ein Schulen: Mit Mälzer macht das Kochen Spaß Ernährungsbildung wird an der Werner-von-Siemens-Schule in der Nordweststadt schon lange groß geschrieben: Bereits bei der Einschulung gibt's eine Schultüte mit frischem Obst, die Schüler lernen auf dem Weg zum „aid"-Ernährungsführerschein den praktischen Umgang mit Lebensmitteln, es gibt eine Aktion gesundes Pausenfrühstück, Gemüse und Kräuter kommen aus dem Schulgarten und es wird ein Cateringservice für gesundes Fingerfood angeboten. weiterSchulen: Mit Mälzer macht das Kochen Spaß Unterschiedliche Resonanz auf Angebote / Interessierte Jungens im Schülerhort Girl`s Day & Boy`s Day: Aktionen gegen den Mainstream bei städtischen Dienststellen Am Girl`s Day & Boy`s Day konnten sich Mädchen und Jungen auch bei Dienstellen der Stadtverwaltung über bisher für sie jeweils untypische Berufsfelder informieren. Die Resonanz auf die vielfältigen Angebote war recht unterschiedlich. weiterGirl`s Day & Boy`s Day: Aktionen gegen den Mainstream bei städtischen Dienststellen Umbau Tullabad im Zeitplan / Bank-Azubi-Projekt / Spendenkampagne der Zoofreunde Zoo: Paten für Exoten Der Wechsel vom Hallenbad in ein Exotenhaus wird Tag für Tag sichtbarer: Das Dach des Tullabads ist geöffnet, die Oberlichter wurden eingebaut, das Innengerüst in der großen Schwimmhalle konnte mittlerweile abgebaut werden. Die Arbeiten sind im Zeitplan, nun nimmt die Flusslandschaft Gestalt an. weiterZoo: Paten für Exoten Entspannung an Mühlburger Tor Bau der Kombilösung: Verkehr rollt wieder etwas besser Nach Abschluss der Kanalarbeiten für den Rampenbau der Kombilösung am Mühlburger Tor hat sich die Verkehrssituation auf der Südseite der Kaiserallee entspannt: Autofahrern stehen dort wieder alle Fahrspuren zur Verfügung, auch Hans-Sachs-Straße und Lessingstraße sind ungehindert befahrbar. weiterBau der Kombilösung: Verkehr rollt wieder etwas besser Neue Bahnen: Ende Mai kommt die erste Frohe Kunde aus Valencia: Ende Mai will der Hersteller aus seinem spanischen Werk die erste von ins-gesamt 25 Niederflur-Stadtbahnen nach Karlsruhe liefern. Wie die Verkehrsbetriebe (VBK) weiter mitteilen, gesellen sich bis Ende September weitere sechs nagelneue Fahrzeuge für die Fächerstadt hinzu. weiterNeue Bahnen: Ende Mai kommt die erste Vor 70 Jahren erschoss die Wehrmacht Widerstandskämpfer Geschichte: Stele für 14 Ermordete Ein Erschießungskommando der Wehrmacht hat am 1. April 1944 auf einem Schießplatz im Hardtwald zwölf französische und zwei belgische Mitglieder der französischen Widerstandsorganisation "Réseau Alliance" hingerichtet. Damit begann eine Mordaktion, der in Deutschland und Frankreich mehr als 400 der über 3.000 Mitglieder zum Opfer gefallen sind. weiterGeschichte: Stele für 14 Ermordete Biographie über OB Günther Klotz erschienen / Bild der Stadt wesentlich gestaltet Geschichte: Für Karlsruhe 18 Jahre geklotzt Das Buch war lange überfällig und liegt jetzt mit der packend geschriebenen Dissertation von René Gilbert vor: "Günther Klotz. Die politische Biographie eines badischen Kommunalpolitikers". Es ist die Geschichte eines Mannes, der seine Stadt von 1952 bis 1970 tatkräftig und entschlossen in großen Dimensionen gestalten konnte wie kein Stadtoberhaupt vor und nach ihm. weiterGeschichte: Für Karlsruhe 18 Jahre geklotzt Engagement von über 100 Gruppen / Veranstaltungen stießen auf lebhaftes Interesse Zweite Karlsruher Wochen gegen Rassismus: Plattform der Begegnungen Sie waren zwei Wochen lang stadtweit mit rund 120 Veranstaltungen eine Plattform für Begegnungen und für den Austausch unterschiedlicher Sichtweisen: die zweiten Karlsruher Wochen gegen Rassismus. Mit einem bunten Abschlussfest gingen sie am Sonntag, 30. März, im Tollhaus zu Ende. weiterZweite Karlsruher Wochen gegen Rassismus: Plattform der Begegnungen Karlsruhe hilft Partner Temeswar bei streunenden Hunden Städtepartnerschaft: Kastrieren statt töten Die Stadt Karlsruhe hilft ihrer rumänischer Partnerstadt Temeswar beim Problem der streunenden Hunde. Der Tierschutzverein sendet Tierarzt, Tierpfleger und den Leiter des Tierheims zur Hilfe bei der Kastration der Tiere. Die Behandlung soll kostenfrei im Temeswarer Tierheim erfolgen. weiterStädtepartnerschaft: Kastrieren statt töten Gemeindewahlausschuss: Elf Listen zur Wahl des Gemeinderats Die bei der Kommunalwahl in Karlsruhe knapp 230.000 Wahlberechtigten haben bei der Wahl zum Gemeinderat die Auswahl unter insgesamt 491 Kandidatinnen und Kandidaten, auf die sie ihre jeweils 48 Stimmen verteilen können. Die Namen der Bewerbungen stehen auf insgesamt elf Listen, die der Gemeindewahlausschuss in öffentlicher Sitzung unter Vorsitz von OB Dr. Frank Mentrup für den Urnengang am 25. Mai zugelassen hat. weiterGemeindewahlausschuss: Elf Listen zur Wahl des Gemeinderats Gemeinderat: Am Dienstag tagt das Stadtparlament Unter Vorsitz von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup treffen sich die Mitglieder des Karlsruher Gemeinderats am Dienstag, 8. April, 15.30 Uhr, im Bürgersaal des Rathauses zu ihrer nächsten öffentlichen Plenarsitzung. weiterGemeinderat: Am Dienstag tagt das Stadtparlament Mit viel Tanz in den Mai Kultur: Andere Töne auf dem "Ball" Im Süden von Deutschland leisten sich nur vier Städte einen Opernball, zählt Generalintendant Peter Spuhler vom Badischen Staatstheater auf: München, Nürnberg, Frankfurt - und Karlsruhe. Jetzt sind es nur noch drei "Opern"bälle. weiterKultur: Andere Töne auf dem "Ball" Kultur: Bewerben für Orgelfabrik weiterKultur: Bewerben für Orgelfabrik Kinderliteraturtage (KLiK) noch bis 11. April Kultur: Frerk ist kein Zwerg „Ich lese oft aus meinem Buch vor, aber so schön hatte ich es noch nie“ bewunderte Autor Finn-Ole Heinrich das bunte Bühnenbild im Insel-Theater. Zur Eröffnung der Kinderliteraturtage (KLiK) hatten Künstlerin Tine Voecks und Jugendliche der Volkstheatergruppe des Jungen Staatstheaters in einem Workshop dessen Kinderbuch "Frerk, du Zwerg" lebendig werden lassen. weiterKultur: Frerk ist kein Zwerg Kunstpreis der Sparkasse / Eine Ausstellung in der Schalterhalle zeigt 67 Werke Kultur: Rohdes Raumportrait von unten In der Schalterhalle der Sparkasse am Europaplatz sind bis 16. April rund 70 Arbeiten zum Thema „Digital zur Malerei. Dialog der Medien“ ausgestellt. Die Preisträgerbilder hatte eine Jury aus mehr als 300 Vorschlägen von Künstlern ausgewählt, die sich am 37. Kunstwettbewerb beteiligt hatten. weiterKultur: Rohdes Raumportrait von unten Arbeiten bei der Stadt Karlsruhe Stellenausschreibungen weiterStellenausschreibungen Ausschreibungen nach VOB und VOL der Stadt Karlsruhe und teilweise der städtischen Unternehmen Ausschreibungen in der StadtZeitung weiterAusschreibungen in der StadtZeitung
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Karlsruhe: Stadtgeschichte Blick in die Geschichte Nr. 61 vom 12. Dezember 2003: Bücherblick Bespro­chene Bücher Festschrift 200 Jahre Badisches Oberhof­ge­richt ‑ Oberlan­des­ge­richt Karlsruhe. Hrsg. von Werner Münchbach, Redaktion Michael Lotz. ‑ Heidelberg, C. F. Müller 2003. XIX, 505 S., gebunden, 30,‑ €. Karlsruhe ‑ Der Stadt­füh­rer, von Sybille Peine, Verlag G. Braun Buchverlag Karlsruhe 2003, 132 S., 88 Abb., 8 Karten, 9,80 €. Festschrift 200 Jahre Badisches Oberhof­ge­richt ‑ Oberlan­des­ge­richt Karlsruhe Das Oberlan­des­ge­richt (OLG) Karlsruhe hat im Juni 2003 in selbst­be­wuss­tem Traditions- und Geschichts­ver­ständ­nis im Rathaus­saal der Stadt Karlsruhe mit einer eindrucks­vol­len Jubilä­ums­ver­an­stal­tung des 200. Jahres­ta­ges seiner Errichtung als badisches Oberge­richt gedacht. 1803 wurde bekannt­lich die Markgraf­schaft Baden unter erheb­li­chem Gebiets­zu­wachs im Zuge der Säkula­ri­sa­tion und Media­ti­sie­rung zum Kurfürs­ten­tum angehoben. Damit war nach altem Reichs­recht zugleich die Befugnis verbunden, in Unabhän­gig­keit von der Zustän­dig­keit des Reichs­kam­mer­ge­richts in Wetzlar und des Reichs­ho­frats in Wien ein letztin­stanz­li­ches Oberap­pel­la­ti­ons­ge­richt zu errichten. Hiervon machte Baden mit dem von Johann Nikolaus Friedrich Brauer verfassten 1. Organi­sa­ti­ons­e­dikt Gebrauch, was am 10. Juni 1803 zur Eröffnung des badischen Oberhof­ge­richts (OHG) in der Schloss­an­lage zu Bruchsal führte. Dieser Tag gilt als eigent­li­che Geburts­stunde des OLG Karlsruhe, da dieses init der Reichs­jus­tiz­re­form von 1879 geschaf­fene Gericht in sowohl sachlicher als auch perso­nel­ler Hinsicht als das unmit­tel­bare Nachfol­ge­ge­richt des seit 1810 im Mannheimer Schloss residie­ren­den OHG anzusehen ist. Zu diesem denkwür­di­gen Jahrestag ist eine reich­hal­tige, 25 Beiträge umfassende Festschrift erschienen, die sich als wahre Fundgrube für den landes­kund­lich und rechts­ge­schicht­lich inter­es­sier­ten Leser präsen­tiert. Da sich die Beiträge nicht nur mit der Entwick­lung des OLG und des OHG befassen, sondern auch sämtliche badischen Landge­richte sowie die drei größten Amtsge­rich­te mitein­be­zie­hen, kann die mit reich­hal­ti­gem Bildma­te­rial versehene Festschrift zu Recht als moderne badische Justi­z­ge­schichte verstanden werden, die auch umfassend auf die Zeit der Perversion des Rechts in der NS-Zeit eingeht. Der an der Geschichte der Stadt Karlsruhe Inter­es­sier­te hat zudem die Gelegen­heit, neben der Geschichte des OLG, die anschau­lich von R. Haehling von Lanzenauer darge­stellt wird, auch einen fundierten Überblick über die Entwick­lung des Landge­richts (Auto­ren­ge­mein­schaft Bücker­t/Haft­mann/Oeh­ler) und des Amtsge­richts Karlsruhe (B. Krieg) zu erhalten. In den herkömm­li­chen Darstel­lun­gen zur Geschichte der Stadt Karlsruhe findet sich, was die Justi­z­ge­schichte angeht, aus nahe liegenden Gründen allenfalls nur Rudimen­tä­res. Hier in der anzuzei­gen­den Festschrift wird umfassend der örtlichen Entwick­lung nachge­gan­gen. Vielfach unbekannt sein dürfte, dass das im Zuge der badischen Justiz­re­form 1864 von Bruchsal nach Karlsruhe verlegte Kreis und Hofgericht, das unmit­tel­bare Vorgän­ger­ge­richt des heutigen Landge­richts (LG), zunächst mangels eigenen Dienst­ge­bäu­des im Rathaus unter Erwei­te­rung des dortigen Südflügels einquar­tiert wurde. Erst 1878 konnte der von Heinrich Leonhard erstellte Neore­naissance Bau an der heutigen Hans Thoma Straße bezogen werden. Ein Jahr später folgte in dieses Gebäude das OLG nach, um allerdings bereits 1902 den von Joseph Durm konzi­pier­ten Neubau in der Hoffstraße zu beziehen. Hervor­zu­he­ben ist ferner die Darstel­lung des Straf­ver­fah­rens gegen den Schwie­ger­mut­ter­mör­der Carl Hau aus dem Jahre 1907, das sicherlich als der aufse­hen­er­re­gendste Prozess in der Geschichte des LG Karlsruhe gelten kann und seiner­zeit weltweites Interesse gefunden hat. Zwei wichtige Abhand­lun­gen in der Festschrift stammen aus der Feder von Michael Kißener, langjäh­ri­ger Leiter der Forschungs­stelle Widerstand gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus im deutschen Südwesten an der Univer­si­tät Karlsruhe und jetzt Inhaber eines Lehrstuhls für Neueste Geschichte an der Univer­si­tät Mainz. In seinem Beitrag Badische Richter zwischen Kaiser­reich und Republik schildert er den Arbeit­sall­tag, die wirtschaft­li­che Lage und die gesell­schaft­li­che Lage der damaligen Richter­schaft. Im Beitrag über das Schicksal der amtsent­ho­be­nen badischen Richter jüdischer Abstammung geht Kißener auch auf die Verhält­nisse in Karlsruhe ein. Hier wurde der gebürtige Karlsruher Otto Lewis (1872 1941), seit 1919 Richter am OLG und 1927 dort zum Senats­prä­si­dent ernannt, unmit­tel­bar nach der NS Machter­grei­fung aus seinem Richteramt verdrängt. Bis zur Depor­ta­tion ins Lager Gurs wohnte der auch wissen­schaft­lich hoch quali­fi­zierte Richter weiterhin in seiner Heimat­stadt; in Südfrank­reich ist er wenige Wochen nach dem Tod seiner gleich­falls verschlepp­ten Mutter an den Lager­stra­pa­zen verstorben. Dr. Detlev Fischer, Vors. Richter am Landge­richt Karlsruhe Sybille Peine: Karlsruhe ‑ Der Stadt­füh­rer An Nachschla­ge­wer­ken über Karlsruhe fehlt es eigent­lich nicht. In diesem Stadt­füh­rer werden aber Rundgänge vorge­schla­gen, die eine Erkundung auch außerhalb der gängigen Sehens­wür­dig­kei­ten ermöglicht, so z. B. der Süd- und Weststadt. Sybille Peine hat dazu einen lebendigen Text verfasst, gegründet auf sorgfäl­ti­gen Infor­ma­tio­nen von Michael Kohler, im Urteil zurück­hal­tend, aber Wertungen fehlen nicht. Einen besonderen Akzent legte der Verlag auf die Farbab­bil­dun­gen, unter anderem von Robert Dreikluft und Bernhard Schmitt. Kärtchen erleich­tern dem Fremden die Orien­tie­rung. Auch Einhei­mi­sche kann dieser Stadt­füh­rer zu Entde­ckungs­rei­sen verführen, und er erfährt Begeben­hei­ten, die ihm vielleicht bisher unbekannt waren. Vor allem aber für Gäste ist dieser Begleiter ein empfeh­lens­wer­tes Präsent. Dr. Leonhard Müller, Forum für Stadt­ge­schichte und Kultur
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick61/buecher