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Version vom 24. Juni 2021, 10:39 Uhr von Stadtarchiv3 (Diskussion | Beiträge)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher (FDP) auf dem Weg zur Redaktionskonferenz der BNN im Rahmen des Landtagswahlkampfs 1976, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A31/68/4/39. Badische Neueste Nachrichten (BNN) Als am 1. März 1946 die erste Ausgabe der Badischen Neuesten Nachrichten nach dem Zweiten Weltkrieg erschien, bekam Karlsruhe etwas später als andere badische Städte wieder eine eigene Tageszeitung. Da die Besatzungsmächte neue Lizenzen nicht an Altverleger vergaben, wurden der Mitbegründer der Christlich-Demokratischen Partei (CDP), später Christlich Demokratische Union (CDU), Wilhelm Baur, 1946 bis 1971 Stadtrat, und Walter Schwerdtfeger, der 1947 für die SPD in den Gemeinderat (bis 1951) einzog, erste Lizenzinhaber für Karlsruhe. Zurückblickend schrieb Baur, dass nicht die farblosen, charakterleeren Generalanzeiger der Weimarer Republik und auch nicht die demokratischen Zeitungen Vorbild gewesen seien. Er sah die BNN vielmehr als „eine Verbindung von Heimatzeitung und treuhänderischem Sachwalter der Demokratie“, die den im Grundgesetz verankerten Idealen verpflichtet sei. Von Anbeginn an waren und blieben die BNN dabei eine eher konservativ ausgerichtete Tageszeitung. Chefredakteure waren bis 1950 Wilhelm Baur und Walter Schwerdtfeger. Nach dessen Ausscheiden übernahm Wilhelm Baur ab Mitte April 1950 als alleiniger Herausgeber und Chefredakteur bis 1973. Ihm folgte bis 1994 der streitbare und polarisierende Konservative und frühere Chefredakteur der Badischen Volkszeitung Edwin Kraus. Nur sechs Jahre war danach Gottfried Capell im Amt, der von der Frankfurter Neuen Presse gekommen war. Nach dessen überraschendem Tod im Juni 2000 und einer kurzen Interimslösung übernahm der spätere Adoptivsohn von Hans W. Baur, Neffe und Nachfolger des Zeitungsgründers, Klaus Michael Willimek die Chefredaktion. 2005 wurde er nach dem Tod von Baur auch Verleger. Hans W. Baur hatte zusammen mit Brunhilde Baur, Ehefrau des 1973 verstorbenen Wilhelm Baur 1994 die Zeitung in die Wilhelm-Baur-Stiftung eingebracht. Die BNN starteten 1946 mit zwei Ausgaben in der Woche und einer Auflage von circa 115.000 Exemplaren, die auch als Folge weiterer Zeitungsgründungen 1947 auf unter 80.000 fiel, um dann aber kontinuierlich anzusteigen. So mussten die BNN im Juli 1947 auf Anweisung der Besatzungsmacht 30.000 Abonnenten an die neu gegründete Allgemeine Zeitung (AZ) abtreten. 1955 war die Startauflage aber wieder erreicht. In der ersten Hälfte der 1950er-Jahre übernahmen die BNN etliche Lokalzeitungen im Umkreis, 1953 die Bruchsaler Post und die Brettener Nachrichten, 1954 die Rastatter Zeitung und die Murgtaler Rundschau, 1955 den Acher- und Bühler Boten und die Baden-Badener Zeitung. Die Gesamtauflage stieg auf knapp 120.000, womit die BNN die größte badische Tageszeitung waren. 1968 stieg die Auflage dann auf über 150.000 Exemplare an und erreichte in den 1970er-Jahren mit über 160.000 Exemplaren ihren Höchststand, der im folgenden Jahrzehnt noch einmal auf 172.000 im Jahr 1985 gesteigert werden konnte. Die Badischen Neuesten Nachrichten waren damit durchgehend seit 1946 die auflagenstärkste Karlsruher Tageszeitung. Als in den 1960er-Jahren im Zuge eines bundesweiten Konzentrationsprozesses die anderen nach dem Krieg neu gegründeten Zeitungen ihr Erscheinen einstellen mussten, gelangten die BNN in eine Monopolstellung, die sie bis heute innehaben. Gedruckt wurde die Zeitung zuerst in der ehemaligen Volksfreund-Druckerei in der Waldstraße, ehe zum 1. April 1946 die Druckerei in die Lammstraße, in das vormalige Verlagshaus der Badischen Presse, ab 1934 des NS-Organs Der Führer verlegt wurde. Dadurch konnte die Zeitung auch fortan im Großformat erscheinen. Sechsmal in der Woche erschienen die BNN nach der Anschaffung einer neuen Rotation ab 23. Oktober 1950. Bis dahin hatte die alte, aus den Trümmern gerettete Rotation, die auch weiterhin in Betrieb blieb, die Zeitung gedruckt. 1978 wurde auf Fotosatz umgestellt. Nachdem die Räume in der Lammstraße zunehmend zu eng geworden worden, zogen die BNN 1986 nach Neureut, wo sich seit 1971 schon die Druckerei befand. 2019 kehrte die Lokalredaktion allerdings wieder an den Traditionsstandort in der Innenstadt zurück. Zu besonderen Ereignissen traten und treten die BNN gemeinsam oder mit Partnern mit Veranstaltungen an die Öffentlichkeit wie zum Beispiel mit dem Landesverein Badische Heimat im Rahmen der Diskussion um die Bebauung des Ständehausareals in den Jahren 1987/88. Neue Wege ging man 1987, als sich die BNN an dem lokalen Rundfunksender Welle Fidelitas beteiligten, der aber 2002 die Lizenz verlor und seinen Betrieb einstellen musste. Auch der technische Fortschritt machte sich bemerkbar, als 2005 die erste ePaper-Ausgabe erschien, 2013 und 2017 wurden Apps gestartet. Die Gesamtauflage der Printausgabe, die seit dem 11. März 2012 im rheinischen Format erscheint, erreichte nach 2000 nicht mehr die Höchststände der 1970er- und 1980er-Jahre und liegt heute bei rund 100.000 Abonnenten. 2020 erschienen neun Lokalausgaben mit identischem Mantelteil: Achern, Bühl (Acher- und Bühler Bote), Baden-Baden, Bretten (Brettener Nachrichten), Bruchsal (Bruchsaler Rundschau), Ettlingen, Karlsruhe-Land (Hardt), Karlsruhe-Stadt, Pforzheim (Pforzheimer Kurier), Rastatt/Gaggenau. Am 13. Mai 2021 verkündete der Verleger der BNN Michael Baur nach dem Kauf aller Anteile an der Zeitung die "Fusion" der BNN mit dem Baden-Badener Badischen Tagblatt. Ernst Otto Bräunche 2021 Quellen Badische Neueste Nachrichten, StadtAK 8/Ze 15; 25 Jahre BNN 1946-1971, Beilage zu den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) vom 1. März 1971; 75 Jahre BNN, Sonderbeilage vom 1. März 2021, S. 4-13. Literatur Ernst Otto Bräunche: „Schon wieder eine neue Zeitung!“ Ein Überblick zur Entwicklung der Presselandschaft in Karlsruhe seit dem 18. Jahrhundert, in: Forschungen und Quellen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 21 (erscheint 2021); Manfred Koch: Trümmerstadt - Residenz des Rechts – Zentrum der Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 519-673, https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoP1XI2Dw44t/Karlsruhe%20Die%20Stadtgeschichte.pdf (Zugriff am 7. März 2021); Josef Werner: Baur, Josef Wilhelm, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 5, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2013, S. 11-13. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-1145&oldid=591823“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher (FDP) auf dem Weg zur Redaktionskonferenz der BNN im Rahmen des Landtagswahlkampfs 1976, Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A31/68/4/39. Badische Neueste Nachrichten (BNN) Als am 1. März 1946 die erste Ausgabe der Badischen Neuesten Nachrichten nach dem Zweiten Weltkrieg erschien, bekam Karlsruhe etwas später als andere badische Städte wieder eine eigene Tageszeitung. Da die Besatzungsmächte neue Lizenzen nicht an Altverleger vergaben, wurden der Mitbegründer der Christlich-Demokratischen Partei (CDP), später Christlich Demokratische Union (CDU), Wilhelm Baur, 1946 bis 1971 Stadtrat, und Walter Schwerdtfeger, der 1947 für die SPD in den Gemeinderat (bis 1951) einzog, erste Lizenzinhaber für Karlsruhe. Zurückblickend schrieb Baur, dass nicht die farblosen, charakterleeren Generalanzeiger der Weimarer Republik und auch nicht die demokratischen Zeitungen Vorbild gewesen seien. Er sah die BNN vielmehr als "eine Verbindung von Heimatzeitung und treuhänderischem Sachwalter der Demokratie", die den im Grundgesetz verankerten Idealen verpflichtet sei. Von Anbeginn an waren und blieben die BNN dabei eine eher konservativ ausgerichtete Tageszeitung. Chefredakteure waren bis 1950 Wilhelm Baur und Walter Schwerdtfeger. Nach dessen Ausscheiden übernahm Wilhelm Baur ab Mitte April 1950 als alleiniger Herausgeber und Chefredakteur bis 1973. Ihm folgte bis 1994 der streitbare und polarisierende Konservative und frühere Chefredakteur der Badischen Volkszeitung Edwin Kraus. Nur sechs Jahre war danach Gottfried Capell im Amt, der von der Frankfurter Neuen Presse gekommen war. Nach dessen überraschendem Tod im Juni 2000 und einer kurzen Interimslösung übernahm der spätere Adoptivsohn von Hans W. Baur, Neffe und Nachfolger des Zeitungsgründers, Klaus Michael Willimek die Chefredaktion. 2005 wurde er nach dem Tod von Baur auch Verleger. Hans W. Baur hatte zusammen mit Brunhilde Baur, Ehefrau des 1973 verstorbenen Wilhelm Baur 1994 die Zeitung in die Wilhelm-Baur-Stiftung eingebracht. Die BNN starteten 1946 mit zwei Ausgaben in der Woche und einer Auflage von circa 115.000 Exemplaren, die auch als Folge weiterer Zeitungsgründungen 1947 auf unter 80.000 fiel, um dann aber kontinuierlich anzusteigen. So mussten die BNN im Juli 1947 auf Anweisung der Besatzungsmacht 30.000 Abonnenten an die neu gegründete Allgemeine Zeitung (AZ) abtreten. 1955 war die Startauflage aber wieder erreicht. In der ersten Hälfte der 1950er-Jahre übernahmen die BNN etliche Lokalzeitungen im Umkreis, 1953 die Bruchsaler Post und die Brettener Nachrichten, 1954 die Rastatter Zeitung und die Murgtaler Rundschau, 1955 den Acher- und Bühler Boten und die Baden-Badener Zeitung. Die Gesamtauflage stieg auf knapp 120.000, womit die BNN die größte badische Tageszeitung waren. 1968 stieg die Auflage dann auf über 150.000 Exemplare an und erreichte in den 1970er-Jahren mit über 160.000 Exemplaren ihren Höchststand, der im folgenden Jahrzehnt noch einmal auf 172.000 im Jahr 1985 gesteigert werden konnte. Die Badischen Neuesten Nachrichten waren damit durchgehend seit 1946 die auflagenstärkste Karlsruher Tageszeitung. Als in den 1960er-Jahren im Zuge eines bundesweiten Konzentrationsprozesses die anderen nach dem Krieg neu gegründeten Zeitungen ihr Erscheinen einstellen mussten, gelangten die BNN in eine Monopolstellung, die sie bis heute innehaben. Gedruckt wurde die Zeitung zuerst in der ehemaligen Volksfreund-Druckerei in der Waldstraße, ehe zum 1. April 1946 die Druckerei in die Lammstraße, in das vormalige Verlagshaus der Badischen Presse, ab 1934 des NS-Organs Der Führer verlegt wurde. Dadurch konnte die Zeitung auch fortan im Großformat erscheinen. Sechsmal in der Woche erschienen die BNN nach der Anschaffung einer neuen Rotation ab 23. Oktober 1950. Bis dahin hatte die alte, aus den Trümmern gerettete Rotation, die auch weiterhin in Betrieb blieb, die Zeitung gedruckt. 1978 wurde auf Fotosatz umgestellt. Nachdem die Räume in der Lammstraße zunehmend zu eng geworden worden, zogen die BNN 1986 nach Neureut, wo sich seit 1971 schon die Druckerei befand. 2019 kehrte die Lokalredaktion allerdings wieder an den Traditionsstandort in der Innenstadt zurück. Zu besonderen Ereignissen traten und treten die BNN gemeinsam oder mit Partnern mit Veranstaltungen an die Öffentlichkeit wie zum Beispiel mit dem Landesverein Badische Heimat im Rahmen der Diskussion um die Bebauung des Ständehausareals in den Jahren 1987/88. Neue Wege ging man 1987, als sich die BNN an dem lokalen Rundfunksender Welle Fidelitas beteiligten, der aber 2002 die Lizenz verlor und seinen Betrieb einstellen musste. Auch der technische Fortschritt machte sich bemerkbar, als 2005 die erste ePaper-Ausgabe erschien, 2013 und 2017 wurden Apps gestartet. Die Gesamtauflage der Printausgabe, die seit dem 11. März 2012 im rheinischen Format erscheint, erreichte nach 2000 nicht mehr die Höchststände der 1970er- und 1980er-Jahre und liegt heute bei rund 100.000 Abonnenten. 2020 erschienen neun Lokalausgaben mit identischem Mantelteil: Achern, Bühl (Acher- und Bühler Bote), Baden-Baden, Bretten (Brettener Nachrichten), Bruchsal (Bruchsaler Rundschau), Ettlingen, Karlsruhe-Land (Hardt), Karlsruhe-Stadt, Pforzheim (Pforzheimer Kurier), Rastatt/Gaggenau. Am 13. Mai 2021 verkündete der Verleger der BNN Michael Baur nach dem Kauf aller Anteile an der Zeitung die "Fusion" der BNN mit dem Baden-Badener Badischen Tagblatt. Ernst Otto Bräunche 2021 Quellen Badische Neueste Nachrichten, StadtAK 8/Ze 15; 25 Jahre BNN 1946-1971, Beilage zu den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) vom 1. März 1971; 75 Jahre BNN, Sonderbeilage vom 1. März 2021, S. 4-13. Literatur Ernst Otto Bräunche: "Schon wieder eine neue Zeitung!" Ein Überblick zur Entwicklung der Presselandschaft in Karlsruhe seit dem 18. Jahrhundert, in: Manfred Koch (Hrsg.): Bewegte Zeiten. Beiträge zur Karlsruher Geschichte, Ubstadt-Weiher 2022, S. 187-216 (= Forschungen und Quellen. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 21); Manfred Koch: Trümmerstadt - Residenz des Rechts – Zentrum der Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 519-673, Buch zum Download (PDF) (Zugriff am 2. September 2022); Josef Werner: Baur, Josef Wilhelm, in: Baden-Württembergische Biographien Bd. 5, hrsg. von Fred L. Sepaintner, Stuttgart 2013, S. 11-13 https://www.leo-bw.de/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/1012803341/Baur+Wilhelm+Josef (Zugriff am 1. März 2022). 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Karlsruhe: Städtische Galerie umgehängt 2019: Facetten der Malerei 1960 - 2010 Seit etwa zehn Jahren präsen­tiert die Städtische Galerie ­Karls­ruhe ihre Dauer­aus­stel­lung unter dem bildhaften Begriff "um­ge­hängt", um unmit­tel­bar deutlich zu machen, dass dieser ­Be­reich im ersten Oberge­schoss regelmäßig neu konzipiert wird. Die reichen Bestände der Städti­schen Kunst­samm­lung und der Samm­lung von Ute und Eberhard Garnatz mit Werken aus den 1960er- bis in die 2010er-Jahre werden unter immer neuen Vorzeichen und in unter­schied­lichs­ten Konstel­la­tio­nen vorge­stellt, so dass die Be­su­cher und Besuche­rin­nen auf ein breites Spektrum von eher ­sel­ten gezeigten bis zu vertrauten Kunst­wer­ken treffen. Im Mit­tel­punkt der aktuellen Schau "Facetten der Malerei" steht das tra­di­ti­ons­rei­che Medium und seine experi­men­telle Öffnung zu anderen Kunst­gat­tun­gen. Vor dem Hinter­grund der verän­der­ten ­künst­le­ri­schen Haltungen in den 1960er-Jahren mussten sich die Maler neu orien­tie­ren. Sie begannen ihr Medium zu hinter­fra­gen, erkun­de­ten seine spezi­fi­schen Möglich­kei­ten und erwei­ter­ten ­diese auf unter­schied­lichste Weise. Sie setzten sich mit his­to­ri­schen Positionen ausein­an­der, nahmen Elemente der All­tags­kul­tur in ihr Werk auf und bezogen den realen Raum mit ein. Inhaltlich wandten sie sich einem breiten Spektrum zu - Natur- und Menschen­dar­stel­lun­gen gehören ebenso dazu wie All­tags­ge­gen­stände und gesell­schafts­po­li­ti­sche Themen. Die Möglich­kei­ten der Farbe als bestim­men­des Element der Ma­le­rei unter­such­ten die Künstler der Nachkriegs­zeit und nahmen sie als Ausgangs­punkt für ihre experi­men­tel­len ­Ar­bei­ten. Emil Schumacher, ein be­deu­ten­der Vertreter des Informel, entwickelt aus einer offenen und prozess­haf­ten Arbeits­weise seinen authen­ti­schen Stil, indem er Farbe pastos auftrug und ihre Stoff­lich­keit zur Gestal­tung ei­ner relief­haf­ten Oberfläche nutzte, wie sein spätes Werk "­Man­sur" von 1998 beispiel­haft zeigt. Er gestaltete archaisch an­mu­tende Zeichen und Strukturen, die Assozia­tio­nen zu Bo­deno­ber­flä­chen und Landschaft hervor­ru­fen. Otto Piene ging radikal mit dem leuchtend roten, homogenen Grund des Gemäldes "Sky Red, Sun Black" von 1966 um. Mit einer zentral darauf gerich­te­ten, offenen Flamme ließ er die Farbe schmelzen. Das Ergebnis, die blasig-krustige Struktur der Bild­ober­flä­che, fungiert als unmit­tel­ba­res Sinnbild für Energie und Zerstörung. Piene war Gründungs­mit­glied der legen­dären ­Gruppe ZERO. Ihr Name leitet sich ab vom Countdown des Ra­ke­ten­starts und symbo­li­siert einen kompro­miss­lo­sen Neubeginn. Licht, Bewegung, Raum und Zeit sollten die wesent­li­chen Elemen­te ih­rer Kunst sein. Das Oeuvre von Sigmar ­Polke steht ebenfalls für einen experi­men­tel­len Um­gang mit den künst­le­ri­schen Techniken - auch der Malerei. Statt der üblichen Leinwand wählt er unter anderem Biber­tü­cher (wie beim "Reih­er­bild IV", 1969) und Polyes­ter­ge­webe als Bild­trä­ger. Er trug die Farbe pastos auf, drückte sie direkt aus der Tube auf den Bildträger oder nutzte sie dünn­flüs­sig-verlaufend. Polke gehört auch zu den Künstlern, die Elemente der Alltags­kul­tur in ihre Werke ­auf­nah­men. Beispiel­haft hierfür sei auf das Gemälde "Berli­ner (­Bäcker­blu­me)" von 1965 verwiesen. Anregung für diese Arbeit bot die kostenlose Kunden­zeit­schrift "Bäcker­blu­me" bezie­hungs­wei­se ­die Verpackung des gleich­na­mi­gen Mehls mit dem zentralen Porträt ei­nes lachenden Bäckers in Arbeits­klei­dung. Polke griff das Bild­nis auf und übertrug es vergrößert in seine schwarz-weiße ­Kom­po­si­tion aus Raster­punk­ten, die er aus der Technik des Sieb­drucks ableitete. Foto Corinne Wasmuht | DFW-CDG | 2010 | Städtische Galerie Karlsruhe Das kritische Hinter­fra­gen histo­ri­scher wie zeit­ge­nös­si­scher Phänomene und Ereignisse prägte die Ma­le­rei seit den 1960er-Jahren in besonderem Maße. Ein an­spie­lungs­rei­ches Beispiel ist die Serie der "Helden­bil­der" von Georg Baselitz, aus der wir das Ge­mälde "Der Exote" von 1966 zeigen. Hierin stellte der Künst­ler ­den plakativ formu­lier­ten Heroen der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen und später der ostdeut­schen Propaganda eine sensibel und verletz­lich wir­kende Gestalt in einer offenen Malweise entgegen. Jörg Immendorff setzte sich inten­si­v ­mit dem deutsch-deutschen Verhältnis in den Zeiten des Kalten ­Krie­ges ausein­an­der. In seiner Serie "Café Deutsch­land" griff er dieses Thema anspie­lungs­reich und zum Teil karikie­rend auf. Im Vor­der­grund sind die Künst­ler­freunde Immendorff und der im Osten le­bende A. R. Penck wieder­ge­ge­ben, die scheinbar malend die Gren­zen überwinden. Die experi­men­telle Öffnung der Malerei zu anderen Kunst­gat­tun­gen setzte in der Nach­kriegs­zeit mit dem Informel ein und führte schließ­lich zur völ­li­gen Auflösung der Gattungs­gren­zen. Bernard ­Schultze, ein bedeu­ten­der Vertreter dieser ­künst­le­ri­schen Haltung und Teil der Avantgarde, veränderte seit der Mitte der 1950er-Jahre seine Malerei grund­le­gend, indem er Stoff­reste, Äste, Drähte auf der Bildfläche anbrachte und so zu or­ga­nisch wuchernden Reliefs gelangte. Sie erinnern in ihrer Form und Farbgebung an Landschaf­ten. Peter ­Brü­ning brach in seinem Gemälde "Rhein", 1966, die streng rationale Begrenzung der Leinwand auf, gestaltete den Bild­rand wellen­för­mig und verwies so auf den im Titel genannten Flusslauf. Die erwar­te­te ­Land­schafts­dar­stel­lung ersetzte er durch karto­gra­fi­sche Chif­fren. Jörg Immendorffs über­le­bens­große Babydar­stel­lun­gen entstanden in engem ­Zu­sam­men­hang mit seinen provo­zie­ren­den, politisch motivier­ten ­Per­for­man­ces und Mal-Aktionen. Der Künstler nutzte diese Gemäl­de auch im Rahmen der Perfor­man­ces, indem er die Babies schein­bar am Geschehen beteiligte oder als imaginäres Publikum einsetzte. Das großfor­ma­tige Gemälde "Denn im wärmenden Schosse bringt der Leib männliches Geschlecht zur Welt", 1982 von Walter Stöhrer kann beispiel­haft für das Werk des Künstlers stehen, der immer wieder maleri­sche Par­tien, zeich­ne­ri­sche Strukturen und Textfrag­mente zu dichten ­ex­pres­si­ven Kompo­si­tio­nen vereinte. In seiner monumen­ta­len ­Ar­beit "Zu Hause mit Frontex" aus dem Jahre 2010 führt Franz Ackermann Malerei, Zeichnung, Aquarell, Relief, Fotografie und Instal­la­tion zu einem ein­drucks­vol­len, farbin­ten­si­ven und raumfül­len­den ­Ge­samt­kunst­werk. Diese umfassende Verknüp­fung der künst­le­ri­schen ­Me­dien setzt Benno Blome fort. Als e­he­ma­li­ger Schüler Franz Ackermanns wurde er 2017 mit dem Werner-Stober-Preis ausge­zeich­net. Die dazu gehöri­ge ­Prä­sen­ta­tion wird am Mittwoch, den 7. Februar 2018 eröffnet. Nach dem Ende der Laufzeit wird die Sammlungs­schau in diesem ­Be­reich ergänzt mit Werken von Helmut Dorner, Erwin ­Gross, Gustav Kluge und Gerhard ­Mantz. Künstler und Künst­le­rin­nen: Margit Abele, Franz Ackermann, Peter Acker­mann, Georg Baselitz, Max Bill, Gundula Bleckmann, Peter ­Brü­ning, Rolf-Gunter Dienst, Helmut Dorner, Gerd van Dülmen, Nele-Marie Gräber, Erwin Gross, Otto Herbert Hajek, Peter Her­ken­rath, Leni Hoffmann, Jörg Immendorff, Per Kirkeby, Herber­t Kit­zel, Harald Klingel­höl­ler, Gustav Kluge, Heinrich Klumbies, Harry Kögler, Dieter Krieg, Rainer Küchen­meis­ter, Arnulf Letto, Markus Lüpertz, Heinz Mack, Gerhard Mantz, A. R. Penck, Otto Piene, Sigmar Polke, Hans Peter Reuter, Emil Schumacher, Walter ­Stöh­rer, Günther Uecker, Günter Umberg, Corinne Wasmuht. Foto Jörg Immendorff | Café Deutschland IV | 1978 | Städtische Galerie Karlsruhe | © Estate of Jörg Immendorff, Courtesy Galerie Michael Werner Märkisch Wilmersdorf, Köln & New York.
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Wolfgang Brenk, Hermann Brenk, Marcus Bulic, Vlado von 01.07.2018 Caspari, Christa Cramer, Lüppo 29.09.2015 bis 29.09.2015 Däschner, Mari von 23.09.2014 Denecken, Harald von 30.07.2014 Desserich, Gerda von 23.09.2014 Dezenter-Kramp, Ulrike Dillmann, Ortschaftsrätin Ilka von 15.11.2017 Dingler, Dr. Rolf von 01.01.2018 Dogan, Dr. Rahsan Donecker, Ingeborg Döring, Jan von 23.09.2014 Eglau, Dr. Wolfgang von 12.09.2018 Ehlgötz, Thorsten El Mohtarim, Khalid von 03.02.2015 Ernemann, Elke Eßrich, Karen von 01.10.2014 Fechler, Dr. Raphael Fehst, Peter Ferrini, Massimo 30.06.2018 bis 30.06.2018 Fettig, Hans-Peter von 23.03.2016 Fink-Sontag, Dr. Angelika 12.09.2018 bis 12.09.2018 Fischer, Gisela Fischer, Kurt Fostiropoulos, Niko Frank, Rainer Freiburger, Peter Gänger, Robert von 24.03.2015 Gartner, Alfons Gemeinhardt, Jutta Griener, Michael Grinberg, Iryna Groß, Günther Grube, Dipl. Ing. Andreas Handtmann, Caroline von 23.09.2014 Hansis, Dr. Dorothea von 30.07.2014 Hartmann, Wilhelm von 03.02.2015 Haschka, Reinhard 31.12.2018 bis 31.12.2018 Haug, Michael von 17.01.2017 Hauswirth-Metzger, Birgit Heidke, Karin Heilgeist, Dr. Klaus Henkel, Roswitha Hepperle, Peter Heppt, Prof. Dr. Werner Hermanns, David Hock, Sieglinde Hock, Thomas H. Hodapp, Ekkehard von 01.05.2016 Hofmann, Detlef Höll, Prof. Hartmut Holstein, Iris Honeck, Karl-Heinz von 10.04.2019 Honné, Johannes Hoyem, Tom Huber, Anton Huber, Michael Huber, Tino Hugenschmidt, Dr. Stephanie 21.03.2018 von 30.07.2014 bis 21.03.2018 Hupfer, Prof. Dr.-Ing. Christoph Irmscher, Dipl.-Ing. Matthias von 28.06.2017 Jäger, Christiane Jakob, Dr. Patrick von 23.09.2014 Jeridi, Lilia von 03.02.2015 John, Otmar Jonait, Waldemar Jooß, Karl-Heinz Jourdan, Roland Kahlert, Dr. Henning Kalmbach, Friedemann Kamlah, Detlef Kast, Hubert von 17.04.2018 Kast, Ludwig Käuflein, Dr. Albert 31.12.2017 bis 31.12.2017 Kehrle, Andreas Kirchenbauer, Claudius Klipfel, Rolf Knüttel, Günter Kögler, Margarete Köhler, Hans-Gerd Köhne, Prof. Dr. Eckart von 23.09.2014 König, Dieter Konrad, Joschua Köpfler, Marianne Köster, Jörg Köster, Ralf Kratzmeier-Fürst, Wiltrud von 23.09.2014 Krug, Johannes von 01.09.2017 Küffner, Julia Lacedonia, Marco Lamprecht, Karsten Lancier, Uwe Leidig, Dr. Ute 31.01.2019 bis 31.01.2019 Lenz, Prof. Dr. Norbert von 23.09.2014 Mächtlinger, Walter Maier, Dietmar Maier, Sven Malisius, Günther Marin, Jürgen Marvi, Parsa Mayer, Zoe Meier-Augenstein, Bettina Melchien, Yvette Mentrup, Dr. Frank Messerschmid, Bernd 16.05.2016 bis 16.05.2016 Metzger, Thomas von 30.07.2014 Morlock, Jürgen 31.12.2017 bis 31.12.2017 Moser, Irene Mossuto, Eduardo von 26.06.2015 Müller, Dirk Müller, Dr. Thomas Müller, Ullrich von 01.12.2017 Müller-Tamm, Prof. Dr. Pia Nagler, Jochen Neppl, Prof. Dipl.-Ing. Markus Nickel, Dr. Philipp 01.08.2016 bis 01.08.2016 Noviello, Silke von 21.01.2015 Novominski, Kateryna 19.07.2016 von 23.09.2014 bis 19.07.2016 Oelsner, Gerd Orlova, Rena Orschitt, Michael 15.11.2017 bis 15.11.2017 Orthey, Susanne von 01.01.2015 Overhoff, Dr. Gerhard Patzelt, Elisabeth Paul, Marissa Pepper, Veronika Pfalzgraf, Hans Pfannkuch, Tilman Pflaum, Christian von 23.09.2014 Pinter, Istvan 31.12.2018 von 01.02.2016 bis 31.12.2018 Postweiler, Helmut Pötzsche, Martin Puzicha-Martz, Dr. Heike Ramin, Dr. Andreas Rastätter, Renate Rausch, Dr. Jan-Dirk Reher, Ole Reich, Götz von 01.07.2016 Reinhardt, Nils Ries, Alexandra Ritzel, Hans Robertson-von Trotha, Prof. Dr. Caroline Rohrhuber, Barbara Roth, Natascha Rudolph, Gert Rühle, Eva von 23.09.2014 Saam, Nicole von 21.10.2014 Sand, Tobias von 01.01.2019 Sänger, Maria Sawillion, Dipl.-Ing. Martin von 23.09.2014 Schadt, Ulrich von 13.12.2017 Scheer, Nadine Scheuermann, Klaus Schmider, Brigitte Schmidt, Norbert Schmidt, Dr. Paul Schmidt-Bergmann, Prof. Dr. Hansgeorg Schmidtler, Dipl. Ing. Hubert 18.11.2014 bis 18.11.2014 Schmidt-Rohr, Ute Schmitt, Stefan Schruff, Nicolas von 21.09.2016 Schuhmacher, Jürgen Schulze Steinen, Julia Schwarz-Hemmerling, Johann von 23.09.2014 Schwehn, Dr. Stefan Schwemmle, Brigitte Seibert, Steffen Seith, Günter Seliger, Ursula Sester, Alexander Siegele, Daniel Siegrist, Egon Sinner, Ulrike Siol, Elisabeth Sönmez, Sevinc Spuhler, Peter Stärk, Ulrike von 21.09.2016 Stech, Hartmut Stoll, Wolfgang Stutter, Regina Supper, Joachim Tamm, Titus Turkson, Samuel von 01.11.2017 Umstädter, Florian Uslu, Dr. Sema von 03.02.2015 Uysal, Sibel Vogel, Alexander Vogt, Prof. Dr. Joachim Volz, Stefan Vorberg, Dr. Gabriele Wagner, Dr. Elke Wagner, Pierre André von 19.09.2018 Wagner, Dr. Ulrich Weber, Christine von 01.01.2019 Weibel, Prof. Peter Weinbrecht, Achim von 01.12.2017 Weinbrecht, Martina Weingärtner, Renate Weinmann, Edgar Weinrebe, Hartmut von 23.09.2014 Wendy, Philipp Wenzel, Jürgen Wiedemann, Karin Winckelmann, Heide Marie Winkler, Dr. Elke Wirth, Tim von 01.02.2019 Wohlfeil, Erik Woll, Prof. Dr. Alexander Yesil, Zahide Zeh, Michael Zorn, Tobias von 01.10.2014 Zürn, Sabine Zwirner, Joachim 243 Sätze Software: Sitzungsdienst Session
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Karlsruhe: Stadtgeschichte Blick in die Geschichte Nr. 122 vom 22. März 2019 × Edith Odenwald (1921 - 1987). Foto: Dina Kremsdorf Edith Odenwald (1921 - 1987). Foto: Dina Kremsdorf × Leopold Kahn (1920 - 1944). Foto: Maitron des Fussilés Leopold Kahn (1920 - 1944). Foto: Maitron des Fussilés × Ferdinand Kahn (1921 - 2017). Foto: Guy Pommeau Ferdinand Kahn (1921 - 2017). Foto: Guy Pommeau × Plakat des "Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" 1930. Foto: Wiener Library, London Plakat des "Centralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" 1930. Foto: Wiener Library, London Widerstand gegen den Natio­nal­so­zia­lis­mus Menschen aus Karlsruhe in der Résistance von Brigitte und Gerhard Brändle "Aus den Augen, aus dem Sinn" - so ungefähr steht es um die Wahr­neh­mung der Menschen aus Karlsruhe, die ihre Heimat ­ver­las­sen mussten und in Frankreich Widerstand gegen die Nazi-Besatzer leisteten. Sie mussten weg aus Karlsruhe, sei es, dass sie als Juden bedroht, sei es, dass sie als politi­sche ­Geg­ner der Nazis verfolgt wurden. Ihre Namen sind meist un­ge­nannt, ihre Taten noch nicht erzählt. Jüdische "Kämpfer für die Freiheit" Unter den 13 Nazi-Gegnern und Gegne­rin­nen aus Karlsruhe, die in Frank­reich Widerstand leisteten, stammen allein acht aus jü­di­schen Familien. Sie korri­gie­ren das Bild jüdischer Menschen in der NS-Zeit als bloße Opfer, sie ließen sich nicht wie Lämmer zur Schlacht­bank führen, sie haben sich gewehrt. Die Brüder ­Fer­di­nand (1921-2017) und Leopold (1920-1944) Kahn leben mit den Eltern seit 1929 in der Durlacher Allee 53, besuchen die Tul­la­schule sowie das Bismarck-Gymnasium und sind aktiv im Karls­ru­her Turn-Verein. 1933 verliert der Vater seinen ­Ar­beits­platz als Viehhänd­ler und erhält Drohbriefe. Darauf­hin f­lieht die Familie nach Frankreich. Als sie 1943 von der Polizei ­des Vichy-Regimes verhaftet werden sollten fliehen die Brüder und die Eltern schützt ein Arzt durch die Beschei­ni­gung der Trans­port­un­fä­hig­keit. Im Herbst dieses Jahres schließen sich die Brüder im franzö­si­schen Zentral­mas­siv bei Limoges der Résistan­ce an. Aktiv bei den kommu­nis­tisch orien­tier­ten "Francs-Tireurs et Par­tis­ans" (FTPF), sprengen sie Brücken, Eisen­bahn­gleise und Stra­ßen, um Truppen­be­we­gun­gen der Nazi-Wehrmacht zu be- und zu ver­hin­dern. Am 18. Juli 1944 wird Leopold bei einem Gefecht mit der Brigade Jesser, bestehend aus Truppen der Wehrmacht und der Waffen-SS, bei Saint Gilles-les-Forêts östlich von Limoge­s er­schos­sen - vor den Augen seines Bruders Ferdinand. Sein Name steht auf einem Denkmal für Résistance-Kämpfer in Limoges und auf einer Stele am Ortsrand von St. Gilles-les-Forêts. Ferdi­n­an­d ­Kahn bleibt nach Kriegsende mit den Eltern in Frankreich und wird nach seinem Tod 2017 als "Kämpfer für die Freiheit" geehrt. Erich Marx (1906-1965) wird in Grötzingen geboren und besuch­te das Humboldt­gym­na­sium. Er ist vor 1933 Mitglied der jüdischen ­Ge­meinde in Karlsruhe sowie des jüdischen Wander­bun­des "­Ka­me­ra­den" und zugleich Kommunist und 1932 Leiter der "An­ti­fa­schis­ti­schen Aktion". Von März bis Mai 1933 sperren ihn die Nazis ohne Gerichts­ur­teil in "Schutz­haft" ins Gefängnis an der Riefstahl­straße. Wieder in Freiheit, flieht er nach ­Frank­reich, wo er Ilse David heiratet. Nach der Teilbe­set­zung ­Frank­reichs durch die Nazi-Wehrmacht flieht das Paar in den un­be­setz­ten Süden des Landes. Nach dessen Besetzung durch die Nazis im November 1942 tauchen die Eheleute unter und erhal­ten ­neue Papiere von der Résistance. Im Sommer 1943 schließt sich Erich, nun Ernst Marquet, in Montauban der Résistance an und hilft, Flugblät­ter an deutsche Besat­zungs­sol­da­ten zu verteilen. Außerdem ist er beteiligt bei der Herstel­lung von falschen ­Pa­pie­ren für Flüchtende und Gefährdete. 1944 ist er Mitglied des CALPO (Comité Allemagne libre pour l'Ouest, dem Natio­nal­ko­mi­tee "Freies Deutsch­land" für den Westen) in Montauban. Nach 1945 zieht die Familie in einen Ort im Nordwesten von Paris. Die in Karlsruhe geborenen Brüder Fritz (1904-1997) und Walter (1903-1967) Strauss besuchen das Helmholtz-Gymnasium. Walter ­macht nach der Mittleren Reife eine kaufmän­ni­sche Lehre, um dann in der Firma des Vaters schon 1930 Teilhaber zu werden. Er ist Mit­glied des jüdischen Wander­bun­des "Kame­ra­den", seit 1925 en­ga­giert in der SPD und im Reichs­ban­ner Schwarz-Rot-Gold gegen die Nazis. Zugleich ist er Redner des "Central­ver­eins deutscher ­Staats­bür­ger jüdischen Glaubens", der ab 1929/30 auch an­ti­fa­schis­ti­sche Aufklä­rungs­ar­beit leistet. Walter Straus­s ­ver­lässt Deutsch­land Ende Juli 1933 und geht nach Paris, wo sein Freund Hans Marum bereits seit Ende April lebt. Hier heiraten er und Marianne Born und er gründet 1934 eine Firma. Fritz Straus­s ­stu­diert 1923 bis 1928 Elektro­tech­nik in Karlsruhe und Berlin, wo er die Diplom-Prüfung ablegt. 1933 emigriert er nach Pa­läs­tina und heiratet dort die aus Polen stammende Franziska, kehrt aber 1934 nach Karlsruhe zurück und arbeitet bei der AEG. 1937 emigriert auch er mit der Familie nach Paris. Mit Kriegs­be­ginn wird Fritz Strauss wie sein Bruder Walter als "­feind­li­cher Ausländer" in Frankreich interniert. Beide ent­schlie­ßen sich, mehr oder weniger gezwungen, in die Frem­den­le­gion einzu­tre­ten. Sie kommen nach Algerien und Marokko. Nach dem Waffen­still­stand werden sie im Oktober 1940 aus der Legion entlassen. Danach leben sie mit ihren Familien einige ­Zeit in der unbesetz­ten Zone Frank­reichs und danach illegal im Un­ter­grund und werden in der Résistance aktiv, der sich die E­he­frau von Fritz ebenfalls anschließt. Fritz Strauss wander­t ­mit seiner Familie 1946 in die USA aus, Walter Strauss bleib­t da­ge­gen in Frankreich. Werner Nachmann (1925-1988) besucht ebenfalls das Helm­holtz-Gymnasium. 1938 schicken ihn seine Eltern nach Paris, wo er ein jüdisches humanis­ti­sches Gymnasium besucht. 1939 f­lie­hen auch die Eltern, die 1937 ihr Unter­neh­men verkau­fen muss­ten, nach Frankreich. In Aix-en-Provence besucht ihr Sohn mit gefälsch­ten Papieren ein Gymnasium. Ab November 1942 leben die Eltern illegal im Süden Frank­reichs, Werner Nachmann schließt sich in Aix-en-Provence der Résistance an. Anfang April 1945 kehrt er als Oberleut­nant der franzö­si­schen Armee nach ­Karls­ruhe zurück. Dass Werner Nachmann als Vorsit­zen­der des O­ber­ra­tes der Israeliten Badens und des Zentral­ra­tes der Juden in Deutsch­land schwer­wie­gende politische und finan­zi­elle Schäden ­an­rich­tete, steht auf einem anderen Blatt. Flücht­linge werden Flucht­hel­fe­rin­nen Edith Odenwald (1921-1997) ist in Karlsruhe geboren und besucht ­die höhere Schule. Als sie gerade 15 Jahre alt ist, beschlie­ßen ihre Eltern 1936 Karlsruhe zu verlassen, nachdem ihr Vater ­kurz­zei­tig im Konzen­tra­ti­ons­la­ger Dachau inhaftiert war. Edith muss sich von ihren Freun­din­nen im jüdischen Sport­ver­ein Macca­bi ­ver­ab­schie­den. In Neuilly bei Paris besucht sie wieder eine hö­here Schule und schließt sich den jüdischen Pfadfin­dern Éclai­reurs Israélites de France (EIF) an. Von April bis Juni 1940 werden sie, ihre Schwester Lore und ihre Eltern als "­feind­li­che Ausländer" im Lager Gurs einge­sperrt. Nach 1941 ­ar­bei­tet sie in der "Sixième" mit, der Jugend­ab­tei­lung des Ge­samt­ver­bands der Juden in Frankreich (UGIF), einem gehei­men ­Netz­werk von EIF und zionis­ti­scher Jugend­gruppe (MJS). Mit neuen ­Pa­pie­ren auf den Namen "Edith Oberlin", geboren in Obernai im Elsass, hält sie Kontakt zwischen den Gruppen und zu Or­ga­ni­sa­tio­nen wie der OSE (jüdisches Kinder-Hilfswerk) und der CIMADE (protes­tan­ti­sche Frauen-Organi­sa­tion). Sie arbeitet als Kin­der­pfle­ge­rin, hilft, Papiere für bedrohte Kinder zu fälschen, leitet eine provi­so­ri­sche Schule für sie auf einem Bauernhof und bringt sie an die Grenze zur Schweiz. Im Gegensatz zu vielen ih­rer Kamera­din­nen entgeht sie allen Razzien und Depor­ta­tio­nen. Nach dem Krieg arbeitet sie für JOINT (Kürzel für "Ameri­can Je­wish Joint Distri­bu­tion Commit­tee"), eine Hilfs­or­ga­ni­sa­tion US-ameri­ka­ni­scher Juden für notlei­dende Juden vor allem in Europa. Ebenfalls Mitglied der "Sixième" ist ab 1942 die 1920 in Karls­ruhe geborene Ellen Hess. Sie lebt mit ihren Eltern in guten wirtschaft­li­chen Verhält­nis­sen. Wann die Familie nach ­Frank­reich flieht, ist nicht bekannt. Erst 1942 finden sich wie­der Spuren ihres Lebens: Im franzö­si­schen Zentral­mas­si­v ­or­ga­ni­siert sie, als "Estelle Hamelin" mit neuen Papie­ren ­aus­ge­stat­tet, Verstecke und falsche Papiere für jüdische Kinder, um sie vor Razzien und drohender Depor­ta­tion zu schützen. Sie un­ter­hält Kontakte zu ihren Schütz­lin­gen, besorgt Geld für ihre Un­ter­brin­gung, übermit­telt Briefe und unter­stützt sie moralisch. Das Netzwerk steht in Verbindung mit protes­tan­ti­schen Gemein­den in Le-Chambon-sur-Lignon und Umgebung, wo viele jüdische Kinder und Jugend­li­che versteckt und mit neuen Ausweis­pa­pie­ren ­aus­ge­stat­tet werden, um ihre Flucht mithilfe von "Passeu­ren" in die Schweiz zu ermög­li­chen. Unter den so Geretteten sind auch Kin­der aus Karlsruhe, die Geschwis­ter Hanni und Leon-Albert Bär, die Geschwis­ter Bertha und Leo Dreyfuss, Heinz Goldschmidt, Walter Moos und die Schwestern Hanna und Susanne Moses. Wann Ellen Hess sich mit Roger Climaud verhei­ra­tete, ist nicht her­aus­zu­fin­den, auch fehlen jegliche Angaben über ihren Le­bens­weg nach der Befreiung 1944/1945. Nach Karlsruhe ist sie nicht zurück­ge­kehrt. Rettungs­wege: Karlsruhe - Frankreich - Schweiz - Mexiko In die Reihe der Flucht­hel­fe­rin­nen gehört auch die in Karls­ru­he ­ge­bo­rene Herta Field, geb. Vieser. Sie gelangt zusammen mit ihrem Mann Noel Field auf abenteu­er­li­chen Wegen 1941 nach Süd­frank­reich (s. Blick in die Geschichte Nr. 115). Ab Frühjahr 1941 leiten die beiden, deren Mitglied­schaft in der kom­mu­nis­ti­schen Partei verborgen bleibt, eine Hilfs­or­ga­ni­sa­tion ­des Unitarian Service Committee (USC) in Marseille. Dieses ­Ko­mi­tee unter­stützt vor allem Antifa­schis­ten, die in In­ter­nie­rungs­la­gern wie Gurs oder Le Vernet oder in der Il­le­ga­li­tät leben müssen und denen die Auslie­fe­rung an die Nazis droht. Die Fields besorgen für sie Lebens­mit­tel, Geld, neue ­Pa­piere und medizi­ni­sche Versorgung. Etliche gelangen mit ihrer Hilfe nach Mexiko, so 1942 Hans Marum aus Karlsruhe, seine Frau ­So­phie und die Kinder Ludwig und Andrée. Herta Field sorgte im Juni 1941 dafür, dass die hochschwan­gere Sophie Marum in ein Heim der Quäker bei Marseille verlegt und mit Baby-Erstaus­stat­tung für die Tochter Andrée versorgt wird. Sie ist beteiligt an der Einrich­tung von Kinder­gär­ten für im Lager Ri­ve­sal­tes einge­sperrte jüdische Kinder. Nach der Besetzung des süd­li­chen Teils Frank­reichs 1942 durch die Nazi-Wehrmacht f­lie­hen die Fields in die Schweiz. Von Genf aus betreiben sie als USC-Büro eine "bürger­lich getarnte Rote Hilfe" - so Noel Field - und ermög­li­chen weiter Hunderten von Gefähr­de­ten, unter ih­nen viele Kommu­nis­ten, die Flucht aus Frankreich. Sie arbei­ten ­mit der OSE zusammen, um jüdische Kinder, deren Eltern 1942 schon deportiert worden waren, in die Illega­li­tät oder in die Schweiz zu retten, unter ihnen auch die Brüder Arnold und Paul ­Nie­der­mann aus Karlsruhe. Spani­en­frei­wil­lige und Résistance-Kämpfer Josef Eckl und Emil Maisch sind in Karlsruhe geboren, beide von Beruf Schreiner und Mitglied der KPD (s. Blick in die Geschich­te Nr. 111). Die Nazis sperren die beiden Antifa­schis­ten 1933/34 un­ter­schied­lich lange in verschie­dene Konzen­tra­ti­ons­la­ger und Ge­fäng­nisse. Nach der Freilas­sung flieht Eckl in die Schweiz und ar­bei­tet mit am Schmuggel von illegalen Schriften nach ­Deutsch­land. Maisch flieht nach der Freilas­sung 1935 nach ­Frank­reich. 1936 gehen beide nach Spanien, um in den in­ter­na­tio­na­len Brigaden gegen den von Hitler-Deutsch­lan­d un­ter­stütz­ten Militär­put­schis­ten Franco zu kämpfen. 1939 müssen sie Spanien verlassen und werden in Frankreich interniert. Josef Eckl gelingt 1940 die Flucht aus einem Lager. Er schließt sich der Résistance an und ist Mitglied bei den FTPF mit dem Deck­na­men "Antonio" und den Forces Françaises de l'Intérieur im Gebiet Tarn und Garonne. Er wird Mitglied der kommu­nis­ti­schen ­Par­tei Frank­reichs und des "Vereins früherer Freiwil­li­ger im re­pu­bli­ka­ni­schen Spanien". Der Militär­kom­man­dant der Natio­na­len Front (Zusam­menschluss aller Résistance-Gruppen) beschei­nig­t 1945, dass er "in unseren Reihen tapfer gekämpft hat und der Sache des Wider­stands Dienste leistete". Emil Maisch meldet sich in Frankreich zur Fremden­le­gion, um bewaffnet gegen die Nazi-Wehrmacht kämpfen zu können. Nach dem Einsatz in Nordafri­ka wird er demobi­li­siert, schließt sich 1943 der Résistance an und kämpft bei den FTPF. Der Kommunist Ernst Locke aus Karls­ruhe-Grünwinkel flieht nach einer Haftstrafe im Novem­ber 1933 in die Schweiz, kämpft wie Josef Eckl und Emil Maisch ab 1936 in Spanien und schließt sich nach 1940 der Résistance in Frank­reich an. Diese Spani­en­frei­wil­li­gen und Résistance-Kämpfer kehren 1945 nach Karlsruhe zurück. Johann Heinz (1905-1944) war dies nicht mehr möglich: Er verlässt 1937 seine Heimat, 1939 schreibt er seiner Mutter, er sei in Spanien gewesen und halte sich nun in Frank­reich auf. Nach der Befreiung erhält die Mutter die Nach­richt, ihr Sohn sei Mitglied der Résistance gewesen und 1944 in den Cevennen von der Wehrmacht erschossen worden. Wahr­schein­lich ist er identisch mit "Karl Heintz", der als Mit­glied der Résistance-Gruppe Bir-Hakeim am 20. Mai 1944 in La Parade im Zentral­mas­siv von der Wehrmacht ermordet wurde und dessen Name dort auf einer Erinne­rungs­stele verzeich­net ist.
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick122/widerstand
Version vom 14. November 2018, 15:50 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oIII 665. Johann Wilhelm Schirmer Maler, Grafiker, * 5. September 1807 Jülich, † 11. September 1863 Karlsruhe, ev., ∞ 1841 Ida Emilie von Bardeleben, 3 Söhne, 2 Töchter. In der väterlichen Werkstatt machte Wilhelm Schirmer eine Buchbinderlehre, der 1825-1831 ein Studium an der Düsseldorfer Kunstakademie folgte. Dort lernte er 1826 Carl Friedrich Lessing kennen, mit dem er 1827 den „Landschaftlichen Komponierverein“ begründete. Sein künstlerisches Interesse galt von Anfang an der Landschaft. Seit 1827 unternahm er zahlreiche Studienreisen, unter anderem durch Deutschland, die Schweiz, die Normandie, Italien. Bereits seine ersten ausgestellten Landschaften fanden große Anerkennung und zogen regelmäßige Ausstellungsbeteiligungen und Verkäufe nach sich. Seit dem Winter 1830/31 lehrte er selbst Landschaftsmalerei an der Düsseldorfer Akademie, seit 1839 als ordentlicher Professor. Im Rahmen der Ausstellungen des Rheinischen Kunstvereins waren im September 1838 und Juni 1844 jeweils ein Gemälde von ihm im Kunstverein Karlsruhe zu sehen. Im Sommer 1854 beauftragte Prinzregent Friedrich I. von Baden ihn mit dem organisatorischen Aufbau der zukünftigen Großherzoglichen Kunstschule. Die Berufung eines auswärtigen Landschaftsmalers als Direktor führte unter den badischen Künstlern zu anhaltenden Kontroversen, zumal dieser auch ehemalige Düsseldorfer Schüler, wie Ludwig Des Coudres, als Lehrer an das neu gegründete Institut holte. Vermittelt durch Schirmer unterbreitete Großherzog Friedrich I. 1857 auch dessen Düsseldorfer Weggefährten Lessing den Direktorenposten der Gemäldegalerie Karlsruhe. Unter Schirmers Schülern in Düsseldorf und Karlsruhe erlangten größere Bekanntheit unter anderem: Oswald Achenbach, Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach, Hans Thoma, Anton von Werner. An die großen künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolge der Düsseldorfer Jahre bis zum Sommer 1839 hatte Schirmer aber bereits nach seiner Rückkehr aus Italien im Herbst 1840 nicht mehr anknüpfen können. Die verstärkte Hinwendung zu biblischen Landschaften in den letzten Lebensjahren konnte daran nichts ändern. Die einstigen Bewunderer seiner Kunst vermissten das ursprüngliche Verhältnis zur Natur und die daraus erfolgte atmosphärische Intensität. Arbeiten des Künstlers befinden sich sowohl im Besitz der Kunsthalle Karlsruhe als auch der Städtischen Galerie Karlsruhe. Bereits 1833 war er Mitglied der preußischen Akademie der Künste geworden. Zum Gedenken an den bedeutenden Landschaftsmaler wurde 1882 die Schirmerstraße in der Nähe der Kunstakademie Karlsruhe nach ihm benannt. Katja Förster 2013 Werk Die Lebenserinnerungen des Johann Wilhelm Schirmer, bearb. von Paul Kauhausen, Krefeld 1957. Literatur Friedrich von Weech: Schirmer, Wilhelm, in: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Bd. 31, Leipzig 1890, S. 312–315; A. Woltmann: Johann Wilhelm Schirmer, in: Badische Biographien, Bd. 2, Heidelberg 1875, S. 259 ff.; Siegmar Holsten (Hrsg.): Johann Wilhelm Schirmer in seiner Zeit: Landschaft im 19. Jahrhundert zwischen Wirklichkeit und Ideal (Ausstellungskatalog), Heidelberg 2002; Andrea Tietze: Schirmer, Johann Wilhelm, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 23, Berlin 2007, S. 9 f.; Johann Wilhelm Schirmer. Vom Rheinland in die Welt (zweibändiger Ausstellungskatalog Düsseldorf, Neuss, Bergisch Gladbach), Bd. 1: Katalog, hrsg. von Marcell Perse/Bettina Baumgärtel/Irene Haberland/Uta Husmeier-Schirlitz/Elmar Scheuren/Wolfgang Vomm, Bd 2: Autobiographische Schriften, hrsg. von Gabriele Ewenz, Petersberg 2010. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0462&oldid=584363“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 14. November 2018, 17:17 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Rabbiner (Rabbi, Raw, Rebbe) Als Rabbiner wird seit dem Altertum ein anerkannter jüdischer Gelehrter bezeichnet, der die Vorschriften der schriftlichen Lehre (Tora) und der mündlichen Lehre (Mischna/Talmud) auslegt. Das hebräische Wort Rabbi lässt sich mit "mein Lehrer/mein Meister" übersetzen. Nach einem Studium wird er von einem Rabbinerkollegium in sein Amt eingesetzt (Semicha). Er ist kein Priester wie zum Beispiel Pfarrer christlicher Konfession, das heißt er leitet nicht unbedingt den Gottesdienst, was eher die Aufgabe von Vorbetern oder Kantoren ist - eine Funktion, die jeder befähigte männliche Jude ausüben kann. Der Rabbiner ist vielmehr das geistige Oberhaupt der Gemeinde, Richter oder Berater in allen möglichen Fragen des Religionsgesetzes (Halacha), oft auch Religionslehrer und Prediger. Es besteht keine Hierarchie vergleichbar der im christlichen Klerus, gleichwohl wurden (und werden) bestimmte Rabbiner besonders verehrt oder hatten höhere Funktionen. Fürsten der Neuzeit nahmen Einfluss auf die Besetzung von Rabbinerstellen und bestimmten in Baden bis 1809 die Funktion des Oberlandrabbiners, der seit circa 1720 in Karlsruhe ansässig war. Seitdem regelte das Badische Judenedikt vom 13. Januar 1809 die bürgerlichen und kirchenrechtlichen Verhältnisse grundlegend neu. Für Rabbiner ist in Artikel 30 festgehalten, "Jede Ortssynagoge hat zu ihrem kirchlichen Beamten einen Ortsrabbiner, der gehörig studiert haben, ordnungsgemäß geprüft, von der Behörde ernannt, und von der Provinzregierung bestätigt sein muss [...]". Offizielle Rabbiner der Gemeinden und bis 1805/09 Oberlandrabbiner (das heißt abgesehen von Privatgelehrten oder Stiftsrabbinern beispielsweise der Wormserschen 1819 oder Lerichschen Stiftung 1857), waren in Karlsruhe bis zur Zerstörung des jüdischen Lebens im Nationalsozialismus: 1718-1749 Nathan Uri Kahn 1750-1769 Nathanael Weil 1770-1805 Tia Weil Verweser 1805-1809 Seeligmann Reiss Verweser 1805-1808 Nathan Weil 1809-1837 Löw Ascher Verweser 1837-1842 Elias Willstätter 1842/47-1874 Benjamin Willstätter Rabbiner der liberalen Gemeinde seit 1869, Israelitische Religionsgemeinschaft: -1874 Benjamin Willstätter 1875-1893 Dr. Adolf Schwarz 1894-1919 Dr. Meier Appel 1918/19-1923 Dr. Viktor Kurrein Verwalter 1923-1925 Dr. Julius Cohn 1925-1939 Dr. Hugo Schiff Rabbiner der orthodoxen Gemeinde seit 1869, Israelitische Religionsgesellschaft: (1869-1874) Nathanael Weil 1874-1876 Herz Naftali Ehrmann 1876-1883 Dr. Gedalja Gabor Goitein 1884-1923 Dr. Sinai Schiffer 1924-1938 Dr. Abraham Jechiel Michalski Seit 1884 gab es aufgrund der Aufgabenfülle bei der liberalen Gemeinde zeitweise 2 "Stadtrabbiner": 1884-1895 Dr. Leopold Treitel (2. Januar 1845 Breslau - 4. März 1931 Laupheim) 1895-1896 Dr. David Sander (13. September 1867 Kurnik/Posen - 1939 Gießen) 1897-1903 Dr. Salomon Posner (10. März 1866 Konin - 15. Oktober 1942 Netanya) 1903 Dr. Juda Bergmann (30. August 1874 Berezhany - 22. November 1956 Jerusalem) 1904-1912 Dr. Julius Zimels (1. August 1872 Brody - 1955 Israel) 1913-1917 Dr. Hermann Löb (9. März 1884 Bruchsal - 1962 Göteborg) 1918 Dr. Viktor Kurrein 1919-1923/25 Dr. Julius Cohn 1932-1934 Dr. Hans Andorn (7. August 1903 Hattingen - 26. Februar 1945 KZ Bergen-Belsen) 1934-1936 Dr. Ulrich Steuer (16. August 1912 Breslau - 1973 Milwaukee) Jürgen Schuhladen-Krämer 2012 Literatur Juden in Karlsruhe, hrsg von Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt, Karlsruhe 1988 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 8); Josef Werner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Dritten Reich, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage Karlsruhe 1990. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ereig-0297&oldid=584883“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 14. November 2018, 15:57 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger B11/S. 12/Bild 3. Inhaltsverzeichnis 1 Gerhard Caemmerer 1.1 Quellen 1.2 Werk 1.3 Literatur Gerhard Caemmerer Jurist, Gegner des Nationalsozialismus, * 12. August 1905 Durlach, † 8. Januar 1961 Karlsruhe, kath., ∞ 1932 Grete Meier (Witwe), 1 Stiefsohn, 3 Töchter. Der Sohn eines Ingenieurs und an der Technischen Hochschule (TH) Karlsruhe lehrenden Professors legte 1924 am Markgrafen-Gymnasium in Durlach das Abitur ab. Anschließend begann Caemmerer ein Jura-Studium in Köln, das er 1928 in Heidelberg mit dem ersten Staatsexamen und 1932 mit dem Assessorenexamen abschloss. 1931 wurde er in Heidelberg promoviert. Aus seiner Anstellung im badischen Justizministerium wurde er nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 entlassen und als Amtsgerichtsrat zum Amtsgericht Durlach versetzt. In der Folgezeit stieg Caemmerer bis zum Oberlandesgerichtsrat auf. Als sein befreundeter jüdischer Kollege Karl Eisemann aus dem badischen Staatsdienst entlassen wurde und daraufhin in finanzielle Schwierigkeiten geriet, versorgte Caemmerer ihn und weitere Juden bis Kriegsende mit Lebensmitteln. 1939 initiierte Caemmerer in Durlach einen widerständischen Gesprächskreis, dem neben Karl Eisemann verschiedene Rechtsanwälte angehörten. In diesem Kreis wurden Informationen über die Vorgänge in Konzentrationslagern und über die Kriegslage weitergegeben sowie Überlegungen zum politischen Neubeginn in Deutschland nach Kriegsende angestellt. Um keinen Verdacht auf sich zu ziehen, trat Caemmerer im selben Jahr in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein. Im Februar 1945 erfuhr Caemmerer von einem befreundeten Durlacher Kriminalkommissar von der unmittelbar bevorstehenden Deportation aller in Karlsruhe verbliebenen Juden in das Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt. Daraufhin versteckte er Eisemann, der seit 1940 als Leiter der Bezirksstelle Baden-Pfalz der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland amtieren musste, und das jüdische Geschwisterpaar Rudolf und Renate Kahn in einer Gartenhütte auf dem Turmberg. Sie hausten dort, von den Töchtern Caemmerers mit Lebensmitteln versorgt, bis zur Besetzung Durlachs durch französische Truppen am 5. April 1945. Nach Kriegsende wurde Caemmerer wegen seiner NSDAP-Mitgliedschaft von der amerikanischen Besatzungsmacht aus seinem Amt als Richter entlassen und inhaftiert. Durch die Intervention zahlreicher namhafter Karlsruher Bürger, darunter die von ihm geretteten Juden, wurde Caemmerer, freigelassen und wieder in den Justizdienst eingesetzt. 1947 eröffnete er eine eigene, schnell erfolgreiche Kanzlei. Seinen aufsehenerregendsten Fall übernahm Caemmerer 1954 gemeinsam mit seinem Stiefsohn Hans mit der Verteidigung des wegen Landesverrats angeklagten Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz Otto John. René Gilbert 2015 Quellen GLA 507/11942, 11919; KIT-Archiv 28002/540. Werk Der Artikel 153 der Reichsverfassung in Rechtswissenschaft und Rechtsprechung des Reichsgerichts, Diss. Heidelberg 1931. Literatur Josef Werner: Karlsruhe 1945 – Unter Hakenkreuz, Trikolore und Sternenbanner, Karlsruhe 1985, S. 185; Detlev Fischer: Rechtshistorische Rundgänge durch Karlsruhe, 2., erw. Aufl., Karlsruhe, 2011, S. 29; Clara Hertz/Stefan Nüesch/Julian Reitermann/Johanna Scheib/Nadine Wühl: Gerhard Caemmerer - Biographie. Eine Projektarbeit, Karlsruhe 2014 (= Schriftenreihe Caemmerer Lenz 2). Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0530&oldid=584403“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 14. November 2018, 15:25 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 368. Inhaltsverzeichnis 1 Alberta (Albertine) von Freydorf 1.1 Quelle 1.2 Werk 1.3 Literatur Alberta (Albertine) von Freydorf Schriftstellerin, * 19. Februar 1846 Paris, † 8. November 1923 Karlsruhe, kath., ∞ 6. November 1866 Rudolf von Freydorf, 2 Söhne. Die Tochter des kurhessischen Freiherrn Otto von Cornberg und der Schauspielerin Wilhelmine Hoene lebte nach der Rückkehr der Familie aus Frankreich zunächst bei Gera und in Braunschweig. 1851 siedelte die Familie wegen eines Engagements der Mutter am Großherzoglichen Hoftheater nach Karlsruhe über. Hier führten sie in der Stephanienstraße gegenüber dem Wohnhaus der Scheffels ein gastfreundliches Haus, in dem unter anderen Anton von Werner, Carl Friedrich Lessing, Hans Gude und Theodor Kotsch verkehrten. 1853-1859 besuchte Freydorf die Höhere Töchterschule sowie die Privatschule der Madame Boisot in Karlsruhe, 1859-1862 die Klosterschule Sacré-Coeur bei Kinzigheim im Elsass. 1866 volontierte Alberta von Freydorf, die bei ihrer Mutter Schauspielunterricht erhalten hatte, am württembergischen Hoftheater in Stuttgart. Im selben Jahr heiratete sie den badischen Außenminister Rudolf von Freydorf. Als Ministergattin nahm sie repräsentative Pflichten auch in Berlin wahr, lernte Englisch und Italienisch. Ferner nahm sie Klavier- und Gesangsunterricht sowie bei Alwine Schroedter Zeichen- und Malunterricht. Um nach dem Tod ihres Mannes 1882 den Lebensstandard erhalten zu können, verstärkte sie auf Anraten des Dichters Joseph Victor von Scheffel, dem Vormund ihrer beiden Söhne, ihre schriftstellerische Tätigkeit. So verfasste Freydorf zunächst Festgedichte und Festspiele sowie in den folgenden Jahren selbständige Werke, darunter Märchen und historische Romane. Seit Beginn der 1890er-Jahre publizierte sie kleinere Novellen, Erzählungen und Biographien. Ihre meist gegenwartsbezogenen Texte erschienen zudem in Kalendern, Zeitschriften und Zeitungen. Auf ihren Reisen und Wanderungen im In- und Ausland fotografierte sie viel und schuf eine große Sammlung. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit widmete sich Alberta von Freydorf der Wohltätigkeit und unterstützte im Ersten Weltkrieg die vom Badischen Frauenverein getragenen Aktivitäten des Roten Kreuzes. Als Anerkennung für ihren Dienst in den Lazaretten erhielt sie das Badische Kriegshilfskreuz sowie die preußische Rote-Kreuz-Medaille III. Klasse. Manfred Koch 2014 Quelle Generallandesarchiv Karlsruhe 69 von Freydorf (Familienarchiv); Badische Landesbibliothek Karlsruhe Handschriften Karlsruhe 2132, 2134 -2205 (literarischer Nachlass Alberta v. Freydorf). Werk Ring, Kranz und Schleier. Ein Märchen als Brautwillkomm, Karlsruhe 1885; Die Rosen der heiligen Elisabeth. Eine Legende in drei Akten, Karlsruhe 1886; Kornblumen und Lorbeerblätter, Leipzig 1889; Heil unserm Fürsten! Ein Lebensbild des Großherzogs Friedrich von Baden. Festgabe zum 9. September 1896, Lahr 1896; Etwas vom Jubiläumsfestzug Karlsruhe 1896, Mannheim 1896; Kaiserin Augusta. Zum Andenken an den hundertjährigen Geburtstag, Karlsruhe 1911. Literatur Rudolf von Freydorf: Alberta von Freydorf, geb. Freiin von Cornberg. Ein Lebensbild, Karlsruhe 1930; Chronik der Landeshauptstadt Karlsruhe für die Jahre 1920/23, 36.-39. Jg., Karlsruhe (1930), S.333 f.; Kristiane Schmalfeld: Freydorf v., Albertine (Alberta), in: Badische Biographien, NF, Bd. III, hrsg. von Bernd Ottnad, Stuttgart 1990, S. 91-92. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0258&oldid=584212“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Karlsruhe: Culture ZeitGenuss Festival für Musik unserer Zeit 22. bis 25. Oktober 2020 ZeitGenuss - der Name stammt von Wolfgang Rihm. Jedes Jahr ist das Festival für Musik unserer Zeit in Karlsruhe einer Kompo­nis­tin oder einem Kompo­nis­ten gewidmet, verbunden mit dem Auftrag, das gesamte Programm zu kuratieren. Die achte Auflage von ZeitGenuss wird von ihrem Namens­ge­ber persönlich und bezie­hungs­reich gestaltet: An verschie­de­nen Orten der Stadt erklingen Werke von Wolfgang Rihm und seinen Schüler*in­nen sowie aus den aktuellen Kompo­si­ti­ons­klas­sen. Die Hochschule für Musik Karlsruhe und die Stadt Karlsruhe tragen das Festival gemeinsam. Inter­pret*in­nen sind Studie­rende und Lehrende der Hochschule, das Karlsruher Ensemble TEMA und hochka­rä­tige Gäste. Georg Nigl gestaltet ein Konzert mit Liedern des Karlsruher Kompo­nis­ten, das Kölner Asasello Quartett inter­pre­tiert Kammer­mu­sik. Spannend wird auch die Begegnung mit Rihms frühem Orgelwerk, für die Martin Schmeding aus Leipzig gewonnen werden konnte. In diesem Kirchen­kon­zert sind neben dem CoroPic­colo unter Christian-Markus Raiser der Cellist Lucas Fels und die Geigerin Tianwa Yang mit Solowerken zu hören. Die Badische Staats­ka­pelle unter der Leitung von Georg Fritzsch inter­pre­tiert in ihrem zweiten Sinfo­nie­kon­zert Wolfgang Rihms Orche­s­ter­werk Gejagte Form. Das Abschluss­kon­zert dirigiert Peter Tilling. Corona­be­dingt ist bei ZeitGenuss 2020 Flexi­bi­li­tät angesagt: Für die Beset­zun­gen gilt small is beautiful; die physischen und geistigen Räume aber können nicht groß genug sein. Das musika­li­sche Programm wird unter anderem ergänzt durch ein Podiums­ge­spräch mit Wolfgang Rihm und Ulrich Mosch, moderiert von Tabea Dupree. Wolfgang Rihm Wolfgang Rihm wurde am 13. März 1952 in Karlsruhe geboren. Er ist Komponist, Professor für Kompo­si­tion und Autor zahlrei­cher Schriften. Darüber hinaus ist er Mitglied berufs­stän­di­scher Gremien in Deutsch­land, die die Interessen der Musik­schaf­fen­den vertreten, sowie vieler inter­na­tio­na­ler Akademien und Jurys. Wolfgang Rihm fing früh an zu kompo­nie­ren und studierte bereits während der Gymna­si­al­zeit bei Eugen Werner Velte an der Staat­li­chen Hochschule für Musik in Karlsruhe. Weitere Kompo­si­ti­ons­leh­rer waren Wolfgang Fortner, Humphrey Searle, Karlheinz Stock­hau­sen und Klaus Huber. Bis heute schrieb er über 550 Werke in fast allen musika­li­schen Gattungen, ein riesiges Œuvre, das sich wegen seiner Vielge­stal­tig­keit einer raschen Einordnung entzieht. 1976 schockierte Rihm das Publikum bei den Donaue­schin­ger Mu­sik­ta­gen mit dem unbändigen Ausdruck­wil­len seines Or­che­s­ter­werk Sub-Kontur. So viel Expres­si­vi­tät war neu in der zeitge­nös­si­schen Musik Nachkriegs­deutsch­lands, die mit ihrem konstruk­ti­ven Denken der emotio­na­len Subjek­ti­vi­tät ein für al­le­mal abgeschwo­ren zu haben glaubte. Häufig kompo­nier­t Wolf­gang Rihm Zyklen und Werkreihen, bei denen er musika­li­sche Fra­ge­stel­lun­gen (oder Lösungen?) aus wechseln­den Blick­win­keln wie­der und wieder neu beleuchtet; Kompo­nie­ren als Work in Pro­gress, als konti­nu­ier­li­che Verwand­lung des klingen­den ­Ma­te­ri­als hin zu etwas Fernem, Unerreich­ba­ren. Fassungen werden zu "Zustän­den" oder "Versu­chen", die Übermalung zur Kom­po­si­ti­ons­tech­nik, die Rücknahme überlebter Versionen zur not­wen­di­gen Konsequenz. Zu Beginn der 1990er Jahre entwi­ckel­te ­sich Rihms Kompo­nie­ren "weg von der Emphase des Ein­ze­ler­eig­nis­ses hin zu einem Konzept des Fließens, der Ge­stal­tung größerer Zusam­men­hän­ge" (Max Nyffeler). Para­dig­ma­tisch dafür ist das kantable Violin­kon­zert Gesungene Zeit, das 1992 von Anne-Sophie Mutter in Zürich urauf­ge­führt wurde. Weltweit gefragt, mit Preisen und Auszeich­nun­gen vielfach ­ge­ehrt, blieb Wolfgang Rihm Karlsruhe treu. Zu seinem 60. Geburts­tag widmete ihm seine Heimat­stadt das Festival "Musi­k ­baut Europa", bei dem Vers une symphonie fleuve VI urauf­ge­führt wurde. Wolfgang Rihm ist einer der wichtigs­ten ­Lied­kom­po­nis­ten unserer Zeit, seine Kammeroper Jakob Lenz aus dem Jahr 1979 ist ein oft insze­nier­ter Klassi­ker ­der Moderne. Mit seinen Werken spricht er nicht nur ein Fach­pu­bli­kum an, er erreicht breite Publi­kums­schich­ten, etwa mit seinen Passions-Stücken für Soli, Chor und Orchester Deus pas­sus oder bei der Eröffnung der Elbphil­har­mo­nie mit der U­r­auf­füh­rung von Reminis­zenz - Triptychon und Spruch in me­mo­riam Hans Henny Jahnn für Tenor und großes Orchester. Veran­stal­ter Stadt Karlsruhe, Kulturamt in Zusam­men­ar­beit mit der Hoch­schule für Musik Karlsruhe Festi­val­lei­tung Dr. Susanne Asche | Professor Hartmut Höll Organi­sa­tion Presse- und Betriebs­büro der Hochschule für Musik Karlsruhe | Stadt Karlsruhe, Kulturamt, Kultur­bü­ro
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