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Stadt Karlsruhe Schul- und Sportamt Konzeption Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe Förderung der gleichberechtigten Teilhabe am Sport für alle Verantwortlich Stadt Karlsruhe Schul- und Sportamt Abteilung Sport Silke Hinken, Hans Kyei Stand: Mai 2019 2 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 1. Einführung In Karlsruhe begegnen sich seit vielen Jahren Menschen unterschiedlicher Herkunft innerhalb und außerhalb von Sportorganisationen, Sportvereinen und Sportangeboten. Dabei wird deutlich, dass der Sport ein enormes Integrationspotential besitzt und die Vielfalt unterschiedlicher Kulturen und das soziale Miteinander abbildet. Vielfalt und ein soziales Miteinander sind Prozesse des wechselseitigen aufeinander Zugehens. Diese sind verbunden mit Anforderungen an alle gesellschaftlichen Gruppen und basieren auf den Prinzipien der Offenheit, der Fairness und Toleranz. Seit 1999 bietet das Schul- und Sportamt der Stadt Karlsruhe in Zusammenarbeit mit den Karlsruher Sportvereinen, dem Landessportverband Baden-Württemberg und weiteren Kooperationspartnern ein vielfältiges Sportangebot für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sowie sozial Benachteiligte an. Die aktuelle Situation in Karlsruhe zeigt, dass fast jeder dritte Bürger, also 29 Prozent der Karlsruher Bevölkerung, einen Migrationshintergrund besitzt. Dabei haben 19% der Menschen mit Migrationshintergrund eine ausländische Staatsbürgerschaft.1 Die wichtigsten Herkunftsländer der in Karlsruhe lebenden 57.891 Ausländerinnen und Ausländer sind Rumänien (5.784), die Türkei (5.635), Italien (4.451), Kroatien (3.231) und Polen (3.079). Laut der Bürgerumfrage der Stadt Karlsruhe im Jahr 2013 sind Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im vereinsorganisierten Sport weiterhin unterrepräsentiert im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung. Je nach Alter ist das unterschiedlich ausgeprägt. Im Kindes- und Jugendalter sind Deutsche ohne Migrationshintergrund zu 77 Prozent, Deutsche mit Migrationshintergrund zu 70% und ausländische Kinder und Jugendliche zu 55 Prozent Mitglied im Sportverein. Ähnliche Ergebnisse sind auch im Erwachsenenalter zu ermitteln. Hier ist die Mitgliedsrate allgemein geringer. Am häufigsten im Sportverein organisiert sind Deutsche ohne Migrationshintergrund (36 Prozent), gefolgt von Deutschen mit Migrationshintergrund (29 Prozent) sowie Ausländerinnen und Ausländer mit 19 Prozent. Für die Karlsruher Sportvereine ergeben sich daraus Chancen und Perspektiven. Kulturelle Vielfalt im Sportverein bereichert das Vereinsleben, indem durch gemeinsames Sporttreiben verschiedener Kulturen persönliche Horizonte und Kontakte erweitert werden. Vielfalt und ein soziales Miteinander ermöglichen neue Denkansätze und Ideen, wodurch Kompetenzen wie Toleranz, Respekt und Solidarität gefördert werden. Für Sportvereine in Stadtteilen mit hohen Zuwanderungsquoten ermöglichen sich Potenziale zum Ausbau oder Erhalt ihres Mitgliedsbestandes. Durch die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung kann die Attraktivität des Vereins in der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit gesteigert werden. 1 Quelle: Amt für Stadtentwicklung: web3.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/statistik/pdf/2018/2018-daten-und-fakten.pdf 3 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 2. Ziel Das Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe aller Karlsruher Einwohnerinnen und Einwohner insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund am Sport und die Heranführung der Zielgruppen an den Karlsruher Vereinssport. Dieses Ziel soll mit folgenden Maßnahmen erreicht werden:  Schaffung offener Sportangebote, die sich an den Bedürfnissen der Zielgruppen orientieren, wodurch sie sozial, kulturell, sprachlich und räumlich in ihrem Lebensumfeld „abgeholt“ werden.  Aufbau eines Netzwerkes, an dem Vereine sich beteiligen und sich mit ihrem Potenzial einbringen.  Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit, um alle Beteiligten für ein soziales Miteinander zu sensibilisieren.  Förderung der Qualifikation von Übungsleitenden und insbesondere Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund als Übungsleitende. Zielgruppen Das Programm richtet sich vornehmlich an Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, da diese Zielgruppe im organsierten Sport unterrepräsentiert ist. Der Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit liegt dabei auf Gruppen, die einen erschwerten Zugang zum Sport haben. Dies sind insbesondere Mädchen, Frauen sowie ältere Menschen. Allen Karlsruher Einwohnerinnen und Einwohnern sollen die vielfältigen Sportmöglichkeiten unabhängig von ihrem sozialen Status zugänglich gemacht werden. Es geht dabei um die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Auf der anderen Seite werden die Mitglieder von Sportvereinen sensibilisiert, eine vielfältige Teilhabe aller am Sport zu ermöglichen. Sportvereine bieten den Zielgruppen Räume für ein soziales Miteinander, jenseits von Sprachbarrieren und unabhängig von Herkunft, Aussehen oder Religion. Eine wichtige Rolle im Prozess des sozialen Miteinanders spielt der Austausch zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen in der Karlsruher Sportlandschaft. Die Förderung der Vielfalt sowie die Anerkennung von Verschiedenartigkeiten werden durch die Sensibilisierungsmaßnahmen unterstützt. Zusätzlich zu den Karlsruher Sportvereinen sind Vereine mit einem hohen Sportbezug2 ebenfalls antragsberechtigt. 2 Beispielweise die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland 4 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 3. Handlungsfelder Handlungsfeld 1: Offene Sportangebote in Karlsruher Sportvereinen Im Rahmen der offenen Sportangebote werden Maßnahmen angeboten, die sich durch Offenheit und Unverbindlichkeit auszeichnen. Die Angebote werden in der Regel vom Sportverein durchgeführt. Die Sportvereine stellen dafür die Übungsleiterinnen und Übungsleiter zur Verfügung und gegebenenfalls auch ihre eigenen Sportanlagen. Dabei gelten folgende Kriterien:  Die Sportangebote sind grundsätzlich offen für alle. Ausnahmen bilden hier spezielle zielgruppenorientierte Angebote beispielsweise für Mädchen, Frauen und Senioren.  Die Sportangebote sind vorwiegend kostenlos und unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft. Sie stellen damit einen niederschwelligen Zugang zum Vereinssport dar.  Die Sportangebote sind auf die Bedürfnisse der Zielgruppen abgestimmt. So finden sich in den Angeboten neben traditionellen Sportarten auch Trendsporten oder aus dem Ausland mitgebrachte Sportarten wie beispielsweise Gorodki wieder.  Die Sportangebote werden insbesondere in den Stadtteilen mit hoher Zuwanderungsquote umgesetzt.  Die Sportangebote sollen den Zugang zum organisierten Sport erleichtern.  Die Sportangebote werden vorwiegend von Übungsleiterinnen und Übungsleitern der Karlsruher Sportvereine durchgeführt.  Die Sportangebote fördern den Dialog zwischen den unterschiedlichen Kulturen. Die bereits vorhandene vielfältige Angebotsstruktur für Kinder und Jugendliche soll weiterhin erhalten bleiben. Handlungsfeld 2: Netzwerkarbeit Die Vernetzung der Kooperationspartner im Kernumfeld der Zielgruppen mit anderen Organisationen ist von besonderer Bedeutung, um auf die Bedürfnisse der Zielgruppen gezielt eingehen zu können. Jeder Kooperationspartner verfügt in seinem Spezialgebiet über Fachwissen, welches im Gesamtprozess des sozialen Miteinanders eine wichtige Rolle spielt. Netzwerke sind für eine umfassend angelegte Integrationsarbeit unabdingbar. Durch regelmäßig stattfindende Netzwerktreffen der Karlsruher Sportvereine soll eine gemeinsame Plattform zum Erfahrungsaustausch sowie gegenseitiger Unterstützung aufgebaut werden. Diese Treffen werden vom Schul- und Sportamt organisiert und durchgeführt. Die Sportvereine werden im Rahmen des Konzepts „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ vom Schul- und Sportamt durch inhaltliche Beratung auf dem Weg zu interkulturellen Öffnungsprozessen begleitet. Dies ist notwendig, um ganzheitliche Integrationskonzepte zu entwickeln. Handlungsfeld 3: Öffentlichkeitsarbeit Die Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig, um die Zielgruppen auf das Programm „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ aufmerksam zu machen und Vereine für die Thematik zu sensibilisieren. Best- Practice-Beispiele fördern die Information und Diskussion innerhalb der Vereine, der Gesellschaft und der Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte. 5 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe Handlungsfeld 4: Qualifizierung Qualifizierte Sportangebote und die Vermittlung notwendiger Handlungskompetenzen für Sportvereine sind die Bestandteile des Konzeptes „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“. Dafür ist es notwendig, Übungsleitende der Sportangebote bei entsprechenden Fortbildungen zu unterstützen. Übungsleitende mit Migrationshintergrund sind innerhalb der Übungsleitenden insgesamt immer noch deutlich unterrepräsentiert. Um einen einfachen Zugang zur Zielgruppe und zum Verein zu erhalten, ist es notwendig, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte als Übungsleitende zu gewinnen. Diese so genannten „Brückenbauerinnen und Brückenbauer“ kennen sich in den Karlsruher Sportvereinen und den kulturellen und sprachlichen Gegebenheiten der Zielgruppen aus. 6 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 4. Städtische Förderung Das Konzept „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ wird gemeinsam mit den Vereinen umgesetzt. Handlungsfeld 1: Offene Sportangebote Offene Sportangebote werden gefördert durch die Übernahme von Übungsleiterhonoraren, Mieten und Eintrittsgeldern und die Kosten für Sportgeräte. Zusätzlich können Zuschüsse für Einzelmaßnahmen wie integrative Sportveranstaltung, oder zielgruppenorientierte Maßnahmen für Mädchen, Frauen und ältere Menschen beantragt werden. 1. Vergütung der Übungsleiterinnen und Übungsleiter Für die Bezahlung der ehrenamtlichen und Honorar-Übungsleiterinnen und -Übungsleiter wird ein Zuschuss in Höhe von 20 Euro pro geleisteter voller Zeitstunde gewährt. Für hauptamtliche Übungsleiterinnen und Übungsleiter beträgt der Zuschuss 35 Euro pro Stunde. Hauptamtlich ist eine Übungsleiterin oder ein Übungsleiter dann, wenn zwischen Verein und Übungsleiterin beziehungsweise Übungsleiter ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis besteht. Übungsleiterinnen und Übungsleiter ohne Lizenznachweis können mit bis zu 12 Euro pro Stunde bezuschusst werden. 2. Miete und Eintritte Die Sportangebote werden üblicherweise auf den Vereinsanlagen oder in den städtischen Sporthallen durchgeführt. Sollten Kosten für die Anmietung einer externen Sportanlage entstehen, können diese anteilig bezuschusst werden. Die Kosten für Eintrittsgelder können ebenfalls anteilig bezuschusst werden. 3. Material/Sportgeräte Material und Sportgeräte, welche vom Sportverein nicht zur Verfügung gestellt werden können und extra angeschafft werden müssen, können mit bis zu 50 % der Anschaffungskosten bezuschusst werden. Handlungsfeld 2: Netzwerkarbeit Das Schul- und Sportamt bietet eine Plattform zum Erfahrungsaustausch zwischen den Sportvereinen. Die Vereine werden in der Weiterentwicklung ihrer Integrationsarbeit unterstützt. 7 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe Handlungsfeld 3: Öffentlichkeitsarbeit Das Schul- und Sportamt unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit für die offenen Sportangebote mittels geeigneter Printprodukte (wie Flyer und Plakate) und digitaler Medien. Sportvereine sind ausdrücklich aufgefordert, eine eigene Öffentlichkeitsarbeit für die von ihnen durchgeführten Sportangebote zu machen. Jährlich wird ein Flyer mit den aktuellen Sportangeboten des Konzepts „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ herausgegeben. Außerdem steht das Schul- und Sportamt seinen Kooperationspartnern jederzeit mit Fachwissen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit, beispielweise im Rahmen eines Informationsabends beratend zur Verfügung. Handlungsfeld 4: Qualifizierung Um Übungsleitende in den offenen Sportangeboten in der Zusammenarbeit mit interkulturellen Sportgruppen zu qualifizieren, kann deren Teilnahme an geeigneten Fortbildungsmaßnahmen3 bezuschusst werden. Übungsleitenden, die Angebote im Rahmen des Programms „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ betreuen und gleichzeitig an einer Qualifizierungsmaßnahme zum Erwerb der ÜL-C Lizenz teilnehmen, wird ein Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der Ausbildungskosten gewährt. 3 Beispielsweise „Fit für die Vielfalt – Sport Interkulturell“ des Badischen Sportbundes 8 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 5. Antragsstellung Anträge auf Förderung eines offenen Angebots im Rahmen dieses Konzeptes können beim Schul- und Sportamt jeweils bis zum 1. Oktober für das Folgejahr eingereicht werden Anträge zur finanziellen Unterstützung von Übungsleiterausbildungen können laufend eingereicht werden. Weitere Informationen Stadt Karlsruhe Schul- und Sportamt Abteilung Sport Silke Hinken Hans Kyei Telefon: 0721 133-4168 (Förderzeitraum 1. Januar 2020 bis 31. Dezember 2020).
https://www.karlsruhe.de/b3/freizeit/sport/formulare/HF_sections/content/ZZmk5GSM0yJ8NE/ZZjSYdKB0H0PIO/Konzeption_SMDS_Final.pdf
Faltblatt_EU-Projekte.indd Stadt Karlsruhe Außenbeziehungen und Strategisches Marketing © Stadt Karlsruhe | Layout und Titel: Streeck | Bilder: Projekte; Smartphone-Theater @ Serge Martinez | Druck: Rathausdruckerei, Recyclingpapier EU-Projektförderung mit Erfolg 2018 Karlsruhe in Europa Europa in Karlsruhe EU-geförderte Themen EU-Gelder leisten einen wichtigen Beitrag zu vielen städtischen Themen. In den Jahren 2017 bis 2018 nutzen Stadtverwaltung und städtische Gesellschaften folgende EU-Programme: Nutzung verschiedener EU-Programme Anzahl aktueller EU-Projekte 2017 bis 2018 2 2 2 3 4 5 6 15 CEF | Transeuropäische Netze HORIZONT 2020 | Forschung INTERREG B | Transnational INTERREG A | Oberrhein Erasmus+ | Bildung, Sport EFRE | Regionalentwicklung KREATIVES EUROPA | Kultur ESF | Soziales Nutzung verschiedener EU-Programme Anzahl aktuelle Projekte 2017 bis 2018 * Davon werden regionale ESF-Mittel an sieben Projekte in Karlsruhe weitergeleitet. Eine besondere Rolle spielt in Karlsruhe der Europäische Sozialfonds (ESF). Im „Arbeitskreis für ESF und Gesamtkonzept Arbeit“ der Stadt Karlsruhe treffen sich Sozial- und Wirtschaftsvertreter, städtische Mitarbeitende, Schulen und Arbeitsmarktakteure regelmäßig. Sie passen europäische Förderziele an Karlsruher Bedürfnisse an und wählen gemeinsam Projekte aus. Thematisch geht es dabei um den Umgang mit Langzeitarbeitslosigkeit, die Vermeidung von Schulabbruch und die Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit junger Menschen. Jährlich stehen 440.000 Euro ESF-Mittel bereit, die in den Jahren 2017 und 2018 für sieben Projekte verwendet werden. Projektaufrufe fi nden jährlich im Juli statt – wir freuen uns auf Ihre Anträge! Weitere Informationen zum ESF-Arbeitskreis und zur ESF-Geschäftsstelle: www.afb-karlsruhe.de/de/esf-projektberatung Ausblick Wie geht es weiter mit den europäischen Fördermitteln? Wem sollen sie zugute kommen und für welche Projekte? Diese Fragen werden derzeit von den Regierungen der EU-Mitgliedstaaten, der EU-Kommission und dem Europäischen Parlament diskutiert. Der geplante Brexit wird den fi nanziellen Spielraum auf europäischer Ebene verringern, so dass mit Einschnitten gerechnet werden muss. Was dies für Karlsruhe bedeutet, ist noch nicht absehbar. Die Stadtverwaltung bringt sich ein, damit auch in Zukunft EU-Fördermittel in Stadt und Region genutzt werden können. Insbesondere mit Blick auf den Europäischen Sozialfonds (ESF) machen sich die Arbeitsförderungsbetriebe (AFB) gemeinsam mit der Stabsstelle Außenbeziehungen und Strategisches Marketing (SAM) stark, um diese strategisch wichtige Förderung weiterhin vor Ort zu erhalten. Außerdem geht es um einfachere Förderregeln und eine stärkere Bedarfsorientierung. Diese und andere Forderungen bringt die Stadtverwaltung über den Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) und das Städtenetzwerk EUROCITIES in Brüssel ein. Darüber hinaus gestaltet Karlsruhe europäische Politik aktiv mit: Als Koordinator der EU-Themenpartnerschaft „Städtische Mobilität“ erarbeiten das Stadtplanungsamt und die Stabsstelle Außenbeziehungen und Strategisches Marketing mit 23 Partnern aus ganz Europa (Städte, Nationalstaaten, Dachorganisationen und Institutionen) einen Aktionsplan, um die konkreten Bedarfe von Städten im Mobilitätsbereich auf EU-Ebene sichtbar zu machen. Die Vorschläge werden im Herbst 2018 der europäischen Öffentlichkeit vorgestellt. Das Projekt ist Teil der Initiative „Eine Städteagenda für die EU“, mit der Städte im politischen Mehrebenensystem gestärkt werden sollen. Kontakt Informationen zu weiteren EU-geförderten Projekten fi nden Sie hier: Europabericht der Stadt Karlsruhe 2010 – 2015 Faltblatt „EU-Projektförderung mit Erfolg“ 2016 Faltblatt „EU-Projektförderung mit Erfolg“ 2017 www.karlsruhe.de/b4/international/europa/euprojekte Stabsstelle Außenbeziehungen und Strategisches Marketing der Stadt Karlsruhe (SAM) Zähringerstraße 65 76133 Karlsruhe Telefon: +49 721 133-1871 Fax: +49 721 133-1879 E-Mail: sam@karlsruhe.de www.karlsruhe.de/b4/international Stand: April 2018 * Schnellere Hilfe am Unfallort: der eCall 112 Die Integrierte Leitstelle (ILS) ist eine Einrichtung von Feuerwehr und Rettungsdienst, die Notrufe über die EU-weite Nummer 112 abfragt und Rettungskräfte alarmiert. Sie ist in Stadt- und Landkreis Karlsruhe für ungefähr 750.000 Menschen zuständig. Bei Unfällen, hauptsächlich auf Autobahnen, ist es oft schwierig, den genauen Unfallort zu lokalisieren. Gründe hierfür sind mangelnde Ortskenntnisse der Verkehrsteilnehmenden, aber auch Sprachbarrieren und andere Verständigungsprobleme. Das EU-geförderte Projekt I-HeERO macht alle europäischen Rettungsleitstellen eCall-fähig. Mit dem System werden wichtige Daten wie Unfallort, Zeitpunkt des Unfalls, Antriebsart des Kraftfahrzeugs sowie Anzahl der Personen, die zum Unfallzeitpunkt im Auto saßen, empfangen und ausgewertet. Anhand dieser Informationen soll die Zeit zur Bearbeitung des Notrufs um etwa die Hälfte verkürzt werden. Die Einsatzkräfte sind dementsprechend schneller vor Ort, um Hilfe leisten zu können. Projekttitel: Harmonised eCall European Deployment (i_HeERO) EU-Programm: „Connecting Europe“ Fazilität (CEF) Projektleitung: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung Städtischer Träger: Branddirektion Partnerorganisationen: 58 Partner aus 12 EU-Mitgliedstaaten Laufzeit: Januar 2015 bis Dezember 2017 Gesamtprojektvolumen: 30,6 Millionen Euro EU-Fördersumme für Karlsruhe: 12.500 Euro www.karlsruhe.de/b4/buergerdienste/feuerwehr/FW_ILS https://iheero.eu Hin zum grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt Im PAMINA-Raum gibt es große Unterschiede – erhöhte Arbeitslosigkeit einerseits, zunehmender Fachkräftemangel andererseits. Um Beschäftigungsangebot und -nachfrage besser abzustimmen, stärkt die Fachkräfteallianz PAMINA die grenzüberschreitende berufl iche Eingliederung. In einem Mentorenprogramm unterstützen deutsche Führungskräfte Arbeitssuchende aus dem Nordelsass. Beide Seiten profi tieren: Am Ende des Prozesses steht im Idealfall ein Job für den Mentee, und der Mentor verbessert sein Image auf dem Arbeits- und Bewerbermarkt. Als einer der Projektpartner macht die Karlsruher Wirtschaftsförderung das Projekt vor Ort bekannt. Nach einem Jahr haben sich bereits 18 Tandems gefunden und zwei Drittel aller Mentees waren erfolgreich bei der Arbeitssuche. Das Projekt zahlt sich auch für die Projektpartner aus: Sie tauschen sich aus, vernetzen sich und gehen den Fachkräftemangel grenzüberschreitend an. Übrigens: Es werden noch deutsche Mentoren gesucht – kontaktieren Sie uns! Projekttitel: Fachkräfteallianz PAMINA (Dachprojekt: Erfolg ohne Grenzen) EU-Programm: INTERREG V A Oberrhein Projektleitung: Eurodistrikt PAMINA Städtischer Träger: Wirtschaftsförderung (Oliver Witzemann), Stabsstelle Außenbeziehungen und Strategisches Marketing Partnerorganisationen aus Deutschland (Mittlerer Oberrhein, Südpfalz) und Frankreich (nördliches Elsass) Laufzeit: Januar 2017 bis Dezember 2019 Gesamtprojektvolumen: 265.991 Euro www.eurodistrict-pamina.eu/de/fachkraefteallianz-pamina.html#. Wo6CCMbkWUk Smartphone-Theater in der Stadt Die Zukunft gehört der künstlichen Intelligenz, die uns Menschen alle Arbeit abnimmt und unser Leben verlängert. 2052 haben wir die Herrschaft an Zigmagora abgetreten. Aus dieser ruhiggestellten, kontrollierten Welt ohne Emotionen kommen vier Expertinnen und Experten zu uns und bitten uns, die Werte der Menschlichkeit wiederzubeleben. Das Publikum begibt sich auf eine Reise in den Stadtraum. Ausgestattet mit Smartphone und Kopfhörer stellt es sich entscheidenden Aufgaben und begegnet am Ende sich selbst. Wie kann man die digitale Technik, die schon jetzt in unseren Taschen steckt, auf der Bühne künstlerisch nutzen? Wie ermuntern wir Zuschauer, ihre Smartphones im Theater angeschaltet zu lassen, damit sie ihre Gemeinschaft und die Stadt neu erleben? Aus diesen Leitfragen haben Theatermacher aus Karlsruhe, Nancy und Tifl is mit Experten des ZKM, georgischen Programmierern und französischen Medienphilisophen ein experimentelles Theaterstück entwickelt. Weitere Informationen und Termine zum EU-geförderten Projekt Stage Your City: www.zigmagora.eu Projekttitel: European Theatre Lab – Stage Your City EU-Programm: KREATIVES EUROPA Projektleitung: European Theatre Convention Städtischer Träger: Badisches Staatstheater, ZKM Partnerorganisationen: aus Belgien, Frankreich (Nancy), Kroatien, Norwegen und Rumänien Laufzeit: Oktober 2016 bis September 2018 Gesamtprojektvolumen: 400.000 Euro EU-Fördersumme für Karlsruhe: 19.360 Euro www.staatstheater.karlsruhe.de/programm/info/2590 Karlsruhe braucht Europa: Auch 2018 profi tieren Karlsruherinnen und Karlsruher wieder von EU-Projekten. EU-Fördermittel wirken in ganz unterschiedlichen Bereichen: Ein grenzüberschreitendes Mentorenprogramm bietet Lösungen für den Fachkräftemangel in Stadt und Region. Ein Theaterlabor untersucht digitale Technologien auf der Bühne, um eine breitere Bevölkerung anzusprechen – unter anderem gemeinsam mit der Partnerstadt Nancy. Dass EU-Förderung sogar Leben retten kann, zeigt die Arbeit der Branddirektion – der von Autos automatisch abgesetzte europäische Notruf „eCall 112“ kann dank einer neuen Software empfangen und schnell bearbeitet werden. Bereits seit 2000 ist der Europäische Sozialfonds (ESF) in Karlsruhe ein Erfolgsmodell: Kombiniert mit kommunalen Fördermitteln werden Langzeitarbeitslose unterstützt, und der Übergang zwischen Schule und Beruf erleichtert. Die Stadtverwaltung setzt sich auf EU-Ebene ein, damit sinnvolle und innovative Projekte auch in Zukunft direkt von EU-Fördermitteln profi tieren. Das gleiche gilt für den Mobilitätsbereich, in dem Karlsruhe mit Partnern aus ganz Europa Verkehrspolitik mitgestaltet. Ohne erfolgreiche Projekte und engagierte Bürgerinnen und Bürger vor Ort kann die europäische Idee nicht gelingen – Europa braucht Karlsruhe! Dr. Frank Mentrup Oberbürgermeister
https://www.karlsruhe.de/b4/international/europa/euprojekte/HF_sections/content/ZZmwOb4mNvPbbD/ZZmBNXlZiZ5yjM/Faltblatt_EU-Projekte_Druck_18-0199.pdf
Stadt Karlsruhe Schul- und Sportamt Konzeption Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe Förderung der gleichberechtigten Teilhabe am Sport für alle Verantwortlich Stadt Karlsruhe Schul- und Sportamt Abteilung Sport Silke Hinken, Hans Kyei Stand: Mai 2019 2 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 1. Einführung In Karlsruhe begegnen sich seit vielen Jahren Menschen unterschiedlicher Herkunft innerhalb und außerhalb von Sportorganisationen, Sportvereinen und Sportangeboten. Dabei wird deutlich, dass der Sport ein enormes Integrationspotential besitzt und die Vielfalt unterschiedlicher Kulturen und das soziale Miteinander abbildet. Vielfalt und ein soziales Miteinander sind Prozesse des wechselseitigen aufeinander Zugehens. Diese sind verbunden mit Anforderungen an alle gesellschaftlichen Gruppen und basieren auf den Prinzipien der Offenheit, der Fairness und Toleranz. Seit 1999 bietet das Schul- und Sportamt der Stadt Karlsruhe in Zusammenarbeit mit den Karlsruher Sportvereinen, dem Landessportverband Baden-Württemberg und weiteren Kooperationspartnern ein vielfältiges Sportangebot für Menschen mit und ohne Migrationshintergrund sowie sozial Benachteiligte an. Die aktuelle Situation in Karlsruhe zeigt, dass fast jeder dritte Bürger, also 29 Prozent der Karlsruher Bevölkerung, einen Migrationshintergrund besitzt. Dabei haben 19% der Menschen mit Migrationshintergrund eine ausländische Staatsbürgerschaft.1 Die wichtigsten Herkunftsländer der in Karlsruhe lebenden 57.891 Ausländerinnen und Ausländer sind Rumänien (5.784), die Türkei (5.635), Italien (4.451), Kroatien (3.231) und Polen (3.079). Laut der Bürgerumfrage der Stadt Karlsruhe im Jahr 2013 sind Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im vereinsorganisierten Sport weiterhin unterrepräsentiert im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung. Je nach Alter ist das unterschiedlich ausgeprägt. Im Kindes- und Jugendalter sind Deutsche ohne Migrationshintergrund zu 77 Prozent, Deutsche mit Migrationshintergrund zu 70% und ausländische Kinder und Jugendliche zu 55 Prozent Mitglied im Sportverein. Ähnliche Ergebnisse sind auch im Erwachsenenalter zu ermitteln. Hier ist die Mitgliedsrate allgemein geringer. Am häufigsten im Sportverein organisiert sind Deutsche ohne Migrationshintergrund (36 Prozent), gefolgt von Deutschen mit Migrationshintergrund (29 Prozent) sowie Ausländerinnen und Ausländer mit 19 Prozent. Für die Karlsruher Sportvereine ergeben sich daraus Chancen und Perspektiven. Kulturelle Vielfalt im Sportverein bereichert das Vereinsleben, indem durch gemeinsames Sporttreiben verschiedener Kulturen persönliche Horizonte und Kontakte erweitert werden. Vielfalt und ein soziales Miteinander ermöglichen neue Denkansätze und Ideen, wodurch Kompetenzen wie Toleranz, Respekt und Solidarität gefördert werden. Für Sportvereine in Stadtteilen mit hohen Zuwanderungsquoten ermöglichen sich Potenziale zum Ausbau oder Erhalt ihres Mitgliedsbestandes. Durch die Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung kann die Attraktivität des Vereins in der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit gesteigert werden. 1 Quelle: Amt für Stadtentwicklung: web3.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/statistik/pdf/2018/2018-daten-und-fakten.pdf 3 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 2. Ziel Das Ziel ist die gleichberechtigte Teilhabe aller Karlsruher Einwohnerinnen und Einwohner insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund am Sport und die Heranführung der Zielgruppen an den Karlsruher Vereinssport. Dieses Ziel soll mit folgenden Maßnahmen erreicht werden:  Schaffung offener Sportangebote, die sich an den Bedürfnissen der Zielgruppen orientieren, wodurch sie sozial, kulturell, sprachlich und räumlich in ihrem Lebensumfeld „abgeholt“ werden.  Aufbau eines Netzwerkes, an dem Vereine sich beteiligen und sich mit ihrem Potenzial einbringen.  Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit, um alle Beteiligten für ein soziales Miteinander zu sensibilisieren.  Förderung der Qualifikation von Übungsleitenden und insbesondere Gewinnung von Menschen mit Migrationshintergrund als Übungsleitende. Zielgruppen Das Programm richtet sich vornehmlich an Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, da diese Zielgruppe im organsierten Sport unterrepräsentiert ist. Der Schwerpunkt der zukünftigen Arbeit liegt dabei auf Gruppen, die einen erschwerten Zugang zum Sport haben. Dies sind insbesondere Mädchen, Frauen sowie ältere Menschen. Allen Karlsruher Einwohnerinnen und Einwohnern sollen die vielfältigen Sportmöglichkeiten unabhängig von ihrem sozialen Status zugänglich gemacht werden. Es geht dabei um die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Auf der anderen Seite werden die Mitglieder von Sportvereinen sensibilisiert, eine vielfältige Teilhabe aller am Sport zu ermöglichen. Sportvereine bieten den Zielgruppen Räume für ein soziales Miteinander, jenseits von Sprachbarrieren und unabhängig von Herkunft, Aussehen oder Religion. Eine wichtige Rolle im Prozess des sozialen Miteinanders spielt der Austausch zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen in der Karlsruher Sportlandschaft. Die Förderung der Vielfalt sowie die Anerkennung von Verschiedenartigkeiten werden durch die Sensibilisierungsmaßnahmen unterstützt. Zusätzlich zu den Karlsruher Sportvereinen sind Vereine mit einem hohen Sportbezug2 ebenfalls antragsberechtigt. 2 Beispielweise die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland 4 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 3. Handlungsfelder Handlungsfeld 1: Offene Sportangebote in Karlsruher Sportvereinen Im Rahmen der offenen Sportangebote werden Maßnahmen angeboten, die sich durch Offenheit und Unverbindlichkeit auszeichnen. Die Angebote werden in der Regel vom Sportverein durchgeführt. Die Sportvereine stellen dafür die Übungsleiterinnen und Übungsleiter zur Verfügung und gegebenenfalls auch ihre eigenen Sportanlagen. Dabei gelten folgende Kriterien:  Die Sportangebote sind grundsätzlich offen für alle. Ausnahmen bilden hier spezielle zielgruppenorientierte Angebote beispielsweise für Mädchen, Frauen und Senioren.  Die Sportangebote sind vorwiegend kostenlos und unabhängig von einer Vereinsmitgliedschaft. Sie stellen damit einen niederschwelligen Zugang zum Vereinssport dar.  Die Sportangebote sind auf die Bedürfnisse der Zielgruppen abgestimmt. So finden sich in den Angeboten neben traditionellen Sportarten auch Trendsporten oder aus dem Ausland mitgebrachte Sportarten wie beispielsweise Gorodki wieder.  Die Sportangebote werden insbesondere in den Stadtteilen mit hoher Zuwanderungsquote umgesetzt.  Die Sportangebote sollen den Zugang zum organisierten Sport erleichtern.  Die Sportangebote werden vorwiegend von Übungsleiterinnen und Übungsleitern der Karlsruher Sportvereine durchgeführt.  Die Sportangebote fördern den Dialog zwischen den unterschiedlichen Kulturen. Die bereits vorhandene vielfältige Angebotsstruktur für Kinder und Jugendliche soll weiterhin erhalten bleiben. Handlungsfeld 2: Netzwerkarbeit Die Vernetzung der Kooperationspartner im Kernumfeld der Zielgruppen mit anderen Organisationen ist von besonderer Bedeutung, um auf die Bedürfnisse der Zielgruppen gezielt eingehen zu können. Jeder Kooperationspartner verfügt in seinem Spezialgebiet über Fachwissen, welches im Gesamtprozess des sozialen Miteinanders eine wichtige Rolle spielt. Netzwerke sind für eine umfassend angelegte Integrationsarbeit unabdingbar. Durch regelmäßig stattfindende Netzwerktreffen der Karlsruher Sportvereine soll eine gemeinsame Plattform zum Erfahrungsaustausch sowie gegenseitiger Unterstützung aufgebaut werden. Diese Treffen werden vom Schul- und Sportamt organisiert und durchgeführt. Die Sportvereine werden im Rahmen des Konzepts „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ vom Schul- und Sportamt durch inhaltliche Beratung auf dem Weg zu interkulturellen Öffnungsprozessen begleitet. Dies ist notwendig, um ganzheitliche Integrationskonzepte zu entwickeln. Handlungsfeld 3: Öffentlichkeitsarbeit Die Öffentlichkeitsarbeit ist notwendig, um die Zielgruppen auf das Programm „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ aufmerksam zu machen und Vereine für die Thematik zu sensibilisieren. Best- Practice-Beispiele fördern die Information und Diskussion innerhalb der Vereine, der Gesellschaft und der Menschen mit und ohne Zuwanderungsgeschichte. 5 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe Handlungsfeld 4: Qualifizierung Qualifizierte Sportangebote und die Vermittlung notwendiger Handlungskompetenzen für Sportvereine sind die Bestandteile des Konzeptes „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“. Dafür ist es notwendig, Übungsleitende der Sportangebote bei entsprechenden Fortbildungen zu unterstützen. Übungsleitende mit Migrationshintergrund sind innerhalb der Übungsleitenden insgesamt immer noch deutlich unterrepräsentiert. Um einen einfachen Zugang zur Zielgruppe und zum Verein zu erhalten, ist es notwendig, Menschen mit Zuwanderungsgeschichte als Übungsleitende zu gewinnen. Diese so genannten „Brückenbauerinnen und Brückenbauer“ kennen sich in den Karlsruher Sportvereinen und den kulturellen und sprachlichen Gegebenheiten der Zielgruppen aus. 6 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 4. Städtische Förderung Das Konzept „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ wird gemeinsam mit den Vereinen umgesetzt. Handlungsfeld 1: Offene Sportangebote Offene Sportangebote werden gefördert durch die Übernahme von Übungsleiterhonoraren, Mieten und Eintrittsgeldern und die Kosten für Sportgeräte. Zusätzlich können Zuschüsse für Einzelmaßnahmen wie integrative Sportveranstaltung, oder zielgruppenorientierte Maßnahmen für Mädchen, Frauen und ältere Menschen beantragt werden. 1. Vergütung der Übungsleiterinnen und Übungsleiter Für die Bezahlung der ehrenamtlichen und Honorar-Übungsleiterinnen und -Übungsleiter wird ein Zuschuss in Höhe von 20 Euro pro geleisteter voller Zeitstunde gewährt. Für hauptamtliche Übungsleiterinnen und Übungsleiter beträgt der Zuschuss 35 Euro pro Stunde. Hauptamtlich ist eine Übungsleiterin oder ein Übungsleiter dann, wenn zwischen Verein und Übungsleiterin beziehungsweise Übungsleiter ein sozialversicherungspflichtiges Arbeitsverhältnis besteht. Übungsleiterinnen und Übungsleiter ohne Lizenznachweis können mit bis zu 12 Euro pro Stunde bezuschusst werden. 2. Miete und Eintritte Die Sportangebote werden üblicherweise auf den Vereinsanlagen oder in den städtischen Sporthallen durchgeführt. Sollten Kosten für die Anmietung einer externen Sportanlage entstehen, können diese anteilig bezuschusst werden. Die Kosten für Eintrittsgelder können ebenfalls anteilig bezuschusst werden. 3. Material/Sportgeräte Material und Sportgeräte, welche vom Sportverein nicht zur Verfügung gestellt werden können und extra angeschafft werden müssen, können mit bis zu 50 % der Anschaffungskosten bezuschusst werden. Handlungsfeld 2: Netzwerkarbeit Das Schul- und Sportamt bietet eine Plattform zum Erfahrungsaustausch zwischen den Sportvereinen. Die Vereine werden in der Weiterentwicklung ihrer Integrationsarbeit unterstützt. 7 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe Handlungsfeld 3: Öffentlichkeitsarbeit Das Schul- und Sportamt unterstützt die Öffentlichkeitsarbeit für die offenen Sportangebote mittels geeigneter Printprodukte (wie Flyer und Plakate) und digitaler Medien. Sportvereine sind ausdrücklich aufgefordert, eine eigene Öffentlichkeitsarbeit für die von ihnen durchgeführten Sportangebote zu machen. Jährlich wird ein Flyer mit den aktuellen Sportangeboten des Konzepts „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ herausgegeben. Außerdem steht das Schul- und Sportamt seinen Kooperationspartnern jederzeit mit Fachwissen zum Thema Öffentlichkeitsarbeit, beispielweise im Rahmen eines Informationsabends beratend zur Verfügung. Handlungsfeld 4: Qualifizierung Um Übungsleitende in den offenen Sportangeboten in der Zusammenarbeit mit interkulturellen Sportgruppen zu qualifizieren, kann deren Teilnahme an geeigneten Fortbildungsmaßnahmen3 bezuschusst werden. Übungsleitenden, die Angebote im Rahmen des Programms „Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe“ betreuen und gleichzeitig an einer Qualifizierungsmaßnahme zum Erwerb der ÜL-C Lizenz teilnehmen, wird ein Zuschuss in Höhe von 50 Prozent der Ausbildungskosten gewährt. 3 Beispielsweise „Fit für die Vielfalt – Sport Interkulturell“ des Badischen Sportbundes 8 | Konzeption | Soziales Miteinander durch Sport – Vielfalt bewegt Karlsruhe 5. Antragsstellung Anträge auf Förderung eines offenen Angebots im Rahmen dieses Konzeptes können beim Schul- und Sportamt jeweils bis zum 1. November für das Folgejahr eingereicht werden (Förderzeitraum 1. Januar 2021 bis 31. Dezember 2021). Anträge zur finanziellen Unterstützung von Übungsleiterausbildungen können laufend eingereicht werden. Weitere Informationen Stadt Karlsruhe Schul- und Sportamt Abteilung Sport Silke Hinken Hans Kyei Telefon: 0721 133-4168
https://www.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE3MTM2MjkwMTEsImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluL3VzZXJfdXBsb2FkLzA0X0t1bHR1cl9GcmVpemVpdC8wNDhfU3BvcnQvS29uemVwdGlvbl9TTURTLnBkZiIsInBhZ2UiOjE1OH0.JOfNxzwRFQAM5NBaDOSEzZA0-K7R0CntEoKQeZdY8iY/Konzeption_SMDS.pdf
Tourismus 2018_Jahresbericht '19_DIN A4.indd Karlsruhe konnte vom landesweiten Wachstumstrend nicht profi tieren Statistik aktuell Tourismus 2018 Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle © kstudio/Freepik.com 2 | Statistik aktuell | Tourismus 2018 Impressum Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung Zähringerstraße 61 76133 Karlsruhe Leiterin: Dr. Edith Wiegelmann-Uhlig Bereich: Statistikstelle Andrea Rosemeier Bearbeitung: Alexander Süss Layout: Stefanie Groß Telefon: 0721 133-1230 Fax: 0721 133-1239 E-Mail: statistik@karlsruhe.de Internet: statistik.karlsruhe.de Stand: Mai 2019 © Stadt Karlsruhe Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers ist es nicht gestattet, diese Veröffentlichung oder Teile daraus zu vervielfältigen oder in elektronischen Systemen anzubieten. Amt für Stadtentwicklung | 3 Betriebsschließungen stoppen Wachstumstrend in Karlsruhe Baden-Württemberg ist bei inländischen und ausländischen Touristen beliebt. Seit Jahren gehen die Gäste- und Übernachtungszahlen in den Beherbergungsbetrieben im Südwesten nach oben, und auch 2018 hat sich dieser Trend fortgesetzt. Mit 22,4 Millionen Gästeankünften (+3,7 %) und 54,9 Millionen Übernachtungen (+3,6 %) fi el das Landesergebnis besser aus als im Vorjahr. Dabei punktete Baden-Württemberg nicht nur bei Reisenden aus Deutschland, die auch 2018 gut drei Viertel des Gästeaufkommens stellten (76,5 %). Auch bei ausländischen Touristen wurden Ziele im Südwesten immer beliebter. Wie das Statistische Landesamt Baden-Württemberg mitteilt, stieg die Zahl der Gäste aus Deutschland gegenüber 2010 um gut 30 %, während die der Gäste aus dem Ausland im gleichen Zeitraum um nahezu 50 % wuchs. Die Zahl der Übernachtungen aus Deutschland erhöhte sich gegenüber 2010 um 21 %, die der internationalen Gäste um rund 48 %. In insgesamt 35 der 44 Stadt- und Landkreise Baden-Württembergs wurden 2018 mehr Übernachtungen gebucht als im Vorjahr. Unter den Stadtkreisen konnten besonders Freiburg im Breisgau (+10,1 %), Heidelberg (+8,2 %) und Ulm (+7,6 %) erhebliche Übernachtungszuwächse gegenüber 2017 vermelden (siehe Tabelle 1). Tabelle 1 Ankünfte und Übernachtungen sowie Übernachtungsdichte in den Stadtkreisen Baden-Württembergs 2018 Übernachtungen je 1.000 Einwohner1 2018 Veränderung zu 2017 2018 Veränderung zu 2017 2018 Anzahl % Anzahl % Anzahl Stuttgart 2.062.673 1,1 3.911.781 3,4 6.182 Freiburg im Breisgau 881.280 8,4 1.708.237 10,1 7.439 Heidelberg 794.339 6,5 1.552.834 8,2 9.669 Mannheim 673.571 2,5 1.469.030 5,2 4.770 Karlsruhe 658.668 -1,6 1.139.836 -2,5 3.654 Baden-Baden 452.982 7,4 1.007.739 4,2 18.417 Ulm 442.326 9,2 688.782 7,6 5.484 Heilbronn 174.884 0,2 338.296 -0,8 2.704 Pforzheim 120.650 5,6 243.273 -1,2 1.957 Baden-Württemberg 22.430.601 3,7 54.857.346 3,6 4.976 Angekommene Gäste Übernachtungen Stadtkreis 1 Bevölkerung zum Stand 31. Dezember 2017. Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Abbildung 1 Übernachtungen in Karlsruher Beherbergungsbetrieben seit 20051 0 200.000 400.000 600.000 800.000 1.000.000 1.200.000 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Übernachtungen Prognose des Übernachtungsaufkommens in Karlsruhe Anzahl 1 Hochrechnungen Statistisches Landesamt Baden-Württemberg bis 2007, ggh consult 2008 bis 2017. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. 4 | Statistik aktuell | Tourismus 2018 Der seit 2010 auch in Karlsruhe zu beobachtende Wachs- tumstrend auf dem Tourismusmarkt blieb 2018 erstmals aus (siehe Abbildung 1). Die Zahl der Gästeankünfte verringerte sich leicht auf 658.668 Anmeldungen (–10.900 Gäste beziehungsweise –1,6 % gegenüber 2017). Aus Deutschland kamen mehr als eine halbe Million Gäste (509.300), ferner buchten rund 149.400 Gäste aus dem Ausland (siehe Tabelle 2). Der leichte Rückgang der Besucherzahlen entfi el zu gleichen Anteilen auf Gäste aus dem Inland sowie aus dem Ausland. Tabelle 2 Gäste und Übernachtungen in Karlsruher Beherbergungsbetrieben 2014 bis 2018 davon aus dem Ausland von Gästen aus dem Ausland Anzahl % Anzahl % 2014 596.689 460.081 136.608 22,9 1.047.422 773.168 274.254 26,2 2015 621.128 482.739 138.389 22,3 1.096.961 827.340 269.621 24,6 2016 638.846 498.069 140.777 22,0 1.101.223 832.346 268.877 24,4 2017 669.579 517.697 151.882 22,7 1.168.584 872.929 295.655 25,3 2018 658.668 509.303 149.365 22,7 1.139.836 865.060 274.776 24,1 Jahr Ankommende Gäste1 Übernachtungen1 davon aus dem Inland von Gästen aus dem Inland InsgesamtInsgesamt 1 Gäste aus dem Ausland seit 2015 einschließlich „Ohne Angabe”. Bis 2014 erfolgte die Zuordnung zu den inländischen Gästen. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Die Zahl der Übernachtungen lag 2018 bei 1,14 Millionen und damit deutlich unter dem Vorjahresergebnis (–28.700 oder –2,5 %). Dieses Minus war fast ausschließlich auf rückläufi ge Buchungen von Gästen aus dem Ausland zurückzuführen. Gegenüber 2017 sanken die von internationalen Gästen getätigten Buchungen auf rund 274.800 Übernachtungen (–20.900 beziehungsweise –7,1 %) – dies entsprach etwa dem Ergebnis aus dem Jahr 2014. Bei den inländischen Gästen lag man trotz eines geringen Minus angesichts von 865.100 gebuchten Übernachtungen nur knapp unter der sehr guten Vorjahresbilanz (–7.900 Übernachtungen beziehungsweise –0,9 %; siehe Abbildungen 2 und 3). Der Rückgang der Gästezahlen in Karlsruhe ist vor dem Hintergrund zu beurteilen, dass zum einen das Vergleichsjahr 2017 mit einem Gästezuwachs von fast 5 % und einer Steigerung der Übernachtungen von mehr als 6 % über- durchschnittlich gut ausgefallen war und deutlich über dem Landesergebnis 2017 (Ankünfte +3,1 %; Übernachtungen +1,7 %) gelegen hatte. Damit lag die Messlatte sehr hoch. Andererseits gab es in Karlsruhe 2018 mehrere Betriebsschließungen, welche großen Einfl uss auf das Übernachtungsergebnis hatten. Zu erwähnen ist unter anderem der Karlsruher Campingplatz, welcher im Oktober 2017 zuletzt geöffnet hatte und während der gesamten Saison 2018 geschlossen blieb. Campingurlauber mussten somit andere Stellplätze in der Region anfahren. Daneben gab es weitere Betriebsschließungen, welche in Summa eine spürbare Verringerung der Übernachtungszahlen zur Folge hatten. Die Zahl der Schlafgelegenheiten sank in diesem Zusammenhang erstmals seit Jahren um –8,4 % auf 6.287 (2017: 6.863). Der ausschließlich auf Betriebsschließungen zurückzuführenden Einbußen werden für 2018 mit rund 75.000 Übernachtungen kalkuliert – ein Volumen, welches offenbar nicht vollständig von anderen Betrieben aufgefangen wurde. Letztendlich ergab sich ein Übernachtungsrückgang von rund 28.700 gegenüber dem Vorjahr. Somit blieb Karlsruhe im Jahr 2018 hinter den überwiegend positiven Ergebnissen der übrigen Stadt- und Landkreise zurück. Neben der Fächerstadt schlossen die beiden Stadtkreise Heilbronn (–0,8 %) und Pforzheim (–1,2 %) ebenfalls mit einem Übernachtungsrückgang ab. Verweildauer von Auslandsgästen wird kürzer Die durchschnittliche Verweildauer der Übernachtungsgäste in Karlsruhe von 1,7 Tagen blieb 2018 auf dem niedrigen Niveau der vergangenen zehn Jahre. Insbesondere unter den deutschen Gästen hat sich die Dauer eines durchschnittlichen Besuchs in der Fächerstadt in diesem Zeitraum nicht verändert; sie lag konstant bei rund 1,7 Tagen. Bei Reisenden aus dem Ausland konnte seit 2014 mit 2,0 Tagen eine schwach rückläufi ge Tendenz zu einer kürzeren Aufenthaltsdauer beobachtet werden. 2018 blieben Auslandsgäste noch rund 1,8 Tage in Karlsruhe. Als Folge davon sank die Zahl der Übernachtungen dieser Gäste im Jahr 2018 spürbar stärker als die Zahl der Gäste selbst. Amt für Stadtentwicklung | 5 Abbildung 2 Veränderung der Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland in Karlsruher Beherbergungsbetrieben gegenüber dem jeweiligen Vorjahr 16.438 54.172 5.006 40.583 -7.869 6.709 -4.633 -744 26.778 -20.879 -40.000 -20.000 0 20.000 40.000 60.000 80.000 2014 2015 2016 2017 2018 Anzahl aus dem Inland aus dem Ausland Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Abbildung 3 Veränderung von Ankünften und Übernachtungen in Karlsruher Beherbergungsbetrieben gegenüber dem jeweiligen Vorjahr 25.650 24.439 17.718 30.733 -10.911 23.147 49.539 4.262 67.361 -28.748 -40.000 -20.000 0 20.000 40.000 60.000 80.000 2014 2015 2016 2017 2018 Anzahl Ankünfte Übernachtungen Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. 6 | Statistik aktuell | Tourismus 2018 Abbildung 4 Entwicklung der Übernachtungen (Messziffer 2013 = 100) Rund 70 Prozent weniger Übernachtungen von Gästen aus Rumänien Drei von vier Übernachtungen (76 %) in Karlsruher Beherbergungsbetrieben wurden von Gästen aus Deutschland gebucht. Reisende aus dem Inland bildeten damit auch 2018 wieder das Gros der Karlsruher Übernachtungsgäste. Die Zusammensetzung der Gästebuchungen aus anderen Herkunftsländern hat sich gegenüber dem Vorjahr nur wenig verändert. Die meisten Buchungen kamen von Reisenden aus den Niederlanden (26.000) und aus der Schweiz (25.500). Ebenfalls äußerst beliebt war die Fächerstadt bei Besucherinnen und Besuchern aus Frankreich (19.400), den USA (17.500), dem Vereinigten Königreich (15.100) sowie aus Italien, Österreich und Belgien (siehe Abbildung 6). Im Vergleich zum Vorjahr war das Jahr 2018 von zahlreichen gegenläufi gen Entwicklungen gekennzeichnet. Mehrere Nationen, die 2017 von Übernachtungszuwächsen profi tierten, schlossen 2018 mit rückläufi gen Buchungszahlen ab. Dazu gehörten vorrangig Rumänien, Ungarn, die Türkei und die Ukraine sowie zahlreiche asiatische Nationen. Ein Trend lässt sich bei diesen Herkunftsländern gegenwärtig nur schwer abschätzen. Umgekehrt haben Spanien und das Vereinigte Königreich 2018 als einzige Herkunftsländer unter den Top zehn Nationen nennenswerte Zuwächse erzielt und konnten so – anders als im Vorjahr – mit einem Plus abschließen (siehe Abbildung 7). Der größte Teil aller Buchungen aus dem Ausland stammte von Reisenden aus europäischen Staaten. Deren Anteil liegt seit Jahren bei rund 70 % (2018: 70,2 %). Besucherinnen und Besucher aus Asien kamen 2018 seltener in die Fächerstadt, nachdem sie 2017 noch für deutliche Zuwächse gesorgt hatten. Vor allem bei Gästen aus China, Israel, den arabischen Golfstaaten und Indien verzeichneten die Hoteliers rückläufi ge Übernachtungszahlen von 20 % bis 35 % gegenüber dem Vorjahr. Schon in den vergangenen Jahren hatte es hier größere Schwankungen beim Buchungsverhalten gegeben. Ungeachtet dessen stellt der asiatische Raum einen bedeutenden Markt für die Karlsruher Hotellerie dar. Insgesamt jede sechste Buchung (16,6 %) von Gästen aus dem Ausland stammte 2018 aus dem asiatischen Raum, rund zwei Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Zuwächse von rund 1,7 Prozentpunkten gab es 2018 bei Gästen vom amerikanischen Kontinent. Verantwortlich hierfür war ein deutliches Plus bei Buchungen aus Brasilien von zuvor 3.900 (2017) auf rund 6.900 Übernachtungen. Der Anstieg lag bei 77,6 % und konzentrierte sich auf den Zeitraum April und Mai 2018. Die mit Abstand größte Gästegruppe bildeten jedoch die US-Amerikaner. Auf sie entfi elen rund 17.500 Übernachtungen, was in etwa dem Niveau des Vorjahres entsprach. Besonders auffällig entwickelten sich die Übernachtungszahlen von Gästen aus Rumänien, welche in den Jahren 2014 (5.100 Übernachtungen) bis 2017 (17.300 Übernachtungen) noch stark angestiegen waren. 2018 sanken die Buchungszahlen um 68,4 % auf 5.500 Übernachtungen und damit etwa auf das Niveau von 2014. Ausschlaggebens hierfür war die Schließung eines Betriebes mit einem hohen Anteil an rumänischen Gästen. Die Verweildauer dieser Gästegruppe verringerte sich stark von 7,3 Tagen (2017) auf 2,4 Tage (2018, siehe Abbildungen 5, 6 und 7). Zu vermuten ist, dass es sich hierbei primär um saisonale Arbeitskräfte und nicht um klassische Geschäfts- oder Urlaubsreisende gehandelt haben dürfte. In der Rangliste der Herkunftsländer mit den meisten Übernachtungen fi el Rumänien damit innerhalb eines Jahres von Platz 5 auf Platz 11 zurück. 80 90 100 110 120 130 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Index Ausland Insgesamt Deutschland Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Amt für Stadtentwicklung | 7 Abbildung 5 Verweildauer im Jahr 2018 nach Herkunftsland der Gäste (Auswahl) 1,3 2,9 1,7 1,5 2,8 1,8 2,3 1,3 1,8 1,9 2,0 2,0 2,4 2,3 1,6 1,5 2,2 2,5 2,3 1,8 2,8 1,6 3,3 3,0 2,1 2,4 3,4 2,7 2,2 2,3 3,0 2,5 1,0 2,0 3,0 4,0 Belgien Bulgarien Bundesrepublik Deutschland Frankreich Griechenland Italien Kroatien Niederlande Norwegen Österreich Polen Portugal Rumänien Russland Schweden Schweiz Spanien Türkei Ungarn Vereinigtes Königreich Arabische Golfstaaten China VR, Hongkong Indien Israel Japan Sonstige asiatische Länder Brasilien Kanada Sonstige südamerikanische Länder USA Australien Verweildauer in Tagen Herkunftsland Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Sonstige afrikanische Länder (ohne Südafrika) 8 | Statistik aktuell | Tourismus 2018 Abbildung 6 Übernachtungen in Karlsruher Beherbergungsbetrieben nach Herkunftsgebieten 2018 26.028 25.530 19.387 15.062 12.624 12.612 10.161 8.596 7.353 5.733 5.468 4.610 3.683 3.425 3.249 3.219 2.955 2.914 2.776 2.204 2.070 2.057 1.961 1.847 1.610 1.200 1.145 936 660 553 438 368 259 77 10.668 7.978 6.986 6.008 4.209 3.839 3.062 2.822 17.522 6.905 2.367 1.290 898 314 2.208 551 2.307 549 1.523 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 Niederlande Schweiz und Liechtenstein Frankreich Großbritannien Italien Österreich Belgien Spanien Polen Russland Rumänien Türkei Sonstiges Europa Schweden Dänemark Tschechische Republik Irland, Republik Griechenland Ungarn Bulgarien Finnland Ukraine Luxemburg Kroatien Norwegen Slowakische Republik Portugal Slowenien Malta Litauen Estland Lettland Island Zypern China VR, Hongkong Israel Indien Sonstiges Asien Arabische Golfstaaten Japan Taiwan Südkorea USA Brasilien Kanada Sonstiges Südamerika Mittelamerika und Karibik Sonstiges Nordamerika* Sonstiges Afrika Republik Südafrika Australien Neuseeland / Ozeanien Ohne Angaben Anzahl Übernachtungen Herkunftsland Europa 70,2% Asien 16,6% Amerika 10,7% Afrika 1,0% Australien/ Neuseeland/ Ozeanien 1,0% Ohne Angaben 0,6% Europa insgesamt: 192.770 (70,2 %) Asien insgesamt: 45.572 (16,6 %) Amerika insgesamt: 29.296 (10,7 %) Afrika insgesamt: 2.759 (1,0 %) Australien, Neuseeland, Ozeanien insgesamt: 2.856 (1,0 %) * Bermuda, Grönland sowie Saint-Pierre & Miquelon (vor Neufundland). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Amt für Stadtentwicklung | 9 Abbildung 7 Veränderung der Zahl der Übernachtungen 2018 gegenüber 2017 310 -830 -107 1.749 671 -125 -850 874 34 -120 -11.832 -1.068 -529 206 258 461 -650 518 -2.246 31 635 -818 -70 121 90 159 -35 -44 237 -80 -113 -165 15 -49 -4.005 -3.392 -2.007 857 -2.313 -499 934 918 -137 3.018 558 -542 146 -383 -863 -426 809 204 -394 -14.000 -12.000 -10.000 -8.000 -6.000 -4.000 -2.000 - 2.000 4.000 6.000 Niederlande Schweiz und Liechtenstein Frankreich Großbritannien Italien Österreich Belgien Spanien Polen Russland Rumänien* Türkei Sonstiges Europa Schweden Dänemark Tschechische Republik Irland, Republik Griechenland Ungarn Bulgarien Finnland Ukraine Luxemburg Kroatien Norwegen Slowakische Republik Portugal Slowenien Malta Litauen Estland Lettland Island Zypern China VR, Hongkong Israel Indien Sonstiges Asien Arabische Golfstaaten Japan Taiwan Südkorea USA Brasilien Kanada Sonstiges Südamerika Mittelamerika und Karibik Sonstiges Nordamerika** Sonstiges Afrika Republik Südafrika Australien Neuseeland / Ozeanien Ohne Angaben Anzahl Übernachtungen Herkunftsland * Ergebnis wird geprägt durch die Schließung eines Betriebes mit einem hohen Anteil an Gästen aus Rumänien. ** Bermuda, Grönland sowie Saint-Pierre & Miquelon (vor Neufundland). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. 10 | Statistik aktuell | Tourismus 2018 Zuwächse bei den Hotels Das Jahr 2018 war von einigen besonderen Vorkommnissen geprägt, welche sich auf die Kapazitäten der Betriebe und damit auch auf die Zahl der Gäste und Übernachtungen auswirkten. Hierzu zählten verschiedene Betriebsschließungen sowie in deutlich geringerem Umfang neu hinzugekommene Betriebe und Kapazitätsanpassungen (Erhöhung oder Verringerung des Bettenangebots). Die Analyse der Ergebnisse nach Betriebsarten wurde dadurch teilweise erschwert. Aufgrund von Betriebsschließungen haben die Hotels garnis, Gasthöfe und sonstigen Betriebe jeweils deutlich weniger Buchungen vermelden können als 2017. Sowohl die Zahl der angereisten Personen als auch die von ihnen getätigten Buchungen verringerten sich deutlich. Ebenso reduzierte sich in diesem Zusammenhang das Bettenangebot für die drei genannten Betriebsarten. Im gesamten Stadtgebiet sank dadurch die Zahl der Schlafgelegenheiten um –8,4 % von 6.863 auf 6.287 (zum Stichtag 31. Juli eines Jahres). Hierbei sind auch die weggefallenen Stellplätze des Campingplatzes berücksichtigt. Die Hotels konnten bei den Gästeankünften und Über- nachtungen Zuwächse von jeweils 3,3 % gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Die Bettenkapazität erhöhte sich gleichzeitig geringfügig um 0,9 %. Diese Zunahme der Buchungen verteilte sich gleichmäßig über das ganze Jahr. Da es unter den als Hotel geführten Häusern 2018 keine Schließungen gab, konnten sie ihr Betriebsergebnis als einzige Kategorie gegenüber dem Vorjahr verbessern (siehe Abbildung 8). Die als Hotels garnis geführten Betriebe in Karlsruhe hatten 2017 noch einen beachtlichen Zuwachs von über 56.000 Übernachtungen erzielen können. Auch im übrigen Land Baden-Württemberg erreichten Betriebe dieser Art ein hervorragendes Ergebnis. Trotz dieser hohen Vergleichswerte konnten die Karlsruher Hoteliers dieses Ergebnis im ersten Halbjahr 2018 nochmals übertreffen und verzeichneten mehr Gästeankünfte und Übernachtungen gegenüber dem Vergleichszeitraum 2017. Aufgrund der Schließung eines größeren Betriebs im Sommer 2018 wurde die Bilanz im zweiten Halbjahr jedoch nach unten gedrückt (–11,4 %), wodurch sich für das Gesamtergebnis 2018 ein Buchungsrückgang um –5 % gegenüber dem Vorjahr ergab. Die Zahl der Betten in den Hotels garnis verringerte sich um –11,1 % auf rund 2.400 Betten. Die Zahlen lassen vermuten, dass verhältnismäßig wenige Übernachtungen unmittelbar von anderen Karlsruher Betrieben aus der gleichen Kategorie aufgefangen werden konnten. Bei den Gasthöfen fi el der Rückgang noch stärker aus, bedingt durch die deutliche Verringerung der Bettenzahl von 330 auf 269 innerhalb eines Jahres (–18,5 %). Die Zahl der Gäste reduzierte sich entsprechend um –17,9 % auf rund 14.000, die Zahl der Übernachtungen ging gleichzeitig sogar um fast ein Drittel (–31,1 %) auf 28.700 zurück (sieheTabelle 3). Die unterschiedliche Veränderung der Gästeankünfte und Übernachtungen ist auf die Besonderheit eines Betriebes zurückzuführen, welcher überwiegend ausländische Gäste mit einer längeren Aufenthaltsdauer beherbergte. Die Verweildauer in den Gasthöfen verkürzte sich durch den Wegfall dieses Betriebs deutlich von 2,4 auf 2,0 Tage (alle Betriebe: 1,7 Tage). Die sonstigen Betriebe, zu denen auch der derzeit geschlossene Karlsruher Campingplatz zählt, konnten im Winterhalbjahr (erstes und viertes Quartal 2018) mehr Übernachtungen als im Vorjahr erzielen. Während der Sommermonate fehlten jedoch die Übernachtungen des Campingplatzes, weshalb sich die Jahresbilanz um –12,1 % von 78.500 (2017) auf 69.000 (2018) verschlechterte. Amt für Stadtentwicklung | 11 Abbildung 8 Ankünfte und Übernachtungen in Karlsruher Beherbergungsbetrieben nach Kategorien1 1 Aufgrund des Kategoriewechsels von Betrieben in den Berichtsjahren 2014 und 2016 ist die Vergleichbarkeit mit vorangegangenen Jahren beeinträchtigt. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. 36 4. 79 6 36 4. 17 6 32 4. 49 2 33 1. 55 2 34 2. 37 2 16 9. 47 3 19 4. 88 7 25 3. 86 9 28 1. 45 0 26 9. 37 8 21 .9 41 19 .9 61 19 .9 21 17 .0 97 14 .0 37 40 .4 79 42 .1 04 40 .5 64 39 .4 80 32 .8 81 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000 400.000 2014 2015 2016 2017 2018 Anzahl Ankünfte Hotels Hotels garnis Gasthöfe Sonstige Betriebe 60 6. 47 4 61 9. 94 5 54 0. 53 2 55 0. 35 3 56 8. 45 9 31 7. 99 7 35 8. 63 7 44 1. 66 5 49 8. 11 6 47 3. 71 5 42 .6 89 35 .5 57 37 .8 84 41 .6 52 28 .7 1080 .2 62 82 .8 22 81 .1 42 78 .4 63 68 .9 52 0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 600.000 700.000 2014 2015 2016 2017 2018 Anzahl Übernachtungen Hotels Hotels garnis Gasthöfe Sonstige Betriebe 64 .3 68 13 .4 71 -7 9. 41 3 9. 82 1 18 .1 06 -2 7. 91 6 40 .6 40 83 .0 28 56 .4 51 -2 4. 40 1 -7 .8 78 -7 .1 32 2. 32 7 3. 76 8 -1 2. 94 2 -5 .4 27 2. 56 0 -1 .6 80 -2 .6 79 -9 .5 11 -90.000 -60.000 -30.000 0 30.000 60.000 90.000 2014 2015 2016 2017 2018 Anzahl Veränderung der Übernachtungen gegenüber dem Vorjahreswert Hotels Hotels garnis Gasthöfe Sonstige Betriebe 12 | Statistik aktuell | Tourismus 2018 Tabelle 3 Gäste und Übernachtungen in Karlsruher Beherbergungsbetrieben 2018 im Vergleich zu 2017 nach Kategorien1 2018 2017 Veränd. 2017/18 2018 2017 Veränd. 2017/18 2018 2017 2018 2017 in % in % % I. Vierteljahr 147.616 144.395 2,2 259.807 252.486 2,9 1,8 1,7 44,4 43,4 davon in Hotels 74.529 72.417 2,9 124.075 120.329 3,1 1,7 1,7 44,5 43,6 Hotels garnis 63.021 61.033 3,3 113.870 108.447 5,0 1,8 1,8 47,1 45,6 Gasthöfen 3.017 4.033 -25,2 7.369 9.668 -23,8 2,4 2,4 30,6 35,5 sonstigen Betrieben 1 7.049 6.912 2,0 14.493 14.042 3,2 2,1 2,0 35,9 34,4 II. Vierteljahr 170.701 169.654 0,6 292.089 294.008 -0,7 1,7 1,7 48,7 47,1 davon in Hotels 87.053 83.551 4,2 142.905 137.219 4,1 1,6 1,6 50,1 48,7 Hotels garnis 71.571 70.070 2,1 125.477 125.153 0,3 1,8 1,8 51,1 50,8 Gasthöfen 3.822 4.931 -22,5 7.352 10.844 -32,2 1,9 2,2 29,3 36,1 sonstigen Betrieben 1 8.255 11.102 -25,6 16.355 20.792 -21,3 2,0 1,9 37,7 31,2 III. Vierteljahr 180.323 188.474 -4,3 310.417 332.197 -6,6 1,7 1,8 54,2 52,9 davon in Hotels 94.241 91.046 3,5 158.900 155.391 2,3 1,7 1,7 55,6 54,7 Hotels garnis 73.217 79.559 -8,0 124.121 137.736 -9,9 1,7 1,7 57,1 55,4 Gasthöfen 3.841 4.662 -17,6 6.983 12.160 -42,6 1,8 2,6 28,1 41,9 sonstigen Betrieben 1 9.024 13.207 -31,7 20.413 26.910 -24,1 2,3 2,0 45,8 40,3 IV. Vierteljahr 160.028 167.056 -4,2 277.523 289.893 -4,3 1,7 1,7 48,6 48,4 davon in Hotels 86.549 84.538 2,4 142.579 137.414 3,8 1,6 1,6 49,6 48,3 Hotels garnis 61.569 70.788 -13,0 110.247 126.780 -13,0 1,8 1,8 52,2 52,4 Gasthöfen 3.357 3.471 -3,3 7.006 8.980 -22,0 2,1 2,6 27,3 33,7 sonstigen Betrieben 1 8.553 8.259 3,6 17.691 16.719 5,8 2,1 2,0 38,2 36,5 Gesamtjahr 658.668 669.579 -1,6 1.139.836 1.168.584 -2,5 1,7 1,7 49,0 48,0 davon in Hotels 342.372 331.552 3,3 568.459 550.353 3,3 1,7 1,7 50,0 48,9 Hotels garnis 269.378 281.450 -4,3 473.715 498.116 -4,9 1,8 1,8 51,7 51,1 Gasthöfen 14.037 17.097 -17,9 28.710 41.652 -31,1 2,0 2,4 28,8 36,9 sonstigen Betrieben 1 32.881 39.480 -16,7 68.952 78.463 -12,1 2,1 2,0 39,5 35,7 Betriebskategorie Anzahl Anzahl Tage Ankommende Gäste Übernachtungen Durchschnittliche Verweildauer Auslastung der Schlafgelegenheiten 1 Erholungsheim, Sportschule, Jugendherberge, Naturfreundehaus , Campingplatz und Ferienwohnungen. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Amt für Stadtentwicklung | 13 Rückläufi ge Buchungen im zweiten Halbjahr nach Wegfall von Schlafgelegenheiten Anders als im Vorjahr 2017 erzielten die Karlsruher Tourismus- betriebe im ersten Halbjahr überwiegend Zuwächse bei den Gästeankünften und den Übernachtungen; im zweiten Halbjahr blieben die Ergebnisse dagegen hinter den Vorjahreswerten zurück. Betriebsschließungen zu Beginn und während des Jahres waren hauptsächlich für die jeweiligen Übernachtungsrückgänge verantwortlich. Die Hotels waren als einzige Kategorie nicht davon betroffen und konnten in allen Quartalen mehr Gäste und mehr Buchungen als 2017 erzielen. Im dritten Quartal registrierten sie die meisten Buchungen (158.900 Übernachtungen) und erreichten die höchste Auslastung mit 55,6 % innerhalb des Jahres (siehe Tabelle 3). Nach einem guten ersten Quartal 2018 (+2,9 % mehr Übernachtungen gegenüber 2017) ergab sich bereits im zweiten Quartal aufgrund der fehlenden Besucherzahlen des Campingplatzes und anderer Betriebe ein leichter Rückgang der Buchungen um –0,7 %. Mit insgesamt 292.100 Übernachtungen in den Monaten April bis Juni lag die Bilanz unter dem sehr guten Ergebnis von 2017, welches von publikumswirksamen Veranstaltungen wie zum Beispiel den Heimattagen 2017 in Karlsruhe und einem daraus resultierenden höheren Übernachtungsaufkommen geprägt war. Im dritten Quartal (–6,6 %) und im vierten Quartal (–4,3 %) verringerte sich die Zahl der Buchungen nochmals deutlich gegenüber dem jeweiligen Vergleichszeitraum des Vorjahres. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits 580 Schlafgelegenheiten weggefallen (–8,4 %), so dass das Vorjahresresultat angesichts verminderter Kapazitäten nicht mehr erreicht werden konnte. Übernachtungsrückgänge gab es bei den deutschen Gästen vor allem in den Monaten Mai, August und Dezember (siehe Abbildungen 9 und 9a). Dafür kamen sie zu Beginn des Jahres von Januar bis April sowie im Juni häufi ger nach Karlsruhe. Insgesamt lag die Zahl der Übernachtungen der inländischen Gäste nur geringfügig (–0,9 %) unter dem Vorjahreswert. Mit einem Buchungsverlust von –7,1 % waren es vor allem die aus dem Ausland angereisten Gäste, welche für das rückläufi ge Jahresergebnis sorgten. In neun von zwölf Monaten buchten sie weniger Übernachtungen als im Vorjahr, darunter besonders in den Hauptreisemonaten Juli bis September. In diesen drei Monaten konnten 2017 jeweils über 30.000 Übernachtungen von Auslandsgästen registriert werden. 2018 wurde diese Marke nur im Juli überschritten. Im September sank die Zahl ihrer gebuchten Übernachtungen um rund ein Viertel (–26,8 %) von 30.200 Übernachtungen im Jahr 2017 auf nur 22.100. Die Auswertung nach Herkunftsländern zeigt, dass hier jedoch nicht von einem allgemeinen Rückgang von Reisenden gesprochen werden kann. Über die Hälfte des Übernachtungsrückgangs 2018 betraf ausschließlich Gäste aus Rumänien, welche angesichts ihres spezifi schen Buchungsverhaltens nicht den üblichen Gästetypen (Geschäftsreisende, Urlaubsreisende) entsprachen (siehe Kapitel Herkunftsländer). Die andere Hälfte war zu großen Teilen auf Gäste aus Asien zurückzuführen, deren Übernachtungsrückgang nicht als Trendwechsel interpretiert werden kann, sondern durch das herausragende Ergebnis von 2017 relativiert wird. Abbildung 9 Übernachtungen in Karlsruher Beherbergungsbetrieben 2018 nach Monaten 60 .7 58 65 .6 00 77 .6 39 72 .0 72 70 .8 30 77 .2 52 75 .8 80 63 .7 10 84 .5 11 77 .4 60 76 .8 16 62 .5 32 14 .4 56 18 .5 66 22 .7 88 23 .6 47 22 .5 42 25 .7 46 3 4. 32 3 29 .8 54 22 .1 39 21 .8 40 18 .4 47 20 .4 28 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 80.000 90.000 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Anzahl aus dem Inland aus dem Ausland Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. 14 | Statistik aktuell | Tourismus 2018 Abbildung 9a Veränderung der Übernachtungen in Karlsruher Beherbergungsbetrieben 2018 gegenüber dem Vorjahr nach Monaten 1. 26 1 3 .1 62 3. 40 4 2. 49 8 -1 0. 47 6 6. 58 1 -2 .8 15 -9 .0 12 2. 87 6 -1 .6 58 1. 15 9 -4 .8 49 -1 .6 67 -1 .0 10 2. 17 1 1. 99 0 -3 .9 69 1. 45 7 -2 .7 09 -2 .0 24 -8 .0 96 -3 .7 06 -2 .2 61 -1 .0 55 -12.000 -10.000 -8.000 -6.000 -4.000 -2.000 0 2.000 4.000 6.000 8.000 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Anzahl aus dem Inland aus dem Ausland Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Abbildung 10 Auslastung von Beherberungsbetrieben ab 25 Zimmern 2018 zu 20171 49,9 65,1 50,7 66,1 0 10 20 30 40 50 60 70 Bettenauslastung Zimmerauslastung % 2017 2018 2017 2018 1 Nur Hotelleriebetriebe mit 25 und mehr Zimmern. Ohne sonstige Betriebe. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Amt für Stadtentwicklung | 15 Größtes Plus bei Betrieben mit drei Sternen Die Karlsruher Dreisternebetriebe erzielten 2018 von allen Kategorien das beste Jahresergebnis. In diesen Häusern wurden nicht nur die meisten Übernachtungen gebucht (433.000 Übernachtungen), sondern sie wiesen absolut und prozentual auch die größten Übernachtungszuwächse gegenüber dem Vorjahr auf (rund +18.000 Übernachtungen oder +4,5 %). Von der positiven Entwicklung konnten alle Betriebe mit drei Sternen gleichermaßen profi tieren. Insgesamt 2.359 Betten standen 2018 in diesem Segment zur Verfügung, das entsprach 40 % des hiesigen Hotelbettenangebotes. Ihre Auslastung erreichte mit 50,7 % den höchsten Wert in den letzten fünf Jahren (2017: 48,4 %). Im Durchschnitt buchten die Kunden in den Hotels und Hotels garnis mit drei Sternen etwas längere Aufenthalte als in anderen Häusern. Die Zahl der Buchungen entsprach mit rund 40 % dabei den anteiligen Übernachtungskapazitäten der Hotellerie (siehe Abbildung 11). Ebenfalls ein gutes Ergebnis konnten die Karlsruher Viersternebetriebe mit 351.400 Übernachtungen vermelden. Diese ausschließlich als Hotels geführten Häuser erreichten ein Plus von 3.900 Übernachtungen (+1,1 %) gegenüber 2017. Mit 1.888 Schlafgelegenheiten verfügten sie über knapp ein Drittel der vorhandenen Bettenkapazitäten (rund 32 %) und erzielten ebenfalls knapp ein Drittel der in der Hotellerie gebuchten Übernachtungen. Die Viersternebetriebe erreichten die letzten Jahre durchweg hohe Auslastungen mit Werten über 50 %, wenngleich sie 2018 mit 51,1 % nicht an den Spitzenwert des Stadtgeburtstagsjahres 2015 (53,2 %) und auch nicht an das Ergebnis von 2017 anknüpfen konnten (siehe Abbildung 12). Der Grund hierfür liegt in einer Zunahme der angebotenen Bettentage, welche etwas höher ausfi el als der Buchungsgewinn. Hierfür können beispielsweise weniger Schließtage oder geringere Ausfälle aufgrund vorübergehend nicht verfügbarer Zimmer verantwortlich gewesen sein. Somit verringerte sich die Bettenauslastung geringfügig um 0,8 Prozentpunkte gegenüber 2017. Die Gruppe der Betriebe mit bis zu zwei Sternen wies in den vergangenen beiden Jahren schwankende Ergebnisse aus. Zuwächse im Jahr 2017 (+16 %) aufgrund eines neuen Betriebs sowie Kapazitätserweiterungen bestehender Betriebe wurden durch Betriebsschließungen im Jahr 2018 (–13 %) ausgeglichen. Mit rund 286.500 Übernachtungen im Jahr 2018 wurde so innerhalb von zwei Jahren in der Summe ein leichtes Plus von 1,4 % gegenüber 2016 erzielt. Über fünf Jahre hinweg gesehen zeigt sich jedoch ein deutlicher Aufwärtstrend für Betriebe dieser Kategorie. Sie konnten zwischen 2014 (228.200 Übernachtungen) und 2018 einen Übernachtungszuwachs von 62.500 Buchungen beziehungsweise +27,4 % verzeichnen und lagen im Vergleich damit noch vor den Dreisternebetrieben, die ihr Übernachtungsergebnis um 44.700 beziehungsweise +11,5 % verbesserten. Kaum verändert hat sich demgegenüber das Ergebnis der Viersterne-Häuser, die sich mit einem Zuwachs von gerade +0,2 % auf dem Niveau von 2014 bewegten. Das Angebot in diesem Segment hat sich seit Jahren nicht verändert, und die vorhandenen Betriebe verzeichneten bislang eine gleichbleibend hohe Auslastung, welche sich kaum weiter steigern ließ. Dagegen basierten die Übernachtungszuwächse bei den anderen Kategorien vor allem auf der Eröffnung neuer Betriebe sowie Kapazitätserweiterungen. Dadurch konnten diese Betriebe in Verbindung mit einer Erhöhung der Bettenauslastung ihre Marktposition stärken. 16 | Statistik aktuell | Tourismus 2018 Abbildung 11 Übernachtungen in Karlsruher Beherbergungsbetrieben nach Sternekategorie1 35 0. 70 3 35 2. 95 3 34 1. 26 0 34 7. 53 1 35 1. 42 5 38 8. 26 7 42 0. 44 6 39 6. 21 1 41 4. 17 3 43 2. 95 5 22 8. 19 0 24 0. 74 0 28 2. 61 0 32 8. 41 7 28 6. 50 4 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000 400.000 450.000 2014 2015 2016 2017 2018 Anzahl 4 und mehr Sterne 3 Sterne bis zu 2 Sterne 1 Sterneklassifizierung nach Vorgabe der DEHOGA. Ohne sonstige Betriebe. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018. Abbildung 12 Bettenauslastung nach Sternekategorien1 (Messziffer 2013 = 100) 80 90 100 110 120 130 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Index 4 und mehr Sterne 3 Sterne bis zu 2 Sterne 1 Sterneklassifizierung nach Vorgabe der DEHOGA. Ohne sonstige Betriebe. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Statistik aktuell – Tourismus 2018.
https://web3.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/statistik/pdf/2018/2018-tourismus-jahresbericht.pdf
Karlsruhe: Stadtgeschichte Blick in die Geschichte Nr. 81 vom 2. Januar 2009: Ausländische Studierende Universität Karlsruhe Bildungs­mi­gra­tion Das inter­na­tio­nale Interesse am Studienort Karlsruhe wurde im 19. Jahrhun­dert primär von zwei Personen ermöglicht, die selbst Migranten waren. Die Univer­si­tät wurde durch den Öster­rei­cher Ferdinand Redten­ba­cher, Professor für Maschi­nen­bau von 1841 bis 1863, auf eine wissen­schaft­li­che Grundlage manövriert, sodass die "Poly­tech­ni­sche Schule" nunmehr eine techni­sche Hochschule war. Dank Karl Weltzien, Professor für Chemie von 1843 bis 1869, erlangte die Chemie­wis­sen­schaft in Karlsruhe rasch inter­na­tio­na­les Renommee. Der in Sankt Petersburg geborene Chemiker organi­sierte 1860 in Karlsruhe den ersten inter­na­tio­na­len Chemi­ker­kon­gress. Die frühen Jahre Vom Gründungs­jahr 1825 bis 1832 existieren keine verläss­li­chen Daten über Studie­rende der Polytech­ni­schen Schule. Im Jahre 1832 waren 255 Studie­rende gemeldet. Im Studien­jahr 1848/49 waren von insgesamt 373 Studie­ren­den 121 Ausländer erfasst. Unter dem Begriff Ausländer wurden subsumiert: 31 Schweizer, Franzosen, Belgier, Holländer, Engländer, Norweger, Schweden, Ungarn und Russen. Die verblei­ben­den 90 "Auslän­der" setzten sich aus Baiern, Hessen, Württem­ber­gern, Sigma­rin­gern, Hanno­ve­r­a­nern, Rassauern, Olden­bur­gern, Sachsen, Tirolern, Öster­rei­chern, Preußen, Schleswig-Holstei­nern, Hamburgern, Lübeckern, Bremern und Frank­fur­tern zusammen. Diese Aufzählung ist eine Reminis­zenz an die Zeit deutscher Klein­staa­ten. Im Winter­se­mes­ter 1848/49 existierte ein deutscher Einheits­staat gerings­ten­falls im Bestreben, nachdrück­lich bei der in Frankfurt am Main konsti­tu­ier­ten Natio­nal­ver­samm­lung. Aus heutiger Sicht sind von diesen 90 Studenten lediglich Öster­rei­cher und Tiroler dem Terminus Ausländer zuzuordnen. Gleichwohl ist zu konsta­tie­ren, dass auslän­di­sche Studie­rende gut 20 Jahre nach Gründung der Großher­zog­lich Badischen Techni­schen Hochschule mit 37,8% einen belang­vol­len Anteil der Studenten ausmachten. Im Winter­se­mes­ter 1860/61 waren von insgesamt 840 Studenten 356 Badener. Der größte Teil Studie­ren­der aus dem Ausland nach heutigem Verständ­nis kam aus der Schweiz (45) und aus Russland (31). Die Hochschule im Kaiser­reich Im frühen wilhel­mi­ni­schen Kaiser­reich zählte die Hochschu­le im Studien­halb­jahr 1871/72 insgesamt 463 Studie­rende, davon waren 112 Ausländer. Das Gros kam aus Russland (47), Österreich-Ungarn (28) sowie aus Amerika (16). Trotz großer Schwan­kun­gen, sowohl der Anzahl der Ausländer, als auch der Studenten insgesamt, waren Studenten aus Russland und Österreich-Ungarn bis zur Jahrhun­dert­wende auffallend stark vertreten. Im Jahr 1900 waren 226 Ausländer immatri­ku­liert bei insgesamt 1.251 Studenten. Dies ist ein Anteil von 18%. Neben Russland (98) und Österreich-Ungarn (42) kamen die Studenten vornehm­lich aus der Schweiz (19). Außen­po­li­tisch lässt sich die große Präsenz russischer Studenten sowie Studenten aus der Donau­mon­ar­chie hypothe­tisch zum einen mit den tradi­tio­nell guten russisch-badischen Bezie­hun­gen und mit der von Bismarck geprägten deutschen Außen­po­li­tik gegenüber Russland und Österreich-Ungarn, beispiels­weise mit dem Dreikai­ser­ab­kom­men von 1873 bis 1887, deuten. Einen vorläu­fi­gen Zenit vor 1918 erreichte die "Fride­ri­cia­na" im Winter­se­mes­ter 1902/03, in dem annähernd 1.900 Studie­rende immatri­ku­liert waren. In den Jahren 1900 bis 1905 lag der Anteil der Bildungs­mi­gran­ten bei ungefähr 25%, bis 1910 bei etwa 40% und in den letzten drei Jahren vor dem Ersten Weltkrieg bei rund 30%, erreichte also wieder etwa das Niveau kurz vor der Mitte des 19. Jahrhun­derts. Karlsruhe und Heidelberg waren bei polnischen Studie­ren­den aus Russisch-Polen aufgrund des gemäßigten politi­schen Klimas in Baden beliebt. Studen­tin­nen wurden übrigens erst im Winter­se­mes­ter 1904/05 offiziell zugelassen. Im Winter­se­mes­ter 1904/1905 studierten insgesamt, ohne Gasthörer, 1.588 Personen an der Hochschule. 404 Studie­ren­de davon waren Ausländer, d.h. etwa 25%. Wieder sind Studie­rende aus Russland und zusätzlich Finnland mit 189 Personen führend, gefolgt von Österreich-Ungarn (47) und Holland (23). Der hohe Auslän­deran­teil an der TH wurde in der Dekade vor dem Ersten Weltkrieg öffentlich, im Parlament und in der Presse diskutiert, was in diverse Ungleich­hei­ten zu Ungunsten auslän­di­scher Studie­rende mündete. So wurde im Winter­se­mes­ter 1906/07 eine "Auslän­der­ge­bühr" von 50 Mark pro Semester verlangt. Der Erste Weltkrieg: Einbruch der Auslän­der­quote Die Anzeichen des bevor­ste­hen­den Krieges im Sommer 1914 zwangen russische Studenten, überhastet ihr Diplom zu machen, sofern dies vertretbar war. Auslän­di­sche Hochschulan­ge­hö­rige, die Mitglieder von Feind­staa­ten waren, wurden polizei­lich überwacht und einige sogar tagelang inhaftiert. Der im August ausge­bro­chene Krieg schlug sich auch in der Studie­ren­den­sta­tis­tik nieder. Mit Kriegs­aus­bruch sank die Studie­ren­den­zahl, da die Mehrheit zum Militär eingezogen wurde. Geforscht wurde zunehmend für kriegs­wirt­schaft­li­che sowie militär­tech­ni­sche Zwecke. Im Winter­se­mes­ter 1914/15 waren insgesamt 1.096 Studie­ren­de immatri­ku­liert. Mit knapp 9,7% war der Auslän­deran­teil, verglichen mit dem Winter­se­mes­ter 1904/05, stark gesunken. Der Kriegs­geg­ner Russland, aus dem bislang die meisten auslän­di­schen Studie­ren­den kamen, war gänzlich aus der Statistik verschwun­den. Studie­rende aus dem mit dem Deutschen Reich verbün­de­ten Österreich-Ungarn (27) und Bulgarien (25) sowie Studie­rende aus den neutralen Staaten Norwegen (18) und der Schweiz (13) waren in der Überzahl. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs waren im Winter­se­mes­ter 1918/19 summa summarum 1.492 Studie­rende einge­schrie­ben. Lediglich 49 Personen waren davon Ausländer, also lediglich 3,3%, angeführt von Staats­bür­gern aus Österreich-Ungarn. Allerdings waren sie nur acht an der Zahl. Auflebende Inter­na­tio­na­li­sie­rung während der Weimarer Republik Die Attrak­ti­vi­tät der Karlsruher Hochschule für auslän­di­sche Studie­rende und ihre daraus resul­tie­rende Bedeutung lässt sich an der Person Edward Teller exempli­fi­zie­ren. Teller wurde 1908 in Budapest geboren. Doch unter dem "Horthy-Regime" existier­ten seinerzeit für Juden an ungari­schen Univer­si­tä­ten Zulas­sungs­be­schrän­kun­gen. Deshalb studierte Teller von 1926 bis 1928 an der TH in Karlsruhe. 1928 zog ihn sein Interesse für Physik an die Univer­si­tät München. Der weltbe­rühmte Physiker gilt u.a. als Vater der Wasser­stoff­bombe. Im Winter­se­mes­ter 1927/28 studierten 1.397 Personen an der TH. Die Auslän­der­zahl war mittler­weile wieder auf 172 gestiegen (ca. 12%). Vor allem Ausländer deutschen Ursprungs aus den baltischen Staaten (29), Bulgaren (14), Griechen (13), Jugoslawen (12) und Ungaren (11) waren stark vertreten. Indes, die wieder aufle­ben­de Inter­na­tio­na­li­sie­rung der Studie­ren­den seit Ende des Ersten Weltkriegs sollte nur vorüber­ge­hend sein. Die Jahre im Natio­nal­so­zia­lis­mus Im Winter­se­mes­ter 1936/37 waren von insgesamt 658 Studie­ren­den (ohne Gasthörer) immerhin 96 Studenten aus dem Ausland einge­schrie­ben. Bei diesem immer noch hohen Auslän­deran­teil von etwa 14,6% dominier­ten Studie­rende aus Norwegen (19), der Türkei (13) und Bulgarien (9). Die politi­schen Säube­run­gen der Natio­nal­so­zia­lis­ten tangierten auch die Studie­ren­den. Von 1933 bis 1945 waren insgesamt 56 Studenten gemäß der Rassen­po­li­tik auffällig, darunter 25 Ausländer. Aufgrund seiner politi­schen Überzeu­gung, musste ein Archi­tek­tur­stu­dent ins KZ Kislau. Doch die Mehrzahl verließ die Hochschule mit Diplom und einige wenige erhielten sogar die Doktor­würde. Aufgrund lücken­haf­ter Überlie­fe­rung ist jedoch unklar, wie viele Studie­rende in politische Konflikte gerieten und wie viele Studien­be­wer­ber aufgrund der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Rasse­n­ideo­lo­gie abgelehnt wurden. Im Sommer­se­mes­ter 1937 waren nur noch 566 Studie­ren­de immatri­ku­liert. Davon waren 116 Ausländer. Ursachen des starken Rücklaufs waren u.a. Zulas­sungs­be­schrän­kun­gen und die Einführung der Arbeits­dienst­pflicht sowie der allge­mei­nen Wehrpflicht im Jahre 1935. Bis zum Kriegs­aus­bruch stieg die Zahl der Studie­ren­den wieder. Der Zweite Weltkrieg beein­flusste die Konstel­la­tion der Studenten. Ein beacht­li­cher Teil waren beurlaubte Soldaten. Der Auslän­deran­teil erhöhte sich erneut. Gleichwohl ist eine Verän­de­rung in der Zusam­men­set­zung gegenüber den Jahren 1919 bis 1934 festzu­stel­len. Studenten aus den neutralen Staaten Schweiz und Schweden waren nur noch singulär vertreten. Nur wenige Studie­rende aus den besetzten Westge­bie­ten Europas immatri­ku­lier­ten sich. Ausge­nom­men waren Studie­rende aus den unmit­tel­ba­ren Grenz­ge­bie­ten Elsass und Lothringen, deren Zahl auffällig zunahm. Deutlich wuchs auch die Zahl tsche­chi­scher Studie­ren­der aus dem "Reichs­pro­tek­to­rat Böhmen und Mähren". Nicht überra­schend dagegen war der Zulauf von Menschen aus Bulgarien, mit dem sich das "Dritte Reich" verbündete. Aus Ungarn kam allerdings niemand mehr, rührte der relativ hohe Anteil ungari­scher Studie­ren­der vor 1933 doch erheblich von der Budapester Juden­po­li­tik. Im Winter­se­mes­ter 1943/44 kamen 71 Personen aus Bulgarien, 14 aus dem Protek­to­rat, acht aus Holland, sieben aus Estland, vier aus der Türkei, je zwei aus Norwegen und Kroatien und jeweils eine Person aus dem Iran, aus Litauen und der Schweiz. Neubeginn des akade­mi­schen Lebens nach der "Stunde Null" Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die ersten auslän­di­schen Studie­ren­den insbe­son­dere eine Folge der Spannungen der Kriegs- und Nachkriegs­jahre. Sie kamen haupt­säch­lich aus dem sowje­ti­schen Herrschafts­ge­biet der ostmit­tel­eu­ro­päi­schen Staaten. Sie gelangten bis 1950 mit dem Strom der 24.104 Flücht­linge und Vertrie­be­nen, der 20.599 entlas­se­ne Kriegs­ge­fan­ge­nen und der 12.248 Evaku­ier­ten im Inter­zo­nen­aus­tausch aus der englischen, franzö­si­schen und russischen Zone nach Karlsruhe. Im Sommer­se­mes­ter 1946 waren 1.980 Studie­ren­de einge­schrie­ben, darunter 188 Ausländer, haupt­säch­lich aus Litauen (61), Bulgarien (39) und Polen (37). Bis zum Winter­se­mes­ter 1947/48 wurde zur Unter­stüt­zung der Kriegs­heim­keh­rer pro Halbjahr ein "erstes Semester" angeboten. Insbe­son­dere Studie­rende jüngeren Jahrgangs konnten sich aufgrund von Platz­man­gel an der Hochschule, bedingt durch die verhee­ren­den Kriegs­schä­den, nicht sofort immatri­ku­lie­ren. Wartenden wurde deshalb geraten, zwischen­zeit­lich eine Handwer­ker­lehre mit Fachar­bei­ter­prü­fung zu absol­vie­ren. Blütezeit auslän­di­scher Studie­ren­der Die Zahl auslän­di­scher Studie­ren­der wuchs seit 1950 stetig. Waren im Sommer­se­mes­ter 1950 bei insgesamt 3.946 Studie­ren­den gerade 89 Studie­rende aus dem Ausland, so besuchten im Winter­se­mes­ter 1952/53 200, im Sommer­se­mes­ter 1958 bereits 691 Ausländer (auch solche mit ständigem Wohnsitz in der BRD) die TH. Im Sommer­se­mes­ter 1959 waren über 5.000 Studie­rende an der "Fride­ri­cia­na" einge­schrie­ben, deren Zahl bald darauf sprunghaft zunahm. Im Winter­se­mes­ter 1962/63 überstieg die Studie­ren­den­zahl erstmals temporär die 6.000-Marke. In den kommenden Jahren folgte eine geradezu stetige Progres­sion. Waren es im Sommer­se­mes­ter 1966 noch 5.600 Studie­rende, so studierten fünf Jahre später bereits 7.500, im Sommer­se­mes­ter 1976 10.700, im Sommer­se­mes­ter 1981 11.000 und 1986 schon 16.800 angehende Akademiker. Der Gipfel wurde 1992 mit insgesamt 22.000 Immatri­ku­la­tio­nen an der TH erreicht. 21.640 Studie­rende waren im Winter­se­mes­ter 1991/92 an der Univer­si­tät einge­schrie­ben. Darunter waren 1.910 auslän­di­sche Studie­rende aus 92 Nationen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Globa­li­sie­rung nicht nur eine Erschei­nung der Ökonomie ist, sondern sich auch im Bildungs­we­sen wider­spie­gelt. Diese Zahl war bis dahin die höchste von auslän­di­schen Immatri­ku­lier­ten. Dessen ungeachtet verrin­gerte sich deren Anteil prozen­tual betrachtet. Waren in der Zeitspanne vom Winter­se­mes­ter 1957/58 bis 1967/68 über 14% der Studie­ren­den mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, so lag jener Anteil 1991/92 bei lediglich 8,8%. Stärkste Vertreter waren dabei Studie­ren­de aus China mit insgesamt 201 Einge­schrie­be­nen, gefolgt von der Türkei (146), Griechen­land (121) und Staats­bür­gern aus dem Iran (114). Den höchsten Anteil auslän­di­scher Studie­ren­der mit 21,9% erreichte, nebenbei bemerkt, die "Staat­li­che Hochschule für Musik" im Winter­se­mes­ter 1991/92. Der Zenit bezüglich auslän­di­scher Studie­ren­der wurde im Sommer­se­mes­ter 2005/06 mit insgesamt 3.764 Einge­schrie­be­nen (ca. 21%) erreicht. Dieser blieb damit aber deutlich unter den prozen­tua­len Anteilen um die Mitte des 19. oder zu Beginn des 20. Jahrhun­derts. Im Sommer­se­mes­ter 2008 waren unter­des­sen insgesamt 16.754 Studie­rende gemeldet, davon 3.190 Ausländer (19 Prozent). Aus Asien kamen alleine 1.198 Menschen. Bildungs­aus­län­der und Bildungs­mi­gra­tion An der Univer­si­tät Karlsruhe, das verdeut­licht ein Statis­tik­ver­gleich, sind überdurch­schnitt­lich viele "Bildungs­aus­län­der" immatri­ku­liert. Studie­rende gelten als "Bildungs­aus­län­der", wenn sie eine Hochschul­zu­gangs­be­rech­ti­gung im Ausland oder an einem deutschen Studien­kol­leg erlangt haben. Im Winter­se­mes­ter 2006/07 waren 17 % "Bildungs­aus­län­der", davon 4 % aus Asien. Lediglich die Landes­haupt­stadt hatte in Baden-Württem­berg mehr auslän­di­sche Studie­rende an ihrer Hochschule mit einem Anteil von 21 %. Die Standorte Stuttgart und Karlsruhe sind insbe­son­dere durch ihren Fokus auf technische Studien­gän­ge attraktiv. So waren im Winter­se­mes­ter 2006/07 im Studien­gang "Inge­nieur­wis­sen­schaf­ten" überdurch­schnitt­lich viele "Bildungs­aus­län­der" immatri­ku­liert, bei einem Anteil von 22 % in Karlsruhe und 24 % in Stuttgart. Die Quote der "Bildungs­aus­län­der" gibt Aufschluss über die inter­na­tio­nale Anzie­hungs­kraft einer Hochschule. Die Attrak­ti­vi­tät der "Fride­ri­cia­na" ist damit nach über 180 Jahren immer noch sehr hoch, obgleich der enorme Bildungs­be­darf inzwischen auch durch Hochschu­len in den Herkunfts­län­dern auslän­di­scher Studie­ren­der gedeckt wird. Dennoch aber bleibt der Austausch auch via Bildungs­mi­gra­tion ein wichtiges Element der globalen Vernetzung der Wissen­schaf­ten. Dazu zählt im Übrigen auch die Betreuung der so genannten Alumni-Verei­ni­gun­gen ehemaliger Studie­ren­der in vielen Ländern. "Bildungs­mi­gra­tion" ist überdies auch immer ein Indikator für die beste­hen­den sozio­kul­tu­rel­len und (außen-) politi­schen Verhält­nisse einer Gesell­schaft. Dies manifes­tiert sich exempla­risch in den skizzier­ten Knoten­punk­ten von außen­po­li­ti­schen Verän­de­run­gen und wechseln­den Studie­ren­den unter­schied­li­cher Natio­na­li­tä­ten. Die in dem Beitrag genannten Zahlen wurden erhoben aus Unterlagen des Univer­si­täts­ar­chivs Karlsruhe, den Jahres­be­rich­ten "Karlsruhe in Zahlen" und den "Statis­ti­schen Jahrbü­chern" der Stadt Karlsruhe im Stadt­ar­chiv Karlsruhe, den Veröf­fent­li­chun­gen "Badische Schul­sta­tis­tik. Die Hochschu­len. Minis­te­rium des Kultus und Unter­richts. Karlsruhe 1912" und "Statis­ti­sches Monats­heft Baden-Württem­berg 3/2008, Stuttgart 2008". Grund­le­gend ist die Publi­ka­tion: Klaus-Peter Hoepke: Geschichte der Fride­ri­ciana. Stationen in der Geschichte der Univer­si­tät Karlsruhe (TH) von der Gründung 1825 bis zum Jahr 2000, Karlsruhe 2007. Matthias Christ, cand. Dipl.-Päd., PH Karlsruhe × Hochzeit eines thailändischen Studentenpaares in der Kleinen Kirche 1966. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe, Bildarchiv Schlesiger Hochzeit eines thailändischen Studentenpaares in der Kleinen Kirche 1966. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe, Bildarchiv Schlesiger × Blick in das 1966 neu eingerichtete Sprachlabor. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe, Bildarchiv Schlesiger Blick in das 1966 neu eingerichtete Sprachlabor. Foto: Stadtarchiv Karlsruhe, Bildarchiv Schlesiger
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/blick_geschichte/blick81/aufsatz2
Romane Bull-Hansen, Bjørn Andreas: „Viking : eine Jomswikinger-Saga“ – Männer/Mittelalter Norwegen 993-1000, Zeit der Wikinger: Als der 12-jährige Torstein erleben muss, wie sein Vater von Kriegern brutal ermordet wird, sinnt er auf Rache. Nach jahrelanger Irrfahrt übers Meer steht er in der legendären Seeschlacht bei Svold unerwartet dem Mörder gegenüber. Band 1 der Jomswikinger-Saga. Mediennummer: 30249542 Deaver, Jeffery: „Der talentierte Mörder“ - Krimi Mediennummer: 30198409 Ekeberg, Jan Ove: „Kriegerjahre“ – Männer/Mittelalter König Olav von Norwegen muss 1028 n.Chr. eine herbe Niederlage gegen den dänischen König Knut einstecken. Während Olavs Bruder Harald zum Krieger ausgebildet wird, hofft Olav auf Hilfe aus Russland und Konstantinopel für eine neue Entscheidungsschlacht. - Band 1 der "König der Wikinger"-Trilogie. Mediennummer: 30249380 Stadt Karlsruhe Kulturamt | Stadtbibliothek Neues im Schaufenster 07. Januar bis 28. Januar 2020 In der Vitrine im Schaufenster der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus zur Ritterstraße werden regelmäßig vierzig neue Bücher ausgestellt. Diese können nach Ablauf der Ausstellungsfrist entliehen werden. Vormerkungen sind jederzeit möglich. javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: 2 | Neues im Schaufenster der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Grüneberger, Ralph: „Herbstjahr“ – Zeitgeschichte Im Oktober 1989 nimmt der junge Metallarbeiter Jesse an der ersten Montagsdemo in Leipzig teil - der zumeist friedliche Aufstand in der DDR nimmt seinen Lauf. Ein Jahr später sind bei ihm und seinen Freunden die Unsicherheiten und Orientierungsprobleme angesichts der nahenden Wiedervereinigung groß. Mediennummer: 30247337 Heap, Joe: „Die¬ Welt in allen Farben“ – Liebe Jillian Safinova, genannt Nova, arbeitet als erfolgreiche Dolmetscherin bei Scotland Yard in London und ist seit Geburt blind. Als eine neue Augen-OP ihr das Sehen ermöglicht, ergreift sie nur zögerlich diese Chance, denn nur zu groß ist ihre Angst vor dem Unbekannten. Mediennummer: 30249941 März, Ursula: „Tante Martl“ – Biografie/Familie Tante Martl ist ein Unikum. Sie lebt ihr ganzes Leben in einer pfälzischen Kleinstadt und muss zeitlebens für ihre Eltern sorgen. Ihre kleinen Freiheiten sind mühsam erkämpft. Liebevoll erzählt die Nichte vom Leben ihrer Patentante, das nicht immer einfach war. Mediennummer: 30244290 Münzer, Hanni: „Heimat ist ein Sehnsuchtsort“ – Nationalsozialismus Der Komponist Laurenz und seine Frau Annemarie leben kurz vor dem Zweiten Weltkrieg mit ihren Töchtern Kathi und Franzi auf dem Bauernhof von Laurenz' Eltern in Schlesien. Kathi ist hochbegabt und stellt alles infrage, doch damit bringt sie sich und ihre Familie in Gefahr. Heimat-Saga, Teil 1. Mediennummer: 30243730 Omari, Laila El: „Die Blumenmalerin“ – Historisches Bonn 1908-1910: Wegen eines Fehltritts wird Victoria zur Großtante, Besitzerin einer Porzellanmanufaktur, geschickt. Sie verliebt sich in die Porzellanmalerei und einen jungen Anwalt, den Ernährer seiner verarmten Adelsfamilie. Schwerpunkt des Familien- und Liebesromans ist das Frauenbild der Zeit. Mediennummer: 30243544 Peters, Veronika: „Die Dame hinter dem Vorhang“ – Biografie Biografischer Roman über die englische Dichterin Edith Sitwell (1887-1964), erzählt von ihrem Hausmädchen Jane. Glanz und Glamour gehen bei ihr ein und aus, aber auch Einsamkeit und Alkohol bestimmen ihr Leben. Mediennummer: 30243773 Rubin, Susanne: „Die Frau des Kaffeehändlers“ – Familie Melina Peters entdeckt im Nachlass ihrer Großmutter viele Zeitungsartikel über die Hamburger Kaffeehändlerfamilie Magnussen. Melinas Neugier ist geweckt, sie bewirbt sich als Assistentin des anziehenden Leonard Magnussen und versucht, die Verbindung zwischen beiden Familien zu ergründen ... Mediennummer: 30249232 javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: 3 | Neues im Schaufenster der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Saucier, Jocelyne: „Niemals ohne sie“ – Familie Als sich die Familie Cardinal (bestehend aus 21 Kindern und ihren Eltern) nach vielen Jahren wiedersieht, werden bei allen Erinnerungen an das gemeinsame Leben in den 1950-/60er- Jahren geweckt. Ein tragisches Geheimnis, das die Familie seitdem schwer belastet, drängt nun endlich ans Licht ... Mediennummer: 30249860 Simenon, Georges: „Maigrets erste Untersuchung“ – Krimi Mediennummer: 30247299 Wieners, Annette: „Das Mädchen aus der Severinstraße“ – Frauen Im Haus von Sabines Großmutter in Köln tauchen altes Geld und Gold auf - handelt es sich um Nazigold? Sabine ist besorgt, denn ihre Großmutter Maria schweigt. So rollt sie das Leben ihrer Oma - des Fotomodells Mary Mer - auf eigene Faust auf und hinterfragt die Rolle ihres Großvaters Heinrich. Mediennummer: 30248570 Sachbücher Nelte, Isabella: „Denkanstöße 2020 : ein Lesebuch aus Philosophie, Kultur und Wissenschaft“ Mediennummer: 30240545 Raether, Till: „Ich werd dann mal ... : Nachrichten aus der Mitte des Lebens“ Kolumnen des Autors aus der "Süddeutschen Zeitung", "Brigitte" u.a. Mit überwiegend ironischer Distanz beobachtet Till Raether sein eigenes Leben, die Familie, sein Umfeld, die Gesellschaft und das Zeitgeschehen. Mediennummer: 30242378 Viedebantt, Klaus: „Alles einsteigen! : 100 legendäre Traumreisen auf Schienen“ Vorgestellt werden 100 legendäre Traumreisen auf Schienen weltweit. Beschrieben wird die Länge und Dauer der Reise sowie der Streckenverlauf, neben einer kleinen Übersichtskarte findet sich eine Auswahl an touristischen Sehenswürdigkeiten. Mediennummer: 30232992 Leitner, Norbert: „In der Natur zu Hause : Geschichten von draußen“ Schon eine kurze "Auszeit" in der Natur kann genügen, um Kraft zu tanken. Ob als Fußmarsch, einem Wald-Biwak oder einer Kanutour. Der Autor beschreibt aus seiner ganz persönlichen Sicht, wie er diese "Ausbrüche" sinnlich genießt. Mediennummer: 30232780 javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: 4 | Neues im Schaufenster der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Lück, Oliver: „Zeit als Ziel : seit 20 Jahren im Bulli durch Europa“ Der Fotograf und Autor Oliver Lück dokumentiert in diesem attraktiven Text-Bild-Band Begegnungen, Erlebnisse und besondere Momente, die er während seiner zahlreichen Reisen mit dem VW-Bulli erlebt hat. Mediennummer: 30233034 Kellermann, Monika Weimar, Thilo: „Glücksmomente Gardasee“ Vorgestellt werden sehenswerte Orte, Kunst und Kultur, empfehlenswerte Läden zum Einkaufen, besondere Ausflugsziele, sportliche Aktivitäten ebenso Tipps zu Essen und Trinken und Genießen; dazu Adressen. Mediennummer: 30232747 „Unbekanntes Europa : die schönsten Ziele auf dem Balkan : Kroatien, Bosnien & Herzegowina, Serbien, Montenegro, Albanien, Nordmazedonien, Bulgarien, Rumänien.“ Großformatiger Bild-Text-Band, der eher als Bildband mit Reiseinfos konzipiert ist, stellt die kulturelle und landschaftliche Vielfalt von Europas Südosten vor. Es gibt viele Reiseziele auf dem Balkan, die noch als Geheimtipps gelten und unbekannt sind. Mit zweiseitiger Übersichtskarte am Anfang. Mediennummer: 30232941 Lendt, Christine: „Urlaub? Offline! : 40 Orte für Entschleunigung auf Reisen“ In dem Band werden 40 Orte im deutschsprachigen Raum für einen erholsamen, entschleunigten Urlaub vorgestellt, zu den Themen: "Endlich mal so richtig abschalten", "Autofrei zur Ruhe kommen", "Aktiv werden - statt sich berieseln lassen" und "Yoga, Meditation, Naturkost ..." Mediennummer: 30231694 Diers, Knut: „Harzlich willkommen“ Abwechslungsreich gestalteter Freizeit- und Ausflugsführer mit Vorschlägen für 20 Wanderungen und 142 kurzen Beschreibungen interessanter Sehenswürdigkeiten und lohnenswerter Ausflugsziele im gesamten Harz: historische Orte und Gebäude, beeindruckende Landschaften, Naturbesonderheiten. Mediennummer: 30231848 Freudenthal, Annette Freudenthal, Lars: „Leichte Wanderungen - Schwarzwald : 50 Touren zwischen Waldshut und Baden-Baden“ Mediennummer: 30198328 Irmer-Romeo, Hannelore: „Die Kunst des Zeichnens - das Standardwerk : Anatomie, Menschen, Natur, Tiere, Comic/Manga, Kalligraphie“ Thematisch breite Zeichenschule für Anfänger und Fortgeschrittene, die das Zeichnen mit Bleistiften (ein wenig Kolorierung) lehrt. Mit vielen Übungen. Mediennummer: 30211910 javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: 5 | Neues im Schaufenster der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Loong, Schin: „Kalligrafisch Zeichnen : Inspirationen und Schritt-für-Schritt- Anleitungen für schwungvolle Motive“ Schritt-für-Schritt-Anleitung zur kalligraphischen Umsetzung von Tiermotiven sowie weiterer Verzierung mit Lettering und ornamentalen Bannern. Geeignet für fortgeschrittene Kalligrafen, Doodler und Hobbykünstler. Mediennummer: 30225449 Brinkmann, Katharina: „50 Workouts Beweglichkeit : dehnen, schwingen und rollen - die besten Übungsreihen = Auch unter dem Titel: Fünfzig Workouts Beweglichkeit“ Enthalten sind 50 Workouts, die zu mehr Beweglichkeit führen sollen. Zu Beginn Sachinformationen zum Thema Beweglichkeit, anschließend Workouts zwischen 10 und 45 Minuten Dauer für Einsteiger bis Fortgeschrittene, im letzten Teil werden alle Übungen ausführlich erklärt. Mediennummer: 30217705 Pfitzner, Tina: „Sitzgymnastik für Senioren“ Übungssammlung zur Gruppengymnastik, vorwiegend im Stuhlkreis, für Senioren, die aufgrund von Einschränkungen ausschließlich/überwiegend im Sitzen trainieren können/müssen. Farbig illustriert, mit vielen Tipps aus der Praxis. Für ÜbungsleiterInnen in Vereinen und Einrichtungen der Altenarbeit. Mediennummer: 30226534 Bruce, Peter: „Schwerwettersegeln“ Standardwerk für Hochseesegler, es werden Extremsituationen bei Sturm behandelt, mit zahlreichen Erfahrungsberichten. Mediennummer: 30216067 Herrmann, Boris Casiraghi, Pierre: „Nonstop : süchtig nach Segeln“ Text deutsch und englisch. - Zweisprachig Autobiografie des deutschen Blauwasser- Regattaseglers mit Hang zu großen Herausforderungen. Schwerpunkt sind seine bisherigen seglerischen Erlebnisse. Ende 2020 wird er als erster Deutscher an der Einhand- und Non- Stopp-Regatta um den Globus "Vendée Globe" teilnehmen. Mediennummer: 30216032 Ehlgötz, Luisa Stuckstätte, Jessica Rundel, Johanna: „Farbe trifft Textil : Drucken, lettern & malern auf Stoff : mit angesagten Farben und Motiven : tolle Techniken leicht erklärt“ Vorgestellt werden 15 verschiedene Objekte, die mit Stofffarben und Färbetechniken aufgepeppt werden. Mediennummer: 30225031 Schächter-Heil, Susanne: „Filzen : 100 kleine und große Projekte“ Zeigt anhand von rund 100 Projekten die Vielfältigkeit des Nassfilzens und erläutert mit Tipps und Tricks, wie man am besten vorgeht. Mediennummer: 30216113 javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: 6 | Neues im Schaufenster der Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Hartwig, Rocco Rall, Thomas: „Selbstgeschnitzt : vom Löffel bis zum Rindentopf“ Einfache Techniken zum Kochen und Essen im Wald, z.B. Schnitzen, Ausbrennen, Binden, Flechten, Lehmbearbeitung, Sägen. Als preiswertes Material für Besteck, Geschirr, Koch- und Grillwerkzeuge und -Feuerstellen oder Öfen dienen Holz, Blätter, Baumrinde, Lehm, Steine oder alte Konservendosen. Mediennummer: 30216059 Immler, Felix Worden, Matthew: „Schnitz it yourself : neue Lieblingsprojekte mit dem Taschenmesser“ Fortgeschrittenen-Projekte aus Ästen, Blättern, Schilf und anderem, mit dem Taschenmesser herzustellen: Pfeifen, Flöten, Armbrust, Bumerang, Bogen, Pfeil, Schleuder, Fallschirm, Floß, Boot, Windrad, Jo-Jo. Sicherheit, Ausrüstung, Holzsuche, Arbeitstechnik. Download PDF- Anleitung und Demo-Video. Mediennummer: 30215974 Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus Ständehausstraße 2, 76133 Karlsruhe Telefon: 0218 133-4250 / -4249 www.stadtbibliothek-karlsruhe.de E-Mail: stadtbibliothek@kultur.karlsruhe.de Öffnungszeiten: Montags geschlossen Dienstag bis Freitag 10 bis 18:30 Uhr Samstag 10 bis 14 Uhr javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog: javascript:biber.rechercheDialog(%7bdialog:
https://www.karlsruhe.de/b2/bibliotheken/stadtbibliothek/Schaufenster/HF_sections/content/ZZo1TrlDvW5puF/Neues_im_Schaufenster_2020-1.pdf
Beschulung von neuzugewanderten Kindern und Jugendlichen in Karlsruhe Beschulung von neuzugewanderten Kindern und Jugendlichen in Karlsruhe Erste Fortschreibung 2018 Schuljahr 2017 | 2018 Stadt Karlsruhe Dezernat 3 | Schul- und Sportamt Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 2 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 3 Inhalt Einführung ........................................................................................................................................ 5 A: Allgemeinbildende Schulen .......................................................................................................... 6 1. Statistische Daten ................................................................................................................................... 6 2. Rahmenbedingungen und aktuelle Situation .......................................................................................... 12 3. Externe Kooperationen ......................................................................................................................... 16 4. Verbesserungswürdige Praxis und Empfehlungen .................................................................................. 19 5. Fazit ..................................................................................................................................................... 21 B: Berufliche Schulen ...................................................................................................................... 22 1. Statistische Daten ................................................................................................................................. 22 2. Situation an den VABO- und VABR-Standorten in Karlsruhe ................................................................... 29 3. Sprachvermittlung und Sprachkompetenz im VABO und VABR ............................................................... 32 4. Außerschulische Angebote .................................................................................................................... 33 5. Empfehlungen ...................................................................................................................................... 34 C: Übergänge in Ausbildung und Beruf ........................................................................................... 35 1. Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung ................................................................................... 35 2. Aufnahme einer Ausbildung .................................................................................................................. 37 3. Zur Situation an den beruflichen Schulen ............................................................................................... 41 4. Unterstützungsmöglichkeiten während der dualen Ausbildung .............................................................. 44 5. Kommunale Maßnahmen ...................................................................................................................... 45 6. Bildungswege jenseits der Ausbildung ................................................................................................... 46 7. Zusammenfassung und Fazit ................................................................................................................. 46 8. Empfehlungen ...................................................................................................................................... 47 Abkürzungen ................................................................................................................................................... 49 Abbildungsverzeichnis ..................................................................................................................................... 50 Tabellenverzeichnis.......................................................................................................................................... 51 4 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 5 Einführung Der vorliegende Bericht ist die Fortschreibung des 2017 erstellten Berichts: „Beschulung von neuzuge- wanderten Kindern und Jugendlichen in Karlsruhe. Bestandsaufnahme und Empfehlungen“ der Bildungs- koordination für Neuzugewanderte. Er enthält aktuelle Daten für das Schuljahr 2017/2018 sowie die Beschreibung von Veränderungen und Entwicklungen im Vergleich zum Vorjahr. Aber auch neue Themen, wie zum Beispiel die Verwaltungsvorschrift für Vorbereitungsklassen-Klassen, der Übergang Schule-Beruf oder die Duale Berufsausbildung finden ihren Platz. Abschließend werden für jeden Teil themenbezogene Empfehlungen dargelegt. Das Programm „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. 6 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte A: Allgemeinbildende Schulen 1. Statistische Daten Internationale Vorbereitungsklassen, auch VKL-Klassen genannt, werden von neuzugewanderten Kindern und Jugendlichen mit keinen oder geringen Deutschkenntnissen im Alter von 6 bis 16 Jahren besucht. Von 6 bis 10 Jahren besuchen die Kinder eine VKL in der Grundschule, von 11 bis 16 Jahren in der Regel eine VKL der Sekundarstufe 1. Das Sprachniveau liegt bei Abschluss der VKL in der Regel bei A2 oder B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER). Im Schuljahr 2017/2018 gab es elf VKL-Grundschulklassen an acht Standorten mit insgesamt 177 Schülerin- nen und Schülern. Zudem bestanden an vier Standorten zwölf VKL-Werkrealschulklassen mit insgesamt 201 Schülerinnen und Schülern. Neben den genannten VKL-Klassen gibt es in Karlsruhe die Internationale Klasse (IK) an der Sophie-Scholl-Realschule sowie eine ausgelagerte Werkrealschulklasse der Schiller-Grund- und Werkrealschule am Otto-Hahn-Gymnasium1 und drei weitere ausgelagerte Klassen der Schillerschule in der Landeserstaufnahme-Einrichtung (LEA) Felsstraße. In dem Pilotprojekt Felsschule werden seit dem Schuljahr 2016/2017 Flüchtlingskinder aus den Landeserstaufnahmestellen in Karlsruhe unterrichtet. 1.1. Grund- und Werkrealschulen mit VKL-Klassen Tabelle 1 gibt einen Überblick über die einzelnen Grund- und Werkrealschulen mit Anzahl der VKL- Klassen sowie der Anzahl der Schülerinnen und Schüler. Insgesamt verfügten die allgemeinbildenden Schulen in Karlsruhe im Schuljahr 2017/2018 über 23 VKL-Klassen mit 378 Schülerinnen und Schülern. Tabelle 1: VKL Standorte in Karlsruhe nach Schulart mit Anzahl VKL sowie Schülerinnen und Schülern Allgemeinbildende Schulen mit VKL VKL Schülerinnen/Schüler GS 11 177 GS Grünwinkel 1 14 Gutenbergschule 1 17 Hardtschule 1 11 Leopoldschule 1 18 Pestalozzischule 2 27 Schillerschule (inklusive 1 Klasse in Felsschule) 3 62 Tullaschule 1 14 Waldschule Neureut 1 14 WRS 12 201 Gutenbergschule 2 41 Pestalozzischule 1 10 Schillerschule (inklusive 1 Klasse am OHG und 2 Klassen in Felsschule) 8 140 Werner-von-Siemens-Schule 1 10 Summe 23 378 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 1 VKL-WRS (Klassenstufe 5/6) seit Schuljahr 2016/2017 am Otto-Hahn-Gymnasium. Bei diesem Modellprojekt konnten zum zweiten Schulhalbjahr 2016/2017 vier Kinder und zum Schuljahresende 2016/2017 sieben Kinder in Klasse 5 des Otto-Hahn-Gymnasiums integriert werden. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 7 Im Vergleich zum Schuljahr 2016/2017 sind dies eine VKL-Grundschulklasse und ein Grundschulstandort weniger, dafür aber drei VKL-Werkrealschulklassen und ein Werkrealschulstandort mehr. Insgesamt sind es somit im Schuljahr 2017/2018 zwei VKL-Klassen mehr als im Vorjahr. In den VKL-Grundschulklassen sind knapp über die Hälfte der Schülerschaft männlich (54 Prozent) und knapp unter der Hälfte (46 Prozent) weiblich. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies sieben Prozent mehr Schülerinnen und sieben Prozent weniger Schüler. Dies entspricht ziemlich genau auch der Verteilung in den VKL-Werkrealschulklassen. Hier sind gerundet ebenfalls über die Hälfte der Schülerschaft (rund 60 Prozent) männlich und rund 40 Prozent weiblich. Dies stimmt genau mit dem Verhältnis des letzten Schuljahres überein. 1.2. Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule Die Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule im Stadtteil Oberreut wurde bereits in den 1980-er Jahren für die damaligen Spätaussiedler eingerichtet und ist seitdem fester Bestandteil der Schule. In der heutigen Form besteht sie seit dem Jahr 2006. Diese Klasse unterscheidet sich insofern von den VKL- Klassen, als sie sich stunden- und fächermäßig direkt am Bildungsplan der Realschule orientiert (circa 33 Stunden pro Woche, der Stundenplan orientiert sich an Klasse 8 der Realschulen). Die Verweildauer in der IK beträgt ein Schuljahr. Die Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule besuchten im April 2018 insgesamt 19 Schülerin- nen und Schüler. Im Vergleich zum letzten Schuljahr, als etwa drei Viertel der Schülerschaft weiblich war, liegt das Geschlechterverhältnis in diesem Schuljahr in umgekehrter Reihenfolge vor. 1.3. Herkunftsregionen und Hauptherkunftsländer Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler in den VKL-Klassen und der Internationalen Klasse kommen - wie auch im letzten Schuljahr - aus dem europäischen Ausland, hauptsächlich aus Südosteuropa. Zu Süd- osteuropa zählen Rumänien, Mazedonien, Serbien, Kroatien, Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulga- rien, Griechenland und der Kosovo (siehe Abbildung 1). Diese Familien sind in der Regel im Zuge der sogenannten Wirtschaftsmigration neu nach Karlsruhe zu- gewandert. Eine weitere Gruppe sind Kinder geflüchteter Familien aus Syrien. Eine dritte Gruppe sind Migrantinnen und Migranten, die bereits in Deutschland gelebt haben, jedoch nach der Geburt ihres Kin- des für einige Jahre in ihr Heimatland zurückgekehrt sind. Mit der Schulpflicht des Kindes kommen viele Familien wieder nach Deutschland zurück. Sie alle erhoffen sich eine bessere Zukunftsperspektive und vor allem mehr Bildungschancen für ihre Kinder als in ihren Herkunftsländern. Ein anderer Teil der Familien mit Migrationshintergrund hat die ganze Zeit über in Deutschland gelebt, aber die Kinder haben keine ausreichenden Deutschkenntnisse, um dem Unterricht in einer Regelklasse folgen zu können. 8 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Abbildung 1: Herkunftsländer aus Südosteuropa Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt VKL-Grundschulen Die Schülerinnen und Schüler der VKL-Klassen stammen aus unterschiedlichen Herkunftsregionen. Die Herkunftsregionen unterteilen in Südosteuropa, Osteuropa, EU sonstige, Naher und Mittlerer Osten, La- teinamerika und Afrika (Subsahara). Tabelle 2: Herkunftsregionen mit Herkunftsländern Südosteuropa Osteuropa EU sonstige Naher und Mittle- rer Osten Lateinamerika Afrika (Subsa- hara) Rumänien Russland Italien Syrien Chile Nigeria Mazedonien Ukraine Deutschland Irak Brasilien Tschad Serbien Polen Spanien Türkei Kolumbien Somalia Kroatien Ungarn Großbritannien Georgien Peru Kamerun Albanien Kasachstan Niederlande Iran Kenia Bosnien und Herzegowina Moldawien Afghanistan Elfenbeinküste Bulgarien Slowakei Sri Lanka Gambia Griechenland Armenien Kosovo Indien Tunesien Palästina Algerien Pakistan Ägypten Bahrain Aserbaidschan Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt Im Schuljahr 2017/2018 bildeten Kinder aus Südosteuropa mit 54 Prozent die größte Gruppe, gefolgt von Kindern aus dem Nahen und Mittleren Osten mit 24 Prozent. Kinder aus sonstigen EU-Ländern (Deutsch- 76 42 41 30 11 11 8 6 5 0 10 20 30 40 50 60 70 80 A n za h l Land Herkunftsländer aus Südosteuropa Rumänien Mazedonien Serbien Kroatien Albanien Bosnien und Herzegowina Bulgarien Griechenland Kosovo Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 9 land, Italien, Spanien, Niederlande) sind mit 10 Prozent vertreten, weitere 10 Prozent der Kinder stammen aus Osteuropa. Ein mit 2 Prozent minimaler Anteil kommt aus Lateinamerika (siehe Abbildung 2). Abbildung 2: VKL Grundschulen – Verteilung der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt Die Hauptherkunftsländer der Schülerinnen und Schüler aller VKL-Grundschulklassen sind mit Abstand Rumänien und Kroatien. Dann folgen Serbien, Syrien, Italien, Russland, die Türkei und Deutschland (hier geborene Migrantinnen und Migranten, siehe Abbildung 3). Abbildung 3: VKL-Grundschulen – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Hauptherkunftsländern Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt VKL-Werkrealschulen Im Schuljahr 2017/2018 stammten die Schülerinnen und Schüler der VKL-Werkrealschulklassen aus den- selben Herkunftsregionen wie die Schülerinnen und Schüler der VKL-Grundschulklassen mit Ausnahme von Afrika (Subsahara) und in einer anderen Gewichtung: Südosteuropa ist mit 45 Prozent fast zur Hälfte Südosteuropa 54% Naher und Mittlerer Osten 24% EU sonstige 10% Osteuropa 10% Lateinamerika 2% VKL-Grundschülerinnen und -schüler Verteilung nach Herkunftsregionen 32 17 17 13 10 8 7 6 0 5 10 15 20 25 30 35 A n za h l Land VKL-Grundschülerinnen und -schüler - Verteilung nach Herkunftsländern Rumänien Kroatien Serbien Syrien Italien Russland Türkei Deutschland 10 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte vertreten, gefolgt von 25 Prozent aus dem Nahen und Mittleren Osten und 15 Prozent aus Osteuropa. 13 Prozent gehören der Herkunftsregion EU sonstige an und 2 Prozent stammen aus Afrika (Subsahara) - (siehe Abbildung 4). Abbildung 4: VKL Werkrealschulen – Verteilung der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt Auch bei den Hauptherkunftsländern der Schülerinnen und Schüler aller VKL-Werkrealschulklassen lag Rumänien vorne. An zweiter Stelle steht Kroatien, gefolgt von Syrien, Russland, Italien, Deutschland und der Türkei sowie der Ukraine (siehe Abbildung 5) Südosteuropa 45% Naher und Mittlerer Osten 25% Osteuropa 15% EU sonstige 13% Afrika (Subsahara) 2% VKL Werkrealschülerinnen und -schüler Verteilung nach Herkunftsregionen Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 11 Abbildung 5: VKL Werkrealschulen – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Hauptherkunftsländern Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt Internationale Klasse An der Sophie-Scholl-Realschule stammte im Schuljahr 2017/2018 über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler der Internationalen Klasse aus Osteuropa (54 Prozent). Südosteuropa war mit 16 Prozent am zweithäufigsten vertreten und lag damit in umgekehrter Reihenfolge vor als im vorangegangenen Schul- jahr. Aus der Herkunftsregion EU sonstige stammten 15 Prozent der Schüler. Schließlich folgt die Her- kunftsregion Naher und Mittlerer Osten mit ebenfalls 15 Prozent (siehe Abbildung 6). Abbildung 6: Internationale Klasse - Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt 19 11 9 6 6 3 3 3 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 A n za h l Land VKL Werkrealschülerinnen und -schüler Verteilung nach Hauptherkunftsländern Rumänien Kroatien Syrien Russland Italien Türkei Ukraine Deutschland Osteuropa 54% Südosteuropa 16% EU sonstige 15% Naher und Mittlerer Osten 15% Internationale Klasse - Verteilung nach Herkunftsregionen 12 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Zu den Hauptherkunftsländern der Schülerschaft der Internationalen Klasse zählten Russland, Italien, Syri- en, Kasachstan und die Ukraine, gefolgt von Kroatien und Rumänien (siehe Abbildung 7Fehler! Es wur- de kein Textmarkenname vergeben.). Dies stellt eine andere Länderzusammensetzung als im letzten Schuljahr dar (SJ 2016/2017: Rumänien, Kroatien, Syrien, Serbien und Ungarn). Abbildung 7: Internationale Klasse – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsländern Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt 2. Rahmenbedingungen und aktuelle Situation Im Anschluss an die statistischen Datengrundlagen folgt die Auswertung der Fragebögen und Gesprächs- ergebnisse. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich an den Rahmenbedingungen kaum etwas verändert. Neu ist die seit dem 1. August 2017 gültige Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums über die Grundsätze zum Unterricht für Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Herkunftssprache und geringen Deutsch- kenntnissen an allgemein bildenden und beruflichen Schulen. Einzelne Inhalte und Auswirkungen der Verwaltungsvorschrift werden im Folgenden dargestellt, neben den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Schulen im Hinblick auf die bisherigen Erfahrungswerte, die praktische Handhabung und die daraus resultierenden Bedarfe. 2.1. Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums über die Grundsätze zum Unterricht für Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Herkunftssprache und geringen Deutschkenntnissen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen Die seit 1. August 2017 gültige Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums über die Grundsätze zum Unterricht für Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Herkunftssprache und geringen Deutschkennt- nissen an allgemein bildenden und beruflichen Schulen beinhaltet unter anderem die Aufnahmekriterien in eine VKL-Klasse sowie die allgemeine Schulpflicht, die Integration in eine Regelklasse und den mutter- sprachlichen Zusatzunterricht. Im Vergleich zur bisherigen Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums über die Grundsätze zum Unterricht für Kinder und Jugendliche mit Sprachförderbedarf an allgemein bildenden und beruflichen Schulen haben sich nur geringfügig Änderungen beziehungsweise Ergänzun- gen ergeben: beispielsweise können berufsschulpflichtige und berufsschulberechtigte junge Menschen zum Spracherwerb auch in eine allgemein bildende Schule aufgenommen werden, sofern dort keine zu- sätzlichen Klassen entstehen. 4 2 2 2 1 1 1 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 4,5 A n za h l Land Internationale Klasse - Verteilung nach Herkunftsländern Russland Italien Syrien Kasachstan Ukraine Kroatien Rumänien Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 13 Muttersprachlicher Zusatzunterricht Das Land Baden Württemberg befürwortet und fördert für Kinder nichtdeutscher Herkunftssprache den muttersprachlichen Zusatzunterricht. Dabei liegt die inhaltliche und organisatorische Durchführung bei den Konsulaten und Generalkonsulaten, das heißt bei den Herkunftsländern. Die staatliche Schulaufsicht ist dabei nicht involviert. Der muttersprachliche Zusatzunterricht wird derzeit in Baden-Württemberg für Kinder aus insgesamt 14 Herkunftsländern zur Verfügung gestellt: Bosnien-Herzegowina, Griechenland, Italien, Kosovo, Kroatien, Makedonien, Polen, Portugal, Serbien, Slowenien, Spanien, Türkei, Tunesien und Ungarn2. Die Unterrichtskurse umfassen in der Regel bis zu fünf Wochenstunden. Die Teilnahme am mut- tersprachlichen Zusatzunterricht ist freiwillig. Im Zeugnis kann der Besuch des muttersprachlichen Zusat- zunterrichts vermerkt werden. In Karlsruhe gibt es an folgenden Standorten muttersprachlichen Zusatzunterricht in den nachfolgenden Sprachen: Tabelle 3: Muttersprachlicher Zusatzunterricht an Karlsruher Schulen Sprache Standort Schülerzahl Spanisch Nebenius-Realschule 63 Italienisch Gutenbergschule GWRS 61 Nebenius-Realschule 13 Parzivalschule (Privatschule) 10 Pestalozzischule 15 Friedrich-Realschule 10 Portugiesisch Gutenberg GWRS 32 Serbisch Serbischorthodoxe Kirche 35 Bosnisch Tulla GWRS 26 Arabisch Paritätische Sozialdienste gGmbH (Nordstadt) 27 Türkisch wird an > 30 Schulen angeboten > 100 Slowenisch Realschule Neureut 6 Quelle: Staatliches Schulamt Karlsruhe Ebenfalls seit 1. August 2017 in Kraft und in Verbindung zur Verwaltungsvorschrift steht die Verordnung des Kultusministeriums zur Regelung der Stundentafeln für die Vorbereitungsklassen allgemein bildender Schulen. Hier ist der Begriff der Vorbereitungsklasse definiert sowie die Stundentafeln für die Vorberei- tungsklassen der Grundschule und der Klassen 1 bis 4 der Gemeinschaftsschule ebenso wie für die Vorbe- reitungsklassen der Hauptschule, der Werkrealschule, der Realschule und jeweils der Klassen 5 bis 10 der Gemeinschaftsschule und des Gymnasiums. Die dazugehörende Verordnung des Kultusministeriums zur Regelung der Stundentafeln für die Vorberei- tungsklassen allgemeinbildender Schulen vom 21. Juni 2017 umfasst einen Pflichtbereich „Deutsch“ und „Demokratiebildung“ sowie einen Zusatzbereich für weitere Fächer, die im Rahmen der Vorbereitungs- klassen unterrichtet werden. Den Schulen wird der Pflichtbereich direkt zugwiesen (Deutsch: 10 Lehrer- wochenstunden [LWS] in der Grundschule [GS], 12 LWS in der Sekundarstufe I [Sek I] und Demokratiebil- dung: 2 LWS in GS und 4 LWS in Sek I). Die Stunden des Zusatzbereichs erhalten die Staatlichen Schuläm- 2 vgl.: www.km-bw.de/,Lde_DE/Startseite/Schule/Sprachfoerderung?QUERYSTRING=zusatzunterricht [Stand 06.06.2018] http://www.km-bw.de/,Lde_DE/Startseite/Schule/Sprachfoerderung?QUERYSTRING=zusatzunterricht 14 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte ter und die Regierungspräsidien in der jeweiligen Zuständigkeit als zweckgebundenen Stundenpool. Aus diesem können entsprechend den schulischen Bedarfen Zuweisungen für Vorbereitungsklassen erfolgen3. Die Direktzuweisung der Lehrerwochenstunden wurde somit in der Grundschule von 18 LWS auf 12 LWS und in der Werkrealschule von 25 LWS auf 16 LWS gekürzt. Tabelle 4: Kontingentstundentafel für die Vorbereitungsklassen der Grundschule Bereiche Anzahl Lehrerwochenstunden Pflichtbereich 12 Deutsch 10 Demokratiebildung 2 Zusatzbereich 6 Mathematik, Musik, Kunst/Werken, Bewegung, Spiel und Sport, Sachunterricht, Englisch oder Französisch Summe: 18 Quelle: Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt vgl.4 Tabelle 5: Kontingentstundentafel für die Vorbereitungsklassen der Werkrealschule Bereiche Anzahl Lehrerwochenstunden Pflichtbereich 16 Deutsch 12 Demokratiebildung 4 Zusatzbereich 9 Mathematik, Musik, Kunst/Werken, Bewegung, Spiel und Sport, Sachunterricht, Englisch oder Französisch Summe: 25 Quelle: Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt vgl.5 Die Anzahl der Lehrerwochenstunden des Pflichtbereichs für die Grundschule beträgt 12 LWS, für die Werkrealschule 16 LWS. Die Anzahl der LWS im Zusatzbereich liegt für die Grundschule bei 6 LWS und für die Werkrealschule bei 9 LWS. Dies ergibt ein Kontingent von 18 LWS für die Grundschule und von 25 LWS für die Werkrealschule. Das bedeutet, dass weniger Stunden direkt zugewiesen werden. Durch die bedarfsgerechte Verteilung des Staatlichen Schulamts der LWS des Zusatzbereichs sind im Idealfall insge- samt alle 18 beziehungsweise 25 LWS vorhanden. Theoretisch kommen die Änderungen allerdings einer Kürzung gleich, auch wenn dies praktisch bisher in der Regel noch nicht ins Gewicht fiel, da in diesem Schuljahr alle LWS bedarfsgerecht verteilt werden konnten. 3 vgl. https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP16/Drucksachen/1000/16_1931_D.pdf [Stand 09.05.2018] 4 http://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration-bildung/vkl_vabo/vkl/leitfaden-stundentafeln/stundentafeln/vorbklsttafelv_bw.pdf [Stand 27.09.2018] 5 http://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration-bildung/vkl_vabo/vkl/leitfaden-stundentafeln/stundentafeln/vorbklsttafelv_bw.pdf [Stand 27.09.2018] https://www.landtag-bw.de/files/live/sites/LTBW/files/dokumente/WP16/Drucksachen/1000/16_1931_D.pdf http://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration-bildung/vkl_vabo/vkl/leitfaden-stundentafeln/stundentafeln/vorbklsttafelv_bw.pdf http://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration-bildung/vkl_vabo/vkl/leitfaden-stundentafeln/stundentafeln/vorbklsttafelv_bw.pdf Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 15 2.2. Ergebnisse der Befragungen Zur Einschätzung der aktuellen Situation an den VKL-Klassen wurden im Frühsommer 2018 an die Schul- leitungen Fragebögen verteilt und einzelne Gespräche geführt. Schulanmeldung und Verteilung Bei der Handhabung der Schulanmeldung und Verteilung der Schülerinnen und Schüler hat sich im Ver- gleich zum Vorjahr nichts geändert. In der Regel sprechen die neuzugewanderten Eltern persönlich, meist in Begleitung einer dolmetschenden Person direkt an der Schule vor, um ihr Kind anzumelden. Zuvor er- halten sie vom Einwohnermeldeamt eine Liste mit den einzelnen Schulen und Schulbezirken. Laut Aussa- gen der befragten Schulleitungen verlaufen die Anmeldung und die Verteilung der VKL-Schülerinnen und Schüler noch immer sehr gut und problemlos. Die Schulleitungen nehmen die Anmeldung der potentiellen VKL-Schülerinnen und -Schüler vor Ort an der jeweiligen Schule vor. Je nach Bedarf findet eine Rückspra- che mit den Schulleitungen aus benachbarten VKL-Standorten statt, und es gelingt gegebenenfalls eine Umverteilung. Der Klassenteiler liegt weiterhin bei 24 Schülerinnen und Schülern pro VKL-Klasse. Bildungsvoraussetzungen Die Bildungsvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler sind in allen VKL-Klassen nach wie vor sehr heterogen. Sie reichen von keiner vorschulischen und schulischen Vorbildung über kurzzeitige, rudimentä- re Schulbesuche, bis hin zu durchgängigen Schulbesuchen. Rahmenbedingungen, Unterrichtsinhalte und Fluktuation Die Verweildauer in einer VKL-Klasse beträgt wie auch im Vorjahr maximal zwei Jahre. Es kann aber auch schon nach wenigen Wochen oder Monaten in eine Regelklasse gewechselt werden. Das hängt vom Lern- und Entwicklungsstand des einzelnen Kindes ab. Normalerweise haben die Schülerinnen und Schüler der VKL-Klassen bereits von Anfang an in den Fächern Kunst, Musik und Sport mit den Regelklassen gemein- samen Unterricht. Den VKL-Grundschulklassen steht insgesamt (inklusive Zusatzbereich) ein Kontingent von 18 Lehrerwo- chenstunden zur Verfügung, den VKL-Werkrealschulklassen insgesamt ein Kontingent von 25 Lehrerwo- chenstunden. Teilweise wird die Entlastungsstunde zur organisatorischen Planung für die VKL-Klasse von der Schulleitung auf die VKL-Lehrkraft übertragen. Die Fächer Sport, Musik und Bildende Kunst werden in der Regel gemeinsam mit den Regelklassen durch- geführt. Bei allen Fächern steht die Sprachförderung im Mittelpunkt. Die VKL-Klassen stellen einen gleichwertigen Teil der Schulgemeinschaft dar und nehmen an allen gemeinsamen schulinternen und klassenübergreifenden Aktivitäten teil. Eine Fluktuation in den VKL-Klassen fand im Schuljahr 2017/2018 kaum statt. Schulwechsel sind sehr selten der Fall, zum Beispiel bei Wegzug aus Karlsruhe in eine andere Stadt. Vereinzelt ziehen Familien auch zurück in ihre Heimatländer. Die Tendenz besteht jedoch generell darin, dass mehr Schülerinnen und Schüler in die VKL-Klassen hinzukommen als weggehen. Interne Koordination und Schulsozialarbeit An jeder Schule gibt es, wie bereits im Vorjahr, mindestens eine Ansprechperson bezüglich der VKL- Klasse(n). Dies sind in der Regel die Schulleitung und gegebenenfalls zusätzlich eine erfahrene VKL- Lehrkraft. Das Unterstützungsangebot der Schulsozialarbeit steht den VKL-Klassen in gleichem Maße wie auch den Regelklassen zur Verfügung. Integration in Regelklassen Die Handhabung der Integration der VKL-Schülerinnen und Schüler in die Regelklassen der Grundschule ist an den meisten Schulen identisch und verläuft wie bereits im Schuljahr zuvor. Ein Wechsel in die Regel- klasse ist unterjährig möglich. Bevor eine Schülerin oder ein Schüler in die Regelklasse wechselt, wird dies 16 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte in einer Gesamtlehrerkonferenz besprochen. Neben dem Sprachniveau spielen das Sozial- und Arbeitsver- halten eine gleichwertige Rolle. Beide Lehrkräfte, die ehemalige VKL-Lehrkraft und die neue Klassenlehrkraft, sind und bleiben in ständi- gem Austausch. Es findet eine einjährige Integration mit Begleitungs- und Unterstützungsmaßnahmen, je nach Schule durch die Deutschförderung des Internationalen Bunds (IB) oder das Programm BiZuKi des Vereins für Jugendhilfe, in der Regelklasse statt. Eine Leistungsbewertung im Fach Deutsch kann ausge- setzt werden, beziehungsweise wird in der Regel nicht bewertet. Weitere Vorgehensweisen an einzelnen Schulen:  Vollintegration mit zusätzlicher Deutschförderung:  Schülerinnen und Schüler sind von Anfang an in den Regelunterricht integriert, das heißt in den Fä- chern Mathematik, Musik, Bildende Kunst und Sport. Während des Deutschunterrichts findet für die VKL-Schülerinnen und Schüler parallel in einem extra dafür vorgesehenen VKL-Klassenraum eine spe- zifische Deutschförderung in nach Niveaustufen eingeteilten Kleingruppen statt.  Keine Teilintegration wegen zu großer Regelklasse:  Eine Teilintegration ist aufgrund der Klassengröße der Regelklassen nicht möglich. Das heißt, es fehlt an Räumlichkeiten zur Differenzierung. Die Integration der VKL-Schülerinnen und Schüler in die Re- gelklassen findet nach einem Jahr statt.  Keine Teilintegration aus inhaltlich-konzeptionellen Gründen:  An einer Schule verbleiben die Schülerinnen und Schüler der VKL-Klasse der Klassenstufen 2 bis 4 bis zu einer möglichen kompletten Integration in ihrer VKL-Klasse. Neue VKL-Erstklässlerinnen und Erst- klässler werden jedoch von Anfang an voll in die Regelklasse integriert. Stundenweise findet dann zu- sätzliche Sprachförderung statt. Hier findet explizit keine Teilintegration statt, da es als schwierig an- gesehen wird, eine Klassengemeinschaft für einige Stunden in neuer Konstellation zu formieren, vor allem in den musisch-künstlerischen Fächern. Diese Fächer erfordern eine hohe Kohärenz des Klassen- verbands und einen kontinuierlichen Aufbau und Erhalt einer soliden Klassen- beziehungsweise Gruppengemeinschaft. Nach etwa einem Jahr und drei Monaten - spätestens nach zwei Jahren - in einer VKL-Klasse findet hier der Wechsel in die Regelklasse statt. 3. Externe Kooperationen Alle VKL-Klassen und die Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule kooperieren, wie auch im Vorjahr, mit dem Dolmetscher-Pool des Internationalen Bunds (IB). Die VKL-Klassen an den Grundschulen kooperieren zudem mit dem Projekt Bildungsberatung des IB. Der Dolmetscher-Pool stellt den Schulen auf Anfrage beispielsweise für Elterngespräche ehrenamtlich tätige Dolmetscherinnen und Dolmetscher kos- tenfrei zur Verfügung. Zu den Angeboten des Projekts Bildungsberatung im Fachbereich Integration und Bildung des IB gehört die Deutschförderung in Kleingruppen an verschiedenen Grundschulen im Stadtge- biet. Ebenfalls nach wie vor in Anspruch genommen werden die Elterninformationskurse, die durch den IB eingerichtet werden. Die Elterninformationskurse werden durch das Landesprogramm STÄRKE gefördert6. An den weiterführenden Schulen findet die Elternberatung durch das Projekt Quereinsteiger des IB statt. Sie beinhaltet die gleichen Punkte wie die Bildungsberatung an den Grundschulen, ist jedoch inhaltlich am Sekundarbereich ausgerichtet. Die Deutschförderung an den weiterführenden Schulen wird durch das Projekt Quereinsteiger des IB abgedeckt. Die Bildungsangebote des IB (Elterninformationskurse und Bildungsberatung für junge Migranten und deren Eltern) können durch eine Einzelberatung der Eltern ergänzt werden. Dabei geht es um Themen, die für Neuzugewanderte von besonderem Interesse sind. Dazu gehört etwa der Übergang in die Regelklasse, der Übergang nach der Grundschule auf eine weiterführende Schule, eine für das Kind geeignete Schul- 6 vgl. https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/soziales/familie/eltern-und-familienbildung/landesprogramm-staerke/ [Stand 12.09.2018] https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/soziales/familie/eltern-und-familienbildung/landesprogramm-staerke/ Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 17 form, Deutschförderung und weitere Fördermöglichkeiten, Integration durch Freizeitangebote, Ferienbe- treuung, aber auch Fragen nach Arbeit, Ausbildung, Deutschkursen und Wohnraum. In spezifischeren Fällen kann mittels eines Clearings auf entsprechende Regeldienste und Beratungsstellen verwiesen wer- den, bei Bedarf können die Eltern auch bis an die jeweiligen Stellen begleitet werden. Die Bildungsbera- tung des IB bietet den Eltern somit ein niederschwelliges und vertrauliches Mentoring an und ist somit ein wesentlicher Bestandteil im Netzwerk von Unterstützungsangeboten für neuzugewanderte Eltern und deren Kinder in Karlsruhe. Im Folgenden werden Beispiele guter Kooperationspraxis seitens des Internationalen Bunds (IB), BiZuKi und des Ferienprogramms KLEVER des Stadtjugendausschuss e.V. mit den Schulen geschildert. 3.1. Deutschförderung des IB in den Vorbereitungsklassen für Grundschulkinder Sehr geschätzt von den Schulleitungen und VKL-Lehrkräften ist die den Unterricht unterstützende Deutschförderung des IB. Somit können die Schülerinnen und Schüler parallel in Kleingruppen eingeteilt und es kann eine spezifische, je nach Lernniveau angepasste Sprachförderung, im Unterricht ermöglicht werden. 3.2. Elterninformationskurse (IB) Die Elterninformationskurse des IB an den Schulen werden von den Eltern gerne in Anspruch genommen. Es werden beispielsweise Hilfs- und Unterstützungsangebote besprochen oder das Schulsystem erklärt. Auch die verschiedenen Schulformen und die Übergangsmöglichkeiten werden besprochen. Ebenso wird über Betreuungsmöglichkeiten im Freizeitbereich, über Ferienangebote, über (Betreuungs-)Angebote an den Schulen, aber auch über außerschulische Bildungsangebote für die Eltern (zum Beispiel Integrations- kurse) informiert. Zudem geben die Elterninformationskurse Auskunft über soziale Hilfen, verschiedenste Unterstützungsangebote und Beratungseinrichtungen sowie über den Karlsruher Kinderpass, Bildung und Teilhabe (BuT) und über die Rolle der Schulsozialarbeit. Regelmäßig finden auch Besuche zum Beispiel in die Kinder- und Jugendbibliothek Karlsruhe oder das Internationale Begegnungszentrum (IBZ) statt. Das Thema Mehrsprachigkeit spielt eine wichtige Rolle, und Dolmetscherinnen und Dolmetscher aus dem Dolmetscherpool des IB sind während der Kurse unterstützend tätig und informieren in den Sprachen der Eltern. Die Elterninformationskurse werden durch das Landesprogramm STÄRKE gefördert. 3.3. Bildungsberatung (IB) an Grundschulen Die „Bildungsberatung für junge Migranten und deren Eltern“ des IB findet ebenfalls großen Zuspruch. Hier werden die Eltern unter anderem darüber beraten, welche Schule für ihr Kind geeignet ist. In der Beratung werden dabei sowohl Wohnortnähe als auch Erreichbarkeit miteinbezogen. Es kommt auch vor, dass bei den Schulen angerufen und nachgefragt wird, ob freie Schulplätze zur Verfügung stehen. Zur Bildungsberatung gehört es zudem, die Eltern bei spezifischem Beratungsbedarf weiter an die jeweiligen Beratungsstellen und Institutionen zu vermitteln. Hierfür werden Dolmetscher aus dem Dolmetscher-Pool des IB in der entsprechenden Sprache zur Verfügung gestellt. 3.4. Hausaufgabenbetreuung für Grundschulkinder mit Sprachförderbedarf (IB) Die Hausaufgabenbetreuung Grundschule des IB in Kooperation mit dem Förderverein für Kinder- und Jugendarbeit e.V. und dem Bürgerverein Waldstadt e.V. richtet sich an Kinder mit Migrationshintergrund und an deutsche Kinder mit Sprachförderbedarf. Das Angebot ist kostenfrei und findet an acht Schulen statt, darunter an drei Schulen mit VKL-Klassen. Gefördert wird das Projekt durch die Stadt Karlsruhe. 3.5. Elternberatung (IB ) an weiterführenden Schulen Die Elternberatung des IB für die Sekundarstufe 1 an weiterführenden Schulen ist das Äquivalent zur Bil- dungsberatung des IB an Grundschulen. Auch hier werden die Eltern unter anderem hinsichtlich der für 18 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte ihr Kind geeigneten Schule beraten. Bei speziellem Beratungsbedarf werden die Eltern an die entspre- chenden Einrichtungen und Beratungsstellen weitervermittelt. Auch hierfür werden Dolmetscher des Dol- metscher-Pools kostenlos bereitgestellt. 3.6. Förderung junger Quereinsteiger ins Bildungssystem (IB) Das Projekt richtet sich an Schülerinnen und Schüler aller Schulformen, die als Quereinsteiger ab Klassen- stufe sechs ins deutsche Bildungssystem aufgenommen werden. Der Unterricht findet in Kleingruppen auf Deutsch an teilnehmenden Kooperationsschulen statt und ist kostenlos. 3.7. BiZuKi (Verein für Jugendhilfe Karlsruhe e.V.) Das Projekt BiZuKi - Bildungschancen und Zukunft für Kinder - bietet an sieben Grundschulen der Stadt Karlsruhe eine zusätzliche Deutschförderung an. Hauptziel ist die unterrichtsergänzende Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache. Somit ist für die Schülerinnen und Schüler nach dem Besuch einer VKL-Klasse über BiZuKi eine nahtlose Anschlussförderung in den Regelklassen möglich. 3.8. Ferienprojekt KLEVER – Ferienbetreuung für Kinder aus Karlsruher Vorbereitungsklassen Der Karlsruher Lernverbund KLEVER des Stadtjugendausschuss e.V. Karlsruhe organisiert seit 2003 schul- und wohnortnahe Ferienprojekte für Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren. Zudem plant und koordiniert KLEVER flexible, verbindliche Betreuungsangebote an Grundschulen und weiterführenden Schulen: die sogenannte Lern – und Spielbegleitung. KLEVER schult dabei sowohl die Betreuerinnen und Betreuer, als auch die Jugendbegleiterinnen und Jugendbegleiter und unterstützt diese bei der Durchführung und Or- ganisation ihrer Aufgaben. Anlässlich der in diesem Jahr in Karlsruhe stattfindenden Europäischen Kulturtage lautet das Motto 2018: „Wir sind Europa – grenzenlos und miteinander. Mit KLEVER Europa entdecken“. Thematisch und spiele- risch wird gemeinsam mit den Kindern eine Entdeckungsreise durch verschiedene Länder, Kulturen und die Geschichte Europas unternommen. Auch das Thema „Kinderrechte“ wird in diesem Zusammenhang in den Fokus gerückt werden7. In diesem Schuljahr sollte vor allem Kindern aus den Vorbereitungsklassen der Karlsruher Grundschulen die Möglichkeit gegeben werden, an den Sommerferienprojekten teilzunehmen. Dadurch erfuhr das Mot- to nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch seine Bestimmung. Das Konzept der VKL-Klassen wird durch das gemeinsame ungezwungene außerschulische Zusammensein mit deutschsprachigen Kindern gleichen Alters untermauert und eine Integration kann schneller und intensiver stattfinden. Dank finanzieller Unterstützung durch die Pfeiffer & May – Stiftung Karlsruhe konnte das Ferienprojekt KLEVER dieses Jahr für und mit Kindern aus den Karlsruher Grundschulvorbereitungsklassen an den drei Standorten Durlach, Bergwald und Hagsfeld mit insgesamt 15 Kindern verschiedener Nationalitäten er- folgreich realisiert werden. Im Schuljahr 2018/2019 soll das Ferienprojekt KLEVER wieder gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus den VKL-Klassen fortgeführt werden. 7 vgl. https://www.klever-ka.de/ [Stand 29.08.2018] https://www.klever-ka.de/ Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 19 4. Verbesserungswürdige Praxis und Empfehlungen Hinsichtlich der verbesserungswürdigen Praxis im Schuljahr 2017/2018 ergaben sich nach Rücksprachen mit Schulleitungen und Lehrkräften folgende Bedarfe, die zum Teil bereits im letzten Schuljahr bestanden: 4.1. Vorbereitungsklassen und Ganztag Derzeit gibt es einige Schülerinnen und Schüler aus VKL-Klassen, die an ihrer Schule am Ganztageszug teil- nehmen. Dies ist allerdings nur dann möglich, solange sie keine neue Gruppe auslösen, sprich solange auf- grund ihrer Teilnahme keine zusätzlichen Lehrerstunden für den Ganztag bewilligt werden müssen. Hinter- grund ist, dass VKL-Klassen aufgrund ihrer Stundenanzahl, die jeweils am Vormittag abgehalten wird, nicht für den Ganztag konzipiert sind. Wünschenswert wäre es, wenn VKL-Schülerinnen und Schüler an Ganz- tagsschulen nach den gleichen Bedingungen am Ganztag teilnehmen könnten wie Schülerinnen und Schüler der Regelklassen. Viele Eltern möchten ihr Kind anmelden, es sind jedoch keine freien Plätze mehr vorhan- den, ohne dass eine neue Gruppe ausgelöst würde. Somit haben die Eltern momentan häufig keine Chance, ihr Kind für die Ganztagesbetreuung anzumelden, obwohl ein großer Bedarf hierfür besteht. Empfehlung: Eine Öffnung der VKL-Klassen für den Ganztag ist wünschenswert, da gerade durch das Zusammensein mit deutschsprachigen Kindern ein wichtiger Beitrag zum Lernerfolg und zu einer erfolgreichen Integrati- on der Schülerinnen und Schüler geleistet werden könnte. 4.2. Schulwahl bei neuzugewanderten Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I Im Kontext der im Schuljahr 2018/2019 für den Bereich der VKL-Klassen neu hinzukommenden Schulpro- file der Gemeinschaftsschule, der Realschule und des Gymnasiums stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien die neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe 1 auf die VKL-Klassen der unterschiedlichen weiterführenden Schularten verteilt werden. Vorerst sollen für die Auswahl und Vertei- lung der Schülerinnen und Schüler Kriterien wie Wohnort, Analphabeten und unbegleitete minderjährige Ausländerinnen und Ausländer (UMA) herangezogen werden, unberücksichtigt bleibt bisher der allgemei- ne Bildungs- und Leistungsstand der Schülerinnen und Schüler. Empfehlung: Im Hinblick auf die neu entstehende Sekundarstufen I – Landschaft im Schuljahr 2018/2019 der VKL- Klassen wäre ein transparentes Verteilungssystem sinnvoll, das die Schülerinnen und Schüler anhand ihrer Kompetenzen der jeweiligen Schulart zuordnet. Eine Verteilung auf die unterschiedlichen Schulformen sollte auf Grundlage eines Testverfahrens und individueller Beratung erfolgen. 4.3. Schulische Übergänge – mehr sprachsensibler Unterricht in Regelklassen weiterführender Schulen Die Übergänge von den Grundschulen an die weiterführenden Schulen verlaufen weiterhin sehr unter- schiedlich. Während viele Schülerinnen und Schüler nicht über das Sprachniveau A2 verfügen wenn sie aus der VKL-Grundschulklasse in eine VKL-Werkrealschulklasse kommen, besuchen andere bereits nach ein paar Monaten in der VKL-Werkrealschulklasse ein Gymnasium. Nach erfolgreichem Abschluss der VKL-Werkrealschulklasse besteht die Möglichkeit des Übergangs in eine Realschule, auf ein Gymnasium, auf eine Gemeinschaftsschule oder in eine berufsvorbereitende VAB-R- Klasse einer beruflichen Schule. Der Übergang in die Regelklasse, gerade bei Schulen, die zu einem höhe- ren Bildungsabschluss führen, bedeutet jedoch eine Herausforderung. Die Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen erhalten mehrheitlich sogenannte Übergabeprotokolle zum Lern- und Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler. Es findet jedoch keine Nacherhebung 20 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte mehr zum Verlauf an der weiterführenden Schule statt. Es gibt keine Daten darüber, wie viele VKL- Grundschülerinnen und -schüler auf welche Schulart wechseln. Oftmals gehen ehemalige VKL- Grundschülerinnen und -schüler nach der Integration in die Regelklasse in die schulbezirkseigene Grund- schule zurück, Übergänge an eine weiterführende Schulen nur sehr schwer festgestellt werden können. Empfehlung: Beim Übergang auf weiterführende Schulen ist ein flächendeckender sprachsensibler Unterricht in den Regelklassen notwendig. Dieser sollte auch in der Lehreraus-, fort- und -weiterbildung berücksichtigt wer- den. Sprachförderkonzepte an weiterführenden Schulen sollten für mindestens ein Jahr in den Regelklas- sen als sprachliche Unterstützung zur Verfügung stehen. Mit solchen Unterstützungsmaßnahmen könnte der Einstieg in die Realschule, in die Gemeinschaftsschule oder auf das Gymnasium erleichtert und den Schülerinnen und Schülern perspektivisch ein realistisch qualifizierter Schulabschluss ermöglicht werden. Abbildung 8: Umgang mit Heterogenität - sprachsensibler Unterricht Quelle: Rena Thormann „Umgang mit Heterogenität in Vorbereitungsklassen/Willkommensklassen“. Januar 2017 4.4. Wochenstundenkontingent in VKL-Grundschulen Von allen befragten VKL-Lehrkräften kam die Rückmeldung, dass 18 Schulstunden pro Woche für den VKL-Unterricht nicht ausreichend sind. So bedienen sich die meisten VKL-Lehrkräfte mit ein bis zwei Stun- den aus dem allgemeinen Kontingent des erweiterten Ergänzungsbereichs (Förderunterricht), so dass 19- 20 Stunden Unterricht pro Woche möglich sind, die eigentlich von vorne herein notwendig wären. Ange- sichts der reduzierten Stundenkontingente seit dem Schuljahr 2017/2018, kommt dieser Aspekt beson- ders zum Tragen. Erfreulicherweise wird im Schuljahr 2018/2019 eine Erweiterung der Stundentafel für die Grundschul-VKL-Klassen auf 20 LWS erfolgen. Empfehlung: Da die Deutschförderung ein wesentlicher Bestandteil für den Bildungserfolg der neuzugewanderten Schülerinnen und Schüler ist, ist es wichtig, dass neu zugewanderte Grundschulkinder möglichst früh und umfassend mit der deutschen Sprache vertraut gemacht werden. Aus diesem Grund sollte die kommunale Sprachförderung im Grundschulbereich in vollem Umfang weitergeführt und durch ehrenamtliche Ange- bote wie Lesepaten der Freiwilligenagentur der Stadt Karlsruhe oder des „Inner Wheel Club Karlsruhe“ ergänzt werden. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 21 5. Fazit Den VKL-Klassen standen auch im Schuljahr 2017/2018 nach Rückmeldungen unterschiedlicher Schullei- tungen weiterhin ausreichend Angebote außerschulischer Kooperationspartner zur Verfügung. Dazu ge- hört auch der Dolmetscher-Pool des IB sowie die interkulturellen Elterntreffs (auch Elterncafés genannt) - gefördert durch die Stadt Karlsruhe. In den Bereichen der differenzierten Deutsch- beziehungsweise der durchgängigen Sprachförderung jedoch werden weiterhin zusätzliche Bedarfe gesehen. Die Ablaufstrukturen und Gestaltungsprozesse der VKL-Klassen an den Grund- und Werkrealschulen ha- ben sich im Vergleich zum letzten Schuljahr nicht verändert. Unabhängig von ihren individuellen Bildungsvoraussetzungen verfügen alle VKL-Schülerinnen und Schüler nach wie vor über eine sehr große Motivation, enorme Wissbegierde und eine hohe Lernbereitschaft, die mit den entsprechenden Unterstützungsmöglichkeiten im sprachlichen Bereich, zum Beispiel durch die Etablierung eines durchgängigen sprachsensiblen Unterrichts, auch in den Regelklassen aufrechterhalten werden kann. Abschließend lässt sich im Hinblick darauf, dass es sich bei den jetzigen insgesamt acht VKL- Werkrealschulklassen der Schillerschule um auslaufende Klassen handelt festhalten, dass es dringend notwendig und sinnvoll ist, neue VKL-Klassen an den übrigen Werkrealschulen, Realschulen, Gemein- schaftsschulen und Gymnasien und einzurichten und zu etablieren. Mit acht VKL-Werkrealschulklassen (inklusive ausgelagerte Klasse am Otto-Hahn-Gymnasium und zwei Klassen an der LEA Felsschule) ist die Schillerschule im Bereich der Werkrealschulen aktuell der größte Standort. Zum Schuljahr 2018/2019 wird sich die bestehende Konzeption im Sekundarbereich I ändern, da die Werkrealschule der Schillerschule ausgelaufen ist. Für die Verteilung der VKL-Klassen in der Sekundarstufe I hat das Staatliche Schulamt eine neue Konzeption erstellt. Die Sekundarstufe I der Schillerschule wird auf insgesamt sechs Standorte ver- teilt, wobei an zwei Standorten erstmals eine VKL-Klasse eingerichtet ist: an die Ernst-Reuter- Gemeinschaftsschule (neu), die Pestalozzischule, die Gutenbergschule, die Werner-von Siemens-Schule, das Otto-Hahn-Gymnasium und auf die Friedrich-Realschule (neu). Damit sind mit dem Schuljahr 2018/2019 VKL-Klassen in allen Schulformen vertreten. Die beiden ausgelagerten Sekundarklassen in der LEA Felsstraße (Felsschule) verbleiben weiterhin in der Schillerschule. Im Schuljahr 2018/2019 sollen zudem sogenannte Interkulturelle Elternmentoren in den allgemeinbilden- den Schulen mit VKL-Klassen etabliert werden. Dies bedeutet, dass Eltern mit Migrationshintergrund den neuzugewanderten Eltern, die ihre Kinder neu an einer der allgemeinbildenden Schulen mit VKL-Klassen anmelden, unterstützend mit Rat und Tat zur Seite stehen werden8. 8 vgl. https://www.elternstiftung.de/index.php?id=interkulturelle_mentoren0 [Stand 29.08.2018] https://www.elternstiftung.de/index.php?id=interkulturelle_mentoren0 22 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte B: Berufliche Schulen 1. Statistische Daten 1.1. Eingangsklassen während der Inobhutnahme Unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA)9 haben in Karlsruhe die Möglichkeit, unmittelbar nach ihrer Inobhutnahme eine Schule zu besuchen, bis das Clearing-Verfahren und damit auch die Entscheidung über ihren weiteren Verbleib abgeschlossen ist. Die Jugendlichen besuchen in dieser Zeit eine sogenannte Eingangs- oder Willkommensklasse, in der sie übergangsweise unterrichtet werden. Geht die Zuständig- keit auf einen anderen Stadt- oder Landkreis über, muss der Transfer innerhalb von vier Wochen erfolgt sein. Ist dies organisatorisch oder aus anderen Gründen nicht möglich, bleibt die Stadt Karlsruhe weiterhin zuständig. Verbleibt ein UMA dauerhaft in Karlsruhe, erfolgt der Wechsel in eine reguläre VABO-Klasse. Eingangsklassen gibt es an der Elisabeth-Selbert-Schule, die seit 2010 eine Kooperationsklasse mit der Heimstiftung Karlsruhe unterhält sowie seit dem Schuljahr 2014/15 auch am Parzival-Schulzentrum, wo in Obhut genommene Jugendliche aus anderen Einrichtungen unterrichtet werden. Abbildung 9: Vorläufige Inobhutnahmen unbegleiteter minderjähriger Ausländer und Ausländerinnen in Karlsruhe Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2015 und 2016). Für das Jahr 2017 Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugendbehörde Im Vergleich zum Höchststand im Jahr 2015 ist die Zahl der vorübergehenden Inobhutnahmen in den nachfolgenden Jahren deutlich zurückgegangen. Im Jahr 2016 betrug die Zahl 730, im Jahr 2017 waren es nur noch 355 UMA (siehe Abbildung 9). Für das Jahr 2018 zeichnet sich nochmals ein Rückgang ab. Bis Mitte September wurden 188 unbegleitete ausländische Minderjährige vorläufig in Obhut genommen.10 Entsprechend gesunken ist die Zahl der unbegleiteten Minderjährigen in den Eingangsklassen. Starke Schwankungen in der Klassengröße, wie sie noch im Schuljahr 2016/2017 zu verzeichnen waren, traten im Schuljahr 2017/2018 nicht mehr auf.11 9 Diese und weitere im Text verwendete Abkürzungen sind im Abkürzungsverzeichnis am Ende des Berichts hinterlegt. 10 Quelle: Sozial- und Jugendbehörde der Stadt Karlsruhe, Stand 14.09.2018. 11 Die Eingangsklasse der Elisabeth-Selbert-Schule ist in der amtlichen Schulstatistik mit erfasst. Die Eingangsklasse der Parzivalschule nicht. Hier bewegten sich die Schülerzahlen über das Schuljahr 2017/2018 hinweg im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Bereich. 982 730 355 0 200 400 600 800 1000 1200 2015 2016 2017 Vorläufige Inobhutnahmen unbegleiteter minderjähriger Ausländer und Ausländerinnen in Karlsruhe Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 23 1.2. VABO-Klassen Zugewanderte Jugendliche, die der Berufsschulpflicht (16-18 Jahre) unterliegen, werden in Baden- Württemberg in speziellen Vorbereitungsklassen, sogenannten VABO-Klassen, unterrichtet.12 Ziel ist das Erlernen der deutschen Sprache und daran anschließend die Integration in weiterführende Bildungs- oder Ausbildungsgänge. Die VABO-Klassen enden mit einer Sprachprüfung, die je nach Stand auf A2- oder B1- Niveau des europäischen Referenzrahmens abgelegt werden kann. Im Schuljahr 2017/2018 gab es in Karlsruhe an öffentlichen Berufsschulen nach der amtlichen Schulstatistik sechs VABO- Klassen an vier Schulen mit insgesamt 89 Schülerinnen und Schülern. Hinzu kommt eine VABO-Klasse am privaten Parzi- val-Schulzentrum mit 12 Schülerinnen und Schülern (siehe Tabelle 6)13 Tabelle 6: VABO-Klassen an Beruflichen Schulen in Karlsruhe im Schuljahr 2017/2018 Name Schulart Klassen Schülerinnen/Schüler Carl-Hofer-Schule Gewerbliche Schule 1 16 Gewerbeschule Durlach Gewerbliche Schule 2 34 Elisabeth-Selbert-Schule Hauswirtschaftliche Schule 214 22 Walter-Eucken-Schule Kaufmännische Schule 1 13 Parzival Schulzentrum Private Berufsfachschule 1 12 Gesamt 7 101 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Für die unterjährig neu hinzukommenden Schülerinnen und Schüler, die nicht mehr auf die bestehenden Klassen verteilt werden konnten, wurde zum Schulhalbjahr im Februar 2018 an der Walter-Eucken-Schule eine zusätzliche Klasse eingerichtet, so dass sich die Zahl der VABO-Klassen auf insgesamt acht erhöhte. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der VABO-Schülerinnen und Schüler um mehr als die Hälfte verringert. Die Zahl der Klassen reduzierte sich von 16 Klassen an zehn Schulen im Schuljahr 2016/2017 auf sieben beziehungsweise acht Klassen an fünf Schulen im Schuljahr 2017/2018. Die sechs Hauptherkunftsländer im VABO sind zwar die gleichen geblieben. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus Afghanistan hat sich aber im Vergleich zum Vorjahr drastisch reduziert. Deutlich zurückge- gangen ist auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus Gambia und Syrien. Kaum verändert haben sich die Werte bei den neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern aus den Herkunftsländern Eritrea, Somalia und Rumänien (siehe Abbildung 10). 12 Die Abkürzung VABO bedeutet Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf Ohne Sprachkenntnisse. 13 Erhebungszeitpunkt für die Parzival-Schule: 19. Dezember 2017. 14 Inklusive eine Eingangsklasse – siehe Kapitel A1.1. Eingangsklassen (Inobhutnahme). 24 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Abbildung 10: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern im VABO Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Auch die regionale Zusammensetzung hat sich verändert. Bildeten im Schuljahr 2016/2017 Schülerinnen und Schüler aus dem nahen und mittleren Osten mit Abstand die größte Gruppe, so waren es 2017/2018 Schülerinnen und Schüler aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara mit einem Anteil von rund 45 Prozent. Numerisch fast gleich geblieben ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Durch den Rückgang der Gesamtzahl konnte sich aber ihr Anteil von sechs Pro- zent im Vorjahr auf 14 Prozent im Schuljahr 2017/2018 erhöhen. Rückläufig war auch die Zahl neuzuge- wanderter Schülerinnen und Schüler aus südosteuropäischen Staaten, die nicht Mitglied der europäischen Union sind (siehe Abbildung 11). Abbildung 11: Herkunftsregionen der VABO- Schülerinnen und Schüler Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 69 35 18 16 16 8 15 11 8 15 14 9 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Afghanistan Gambia Syrien Eritrea Somalia Rumänien Hauptherkunftsländer der Schülerinnen und Schüler im VABO VABO 16/17 VABO 17/18 232 106 83 15 19 3 6 101 32 45 14 2 4 4 0 50 100 150 200 250 Herkuntsregionen der Schülerinnen und Schüler im VABO 2016/17 2017/18 Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 25 Die VABO-Klassen bestanden zu überwiegenden Teilen aus männlichen Schülern; ihr Anteil lag bei rund 85 Prozent. Von den insgesamt 16 weiblichen Schülerinnen kamen acht aus Afrika und fünf aus EU- Mitgliedsstaaten. Mit Ausnahme der Schülerinnen aus südosteuropäischen Ländern, deren Zahl sich von sechs im Vorjahr auf eine Schülerin im Schuljahr 2017/2018 verringert hat, sind bei den Schülerinnen keine wesentlichen Veränderungen festzustellen. (siehe Abbildung 12). Abbildung 12: Herkunftsregionen der Schülerinnen im VABO Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Der Anteil der minderjährigen oder ehemals minderjährigen unbegleiteten Ausländer im VABO kann auf Grundlage der erhobenen Daten nicht exakt ermittelt werden. Nach einer Auszählung der hauptsächli- chen Fluchtländer und -regionen liegt der Anteil der Geflüchteten unter den Schülerinnen und Schülern im VABO bei rund 75 Prozent. 1.3. Ausländische Schülerinnen und Schüler in VAB-Regelklassen Sobald ausreichende Sprachkenntnisse vorliegen (Referenzniveau A2 oder höher) können ausländische berufsschulpflichtige Schülerinnen und Schüler das Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf im Regelzug (VABR) besuchen. Ziel im VABR ist es, Ausbildungsreife zu erlangen und gegebenenfalls einen dem Haupt- schulabschluss gleichwertigen Schulabschluss zu erreichen. Im Unterschied zum VABO, wo der Erwerb der deutschen Sprache im Vordergrund steht, besuchen das VABR auch Schülerinnen und Schüler, die in Deutschland geboren sind oder als ausländische Staatsbürger schon längere Zeit hier leben. Bei der Aus- wertung der Statistik muss deswegen berücksichtigt werden, dass es sich nicht bei allen ausländischen Schülerinnen und Schülern im VABR notwendigerweise auch um Neuzugewanderte mit geringen Deutschkenntnissen handelt. Neben den regulären Klassen (VABR) gibt es auch Kooperationsklassen mit Förderschulen für Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und sonderpädagogischem Förderbedarf (VAB-KF). Neuzugewanderte besuchen das VABR, sofern keine Lernbeeinträchtigung vorliegt. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ausländi- scher Herkunft wird jedoch statistisch für beide Formen gemeinsam erhoben. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl ausländischer Schülerinnen und Schüler im VAB deutlich er- höht, die Zahl der deutschen Schülerinnen und Schüler ist im gleichen Zeitraum zurückgegangen (siehe Tabelle 7) 8 5 2 1 Herkunftsregionen der Schülerinnen im VABO (N=16) Afrika (Subsahara) EU Naher und mittlerer Osten Südosteuropa 26 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Tabelle 7: Schülerinnen und Schüler im VABR (öffentliche Berufsschulen und Parzival-Schule) Schuljahr VAB und VABKF gesamt davon ausländisch in Prozent 2016/2017 301 170 56 Prozent 2017/2018 335 226 67 Prozent Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Die Beschulung von Neuzugewanderten im VABR ist je nach Schule unterschiedlich geregelt. Teilweise werden für diese Gruppe eigene Klassen gebildet, teilweise werden sie in gemischten Klassen unterrichtet. Tabelle 4 gibt eine Übersicht, wie viele ausländische Schülerinnen und Schüler zum Erhebungszeitpunkt an den Karlsruher VABR-Standorten unterrichtet wurden. Tabelle 8: Ausländische Schülerinnen und Schüler in VABR- und VAB-KF-Klassen im Schuljahr 2017/2018 Name Schulart Schülerinnen/ Schüler Klassen VABR Klassen VAB-KF Carl-Benz-Schule Gewerbliche Schule 15 1 0 Carl-Hofer-Schule Gewerbliche Schule 83 5 1 Elisabeth-Selbert-Schule Hauswirtschaftliche Schule 69 4 1 Gewerbeschule Durlach Gewerbliche Schule 36 2 3 Parzival Schulzentrum Private Berufsfachschule 23 1 0 Gesamt 226 13 5 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Eine Besonderheit bildet die Carl-Benz-Schule. Hier wurde in Kooperation mit EnBW eine VABR-Klasse für Geflüchtete eingerichtet, die im Rahmen von Betriebspraktika als Kandidatinnen und Kandidaten für eine technische Ausbildung bei EnBW ausgewählt wurden.15 Diese Schüler haben drei Tage pro Woche Unter- richt in der Carl-Benz-Schule und sind an zwei Tagen im Betrieb. Dort werden sie teils von Fachlehrern der Carl-Benz-Schule, teils durch betriebliche Ausbilder unterrichtet. Wegen des speziellen Auswahlverfahrens wurden dieser Klasse keine regulären VABR-Schülerinnen und Schüler zugeteilt. Betrachtet man die Hauptherkunftsländer, fällt auf, dass der Anstieg vor allem auf Schülerinnen und Schü- ler aus Afghanistan und Syrien zurückzuführen ist. Schülerinnen und Schüler aus afrikanischen Ländern kommen vor allem aus Gambia, Eritrea und Somalia. Rumänien ist unter den Herkunftsländern der EU am stärksten vertreten (siehe Abbildung 13). 15 In dieser Klasse befinden sich im Schuljahr 2017/2018 ausschließlich männliche Jugendliche und junge Erwachsene. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 27 Abbildung 13: Hauptherkunftsländer ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr ist hauptsächlich auf die größere Zahl der Schülerinnen und Schü- ler aus dem Nahen und Mittleren Osten zurückzuführen (siehe Abbildung 14). Auch Schülerinnen und Schüler aus Südosteuropa und Nordafrika haben zahlenmäßig zugenommen. Bei den übrigen Herkunfts- regionen gibt es nur geringfügige Veränderungen. Abbildung 14: Herkunftsregionen ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Auch wenn sich die Zahl der weiblichen Schüler im VABR mit 43 (Vorjahr 36) erhöht hat, so ist doch ihr Anteil von 22 Prozent im Vorjahr auf 19 Prozent im Schuljahr 2017/2018 leicht zurückgegangen. Die Zusammensetzung der weiblichen Schülerschaft unterscheidet sich deutlich von der der männlichen. Schülerinnen aus europäischen Staaten bilden hier die Mehrheit, gefolgt von Schülerinnen aus Afrika. Schülerinnen aus den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens sind unterproportional vertreten (siehe Abbildung 15). Abbildung 15: Schülerinnen im VABR nach Herkunftsregionen 28 20 15 10 9 49 29 15 13 11 0 10 20 30 40 50 60 Afghanistan Syrien Gambia Rumänien Irak Hauptherkunftsländer ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR VABR 2016/17 VABR 2017/18 69 49 29 11 0 8 104 45 35 22 7 13 0 20 40 60 80 100 120 Herkunftsregionen ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR VABR 2016/17 VABR 2017/18 28 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Auch im VABR lässt sich anhand der erhobenen Daten der Anteil der Geflüchteten nicht genau beziffern. Auf Grundlage einer Analyse der Herkunftsländer kann man davon ausgehen, dass es sich im Schuljahr 2017/2018 bei circa 55 Prozent der ausländischen VABR-Schülerinnen und Schüler um Geflüchtete han- delt. Der Prozentsatz liegt damit deutlich niedriger als im VABO. 1.4. Ausländische Schülerinnen und Schüler in der Ausbildungsvorbereitung Dual Die Ausbildungsvorbereitung Dual (AVdual) ist ein berufsvorbereitender Bildungsgang, der im Rahmen der Modellregion Übergang Schule-Beruf in Karlsruhe an zwei beruflichen Schulen erprobt wird. AVdual ist gekennzeichnet durch einen hohen Praxisanteil in kooperierenden Betrieben und durch eine engmaschige sozialpädagogische Begleitung. Zum Schuljahr 2017/2018 wurde der Bildungsgang erstmals für junge Neuzugewanderte geöffnet. Auch hier lässt sich anhand der Schulstatistik nur der Anteil ausländischer Schülerinnen und Schüler feststel- len, nicht aber, wer neu zugewandert ist und wer schon länger in Deutschland lebt. Im Schuljahr 2017/2018 wurden an der Carl-Hofer-Schule und an der Gewerbeschule Durlach insgesamt drei AVdual Klassen ange- boten (siehe Tabelle 9). Im Unterschied zum VABR werden Neuzugewanderte in der AVdual immer integra- tiv, das heißt, gemeinsam mit den deutschsprachigen Schülerinnen und Schülern, unterrichtet. Tabelle 9: Ausländische Schülerinnen und Schüler in der AVdual Name Schulart Gesamt davon ausländisch Anteil Carl-Hofer-Schule Gewerbliche Schule 21 15 71% Gewerbeschule Durlach Gewerbliche Schule 63 29 46% Gesamt 84 44 52% Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Im Vergleich zum VABR ist hier der Anteil der Schülerinnen und Schüler aus europäischen Staaten (EU und Südosteuropa) höher (insgesamt 41 zu 25 Prozent im VABR), der Anteil der Schülerinnen und Schüler aus dem nahen und mittleren Osten hingegen niedriger (34 zu 46 Prozent im VABR). Der Anteil der afrikani- schen Schülerinnen und Schüler ist mit 20 Prozent in beiden Bildungsgängen gleich (siehe Abbildung 16). EU 15 Südosteuropa 8 Afrika (Subsahara) 8 Naher und mittlerer Osten 6 Sonstige 6 Schülerinnen im VAB nach Herkunftsregionen (N=43) Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 29 Abbildung 16: Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler in der AVdual Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Der Anteil der ausländischen Frauen und Mädchen liegt in der AVdual bei 27 Prozent. Von den insgesamt 12 weiblichen Schülerinnen kommen zwei Drittel aus europäischen Staaten. 2. Situation an den VABO- und VABR-Standorten in Karlsruhe 2.1. Anmeldung und Klassensituation Die Anzahl der VABO-Klassen hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 16 auf acht Klassen verringert. Die im Laufe des Jahres 2016 neu eingerichteten VABO-Standorte wurden mit Ausnahme der Walter-Eucken- Schule nicht weitergeführt. Die VABO-Klassen befinden sich nun wieder mehrheitlich an den Standorten, an denen bereits vor 2016 Vorbereitungsklassen bestanden. Die Zuständigkeit für die Anmeldung und Verteilung neuer VABO- und VABR-Schülerinnen und -Schüler lag bei der geschäftsführenden Schulleitung. Durch eine Neustrukturierung des Anmeldeverfahrens konn- te in Bezug auf minderjährige unbegleitete Ausländerinnen und Ausländer die Informationsweitergabe zwischen Wohngruppen, Beschulung während der vorläufigen Inobhutnahme und Beschulung im VABO verbessert werden. Die Verteilung der VABO-Schülerinnen und Schüler erfolgte jedoch weiterhin nur nach dem Kriterium freier Kapazitäten. Eine vorgelagerte Sprachstandserhebung oder eine Differenzierung der verschiedenen VABO-Klassen nach Niveaustufen fand nicht statt. Für Schülerinnen und Schüler mit Alpha- betisierungsbedarf gab es auch im Schuljahr 2017/2018 keine spezielle Förderung. Zum Erhebungszeitpunkt der Schulstatistik (Oktober 2017) lag die durchschnittliche Klassengröße im VA- BO bei rund 15 Schülerinnen und Schülern. Der Klassenteiler liegt im VABO und im VABR bei 18 Schüle- rinnen und Schülern. Wegen der unterjährigen Zugänge wurde zum Schulhalbjahr im Februar 2018 eine zusätzliche Klasse an der Walter-Eucken-Schule eingerichtet. Den neu hinzukommenden Jugendlichen konnten Schulplätze in der Regel ohne längere Wartezeiten vermittelt werden, so dass die zur Verfügung stehenden Plätze zwar knapp aber ausreichend bemessen waren. Die Engpässe, die im vorherigen Schuljahr im VABO-Bereich entstanden, haben sich im Schuljahr 2017/2018 in das VABR verlagert. Zum Schuljahresbeginn wurden vom Regierungspräsidium Karlsruhe zwölf reguläre VAB- Klassen und fünf VAB-Klassen in Kooperation mit Förderschulen eingerichtet. Im Vergleich zum Vorjahr sind dies drei VAB-Regelklassen weniger und eine VAB-Förderklasse mehr. Die knappe Kalkulation im VABR hatte zur Folge, dass im November 2017 60 berufsschulpflichtige Jugendliche in Karlsruhe nicht mit einem Schulplatz versorgt werden konnten. Kurzfristige Abhilfe wurde Ende 2017 dadurch geschaffen, dass der Klassenteiler in Afrika (Subsahara); 9 Naher und Mittlerer Osten; 15 EU-Staaten; 12 Südosteuropa; 6 Sonstige; 2 Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler in der AVdual (N=44) 30 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte den VABR-Klassen vorübergehend von 18 auf 21 angehoben wurde. Erst zum Halbjahr im Februar 2018 konn- te die Warteliste vollständig abgearbeitet werden, indem eine weitere VABR-Klasse an der Elisabeth-Selbert Schule eingerichtet wurde.16 Von den Lehrkräften wurde die Situation im VABR als sehr angespannt beschrie- ben. Der Unterricht in Klassen, die teilweise bis über den Klassenteiler gefüllt waren, ermöglichte keine indivi- duelle Förderung der Schülerinnen und Schüler. Durch die sehr dünne Personaldecke konnten Teilungsstunden nicht realisiert und Unterrichtsausfälle durch Krankheit oder Schwangerschaft kaum kompensiert werden. 2.2. Unterricht im VABO und VABR Die Rahmenbedingungen für den Unterricht im VABO und VABR haben sich im Vergleich zum Vorjahr nicht verändert. Auch wenn die gesunkene Zahl der Inobhutnahmen von UMA zu einer Entspannung der Situation im VABO geführt hat, blieb die Unterversorgung der VABO-Schülerinnen und Schüler durch die im Schuljahr 2016/2017 umgesetzte Reduzierung der Stundentafel von 32 auf 20 Wochenstunden auch im Berichtszeitraum bestehen. In Karlsruhe hat sich deswegen auf gemeinsame Initiative von Arbeitsförde- rungsbetrieben gGmbH und Internationalem Begegnungszentrum eine Arbeitsgemeinschaft gebildet, die für eine Wiedererhöhung der Stundenzahl im VABO eintrat. Ein entsprechender Brief an die Kultusminis- terin des Landes Baden-Württemberg wurde von OB Mentrup mit unterzeichnet.17 Im VABR entspricht die Stundentafel mit 30 Wochenstunden einer Vollzeitbeschulung. Allerdings wurden an den Karlsruher Berufsschulen die Klassen zum Schuljahr 2017/2018 nicht bedarfsgerecht eingerichtet (siehe Kapitel B 2.1). Vier weitere VABR-Klassen wären nötig gewesen, um im Herbst 2017 allen berufs- schulpflichtigen Jugendlichen einen Schulplatz im VABR anbieten zu können. An den meisten Schulen wurden für Neuzugewanderte eigene VABR-Klassen gebildet, die verstärkt in der deutschen Sprache unterrichtet wurden. Hinzu kamen allgemeinbildende Fächer die auf den Erwerb eines dem Hauptschulabschluss vergleichbaren Bildungsabschlusses vorbereiten. Das VAB kann grundsätzlich auch ohne Prüfung abgeschlossen werden. Ziel ist allerdings, den Jugendlichen den Erwerb eines aner- kannten Bildungsabschlusses zu ermöglichen. Dies erreichten von den 156 ausländischen Schulabgänge- rinnen und Schulabgängern zum Ende des Schuljahres 2016/2017 56 Prozent18 2.3. Bedingungen an den unterschiedlichen Schulstandorten Durch die Konzentration der VABO-Klassen auf die größtenteils „erfahrenen“ Schulstandorte haben sich die großen Unterschiede, die im Vorjahr in Bezug auf Erfahrung, Unterstützungs- und Kooperationsange- bote an den Schulen bestanden, im Schuljahr 2017/2018 deutlich reduziert. Eine Schieflage entstand im Schuljahr 2016/2017 auch dadurch, dass es nur an vier von elf VABO- Standorten Schulsozialarbeit gab. Um zumindest die finanzielle Benachteiligung dieser VABO-Klassen auszu- gleichen, wurden kurzfristig Mittel der Jugendgewaltprävention für gemeinschaftsstärkende Klassenaktivitä- ten zur Verfügung gestellt und durch die Bildungskoordination verwaltet. Dies wurde von mehreren Klassen für Ausflüge, gemeinsames Kochen oder für die Anschaffung von Übungsmaterialien verwendet. Im Schuljahr 2017/2018 haben mit Ausnahme der Walter-Eucken- und der Carl-Benz-Schule alle öffentli- chen VABO und VABR-Schulen Schulsozialarbeit mit jeweils 100 Prozent Stellenumfang. Die beiden Schu- len ohne Schulsozialarbeit hatten weiterhin die Möglichkeit, Mittel aus dem Budget der Jugendgewaltprä- vention zu beantragen. Die Walter-Eucken-Schule hat bereits 2015 einen Antrag auf Schulsozialarbeit gestellt. 16 Telefonische Auskunft Geschäftsführer der beruflichen Schulen vom 26.2.2018. 17 Zum Ende des Schuljahres 2017/2018 hat die Kultusministerin angekündigt, die Stundenzahl im VABO ab dem Schuljahr 2018/2019 um voraussichtlich zehn Schülerwochenstunden zu erhöhen und die bis 31.Juli.2018 befristeten zusätzlichen Stellen für die Beschulung zugewanderter Kinder und Jugendli- chen zu verlängern. Pressemitteilung des Kultusministerium Baden-Württemberg vom 23. Juli 2018. https://km- bw.de/,Lde/Startseite/Service/2018+07+23+Weiterentwicklung+Sprachfoerderung+fuer+gefluechtete+Kinder+und+Jugendliche/?LISTPAGE=344894 18 Quelle: Schulstatistik 2017. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 31 2.4. Voraussetzungen und Kenntnisstand der Schülerinnen und Schüler Die Bildungsvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler im VABO sind weiterhin heterogen. Sie wur- den im Bericht für das Schuljahr 2016/2017 ausführlich beschrieben. Durch das neu gestaltete Anmelde- verfahren können bildungsbezogene Informationen besser dokumentiert und weitergegeben werden als bisher. Spätestens mit dem Übergang vom VABO in das VABR werden nicht nur die Unterschiede in Sprachstand und Schriftlichkeit deutlich, sondern auch in der Allgemeinbildung. Insbesondere das Fach Mathematik bereitete vielen jungen Geflüchteten Schwierigkeiten. Durch die 2016/2017 erfolgte Neukonzeption des VABO mit starker Konzentration auf den Spracherwerb wurde der Nachhol- oder Förderbedarf in anderen allgemeinbildenden Bereichen häufig erst nach dem Übertritt in das VABR offenkundig. Dass die Jugendli- chen innerhalb eines Jahres die entsprechenden Kenntnisse erwerben und festigen, bedeutete für die Lehrkräfte und für die Jugendlichen eine große Herausforderung. Entsprechend hoch war der Bedarf an zusätzlicher Förderung und Nachhilfe, den Lehrkräfte, Wohngruppenbetreuerinnen und -betreuer und Ehrenamtliche übereinstimmend feststellten. Als eine Konsequenz aus diesem Befund konzentrierten sich die kommunal finanzierten Fördermaßnah- men in diesem Bereich nicht allein auf die Sprachförderung, sondern zunehmend auch auf das Fach Ma- thematik (siehe Kapitel B:2.1). Trotz des verstärkten Deutschunterrichts im VABO bestand bei vielen Jugendlichen im VABR Bedarf an zusätzlicher Sprachförderung. 2.5. Unterrichtsergänzende Förderung in den Schulen Zur Unterstützung des Deutschlernens konnten die beruflichen Schulen im Schuljahr 2017/2018 beim Regierungspräsidium zusätzliche Lehrerstunden für die Einrichtung von schulischen Sprachförderkursen beantragen. Diese Möglichkeit wurde an den Karlsruher VABO- und VABR-Standorten jedoch nur von der Walter-Eucken-Schule genutzt.19 Neuzugewanderte Schülerinnen und Schüler mit speziellen Förderbedar- fen wurden zum Teil auch über die sonderpädagogischen Dienste an den beruflichen Schulen unterstützt. Der größte Teil der unterrichtsergänzenden Sprachförderung an den beruflichen Schulen erfolgte im Be- richtszeitraum jedoch durch das Projekt SCHEFF (Schulergänzende Förderung für Flüchtlinge). Das vom Internationalen Bund durchgeführte Projekt wurde 2017 zunächst mit einjähriger Laufzeit ins Leben geru- fen. Eine Anschlussförderung über den Europäischen Sozialfonds (ESF) und durch die Stadt Karlsruhe wurde für das Jahr 2018 bewilligt. SCHEFF bietet an den teilnehmenden Schulen eine zusätzliche Förde- rung in Deutsch und Mathematik in Kleingruppen zu je vier Personen an. Die Gruppen werden zwei bis vier Schulstunden pro Woche unterrichtet. Im Schuljahr 2017/2018 wurden an der Elisabeth-Selbert-Schule, an der Carl-Hofer-Schule, an der Ge- werbeschule Durlach und an der Schillerschule (VKL Sekundarstufe 2) insgesamt zehn Kleingruppen in Deutsch und fünf Kleingruppen in Mathematik gefördert. Dass bei jungen Neuzugewanderten der Bedarf über die in den Schulen vorhandenen Förderangebote hinausging, zeigte die hohe Nachfrage bei den außerschulischen Angeboten (siehe Kapitel B:4.1). 19 Die Einrichtung zusätzlicher Sprachförderkurse scheiterte unter anderem daran, dass an den Schulen keine geeigneten Lehrkräfte zur Verfügung standen. 32 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 3. Sprachvermittlung und Sprachkompetenz im VABO und VABR 3.1. Erreichtes Sprachniveau nach dem VABO Das Förderkonzept des Kultusministeriums Baden-Württemberg sieht nach Beendigung des VABO eine Sprachprüfung vor, die angelehnt an Niveau A2 oder B1 des gemeinsamen europäischen Referenzrah- mens (GER) absolviert werden kann. Nach Auskunft des Kultusministeriums bestanden am Ende des Schuljahres 2016/2017 rund 55 Prozent der VABO-Schülerinnen und Schüler in Karlsruhe die Prüfungen auf Niveau A2 und rund 20 Prozent auf Niveau B1.20 Der Anteil derjenigen Schülerinnen und Schüler, die das Sprachniveau A2 oder höher bestanden haben, lag demnach bei rund 75 Prozent und damit höher als der landesweite Durchschnitt von 68 Prozent. Berücksichtigt werden muss bei der Interpretation dieses Ergebnisses aber zum Einen, dass fünf der insgesamt sechzehn VABO-Klassen des Schuljahres 2016/2017 unterjährig zwischen Februar und Juni 2016 eingerichtet wurden und damit in diesen Klassen deutlich länger als ein Schuljahr unterrichtet wurde. Zum anderen orientieren sich die von den Schulen durchge- führten Sprachprüfungen zwar am gemeinsamen europäischen Referenzrahmen (GER), mit der schuli- schen Abschlussprüfung wird jedoch kein international anerkanntes Sprachzertifikat im Sinne des GER erworben. 3.2. Sprachniveau nach Beendigung des VABR Im VABR gibt es weiterhin Deutschunterricht und Sprachförderung für Neuzugewanderte, eine spezielle Sprachprüfung wird jedoch bei Abschluss des VABR an Karlsruher Schulen nicht durchgeführt. Zwar kann nach Aussagen der Lehrkräfte davon ausgegangen werden, dass bei bestandenem Hauptschulabschluss im Fach Deutsch Sprachkenntnisse vergleichbar mit Niveau B1 vorliegen. Durch die fehlende Erhebung des Sprachstands und das Beenden der schulischen Laufbahn ohne ein allgemein anerkanntes Sprachzertifikat besteht jedoch faktisch keine Klarheit über die tatsächlich vorhandenen Sprachkompetenzen der Schulab- gängerinnen und Schulabgänger. Einstufungstests bei im Rahmen weiterführender Sprachkurse legen nahe, dass eine relevante Größe der VABR-Absolventinnen und –Absolventen das Sprachniveau B1 nicht erreicht hat (siehe hierzu Kapitel C:1.4). 3.3. Kein schulischer Weg zum Sprachniveau B2 Auch Deutschkenntnisse auf dem Sprachniveau B1 reichen nicht aus, um erfolgreich eine Ausbildung zu absolvieren. Das derzeitige Förderkonzept des Kultusministeriums für Flüchtlinge im Jugendalter, das den Bildungsweg VABO ►VABR ► Duale oder vollzeitschulische Ausbildung vorsieht, lässt offen, wie das für die Aufnahme einer Ausbildung empfohlene Sprachniveau B2 erreicht werden soll. Einen Weg, der zum Sprachniveau B2 führt, gibt es in den beruflichen Schulen derzeit nicht. Im Hinblick auf die Sprachförde- rung besteht somit eine strukturelle Lücke zwischen den berufsvorbereitenden Bildungsgängen VABR und AVdual und der Ausbildung, die auch durch die angekündigten Konzeptoptimierungen des Kultusministe- riums zum Schuljahr 2018/2019 nicht behoben wird (siehe Abbildung 17). 20 Schreiben der Kultusministerin Susanne Eisenmann an Bürgermeister Martin Lenz vom 18. Mai 2018. Für das Schuljahr 2017/2018 lagen zum Zeitpunkt der Berichterstellung keine Daten vor. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 33 Abbildung 17: Förderkonzept des Landes Baden-Württemberg für Berufliche Schulen Quelle: Eigene Darstellung 4. Außerschulische Angebote 4.1. Außerschulische Bildungs- und Beratungsangebote Die Broschüre „Bildungs- und Beratungsangebote für Neuzugewanderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“ des Schul- und Sportamts listet Angebote gegliedert nach Themen und Zielgruppen auf und wurde flächendeckend in den Schulen und bei relevanten außerschulischen Akteuren verteilt. Veranstal- tungen oder kurzfristig verfügbare Angebote werden zudem über einen E-Mail-Verteiler der Bildungsko- ordination für Neuzugewanderte an ein kontinuierlich wachsendes Netzwerk kommuniziert. Die Bildungs- koordination berät auch individuell zu Angeboten und Fördermöglichkeiten. Für junge Geflüchtete und Migranten gibt es in Karlsruhe eine große Bandbreite von außerschulischen Bildungs- und Beratungsangeboten. Besonders nachgefragt sind Angebote, die Unterstützung in der Schule, bei der Berufsorientierung und während der Ausbildung bieten. Die Patenschaftsprogramme Per- spektive now Plus (Internationales Begegnungszentrum) und Beo Coach (Beo Netzwerk) bieten individuelle Unterstützung für junge Migrantinnen und Migranten durch eine wachsende Zahl von Ehrenamtlichen. Auch Ferienprogramme sind geeignete Formate zur Vertiefung von Unterrichtsinhalten. In den Sommerfe- rien 2017 konnten dank einer Kooperation der Volkshochschule Karlsruhe mit dem Sozialen Dienst und dem Schul- und Sportamt vierwöchige Sommerferiensprachkurse an der Ludwig-Erhard-Schule angeboten werden, an denen rund 75 UMA und junge Volljährige aus Karlsruhe teilnahmen. Das erfolgreiche Format wurde 2018 weitergeführt. Zusätzlich wurden in den Osterferien 2018 erstmals schulergänzende und prüfungsvorbereitende Kurse in Mathematik für VABO- und VABR-Schülerinnen und Schüler angeboten. Auch diese Kurse wurden von der Volkshochschule Karlsruhe in Kooperation mit dem Schul- und Sportamt organisiert. B B B us ildung B Schulisches Förderkonzept Erreichtes Sprachniveau Erforderliches Sprachniveau 34 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 4.2. Außerschulische Bildungs- und Beratungsangebote Im außerschulischen Bereich haben sich verschiedene Angebote und Initiativen etabliert, die Integration fördern und Möglichkeiten der Begegnung schaffen. Neben den vielfältigen Angeboten des Internationa- len Begegnungszentrums gibt es speziell für geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene die Initiative Together Karlsruhe und den Projektraum Cola Taxi Okay am Kronenplatz mit regelmäßigen Aktivitäten und Veranstaltungen. Der Stadtjugendausschuss e.V. begreift die Integration von geflüchteten jungen Menschen als Teil seines Auftrags und setzt ihn mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten und Angeboten in seinen Einrichtungen um. Im Rahmen des Programms „Integration mit Sport“ organisiert das Schul- und Sportamt Angebote für Migrantinnen und Migranten und unterstützt Sportvereine bei der Integration von Neuzugewanderten. 5. Empfehlungen 5.1. Weiterführung der ergänzenden Förderung durch das Projekt SCHEFF Nach wie vor ist die Herausforderung im VABO und VABR, solide sprachliche allgemeinbildende Grundla- gen zu schaffen und damit die Schülerinnen und Schüler so nah wie möglich an das übergeordnete Ziel der Ausbildungsfähigkeit heranzuführen. Die vom Kultusministerium angekündigte Rücknahme der Stun- denkürzungen im VABO und der Ausbau der schulischen Sprachförderung für das Schuljahr 2018/2019 kann als Reaktion auf die hohe Zahl der abbruchgefährdeten Ausbildungsverhältnisse junger Geflüchteter interpretiert werden, die in den meisten Fällen auf unzureichende Deutschkenntnisse zurückzuführen sind. Es ist zu hoffen, dass sich im Schuljahr 2018/2019 durch eine positiv veränderte Unterrichtssituation im VA- BO mehr Freiräume für die ergänzende kommunale Sprachförderung im Programm SCHEFF ergeben. Dadurch könnte stärker als bisher auf die spezifischen Bedarfe der heterogenen Schülerschaft eingegangen werden. Für mehr Planungssicherheit und kontinuierliche Weiterentwicklung des erfolgreichen Formats wird empfohlen, die bisherige projektbasierte Finanzierung in eine regelhafte Förderung zu überführen. 5.2. Weiterentwicklung von Bildungsangeboten in den Schulferien Es ist davon auszugehen, dass im Schuljahr 2018/2019 weiterhin Bedarf an ergänzenden Bildungsangebo- ten in den Ferien besteht. Ob der Bedarf für diese Zielgruppe durch neu eingerichtete Fördermöglichkeiten des Landes Baden-Württemberg gedeckt werden kann oder ob zusätzliche kommunal verantwortete An- gebote notwendig sind, muss abgestimmt auf den aktuellen Bedarf beurteilt werden. 5.3. Passgenauere Förderung durch Dokumentation und Zertifizierung von Sprachkenntnissen Wie in Kapitel B:3.2 beschrieben, besteht derzeit bei Schulabgängerinnen und -abgängern aus dem VABR und AVdual wenig Klarheit über die vorhandenen Sprachkompetenzen. Eine differenzierte Erfassung und Dokumentation des Sprachstands würde am Übergang Schule-Beruf eine passgenauere Beratung ermögli- chen. Zu diesem Zweck könnte der bereits bei der Zielgruppe eingeführte Qualipass in einfacher Sprache konzeptionell weiterentwickelt werden. Die Möglichkeit, an der Schule eine zertifizierte Sprachprüfung abzulegen würde die Anschlussfähigkeit der Schulabgängerinnen und Schulabgänger an die Sprachför- dersysteme für Erwachsene verbessern. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 35 C: Übergänge in Ausbildung und Beruf 1. Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung 1.1. Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung ab dem VABO Die Berufsorientierung und Berufsvorbereitung beginnt im VABO und nimmt im VABR einen wichtigen Stellenwert ein. Neben der in der Stundentafel verankerten Bildungsberatung durch die Lehrkräfte stehen verschiedene Angebote und Programme der Agentur für Arbeit und von Beo Netzwerk zur Verfügung. Für die Vermittlung in Praktika spielen weiterhin Kontakte von Schulen, Wohngruppen und Ehrenamtlichen zu Betrieben eine große Rolle. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Jugendlichen spätestens nach dem VAB mindestens ein betriebliches Praktikum absolviert haben. Als neues Instrument am Übergang Schule-Beruf wurde Anfang 2018 der Qualipass in einfacher Sprache in Karlsruhe eingeführt. Das baden-württembergweit bewährte Instrument zur Erfassung und Dokumen- tation von berufsrelevanten Kompetenzen wurde speziell auf die Bedarfe junger Neuzugewanderter zuge- schnitten. Ausgabe des Qualipasses und flankierende Schulungsmaßnahmen erfolgen durch die Service- stelle Übergang Schule-Beruf im Stadtjugendausschuss e.V.. Maßnahmen wie die Landesprogramme „Pro Beruf“ und „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“ (Kümmerer) haben zum Ziel, geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene an verschie- dene Berufsfelder heranzuführen und berufsrelevante Kompetenzen systematisch zu erfassen. „Pro Beruf“ wurde in Karlsruhe im Berichtszeitraum durch die Handwerkskammer und den Internationalen Bund durchgeführt. Die Handwerksammer plant eine Verlängerung des Programmes bis Ende 2020.21 Das Lan- desprogramm „Integration durch Ausbildung – Perspektiven für Flüchtlinge“ (Kümmerer-Programm) wur- de bis Ende 2019 verlängert. Das Programm wird in Karlsruhe von den Arbeitsförderungsbetrieben gGmbH und von der Handwerkskammer umgesetzt. Das Angebot steht nur Geflüchteten mit einer siche- ren Bleibeperspektive zur Verfügung. 1.2. Ausbildungsvorbereitende Maßnahmen im Anschluss an VABO oder VABR Ein wichtiges Instrument zur systematischen Heranführung an die Berufsausbildung im Anschluss an VA- BO oder VABR ist die Einstiegsqualifizierung (EQ), die von der Agentur für Arbeit gefördert wird. Hierbei handelt es sich um ein betriebliches Langzeitpraktikum, das an zwei Tagen pro Woche durch Sprachunter- richt ergänzt wird und im Erfolgsfall in ein reguläres Ausbildungsverhältnis mündet. Ein begleitender Sprachkurs war bisher nur für Bewerber mit einer guten Bleibeperspektive oder einem erfolgreich abge- schlossenen Asylverfahren möglich. Ab dem Schuljahr 2018/2019 können auch Personengruppen, die bisher von der Förderung ausgenommen waren, im Rahmen des Landesprogramms „Chancen gestalten“ (VwV Deutsch für Flüchtlinge) Sprachförderung erhalten. Das Angebot wird durch die Stadt Karlsruhe kofinanziert. Anders als bei der sogenannten „Ausbildungsduldung“ sind abgelehnte Asylbewerber wäh- rend einer Einstiegsqualifizierung nicht vor etwaigen aufenthaltsbeendenden Maßnahmen geschützt. Zur Vorbereitung auf eine Ausbildung wurden im Sommer 2018 erstmals siebenwöchige Intensivsprach- kurse angeboten. Hauptzielgruppe waren Absolventinnen und Absolventen des VABR oder AVdual, die im September 2018 eine Ausbildung aufnehmen wollten. Die Maßnahme wurde im Rahmen des Landespro- gramms „Chancen gestalten“ (VwV Deutsch für Flüchtlinge) gefördert und vom Internationalen Bund durchgeführt. An dem Kurs mit Zielsprachniveau B1 nahmen acht Personen aus der Stadt Karlsruhe teil. 21 Im Rahmen von „Pro Beruf“ haben im Jahr 2017 38 Teilnehmende an der Bildungsakademie der Handwerkskammer das zweiwöchige Programm der vertieften Berufsorientierung erfolgreich durchlaufen. Für das Jahr 2018 stehen 80 Plätze zur Verfügung. Vgl. Pressemitteilung „Handwerk integriert Flücht- linge“ der Handwerkskammer Karlsruhe vom 19.12.2017 https://www.hwk-karlsruhe.de/artikel/handwerk-integriert-fluechtlinge-63,0,295.html https://www.hwk-karlsruhe.de/artikel/handwerk-integriert-fluechtlinge-63,0,295.html 36 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 1.3. Berufsorientierung und Ausbildung von Geflüchteten bei der Stadt Karlsruhe Auch die Stadt Karlsruhe bietet als Arbeitgeberin Möglichkeiten zur Berufsorientierung und zur Ausbil- dung von Geflüchteten. Sie beteiligt sich an Orientierungstagen von „Beo Vielfalt“, ermöglicht mehrtägi- ge Hospitationen in Ämtern und Dienststellen und bietet Orientierungspraktika für Schülerinnen und Schüler im VABO an. Bis Ende 2017 haben 16 Geflüchtete ein Praktikum bei der Stadt Karlsruhe absol- viert: Tabelle 10: Praktika von Geflüchteten bei der Stadt Karlsruhe. Amt Berufsbild Zahl Gartenbauamt Gärtner/in 7 Tiefbauamt Straßenbauer/in 5 Forstamt Forstwirt/in 3 Amt für Abfallwirtschaft KfZ-Mechatroniker/in 1 Stadt Karlsruhe, Personal- und Organisationsamt In Ausbildung befinden sich derzeit lediglich zwei Geflüchtete, beide im Tiefbauamt als Straßenbauer.22 Über das reguläre Auswahlverfahren im öffentlichen Dienst gelingt es Geflüchteten derzeit in der Regel noch nicht, sich erfolgreich auf Ausbildungsplätze zu bewerben. Das Personal- und Organisationsamt hat ein Konzept zur beruflichen Integration erstellt. Demnach sollen fünf zusätzliche Ausbildungsplätze für Geflüchtete geschaffen werden, die durch verschiedene Maßnahmen vorbereitet und während der Aus- bildung unterstützt werden sollen. Berufsvorbereitende Maßnahmen wie Kennenlerntage und Praktika sind ab 2019 geplant, eine Besetzung der Ausbildungsplätze soll ab September 2020 erfolgen. 1.4. Herausforderungen für die Sprachförderung am Übergang Schule – Beruf Mit Beendigung des VABR endet für viele junge Neuzugewanderte auch die Berufsschulpflicht. Mit Voll- endung des 18. Lebensjahres besteht nun grundsätzlich die Möglichkeit zur Teilnahme an berufsbezoge- nen Sprachkursen des Bundesministeriums für Migration und Flüchtlinge oder an anderen öffentlich ge- förderten Programmen, die Maßnahmen der beruflichen Integration mit Sprachförderung kombinieren. Der Übergang aus der schulischen Sprachförderung in die Sprachförderung für Erwachsene gestaltet sich jedoch holprig. Dafür gibt es mehrere Gründe:  Wie in Kapitel B:3 beschrieben, ist eine sprachliche Ausbildungsreife nach Beendigung des VABR in der Regel nicht gegeben. Zusätzlich erschwert das Fehlen anerkannter Sprachzertifikate bei Schulab- gängerinnen und Schulabgängern aus dem VABR die korrekte Einschätzung des vorhandenen Sprachniveaus und damit die Auswahl eines passenden weiterführenden Angebots. Das Sprachniveau muss daher zunächst durch einen Einstufungstest ermittelt werden. Die Erfahrungen beim Einsatz von standardisierten Einstufungstests zeigen, dass auch bei Abgängerinnen und Abgängern, die eine schulische B1-Prüfung absolviert haben, die ermittelten Kompetenzen zum Teil deutlich darunter lie- gen. Dies betrifft besonders den Bereich der Schriftlichkeit. Da in beiden Bereichen dieselbe Begriff- lichkeit nach dem GER verwendet wird, führt ein Testergebnis, das deutlich unter dem bisher ange- nommenen Niveau liegt, bei den jungen Erwachsenen häufig zu Enttäuschung und Frustration.  Während die Schulpflicht für alle neu zugewanderten Jugendlichen gleichermaßen gilt, gestalten sich mit Eintritt des Erwachsenenalters die Zugänge zu Sprachförderung und berufsvorbereitenden Maß- nahmen je nach Herkunftsland, Aufenthaltsstatus und Alter unterschiedlich. Es muss individuell ge- prüft werden, welcher weitere Bildungsweg nach formalen Kriterien, Sprachniveau und persönlicher Eignung in Frage kommt. 22 Quelle: Stellungnahme zum Antrag der GRÜNEN-Gemeinderatsfraktion, Vorlage 2017/0516 vom 26.09.2017. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 37  Für die Übergänge aus der schulischen Sprachförderung in die Berufs- und Ausbildungsvorbereitung gibt es bisher kein schlüssiges Konzept. Verschiedene Maßnahmen wurden Ende des Schuljahres 2017/2018 durch das Land Baden-Württemberg an dieser Schnittstelle erstmals eingeführt oder an- gekündigt. Sie weisen in die richtige Richtung, müssen sich allerdings in der Praxis noch bewähren und gegebenenfalls konzeptionell weiterentwickelt werden.  Die Rahmenbedingungen, die für die Sprachförderkurse der verschiedenen berufsvorbereitenden Programme gelten, sind nicht harmonisiert. Insbesondere ist es in der berufsbezogenen Sprachförde- rung bisher nicht möglich, Teilnehmende von BAMF-geförderten Kursen gemeinsam mit Teilnehmen- den aus Förderprogrammen in anderer Zuständigkeit zu unterrichten. Für die Sprachkursanbieter be- deutet dies, dass für unterschiedliche Programme jeweils eigene Sprachkurse angeboten werden müs- sen. Eine wirtschaftlich tragbare Auslastung ist bei geringer Teilnehmerzahl mitunter nicht möglich, so dass Kurse nicht zustande kommen oder nicht niveaudifferenziert angeboten werden können. 2. Aufnahme einer Ausbildung 2.1. Aufenthaltsrechtliche Voraussetzungen Die Möglichkeit zur Aufnahme einer Ausbildung ist abhängig vom Aufenthaltsstatus. Dies ist vor allem für geflüchtete Jugendliche und junge Erwachsene von Bedeutung. Nach Eintritt der Volljährigkeit ergeben sich je nach Herkunftsland und persönlicher Situation unterschiedliche Perspektiven, abhängig davon, ob die Asylentscheidung ein Bleiberecht oder eine Pflicht zur Ausreise nach sich zieht. Seit der Novellierung des Integrationsgesetzes im August 2016 wird Geflüchteten mit abgelehntem Asyl- antrag die Möglichkeit eingeräumt, zum Zweck der Ausbildung eine Aufenthaltserlaubnis für die Dauer der Ausbildung zu bekommen (die sogenannte Ausbildungsduldung). Im Anschluss besteht bei Erfüllung der geforderten Voraussetzungen Anspruch auf die Erteilung einer Beschäftigungserlaubnis, die zunächst auf zwei Jahre befristet ist (§60a Absatz 2 Satz 4ff. AufenthG). Der Anspruch auf Ausbildungsduldung besteht derzeit (Stand Juli 2018) für alle staatlich anerkannten oder vergleichbar geregelten Ausbildungsberufe mit einer Regelausbildungsdauer von mindestens zwei Jahren. Die Ausbildung kann im dualen System oder vollzeitschulisch erfolgen. Ein Anspruch auf Erteilung einer Ausbildungsduldung besteht derzeit nicht für einjährige Helferausbildun- gen wie beispielsweise in der Kranken- oder Altenpflege und auch nicht für berufsvorbereitende Maß- nahmen wie die Einstiegsqualifizierung. Die Ausbildungsduldung soll ausbildungswilligen Betrieben in Bezug auf ihre Auszubildenden die notwen- dige Rechtssicherheit bieten. Für Geflüchtete ohne Aufenthaltstitel ist die Ausbildungsduldung momentan eine der wenigen Möglichkeiten, über den Weg der erfolgreichen Qualifizierung und beruflichen Integra- tion ein dauerhaftes Bleiberecht zu bekommen. In der Stadt Karlsruhe wurden seit Einführung der Regelung bis Anfang 2018 insgesamt 23 Ausbildungs- duldungen erteilt. Ausbildungsduldungen wurden von der Ausländerbehörde nicht erteilt bei „mangeln- der Mitwirkung, zumeist bei fehlenden Bemühungen bei der Passbeschaffung, unklarer Identität oder bei Vorliegen von Straftaten“.23 Für einen Großteil der in Karlsruhe lebenden jungen Geflüchteten haben die Bestimmungen des Aufent- haltsgesetzes weitreichende Bedeutung für die anstehenden Entscheidungen bezüglich ihres Bildungs- und Berufswegs: Eine Befragung der Jugendhilfeträger über die in Karlsruhe lebenden unbegleiteten min- derjährigen Ausländer und jungen Volljährigen ergab, dass im Frühjahr 2018 von 166 erfassten Personen 23 Stellungnahme zur Gemeinderatsanfrage „Umsetzung der Bleiberechtsregelung für geduldete Menschen in Karlsruhe“, Vorlage Nr. 2018/00013, 20.02.2018. 38 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte weniger als ein Viertel über einen gesicherten Aufenthaltsstatus verfügte (siehe Abbildung 18). Über die Hälfte hatte zum damaligen Zeitpunkt einen ungeklärten Status, also in der Regel ein noch nicht abge- schlossenes Asylverfahren. Insgesamt 28 Ausbildungsduldungen wurden in den befragten Einrichtungen seit Inkrafttreten des neuen Integrationsgesetzes im August 2016 beantragt. Davon wurden 21 bewilligt. Dies entspricht einer Quote von 75 Prozent. Abbildung 18: Aufenthaltsstatus von UMA und jungen Volljährigen in Karlsruher Jugendhilfeeinrichtungen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der Jugendhilfeträger 2018 2.2. Sprachkenntnisse und Bildungsabschlüsse Um die Anforderungen einer dualen Ausbildung sprachlich zu meistern, werden für Auszubildende nicht- deutscher Muttersprache Sprachkenntnisse auf Niveau B2 des europäischen Referenzrahmens empfohlen. Formale Voraussetzung ist dies jedoch nicht. Auch ein anerkannter Schulabschluss wird zur Aufnahme einer Ausbildung nicht vorausgesetzt. Die Suche und Auswahl geeigneter Auszubildender liegt allein im Ermessen der ausbildenden Betriebe. Die Aussichten, einen Ausbildungsberuf erfolgreich abzuschließen, sind jedoch schlecht, wenn die Voraus- setzungen für eine erfolgreiche Teilnahme am Berufsschulunterricht wegen mangelnder Sprachkenntnisse oder Lücken in der Grundbildung nicht gegeben sind (siehe Teil B, Kapitel 2.1). Wegen dieser oftmals schwierigen Voraussetzungen werden inzwischen auch Ausbildungsgänge mit inte- grierter Sprachförderung angeboten, die auf die spezielle Situation von Neuzugewanderten zugeschnitten sind. An der Elisabeth-Selbert-Schule ist im Rahmen des landesweiten Projekts „oikos - Ausbildungsoffen- sive Hauswirtschaft“ zum Schuljahr 2017/2018 eine Modellklasse mit 16 Auszubildenden im Bereich Hauswirtschaft gestartet. Der ansonsten dreijährige Ausbildungsgang wird hier um ein Jahr verlängert und um Sprachförderung bis zum Zielsprachniveau B2 ergänzt. Für Menschen mit geringer schulischer Vorbildung oder schlechten Bildungsvoraussetzungen kommt auch eine Ausbildung nach §66 BBiG /§42m HwO in Frage. Die theoriereduzierte Fachpraktiker- oder Fachwer- kerausbildung ist konzipiert für Menschen mit besonderem Förderbedarf.24 In Karlsruhe werden Fachprak- tikerausbildungen in verschiedenen Bereichen betrieblich oder überbetrieblich angeboten. Aufbauend auf die Fachwerker-Ausbildung kann ein regulärer Ausbildungsabschluss erworben werden. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Leistungen der Jugendhilfe beziehen, ist es in Einzelfällen möglich, den besonderen erzieherischen Bedarf über eine externe Ausbildung durch die Jugendhilfe zu decken (Anbieter sind beispielsweise die Hardtstiftung oder das St. Augustinusheim in Ettlingen). In die- 24 Fachwerker- oder Fachpraktiker sind theoriereduzierte Ausbildungen für Menschen mit besonderem Förderbedarf nach §66 BBiG /§42m HwO. Die Ausbildungen dauern in der Regel drei Jahre und orientieren sich an den anerkannten Ausbildungsberufen im jeweiligen Bereich. Sie sind als duale Ausbil- dung im Handwerk oder in Betrieben der beruflichen Rehabilitation möglich. Der Förderbedarf wird durch die Agentur für Arbeit festgestellt. Der Erwerb eines anerkannten Ausbildungsabschlusses im Anschluss daran ist möglich. 90 40 21 15 Status ungeklärt Aufenthaltserlaubnis Ausbildungsduldung Duldung oder Ausreisepflicht 0 20 40 60 80 100 Aufenthaltsstatus von UMA und jungen Volljährigen in Karlsruher Jugendhilfeeinrichtungen Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 39 sem Jahr werden circa 20 junge Menschen durch diese besondere Hilfeform unterstützt, und ihnen wird darüber eine Ausbildung ermöglicht.25 Der größte Teil der neuzugewanderten Auszubildenden absolviert aktuell jedoch reguläre Ausbildungs- gänge. Unterrichtskonzepte und Unterstützungsstrukturen für diese Zielgruppe sind dort in den meisten Fällen noch nicht aufgebaut. 2.3. Übergänge in Ausbildung bei jungen Geflüchteten in der Jugendhilfe Die Mehrzahl der in Karlsruhe lebenden jungen Neuzugewanderten sind junge Geflüchtete, die als unbe- gleitete Minderjährige in Obhut genommen wurden und in Jugendhilfeeinrichtungen untergebracht sind. Der Großteil ist inzwischen volljährig, aber weiterhin in der Jugendhilfe. Eine Befragung der Jugendhilfe- träger, die im Frühjahr 2018 durch die Bildungskoordination für Neuzugewanderte durchgeführt wurde, liefert Aufschluss über die Bildungswege der dort betreuten jungen Geflüchteten. Über 90 Prozent der jungen Geflüchteten in den befragten Jugendhilfeeinrichtungen besuchten im Befragungszeitraum eine berufliche Schule. Sie verteilen sich wie folgt auf die verschiedenen Bildungs- und Ausbildungsgänge: Abbildung 19: UMA und junge Volljährige aus Karlsruher Jugendhilfeeinrichtungen an beruflichen Schulen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der Jugendhilfeträger 2018 Der Großteil der jungen Geflüchteten war zum Zeitpunkt der Befragung noch im schulischen Übergangs- bereich. 39 der minderjährigen und jungen volljährige Geflüchteten machten eine duale oder vollzeitschu- lische Ausbildung. Nach Branchen gegliedert, bestehen fast zwei Drittel der Ausbildungsverhältnisse im Bereich Handwerk und Bau. Besonders häufig wurde die Ausbildung zum Maler und Lackierer gewählt. Die Bereiche Handel und Dienstleistungen sowie der Gesundheitsbereich sind in etwa gleich stark mit sieben beziehungsweise sechs Auszubildenden. Hier ist der Beruf Altenpflege am stärksten vertreten. Auch Berufe in der Gastro- nomie wie Restaurantfachmann oder Koch (hier dem Handwerk zugeordnet) wurden gewählt (siehe Ab- bildung 20). 25 Quelle: Sozial- und Jugendbehörde der Stadt Karlsruhe (Stand: 18. September 2018) 32 79 6 35 4 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 VABO VAB oder AVDual 2BFS oder Berufskolleg Duale Ausbildung Schulische Ausbildung UMA und junge Volljährige aus Karlsruher Jugendhilfeeinrichtungen an beruflichen Schulen (N=166) 40 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Abbildung 20: Auszubildende UMA und junge Volljährige nach Branchen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der Jugendhilfeträger 2018 Die überwiegende Mehrheit der Auszubildenden (87 Prozent) macht eine reguläre Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Die einjährige Ausbildung zum Altenpflegehelfer wurde von einer Person gewählt. Vier Personen aus den befragten Einrichtungen machen eine theoriereduzierte Ausbildung zum Fachwerker- oder Fachpraktiker (siehe Kapitel B:2.2). Zwei Drittel der Auszubildenden aus den Jugendhilfeeinrichtungen bekamen zusätzlichen Unterstützungs- oder Förderunterricht durch die Berufsschule, die Agentur für Arbeit, den Betrieb oder in Form von privat organisierter Nachhilfe. Lediglich eine Person hatte trotz gefährdetem Ausbildungserfolg zum Zeitpunkt der Befragung keine passende Förderung oder Unterstützung (siehe Abbildung 21). Abbildung 21: Unterstützung in der Ausbildung Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der Jugendhilfeträger 2018 Zum Befragungszeitpunkt im Frühjahr 2018 hatten vier der ausländischen Jugendlichen und jungen Er- wachsenen, die seit Januar 2016 in den befragten Einrichtungen lebten, eine Ausbildung erfolgreich ab- solviert. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei – wegen des knappen Zeitraums – um Ausbildungs- gänge handelt, die in weniger als drei Jahren abgeschlossen werden können. Im gleichen Zeitraum haben in den befragten Einrichtungen elf ausländische Jugendliche und junge Erwachsene ihre Ausbildung vor- zeitig abgebrochen. Die Aufnahme einer Ausbildung fällt für viele junge Geflüchtete mit dem Prozess der Verselbständigung zusammen, mit dem die Beendigung der Jugendhilfe vorbereitet wird. Dabei ist besondere Achtsamkeit in der Abstimmung von Jugendhilfe, Schulen und Ausbildungsbetrieben gefragt, um in den schwierigen Übergangsphasen die persönliche Entwicklung und das begonnene Ausbildungsverhältnis nicht zu desta- bilisieren. Eine Risikogruppe stellen diejenigen dar, für die sich zum Zeitpunkt der Beendigung der Jugendhilfe noch kein Weg in Ausbildung oder Beschäftigung aufgetan hat. Je nach Aufenthaltsstatus bleibt diesen jungen Geflüchteten der Weg in weitere qualifizierende Maßnahmen, Sprachförderung oder in eine Erwerbstä- 24 7 6 2 Auszubildene UMA und junge Volljährige nach Branchen (N=39) Handwerk und Bau Handel und Dienstleistungen Gesundheits- und Sozialwesen 39 26 1 0 10 20 30 40 50 Azubis insgesamt ...bekommen Unterstützung …Bedarf an Unterstützung Unterstützung in der Ausbildung Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 41 tigkeit versperrt. An diesem Punkt setzt das Programm „Geht was?!“ an, das durch die Arbeitsförde- rungsbetriebe gGmbH und den Verein für Jugendhilfe e.V. umgesetzt wird. Es bietet begleitende Bera- tung und Unterstützung für junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren aus dem Stadtgebiet Karlsruhe, die aktuell keinen Zugang zu Regelsystemen der Bildung, Ausbildung, Maßnahmen der Arbeitsförderung oder Arbeit finden. Unklar ist aber derzeit, welche Perspektiven sich für eine wachsende Gruppe junger Geflüchteter, die geduldet und mitunter auch mit einem Beschäftigungsverbot belegt sind, in Karlsruhe ergeben können. 3. Zur Situation an den beruflichen Schulen 3.1. Ausländische Schülerinnen und Schüler in der dualen Ausbildung Von den insgesamt 12.025 Schülerinnen und Schülern, die an Karlsruher Berufsschulen eine teilzeitschuli- sche (duale) Ausbildung machen, besitzen 1.473 eine ausländische Staatsbürgerschaft (siehe Abbildung 22). Dies entspricht einem Anteil von 12%. Aus den Vorjahren wissen wir, dass es sich dabei überwiegend um Auszubildenden aus dem europäischen Ausland handelt (82 Prozent im Schuljahr 2016/2017).26 Da- von hatten über die Hälfte einen türkischen oder italienischen Pass. 27 Auszubildende aus den Haupther- kunftsländern der neuen Zuwanderung spielten im Schuljahr 2016/2017 noch eine vergleichsweise gerin- ge Rolle. Es ist aber davon auszugehen, dass sich ihr Anteil im Schuljahr 2017/2018 erhöht hat und auch in den kommenden Jahren noch weiter steigen wird, weil sich viele der seit 2015 zugewanderten Jugend- lichen und jungen Erwachsenen noch im Übergangssystem befinden. Abbildung 22: Auszubildende im Dualen System nach Staatsbürgerschaft, Schuljahr 2017/2018 Statistisches Bundesamt | www.bildungsmonitoring.de 3.2. Sprachförderbedarf in der dualen Ausbildung Keine Rückschlüsse erlaubt die Auszählung der Schulstatistik nach Staatsbürgerschaft darüber, wie lange sich die Auszubildenden in Deutschland aufhalten, ob sie das hiesige Schulsystem durchlaufen haben und wie es um ihre Sprachkenntnisse bestellt ist. Informationen darüber konnten über eine Befragung der 26 Statistisches Bundesamt, Kommunale Bildungsdatenbank www.bildungsmonitoring.de. Für das Schuljahr 2017/2018 liegen derzeit (August 2018) noch keine Auszählungen nach Ländern vor. 27 Statistisches Bundesamt, Kommunale Bildungsdatenbank www.bildungsmonitoring.de Deutsch; 10.552 Ausländisch; 1.473 Auszubildende im Dualen System nach Staatsbürgerschaft, Schuljahr 2017/2018 42 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte zwölf öffentlichen beruflichen Schulen in Karlsruhe zum Sprachförderbedarf in der dualen Ausbildung gewonnen werden. Die Befragung wurde Anfang 2018 durch die Bildungskoordination für Neuzugewan- derte durchgeführt. Demnach sahen die Schulleitungen bei insgesamt 405 Auszubildenden den Ausbildungserfolg wegen mangelnder Sprachkenntnisse gefährdet (siehe Abbildung 23). Somit haben mehr als ein Viertel aller aus- ländischen Auszubildenden im Dualen System akuten Sprachförderbedarf. Abbildung 23: Auszubildende mit Sprachförderbedarf an beruflichen Schulen in Karlsruhe Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der beruflichen Schulen 2018 Die Zahl von Auszubildenden mit Sprachförderbedarf verteilt sich unterschiedlich auf die einzelnen Schu- len und Schularten. Besonders betroffen sind einige gewerbliche Schulen sowie die hauswirtschaftliche Elisabeth-Selbert-Schule (siehe Abbildung 24): In den dort angebotenen Ausbildungsgängen im Handwerk und in Hauswirtschafts- und Pflegeberufen werden besonders viele Neuzugewanderte ausgebildet. Abbildung 24: Auszubildende mit Sprachförderbedarf Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der beruflichen Schulen 2018 Der Förderbedarf bezieht sich nach Einschätzung der Lehrkräfte vor allem auf den Bereich der Schriftlich- keit und der Fachsprache (siehe Abbildung 25). Die Kompetenzen in diesen Bereichen sind ausschlagge- 405 176 Auszubildende mit Sprachförderbedarf an beruflichen Schulen in Karlsruhe Auszubildende mit Sprachförderbedarf Davon aus der Stadt Karlsruhe 100 64 50 49 32 25 25 22 16 9 8 5 0 20 40 60 80 100 120 Heinrich-Hübsch-Schule Elisabeth-Selbert-Schule Carl-Hofer-Schule Heinrich-Hertz-Schule Carl-Benz-Schule Gewerbeschule Durlach Walter-Eucken-Schule Engelbert-Bohn-Schule Friedrich-List-Schule Heinrich-Meidinger-Schule Ludwig-Erhard-Schule Carl-Engler-Schule Auszubildende mit Sprachförderbedarf (N=405) Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 43 bend dafür, ob sie die Inhalte der theoretischen Ausbildung verstehen und fachgerecht angewendet wer- den können. Abbildung 25: Sprachförderbedarf nach Kompetenzbereichen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der beruflichen Schulen 2018 Weiterer Unterstützungsbedarf für Neuzugewanderte in der dualen Ausbildung besteht nach Angaben der Schulleitungen vor allem in Mathematik und bei der Vermittlung allgemeiner Lernstrategien. 3.3. Gründe für den Sprachförderbedarf in der dualen Ausbildung Was sind die Gründe dafür, dass der Ausbildungserfolg vieler Neuzugewanderter wegen mangelnder Deutschkenntnisse gefährdet ist?  Das Förderkonzept des Landes Baden-Württemberg für die beruflichen Schulen bereitet jugendliche Neuzugewanderte nicht ausreichend auf die Anforderungen einer dualen Ausbildung vor. Sie brau- chen mehr Unterrichtszeit, um solide sprachliche und allgemeinbildende Grundlagen zu erwerben, die für den Ausbildungserfolg notwendig sind. Dies gilt insbesondere für das VABO. In Bezug auf die Sprachkompetenz besteht eine strukturelle Lücke zwischen dem für die duale Ausbildung empfohle- nen Sprachniveau B2 und dem Sprachstand, der mit dem Abgang der berufsvorbereitenden Bildungs- gänge (VABR, AVdual) vorliegt (siehe Kapitel B:3).  Die Aufnahme einer Ausbildung ist derzeit für Geflüchtete mit abgelehntem Asylantrag die einzige Möglichkeit, über den Weg der erfolgreichen Qualifizierung und beruflichen Integration eine Bleibe- perspektive zu bekommen. Aus diesem Grund erfolgt die Aufnahme einer Ausbildung oft schon, be- vor die dafür notwendigen sprachlichen und allgemeinbildenden Grundlagen gelegt oder gefestigt sind. Auch die Wahl des Ausbildungsberufs folgt oft weniger der Neigung denn der kurzfristigen Ver- fügbarkeit von Ausbildungsplätzen.  In vielen Branchen besteht derzeit Arbeitskräftemangel. Gesucht werden auch geringqualifizierte Arbeitskräfte. Die Ausbildungsduldung ist für Betriebe auch eine Möglichkeit, Arbeitskräfte zu gewin- nen, die sonst einen erschwerten Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Im Vordergrund des Interesses steht dabei jedoch häufig nicht die Qualifizierung, sondern die Arbeitskraft, die durch die Auszubil- denden in den Betrieb eingebracht wird. Auch bei Betrieben die ausbilden wollen, besteht oft wenig Kenntnis darüber, welche sprachlichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Ausbildung notwendig sind. Die Auswahl der Auszubildenden erfolgt allein über die jeweiligen Betriebe. 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 wenig eher wenig eher viel viel 44 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 4. Unterstützungsmöglichkeiten während der dualen Ausbildung 4.1. Sprachförderung durch die beruflichen Schulen Das Kultusministerium Baden-Württemberg hat für das Schuljahr 2017/2018 zusätzliche Mittel zur Ein- richtung von Sprachförderkursen bereitgestellt. Diese können für die Sprachförderung von Schülerinnen und Schülern ab einer Gruppengröße von vier bis maximal sechzehn Personen abgerufen werden. Aller- dings wurden für die insgesamt 784 beruflichen Schulen in Baden-Württemberg lediglich Mittel für 592 Sprachförderkurse bereitgestellt. An den zwölf beruflichen Schulen in Karlsruhe wurden im Schuljahr 2017/2018 gerade einmal fünf Sprachförderkurse durchgeführt. Weil keine geeigneten Lehrkräfte zur Verfügung standen, verzichteten sieben Karlsruher Schulen von Vorneherein auf die Beantragung.28 Auch aus organisatorischen Gründen sind schulische Unterstützungsangebote in der dualen Ausbildung schwierig zu realisieren, da die Auszubildenden nur einen Teil ihrer Zeit in der Schule verbringen. Die Be- rufsschultage sind je nach Ausbildungsgang unterschiedlich, in manchen Ausbildungsgängen gibt es Blockunterricht. Viele Auszubildende sind außerdem Auswärtige und haben längere Anfahrtswege. 4.2. Individuelle Unterstützung durch die Schulen Für die individuelle Beratung und Unterstützung stehen an den Schulen Beratungslehrkräfte zur Verfü- gung. Sonderpädagogische Dienste machen Unterstützungsangebote speziell für lernschwache Schülerin- nen und Schüler. Hierbei handelt es sich jedoch in der Regel nicht um Sprachförderangebote. Sonderpä- dagogische Förderung steht nicht an allen beruflichen Schulen in Karlsruhe zur Verfügung. Die individuelle Unterstützung einer großen Zahl von Auszubildenden geht über die Kapazitäten der betroffenen Lehrkräf- te und sonderpädagogischen Dienste. 4.3. Berufsbezogene Deutschsprachförderung nach §45a Aufenthaltsgesetz Auszubildende mit Sprachförderbedarf haben ein Anrecht auf berufsbezogene Deutschsprachförderung nach §45a Aufenthaltsgesetz. Dort werden allgemeine berufsbezogene Deutschkenntnisse mit dem Ziel- sprachniveau A2, B1, B2 oder C1 vermittelt. In Spezialmodulen wird Fachwortschatz für bestimmte Bran- chen oder Berufsgruppen vermittelt. Die Antragsstellung erfolgt für Auszubildende direkt über das Bun- desamt für Migration und Flüchtlinge. Voraussetzung dafür ist allerdings ein durch Zertifikat oder durch Eingangstestung nachgewiesenes Sprachniveau B1, was von vielen Auszubildenden derzeit nicht erreicht wird. Für eine berufsbezogene Sprachförderung unterhalb des Niveaus B1 durch das BAMF gelten je nach Aufenthaltsstatus unterschiedliche Voraussetzungen. Problematisch ist außerdem, dass die derzeitigen, durch das BAMF vorgegebenen Rahmenbedingungen (mindestens acht Unterrichtseinheiten pro Woche, Gesamtdauer maximal ein Jahr) unter den Bedingungen einer Vollzeit-Ausbildung für die Auszubildenden eine hohe zusätzliche Belastung bedeuten, die nur durch eine Freistellung der Auszubildenden in anderen Bereichen abgefedert werden könnte. 4.4. Individuelle Unterstützung außerhalb der Schulen Über die Agentur für Arbeit können einzelfallbezogen Fördermaßnahmen in Form von ausbildungsbeglei- tenden Hilfen oder assistierter Ausbildung beantragt werden. Die Programme „Ausbildungsbegleitung“ der Handwerkskammer und „Bleib dran plus“ der Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen richten sich gleichermaßen an Auszubildende und Betriebe. Ein weiteres, deutschlandweites Programm ist das ehrenamtliche Mentoring-Angebot VerA (Verhinderung von Ausbil- dungsabbrüchen) des Senior Expert Service. Bei allen diesen Angeboten handelt es sich um Regelangebo- 28 Befragung der Schulleitungen durch die Bildungskoordination, Januar 2018. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 45 te, die grundsätzlich auch Neuzugewanderten zur Verfügung stehen. Die Schwerpunkte liegen dabei aber in der Regel nicht auf der Sprachförderung. Das erfolgreiche Karlsruher Tandemprogramm Perspektive now Plus des Internationalen Begegnungszent- rums wurde speziell für die Bedarfe junger Neuzugewanderte in Ausbildung erweitert und bietet nun auch Betrieben und anderen Akteuren Unterstützung bei der Integration junger Zugewanderter in den Arbeitsmarkt. Wegen der aktuell hohen Bedarfe sind die Maßnahmen und ehrenamtlichen Angebote zur Sprachförde- rung und Unterstützung aber zum großen Teil ausgeschöpft oder es bestehen lange Wartezeiten. Individuelle Unterstützung in Form von Nachhilfe kann, je nach Voraussetzungen, auch über die Leistun- gen für Bildung und Teilhabe beantragt werden. Bei Gefährdung des Schulabschlusses ist es in Einzelfällen möglich, über die Jugendhilfe Nachhilfe oder andere Unterstützungsangebote zu finanzieren. 5. Kommunale Maßnahmen 5.1. Arbeitsweltbezogene Schulsozialarbeit Die wichtigste Form der kommunal mitfinanzierten Unterstützung für neuzugewanderte Auszubildende ist derzeit die arbeitsweltbezogene Schulsozialarbeit. Sie berät Auszubildende individuell zu schulischen und persönlichen Problemlagen und vermittelt nach Bedarf in passende Angebote und Maßnahmen. Arbeits- weltbezogene Schulsozialarbeit gibt es derzeit an fünf von zwölf öffentlichen Berufsschulen in Karlsruhe. Die vorhandenen Stellen sind hauptsächlich an den Schulen angesiedelt, die den größten Sprachförderbe- darf für Auszubildende zurückgemeldet haben, allerdings nicht immer mit ausreichendem Stellenumfang. So ist derzeit an der Heinrich-Hübsch-Schule, an der mit Abstand der größte Sprachförderbedarf besteht, lediglich eine Schulsozialarbeiterin mit 50 Stellenprozenten beschäftigt. Schulsozialarbeit stößt außerdem dort an ihre Grenzen, wo nicht in geeignete Angebote und Maßnahmen vermittelt werden kann. Wie bereits beschrieben, ist der aktuelle Unterstützungsbedarf deutlich höher als das zur Verfügung stehende Angebot. 5.2. Ergänzende Sprachförderung und ESF-Projekte Anders als im Übergangsbereich gibt es für Auszubildende bisher keine kommunalen Angebote ergän- zender Sprachförderung. Erste Initiativen dazu wurden seit dem zweiten Schulhalbjahr 2017/2018 ergrif- fen. Zum einen wurde ein Konzept zur Sprachförderung in den Landesfachklassen der Heinrich-Hübsch-Schule erstellt. Da die Auszubildenden aus ganz Baden-Württemberg kommen und nur zum Blockunterricht in Karlsruhe sind, verbindet das Konzept Präsenzunterricht während der Blockphasen mit moderierten E-learning-Angeboten in den Zeiten der Abwesenheit.29 Zum anderen haben die Bedarfe der neuzugewanderten Auszubildenden Eingang in die regionale ESF- Strategie und das Gesamtkonzept Arbeit der Stadt Karlsruhe gefunden. Für die Umsetzung des spezifi- schen Zieles C 1.1 Vermeidung von Schulabbruch, Verbesserung der Ausbildungsfähigkeit wird für das Jahr 2019 ein Budget 273.254 € ausgewiesen, verbunden mit einem Förderaufruf zur Einreichung von Projekten. Jugendliche Flüchtlinge/Migranten sind als eine von drei Hauptzielgruppen speziell genannt.30 29 Die Umsetzung des Konzepts wird derzeit (Stand August 2018) geprüft. 30 Regionale ESF-Strategie und Förderaufruf Gesamtkonzept Arbeit der Stadt Karlsruhe 2019, Karlsruhe, 9. Juli 2019, S. 9 und 13. 46 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 5.3. Netzwerkarbeit und Wissenstransfer Um Ausbildungsabbrüche in großer Zahl zu vermeiden, ist es einerseits notwendig die Auszubildenden bestmöglich zu beraten und die vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten auszuschöpfen. Zum anderen müssen weitere bedarfsgerechte Lösungen zur Unterstützung des Ausbildungserfolgs entwickelt werden. Gerade im Bereich der dualen Ausbildung ist dafür ein Handeln in gemeinsamer Verantwortung von Schu- len, Kommunen, Kammern, Betrieben und den Auszubildenden unerlässlich. Das Thema „Ausbildung und Qualifizierung für junge Neuzugewanderte“ wird derzeit in verschiedenen Gremien auf Arbeitsebene und auf der Ebene der strategischen Steuerung bearbeitet, unter anderen im Rahmen der Modellregion Regio- nales Übergangsmanagement und als Teil des städtischen IQ-Projekts „Teilhabe durch Sprachförderung“. Ein wichtiger Baustein der Bedarfsermittlung und des Wissenstransfers ist der regelmäßige Informations- austausch der Bildungskoordination mit Akteuren und Netzwerken in den Bereichen Schule, Jugendhilfe, Arbeitsförderung und im Ehrenamt. Der enge Kontakt mit der Praxis dient auch dazu, verschiedene Ak- teure zu vernetzen, Impulse zur Weiterentwicklung von Konzepten und Angeboten zu geben und relevan- te Zielgruppen auf kurzen Wegen anzusprechen. Vernetzung findet über die Bildungskoordination für Neuzugewanderte auch regional und überregional statt. Fachtagungen und Arbeitsgruppen dienen dem Austausch und Wissenstransfer bei gemeinsamen Problemstellungen. 6. Bildungswege jenseits der Ausbildung Nicht für alle jungen Neuzugewanderten ist eine Ausbildung der passende Bildungsweg. Einige werden wegen schlechter Bildungsvoraussetzungen mittelfristig nicht in der Lage sein, den Anforderungen eines anerkannten Ausbildungsberufs zu entsprechen. Andere haben das Potential, einen höheren Bildungsab- schluss zu erreichen oder sogar ein Studium aufzunehmen. Und wieder andere drängen auf den Arbeits- markt, um so schnell wie möglich finanziell unabhängig zu werden. Es ist wichtig, auch diese Menschen nicht aus dem Blick zu verlieren und geeignete Möglichkeiten zur Unterstützung oder Weiterqualifizierung aufzuzeigen. Gerade über den „zweiten Bildungsweg“ gibt es in Baden-Württemberg vielfältige Optio- nen, um einen höheren Bildungsabschluss zu erwerben. Die Möglichkeit, über Bildung und Qualifizierung eine dauerhafte Bleibeperspektive zu erreichen, besteht für Geflüchtete mit unsicherem Aufenthaltsstatus derzeit jedoch nur über den Weg der Ausbildungsduldung. Für die berufliche Integration junger Neuzugewanderter mit schlechten Bildungsvoraussetzungen fehlen noch überzeugende Perspektiven und Konzepte. 7. Zusammenfassung und Fazit Beim Übergang von Schule in Ausbildung scheint nach den verfügbaren Daten weniger die Berufsorientie- rung und Lehrstellensuche problematisch zu sein, als die Aufrechterhaltung und Stabilisierung gefährdeter Ausbildungsverhältnisse. Die Ausbildung junger Geflüchteter droht selten in der Praxis, sondern fast im- mer in den beruflichen Schulen zu scheitern. Die Gründe liegen in unzureichenden Deutschkenntnissen, in manchen Fällen kommen weitere Faktoren wie Lücken in der Schulbildung oder eine geringe Gewöhnung an schulisches Lernen hinzu. Die zur Unterstützung von Auszubildenden vorhandenen Regelsysteme an Schulen oder bei der Arbeitsagen- tur greifen bei Neuzugewanderten schlecht, weil sie den Aspekt der Sprachförderung nicht oder nur unzu- reichend abdecken. Der aktuelle Bedarf an Unterstützung übersteigt zudem das Angebot bei Weitem. Das Schließen von Lücken bei Sprachkenntnissen und in der Allgemeinbildung ist nicht nur aus organisa- torischen Gründen, sondern auch wegen der hohen Arbeitsbelastung während der Ausbildung deutlich schwieriger als zuvor. Die beste Vorbeugung gegen Ausbildungsabbrüche ist deswegen die Vermittlung solider Deutsch- und Mathematikkenntnisse vor dem Beginn einer Ausbildung. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 47 Wie oben beschrieben, verlassen viele Neuzugewanderte die Vorbereitungsklassen der beruflichen Schu- len, ohne ausreichend auf die Anforderungen einer Ausbildung vorbereitet zu sein. Die Übergänge in die Sprachfördersysteme für Erwachsene gestalten sich holprig. Neben einer Erhöhung der Unterrichtszeit im VABO, die für das Schuljahr 2018/2019 angekündigt ist, sollte ein Sprachförderkonzept des Kultusministeriums Baden-Württemberg für berufliche Schulen aufzei- gen, auf welchen Wegen das Sprachniveau B2 innerhalb des VABR oder AVdual, ausbildungsvorbereitend oder ausbildungsbegleitend erreicht werden kann. Dabei wäre insbesondere die Anschlussfähigkeit der schulischen an die außerschulische Deutschförderung zu berücksichtigen. Maßnahmen in Zuständigkeit unterschiedlicher Ministerien oder Behörden müssen dabei aufeinander abgestimmt und transparent kommuniziert werden. Die Rahmenbedingungen bestehender Sprachfördermaßnahmen sind gegebenen- falls so zu modifizieren, dass sie für (zukünftige) Auszubildende zu bewältigen sind. Die derzeitigen gesetzlichen Rahmenbedingen führen dazu, dass Geflüchtete mit unsicherem Aufenthaltssta- tus Ausbildungsverhältnisse beginnen, noch bevor die sprachlichen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Die „Nebenwirkungen“ der Ausbildungsduldung bekommen derzeit die beruflichen Schulen zu spüren. Auch innerhalb der Ausbildungsgänge werden Strategien für Auszubildende mit geringen Deutschkennt- nissen benötigt. Punktuelle Maßnahmen wie Sprachförderkurse, ausbildungsbegleitende Hilfen und eine Verlängerung der Ausbildungszeit können Ausbildungsverhältnisse stabilisieren. Längerfristig sind aber Berufsbildungskonzepte gefragt, die auf die Bedarfe heterogener Zielgruppen und auf Menschen mit nicht-linearen Bildungsverläufen angepasst werden können. Wichtig sind zum einen Angebote mit inte- grierter Sprachförderung, zum anderen Qualifizierungsangebote für unterschiedliche Lerngeschwindigkei- ten und Lebenssituationen. Modellhafte Ansätze gibt es bereits, bisher wurde jedoch noch zu wenig in die Fläche gebracht. Es besteht die Gefahr, dass diese Entwicklungen für die Auszubildenden, die momentan Unterstützung benötigen, zu spät kommen. 8. Empfehlungen 8.1. Sprachförderung vorbereitend auf die Ausbildung Vorbereitende Sprachförderung ist die beste Möglichkeit, um Ausbildungsabbrüchen bei jungen Neuzu- gewanderten vorzubeugen. Deswegen sollten alle Fördermöglichkeiten ausgeschöpft werden, die das Ziel haben, die Sprachkenntnisse zukünftiger Auszubildender zu verbessern. Dies kann mit Sommersprachkur- sen oder begleitend zu einer berufsvorbereitenden Maßnahme geschehen. Bei jungen Neuzugewanderten sollte im Rahmen der Berufsvorbereitung das Bewusstsein dafür gestärkt werden, dass solide Deutsch- kenntnisse für eine erfolgreiche Ausbildung und berufliche Integration entscheidend sind. 8.2. Kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung von Ausbildungsverhältnissen Für diejenigen, die sich bereits in gefährdeten Ausbildungsverhältnissen befinden, sind kurzfristige Maß- nahmen gefragt. Kommunale Sprachförderung sollten dort zum Einsatz kommen, wo die schulischen Sprachkurse oder anderweitig geförderte Maßnahmen den Bedarf nicht ausreichend decken können. Eine Zertifizierung des erreichten Sprachstands durch ein anerkanntes Prüfungsverfahren nach dem GER wird empfohlen, damit die Anschlussfähigkeit an weiterführende Sprachfördermöglichkeiten verbessert wird. 8.3. Netzwerkarbeit zur fachlichen Weiterentwicklung Bei der Gestaltung von Ausbildungsverhältnissen und ihren Rahmenbedingungen wirken Schulen, Betrie- be, Kammern, Verwaltung und Politik auf verschiedenen Ebenen zusammen. Erfolgreiche und tragfähige Lösungen können nur im Austausch entstehen und in gemeinsamer Verantwortung umgesetzt werden. Netzwerke am Übergang Schule-Beruf sollten die Erfahrungen mit der Integration junger Geflüchteter dafür nutzen, bestehende Formen der beruflichen Qualifizierung zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. 48 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 49 Abkürzungen AVdual Arbeitsvorbereitung Dual BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2BFS Zweijährige Berufsfachschule BiZuKi Bildungschancen und Zukunft für Kinder (Verein für Jugendhilfe Karlsruhe e.V.) BuT Bildung und Teilhabe EQ Einstiegsqualifizierung ESF Europäischer Sozialfonds EU Europäische Union GER Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen GS Grundschule IB Internationaler Bund IBZ Internationales Begegnungszentrum IK Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule Karlsruhe KLEVER Karlsruher Lernverbund LEA Landeserstaufnahme-Einrichtung LpB Landeszentrale für politische Bildung Baden Württemberg LWS Lehrerwochenstunden PH Pädagogische Hochschule SCHEFF Schulergänzende Förderung für Flüchtlinge Sek I Sekundarstufe I UMA Unbegleitete Minderjährige Ausländerinnen und Ausländer VAB-KF Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf in Kooperation mit einer Förderschule VABO Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf ohne Sprachkenntnisse VABR Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf in der Regelform VKL Vorbereitungsklasse VwV Verwaltungsvorschrift WRS Werkrealschule 50 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Herkunftsländer aus Südosteuropa 8 Abbildung 2: VKL Grundschulen – Verteilung der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen 9 Abbildung 3: VKL-Grundschulen – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Hauptherkunftsländern 9 Abbildung 4: VKL Werkrealschulen – Verteilung der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen 10 Abbildung 5: VKL Werkrealschulen – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Hauptherkunftsländern 11 Abbildung 6: Internationale Klasse - Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler 11 Abbildung 7: Internationale Klasse – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsländern 12 Abbildung 8: Umgang mit Heterogenität - sprachsensibler Unterricht 20 Abbildung 9: Vorläufige Inobhutnahmen unbegleiteter minderjähriger Ausländer und Ausländerinnen in Karlsruhe 22 Abbildung 10: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern im VABO 24 Abbildung 11: Herkunftsregionen der VABO- Schülerinnen und Schüler 24 Abbildung 12: Herkunftsregionen der Schülerinnen im VABO 25 Abbildung 13: Hauptherkunftsländer ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR 27 Abbildung 14: Herkunftsregionen ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR 27 Abbildung 15: Schülerinnen im VABR nach Herkunftsregionen 27 Abbildung 16: Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler in der AVdual 29 Abbildung 17: Förderkonzept des Landes Baden-Württemberg für Berufliche Schulen 33 Abbildung 18: Aufenthaltsstatus von UMA und jungen Volljährigen in Karlsruher Jugendhilfeeinrichtungen 38 Abbildung 19: UMA und junge Volljährige aus Karlsruher Jugendhilfeeinrichtungen an beruflichen Schulen 39 Abbildung 20: Auszubildende UMA und junge Volljährige nach Branchen 40 Abbildung 21: Unterstützung in der Ausbildung 40 Abbildung 22: Auszubildende im Dualen System nach Staatsbürgerschaft, Schuljahr 2017/2018 41 Abbildung 23: Auszubildende mit Sprachförderbedarf an beruflichen Schulen in Karlsruhe 42 Abbildung 24: Auszubildende mit Sprachförderbedarf 42 Abbildung 25: Sprachförderbedarf nach Kompetenzbereichen 43 Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 51 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: VKL Standorte in Karlsruhe nach Schulart mit Anzahl VKL sowie Schülerinnen und Schülern ................................. 6 Tabelle 2: Herkunftsregionen mit Herkunftsländern ............................................................................................................. 8 Tabelle 3: Muttersprachlicher Zusatzunterricht an Karlsruher Schulen ................................................................................. 13 Tabelle 4: Kontingentstundentafel für die Vorbereitungsklassen der Grundschule ............................................................... 14 Tabelle 5: Kontingentstundentafel für die Vorbereitungsklassen der Werkrealschule ........................................................... 14 Tabelle 6: VABO-Klassen an Beruflichen Schulen in Karlsruhe im Schuljahr 2017/2018...................................................... 23 Tabelle 7: Schülerinnen und Schüler im VABR (öffentliche Berufsschulen und Parzival-Schule) ............................................ 26 Tabelle 8: Ausländische Schülerinnen und Schüler in VABR- und VAB-KF-Klassen im Schuljahr 2017/2018 ......................... 26 Tabelle 9: Ausländische Schülerinnen und Schüler in der AVdual ........................................................................................ 28 Tabelle 10: Praktika von Geflüchteten bei der Stadt Karlsruhe............................................................................................ 36 52 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Einführung A: Allgemeinbildende Schulen 1. Statistische Daten 1.1. Grund- und Werkrealschulen mit VKL-Klassen 1.2. Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule 1.3. Herkunftsregionen und Hauptherkunftsländer 2. Rahmenbedingungen und aktuelle Situation 2.1. Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums über die Grundsätze zum Unterricht für Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Herkunftssprache und geringen Deutschkenntnissen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen 2.2. Ergebnisse der Befragungen 3. Externe Kooperationen 3.1. Deutschförderung des IB in den Vorbereitungsklassen für Grundschulkinder 3.2. Elterninformationskurse (IB) 3.3. Bildungsberatung (IB) an Grundschulen 3.4. Hausaufgabenbetreuung für Grundschulkinder mit Sprachförderbedarf (IB) 3.5. Elternberatung (IB ) an weiterführenden Schulen 3.6. Förderung junger Quereinsteiger ins Bildungssystem (IB) 3.7. BiZuKi (Verein für Jugendhilfe Karlsruhe e.V.) 3.8. Ferienprojekt KLEVER – Ferienbetreuung für Kinder aus Karlsruher Vorbereitungsklassen 4. Verbesserungswürdige Praxis und Empfehlungen 4.1. Vorbereitungsklassen und Ganztag 4.2. Schulwahl bei neuzugewanderten Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I 4.3. Schulische Übergänge – mehr sprachsensibler Unterricht in Regelklassen weiterführender Schulen 4.4. Wochenstundenkontingent in VKL-Grundschulen 5. Fazit B: Berufliche Schulen 1. Statistische Daten 1.1. Eingangsklassen während der Inobhutnahme 1.2. VABO-Klassen 1.3. Ausländische Schülerinnen und Schüler in VAB-Regelklassen 1.4. Ausländische Schülerinnen und Schüler in der Ausbildungsvorbereitung Dual 2. Situation an den VABO- und VABR-Standorten in Karlsruhe 2.1. Anmeldung und Klassensituation 2.2. Unterricht im VABO und VABR 2.3. Bedingungen an den unterschiedlichen Schulstandorten 2.4. Voraussetzungen und Kenntnisstand der Schülerinnen und Schüler 2.5. Unterrichtsergänzende Förderung in den Schulen 3. Sprachvermittlung und Sprachkompetenz im VABO und VABR 3.1. Erreichtes Sprachniveau nach dem VABO 3.2. Sprachniveau nach Beendigung des VABR 3.3. Kein schulischer Weg zum Sprachniveau B2 4. Außerschulische Angebote 4.1. Außerschulische Bildungs- und Beratungsangebote 4.2. Außerschulische Bildungs- und Beratungsangebote 5. Empfehlungen 5.1. Weiterführung der ergänzenden Förderung durch das Projekt SCHEFF 5.2. Weiterentwicklung von Bildungsangeboten in den Schulferien 5.3. Passgenauere Förderung durch Dokumentation und Zertifizierung von Sprachkenntnissen C: Übergänge in Ausbildung und Beruf 1. Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung 1.1. Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung ab dem VABO 1.2. Ausbildungsvorbereitende Maßnahmen im Anschluss an VABO oder VABR 1.3. Berufsorientierung und Ausbildung von Geflüchteten bei der Stadt Karlsruhe 1.4. Herausforderungen für die Sprachförderung am Übergang Schule – Beruf 2. Aufnahme einer Ausbildung 2.1. Aufenthaltsrechtliche Voraussetzungen 2.2. Sprachkenntnisse und Bildungsabschlüsse 2.3. Übergänge in Ausbildung bei jungen Geflüchteten in der Jugendhilfe 3. Zur Situation an den beruflichen Schulen 3.1. Ausländische Schülerinnen und Schüler in der dualen Ausbildung 3.2. Sprachförderbedarf in der dualen Ausbildung 3.3. Gründe für den Sprachförderbedarf in der dualen Ausbildung 4. Unterstützungsmöglichkeiten während der dualen Ausbildung 4.1. Sprachförderung durch die beruflichen Schulen 4.2. Individuelle Unterstützung durch die Schulen 4.3. Berufsbezogene Deutschsprachförderung nach §45a Aufenthaltsgesetz 4.4. Individuelle Unterstützung außerhalb der Schulen 5. Kommunale Maßnahmen 5.1. Arbeitsweltbezogene Schulsozialarbeit 5.2. Ergänzende Sprachförderung und ESF-Projekte 5.3. Netzwerkarbeit und Wissenstransfer 6. Bildungswege jenseits der Ausbildung 7. Zusammenfassung und Fazit 8. Empfehlungen 8.1. Sprachförderung vorbereitend auf die Ausbildung 8.2. Kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung von Ausbildungsverhältnissen 8.3. Netzwerkarbeit zur fachlichen Weiterentwicklung
https://www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu/HF_sections/content/ZZnNDrcwdUZjcW/ZZnRp7CLoPswxH/Beschulung%20von%20neuzugewanderten%20Kindern%20und%20Jugendlichen%20in%20Karlsruhe%202018.pdf
Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte BESCHULUNG VON NEUZUGEWANDERTEN KINDERN UND JUGENDLICHEN IN KARLSRUHE BESTANDSAUFNAHME UND EMPFEHLUNGEN Schuljahr 2016/17 Stadt Karlsruhe Dezernat 3 | Schul- und Sportamt Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 2 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE INHALT Einführung ..................................................................................................................................... 3 A: Allgemeinbildende Schulen....................................................................................................... 4 1. Statistische Daten............................................................................................................................................................ 4 2. Gesprächsergebnisse ....................................................................................................................................................... 9 3. Externe Kooperationen .................................................................................................................................................. 13 4. Kritikpunkte, Impulse und Anliegen für die Praxis ........................................................................................................... 14 5. Empfehlungen ............................................................................................................................................................... 18 6. Fazit.............................................................................................................................................................................. 19 B: Berufliche Schulen ................................................................................................................... 20 1. Statistische Daten.......................................................................................................................................................... 20 2. Situation an den VABO- und VABR-Standorten in Karlsruhe............................................................................................ 25 3. Unterricht, interne Koordination und Kooperationen....................................................................................................... 28 4. Externe Kooperationen .................................................................................................................................................. 29 5. Was geschieht nach dem VABO? ................................................................................................................................... 31 6. Fazit.............................................................................................................................................................................. 32 DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 3 EINFÜHRUNG Der vorliegende Bericht ist das Ergebnis einer Bestandsaufnahme zur Situation in den Vorbereitungsklassen an Karlsruher Schulen. Sie wurde im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Programms „Koordinierung von Bildungsangeboten für Neuzugewanderte“ durchgeführt. Ihr Ziel ist, die derzeitige Situation der Beschulung von Neuzugewanderten an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in der Stadt Karlsruhe quantitativ und qualitativ zu beschreiben und auf dieser Grundlage Bedarfe und weitergehende Empfeh- lungen zu formulieren. Zu diesem Zweck wurden von Januar bis März 2017 alle Schulen, in denen derzeit Neuzu- gewanderte in Vorbereitungsklassen (VKL-Klassen an allgemeinbildenden Schulen sowie VABO-Klassen an berufli- chen Schulen) unterrichtet werden, besucht. Mit den jeweiligen Schul- und Abteilungsleitungen und mit Lehrkräften wurden leitfadengestützte Gespräche ein- zeln oder zu mehreren geführt und im Nachgang schriftlich dokumentiert. An mehreren Schulen fanden Hospitati- onen im Unterricht statt. Ergänzend dazu wurden Expertengespräche mit über 30 Personen in Ämtern und Dienst- stellen der Stadt Karlsruhe, dem Staatlichen Schulamt Karlsruhe, dem Regierungspräsidium Karlsruhe und verschie- denen Bildungsträgern geführt. Die Gesprächsergebnisse sowie daraus abgeleitete Empfehlungen sind Bestandteil dieses Berichts. Die verwendeten Daten wurden, soweit nicht anders gekennzeichnet, während der jeweiligen Schulbesuche erhoben und bilden den Stand zum Halbjahr des Schuljahres 2016/17 ab. 4 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE A: ALLGEMEINBILDENDE SCHULEN 1. Statistische Daten Im Schuljahr 2016/2017 gibt es zwölf VKL-Grundschulklassen an neun Standorten mit insgesamt 200 Schülerinnen und Schülern. Zudem bestehen an drei Standorten neun VKL-Werkrealschulklassen mit insgesamt 175 Schülerinnen und Schülern. Neben den genannten VKL-Klassen gibt es in Karlsruhe eine spezifische Integrationsklasse, die Inter- nationale Klasse, an der Sophie-Scholl-Realschule im Stadtteil Oberreut. 1.1. Grund- und Werkrealschulen mit VKL-Klassen Tabelle 1 gibt einen Überblick über die einzelnen Grund- und Werkrealschulen mit Anzahl der VKL-Klassen sowie der Anzahl der Schülerinnen und Schüler. Dabei befindet sich eine Klasse der Schiller-Grund- und Werkrealschule als ausgelagerte Klasse am Otto-Hahn-Gymnasium.1 Insgesamt verfügen die allgemeinbildenden Schulen in Karls- ruhe über 21 VKL-Klassen mit 375 Schülerinnen und Schülern. Tabelle 1: VKL Standorte in Karlsruhe nach Schulart mit Anzahl VKL sowie Schülerinnen und Schülern Allgemeinbildende Schulen mit VKL Anzahl VKL Anzahl Schülerinnen und Schüler GS 12 200 GS Grünwinkel 1 20 Gutenbergschule 1 12 Hardtschule 1 22 Leopoldschule 1 17 Nebeniusschule 2 29 Pestalozzischule 2 45 Schillerschule 2 28 Tullaschule 1 11 Waldschule Neureut 1 16 WRS 9 175 Gutenbergschule 2 42 Pestalozzischule 1 23 Schillerschule (inklusive Klasse am OHG) 6 110 Gesamtergebnis 21 375 1 VKL-WRS (Klassenstufe 5/6) seit Schuljahr 2016/2017 am Otto-Hahn-Gymnasium. Bei diesem Modellprojekt konnten zum zweiten Schulhalbjahr bereits vier Kinder in Klasse 5 des Gymnasiums integriert werden. Zum Schuljahresende 2016/2017 wer- den voraussichtlich 14 Schülerinnen und Schüler – und damit über die Hälfte der Klasse – in die Regelklassen des Otto-Hahn- Gymnasiums wechseln. DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 5 In den VKL-Grundschulklassen sind rund 60 Prozent der Schülerschaft männlich und rund 40 Prozent weiblich (sie- he Abbildung 1). Abbildung 1: Verteilung der Schülerinnen und Schüler an VKL-Grundschulen nach Geschlecht Dies entspricht ziemlich genau auch der Verteilung in den VKL-Werkrealschulklassen. Hier sind gerundet ebenfalls über die Hälfte der Schülerschaft (rund 60 Prozent) männlich und rund 40 Prozent weiblich (siehe Abbildung 2). Abbildung 2: Verteilung der Schülerinnen und Schüler an VKL-Werkrealschulen nach Geschlecht 1.2. Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule Die Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule besuchen im März 2017 insgesamt 17 Schülerinnen und Schüler. Bemerkenswert an der Internationalen Klasse derzeit ist, dass etwa drei Viertel der Schülerschaft weiblich sind. Lediglich knapp ein Viertel ist männlich (siehe Abbildung 3). Mit diesem Geschlechterverhältnis von 13 Schüle- rinnen und vier Schülern stellt die Internationale Klasse im Vergleich zu den VKL-Klassen der Grund- und Werkreal- schulen momentan eine Besonderheit dar. Diese Zusammensetzung der Klasse ist temporär bedingt und unterliegt keiner konstanten Klassenstruktur. Das bedeutet, die Anzahl und Verteilung der Schülerinnen und Schüler kann und wird sich kontinuierlich verändern. Abbildung 3: Verteilung der Schülerinnen und Schüler in der Internationalen Klasse nach Geschlecht 61% 39% VKL-Grundschulen -Verteilung nach Geschlecht Summe von Gesamt m Summe von Gesamt w 58% 42% VKL-Werkrealschulen - Verteilung nach Geschlecht Summe von Gesamt m Summe von Gesamt w 24% 76% Internationalen Klasse - Verteilung nach Geschlecht Summe von Gesamt m Sophie-Scholl-Realschule Summe von Gesamt w Sophie-Scholl-Realschule 6 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE 1.3. Herkunftsregionen und Hauptherkunftsländer Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler in den VKL-Klassen und der Internationalen Klasse kommen aus dem europäischen Ausland, hauptsächlich aus Südosteuropa. Diese Familien sind in der Regel im Zuge der sogenannten Wirtschaftsmigration neu nach Karlsruhe zugewandert. Eine weitere Gruppe sind Kinder geflüchteter Familien aus Syrien. Eine dritte Gruppe sind Migrantinnen und Migranten, die bereits in Deutschland gelebt haben, jedoch nach der Geburt ihres Kindes für einige Jahre in ihr Heimatland zurückgekehrt sind. Mit der Schulpflicht des Kindes kommen viele Familien wieder nach Deutschland zurück. Sie alle erhoffen sich eine bessere Zukunftsperspektive und vor allem mehr Bildungschancen für ihre Kinder als in ihren Herkunftsländern. Ein anderer Teil der Familien mit Migrationshintergrund hat die ganze Zeit über in Deutschland gelebt, aber die Kinder haben keine ausreichenden Deutschkenntnisse, um dem Unterricht in einer Regelklasse folgen zu können. VKL-Grundschulen Die Schülerinnen und Schüler der VKL-Klassen stammen aus unterschiedlichen Herkunftsregionen. Die größte Gruppe an den Grundschulen bilden mit 40 Prozent Kinder aus Südosteuropa, gefolgt durch Kinder aus EU- Ländern (Deutschland, Italien, Spanien, Portugal) mit 24 Prozent. Kinder aus dem den Nahen und Mittleren Osten sind mit 21 Prozent vertreten, 13 Prozent der Kinder stammen aus Osteuropa. Ein mit 2 Prozent minimaler Anteil kommt aus Südostasien (siehe Abbildung 4). Abbildung 4: VKL Grundschulen – Verteilung der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen Die Hauptherkunftsländer der Schülerinnen und Schüler aller VKL-Grundschulklassen sind mit Abstand Rumänien, Deutschland (hier geborene Migrantinnen und Migranten), gefolgt von Syrien und Italien sowie Polen (siehe Abbil- dung 5). Abbildung 5: VKL-Grundschulen – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsländern 40% 24% 21% 13% 2% VKL-Grundschulen - Verteilung nach Herkunftsregionen GS Summe von Südosteuropa GS Summe von EU sonstige GS Summe von Naher und Mittlerer Osten GS Summe von Osteuropa GS Summe von Südostasien 0 10 20 30 40 50 VKL GS VKL-Grundschulen - Verteilung nach Herkunftsländern Summe von Rumänien Summe von Deutschland Summe von Syrien Summe von Italien Summe von Polen DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 7 VKL-Werkrealschulen Die Schülerinnen und Schüler der VKL-Werkrealschulen stammen aus denselben Herkunftsregionen wie die Schüle- rinnen und Schüler der VKL-Grundschulen mit Ausnahme von Afrika (Subsahara) und in einer anderen Gewichtung: Südosteuropa ist mit 45 Prozent fast zur Hälfte vertreten, gefolgt von 28 Prozent aus dem Nahen und Mittleren Osten und 12 Prozent aus Ländern der EU. 9 Prozent gehören der Herkunftsregion Osteuropa an und jeweils 3 Prozent stammen aus Afrika (Subsahara) und Südostasien (siehe Abbildung 6). Abbildung 6: VKL Werkrealschulen – Verteilung der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen Auch bei den Hauptherkunftsländern der Schülerinnen und Schüler aller VKL-Werkrealschulklassen liegt Rumänien vorne. An zweiter Stelle steht Syrien, gefolgt von Kroatien und Afghanistan sowie Italien (siehe Abbildung 7). Abbildung 7: VKL Werkrealschulen – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsländern 45% 28% 12% 9% 3% 3% VKL-Werkrealschulen - Verteilung nach Herkunftsregionen WRS Summe von Südosteuropa WRS Summe von Naher und Mittlerer Osten WRS Summe von EU sonstige WRS Summe von Osteuropa WRS Summe von Afrika (Subsahara) WRS Summe von Südostasien 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 VKL-Werkrealschulen- Verteilung nach Herkunftsländern Summe von Rumänien Summe von Syrien Summe von Kroatien Summe von Afghanistan Summe von Italien 8 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE Internationale Klasse An der Sophie-Scholl-Realschule stammt über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler der Internationalen Klasse aus Südosteuropa (53 Prozent). Osteuropa ist mit 23 Prozent am zweithäufigsten vertreten. Aus dem Nahen und Mittleren Osten stammen 18 Prozent der Schüler. Schließlich folgt die Herkunftsregion Afrika (Subsahara) mit sechs Prozent (siehe Abbildung 8). Abbildung 8: Internationale Klasse - Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler Zu den Hauptherkunftsländern der Schülerschaft der Internationalen Klasse zählen Rumänien und Kroatien, gefolgt von Syrien, Serbien und Ungarn (siehe Abbildung 9). Abbildung 9: Internationale Klasse – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsländern 53% 23% 18% 6% Internationale Klasse - Verteilung nach Herkunftsregionen Summe von Südosteuropa Summe von Osteuropa Summe von Naher und Mittlerer Osten Summe von Afrika (Subsahara) 0 1 2 3 4 5 6 Sophie-Scholl-Realschule Internationale Klasse - Verteilung nach Herkunftsländern Summe von Rumänien Summe von Kroatien Summe von Syrien Summe von Serbien Summe von Ungarn DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 9 2. Gesprächsergebnisse Im Anschluss an die statistischen Datengrundlagen folgt die Auswertung der Gesprächsergebnisse. Diese ergab viele Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede im Hinblick auf die bisherigen Erfahrungswerte, die praktische Handhabung und die daraus resultierenden Bedarfe. Im Folgenden werden Gemeinsamkeiten, Unterschiede, exter- ne Kooperationen sowie Wünsche, Anregungen und Kritikpunkte dargestellt. 2.1. Gemeinsamkeiten Schulanmeldung und Verteilung Die neuzugewanderten Eltern sprechen persönlich, meist in Begleitung einer dolmetschenden Person, direkt an der Schule vor, um ihr Kind anzumelden. Zuvor erhalten sie vom zuständigen Einwohnermeldeamt eine Liste mit den einzelnen Schulen und Schulbezirken. Laut Aussagen der befragten Schulleitungen verläuft die Anmeldung und die Verteilung der VKL-Schülerinnen und Schüler bisher sehr gut und problemlos. Die Schulleitungen nehmen die An- meldung der potentiellen VKL-Schülerinnen und -Schüler vor Ort an der jeweiligen Schule vor. Je nach Bedarf findet eine Rücksprache mit den Schulleitungen aus benachbarten VKL-Standorten statt, und es gelingt gegebenenfalls eine Umverteilung. In der Regel wenden sich die Eltern an die nach Schulbezirk zuständige Schule. Verfügt diese Schule über keine VKL-Klasse, werden die Eltern von der Schulleitung an die nächstgelegene Schule mit freien VKL-Plätzen weiterver- wiesen. Die Verteilung der Kinder an die entsprechenden Schulen erfolgt jedoch in der Regel nach dem jeweiligen Schulbezirk in dem die Familie wohnt. Die Schulleitungen melden 14-tägig die Schülerzahlen ihrer VKL-Klasse(n) an das Staatliche Schulamt Karlsruhe. Die Anmeldung und Verteilung der Schülerinnen und Schüler erfolgt nach enger Absprache der Schulleitungen untereinander unter der Fachaufsicht des Staatlichen Schulamts. Die einzelnen Schu- len vermitteln die Kinder nur dann weiter, wenn entweder die Aufnahmekapazität erreicht oder ein Geschwister- kind bereits an einer anderen Schule angemeldet ist und die Eltern das Kind an derselben Schule anmelden möch- ten. In diesem Fall ist von den Eltern ein Antrag auf Schulbezirkswechsel zu stellen. Dies gilt jedoch nur für den Bereich der Grundschulen, für die Werkrealschulen gibt es keine Schulbezirke. In den VKL-Klassen liegt der Klassenteiler bei 24 Schülerinnen und Schülern. Bei der Schulanmeldung werden auch die Räumlichkeiten gezeigt, die Schulstruktur erklärt, eine grobe Bestandsaufnahme der bisherigen Bildungsbiogra- fie gemacht und die Sprachkenntnisse erfasst. Dies geschieht jedoch nicht nach einem einheitlich standardisierten Verfahren, wie es beispielsweise das Modellprojekt „2P – Potenzial & Perspektive“ des Kultusministeriums auf frei- williger Basis ermöglicht, sondern ist von Schule zu Schule unterschiedlich.2 Bildungsvoraussetzungen Die Bildungsvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler sind in allen VKL-Klassen sehr heterogen. Sie reichen von keiner vorschulischen und schulischen Vorbildung über kurzzeitige, rudimentäre Schulbesuche, bis hin zu durchgängigen Schulbesuchen. So gibt es beispielsweise Kinder, die bereits ein bis zwei Jahre in der Schule waren und schon über erste Kenntnisse im Englischen und der lateinischen Schrift verfügen und Kinder, die noch nie eine Schule besucht haben und erst in der lateinischen Schrift alphabetisiert werden müssen. Zu guter Letzt gibt es auch Kinder, die beispielsweise keinen Kindergarten besucht haben und über nur sehr geringe feinmotorische Fähigkei- ten und Fertigkeiten verfügen. Diese gilt es von der VKL-Lehrkraft parallel zur Sprachförderung aufzuarbeiten. Das Erlernen gezielter feinmotorischer Fertigkeiten, die für den Unterricht notwendig sind muss neben der Deutschför- derung in den Unterrichtsinhalt miteinfließen, was für die VKL-Lehrkraft einen erhöhten Zeit- und Mehraufwand bedeutet. Häufig müssen, noch bevor der eigentliche Unterricht beginnen kann, zunächst allgemeine Regeln des sozialverträglichen Zusammenlebens an der Schule gelernt werden. 2 Siehe Kapitel „Erfassung des Lern- und Entwicklungsstandes”. 10 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE Schülerinnen und Schüler, die mit der VKL-Klasse zum ersten Mal eine Schule besuchen oder deren Schriftsprache arabisch ist, müssen zunächst in der lateinischen Schrift alphabetisiert werden. In den VKL-Grundschulklassen findet dies in der Regel in Klassenstufe 1 oder in Niveaustufe1 statt. 3 Hierfür gibt es keine zusätzlichen Alphabetisierungs- klassen. Die meisten Schülerinnen und Schüler, die eine VKL-Werkrealschulklasse besuchen, waren zuvor bereits in einer VKL-Grundschulklasse. Die Internationale Klasse besteht mehrheitlich aus Schülerinnen und Schülern, die nach etwa einem Jahr aus einer VKL-Werkrealschule wechseln sowie aus Schülerinnen und Schülern, die direkt aus dem Ausland zugezogen sind und in ihrem Heimatland bereits das Unterrichtsfach „Deutsch als Fremdsprache“ in der Schule besucht haben. Grundlegende Deutschkenntnisse sind Voraussetzung für den Besuch der Internationalen Klasse. Es findet eine Aufnahmeprüfung statt. Rahmenbedingungen, Unterrichtsinhalte und Fluktuation Die Verweildauer in einer VKL-Klasse beträgt maximal zwei Jahre. Den VKL-Grundschulklassen stehen 18 Wochen- stunden zur Verfügung, den VKL-Werkrealschulklassen 25 Wochenstunden. Teilweise wird die Entlastungsstunde zur organisatorischen Planung für die VKL-Klasse von der Schulleitung auf die VKL-Lehrkraft übertragen. Die Unterrichtsinhalte in den VKL-Grundschulklassen sind annähernd gleich. Im Vordergrund steht das Erlernen der deutschen Sprache. Auch im Fach Mathematik findet neben dem Erlernen der Zahlen und Grundrechenarten Sprachförderung durch den spezifischen Sprachwortschatz und die mathematischen Fachbegriffe statt. Zudem werden verschiedene Sachthemen, die auch in der Regelklasse auf dem Lehrplan stehen (beispielsweise das Thema der vier Jahreszeiten), in die Unterrichtsinhalte miteinbezogen. Die Fächer Sport, Musik und Bildende Kunst werden in der Regel gemeinsam mit den Regelklassen durchgeführt. Bei allen Fächern steht die Sprachförderung im Mittel- punkt. Die VKL-Klassen stellen einen gleichwertigen Teil der Schulgemeinschaft dar und nehmen an allen gemein- samen schulinternen und klassenübergreifenden Aktivitäten teil. Der Unterricht in den VKL-Grundschulklassen findet vormittags statt. Prinzipiell stehen den VKL-Schülerinnen und Schülern die regulären Schulangebote der ergänzenden Nachmittagsbetreuung offen. Teilweise ist eine Kosten- übernahme durch Bildung und Teilhabe (BuT) oder den Karlsruher Pass möglich. Die Resonanz hierzu ist unter- schiedlich und variiert von Schule zu Schule. Einige Eltern nehmen die ergänzende Betreuung in Anspruch, teilweise sind keine freien Plätze mehr vorhanden, oder die Eltern haben keinen Bedarf an diesem Angebot. In den VKL-Werkrealschulklassen kommen zusätzliche Unterrichtsfächer wie Englisch, Biologie, Medien, Hauswirt- schaft, Natur und Technik hinzu. Es findet auch Nachmittagsunterricht statt. Nachmittags besteht die Möglichkeit, an den verschiedenen AGs der jeweiligen Schulen teilzunehmen, zum Beispiel an der Tanz- oder Basketball-AG. Eine Fluktuation in den VKL-Klassen findet kaum statt. Schulwechsel sind sehr selten der Fall, zum Beispiel bei Wegzug aus Karlsruhe. Interne Koordination und Schulsozialarbeit An jeder Schule gibt es mindestens eine Ansprechperson bezüglich der VKL-Klasse(n). Dies sind in der Regel die Schulleitung und gegebenenfalls zusätzlich eine erfahrene VKL-Lehrkraft. Das Unterstützungsangebot der Schulsozialarbeit steht den VKL-Klassen in gleichem Maße wie auch den Regelklas- sen zur Verfügung. Bei Verhaltensauffälligkeiten im sozialen Miteinander kann die Schulsozialarbeiterin oder der Schulsozialarbeiter beispielsweise in der Klasse und im Einzelgespräch als Mediatorin oder Mediator eingesetzt werden und den Eltern beratend zur Seite stehen. Die Schulsozialarbeit informiert Eltern zum Beispiel auch über die Leistungen für Bildung und Teilhabe (BuT) und den Karlsruher Pass und hilft, falls gewünscht, beim Ausfüllen der Anträge. 3 Die Bezeichnung variiert von Schule zu Schule. DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 11 2.2. Unterschiede Unterschiede im systematischen Vorgehen der Verteilung und Verwaltung der VKL-Klassen lassen sich unmittelbar nach der Anmeldung des Kindes an der Grundschule bei der Erhebung des individuellen Bildungsstandes erkennen. Je nach Kapazitäten und Möglichkeiten unterscheiden sich die Schulen auch bei der Zusammensetzung der VKL- Klassen und der (Teil-)Integration in die Regelklassen. Erfassung des Lern- und Entwicklungsstandes Wie bereits genannt, gibt es an den Schulen kein einheitliches Verfahren der Kompetenzdiagnostik. An dem freiwil- ligen Pilotprojekt des Kultusministeriums, „Potenzialanalyse 2P“, das Ende 2018 fertiggestellt wird, nimmt bisher keine der Schulen teil. Jede Schule handhabt eine individuelle Erstanalyse der Schülerinnen und Schüler auf eigene Art und Weise. Beispielsweise beinhaltet dies eine Empfehlung an die Eltern, sich für eine Eingangsuntersuchung beim Gesund- heitsamt zu melden, um gegebenenfalls einen besonderen Förder- und Unterstützungsbedarf festzustellen. Es wer- den auch Kompetenztests zum Übergang Kindergarten – Schule an die VKL-Lehrkraft weitergeleitet. Diese erstellt dann anhand dieser Basisdokumentation eine detaillierte Sprachstanderhebung. Ein anderes Beispiel ist ein sogenanntes Elterninterview, das von der Sekretärin durchgeführt wird. Ein Sonderpäda- gogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit dem Förderschwerpunkt Lernen prüft zusätzlich auf Lern- schwächen. Hierzu werden zum Beispiel Sprachkenntnisse, schulische Laufbahn und Kontaktdaten deutschsprachi- ger Ansprechpersonen abgefragt. Auf ähnliche Weise wird dies auch anhand eines Einführungsgesprächs mit an- schließender schulischer Bestandsaufnahme durchgeführt. Ein Beispiel für ein Elterninterview findet sich in Abbil- dung 10. Abbildung 10: Elterninterview der Hardtschule Karlsruhe bei Schulanmeldung zukünftiger VKL-Schülerinnen und Schülern Interview Eltern-Vorbereitungsklasse Fragen: Woher kommt die Familie (Herkunftsland)? Sprachkenntnisse - Kind - Mutter - Vater Wie lange ist die Familie in Deutschland? Wie lange ist die Familie in Karlsruhe? Mit wem lebt das Kind zusammen? (Mutter, Vater, Geschwister) Kind – Schulische Laufbahn Welche Klassenstufe? Wie lange geht das Kind schon zur Schule? Beurteilungen vorhanden? Vorlieben (z.B. Sport, Musikinstrument) Kann Ihr Kind schwimmen? Gibt es religiöse/kulturelle Einschränkungen zu beachten? Deutschsprachiger Ansprechpartner mit Telefonnummer Wünsche/Ideen/Anregungen 12 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE Eine einheitliche Bildungsdiagnostik im engeren Sinne gibt es also nicht, jedoch findet in verkürzter Form an zwei Schulstandorten eine sogenannte „Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik“ (SFD) statt. Hierbei handelt es sich um ein Testverfahren für Grundschulkinder mit Deutsch als Erst- und Zweitsprache (siehe Abbildung 11). 4 Abbildung 11: Ablaufschema „Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik“ (SFD) Zusammensetzung der Klassen Je nach Anzahl der VKL-Klassen und der Ausstattung an Lehrpersonal an der Schule, setzen sich die jeweiligen VKL- Klassen unterschiedlich zusammen. So besteht beispielsweise eine VKL-Grundschulklasse aus 17 Schülerinnen und Schülern der Klassenstufen 2-4 mit einer VKL-Lehrerin. Schülerinnen und Schüler, die der Klassenstufe 1 zugedacht werden, sind von Anfang an in der Regelklasse voll integriert und erhalten durch den Internationalen Bund Karlsru- he (IB) eine zusätzliche Deutschförderung. Eine andere VKL-Grundschulklasse setzt sich nach einem anderen Konzept zusammen. Sie unterteilt sich in drei Niveaustufen: in Niveaustufe 1 befinden sich die sogenannten Nichtsprachler, das heißt, Schülerinnen und Schüler ohne deutsche Sprachkenntnisse und ohne Kenntnisse der lateinischen Schrift. Derzeit sind in dieser Niveaustufe vier Schülerinnen und Schüler. Niveaustufe 2 orientiert sich an Klassenstufe 2 der Regelklassen. Hier befinden sich momentan fünf Schülerinnen und Schüler. Niveaustufe 3, mit ebenfalls fünf Schülerinnen und Schülern, orientiert sich an den Klassenstufen 3 und 4 der Regelklassen. Möglich ist so eine präzise und lernstandspezifische Aufteilung der aktuell insgesamt 14 Schülerinnen und Schüler jedoch nur, da neben einer sogenannten Nichterfüllerin (Lehr- kräfte ohne 2. Staatsexamen) zusätzlich zwei Lehrerinnen über Deputatsstunden eingesetzt werden können. Über ein solches Privileg verfügen die meisten Schulen nicht, so dass in der Regel eine große Heterogenität bezüglich des Altersunterschiedes und des Lernstandes der Schülerinnen und Schüler besteht. Integration in Regelklassen Die Handhabung der Integration der VKL-Schülerinnen und Schüler in die Regelklassen der Grundschule ist an den meisten Schulen identisch. Ein Wechsel in die Regelklasse ist unterjährig möglich. Bevor eine Schülerin oder ein Schüler in die Regelklasse wechselt, wird dies in einer Gesamtlehrerkonferenz besprochen. Neben dem Sprachni- veau spielen das Sozial- und Arbeitsverhalten eine gleichwertige Rolle. Beide Lehrkräfte, die ehemalige VKL-Lehrkraft und die neue Klassenlehrkraft, sind und bleiben in ständigem Aus- tausch. Es findet eine einjährige Integration mit Begleitungs- und Unterstützungsmaßnahmen, je nach Schule durch die Deutschförderung des IB oder das Programm BiZuKi des Vereins für Jugendhilfe, in der Regelklasse statt. Eine Leistungsbewertung im Fach Deutsch kann ausgesetzt werden beziehungsweise wird in der Regel nicht bewertet. Eine Teilintegration in die entsprechenden Regelklassen findet bereits sehr frühzeitig – je nach Entwicklungsstand eines Kindes nach etwa sechs Wochen - während des Besuchs der VKL-Klasse in den Fächern Sport, Bildende Kunst, Musik und zum Teil in Mathematik statt. Mit den musisch-künstlerischen Fächern wurden bisher sehr gute Erfahrungen dieser (Teil-)Integrationsform gemacht. Die VKL-Klassen sind Teil der Schulgemeinschaft. 4 www.testzentrale.de/shop/sprachstandsueberpruefung-und-foerderdiagnostik.html [Stand 06.03.2017] DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 13 Weitere Vorgehensweisen der Schulen:  Vollintegration mit zusätzlicher Deutschförderung: Schülerinnen und Schüler sind von Anfang an in den Regelunterricht integriert, das heißt in den Fächern Ma- thematik, Musik, Bildende Kunst und Sport. Während des Deutschunterrichts findet für die VKL-Schülerinnen und Schüler parallel in einem extra dafür vorgesehenen VKL-Klassenraum eine spezifische Deutschförderung in nach Niveaustufen eingeteilten Kleingruppen statt. So erhält die Gruppe mit Klassenniveau 1 je acht Stunden pro Woche Sprachförderung, die Gruppen mit Klassenniveau 2 und 3 je fünf Stunden pro Woche.  Keine Teilintegration wegen zu großer Regelklasse: Eine Teilintegration ist aufgrund der Klassengröße der Regelklassen nicht möglich. Das heißt, es fehlt an Räum- lichkeiten zur Differenzierung. Die Integration der VKL-Schülerinnen und Schüler in die Regelklassen findet nach einem Jahr statt.  Keine Teilintegration aus inhaltlich-konzeptionellen Gründen: Die Schülerinnen und Schüler der VKL-Klasse der Klassenstufen 2-4 verbleiben bis zu einer möglichen komplet- ten Integration in ihrer VKL-Klasse. Neue VKL-Erstklässlerinnen und Erstklässler werden jedoch von Anfang an voll in die Regelklasse integriert. Stundenweise findet dann zusätzliche Sprachförderung statt. Hier findet expli- zit keine Teilintegration statt, da es schwierig ist, eine Klassengemeinschaft für einige Stunden in neuer Kons- tellation zu formieren, vor allem in den musisch-künstlerischen Fächern. Diese Fächer erfordern eine hohe Ko- härenz des Klassenverbands und einen kontinuierlichen Aufbau und Erhalt einer soliden Klassen- beziehungs- weise Gruppengemeinschaft. Nach etwa einem Jahr und drei Monaten - spätestens nach zwei Jahren - in einer VKL-Klasse findet an dieser Schule der Wechsel in die Regelklasse statt. 3. Externe Kooperationen Alle VKL-Klassen und die Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule kooperieren mit dem Dolmetscher-Pool des Internationalen Bunds (IB) sowie mit dem Jugendmigrationsdienst des IB. Der Dolmetscher-Pool stellt den Schu- len auf Anfrage beispielsweise für Elterngespräche ehrenamtlich tätige Dolmetscherinnen und Dolmetscher kosten- frei zur Verfügung. Zu den Angeboten des Jugendmigrationsdienstes gehört die Deutschförderung in Kleingruppen in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule (PH) Karlsruhe und dem Verein für Jugendhilfe (Programm BiZuKi) sowie den Sprachpaten des Kinderschutzbundes. Ebenfalls in Anspruch genommen werden die Elterntreffs, die mehrheitlich durch den IB eingerichtet werden. Die oben genannten Bildungsangebote und der Dolmetscher- pool werden von der Stadt Karlsruhe durch das Büro für Integration finanziert. Weitere Kooperationen bestehen zu verschiedenen Sportvereinen und zu außerschulischen Bildungspartnern.5 Im Folgenden werden Beispiele guter Kooperationspraxis von Schulen und Trägern verschiedener Bildungsangebote geschildert. Hauptbildungsträger dieser Kooperationsangebote ist der IB Karlsruhe. 3.1. Dolmetscher-Pool (IB) Der Dolmetscher-Pool des IB wird von allen befragten Schulen sehr gerne in Anspruch genommen und als notwen- diger und unabdingbarer Baustein sowohl für die Elterngespräche als auch für den allgemeinen Austausch zwi- schen Eltern und Lehrerinnen und Lehrern angesehen. 3.2. Deutschförderung (IB und Verein für Jugendhilfe) Ebenfalls sehr geschätzt von den Schulleitungen und VKL-Lehrkräften sind die den Unterricht unterstützende Deutschförderung des IB und des Vereins für Jugendhilfe (BiZuKi) in Kooperation mit der PH Karlsruhe und dem 5 Beispielsweise Spielvereinigung Aue, Tiyatro Dialog, Inner Wheel Club Karlsruhe (Lesepaten), BUDO-Club (Judo) und viele mehr. 14 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE deutschen Kinderschutzbund (ehrenamtliche Sprach- und Bildungspaten). Somit können die Schülerinnen und Schüler parallel in Kleingruppen eingeteilt und es kann eine spezifische, je nach Lernniveau angepasste Sprachför- derung, im Unterricht ermöglicht werden. 3.3. Elterninformationskurse (IB) Die Elterninformationskurse des IB an den Schulen werden von den Eltern gerne in Anspruch genommen. Es wer- den beispielsweise Hilfs- und Unterstützungsangebote besprochen oder das Schulsystem erklärt. Diese Form der Elternberatung kann bis zu acht Mal pro Schuljahr stattfinden. Dolmetscherinnen und Dolmetscher aus dem Dol- metscherpool sind während der Kurse unterstützend tätig. 3.4. Elterntreffs Die interkulturellen Elterntreffs, auch Elterncafés genannt, die mehrheitlich durch den Türkischen Elternverein durchgeführt werden, finden ebenfalls großen Zuspruch sowohl bei den Lehrkräften als auch bei den Eltern. Hier können verschiedene Themen angesprochen und vertieft werden. FAZIT Nach Aussagen verschiedener Schulleitungen stehen den VKL-Klassen ausreichend Angebote außerschulischer Ko- operationspartner zur Verfügung. Lediglich im Bereich der differenzierten Deutsch- beziehungsweise Sprachförde- rung werden zusätzliche Bedarfe gesehen. 4. Kritikpunkte, Impulse und Anliegen für die Praxis Auf Nachfrage wurden seitens der Schulleitungen sowie Lehrerinnen und Lehrer verschiedene kritische Anmerkun- gen, Vorschläge und Wünsche zusammengetragen, die im Folgenden dokumentiert werden. Selbstverständlich sind nicht alle dieser genannten Bedarfe realisierbar, die Sammlung stellt im Sinne der Bestandsaufnahme eine Übersicht der geäußerten Rückmeldungen dar. 4.1. Elterninformationskurse (IB) Die Elternberatung des IB in Form der Elterninformationskurse an den Schulen wird von den Eltern gerne in An- spruch genommen. Einige Schulleitungen merkten bei diesem Beratungsangebot allerdings an, dass die Beratung aus schulischer Sicht nicht immer erfolgreich gewesen sei, zumindest seien bei Rücksprachen mit Eltern lücken- und fehlerhafte Informationen festgestellt worden. Dies kann auch durch Verständigungsschwierigkeiten hervorgerufen sein, denn nicht immer stehen Dolmetscher in der jeweiligen Landessprache zur Verfügung. 4.2. Infomaterial bei Schulanmeldung Laut Aussagen der befragten Schulleitungen verlaufen die Anmeldung und die Verteilung der VKL-Schülerinnen und Schüler bisher problemlos. Häufig aber ist eine umfassende Informations- und Aufklärungsarbeit bei der An- meldung aus Zeitgründen nicht möglich. Hier wäre eine Entlastung zum Beispiel durch mehrsprachiges Infomaterial in Form einer Willkommensbroschüre hilfreich. 4.3. Zentrale Stelle zur Weitervermittlung von Schülerinnen und Schülern In der Sophie-Scholl-Realschule sprechen immer häufiger Eltern vor, um ihr Kind für die Internationalen Klasse an- zumelden. Von ihren Bildungsvoraussetzungen her, so der Schulleiter, sind die Schülerinnen und Schüler jedoch nicht für die Internationale Klasse geeignet oder aber ein Kind ist geeignet, es stehen aber keine freien Plätze mehr zur Verfügung. Eine Beratung bezüglich der Schulen und des Schulsystems kann dann zwar in der Kürze der Zeit so DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 15 gut wie möglich erteilt werden, aber letztlich müssen sich die Eltern auf die Suche nach einer passenden Schule machen. Hier besteht seitens der Schulleitung der Wunsch nach einer zentralen Stelle, an welche sich die ratsuchenden El- tern zur weiteren Vermittlung wenden können. 4.4. Unterrichtsgestaltung Wegen der häufig erheblichen Altersunterschiede sowie des heterogenen Lern- und Entwicklungsstands der einzel- nen Schülerinnen und Schüler ist es schwierig, die Kinder angemessen zu unterrichten. Doch noch vor dem eigent- lichen Unterrichten stehen häufig zuallererst allgemeine Regeln des Zusammenseins und des Sozialverhaltens auf der Tagesordnung. Dies sind Dinge, die hierzulande den Kindern bereits im Kindergarten und im (kulturell gepräg- ten) Elternhaus mit auf den Weg gegeben werden. Dazu gehören zum Beispiel das Begrüßen und Verabschieden, sich respektvoll gegenüber Mitschülerinnen und Mitschülern sowie Lehrerinnen uns Lehrern/Erwachsenen zu ver- halten, einander ausreden zu lassen, sich melden und so weiter. Somit sind vor dem eigentlichen Unterrichten zu- nächst allgemeine und schulspezifische Verhaltensregeln mit den Kindern zu erlernen. Die hohe Aufmerksamkeit, die Kinder die im Sozial- und Lernverhalten noch nicht altersgerecht entwickelt sind, beanspruchen, geht zu Lasten der Bedürfnisse anderer Kinder in den stark heterogenen und altersgemischten VKL-Klassen. Im Grundschulbereich ist deswegen eine wirksamere Kommunikation und Kooperation mit Kindertageseinrichtun- gen dringend notwendig. Nur so kann gewährleistet werden, dass Kinder - die zwar vom Alter her bereits schul- pflichtig, von ihren emotionalen und sozialen Bedürfnissen her jedoch noch eine Zeit lang (maximal ein Jahr) eine Kindertageseinrichtung besuchen sollten - eine Chance auf eine adäquate, individuelle und passgenaue Bildungs- förderung erhalten. Dies scheitert jedoch oft auch daran, dass nicht genügend Plätze in den Kindertagesstätten zur Verfügung stehen. Aufgrund der großen Heterogenität der einzelnen Lern- und Entwicklungsstände ist es notwendig, den Unterricht in den verschiedenen Niveaustufen vor- und nachzubereiten. Dies erfordert einen immensen Zeit- und Arbeitsauf- wand. Um diesem zumindest ein bisschen Entgegenzukommen und Erleichterung zu verschaffen, entlastet die Deutschförderung des IB und das Programm BiZuKi mit seinen Unterstützungspartnern (ehrenamtliche Lesepaten) zwei Mal in der Woche die VKL-Lehrkraft, so dass der Unterricht in mehreren niveauähnlichen Kleingruppen mög- lich ist. 4.5. Schulische Übergänge Die Übergänge von den Grundschulen an die weiterführenden Schulen verlaufen sehr unterschiedlich. Während viele Schülerinnen und Schüler nicht über das Sprachniveau A2 verfügen wenn sie aus der VKL-Grundschulklasse in eine VKL-Werkrealschulklasse kommen, besuchen andere bereits nach ein paar Monaten in der VKL- Werkrealschulklasse ein Gymnasium. Nach erfolgreichem Abschluss der VKL-Werkrealschulklasse besteht die Möglichkeit des Übergangs in eine Real- schule, auf ein Gymnasium, auf eine Gemeinschaftsschule oder in eine berufsvorbereitende VAB-R-Klasse einer beruflichen Schule. Nach der Integration von einer VKL-Werkrealschulklasse in die Regelklasse einer Realschule oder eines Gymnasiums fehlt häufig ein mindestens einjähriges sprachliches Unterstützungsangebot, das den Schülerin- nen und Schülern den Anschluss erleichtert oder ihnen diesen erst ermöglicht. Mehrheitlich wird der Übergang jedoch als schwierig bezeichnet. Viele Eltern haben sehr hohe Bildungsaspirationen im Hinblick auf die schulische Laufbahn ihres Kindes und kennen nicht das deutsche Schulsystem, das auf verschie- denen Wegen auch zu höheren Bildungsabschlüssen führen kann. Hier gilt es aufzuklären, dass beispielsweise nach dem Besuch einer Werkrealschule oder Realschule der Besuch eines Gymnasiums immer noch möglich ist. Für den Übergang auf das Gymnasium sind zum Beispiel im Fach Mathematik alle Grundschulrechenarten sowie das sichere Beherrschen des Zahlensystems eine unerlässliche Voraussetzung. Dies ist beim Beenden der Grund- schule in einer VKL jedoch selten der Fall. In Karlsruhe gibt es im Schuljahr 2016/17 an den weiterführenden allge- meinbildenden Schulen neun VKL an Werkrealschulen, hiervon befindet sich eine Werkrealschul-VKL als Außenklas- 16 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE se der Schillerschule am Otto-Hahn-Gymnasium. An einer Realschule gibt es bisher keine VKL. Dies ist jedoch not- wendig, um den Übergang und Einstieg an der weiterführenden Schule für die Schülerinnen und Schüler erleich- tern zu können. So bleibt die Empfehlung an die Eltern, ihr Kind vorerst an einer VKL-Werkrealschule anzumelden und im Anschluss auf eine Realschule oder gegebenenfalls auf ein Gymnasium zu wechseln. Hier wird zunächst ein niedrigeres Niveau verlangt, dafür erfahren die Schülerinnen und Schüler jedoch Erfolgserlebnisse, die Freude am Lernen bleibt erhalten und kann positiv für den weiteren Bildungsweg genutzt werden. Hier bedarf es einer fein- fühligen Aufklärung der neuzugewanderten Eltern bezüglich der vielfältigen Möglichkeiten des deutschen Schulsys- tems. Die meisten der VKL-Grundschulschülerinnen und -schüler wechseln auf eine VKL-Werkrealschule, in die Internati- onale Klasse oder an eine Gemeinschaftsschule. Problematisch ist in diesem Fall, dass es zu wenige Werkrealschu- len mit VKL-Klassen gibt. Die Sprachkenntnisse für einen direkten Wechsel in eine Regelklasse der Realschule sind meist nicht ausreichend, so dass ein sprachsensibler Unterricht benötigt wird. Dieser kommt laut Aussagen vieler VKL-Lehrkräfte jedoch an den meisten Regelschulen zu kurz. Das erschwert einen Einstieg in die Realschule. Zudem ist in der Regelklasse der weiterführenden Schule eine unterstützende Sprachförderung für mindestens ein Schul- jahr notwendig. Beliebt ist deshalb die Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule, wo innerhalb eines Jah- res, bei 32 Wochenstunden und externer Deutschförderung durch den IB, die Integration in die Regelklasse der Realschule erfolgreich gelingt und nach Angaben der Schule geschätzte 95 Prozent der ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Internationalen Klasse die Sophie-Scholl-Realschule mit einem guten und zum Teil auch sehr guten Realschulabschluss beenden. Eine weitere Empfehlung ist die Gemeinschaftsschule, aufgrund der individuellen Betreuung und Förderung. Ge- genläufige Meinungen besagen, dass die Gemeinschaftsschule als Schulform für diese Schülergruppe nicht geeig- net ist, da selbständiges Lernen für die Gemeinschaftsschulen als Voraussetzung gilt und die ehemaligen VKL- Schülerinnen und -Schüler aber weiterführend auf zum Teil intensive Unterstützung und Hilfestellung angewiesen sind. Die Lehrkräfte an den weiterführenden Schulen erhalten mehrheitlich sogenannte Übergabeprotokolle zum Lern- und Entwicklungsstand der Schülerinnen und Schüler. Es findet jedoch keine Nacherhebung mehr zum Verlauf an der weiterführenden Schule statt. Es gibt keine Daten darüber, wie viele VKL-Grundschülerinnen und -schüler auf welche Schulart wechseln. Oftmals gehen ehemalige VKL-Grundschülerinnen und -schüler nach der Integration in die Regelklasse in die schulbezirkseigene Grundschule zurück, so dass ein Übergang an eine weiterführende Schule nur sehr schwer festgestellt werden kann. 4.6. Entlastungsstunde Die vorgesehene Entlastungsstunde, die den Schulleitungen zur Verfügung gestellt wird, wurde von vielen Schullei- tungen an die jeweilige VKL-Lehrkraft abgegeben. Diese teilten einheitlich mit, dass lediglich eine Entlastungsstun- de für die VKL-Lehrkraft definitiv zu wenig sei, da sehr viel Organisatorisches umgesetzt werden muss, beispielswei- se das Entwerfen von Plänen für die Teilintegration, das Führen von Telefonaten mit Trägern und Förderinstitutio- nen sowie das Heraussuchen neuer didaktische Materialien. 4.7. Wochenstundenkontingent in VKL-Grundschulen Von allen befragten VKL-Lehrkräften kam die Rückmeldung, dass 18 Schulstunden pro Woche für den VKL- Unterricht nicht ausreichend sind. So bedienen sich die meisten VKL-Lehrkräfte mit 1-2 Stunden aus dem allgemei- nen Kontingent des erweiterten Ergänzungsbereichs (Förderunterricht), so dass 19-20 Stunden Unterricht pro Wo- che möglich sind, die eigentlich von vorne herein notwendig wären. DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 17 4.8. Lehrkräfte Geeignete Lehrkräfte zu finden ist für circa die Hälfte der befragten Schulen schwierig bis schwer. An der eigenen Schule sind zwar zum großen Teil interessierte und motivierte Lehrkräfte vorhanden, diese haben allerdings häufig ihr Deputat weitgehend ausgeschöpft. Darum werden häufig, jedoch nur ungern Nichterfüller6 als VKL-Lehrkräfte eingesetzt. Ungern deshalb, da die Arbeitsverträge der Nichterfüller in der Regel auf ein Jahr befristet sind. Daraus resultiert ein großer Schwund an potentiellen VKL-Lehrkräften. So kam es zum Beispiel an einer Schule vor, dass innerhalb von vier Schuljahren vier verschiedene Nichterfüller für eine VKL-Grundschulklasse zuständig waren. Eine weitere Schwierigkeit ist die, dass es kaum Krankheitsvertretungen für die VKL-Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen gibt. Aus pragmatischen Gründen wird im Zweifelsfall eher auf eine Fortbildung verzichtet, als dass der Unterricht in der VKL-Klasse ausfallen muss. Aus Sicht der Schulleitungen und der Lehrerschaft ist es oft ein reines Zeit- und Personalproblem das es erschwert, an den Fortbildungen teilzunehmen. 4.9. Einführungsveranstaltung für neue VKL-Lehrkräfte Sinnvoll für neue VKL-Lehrkräfte, hauptsächlich für Nichterfüller, ist nach Ansicht Einiger eine Einführungsveranstal- tung. Damit könne ein Überblick über die verschiedenen Unterrichtsmöglichkeiten und -materialien geschaffen werden. Darüber hinaus könnten sich die neuen VKL-Lehrkräfte die Erfahrungswerte langjähriger VKL-Lehrkräfte zu Nutze machen sowie verschiedene Tipps und Strategien mit an die Hand bekommen. Auch eine Hospitation zu Beginn wäre sinnvoll und wünschenswert, so die Aussagen der VKL-Lehrkräfte. Anmerkung: Eine Einführungsveranstaltung für alle neuen VKL-Lehrkräfte/Nichterfüller gibt es nicht. In Eigeninitiative können sich neue VKL-Lehrkräfte jedoch an das Staatliche Schulamt wenden. Hier besteht eine Fachberatung für Unter- richtsentwicklung und Deutsch als Zweitsprache für die VKL-Klassen. Beraten werden Lehrkräfte und Schulen im Bereich Unterricht und Sprachförderung in Vorbereitungsklassen. Individuelle Einzelberatung sowie Hospitationen vor Ort sind möglich. Der informelle Austausch mit erfahrenen VKL-Lehrkräften anderer Schulen ist hilfreich, findet jedoch aus Zeitgrün- den meist nur sporadisch über E-Mail und Telefonkontakt und auch nur vereinzelt, nach individuellem Engagement, statt. Bezüglich eines regelmäßigen Netzwerktreffens aller VKL-Lehrkräfte der Stadt Karlsruhe, gibt es Bedenken vieler Schulleitungen im Sinne ihrer Fürsorgepflicht. Viele VKL-Lehrkräfte sind bereits an ihren Kapazitätsgrenzen angelangt, Zeit für solche zusätzlichen Treffen ist schlichtweg nicht vorhanden. Zusammengefasst lässt sich diesbezüglich festhalten, dass der zwei Mal im Jahr stattfindende Runde Tisch unter der Leitung des Staatlichen Schulamts Karlsruhe für alle VKL-Lehrkräfte des Stadt- und Landkreises im Staatlichen Schulamt, die regelmäßig angebotenen Fortbildungen durch das Staatliche Schulamt und die individuelle Beratung eine ausreichende Palette an Unterstützungsmöglichkeiten für (neue) VKL-Lehrkräfte bietet. Diese Informationen sollten von den Verantwortlichen vor Ort an die neuen VKL-Lehrkräfte herangetragen werden. 6 Lehrkräfte ohne 2. Staatsexamen. 18 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE 5. Empfehlungen Für einige der aufgeführten Bedarfe lassen sich folgende Empfehlungen ausmachen: 5.1. Mehrsprachiges Informationsmaterial Zur Unterstützung und Entlastung bei der Anmeldung neuer VKL-Schülerinnen und -Schüler und, um den Eltern direkt etwas an die Hand (mit-)geben zu können, wäre ein sogenannter Willkommensbrief, -flyer oder -broschüre in verschiedenen Sprachen für die Eltern sehr hilfreich. Der Inhalt erklärt kurz und knapp die wichtigsten Formalitä- ten und Gegebenheiten des deutschen Schulsystems. 5.2. Einheitliche Erfassung des Lern- und Entwicklungsstandes Zur weiteren Entlastung der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Sekretariate bei der Anmeldung, könnte eine allge- meine standardisierte Kompetenzdiagnostik (Fragebogen, Erfassen des Sprachniveaus nach SFD) an den Grund- schulen zentral durch eine entsprechende Anlaufstelle erfasst und an die Schulen weitergeleitet werden. 5.3. Alphabetisierungsklassen an Werkrealschulen Im Bereich der Werkrealschulen wäre es sinnvoll, Alphabetisierungsklassen einzurichten, um ein homogeneres Ler- numfeld zu ermöglichen. Voraussetzung hierfür ist, dass ausreichend Lehrkräfte vorhanden sind. 5.4. Mehr differenzierte Sprachförderung in Kleingruppen Um zusätzliche Sprachförderung in Kleingruppen in den VKL-Grundschulklassen zu ermöglichen, könnten ehren- amtliche Lesepaten der Freiwilligenagentur der Stadt Karlsruhe oder Lesepaten des „Inner Wheel Club Karlsruhe“ unterstützend eingesetzt werden. 5.5. Verbesserung der Übergänge in Regelklassen weiterführender Schulen Die Übergänge an die weiterführenden Schulen verlaufen sehr unterschiedlich. Sie gestalten sich in sofern als schwierig, dass die meisten der VKL-Grundschülerinnen und -schüler auf die VKL-Werkrealschule wechseln und hier das Problem besteht, dass zu wenige VKL-Werkrealschulklassen vorhanden sind (derzeit neun VKL-WRS und zwölf VKL-GS). Die Sprachkenntnisse für einen direkten Wechsel auf die Realschule sind jedoch oft nicht ausreichend, so dass dort ein sprachsensibler Unterricht benötigt wird. Dieser kommt an den Regelschulen jedoch selten zum Ein- satz. Darüber hinaus sollte nach der Integration in die Regelklasse einer weiterführenden Schule für mindestens ein Jahr weiterhin eine sprachliche Unterstützung zur Verfügung stehen, um den Schülerinnen und Schülern perspektivisch einen realistisch qualifizierten Schulabschluss zu ermöglichen. Mit solchen Unterstützungsmaßnahmen könnte der direkte Einstieg in die Realschule oder auf das Gymnasium erleichtert werden. Im Sinne eines kontinuierlichen Übergangs ist es auch wünschenswert, VKL-Klassen sowohl an Realschulen als auch an weiteren Gymnasien einzu- richten. 5.6. Vorschulische und schulische Bildungsberatung für Neuzugewanderte Um sowohl die Schulen als auch die Eltern von neuzugewanderten Kindern und Jugendlichen in Karlsruhe bedarfs- gerecht unterstützen zu können, ist die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle „Vorschulische & schulische Bil- dungsberatung für Neuzugewanderte“ sinnvoll. Ein Angebot in dieser Form gibt es bisher in Karlsruhe noch nicht. Durch eine solche Anlaufstelle könnten die Schulen bei der Anmeldung unterstützt und entlastet werden, weil die Eltern dort erfahren, welche Schule für ihr Kind am geeignetsten ist, welcher Schulbezirk gegebenenfalls in Frage DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 19 kommt und ob freie Schulplätze vorhanden sind. Zudem kann bei spezifischem Beratungsbedarf direkt an adäquate Stellen verwiesen werden. Die Eltern haben die Möglichkeit, sich bereits im Vorfeld informieren und beraten zu lassen, beispielsweise über das Schulsystem, die verschiedenen Schulformen und den Ablauf der Schulanmeldung. Die Eltern erhalten sämtliche Erstinformationen im (vor-)schulischen Bereich, allgemeine Informationen zur früh- kindlichen Bildung und Betreuung in Karlsruhe sowie über das schulische Angebot in Karlsruhe. Mehrsprachiges Infomaterial (z. B. Willkommensbroschüre) steht den Eltern kostenfrei zur Verfügung. Gleichzeitig kann auf geeig- nete außerschulische Bildungsangebote verwiesen werden, zum Beispiel auf die Integrations- und Sprachkurse des Büros für Integration oder Sprachkurse der Volkshochschule sowie auf Kinderbetreuungsmöglichkeiten. 6. Fazit Im Großen und Ganzen sind die Ablaufstrukturen und Gestaltungsprozesse der VKL-Klassen an den Grund- und Werkrealschulen identisch. Vereinzelte Unterschiede sind auf die jeweils individuellen Personal- und Raumvoraus- setzungen zurückzuführen. Die Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule verfügt mit 32 Stunden/Woche und der zusätzlichen Deutschförderung durch den IB (Projekt Quereinsteiger) über 7-9 Schulstunden mehr Unterrichtszeit als die VKL- Werkrealschulklassen. Damit gelingt nach Schätzungen circa 95 Prozent der Schülerinnen und Schüler ein erfolgrei- cher Realschulabschluss. Bei Integration in eine Regelklasse der Sophie-Scholl-Realschule erhalten die Schülerinnen und Schüler bei Bedarf weitere zusätzliche Deutschförderung durch den IB. Mit einer solchen zusätzlichen Sprach- förderung in den Regelklassen der allgemeinbildenden weiterführenden Schulen würde den VKL-Schülerinnen und -Schülern der Grund- und Werkrealschulen der Übergang wesentlich erleichtert werden. Unabhängig von ihren individuellen Bildungsvoraussetzungen verfügen alle VKL-Schülerinnen und -Schüler über eine sehr große Motivation, enorme Wissbegierde und eine hohe Lernbereitschaft, die mit den entsprechenden Unterstützungsmöglichkeiten im sprachlichen Bereich, zum Beispiel durch die Etablierung eines sprachsensiblen Unterrichts, auch in den Regelklassen aufrechterhalten werden kann. Die im schulischen Kontext angebotenen externen Bildungsangebote der verschiedenen Bildungsträger und Vereine werden von den Schulen durchgehend genutzt. Außer zusätzlicher Deutsch- beziehungsweise Sprachförderung in Kleingruppen besteht kein Bedarf an weiteren Bildungsangeboten. Im Hinblick darauf, dass es nach Aussagen der Lehrkräfte nicht genügend VKL-Klassen an Werkrealschulen gibt und vor dem Hintergrund, dass es sich bei der Schillerschule um eine auslaufende Werkrealschule handelt, sind neue VKL-Klassen an den übrigen Werkrealschulen, Realschulen und Gymnasien und Gemeinschaftsschulen drin- gend notwendig. Um die Schulen in ihrer Verwaltungsarbeit zu entlasten und die neuzugewanderten Eltern zu unterstützen, ist eine entsprechende Aufklärung und Beratung bezüglich des deutschen Schulsystems sowie über die vielfältigen Mög- lichkeiten und die Durchlässigkeit des Bildungssystems notwendig und sinnvoll. Durch die Einrichtung einer zentralen Anlaufstelle „Vorschulische & schulische Bildungsberatung für Neuzugewan- derte“ beispielsweise beim Schul- und Sportamt im Fachbereich „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ könnte Abhilfe geschaffen werden. Von diesem freiwilligen und unverbindlichen Beratungs- und Informationsan- gebot der Stadt Karlsruhe könnten sowohl die Schulen, als auch die neuzugewanderten Eltern und außerschulische Bildungsträger in Karlsruhe profitieren. 20 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE B: BERUFLICHE SCHULEN 1. Statistische Daten 1.1. Eingangsklassen (Inobhutnahme) Unbegleitete minderjährige Ausländer (umAs) haben in Karlsruhe die Möglichkeit, unmittelbar nach ihrer Inobhut- nahme eine Schule zu besuchen, bis das Clearing-Verfahren und damit auch die Entscheidung über ihren weiteren Verbleib abgeschlossen ist. Die Jugendlichen besuchen in dieser Zeit eine sogenannte Eingangs- oder Willkom- mensklasse. Geht die Zuständigkeit auf einen anderen Stadt- oder Landkreis über, muss der Transfer Innerhalb von vier Wochen erfolgt sein. Ist dies organisatorisch oder aus anderen Gründen nicht möglich, bleibt die Stadt Karlsru- he weiterhin zuständig. Verbleibt ein umA dauerhaft in Karlsruhe, erfolgt der Wechsel in eine reguläre VABO- Klasse. Eingangsklassen gibt es an der Elisabeth-Selbert-Schule, die seit 2010 eine Kooperationsklasse mit der Heimstiftung Karlsruhe unterhält sowie seit dem Schuljahr 2014/15 auch am Parzival-Schulzentrum, wo in Obhut genommene Jugendlichen aus anderen Einrichtungen unterrichtet werden. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in den Ein- gangsklassen ist abhängig von der Zahl der vorläufigen Inobhutnahmen in Karlsruhe und unterliegt deswegen star- ken Schwankungen. So befanden sich beispielsweise Mitte Januar 2017 51 Personen in den Eingangsklassen. Bis Mitte März 2017 ist die Zahl um die Hälfte auf 21 bzw. 26 Personen zurückgegangen (siehe Tabelle 2). Tabelle 2: Eingangsklassen während der Inobhutnahme Schule Klasse Januar 2017 März 2017 Elisabeth-Selbert-Schule Eingangsklasse 10 12(7)7 Parzival Schulzentrum Eingangsklasse(n) 41 14 Gesamt 51 21 (26) 1.2. VABO-Klassen Zuwanderer, die der Berufsschulpflicht (16-18 Jahre) unterliegen, werden in Baden-Württemberg in speziellen Vor- bereitungsklassen, sogenannten VABO-Klassen, unterrichtet.8 Ziel ist das Erlernen der deutschen Sprache und daran anschließend die Integration in weiterführende Bildungs- oder Ausbildungsgänge. Die VABO-Klassen enden mit einer Sprachprüfung, die je nach Stand auf A2- oder B1-Niveau des europäischen Referenzrahmens abgelegt wer- den kann. Stand März 2017 gibt es in Karlsruhe an öffentlichen Berufsschulen 14 VABO- Klassen an neun Schulen mit insgesamt 199 Schülerinnen und Schülern. Hinzu kommen zwei VABO-Klassen am privaten Parzival- Schulzent- rum mit derzeit 33 Schülerinnen und Schülern (siehe Tabelle 3) 7 Stand März 2017 befinden sich in der Eingangsklasse der Elisabeth-Selbert-Schule (Kooperationsklasse mit der Heimstiftung) zwölf Personen, doch nur sieben davon befinden sich noch in der Inobhutnahme. 8 Die Abkürzung VABO bedeutet Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf Ohne Sprachkenntnisse. DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 21 Tabelle 3: VABO-Klassen an Beruflichen Schulen in Karlsruhe Name Schulart Klasse Gesamt Klassen Carl-Engler-Schule Gewerbliche Schule VABO 15 1 Carl-Hofer-Schule Gewerbliche Schule VABO 34 2 Gewerbeschule Durlach Gewerbliche Schule VABO 37 2 Heinrich-Hübsch-Schule Gewerbliche Schule VABO 14 1 Heinrich-Meidinger-Schule Gewerbliche Schule VABO 11 1 Elisabeth-Selbert-Schule Hauswirtschaftliche Schule VABO 46 4 Friedrich-List-Schule Kaufmännische Schule VABO 15 1 Ludwig-Erhard-Schule Kaufmännische Schule VABO 14 1 Walter-Eucken-Schule Kaufmännische Schule VABO 13 1 Parzival Schulzentrum Private Berufsfachschule VABO 33 2 Gesamt 232 16 Schülerinnen und Schüler aus 33 Nationen lernen derzeit in VABO-Klassen an Karlsruher Berufsschulen. Davon kommen etwa zwei Drittel aus fünf Ländern: Afghanistan, Gambia, Syrien, Eritrea und Somalia. Afghanen stellen mit rund 30% die mit Abstand größte Gruppe, gefolgt von Schülerinnen und Schülern aus Gambia, deren Anteil bei 15% liegt. Deutlich niedriger ist der Anteil der Schülerinnen und Schüler aus Syrien (8 Prozent) und aus den ostafrikanischen Staaten Eritrea und Somalia mit jeweils 7 Prozent (siehe Abbildung 12). Abbildung 12: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern in VABO-Klassen (N=232) Nach Regionen gruppiert kommen fast die Hälfte der VABO-Schülerinnen und Schüler aus dem Nahen und Mittle- ren Osten (44 Prozent), gefolgt von afrikanischen Staaten südlich der Sahara mit 35 Prozent. Schülerinnen und Schüler aus südosteuropäischen Staaten außerhalb der EU haben einen Anteil von 8 Prozent. Nur eine kleine Min- 69 35 18 16 16 0 10 20 30 40 50 60 70 80 VABO Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern im VABO Summe von Afghanistan Summe von Gambia Summe von Syrien Summe von Eritrea Summe von Somalia 22 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE derheit der VABO-Schülerschaft kommt aus EU-Staaten. Schülerinnen und Schüler aus anderen Weltregionen gibt es derzeit kaum (siehe Abbildung 13). Abbildung 13: VABO-Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen (N=232) Gebildet werden die VABO-Klassen zu überwiegenden Teilen aus männlichen Schülern; ihr Anteil liegt bei rund 90 Prozent. Betrachtet man nur die Herkunft der 22 weiblichen Schülerinnen, ergibt sich ein anderes Bild: Hier kommt die größte Gruppe aus Afrika, wovon Somalia mit vier Schülerinnen am stärksten vertreten ist. Prozentual höher ist der Anteil der Schülerinnen aus Südosteuropa und der EU, während weibliche Schülerinnen aus dem nahen und mittleren Osten kaum vertreten sind (siehe Abbildung 14). Abbildung 14: VABO: Weibliche Schülerinnen nach Herkunftsregionen (N=22) Wieviele minderjährige oder ehemals minderjährige unbegleitete Ausländer sich unter den VABO-Schülerinnen und –Schülern befinden, kann auf Grundlage der erhobenen Daten nicht exakt ermittelt werden. Geht man davon aus, dass es sich bei den Schülerinnen und Schülern aus dem nahen und mittleren Osten und aus Afrika in der Regel um (ehemalige) umAs handelt, liegt der Anteil in den VABO-Klassen bei etwa 80 Prozent. Afrika (Subsahara); 83; 35% Südosteuropa; 19; 8%EU; 15; 6% Staatenlos; 10; 4%Sonstige; 4; 2% Nordafrika; 3; 1% Naher und Mittlerer Osten; 106; 44% Schülerinnen und Schüler im VABO nach Herkunftsregionen Afrika (Subsahara) 9 Südosteuropa 6 EU 4 Sonstige 1 Naher und mittlerer Osten 2 Schülerinnen im VABO nach Herkunftsregionen DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 23 1.3. Ausländische Schülerinnen und Schüler in VAB-Regelklassen Sobald ausreichende Sprachkenntnisse vorliegen (Referenzniveau A2 oder höher) können ausländische berufsschul- pflichtige Schülerinnen und Schüler das Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf im Regelzug (VABR) besuchen. Ziel im VABR ist es, Ausbildungsreife zu erlangen und gegebenenfalls einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Schulabschluss zu erreichen. Im Unterschied zum VABO, wo der Erwerb der deutschen Sprache im Vordergrund steht, besuchen das VABR auch Schülerinnen und Schüler, die in Deutschland geboren sind oder als ausländische Staatsbürger schon längere Zeit hier leben. Bei der Auswertung der Statistik muss deswegen berücksichtigt werden, dass es sich nicht bei allen ausländischen Schülerinnen und Schüler im VABR notwendigerweise auch um Neuzu- gewanderte handelt. Zum Stichtag der Schulstatistik (19.10.2016) lag die Anzahl ausländischer Schüler im VABR bei 170 Personen (siehe Tabelle 4). Zum Halbjahr ist die Zahl mit 166 leicht zurückgegangen (siehe Tabelle 5). Tabelle 4: Anteil Ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR. Quelle: Schulstatistik Karlsruhe 2016/2017 Schülerinnen und Schüler im VABR davon ausländisch in Prozent 301 170 56 Prozent Die Beschulung von Neuzugewanderten im VABR ist je nach Schule unterschiedlich geregelt. Teilweise werden für diese Gruppe eigene Klassen gebildet, teilweise werden sie in gemischten Klassen unterrichtet. Tabelle 5 gibt eine Übersicht, wie viele ausländische Schülerinnen und Schüler derzeit an den Karlsruher VABR-Standorten unterrichtet werden. Tabelle 5: Ausländische Schülerinnen und Schülern an VABR-Klassen an Beruflichen Schulen in Karlsruhe Name Schulart Klasse Gesamt Carl-Benz-Schule Gewerbliche Schule VABR 13 Carl-Hofer-Schule Gewerbliche Schule VABR 36 Elisabeth-Selbert-Schule Hauswirtschaftliche Schule VABR 57 Gewerbeschule Durlach Gewerbliche Schule VABR 38 Parzival Schulzentrum Private Berufsfachschule VABR 22 Gesamt 166 Eine Besonderheit bildet dabei die Carl-Benz-Schule. Hier wurde in Kooperation mit EnBW eine VABR-Klasse für Geflüchtete eingerichtet, die im Rahmen von Betriebspraktika von EnBW als Kandidaten für eine technische Ausbil- dung bei EnBW ausgewählt wurden.9 Diese Schüler haben drei Tage pro Woche Unterricht in der Carl-Benz-Schule und sind an zwei Tagen im Betrieb. Dort werden sie teils von Fachlehrern der Carl-Benz-Schule, teils durch betrieb- liche Ausbilder unterrichtet. Im Vergleich zum VABO liegt der Anteil der Schülerinnen und Schüler aus dem Nahen und Mittleren Osten und aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara im VABR mit 70 Prozent etwas niedriger. Deutlich höher ist hingegen der Anteil der EU-Ausländer, der im VABO bei 6 Prozent liegt und im VABR 17 Prozent beträgt (siehe Abbildung 15). 9 In dieser Klasse befinden sich im Schuljahr 2016/17 ausschließlich männliche Jugendliche und junge Erwachsene. 24 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE Abbildung 15: Ausländische Schülerinnen und Schüler im VABR nach Herkunftsländern( N=166) Auch im VABR bilden Afghanen die größte nationale Gruppe, jedoch ist ihr Anteil mit rund 17 Prozent aller auslän- dischen Schüler deutlich geringer als im VABO, wo er 30 Prozent beträgt. Auch wenn sich die Hauptherkunftslän- der im VABO und VABO ähneln, gibt es insgesamt unter den 38 Herkunftsländern im VABR eine geringere Kon- zentration auf einzelne Länder (siehe Abbildung 16). Abbildung 16: Top 5 der Herkunftsländer ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR Der Anteil weiblicher ausländischer Schülerinnen ist mit 22 Prozent im VABR mehr als doppelt so hoch als im VABO (9 Prozent). Von den insgesamt 36 Frauen und Mädchen im VABR stammen fast die Hälfte (16) aus EU-Staaten, die anderen verteilen sich relativ gleichmäßig auf Länder aus Südosteuropa, Afrika und aus dem Nahen und Mittleren Osten (siehe Abbildung 17). Naher und Mittlerer Osten; 69; 42% Afrika (Subsahara); 49; 29% Südosteuropa; 11; 7% EU; 29; 17% Sonstige; 6; 4% Staatenlos; 2; 1% Ausländische Schülerinnen und Schüler im VABR nach Herkunftsregionen (N=166) 28 20 15 12 10 0 5 10 15 20 25 30 VABR Hauptherkunftsländer ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR Summe von Afghanistan Summe von Syrien Summe von Gambia Summe von Somalia Summe von Rumänien DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 25 Abbildung 17: Weibliche Schülerinnen im VABR nach Herkunftsregionen (N=36) Auch im VABR lässt sich anhand der erhobenen Daten der Anteil der Flüchtlinge (umAs und junge Volljährige) nicht genau beziffern. Auf Grundlage einer Analyse der Herkunftsländer kann man davon ausgehen, dass es sich im Schuljahr 2016/17 bei circa 70 Prozent der ausländischen VABR-Schülerinnen und Schüler um Geflüchtete handelt. 2. Situation an den VABO- und VABR-Standorten in Karlsruhe Die Voraussetzungen in den Karlsruher Berufsschulen sind in Bezug auf die Beschulung von Neuzugewanderten unterschiedlich. Bis 2014 wurden Neuzugewanderte in Berufsvorbereitenden Klassen an der Elisabeth-Selbert- Schule (Hauswirtschaftliche Schule) und der Carl-Hofer-Schule (Gewerbliche Schule) unterrichtet. Beide Schulen verfügen über jahrelange Erfahrung im Umgang mit dieser Zielgruppe. Für die Beschulung von unbegleiteten min- derjährigen Ausländern, die in Karlsruhe in Obhut genommen werden, entwickelte die Elisabeth-Selbert-Schule in Kooperation mit der Heimstiftung Karlsruhe im Rahmen eines von 2010 bis 2014 durch den Europäischen Sozial- fonds geförderten Projekts ein eigenes Konzept.10 Mit dem Schuljahr 2014/15 kamen die Gewerbeschule Durlach und das private Parzival-Schulzentrum hinzu.11 10 der 16 regulären VABO-Klassen sowie alle Eingangsklassen während der Inobhutnahme befinden sich heute an diesen vier Schulen. Zur ihrer Entlastung wurden im Schuljahr 2015/16 wegen des großen Bedarfs weitere Standor- te eingerichtet: Eine Klasse regulär zu Schuljahresbeginn im September 2015 an der Heinrich-Hübsch-Schule und fünf zusätzliche Klassen unterjährig zwischen Februar und Juni 2016 an folgenden Schulen: Walter-Eucken-Schule, Ludwig-Erhard-Schule, Carl-Engler-Schule, Friedrich-List-Schule und Heinrich-Meidinger-Schule. Außerdem wurde eine VABR-Flüchtlingsklasse in Kooperation mit EnBW im Juni 2016 an der Carl-Benz-Schule eingerichtet. 10 Breithecker, Renate: Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Regelschule. Ein Projekt des Kinder- und Jugendhilfezent- rums der Heimstiftung Karlsruhe in Kooperation mit der Elisabeth-Selbert-Schule, Karlsruhe. Abschlussbericht der wissenschaftli- chen Begleitung. http://www.heimstiftung-karlsruhe.de/117-0-Abschlussberichte.html 11 Das Parzival-Schulzentrum unterrichtet nach den Prinzipien der Waldorfpädagogik. Im Beschulungskonzept für Flüchtlinge finden Methoden und Überlegungen zum Umgang mit Traumatisierungen besondere Berücksichtigung. http://www.parzival- zentrum.de/schulen/fluechtlingsklassen-vab-o/ Naher und mittlerer Osten 5 Afrika (Subsahara) 6 Südosteuropa 6 EU 16 Sonstige 2 Staatenlos 1 Schülerinnen im VABR nach Herkunftsregionen (N=36) 26 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE Alle letztgenannten Schulen unterhalten derzeit je eine VABO bzw. VABR-Klasse und hatten bis dahin keine Erfah- rungen mit der Beschulung von Neuzugewanderten. Durch die kurzfristige Einrichtung haben die neuen Klassen und Standorte mit spezifischen Herausforderungen zu kämpfen, die nachfolgend genauer beschrieben werden. 2.1. Anmeldung und Aufteilung der VABO-Schülerinnen und Schüler Die Zuständigkeit für die Anmeldung und Verteilung neuer VABO-Schüler liegt bei der geschäftsführenden Schullei- tung.12 Zu Schuljahresbeginn werden die Schülerinnen und Schüler auf die einzelnen Standorte verteilt. Bei Schulen mit mehreren VABO-Klassen findet in der Regel nach vorheriger Lernstandserhebung eine Aufteilung in verschiedene Niveaus statt. Bei der Heinrich-Hübsch-Schule, deren VABO-Klasse zum Schuljahresbeginn 2015/16 eingerichtet wurde, fand eine Lernstands- und Kompetenzerhebung und anschließende Klassenaufteilung gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern der benachbarten Carl-Hofer-Schule statt. Bei den unterjährig eingerichteten Klassen fand vor der Klasseneinteilung keine Lernstands- und Kompetenzerhebung statt. Dies führte an diesen Klassen zu einer sehr heterogenen Zusammensetzung. Bei der unterjährigen Aufnahme neuer Schülerinnen und Schüler ist das Verfahren in der Praxis uneinheitlich. Un- begleitete minderjährige Ausländerinnen und Ausländern melden die zuständigen Wohngruppenbetreuer in der Regel an einer Berufsschule ihrer Wahl an. Kann die betreffende Person dort nicht aufgenommen werden, wird an andere Schulen oder an die geschäftsführende Schulleitung weiterverwiesen. Die Aufnahmepraxis der Schulen ist dabei unterschiedlich. Während manche ihre Klassen unterjährig auffüllen, lehnen andere dies offenbar ab. Unterjährige Zugänge sind ein weiterer Faktor, der die Heterogenität in den Klassen erhöht und – wenn sie in gro- ßer Zahl erfolgen – eine Herausforderung für die Unterrichtenden und für die Stabilität der Klassengemeinschaft sind. 2.2. Zusammensetzung der Klassen Neuzugewanderte Schülerinnen und Schüler, die bei ihren Eltern wohnen, bilden bei den VABO-Klassen an Karls- ruher beruflichen Schulen die Minderheit. Die überwiegende Mehrheit sind unbegleitete minderjährige Ausländer, die in unterschiedlichen Wohngruppen im Stadtgebiet Karlsruhe und teilweise auch im Landkreis Karlsruhe woh- nen.13 In Bezug auf die umAs setzen sich die Klassen in der Regel aus Bewohnerinnen und Bewohnern unterschied- licher Wohngruppen zusammen. Lediglich die VABO-Klasse der Walter-Eucken-Schule, die zeitlich mit der Eröff- nung einer neuen Wohngruppe zusammenfiel, besteht ausschließlich aus Bewohnern einer einzigen Wohngruppe. Da sich die Zuwanderung über das gesamte Jahr verteilt, herrscht in VABO-Klassen eine größere Fluktuation als in Regelklassen. Doch nicht nur Zugänge, auch unterjährige Abgänge sind zu verzeichnen. Schülerinnen und Schüler verlassen die VABO-Klassen aus unterschiedlichen Gründen: Dazu gehören Überstellungen ins VABR nach erfolg- reich absolvierter Sprachprüfung, vereinzelte Überstellungen in weiterführende Schularten (Realschule, Beobach- tungsprogramm des KIT), aber auch Wohnortwechsel, Verlassen der Schule nach Erreichen der Volljährigkeit oder „Untertauchen“. Im Hinblick auf die absoluten Schülerzahlen ergaben sich allerdings im regulären VABO keine 12 Bei Beginn der Untersuchung lag dieses Amt für beruflichen Schulen in Karlsruhe kommissarisch bei StD Christian Nolte (Ge- werbeschule Durlach), seit Februar 2017 ist OStD Stefan Pauli (Walter-Eucken-Schule) als geschäftsführender Schulleiter bestellt. 13 Im Stadtgebiet Karlsruhe gibt es circa 270 Hilfen-zur-Erziehung-Plätze für umAs. Nur für einen Teil davon (190) liegt die Zu- ständigkeit bei der Stadt Karlsruhe. Die anderen Plätze sind an Jugendliche vergeben, für die andere Städte oder Landkreise zuständig sind, welche selbst nicht genügend Wohnheimplätze haben. UmAs können auch nach Vollendung des 18. Lebensjah- res weiterhin Hilfen zur Erziehung beantragen. Diese werden in der Regel von der Stadt Karlsruhe gewährt. In den Fällen, in denen keine weitere Jugendhilfe beantragt oder gewährt wurde, kann die Zuweisung in eine Gemeinschaftsunterkunft im Landkreis Karlsruhe erfolgen. DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 27 signifikanten Veränderungen zwischen dem Zeitpunkt der Schulstatistik vom Oktober 2016 und den im Januar und Februar 2017 erhobenen Daten. 2.3. Voraussetzungen und Kenntnisstand der Schülerinnen und Schüler Die befragten Lehrerinnen und Lehrer im VABO berichten übereinstimmend von den Schwierigkeiten, die individu- ellen Voraussetzungen und die Bildungsbiografie der Schülerinnen und Schüler adäquat einzuschätzen. Lediglich der Kenntnisstand in Fach Deutsch lasse sich einigermaßen verlässlich erheben. Der allgemeine schulische Kenntnisstand sei hingegen deutlich schwieriger zu beurteilen. Die Dauer des Schulbe- suchs im Herkunftsland sei ein eher unzuverlässiger Indikator, weil die Schulsysteme nicht vergleichbar und die Bildungsbiografien oft von Unterbrechungen gekennzeichnet seien. Die Selbsteinschätzung der Schülerinnen und Schüler unterscheide sich zum Teil erheblich von der Einschätzung der Lehrkräfte bezüglich des Lernstands und der Kompetenzen. In der Regel sei der schulische Kenntnisstand der VABO-Schüler niedriger als der gleichaltriger Deut- scher. Insbesondere die Lehrkräfte, die unterjährig eingerichtete Klassen unterrichteten, beklagen die große Heterogenität in den Klassen, in denen Jugendliche mit ganz unterschiedlichen Vorerfahrungen und Voraussetzungen vertreten sind. Auch wenn die Motivation der Schülerinnen und Schüler im Allgemeinen hoch sei, ist ein Unterricht, der dem einzelnen Schüler gerecht werde unter diesen Voraussetzungen nicht zu leisten. Dabei blieben insbesondere die Jugendlichen „auf der Strecke“, die durch das Unterrichtstempo über- oder unterfordert seien oder aus anderen Gründen wie Traumatisierung, psychosoziale Probleme oder lernunfreundliche Wohnsituation Schwierigkeiten hät- ten, sich im Schulalltag zurechtzufinden. Lehrerinnen und Lehrer wünschen sich mehr Unterstützung und individu- elle Lösungen für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedarfen oder Problemlagen. Eine besondere Gruppe bilden die Analphabeten, für die es derzeit in den meisten Schulen keine gesonderte Klasse und keine differenzierte Förderung gibt. Junge Menschen, die die lateinische Schrift nicht lesen und schreiben kön- nen, weil sie noch nie eine Schule besucht haben, weil sie in einer anderen Schrift alphabetisiert wurden, oder weil sie als funktionelle Analphabeten große Defizite haben, müssen durch besondere Maßnahmen erst in die Lage versetzt werden, den regulären Unterrichtsangeboten folgen zu können. Die Reduzierung der Heterogenität in den VABO-Klassen und das Schaffen von speziellen Unterrichtsangeboten für Analphabeten wäre ein wichtiger Schritt, um den Lernerfolg in den VABO-Klassen zu erhöhen und die Motivation der Schülerinnen und Schüler zu erhalten. EMPFEHLUNGEN  Strukturierung des Verfahrens bei der Anmeldung und Verteilung von VABO-Schülerinnen und Schülern.  Einheitliche und flächendeckende Lernstandserhebung oder Informationsweitergabe am Übergang Eingangs- klasse – VABO.  Einrichtung von Klassen mit unterschiedlichen Niveaustufen, gegebenenfalls Bildung von Verbünden mehrerer Schulen zu diesem Zweck.  Bildung von Halbjahresklassen oder Zusammenarbeit mit externen Bildungsträgern zur Einrichtung von Kursen für unterjährige Neuzugänge.  Separate Beschulung von Analphabeten.  Individuelle Lösungen für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Bedarfen, zum Beispiel durch regelmäßige zuständigkeitsübergreifende Fallkonferenzen. 28 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE 3. Unterricht, interne Koordination und Kooperationen 3.1. Rahmenbedingungen im VABO Bezüglich der Unterrichtsinhalte und der Stundentafel unterliegt das VABO den Schulversuchsbestimmungen des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport. Im Schuljahr 2016/2017 wurden im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren weitreichende Änderungen umgesetzt. Die Stundentafel im VABO wurde von bisher 32 auf 20 Wochen- stunden reduziert. Damit einher ging eine veränderte Schwerpunktsetzung weg von allgemeinbildenden Fächern hin zum verstärkten Spracherwerb in Kombination mit früh einsetzenden Orientierungspraktika. Für den Sprachunterricht werden teilweise Fachlehrkräfte Deutsch der jeweiligen Schule eingesetzt, teilweise wird der Sprachunterricht durch eigens dafür angestellte Lehrkräfte, zum Teil Quereinsteiger mit Qualifikation im Zweit- spracherwerb, erteilt. Der allgemeinbildende Unterricht wird in der Regel durch Berufsschullehrkräfte erteilt. Die interne Koordination erfolgt entweder über die Abteilungsleitungen oder durch die Schulleitung. Lehrerinnen und Lehrer an Schulen, an denen VABO-Klassen neu eingerichtet wurden, müssen sich zum Teil in völlig neue Aufgabengebiete einarbeiten. Dies betrifft fachliche und methodische Aspekte, die bisher nicht Teil der Lehrerausbildung sind, wie Deutsch als Zweitsprache oder sprachsensibles Unterrichten, Verfahren wie Lernstands- erhebungen oder schriftliche Beurteilungen und den Umgang mit einer bisher unbekannten Zielgruppe. Diese Ex- pertise muss parallel zum Unterrichten durch Fortbildungen, Austausch und „learning by doing“ aufgebaut wer- den. Von mehreren Schulen wurde das Thema Stundenausfall angesprochen, da es für Fehlzeiten der Lehrkräfte durch Krankheit oder Fortbildungen in vielen Fällen keine Vertretung gebe. Viele Lehrerinnen und Lehrer pflegen informellen Erfahrungsaustausch mit anderen VABO-Lehrkräften. Ein regel- mäßiger regionaler Gesprächskreis für 20-25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wird durch das Regierungspräsidium Karlsruhe organisiert. Aus den geführten Gesprächen ergab sich kein eindeutiger Bedarf nach Formaten für zusätz- lichen Erfahrungsaustausch. Vor allem erfahrene Lehrkräfte kritisieren die Reduzierung der Stundenzahlen im VABO. Die Vermittlung von Deutschkenntnissen beschränke sich nicht auf den reinen Deutschunterricht, sondern sei auch bisher integraler Bestandteil aller Unterrichtsfächer im VABO gewesen. Gerade für Schülerinnen und Schüler mit ungünstigen Bil- dungsvoraussetzungen sei es durch die neue Stundentafel noch schwieriger, Lücken in der Allgemeinbildung nach- zuholen. Ihre Chancen, im VABR den Hauptschulabschluss nachzuholen, verschlechtern oder verzögern sich dadurch. Auch die Rahmenbedingungen für Kooperationen und Unterstützungsangebote außerschulischer Partner ver- schlechtern sich durch die reduzierte Stundentafel. Bei gleichbleibend hohem Betreuungsaufwand für die einzelnen Schülerinnen und Schüler bleibt insgesamt weniger Zeit für die Organisation und Koordination außerunterrichtli- cher Angebote während und nach der Unterrichtszeit. Schulen, bei denen VABO-Klassen neu eingerichtet wurden und die nicht über erprobte Kooperationsstrukturen verfügen, sind davon in besonderer Weise betroffen. 3.2. Schulsozialarbeit Schulsozialarbeit gibt es momentan an vier von elf VABO-Standorten (Carl-Hofer-Schule, Elisabeth-Selbert-Schule, Gewerbeschule Durlach mit jeweils 100 Prozent Stellenumfang und Heinrich-Hübsch-Schule mit 50 Prozent Stel- lenumfang). Mit Ausnahme der Heinrich- Hübsch-Schule handelt es sich dabei sämtlich um die großen Standorte mit mehreren VABO-und VAB-Flüchtlingsklassen. Die Schulsozialarbeiterinnen und –arbeiter nehmen in Bezug auf die ausländischen Schülerinnen und Schüler umfangreiche Aufgaben wahr. Sie reichen von der Beratung und Be- treuung bei schulischen Problemen zur Unterstützung bei der Praktikumssuche oder der Anerkennung ausländi- scher Abschlüsse bis hin zur Vermittlung von Kooperationen mit außerschulischen Partnern oder zur Organisation gemeinsamer Klassenaktivitäten. Von allen befragten Lehrpersonen wurde die Schulsozialarbeit als wertvolle Unter- stützung für die betreuungsintensive Arbeit mit neuzugewanderten Jugendlichen eingeschätzt. Die Schulen, an denen neue VABO-Klassen eingerichtet wurden, verfügen mit Ausnahme der Heinrich-Hübsch-Schule nicht über Schulsozialarbeit und sind damit in mehrfacher Hinsicht benachteiligt: Ihnen fehlt nicht nur die Unterstützung beim DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 29 Aufbau von Kooperationsnetzwerken und bei der Betreuung, sondern auch das Budget der Schulsozialarbeit, um damit Aktivitäten oder spezielle Maßnahmen zu finanzieren. Einen Antrag auf Schulsozialarbeit hat von den ge- nannten Schulen bisher aber nur die Walter-Eucken-Schule gestellt.14 3.3. Integration und Kontaktmöglichkeiten an der Schule Der Unterricht in den meisten VABO-Klassen läuft relativ isoliert vom sonstigen Schulbetrieb. Verschiedene Schulen erproben eine stundenweise Integration in andere Unterrichtsgänge, ziehen dabei aber ein gemischtes Fazit. Positiv sei, dass sich vereinzelt Kontakte zu anderen Schülerinnen und Schülern entwickelt hätten, der reguläre Unterricht in den Berufsschulen sei für viele VABO-Schülerinnen und Schüler wegen der Verständigungsschwierigkeiten aber- nicht ertragreich. Die geringe Relevanz der Integrationsstunden für die VABO-Schülerinnen und Schüler schlage sich in hohen Fehlzeiten nieder. An vielen Schulen nehmen VABO-Schülerinnen und Schüler an klassenübergreifenden Veranstaltungen (zum Beispiel Fußballturniere) teil und beteiligen sich mit Essens- oder Informationsständen an Schulfesten. Vereinzelt wurden auch innerschulische Patenschaftsprogramme oder Unterstützung bei den Hausauf- gaben erprobt, allerdings haben sich bisher keine langfristigen Peer-to-Peer- Strukturen entwickelt. Viele Lehrkräfte wünschen sich für ihre VABO-Schülerinnen und Schüler mehr und intensivere Kontakte zu einheimischen Gleichalt- rigen. Hier gibt es Bedarf an Ideen und erfolgversprechenden, alltagstauglichen Ansätzen. EMPFEHLUNGEN  Bessere personelle Ausstattung des VABO-Bereichs und (Wieder-)erhöhung der Stundenzahl.  Unbürokratische Finanzierungsmöglichkeit oder Budget für Klassenaktivitäten an VABO-Standorten ohne Schulsozialarbeit.  Schulsozialarbeit an allen VABO-Standorten als langfristiges Ziel.  Mehr Kontaktmöglichkeiten zu einheimischen Schülerinnen und Schülern schaffen. 4. Externe Kooperationen 4.1. Informationsaustausch mit den Wohngruppenbetreuern Austausch besteht bei allen VABO-Klassen mit den jeweiligen Wohngruppenbetreuern der umAs. Während einige Klassen sich ausschließlich oder mehrheitlich aus einer Einrichtung rekrutieren, befinden sich in anderen Klassen Schülerinnen und Schüler aus vielen unterschiedlichen Wohngruppen. Der Austausch mit den zuständigen Betreue- rinnen und Betreuern findet entweder zu festen Terminen statt oder richtet sich nach dem individuellen Bedarf. Nach Aussagen von befragten Lehrerinnen und Lehrern gibt es bei den Wohngruppen große Qualitätsunterschiede, was den Kontakt zu den Betreuern, die Regelmäßigkeit der Kommunikation und das Engagement bei der Unter- stützung in Bezug auf Hausaufgaben, Tagesstruktur, Freizeitgestaltung und individuelle Förderung angehe. Dies führe dazu, dass einzelne Schülerinnen und Schüler nach der Wahrnehmung ihrer Lehrer sehr unterschiedlich ver- sorgt und gefördert würden. Als verwirrend empfanden einige Lehrerinnen und Lehrer auch die Unübersichtlichkeit der Zuständigkeiten in Bezug auf die umAs (unterschiedliche Wohngruppen und Träger, Vormundschaften in ver- schiedenen Städten und Landkreisen). Die Planung der Bildungswege von umAs geschieht in der Regel im Einver- nehmen zwischen den beteiligten Lehrkräften, Betreuern und dem Amtsvormund. Einzelne Fälle wurden genannt, in denen wichtige Entscheidungen aus Sicht der Schule intransparent oder nicht nachvollziehbar getroffen wurden. 14 Quelle: Sozial und Jugendbehörde der Stadt Karlsruhe (Stand: 03.03.2017). 30 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE 4.2. Kooperationen und Angebote außerschulischer Partner In Bezug auf Kooperationen und Unterstützungsangebote gibt es große Unterschiede an den Schulen. Es über- rascht wenig, dass Schulen, die schon längere Erfahrung mit VABO-Klassen haben, über ein breiteres Netzwerk an außerschulischen Kooperationspartnern verfügen als Schulen, die damit erst begonnen haben. Wie bereits themati- siert, haben es neue VABO-Standorte durch die Reduzierung der dafür vorgesehenen Lehrerstunden besonders schwer, Kooperationen aufzubauen und zu koordinieren. In Bezug auf Kooperationen scheint weniger der Mangel an Angeboten problematisch zu sein, als ihre Unübersicht- lichkeit. Für die Zielgruppe der Neuzugewanderten an Schulen ist ein Markt entstanden und viele Anbieter kommen direkt auf die Schulen zu. Vor allem Lehrerinnen und Lehrer, die neu in diesem Themengebiet arbeiten, wünschen sich mehr Orientierung und eine strukturierte Darstellung von Informationen und Angeboten außerschulischer Partner. Das Wissen über Beratungs- und Hilfsangebote, wie beispielsweise den Dolmetscherdienst, ist lückenhaft 4.3. Berufsorientierung oder Vermittlung in Praktika Fast alle Schulen kooperieren in diesem Bereich mit außerschulischen Trägern. Als Partner wurden hier genannt: Agentur für Arbeit, Beo Netzwerk, Internationaler Bund und Handwerkskammer mit dem Programm „Pro Beruf“. Die Vermittlung in Praktika erfolgt mitunter auch über Kontakte der Wohngruppen; Lehrkräfte besuchen aber auch Ausbildungsbörsen oder aktivieren persönliche Netzwerke. An einer Schule werden Schülerinnen und Schüler durch Ehrenamtliche des Jugendbegleiterprogramms betreut. An vier Berufsschulen wird die Vermittlung in Praktika und Ausbildung durch einen „Kümmerer“ der Arbeitsförderungsbetriebe unterstützt. Zielgruppe dieses Programms sind motivierte und ausbildungsreife Flüchtlinge aus Herkunftsstaaten mit guter Bleibeperspektive (derzeit Syrien, Soma- lia, Eritrea, Iran und Irak). Problematisch ist allerdings, dass die Mehrheit der in Karlsruhe lebenden umA´s nicht aus Ländern kommen, die in die Kategorie der „guten Bleibeperspektive“ fallen. 4.4. Nachhilfe- und Förderangebote Nachhilfe- und Förderangebote in den Fächern Deutsch und Mathematik gibt es derzeit nur an vier von elf VABO- oder VABR-Standorten. Zwei Schulen nehmen seit Januar 2017 am Projekt SCHEFF (Schulergänzende Förderung für Flüchtlinge) des Internationalen Bunds teil, das mit einer Laufzeit von einem Jahr bewilligt wurde. In diesem Pro- gramm können pro teilnehmender Schule 16 Schülerinnen und Schüler in je vier Kleingruppen vier Wochenstunden ergänzende Förderung in Deutsch, Mathematik und in der Berufsorientierung erhalten. In einer VABR-Klasse kann durch ein Unterstützungsangebot des Kolpingwerks während der Unterrichtszeit differenzierte Sprachförderung angeboten werden. Eine Schule bietet ergänzenden Sprach- und Mathematikunterricht durch Ehrenamtliche an. Der Bedarf an zusätzlichen Förderangeboten liegt deutlich über dem derzeitigen Angebot, zumal es der Mehrheit der Standorte bisher überhaupt keine Förderangebote gibt. 4.5. Weitere Kooperationen und Angebote außerschulischer Partner An vier Schulen gibt es Angebote im kulturellen und künstlerischen Bereich (Theater- und Musikprojekte, Koopera- tionen mit der Kunsthalle Karlsruhe und dem Museum für Naturkunde), an zwei Schulen Sportangebote und an einer Schule ein umfangreiches Präventionsangebot. EMPFEHLUNGEN  Erarbeitung eines gemeinsamen Qualitätsrahmens mit Wohngruppenträgern, um bestehende Ungleichheiten bei den Kommunikations- und Unterstützungsstrukturen im schulischen Bereich zu reduzieren.  Übersichtliche Darstellung vorhandener Angebote außerschulischer Träger für VABO-Klassen  Flächendeckende Versorgung mit Nachhilfe- und Förderangeboten an allen VABO-Standorten.  Unterstützung beim Aufbau von Kooperationsstrukturen durch Beratung und Vernetzung. DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 31 5. Was geschieht nach dem VABO? Das Förderkonzept des Kultusministeriums sieht nach dem erfolgreichen Abschluss des VABO einen Wechsel in das VABR vor, in dessen Rahmen der Hauptschulabschluss und damit die Ausbildungsreife erreicht werden soll.15 Im Rahmen des VABR ist zusätzliche Sprachförderung vorgesehen, damit das für die Aufnahme einer Ausbildung emp- fohlene Sprachniveau B1 erreicht werden kann. Sowohl VABO als auch VABR können bei Nichterreichen der Klassenziele wiederholt werden. Die Schülerinnen und Schüler verlieren damit aber wertvolle Zeit auf ihrem Bildungs- und Berufsweg. Nach einer Erhebung des Kultusministeriums erreichten im Schuljahr 2015/16 in Baden-Württemberg nur circa 50 Prozent der VABO-Schülerinnen und -Schüler, die den Unterricht ein Schuljahr oder länger besuchte am Ende des Schuljahres das Niveau A2. Um die Situation in Karlsruhe einschätzen zu können, erscheint es geboten, genauere Daten zu den erreichten Sprachniveaus und Übergängen in Karlsruhe zu erheben und auf dieser Grundlage Kon- zepte zu entwickeln. Dabei sollte es einerseits darum gehen möglichst viele VABO-Schülerinnen zur Ausbildungsrei- fe zu bringen und andererseits für diejenigen, die in diesem System über- oder unterfordert sind, individuelle Lö- sungen zu finden. Eine besondere Risikogruppe stellen dabei junge Volljährige ohne Schulabschluss dar, die keine Leistungen der Jugendhilfe mehr beziehen. Weiterhin zeichnet sich ab, dass Unterstützungsbedarf für neu Zugewanderte auch während der Aufnahme einer dualen Ausbildung weiterbesteht, damit die hohe Zahl von Ausbildungsabbrüchen reduziert werden kann.16 Unter- stützung gibt es derzeit für Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive durch das vom Ministerium für Wirtschaft ge- förderte Programm der „Kümmerer.“ Notwendig ist der Ausbau von Angeboten zum Ausgleich von sprachlichen und fachlichen Defiziten an Berufsschulen auch für Personen, die bisher keine Schule in Deutschland besucht haben oder durch Förderprogramme für Flüchtlinge auf eine Ausbildung vorbereitet wurden. Es ist zu erwarten, dass sich ihre Zahl durch die neu geschaffene Möglichkeit der „Ausbildungsduldung“ deutlich erhöhen wird. Sie können nur dann zu zukünftigen Fachkräften werden, wenn sie nicht am anspruchsvollen theoretischen Teil der Ausbildung scheitern. EMPFEHLUNGEN  Gezielte Förderangebote (zum Beispiel Sommersprachkurse), damit mehr Schülerinnen und Schüler das VABO erfolgreich in kürzerer Zeit abschließen können.  Monitoring aufbauen, um gesicherte Daten zu Sprachstand und Bildungsabschlüssen im VABO und VABR zu bekommen.  Konzepte und Bildungswege für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Problemlagen oder Bedarfen erarbei- ten (zum Beispiel Analphabeten, junge Volljährige ohne Schulabschluss, begabte Schülerinnen und Schüler).  Unterstützungssysteme an Berufsschulen auch für die Berufsausbildung etablieren oder ausbauen. 15 http://km-bw.de/site/pbs-bw-new/get/documents/KULTUS.Dachmandant/KULTUS/KM- Homepage/Fl%C3%BCchtlingsintegration/2016%2022%2002%20F%C3%B6rderkonzept%20Web.pdf (17.03.2017) 16 Für Baden-Württemberg liegen derzeit keine Daten vor. In Bayern, das bei der Integration von Flüchtlingen in Duale Ausbil- dung als vorbildlich gilt, lagen 2015 die Abbruchquoten bei Flüchtlingen laut dem Chef der Bayerischen Handwerkskammer bei rund 70 Prozent. http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/handwerkskammer-in-bayern-70-prozent-der- fluechtlinge-brechen-ausbildung-ab-13857887.html (15.03.2017) 32 | KOMMNALE KOORDINATION DER BILDUNGSANGEBOTE FÜR NEUZUGEWANDERTE 6. Fazit Die Neuzugewanderten in den VABO-Klassen bilden keine einheitliche Gruppe. Es handelt sich um junge Menschen mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen und Vorgeschichten. Sie alle möchten sich in Deutschland eine Zu- kunft aufbauen und ein großer Teil der Jugendlichen ist motiviert, dieses Ziel zu erreichen. Während ihre Altersgenossen in Deutschland die Schule bereits abgeschlossen haben oder kurz davor stehen, ha- ben die Jugendlichen im VABO noch einen langen Weg vor sich. Sie müssen eine fremde Sprache (und manchmal auch Schrift) lernen und je nach schulischer Vorbildung umfangreiche Wissenslücken auffüllen, um eine dem Hauptschulabschluss vergleichbare Qualifikation zu erwerben. Eine Ausbildung oder ein weiterführender Bildungs- abschluss sind notwendig, um eine realistische Perspektive auf eine gesicherte Existenz in Deutschland zu bekom- men. Dieser Weg dauert viele Jahre und erfordert von Neuzugewanderten ungleich mehr Anstrengung als für Ein- heimische. Deswegen ist ein ökonomischer Umgang mit „Zeit“ in dieser so entscheidenden Phase des Lebens der Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders wichtig. Vor diesem Hintergrund ist die Reduzierung der Stundenzahl im VABO von über 30 auf derzeit 20 Stunden ein fatales Signal, denn bei verringerter Intensität der Beschulung verlieren Schülerinnen und Schüler wertvolle Zeit bis zur Ausbildungsreife oder beginnen eine Ausbildung ohne die so notwendigen sprachlichen und fachlichen Grund- lagen, was die Gefahr des Scheiterns dramatisch erhöht. Wenn nach einem Schuljahr oder länger im VABO die Hälfte der Schülerinnen und Schüler das Niveau A2 nicht erreichen, wie eine Erhebung des Kultusministeriums Ba- den-Württemberg zum Schuljahr 2015/2016 ergeben hat, kann der Unterricht derzeit nur als ineffizient bezeichnet werden.17 Dies ist nicht den Lehrerinnen und Lehren anzulasten, die unter den gegebenen Bedingungen ihr Bestes geben. Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich die Quote mit der Neukonzeption des VABO im Schuljahr 2016/17 verändert. Um den Weg der jungen Zuwanderer in Ausbildung und Berufstätigkeit effizienter und erfolgversprechender zu gestalten, bedarf es verbesserter Aufteilung der Schülerinnen und Schüler, um die Heterogenität in den Klassen zu verringern, einer verbesserten Personalsituation (und Schulsozialarbeit) und Erhöhung der Stundenzahl an den Schulen, um die Qualität der Unterrichtsergebnisse zu erhöhen und eines funktionierenden und differenzierten Unterstützernetzwerks, um Lösungen für Schüler mit besonderen Bedarfen (Analphabeten, Lernschwache, beson- ders Motivierte) zu entwickeln. Welchen Zugang VABO-Schülerinnen und Schüler zu ergänzenden Bildungsangeboten haben und in welchem Maß insbesondere umAs Unterstützung in schulischen Belangen in ihren Wohngruppen erhalten, ist momentan von Schule zu Schule, und offenbar auch von Wohngruppe zu Wohngruppe unterschiedlich. Eine Verständigung über einen gemeinsamen Qualitätsrahmen kann hier zu mehr Chancengleichheit beitragen. Die hohe Motivation und der Aufstiegswille junger Zuwanderer sind eine wertvolle Ressource. Sie gilt es zu erhalten und für die Verwirklichung individuell angepasster Ziele zu nutzen, damit die jungen Menschen auf dem Weg durch das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem nicht verloren gehen. Stand: 22.08.2017 17 https://www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/neue-verwaltungsvorschrift-sprachfoerderung/ (22.03.2017) Zum Erreichen der Niveaustufe A2 kalkuliert das Goethe-Institut einen Richtwert von 200 Unterrichtseinheiten (UE) á 45 min für Erwachsene und 350 UE für Kinder. Bei wöchentlich 15UE Deutsch bekommen VABO-Schülerinnen und Schüler im Schuljahr rund 450 UE. DEZERNAT 3 | SCHUL- UND SPORTAMT | 33 ABBILDUNGSVERZEICHNIS Abbildung 1: Verteilung der Schülerinnen und Schüler an VKL-Grundschulen nach Geschlecht.................................................... 5 Abbildung 2: Verteilung der Schülerinnen und Schüler an VKL-Werkrealschulen nach Geschlecht................................................ 5 Abbildung 3: Verteilung der Schülerinnen und Schüler in der Internationalen Klasse nach Geschlecht ......................................... 5 Abbildung 4: VKL Grundschulen – Verteilung der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen .......................................... 6 Abbildung 5: VKL-Grundschulen – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsländern ................................................. 6 Abbildung 6: VKL Werkrealschulen – Verteilung der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen ...................................... 7 Abbildung 7: VKL Werkrealschulen – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsländern ............................................. 7 Abbildung 8: Internationale Klasse - Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler ................................................................ 8 Abbildung 9: Internationale Klasse – Anzahl der Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsländern ............................................. 8 Abbildung 10: Elterninterview der Hardtschule Karlsruhe bei Schulanmeldung zukünftiger VKL-Schülerinnen und Schülern ....... 11 Abbildung 11: Ablaufschema „Sprachstandsüberprüfung und Förderdiagnostik“ (SFD)............................................................. 12 Abbildung 12: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern in VABO-Klassen (N=232)............................................... 21 Abbildung 13: VABO-Schülerinnen und Schüler nach Herkunftsregionen (N=232) .................................................................... 22 Abbildung 14: VABO: Weibliche Schülerinnen nach Herkunftsregionen (N=22) ........................................................................ 22 Abbildung 15: Ausländische Schülerinnen und Schüler im VABR nach Herkunftsländern( N=166) ............................................. 24 Abbildung 16: Top 5 der Herkunftsländer ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR ..................................................... 24 Abbildung 17: Weibliche Schülerinnen im VABR nach Herkunftsregionen (N=36) ..................................................................... 25
https://www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu/HF_sections/content/ZZnnptSjB94IRs/ZZno62ljRx4LnO/StadtKA_Bericht%20VKL%20und%20VABO%202016_17.pdf
Beschulung von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen in Karlsruhe Zweite Fortschreibung 2019 Schuljahr 2018 | 2019 Stadt Karlsruhe Dezernat 3 | Schul- und Sportamt Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 2 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Herausgeber: Stadt Karlsruhe Schul- und Sportamt Telefon: 0721 133-4166 Fax: 0721 133-95 4166 E-Mail: bildungskoordination@sus.karlsruhe Internet: www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu.de Layout: Hopfengärtner Druck: Städtische Rathausdruckerei Papier: 100 Prozent Recyclingpapier Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 3 Inhalt Einführung .........................................................................................................................................5 A: Allgemeinbildende Schulen ...........................................................................................................6 1. Statistische Daten .................................................................................................................................. 6 2. Rahmenbedingungen und aktuelle Situation ........................................................................................ 10 Zusammenfassung und Empfehlungen ......................................................................................................... 16 B: Berufliche Schulen ....................................................................................................................... 18 1. Statistische Daten ................................................................................................................................ 18 2. Rahmenbedingungen und aktuelle Situation ........................................................................................ 24 3. Zusammenfassung und Empfehlungen ................................................................................................. 27 C: Übergänge in Ausbildung und Beruf ............................................................................................ 28 1. Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten am Übergang Schule-Beruf .............................................. 28 2. Zur Situation junger Geflüchteter am Übergang Schule-Beruf ............................................................... 30 3. Zur Situation an den beruflichen Schulen ............................................................................................. 32 4. Zusammenfassung und Empfehlungen ................................................................................................. 36 Anhang ........................................................................................................................................................... 37 Abkürzungen ................................................................................................................................................... 37 Abbildungsverzeichnis ...................................................................................................................................... 38 Tabellenverzeichnis .......................................................................................................................................... 39 4 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 5 Einführung Zum zweiten Mal wird der Bericht über die Schul-, Bildungs- und Ausbildungssituation neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher im Rahmen des Programms „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ fortgeschrieben. Der Berichtszeitraum umfasst das Schuljahr 2018/19. Neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen einen guten Anschluss in unser Bildungssystem zu ermöglichen, ist eine komplexe Herausforderung, die verlässliche Rahmenbedingungen und Angebotsstrukturen erfordert, und darüber hinaus auch viel Engagement bei den Akteuren und bei den Kindern und Jugendlichen selbst. Die Kenntnis aktueller Entwicklungen ist notwendig, um von kommunaler Seite diese Rahmenbedingungen wirksam mitzugestalten und damit die Bildungs- und Teilhabechancen neu zugewanderter junger Menschen in unserer Gesellschaft zu verbessern. Dieser Bericht will einen Beitrag dazu leisten, auch wenn wegen der schwierigen Datenlage viele Fragen zu Bildungsverläufen und Bildungserfolg junger Neuzugewanderter unbeantwortet bleiben müssen. Im Bereich der allgemein bildenden Schulen gibt es in Karlsruhe tragfähige Unterstützungsstrukturen, die sich zum Teil schon seit Jahren bewährt haben und die kontinuierlich weiterentwickelt werden. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass neu zugewanderte Kinder und Jugendliche im Schulsystem strukturell benachteiligt werden. Sie bekommen über alle Altersstufen hinweg weniger Unterricht als gleichaltrige Schülerinnen und Schüler in Regelklassen und haben derzeit in Baden-Württemberg auch kein Recht auf Teilnahme an einem ganztägigen Schulangebot. Am Übergang Schule Beruf und begleitend zur Ausbildung sind in den vergangenen Jahren neue Angebote und Netzwerke entstanden, die sich primär an den Bedarfen junger Geflüchteter orientieren. Diese Strukturen gilt es nun zu festigen und dabei mehr als bisher auch andere Jugendliche mit Migrationsgeschichte in den Blick zu nehmen. Das Programm „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. 6 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte A: Allgemeinbildende Schulen 1. Statistische Daten Internationale Vorbereitungsklassen, auch VKL genannt, werden von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen mit keinen oder geringen Deutschkenntnissen im Alter von 6 bis 16 Jahren besucht.1 Im Alter von sechs bis zehn Jahren besuchen die Kinder eine Vorbereitungsklasse in der Grundschule, von 11 bis 16 Jahren in der Regel eine VKL der Sekundarstufe I. Das Sprachniveau liegt bei Abschluss der VKL in der Regel bei A2 oder B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens für Sprachen (GER). Mit insgesamt 375 Schülerinnen und Schülern in 23 Klassen ist die Zahl der Neuzugewanderten in Vorbereitungsklassen auf dem Niveau des Vorjahrs geblieben. Während die Schülerzahlen an den VKL der allgemeinbildenden Schulen im Stadtgebiet leicht zurückgegangen ist, hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen in den Landeserstaufnahmestellen, die ein schulisches Angebot am Standort Felsstraße bekommen, deutlich erhöht. Für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I gab es im Schuljahr 2018/19 erstmals Vorbereitungsklassen an allen Schularten von der Werkrealschule bis zum Gymnasium. 1.1 Grundschulen mit VKL-Klassen Neu zugewanderte Grundschulkinder können an acht Grundschulen im Stadtgebiet Karlsruhe eine Vorbereitungsklasse besuchen. Die Zuteilung erfolgt in der Regel wohnortnah. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die einzelnen Grundschulen mit Anzahl der VKL-Klassen sowie der Anzahl der Schülerinnen und Schüler. Tabelle 1: Grundschulen mit Vorbereitungsklassen in Karlsruhe | Schuljahr 2018/19 Grundschulen mit VKL Klassen Schülerinnen und Schüler GS Grünwinkel 1 16 Gutenbergschule 1 13 Hardtschule 1 16 Leopoldschule 1 21 Pestalozzischule 1 13 Schillerschule2 3 49 Tullaschule 1 12 Waldschule Neureut 1 13 Summe Grundschulen 10 153 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2018/2019 Die Auswertung der Staatsangehörigkeiten gibt Aufschluss über die Herkunft der Schülerinnen und Schüler in den Vorbereitungsklassen (siehe Abbildung 1). Über die Hälfte der VKL-Schülerinnen und –Schüler im Grundschulalter kommen aus Staaten der Europäischen Union. 14 Prozent kommen aus Staaten des Nahen oder Mittleren Ostens, 12 Prozent aus osteuropäischen Nicht-EU-Ländern und GUS-Staaten. Nur eine Minderheit der VKL-Grundschulkinder kommt aus südosteuropäischen Staaten, die nicht Mitglieder der EU sind. 8 Prozent kommen aus afrikanischen, südostasiatischen oder lateinamerikanischen Ländern. Eine Liste der Herkunftsländer und die Zuordnung zu den jeweiligen Regionen befindet sich auf Seite 38. 1 Eine Übersicht über die im Bericht verwendeten Abkürzungen befindet sich am Ende des Berichts auf S. 39. 2 Die Klassen der Schillerschule am LEA-Standort Felsstraße werden in Kapitel 1.3 gesondert dargestellt. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 7 Abbildung 1: VKL-Grundschülerinnen und -schüler | Verteilung nach Herkunftsregionen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt Die insgesamt 153 Kinder in den Vorbereitungsklassen der Grundschulen stammen aus über 40 Ländern. Mit Ausnahme von Rumänien, aus dem rund ein Viertel der Schülerinnen und Schüler kommen, gab es kaum größere Gruppen mit gleicher Nationalität. Mit 15 Schülerinnen und Schülern ist die zweitgrößte Gruppe der kroatischen Kinder deutlich kleiner (siehe Abbildung 2). Im Vergleich zum Vorjahr gab es in Bezug auf die Herkunftsländer keine signifikanten Veränderungen.3 Abbildung 2: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern in Vorbereitungsklassen der Grundschulen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt 1.2 Weiterführende Schulen mit VKL-Klassen Bis zum Schuljahr 2017/18 wurden in Karlsruhe Vorbereitungsklassen an weiterführenden Schulen nur an Werkrealschulen eingerichtet. Eine Ausnahme bildete die ausgelagerte Vorbereitungsklasse der Schillerschule am Otto-Hahn-Gymnasium, die seit dem Schuljahr 2016/17 bestand. Mit dem Wegfall des Werkrealschulzugs an der Schillerschule wurden zum Schuljahr 2018/19 die dort angesiedelten Vorbereitungsklassen der Sekundarstufe neu verteilt. Erstmals richteten die Ernst-Reuter-Schule (Gemeinschaftsschule), die Friedrich-Realschule und das 3 Im Unterschied zum Bericht des Vorjahres werden im aktuellen Bericht die Schülerinnen und Schüler, die die Schule an der Landeserstaufnahmestelle Felsstraße besuchen, separat ausgewertet. Diese stammen ausschließlich aus Nicht-EU-Ländern – vornehmlich aus südosteuropäischen Staaten. Vgl. Kapitel 1.3. EU-Staaten 58% Naher und Mittlerer Osten 14% Osteuropa und GUS 12% Südosteuropa 8% Sonstige 8% VKL-Grundschülerinnen und -schüler Verteilung nach Herkunftsregionen 40 15 11 9 8 7 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Rumänien Kroatien Russland Italien Deutschland Syrien Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern in Vorbereitungsklassen der Grundschulen 8 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Otto-Hahn-Gymnasium je eine Vorbereitungsklasse ein. Damit gibt es nun Vorbereitungsklassen an allen weiterführenden Schularten der Sekundarstufe I (siehe Tabelle 2). Tabelle 2: Weiterführende Schulen mit Vorbereitungsklassen in Karlsruhe | Schuljahr 2018/19 Weiterführende Schulen mit VKL Klassen Klassenstufen Schülerinnen und Schüler Gemeinschaftsschule 1 14 Ernst-Reuter-Schule 1 (7) – 8 – 9 14 Werkrealschule 5 82 Gutenbergschule 2 5 – 9 35 Pestalozzischule 2 5 – 9 27 Werner-von-Siemens-Schule 1 5 – 9 20 Gymnasium 1 13 Otto-Hahn-Gymnasium 1 5 – 6 – (7) 13 Realschule 1 12 Friedrich-Realschule 1 5 – 6 – (7) 12 Summe Weiterführende Schulen 8 121 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2018/2019 Auch in den Vorbereitungsklassen der Sekundarstufe I kommen die Schülerinnen und Schülern zu beinahe 60 Prozent aus Staaten der europäischen Union (siehe Abbildung 3. Eine Liste der Herkunftsländer und die Zuordnung zu den jeweiligen Regionen befindet sich auf Seite 38). Die zweitgrößte Gruppe sind hier mit 18 Prozent Schülerinnen und Schüler aus südosteuropäischen Staaten, die nicht Teil der EU sind. Abbildung 3: VKL-Schülerinnen und -schüler in weiterführenden Schulen. Verteilung nach Herkunftsregionen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt Ähnlich wie in den Grundschulklassen sind Schülerinnen und Schüler aus Rumänien die mit Abstand größte Gruppe. Ihre Zahl hat sich im Vergleich zum Vorjahr von 19 auf 35 deutlich erhöht. Sie bilden im Schuljahr 2018/19 knapp 30 Prozent der Schülerschaft in den Vorbereitungsklassen der Sekundarstufe I. Bei den übrigen Herkunftsländern gibt es keine vergleichbar großen Gruppen von Schülerinnen und Schülern. EU-Staaten 59% Naher und Mittlerer Osten 10% Osteuropa und GUS 6% Südosteuropa 18% Sonstige 7% VKL-Schülerinnen und -schüler in weiterführenden Schulen Verteilung nach Herkunftsregionen Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 9 Abbildung 4: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern in Vorbereitungsklassen der weiterführenden Schulen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt 1.3 VKL-Klassen am LEA-Standort Felsstraße Seit dem Schuljahr 2016/17 gibt es ein staatliches Schulangebot für Kinder und Jugendliche aus den Karlsruher Landeserstaufnahmestellen (LEA) Durlacher Allee und Felsstraße. Schulorganisatorisch ist die sogenannte „Felsschule“ eine Außenstelle der Schillerschule. Zum Zeitpunkt der Schulstatistik (Oktober 2018) wurden insgesamt 109 Kinder und Jugendliche aus den Landeserstaufnahmestellen am Standort Felsstraße unterrichtet, davon 44 in der Grundschule und 65 in der Sekundarstufe I. Mit insgesamt fünf Klassen gab es an der Felsschule somit zwei Klassen mehr als im Vorjahr. Für Kinder aus den Landeserstaufnahmestellen gibt es außerdem das ehrenamtlich organisierte Bildungsangebot „Lernfreunde“ des Kinderhilfswerks UNESON, das vor allem von Kindern aus der Landeserstaufnahmestelle Durlacher Allee besucht wird. Hierbei handelt es sich nicht um ein reguläres schulisches Angebot. Tabelle 3: Vorbereitungsklassen am LEA-Standort Felsstraße Felsschule (Außenstelle Schillerschule) Klassen Schülerinnen und Schüler Grundschule 2 44 Sekundarstufe I 3 65 Summe 5 109 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt Knapp drei Viertel der Schülerinnen und Schüler kommen aus osteuropäischen Staaten. Die übrigen Schülerinnen und Schüler stammen bis auf wenige Ausnahmen aus Ländern des Nahen und Mittleren Ostens (siehe Abbildung 5). 35 8 7 7 7 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Rumänien Polen Kroatien Italien Syrien Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern in Vorbereitungsklassen der weiterführenden Schulen 10 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Abbildung 5: Herkunft der Schülerinnen und Schüler aus den Landeserstaufnahmestellen Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt 2. Rahmenbedingungen und aktuelle Situation 2.1 Anmeldung und Verteilung der VKL-Schülerinnen und Schüler Die Anmeldung zu den Vorbereitungsklassen der Grundschulen erfolgt weiterhin direkt an der Grundschule des jeweiligen Schulbezirks. Ist an der zuständigen Grundschule keine Vorbereitungsklasse eingerichtet, erfolgt eine Weitervermittlung an die nächstgelegene Schule. In der Sekundarstufe I hat sich im Vergleich zum Vorjahr die Zahl der Schulen mit Vorbereitungsklassen vergrößert. Mit der auslaufenden Werkrealschule an der Schillerschule wurden die dort angesiedelten Vorbereitungsklassen der Sekundarstufe I neu aufgeteilt (siehe Kapitel 1.2). Die neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler werden seitdem über die beiden Geschäftsführenden Schulleitungen der Grund-und Werkrealschulen auf die einzelnen Schulen verteilt. Die derzeitigen Kriterien für die Aufteilung von Schülerinnen und Schülern auf die Vorbereitungsklassen an weiterführenden Schulen sind Alter und Wohnort, wobei eine wohnortnahe Zuteilung wegen der Konzentration der Schulen mit Vorbereitungsklassen im östlichen Stadtgebiet nicht immer gewährleistet werden kann. Der Leistungsstand und die Bildungsbiographie des einzelnen Kindes werden bei der Zuweisung auf die einzelnen Schulen bisher nicht berücksichtigt. Obwohl Vorbereitungsklassen an allen weiterführenden Schularten von der Werkrealschule bis zum Gymnasium angesiedelt sind, bilden der Unterricht und die Zusammensetzung der Schülerschaft in den Vorbereitungsklassen das Profil und Leistungsniveau der jeweils zugeordneten Schule nicht ab. Eine Entscheidung darüber, in welche Schulart und in welche Klassenstufe eine Schülerin oder ein Schüler integriert werden soll, ist beim derzeitigen Verfahren erst nach dem Besuch der Vorbereitungsklasse vorgesehen. 2.2 Stundenzuweisungen und Unterrichtsorganisation in den Vorbereitungsklassen Bei der Stundenzuweisung im VKL-Bereich hat sich im Schuljahr 2018/19 nichts verändert. Im Grundschulbereich gab es weiterhin zwölf Lehrerwochenstunden Direktzuweisungen für den Pflichtbereich (Deutsch und Demokratiebildung). Weitere sechs Lehrerwochenstunden für den Zusatzbereich wurden bedarfsgerecht über die Südosteuropa 73% Naher und Mittlerer Osten 24% Sonstige 3% Herkunft der Schülerinnen und Schüler aus den Landeserstaufnahmestellen Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 11 Staatlichen Schulämter verteilt. 4 Mit dem Organisationserlass für das Schuljahr 2019/205 werden im Grundschulbereich wieder 18 Lehrerwochenstunden pro Vorbereitungsklasse per Direktzuweisung vergeben. Zwei weitere Lehrerwochenstunden pro Vorbereitungsklasse können ab 2019/20 bedarfsgerecht über die Staatlichen Schulämter zugewiesen werden. In der Sekundarstufe I wurden für den Pflichtbereich wie im Vorjahr 16 Lehrerwochenstunden direkt zugewiesen, weitere neun Lehrerwochenstunden für den Zusatzbereich über die Staatlichen Schulämter. Hier ist zum Schuljahr 2019/20 keine Änderung vorgesehen. Unterrichtsorganisatorisch sind Vorbereitungsklassen weiterhin nicht gleichgestellt mit den Regelklassen der jeweiligen Schularten. Die Stundentafel in den Vorbereitungsklassen sieht deutlich weniger Unterricht vor als in den Regelklassen der entsprechenden Klassenstufen und Schularten. Für den Unterricht in Vorbereitungsklassen gibt es keine verbindlichen Vorgaben im Sinne eines Bildungsplans, sondern lediglich einen Orientierungsrahmen. Die konkrete Ausgestaltung bleibt der einzelnen Schule beziehungsweise den Lehrkräften überlassen.6 Schülerinnen und Schüler in Vorbereitungsklassen haben derzeit kein Anrecht auf ein ganztägiges Schulangebot. Kinder, die eine Vorbereitungsklasse an einer Ganztagsgrundschule besuchen, können in der Regel am Ganztagsangebot der Schule nicht teilnehmen. 2.3 Kommunal geförderte ergänzende Deutschförderung in den Vorbereitungsklassen Um die Bildungschancen neu zugewanderter Kinder und Jugendlicher zu verbessern, finanziert die Stadt Karlsruhe im Rahmen des Karlsruher Integrationsplans Maßnahmen zur ergänzenden Deutschförderung für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler. In den Vorbereitungsklassen an Grundschulen wird seit 2009 ergänzende Deutschförderung im Rahmen des Projekts „Bildungsberatung für junge Migranten und ihre Eltern“ in Kleingruppen erteilt. Das Angebot wird vom Internationalen Bund umgesetzt und wird an allen Grundschulen mit Vorbereitungsklassen angeboten. Im Schuljahr 2018/19 profitierten von diesem Angebot insgesamt 104 Schülerinnen und Schülern in 15 Gruppen.7 Das „Projekt zur Förderung junger Quereinsteiger ins Bildungssystem“ wurde 2001 im Rahmen des Europäischen Sozialfonds gestartet und wird seit 2006 durch die Stadt Karlsruhe finanziert. Neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler aus den Vorbereitungsklassen der Sekundarstufe I erhalten im Rahmen des Projekts ergänzende Förderung in Deutsch und nach Bedarf in Englisch sowie individuelle Unterstützung bei der Wahl des weiteren Bildungs- oder Berufswegs. Rund 145 Schülerinnen und Schüler nahmen im Schuljahr 2018/19 an dieser Maßnahme teil. Das Angebot richtet sich an VKL-Schülerinnen und Schüler aus Vorbereitungsklassen an allen weiterführenden Schularten. An zwei Schulen wurden außerdem Gruppen für Schülerinnen und Schüler eingerichtet, die bereits den Übergang in die Regelklassen vollzogen haben. Träger dieser Maßnahme ist ebenfalls der Internationale Bund. 2.4 Übergänge in die Regelklassen Die Verweildauer von Schülerinnen und Schülern in den Vorbereitungsklassen ist individuell. Vorgesehen sind laut der gültigen Verwaltungsvorschrift (im Folgenden: VwV) ein Jahr, in Ausnahmefällen zwei Jahre.8 Eine 4 Der Zusatzbereich umfasst weitere Fächer, die sich am Bildungsplan der jeweiligen Jahrgangsstufe und Schulart orientieren. Diese Fächer können auch integrativ unterrichtet werden. Im Vergleich zu den Regelklassen ist der Unterricht in den allgemeinbildenden Fächern (außer Deutsch) in den Vorbereitungsklassen stark reduziert. 5 Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums zur Unterrichtsorganisation und Eigenständigkeit der Schulen im Schuljahr 2019/2020 (Organisationserlass) http://gelbe-sammlung.kultus- bw.de/jportal/portal/t/xye/bs/21/page/sammlung.psml?pid=Dokumentanzeige&showdoccase=1&js_peid=Trefferliste&fromdoctodoc=yes&doc.id=VVBW- VVBW000030517&doc.part=S&doc.price=0.0%23focuspoint (12. September 2019). 6 Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden Württemberg: Deutsch im Kontext von Mehrsprachigkeit. Grundlagen und Anregungen für die Spracharbeit in Vorbereitungsklassen, S. 5. www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration- bildung/vkl_vabo/vkl/mehrsprachigkeit/grundlagenpapier/grundlagen.pdf#page=24 (18. August 2019) 7 Internationaler Bund, Schriftliche Auskunft vom 4. September 2019. 8 Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums über die Grundsätze zum Unterricht für Kinder und Jugendliche mit nichtdeutscher Herkunftssprache und geringen Deutschkenntnissen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen vom 31.05.2017. http://gelbe-sammlung.kultus-bw.de/jportal/portal/t/xye/bs/21/page/sammlung.psml?pid=Dokumentanzeige&showdoccase=1&js_peid=Trefferliste&fromdoctodoc=yes&doc.id=VVBW-VVBW000030517&doc.part=S&doc.price=0.0%23focuspoint%20 http://gelbe-sammlung.kultus-bw.de/jportal/portal/t/xye/bs/21/page/sammlung.psml?pid=Dokumentanzeige&showdoccase=1&js_peid=Trefferliste&fromdoctodoc=yes&doc.id=VVBW-VVBW000030517&doc.part=S&doc.price=0.0%23focuspoint%20 http://gelbe-sammlung.kultus-bw.de/jportal/portal/t/xye/bs/21/page/sammlung.psml?pid=Dokumentanzeige&showdoccase=1&js_peid=Trefferliste&fromdoctodoc=yes&doc.id=VVBW-VVBW000030517&doc.part=S&doc.price=0.0%23focuspoint%20 https://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration-bildung/vkl_vabo/vkl/mehrsprachigkeit/grundlagenpapier/grundlagen.pdf https://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration-bildung/vkl_vabo/vkl/mehrsprachigkeit/grundlagenpapier/grundlagen.pdf 12 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte unterjährige Integration ist ausdrücklich vorgesehen (siehe VwV 4.3). Häufig erfolgt bereits in den Vorbereitungsklassen eine Teilintegration in verschiedenen Fächern (zum Beispiel in Sport, Kunst und Musik), so dass Übergänge in die Regelklassen fließend gestaltet werden können. Dies setzt jedoch voraus, dass sich die Klasse, in die die Schülerin oder der Schüler integriert werden soll, an derselben Schule befindet wie die Vorbereitungsklasse. VKL-Lehrkräfte der Sekundarstufe I, die ihrer Schülerinnen und Schüler unterjährig teil- oder vollintegrieren wollen, scheitern nach ihren Aussagen oft an vollen Klassen, fehlenden Räumlichkeiten und manchmal auch am fehlenden Willen von Lehrkräften, neu hinzukommende Schülerinnen und Schüler in ihre Klassen aufzunehmen.9 Das Procedere des Übergangs in die Regelklasse, innerhalb der eigenen Schule oder auch verbunden mit Schulwechsel, ist von Schule zu Schule unterschiedlich. Unerlässlich für einen gelingenden Übergang ist eine aussagekräftige Dokumentation des Sprach- und Entwicklungsstands. Lehrkräfte an den Karlsruher Vorbereitungsklassen stehen darüber in fachlichem Austausch und entwickeln Ansätze, um ein schulübergreifend abgestimmtes Verfahren in Bezug auf die Übergänge zu erreichen. Ein weitergehender Austausch zwischen Schulen und Lehrkräften über neu zu integrierende Schülerinnen und Schüler erscheint aus pädagogischer Sicht sinnvoll, bedarf aber aus Datenschutzgründen des ausdrücklichen Einverständnisses der Erziehungsberechtigten. Über die tatsächliche Verweildauer von Schülerinnen und Schülern in Vorbereitungsklassen werden aktuell keine Daten erhoben. Eine Abfrage des Kultusministeriums zum Schulhalbjahr 2018/19 über den prognostizierten Verbleib von Schülerinnen und Schülern in Vorbereitungsklassen legt nahe, dass in den Vorbereitungsklassen im Stadtgebiet Karlsruhe die Mehrzahl der Schülerinnen und Schüler über ein Schuljahr hinaus in Vorbereitungsklassen bleiben. Ihr Anteil variiert je nach Schule von 38 bis 77 Prozent.10 Eine Erhebung der Landeshauptstadt Stuttgart im Rahmen eines Beteiligungsprojekts an Vorbereitungsklassen der Sekundarstufe I ergab, dass die befragten Schülerinnen und Schüler im Durchschnitt deutlich länger als die empfohlenen zwölf Monate in Vorbereitungsklassen verbrachten. Die Autorinnen und Autoren der Studie vermerken dazu kritisch: „Eine höhere Verweildauer in den Vorbereitungsklassen erschwert es tendenziell den Jugendlichen, einen Bildungsabschluss an e iner allgemeinbildenden Schule zu erlangen. Da die Vorbereitungsklassen vorwiegend auf die Deutschsprachvermittlung ausgelegt sind, werden andere fachliche Inhalte zurückgestellt. Die Inhalte, die den Kindern und Jugendlichen bereits fehlen, werden während der Beschulung in den Vorbereitungsklassen in der Sekundarstufe weiterhin verpasst, sodass der Übergang in die Regelklasse und das Anknüpfen an die Lerninhalte der Regelbeschulung tendenziell erschwert werden.“11 Ebenso wenig lassen sich belastbare Aussagen über Bildungsverläufe von neu zugewanderten Schülerinnen und Schülern über einen längeren Zeitraum treffen. Es werden bisher von offizieller Seite keine Daten darüber erhoben, die Rückschlüsse darüber erlauben, in welche Schularten neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler integriert werden und ob diese Integrationsprozesse (aus Sicht der Schulen, aus Sicht der Schülerinnen) erfolgreich verlaufen oder nicht. Aufschluss über die Übergänge aus den VKL-Klassen in Karlsruhe liefert eine Erhebung, die im Rahmen des „Projekts zur Förderung junger Quereinsteiger ins Bildungssystem“ durchgeführt wurde.12 Das nachfolgende Diagramm veranschaulicht, in welchen Schulformen die insgesamt 139 Schülerinnen und Schülern, die sich am Ende des Schuljahres 2018/19 in den Vorbereitungsklassen an allgemeinbildenden weiterführenden Schulen befanden, ihre Schullaufbahn fortsetzten: 9 Übereinstimmende Aussagen von VKL-Lehrkräfte bei einem Austauschtreffen in Karlsruhe am 14. Mai 2019 und am Fachtag „Beteiligung neuzugewanderter Kinder und Jugendlicher“ am 8. Juli 2019 in Stuttgart. 10 Auswertung des Staatlichen Schulamts Karlsruhe, bereitgestellt am 26. April 2019. Aus der Abfrage geht allerdings nicht hervor, wie lange sich die Schülerinnen und Schüler zum Zeitpunkt der Abfrage schon in den Vorbereitungsklassen befanden. 11 Landeshauptstadt Stuttgart, Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaften: Ergebnisse der Kinder- und Jugendbeteiligung in Stuttgarter Vorbereitungsklassen, Stuttgart 2019, S. 17. https://www.stuttgart.de/img/mdb/item/633137/147000.pdf (13. August 2019). 12 Internationaler Bund, Projekt zur Förderung junger Quereinsteiger ins Bildungssystem, Schriftliche Auskunft vom 10. September 2019. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 13 Abbildung 6: Übergänge aus den Vorbereitungsklassen der weiterführenden Schulen, Schuljahr 2018/19 Quelle: Internationaler Bund Deutlich wird, dass die Einrichtung von Vorbereitungsklassen an allen Schulen eine Maßnahme war, die der Heterogenität der neu in Karlsruhe ankommenden Schülerinnen und Schüler Rechnung trägt. Jedoch wurde im Rahmen der Erhebungen des Quereinsteigerprojekts auch beobachtet, dass fast alle VKL-Schülerinnen und – Schüler in die Regelklassen an den Schulen integriert werden, an denen sie auch die Vorbereitungsklasse absolviert haben. Es gibt also, unabhängig von den Vorkenntnissen und vom Leistungsstand der einzelnen Schüler, einen „Klebeeffekt“ an den Schulen mit Vorbereitungsklassen. Eine passgenaue Vermittlung in die Vorbereitungsklassen ab der Sekundarstufe I wäre ein Weg, um die Vorkenntnisse und Leistungsniveau der einzelnen Schülerinnen und Schüler besser zu berücksichtigen und die Zuteilung zu den verschiedenen Schularten transparenter zu gestalten. Dadurch könnte die Heterogenität in den Vorbereitungsklassen reduziert und die Schülerinnen und Schüler noch besser auf den Einstieg ins gegliederte Schulsystem vorbereitet werden. 2.5 Unterstützende Sprachförderung am Übergang Der Übergang von der Vorbereitungsklasse in eine Regelklasse ist ein sensibler Moment für die schulische Integration neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler. Während in den Vorbereitungsklassen der Fokus auf der Sprachvermittlung liegt, erfolgt die eigentliche Integration in das Schulsystem mit dem Eintritt in eine Regelklasse. Dies erfordert von den Schülerinnen und Schülern umfassende Anpassungsleistungen in fachlicher, sprachlicher und sozialer Hinsicht. Schülerinnen und Schüler sind deswegen am Übergang in besonderem Maße auf Unterstützung und Begleitung angewiesen. Erstmals gab es im Schuljahr 2018/19 für allgemeinbildende Schulen die Möglichkeit, eine Anschlussförderung für ehemalige VKL-Schülerinnen und Schüler einzurichten. Für Gruppen ab vier bis maximal 16 Schülerinnen oder Schüler können für die sogenannte „Nachgehende Sprachförderung“ jeweils zwei Lehrerwochenstunden über das Staatliche Schulamt beantragt werden. Die inhaltliche Gestaltung der Kurse richtet sich nach den individuellen Bedarfen der Schülerinnen und Schüler. Neben Deutsch können auch andere Fächer Gegenstand des Förderunterrichts sein. Landesweit wurden für die Nachgehende Sprachförderung 164 Lehrerdeputate zur Verfügung gestellt. Im Stadtbereich Karlsruhe wurden im Schuljahr 2018/19 33 Lehrerwochenstunden zur Nachgehenden Sprachförderung an die folgenden Schulen vergeben:13 13 Staatliches Schulamt Karlsruhe, Schriftliche Auskunft vom 26. April 2019. 16 26 9 44 40 3 1 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Gymnasium Realschule GMS WRS VKL- Verbleib VAB Umzug Übergänge aus den Vorbereitungsklassen der weiterführenden Schulen, Schuljahr 2018/19 14 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Tabelle 4: Sprachförderung für ehemalige VKL- Schülerinnen und Schüler Name Schulart Klassenstufe Anzahl Schüler GS Grünwinkel GS GS 5 Schillerschule GS GS 25 Tullaschule GS GS 8 Waldschule Neureut GS GS 5 Gutenbergschule GWRS GS / Sek I 39 Pestalozzischule GWRS GS / Sek I 8 Werner-von-Siemens-Schule GWRS Sek I 4 Anne-Frank-Schule GMS Sek I 4 Summe 98 Quelle: Staatliches Schulamt Karlsruhe Die Nachgehende Sprachförderung ist ein wichtiger Baustein, der die Übergänge ins Regelschulsystem erleichtern kann. Sie kommt allerdings vor allem dort zum Tragen, wo größere Gruppen neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler integriert werden. Ab der Sekundarstufe verlaufen Bildungswege tendenziell individueller, so dass davon auszugehen ist, dass nicht an allen Schulen, an denen Bedarf für nachgehende Sprachförderung besteht, die kritische Gruppengröße für die Beantragung von Sprachförderkursen erreicht wird. 2.6 Elternarbeit Die Information neu zugewanderter Eltern über das deutsche Bildungssystem sowie der Aufbau einer vertrauensvollen Partnerschaft zwischen Bildungseinrichtungen und Eltern sind zentral, damit Eltern verantwortungsvolle Entscheidungen treffen und ihre Kinder auf dem Bildungsweg gut begleiten können. Um eine Verständigung auf sprachlicher Ebene zu ermöglichen und zu verbessern, können Eltern und Lehrkräfte auf den kostenlosen Service des Dolmetscherpools zurückgreifen, der sich als wertvolle Ressource und Hilfestellung etabliert hat. So wurden im Schuljahr 2018/19 insgesamt 491 Dolmetscherinnen und Dolmetscher für Einsätze an Schulen angefordert. Die Sprachen, die mit Abstand am häufigsten nachgefragt wurden, waren Rumänisch und Arabisch.14 Das Projekt „Bildungsberatung für junge Migranten und ihre Eltern“ bietet neu zugewanderten Eltern Informationsveranstaltungen und individuelle Beratung. Im Rahmen des Programms „Stärke“ werden außerdem an allen Schulen mit Vorbereitungsklassen Elterninformationskurse durchgeführt. Neu zugewanderte Eltern von Grundschulkindern bekommen über dieses Angebot gebündelt wichtige Informationen rund um Schule, Bildung, Betreuung und Freizeit, die von den anwesenden Dolmetschern in die Sprachen der Eltern übersetzt werden. Beratung und Information der Eltern neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I erfolgt ebenfalls nach individuellem Bedarf im Rahmen des „Projekt zur Förderung junger Quereinsteiger ins Bildungssystem“ durch den Internationalen Bund. Elternarbeit, nicht nur für neu zugewanderte Eltern, wird auch in den Internationalen Elterncafés geleistet, die an verschiedenen Karlsruher Grundschulen angesiedelt sind. Es handelt sich um ein niederschwelliges Angebot des Austauschs und der Information, vornehmlich über Bildungs- und Erziehungsthemen. Die Elterncafés werden von pädagogisch geschulten Kräften unterschiedlicher Träger geleitet. Im Aufbau befindet sich derzeit das Projekt „Interkulturelle Elternmentoren“, das ergänzend zu den bestehenden Angeboten auf ehrenamtlicher Basis Bildungspartnerschaften zwischen Schulen und Eltern fördern und Hemmschwellen abbauen soll. Interkulturelle Elternmentoren unterstützen Eltern, die 14 Internationaler Bund Karlsruhe, Schriftliche Auskunft vom 11. September 2019. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 15 Verständigungsschwierigkeiten haben oder das deutsche Schulsystem nicht kennen, bei Fragen rund um Schule und Bildung. Sie werden für diese Tätigkeit von der Elternstiftung Baden-Württemberg qualifiziert. Die Koordination wird derzeit von der Bildungskoordination für Neuzugewanderte im Schul- und Sportamt übernommen. Eine enge Verzahnung mit den bereits bestehenden Angeboten für Eltern mit Migrationsgeschichte wird angestrebt. 2.7 Sport, Freizeit und Ferien Das Programm „Soziales Miteinander durch Sport - Vielfalt bewegt Karlsruhe“ des Schul- und Sportamts sieht vor, allen Karlsruher Einwohnerinnen und Einwohnern, insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund sowie sozial Benachteiligten die gleichberechtigte Teilhabe am Sport zu ermöglichen. Neben offenen Sportangeboten in unterschiedlichen Sportarten werden im Rahmen des Programms auch Angebote für spezielle Ziel- und Altersgruppen, wie zum Beispiel Schwimmen für junge Zugewanderte, gefördert. Attraktive und niederschwellige Sportangebote für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche sind auch deswegen wichtig, weil im Rahmen der Vorbereitungsklassen kein Sportunterricht vorgesehen ist. Kontakte mit einheimischen Gleichaltrigen sind ein entscheidender Schritt des Ankommens für neu zugewanderte Kinder und Jugendliche und fördern auf spielerische Weise Sprachkompetenz und soziales Lernen. Die Teilnahme an betreuten Ferienangeboten bietet einen guten Rahmen, um soziale Kontakte zwischen Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft zu fördern. Für Grundschulkinder werden niederschwellige, stadtteilbezogene und kostengünstige Ferienangebote durch das Jugendfreizeit- und Bildungswerk, den Lernverbund KLEVER im Stadtjugendausschuss e. V. sowie durch viele andere Jugendhilfeträger angeboten. Weniger Angebote gibt es für Jugendliche ab zwölf Jahren. Es hat sich gezeigt, dass es notwendig ist, aktiv auf neu zugewanderte Eltern zuzugehen, damit solche Angebote bekannt werden und wahrgenommen werden. Dies bedeutet zum einen, Informationen in leicht verständlicher Sprache und gegebenenfalls auch mehrsprachig bereit zu stellen. Zum anderen kommt der Zusammenarbeit mit den Schulen eine wichtige Rolle zu, um Eltern zu informieren und Hemmschwellen bei der Nutzung solcher Angebote abzubauen. Nicht zuletzt würde auch der Besuch einer Ganztagsschule die soziale Kontaktaufnahme und den Zugang zu Freizeit- und Sportangeboten innerhalb der Schulen deutlich erleichtern. Diese Möglichkeit ist derzeit für Schülerinnen und Schüler an Vorbereitungsklassen nicht gegeben (siehe Kapitel 2.2). 16 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Zusammenfassung und Empfehlungen Datenlage zu Übergängen und zu Bildungsverläufen verbessern Es fehlen weiterhin aussagekräftige Daten, um valide Aussagen über den Bildungserfolg neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler im baden-württembergischen Schulsystem, und damit auch in Karlsruhe zu treffen. Es gibt derzeit weder eine einheitliche Erfassung des Leistungsstands neu ankommender Schülerinnen und Schüler, noch lassen sich Bildungsverläufe ehemaliger VKL-Schülerinnen und –Schüler quantitativ oder qualitativ nachvollziehen. Die schlechte Datenlage und mangelnde Transparenz im föderalen Bildungssystem erschweren die wissenschaftliche Forschung zu diesen Themen und führen dazu, dass Forschungsergebnisse, wenn vorhanden, nur eingeschränkt für die Praxis vor Ort nutzbar gemacht werden können. Auch kommunale Maßnahmen zur Unterstützung des Bildungserfolgs von Neuzugewanderten können unter diesen Voraussetzungen nur sehr eingeschränkt auf ihre Wirksamkeit überprüft werden. Passgenaue Vermittlung neu zugewanderter Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I Wie bereits im Bericht des Vorjahres beschrieben, sollte die Verteilung neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe auf die verschiedenen Schularten auf Grundlage von Testung und individueller Beratung erfolgen. Dies wäre aus Sicht der Bildungskoordination ein wichtiger Schritt, um mehr Bildungsgerechtigkeit für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler im gegliederten Schulsystem ab der Sekundarstufe herzustellen. Ein auf Testergebnissen basierendes Verfahren wird bereits seit dem Schuljahr 2015/16 in der Stadt Heilbronn praktiziert. Dort werden neu hinzukommende Schülerinnen und Schüler einmal monatlich durch eine Lehrkraft in Mathematik und Englisch getestet und bekommen eine Bildungsempfehlung. Die Verteilung auf die Vorbereitungsklassen an verschiedenen Schularten erfolgt mit Unterstützung einer städtischen Clearing-Stelle. Ungleichbehandlung der Schülerinnen und Schüler in Vorbereitungsklassen beenden Schülerinnen und Schüler in Vorbereitungsklassen sollten ebenso viel Unterricht bekommen wie gleichaltrige Schülerinnen und Schüler in Regelklassen, damit sie nicht nur in Deutsch, sondern auch in anderen Fächern den Unterrichtsstoff vermittelt bekommen, der ihrem Alter und ihrem Leistungsstand entspricht. Ebenfalls sollte auf Landesebene darauf hingewirkt werden, dass VKL-Schülerinnen und Schüler ebenso wie andere Grundschulkinder das Recht haben, eine Ganztagsschule zu besuchen. Wie bereits im Vorjahr beschrieben, ist diese fehlende Möglichkeit zur Teilhabe kontraproduktiv im Sinne einer schnellen sprachlichen und sozialen Integration neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler (siehe auch Kapitel A.2.7). In einem gemeinsamen Positionspapier von Bildungskoordinatorinnen und Bildungskoordinatoren aus ganz Baden- Württemberg ist die Teilnahme am Ganztag eine der zentralen Forderungen an das Kultusministerium.15 Nachgehende Sprachförderung intensivieren Positiv hat sich im Vergleich zu den Vorjahren die Möglichkeit entwickelt, über das Staatliche Schulamt Sprachförderkurse für ehemalige VKL-Schülerinnen und -Schüler zu beantragen. Dies wurde im Schuljahr 2018/19 von vier Grundschulen, drei Grund- und Werkrealschulen und einer Gemeinschaftsschule genutzt. Die Beantragung von Stunden für die Einrichtung von Sprachförderkursen wird für alle Schulen empfohlen, an denen sich ehemalige VKL-Schülerinnen und Schüler befinden. Für diejenigen, die nach dem Übergang in eine Regelklasse an ihrer Schule nicht durch Nachgehende Sprachförderung unterstützt werden können, wird empfohlen, im Rahmen des kommunalen „Quereinsteiger- Projekts“ individuelle Förderung anzubieten. 15 Bildungsteilhabe für Neuzugewanderte. Handlungsbedarfe im Kita-, Schul- und Ausbildungsbereich. Zusammengestellt von den Bildungskoordinatorinnen und Bildungskoordinatoren der kreisfreien Städte in Baden-Württemberg, 28.03.2019. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 17 Netzwerke der Elternarbeit ausbauen Die Intensivierung der Elternarbeit durch die Implementierung des Programms „Interkulturelle Elternmentoren“ der Elternstiftung Baden-Württemberg wird ein Schwerpunkt der Bildungskoordination für Neuzugewanderte im Schuljahr 2019/20 sein. Neben der Qualifizierung der ehrenamtlichen Elternmentorinnen und –mentoren, beinhaltet dies die Koordination der Einsätze und den Aufbau tragfähiger Netzwerke mit Schulen und Bildungsakteuren, in denen die ehrenamtliche Arbeit der Elternmentorinnen und -mentoren ergänzen und unterstützen kann. 18 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte B: Berufliche Schulen 1. Statistische Daten 1.1 Eingangsklassen während der Inobhutnahme Unbegleitete minderjährige Ausländer (UMA)16 haben in Karlsruhe die Möglichkeit, unmittelbar nach ihrer Inobhutnahme eine Schule zu besuchen, bis das Clearing-Verfahren und damit auch die Entscheidung über ihren weiteren Verbleib abgeschlossen ist. Die Jugendlichen besuchen in dieser Zeit eine sogenannte Eingangs- oder Willkommensklasse, in der sie übergangsweise unterrichtet werden. Geht die Zuständigkeit auf einen anderen Stadt- oder Landkreis über, muss der Transfer innerhalb von vier Wochen erfolgt sein. Ist dies organisatorisch oder aus anderen Gründen nicht möglich, bleibt die Stadt Karlsruhe weiterhin zuständig. Verbleibt ein UMA dauerhaft in Karlsruhe, erfolgt der Wechsel in eine reguläre VABO-Klasse.17 Eingangsklassen gibt es an der Elisabeth-Selbert-Schule, die seit 2010 eine Kooperationsklasse mit der Heimstiftung Karlsruhe unterhält sowie seit dem Schuljahr 2014/15 auch am Parzival-Schulzentrum, wo in Obhut genommene Jugendliche aus anderen Einrichtungen unterrichtet werden. Abbildung 7: Vorläufige Inobhutnahmen unbegleiteter minderjähriger Ausländer und Ausländerinnen in Karlsruhe Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2015 und 2016). Für die Jahre 2017 bis 2019 Stadt Karlsruhe, Sozial- und Jugendbehörde Seit 2015 ist die Zahl der vorläufigen Inobhutnahmen kontinuierlich zurückgegangen. Im Jahr 2018 lag sie mit 195 Fällen nur noch bei einem Fünftel des Höchststands von 2015 (siehe Abbildung 7). Für das Jahr 2019 zeichnet sich nochmals ein deutlicher Rückgang ab. Bis Mitte August 2019 wurden nur 66 unbegleitete ausländische Minderjährige vorläufig in Obhut genommen.18 1.2 VABO-Klassen Zugewanderte Jugendliche, die der Berufsschulpflicht (16-18 Jahre) unterliegen, werden in Baden-Württemberg in sogenannten VABO-Klassen unterrichtet. Ziel ist das Erlernen der deutschen Sprache und daran anschließend die Integration in weiterführende Bildungsgänge oder in Ausbildung. Die VABO-Klassen enden mit einer Sprachprüfung, die je nach Stand auf A2- oder B1-Niveau des europäischen Referenzrahmens abgelegt werden kann. Im Schuljahr 2018/2019 gab es in Karlsruhe an öffentlichen Berufsschulen nach der amtlichen 16 Diese und weitere im Text verwendete Abkürzungen sind im Abkürzungsverzeichnis am Ende des Berichts hinterlegt. 17 Die Abkürzung VABO bedeutet Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf Ohne Sprachkenntnisse. 18 Quelle: Sozial- und Jugendbehörde der Stadt Karlsruhe, Stand 14.08.2019. 982 730 355 195 66 0 200 400 600 800 1000 1200 2015 2016 2017 2018 2019 (Stand 14.8.2019) Vorläufige Inobhutnahmen unbegleiteter minderjähriger Ausländer und Ausländerinnen in Karlsruhe Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 19 Schulstatistik sechs VABO-Klassen an vier Schulen mit insgesamt 102 Schülerinnen und Schülern. Hinzu kommt eine VABO-Klasse am privaten Parzival-Schulzentrum mit acht Schülerinnen und Schülern (siehe Tabelle 5)19 Tabelle 5: VABO-Klassen an Beruflichen Schulen in Karlsruhe im Schuljahr 2018/19 Name Schulart Klassen Schülerinnen/Schüler Carl-Hofer-Schule Gewerbliche Schule 2 22 Gewerbeschule Durlach Gewerbliche Schule 1 18 Elisabeth-Selbert-Schule Hauswirtschaftliche Schule 220 43 Walter-Eucken-Schule Kaufmännische Schule 1 19 Parzival Schulzentrum Private Berufsfachschule 1 8 Gesamt 7 110 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2018/2019 Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der VABO-Schülerinnen und Schüler stabil geblieben. Für die unterjährig neu hinzukommenden Schülerinnen und Schüler, die nicht mehr auf die bestehenden Klassen verteilt werden konnten, wurde zum Schulhalbjahr im Februar 2019 an der Walter-Eucken-Schule eine zusätzliche Klasse eingerichtet, so dass sich die Zahl der VABO-Klassen auf insgesamt acht erhöhte. Bezüglich der Herkunftsregionen gibt es im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügige Änderungen. Leichte Rückgänge sind aus den Regionen der klassischen Fluchtmigration (Naher und Mittlerer Osten, Afrika südlich der Sahara) zu verzeichnen. Gestiegen ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus Südosteuropa und aus EU- Staaten, insbesondere aus Rumänien (siehe Abbildung 8). Abbildung 8: Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler im VABO Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik Hauptherkunftsländer der Schülerinnen und Schüler im VABO sind Somalia (17) und Rumänien (12). Die Zahl der Jugendlichen aus Afghanistan und Gambia, aus denen im Schuljahr 2016/17 noch rund 45 Prozent der VABO-Schülerinnen und Schüler kamen, ist im Schuljahr 2018/19 nochmals drastisch zurückgegangen (siehe Abbildung 9). 19 Erhebungszeitpunkt für die Parzival-Schule: 17. Oktober 2018.. 20 Inklusive eine Eingangsklasse – siehe Kapitel B1.1. Eingangsklassen (Inobhutnahme). 232 106 83 15 19 3 6 101 32 45 14 2 4 4 110 29 39 24 11 4 1 0 50 100 150 200 250 Gesamt Naher und Mittlerer Osten Afrika (Subsahara) EU Südosteuropa Nordafrika Sonstige Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler im VABO 2016/17 2017/18 2018/19 20 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Abbildung 9: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern im VABO Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik Die Anzahl Frauen und Mädchen im VABO hat sich im Vergleich zum Schuljahr 2017/18 verdoppelt. Ihr Anteil an der gesamten Schülerschaft im VABO lag bei 25 Prozent und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozentpunkte gestiegen (siehe Abbildung 12). Abbildung 10: Herkunftsregionen der Schülerinnen im VABO Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2018/2019 Der Anteil der minderjährigen oder ehemals minderjährigen unbegleiteten Ausländer im VABO kann auf Grundlage der erhobenen Daten nicht exakt ermittelt werden. Nach einer Auszählung der hauptsächlichen Fluchtländer und -regionen liegt der Anteil der Geflüchteten unter den Schülerinnen und Schülern im VABO bei rund zwei Dritteln und damit etwas niedriger als im Schuljahr 2017/18 (75 Prozent). 1.3 Ausländische Schülerinnen und Schüler in VAB-Regelklassen Sobald ausreichende Sprachkenntnisse vorliegen (Referenzniveau A2 oder höher) können ausländische berufsschulpflichtige Schülerinnen und Schüler das Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf in der Regelform (VABR) besuchen. Ziel im VABR ist es, Ausbildungsreife zu erlangen und gegebenenfalls einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Schulabschluss zu erreichen. Im Unterschied zum VABO, wo der Erwerb der deutschen Sprache im Vordergrund steht, besuchen das VABR auch Schülerinnen und Schüler, die in Deutschland geboren sind oder als ausländische Staatsbürger schon längere Zeit hier leben. Bei der Auswertung der Statistik muss deswegen 16 8 69 18 16 35 14 9 15 8 15 11 17 12 11 6 6 2 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Somalia Rumänien Afghanistan Syrien Eritrea Gambia Hauptherkunftsländer der Schülerinnen und Schüler im VABO VABO 16/17 VABO 17/18 VABO 18/19 EU 10 Afrika (Subsahara) 7 Naher und mittlerer Osten 5 Südosteuropa 4 Nordafrika 1 Sonstige 1 Herkunftsregionen der Schülerinnen im VABO (N=28) Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 21 berücksichtigt werden, dass es sich nicht bei allen ausländischen Schülerinnen und Schülern im VABR notwendigerweise auch um Neuzugewanderte mit geringen Deutschkenntnissen handelt. Neben den regulären Klassen (VABR) gibt es auch Kooperationsklassen mit Förderschulen für Jugendliche mit Lernschwierigkeiten und sonderpädagogischem Förderbedarf (VAB-KF). Neuzugewanderte besuchen das VABR, sofern keine Lernbeeinträchtigung vorliegt. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ausländischer Herkunft wird jedoch statistisch für beide Formen gemeinsam erhoben. Während die Zahl der deutschen Schülerinnen und Schüler relativ konstant geblieben ist, sind die Schwankungen der Schülerzahlen im VABR auf die ausländischen Schülerinnen und Schüler zurückzuführen. Ihre Zahl ist im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgegangen und liegt auch deutlich unter dem Niveau des Schuljahres 2016/17 (siehe Abbildung 11). Abbildung 11: Entwicklung der Schülerzahlen in den VABR-Klassen (mit Parzival-Schule) Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik Die Beschulung von Neuzugewanderten im VABR ist je nach Schule unterschiedlich geregelt. Teilweise werden für diese Gruppe eigene Klassen gebildet, teilweise werden sie in gemischten Klassen unterrichtet. Tabelle 6 gibt eine Übersicht, wie viele ausländische Schülerinnen und Schüler zum Erhebungszeitpunkt an den Karlsruher VABR-Standorten unterrichtet wurden. Tabelle 6: Schülerinnen und Schüler in VABR- und VAB-KF-Klassen im Schuljahr 2017/2018 Name Schulart Schülerinnen/ Schüler davon ausländisch Klassen VABR Klassen VAB-KF Carl-Hofer-Schule Gewerbliche Schule 76 33 3 1 Elisabeth-Selbert-Schule Hauswirtschaftliche Schule 91 60 4 1 Gewerbeschule Durlach Gewerbliche Schule 69 31 2 3 Parzival Schulzentrum Private Berufsfachschule 14 11 1 0 Gesamt 250 135 10 5 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2017/2018 Bezüglich der Herkunftsregionen der ausländischen Schülerinnen und Schüler im VABR lassen sich signifikante Veränderungen verzeichnen: Stark zurückgegangen ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus dem nahen und mittleren Osten und aus südosteuropäischen Ländern. Kontinuierlich erhöht hat sich hingegen die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus EU-Staaten. Ihr Anteil liegt im Schuljahr 2018/19 bei 30 Prozent (siehe Abbildung 12). 301 335 250 170 226 135 0 50 100 150 200 250 300 350 400 2016/2017 2017/2018 2018/2019 Sc h ü le ri n n en u n d S ch ü le r Entwicklung der Schülerzahlen in den VABR-Klassen VABR und VABKF gesamt davon ausländisch 22 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Abbildung 12: Herkunftsregionen ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik Der steigende Anteil der EU-Staaten ist vor allem auf Schülerinnen und Schüler mit rumänischer und italienischer Staatsbürgerschaft zurückzuführen. Rumänische Schülerinnen und Schüler bildeten im Schuljahr 2018/19 erstmals die größte Gruppe unter der ausländischen Schülerschaft im VABR. Afghanistan und Syrien sind zwar noch unter den Hauptherkunftsländern im VABR, jedoch ist die Anzahl der Schülerinnen und Schüler aus diesen Ländern deutlich zurückgegangen (siehe Abbildung 13). Abbildung 13: Hauptherkunftsländer ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik Betrachtet man den weiblichen Teil der Schülerschaft, so ist die Zahl der Schülerinnen aus Südosteuropa im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Der Anteil der Schülerinnen im VABR lag insgesamt bei 25 Prozent und hat sich im Vergleich zum Schuljahr 2016/17 erhöht (siehe Abbildung 14) 170 69 49 29 11 0 8 226 104 45 35 22 7 13 135 44 34 40 5 2 10 0 50 100 150 200 250 Gesamt Naher und Mittlerer Osten Afrika (Subsahara) EU Südosteuropa Nordafrika Sonstige Herkunftsregionen ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR VABR 2016/17 VABR 2017/18 VABR 2018/19 10 28 20 5 9 15 13 49 29 5 9 15 19 16 14 12 11 8 0 10 20 30 40 50 60 Rumänien Afghanistan Syrien Italien Eritrea Gambia Hauptherkunftsländer ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR VABR 2016/17 VABR 2017/18 VABR 2018/19 Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 23 Abbildung 14: Herkunftsregionen der Schülerinnen im VABR Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2018/19 Der Anteil der Geflüchteten unter den ausländischen VABR-Schülerinnen und Schülern lag im Schuljahr 2018/19 bei circa 60 Prozent. 1.4 Ausländische Schülerinnen und Schüler in der Ausbildungsvorbereitung Dual Die Ausbildungsvorbereitung Dual (AVdual) ist ein berufsvorbereitender Bildungsgang, der im Rahmen der Modellregion Übergang Schule-Beruf in Karlsruhe an zwei beruflichen Schulen erprobt wird. AVdual ist gekennzeichnet durch einen hohen Praxisanteil in kooperierenden Betrieben und durch eine engmaschige sozialpädagogische Begleitung. Zum Schuljahr 2017/2018 wurde der Bildungsgang erstmals für junge Neuzugewanderte geöffnet. Auch hier lässt sich anhand der Schulstatistik nur die Zahl ausländischer Schülerinnen und Schüler feststellen, nicht aber, wer neu zugewandert ist und wer schon länger in Deutschland lebt. Im Schuljahr 2017/2018 wurden an der Carl-Hofer-Schule und an der Gewerbeschule Durlach insgesamt drei AVdual- Klassen angeboten (siehe Tabelle 7). Im Unterschied zum VABR werden Neuzugewanderte in der AVdual immer integrativ, das heißt, gemeinsam mit den deutschsprachigen Schülerinnen und Schülern, unterrichtet. Die Gesamtzahl der Schülerinnen und Schüler in der AVdual hat sich Vergleich zum Vorjahr von 84 auf 104 erhöht. Die Zahl der ausländischen Schülerinnen und Schüler stieg von 44 auf 60. Ihr Anteil an der gesamten Schülerschaft in der AVdual lag im Schuljahr 2018/19 bei 58 Prozent und damit etwas höher als im Vorjahr (52 Prozent). Tabelle 7: Ausländische Schülerinnen und Schüler in der AVdual Name Schulart Gesamt davon ausländisch Anteil Carl-Hofer-Schule Gewerbliche Schule 42 27 64% Gewerbeschule Durlach Gewerbliche Schule 62 33 53% Gesamt 104 60 58% Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2018//2019 Erhöht hat sich die Zahl der Schülerinnen und Schüler aus dem Nahen und Mittleren Osten sowie aus den EU- Staaten. Bei den übrigen Regionen sind keine nennenswerten Veränderungen zu verzeichnen. EU 14 Afrika (Subsahara) 9 Naher und mittlerer Osten 6 Südosteuropa 1 Sonstige 4 Herkunftsregionen der Schülerinnen im VABR (N=34) 24 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Abbildung 15: Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler in der AVdual Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik Der Anteil der ausländischen Frauen und Mädchen lag in der AVdual im Schuljahr 2018/19 bei 40 Prozent. Er ist im Vergleich zum Vorjahr (27 Prozent) gestiegen und war auch deutlich höher als in den Bildungsgängen VABO und VABR. 2. Rahmenbedingungen und aktuelle Situation Die Rahmenbedingungen und die allgemeine Situation neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler im VABO, VABR und und in der AVdual wurden im Bericht für das Schuljahr 2017/18 ausführlich beschrieben.21 Nachfolgend werden deshalb nur die Bereiche dargestellt, in denen sich signifikante Änderungen im Vergleich zum Vorjahr ergeben haben. 2.1 Anmeldung im VABO Die Anmeldezahlen im VABO bewegten sich im Schuljahr 2018/19 auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr. Die Verteilung erfolgte über die Geschäftsführende Schulleitung. Durch die Einrichtung einer weiteren VABO-Klasse an der Walter-Eucken-Schule zum Halbjahr konnte die Zuweisung von Schulplätzen ohne längere Wartezeiten erfolgen. Eine niveaudifferenzierte Aufteilung der Schülerinnen und Schüler konnte auch im Schuljahr 2018/19 nur an den Schulen erfolgen, an denen zwei VABO-Klassen eingerichtet waren. Die Herausforderung des Unterrichtens in sehr heterogenen Klassen bestand somit weiter fort. Für das Schuljahr 2019/20 ist die Einführung eines neuen Verfahrens geplant. Grundlage dafür bildet eine sprachunabhängige Testung und bildungsbiographischen Erfassung, die von der Schulkoordinatorin der Heimstiftung Karlsruhe für die Beschulung während der vorläufigen Inobhutnahme entwickelt wurde und gemeinsam mit der Geschäftsführenden Schulleitung für die Verteilung der Schülerinnen und Schüler im VABO adaptiert werden soll. Damit sollen die Heterogenität in den Klassen reduziert und die Möglichkeiten für niveaudifferenziertes Lernen verbessert werden. 21 Stadt Karlsruhe: Beschulung von neuzugewanderten Kindern und Jugendlichen in Karlsruhe. Erste Fortschreibung 2018. www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu/HF_sections/content/ZZnNDrcwdUZjcW/ZZnRp7CLoPswxH/Beschulung%20v on%20neuzugewanderten%20Kindern%20und%20Jugendlichen%20in%20Karlsruhe%202018.pdf 9 15 12 6 2 0 11 23 19 5 1 1 0 5 10 15 20 25 Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler in der AVdual AVdual 2017/18 AVdual 2018/19 file://///storage/data/SuS/_Bildungsplanung/Projekte%20(Schäfer)/BMA/SBR/Sitzungen/2019-11-15/TOP%204-Beschulung%20Neuzugewanderte/Rathausversion/www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu/HF_sections/content/ZZnNDrcwdUZjcW/ZZnRp7CLoPswxH/Beschulung%20von%20neuzugewanderten%20Kindern%20und%20Jugendlichen%20in%20Karlsruhe%202018.pdf file://///storage/data/SuS/_Bildungsplanung/Projekte%20(Schäfer)/BMA/SBR/Sitzungen/2019-11-15/TOP%204-Beschulung%20Neuzugewanderte/Rathausversion/www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu/HF_sections/content/ZZnNDrcwdUZjcW/ZZnRp7CLoPswxH/Beschulung%20von%20neuzugewanderten%20Kindern%20und%20Jugendlichen%20in%20Karlsruhe%202018.pdf Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 25 2.2 Unterricht im VABO und VABR Positiv ist, dass die ab dem Schuljahr 2016/17 umgesetzte Kürzung der Unterrichtsstunden im VABO auf 20 Unterrichtsstunden pro Woche zurückgenommen wurde. Die Stundenzahl wurde zum Schuljahr 2018/19 wieder auf 30-32 Stunden erhöht und entspricht damit einer Vollzeitbeschulung, wie sie auch im VABR vorgesehen ist. Bereitgestellt werden dafür maximal 40 Lehrerwochenstunden, davon acht für „Teilung, Teamteaching, Kooperationszeiten für Lehrkräfte oder sonstige Aufgaben wie Organisation zusätzlicher Angebote“22. Die Stundentafel im VABO stellt sich nun wie folgt dar: Tabelle 8: Stundentafel im VABO ab dem Schuljahr 2018/19 Pflichtbereich Deutsch 15 Religionslehre 1 Lebensweltbezogene Kompetenz mit Gemeinschaftskunde 2 Bildungssystem und Orientierung 2 Mathematik und Rechnen 3 Englisch 2 Computeranwendungen 2 Handlungskompetenz fächerübergreifend Wahlpflichtbereich Berufliche Kompetenz, Sport, Weitere Fächer 3 Wahlbereich Angebote durch Ehrenamtliche, Schülermentoren, Jugendbegleiter et cetera Praktikum Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg Durch die Erhöhung der Stundenzahl im VABO können allgemeinbildende Fächer wie Mathematik und Englisch, die für das Erreichen des Hauptschulabschlusses von großer Bedeutung sind, mit einem höheren Stundenkontingent unterrichtet werden. Es ist zu erwarten, dass VABO-Schülerinnen und –Schüler künftig besser auf die Anforderungen im VABR vorbereitet sind, an dessen Ende die Prüfung zum Hauptschulabschluss vorgesehen ist. Um schwerwiegende Defizite in Mathematik und Englisch nachzuholen, ist aber weiterhin zusätzlicher Unterricht notwendig. Im Schuljahr 2017/18 erreichten von den ausländischen Schülerinnen und Schülern im VABR 62 Prozent einen Hauptschulabschluss. Die Quote hat sich im Vergleich zum Vorjahr (56 Prozent) leicht erhöht. 23 2.3 Sprachvermittlung und Sprachkompetenz im VABO und VABR Die Schwierigkeiten beim Deutschunterricht im VABR und VABR wurden im Bericht zum Schuljahr 2017/18 ausführlich beschrieben. Sie lassen sich dahingehend zusammenfassen, dass es im beruflichen Übergangssystem für Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Muttersprache keine Möglichkeit gibt, innerhalb der Schulunterrichts ein Sprachniveau zu erreichen, das für die Aufnahme einer Ausbildung oder für die Fortsetzung der Schulbildung hin zu einem mittleren oder höheren Abschluss notwendig ist. Zusätzlich erschwert wird die Situation durch die mangelnde Vergleichbarkeit des erreichten Sprachstands beim Verlassen des VABR mit den Standards des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER). 22 Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg: Schulversuchsbestimmungen beruflicher Schulen (§ 22 SchG). Vorqualifizierungsjahr Arbeit/Beruf mit Schwerpunkt Erwerb von Deutschkenntnissen (VABO). Neufassung (gültig ab dem Schuljahr 2018/19) vom 20. Juli 2018 Az. 41-6621.07-0/22. (Änderungen gegenüber der im Schuljahr 2017/18 geltenden Fassung, Anlage 1, S. 9. www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration- bildung/vkl_vabo/vabo/svb/svb-vabo2018-regelungen.pdf (14. August 2019) 23 Quelle: Schulstatistik 2018/19. http://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration-bildung/vkl_vabo/vabo/svb/svb-vabo2018-regelungen.pdf%20(14 http://www.schule-bw.de/themen-und-impulse/migration-integration-bildung/vkl_vabo/vabo/svb/svb-vabo2018-regelungen.pdf%20(14 26 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Durch die Neufassung der Schulversuchsbestimmungen im VABO zum Schuljahr 2018/19 konnten kleine Verbesserungen erreicht werden. Zum einen wurden die Standards für die Sprachstandserhebungen erhöht: Wie im Erwachsenenbereich müssen nun auch alle Teile einer Sprachprüfung (Hörverstehen, Leseverstehen, Textproduktion, Sprechen) einzeln bestanden werden. Es ist nun nicht mehr möglich, eine nicht bestandene Teilleistung durch eine bessere Note in einem anderen Teil auszugleichen.24 Außerdem ist nun die Möglichkeit vorgesehen, den Sprachunterricht im VABO nach erfolgreich bestandener A2-Prüfung fortzusetzen: „Bei Bestehen der Sprachstanderhebung mit Niveau A2 ist ein anschließender Verbleib im VABO möglich, um die Niveaustufe B1 oder B2 zu erwerben.“25 Damit wurde zumindest theoretisch die Möglichkeit geschaffen, innerhalb des schulischen Rahmens Sprachkurse bis zum Niveau B2 einzurichten. 2.4 Unterrichtsergänzende Förderung und Ferienkurse Über das Programm SCHEFF (Schulergänzende Förderung für Flüchtlinge), das derzeit über Mittel des Europäischen Sozialfonds und des Projektfonds im Büro für Integration der Stadt Karlsruhe gefördert wird, werden seit 2017 junge Zugewanderte und Geflüchtete im beruflichen Übergangssystem unterstützt. Die Förderung in Kleingruppen ermöglicht es, auf individuelle Bedarfe einzugehen und ist damit eine wichtige Ergänzung zum Unterricht in den oft heterogenen Klassen. Das Programm SCHEFF wird durch den Internationalen Bund umgesetzt und kooperiert mit allen Schulen in Karlsruhe, an denen VABO, VABR und AVdual angeboten wird. Im Rahmen von SCHEFF wurden im Schuljahr 2018/19 53 Teilnehmende in 15 Kleingruppen gefördert, davon sieben an VABO-Klassen und acht im VABR oder AVdual. Der Schwerpunkt lag auf der Deutschförderung. Es wurden aber auch Mathematik und Berufsorientierung angeboten. Durch Kooperationen mit außerschulischen Angeboten wurde auch die soziale Integration der Jugendlichen gefördert.26 Fortgeführt und ausgebaut wurden im Schuljahr 2018/19 auch die Ferienkurse für Jugendliche im beruflichen Übergangssystem. Initiiert durch die Bildungskoordination für Neuzugewanderte konnten über den Träger „Netzwerk leichter Leben“ in den Osterferien 2019 drei Mathematikkurse auf unterschiedlichen Niveaus angeboten werden. Auch in den Sommerferien 2019 wurden wieder Sprachkurse für die Zielniveaus A2 bis B2 angeboten. Hier zeigte sich im Vergleich zu den Vorjahren, dass die Nachfrage nach Sprachkursangeboten auf höheren Niveaustufen (B1 und B2) steigt. Mit der Neufassung der Verwaltungsvorschrift „Deutsch“ des Ministeriums für Soziales und Integration konnten im Sommer 2019 erstmals durch Landesmittel Sommerintensivkurse eingerichtet werden, die mit einer zertifizierten Prüfungen auf Niveau B1 oder B2 abschließen. Dank einer Kooperation mit dem Landratsamt Karlsruhe konnten durch den Internationalen Bund vier Kurse eingerichtet werden, die entweder nach sechs Wochen oder am Ende des darauffolgenden Schuljahres mit den Niveaustufen B1 oder B2 abschließen. Die Kurse sind offen für alle neu zugewanderten Jugendlichen und jungen Erwachsenen und können kostenlos besucht werden. Insbesondere Jugendliche am Übergang Schule - Beruf können in den Sommerkursen ein international anerkanntes Sprachzertifikat erwerben und damit ihre Chancen für den Einstieg in die Berufsausbildung oder in ein weiterführendes Schulangebot verbessern. 2.5 Schulsozialarbeit an den beruflichen Schulen Die arbeitsweltbezogene Schulsozialarbeit an beruflichen Schulen und die pädagogische Unterstützung durch die AVdual-Begleitungen haben sich als wertvolle Ressource bei der Integration Neuzugewanderter in Schule und Ausbildung erwiesen. Sie bietet Schülerinnen und Schülern individuelle Beratung und Zugang zu Hilfs- und Förderangeboten und unterstützt Schulleitungen und Lehrkräfte in vielerlei Hinsicht. Im Rahmen der Beratungen zum Doppelhaushalt 2019/2020 wurden insgesamt 3,5 neue Stellen für die Schulsozialarbeit an beruflichen Schulen geschaffen. Damit verfügen ab dem Schuljahr 2019/20 alle Schulen, an denen VABO und VABR eingerichtet sind, über Schulsozialarbeit mit einem Stellenumfang von 100 Prozent. 24 Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg: Leitfaden für das VABO. Überarbeitete Auflage ab dem Schuljahr 2018/19, S. 12. 25Ebd. S. 12. 26 Internationaler Bund, Stand April 2019. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 27 3. Zusammenfassung und Empfehlungen Im Vergleich zu den Vorjahren hat sich die Situation für neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler in den Beruflichen Schulen deutlich verbessert. Dies ist vor allem auf Rücknahme der Stundenkürzungen im VABO zurückzuführen, für die sich auch viele Akteure aus Karlsruhe auf Landesebene eingesetzt haben. Damit wurden die grundlegende Voraussetzungen für eine angemessene Unterrichtsversorgung neu zugewanderter Jugendlicher und junger Erwachsener verbessert. Jugendliche im VABO, die oft sehr heterogene Bildungsvoraussetzungen mitbringen, profitieren aber auch von der individuellen Förderung im Rahmen des Programms SCHEFF. Durch die etablierten Kooperationsstrukturen an den teilnehmenden Schulen ist die Projektleitung in der Lage, flexibel auf veränderte Bedarfe zu reagieren. Das Angebot fördert die Bildungschancen von jugendlichen Zugewanderten auf allen Niveaus und entspricht damit in vollem Umfang den Zielen des Karlsruher Integrationsplans. Im Rahmen der Verwaltungsvorschrift Deutsch des Ministeriums für Soziales und Integration wurden verbindliche und auf Dauer angelegte Fördermöglichkeiten für die Einrichtung von Ferienkursen auf Niveau B1 und B2 geschaffen. Dank der bereits bestehenden Kooperationsstrukturen konnte eine Umsetzung der geplanten Kurse im Sommer 2019 bedarfsgerecht erfolgen. Die Möglichkeit, im Rahmen der Sprachkurse eine international anerkannte Sprachprüfung abzulegen, schließt eine wichtige Lücke am Übergang von der Schule zur Erwachsenenförderung. Durch die Intensivierung der Unterrichtsversorgung und das effiziente Ineinandergreifen von schulischen und schulergänzenden Fördermaßnahmen sind nun wichtige strukturelle Voraussetzungen dafür geschaffen, dass neu zugewanderte Schülerinnen und Schüler im beruflichen Übergangssystem besser auf die Anforderungen einer Berufsausbildung vorbereitet werden können, als dies in den vergangenen Jahren der Fall war. Es wird empfohlen, die Maßnahmen SCHEFF und die Sommersprachkurse im Rahmen der VwV Deutsch als Bestandteile eines integrierten Sprachförderkonzepts am Übergang Schule-Beruf weiter zu entwickeln und zu verstetigen. 28 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte C: Übergänge in Ausbildung und Beruf 1. Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten am Übergang Schule-Beruf 1.1 Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung Die im Vorjahresbericht beschriebenen Angebote zur Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung wurden auch im Schuljahr 2018/19 fortgeführt. Speziell für die Zielgruppe der jungen Neuzugewanderten wurde im Sommer 2018 erstmals mit 16 Teilnehmenden das einwöchige Beo-Workcamp veranstaltet, das praktische Berufsorientierung am Vormittag mit Freizeitangeboten des Stadtjugendausschuss e. V. am Nachmittag verband.27 Das erfolgreiche Format wurde im Sommer 2019 fortgesetzt. Das vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg geförderte „Kümmerer-Programm“ wurde über die ursprünglich vorgesehene Laufzeit bis Ende 2021 verlängert und auf weitere Zielgruppen wie Zuwanderer aus EU-Staaten und Personen, die im Rahmen des voraussichtlich ab 2020 in Kraft tretenden Fachkräftezuwanderergesetzes zum Zwecke der Ausbildung einreisen, ausgedehnt.28 Durch den Kümmerer der Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH, der im Rahmen des Projekts PIAF – Perspektiven durch Integration in Ausbildung für Flüchtlinge eine Teilzeitstelle innehat, werden jährlich rund 15 junge Geflüchtete aus den VABO- oder VABR-Klassen in Karlsruhe begleitet. Es handelte sich dabei bisher ausschließlich um Geflüchtete mit guter Bleibeperspektive. Es zeigt sich, dass bei dieser Personengruppe neben der Vermittlung in Ausbildung oder in ausbildungsvorbereitende Maßnahmen die Vermittlung in weiterführende Schulen und ins Studium eine ebenso große Rolle spielt. Abbildung 16: Vermittlung durch das Kümmererprojekt PIAF 2016 bis 2019 Arbeitsförderungsbetriebe Karlsruhe gGmbH Die Einstiegsqualifizierung (EQ) ist ein bewährtes Regelinstrument der Arbeitsagenturen zur Berufsvorbereitung und Vermittlung in Ausbildung. Für junge Zugewanderte und Geflüchtete eignet sich diese Maßnahme in besonderem Maße, insbesondere als EQ Plus Sprache in der Kombination von betrieblichem Praktikum und Deutschkurs. 27 Artikel: Schnuppertag in der Werkstatt, Badische Neueste Nachrichten vom 8. September 2018. 28 https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/service/foerderprogramme-und-aufrufe/liste-foerderprogramme/integration-durch-ausbildung-perspektiven-fuer- fluechtlinge/ (14. August 2019) 0 2 4 6 8 10 12 EQ Ausbildung Weiterführende Schule, Studium, FSJ Mitarbeit im Betrieb als Vorstufe zur Ausbildung noch zu vermitteln Austritte Vermittlung durch das Kümmererprojekt PIAF 2016 bis 2019 2016 2017 2018 2019 https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/service/foerderprogramme-und-aufrufe/liste-foerderprogramme/integration-durch-ausbildung-perspektiven-fuer-fluechtlinge/ https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/service/foerderprogramme-und-aufrufe/liste-foerderprogramme/integration-durch-ausbildung-perspektiven-fuer-fluechtlinge/ Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 29 In Karlsruhe wird die Einstiegsqualifizierung vor allem durch die EnBW genutzt, die im Rahmen eines firmeneigenen Programms im Schuljahr 2018/19 insgesamt 36 Personen an den Standorten Karlsruhe und Stuttgart auf eine Ausbildung vorbereitete. Kooperationsschule für das Programm, das in den vorherigen Jahren im Rahmen einer VABR-Klasse durchgeführt wurde, ist in Karlsruhe die Carl-Benz-Schule. In der Regel werden laut EnBW etwa die Hälfte der Teilnehmenden in eine reguläre Ausbildung übernommen und während der Ausbildung von Firmenmitarbeitern ehrenamtlich unterstützt.29 Insgesamt sind die Vermittlungszahlen in die Einstiegsqualifizierung für Geflüchtete eher niedrig. Gerade für Geflüchtete mit unsicherem Aufenthaltsstatus ist der direkte Weg in eine Ausbildung aus aufenthaltsrechtlichen Erwägungen heraus oft die bessere Option. Seit einer Neuregelung des Innenministeriums vom 14. November 2018 kann auch die Einstiegsqualifizierung (ebenso wie die Ausbildung zum Kranken- oder Altenpflegehelfer) Schutz vor drohender Abschiebung bieten.30 Die Voraussetzungen, unter denen dieser Schutz gewährt wird, sind allerdings unnötig einengend und nicht dazu geeignet, dem arbeitsmarkpolitischen Instrument der Einstiegsqualifizierung zu der Bedeutung zu verhelfen, die sie von der Konzeption her für die Integration von Geflüchteten haben könnte. Laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit machten im Mai 2019 in Baden- Württemberg insgesamt 549 Personen mit Fluchthintergrund eine Einstiegsqualifizierung.31 Weitere Faktoren, die sich negativ auf die Akzeptanz der Einstiegsqualifizierung auswirken, sind bürokratische Hindernisse bei der Einrichtung von Sprachkursen, die je nach Aufenthaltsstatus getrennt erfolgen müssen und die im Vergleich zur Ausbildung deutlich geringere Vergütung. 1.2 Sprachförderung am Übergang Schule-Beruf Durch Einrichtung von Sommerkursen für die Zielniveaus B1 und B2 durch die Neufassung der Verwaltungsvorschrift „Deutsch“ (VwV Deutsch) des Ministeriums für Soziales und Integration haben sich die Möglichkeiten zur Sprachförderung am Übergang von der Schule-Beruf deutlich verbessert (siehe B 2.4.) Die Kurse, die in den Sommerferien stattfinden und zum Teil auch während des darauffolgenden Ausbildungsjahres weitergeführt werden können, stellen ein vielversprechendes Format dar, um junge Zugewanderte sprachlich auf die Anforderungen einer Ausbildung vorzubereiten. Die Sprachkurse im Sommer 2019 wurden zum Teil auch von Personen besucht, die sich bereits in Ausbildung befinden und von ihren Betrieben für die Kursteilnahme freigestellt wurden. Ein besonderer Vorteil der Ferienkurse im Rahmen der VwV Deutsch ist, dass die Kurse offen sind für alle Zugewanderten, unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Im Vorgriff auf das 2020 voraussichtlich in Kraft tretende Fachkräftezuwanderungsgesetz wurden die Rahmenbedingungen für die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge finanzierten Integrationskurse (Zielniveau B1) und berufsspezifischen Sprachkurse (Zielniveau B2) mit Wirkung vom 1. August 2019 ebenfalls gelockert: Bisher kamen keine B2-Kurse für (angehende) Auszubildende zustande, weil der infrage kommende Personenkreis zu klein war. Dies hat sich nun geändert, allerdings sind die organisatorischen Vorgaben weiterhin starr und damit nicht angepasst an die Situation der meisten Auszubildenden. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sich die BAMF-geförderten berufsspezifischen Sprachkurse auch während der Ausbildung als Maßnahmen zur Sprachförderung etablieren können. 1.3 Berufsorientierung und Ausbildung von Geflüchteten bei der Stadt Karlsruhe Auch die Stadt Karlsruhe bietet als Arbeitgeberin Möglichkeiten zur Berufsorientierung und zur Ausbildung von Geflüchteten. Sie beteiligt sich an Orientierungstagen von „Beo Vielfalt“, die jeweils in den Osterferien stattfinden, ermöglicht mehrtägige Hospitationen in Ämtern und Dienststellen und bietet Orientierungspraktika für Schülerinnen und Schüler im VABO an. 29 Eine Chance für beide Seiten. EnBW integriert Azubis mit Migrationshintergrund über Einstiegsqualifizierungsjahr in Berufsalltag, Badische Neueste Nachrichten vom 23.10.2018. 30Landesregierung schafft neue Regelung für die Ausbildung von Ausländern. Gemeinsame Presseerklärung der Ministerien für Inneres, Wirtschaft und Soziales des Landes Baden-Württemberg vom 17. November 2018 31 Bundesagentur für Arbeit: Migrations-Monitor Arbeitsmarkt: Personen im Kontext von Fluchtmigration (Monatszahlen), August 2019: Tabelle 11: Teilnehmende in ausgewählten arbeitsmarktpolitischen Instrumenten, Auswertung des Bestands in Baden-Württemberg für den Berichtsmonat April 2019. https://statistik.arbeitsagentur.de/ (2.September 2019) https://statistik.arbeitsagentur.de/ 30 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Im Rahmen des Projekts „Perspektive Ausbildung – Berufliche Integration von Geflüchteten“ hat die Stadt Karlsruhe fünf zusätzliche Ausbildungsplätze für Geflüchtete geschaffen. Das Projekt wird vom Ausbildungsteam im Personal- und Organisationsamt durchgeführt.32 Im April 2019 begann das Auswahlverfahren mit einem Kennenlerntag, an dem circa 50 ausbildungsinteressierte Geflüchtete teilnahmen. Dort wurden die Berufsbilder präsentiert, in denen Ausbildungsplätze bereitgestellt werden: Gärtner/in, Straßenbauer/in, Feinwerkmechaniker/in, KfZ-Mechatroniker/in und Forstwirt/in. Insgesamt wurden 13 Praktika in allen fünf Ausbildungsberufen vereinbart. Die Durchführung der Praktika verlief nach Angaben der Personal- und Organisationsamts ausgesprochen positiv: „Aus den jeweiligen Dienststellen erreichte uns eine Vielzahl positiver Rückmeldungen über viele interessante Begegnungen. Viele Bedenken, die im Vorfeld mitunter da waren, konnten damit aus dem Weg geräumt werden.“33 Es wurden insgesamt sechs Geflüchtete ausgewählt. Davon begannen fünf zum Ausbildungsjahr 2019/20 eine reguläre Ausbildung, eine Person begann mit einer Einstiegsqualifizierung (siehe Tabelle 9). Zur Vorbereitung auf die Ausbildung erhielten alle angehenden Auszubildenden in den Sommerferien sechs Wochen Unterricht in Deutsch und Mathematik. Tabelle 9: Ausbildung von Geflüchteten bei der Stadt Karlsruhe. Berufsbild Zahl Qualifizierung Gärtner/in 1 Einstiegsqualifizierung Straßenbauer/in 2 Ausbildung Feinwerkmechaniker/in 2 Ausbildung KfZ-Mechatroniker/in 1 Ausbildung Stadt Karlsruhe, Personal- und Organisationsamt Alle ausgewählten Auszubildenden sind männlich und stammen aus folgenden Ländern: Eritrea, Mali, Syrien, Kenia, Irak und Afghanistan. Zwei weitere Geflüchtete, die bei der Stadt Karlsruhe als Straßenbauer ausgebildet wurden, haben ihre Ausbildung bereits erfolgreich abgeschlossen. 2 Zur Situation junger Geflüchteter am Übergang Schule-Beruf 2.1 Aufenthaltsrechtliche Rahmenbedingungen An der Situation, wie sie im Bericht zum Schuljahr 2017/2018 beschrieben wurde, hat sich im Schul- und Ausbildungsjahr 2018/19 nicht grundsätzlich etwas geändert. Kleinere Änderungen im Bereich der Einstiegsqualifzierung (siehe C.1.1) und der Helferausbildungen wurden im Vorgriff auf das im Juni 2019 verabschiedete Fachkräfteeinwanderungsgesetz Ende 2018 bereits auf Landesebene eingeführt. Es ist allerdings nicht nachzuvollziehen, inwieweit die Änderungen zu spürbaren Verbesserungen der Situation von Geflüchteten in diesem Bereich geführt haben. Es ist davon auszugehen, dass sich ein großer Teil der geflüchteten Auszubildenden nach wie vor in einer ungeklärten aufenthaltsrechtlichen Situation befindet und großen Unsicherheiten in Bezug auf die individuelle Zukunftsperspektive und eventuell drohender Abschiebung ausgesetzt ist. Die unübersichtliche Rechtslage erzeugt nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern auch bei ausbildenden Betrieben viel Verunsicherung. Eine deutliche Verschärfung der Zugangsvoraussetzungen zu Ausbildung und Beschäftigung für Asylsuchende und Geduldete, insbesondere für solche mit ungeklärter Identität, bringt das „Zweite Gesetz zur besseren Durchsetzung der Ausreisepflicht“, das im August 2019 in Kraft getreten ist. Wie sich die neue Gesetzeslage konkret auf die Situation junger Geflüchteter in Karlsruhe auswirkt, lässt sich derzeit noch nicht ermessen. 32 Alle Angaben in diesem Abschnitt: Stadt Karlsruhe, Personal- und Organisationsamt, Schriftliche Auskunft vom 12. September 2019. 33 Stadt Karlsruhe, Personal- und Organisationsamt, Schriftliche Auskunft vom 12. September 2019 Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 31 2.2 Junge Geflüchtete in der Jugendhilfe Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Ausländer (UMA) und jungen volljährigen Geflüchteten, die sich in Jugendhilfeeinrichtungen der Stadt Karlsruhe befinden oder Hilfen zur Erziehung (HzE) bekommen, ist rückläufig. Seit Anfang 2019 wurden von den insgesamt 66 Personen, die vorläufig in Obhut genommen wurden (siehe Kapitel B1.1.), im Rahmen des Verteilverfahrens lediglich zwei Personen der Stadt Karlsruhe dauerhaft zugewiesen. 34 Ein großer Teil der geflüchteten Jugendlichen, die in Karlsruhe Hilfen zur Erziehung bekommen, ist nun bereits volljährig und befindet sich auf dem Weg in die Verselbständigung. Abbildung 17: UMA und junge volljährige Geflüchtete in Zuständigkeit der Stadt Karlsruhe Stadt Karlsruhe | Sozial- und Jugendbehörde 2.3 Bedarfe junger Geflüchteter in Jugendhilfeeinrichtungen35 Im Rahmen des Projekts „Qualipass in einfacher Sprache – Dokumentationsmappe für die berufliche Orientierung“ entwickelte die Servicestelle Übergang Schule-Beruf in Zusammenarbeit mit der Sozial- und Jugendbehörde, dem Schul- und Sportamt, dem Träger Institut für Transkulturelle Lösungen (ITL) und dem Landratsamt Karlsruhe einen Fragebogen für junge Geflüchtete. Dieser wurde in den Jugendhilfeeinrichtungen der Träger verteilt. 40 Jugendliche beantworteten in acht Einheiten diverse Fragen zu ihrer schulischen Laufbahn im Herkunftsland sowie zu ihren Perspektiven in Deutschland. Die Bedarfsermittlung erfasst so die Sichtweise der Jugendlichen auf ihre schulische, soziale und berufliche Orientierung. Sie erhebt keinen repräsentativen Anspruch, sondern ist rein qualitativer Art. Auszüge der Ergebnisse aus der Bedarfserhebung: 1. Sicht auf die Schule  35 der 40 Befragten gehen gerne zur Schule.  18 gaben an, dass sie gerne lernen.  27 wünschen sich mehr Unterstützung im Fach Deutsch und  30 hätten gern mehr Unterstützung im Fach Mathematik. Fazit: Die Jugendlichen gehen überwiegend gern zur Schule, wünschen sich hier aber mehr Unterstützung zum Beispiel durch weniger Unterrichtsausfall und kleinere Klassen. 2. Berufliche Orientierung  37 der Jugendlichen haben ein Praktikum absolviert.  30 von ihnen gaben an, dass ihnen ihr Praktikum Spaß gemacht hat.  29 führten an, mit ihren Arbeitskolleginnen und -kollegen gut klarzukommen. 34 Sozial- und Jugendbehörde, 14. September 2019 35 Der folgende Abschnitt wurde durch die Servicestelle Übergang Schule – Beruf in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Karlsruhe erstellt. 43 113 29 0 20 40 60 80 100 120 Unter 18 Jahre 18-20 Jahre 21 Jahre und älter UMA und junge volljährige Geflüchtete in Zuständigkeit der Stadt Karlsruhe (August 2019) 32 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte  12 Jugendliche befinden sich in der Ausbildung.  15 nahmen an außerschulischen Angeboten und  17 an Vorbereitungsmaßnahmen zur Berufsorientierung teil. Fazit: Die Mehrheit der Jugendlichen hat Freude an praktischer Arbeit hat und hält ein Praktikum daher auch für sinnvoll. Ähnlich positiv sind ihre Aussagen bezogen auf ihre Ausbildung. Trotzdem wird auch hier deutlich, dass sie sich mehr Unterstützung und Geduld wünschen. Die außerschulischen Angebote zur Berufsorientierung werden von weniger als der Hälfte der Befragten wahrgenommen. Die Teilnehmenden hingegen haben diese Angebote dann als sehr hilfreich empfunden. 3. Soziale Perspektive Der soziale und zwischenmenschliche Aspekt ist für die Jugendlichen von großer Bedeutung. 29 machen gern Mannschaftssport, treffen sich gern mit Freunden und möchten andere gern unterstützen. Die Erhebung lässt aber auch erkennen, dass einige stigmatisiert werden und rassistischen Vorurteilen ausgesetzt sind. Fast alle Jugendlichen formulierten als Ziel eine abgeschlossene Ausbildung. Für ihre Zukunft wünschen sie sich einen sicheren Aufenthalt, einen deutschen Pass und die Möglichkeit, sich ein Leben in Deutschland aufzubauen. Die Bedarfserhebung zeigt deutlich, wie die jungen Geflüchteten ihre Perspektiven in Deutschland wahrnehmen und wo sie dringenden Unterstützungsbedarf sehen. Die detaillierte Auswertung der Bedarfserhebung wird Ende 2019 von der Servicestelle Übergang-Schule-Beruf veröffentlicht und vorgestellt. 2. Zur Situation an den beruflichen Schulen 2.6 Neu zugewanderte Auszubildende an beruflichen Schulen in Karlsruhe Zur Ermittlung der Zahl neu zugewanderter Auszubildender ist die amtliche Schulstatistik wenig aufschlussreich, denn sie erfasst lediglich die Nationalität der Auszubildenden, nicht aber deren Aufenthaltsdauer in Deutschland. Eine Annäherung konnte durch eine Befragung der Schulleitungen erfolgen, die im Dezember 2018 durchgeführt wurde. Die Angaben der Schulen zur Zahl der neu zugewanderten Auszubildenden sind als Schätzwerte zu verstehen. Demnach machten in Karlsruhe im Schuljahr 2018/19 rund 540 Neuzugewanderte eine Ausbildung (siehe Abbildung 18). Abbildung 18: Neu zugewanderte Auszubildende an beruflichen Schulen in Karlsruhe, Schuljahr 2018/19 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der Beruflichen Schulen 2018 47 41 46 28 51 140 19 75 21 56 18 0 20 40 60 80 100 120 140 160 Carl-Benz-Schule Carl-Engler-Schule Carl-Hofer-Schule Gewerbeschule Durlach Heinrich-Hertz-Schule Heinrich-Hübsch-Schule Heinrich-Meidinger-Schule Elisabeth-Selbert-Schule Friedrich-List-Schule Ludwig-Erhard-Schule Walter-Eucken-Schule Neu zugewanderte Auszubildende an Beruflichen Schulen in Karlsruhe, Schuljahr 2018/19 (N= 542) Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 33 Beinahe 70 Prozent der Auszubildenden erlernen einen Beruf aus dem gewerblich-technischen Spektrum. 17 Prozent sind an der hauswirtschaftlich-pflegerisch ausgerichteten Elisabeth-Selbert-Schule. Einen kaufmännischen Beruf erlernen lediglich 14 Prozent der neu zugewanderten Auszubildenden (siehe Abbildung 19). Abbildung 19: Neu zugewanderte Auszubildende an beruflichen Schulen in Karlsruhe nach Schulart, Schuljahr 2018/19 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der Beruflichen Schulen 2018 Die Angaben zum Sprachförderbedarf der neu zugewanderten Auszubildenden beruhen ebenfalls auf der Einschätzung der Lehrkräfte. Um die Bedarfe zu ermitteln, sollten von den Schulen nur diejenigen Personen mit Sprachförderbedarf aufgeführt werden, die zum Befragungszeitpunkt (Dezember 2018) nicht durch anderweitige Maßnahmen versorgt werden konnten. Nach den Angaben der Schulen traf dies zum Zeitpunkt der Befragung auf 269 Auszubildende zu. Dies entspricht knapp der Hälfte der neu zugewanderten Auszubildenden. Die Gründe für hohen Sprachförderbedarf bei neu zugewanderten Auszubildenden wurden im Bericht zum Schuljahr 2016/17 in Kapitel C.3.3. erläutert. Abbildung 20: Auszubildende mit Sprachförderbedarf an beruflichen Schulen in Karlsruhe im Schuljahr 2018/19 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Befragung der beruflichen Schulen 2019 Gewerbliche Schulen 69% Kaufmännische Schulen 14% Hauswirtschaftliche Schule 17% Neu zugewanderte Auszubildende an beruflichen Schulen in Karlsruhe nach Schulart, Schuljahr 2018/19 65 55 37 28 27 24 18 5 5 5 0 0 0 10 20 30 40 50 60 70 Heinrich-Hübsch-Schule Elisabeth-Selbert-Schule Carl-Hofer-Schule Gewerbeschule Durlach Carl-Benz-Schule Ludwig-Erhard-Schule Heinrich-Hertz-Schule Heinrich-Meidinger-Schule Walter-Eucken-Schule Friedrich-List-Schule Carl-Engler-Schule Engelbert-Bohn-Schule Auszubildende mit Sprachförderbedarf an beruflichen Schulen in Karlsruhe, Schuljahr 2018/19 (N=269) 34 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Nach Angaben der Schulen haben viele neu zugewanderte Auszubildende darüber hinaus Förderbedarfe in anderen Bereichen. Neben allgemeinbildenden Fächern wie Mathematik oder Englisch kommen je nach Ausbildungsgang fachspezifische Bedarfe hinzu. Dies deckt sich mit der Einschätzung vieler Fachkräfte und in vielen Fällen auch mit der Einschätzung der jungen Neuzugewanderten selbst (siehe Kapitel C2.3). 2.7 Unterstützungsmöglichkeiten während der dualen Ausbildung Sprachförderkurse in Schulen Zur Unterstützung von Auszubildenden mit Sprachschwierigkeiten konnten im Schuljahr 2018/19 von den Schulen Förder-, Stütz- oder Deutschkurse eingerichtet werden. Laut der amtlichen Schulstatistik wurden im Schuljahr 2018/19 25 Kurse an sechs beruflichen Schulen eingerichtet. Insgesamt 316 Auszubildende wurden dadurch erreicht.36 Dies war deutlich mehr als im Vorjahr, in dem lediglich fünf solcher Kurse durchgeführt wurden. Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit zur Stabilisierung von Ausbildungsverhältnissen Die Bundesagentur für Arbeit verfügt über arbeitsmarktpolitische Regelinstrumente, um Ausbildungsverhältnisse zu fördern oder zu stabilisieren. Intensive Begleitung vor und während der Ausbildung gibt es in der „Assistierten Ausbildung“ (AsA). An dieser Maßnahme nahmen aus der Stadt Karlsruhe 25 Personen mit Flüchtlingsstatus teil.37 Diese Maßnahme wird individuell beantragt. Das Instrument der ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) wurde im Schuljahr 2018/19 deutlich ausgeweitet. Es sieht zusätzlichen Stützunterricht von bis zu acht Unterrichtseinheiten pro Woche für Auszubildende vor. Der Unterricht wird durch das Kolpingwerk erteilt, das Träger dieser Maßnahme in Karlsruhe ist. Im Rahmen eines landesweiten Pilotprojekts konnten die ausbildungsbegleitenden Hilfen, die ansonsten individuell beantragt werden müssen, für neu zugewanderte Auszubildende erstmals über die Schulen bei der Arbeitsagentur beantragt werden. Für den Regierungsbezirk Karlsruhe wurde als Pilotschule die Heinrich- Hübsch-Schule ausgewählt, an der besonders viele Geflüchtete mit Unterstützungsbedarf eine Ausbildung machen. Der Zugang zu dieser Maßnahme wurde für alle Geflüchteten geöffnet, die einen Ausbildungsvertrag vorweisen können. Auch konzeptionell wurden die abH so angepasst, dass nun eine Deutschförderung innerhalb der Maßnahme möglich ist. Durch die gute Zusammenarbeit aller Akteure in Schule, Arbeitsagentur, Träger und Stadtverwaltung war es möglich, im Rahmen der ausbildungsbegleitenden Hilfen für Geflüchtete neue Wege einzuschlagen. So wurde erstmals Stützunterricht im Rahmen der abH direkt in den Räumlichkeiten der Schule abgehalten, was große Vorteile in der Abstimmung zwischen Schule, Träger und Teilnehmenden bringt. Auch die konzeptionellen Überlegungen, die bereits im vorherigen Schuljahr zur Unterstützung in den Landesfachklassen für Dachdecker angestellt wurden, konnten im Rahmen der ausbildungsbegleitenden Hilfen teilweise umgesetzt werden. Die ausbildungsbegleitenden Hilfen an der Heinrich- Hübsch-Schule haben im April 2019 begonnen und werden im Schuljahr 2019/20 weitergeführt. Insgesamt wurden aus der Stadt Karlsruhe 75 Personen mit Flüchtlingsstatus durch ausbildungsbegleitende Hilfen unterstützt (Stand August 2019).38 Im zweiten Halbjahr 2019 wurden weitere Plätze für ausbildungsbegleitende Hilfen durch die Agentur für Arbeit ausgeschrieben. Berufsbezogene Deutschförderung nach §45 Aufenthaltsgesetz Wie bereits im Kapitel C1.2. beschrieben, wurden die am Aufenthaltsstatus orientierten Zugangskriterien zu berufsbezogenen Deutschkursen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge gelockert und damit der Kreis der potenziell Zugangsberechtigten vergrößert. Die Kurse bieten systematischen Deutschunterricht und Abschlussprüfungen mit anerkannten Zertifikaten ab Niveau B2, sind aber bei den Rahmenbedingungen und bei der Gestaltung der Inhalte wenig flexibel. 36 Stadt Karlsruhe, Schul- und Sportamt | Schulstatistik 2018/19. 37 Agentur für Arbeit, Auskunft vom 27. August 2019. 38 Ebd. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 35 Weitere Programme zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen Die Programme „Ausbildungsbegleitung“ der Handwerkskammer und „Bleib dran plus“ der Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH zur Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen richten sich gleichermaßen an Auszubildende und Betriebe. Ein weiteres, deutschlandweites Programm ist das ehrenamtliche Mentoring- Angebot VerA (Verhinderung von Ausbildungsabbrüchen) des Senior Expert Service. Bei allen diesen Angeboten handelt es sich um Regelangebote, die grundsätzlich auch Neuzugewanderten zur Verfügung stehen. Die Schwerpunkte liegen dabei aber in der Regel nicht auf der Sprachförderung. Speziell für junge Neuzugewanderte hat sich im Internationalen Begegnungszentrum das ehrenamtliche Tandemprogramm Perspektive now!Plus etabliert. Im Schuljahr 2018/19 waren 48 Tandems aktiv. Bei den jungen Neuzugewanderten handelt es sich mehrheitlich um junge Erwachsene mit Fluchtgeschichte. Etwa die Hälfte befindet sich derzeit in Ausbildung, die andere Hälfte besucht eine Schule oder Bildungsmaßnahme.39 2.8 Kommunale Maßnahmen Arbeitsweltbezogene Schulsozialarbeit Im Rahmen der Beratungen zum Doppelhaushalt 2019/20 wurden 3,5 neue Stellen für die Arbeitsweltbezogene Schulsozialarbeit an den Beruflichen Schulen geschaffen. Diese leistet wichtige Unterstützung, gerade für die Problemlagen von jungen Neuzugewanderten. An folgenden Schulen wurden 2019 neue 100 Prozent-Stellen für Schulsozialarbeit eingerichtet: Carl-Benz-Schule, Engelbert-Bohn-Schule, Walter-Eucken-Schule. Ab 2020 wird auch die Schulsozialarbeit an der Heinrich-Hübsch-Schule, an der besonders viele Geflüchtete eine Berufsausbildung machen, auf eine 100-Prozent-Stelle aufgestockt.40 ESF-Förderstrategie Auch für das Jahr 2020 haben die Bedarfe von jugendlichen Flüchtlingen und Migranten wieder Eingang in die regionale ESF-Strategie und das Gesamtkonzept Arbeit der Stadt Karlsruhe gefunden und können durch entsprechende Projekte unterstützt werden. Netzwerkarbeit und Wissenstransfer Im Mai 2019 fand in Karlsruhe der Fachtag „Soziale, schulische und berufliche Perspektiven junger Geflüchteter“ statt, eine gemeinsame Veranstaltung des Stadtjugendausschuss. e. V. Karlsruhe mit den Arbeitsförderungsbetrieben gGmbH und dem Schul- und Sportamt der Stadt Karlsruhe im Rahmen der Modellregion Übergang-Schule-Beruf. In Foren und Fachvorträgen wurde über „Schulische und sprachliche Bildung“, „Soziale Orientierung und Berufswegeplanung“ sowie über „Gesellschaftliche Teilhabe und Einstieg in den Arbeitsmarkt“ mit lokalem und überregionalem Fachpublikum diskutiert. Der Fachtag lieferte wichtige Impulse für die weitere Bearbeitung des Themas in Karlsruhe. Eine Dokumentation der Ergebnisse wird im Rahmen der Modellregion Übergang Schule-Beruf veröffentlicht. Ein Ergebnis der Vernetzung und des regelmäßigen fachlichen Austauschs ist ein gemeinsames Positionspapier der Bildungskoordinatorinnen und Bildungskoordinatoren in sieben kreisfreien Städten in Baden-Württemberg, in dem Handlungsbedarfe auf Landes- und Bundesebene zusammengestellt sind.41 39 Internationales Begegnungszentrum, Schriftliche Auskunft vom 3. September 2019. 40 Verteilung der Schulsozialarbeiterstellen, Informationsvorlage im Jugendhilfeausschuss vom 8. Mai 2019 und im Schulbeirat am 29. Mai 2019. 41 „Bildungsteilhabe für Neuzugewanderte. Handlungsbedarfe im Kita- Schul- und Ausbildungsbereich. Zusammengestellt von den Bildungskoordinatorinnen und Bildungskoordinatoren der kreisfreien Städte in Baden-Württemberg, 28.03.2019. www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu/HF_sections/content/ZZo6nZKsXXGaxY/ZZo6n2PFRjufL6/2019_Positionspap ier_Bildungskoordination_web.pdf (11. September 2019). http://www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu/HF_sections/content/ZZo6nZKsXXGaxY/ZZo6n2PFRjufL6/2019_Positionspapier_Bildungskoordination_web.pdf http://www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu/HF_sections/content/ZZo6nZKsXXGaxY/ZZo6n2PFRjufL6/2019_Positionspapier_Bildungskoordination_web.pdf 36 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte 3. Zusammenfassung und Empfehlungen Der Zugang zu Unterstützungsangeboten für zugewanderte Auszubildende hat sich im Vergleich zum vorangegangenen Schuljahr verbessert, auch wenn der Bedarf weiterhin höher ist als die verfügbaren Angebote. Die Verbesserungen sind zum einen auf die Ausweitung der Sprachförderkurse zurückzuführen, für die den Beruflichen Schulen deutlich mehr Stundendeputate als im Vorjahr zur Verfügung gestellt wurden. Zum anderen konnten sie im zweiten Schulhalbjahr 2018/19 durch eine Aufstockung verfügbarer Plätze bei den Ausbildungsbegleitenden Hilfen (abH) und eine Anpassung dieses Instruments an die Situation und Bedarfe von Neuzugewanderten in Ausbildung erreicht werden. Auch die arbeitsweltbezogene Schulsozialarbeit trägt wesentlich dazu bei, neu zugewanderte Auszubildende in den beruflichen Schulen bedarfsgerecht und individuell zu unterstützen. Durch die verbesserten Rahmenbedingungen am Übergang Schule-Beruf ist zu erwarten, dass junge Neuzugewanderte in Zukunft besser auf die Anforderungen einer Ausbildung vorbereitet sein werden, als dies bisher der Fall war. Trotzdem bleiben die Anforderungen, die eine duale Ausbildung an Neuzugewanderte stellt, hoch. Der Erfolg in der Ausbildung ist nicht allein von den persönlichen Voraussetzungen der Auszubildenden abhängig, sondern auch vom Zugang zu Förderangeboten, vom Engagement der Betriebe und in vielen Fällen auch von der Unterstützung durch Ehrenamtliche und Bezugspersonen. Positiv hervorzuheben sind die entwickelten Netzwerkstrukturen in Karlsruhe und die gute Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure in diesem Bereich. Weiterhin schwierig ist die unsichere aufenthaltsrechtliche Situation vieler junger Geflüchteter in Bezug auf drohende Abschiebungen. Die unübersichtliche Rechtslage erzeugt nicht nur bei den Betroffenen selbst, sondern auch bei ausbildenden Betrieben viel Verunsicherung. Es bleibt abzuwarten, wie sich das im Juni 2019 verabschiedete Migrationspaket auf die Perspektiven von jungen Geflüchteten mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus auswirkt. Im Vorjahresbericht wurden folgende Empfehlungen wurden für den Bereich „Übergänge in Ausbildung und Beruf“ formuliert.  Sprachförderung vorbereitend auf die Ausbildung  Kurzfristige Maßnahmen zur Stabilisierung von Ausbildungsverhältnissen  Netzwerkarbeit zur fachlichen Weiterentwicklung. In allen genannten Bereichen konnten im Schuljahr 2018/19 deutliche Verbesserungen erreicht werden. Es bleibt zu hoffen, dass die kurzfristig eingerichteten Maßnahmen wie Sprachförderkurse oder ausbildungsbegleitenden Hilfen auch denjenigen noch nützen, die sich bereits im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr befinden. Die Herausforderungen haben zu einer engeren Zusammenarbeit zwischen Schulen, Bildungs- und Jugendhilfeeinrichtungen, Arbeitsförderung und Betrieben geführt. Davon profitieren nicht nur die jungen Neuzugewanderten, sondern auch die Einrichtungen als lernende Organisationen. Nun gilt es, die Strukturen der Zusammenarbeit zu festigen und erfolgreiche Konzepte qualitativ weiter zu entwickeln. Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 37 Anhang Herkunftsländer der Schülerinnen und Schüler in den Vorbereitungsklassen (Allgemeinbildende Schulen) EU-Staaten Südost- europa Osteuropa und GUS Naher und Mittlerer Osten Lateinam erika Afrika (Subsahara) Nord- afrika Südost- asien Bulgarien Albanien Aserbaidschan Afghanistan Bolivien Nigeria Ägypten China Deutschland Bosnien Georgien Irak Brasilien Somalia Marokko Indien Griechenland Moldawien Russland Iran Chile Tunesien Sri Lanka Italien Nord- mazedonien Kasachstan Jemen Kuba Thailand Kroatien Kosovo Ukraine Jordanien Mexiko Vietnam Litauen Serbien Weißrussland Pakistan Polen Palästina Rumänien Türkei Slowakei Syrien Spanien Ungarn Abkürzungen AVdual Arbeitsvorbereitung Dual BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge 2BFS Zweijährige Berufsfachschule BiZuKi Bildungschancen und Zukunft für Kinder (Verein für Jugendhilfe Karlsruhe e. V.) BuT Bildung und Teilhabe EQ Einstiegsqualifizierung ESF Europäischer Sozialfonds EU Europäische Union GER Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen GS Grundschule IB Internationaler Bund IBZ Internationales Begegnungszentrum IK Internationale Klasse der Sophie-Scholl-Realschule Karlsruhe KLEVER Karlsruher Lernverbund LEA Landeserstaufnahme-Einrichtung LWS Lehrerwochenstunden PH Pädagogische Hochschule SCHEFF Schulergänzende Förderung für Flüchtlinge Sek I Sekundarstufe I UMA Unbegleitete Minderjährige Ausländerinnen und Ausländer VAB-KF Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf in Kooperation mit einer Förderschule VABO Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf ohne Sprachkenntnisse VABR Vorbereitungsjahr Arbeit und Beruf in der Regelform VKL Vorbereitungsklasse VwV Verwaltungsvorschrift WRS Werkrealschule 38 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: VKL-Grundschülerinnen und -schüler | Verteilung nach Herkunftsregionen 7 Abbildung 2: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern in Vorbereitungsklassen der Grundschulen 7 Abbildung 3: VKL-Schülerinnen und -schüler in weiterführenden Schulen. Verteilung nach Herkunftsregionen 8 Abbildung 4: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern in Vorbereitungsklassen der weiterführenden Schulen 9 Abbildung 5: Herkunft der Schülerinnen und Schüler aus den Landeserstaufnahmestellen 10 Abbildung 6: Übergänge aus den Vorbereitungsklassen der weiterführenden Schulen, Schuljahr 2018/19 13 Abbildung 7: Vorläufige Inobhutnahmen unbegleiteter minderjähriger Ausländer und Ausländerinnen in Karlsruhe 18 Abbildung 8: Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler im VABO 19 Abbildung 9: Hauptherkunftsländer von Schülerinnen und Schülern im VABO 20 Abbildung 10: Herkunftsregionen der Schülerinnen im VABO 20 Abbildung 11: Entwicklung der Schülerzahlen in den VABR-Klassen (mit Parzival-Schule) 21 Abbildung 12: Herkunftsregionen ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR 22 Abbildung 13: Hauptherkunftsländer ausländischer Schülerinnen und Schüler im VABR 22 Abbildung 14: Herkunftsregionen der Schülerinnen im VABR 23 Abbildung 15: Herkunftsregionen der Schülerinnen und Schüler in der AVdual 24 Abbildung 16: Vermittlung durch das Kümmererprojekt PIAF 2016 bis 2019 28 Abbildung 17: UMA und junge volljährige Geflüchtete in Zuständigkeit der Stadt Karlsruhe 31 Abbildung 18: Neu zugewanderte Auszubildende an beruflichen Schulen in Karlsruhe, Schuljahr 2018/19 32 Abbildung 19: Neu zugewanderte Auszubildende an beruflichen Schulen in Karlsruhe nach Schulart, Schuljahr 2018/19 33 Abbildung 20: Auszubildende mit Sprachförderbedarf an beruflichen Schulen in Karlsruhe im Schuljahr 2018/19 33 Dezernat 3 | Schul- und Sportamt | 39 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Grundschulen mit Vorbereitungsklassen in Karlsruhe | Schuljahr 2018/19 ............................................................ 6 Tabelle 2: Weiterführende Schulen mit Vorbereitungsklassen in Karlsruhe | Schuljahr 2018/19 ............................................. 8 Tabelle 3: Vorbereitungsklassen am LEA-Standort Felsstraße ............................................................................................... 9 Tabelle 4: Sprachförderung für ehemalige VKL- Schülerinnen und Schüler .......................................................................... 14 Tabelle 5: VABO-Klassen an Beruflichen Schulen in Karlsruhe im Schuljahr 2018/19 .......................................................... 19 Tabelle 6: Schülerinnen und Schüler in VABR- und VAB-KF-Klassen im Schuljahr 2017/2018 .............................................. 21 Tabelle 7: Ausländische Schülerinnen und Schüler in der AVdual ....................................................................................... 23 Tabelle 8: Stundentafel im VABO ab dem Schuljahr 2018/19 ............................................................................................. 25 Tabelle 9: Ausbildung von Geflüchteten bei der Stadt Karlsruhe. ........................................................................................ 30 40 | Kommunale Koordination der Bildungsangebote für Neuzugewanderte Einführung A: Allgemeinbildende Schulen 1. Statistische Daten 1.1 Grundschulen mit VKL-Klassen 1.2 Weiterführende Schulen mit VKL-Klassen 1.3 VKL-Klassen am LEA-Standort Felsstraße 2. Rahmenbedingungen und aktuelle Situation 2 2.1 Anmeldung und Verteilung der VKL-Schülerinnen und Schüler 2.2 Stundenzuweisungen und Unterrichtsorganisation in den Vorbereitungsklassen 2.3 Kommunal geförderte ergänzende Deutschförderung in den Vorbereitungsklassen 2.4 Übergänge in die Regelklassen 2.5 Unterstützende Sprachförderung am Übergang 2.6 Elternarbeit 2.7 Sport, Freizeit und Ferien Zusammenfassung und Empfehlungen Datenlage zu Übergängen und zu Bildungsverläufen verbessern Passgenaue Vermittlung neu zugewanderter Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I Ungleichbehandlung der Schülerinnen und Schüler in Vorbereitungsklassen beenden Nachgehende Sprachförderung intensivieren Netzwerke der Elternarbeit ausbauen B: Berufliche Schulen 1. Statistische Daten 1.1 Eingangsklassen während der Inobhutnahme 1.2 VABO-Klassen 1.3 Ausländische Schülerinnen und Schüler in VAB-Regelklassen 1.4 Ausländische Schülerinnen und Schüler in der Ausbildungsvorbereitung Dual 2. Rahmenbedingungen und aktuelle Situation 2.1 Anmeldung im VABO 2.2 Unterricht im VABO und VABR 2.3 Sprachvermittlung und Sprachkompetenz im VABO und VABR 2.4 Unterrichtsergänzende Förderung und Ferienkurse 2.5 Schulsozialarbeit an den beruflichen Schulen 3. Zusammenfassung und Empfehlungen C: Übergänge in Ausbildung und Beruf 1. Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten am Übergang Schule-Beruf 1.1 Berufsorientierung und Ausbildungsvorbereitung 1.2 Sprachförderung am Übergang Schule-Beruf 1.3 Berufsorientierung und Ausbildung von Geflüchteten bei der Stadt Karlsruhe 2 Zur Situation junger Geflüchteter am Übergang Schule-Beruf 2.1 Aufenthaltsrechtliche Rahmenbedingungen 2.2 Junge Geflüchtete in der Jugendhilfe 2.3 Bedarfe junger Geflüchteter in Jugendhilfeeinrichtungen 2. Zur Situation an den beruflichen Schulen 2.6 Neu zugewanderte Auszubildende an beruflichen Schulen in Karlsruhe 2.7 Unterstützungsmöglichkeiten während der dualen Ausbildung 2.8 Kommunale Maßnahmen 3. Zusammenfassung und Empfehlungen
https://www.karlsruhe.de/b2/wissenschaft_bildung/bildungsregion/bildungskoordination_neuzu/HF_sections/content/ZZnNDrcwdUZjcW/ZZnRp7CLoPswxH/Fortschreibung%20Bericht%20Beschulung%20Neuzugewanderte%202019.pdf
untitled fr ee pi k | d es ig ne d by p re ss fo to Weiterhin ziehen viele Familien ins Umland Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle Bevölkerung in Karlsruhe 2018 2 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Impressum Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung Zähringerstraße 61 76133 Karlsruhe Leiterin: Dr. Edith Wiegelmann-Uhlig Bereich: Statistikstelle Andrea Rosemeier Bearbeitung: Manuela Cretu Layout: Stefanie Groß Auskunftsdienst und Bestellung: Telefon: 0721 133-1230 Fax: 0721 133-1239 E-Mail: statistik@karlsruhe.de Internet: statistik.karlsruhe.de Stand: Mai 2019 © Stadt Karlsruhe Alle Rechte vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Herausgebers ist es nicht gestattet, diese Veröffentlichung oder Teile daraus zu vervielfältigen oder in elektronischen Systemen anzubieten. Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 3 Die Einwohnerzahl steigt seit Jahren Karlsruhe wächst seit Jahren, und auch 2018 hielt der Anstieg der Karlsruher Bevölkerungszahl weiter an. Lediglich aufgrund der Flüchtlingszuwanderung im Jahr 2015 war die Einwohnerzahl der Fächerstadt mit der hier ansässigen Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA) stark angestiegen. In den Folgejahren führten die Umverteilung der Flüchtlinge auf andere Gemeinden und der nachlassende Zuzug von Asylantragstellenden dann wieder zu Rückgängen der Bevölkerungszahl. Zum Jahresende 2018 hatten 305.616 Personen ihre Hauptwohnung im Stadtgebiet, darunter 19,1 % Ausländerinnen und Ausländer (Abbildung 1). Abbildung 1 Die Entwicklung der Einwohnerzahl1 in Karlsruhe seit 1946 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 350.000 1946 1950 1955 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2018 Jahr Ausländer/-innen Deutsche 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung; kann aus DV-technischen Gründen vom ermittelten Saldo der Bewegungsstatistik abweichen. Einschließlich meldepflichtiger Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quellen: Bis 1979 Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, ab 1980 Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Anzahl 4 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Rückläufi ge Zahl der Karlsruherinnen und Karlsruher mit deutschem Pass Wie bereits in den Vorjahren konnte die Fächerstadt wieder ein Einwohnerplus verbuchen. Der Bevölkerungszuwachs basierte vor allem auf Wanderungsgewinnen bei Ausländerinnen und Ausländern (+1.196 Personen im Jahr 2018). Ein deutlicher Wanderungsverlust zeigte sich im vergangenen Jahr hingegen bei der deutschen Bevölkerung (-752 Personen), sodass die Fächerstadt insgesamt durch Wanderungen nur 444 Einwohner hinzugewann. Bei der natürlichen Bevölkerungsentwicklung ergab sich 2018 mit 2.952 Lebendgeburten gegenüber 3.012 Sterbefällen ein Geburtendefi zit von -60 Personen. Ähnlich wie bei den Wanderungen stand einem Plus bei den Ausländerinnen und Ausländern ein Minus in der deutschen Bevölkerung gegenüber. Die Verluste im deutschen Bevölkerungsteil von Karlsruhe, bedingt durch ein Geburtendefi zit (-201 Personen) und den Wanderungsverlust (-752 Personen), konnten im vergangenen Jahr nicht durch Staatsangehörigkeitswechsel ausgeglichen werden, sodass die Zahl der Karlsruherinnen und Karlsruher mit deutschem Pass erstmals seit dem Jahr 2000 zurückging. Alles in allem belief sich die Einwohnerzahl der Fächerstadt am 31. Dezember 2018 auf 305.616 Personen (Tabelle 1). Die Bewohnerinnen und Bewohner der Landeserstaufnahme- einrichtung für Flüchtlinge (LEA) sind meldepfl ichtig und werden somit zur Karlsruher Einwohnerzahl hinzugerechnet. Da die Asylsuchenden und Flüchtlinge jedoch nur für einen kurzen Zeitraum in der Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht werden, bleiben die Bewohnerinnen und Bewohner der LEA bei den folgenden Auswertungen unberücksichtigt. Tabelle 1 Einwohnerentwicklung1 in Karlsruhe im Jahr 2018 Deutsche Ausländer/-innen Insgesamt Einwohnerbestand am 31. Dezember 2017 247.329 57.891 305.220 Lebendgeburten 2.620 332 2.952 Sterbefälle 2.821 191 3.012 Saldo -201 141 -60 Zuzug 13.262 14.133 27.395 Fortzug 14.014 12.937 26.951 Saldo -752 1.196 444 Ausländer zu Deutschen 748 -748 X Deutsche zu Ausländern -13 13 X Saldo 735 -735 X Saldo insgesamt -218 602 384 Einwohnerbestand am 31. Dezember 2018 247.125 58.491 305.616 Natürliche Bevölkerungsentwicklung Wanderungen Staatsangehörigkeitswechsel 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung; kann aus DV-technischen Gründen vom ermittelten Saldo der Bewegungsstatistik abweichen. Einschließlich meldepflichtiger Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quellen: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 5 Durchschnittsalter der Karlsruher Bevölkerung steigt wieder Da die nach Karlsruhe Zuziehenden im Schnitt jünger waren als die Wegziehenden, bewirkten die Wanderungsbewegungen bislang einen Verjüngungseffekt. Insbesondere die deutlichen Wanderungsgewinne bei jungen Erwachsenen in den vergangenen Jahren hatten das Durchschnittsalter der Karlsruher Bevölkerung zwischen 2009 bis 2011 und 2017 von 42,1 auf 41,8 Jahre herabgesenkt. Allerdings setzte sich dieser Trend 2018 nicht fort. Vielmehr stieg das Durchschnittsalter der Karlsruherinnen und Karlsruher erstmals seit 2009 wieder leicht auf 41,9 Jahre an. Allerdings bedeutet dies im Umkehrschluss nicht, dass 2018 ein Rückgang der Kinder und Jugendlichen in der Fächerstadt zu beobachten gewesen wäre. Die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner im Alter unter 18 Jahren stieg auf 43.405 (2017: 43.276 Personen), vor allem die Zahl der Kinder im Vorschulalter. In der Altersgruppe der unter 6-Jährigen wurden 278 Einwohner mehr als im Vorjahr registriert. Ihre Zahl erhöhte sich somit um 1,8 % auf insgesamt 15.646 Personen, zehn Jahre zuvor lag die Zahl der Karlsruherinnen und Karlsruher im Alter unter 6 Jahren noch bei 14.435 Personen. Einen Überblick über die detaillierte Altersstruktur der Karlsruher Bevölkerung liefert die Abbildung 2. Abbildung 2 Altersaufbau der Karlsruherinnen und Karlsruher1 am 31. Dezember 2018 nach Migrationshintergrund Alter Anzahl 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 unt. 1 3 6 9 12 15 18 21 24 27 30 33 36 39 42 45 48 51 54 57 60 63 66 69 72 75 78 81 84 87 90 93 96 99 Frauen 05001.0001.5002.0002.5003.0003.5004.000 Männer 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Ausländer/-innen Deutsche mit persönlichem Migrationshintergrund Deutsche ohne Migrationshintergrund 6 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Geburtenüberschüsse von Mai bis November Im Jahresverlauf zeigten sich bei den natürlichen Bevölkerungsbewegungen (Geburten und Sterbefälle) bereits bekannte Muster. In den Sommer- und Herbstmonaten von Mai bis November wurden mehr Kinder geboren als Personen verstarben, während in der kalten Jahreszeit die Sterbefälle überwogen (Abbildung 3 und Tabelle 2). Die meisten Neugeborenen hatten im August das Licht der Welt erblickt (286 Geburten). Einen Überblick über die Entwicklung der Geburten und Sterbefälle in den vergangenen zehn Jahren gibt die Abbildung 4. Abbildung 3 Natürliche Bevölkerungsbewegung1 in Karlsruhe 2018 nach Monaten -20 -34 -65 -36 8 35 16 18 6 17 13 -60 -100 -50 0 50 100 150 200 250 300 350 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Monat Geburtenüberschuss(+)/-defizit (-) Lebendgeborene Gestorbene Anzahl 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 7 Tabelle 2 Bevölkerungsbewegung1 in Karlsruhe 2018 nach Monaten Januar 229 249 -20 1.757 1.789 -32 1.435 -52 Februar 202 236 -34 1.605 1.699 -94 1.494 -128 März 257 322 -65 1.906 1.767 139 1.549 74 April 223 259 -36 1.870 1.843 27 1.738 -9 Mai 236 228 8 1.506 1.535 -29 1.737 -21 Juni 248 213 35 1.602 1.643 -41 1.628 -6 Juli 249 233 16 1.697 1.887 -190 1.707 -174 August 286 268 18 2.001 2.307 -306 1.920 -288 September 247 241 6 3.093 2.132 961 1.604 967 Oktober 263 246 17 3.509 2.447 1.062 2.203 1.079 November 253 240 13 1.720 1.729 -9 1.800 4 Dezember 214 274 -60 1.300 1.446 -146 1.484 -206 Jahr 2018 2.907 3.009 -102 23.566 22.224 1.342 20.299 1.240 Monat Natürliche Bevölkerungsbewegung Wanderungsbewegung Zu-/Abnahme (-) insgesamtLebend- geborene Gestorbene Geburten- überschuss(+)/ -defizit (-) Außenwanderung Innerstädtische Umzüge2Zugezogene Fortgezogene Gewinn (+)/ Verlust (-) 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). 2 Einschließlich meldepflichtiger Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Abbildung 4 Natürliche Bevölkerungsbewegungen1 in Karlsruhe 2008 bis 2018 -71 -279 -259 -161 -447 -52 -66 -238 40 -225 -102 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Jahr Geburtenüberschuss(+)/-defizit(-) Lebendgeborene Gestorbene Anzahl 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. 8 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Im Jahr 2018 überstieg die Zahl der Geburten nur in zehn der 27 Karlsruher Stadtteile die Zahl der Sterbefälle. Wie bereits im Vorjahr ergab sich das größte Geburtenplus mit +101 Personen in der Südstadt, gefolgt von der Südweststadt (+97 Personen). Das größte Geburtendefi zit verzeichnete das zweite Jahr in Folge Daxlanden mit -64 Personen (Tabelle 3). Tabelle 3 Natürliche Bevölkerungsbewegung der Deutschen sowie der Ausländerinnen und Ausländer1 in den Karlsruher Stadtteilen 2018 Deutsche Ausländer/ -innen Deutsche Ausländer/ -innen Deutsche Ausländer/ -innen 01 Innenstadt-Ost 40 35 5 63 52 11 -23 -17 -6 02 Innenstadt-West 81 69 12 97 90 7 -16 -21 5 03 Südstadt 259 231 28 158 131 27 101 100 1 04 Südweststadt 267 242 25 170 161 9 97 81 16 05 Weststadt 205 190 15 210 196 14 -5 -6 1 06 Nordweststadt 90 78 12 138 133 5 -48 -55 7 07 Oststadt 184 167 17 153 140 13 31 27 4 08 Mühlburg 167 140 27 205 189 16 -38 -49 11 09 Daxlanden 84 78 6 148 145 3 -64 -67 3 10 Knielingen 118 100 18 107 99 8 11 1 10 11 Grünwinkel 89 77 12 120 112 8 -31 -35 4 12 Oberreut 114 103 11 117 106 11 -3 -3 0 13 Beiertheim-Bulach 72 67 5 56 51 5 16 16 0 14 Weiherfeld-Dammerstock 50 48 2 90 87 3 -40 -39 -1 15 Rüppurr 81 76 5 103 96 7 -22 -20 -2 16 Waldstadt 89 77 12 123 120 3 -34 -43 9 17 Rintheim 53 46 7 68 64 4 -15 -18 3 18 Hagsfeld 81 71 10 49 46 3 32 25 7 19 Durlach 303 278 25 349 333 16 -46 -55 9 20 Grötzingen 81 71 10 92 91 1 -11 -20 9 21 Stupferich 43 41 2 19 19 0 24 22 2 22 Hohenwettersbach 23 23 0 18 18 0 5 5 0 23 Wolfartsweier 29 27 2 34 33 1 -5 -6 1 24 Grünwettersbach 36 34 2 50 50 0 -14 -16 2 25 Palmbach 18 15 3 16 16 0 2 -1 3 26 Neureut 179 164 15 190 181 9 -11 -17 6 27 Nordstadt 71 69 2 66 62 4 5 7 -2 Stadt Karlsruhe 2.907 2.617 290 3.009 2.821 188 -102 -204 102 davon davon davonStadtteile Lebendgeburten Sterbefälle Geburtenüberschuss/-defizit insgesamt insgesamt insgesamt 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 9 Hohe Wanderungsgewinne zu Semester- und Schuljahresbeginn Am attraktiven Bildungsstandort Karlsruhe prägten das Studien- und Ausbildungsjahr traditionell die Zahl der Zu- und Wegzüge im Jahresverlauf. Zu Semester- beziehungsweise Schuljahresbeginn im September und Oktober zogen etwa doppelt so viele Personen nach Karlsruhe wie in den übrigen Monaten, sodass sich für die Fächerstadt im Herbst deutliche Wanderungsgewinne ergaben. Mit einem kleinen Hoch im März und April zeichnete sich auch der Beginn des Sommersemesters in den Wanderungsbewegungen ab. Die größten Wanderungsverluste waren in den Monaten Juli und August zu verbuchen, als sich das Studien- und Ausbildungsjahr dem Ende zuneigte und die Absolventen oder Studienortwechsler Karlsruhe verließen (Tabelle 2 und Abbildung 5). Abbildung 5 Wanderungsbewegungen1 in Karlsruhe 2018 nach Monaten -32 -94 139 27 -29 -41 -190 -306 961 1.062 -9 -146 -500 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Monat Gewinn (+)/ Verlust (-) Zugezogene Fortgezogene Innerstädtische Umzüge Anzahl 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Innerstädtische Umzüge einschließlich meldepflichtiger Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. 10 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Bei den Wanderungszahlen zeigte sich seit 2008 ein deutlicher Anstieg der Zu- und Fortzüge, nicht nur bedingt durch den Zuzug von Auszubildenden oder Studierenden aus dem In- und Ausland, sondern, auch durch die EU-Osterweiterung und Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit, welche die Wanderungsverfl echtungen mit dem Ausland verstärkt haben. Zudem meldeten sich vor dem Hintergrund der Ausweitung der Erstwohnsitzkampagne und der Ankündigung der Zweitwohnsitzsteuer die Zuziehenden verstärkt mit Hauptwohnung an und erhöhten so das Wanderungsplus (Abbildung 6). Allerdings sank in den letzten beiden Jahren die Anzahl der Zuzüge nach Karlsruhe wieder auf das Niveau von vor fünf Jahren ab. Abbildung 6 Wanderungsbewegungen1 in Karlsruhe 2008 bis 2018 1.831 1.172 2.573 2.677 3.699 3.212 2.324 2.710 4.239 1.933 1.342 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 30.000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Jahr Gewinn (+)/ Verlust (-) Zugezogene Fortgezogene Innerstädtische Umzüge Anzahl 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Innerstädtische Umzüge einschließlich meldepflichtiger Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 11 Die Wanderungsbewegungen von außerhalb in die Karlsruher Stadtteile waren 2018 überwiegend durch Zuzug geprägt. Insgesamt verzeichneten 19 der 27 Stadtteile in der Fächerstadt ein Außenwanderungsplus. Mit +334 Personen wies die Innenstadt-West den größten Außenwanderungsgewinn auf, gefolgt von der Südweststadt mit einem Plus von 270 Personen (Tabelle 4). Tabelle 4 Wanderungsbewegung der Deutschen sowie der Ausländerinnen und Ausländer1 in den Karlsruher Stadtteilen 2018 Deutsche Ausländer/ -innen Deutsche Ausländer/ -innen Deutsche Ausländer/ -innen 01 Innenstadt-Ost 974 529 445 831 491 340 143 38 105 02 Innenstadt-West 1.964 957 1.007 1.630 902 728 334 55 279 03 Südstadt 2.157 1.222 935 2.078 1.296 782 79 -74 153 04 Südweststadt 1.789 1.099 690 1.519 1.025 494 270 74 196 05 Weststadt 1.943 1.097 846 1.841 1.127 714 102 -30 132 06 Nordweststadt 958 558 400 864 552 312 94 6 88 07 Oststadt 2.159 1.267 892 2.186 1.360 826 -27 -93 66 08 Mühlburg 1.368 715 653 1.483 769 714 -115 -54 -61 09 Daxlanden 446 266 180 430 316 114 16 -50 66 10 Knielingen 808 416 392 654 409 245 154 7 147 11 Grünwinkel 700 344 356 633 342 291 67 2 65 12 Oberreut 381 253 128 379 291 88 2 -38 40 13 Beiertheim-Bulach 437 246 191 387 270 117 50 -24 74 14 Weiherfeld-Dammerstock 244 158 86 233 166 67 11 -8 19 15 Rüppurr 516 344 172 434 302 132 82 42 40 16 Waldstadt 781 408 373 827 509 318 -46 -101 55 17 Rintheim 442 234 208 396 235 161 46 -1 47 18 Hagsfeld 466 244 222 477 316 161 -11 -72 61 19 Durlach 2.014 1.189 825 1.891 1.277 614 123 -88 211 20 Grötzingen 469 253 216 520 361 159 -51 -108 57 21 Stupferich 172 103 69 146 95 51 26 8 18 22 Hohenwettersbach 104 85 19 119 95 24 -15 -10 -5 23 Wolfartsweier 173 107 66 171 112 59 2 -5 7 24 Grünwettersbach 181 118 63 204 159 45 -23 -41 18 25 Palmbach 66 43 23 108 84 24 -42 -41 -1 26 Neureut 1.222 682 540 1.160 734 426 62 -52 114 27 Nordstadt 632 324 308 623 412 211 9 -88 97 Stadt Karlsruhe 23.566 13.261 10.305 22.224 14.007 8.217 1.342 -746 2.088 davon davon davonStadtteile Zugezogene Fortgezogene Wanderungsbilanz insgesamt insgesamt insgesamt 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Zu- und Fortzüge über die Stadtgrenze, ohne innerstädtische Umzüge. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. designed by freepik 12 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Das Stadtviertel Neu-Knielingen wächst um mehr als 500 Einwohner Die Bevölkerungsbilanz der Karlsruher Stadtviertel für das Jahr 2018 wird in Karte 1 im gesamtstädtischen Kontext dargestellt. Sie stellt letztlich das Ergebnis aus Geburten- und Sterbefällen sowie Zu- und Wegzügen einschließlich innerstädtischer Umzüge dar. Mehr als die Hälfte, nämlich 45 der 70 Karlsruher Stadtviertel verzeichneten 2018 ein Einwohnerplus, während 24 Stadtviertel im vergangenen Jahr Bevölkerung verloren haben. Nur in Palmbach blieb die Bewohnerzahl unverändert. Unter den Stadtvierteln mit Bevölkerungsgewinnen konnten 14 Stadtviertel sowohl einen Geburtenüberschuss als auch ein Wanderungsplus verbuchen. In weiteren 29 Stadtvierteln glichen Wanderungsgewinne das Geburtendefi zit mehr als aus und führten zu wachsenden Einwohnerzahlen. Lediglich im östlichen Teil der Südstadt und in Hohenwettersbach stieg die Einwohnerzahl – trotz Wanderungsverlusten – durch ein Geburtenplus. Den mit Abstand größten Einwohnerzuwachs verzeichnete das Stadtviertel Neu-Knielingen mit +506 Personen. Er steht in Zusammenhang mit der Bebauung des Gebiets „Knielingen 2.0“, wo 2017 und 2018 zahlreiche Wohnbauvorhaben abgeschlossen wurden. In dem neu geschaffenen Wohnraum fanden Karlsruherinnen und Karlsruher aus dem übrigen Stadtgebiet sowie Personen von außerhalb ein neues Zuhause. Die tendenziell junge Bevölkerungsstruktur in Neubaugebieten führt darüber hinaus zu steigenden Geburtenzahlen, sodass das Stadtviertel auch durch Geburtenüberschüsse Einwohner hinzugewann. Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 13 Karte 1 Bevölkerungsbilanz* in den Karlsruher Stadtvierteln 2018 102 101 263 262 261 264 272 271 061 063 064 062 051 052 082 081 084 083 091 092 093 094 113 111 115 114 112 122 121 132 131 043 042 041 142 141 151 153 152 154 231 241 251 211 221 194 193 195 196 194 191 192 202 201 181 182 171 172 071 072 073 162 161 011 021 022 012 031 033 032 0102 27 26 10 06 05 08 11 12 13 15 14 04 07 17 16 20 19 23 2224 25 21 03 18 09 Stadtteile 01 Innenstadt-Ost 15 Rüppurr 02 Innenstadt-West 16 Waldstadt 03 Südstadt 17 Rintheim 04 Südweststadt 18 Hagsfeld 05 Weststadt 19 Durlach 06 Nordweststadt 20 Grötzingen 07 Oststadt 21 Stupferich 08 Mühlburg 22 Hohenwettersbach 09 Daxlanden 23 Wolfartsweier 10 Knielingen 24 Grünwettersbach 11 Grünwinkel 25 Palmbach 12 Oberreut 26 Neureut 13 Beiertheim-Bulach 27 Nordstadt 14 Weiherfeld-Dammerstock Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Karlsruhe insgesamt: positive Bevölke- rungsungsbilanz Zeichenerklärung Stadtgrenze Stadtteilgrenze Stadtviertelgrenze Wanderungsbilanz* Einwohnerzunahme durch: Natürliche Bevölkerungsbilanz + _ + _ Einwohnerabnahme durch: Natürliche Bevölkerungsbilanz Wanderungsbilanz* + _ + _ * Einschließlich innerstädtischer Umzüge. Keine Veränderung fr ee pi k | d es ig ne d by J av i_ In dy 14 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Junge Erwachsene und Ausländer/-innen ziehen in die Fächerstadt Karlsruhe ist nach wie vor ein beliebtes Zuzugsgebiet. Trotz zuletzt leicht rückläufi ger Zuzugszahlen hat die Fächerstadt 2018 – ohne Berücksichtigung der Bevölkerungsbewegungen in der LEA – durch Wanderungen 1.342 Einwohner hinzu- gewonnen. Nicht zuletzt wegen des attraktiven Ausbildungs-, Studien- und Arbeitsplatzangebots sind in den letzten zehn Jahren insgesamt 25.881 Personen mehr nach Karlsruhe zugezogen, als der Stadt den Rücken gekehrt haben. Diese auf den ersten Blick positive Entwicklung trifft jedoch nicht für alle Bevölkerungsgruppen in gleichem Maße zu. Wie ein Blick auf den Wanderungssaldo nach Alter und Staatsangehörigkeit zeigt, wird dieses Wachstum vor allem von zwei Gruppen getragen: den ausländischen Zuwanderern und den jungen Erwachsenen. Diese Entwicklung kann nicht nur in Karlsruhe beobachtet werden, sondern auch in den meisten Großstädten der Bundesrepublik. Im Jahr 2018 gingen die Wanderungsgewinne fast ausschließlich auf das Konto von Personen im Alter von 17 bis unter 25 Jahren. In nahezu allen anderen Altersgruppen waren Verluste zu verbuchen. Dabei fi el das Wanderungsdefi zit bei Kindern unter sechs Jahren und ihren Eltern besonders hoch aus. Lediglich bei der ausländischen Bevölkerung werden Wanderungsgewinne auch bei Kindern und Jugendlichen im Alter unter 18 Jahren und bei Erwachsenen im Alter zwischen Mitte Zwanzig und Ende Vierzig verzeichnet (Abbildung 7). An der altersspezifi schen Verteilung der Wanderungsgewinne und –verluste hat sich in den vergangenen Jahren nur wenig verändert. In den letzten zehn Jahren hat Karlsruhe jährlich etwa 3.000 bis 4.000 junge Menschen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren durch Wanderungen hinzugewonnen, während in den übrigen Altersgruppen durchweg mehr Wegzüge als Zuzüge verzeichnet wurden. Die Wanderungsverluste von Personen außerhalb des Ausbildungs- und Studierendenalters fi elen in den letzten beiden Jahren 2017 und 2018 mit jeweils mehr als -2.000 Personen besonders hoch aus (Abbildung 8). Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 15 Abbildung 7 Wanderungsplus beziehungsweise -verlust1 Karlsruhes 2018 nach Alter und Staatsangehörigkeit -400 -200 0 200 400 600 800 1000 unter 1 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 Anzahl Deutsche Ausländer/-innen 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Alter 16 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Abbildung 8 Wanderungssaldo1 Karlsruhes seit 2008 nach Alter 2.993 2.898 2.916 3.351 3.903 3.550 3.256 3.456 5.219 4.038 3.498 -1.162 -1.726 -343 -674 -204 -338 -932 -746 -980 -2.105 -2.156 -3.000 -2.000 -1.000 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 15- bis unter 25 Jährige andere Altersgruppen 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Anzahl Jahr Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 17 Eine Betrachtung des Wanderungssaldos nach Staatsange- hörigkeit zeigt ebenfalls große Unterschiede auf. Während sich zwischen 2008 und 2013 sowohl bei der deutschen als auch bei der ausländischen Bevölkerung Wanderungsgewinne ergaben, waren in den folgenden Jahren bei deutschen Personen überwiegend Verluste zu verbuchen. Eine Ausnahme bildete lediglich das Jahr 2016 in dem – aufgrund der Ankündigung der Zweitwohnungssteuer und der Ausweitung der Erstwohnsitzkampagne – besonders viele Personen in Karlsruhe ihren Hauptwohnsitz angemeldet haben. Darunter waren auch Personen, die zuvor bereits mit einem Nebenwohnsitz in der Fächerstadt gemeldet waren. Das Wanderungsplus bei der ausländischen Bevölkerung lag hingegen in den letzten fünf Jahren – vor allem durch die Zuwanderung aus Ost- und Südosteuropa – mit einem Nettozuzug von mehr als 2.000 Personen pro Jahr auf einem sehr hohen Niveau (Abbildung 9). Abbildung 9 Wanderungssaldo1 Karlsruhes seit 2008 nach Staatsangehörigkeit 1.514 1.100 1.127 786 1.019 407 -651 -484 1.366 -136 -746 317 72 1.446 1.891 2.680 2.805 2.975 3.194 2.873 2.069 2.088 -1.000 -500 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Deutsche Ausländer/-innen 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Jahr Anzahl fr ee pi k | d es ig ne d by s en iv pe tr o 18 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Anhaltende Wanderungsgewinne gegenüber dem Ausland Obwohl im vergangenen Jahr nur bei weniger als einem Drittel der Wanderungen das Herkunfts- beziehungsweise Zielgebiet im Ausland lag, waren diese Auslandswanderungen für die gesamtstädtischen Wanderungsgewinne maßgebend. Das Wanderungsplus gegenüber dem Ausland lag bei +1.847 Personen, während die Fächerstadt gegenüber den Zielgebieten im Inland einen Wanderungsverlust von -505 Personen zu verzeichnen hatte. Hierbei zeigten sich allerdings große Unterschiede zwischen der deutschen und der ausländischen Bevölkerung: Bei Ausländerinnen und Ausländern wurden sowohl durch grenzüberschreitende als auch durch innerdeutsche Wanderungen Bevölkerungsgewinne erzielt, während die Stadt Einwohnerinnen und Einwohner mit deutschem Pass an das In- und Ausland verloren hat (Tabelle 5). Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 19 Deutsche Ausländer/-innen Deutsche Ausländer/-innen Deutsche Ausländer/-innen 2008 15.659 13.247 2.412 13.619 11.234 2.385 2.040 2.013 27 2009 15.333 13.004 2.329 14.055 11.675 2.380 1.278 1.329 -51 2010 15.319 12.875 2.444 13.892 11.571 2.321 1.427 1.304 123 2011 16.112 13.584 2.528 15.397 12.593 2.804 715 991 -276 2012 16.141 13.406 2.735 15.471 12.280 3.191 670 1.126 -456 2013 16.108 12.880 3.228 15.684 12.420 3.264 424 460 -36 2014 15.959 12.452 3.507 16.462 12.898 3.564 -503 -446 -57 2015 16.630 12.666 3.964 16.900 12.979 3.921 -270 -313 43 2016 18.497 14.493 4.004 16.698 12.966 3.732 1.799 1.527 272 2017 17.493 13.352 4.141 17.178 13.280 3.898 315 72 243 2018 16.888 12.739 4.149 17.393 13.293 4.100 -505 -554 49 2008 4.635 554 4.081 4.844 1.053 3.791 -209 -499 290 2009 4.746 595 4.151 4.852 824 4.028 -106 -229 123 2010 5.237 583 4.654 4.091 760 3.331 1.146 -177 1.323 2011 6.131 574 5.557 4.169 779 3.390 1.962 -205 2.167 2012 6.770 581 6.189 3.741 688 3.053 3.029 -107 3.136 2013 6.996 605 6.391 4.208 658 3.550 2.788 -53 2.841 2014 7.490 537 6.953 4.663 742 3.921 2.827 -205 3.032 2015 8.037 584 7.453 5.057 755 4.302 2.980 -171 3.151 2016 7.467 579 6.888 5.027 740 4.287 2.440 -161 2.601 2017 7.200 531 6.669 5.582 739 4.843 1.618 -208 1.826 2018 6.678 522 6.156 4.831 714 4.117 1.847 -192 2.039 2008 20.294 13.801 6.493 18.463 12.287 6.176 1.831 1.514 317 2009 20.079 13.599 6.480 18.907 12.499 6.408 1.172 1.100 72 2010 20.556 13.458 7.098 17.983 12.331 5.652 2.573 1.127 1.446 2011 22.243 14.158 8.085 19.566 13.372 6.194 2.677 786 1.891 2012 22.911 13.987 8.924 19.212 12.968 6.244 3.699 1.019 2.680 2013 23.104 13.485 9.619 19.892 13.078 6.814 3.212 407 2.805 2014 23.449 12.989 10.460 21.125 13.640 7.485 2.324 -651 2.975 2015 24.667 13.250 11.417 21.957 13.734 8.223 2.710 -484 3.194 2016 25.964 15.072 10.892 21.725 13.706 8.019 4.239 1.366 2.873 2017 24.693 13.883 10.810 22.760 14.019 8.741 1.933 -136 2.069 2018 23.566 13.261 10.305 22.224 14.007 8.217 1.342 -746 2.088 Wanderungen innerhalb Deutschlands Wanderungen zwischen Karlsruhe und dem Ausland Wanderungen insgesamt Jahr Zuzug Wegzug Saldo Insgesamt davon Insgesamt davon Insgesamt davon 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Zu- und Fortzüge über die Stadtgrenze, ohne innerstädtische Umzüge. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Tabelle 5 Wanderungsverfl echtung1 Karlsruhes mit dem In- und Ausland seit 2008 nach Staatsangehörigkeit 20 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Viele Deutsche ziehen in die Schweiz und nach Frankreich Die meisten Zuwanderer aus dem Ausland (ohne deutschen Pass) kamen 2018 aus Rumänien (1.174 Personen), China (404 Personen) und Italien (353 Personen) nach Karlsruhe (Tabelle 6). Berücksichtigt man, wie viele Wegzüge es aus Karlsruhe in umgekehrte Richtung ins Ausland gab, so war der Saldo mit Rumänien (+369 Personen), Italien (+169 Personen), Kroatien (+159 Personen) und Indien (+137 Personen) am höchsten (Tabelle 7). Die wichtigsten Zielländer von Deutschen, die von Karlsruhe ins Ausland zogen, waren 2018 die Schweiz (116 Personen), Frankreich (90 Personen) und Österreich (54 Personen) (Tabelle 8). Herkunftsland Zuzüge Rumänien 1.174 China 404 Italien 353 Kroatien 318 Indien 269 Polen 265 Frankreich 236 Bulgarien 208 Spanien 195 Türkei 160 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahme- einrichtung für Flüchtlinge (LEA). Zu- und Fortzüge über die Stadtgrenze, ohne innerstädtische Umzüge. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Tabelle 7 Länder mit den höchsten Wanderungsgewinnen der ausländischen Bevölkerung1 in Karlsruhe 2018 Herkunfts-/Zielland Wanderungssaldo Rumänien 369 Italien 169 Kroatien 159 Indien 137 China 111 Polen 77 Bulgarien 54 Russische Föderation 53 Brasilien 52 Frankreich 48 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahme- einrichtung für Flüchtlinge (LEA). Zu- und Fortzüge über die Stadtgrenze, ohne innerstädtische Umzüge. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Tabelle 8 Wichtigste Zielländer der von Karlsruhe ins Ausland ziehenden Deutschen1 Tabelle 6 Wichtigste Herkunftsländer der aus dem Ausland nach Karlsruhe zuziehenden Ausländerinnen und Ausländer1 2018 Zielland Wegzüge Schweiz 116 Frankreich 90 Österreich 54 Vereinigtes Königreich 51 Vereinigte Staaten/USA 45 Spanien 40 Australien 23 Niederlande 22 Türkei 18 Kanada 15 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahme einrichtung für Flüchtlinge (LEA). Zu- und Fortzüge über die Stadtgrenze, ohne innerstädtische Umzüge. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. d es ig n ed b y fr ee p ik Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 21 Wanderungsverluste auch gegenüber dem Bundesgebiet 2018 hat Karlsruhe – wie bereits in den Jahren 2014 und 2015 mehr Einwohner an andere deutsche Kommunen verloren, als von dort in die Fächerstadt zugezogen sind. Hinsichtlich der Herkunfts- und Zielgebiete zeigten sich hierbei große Unterschiede. Während Karlsruhe von Wanderungsgewinnen aus vielen Teilen Baden-Württembergs, Rheinland-Pfalz und Deutschlands profi tierte, verlor die Stadt Einwohner an das direkte Umland und die großen deutschen Metropolen. In den letzten zehn Jahren lag die Netto-Abwanderung in das Umland bei etwa 1.000 Personen pro Jahr, davon entfi el ein Großteil auf die Gemeinden des Nachbarschaftsverbands. An die sechs größten deutschen Städte Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart verlor die Fächerstadt (netto) rund 400 bis 500 Personen. Da die Wanderungsgewinne aus den übrigen Gebieten Baden-Württembergs und dem übrigen Deutschland seit 2012 zurückgegangen waren, konnten die Wanderungsverluste an das Umland und die Metropolen nicht mehr kompensiert werden, sodass die Fächerstadt durch innerdeutsche Wanderungen insgesamt Einwohner verlor (Abbildung 10). Nur im Jahr 2016 ergaben sich Wanderungsgewinne, die vor allem auf die Ankündigung der Zweitwohnsitzsteuer und die Ausweitung der Erstwohnsitzkampagne zurückzuführen waren. Junge Erwachsene ziehen in die deutschen Metropolen Je nach Alter der Zu- und Wegziehenden zeigten sich hinsichtlich der Herkunfts- und Zielgebiete unterschiedliche Schwerpunkte. Bei Personen im Alter von 18 bis unter 20 Jahren – der Altersgruppe mit den größten Wanderungsgewinnen – war das mit Abstand wichtigste Herkunftsgebiet das übrige Baden-Württemberg (ohne die Landeshauptstadt Stuttgart). In dieser Altersgruppe wurden sogar Wanderungsgewinne gegenüber dem Umland und den größten deutschen Städten erzielt, also jenen Gebieten, an die Karlsruhe insgesamt Einwohner verlor. Unter den 20- bis unter 24-Jährigen zogen im vergangenen Jahr ebenfalls mehr Personen in die Fächerstadt zu als fort, jedoch wurden auch Wanderungsverluste gegenüber den deutschen Metropolen verzeichnet. Die sechs zuvor genannten Großstädte mit über 600.000 Einwohnern waren bei Personen im Alter von 20 bis unter 30 Jahren das wichtigste Zielgebiet der (Netto-) Abwanderung. Ab etwa einem Alter von 30 Jahren wurden die größten Wanderungsverluste gegenüber dem direkten Umland verzeichnet (Abbildung 11). In diesem Querschnitt über die Altersjahre zeigt sich eine typische Wanderungsbiographie: Junge Erwachsene ziehen aus ihrer Heimatgemeinde in die Großstadt, um dort ein Studium oder eine Ausbildung aufzunehmen. Begeben sich die jungen Erwachsenen nach ihrem Abschluss auf Jobsuche, so verlassen viele von ihnen wieder die Stadt – attraktive Ziele sind die Metropolen mit einem großen Arbeitsmarkt. Mit steigendem Lebensalter werden durch Familiengründung oder den Erwerb von Eigentum bedingte Umzüge häufi ger; das Umland wird dann zum wichtigsten Zielgebiet. 22 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Abbildung 10 Wanderungsgewinne und-verluste Karlsruhes durch Binnenwanderungen seit 2008 nach Herkunfts- und Zielgebiet -2.000 -1.000 0 1.000 2.000 3.000 4.000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Umland übrige Region Karlsruhe übriges Baden-Württemberg übriges Rheinland-Pfalz deutsche Metropolen übriges Deutschland Wanderungssaldo innerdeutscher Wanderungen Anzahl Jahr 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Region Karlsruhe: Regionalverband Mittlerer Oberrhein (außer Stadtkreis Karlsruhe, das heißt Stadtkreis Baden-Baden, alle Gemeinden der Landkreise Karlsruhe und Rastatt), die Gemeinde Remchingen aus dem Enzkreis sowie zehn Gemeinden des rheinland-pfälzischen Landkreises Germersheim (Stadt Wörth am Rhein, Verbandsgemeinde Jockgrim sowie Teile der Verbandsgemeinden Hagenbach und Kandel). Umland Karlsruhe: Nachbarschaftsverband Karlsruhe (außer Stadtkreis Karlsruhe, das heißt Eggenstein-Leopoldshafen, Stadt Ettlingen, Karlsbad, Linkenheim-Hochstetten, Marxzell, Pfinztal, Stadt Rheinstetten, Stadt Stutensee, Waldbronn und Weingarten), die Gemeinden Malsch, Walzbachtal und Dettenheim aus dem Landkreis Karlsruhe, die Gemeinden Au am Rhein und Durmersheim aus dem Landkreis Rastatt, die Gemeinde Remchingen aus dem Enzkreis sowie zehn Gemeinden des rheinland-pfälzischen Landkreises Germersheim (Stadt Wörth am Rhein, Verbandsgemeinde Jockgrim sowie Teile der Verbandsgemeinden Hagenbach und Kandel). Deutsche Metropolen: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart. übriges Baden-Württemberg: Baden-Württemberg ohne die Gemeinden der Region Karlsruhe und ohne die Landeshauptstadt Stuttgart. übriges Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz ohne die Gemeinden der Region Karlsruhe. übriges Deutschland: Deutschland ohne die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Berlin und Hamburg sowie ohne die Städte München, Köln und Frankfurt am Main. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 23 Abbildung 11 Wanderungsplus beziehungsweise -verlust1 Karlsruhes 2018 nach Herkunfts-/Zielgebiet in Deutschland und ausgewählten Altersjahren der Personen -200 0 200 400 600 800 1000 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 Umland Region übriges Baden-Württemberg übriges Rheinland-Pfalz Großstädte übriges Deutschland Alter Anzahl 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Region Karlsruhe: Regionalverband Mittlerer Oberrhein (außer Stadtkreis Karlsruhe, das heißt Stadtkreis Baden-Baden, alle Gemeinden der Landkreise Karlsruhe und Rastatt), die Gemeinde Remchingen aus dem Enzkreis sowie zehn Gemeinden des rheinland-pfälzischen Landkreises Germersheim (Stadt Wörth am Rhein, Verbandsgemeinde Jockgrim sowie Teile der Verbandsgemeinden Hagenbach und Kandel). Umland Karlsruhe: Nachbarschaftsverband Karlsruhe (außer Stadtkreis Karlsruhe, das heißt Eggenstein-Leopoldshafen, Stadt Ettlingen, Karlsbad, Linkenheim-Hochstetten, Marxzell, Pfinztal, Stadt Rheinstetten, Stadt Stutensee, Waldbronn und Weingarten), die Gemeinden Malsch, Walzbachtal und Dettenheim aus dem Landkreis Karlsruhe, die Gemeinden Au am Rhein und Durmersheim aus dem Landkreis Rastatt, die Gemeinde Remchingen aus dem Enzkreis sowie zehn Gemeinden des rheinland-pfälzischen Landkreises Germersheim (Stadt Wörth am Rhein, Verbandsgemeinde Jockgrim sowie Teile der Verbandsgemeinden Hagenbach und Kandel). Deutsche Metropolen: Berlin, Hamburg, München, Köln, Frankfurt am Main und Stuttgart. übriges Baden-Württemberg: Baden-Württemberg ohne die Gemeinden der Region Karlsruhe und ohne die Landeshauptstadt Stuttgart. übriges Rheinland-Pfalz: Rheinland-Pfalz ohne die Gemeinden der Region Karlsruhe. übriges Deutschland: Deutschland ohne die Bundesländer Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Berlin und Hamburg sowie ohne die Städte München, Köln und Frankfurt am Main. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. 24 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Anhaltende Suburbanisierung in die Region Nach wie vor verliert Karlsruhe im Rahmen der Suburbanisierung Einwohner an das direkte Umland. Insgesamt zogen im vergangenen Jahr 4.204 Personen von der Fächerstadt in die Umlandgemeinden, das waren 1.063 mehr als von dort nach Karlsruhe zuzogen. Das Hauptmotiv für einen Wegzug ins Umland ist eine Veränderung beziehungsweise Verbesserung der Wohnsituation. Sei es mehr Platz, niedrigere Mieten oder der Eigenheimerwerb, häufi g ist der Immobilienmarkt außerhalb einer wachsenden Großstadt wie Karlsruhe entspannter und damit gegebenenfalls attraktiver. Neuer Wohnstandort möglichst nah an der Stadt Weggezogene Karlsruherinnen und Karlsruher suchten in der Vergangenheit ihren neuen Wohnstandort möglichst nah an der Stadtgrenze (Abbildung 12). Bevorzugt wurden dabei neben den direkt angrenzenden Nachbarkommunen auch Gemeinden entlang der Verkehrsachsen oder ÖPNV-Trassen. Die Städte und Gemeinden im Umland, die im vergangenen Jahr 2018 am stärksten von der Abwanderung aus Karlsruhe profi tierten, waren Stutensee (+248 Personen), Wörth am Rhein (+132 Personen) und Ettlingen (+131 Personen) (Abbildung 13 und Karte 2), doch war die Wanderungsbilanz gegenüber sämtlichen an Karlsruhe angrenzenden Gemeinden zuletzt negativ. Mehr als 75 % der ins Umland ziehenden Personen bleiben in den unmittelbaren Nachbargemeinden. Noch 2008 hatten deutlich weniger Kommunen von der Zuwanderung aus dem Stadtgebiet profi tiert (Karte 3). Abbildung 12 Zu- und Wegzüge nach beziehungsweise von Karlsruhe 2018 nach Wanderungsentfernung 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. 2.569 1.210 1.139 782 610 522 250 1.968 935 861 754 725 508 264 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 bis 10 10 bis 15 15 bis 20 20 bis 25 25 bis 30 30 bis 35 35 bis 40 Entfernung in km (Luftlinie) Wegzug Zuzug Anzahl Abbildung 13 Wanderungsverlust1 beziehungweise -plus Karlsruhes gegenüber den Städten und Gemeinden des Umlandes 2018 Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 25 -248 -132 -131 -72 -71 -57 -55 -53 -49 -41 -31 -28 -19 -17 -15 -13 -13 -8 -7 -5 -2 -2 -1 -1 2 6 -300 -250 -200 -150 -100 -50 0 50 Stutensee, Stadt Wörth am Rhein, Stadt Ettlingen, Stadt Linkenheim-Hochstetten Pfinztal Eggenstein-Leopoldshafen Waldbronn Rheinstetten, Stadt Walzbachtal Weingarten Jockgrim Dettenheim Remchingen Au am Rhein Karlsbad Hagenbach, Stadt Kandel, Stadt Minfeld Neuburg am Rhein Berg (Pfalz) Hatzenbühl Marxzell Malsch Rheinzabern Durmersheim Neupotz Anzahl 1 Bevölkerung mit Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). 2 Gemeinden des Nachbarschaftsverbandes Karlsruhe. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. 2 2 2 2 2 2 2 2 2 2 Verlust durch Fortzüge nach ... Plus durch Zuzüge aus ... 26 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Karte 2 Wanderungsverlust1 beziehungweise -plus Karlsruhes gegenüber den Städten und Gemeinden des Umlandes 2018 He rx he im b ei L an da u/ Pf al z Eg ge ns te in -L eo po ld sh af en O be rh au se n- Rh ei nh au se n O ffe nb ac h an d er Q ue ich G le isz el le n- G le ish or ba ch Sc hw ei ge n- Re ch te nb ac h Li nk en he im -H oc hs te tte n Pl ei sw ei le r-O be rh of en Bi lli gh ei m -In ge nh ei m N ie fe rn -Ö sc he lb ro nn An nw ei le r a m T rif el s Fr ei m er sh ei m (P fa lz) W ei ng ar te n (B ad en ) G os se rs w ei le r-S te in W ey he r i n de r P fa lz La nd au in d er P fa lz Ka rls do rf- N eu th ar d El ch es he im -Il lin ge n N eu bu rg a m R he inW ei ng ar te n (P fa lz) Un te rre ich en ba ch Hö fe n an d er E nz Kö ni gs ba ch -S te in Ho ch st ad t ( Pf al z) W ör th a m R he in N ie de ro tte rb ac h G ra be n- N eu do rf Ub st ad t-W ei he r Ba d Be rg za be rn Kl in ge nm ün st er Ba d Sc hö nb or n O be rd er di ng en Ö lb ro nn -D ür rn O be ro tte rb ac h W al dh am ba ch Ba d He rre na lb St ra ub en ha rd t Sc he ib en ha rd t W al dr oh rb ac h M ug ge ns tu rm Sc hw ei gh of en Za ise nh au se n Du rm er sh ei m G er m er sh ei m An ge lb ac ht al G on de lsh ei m Kä m pf el ba ch Au a m R he in W er ne rs be rg Le im er sh ei m St ei nm au er n Si eb el di ng en Rh ei ns te tte n Ha m br üc ke n W al zb ac ht al Ph ili pp sb ur g Ku pp en he im En ge lsb ra nd Al be rs w ei le r Rh ei nz ab er n M üh lh au se n Re m ch in ge n St . L eo n- Ro t W ie rn sh ei m Ti ef en br on n Dö rre nb ac h Hü ge lsh ei m De tte nh ei m Ki es el br on n Fr an kw ei le r Bi rk en hö rd t Ha tz en bü hl Ha ge nb ac h N eu ha us en Fr ec ke nf el d Sc hö m be rg G öc kl in ge n Le in sw ei le r W ag hä us el He im sh ei m W al db ro nn G le isw ei le r N eu en bü rg St ei nw ei le r St er ne nf el s Fl em lin ge n M au lb ro nn Kn itt lin ge n Bö lle nb or n Bi sc hw ei er Ra ue nb er g Bi et ig he im W im sh ei m W ur m be rg Ba rb el ro th Ka pe lle n- Dr us w ei le r Bö ch in ge n M ön sh ei m M üh la ck er G ag ge na u Bu rrw ei le r Li ng en fe ld Fr io lzh ei m N eu lin ge n Bi rk w ei le r Ra ns ch ba ch Pf or zh ei m Bi rk en fe ld Ö st rin ge n W al sh ei m St ut en se e Eu ße rth al De rn ba ch Bo rn he im Ed es he im W ei ss ac h Kü rn ba ch Za be rfe ld Ro hr ba ch Es ch ba ch Ep pi ng en Ö tig he im Isp rin ge n Rü lzh ei m Iff ez he im Ö tis he im Si ns he im Kr ai ch ta l Di er ba ch Ra m be rg Et tli ng en Jo ck gr im Ka rls ba d Br uc hs al Be llh ei m St ei nf el d Lo ffe na u Ze isk am M ar xz el l N eu po tz Ei sin ge n Ri nn th al Ha in fe ld Ku ha rd t In sh ei m W in de n Su lzf el d M in fe ld Lu st ad t Br et te n Ra st at t Kr on au Ill in ge n M al sc h M al sc h Ke lte rn Ka nd el Do be l Hö rd t Fo rs t Lu g Si lz Itt lin ge n Ka rl sr uh e Rh ei nl an d- Pf al z Ba de n- W ür tt em be rg W an de ru ng sg ew in ne u nd -v er lu st e Ka rl sr uh es g eg en üb er d en G em ei nd en 2 01 8 un te r - 10 0 -1 00 b is un te r - 50 -5 0 bi s un te r - 5 (N et to -) A bw an de ru ng a us K ar ls ru he -5 b is un te r 5 A us ge gl ic he ne r W an de ru ng ss al do 5 bi s un te r 2 5 25 u nd m eh r (N et to -) Zu w an de ru ng n ac h Ka rl sr uh e W an de ru ng ss al do 2 01 8 Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 27 Karte 3 Wanderungsverlust1 beziehungweise -plus Karlsruhes gegenüber den Städten und Gemeinden des Umlandes 2008 He rx he im b ei L an da u/ Pf al z Eg ge ns te in -L eo po ld sh af en O be rh au se n- Rh ei nh au se n O ffe nb ac h an d er Q ue ich G le isz el le n- G le ish or ba ch Sc hw ei ge n- Re ch te nb ac h Li nk en he im -H oc hs te tte n Pl ei sw ei le r-O be rh of en Bi lli gh ei m -In ge nh ei m N ie fe rn -Ö sc he lb ro nn An nw ei le r a m T rif el s Fr ei m er sh ei m (P fa lz) W ei ng ar te n (B ad en ) G os se rs w ei le r-S te in W ey he r i n de r P fa lz La nd au in d er P fa lz Ka rls do rf- N eu th ar d El ch es he im -Il lin ge n N eu bu rg a m R he inW ei ng ar te n (P fa lz) Un te rre ich en ba ch Hö fe n an d er E nz Kö ni gs ba ch -S te in Ho ch st ad t ( Pf al z) W ör th a m R he in N ie de ro tte rb ac h G ra be n- N eu do rf Ub st ad t-W ei he r Ba d Be rg za be rn Kl in ge nm ün st er Ba d Sc hö nb or n O be rd er di ng en Ö lb ro nn -D ür rn O be ro tte rb ac h W al dh am ba ch Ba d He rre na lb St ra ub en ha rd t Sc he ib en ha rd t W al dr oh rb ac h M ug ge ns tu rm Sc hw ei gh of en Za ise nh au se n Du rm er sh ei m G er m er sh ei m An ge lb ac ht al G on de lsh ei m Kä m pf el ba ch Au a m R he in W er ne rs be rg Le im er sh ei m St ei nm au er n Si eb el di ng en Rh ei ns te tte n Ha m br üc ke n W al zb ac ht al Ph ili pp sb ur g Ku pp en he im En ge lsb ra nd Al be rs w ei le r Rh ei nz ab er n M üh lh au se n Re m ch in ge n St . L eo n- Ro t W ie rn sh ei m Ti ef en br on n Dö rre nb ac h Hü ge lsh ei m De tte nh ei m Ki es el br on n Fr an kw ei le r Bi rk en hö rd t Ha tz en bü hl Ha ge nb ac h N eu ha us en Fr ec ke nf el d Sc hö m be rg G öc kl in ge n Le in sw ei le r W ag hä us el He im sh ei m W al db ro nn G le isw ei le r N eu en bü rg St ei nw ei le r St er ne nf el s Fl em lin ge n M au lb ro nn Kn itt lin ge n Bö lle nb or n Bi sc hw ei er Ra ue nb er g Bi et ig he im W im sh ei m W ur m be rg Ba rb el ro th Ka pe lle n- Dr us w ei le r Bö ch in ge n M ön sh ei m M üh la ck er G ag ge na u Bu rrw ei le r Li ng en fe ld Fr io lzh ei m N eu lin ge n Bi rk w ei le r Ra ns ch ba ch Pf or zh ei m Bi rk en fe ld Ö st rin ge n W al sh ei m St ut en se e Eu ße rth al De rn ba ch Bo rn he im Ed es he im W ei ss ac h Kü rn ba ch Za be rfe ld Ro hr ba ch Es ch ba ch Ep pi ng en Ö tig he im Isp rin ge n Rü lzh ei m Iff ez he im Ö tis he im Si ns he im Kr ai ch ta l Di er ba ch Ra m be rg Et tli ng en Jo ck gr im Ka rls ba d Br uc hs al Be llh ei m St ei nf el d Lo ffe na u Ze isk am M ar xz el l N eu po tz Ei sin ge n Ri nn th al Ha in fe ld Ku ha rd t In sh ei m W in de n Su lzf el d M in fe ld Lu st ad t Br et te n Ra st at t Kr on au Ill in ge n M al sc h M al sc h Ke lte rn Ka nd el Do be l Hö rd t Fo rs t Lu g Si lz Itt lin ge n Ka rl sr uh e Rh ei nl an d- Pf al z Ba de n- W ür tt em be rg W an de ru ng sg ew in ne u nd -v er lu st e Ka rl sr uh es g eg en üb er d en G em ei nd en 2 00 8 un te r - 10 0 -1 00 b is un te r - 50 -5 0 bi s un te r - 5 (N et to -) A bw an de ru ng a us K ar ls ru he -5 b is un te r 5 A us ge gl ic he ne r W an de ru ng ss al do 5 bi s un te r 2 5 25 u nd m eh r (N et to -) Zu w an de ru ng n ac h Ka rl sr uh e W an de ru ng ss al do 2 00 8 28 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Wanderungsverluste bei Familien mit Kindern nehmen zu In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Zu- und Wegzüge gegenüber dem Umland leicht angestiegen (Abbildung 14). Dabei nahmen die Wegzüge in die Städte und Gemeinden des Umlands geringfügig stärker zu als die Zuzüge aus diesem Gebiet, sodass sich auch der Wanderungsverlust gegenüber dem Umland leicht erhöht hat. Eine Betrachtung des Wanderungssaldos nach Alter zeigt, dass insbesondere die Nettoabwanderung von Familien mit Kindern in diesem Zeitraum zugenommen hat. Unter den Kindern und Jugendlichen im Alter unter 15 Jahren und den Erwachsenen im Alter von 25 bis unter 45 Jahren – der Elterngeneration der Kinder – hatten mehr Personen die Fächerstadt für ein neues Zuhause im Umland verlassen als von dort in die Fächerstadt zugezogen waren (Abbildung 15). Durch die Abwanderung ins Umland verlor Karlsruhe allein in diesen beiden Altersgruppen insgesamt 1.101 Einwohnerinnen und Einwohner. Dabei entscheiden sich Familien vor allem vor der Einschulung des Kindes für eine Verlagerung des Wohnstandorts (siehe Abbildung 7). Abbildung 14 Zu- und Wegzüge1 Karlsruhes gegenüber dem Umland seit 2008 3. 04 8 2. 85 7 2. 99 8 3. 03 3 3. 00 9 3. 20 6 3. 10 3 3. 30 5 3. 12 8 3. 30 3 3. 14 1 3. 51 2 3 .8 23 3. 70 4 3. 90 3 4. 01 4 3. 91 5 4. 09 7 4. 23 0 4. 30 2 4. 22 7 4. 20 4 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 4.500 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Zuzüge Wegzüge 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Umland Karlsruhe: Nachbarschaftsverband Karlsruhe (außer Stadtkreis Karlsruhe, das heißt Eggenstein-Leopoldshafen, Stadt Ettlingen, Karlsbad, Linkenheim-Hochstetten, Marxzell, Pfinztal, Stadt Rheinstetten, Stadt Stutensee, Waldbronn und Weingarten), die Gemeinden Malsch, Walzbachtal und Dettenheim aus dem Landkreis Karlsruhe, die Gemeinden Au am Rhein und Durmersheim aus dem Landkreis Rastatt, die Gemeinde Remchingen aus dem Enzkreis sowie zehn Gemeinden des rheinland-pfälzischen Landkreises Germersheim (Stadt Wörth am Rhein, Verbandsgemeinde Jockgrim sowie Teile der Verbandsgemeinden Hagenbach und Kandel). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Anzahl Abbildung 15 Wanderungssaldo1 Karlsruhes gegenüber dem Umland seit 2008 nach Alter Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 29 -200 -287 -255 -334 -325 -276 -327 -288 -422 -377 -362 133 98 187 182 249 303 152 135 228 320 303 -330 -506 -433 -589 -640 -576 -621 -562 -814 -651 -739 23 -179 -172 -99 -212 -100 -120 -160 -140 -180 -179 -90 -92 -33 -30 -77 -60 -78 -50 -26 -36 -86 -1.600 -1.400 -1.200 -1.000 -800 -600 -400 -200 0 200 400 600 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Unter 15 15 bis unter 25 25 bis unter 45 45 bis unter 65 65 und älter 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Umland Karlsruhe: Nachbarschaftsverband Karlsruhe (außer Stadtkreis Karlsruhe, das heißt Eggenstein-Leopoldshafen, Stadt Ettlingen, Karlsbad, Linkenheim-Hochstetten, Marxzell, Pfinztal, Stadt Rheinstetten, Stadt Stutensee, Waldbronn und Weingarten), die Gemeinden Malsch, Walzbachtal und Dettenheim aus dem Landkreis Karlsruhe, die Gemeinden Au am Rhein und Durmersheim aus dem Landkreis Rastatt, die Gemeinde Remchingen aus dem Enzkreis sowie zehn Gemeinden des rheinland-pfälzischen Landkreises Germersheim (Stadt Wörth am Rhein, Verbandsgemeinde Jockgrim sowie Teile der Verbandsgemeinden Hagenbach und Kandel). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Anzahl 30 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Rund 20.000 Personen ziehen innerhalb des Karlsruher Stadtgebiets um Die Zu- und Wegzüge über die Stadtgrenze bilden jedoch nur einen Teil des Wanderungsgeschehens ab, nämlich gut die Hälfte. Die andere Hälfte entfällt auf innerstädtische Umzüge. Rund 20.000 Personen fanden eine Wohnung innerhalb der Stadt. Während Zu- und Wegzüge über die Stadtgrenze zu Bevölkerungsgewinnen und –verlusten führen können, haben innerstädtische Umzüge keinen direkten Effekt auf die gesamtstädtische Einwohnerzahl, sondern wirken sich lediglich auf die Verteilung der Bevölkerung im Stadtgebiet aus. In den letzten zehn Jahren schwankte die Zahl der innerstädtischen Umzüge zwischen 20.200 und 20.300 Personen. Ausnahmen bildeten die Jahre 2011 und 2015 in denen mit 20.897 (2011) und 21.694 (2015) Umzügen deutlich mehr Personen als sonst innerhalb des Stadtgebiets umzogen. Aus der relativ konstant gebliebenen Zahl der innerstädtischen Umzüge ergibt sich – vor dem Hintergrund einer wachsenden Bevölkerung in der Fächerstadt (+ 26.204 Personen seit 2008) und einem engen Wohnungsmarkt – eine rückläufi ge Umzugsrate. Zogen im Jahr 2008 noch etwa 72 von 1.000 Karlsruherinnen und Karlsruhern in eine andere Wohnung innerhalb der Stadt, so traf dies 2018 nur noch auf 66 Personen zu (Abbildung 16). Abbildung 16 Innerstädtische Umzüge1 in Karlsruhe seit 2008 20.205 20.323 20.247 20.897 20.292 20.396 20.686 21.694 20.281 20.293 20.299 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 0 5.000 10.000 15.000 20.000 25.000 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 Innerstädtische Umzüge Innerstädtische Umzüge je 1.000 Einwohner 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Innerstädtische Umzüge einschließlich Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Anzahl je 1.000 EinwohnerAnzahl Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 31 Ein Viertel der Umziehenden bleibt im Stadtteil Rund jede vierte innerhalb Karlsruhes umgezogene Person (25,1 %) blieb 2018 beim Wohnungswechsel ihrem Stadtteil treu, knapp jede Sechste zog dabei in eine andere Wohnung innerhalb des gleichen Stadtviertels (15,8 %). Noch vor zehn Jahren lagen diese Anteile jeweils um etwa vier Prozentpunkte höher bei 29,3 % und 19,3 %. Dabei verblieben Familien mit Kindern und Senioren besonders häufi g in ihrem vertrauten Stadtteil (Abbildung 17). Zwischen den Stadtteilen zeigten sich deutliche Unterschiede. Knapp jede zweite innerhalb der Stadt umgezogene Person, die 2018 aus einer Durlacher Wohnung ausgezogen ist, hat auch in Durlach wieder eine neue Wohnung bezogen (44,3 %). In Daxlanden (39,2 %), Rüppurr (37,3 %), Oberreut (36,3 %), Neureut (35,2 %), Knielingen (34,4 %) und der Waldstadt (33,8 %) lag die Quote immerhin bei mehr als einem Drittel der Umziehenden. Hingegen verblieb in der Innenstadt-Ost (13,4 %) und der Innenstadt-West (12,8 %) weniger als jeder siebte Umziehende in seinem Stadtteil (Abbildung 18). Abbildung 17 Innerstädtische Umzüge1 innerhalb des Stadtviertels beziehungsweise Stadtteils in Karlsruhe 2018 32,9 17,8 24,6 30,2 32,2 25,1 22,9 10,4 15,4 19,2 19,3 15,8 0 5 10 15 20 25 30 35 Unter 15 15 bis unter 25 25 bis unter 45 45 bis unter 65 65 und älter Insgesamt Umzüge innerhalb des Stadtteils Umzüge innerhalb des Stadtviertels 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Innerstädtische Umzüge einschließlich Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). 2 Einschließlich Umzüge innerhalb des Stadtviertels. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Alter in Jahren % 32 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Abbildung 18 Anteil der innerhalb des Stadtteils Umziehenden1 an allen innerstädtisch Umziehenden in Karlsruhe 2018 44,3 39,2 37,3 36,3 35,2 34,4 33,8 31,1 30,6 28,0 25,5 25,1 24,8 24,0 23,9 22,7 20,6 20,5 19,6 19,0 18,8 18,7 18,6 18,4 16,2 15,1 13,4 12,8 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 Durlach Daxlanden Rüppurr Oberreut Neureut Knielingen Waldstadt Grötzingen Weiherfeld-Dammerstock Wolfartsweier Palmbach Karlsruhe Oststadt Stupferich Südstadt Grünwettersbach Hagsfeld Grünwinkel Mühlburg Hohenwettersbach Rintheim Südweststadt Nordstadt Weststadt Nordweststadt Beiertheim-Bulach Innenstadt-Ost Innenstadt-West % 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Innerstädtische Umzüge einschließlich Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 33 Karlsruherinnen und Karlsruher ziehen vom Stadtzentrum an den Stadtrand Wechselten Karlsruherinnen und Karlsruher bei einem innerstädtischen Umzug den Stadtteil, so zogen sie tendenziell vom Stadtzentrum an den Stadtrand. Die Innenstadt-West (-298 Personen), die Südweststadt (-224 Personen) und die Oststadt (-173 Personen) verloren durch innerstädtische Umzüge die meisten Einwohner. Hingegen hat der Stadtteil Knielingen mit dem Neubaugebiet Knielingen 2.0, in dem 2018 viel neuer Wohnraum entstanden ist, das größte Einwohnerplus durch innerstädtische Umzüge erzielt (+351 Personen). In die Stadtteile Mühlburg (+170 Personen), Waldstadt (+120 Personen), Oberreut (+107 Personen) und Grünwinkel (+98 Personen) zogen ebenfalls deutlich mehr Personen aus dem übrigen Stadtgebiet zu als von dort in andere Stadtteile wegzogen (Abbildung 19 und Karte 4). Abbildung 19 Saldo innerstädtischer Umzüge1 in den Karlsruher Stadtteilen 2018 351 170 120 107 98 45 44 39 35 29 20 16 16 13 8 6 -2 -4 -12 -13 -14 -84 -126 -167 -173 -224 -298 -400 -300 -200 -100 0 100 200 300 400 Knielingen Mühlburg Waldstadt Oberreut Grünwinkel Durlach Rüppurr Palmbach Rintheim Daxlanden Neureut Nordweststadt Grünwettersbach Hohenwettersbach Weiherfeld-Dammerstock Stupferich Grötzingen Hagsfeld Südstadt Beiertheim-Bulach Wolfartsweier Nordstadt Innenstadt-Ost Weststadt Oststadt Südweststadt Innenstadt-West 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Innerstädtische Umzüge einschließlich Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Anzahl 34 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Karte 4 Saldo innerstädtischer Umzüge in den Karlsruher Stadtvierteln 2018 102 101 263 262 261 264 272 271 061 063 064 062 051 052 082 081 084 083 091 092 093 094 113 111 115 114 112 122 121 132 131 043 042 041 142 141 151 153 152 154 231 241 251 211 221 194 193 195 196 194 191 192 202 201 181 182 171 172 071 072 073 162 161 011 021 022 012 031 033 032 0102 27 26 10 06 05 08 11 12 13 15 14 04 07 17 16 20 19 23 2224 25 21 03 18 09 Stadtteile 01 Innenstadt-Ost 15 Rüppurr 02 Innenstadt-West 16 Waldstadt 03 Südstadt 17 Rintheim 04 Südweststadt 18 Hagsfeld 05 Weststadt 19 Durlach 06 Nordweststadt 20 Grötzingen 07 Oststadt 21 Stupferich 08 Mühlburg 22 Hohenwettersbach 09 Daxlanden 23 Wolfartsweier 10 Knielingen 24 Grünwettersbach 11 Grünwinkel 25 Palmbach 12 Oberreut 26 Neureut 13 Beiertheim-Bulach 27 Nordstadt 14 Weiherfeld-Dammerstock Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Zeichenerklärung Stadtgrenze Stadtteilgrenze Stadtviertelgrenze Saldo innerstädtischer Umzüge 100 und mehr 50 bis unter 100 25 bis unter 50 0 bis unter 25 Einwohnergewinne unter 25 25 bis unter 50 50 und mehr Einwohnerverluste Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 35 Zwei Drittel der Neubaubezieher kommen aus dem Stadtgebiet Für die Einwohnerentwicklung ist das Angebot an verfügbarem Wohnraum ein wichtiger Faktor. Insbesondere dort, wo neuer Wohnraum entsteht, lassen Zuzüge von innerhalb und außerhalb des Stadtgebiets nicht lange auf sich warten und wirken sich auf die Zusammensetzung der Bevölkerung aus. Mehr als zwei Drittel der Personen (70,4 %), die im vergangenen Jahr in einen 2018 bezugsfertig gewordenen Neubau in Karlsruhe einzogen, wohnten bereits vor ihrem Umzug in der Fächerstadt (Abbildung 20). Unter den Beziehern von neu errichteten Ein- und Zweifamilienhäusern lag dieser Anteil mit 88,5 % besonders hoch. Durch innerstädtische Umzüge aus Bestandswohnungen in die Neubauten werden wiederum Wohnungen für andere Um- und Zuziehende frei. Abbildung 20 Herkunftsgebiet der in neu errichtete Wohngebäude1 Einziehenden2 in Karlsruhe 2018 Umzug in der Gemeinde 70,4 % Zuzug von außerhalb 29,6 % 1 Baufertigstellungen 2018 basierend auf den vorläufigen Ergebnissen der Baustatistik. 2 Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. 36 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Viele Familien mit Kindern in neuen Wohngebäuden Die Neubautätigkeit hat über ihre Bedeutung für die Einwohnerentwicklung der Gesamtstadt hinaus – indem sie Wohnraum für zusätzliche Einwohner schafft – einen Einfl uss auf die kleinräumige Entwicklung und Zusammensetzung der Bevölkerung. Dies ist insbesondere in Neubaugebieten der Fall. So weicht die demografi sche Struktur von Neubaubeziehern deutlich von der allgemeinen Bevölkerungszusammensetzung ab. Die erwachsenen Neubaubezieher sind im Schnitt etwas älter als es üblicherweise die Zu- und Umziehenden im Stadtgebiet sind, auch liegt die Kinderzahl höher. Noch deutlicher zeigen sich Unterschiede bei den Beziehern neuer Ein- und Zweifamilienhäuser. Abbildung 21 zeigt die Altersstruktur der Personen, die zum Jahresende 2018 in einem ebenfalls 2018 bezugsfertig gewordenem Ein- oder Zweifamilienhaus lebten, im Vergleich zur Gesamtstadt. Die am stärksten besetzten Altersgruppen in den neuen Ein- und Zweifamilienhäusern waren die 30- bis unter 40-Jährigen, in Karlsruhe insgesamt waren dies hingegen die 20- bis unter 30-Jährigen. Kinder im Alter unter 10 Jahren waren ebenfalls überdurchschnittlich stark vertreten. Dies spiegelt sich auch in der Haushaltsstruktur der Haushalte in neuen Wohngebäuden wider (Abbildung 22). Der häufi gste Haushaltstyp in neuen Wohngebäuden waren Ehe-/Paare mit Kindern (34,7 %), in neuen Ein- und Zweifamilienhäusern lag ihr Anteil sogar bei 64,3 %. Unter den Karlsruher Haushalten insgesamt stellten Ehepaare mit Kindern lediglich einen Anteil von 11,8 %. Abbildung 21 Altersstruktur der Karlsruher Bevölkerung1 und der Einwohnerinnen und Einwohner in neu erichteten Ein- und Zweifamilienhäusern2 2018 20 15 10 5 0 5 10 15 20 Unter 3 3 bis unter 6 6 bis unter 10 10 bis unter 15 15 bis unter 18 18 bis unter 20 20 bis unter 25 25 bis unter 30 30 bis unter 35 35 bis unter 40 40 bis unter 45 45 bis unter 50 50 bis unter 55 55 bis unter 60 60 bis unter 65 65 bis unter 70 70 bis unter 75 75 bis unter 80 80 bis unter 85 85 bis unter 90 90 bis unter 95 95 und älter 1 Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). 2 Baufertigstellungen von Ein- und Zweifamilienhäusern 2018 basierend auf den vorläufigen Ergebnissen der Baustatistik. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. Alter in Jahren % Bewohnerstruktur neuer Ein- und Zweifamilienhäuser in Karlsruhe Bewohnerstruktur aller Wohnungen in Karlsruhe Abbildung 22 Haushaltestruktur der Karlsruher Bevölkerung1 und der Haushalte in neu errichteten Wohngebäuden2 2018 Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 37 23,2 4,6 34,7 34,2 3,2 8,2 1,0 64,3 24,5 2,0 54,2 3,7 11,8 25,3 5,0 0 10 20 30 40 50 60 70 Einpersonen-HH Alleinerziehende Ehe-/Paare mit Kind Ehe-/Paare ohne Kind sonstige Mehrpersonen-HH Neue Wohngebäude insgesamt Neue Ein- und Zweifamilienhäuser alle bewohnten Gebäude in Karlsruhe 1 Ohne Personen in der Landeserstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge (LEA). 2 Baufertigstellungen 2018 basierend auf den vorläufigen Ergebnissen der Baustatistik. Quelle: Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung. Stadt Karlsruhe | Amt für Stadtentwicklung | Bevölkerung in Karlsruhe 2018. % Haushaltstyp 38 | Bevölkerung in Karlsruhe 2018 Amt für Stadtentwicklung | Statistikstelle | 39
https://web3.karlsruhe.de/Stadtentwicklung/statistik/pdf/2018/2018-bevoelkerung-jahresbericht.pdf