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Karlsruhe: Kondolenzbuch Kondolenzbuch zum Tode von Dr. Dieter Ludwig Karls­ru­her Ehren­bür­ger und Erschaffer des "Karls­ru­her Modells": Der langjäh­rige KVV-Geschäfts­füh­rer Dr. Dieter Ludwig ist am 16. Juli 2020 im Alter von 81 Jahren in Ettlingen verstorben. Erin­ne­run­gen und Gedanken zu seinem Tode konnten Sie in unserem On­line-Kondo­lenz­buch nieder­schrei­ben. Das Online-Kondo­lenz­buch ist nun geschlos­sen. Wir danken Ih­nen für die vielen Einträge. Jochen Allgeier , 29.07.2020 23:48 Uhr Dieter Ludwig war ein Visionär, der aber auch „mit beiden Beinen auf dem Boden stand“ und vor allem auch dadurch ungeheuer für den ÖPNV und seine Ideen begeistern und motivieren konnte – seine Mitarbeiter ebenso wie weite Teile der Bevölkerung. Es hat viel Spaß gemacht in der Ära Ludwig bei VBK, AVG und KVV zu arbeiten. Herr Ludwig, mögen Sie in Frieden ruhen. Gabriele und Helmut Speich , 29.07.2020 16:28 Uhr Ein großer Visionär der Lösungen für seine Kunden suchte und praktische Lösungen zum Vorteil von allen fand. - Herzlichen Dank Der Karlsruher Verkehrsverbund wird hoffentlich noch lange an seinen Begründer erinnern. Walter Breunig; Adelaide Australien , 29.07.2020 15:08 Uhr Ich kannte Ihn seit meinem ersten Semester an der Uni Karlsruhe 1972. Er hat mir erlaubt, 5 Jahre meines Studiums als AVG Strassenbahnfahrer zu jobben. Es war der beste Job den ich je hatte - Danke ! Vor 6 Jahren haben wir uns nochmal unter Freunden im Karlsruher Hardtwald getroffen. Er hat mich dabei nochmal ermahnt: Gesundheit und Familie sind das Wichtigste im Leben. Unvergessen! Karin Jochum-Buch (Odenheim) , 29.07.2020 12:40 Uhr Wir waren Anfang der 1990er Jahre am Ammersee im Urlaub wo ich vom Münchner Verkehrsverbund begeistert war mit dem man z.B. ins 50 km entfernte München fahren konnte. Ich sagte, wenn wir nur auch sowas hätten. Bis dato hatten wir die sogenannte Nebenbahn, die nur bis ins 16 km entfernte Bruchsal fuhr. Dort war dann Sackbahnhof. 1998 erfüllte mir Herr Ludwig doch tatsächlich den Wunsch u. wir können heute u.a. bis ins 120 km entfernte Freudenstadt fahren. Deshalb werde ich ihn nie vergessen. Rupert Bruder , 29.07.2020 12:15 Uhr Neben dem bereits gesagten war es ein großes Verdienst von Herrn Ludwig, die Mitarbeiter so zu führen, dass sie tagtäglich mit Freude und außergewöhnlich hoher Motivation in seinem Sinne für die Verkehrsunternehmen der Stadt Karlsruhe und den KVV tätig waren. Er hat ihnen entsprechende Freiräume belassen. Dies habe ich immer als ganz wesentlichen Schlüssel für den Erfolg der Unternehmen empfunden. Er ruhe in Frieden. Karlheinz Rohrer , 29.07.2020 10:00 Uhr Seit ich 1987 als Schlosser bei der AVG anfing, hatte ich fast sämtliche Baustellen und Umbauten unter Dieter Ludwig mitgemacht. Ich kann mich nicht erinnern, dass Herr Ludwig einmal nicht auf der Baustelle erschien, sei es tagsüber oder auch nachts gewesen. Er wird mir mit seiner Energie und Tatendrang immer ein Vorbild bleiben. Ruhe in Frieden Sigrid u. Jörg Schmalfeld , 29.07.2020 09:42 Uhr Du warst uns ein guter Freund. Wir werden Dich in Erinnerung behalten. Peter Gilbert , 29.07.2020 09:20 Uhr Ich habe einen wunderbaren Lions-Freund verloren. Die Gespräche und Diskussionen mit ihm werden mir immer in Erinnerung bleiben! Eckhard Sihler , 28.07.2020 21:19 Uhr Dieter Ludwig war Visionär und Macher in einer Person und dennoch stets auch an der Basis präsent. Wo andere Probleme auf seine Ideen suchten, war er gedanklich schon wieder einen Schritt weiter und hatte immer praktikable Lösungen parat. Es war schön, bereits als Kind von seiner Aura angesteckt zu werden und später Teil seines Teams zu sein. Mein Mitgefühl gilt seiner ganzen Familie. Michael Jäger - Geschäftsführer Heidelberger Straßen- und Bergbahn GmbH , 28.07.2020 15:29 Uhr Herzlichen Dank Herr Dr. Ludwig für unsere vertrauensvolle, langjährige Zusammenarbeit. Ihr Rat, Ihre substanziellen aber auch humorvollen Beiträge, Ihr ausserordentliches Wissen, Ihre Erfahrungen und Geschichten aber auch Ihr ausgeprägter Wille haben mich tief beeindruckt. Sie werden uns stets in bester Erinnerung bleiben. Dr.-Ing. Dieter Glück , 28.07.2020 15:23 Uhr Herr Dr. Ludwig hat dem ÖPNV neue Wege in die Zukunft gewiesen. Mit seinem beispiellosen Engagement ist es ihm gelungen, diese Ziele auch als Vorbild zu realisieren. Ich bin ausgesprochen dankbar dafür , dabei gewesen zu sein. Anke England , 28.07.2020 15:14 Uhr Lieber Herr Ludwig, kurz nach der Wende durfte ich Sie persönlich kennenlernen. Sie waren nicht irgendeiner, sondern der faszinierendste Nahverkehrsmanager in Deutschland. Sie holten Dinge auf die Schiene, die einige für nicht möglich hielten. Voller Energie haben Sie das Geschäft geprägt. Geht nicht, gibts nicht, war ihr Slogan. Es wird Sie und Ihre Familie trösten, Sie haben Spuren hinterlassen. Adolf Riehm, AHV der Akad. Verbindung Palato-Sinapia , 28.07.2020 14:07 Uhr Dieter Ludwig war Mitglied der Akademischen Verbindung Palato-Sinapia zu Karlsruhe, wo ich Ihn nach Studienbeginn 1973 bald kennenlernen durfte. In unser Palato-Sinapia wurde er „Sproß“ genannt, denn er folgte seinem Vater in die Verbindung, die dessen Vater mit gegründet hatte. Unser Alter Herr Sproß war vor allem gegenüber den jungen, studierenden Verbindungsmitgliedern sehr aufgeschlossen. Er unterstützte, förderte und beriet sie in allen Lebenslagen. Er lies sich trotz seiner anderweitigen Engagements und Verpflichtungen nicht davon abhalten, bis zum Schluß auf unser Verbindungshaus zu kommen, mit uns zu feiern und in unseren Conventen seine Stimme zum Wohle und Zusammenhalt der Verbindung zu erheben. Das wurde Ihm von allen Verbindungsbrüdern hoch angerechnet, vor allem auch deshalb, weil er auch bei Niederlagen und Enttäuschungen nicht nachtragend war. Sein Blick war stehts nach vorne gerichtet und sein Handeln dem Erreichen des gesetzten Ziels. Unser Alter Herr Sproß, Dieter Ludwig, ist der Palato-Sinapia trotz seiner Gebrechen bis zu seinem Tode treu geblieben; er hat unser Lebensbundprinzip im wahrsten Sinne des Wortes verkörpert. Durch seinen Tod hat die akad. Verbindung Palato-Sinapia kurz vor ihrem 150. Gründungsjubiläum ein Vorbild, einen geschätzten Ratgeber, einen Gönner aber viel mehr einen geachteten Verbindungsbruder verloren. Die Palato-Sinapen werden ihren Alten Herrn Sproß in Erinnerung behalten; er möge in Frieden ruhen. Aber sein Geist möge die Palato-Sinapia noch lange begleiten und über uns wachen. Reiner Zieschank Vorstand a.D.Dresdner Verkehrsbetriebe AG , 28.07.2020 13:55 Uhr Dieter Ludwig, ein Pionier, dessen Lebenswerk in vielen Regionen Deutschlands und der Welt weiterlebt! Orientiert am Kunden, unübertroffen im Engagement bei der Überwindung deutscher Bürokratie!Danke für das immer kollegiale Miteinander! Möge er jetzt Ruhe und Frieden finden! Gerhard Schnaitmann Tübingen , 28.07.2020 12:52 Uhr Seit 1996 hatte ich das Glück als Mitarbeiter der Landesnahverkehrsgesellschaft mit Dieter Ludwig zusammenarbeiten zu können. Dank seiner Schaffens- und Überzeugungskraft wuchs das Stadtbahnnetz weit über die Grenzen der Region Karlsruhe hinaus. Stadtbahnstrecken nach Öhringen, Bad Wildbad oder Freudenstadt wären ohne ihn und seine junge Mannschaft undenkbar gewesen. Seine Leistung wirkt weiter über den Tod hinaus. Johannes Pollich , 28.07.2020 07:38 Uhr Nun ist der Nahverkehrspapst, ein Visionär und Kämpfer für einen guten ÖPNV von uns gegangen. Ein ganz großer, er revolutionierte uns den ÖPNV im Raum Karlsruhe und weiter. Sein Modell wird als Teil von ihm immer bleiben und uns noch in langer Ewigkeit erfreuen. Ruhe in Frieden Dieter Ludwig ! Sebastian Woelk , 27.07.2020 22:40 Uhr Danke Herr Ludwig, danke für Ihren Einsatz für den Nahverkehr in Deutschland! Ihr Wirkungskreis war zwar die Region Karlsruhe, Ihre Ideen und die Erfolge der von Ihnen angestoßenen Projekte haben aber eine Wirkung weit über die Grenzen der Region Karlsruhe hinaus. Danke Herr Ludwig, danke für den erfolgreichen Erhalt zahlreicher Eisenbahnstrecken welche ohne das Karlsruher Modell heute sicherlich abgebaut wären. Sebastian Woelk Rainer Goßmann , 27.07.2020 21:35 Uhr Typisch für Dieter Ludwig war, daß er auch ein offenes Ohr für Anliegen hatte, die weit über seine eigentlichen beruflichen Pflichten hinausgingen. Auf diese Weise durfte ich ihn nicht nur als exzellenten Fachmann, sondern auch als einen sehr feinen Menschen kennenlernen, auch wenn er manchmal etwas ruppig sein konnte. Nicht zu vergessen war er sehr humorvoll. Möge er in Frieden ruhen. Seiner Familie mein Beileid. Jürgen Fenske, Ehrenpräsident des VDV , 27.07.2020 18:00 Uhr Dieter Ludwig hat über Jahrzehnte den ÖPNV in Deutschland und den Verband Deutscher Verkehrsunternehmen geprägt. Seine fachliche Expertise, seine Leidenschaft und sein Engagement sind beispiellos. Hinzu kommen eine ausgesprochene Kollegialität und Menschlichkeit. Wir verlieren eine großartige Persönlichkeit. Dieter Ludwig wird uns stets in Erinnerung bleiben. Walter Vögele, Ehrenvorsitzender Verband Deutscher Verkehrs-Amateure , 27.07.2020 17:42 Uhr Dieter kannte ich seit gemeinsamer Studentenschaffnerzeit Anfang der 1960er-Jahre. Als ich 1973 Signaldezernent der BD Karlsruhe wurde, kamen wir auch beruflich in Kontakt. Beim Projekt der Zweisystem-Stadtbahn konnte ich ihn bei der Signaltechnik unterstützen. Auch als Pensionäre blieben wir beim TSNV freundschaftlich verbunden. Seine Tatkraft und sein Engagement habe ich immer bewundert. Er hat Großes für die Stadt Karlsruhe und den ÖPNV geleistet. Die Bahnfreunde hat er gern unterstützt, er war auch Ehrenmitglied des VDVA. Ich werde ihn nicht vergessen. Er ruhe in Frieden. Bernd Strobel , 27.07.2020 15:00 Uhr Ein geschätzter, kollegialer Freund und engagierter Kämpfer für die Bahnen sowie den Nahverkehr ist gegangen. Seine Leistungen sind großartig und einmalig. Es bleibt die Erinnerung an eine konstruktive, erfrischende Zusammenarbeit mit Dieter Ludwig hier in Baden-Württemberg und in den Verbänden. Unvergesslich sind ebenso die gemeinsamen, lebhaften Schweizreisen per Bahn in kleiner privater Gruppe mit ihm. Ich werde immer an ihn denken. Peter Cernoch , 27.07.2020 14:06 Uhr Wer Ihn kannte musste Ihn schätzen. S. , 27.07.2020 13:49 Uhr In stillem Gedenken an einen cleveren Verkehrsplaner. Der Landkreis profitiert noch heute von ihm. Es ist meine Zuversicht, dass er nun Gott schauen darf. Konzernschwerbehindertenvertung , 27.07.2020 13:32 Uhr Wir sprechen von Ihnen ,weil wir stolz auf sie sind. Wir sprechen von Ihnen, weil sie es verdienen haben ,dass wir an sie erinnern. Wir sprechen von ihnen, weil sie ein Teil von uns sind. Wir sprechen von ihnen ,weil wir Mitarbeiter sie vermissen werden. Er war Lange Jahre ein kompetenter, verantwortungsvoller und Engagierter Chef . Unser tiefstes Mitgfühl gilt seiner Familie. Die Konzernschwerbehindertenvertung AVG /VBK KVVH. Frank Weindel , 27.07.2020 09:52 Uhr Großer Dank an Herrn Dr. Ludwig, Bewunderung und Respekt für seine Leidenschaft und seinen Sachverstand. Er wusste die notwendige Begeisterung zu wecken um mit Überzeugung die großen Hindernisse zu überwinden, die die Region Karlsruhe zu einem herausragenden Beispiel in der Welt des Nahverkehrs werden ließ. Herzliches Beileid an die Angehörigen. Hans Pfalzgraf , 27.07.2020 09:21 Uhr Dieter Ludwig hat auf beispielhafte Weise und mit großem Weitblick Karlsruhe mit der ganzen Region verbunden. Sein Wirken hat die Stadt positiv verändert und weiterentwickelt. Der ÖPNV war sein Leben und er verstand es wie niemand anders, seine Ideen tatkräftig und energisch umzusetzen. Wir alle haben ihm viel zu verdanken. Oliver Schnell, Stadtrat , 27.07.2020 08:47 Uhr Dieter Ludwig hat uns allen gezeigt, wie man mit guten Ideen und einem legendären Durchsetzungsvermögen Visionen zur Realität lassen werden kann. Sein Verdienst, den Öfffentlichen Nahverkehr von einer Restgröße zu einem dynamischem Wachstumsmarkt entwickelt zu haben, ist weltweit anerkannt und strahlt auch auf auch unsere Stadt, mit dem „Karlsruher Modell“ aus. Dies ohne ausufernden Zuschussbedarf oder Restriktionen für andere Verkehrsmittel erreicht zu haben, mag seine Nachfolger gemahnen, ihm auf diesem Weg zu folgen. Thorsten Erlenkötter , 27.07.2020 07:25 Uhr Dieter Ludwig hat nicht nur die Nahverkehrswelt geprägt, er hat auch mein Leben geprägt. Ohne Dieter Ludwig und das Karlsruher Modell würde ich nicht bei der VBK arbeiten. Er wird auch weiter mein Leben prägen. Er hat der Öffentlichkeit auch gezeigt, dass man mit einer Stadtbahn von Karlsruhe bis nach Italien fahren kann. Er war immer ein ehrlicher und sehr offener Chef. Ich danke ihm für Alles. Ruhe in Frieden! Dr.-Ing. Volker Schmitt , 26.07.2020 20:51 Uhr Dieter Ludwigs Wirken hat meinen Ausbildungs- und Berufsweg ganz entscheidend geprägt. Dafür vielen Dank. Jens Töppel-Wolf, Ulmer Eisenbahnfreunde e.V. , 26.07.2020 20:19 Uhr Engagiert in der Sache, sich selbst für keine Aufgabe zu schade und damit stets authentisch hat Dieter Ludwig es uns Ulmer Eisenbahnfreunden ab 1979 ermöglicht Eisenbahngeschichte erfahrbar zu erhalten. "Zukunft kommt von Herkunft!" war sein Motiv, den Fortschritt im ÖPNV im Vergleich zeigen zu können. Auch die Ulmer Eisenbahnfreunde e.V. haben mit ihm einen Freund und Gönner verloren. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Friedrich-W. Schäffner , 26.07.2020 16:52 Uhr Ich bin erschüttert und sehr traurig, dass mit diesem Titan nicht nur der Karlsruher Verkehrspolitik einer von uns gegangen ist, der viel, sehr vieles bewegt hat im wahrsten Sinne. Ich habe ihn vor einem Monat noch im Freundeskreis getroffen und war sehr von seiner inneren Energie und regem Denken angetan. Gewiss gehandikapt, aber von sehr wachem Geist. Nie hätte ich auch als Arzt gedacht, dass er binnen Monatsfrist von uns geht. Ich hätte ihm noch viele weitere Jahre gewünscht. RIP Spross Siegmar Schemmel Lokf. a.D , 26.07.2020 13:08 Uhr Dieter Ludwig war es, der mir ab 1989 ermöglichte, daß ich bei derAVG die Tätigkeit als Triebfahrzeugführer sowie auf der Diesel- und auf der Dampf- Lok verrichten konnte . Dafür möchte ich ihm meinen Dank aussprechen ! Ruhen Sie in Frieden . Herbert König , 26.07.2020 10:37 Uhr Der Nahverkehr und die frühe Bewunderung für sein unglaubliches Engagement in Karlsruhe hat uns zueinander geführt, doch schnell wurde mehr daraus, deshalb: Danke für 43 Jahre Freundschaft, danke für viele schöne gemeinsame Stunden und Erlebnisse, auch namens meiner Frau. Marion Toma , 25.07.2020 18:41 Uhr Herr Ludwig. Sie haben meinen vollen Respekt und ich verneige mich. Ohne Sie, wird Karlsruhe nicht mehr sein, was es war. Mein Beileid der Familie. Martin Freudenberger , 25.07.2020 16:27 Uhr Herr Dr. Ludwig hat nicht nur die moderne Bahntechnik gefördert, sondern er hatte auch ein Herz für die Kriegs- bzw. Nachkriegsoldtimer und er hat die Restaurierung dieser alten Bahnen tatkräftig unterstützt. Als lebenslanger Straßenbahn-Benutzer ist sein Ableben fur mich ein großer Verlust. R. i. p. Klaus Bock , 25.07.2020 13:04 Uhr Als ehemaliger Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe möchte ich den Angehörigen mein Beileid aussprechen. Ich werde Dieter Ludwig in guter Erinnerung behalten: er hat an meinem Geburtstag immer angerufen seit ich im Ruhestand bin. Beeindruckend sind für mich zum Einen die Visionen, die er hatte und dann die Begeisterung die er an den Tag legte, um diese Visionen als seine Ziele zu verfolgen und zu erreichen. Dr.-Ing. Bernhard Schoppmann , 25.07.2020 12:11 Uhr Dieter war mein Consemester und auch Verbindungsbruder. Vor einigen Jahren, als meine Frau und ich ihn mal getroffen haben, erwähnte er was ich als Student zu ihm gesagt haben soll. "Jeder von uns sollte seinen Markstein setzen". Er hätte seinen ja gesetzt. Wenn ich die Beiträge hier lese kann ich das nur bestätigen. Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine, Dr. Helmut Rempp, Vorsitzender, Jürgen Sickinger, stellvertr. Vorsitzender , 25.07.2020 10:09 Uhr Ein begnadeter Ingenieur, dessen große Leidenschaft die Stadtbahn und deren Verbindung zur Eisenbahn über viele Jahre Lebensinhalt waren, ist nicht mehr unter uns. Seine Leistungen im schienengebundenen Personennahverkehr in Form der Zweisystembahn kann auf einer Stufe mit der revolutionären Karlsruher Erfindung des Laufrads gesehen werden. Karlsruhe verdankt seinem Ehrenbürger Dr. Dieter Ludwig dadurch einen weltweit guten Ruf. Die Karlsruher Bürgervereine danken Dr. Ludwig für sein großartiges Schaffen. Manfred Wäldin , 25.07.2020 09:51 Uhr Vielen Dank für die von Dir gebotenen Möglichkeiten während des Studiums in Karlsruhe von 1972 -1975 zuerst als Fahrscheinprüfer und dann als Straßenbahnfahrer arbeiten zu dürfen. Es war für mich eine herrliche Zeit, es war Eisenbahnspielen in Echt. Die mit Dir erlebten tollen Geschichten werden die Erinnerung an Dich immer weitertragen. Ruhe in Frieden Siegfried König, 1. Bürgermeister a. D. , 25.07.2020 09:26 Uhr Karlsruhe verliert einen großen Visionär. Dr. Ludwig hat in den vielen Jahren seines Wirkens den öffentlichen Nahverkehr revolutioniert. Ich konnte ihn in meiner Zeit als Bürgermeister persönlich erleben. Er verlangte von seinen Mitarbeitern viel, aber er gab auch vieles zurück. Der Schienenverkehr war für ihn sein Leben. In vielen Gesprächen mit ihm legte er mir seine Gedanken über den ÖPNV dar. ich habe viel von ihm gelernt.Vielen Dank. Jürgen Rihm , 25.07.2020 07:36 Uhr DANKE für alles . Ruhe in Frieden. Christian Beyer , 24.07.2020 23:08 Uhr Dieter Ludwig war ein Macher, er lebte mit Leib und Seele für die Karlsruher Straßenbahn, ohne ihn würde der KVV mit VBK und AVG nicht so dastehen, wie es heute ist. Er hatte Visionen, und versuchte sie umzusetzen. Mit ihm konnte man sich gut über den Nahverkehr unterhalten. Er hatte immer eine gute Story parat, die er sehr lebhaft ausschmückte. Ich habe ihn sehr geschätzt. RIP Daniel Fluhrer, Bürgermeister Stadt Karlsruhe , 24.07.2020 21:32 Uhr Visionär, mutig und tatkräftig haben Sie Zukunft gestaltet und Karlsruhe so ein fundamentales Vermächtnis hinterlassen. In tiefer persönlicher Verbeugung und mit großem Respekt vor Ihrem wertvollen und zukunftsweisenden Lebenswerk! Michael Gruber und FOG-Fidelitas , 24.07.2020 21:06 Uhr Menschen... Treten in unser Leben und begleiten uns eine Weile , Einige bleiben für immer denn Sie hinterlassen Ihre Spuren ..... In Tiefer Verbundenheit , Michael Gruber & FOG-Fidelitas - Stehle/Tritschler Manfred Weiler , 24.07.2020 20:31 Uhr Als Mitarbeiter der Schienenfahrzeugwerkstätte habe ich mit Herr Dieter Ludwig viel erlebt.Bei Entgleisungen u. Unfällen war er fast immer vor Ort. Auch an den Sonn-,u.Feiertagen u.in den Nachtstunden war Er meistens immer anwesend. Was eine außergewöhnliche Leistung von Ihm gewesen ist. Jochen Zefferer , 24.07.2020 19:44 Uhr Dieter Ludwig hat mir gezeigt, dass man sich für keine Arbeit zu schade sein darf, solange es dem Kunden dient - und hat selbst Zeitungen in der Bahn aufgesammelt. Ich verneige mich vor seinem Weitblick und seiner Größe. Möge er in Frieden ruhen! Andrea Hermanns , 24.07.2020 19:03 Uhr In meiner Ausbildung und später bei Empfängen erlebte ich Dieter Ludwig als kantigen und doch sehr liebenswerten Menschen. Seine Mitarbeiter liebten ihn und trauerten ihm nach, als er in den Ruhestand ging. Die Lücke, die er hinterlassen hat, ist heute noch nicht geschlossen. Eine letzte gute Reise, lieber Dieter Ludwig, als Fahrer in der Straßenbahn hinter den Horizont ???? Gottfried Kluge , 24.07.2020 17:51 Uhr Als ehemaliger Busfahrer der VBK habe ich Herrn Ludwig als gerechten und kompetenten Chef kennen gelernt. Als Ingenieur hat er mit der Verwirklichung der Stadtbahn über die Grenzen von Karlruhe Großartiges geleistet. Ich werde ihn immer dankbar in Erinnerung behalten. Diana Grewe , 24.07.2020 17:03 Uhr Lieber Dieter, es war immer schön und vorallem unterhaltsam wenn du mit mir mitgefahren bist. Du warst immer für dein Personal da, auch in deinem Ruhestand hast du uns nicht vergessen und öfter besucht. Wir haben legendäre Grillfest, Betriebsfeste und Feiern der Albtalbomber gefeiert,bei denen du für jeden Spaß zu haben warst. Ruhe in Frieden. Inge Kiefer , 24.07.2020 16:57 Uhr Abschied in tiefer Verehrung . Von einem fairen , modernen und dynamischen Cheff . Meine innige Anteilnahme gilt seiner Familie . Horst Stammler , 24.07.2020 16:16 Uhr Dieter Ludwig war nicht nur - wie alle Welt weiß - ein begnadeter Ingenieur mit visionären Ideen. Er verstand es auch, die Politik auf allen Ebenen zu begeistern, die finanziellen Mittel loszueisen und damit alle für die Region wichtigen Projekte zu realisieren. Da er das ja nicht alles alleine machen konnte, brauchte er ein gutes und hochmotiviertes Team. Und darin war er der wahre Meister: Junge Leute zu gewinnen, zu führen, weiterzuentwickeln. Ich habe ihm viel zu verdanken. Horst Dehnert , 24.07.2020 15:18 Uhr Lieber Herr Ludwig, Ein letzter Gruß! Ich war lange Ihr Mitarbeiter. Sie waren ein guter Ingenieur- ein fleißiger Mensch. Das hat uns Alle in den Werkstätten der VBK immer beeindruckt. R.I.P. Mike Koch , 24.07.2020 13:21 Uhr Vielen Dank Herrn Dr.Dieter Ludwig es war eine schöne Zeit sie als Chef gehabt zu haben.Ruhen sie in Friede Eberhard Fischer , 24.07.2020 12:15 Uhr Dr. Dieter Ludwig sorgte mit einem engen Team in den 80ern und 90ern für große Erfolge: Nur so kam Karlsruhe an die Spitze im schienengebundenen Nahverkehr. Mit riesigen Vorteilen für Menschen in Karlsruhe und im Speckgürtel. Dr. Ludwig war nicht immer einfach. Er hatte seine klaren Vorstellungen. Ich werde ihn vermissen. Brigitte W. , 24.07.2020 11:11 Uhr Früher sagten wir: „der Ludwig fährt mich“ oder „ich fahre mit Ludwig“, wenn man gefragt wurde, wie man dorthin kommt. Stets zuverlässig. Und viele Fahrer waren stolz, beim „Ludwig“ zu arbeiten. Es war sein Leben, immer und zu jeder Zeit kümmerte er sich. Das alles war leider schon viel zu schnell nach seinem Ruhestand passé. Es ist ein großer Verlust für uns Karlsruher und auch des Landkreises. Ruhe in Frieden, Herr Ludwig, und DANKE!!! Werner und Ebba Schweizer , 24.07.2020 11:07 Uhr Wir verneigen uns vor Dieter Ludwig, der für Karlsruhe und darüber hinaus Großartiges geleistet hat. In der Generation unserer Kinder hat er die Begeisterung für den Schienenverkehr geweckt, die sich auch in der Generation unserer Enkel fortsetzt. Abiit, non obiit. (Er ist weggegangen, nicht untergegangen.) Andreas Eckerlin , 24.07.2020 10:40 Uhr Ein Visionär mit Blick in die Zukunft hat uns für immer verlassen!! Danke Herr Ludwig für ihre Ideen des ÖVPN zu verbessern! Ruhen Sie in Frieden Thomas Bähr , 24.07.2020 10:08 Uhr Ich hatte als Busfahrer recht oft mit Herrn Ludwig zu tun, da ich oft bei Offiziellen Anlässen als Busfahrer eingeteilt war um viele Verschiedene Delegationen zu chauffieren. Ich bin stolz darauf unter seiner Führung ca.20Jahre gearbeitet zu haben.Einen besseren Cheff als unseren " Dieter " wird es nicht mehr geben.Ich werde seine Menschlichkeit und seinen Humor vermissen.In tiefer Trauer. Dr. Peter Bell, Köln , 24.07.2020 09:43 Uhr Dr. Ludwig war ein Mensch, wie man ihn heute leider nicht mehr findet: gleichzeitig visionär und pragmatisch, umsetzend statt abwartend, mutig statt zaudernd. Er möge in Frieden ruhen! Carmelo Pluchino aus Niefern-Öschelbronn , 24.07.2020 09:39 Uhr Danke für alles Herr Dr. Ludwig und ruhen sie in Frieden. Ulrike Bohla , 24.07.2020 09:34 Uhr Trotz der vielen Jahre, die seit meiner Lehrzeit vergangen sind, werde ich Herrn Dieter Ludwig immer in guter Erinnerung behalten. Er war ein toller Chef! Georg Hertweck , 24.07.2020 09:24 Uhr Als ich vor über 20 Jahren ins Berufsleben eingestiegen bin, war Dieter Ludwig mein erster Chef. Das hat uns über all die Jahre verbunden, ich war stolz darauf von ihm zu "meinen Leuten" gezählt zu werden. Hinter der machmal rauhen Schale steckte ein fürsorglicher Vorgesetzter, der seine Mitarbeiter "machen" ließ. Das Ergebnis spricht für sich. Danke für alles, lieber Herr Ludwig, und alles Gute für die letzte Reise. Ulrich Schüz, Karlsruhe-Grötzingen , 24.07.2020 09:02 Uhr Dr. Dieter Ludwig hat größte Hochachtung und Dank verdient. Mit seiner besonderen Idee der Entwicklung des ÖPNV, die er mit großer Fachkenntnis und Leidenschaft verfolgt hat und die sein Lebenswerk wurde, hat er den Bewohnern der Stadt und des Umlandes einen ganz großen Dienst erwiesen, nämlich die umwelt- und kundenfreundliche Mobilität der Region. Großen Dank und Anerkennung für seine Leistung für Stadt und Umland. Marc Tauber, Karlsruhe , 24.07.2020 00:03 Uhr Dr. Stadtbahn hat seine Endhaltestelle erreicht. Er vereinte unerschöpfliches Fachwissen mit Durchsetzungkraft, war eine Führungspersönlichkeit von Format, wie es sie selten gibt. Er hat mit vergleichsweise wenig Geld ein Nahverkehrsnetz geschaffen, das weltweit seinesgleichen sucht. Seine Fahrgäste sehnen sich in die Zeit zurück, als er das Zepter schwang. Ich verneige mich vor einem der größten Eisenbahningenieure der Welt. anja metz , 23.07.2020 23:56 Uhr Vielen dank R.I.P Bernd Schwiers, Norderstedt , 23.07.2020 22:29 Uhr Er war ein Visionär, der seine großen Ideen realisieren konnte, weil es ihm gelang, verkrustete Strukturen zu überwinden. Die Stadt, die Region und das ganze Land haben ihm viel zu verdanken. Wolfgang Gassler , 23.07.2020 22:08 Uhr Danke für alles was sie getan haben für die Stadt und auch für mich R.I.P Konstantin.E , 23.07.2020 21:34 Uhr Echt schade, dass die bedeutenste Person im Schienenpersonennahverkehr Deutschlands und ein Ehrenbürger von Karlsruhe gestorben ist. Ohne ihn gäbe es das Karlsruher Modell, die Saarbahn und die Regiotram nicht. Lieber Dieter Ludwig, lebe in Frieden auch ihm Himmel!! Alle trauern über Dieter ludwig :-( Stefan Rastetter , 23.07.2020 21:31 Uhr Ein ganzer großer, des ÖPNV hat nun seine letzte Reise angetreten. Ruhe in Frieden Dieter Ludwig Bodo Ventur , 23.07.2020 21:01 Uhr Als ehemaliger Busfahrer der AVG habe ich Herrn Ludwig mehrfach selbst erlebt. Er war die Kraft und die Staerke des gesamten Unternehmens. Sein geistiges Erbe, seine Vision ist taeglich auf den Strassen zu sehen. Moege er in Frieden ruhen. Im Gedenken Bodo Ventur, Santa Catarina, Brasilien Bernd Freimann (1. Vorsitzender des Sammlerkreis Verkehr Berlin e.V.) , 23.07.2020 20:51 Uhr Ein ganz Großer, gewissermaßen ein Vordenker, dessen Ideen zur Gestaltung des öffentlichen Verkehrs manchen anderen Verkehrsunternehmen Anregung war. Es bleibt zu hoffen, dass sein „Karlsruher Modell“ auch nachfolgenden Generationen erhalten bleibt und anderswo im Rahmen der „Verkehrswende“ weitere Nutzer findet. Martin Kühnemundt , 23.07.2020 20:48 Uhr Ein Visionär für den Karlsruher öffentlichen Nahverkehr. Wir als Nutzer haben ihm viel zu verdanken! Marvin Lichtenfels , 23.07.2020 19:55 Uhr Sein Vermächtnis wird immer mit Karlsruhe und der Region verbunden sein. Sein unbeirrbaren Willen den Nahverkehr, Kundenfreundlich auszubauen und alle technischen sowie administrativen Probleme zu lösen verdienen Hochachtung. Eine beeindruckende Person, ein Mann mit Visionen und Lebenszielen. Dieter Ludwig war eine Bereicherung für die KVV,VBK und AVG, Karlsruhe und den ÖPNV insgesamt. Ruhe in Frieden. Markus R. , 23.07.2020 17:46 Uhr Ich durfte ihn am Bahnhofsfest 2019 in Bad Herrenalb kennenlernen und ich hab ihn meinen größten Respekt entgegen gebracht. Ein großer Mann und Visionär. Ruhe in Frieden Oliver Häge , 23.07.2020 17:36 Uhr Ich verneige mich vor einem hervorragenden Menschen. Karlsruhe hat einen FirmenChef verloren der sein Unternehmen noch im Griff hatte. Unter ihm fuhren die Bahnen noch stets pünktlich und problemlos. Leider wird es so nie wieder sein! Meine herzliche Anteilnahme gilt den Angehörigen. Harald , 23.07.2020 17:35 Uhr Ohne ihn wäre die Karlsruher Straßenbahn nie so schön entwickelt worden. Dafür gebührt ihm Dankbarkeit und Respekt aller Karlsruher Bürger. Ruhe in Frieden. Kornelia Heinzerling ehem.Reinigugskraft AVG , 23.07.2020 15:58 Uhr Ein großer Verlust.Hochchtung für seine Arbeit und sein Lebenswerk.Eine Ehre ihn kennengelernt zu haben. Duschan Dvorak , 23.07.2020 15:37 Uhr Sehr betroffen hat mich der Tod von unserem Chef mit dem ich die Gelegenheit hatte fast 40 Jahre unter seiner Führung zu arbeiten. Ich verneige mich vor ihm mit Respekt und Anerkennung für das was er hinterlässt. Er war ein Chef zum anfassen, der die Mitarbeiter immer als eine Familie gesehen hat. R.I.P Constantin Carabin, Dipl. Ing, Montreal Kanada , 23.07.2020 15:34 Uhr Danke Herr Ludwig fuer Ihre grossartige und vielseitige Hilfe in den Jahren 1980-1983, in denen ich bei der AVG mit Ihnen zusammenarbeiten durfte. Sie waren sehr verstaendnisvoll fuer meine persoenlichen Angelegenheiten und haben mir immer Ihr Vertrauen geschenkt. Es macht mich traurig, mich in all den vergangenen Iahren nie persoenlich bei Ihnen dafur bedankt zu haben. Ich werde Sie nie vergessen. RAINER HUCK , 23.07.2020 15:30 Uhr Alles hat seine Zeit. Es gibt eine Zeit der Freude, eine Zeit des Wirkens, eine Zeit des Schmerzes, der Trauer und der dankbaren Erinnerung. In Würdigung eines Menschen, der für Karlsruhe und die Region großartiges geleistet hat. Christian Rosswaag , 23.07.2020 14:41 Uhr Ich komme zwar aus Karlsruhe und kenne Dieter Ludwig eigentlich nicht, aber ich finde für das was er für die Straßenbahn und der Stadt Karlsruhe gemacht hat faszinierend und verdient meinen größten Respekt. Ich war als Kind immer sehr fasziniert und begeistert von der Karlsruher Straßenbahn. Wäre er nicht gewesen wäre Karlsruhe und der öffentliche Nahverkehr um Karlsruhe nicht da wo er heute ist. Ruhen Sie in Frieden Herr Ludwig Mit freundlichen Grüßen Christian Rosswaag Thomas Walker (Stuttgart) , 23.07.2020 14:27 Uhr Lieber Herr Dr. Ludwig, mit großer Achtung, Dank und Anerkennung verneige ich mich vor Ihnen. Ihr Lebenswerk das Karlsruher Modell wird immer an Sie erinnern und mit Ihrem Namen in Verbindung sein. Wie gerne habe ich Sie sprechen gehört, wenn Sie bei den Vereinssitzungen beim Treffpunkt Schienennahverkehr erzählt haben. Ich werde Sie sehr vermissen! Meine herzliche Anteilnahme an die Hinterbliebenen. In ewigem Gedenken. Ruhe in Frieden Oliver Glaser , 23.07.2020 14:25 Uhr Sie waren ein herausragender Ingenieur, eine charismatische Führungskraft und mein Mentor. Ihr Engagement wird noch lange fortwirken. Viele Ihrer „Schüler“ tragen Ihr Credo weiter und wir bauen an dem Nahverkehr von Morgen für den Sie wesentlich das Fundament gelegt haben. Unsere gemeinsame Zeit ist unvergessen und sie ist gespickt mit Anekdoten, die uns in all der Trauer doch auch auf eine erfüllte Zeit zurückblicken lässt. In Dankbarkeit und Anteilnahme, Sie werden uns fehlen. Alfons Frank , 23.07.2020 14:05 Uhr Danke Dieter Ludwig. Sie waren ein Macher,das fehlt heute in unserer Gesellschaft. Josef Strack, Triebwagenführer AVG , 23.07.2020 13:33 Uhr Ich habe ihnen viel zu verdanken, es war mir eine Ehre als Triebwagenführer bei der Albtalbahn Jahrelang unter ihrer Führung meinen Beruf ausüben zu dürfen. Ich werde sie Respektvoll in Erinnerung halten. Peter Forcher , 23.07.2020 10:27 Uhr Dieter Ludwig war ein vorbildlicher Chef, der mir vertrauensvoll viele Freiräume ließ, der Entscheidungen zügig fällte und Verantwortung übernahm. Mit Visionen und großer Überzeugungskraft entwickelte er den Nahverkehr im Karlsruher Raum. Mit dem „Karlsruher Modell“ - heute international „Tram-Train“- hat er europaweit Nachahmer gefunden. Seine Lebensleistung verdient große Anerkennung und Respekt. Ich werde ihn nicht vergessen. Gerhard Schönbeck , 23.07.2020 10:20 Uhr Lieber Dr. Ludwig, ich verneige mich mit größter Hochachtung und bewahre Ihnen ein ehrendes Gedenken. Martin Braun , 23.07.2020 10:20 Uhr Ein ganz Großer unserer Stadt hat nun seine letzte Reise angetreten. Leider war es ihm nicht mehr vergönnt die Eröffnung "seines" Tunnels noch erleben zu dürfen. Sein Lebenswerk wird uns jedoch stets voller Dankbarkeit an ihn erinnern. Es war mir eine Ehre noch 9 Jahre unter Ihnen arbeiten zu dürfen. R.I.P. Dieter Ludwig Hannelore Kucich, 1. Vorsitzende Förderverein „Freunde des Kammertheaters“ e.V. , 23.07.2020 09:17 Uhr Mit Dr. Dieter Ludwig müssen wir leider von einem langjährigen Mitglied unseres Fördervereins Abschied nehmen, der unsere Arbeit immer mit großem, konstruktivem Interesse verfolgte. Viele interessante Gespräche mit ihm bleiben uns in Erinnerung. Wir sind traurig, dass er nun auf seine letzte Reise gegangen ist. Ruhe in Frieden. Unsere aufrichtige Anteilnahme gilt seinen Hinterbliebenen. in ehrendem Gedenken. Norbert Heß & Ute Heß vormals Fischer , 23.07.2020 09:06 Uhr Vom Tod unseres sehr geachteten Chefs sind wir sehr betroffen. Wir hatten die Gelegenheit über 30 Jahre unter seiner Regie zu arbeiten und dafür verneigen wir uns vor ihm. Wolfgang , 23.07.2020 07:15 Uhr Das Beste was Karlsruhe je passieren konnte Baier Thomas , 22.07.2020 22:13 Uhr Hatte öfters die Gelegenheit sie persönlich zu sehen und sich mit ihnen zu unterhalten war immer interessant vielen Dank,werde sie nie vergessen Sven Giorgi , 22.07.2020 21:16 Uhr Lieber Herr Ludwig, Sie waren zwar nie mein Chef aber sollen ein guter Chef gewesen sein. Sätze wie "Die Wägen müssen rollen" und "Der Magnet ist zu stark eingestellt" begleiten mich seit 2010 in "Ihrem" Unternehmen. Ich verneige mich vor Ihnen und danke Ihnen für das was Sie für Karlsruhe geleistet haben. Britta Wirtz, Messe Karlsruhe , 22.07.2020 17:24 Uhr Die Messe Karlsruhe verliert mit Dr. Dieter Ludwig einen respektierten Partner mit beeindruckendem Weitblick. Unsere internationale Kongressmesse für öffentlichen Personenverkehr hätten wir ohne den Grundstein "Karlsruher Modell" nicht in Karlsruhe verorten können. So ist es letztlich ihm und den aus seinen Ideen gewachsenen Strukturen zu verdanken, dass sich alle zwei Jahre auf der IT-TRANS in Karlsruhe die Strategen des weltweiten ÖPNV treffen. Bis zuletzt war er unser Ehrengast. Wir werden ihn in ehrendem Gedenken halten und ihn vermissen. Rüdiger Homberg , 22.07.2020 16:44 Uhr Dieter Ludwig war ein Macher wie er im Buche steht. Stets unermüdlich und mit klaren Visionen. Ohne ihn stünde Karlsruhe nicht da, wo es steht. Ein Traum blieb ihm leider unerfüllt: er durfte nicht mehr durch SEINEN Tunnel fahren. Möge er in Frieden ruhen. Ullrich Eidenmüller , 22.07.2020 14:36 Uhr Die Bezeichung "Jahrhundertmensch" trifft den Kern. Niemand hat zuletzt Karlsruhe so dauerhaft und positiv verändert, wie der visionäre Dieter Ludwig. Er forderte viel von anderen, noch mehr aber von sich selbst. Seine Energie war schier unerschöpflich, sogar seinen eigenen Körper hat er dem drängenden Geist untergeordnet. Seine Kraft hat ausgestrahlt, auch auf mich in den vielen Jahren unserer Begegnungen. Dafür bleibe ich ihm dankbar. Ullrich Eidenmüller Bürgermeister a.D. Christian Flier , 22.07.2020 14:27 Uhr Ich kannte Dr. Dieter Ludwig zwar nicht persönlich, aber bewundere sein Werk und die vorausschauende Art, mit der er Dinge angegangen ist. Geerd Boekhoff , 22.07.2020 14:26 Uhr Ich verneige mich vor einem genialen Ingenieur, der gleichzeitig auch ein genialer Vertriebler war. Er wusste seine Ideen bestens zu verkaufen. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup , 22.07.2020 11:25 Uhr Mit Dr. Dieter Ludwig ist ein Jahrhundertmensch von uns gegangen! Wir haben ihm viel zu verdanken und verneigen uns vor seiner Lebensleistung. Er wird in Karlsruhe unvergessen bleiben!
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Grundstücksmarktbericht 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS für die Ermittlung von Grundstückswerten und sonstige Wertermittlungen in Karlsruhe Grundstücks- marktbericht 2004 Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 2 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE Herausgeber GUTACHTERAUSSCHUSS für die Ermittlung von Grundstückswerten und sonstige Wertermittlungen in Karlsruhe Internet http://www.karlsruhe.de/Stadtraum/Gutachterausschuss Geschäftsstelle Gutachterausschuss in Karlsruhe Geschäftsstelle Zähringerstr. 61 76133 Karlsruhe Leiter der Geschäftsstelle Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Karcher Telefon 0721/133-3090 E-Mail wolfgang.karcher@gutachterausschuss.karlsruhe.de Sekretariat Bodenrichtwert-Auskunft, Grundstücksmarktbericht, Gutachten, Auskunft aus der Kaufpreissammlung Hans-Jürgen Herrmann Telefon 0721/133-3092 E-Mail hans-juergen.herrmann@gutachterausschuss.karlsruhe.de Alexander Dörr Telefon 0721/133-3094 E-Mail alexander.doerr@gutachterausschuss.karlsruhe.de Anschrift Stadt Karlsruhe Grundstücksbewertungsstelle / Geschäftsstelle des Gutachterausschusses Zähringerstr. 61 76133 Karlsruhe Telefon 721/133-3092 Telefax 721/133-3093 E-Mail gutachterausschuss@karlsruhe.de Sprechzeiten Montag - Freitag 8.30-12.00 und 14.00-15.30 Uhr Gebundene Fertigungen des Grundstücksmarktberichtes können bei der Geschäftsstelle zu einem Preis von 40,00 Euro je Exemplar bestellt werden. Copyright Stadt Karlsruhe Alle Rechte vorbehalten Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 3 INHALTSVERZEICHNIS Seite 1. VORBEMERKUNG 4 2. ÜBERBLICK 5 3. RAHMENBEDINGUNGEN 6 4. GRUNDSTÜCKSVERKEHR 4.1 Anzahl der Kauffälle 8 4.2 Flächenumsatz und Wertumsatz 9 5. PREISNIVEAU UND PREISENTWICKLUNG 11 5.1 Unbebaute Grundstücke 12 5.1.1 Baureifes Land Wohnen 12 5.1.2 Baureifes Land Gewerbe 15 5.1.3 Rohbauland 15 5.1.4 Bauerwartungsland 15 5.1.5 Flächen der Land- und Forstwirtschaft 16 5.2 Bebaute Grundstücke 5.2.1 Ein- und Zweifamilienhäuser 17 5.2.2 Reihenhäuser 18 5.2.3 Mehrfamilienhäuser 19 5.3 Wohnungs- und Teileigentum 20 5.3.1 Erstverkäufe von Wohnungseigentum 21 5.3.2 Weiterverkäufe von Wohnungseigentum 22 5.3.3 Erstverkäufe von umgewandelten Mietwohnungen 23 5.3.4 Teileigentum 24 6. ERFORDERLICHE DATEN FÜR DIE WERTERMITTLUNG 6.1 Indexreihen 25 6.1.1 Bodenpreise 25 6.1.2 Wohnungseigentum 26 6.2 Umrechnungskoeffizienten 6.2.1 GFZ 27 6.2.2 Wohnungseigentum 28 6.3 Liegenschaftszinssätze 30 6.4 Vergleichsfaktoren 6.4.1 Ertragsfaktoren 31 6.5 Marktanpassungsfaktoren 32 6.5.1 Ein- und Zweifamilienhäuser 33 6.5.2 Reihenhäuser 35 6.6 Wertfaktoren für Erbbaurechte 36 6.6.1 Individueller Wohnungsbau 37 7. SONSTIGE GRUNDSTÜCKSMARKTINFORMATIONEN 7.1 Karlsruhe und die Region 38 7.2 Stadtteile 40 7.3 Bodenrichtwerte in Karlsruhe 41 7.4 Bodenrichtwerte in der Region 42 7.5 Einzelhandelsmieten in der Innenstadt Karlsruhes 44 7.6 Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen 45 7.7 Fertiggestellte Wohngebäude und Wohnungen 46 7.8 Preisindex für Bauwerke 47 7.9 Wohnungsmieten in Baden-Württemberg 48 GUTACHTERAUSSCHUSS 49 Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 4 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 1. VORBEMERKUNG Zur Ermittlung von Grundstückswerten und für sonstige Wertermittlungen werden selbständige, unabhängige Gutachterausschüsse bei den Gemeinden gebildet. Die Gutachterausschüsse bestehen aus einem Vorsitzenden und ehrenamtlichen weiteren Gutachtern, die in der Ermittlung von Grundstückswerten oder sonstigen Wertermittlungen sachkundig und erfahren sein sollen. Wesentliche gesetzliche Grundlage hierfür sind das Baugesetzbuch (BauGB) und die Gutachterausschussverordnung für Baden-Württemberg. Aufgaben des Gutachterausschusses bzw. seiner Geschäftsstelle sind insbesondere - die Erstattung von Gutachten über den Verkehrswert (Marktwert) von bebauten und unbebauten Grundstücken sowie Rechten an Grundstücken, - die Führung der Kaufpreissammlung, - die Ermittlung und Veröffentlichung von Bodenrichtwerten (durchschnittliche Lagewerte für den Boden) und - die Ermittlung von sonstigen zur Wertermittlung erforderlichen Daten (z.B. Indexreihen, Umrechnungskoeffizienten). Der Gutachterausschuss erstattet nach § 193 des Baugesetzbuches Gutachten auf Antrag von Behörden, Eigentümern, ihnen gleichstehenden Berechtigten, Inhabern anderer Rechte am Grundstück und Pflichtteilsberechtigten sowie Gerichten und Justizbehörden. Zur Führung der Kaufpreissammlung ist jeder Vertrag (z.B. Kauf, Tausch, Schenkung), durch den sich jemand verpflichtet, Eigentum an einem Grundstück zu übertragen, von den beurkundenden Stellen dem Gutachterausschuss in Abschrift zu übersenden. Als Kauffall wird jeder Eigentumswechsel eines Grundstücks (auch einer Teilfläche) erfasst. Die Geschäftsstelle des Gutachterausschusses wertet die Unterlagen aus und erteilt Auskünfte über Bodenrichtwerte und - im Rahmen des berechtigten Interesses - aus der Kaufpreissammlung. Damit soll der Grundstücksmarkt auch für den einzelnen Bürger transparent gemacht werden. Der Gutachterausschuss kann mündliche oder schriftliche Auskünfte von Sachverständigen und von Personen (z.B. Eigentümern, Mietern) einholen, die Angaben über das Grundstück und über ein Grundstück, das zum Vergleich herangezogen werden soll, machen können. Er kann verlangen, dass Eigentümer und sonstige Inhaber von Rechten an einem Grundstück die zur Führung der Kaufpreissammlung und zur Begutachtung notwendigen Unterlagen vorlegen. Bodenrichtwerte sowie sonstige Grundstücksmarktdaten können im Einzelfall die sachverständige Wertermittlung nicht ersetzen. Datengrundlage für den Grundstücksmarktbericht ist die Kaufpreissammlung des Gutachterausschusses. Angesichts der Vielgestaltigkeit des Grundstücksmarktes können dabei jedoch nur Teilaspekte angesprochen werden. Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 5 0 5 00 1 000 1 5 00 2 000 2 5 00 3 000 3 5 00 2 000 2 001 2 002 2 003 2. DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT IM ÜBERBLICK Reihenhausgrundstücke teurer Unbebaute Reihenhausgrundstücke wurden im Jahr 2004 mit einer Preissteigerung von 9,5 % deutlich teurer gehandelt. siehe Seite 25 Eigentumswohnungen Eine neue, 75 m² große Wohnung im 1. OG kostete 2004 in mittlerer Lage 2270 Euro/m². Dies entspricht einem Kaufpreis von rund 170 000 Euro ohne Kfz-Stellplatz. siehe Seite 21 und Seite 26 10,4 % Umsatzrückgang 2736 Grundstücke, Häuser oder Eigentumswohnungen haben in Karlsruhe den Eigentümer gewechselt. Das waren 10,4 % weniger als im Vorjahr. siehe Seite 7 und Seite 8 Hohe Preise für große Bauplätze Im Mittel 270 000 Euro bezahlte der Grundstücksmarkt in 22 Fällen für große unbebaute Ein- und Zweifamilienhausgrundstücke. Die durchschnittliche Größe betrug dabei 670 m². Bodenrichtwerte 2004 in Karlsruhe Die Bodenrichtwerte zum Jahresende 2004 wurden ermittelt und sind im WertermittlungsInformationsSystem des Gutachterausschusses im Internet eingestellt. siehe Seite 41 Reihenhäuser Ein neues Reihenhaus wurde 2004 im Schnitt auf einem Grundstück von 230 m² Größe gebaut und kostete 290 000 Euro. Die durchschnittliche Wohnfläche betrug rund 130 m². siehe Seite 18 Ein- und Zweifamilienhäuser Ein neues Ein- und Zweifamilienhaus wurde 2004 im Schnitt auf einem Grundstück von 380 m² Größe gebaut und kostete 330 000 Euro in mittlerer Lage. siehe Seite 17 Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 6 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 3. RAHMENBEDINGUNGEN UND MARKTENTWICKLUNGEN In der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands, die den Grundstücksmarkt einer Region entscheidend beeinflusst, war im Jahr 2004 für das reale Bruttoinlandsprodukt nach mehreren Jahren Stagnation erstmals wieder ein deutlicher Zuwachs um +1,6 % (2003: -0,1 %) zu verzeichnen. Im vierten Quartal 2004 hat sich diese Entwicklung bestätigt, indem die vergleichbare Vorjahresentwicklung um +1,5 % (2003: +0,2 %) übertroffen wurde. Die Lebenshaltungskosten haben sich im Jahr 2004 um +1,6 % (2003: +1,1 %) erhöht. Der Anstieg des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte um +1,4 % (2003: +1,3 %) fiel wiederum deutlich geringer als in den Jahren vor 2002 aus. Wohnungsbaukredite mit anfänglicher Zinsbindung von über 1 Jahr bis 5 Jahre waren im Januar 2005 mit 4,2 % mit dem seit Jahren günstigsten Zinssatz (Januar 2004: 4,65 %) zu erhalten. Bei einer durchschnittlichen Arbeitslosenquote im Jahr 2004 von 10,5 % (Baden-Württemberg 6,9 %) wurde erneut das hohe Ergebnis des Vorjahres (2003: 10,5 %, B-W 6,9 %) erreicht, wobei keine Erholung des Arbeitsmarktes abzusehen ist. Die Arbeitslosenquote verläuft somit weiterhin auf sehr ungünstigem Niveau. Im gesamtdeutschen Grundstücksmarkt waren im Jahr 2004 die Preise weitgehend stabil, die Umsätze verliefen dagegen rückläufig. Nachgebende Umsätze kennzeichnen den Wohnimmobilienmarkt in vielen Städten. Ausgenommen hiervon ist der Teilmarkt der Baugrundstücke für den Geschosswohnungsbau, in dem im Durchschnitt eine gleichbleibende Tendenz gemeldet wird, sowie in der südlichen Analyseregion der Markt für bebaute Grundstücke im Volleigentum und in der östlichen Region der Markt für Wohnungseigentum. Die Preise waren im Durchschnitt aller Städte im Süden und Norden gegenüber dem Vorjahr weitgehend unverändert. Immobilien im Geschosswohnungsbau sowie Wohnungseigentum gaben preislich im Osten leicht nach. Erneut gab es in einzelnen Städten unabhängig von der Region zum Teil deutliche Abweichungen von diesen durchschnittlichen Entwicklungstendenzen. Besonders trifft dies auf die Teilmärkte der Mietwohngebäude und des Wohnungseigentums im Süden und Osten zu; in 7 Städten sanken die Preise für diese Objekte um mehr als -10 %. Insgesamt traten in diesen beiden Analyseregion deutliche Preisrückgänge vermehrt auf. In der südlichen und nördlichen Analyseregion erwarten die Städte für das erste Halbjahr 2005 weiterhin konstante Preis- und Umsatzverhältnisse. In den ostdeutschen Städten wird diese Erwartung hinsichtlich des Umsatzes für Baugrundstücke und Mietwohnobjekte nicht geteilt; dort werden Rückgänge prognostiziert. Hinsichtlich der Preisentwicklung werden insgesamt keine Veränderungen erwartet. Der Anstieg der Wohnungsmieten einschließlich der Wohnnebenkosten (ohne Heizung und Warmwasser) war im Jahr 2004 mit +1,0 % geringfügig schwächer wie im Vorjahr (2003: +1,2 %), wobei die Mieten der Neubauwohnungen 2004 mit +0,8 % leichter anstiegen wie die der Altbauwohnungen mit +1,1 % (Baujahrgänge 1948 und älter). In Baden-Württemberg waren im Jahr 2004 insgesamt gut 38 200 Wohnungen neu bezugsfertig, rund +8 % mehr als 2003 (35 400, -6 %). Damit wiesen die Wohnungsfertigstellungen 2004 erstmals seit 10 Jahren wieder ein Plus auf. Mit rund 38 000 genehmigten Wohnungen wurden 2004 (2003: 40 250) nahezu -6 % weniger Wohnungen zum Bau freigegeben als im Vorjahr. Dabei wurden mit rund 33 800 zum Neubau freigegebenen Wohnungen im Jahr 2004 annähernd -5 % weniger Neubauwohnungen in Wohngebäuden genehmigt als 2003. Ausschlaggebend für diesen Rückgang war die Entwicklung bei den Ein- und Zweifamilienhäusern. So wurden nahezu -10 % weniger Einfamilienhäuser und -13% weniger Wohnungen in Zweifamilienhäusern zum Neubau freigegeben als 2003. Die Baukosten waren mit ca. +1,2 % wieder höher als nach einem vorübergehenden Abwärtstrend im Vorjahr (2003: ca. -0,6 %). Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 7 3. RAHMENBEDINGUNGEN UND MARKTENTWICKLUNGEN Der seit rund sechs Jahren zu beobachtende Abwärtstrend der Baukonjunktur in Karlsruhe konnte im zurückliegenden Jahr 2004 erstmals gestoppt werden. Zwar wurde mit 271 fertiggestellten Gebäuden und 522 bezugsfertigen Wohnungen noch viel zu wenig gebaut, wenn man zu Grunde legt, dass für den Erhalt des örtlichen Wohnungsangebots jährlich 1.400 Neubauwohnungen hinzukommen müssten. Aber immerhin liegt das Neubauvolumen des Jahres 2004 knapp doppelt so hoch wie das Rekordtief des Vorjahres und entspricht etwa dem Ergebnis des Jahres 2001. Allerdings ist der Zuwachs der Bautätigkeit 2004 gegenüber 2003 insofern etwas zu relativieren, als rund 70 Gebäude bzw. 80 Wohnungen eines zusammenhängenden Neubaugebietes im Jahr 2003 bereits bezogen, aber erst Anfang 2004 als fertiggestellt gemeldet worden waren. In Anbetracht dieser aus der Meldepraxis heraus resultierenden Unschärfe zeigt sich in dem Ergebnis für 2004 eher eine Stabilisierung als ein beginnender Aufwärtstrend im Karlsruher Wohnungsbau. Unter den 214 neu erstellten Wohngebäuden waren 184 Ein- und Zweifamilienhäuser, deren Anteil von rund 86 % aller Neubauten gegenüber dem Vorjahr nahezu gleich blieb (2003: 108 Wohngebäude, 94 Ein- und Zweifamilienhäuser, 87,0 %). Zugenommen hat indessen die Zahl der neu gebauten Wohnungen im Geschosswohnungsbau (297 Wohnungen), die sich gegenüber 2003 mehr als verdoppelte (2003: 128 Neubauwohnungen). Räumliche Schwerpunkte der letztjährigen Bautätigkeit bildeten Durlach (129 Wohnungen), die Nordstadt (86 Wohnungen), die Südweststadt (68 Wohnungen), Oberreut (42 Wohnungen), die Weststadt (40 Wohnungen) und Grötzingen (36 Wohnungen). Größere Wohnungsbauvorhaben, die sich noch im Bauüberhang befinden, gibt es z.B. in der Weststadt (162 Wohnungen), in Durlach (146 Wohnungen), der Südstadt (133 Wohnungen) und in Grünwinkel (118 Wohnungen). Bei den Baugenehmigungen im Geschosswohnungsbau zeichnet sich zumindest kurzfristig eine leichte Belebung ab, denn die Zahl der Baugenehmigungen hat sich mit 435 Wohnungen und +98,6 % gegenüber dem Vorjahr (2003: 219 Wohnungen) nahezu verdoppelt. Insgesamt liegt die Zahl der Baugenehmigungen mit 759 Wohnungen um +31,1 % höher als im Vorjahr (2003: 579), wobei wieder mehr Wohnungen im Geschosswohnungsbau angemeldet wurden. Im Karlsruher Grundstücksmarkt ist mit 2736 Kauffällen im Berichtsjahr 2004 mit -10,4 % (2003: 3054, -3,3 %) ein starker Umsatzrückgang zu verzeichnen. Die Anzahl der Kauffälle hat sich annähernd auf das Niveau von 2000 und 2001 eingependelt und ist damit wieder auf niedrigem Niveau. Dieser Trend hat sich gleichartig in allen Immobilienarten gezeigt. Der Rückgang der Kauffälle betrug bei Wohnungs- und Teileigentum -10,3 %, bei bebauten Grundstücken -11,3 % und bei unbebauten Grundstücken -9,8 % (2003: -4,8 %, -12,5 %, +16,5 %). Die Zahl der Kauffälle mit unbebauten Grundstücken des individuellen Wohnungsbaus blieb dabei jedoch mit 202 und -3,8 % nicht so deutlich wie in anderen Bereichen hinter der des Vorjahres (2003: 210, +20,0 %) zurück. Bei den Preisen für unbebaute Grundstücke hat sich 2004 mit +4,1 % bei Ein- und Zweifamilien- hausgrundstücken (2003: +3,4 %) die Entwicklung wiederum nach oben bewegt, bei den Preisen für Reihenhausgrundstücke wurde mit +9,5 % (2003: +4,1 %) sogar die größte Preissteigerung der letzten Jahre verzeichnet. Mehrfamilienhausgrundstücke sind nach dem Preisrückgang der beiden Vorjahre um +2,7 % (2003: -3,4 %) gestiegen. Bei Erstverkäufen des Wohnungs- und Teileigentumsmarktes war nach der deutlichen Preissteigerung im Jahr 2001 ein steter Rückgang der Preise zu beobachten, der 2004 durch ein leichtes Plus von +1,1 % vorerst gestoppt wurde (2003: -3,3 %). Weiterverkäufe wurden dagegen auf einem geringeren Niveau wie im Vorjahr gehandelt. Eine Prognose für das erste Halbjahr 2005 ist nur eingeschränkt möglich und von Unsicherheiten behaftet. Es kann für die meisten Teilmärkte von einer stagnierenden bis leicht steigenden Preisentwicklung ausgegangen werden. Quellen: Deutsche Bundesbank, Deutscher Städtetag, Statistisches Bundesamt, Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 8 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 2001 2002 2003 2004 Unbebaute Grundstücke Bebaute Grundstücke Wohnungs- und Teileigentum Kauffälle insgesamt 210 3036 132 79 62 15 202 608415 277 4. GRUNDSTÜCKSVERKEHR 4.1 Anzahl der Kauffälle 2000 % Anz. 2001 % Anz. 2002 % Anz. 2003 % Anz. 2004 % Anz. Unbebaute Grundstücke -18,2 507 -11,0 451 +7,3 484 +16,5 564 -9,8 509 Bebaute Grundstücke +4,3 632 -8,2 580 +25,7 729 -12,5 638 -11,3 566 Wohnungs- und Teileigentum -14,9 1561 +8,3 1691 +15,0 1945 -4,8 1852 -10,3 1661 Kauffälle insgesamt -11,8 2700 +0,8 2722 +16,0 3158 -3,3 3054 -10,4 2736 % = Steigerung bezogen auf das Vorjahr Anz. = Anzahl Kauffälle 167 58 738 260 202 4125 116 92 28 5 Baureifes Land Wohnen Individueller Wohnungsbau Baureifes Land Wohnen Mehrfamilienhausbau Baureifes Land Gewerbe Flächen der Land- und Forstwirtschaft Sonstige Bauerwartungsland Rohbauland Individueller Wohnungsbau Ein- und Zweifamilienhäuser Individueller Wohnungsbau Reihenhäuser Mehrfamilienhäuser Gewerbe Sonstige Baureifes Land Wohnen Individueller Wohnungsbau Baureifes Land Wohnen Mehrfamilienhausbau Flächen der Land- und Forstwirtschaft Bauerwartungsland Sonstige Rohbauland Individueller Wohnungsbau Ein- und Zweifamilienhäuser Mehrfamilienhäuser Gewerbe Sonstige Individueller Wohnungsbau Reihenhäuser Baureifes Land Gewerbe Unbebaute Grundstücke 564 Kauffälle im Jahr 2003 Unbebaute Grundstücke 509 Kauffälle im Jahr 2004 Bebaute Grundstücke 638 Kauffälle im Jahr 2003 Bebaute Grundstücke 566 Kauffälle im Jahr 2004 Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 9 34,4 58 49,6 55,9 69,1 92,4 60,5 190,7 94,9 52,2 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 2000 2001 2002 2003 2004 in h a Bebaute Grundstücke Unbebaute Grundstücke 4 2,8 10,7 35,3 16,3 6,7 2,1 9,1 18,8 13,3 2,1 0,1 8,9 2,8 15,1 13,7 15,1 13,5 25,8 4,8 3,3 26,9 6,4 14,5 4.2 Flächenumsatz und Wertumsatz Individueller Wohnungsbau Reihenhäuser Individueller Wohnungsbau Ein- und Zweifamilienhäuser Mehrfamilienhäuser Gewerbe Sonstige Baureifes Land Wohnen Mehrfamilienhausbau Baureifes Land Gewerbe Flächen der Land- und Forstwirtschaft Sonstige Bauerwartungsland Individueller Wohnungsbau Reihenhäuser Mehrfamilienhäuser Gewerbe Sonstige Rohbauland Individueller Wohnungsbau Ein- und Zweifamilienhäuser Flächenumsatz Unbebaute Grundstücke 52,2 ha Flächenumsatz im Jahr 2004 Bebaute Grundstücke 55,9 ha Flächenumsatz im Jahr 2003 Bebaute Grundstücke 69,1 ha Flächenumsatz im Jahr 2004 Unbebaute Grundstücke 94,9 ha Flächenumsatz im Jahr 2003 Baureifes Land Wohnen Individueller Wohnungsbau Baureifes Land Wohnen Individueller Wohnungsbau Rohbauland Bauerwartungsland Sonstige Flächen der Land- und Forstwirtschaft Baureifes Land Gewerbe Baureifes Land Wohnen Mehrfamilienhausbau Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 10 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 43,9 24,5 73,2 7,8 83,5 23,4 10,8 16,8 1,22,8 1,10,1 25,1 16,8 16,9 0,81,48 17,8 52,2 29,2 114,3 14 78,6 4.2 Flächenumsatz und Wertumsatz 2000 Wert Fläche Mill.Euro ha 2001 Wert Fläche Mill.Euro ha 2002 Wert Fläche Mill.Euro ha 2003 Wert Fläche Mill.Euro ha 2004 Wert Fläche Mill.Euro ha Unbebaute Grundstücke 105,8 92,4 94,8 60,5 178,0 190,7 86,8 94,9 56,2 52,2 Bebaute Grundstücke 301,2 34,4 552,3 58,0 377,7 49,6 288,3 55,9 232,9 69,1 Wohnungs- und Teileigentum 189,7 197,6 222,5 213,6 192,6 Kauffälle insgesamt 596,7 844,7 778,2 588,7 481,7 198 222 214 193 301 552 378 288 233 106 95 178 87 56 190 0 100 200 300 400 500 600 2000 2001 2002 2003 2004 in M ill io ne n Eu ro Wohnungs- und Teileigentum Bebaute Grundstücke Unbebaute Grundstücke Baureifes Land Wohnen Individueller Wohnungsbau Baureifes Land Wohnen Mehrfamilienhausbau Baureifes Land Gewerbe Flächen der Land- und Forstwirtschaft Sonstige Bauerwartungsland Rohbauland Individueller Wohnungsbau Reihenhäuser Mehrfamilienhäuser Gewerbe Individueller Wohnungsbau Ein- und Zweifamilienhäuser Sonstige Baureifes Land Wohnen Individueller Wohnungsbau Sonstige Bauerwartungsland Baureifes Land Gewerbe Flächen der Land- und Forstwirtschaft Rohbauland Baureifes Land Wohnen Mehrfamilienhausbau Mehrfamilienhäuser Individueller Wohnungsbau Reihenhäuser Individueller Wohnungsbau Ein- und Zweifamilienhäuser Sonstige Gewerbe Unbebaute Grundstücke 86,8 Millionen Euro Wertumsatz im Jahr 2003 Unbebaute Grundstücke 56,2 Millionen Euro Wertumsatz im Jahr 2004 Bebaute Grundstücke 288,3 Millionen Euro Wertumsatz im Jahr 2003 Bebaute Grundstücke 232,9 Millionen Euro Wertumsatz im Jahr 2004 Wertumsatz Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 11 5. PREISNIVEAU UND PREISENTWICKLUNG Bei den dargestellten Preisspiegeln und Preisentwicklungen handelt es sich um Durchschnittswerte, die nur unter Einbeziehung weiterer Merkmale, wie Maß der baulichen Nutzung, Lage, Nutzungsart, Indexreihen usw. für eine exakte Wertermittlung Verwendung finden können. Berücksichtigt wurden nur Kauffälle, bei denen ungewöhnliche Verhältnisse oder persönliche Beziehungen zwischen den Vertragspartnern ausgeschlossen werden können. Kaufpreise und andere Daten können insbesondere durch ungewöhnliche oder persönliche Verhältnisse beeinflusst werden, wenn sie erheblich von den Kaufpreisen in vergleichbaren Fällen abweichen, ein außergewöhnliches Interesse des Verkäufers oder des Erwerbers an dem Verkauf oder dem Erwerb des Grundstücks bestanden hat, besondere Bindungen verwandtschaftlicher, wirtschaftlicher oder sonstiger Art zwischen den Vertragspartnern bestanden haben oder Erträge, Bewirtschaftungs- und Herstellungskosten erheblich von denen in vergleichbaren Fällen abweichen. Die in den Tabellen dargestellten "Preisentwicklungen bezogen auf das Vorjahr" sind aus den angegebenen Kaufpreismitteln berechnet und können insoweit die tatsächliche Preisentwicklung nur als groben Trend wiedergeben. Lagequalität Nachfolgend werden die Merkmale für Wohnlagen beschrieben wie sie für Karlsruher Verhältnisse als wertrele- vant beurteilt werden können. Die Einstufung erfolgt auf Grundlage der mit dem Gutachterausschuss abgestimmten Lagequalitäten unter sachverständiger Beurteilung der Lage des Einzelobjektes. Mäßige Lage Gekennzeichnet durch eine kompakte Bauweise mit wenig Freiflächen und/oder starken Immissionen in nicht bevorzugten Wohngebieten mit mäßigem Image. Hierzu gehört z.B. die Lage inmitten oder im Windschatten von Industrie und Gewerbe, bei verdichteter Bebauung, unzureichender Besonnung und Durchgrünung, die Lage an Hauptverkehrsstraßen, Bahnlinien etc. und Randlagen teilweise im Tiefgestade. Mittlere Lage Wohnlagen ohne besondere Vor- und Nachteile. Sie sind gekennzeichnet durch eine überwiegend verdichtete, z.T. auch aufgelockerte Bebauung mit noch geringen Freiflächen und durchschnittlicher Immissionsbelastung. Typisch dafür sind ältere Wohngebiete der Innenstadt und der Ortsteile ohne besondere Vor- und Nachteile, soweit sie nicht an Hauptverkehrsstraßen liegen oder die Grundstücke genügend Freiflächen, jedoch keine besonderen Frei- und Aussichtslagen haben. Gute Lage Ruhige Wohnlage mit aufgelockerter, zumeist offener Bebauung und Vorgärten in Höhen- und Halbhöhenlage oder auch nachgefragte innenstädtische Wohngebiete ohne Immissionsbelastung. Dazu gehören auch Gebiete mit größeren Wohnobjekten mit starker Durchgrünung und Aussichtslage, geringen Immissionen, guter Infrastruktur und günstiger Verkehrsanbindung zur Innenstadt. Sehr gute Lage Absolut ruhige Wohnlage mit aufgelockerter, überwiegend ein- bis zweigeschossiger Bauweise mit vielfach großen Grundstücken bei völliger Durchgrünung des Wohngebietes, hinreichender Infrastruktur und günstiger Lage zur Innenstadt und zu Freizeiteinrichtungen und/oder überdurchschnittlichem Image, oft begleitet durch Höhen- und Aussichtslage. Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 12 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 5.1 Unbebaute Grundstücke Die Zuordnung der im Jahr 2004 der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses zugegangenen Verträge über unbebaute Grundstücke erfolgte unter Berücksichtigung der in § 4 der Wertermittlungsverordnung 1988 verwendeten Begriffsbestimmungen für Zustand und Entwicklung von Grund und Boden. Zusätzlich wird zur besseren Darstellung der Ergebnisse nach "Sonstige Flächen" unterschieden. Baureifes Land Hierzu zählen Flächen, die nach öffentlich rechtlichen Vorschriften baulich nutzbar sind. Rohbauland Hierzu zählen Flächen, die nach den §§ 30, 33 und 34 des BauGB für eine bauliche Nutzung bestimmt sind, deren Erschließung aber noch nicht gesichert ist oder die nach Lage, Form oder Größe für eine bauliche Nutzung unzureichend gestaltet sind. Bauerwartungsland Hierzu zählen Flächen, die nach ihrer Eigenschaft, ihrer sonstigen Beschaffenheit und ihrer Lage eine bauliche Nutzung in absehbarer Zeit tatsächlich erwarten lassen. Diese Erwartung kann sich insbesondere auf eine entsprechende Darstellung dieser Flächen im Flächennutzungsplan, auf ein entsprechendes Verhalten der Gemeinde oder auf die allgemeine städtebauliche Entwicklung des Gemeindegebietes gründen. Flächen der Land- und Forstwirtschaft Hierzu zählen entsprechend genutzte oder nutzbare Flächen, von denen anzunehmen ist, dass sie nach ihren Eigenschaften, der sonstigen Beschaffenheit und Lage, nach ihren Verwertungsmöglichkeiten oder den sonstigen Umständen in absehbarer Zeit nur land- und forstwirtschaftlichen Zwecken dienen werden. Sonstige Flächen Alle Grundstücke, die sich aufgrund abweichender Merkmale den in der Wertermittlungsverordnung genannten Entwicklungsstufen nicht eindeutig zuordnen lassen wie z. B. Kleingartengelände, Gartenhausgebiete, Verkehrs- flächen etc. 5.1.1 Baureifes Land Wohnen Typische Preise für unbebaute Grundstücke Auf Grundlage von Kaufpreisen - auch aus zurückliegenden Jahren - und Bodenpreisindexreihen (s. 6.1.1) werden typische Baulandpreise bzw. -spannen für die verschiedenen Lagequalitäten in Karlsruhe dargestellt. Grundstückstyp Mäßige Lage Euro/m² Mittlere Lage Euro/m² Gute Lage Euro/m² Sehr gute Lage Euro/m² Ein- und Zweifamilienhausgrundstücke (ebf) 300 280 - 330 360 320 - 420 420 370 - 490 500 440 -560 Reihenhausgrundstücke (ebf) 360 320 - 390 410 380 - 450 Mehrfamilienhausgrundstücke (ebf) GFZ 1,0 400 370 - 460 410 390 - 540 Euro/m² = typischer Kaufpreis auf volle Euro/m² gerundet ebf = erschließungsbeitragsfrei Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 13 0 10 20 30 40 bis 100 101 - 200 201 - 300 301 - 400 401 - 500 501 - 600 601 - 700 701 - 800 ab 801 m ² 2003 2004 0 10 20 30 40 50 bis 150 151 - 200 201 - 250 251 - 300 301 - 350 351 - 400 401 - 450 ab 451 Eu ro /m ² 2003 2004 5.1.1 Baureifes Land Wohnen Individueller Wohnungsbau Von den 202 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 77 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Beim individuellen Wohnungsbau (Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser) besteht keine Abhängigkeit vom Maß der baulichen Nutzung (GFZ). Deshalb sind die dargestellten Kaufpreise nicht auf eine bestimmte GFZ bezogen. Aus den angegebenen Kaufpreismitteln, die insbesondere keine Normierung der Lagewertverhältnisse beinhalten, kann keine Preisentwicklung abgeleitet werden. Hierzu wird auf die “Erforderlichen Daten für die Wertermittlung” (s. 6.1.1 Bodenpreisindexreihen) verwiesen. 2000 V Euro/m² 2001 V Euro/m² 2002 V Euro/m² 2003 V Euro/m² 2004 V Euro/m² Kauffälle mit Erschließungsbeitrag (ebf) 137 337 54 387 112 353 110 360 77 397 Euro/m² = mittlerer Kaufpreis auf volle Euro/m² gerundet ebf = erschließungsbeitragsfrei V = Anzahl der ausgewerteten Kauffälle 387 353 360 397 337 300 310 320 330 340 350 360 370 380 390 400 410 2000 2001 2002 2003 2004 Eu ro / m ² Kaufpreise Kauffälle nach Grundstücksgrößen Kauffälle nach Kaufpreisen/m² Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 14 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 0 5 10 15 20 2000 2001 2002 2003 2004 5.1.1 Baureifes Land Wohnen Mehrfamilienhausbau Von den 41 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 16 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Da eine Abhängigkeit vom Maß der baulichen Nutzung (GFZ) besteht, sind die dargestellten Kaufpreise auf eine GFZ von 1,0 bezogen. Hierzu wurden die für Karlsruhe ermittelten GFZ-Umrechnungskoeffizienten verwendet. In den Kaufpreisen sind die Erschließungsbeiträge (ebf) enthalten. Unter Berücksichtigung der geringen Anzahl geeigneter Kauffälle können die ermittelten Durchschnittswerte lediglich einen Anhalt für die Wertverhältnisse von Mehrfamilienhausgrundstücken darstellen. Hierzu wird auf die “Erforderlichen Daten für die Wertermittlung” (s. 6.1.1 Bodenpreisindexreihen) verwiesen. 2000 V Euro/m² 2001 V Euro/m² 2002 V Euro/m² 2003 V Euro/m² 2004 V Euro/m² Kauffälle mit Erschließungsbeitrag (ebf), GFZ 1,0 14 406 8 424 18 431 18 390 17 416 Euro/m² = mittlerer Kaufpreis auf volle Euro/m² gerundet ebf = erschließungsbeitragsfrei V = Anzahl der ausgewerteten Kauffälle 424 431 390 416 406 360 370 380 390 400 410 420 430 440 450 2000 2001 2002 2003 2004 Eu ro / m ² Kaufpreise Anzahl der ausgewerteten Kauffälle Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 15 5.1.2 Baureifes Land Gewerbe Von den 25 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 12 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Bei der großen Anzahl ungeeigneter Kauffälle sind überwiegend ungewöhnliche oder persönliche Verhältnisse vorhanden wie z.B. besondere wirtschaftliche Bindungen zwischen den Vertragsparteien. Aufgrund der geringen Anzahl und Verteilung der Kauffälle nach Lage, Art und Maß der baulichen Nutzung etc. ist ein aussagefähiger Preisspiegel nicht darstellbar. In Einzelfällen sind sachverständige Wertermittlungen durchzuführen. 5.1.3 Rohbauland Von den 5 Kauffällen dieses Teilmarktes waren keine Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Da die Kaufpreise für Rohbauland im wesentlichen abhängig sind von der Art und dem Maß der geplanten Nutzung sowie der Wartezeit bis zur möglichen Bebauung, lässt sich ein aussagefähiger Preisspiegel nicht darstellen. In Einzelfällen sind sachverständige Wertermittlungen durchzuführen. 5.1.4 Bauerwartungsland Von den 28 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 23 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Hiervon entfielen 13 Kauffälle auf Flächen mit zu erwartender gewerblicher Nutzung und 10 Kauffälle auf Flächen mit geplanter Mischgebiets- bzw. Wohnnutzung. Da die Kaufpreise - insbesondere durch Unsicherheiten hinsichtlich der Realisierung - unterschiedlich beeinflusst sind, lässt sich ein aussagefähiger Preisspiegel nicht darstellen. In Einzelfällen sind sachverständige Wertermitt- lungen durchzuführen. Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 16 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 0 10 20 30 40 bis 2,00 2,01 - 3,00 3,01 - 4,00 4,01 - 5,00 5,01 - 6,00 6,01 - 7,00 ab 7,01 Eu ro /m ² 2003 2004 800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 2000 2001 2002 2003 2004 m² 5.1.5 Flächen der Land- und Forstwirtschaft Von den 116 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 55 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. In diesen Kauffällen sind keine begünstigten Grundstücke (z.B. Ortsnähe, besondere Lage u.a.) der Land- und Forstwirtschaft enthalten. Diese werden überwiegend in einer Spanne von 5 bis 15 Euro/m² gehandelt. Aus den angegebenen Kaufpreismitteln, die insbesondere keine Normierung der Lagewertverhältnisse beinhalten, kann keine Preisentwicklung abgeleitet werden. Hierzu wird auf die “Erforderlichen Daten für die Wertermittlung” (s. 6.1.1 Bodenpreisindexreihen) verwiesen. 3,80 3,70 3,60 3,60 3,20 2 2,5 3 3,5 4 2000 2001 2002 2003 2004 Eu ro / m ² Kaufpreise Kauffälle nach Kaufpreisen/m² Grundstücksgrößen Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 17 5.2 Bebaute Grundstücke Die Kaufpreise enthalten den Gebäude- und den Bodenwertanteil. 5.2.1 Ein- und Zweifamilienhäuser Von den 260 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 170 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Typische Preise Auf Grundlage von Kaufpreisen - auch aus zurückliegenden Jahren - werden typische Preise bzw. Preisspannen für die verschiedenen Lagequalitäten in Karlsruhe dargestellt. Baujahr Mäßige Lage Euro Mittlere Lage Euro Gute Lage Euro Sehr gute Lage Euro 1950 - 1969 270 000 200 000 – 380 000 330 000 200 000 – 470 000 540 000 400 000 – 680 000 1970 - 1989 330 000 240 000 – 400 000 370 000 260 000 – 450 000 Erstverkäufe 330 000 310 000 – 370 000 370 000 290 000 – 460 000 Euro = typischer Kaufpreis 200000 250000 300000 350000 400000 450000 500000 550000 2003 2004 Eu ro bis 1949 1950 - 1969 1970 - 1989 ab 1990 Erstverkäufe 200 250 300 350 400 450 500 550 600 650 700 2003 2004 m ² bis 1949 1950 - 1969 1970 - 1989 ab 1990 Erstverkäufe 1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 2200 2300 2400 2500 2600 2700 2800 2900 3000 2003 2004 Eu ro /m ² W oh nf lä ch e bis 1949 1950 - 1969 1970 - 1989 ab 1990 Erstverkäufe 149 ausgewertete Kauffälle mit Wohnflächenangabe im Jahr 2004 Grundstücksgrößen Kaufpreise pro m² Wohnfläche Kaufpreise 41 77 29 176 1950 -1969 bis 1949 1970 -1989 ab 1990 Erstverkäufe Kauffälle nach Baujahren Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 18 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 5.2.2 Reihenhäuser Von den 167 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 148 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Typische Preise Auf Grundlage von Kaufpreisen - auch aus zurückliegenden Jahren - werden typische Preise bzw. Preisspannen für die verschiedenen Lagequalitäten in Karlsruhe dargestellt. Baujahr Mäßige Lage Euro Mittlere Lage - Gute Lage Euro Sehr gute Lage Euro 1950 - 1969 240 000 160 000 – 300 000 1970 - 1989 260 000 200 000 – 330 000 Erstverkäufe 290 000 220 000 – 380 000 Euro = typischer Kaufpreis 150000 175000 200000 225000 250000 275000 300000 2003 2004 Eu ro bis 1949 1950 - 1969 1970 - 1989 ab 1990 Erstverkäufe 1850 1900 1950 2000 2050 2100 2150 2200 2250 2300 2003 2004 Eu ro /m ² W oh nf lä ch e bis 1949 1950 - 1969 1970 - 1989 ab 1990 Erstverkäufe 142 ausgewertete Kauffälle mit Wohnflächenangabe im Jahr 2004 150 200 250 300 2003 2004 m ² bis 1949 1950 - 1969 1970 - 1989 ab 1990 Erstverkäufe Kaufpreise Grundstücksgrößen Kaufpreise pro m² Wohnfläche 1 24 26 14 83 Kauffälle nach Baujahren 1950 -1969 bis 1949 1970 -1989 ab 1990 Erstverkäufe Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 19 5.2.3 Mehrfamilienhäuser Von den 58 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 28 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. 23 5 000 850 900 950 1000 2003 2004 Eu ro /m ² W oh nf lä ch e bis 1949 1950 - 1969 1970 - 1989 ab 1990 Erstverkäufe 22 ausgewertete Kauffälle mit Wohnflächenangabe im Jahr 2004 1950 - 1969 Erstverkäufe 1970 - 1989 ab 1990 bis 1949 0 5 10 15 bis 150 000 150 001 - 200 000 200 001 - 250 000 250 001 - 300 000 300 001 - 350 000 350 001 - 400 000 400 001 - 450 000 450 001 - 500 000 500 001 - 750 000 750001-1000000 ab 1 000 001 Eu ro 2003 2004 Kaufpreise Kaufpreise pro m² Wohnfläche Kauffälle nach Kaufpreisen Kauffälle nach Baujahren 400000 450000 500000 550000 600000 2003 2004 Eu ro bis 1949 1950 - 1969 1970 - 1989 ab 1990 Erstverkäufe Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 20 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 5.3 Wohnungs- und Teileigentum Wohnungseigentum ist das Sondereigentum an einer Wohnung in Verbindung mit dem Miteigentumsanteil an dem gemeinschaftlichen Eigentum, zu dem es gehört. Teileigentum ist das Sondereigentum an nicht zu Wohnzwecken dienenden Räumen eines Gebäudes in Verbindung mit dem Miteigentumsanteil an dem gemeinschaftlichen Eigentum, zu dem es gehört. Von den 1661 Kauffällen über Wohnungs- und Teileigentum waren 765 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Die dargestellten Kaufpreise beinhalten den Wert für das Wohnungseigentum/Teileigentum mit dem Miteigentumsanteil an dem gemeinschaftlichen Eigentum einschließlich Grund, Boden und Instandsetzungsrücklage. Nicht enthalten sind Wertanteile für Garagen oder Einstellplätze. Gebäudetyp, Grundriss, Geschosslage, Ausstattung, Modernisierung etc. sind nicht berücksichtigt. Bei vermieteten Objekten werden vom Grundstücksmarkt üblicherweise Abschläge vorgenommen. Aufgrund verschiedener Merkmale (z.B. Lagequalität, Geschosslage, Wohnungszuschnitt, Ausstattung u.a.) können bei den ausgewerteten Kauffällen Abweichungen von mehr als 500 Euro/m² Wohnfläche von den dargestellten Kaufpreismitteln bestehen. Deshalb stellen die Kaufpreismittel nur einen Anhalt für die Wertverhältnisse des betreffenden Teilmarktes dar. In Einzelfällen sind sachverständige Wertermittlungen durchzuführen. 0 100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000 2000 2001 2002 2003 2004 Erstverkäufe Erstverkäufe von umgewandelten Mietwohnungen Weiterverkäufe Kauffälle von Wohnungseigentum Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 21 5.3.1 Erstverkäufe von Wohnungseigentum Von den 250 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 163 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Im Jahr 2001 haben bei den Wohnungsgrößen 100 m² und größer eine große Anzahl von Wohnungen in guter bis sehr guter Lage und gutem Ausbau ein hohes Preisniveau ergeben. Aus den angegebenen Kaufpreismitteln, die insbesondere keine Normierung der Lagewertverhältnisse beinhalten, kann keine Preisentwicklung abgeleitet werden. Hierzu wird auf die “Erforderlichen Daten für die Wertermittlung” (s. 6.1.2 Indexreihe für Wohnungseigentum) verwiesen. Typische Preise Auf Grundlage von Kaufpreisen - auch aus zurückliegenden Jahren - werden typische Preise bzw. Preisspannen für die verschiedenen Lagequalitäten in Karlsruhe dargestellt. Wohnung Mäßige Lage Euro/m² Mittlere Lage Euro/m² Gute Lage Euro/m² Sehr gute Lage Euro/m² 50 m², 3.OG 2430 2000 – 3000 2590 2000 – 3000 75 m², 1. OG 2270 1900 – 2800 2420 2000 – 2700 100 m², 2. OG 2250 1900 – 2800 2390 1900 – 2800 Euro/m² = typischer Kaufpreis in Euro/m² Wohnfläche Kaufpreise pro m² Wohnfläche 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 bis 25 m² 26 - 39 m² 40 - 59 m² 60 - 79 m² 80 - 99 m² ab 100 m² 2003 2004 Kauffälle nach Wohnungsgrößen 2000 2100 2200 2300 2400 2500 2001 2002 2003 2004 Eu ro /m ² W oh nf lä ch e bis 25 m² 26-39 m² 40-59 m² 60-79 m² 80-99 m² ab 100 m² Gesamt Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 22 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 5.3.2 Weiterverkäufe von Wohnungseigentum Von den 826 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 336 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Aus den angegebenen Kaufpreismitteln, die insbesondere keine Normierung der Lagewertverhältnisse beinhalten, kann keine Preisentwicklung abgeleitet werden. Typische Preise Auf Grundlage von Kaufpreisen - auch aus zurückliegenden Jahren - werden typische Preise bzw. Preisspannen für die verschiedenen Lagequalitäten in Karlsruhe dargestellt. Baujahr Mäßige Lage Euro/m² Mittlere Lage Euro/m² Gute Lage Euro/m² Sehr gute Lage Euro/m² 1960 - 1969 1300 1000 – 1600 1310 1100 – 1700 1970 - 1979 1390 1100 – 1800 1400 1100 – 1700 1980 - 1989 1500 1200 – 1900 1540 1200 – 1900 Euro/m² = typischer Kaufpreis in Euro/m² Wohnfläche Normiert auf Wohnanlage mit 60 Wohnungen 0 20 40 60 80 100 120 bis 1949 1950-1959 1960-1969 1970-1979 1980-1989 ab 1990 B au ja hr e 2003 2004 Kaufpreise pro m² Wohnfläche 1200 1300 1400 1500 1600 1700 1800 1900 2001 2002 2003 2004 Eu ro /m ² W oh nf lä ch e bis 1949 1950 - 1959 1960 - 1969 1970 - 1979 1980 - 1989 ab 1990 Wohnungsgröße durchschnittlich berücksichtigt Kauffälle nach Baujahren Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 23 5.3.3 Erstverkäufe von umgewandelten Mietwohnungen Von den 323 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 146 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Aus den angegebenen Kaufpreismitteln, die insbesondere keine Normierung der Lagewertverhältnisse beinhalten, kann keine Preisentwicklung abgeleitet werden. bis 1949 V Euro/m² 1950 - 1959 V Euro/m² Baujahre 1960 – 1969 1970 – 1979 V Euro/m² V Euro/m² 1980 - 1989 V Euro/m² ab 1990 V Euro/m² 20 1215 64 1281 31 1190 15 1387 13 1554 3 ** V = Anzahl der ausgewerteten Kauffälle ** = bei weniger als 4 Kauffällen keine Angabe Euro/m² = mittlerer Kaufpreis auf volle Euro/m² Wohnfläche gerundet 1100 1200 1300 1400 1500 1600 1700 2001 2002 2003 2004 Eu ro /m ² W oh nf lä ch e bis 1949 1950 - 1959 1960 - 1969 1970 - 1979 1980 - 1989 ab 1990 0 20 40 60 80 100 bis 1949 1950-1959 1960-1969 1970-1979 1980-1989 ab 1990 B au ja hr e 2003 2004 Kauffälle nach Baujahren Kaufpreise pro m² Wohnfläche Wohnungsgröße durchschnittlich berücksichtigt Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 24 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 5.3.4 Teileigentum Von den 262 Kauffällen dieses Teilmarktes waren 120 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Gewerbe Von den 56 Kauffällen über Gewerbeteileigentum waren 18 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Aufgrund der geringen Anzahl und Verteilung der Kauffälle auf die einzelnen Baujahre, die Art des Gewerbes etc. ist ein aussagefähiger Preisspiegel nicht darstellbar. In Einzelfällen sind sachverständige Wertermittlungen durchzuführen. Garagen und Tiefgaragenstellplätze Von den 206 Kauffällen von Garagen, Tiefgaragenstellplätzen oder offenen Stellplätzen waren 102 Kauffälle für eine Auswertung geeignet. Bei Erstverkäufen konnte kein Preisunterschied zwischen Einzel-, Doppel- oder Mehrfachparkern festgestellt werden. Garagen V Euro Tiefgaragenstellplätze V Euro Offene Stellplätze V Euro Erstverkäufe ** ** 46 9000 – 17500 34 3800 – 5800 Weiterverkäufe 7 5500 – 9500 9 7000 – 14000 ** ** Erstverkäufe von umgewandelten Garagen und Tiefgaragenstellplätzen ** ** ** ** ** ** ** = bei weniger als 4 Kauffällen keine Angabe V = Anzahl der ausgewerteten Kauffälle Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 25 6. ERFORDERLICHE DATEN FÜR DIE WERTERMITTLUNG Die für die Wertermittlung erforderlichen Daten sind aus der Kaufpreissammlung (§ 193 Abs. 3 des Baugesetz- buches) unter Berücksichtigung der jeweiligen Lage auf dem Grundstücksmarkt abzuleiten. Hierzu gehören insbesondere Indexreihen (§ 9 Wertermittlungsverordnung), Umrechnungskoeffizienten (§ 10 Wertermittlungs- verordnung), Liegenschaftszinssätze (§ 11 Wertermittlungsverordnung) und Vergleichsfaktoren für bebaute Grundstücke (§ 12 Wertermittlungsverordnung). 6.1 Indexreihen Änderungen der allgemeinen Wertverhältnisse auf dem Grundstücksmarkt sollen mit Indexreihen erfasst werden. Die ermittelten Indexzahlen ermöglichen die Umrechnung von Kaufpreisen auf bestimmte Stichtage und sind damit von großer Bedeutung für die Wertermittlungspraxis. 6.1.1 Bodenpreisindexreihen Bodenpreisindexreihen bestehen aus Indexzahlen, die sich aus dem durchschnittlichen Verhältnis der Bodenpreise eines jährlichen Erhebungszeitraums zu den Bodenpreisen des Basiszeitraums 1994 mit der Indexzahl 100 ergeben. Baureifes Land Wohnen Baureifes Land Wohnen Individueller Wohnungsbau Mehrfamilienhausbau Ein- und Zweifamilienhäuser Reihenhäuser 1994 100 100 100 1995 108 108 100 1996 108 112 100 1997 113 114 100 1998 112 114 102 1999 114 116 108 2000 117 116 113 2001 125 127 119 2002 119 121 116 2003 123 126 112 2004 128* 138* 115* * = vorläufige Indexzahl Baureifes Land Wohnen 95 100 105 110 115 120 125 130 135 140 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 In de xz ah l Ein- und Zweifamilienhäuser Reihenhäuser Mehrfamilienhausbau Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 26 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 6.1.2 Indexreihe für Wohnungseigentum Wohnungseigentum Erstverkäufe 1994 100 1995 93 1996 91 1997 85 1998 82 1999 85 2000 86 2001 93 2002 92 2003 89 2004 90* * = vorläufige Indexzahl Flächen der Land- und Forstwirtschaft Wohnungseigentum 100 100 102 108 108 110 110 113 113 108 113 95 100 105 110 115 120 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 In de xz ah l Flächen der Land- und Forstwirtschaft 100 93 91 85 82 85 86 93 92 89 90 80 85 90 95 100 105 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 In de xz ah l Erstverkäufe Ohne begünstigte Grundstücke (z.B. Ortsnähe, besondere Lage u.a.) Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 27 6.2 Umrechnungskoeffizienten 6.2.1 GFZ-Umrechnungskoeffizienten Auf der Grundlage geeigneter Kauffälle von unbebauten Mehrfamilienhausgrundstücken wurden für die Um- rechnung der Wertverhältnisse bei unterschiedlicher baulicher Nutzung (GFZ : GFZ) Umrechnungskoeffizienten für Karlsruhe ermittelt. Diese Umrechnungskoeffizienten können auch für die Umrechnung der Wertverhältnisse von Grundstücken gewerblicher Nutzung (gebietstypisch), der Geschäfts-, Büro-, Verwaltungs-, Dienstleistungsnutzung und technologieorientierter Nutzung herangezogen werden. In Geschäftslagen (Innenstadtzentrum, Nebenzentren) kann die Abhängigkeit des Bodenwerts von den höherwertig genutzten Flächen (Erdgeschossladenmieten) erheblich größer sein als die Abhängigkeit von der GFZ (WertR 2002, Nr. 2.3.4.2). Beim individuellen Wohnungsbau (Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser) besteht keine Abhängigkeit vom Maß der baulichen Nutzung (GFZ). Die angegebenen Umrechnungskoeffizienten beziehen sich auf Grundstücke im erschließungsbeitragsfreien Zustand. GFZ Umrechnungskoeffizienten GFZ Umrechnungskoeffizienten WertR 91 Karlsruhe WertR 91 Karlsruhe 0,4 0,66 0,71 1,5 1,24 1,24 0,5 0,72 0,76 1,6 1,28 1,29 0,6 0,78 0,81 1,7 1,32 1,34 0,7 0,84 0,86 1,8 1,36 1,39 0,8 0,90 0,90 1,9 1,41 1,43 0,9 0,95 0,95 2,0 1,45 1,48 1,0 1,00 1,00 2,1 1,49 1,53 1,1 1,05 1,05 2,2 1,53 1,58 1,2 1,10 1,10 2,3 1,57 1,63 1,3 1,14 1,14 2,4 1,61 1,68 1,4 1,19 1,19 GFZ = Geschossflächenzahl (GFZ) im Sinne § 20 BauNVO. In dieser GFZ sind auch die wertrelevanten Geschossflächen, die nach der BauNVO u.a. außer Betracht bleiben können, berücksichtigt. Zwischenwerte lassen sich durch interpolieren berechnen. Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 28 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 6.2.2 Umrechnungskoeffizienten für Wohnungseigentum Für die Wertermittlung von Eigentumswohnungen auf dem Karlsruher Grundstücksmarkt wird in der Regel das direkte Vergleichswertverfahren herangezogen. Auskünfte aus der Kaufpreissammlung können durch die Geschäftsstelle erteilt werden. Demgemäß sind die Umrechnungskoeffizienten für Wertermittlungen nur in den Fällen anzuwenden, bei denen keine geeigneten Vergleichspreise zur Verfügung stehen. Auf der Grundlage geeigneter Kauffälle wurden Umrechnungskoeffizienten für die Wertverhältnisse von Woh- nungseigentum für Karlsruhe ermittelt. Die Analyse des Datenmaterials erfolgte mit Hilfe eines speziellen Auswerteverfahrens (multiple Regression). Dabei wird die Auswirkung der wesentlichen wertbeeinflussenden Merkmale wie Kaufpreisdatum, Alter, Woh- nungsgröße, Wohnlage, Geschosslage und die Größe der Wohnanlage (Zahl der Eigentumswohnungen) auf den Kaufpreis (Vergleichsfaktor) analysiert. Bei der Ermittlung der Umrechnungskoeffizienten wurden die sonstigen wertbeeinflussenden Merkmale mit ihren Mittelwerten bzw. Basiswerten angehalten. Bei Erstverkäufen konnte keine Abhängigkeit des Kaufpreises von der Wohnungsqualität ermittelt werden. Für die Abhängigkeit zwischen Baujahr und Wohnungsqualität bei Weiterverkäufen ergab sich ein sehr hoher Wert. Deshalb wurde nur das Baujahr als Einflussgröße beibehalten. Für die Wertermittlung ist demgemäß jeweils von einer dem Baujahr entsprechenden Wohnungsqualität auszugehen. Die ermittelten Umrechnungskoeffizienten können lediglich als Durchschnittswerte für den Eigentumswohnungsmarkt insgesamt interpretiert werden. Im Einzelfall sind Abweichungen für spezielle Teilmärkte von Eigentumswohnungen möglich. Die Anzahl der verwendeten Umrechnungskoeffizienten ist auf maximal 2 zu beschränken, da eine beliebige Aneinanderreihung mehrerer Umrechnungskoeffizienten i.d.R. zu unsachgemäßen Ergebnissen führt. Das Ergebnis ist jeweils auf Plausibilität zu prüfen. Ebenso sollen Umrechnungen nur innerhalb von Teilbereichen der angegebenen Werte (z.B. von 75 m² Wohnfläche auf 90 m² Wohnfläche) erfolgen. Umrechnungen über das gesamte Spektrum (z.B. von 40 m² Wohnfläche auf 120 m² Wohnfläche) werden nicht empfohlen. 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 -6 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 8 40 m² 50 m² 60 m² 70 m² 75 m² 80 m² 90 m² 100m² 110m² 120m² % Erstverkauf -2 0 2 6 4 -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 EG 1.OG 2.OG 3.OG 4.OG % Erstverkauf Umrechnungskoeffizienten für die Wohnfläche Wohnfläche Umrechnungskoeffizienten für die Geschosslage Bei den Weiterverkäufen ergab sich kein signifikantes Ergebnis Bei den Weiterverkäufen zeigte sich keine Abhängigkeit von der Geschosslage Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 29 6.2.2 Umrechnungskoeffizienten für Wohnungseigentum Bei vermieteten Objekten werden vom Grundstücksmarkt üblicherweise Abschläge von bis zu 15 % vorgenommen. Umrechnungskoeffizienten hierzu konnten nicht ermittelt werden. Die ausgewerteten Kauffälle weisen für einzelne Merkmale folgende Ausprägungen (inkl. Fahrstuhl) auf, die gleichzeitig das Spektrum des Anwendungsbereichs für Wertermittlungen wiedergeben. Merkmale der ausgewerteten Kauffälle Kauffälle Baujahr Wohnungs- Wohnfläche Wohnlage Geschoss- Zahl der Vermietung Anzahl qualität m² lage Wohneinheiten Erstverkauf 133 Mittel 75 Mittel 1. OG 20 Nicht vermietet 2001-2002 mittel - stark gehoben 25 - 119 mäßig - gut EG - 4. OG 4 - 30 Weiterverkauf 154 1985 Mittel 75 Mittel 1. OG 60 Nicht vermietet 2001-2002 1960-1995 mittel – gehoben 40 -126 mäßig - gut EG - 11. OG 4 - 184 von - bis = niedrigster und höchster Wert des jeweiligen Merkmals -2 0 3 10 -2 0 2 4 6 8 10 mäßig mittel gut sehr gut % Erstverkauf Weiterverkauf Umrechnungskoeffizienten für das Baujahr Baujahr Umrechnungskoeffizienten für die Wohnlage 5 3 2 1 1 0 -1 -1 -2 -2 -3 -3 -4-4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 10 20 30 40 50 60 70 100 110 120 130 170 180 % Weiterverkauf Zahl der Wohnungen Bei den Erstverkäufen zeigte sich keine Abhängigkeit von der Größe der Wohnanlage Umrechnungskoeffizienten für die Größe der Wohnanlage -18 -14 -9 -5 0 5 9 -23-25 -20 -15 -10 -5 0 5 10 1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 % Weiterverkauf Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 30 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 6.3 Liegenschaftszinssätze Der Liegenschaftszinssatz ist der Zinssatz, mit dem der Verkehrswert von Liegenschaften im Durchschnitt ver- zinst wird (§ 11 Wertermittlungsverordnung). Auf der Grundlage geeigneter Kaufpreise und für gleichartig bebaute und genutzte Grundstücke wurden nach den Grundsätzen des Ertragswertverfahrens Liegenschaftszinssätze ermittelt. Wesentliche Merkmale des Wertermittlungsmodells Wirtschaftliche Rest- und Gesamtnutzungsdauer in Anlehnung an Anlage 4 der WertR 2002; Bewirtschaftungs- kosten für Wohngrundstücke nach Anlage 3 der WertR 2002 gemäß Zweite Berechnungsverordnung. Der Bodenwertansatz erfolgte üblicherweise mit dem Bodenrichtwert ohne Bebauungsabschlag. Eine Abhängigkeit von der Restnutzungsdauer der Gebäude konnte nicht festgestellt werden. Nutzungsart Monatsmiete Untere Grenze in % Obere Grenze in % Liegenschaftszinssatz in % Ein- bis Dreifamilienhausgrund- stücke 2,00 3,50 2,50 - 3,00 Wohnungseigentum nach WEG 2,50 3,50 3,00 Mietwohngrundstücke ab 4 Wohnungen, gewerblicher Mietertragsanteil < 10 % 3,50 4,50 5,50 6,50 8,00 3,00 3,50 4,00 4,50 5,00 Gemischt genutzte Grundstücke, gewerblicher Mietertragsanteil im Mittel ca. 30 % (von 10 - 50 %) 4,25 5,00 6,00 7,00 4,00 4,50 5,00 5,50 Büro-, Verwaltungs- und Dienstleistungsgrundstücke 5,00 6,00 5,50 Gewerbe- und Industriegrundstücke 5,00 8,00 6,00 Geschäftsgrundstücke 6,00 8,00 6,50 Teileigentum nach WEG 4,50 6,00 5,00 Monatsmiete = Durchschnittliche Nettokaltmiete in Euro/m² Wohn- bzw. Nutzfläche, bezogen auf die Jahresmitte In Einzelfällen können abweichende Liegenschaftszinssätze zutreffend sein. Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 31 6.4 Vergleichsfaktoren Zur Ermittlung von Vergleichsfaktoren für bebaute Grundstücke sind die Kaufpreise gleichartiger Grundstücke heranzuziehen. Gleichartige Grundstücke sind solche, die insbesondere nach Lage und Art und Maß der baulichen Nutzung sowie Größe und Alter der baulichen Anlagen vergleichbar sind. 6.4.1 Ertragsfaktoren Der Ertragsfaktor eines Grundstücks ergibt sich aus der Division des Kaufpreises durch den Jahresmietertrag ohne Nebenkosten inkl. Bewirtschaftungskosten (Nettokaltmiete). 2003 2004 Mehrfamilienhäuser, Baujahre bis 1949 16,00 17,00 14,0 – 18,0 15,0 – 19,0 Mehrfamilienhäuser, Baujahre 1950 - 1969 16,00 15,00 15,0 – 17,0 13,0 – 17,0 Mehrfamilienhäuser, Baujahre ab 1970 -- -- von - bis = Vertrauensbereich (Konfidenzintervall) mit 90 % Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 32 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 6.5 Marktanpassungsfaktoren beim Sachwertverfahren Kaufpreisanalysen zeigen, dass der ermittelte Sachwert von bebauten Grundstücken des individuellen Wohnungsbaus (Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser) und der auf dem Grundstücksmarkt erzielte Preis unterschiedlich sein können. Durch den Marktanpassungsfaktor, der sich aus der Division des Kaufpreises durch den Sachwert ergibt, erfolgt eine Anpassung des Sachwertes an die allgemeine Marktlage. Der Sachwert eines Grundstücks setzt sich aus dem Bodenwert, dem Gebäudewert, dem Wert der Außenanlagen und dem Wert der sonstigen Anlagen zusammen. Die Berechnung des Gebäudewerts erfolgt nach Herstellungswerten (Normalherstellungskosten 1995/2000 - NHK 95/2000) über die Bruttogrundfläche (BGF). Dabei sind Alter, Baumängel und Bauschäden sowie sonstige wertbeeinflussende Umstände (z.B. wirtschaftliche Überalterung) zu berücksichtigen. Wesentliche Merkmale des Wertermittlungsmodells BGF nach DIN 277 (1987), insbesondere einschließlich der nicht ausgebauten Dachflächen mit Raumhöhen unter 1,5 m; Baupreisindex des Stat. Landesamtes Baden-Württemberg; Alterswertminderung nach Ross (Anlage 8a der WertR 2002); Gesamtnutzungsdauer i.d.R. 80 bis 100 Jahre; Regionalfaktor 1,00 für Karlsruhe; Baunebenkosten pauschal mit 15%. Der Bodenwertansatz erfolgte üblicherweise mit dem Bodenrichtwert ohne Bebauungsabschlag und ggf. mit Zonung. Bei immissionsbelasteten Grundstücken sind die angegebenen Marktanpassungsfaktoren um bis zu 10% zu vermindern. In einzelnen Fällen, wo eine starke Immissionsbelastung etc. nicht durch eine gesonderte Bodenrichtwertzone berücksichtigt ist, kann der Bodenwert eine zusätzliche Wertminderung bis 20 % erfahren. Nachfolgend wurden Marktanpassungsfaktoren für Karlsruhe ermittelt. Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 33 6.5.1 Marktanpassungsfaktoren für Ein- und Zweifamilienhäuser Bei der Wertermittlung ist in Abhängigkeit vom Bodenrichtwert und der Höhe des Sachwertes (Bodenwert und Wert der baulichen Anlagen wie Gebäude, Außenanlagen unter Berücksichtigung der Wertminderung wegen Alters) am fiktiv schadensfreien Objekt der ermittelte Marktanpassungsfaktor anzubringen. Die Berücksichtigung von Kosten für wertbeeinflussende Umstände wie Baumängel und Bauschäden erfolgt anschließend ohne Marktanpassung. Die Marktanpassungsfaktoren können auch bei Erbbaurechten zur Ermittlung des Werts des unbelasteten bebauten Grundstücks W (Volleigentum) herangezogen werden. Die Ergebnisse beziehen sich überwiegend auf freistehende Ein- und Zweifamilienhäuser mit Keller-, Erdgeschoss (und Obergeschoss) und voll / nicht ausgebautem Dachgeschoss einschl. Garage(n). Vereinzelt sind auch Gebäudetypen mit Flachdach anzutreffen. Sachwert Euro Marktanpassungsfaktoren für mit Ein- und Zweifamilienhäusern bebaute Grundstücke Bodenrichtwert 230 - 310 Euro/m² 311 - 390 Euro/m² 391 - 450 Euro/m² 150 000 1,17 200 000 1,11 250 000 1,05 1,20 300 000 1,00 1,09 350 000 0,95 1,01 1,15 400 000 0,91 0,96 1,08 450 000 0,88 0,92 1,03 500 000 0,84 0,88 0,98 550 000 0,81 0,85 0,93 600 000 0,83 0,89 650 000 0,81 0,86 700 000 0,79 0,83 750 000 0,80 800 000 0,78 850 000 0,76 900 000 0,74 950 000 0,72 1 000 000 0,70 BG Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 34 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 6.5.1 Marktanpassungsfaktoren für Ein- und Zweifamilienhäuser Die ausgewerteten Kauffälle weisen für einzelne Merkmale folgende Ausprägungen auf, die gleichzeitig das Spektrum des Anwendungsbereichs für Wertermittlungen wiedergeben. Liegt das zu bewertende Objekt außerhalb der angegebenen Bereiche, so sind die Sachwertfaktoren gegebenenfalls anzupassen. Bodenricht- wert Euro/m² Merkmale der ausgewerteten Kauffälle Kauffälle Baujahr Bruttogrund- Ausstattungs- NHK 95 Grundstücks- Sachwert fläche standard fläche Anzahl m² Euro/m² BGF m² Euro 59 1965 295 mittel/gehoben 635 475 330 000 230 - 310 1900 - 1998 160 - 500 einfach - gehoben /stark gehoben 455 - 865 162 - 889 140 000 - 620 000 37 1965 320 mittel/gehoben 605 620 405 000 311 - 390 1936 - 1998 215 - 545 einfach/mittel - geh./stark geh. 445 - 830 222 - 1472 210 000 – 750 000 19 1955 375 mittel/gehoben 640 755 530 000 391 - 450 1922 - 1978 210 - 610 einfach/mittel - stark gehoben 505 - 895 393 - 1285 315 000 - 990 000 von - bis = niedrigster und höchster Wert des jeweiligen Merkmals Anwendungsbeispiel Der Verkehrswert des Objekts ergibt sich aus dem Sachwert unter Berücksichtigung eines fiktiv schadensfreien Zustandes multipliziert mit dem Marktanpassungsfaktor. Wertbeeinflussende Umstände wie Baumängel und Bauschäden sind anschließend ohne Marktanpassung anzubringen. Der Marktanpassungsfaktor bezieht sich also auf das angenommen schadensfreie Objekt. Grundstück: Immissionsbelastet, Gebäude mit Wasserschaden Bodenrichtwert (unbebaut): 350 Euro/m² (hier keine zusätzliche Wertminderung am Bodenwert wegen Immissionen) Ermittelter Sachwert (über BGF): 400 000 Euro Marktanpassungsfaktor aus Tabelle: 0,96 Verringerter Marktanpassungsfaktor: 0,91 (ca. 5 % Abschlag wegen Immissionen) Verkehrswert des fiktiv schadensfreien Grundstücks: 364 000 Euro Wasserschaden: 34 000 Euro Verkehrswert des Grundstücks: 330 000 Euro Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 35 6.5.2 Marktanpassungsfaktoren für Reihenhäuser Bei der Wertermittlung ist in Abhängigkeit von der Höhe des Sachwertes (Bodenwert und Wert der baulichen Anlagen wie Gebäude, Außenanlagen unter Berücksichtigung der Wertminderung wegen Alters) am fiktiv schadensfreien Objekt der ermittelte Marktanpassungsfaktor anzubringen. Die Berücksichtigung von Kosten für wertbeeinflussende Umstände wie Baumängel und Bauschäden erfolgt anschließend ohne Marktanpassung. Die Marktanpassungsfaktoren können auch bei Erbbaurechten zur Ermittlung des Werts des unbelasteten bebauten Grundstücks W (Volleigentum) herangezogen werden. Zwischen dem Sachwert und der Stellung der Reihenhäuser (Mittel- bzw. Endhaus) ergab sich eine hohe Abhängigkeit. Deshalb wurde nur der Sachwert als Einflussgröße beibehalten. Die Ergebnisse beziehen sich überwiegend auf Reihenhäuser mit Keller-, Erd-, Ober- und voll ausgebautem Dachgeschoss sowie zu geringeren Teilen mit nicht ausgebautem Dachgeschoss bzw. Keller-, Erd- und voll ausgebautem Dachgeschoss, jeweils einschl. Garage(n). Sachwert Euro Marktanpassungsfaktoren für mit Reihenhäusern bebaute Grundstücke Bodenrichtwert 270 - 330 Euro/m² 331 - 430 Euro/m² 125 000 1,34 1,40 150 000 1,27 1,32 175 000 1,20 1,25 200 000 1,14 1,19 225 000 1,09 1,13 250 000 1,04 1,08 275 000 0,99 1,02 300 000 0,94 0,98 325 000 0,90 0,93 350 000 0,86 0,89 Die ausgewerteten Kauffälle weisen für einzelne Merkmale folgende Ausprägungen auf, die gleichzeitig das Spektrum des Anwendungsbereichs für Wertermittlungen wiedergeben. Liegt das zu bewertende Objekt außerhalb der angegebenen Bereiche, so sind die Sachwertfaktoren gegebenenfalls anzupassen. Bodenricht- wert Euro/m² Merkmale der ausgewerteten Kauffälle Kauffälle Baujahr Bruttogrundfläche NHK 2000 Grundstücksfläche Sachwert Anzahl m² Euro/m² BGF m² Euro 270 - 330 46 1976 229 700 251 270 000 1924 - 1998 160 - 393 5 20 - 900 103 - 620 130 000 - 430 000 331 - 430 61 1972 235 680 260 270 000 1926 - 1997 130 - 361 545 - 900 149 - 567 130 000 - 425 000 von - bis = niedrigster und höchster Wert des jeweiligen Merkmals BG Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 36 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE WER = WBG - WUG + WAE WAE = WF ∗ (Za - Zt) ∗ V WFM = WUG - (Za - Zt ) WEG = WUG - WF ∗ (WUG - WFM) WAE = WUG - WEG = WF ∗ (Za - Zt) ∗ V 6.6 Wertfaktoren zur Ermittlung der Bodenwertanteile für Erbbaurechte Zur Ermittlung des Werts des Erbbaurechts WER ist zunächst vom Wert des unbelasteten bebauten Grundstücks mit Marktanpassung WBG (Volleigentum) auszugehen. Von diesem Wert ist der Verkehrswert des unbelasteten unbebauten Grundstücks WUG in Abzug zu bringen. Soweit der Erbbauberechtigte die Erschließungskosten trägt, ist bei WUG nicht der erschließungsbeitragsfreie (ebf), sondern der erschließungsbeitragspflichtige (ebp) Zustand einzuführen. Der mit dem Wertfaktor WF marktangepasste Bodenwertanteil des Erbbaurechts WAE ist hinzuzuaddieren. Zur Ermittlung des Bodenwertanteils des Erbbaurechts WAE wird zunächst die Erbbauzinsersparnis als Differenz zwischen dem angemessenen Erbbauzins Za und dem tatsächlichen Erbbauzins Zt über die Restlaufzeit des Erbbaurechtsvertrages kapitalisiert und vom Bodenwert des unbelasteten unbebauten Grundstücks WUG abgezogen. Bezieht sich Zt auf ein ebp Bodenwertniveau, so ist bei der Ermittlung von Za entsprechend zu verfahren. Damit erhält man den sogenannten Wert nach dem finanzmathematischen Modell WFM. Zt : Vertraglich zulässiger tatsächlicher Erbbauzins [€/m2] Za : Dem Grundstückswert angemessener Erbbauzins [€/m2] n : Restlaufzeit des Erbbaurechts [Jahre] q : Zinsfaktor q = 1 + p / 100 mit p = Zinssatz in % V : Vervielfältiger V = Bei Auswertungen von Kauffällen hat sich gezeigt, dass die Kaufpreise von Erbbaurechtsgrundstücken in der Regel zwischen den aufgrund des finanzmathematischen Modells gerechneten Werten WFM und den Werten unbelasteter Grundstücke WUG liegen. Daraus ist zu schließen, das WFM als untere Grenze und WUG als obere Grenze für die Werte von Erbbaurechtsgrundstücken WEG anzusehen ist. Die Marktanpassung wird durch Einführung eines sogenannten Wertfaktors WF berücksichtigt, in dem die Differenz (WUG -WFM), die der Erb- bauzinsersparnis des Erbbauberechtigten entspricht, aufgeteilt wird. Somit ergibt sich der Bodenwertanteil des Erbbaurechts WAE zu Der Wert der Gebäude, die nach Ablauf der Restlaufzeit des Vertrages eventuell noch vorhanden sind, abzüglich der an den Erbbauberechtigten zu zahlenden Entschädigungen hat bei den üblichen Entschädigungsregelungen und bei Restlaufzeiten über 25 Jahre keinen nennenswerten Einfluss. q 1 q (q 1 ) n n ∗ − − q 1 q (q 1) n n − − Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 37 Zt ∗ 100 WUG 6.6.1 Wertfaktoren für Erbbaurechte des individuellen Wohnungsbaus Wertfaktoren WF zur Ermittlung der Bodenwertanteile für Erbbaurechte hängen beim individuellen Wohnungsbau (Ein- und Zweifamilienhäuser, Reihenhäuser) insbesondere von der Rendite und der Höhe des Bodenwertniveaus ab. Die Art der Anpassung (mit oder ohne Klausel oder die Art der Klausel) ist für den Karlsruher Grundstücksmarkt nicht relevant, da der Einfluss der Anpassung während der Laufzeit bis zum Kaufzeitpunkt bereits in der Rendite enthalten ist. Es wird von einem erschließungsbeitragsfreien Grundstückszustand ausgegangen. Bodenwert Euro/m² ebf Wertfaktoren WF zur Ermittlung der Bodenwertanteile für Erbbaurechte des individuellen Wohnungsbaus Rendite 0,05% 0,10% 0,50% 1,00% 2,00% 50 0,6 0,5 0,4 0,3 0,3 100 0,8 0,7 0,6 0,5 0,5 200 0,9 0,8 0,7 0,6 0,6 300 - 500 0,9 – 0,95 0,8 – 0,9 0,7 – 0,8 0,6 – 0,7 0,6 – 0,7 Rendite in % = Normale, im üblichen Erbbaurechtsvertrag enthaltene Regelungen und Beschränkungen tragen nach den Untersuchungen, die sich auf Fälle mit längeren Restlaufzeiten beziehen, nichts zur Höhe des Wertfaktors bei. Für besonders wertrelevante Einschränkungen und bei Restlaufzeiten unter 25 Jahren sind angepasst an den Fall Abschläge vorzunehmen. Anwendungsbeispiel Bodenwertniveau (ebp): 200 Euro/m² Wert (ebp) des unbelasteten unbebauten Grundstücks WUG: 200 000 Euro Erbbauzinssatz: 4 % Angemessener Erbbauzins Za: 8 000 Euro Tatsächlicher Erbbauzins Zt: 1 000 Euro Rendite (1 000 Euro x 100 : 200 000 Euro) : 0,5% Differenz (Za – Zt) : 7 000 Euro x Vervielfältiger (Restlaufzeit 50 Jahre / 4 %) : 21,48 x Wertfaktor WF aus Tabelle 0,7 Bodenwertanteil WAE des Erbbaurechts: 105 252 Euro Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 38 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 7. SONSTIGE GRUNDSTÜCKSMARKTINFORMATIONEN 7.1 Karlsruhe und die Region Karlsruhe Frankfurt Köln Hamburg Berlin München Karlsruhe Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 39 7.1 Karlsruhe und die Region Karlsruhe liegt im Rheintal in einer geographisch sehr günstigen Position und ist als drittgrößte Stadt Baden- Württembergs Zentrum der Region Mittlerer Oberrhein. Die Kommunen am Oberrhein mit dem Oberzentrum Karlsruhe haben sich freiwillig zur TechnologieRegion Karlsruhe mit rund einer Million Einwohner zusammen- geschlossen. Karlsruhe mit der ältesten deutschen technischen Universität (über 20.000 Studenten) beherbergt zahlreiche Forschungseinrichtungen. Die TechnologieRegion Karlsruhe hat die größte Forscherdichte Europas. Auf 1.000 Industriebeschäftigte kommen 94 Beschäftigte im Forschungs- und Entwicklungsbereich bei Unternehmen und in öffentlichen Forschungseinrichtungen. Die ausgeglichene Wirtschaftsstruktur sichert eine hohe Produktivität der Unternehmen und entsprechend die Kaufkraft der Einwohner in der TechnologieRegion Karlsruhe. Sie liegt 12 % über dem Bundesdurchschnitt. Durch die immer weiter voranschreitende Integration des EU-Binnenmarktes gewinnt die zentrale Lage in Europa, an der Grenze zu Frankreich zunehmend an Bedeutung. Karlsruhe zählt zu den führenden Kongressstädten der Bundesrepublik. Mit der Messe Karlsruhe in Forchheim steht ein leistungsfähiger Messekomplex mit über 50.000 m² für Messen und Großveranstaltungen aller Art zur Verfügung. Das regionale und weit ausgebaute ÖPNV-Netz von Karlsruhe ist europaweit vorbildlich. Die Nähe zu Schwarzwald, Elsass und Pfalz und innerhalb der Stadt gelegene Erholungsgebiete sichern Lebensqualität, Kreativität und Wirtschaftsklima. Das international renommierte Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) stellt gemeinsam mit der Hochschule für Gestaltung in interdisziplinären Projekten Verbindungen zu Kunst, Wissenschaft, Technik und Wirtschaft her. Aus der Weiterentwicklung und Anwendung von technologiebezogenem Wissen auf die Kunst resultieren innovative Produkte für die Wirtschaft. Grundzahlen zu Karlsruhe Einwohner ca. 270.000 Einwohner im näheren Einzugsbereich ca. 1.300.000 Beschäftigte ca. 180.000 Flächen in km² davon 173,45 - Baufläche 26% - Verkehrsfläche 12% - Freifläche 62% Höhenlage über NN 100-323 m Quelle : Stadt Karlsruhe, Wirtschaftsförderung Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 40 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 7.2 Stadtteile 01 Innenstadt-Ost 10 Knielingen 19 Durlach 02 Innenstadt-West 11 Grünwinkel 20 Grötzingen 03 Südstadt 12 Oberreut 21 Stupferich 04 Südweststadt 13 Beiertheim-Bulach 22 Hohenwettersbach 05 Weststadt 14 Weiherfeld-Dammerstock 23 Wolfartsweier 06 Nordweststadt 15 Rüppurr 24 Grünwettersbach 07 Oststadt 16 Waldstadt 25 Palmbach 08 Mühlburg 17 Rintheim 26 Neureut 09 Daxlanden 18 Hagsfeld 27 Nordstadt Quelle: Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung KARLSRUHE Neureut Waldstadt Nordweststadt Nordstadt Knielingen Daxlanden Rintheim Grünwinkel Mühlburg Innenstadt- West Weiherfeld-DammerstockOberreut Südweststadt Rüppurr Beiertheim-Bulach Hagsfeld Weststadt Oststadt Südstadt Innenstadt- Ost Hohenwettersbach Wolfartsweier Durlach Grötzingen Stupferich Palmbach Grünwettersbach Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 41 7.3 Bodenrichtwerte in Karlsruhe zum Jahresende 2004 Bodenrichtwerte sind durchschnittliche Lagewerte, bezogen auf den Quadratmeter Grundstücksfläche, die gemäß § 196 Baugesetzbuch vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte für eine Mehrzahl von Grundstücken mit im wesentlichen gleichen Nutzungs- und Wertverhältnissen ermittelt werden. In bebauten Gebieten sind die Bodenrichtwerte mit dem Wert ermittelt, der sich ergeben würde, wenn der Boden unbebaut wäre. Sie sind nach dem Entwicklungszustand gegliedert und nach der jeweiligen Art und dem Maß der baulichen Nutzung, dem erschließungsbeitragsrechtlichen Zustand sowie bei den Grundstückstypen 10, 15 und 25 nach der Grundstückstiefe bestimmt (bei BEL und RBL nur Entwicklungszustand und Art der baulichen Nutzung). Sie beziehen sich auf ein Grundstück mit definiertem Grundstückszustand (Bodenrichtwertgrund- stück). Abweichungen des einzelnen Grundstücks in den wertbestimmenden Eigenschaften, wie Lage und Entwicklungszustand, Form, Größe, Tiefe, Bodenbeschaffenheit, Art und Maß der baulichen Nutzung, Immissionen, Erschließungszustand, Flächen oder Maßnahmen zum Ausgleich im Sinne § 1a, Abs. 3 Baugesetzbuch bewirken i.d.R. Abweichungen des Verkehrswerts vom Bodenrichtwert. Dies gilt auch für öffentliche Maßnahmen wie Straßen- und Bahnflächen, wo sich ortsüblich besondere Teilmärkte gebildet haben. Insofern sind die Bodenrichtwerte nicht identisch mit dem Verkehrswert oder dem Kaufpreis eines Grundstücks und können im Einzelfall eine sachverständige Wertermittlung nicht ersetzen. Bei der Ermittlung der Bodenrichtwerte sind sog. Altlasten (z. B. Verunreinigungen des Untergrundes), im Grundbuch eingetragene Lasten und Beschränkungen, Eintragungen im Baulastenverzeichnis, nachteilige Bodenbeschaffenheiten (z. B. Böschungen), der Wert vorhandener baulicher Anlagen, Anpflanzungen etc. nicht berücksichtigt. In Sanierungsgebieten verstehen sich die Bodenrichtwerte nach dem Zustand der Grundstücke ohne Aussicht auf eine Sanierung. Bodenrichtwerte haben keine bindende Wirkung. Rechtsansprüche hinsichtlich des Bauleitplanungs- oder Bauordnungsrechts (z. B. Bebaubarkeit eines Grundstücks) oder gegenüber den Landwirtschaftsbehörden können aus den Bodenrichtwertangaben nicht abgeleitet werden. Insbesondere für die Entwicklungszustände BEL und RBL wird darauf hingewiesen, dass keine parzellenscharfe bzw. verbindliche Aussage getroffen werden kann. Es empfiehlt sich, den Bodenrichtwert in jedem Einzelfalle bei der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses zu erfragen. Die Verwaltungsgebühr hierfür beträgt pro Auskunft 15,00 Euro. Die Bodenrichtwerte 2004 und der Grundstücksmarktbericht 2004 sind in das WertermittlungsInformationsSystem des Gutachterausschusses im Internet eingestellt. Orts- und zeitunabhängig können aus dem umfangreichen Informationsangebot Bodenrichtwerte und sonstige Immobilienmarktinformationen einschließlich der für die Wertermittlung erforderlichen Daten für den Bereich der Stadt Karlsruhe abgerufen werden. Die Internetadresse lautet http://www.karlsruhe.de/Stadtraum/Gutachterausschuss . Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 42 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 270 7.4 Bodenrichtwerte in der Region Die hier dargestellten Bodenrichtwerte über unbebaute Grundstücke für Baureifes Land Wohnen sind durch Umfrage bei den jeweils zuständigen Gutachterausschüssen erhoben worden. Mittlerer Bodenrichtwert inkl. Erschließungskosten in Euro/m² Grundstücksfläche Bodenrichtwerte der Region über unbebaute Grundstücke für Baureifes Land WohnenLandau-Stadt Rheinstetten Wörth Durmersheim Ötigheim Bietigheim Bad Herrenalb Marxzell Waldbronn Pfinztal Linkenheim- Hochstetten Eggenstein- Leopoldshafen Dettenheim Germersheim Bruchsal Bretten Kürnbach KARLSRUHE Karlsbad Stutensee Philippsburg Landau-Land Hagenbach Oberderdingen Walzbachtal Weingarten Kandel Ettlingen 180 145 150 170 140 200 195 160 300270 275 160 285 215 205 80 140 300 350 275 330315 205 235 195 215 135 Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 43 7.4 Bodenrichtwerte in der Region Bodenrichtwerte über unbebaute Grundstücke für Baureifes Land Wohnen in ausgewählten Gemeinden Gemeinde Gemeindeteile von – bis Euro/m² Bad Herrenalb Bad Herrenalb, Bernbach, Neusatz, Rotensol 31.12.2002 95-230 135 Bietigheim Bietigheim 31.12.2001 180-220 195 Bretten Kernstadt Bretten, Bauerbach, Büchig, Diedelsheim, Dürrenbüchig, Gölshausen, Neibsheim, Rinklingen, Ruit, Sprantal 31.12.2003 110-290 160 Bruchsal Bruchsal, Untergrombach, Obergrombach, Büchenau, Helmsheim, Heidelsheim 31.12.2002 160-380 215 Dettenheim Liedolsheim, Rußheim 31.12.2004 150-250 200 Durmersheim Durmersheim, Würmersheim 31.12.2003 120-330 215 Eggenstein-Leopoldshafen Eggenstein, Leopoldshafen 31.12.2004 245-340 270 Ettlingen Kernstadt Ettlingen, Bruchhausen, Ettlingenweier, Oberweier, Schluttenbach, Schöllbronn, Spessart 31.12.2002 210-475 315 Germersheim Germersheim, Sonderheim 31.12.2003 105-205 160 Hagenbach Hagenbach, Berg, Neuburg, Scheibenhardt 31.12.2003 95-225 150 Kandel Kandel, Erlenbach, Freckenfeld, Minfeld, Steinweiler, Vollmersweiler, Winden 31.12.2003 85-260 140 Karlsbad Auerbach, Ittersbach, Langensteinbach, Mutschelbach, Spielberg 31.12.2004 150-400 270 Karlsruhe s. 7.2 Stadtteile 31.12.2004 190-530 350 Kürnbach Kürnbach 31.12.2002 50-135 80 Landau-Land Appenhofen, Billigheim, Birkweiler, Böchingen, Eschbach, Frankweiler, Göcklingen, Heuchelheim, Ilbesheim, Impflingen, Ingenheim, Klingen, Knöringen, Leinsweiler, Mühlhofen, Ranschbach, Siebeldingen, Walsheim 31.12.2003 100-205 145 Landau-Stadt Landau, Arzheim, Dammheim, Godramstein, Mörlheim, Mörzheim, Nußdorf, Queichheim, Wollmesheim 31.12.2003 110-240 180 Linkenheim-Hochstetten Linkenheim, Hochstetten 31.12.2004 200-330 275 Marxzell Burbach, Pfaffenrot, Schielberg 31.12.2002 180-230 205 Oberderdingen Oberderdingen, Großvillars, Flehingen 31.12.2003 100-185 140 Ötigheim Ötigheim 31.12.2003 200-300 235 Philippsburg Philippsburg, Huttenheim, Rheinsheim, Oberhausen, Rheinhausen 31.12.2002 160-230 195 Pfinztal Berghausen, Söllingen, Kleinsteinbach, Wöschbach 31.12.2002 230-360 275 Rheinstetten Mörsch, Forchheim, Neuburgweier 31.12.2003 235-350 300 Stutensee Blankenloch, Friedrichstal, Spöck, Staffort 31.12.2002 130-470 300 Waldbronn Reichenbach, Busenbach, Etzenrot 31.12.2000 295-360 330 Walzbachtal Jöhlingen, Wössingen 31.12.2002 125-270 205 Weingarten Weingarten 31.12.2002 180-350 285 Wörth Wörth, Büchelberg, Maximiliansau, Schaidt 31.12.2003 100-260 170 Euro/m² = mittlerer Bodenrichtwert inkl. Erschließungskosten auf 5 Euro/m² Grundstücksfläche gerundet von - bis = niedrigster und höchster Bodenrichtwert i.d.R inkl. Erschließungskosten in Euro/m² Alte Ortskerne und vor 1950 entstandene Baugebiete blieben - soweit möglich - unberücksichtigt Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 44 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 7.5 Einzelhandelsmieten in der Innenstadt Karlsruhes Erdgeschossmieten (Euro/m² netto) für Läden mit stufenfreiem Zuschnitt. Dabei beziehen sich die Angaben auf eine Ladengröße von 100 m² mit einer mittleren Schaufensterfrontlänge von ca. 8 m. Das Untersuchungsgebiet stellt kein vollständiges Abbild aller Geschäftslagen in der Innenstadt Karlsruhe dar. Erhebungszeitraum war Mitte 2003. Je kleiner die Fläche, desto höher ist der Mietpreis anzusetzen. Je größer die Fläche, desto niedriger ist der Mietpreis anzusetzen. Zur Orientierung kann von folgenden Umrechnungskoeffizienten bzw. Mietansätzen ausgegangen werden: Umrechnungskoeffizienten für die Ladengröße Ladengröße in m² Umrechnungskoeffizienten Mietansätze für Geschosslagen Geschoss Mietansatz in % 50 1,15 – 1,25 1. Untergeschoss 30 - 50 100 1,00 Erdgeschoss 100 150 0,90 – 0,85 1. Obergeschoss 30 - 50 200 0,85 – 0,75 Erdgeschossmiete in Euro/m² netto für Läden Einzelhandelsmieten in der Innenstadt Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 45 7.6 Bevölkerungsentwicklung in den Stadtteilen Quelle : Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung Stadtteil 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2004 01 Innenstadt-Ost 11.259 10.252 6.457 5.959 6.532 5.487 5.608 02 Innenstadt-West 11.441 12.735 11.354 9.672 9.134 7.964 8.357 03 Südstadt 19.484 19.896 17.061 15.279 14.817 13.307 13.757 04 Südweststadt 23.379 24.838 22.308 19.738 19.454 17.993 18.301 05 Weststadt 30.065 30.714 25.887 22.193 22.820 17.977 18.341 06 Nordweststadt 1) . . 13.865 11.666 11.346 10.721 10.921 07 Oststadt 18.956 20.422 20.500 19.294 17.800 16.379 16.842 08 Mühlburg 16.194 28.183 19.256 16.527 16.102 15.401 15.382 09 Daxlanden 7.125 9.623 10.811 12.838 12.489 11.873 11.878 10 Knielingen 6.204 7.896 9.961 9.050 8.763 8.865 8.790 11 Grünwinkel 4.727 6.976 11.704 10.669 11.213 10.234 10.043 12 Oberreut - - 6.210 5.660 6.430 9.937 10.153 13 Beiertheim-Bulach 6.850 7.629 7.155 6.660 6.295 6.265 6.364 14 Weiherfeld-Dammerstock 6.266 7.396 6.487 6.784 6.482 6.147 6.065 15 Rüppurr 9.223 10.094 11.718 11.060 10.292 10.132 10.182 16 Waldstadt - 5.612 13.705 12.094 12.883 12.340 12.286 17 Rintheim 1.968 6.555 6.345 6.329 6.111 5.805 5.539 18 Hagsfeld 3.039 4.165 4.752 4.500 4.210 6.976 7.039 19 Durlach 24.007 27.435 33.358 30.745 29.946 28.924 29.408 20 Grötzingen 5.269 5.490 6.718 7.941 9.137 9.181 9.374 21 Stupferich 1.373 1.546 1.893 2.415 2.742 2.759 2.728 22 Hohenwettersbach 889 998 1.392 1.328 1.664 2.178 2.523 23 Wolfartsweier 1.013 1.416 1.956 2.924 3.399 3.282 3.243 24 Grünwettersbach 1.805 2.142 3.349 3.730 3.977 4.019 3.988 25 Palmbach 539 554 1.127 1.397 1.331 1.788 1.723 26 Neureut 7.070 11.070 12.000 13.337 14.958 15.989 16.240 27 Nordstadt 2) - - - - - 6.728 8.855 Stadt Karlsruhe 218.145 263.637 287.329 269.789 270.327 3) 268.651 3) 273.930 3) _____ 1) 1975 aus Teilen der Weststadt und Mühlburgs gebildet. 2) 1996 aus Teilen der Weststadt gebildet. 3) Ab 1980 stadteigene Bevölkerungsstatistik (Bestandsauswertung der Einwohnerdatei); Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung. Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 46 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 7.7 Fertiggestellte Wohngebäude und Wohnungen Quelle : Stadt Karlsruhe, Amt für Stadtentwicklung Erstellte Umbauter Zugang an Wohnfläche Nutzfläche Veranschlagte Stadtteil Gebäude Raum in m3 Woh- in m² Baukosten nungen 1) in 1.000 Euro 01 Innenstadt-Ost - - - 43 - 69 02 Innenstadt-West - - -2 - 230 42 03 Südstadt 1 4.561 11 989 93 1.076 04 Südweststadt 9 41.190 68 6.419 1.353 8.595 05 Weststadt 4 22.122 40 4.816 906 5.649 06 Nordweststadt 4 2.943 5 769 180 804 07 Oststadt - - 1 93 - 250 08 Mühlburg 3 3.336 1 803 342 1.453 09 Daxlanden - - 2 276 28 479 10 Knielingen 5 5.108 9 931 407 1.341 11 Grünwinkel 4 3.514 5 615 311 864 12 Oberreut 3 14.092 42 2.932 1.280 2.748 13 Beiertheim-Bulach 6 11.299 26 2.570 667 3.169 14 Weiherfeld-Dammerstock 1 1.475 4 479 - 520 15 Rüppurr 3 3.660 9 1.312 204 1.703 16 Waldstadt - - 2 337 124 373 17 Rintheim - - - - - - 18 Hagsfeld 6 6.626 7 1.148 679 1.549 19 Durlach 36 58.692 129 12.596 2.851 16.873 20 Grötzingen 28 24.470 36 4.791 880 7.761 21 Stupferich 1 887 1 285 140 415 22 Hohenwettersbach 10 9.759 12 1.997 546 2.477 23 Wolfartsweier - - 1 186 - 254 24 Grünwettersbach - - 1 339 - 281 25 Palmbach 1 1.733 2 370 20 546 26 Neureut 13 12.869 18 2.551 721 3.578 27 Nordstadt 76 55.907 86 10.978 2.989 14.276 Stadt Karlsruhe 2004 214 284.243 516 58.625 14.951 77.145 _____ 1) Einschl. Zugang/Abgang an Wohnungen in bestehenden Gebäuden. Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 47 7.8 Preisindex für Bauwerke in Baden-Württemberg Baupreisentwicklung – Bauleistungen am Bauwerk – für Wohngebäude (einschl. Mehrwertsteuer) und Nichtwohngebäude (ohne Mehrwertsteuer) in Baden-Württemberg (2000=100) Quelle : Statistisches Landesamt Baden-Württemberg Wohngebäude Bürogebäude Gewerbliche BetriebsgebäudeJahr 2000 = 100 JD 1949 13,3 - - JD 1950 12,2 - - JD 1951 14,5 - - JD 1952 16,1 - - JD 1953 15,7 - - JD 1954 15,8 - - JD 1955 16,8 - - JD 1956 17,5 - - JD 1957 18,3 - - JD 1958 18,9 - - JD 1959 19,7 - - JD 1960 21,6 - - JD 1961 23,7 - - JD 1962 25,7 - - JD 1963 27,1 - - JD 1964 28,5 - - JD 1965 29,9 - - JD 1966 30,4 - - JD 1967 29,0 - - JD 1968 29,8 31,3 30,3 JD 1969 31,7 33,4 32,9 JD 1970 36,7 39,1 38,9 JD 1971 40,2 42,7 43,0 JD 1972 42,8 45,3 45,3 JD 1973 45,9 48,3 47,8 JD 1974 48,1 50,4 49,3 JD 1975 48,4 50,6 50,0 JD 1976 49,7 51,9 51,6 JD 1977 51,9 54,2 53,7 JD 1978 55,5 57,2 56,5 JD 1979 60,7 61,9 61,0 JD 1980 67,5 68,0 67,4 JD 1981 70,7 71,4 70,7 JD 1982 71,2 72,5 72,0 JD 1983 72,2 73,7 73,0 JD 1984 74,1 75,5 74,5 JD 1985 73,9 75,4 74,5 JD 1986 74,8 76,6 75,9 JD 1987 76,5 78,4 77,9 JD 1988 78,2 80,0 79,5 JD 1989 81,2 83,0 82,3 JD 1990 86,8 87,8 87,5 JD 1991 92,7 93,5 93,1 JD 1992 97,2 97,8 97,1 JD 1993 99,8 99,5 98,9 JD 1994 100,3 100,0 99,4 JD 1995 101,2 100,9 100,7 JD 1996 99,6 99,7 99,9 JD 1997 98,2 98,6 99,0 JD 1998 98,5 98,4 98,8 JD 1999 98,9 98,5 98,7 JD 2000 100,0 100,0 100,0 JD 2001 100,8 101,0 101,0 JD 2002 101,1 101,2 101,3 JD 2003 100,5 100,5 101,0 JD 2004 101,7 101,4 102,1 Wohngebäude Bürogebäude Gewerbliche BetriebsgebäudeJahr Quartal/ Monat 2000 = 100 Februar 101,0 100,6 100,3 Mai 101,5 101,2 100,9 August 101,4 101,1 100,9 1995 November 100,9 100,7 100,7 Februar 100,1 100,1 100,2 Mai 99,8 99,9 100,1 August 99,5 99,6 99,9 1996 November 98,8 99,1 99,4 Februar 98,3 98,7 99,0 Mai 98,1 98,5 99,0 August 98,2 98,5 99,0 1997 November 98,1 98,5 99,0 Februar 97,9 98,4 98,8 Mai 98,7 98,3 98,8 August 98,8 98,4 98,9 1998 November 98,7 98,3 98,8 Februar 98,4 98,1 98,3 Mai 98,7 98,3 98,5 August 99,1 98,7 98,9 1999 November 99,2 98,8 99,1 Februar 99,4 99,2 99,3 Mai 99,9 99,9 99,8 August 100,3 100,3 100,2 2000 November 100,5 100,6 100,6 Februar 100,6 100,8 100,8 Mai 100,8 101,0 101,0 August 101,0 101,2 101,2 2001 November 100,9 101,1 101,1 Februar 101,2 101,4 101,4 Mai 101,1 101,3 101,2 August 101,2 101,2 101,3 2002 November 101,0 101,0 101,4 Februar 100,7 100,8 101,2 Mai 100,6 100,6 101,2 August 100,5 100,4 100,9 2003 November 100,3 100,3 100,7 Februar 100,5 100,1 100,5 Mai 101,9 101,6 102,1 August 102,2 101,9 102,7 2004 November 102,3 102,0 103,0 Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 48 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE 7.9 Entwicklung der Wohnungsmieten in Baden-Württemberg Verbraucherpreisindex für Baden-Württemberg (Ausgabenstruktur, 2000=100) Quelle : Statistisches Landesamt Baden-Württemberg davon Verbraucher- preisindex für Baden- Württemberg Wohnungsmiete (einschließlich Nebenkosten) Nettomiete Wohnnebenkosten Jahres- durchschnitt Index Index Veränderung zum Vorjahr in % Index Veränderung zum Vorjahr in % Index Veränderung zum Vorjahr in % 1968 35,9 31,4 - - - - - 1969 36,6 33,0 5,1 - - - - 1970 37,9 34,2 3,6 - - - - 1971 39,9 36,0 5,3 - - - - 1972 42,1 38,0 5,6 - - - - 1973 45,0 40,1 5,5 - - - - 1974 47,9 41,9 4,5 - - - - 1975 50,5 43,9 4,8 - - - - 1976 52,7 45,9 4,6 - - - - 1977 54,7 47,5 3,5 - - - - 1978 56,2 48,7 2,5 - - - - 1979 56,4 50,0 2,7 - - - - 1980 61,5 51,9 3,8 - - - - 1981 65,4 54,0 4,0 - - - - 1982 69,0 57,4 6,3 - - - - 1983 71,2 60,0 4,5 - - - - 1984 73,0 62,0 3,3 - - - - 1985 74,5 64,0 3,2 - - - - 1986 74,6 65,5 2,3 - - - - 1987 74,9 66,7 1,8 - - - - 1988 76,1 68,8 3,1 - - - - 1989 78,3 71,0 3,2 - - - - 1990 80,7 73,9 4,1 - - - - 1991 83,7 77,2 4,5 - - - - 1992 86,9 80,9 4,8 - - - - 1993 90,2 85,5 5,7 - - - - 1994 92,6 89,2 4,3 - - - - 1995 94,1 92,7 3,9 93,7 - 87,6 - 1996 95,2 94,8 2,3 95,6 2,0 90,5 3,3 1997 96,8 96,5 1,8 97,1 1,6 93,2 3,0 1998 97,7 97,6 1,1 98,1 1,0 94,7 1,6 1999 98,3 98,4 0,8 98,9 0,8 96,0 1,4 2000 100,0 100,0 1,6 100,0 1,1 100,0 4,2 2001 102,2 101,8 1,8 101,8 1,8 101,9 1,9 2002 103,9 104,0 2,2 104,1 2,3 103,0 1,1 2003 105,3 105,5 1,4 105,7 1,5 104,4 1,4 2004 107,3 107,1 1,5 107,0 1,2 107,4 2,9 Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t ____________________________________________________ KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE ______________________________________________________ Seite 49 Vorsitzender Dipl.-Ing. Michael Mürle Stadtvermessungsdirektor Tel. 0721 / 133-3070 Leiter der Grundstücksbewertungsstelle und der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses bei der Stadt Karlsruhe Stellvertreter und ehrenamtliche Gutachter Prof. Dr. Ing. Werner Böser Hochschullehrer a.D. Tel. 0721 / 73722 Dr. Hubert Fischer Abteilungs-Direktor i.R. Tel. 0721 / 468717 Dipl.-Verw.Wirt (FH) Siegfried Lenz Geschäftsführer in der Wohnungswirtschaft Tel. 0721 / 5700110 Dr. Gerhard Leute Dipl.-Ing., von der IHK öffentl. Tel. 0721 / 853525 bestellter und vereidigter Sachverständiger Dipl.-Ing. (FH) Reinhard Linder Bauoberamtsrat a.D. / Architekt Tel. 0721 / 706402 Dipl.-Ing. (FH) Rudolf Nowosad Stadtoberbaurat a.D./ Architekt Tel. 0721 / 491681 Ehrenamtliche Gutachter Dipl.-Ing. (FH) Erwin Bertsche Freier Architekt Tel. 0721 / 681580 Dipl.-Ing. (FH) Dieter Bodemer Freier Architekt, von der IHK öffentl. Tel. 0721 / 9416550 bestellter und vereidigter Sachverständiger Dipl.-Ing. (FH) Hans-Rudolf Foit Techn. Angestellter / Architekt Tel. 0721 / 133-3081 Dipl.-Ing. Reinbert Grund Architekt / Regierungsbaumeister, von der IHK Tel. 0721 / 31258 öffentl. bestellter und vereidigter Sachverständiger Dipl.-Ing. (FH) Rüdiger Huck Stadtvermessungsamtmann Tel. 0721 /133-3085 Dipl.-Ing. (FH) Sabine Kampermann Techn. Angestellte / Bauingenieurin Tel. 0721 / 133-3083 Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Karcher Stadtvermessungsrat Tel. 0721 / 133-3090 Dipl.-Volkswirt Achim Kellner CIS HypZert Tel. 0711 / 127-73048 Dipl.-Ing. Gerd Köhler Freier Architekt, von der IHK öffentl. Tel. 0721 / 681817 bestellter und vereidigter Sachverständiger Dipl.-Ing. (FH) Kurt Lehmann Stadtvermessungsoberamtsrat Tel. 0721 / 133-3091 Dipl.-Fin.Wirt (FH) Eberhard Meier Sachverständiger (Diplom VWA Freiburg) Tel. 07141 / 182611 Dipl.-Ing. (FH) Bianca Metzger Freie Architektin, von der IHK öffentl. Tel. 0721 / 1832848 bestellte und vereidigte Sachverständige Günter Scharfenberger Sparkassenbetriebswirt (dipl.) / Direktor Tel. 0721 / 146-1234 Dipl.-Ing. (FH) Sepp Wenzel Freier Architekt Tel. 0721 / 5984027 Dipl.-Ing. (FH) Werner Wenzel Stadtvermessungsoberamtsrat Tel. 0721 / 133-3080 Vertreter der Finanzämter und ehrenamtliche Gutachter Dipl.-Ing.(FH) Michael Sawallisch Verwaltungsangestellter Tel. 0721 / 156-1219 Dipl. - Fin.Wirt (FH) Richard Fehrenbach Steueramtmann Tel. 0721 / 156-1220 Dipl. - Fin.Wirt (FH) Monika Spreitzer Steueramtfrau Tel. 0721 / 994-2190 Peter Brandstetter Amtsinspektor Tel. 0721 / 994-2220 GUTACHTERAUSSCHUSS für die Ermittlung von Grundstückswerten und sonstige Wertermittlungen in Karlsruhe Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t KARLSRUHE – DER GRUNDSTÜCKSMARKTBERICHT 2004 ____________________________________________________ Seite 50 _______________________________________________________ GUTACHTERAUSSCHUSS IN KARLSRUHE IMPRESSUM Herausgeber: Gutachterausschuss für die Ermittlung von Grundstückswerten und sonstige Wertermittlungen in Karlsruhe Konzeption: Geschäftsstelle des Gutachterausschusses Gestaltung: Dipl.-Ing. (FH) Kurt Lehmann Stand: April 2005 Au sd ruc k n ich t a uto ris ier t
https://www.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE3MTM2MDAyNDYsImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluL3VzZXJfdXBsb2FkLzA1X01vYmlsaXRhZXRfU3RhZHRiaWxkLzA1NF9CYXVlbl91bmRfSW1tb2JpbGllbi8zX0d1dGFjaHRlcmF1c3NjaHVzcy8yMDA0X0d1dGFjaHRlcmF1c3NjaHVzc19HTUJfS0FfSW50ZXJuZXQucGRmIiwicGFnZSI6Mzc0MH0.SFVCUDaNU3P-xEo3e5tZUZG8eascrgvJ0-uWTntuTgw/2004_Gutachterausschuss_GMB_KA_Internet.pdf
Layout_2016.indd _A1_594x841ai.ai 1 26.02.2013 20:22:13 Das P rogra mm. 2016 Mitglied der vom 08. bis 24. März 2013 in Karlsruhe www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de Rassismus Wochen gegen Karlsruher C M Y CM MY CY CMY K _A2_420x594.ai 1 26.02.2013 20:33:49 9. bis 24. März 2016 Karlsruher Wochen gegen Rassismus Mitglied der www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de 09. März MITTWOCH f Erzähltheater für Kinder: „Die Anderen“ Zeit: 16 Uhr Ort: Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz- Max-Palais f Gesprächsabend „Silvester in Köln - Re- aktionen und Gefühle“ mit Friedensgebet Zeit: 19.30 Uhr Ort: Gemeindesaal der Lutherkirche 10. März DONNERSTAG f Vortrag und Diskussion: „Junge Muslime als Partner“ Zeit: 17.30 Uhr Ort: Stephansaal f Eröffnung der Karlsruher Wochen gegen Rassismus mit OB Dr. Frank Mentrup und Jacques Delfeld vom Zentralrat der deutschen Sinti und Roma Zeit: 20 Uhr Ort: Bürgersaal, Rathaus 11. März FREITAG f Muslimisches Freitagsgebet am KIT Zeit: 13.15 Uhr Ort: AKK-Stadion f Begegnung und Gespräch „Coffee-Stop“ Zeit: 15 – 17 Uhr Ort: „Kirchenfenster“ bei der Citykirche St. Stephan f Vortrag und Diskussion: „Klischee, Rassismus oder „Schweigekartell“? Wie rassistisch sind die Medien?“ Zeit: 19 Uhr Ort: Geschäftsstelle der AWO f Yoga gegen Rassismus: „Erkenne: Der Andere bist du!“ Zeit: 19 Uhr Ort: Yogazentrum Sangat f Rock-„Festival gegen Rassismus“ Zeit: 20 Uhr Ort: Substage Eintritt: 5 € 12. März SAMSTAG f Führung durch das „Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma“ Zeit: 11 Uhr Ort: Dokumentations- und Kulturzentrum Deut- scher Sinti und Roma, Heidelberg f Interreligiöse Begegnung im „Zelt der Gemeinschaft“ der DiTiB Zeit: 13 – 17 Uhr Ort: Friedrichsplatz f Stummfilm „Intolerance“ von 1916 Zeit: 15 Uhr Ort: ZKM-Medientheater Eintritt: 10 € / ermäßigt 6 €, VVK 8 € / ermäßigt 5 € f Running Dinner „Internationales Kochen gegen Rassismus“ Zeit: 16 Uhr Ort: Wohnheime des Studierendenwerks Karlsruhe f Vortrag und Diskussion „Trialog-Dialog: Die nächste muslimische Generation“ Zeit: 19 Uhr Ort: Gartensaal des Badischen Landesmuseums 13. März SONNTAG f Führung durch die Synagoge Zeit: 11 Uhr Ort: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe f Workshop „Stereotype – Vorurteile – Diskriminierung“ Zeit: 14 Uhr Ort: Karlshochschule Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 12 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen f Interreligiöse Führung durch den Garten der Religionen Zeit: 14.30 Uhr Ort: Garten der Religionen f Film und Diskussion zum Thema Rassismus und Empowerment: „Auf den zweiten Blick“ Zeit: 17 Uhr Ort: Die Kurbel Eintritt: 8,50 € / ermäßigt 6,50 € f Abendgottesdienst zur Situation in Südafrika Zeit: 19 Uhr Ort: Kleine Kirche Karlsruhe 14. März MONTAG f „Stricken und Häkeln verbindet“ – ein Workshop für Frauen Zeit: 10 – 14 Uhr Ort: Stadtteilbüro Oststadt f „Frauenausflug zum Garten der Religionen“ Zeit: 15 Uhr Ort: Stadtteilbüro Oststadt (Treffpunkt) f Interkulturelles Simulationsspiel für Jugendliche Zeit: 17 Uhr Ort: Jubez f Vortrag Horst Selbiger: „…und dann trieben sie meine Esther ins Gas“ Zeit: 19 Uhr Ort: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe f Theater über Geschichten vom Fliehen und Ankommen „welcome to europe“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Studentisches Kulturzentrum f Vortrag Stephan Hebel: „Zwischen Rassismus und Willkommenskultur“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Jubez-Café 15. März DIENSTAG f Interkulturelles Simulationsspiel für Jugendliche Zeit: 17 Uhr Ort: Bismarckgymnasium f „Integration in Ausbildung“ – Zugang zur (Aus-)Bildung für junge Geflüchtete Zeit: 18.30 Uhr Ort: DGB-Haus f Film und Podiumsdiskussion über den NSU „Der Kuaför aus der Keupstraße“ Zeit: 19 Uhr Ort: Kinemathek Eintritt: 7 € / Mitglieder 5 € f Vortrag und Diskussion „Die Lebenswirk- lichkeit von Sinti und Roma in den soge- nannten sicheren Herkunftsländern“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Tollhaus f Theater: „Das Reich der Liebe hat keine Religion“ Zeit: 20 Uhr Ort: Studentisches Kulturzentrum 16. März MITTWOCH f Workshop „Bewusst weiß sein“ (am 16. und 17. März!) Zeit: 9 – 16 Uhr Ort: ibz Teilnahmegebühr: 60 € / ermäßigt 40 € f Workshop über den Umgang mit Hate- Speech im Internet Zeit: 14 – 18 Uhr Ort: Jubez Teilnahmegebühr: 15 € f „Bunt, gleich und anders…wie Du und ich“ Lese- und Bastelrunde für Kinder Zeit: 15 Uhr Ort: Stadtteilbibliothek Mühlburg Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 13 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen f Bilderbuchrunde zu den Themen Toleranz, Anderssein und Zusammenleben Zeit: 16 Uhr Ort: Stadtteilbibliothek Neureut f Film „Frau Roggenschaubs Reise“ mit Gespräch Zeit: 18.45 Uhr Ort: Schauburg f Lesung von Anita Awosusi „Vater unser – oder vom Leben und Leiden des Karlsru- her Geigenbauers Hermann Weiß“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f Vorstellung des Projekts „Flüchtlingszeit“ und des Buches „Fluchtweg 25“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Reisebuchladen Karlsruhe f „Aus dem Wörterbuch des kleinen Rassi- sten“ – Heiter-ernste Soiree Zeit: 19.30 Uhr Ort: Gemeindehaus der Ev. Kirche Neureut-Kirchfeld 17. März DONNERSTAG f Film und Gespräch „Komm Zigan – bleib weg Zigan“ Zeit: 15 Uhr Ort: AWO-Begegnungsstätte Irma Zöller f „Irgendwie Anders“ Lese- und Bastelrunde für Kinder Zeit: 15 Uhr Ort: Stadtteilbibliothek Waldstadt f Vortrag und Diskussion: „Der triebhafte Orientale“ Zeit: 19 Uhr Ort: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe f Infoabend über Queeramnesty Zeit: 19 Uhr Ort: Menschenrechtszentrum f Film „Gucha“ im Rahmen von „Kino ohne Grenzen“ Zeit: 19 Uhr Ort: Die Kurbel Eintritt: 8,50 € / ermäßigt 6,50 € / Geflüchtete 0,50 € f Film von und Gespräch mit Annette von Wangenheim „Tanz unterm Hakenkreuz“ Zeit: 19 Uhr Ort: Kinemathek Eintritt: 6 € f Lesung mit Diskussion und Musik „machtWorte“ Zeit: 19 Uhr Ort: mapa Café f Podiumsgespräch im Rahmen des Dialogs der Religionen: „Sind unsere Werte in Gefahr?“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f Vortrag und Diskussion: „Roma – früher vergast, heute abgeschoben“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: AWO-Begegnungsstätte Gretl Vogt f Vortrag von und Diskussion mit Olaf Sundermeyer: „Pegida und die Radikalisierung von rechts“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: Jubez f Pavel Fieber liest „Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse“ Zeit: 20 Uhr Ort: Badisches Staatstheater Eintritt: 10 € / ermäßigt 5 € 18. März FREITAG f Muslimisches Freitagsgebet am KIT Zeit: 13.15 Uhr Ort: AKK-Stadion Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 14 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen f Erzähltheater mit Malen für Kinder: „Als die Raben noch bunt waren“ Zeit: 16 Uhr Ort: Stadtteilbibliothek Durlach f „Rhythmen gegen Rassismus“ Zeit: 16.30 – 18.30 Uhr Ort: ibz f Interkulturelles Fußballturnier Zeit: 18 Uhr Ort: Europa Arena f Film und Gespräch „Komm Zigan – bleib weg Zigan“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: AWO-Begegnungsstätte Irma Zöller f Lesung, Diskussion und Fotoaktion: „Schwarz – Weiß – kleinkariert“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f Theater „Fremdraumpflege“ Zeit: 20 Uhr Ort: Privatwohnungen in Karlsruhe Eintritt: 14 € / ermäßigt 7,50 € f Theater: „Das neue Stück 37 – rechtes denken“ Zeit: 20 Uhr Ort: Badisches Staatstheater Eintritt: 4 € 19. März SAMSTAG f Workshop „Bewusst weiß sein“ (am 19. und 20. März!) Zeit: 9 – 16 Uhr Ort: Räume des Freundeskreis Asyl im Menschenrechtszentrum Teilnehmergebühr: 60 € / ermäßigt 40 € f Besuch des Gartens der Religionen mit ausländischen Studierenden Zeit: 10 Uhr Ort: Studierendenwerk Karlsruhe (Treffpunkt) f Erinnerungen aufpolieren – Stolpersteine putzen! Zeit: 14 Uhr Ort: Werderplatz (Treffpunkt) f Spielfest für Kinder beim Kinder-und Jugendhaus Durlach Zeit: 14 – 17 Uhr Ort: Spielplatz neben der Weiherhofhalle f Kochen und Begegnung mit „Über den Tellerrand kochen“ Zeit: 16 Uhr Ort: VIKI f Audiovisuelle „Meditation gegen Rassismus“ mit Isis Chi Gambatté Zeit: 19 Uhr Ort: ibz f Film über den NSU „Der Kuaför aus der Keupstraße“ Zeit: 19 Uhr Ort: Kinemathek Eintritt: 7 € / Mitglieder 5 € f Lichterlauf gegen Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Zeit: 19 Uhr Ort: Platz vor dem Ständehaus (Treffpunkt) f Fotovortrag von Martin Gommel „Armut im Kosovo“ Zeit: 20 Uhr Ort: Ständehaussaal f Theater „Die Bremer Stadtmusikanten“ von Tiyatro Diyalog Karlsruhe Zeit: 20 Uhr Ort: Studentisches Kulturzentrum Eintritt: 14 € / ermäßigt 10 € VVK 12 € / ermäßigt 8 € f Comedy: Berhane Berhane „Helden sind immer unterwegs!“ Zeit: 20.30 Uhr Ort: Jubez Eintritt: 18 € / VVK 15,40 € Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 15 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen f „Dance together goes Jubez Tanzbar“ Zeit: 21.45 Uhr Ort: Jubez Eintritt: 5 € / ermäßigt 2 € 20. März SONNTAG f Interkulturelles Fußballturnier Zeit: 11 Uhr Ort: Sporthalle Südwest f Videovorführung von Ana & Anda mit Gespräch Zeit: Ca. 11 Uhr (nach dem 10 Uhr-Gottesdienst) Ort: Lukasgemeinde f Lesematinee „Worte für mehr Mensch- lichkeit“ Zeit: 11 – 12.30 Uhr Ort: Kaffeehaus Schmidt f Großes „Vielfaltfest“ im Tollhaus Zeit: 14 – 20.30 Uhr Ort: Tollhaus f Gedenk-Radtour mit eigenem Rad zu Stolpersteinen Zeit: 14 Uhr Ort: Straßenbahnhaltestelle Neureuter Straße (Treffpunkt) f Workshop mit israelischen Tänzen Zeit: 14 – 18 Uhr Ort: Tanztheater Etage Teilnahmegebühr: 15 € / ermäßigt 10 € f Workshop mit Meditation: „Beginnt Rassismus im Herzen?“ Zeit: 16 – 18 Uhr Ort: Menlha-Zentrum für Buddhismus f Szenische Lesung mit Musik und Diskussion: „Ein Morgen vor Lampedusa“ Zeit: 18 Uhr Ort: Christuskirche f Vortrag über Sklaverei in Mauretanien Zeit: 19 Uhr Ort: ibz f Theater „Die Banalität der Liebe“ Zeit: 19 Uhr Ort: Badisches Staatstheater Eintritt: 14 € / ermäßigt 7,50 € 21. März MONTAG – Internationaler Tag zur Überwindung von Rassendiskriminierung f „Stricken und Häkeln verbindet“ – ein Workshop für Frauen Zeit: 10 – 14 Uhr Ort: Stadtteilbüro Oststadt f Archiv-(Ein-)Führung: Städtisches Verwaltungshandeln unter rassistischen Vorzeichen in der NS-Zeit Zeit: 17 – 18.30 Uhr Ort: Stadtarchiv Karlsruhe f Vortrag und Diskussion: „Die Situation von Flüchtlingen in Erstaufnahmeländern“ Zeit: 19 Uhr Ort: Ständehaussaal f „Was tun! Aber was?“ Infoveranstaltung der Flüchtlingshilfe Zeit: 19.30 Uhr Ort: Tollhaus 22. März DIENSTAG f Ausstellung der Pestalozzischule gegen Rassismus und Ausgrenzung Zeit: 18 – 20 Uhr Ort: Pestalozzischule Durlach f Vortrag „(Post-)Koloniale Spuren in Karlsruhe“ Zeit: 18 Uhr Ort: Pädagogische Hochschule Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 16 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen Angebote mit längerer Laufzeit: 10. - 23. März f Ausstellung „‚Typisch Zigeuner‘? – Mythos und Wirklichkeiten“ Zeit: Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr und während der Veranstaltungen des Tollhauses, des Vortrags am 16. März und des Vielfaltfests am 20. März Ort: Tollhaus 10. - 23. März f Bücher- und Medientisch der Stadtbibliothek zum Thema Rassismus Zeit: Di. bis Fr. 10 – 18.30 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Ort: Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus f Film von und Diskussion mit Mo Asumang „Die Arier“ Zeit: 19 Uhr Ort: Stadtmedienzentrum am LMZ f Konzert mit Lesung „Ali Jabor und sein märchenhafter Oud“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f „Briefmarathon“ für Menschenrechte Zeit: 20 Uhr Ort: Café Palaver 23. März MITTWOCH f Vorstellung des Theaterprojektes „act.now – Theater mit Courage“ Zeit: 17 – 19 Uhr Ort: Jubez f Lesung: Mirna Funk „Winternähe“ Zeit: 19 Uhr Ort: Museum für Literatur im Prinz-Max-Palais f Vortrag: „Die Verfolgung der muslimischen Rohingya in Myanmar“ Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz f Buchvorstellung „Integriert euch!“ von Prof. Dr. Annette Treibel-Illian Zeit: 19.30 Uhr Ort: Studentisches Kulturzentrum f Lesung von und Begegnung mit Mo Asumang „Mo und die Arier – Allein unter Rassisten und Neonazis“ Zeit: 20 Uhr Ort: Stadtbibliothek Eintritt: 6 € / ermäßigt 4 € 24. März DONNERSTAG f Vorstellung der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe des Menschenrechtszentrums Zeit: 19.30 Uhr Ort: ibz Veranstaltungen ohne Hinweis auf Eintritt sind frei 17 Übersicht: Öffentliche Veranstaltungen Die Karlsruher Wochen gegen Rassismus werden von einer großen Zahl von Institutionen und Vereinen durch eigene und Kooperations- veranstaltungen getragen und unterstützt: ACLI Karlsruhe ADS | Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe des Menschenrechtszentrums Karlsruhe e.V. AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. AG Flüchtlingshilfe Karlsruhe AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. AK Migrationsbeirat der Stadt Karlsruhe Albschule Karlsruhe Amaro Kher e.V. Amnesty International - Bezirk Karlsruhe Ana & Anda (Bühnen- und Videokunst) Anne-Frank-Schule Karlsruhe Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingshilfe Karlsruhe AWO-Karlsruhe gGmbH AWO-Kreisverband Karlsruhe-Stadt e.V. AWO-Stadtbezirk Südwest-Weststadt Badisches Staatstheater Karlsruhe Buchhandlung Hoser und Mende Büro für Integration (Sozial- und Jugendbehörde der Stadt Karlsruhe) Carlo-Schmid-Schule Karlsruhe CIG | Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe e.V. Citypastoral Karlsruhe Dachverband islamischer Vereine in Karlsruhe e.V. DAV | Deutsch-Afrikanischer Verein e.V. Karlsruhe Déjà Vu-Film e.V./ Stummfilm-Festival Karlsruhe Deutsch-Italienische Gesellschaft Karlsruhe Deutsch-Türkischer Bildungskreis e.V. DGB Kreisverband Karlsruhe Die Kurbel DITIB | Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. Landesversband Baden DMK | Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. Empowerment!KA Evangelische Akademie Baden Evangelische Christusgemeinde Karlsruhe Evangelische Kirchengemeinde Neureut- Kirchfeld Evangelische Lukasgemeinde Karlsruhe Evangelische Stadtkirche Karlsruhe Evangelisches Kinder- und Jugendwerk Baden Fachstelle gegen rechts im StJA e.V. Filmboard Karlsruhe e.V. Flüchtlingszeit e.V. Förderverein Fest der Völkerverständigung e.V. Frauenkommission der Christlich-Islamischen Gesellschaft Karlsruhe e.V. Freunde für Fremde e.V. Karlsruhe Freundeskreis Asyl e.V. Friedrich-Ebert-Stiftung (FES, Fritz-Erler-Forum) futuRoma e.V. Gambatté, Isis Chi (Künstlerin) Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Sektion Nordbaden Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., Regionalgruppe Karlsruhe Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Karlsruhe e.V. Gesellschaft für Dialog Goethe-Gymnasium Karlsruhe Gommel, Martin (freier Fotojournalist) Grundschule Beiertheim Hans-Thoma-Schule Karlsruhe Humboldt-Gymnasium Karlsruhe ibz | Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. Die beteiligten Institutionen, Organisationen, Vereine und Künstler_innen: 18 Die Beteiligten IGFM | Internationale Gesellschaft für Menschenrechte Internationaler Bund – Jugendmigrationsdienst Karlsruhe IIFG | Islamische Internationale Frauengemeinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V. IJUKUV | Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V. Initiative „Erinnerung aufpolieren – Stolpersteine putzen“ Johannes-Kepler-Privatschulen Jubez (StJA e.V. Karlsruhe) Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe (KdöR) Karlsruher Club 50 Plus e.V. KASA | Kirchliche Arbeitsstelle südliches Afrika, Heidelberg Kinder- und Jugendhaus Durlach (StJA e.V. Karlsruhe) Kinemathek Karlsruhe e.V. Konrad-Adenauer-Stiftung, Politisches Bildungsforum Baden-Württemberg Kulturamt der Stadt Karlsruhe Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) Kulturzentrum Tollhaus Karlsruhe e.V. Kundalini-Yoga-Lehrerinnen in Karlsruhe KunstUnternehmen GbR | Bernadette Hörder, Ulrike Israel KunstWohlfahrt der AWO Karlsruhe Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg Lessing-Gymnasium Karlsruhe Literarische Gesellschaft Karlsruhe e.V. Mapa Café Markgrafen-Gymnasium Karlsruhe Menlha-Zentrum für Buddhismus e.V. Mensah-Schramm, Irmela (Menschenrechtsaktivistin) Mir Mohammedi Stiftung – die Menschenrechtsstiftung MRZ | Menschenrechtszentrum Karlsruhe e.V. MSV | Muslimischer Studentenverein Karlsruhe e.V. Netzwerk Karlsruhe gegen rechts Pädagogische Hochschule Karlsruhe Pestalozzischule Durlach PopNetz Karlsruhe Querfunk Freies Radio Karlsruhe Rahäuser, Ruth | Eine Welt Theater Reinert, Marie-Eve (freischaffende Künstlerin) Reisebuchladen Karlsruhe Sangat – Raum für Yoga und Klang Schauburg Schweizer, Renate | Kunstwerkstatt HautNah Sepas-Theatergruppe bei ISAK Stadt Karlsruhe Stadtarchiv Karlsruhe (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) Stadtmedienzentrum Karlsruhe am LMZ Stephanus-Buchhandlung Karlsruhe StJA | Stadtjugendausschuss e.V. Stoeckel, Julie (freischaffende Künstlerin) Studentisches Kulturzentrum (KIT) Studierende des Masterstudiengangs Interkulturelle Bildung, Migration und Mehrsprachigkeit der PH Karlsruhe – Jg. 2015/2016 Studierendenwerk Karlsruhe Substage e.V. Tanztheater Karlsruhe Gabriela Lang Tiyatro Diyalog e.V. Treibel-Illian, Prof. Dr. Annette Übel, Dr. Brigitte UFA Fiction Über den Tellerrand Community Karlsruhe VHS | Volkshochschule Karlsruhe e.V. Werner-von-Siemens-Schule Karlsruhe ZDF Externe Medien-Partner: ka-news Querfunk Freies Radio Karlsruhe 19 Die Beteiligten Die Ausstellung umfasst zwei thematische Schwerpunkte. Der erste Teil beschäftigt sich mit Vorurteilen, Antiziganismus, Stereotypen, Klischees und „Zigeunerbildern“. Dabei wird Antiziganismus in Politik, Film und Medien be- leuchtet sowie ein Einblick in die Geschichte der Sinti und Roma in Europa gegeben. Der zwei- te Teil hebt Personen des öffentlichen Lebens hervor, die Sinti und Roma-Hintergrund haben. Da gibt es zum Beispiel Charles Chaplin, Pola Negri, Rita Hayworth oder Yul Brynner und Marianne Rosenberg. Aber auch Johann „Ru- keli“ Trollmann ist dabei, dem es nicht erlaubt war, eine Karriere zu machen, weil er Sinto war. Er wurde 1933 deutscher Boxmeister im Halb- schwergewicht. Anschließend wurde ihm der Titel aberkannt, weil er „Zigeuner“ war. Johann Trollmann kam in das KZ Neuengamme und wurde dort 1943 ermordet. Sein Meistertitel wurde ihm posthum vor einigen Jahren wieder zuerkannt. Die Ausstellung „‚Typisch Zigeuner‘? – Mythos und Wirklichkeiten“ wurde unter anderem vom Geschäftsführer des Kulturhauses RomnoKher Daniel Strauß, dem Historiker Dr. Udo Eng- bring-Romang und weiteren Wissenschaftlern im Jahre 2009 konzipiert. Das Programm 10.3.– 23.3. „ Typisch Zigeuner‘? – Ausstellung vom 11. bis 24. März 2013 in Karlsruhe www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de 22 Ausstellung „Typisch Zigeuner“ Mi. 10. bis Mi. 23. März Ziel war es, die Kluft zwischen Wissenschaften und den Angehörigen der Minderheit zu über- brücken. Es gelang dadurch, die Selbstsicht und Selbstbeschreibung der empfundenen Lebens- wirklichkeiten zu untersuchen und zu interpre- tieren. Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Dauer der Ausstellung: 10. – 23. März Besucherzeiten: Mo. – Fr. 10 – 18 Uhr und während der Veranstaltungen des Tollhauses, des Vortrags am 15. März (Siehe Seite 62) und beim Vielfaltfest am 20. März (Siehe Seite 108). Eintritt frei Veranstalter: Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg, Kultur- büro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe), Kulturzentrum Tollhaus www.sinti-roma.com www.tollhaus.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero Mythos und Wirklichkeiten“ 23 Ausstellung „Typisch Zigeuner“ Mi. 10. bis Mi. 23. März Auch in diesem Jahr beteiligen sich die Videokünstlerinnen Ana & Anda und Isis Chi Gam- batté wieder an den Karlsruher Wochen gegen Rassismus. Zu sehen sind ihre teils charmanten, teils zum Nachdenken anregenden Videos auf der Homepage der Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus (www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de). Bei der Eröffnung der Karlsruher Wochen gegen Rassismus am 10. März und am 20. März 2016 im Rahmen des Vielfaltfestes werden die Videos öffentlich gezeigt. (Siehe Seite 34 und Seite 108) Video Nr. 16 Das Video: Ein Wartebereich im Winter. Zwei Fremde be- gegnen sich, dick vermummt gegen Wind und Wetter. Das gemeinsame Warten ist ihnen ganz offensichtlich unangenehm, misstrauisch beäu- gen sie sich. Kann daraus ein Miteinander, eine offene menschliche Begegnung werden? Das Video Nr. 16 des Karlsruher Künstle- rinnen-Paars Ana & Anda widmet sich ganz dem Motto der Internationalen Wochen ge- gen Rassismus 2016: „100% Menschenwür- de – Zusammen gegen Rassismus“. Symbolisch zeigen Ana & Anda, wie Angst und Abschot- tung zu einer ablehnenden Haltung gegenüber Fremdartigem führen. Was aber passiert, wenn die 100% blickdichte Schutzbrille, die 100% extra imprägnierten gefühlskalten Handschuhe oder die 100% mitläufertauglichen Schuhe ab- gelegt werden? Das Video Nr. 16 von Ana & Anda ist ein Plä- doyer für das offene Aufeinander-Zugehen und die Begegnung auf Augenhöhe. Auf unter- haltsame Weise zeigt das Video, dass wir nur durch das Ablegen von Vorurteilen fähig sind, uns gegenseitig in unserer individuellen Einzig- artigkeit zu akzeptieren. Über Ana & Anda: Fair produzierte Ökomode, Theater-AGs für benachteiligte Kinder, Konzerte gegen Gewalt, Video-Clips gegen Rassismus: Täglich setzen Ana & Anda sich als Künstlerinnen für Tole- ranz, Fairness, Frieden und die Menschenrechte ein. Ob im Netz oder auf der Bühne – immer engagieren sie sich für einen friedlichen Um- gang miteinander, für sachliche Diskussionen und eine differenzierte Sicht auf die komple- xen Probleme unserer Zeit. Überzeugt, dass nur Respekt und Toleranz das Fundament für eine friedliche und freie Gesellschaft sein können, rufen sie in ihren künstlerischen Werken immer wieder zu gegenseitiger Akzeptanz auf. Weitere Aufführung des Videos am 20.03. um 11 Uhr (nach dem 10 Uhr-Gottesdienst) in der Lukasgemeinde Karlsruhe (siehe Seite 107). Alle weiteren Aufführungstermine unter blog.anaundanda.de/pages/termine.html Das Video ist auch im Internet zu sehen unter www.youtube.com/ANAundANDA www.anaundanda.de 10.3.+ 20.3. 24 Video-Projekte „Fremd“ Ein Clip über das Fremde in uns und anderen Das Video Der Videoclip „Fremd“ setzt sich auf ironische, kritische und selbstkritische Weise mit dem Be- griff des „Fremden“ auseinander. Das Gegen- teil von fremd ist vertraut und wo genau die Grenze zwischen „fremd“ und „vertraut“ ver- läuft, wird von jedem von uns jeden Tag aufs Neue ausgehandelt. Der Clip fragt: Wer ist mir fremd? Die syrische Familie, die vor Krieg und Not zu uns nach Deutschland geflohen ist? Oder der deutsche Arzt, der sich trotz seines hippo- kratischen Eides weigert, Flüchtlinge zu behan- deln? Der Clip zeigt, wie dynamisch der Begriff des Fremden ist und wie nötig es ist, sich unter anderem zu fragen, in wieweit wir selbst uns vertraut oder fremd sind. Isis Chi Gambatté präsentiert auch für die Karlsruher Wochen gegen Rassismus 2016 wieder einen Clip, der nachdenklich stimmt und neue, überraschende Sichtweisen aufzeigt. Über Isis Chi Gambatté: Isis Chi Gambatté ist Komponistin, Videopro- duzentin, Regisseurin, Schauspielerin, Sänge- rin und Tänzerin. Neben Auftragsarbeiten für Theater und Film engagiert sie sich sozial in Theaterprojekten mit Menschen mit Migrations- biographie und produziert Videos und Musik gegen Rassismus und Verfolgung. www.gambatte.name www.youtube.com/isisgambatte 10.3.+ 20.3. Fo to : M ar tin G om m el 25 Video-Projekte Daneben hat auch das Filmboard Karlsruhe e.V. ein Video-Clip produziert über geflüchtete Menschen in Karlsruhe: „I am human: Hinter jedem Flüchtling steckt ein Mensch“ In Karlsruhe leben viele Menschen in Flücht- lingsunterkünften. Viele neue Flüchtlinge kom- men täglich hinzu. Die Bevölkerung weiß aber nahezu nichts über diese Menschen, die aus Kri- sengebieten geflohen sind und nun in Deutsch- land Schutz suchen. Stattdessen wird sie in den Medien tagtäglich mit einer Vielzahl an Schre- ckensmeldungen konfrontiert über Flüchtlinge und Asylbewerber, die deutsche Frauen belä- stigen und vergewaltigen, die Bürger besteh- len und den Deutschen die Arbeit wegnehmen. Pauschalurteile, Klischees und vorgefertigte Meinungen: das Bild, das wir von Flüchtlingen haben, ist diffus und unrealistisch. Die Angst vor dem beziehungsweise den Fremden trägt dazu bei, Vorurteile zu schüren und Menschen zu entzweien oder sogar zu Feinden zu ma- chen. Beginnen aber Menschen, sich direkt mit einem Thema oder einem Problem auseinander zu setzen, erhalten sie ein eigenes Bild und ei- nen direkten Zugang zu diesen Fremden und sie können lernen, dass diese gar nicht so anders sind als sie selbst. Der essayistische Dokumentarfilm „I am human: Hinter jedem Flüchtling steckt ein Mensch“ des Filmboard Karlsruhe e.V. erzählt die Geschich- te dieser Menschen, die Zuschauer erfahren in dem Kurzfilm, warum sich die Portraitierten auf diese gefährliche Reise in ein fremdes Land begeben haben, wie sie diese Reise erfahren haben und wie es sich in der Fremde, die auch ihre neue Heimat noch darstellt, anfühlt. Wel- che Sehnsüchte haben Sie? Wie gehen sie mit dieser neuen Kultur um? Welche Hoffnungen haben sie für die Zukunft? Aufführungen des Videos am 16.03. um 18.45 Uhr als Vorfilm von „Frau Roggenschaubs Reise“ im Filmtheater Schauburg (siehe Seite 70) und beim Vielfaltfest am 20.03. im Tollhaus (siehe Seite 108). www.filmboard-karlsruhe.de Fotos: Martin Gommel 16.3.+ 20.3. 26 Video-Projekte Bücher- und Medientisch der Stadtbibliothek Karlsruhe Let´s read! – Literatur selber lesen In einer Vielzahl von Romanen wird das The- ma Rassismus in erschütternden, aber auch fesselnden Handlungen erzählend dargestellt. Die Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus prä- sentiert einen Medientisch im 1. Obergeschoss und gibt einen aktuellen Überblick über diese Literatur. Ort: Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt Öffnungszeiten: Di. bis Fr. 10 – 18.30 Uhr, Sa. 10 – 14 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de 10.3.– 23.3. 27 Bücher- und Medientisch Radiosendungen des Querfunk Auch 2016 begleitet der Querfunk die Karls- ruher Wochen gegen Rassismus wieder im Rah- men von sechs einstündigen Radiosendungen. Vorab gibt es eine „Vorschau“ auf ausgewählte Veranstaltungen zu hören. Der Fokus liegt wie in den Vorjahren auch auf der Dokumentation und Verbreitung einzelner Vorträge und Diskus- sionsrunden, welche mitgeschnitten und danach über das Radio ausgestrahlt werden. Abgerun- det wird das Programm in Form von antirassisti- schen Liedern in- und ausländischer Interpreten. Die Termine der Sendungen sind: Mittwoch, 9. März, 15 – 16 Uhr Samstag, 12. März, 13 – 14 Uhr Mittwoch, 16. März, 15 – 16 Uhr Freitag, 18. März, 16 – 17 Uhr Mittwoch, 23. März, 15 – 16 Uhr Donnerstag, 24. März, 12 – 13 Uhr Anbieter: Querfunk – Freies Radio Karlsruhe Frequenz 104,8 MHz www.querfunk.de Außerdem bietet der Querfunk beim Vielfalt- fest am 20. März eine Live-Aktion im Tollhaus an (siehe Seite 111). Eröffnung des Gartens der Religionen am 24. September 2015 28 Mediale Begleitaktionen ka-news: Online-Wochen gegen Rassismus Das Karlsruher Online-Medium ka-news begleitet die Karlsruher Wochen gegen Rassismus medial und veranstaltet dazu eigenständig „Online-Wochen gegen Rassismus“. Der Info-Text von ka-news zu deren „Online-Wochen gegen Rassismus“: Ja zum Meinungsaustausch, nein zu Rassismus! Bei ka-news wird Meinungsfreiheit groß ge- schrieben und kontroverse Debatten sind für uns ein Ausdruck lebendiger Meinungsvielfalt und ein wichtiger Bestandteil der Demokratie. Doch Meinungsfreiheit endet dort, wo die Menschen- würde missachtet wird. Fremdenfeindlichkeit hat bei uns keinen Platz! #gegenRassismus Als reichweitenstärkstes Nachrichtenportal für Karlsruhe und die Region wollen wir ein Zei- chen setzen: Im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus starten auf ka-news die On- line-Wochen gegen Rassismus. Unter www.ka-news.de/gegen-rassismus werden wir vom 10. bis 23. März ausführ- lich über das Thema berichten. Mit unserer Berichterstattung werden wir die Karlsruher Wochen gegen Rassismus begleiten. Darüber hinaus werden unsere Leser auf ka-news In- terviews und Hintergrundberichte rund um das Thema Rassismus finden. Unter dem Hashtag #gegenRassismus werden wir die Aktion in unseren sozialen Netzwerken auf Facebook und Twitter begleiten. www.ka-news.de/gegen-rassismus #gegenRassismus 29 Mediale Begleitaktionen Kamishibai-Theater „Die Anderen“ „Die sind blöd“, sagen die Hausschweine. „Be- stimmt sind die doof“, denken die Wildschwei- ne. Was passiert, wenn die Schweine aufeinan- dertreffen, könnt ihr heute hören und auf der Kamishibai-Bühne sehen. Beim japanischen Erzähltheater für Kinder wer- den zusammen mithilfe der Kamishibai-Bühne und Bildkarten Geschichten erzählt. Für Kinder ab 4 Jahren. Ort: Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz- Max-Palais, Karlstraße 10, KA-Innen- stadt Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de 9.3. 30 9. März Mittwoch „Silvester in Köln“ – Reaktionen und Gefühle Die christlich-islamische Gesellschaft lädt ein zum Gespräch und zu einem anschließenden gemeinsamen Friedensgebet Was am Kölner Hauptbahnhof (und auch an anderen Orten in der Bundes- republik) in der Silvesternacht geschah und erst nach und nach publik wurde, hat unser ganzes Land genauso wie jede und jeden Einzelne_n existenziell erschüttert. Der politische Wind hat sich gedreht, Geflüchtete wurden unter Generalverdacht gestellt, muslimische Gemeinden in Deutschland berichteten von einer Flut von Hassmails. Sind Jahre mühevoller Dialogarbeit in dieser ei- nen Nacht zunichte gemacht worden? Ist „Köln“ die Bankrotterklärung auch des interreligiösen Dialogs? Oder muss sich seine Tragfähigkeit gerade jetzt bewähren? Und wie geht es un- serem eigenen Sicherheitsempfinden? Über all das wollen wir miteinander ins Ge- spräch kommen. Sachkundige Menschen, die uns dabei begleiten, haben wir eingeladen. Wir schließen mit einem gemeinsamen Frie- densgebet. Über die Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe e.V.: Die Christlich-Islamische Gesellschaft Karls- ruhe bemüht sich seit 1995 um ein vertieftes Verständnis der Glaubensgrundlagen von Christ_innen und Muslim_innen in einem Klima der vertrauensvollen Begegnung. Die Christ- lich-Islamische Gesellschaft will die Begegnung zwischen Christen und Muslimen fördern. Das Verbindende soll entdeckt und gestärkt, das Unterscheidende so ins Gespräch eingebracht werden, dass es den Dialog nicht hindert. Wir wollen nicht übereinander, sondern miteinander reden. Durch unseren gemeinsamen Glauben an den Einen Gott sind wir ihm gegenüber und einander verpflichtet. Durch unsere gemein- same Wurzel in Abraham sind wir miteinander verbunden. Es geht der CIG weder darum zu missionieren noch die Religionen zu vermischen. Vielmehr soll das gemeinsame Gespräch Ver- stehen, Vertrauen und damit Frieden fördern. Die CIG ist Mitinitiatorin des Projekts „Ein Gar- ten der Religionen für Karlsruhe“ und des „Dia- logs der Religionen“. Die CIG Karlsruhe versteht sich als Ansprechpart- nerin und Anwältin für alle Fragen und Themen des christlich-islamischen Dialogs. Mit verschie- denen Aktionen tritt sie an die Öffentlichkeit: re- gelmäßige Friedensgebete, Infostand beim Fest der Völkerverständigung, christlich-muslimisches Fußballspiel, Einladung zum Fastenbrechen, Ein- ladung zur Adventsfeier sowie Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen. Die Frauenkommission der CIGK hat ein eige- nes Programm. Zu allen unseren Veranstaltungen sind Sie herz- lich eingeladen! Ort: Gemeindesaal der Lutherkirche, Durlacher Allee 23, KA-Oststadt (Eingang über die Melanchthonstraße) Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Christlich-Islamische Gesellschaft Karlsruhe e.V. www.cig-karlsruhe.de 9.3. 31 9. März Mittwoch Vortrag und Diskussion: „Junge Muslime als Partner“ Ergebnisse einer Studie zur islamischen Jugendarbeit und Perspektiven für die Zukunft Von Juni 2012 bis Mai 2014 wurde an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart das von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Forschungsprojekt „Gesellschaft gemeinsam gestalten – Junge Muslime als Partner“ durchge- führt. Dabei wurden Strukturen, Schwerpunkte und Ausrichtung der Jugendarbeit in einem breiten Spektrum islamischer Vereinigungen mit Fokus auf Baden-Württemberg untersucht. Ins- gesamt waren neun Gruppen Gegenstand der Untersuchung. Darüber hinaus wurden in ver- schiedenen Regionen Deutschlands modellhafte Projekte untersucht, an denen muslimische Ju- gendliche mit anderen Trägern beteiligt waren. Im Vortrag werden die Ergebnisse der Studie mit Fokus auf folgende Fragen vorgestellt: Was sind Schwerpunkte islamischer Jugendarbeit und wie sieht die Rolle der Jugendlichen selbst dabei aus? Welche Schwierigkeiten haben is- lamische Verbände und Gemeinden in ihrer Jugendarbeit? Wie können Projekte mit musli- mischen Jugendlichen gelingen? Die Studie „Junge Muslime als Partner“ findet deutschlandweit viel Beachtung. Unter ande- rem wurden die Ergebnisse im Arbeitsausschuss der Deutschen Islamkonferenz vorgestellt und diskutiert. Über Dr. Hussein Hamdan: Dr. Hussein Hamdan ist promovierter Islam- und Religionswissenschaftler sowie Projektleiter im Projekt „Muslime als Partner in Baden-Württ- emberg“ der Akademie der Diözese Rotten- burg-Stuttgart. Ort: Stephansaal, Ständehausstraße 4, KA-Innenstadt Beginn: 17.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Konrad-Adenauer-Stiftung, Politisches Bildungsforum Baden- Württemberg www.kas.de/bw 10.3. 32 10. März Donnerstag Fotos von Martin Gommel vom Brandanschlag am 24. August 2015 auf eine Asylbewerberunter- kunft in Weissach im Tal (Rems-Murr-Kreis). Wir danken dem Karlsruher Fotografen Martin Gommel für die freundliche Zurverfügungsstellung seiner Fotos in diesem Programmheft und seine stetige Unterstützung der Karlsruher Wochen gegen Rassismus. 33 Fotos Martin Gommel Brandanschlag Die Eröffnungsveranstaltung findet am Donners- tag, den 10. März um 20 Uhr im Bürgersaal des Rathauses statt. Grußwort von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup Ansprache von Jacques Delfeld, stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma „Antiziganismus“ wird heute als eine spezielle Form des Rassismus gegenüber Individuen und Gruppen verstanden, die als sogenannte „Zi- geuner“ identifiziert werden. Er ist eines der am weitesten verbreiteten und wirkungsmächtigsten Ressentiments unserer Zeit. Im Gegensatz zum „Antisemitismus“ ist der „Antiziganismus“ gesell- schaftlich noch immer nicht geächtet. Die men- schenunwürdige Lebenssituation vieler Roma in Europa ist Ausdruck und Ergebnis von Rassismus, und sie dient gleichzeitig immer wieder als Be- stätigung für alle rassistischen Klischees. Über Jacques Delfeld: Herr Delfeld ist stellvertretender Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma. Geboren 1951, in Luxemburg viersprachig auf- gewachsen, vertritt er seit 1988 als geschäfts- führender Vorsitzender des rheinland-pfälzi- schen Landesverbandes Deutscher Sinti und Roma die Interessen der Minderheit. Diverse Publikationen, Veröffentlichungen und Leitung von Arbeitsgruppen zu den Themen: Vorurteile in der Gesellschaft, Rassismus und Antiziga- nismus, Minderheitenschutz, diskriminierende Behördenpraxis, Diskriminierung in den Medi- en, Entschädigung, Jugendarbeit und kulturelle Identität der ethnischen Minderheit. Über den Zentralrat Deutscher Sinti und Roma: Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma wur- de 1982 gegründet und ist der politische Dachverband von 17 Mitgliedsvereinen, den Eröffnungsveranstaltung der Karlsruher Wochen gegen Rassismus „100% Menschenwürde – Zusammen gegen Rassismus“ 10.3. 34 10. März Donnerstag neun Landesverbänden und mehreren wei- teren Zusammenschlüssen. Vorsitzender ist Romani Rose. Ehrenvorsitzender war bis zu seinem Tod Franz Rosenbach. Der Zentralrat trägt das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg, ein bedeutendes Kulturzentrum und zugleich ein Archiv für den Holocaust an den deutschen Sinti und Roma. Der Zentralrat setzte grundle- gende Änderungen der Entschädigungspraxis für die noch lebenden KZ-Opfer der deut- schen Sinti und Roma durch. In 3.200 Einzelfäl- len wurden Neuentscheidungen der Entschädi- gungsbehörden durchgesetzt. Der Zentralrat machte zudem nach jahrelangen Auseinan- dersetzungen mit den Innenministern der Länder und dem Bundesinnenministerium die zum Teil aus der Zeit des Nationalsozialismus übernommenen Methoden der rassistischen Sondererfassung bei Justiz- und Polizeibehör- den bekannt und sorgte für die Beendigung dieser Praxis. 1995 setzte der Zentralrat die gesetzliche Anerkennung der deutschen Sinti und Roma als nationale Minderheit mit eigener Minderheitensprache, dem Romanes, gemäß dem „Rahmenschutzabkommen für nationale Minderheiten“ und der „Charta zum Schutz von Regional- und Minderheitensprachen“ des Europarats durch. Im künstlerischen Rahmenprogramm: Video von Ana & Anda: „Video Nr. 16“ (Siehe Seite 24) Video von Isis Chi Gambatté: „Fremd“ (Siehe Seite 25) Performance von Kindern der Hans-Thoma- Schule : „Wo ist Zuhause?“ Im Rahmen der Kinderliteraturtage 2016 und in Bezugnahme auf die Internationalen Wochen gegen Rassismus haben sich die Künstlerinnen Ana & Anda in diesem Projekt mit Kindern der Hans-Thoma-Grundschule dem Thema „Wo ist Zuhause?“ gewidmet. Was bedeutet eigentlich das Wort „Heimat“? Wo bin ich „Zuhause“? Kann ich mich als Aus- länderin einheimisch fühlen? Oder als Einheimi- sche fremd? Wer beschließt, welche Menschen zu einer Gruppe gehören und welche nicht? Kann ich selber etwas tun, um mich an einem bestimmten Ort zuhause zu fühlen? Warum ver- lassen Menschen ihre Heimat? Was bedeutet das für sie? Bei nur drei Treffen haben die Kinder dabei eine Performance erarbeitet, deren Inhalt sie selbst bestimmt haben und bei der Eröffnung der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Karlsruhe vorführen. Die Kinder der 2. – 4. Klassen der Hans-Tho- ma-Schule kommen aus aller Welt und ken- nen das Thema „Wanderungen“ meist aus ganz persönlicher Erfahrung. Die meisten ha- ben einen Migrationshintergrund – und wer in Deutschland geboren ist, hat dafür Erfahrung im Umgang mit den vielen anderen kulturellen Hintergründen der Kinder an der Schule. Im Anschluss Stehempfang der Stadt Karlsruhe Eine Anmeldung ist erbeten! Per E-Mail an: Wochen-gegen-rassismus@kultur.karlsruhe.de oder per Telefon 0721 / 133-4046 Ort: Rathaus, Marktplatz, KA-Innenstadt, Bürgersaal Beginn: 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Stadt Karlsruhe www.karlsruhe.de www.sintiundroma.de 35 10. März Donnerstag Muslimisches Freitagsgebet am KIT Auf Initiative des Interkulturellen Rats in Deutschland (Aktion „Muslime laden ein“) und in Kooperation mit dem Muslimischen Studenten- verein in Karlsruhe laden der Deutschsprachige Muslimkreis Karlsruhe e.V. und der Dachver- band islamischer Vereine in Karlsruhe e.V. die Karlsruher Bürger_innen zu einem öffentlichen Freitagsgebet ein. Die Freitagsansprache, die dort seit über einem Jahrzehnt wöchentlich auf Deutsch gehalten wird und an der hauptsäch- lich Studierende des KIT teilnehmen, findet in der Halle des AKK, dem alten Stadion der Uni- versität, statt. Sie haben so die Möglichkeit, ein Freitagsgebet von Karlsruher Muslimen direkt zu sehen und zu hören und im Anschluss daran mit Muslim_innen bei Kaffee und Kuchen ins Gespräch zu kommen. Anmeldung erwünscht per E-Mail an: info@dmk-karlsruhe.de Ort: AKK-Stadion, Gebäude 30.81, Paulcke- platz 1, KIT Campus Süd, KA-Innenstadt Beginn: 13.15 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V., Dachverband islamischer Vereine in Karlsruhe e.V. in Kooperation mit dem Muslimischen Studentenverein Karlsruhe e.V. www.dmk-karlsruhe.de www.karlsruher-muslime.de www.msv.kit.edu 11.3. Wir laden ein 36 11. März Freitag Coffee-Stop Der Coffee-Stop vor dem „Kirchenfenster“ lädt alle Menschen ein, die zu Kaffee und Schoko- lade nicht nein sagen können – aber „Nein“ sagen zu Rassismus und Ausbeutung. So freuen wir uns auf ein Gespräch, bei dem wir uns darüber austauschen, wie wir miteinan- der leben wollen und laden Sie herzlich ein zu einer Kostprobe von fair gehandeltem Kaffee und „guter“ Schokolade. Das „Kirchenfenster“ ist eine Einrichtung der katholischen Kirche Karlsruhe, die sich ökume- nisch versteht. Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen unserer Stadt begegnen wir mit einem offenen Ohr, Wertschätzung, Impulsen aus dem Glauben und häufig auch einem weiterführenden Flyer. Ort: „Kirchenfenster“ gegenüber St. Stephan, Erbprinzenstr.14, KA-Innenstadt Zeit: 15 – 17 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Citypastoral der Katholischen Kirche Karlsruhe www.citypastoral-ka.de 11.3.Wir laden ein Sie starrt mich an ... Ich bin sicher, sie hasst Muslime ... Sie starrt mich an ... Ich bin sicher, sie hasst Ungläubige ... 37 11. März Freitag Klischee, Rassismus oder „Schweigekartell“? Wie rassistisch sind unsere Medien? Wie wird über Migrant_innen und Flüchtlinge berichtet? Gibt es wirklich ein „Schweigekar- tell“ in Deutschland? Welche rassistischen Bilder und Klischees werden produziert? Was können kritische Mediennutzerinnen und -nutzer tun? Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozial- forschung (DISS) beschäftigt sich seit nunmehr fast 30 Jahren mit der Analyse von Ausgren- zungsdiskursen, vor allem Rassismus und Sexis- mus. Iris Tonks, Mitarbeiterin des DISS, wird in ihrem Vortrag der Frage nachgehen, auf wel- che Weise in den Medien über Einwanderung berichtet wird und ob und wie rassistische Bil- der und Klischees von Zugewanderten produ- ziert werden. Dabei spielen Kollektivsymbole eine wichtige Rolle. Ihr Wirken und ihre Effekte sollen an exemplarischen Beispielen herausge- arbeitet werden. Nach dem Vortrag gibt es die Möglichkeit zur Diskussion. Über Iris Tonks: Die Referentin Iris Tonks (M.A.) ist seit 1995 freiberufliche Mitarbeiterin des Duisburger In- stituts für Sprach- und Sozialforschung. Arbeits- schwerpunkte sind u. a. Diskursanalysen zum Thema „Migration“ sowie die Evaluation von Projekten zu den Themen „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“. Ort: Geschäftsstelle der AWO Karlsruhe, Rahel-Straus-Straße 2, KA-Südstadt-Ost Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AWO Kreisverband Karlsruhe- Stadt e.V., AWO Karlsruhe gemein- nützige GmbH, AG Flüchtlingshilfe Karls- ruhe, Menschenrechtszentrum Karlsruhe e.V. www.awo-karlsruhe.de www.fluechtlingshilfe-karlsruhe.de www.menschenrechtszentrum.de 11.3. 38 11. März Freitag „Erkenne: Der Andere bist du!“ Yoga gegen Rassismus Yoga und Rassismus – gibt es da einen Bezug? Durchaus. Ein fundamentaler Nährboden für Furcht oder gar Feindschaft gegenüber dem Fremden kann in Selbstunsicherheit liegen. Das Andersartige wird als Infragestellung des ei- genen Selbstverständnisses empfunden und in einem polarisierenden Weltbild gedeutet, das in seiner dualistischen Struktur eine Kluft schafft zwischen „Uns“ und „Denen da“. Yoga ist eine Möglichkeit, sich mit einem tieferen Selbst zu verbinden und einer Ganzheits-Erfah- rung näher zu kommen, welche bestehenden Unterschieden ihre Bedrohlichkeit nimmt und der polarisierenden Projektion die psychische Energie entzieht. „Yoga“ kommt aus dem Sans- krit und bedeutet „Verbindung“. Durch Körper-, Atem- und Konzentrations-Übungen sowie Me- ditation wird das psychophysische In-der-Welt- Sein so beeinflusst, dass der Praktizierende sich ganz, heil und mit der Umwelt verbunden fühlen kann. Tiefere Selbst- und Ganzheitserfahrung kann eine Gelassenheit erzeugen, die wenig Raum lässt für das Bedürfnis, sich der eigenen Identität vornehmlich auf dem Weg der Ab- grenzung zu vergewissern. Einer der zentralen Leitsätze im Kundalini Yoga lautet: „Erkenne: Der Andere bist du!“ Das ist eine Aufforderung und ein Versprechen für den Übungsweg - und zugleich das Thema, zu dem Sohan Kaur Klinis einen Vortrag halten wird. Anschließend wird Pavel Khlopovskiy eine Yogastunde mit einem entsprechenden thematischen Bezug anleiten. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, Anfänger_innen sind herzlich eingeladen. Ort: Sangat – Raum für Yoga und Klang e.V., Gartenstraße 72, KA-Südweststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Sangat – Raum für Yoga und Klang e.V. www.yogasangat.de Wir laden ein 11.3. 39 11. März Freitag „Festival gegen Rassismus“ Vier Bands aus Karlsruhe und der Region rocken das Substage gegen Vorurteile und Diskriminierung Heute Abend werden 4 Bands im SUBSTAGE klarmachen, dass bei ihnen Rassismus keine Chance hat. Bei all den gegenwärtigen Pro- blemen bekennen sie sich zum friedlichen und respektvollen Miteinander und gegen Rassismus und Vorurteile. Das ist auch unsere Einstellung. Vielen Dank für die vielen Bewerbungen von Bands und Solokünstlern, von denen an diesem Abend leider nur vier spielen können. MESS UP YOUR DNA sind drei Jungs, die unter ganz gewöhnlichen Umständen, in einer ganz normalen Stadt, mit ganz normalen Menschen aufgewachsen sind. Was sie verbindet? Musik! Man sieht es ihnen vielleicht nicht an, doch auf der Bühne wird schnell klar: Sie lieben es laut, rhythmisch, bouncig und anspruchsvoll. Um mit dem gewöhnlichen Alltagstrott klar zu kommen, hauen sie uns mit ihrem Mix aus Crossover und Funk Metal gerne mal die Trommelfelle aus den Ohren. Ihre Texte haben etwas zu sagen, ihr Stil bringt uns zum Schwitzen und die Instrumente müssen ordentlich einstecken! Die Luft ist schwanger. Ein rhythmischer Slap- bass der Erzeuger, getrieben vom Backbeat der Drums. Dein Leben im 4/4 Takt. Ausnah- mezustand. Abgehen. Abdrehen. Fühlt sich wie nackt auf Einhörnern gen Süden reiten an, nur anders – irgendwie nasser, schweißgebadet im Spirit des Funk. Könntest du Regenbögen kot- zen, wäre genau jetzt der perfekte Zeitpunkt dafür. Ein kühles Bier tut’s aber auch. This is the time of your Life, nur nicht ganz so Disco, aber mit Sicherheit laut, sehr laut – denn du bist JOEY VOODOO. Du bist der letzte Held der Stadt. JOEY VOODOO ist eine Alterna- tive-Funkrock Band. JOEY VOODOOSUFFERS 11.3. 40 11. März Freitag Das frischeste und feinste Musikgemüse vom Karlsruher Markt – Die LEUCHTSTOFFMÖHRE! Mit einem bunten Gemisch aus Neon-Ska, Crossover-Funk und Rüben-Rock bedienen die Möhrchen viele verschiedene Geschmäcker. Mit zwei Saxophonen, Bass, Gitarre und Schlag- zeug wird hier gekocht, gewürzt mit den en- gagierten bis witzigen Texten der Sängerin. In Karlsruhe sind die Möhrchen schon seit län- gerem mit ihrer Musik-Küche unterwegs – unter anderem zuletzt auf dem Vor-Fest. Vier Jungs aus Karlsbad bei Karlsruhe gründe- ten 2012 eine deutschsprachige Punkrock-Band namens SUFFERS. Die Rede ist von Christian Schwan (Gesang, Gitarre), Marius Masino (Gitarre, Gesang) und Marius Becker (Schlag- zeug). Die 20 Jahre alten Nachwuchstalente kennen sich aus ihrer Schulzeit und musizieren alle leidenschaftlich gerne. Beherrschte zu- nächst der Punk-Rock den musikalischen Weg, so widmet man sich heute eher der etwas „wei- cheren Version“ des „Deutsch-Pop-Punk“. Die stadiontauglichen sowie philosophischen oder auch herzzerreißenden Texte und Melodien kommen bei ihren Fans gut an. Ort: Substage Karlsruhe, Alter Schlachthof 19, KA-Oststadt Beginn: 19 Uhr Einlass, 20 Uhr Beginn Eintritt: 5 € (AK) Veranstalter: Substage Karlsruhe, PopNetz Karlsruhe www.substage.de www.popnetz-karlsruhe.de MESS UP YOUR DNA 41 11. März Freitag Führung durch das „Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma“ in der Heidelberger Altstadt mit Romani Rose Das 1997 in der Heidelberger Altstadt er- öffnete Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma informiert über die 600-jährige Geschichte dieser Minderheit in Deutschland. Zentralen Stellenwert nimmt in der Ausstellung die Verfolgung und Ermordung durch die Nationalsozialisten ein. Das Heidelberger Dokumentationszentrum ist die wichtigste deut- sche Gedenkstätte für das NS-Völkermordver- brechen an den Sinti und Roma. Bewusst stellt die Ausstellung den menschenverachtenden Täter- dokumenten die privaten Zeugnisse der Opfer gegenüber: historische Privat- und Familienfotos, die Einblicke in die Lebenswirklichkeit der Men- schen geben. Antiziganismus wie der Antisemi- tismus wiesen von Anfang an religiöse Aspekte auf, indem man „Zigeuner“ als Heiden oder gar als Verbündete des Teufels stigmatisierte. Wie die Juden wurden auch Sinti und Roma in der Folge immer wieder zu Sündenböcken für alle möglichen Missstände gemacht. Es finden sich grundlegende Parallelen zwischen der Shoa und dem Völkermord an den Sinti und Roma im nati- onalsozialistisch besetzten Europa. Ein nationales Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma gibt es seit 2012 in Berlin, es befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Reichstagsgebäude. Heute leben in Deutschland 70.000 Sinti und Roma. Sie sind eine nationale Minderheit und Bürgerinnen und Bürger dieses Staates. Romani Rose, Vorsitzender des Dokumentati- onszentrums sowie Vorsitzender des Zentralra- tes Deutscher Sinti und Roma, führt durch das Zentrum und wird sich auch Zeit für Fragen und Diskussion nehmen. Anmeldung unter info.snb.gegen-vergessen@web.de Ort: Dokumentations- und Kulturzentrum Deut- scher Sinti und Roma, Bremeneckgasse 2, Heidelberg-Altstadt Treffpunkt: 9.10 Uhr im HBf Karlsruhe vor dem DB-Reisezentrum (dort werden bei Interesse Fahrgemeinschaften mit dem Baden-Württemberg-Ticket gebildet) Zeit im Dokumentationszentrum: 11 – 12.30 Uhr Teilnahme kostenlos (bei eigener Anreise) Veranstalter: Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V., Sektion Nordbaden www.gegen-vergessen.de www.sintiundroma.de 12.3. 42 12. März Samstag Wir laden einZelt der Gemeinschaft Ein „Zelt der Gemeinschaft“ auf dem Friedrichs- platz lädt alle Menschen verschiedener Religionen und Nationalitäten ein. Die Fachgruppen der DITIB Landesreligionsgemeinschaft Baden, der Ju- gend-, Frauen- und Elternverband laden Sie bei einem Glas türkischem Schwarztee zum Spiel und Quiz ein. Zudem werden die heiligen Bücher der verschiedenen Religionen ausgestellt und es wird einen Ort für das eigene Gebet geben. Über die DITIB Landesreligionsgemeinschaft Baden e.V.: Wir sind eine islamische Religionsgemeinschaft in Baden-Württemberg und bieten religiöse, soziale, kulturelle Dienste sowie Bildungsange- bote an. Mit über 65 Gemeinden sind wir der größte Vertreter der Muslime in Baden. Ort: Friedrichsplatz, KA-Innenstadt Zeit: 13 – 17 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: DITIB Landesreligionsgemein- schaft Baden e.V. www.ditib-baden.de 12.3. www.proasyl.de Rassismus fügt Ihnen und den Menschen in Ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu. WH_Aufkl-QR_7,4x10,5.indd 3 19.03.14 17:28 43 12. März Samstag Film: „Intolerance“ Stummfilm von 1916 mit musikalischer Begleitung; Regie: David W. Griffith Dem Untertitel zufolge beschreibt der Film den jahrtausendealten Kampf der Liebe gegen Hass und Intoleranz. Vier voneinander unabhängige, jedoch ineinander verwobene Episoden schil- dern diesen Kampf: 1) In Babylon, ca. 500 Jahre vor unserer Zeit- rechnung: König Belshazar hat mit seiner geliebten Prinzessin eine neue Gottheit ein- geführt: Ishtar, die Gottheit der Liebe. Die Priester der Stadt Babylon fürchten um den Verlust ihres Einflusses und wollen die Ab- lösung der alten Gottheit rückgängig ma- chen. Sie schmieden einen verhängnisvollen Plan, um Babylon und Belshazar an seine Feinde, die Perser, zu verraten. 2) Die Geschichte um Jesus Christus und seinen Tod. 3) Die Bartholomäusnacht 1572 in Frankreich. Nur vordergründig ein Kampf der Religi- onen Katholizismus gegen Protestantismus, tatsächlich jedoch ein Machtkampf zwi- schen Königshaus, Kirche und Adligen. Die Königinmutter, die aus Italien stammende Katharina de Medici, sucht und findet Ver- bündete, um die Hugenotten auszuschalten. Sie schmiedet ein verhängnisvolles Kom- plott, der schwächliche König gibt ihr nach; fast alle Hugenotten der Stadt Paris und des ganzen Landes fallen im Laufe einer Nacht einem schrecklichen Massaker zum Opfer. 4) Die zeitgenössische Episode beruht auf einer wahren Begebenheit, und zwar der blutigen Niederschlagung eines Streiks in den USA. Im Stil eines Romans von Charles Dickens wird eine sehr handlungs- reiche Geschichte erzählt. Auf der obe- ren gesellschaftlichen Ebene finden sich die unverheiratete Schwester eines rei- chen Fabrikbesitzers und die sogenannten „Weltverbesserer“ – im amerikanischen Original „Uplifters“ genannt. Auf der un- teren Ebene finden sich „das liebe Mäd- chen“ und „der Junge“, die sich ineinander verlieben werden; dann eine junge Frau, die keine Freunde hat, und zur Prostitu- ierten wird, sowie ein junger skrupelloser Mann, der der Anführer einer Bande von Kriminellen wird. Die Schicksale dieser Per- sonen sind ineinander verwoben, und es wird eine dramatische Geschichte erzählt, die wie so oft bei Dickens und eben auch bei Griffith in einer „Rettung in letzter Se- kunde“ gipfelt. Damit ist die zeitgenössische Episode die ein- zige, die ein Happy End hat. Nichts anderes als die Hoffnung des Regisseurs auf einen Sieg der Liebe über Intoleranz und Hass kommen so zum Ausdruck. Im Jahr 1916, kurz vor dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Ersten Weltkrieg, wollte das Publikum von solchen idealistischen Vorstellungen nichts wissen. Der Film wurde ein kommerzieller Misserfolg, die Produktionsgesellschaft machte Pleite. 12.3. 44 12. März Samstag Wir zeigen eine kolorierte 16mm-Kopie aus der Andreas-Benz-Collection, Neckarsulm. Musikalische Begleitung: Andreas Benz (Klavier). Die Veranstaltung findet im Rahmen des Stummfilm-Festivals Karlsruhe statt. Ort: ZKM-Medientheater, Lorenzstraße19, KA-Südweststadt Beginn: 15 Uhr Eintritt: Abendkasse: 10 € / ermäßigt 6 €; VVK 8 € / ermäßigt 5 € Vorverkauf nur bei Musikhaus Schlaile ab ca. 14 Tage vor Beginn des Stumm- film-Festivals. Veranstalter: Déjà Vu-Film e.V. www.stummfilmfestival-karlsruhe.de Foto: Martin Gommel 45 12. März Samstag Das Studierendenwerk Karlsruhe veranstaltet gemeinsam mit Tutoren für ausländische Stu- dierende ein Running Dinner in unseren Wohn- heimen. Die Tutoren werden gemeinsam mit ausländischen Studierenden, Wohnheimbewoh- ner_innen, Bürger_innen der Stadt und anderen Interessenten einige Spezialitäten aus verschie- denen Kulturen kochen. Die Idee: Am Abend des Running Dinners steht ein 2-Gänge-Me- nü (Hauptspeisen und Nachspeisen) auf dem Programm. Die Teilnehmer_innen teilen sich in jeweils zwei große Gruppen auf zwei unter- schiedliche Wohnheimküchen auf. Eine Gruppe kocht die Hauptspeisen und die andere Grup- pe die Nachspeisen. Jede Gruppe spielt so einmal den Gastgeber und einmal den Gast. Welcher Gang von welcher Gruppe zubereitet wird, wird im Vorfeld in der Gruppe entschie- den und vom Studierendenwerk koordiniert. Im Anschluss an die Nachspeise wird gemeinsam über die Eindrücke des „Internationalen Ko- chens gegen Rassismus“ diskutiert. Über das International Student Center: Das International Student Center (ISC) des Stu- dierendenwerks Karlsruhe ist zuständig für die Studierenden der Hochschulen in Karlsruhe und Pforzheim. Unsere Hauptaufgabe ist die Bera- tung und Betreuung rund ums Studieren (Woh- nungssuche, Jobsuche, Sozialberatung, Studie- ren mit Kind usw.), Integration internationaler Studierender und Pflege der internationalen Netzwerke. Mit unserem Programm (Exkursi- onen, kulturelle Veranstaltungen, internationa- le Abende, Sprachtandems, Partnerschaften, studentische Austauschprogramme) wollen wir die Studierenden einladen, Gemeinschaft zu erleben, auch multikulturelle Gemeinschaft in kleinen Gruppen. Unser engagiertes und multikulturelles Team bereitet jedes Semester ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm vor und lädt alle Studierenden ein, am kulturellen Austausch teilzunehmen. Unser Programm be- inhaltet auch den Austausch mit nationalen und internationalen Institutionen, woraus lang- fristige und erfolgreiche Projekte entstanden sind (Chinesische Ess-Kultur-Tage, Japantage, Deutsch-Französisch-Polnischer Austausch usw.). Anmeldung bis 07.03.2016 erforderlich per E-Mail: isc@sw-ka.de Ort: Wohnheime des Studierendenwerks, Adenauerring 7, KA-Innenstadt (genaue Adresse wird nach Anmeldung bekannt- gegeben) Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Studierendenwerk Karlsruhe www.sw-ka.de/de/internationales Internationales Kochen gegen Rassismus Running Dinner mit Studierenden 12.3. Wir laden ein 46 12. März Samstag „Trialog – Dialog“ Die nächste muslimische Generation Kein Kind auf dieser Welt wird mit radikalen Gedanken geboren. Es sind vor allem sozio-kul- turelle Faktoren wie soziale Ungerechtigkeit, die eine große Rolle spielen. Der Wunsch junger Muslime nach Anerkennung in Verbindung mit Diskriminierungserfahrungen stellt dabei eine der Herausforderungen dar. Die Kehrseite ist das Leiden junger Rechtsextremer, die sich als Opfer der Politik und der Migration sehen. Denn jeder extreme Gedanke entsteht aus sozialen Ungleichgewichten sowie Unzufriedenheit mit sich selbst und mit der Gesellschaft. Wir möchten gemeinsam darüber diskutieren, inwieweit man mithilfe von Bildung und Kultur Jugendliche vor radikalen Manipulatoren, Hasspredigern und religiösem Extremismus schützen kann. Mit Lamya Kaddor, Ali Shirazi und der Migra- tionsbeirätin Jutta Gemeinhardt laden wir Sie sehr herzlich zu einem spannenden Abend ein. Bei einem kleinen Büffet mit Getränken können wir uns im Anschluss an die Podiumsdiskussion gerne weiter unterhalten. Einführung: Lilia Jeridi (Vorsitzende Förderver- ein Fest der Völkerverständigung e.V. und Migrationsbeirätin der Stadt Karlsruhe) Grußwort: Michael Zeh (Stadtrat und Mitglied des Migrationsbeirates der Stadt Karlsruhe) Auf dem Podium diskutieren: Lamya Kaddor (Islamwissenschaftlerin) Jutta Gemeinhardt (Pädagogin, Mitglied des Migrationsbeirates Karlsruhe) Ali Schirazi (Schriftsteller) Über Lamya Kaddor: Lamya Kaddor (1978 im westfälischen Ahlen als Tochter syrischer Einwanderer geboren) schloss 2003 ihr Magisterstudium der Arabistik und Islamwissenschaft, Erziehungswissenschaft und Komparatistik an der Universität Münster ab. Im Moment beschäftigt sie sich wissenschaftlich mit dem Leben muslimischer Schüler in Deutschland. Sie hat regelmäßig Lehraufträge inne, ist zudem als Autorin und Publizistin tätig und berät die Politik in Fragen der Integration und des Islams. Über Ali Schirazi: Ali Schirazi (geb. 1940 in Teheran/Iran) war als Pädagoge in den 60er bis 80er Jahren in Iran politisch aktiv und musste deshalb 1987 mit seiner Frau und seinen Kindern fliehen. Ali Schirasi ist seither als freier Schriftsteller in Deutschland tätig und tritt mit zahlreichen Le- sungen, Vorträgen und Veranstaltungen an die Öffentlichkeit. Seine Bücher erscheinen auf Deutsch und Persisch. Zusammen mit seiner Frau Solali Schirasi hat er 2004 das Buch „Weder Kopftuch noch Handgranate“ verfasst. Über Jutta Gemeinhardt: Jutta Gemeinhardt, gebürtige Karlsruherin und Wahlbelgierin, arbeitet als Pädagogin an Uni, Schule und Kindergarten. Seit 2009 ist sie Mit- glied des Karlsruher Migrationsbeirates. Ort: Badisches Landesmuseum, Schlossbezirk 10, KA-Innenstadt, Gartensaal Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Förderverein Fest der Völker- verständigung e.V., AK Migrationsbeirat Karlsruhe www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/ bfi/migrationsbeirat.de Lamy Kaddor. Foto: Andre Zelck 12.3. 47 12. März Samstag Wir laden einFührung durch die Synagoge Die jüdische Religion war durch den Holocaust in Deutschland nahezu verschwunden. Doch nach dem Krieg kehrten jüdische Familien zu- rück und es zogen vor allem in den vergange- nen 25 Jahren viele jüdische Emigranten aus den ehemaligen GUS-Ländern nach Deutsch- land. So wuchsen die Gemeinden, einige ent- standen wieder neu. Seit vielen Jahren gibt es regelmäßige Tage der offenen Tür der Karlsruher Synagoge, die stets auf großes Interesse stoßen und der Ge- meinde ein Anliegen sind: Sie sieht Wissen über andere Religionen und Kulturen als essentiell an, um andere Kulturen als Bereicherung anzu- sehen und nicht als Bedrohung. David Seldner, der Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe, stellt Ihnen die Ge- schichte der jüdischen Gemeinde und die Aufga- ben der jüdischen Gemeinde vor und beantwor- tet Fragen zur jüdischen Religion und zum Ritus. Herren werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Aus Sicherheitsgründen ist leider das Mitführen eines Personalausweises erforderlich. Veranstaltung im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit Ort: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe, Knielinger Allee 11, KA-Nordstadt Beginn: 11 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe www.jg-karlsruhe.de 13.3. 48 13. März Sonntag Workshop Stereotypen – Vorurteile – Diskriminierung Stereotypen, Vorurteile und Diskriminierung kommen überall vor und sind nur schwer aus der Welt zu schaffen. Am Ende des Workshops haben Sie eine Vor- stellung davon, wie Stereotypen und Vorurteile entstehen und sich auswirken. Wir lernen eine Methode kennen, wie man Vorurteile und Ste- reotypendenken vermindern kann. Zudem wer- den wir weitere Lösungsansätze zum Thema Diskriminierung diskutieren. Über AFS Interkulturelle Begegnungen e.V.: AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. ist ein ge- meinnützig organisierter Verein zur Förderung der Völkerverständigung. Mit Austauschpro- grammen für Schüler und junge Erwachsene bie- tet AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. Mög- lichkeiten zur interkulturellen Lernerfahrung. Ort: Karlshochschule, Karlstraße 36 – 38, KA-Innenstadt Beginn: 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AFS Interkulturelle Begegnungen e.V. www.afs.de 13.3. 49 13. März Sonntag Interreligiöse Führung durch den Garten der Religionen Herzliche Einladung zu einem besonderen Spaziergang Im September 2015 ist im Rahmen des Stadtju- biläums der Garten der Religionen in Karlsruhe eröffnet worden. Als Ort der Begegnung und des Friedens für alle zeigt er seine Aktualität inmit- ten unserer von Vielfalt geprägten Lebenswirk- lichkeit. Denn diese ist leider mit Fremdenangst, Abgrenzung, Verständnisproblemen und daraus resultierender Unwissenheit, Unfreundlichkeit und Grausamkeit belastet. Gerade deshalb soll der Garten den Dialog über die Religionen för- dern und freundliche und unvoreingenommene Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen. Gegenseitiges Interesse und Verständnis sollen wachsen und das Gespräch und die Kenntnis voneinander sollen gedeihen – und zwar unab- hängig davon, ob man einer Religionsgemein- schaft angehört oder überhaupt gläubig ist. Vertreterinnen und Vertreter der AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. aus verschie- denen Religionen und Kulturen, die den Garten über viele Jahre geplant und gestaltet haben, führen Sie humorvoll, einprägsam und kurzweilig durch den Garten und erläutern die inhaltlichen Schwerpunkte. Dies sind sowohl Texte und Sym- bole aus verschiedenen Religionen als auch phi- losophische Texte und Auszüge aus den Grund- und Menschenrechten. So stehen die Inhalte und die Gestalter des Gartens, die sich über diese gemeinsame Arbeit kennen und schätzen gelernt haben, exemplarisch für die bunte Vielfalt der in Karlsruhe lebenden Menschen unterschiedlicher Herkunft, Kulturen und Lebenshintergründe. Die Verschiedenartigkeit als Gestaltungsmerk- mal des Gartens und auch als Realität unseres Lebens erscheint so als etwas Bereicherndes, während das trotz aller Verschiedenheit über- wiegende Gemeinsame aller Menschen sich in der aus einem Guss gestalteten Harmonie der Gartenanlage spiegelt. Wir freuen uns auf Ihr Interesse an einer Füh- rung durch den Garten der Religionen und einem anschließenden Austausch. Ort: Garten der Religionen Karlsruhe im Citypark der Südstadt-Ost (Stuttgarter Straße Ecke Marie-Juchacz-Straße – Straßenbahnlinie 6; Haltestelle Wolfarts- weierer Straße) Beginn: 14.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. www.gartenderreligionen-karlsruhe.de 13.3. Wir laden ein 50 13. März Sonntag „Auf den zweiten Blick“ Filmvorführung mit Diskussion zum Thema Rassismus und Empowerment „Auf den zweiten Blick“ ist ein Film über drei sehbehinderte Paare im Großstadtmoloch Berlin, die sich begegnen, entdecken und zu- einander hingezogen fühlen. Das Debut der Regisseurin Sheri Hagen ist ein wundervolles Plädoyer dafür, genau hinzuschauen. Hagen konzentriert sich auf die kleinen Geschichten, die soviel erzählen können, wenn man sie be- achten würde. Ein stiller Film über Menschen, die mit dem Herzen sehen. Der Film wird mit Audiodeskription vorgeführt. Über die Organisatoren: Empowerment!KA ist eine Interessengemein- schaft ehrenamtlich engagierter Karlsruher Bürgerinnen und Bürger. Empowerment!KA bie- tet einen Anlaufpunkt für Schwarze Menschen und PoCs* aus Karlsruhe und Umgebung, die ihre Selbststärkung gegen Rassismus fördern möchten. Wir bringen uns in die rassismuskri- tische Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Karlsruhe ein und arbeiten mit und für Bildungseinrich- tungen (Kitas, Schulen und Hochschulen). *Person oder People of Color – Politische Selbstbezeichnung für Menschen, die als nicht-weiß angesehen werden. Reservierungen sind unter www.kurbel-karlsruhe.de oder telefonisch (Telefon: 0721 / 83 18 53 00) möglich. Ort: Die Kurbel, Kaiserpassage 6, KA-Innen- stadt Beginn: 17 Uhr Eintritt: 8,50 € / ermäßigt 6,50 € Veranstalter: Empowerment!KA, Die Kurbel www.kurbel-karlsruhe.de www.empowerment-ka.de www.aufdenzweitenblick.de 13.3. Empowerment! KA 51 13. März Sonntag „Südafrika: Zukunft bauen“ Abendgottesdienst in der Kleinen Kirche mit Gospels des Lesedi-Quartetts und Fotos aus dem Alltag in Südafrika Das Massaker von Sharpeville am 21. März 1960 (siehe Seite 11) im Apartheid-Südafrika ist der Ursprung der Internationalen Wochen gegen Rassismus. Daher tut es jeder Veran- staltungsreihe gut, sich auf dieses Ereignis zu beziehen und nachzufragen, wie das heutige Südafrika mit Fragen des Rassismus, der Un- gleichheit und der Armut umgeht und wie die Antworten der einfachen Menschen aussehen, an denen international heute kaum noch je- mand interessiert zu sein scheint. Mit Bildern und Geschichten aus der Ausstellung „So le- ben wir – Alltag in KwaZulu-Natal“ und dem Projekt Bokamoso ART Centre („Die Zukunft liegt in unserer Hand“) erhalten die Menschen Südafrikas, die ständig zwischen Aufbruchstim- mung und schierem Überlebenskampf pendeln, eine Plattform und zeigen, dass der Weg in die Zukunft nur über Solidarität, Teilen und ein friedliches Miteinander möglich ist. Die Ge- schichten werden umrahmt von Liedern aus dem Widerstand und Gospels des Lesedi-Quartetts aus Südafrika. Diese kraftvolle Musik verbindet nicht nur, sie schafft Empathie und lässt erspü- ren, wie positive Energie wirken und übersprin- gen kann. Ort: Kleine Kirche, Kaiserstraße 131, KA-In- nenstadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos, Spenden erbeten Veranstalter: Evangelische Citykirchen- arbeit an der Stadtkirche Karlsruhe und Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika, Heidelberg www.stadtkirche-karlsruhe.de www.kasa.woek.de 13.3. 52 13. März Sonntag Workshop für Frauen: „Stricken und Häkeln verbindet“ Gemeinsam mit Flüchtlingsfrauen wollen wir häkeln, stricken, uns gegenseitig kennenlernen, austauschen, uns vernetzen und kreative so- wie künstlerische Verbindungen entfalten. Im Workshop sollen verschiedene Kunstarten des Strickens und Häkelns gezeigt werden und mit dieser Handarbeit Symbole gegen Rassismus angefertigt werden. Das Wichtigste dabei ist jedoch die Begegnung von einheimischen Frauen und Flüchtlingsfrauen, die durch diese kreative Beschäftigung Grenzen überwinden. Anmeldung erwünscht unter iifgka@web.de oder telefonisch unter 0176/66 06 75 37 (Najoua Benzarti) Veranstaltung nur für Frauen! Die Islamische Internationale Frauengemein- schaft Karlsruhe und Umgebung e.V. (IIFG) ist dem Motto „Muslimische Frauen helfen Frauen“ verpflichtet. Die IIFG ist ein Zusammenschluss muslimischer Frauen internationaler Herkunft, die Frauen bei Problemen und Fragen beraten sowie ganz individuelle praktische Hilfe leisten. Durch die Gründung des Vereins im Jahre 2002 wurde nicht nur ein Netzwerk geschaffen, das islamischen Frauen einen Erfahrungsaustausch und eine Anlaufstelle bietet. Vielmehr hat sich der Verein das Ziel gesteckt, bestehende Vor- urteile und Missverständnisse abzubauen und sich für soziopolitische und kulturelle Emanzi- pation der Karlsruher Frauen einzusetzen. Wir fördern den interkulturellen und interreligiösen Dialog und bringen uns aktiv in die Entwicklung verschiedener Stadtteile ein. Die IIFG ist Grün- dungsmitglied der Dachverbands muslimischer Vereine in Karlsruhe, des Interreligiösen Frau- ennetzes Baden sowie der AG Garten der Re- ligionen für Karlsruhe e.V. Ort: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauer Stra- ße 3, KA-Oststadt Zeit: 10 – 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Islamische Internationale Frauen- gemeinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V. Facebook: Islamische Internationale Frauengemeinschaft e.V. 14.3. Wir laden ein 53 14. März Montag Frauenausflug zum Garten der Religionen Einheimische Frauen besuchen gemeinsam mit Flüchtlingsfrauen den Garten der Religionen Die Frauen der Frauenkommission der Christ- lich-Islamischen Gesellschaft Karlsruhe e.V. la- den zusammen mit den Frauen der Islamischen Internationalen Frauengemeinschaft Karlsruhe e.V. und der AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. zu einem gemeinsamen Ausflug mit geflüchteten Frauen ein. Der Frauenausflug dient dazu, die Begegnung und das Kennenlernen zwischen Einheimischen und geflüchteten Frauen zu fördern. Sie werden dabei über das Projekt „Garten der Religionen“ informiert – zugleich erfahren sie, wie der inter- religiöse Dialog in Karlsruhe funktioniert. In einer lockeren Atmosphäre können sie sich gegenseitig austauschen, mehr übereinander erfahren, von- einander lernen und das Miteinander praktizie- ren. Die Teilnehmerinnen treffen sich im Stadtteil- büro Oststadt und brechen gemeinsam zu Fuß zum nahegelegenen Garten der Religionen auf. Veranstaltung nur für Frauen! Wir würden uns freuen, wenn mehrsprachige Frauen sowie Dolmetscherinnen am Ausflug teilnehmen würden und sich Frauen zur Abho- lung der Flüchtlingsfrauen in den Heimen bereit erklären. Dazu bitte vorherige Absprache mit Najoua Benzarti (0176/66 06 75 37). Teilnehmerinnen können Gebäck o. ä. mitbringen. Treffpunkt: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauer Straße 3, KA-Oststadt Beginn: 15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Frauenkommission der Christ- lich-Islamischen Gesellschaft Karlsruhe e.V., Islamische Internationale Frauenge- meinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V., AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. Facebook: Islamische Internationale Frauenge- meinschaft e.V. www.cig-karlsruhe.de/frauenkommission www.gartenderreligionen-karlsruhe.de Wir laden ein 14.3. 54 14. März Montag „Präriewolf, Zitronenhai, Paradiesvogel? Mit interkultureller Kompetenz gegen Rassismus!“ Ein interkulturelles Simulationsspiel für Jugendliche ab 16 Jahren „Alle Menschen sind Ausländer – fast überall“, sagt ein Sprichwort. Wie fühlt es sich aber an, fremd in einem Land oder einer Kultur zu sein? Wie ist es umgekehrt, wenn in meine Heimat Fremde kommen? Wie kann Zusammenleben funktionieren, wenn un- terschiedliche Welten aufeinandertreffen? In diese Fragestellungen tauchen wir ein in einem interkulturellen Simulationsspiel. Referent_innen: Sascha Nowara, M.A., und Claudia Rauch, Pfarrerin; Referenten für ge- sellschaftspolitische Jugendbildung Anmeldung unter: claudia.rauch@ekiba.de Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Studio Zeit: 17 – ca. 20 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Evangelische Akademie Baden, Evangelisches Kinder- und Jugendwerk Baden, Jubez www.ev-akademie-baden.de www.jubez.de 14.3. 55 14. März Montag „… und dann trieben sie meine Esther ins Gas“ Vortrag von Horst Selbiger über seine Familiengeschichte und sein Leben Ein Bericht über das Leben in Nazi-Deutschland bis 1945. Dabei beschreibt Horst Selbiger als Zeitzeuge verschiedene Geschehnisse wie z. B. die Reichspogromnacht 1938, die sog. Fabrikaktion 1943 oder den berühmten Auf- stand in der Rosenstraße, bei dem hunderte „arische“ Ehefrauen gegen die Verhaftung ih- rer jüdischen Männer protestierten. Über Horst Selbiger: Horst Selbiger stammt aus einer sehr großen, weit verzweigten jüdischen Familie, die schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Westpreußen nach Berlin übergesiedelt war. Sein Vater war Zahnarzt. Als Kind wurde Horst Selbiger jüdisch erzogen, obwohl seine Mutter nicht jüdisch war. Mit der Einschulung 1934 verschärften sich für den damals 6-Jährigen die Erfahrungen mit ei- ner antisemitisch geprägten Umwelt. Ab 1938 besuchte er bis zu deren Schließung die jüdische Schule. Horst Selbiger musste den „Judenstern“ tragen, den Zwangsnamen „Israel“ annehmen und ab 1942 Zwangsarbeit verrichten. Im Februar 1943 kam es zur später so genann- ten Fabrikaktion: Gestapo und SS riegelten in einer Großrazzia ca. 100 Berliner Betriebe ab und transportierten die dort beschäftigten Zwangsarbeiter auf offenen Lastkraftwagen zu vorbereiteten Sammelstellen. Unter den Ver- hafteten war auch Horst Selbiger. Er wurde in die Synagoge Levetzowstraße gebracht, wo er die Nummer für den Transport nach Auschwitz erhielt und die Vermögenserklärung ausfüllen musste, die den NS-Behörden die „Verwertung“ des Eigentums der Deportierten erleichtern sollte. Nach dem berühmten Aufstand in der Rosenstraße, bei dem Hunderte „arische“ Ehe- frauen gegen die Verhaftung ihrer jüdischen Männer protestiert hatten, wurde er dorthin weiter transportiert und traf seinen ebenfalls verhafteten Vater wieder. Beide blieben ca. 14 Tage in Haft, dann wurden sie zur Zwangs- arbeit bei der Trümmerbeseitigung eingesetzt. Trotz „Mischehe“ sind Vater und Sohn der De- portation nur knapp entgangen. Wie viele Verfolgte ging Horst Selbiger nach Kriegsende in die DDR in der Hoffnung, beim Aufbau eines antifaschistischen deutschen Staates mitarbeiten zu können. Er wurde Mit- glied der SED, besuchte die Arbeiter-und-Bau- ern-Fakultät, wo er das Abitur ablegte und wurde Journalist. 1964 wurde er im Auftrag des „Neuen Deutschland“ zum Auschwitzpro- zess nach Frankfurt delegiert: Er sollte eine Reportage schreiben, wie die Frankfurter über den Prozess denken. Diese Gelegenheit nutzte er, um sich abzusetzen: Horst Selbiger kehrte nicht in die DDR zurück, nachdem bereits zwei Parteiverfahren hinter ihm lagen und ihm das dritte bevor stand. Er ging ins damalige Westberlin, wo auch seine Eltern lebten. Sein Neuanfang dort stand unter dem Zeichen des Kalten Krieges: Die Anerkennung als rassisch und politisch Verfolgter musste er in jahrelan- gen Prozessen erstreiten, weil die zuständigen 14.3. 56 14. März Montag Behörden seine journalistischen Arbeiten in der DDR als gegen die freiheitlich-demokratische Ordnung gerichtet ansahen. Sein Antrag auf Entschädigung wurde trotz erheblicher verfol- gungsbedingter Gesundheitsschäden abge- lehnt. Horst Selbiger, Ehrenvorsitzender des Vereins „Child Survivors Deutschland – Überlebende Kinder der Shoah“, erzählt aus seiner Familien- geschichte und seinem Leben. Aus Sicherheitsgründen ist leider das Mitführen eines Personalausweises erforderlich. Ort: Jüdische Kultusgemeinde Karlsruhe, Knie- linger Allee 11, KA-Nordstadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Jüdische Gemeinde Karlsruhe mit Unterstützung der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Karlsruhe e.V. www.jg-karlsruhe.de www.christlich-juedische-gesellschaft-karlsruhe.de www.child-survivors-deutschland.de www.proasyl.de Rassismus verursacht tödliche Verhaltensweisen. WH_Aufkl-QR_7,4x10,5.indd 1 19.03.14 17:28 57 14. März Montag Geschichten vom Fliehen und Ankommen Theateraufführung „welcome to europe“ Ein Theaterabend mit Cosima Greeven und Natasa Rikanovic „Wehe dem Fliehenden, Welt hinaus zie- henden, Fremde durchmessenden, Heimat verlas- senden…“ … leise und poetisch beginnt der Theaterabend mit dem Lied Franz Schuberts. Als es 1828 ent- stand, blickten in Europa viele Menschen auf drei Jahrzehnte verheerender Kriege, Hun- gersnöte und Umstürze zurück. Millionen waren auf der Flucht. Nicht einmal 70 Jahre ist es her, dass Krieg und Vertreibung Millionen in Euro- pa zu Flüchtlingen gemacht haben. Und heute? Die vielen Krisenherde der Welt haben milli- onenfache Vertreibung zur Folge. Bewegende Geschichten vom Fliehen und Ankommen er- zählen die Schauspielerinnen und ihre Figuren in diesem Theaterstück, von Wanderungen in diesem und vergangenen Jahrhunderten und aus vielen Gegenden der Erde. In poetischen Bildern, Liedern, bitterbös-satirischen Dialogen und Figurentheater setzt sich die Inszenierung mit vielschichtigen Fragen auseinander: Wie ist es, aus einer hoffnungslosen Lebenssituation aufbrechen zu müssen? Auf der Flucht zu sein? Im Unbekannten anzukommen? Ein Theaterabend über Ängste, Widerstän- de, Mitgefühl, Menschenrechte, Engagement, Ablehnung und eine der großen Herausfor- derungen unserer Zeit. Mit Musik. Einem Ge- spräch. Und einem Blog. Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AK Migrationsbeirat der Stadt Karlsruhe, Studierendenwerk Karlsruhe www.projektflucht.de www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/ bfi/migrationsbeirat.de www.studentenwerk-karlsruhe.de 14.3. 58 14. März Montag Zwischen Rassismus und Willkommenskultur Was die Ereignisse in Köln für Flüchtlinge und Zivilgesellschaft bedeuten Vortrag von Stephan Hebel, Publizist und Redakteur mit anschließender Diskussion Die Ereignisse an Silvester in Köln und anders- wo haben viele verstört und neben den be- rechtigten Sorgen auch rassistischen Theorien und überwunden geglaubten Parolen Auftrieb gegeben. Auch die offizielle Politik trägt teils durch hektische Reaktionen, teils durch Pau- schalurteile, teils durch reine Symbolpolitik wei- ter zur Verwirrung bei. Doch woran sollen sich die tausenden bürgerschaftlich für Flüchtlinge Engagierten orientieren? Wie kann Integration in Karlsruhe geleistet werden, wenn gleichzeitig die Rahmenbedingungen eher zu Desintegrati- on führen? Was können wirksame Maßnahmen gegen den sich ausbreitenden Rassismus sein? Wohin entwickelt sich die deutsche und europä- ische Gesellschaft in Zeiten wachsender Flücht- lingszahlen und ungelöster Fluchtursachen? Der bekannte Publizist, Buchautor und poli- tische Redakteur Stephan Hebel geht diesen Fragen in seinem Vortrag nach. Der Autor, der regelmäßig im Presseclub der ARD diskutiert und ständiges Mitglied in der Jury für das Un- wort des Jahres ist, besitzt einen ausgeprägten analytischen Blick, langjährige Erfahrung als politischer Beobachter und Kommentator und ein feines Gespür für die Fallstricke und Ab- gründe in der bundesdeutschen Debatte. Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Café Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Menschenrechtszentrum Karlsru- he e.V., AG Flüchtlingshilfe Karlsruhe, Mir Mohammedi Stiftung – die Menschen- rechtsstiftung www.menschenrechtszentrum.de www.fluechtlingshilfe-karlsruhe.de www.mirmohammedi-stiftung.de 14.3. 59 14. März Montag Workshop „Präriewolf, Zitronenhai, Paradiesvogel? Mit interkultureller Kompetenz gegen Rassismus!“ Beschreibung siehe Seite 55. Ort: Bismarck-Gymnasium, Bismarckstraße 8, KA-Innenstadt Beginn: 17 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Evangelische Akademie Baden, Evangelisches Kinder- und Jugendwerk Baden www.ev-akademie-baden.de 15.3. Zugang zu (Aus)Bildung für junge Geflüchtete Karlsruhe steht vor der Herausforderung der Integration einer großen Zahl von Asylsuchen- den. Die meisten Geflüchteten sind zwischen 18 und 34 Jahre alt und kommen damit grund- sätzlich für eine Ausbildung oder ein Studium in Frage. Der beruflichen Ausbildung kommt für die Integration junger Geflüchteter in die Ge- sellschaft eine Schlüsselstellung zu. Allerdings wird es erheblicher Anstrengungen bedürfen, die Kompetenzen der Geflüchteten so weiter zu entwickeln, dass sie den Anforderungen einer Berufsausbildung entsprechen können. Wir diskutieren zentrale Fragen mit Vertre- ter_innen der Bildungsgewerkschaft GEW, der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, der Indus- trie- und Handelskammer Karlsruhe, der Ar- beitsagentur sowie dem Freundeskreis Asyl e.V. Ort: DGB-Haus, Ettlinger Straße 3a, KA-Süd- stadt, Saal Beginn: 18.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Deutscher Gewerkschaftsbund, Kreisverband Karlsruhe www.nordbaden.dgb.de 15.3. „Integration in Ausbildung“ 60 15. März Dienstag Ein Filmabend mit Diskussion über den NSU und das Versagen des Staates Spätestens seit dem Gerichtsverfahren gegen Beate Zschäpe und die mutmaßlichen Unter- stützer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) beschäftigt sich ganz Deutschland mit den rassistisch motivierten Morden an Migranten. Für die Angehörigen der getöteten neun Migranten und der Polizistin Michèle Kiesewetter markierte der Prozessbeginn eine neue Chance auf Auf- klärung. Denn die zentrale Frage, warum aus- gerechnet ihre Väter, Söhne und Brüder zum Ziel des tödlichen Rassismus der Neonazis wurden, ist für sie noch immer nicht beantwortet. In dem Film „Der Kuaför aus der Keupstraße“ wird einer der Anschläge thematisiert und die Frage aufgeworfen, warum die Polizei so lange die möglichen Täter im Migrantenmilieu suchte. Im Anschluss an die Vorführung besteht die Ge- legenheit zum Gespräch mit Alexander Salo- mon, Landtagsabgeordneter von Bündnis 90/ Die Grünen und Mitglied des NSU-Untersu- chungsausschusses. „Der Kuaför aus der Keupstraße“ Deutschland 2015, Regie: Andreas Maus. Sprachen: deutsch, türkisch mit türkischen und deutschen Untertiteln. Im Mittelpunkt des Films stehen die Opfer des Nagelbombenanschlags in der Kölner Keupstraße. Am Nachmittag des 9. Juni 2004 explodierte die Bombe vor dem Geschäft des Frisörs Özcan Yildirim. In den Augen der ermit- telnden Behörden wird er schnell zum potenti- ellen Täter mit Verbindungen zur Schutzgeld- oder Drogenmafia. Er wird kriminalisiert und mit ihm eine ganze Straße, eine Gemeinschaft mit Migrationshintergrund. Erst sieben Jahre später werden die Rechtsterroristen des Nationalso- zialistischen Untergrunds (NSU) als die wahren Täter enttarnt. Der Film rekonstruiert die Ermitt- lungen der Polizei anhand der Verhörprotokolle. Weitere Aufführung (ohne Nachgespräch) am 19.03. um 19 Uhr. Ort: Kinemathek Karlsruhe, Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt, Studio 3 Beginn: 19 Uhr Eintritt: 7 € / 5 € (ermäßigt für Mitglieder der Kinemathek) Veranstalter: Kinemathek Karlsruhe e.V., Amnesty International – Bezirk Karlsruhe www.kinemathek-karlsruhe.de www.amnesty-karlsruhe.de 15.3. „Der Kuaför aus der Keupstraße“ 61 15. März Dienstag Vortrag von Jovica Arvanitelli mit anschließendem Gespräch von und mit Expert_innen: „Die Lebenswirklichkeit von Sinti und Roma in den sogenannten sicheren Herkunftsländern“ Sinti und Roma – wer sind sie und was wissen wir über sie? Warum gibt es so viele Ressentiments und Vor- urteile ihnen gegenüber? Antiziganismus bezeichnet eine Haltung in un- serer Gesellschaft, die Menschen als „Zigeuner“ stigmatisiert, geprägt von Vorurteilen und Ste- reotypen, und hat zur Folge, dass sich Betrof- fene schikaniert und ausgeschlossen fühlen. Doch seit mehr als 600 Jahren sind Sinti und Roma in Deutschland beheimatet und leben zwischen Ro- mantisierung und Rassismus. Bis heute leben auch in anderen Ländern Europas Sinti und Roma, die in den meisten Fällen aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert und häufig kriminalisiert und ver- folgt werden, ja sogar von gewalttätigen Über- griffen bedroht sind. Sie zählen zur größten na- tionalen Minderheit Europas. Durch Aufklärung kann verstärkt gegen Vorurteile und Diskriminie- rung vorgegangen werden. Über Jovica Arvanitelli Jovica Arvanitelli wurde 1980 in Gnjilane im Kosovo geboren. 1991 kam er als Flüchtling mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutsch- land. Nach seinem Hauptschulabschluss schloss er eine Ausbildung zum Schneider ab. Zunächst war er für unterschiedliche Unternehmen als Modeberater tätig. Von 2006 bis 2015 war er Vorstandsmitglied beim Landesverband Deut- scher Sinti und Roma in Mannheim. Seit 2014 leitet er die Beratungsstelle für nicht-deutsche Roma in Mannheim. Zusätzlich vertieft er seine langjährige Erfahrung und sein Engagement für die Interessen der Minderheiten der Roma in ei- ner Weiterbildung an der Pädagogischen Hoch- schule Heidelberg. Dem Vortrag von Jovica Arvanitelli schließen sich ergänzende Berichte von Vertreterinnen und Vertretern zweier Initiativen aus unserer Region an, die sich für die Sitution von Roma in den Staaten des ehemaligen Jugoslawiens en- gagieren. Im Anschluss daran ist Gelegenheit für Fragen und Diskussion. Udo Dreutler vom Verein „Freunde für Frem- de e.V.“ Karlsruhe spricht darüber, welche Auswirkungen die Bestimmung von Albanien, Bosnien und Herzegowina, des Kosovo, der ehemaligen jugoslawischen Republik Maze- donien, Montenegro und Serbien als „Sichere Herkunftsländer“ durch den Gesetzgeber auf die Roma aus dem Westbalkan hatten und haben. Sein Resultat: „Betroffen von der Aus- grenzungspolitik sind Sinti und Roma“. Seit 1993 beschäftigt sich Udo Dreutler mit dem Asylrecht und dokumentiert die Schicksale von Geflüchteten. Der heutige Schwerpunkt seines Engagements liegt auf der Verfahrensbera- tung von Asylbewerber_innen in Karlsruhe und Ettlingen. Jovica Arvanitelli 15.3. 62 15. März Dienstag Georg Strohbücker und Silke Ade (Vorstands- vorsitzende des Vereins futuRoma e.V.) berich- ten über ihre ganz persönlichen Erfahrungen in Mazedonien: Sie schildern und zeigen mit Bil- dern, wie sie die Lebenssituation der Roma-Kin- der dort in vielen Jahren kennengelernt haben, wie sich Diskriminierung und mangelnder Zu- gang zum Bildungssystem auf Dauer auswirkt, welche Sorgen und Nöte die Familien im Alltag plagen. Dazu wird exemplarisch die Geschich- te einiger Kinder erzählt. Der Verein futuRoma e.V. setzt sich seit 10 Jahren für die Verbesserung der Lebensbe- dingungen der Roma-Kinder in Kriva Palanka, einer Kleinstadt in Mazedonien, ein. Die Roma in Mazedonien, wie fast überall auf der Welt, werden oft noch als „Menschen einer nied- rigeren Klasse“ angesehen und müssen mit Ausgrenzung und Missachtung fertig werden. Ein Problem, das auch den Kindern die Lust auf Kindergarten oder Schule oft verleidet. Hinzu kommen sprachliche Probleme, da die mei- sten Kinder zu Hause Romanes sprechen, für die Schule jedoch mazedonisch beherrschen müssen. Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit steht deshalb der integrative Kindergarten, in dem außerhalb von Überlebenskämpfen und in wertschätzender Atmosphäre die Chancen der Kinder auf Integration in eine moderne Gesell- schaft verbessert werden. Hier wird nicht nur spielend die Sprache gelernt, sondern auch ein faires Miteinander und eine Überwindung von Vorurteilen gelehrt. In Kriva Palanka engagiert sich auch die Karls- ruher Initiative AmaroKher, die in einer Veran- staltung am 7. Juni 2016 (siehe Seite 148) ihr Projekt vorstellt. Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Landesverband Deutscher Sinti und Roma Baden-Württemberg, Kultur- büro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe), Freunde für Fremde e.V. Karlsruhe, futuRoma e.V., Kulturzentrum Tollhaus www.sinti-roma.com www.tollhaus.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero www.freunde-fuer-fremde.de www.futuroma.de Die Ausstellung „Typisch Zigeuner“ (siehe Sei- te 22) ist vom 10. bis 23. März im Tollhaus zu sehen. Fotos von futuRoma e.V. über deren Arbeit in Kriva Palanka 63 15. März Dienstag „Das Reich der Liebe hat keine Religion“ Theaterstück über Glauben und Vernunft in der iranischen Philosophie Drei Theaterstücke werden aufgeführt. Diese sind von den Werken des persischen Dichters und Philosophen Molana Jalaledin Balkhi, im Westen bekannt als Rumi, inspiriert und be- inhalten seine Lieder. Die Stücke „Furcht des Jesus”, „Moses und der Hirte” sowie „Anahita: die Gottheit des Wassers” wurden von Hoopad Rostami, einem Studenten des KIT, geschrieben und inszeniert. Sie zeigen, wie Molana vor ungefähr 800 Jah- ren die Werte wie Toleranz und Vernunft in Religion und Glauben in Form von Geschichten über große Persönlichkeiten wie Jesus Christus den Menschen gelehrt hat. Die Theatergruppe „Sepas“ von der Iranian Student Association Karlsruhe am KIT (ISAK) präsentiert Ihnen drei Theaterstücke aus der iranischen Philosophie. Die Originalsprache ist Persisch mit synchronen deutschen Übertiteln. Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 20 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Sepas-Theatergruppe bei ISAK, Studierendenwerk Karlsruhe www.isak.hsg.kit.edu www.studentenwerk-karlsruhe.de 15.3. Wir laden ein 64 15. März Dienstag Menschen in Karlsruhe. Fotos: Martin Gommel 65 Fotos Martin Gommel Menschen in Karlsruhe Workshop „Bewusst Weißsein“ Weißsein ist eine unmarkierte Position, von der aus andere beschrieben, markiert und bewer- tet werden. Es ist auch ein Bündel von Privile- gien, die meistens nicht als solche wahrgenom- men oder empfunden werden. Überall da, wo weiße Menschen und PoC (People of Colour; Nicht-Weiße) zusammenkommen oder zusam- men handeln, stellen sich u. a. die Fragen: - Kommt man hier auf Augenhöhe zusammen? - Nutzen weiße Menschen ihre vorgegebenen Privilegien für einen gleichberechtigten Aus- tausch? - Oder nutzen sie die Macht, welche die Pri- vilegien ermöglicht und stützt, um diese zu erhalten und zu festigen? - Verstehen sich weiße Menschen nicht oft als Repräsentant_innen der anderen, ohne de- ren Beteiligung zu sichern? Der Workshop richtet sich an Mitarbeiter_innen von Verwaltungen und Behörden, die in ihrem täglichen Umgang ein bewussteres Zusam- menwirken von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln und Prägungen fördern möchten. Er richtet sich aber auch an alle Men- schen, die mit PoC zu tun haben, in der Arbeit, im ehrenamtlichen Engagement oder einfach im Kreis der Bekannten und Freunde. An Men- schen, die Interesse und Freude daran haben, ihr Wissen über sich selbst und andere zu er- weitern. Auch PoC sind zur Teilnahme eingela- den. Die Teilnehmenden entdecken im Verlauf des Workshop ihre „blinden Flecken“ im Um- gang mit Kolleg_innen, Kund_innen, Freund_in- nen und Bekannten of Colour und setzen sich damit auseinander. Der erste Tag: Es geht darum, ein verändertes Bewusstsein für Weißsein und dessen Bedeutung zu gewinnen, sich vor allem der damit verbun- denen Privilegien und ihrer verborgenen Macht bewusst zu werden und das gewohnheitsmä- ßige Bemühen um ihre Sicherung zu erkennen. Der zweite Tag: Es wird vertiefend über die- se Einsichten gesprochen, noch kaum themati- sierte Selbstverständlichkeiten im Umgang mit PoC kommen in den Blick. Die Teilnehmenden erwerben oder stärken Bereitschaft und Fä- higkeiten, bewusstgemachte Privilegien zu relativieren, abzugeben und sich von privi- legienbedingten Verweichlichungen und Be- quemlichkeiten (PbV) zu lösen. So können die Bedingungen gezeigt werden, unter denen menschliche und kulturelle Vielfalt in Teams und in das tägliche Miteinander erfolgreich inte- griert wird. Die Teilnehmenden erwartet ein sehr in- teraktives, kurzweiliges, provokantes und forderndes Training. Folgende Methoden un- terstützen den Lernprozess: Spiegelungen, Posi- tionierungen, Einzelarbeit, Kleingruppenarbeit, Bilderarbeit, Metaübungen und psychodyna- mische Übungen. Der Trainer: Lawrence Oduro-Sarpong, gebo- ren und aufgewachsen in Ghana, lebt seit 1992 in Berlin, wo er Deutsch als Fremdsprache stu- dierte. Anschließend absolvierte er u.a. berufs- begleitende Weiterbildungen zu Mediation, „Managing Diversity“, Change Management & Anti-Bias Leadership (nicht diskriminierendes Lawrence Oduro-Sarpong 16.3.+ 17.3. 66 16. und 17. März Mittwoch und Donnerstag Führen) sowie Prozessmoderation nach Arnold Mindell. Seit Jahren arbeitet er als Experte zur interkulturellen und Diversity-Kompetenz, zu Konfliktmanagement und zur Reflexion von Weißsein. Die Termine und Veranstaltungsorte: Der „Freundeskreis Asyl Karlsruhe e.V.“ (FKA) veranstaltet den Workshop in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus an zwei Terminen und an zwei Orten: 1. am 16. und 17. März 2016 im Internatio- nalen Begegnungszentrum (ibz) 2. am 19. und 20. März 2016 in FKA-Räumen im Menschenrechtszentrum Karlsruhe, Alter Schlachthof 59 (früher: Durlacher Allee 66) Teilnehmerzahl: min. 10, max. 16 Kosten: 60 € / ermäßigt 40 € Anmeldung: Freundeskreis Asyl e.V., Alter Schlachthof 59, 76131 Karlsruhe, Jörg Rupp, info@freundeskreis-asyl.de Der Workshop findet am 16. und 17. März statt und kann nur an beiden Tagen besucht werden! Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Zeit: jeweils 9 – 16 Uhr Veranstalter: Freundeskreis Asyl e.V. www.freundeskreis-asyl.de www.ibz-karlsruhe.de Niemand wird als Rassist geboren. 67 16. und 17. März Mittwoch und Donnerstag „Hass, Hass, Hass – Wie man mit #HateSpeech im Internet umgeht“ Ein Workshop für alle, die privat oder als Pädagoginnen und Pädagogen in sozialen Netzwerken aktiv sind. Noch nie war so viel Hass, Hetze und Mobbing im Netz wie in den vergangenen Monaten. Je- denfalls ist dies das Gefühl vieler Nutzer_in- nen, insbesondere von sozialen Netzwerken wie Facebook, Twitter, YouTube und Instagram. Der Hass kommt unvermittelt und betrifft Ge- flüchtete und für Geflüchtete Engagierte, Blog- ger_innen, Politiker_innen, Journalist_innen, PEGIDA-Gegner_innen oder einfach Anders- denkende. Er kann jeden treffen. Wie geht man mit dem rassistischen Hass um? Was tut man, wenn man Hasspostings von Freunden in seinem Newsfeed sieht? Oder bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Um- feld von Schule oder Jugendarbeit? Oder in den Kommentarspalten lokaler Medien? Wann und wie melde ich, diskutiere ich, zeige ich an? Welche weiteren Gegenstrategien gibt es? Der Workshop soll diese Fragen beantworten und einen Überblick über Instrumente, Taktiken und erfolgreiche Erfahrungen geben, um die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sicherer im Um- gang mit Hass zu machen. Über Simone Rafael: Simone Rafael, Journalistin, ist seit 2009 Chef- redakteurin von „Netz-gegen-Nazis.de“ der Amadeu Antonio Stiftung in Kooperation mit der ZEIT. Daneben entwickelt sie Ideen gegen Rechtsextremismus im Internet, etwa das Argu- mentationstraining „Generation 50+ aktiv im Netz gegen Nazis“ oder das Projekt „no-na- zi.net – Für soziale Netzwerke ohne Nazis“, das mit Meinungsbildenden, Pädagog_innen, Unternehmen, Initiativen, Medien und Jugend- lichen für mehr Demokratie in den Sozialen Netzwerken arbeitet. Begrenzte Teilnehmerzahl. Anmeldung bis zum 11.3.2016 unter j.hopfengaertner@stja.de oder 0721/133-5646 Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt Zeit: 14 – 18 Uhr Teilnahmegebühr: 15 € Veranstalter: Fachstelle gegen rechts im Stadtjugendausschuss e.V., Jubez www.jubez.de www.stja.de www.ka-gegen-rechts.de www.amadeu-antonio-stiftung.de www.Netz-gegen-Nazis.de 16.3. Simone Rafael 68 16. März Mittwoch Kinderbuch „Bunt, gleich und anders… wie Du und ich“ Autorenlesung mit dem Ehepaar Diaab Alles ist bunt, gleich und doch anders. Jeder Mensch ist besonders und einzigartig und doch haben wir alle auch etwas gemeinsam. Dieses Buch öffnet den Blick für die Vielfalt in unserer Welt. Nach dem Vorlesen basteln wir ein kleines An- denken für Zuhause. Über Temu und Elisabeth Diaab: Temu und Elisabeth Diaab wurden durch die Liebe zu ihrem Sohn inspiriert, Kinderbücher zu schreiben. Nun wollen sie ihre Geschichten mit allen Kindern teilen. Für Kinder von 3 - 6 Jahren. Anmeldung ab dem 9. März in der Stadtteil- bibliothek Mühlburg oder telefonisch unter 0721/133 - 4270 Ort: Stadtteilbibliothek Mühlburg, Rheinstraße 95, KA-Mühlburg Beginn: 15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de www.diaab.de 16.3. Temu und Elisabeth Diaab „Bilderbuchrunde“ Anlässlich der Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus werden heute Bilderbücher zum Thema Toleranz, Anderssein und Zusammenleben vor- gelesen. www.stadtbibliothek-karlsruhe.de Ort: Stadtteilbibliothek Neureut, Rubensstraße 21, KA-Neureut Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) 16.3. 69 16. März Mittwoch Film „Frau Roggenschaubs Reise“ Regie: Kai Wessel Länge 90 min. Gesellschaftskomödie, Deutschland, 2015 Mit: Hannelore Hoger (Rose Roggenschaub), Christian Redl (Klaus Roggenschaub), Michaela May (Carola), Rahul Chakraborty (Sasha Man- del), Rigoletta „Loli“ Weiß (Marinela Mandel), Gerhard „Heini“ Weiss (Pepe Mandel), Naomi Wiegand (Orlanda Mandel) und anderen. Rosemarie Roggenschaub, genannt Rose, ver- liert nicht nur ihren Job, sondern auch ihren Noch-Ehemann Klaus. Der will endgültig seine Sachen bei ihr abholen, um mit seiner Freun- din zusammenzuziehen. Rose trägt es schein- bar mit Fassung, doch hinter ihrem Lächeln reift schon ein Plan. Kurzerhand verkauft sie Klaus‘ Habseligkeiten für einen Appel und ein Ei dem Sinto-Gärtner Sasha Mandel. Ihre offizielle Version lautet: Einbruch. Klaus ist verzweifelt. Teil der Beute ist seine ver- meintlich wertvolle Fender-E-Gitarre, mit der er die neue Wohnung finanzieren wollte. Als er einen Detektiv engagieren will, kommt ihm Rose zuvor und macht sich selbst auf die Su- che nach dem teuren Stück. Entschlossen nistet sie sich bei der Großfamilie Mandel ein, die seit der Sturmflut 1962 in einem Hamburger Vorort wohnt. Sie lernt die Werte der Familie kennen, in der die Älteren höchsten Respekt genießen, Kinder das größte Glück bedeuten und Schulbildung nicht der einzige Schlüssel zum Erfolg ist. Nur langsam bröckeln Roses Vorurteile, während die Jagd nach der Gi- tarre weitergeht. „Das Entscheidende an diesem Film ist, dass es hier gelungen ist, eine Selbstverständlichkeit im Umgang zwischen Minderheit und Mehrheit herzustellen und so eine Normalität entsteht, ohne dass die Geschichte von Sinti und Roma in Deutschland vergessen wird. Allen Beteiligten, der Drehbuchautorin, dem Regisseur, den Pro- duzenten und vor allen Dingen den Schauspie- lerinnen und Schauspielern meinen großen 16.3. 70 16. März Mittwoch Dank“, so Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Das Filmboard Karlsruhe e.V. zeigt diesen „ZDF-Fernsehfilm der Woche“ nun im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus auf der Kinoleinwand in der „Schauburg“. Im Anschluss an den Film findet ein Filmgespräch mit Mitgliedern des Filmteams statt. Als Vorfilm läuft der Filmboard Karlsruhe-Kurz- film „I am human: Hinter jedem Flüchtling steckt ein Mensch“ (siehe Seite 26). Ort: Kino Schauburg, Marienstraße 16, KA-Südstadt Beginn: 18.45 Uhr Eintritt frei – die kostenfreien Tickets werden am Veranstaltungstag an der Schau- burg-Kasse ausgegeben. Veranstalter: Filmboard Karlsruhe e.V. in Ko- operation mit der Schauburg, UFA Fiction und dem ZDF www.filmboard-karlsruhe.de www.schauburg.de 71 16. März Mittwoch „Vater unser – oder vom Leben und Leiden des Karlsruher Geigenbauers Hermann Weiß“ (1925 – 2010) Anita Awosusi liest aus der von ihr verfassten Biographie Das Buch zeichnet den Lebensweg des Gei- genbauers Hermann Weiß nach, der in Karls- ruhe aufgewachsen ist und gibt ein Zeugnis der leidvollen Geschichte der Karlsruher Sinti im Nationalsozialismus. Über Anita Awosusi: Anita Awosusi ist seit 30 Jahren als Bürger- rechtlerin aktiv. Über 20 Jahre arbeitete sie im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma und war ab 1996 als Leiterin des Referats Dialog tätig. Sie ist Herausgebe- rin verschiedener Publikationen, arbeitete an Hörfunksendungen, Filmen und Ausstellungen mit. In ihrem Buch erzählt sie auch ihre eige- ne Geschichte als Nachgeborene einer Familie von Überlebenden der Verfolgung und von Ho- locaustopfern. Ort: ibz, Kaiserallee 12 d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. Regionalgruppe Karlsruhe, Internatio- nales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.gfbv.de www.ibz-karlsruhe.de 16.3. Anita Awosusi Foto: Martin Gommel 72 16. März Mittwoch „Sona wirkt die ganze Zeit ruhig und entspannt, bis ich eine für mich naheliegende Frage stelle: „Ist der Vater auch hier?“ Sofort verändert sich ihre fröhliche Miene. Ich wünsche mir fast ich hätte nie gefragt. „Nein“, antwortet sie leise, während sie auf das kleine Kind in ihren Armen schaut.“ Seit über einem Jahr treffen sich Studierende des Karlsruher Instituts für Technologie mit Ge- flüchteten. Konfrontiert mit vielen Einzelschick- salen entstand der Drang, diese Geschichten aufzuschreiben. Daraus ist das Buch „Fluchtweg 25“, stellvertretend für 25 Geschichten, ent- standen. Ziele des Vereins Flüchtlingszeit sind der Abbau von Berührungsängsten, der Austausch zwischen Geflüchteten und Mitbürger_innen für eine bessere Integration. Hierfür wurden bereits Sprachkurse eingerichtet. Mit den Bucherlösen werden weitere Flüchtlingsprojekte gefördert. Im Dezember 2015 ist das Buch im Borbyer Werkstatt Verlag erschienen. Das Projekt ent- stammt der Hochschulgruppe Enactus, die sozi- ale Projekte aufbaut. „Ich bin froh, dass es solch hervorragende und kreative Initiativen von Studierenden gibt, die sich für einen bewussten und sensiblen Umgang mit Schutzsuchenden in unserer Gesellschaft einsetzen“, lobt Aydan Özuguz, Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Über die Veranstalter: 20 Studierende am Karlsruher Institut für Tech- nologie, größtenteils Wirtschaftsingenieure, arbeiten zusammen mit dem Projekt Menschen- geschichten ehrenamtlich an einem Bildband. Gestaltet wurde das Buch von zwei Studenten der Hochschule für Gestaltung (HfG) Karlsruhe. Ort: Reisebuchladen Karlsruhe, Herrenstraße 33, KA-Innenstadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Flüchtlingszeit e.V., Reisebuchladen Karlsruhe www.fluechtlingszeit.de www.reisebuchladen-karlsruhe.de/ veranstaltungen Flüchtlingszeit Buch- und Projektvorstellung 16.3. Foto: Markus Breig 73 16. März Mittwoch „Aus dem Wörterbuch des kleinen Rassisten“ Eine Soiree mit Musik und Texten aus alter und neuer Zeit zum Thema Rassismus und Fremdenfeindlichkeit Derzeit feiern längst überholt geglaubte Welt- sichten, Falschmeldungen und Unwörter fröh- liche Urständ. Schnell werden da aus Schlag- worten Schlagstöcke. Fast möchte man meinen, Deutschland bewege sich am Rande eines ima- ginären Abgrunds und die Politik schaue ver- dutzt dabei zu. Dabei sind weder Flüchtlinge noch die Angst vor ihnen neu – und leider ist es auch der Rassismus nicht. In einer heiter-ernsten Soiree wird darum das „Wörterbuch des kleinen Rassisten“ aufgeblät- tert und die erschreckende Aktualität längst vergessener Texte deutlich. Ort: Haus der Reformation (Gemeindehaus) der Evangelische Kirche Neureut-Kirch- feld, Kiefernweg 22, Karlsruhe Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Evangelische Kirchengemeinde Neureut-Kirchfeld 16.3. Petra Dirscherl, pixelio 74 16. März Mittwoch „Komm Zigan – bleib weg Zigan“ Renate Schweizer und Gäste veranschaulichen während dieser Veranstaltung, wie Solidarität entsteht, wie Vorurteile sich auflösen können, ob es gute oder schlechte Geflüchtete gibt und wie sich Menschen kennenlernen. Ein eigens dafür produzierter Film wird Hauptbestandteil der Veranstaltung sein. Im Mittelpunkt steht dabei Hilde Becker, die „Sintis, Roma und Zigeuner eigentlich überhaupt nicht mochte“ und sie am Ende durch die Be- gegnung mit ihnen zu lieben gelernt hat. Seit eineinhalb Jahren setzt sie sich mit drei weite- ren Damen namens Marija, Ingrid und Renate für Geflüchtete vom Balkan ein, die in der LEA-Außenstelle in der Memelerstraße in Karls- ruhe untergebracht sind. Dort engagierte sie sich bei Handtuch- und Schuhsammelaktionen sowie einem privaten Hoffest im Sommer. Außerdem nahm die Gruppe mit vier Kindern und ihren Müttern im Sommer 2015 beim Karlsruher Stadtgeburtstag an einer Musikthe- ater-Aufführung von Renate Schweizer im Pa- villon teil. Bei den Akteuren handelt es sich um Menschen im besten Alter, die im Projekt die Erfahrung machen konnten, wie durch reflek- tiertes Handeln positive Erfahrungen gemacht werden können. All dies wird im Film dargestellt und in Hilde Beckers Worten klargemacht: „Sowas geht nur gemeinsam, mit Unterstützung.“ Ort: AWO-Begegnungsstätte Irma Zöller, Klauprechtstraße 30, KA-Südweststadt Beginn: 15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AWO-Stadtbezirk Südwest-Weststadt www.kunstwohlfahrt.eu www.art-and-soul.de 17.3. 75 17. März Donnerstag „Irgendwie Anders“ Vorlesen und Basteln So sehr er sich auch bemühte, wie die anderen zu sein, Irgendwie Anders war irgendwie an- ders. Deswegen lebte er auch ganz allein auf einem hohen Berg und hatte keinen einzigen Freund. Bis eines Tages ein seltsames Etwas vor seiner Tür stand. Das sah ganz anders aus als Irgendwie Anders, aber es behauptete, genau wie er zu sein. Für Kinder zwischen 4 und 6 Jahren. Ort: Stadtteilbibliothek Waldstadt, Neisser Straße 12, KA-Waldstadt Beginn: 15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de 17.3. Fo to : M ar tin G om m el 76 17. März Donnerstag „Der triebhafte Orientale“ – aktuelle Projektion eines historischen Feindbildes oder Sichtbarwerden einer realen Gefahr? Der von seinen Trieben gesteuerte, frauenver- achtende muslimische Mann: Hat Deutschland ein neues Feindbild oder ist ein altes Feind- bild aufgrund aktueller Bezüge neu aufgelegt worden? Oder verkennen sogenannte Gutmen- schen mit ihrer Haltung der falschen Toleranz, ihrer Blauäugigkeit und ihrer Multi-Kulti-Ro- mantik diese die deutsche Gesellschaft bedro- hende reale Gefahr? Bauen mögliche Projek- tionen auf rassistischen Mustern auf oder sind die Ängste besorgter Bürger berechtigt? Diesen Fragen will sich der Vortrag von Ozan Keskinkilic widmen und Sie an diesem Abend zu Diskussionen mit Karlsruher Musliminnen und Muslimen anregen. Über Ozan Keskinkilic: Der Referent ist Projektmitarbeiter am For- schungsprojekt „Erinnerungsorte – Vergessene und verwobene Geschichten“ unter der Leitung von Prof. Dr. Iman Attia an der Alice Salomon Hochschule Berlin. Ort: Räumlichkeiten des Deutschsprachigen Muslimkreises Karlsruhe e.V., Kaiserallee 111a (Hintergebäude, 2. OG), KA-West- stadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. www.dmk-karlsruhe.de www.ash-berlin.eu/hsl/ forschung.phtml?id=762 17.3. Bart GläuBiG anschlaG. rassismus fänGt im Kopf an! Internationale Wochen gegen Rassismus. www.interkultureller-rat.de Schleier verhüllt gewalt. raSSiSmuS fängt im Kopf an! Internationale Wochen gegen Rassismus. www.interkultureller-rat.de 77 17. März Donnerstag Das Recht, anders zu sein Informationsabend von Queeramnesty gegen Homophobie In Deutschland streiten wir über die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare, in manch anderen Ländern der Welt riskieren Menschen ihr Leben – allein deshalb, weil sie schwul, lesbisch oder transgender sind. Queer- amnesty Deutschland engagiert sich für ihre Rechte und den Schutz vor Menschenrechtsver- letzungen aufgrund sexueller Orientierung. In Karlsruhe gibt es seit Kurzem eine Queeram- nesty-Gruppe. Jeder und jede ist willkommen mitzuarbeiten und sich einzubringen. Der Infor- mationsabend gibt Interessent_innen die Mög- lichkeit, die Arbeit von Queeramnesty und die Karlsruher Gruppe kennenzulernen. Kontakt: Amnesty International Karlsruhe Email: queer@amnesty-karlsruhe.de Ort: Menschenrechtszentrum, Alter Schlacht- hof 59, KA-Oststadt, Mir-Mohammedi- Raum im 1. OG Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Amnesty International – Bezirk Karlsruhe www.amnesty-karlsruhe.de 17.3. www.antidiskriminierungsstelle.de 78 17. März Donnerstag „Kino ohne Grenzen“ zeigt „Gucha“ „Gucha“ (88 min, Serbien 2006) Der junge Romeo ist ein begnadeter Trompe- tenspieler, der in seinem traditionsbewussten Orchester durch seine freien Improvisationen aneckt. Er ist unsterblich in Juliana, die Toch- ter eines berühmten Trompetenspielers verliebt. Doch dieser lehnt die Liebe seiner Tochter zu einem Roma ab und verbietet den beiden, sich zu sehen. Nur wenn Romeo ihn beim anstehen- den Trompetenwettbewerb in Gucha besiegt, darf er um Julianas Hand anhalten. „Gucha“ erzählt actionreich und mit mitreißender Brass-Musik von Romeos und Julianas steinigem Weg ins Glück. Die serbische Liebeskomödie wird in Originalsprache mit deutschen Unter- titeln gezeigt. Über „Kino ohne Grenzen“: Mit der monatlich stattfindenden Filmreihe „Kino ohne Grenzen“ wollen das Kino „Die Kur- bel“, der Caritasverband und das Diakonische Werk gemeinsam einen Treffpunkt schaffen, wo persönliche Begegnungen zwischen Ge- flüchteten und Karlsruher Bürger_innen über das Medium Film möglich werden und zum in- terkulturellen Austausch anregen. Bürger_innen und Geflüchtete gehen hier zusammen ins Kino und sehen Filme, die vorwiegend aus den Her- kunftsländern derjenigen stammen, die derzeit in Karlsruhe eine Zuflucht gefunden haben. Ein zum Film passendes Rahmenprogramm lädt zum gegenseitigen Kennenlernen ein. weitere Termine von Kino ohne Grenzen: 14. April / 12. Mai / 16. Juni jeweils 18.30 Uhr Ort: Die Kurbel, Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr, Einlass: 18.30 Uhr Eintritt: Geflüchtete zahlen einen symbo- lischen Beitrag von 50 Cents, alle anderen können zwischen dem regulären Eintritts- preis (8,50 € / 6,50 € ermäßigt) und einem Soli-Preis (11 € / 9 € ermäßigt), der den Fortbestand der Reihe sichern soll, wählen. Veranstalter: Die Kurbel www.kino-ohne-grenzen.de www.kurbel-karlsruhe.de 17.3. 79 17. März Donnerstag Tanz und Politik – Tanz unterm Hakenkreuz Film und Gespräch von und mit Annette von Wangenheim Als am 30. Januar 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, hatte dies auch für die Tanzkunst verheerende Folgen. Der Film „Tanz unterm Hakenkreuz“ von Annette von Wangen- heim stellt Tänzerschicksale und die Tanzästhe- tik der NS-Zeit im historisch-politischen Kontext dar. Drei Zeitzeuginnen geben mit ihren Erinne- rungen Einblick in den politischen und den tän- zerischen Alltag: Julia Marcus, Lilian Karina und Gyp Schlicht. Sie regen dazu an, über die unterschiedlichsten Verbindungen von Tanz und Politik auch heute nachzudenken. Ort: Kinemathek Karlsruhe, Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt, Studio 3 Beginn: 19 Uhr Eintritt: 6 € Veranstalter: Volkshochschule Karlsruhe e.V. (VHS), Kinemathek Karlsruhe e.V. www.vhs-karlsruhe.de www.kinemathek-karlsruhe.de 17.3. 80 17. März Donnerstag Wer kennt das nicht? Man ahnt nichts Böses, verlässt die eigenen vier Wände und schon geht es los: Diskussionen über den sogenannten Alltagsrassismus und Begriffe, die auf einmal politisch inkorrekt sind, springen jedem von uns – gewollt oder ungewollt, aktiv oder passiv – vor die Füße. Manche weichen aus, andere treten darauf und waghalsige Krieger_innen heben auf, was vor ihnen liegt und beteiligen sich an den hitzigen Wortgefechten. Wieso so viel diskutieren? Warum sind die so empfindlich? Während man sich solche Fragen stellt, merkt man, dass sie einen viel mehr be- schäftigen als man es sich eingestehen möchte und dass das, was einen stört oder vielleicht auch schon langweilt, weniger das Thema als vielmehr die Diskussionsart ist. Bist Du auch so jemand? Dann ist die neu entste- hende Lesebühne machtWorte genau das Rich- tige für Dich! Auf poetisch-literarische Weise stellen eingeladene Menschen ihre Perspektiven auf Diskriminierungen und Ausgrenzungen vor. Live-Musik und anschließender gemeinsamer Austausch dürfen hier natürlich nicht fehlen. Das Gespräch findet mit Beteiligung von Prof. Dr. Heidi Rösch (Professorin für Literaturwis- senschaft und -didaktik) und Prof. Dr. Thomas Geier (Professor für Interkulturelle Pädagogik und lebenslange Bildung) von der Pädago- gischen Hochschule Karlsruhe statt. machtWorte möchte zwischen Poesie und Wissenschaft neue Perspektiven eröffnen. Die Veranstaltung wird getragen und organi- siert von Studierenden des Masterstudiums Interkulturelle Bildung, Migration und Mehr- sprachigkeit der PH Karlsruhe. Wir würden uns freuen, auch zukünftig gemeinsame Lese- bühnenabende zu veranstalten. machtWorte mit uns gemeinsam und kommt! Ort: mapa Café, Gartenstraße 56b, KA-Südweststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Studierende des Masterstudien- gangs Interkulturelle Bildung, Migration und Mehrsprachigkeit der PH Karlsruhe Jahrgang 2015/16; mapa Café www.mapa-cafe.de www.ph-karlsruhe.de/studium-lehre/ studienangebot/masterstudiengaenge/ ma-imm/ 17.3. „machtWorte“ Warum sie so empfindlich sind. 81 17. März Donnerstag Sind unsere Werte in Gefahr? Was können die Religionen beitragen zur Bewahrung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung? Im Rahmen des „Dialogs der Religionen“ Der Zuzug von Geflüchteten dient rechtsextre- men Gruppen und Parteien als Nährboden zur Verbreitung ihrer menschenverachtenden und ausgrenzenden Ideologien. Neue Phobien, Feind- bilder und entsprechende Aggressionen dringen in die Mitte der Bevölkerung ein. Aber auch un- ter den Geflüchteten finden sich Menschen, die sich auf Grund ihrer anderen Herkunftskultur oder Sozialisation in einem bestimmten Umfeld nur schwer auf unsere demokratischen Grund- werte einlassen können. Wie bewahren wir diese Grundwerte und Errungenschaften, wenn durch Flucht verschiedene Menschen und Kulturen auf- einander treffen? Wie vermitteln wir sie, wie ge- ben wir sie weiter? Was für einen Beitrag können religiöse Menschen dafür leisten? Über diese Fragestellungen tauschen sich Ver- treterinnen und Vertreter von Judentum, Bud- dhismus, Christentum, Islam und Bahá`í-Religion aus und wollen mit Ihnen in diesem „Dialog der Religionen“ im Rahmen der Karlsruher Wochen gegen Rassismus ins Gespräch kommen. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt, Großer Saal Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AG Garten der Religionen Karlsruhe e.V. und Internationales Be- gegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.gartenderreligionen-karlsruhe.de www.ibz-karlsruhe.de 17.3. 82 17. März Donnerstag Roma – früher vergast, heute abgeschoben In ihrem Vortrag nimmt die Menschenrechtlerin Liane Holl uns unter anderem in einen histo- rischen Exkurs mit. Kaum eine Bevölkerungs- gruppe wird mit so vielen Stereotypen bedacht wie die der Sinti und Roma (als „Zigeuner“). Gerade die Ambivalenz in deren Darstellung – Romantisierung und Kriminalisierung – bietet ausreichend Grundlage, in eine sachliche Ge- genwartsdiskussion einzutreten. Lange Zeit wa- ren Sinti und Roma durch ihre Spezifizierung als kriminelle Bevölkerungsgruppe („Rasse“) Opfer der rassistischen Vernichtungspolitik und aus der Gesellschaft ausgeschlossen. Heute wird diese europäische Bevölkerungsgruppe als eine – die (deutsche) Gesellschaft bedrohende – Gruppe von „Wirtschaftsflüchtlingen“ darge- stellt, die ihr „Schicksal“ selbst verursacht hätte. Liane Holl ist es – als Menschenrechtlerin und Expertin zu Themen um den Holocaust – wich- tig aufzuklären und sich diesem Thema politisch anzunehmen. Der Vortrag wird von Marianne Hangstoerfer (Chansonsängerin und Musikerin) musikalisch untermalt. Anschließend findet eine Diskussion mit den Be- suchern der Veranstaltung statt. Ort: Karlsruher Club 50 Plus e.V., AWO-Be- gegnungsstätte Gretl Vogt, Adlerstraße 33, KA-Innenstadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Karlsruher Club 50 Plus e.V., KunstWohlfahrt der AWO www.kaplus50.de www.kunstwohlfahrt.eu 17.3. 83 17. März Donnerstag „Pegida und die Radikalisierung von rechts. Beobachtungen einer menschenfeindlichen Bewegung“ Vortrag und Diskussion mit Olaf Sundermeyer und dem Netzwerk Karlsruhe gegen rechts Seitdem Ende 2014 die Pegida-Bewegung angetreten ist, um als „besorgte Bürger“ ge- gen eine von ihnen befürchtete Islamisierung des Abendlandes zu protestieren, haben sich in ganz Deutschland rechte und rechtspo- pulistische Bewegungen nach dem Dresdner Vorbild gebildet. Olaf Sundermeyer, Publizist und Mitautor des von der Friedrich-Ebert-Stif- tung herausgegebenen Sammelbands „Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland“, gibt einen Überblick über die Entwicklungen dieser Bewegungen, die sich in den vergangenen Monaten zwar zahlenmäßig zurück entwickelt, aber vielerorts auch inhalt- lich radikalisiert haben. Diese Entwicklung war auch in Karlsruhe zu beobachten, wo seit Fe- bruar 2015 diverse Gruppierungen zunächst unter dem Pegida-Label KARGIDA und später unter der Bezeichnung „Widerstand Karlsruhe“ in zweiwöchentlichem Rhythmus demonstrieren. Gemeinsam mit Mitgliedern des Netzwerks Karlsruhe gegen rechts, die die lokalen Entwick- lungen seit Monaten beobachten, soll über die Situation in Karlsruhe informiert werden und die- se in einem größeren Kontext diskutiert werden. Im Rahmen der Veranstaltung wird der Ende 2015 herausgegebene Sammelband „Wut, Verachtung, Abwertung. Rechtspopulismus in Deutschland“ vorgestellt. Über Olaf Sundermeyer: Olaf Sundermeyer (geb. 1973) ist Journalist und Publizist, der seit vielen Jahren in rechtsextremen Milieus recherchiert. Zu seinen Publikationen ge- hören u. a. das 2009 mit Christoph Ruf verfasste Buch „In der NPD“ sowie zahlreiche Artikel zur Hooliganszene. 2012 erschien das Buch „Rech- ter Terror in Deutschland. Eine Geschichte der Gewalt.“ Er lebt und arbeitet in Berlin. 17.3. 84 17. März Donnerstag Foto: Martin Gommel Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Großer Saal Beginn: 19.30 Uhr, Einlass: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Fritz-Erler-Forum, Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Koopera- tion mit dem Netzwerk Karlsruhe gegen rechts und dem Jubez www.olaf-sundermeyer.com www.stja.de www.jubez.de www.ka-gegen-rechts.de www.fritz-erler-forum.de Olaf Sundermeyer 85 17. März Donnerstag Pavel Fieber liest aus „Wolkenbruchs wunder- liche Reise in die Arme einer Schickse“ von Thomas Meyer Interreligiöse Vorurteile gibt es immer wieder. Der junge orthodoxe Jude Mordechai Wolken- bruch, kurz Motti, hat ein Problem: Die Frauen, die ihm seine Mutter als Heiratskandidatinnen vorsetzt, sind alle wie seine „Mame“ und haben auch deren ausladende Figur. Ganz im Ge- gensatz zu Laura, seiner hübschen Mitstudentin an der Züricher Universität, doch leider ist sie eine „Schickse“, eine Nichtjüdin. Trotzdem ver- liebt er sich in sie. Sein Gehorsam gegenüber der Mame und ihren merkwürdigen Methoden schwindet. Er zweifelt, ob der ihm vorgegebene Weg wirklich der einzig richtige ist. Die Dinge nehmen ihren Lauf. Und Motti muss schon bald feststellen: trotz eines wunderbaren „tuches“, einer aufreizenden „Rückfront“, haben auch Schicksen nicht alle Tassen im Schrank. Eine köstliche Geschichte mit umwerfendem Humor. Der Schauspieler, Regisseur und ehemalige Staatstheaterintendant Pavel Fieber liest aus Thomas Meyers Erfolgsroman, der demnächst verfilmt wird. Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Kleines Haus Beginn: 20 Uhr Eintritt: 10 € / ermäßigt 5 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de 17.3. Pavel Fieber Thomas Meyer 86 17. März Donnerstag Muslimisches Freitagsgebet am KIT Beschreibung siehe Seite 36 Anmeldung erwünscht per E-Mail an: info@dmk-karlsruhe.de Ort: AKK-Stadion, Gebäude 30.81, Paulcke- platz 1, KIT Campus Süd, KA-Innenstadt Beginn: 13.15 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V., Dachverband islamischer Vereine in Karlsruhe e.V. in Kooperation mit dem Muslimischen Studentenverein Karlsruhe e.V. www.dmk-karlsruhe.de www.karlsruher-muslime.de www.msv.kit.edu 18.3. „Als die Raben noch bunt waren“ Kamishibai-Theater „Früher waren alle Raben kunterbunt – rosa mit violetten Schwanzfedern, gelb mit grünen Tup- fen, hellblau und orangerot gestreift. Jeder der kunterbunten Raben stritt darum, der Schöns- te zu sein. Bis eines Tages etwas Unerwartetes passierte…“ Beim japanischen Erzähltheater für Kinder wer- den zusammen mit Hilfe der Kamishibai-Bühne und Bildkarten Geschichten erzählt. Im Anschluss an die Erzählung können die Kin- der selbst ein Bild für das Kamishibai malen und die Geschichte weitererzählen. Anmeldung bis zum 11. März persönlich oder telefonisch unter 0721/133-4266. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Für Kinder ab 5 Jahren. Ort: Stadtteilbibliothek Durlach, Pfinztalstraße 9 (Karlsburg), KA-Durlach Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtbibliothek (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.stadtbibliothek-karlsruhe.de 18.3. Wir laden ein 87 18. März Freitag „Rhythmen gegen Rassismus“ Auch in diesem Jahr wollen wir wieder durch vielfältige internationale Rhythmen und Ge- sang ein Zeichen gegen Rassismus setzten. Dazu sind Kinder und Erwachsene jeglicher Herkunft eingeladen. Die Sängerin Chiha begleitet die- sen Workshop. Über die Sängerin Chiha: In ihrer Jugend fiel Chihas Talent auf und sie erhielt ein Stipendium für das Gesangs-Studi- um an der Nubat-Universität Rashidia in Tunis. Während des Studiums entstand zuerst der Wunsch in ihr, unterschiedliche kulturelle Musik- traditionen zu verknüpfen. Später, als Bürgerin Europas, konnte Chiha diesen Wunsch realisieren und es entstand eine eigenwillige Mischung aus Arabisch-An- dalusischer Tradition und aktuellen Trends in der Europäischen Tanzmusik, eine Arabische Popmusik-Version mit Drum’n’Bass, Jazz und House-Elementen. Mit regelmäßigen Konzerten ist Chiha vor allem in Deutschland, Usbekistan, Frankreich, Japan, Lettland und Amerika be- kannt geworden. Alle Interessierte sind dazu eingeladen – Trommeln sollten, falls vorhanden, mitge- bracht werden! Anmeldung erforderlich per E-Mail: iifgka@web.de oder Tel: 0176/66 06 75 37 (Najoua Benzarti) Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Zeit: 16.30 – 18.30 Uhr Veranstalter: Islamische Internationale Frau- engemeinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V., Internationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. Facebook: Islamische Internationale Frauenge- meinschaft e.V. www.chiha.de www.ibz-karlsruhe.de 18.3. Wir laden ein 88 18. März Freitag Fußball für mehr Toleranz und Respekt Interkulturelles Fußballturnier Das Fußballturnier soll Menschen aus verschie- denen kulturellen Einrichtungen und interkultu- rellen Vereinen zusammenbringen und so ein Zeichen für ein friedvolles Miteinander setzen. Verschiedene Akteure aus unterschiedlichen Kulturvereinen werden in gemischten Mann- schaften ein Indoor-Fußballturnier austragen. Im Anschluss werden die Teilnehmer zu einem gemeinsamen Dialogessen an die Johannes-Ke- pler-Schule eingeladen. Besonders angesprochen als Mitspieler sind Funktionäre und Mitglieder verschiedener Karlsruher Vereine. Das Turnier ist noch offen für interessierte Teil- nehmer. Diese können sich an folgenden Kontakt wenden: Dogan Keles, Tel. 0151/65 15 67 79. Ort: Europa Arena, Daimlerstraße 13, KA-Nordweststadt Beginn: 18 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Deutsch-Türkischer Bildungskreis e.V. und Johannes Kepler Privatschulen www.dtb-karlsruhe.de www.kepler-privatschulen.de www.europaarena.com 18.3. Deutsch-Türkischer Bildungskreis e.V. Sitz Karlsruhe Bankverbindung Daimlerstr. 7 Amtsgericht Karlsruhe Sparkasse Karlsruhe 76185 Karlsruhe VR 2875 Konto-Nr.: 108064981 BLZ 660 501 01 18.3. „Komm Zigan – bleib weg Zigan“ Beschreibung siehe Seite 75 Ort: AWO-Begegnungsstätte Irma Zöller, Klauprechtstraße 30, KA-Südweststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AWO-Stadtbezirk Süd- west-Weststadt www.kunstwohlfahrt.eu www.art-and-soul.de 89 18. März Freitag Lesung: „Schwarz – Weiß – kleinkariert“ Lesung, Diskussion und Fotoaktion zum Thema Rassismus und Empowerment Ist die scheinbar harmlose Frage „Woher kommst du eigentlich? Ich meine ursprünglich?“ wirklich nur Interesse oder doch schon rassistisch? Die TV-Journalistin Anne Chebu gibt in der Le- sung aus ihrem Buch „Anleitung zum Schwarz- sein“ Antworten auf diese und weitere Fragen, mit denen Schwarze Menschen in ihrem Alltag konfrontiert werden. Ergänzt wird die Lesung durch einen Austausch mit Vertreter_innen der Interessengemeinschaft Empowerment!KA, die die rassismuskritische Öf- fentlichkeitsarbeit der Stadt Karlsruhe unterstüt- zen, aber auch die Selbststärkung gegen Rassis- mus fördern möchte. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Empowerment!KA, Internationa- les Begegnungszentrum Karlsruhe e.V., Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe des Menschenrechtszentrums Karlsruhe e.V. www.empowerment-ka.de www.ibz-karlsruhe.de www.menschenrechtszentrum.de 18.3. Anne-Chebu. Foto: Noel Richter Empowerment! KA 90 18. März Freitag Eine Stückentwicklung von Tugsal Mogul. Uraufführung / Koproduktion mit dem Theater Pforzheim Walter: Wo wurden Sie denn geboren? Fatima: In Marburg an der Lahn. Haben Sie die Versichertenkarte hier? Walter: Nein. Ich meine, wo kommen Ihre Eltern her? Fatima: Meine Mutter ist Deutsche und mein Va- ter ist Ägypter. Walter: Ha! Hab ich doch gewusst. Macht doch auch nichts. Ist doch nicht schlimm. Zwei Menschen, zwei Gespräche, die gleich- zeitig verlaufen: Die Begegnung zwischen einer Ärztin und ihrem Notfallpatienten. Und die Be- gegnung zwischen einem typischen Deutschen und einer noch nicht so typisch Deutschen, ein sogenannter „Herkunftsdialog“, der uns allen immer wieder unterläuft. Fremdraumpflege spielt in privaten Wohnzimmern. 15 Zuschauer sitzen gemütlich beieinander, ein Nachbar stößt dazu, und plötzlich entsteht eine interkulturelle Konfliktsituation, die den unterschwelligen Ras- sismus in unserem Alltag seziert. Entwickelt und inszeniert wurde die Koprodukti- on der Theater in Pforzheim und Karlsruhe von Tugsal Mogul, Arzt und diplomierter Schau- spieler, praktizierender Anästhesist, Autor und Regisseur. Publikumsgespräch im Anschluss Ort: Privatwohnung in Karlsruhe, die Adresse wird den Kartenkäufern vor der Vorstel- lung bekanntgegeben Beginn: 20 Uhr Eintritt: 14 € / ermäßigt 7,50 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de 18.3.„Fremdraumpflege“ Foto: Felix Grünschloss 91 18. März Freitag „Das neue Stück 37 – rechtes denken“ Theaterstück von Konstantin Küspert Entstehen Gesellschaften weniger über Ge- meinsamkeiten, sondern vielmehr über den gemeinsamen Feind, den Anderen, von dem man sich abgrenzt? Entwickelt sich freundliche Konkurrenz durch die selben Mechanismen wie Völkermord? Am Mittagstisch der »Familie« wird Sohn Peter, ein wertehungriges Kind, mit seinen Fragen nach moralischer Orientierung abserviert. Zweifelhafte Antworten finden sich allzu schnell am rechten Rand. Vati will nicht bemerken, wie Peter immer weiter nach rechts abdriftet, während Mutti das vorgespielte Fa- milienidyll zusehends über hat. Um das fragile Staatswesen zu schützen, treten Bürger auf, die mit ihrem Leviathan diskutieren. Die Bürger geben sich besorgt, sind doch plötzlich lauter Fremde da. Wohin mit denen? Und wessen Wohl, wessen Schutz, wessen Würde gelten mehr? Konstantin Küspert sucht neue, tiefergehende Antworten auf die Dialektik der Aufklärung – auf die Fragen, warum Rassismus und rechtes Denken immer noch und immer wieder in un- serer Gesellschaft Platz gewinnen. Küspert hat als Dramaturg am Staatstheater Karlsruhe u. a. mit Jan-Christoph Gockel das NSU-Projekt „Rechtsmaterial“ sowie das NSA-Projekt „Ich bereue nichts“ über Edward Snowden erarbei- tet. Zur Zeit übersetzt er „Die Troerinnen“ des Euripides neu für die Inszenierung von Jan Phi- lipp Gloger, die im April bei den Europäischen Kulturtagen Premiere hat. Nach der szenischen Lesung stellt er sich den Fragen des Publikums. Einrichtung: Daniel Kozian Bühne & Kostüme: Studierende der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Dramaturgie: Michael Gmaj mit Schauspielern des Ensembles Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Studio Beginn: 20 Uhr Eintritt: 4 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de 18.3. Konstantin Küspert © Reinhard Maximilian Werner 92 18. März Freitag Workshop „Bewusst Weißsein“ Beschreibung siehe Seite 66 Teilnehmerzahl: min. 10, max. 16 Kosten: 60 € / ermäßigt 40 € Anmeldung: Freundeskreis Asyl e.V., Alter Schlachthof 59, 76131 Karlsruhe Jörg Rupp, info@freundeskreis-asyl.de Der Workshop findet am 19. und 20. März statt und kann nur an beiden Tagen besucht werden! Ort: Räume des Freundeskreises Asyl im Menschenrechtszentrum Karlsruhe, Alter Schlachthof 59, KA-Oststadt Zeit: jeweils 9 – 16 Uhr Veranstalter: Freundeskreis Asyl e.V. www.freundeskreis-asyl.de 19.3.+ 20.3. UNITED for Intercultural Action, www.unitedagainstracism.org 93 19. und 20. März Samstag und Sonntag Besuch des Gartens der Religionen Gemeinsam mit ausländischen Studierenden über Religion und Weltanschauung diskutieren Das Studierendenwerk Karlsruhe veranstaltet gemeinsam mit ausländischen Studierenden einen Besuch des Gartens der Religionen. Das Ziel ist der Austausch und Diskussion zwischen den verschiedenen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen anzuregen und zu fördern. Interessierte Studierende und Bürger_innen der Stadt können an der Veranstaltung teilnehmen. Anmeldung bis 14.03.2016 erforderlich per E-Mail an: isc@sw-ka.de Ort: Garten der Religionen Karlsru- he, Stuttgarter Straße / Ecke Ma- rie-Juchacz-Straße, Citypark der Südstadt-Ost Treffpunkt: Studierendenwerk Karlsruhe, KIT Campus Süd, Adenauerring 7, KA-Innen- stadt Beginn: 10 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Studierendenwerk Karlsruhe in Kooperation mit der AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. www.sw-ka.de/de/internationales www.gartenderreligionen-karlsruhe.de 19.3. 94 19. März Samstag Gemeinsames aktives Gedenken mit Putzaktionen in der Karlsruher Südstadt Eingelassen in öffentliche Gehsteige vor den letzten freiwillig gewählten Wohnquartieren erinnern auch in Karlsruhe quadratische Mes- singplatten des Künstlers Gunter Demnig an einstige Bewohner_innen: Diese Menschen wur- den Opfer politischer und rassistischer Verfol- gung unter der NS-Diktatur. Die „Stolpersteine“ lassen Vorübergehende über die Namen und Schicksale optisch „stolpern“, geben den Op- fern symbolisch ein Stück ihrer Identität zurück. Einstmals blitzende Stolpersteine haben Patina angesetzt und fügen sich nun fast unauffällig ins Grau der Pflastersteine. Um wieder mehr Aufmerksamkeit auf sie zu lenken, ist Erinne- rungsarbeit ganz praktischer Art gefragt – mit der Karlsruher Stolpersteine-Putzaktion unter dem Motto „Erinnerung aufpolieren!“. Ein um- sichtiges Team plant die Putzaktionen, stets in unterschiedlichen Stadtteilen. Nach Recher- chen werden die Routen auf Basis der ver- legten „Stolpersteine“ geplant. Solch aktive Erinnerungsarbeit lenkt den Blick auf eine leicht übersehene Seite der Stadt. Die Symbolik der würdigenden Gesten geht allen Beteiligten da- bei vor einem allumfassenden Abarbeiten der Gedenksteine. Über die Mitwirkenden: Es engagieren sich überwiegend Privatper- sonen sowie Aktive von Amnesty International Bezirk Karlsruhe, Deutschsprachiger Muslim- kreis Karlsruhe e.V., Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. Sektion Nordbaden, Men- schenrechtszentrum Karlsruhe e.V. und aus Ju- gendorganisationen politischer Parteien. Interessierte sind sehr willkommen, können ger- ne mitgebracht werden oder unterwegs dazu- stoßen. Putzutensilien werden gestellt. Ort: Start ist am Indianerbrunnen auf dem Werderplatz, KA-Südstadt Erinnerungssteine in der Karlsruher Südstadt werden auf kürzeren Fußwegen angesteuert. Beginn: 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Initiative „Erinnerung aufpolie- ren – Stolpersteine putzen“ www.erinnerung-aufpolieren.de www.stolpersteine.eu Erinnerungen aufpolieren – Stolpersteine putzen! 19.3. 95 19. März Samstag Wir laden einSpielen verbindet Spielfest für Kinder von 6 - 12 Jahren Das Kinder- und Jugendhaus Durlach veran- staltet ein Spielfest auf dem Spielplatz neben der Weiherhofhalle. Unter dem Motto „Spielen verbindet“ laden wir alle Kinder des Stadtteils Durlach ein – insbesondere die Kinder, die in Außenstellen der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge untergebracht sind. Das Programm ist vielfältig: neben Fußball, Basketball, Tisch- tennis und Trampolin stehen gemeinsame Groß- gruppenspiele, ein Bewegungsparcours sowie kreative und zirkuspädagogische Angebote auf dem Programm. Ort: Kinder- und Jugendhaus Durlach, Weiherstraße 1, KA-Durlach, Spielplatz neben der Weiherhofhalle Zeit: 14 - 17 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtjugendausschuss e.V. Karls- ruhe, Kinder- und Jugendhaus Durlach 19.3. Fo to : M ar tin G om m el 19. März Samstag Über den Tellerrand kochen: Always cook on the bright side of life In Kooperation mit dem Berliner Verein „Über den Tellerrand kochen“ möchte die „Teller- rand-Community Karlsruhe“ durch aktive Be- gegnungsprozesse zwischen Geflüchteten und Beheimateten zu einer offenen und toleranten Gesellschaft beitragen. Die vergangenen Events zeigen, dass das ge- meinsame Kochen, Schlemmen und Erleben eine besondere Möglichkeit bietet, Sprachbarrieren zu überwinden und ein größeres Bewusstsein füreinander zu schaffen. Herzlich eingeladen sind alle, die gerne neue Rezepte und Köstlichkeiten erkunden und / oder eigene Kocherfahrungen weitergeben möchten. Weder perfekte Sprach- noch Koch- kenntnisse sind dafür erforderlich. Es soll je ein Lieblingsgericht von einer hier beheimateten und einer geflüchteten Person gemeinsam zubereitet werden. Das Teller- rand-Team stellt die benötigten Zutaten zur Verfügung und freut sich deshalb über Rezept- vorschläge. Über den eigenen Tellerrand hinaus probieren, voneinander lernen, miteinander genießen und freundschaftliche Netzwerke bilden – Für ein besseres Wir! Anmeldung und Rezeptvorschläge bis zum 5. März per Mail an: karlsruhe@ueberdentellerrand.org (Teilnehmerzahl: 20) Ort: VIKI, Viktoriastraße 12, KA-Südweststadt Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos, aber ein Solibeitrag ist willkommen Veranstalter: Über den Tellerrand Community Karlsruhe 19.3. Wir laden ein 97 19. März Samstag Meditation gegen Rassismus Audiovisuelle Meditation von Isis Chi Gambatté Die audiovisuelle Meditation bietet Zeit und Raum, um sich mit Achtsamkeit dem Thema zu nähern, dabei sowohl eigene Momente rassis- tischen Verhaltens im Alltag zu reflektieren als auch der Perspektive derjenigen, die von Ras- sismus im Alltag betroffen sind, nachzuspüren. Rassistische Denkmuster und Urteile gehören zum täglichen Leben, sowohl aktiv als auch passiv: Menschen mit einem anderen Hautton als dem eigenen werden bei Vorstellungstermi- nen benachteiligt, Menschen mit „ausländisch“ klingenden Namen werden zum Beispiel bei der Vergabe von Wohnungen oder Praktika benachteiligt und Menschen, die mit Akzent sprechen werden häufiger als „inkompetent“ bewertet – ungeachtet ihrer tatsächlichen Kom- petenzen. Alltagsrassismus ist ein Phänomen, dem wir alle ausgesetzt sind und über welches es wert ist zu meditieren, denn nur mit einem höheren Bewusstsein für die alltagsrassistischen Mechanismen können wir selbst weniger rassi- stisch sein und besser reagieren, wenn wir Ras- sismus begegnen. Lassen Sie sich zum Meditieren, Tanzen und Träumen verführen: Von und zu einer Welt friedlichen Miteinanders. Die musikalische Me- ditation der Komponistin Isis Chi Gambatté ver- eint Rhythmen, Klänge und Melodien aus unter- schiedlichen Kulturen. Lateinamerika, Europa, Asien, Afrika, Indien und viele andere Länder und Kulturen werden in Gambattés Musik zu einer harmonischen Me- lange vereint. Über Isis Chi Gambatte siehe Seite 25. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Isis Chi Gambatté (freischaffen- de Künstlerin), Internationales Begeg- nungszentrum Karlsruhe e.V. www.ibz-karlsruhe.de www.gambatte.name 19.3. „Der Kuaför aus der Keupstraße“: Ein Film über den NSU und das Versagen des Staates Beschreibung siehe Seite 61 Ohne Nachgespräch! www.kinemathek-karlsruhe.de www.amnesty-karlsruhe.de Ort: Kinemathek Karlsruhe, Kaiserpassage 6, KA-Innenstadt, Studio 3 Beginn: 19 Uhr Eintritt: 7 € / 5 € (ermäßigt für Mitglieder der Kinemathek) Veranstalter: Kinemathek Karlsruhe e.V., Amnesty International – Bezirk Karlsruhe 19.3. 98 19. März Samstag www.proasyl.de Rassismus gefährdet die geistige und emotionale Entwicklung Ihrer Kinder. WH_Aufkl-QR_7,4x10,5.indd 5 19.03.14 17:28 Die Wochen gegen Rassismus fördert sie. 99 „Zusammenhalten gegen Rassismus“ – Lichterlauf gegen Diskriminierung und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Der Deutschsprachige Muslimkreis Karlsruhe e.V. (DMK) lädt mit Unterstützung des Kultur- büros des Kulturamtes alle Karlsruher Vereine, Institutionen, Gruppen und alle Karlsruher Bür- gerinnen und Bürger zu einem “Lichterlauf ge- gen Rassismus und Diskriminierung“ im Rahmen der Wochen gegen Rassismus ein. Mit diesem Lichterlauf soll in erster Linie an die Opfer und Leidtragenden des Rassismus in unserem Land erinnert werden. Da die rassistischen Ressentiments besonders ge- gen Geflüchtete und Muslime leider wieder ei- nen neuen Hochpunkt erreicht haben, sollten sich viele gesellschaftliche Kräfte in Karlsruhe gegen diese Bewegung positionieren. Gemeinsam mit vielen teilnehmenden Einrichtungen und Vereinen können wir den diesjährigen Lichterlauf zu einem starken Signal gegen diese Tendenz machen, die Ressentiments und Vorurteile gegen Geflüchtete, Migrant_innen und Muslime bedient. Zudem kön- nen die Lichter dieser Aktion Ausdruck für die Hoffnung sein, dass sich jeden Tag mehr Men- schen gegen Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit einsetzen. Die Veranstalter laden deswegen Karlsruher Initiativen, Vereine, Institutionen, Behörden, Bür- gerinnen und Bürger zu dieser gemeinsamen symbolträchtigen Aktion im Rahmen der Wo- chen gegen Rassismus ein, um damit der Öf- fentlichkeit sichtbar zu machen, dass es keinen Platz für Rassismus und Diskriminierung in ihren Einrichtungen, in der Stadt Karlsruhe und bei ihren Bürger_innen gibt. Karlsruher Bewohner_innen und Gruppen, Insti- tutionen und Vereine können von unterschied- lichen Plätzen aus, an denen sie arbeiten oder leben bzw. von Orten, die für sie eine wichtige Bedeutung besitzen, mit Lichtern und Bannern gemeinsam loslaufen bzw. losfahren (wie z. B. vom Menschenrechtszentrum, von der LEA, vom Jubez, dem Rathaus, vom ibz, vom Büro für In- tegration, von den Fraktions- und Parteibüros, von der Synagoge, den Kirchen, den Moscheen, dem Bundesverfassungsgericht, der Bundes- staatsanwaltschaft usw.). Die Gruppen und Menschen treffen sich dann gegen 19 Uhr mit ihren Lichtern am Platz vor dem Ständehaus und versammeln sich dort. Die Lichter werden nach und nach auf dem Boden zu Schriftzügen abgestellt. Vor dem Stände- haus können die Gruppen auch gerne jeweils ein kurzes Statement abgeben. Bei entsprechenden Witterungsverhältnissen werden kostenlos warme Getränke angeboten. 19.3. 100 19. März Samstag Wie kann man mitwirken? Elektrische Lichterstäbe können beim Deutsch- sprachigen Muslimkreis Karlsruhe (mit voriger Anmeldung) oder beim Projektbüro der Karlsru- her Wochen gegen Rassismus (siehe Impressum – Seite 2 )während der Arbeitszeiten kostenlos ausgeliehen werden. Weiterhin können die Ver- anstalter bei Bedarf vorbereitete „Statements“ zur Verfügung stellen. Für die Bestellung der Lichterstäbe und evtl. Statements oder Fragen schreiben Sie per E-Mail an info@dmk-karlsruhe.de. Gemeinsames Ziel: Platz vor dem Stände- haus, Ständehausstraße / Ecke Ritterstra- ße, KA-Innenstadt Dort beginnt um 19.15 Uhr die gemeinsame Kundgebung Teilnahme kostenlos Veranstalter: Deutschsprachiger Muslimkreis Karlsruhe e.V. mit Unterstützung des Kul- turbüros (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.dmk-karlsruhe.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero Quelle: www.uni-bielefeld.de/ikg/projekte/GMF/WasIstGMF.html Was ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit? Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit umfasst Stereoty- pe, Vorurteile und Diskriminierungen gegen Menschen auf- grund ihrer Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen in unserer Gesellschaft. Alle diese Abwertungen basieren auf einer Ideologie der Ungleichwertigkeit, also der Vorstellung, dass Angehörige dieser Gruppen wegen ihrer „Andersartigkeit“ weniger wert sind und weniger Respekt verdienen als Ange- hörige der Mehrheitsgesellschaft. Die einzelnen Ausprägungen der Gruppenbezogenen Men- schenfeindlichkeit sind (nach Wilhelm Heitmeyer): Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus, Etabliertenvorrechte (d.h., dass diejenigen, die zuerst da sind, mehr Rechte haben sollen als etwa Zugezogene), Sexismus und Heterophobie (d.h. Angst vor Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft als „anders“ definiert werden, z.B. Homosexuelle, Behinderte oder Obdachlose). 101 19. März Samstag Armut im Kosovo Fotovortrag von Martin Gommel Im Mai 2015 flog der Fotojournalist Martin Gommel von Basel nach Prishtina, um sich das Land und die Menschen anzusehen, deren Ge- flüchtete in Deutschland unter dem Titel der sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge abwertend benannt werden. Dort traf er die Ärmsten der Armen – und wird bei den Wochen gegen Ras- sismus seine persönlichen Eindrücke des Landes in Bild und Text vorstellen. Über Martin Gommel: Martin Gommel ist freier Fotojournalist und arbeitet derzeit an einem Großprojekt über Geflüchtete in Europa. Seit Projektbeginn Ende 2014 besuchte er Geflüchtete auf Sizilien, Les- bos und am Berliner LaGeSo. Gommels Ziel ist es, Menschen auf der Flucht nicht in dra- matischen Szenarien, sondern auf Augenhöhe zu portraitieren. Neben den kontraststarken Schwarzweißaufnahmen gehören auch seine persönlichen Erzählungen und Texte zu seiner individuellen Erzählweise. Auch 2016 wird Martin Gommel unabhängig von Aufträgen großer Medienhäuser die Situa- tion Flüchtender dokumentieren. Wer ihn dabei unterstützen möchte, kann dies entweder über Paypal: paypal.me/martingommel oder mittels Überweisung tun: DE60 6605 0101 1020 2083 26, KARSDE66XXX 19.3. 102 19. März Samstag Ort: Ständehaussaal, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt Beginn: 20 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Martin Gommel (freier Fotojour- nalist), Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.martingommel.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero 103 19. März Samstag „Die Bremer Stadtmusikanten“ Theaterstück von Tiyatro Diyalog Karlsruhe e.V. „Etwas Besseres als den Tod findest du überall.“ Dieser Satz aus den „Bremer Stadtmusikanten“ ist aktueller denn je. Täglich begeben sich viele Menschen in der Hoffnung auf ein Leben in Frieden auf eine beschwerliche, lebensbedroh- liche Reise. Aus der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation heraus widmet sich TDK mit der Inszenie- rung des Grimm- schen Märchens den Themen Flucht, Humanismus und Nächstenliebe. Das Regieteam wird unter an- derem aus drei Geflüchteten bestehen, die diese Erfahrungen in ihre künstlerische Arbeit einbringen. Im Schauspielteam sind professio- nelle Schauspieler_innen mit und ohne Migra- tionshintergrund und in verschiedenen Chören werden Menschen mit Fluchterfahrung und Migrationshintergrund eingebunden sein. So werden Erfahrungsräume geschaffen, in denen verschiedene kulturelle und künstlerische Ansät- ze gleichberechtigt nebeneinander stehen, sich ergänzen und miteinander interagieren. Hauptinszenierungselement ist das dem tradi- tionellen türkischen Volkstheater entnommene Orta Oyunu, das „Spiel der Mitte“. Das teilwei- se stilisierte Bühnengeschehen verläuft in Krei- sen und bietet so eine Vielzahl an Perspektiven. Auf Vorlage der Fluchtgeschichte von Esel, Hund, Katze, Hahn und ihrer Suche nach einer neu- en Heimat entsteht eine Collage, die die Nöte und Hoffnungen der Menschen aufgreift, die aus ihrer je individuell aussichtlosen Lage nach Deutschland kommen und die andererseits ver- schiedene Fluchtursachen, politische und wirt- schaftliche Hintergründe thematisiert sowie die aktuellen Berichterstattungen kritisch beleuchtet. Um der Vielschichtigkeit der Thematik gerecht zu werden und eine kritische Distanzierung zu ermöglichen, wird mit Mitteln des Epischen The- aters gearbeitet. Gleichzeitig wird ein nieder- schwelliger Zugang mit nicht sprachbasierten Mitteln wie Schattenspiel, Musik und Choreo- graphie unterschiedlicher Kulturen sowie multi- medialen Elementen geschaffen. Auch diese Inszenierung von TDK ist mobil kon- zipiert, um so möglichst weitreichend einen vielschichtigen, gesellschaftspolitischen Diskurs anzuregen. Kartenvorbestellung unter 0152/53 95 39 42 oder info@tiyatrodiyalog.de oder info@theaterdialog.de Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 20 Uhr Eintritt: AK 14 €, ermäßigt. 10 € im VVK 12 €, ermäßigt 8 € Veranstalter: Tiyatro Diyalog, Studierenden- werk Karlsruhe www.tiyatrodiyalog.de www.theaterdialog.de www.studentisches-kulturzentrum-am-kit.de 19.3. 104 19. März Samstag Comedy: Berhane Berhane „Helden sind immer unterwegs!“ Berhane Berhane rockte zweimal die SAP Arena bei seinem Kurzauftritt als Gast von Bülent Ceylan. Bülent war begeistert: “Der Typ ist so geil!“ Jetzt geht Berhane Berhane mit seinem ersten Soloprogramm auf Tour. „Helden sind immer un- terwegs!“ klärt die großen Fragen unserer Zeit: “Wo kommen wir her?“, „Wo gehen wir hin?“ und „Kann ich da auch mit Kreditkarte zahlen?“ Als Berhane mit 6 Jahren nach Deutschland kam, hatte er praktisch nichts, nicht einmal einen Nachnamen. Den bekam er erst in Deutschland zusammen mit seinem Pass. Doch dann endete die Gastfreundschaft auch schon wieder und er musste in einer Stadt aufwachsen, die nur die ganz Harten überleben: Heidelberg. Aber seine Einbürgerung hat noch eine viel schrecklichere Nebenwirkung: seit er Deutscher ist, hat er Angst um „sein“ neues Volk. Und die Besuche in den deutschen Discos bestätigen ihn: ein Volk, das sich auf der Tanzfläche so dämlich anstellt, wird auf jeden Fall aussterben. Aber Berhane bringt die Bewegung und Er- leuchtung. Denn Berhane Berhane ist das neue Licht auf Deutschlands Comedybühnen. Klug, witzig und er kann auch noch verdammt gut tanzen. Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Großer Saal Beginn: 20.30 Uhr, Einlass: 19.30 Uhr Eintritt: VVK 15,40 € / AK 18 € Veranstalter: Jubez www.berhane.de www.jubez.de 19.3. Foto: Ralph Larmann „Dance together goes Jubez Tanzbar“ Für Karlsruher “Aborigines”, “Neigschmeckde” und Refugees Freestyle music for freestyle people mit DJ Fa- ris und DJ Ralf. Von den Sixties bis zu den aktu- ellen Dancefloor-Perlen haben die beiden alles parat, was das Tänzerherz begehrt! Musikwünsche werden soweit möglich berück- sichtigt. Dieses Mal unter dem Zeichen „Refugees Welcome“! Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, Kleiner Saal / Café Beginn: 21.45 Uhr, Einlass: 21.30 Uhr Eintritt: AK 5 € / Refugees AK 2 €; Für Besucher der vorangegangenen Co- medy-Veranstaltung ist der Eintritt frei. Veranstalter: Jubez www.jubez.de 19.3. 105 19. März Samstag „Kick gegen Rassismus und Krieg“ Erhebe deine Stimme für ein friedliches Miteinander Seit Monaten werden Hass und menschenfeind- liche Hetze gegen Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund geschürt. Mit großer Sorge beobachten wir, wie Fremdenfeindlich- keit und Rassismus zunehmend in offener Ab- lehnung und Gewalt gegenüber Geflüchteten und Migrant_innen zu Tage tritt. Darum ist es heute wichtiger denn je, sich entschlossen gegen Rassismus und Kriege zu stellen. Wir dürfen es nicht zulassen, dass Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder ethnischen Zugehörig- keit gespalten werden. Dem Sport und gerade dem Fußball kommt für die Verständigung zwischen den hier leben- den Menschen verschiedener Nationalitäten große Bedeutung zu. Mit unserem 4. Freund- schafts-Fußballturnier wollen wir zeigen, dass wir gemeinsam stark sind. Auch wenn wir unter- schiedlich sind, teilen wir hier ein gemeinsames Leben und dieses soll frei von Rassismus, Nati- onalismus und Spaltung sein! Lasst uns gemein- sam ein Zeichen der Brüderlichkeit setzen. Das Hallenfußballturnier unter dem Motto „Kick gegen Rassismus und Krieg“ soll dazu beitra- gen, unter den hier in Karlsruhe und naher Umgebung lebenden Menschen die Vorurteile jeglicher Art abzubauen sowie die Möglichkeit bieten, Freundschaften aufzubauen und sie zu stärken – für ein gemeinsames, gleichberech- tigtes und friedliches Zusammenleben. Das Turnier wird mit einem Spiel zwischen den Mitgliedern des Karlsruher Gemeinderates und einer Mannschaft von in Karlsruhe lebenden Geflüchteten eröffnet. Nähere Infos und Anmeldung bei Mecnun Ölmez, E-Mail: mecnun62@hotmail.de, Telefon: 0157/71418061 Ort: Sporthalle Südwest, Joachim-Kurzaj-Weg 4, KA-Grünwinkel Beginn: 11 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V. www.stja.de/jugendverbaende/ internationaler-jugend-und-kulturverein 20.3. 106 20. März Sonntag Lesematinee: „Worte für mehr Menschlichkeit!“ „Edel sei der Mensch, hülfreich und gut!“ Goethe Anlässlich der Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus lesen Amnesty-Mitglieder und Gäste Texte zum Thema Menschenrechte und Mensch- lichkeit. Hören Sie zu – lesen Sie mit! Die Lesung findet als Lese-Frühstück-Matinee statt – um Reservierung (Tel: 0721/84 93 38 oder über die Homepage) wird gebeten. Ort: Kaffeehaus Schmidt, Kaiserallee 69, KA-Weststadt Zeit: 11 – 12.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Amnesty International Bezirk Karlsruhe www.amnesty-karlsruhe.de www.kaffeehaus-schmidt.de 20.3. Ana & Anda-Video Nr. 16 Videovorführung in der Lukasgemeinde Karls- ruhe beim Kirchkaffee nach dem 10-Uhr-Got- tesdienst und anschließende Diskussion mit den Künstlerinnen (Siehe Seite 24) www.amaundanda.de www.lukasgemeinde-karlsruhe.de Ort: Lukasgemeinde Karlsruhe, Hagenstraße 7, KA-Weststadt Zeit: ca. 11 Uhr (nach dem 10-Uhr-Gottes- dienst) Teilnahme kostenlos Veranstalter: Ana & Anda (freischaffende Künstlerinnen), Lukasgemeinde Karlsruhe20.3 . 107 20. März Sonntag Vielfaltfest Auch bei den vierten Karlsruher Wochen ge- gen Rassismus möchten wir mit Ihnen gemeinsam ein buntes Fest mit Musik, Darbietungen, kuli- narischen Genüssen sowie vielen Informationen und Mitmach-Aktionen feiern. Dazu laden wir Sie und Ihre ganze Familie herzlich ein! Werden Sie Teil unserer bunten Vielfalt! Musik Die Kinder der Baglama-Gruppe Die Kinder der Baglama-Gruppe des Internati- onalen Jugend- und Kulturvereins e.V. Karlsruhe tragen einige Lieder vor. Die „Baglama“ ist ein Saiteninstrument, das in mehreren Ländern des Mittelmeerraumes beliebt ist und auch als „tür- kische Laute“ bezeichnet wird. Sie ist das am meisten gespielte traditionelle Begleitinstru- ment der türkischen Barden, die man in Ana- tolien und im Kaukasus Aşık („der Liebende“) nennt. Yakagnambé Wie letztes Jahr bietet der DAV (Deutsch-Afri- kanischer Verein) auch dieses Jahr bei der Eröff- nung des Vielfaltfestes der Karlsruher Wochen gegen Rassismus im Tollhaus eine musikalische Darbietung mit der Gruppe Yakagnambé an. Diese Gruppe ist eine Karlsruher Schülermusik- gruppe aus verschiedenen Schulen, die Trom- meln auf der Djembé mit Gesang verbindet. Beim Abschlussfest wollen sie afrikanische Per- cussion mit Gesang begleitet präsentieren und durch die afrikanischen Rhythmen das Publikum mitreißen. (Siehe Seite 137) Jamie Clarke Jamie Clarke, Gitarrist, Sänger und das Herz von „Jamie Clarke´s Perfect“ wurde 1964 in der englischen Provinz geboren. Kaum tro- cken hinter den Ohren, zog es ihn ins „wilde“ Camden, Londons Hotspot und das Zentrum der 80er Musikszene, wo er seine musikalische Karriere als Gitarrist der 80er Poplegende „Innocence Lost“ begann. Seine Karriere als reiner Gitarrist endete mit dem Split der Folk- punk-Heroen „The Pogues“ 1996, für die er in den 90ern zuerst auf der Bühne, dann auch im Studio in die Saiten griff. 1997 gründete er als Sänger, Songwriter und Gitarrist die Gruppe „Perfect“, mit der er seither in wechselnder Be- setzung spielt. Perfect, das sind im Moment neben Jamie Ma- xime am Schlagzeug, Yohan Gomar am fran- zösischen Bass und Pierre Lavendel, der mit einem zusätzlichen Banjo den unverwechsel- baren Sound der Band noch ein wenig mehr „rockabilly“ klingen lässt. Perfect spielen jährlich mehr als 100 Konzerte und sind unterwegs in ganz Europa und den USA. Ihre actionreiche Liveshow ist nicht nur in der Folkszene bekannt. Die Konzerte der Band begeistern mit einer perfekten Mixtur 20.3. Keith Hawkins, Foto: Marco SiekmannJamie Clarke Wir laden ein 108 20. März (Sonntag) Vielfaltfest modern und rockig interpretierter Pogues- und Folk-Klassiker und eigener Songs. Keith Hawkins ist ein Singer & Songwriter aus Roturua in Neu- seeland. Seit vielen Jahren tritt der Vollblut- musiker in Deutschland mit seinem Soloprojekt ‚Keith Hawkins’ oder auch als ‚Keith Hawkins Band’ auf. Stilistisch bewegt sich seine Musik zwischen Reggae, Rock und Soul, welches ihren teils gesellschaftskritischen, teils gefühlvollen Botschaften auf unvergleichliche Weise Aus- druck verleiht. Es finden sich aber auch viele Songs über die Liebe in Keith Hawkins Reper- toire, die er allerdings lieber „positive Songs“ nennt. Es ist ein musikalischer Aufruf an alle Menschen zu mehr Toleranz, Miteinander und Akzeptanz. Bestes Beispiel ist hierbei sein be- rühmtester Song „Unity“. Ohne festen Wohnsitz OFW, das steht für die Sehnsucht nach Freiheit, für Nächte unter freiem Himmel, für den Wunsch überall zu Hause zu sein. OFW, das steht aber auch für Rastlosigkeit, für die Schwierigkeit zur Ruhe zu kommen, für ein Leben ohne Luxus und Bequemlichkeit. Wer OFW ist, lässt sich nicht leicht an einen Ort binden. Das gilt auch mu- sikalisch. So reichen die musikalischen Einflüsse von OFW vom Balkan bis in den nahen Osten hinein. Gesungen und gerappt wird dabei stets auf Deutsch. Die Texte sind nachdenklich bis gesellschaftskritisch, kommen jedoch ohne einfache Lösungen und erhobenen Zeigefinger aus. Unterlegt wird das ganze mit tanzbaren Beats, insbesondere mit Reggae und Ska. Denn eins soll die Musik vor allem: sie soll Spaß ma- chen. Trotzdem oder gerade deshalb. LEØNLIGHT Leønlight ist alles, was Du brauchst. Groove, Melodien und Worte. Liebe, Wut und ein Rudel. Wir – also Du, unsere gemeinsamen Freunde und ich – wir sind das Rudel. Für eine Nacht oder den Rest unseres Lebens. Leønlight wurde 2015 als Rockduo gegrün- det. Nachdem ein erstes Demo im Juli aufge- nommen wurde, wuchsen die Songs rasch und mussten erwachsen werden, als Sebastian der Tourschlagzeuger von Jamie Clarke’s Perfect wurde. David Löwenherz und Adam Grabow- ski am Bass ließen aus groovenden Rocksongs groovende Popsongs werden und spielen seit Oktober 2015 Konzerte. Sea Time Sea Time ist eine fünfköpfige Band, deren Musik sich zwischen Folk, Blues und Southern Rock be- wegt. Dabei geht es sehr rhythmisch zu: Schlag- zeug und Bass grooven als Fundament, Gitarre und Klavier bringen den Blues – Mandoline, Lapsteel und Ukulele das gewisse Etwas. Was 2011 als Gitarrenduo begann, entwickelte sich schnell zu einer bunten Truppe, bestehend aus Till (Gesang, Gitarre, Klavier), Florian (Gesang, Gitarre, Lapsteel, Mandoline, Ukulele), Philipp (Gesang, Bass), Christoph (Schlagzeug, Percus- sion) und Anne (Gesang, Klavier). Seit Anfang 2013 ist die Band regelmäßig auf Karlsruhes Bühnen (u. a. Substage, Tollhaus, Jubez etc.) unterwegs. Zudem ist Sea Time monatlich „live & unplugged“ in Scruffy´s Irish Pub zu sehen. Sea Time, Foto: Marco Siekmann Yelitza Laya und Caramelo, Foto: Marco Siekmann 109 20. März (Sonntag) Vielfaltfest Auch überregional hat Sea Time bereits kleine- re Festivals, Clubs und Kneipen besucht. Durch einen Preis im Finale des „New Bands Festival“ 2013 und im Rahmen des Bandpushers (Initia- tive des „Popnetz Karlsruhe“) hat die Band die Möglichkeit ergriffen, ihre erste Studio-EP auf- zunehmen, die 2015 veröffentlicht wurde. Sängerin Yelitza Laya und ihre Band Caramelo Yelitza Laya aus Venezuela gründete 1996 in Karlsruhe zusammen mit einigen auch in Vene- zuela gebürtigen Musikern die Band Carame- lo. Dieses Mal tritt das Ensemble Caramelo mit einem Repertoire von Boleros und Baladas auf. Die Band hat im Laufe der Jahre einen unver- wechselbaren Stil entwickelt. Begleitet durch akustische Klänge verzaubert Yelitza mit ihrer unverkennbaren Stimme ihre Zuhörer. El`an Worldmusic Mit einem Mix aus traditionell-folkloristischen Liedern, afrikanischen Trommelrhythmen, ori- entalischen Gesängen und russischen Melo- dien lädt die Band El‘an aus Karlsruhe das Publikum zum Mitsingen, Tanzen und Chillen ein. Ihre Lieder sind selbst komponiert, ihre Texte sind fröhlich, melancholisch und poe- tisch. Weltmusik, die weltumspannender kaum sein könnte mit Musikern, die aus unterschied- lichen Kulturen kommen und sich gemeinsam aufmachen, musikalisch rund um den Globus zu ziehen, das ist die Band El‘an. Der Name hat in den Sprachen der Musiker unterschied- liche Bedeutungen, die alle prächtig zur Musik der Formation um Sängerin Nesrin Goldbeck und Liedermacher Dost Matur passen. Auf arabisch bedeutet El‘an „der Augenblick“, auf türkisch „jetzt, noch immer“ und auf deutsch „Schwung“. Daher ist es nicht verwunderlich, wenn El‘an auch sprachlich um den Globus zieht, denn sie singen auf türkisch, arabisch, deutsch, kurdisch, französisch, englisch und russisch. Mit ihrer Bühnenpräsenz und dem Talent, sich spontan auf das Publikum einzulassen, schaff- ten es die Musiker Nesrin Goldbeck (Gesang, Flöte), Dost Matur (Saz, Gesang), Vladimir Iva- nov (Akkordeon, Keyboard), Tom Boller (Gitar- re, Gesang, Mundharmonika) bisher, auf ver- schiedenen Events zu begeistern. Videos Ana & Anda (siehe Seite 24) Isis Chi Gambatté (siehe Seite 25) Filmboard Karlsruhe e.V. (siehe Seite 26) Darbietung Diogo Morinho de Oliveira Capoeira ist Teil der Afro-Brasilianischen Kultur und entstand im 19. Jahrhundert während der Sklaverei in den größeren Städten Brasiliens. Es wird mittlerweile in mehr als 160 Ländern praktiziert, als spielerische, kämpferische, rhythmische, kulturelle und sportliche Form für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren. 2014 wurde Capoeira in die Liste der imma- teriellen Weltkulturgüter der UNESCO aufge- nommen. Capoeira zu praktizieren bedeutet, aktiv dem Multikulturalismus zu begegnen und unter- El´an Essensstand IJUKUV, Foto Marco Siekmann110 20. März (Sonntag) Vielfaltfest schiedliche Kulturen kennenzulernen. Neben dem Kontakt zur portugiesischen Sprache wird die Geschichte der Sklaverei in Brasilien auf- gearbeitet, soziale Unterschiede sind Thema. Capoeira wird als Medium einer Pädagogik gegen Rassismus und Vorurteile eingesetzt. Diogo Morinho de Oliveira ist seit Oktober 2014 als Capoeiralehrer in Karlsruher Schulen tätig. Er unterrichtet insbesondere Schüler zwi- schen 6 und 15 Jahre. Seit einigen Monaten hat er ein Projekt mit Jugendlichen, die geflüchtet sind, auf die Beine gestellt. Präsentation von Workshop- Ergebnissen Irmela Mensah-Schramm (siehe Seite 138) Live-Sendung des Freien Radios Querfunk Im Rahmen der Abschlussfeier der “Karlsruher Wochen gegen Rassismus” sendet Querfunk von 16 bis 19 Uhr live aus dem Tollhaus. Die Mu- sik dazu liefern Feiernde mit Migrationshinter- grund – und den haben wir ja bekanntlich fast alle. Ob Ihr aus Kenia oder aus Koblenz nach Karlsruhe gekommen seid, ob als Geflüchtete, ob auf der Suche nach Arbeit oder warum auch immer: Kramt in Euren Musiktruhen und bringt Lieder in der Sprache, im Dialekt oder in der Mundart Eures Herkunftsortes auf CD, Handy oder Stick mit. Und vor allem: Setzt Euch dann ans Mikro und erzählt den Leuten live im Ra- dio, warum Ihr die Lieder ausgewählt habt und was sie euch bedeuten. Dabei ist es egal, ob Ihr die Ansage auf Deutsch oder in einer an- deren Sprache macht. Auf diese Weise wird ein musikalisches und sprachliches Mosaik ohne Grenzen entstehen. Workshop für Kinder „Mein Haus wird dein Haus und dein Haus wird unser Haus und unser Haus wird euer Haus und euer Haus wird unser gemein- sames Zuhause. So soll es sein.“ Mit Renate Schweizer, interdisziplinäre Künst- lerin. Die elementare Sehnsucht nach Schutz, Ge- borgenheit und einem eigenen Zuhause lebt in jedem von uns, unabhängig von Religion, Nati- onalität und Kultur. Die Kinder malen ihre Vor- stellungen von einem Traumhaus auf Leinwand, bauen Wohlfühlhäuser aus Pappe, spielen, mu- sizieren und erzählen Geschichten, die sich mit der Sehnsucht nach einem Zuhause, aber auch mit Ängsten, Freundschaft und der Möglichkeit des Teilens beschäftigen. Kulinarische Beiträge DMK HAM Hallacas & Algo Mas Tunesischer Club Karthago e.V. Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V. Karlsruhe IMM 2015/16 Moderation Rusen Kartaloglu Theaterpädagoge, Schauspieler und Regisseur. Gründer des inter- und transkulturellen Thea- ters Tiyatro Diyalog in Karlsruhe. Workshop für KinderQuerfunk Live Radio 111 20. März (Sonntag) Vielfaltfest Gedichtrezitationen Multireligiöses Friedens-Gebet AG Garten der Religionen für Karlsruhe e.V. (siehe Seite 50) Ausstellungen „Typisch Zigeuner“ (siehe Seite 22) „Schau hin in Karlsruhe“ (siehe Seite 149) Informationsstände Ort: Kulturzentrum Tollhaus, Alter Schlachthof 35, KA-Oststadt Zeit: 14 - 20.30 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) und Kulturzentrum Tollhaus e.V. www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero www.tollhaus.de Fotos: Privat, Marco Siekmann Yakagnambé 112 20. März (Sonntag) Vielfaltfest Gedenk-Radtour mit eigenem Rad zu Stolpersteinen Siehe Seite 95 Gedenkradtour mit eigenem Rad zu Stolper- steinen an Standorten in der Nordweststadt, Knielingen, Daxlanden und Beiertheim. Die Radtour mit Putzaktion findet nur bei trockenem Wetter statt. Bitte beachten Sie tagesaktuelle Hinweise auf der Homepage der Initiative! Ort: Start an der Straßenbahnhaltestelle Neureuter Straße der Linie 2 Rich- tung Knielingen (Siemensallee / Ecke Neureuter Straße) Beginn: 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Initiative „Erinnerung aufpolieren – Stolpersteine putzen “ www.erinnerung-aufpolieren.de www.stolpersteine.eu 20.3. A us e in er K am pa gn e vo n PR O A SY L 114 20. März Sonntag Vielfalt und Freundlichkeit Ein Tanznachmittag mit israelischen Tänzen Seit Jahrzenten werden in Israel jedes Jahr eine Vielfalt an Tänzen nicht nur auf traditionelle Musik, sondern auch auf aktuelle „Hits“ oder auf Musik verschiedener Herkunft (jemenitsch, kurdisch, griechisch, …) choreographiert. Einige von diesen Tänzen sind sehr einfach und können leicht gelernt werden. Sie zeichnen sich aber durch eine große Vielfalt an Formen und Schrit- ten aus. Im Kreis, zu zweit oder „in Line“ werden Schritte unterschiedlicher Art verbunden. Diese Folklore ist nicht „traditionell“, sondern steht in ständiger Entwicklung. Die abwechslungsreiche rhythmische Musik erzeugt Freude nicht nur im Tanz, sondern auch im Leben. In diesem Workshop geht es hauptsächlich darum, sich zu treffen, um miteinander Spaß am Tanzen zu haben. Der Schwerpunkt wird nicht auf das Unterrichten von präzisen Tanz- schritten gelegt, sondern auf das Erleben der „Freundlichkeit im Kreis“. Inspiriert sind wir durch die in Israel äußerst populären Abend- veranstaltungen, die „Harkadas“, bei denen Personen aus allen Altersgruppen zum Tanzen zusammenkommen. Es geht darum, Zusammen- halt im Kreis zu finden und für ein paar Mo- mente die Schwierigkeiten des Lebens zu ver- gessen, indem man einfach miteinander tanzt und singt. Diese Veranstaltung wird in Kooperation mit dem Tanztheater Gabriela Lang organisiert. Gabriela Lang unterstützt Initiativen und Kon- zepte, die Tanz nicht nur auf die Bühne, sondern auch in die Gesellschaft tragen. Marie-Eve Reinert und Gabriela Lang blicken auf eine langjährige Tanzfreundschaft zurück und beide wollen mit diesem Israelischen Tanznachmittag auch im Rahmen der Wochen gegen Rassismus ein Zeichen für FREEDOM DANCERS setzen. Im Rahmen der Wochen gegen Rassismus will diese Veranstaltung eine festliche Gelegenheit bieten, das Zusammensein im Kreis zu erleben: Einander die Hände reichen und in Bewegung kommen. Tanzen ist die friedlichste Waffe der Welt und macht aus Fremden ganz leicht Freunde. Tanzen macht freundlich und gibt uns Halt. Im gemeinsamen Tanz erfahren wir unsere Grenzerweiterungen und lernen, dem Fremden und Neuen gegenüber offen zu sein und das Andere, Unbekannte als Chance zu sehen und nicht als Bedrohung. Über Marie-Eve Reinert und Julie Stoeckel: Die seit 20 Jahren begeisterten Tänzerinnen beherrschen verschiedenste Tanzstile. Beide Schwestern lieben es jedoch besonders, „isra- elisch“ zu tanzen! Sie haben überall in Europa und Israel mit unterschiedlichen israelischen Choreographen gearbeitet und dabei vor allem Freude am Tanzen erleben dürfen. Für sie bedeutet israelischer Tanz Freundschaft und En- ergie. Julie sorgt für eine äußerst dynamische Stimmung während des Workshops, die sie aus den in Israel oft erlebten Harkadas mit nach Karlsruhe bringt. Marie-Eve ist Improvisations- künstlerin und leitet den Kurs auf heitere und entspannte Art und Weise. Ort: Tanztheater Etage, Kaiserpassage 16, KA-Innenstadt Zeit: 14 – 18 Uhr Eintritt: 15 € / unter 26 Jahre 10 € Veranstalter: Marie-Eve Reinert und Julie Sto- eckel (freie Künstlerinnen) in Kooperation mit dem Tanztheater Karlsruhe Gabriela Lang www.gabriela-lang.de 20.3. 115 20. März Sonntag „Beginnt Rassismus im Herzen?“ Workshop des Menlha-Zentrums für Buddhismus mit Meditation Ein offenes, warmes Herz allen gegenüber zu haben ist der beste Schutz und die beste Waf- fe gegen Rassismus und Ausgrenzung. Ist dies wahr und ist dies machbar? Ist es erstrebens- wert in dieser Welt mit soviel Konflikten und Gewalt? Und wie können wir persönlich dieses offene, warme Herz entwickeln, vertiefen und bewahren? In diesem Workshop erklärt die buddhistische Nonne Gen Kelsang Gogden ur- alte Methoden aus der buddhistischen Überlie- ferung, um dies zu tun, gibt Impulse zum Nach- denken und Diskutieren und leitet Meditationen dazu an. Jede_r ist herzlich willkommen! Ort: Menlha-Zentrum für Buddhismus, Gar- tenstraße 1, KA-Südweststadt Zeit: 16 – 18 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Menlha-Zentrum für Buddhismus e.V. www.meditation-karlsruhe.de 20.3. Wir laden ein 116 20. März Sonntag 20.3.„Ein Morgen vor Lampedusa“ – Szenische Lesung mit Musik und Diskussion Zur Arbeit mit und für Geflüchtete in unserer Stadt Wer die einzelnen Schicksale und persönlichen Beweggründe der Männer und Frauen, die aus ihrer Heimatregion geflüchtet sind, kennt, ist weniger anfällig für rassistisch gefärbte Vorur- teile gegenüber Flüchtlingen. Am 3. Oktober 2013 versank vor der italie- nischen Insel Lampedusa, die zwischen Sizilien und Afrika liegt, ein Boot mit 545 Flüchtlingen. 366 Menschen ertranken: Männer und Frauen sowie Kinder aus Eritrea, Somalia, Äthiopien und Syrien, die vor Krieg, Gewalt und Armut geflohen waren, in der Hoffnung auf ein bes- seres Leben in Europa. Was geschah an jenem Morgen? Was erlebten die Flüchtlinge? Wie reagierten die Einwohner, Touristen und Behör- den? Dieses Datum, der 3. Oktober 2013 gilt als Be- ginn der „Flüchtlingskrise“, mit der wir als Ge- sellschaft und als Bürgerinnen und Bürger die- ser Stadt umgehen müssen und auf die wir eine Antwort suchen, die Rassismus ausschließt und allen in dieser Stadt Lebenden ein friedliches Zusammenleben ermöglicht. Der Autor, Antonio Umberto Riccò aus Hanno- ver, hat aus Zeugenaussagen und dokumenta- rischem Material einen Text zusammengestellt, der unterschiedliche Perspektiven auf die Ka- tastrophe eröffnet und insbesondere die Ein- wohner_innen von Lampedusa zu Wort kom- men lässt. Der italienische Musiker Francesco Impastato hat eigens für dieses Projekt Musik komponiert. Die Lesung ist ein Projekt der Arbeitsgruppe „Unser Herz schlägt auf Lampedusa“, die sich kurz nach dem Ereignis in Hannover gründete: eine Gruppe italienischer und deutscher Bür- gerinnen und Bürger. Flavio Venturelli, ein Mit- glied dieser Gruppe, lebt inzwischen mit seiner Familie in Karlsruhe. „Ein Morgen vor Lampedusa“ wird von der Schauspielerin des Badischen Staatstheaters Veronika Bachfischer und von Sprecher_innen aus Karlsruhe vorgetragen werden – die Le- sung wird mit eindrucksvollen Bildern aus Lam- pedusa und Musik begleitet. Danach wird es ein Podiumsgespräch zu den aktuellen Entwicklungen in der Flüchtlingshilfe vor Ort geben. Ort: Christuskirche Karlsruhe am Mühlburger Tor, Kaiserallee 2, KA-Weststadt Beginn: 18 Uhr Eintritt frei – Spenden für die Flüchtlingshilfe in Karlsruhe werden erbeten. Veranstalter: Evangelische Christusgemeinde Karlsruhe, Deutsch-Italienische Gesell- schaft Karlsruhe, AG Flüchtlingshilfe Karlsruhe, Freunde für Fremde e.V. Karlsruhe, ACLI Karlsruhe www.christuskirche-karlsruhe.de www.dig-karlsruhe.de www.freunde-fuer-fremde.de www.fluechtlingshilfe-karlsruhe.de Foto: Martin Gommel 117 20. März Sonntag „Sklaverei in Mauretanien: Kinder und Frauen werden vererbt und verschenkt“ Vortrag von Abidine Merzough Offiziell hat Mauretanien die Sklaverei im Jahr 1980 abgeschafft und seit 2007 ist es sogar strafbar, Sklaven zu „halten“. Doch es gibt dort noch immer 500.000 von ihnen. Die maureta- nischen Behörden gehen nicht konsequent ge- gen die Sklaverei vor. Im Gegenteil: Wer die Anwendung des Anti-Sklaverei-Gesetzes ein- fordert, geht selbst ein Risiko ein. So wurden 13 Menschenrechtler in der ersten Augustwo- che 2011 verhaftet, weil sie sich für die Freilas- sung eines zehnjährigen Mädchens eingesetzt hatten. 90 % der Sklaven sind Frauen und Kinder. Sie leben in Leibeigenschaft, die sich meist auf ihre Abstammung aus einer Sklavenfamilie be- gründet, haben keine Rechte und werden oft menschenunwürdig behandelt. Der Bevölkerung gehören verschiedene Ethnien an, die unter- schiedliche Machtpositionen innerhalb der Ge- sellschaft innehaben, wobei einzelne Gruppen verstärkt unter Diskriminierung leiden. Viele Sklaven werden misshandelt und vergewaltigt und finden aufgrund dieser jahrelangen Er- niedrigung keinen Weg mehr in ein normales Leben. Menschenrechtsorganisationen wie die IRA- Mauretanien begleiten Sklaven auf dem Weg in die Freiheit: bei Behördengängen und even- tuellen Strafverfahren gegen ihre „Herren“. Sie organisieren auch Proteste und Streiks. Doch es kommt selten tatsächlich zu Prozessen und einer Bestrafung der Sklavenhalter. Mauretanische Journalisten und Menschenrechtler, die Skla- verei öffentlich anprangern, werden oft einge- schüchtert und bedroht – nicht nur von Sklaven- haltern, sondern auch von staatlichen Stellen. Zwei Menschenrechtler der IRA sind derzeit für zwei Jahre wegen angeblicher Gefährdung der Staatssicherheit in Haft. Über Abidine Merzough: Er ist Europa-Repräsentant der Menschen- rechtsorganisation IRA (Initiative zur Wieder- belebung der Bewegung für die Abschaffung der Sklaverei) sowie der Koordinator für Mau- retanien in der Gesellschaft für bedrohte Völ- ker in Göttingen. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Gesellschaft für bedrohte Völ- ker e.V. Regionalgruppe Karlsruhe, Inter- nationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.gfbv.de www.ibz-karlsruhe.de 20.3. 118 20. März Sonntag „Die Banalität der Liebe“ Theaterstück von Savyon Liebrecht Die geheime Beziehung der Studentin Hannah Arendt zu ihrem Professor, dem Philosophen Martin Heidegger, 17 Jahre ohne Kontakt und dann ihre öffentliche Freundschaft über 25 Jahre ist politisches und persönliches Theater zugleich. Die Liebe zwischen zwei der wich- tigsten Denker des 20. Jahrhunderts, der Jüdin Arendt und Heidegger, zeitweiligem Mitglied der NSDAP, fesselt heute wieder, da dessen „Schwarze Hefte“ mit ihren rassistischen und antisemitischen Bemerkungen aus der Zeit von 1931 bis 1948 erstmals publiziert werden. Die israelische Autorin Savyon Liebrecht erfin- det für ihr raffiniertes Dialogstück die Figur des Rafael Mendelssohn, Kommilitone der jungen Hannah, als sie das Verhältnis mit ihrem Profes- sor beginnt. In der Rahmenhandlung, die 1975 kurz vor Arendts Tod in New York spielt, sucht ein junger Mann die berühmte Autorin auf, um ein Interview mit ihr zu führen. Seine Fragen machen bald deutlich, dass sein Anliegen kein wissenschaftliches, sondern ein persönliches ist... Savyon Liebrecht lebt in Tel Aviv und war in Is- rael zweimal Dramatikerin des Jahres. Publikumsgespräch zu Antisemitismus und Rassismus im Anschluss Regie: Frederik Tidén Bühnenbild & Kostüme: Claudia Irro Dramaturgie: Jens Peters mit Veronika Bachfischer, Annette Büschelberger, Johannes Schumacher, André Wagner Ort: Badisches Staatstheater, Baumeisterstraße 11, KA-Südstadt, Studio Beginn: 19 Uhr Eintritt: 14 € / ermäßigt 7,50 € Veranstalter: Badisches Staatstheater Karlsruhe www.staatstheater.karlsruhe.de 20.3. Foto: Felix Grünschloß 119 20. März Sonntag Workshop für Frauen: „Stricken und Häkeln verbindet“ Beschreibung siehe Seite 53 Anmeldung erwünscht unter iifgka@web.de oder telefonisch unter 0176/66 06 75 37 (Najoua Benzarti) Veranstaltung nur für Frauen! Ort: Stadtteilbüro Oststadt, Gottesauerstra- ße 3, KA-Oststadt Zeit: 10 – 14 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Islamische Internationale Frau- engemeinschaft Karlsruhe und Umgebung e.V. Facebook: Islamische Internationale Frauenge- meinschaft e.V. 21.3. Fotos: Martin Gommel 120 21. März Montag Städtisches Verwaltungshandeln unter rassistischen Vorzeichen in der NS-Zeit Praktische Archiv(ein)führung mit anschließender Übung anhand von Originalakten Rassistische, insbesondere antisemitische und antiziganistische Ideologie und Politik ist un- trennbar mit dem Nationalsozialismus ver- bunden: Judenboykott, Verdrängung aus dem Berufsleben, Bekämpfung des „Landfahrerun- wesens“, Rassengesetze, Reichspogromnacht, „Sühneabgabe“, Stigmatisierung mit dem Stern oder den Buchstaben „J“ oder “Z“ an Kleidung und in Papieren, Deportationen bis hin zum Massenmord markieren die Umsetzung der NS-Ideologie. Organisiert auf der höheren Ebene in Partei und Staat, insbesondere im Polizeiwesen, waren aber auch die Kommunen als Bestandteil des NS-Systems involviert, die staatliche Politik im Verwaltungshandeln um- zusetzen. Einiges davon hat sich in der Akten- überlieferung der städtischen Verwaltung nie- dergeschlagen und ist auch für Karlsruhe zum (kleineren) Teil erhalten. Zwar sind die großen geschichtlichen Erkennt- nisse auf höheren Ebenen zu gewinnen. Höchst aufschlussreich und mit überraschenden Ein- sichten sind aber auch städtische Unterlagen. Sie zeigen auf der unteren öffentlichen Ebene, wie rassistisches Denken und Handeln, das nicht unbedingt erst 1933 begann, in der Stadtver- waltung organisatorisch umgesetzt wurde. Anmeldung bis zum 17. März unter archiv@kultur.karlsruhe.de oder 0721/133-4225. Begrenzte Teilnehmerzahl 12 Personen. Ort: Stadtarchiv Karlsruhe, Markgrafenstra- ße 29, KA-Innenstadt Zeit: 17 – 18.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Stadtarchiv Karlsruhe (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/ stadtarchiv.de 21.3. 121 21. März Montag „Die Situation von Geflüchteten in Erstaufnahmeländern“ Vortrag und Diskussion Während Deutschland diskutiert, ob das Land die Aufnahme von einer Million Geflüchteter schafft, wird gerne vergessen, dass die eigent- liche Krise vor allem die vom Krieg betroffenen Länder und deren unmittelbare Nachbarstaaten betrifft. Die meisten Menschen flüchten nicht nach Europa, sondern bleiben in der Nähe ih- rer Heimat. So leben mehr als eine Million Ge- flüchtete im kleinen und sehr fragilen Libanon, Hunderttausende in Jordanien. Damit sind diese Staaten nicht allein: Mehr als einhunderttausend Menschen sind aus dem Südsudan nach Äthio- pien geflohen und in der Ukraine sind ebenfalls mehr als eine Million Menschen auf der Flucht. Die internationale Dimension lässt die Heraus- forderung an Deutschland wieder beherrschbar und eben machbar erscheinen. In all diesen Län- dern erfahren geflüchtete Menschen dabei Aus- grenzung und Rassismus. Welche Möglichkeiten gibt es, die Situation von Geflüchteten in ihren Ursprungsregionen zu verbessern? Der Abend soll auch dazu dienen, Verständnis dafür zu wecken, warum die Menschen aus den fragilen ersten Fluchtorten nach Europa weiter zu flüch- ten versuchen. Damit soll der um sich greifenden pauschalen Ablehnung und Anfeindung von Ge- flüchteten entgegengewirkt werden. Über Dustin Dehéz: Dustin Dehéz ist Mitglied im Arbeitskreis Junger Außenpolitiker der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). Er ist außerdem Vorsitzender des hes- sischen Landesverbandes der Deutschen Ge- sellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN). Ort: Ständehaussaal, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Konrad-Adenauer-Stiftung, politisches Bildungsforum Baden- Württemberg www.kas.de/bw 21.3. Luftaufnahme vom syrischen Flüchtlingscamp Zaatari in Jordanien im Juli 2013 122 21. März Montag Was tun! Aber was? Die AG Flüchtlingshilfe zeigt Möglichkeiten, was Bürgerinnen und Bürger aktiv gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit tun können. Spätestens seit letztem Jahr ist eine wahre Bür- gerbewegung in Karlsruhe entstanden: weit über 3.000 Bürgerinnen und Bürger engagieren sich in Karlsruhe ehrenamtlich für Flüchtlinge und leisten damit beste Antirassismus-Arbeit. Doch vielen Menschen ist unklar, an welchen Stellen sie mithelfen, wo sie anpacken können, welche ihrer vielen Fähigkeiten wirklich gebraucht wer- den. Die Arbeitsgemeinschaft Flüchtlingshilfe im Menschenrechtszentrum versucht an diesem Abend hierauf eine Antwort zu geben. In einem Kurzvortrag wird die aktuelle Situation analy- siert und dann an einzelnen Tischen, an denen sich die verschiedenen Projekte und Aktivitäten präsentieren, viel Raum für Nachfrage und Dis- kussion gegeben. Ort: Tollhaus Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AG Flüchtlingshilfe Karlsruhe www.fluechtlingshilfe-karlsruhe.de www.tollhaus.de 21.3. 123 21. März Montag Wir laden ein Eine Ausstellung der Pestalozzischule gegen Rassismus und Ausgrenzung Unsere Schule besteht aus Schülerinnen und Schülern verschiedenster Altersklassen und Herkunftsländern. Wir sind bunt und schätzen diese Vielfalt sehr, da sie uns mit offenen Au- gen und offenen Armen durch die Welt gehen lässt. In unserer Ausstellung erhalten die Besucher ei- nen Eindruck von dieser Vielfalt. Und es gibt einige Aktionen, die wir präsentieren können. So haben wir schon am Anfang dieses Schul- jahres für Vielfalt und Toleranz zusammen mit dem Stadtjugendausschuss gegen die Bewe- gung „Widerstand Karlsruhe“ demonstriert. Im Kurs „Verschieden glauben – zusammenge- hören“ wurde von Schülerinnen und Schülern der 7. und 8. Klasse ein Film gedreht, der sich mit den verschiedenen Religionen und deren Gemeinsamkeiten beschäftigt. Denn das ist un- ser Alltag. Es gibt vieles, was uns unterscheidet, aber auch sehr viel, was uns verbindet. So sind es Werte wie Hilfsbereitschaft, Streitschlich- tung oder ein respektvoller Umgang miteinan- der, die uns allen wichtig sind. Seit dem vergangenen Schuljahr gehören wir außerdem zum größten Schulnetzwerk Deutschlands „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, dessen zugehörige Schulen sich verpflichten, aktiv Verantwortung für ein Zu- sammenleben ohne Diskriminierung und ohne jegliche Formen der Ungleichwertigkeit zu übernehmen. Die Titelverleihung haben wir zu- sammen mit unserem Paten Reinhold Yabo, dem ehemaligen KSC-Spieler, gefeiert. Wer jetzt neugierig ist und sich einen ge- naueren Einblick wünscht oder auch in den Ge- sprächsaustausch mit unseren Schülerinnen und Schülern gehen möchte, ist in unserer Ausstel- lung herzlich willkommen. Ort: Pestalozzischule Durlach, Christofstraße 23, KA-Durlach, Dachgeschoss Besucherzeit: 18 – 20 Uhr Eintritt frei Veranstalter: Schüler_innen der Pestalozzischule www.pestalozzischule-durlach.de 22.3. 124 Ausstellung Pestalozzischule 22. März (Dienstag) „(Post-)Koloniale Spuren in Karlsruhe“ Vortrag von Dr. Brigitte Übel Lange Zeit galt die deutsche Kolonialepoche von 1884 bis 1914 in der historischen Forschung als „Marginalität“, die weder in den Kolonien noch in Europa tiefer gehende Spuren hinterlassen hatte. Dies änderte sich erst ab den 1990er Jahren. Mit der Rezeption postkolonialer Ansät- ze, die die Bedeutung kolonialer Diskurse, aber auch die Wechselwirkung der kolonialen Bewe- gung in den Vordergrund rückten, wurde deut- lich, dass der Kolonialismus nicht nur in Übersee seine Spuren hinterlassen hatte. Kolonialismus als kollektive mentale Struktur reicht zudem weit über die Zeit der formalen Kolonisation hinaus. Parallel zum neuen wissenschaftlichen Diskurs entstanden an verschiedenen Orten Deutsch- lands in den vergangenen Jahren Initiativen, die aufzeigen, wie koloniales Denken und Handeln verbreitet war und inwieweit dieses heute noch nachwirkt. Auch in Karlsruhe finden sich Spuren dieser Vergangenheit. Der Vortrag möchte eine Einblick in den aktuellen Stand des postkolonialen Diskurses geben und an ausgewählten Beispielen (u.a. Völkerschauen, Kolonialwarenläden und Kolonialaustellungen) Spuren der kolonialen Vergangenheit in Karls- ruhe aufzeigen. Über Dr. Brigitte Übel: Die Referentin ist promovierte Historikerin und akademische Mitarbeiterin am Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft, Abt. Ge- schichte an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Ort: Pädagogische Hochschule, Moltkestr. 9, KA-Innenstadt, Gebäude 2 B, Raum 308 Beginn: 18 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Dr. Brigitte Übel (PH Karlsruhe), Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe) www.ph-karlsruhe.de/institute/ph/ institutfrsozialwissenschafte/geschichte www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero 22.3. 125 22. März Dienstag Filmvorführung „Die Arier“ von Mo Asumang Auf einer persönlichen Reise versucht die Afro- deutsche Mo Asumang herauszufinden, was hin- ter der Idee vom „Herrenmenschen“ steckt. Sie begibt sich zu Pseudo-Ariern auf Nazidemos, reist zu den wahren Ariern in den Iran, trifft sich in den USA mit weltweit berüchtigten Rassisten und begegnet dem Ku Klux Klan. Über Mo Asumang: Mo Asumang, 1963 als Kind einer Deutschen und eines Ghanaers in Kassel geboren, wur- de 1996 Deutschlands erste afrodeutsche TV-Moderatorin („Liebe Sünde“). Seitdem arbeitet Asumang als Moderatorin, Filme- macherin („Roots Germania“ und „Die Arier“, beide Grimme-Preis-nominiert), Dozentin und Schauspielerin. Die Morddrohung einer Neo- nazi-Band veranlasste Asumang, sich »face to face« mit dem Thema Rassismus zu beschäf- tigen. Onlineanmeldung unter www.fes.de/lnk/moka Ort: Stadtmedienzentrum am Landesme- dienzentrum Baden-Württemberg, Moltkestraße 64, KA-Nordstadt, Film- saal (Eingang B) Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Fritz-Erler-Forum – Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung, Büro für Integration (Sozial- und Jugendbehörde der Stadt Karlsruhe), Stadtmedienzen- trum Karlsruhe am LMZ www.die-arier.com www.fes.de www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/ bfi.de www.lmz-bw.de/landesmedienzentrum/ medienzentren/stadtmedienzentrum- karlsruhe-am-lmz 22.3. 126 22. März Dienstag „Ali Jabor und sein märchenhafter Oud“ Oud-Konzert mit Lesung Mit „Der Klang von Gilgamesh“ begeister- te der begnadete irakische Oud-Spieler Ali Jabor im Rahmen der Wochen gegen Rassismus 2015 die Zuhörer im ibz. Nun präsentiert er sein neues Programm – darunter etliche Eigen- kompositionen. Der musikalische Genuss wird auch diesmal ergänzt durch eine irakische Er- zählung „Delila, die Gaunerin und ihre Toch- ter Seineb, die Spitzbübin“ (in der die beiden Frauen durch kreative Gaunereien Bagdad aufmischen), gelesen von Wini Uhrig. Eine Veranstaltung des ibz in Verbindung mit und zugunsten von „Freunde für Fremde e.V.“. Im Rahmen der Wochen gegen Rassismus wird dieses Konzert einen weiteren Beweis dafür erbringen, dass Zuwanderung aus einer „frem- den“ Kultur eine Bereicherung unseres Kulturle- bens mit sich bringt. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos , um Spenden wird gebe- ten Veranstalter: Internationales Begegnungszen- trum Karlsruhe e.V., Freunde für Fremde e.V. Karlsruhe www.ibz-karlsruhe.de www.freunde-fuer-fremde.de 22.3. Foto: Alexander Werner 127 22. März Dienstag Schreiben für die Freiheit Briefmarathon für politische Gefangene Gibt es eine Möglichkeit, Menschen zu unter- stützen, die wegen ihrer Meinung, ihrer Religion oder sexuellen Orientierung inhaftiert sind? Ja! Eine sehr effiziente Möglichkeit ist es, Ihnen di- rekt ins Gefängnis zu schreiben. Das kann sie sehr ermutigen. Und selbst wenn die Karten nicht ausgehändigt werden, machen sie den Unterdrückern deutlich, dass die Gewissens- gefangenen nicht vergessen sind und dass sich weltweit Menschen für sie einsetzen. Das wollen wir an diesem Abend tun – ge- meinsam, in einem stilvollen Café, in zwei „Schreib-Runden“, mit Musik von Ender & U.W.E., mit Snacks, Getränken und interessanten Begegnungen. Wir schreiben an Raif Badawi, Liu Xiaobo und einige andere. Postkarten, Um- schläge und Porto werden gestellt. Jeder kann sich über eine Spendenbox beteiligen. Ort: Café Palaver, Steinstraße 23 (im Gewer- behof), KA-Innenstadt Beginn: 20 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, Amnesty International Bezirk Karlsruhe, Gesellschaft für be- drohte Völker Regionalgruppe Karlsruhe www.amnesty-karlsruhe.de www.igfm.de www.gfbv.de 22.3. Fotos: Martin Gommel 128 22. März Dienstag act.now – Theater mit Courage Praktische Vorstellung des neuen Theaterprojektes im Jubez An diesem Nachmittag können alle interessier- ten Menschen von 15 bis 27 Jahren einen prak- tischen Einblick in die Arbeit des neuen Thea- terprojektes erhalten. Nach einem Input über den Themenkomplex Diskriminierung und Unge- rechtigkeiten sowie einigen theaterpraktischen Übungen werden in Kleingruppen Situationen zu diesen Themen besprochen und szenisch um- gesetzt. Wer danach Lust bekommen hat, regelmäßig dabei zu sein und seine Haltung im öffentlichen Raum mittels Straßentheater darzustellen, kann sich direkt vor Ort anmelden! Mehr zum Projekt unter: www.jubez.de/page/act-now-theater-mit- courage Leitung: Karin Hobinka (Theaterpädagogin), Stephan Fürstenberg (Anti-BIAS-Trainer) Kontakt/Anmeldung: Karin Hobinka, Tel: 0721/133-5640 oder per Mail: k.hobinka@stja.de Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, 1. OG Beginn: 17 - 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Jubez www.jubez.de 23.3. 129 23. März Mittwoch „Winternähe“ Lesung mit Mirna Funk Lola ist Deutsche. Lola ist Jüdin. Vor allem ist sie verärgert, nicht selbst bestimmen zu können, wer sie ist. Sie wächst bei ihren jüdischen Groß- eltern auf, die den Holocaust überlebt haben und ihr raten, bei antisemitischen Sprüchen ru- hig zu bleiben. Ihre Arbeitskollegen beschmie- ren ein Foto von ihr mit einem Hitlerbärtchen und posten es im Netz. Moderner Antisemitismus, Nahost-Konflikt, Identitätsfindung – Mirna Funk packt mit ihrem Debüt „Winternähe“ brisante Themen an. Ernst, ironisch, lesenswert! Über Mirna Funk: Mirna Funk wurde 1981 in Berlin geboren und arbeitet als Autorin, Journalistin und Werbe- texterin. Für ihr Debüt „Winternähe“ gewann sie den Uwe-Johnson-Förderpreis 2015 für das beste deutschsprachige Debüt der vergange- nen zwei Jahre. Ort: Literaturmuseum, Prinz-Max-Palais, Karlstraße10, KA-Innenstadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Literarische Gesellschaft Karlsruhe e. V. in Kooperation mit der Stephanus-Buchhandlung Karlsruhe www.literaturmuseum.de www.mirnafunk.com www.stephanusbuch.de 23.3. © Bella Lieberberg 130 23. März Mittwoch Die Verfolgung der muslimischen Rohingya in Myanmar Vortrag von Uli Delius Sie werden als „bengalische Migranten“ aus dem Nachbarland Bangladesch betrachtet, ob- wohl sie kein Bengali sprechen: die 800.000 bis 1,3 Millionen muslimischen Rohingya. Mit dem Staatsbürgerschaftsgesetz von 1982 entzog die Militärjunta ihnen sämtliche bürgerlichen Rechte. Die Rohingya verloren ihre Staatsbür- gerschaft und wurden de facto zu Ausländern im eigenen Land, obwohl sie zum Teil seit dem achten Jahrhundert auf dem Territorium des heutigen Burma leben. Die Vereinten Nationen bezeichnen sie als am meisten bedrohte Min- derheit der Welt. Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat vor einer zunehmenden religiösen Intole- ranz gegen Andersgläubige im überwiegend buddhistischen Burma (Myanmar) gewarnt und ein deutliches Bekenntnis der führenden Politi- ker des Landes zum multireligiösen Charakter des Staates gefordert. Heute sind es in Burma die Muslime, die ausgegrenzt und angefeindet werden. Uli Delius ist Asien-Referent der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Gesellschaft für bedrohte Völ- ker e.V. Regionalgruppe Karlsruhe, Inter- nationales Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.gfbv.de www.ibz-karlsruhe.de 23.3. Rassismus fängt im Kopf an! Internationale Wochen gegen Rassismus. www.interkultureller-rat.de 131 23. März Mittwoch Annette Treibel: Integration – ein Projekt für alle Vorstellung des Buches von Annette Treibel: „Integriert Euch! Plädoyer für ein selbstbewusstes Einwanderungsland“ und Diskussion. Das Buch der Soziologieprofessorin von der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe analy- siert die Debatten um das Zusammenleben bis hin zur jüngsten Auseinandersetzung um Pegida. Annette Treibel sieht Integration als ein Projekt für alle an. Es betrifft die Längeransässigen, die sie Alte Deutsche nennt, die Einwanderer als Neue Deutsche bis hin zu den Flüchtlingen, von denen derzeit noch nicht klar ist, ob sie einmal zu Einwanderern werden. Die Autorin stellt ihr im September 2015 bei Campus erschienenes Buch vor und diskutiert mit den Zuhörern und Zuhörerinnen die gesell- schaftlichen Folgen von Migration und Integra- tion. Über Prof. Dr. Annette Treibel-Illian: Annette Treibel-Illian (als Autorin: Annette Trei- bel) ist Professorin für Soziologie am Institut für Transdisziplinäre Sozialwissenschaft an der Pä- dagogischen Hochschule Karlsruhe. Sie ist Mit- glied im Rat für Migration. Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Prof. Dr. Annette Treibel-Illian (PH Karlsruhe), Kulturbüro (Kulturamt der Stadt Karlsruhe), Studierendenwerk Karlsruhe www.ph-karlsruhe.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero www.studentenwerk-karlsruhe.de www.campus.de/buecher-campus-verlag/ wissenschaft/soziologie/integriert_euch- 9983.html 23.3. 132 23. März Mittwoch „Mo und die Arier – Allein unter Rassisten und Neonazis“ Lesung und Begegnung mit der TV-Moderatorin Mo Asumang Die afrodeutsche TV-Moderatorin Mo Asumang wagt ein spektakuläres und einzigartiges jour- nalistisches Experiment. Mutig und entschlossen sucht sie die offene Konfrontation mit rechten Hasspredigern – bei Burschenschaften, unter 3.000 Neo-Nazis auf dem Alexanderplatz in Berlin, bei einem rechten Star-Anwalt, unter braunen Esoterikern, auf einer Neonazi-Da- ting-Plattform, ja sogar bei Anhängern des Ku-Klux-Klan. Sie begegnet Menschen, die sie hassen – und entlarvt sie dadurch. Über Mo Asumang: (siehe Seite 125) Ort: Stadtbibliothek im Neuen Ständehaus, Ständehausstraße 2, KA-Innenstadt Beginn: 20 Uhr Eintritt: 6 € / ermäßigt 4 € Veranstalter: Stadtbibliothek Karlsruhe (Kul- turamt der Stadt Karlsruhe) in Koope- ration mit der Buchhandlung Hoser und Mende www.stadtbibliothek-karlsruhe.de www.hoser-mende.de 23.3. Mo Asumang Schwarz arm diebStahl. raSSiSmuS fängt im Kopf an! Internationale Wochen gegen Rassismus. www.interkultureller-rat.de 133 23. März Mittwoch Vorstellung der Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe Nachdem 2006 in Deutschland das „Allgemei- ne Gleichbehandlungsgesetz“ (AGG) in Kraft getreten ist, wurde die Antidiskriminierungsstel- le des Bundes (ADS) als Anlaufstelle für Men- schen eingerichtet, die Diskriminierung erfahren oder erfahren haben. Das AGG bietet rechtlichen Schutz für Personen, die aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihres Geschlechts, ihrer Religion oder Weltanschau- ung, ihrer Behinderung, ihres Alters oder ihrer sexuellen Identität Benachteiligung erfahren. Neben der ADS des Bundes wurden in den letzten Jahren auch etliche Landes-Antidiskrimi- nierungsstellen und kommunale Antidiskriminie- rungsstellen geschaffen. Mit Unterstützung des Landes Baden-Württem- berg (Integrationsministerium) wurde nun auch in Karlsruhe die zweite Antidiskriminierungsstel- le in Nordbaden geschaffen. Diese ist nicht in der (Stadt-)Verwaltung angesiedelt, sondern wird in freier Trägerschaft beim Menschen- rechtszentrum Karlsruhe e.V. betrieben und ist momentan noch im Aufbau. Die Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe möchte Betroffenen Hilfe und Beratung anbieten, über das AGG informieren und sie dazu ermutigen, ihre Rechte wahrzunehmen und ihnen auch hel- fen, diese einzufordern. Außerdem möchte die ADS KA die Menschen durch Aktivitäten und Aktionen in ihrem Empowerment stärken. In der Veranstaltung stellt die Leiterin der Anti- diskriminierungsstelle Karlsruhe Aliz Müller die Aufgaben, Strukturen und Ziele vor. Danach sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, sich im Format eines World-Ca- fés an verschiedenen Themen-Tischen mit Ak- teurinnen und Akteuren von Karlsruher Institu- tionen und Initiativen (sowohl Haupt- als auch Ehrenamtliche) über ihre Tätigkeit im Bereich der Antidiskriminierung und des Empowerments auszutauschen und ins Gespräch zu kommen. Über Aliz Müller: Die Soziologin Aliz Müller ist seit 2009 Mitglied des Migrationsbeirates der Stadt Karlsruhe, wo sie sich insbesondere aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzt. Sie bietet rassismuskri- tische Workshops für Jugendliche und Erwach- sene an. Seit drei Jahren betreut sie die Aktion „Schau-hin-in Karlsruhe“ (siehe Seite 149). Freiberuflich ist sie seit Jahren für das Kultur- büro des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe im Themenfeld Antirassismus tätig und war von An- fang an stark in die Karlsruher Wochen gegen Rassismus und das Engagement der Stadt in der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus eingebunden. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Zeit: 19.30 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Antidiskriminierungsstelle Karlsruhe des Menschenrechtszentrums Karlsruhe e.V., Internationales Begeg- nungszentrum Karlsruhe e.V. www.menschenrechtszentrum.de www.ibz-karlsruhe.de 24.3. 134 24. März Donnerstag Schulveranstaltungen (Geschlossene Veranstaltungen!) „Wir lernen rassistisch zu sein, deshalb können wir lernen nicht rassistisch zu sein.“ Jane Elliot Jane Elliott (* 27. Mai 1933 in Riceville, Iowa) ist eine amerikanische Lehrerin, die als Antiras- sismus-Aktivistin bekannt ist. Sie entwickelte 1968 den bekannten „Blue Eyed Workshop“ und verfasste mehrere Drehbücher zu Dokumentarfilmen rund um die Themenbereiche Vorurteile und Rassismus. Sie ist mit Abwandlungen des Workshops auch heute noch auf Vortragsreisen in der ganzen Welt aktiv. Sie berichtet, dass die Ergebnisse sich über die vielen Jahre, in denen sie die Workshops gibt nicht verändert haben und dass es auch keine Unterschiede zwischen Teilnehmern aus verschiedenen Ländern gibt. de.wikipedia.org/wiki/Jane_Elliott 136 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) „Tage der Begegnung“ mit Gesang- & Musikworkshops und Podiums- diskussionen zum Thema „Flucht im Fokus – warum fliehen Menschen?“ Bei der 4. Karlsruher Wochen gegen Rassismus will der Deutsch-Afrikanische Verein (DAV) in Zusammenarbeit mit der Anne-Frank-Schule, dem Humboldt-Gymnasium und der Werner- von-Siemens-Schule das Thema „Toleranz und Solidarität in der Gesellschaft und Leben in Würde“ den Schülerinnen und Schülern nahe- bringen. Um das zu ermöglichen, organisiert der DAV in diesen Schulen zwischen dem 29. Februar und dem 23. März „Tage der Begegnung“ mit Gesangs- und Musikworkshops und Podiumsdis- kussionen zum Thema „Flucht im Fokus – warum fliehen Menschen?“ mit Experten, die sich mit dem Thema Asyl beschäftigen. Dabei geht es darum, sich über die Fluchtursachen und die globalen wirtschaftlichen und politischen Zu- sammenhänge zu informieren und auszutau- schen. Das Ergebnis des Gesangs- und Musikwork- shops während dieser Veranstaltungsreihe wird bei der Eröffnung des Vielfaltfestes am 20. März 2016 im Tollhaus (Siehe Seite 108) von der Gruppe Yakagnambé präsentiert. Yakagnambé ist aus Schülerinnen und Schülern von verschiedenen Karlsruher Schulen zusam- mengestellte Schülermusikgruppe, die Trom- meln auf der Djembé mit Gesang verbindet. Beteiligte Schulen: • Humboldt-Gymnasium, KA-Nordweststadt • Anne-Frank-Schule Karlsruhe, KA-Ober- reut • Werner-von-Siemens-Schule, KA-Nordwest- stadt Veranstalter: DAV – Deutsch-Afrikanischer Verein www.deutschafrikanischerverein.de Yakagnambé 137 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) „Mit bunten Farben gegen braune Parolen“ Workshops mit Irmela Mensah-Schramm Wer hat sie nicht schon gesehen, die Hass-Bot- schaften im öffentlichen Straßenbild? Sie sind zumeist gerichtet gegen Mitmenschen, die anders aussehen, anders leben und den- ken. Es sind Menschen, die geflohen sind vor Krieg, Repressionen und Armut in ihrer Heimat. Nicht immer sind sie willkommen und begeg- nen Anfeindungen und Ablehnungen. Diese sind fühlbar und öfters sogar sichtbar, auch als Hass-Graffitis vor unseren Augen. Dieses Workshop-Projekt regt die noch ganz jungen Menschen zum Nachdenken an, sie ent- wickeln dabei sogar ungewöhnlich schnell eine Kreativität und verwandeln die oft menschen- verachtenden Parolen auf Schwarzweiß-Vor- lagen mit bunten Farben in fröhliche und vor allem friedliche Antworten. Ein Workshop, der stets sehr eindrucksvolle Ergebnisse verzeichnet. Über Irmela Mensah-Schramm: Irmela Mensah-Schramm ist Politaktivistin und ehemalige Heilpädagogin. 1986 hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, Hassbotschaften im öffentlichen Straßenraum zu dokumentieren und zu entfernen und kann somit dieses Jahr auf eine 30jährige Geschichte und Entwicklung ihrer Arbeit zurückblicken! Das alltägliche Mit- nehmen von Pinseln, Bürsten, Fotoapparat und Lösungsmitteln gehört für sie selbstverständlich dazu, um insbesondere rassistische, antisemi- tische und homophobe Aufkleber und Graffitis zu entfernen. Frau Mensah-Schramm möchte nicht wegschauen und damit die Hassparolen indirekt dulden, nach dem Motto: Wir sind für das verantwortlich, was wir widerspruchslos hinnehmen. Deshalb nimmt sie auch Beschimpfungen und Drohungen hin, die ihre Putzaktionen manches Mal begleiten. Ebenso erlebt sie aber auch immer wieder Dankbarkeit und Anerkennung von Mitmenschen, welche ihre Arbeit aktiv oder passiv unterstützen und gutheißen. In über 400 Ausstellungen hat Irmela Mensah-Schramm ihre Arbeit teils international dokumentiert und auf diesem Wege die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert. Dazu gehören auch die unzähligen Workshops mit Schüler_innen, die sie seit 12 Jahren in 11 Bundesländern mit sehr eindrucks- vollen Ergebnissen durchführt und die einen festen Bestandteil ihres Schaffens ausmachen. 138 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) Auch bei den Karlsruher Wochen gegen Rassis- mus war sie von Anfang an mit ihren Schulwork- shops dabei, sowie durch ihre Ausstellung „Hass vernichtet“ 2013 im Foyer des Karlsruher Rat- hauses und die Mitwirkung am Film „alle anderen sind nicht gleich anders“ des Filmboard Karlsruhe e.V. 2014 in Karlsruhe vielfach präsent. Termine der Workshops in Karlsruher Schulen: • 15.3. Internationaler Bund – Jugendmi- grationsdienst, KA-Südstadt • 16.3. Markgrafen-Gymnasium, KA-Durlach • 17.3. Carlo-Schmid-Schule Karlsruhe, KA-Nordstadt • 18.3. Goethe-Gymnasium Karlsruhe, KA-Südweststadt Veranstalter: Irmela Mensah-Schramm in Kooperation mit den beteiligten Schulen und mit Unterstützung des Kulturbüros (Kulturamt Stadt Karlsruhe). www.hassvernichtet.de www.karlsruhe.de/b1/kultur/ kulturfoerderung/kulturbuero 139 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) „Maria“ oder „Vom Zigeunerkind, das kein Zigeunerkind sein sollte und andere Geschichten“ Ein interdisziplinäres Kunstprojekt für Kinder über das Bild von „Sinti und Roma“ im Märchen und Begegnung mit der Wirklichkeit. Wie und was sind eigentlich „Zigeunerkinder“? Wie sehen sie aus und warum ist es ein Schimpf- wort? Sind Sinti und Roma wirklich anders als Du und ich? Was wissen wir von ihnen und wa- rum eigentlich sollte ein „Zigeunerkind nicht blond“ (*) sein? Ein Kunst-Workshop mit Märchen, Puppen-Ge- schichten, Malen und Theaterspielen im Rah- men der KunstWerkstatt HautNah von Renate Schweizer in der Grundschule Beiertheim. * 2013 ging die Geschichte der „blonden Ma- ria“ durch sämtliche Medien: Die Geschichte beginnt Mitte Oktober in einer Roma-Siedlung im griechischen Farsala.) Bei einer Hausdurch- suchung entdecken Polizisten ein etwa fünf- jähriges Mädchen, das im Gegensatz zu den anderen Familienmitgliedern hellblondes Haar und grüne Augen hat. Die Polizisten nehmen das Mädchen mit. Die Begründung: Das Kind könne aufgrund seines Aussehens nicht zu den Eltern gehören. Es müsse durch Raub oder Ent- führung in die Familie gekommen sein. Eine an- dere Möglichkeit fällt den Beamten nicht ein. Sie übergeben das Kind, das Maria heißt, einer Athener Kinderhilfsorganisation. Über das Projekt Kunstwerkstatt HautNah: Das Projekt Kunstwerkstatt HautNah wurde 2002 von der Künstlerin Renate Schweizer in Karlsruhe ins Leben gerufen und wird durch Zuschüsse des Kulturamts, der Sozial- und Ju- gendbehörde, des staatlichen Schulamts und von Spenden zum Beispiel des Lions-Club Mitte finanziert. In den vergangenen Jahren wurde HautNah mehrmals von der Kulturstiftung der Länder „Kinder zum Olymp“ für „vorbildliche Kooperation zwischen Kultur und Schule“ aus- gezeichnet. Außerdem war die Kunstwerkstatt unter den besten Zukunftsprojekten der Aktion „Ideen, Initiative, Zukunft“ des dm-Markts und der UNESCO und zählte 2012 zu den preis- würdigen Projekten des Kulturpreises 2012 der TechnologieRegion Karlsruhe. Die Kunstwerkstatt ist mobil und kann von Schu- len, Institutionen, Betrieben und Senioren-Ein- richtungen tage- oder stundenweise angefragt werden – Kontakt: info@art-and-soul.de. 15. März (Mittwoch) Ort: Grundschule Beiertheim, KA-Beiertheim Zeit: 14 – 16.30 Uhr Veranstalter: Kunstwerkstatt HautNah in Koo- peration mit der Grundschule Beiertheim www.art-and-soul.de www.schule-beiertheim.de 140 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) Vortrag und Diskussion zum Thema „Menschenrechte“ mit Dr. David Schneider-Addae-Mensah Vortrag und anschließendes Gespräch zum Thema „Menschenrechte – aus dem Leben eines Menschenrechtsanwalts“ Über Dr. David Schneider-Addae-Mensah: Der in Karlsruhe lebende Anwalt für deutsches und französisches Recht sowie für Menschen- rechte, Dr. David Schneider-Addae-Mensah, wird Kursstufenschülern des Markgrafengym- nasiums aus seinem Arbeitsalltag als Anwalt für Menschenrechte vortragen und anschließend mit ihnen über Menschenrechte diskutieren. 16. März (Mittwoch) Ort: Markgrafen-Gymnasium, KA-Durlach Zeit: 11.30 Uhr Veranstalter: Markgrafen-Gymnasium, Fried- rich-Ebert-Stiftung – Fritz-Erler-Forum www.fritz-erler-forum.de www.mgg.karlsruhe.de Filmvorführung „Die Arier“ von und mit Mo Asumang Beschreibug siehe Seite 126. Schulvorführungen des Films und Gespräch mit Mo Asumang. • 22.3. Markgrafen-Gymnasium, KA-Durlach • 23.3. Goethe-Gymnasium, KA-Südwest- stadt Veranstalter: Fritz-Erler-Forum – Landesbüro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Koopera- tion mit den beiden Gymnasien 141 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) Projekttage, Workshops und Schulvorträge an der Carlo-Schmid-Schule „Vielfalt schätzen – Fremdheit überwinden“ ist ein Leitgedanke des pädagogischen Konzepts der Carlo-Schmid-Schule. Deshalb setzen wir uns in jedem Schuljahr mit unterschiedlichen Projekten und Veranstaltungen für die För- derung der Buntheit unserer Gesellschaft ein und treten rassistischen Tendenzen entschieden entgegen. Dieses Jahr haben wir unterschied- liche Workshops zur Sensibilisierung unserer Schüler_innen zusammengestellt. Die politische Weltlage erfordert ein neues Bewusstsein für Unterschiedlichkeit und Vielfalt. Wir nehmen unseren Bildungs- und Erziehungsauftrag zu diesen Themen sehr ernst und freuen uns auf die neuen Impulse der eingeladenen Veranstal- ter für unsere Schülerinnen und Schüler. Alles nur Bilder im Kopf? Ein Projekttag zu Diskriminierung, von Rassismus betroffenen Menschen und couragiertem Handeln. Ziele: Die Schüler_innen kennen menschenver- achtende Einstellungen und erkennen, dass diese überall in der Gesellschaft verbreitet sind. Sie sind sensibilisiert für die Folgen von menschen- verachtenden Einstellungen und von Diskriminie- rung für Betroffene. Sie kennen Möglichkeiten couragierten Handelns gegen menschenveracht- ende Einstellungen, Diskriminierung und Neo- nazis und sind motiviert diese umzusetzen. Die Teilnehmenden erkennen Neonazis und die Be- drohung, die von ihnen für Einzelne und für die Gesellschaft ausgeht. Sie kennen den Zusam- menhang zwischen Neonazismus und menschen- verachtenden Einstellungen in der Gesellschaft. 10.03.2016 (Donnerstag) von 8.15 – 13.15 Uhr Alles nur Bilder im Kopf? Ein Projekttag zu Diskriminierung, von Rassismus betroffenen Menschen und couragiertem Handeln. Ziele: Die Schüler_innen wissen, dass Menschen aufgrund von unterstellten Merkmalen zu Grup- pen zusammengefasst werden. Sie sind für die verschiedenen Lebensrealitäten der von Rassis- mus betroffenen Menschen sensibilisiert und ken- nen die Begriffe Migration, Flucht und Asyl. Die Schüler_innen sind für die Auswirkungen (rassis- tischer) Diskriminierung innerhalb ihres Alltags sensibilisiert. Sie wissen um die verschiedenen Möglichkeiten von couragiertem Handeln. 11.03.2016 (Freitag) von 8.15 – 13.15 Uhr Theaterworkshop zum Thema Flucht und Asyl Der Theaterworkshop bietet Raum, sich durch Rollenspiel und Improvisationen mit dem Thema Flucht und Asyl auseinanderzusetzen. Gear- beitet wird mit den Erlebnissen und Beobach- tungen der Teilnehmer_innen. Susanne Henneberger ist Schauspielerin. Seit 2011 führt sie zahlreiche theaterpädago- gische Projekte bei Werkraum Karlsruhe durch und ist seit 2014 fest angestellte Mitarbeiterin im Bereich Kultur- und Projektmanagement. 15.03.2016 (Dienstag) von 10 – 13.15 Uhr Foto-Vortrag von Martin Gommel: Flucht mit dem Schlauchboot Ende November 2015 fuhr Martin Gommel von Karlsruhe über Budapest auf die griechische In- sel Lesbos. Dort kam er mit den von der Türkei übersetzenden Geflüchteten und zahlreichen Helfer_innen in Berührung, die jeden Tag un- ermüdlich Hilfeleistung erbringen. In seinem Foto-Vortrag berichtet Gommel mithilfe seiner Aufnahmen über die intensiven Begegnungen. 16.03.2016 (Mittwoch) von 10 – 11.30 Uhr Ort: Carlo-Schmid-Schule Karlsruhe, Ohi- ostraße 5, Karlsruhe-Nordstadt Veranstalter: Carlo-Schmid-Schule mit Unter- stützung des AK Migrationsbeirats und des Büros für Integration www.carlo-schmid-schule.de 142 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus (Geschlossene Veranstaltungen!) „Weiße Fahnen im Wind “ Ein interkulturelles Projekt mit Schulen aus Karlsruhe Die Fahne ist als Zeichen Symbolträger von vor- wiegend nationaler Zugehörigkeit. Die weiße Fahne hingegen wird allgemein als Friedenszeichen verstanden. Eine Gesellschaft, die sich aktiv gegen Rassis- mus und für ein friedliches und offenes Mitei- nander einsetzt, muss diesen Wert in der Bil- dung von Kindern und Jugendlichen vermitteln. Einen solchen Auftrag kann gerade die Kunst mit Ihren Möglichkeiten über Form zum Inhalt zu gelangen, erfüllen. Schüler_innen aus unterschiedlichen Schu- len gestalten zusammen mit der Karlsruher Künstlerinnen-Gemeinschaft KunstUnternehmen, Fahnen, die eine Gesellschaft des friedlichen Miteinanders zum Thema hat. Diese Fahnen sind in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus an markanten Stellen im öffentlichen Raum in Karlsruhe zu sehen. Diese Aktion der Gestal- tung zum Thema „Fremd Sein“ oder „Anders Sein“ wirkt nach Innen. Anschließend werden die Fahnen im öffentlichen Raum hängen und nach Außen wirken. Bisher gab es folgende Aktionen: • 2014 wurden 5 Fahnen von Schüler_innen des Lessing-Gymnasiums gestaltet. • 2015 wurden 3 große Fahnen von Schü- ler_innen und Flüchtlingen gemeinsam für die Anne-Frank-Schule gestaltet. Bei den Karls- ruher Wochen gegen Rassismus hingen sie an der Fassade der Schule. Die Fahnen vom Lessing-Gymnasium wurden dort ebenfalls wieder aufgehängt. • 2015 bei der Generalkonferenz der Euro- päischen Städtekoalition wurden die drei Fahnen aus der Anne-Frank-Schule im Gar- tensaal gezeigt. • Zu den Karlsruher Wochen gegen Ras- sismus 2016 werden die vorhandenen Fahnen wieder an den Schulfassaden der Anne-Frank-Schule und des Lessing-Gym- nasiums aufgehängt werden. Bei den kommenden Wochen gegen Rassismus sollen an weiteren Schulen Fahnen entstehen. So wird regelmäßig an diesem gut sichtbaren Symbol einer demokratischen Aktion für ein Miteinander gearbeitet. Karlsruhe setzt so ein Zeichen des Zusammenhaltes in den Stadtraum und die Bevölkerung trägt diese Botschaft ebenso in die Ferne. Initiiert wurde die Idee von KunstUnternehmen, den Künstlerinnen Bernadette Hörder und Ul- rike Israel, einer Ateliergemeinschaft in Karls- ruhe. Die Arbeit in den Schulen findet in Kooperati- on mit dem Deutsch-Afrikanischen Verein e.V. Karlsruhe statt (siehe Seite 137). 143 Schulaktionen in den Karlsruher Wochen gegen Rassismus Südafrika – Apartheid war gestern? 14. März (Montag) und 15. März (Dienstag) Kinder unter dem Regenbogen Der Vormittag im Eine Welt Theater fördert die Auseinandersetzung mit dem Thema „anders aussehen“ und „Diskriminierung“. Eingeführt in die Thematik wird durch einen Vortrag von Ruth Rahäuser zur Geschichte Südafrikas und der Bedeutung Nelson Mandelas. Anschließend wird das Figurentheaterstück „Thandisi in Süd- afrika“ aufgeführt und über den Schülerauf- stand in Soweto 1976 sowie über Entwick- lungen Südafrikas informiert. Im Rahmen der Kunstaktion „Wer bin ich?“ geht es um die zufällige Biographie eines Jugend- lichen in Südafrika. Durch das Malen eines Portraits und des Lebensraums sowie einer differenzierten Ausarbeitung der Biographie werden die Teilnehmer des Workshops dazu befähigt, diese später mit Bildern im Plenum vorzustellen. Das Hineinversetzen in die Biogra- phie, ergänzt durch selbst erdachte Aspekte, ermöglicht und fördert die Fähigkeit zu Em- pathie und die Entwicklung von Toleranz. Dies gilt sowohl für die vortragenden Jugendlichen als auch für die aktiv zuhörenden und nachfra- genden Gruppenmitglieder. Über Ruth Rahäuser: Die Theaterpädagogin Ruth Rahäuser und das Eine Welt Theater am Alten Schlachthof in Karlsruhe informieren seit 15 Jahren über die Bedeutung der Kinderrechte. Figurentheater- stücke aus eigener Werkstatt, Kreativaktionen und Diskussionen für KiTa, Schule und Familien sensibilisieren für die Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen weltweit. Angebot an weiterführende Schulen, Sekundar- stufe I / Klasse 5 – 7 Infos und Anmeldung unter: ruth.rahaeuser@gmx.de, Telefon: 0163/3807300 Ort: Eine Welt Theater, Alter Schlacht- hof 23 F, KA-Oststadt Zeit: 9.30 – 13 Uhr Eintritt: 2 € je Schüler / maximal 25 Schüler Veranstalter: Eine Welt Theater / Ruth Rahäu- ser, Theaterpädagogin www.eine-welt-theater.de 14.3.+ 15.3. Angebote für Schulen 144 Angebote für Schulen act.now. – Theater mit Courage Ein Workshop für eine Schulklasse ab Stufe 9 am 18. März (Freitag) Anmeldung bis zum 10.3. möglich Der englische Begriff »act« bedeutet sowohl handeln als auch Theater spielen. Um beides geht es im Workshop »act.now.«. Wir wollen uns mit Mut, Respekt und Verantwortung im Klassenzimmer und auf dem Schulhof beschäf- tigen und überlegen, was das mit uns und un- serem Handeln zu tun hat. Die Ergebnisse wer- den in kleinen Theaterszenen festgehalten. Pädagogisches Ziel dieses Workshops ist es, eine Sensibilisierung für Ungerechtigkeit und Diskriminierung zu schaffen. Die Schüler_in- nen lernen, die eigene Handlungsmacht sowie Möglichkeiten couragierten Eingreifens spiele- risch zu reflektieren. Zum Einsatz kommen dabei körper- und erfahrungsorientierte Übungen aus der Theaterpädagogik und Menschenrechtsbil- dung, für welche lediglich gute Kenntnisse der deutschen Sprache notwendig sind. Referent_innen: Karin Hobinka (Theaterpädagogin), Stephan Fürstenberg (Anti-BIAS-Trainer) Anmeldung: Karin Hobinka, Tel: 0721/133-5640 oder Mail: k.hobinka@stja.de Ort: Jubez, Kronenplatz 1, KA-Innenstadt, 1. OG Zeit: 9.30 - 12.30 Uhr Kosten: 100 € Veranstalter: Jubez www.jubez.de 18.3. 145 Angebote für Schulen 27. März (Sonntag) „Toros Canavari“ Theaterstück von Aziz Nesin in türkischer Sprache Ein Theaterstück vom großen Satiriker Aziz Nesin zu seinem 100. Geburtstag. Das „An- kara Tiyatro Fabrikasi“ würdigt ihn mit seinem Stück „Toros Canavari – das Monster von Tau- rus“. Der Schriftsteller und Satiriker Aziz Nesin (1916-1995) war der populärste Autor der Türkei des 20. Jahrhunderts, Inhaber verschie- dener internationaler Preise; seine Werke (137 Bücher) sind zum Teil in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Auf Deutsch sind zwanzig Bücher von ihm erschienen. Neben der literarischen Arbeit ist Aziz Nesin durch seine entschiedene Einwir- kung auf die kultur- und sozialpolitische Land- schaft der gegenwärtigen Türkei bekannt. Ro- mane, Dramen, Lyrik, Reisebeschreibungen und vor allem Kurzgeschichten gehören zu seinem Werk. Aziz Nesin war kompromisslos in seinem Kampf für die Gerechtigkeit, kompromisslos im Kampf mit den Mächtigen. Zu keiner Zeit ist er zurückgeschreckt, seine Meinung zu äu- ßern – auch nicht in den besonders schweren Jahren nach dem Militärputsch von 1980. Sein Geheimnis liegt in seiner Furchtlosigkeit. Die Le- ser_innen verehren ihn, er ist ihnen ein Vorbild. Vor allem in den letzten Jahrzehnten seines Le- bens wurde Aziz Nesin so viel gelesen, dass er mit seinem Einkommen nicht nur sich und seine Familie ernähren, sondern auch das Heim für Kinder und Jugendliche, die Nesin-Stiftung, ins Leben rufen konnte. Mit ungewöhnlicher Willensstärke hat sich Aziz Nesin zu seinen Lebzeiten dafür eingesetzt, ent- gegen allen Vorschriften an einem unbekannten und unerkennbaren Ort auf dem Stiftungsge- lände begraben zu werden. Er hat sich durch- gesetzt, auch nach seinem Tode. Die staatlichen Behörden haben nachgegeben. Aziz Nesin liegt auf dem Gelände der Stiftung an einem Ort, den nur seine Kinder kennen, begraben. Ort: Studentisches Kulturzentrum (KIT), Adenauerring 7, KA-Innenstadt, Festsaal Beginn: 16 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Internationaler Jugend- und Kulturverein e.V. www.stja.de/jugendverbaende/ internationaler-jugend-und-kulturverein Spätere Veranstaltungen 27.3. 146 Hinweise auf später stattfindende, thematisch sehr gut passende Veranstaltungen 21. April (Donnerstag) „Hören Sie Ihre Schubladen schon quietschen?“ Informationen, Übungen und Diskussion zum Thema Vorurteilsbewusste Pädagogik Stelle ich den Schülerinnen und Schülern am ersten Schultag die scheinbar harmlose Fra- ge „Woher kommst Du? Ich meine ursprüng- lich?“ Wie wäre es mit einem interkulturellen Frühstück oder einem Indianerprojekt für die Projektwoche? Wo, wann und warum gehen im Schulalltag immer wieder unsere Vorurteils- schubladen auf? Was können wir tun, damit wir sie quietschen hören und möglicherweise etwas anderes sagen oder anders handeln? Mit Hilfe von Übungen, Rollenspiel und Diskus- sion möchten wir gemeinsam mit den Studie- renden die Hintergründe und Möglichkeiten einer Vorurteilsbewussten Pädagogik in ersten Schritten erforschen. Über die Referentinnen: Dr. Kidist Hailu ist Trainerin und Dozentin für Interkulturelle Kommunikation unter anderem am KIT. Lavinia Sichert ist langjährige Aktivistin bei der Initiative Schwarzer Menschen in Deutsch- land (ISD). Maria Jaqueline Dias dos Santos ist Master- studentin im Bereich Interkulturelle Bildung, Mi- gration und Mehrsprachigkeit an der PH Karls- ruhe. Katarina Behret ist Realschullehrerin. Alle Referentinnen haben sich beruflich und privat langjährig in den Themen Rassismus, Diskriminierung, Empowerment und Pädagogik weitergebildet und damit auseinandergesetzt. Die Organisatoren: Empowerment!KA ist eine Interessengemein- schaft privat engagierter Karlsruher Bürge- rinnen und Bürger. Empowerment!KA bietet ei- nen Anlaufpunkt für Schwarze Menschen und PoCs* aus Karlsruhe und Umgebung, die ihre Selbststärkung gegen Rassismus fördern möch- ten. Sie bringt sich in die rassismuskritische Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Karlsruhe ein und arbeitet mit und für Bildungseinrichtungen (Kitas, Schulen und Hochschulen). *Person oder People of Color – Politische Selbstbezeichnung für Menschen, die als nicht-weiß angesehen werden. Ort: Pädagogische Hochschule, Gebäude 3, Moltkestraße 9, KA-Innenstadt Beginn: 8.15 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: Empowerment!KA, Pädago- gische Hochschule Karlsruhe www.empowerment-ka.de 21.4. Empowerment! KA Kein Mensch passt in eine Schublade! Werden Sie aufgrund Ihrer ethnischen Herkunft diskriminiert? Lassen Sie sich beraten unter: beratung@ads.bund.de / 03018 555-1865 www.antidiskriminierungsstelle.de www.facebook.com/antidiskriminierungsstelle Idee & Konzept gesponsert von: Lighthouse & Ashley www.lighthouse.com.mt 147 Hinweise auf später stattfindende, thematisch sehr gut passende Veranstaltungen 7. Juni (Dienstag) AMARO KHER in Kriva Palanka, Mazedonien Dem Antiziganismus VOR ORT eine Perspektive entgegen setzen und mit den Roma gemeinsam eine Perspektive zum würdigen Leben entwickeln. Wir wollen einen ausführlichen Bericht über das Projekt AMARO KHER geben, mit Filmausschnit- ten und Berichten von Beteiligten. Amaro Kher gibt es jetzt seit fast 3 Jahren. Nachdem nun große Teile des Roma-Gemein- schaftshauses fertig gestellt werden konnten, laufen im Haus selbst Projekte mit Kindern, Frauen und Männern, die den Menschen helfen sollen, ihre Situation zu verändern, die von Ar- mut und Ausgrenzung gekennzeichnet ist. Der AMARO KHER-Förderverein – ein Zusam- menschluss junger und älterer Freiwilliger – arbeitet hier in Karlsruhe daran, eine Öffent- lichkeit herzustellen für die Lage der Roma in Mazedonien und bemüht sich darum, Gelder zu sammeln, damit das Gemeinschaftshaus in Kriva Palanka gebaut und belebt werden kann. Ort: ibz, Kaiserallee 12d, KA-Weststadt Beginn: 19 Uhr Teilnahme kostenlos Veranstalter: AMARO KHER e.V., Internationa- les Begegnungszentrum Karlsruhe e.V. www.amarokher.org www.ibz-karlsruhe.de 7.6. 148 Hinweise auf später stattfindende, thematisch sehr gut passende Veranstaltungen
https://www.karlsruhe.de/b1/kultur/interkultur/gegenrassismus/archiv/HF_sections/content/ZZmVrcWXr1A9Xv/kwgr_programmheft_2016_doppelseiten_opt_n.pdf
Die Staufer am Oberrhein STÄDTE , BURGEN UND KLÖSTER IM OBERRHEINGEBIET IN DER STAUFERZEIT lICKlEN8fAG , I HOHBARR ' BERNSTEIN ItOttIIÖNlGS8UAC , l UlAICHSBl..fIG l KAYSERS8U\G l ""UXBURG O WEIHHE'M e KAISERSI..AUTE/I,.. ' HAt'DENBUAG , FRAI.:tMSTEIN W,t.,CHt ENBUIlG HOHENECKOI I WI!.ENSTEIN I aAAFENSTEIN , e HEUSTAOf ~NBEAG sPEY~ l tlAMa.toCHER SCHlOSS • MEISTERSEL'I t~FENE()I; SElZt. NE~MÜND \ -~::,"'''' ~'M STEINSllElIGl \ OOENHEIMt> ~N l RAYEH58UAG HEJO(lSffl:IM. ~ METTlN Q e Pt'Of'!ZHIE'M e MOS8ACH • STADTGRüNDUNGEN bzw. STADTERHEBUNGEN DURCH OIE STAUFER und BISCHOFSSTÄDTE o ÜBRIGE STÄDTE DIE ZUR STAUFERZEIT BESTANDEN BURGEN ZUR STAUFERZEIT KLOSTER ZUR STAUFERZEIT Unser Titelbild stellt dar: Kaiser Friedrich Barbarossa mit seinen zwei Söhnen; links H~in­ rieh der VI. , Stadtgründer von Durlach, rechts Herzog Friedrich von Schwaben. Aus der Welfenchronik um 1180. Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Band 4 Herausgegeben von der Stadt Karlsruhe DIE STAUFER AM OBERRHEIN GESCHICHTE· HANDSCHRIFTEN URKUNDEN . KUNST A usste llung im Städtischen Pfinzgaumuseum Karlsruhe- D urJ ach 4. Juni bis 14. A ugust 1977 Veranstalter: Leihgeber: Großfotos: Stadt Karlsruhe Oberbürgermeister Otto Dullenkopf Kulturreferat: Stadtdirektor Egon Funk Oberverwaltungsrat Emil Schi ller Stadtarchiv: Konzeption und Ausrichtung der Ausstellung, Katalog: Archivdirektor Dr. Ludwin Langenfeld Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Archivar Ernst Schneider Technik: Erich Kaufmann , David Maag Graphik, Plakat: Gottfried Rögner Aufbauten, Beleuchtung, Beratung: Architekt Dipl.-Ing. Rolf Siemons Genera llandesarchiv Karlsruhe (Dr. Hans Georg Zier, Dr. Gerhard Kaller, Dr. Hansmartin Schwarz- rnaier) Badische Landesbibliothek Karlsruhe (Dr. Elmar Mittler, Dr. Gerhard Stamm, Helmut Schröer) Landesdenkmalamt, Außenstelle Karlsruhe (Dr. Peter Anstett , Dr. Dietrich Lutz, Dr. Hans-W. He ine) Badisches Landesmuseum Karlsruhe (Prof. Dr. Ernst Petrasch, Dr. Walther Franzius, Dr. Eva Zimmermann) Katholisches Münsterpfarramt Konstanz (Dekan Ernanuel Frey) Stadt Freiburg, August inermuseum (Dr. Hans H. Hofstätter) Historisches Museum der Pfalz, Speyer (Dr. Roller, Dr. Stein) Stadt Worms, Städtisches Museum (Dr. Georg liiert) Jürgen und Gudrun Abeler , Wuppertal Karl-Konrad Kessler, Bad Bergzabern August Schaaf, Weissenburg/ Elsaß Alf Rapp, Niederhorbach; Robert Häusser, Mannheim ; Albrecht Brug- ger, Stuttgart; Erica Loos, Pforzheim ; Jeannine Le Brun, Konstanz Reproduktionen: Dr. Ludwin Langenfeld Wir danken folgenden Verlagen für erteilte Bildlizenzen: G. Braun, Karlsruhe ; Günter Rüber, Schwieberdingen; Gebr. Metz, Tübingen; Lossen-Foto, Heidelberg Bildarchiv Bruckmann, München und dem Museum für Kunst und Kul - turgeschichte der Stadt Dortrnund, Schloß Cappenberg (Dr. Appuhn) VORWORT Im Stauferjahr 1977, das zum 25 jährigen Bestehen des Bundeslandes Baden-Württem- berg in der Stuttgarter Staufe r-Ausstellung mit ihren europäischen Bezügen die vor 800 Jahren bereits einmal verwirklichte politische E inheit des südwestdeutschen Raumes vor A ugen ste llte, darf KA RLSRUH E a ls ehemalige Hauptstadt des alten Landes Baden nicht abseits stehen. E inm al , um ohne Vorbehalte, aber doch mit Vorbedacht an die geschicht- liche Rolle zu erinnern , die Baden bei der Entstehung unseres Bundeslandes ] 952 gespielt hat. Zum anderen aber vor allem deshalb, weil unser Raum eine Brückenfunktion zwi- schen dem ererbten staufischen Besitz im Elsaß und in der Pfalz einerseits und den schwä- bisch-staufischen Stammlanden andererseits innehatte und die Staufer von der Mitte des 12. J ahrhunderts bis zur Hälfte des 13. Jahrhunderts nicht nu r als lnhaber des Königtums, sondern auch als Besitzer e igene r Rechts- und Herrschaftstitel der ausschlaggebende poli- tische Fak tor im Uf-, Pfinz- und Kraichgau waren. Wir haben es daher für richtig und wichtig erachtet, d ie Bezüge unseres badische n Raumes zu den Staufern , erweitert um den oberrheinischen U mkre is, vom Elsaß bis in den Kraich- gau, von Konstanz bis Worms, in einer geographisch begrenzten, aber konsequent e ntwik- ke lten Folge-A usstellung aufzuzeigen. Diese Konsequenz im Konzeptionellen wäre nicht möglich gewesen ohne die wissenschaftlichen A rbei ten des ehemaligen Direkto rs des Ba- dischen Genera llandesarchivs in Karlsruhe, Dr. Alfo ns Schäfer, über die staufische Reichslandpolitik in unserem Raum , dessen wir hier dankbar gedenken. Das Gene ral- landesa rchiv hat uns in großzügiger Weise die wichtigsten Urkunden der Zeit zur Verfü- gung gestell t und damit d ie geschichtliche Grundlage unserer A usstellung geschaffe n. Die Badische Landesbibliothek in Ka rlsruhe hat uns mit der Leihgabe des nahezu vollständi- gen Handschriftenbestandes oberrheinischer Provenienz den Glanz der mittelalterlichen Buchkunst und den Geist der mitte lalterlichen Frömmigke it vermitte lt . Das Landesde nk- malamt, A ußensteIle Karlsruhe, zeigt mit den Bodenfunden etwas vom Alltag der Staufer- zeit, die ja nich t nur von weltlichen und kirchlichen Würdenträgern , sondern auch vom e in- fachen Volk gelebt und gestaltet wurde. D iesen Instituten und darüber hina us aUen Leih- gebern, örtlichen wie überörtlichen, kirchlichen, staa tlichen, kommunalen und priva ten , danke ich namens der Stadt Karlsruhe herzlich. Wenn es unsere r Ausste llung gelingt, un- ser Geschichtsbild zu erweitern , die Heimatliebe zu stärken und den Blick fü r das Schöne aufzuschl ießen, ku rz: auch aus unserem Raum einen Hauch der geistigen Einheit und künst leri schen Blütezeit des Mitte lalters zu vermitteln, dann ist dies das Verd ienst der Leihgeber. In diesem Sinne wünsche ich de r Ausstellung einen vollen Erfolg. D ito Dullenkopf Oberbürgermeister \ \.: " " . ; ," Karlsruhe ist eine junge Stadt. Im Jahre 1565 verlegt Markgraf Karl J/. von Baden seine Re- sidenz von Pforzheim nach Durlach und gibt 1566 seiner Markgrafschaft die Bezeichnung Baden-Durlach. 1715 strebt Markgraf Karl Wilhelm aus der topographischen Enge seiner Dur/acher Residenz hinaus und gründet- zwischen Durlach und Mühlburg- die neue Resi- denz "Carolsruhe". Der zuerst errichtete Schloßlurm bildet den Millelpunkt eines Kreises, aus dem die Stadtanlage mit neun nach Süden ausstrahlenden Straßen einen Sektor aus- schneidet, der, in Beziehung auf den berühmt gewordenen Radialplan der gesamten Schloß- platzanlage, Karlsruhe den Rufa ls" Fächerstadt" eingetragen hat. 1738 stirbt Markgraf Karl Wilh elm. Mit seinem Nachfolger Markgraf Karl Friedrich setzt die moderne badische Ge- schichte ein. Im Frieden von Preßburg, 1805, entsteht das Großherzogtum Baden, das vom Bodensee bis an den Main reicht. Die Geschichte der Landeshauptstadt wird, zwangsweise schon VOn der Repräsentanz her, im wesentlichen Baugeschichte. Der Baumeister Friedrich Weinbrenner gibt ihr, besonders in der" Via triumphalis" vom Ettfinger Tor über Rondell- platz und Marktplatz bis zum Schloß, ihr unverwechselbares Gesicht, das auch im Verlauf der Ausweitung der alten höfisch-barocken Stadtanlage zu einem großen, sich nach Süden, Westefl ufld Ostefl ausweitenden StadtbUd bürgerlicher Prägung immer wieder Maßstäbe setzt. Die durch den Ingenieur Johann Gottfried Tulla 1817 begonnene Regulierung des Rheinlaufsfii.hrt schließlich 1901 mit der Eröffnung des Rheinhafens bei Maxau zum An- schluß der Stadt an den großen Strom. Der Verlauf der Stadtgeschichte hat dem Optimismus des Stadtgründers recht gegeben. Diese so junge Stadt. Karlsruhe ha t durch die allmähliche Eingemeindung umliegender Ortschaften doch die Patina e iner weit zurückreichenden geschiChtlichen Vergangenhe it und damit auch gewichtiger Bezüge zu den Staufern erhalten. 1938 wird die Stauferstadt DURLACH nach Karlsruhe eingemeindet. Durlach ist unter Heinrich VI. 1191 / 92 ge- gründet worden. Die Gründung der Stadt DurJach ist die bedeutendste Tat der Staufer im Pfinzgau. Sie steht im Zusammenhang mit dem Aufenthalt Kaiser Heinrichs VI. vom De- zember 1191 bis Mai 1192 in Weissenburg, Hagenau und Speyer. Durlach war wohl als Fe- stungsstadt gedacht : Lage an der Fernstraße Frankfurt - Basel. Heinrich VI. hielt sich 1196 in Durlach auf und stellte hier am 15. Mai e ine Urkunde an Papst Cölestin III . aus. 1196 wird Durlach erstmals in der "Ursperger Chronik" als "oppidum" (Stadt) genannt. Nach dieser Chronik starb Konrad von Schwaben, ein Bruder des Kaisers, bei seinem Auf- enthalt " in quodam opido Durlaich no mine" (in Durlach). 1219 erhielt Markgraf Her- mann V. von Baden im Tausch für die braunschweigischen Erbgüter seiner Gattin, der Welfin Irmingard, die Stauferstadt Durlach als Eigentum von Kaiser Friedrich ll. (ln die- sen Tausch waren ferner die Reichs- und Stauferstädte Lauffen, Eppingen und Sinsheim als Pfandschaften und Ettlingen als Lehen miteinbezogen. 1234 wurde dieser Tausch durch Friedrich Il. nochmals bestätigt - diese Urkunde zeigen wir im oberen Raum -. Diese Erwerbung bedeutete für die markgrätliche Städtepolitik, daß dadurch eine Verbin- dung vom oberrheinischen Gebiet zu den alten markgräflichen Besitzungen am mittleren Neckar geschaffen werden konnte). Im Rahmen ihrer Reichslandpolitik kam es den Stau- 7 fern darauf an, zwischen dem ererbten Besitz im Elsaß und in der Pfalz einerseits und ihren schwäbischen Stamm landen andererseits eine Brücke mit möglichst zahlreichen Stütz- punkten zu schaffen. Ansatzpunkte hierzu waren einmal der weitverzweigte Besitz des Klosters Weissenburg, zum anderen die Grafschaftsrechte im Uf- und Pfinzgau, die sie zwischen 1187 und 1196 an sich zogen. Uf-, Pfinz- und Kraichgau wurden also vom We- sten her erfaßt und waren nach Westen hin orientiert. Der Hohenberg, heutiger TURM- BERG über Durlach (vor 1100), ist d ie eigent liche Grafenburg des Pfinzgaus. Er war der beherrschende Kristallisationspunkt, Sitz der zu Ende des 11. und zu Anfang des 12. Jahr- hunderts im Pfinzgau ansässigen Grafen von Hohenberg, Inhaber der über die Salier auf sie gekommenen bedeutenden Lehen des Klosters Weissenburg, das in GRÖTZINGEN (1974 nach Karlsruhe eingemeindet) seinen umfangreichsten rechtsrheinischen Besitz hatte. Sie wurden noch vor 1150 von den Grafen von Grötzingen, Lehensträgern derStau- fer, abgelöst; Graf Heinrich von Grötzingen war wohl der von den Staufern eingesetzte Untervogt des Klosters Weissenburg. Er begegnet in zwei Urkunden Friedrich Barbaros- sas (1179 und 1187). Um 1100 sehen wir die Hohenberger im Hardtwald kolonisatorisch am Werk. Graf Berthold von Hohenberg gründet 1094 auf der heutigen Gemarkung von Karlsruhe das KLOSTER GOTTES AUE, dessen Immun ität (Waldgebiet) etwa die heu- tige Stadtgemarkung von Karlsruhe umschloß. Die Staufer (Grafen von Grötzingen) hat- ten die Vogtei über das Kloster inne, der Herr des Turmbergs war auch der Vogt des Klo- sters. Schließlich die MüHLBURG im heutigen Stadtteil Mühlburg (1886 eingemeindet). Auch dieser Reichsbes itz geht in staufische Zeit zurück. Die T iefburg Müh lburg, auf der Gemarku ng des alten Ortes Knielingen (1935 eingemeindet) entstanden, lag an der am Hochgestade ent langziehenden alten Rheinst raße, am Rheinübergang Pfortz, dessen Fähre sich in staufischer Hand befand. Möglicherweise befand sich hier schon in staufi- scher Zeit eine Zollstä tte. Burgmannen (Marscha ll bzw. Vogt) waren die staufischen Mini- sterialen Werner von Knielingen und Konrad von Berghausen. Wie wichtig die Mühlburg war, erhellt die Tatsache, daß die Staufer sie auch nach der Abgabe von Durlach in Besitz behielten. 1287 erscheint sie als .. Reichslehen" in der Hand des Markgrafen in e iner Ur- kunde König Rudolfs. Der Rheinübergang bei der Mühlburg führte über Kloster Gottesaue nach dem vom Turmberg bewachten Durlach und von dort über Grötzingen durch das Pfinztal nach Pforzheim. Von Mühlburg bis Grötzingen erstreckt sich heute das Stadtgebiet von Karls- ruhe. Wenn heute auch alle staufischen Denkmäler außer den durch den Lauf der Zeiten veränderten Ruinen des Turmbergs völlig verschwunden sind, so kann Karlsruhe sich doch mit Recht als Zentrum der staufischen Reichslandpolitik im Raum zwischen Neckargebiet und Oberelsaß, Rheinpfalz und Murggebiet im Süden bezeichnen. Von der Mitte des 12. Jahrhunderts an bis 1219 waren die Staufer nicht nur als Inhaber des Königtums, sondern auch als Besitzer eigener Rechts- und Herrschaftstitel der ausschlaggebende politische Faktor im Uf- und Pfinzgau. Quelle: Alfons Schäfer, Staufische Reichs landpolitik und hochadelige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau und im Nordwestschwarzwald vom 11 .-13. Jahrhundert. In: Oberrheinische Studien, ßd. I, SreHen 1970, S. 179ff. - Al fons Schäfer, Das Schicksal des Weißenburgischen Besitzes im Uf- und Pfinzgau. In : Zeitschr. f.d. Geschichte des Oberrheins. 11 1. Bd. 1.H., Karlsruhe 1963, S. 65ff. 8 Das ehemalige Wasse rschloß Mühlburg vor der Zerstö rung im Jahre 1689. Im Zuge ihrer Reichslandpolitik bauten die Staufe r Burgen, gründeten Städte und Klöste r. Die BURG, sicht barstes Zeichen des kaise rlichen Machtwillens, war Wohnbau und Ver- teidigungsanlage zugleich. Von Herzog Friedrich 11. von Schwaben berichtet der zeitge- nössische Geschichtsschreiber Otto von Freising, daß man von ihm sprichwörtlich sagte: " Herzog Friedrich schleppt am Schwanz seines Pferdes ste ts eine Burg hinte r sich her." Die STADT war zugleich Verwaltungszentrum , gelegentlicher Aufenthaltsort des Königs und Sitz se iner Ministerialen. Sie sicherte den königlichen Machtbere ich und war als Quelle von Steueraufkommen jeder Art Grundlage seine r Wirtschaftskraft. Stadtgrün- dungen und Stadterhebungen durch die Staufe r dienten in erste r Linie der Siche rung des verstreuten staufischen Haus- und Reichsgutes. Die erste von den Staufern gegründete Stadt ist Hagenau im heutigen Elsaß (vor 1125), Ausgangspunkt für die Sicherung des linksrheinischen Besitzes. Hagenau wu rde als Residenz der frühen Staufe r zum Macht- zentrum ihres Re iches am Oberrhein . Entscheidende Förderung erfuhr das Städ tewesen am Oberrhein unter Friedrich I. Barbarossa (1 152-1190) und unte r se inem Sohn, Hein- rich VI. ( 1190-1197). Diese beiden Herrscher unternahmen den letzten großen Versuch, einen " königlichen Gesamtstaa t auf territorialer Bas is" zu errichten . Friedrich I. und Heinrich VI. ba uten die Pfalzen aus (befestigte Wohnpaläste, in denen sich die Könige auf ihren Reisen aufhie lten), förderten den Burgenbau und besetzten Pfa lzen und Burgen mit 9 Adligen, die im Dienst des Reiches standen und deshalb Reichsministeria len hießen. Im Sinne dieser Reichspolitik wurden auch neue Städte angelegt oder bedeutendere Orte zu Städten erhoben. Gerade in der Oberrheinebene und in ihren Randlandschaften kam es zu zahlreichen Stadtgründungen. Diese Stauferstädte des 12. Jahrhunderts schließen sich an einen älteren Siedlungskern an, an eine Pfalz (Hagenau), an e ine Burg (Durlach, Heide l~ berg), an einen älteren Marktort (Eulingen, Pforzheim) oder an ein Dorf (Eppingen). Un- ter Friedrich 11. (121 2-1250) fo lgte eine zweite Welle von Stadtgründungen. Dre i ver- schiedene Typen lassen sich unterscheiden: 1) die im Anschluß an ein älteres Kloster angelegte Stadt (Mosbach), 2) die nahe einer Burg gegründete Stadt (Eberbach, Neckargemünd), 3) die bei einem älteren Dorf entstandene Stadt (Heidelsheim ). 1246 hörten die Stadtgrüodungen der Staufer endgültig auf. Die meisten späteren St aufe r~ städte entstanden dadurch, daß Friedrich IJ. und sein Sohn Heinrich (VII. ) die Rechte aus der Schutzherrschaft (Vogtei) über Kirchen und Klöster ausnützten. Diese Städte wurden auf Kirche nlehen angelegt, meist als Stützpunkte zur Beherrschung der Fernstraßen, auch als Verwaltungszentren. Auch das KLOSTE R muß innerhalb der staufischen Politik als einer der Hauptfaktoren staufischen Machtstrebens verstanden werden. Klöster wurden von Kaise rn und Königen, von Markgrafen , Grafen und Edlen gegründet. Sie statteten Klöster mit Güte rn aus, ver- liehen ihnen Rechte und Freihe iten und stell ten sie unter ihren besonderen Schutz. Die äl- teste Kloste rgründung in unserem Raum ist Weissenburg im Elsaß. Die Geschichte dieser späteren Reichsabtei ist eng mit der Entwicklung im Uf- und Pfinzgau verbunden. Von be- sonderer Bedeutung für die rechtliche Stellung der Klöster wurde die Vogtei (Schutzhe rr~ schaft ), die Kaiser, 'Könige, Markgrafen und Grafen übe r sie ausübten. Der Besitz der Vogtei bildete ein wirkungsvolles Mittel, um Herrschaftsansprüche zu verwirklichen. In der staufischen Reichspolitik war die Kloste rvogte i als Machtinstrument von wesentlicher Bedeutung. Gleichze itig war das Kloste r als Familiengrablege gedacht. " Klosterpolitik und religiöser Eifer entspringen derselben Geisteshaltung. Je mehr sich der Mensch dessen bewußt war, daß er in e inem Leben des Kampfes vor Gott nicht bestehen konnte, um so weniger durfte das Bemühen um Vergebung und Erlösung fehlen. Diese das Mittelalter durchziehende innere Spannung ist nirgends spürbarer als im Kloster: einem Inst rument der Macht und einer Stätte des Glaubens und des Gebetes." (Hansmartin Schwarzmaier, Die Heimat der Staufer, S. 43). Klosterbauten aus staufische r Zeit blieben in verschiedenem Grade erhalten . Als einz igar- tiges Beispiel ist Maulbronn hervorzu heben. Andere Klöster wie auch Kirchen und Kapel- len weisen Bauteile, Bauplastik, Glas- und Wandmalere ien als Zeugnisse romanischer Kunst auf. Ansicht des unteren Alblaufs, Ende 16. Jahrhundert. ~ 10 BURGEN, STÄDTE UND KLÖSTER IM OBERRHEINGEBIET ZUR STAUFERZEIT Burgen Burgen bildete n neben Städten wichtige Stützpunkte staufischer Macht. Zahlreiche neue Burgen entstanden im 12. und 13. Jahrhundert , auch im Oberrheingebiet. Allein die Zahl der während der Stauferzeit in diesem Gebiet (siehe übersichtskarte) entstandenen Bur- gen bedingte eine Auswahl. Maßgebend für diese Auswahl an Bildern (Großfotos) war ei- nerseits die Bedeutung der Burgen als Reichsburgen, als Sitz von Reichsministerialen und von angesehenen Adelsfamilien, andererseits die Bedeutung der erhalten gebliebenen Burganlagen als Zeugnisse romanischer Baukunst und staufischen Burgenbaues. In der Ausstellung sind Aufnahmen von Burgen zu sehen, die mit der Kaiserpfalz Hagenau im Elsaß zusammenhängen. Dieser Bereich wird durch helVorragende Beispiele aus dem Oberelsaß ergänzt. Von großer Bedeutung waren in der Pfalz die Burgen , welche die Reichsburg Trifels und die Kaiserpfalz Kaiserslautern umgaben. Ihnen reihen sich auf rechtsrheinischem Gebiet Burgen aus dem Uf-. Pfinz- und Kraichgau an . AIt-Windstein Bernstein Dreistein Falkenstein Fleckenstein 12 Elsaß Reichslehen im Besitz der Herren von Windstein. Erhalten blieben unzusammenhängende Mauerreste aus der Zeit um 1200. Besitz der Grafen von Egisheim-Dagsburg. Bedeutende, aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stam mende Burg. Der Palas weist gekuppelte Bogenfenster auf. Fü nfeckiger Bergfried . Aus- gedehnte Vorburg. Zum Odilienberg gehörige, ve rmutlich im 13. Jahrhundert entstan- dene Drei-Burgen-Gruppe. Reichslehen. Von der durch Graf Peter von Lützelburg gegründeten und 1205 an Jakob von Falkenstein übergegangenen Burg in Fe lsen lage sind nur wenige Reste erhalten. Großartige Anlage auf einem Felsriff aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit zum Teil in die Felsen gehauenen Räumen und Gängen. Die Burg war Stammsitz der Reichsministerialen von Flecke nstein , die Burgmannen in Hagenau waren. G irbaden Hohandlau Hohbarr Hohenburg HOhkönigsburg Kaysersberg Landsberg Im 11 . Jahrhundert von den Grafen von Egisheim-Dagsburg er- baute Burg. Eine zweite Burganlage war in staufischem Besitz und wurde von König Heinrich (VII. ) der Straßburger Bischofskirche geschenkt. Architektonisches Glanzstück bildeten der Palas in der Vorburg und die aus dem 12. Jahrhundert stammende S1. Valentins- kapelle. Granitbau , der wahrscheinlich an Stelle einer 1246 zerstörten Burg entstand. Besitz der Herren von Andlau. Die Hauptburg bestand aus einem einzigen Hause (Palas und Wohnbau). Die Ostwand des Palas blieb e rha lten. Um 1168 erwarb auf Veranlassung von Friedrich I. Barbarossa der Straßburger Bischof Rudolf von Rottweil den hinteren "Markfelsen" und befestigte ihn. Von der aus drei Abschnitten bestehenden Burg- anlage ist die Kapelle, e in einschiffiger, um 1200 entstandener Bau, bemerkenswert. Von der Hohenburg, dem Stammsitz der Puller von Hohenburg, e iner der angesehensten Adelsfamilien im Elsaß, ist die sta ufische Ring- mauer erhalten. Renaissancebauten, originelles Türgestell mit Re- liefschmuck. 1147 waren zwei Türme im Besitz des Königs Konrad 111. und des Herzogs Friedrich 11. von Schwaben. Von der staufischen Burg mit Bergfried und Palas auf der Südseite blieb eine dreiteilige romanische Fensterste Ilung erhalten. Im Schutz des Bergfrieds befindet sich das rundbogige Tor mit den staufischen Löwen. Die Stadt Schlettstadt schenkte im Jahr 1899 die Burgruine an Kaiser Wilhelm 11. , der den Wiederaufbau befahl. " Die Hohkönigsburg bildet das eindrucksvolle Glied einer Reihe von monumenta len, aus dem Geiste eines neu erwachten geschichtlichen Bewußtseins ertolg- ten Burgenwiederherstellungen" (W. Hotz). 1227 erwarb Reichsschultheiß Wölflin von Hagenau die anfangs des 13. Jahrhunderts erbaute Burg Kaysersberg sowie die mit ihr verbundene Siedlung und befestigte beide. Die in die Stadt- befestigung einbezogene Burganlage bildet ein unregelmäßiges Vieleck mit rundem Bergfried und Schildmauer. 1144 von Egelolf und Konrad von Landsberg gegründete Burg. Diesem Geschlecht gehört die spätere Äbtissin Herrad von Landsberg an. Verfasserin des " Hortus deJiciarum". Burg mit mäChtigem PaJas und vorkragendem Kape llenerker, mit Buckelquadern ummantelt. 13 Lichtenberg Neu-Windste in Pflixburg Schön eck Spesburg Ulrichsburg Waldeck Wasenburg Wasigenstein 14 Die um 1205 errichtete Burg war Stammsi tz der He rren von Lichten- berg, eines angesehe nen Geschlechts im Elsaß. Die Burgruine besitzt in ihrem Kernwerk eine bemerke nswerte befestigte Anlage des 13. Jahrhunderts. Burgka pelle nur tei lwe ise erhalten. Später als Festung ausgebaut. Re ichslehen im Besitz der Herren von Windstein . Fün feckiger, dre i- geschossiger Wohnturm mi t mehrgliedrigen Spi tzbogenfenstern (erstes Drittel 13. J ahrhundert). Zur Vogte i Kaysersberg gehörige und wohl von dem Re ichsschult- heißen Wölflin von Hagenau erbaute Re ichsburg (Anfang 13. Jahr- hundert ). Sie wird 1220 in einer Urkunde Kaiser Fr iedrichs 11. er- wähnt. Bedeutende Anlage mit dem Bergfried in der Mitte des Hofes, Im 13. J ahrhundert gegründete Burg, se it l301 Lehe n des Bischofs von Straßburg in den Händen de r Herren von Lichtenberg. Erste Anl age auf eine m Felsri ff mit Resten des Bergfrieds in Buckel- quadern . Stattliche gotische Zwingerma uer. Mi tte des 13. Jahrh underts be i Andlau von Alexander von der Dicke erbaute Burg, Sie bildet e in unregelmäßiges Vie leck aus Grani t- buckelqu adern mit got ischen Palasfenstern , Die Ulrichsburg bei Rappoltsweiler zählt zu den besten Beispielen staufische n Burgenbaues. Teile des Wohnturms stammen aus dem frühen 12. Jahrhundert. Erweite rungen durch Bergfried, Palas und zwe item Turm im späten 12. Jahrhundert. Weitere Umbauten (Tei le des Palas und der St. Ulrichskapelle) fo lgten im 13. Jahrhundert. Z ur Herrschaft Lichtenberg gehörige Burganlage am Hanauer Weihe r, Erhalte n blieb de r Bergfried in Buckelquadern aus dem 13. Jahrhundert . Durch d ie Herren von Lichtenberg erbaute Burg bei Bad Nieder- bronn, Der Palas mit neungliedriger Arkade in Spitzbogen blende und eingelassenen Rundfenstern ist ein Glanzstück mitte lalterlicher Burgenarchitektu r. 1770 besuchte Goethe die Burg, Reichslehen im Besitz der Herren von Wasigenstein. Der Wasigen- ste in gilt als SChauplatz des Kampfes zwischen Walth er von Aqui- tanien und G unthers Mannen im Waltha rilied, Aus zwei Burgen be- standene Anlage aus de r Mitte des 13. Jahrhunderts . Berwartstein Pfalz 11 52 schenkte Friedrich l. Barbarossa der Domkirche zu Speyer die Burg Berwartstein bei Erlenbach (Pirmase ns). 1314 zerstört ; nach dem Wiederaufbau Besitz der Abtei Weissenbu rg. 1893/94 wurde die Ruine wei tgehend ausgebaut . Dahner Schlösser Die Burgruinen A1tdahn, G rafendahn und Tanste in bi lden eine zu- sammenhängende Burgengruppe. A1tdahn wurde von den 1127 erstm als erwähnten Herren von Dahn erbaut , die se it 1189 auch unter den Reichsministerialen ersche ine n. G rafendahn wurde 1287 errichtet. Erst 1328 folgte die Erbauung der Burg Tanstein. Drachenfels Falkenstein Frankenste in G räfenstein Hambacher Schloß Um 1200 entstandene Felsenburg bei Busenberg (Pirm asens), die bis 1344 im Besitz der Ritterfamilie von Drachenfels war. Das Burg- areal besteht im wesentlichen aus der Unterburg an der Südseite und der Obe rburg an der Nordseite des Burgberges. Baureste aus roma- nischer Zeit konzentrie ren sich im östlichen Teil der Anlage. Vor 11 35 errichtete Reichsburg bei dem gleichnamigen Ort im Kreis Rockenhausen. Um 1230 wurde die Burg Sitz einer Seitenlinie des Reichsministerialengeschlechts von Bolanden. Philipp von Falken- stein war Reichskämmerer, Burgvogt auf dem Trifels und Hüter der Reichskleinodien. Von de r Burg blieben Maueiteile des Palas , des Bergfr ieds, der Ummauerung erhalte n. Burgruine bei dem gleichnam igen Ort im Kre is Kaise rslautern . Neben einem um 1100 erbaute n Wartturm errichteten die Grafen von Leiningen im 13. Jahrhundert e ine Burg. Zu de n bemerkenswerten Tei len der Burgruine zählen der Saalbau mit gekuppelten Spitzbogen- fe nste rn und der Erker der Burgkapelle. Die im 12. J ahrhundert von de n Grafen von Saarbrücken erbaute Burg Gräfenstein bei Merzalben (Pirmasens) kam im 13. Jahrhundert an die Grafe n von Leiningen. Die Kernanlage besteht aus dem sieben- eckigen Bergfried und der Mante lmaue r im Süd tei l und aus den Resten des Palas im Nordteil. Die Kästenburg, wie die Burganlage ursprünglich hieß, wurde um 1100 durch Graf Johann von Kraichgau dem Hochstift Speyer ge- schenkt. Bis gegen 1700 war die Burg bevorzugter Aufenthaltsort der Bischöfe zu Speyer. 1832 war die Burgruine Scha uplatz des " Hambacher Festes". Te ile des Wohnbaues auf der Ostse ite (ver- mutlich der Palas) bestehe n aus Buckelquadern und sind wohl der Mitte des 13. J ahrhunderts zuzuordnen. 15 Hardenburg Hohenecken Landeck Lindelbrunn Madenburg Die Hardenburg be i Bad Dürkhe im, eine de r gewaltigsten deut- schen Burganlagen, wurde nach 1200 durch Graf Friedrich 11. von Saarbrücken-Leiningen erbaut , in späteren Jahrhunderten erweitert und als Festung ausgebaut. Teile des Wo hnbaues weisen Bauelemente des 13. Jahrhunderts auf. Die Burgruine Hohenecken bei Kaiserslautern hat ein- drucksvoll den Wehrbaucharakter de r Stauferze it bewahrt. Die Burg wurde kurz nach 1200 durch Siegfried von Hohenecken ausgeba ut. Die Herren von Hohenecken waren Reichsministeria len. Zu ihnen zählt Siegfried 11. von Hohenecken , der Reichsschultheiß in Hagenau und Lautem war. Besonderheiten der Burganlage sind die mächtige Schildmauer und der fünfeckige Bergfried. Vermutlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts bei Klingenmünster (Bergzabem ) errichtete Burg, we lche die Funktion einer Reichsburg hatte. In der Kernanlage, besonders im Bergfried und in der Mantel- mauer, sind charakteristische Formen des Burgenbaues der Staufer- zeit erhalten. Die noch im 12. J ahrhundert gegründete Rei~hsburg Lindelbrunn (Lindelbol) bei Oberschlettenbach (Bergza bern) war Sitz der Herren von Lindelbol, e iner 1274 ausgestorbenen Reichsministeria len- familie. Erhaltene Bauteile stammen aus dem 13. Jahrhundert. Die Madenburg bei Eschbach (La ndau) war eine Reichsburg. Der deutsche Name der Burg (s ie hieß ursprünglich Parthenopolis) ist für das Jahr 1176 ges iChert . Um 1165 gelangte die Burg in staufischen Besitz. Im 13. J ahrhundert waren die Grafen von Leiningen Lehen- inhaber der Burg, die in späteren Jahrhunde rten stark ausgebaut wu rde. Bucke lquadermauerwerk aus der Zeit um 1200. Erhaltene Teile gehen meist in das 16. Jahrhundert zurück . Meistersei Die im 11 . J ahrhundert gegründete Burg Meistersei im Modenbachtal gehörte zunächst dem Bischof von Speyer und kam noch im 12. Jahr- hundert in Reichsbesitz. Reichsministerialen sind auf dieser Burg von 11 86 bis 1277 bezeugt. Erhalten blieben bedeutende Reste der Vor- und der Hauptburg. Neuscharfeneck Die bei Ramberg (landau) gelegene Burgruine ist mit dem Ge- schlecht der Scharfenberger verbunden. Der bedeutendste Ver- trete r dieser Reichsministerialenfamilie war Konrad von Scharfen- be rg, unübertroffener Politiker, Diplomat und Staatsmann unte r Friedrich I. Barbarossa und Orto IV . Um 1232 wurde Neuscharfe n- eck gebaut. 16 Spangen berg Trifels Wachtenburg Wegeinburg Wilenstein Die im ausgehenden 11 . Jahrhundert erbaute Burg Spangenberg im Elmsteiner Tal war im Besitz des Hochstifts Speyer. Noch erhal- tene Baute ile (Wohnbau, Schildmauer) ergeben einen Baubefund aus dem 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts. Der Trifels be i Annweiler (Bergzabern) war die wichtigste Re ichs- burg der Staufer. Friedrich I. Barbarossa ließ umfassende Repara- turen vornehmen. Der Neubau des Palas und des MarmorsaaJes beweisen Friedrichs Vorliebe für diese Burg, die öfters als Aufent- haltsort deutscher Könige diente. Besonders eindrucksvoll scheint der Hoftag Heinrichs VI. im Mai 1194 gewesen zu se in , an dem zahl- reiche Reichsministerialen teilnahmen . De r Trifels war Staatsgefängnis; 1193/94 wurde hier der englische König Richard Löwenherz gefangengeha lte n. 1194 ließ Heinrich VI . den Kron- und Staatsschatz nach dem Trifels verbringen. Ober 150 Jahre lang barg der Trifels die Reichskle inodien und Reliquien . Hüter dieser Kostbarkeiten waren die Reichsministe rialen, an deren Spitze der Burggraf stand. Der bedeutendste unter a llen Reichs- ministerialen war Markward von Annweiler, de r in Annweiler seinen Sitz hatte und mit dem Trifels eng verbunden war. Die vermut lich im 12. J ahrhundert erbaute un.d 1257 erstmals ur- kundlich erwähnte Wachten burg bei Wachenheim (NeustadtlWein- straße) gelangte im 13. Jahrhundert an die Pfa lzgrafen bei Rhein. Von der Burg blieben Teile der Schi ldmauer und der romanische Bergfried erhalten . Höchstgelegene Burgruine der Pfalz bei Nothweiler (Pirmasens). Reichsburg, Ende des 12. Jahrhunderts erbaut, Sitz einer von 1247 bis 1312 nachweisbaren Ministerialenfamilie. Beachtenswert sind die noch erhaltenen Felsenbehausungen. Die bei Trippstadt (Kaisers lautern) gelegene Burg Wilenste in wurde um 1150 erbaut, war in den Händen verschiedener Adelsgeschlechter, se it der Mitte des 14. Jahrhunderts gemeinsamer Besitz der Grafen von Falkenstein und der Herren von Flörsheim . Von der Burganlage sind Reste von Schildmauer, Palas und Bergfried zu sehe n. 17 Ravensburg Steinsberg Turm berg Mühlburg Annweiler 18 Uf-, Pfinz- und Kraichgau Durch Raven von Wimpfen zwischen 1210 und 1220 erbaute und 123 1 urkundlich erstmals erwähnte Burg bei Sulzfeld im Kraichgau. Die Burg mit ihrem über 30 Meter hohen Bergfried und dem Palas im Renaissancesti l diente bis ins 19. Jahrhundert hinein den Gölern von Ravensburg als Wohnsitz. Als Inhaber der Burg Steinsberg bei Weiler (S insheim) treten seit dem Anfang des 12. Jahrhunderts die Edelherren von Steinsberg auf. Der Spruchdichter Spervogel rühmt in der zweiten Hälfte des 12. J ahrhunderts " Wernhart, der fif Steinesberc saz". Noch vor 1200 gelangte die Burg an die Grafen von Öttingen, im 13. Jahrhundert an die Pfalzgrafen bei Rhein. Oie Burg, die nach ihrer Lage auf einem Bergkegel als " Kompaß im Kraichgau" bezeichnet wurde, besteht aus einem achteckigen Berg- fried , der von einer ovalförmigen gebrochenen Mantelmauer mit Burgtor aus romanischer Zeit umschlossen ist. Zwinger und Tor aus gotischer Zeit schließen sich an. Der Bergfried besteht aus einem kellerartig gewölbten Raum und vier Stockwerken darüber. Oie steinernen Decken sind aus Steinklötzen gebildet, die freitragend ineinander sitzen. Die Decke konnte von oben geöffnet und wieder geschlossen werden. Enna auf Sizilien hatte die gleiche Decke. Die Steinmetzzeichen am Bergfried stimmen mit denen des Wäscher- schlößchens in der Nähe des Hohenstaufen und anderer Burgen überein. Gab es in staufischer Zeit eine Burgenbauhütte? bei Karlsruhe-Durlach siehe allgemeiner Teil bei Karlsruhe-Mühlburg Städte Friedrich 11 . erhob 1219 das Dorf Annweiler zur Reichsstadt mit Zoll- freiheit, Asyl- und Münzrecht. Die Stadt stand in engster Verbindung mit dem Trifels. Die Einkünfte aus der Münzstätte zu Annweiler wurden für die bauliche Unterhaltung des Trifels verwendet. 1330 wurde die Stadt an die Kurpfalz verpfändet. Durlach Eberbach Die Staufer gelangten nach 1187 in den Besitz der Burg Grötzingen (auf dem heutigen Turmberg bei Durlach) und gründeten von hier aus die Stadt Durlach. Diese Gründung erfolgte 1191192 durch Hein- rich VI. 1196 weilte dieser Kaiser in Durlach und stellte am 15. Mai eine (nicht mehr erhaltene) Urkunde an Papst Cölestin Ill. aus. In der "Ursperger Chronik" wird Durlach zum Jahre 1196 erstmals als" Stadt erwähnt. 1219 gelangte Durlach durch Tausch in den Besitz der Markgrafen von Baden. Im 11. Jahrhundert kamen die Herrschaftsrechte um Eberbach an den Bischof zu Worms, der dort eine Burg baute. Diese Burg wurde bis zur späten Stauferzeit um zwei weitere Burgen vergrößert. 1227 mußte der Bischof diese Burg an König Heinrich (VI!.) als Lehen geben. Zwischen 1227 und 1231 wurde die Stadt Eberbach durch Heinrich (VI!.) gegründet. Später war Eberbach Reichsstadt mit dem Stadtrecht von Wimpfen. Eppingen Die 985 erstmals erwähnte Siedlung erscheint 1057 als reichsunmit- telbares Dorf. 1188 wird Eppingen als staufischer burgus (Neumarkt) und 1219 als civitas (Stadt) bezeichnet. Die Lage an der Reichs- straße vom Elsaß nach Franken begünstigte die Stadterhebung" 1219 verpfändete Friedrich 11. Eppingen an ~ie Markgrafen von Baden. Ettlingen Ettlingen, bereits 788 als Siedlung erwähnt, erhielt um 965 das Markt- recht. Um 1191/92, wohl im Zusammenhang mit der Gründung von Durlach, legte Heinrich VI. bei dieser Siedlung, die schon lange Marktort des Klosters Weissenburg war, eine Stadt an, die in erster Linie die Verbindungsstraße zwischen Schwaben und dem Elsaß sichern mußte. Die Schenken von Schüpf, angesehene staufische Ministerialen, waren in Ettlingen mit dem Schultheißenamt und dem halben Marktzoll belehnt. 1219 kam Ettlingen durch Tausch an die Markgrafen von Baden. Hagenau (Elsaß) Die vor 1125 durch Herzog Friedrich 11. von Staufen (1105-1147) zum Schutz des Reichsgutes am Heiligen Forst angelegte Stadt Ha- genau ist die erste staufische Stadtgründung. Das Stadtrecht wurde zwischen 1115 und 1125 verliehen, 1164 durch Kaiser Friedrich I. bestätigt und erweitert. Von ca. 1160 bis 1250 war Hagenau bevor- zugte Residenz der Staufer (Kaiserpfalz). Heidelberg Pfalzgraf Konrad von Staufen gründe"te vermutlich zwischen 1170 und 1180 die unterhalb der Burg gelegene Stadt. Der regelmäßige Grundriß läßt die geplante Stadtanlage erkennen. Heidelberg ist 1196 erstmals urkundlich bezeugt. 19 Heidelsheim Kaiserslautern Mosbach Neckargemünd Neustadt a.d. Weinstraße Pforzheim Setz (Elsaß) 20 Heidelsheim, 770 bis 855 in Lorscher Urkunden bezeugt, kam 1125 an die Staufer, die unterhalb der älteren Siedlung den Bau der Stadt begannen. Die Stadt dürfte noch im 12. Jahrhundert, jedenfalls vor 1235 gegründet worden sein. 1311 wurde Heidelsheim an die Mark- grafen von Baden verpfändet. Friedrich 1. ließ nach 1152 eine stattliche Pfa lz ("Barbarossaburg") errichten. Nach Ostern 1158 versammelte er sich dort mit seiner Fa- milie und den Großen des Reiches vor seinem Zug nach Italien. Von der Kaiserpfalz sind nur Reste der Kapellenummauerung erhalten. Die Kaiserpfalz war auch Ausgangspunkt der Reichsministerialen " de Lutra" (von Lautern). Heinrich von Lautern war von 1184-1201 kaiserlicher Marschall und Kämmerer, Eberhard von Lautern wirkte von 1209-1213 als Kaiserlicher Statthalter in Tuscien. Die Vogtei (Schutzherrschaft) über das um 740 auf fränkischem Königsgut gegründete Kloster Mosbach besaßen seit dem Ende des 12. Jahrhunderts die Staufer. Die Gründung der Stadt ist um 1227 anzusetzen. Bis 1329 war Mosbach Reichsstadt. Unterhalb der Reichsburg Reichenstein entstand aus einer kleinen Siedlung um 1240 die Stauferstadt Neckargemünd an den mittel- alterlichen Fernverkehrsstraßen Worms-Würzburg und Worms- Nürnberg. Neben dem alten Dorf Winzingen bildete sich seit der Mitte des 12. Jahrhunderts die "Nuwenstat" als Mittelpunkt der pfalzgräflichen Besitzungen an der Weinstraße. Stadtgründer war vermutlich Pfalz- graf Konrad von Staufen (1156-1195). 1275 erhielt Neustadt das Stadtrecht durch Rudolf von Habsburg. Die Gründung der Pforzheimer Neustadt geht vermutlich auf Pfalz- graf Konrad von Staufen zurück. In einer um 1195 ausgestellten Urkunde wird Pforzheim als Stadt (civitas) erwähnt. Der Ausbau der Stadt wurde nach 1219 durch die Markgrafen von Baden fortgesetzt. Das Koster Selz wurde 987 durch Kaiserin Adelheid gegründet . 1139 stellte Konrad III. der reichsunmittelbaren Abtei, der 993 durch Otto III . Markt- und Münzrecht gewährt worden war, und der seit dem 7. Jahrhundert bestehenden Siedlung ein Privileg über Markt- und Münzrecht sowie Zollfreiheit aus. Die Bewohner von Selz hatten dieselbe Rechtsstellung wie die Einwohner von Speyer. Es erfolgte keine förmliche Stadterhebung. 1286 erhielt Selz das Stadtrecht (Hagenauer Recht). Sinsheim Speyer Älteste fränkische Niederlassung im Kraichgau. In Anlehnung an das 774 erstmals genannte Dorf Sinsheim und an die im 10. Jahrhundert erbaute Burg, Sitz der Grafen des E lsenzgaues, verlieh Heinrich rv. 1067 dem Grafen Zeisolf Markt- und Münzrecht. Seit 1108 'im Reichsbesitz, wurde Sinsheim 1192 durch Heinrich VI. zur Stadt er- hoben. 1219 gelangte die Stadt durch Verpfändung an die Markgrafen von Baden. In der bewegten Geschichte der Bischofsstadt Speyer nimmt das Zeit- alter der Staufer einen wichtigen Platz ein. Der Kaiserdom aus roma- nischer Zeit war oft Schauplatz bedeutender Ereignisse. An Weih- nachten 1146 trafen Konrad [H. und Bemhard von Clairvaux im Dom zusammen. Heinrich VI. verlieh der Stadt um 1193/ 94 weit- gehende Selbstverwaltung. Von Hagenau abgesehen, weilte Fried- rich 11. in keiner Stadt so oft wie in Speyer. 1237 wurde Konrad IV. in Speyer als deutscher König bestätigt. Tönernes Aquamanile, Bodenfund in der Stadt Speyer, Ende 13 . Jh . 21 Waibstadt Weissenburg (Elsaß) Warms Bronnbach (bei Wertheim) Eusserthal Frauenalb 22 Das 795 erstmals bezeugte Dorf Waibstadt wurde wohl um 1200 zur Reichsstadt erhoben. 1241/42 wird die Stadt im Reichssteuerver- zeichnis (a ls abgebrannt) genannt. Schon vor 1339 war Waibstadt als Reichspfand im Besitz der Bischöfe von Speyer. Neben der im 7. Jahrhundert gegründeten Abtei, die seit dem 10. Jahrhundert Markt- und Münzrecht besaß und als deren Vögte (Schutzherren) die Staufer seit dem frühen 12. Jahrhundert erschei- nen, entstand die 1179 erstmals als oppidum genannte Stadt Weissen- burg. Diese Stadtgründung war vor allem als Verwaltungsmittelpunkt für die staufischen Besitzungen im Nordgau gedacht. Unter den Staufe rn erlebte die Stadt Warms ihre höchste Blüte und wurde Mittelpunkt der kaiserlichen Macht. 1184 schenkte Friedrich I. der Stadt die große Fremeitsurkunde; darin wurden die von Hein- rich IV. und Heinrich V. der Stadt verliehenen Rechte erneut be- stä tigt. Zur Ze it der Staufer erreichte die Stadt ihre größte Ausdeh- nung. 1220 stellte Friedrich 11. der Stadt neue Rechte aus. 1235 feierte er in Worms seine prunkvolle Hochzeit mit Isabella von Eng- land. Klöster Das ehemalige Zisterzienserkloster wurde um 1151 gestiftet. Die zwischen 1180 und 1200 erbaute Kirche gilt als einer der wertvollsten Ordensbauten in Süddeutschland. Das Innere wurde später im Barockstil ausgestaltet. Der letzten romanischen Bauperiode entstammt der Schmuck der Ostapsis mit dem reichen Rundbogenfries unter dem Hauptgesims. 1148 wurde durch Stephan von Mörlheim das Zisterzienserkloster gegründet. Friedrich L Barbarossa bestätigte 1186 den Klosterbesitz und nahm das Kloster unter seinen besonderen Schutz. Eusserthaler Mönche wirkten auf dem Trifels als Burgkaplane und Hüter der Reichsreliquien. 1233 schenkte Heinrich (VII.) den Mön- chen die Kirche zu Annweiler mit allen Einkünften und Rechten. Die alte Klosterki rche gilt als "wertvo llste Kirchenbauschöpfung des 13. Jahrhunderts in der Pfalz". Eberhard IH. von Eberstein stiftete um 1180 das Benediktine rinnen- kloster Frauenalb, dessen Besitz und Freiheiten durch Papst Cöle- stin IH. 1193 bestätigt wurden. Das Kloster, das in zahlreichen Orten begütert war, brannte 1403 ab. Die noch stehenden Umfassungs- mauern gehen auf einen Bau von Peter Thumb (ab 1727) zurück. Gottesaue Herrenalb Lichtental (Baden-Baden) Lobenfeld Maulbronn Nach Fragmenten der Gottesauer Annalen gründete Graf Berthold von Hohenberg, der seinen Wohnsitz auf dem heutigen Turmberg bei Durlach hatte, 1094 das Kloster Gottesaue. 1103 wurde die Klosterkirche eingeweiht. In der am 16. August 1110 ausgestellten Urkunde bestätigte Kaiser Heinrich V. die Stiftung des Grafen Bert- hold, die Rechtsstellung und den Güterbesitz des Klosters. Die Grafen von Hohenberg besaßen die SChirmvogtei über das Kloster Gottesaue, die an die Grafen von Grötzingen überging, Ende des 12. Jahr- hunderts an die Staufer gelangte und 1219 an die Markgrafen von Baden kam. An der Stelle des im 16. Jahrhundert aufgehobenen Klosters erbauten die Markgrafen von Baden-Durlach ein Lust- und Jagdschloß. 1149 stiftete Graf Berthold In. von Eberstein das Zisterzienser- kloster Herrenalb, das (bis 1497) reichsunmittelbare Abtei war. Durch zahlreiche Schenkungen schuf sich das Kloster ein geschlos- senes Territorium. Die Vogtei (Schutzherrschaft) über die Abtei ging von den Grafen von Eberste in im 13. Jahrhundert auf die Markgrafen von Baden über. yon der Kirche blieben nur Teile des romanischen Paradieses (Vor- halle) sowie der (1428 erbaute) Chor erhalten. lrmingard, Witwe des Markgrafen Hermann V. von Baden, gründete 1243 die Zisterzienserinnenabtei Lichtental ("Lucida VaIlis" ). Die Kirche, die 1252-1256 fertiggestellt wurde, ist eine wohlräumige, einschiffige Anlage. Vom Gründungsbau sind Stücke der östlichen Seitenmauern erhalten. Bis 1372 war in der Abteikirche (Fürsten- kapelle) die Grablege der Markgrafen von Baden. Kloster FrankenthaI richtete in Lobenfeld eine Propstei von Augusti- nerchorherren ein, die um 1180/90 Chor und Querschiff der Kloster- kirche in noch erhaltenen romanischen Formen errichteten. Zwischen 1223 und 1259 wurde das Kloster in einen Augustinerinnenkonvent umgewandelt. 1556 aufgehoben. Ein fein ornamentierter Bogenfries umzieht den ganzen Bau. Die Chorfenster sind kräftig profiliert und mit einem doppelten Zick- zackst reifen verziert. Im Chor sind Reste romanischer Wandmale- reien zu sehen. Das 1138 von Walter von Lomersheim gestiftete und 1147 nach Maulbronn verlegte Zisterzienserkloster erhielt 1156 durch Friedrich I. Barbarossa ein SChutzprivileg. Durch zahlreiche Schenkungen ver- mehrte sich der klösterliche Güterbesitz rasch. Zuletzt war die Abtei in mehr als 100 Orten begütert. 1530 wurde das Kloster aufgehoben. 23 Odenheim (bei Bruchsal) Schwarzach Selz (Elsaß) 24 Die Anlage des Klosters blieb vollständig erhalten und bildet in dieser Vollständigkeit und Einzigartigkeit das Muster einer mittelalterlichen Zisterzienserabtei. Bauteile aus aUen Stilperioden von der Romanik bis zur späten Gotik zeigen eindrucksvoll die künstlerische Bauent- wicklung im Mittelalter. Die Gesamtanlage ist vom asketischen Geist des Zisterzienserordens bestimmt. Anfang des 12. Jahrhunderts st iftete Erzbischof Bruno von Trier auf seinem Erbgut das Kloster Wigoldesberg (später reichsunmittelbare Benediktinerabtei, heute: Stifterhof) bei Odenheim. 1161 bestätigte Friedrich 1. Barbarossa den Güterbesitz des Klosters. 1494 wurde die Abtei in ein Kollegiatstift umgewandelt. Die im Anfang des 19. Jahrhunderts noch wohlerhaltene romanische Klosteranlage wurde bis auf zwei Türme und den Stifterspeicher abgetragen. Gründungs- und FrühgeSChichte der Benediktinerabtei sind aus Mangel an Quellen völlig unklar. Ende des 12. Jahrhunderts wurde das Kloster von Hirsauer Mönchen reformiert. Große Schäden erlitt die Abtei durch die Brände von 1220 und 1299. -Die Klosterkirche, heute Pfarrkirche, entstand nach dem Brand von 1220 und wurde im 18. Jahrhundert in barockem Stil umgebaut. Es handelt sich um eine dreischiffige Basilika in Kreuzform. Von dem aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammenden Kreuzgang blieben Kapi- telle erhalten, ebenso ein romanischer Taufbrunnen. Die Pfarrkirche wurde in den 1960er Jahren unter Berücksichtigung mittelalterlicher Bauformen restauriert. Kaiserin Adelheid gründete zwischen 987 und 992 die Benediktiner- abte i Selz. Bereits 993 erhielt das Kloster durch Kaiser Otto 111. Markt- , Münz- und Zollrecht, erlangte zahlreiche Ausstattungs- güter und wurde reichsunmittelbare Abtei. 1139 erneuerte und erweiterte König Konrad III. in Selz die Grün- dungsprivilegien der Abtei. In di~~ser Urkunde werden die Mark- grafen von Baden als Inhaber der Klostervogtei genannt. Konrad IH . weilte öfters in Selz. Friedrich l. Barbarossa ist urkundlich viermal zwischen 1162 und 1189 in Selz nachweisbar, stellte aber der Abtei keine Urkunde aus. Diese Aufenthalte in Selz entsprechen der wachsenden Bedeutung des Hagenauer Raumes besonders unter Friedrich I. Barbarossa. Die ursprüngliche Klosteranlage wurde 1307 durch die Fluten des Rheins zerstört. Weissenburg (Elsaß) Ettlingen Pforzheim Krautheim Das Kloster Weissenburg wurde 623 durch König Dagobert I. ge- stiftet, erlangte im 9. Jahrhundert den Rang einer Reichsabtei und erhie lt im 10. Jahrhundert Markt- und Münzrecht. Seit 1102 hatten die Staufer die Vogtei (Schutzherrschaft) über die Abtei inne. Durch zahlreiche Schenkungen wurde die Abtei sehr begütert. Die ge- schlossenste Besitzgruppe befand sich im rechtsrheinischen Gebiet mit dem Mittelpunkt Ettlingen. Auch in Grötzingen hatte die Reichs- abtei umfangreichen Güterbesitz. Die heutige Kirche St. Peter und Paul wurde unter Abt Edelin (1262- 1293) als kreuzförmige Pfeilerbasilika begonnen und im 14. Jahrhundert vollendet. Aus dem 13 .114. Jahrhundert sind Bau- plastik (Kapitelle, Konsolfiguren), Glas- und Wandmalereien beson- ders erwähnenswert. Von der S1. Martinskirche des 12. Jahrhunderts blieben der mächtige quadratische Chorturm und Mauerteile der Sakristei erhalten. Der alte Turmchor wurde im 13. Jahrhundert durch Wulstrippen auf Ecksäulen mit Knospenkapitellen bereichert. Im Schlußstein befindet sich die Rose der Grafen von Eberstein. Tympanon (Bogenfeld) über dem Westportal in der Turmhalle der Altenstädter Martinskirche, Mitte 12. Jahrhundert. Februar 1945 durch F1iegerangriff beschädigt, 1955 restauriert. F1aches Relief, eingerahmt von 14 Feldern mit gekreuzten Stäben am Sturz und von Wellenranken im Randstreifen. In der Mitte des Bogenfeldes das Brustbild eines nackten Mannes mit Schnurrbart, darüber Flechtmuster, links ein Löwe mit einem Vogel vor sich, rechts ein Hahn (Basilisk) mit einem Kreuz vor sich, darunter ein angeketteter Löwe. Das Bogenfeld symbolisiert die Bedrohung des Menschen durch die Nachstellungen des Bösen und seine Befreiung durch die Kirche. Die BurgkapeUe entstand zwischen 1230 und 1240. Ein Rippen- gewölbe deckt den fünfeckigen Chor. Die Rippen gehen von schlan- ken, mit schönen Kapitellen gezierten Säulen aus. Der Hauptraum, durch einen Triumphbogen vom Chor geschieden, besitzt eine auf zwei Gewölbejochen ruhende Herrschaftsloge. Das Schiff wird von einem Kreuzrippengewölbe mit hervorragenden Kapitellbildungen geschlossen . Einzelbauformen weisen auf Einflüsse von Maulbronn, Gelnhausen und Nordfrankreich. 25 Grünsfeldhausen (Tauber- bischofsheim) Oberwittighausen (Tauber- bischofsheim) 26 Die Achatiuskapelle ist ein romanischer aChteckiger Zentralbau mit Flachdecke innerhalb eines ummauerten Friedhofs. Die Kapelle stammt in ihrer jetzigen Gestalt aus dem Ende des 12. Jahrhunderts und geht vermutlich aufe ine Stiftung der Herren von Zimmem-Lauda zurück. Die Sigismundkapelle ist ein niedriger, flachgedeckter Achteckbau (Oktogon) mit gewölbtem Chor. Sie ist wahrscheinlich um 1200 über älteren Fundamenten entstanden. Der Portalschmuck ist nicht mehr ursprünglich; er wurde bei späteren Umbauten willkürlich zusammen- gesetzt. HANDSCHRIFTEN (BAD. LANDESBIBLIOTHEK KARLSRUHE) 1. (25) Liber Glossarum. Einzelblatt aus der Mitte des lateinischen Lexikons, schwä- bisch, Hirsauer Schulkreis, Mitte 12. Jh. Auf BI. 1 eine große figürliche Initiale L. Illustriert wird das im Text erklärte Wort " Le- bes" = Kessel, dessen Verwendung zum Kochen gezeigt wird. 2. (26) Fredegarius, Gesta regum Franeorum und "Gesta Theodorici". Doppelblatt, schwäbisch, Gengenbach (?), nach der Mitte des 12. Jhs. Blatt 2 (Rückseite) des Fragments schmückt eine schöne Initiale mit dem Bildnis Theo- derichs des Großen. Figurenstil, Ornamentik und Duktus der Schrift lassen auf eine Ar- beit aus dem Benediktinerkloster Gengenbach schli eßen. 3. (27) Antiphonarium Benedictinum totius anni, seeschwäbisch, aus Petershausen bei Konstanz (?), 3. Viertel 12. Jh. Aus den Beständen der Reichenau , wichtige Handschrift für die Geschichte der Musik im deutschen Südwesten. Spätstufe des zeichnerischen Stils in den Klöstern Hirsauer Obser- vanz. 20 große, fi gürliche Initialen, 38 OrnamentinitiaJen. Auf BI. 2 allegorische Tierfigu- ren. 4. (28) Evangelistar, elsässisch, etwa um 1200. Sei t 1779 im Benediktinerkloster St. Peter im Schwarzwald. Prachtevangelistar. Da es nicht zum -täglichen Gebrauch bestimmt war, enthält es nur die Lesestücke fü r die zwölf hohen Feste des Kirchenjahres. Jedem Fest ist ein Vollbild mit Szenen aus dem Leben Christi, des Marien lebens und der Darstellung des Martertodes der Heiligen Petrus und Paulus beigegeben. Entstanden in der Abtei Weissenburg im Elsaß. 5. (29) Evangelista r. Um 1197 im Auftrag des Kustos Konrad von Tanne für Neuhau- sen be~ Worms geschaffen und später dem Speyerer Dom geschenkt. Faksimile. Bis 1792 im Speyerer Dom, 1803 nach Karlsruhe gekommen. 17 VoJIbilderund 72 bedeu- tende, teils figürliche, teils ornamentale Initialen. Eine der großen Leistungen romani- scher Buchmalerei in Deutschland. Dieses Werk wird in unserer Ausstellung im Faksimile gezeigt, das Original ist während der Dauer unserer Ausstellung in der Badischen Landesbibliothek ausgestellt. 6. (30) Psalterium feriatum. Prachtpsalter eines oberrheinischen Benediktinerklosters, nachträgliCh für ein Dominikanerkloster eingerichtet, vor 1221. Seit 17'80 in St. Peter. Festkalender des Oberrheingebiets mit Tierkreismedaillons vor Goldgrund. Sechs ganzsei tige Min iaturen aus dem Leben Christi vor Goldgrund. Viele große und kleine InitiaJen. 7. (31) Psalterium feriatum monialium, oberrheinisch-breisgauisch, gegen 1235. Seit .1754 in St. Peter. 9 große, figürliche Prach tinitialen. BI. 53 (Vorderseite) mit ganzsei- tiger Darstellung des drachen tötenden Erzengels Michael. 27 8. (32) Psalterium feriatum Dominicanurn, E lsaß, 1. Hälfte 13. Jh . Seit 1781 in SI. Peter. 10 teils figürliche, teils ornamentale Initialen auf Goldgrund. Auf BI. 34 (Vorderseite) ganzseitige Darstellung des Erzengels Michael im Kampf mit dem Drachen, dessen Schweif zugleich die Cauda des Buchstabens Q bildet. 9. (33) Psalterium feriatum in usurn rnonialium translatum, aus einem Benediktinerklo- ster, Elsaß (?), nach 1235. BI. 2 (Vorderseite ff) Kalender unter Doppelarkaden mit Tierkreiszeichen und 6 Vollbi1M dern aus dem Leben Christi. Zehn reiche, figürliche Initialen im Psaltertext. Am Anfang und am Schluß philologisch wie kulturhistorisch interessante Segenssprüche und ZauberM formeln, deutsch und lateinisch. 10. (34) Psalterium feriatum eines Benediktinerklosters, Oberrhein oder Elsaß. 1260/1270. Zehn Prachtinitialen auf Goldgrund, teils figürlich, teils ornamental. 11. (35) Psalterium leriatum eines Benediktinerinnenklosters, wohl Elsaß, 1270/ 1280. Aus dem Bestand des Klosters Lichtental. Heiligenfeste der Diözese Straßburg. 8 VoUbilM der aus dem Leben Christi. 12. (36) Psalterium, Fragment. Aus einem mittelfränkischen Klarissinnenkloster, um 1230. Auf BI. 14 (Vorderseite) ganzseitige Miniatur des BethlehemitiSChen Kindermordes aus einem Zyklus des Lebens Christi, ferner die Kalenderblätter Januar. Februar, November, Dezember, sowie die Miniaturen eines sogenannten HornplaUeneinbandes (sehr selten). 13. (37) Missale. Fränkisches Dominikanerkloster zwischen 1254 und 1266. Seit 178 1 in S1. Peter. Auf BI. 150 (Vorderseite) Kanonbild (Kreuzigung Christi), das zu "den edelsten Schöpfungen der deutschen Malerei des ausgehenden 13. Jahrhunderts geM hört" (Swarzenski). 14. (38) Graduale Cisterciense. Winterteil, ooerrheinisch-elsässisch, Tennenbach (?), gegen 1250. Vier große figürliche Initialen vor Goldgrund. Viele lnitialen mit abstraktem PaJmettenfiM Iigran. Sie si,nd frühe Vertreter einer typisch zisterziensischen oberrheinischMostfranzösiM sehen Initialornamentik. 15. (39) Graduale Cisterciense, Oberrhein, evtl. Elsaß, 1246 (?) 16. (Reichenau perg. 42) Lectionarium Breviarii. Beginn 13. Jh. 17. (Reichen au perg. 214) 28 Historia Josephi filii Jakob, metrice conscripta (in Distichen), Südwestdeutsch- land, I. Drittel 13. Jh. Das Titelblatt mit figürlichem Zierrahmen zeigt die Gegenüberstellungen von GottM Abraham und GottMSünder, der zur Hölle fährt, auf der unteren Querleiste des Rahmens die Heiligen Hilarius, Antonius Eremit, Stephanus und König David. Himmelfahrt Christi. Evangelistar aus SI. Peter im Schwarzwald. Hs. St. Peter perg. 7, BI . 6, um 1200. 29 18. (Bruchsal 13) 1. Hälfte 13. Jh., oberrheinisch (?) 19. (GünterstaI8) 1. Viertel 13. Jh., oberrheinisch, ev. GÜnterstal. Psalterium el Cantica. vermutlich zisterziensische r Herkunft. Blaue und ro te Initialen mit Filigranornamentik, 5 große Zierinitialen. 20 . (St. Peter perg. 13) Psalter eines Benediktinerklosters, 1220-1230, Elsaß. Seit 1780 in St. Peter. 2 Vollbilder (Verkündigung Mariä und Geburt Christi). 3 figürliche und 8 große ornamentale Initialen. Trotz Zerstörungen läßt der Psalter noch die 'hohe künstlerische Qualität erkennen. 21. (Wonnental 3) Chorbuch (Psalterium mit Cantica), 1. Hälfte 13. Jh ., oberrheinisch. Vermutlich aus dem Augustinerinnenkloster von Wonnental (-1245, dann Zisterziense- rinnen). Zehnteiliger Psalter mit 9 großen auf Gold und Silber aufgelegten Initialen . Sehr eng gestellte: steile gotische Minuskel. 22. (Ettenheimmünster 6) Literatur: Meßliturgie der Ostkirche, Süd italien, 1. Hälfte 13. Jh., aus dem ehern. Bene- diktinerkloster Ettenheimmünster. Durchgehend zweispaltig mit griechischem Text und der entsprechenden la teinischen übersetzung. Inhalt : Liturgische Texte der Ostkirche, die durch die lateinische überset- zung der westlichen Welt zugänglich gemacht werden. Besonders bede utend ist die über- setzung der Meßliturgie des hl. Chrysostomus durch Leo TU8CUS (BI. 8-40), außerdem die übersetzung der Meßliturgie des hl. Basilius durch Nikolaus von Otranto. Abt von Caso le (BI. 40- 59). Beide übersetzer waren berühmt durch ihre Sprach- und Literaturkenntnis- se, aber auch durch ihre politische Tätigkeit im Dienst hochgestellter Persönlichkeiten in der 2. Hä lfte des 12. und im beginnenden 13. Jahrhundert. - Die Handschrift gehört zu den wichtigsten Zeugnissen für den regen kulturellen Austausch zwischen Ost und West, der '- durch die Kreuzzüge und die politischen Aktivitä te n der Staufer gefördert - vor al· le rn in Süditalien und Sizilie n besond ers rege war. Nr. 1- 14 : Ellen J . Beer, Initial und Miniatur. Buchmalerei aus neun Jahrhunderten in Handschriften der Badischen Landesbibliothek. Basel 1965. (Die in Klammer gesetzten Nummern entsprechen der Numerierung in diesem Werk .) Nr. 15-20: maschin enschrift]. Ordner der Bad. Landesbibliothek. Die Nummern 15 und 16 sind er- faßt in : Die Handschriften der Landesbibliothek Karlsruh e, Bd V, Die Reichenaue r Handschriften, I. Bd, Die Pergamenlhandschriften (S. 162ff, S. 489ft), Ne udruck Wiesbaden 1970. Nr. 22: Die Annota tion schrieb Gerhard Stamm für dieses Ausstellungsverzeichnis . 30 HI. Michael , gegen 1235 - SI. Peler perg. 6a, Psalterium, oberrheinisch-breisgauisch. 31 Außerdem zeigen wir 12 Faksimiletafeln des HORTUS deliciarum (ebenfalls aus dem Be- sitz der Badischen Landesbibliothek). Der " Wonnen Garten" der Herrad von Landsberg, der gelehrten Äbtissin des Klosters Hohenburg auf dem Odilienberg (1167-1195), ist eine der schönsten und berühmtesten elsässischen Bilderhandschriften. "Als umfassende En- zyklopädie geistlichen und weltlichen Wissens des 12. Jahrhunderts für die Unterweisung vornehmer Klosterfrauen und Schülerinnen bestimmt, war der Hortus deliciarum ebenso einzigartig wie durch die überaus zahlreichen, künstlerisch hochrangigen Miniaturen, die den Text pädagogisch wirkungsvoll illustrierten. Man muß annehmen, daß die Malereien aus der unmittelbaren Begegnung mit byzantinischer Kunst entstanden sind. Vermittler dieser Begegnung dürften Barbarossa und Heinrich VI. gewesen sein. Hohenburg war staufisches Hauskloster .... Der Hortus deliciarum hat stil bildenden Einfluß im Ober- rheingebiet und darüber hinaus ausgeübt. Davon zeugen nicht zuletzt Handschriften der Badischen Landesbibliothek: Das Speyerer Evangelistar und das Evangelistar von St. Pe- ter." (Gerhard Stamm). - Der Hortus deliciarum verbrannte in der Straßburger Stadt- bibliothek bei der Beschießung im August 1870. Glücklicherweise hatte schon 1818 Chr. M. Engelhardt eine eingehende Beschreibung mit 12 farbigen Tafeln in der Größe des Originals herausgegeben. 32 URKUNDEN (GENERALLANDESARCHIV KARLSRUHE = GLA) Kaiser- und Königsurkunden I. 1110 August 16. (Speyer) Kaiser Heinrich V. bestätigt die Stiftung des Klosters Gottesaue durch den Grafen Berthold von Hohenberg, ebenso den Güterbesitz des Klosters und die Grenzen der Klosterimmunität. -Diese Grenzbeschreibung enthält die Namen von Orten, die zum Stadtkreis Karlsruhe gehören wie Burdam, jetzt Beiertheim, Gnudelingen, jetzt Knie- lingen, Grezzingen, jetzt Grötzingen. Or. : GLA A 118 Regest: Dümgt S. 28f. - St.-B. Nr. 3041. 2. 11 39 Mai 28. (Straßburg) König Konrad Ill . nimmt die bedrängte Abtei Selz (Elsaß) in seinen besonderen Schutz, bestätigt Besitzungen und Freiheiten der Abtei, besonders die freie Abtswahl und die Befugnisse der Vögte. - Unter den Zeugen wird Markgraf Hermann III. von Baden als Klostervogt genannt (eiusdem loci advocatus). Or.: GLA A 128 Regest: Dümgt S. 41. - St.-B. Nr. 3387. 3. 1143 Juli 10. (Straßburg) König Konrad [11. genehmigt die Erhebung der Schloß kirche zu Hagenau zu einer ei- genen Pfarrkirche. Or. : GLA A 133 Druck: Dümgt Nr. 87. Regest: St.-B. Nr. 3458. 4. 1152 Oktober 20. (Würzburg) König (später Kaiser) Friedrich I. Barbarossa schenkt der Domkirche zu Speyer unter Bischof Günther die Burg Berwartstein (bei Erlenbach/ Pirmasens). Or.: GLA A 137 Druck : Dümgt Nr. 91. - Remling I, Nr. 91. Regest : St.-B. Nr. 3650. 5. 1155 November 27. (Konstanz) Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt alle seither erworbenen Güter und Rechte des Bistums Konstanz, unter Angabe der Bistumsgrenzen, der dem Bischof und dem Domkapitel zustehenden Güter, der Grenzen des bischöflichen Forstbezirks und eini- ger dem Bistum verliehener Begünstigungen. - Mit Goldbulle. 33 Or.: GLA A 138. Ausgestellt ist ein Faksimile dieser Urkunde. Druck : WUB 2, S. 95- 100. - Dümge Nr. 92. Regest : SI.-B . Nr. 3730. 6. 1168 November 26. (Worms) Kaiser Friedrich I. Barbaro~a bestätigt dem Kloster Eusserthal die Schenkung der Kapelle zu Merlheim durch den Freien Stephan und dessen Frau Gepa. Or.: GLA A 144 Druck : ZGO 31,1879, S. 293f. Regest: St.-B . Nr. 4098. 7. 1186 November (?) (Speyer) Kaiser Friedrich I. Barbarossa bestätigt die Veräußerung eines von der Domkirche zu Speyer lehenbaren Gutes in Derdingen (Vaihingen) an das Kloster Herre nalb gegen Entschädigung des Lehensmannes Eberhard von Strubenhart mit einem anderen Gut in Wiernsheim (Vaihingen). Or.: GLA A 149 Druck : WUB 2, S. 244f. Regest: SI.-B. Nr. 4470. 8. 1196 Januar 8. (Hagenau) Kaiser Heinrich VI . nimmt das Kloster Herrenalb mit dem durch Kauf von Eberhard von Strubenhart erworbenen Gut zu Derdingen sowie mit allen übrigen oder noch zu erwerbenden Bes itzungen in seinen besonderen Schutz (in specialem maiestatis no- strae protectionem). Or.: GLA A 154 Druck : WUB 2, S. 312f. Regest: St.-B. Nr. 4983 . 9. 1197 Juli 31. (Linaria) Kaiser Heinrich VI. bestätigt den Vergleich zwischen dem Abte Helnwic zu Selz (El- saß) und dem Markgrafen Hermann V. von Baden über die Zurückhaltung der Vogtei durch den Abt bis zur Deckung der Schulden des Markgrafen. Or. : GLA A 155 Druck: Dümge Nr. 112. Regest: SI.-B. Nr. 5073. 10. 1209 Juli 24. (Augsburg) 34 König Otto IV . bestätigt die Stiftung zweier Kanonikate in der S1. Pelagiuskirche auf der Insel Reichenau (bei Konstanz) durch Wernher, Kanonikus in Konstanz und Leutpriester an der St. Georgskirche in Reichenau-Oberzell. Or.: GLA D 8 Druck: Thurgauisches UB 2, S. 301. Regest : B.-F. Nr. 288. Pergament urkunde vom November 1234 (s iehe Katalog Urkunden Nr. 13). 35 11. 1210 Januar (Catania) König Friedrich von Sizilien (später Kaiser Friedrich 11.) bestätigt dem Kloster Ten- nenbach im Breisgau (monasterio, quod Par ta celi dicitur et antea Tennibac vocaba- tur) auf Bitten des Mönches Konrad Güterbesitz in Mundingen und Vörstetten (Em- mendingen). Or.: GLA D 9 Druck: ZGO 11, 1860, S. 18 lf. Regest: B.-F. Nr. 622. 12. 1214 Juni 28. (Ulm) König Friedrich von Sizilien (später Kaiser Friedrich 11.) nimmt nach dem Vorgang seines Oheims, des Herzogs Friedrich von Schwaben, das Kloster Petershausen (bei Konstanz) nebst dessen Gütern in seinen Schutz und gestattet ihm , von den Dienst- mannen (Ministerialen) des Herzogtums Schwaben Schenkungen anzunehmen. Or.: GLA D 18 Regest: B.-F. Nr. 740. 13. 1234 November (Aprocina) Kaiser Friedrich 11. erklärt, daß er bei früherer Anwesenheit in Deutschland dem Markgrafen Hermann V. von Baden die Städte Lauffen, Sinsheim und Eppingen für 2300 Mark Silbers verpfändet , Ettlingen zu Lehen und die Stadt Durlach zu Eigen ge- geben habe anstatt der Eigengüter, die dem Markgrafen von seiten seiner Gemahlin in Braunschweig zukamen. Or.: GLA D 31 Druck: WUB 3, S. 353. - Schöpflin 5, S. 192f. Regest: B.-F. Nr. 2060. - RMB 1 Nr. 343. 14. 1229 Oktober 23 . (überlingen) König Heinrich (VII.) gewährt dem Abt und Konvent des Klosters Petershausen (bei Konstanz) Steuerfreiheit für die Häuser, die sie in den Reichsstädten erwerben möch- ten. Or.: GLA D 52 Regest: B.-F. Nr. 4139. Papsturkunden 15. 1177 Dezember 21. (Anagni) 36 Papst Alexander 111. nimmt auf Bitten des Abtes Ulrich die Abtei Herrenalb mit allen Besitzungen (darunter die Wirtschaftshöfe in Ottersweier, Rastatt, Bretten, Ötig- heim , Malsch, Scheibenhard) in se inen Schutz und verleiht ihr weitere Begünstigun- gen. Or.: GLA B 28 Druck : WUB 2, S. 181- 183. Regest : Jaffe Nr. 12959. 16. 1177 Dezember 21. (Anagni) Papst Alexander IlI . nimmt auf Bitten des Abtes Dither die Abtei Maulbronn mit zahlreichen Besitzungen in se inen Schutz und verleiht ihr weitere Begünstigungen. Unter den Besitzungen werden Wirtschaftshöfe u. a. in Linkenheim, Ketsch, Altluß- heim, S1. Leon genannt. Or.: GLA B 28a Druck: WUB 2, S. 183-185. Regest: Jaffe Nr. 12961. 17 . 1193 Mai 18. (Lateran) Papst Cölestin Ill. bestätigt die Rechte, Freiheiten und Besitzungen des Klosters Frauenalb unter der Äbtiss in Octa. Zu diesem Besitz gehören Güter u. a. in Frauenalb, Rotenfels, Muggensturm , Bulach (Karlsruhe). Or.: GLA B 49 Druck: ZGO 23,1871, S. 308. 18. 1218 Mai 10. (Rom) Papst Honorius III . nimmt das Kloster Schwarzach in seinen Schutz und bestätigt die ihm von Bischof Johann zu Speyer verliehenen Freiheiten. Or.: GLA E 23 Regest: Potthast Nr. 5783. 19 . 1224 April 24. (Lateran) Papst Hono rius 111. nimmt Abt und Konvent des Klosters Oden heim in seinen Schutz und bestätigt dessen Besitzungen, besonders die Kirche des Ortes Odenheim (bei Bruchsal) . Or.: GLA E 50 20. 1239 Oktober 17 . (Anagni) Papst Gregor IX . nimmt das Kloster Gottesaue in seinen Schutz und bestätigt dessen Besitzungen, besonders die vom Bischof zu Speyer erha ltene Kirche zu Eggenste in (bei Karlsruhe). Or.: GLA E 69 21. 1256 September 13. (Anagn i) Papst Alexander IV. befieh lt der gesamten Hierarchie , das Kloster Wonnental (bei Kenzingen/ Emmendingen) gegen se ine Bedränger in Sch utz zu nehmen. Or. : GLA E 218 37 Bischöfe, Äbte, Markgrafen und Grafen als Urkundenaussteller 22. (zwischen 1143-1192) Abt Ko nrad zu Schwarzach bestimmt die Ein künfte eines an das Kloster zurückge- kommenen Gutes bei Altheim zur Beleuchtung des Altars und zu r Speisung der Brü- der am Jahrtag der Gründerin Hirm insindis. Or.: GLA C 27 D ruck: P. Zinsmaier, Schwarzacher U rkundenfälschungen. In: ZGO 107 , 1959, S. 2 1f. 23. 11 52 August 26. (Speyer) Bischof Günthe r zu Speyer überläßt dem Kloster Maulbronn den Hof zu Diefenbach (Vaihingen) gegen e ine bestimmte jährliche Abgabe wie auch das Präsentatio nsrecht des Priesters an der Kapelle zu Diefenbach. Or. : G LA C 32 Druck: WUB 2, S. 64f. 24. 1164 Gottfried 11. , Bischof zu Speyer, überläßt den Zisterziensern zu Eusserthal die dort ige Marienkape lle zur Erbauung e iner Klosterkirche. - Unter den Zeugen der Urkunde erscheint an erster Ste lle Hermann IV., Markgraf von Baden. Or.: GLA C 47 Druck : Remling I Nr. 100. Regest und Te ildruck: Hilgard Nr. 17. - Dümge S. 51. 25. 1170 März I. Heinrich, Abt des Klosters Sinshe im, verkauft mit Zust immung des Konvents das G ut in Dietenhausen (Pforzhe im) an das Kloster Herrenalb. Or.: GLA C 58b. Druck: WUB 2, S. 159 . - Dümge Nr. 96. 26. 1185 Herzog Fr iedrich V. von Schwaben beurkundet e inen von dem klagenden Abt Chri- stian zu Salem geforderten Rechtsspruch, daß es allen fre ien Männern zustehe, über ihre bewegliche und unbewegliche Habe auch zugunsten von Kirchen zu verfügen. Or.: GLA C 85 Druck : Cod. dip!. Salem. I , S. 57f. 27. 11 92 38 Die Äbte der Klöster Maulbronn und Eusserthallassen die zwischen den Klosterbrü- dern auf ihren Wirtschaftshöfen zu Marrenheim (abgegangen) und Mechtersheim 39 (Speyer) entstandene n Mark- und Weidrechtsstreitigkeiten durch e inen Schieds- spruch austragen. Or.: GLA C 97 Druck: WUB 4, S. 383 f.; 2, S. 442-444 . 28 . 1245 März Die Markgrafen Hermann VI. und Rudolf I. von Baden übergeben ihrer Mutter Ir- mengard, deren Mittel zum Bau und U nterhalt des von ihr gestiftete n Frauenklosters in Beuern bei Baden-Baden (Kloste r LichtentaJ) nicht ausreichen, zur Verwendung für dieses Kloster den Kirchensatz (iura patronatus) in Ettlingen und Baden-Bade n, den Zehnten in lffezheim, die Dörfe r Winden und Beuern , zwei Höfe in Dos und e i- nen in Haueneberstein sowie zwölf Pfund Straßburger Münze von ihren Zinsen in Selz. Or. : GLA 35/4 Druck : Schöpfl in 5, S. 208f. - ZGO 6, 1855, S. 442f. Regest: RMB 1 Nr. 387. 29. 1248 November 3. Markgräfin lrmengard von Baden übergibt der ne uen Stiftu ng des Klosters in Lich- tental (" in Lucida Valle") bei Baden-Baden die Schenkung ihrer Söhne He rmann und Rudolf. Or.: GLA 35/4 Druck: Schöpflin 5, S. 216f. - ZGO 6, 1855 , S. 452 f. Regest: RMB 1 Nr. 395. 30 . 1252 Februar I. Graf Konrad von Freiburg verkauft mit Zustimmung seines Bruders, des päpstlichen Kapl ans G(ebhard von Urach), dem Kloster Günterstal (bei Freiburg i. Br.) den Wald Meienbach bei Freiburg i. Br. um 30 Mark Silbers. Or. : G LA 23/ 28 Druck: ZGO 9, 1858, S. 329 f. Amtsbücher 3 1. Rotulus Sanpetrinus 40 Traditionsbuch des Klosters SI. Peter im Schwarzwald. A ngelegt zu Beginn des 12. Jahrhunderts und weitergeführt bis 1203. Die Entstehung dieses Traditionsbuches, woran fü nf oder sechs Mönche als Schreiber mitgewirkt haben, zieht sich nahezu über ein Jahrhundert hin, wobei an die Rolle im- mer neue Pergamentstücke angenäht worden sind. Or: G LA 14/1 b Druck: Fr. v. Weech, Der Rotu lus Sanpetrinus nach dem Original im Großh . General-Landesarchiv zu Karlsruhe. In : FDA 15, 1882, S. 133- 184. 32. Codex diplomaticus Salemitanus. 1. Urkunden buch der Zisterzienserabte i Salem. Enthält Abschriften von Kaiser- und Königsurkunden von 11 34-1266. GLA 67/1 162 Druck: Codex diplomaticus Salemitanus. Urkundenbuch der Cisterzienserabtei Salem. Hrsg. von Friedrieh v. Weeeh. I. Bd.: 11 34-1266. Karlsruhe 1883. Verzeichnis des abgekürzt aufgeführten Schrifttums B.-F. ~ Johann Friedrich Boehmer, Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV., Friedrich H., Heinrich (VII.), Kon- rad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm und Richard. 1198-1272. Neu hrsg. und ergänzt von Ju- lius Ficker und Eduard Winkelmann . Innsbruck 188 1 ff. Cod. dip\. Salem. ~ Codex diplomaticus Salemitanus. Urkunden buch der Cisterzienserabtei Salem. Hrsg. von Friedrieh v. Weeeh. I. Bd.: 11 34-1266. Karlsru he 1883. Dümge ~ Carl Georg Dümge, Regesta Badensia. - Urkunden des Großherzoglich Badischen General-Landes-Archives von den ältesten bis zum Schlusse des zwölften Jahrhunderts. Carlsruhe 1836. FDA ~ Freiburger Diözesa n-Arch iv Friedrich von Weech, Der Rotulus Sanpetrinus nach dem Original im Großh. General-Landes-Arch iv zu Karls- ruhe. In : FDA 15, 1882, S. 133-184. Hilgard ~ Alfred Hilga rd , Urkunden zur Geschichte der Stadt Speyer. Straßburg 1885. l affe ~ Phil ippus l affe, Regesta Pontificum Romanoru m. 2 Bde. Unveränderter Abdruck der 1888 bei Veit & Co. in Leipzig erschienenen und ver- mehrten Auflage. Graz 1956. Pott hast = Augustus Potthast, Regesta Pontificum Romanorum inde ab a. post Christum natum MCXCVlII ad a. MCCC1V. Unveränderter Abdruck der 1874 bei Rudolf de Decker, Berlin, erschienenen Ausgabe. \. Bd. Graz 1957. 41 Remling = Franz Xaver Remling, Urkunden buch zur Geschichte der Bischöfe zu Speyer. 1. Bd .: Ältere Urkunden. Mainz 1852. RMB ~ Regesten der Markgrafen von Baden und Hachberg 1050- 1515. Hrsg. von der Badischen Historischen Kommission. 1. Bd. Bearbeitet von Richard Fester. Innsbruck 1900. Schöpflin ~ Johann Daniel Schoepflin , Historia Zaringo-Badensis. Tomus V. Carolsruhae 1764. St. -B. ~ Karl Friedrich Stumpf-Brentano, Die Reichskanzler vornehmlich des 10., 11. und 12. Jahrhunderts. Bd. 2: Die Kaiserurkunden des 10., 11. und 12. Jahrhunderts, chronologisch verzeichnet als Beitragzu den Regesten und zur Kritik derselben. 2. Neudruck der Ausgabe ln nsbruck 1865-1883. Aalen 1964. Th urgauisches UB = Thurgauisches Urku ndenbuch. Hrsg. auf Beschluß und Veransta ltung des Thurgauischen Historischen Vere ins. 2. Bd. Frauenfe ld 1882. WUB ~ Wirlembergisches Urkunden buch. Hrsg. von dem könig!. Staatsarchiv in Sluttgart. Bd. 1-11. Stuttgart 1849-19 13. ZOO ~ Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. Bd. I ff. Karlsruhe 1850fr. Paul Z insmaier, Schwarzacher Urkundenfä lschungen. In : ZOO 107, 1959, S. 1-23. 4 2 LANDESDENKMALAMT BADEN-WÜRTTEMBERG, AUSSENSTELLE KARLSRUHE Hans-W. Heiße, De r Bei trag der A rchäologie des Mitte lalters zur Stauferze it in unserem Raum. Die Mittelalterarchäologie hat sich nach dem 2. We ltkrieg, ausgehend von der Bauge- schichte und der VOf - und frühgeschichtliche n Archäologie, zu einer eigenen Disziplin entwickelt . Ihre A ufgabe ist in Z usamme narbeit mit den Nachbardisziplinen der Mit- telal terforschung wie Kunst- und Baugeschichte, Gesch ichte usw. die Erforsch ung von Kirchen, Burgen, städtischen und dörflichen Siedlungen. Durch planmäßige Aus- grabungen kann d ie Archäologie des Mittelalters neue Quellen und Erkenntnisse zur Bau- und Kunstgeschichte, Wirtschafts-, Sozial- und Agrargeschichte sowie Volks- kunde erschließen. Die umfangreiche Bautätigke it, die Flurberein igungen, Erdbewe- gungen und der Straßenbau beschränkten die Tätigke it der Mittelal te rarchäologie der letzten Jahrzehnte im Regierungsbezirk Karlsruhe im wesent liche n auf dri ngend not- wendige Rettungsgrabungen. In d ieser A usste llung werden beispielhaft e inige Plätze mit Plänen und Funden vorgeste llt, die durch das Landesdenkmalamt, Referat Mittel- alterarchäologie, untersucht wurde n. Kloster BiUigheim, Billigheim, Neckar-Odenwald-Kreis Grabung 197 1 aOnläßlich eines Kirchenanbaus. Von dem Mitte des 12. Jahrhunderts gegründete n Z isterzienserin nenkloster steht die spätromanische langgestreckte ein- schiffige Kirche mit halbkre isförmiger Apsis. Der In nenraum ist 28,10 m la ng und 8,5 m brei t. Der Bau wurde nach den dendrochronologischen Untersuchungen von Hölzern im Dachstuhl um 1185 in e inem Z uge e rrichtet. Im Westteil der Kirche fan- den sich zehn Säulenbasen. Z usammen mit anderen Bauspuren ergab sich .. daß hier eine dreischi ff ige kreuzgewölbte Unterkirche mit darüberliegender Nonnenempore bestand. Südlich der Kirche wurde in Sondierungsschnitten eine im wesentlichen ein- periodige Klosteranlage mit Kreuzgang angeschnitten. 1238 nahmen die ]'lonne n in Billigheim offiziell d ie Zisterzienserregel an. Jedoch bezeugt allein schon der Bautyp des Klosters, daß sie schon vorhe r nach d ieser Regel gelebt haben. Nach einer Bl üte- ze it im 14. Jahrhundert wu rde das Kloster 1584 vom Mainzer Erzbischof aufgehoben. 1. Spätromanischer Kopf, Sandstein, um 1220/ 30, aus dem Bauschutt in der Kirche. Turmberg, Karlsruhe-Durlach, Kr. Karlsruhe SChürfung 18 13, G rabungen 1894/ 95,1913 und 1972. Letztere durch das Landes- denkmalamt. Aufgrund der neu esten Grabungen und der Durchsicht älterer U nterla- gen ergibt sich folgendes Bild für die Baugeschichte der ehern . Burg auf dem weithin sichtbaren Turmberg übe r dem Karlsruher Stadtteil Durlach. 43 - I'er. I - 2. 11 . 11 . .lh . "'" Per. 11 - .\Wh.' 12 . .Ih . """ 1'," . 111 - 'fith.' J.Llh . = I'",. IV - I~ . 'fl .. Jh. ",halh'"" lIauteile " Will CJ - Turmberg bei Karlsruhe-Durlach. Gesa mt plan der Burga nlage. 44 Turmberg be i Karlsruhe·Duriach. Bergfried Mitte 13. Jh . von Nordos ten. 45 In der 2. Hälfte des I t . Jahrhunderts errichtete man einen quadratischen Wohnturm von 11,7 m Kantenlänge ohne Verwendung der erst später üblichen Buckelquader. Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden eine polygonale Ringmauer, verschiedene randständige Wirtschaftsgebäude mit Zisterne und ein Kammertor im Nordwesten der Burg. Mitte des 13. Jahrhunderts wurden der Wohnturm und Teile der Wirt- schahsgebäude im Süden abgebrochen. Stattdessen errichtete man den heute noch stehenden Bergfried mit Mauern aus Buckelquadern ohne Zangenlöcher. Die Ring- mauer wurde im Nordosten nur wenig verändert. Nach der Zerstörung von 1279 wurde die Burg wieder hergerichtet, aber nur noch in geringem Maße benutzt. Später baute man an den Bergfried einen Treppenturm und erste llte nordwestlich von ihm einen Pfeile r als Auflage für eine mit dem Bergfried verbundene Plattform zur Auf- stellung von Alarmkanonen. Die Burg auf dem Turmberg, auch Hohenberg oder Burg Grötzingen genannt, wird Ende des 11 . Jahrhunderts von den Grafen von Hohenberg gegründet, die bis nach 1110 im Karlsruher Raum auftreten. Im 12. J ahrhundert ist sie in der Hand verschie- dener Grafen von Grötzingen, nach 1187 sitzen zuerst staufische, seit 1219 markgräf- lieh-badische Dienstleute auf de r Burg. Seit 1246 sind hier die Herren von Roßwag nachweisbar. 1273/74 schon e inmal belagert , wi rd die Burg 1279 durch den Bischof von Straßburg zerstört. Später notdürftig instand gesetzt, dient s ie von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis 171 9 als Wartturm . Zwei weitere Turmburgen im Kreis Karlsruhe konnte das Landesdenkmalamt 1973/74 archäologisch untersuchen. Von der Turmburg bei Pfinztal-Kleinsteinbach (2. Hälfte 11 . J ahrhundert) sind einige Funde ausgestellt. Von einer ähnl ichen Anlage bei der Barbaraicapelle oberhalb von Karlsbad-Langensteinbach (Ende 11. Jahrhun- dert bis um 1200) hängt ein Plan aus. Beide Burgen liegen auf einer Anhöhe. Die Türme waren, wie auch beim ersten Wohnturm auf dem Turmberg, Wohnung und Schutzgebäude zugleich. Turmberg bei Karlsruhe-Durlach Grabungsfunde 2. Keramikstücke, meist von Töpfen. Ein Stück ge lbe oberrheinische Drehscheibenware (2. Hälfte 11 . Jh .). Verschiedene Stücke handgemachter und grauer geriefter Ware (12 .113. Jh.) sowie der jüngeren Drehscheibenware (2. Hälfte 12. Jh ./ 13. Jh. ). Eine Becherkachel (12 ./ \3. Jh. ). 3. Mehrere quadratische Bodenfliesen mit konzentrischen Kreisen bzw. fig ürlicher Ver- zierung (Mitte 13. Jh. ). 4. 1 Hufeisen und 1 Hufeisenfragment (11./ 12. Jh .). 5. 1 Sch lüssel, Eisen (um 1200). 6. Fragment eines Eisenmessers (wohl 12 .113. Jh.). 7. Pfriemen , Eisen (wohl 12./ 13. Jh .). Vielleicht vom Turmberg stammend: 46 Ans icht des restau rierten Wohnturmrestes der Turmburg bei der Barbarakapelle von Karlsbad·Langenste in bach 8. Stachelsporn, Eisen (11./12. Jh.). 9. Radsporn, Eisen (wohl 13. Jh.). Rad am Spornende ve rloren. 10. Eisentrense (vielleicht 12.11 3. Jh .). 11. Feuerstahl (vielle icht 12./13. Jh.). Turmburg bei der Barbarakapelle, Karlsbad-Langensteinbach Grabungsfunde 12. Verschiedene Keramikstücke, meist von Töpfen, graue, geriefte Ware (Ende 11. Jh ./12. Jh .). 13. 1 Kneifzange, Eisen (12. Jh. oder später). Turmburg bei Pfinztal-Kleinsteinbach Grabungsfunde von 1933 14. 2 Pfeilspitzen, Eisen (11./12. Jh .). 15. 3 Bolzenspitzen, Eisen (wohl 12./13. Jh.). 16. 1 Kupferniet , vermutlich von einem Schild (vielleicht 12 . Jh. ). 17. 1 Beinnadel (vie lleicht 12. Jh.). 47 Dorfwüstung Zimmern bei Gemmingen-Stebbach, Kr. Heilbronn Bei Grabungen 1968/69 konnte ein Te il eines mittelalterlichen Dorfes mit Kirche und Friedhof aufgedeckt werden. Den Funden nach bestand es von der 2. Hälfte des 8. Jahrhunderts bis ins 14 . Jahrhundert. Funde des 13.114 . Jahrhunderts sind jedoch schon seltene r ve rtreten. 1. Ehemalige Kirche St. Veit mit Friedhof. In der 2. HäLfte des 8. J ahrhunderts errichtete man eine 6 x 12 m große Holzkirche, die im 9.110. Jahrhundert von einer gleichgroßen eingliedrigen Steinkirche ersetzt wird, die später einen eingezogenen Chor e rhält und eine Schiffse rweiterung nach Westen erfährt. Im 13. Jahrhundert erbaute man einen neuen Chor in Flucht des be- stehenden Schiffes. Der Chor war eingewölbt und trug vermutlich einen Chorturm. Bis etwa zur Mitte des 16. Jahrhunderts war sie noch vorhanden. 2. Siedlungsbereich. Nördl ich de r Kirche fanden sich vier Pfostenhäuser von 5 x 7 bis 7 x 11 m Größe, da- zwischen zehn Grubenhäuser und Hütten. Während die Pfostenhäuser zur Wohnung dienten, unterhie lt man in den Gru benhäusern Webstühle und Spinnstuben und la- gerte Vorräte. Allein das Doppelgrubenhaus im Südosten sche int mit se ine r Auszim- merung und einem steingefaßten Durchlaß behe izbar und zum Wohnen geeignet ge- wesen zu sein. Aus einer bäue rlichen Siedlung sind kaum spektakuläre Funde zu erwarten . Meist handelt es sich um gewöhnliche Gebrauchsgegenstände, wie Vorrats- und Kochtöpfe, Gießgefäße, Nägel, Pfriemen, selten Werkzeug usw. Holzgegenstände sind in der Re- gel nicht erha lt~n . 18. Beinkästchen des 8. - 10. Jh ., unter dem nördlichen Chorfundament des 13. Jh. ge- funden. 19. Verschiedene Keramikstücke, meist von Töpfen. Gelbe oberrheinische Drehsche i- benware (8. - 12 . Jh .) sowie graue, geriefte und schnellaufe nd nachgedrehte Ware (12. - 13. Jh .). 20. Siche l, Eisen (vermutl. 12./ 13 . Jh .). 21. Verschiedene Eisenmesser (8. - 13. Jh.). 48 EIN MINNESÄNGER IM KRAICHGAU Unvergänglichen Wert für die überlieferung des Minnesangs haben drei Handschriften, von denen die sogenannte Manessische oder Große Heide lberger Liederhandschrift nach Umfang und Inhalt die bedeutendste ist. Sie überliefert auf mehreren hundert Blä ttern das Werk von 140 Minnesängern. Die Ausstattung mit zahl re ichen farbigen Bilde rn macht dieses Werk zu einer wertvollen Q ue lle zur Kulturgeschichte und Heraldik. In der kleinen Schar he imischer Minnesänger darf Burkart von Hohenfels, dessen Burg am Bodensee bei ü be rlingen lag, als stärkste r und eigenwüchsigster Vertreter des Minnesangs an erster Ste lle genannt werden. Sein Reichtum und seine Vielseitigke it blieben für den heimischen Dichterkreis unerreicht. Von He inrich von Tettingen (Detti ngen bei Kon- stanz), Hugo von Werenwag in der Nähe Beurons und Brunwart von Ougheim (A uggen im Breisgau) sind wenige Lieder überliefert . Waltervon Breisachs Gedichte wirke n schulmei- sterlich gelehrsam. Tageliede r, die den Schmerz der Trennung der Liebenden bei Tages- anbruch besingen, d ichteten Bcuno von Horn berg und de r Dichter von Wizzenlo (Wies- loch). In d ichte rischen Ehren sta nd e in Sänger aus dem Geschlecht der Bligger von Stei- nach im Neckartal. In d iesen Kreis von Minnesängern darf der Spruchdichter Sp e rv oge l , den die Manessi- sche Liederhandschrift mit einem Speer, auf den Vögel gespie ßt sind, abbildet, ein vie lge- wanderter fahrender Sänger, e ingereiht werden. Von ihm stammt ein Gedicht aus dem Ende des 12. Jah rhunderts. Darin pre ist er Wernha rt , der auf der Burg Steinsberg bei Sins- heim seinen Wohnsitz hatte. A ber zunächst wendet sich Spe lVogel an seine Söhne, be lehrt sie, daß ihne n weder Korn noch Wein wachse, daß er ihnen weder Lehen noch Eigengut ve rmachen könne. So möge ihnen Gott gnädig sein und ihne n G lück und He il schenke n. Spervogel rühmt Frute von Dänemark, Walther von H ausen, Heinrich von G ie bichen- stein, auch einen von Staufen (WOhl Pfalzgraf Konrad von Staufen) und beklagt ihre n Tod. Gott möge Wernhart gnädig sein Der auf Ste insberg saß und um der Ehre willen nichts ausließ. Wer soll auf Steinsberg Wernharts Werk nun weitetführen? fragt SpelVogel, preist die Wohltä tigke it Wernha rts, seine Milde und rühmt ihn : Als der vornehme Wernhart Auf diese Welt kam, Begann er all sein Gut zu teilen, Wurde so hochherzig wie Rüdeger, Der zu Bechelaren wohnte, Und gab sich so manchen Tag der Pfe rdezucht hin : Ob seiner Tapferke it wu rde e r so berühmt. 49 Der Dichter Spervogel (aus der Manessischen Liederhandschri ft) . 50 Ansicht der Burg Steinsberg bei Sinsheim im Kraich gau. 51 Wernharts Milde und Freigebigkeit muß weithin bekannt gewesen sein, denn Spervogel rühmt Burg Steinsberg : Steinsberg hat einen solchen Ruf, Daß die Burg nur erben kann, Wer auch Ehrenhaftigkeit pflegt. In diesem Streit hat Steinsberg gesiegt: Nun hat die Burg einen Erben : Das Geschlecht der ehrenhaften OUinger wird seinem Namen keine Schande machen. Spervogels Preislied auf Wernhart von Steinsberg Ich sage iu, lieben süne min, 52 iun wahset korn noch der win, ichn kan iu niht gezeigen diu I~hen noch die eigen. nu genäde iu got der guote und gebe iu saelde unde heil. vii wol gelanc von Tenemarke Fruote. Mich riuwet Fruote von über mer und von Hasen Walther, Heindch von Gebechenstein: von Stoufen was ir noch ein. got genäde Wernharte der (if Steinesberc saz und niht vor den eren versparte. Wer sol fif Steinesberc würken Wernhartes werc? hei wie er gab unde I~ch! des er dem biderben man verzech, des enmochte er niht gewinnen. daz was der wille: kom diu sta te, si schieden sich ze jungest mit minnen. Dö der guote Wernhart an dise werlt geborn wart, do begunde er teilen al sin guot. do gewan er Rüedegeres muot, der saz ze Bechelaere und pflac der marke manegen tac: der wart von siner frümekeit sö maere. Steinesberc die tugende hat daz ez sich nieman erben iät wan einen der ouch eren pfliget, dem strile hat es an gesiget : nu hat ez einen erben: der werden Oetingaere stam der wil im sinen namen niht verderben . Kapitell von S1. Matthias in Trier, um 11 50. AUSSTELLUNGSÜBERSICHT K I Kalalogv80<3 .... GI Garderobe e I I C 111111111111111111111111 I 1 ! Allgemeine Information 'I Kapitelle Bad.Landesmuseum Karlsruhe 1/2llnlormation: Städte ~Ilnformalion: Klöster 3 1 Urkunden Generallandesarelw Kar1sruhe 4 I Kunstgegenstände 5 1 Archäologie'Bodenlunde Landesdenkmalamt Karlsruhe 6 I Stelndokumente I Kapitelle StädtMuseum ..... 'orms 8 I Handschfillen Bad,Landesbibbothek Karlsruhe
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoPa7Xb3Jm1u/Die%20Staufer%20im%20Oberrhein.pdf
DA S SY M P O S I U M „ D E R Z W E IT E W E LT K R I EG – L A ST O D E R C H A N C E D E R E R I N N E R U N G? W I D E R S P R U C H G EG E N DA S E H R E N M A L D E R 3 5 . I N FANTERI E- DIVI SION I N K AR L S RU H E“ G RI FF DI E B EG I N N EN DE DI S - KU S S I O N U M E I N L A N G E Z E IT AU S D E M Ö F F E N T LI C H E N B E W U S ST- S E I N V E R S C H W U N D E N E S D E N K M A L AU F. 1964 verwirklichten ehemalige Angehörige der 35. Infanterie-Division, die 1936 mit Divisionsstab in Karlsruhe aufgestellt worden war, ein Gefallenenehrenmal - nicht auf dem Friedhof, sondern an herausragender Stelle im öffentlichen Raum in Karlsruhe beim Haydnplatz. Dieses interpretiert den Krieg des nationalsozia- listischen Deutschlands und ihrer Wehrmacht im Allgemeinen und die Beteili- gung der 35. Infanteriedivision im Besonderen als Opfergang. Damals wollte kaum jemand in der bundesrepublikanischen Gesellschaft etwas davon wissen, dass die Wehrmacht insbesondere im Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion schwere Kriegsverbrechen verübt hat. Viele derjenigen, die als Beteiligte davon wussten, verleugneten es. Inzwischen hat die historische For- schung viele begangene Verbrechen offen gelegt. Seit der so genannten Wehr- machtssaustellung – Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 – hat der Erinnerungsdiskurs in Deutschland abermals eine Zäsur erfahren: Die Unterscheidung zwischen angeblich „sauberer“ Wehrmacht und „verbrecherischer“ SS lässt sich nicht mehr aufrecht erhalten. Das Denkmal der 35. Division veranschaulicht den Umgang der frühen Bun- desrepublik Deutschland mit der NS-Geschichte. Gleichzeitig fordert es dazu auf, auf der Basis des heutigen Wissensstandes eine öffentliche Diskussion darüber zu führen, an welche Ereignisse heute in welcher Form erinnert werden sollte und wie mit den Hinterlassenschaften früheren Gedenkens umzugehen ist. Die acht Beiträge des Symposiums setzen sich mit diesen Fragen wie mit der Erinnerungskultur in Deutschland insgesamt auseinander. I N FO V E R L AG ISBN 978-3-88190-823-8 D ER Z W EI TE W EL TK R IE G – L A ST O D ER C H A N C E D ER E R IN N ER U N G ? DER ZWEITE WELTKRIEG LAST ODER CHANCE DER ERINNERUNG? WIDERSPRUCH GEGEN DAS EHRENMAL DER 35. INFANTERIE-DIVISION IN KARLSRUHE SYMPOSIUM AM 6. NOVEMBER 2014 IN DER ERINNERUNG S STÄT TE STÄNDEHAUS STADTARCHIV KARLSRUHE HRSG. Der Zweite Weltkrieg – Last oder Chance der Erinnerung? Widerspruch gegen das Ehrenmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe Der Zweite Weltkrieg – Last oder Chance der Erinnerung? Widerspruch gegen das Ehrenmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe Symposium am 6. November 2014 in der Erinnerungsstätte Ständehaus STADTARCHIV K ARLSRUHE (HRSG .) INFO VERLAG 5 Herausgeber Stadt Karlsruhe, Stadtarchiv durch Ernst Otto Bräunche und Jürgen Schuhladen-Krämer Redaktion Jürgen Schuhladen-Krämer Produktion Info Verlag GmbH Karlsruhe · Bretten www.infoverlag.de Titelbild Ehrenmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe beim Haydnplatz zwischen Nördlicher und Südlicher Hildapromenade Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Diese Publikation ist auf alterungsbeständigem, säurefreiem Papier gedruckt. © 2015 · Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, ohne Genehmigung des Verlages nicht gestattet. ISBN 978-3-88190-823-8 Inhalt SUSA N NE A SCHE Einführung zum Symposium ...........................................................................7 Programm des Symposiums am 6. November 2014 in der Erinnerungsstätte Ständehaus ..............................................................13 R ENÉ ROHR K A MP Ozarichi 1944 – Die Beteiligung der 35. Infanterie-Division an einem Kriegsverbrechen gegen Zivilisten ................................................... 15 H A N NE S HEER Der Mythos von „der sauberen Wehrmacht“ – Das Ende einer Debatte und der Beginn einer neuen ....................................29 M AT T HI A S ROGG Totengedenken in der Bundeswehr – der lange Weg zum Ehrenmal .............. 55 BIL L N I V EN „Das Ende der Schuld” ..................................................................................73 SY LV I A SCHR AU T Der schwierige Umgang mit dem kommunalen Gedenken an die Kriegstoten .........................................................................83 76 SUSA N NE A SCHE Einführung zum Symposium Geschichtliche Erinnerung folgt meist Jahrestagen – der 100. oder 75., der 25. oder auch der 10. Jahrestag bieten jeweils einen Anlass, Geschehnisse öffentlich in Erinnerung zu rufen. Das Jahr 2014 war ein sehr herausragendes Datum für das Gedenken: 100 Jahre Beginn Erster Weltkrieg, 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs, 25 Jahre Mauerfall und 10 Jahre EU-Osterweiterung. Überblickt man diese zunächst sehr unterschiedlichen historischen Ereignisse insgesamt, so er- möglichte das Jahr 2014, an Siege und Niederlagen – um in der Sprache des Krie- ges zu bleiben – in dem Streben nach Frieden und Demokratie zu erinnern. Doch hier soll das Gedenken an den Krieg im Zentrum stehen: Der Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren brachte eine nie dagewesene Anzahl an Pu- blikationen, Vorträgen, Konferenzen, Medienbeiträgen, Kunstdarbietungen und -auseinandersetzungen, Exkursionen und Ausstellungen, die der Erinnerung an diesen Krieg und seine Folgen gewidmet waren. Dies überlagerte alle anderen his- torischen Narrative des Jahres. Auch die Stadt Karlsruhe trug dazu bei: Im Frühjahr fanden die Europäischen Kulturtage zum Thema „Frieden und Krieg 2014/1914“ statt. Im Herbst endete die große stadthistorische Ausstellung „Der Krieg daheim“, die mit einer umfang- reichen gleichnamigen Publikation verbunden war. Stellten die Kulturtage den Ersten Weltkrieg in den großen Zusammenhang europäischer Geschichte, so stan- den unter dem Schlagwort „Der Krieg daheim“ die unmittelbaren Auswirkungen und Folgen in Karlsruhe im Mittelpunkt. Vor allem aber erwachte in diesem Erinnerungsjahr erneut eine Diskussion, die eher als abgeschlossen galt – die Frage nach der deutschen Kriegsschuld von 1914. Erinnerung an Vergangenes ist immer geprägt durch die Gegenwart, aus der heraus erinnert wird. Häufig geht es um den Versuch, der Vergangenheit einen JÜ RGEN SCHU HL A DEN-K R Ä M ER Das Denkmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe – Einfluss und Legendenbildung „alter Kameraden“ .........................................93 U T E FA HR BACH-DR EHER Vom Umgang mit „schwierigen Denkmälern“ – abräumen oder damit leben? ........................................................................ 111 JENS RÜGGEBERG Tübingen: Streit um ein Denkmal – Positionierung und Verlauf eines Streits um das Gedenken ..........................123 Autorinnen und Autoren ..............................................................................136 98 Erkenntniswert für die Gegenwart zuzusprechen, d.h. es geht häufig nicht nur um eine wissenschaftliche Kontroverse, sondern auch um eine von Aktualitäten ge- prägte Debatte über die Historie. So mündeten die Diskussionen über Christo- pher Clarks Publikation „Die Schlafwandler. Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ und die Bewertung dieses Buches sogleich in Einschätzungen der gegenwär- tigen Situation. Denn die derzeitigen europapolitischen und weltpolitischen Konflikte weisen – so schräg und falsch historische Vergleiche immer sind – eher darauf hin, dass wir uns in einer Welt befinden, die näher an 1913 denn – als willkürlicher Ver- gleich – an 1989 liegt. Europa ist umgeben von Krieg. Die Erinnerungen an und der Rückblick auf den Ersten Weltkrieg wirkten vor dem Hintergrund dieser Situation wie eine Mahnung. Vor allem aber waren sie in Europa geprägt durch den Wunsch nach Versöhnendem, nach Gemeinsamem. Hier sei erinnert an die große Geschichtsserie bei ARTE „14 – Tagebücher des Ersten Weltkriegs“, die auf Tagebüchern und Briefen aus der Zeit des Ersten Welt- krieges von Menschen aus allen am Krieg beteiligten Nationen basierte. Alle Texte – gleichgültig ob von Belgiern, Franzosen, Russen oder Deutschen verfasst – er- zählten Geschichten von Angst, Verlust, Trauer und Hoffnung. Das große deutsch-französische Projekt „Menschen im Krieg 1914 – 1918 am Oberrhein“, für das das Generallandesarchiv Karlsruhe und die Archives Dépar- tementales du Haut-Rhin verantwortlich zeichneten, war von dem gleichen Blick auf die Vergangenheit gezeichnet. Im Rahmen der schon erwähnten Europäischen Kulturtage gab es ein deutsch- französisches Projekt zweier Künstler, die sich der Vergangenheit mit Blick auf Risse, Verstörendes und auch Berührendes näherten. So verteilten sie das Wasser, das einer Quelle entstammt, aus der vor hundert Jahren die Soldaten zweier feind- lich gegenüberliegender Schützengräben getrunken hatten. Mit anderen Worten: an den Ersten Weltkrieg wurde und wird erinnert, um die zerstörerische Sinnlosigkeit dieses Krieges zu zeigen und um daraus Kraft und Ermutigung zu schöpfen, ein friedliches Europa zu schaffen und zu erhalten. Dagegen führte die Erinnerung an den 75 Jahre zurückliegenden Beginn des Zweiten Weltkrieges – es wäre ja die Erinnerung an den deutschen Überfall auf Polen 1939 gewesen-, nur ein Schattendasein. Es gab kaum Veranstaltungen und Publikationen zu dem Thema, auch das Feuilleton verhielt sich auffallend ruhig. Doch das Symposium „Der Zweite Weltkrieg – Last oder Chance der Erinne- rung? Widerspruch gegen das Ehrenmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe“ stellte den Zweiten Weltkrieg ins Zentrum und bewies, dass die Erinnerung da- ran immer noch sehr viele Fragen aufwirft und die deutsche Gesellschaft immer noch dazu auffordert, eine politische Haltung zu entwickeln und öffentliche Dis- kussionen darüber zu führen, wie an was und an wen erinnert werden soll. Der öffentliche Raum als Ort der Inszenierung öffentlicher Erinnerung nimmt hier eine zentrale Funktion wahr: Es geht um Denkmäler für Soldaten. Gegenüber 1914 ist das Erinnerungsdatum 1939 als „Auftakt des Vernichtungs- krieges“ nicht nur schmerzhaft, sondern auch aufwühlend, denn die Erinnerung an 1939 zieht unausbleiblich die Fragen nach Tat, Tätern und Opfern, Schuld und Handlungsräumen nach sich, und es ist sehr schwer, ein gemeinsames euro- päisches oder auch weltweites Gedenken und Erinnern zu schaffen. Obwohl die historische Aufarbeitung der Geschehnisse und die Erinnerung an die durch die Nationalsozialisten und ihre Mitläufer verfolgten und ermordeten Menschen in Deutschland inzwischen verbreitet sind, steht unsere Gesellschaft immer wieder vor neuen, oft auch verwirrenden Herausforderungen. Gleichzeitig ist unbestreitbar, dass die bundesdeutsche Erinnerungskultur, wie sie in den let- zen 25 Jahren nach sehr konfliktreichen Kontroversen in der Geschichtswissen- schaft und in der Politik ausgebildet wurde, ein hohes Gut ist, das immer wieder gefestigt werden muss. Die Erinnerung an die Opfer des NS-Terrors sowie des Holocaust und an die verbrecherischen Seiten schuf eine gänzlich neue Form der Vergangenheitsbetrach- tung. Bis dahin war es nicht üblich, sich öffentlich an die eigene Geschichte als eine unrechte zu erinnern. Das Gedenken an frühere Kriege widmete sich den Siegen oder im Falle einer Niederlage den Opfern als Helden. Beides wirkte Iden- tität stiftend für die Konstitution der nationalen Einheit. Auch in Karlsruhe stehen einige solcher Mahnmale zum deutsch-französischen Krieg von 1870/71 oder zum Ersten Weltkrieg. So erinnerten z. B. die Leibdra- goner an ihre während des Ersten Weltkrieges gefallenen Kameraden und errich- teten ein sie ehrendes Denkmal, wie auch die anderen vier in Karlsruhe bzw. Dur- lach stationierten Regimenter. An diese Tradition anknüpfend wurde 1964 ein Gefallenenehrenmal der 35. Division beim Haydnplatz errichtet, das der Anlass für das hier dokumentierte Symposium ist. 1110 Es war der Gemeinderat, der im Jahr 2014 darauf aufmerksam machte, dass dieses Denkmal an einen Großverband der Wehrmacht erinnert, der die Verant- wortung für eines der großen Kriegsverbrechen im Vernichtungskrieg gegen die damalige Sowjetunion trug. Die 35. Infanterie-Division war im Zuge der Remi- litarisierung Deutschlands 1936 mit dem Standort in Karlsruhe aufgestellt wor- den, die einzelnen Regimenter waren auf verschiedene Garnisonsorte in Baden und in Württemberg verteilt worden. Schon bald nach der Gründung der Bun- desrepublik Deutschland bildeten Angehörige dieser früheren Wehrmachtsdivi- sion als eingetragenen Verein einen der vielen Kameradenverbände, wie sie in dem damaligen Klima des Verschweigens und Vergessenwollens der Verbrechen der Wehrmacht zahlreich entstanden. Zudem gab es die Berichte der so genannten „Erlebnisgeneration“, die besondere Bedeutung gewannen vor dem Hintergrund der damaligen Diskussion über die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Dementsprechend stieß die Forderung der ehemaligen Divisionsangehörigen nach einem Denkmal für die Gefallenen der 35. Infanterie-Division – nicht auf dem Friedhof, sondern an herausragender Stelle im öffentlichen Raum – 1964 bei der Stadtverwaltung auf Zustimmung und wurde mit Aufstellen des Gefallenen- ehrenmals beim Haydnplatz verwirklicht. Zeitgleich bemühte sich die Karlsruher Stadtverwaltung um die Wiederherstel- lung des Friedhofes des Lagers im südfranzösischen Gurs, auf dem viele badische und pfälzische Juden und Jüdinnen beerdigt sind, und begann sich intensiv mit dem Holocaust auseinanderzusetzen. Damals wollte man noch nichts davon wis- sen, dass die Wehrmacht an diesen Verbrechen beteiligt war. Das Karlsruher Denkmal für die 35. Infanterie-Division entspricht durchaus zahlreichen anderen Gefallenenehrenmalen in der Bundesrepublik für einzelne Wehrmachtseinheiten oder weiteren Kriegsfolgedenkmälern, die in den 1950er- und 60er-Jahren zahlreich errichtet wurden, meist mit lokalem Bezug zu Kriegs- gefangenschaft, Luftkriegstoten, Flucht und Vertreibung. In ihrer Formensprache und ihrem Inhalt sind sich diese Denkmale sehr ähnlich. Sie stehen für deutsche Kriegsgefangene, Flüchtlinge sowie Vertriebene, Trümmerfrauen oder für Deutsch- land insgesamt als Opfer und enthalten sich jeder Aussage über Ursachen und Schuld. Der Sprachgebrauch und die Sprachformel „Opfer von Krieg und Ge- waltherrschaft“ schloss im Zweifelsfall Soldaten, Luftkriegstote, Tote von Flucht und Vertreibung oder auch die Toten der SS mit ein. Denkmäler dieser Art soll- ten kein DENK MAL im Sinne von Nachfragen auslösen. Das Denkmal der 35. Division beim Haydnplatz ist damit Stein gewordener Umgang mit der NS-Geschichte der Wehrmacht, der einen herkömmlichen Sol- datenmythos pflegte. Darin erschien die Wehrmacht als „sauber“ und ehrbar ge- genüber der als einzigen zur verbrecherischen Organisation erklärten SS. Das Denkmal interpretiert die Kriegsführung der Wehrmacht im Allgemeinen und die der 35. Infanterie-Division im Besondern als Opfergang. Somit ist es ein Zeugnis für die Zeit seiner Entstehung und dadurch selbst Symbol einer inzwi- schen historischen Epoche: Die Entnazifizierung war nach Gründung der Bun- desrepublik Deutschland rasch zum Erliegen gekommen und selbst belastete Funk- tionseliten wurden wieder integriert. Die belasteten Generationen sind längst nicht mehr in verantwortlichen Stel- len, aber die Nachwirkungen und das Ausbleiben der seinerzeit nicht gewollten Auseinandersetzung beschäftigen uns noch heute. Hier sei nur verwiesen auf die vor wenigen Jahren erfolgte Aufarbeitung der NS-Geschichte des Auswärtigen Amtes oder auf die aktuelle Diskussion über die Geschichte des Verfassungsschutzes. In Karlsruhe kam die Forderung auf, das Denkmal der 35. Division zu besei- tigen. Der Gemeinderat und auch die Verwaltung stehen jedoch mehrheitlich auf dem Standpunkt, dass das inzwischen als Kulturdenkmal eingestufte Ehrenmal, obwohl es an eine an Kriegsverbrechen beteiligte Einheit erinnert, nicht entfernt werden kann und soll. Es ist Teil der Geschichte der Bundesrepublik Deutsch- land, über die wir uns immer wieder neu verständigen müssen. Anstelle einer einfachen Lösung in diesem jüngsten Karlsruher Denkmalsstreit haben wir uns für die Durchführung eines Symposiums entschieden, dessen Ergeb- nisse in diesem Band dokumentiert werden und die die Grundlage für die weiteren Diskussionen bilden. Es geht um die Verantwortung der 35. Division und darum, was dieses Denkmal für den Umgang mit der Erinnerungskultur bedeutet. Wel- che Entwicklung hat die Erinnerungskultur genommen, wo liegen die Kontro- versen heute, welche Tradition greift das Militär heute auf und welche nicht, wie nimmt das europäische Ausland die Gedenkkultur in Deutschland wahr? Über allen Überlegungen aber steht: Der lange gepflegte Gestus, alle bis auf wenige seien Opfer gewesen, taugt nicht für den Umgang mit dem Zweiten Welt- krieg. Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg eignen sich nicht als Anlässe für einen Diskurs über ein universelles Leiden. 1312 Programm des Symposiums am 6. November 2014 in der Erinnerungsstätte Ständehaus Der Zweite Weltkrieg – Last oder Chance der Erinnerung? Widerspruch gegen das Ehrenmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe 9 Uhr Begrüßung durch Dr. Susanne Asche 9:15 bis 9:45 Uhr Dr. René Rohrkamp, Ozarichi 1944 – Die Beteiligung der 35. Infanterie-Division an einem Kriegsverbrechen gegen Zivilisten 9:45 bis 10:30 Uhr Hannes Heer, Der Mythos von der „sauberen Wehrmacht“ – Das Ende einer Debatte und der Beginn einer neuen 10:30 bis 11 Uhr Aussprache und Diskussion 11:15 bis 11:45 Uhr Prof. Dr. Matthias Rogg, Totengedenken in der Bundeswehr – der lange Weg zum Ehrenmal 11:45 bis 12:15 Uhr Prof. Dr. William Niven, Erinnern in Deutschland an Nationalsozialismus und Krieg – ein Blick von außen 12:15 bis 12:45 Uhr Aussprache und Diskussion 1514 R ENÉ ROHR K A MP Ozarichi 19441 – Die Beteiligung der 35. Infanterie-Division an einem Kriegsverbrechen gegen Zivilisten „Ich spürte die Veränderung zuerst an einem seltsamen erregenden Geräusch, wel- ches ich nicht näher bestimmen konnte, bis ich in der Ferne das Lager entdeckte. Ein ununterbrochenes leises Wehklagen vieler Stimmen stieg daraus zum Him- mel auf. Und dann sah ich, wie man gerade vor mir die Leiche eines alten Man- nes abschleppte wie ein Stück Vieh. Man hatte einen Strick um sein Bein gebun- den. Eine Greisin lag tot am Wege mit frischer Schußwunde in der Stirn. Ein Posten der Feldgendarmerie belehrte mich weiter. Er wies auf ein paar Bündel im Dreck hin: Tote Kinder, über die er ein Kissen gelegt hatte. Frauen haben ihre Kinder, die sie nicht mehr tragen konnten, am Wege liegen lassen. Auch sie wur- den erschossen, wie überhaupt alles ‚umgelegt‘ wird, was wegen Krankheit, Alter und Schwäche nicht mehr weiter kann.“ 2 Was Josef Perau, Divisionspfarrer der 129. Infanterie-Division, hier nach dem Krieg in seinen Memoiren beschreibt, sind Eindrücke, die er gesammelt hat, als er am so genannten Endlager Süd bei Dert vorbeikam. Das „Endlager Süd“ war ein mit Stacheldraht und einigen Wachtürmen umgebenes Waldgebiet, das von der 35. Infanterie-Division im März 1944 gebaut und u. a. auch von ihren Solda- ten bewacht wurde. In diesem Lager mussten Alte, Kranke, Frauen und Kinder mehrere Tage un- ter freiem Himmel campieren, nachdem sie bereits vorher unter menschenunwür- digen Bedingungen in Eisenbahnwaggons deportiert worden waren und größten- teils vom Ausladebahnhof im 35 Kilometer entfernten Rudobelka in dieses so genannte Endlager marschieren mussten. Das Lager diente dazu, diese im Wehrmachtjargon als „unnütze Esser“ bezeich- neten Menschen bei der Rücknahme der Hauptkampflinie der 35. Infanterie-Di- vision im Niemandsland zwischen den Fronten zurückzulassen. Das Endlager Süd war neben zwei weiteren, von einer anderen Division dieses Frontabschnitts unterhaltenen Endlagern entstanden. Insgesamt wurden auf diese 14 bis 14:30 Uhr Prof. Dr. Sylvia Schraut, Der schwierige Umgang mit dem kommunalen Gedenken an die Kriegstoten 14:30 bis 15 Uhr Jürgen Schuhladen-Krämer, Das Denkmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe – Einfluss und Legendenbildung „alter Kameraden“ 15 bis 15:30 Uhr Aussprache und Diskussion 15:45 bis 16:15 Uhr Dr. Ute Fahrbach-Dreher, Vom Umgang mit „schwierigen Denkmälern“ – abräumen oder damit leben? 16:15 bis 16:45 Uhr Jens Rüggeberg, Tübingen: Streit um ein Denkmal – Positionierung und Verlauf eines Streits um das Gedenken 16:45 bis 17:15 Uhr Aussprache und Diskussion 18 bis 19:30 Uhr Podiumsdiskussion „Kriegsdenkmäler nach 1945 – aufräumen?“ Mit Dr. Ute Fahrbach-Dreher, Hannes Heer, Prof. Dr. Bill Niven, Dr. René Rohrkamp, Jens Rüggeberg, Prof. Dr. Sylvia Schraut. Moderation Dr. Susanne Asche 1716 mee die wehr- und arbeitstaugliche Bevölkerung zu entziehen, um sie der Ausbeu- tung durch Wehrmacht und Reich zuzuführen, wo die Nachfrage nach Arbeits- kräften seit der Niederlage von Stalingrad und der Ausrufung des „totalen Krieges“ stetig zunahm.3 Zugleich wurde die Masse der Deportierten zu einer immer grö- ßeren Belastung für Militärverwaltung und kämpfende Truppe. „Durch die Rückführung von Einheimischen im Verlauf der Abwehrkämpfe westlich der Pantherstellung und die Räumung der 5-km-Zone war eine immer größere Verdichtung der Bevölkerung im rückwärtigen Gefechtsgebiet eingetre- ten. Die Entstehung von Fleckfieber-Seuchenherden und die Notwendigkeit, über- bevölkerten Ortschaften bereits Lebensmittel zuführen zu müssen, um die Ernäh- rung der Einwohner sicherzustellen, forderten dringend den Abschub eines Teils dieser Bevölkerung, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende Räumung der 20-km-Zone.“ 4 Weise zwischen 40.000 und 50.000 Zivilisten aus dem gesamten Gebiet der 9. Armee abgeschoben. Mit ihrem Vor- gehen verstieß die 9. Armee gegen die Haager Landkriegsordnung und beging folglich Kriegsverbrechen. Es handelte sich um eine geplante und koordinierte Aktion, die Federführung lag beim Quartiermeister der 9. Armee, der die Beteiligung der zur 9. Armee ge- hörigen Armeekorps und Divisionen steuerte. Eine dieser Divisionen war im März 1944 die 35. Infanterie-Division. Wie kam es nun zur Beteiligung von Soldaten der 35. Infanterie-Division an diesen kriegsrechtwidrigen Handlungen? Die Lage der 9. Armee im März 1944: Rückzugsbewegungen und Zivilbevölkerung Seit dem Scheitern der deutschen Offensive bei Kursk im Sommer 1943 war die Heeresgruppe Mitte und mit ihr die 9. Armee auf dem Rückzug. Anfang März 1944 verliefen die Stellungen der 9. Armee in einem weiten Halbkreis mit einem Radius von fast 70 Kilometern östlich der Stadt Bobruisk. Auf dem südlichen Flügel hielt das LVI. Panzerkorps, zu dem die 35. Infanterie-Division gehörte, die Gegend um Ozarichi (auch Osaritschi genannt) besetzt. Die Zivilbevölkerung im Bereich der 9. Armee Auf dem Rückzug hatte die Heeresgruppe Mitte das Konzept der „Verbrannten Erde“ umgesetzt und die Infrastruktur und Produktionsmittel der aufgegebenen Gebiete zerstört. Neben Ausplünderung und Verwüstung war die Deportation der Zivilbevölkerung „integraler Bestandteil des Konzepts“. Es galt, der Roten Ar- So genannte Absetzzone mit eingezeichneten Transportwegen im Bereich des LXI. Panzer- korps (aus dem „Erfahrungsbericht über den Abschub nichtarbeitsfähiger Zivilisten zum Feind“, verfasst von der Oberquartiermeister- abteilung der 9. Armee am 28.3.1944. (Quelle: BArch RH 20-9/197) Korps und Divisionen der 9. Armee im März 1944. (Quelle: Tessin, Georg: Verbände und Truppen der deutschen Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg, 16 Bände, Osnabrück 1977 – 1997, Band 3.) 1918 Beim Rückzug im Herbst 1943 führte die Heeresgruppe Mitte insgesamt 535.000 Zivilisten aus den östlichen Gebieten mit nach Weißrussland. Diese Menschen- masse stellte die Militärverwaltung vor erhebliche Probleme. Gefechtsgebiete und rückwärtige Divisions- und Armeegebiete waren derart übervölkert, dass die Trup- pen in den überbelegten Ortschaften keine geeigneten Unterkünfte mehr fanden. Die Divisionen lösten das Problem, indem sie Tausende Zivilisten in das rück- wärtige Armee- und Heeresgebiet abschoben, wie sie es aus den Tagen des Vor- marsches 1941/42 gewohnt waren.5 „Da die Heeresgruppe sich außerstande erklärte, Aufnahmegebiete für die da- bei zu evakuierenden 27.000 Zivilisten zur Verfügung zu stellen und darüber hi- naus jede Evakuierungsbewegung überhaupt verbot, entschloß sich das [Armee- Ober-Kommando], die nicht arbeitsfähigen Zivilisten (Seuchenkranke, Krüppel, Greise, Mütter mit mehr als 2 Kindern unter 10 Jahren und andere Arbeitsunfä- hige) zum Feind abzuschieben. Gelegenheit hierzu bot eine beim LVI. [Panzer- Korps] beabsichtigte Frontbegradigung. In kleinerem Maßstab war eine ähnliche Aktion bereits bei der Räumung von Rogatschew durch Zurücklassung von 1.250 Fleckfieberkranken durchgeführt worden.“ 6 Das führte aber nun zu immer größeren Konflikten mit den rückwärtigen Dienststellen: Die Auffanglager im rückwärtigen Bereich waren schon seit Herbst 1943 völlig überfüllt. Im Dezember 1943 wurde daher ein offizieller Aufnahme- stopp verhängt. Angesichts der eskalierenden Lage erließ die 9. Armee am 18. Februar 1944 „Grundlegende Bestimmungen über Evakuierung“ 7, die den Umgang mit der Zi- vilbevölkerung und die Ausbeutung ihrer Arbeitskraft zu regeln versuchten und den ihnen unterstellten Einheiten eigenmächtige Evakuierungen verboten. Da nur die Arbeitsfähigen einen praktischen Wert für die Einheiten hatten, fielen alle anderen Menschen dem militärischen Apparat immer mehr zur Last. Sie verbrauchten knappe Ressourcen ohne einen Gegenwert zu erbringen, so die Perspektive der Wehrmacht.8 Auch dieser Problematik nahmen sich die bereits erwähnten „Grundlegenden Bestimmungen zur Evakuierung“ an. Sie definierten verschiedene Evakuierungs- szenarien, darunter auch die „Evakuierung bei beabsichtigter Absetzbewegung und Aufgabe von Gebietsteilen“: Vor einer planmäßigen Aufgabe von Gebiet wa- ren die Arbeits- und Wehrfähigen weiterhin durch Deportation mitzuführen, „unnütze Esser“ sollten dagegen von nun an zurückgelassen werden. Hierzu zähl- ten „Invaliden und Krüppel, ansteckende Kranke, Arbeitsunfähige (Greise, Kin- der, Frauen mit mehreren Kleinkindern)“; Ausnahmen galten für Kollaborateure und deren Angehörige.9 Ein Teil der arbeits- und wehrfähigen Zivilisten wurde seit 1943 so genannten Zivilarbeitsdienstabteilungen (ZADA) zugeteilt. Auch die 35. Infranterie-Division Dislozierung der 9. Armee im März 1944. (Quelle: Mehner, Kurt (Hrsg.): Die Geheimen Tagesberichte der deutschen Wehrmachtführung 1939 – 1945. Die gegenseitige Lageunterrichtung der Wehrmacht-, Heeres- und Luftwaffenführung über alle Haupt- und Nebenkriegsschauplätze, 12 Bände, Osnabrück 1984 – 1995, Band 10.) 2120 liche Flussufer des Drut zurück. Unmittelbar vor der Räumung des Brückenkopfs ließ die 9. Armee 1.250 Typhuskranke aus Shlobin nach Rogatschew deportieren, wo man sie mit den ortsansässigen „unnützen Essern“ bei der Räumung des Brü- ckenkopfs einfach zurückließ. Die Armee hatte die Deportation durch Bereitstel- lung von 200 Tonnen Transportraum unterstützt. Die durch sorgfältige Planung und Allokation von Ressourcen vorbereitete De- portation von Zivilisten zum Feind hatte in Rogatschew Eingang in das Hand- lungsrepertoire der Oberquartiermeisterabteilung der 9. Armee gefunden. Diese Aktion war die Blaupause für die Deportationen von Ozarichi ca. zwei Wochen später.13 Die 35. Infanterie-Division bei Ozarichi im März 1944 Bereits seit Februar 1944 bemühte sich das LVI. Panzerkorps mit Unterstützung des Oberkommandos der 9. Armee bei der Heeresgruppe Mitte um die Erlaubnis, die Front der 35. Infanterie-Division westlich der Ortschaft Ozarichi auf eine günstigere Verteidigungslinie zurücknehmen zu dürfen. Dort hatte die Hauptkampflinie einen Frontvorsprung herausgebildet, der durch Flankenangriffe besonders gefährdet war. Die Frontbegradigung wurde Anfang März genehmigt und sollte am 16./17. März durchgeführt werden. Die Stäbe des LVI. Panzerkorps sowie der 35. und 110. Infanterie-Division planten gemäß den „Grundlegenden Bestimmungen über Evakuierung“, nicht arbeitsfähige Zivilisten aus ihrem rückwärtigen Gefechtsgebiet zur Roten Armee abzuschieben. Der 2. Quartiermeister (Qu.2) des LVI. Panzerkorps holte am 8. März Informationen über die Zahl der arbeitsunfähigen Zivilisten ein, „die für einen dringenden Abschub festgelegt werden kann“.14 Der Stab der 9. Armee wollte die Gelegenheit nutzen, um im Zuge der geplan- ten Frontbegradigung bei der 35. Infanterie-Division eine umfassende Deporta- tion durchzuführen. Die Feindlage und die logistischen Voraussetzungen – güns- tig gelegene Bahnstrecken, ruhige Feindlage – wurden als gut bewertet. Die Armee beschränkte sich diesmal nicht wie in Rogatschew auf eine räum- lich und zahlenmäßig begrenzte Operation. Vielmehr fasste sie den Entschluss, alle nicht arbeitsfähigen Zivilisten ihres gesamten, rund 500 Quadratkilometer großen Operationsgebietes feindwärts abzuschieben: eine beispiellose Maßnahme. hatte ein solches Arbeitsbataillon mit Zwangsarbeitern aufgestellt.10 Die Zwangs- arbeiter lebten getrennt von ihren Familien und waren kaserniert untergebracht. Auf diese Weise waren sie auch bei Rückzügen mobiler und besser verfügbar. Sie verrichteten in der Regel sehr schwere Arbeiten wie Stellungsbau und Holzfällar- beiten, Straßen- und Brückenbau.11 Mit der Herauslösung der Arbeitsfähigen aus den familiären Strukturen lösten sich auch die sozialen Bindungen auf. Die Restfamilien bestanden fast ausschließ- lich aus weitgehend hilflosen Menschen. Sie blieben den erschwerten Bedingun- gen in Frontnähe mit Artilleriebeschuss, fehlender Hygiene und Seuchen ausge- setzt und waren nun auf die Versorgung durch die Wehrmacht angewiesen. Die 9. Armee sah sie zunehmend als Belastung.12 Ende Februar 1944: Blaupause Rogatschew Aus dieser Situation heraus war es nur ein kleiner Schritt hin zu einer aktiven Ab- schiebung der „unnützen Esser“. Ende Februar 1944 wurde erstmals eine Rück- zugsbewegung im Bereich der 9. Armee zur Abschiebung von Arbeitsunfähigen genutzt. Das LV. Armeekorps hob seinen Brückenkopf bei Rogatschew, der starken An- griffen der Roten Armee ausgesetzt war, planmäßig auf und zog sich auf das west- Anlage zum „Erfahrungsbericht über den Abschub nichtarbeitsfähiger Zivilisten zum Feind“ mit vom Autor hervorgehobenen zentralen Orten und dem Standort der 35. Infanterie-Division, verfasst von der Ober- quartiermeisterabteilung der 9. Armee am 28.3.1944. (Quelle: BArch RH 20-9/197) 2322 Die 9. Armee begründete die Abschiebungen bei Ozarichi in ihrem Erfahrungs- bericht rückblickend damit, dass „eine immer größere Verdichtung der Bevölke- rung im rückwärtigen Armeegebiet eingetreten [war].“ 15 Die Seuchengefahr sollte reduziert, die angespannte Situation im übervölkerten rückwärtigen Gefechts- und Armeegebiet durch Abschiebung nicht arbeitsfähiger Zivilisten verbessert werden. Wie war die 35. Infanterie-Division an den Deportationen von Ozarichi beteiligt? Die Befehlsausgabe am 9. März ist bestens dokumentiert.16 An diesem Tag hatten der Generalstabschef der 9. Armee, Generalmajor Helmut Staedtke, und ihr Ober- quartiermeister, Oberst Werner Bodenstein, u. a. die Quartiermeister der Gene- ralkommandos und der Divisionen (Ib) sowie den Führer des SD17-Sonderkom- mandos 7a, Sturmbannführer Helmuth Loos, zu einer Besprechung geladen. Auch der Quartiermeister der 35. Infanterie-Division war anwesend. Der Quartiermeister des LVI. Panzerkorps dokumentierte die Besprechung in sein Kriegstagebuch wie folgt: „Bei [Oberquartiermeister]18 Besprechung aller Quartiermeister und Ib [=Quar- tiermeister der Divisionen] der Armee über die Absicht, im Zuge einer Frontver- kürzung im Bereich des LVI. [Panzerkorps] rund 20.000 Zivilpersonen aus dem Bereich der Armee feindwärts abzuschieben. (Befehl hierzu [Oberbefehlshaber] der 9. Armee Nr. 223/44 [geheime Kommandosache vom] 9.3.44 wird auf Befehl der Armee am 18.3.44 vernichtet). Hierbei sind in erster Linie Seuchenkranke, Krüppel, Greise und Frauen mit mehr als 2 Kindern unter 10 Jahren, sowie sonstige Arbeitsunfähige zu erfassen. Die Aktion ist schlagartig am 12.3.44 um 4.00 Uhr auszulösen [...]“ 19 Alle Teilnehmer der Besprechung wurden darüber informiert, dass im Zuge der bevorstehenden Frontrücknahme bei der 35. Infanterie-Division die arbeits- unfähigen Zivilisten aus dem gesamten Operationsgebiet der 9. Armee zur Roten Armee abzuschieben sind. Die Detailplanung zur Erfüllung ihrer Aufgaben war von den Quartiermeis- tern der Generalkommandos, den Ib der Divisionen und dem Führungsstab des Sonderkommandos 7a selbstständig auszuarbeiten.20 Die Aufträge für die 35. Infanterie-Division lauteten:21 – Bau von End- und Zwischenlagern, – Abstellung von Offizieren und Mannschaften zur Durchführung des Trans- ports von Rudobelka nach Dert und – Mitbewachung des Endlagers.22 Am 11. März kam es auf dem Ia-Gefechtsstand der 35. Infanterie-Division zu ei- ner Besprechung, an der der Kommandierende General des LVI. Panzerkorps, General der Infanterie Friedrich Hoßbach, der Kommandeur der 35. Infanterie- Division, Generalleutnant Johann-Georg Richert, sowie der Quartiermeister des LVI. Panzerkorps und der Führer des Sonderkommandos 7a, Sturmbannführer Helmuth Looss, teilnahmen.23 Sie wollten sich abstimmen, um den Verlauf der Deportationen mit den taktischen Erfordernissen der bevorstehenden Frontrück- nahme in Einklang zu bringen. Gesprächsgegenstand waren auch Zweckmäßig- keit, Anlage und Tarnung der Lager. Als Termin für die Frontrücknahme legte Hoßbach die Nacht vom 16. auf den 17. März fest. Offiziere der 35. Infanterie-Division waren also bereits bei der Planung der Deportationen von Ozarichi beteiligt. Sie sind Planungstäter. Viele Soldaten der Division wurden bei der Durchführung der verschiedenen Aufgaben, die der 35. Infanterie-Divisionen übertragen worden waren, zu Handlungstätern. Anlage zum „Erfahrungsbericht über den Abschub nichtarbeitsfähiger Zivilisten zum Feind“ mit hervorgehobenen Ein- und Auslade- bahnhöfen, verfasst von der Oberquartier- meisterabteilung der 9. Armee am 28.3.1944, mit Hervorhebungen des Autors. (Quelle: BArch RH 20-9/197) 2524 Die 35. Infanterie-Division baute das so genannte Endlager Süd westlich der Straße von Ozarichi nach Derbin.24 Mit einer Kapazität für 12.000 Menschen war es das größte des gesamten Lagerkomplexes. Zusätzlich baute die Division zwei Zwischenlager an der Straße von Rudobelka zum Endlager.25 Generalleutnant Richert, der Kommandeur der 35. Infanterie-Division, wusste, dass seine Division vom Quartiermeister des LVI. Panzerkorps den Auftrag zum Bau eines Lagers für 12.000 Menschen erhalten hatte. An der bereits erwähnten Besprechung vom 11. März auf dem Ia-Gefechtsstand seiner Division, die über die Anlage der Lager beriet, hatte er persönlich teilgenommen. Er muss spätestens in diesem Gespräch über das Ausmaß der Deportationen ins Bild gesetzt worden sein, waren sie doch anberaumt worden, um die Anlage der Lager mit den takti- schen Erfordernissen der Frontrücknahme abzustimmen.26 Erst nach dieser Besprechung wurde mit dem Aufbau der verschiedenen Lager begonnen. Der schnelle Aufbau des Lagerkomplexes wirft ein bezeichnendes Licht auf den Charakter der Lager. „Abgesehen von Wachtürmen an den Endlagern gab es keine Bauten. Die La- ger waren sumpfige, mit Stacheldraht abgezäunte Areale, die keine Zuflucht vor den extremen Witterungsbedingungen boten. Hier warteten weder Gebäude noch Baracken, weder Hütten noch Zelte, weder Betten noch Decken auf die Ankömm- linge. Es gab nichts. Nur Menschen.“ 27 Bilanz eines Kriegsverbrechens Während und nach den Deportationen von Ozarichi starben ca. 9.000 der ca. 45.000 deportierten Menschen. Zur Verantwortung gezogen wurde kaum einer der hauptverantwortlich Handelnden. Allerdings wurde Johann Georg Richert, Kommandeur der 35. Infanterie-Division und am Kriegsende 1945 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten, am 16. Januar 1946 im so genannten Minsker Pro- zess durch die Außerordentliche Staatliche Kommission zum Tode verurteilt und zwei Wochen später, am 30. Januar 1946, hingerichtet.28 Dieses Urteil traf damit eine der Personen, die Ozarichi erst ermöglicht hatten. Die Deportationen von Ozarichi ließen sich nur durchführen, weil in einer hier- archischen Struktur wie der Wehrmacht eine Vielzahl von Akteuren in einen sehr arbeitsteilig organisierten Deportationsprozess integriert werden konnte. Beteiligt waren zahlreiche Wehrmachtssoldaten der mittleren und niederen Dienstränge, die im Gesamtrahmen dieser Operation Aufträge ausführten, die ihnen durchaus auch unverdächtig erscheinen konnten, weil sie solche Aufgaben durch praktische Erfahrung oder eigene Anschauung bestens kannten. Zivilisten aus Häusern he- rauszuholen, auf Lastwagen zu verladen und im rückwärtigen Bereich an eine an- dere Dienstelle abzugeben, das waren Tätigkeiten, die ihnen seit Beginn des Ost- feldzuges vertraut waren. Es ist daher im allgemeinen nicht anzunehmen, dass den Erfassungskommandos in den nördlichen Korpsgebieten bewusst war, dass sie sich gerade an einem Kriegsverbrechen neuer Dimension beteiligten. Selbst für viele Zivilisten war das, was sich während der ersten Phase der Ope- ration ereignete, eine gewohnte Erfahrung, waren sie doch auf den Rückzügen der Wehrmacht bereits mehrfach verschleppt worden. Dass sie zum Feind abge- schoben werden sollten, dürfte vielen an den Deportationen beteiligten deutschen Truppenteilen und den betroffenen Zivilisten jedoch zunächst nicht klar gewesen sein. Die Zerlegung der Operation in kleinste Einzelteile trug letztlich zur Ver- schleierung ihres wahren Charakters bei.29 Die hervorgehobene Beteiligung der Einheiten des LVI. Panzerkorps, insbe- sondere der rückwärtigen Einheiten der 110. und 35. Infanterie-Division, lag an der besonderen Frontsituation: Dies war der Korpsbereich, in den die Deportier- ten verschleppt werden mussten, um die Frontverkürzung für ihre Abschiebung in Richtung Rote Armee zu nutzen. Sie waren an allen Teilaufgaben, die bei der Durchführung der Deportationen erledigt werden mussten, unmittelbar beteiligt: Sie bewachten Lager, halfen beim Ausladen der Züge in Rudobelka und unter- stützten das Sonderkommando 7a bei der Durchführung der Gewaltmärsche. Für die 9. Armee waren die Deportationen von Ozarichi eine vielversprechende Modelloperation. Die 9. Armee resümierte im Nachgang in ihrem Erfahrungs- bericht: „Die Erfassungsaktion hat für das gesamte Gefechtsgebiet eine wesentliche Er- leichterung gebracht. Die Wohngebiete wurden erheblich aufgelockert und für Truppen Unterkünfte frei. Für nutzlose Esser wird keine Verpflegung mehr ver- braucht. Durch Abschieben der Seuchenkranken wurden die Infektionsherde be- deutend verringert.“ 30 2726 Anmerkungen 1 Eine detaillierte Untersuchung anhand der verfügbaren Quellen hat eine unveröffentlichte Magisterarbeit vorgelegt, die am Historischen Institut der RWTH Aachen entstanden ist: Ingo Deloie, „Nutzlose Esser – Die Deportation russischer Zivilisten durch die Wehrmacht bei Osaritschi im März 1944, Magisterar- beit RWTH Aachen, vorgelegt am 28. Januar 2013. Zu den Deportationen bei Ozarichi ist auch zwischen 2004 und 2006 unter der Leitung von PD Dr. Christoph Rass am Lehr- und Forschungsgebiet Wirt- schafts- und Sozialgeschichte der RWTH Aachen ein Dokumentarfilm entstanden: „Ozarichi 1944 – Spu- ren eines Kriegsverbrechens“. Der Film ist unveröffentlicht. 2 Josef Perau, Priester im Heere Hitlers. Erinnerungen 1940 – 1945, Essen 1962, S. 160. 3 Vgl. Deloie, Nutzlose Esser, S. 24 sowie Christian Streit, Sowjetische Kriegsgefangene – Massendeporta- tionen – Zwangsarbeiter, in: Wolfgang Michalka, Der Zweite Weltkrieg. Analysen, Grundzüge, For- schungsbilanz, München 1989, S. 747-760. 4 Oberquartiermeisterabteilung der 9. Armee, Erfahrungsbericht über den Abschub nichtarbeitsfähiger Zi- vilisten zum Feind am 28.3.1944; BArch RH 20-9/197. Das von den Divisionen besetzte Gefechtsgebiet war nochmals eingeteilt in die eigentliche Kampfzone (5-km-Zone), wo sich die Stellungen der Truppe befanden und der militärische Schlagabtausch stattfand, und in das etwa 15–25 Kilometer tiefe rückwär- tige Divisionsgebiet (20-km-Zone), wo sich die Ruhebereiche und Quartiere der Fronttruppen befanden. Vgl. Christoph Rass, Verbrecherische Kriegführung an der Front. Eine Infanterie-Division und ihre Sol- daten, in: Christian Hartmann (Hrsg.), Verbrechen der Wehrmacht. Bilanz einer Debatte, München 2005, S. 80-90, hier S. 83. Die Begriffe beziehen sich auf die damals geltenden Dienstvorschriften. Sie sind nicht wörtlich zu verstehen, in der Realität konnte die tatsächliche Ausdehnung dieser Zonen durchaus variie- ren. 5 Vgl. Deloie, Nutzlose Esser, S. 25. 6 Oberquartiermeisterabteilung der 9. Armee, Erfahrungsbericht über den Abschub nichtarbeitsfähiger Zi- vilisten zum Feind am 28.3.1944; BArch RH 20-9/197. 7 Vgl. AOK 9, Oberquartiermeister/Quartiermeister (Qu) 2, Nr. 4007/44, Zusammenfassung der grund- legenden Bestimmungen über Evakuierung/Erfassung von Arbeitskräften/Einsatz von Arbeitskräften, 18.2.1944, National Archives Records Administration (NARA) T-314, Film 1441, Bl. 1f. Der Quartier- meister 2 war eine Unterabteilung beim Oberquartiermeister einer Armee und zuständig für Sicherungs- und Ordnungsdienste, vollziehende Gewalt und Kriegsgefangenenwesen. 8 Vgl. Deloie, Natzloge Esser, S. 27. 9 Vgl. Armeeoberkommando (AOK) 9, Oberquartiermeister/Qu2, Nr. 4007/44, Zusammenfassung der grundlegenden Bestimmungen über Evakuierung / Erfassung von Arbeitskräften / Einsatz von Arbeits- kräften, 18.2.1944; NARA T-314, Film 1441, Bl. 1f. 10 Schreiben der 35. Infanterie-Division vom 8.2.1944 an das LVI. Panzerkorps wegen der Aufstellung der Zivi larbeitsdienstabteilung (ZADA) 35, vgl. 35. Infanterie-Division, Ia, 319/44 geheim, Aufstellung von ZADA, 8.2.1944, NARA T-314 Film 1441. Die Gliederung und Stärke ergibt sich auch aus dem o. a. Schreiben: Rahmenpersonal 35. ID: ein Offizier, 20 Unteroffiziere, 51 Mannschaften und 102 Hilfswillige. Dazu kamen sechs Kompanien aus 98 bis 144 Männern und Frauen, die von jeweils zwei Unteroffizieren geführt wurden. Zwei Kompanien bestanden aus je 51 Männern, außerdem gab es eine Stabskompanie. Ohne Rahmenpersonal betrug die Gesamtstärke 569 Männer und 184 Frauen. 11 Vgl. Deloie, Nutzlose Esser, S. 34f. 12 Vgl. ebd., S. 28. 13 Vgl. zum Voranstehenden ebd., S. 29f. 14 Vgl. LVI. Armeekorps, Quartiermeister, Kriegstagebuch, 10. – 17.3.1944; NARA, T-314, Film 1438, Ein- trag vom 8.3.1944. Die Quartiermeister der Divisionen meldeten insg. 4.500 Personen, die Hälfte der nicht arbeitsfähigen Zivilbevölkerung. 15 AOK 9, Oberquartiermeister/Qu.2, Nr. 2685/44 geheim, Erfahrungsbericht der 9. Armee über den Ab- schub nichtarbeitsfähiger Zivilisten, 28.03.1944, BArch RH 20-9/197. 16 Vgl. LVI. Panzerkorps, Quartiermeister, Kriegstagebuch, 10. – 17.3.1944, NARA, T-314, Film 1438, Ein- trag vom 9.3.1944. 17 Gemeint ist der Sicherheitsdienst der Schutzstaffel (SS). 18 In den eckigen Klammern wurden zur besseren Verständlichkeit Abkürzungen in der Quelle aufgelöst bzw. erklärt. 19 LVI. Panzerkorps, Quartiermeister, Kriegstagebuch, 10. – 17.3.1944, NARA, T-314, Film 1438, Eintrag vom 9.3.1944. 20 Vgl. AOK 9, Oberquartiermeister/Qu.2, Nr. 2685/44 geheim, Erfahrungsbericht der 9. Armee über den Abschub nichtarbeitsfähiger Zivilisten, 28.3.1944, BArch RH 20-9/197, Bl 2. 21 Vgl. LVI. Panzerkorps, Quartiermeister, Kriegstagebuch, 10. – 17.3.1944, NARA, T-314, Film 1438, Ein- trag vom 9.3.1944. 22 Zur Bewachung der Lager wurden der Division am 10. März 1944 fünf Finnenzelte (Aufnahmekapazität: je 16 Mann) ausgehändigt; vgl. ebd., Eintrag vom 10.3.1944. 23 Vgl. LVI. Panzerkorps, Quartiermeister, Kriegstagebuch, 10. – 17.3.1944, NARA, T-314, Film 1438, Ein- trag vom 11.3.1944. 24 Siehe Abbildung „Dislozierung der 9. Armee im März 1944“, S. 18. 25 Vgl. Deloie, Nutzlose Esser, S. 54f. 26 Vgl. ebd., S. 58. 27 Ebd., S. 59. 28 Genaue Zahlen lassen sich nur schwer feststellen, doch lassen die Zahlen aus den deutschen und sowjeti- schen Quellen eine Annäherung an die hier genannten Zahlen zu; vgl. auch Deloie, Nutzlose Esser, S. 79f. 29 Vgl. ebd., S. 81f. 30 AOK 9, Oberquartiermeister/Qu.2, Nr. 2685/44 geheim, Erfahrungsbericht der 9. Armee über den Ab- schub nichtarbeitsfähiger Zivilisten, 28.03.1944, BArch RH 20-9/197, Bl. 5. 2928 H A N NE S HEER Der Mythos von „der sauberen Wehrmacht“. Das Ende einer Debatte und der Beginn einer neuen Mitte Oktober 1944, während Einheiten der 1. US-Armee die erste deutsche Großstadt, Aachen, eingeschlossen hatten, begann der amerikanische Offizier Saul K. Padover mit einigen Mitarbeitern, im Auftrag der Abteilung für psycholo- gische Kriegsführung in den befreiten Ortschaften der Umgebung, die Bevölke- rung zu interviewen, um Informationen über Einstellungen und Erwartungen der Deutschen für die künftige Militärregierung zu gewinnen. Aber sein Ergebnis war deprimierend. „Seit zwei Monaten sind wir hier zugange“, notierte er, „wir haben mit vielen Menschen gesprochen, wir haben jede Menge Fragen gestellt, und wir haben keinen einzigen Nazi gefunden. [...] Alle Leute sind gegen Hitler. Sie sind schon immer gegen Hitler gewesen. Was heißt das? Es heißt, daß Hitler die Sache ganz allein, ohne Hilfe und Unterstützung irgendeines Deutschen durchgezogen hat. Er hat den Krieg angefangen, er hat ganz Europa erobert, den größten Teil Rußlands überrannt, fünf Millionen Juden ermordet, sechs bis acht Millionen Polen und Russen in den Hungertod getrieben, vierhundert Konzentrationslager errichtet, die größte Armee in Europa aufgebaut und dafür gesorgt, daß die Züge pünktlich fahren. Wer das ganz alleine schaffen will, muß schon ziemlich gut sein. Ich kenne nur zwei Menschen in der ganzen Welt, die so etwas können. Der an- dere ist Superman.“ 1 Nachdem Padover auch im mittlerweile befreiten Aachen zahlreiche Interviews geführt hatte, zog er Ende November Bilanz: „Psychologisch gesehen wollen sich die Deutschen Strafe und moralischer Verantwortung entzie- hen, indem sie der Welt einen Schuldigen präsentieren, den sie noch vor kurzer Zeit als Halbgott angehimmelt haben.“ 2 Dieser Reflex zur Verleugnung, den Pa- dover noch zu Lebzeiten Hitlers in seiner Aachener Mikroanalyse festgehalten hatte, wurde zur Strategie aller Deutschen, als das Dritte Reich mitsamt seinem Führer untergegangen war. 3130 1. Die deutsche Schuld Die deutsche Erinnerungskultur ist auf den Holocaust und die 6 Millionen er- mordeter europäischer Juden fixiert. Vergessen werden noch immer die Opfer des anderen Völkermordes – den an den slawischen Völkern: Diesem fielen mindes- tens 27 Millionen Menschen der Sowjetunion, darunter 2 Millionen Juden, 6 Millionen Polen, die Hälfte davon Juden, 2 Millionen Jugoslawen und 360.000 Tschechoslowaken zum Opfer. 1,5 Millionen Menschen haben durch Krieg und Besatzung im übrigen Europa ihr Leben verloren.3 Rechnet man dazu die 1,5 Mil- lionen deportierter Juden aus Großdeutschland, West- und Südeuropa, eine halbe Million Sinti und Roma und 250.000 „Euthanasie“-Opfer, kommt man auf ins- gesamt ca. 40 Millionen schuldlos Getöteter. Die maximal 1 Million Angehörigen von Polizei- und SS-Einheiten samt Kollaborateuren können Verbrechen dieser Größenordnung nicht alleine begangen haben. Die Hauptverantwortung müssen andere Formationen mit anders dimensionierten Kräften getragen haben – die 19 Millionen Soldaten der Wehrmacht, die 8 Millionen Mitglieder der NSDAP, Mil- lionen Angehörige von Staatsbehörden und Privatunternehmen. Das Kriegsziel der „bedingungslosen Kapitulation“ wie die nach dem Sieg ge- planten Militärregierungen verraten die Einschätzung der angloamerikanischen Alliierten, dass es in Deutschland keine gesellschaftlichen Gruppen gab, mit denen man einen Neuanfang wagen konnte. Aufgrund der Berichte über den Massen- mord in den Vernichtungslagern und den besetzten Ländern ging man von Mil- lionen deutscher Täter aus: Das britische Kabinett konstatierte im Januar 1943, dass es nicht mehr möglich sei, „eine vollständige Unterscheidung zwischen dem Hitlerstaat und dem deutschen Volk aufrechtzuerhalten“ 4 und US-Präsident Roo- sevelt forderte im Sommer 1944 seine Minister auf, den Deutschen klarzumachen, „daß die gesamte Nation in eine gesetzlose Verschwörung gegen den Anstand der modernen Zivilisation verwickelt“ gewesen sei.5 Entsprechend stand auf den Pla- katen, die nach der Befreiung der KZ im April 1945 in den westlichen Besatzungs- zonen angebracht wurden, unter den monströsen Fotos von Leichenbergen der Satz: „Diese Schandtaten: Eure Schuld“. Und darunter kleingedruckt: „Ihr habt ruhig zugesehen und es stillschweigend erduldet!“ 6 Die Politik der drei Militär- regierungen folgte dieser Linie, wie die Internierung Hunderttausender von Tatver- dächtigen, die versuchte millionenfache Entnazifizierung und der Nürnberger Prozess mit seinen zwölf Nachfolgeprozessen demonstrierten. Schon 1946 lagen zwei Abhandlungen vor, die aus unterschiedlichen Perspek- tiven diese deutsche Schuld kategorial zu erfassen versuchten. Die eine stammte von Karl Jaspers, der wegen seiner jüdischen Ehefrau 1937 seinen Heidelberger Lehrstuhl verloren hatte und 1945 von den Siegern an seine alte Universität zu- rückgerufen worden war. Angeregt durch die Botschaft der Plakate vor den befrei- ten Konzentrationslagern,7 hatte er sich des Themas in einer Vorlesung angenommen und diese unter dem Titel Die Schuldfrage publiziert. Er unterschied in seiner moral-philosophischen Abhandlung drei Schuldbegriffe – die kriminelle Schuld, die vor Gericht entschieden werde, die politische Schuld, die sich aus der Haftung aller Staatsbürger für die von ihnen gewählte staatliche Ordnung ergebe und deren Instanz die Siegermächte seien und schließlich die moralische Schuld, die aus der Verantwortung des Menschen für alle seine Handlungen folge und über die das eigene Gewissen entscheide.8 Während Jaspers aufgrund des geringen Kenntnis- standes nur „eine sehr kleine Minderheit von Deutschen“ für kriminell schuldig hielt,9 sah er für Hitlers Machtübernahme eine Kollektivschuld der Deutschen als gegeben an: „Es ist jedes Menschen Mitverantwortung, wie er regiert wird.“ 10 Die moralische Schuld von Millionen Deutschen sei es gewesen, durch die „zahllosen kleinen Handlungen“ der „bequemen Anpassung“ an das Regime, des „billigen Rechtfertigens“ wie der „unmerklichen Förderung“ des Unrechts Hitler ermäch- tigt zu haben, nach 1933 sein Programm auch reibungslos durchzusetzen.11 Als Bilanz aus dieser Kette politischen und moralischen Versagens konstatierte Jaspers, „daß wir Deutschen, daß jeder Deutsche in irgendeiner Weise schuldig ist.“ 12 Im gleichen Jahr legte seine frühere Schülerin Hannah Arendt, die 1933 in die USA emigriert war, unter dem Titel Organisierte Schuld einen historiographisch- ana lytischen Beitrag zum Thema vor. Sie vertrat die These, dass die Terrorapparate des Regimes bis zu den siegreichen „Blitzkriegen“ 1940/41 getrennt von der Bevöl- kerung ihren Kampf gegen die „politischen“ und „rassischen“ Gegner geführt hät- ten. Erst in den Zeiten der Niederlagen habe Hitler die „aktive Identifikation des gesamten Volkes“ mit seiner Politik verlangt.13 Für die 1941 in Gang gesetzte „un- geheuerliche Maschine“ des Massenmordes habe man „nicht Zehntausende aus- gesuchter Mörder, sondern ein ganzes Volk gebraucht.“ Jeder habe in dieser Mord- maschine seinen Platz gehabt, „auch wenn er nicht direkt in den Vernichtungs lagern tätig“ gewesen sei.14 „Die ‚Volksgemeinschaft‘ des Verbrechens“ habe die „Gesamt- schuld des deutschen Volkes“ verursacht.15 Hannah Ahrendts Schlussfolgerung war eine Aporie: „Wo alle schuldig sind, kann im Grunde niemand mehr urteilen.“ 16 3332 Zwei Jahrzente später wurde die Frage der Kollektivschuld noch einmal aufge- worfen. Der in Wien als Hans Mayer geborene Schriftsteller Jean Améry hatte als Jude und Résistance-Angehöriger u.a. die Lager Gurs, Buchenwald, Bergen-Belsen und Auschwitz überlebt und auf diesen Stationen, wie er gestand, keinen Unter- schied zwischen einem Nazi-Funktionär, einem Wehrmachtssoldaten oder einem deutschen Zivilisten erlebt: „Mir schien, ich hätte die Untaten als kollektive erfah- ren.“ 17 Aber er leitete daraus keine Kollektivschuld im juristischen Sinn ab: Für ihn war der Begriff nicht mehr als „eine brauchbare Hypothese“ zur Erfassung und Darstellung einer Summe individuellen Schuldverhaltens: „Dann wird aus der Schuld jeweils einzelner Deutscher – [der] Tatschuld, Unterlassungsschuld, Redeschuld, Schweigeschuld – die Gesamtschuld eines Volkes.“ Der Begriff, so schloss Améry, tauge also zu nicht mehr als „zu einer vagen statistischen Aussage.“ 18 Die Nachkriegsgesellschaft-West hat diese drei prominenten Denk- und Dia- gnoseangebote verteufelt oder negiert und sich für eine Politik der „Amnestie und Amnesie“ entschieden: Von wenigen Ausnahmen abgesehen wurden die Mehrheit der NS-Eliten wie das Heer der ehemaligen Beamten in das neue Staatswesen integ riert, die von alliierten Gerichten verurteilten Kriegsverbrecher freigelassen und synchron dazu das Dritte Reich samt seinen Verbrechen ungeschehen ge- macht. Das geschah, indem man diesen Teil der deutschen Geschichte aus dem eigenen Leben abspaltete und ihn „den Anderen“ zuwies, Aliens unter dem Na- men „die Nazis“ oder deren dämonischem Anführer „Hitler“. Dank dieser „Ent- wirklichung“, wie Alexander und Margarete Mitscherlich den psychischen Vor- gang genannt haben,19 konnten sich Millionen Deutscher neue Personalpapiere verschaffen und aus Erlebtem und Erdachtem die dazugehörigen Wunschbiogra- phien konstruieren: Keiner war’s gewesen und niemand hatte etwas gewusst. „Mitte der fünfziger Jahre“, so das Resümee von Norbert Frei, „hatte sich ein öffentliches Bewußtsein durchgesetzt, das die Verantwortung für die Schandtaten des Dritten Reiches allein Hitler und einer kleinen Clique von Hauptkriegsverbrechern zu- schrieb, während es den Deutschen in ihrer Gesamtheit den Status von politisch Verführten zubilligte, die der Krieg und seine Folgen schließlich sogar selber zu Opfern gemacht hatten.“ 20 2. Die Legende von der „sauberen Wehrmacht“ Auch die Spitzen der ehemaligen Wehrmacht hatten sich für die von Saul Padover erstmals entdeckte Parole „Hitler war’s“ entschieden. Im November 1945 verfassten fünf führende deutsche Feldmarschälle und Generäle für den Nürnberger Prozess eine Denkschrift, in der sie feststellten, dass das Verhältnis der Wehrmacht zur Partei wie zu Hitler stets kühl und distanziert gewesen sei, dass man vor dem Krieg die Judenverfolgung als der deutschen Nation unwürdig abgelehnt, im Krieg aber weder Einfluss auf das verbrecherische Tun der SS gehabt, noch davon je erfahren habe und dass die Generalität Hitlers Absicht, nach dem präventiven Einmarsch in die Sowjetunion dort einen Rassen- und Vernichtungskrieg zu füh- ren, nicht gefolgt sei: Man habe den Feldzug ritterlich nach den Regeln des Völ- kerrechts geführt – auch gegen Stalins Partisanenbanden und deren Terror.21 Die- ses Bild sollte ein halbes Jahrhundert Bestand haben, beglaubigt von den selbsterteilten Freisprüchen in den Memoiren der Generäle,22 den Heldenstücken der Landser in den Illustrierten-Romanen23 und der Mitte der 1950er Jahre ein- setzenden Welle der Kriegsfilme. Bis Mitte der 1960er Jahre machten diese bis etwa 10 Prozent der Spielfilmproduktion und deren einträglichste Sparte aus24 und lieferten der Legende von der „sauberen Wehrmacht“ und dem „in treuer Pflichterfüllung sich aufopfernden deutschen Soldaten“ die visuelle Legitimation.25 Diese Deutungsmuster verhalfen nicht nur den Millionen ehemaliger Wehrmachts- soldaten zu einer neuen, kollektiven Identität, sondern ermöglichten auch den zi- vilen Teilen der Nazi- und Kriegsgeneration, sich darin wiederzuerkennen. Das positive Bild der „sauberen“ und nur den Gesetzen von „Pflicht“ und „Opfer“ un- terworfenen Wehrmacht verteidigen, bedeutete daher für die Mehrheit der bun- desrepublikanischen Bevölkerung auch immer das eigene gute Selbstbild aufrecht- zuerhalten. Diese millionenfache private Entnazifizierung erfuhr eine Legitimierung durch die damalige weltpolitische Lage: Die fast ohne Unterbrechung erfolgende Über- leitung des Zweiten Weltkrieges in das Frontensystem des Kalten Krieges musste der Nazigeneration wie eine nachträgliche Bestätigung für die Richtigkeit von Hitlers antisowjetischem Kurs vorkommen und ließ das Vorgehen der Wehrmacht in Polen, auf dem Balkan und in der Sowjetunion wie den gescheiterten mili- tärischen Prolog der aktuellen Politik des Westens erscheinen. Die vom ehemali- gen alliierten Oberbefehlshaber und jetzigen NATO-Oberbefehlshaber Dwight 3534 D. Eisenhower als Vorbedingung der Gründung der Bundeswehr verlangte und im Januar 1951 abgegebene „Ehrenerklärung“ für die ehemalige Wehrmacht und deren Kriegsführung – „[Ich] bin zu der Überzeugung gekommen, daß ein wirklicher Unterschied zwischen deutschen Soldaten und Offizieren als solchen und Hitler und seiner kriminellen Gruppe besteht“ – wurde von der Öffent - lichkeit als Aufhebung aller gegen deutsche Militärs ergangenen alliierten Ur- teile und als unumkehrbare Rehabilitierung der ehemaligen Wehrmacht ver- standen.26 Aber politische und d. h. gesellschaftlich bedingte Prozesse sind reversibel. Sie wurden allerdings nicht von wehrmachtskritischen Untersuchungen eingeleitet wie die von Manfred Messerschmidt über die systematische nazistische Indoktrination des deutschen Heeres nach 1933 und Christian Streit über die Er- mordung von 3 Millionen sowjetischer Kriegsgefangener in den Händen der Wehrmacht,27 sondern durch eine Fernsehserie. Die in den USA produzierte vier- teilige Serie Holocaust erzählte am Beispiel der Geschichte zweier deutscher Fa- milien in Berlin, die sich kannten, die Stationen der „Endlösung“ – die sechsköp- fige Familie des jüdischen Arztes Dr. Josef Weiss, von der nur zwei Angehörige die Schrecken der KZ und Vernichtungslager überlebten und ihr Antipode Erik Dorf, der als hoher SS-Führer den Holocaust organisierte und am Ende des Krie- ges Gift nahm. Die am 22., 23., 25. und 26. Januar 1979 auf Initiative des WDR in allen Dritten Programmen der ARD ausgestrahlte Serie wurde zum bis dahin größten Ereignis der deutschen Fernsehgeschichte: Mit Einschaltquoten, die sich von 31 auf zuletzt 40 Prozent steigerten, hatten mehr als 20 Millionen Menschen, fast die Hälfte aller Erwachsenen in der Bundesrepublik, die Serie gesehen.28 Das ungeheure Interesse war auch daran ablesbar, dass nach den Sendungen insgesamt 30.000 Menschen Zuschauer beim WDR anriefen und über 100.000 Briefe dort eingingen.29 In einer bundesweiten Umfrage äußerten sich 73 Prozent der Befrag- ten positiv, 7 Prozent negativ, und 20 Prozent waren ohne Meinung. Die Mehr- heit berichtete von Erschütterung, Tränen und Scham als Reaktion auf die Sen- dungen.30 Die Holocaust-Serie hatte, wie der Historiker Klaus Wippermann formulierte, „die Deutschen ins Mark getroffen“.31 Und der ehemalige Buchenwald-Häftling Eugen Kogon deutete an, warum: „Ein Bann ist gebrochen. Man kann über die schrecklichen Dinge bis in die Schuld- und Mitschuldfrage [...] endlich mitein- ander sprechen.“ 32 Diese Einschätzung wird durch das Verlaufsprotokoll bestätigt, das der junge Historiker Julius H. Schoeps, der aus den Anrufern die Teilnehmer für die anschließenden Diskussionen auswählte, später angefertigt hat. „Die meis- ten Anrufe“, notierte er, kreisten um die Begriffe ‚Vergessen‘, ‚Schuld‘ und ‚Wie konnte es dazu kommen‘? Mir drängte sich das Gefühl auf, als ob viele Anrufer das Bedürfnis verspürten, mit irgendjemandem zu reden, ihre Betroffenheit, Be- stürzung und Scham loszuwerden.“ Überrascht habe ihn, schreibt Schoeps, dass die Konfrontation mit dem Mord an den europäischen Juden auch das Schwei- gen um die Rolle der deutschen Wehrmacht aufgebrochen habe: „Dutzende von Anrufern baten wiederholt um die Klärung des Verhältnisses von Wehrmacht und Waffen-SS [...]. Ehefrauen riefen an, sie wären mißtrauisch gegenüber ihren Männern geworden, sie wüßten nicht, was diese in der NS-Zeit gemacht hätten. [...] Söhne teilten mit, sie hätten ihre Väter gefragt, die als Soldaten an der Ost- front waren, ob sie nichts von Auschwitz, Sobibor, Belsec und Treblinka gehört hätten. Väter riefen empört im Studio an, sie müßten sich vor ihren Söhnen rechtfertigen“.33 In den Briefen wurden die Zuschauer deutlicher. Hier äußerten sich ehemalige Soldaten, Rot-Kreuzschwestern, Angehörige der Bau-Organisation Todt oder Be- amte der Zivilverwaltung über das, was sie in der Sowjetunion meistens selbst ge- sehen hatten – die Räumung von Ghettos in Galizien, die Exekutionen von letti- schen Juden durch SS und Hilfswillige, die Ermordung von Zehntausenden von Juden in der Ukraine durch den SD, die Massaker der Polizei in Weißrussland. In einigen Fällen – so in Lemberg und Minsk – seien auch Wehrmachtseinheiten bei den Massenerschießungen eingesetzt worden.34 Es zeigte sich, dass die Erin- nerung an die deutschen Verbrechen nicht völlig gelöscht, sondern nur stillgelegt worden war. Jetzt, ausgelöst durch die Erschütterung und Beschämung in den deutschen Wohnzimmern über das Schicksal der Familie Weiss, war sie zurück- gekehrt. Und eine zweite irritierende Erkenntnis hatte sich eingestellt – die Ge- schichte des Dritten Reiches und dessen Verbrechen war auch zugleich die Fami- liengeschichte von jedermann/jederfrau. Der deutsch-jüdische Philosoph Günther Anders, der 1933 nach Paris und dann in die USA geflüchtet war, hat die Serie 1979 so kommentiert: „Nun erst sind die Deutschen in die Nach-Hitler-Ära ein- getreten. [...] Der Schock, der im Jahre 45 hätte eintreten müssen, [ist] nun erst eingetreten [...].“ 35 Diese Einschätzung sollte durch die heftigen Auseinanderset- zungen der folgenden Jahrzehnte bestätigt werden. 3736 3. Die kurze Geschichte der Wehrmachtsausstellung Im Januar 1986, wenige Monate vor dem Tabubruch Ernst Noltes und Joachim Fests, die Schuld für den Holocaust aus der deutschen Geschichte zu eskamotie- ren und den russischen Bolschewiki bzw. deren Vorläufern in der französischen Revolution zuzuweisen, hatte der Vorsitzende des deutschen Historikerverbandes, Christian Meier, in einem Vortrag in Tel Aviv versucht, eine Bilanz der Aufarbei- tung der Nazi-Vergangenheit in der Bundesrepublik zu ziehen. Er reagierte damit nicht nur auf die Lawine von Gefühlen und Fragen, die durch die Holocaust-Serie 1979 ausgelöst worden waren, sondern auch auf das geschichtspolitische Roll-Back der neuen konservativen Bundesregierung ab 1982: Helmut Kohl hatte als Leit- linie ein „unbefangenes Verhältnis“ zur deutschen Vergangenheit angekündigt und durch seine Formulierung von „der Gnade der späten Geburt“ wie durch sei- nen gemeinsamen Besuch mit US-Präsident Reagan an den Gräbern von Soldaten der Wehrmacht und der Waffen-SS 1985 in Bitburg zwei internationale Skandale verursacht.36 Christian Meier stellte zu Beginn seiner Rede fest, dass zwar „die Erinnerung an die deutschen Verbrechen in die Fundamente der Bundesrepublik tief instal- liert“ sei, aber in der Ambivalenz sich widersprechender Gefühle die Symptome „einer im Ganzen unbewältigten Geschichtserinnerung“ zu Tage träten.37 Er sprach von einem „Niemandsland unserer Geschichte“, an dem „gearbeitet“ werde, das aber auch „selbst arbeitet“.38 Meier sah die Ursache für diesen irritierenden Zu- stand darin, „dass die alte Frage weiter offen ist, ob und wie wir anerkennen, was wir zwischen 1933 und 1945 angerichtet haben. [...] Waren wir das, also das deut- sche Volk – oder nur unsere Eltern und Großeltern, (die inzwischen tot oder an der Schwelle des Todes sind), das deutsche Bürgertum (oder eher Kleinbürger- tum), der Faschismus, nur ein paar Verbrecher unter uns (in einer im ganzen an- ständig gebliebenen Nation) oder war es gar nur Hitler?“ 39 Diese Frage sollte in den neunziger Jahren auf mannigfache Weise beantwortet werden – durch Steven Spielbergs Film Schindlers Liste, Christopher Brownings Studie Ganz normale Männer, die Tagebücher des jüdischen Professors Victor Klemperer Ich will Zeug- nis ablegen bis zum letzten, Daniel Goldhagens Publikation Hitlers willige Voll- strecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust und nicht zuletzt durch die Ausstellung des Hamburger Instituts für Sozialforschung Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944. Vorgestellt wurde darin der neue Typ eines entgrenzten, weil außerhalb der Re- geln des Völkerrechts geführten Krieges – der nationalsozialistische Vernichtungs- krieg. Die Ausstellung demonstrierte dessen Charakter anhand dreier Fallstudien. Man sah, wie im Militärverwaltungsbezirk Serbien innerhalb des ersten Kriegs- jahres 1941 alle männlichen Juden als Geiseln für mögliche jugoslawische Wider- standsaktionen verhaftet und dann sukzessive ermordet wurden. Man wurde Zeuge, wie die 6. Armee auf ihrem Weg durch die Ukraine von Juni bis Dezember 1941 die Einsatzgruppen der SS tatkräftig beim Judenmord unterstützte und den Hun- gertod zehntausender Zivilisten verursachte. Man erlebte, wie die Wehrmacht während der dreijährigen Besetzung von Weißrussland vom ersten Tag an einen unerbittlichen Krieg gegen die als partisanenverdächtig geltende Zivilbevölkerung führte und durch die Erfassung, Kennzeichnung und Ghettoisierung der Juden beim Vormarsch wie durch die zumeist logistische Unterstützung der Massen- exekutionen der Einsatzgruppen zum Komplizen der „Endlösung“ wurde. Auf- grund dieses Materials formulierte die Ausstellung drei Thesen: 1. Der Holocaust begann in den besetzten Gebieten der Sowjetunion, und die Wehrmacht war da- ran in vorab geplanter und arbeitsteiliger Weise beteiligt. 2. Die Verbrechen an den Juden wie an den andern Teilen der Zivilbevölkerung waren nicht nur das Werk einer hitlerhörigen Generalität und einiger fanatischer Nazioffiziere, son- dern sie wurden von der Truppe ausgeführt, ohne dass es zu auffälligem Wider- stand gekommen wäre. 3. Dafür verantwortlich war ein vorhandener und im Krieg radikalisierter Rassismus, der es ermöglichte, den von Hitler und der Wehrmachts- führung als Kriegsziel verlangten Mord an Juden und Slawen ohne moralische Skrupel auszuführen.40 Als der ehemalige Wehrmachtsoffizier Klaus von Bismarck am 5. März 1995 in Hamburg die Ausstellung eröffnet hatte, wurde diese von der Zeit als „die wich- tigste historische Ausstellung seit langem“ begrüßt: Anstatt der „Legende von der ‚sauberen Wehrmacht’“ werde endlich „die fürchterliche Wahrheit“ offenbar, „die sich gegen eine Mauer einvernehmlichen Schweigens in der deutschen Öffentlich- keit nie durchsetzen konnte.“ 41 Das war auch der Tenor der meisten anderen Zei- tungen. Die markante Gegenposition bezog, nach monatelangem Schweigen, die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ): Sie nannte die Ausstellung ein „ Pamphlet“, das einem nach Anlässen süchtigen „Schuldempfinden“ entspreche und machte, wie bisher üblich, die SS für alle Verbrechen verantwortlich.42 Zeitgleich ließ ein ehemaliger prominenter Fernsehjournalist unter Ministern und Abgeordneten in 3938 Bonn eine Broschüre zirkulieren, in der er die Ausstellungsmacher als „Altkom- munisten und Spät-68er“ diffamierte, die der Bundeswehr als Nachfolgeorgani- sation der Wehrmacht schaden wollten.43 Beide Publikationen hatten politische Folgen: Verteidigungsminister Rühe ver- bot den Angehörigen der Bundeswehr jeden Kontakt mit der Ausstellung, CDU/ CSU-Bürgermeister blieben deren Präsentation in ihren Städten fern, in Bremen wäre die Koalition von CDU und SPD fast geplatzt.44 Zur Eskalation kam es in München, wo die Ausstellung auf Einladung der Stadt im Februar/März 1997 gezeigt wurde. Der dortige CSU-Vorsitzende Peter Gauweiler höhnte, Reemtsma, der Erbe eines Tabakkonzerns und Finanzier der Ausstellung, solle lieber seine Millionen dem Andenken der gestorbenen Raucher widmen und inszenierte eine nächtliche Kranzniederlegung am Grabmal des Unbekannten Soldaten. Und der Bayernkurier unterstellte dem Projekt, es wolle einen „moralischen Vernichtungs- feldzug gegen das deutsche Volk“ führen.45 Kein Wunder, dass der bayerische Kultusminister den Schulen von einem Besuch abriet. Mit dem Aufmarsch von 5.000 Neonazis in München erreichte die Kampagne ihren Höhepunkt und ihre Niederlage: Das Votum von 90.000 Besuchern machte die Ausstellung endgültig zu einem bundesweiten Ereignis. Abzulesen war das an der denkwürdigen De- batte des Bundestages am 13. März 1997: Redner aller Parteien versuchten, sich auf ganz persönliche Weise diesem bisher nicht eingestandenen Teil deutscher Schuld zu nähern. Einen Monat später wurde die Ausstellung in der Frankfurter Paulskirche, dem Sitz des ersten deutschen Parlaments, eröffnet. Als Träger fun- gierten nun Landtage und Universitäten, Museen und Volkshochschulen, die Er- öffnungsreden hielten Botschafter und Minister, Generäle und Schriftsteller, künf- tige Bundespräsidenten und ehemalige Bundeskanzler. Bis Herbst 1999 hatten fast eine Million Besucher in 34 österreichischen und deutschen Städten die Aus- stellung gesehen. 70 weitere Anfragen aus dem In- und Ausland lagen vor. Was hatte die Menschen so angezogen, sich diesem Dokument des Grauens zu stellen? Zuerst meldeten sich in den Gästebüchern die Landser, denen nach 1945 keiner hatte zuhören wollen: „Es stimmt alles. War vom ersten bis zum letzten Kriegstag dabei.“– „War selbst zwei Jahre an der Front in Rußland und kann die hier gezeigten Dokumente aus eigener Anschauung bestätigen.“ – „Leider, leider, es war so!“ – „Ich war Offizier im Mittelabschnitt der Ostfront und übernehme meinen Teil an der Verantwortung.“ 46 Die Sätze brachen aus den alten Soldaten heraus, als ob etwas in ihnen explodiert sei. Viele hinterließen Namen und Ad- resse, notierten den Jahrgang und den Truppenteil. Manche fügten die Erinne- rung an Verbrechen, deren Zeuge sie geworden waren, hinzu. „Ich war Kradmel- der eines Nachrichtenzuges im Stab einer Panzerjäger-Abt. in der 87. Inf. Division. In Bobruisk hatte ich von Kameraden gehört, daß die 4. Kompanie ein Waldgelände absperren mußte, weil dort, von SD u. SS, Menschen erschossen wurden. S.W. (87 J. alt.)“ – „Ich bin stark erregt von den Erinnerungen. Man wußte es! Es gab Absprachen zwischen Wehrmacht und braunen Mordkommandos, [...] Es ist auch wahr, daß Wehrmachtssoldaten bei Mordtaten Absperrungen vorgenommen haben – und vereinzelt mitmachten. [...] Heinrich Gellermann.“ 47 Die meisten der älteren Besucher aber reagierten empört: Sie bestritten die Fakten, verteidig ten das geschönte Bild und leugneten, etwas gewusst zu haben oder gar beteiligt gewesen zu sein.48 Renate Schostack, Redakteurin der FAZ, hat den Männern gelauscht, die sich je- den Tag auf dem Münchener Marienplatz gegenüber der Ausstellung trafen, um zu protestieren und auch, um miteinander zu reden: „Fast immer verlief das nach dem gleichen Muster. Der Sprechende wies auf sich oder zeigte ein Foto: Sehe ich, sieht mein Bruder aus wie ein Verbrecher? Sie erwarteten die Antwort: Nein, Sie sehen nicht aus wie ein Verbrecher. Dann erzählten sie rasch von Greueln, von denen sie gehört oder im Fernsehen gesehen hätten, um sogleich hinzuzusetzen: So etwas haben wir damals nicht gemacht. Danach der dritte Schritt: Wir muß- ten es ja tun. Man hätte Beichtvater sein müssen, um zu fragen, was sie denn ge- macht hätten. Doch niemand nahm diesen Männern die Beichte ab.“ 49 Alle diese stillen oder lautstarken Proteste trugen dazu bei, das jahrzehntelange Schweigen endlich zu brechen. Für die Söhne und Töchter der Kriegsgeneration wurde die Ausstellung deshalb zum Ereignis. „Vor allem die jüngere und mittlere Generation“, so hat die Historikerin Ute Frevert beobachtet, „zeigte sich erschüt- tert. Ihre Erschütterung hing, [...] nicht zuletzt damit zusammen, daß das Gese- hene die unsichtbare, aber gleichwohl markante Grenze zwischen der öffentlichen und der privaten Erinnerung an das ‚Dritte Reich’ niederriß. Die Wehrmachts- Ausstellung rührte folglich, gerade auch wegen ihrer ‚privaten’ Exponate, an Ge- fühle, Solidaritäten und Generationenverträge, die von den Ausdrucksformen des kollektiven Gedächtnisses bislang teils gestützt, teils nicht tangiert worden waren. [Sie] erzwang [...] noch einmal jene ‚Intimisierung’ der Auseinandersetzung mit dem NS, die erstmals im Anschluß an die TV-Serie Holocaust 1978/79 statt- gefunden hatte.“ 50 „Vater, wo warst Du?“ wurde der häufigste Eintrag in den Be- sucherbüchern. 4140 Die Übereinstimmung mit der Holocaust-Serie ist ebenso markant wie der Un- terschied dazu: Anders als die öffentlichen Debatten während und nach der Aus- strahlung der Serie im Fernsehen, war die Wehrmachtsausstellung kein einmaliges und rasch vorübergehendes Ereignis, sondern beschäftigte die österreichisch-deut- sche Öffentlichkeit viereinhalb Jahre lang und hätte, wenn sie nicht Ende 1999 von ihrem Mäzen Jan Philipp Reemtsma abgebrochen worden wäre, ihren Erin- nerungsparcours fast unbegrenzt fortgesetzt. Es muss also noch tiefere Ursachen für diese Faszination gegeben haben, als dies die Gästebücher vermelden. Es sind vier Gründe, die von Historikern und Kulturwissenschaftlern für die Singularität der Ausstellung angeführt wurden: 1. Die Beschäftigung mit dem Holocaust war bis dahin auf die Vernichtungs- lager fixiert. In der Öffentlichkeit war nicht bekannt, dass dort nur etwa 60 Pro- zent der 6 Millionen Opfer „fabrikmäßig“ ermordet, die anderen aber mit „tradi- tionellen“ Mitteln wie MPs und Karabinern in Polen und in der Sowjetunion erschossen worden waren. An diesen „Verbrechen ‚auf freiem Feld‘“, wie Habbo Knoch formuliert hat, „[waren] jenseits des engbegrenzten Raums des Lagers und der SS-Täter Soldaten und Zivilisten alltäglich beteiligt [...]“. Die Ausstellung habe diese „Verschränkung“ der Bildhaushalte von Krieg und Verbrechen erstmals sichtbar gemacht.51 2. Dirk Rupnow hat darauf hingewiesen, dass die westdeutsche Nachkriegsge- sellschaft wie deren Historiker den Holocaust durch die Fixierung auf ein anschei- nend exterritoriales Auschwitz „derealisiert“ und durch die Verwandlung des Or- tes in eine „Black Box, [...] deren innere Vorgänge sich dem Blick entziehen“ auch „depersonalisiert“ hätten. Nur die Fotos der Leichenberge seien zirkuliert und zu „Ikonen der Vernichtung“ geworden, alle Fotos vom „Töten und Getötetwerden“ aber habe man einem rigorosen „Bilderverbot“ unterworfen. Die Ausstellung, in- dem sie das Töten und die Täter zeigte, habe dieses Verbot nicht akzeptiert und den „Bildbruch“ gewagt. Das sei ihr „Skandalon“ für die breite Öffentlichkeit wie für die Historikerzunft gewesen.52 3. „Man hat festgestellt“, schrieb Helmuth Lethen, „daß die Konzentration auf das Schicksal der Opfer die Täterprofile unsichtbar macht. [...] Das Unheimliche der ersten Ausstellung war die magische Rückkehr der Täter in unsere Gesell- schaft. Die Empathie mit Mutter und Kind am Rande der Sandkuhle reißt auch den am Bildrand postierten Schützen mit in eine magische Präsenz.“ 53 Da Fotos dieser Art das Gros der in der Ausstellung verwendeten Bilder darstellten und aus den Brieftaschen der in Jugoslawien oder in der Sowjetunion gefangenen oder ge- fallenen Wehrmachtssoldaten stammten, waren sie Zeugnisse für die Nähe der Truppe zu oder deren Beteiligung an Verbrechen. Viele Besucher kamen nur in die Ausstellung, um festzustellen, ob sie selbst oder Angehörige auf den Tafeln aufzufinden waren. 4. Was Lethen an dem Foto von Mordschütze und ermordeter Mutter mit Kind als so verstörend fand, war die „perverse Zwangsgemeinschaft“ von Tätern und Opfern, wie zwei Fotohistoriker das schon lange vor der Eröffnung der Ausstellung bezeichnet hatten.54 Die Ermordeten mit ihren Mördern und meist deren feixen- den Kameraden auf einem Bild, das war für Dieter Reifarth und Viktoria Schmidt- Linsenhoff nicht nur Beleg dafür, dass es in den Lagern wie an der Front „den Terror gegeben hat“, sondern sie versuchten auch, diese Bilder „als Dokumente einer Mentalitätsgeschichte des Faschismus“ zu lesen.55 Diese Perspektive erschien uns für das Verstehen der Handlungen und Beweggründe von Millionen Soldaten so bedeutsam, dass wir diesen und einen zweiten Foto-Beitrag im Begleitband zur Ausstellung abdruckten, als Handreichung für weitere Forschungen zu diesem Thema.56 Thomas Kühne hat diese Anregung in einem vielbeachteten Aufsatz aufgegriffen. Er tadelte anhand der ersten Bände der Reihe Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg auch die wehrmachtskritische Forschung, weil sie das Verhältnis der Wehrmachtsführung zu Hitler nur in der „Rhetorik des Mißbrauchs, [...], der Verführung, der Verstrickung“ dargestellt habe und vor dem Befund „ei- genständiger genozidaler Motive und Handlungen“ bei den Militärs zurückge- schreckt sei. Sie sei daher Gefangener der bis dahin üblichen „Viktimisierungs- falle“ geblieben.57 Die produktive Provokation der Ausstellung, so Kühne, habe darin bestanden, dass sie diesen Opferdiskurs in Frage gestellt und „individuali- sierend und anschaulich dokumentiert [habe], daß‚ ‚normale‘ Soldaten [...] unter dem verbrecherischen Krieg keineswegs nur litten, sondern Lust daran fanden. [...] Die Botschaft der Fotos lautete: Jedermann, ‚ganz normale Männer‘ konnten zu Mördern werden.58 Auch Klaus Theweleit hat sich zeitgleich mit den Fotos der Ausstellung beschäftigt. „Der Mord“, so lautete sein Kommentar in der Badischen Zeitung, „wird nicht als ‚Mord’ wahrgenommen, weil er genehmigt ist, er kann als Urlaubsfoto nach Hause gehen oder neben die Familienbilder ins Portemon- naie geraten, weil er das eigene Leben im Zustand krimineller paradiesischer Frei- heit zeigt, das sich dabei gefällt, die Erde von Ungeziefer zu befreien. ‚Strafe?’ Keine zu erwarten. Wir werden gesiegt haben. Dieses Bewußtsein, diesen Blick 4342 zeigen die Fotos der fotografierenden Soldaten in Rußland, in Polen oder auf dem ‚Balkan’ in aller Klarheit; in aller unschuldigen Klarheit. [...] Dies ist der Schock, den die Fotos bei den Gegnern der Wehrmachtsausstellung auslösten“.59 Die Ausstellung hatte, wie diese wissenschaftlichen Urteile zeigen, alle Schre- cken der vergangenen Verbrechen wiederauferstehen und einen Teil der Sicherun- gen, die von Politik, Justiz, Wissenschaft und Publizistik in der Gründungsphase der Bundesrepublik im Interesse eines kollektiven Täterschutzes eingebaut worden waren, durchbrennen oder doch zumindest locker werden lassen. Außer einer Neuauflage der Debatte über die Kollektivschuld drohte jetzt auch eine über das, was Giordano die „zweite Schuld“ genannt hat. Daher musste das Haupt der Me- dusa abgeschlagen werden. Dieses war umso dringlicher, weil am 2. Dezember 1999 eine fertige englischsprachige Fassung der Ausstellung in New York zu einer Tour durch die prominentesten Universitäten der USA starten sollte. Unter dem Druck einer Anfang Oktober 1999 zeitgleich in zwei Fachzeitschriften ausgelösten Kampagne, deren Sprengköpfe die Vorwürfe der polnischen bzw. ungarischen Historiker Bogdan Musial und Krisztian Ungvary waren, zehn Fotos der Ausstel- lung zeigten statt Opfer der Wehrmacht solche des NKWD, und 90 Prozent der Fotos hätten mit Wehrmachtsverbrechen nichts zu tun,60 zog Reemtsma die Aus- stellung im Oktober 1999 zurück. Die zur Überprüfung der Vorwürfe eingesetzte internationale Historiker-Kommission monierte lediglich „bei zwei von 10 kritisier- ten Fotografien“ die bezüglich der abgebildeten Opfer falschen Bildlegenden der Archive und kam zu der Feststellung, dass von den 1.433 verwendeten Fotografien „weniger als 20 Fotos“ wegen Zugehörigkeit der Dargestellten zu anderen NS- Formationen oder Streitkräften der Verbündeten nicht in eine solche Ausstellung gehörten.61 Die Kommission unterstrich, dass „die Grundthesen der Ausstellung über die Wehrmacht und den im ‚Osten‘ geführten Vernichtungskrieg der Sache nach richtig sind“ und bestätigte die „Intensität und Seriosität der von den Auto- ren geleisteten Quellenarbeit“.62 Trotz dieser eindeutigen Rehabilitierung präsen- tierte der Leiter des Hamburger Instituts im November 2001 in Berlin eine neue Ausstellung. Darin sucht man die vier oben aufgeführten Ärgernisse vergebens: Es fehlte „der Holocaust auf freiem Feld“, die schon vor dem Überfall auf die Sowjetunion installierte Achse der Zusammenarbeit zwischen Wehrmacht und SS. Stattdessen sah man Einzelaktionen, parzellierte Akteure und die zeitliche Begrenzung des Judenmords auf 1941. Es fehlten die Fotos vom „Töten und Getötetwerden“ – die Massenexekutionen, die permanenten Erhängungen, das übliche Abbrennen der Dörfer, also der Alltag des Verbrechens. Stattdessen wurden Leichenfelder, zu- sammengetriebene Menschen ohne die Treiber präsentiert. Es fehlte die „magische Rückkehr der Täter“ auf den Fotos der Landser mit ihrem Verweis auf Millionen von Tätern und Komplizen. Stattdessen wurden die Porträtfotos von 70 Generälen und Offizieren in akkurater Uniform und mit den üblichen Attributen der Macht gezeigt. Schließlich fehlte jeder Hinweis auf das Vorhandensein „eigenständiger genozidaler Motive“ bei vielen Soldaten, also auf die Lust an diesem Krieg, auf die Übereinstimmung mit dessen Zielen, auf den Hass gegenüber Juden und sla- wischen „Untermenschen“. Stattdessen gab es eine Installation „Handlungsspiel- räume“, in deren Tonkabine ohne Hinweise auf Herkunft, Sozialisation, politi- schen Werdegang vier „böse“ und acht „gute“ Soldaten vorgestellt wurden – keine historisch belegte, sondern eine behauptete Repräsentativität. Bilanziert man diese gravierenden Veränderungen im Vergleich zur ersten, dann hat die zweite Aus- stellung, wissenschaftlich profund, Taten ohne Täter präsentiert. Die neuen Le- genden haben ihren Ursprung in dieser Leerstelle: Rolf-Dieter Müller vom Mili- tärgeschichtlichen Forschungsamt der Bundeswehr und Christian Hartmann vom Münchener Institut für Zeitgeschichte setzten schon 2002 die Zahl von 5 Prozent, d. h. über den Daumen gepeilt von nur 500.000 Tätern der Wehrmacht in die Welt.63 Aber die wirkmächtigeren Legenden entstanden woanders. 4. Niemandsland „Die moderne Mediengesellschaft“, so die ernüchternde Bilanz des 2012 verstor- benen großen britischen Historikers Eric Hobsbawm, „hat der Vergangenheit zu einer beispiellosen Bedeutung und einem enormen Machtpotential verholfen. Heut- zutage wird mehr Geschichte denn je von Leuten umgeschrieben oder erfunden, die nicht die wirkliche Vergangenheit wollen, sondern eine, die ihren Zwecken dient. Wir leben heute im großen Zeitalter der historischen Mythologie.“ 64 Mit diesem Hinweis ist schon angedeutet, wo der Schwerpunkt meines Abschlusska- pitels liegt – im deutschen Geschichtsfilm, dem einzigen Ort, an dem heute kol- lektive Erinnerung produziert wird. Ich will das im Umriss an zwei prominenten Vertretern dieses Genres darlegen, an den Filmen Der Untergang und Unsere Müt- ter, unsere Väter. 4544 Guido Knopp hatte sich mehr als ein Jahrzehnt im ZDF bemüht, die, so sein Credo, in Deutschland auseinanderklaffenden Extreme von „Trauerarbeit“ und „Identitätsfindung“ wieder in Balance zu bringen, um dadurch das „Defizit an ‚Wir-Bewußtsein‘“ zu beseitigen.65 Seine Methode war gewesen, mit den alten, unkommentierten Nazi-Wochenschauen seine meist berenteten Zuschauer noch einmal in die faszinierenden Zeiten des Dritten Reiches mit dessen Triumphen und Schrecken zurück zu beamen, um dann, gestützt auf ausgewählte Dokumente, eine Kaskade von Zeitzeugenschnipseln und hilflosen Spielszenen mit den Milli- onen Fernseh-Geschworenen das Verfahren gegen „Hitlers Helfer“ neu zu eröffnen. Knopp konfrontierte sein Publikum zwar mit den Belegen einer anderen Wirk- lichkeit, als sie auf seinen Goebbels-Clips zu sehen war, er sprach von Verbrechen, von Morden, von Millionen Opfern, aber gleichzeitig entlastete er die Täter, in- dem er ihre Taten in einem Nebel von Fragen verhüllte – hatten sie etwas gewusst oder nur nicht hingesehen, hatten sie nicht hinsehen wollen oder aus dem Ge- wussten bloß keine Konsequenzen gezogen? Die Gewissheit der bisherigen Urteile wie der neueren wissenschaftlichen Fakten wurde dann in einem chemischen Bad des Zweifelns aufgelöst. Übrig blieb „Akte XY ungelöst“ und das wohlige Gefühl, es sei doch alles nur halb so schlimm gewesen.66 Der 2004 von Oliver Hirschbiegel und Bernd Eichinger in den deutschen Ki- nos präsentierte Film Der Untergang bedeutete gegenüber diesen umständlich fa- brizierten halben Freisprüchen eine Zäsur. Der Film erzählte seine Geschichte freihändig. Es geht darin um die letzten zehn Tage des Dritten Reiches, zentriert auf den Tatort Berlin. Übertags, in den Straßen der Reichshauptstadt, der Häu- serkampf der Rotarmisten auf dem Weg zum sicheren Sieg und der Kampf der Bevölkerung ums nackte Überleben. Untertags, im Führerbunker, das Drama eines berstenden, aber in der Person Hitlers und Goebbels‘ noch immer allmächti gen Regimes: Erst mit beider Selbstmord wird die Kette gesprengt, und die restliche Bunkerbesatzung kann fliehen. Der Film zeichnet sein Personal nach einem simplen Schema: die einen – Hitler und Goebbels – sind als wahnhafte Fanatiker klinische Fälle, die anderen – die Spitzen des Oberkommandos der Wehrmacht Keitel und Jodl, die SS-Generäle Mohnke und Fegelein sowie der Rüstungsminister Speer – fungieren als Vertreter des Realitätsprinzips und wirken als Sympathieträger. Da- bei waren sie für die Massenmorde in der Sowjetunion verantwortlich bzw. an der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden beteiligt. Auch jetzt noch, wenn Keitel/Jodl, Mohnke und Speer nach den Besprechungen mit Hitler den Bunker verlassen haben, führen sie aus ihren Kommando-Zentralen den Krieg weiter und verschulden so den Tod von weiteren Hunderttausenden von Men- schen.67 Diese für die Geschichte Nazi-Deutschlands typischen Lebensgeschich- ten tauchen in den Figuren des Films nicht auf: Die Vorgeschichte des Untergangs des Dritten Reiches und deren Repräsentanten interessieren das Team Hirschbie- gel/Eichinger nicht. Um es schärfer zu formulieren: Dieser Film hat ganz generell kein Interesse an der Ereignisgeschichte und deren Hintergründen – er will sie auslöschen, um sie durch eine erfundene zu ersetzen. Statt der in Filmsprache und Filmfiguren übersetzten Geschichte wird dem Zuschauer „Authentizität“ geliefert: Er darf Hitler privat erleben – beim Essen und Ankleiden, bei plötzlichen Wutausbrüchen und charmantem Chefgeplauder. Diese Intimisierung macht jeden zum Mitwisser: So und nicht anders muss die Geschichte abgelaufen sein. Ab jetzt war jeder Zeitzeuge. Joachim Fest, der die Grundlage für das Drehbuch geliefert hatte, begeisterte sich: „Das ist Hitler!“ Und der derzeit renommierteste Hitler-Biograph Ian Kershaw rastete förmlich aus: Bruno Ganz als Hitler „klingt erschreckend echt“.68 Dieser Eindruck des Au- thentischen wird verstärkt durch eine Sentimentalisierung des Geschehens. Die Prota gonisten erscheinen nicht als gescheiterte Vollstrecker eines Projekts der Welt- eroberung oder der Judenausrottung, als hohl gewordene Personifikationen von Chauvinismus oder Herrenmenschentums, sie präsentieren sich als normale Men- schen, die in eine ausweglose Situation geraten sind und darauf je nach Charakter reagieren – mit klugen Vorschlägen, durch waghalsige Spekulationen, Ausharren auf verlorenem Posten oder Vergessen im Alkohol. Dieses Hantieren am Abgrund schafft emotionale Identifikation. Das Echo in den Medien war hymnisch: Am weitesten ging die Frankfurter Allgemeine Zeitung: Sie feierte die Befreiung vom Diktat der Fakten, von den Be- funden der Historiker und von den schlechten Gefühlen, die jede Beschäftigung mit der NS-Vergangenheit auslöst: „Bernd Eichinger also hat geschafft, was vor ihm noch keinem gelang“, schrieb Frank Schirrmacher. „Er hat Hitler ein zweites Mal erfunden. Er hat Hitler damit, so sonderbar es klingt, zum ersten Mal kon- trollierbar gemacht; zum ersten Mal ist es möglich, Hitler in einen Kontext zu stellen, den er uns nicht postum vorschreibt [...]. Insofern, als Eichinger der erste Künstler ist, der sich von Hitler nichts mehr vorschreiben läßt, ist es ein Akt von Normalisierung“.69 Dieser Akt der Befreiung besteht nicht nur in der Auslöschung der historischen Fakten, sondern er beinhaltet auch die Vertreibung der Moral aus 4746 der Geschichte: „Man sollte die Moral einfach rauslassen. Die Moral hat noch niemandem gutgetan“, ließ Eichinger vor der Erstaufführung wissen.70 Die Ver- brechen Nazideutschlands und die daraus resultierende Schuld, die das Leben von mindestens drei Generationen vergiftet hat, kommen in den neuen Drehbüchern nicht vor. Auch der Film Unsere Mütter, unsere Väter, den der Drehbuchautor Stefan Kol- ditz, der Regisseur Philipp Kadelbach und der Produzent Nico Hofmann im März 2013 als Dreiteiler zur besten Sendezeit im ZDF präsentiert haben, arbeitet wie Der Untergang mit dem Prinzip der historischen Lücke: Es gibt keine Weimarer Republik, die zerschlagen wurde, keine Errichtung der Nazidiktatur 1933, keine gewaltsame Ausschaltung der politischen wie „rassischen“ Gegner, es gibt keine planvolle Vorbereitung und Auslösung des Zweiten Weltkrieges. Alles fängt an mit dem 22. Juni 1941: Das ist der erste Tag der Schöpfung, die Krieg heißt, und die am 8. Mai 1945 endet. Aber auch diese Schöpfung ist voller Lücken: Es gibt Soldaten, aber keine Wehrmacht mit einer Hierarchie, Befehlswegen, einer von Hitler gewollten herausragenden Rolle im NS-Staat und einem weltanschaulichen Auftrag für den 1939 ausgelösten und 1941 mit dem Überfall auf die Sowjetunion von allen moralischen Maximen und völkerrechtlichen Bindungen befreiten Ver- nichtungskrieg. Aber auch dieser neue Typ von Krieg, in dem zwei Völkermorde aufgrund von vorab erlassenen Grundsatz-Befehlen stattfinden, ist für den Zu- schauer nicht zu fassen: Man erfährt nicht, mit welchem Ziel er geführt wird und worin er sich von denen unterscheidet, die es vorher gab – in Polen und in Frank- reich. Es gibt keinen Kriegsplan außer der Bewegung nach vorn, es gibt kein Schlachtfeld mit extremer Landschaft und einer fremdartigen Bevölkerung, die in Städten und Dörfern zum Objekt einer zügellosen Gewalt wird, es gibt keine Kesselschlachten, in denen der Gegner Millionen Soldaten verliert, zugleich aber die Kraft aufbringt, Hitlers Blitzkrieg schon im Juli zu bremsen und im Dezem- ber 1941 scheitern zu lassen. Verbrechen kommen zwar vor, und jeder der Protagonisten begeht oder duldet mindestens eines – ein jüdisches Mädchen und ein flüchtender Junge werden er- schossen, eine Jüdin wird verraten und damit der SS ausgeliefert, ein Kommissar der Roten Armee und eine als Partisanen verdächtigte Familie werden exekutiert. Eine Gruppe Bauern muss als menschliches Minensuchgerät durch einen Wald gehen, um versteckte Minen zur Explosion zu bringen, mit dem Risiko, sich dabei selbst in die Luft zu sprengen. Ob das nur Einzelfälle sind oder ein systematischer Zusammenhang zwischen diesen völkerrechtswidrigen Aktionen besteht, erfährt man nicht. Der Oberleutnant und Kompaniechef Wilhelm Winter jedenfalls weiß nichts von den schon Monate vor dem Überfall auf die Sowjetunion ergan- genen und auf Dutzenden von Offizierslehrgängen erläuterten „verbrecherischen Befehlen“ der Wehrmachtsführung. Diese ordneten für gefangene Kommissare spätestens nach dem Verhör die Exekution an, sie erlaubten schon im Verdachts- fall die Erschießung jedes Zivilisten als Partisan, sie verweigerten den sowjetischen Kriegsgefangenen die garantierte ehrenvolle Behandlung nach der Genfer Konven- tion, sie verabredeten mit den dafür aufgestellten SS-Einsatzgruppen den Juden- mord hinter den vormarschierenden Truppen – „auf freiem Feld“ – und unter- stellten diese Mordkommandos der Logistik und der Berichtspflicht der Wehrmacht. Dass jeder Jude und jeder Kommunist Kriegsgegner der Deutschen und entspre- chend zu behandeln waren, diesen Befehl bekam jeder Soldat beim Einmarsch in die Sowjetunion in die Hand gedrückt. Der Offizier Winter erfährt das alles erst nach und nach, wundert sich, wie der naive Parsifal im Gralsgebiet und wehrt sich irgendwann, indem er aus dem Krieg auszusteigen versucht. Wie der Krieg haben auch die Protagonisten, die fünf Freunde, keine Vorge- schichte – keiner von ihnen ist durch die allgegenwärtige nationalsozialistische Weltanschauung politisch geprägt worden und, was der Normalfall und ab 1936 Pflicht war, in der HJ oder im BdM organisiert gewesen. Auch die ideologische Indoktrination der Rekrutenausbildung scheint bei den Brüdern Wilhelm und Friedhelm keine Spuren hinterlassen zu haben. Und Viktor, der einzige Jude un- ter ihnen, ist auf wundersame Weise heil und unberührt durch die Jahre 1933 bis 1941 gekommen. Eben war Jugend, jetzt ist Krieg oder Verfolgung. Zu unschul- digen Opfern werden sie alle. Eine ganze Generation.71 „So wären die Deutschen gerne gewesen“, hat Ulrich Herbert, einer der raren Kritiker des Films angemerkt.72 Er hat den Film damit, ohne es auszusprechen, historisch richtig eingeordnet: Unsere Mütter, unsere Väter ist ein Kriegsfilm im Geiste der 1950er und frühen 1960er Jahre, gedreht mit der filmischen Raffinesse des neuen Jahrtausends. Uns begegnen also anständige Offiziere, eine böse SS und junge Soldaten, die allesamt unschuldige Opfer sind. Dem Filmteam um Nico Hofmann war natürlich die Existenz der frühen wehr- machtskritischen Studien von Manfred Messerschmidt, Christian Streit und Hel- mut Krausnick bekannt. Sie wussten, dass in den 1980er Jahren wegweisende Beiträge von Mitarbeitern des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes wie Jürgen 4948 Förster, Wolfram Wette und Gerd Ueberschär erschienen waren, ohne die es die Wehrmachtsausstellung nicht gegeben hätte. Sie hatten sicher auch gelesen oder hätten erfahren können, dass es neuere profunde Arbeiten gab wie die von Chris- tian Gerlach, Christoph Rass, Andrej Angrick, Thomas Kühne oder Felix Römer. Aber sie haben dieses gesamte wissenschaftliche Material bewusst negiert und stattdessen auf die modische, unbewiesene These von Sönke Neitzel und Harald Welzer gesetzt. Die beiden Autoren behaupten, dass der Krieg im Osten „kein Weltanschauungskrieg“ gewesen, sondern nur aus der „Eigendynamik der Gewalt“ entstanden sei und sich daher das Handeln der Wehrmachtssoldaten „nicht we- sentlich“ von dem unterschieden habe, „was andere Soldaten in andern Kriegen tun und getan haben“.73 Friedhelm Winter, der ursprünglich indifferent bis ab- weisend dem Kriegsdienst gegenübersteht, ist die Thesenfigur des Films: „Der Krieg bringt die schlechtesten Seiten in jedem von uns hervor“, verkündet er wie ein Mantra immer wieder. Und sein Bruder Wilhelm, unwissender Oberleutnant und allwissender Erzähler, ergänzt: „Friedhelm wurde im Krieg zum Krieger“. Die vom ZDF wie ein Staatsereignis zelebrierte Ausstrahlung wurde von den Medien entsprechend einstimmig bejubelt – als „einen grandiosen Antikriegsfilm“ feierte ihn die Frankfurter Rundschau,74 „ein epochales Ereignis nicht nur der Fernsehgeschichte“, lobte die Welt am Sonntag.75 Und auch der Süddeutschen Zei- tung fiel nichts anderes ein als das Echo: eine „epochal[e] Geschichtsstunde“.76 Die Frankfurter Allgemeine Zeitung startete gar eine regelrechte Kampagne: Frank Schirrmacher erklärte, der Film leite „eine neue Phase der filmisch-historischen Aufarbeitung des Nationalsozialismus ein“ und sei imstande, auch „den letzten Zeitgenossen noch einmal inmitten ihrer Familie die Zunge zu lösen“. Dann trom- melte er die Familien zum Mehr-Generationen-Gespräch zusammen: „Wo immer möglich sollten Eltern den ZDF-Dreiteiler [...] zusammen mit ihren Kindern an- sehen [...]. Und dort, wo es die Familiendemographie erlaubt, zusammen mit den Kindern der Kinder.“ 77 Machen wir uns nach solchem Jubel darauf gefasst, dass in Zukunft alle Themen und Protagonisten Nazideutschlands noch einmal durch die Zentrifuge der mythischen Umdeutungen und der knallharten Freisprüche gejagt werden. Die verkapselten und daher diffusen Schuldgefühle der Deutschen werden dadurch nicht beendet, sondern verlängert. Dan Diner hat schon vor 15 Jahren diesen gespenstischen Zustand einer Erin- nerung im Zangengriff der Erinnyen prophezeit: „Weil das Verbrechen gegen ein anderes Kollektiv gerichtet war, zieht es gleichsam intuitiv eine kollektive Schuld- vermutung nach sich. Mehr noch: Weil derartige Verbrechen angemessen gar nicht geahndet werden können, legt sich die nicht abgegoltene, nicht abgeltbare Schuld der in unterschiedlicher Weise in die Tat verstrickten auf alle, die ihrem Gedächt- nis nach dem Kollektiv zugehören, aus dem heraus die Täter handelten. So erzeugt jenes Kollektivverbrechen wie aus sich heraus ein vagabundierendes und genera- tionell übergreifendes Schuldgefühl. Und ebenjenes Schuldgefühl mutiert zu ei- nem zentralen Bestandteil des kollektiven Bewusstseins der Deutschen.“ 78 Anmerkungen 1 Saul K. Padover, Lügendetektor, Vernehmungen im besiegten Deutschland 1944/45, München 2001, S. 46. 2 Ebd., S. 93f. 3 Rolf-Dieter Müller( Hrsg.), Der Zusammenbruch des Deutschen Reiches 1945, in: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Bd. 10, Zweiter Halbband, München 2008, Hinteres Vorsatzblatt; Die Zahl der Opfer Finnlands und Rumäniens nach deren Wechsel ins Lager der Anti-Hitlerkoalition 1944 sind in der Endsumme nicht enthalten. Abweichend von Müller vgl. die jugoslawischen Verluste bei Marie-Janine Calic, Geschichte Jugoslawiens im 20. Jahrhundert, München 2010, S. 169; Zu den tschechischen Op- fern vgl. Christine Brenner, „Zwischen Ost und West“. Tschechische politische Diskurse 1945 – 1948, München 2009, S. 34. 4 Rainer Blasius, Weder „gute“ noch „böse“ Deutsche. Zur politischen Kriegsführung Großbritanniens in den Jahren 1939-1943, in: Jost Dülfer, Bernd Martin, Günter Wollstein ( Hrsg.), Deutschland und Eu- ropa. Kontinuität und Bruch. Gedenkschrift für Andreas Hillgruber, Frankfurt am Main, Berlin 1990, S. 175-202, hier: S. 196. 5 Bernd Greiner, Die Morgenthau-Legende. Zur Geschichte eines umstrittenen Plans, Hamburg 1995, S. 170. 6 Cornelia Brink, Ikonen der Vernichtung. Öffentlicher Gebrauch von Fotografien aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern nach 1945, Berlin 1998, S.72f. 7 Karl Jaspers, Die Schuldfrage, München (1946) 1979, S. 33. 8 Ebd., S. 21. Jaspers benannte auch eine vierte Schuld, die jeden einzelnen Menschen aufgrund seiner Ver- pflichtung zur Solidarität für alles Unrecht auf der Welt mitverantwortlich macht. Diese „metaphysische Schuld“, über die nur Gott entscheiden kann, ist für unsere Fragestellung irrelevant, ebd. S. 21f. 9 Ebd., S. 53. 10 Ebd., S. 21; ähnlich S. 44f. 11 Ebd., S. 23; eine umfassende Typologie der moralischen Schuld lieferte er auf S. 46-52. 12 Ebd., S. 53f. 5150 13 Hannah Arendt, Organisierte Schuld, in: dies., Die verborgene Tradition, Frankfurt am Main 1976, S. 32-45, hier: S. 34. 14 Ebd., S. 37f. 15 Ebd., S. 33 u. 35. 16 Ebd., S. 38. 17 Jean Améry, Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche eines Überwältigten, München 1966, S. 105. 18 Ebd., S. 117. 19 Alexander und Margarete Mitscherlich, Die Unfähigkeit zu trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens, München 1967, S. 33f. 20 Norbert Frei, Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, München 1996, S. 405. 21 Staatsarchiv Nürnberg, PS-3798; vgl. auch Manfred Messerschmidt, Vorwärtsverteidigung. Die „Denk- schrift der Generäle“ für den Nürnberger Gerichtshof, in: Hannes Heer, Klaus Naumann (Hrsg.), Ver- nichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944, Hamburg 1995, S. 531-550. 22 Friedrich Gerstenberger, Strategische Erinnerungen. Die Memoiren deutscher Offiziere, in: Heer/ Naumann, Vernichtungskrieg (wie Anm. 21), S. 620-633. 23 Michael Schornstheimer, „Harmlose Idealisten und draufgängerische Soldaten“. Militär und Krieg in den Illustriertenromanen der fünfziger Jahre, in: Heer/Naumann, Vernichtungskrieg, S. 634-650 (wie Anm. 21). Vgl. ders., Die leuchtenden Augen der Frontsoldaten. Militär und Krieg in den Illustriertenromanen der fünfziger Jahre, Berlin 1995. 24 Gerhard Paul, Krieg und Film im 20. Jahrhundert. Historische Skizze und methodologische Überlegun- gen, in: Bernhard Chiari, Matthias Rogg, Wolfgang Schmidt (Hrsg.), Krieg und Militär im Film des 20. Jahrhunderts, München 2003, S. 3-78, hier S. 42f. 25 Wolfgang Wegmann, Der westdeutsche Kriegsfilm der fünfziger Jahre, Köln 1980, S. 7. Ähnlich: Wolfgang Schmidt: „Wehrzersetzung“ oder Förderung der „Wehrbereitschaft“? Die Bundeswehr und der westdeutsche Kriegs- und Militärfilm in den fünfziger und sechziger Jahren, in: Militärgeschichtliche Zeitschrift, 59 (2000), 2, S. 387-405, hier: S. 404. 26 Wolfram Wette, Die Wehrmacht. Feindbilder. Vernichtungskrieg. Legenden, Frankfurt am Main 2002, S. 233. 27 Manfred Messerschmidt, Die Wehrmacht im NS-Staat. Zeit der Indoktrination, Hamburg 1969; Chris- tian Streit, Keine Kameraden. Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941 – 1945, Stutt- gart 1978. 28 Uwe Magnus, Die Einschaltquoten und Sehbeteiligungen, in: Peter Märthesheimer, Ivo Frenzel (Hrsg.), Im Kreuzfeuer: Der Fernsehfilm „Holocaust“. Eine Nation ist betroffen, Frankfurt am Main, 1979, S. 221-224, hier: S. 222f. 29 US-Fernsehserie „Holocaust“. Völkermord zur Prime-Time, SPIEGEL-Online, 15.8.2014. 30 Martina Thiele, Publizistische Kontroversen über den Holocaust im Film, Berlin 2007, S. 313f. 31 Klaus Wippermann, 1979: Holocaust – Das Gespräch einer Nation mit sich selbst. Die Fernsehserie im Spiegel der Presse, in: Tribüne, Heft 69, 1979, S. 22-45, hier: S. 28. 32 Eugen Kogon, Der Neonazismus in Bedrängnis und Angriff, in: Frankfurter Hefte, 3 (1979) S. 2-4, hier: S. 2. 33 Julius Schoeps, Angst vor der Vergangenheit? Notizen zu den Reaktionen auf „Holocaust“, in: Märthes- heimer/ Frenzel, Im Kreuzfeuer (wie Anm. 28), S. 225 -230, hier: S. 226, 228f. 34 Heiner Lichtenstein, Michael Schmid-Ospach ( Hrsg.), Holocaust. Briefe an den WDR, Wuppertal 1982, S. 82-108, hier: S. 82-99. 35 Günther Anders, Nach „Holocaust“ 1979, in: ders., Besuch im Hades, München 1979, S. 179-216, hier: S. 181. 36 Hannes Heer, An Hitlers Hof. Joachim Fest. Eine Karriere, in: ders., „Hitler war’s“. Die Befreiung der Deutschen von ihrer Vergangenheit, Berlin 2005, S. 63. 37 Christian Meier: Verurteilen und Verstehen. An einem Wendepunkt deutscher Geschichtsschreibung. FAZ, 28.6.1986; abgedruckt in „Historikerstreit“. Die Dokumentation der Kontroverse um die Einzigar- tigkeit der nationalsozialistischen Judenvernichtung, München 1987, S. 48-61), hier: S. 48. 38 Ebd., S. 49. 39 Ebd. 40 Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944, hrsg. vom Hamburger Institut für Sozial- forschung, Ausstellungskatalog, Hamburg 1996. 41 Karl-Heinz Janssen, Als Soldaten Mörder wurden, Die Zeit, 17.3.1995. 42 Günther Gillessen, Zeugnisse eines vagabundierenden Schuldempfindens, FAZ, 6.2.1996. 43 Rüdiger Proske, Wider den Mißbrauch der Geschichte deutscher Soldaten zu politischen Zwecken, Mainz 1996. 44 Zur Geschichte der Ausstellung vgl. Bernd Greiner, Bruch-Stücke, in: Eine Ausstellung und ihre Folgen. Zur Rezeption der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1943, hrsg. vom Hamburger Institut für Sozialforschung, Hamburg 1999, S. 15-86; Hannes Heer, Vom Verschwinden der Täter. Die bedingungslose Kapitulation der zweiten Wehrmachtsausstellung, in: ders., Vom Verschwinden der Täter. Der Vernichtungskrieg fand statt, aber keiner war dabei, Berlin 2004, S. 12-66. 45 Bayernkurier, 22.2.1997. 46 Heer, Vom Verschwinden der Täter (wie Anm. 44), S. 29. 47 Ebd., S. 29f. 48 Ich habe eine erste Auswertung der bis Ende 1998 vorliegenden Gästebücher der Ausstellung vorgenommen, vgl. Hannes Heer, Das letzte Band. Kriegsverbrechen und Nachkriegserinnerung, in: ders., Tote Zonen. Die deutsche Wehrmacht an der Ostfront, Hamburg 1999, S.180-221. 49 Renate Schostack, FAZ, 8.4.1997. 50 Ute Frevert, Vom Umgang mit deutschen Vergangenheiten nach 1945, in: Aleida Assmann, Ute Frevert, Geschichtsvergessenheit. Geschichtsversessenheit, Stuttgart 1999, S. 279f. 5352 51 Habbo Knoch, Die Tat als Bild. Fotografien des Holocaust in der deutschen Erinnerungskultur, Hamburg 2001, S. 28. 52 Dirk Rupnow, Das unsichtbare Verbrechen . Beobachtungen zur Darstellung des NS-Massenmordes, in: zeitgeschichte, 2002, Heft 2, S. 87-97, hier: S. 89ff. 53 Helmut Lethen, Der Text der Historiographie und der Wunsch nach einer physikalischen Spur. Das Pro- blem der Fotografie in den beiden Wehrmachtsausstellungen, in: zeitgeschichte, 2002, Heft 2, S. 76-87, hier: S. 84. 54 Dieter Reifahrt, Viktoria Schmidt-Linsenhoff, Die Kamera der Henker. Fotografische Selbstzeugnisse des Naziterrors in Europa, in: Fotogeschichte 7, 1983, S. 57-71, abgedruckt in : Heer/Naumann, Vernichtungs- krieg (wie Anm. 21), S. 475-503, hier: S. 483. 55 Ebd., S. 477. 56 Der zweite, eigens in Auftrag gegebene Beitrag stammte von Bernd Hüppauf und vertrat eine abweichende Meinung: Er sah die Funktion dieser Landserfotos darin, dass sie dem Knipser „die Kontrolle über die Er- innerung“ garantierte, vgl. ders., Der entleerte Blick hinter der Kamera, in: Heer/ Naumann, Vernich- tungskrieg (wie Anm. 21), S. 504-527, hier: S. 511. 57 Thomas Kühne, Die Viktimisierungsfalle. Wehrmachtsverbrechen, Geschichtswissenschaft und symbolische Ordnung des Militärs, in: Michael Th. Greven, Oliver von Wrochem ( Hrsg.), Der Krieg in der Nach- kriegszeit. Der Zweite Weltkrieg in Politik und Gesellschaft der Bundesrepublik, Opladen 2000, S. 184f. 58 Ebd., S. 189. 59 Klaus Theweleit, Schulddiskussion und Wehrmachtsausstellung, Badische Zeitung, 11.11.2000. 60 Vgl. Heer, Vom Verschwinden der Täter (wie Anm. 44), S. 20f. 61 Omer Bartov, Cornelia Brink, Gerhard Hirschfeld, Friedrich P. Kahlenberg, Manfred Messerschmidt, Reinhard Rürup, Christian Streit, Hans-Ulrich Thamer, Bericht der Kommission zur Überprüfung der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ (unveröffentlichtes Typo- skript), November 2000, S. 29 u. 79. 62 Ebd., S. 85. 63 Vgl. Christian Hartmann, Verbrecherischer Krieg – verbrecherische Wehrmacht?, in: Christian Hart- mann, Johannes Hürter, Peter Lieb, Dieter Pohl, Der deutsche Krieg im Osten 1941 – 1944, München 2009, S. 4; Interview Rolf-Dieter Müller, in: Der Spiegel, 23, 1999. 64 Eric Hobsbawm, Gefährliche Zeiten. Ein Leben im 20. Jahrhundert, München 2003, S. 337. 65 Zit. bei Hannes Heer, Das Dritte Reich des Guido Knopp. Vom medialen Umgang mit der Nazivergan- genheit, in: Studienkreis Deutscher Widerstand 1933 – 1945 (Hrsg.), Widerstand gegen den National- sozialismus. Perspektiven der Vermittlung, Frankfurt am Main 2007, S. 241-258, hier: S. 249. 66 Hannes Heer: Guido Knopp. Hitlers Helfer, Die Rückkehr der Geschichte als Nazi-Clip, in: ders., „Hit- ler war’s“ (wie Anm. 36), S. 160-195. 67 Hannes Heer, Der Untergang. Wie ein Film die Geschichte Nazideutschlands auslöscht und neu erfindet, in: ders., „Hitler war’s“ (wie Anm. 36), S. 11-27. 68 Ebd., S. 22. 69 Frank Schirrmacher, Die zweite Erfindung des Adolf Hitler, FAZ, 15.9.2004. 70 Gespräch Schirrmacher mit Eichinger und Harfouch, FAS 22.8.2004. 71 Zu Mentalität und Schicksal dieser Kriegsgeneration vgl. Ulrich Herrmann, „Wir wurden zu Soldaten ‚verarbeitet‘ “ – oder: Wie man Soldaten für Hitlers Krieg machte, in: Ulrich Herrmann, Rolf-Dieter Mül- ler (Hrsg.), Junge Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Kriegserfahrungen als Lebenserfahrungen, Weinheim und München 2010, S. 41-62. Ders., Kriegserfahrungen – Überlebenserfahrungen – Lebenserfahrungen. Gespräche mit ehemaligen jungen Soldaten des Zweiten Weltkrieges, ebd., S. 339-375. Hannes Heer, „Und dann kamen wir nach Russland ...“ Junge Soldaten im Krieg gegen die Sowjetunion, ebd., S. 137-165. 72 Ulrich Herbert, Nazis sind immer die anderen, taz, 21.3.2013. 73 Interview mit Hannes Heer und Harald Welzer, Die Zeit, 21.6.2011. 74 Klaudia Wick, Auf Augenhöhe im Schützengraben, FR, 16.3.2013. 75 Eckhard Fuhr, Wie es wirklich war, Welt am Sonntag, 17.3.2013. 76 Ralf Wiegand, Bleischwer, Süddeutsche Zeitung, 16./17.3.2013. 77 Frank Schirrmacher, Die Geschichte deutscher Albträume, FAZ, 15.3.2013. 78 Dan Diner, Über Schulddiskurse und andere Narrative, in: Gertrud Koch ( Hrsg.), Bruchlinien, Tendenzen der Holocaustforschung, Köln, Weimar, Wien 1999, S. 65f. 5554 M AT T HI A S ROGG Totengedenken in der Bundeswehr – der lange Weg zum Ehrenmal 1. Militärisches Totengedenken Seit sich der Mensch organisiert, um gemeinschaftlich Gewalt auszuüben, sucht er nach speziellen Ausdrucksformen, um der Opfer – vornehmlich der eigenen – in besonderer Form zu erinnern.1 Die Formen des Totengeden- kens von Kriegern und Soldaten gehören zu den komplexesten, in ihrer Anschluss- fähigkeit für Historiker, Soziologen, Anthropologen und Religionswissenschaftler aber auch gewinnbringendsten Untersuchungsfeldern, die Auskunft darüber ge- ben können, wie Gesellschaften Krieg und Gewalt denken und deuten und wie sie ihre Diskurse darüber führen. Zeugnisse dieses Erinnerns finden sich überall in der Geschichte und die Wurzeln reichen weit zurück, wenn man an die Waf- fenbeigaben in steinzeitlichen Gräbern denkt. Seit den Massenmobilisierungen und Großwaffengängen des 19. Jahrhunderts wurde das Thema des militärischen Totengedenkens auch im öffentlichen Raum immer wichtiger. Zeugnisse dieses Gedenkens finden sich heute in unserem Land in fast allen Kommunen: von den Gedenksteinen und Tafeln, die an die Freiheitskriege gegen Napoleon erinnern, über Monumente im öffentlich zivilen Raum und Gedenktafeln und Epitaphien, mit denen auf die Opfer des Ersten Weltkriegs verwiesen wird, bis zu den sowje- tischen Ehrenmälern, die in Ostdeutschland zu Erinnerung an die „Befreiung vom Faschismus“ errichtet wurden. Obwohl die aufgezählten Beispiele aus ganz unterschiedlichen Epochen stam- men, eignet ihnen eine bestimmte Haltung zum Soldatentod an. Ehre wird dabei explizit nur dem Soldaten zugedacht und sein Tod als Opfer für die Nation be- griffen. Zugleich bestimmt ein von Pathos begleiteter, monumentaler Charakter die meisten dieser Denkmäler. Der Gefallenenkult, der sich seit dem frühen 19. Jahrhundert entwickelte, bediente sich eines Dreiklangs aus Vergangenheit, Ge- genwart und Zukunft, der den Soldatentod der Vergangenheit in der Gegenwart 5756 sinnstiftend deutete und den nachfolgenden Generationen ein Beispiel für die Zukunft geben sollte. Programmatisch wird das im Sinnspruch des 1821 in Ber- lin eingeweihten Kreuzbergdenkmals deutlich: „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung.“ 2 Der Historiker Reinhart Koselleck hat dieses Phänomen auf den Punkt gebracht, indem er von ex post vollzogenen „Identitätsstiftungen der Überlebenden“ spricht.3 Nicht die individuelle Trauer, nicht die persönliche oder kollektive Erinnerung, nicht das Mahnen steht bei all diesen Denkmälern im Vordergrund, sondern die Botschaft: Die Soldaten sind „für etwas“ gestorben. Darüber hinaus wurde der Opfertod des Soldaten gerne in einen christlichen Zusammenhang gestellt. So finden sich auf vielen Kriegerdenkmälern Bibelzitate, wie „Sei getreu bis in den Tod, so will ich Dir die Krone des Lebens geben“ (Offenbarung 2, 8-12).4 Mit der doppelten Aufladung von nationaler und religiöser Weihe war der Tod des Soldaten damit nobilitiert wie bei keiner anderen Gesellschaftsgruppe. Auch die furchtbaren Erfahrungen des Ersten Weltkriegs änderten wenig am Heldenkult der Kriegerdenkmale. Die politische Linke ging zwar eher defensiv mit dem Thema um. Aber vor allem politisch rechte, nationalkonservative und revanchistische Kräfte versuchten die öffentliche Meinung der Weimarer Repub- lik durch Denkmalstiftungen zu steuern. Der Tenor folgte im Wesentlichen dem gleichen Leitbild der Heroisierung des „im Felde unbesiegten“ Weltkriegssolda- ten.5 Ein beredtes Beispiel dafür ist das Denkmal des Gardegrenadierregiments No. 4 auf dem Garnisonfriedhof in Berlin-Neukölln. Der Gefallene Soldat reckt dabei unter dem Leichentuch trotzig und warnend die Faust hervor, begleitet vom Sinnspruch des Denkmals „exoriare aliquis nostris ex ossibus ultur“: aus unseren Gebeinen mag dereinst ein Rächer aufstehen.6 In den 1930er Jahren wurde die Formensprache in Richtung Mobilisierung und Vorbereitung auf den neuen Krieg erweitert. Der rekrutierte und marschie- rende Soldat stand jetzt im Mittelpunkt. Beispielhaft steht dafür das 1936 errich- tete Denkmal für die Gefallenen des Infanterieregiments 76 in Hamburg, bei dem marschierende Soldaten mit geschulterten Gewehren einen umlaufenden Fries bilden. Der Sinnspruch aus einem Gedicht von Heinrich Lersch steht in seiner pathetischen Aufgeladenheit für sich: „Deutschland muß leben und wenn wir sterben müssen“.7 Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs änderte sich die Semantik grundle- gend. Anders als bei den Siegern des Zweiten Weltkriegs war in Deutschland eine öffentliche Heroisierung des Soldatentodes nicht mehr möglich. Der Tenor wan- delte sich von einem „Opfer für ...“ zu einem „Opfer durch ...“. Ganz allgemein kann man feststellen, dass im Nachkriegsdeutschland nun aller Opfer (in eigen- tümlicher Gemeinschaft) gedacht wurde.8 Die Administration der Erinnerung an den Soldatentod blieb zu einem erheb- lichen Teil dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge überlassen und fir- mierte ab 1952 alljährlich am Volkstrauertag. Vor allem fand die Auseinanderset- zung nicht mehr im öffentlichen, weithin sichtbaren Bereich statt, zum Beispiel an den Kommunikationsschnittpunkten im städtischen Raum, sondern fast aus- schließlich auf Friedhöfen, und auch dann nur, wenn es sich um Soldatenfried- höfe oder Friedhöfe mit Kriegsgräberanteilen handelte. In der Bildsprache domi- nierten jetzt statt der konkreten die abstrakten Formen. Einheitliche, bewusst „uniform“ gestaltete Grabanlagen „standen für die Einheit der Toten in einem militärischen, aber auch in einem nationalen Sinn“.9 Mehrere Denkfiguren ge- wannen in dieser Form des Totengedenkens Kontur. Der Bogen reichte vom Ver- drängen der Frage nach der politischen und vor allem persönlichen Verantwor- tung in der „Volksgemeinschaft der Opfer“ bis zum Anspruch, zumindest der Kriegstoten im Kalten Krieg umfassend und wenn möglich gesamtdeutsch zu er- innern.10 Mit der Wiedervereinigung wurde die Neue Wache Unter den Linden in Berlin zur Zentralen Gedenkstätte der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1993 befindet sich im Innern eine vergrößerte Nachbildung der „Mutter mit totem Sohn“ von Käthe Kollwitz. Vor der Skulptur liest man den im Boden eingelassenen Sinnspruch „Den Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft“.11 Auf den diffusen Opferbegriff, der theoretisch auch den schlimmsten Täter zum Opfer werden las- sen kann, soll hier nicht näher eingegangen werden.12 In jedem Fall firmierte die Neue Wache nach der Wiedervereinigung als zentrale nationale Gedenkstätte, die jährlich am Volkstrauertag ins öffentliche Bewusstsein rückt.13 2. Totengedenken in der Bundeswehr – die Ehrenmale von Heer, Luftwaffe und Marine14 Auch die Bundeswehr hielt sich bei dem Thema der Erinnerung an die Toten des Krieges anfangs sehr bedeckt. Wenn von „den toten Soldaten“ die Rede war, dann waren nicht die eigenen der Bundeswehr, sondern die der Wehrmacht gemeint. 5958 Trotz des entschiedenen politischen Willens, die jungen Streitkräfte mit dem Leit- bild „Staatsbürger in Uniform“ und dem Konzept der Inneren Führung in der Demokratie institutionell und ideell zu verankern, taten sich Bundeswehr und Gesellschaft sehr schwer. Die bundesdeutsche Nachkriegsgesellschaft fremdelte mit ihren Soldaten – auch die Wehrpflicht, die erste und einzige in der deutschen Geschichte in einer Demokratie, änderte daran anfangs nicht viel. Vor dem Hin- tergrund der gar nicht zu vermeidenden personellen Kontinuität ist die offensicht- liche Mischung aus Distanzierung, Abwehr oder einfach nur aus Desinteresse be- merkenswert. Die gesellschafts- und mentalitätsgeschichtlichen Hintergründe dieser Sprachlosigkeit sind indes erst in jüngerer Zeit eingehender untersucht wor- den.15 Die zögerlich in den 1960er Jahren beginnende, kritische Auseinanderset- zung mit dem Nationalsozialismus und in der Folge der Wehrmacht spielte dabei sicherlich eine wichtige Rolle.16 Das Selbstbild der Bundeswehr, wie es beispielhaft im Rahmen der Werbung für die neuen Streitkräfte sichtbar wird, verweist auf einen anderen, kaum weniger wichtigen Aspekt: Die Bundeswehr setzte in ihrer Werbung auf ein antiheroisches, kooperatives Leitbild, mit gesellschaftlich aufge- schlossenen und technisch versierten Fachleuten.17 Weil der heroische Krieger of- fensichtlich nicht gewünscht wurde und die Rückbesinnung auf die „Väter im Kriege“ nur zu Argumentationsnot geführt hätte, blieb der Diskurs aus. Dennoch suchten die Teilstreitkräfte nach Möglichkeiten, um ihrer Form der Erinnerung an tote Soldaten Raum zu geben. In diesem Zusammenhang entstan- den in zeitlicher Staffelung drei Ehrenmale sehr unterschiedlichen Zuschnitts. MARINE-EHRENMAL IN LABOE Am bekanntesten ist sicher das Marine-Ehrenmal in Laboe, das auf eine Idee von 1925 zurückgeht und ursprünglich nur an die im Ersten Weltkrieg auf See geblie- benen Soldaten erinnern sollte.18 Der Bau, der 1927 begann, konnte aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten erst 1936 zum Abschluss gebracht werden. Dass die Einweihung in Anwesenheit Hitlers erfolgte, sei hier nur am Rande erwähnt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges übernahm der Deut- sche Marinebund die Trägerschaft über das Ehrenmal und vollzog zugleich einen Bedeutungswandel. Während im alten Sinnspruch nur an die gefallenen deut- schen Marineangehörigen des Ersten Weltkriegs erinnert wurde („Für deutsche Seemannsehr‘, Für Deutschlands schwim- mende Wehr, Für beider Wiederkehr“) umfasste der Sinnspruch nun alle in bei- den Kriegen gefallenen Marine soldaten, gleich welcher Nation („Dem Gedenken aller toten deutschen Seefahrer beider Weltkriege und unserer toten Gegner“). Ein letzter Bedeutungswandel vollzog sich 1996 im Rahmen einer umfangrei- chen Renovierung. Seitdem liest man in Laboe auf einer Tafel: „Gedenkstätte für die auf See Gebliebenen aller Nationen. Mahnmal für eine friedliche Seefahrt auf freien Meeren“. Das Ehrenmal in Laboe wurde damit vom Kontext des Krieges losgelöst. Es erinnert heute an alle auf See Gebliebe- nen, gleich welcher Nation. Das Spezifi- sche der Verknüpfung von Seemann- schaft und Soldatenberuf wird gerade mit der jüngsten Widmung fast schamhaft verschleiert. Der Zusammenhang zwischen Militär und Marine lässt sich eigentlich nur auf den zurückliegenden Zeitlinien erschließen, die alle in „historisch kontaminiertes Gelände“ führen. EHRENMAL DER LUFTWAFFE IN FÜRSTENFELDBRUCK Auch die Luftwaffe hat ein Ehrenmal, das allerdings weniger bekannt sein dürfte.19 Es ist nicht, wie Laboe, ein öffentlich sichtbares Bauzeichen mit Gedenkstätte und Museum sondern ein baulich eher zurückhaltender Ort. In Fürstenfeldbruck ge- legen, in unmittelbarer Nähe der dort noch befindlichen Offizierschule der Luft- waffe, gilt das Ehrenmal der Luftwaffe auch nicht gerade als touristischer Anzie- hungspunkt. Die Realisierung erfolgte nach der Grundsteinlegung 1961 in mehreren Bauabschnitten bis 1966. Nachdem 1977 eine Inschrift mit den Worten „Ihr seid unvergessen“ ergänzt wurde, erhielt das Ehrenmal der Luftwaffe 1979 Marine-Ehrenmal Laboe (1927 – 1936). 6160 verfolgen. Als Standort wählte man einen Bogen in den Mauern des alten Festungs- werkes. Der Sinnspruch an der Rückwand des Ravelins lautet schlicht „Den To- ten des deutschen Heeres“. Eine Gedenktafel hebt hervor, wer im Zentrum der Erinnerung stehen sollte: nämlich die toten Heeressoldaten des Ersten und des Zweiten Weltkriegs. Am Boden des Ravelins ruht die Figur eines toten deutschen Soldaten, der in seinem Habitus deutlich an die Heldendenkmäler der 1920er und 1930er Jahre erinnert. Der neben dem toten Soldaten liegende Stahlhelm chan- giert bewusst zwischen den deutschen Helmformen des Ersten und Zweiten Welt- krieges. Problematisch ist dabei nicht nur, dass die Formsprache das Gedenken an beide Weltkriege so eng miteinander verknüpft, dass die Soldatenopfer beider Kriege auf eine Stufe gestellt werden. Auch die archaische, fest eingeschriebene Ikonographie mit ihrem Sinn stiftendem Impetus wirft Rätsel auf. Gerade vor diesem Hintergrund darf allerdings nicht unerwähnt bleiben, dass kein geringe- rer als der damalige Verteidigungsminister Georg Leber das Ehrenmal des deut- schen Heeres 1972 persönlich eingeweiht hat: nicht nur ein ehemaliger Unterof- fizier der Wehrmacht, sondern auch ein SPD-Politiker und Gewerkschaftsführer, der sicherlich keiner militaristischen oder revanchistischen Schwärmerei verdäch- tigt werden kann.20 Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr von der Armee der Landesverteidigung zur Einsatzarmee setzte auch hier ein Umdenken ein. 2005 entschied ein Kuratorium, dem auch prominente ehemalige Soldaten ange- hörten, das Ehrenmal des Heeres um eine Stele zu erweitern mit der Aufschrift: „Den Heeressoldaten der Bundeswehr, die für Frieden, Recht und Freiheit ihr Le- ben ließen.“ einen weiteren Zusatz durch einen Lorbeerkranz und einen zusätzlichen Sinn- spruch mit dem Tenor „Den Toten der Luftwaffe und der Luftfahrt“. Damit wurde deutlich hervorgehoben, dass der militärischen und zivilen Opfer der Luftfahrt gleichermaßen gedacht werden sollte. Über die Hintergründe dieser Deutung in Etappen und der ganz bewussten Doppelnennung liegen keine gesicherten Infor- mationen vor. Ganz offensichtlich wollte man vermeiden, den Tod des Soldaten als etwas Exklusives darzustellen. Die tastenden Versuche, mit denen die Bundes- wehr in ihrer Aufbauphase nach gesellschaftlicher Integration und Akzeptanz suchte und mehr noch die Unsicherheit bei der Rückversicherung ihrer inneren Wertebezogenheit und Tradition wird hier augenfällig. Das Ehrenmal der Luft- waffe zeigt beispielhaft, wie schwer sich die Bundeswehr in den 1960er und 1970er Jahren mit dem öffentlichen Gedenken an ihre Toten tat: verhaftet in alten Bild- und damit Sinnvorstellungen und zugleich unsicher in ihren Botschaften. EHRENMAL DES DEUTSCHEN HEERES IN KOBLENZ Das Heer schließlich, die dritte und größte Teilstreitkraft der Bundeswehr, wählte eine andere Form des öffentlichen Gedenkens. Das Ehrenmal des Heeres entstand 1972 auf der Festung Ehrenbreitstein in unmittelbarer Nachbarschaft der Rhein- Mosel Metropole Koblenz, die in den 1970er und 1980er Jahren der größte Stand- ort der Bundeswehr und damit auch des deutschen Heeres war. Auch hier lassen sich zeitgebundene Überformungen und Erweiterungen der Sinndeutung nach- Ehrenmal der Luftwaffe (1958 – 1962) und Zusatz (1979). Ehrenmal des Deutschen Heeres (1972). 6362 ZUSAMMENFASSUNG Alle Ehrenmäler der Bundeswehr haben ihre eigene Erinnerungskultur begrün- det. In ihnen spiegelt sich ein Prozess der Suche nach Sinndeutung. Sie zeigen, wie schwer sich die Bundeswehr, gerade in den ersten Jahrzehnten ihres Aufbaus tat, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden – und wie schwer sich die Gesell- schaft mit der Bundeswehr tat. Die unterschiedliche Erinnerungskultur, mal in- klusive, mal exklusive Zivilisten und die Verbindung von Gedenken an die Toten der Weltkriege und die Toten der Bundeswehr macht deutlich, wie nötig ein kri- tischer und vor allem öffentlicher Diskurs gewesen wäre. In der öffentlichen Wahr- nehmung der Bundesrepublik – das kann die Militärgeschichtsforschung heute gut belegen – interessierte man sich nicht besonders für die Bundeswehr. Man sah sie als notwendiges Übel an, als Teil der Abschreckung und war froh, sich nicht näher damit beschäftigen zu müssen. Das Bild vom kämpfenden und möglicher- weise sogar sterbenden Soldaten war ein historisierendes Bild: tief vergraben in den Weltkriegserinnerungen und genauso ergraut, wie die Ehrenmäler der Teil- streitkräfte. 3. Das Ehrenmal der Bundeswehr – Idee und Konzept Diese Wahrnehmung änderte sich grundlegend mit dem Wandel der Bundeswehr zu einer Armee im Einsatz. Nicht nur der Öffentlichkeit sondern auch vielen Sol- daten wurde immer deutlicher, was es im Kern bedeutet Soldat zu sein. Es war kurz nach seiner Amtsübernahme als der frisch bestallte Bundesminister der Ver- teidigung, Franz-Josef Jung, bei seinem ersten Truppenbesuch in Afghanistan im Dezember 2005 mit dem Thema konfrontiert wurde.21 Er zeigte sich bei einem Besuch in Kabul tief berührt, wie Bundeswehrsoldaten in einer selbst gestalteten Gedenkstätte dort ihrer gefallenen Kameraden gedachten: ein grober Stein mit einer Ehrentafel, umgeben von einer halbrunden Mauer. Jung, selbst fest verwur- zelt im katholischen Glauben, setzte nun eine Diskussion in Gang. Schnell war klar, dass es lohnenswert wäre, über einen zentralen Erinnerungsort nachzuden- ken. Aber für wen, wie und wo? Schon die ersten öffentlichen Diskussionen mach- ten deutlich, wie emotionsgeladen diese Debatte geführt werden würde. – Warum nur ein Denkmal für Soldaten, warum nicht auch für Polizisten oder für Entwicklungshelfer? Wie sollte man mit zivilen Angehörigen der Bundes- wehr umgehen, also den vielen Tausend Angehörigen der Wehrverwaltung, von denen auch einige ihr Leben verloren haben? – Sollte ein Erinnerungsort auch die Toten der Weltkriege oder aller Kriege ein- schließen und welchen Platz hätten Angehörige der NVA? – Wenn es ein Ehrenmal nur für Soldaten sein sollte, dann nur für im Feuerkampf Gefallene oder auch für andere Tote im Einsatz, z. B. Unfallopfer? Was war mit den Toten, die in den Jahren zuvor im Rahmen der Ausbildung oder bei Übun- gen ums Leben kamen, z.B. die abgestürzten Starfighterpiloten? – Wie sollte man mit Soldaten umgehen, die sich im Dienst das Leben genom- men hatten? Steht die Selbsttötung eines Soldaten nicht immer auch in unmit- telbarem Zusammenhang mit seinem Auftrag oder den Rahmenbedingungen seines Dienstes? – Und schließlich wurde immer wieder angemahnt, ob der Verteidigungsminister nicht der Falsche für diese Aufgabe sei, ob es nicht in den Händen des Parla- ments liegen müsse, die Schaffung eines Ehrenmals für tote Soldaten voranzu- treiben. Der Verteidigungsminister behielt die Entscheidung in seinen Händen. Er be- gründete sein Vorgehen mit seiner Funktion als Inhaber der Befehls- und Komman- dogewalt und Verantwortlicher für die Umsetzung der Beschlüsse der Bundesre- gierung in allen Fragen der Bundeswehr und der Streitkräfte. Die Frage, ob die Bundeswehr nicht eher eine Parlamentsarmee sei, wurde im Ministerium eindeu- tig entschieden: Im Parlament würden die Gesetze, der Haushalt für die Vertei- digung und die Einsätze beschlossen. Die Umsetzung allerdings liege in den Hän- den der Exekutive und damit des Verteidigungsministeriums.22 In der nun folgenden Findungsphase wurde schnell klar, dass das Ehrenmal einem vollständig neuen Ansatz folgen sollte. Es musste sich vom Muster des klas- sischen Kriegerdenkmals distanzieren, in dem der Opfertod des Soldaten sinn- stiftend verherrlicht wurde. Man suchte nach einer leicht lesbaren und doch ori- ginären Formensprache, in der alle Angehörigen der Bundeswehr, nicht nur die Soldaten sondern auch die Zivilangehörigen ihren Platz finden sollten. Die gesell- schaftliche Integration der Bundeswehr sollte dabei angemessen und für jeder- mann verständlich zum Ausdruck kommen. Und schließlich sollten öffentliche und individuelle Trauer gleichermaßen an einem Ort möglich sein. 6564 Die Entscheidung über die Konzeption erfolgte schließlich nach den Grund- sätzen des Ausschreibe- und Vergabeverfahrens. Erste Vorgespräche mit den Ab- teilungen des Ministeriums sowie den Mitarbeitervertretungen fanden bereits im Mai 2006 statt. Für das Auslobungsverfahren und den anschließenden Wettbe- werb berief der Minister eine Expertenkommission mit den Architekten Prof. Ste- phan Braunfels und Christoph Sattler, dem damaligen Leiter des Planungsstabs im Bundesministerium der Verteidigung, Ministerialdirektor Dr. Ulrich Schlie, dem ehemaligen Bundsbauminister Dr. Oscar Schneider, dem damaligen Gene- ralinspekteur der Bundeswehr General Wolfgang Schneiderhan und dem Histo- riker und ehemaligen Gründungsdirektor des Deutschen Historischen Museums, Prof. Dr. Christoph Stölzl. Nach eingehender Diskussion sprach sich die Kom- mission unter den sechs eingereichten Vorschlägen für den Entwurf des Münch- ner Architekten Andreas Meck aus. 4. Architektur und Gestaltung Einer der wichtigsten Gründe, warum sich die Kommission gerade für Mecks Entwurf entschied, lag in der Einbindung der Architektur in das städtebauliche Umfeld.23 Als Standort für das Ehrenmal wurde der hintere Abschnitt des so ge- nannten Paradeplatzes auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums festge- legt. Das Gebäude steht exakt an der Grenze zwischen dem Bendler-Block und der öffentlich zugänglichen Hildebrandtstraße: also genau an der Nahtstelle von öffentlich zivilem und militärisch-dienstlichem Raum.24 Die Positionierung ermöglichte einen baulich gleichberechtigten Zugang vom Gelände des Bundesministeriums der Verteidigung und von der öffentlichen Straße. Das Ehrenmal steht damit wortwörtlich an der Schnittstelle von Streitkräften und Gesellschaft und verkörpert ein weiteres wichtiges Moment im Selbstverständnis der Bundeswehr. Dieser Gedanke findet sich auch in der Nutzung des Gebäudes wieder, für die der Architekt eine geniale Konstruktion entwickelte.25 Durch ein einfach zu bedienendes, wandartiges Schiebeelement kann das Bauwerk entweder zur Straßenseite oder zum Paradeplatz abgeschlossen werden. Die Veränderung der Zugangssituation ermöglicht so eine flexible Nutzung: Öffentliches Geden- ken und private Trauer sollen damit an einem Ort möglich sein. Das Ehrenmal, so die Idee des Architekten, wird dadurch zu einer Art „sprechender Architektur“, deren Zweck sich weitgehend durch die Gestalt erschließt. Das Ehrenmal greift traditionelle Bauformen auf, interpretiert sie aber neu und schafft durch die Kombination mit ungewöhnlichen Materialien ein unverwech- selbares Äußeres. Traditionell sind die Anklänge an konstruktivistische Bauele- mente und klassische Proportionen, die sich am „Goldenen Schnitt“ orientieren.26 Die materielle Grundlage bilden Stahlbeton in unterschiedlicher Oberflächenbe- arbeitung und Bronze. Die Farbtöne sind zurückhaltend. Es dominieren neben Grautönen vor allem Bronze und sparsam eingesetzt auch Gold. Auf religiöse Symbole wurde ganz bewusst verzichtet um zu unterstreichen, dass beim Ehren- mal keine Religion hervorgehoben wird und auch niemand ausgeschlossen wird. Die bewusst reduzierte Formensprache lässt vielmehr Raum zur Konzentration und Interpretation.Ehrenmal der Bundeswehr. Entwurf von Andreas Meck (2007). 6766 Auffällig und in mehrfacher Hinsicht ungewöhnlich ist das Bronzekleid, das sich über die Stahlkonstruktion legt und die äußere Gestalt dominiert. Die bron- zene Hülle ist mit einer Spezialschicht überzogen, die eine Oxydation verhin- dert und somit keinen Grünspan ansetzt. Bronze steht für „gebrochenes Gold“, gewissermaßen die Vorstufe zu Gold, der höherwertigsten Farbe in der Farb- symbolik. Als Legierung aus Kupfer und Zinn fehlt Bronze die Reinheit des Elementes Gold. Dennoch wird Bronze als etwas Besonderes empfunden und zählt zu den klassischen Materialien für künst- lerische Darstellungen. In der Bronzenen Hülle sind ovale und halbovale Formen gestanzt. Sie zitieren die Erkennungsmarke, eine Blechmarke, die jeder Soldat im Dienst und vor allem im Einsatz trägt. Jede Erkennungsmarke enthält eine Kodierung mit individuel- len Daten: der Blutgruppe, der Religionszugehörigkeit und vor allem der Perso- nalerkennungsnummer, die immer nur einmal vergeben wird und einen Soldaten ein Leben lang begleitet. Diese „PK“ ist einmalig, ähnlich der DNA, die jeder in sich trägt. Die Unverwechselbarkeit jedes Einzelnen, die Einzigartigkeit jedes Menschen wird damit unterstrichen – auch wenn der Mensch eine Uniform trägt. Zugleich ist die Erkennungsmarke eine Chiffre für den Tod des Soldaten, denn im Fall des Ablebens wird ein Teil der Marke abgetrennt, um den Tod zu doku- mentieren und die Leiche später eindeutig identifizieren zu können. Die halbovale Form in der Bronzestanzung wird damit zu einem metaphorischen Ausdruck für den Tod des Soldaten. Auch die Anordnung der Stanzung hat einen tieferen Sinn. Sie orientiert sich an den Abstandsmarken des Morsealphabets und zitiert in einem fortlaufenden Text den Eid der Zeit- und Berufssoldaten, den Amtseid der Angehörigen der Wehrverwaltung und den Gelöbnistext der Wehrpflichtigen. Als das Ehrenmal geplant wurde, dachte noch niemand an die Aussetzung der Wehrpflicht. Aber auch dies ist ein Teil der Identität der Bundeswehr als erster und einziger Wehr- pflichtarmee in der Demokratie in der deutschen Geschichte. In den Eides- und Gelöbnisformeln wird die über allem stehende Bindung aller Angehörigen der Bundeswehr an die verfassungsmäßige Ordnung deutlich. Zudem wird unterstri- chen, dass am Ehrenmal nicht exklusiv der Soldaten, sondern aller Angehörigen der Bundeswehr, der Soldaten und der Zivilbeschäftigten gedacht wird, aller Män- ner und Frauen, die in Folge der Ausübung ihrer Dienstpflichten für die Bundes- republik Deutschland ihr Leben verloren haben: durch Unfälle und Unglücke, bei Übungen, an den Spätfolgen des Dienstes, durch Gewalteinwirkung und schließ- lich im Gefecht. Bis heute sind es rund 3.200, davon 104 in Auslandseinsätzen.27 Damit wird unmissverständlich klar, dass es sich beim Ehrenmal der Bundeswehr nicht um ein Kriegerdenkmal handelt. Hier wird nicht der Toten der zurückliegen- den Kriege gedacht und es ist auch keine exklusive Erinnerungsstätte für Soldaten oder ausschließlich im Einsatz Gefallener.28 Es ist vielmehr ein Ort der Erinne- rung und der Trauer für diejenigen, die in treuer Pflichterfüllung durch ihren Dienst für die Bundeswehr ihr Leben gelassen haben. Im Innern des Ehrenmals befindet sich eine Cella, ein Raum der Stille, mit Anklängen an die klassische antike Tempelarchitektur. Mattes Schwarz dominiert den Raum. Der Verzicht auf Bilder, Ornamente oder andere Formen der Gestal- tung lenkt den Blick wieder auf das Wesentliche. Am Ende der Cella wird die strenge Ordnung aufgebrochen und es entsteht ein überraschender Raumeindruck durch eine heraus gelöste Bodenplatte. Die aufgekantete Platte steht sinnbildlich für die Gewalt und das Unglück, durch die ein Menschenleben beendet wurde. Das Leben ist hier wortwörtlich aus den Fugen geraten. Die Erhöhung der Platte bietet die Möglichkeit Kränze, Blumen oder andere Erinnerungstücke abzulegen – ein Angebot, das nicht nur bei offiziellen Anlässen von Besuchern genutzt wird. Mit Blick zur Decke öffnet sich die Cella und es scheint Tageslicht herein. Der 6968 strenge Raum öffnet sich damit zum Himmel und schafft damit ein zeitloses Sym- bol für das Überschreiten der erfahrbaren Grenzen. Am anderen Ende der Cella trifft der Blick auf eine Lichtinstallation aus trans- luzidem Beton, bei der in wechselnder Folge und für jeweils einige Sekunden die Namen der 3.200 Toten eingeblendet werden, die ihr Leben im Dienst für die Bundeswehr gelassen haben. Ein vollständiger Durchlauf der chronologisch ge- reihten Namen dauert etwa acht Stunden. Die Benennung der Toten war nicht unumstritten, denn wer Einzelne nennt schließt Andere aus. Gerade mit Blick auf den Umgang mit Selbsttötungen stellt sich unweigerlich die Frage nach der Ka- tegorisierung. Die namentliche Nennung wurde und wird mit dem Respekt vor den Toten begründet und dass hinter der abstrakten Formensprache des Ehren- mals das konkrete Schicksal von Men- schen steht. Mit Verlassen der Cella erblickt man eine vergoldete Wand. Gold steht in al- len Kulturen für Beständigkeit, Ewigkeit und die damit verbundene Hoffnung und verweist ungesagt auf die Wertig- keit jeder Aussage. In der goldenen Wand liest man in erhaben eingelasse- nen Buchstaben: „DEN TOTEN UN- SERER BUNDESWEHR FÜR FRIE- DEN RECHT UND FREIHEIT“. Durch den Verzicht auf Interpunktion und die Verwendung von Großbuch- staben wird die geschlossene Wirkung und Bedeutung der Widmung betont. Hier soll noch einmal ins Gedächtnis gerufen werden, wofür die Angehörigen der Bundeswehr ihren Dienst leisten: nämlich für den Frieden, das Recht und Freiheit unseres Gemeinwesens. Diese Trias bildet das Fundament des verfassungsmäßigen Auftrags der Bundeswehr und es fasst noch einmal programmatisch zusammen, welchen Zweck das Ehren- mal der Bundeswehr verfolgt. Es geht um das ehrende Gedenken aller, die als Angehörige der Bundeswehr an den Folgen der Ausübung ihrer Dienstpflichten für unser Land ihr Leben gelassen haben, an einem Ort, der individuelles und öffentliches Trauern möglich macht. Es geht auch um die Vermittlung, wofür die Soldatinnen und Soldaten ihren Dienst leisten, dass die Forderung nach Tapfer- keit nur beim Soldaten auch den höchsten persönlichen Einsatz einschließt. Und schließlich zeigt das Ehrenmal, dass sich die Bundeswehr auf dem Fundament einer freiheitlichen Grundordnung und weder an der Spitze, noch am Rand, son- dern in der Mitte der Gesellschaft verortet. Egal, wie man zur Bundeswehr und ihrem Ehrenmal steht, es ist ein Ort, zu dem man sich verhalten und zu dem man Stellung beziehen muss: Zum Auftrag der Bundeswehr, zum Besonderen des Sol- datenberufes, zur politischen und gesellschaftlichen Verantwortung gegenüber den Soldaten. Und schließlich geht es um existenzielle Fragen, denen niemand aus dem Weg gehen kann, ganz gleich ob er Soldat oder Zivilist, gläubiger Mensch oder Atheist ist: den Umgang mit Tod, Verlust und Trauer. Anmerkungen 1 Die Forschungsliteratur zum Thema ist mittlerweile kaum noch zu überschauen. Grundlegend ist immer noch die Einführung von Reinhart Kosseleck, Kriegerdenkmale als Identitätsstiftungen der Überleben- den, in: Identität, hrsg. von Odo Marquard und Karlheinz Stierle, 2. Aufl. München 1996, S. 255-276; ein konziser Überblick bei Loretana de Libero, Rache und Triumph. Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne, München 2014, S. 1-19; Herfried Münkler, Militärisches Totengedenken in der postheroischen Gesellschaft, in: Bedingt erinnerungsbereit. Soldatengedenken in der Bundesrepublik, hrsg. von Manfred Hettling und Jörg Echternkamp, Göttingen 2008, S. 22-30. Die Cella. Die aufgekantete Platte, Möglichkeit um Kränze niederzulegen. Eine Lichtinstallation blendet die Namen aller Toten ein. 7170 2 Wolfgang Kruse, Strukturprobleme und Entwicklungsphasen des monumentalen Gefallenenkultes in Deutschland seit 1813, in: Bedingt erinnerungsbereit, S. 33-45, hier S. 35 (wie Anm. 1). 3 Kosseleck, Kriegerdenkmale, passim (wie Anm. 1). 4 Beispielhaft auf dem Nordfriedhof Kiel, wo ein Gedenkstein an die 44 ums Leben gekommenen Matro- sen der Niobe erinnern, die 1932 mit ihrem Segelschulschiff in der Ostsee ums Leben kamen. 5 Umfassend dazu de Libero, Rache und Triumph (wie Anm. 1). 6 Zur Racheformel und dem wohl prominentesten Beispiel in der Aula der Offizierschule der Marine in Mürwick vgl. de Libero, Rache und Triumph, S. 19-45 (wie Anm. 1). 7 http//web.de.wikipedia.org/wiki/Dammtor (Zugriff 23.12.2014) 8 Zum Totenkult in der Bundesrepublik konzis Jörg Echternkamp, Kein stilles Gedenken. Die Toten der Wehrmacht im Erinnerungskonflikt der Bundesrepublik, in: Bedingt erinnerungsbereit, S. 46-57 (wie Anm. 1); vgl. auch neuerdings ders., Soldaten im Nachkrieg. Historische Deutungskonflikte und west- deutscher Demokratisierung 1945-1955, München 2014, S. 252-262. 9 Echternkamp, Soldaten im Nachkrieg, S. 257 (wie Anm. 8). 10 Die DDR nutzte die Neue Wache als Kulisse für effektvoll inszenierte Wachaufzüge. Im Innern erinnerte man mit je einem Grab für einen unbekannten Soldaten und einen unbekannten Widerstandskämpfer sowie einer Ewigen Flamme an den „Kampf gegen Militarismus und Faschismus“, Zum Traditionsver- ständnis der DDR und ihrer Streitkräfte vgl. Matthias Rogg, Armee des Volkes. Militär und Gesellschaft in der DDR, Berlin, 2. Aufl. 2009, S. 41-46. 11 Der vollständige Tenor der Gedenktafel, die an der Außenwand vorne rechts angebracht ist lautet: „Wir gedenken der Völker, die durch Krieg gelitten haben. Wir gedenken ihrer Bürger, die verfolgt wurden und ihr Leben verloren. Wir gedenken der Gefallenen der Weltkriege. Wir gedenken der Unschuldigen, die durch Krieg und Folgen des Krieges in der Heimat, die in Gefangenschaft und bei der Vertreibung ums Leben gekommen sind. Wir gedenken der Millionen ermordeten Juden. Wir gedenken der Ermordeten Sinti und Rom. Wir gedenken aller, die umgebracht wurden wegen ihrer Abstammung, ihrer Homosexu- alität oder wegen Krankheit und Schwäche. Wir gedenken aller Ermordeten, deren Recht auf Leben ge- leugnet wurde. Wir gedenken der Menschen, die sterben mussten um ihrer religiösen oder politischen Überzeugung Willen. Wir gedenken aller, die Opfer der Gewaltherrschaft wurden und unschuldig den Tod fanden. Wir gedenken der Frauen und Männer, die im Widerstand gegen die Gewaltherrschaft ihr Leben opferten. Wir ehren alle, die eher den Tod hinnahmen als ihr Gewissen zu beugen. Wir gedenken der Frauen und Männer, die verfolgt und ermordet wurden, weil sie sich totalitärer Diktatur nach 1945 widersetzt haben.“ 12 Vgl. Reinhart Koselleck, Wer darf vergessen werden? Das Holocaust Mahnmal hierarchisiert die Opfer. Die falsche Ungeduld, in: Die Zeit, 19.03.1998. 13 Am Volkstrauertag stellt das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung einen Ehrenposten. 14 Einen Überblick liefert Manfred Hettling, Militärisches Ehrenmal oder politisches Denkmal? Repräsen- tation des toten Soldaten in der Bundesrepublik, in: Wege in die neue Bundesrepublik. Politische Mythen und kollektive Selbstbilder nach 1989, hrsg. von Jens Hacke, Herfried Münkler, Frankfurt u. a. 2009, S. 131-152, hier: 143-148. 15 Beispielhaft Echternkamp, Soldaten im Nachkrieg, passim (wie Anm. 8); Klaus Naumann, Abwehr, Ab- schreckung, Distanzierung. Militär, Öffentlichkeit und Tod in der Bundesrepublik, in: Bedingt erinne- rungsbereit, S. 162-174 (wie Anm. 1). 16 Grundlegend sind dazu die Forschungsarbeiten des ehemaligen Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, das seit 2013 im Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften in Potsdam aufgegangen ist. Vor allem ist hier auf das Reihenwerk zu verweisen: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Bd. 1-10, Stuttgart, München 1979 – 2008. 17 Dazu umfassend Torsten Loch, Das Gesicht der Bundeswehr. Kommunikationsstrategien in der Freiwil- ligenwerbung der Bundeswehr 1956 bis 1989, München 2008. 18 Torsten Prange, Das Marine-Ehrenmal in Laboe – Geschichte eines deutschen Nationalsymbols, Wil- helmshaven 1996. 19 http://www.luftwaffe.de/portal/poc/luftwaffe? 20 Hans Apel, Schmidt, Leber, Apel – drei Verteidigungsminister und ihre SPD, in: Entschieden für Frie- den. 50 Jahre Bundeswehr, hrsg. von Klaus-Jürgen Bremm, Hans-Hubertus Mack und Martin Rink, Frei- burg i.Br. 2005, S. 365-377, hier 372-374. 21 Zur Entstehung des Ehrenmals der Bundeswehr vgl. Das Ehrenmal der Bundeswehr. Den Toten unserer Bundeswehr – Für Frieden, Recht und Freiheit, hrsg. vom Bundesministerium der Verteidigung, Presse- und Informationsstab, Berlin 2009, S. 45 ff. 22 Der viel zitierte und ohne Zweifel sympathische Begriff der „Parlamentsarmee“ ist weder historisch kor- rekt noch ist er staatsrechtlich präzise. 23 Vgl. Günter Schlusche, In einer stillen Straße ... Das Ehrenmal in seinem städtebaulichen Umfeld, in: Be- dingt erinnerungsbereit, S. 107-119; Heinrich Wefing, Pavillion der Erinnerung. Einige Anmerkungen zur Architektur des Berliner Bundeswehr-Ehrenmals von Andreas Meck, in: Bedingt erinnerungsbereit, S. 97-106, (wie Anm. 1). 24 Das Ehrenmal der Bundeswehr, S. 11 (wie Anm. 21). 25 Andreas Meck, Das Ehrenmal der Bundeswehr – Ein Gesamtkunstwerk, in: Des Ehrenmal der Bundes- wehr. Dokumentation der Einweihung am 8. September 2009 in Berlin, hrsg. vom Bundesministerium der Verteidigung, Berlin 2009; Gerald Kretschmar, Das Ehrenmal der Bundeswehr. Ein zivilreligiöser Weg in die neue Bundesrepublik, in: Riskante Liturgien. Gottesdienste in der gesellschaftlichen Öffent- lichkeit, hrsg. von Kristian Fechtner, Thomas Klie, Stuttgart 2001, S. 67-78. 26 Beispielsweise im Verhältnis der Cella zur äußeren Kubatur. 27 Die Namen sind im Internet abrufbar: http://www.bundeswehr.de/portal/ (Zugriff 23.12.2014). Neben dem Ehrenmal befindet sich seit 2014 das „Buch des Gedenkens“, ein Buch aus 20 Bronzeplatten, in dem alle 3.200 Namen aufgeführt sind. Wie bei der namentlichen Nennung im Inneren des Ehrenmals ist auch im „Buch des Gedenkens“ eine Fortschreibung und Aktualisierung möglich. 28 Mit dem am 15. November 2014 in der Henning-von-Tresckow-Kaserne in Geltow eingeweihten „Wald der Erinnerung“ verfügt die Bundeswehr mittlerweile über eine weitere Erinnerungsstätte an die speziell in den Auslandseinsätzen gefallenen, beziehungsweise ums Leben gekommenen Soldatinnen und Solda- ten der Bundeswehr. Vgl. Der Wald der Erinnerung. Ein Ort der Stille mit wiedererrichteten Ehrenhai- nen, hrsg. vom Bundesministerium der Verteidigung, Presse- und Informationsstab 2, Berlin 2014; Eine neue Erinnerungskultur, in: Potsdamer Neueste Nachrichten vom 17. November 2014, S. 10; Weitere Bei- spiele der Erinnerungskultur in der Bundeswehr mit einem durchaus kritischen Blick auf das Ehrenmal bei Loretana de Libero, Einsatzarmee und Erinnerung: Gedenkkulturen in der Bundeswehr, in: Wegwei- ser zur Geschichte. Auslandseinsätze der Bundeswehr, hrsg. von Bernhard Chiari und Magnus Pahl, Pa- derborn u. a. 2010, S. 278-287. 7372 BIL L N I V EN „Das Ende der Schuld” Der deutsche Historiker Norbert Frei schrieb 1995 in seinem Buch 1945 und Wir: „Das Ende der Schuld scheint also nahe, und von links bis rechts sind die Erwar- tungen an diesen Zustand groß. Einem Land, in dem keine Täter mehr leben, eröffnen sich, so die Auguren, bisher nicht gekannte Chancen.“ Das war eine dras- tische Warnung. Frei bezog sich in seinem brillant geschriebenen Buch auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust. Doch fühlte ich mich sehr stark an seine düstere Prognose erinnert, als ich die Diskussionen über den Ersten Weltkrieg verfolgte, die seit dem Erscheinen von Christopher Clarks Sleepwalkers (in deut- scher Übersetzung Die Schlafwandler, Wie Europa in den ersten Weltkrieg zog) in den deutschen Medien geführt werden. In diesem Falle geht es natürlich um die so genannte Kriegsschuldfrage. Man könnte diese Frage als eine akademische abtun, eine historische; die meisten Deutschen, nehme ich an, hatten sich vor Er- scheinen von Clarks Buch kaum mit der Frage der deutschen Kriegsschuld be- schäftigt. Und doch löste dieses Buch eine kollektive Erleichterung aus. Ein spür- bares Aufatmen ging durch die Feuilletons, als ginge es um die Befreiung von einer nationalen Last. Bei der Reaktion auf Clarks Buch, auch in den Reaktionen auf die Bücher von Herfried Münkler und Jörg Friedrich merkte man, dass mehr auf dem Spiel stand, als Fragen nach Ursachen. Das wurde besonders deutlich in einem Artikel – oder besser gesagt, Manifest – das die Historiker und Publizisten Dominik Geppert, Sönke Neitzel, Cora Stephan und Thomas Weber am 3. Ja- nuar 2014 in Die Zeit veröffentlichten. Die Autoren stellen nicht nur fest, dass die „Schuldfrage, in deutscher Selbstbezogenheit lange Zeit der zentrale Begriff, ob als Skandalon oder als Selbstbezichtigung, [...] keine entscheidende Rolle mehr [spielt]. Das Deutsche Reich ist nicht ‘schuld’ am Ersten Weltkrieg.“ Sie nehmen diesen Fund auch noch zum Anlass, gegen einen „negativen Exzeptionalismus“ in Deutschland Stellung zu nehmen, weisen auf die Gefahren eines deutschen „Schuldstolzes“ hin, und behaupten sogar, dass aus den zwei Weltkriegen andere Lehren gezogen werden müssen als Pazifismus und die Überwindung des Natio- 7574 nalstaates. Am Ende des Artikels steht ein Plädoyer für ein verstärktes National- bewusstsein in Deutschland, und eine Lockerung des europäischen Gefüges zu Gunsten der Wahrnehmung nationaler Interessen und nationaler Politik. Ich erwähne diesen Artikel nur, weil er auf größere Zusammenhänge hinweist. Ohne das explizit zu sagen, sind die Autoren offensichtlich der Meinung, die Re- lativierung der Schuld am Ersten Weltkrieg führt zu einer Minderung der Schuld am Zweiten. Sonst würden sie nicht von neuen Schlussfolgerungen aus den Welt- kriegen sprechen. Man braucht kein geschichtswissenschaftliches Genie zu sein, um die unausgesprochene Logik hier zu verfolgen. Wenn die Deutschen am Ers- ten Weltkrieg nicht schuldiger seien als alle anderen, dann war Versailles wirklich ein Schandvertrag, und die Alliierten tragen zumindest ein gerüttelt Maß an Ver- antwortung für den Aufstieg Hitlers und den von ihm angezettelten Weltkrieg. Mit dem Ende der Schuld am Ersten Weltkrieg wird die These des deutschen Sonderwegs untragbar. Es gebe also keinen Grund, den deutschen Nationalismus zu verteufeln. Die Autoren wollen offensichtlich Schuldstolz durch Nationalstolz ersetzen. „Das letzte historische Tabu ist gefallen“, las ich in einem anderen Zei- tungsartikel. Somit reiht sich dieser angebliche Tabubruch in eine ganze Serie von Tabubrüchen ein, von denen in den letzten Jahren eine anscheinend am Recht zu freier Meinungsäußerung verhinderte deutsche Öffentlichkeit befreit werden musste. Ich brauche hier nur ein paar Beispiele anzuführen. Sie wissen besser als ich, denke ich, dass die Wiederentdeckung des Themas Flucht und Vertreibung der Deut- schen seit ungefähr 2002 – also dem Jahr, in dem Grass’ Im Krebsgang erschien – als lang ersehnter Tabubruch interpretiert wurde. In der Debatte um Thilo Sar- razin, um ein anderes prominentes Beispiel herauszugreifen, ging es des Öfteren um die Frage angeblicher Tabus: durfte man so über Genetik reden, oder über Muslime, oder über den Sozialstaat, wie Sarrazin das tat? Sarrazin schrieb darauf- hin ein ganzes Buch über die Tabuisierung gewisser Themen, und stellte sich als das Opfer von „political correctness“ dar. Sarrazin benutzte das Wort „Tugend- terror“. Man fühlte sich an Walsers Friedenspreisrede von 1998 erinnert, in der er von „Moralkeulen“ sprach und andere Intellektuelle als „Moral- und Gewissens- warte“ abtat. Walser arbeitete sich an einem anderen vermeintlichen Tabu ab: nämlich das moralische Verbot, Formen der deutschen Vergangenheitsbewäl ti- gung zu kritisieren. Vor zwei Jahren stand ein anderes behauptetes Tabu zur Diskussion: „Was gesagt werden muss“, lautete der Titel von einem Gedicht von Günter Grass, in dem er Israel als potentiellen genozidalen Täterstaat hinstellte. 2003 wurde der deutsche Politiker Martin Hohmann aus der CDU ausgeschlos- sen, als er im Bezug auf die russische Revolution meinte, man könnte die Juden mit einiger Berechtigung als ‘Tätervolk’ bezeichnen. Grass wurde kritisiert, aber er bekam auch Unterstützung. Auf die Vergangenheitsbewältigung also, die die Deutschen so gut wie alleine erfunden und institutionalisiert haben, erfolgt anscheinend jetzt die Bewältigung der Vergangenheitsbewältigung. Wenn man nämlich die Inflation der Tabubruch- Debatten in den letzten Jahren näher betrachtet, fällt einem etwas auf: hier geht es nicht mehr um Tabus, die die Akzeptanz von deutscher Schuld blockieren – die Wehrmachtsausstellung wurde oft als Versuch gewertet, gegen solche Tabus vor- zugehen – sondern um Tabus, die durch die Vergangenheitsbewältigung selbst entstanden sind. Man könnte fast meinen, zu Giordanos Die zweite Schuld wäre eine dritte hinzugekommen – die Aufoktroyierung einer ritualisierten Schuldkultur, die im Bereich Erinnerung eher lähmt als befähigt, weil sie ein formell korrektes Handeln, Sprechen, Schreiben und Denken vorschreibt. Sie verlangt also vorge- prägte Reaktionen und Äußerungen, fördert damit Oberflächlichkeit, Unehrlich- keit und Ressentiments, statt eine offene Auseinandersetzung mit der Nazi-Zeit zu ermöglichen. So zumindest die Kritiker. In den Tabu-Debatten der letzten Jahre ging es fast immer um solcherart Tabus. Das Protestieren gegen vermeint- lich starre Regeln der „political correctness“ im Umgang mit der Nazi-Vergangen- heit ist zwar nichts Neues, war aber bis vor zehn, fünfzehn Jahren eine Kritik, die man im Grunde nur aus weit rechts stehenden Kreisen zu hören bekam. Heutzu- tage kommt diese Kritik aus allen möglichen Richtungen. Man hört sie überall. Jüngere deutsche Kollegen von mir, zum Beispiel, finden, die Aufarbeitung sei so mit Verboten gespickt, dass sie zum gesellschaftlichen Problem geworden ist – vor allem für junge Deutsche, die doch wahrlich keine Schuld tragen. Der Comedian Oliver Pocher brachte es auf den Punkt: „wir sind nicht für das verantwortlich, was unsere Eltern oder Großeltern verbockt haben”. Bei den Tabubruch-Behauptun- gen fällt mir auch etwas anderes auf. Die 68er-Generation, lange anerkannt als Triebkraft hinter der Aufarbeitung der Nazizeit, erscheint heutzutage im neuen Lichte als eine Art Meinungspolizei, die in autoritärer Tradition dafür gesorgt habe, dass an den Prinzipien der Vergangenheitsbewältigung nicht gerüttelt werden darf. Man redet und schreibt über die Unglaubwürdigkeit der linken Vertreter der Vergangenheitsbewältigung, die ja selber eine Vergangenheit aufzuarbeiten haben. Man spricht ihnen das Recht ab, über andere den Stab zu brechen. 7776 Allerdings fällt es mir als Außenseiter manchmal schwer, die genaue Stoßrich- tung der Bewältigung der Vergangenheitsbewältigung – der Ausdruck stammt, glaube ich, von Peter Reichel – zu verstehen. Für einige Kritiker ist es wohl so, dass die Vergangenheitsbewältigung auf einer Stigmatisierung der deutschen Ge- schichte und auch der Deutschen beruht, die das nationale Selbstbewusstsein und die Handlungsfähigkeit der Deutschen wesentlich einschränkt. Andere aber wei- sen eher auf eine Verkrustung der Aufarbeitungsmethodik und -rhetorik hin, die diese Aufarbeitung manchmal ins Leere laufen lässt. Vor kurzem hat Volkhard Knigge, Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, auf die Gefahr einer tendenziellen Reduktion von Erinnerungskultur auf historisch entkernte Pietät oder Frömmig- keit hingewiesen. Vor allem im Bereich der Holocaust-Erinnerung sind inhalts- leere Reden, zum Beispiel am 27. Januar, gewiss keine Seltenheit; es werden häufig verbrauchte Formulierungen wiederholt. Hier also haben wir das Bild einer Ver- gangenheitsbewältigung, die an ritualisierter Sprache und Praxis erstickt und kei- nen mehr erreicht. Zwischen verkrüppeltem nationalem Selbstbewusstsein auf der einen Seite und schulterzuckendem Desinteresse auf der anderen als Reaktions- muster liegen Welten, und doch sind beide Reaktionen nur unterschiedliche Sei- ten derselben Münze. In beiden obengenannten Fällen leidet die Vergangenheits- bewältigung, so alle Kritiker gemeinsam, an Moralisierung. Mora lisierung lähmt, oder stößt auf Ablehnung. Eine ganz andere Kritik aber an der Vergangenheits- bewältigung äußern Ulrike Jureit, Historikerin, und Christian Schneider, Kul- turwissenschaftler, in ihrem Buch Gefühlte Opfer. Für sie besteht das Problem eher darin, dass die Deutschen sich nur allzugerne mit den jüdischen Opfern iden- tifizieren, auf Kosten einer Auseinandersetzung mit Täterschaft und vor allem mit konkreten Tätern. Man hat sich sozusagen auf die Opferseite hinübergeschmug- gelt. Hiernach fungiert die Vergangenheitsbewältigung als Entlastungsmaschine. Hinter einem Großteil der, wenn auch durchaus unterschiedlich nuancierter, Kritik an der Aufarbeitung steckt – ich wiederhole es – eine Abrechnung mit den 68ern, die, so die implizite und oft explizite Kritik, die Vergangenheitsbewältigung be- nutzt haben, um sich selber zu entlasten und andere zu beschuldigen. Insofern ist das jetzige Unbehagen an der Erinnerung – um einen anderen Buchtitel zu zitieren – in vielem Ausdruck eines Generationenkampfes. Im Ausland, also auch in Großbritannien, wird die Komplexität und Vielschich- tigkeit dieses Unbehagens an der Erinnerung nur bedingt wahrgenommen. Was mir allerdings auffällt, ist, dass man nicht nur in akademischen Zeitschriften son- dern auch in der Presse im Zusammenhang mit Deutschlands Umgang mit der Nazizeit von einer „normalization“ spricht. Dieses Wortungetüm gibt es auch hierzulande in der nicht minder hässlichen Form „Normalisierung”. Weil Nor- malität die Existenz von einer Norm oder Normen voraussetzt, und weil es kei- neswegs klar ist, ob es allgemeingültige Normen gibt, oder wie diese genau zu definieren wären, ist der Begriff „Normalisierung“ sehr schwer zu fassen. Es hängt also vom Standpunkt des Sprechers ab, ob diese Normalisierung etwas Gutes oder eher Verdächtiges bedeutet. Im Grunde aber wäre ein vergangenheitsbezogen nor- males Deutschland ein Land, das etwas entkrampfter mit dem Nationalsozialis- mus umgehen würde. Denn welches andere Land leidet so an seiner Vergangen- heit? Dass man jetzt über Hitler lachen kann – Er ist wieder da wurde auch bei uns gerne gelesen – ist sicherlich ein Zeichen dieser Entkrampfung. Dass man sich bemüht, wenn auch begleitet von heftigen Debatten und Schwierigkeiten, deren Ausbleiben aber ein Grund zur Sorge wären, Freiheits- und Einheitsdenk- mäler zu bauen, kann man auch als Normalisierung verstehen. Denn welches an- dere Land feiert sich selber nicht? Ich gehe auch so weit, zu sagen, ich finde die Idee eines Dokumentationszentrums für die Erinnerung an Flucht und Vertrei- bung oder eine Gedenkstätte für die Opfer des Stalinismus auch normal, denn welches andere Land erinnert an die eigenen Opfer nicht? Wenn „normal“ in vergangenheits politischer Hinsicht bedeutet, die Deutschen werden immer mehr wie „wir“, sprich Briten und Amerikaner, dann können wir nur damit meinen, dass nicht nur Schuld und Schande die deutsche Erinnerung und Erinnerungs- landschaft prägen sollen – wo, frage ich mich, erinnern wir uns in England an unsere eigene Schuld und Schande – sondern auch Mitgefühl mit den eigenen Toten und auch Stolz auf positive historische Traditionen, an denen ja Deutsch- land nicht gerade arm ist. Normalisierung bedeutet vielleicht sogar eine Abkehr von Schuldgefühlen. So versteht zumindest Cora Stephan den Begriff. Sie plädiert für eine „Normalisie- rung“ in den deutsch-polnischen Beziehungen, und schreibt: „historische Schuld ist keine Münze für die Gegenwart [...] was die Deutschen europapolitisch tun oder lassen, sollten sie aus politischer Einsicht tun – nicht aus Schuldgefühlen”. Allerdings wird es ohne einen Verzicht auf Stigmatisierung kein Ende der Schuld- gefühle geben, und diese Stigmatisierung bemerke ich nach wie vor in England, wenn die Deutschen etwas tun, was uns nicht passt: schnell sind die Naziverglei- che zur Hand. In Polen und Griechenland ist das nicht anders. Doch ist dies auch 7978 eine Generationsfrage. Als die deutsche Fernsehserie Unsere Mütter, unsere Väter unter dem Titel Generation War im englischen Fernsehen lief, waren die Reakti- onen zumeist positiv. Vor allem Vertreter der jüngeren Generation – zum Beispiel meine eigenen Studenten – fanden den Film fesselnd und überzeugend. Während ich selber diese Serie problematisch finde, fanden meine Studenten, dass ich eher das Problem bin. Wieso wollte ich einem deutschen Regisseur das Recht nicht einräumen, polnischen Antisemitismus darzustellen? Was hatte ich dagegen, dass gezeigt wird, dass deutsche Soldaten recht unterschiedlich auf Krieg reagieren, oder dass Deutsche 1941 freundschaftlich mit einem Juden verkehren? Ich hatte hier ein paar geschichtliche Einwände, aber das Gespräch entwickelte sich weiter. In England sind mittlerweise Universitätskurse oder -seminare zum Thema „com- parative genocide“ normal. Die Studenten lesen akademische Bücher und Artikel über „comparative genocide“, in denen der Holocaust keineswegs einmalig erscheint, sondern im Zusammenhang mit anderen Formen des Völkermordes betrachtet wird. Sie lesen Bücher über „ethnic cleansing“, ethnische Säuberung, wo Kapitel über den Holocaust und über die Vertreibung der Deutschen nebeneinander stehen. Sogar Kapitel über die Vertreibung der Deutschen und die Vertreibung der Paläs- tinenser nach dem Zweiten Weltkrieg stehen nebeneinander. Langsam nehmen Historiker auch die Geschichte des Kolonialismus in den Blick, fragen, ob nicht eigentlich hier der Ursprung westlicher Genozide zu finden ist. Daher die Mei- nung einer meiner Studenten, man solle doch aufhören, die Deutschen als irgend- wie „anders“ zu betrachten. Genozid und Säuberung waren doch überall. Ist die Zeit also gekommen für „das Ende der Schuld”? Zumindest für das Ende der Schuldgefühle; denn die historische Schuld für die Greueltaten der Nazis, sie bleibt. Und wie steht es mit der moralischen Schuld? Irgendwann wird sie doch durch moralische Verantwortung abgelöst, nur handelt es sich jetzt um eine Ver- antwortung im Bereich des Erinnerns, Wachhaltens. Die Frage, die sich dann stellt, ist, wie am besten erinnert werden kann. 1998 hat Martin Walser dafür plädiert, wenn ich ihn richtig verstanden habe, dem eigenen Gewissen das Erin- nern zu überlassen. Das wurde so interpretiert, als wollte er die Geschichte auf diese Weise entsorgen. Sein Unbehagen an der Erinnerung gibt aber Grund zum Nachdenken. Wird das Erinnern, Wachhalten, dadurch erreicht, dass man Mahn- male baut? Walsers Sorge galt eher der Verschandelung der Hauptstadt Berlins durch das Holocaust-Mahnmal, das er als Schandmal empfand, als eine Art Stig- matisierung der Deutschen. Das Mahnmal wurde nicht nur von Walser als Stigma interpretiert, sondern auch von anderen, auch akademischen Kollegen von mir in England und in den USA. Vor kurzem hat der Historiker Götz Aly, in Bezug auf Berlin, vor „galoppierender Gedenkeritis“ gewarnt. Er äußerte die Sorge, die Mahn- malisierung Berlins nehme so überhand, dass die kulturelle Geschichte der Stadt auf die Erinnerung an Greueltaten reduziert wird. Sind Mahnmale überhaupt noch das Richtige heute, denn schließlich brauchen doch die heutigen Deutschen keine Mahnungen – so könnte man zumindest argumentieren. Mahnen – das er- innert wieder an ausstehende Schulden. Und doch kann man das Berliner Holo- caust-Mahnmal und die vielen anderen Mahnmale in Deutschland nicht als Stigma, sondern im Gegenteil eher als Absorptionsmittel verstehen, die die Schuld sozu- sagen auffangen und endlagern. Das wäre eher eine Entstigmatisierung. Hin und wieder besucht man ein Mahnmal, so, wie man eine schwächelnde Tante besucht. Man tut seine Pflicht, und fühlt sich nachher besser. Mahnmale sind Abladeplätze für das schlechte Gewissen, nicht unbedingt immer ein Anlass zum Nachdenken. Am Ende muss man, denke ich, die Worte Walsers ernst nehmen. Der beste Ort für die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen ist das Gewissen. Das wusste auch Karl Jaspers, als er betonte, dass eben das Gewissen für das Aufarbeiten der mora- lischen Schuld zuständig ist. Bei der moralischen Verantwortung ist das genauso der Fall. Und doch bin ich ein großer Bewunderer deutscher Mahnmale. Sie haben mein Interesse an der Kunst geweckt. Letztendlich muss auch das Gewissen angeregt werden, und wie soll das geschehen, ohne sichtbare Erinnerungszeichen – ob Ge- denkstätten oder Mahnmale? Unbeachtet des Unbehagens an der Erinnerung geht der Bau von Gedenkstätten und Mahnmalen weiter, wie ich aus dem Gedenkstättenrundbrief regelmäßig erfahre. Immer öfter sind Schulkinder und Gemeinden an der damit verbundenen Arbeit beteiligt. Das tätige Erinnern – „hands on memory“ im Englischen – ist zur Regel geworden. Viele neuere deut- sche Mahnmale könnte man mit James Young nicht nur als Gegendenkmäler be- zeichnen, sondern als Gegenmahnmale. Sie erheben keinen moralischen Zeigefinger, sondern versuchen, einen Dialog zwischen Besucher und Denkmal zu wecken. Neuere Mahnmale wie die Stolpersteine entstehen durch öffentliche Beteiligung. Und die Grenzen zwischen Archivierung, Ausstellung und Mahnmal lösen sich langsam auf, wie man anhand des Offenen Archivs von Sigrid Sigurds- son oder der Denksteine von Horst Hoheisel feststellen kann. Es geht immer mehr um das Inszenieren und Darstellen von Erinnerung, denn was heute weitergegeben 8180 wird, ist nicht die Schuld, sondern die Erinnerung daran. Wenn ich an die vielfäl- tige und einfallsreiche Topographie des Erinnerns in Deutschland denke, scheint mir also das oben beschriebene Unbehagen an der Erinnerung etwas übertrieben. Zu der Frage der 35. Infanterie-Division komme ich erst gegen Schluss. Mein Wissen ist hier sehr begrenzt. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob es andere umstrittene Denkmäler dieser Art in Deutschland gibt. Denkmäler, die an die toten deutschen Soldaten beider Weltkriege erinnern, gibt es allerdings sehr viele. Heute werden andere über das Problem des Karlsruher Denkmals reden, die fachkundiger sind als ich. Trotzdem möchte ich ein paar Überlegungen zu diesem Problem anstel- len. In Berlin steht ein Denkmal, das an die Opfer des Krieges und der Gewalt- herrschaft erinnert, auch der Gefallenen. Die Neue Wache. Es erinnert damit also auch an die toten Wehrmachtssoldaten. An welche? Alle? Die Widmung ist sehr allgemein gehalten. Es bleibt dem Besucher überlassen, eine eigene Interpretation zu liefern. Man kann also in Deutschland sehr wohl allgemein der eigenen Gefallenen ehrend gedenken, obwohl sich darunter Soldaten und ganze Einheiten befinden, die Kriegsverbrechen begangen haben. Und doch scheint es allen klar, dass das Karlsruher Denkmal, das an eine Division erinnert, die nachweislich an Kriegs- verbrechen beteiligt war, nicht akzeptabel ist – auch wenn es in dieser Division sicherlich zumindest einige Soldaten gegeben hat, die nicht an diesen Verbrechen beteiligt waren. Ist das ein Widerspruch? Bei allgemeinen Widmungen an die Gefallenen insgesamt gerät die Frage der Täterschaft aus dem Blickfeld; alle wer- den im Rückblick zu Opfern. Sobald man aber einer spezifischen Division ge- denkt, die zu irgendeinem Zeitpunkt nachweislich Kriegsverbrechen begangen hat, ist die Täterschaft nicht mehr zu übersehen. Zumindest heute nicht mehr. Nur indem man im Falle der Neuen Wache das Spezifische zugunsten des Allgemei- nen oder gar Vieldeutigen auflöste, konnte man die konkreten Verbrechen ver- schwinden lassen. Was soll man also machen mit dem Denkmal für die 35. Infanterie-Division? Man kann ihm natürlich ein Gegendenkmal zur Seite setzen, wie das in Ham- burg der Bildhauer Alfred Hrdlicka gemacht hat. Das Ehrenmal für das Infante- rie-Regiment Nr. 76, 1936 eingeweiht, wurde nicht abgerissen, sondern sozusagen in Kontrast zu Hrdlickas zwischen 1983 und 1986 gebautem kriegskritischem Mahnmal gesetzt. Wegen Geldmangels wurde Hrdlicka nicht fertig. Die Teile „Soldatentod“ und „Frauenbild im Faschismus“ wurden nie realisiert. Hier bietet sich also die Möglichkeit an, das, was in Hamburg nicht fertig wurde, in Karls- ruhe zu Ende zu führen. Allerdings steht Hrdlickas Mahnmal am Anfang einer Gegendenkmaltradition, die inzwischen viel subtiler und komplexer geworden ist. Eine zweite Möglichkeit wäre, durch die Architektur des Denkmals einen Keil zu treiben, wie in Nürnberg auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände. Allerdings handelt es sich im Falle des Denkmals für die 35. Infanterie-Division nicht um ein Nazi-Denkmal. Man kann natürlich auch irgendeinen Text vor das Denkmal stellen, oder es ganz entfernen, aber das erste scheint mir zu langweilig, und das zweite zu mutlos. Das besonders Interessante an diesem Fall ist, dass dieses Denk- mal 1964 eingeweiht wurde. Tatsächlich gibt es hier die Chance, sich mit frühe- ren bundesrepublikanischen Gedenktraditionen auseinanderzusetzen, statt sie ein- fach stillschweigend hinzunehmen, zu überschreiben oder zu ersetzen. Und von daher würde ich dann doch eher für eine Art Gegendenkmal plädieren, eines, das sich im Gegensatz zu Hrdlickas aber direkt mit dem Denkmal der Infanterie-Di- vision auseinandersetzt – und zwar ästhetisch wie auch in der Botschaft. Man könnte dazu sicherlich auch eine Informationsstele anbringen. Nur sollte dieses Gegendenkmal eines sein, das die Bürger anspricht und Reaktionen hervorruft. Es wäre schade, wenn man ein Gegendenkmal bauen würde, das sich zum Bei- spiel damit begnügt, festzustellen, dass die Bundeswehr von heute eine weit bes- sere Institution ist als die Wehrmacht. Denn das wissen wir ja alle. Es sollte keine transzendierende Botschaft bringen – nach dem Motto, wir machen das heute viel besser –, sondern Fragen stellen. Denn das Problem, dass aus Zivilisten Wehr- machtssoldaten und aus Wehrmachtssoldaten Mörder wurden, mag ein Problem der Vergangenheit sein. Aber das Problem, dass aus normalen Bürgern Rassisten und Mörder werden, ist ein Problem auch der Gegenwart. Ein Problem in vielen europäischen Ländern. Vielleicht könnte man mit einem Gegendenkmal auch darüber nachdenken. 8382 SYLV IA SCHRAU T Der schwierige Umgang mit dem kommunalen Gedenken an die Kriegstoten Ein Blick in Publikationslisten, Tagungsankündigungen und Vorlesungsverzeich- nisse, in Mediendebatten über nicht oder erst recht zu installierende nationale Mahnmale oder schlichtweg der Suchbefehl im Internet machen deutlich: Seit etwa 1990 gehören Erinnerungskultur und Erinnerungspolitik zu den beliebtes- ten geschichtswissenschaftlichen Forschungsgebieten und populären Diskussions- themen. Mit Gedächtnis und Erinnerung beschäftigten sich mehr oder weniger alle Kultur wissenschaften im interdisziplinären Verbund. Dabei sind Gedächtnis, kollektives, kommunikatives und kulturelles Gedächtnis, Tradition und Traditi- onsstiftung, Erinnerungskultur und -räume, Erinnerungspolitik und Vergessen keineswegs eindeutig definierte Begriffe, unter denen die jeweiligen Fachdisziplinen das Gleiche verstehen. Hinter diesen ohnehin sehr abstrakt anmutenden Bezeich- nungen verstecken sich ein Reihe kulturwissenschaftlicher Theorien, die sich je- weils auf ihre Weise mit der Frage beschäftigen, wie sich eine soziale Gemeinschaft an ‚ihre‘ Geschichte erinnert. Welche Funktionen eine öffentlich gepflegte Erin- nerungskultur in einer Gesellschaft übernimmt, welche Formen des Erinnerns gepflegt werden oder welche Rolle Macht und gesellschaftliche Deutungshoheit für den Ein- oder Ausschluss aus dem kollektiven Gedächtnis spielen, diese Fra- gen sind Gegenstand differenzierter Forschungsprojekte und Theoriedebatten. Gemeinsam ist den heutigen Ansätzen, die in der frühen Gedächtnisforschung der 1920er Jahre wurzeln, der Blick auf die Konstruktivität von Erinnerungen. Diese werden nicht in Gedächtnisschubladen abgelegt und bei Bedarf aus diesen hervorgezogen. Erinnerungen werden stets aufs Neue im Prozess des Erinnerns frisch geformt; dies bestätigt auch die aktuelle naturwissenschaftliche/medizini- sche Forschung. Dass die Herstellung und Pflege des kulturellen Gedächtnisses eng verwoben ist mit gesellschaftlichen Prozessen der politischen Sinn- und Iden- titätsstiftung, hat insbesondere das Interesse der Geschichtswissenschaft erregt.1 8584 Nicht zuletzt spiegeln sich die geschichtswissenschaftlichen Debatten rund um den identitätsstiftenden Charakter von Erinnerung auch in öffentlichen (kultur-) politischen Diskussionen. Erinnert sei an die Walser-Bubis-Kontroverse im Jahr 1998, in der Martin Walser in seiner Dankesrede für den Friedenspreis des deut- schen Buchhandels die deutsche Erinnerungspolitik in Sachen Nationalsozialismus geißelte unter Zuhilfenahme von Argumenten aus dem Fundus des im Privaten verorteten kommunikativen Gedächtnisses.2 Ihm widersprach der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Ignaz Bubis, und forderte eine öffentlich gepflegte Erinne- rungskultur ein, die sich verantwortlich mit dem erinnerungspolitischen Erbe des Nationalsozialismus auseinandersetze.3 Erinnert sei auch an die Debatten um das zukünftige Ausstellungs-, Dokumentations- und Informationszentrum zu Flucht und Vertreibung in Berlin.4 Dass öffentliche Erinnerungskultur ‚gemacht‘ wird, dass über das zu Erinnernde gestritten und verhandelt wird und nicht zuletzt die Eroberung der Deutungshoheit auch eine politische Machtfrage ist, zeigte beispiels- weise das Gerangel in den Jahren 2009/2010 um die Frage, ob die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach, einen Platz im wissenschaftlichen Beirat des geplanten Vertreibungszentrums einnehmen könne. Welche Erinnerungen gestiftet, befördert und gepflegt oder vergessen werden und welche Gruppen an diesen gesellschaftlichen Prozessen auf welche Weise beteiligt sind, stellen folglich keineswegs zu vernachlässigende Fragen dar. Lange Zeit fokussierten die geschichtswissenschaftlichen und erinnerungs- politischen Auseinandersetzungen um öffentliches Gedenken vorrangig den poli- tischen bzw. kulturellen Raum der Nation. Inzwischen gibt es mehr oder weniger gelingende Versuche eine europäische Erinnerung zu konstruieren. Dabei zeigen insbesondere die Initiativen, beispielsweise rund um den Ersten Weltkrieg eine europäische Erinnerungskultur zu stiften, wie schwierig es ist, die sperrige und nicht selten erinnerungspolitisch problematische Nation zu umschiffen.5 Das hat freilich viel mit der Entstehungsgeschichte von öffentlicher Erinne- rungskultur und Erinnerungspolitik zu tun. Öffentlich gepflegte Traditionsbil- dung und Erinnerungskulturen stehen historisch in engem Zusammenhang mit der Herausbildung der Nationalstaaten und der Ausformung nationaler Identitäten im Verlaufe des 19. Jahrhunderts.6 An diesen Prozessen orientierte Momente einer nationalen Erinnerungskultur (Denkmäler, Gedenktage, Feste usw.) dienten der Ausbildung eines wie auch immer definierten Nationalbewusstseins und förder- ten die Entwicklung einer solchen Identität häufig auch in Abgrenzung, Konkur- renz und Feindschaft zu Nachbarstaaten und sonstigen Mächten in Europa. Zwar spiegelt der Herstellungsprozess kultureller Erinnerung nicht zuletzt gesellschaft- liche Auseinandersetzungen um die Deutung des Vergangenen – die Walser-Bu- bis-Debatte und die Diskussionen um das europäische Vertreibungszentrum sind hierfür Beispiele. Doch entscheidend für die nationale Erinnerungskultur ist: In der Regel setzten und setzen sich gerade im nationalen Verdichtungsprozess ‚Mainstream‘-Deutungen durch, welche beispielsweise die Positionen von gesell- schaftlichen Minderheiten und transnationale Aspekte des Erinnerns vernachläs- sigen. Dieses Phänomen wird insbesondere von der Geschlechtergeschichte kritisch hinterfragt. Denn im nationalen erinnerungspolitischen Verdichtungsprozess wie in der diesbezüglichen Geschichtsforschung spielen Frauen, weiblich konnotierte Handlungsräume und Problemstellungen eine untergeordnete Rolle. Die scheinbar geschlechtsneutrale Erinnerungskultur und erinnerungskulturelle Debatte erweist sich bei näherer Betrachtung als männlich konnotierte Arena. Erinnerungspolitisch dominiert das Gedenken an männliche Akteure. Männlich besetzte historische Orte gelten als zentral für die deutsche historisch verankerte Identität, Frauen und weibliche Aktionsräume werden dagegen vergessen. Die Geschichtsforschung zum jeweiligen nationalen Gedächtnis ist in der Bemessung von Wichtigkeit lange den Vorgaben ihres historischen Untersuchungsgegenstandes gefolgt. Erst seit weni- gen Jahren gibt es Ansätze, die Analyse von Erinnerungskultur zu ‚gendern‘.7 Der nationale erinnerungspolitische Verdichtungsprozess zu ‚Mainstream‘-Deu- tungen sollte auch von der kommunalen Geschichte her kritisch gesehen werden. Zwar lässt sich feststellen: Die nationalen erinnerungspolitischen Debatten wie die zugehörige Geschichtsforschung über Erinnerungskultur haben längst ihren Eingang in den Kommunen gefunden. Dort haben die nationalen geschichtspo- litischen Diskussionen zu einer Sensibilisierung bezogen auf den Umgang mit der Geschichte vor Ort geführt. Zahlreiche kommunale Geschichtsprojekte, die in den letzten Jahrzehnten entworfen und finanziert wurden, dienten der Erweite- rung des Wissens um die eigene lokale oder regionale Vergangenheit. Sie beför- derten Vergessenes und Verdrängtes ans Licht und machten deutlich, dass vor Ort eine Reihe interessanter Persönlichkeiten und spannender Initiativen es nicht ver- dient haben, im Schatten der scheinbar so großen nationalen Events zu verblassen. Doch bislang steckt eine breit und methodisch reflektiert geführte geschichtswis- senschaftliche Diskussion noch in den Kinderschuhen, die mit kommunaler Per- 8786 spektive – ähnlich wie die Geschlechtergeschichte – das nationale Projekt Erin- nerungskultur hinterfragt.8 Dieser Befund ist eigentlich erstaunlich: Denn kommunale Erinnerung stellt eine zentrale Schnittstelle zwischen privatem kommunikativem Gedächtnis und öffentlicher (nationaler) Erinnerungskultur dar. Nationale Gedächtnisorte sind in der Regel nicht im virtuellen Gedächtnisraum angesiedelt, sondern höchst kon- kret kommunal verankert. Daraus lässt sich folgern: Letztlich muss die Kon- struktion einer nationalen, selbst einer europäischen Erinnerungskultur, vom kon- kreten Ort als unmittelbarem Erfahrungsraum ausgehen. Dabei scheint eines besonders wichtig: Die Analyse kommunaler Erinnerungs- kultur liefert nicht nur Bausteine für das nationale Erinnerungsprojekt. Zwar nimmt kommunale Erinnerungskultur teil an der Konstruktion des nationalen Gedächtnisses. Doch vor Ort werden nationale Erinnerungsprojekte regional ein- gefärbt. Kommunale Erinnerungsorte und Denkmäler liefern damit neben dem hegemonial national Verdichteten Raum für Nebengeleise des Erinnerns. Hier blieben und bleiben nicht nur regionale Besonderheiten, sondern auch abgebro- chene und unterdrückte konkurrierende Erinnerungen zur durchgesetzten natio- nalen Deutung erhalten. Kommunale, über Erinnerung gestiftete Identität kann so Nebenstränge der Geschichte in den Vordergrund rücken und damit kommu- nales Selbstverständnis, kommunale Orientierung, Lokalpatriotismus und Ge- meinschaftssinn historisch verankern. Das Spiel mit unterschiedlichen räumlichen Maßstäben, das heißt die Verbindung von lokaler, regionaler, nationaler und trans- nationaler Perspektive, ermöglicht Multiperspektivität und erleichtert damit die Einbindung der Kategorie Geschlecht, die Erinnerung an Minderheiten und na- tional Vergessenes. Ein Beispiel hierfür liefert die Erinnerungspolitik Offenburgs. Am 12. Septem- ber 1847 versammelten sich im Gasthaus Salmen die „entschiedenen Freunde der Verfassung“. Diese verabschiedeten mit den „Forderungen des Volkes“ denjenigen Forderungskatalog, der mit seinem Menschenrechtskern nicht nur in Baden, son- dern im Deutschen Bund die Revolutionsversuche von 1848 einleitete. „Die Er- innerung an die revolutionäre Zeit hat sich im kollektiven Gedächtnis Offenburgs bis heute erhalten“, heißt es auf der Homepage Offenburgs.9 Aus geschichtswis- senschaftlicher Perspektive ist diese Feststellung nicht ganz richtig. Die deutschen Revolutionsversuche waren im Wilhelminischen Kaiserreich keiner nennenswer- ten Erinnerung wert. Auch 100 Jahre später – 1947/48 – war man in Deutschland nicht primär mit der Erinnerung an die gescheiterte Revolution beschäftigt. Für ein Aufleben und die Institutionalisierung kommunaler Erinnerung bedurfte es eines günstigen politischen Klimas. Das war 150 Jahre nach den Ereignissen – 1997 – gegeben. „Zum 150. Gedenken an die Ereignisse feierte die Offenburger Bevölkerung im Jahr 1997 über drei Tage hinweg das Offenburger Freiheitsfest“. Und die kommunale Initiative stieß auf breite Zustimmung in der Bevölkerung. „Seit 2003 findet am 12. September der Offenburger Freiheitstag statt, an dem die Bevölkerung sich jährlich an die Verabschiedung der 13 Forderungen des Vol- kes durch die ‚entschiedenen Freunde der Verfassung‘ erinnert.“ Offenburg ver- steht sich heute, so die kommunale Homepage, als „Freiheitsstadt“. Das Beispiel zeigt: Die kommunale Erinnerungsbühne spiegelt den nationalen erinnerungspolitischen Zeitgeist. Sie stellt den eigentlichen Präsentationsort der nationalen Erinnerungskultur dar. Aber sie reichert die nationale Erinnerung mit lokalen Besonderheiten an, und, das ist besonders wichtig, mit ihrer Erinnerungs- arbeit trägt sie zur historisch verankerten Identität ihrer Bürger wesentlich bei. In ihrer erinnerungspolitischen Funktion wurde und wird die Kommune da- mit auch immer zum Austragungsort konkurrierender Erinnerungsbemühungen. Dies zeigte sich beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg an den kommunalen Debatten um Vertriebenendenkmäler. Die 1950er Jahre sind geprägt von kommu- nalen Auseinandersetzungen um die Frage, ob und wenn ja, welche Denkmäler errichtet werden sollen, die an die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten und die Vertreibungstoten erinnern. Nicht selten waren die Vertriebenenorganisatio- nen in ihren Bemühungen durchaus erfolgreich.10 In vielen Kommunen wurden Denkmäler zur Erinnerung an die Vertreibungen errichtet. Doch eigentlich war klar: Vertrieben war nur ein Teil der kommunalen Bevölkerung. Zu klären war, ob und wie der Rest der Bevölkerung, nicht selten die Mehrheit, eingebunden werden konnte. Die Strategie, die in den kommunalen Debatten eingeschlagen wurde, bediente sich häufig allgemeiner Opfermetaphern. Opfer des Krieges, so die Sprachregelungen, waren irgendwie eigentlich alle. Sichtbaren Ausdruck fand die gewählte Sinnstiftung in der Gestaltung der Denkmäler. In der Regel stellen sie Frauen mit und ohne Kinder dar, mithin diejenige Gruppe, der ikonographisch keine Kriegshandlungen und keine Täterschaft zugeschrieben wurden. Das Bei- spiel der kommunalen Vertriebenendenkmäler zeigt nicht zuletzt, auf welche Weise Sympathie für eine Gruppe der Stadtbevölkerung mithilfe eines feminisierten Opferdiskurses entfacht werden konnte und wie die kommunale Erinnerungskul- 8988 tur gleichzeitig die Plattform und die bildhafte Inszenierung dieses Vorhabens darstellte. Dass sich der Opferdiskurs, manifestiert in Denkmälern und Erinnerung sfeiern, grundsätzlich dazu benutzen lässt oder dazu benutzt wird, über alle gesellschafts- politischen Lager hinweg eine fiktionale kommunale Erinnerungsgemeinschaft zu stiften, zeigt die seit etwa 1995 wieder aktuelle Erinnerungsarbeit rund um das Thema ‚Bombenkrieg‘. Hatte in der unmittelbaren Nachkriegszeit die NS-Pro- paganda nachgewirkt, die den Bombenterror gegen Zivilbevölkerung geißelte, ohne sich sonderlich damit zu beschäftigen, dass die Deutschen sich in gleicher Weise beispielsweise in England betätigt hatten, so waren seit den 1970er Jahren der Holocaust und der Widerstand im öffentlichen Gedächtnis allmählich in den Vordergrund gerückt. Seit den 1990er Jahren trat die Auseinandersetzung mit den Kriegsleiden der deutschen Zivilbevölkerung hinzu. Bekannt ist vor allem das Buch von Jörg Friedrich „Der Brand“, publiziert 2002, das den Horror der Bom- bardierungen assoziativ mit dem Holocaust auf gleiche Ebene zu stellen scheint.11 Auch in der kommunalen Erinnerungsarbeit hat sich die Erinnerung an den Bombenkrieg Eingang verschafft. Seit der Wiedervereinigung sind eine ganze Reihe von Erinnerungsfesten abgehalten und Ausstellungen finanziert worden, auch kommunale Erinnerungsbücher erschienen, in denen Zeitzeugen von ihren Leiden während des Zweiten Weltkrieges berichten. Es seien nur einige Beispiele willkürlich herausgegriffen: Das prominenteste Beispiel liefert Hamburg. Angesichts der totalen Zerstörung der Stadt bot sich hier schon früh der Bombenkrieg als Erinnerungschiffre an. Im kommunikativen Gedächtnis, in der wiederholt erzählten privaten Erinnerung verkamen die Schrecken des Bombenterrors rasch zu leeren Worthülsen heroisch verklärten Leidens. Dies beschreibt beispielsweise schon Uwe Timm in seiner No- velle „Am Beispiel meines Bruders“.12 Aber auch in der öffentlichen kommunalen Erinnerungskultur übernahm die Erinnerung an die Bombenbrände sinnstiftende Wirkung, so Malte Thießen, der sich intensiv mit dem Thema befasst hat. „Die Juli-Angriffe boten der Hansestadt wie kein zweites Ereignis des ‚Dritten Reichs‘ Gelegenheit, sich ihrer Vergangenheit identitäts- und gemeinschaftsstiftend zu erinnern.“13 Bereits in der frühen Bundesrepublik nahmen Hamburger Gedenk- feiern zum Bombenkrieg eine prominente Stellung in der kommunalen Erinne- rungsarbeit ein. Im Unterschied beispielsweise zu Gedenkfeiern für die Opfer des Faschismus oder zum Kriegsende kamen zu den Feierlichkeiten zur Bombardie- rung Hamburgs auch Bundesminister in die Stadt. Zwar dienten die Bomben- Erinnerungsfeiern als Chiffre für die Warnung vor Krieg, doch anders als im Falle der Erinnerungsarbeit für die Opfer des Faschismus oder zum Kriegsende ermög- lichte das Bombardierungsgedenken die Herstellung einer kommunalen Gemein- schaft, zu der fiktional alle gehörten und die auch in den politischen Reden be- schworen wurde. Gefeiert wurde ‚die Einheit unseres Volkes‘, der Wille zur ‚Durchhaltegemeinschaft‘, ‚der Wille zur Selbstaufopferung und Ordnung‘, die jetzt in die Wiederaufbaugemeinschaft und den gemeinsamen Stolz über die junge Bundesrepublik übergeführt werden sollten. Der Blick auf die Bombenangriffe änderte sich erst in den 1980er Jahren mit der zunehmend kritischeren Analyse der NS-Volksgemeinschaft. Die Frage da- nach, was aus Deutschland ohne die alliierten Angriffe geworden wäre, taugte allerdings wenig zur Gemeinschaftsstiftung. Sie legte vielmehr Kontroversen of- fen und war insofern zweischneidig. Abhilfe für diese Problematik bot das bereits erwähnte, breit rezipierte Buch von Jörg Friedrich „Der Brand“. Hier wurde die historisch nicht haltbare These aufgebracht, der Bombenkrieg sei seit 1945 tabu- isiert worden. Eine neuerliche Erinnerungsgemeinschaft konnte sich nun in der Kommune etablieren, die gemeinsam daran ging, die Erinnerungen an die Bom- benopfer zu ‚enttabuisieren‘. Inzwischen gibt es in Hamburg am Erinnerungsort und Mahnmal St. Nicolai auch eine Dokumentation zur Bombardierung Ham- burgs, die sich differenziert und multiperspektivisch mit den unterschiedlichen Positionen zum Bombenkrieg auseinandersetzen will. Ob ein solcher Ort für kom- munale Gemeinschaft stiftende Erinnerungspolitik nicht viel zu sperrig ist, muss sich erst in Zukunft erweisen. Insbesondere auf den Gemeinschaft stiftenden Charakter der Erinnerung an den Bombenkrieg sind viele andere Kommunen mit entsprechenden Publikatio- nen aufgestiegen. Nicht alle landen am Ende bei einer differenzierten Erinne- rungsarbeit. Nehmen wir das Beispiel Paderborn.14 Eine hier Ende der 1990er Jahre pub- lizierte Dokumentation „Als die Bomben fielen [...] Beiträge zum Luftkrieg in Paderborn 1939 – 1945“, versammelte Zeitzeugenberichte zum Bombenkrieg in Paderborn ohne nennenswerte kritische Hinterfragung.15 Vorausgegangen war 1995 eine Ausstellung mit dem Titel „Paderborn 1945, Leben im Nationalsozia- lismus“, die „die Geschehnisse vor 50 Jahren dokumentieren und zugleich Mah- nung für die Zukunft sein“ sollte.16 ‚Dokumentation‘ und ‚Mahnung‘ sind dann 9190 auch oft die Leitbegriffe, die über solchen kommunalen Vorhaben stehen. Doch bei der ‚Dokumentation‘ und ‚Mahnung‘ bleiben die Ausstellungsmacher und Er- innerungsakteure in der Regel nicht stehen. Im Katalog zur Paderborner Ausstel- lung heißt es dann auch durchaus interpretatorisch: „Zwischen dem 17. Januar und dem 27. März 1945 wurde die Stadt durch eine Serie schwerer Bombenan- griffe in Schutt und Asche gelegt. Die Opfer waren Frauen, Kinder und alte Men- schen. [...] Für die Mehrheit der Paderborner bedeutete die Besetzung ein Ende des Schreckens, eine Erleichterung, sicher keine Befreiung.“ 17 Schon hier können wir also konstatieren, in Paderborn gab es keine Blockwarte, keine Gestapo und ohnehin keine Nazis, sondern nur unschuldige Frauen, Kinder und alte Menschen. Implizit, so lässt sich folgern, wird hier eine neuerliche Volksgemeinschaft, dies- mal von Opfern, beschworen, die eine Täterschaft, ein Zerfallen der kommunalen Bevölkerung in Opfer und Täter, grundlegend ausschließt. Dass der jüdische Teil der Stadtbewohner nicht unter den Bomben leiden konnte, weil er zuvor depor- tiert und zum großen Teil ermordet wurde, scheint den Autoren ebenso entgan- gen zu sein, wie etwa das spezifische Schicksal der Zwangsarbeiter, die für die deutsche Bevölkerung arbeiteten und auch unter den Bomben leiden mussten. In Paderborn dient seit 2005 dann auch ein Gedenkbuch mit Biographien der „Er- innerung an das schlimme Leid, das der Krieg über unsere Stadt gebracht hat“.18 Vor dem Bombenkrieg, so lässt sich konstatieren, sind letztlich alle gleich: Juden, Zwangsarbeiter, Nazis, Mitläufer und Widerständler. Das Paderborner Beispiel stellt keinesfalls eine Ausnahme dar, sondern ist ty- pisch für viele ähnliche kommunale Unternehmungen. „Bremen im Bombenkrieg“ heißt eine Publikation von Ralf Täuber und Matthias Kuse aus dem Jahr 2008.19 „Das Buch schließt [...] eine Lücke zur Geschichte des Luftkrieges in Bremen, in- dem es die Erinnerungen von Bremerinnen und Bremern zum Schwerpunkt des Interesses macht, die die Autoren einem breiteren Publikum vorstellen möchten“, heißt es in der Verlagsankündigung. Das Buch erregte selbst die wohlwollende Aufmerksamkeit der TAZ, die die beiden Autoren interviewte. Unter dem Titel „Das ‚Moral Bombing’ scheiterte“, wird berichtet: „Matthias Kuse und Ralf Täu- ber haben 250 Zeitzeugen zum Leben während des Bombenkrieges in Bremen befragt. Es sind die Erinnerungen einer Generation, die offenbar zu wenig zu Wort kam“.20 „Wir wollten kein Quellenwerk herausbringen“, erklärte Täuber, einer der Autoren im Interview, „sondern ein Lesebuch. Das Ziel war, möglichst Vielschich- tiges über den Alltag erfahrbar zu machen. Uns interessierte, wie es möglich war, in diesen unglaublichen Trümmern so etwas wie Alltag zu organisieren.“ 21 Ver- sammelt sind in dem Werk unkommentiert im Wesentlichen die Erinnerungen von Zeitzeugen, die als Kinder und Jugendliche die Ereignisse erlebt haben. Es sind folglich tatsächlich Opfer des NS-Regimes oder genauer: Opfer der Genera- tion ihrer Eltern, die die Bremer Bürger der NS-Zeit als homogene Opfer-Erin- nerungsgemeinschaft beschwören. Das TAZ-Interview beschäftigte sich dann auch im Wesentlichen mit der Frage, wie die schrecklichen Erfahrungen biogra- phisch verarbeitet werden konnten. Eine einzige kleine Textstelle fragt nach den nicht „arischen“ Opfergruppen: „In einem Bericht wird ein jüdischer Nachbar erwähnt“, so Henning Bley von der TAZ, „den man nach einem Angriff auf der Straße verbluten lässt, gelegentlich wird thematisiert, unter welchen Umständen ‚Fremdarbeiter‘ mit in die Bunker durften. Diese Perspektiven tauchen aber nur indirekt auf.“ Und Kuse, der zweite Autor, erklärt: „Das ist uns bewusst. Dass sich diese vielen Menschen, die den Bomben noch weit schutzloser ausgeliefert waren, allenfalls in den Berichten der anderen spiegeln, ist eine Einschränkung des Ge- samtbildes.“ Was lässt sich aus den genannten Beispielen folgern: Kommunale Gemeinschaft und Identität zu stiften, lag und liegt im Interesse kommunaler Erinnerungs- verwaltung. Aber die lokalen Patriotismus stärkende, historisch verankerte Sinn- stiftung über Erinnerung muss zwangsläufig geschichtsklitternd und verklärend wirken, wenn sie homogene Gemeinschaft da beschwört, wo keine war oder ist. Gesellschaften, auf welcher Einteilungsebene auch immer, zerfallen in konkurrie- rende heterogene Erinnerungsgemeinschaften. Es wird Zeit, das Erbe des hege- monialen homogenen Nationenbildes, zu dessen Stärkung Erinnerungsarbeit im 19. Jahrhundert erfunden wurde, wieder aus der Erinnerungskultur zu entfernen. Moderne Erinnerungskultur darf diversifiziert sein und das Gedenken auf kom- munaler Ebene darf sichtbar machen, dass Erinnerungsarbeit und deren bauliche Manifestationen wandelbar und umkämpft waren und sind. Oder etwas platter formuliert: Immer dann, wenn in der Erinnerungspolitik von ‚wir‘ gesprochen wird, ist dieses ‚wir‘ genauestens zu hinterfragen. 9392 Anmerkungen 1 Vgl. als Einführung zum Thema Astrid Erll, Kollektives Gedächtnis und Erinnerungskulturen. Eine Ein- führung. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage, Stuttgart, Weimar 2011. 2 Vgl. Martin Walser, Erfahrungen beim Verfassen einer Sonntagsrede (11.10.1998), in: Frank Schirrma- cher (Hrsg.), Die Walser-Bubis-Debatte. Eine Dokumentation, Frankfurt am Main 1999, S. 7-17. 3 Ignatz Bubis, Rede des Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland am 9. November 1998, in: Frank Schirrmacher (Hrsg.), Die Walser-Bubis-Debatte. Eine Dokumentation, Frankfurt am Main 1999, S. 106-113. 4 Vgl. die homepage der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ http://www.sfvv.de/de/stiftung, zu- letzt aufgerufen 10.3.2015. 5 Vgl. beispielsweise Pim den Boer, Heinz Duchhardt, Georg Kreis u.a. (Hrsg.), Europäische Erinnerungs- orte, 3 Bände, München 2011/2012. 6 Vgl. zum Beispiel Aleida Assmann, Arbeit am nationalen Gedächtnis. Eine kurze Geschichte der deut- schen Bildungsidee, Frankfurt am Main 1993. 7 Vgl. hierzu Sylvia Paletschek, Sylvia Schraut (Hrsg.), The Gender of Memory. Cultures of Remembrance in Nineteenth- and Twentieth-Century Europe, Frankfurt am Main 2008. 8 Vgl. Sylvia Paletschek, Sylvia Schraut, Erinnerung und Geschlecht. Auf der Suche nach einer transnatio- nalen Erinnerungskultur in Europa, in: Historische Mitteilungen 19 (2007), S. 15-28. 9 http://www.offenburg.de/html/die_freiheitsstadt.html, letzter Zugriff 10.3.2015. 10 Vgl. Stephan Scholz, „Dem Vergessen entrissen“? Vertriebenendenkmäler als Medien konkurrierender Er- innerungskulturen in der Bundesrepublik, in: Medien zwischen Fiction-Making und Realitätsanspruch. Konstruktionen historischer Erinnerungen. Hrsg. von Monika Heinemann, Hannah Maischein, Monika Flacke, Peter Haslinger und Martin Schulze Wessel, München 2011, S. 327-352. 11 Jörg Friedrich, Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940– 1945, München 2002. 12 Uwe Timm, Am Beispiel meines Bruders, München 2003. 13 Malte Thießen, Gedenken an die Operation ‚Gomorrha‘. Hamburgs Erinnerung und städtische Kultur, in: Dietmar Süß (Hrsg.), Deutschland im Luftkrieg, München 2007, S. 121-131, hier S. 122. 14 Das Folgende nach der Masterarbeit von Sebastian Gläser, Das Kriegsende 1945 im Spiegel Paderborner Erinnerungskultur, Neubiberg 2013. 15 Marc Locker, Regina Prill, Eva-Maria Kühnel u. a., Als die Bomben fielen ... Beiträge zum Luftkrieg in Paderborn 1939 – 1945, Paderborn 1998. 16 Bürgermeister Wilhelm Lücke im Vorwort zur Funktion der Ausstellung, in: Norbert Börste u.a., Pader- born 1945. Leben in Nationalsozialismus und im Krieg, 2. Aufl., Paderborn 1995, S. 7, zitiert nach Glä- ser (wie Anm. 14) S. 55. 17 Ebd. S. 9, zitiert nach Gläser (wie Anm. 14) S. 56. 18 Artikel in „Neue-Westfälische“, 11.1.2005, zitiert nach Gläser (wie Anm. 14) S. 58. 19 Ralf Täuber / Matthias Kuse, Bremen im Bombenkrieg. Zeitzeugen erinnern sich, Bremen 2008. 20 Das „Moral Bombing“ scheiterte, Interview von Henning Bleyl, TAZ, 3.1.2009. 21 Ebd., hieraus auch die folgenden Zitate. JÜ RGEN SCHU HL A DEN-K R Ä M ER Das Denkmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe – Einfluss und Legendenbildung „alter Kameraden“ Zunächst sei nochmals die Frage nach Kriegsverbrechen aufgegriffen, bevor ei- nige Fotos aus dem Einsatz der 35. Infanterie-Division in der Sowjetunion zu kommentieren sind. Ausgeführt wird sodann, unter welchen Umständen das Eh- renmal dieser Division in Karlsruhe im öffentlichen Raum aufgestellt wurde und schließlich etwas zu den Aktivitäten vom „Kameradendienst der 35. Infanterie- Division e. V.“. Kriegsverbrechen Die Einsatzorte der 35. Infanterie-Division (35. ID) während des Zweiten Welt- krieges waren 1939 bis 1940 im Westen und 1941 bis 1945 im Osten gegen die Sowjetunion. Der Krieg gegen die Sowjetunion war von vornherein als Erobe- rungs- und Vernichtungskrieg angelegt. In der Vorbereitung wurde mit Führerer- 35. Infanterie-Division, aufgestellt mit Divisionsstab in Karlsruhe ab 1936 Einheiten mit Stationierungshauptort: Infanterieregiment 109 / Grenadierregiment 109 (seit 1942) – Karlsruhe Infanterieregiment 111 – Baden-Baden/Rastatt Infanterieregiment 34 – Heilbronn Pionierbataillon 35 – Karlsruhe-Knielingen Artillerieregiment 35 – Karlsruhe / I . Abt. Artillerieregiment 71 – Heilbronn Panzerabwehrabteilung 35 – Karlsruhe Nachrichtenabteilung 35 – Karlsruhe-Durlach Aufklärungsabteilung 35 / Füsilierbataillon 35 (seit 1943) – Bruchsal Beobachtungsabteilung 35 – Kornwestheim / Neckarsulm Nachschubführer 35 9594 lass vom 13. Mai 1941 die Wehrmachtsgerichtsbarkeit gegen Zivilisten ausge- schlossen, mit der Konsequenz von Liquidierungen aller als verdächtig oder gefährlich Eingestuften und außerdem mit der Konsequenz, dass Verbrechen von Wehrmachtsangehörigen gegen Zivilisten nicht strafrechtlich verfolgt wurden. Der so genannte Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941 sah die unmittelbare Exe- kution durch Wehrmachtseinheiten vor. Allein diese Umstände lassen eine Fra- gestellung obsolet werden, ob Einheiten der Wehrmacht an Kriegsverbrechen be- teiligt waren oder nicht. Sie waren es zwangsläufig durch die Art der Kriegsführung. Das eingangs von Dr. René Rohrkamp beleuchtete Kriegsverbrechen von Ozari- chi ist ein besonders dicht dokumentiertes Verbrechen, ein großes, aber nicht das einzige, an dem Einheiten oder Angehörige dieser Division beteiligt waren.1 Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg führte noch in den jüngst zurückliegenden Jahren Ermittlungen gegen Angehörige der 35. Division durch. Dazu wertete sie zwischen 2009 und 2012 im Nationalarchiv in Minsk, Weißrussland, umfangreich vorliegende Akten der früheren sowjetischen Militärgerichtsbarkeit aus.2 Daraus nur drei Schlaglichter: 109. INFANTERIEREGIMENT AUS KARLSRUHE:3 Am 23. November 1941 Erschießung von sechs kriegsgefangenen russischen Sol- daten, namentlich durch Feldwebel Josef Johann G., 1917 geboren, sowie drei weitere namentlich genannte Unteroffiziere und Mannschaftsdienstgrade. G. geriet bei der Kapitulation am 9. Mai 1945 auf der Halbinsel Hela in sow- jetische Kriegsgefangenschaft, wurde vor dem Militärgericht zu Straflager verur- teilt. Er war zuletzt im Straflager Workuta; kehrte aus der Kriegsgefangenschaft im September 1952 zurück. PIONIERBATAILLON 35 AUS KARLSRUHE:4 – 7. Dezember 1941: Ljalowo (25 km vor Moskau), zwei Häuser mit einer unbe- kannten Zahl Einwohner niedergebrannt. – Dezember 1941: beim Rückzug vor Moskau ein Dorf niedergebrannt und Vieh geraubt. – April 1944: 80 km südlich Bobruisk, vier namentlich genannte Soldaten trie- ben in einem Dorf etwa 120 Zivilisten in ein Haus und brannten dieses nieder, dabei erschossen sie mehrere flüchtende Zivilisten. – April 1944: Dorf Karpilowka im Kreis Bobruisk, 15 Soldaten vom Offizier bis Mannschaftsdienstgrad namentlich festgestellt, die sechs Häuser mit 150 Zivi- listen niedergebrannt hatten. Neun von ihnen wurden in Kriegsgefangenschaft zu 25 Jahren Straflager verurteilt. AUFKLÄRUNGSABTEILUNG 35 / FÜSILIERBATAILLON 35 AUS BRUCHSAL:5 5. – 11. Dezember 1943: Nähe von Borodenki, Tötung von Zivilisten beim Durch- kämmen eines Waldgebiets. Unterwegs wurden gefangene Frauen, Kinder und Männer nachts beim Lagerfeuer geschlagen, getreten und erschossen. Ein nament- lich genannter Oberleutnant soll sich in betrunkenem Zustand durch Schlagen, Treten und Erschießen von Frauen, Kindern, jungen Männern „besonders schwei- nemäßig hervorgetan“ haben. Vergewaltigung russischer Frauen durch Offiziere. Sieben namentlich Beschuldigte. Der Befehl, den Wald zu durchstreifen und in jedes Erdloch, ob jemand darin war oder nicht, Handgranaten hineinzuwerfen und anzuzünden, sei von Batail- lonskommandeur Rittmeister Freiherr Kurt von Rotberg gekommen. Ein Täter war 1944 in sowjetische Kriegsgefangenschaft geraten, vor einem Kriegstribunal 1947 zu 20 Jahren Straflager verurteilt. Rückkehr aus Kriegsge- fangenschaft nach Deutschland im Oktober 1955. Diese ermittelten und vorgeworfenen Kriegsverbrechen sind keine „herausra- genden“, sondern die ganz „gewöhnlichen“ Taten von Kampfeinheiten der Wehr- macht, wie sie im Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion systematisch geschahen. Fotos aus dem Einsatz der 35. Infanterie-Division in der Sowjetunion Im Hauptstaatsarchiv Stuttgart befindet sich seit 2003 die Fotosammlung Karl Kienzle, die 651 s/w-Fotos vom Einsatz der 35. Infanterie-Division in der Sowje- 97 tunion von 1941 bis 1944 umfasst.7 Kienzle, 1918 in Stuttgart geboren, war im Zivilberuf Optiker und Fotolaborant. Zu Beginn des Krieges gegen die Sowjet- union war er beim Infanterie-Regiment 109. Im Januar oder Februar 1942 wurde er als Fotograf zum Stab der 35. Infanterie-Division abkommandiert, der eine Fo- toabteilung mit dem Auftrag unterhielt, Fotos anzufertigen für eine spätere Divi- sionsgeschichte nach dem erwarteten siegreichen Krieg. Tausende Fotos und Ne- gative wurden nach Karlsruhe geschickt. Diese liegen heute nicht mehr vor, sie gelten als verlustig. Die Kienzle-Sammlung macht nur einen Teil der ehemaligen Aufnahmen aus. Es waren solche, bei denen Kienzle selbst bei den Aufnahmen oder bei der Entwicklung beteiligt war, und von denen er mit Erlaubnis des Vor- gesetzten zusätzliche private Abzüge machen und nachhause senden durfte. Sein letzter Dienstgrad war Obergefreiter, von 1945 bis 1947 befand er sich in sowje- tischer Gefangenschaft. Vermutlich sind viele Aufnahmen aus anderem Soldaten-Privatbesitz in die 1983 erschienene zusätzlich bebilderte Auflage zur Geschichte der 35. Infanterie- Division in der Reihe „Deutsche Infanterie-Divisionen im Bild“ 8 eingeflossen (er- schienen im Podzun-Pallas-Verlag, der einschlägig bekannt ist für die Bedienung von Militaria-Interessierten). Einige wenige der dort abgebildeten Fotos finden sich auch bei Kienzle. Die Kienzle-Sammlung ist gegliedert nach 1. Vormarsch, 1941; 2. Rückmarsch, Dezember 1941 bis März 1942; 3. Gshatsk-Stellung, März 1942 bis 1943; 4. Rückmarsch auf Dorogobush bis zum Dnjepr, 1943 bis März 1944; 5. Land und Leute in Russland; 6. Truppenbetreuung. Initiative für ein Denkmal der 35. Infanterie-Division Das Denkmal in Form eines monumentalen Sarkophags, nach letztem Entwurf vom Karlsruher Kunstmaler Bogislav Groos, wurde am 30. Mai 1964 während der „3. Wiedersehensfeier der Kameradschaft der 35. Infanterie-Division“ im Grün- streifen der Hildapromenade beim Haydnplatz eingeweiht. Die Pläne dazu reichten in die Frühzeit der jungen Bundesrepublik Deutsch- land zurück. Der Sprecher der seinerzeit noch nicht als Verein organisierten Ka- meradschaft der 35. Division, Dr. Eberhard Knittel, hatte am 18. Januar 1952 ein Schreiben an den Karlsruher Oberbürgermeister gerichtet, das während der Er- Die Bilder selbst können nicht als eindeutige Belege für Verbrechen der 35. Infanterie-Division herangezogen werden. Mit der Kenntnis des millionenfachen Verhungerns sowjetischer Kriegsgefangener von 1941 oder des „Kommissar-Be- fehls“ jedoch können die Schicksale der Abgebildeten gemutmaßt werden. Bilder von Erhängten wie dem brennender Ortschaften begleiten den Vor- und Rückmarsch der Wehrmacht permanent. Bildersammlung Kienzle.6 9998 krankung von Friedrich Töpper von seinem Vertreter behandelt wurde, ehe der am 30. Juni 1952 in das Amt eingeführte neue OB Günther Klotz sich mit dem Ansinnen zu befassen hatte. Knittel verlangte am früheren Standort der Division, also in Karlsruhe, ein „würdiges Denkmal“ zu errichten, „etwa eine stehende oder liegende Bronze-Platte [...] Es muß aber gleich darauf hingewiesen werden, dass der Friedhof nicht in Frage kommt. Die Kameradschaft legt Wert darauf, dass das Denkmal in der Mitte der Stadt [...] Aufstellung findet.“ 9 Er konkretisierte dabei gleich als in Frage kommende Orte beim Ettlinger Tor oder beim Mühl- burger Tor. Im Rathaus reagierte man von Beginn an zustimmend und der Oberbürger- meistervertreter beauftragte umgehend das Stadtplanungsamt zur Unterstützung, schlug selbst als Standort den Nymphengarten oder die Grünfläche bei der Chris- tuskirche nahe dem Mühlburger Tor vor. Dabei wurde mitdenkend problemati- siert, dass die Dimension einer Bronze- platte vom größeren benachbarten Dra- goner-Denkmal überschattet werden könne. Doch die Kameradschaft war längst über Pläne für eine einfache bronzene Platte hinausgegangen. Der erste öffent- lich gemachte Skizzenentwurf zeigt ein Denkmal deutlich größerer Dimension. In der Broschüre für die „1. Wiederse- hensfeier der Kameradschaft“ im Mai 1952 in Karlsruhe ist als Skizze des ge- dachten Ehrenmals bereits ein überdi- mensionierter Sarg bzw. Sarkophag10 ab- gebildet. Die Motivlage beleuchtet dabei deutlich das die Skizze umrahmende Gedicht von Walter Flex (1887 – 1917), Deutschlehrer und Heimatdichter, der einen toten Soldaten im Grab zu seiner lieblichen Familie sprechen lässt, die Deutschlands Zukunft weiter tragen und – unausgesprochen, aber angelegt, in Zukunft den unterbrochenen Feldzug des Toten wieder aufnehmen würde. Die Kameradschaft griff damit den Geist revanchistischer Kriegerdenkmäler nach dem Ersten Weltkrieg wieder auf. 1957 wurde der Stadtverwaltung Karlsruhe ein detaillierter Entwurf vorgelegt, der jedoch in den Akten nicht vorliegt, auch mit dem Bemerken, man „lege größ- ten Wert darauf, daß das Denkmal an einer allgemein zugänglichen Stelle“ er- richtet werden könne.12 Er scheint nicht wesentlich von der Skizze 1952 abgewi- chen zu sein. Inzwischen hatten die Initiatoren vor, das Denkmal mit einem Stahlhelm auszuführen, der im Entwurf aber selbst der Kameradschaft zu groß dimensioniert schien, und sie bevorzugte alternativ einen Eichenkranz für das in Muschelkalk auszuführende Denkmal. Die Kameradschaft sprach in diesem Zu- sammenhang dem Oberbürgermeister und seinen Mitarbeitern bereits den „herz- lichen Dank“, den diese der „Sache entgegenbringen“, aus. Eine weitere Aktenüberlieferung besteht nicht, weder beim Bürgermeister- noch beim Stadtplanungsamt oder beim städtischen Bauordnungsamt, so dass sich der weitere Verlauf nur mittelbar erschließen lässt. Die Kameradschaft schlug einen angebotenen Platz Moltkestraße/Adenauerring (seinerzeitige Bezeichnung noch Parkring) aus, da er ihr zu peripher erschien, der Adenauerring war noch nicht ausgebaut. Man beharrte auf dem für sich inzwischen auserkorenen Aufstellungs- ort Friedrichsplatz, vorzugsweise in der Platzmitte vor dem Naturkundemuseum, also an zentraler Stelle in der City. Diesen Platz wollte die Stadt offensichtlich nicht zugestehen. Eine grundsätzliche Auseinandersetzung über den Aufstellungs- ort ist aber nicht überliefert. Die relativ lange Zeit des fortgeschrittenen Entwurfs bis zur Ausführung war dabei auch der Problematik fehlender Flächen in Karls- ruhe während der zweiten Wiederaufbau- und der Neugestaltungsphase, mit ei- nem sich ständig verändernden Stadtbild geschuldet. Zuletzt lag ein Grund auch darin, dass die Kameradschaft die Denkmalaufstellung mit ihrer Publikation zur Geschichte der 35. Division zusammenfallen lassen wollte.13 Was durchaus irritiert ist: Eine Durchsicht der Gemeinderatsprotokolle ergibt keine Diskussion und Entscheidung für eine Aufstellung. Die Denkmalaufstel- lung scheint nie Punkt einer Tagesordnung oder Offenlage, der Gemeinderat so- mit nie mit dem Denkmal befasst gewesen zu sein. Protokolle und Tagesordnungs- punkte des Kulturausschusses, falls dieser beteiligt war, existieren nicht. Das Denkmal verwendet in seiner äußeren Form nur scheinbar eine andere äs- thetische und Formensprache als frühere Kriegerdenkmäler. Die Stilisierung des Skizzenentwurf für das gedachte Ehrenmal in der Festschrift zur 1. Wiedersehensfeier der Kameradschaft 1952, versehen mit einem Sinnspruch.11 101100 Heldentums deutscher Soldaten wie nach dem Ersten Weltkrieg war mit der kom- pletten Niederlage und dem verbrecherischen NS-Staat nach dem Zweiten Welt- krieg nicht mehr möglich. So wurden nun die Wehrmachtssoldaten selbst zu „Op- fern“ umgedeutet, ohne die Frage überhaupt zu stellen, ob sie vor ihrem Tod nicht „Täter“ waren. Darüber hinaus setzt die Kameradschaft nicht nur „ihren Gefal- lenen“ ein Denkmal, sondern der Division insgesamt. Das Denkmal thematisiert keine Verantwortlichkeiten für Krieg und Tod. Das Denkmal der 35. Division beim Haydnplatz ist damit steingewordener Umgang mit der NS-Geschichte und der Wehrmacht in der Frühphase der Bundesrepublik Deutschland. Zum Wirken „Alter Kameraden“, der „Kameradendienst der 35. Infanterie-Division e. V.“ Funktionseliten des Nationalsozialismus waren nach 1949 bzw. 1951 wieder in- tegriert worden, über die 131er Regelung im Grundgesetz, auch Wehrmachtssol- daten.14 Der Kalte Krieg gegen den so genannten Ostblock mit der Führungsmacht Sowjetunion ließ den nationalsozialistischen Krieg gegen diese nachträglich in einem gerechtfertigten Licht erscheinen. Sofern Soldaten, „alte Kameraden“, nicht in NSDAP-Nachfolgeorganisationen oder definierten rechtsextremistischen Or- ganisationen aktiv wurden, galten sie als integrierbar, wurde ihre Haltung als Konservatismus, nationale Gesinnung oder Rechtskonservatismus ohne Hinter- fragen als grundgesetzkonform erklärt. Dass sie zugleich das Scharnier zur NS- Zeit waren und Kontinuitäten vertraten, wurde von der offiziellen Staatsräson kaum in Frage gestellt. Das leistete erst eine sich entwickelnde Zivilgesellschaft in der Bundesrepublik in den folgenden Jahrzehnten. 1952 war das Jahr des Aufsprießens und der Gründung unzähliger bis dahin inoffiziell bestehender Kameradschaften als Vereine. Dies muss vor dem Hinter- grund der Diskussion und der eingeleiteten Schritte der Bundesregierung zur Wie- deraufstellung von Streitkräften gesehen werden. Mit dem Koreakrieg gab es be- reits 1950 Gedanken über eine deutsche Wiederbewaffnung in den Regierungen der USA, Großbritanniens und Frankreichs. Im selben Jahr konkretisierten sich die französischen Pläne zu einer „Europäischen Verteidigungsgemeinschaft“ mit Streitkräften Frankreichs, Italiens, der Benelux-Staaten und der Bundesrepublik Deutschland.15 So fand 1950 die „Himmeroder-Tagung“ eines Expertenkreises statt, der weitreichende Planungen für eine künftige deutsche Wiederbewaffnung aufstellte. Dieser 15-köpfige Kreis bestand aus 10 Wehrmachts-Generälen und -Admiralen, die als unbelastet bezeichnet wurden. Gleichwohl schrieben sie in die als Ergebnis der Tagung verfasste „Himmeroder-Denkschrift“ ihre Forderung an die Adenauer-Regierung und die Westmächte hinein, die angebliche Diffamie- rung der Wehrmacht und Waffen-SS einzustellen und forderten, als Kriegsver- brecher verurteilte Soldaten freizulassen, wenn sie auf Befehl gehandelt hatten, und eine Ehrenerklärung für den deutschen Soldaten abzugeben.16 Unter diesen Umständen und im Klima des Vergessenwollens und Beschwei- gens der stattgefundenen Verbrechen unter deutscher Verantwortung in der frü- hen Bundesrepublik Deutschland ist auch das Wirken der ‚35er Kameradschaft‘ einzuordnen. Sie hatte sich kurz nach dem oben genannten Brief und der Planung der „ersten Wiedersehensfeier“ nach dem Krieg in Karlsruhe 1952 als „Kamera- dendienst der 35. Infanterie-Division e. V.“ (im Folgenden kurz „Kameradschaft“ genannt) gegründet.17 Mit und neben diesem Kameradendienst des ehemaligen Divisionsverbandes pflegten und organisierten einzelne Angehörige ehemaliger Einheiten zusätzlich ihre Kameradschaften, so die gleichfalls 1952 gegründete „Kameradschaft ehemaliger 109er“ 18 mit Sitz in Karlsruhe,19 die auch die Vetera- nen vor 1918/19 einschloss, sehr aktiv auch der 1953 gegründete Kameradendienst der Infanterieregimenter „der 111er“ in Rastatt20 und die erst 1965 auf Initialzün- dung bei der 3. Wiedersehensfeier der 35er im Jahr zuvor gegründete „der 34er“ in Heilbronn.21 1953 gaben verschiedene solcher Kameradenwerke die bundesweite Zeitschrift „Alte Kameraden“ heraus.22 Daran war der genannte Karlsruher Ver- leger Dr. Knittel maßgeblich beteiligt. Die Mitglieder der 35er-Kameradschaft erhielten dieses Organ kostenlos anstelle der bei diesen Kriegervereinen üblichen begrenzten Nachrichtenblätter. Die Zeitschrift war immer in drei Teilen gehalten: 1. Politische Ausrichtung, aktuelle Fragen, überwiegend aber zur Ausrichtung der Bundeswehr nach deren Aufstellung 1956. 2. Erlebnisberichte der Kriegsgenera- tion, vergleichbar dem Landserheft-Stil, niemals mit einer auch nur ansatzweise selbstkritischen Reflektion. Das eigene Leid wurde ausgeführt, ohne dabei die ei- genen begangenen Grausamkeiten des Krieges darzustellen, allenfalls die des Fein- des, des so genannten „bestialischen Russen“. Stattdessen wurden „Heldentaten“ deutscher Soldaten herausgestellt neben verharmlosenden Abenteuergeschichten oder „humorigen“ Geschichtchen. Als dritten und letzten Teil gab es Nachrichten aus den einzelnen Kameradenwerken. Bezeichnend ist, dass bereits im ersten Heft 103102 ein Erlebnisbericht „ 35. Infanterie-Division in den Kämpfen vor Moskau“ er- schien, der das seinerzeit verbreitete Changieren der über die Niederlage kaum hinwegkommenden Soldaten widerspiegelt: zwischen dem Stolz, dabei gewesen zu sein am weitesten Vormarschpunkt der Wehrmacht und der Erzählung über den furchtbaren russischen Winter und frische sowjetische Truppen, welche den angeblich zum Greifen nahen Wehrmachtssieg verhindert hätten.23 Das grund- sätzliche Narrativ zum Angriffskrieg im Osten gibt Rudolf Wich wieder, der bei der Organisierung des „Kameradendienstes der 35. Infanterie-Division“ seit Be- ginn neben Knittel federführend war, indem er in seinem besonders langen Bei- trag „Die Vorausgruppe der 35. ID im Osten“ ausführt: „Als wir am zweiten Tage des Rußlandfeldzuges vor den unmenschlich verstümmelten Leichen der Kame- raden unserer Reiterschwadron standen, wurde uns sofort klar, mit Erschütterung und Schaudern, daß es hier im Osten nur einen erbarmungslosen Krieg mit einem Feind aus der Steppe des Ostens ohne Ritterlichkeit und Menschlichkeit geben würde, wie ihn deutsche Soldaten seit dem 30-jährigen Krieg nicht mehr erlebt hatten.“ 24 „Erlebnisberichte“ ehemaliger 35er erschienen relativ häufig in dieser Zeitschrift offen auftretender Militaristen, zwischen 1957 und 1965 in praktisch jeder zwei- ten Ausgabe.25 Der Vorsitzende des „Kameradendienstes der 35. Infanterie-Division e. V.“ Dr. Eberhard Knittel (geboren am 24. November 1899 in Karlsruhe, gestorben am 5. April 1989 in Karlsruhe) war Geschäftsinhaber und -führer der Traditionsfirma G. Braun Druckerei und Verlag. Nach Besuch des humanistischen Bismarck- Gymnasiums in Karlsruhe und einer akademischen Ausbildung im In- und Aus- land war er 1924 in das Familienunternehmen eingetreten. Am Ersten Weltkrieg hatte er als Freiwilliger teilgenommen. Im Zweiten Weltkrieg war er als Oberleut- nant Ordonnanz-Offizier beim Stab der 35. Infanterie-Division, trat aber 1940 nach dem „Soldatentod“ seiner zwei Brüder aus, um das Verlagsunternehmen zu leiten, er war also im Krieg gegen die Sowjetunion gar nicht mehr Angehöriger der 35. Infanterie-Division.26 Knittels maßgebliches Wirken für die Kameradschaft der 35er ist ein heraus- ragendes Beispiel der Einbindung und Vernetzung „alter Kameraden“: auf wirt- schaftlicher Ebene in Verbänden und Gremien, als Beirat bei der IHK, womit er über Verbindungen zur Politik auf lokaler und überregionaler Ebene verfügte; als intellektueller Feingeist in verschiedenen Vereinigungen, so war er langjähriger Vizepräsident des historischen Landesvereins „Badische Heimat“ und Vorsitzen- der von deren Ortsgruppe Karlsruhe, aber auch in einschlägigen militaristischen Organisationen, im Ältestenrat des „Verbandes deutscher Soldaten“, auch Vorsit- zender der „Arbeitsgemeinschaft Kameradenwerke“, welche die Zeitschrift „Alte Kameraden“ herausgab. Die Denkmaleinweihung in der Hildapromenade beim Haydnplatz, an deren Ende der Stadt Karlsruhe das „Ehrenmal“ überantwortet wurde, wie die aufwän- dig organisierte 3. Wiedersehensfeier überhaupt, zeigten in eindrucksvoller Weise, wie sich zu diesem Zeitpunkt „alte Kameraden“ mit der Bundeswehr und der Stadtspitze, auch wenn Bürgermeister Emil Gutenkunst27 den offensichtlich für zu direkte Berührung unwilligen Oberbürgermeister Günther Klotz vertrat, und der Politik insgesamt verbinden konnten, als Ehrengast war auch der Landtags- präsident und frühere Karlsruher Erste Bürgermeister Franz Gurk vertreten. Die weihevolle Inszenierung der Veranstaltung wurde durch Antreten eines Ehrenzu- ges des Fernmelderegiments 12 aus der Kaserne Neureut, das Musikkorps der gleichfalls in Karlsruhe stationierten Luftwaffenunterstützungsgruppe Süd sowie den evangelischen Standortgeistlichen hergestellt. Dieser überhöhte den Einsatz der 35. Infanterie-Division im Weltkrieg insgesamt als „hohe sittliche Tat vor Gott und dem deutschen Volk“.28 Die Ausführungen des Kameradendienst-Vorsitzenden Eberhard Knittel zur Denkmal-Einweihung bzw. der Wiedersehensfeier 1964 in der Festveranstaltung am Samstagabend in der Schwarzwaldhalle beleuchten die beabsichtigte Sinnstif- tung des Denkmals und ebenso die Programmatik des Kameradendienstes der 35. Infanterie-Division selbst. Knittel führte in seiner Rede aus,29 „dass [wir] Wert darauf [legen], daß dieses Denkmal für den Opfertod so vieler Kameraden den Mitbürgern und auch den späteren Generationen immer gegenwärtig sein sollte.“ Seine Widmung dazu in dem im eigenen Verlag herausgegebenen Buch zur Di- visionsgeschichte lautete: „Wir haben damit den Lebenden und Toten unserer Division einen kleinen Teil des Dankes abgestattet, den ihnen das deutsche Volk in so großem Maße schuldig ist.“ 30 Zur Tätigkeit und längst zurückliegenden Gründung des Kameradendienstes der 35er sprach er in seiner Rede offen an,31 dass „ganz bewußt die Absicht verfolgt [wurde], hier in nationalpolitischer Bezie- hung zu wirken [...] denn es ist für die Zukunft des deutschen Volkes von aus- schlaggebender Wichtigkeit, [...] ob die Vernunft der aufbauenden Kräfte im deutschen Volk, zu denen ich Sie alle zähle, meine Kameraden, auf Dauer die 105104 Oberhand behält“. Wie nach dem Ersten Weltkrieg, so Knittel weiter, mache er die Erfahrung, „dass politische Ordnung unterhöhlt, Staatsbewusstsein zerstört werde“, und die „staatserhaltenden Schichten“ geschädigt würden. Dies führte er u. a. auf „mangelhafte Erziehung der Jugend in nationalpolitischen Dingen“ zurück und kritisierte zugleich, dass die Bundeswehr laut der Kultusministerkonferenz in Schulen nicht für den Soldatenberuf aufklären und werben dürfe.[32] Knittel weiter im Superlativ: „Die Bundeswehr muss gegenwärtig nicht nur als notwen- diges Übel, sondern wichtigster Bestandteil des deutschen Volkes betrachtet wer- den“, weshalb die Tradition der Weltkriegsteilnehmer zu pflegen und an die Nach- kommenden – gemeint war damit die Bundeswehr – weiterzugeben sei. Zum Abschluss führte er aus, dass der „Wehrwille des deutschen Volkes nicht systema- tisch durch Medien zersetzt werden“ dürfe und schloss mit der Vorbildfunktion der „alten Soldaten“ „in der Treue, in der Kameradschaft, in der Tapferkeit und in der vaterländischen Gesinnung.“ Wiedersehensfeiern der Kameradschaft 33 Diese programmatischen Sätze fielen 1964 auf der „3. Wiedersehensfeier“ des 35er Kameradendienstes. Ihr waren zwei vorausgegangen: 1952 und 1956, letztere im vergrößerten Rahmen als Garnisonstag, d.h. unter Einbeziehung der Veteranen- bünde der vor 1918 in Karlsruhe stationierten Einheiten34 – mit jeweils ca. 5.000 Teilnehmenden, ehemalige Wehrmachtsoldaten mit Angehörigen. Bei der ersten 1952 bestanden offensichtlich Sorgen bei der Stadtverwaltung, dass zu beanstan- dende politische Äußerungen fallen könnten, die Knittel zu zerstreuen suchte. „Es ist ganz selbstverständlich, daß sich unsere Veranstaltung von allem Politischen fernhält“, schrieb er an die Stadtverwaltung, und dass der Zweck allein der Aus- tausch von Erinnerungen und das Feststellen des Verbleibs von Tausenden Ver- misster sei.35 Seit dem zweiten Treffen 1956 fanden diese regelmäßig unter Betei- ligung der gerade aufgestellten Bundeswehr statt, immer verbunden mit einer Gedenkfeier beim Ehrenmal in der Hildapromenade, der Großveranstaltung in der Schwarzwaldhalle, so lange die Teilnehmerzahl noch entsprechend hoch war, und Einzeltreffen der jeweiligen Regimenter in den Sälen dutzender großer Gast- wirtschaften, samt Feldgottesdienst im Schlossgarten. Diese Treffen gaben der Stadt über zwei Tage ihr Gepräge. Dazu hatte die Stadtverwaltung wunschgemäß die Stadt und die Straßenbahnen beflaggt, kam dem Wunsch des Kameraden- dienstes nach Erlass oder Erniedrigung städtischer Gebühren nach. Ein Wunsch des Kameradendienstes aber ging nie in Erfüllung: Oberbürgermeister Günther Klotz und seine Nachfolger übermittelten zwar wunschgemäß stets Grußworte, waren aber nie persönlich anwesend, stets verwiesen sie auf andere Terminver- pflichtungen.36 Die lokale Presse, „Badische Neuesten Nachrichten“ (BNN) und die mit der katholischen Kirche verbundene dritte Karlsruher Tageszeitung zwi- schen 1953 und 1968, die „Badische Volkszeitung“ (BVZ), berichteten affirmativ über die Denkmalaufstellung37, wie sie es stets zu allen Wiedersehensfeiern hiel- ten38. Die seinerzeit zweite Tageszeitung mit Karlsruher Lokalteil, die von 1948 bis 1967 erscheinende „Allgemeine Zeitung“ (AZ), berichtete mit keinem Wort darüber – die Zeitung war als Nachfolgeblatt des 1933 verbotenen „Volksfreund“ SPD-orientiert. In den 1980er Jahren ebbte die Berichterstattung ab, über das letzte Treffen 1990 berichtete die einzige Lokalzeitung BNN nur noch mit dürren acht Zeilen. Analog der Programmatik der Zeitschrift „Alte Kameraden“, Einfluss auf die Bun- deswehr zu nehmen und ihr ein positives Traditionsverständnis der Wehrmacht zu vermitteln,39 setzte dies die „Kameradschaft“ auch bei ihren Wiedersehensfei- ern um und konnte stets verantwortliche Kommandeure der Bundeswehr aus dem Verteidigungsbezirk V bzw. Verteidigungsbezirkskommando 52 bei den Feierlich- keiten begrüßen. Seit 1972 trat dabei als Hauptredner anstelle des verstorbenen früheren Kommandeurs der 35. Infanterie-Division Freiherr Rudolf von Roman (1893 – 1970) der Brigadegeneral a.D. Heinz Karst (1914 – 2002) auf,40 Offizier in Reichs- und Wehrmacht sowie der Bundeswehr, der 1970 wegen seines streng traditionalistischen Soldatenverständnisses im Dissens mit dem Bundesverteidi- gungsminister Helmut Schmidt in den Ruhestand versetzt worden war. Die BNN hatten 1952 mit einem Leitartikel durch den Verleger und Chefre- dakteur Wilhelm Baur (1895 – 1973) das grundsätzlich ehrenhafte Andenken an die 35. Infanterie-Division, an „einen ruhmreichen Kampfverband“ vorgegeben. Er versuchte darin offenbar bestehende Befürchtungen abermaliger rechtsradikaler Organisierung wie nach dem Ersten Weltkrieg und einen abermaligen „unheil- vollen Militarismus“ zu zerstreuen und beschwor statt dessen das sich herausbil- dende Leitnarrativ der bundesrepublikanischen Erinnerung an den Zweiten Welt- krieg, das auf das Leiden Deutscher an der Front wie in der Heimat durch Luftangriffe verkürzt wurde. Millionen Landser hätten durch „saubere Pflichter- 107106 füllung und männlichen Opfersinn“ etwas „sittlich Anerkennenswertes, gleich- gültig unter welchem Zeichen sich diese Tugenden offenbaren“, geleistet.41 Immerhin erlaubte sich die „Badische Volkszeitung“ anlässlich der 2. Wieder- sehensfeier 1956 neben dem Bericht darüber, in einem eigenen Kommentar mit Bezug auf die Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs unter prinzipieller Zustim- mung zur neuen Bundeswehr auch kritische Fragen zu stellen: „Warum benutzen einige ’alte Soldaten’ die Rednertribüne eines Wiedersehens-Treffen, um gerade die alten, verurteilten Prinzipien und Ideale wieder hervorzukehren? [...] Warum fordert man ‚in aller Öffentlichkeit die schleunigste Verabschiedung eines Geset- zes zum Schutze der Ehre des Soldaten, wo doch die Ehre jedes Bürgers im Rechts- staat geschützt ist. Und was soll die Forderung auf ‚ein Mitspracherecht der alten Frontsoldaten in allen wichtigen Angelegenheiten des Volkes’ und die gleichzeitige Feststellung, man wolle sich jeder politischen Entscheidung enthalten.“ Für die geschlagenen Soldaten, für die Krüppel, Witwen und Waisen „ist die Geschichte zweier Divisionen nicht ‚ein einziges Ruhmesblatt’ und für sie ist auch nicht ‚mit der ‚Aufstellung der neuen Bundeswehr eines der trübsten Kapitel in der deut- schen Geschichte zu Ende gegangen.‘ [...] Die friedliebenden Bürger unseres demokratischen Staates fordern nicht wie die braven Soldaten – von ihren ehema- ligen Kommandeuren angeführt – am Samstagabend in der Karlsruher Schwarz- waldhalle immer noch: ‚Deutschland, Deutschland über alles – von der Etsch bis an den Belt’. Können sie die dritte Strophe des Deutschlandlieds nicht lernen oder wollen sie es nicht?“ 42 Angesprochen war damit aber nur die Eisbergspitze des Problems: die politisch- historische Rückwärtsgewandtheit eines militaristischen Kriegervereins und des- sen Ausblendung und Verdrehung von Realitäten der NS-Diktatur. Es war wohl kein Zufall, dass auf einer wesentlich späteren Wiedersehensfeier, der fünften im Jahr 1977, teilnehmende Bundeswehrsoldaten einen aufgebauten Stand schließen ließen, der NS-Devotionalien anbot, darunter das Konterfei von Horst Wessel.43 Selbst der Traditionserlass des Bundesverteidigungsministers Apel von 1982, wo es unter Punkt 6 hieß, „Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradi- tion nicht begründen“ 44, stellte die prinzipiell enge Verbindung von Stellen der Bundeswehr zum „Kameradendienst der 35. Infanterie-Division“ nicht in Frage. Nach den großen Wiedersehensfeiern von 1952, 1956 und 1964 fand das vierte erst 1972 statt, als Ehrengast dabei Justizminister Traugott Bender. Ab dem fünf- ten Treffen fanden sie nur noch eintägig statt. Es wurden durch Alter und Able- ben bedingt immer weniger Teilnehmer, dafür fanden sie im Vergleich zu Beginn regelmäßiger statt: 1981, 1983, 1985, 1986 und 1990. Zuletzt gegen Proteste. Nach 1981 legten bis auf die Feierlichkeit 1985 bei diesen Veranstaltungen in Vertretung der Stadt keine Bürgermeister, sondern nur noch Gemeinderäte, die sich freiwillig bereit erklärten, jeweils den Kranz am Ehrenmal beim Haydnplatz ab.45 Das 10. Treffen des Kameradendienstes der 35. Infanterie-Division 1990 war das letzte. Seit dem Tod Knittels fehlten Räume, Bürodienst und Finanzmittel. Auch die personellen Ressourcen waren erschöpft und die Kameradschaft löste sich in der Vertreterversammlung am 5. Oktober 1991 offiziell auf.46 Kamerad- schaftstreffen gab es fortan weitere in Karlsruhe, von einzelnen Formationen der ehemaligen 35. Infanterie-Division, wie insbesondere die noch bis 2003 beste- hende „Kameradschaft ehemaliger 109er“.47 Die Stadtverwaltung Karlsruhe legt inzwischen außer beim Volkstrauertag auf dem Hauptfriedhof für die Gefallenen der Weltkriege bei keinem Kriegerdenk- mal mehr einen Kranz ab. Ich schließe und ziehe ein Fazit: 1. Die 35. Infanterie-Division war beteiligt an Verbrechen beim Angriffs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. 2. Eine positive sinnstiftende Tradition an sie kann es nicht geben. 3. Ihr Ehrenmal betrauert keine Toten, sondern verleiht ihrem Kriegseinsatz noch nachträglich Sinnstiftung. Es ist in Frage zu stellen. 4. Es hätte nie aufgestellt werden dürfen. Abräumen aber hieße neues Beschwei- gen. 5. Dieses Denkmal bedarf stattdessen einer Kommentierung der Verbrechen der 35. Division und seiner Aufstellung selbst, um zum historischen Verstehen bei- zutragen. Anmerkungen 1 Die Aktenüberlieferung der 35. Infanterie-Division befindet sich im Bundesarchiv-Militärarchiv, RH 26- 35. Die Forschung hat sich intensiv mit „Ozarichi“ befasst: Christian Gerlach, Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrussland 1941 bis 1944, Hamburg 1998. Hans Heinrich Nolte, Osarißi 1944, in: Orte des Grauens. Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Hrsg. von Gerd R. Ueberschär, Darmstadt 2003, S. 186-194. Christoph Rass, „Menschenmaterial“. Deutsche Soldaten 109108 an der Ostfront. Innenansichten einer Infanterie-Division 1939 – 1945, Paderborn u. a. 2003. Christoph Rass, Ozarichi 1944. Entscheidungs- und Handlungsebenen eines Kriegsverbrechens, in: Timm C. Richter (Hrsg.): Krieg und Verbrechen. Situation und Intention. Fallbeispiele, München 2006, S. 197-206. Dieter Pohl, Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941 – 1944, München 2008. (= Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte, Band 71) 2 Die Ermittler recherchierten im Nationalarchiv Minsk in Fond 1363, opis 1. 3 Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, Lud- wigsburg (ZStl), 202 AR 237/12. 4 ZStl 202 AR 95/12. 5 ZStl 202 AR-Z 5/11. 6 Hauptstaatsarchiv Stuttgart M660/319. Die Beschriftungen danach (diese wurden teilweise nachträglich angefertigt). Foto oben links: M660/319, 1-88: „Gehenkte (!), im Hintergrund geht dt. Soldat vorbei“; oben rechts: M660/319, 2-75: „Einzeln brennendes Haus in einem Dorf“; Mitte links: M660/319, 1-47: „Zug sowjetischer Kriegsgefangener“; Mitte rechts: M660/319, 1-99: „gef. Kommissare russ. Armee (3, im Hintergrund dt. Soldat)“; unten links: M660/319, 2-99: „Galgen mit 8 Gehenkten“; unten rechts: M660/319, 3-5: „Holzschild an Holzwand: ‚Neu-Karlsruhe‘“ [Foto vom Eingang einer Kommandantur.] Die Ziffer 1 in der Signatur steht für den Zeitraum Vormarsch bis Dezember 1941, 2 für den Rückzug Dezember 1941 – März 1942 und 3 für die Gshatsk-Stellung März 1942 – 1943. 7 HStA Stuttgart, M660/319. 8 Die 35. Infanterie-Division. Einsatz 1939 – 1945 in Frankreich – Russland. Geschichte einer einsatzberei- ten, standfesten und anspruchslosen baden-württembergischen Division in Bildern. Hrsg. Kameraden- dienst 35. Inf.-Div. e. V., Friedberg 1983. Diese Publikation ist die um zahlreiche Bilder erweiterte, dafür textlich stark gekürzte Neuausgabe der Divisionsdarstellung von 1964 (siehe Anm. 13). 9 StadtAK, 1/H-Reg. Nr. 1854, Schreiben Knittel an Oberbürgermeister, 18.1.1952. 10 Während des Symposiums erblickte eine Teilnehmerin darin eher einen Altar. 11 Wiedersehensfeier der 35. Infanterie-Division 17.-18. Mai 1952. Karlsruhe, Karlsruhe 1952, S. 41. 12 StadtAK, 1/H-Reg. Nr. 12073, Schreiben des Kameradendienstes, Dr. Knittel, an Oberbürgermeister Klotz, 21.9.1957. 13 Diese Publikation erschien zeitgleich mit der Denkmalaufstellung: Die 35. Infanterie-Division im 2. Welt- krieg, 1939 – 1945. Die Geschichte einer einsatzbereiten, standfesten und anspruchslosen bad.-württ. In- fanterie-Division. Hrsg. vom Kameradendienst 35. e. V., Karlsruhe 1964 (G. Braun Verlag). 14 Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der unter Artikel 131 des Grundgesetzes fallenden Personen, vom 11. Mai 1951 (BGBl. I 22/1951, S. 307 ff ). 15 Vgl. dazu grundlegend Lutz Köllner, Klaus A. Maier, Wilhelm Meier-Dörnberg u. a.: Die EVG-Phase, in: Anfänge westdeutscher Sicherheitspolitik 1945 – 1956. Herausgegeben vom Militärgeschichtlichen For- schungsamt. Bd. 2, München 1990. 16 Dazu grundlegend Hans-Jürgen Rautenberg, Norbert Wiggershaus, Die „Himmeroder Denkschrift“ vom Oktober 1950. Politische und militärische Überlegungen für einen Beitrag der Bundesrepublik Deutsch- land zur westeuropäischen Verteidigung, Karlsruhe 1985. 17 Gründungsaufruf in: Wiedersehensfeier der 35. Infanterie-Division 17. – 18. Mai 1952. Karlsruhe, [Ohne Herausgeber] Karlsruhe 1952 (G. Braun Verlag), S. 44f. 18 Als Besonderheit umfasste diese die Veteranen vor 1919 wie die der NS-Zeit, obgleich das 1936 aufgestellte 109. Infanterie-Regiment nur den Traditionsnamen erhielt, jedoch die Tradition selbst nicht fortführte, da diese 1921 an das (Badische) 14. Infanterieregiment übergeben wurde, wodurch das spätere „Infante- rieregiment Meinigen“ der eigentliche Traditionsträger wurde. 19 Vgl. Chronik der Kameradschaft ehemaliger 109er des 1. badischen Leibgrenadier-Regiments Nr. 109. Verfasst von Bernd Schach, [Karlsruhe 2010] (verfügbar StadtAK 8/StS 11/171). 20 Vgl. Festschrift der „Kameradschaft“: Kameradentreffen Rastatt. Infanterie-Regiment 111 u. 2. Abt. Ar- tillerie-Regiment 35, Traditionsverbände Regimenter 25, 30 und 40 sowie die Ersatzeinheiten am 6., 7. und 8. August 1955, Rastatt 1955. Vgl. auch „Alte Kameraden“, 1953, Nr. 11. 21 Vgl. „Alte Kameraden“, 1965, Nr. 7/8. 22 „Alte Kameraden“. Unabhängige Zeitschrift für junge und alte Soldaten. Organ der Traditionsverbände und Kameradenwerke. Hrsg. Arbeitsgemeinschaft für Kameradenwerke und Traditionsverbände. Karls- ruhe, Stuttgart, 1953 – 1997 (Verlagsort Karlsruhe nur bis 1992). Seit 1997 erscheint sie weiter unter Weg- lassung von „Alte“ als: Kameraden, Unabhängige Zeitschrift für alte und junge Soldaten. Organ der Ka- meradenwerke und Traditionsverbände. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft für Kameradenwerke und Traditionsverbände e. V., mit Verlagsort Stuttgart. 23 „Alte Kameraden“, 1953, Nr. 1 (der Beitrag ist nicht namentlich gekennzeichnet). 24 „Alte Kameraden, 1954, Nr. 10. Wich war einer der Schriftleiter der Zeitschrift, von ihm stammt auch das Buch: Baden-Württembergische Divisionen im 2. Weltkrieg, Karlsruhe 1957. 25 „Alte Kameraden“, 1965, Nr. 12, in: Aus den Kameradenwerken. 26 Eigener Lebenslauf in Spruchkammerakte, GLA 465h Nr. 3777. 27 Dr. Emil Gutenkunst (1903 – 1989), Jurist, NSDAP-Mitglied 1937, Ankläger beim Sondergericht, im Spruchkammerverfahren zuletzt als Mitläufer eingereiht, seit 1948 Bürgermeister, SPD-Mitgliedschaft bis zum Austritt 1977 wegen Kandidatur von Heinke Salisch zur Oberbürgermeisterwahl, bis zum Tod Vorsitzender der Karlsruher Sektion des „Südtiroler Kulturwerks“. StadtAK, 1/POA 1 Nr. 5772. 28 BNN, 1.6.1964. 29 Wiedergabe in Zeitschrift „Alte Kameraden“, 1964, Nr. 7/8. 30 Die 35. Infanterie-Division im 2. Weltkrieg (wie Anm. 13), S. 7. 31 Das Folgende wieder nach „Alte Kameraden“, 1964, Nr. 7/8. 32 Der Konflikt um das Auftreten der Bundeswehr an Schulen für „Informationen zur Sicherheitspolitik“ bis zur Berufswerbung hält bis in die aktuelle Zeit an. Seit 2010 gibt es in vielen Bundesländern Koope- rationsvereinbarungen des jeweiligen Kultusministeriums mit der Bundeswehr, so auch in Baden-Würt- temberg. Vgl. dazu: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Einsatzgebiet Klassenzimmer – die Bun- deswehr in der Schule, Frankfurt a.M. 2011 oder Michael Schulze von Glaßer, An der Heimatfront. Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr, Köln 2010. 33 Aufstellung der 10 stattgefundenen offiziellen Wiedersehensfeiern des „Kameradendienstes der 35. Infan- terievision“ mit Ort der Hauptveranstaltung „Kameradschaftsabend“ und differierenden Teilnahmezah- 111110 len aus der Presse: 17./18.5.1952 (Stadthalle, 5.000 Teilnehmende), 29./30.9.1956 (Schwarzwaldhalle, Teilnahmezahlen schwanken zwischen 5.000 (BVZ) und 7.000 (BNN)) , 30./31.5.1964 (Schwarzwald- halle, 5.000 Teilnehmende), 29.7.1972 (Schwarzwaldhalle, 1.500-2.000 Teilnehmende), 8.10.1977 (Nancy- Halle, über 1.000), 4.7.1981 (Gartenhalle, 1000), 2.7.1983 (Gartenhalle, 900) 4./5.5.1985 (Gartenhalle. Das abermalige zweitägige Treffen hatte eventuell den Grund, Gelegenheit zu geben zum Besuch des gleichzeitig, aber unabhängig stattfindenden „Tag der Streitkräfte“ mit Schauführungen der Bundeswehr), zum 9. Treffen 1986 sind Daten und Angaben unklar, 6.5.1990 (Weinbrennersaal der Stadthalle). 34 Nur für die erste 1952 und die zweite 1956 wurden von der „Kameradschaft“ Festschriften herausgege- ben: – Wiedersehensfeier der 35. Infanterie-Division 17. – 18. Mai 1952 (wie Anm. 11). – Karlsruhe als Garnison. Festschrift zum Garnisontag 1956 und zur 2. Wiedersehensfeier der 35. Inf.-Div. in Karlsruhe am 29./30. September 1956. Hrsg. vom „Ausschuss für die Vorbereitung des Garnisontages 1956“, Karls- ruhe 1956. 35 StadtAK, 1/H-Reg Nr. 12073, Schreiben Knittel an Bürgermeister Ball, 30.4.1952. 36 Nach StadtAK, 1/H-Reg Nr. 12073. 37 BNN, 1.6.1964; BVZ, 1.6.1964. 38 BNN: 17. und 19.5.1952, 29.9. und 1.10.1956, 1.6.1964, 31.7.1972, 10.10.1977, 6.7.1981, 7.5.1990. BVZ: 1.10.1956, 1.6.1964. 39 Zur Frage des Traditionsverständnisses in der Bundeswehr siehe Jakob Knab, Falsche Glorie. Das Tradi- tionsverständnis der Bundeswehr, Berlin 1995. 40 BNN 31.7.1972, 10.10.1977, 6.7.1981. 41 BNN, 17.5.1952. 42 BVZ, „ ... über alles ..., 1.6.1956. Auch auf der 3. Wiedersehensfeier wurde das „Deutschlandlied“ mit 1. Strophe gesungen, BVZ, 1.5.6.1964. 43 Vgl. BNN, 8.10.1977. 44 Komplett heißt es unter 6.: „Die Geschichte deutscher Streitkräfte hat sich nicht ohne tiefe Einbrüche entwickelt. In den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos missbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.“ http:// www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/RYsxDoAgDADf4gfo7uYv1K1AhQaCpq3yf XEyt- 1wuOdhh0PDhhMZnwworbIFn353vkZyaEFsRpMPIJblbrJiouUQaMoc8qglG_u7flKSiKlxlmV4qpIts/ (zuletzt abgerufen am 2.11.2014). 45 StadtAK 1/H-Reg Nr. 12073, in Vertretung der Stadt waren anwesend Stadtrat Günther Rüssel oder Hans- Günther Michel, 1985 Bürgermeister Erwin Sack. 46 „Alte Kameraden“, 1992, Nr. 2. 47 Auflösung 23.3.2003, vgl. Chronik (wie Anm. 19), S. 5. Die jährliche Kranzniederlegung anlässlich des Volkstrauertags am 109er Denkmal in Karlsruhe auf dem Europaplatz bzw. beim Regimenehrenmal in der früheren Grenadierkaserne übernahm seitdem der „Badische Verein der Wehrdienstopfer, Behinder- ten und Sozialrentner e. V.“ in Verbindung mit dem seit 2003 existierenden „Traditionsverein 1. Badisches Leibgrenadier-Regiment No. 109 Karlsruhe“, der kein Veteranenverein mehr ist und sich insbesondere der Geschichte und Zurschaustellung von Uniformen des ursprünglichen Regiments von 1803 bis 1919 wid- met. Im Oktober 2014 im Oktober, damit vor dem Volkstrauertag, wurde erstmals ein Blumengebinde am 35er Denkmal niedergelegt, vermutlich als Reaktion auf das geplante Symposium vom 6.11.2014. U T E FA HR BACH-DR EHER Vom Umgang mit „schwierigen Denkmälern“ – abräumen oder damit leben? Warum fordert die staatliche Denkmalpflege den Erhalt von Denkmälern, die Krieg und Menschenverachtung verherrlichen? Dies soll aus Anlass des Symposi- ums über das Denkmal der 35. Infanterie-Division in Karlsruhe in diesem Beitrag erörtert werden. Zunächst muss die gesetzliche Grundlage betrachtet und an- schließend der gedankliche Hintergrund erläutert werden. Krieger- oder Gefallenendenkmäler sowie Mahnmale für die Opfer von Krieg und Nationalsozialismus sind immer als Kulturdenkmale anerkannt. Die Denk- maleigenschaft dürfte in der Regel unstrittig sein. Zitiert sei verkürzt § 2 des Denkmalschutzgesetzes Baden-Württemberg: „Kulturdenkmale sind Sachen, an deren Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtli- chen Gründen ein öffentliches Interesse besteht.“ Das wissenschaftliche Interesse am Erhalt liegt auf der Hand: Jedes die- ser Denkmäler ist ein Dokument für die Geschichtswissenschaft, denn es überlie- fert den Umgang des jeweiligen Stifters mit der Erinnerung an vorangegangene Kriege und Gräueltaten. Ein typisches Beispiel ist das Krieger- denkmal auf dem Gelände der ehemali- gen Grenadierkaserne in der Moltkestraße 62. Es ist Kulturdenkmal aus wissen- schaftlichen Gründen, errichtet 1895 in Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg von 1870/71. Warum wissenschaft- liche Gründe? Zunächst sind die Namen der Kriegsteilnehmer vermerkt, und wir Kriegerdenkmal in der ehemaligen Grenadierkaserne in der Moltkestraße 60. 113112 können an der Gestaltung des Denkmals das Selbstverständnis dieses Truppen- teils ablesen. Darüber hinaus ist jedoch auch der Umgang der Franzosen mit die- sem Kriegerdenkmal interessant. Die französische Armee, die von 1952 bis 1991 in der Grenadierkaserne stationiert war, ließ nämlich dieses Denkmal der Nieder- lage ihrer Nation unangetastet, während nach dem Zweiten Weltkrieg alle Denk- mäler des Nationalsozialismus in Karlsruhe auf Befehl der französischen Verwal- tung abgebrochen wurden. Ein weiteres Beispiel ist das Mahnmal für die Toten der beiden Weltkriege auf dem Friedhof von Mühlburg von 1961. Es ist nicht nur ein Kulturdenkmal aus wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen, sondern auch aus künstleri- schen Gründen, auch wenn man darüber geteilter Meinung sein kann. Geschaf- fen wurde die Skulptur von Carl Egler (1896 – 1982), einem Bildhauer, dessen Skulpturen in Karlsruhe uns noch beschäftigen werden. Das Gefallenendenkmal des Sportvereins FC Südstern 06 in Rüppurr schließ- lich hat eher heimatgeschichtliche Bedeutung. Der Findling wurde als Erinnerung an den Ersten Weltkrieg aufgestellt und durch die auf dem Boden liegende Platte für die Gefallenen des Zweiten Welt- kriegs erweitert. Der Umgang mit Kulturdenkmalen wird im § 8 des Denkmalschutzgeset- zes geregelt: „Ein Kulturdenkmal darf nur mit Genehmigung der Denkmal- schutzbehörde 1. zerstört oder beseitigt werden und [...] 3. aus seiner Umgebung entfernt werden, soweit diese für den Denkmalwert von wesentlicher Bedeu- tung ist.“ In der Karlsruher Diskussion über den Umgang mit Denkmälern für den Krieg oder für nichtdemokratische Herrschaft wurde nicht an deren Zerstörung gedacht, sondern an die Entfernung aus der Umgebung, also die Verbringung auf einen noch zu schaffenden Denk- mälerfriedhof. Denkmalrechtlich zu prüfen wäre also, ob die Entfernung des ein- gangs vorgestellten Kriegerdenkmals aus seiner Umgebung nach § 8 statthaft ist. Die staatliche Denkmalpflege muss entscheiden, ob der Denkmalwert wesentlich reduziert wird, wenn man das Kulturdenkmal versetzt. Die Antwort ist klar: Der Denkmalwert wird durch seine Versetzung immer reduziert. Ein gutes Beispiel ist das Leibgrenadierdenkmal auf dem Europaplatz (nicht zu verwechseln mit dem Kriegerdenkmal in der Moltkestraße). Der Obe- lisk mit dem Greifen wurde dort errichtet, weil sich an Stelle der Hauptpost, der heutigen Postgalerie, die von Friedrich Weinbrenner 1804-1808 errichtete alte Grenadierkaserne befand. Die Grenadiere zogen Ende des 19. Jahrhunderts in die neue Kaserne in der Moltkestraße um. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde Karlsruhe zur entmilitarisierten Zone. Quasi als Ersatz für die nun nicht mehr vorhandene Garnison und als Erinnerung an den Krieg wurde 1924/25 das Leibgrenadierdenkmal errichtet. Teil der Geschichte ist, dass das Denkmal nicht auf dem Gelände der neuen Kaserne in der Moltkestraße oder irgendwo am Stadt- rand errichtet wurde, sondern mitten in der Stadt an einer städtebaulich heraus- ragenden Stelle. Der Standort eines Denkmals ist Teil seiner Aussage. Die Denkmale für den Krieg von 1870/71 und den Ersten Weltkrieg wurden meist an prominenter Stelle Mahnmal für die Opfer der beiden Weltkriege von Carl Egler in Mühlburg, Lerchenstraße 7. Gefallenenehrenmal des FC Südstern 06, Ettlinger Allee 7. Leibgrenadierdenkmal auf dem Europaplatz, seit 2010 wegen Bauarbeiten abgebaut, Wiederaufbau von Denkmalpflege gefordert. 115114 errichtet, also in der Nähe von Kirche und Rathaus oder auf einem Platz im Stadt- oder Dorfmittelpunkt. Mahnmale für den Zweiten Weltkrieg finden sich eher an untergeordneter Stelle, nämlich als Erweiterung von Gefallenendenkmalen des Ersten Weltkriegs oder auf Friedhöfen. Die Translozierung und Verbringung auf einen Denkmälerfriedhof würde diese Tatsache nur noch mittelbar, also etwa durch Hinweisschilder, erfahrbar machen. Hauptanlass für die Tagung ist das Gefallenendenkmal der 35. Infanterie-Di- vision, eines der selteneren Beispiele für ein Denkmal, das ausschließlich an den Zweiten Weltkrieg erinnert und außerhalb eines Friedhofs im öffentlichen Stra- ßenraum steht. Im Frühjahr 2014 setzte sich die Gruppe der Linken im Gemein- derat für die Entfernung dieses Denkmals ein, da die 35. Infanterie-Division im Zweiten Weltkrieg an Kriegsverbrechen in der Sowjetunion beteiligt war. Eine derartige Forderung ist in Karlsruhe nicht neu. So hatte 1985 der Gemeinderat auf Antrag der damaligen Grünen Liste über die Entfernung des Leibdragoner- denkmals am Mühlburger Tor beraten. Anstoß erregte die Inschrift von 1931, die einen übersteigerten Nationalismus bezeuge. Wir können die denkmalrechtliche Frage, ob das Gefallenendenkmal der 35. Infanterie-Division, ein Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes, von seinem jetzigen Standort entfernt wer- den darf, im Folgenden durchspielen: Den Antrag auf Versetzen des Kulturdenk- mals kann nur der Eigentümer stellen. Die Denkmalpflege würde diesen Antrag ablehnen, denn der Standort dokumentiert, dass 1964 auf öffentlichem Grund, an einer städtebaulich herausgehobenen Stelle auf private Initiative ein Gefalle- nendenkmal errichtet werden konnte. Der Denkmalwert würde durch die Ver- bringung an einen anderen Ort erheblich reduziert und müsste deshalb von den Denkmalbehörden abgelehnt werden. Der Antrag, das Gefallenendenkmal zu versetzen, hätte vermutlich keine Chance auf Durchsetzung. Es gibt nur drei Gründe, aus denen ein Kulturdenkmal ab- gebrochen oder versetzt werden kann: Der Eigentümer weist nach, dass das Ob- jekt gar kein Kulturdenkmal ist. Dazu müsste ein Gutachten erstellt werden, das diesen Nachweis erbringt. Doch schon die Tatsache, dass das Denkmal für die Gefallenen der 35. Infanterie-Division Gegenstand eines Symposiums wurde, weist die wissenschaftlichen Gründe seiner Denkmaleigenschaft nach. Der Erhalt des Kulturdenkmals ist wirtschaftlich nicht zumutbar. Das ist beim Denkmal für die Gefallenen der 35. Infanterie-Division nicht möglich, da es keine Kosten ver- ursacht. Es gibt höherrangige öffentliche Interessen, die eine Versetzung verlangen, also etwa den Bau einer Straße. Ob die Ablehnung des ideologischen Hintergrundes oder ähnliches als öffentliches Interesse herhalten könnte, ist fraglich. Soviel zum Denkmalrecht. Darüber hinaus wirft der Wunsch nach der Ent- fernung von Denkmalen für Despotie und Krieg Fragen auf, die über die juristi- sche Problematik hinausgehen. Wenn das Gefallenendenkmal der 35. Infanterie-Division entfernt würde, weil diese Division an Kriegsverbrechen beteiligt war, dann müsste auch über andere Denkmale des Zweiten Weltkriegs nachgedacht werden. Wie sollte mit dem Ge- fallenendenkmal des Sportvereins Südstern in Rüppurr umgegangen werden? Sollte dessen Gedenkplatte für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs entfernt werden? Unter den dort aufgeführten Kriegsteilnehmern mögen Kriegsverbrecher gewesen sein. Sollte das Verhalten der aufgeführten Gefallenen untersucht und ihr Name gelöscht werden, wenn sie Kriegsverbrecher waren? Bleibt das Gefallenendenkmal für den Ersten Weltkrieg stehen? Auch in diesem Krieg sind Kriegsverbrechen Gefallenendenkmal von Carl Egler in Daxlanden, Kastenwörtstraße. Skulptur „Arbeiter“ von Carl Egler am ehe- maligen Arbeitsamt in der Kapellenstraße 17. 117116 begangen worden. Denkmäler für den Ersten Weltkrieg, auf denen die Namen jüdischer Bürger verzeichnet sind, können keinesfalls entfernt werden. Sie sind Zeugnisse ersten Ranges für die Teilhabe dieser Gruppe an der Gesellschaft des Kaiserreichs und den Irrsinn des Völkermords in der Zeit des Nationalsozialis- mus. Das Gefallenendenkmal des Bildhauers Carl Egler in Daxlanden zeigt, dass eine „Entnazifizierung“ des Denkmälerbestandes kaum möglich ist. Es wurde auf Initiative eines örtlichen Denkmalkomitees 1930 bis 1932 errichtet. Die Skulptur von Carl Egler zeigt zwei Soldaten, die sich verwundet davonschleppen. Die In- schrift wurde nach dem Zweiten Weltkrieg um die Gefallenen dieses Krieges er- weitert. Bei dem Denkmal in Daxlanden könnte man sich zur Aussage versteigen, dass es ein Monument aus dem Vorfeld des Nationalsozialismus ist und folglich auch seine Entfernung fordern. Carl Egler schuf die Reliefs am ehemaligen Karlsruher Arbeitsamt, Kapellen- straße 17, das von 1937 bis 1938 nach Plänen von Stadtbaurat Robert Amann er- richtet wurde. Und von Carl Egler stammen auch das bereits erwähnte Mahnmal auf dem Friedhof von Mühlburg sowie ein Mahnmal für die Opfer der „Eutha- nasie“ auf dem Karlsruher Hauptfriedhof, beide von 1961. Wie soll mit den Mahnmalen von Carl Egler umgegangen werden? Die einen wegstellen, weil sie moralisch anfechtbar sind? Die anderen stehen lassen? Wie soll die Stadt Karlsruhe überhaupt mit den baulichen Hinterlassenschaf- ten des Nationalsozialismus umgehen? Das ehemalige Arbeitsamt in der Kapel- lenstraße 17 ist eines von nur fünf unter nationalsozialistischer Herrschaft neu errichteten Arbeitsämtern im deutschen Reichsgebiet. Was macht dieses Gebäude zu einem Geschichtsdokument, also zum Kulturdenkmal? Der Bau entlarvt den Bauherrn: Die Eingänge, und damit die Schlangen der Arbeitslosen, befanden sich nicht an der Straßen-, sondern an der Gebäuderückseite. Ursprünglich sorg- ten vorgesetzte Drehtüren, die nicht erhalten sind, für einen raschen Besucher- durchfluss. Die Skulpturen von Carl Egler zeigen, im Stil der Zeit, den Kopf- und den Handarbeiter, also etwa einen Ingenieur und einen Arbeiter. Zusammen mit der ehemaligen Reichspostdirektion von Hermann Billing, er- richtet 1934 bis 1938, den Kriegerdenkmalen der 1930er Jahre und auch dem Denkmal für die 35. Infanterie-Division bildet sich die Topografie des National- sozialismus und des von ihm verursachten Krieges in Karlsruhe ab. Der Natio- nalsozialismus hat seine Zeugnisse auch im Karlsruher Stadtgebiet hinterlassen und es wäre falsch, sie zu entfernen. Wir würden die Geschichte unserer Stadt, die sich ja stark in den baulichen Hinterlassenschaften präsentiert, zu einer Er- folgsgeschichte machen. Kriegerdenkmale erinnern an den Krieg, Gefallenen- denkmale an die Kriegstoten. Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal erinnert an einen Alleinherrscher, und selbst die Pyramide erinnert an einen absolutistischen Fürs- ten, der uns wahrscheinlich nur deshalb weniger unsympathisch ist, weil er schon länger tot ist und uns eine schöne Stadt samt Schloss beschert hat. Es ist schwer zu akzeptieren, dass sich die Unterdrückung einprägsamer mani- festiert als die Befreiung (so Norbert Huse). Was ist das Denkmal der Revolution von 1989 in der DDR? Es ist kein materielles Denkmal, sondern der Ruf „Wir sind das Volk“. Dieser Satz wird bleiben. Die Demokratie muss keine Denkmale aufrichten. Aber es ist wichtig, dass die Denkmale, die aus undemokratischer Zeit auf uns gekommen sind, erhalten bleiben. Wir können den gegenwärtigen poli- tischen Zustand nur einordnen und beurteilen, wenn wir zurückschauen. Diese Rückschau wird auch durch die unbequemen Denkmale in unserer Mitte ermög- licht. Am Ende sei noch auf nationalsozialistische Bildzeugnisse im Innern von Kir- chen eingegangen. Heutiges christliches Glaubensverständnis sollte den damali- gen Denkweisen entgegenstehen, und so erstaunt es, dass solche Darstellungen überdauert haben. Die Gemeinden müssen sich, da ihre Kirchen meist Kultur- denkmale sind, mit den Erhaltungsforderungen der Denkmalpflege auseinander- setzen, die auch hier erhoben werden. Darstellungen aus der Zeit des Nationalso- zialismus in Kirchen dokumentieren, sofern sie sich positiv auf diese Ideologie Rückfront des ehemaligen Arbeitsamtes mit einem von zwei Turmbauten. Reichspostdirektion, 1938 errichtet von Hermann Billing, Ettlinger Straße 3. 119118 beziehen, die Verstrickung der Kirchengemeinden mit dem Nationalsozialismus. Folglich besteht an ihrem Erhalt öffentliches Interesse aus wissenschaftlichen Grün- den. Für Kirchen sieht § 11 des Denkmalschutzgesetzes von Baden-Württemberg allerdings eine Ausnahme vor: „Die Denkmalschutzbehörden haben bei Kultur- denkmalen, die dem Gottesdienst dienen, die gottesdienstlichen Belange (...) vor- rangig zu beachten.“ Falls also eine Kirchengemeinde geltend macht, dass sie in ihrer Kirche, wegen der Innenausstattung aus nationalsozialistischer Zeit nicht mehr Gottesdienst feiern könne, muss dies von der Denkmalpflege, nach einem festgelegten Prozedere, akzeptiert werden. Die Problematik sei an einigen Beispielen aus Nordbaden aufgezeigt. Die ka- tholische Heilig-Kreuz-Kirche in Dielheim-Balzfeld ist ein Bau des 18. Jahrhun- derts. Das Deckengemälde mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts stammt von Stefan Gerstner, der von 1885 bis 1971 in Mörsch bei Karlsruhe lebte und Schü- ler von Hans Thoma war. Das Gemälde ist stilistisch in die Zwischenkriegszeit einzuordnen, zeigt einen Christus mit markanten Gesichtszügen und musku- lösem und gleichzeitig ausgezehrtem Körperbau. Auf der Seite der Erlösten finden sich ein Gefangener in Ketten, eine Greisin, eine junge Mutter und ein Verwundeter. Auf der Seite der Ver- dammten sind eine Frau im Typus einer Prostituierten, ein peitschenschwingen- der Asiate, der für die „asiatische Ge- fahr“ steht, und ganz unten, der Hölle am nächsten, ein Geschäftsmann mit Geldsack, der durch seine Hakennase als Jude karikiert wird, dargestellt. In der evangelischen Kirche Dossen- heim befindet sich in der Altarnische, verdeckt durch eine Verkleidung, das Gemälde eines „germanischen“ Christus von Hans Adolf Bühler (1877 – 1951). Heilig-Kreuz-Kirche in Dielheim-Balzfeld im Rhein-Neckar-Kreis, Am Kirchberg 3. Deckengemälde der Heilig-Kreuz-Kirche mit nationalsozialistisch motivierten Motiven. 121120 Bühler war Künstler, Professor an der Akademie in Karlsruhe und Kunstideo- loge des Nationalsozialismus. Von ihm stammt beispielsweise die im Krieg zer- störte Ausmalung des Bürgersaals im Karlsruher Rathaus. Das Wandbild in Dossenheim zeigt einen überlebens- großen Christus mit blonden Haaren, der auf einem Felsen über einer heroi- schen Landschaft steht. Unter dem Fel- sen kauert eine als jüdisch karikierte Fi- gur, die, im Gegensatz zum strahlenden, guten Christus, das dunkle Böse dar- stellt. Die Abdeckung des Gemäldes ist ein Kompromiss, den die Denkmal- pflege nicht ablehnen konnte, und der gottesdienstlichen Belangen Rechnung trägt. Die Zerstörung des Gemäldes hätte mit Verweis auf die wissenschaft- liche Bedeutung nicht genehmigt werden können. Die spätmittelalterliche evangelische Kirche von Laudenbach wurde 1936 er- weitert und im Sinne des Nationalsozialismus umgestaltet. Der Pfarrer schrieb 1937 an das Ministerium für Kultus und Unterricht: „Diese Kirche ist das christl. Gotteshaus des 3. Reiches! Sie atmet den Geist des Nationalsozialismus!“ Unter- schrift: „Heil Hitler! gez. Pg. Erwin Schenck, Pf.“ Dominiert wird das Innere durch eine monumentale Treppenanlage mit einem ebenso monumentalen Blo- ckaltar. An den Chorwänden finden sich links und rechts ungewöhnliche Schran- kenanlagen, die Kanzel und Lesepult ersetzen. Ein Fenster in der Mittelachse mit Hitler und Hindenburg wurde nach dem Krieg entfernt, erhalten blieb jedoch das „Heldengedenkfenster“, das auf einem Muster aus blutrotem Eichenlaub neben den Namen der Kriegsgefallenen auch ein Hakenkreuz zeigt. Das Hakenkreuz ist abgedeckt, eine Hinweistafel erläutert die Verstrickung der Gemeinde in die na- tionalsozialistische Ideologie und die Gründe, aus denen das Fenster erhalten wer- den soll. Im Jahr 2012 zeigte die Gemeinde die Ausstellung „Christenkreuz und Hakenkreuz“ des Berliner Forums Geschichte und Gegenwart e. V. Die evangelische Kirchengemeinde von Karlsbad-Ittersbach setzt zeitgenössische Malerei gegen die Innenausstattung, die aus dem nationalsozialistischen Dunst- kreis stammt. Der Innenraum der Kirche, errichtet 1808/09, wurde 1932 zu einer Art Gefal- lenengedenkstätte umgewandelt. Durch die Imitation einer Stufenanlage wurden Altar und Kanzel monumental zusammengefasst und darüber auf der Chorwand die Namen der Gefallenen auf Kreuzen verewigt. Die Emporenbrüstungen wur- den mit Bildern und Bibelzitaten bemalt, die auf den Krieg und die Gefallenen Bezug nehmen. Sie stammen von dem Baden-Badener Künstler Karl Mall. In den 1990er Jahren wurde die Chorwand wieder rückgebaut. Das spitzbogige Gewände, das in den Chorturm des 15. Jahrhunderts führt, ist wieder sichtbar. Vier Gemälde von Janet Brooks-Gerloff (1947 – 2008) auf der nun weiß gestrichenen Chorwand zeigen biblische Darstellungen zum Thema „Begegnung“ und setzen sich theolo- gisch und künstlerisch mit der Gefallenenthematik auf den Emporenbrüstungen auseinander. Mit den Verstrickungen dieser Kirchengemeinden in das nationalsozialistische Gedankengut wird also unterschiedlich umgegangen: Der Bezug steht unkom- mentiert in Balzfeld, wird verschwiegen in Dossenheim und künstlerisch sowie Altarnische in der evangelischen Kirche Dos- senheim, Hauptstraße 37 (Rhein-Neckar-Kreis). Zustand der evangelischen Kirche in Ittersbach, Friedrich-Dietz-Straße 1, nach 1932 (Landkreis Karlsruhe). Zustand der Kirche nach dem Rückbau und mit den Gemälden von Brooks-Gerloff. Die Darstel- lungen auf den Emporenbrüstungen wurden restauriert. 123122 theologisch kommentiert in Ittersbach. In Laudenbach ist die Umgestaltung der Kirche geplant. Das Heldengedenkfenster, Altar und Schrankenanlage sollen blei- ben, die beiden letzteren allerdings in veränderter Form. Die Ausweisung des Gefallenendenkmals für die 35. Division als Kulturdenk- mal durch die Denkmalpflege und die damit verbundene Erhaltungsforderung muss Anstoß erregen. Die Entfernung des Denkmals würde eher das Vergessen als die Auseinandersetzung mit den deutschen Kriegsverbrechen im 2. Weltkrieg fördern. In der Abschlussdiskussion des Symposiums wurde die Möglichkeit einer Weiterentwicklung des Denkmals durch die Anbringung von Informationen über die Kriegsverbrechen der 35. Division vorgeschlagen. Sie sollten vor Ort entweder in sachlicher Form, etwa durch Informationstafeln, oder in künstlerischer Art dargestellt werden. Eine solche Lösung würde die Denkmalpflege begrüßen. Literatur Norbert Huse, Unbequeme Baudenkmale. Entsorgen? Schützen? Pflegen? München 1997. Denkmäler, Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe, 1715 – 1945. Hrsg. Stadt Karlsruhe, Karlsruhe 1987 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band 7). Clemens Kieser, Ausdruck totalitärer Beschäftigungspolitik. Ein Arbeitsamt in Karlsruhe, in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg, 2/2015, S. 87-91. Hans Vollmer (Red. und Bearb.), Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts, Leip- zig 1953 – 1962. Quellen Akten, Sammlung „Architekten, Künstler, Handwerker“ und Datenbank des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg. Homepages der Kirchengemeinden. JENS RÜGGEBERG Tübingen: Streit um ein Denkmal – Positionierung und Verlauf eines Streits um das Gedenken1 Stolz bezeichnet sich Tübingen seit Jahrzehnten als Universitätsstadt, auch im Briefkopf ihrer Stadtverwaltung. Diese Selbstetikettierung lässt allzu leicht ver- gessen, dass die Stadt über 120 Jahre lang, von 1875 bis 1994, mindestens genauso stark durch die Anwesenheit von Militär geprägt war. Wer die Stadt heute besucht, kann, einen geübten Blick vorausgesetzt, drei ehemalige Kasernen entdecken, alle südlich des Neckar und der Eisenbahnlinie in der heutigen Südstadt gelegen, die jetzt in zivil genutzte Gebäude beziehungsweise Wohnviertel umgewandelt sind. Seit der Auflösung des Verteidigungsbezirkskommandos 54 ist die Stadt fast voll- ständig zivilisiert – im wahrsten Sinne des Wortes.2 Schon die Entstehung der Südstadt war eng verknüpft mit dem Militär. Das erste Gebäude, das südlich der Eisenbahn errichtet wurde, war 1875 eine große Kaserne, im Palazzo-Stil gebaut, mit Palladio-Anleihen, monumental, ausgerich- tet in einer Sichtachse auf Bahnhof und Schloss, wohl finanziert mit Mitteln, die Frankreich nach dem verlorenen Krieg von 1870/71 abgepresst worden waren. Bis 1898 war dort ein Füsilierregiment stationiert, danach das 10. Württembergische Infanterieregiment Nr. 180. 25 Jahre nach dem Kasernenbau entstanden in der Südstadt die ersten Straßenzüge und es siedelten sich gerade auch Handwerker an, die von Aufträgen des Militärs lebten.3 1911 wurde die Eberhardskirche gebaut, als Zivilkirche für die Südstadt und zugleich als Garnisonskirche,4 1914 – 1916 kam die so genannte „Neue Kaserne“ hinzu. Die Infanteriekaserne war in den Jahren der Aufrüstung, die dem Ersten Weltkrieg vorangingen, zu klein geworden.5 Als man begann, den nächsten gro- ßen Krieg vorzubereiten, wurde mit dem Bau der dritten Kaserne begonnen. Im Gewann Burgholz entstand 1934 die größte der Kasernen, die Burgholzkaserne.6 In den Zwischenkriegsjahren folgte den ersten beiden Kasernen die Errichtung von Kriegerdenkmälern. 1927 wurde in der Nähe der Infanteriekaserne ein Denk- 125124 mal für die Gefallenen des 180. Regiments eingeweiht und 1937, inzwischen wurde die Kaserne wieder militärisch genutzt, ein weiteres, das nun explizit den „Helden der Verteidigung des Dorfes Thiepval“ (an der Somme) gewidmet war. 1936 wurde in einem Mannschaftsgebäude der „Neuen Kaserne“ eine Gedenktafel für die Gefallenen des Hohenzollerischen Füsilierregiments Nr. 40 enthüllt, dessen Veteranen seit Anfang der 1920er Jahre in der Kaserne regelmäßig ihre Veteranen- treffen abhielten. Und 1939 schließlich wurde vor derselben Kaserne ein weiteres Kriegerdenkmal für die „Hohenzollernfüsiliere“ angebracht – im Rahmen einer militärischen Zeremonie, wie 1937 bei der Einweihung des Denkmals vor der In- fanteriekaserne.7 1938 ordnete der Tübinger Standortälteste auf Weisung aus Berlin an, den Ka- sernen nun auch offiziell Namen zu verleihen. Im Rahmen der ideologischen Kriegsvorbereitung wurde aus der Infanteriekaserne die Thiepvalkaserne und aus der Neuen Kaserne die Lorettokaserne – die „Hohenzollernfüsiliere“ hatten an der „Loretto-Schlacht“ 8 1915 teilgenommen. Beides – Thiepval und Loretto – waren übrigens Schlachten, die das deutsche Militär verloren hatte. Bei der Na- mensgebung wird der Standortälteste wohl auch Revanchegedanken beflügelt ha- ben wollen. Die Stadt nun benannte eine Straße an der Thiepvalkaserne 1938 in Thiepvalstraße um und eine an der Lorettokaserne 1939 in Lorettostraße. Die Burgholzkaserne schließlich erhielt den Namen Hindenburgkaserne. Das Denkmal, das heute im Mittelpunkt meines Vortrages steht, stammt, an- ders als seine Vorgänger in Tübingen, aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Es wurde 1959 vom „Kameradenhilfswerk der ehemaligen 78. Infanterie-Sturm- division e. V.“ auf der Neckarinsel in Tübingen errichtet. Es stand an der flussauf- wärts gelegenen Spitze der Insel unter hohen alten Bäumen und konnte wegen seines unauffälligen und entlegenen Standorts von Spaziergängern nur zufällig entdeckt werden. Der damalige Tübinger Oberbürgermeister Hans Gmelin (Ex- kurs Hans Gmelin: 1940 Leutnant in der 78. Division, 1941 – 1945 Adjutant des deutschen Gesandten in Bratislava, Hanns Ludin, 1945 – 1948 in französischer Internierung, 1955 – 1974 Oberbürgermeister von Tübingen, bis zu seinem Tode 1991 Ehrenvorsitzender des „Kameradenhilfswerks“ – auf seine Rolle in der Slo- wakei wurde ich 1998 durch die Lektüre einer Fußnote in Raul Hilbergs Stan- dardwerk über die Ermordung der europäischen Juden aufmerksam9) enthüllte es im Jahr seiner Errichtung feierlich und übernahm es in die „Obhut“ der Stadt Tübingen.10 Es war schlicht, aus grob behauenen Natursteinen gebildet und etwas mehr als mannshoch, von Efeu überwachsen und bis kurz vor seiner Demontage mit einer Metalltafel versehen. Diese trug die Inschrift „Ihren toten und gefalle- nen Kameraden – Die 78. Infanterie-Sturmdivision“ und „1939 – 1945“ sowie über der Inschrift die beiden taktischen Zeichen der Division, dass Ulmer Münster und die eiserne Faust des Götz von Berlichingen, beide jeweils auf Wappenschil- den stilisiert dargestellt. Den fünf bis jetzt erwähnten Kriegerdenkmälern und Kriegergedenktafeln ge- meinsam ist, dass sie nicht allgemein der Weltkriegstoten gedenken, sondern der Toten bestimmter militärischer Formationen, die in einem regionalen Bezug zu Tübingen stehen. Fast alle dieser Denkmäler wurden von Veteranenvereinigun- gen errichtet. Das 78er-Denkmal stellt insbesondere auch deshalb eine Ausnahme dar, weil nach dem Zweiten Weltkrieg eher selten Denkmäler für die Gefallenen bestimmter Wehrmachtseinheiten errichtet wurden. Die meisten Kriegerdenk- mäler, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der alten Bundesrepublik errichtet wurden, dürften solche für die Gefallenen bzw. die Weltkriegstoten allgemein, einer Gemeinde oder einer Kirchengemeinde sein. Vielfach findet man auch kom- munale Denkmäler für die „Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ oder der- gleichen.11 Die Angehörigen der 78. Infanterie-Division stammten ganz überwiegend aus Baden-Württemberg.12 Tübingen war einer der Aufstellungsorte der Division.13 1952 wurde das so genannte Kameradenhilfswerk der ehemaligen Division in Tü- bingen gegründet. Es dürfte nie mehr als 5.000 bis 7.000 Mitglieder gehabt ha- ben. Mitte der neunziger Jahre sollen es noch etwa 1.300 gewesen sein.14 Inzwi- schen hat es sich aber aufgelöst, denn es leben nur noch wenige Veteranen. In regelmäßigen Abständen fanden dann in Tübingen Veteranentreffen statt, die das „Kameradenhilfswerk“ organisiert hat. Beim ersten Treffen 1952 sollen 6.000 Ehemalige teilgenommen haben.15 Gewöhnlich hielten die Oberbürgermeister Grußworte, zuletzt Eugen Schmid 1988.16 1952 wurde ein ehemaliger Divisions- kommandeur besonders herzlich begrüßt, der erst kurz zuvor aus britischer Haft entlassen worden war.17 Ein britisches Militärgericht hatte ihn nämlich wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt, die er allerdings nicht im Rahmen der 78. Division begangen hatte.18 Anfang 1952 war er faktisch begnadigt worden.19 Bis 1991 fanden die Divisionstreffen in Tübingen statt, und selbst 1985 kamen noch 700 Veteranen.20 In der Einladungsbroschüre zum zweiten Treffen 1953 fin- den sich 41 Anzeigen örtlicher und regionaler Geschäfte und Gastwirtschaften, 127126 davon zehn mit einem Hinweis auf die ehemalige Zugehörigkeit des Inhabers zur 78. Division. Die Veteranen wurden nach ihrer früheren Zugehörigkeit zu be- stimmten Einheiten auf 14 verschiedene Tübinger Gastwirtschaften verteilt. In vier Lokalen davon trafen sich die ehemaligen Angehörigen der Regiments- und Bataillonsstäbe. Seit Anfang der 1990er Jahre fanden die Divisionstreffen in der Graf-Zeppelin- Kaserne in Calw statt. Gastgeber war dort die Pateneinheit der ehemaligen 78. Division, das 251. Fallschirmjägerbataillon der Bundeswehr.21 Nach der Auflösung des Bataillons wurde die Patenschaft offiziellen Angaben zufolge nicht auf das dort neu eingerichtete berühmt-berüchtigte und geheim operierende „Kommando Spezialkräfte“ (KSK), die damals neue Eliteeinheit der Krisenreaktionskräfte der Bundeswehr,22 übertragen. Der Traditionsraum der Veteranenvereinigung, der sich in der Kaserne befunden hatte, habe aufgelöst werden müssen. In ihm hatten Erinnerungsstücke und Devotionalien aus der Geschichte der Division gelegen. Lediglich ein Treffen zwischen „Kameradenhilfswerk“ und KSK habe es noch gegeben.23 Jeweils am Vorabend des Volkstrauertages lässt die Stadtverwaltung an allen Kriegerdenkmälern in Tübingen selbst und in den eingemeindeten Dörfern ringsum Kränze bzw. Blumenschmuck niederlegen. Bis 1998 erfolgte die Kranznieder legung am 78er-Denkmal durch den damaligen Kulturamtsleiter Dr. Wilfried Setzler, und zwar zusammen mit Mitgliedern des „Kameradenhilfs- werks“ und Offizieren aus Calw24 – in späteren Jahren ließ Setzler übrigens in seiner Eigenschaft als Professor für geschichtliche Landeskunde an der Univer- sität Tübingen seine Studentinnen und Studenten kritische Seminararbeiten über den Umgang mit der Nazivergangenheit in Tübingen schreiben, auch über der- artige Kranzniederlegungen.25 Halten wir also bis hierher fest: In Tübingen war 120 Jahre lang nicht nur Mi- litär präsent, sondern auch die militärische Traditionspflege. Zwar war in den drei Tübinger Kasernen nach 1945 kein deutsches Militär mehr stationiert, sondern französisches, aber die französische Garnison beteiligte sich in den späteren Jah- ren an den Treffen des „Kameradenhilfswerks“ der 78. Division, und zwar durch ausgewählte Vertreter bei Empfängen. Angeregt durch die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, die 1995 in Stuttgart gezeigt wurde, habe ich mich gefragt, ob auch die 78. Division Kriegsverbrechen in der Sowjetunion begangen hat. Denn sie hatte zur Heeresgruppe Mitte gehört, aus deren Bereich die Ausstellung zahl- reiche Verbrechen dokumentierte. Eine Recherche im Bundesarchiv Militärarchiv in Freiburg führte rasch zu der Erkenntnis, dass die Division im Rahmen eines Rückzugsgefechts 80 km westlich von Moskau im Januar 1942 die Strategie der verbrannten Erde angewandt hatte. Ziel war, Dörfer, die sie räumte, nicht unzer- stört der Roten Armee zu hinterlassen. Im Rahmen der Rückzugsaktion (Zurückverlegen der Hauptkampflinie), die die Division zwischen dem 14. und dem 24. Januar 1942 unter dem Decknamen „Winterreise“ durchführte,26 zerstörte sie eine größere Anzahl russischer Dörfer.27 Holzhäuser, Scheunen und Futtervorräte, die nicht mitgenommen werden konn- ten, wurden verbrannt und Steinhäuser geschleift. Wo das nicht möglich war, wurden die Fenster eingeschlagen und die Öfen zerstört. In seinem Abschlussbe- richt vermerkte der damalige Divisionskommandeur Völckers noch, dass die Di- vision durch die Straßen- und Abschnittskommandanten „auch bereits die gesamte wehrfähige Bevölkerung und die noch vorhandenen Viehbestände hinter die neue Hauptkampflinie“ zurückgeführt habe: „Ergebnis: ca. 300 bis 400 wehrfähige Männer und 200 bis 250 Stück Groß-Vieh.“ 28 Die Männer zwischen 15 und 65 Jahren sollten dann in deutsche Kriegsgefangenenlager eingeliefert und die üb- rige, nun obdachlos gewordene Bevölkerung aus der von der Division geschaffe- nen „wüsten Zone“ abgeschoben werden.29 In dem betreffenden Gebiet zwischen Rusa und Gshatsk herrschten damals 30 bis 40 Grad minus,30 über das Schicksal der Männer, Frauen, Kinder und Greise ist nichts bekannt, man muss jedoch das Schlimmste befürchten.31 In den im Freiburger Militärarchiv vorhandenen Akten der 78. Division ist die Aktion „Winterreise“ gut dokumentiert. Ein ehemaliger Obergefreiter der Division hat die Zerstörung der Dörfer später bestätigt und sei- nen Bericht in sowjetischer Kriegsgefangenschaft so zusammengefasst: „Abends war es ein furchtbarer Anblick, wenn der ganze Horizont rot war vom Feuerschein der brennenden Ortschaften. Man muss bei dieser sinnlosen Zerstörung noch be- denken, daß doch gerade um diese Zeit die grösste Kälte herrschte, und die Be- völkerung somit restlos der Kälte preisgegeben wurde. Es wurden so sämtliche Ortschaften zwischen Rusa und Gshatsk sinnlos zerstört. Dies geschah alles im Dez. und Januar 1941/42.“ 32 Die Veröffentlichung der Aktenfunde im „Schwäbischen Tagblatt“ Tübingen33 sowie einer Zeugenaussage des ehemaligen Angehörigen der Division, der das, was er in sowjetischer Gefangenschaft gesagt hatte und was in den Akten stand, 129128 bestätigte,34 führte zu einer kontrovers geführten Diskussion in Tübingen. Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und „Kameradenhilfswerk“ wurde kritisiert. Ins- besondere die Kranzniederlegungen durch die Stadtverwaltung am 78er-Denkmal gerieten in die Kritik, obwohl zu Ihnen nicht (mehr) öffentlich eingeladen wurde. 120 im Jahr 1996 der Redaktion des „Schwäbischen Tagblatt“ zugesandte Leser- zuschriften befassten sich mit der NS-Vergangenheit, knapp die Hälfte hiervon betrafen die 78. Infanterie-Division.35 Im Rahmen der Kontroverse kam es zweimal zu öffentlichen Manifestationen. Am Volkstrauertag 1995 wurden die Besucher der Trauerfeier des „Volksbunds deutsche Kriegsgräberfürsorge“ auf dem Tübinger Bergfriedhof durch Flugblätter und ein Transparent an die „Verbrechen der 78. Division“ erinnert,36 und am in- ternationalen Antikriegstag 1996, dem 1. September, wurde das Ehrenmal auf der Neckarinsel symbolisch verhüllt. Auf der Stoffhülle stand „DENK-MAL“, dazu wiederum ein Hinweis auf die Verbrechen der Division und ihre Opfer unter der sowjetischen Zivilbevölkerung.37 Im Einladungsflugblatt38 zur Manifestation vom 1. September 1996, zu der übrigens auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Reutlingen aufgeru- fen hatte, wurde zu einer Umgestaltung des Denkmals aufgerufen: „Die Verhül- lung soll ein Denk-Anstoß sein für ein Denkmal, das an die Verbrechen der 78. Infanterie-Division erinnert, aber auch an den Umgang mit der (Wehrmachts-) Geschichte in Westdeutschland seit den fünfziger Jahren. In Zukunft sollen also weder das ‘Kameradenhilfswerk’ [...] noch die Stadt Tübingen am Vorabend des ‘Volkstrauertages’ ihre üblichen alljährlichen Kränze am ‘Ehrenmal’ niederlegen (können). Stattdessen soll das neue Denk-mal! zum Erinnern an die Beteiligung der Wehrmacht am Holocaust auffordern und zum Gedenken an die Opfer beitra- gen. Es soll auch zum Weiterdenken einladen, zum Lernen für eine friedliche Zu- kunft, zum Engagement gegen Kriege und Kriegsverbrechen. Setzen wir ein ers- tes Zeichen: Brechen wir mit einer unseligen Tradition!“ 39 In einer der Ansprachen während der Veranstaltung am Denkmal wurde die Zielsetzung der Initiatorinnen und Initiatoren noch einmal erläutert: „Es wäre unseres Erachtens zu einfach, einfach nur den Abriß [des Denkmals] zu fordern, [...] weil dieses Denkmal nicht nur – wie es in der Inschrift heißt – an die ‘toten und vermißten Kameraden’ erinnert; so, wie es hier steht [...], erinnert es auch an den Umgang mit der Vergangenheit in Tübingen.“ Deshalb müsse das Denkmal so umgestaltet, beziehungsweise so in einen künstlerischen Kontext gestellt wer- den, dass der historische Kontext, die Geschichte des Denkmals, künstlerisch sichtbar gemacht werde. Die Initiatoren schlugen vor, „daß ein künstlerischer Wettbewerb ausgeschrieben wird. Wir haben keine fertigen Ergebnisse zu präsen- tieren und können der Stadt auch nicht vorschlagen, welche konkrete künstleri- sche Umgestaltung hier vorgenommen werden soll. Wir wollen einen offenen Wettbewerb, der dann zu einer Diskussion führt, die dann ihrerseits – hoffentlich! – Ergebnisse zeitigt.“ 40 Wenige Tage nach der Verhüllung wurde die Metalltafel von Unbekannten de- montiert und gestohlen.41 Mitte September 1996 ging dem „Schwäbischen Tag- blatt“ ein anonymes Bekennerschreiben zu, das mit „Junge Pioniere der Roten Armee/Fraktion Tübingen“ unterzeichnet war und an den „antifaschistischen Widerstand der Roten Armee“ gegen die deutschen Invasoren erinnerte. Es nahm Bezug auf die zuvor erfolgte Verhüllung und deren Zielsetzung und erklärte die eigene Tat zum Vorschlag zur „längerfristigen Umgestaltung des Denkmals“. Dem Schreiben war ein Teil der Metalltafel beigefügt: Die Unbekannten hatten aus der Tafel einen fünfzackigen Stern herausgesägt und rot gefärbt. Es sollte ein Sowjet- stern sein, der nach dem Willen der Unbekannten am Denkmal angebracht wer- den sollte, dort, wo vorher die Tafel hing.42 Nun sah sich der damalige Oberbürgermeister Eugen Schmid, ein parteiloser Konservativer, selbst veranlasst, öffentlich Stellung zu nehmen: Zwar sei jetzt of- fenbar auch die 78. Division an Verbrechen beteiligt gewesen, gleichwohl sei es für ihn „naiv oder hinterhältig, um nicht zu sagen ungeheuerlich, nunmehr ein totales Verdammungsurteil über ganze Wehrmachtseinheiten und kollektiv über alle ihre Angehörigen zu fällen. Was die ‘Denk-Mal’-Aktionisten systematisch angezettelt und heuchlerisch begleitet haben, ist einfach eine Schande. [...] Ich empfinde die Arroganz dieser Nachgeborenen verletzend, ja unerträglich. Die In- szenierung läßt jede Achtung vor dem humanen Erbe aller Kulturen vermissen, nämlich der Toten, auch der Toten eines Krieges, in trauernder und wo nötig mahnender Würde zu gedenken.“ 43 Ein Jahr zuvor hatte sich nach dem Volks- trauertag 1995 die damalige Erste Bürgermeisterin Gabriele Steffen, Mitglied der GRÜNEN, noch nachdenklicher geäußert. Sie hege Zweifel an der bisherigen Praxis der Kranzniederlegungen und halte es für problematisch, bei gefallenen Soldaten von Opfern zu sprechen: „Das klingt so, als hätte das Sterben doch einen Sinn gehabt.“ Allerdings wünsche sie sich eine „einvernehmliche Lösung“ mit den Veteranen-Verbänden.44 131130 Die Kontroverse um die Division, um das „Kameradenhilfswerk“, um die Zu- sammenarbeit der Stadt mit diesem und um die Totenehrung, führten dazu, dass das „Kameradenhilfswerk“ 1999 beschloss, sein Mahnmal, dessen Gedenktafel nun fehlte, demontieren und an einem anderen Standort wieder aufstellen zu las- sen.45 Damals gab es in Münsingen auf der Schwäbischen Alb noch einen Trup- penübungsplatz. Am Rande des damaligen Truppenübungsplatzes, wohl noch im militärischen Sperrgebiet, stellte die Bundeswehr einen neuen Standort für das Denkmal zur Verfügung. Eine neue Gedenktafel mit altem Wortlaut sowie einem kleinen Hinweis auf die seinerzeitige Zerstörung der Tafel wurde angebracht. Fortan trafen sich die Veteranen auf der Schwäbischen Alb. Dort haben sie übri- gens vor 15 Jahren auch einen Gedenkraum eingerichtet, denn die Bundeswehr schloss damals landauf-landab Traditionsräume von Veteranenvereinigungen. Man wollte sie schlichtweg nicht mehr in den Kasernen haben. Durch den Bericht einer Historikerkommission zur Überprüfung der Ausstel- lung „Verbrechen der Wehrmacht 1941 – 44“ 46 wurde mir im Dezember 2000 bekannt, dass der Historiker Christian Gerlach in einem weißrussischen Archiv in Minsk weitere Akten der 78. Sturmdivision gefunden hatte. Denn in dem Be- richt war auf die Funde Gerlachs Bezug genommen worden. Aus ihnen ergab sich, dass die Division, die damals als Sicherungseinheit eingesetzt wurde, ausweislich eines Kommandobefehls vom 22. Januar 1944 weitere Kriegsverbrechen began- gen hat. Dem Befehl zufolge hatte die gesamte Zivilbevölkerung im Bereich der Division jeden Morgen bis 6.00 Uhr die Wege zu entminen: „Ich befehle daher, dass Wege, die von deutschen Truppen befahren werden müssen, täglich von sämt- lichen Ortseinwohnern (einschließlich Frauen und Kindern) mit Kühen, Pferden und Fahrzeugen bis zur nächsten Kommandantur zuerst abgetrampelt werden.“ 47 Man fragt sich, wie groß der Druck auf die Dorfbewohner war, dass sie sich der- art in Lebensgefahr begaben. Wurden sie mit Waffengewalt zum „Abtrampeln“ der Wege gezwungen? Jedenfalls wurden viele Weißrussen durch derartiges Vor- gehen der Wehrmacht von Minen zerrissen. Wie viele Menschenleben dabei auf das Konto der 78. Sturmdivision gingen, ist allerdings nicht bekannt. Außerdem fand Gerlach heraus, dass die Division an der Erfassung von weißrussischen Kin- dern für den „Reichseinsatz“ (also zur Zwangsarbeit) beteiligt war. Die Division „ließ vorsichtshalber auch die 7- bis 14-jährigen Kinder registrieren“ 48. Anfang Dezember 2000 veröffentlichte das „Schwäbische Tagblatt“ die neuen Vorwürfe.49 Dieses Mal gab es weit weniger Diskussionen in der Öffentlichkeit. Nachdem das Denkmal abgeräumt und ein Großteil der Veteranen verstorben war, nahm man ohne große Diskussion zur Kenntnis, dass die 78. Division weiß- russische Zivilisten als menschliche „Minensuchgeräte“ eingesetzt hatte. Die Reste der Gedenktafel wurden dann im Dezember 2013 im Neckar bei Tübingen ent- deckt.50 Die Stadtverwaltung erhob keine Ansprüche auf sie. Die Veteranen be- kamen sie und brachten sie auf die Schwäbische Alb. Es zeigt sich auch am Denkmal der 78. Division in Tübingen, was Meinhold Lurz51 beschreibt: „Nirgendwo anders stellt sich die Frage nach Sinn und Not- wendigkeit von Kriegen so unmittelbar und drastisch wie vor den Denkmälern ihrer Opfer. Statt den Krieg und seine Verantwortlichen anzuklagen, verherrlichen Kriegerdenkmäler den Tod als Opfer, Heldentum und Tugend.“ 52 Den Initiato- ren der Tübinger Manifestation vom 1. September 1996 ging es darum, dieses Verherrlichen unmöglich zu machen. Dabei diente ihnen die St. Johannisgemeinde in Hamburg-Altona als Vorbild, deren Kirchenvorstand die Umgestaltung des ge- meindeeigenen Kriegerdenkmals aus den 1920er Jahren beschlossen hatte: „Durch die Umgestaltung muß erreicht werden, daß das Denkmal nie wieder als Ermuti- gung für militaristisches und nationalistisches Denken und Handeln in Anspruch genommen werden kann.“ 53 Die Kirchengemeinde hatte sich auch auf Kurt Tu- cholsky berufen: „Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Kriege getötet wurde, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.“ 54 In Tübingen kam es leider nicht mehr zu einem künstlerischen Wettbewerb, der zu einer Umgestaltung des Denkmalensembles auf der Platanenallee hätte führen können und sollen. Denn zuerst wurde das Denkmal von Unbekannten stark beschädigt, und dann wurde es von seinen Urhebern selbst abgeräumt. Und ganz zum Schluss noch ein Hinweis auf das Schicksal der vier anderen eingangs erwähnten Kriegerdenkmäler und Kriegergedenktafeln aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen: Das 180er-Denkmal von 1927 dient aufgrund seiner zentralen Lage in der Nähe eines Lebensmittelgeschäftes und der Tatsache, dass es Sitzgelegenheiten bietet, Jugendlichen als Ort für nächtliche Trinkgelage. Das 180er-Denkmal von 1937 ist nicht zugänglich, weil es an einer vielbefahrenen Straße liegt. Es wird deshalb nicht wahrgenommen. Die Gedenktafel für die „Ho- henzollernfüsiliere“ von 1936 befindet sich immer noch im ehemaligen Mann- schaftsgebäude, in das inzwischen Eigentumswohnungen eingebaut wurden. Die Eigentümergemeinschaft beschloss, die Gedenktafel mit einem kritischen Hin- weis und einer historischen Einführung zu versehen. Und die Tafel für die „Ho- 133132 henzollernfüsiliere“ von 1939 schließlich lagert nach ihrer Demontage nun schon seit Jahren in einem städtischen Magazin. Aber es gibt noch eine weitere Gedenktafel, nämlich für die Gefallenen des In- fanterieregiments 35. Dieses hatte zur 25. Infanterie-Division gehört und war in Tübingen aufgestellt worden. Die Gedenktafel trägt das Motto der Division „Furcht- los und treu“, dasselbe Motto übrigens, das auch das 180. Regiment hatte, sowie die Worte: „Regiment 35 – unseren Gefallenen und vermißten Kameraden“. Da das 35. Regiment 1934/35 in der nachmaligen Hindenburgkaserne aufgestellt worden war, brachte sie der „Kameradenkreis 35. Regiment“ 1982 vor der ehemaligen Hindenburgkaserne, in der damals französisches Militär stationiert war, an. 1999 wurde sie vom „Kameradenkreis“ von dort entfernt und später mit Genehmigung der Stadtverwaltung in einem versteckten Winkel des Tübinger Bergfriedhofs, allerdings in der Nähe des Eingangs, wieder angebracht. Soweit bekannt, lässt die Stadtverwaltung an diesem „privaten“ Denkmal keine Kränze niederlegen. Auch das 35. Regiment war an Kriegsverbrechen in der Sowjetunion beteiligt. Der „Ka- meradenkreis“ löste sich 2004 auf. Die Öffentlichkeit hat dessen Gedenktafel of- fenbar nie zur Kenntnis genommen, trotz eines Aufsatzes über das Regiment und seine Tafel von 2009.55 Anmerkungen 1 Dieser Aufsatz basiert auf einem früheren Beitrag des Autors: Streit um das Erinnern – Streit um das Ge- denken, in: Erinnern gegen den Schlußstrich. Zum Umgang mit dem Nationalsozialismus (= Geschichts- werkstatt, Band 29), Freiburg i.Br. 1997, S. 157-171. 2 Chronik zur Stadtgeschichte auf der Homepage der Stadt Tübingen, Eintrag zum 31.3.1999: http://www. tuebingen.de/2319.html#176.242 (zuletzt abgerufen am 25.1.2015). 3 Jens Rüggeberg, Zum Volkstrauertag etwas Immergrün. Vor dem Umbau der Thiepval-Kaserne ein Rück- blick auf ihre Geschichte, in: Schwäbisches Tagblatt, 17.11.2001. 4 Evangelische Eberhardskirchengemeinde Tübingen (Hrsg.), Kirche im „Jenseits“, Kirche im Diesseits. 100 Jahre Eberhardskirche in Tübingen, Tübingen 2011. 5 Jens Rüggeberg, Zwei Tafeln für die Füsiliere. Im Loretto-Areal gibt es nur wenige Spuren aus der Kasernen-Zeit, in: Schwäbisches Tagblatt, 13.11.1999. 6 Zur Tübinger Militärgeschichte vgl. auch Matthias Möller (Hrsg.), Still gestanden? Die Geschichte einer alten Kaserne, Tübingen 2009. 7 Zu den Gedenktafeln vgl. Rüggeberg 1999 (wie Anm. 5) und 2001 (wie Anm. 3) sowie Oonagh Hayes, Vor der Kaserne, vor dem großen Tor ... Das Ehrenmal für das 180. Infanterie-Regiment und die Thiep- val-Gedenktafel: Zwei Treffpunkte zwischen Stadt und Garnison, in: Möller 2009 (wie Anm. 6), S. 75ff. 8 Die Kriegspropaganda prägte bereits 1915 den Begriff „Lorettoschlacht“ – vgl. Die Schlacht von La Bassée und Arras im Mai 1915 (Lorettoschlacht), Stuttgart und Berlin 1915 (= Kriegsberichte aus dem Großen Hauptquartier, Zwölftes Heft). 9 Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden. Die Gesamtgeschichte des Holocaust, Berlin 1982, S. 501, Fußnote 1190. 10 Berichte in Schwäbisches Tagblatt, 10.10.1959 und 12.10.1959. Zu Gmelin vgl. Jens Rüggeberg, Vom Nazi-Diplomaten zum Nachkriegsoberbürgermeister. Hans Gmelin und die Vergangenheit, die nicht ver- geht. Demnächst abrufbar unter www.tuebingen.vvn-bda. 11 Fachbereich Design der Fachhochschule Dortmund (Hrsg.), „Unseren tapferen Helden...“. Kriegs- und Kriegerdenkmäler und politische Ehrenmale. Dortmunder Beispiele, Essen 1987, S. 13; Rieth, Adolf, Denkmal ohne Pathos. Totenmale des Zweiten Weltkriegs in Südwürttemberg-Hohenzollern, mit einer geschichtlichen Einleitung, Tübingen 1967, S. 27. 12 Vgl. Rudolf Wich (Hrsg.), Baden-württembergische Divisionen im 2. Weltkrieg, Karlsruhe 1957. 13 Vgl. u.a.: Kameradenhilfswerk der ehemaligen 78. Inf.- und Sturm-Division e. V. (Hrsg.), Die 78. Infan- terie- u. Sturm-Division 1938 – 1945. Eine Dokumentation in Bildern. Aufstellung, Bewaffnung, Einsätze, Soldaten, Friedberg 1981, S. 5. 14 1995 waren es nach eigenen Angaben 1.291 Mitglieder („Alte Kameraden“, Nr. 12/1995, S. 23). 15 Kameradenhilfswerk der ehemaligen 78. Inf.- und Sturm-Division e. V. 1981 (wie Anm. 13), S. 164. 16 Schwäbisches Tagblatt, 5.9.1988. 17 Kameradenhilfswerk der ehemaligen 78. Inf.- und Sturm-Division e. V. 1981 (wie Anm. 13), S. 164. 18 „Freiheit“, Nr. 29 vom 11.4.1947 (Exemplar im Stadtarchiv Wuppertal). 19 Auskunft der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg vom 12.5.1995. 20 Schwäbisches Tagblatt, 23.9.1985. 21 Kameradenhilfswerk der ehemaligen 78. Inf.- und Sturm-Division e. V. 1981 (wie Anm. 13), S. 168. 22 Zum Kommando Spezialkräfte vgl. u.a.: Tobias Pflüger, Die neue Bundeswehr. Mit neuer Strategie, Struk- tur und Bewaffnung in den Krieg? Köln und Karlsruhe 1997; Arno Neuber, Waffendealer, alte Kamera- den und Killer-Einsätze. Das Kommando Spezialkräfte in Calw, in: IMI-Standpunkt 2007/035, im In- ternet unter http://www.imi-online.de/2007/04/23/waffendealer-alte-ka/ (zuletzt abgerufen am 8.2.2015); Verbrecherische Wehrmachtsdivision als mögliche Traditionsgeberin für das Kommando Spezialkräfte und die GSG 9, Antwort auf eine kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE vom 21.5.2007, Bundestags- drucksache 16/5380, im Internet unter http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/053/1605380.pdf (zu- letzt abgerufen am 8.2.2015). – Übrigens bleiben selbst die Gefallenen des KSK geheim. Zwar werden im Ehrenmal der Bundeswehr am Bendlerblock in Berlin die Namen der Gefallenen der Bundeswehr an eine Wand projiziert, aber nicht aller: Die Namen der Gefallenen des KSK fehlen dort (mündliche Auskunft von Oberst Prof. Dr. Matthias Rogg, 6.11.2014). 135134 23 Antwort auf eine Anfrage der Abgeordneten Angelika Beer (Bündnis 90/DIE GRÜNEN) am 9.1.1998, Bundestagsdrucksache 13/9674, im Internet aufzufinden unter http://dipbt.bundestag.de/dip21/ btd/13/096/1309674.asc (zuletzt abgerufen am 8.2.2015); Tobias Pflüger, Bundeswehr und „alte Kame- raden“. Patenschaft oder nicht?, in: Wissenschaft & Frieden, Nr. 3/1999, im Internet auffindbar unter http://www.wissenschaft-und-frieden.de/seite.php?artikelID=1383 (zuletzt abgerufen am 7.2.2015). 24 Persönliche Beobachtung des Verfassers am Vorabend des Volkstrauertages 1996, 1997 und 1998. 1998 berichtete das „Schwäbische Tagblatt“ über eine „Ehrenformation“ der Bundeswehr bei der Kranznieder- legung (vgl. den Bericht vom 16.11.1998). 25 Auskünfte von Studentinnen und Studenten an den Verfasser. 26 Die Hauptkampflinie wurde nicht nur im Bereich der 78. I.D. zurückverlegt, sondern auch im Bereich der benachbarten Divisionen. Der sowjetische Schriftsteller Ilja Ehrenburg hat die Operation übrigens li- terarisch verarbeitet. In einer Passage seines Romans „Sturm“ schildert er den Einzug von Rotarmisten in ein Dorf, das die Deutschen vor ihrem Rückzug niedergebrannt hatten (deutsche Übersetzung der vom Autor überarbeiteten russischen Ausgabe von 1965, Berlin, 2. Auflage 1987, S. 269ff.). 27 In den erhaltenen Divisionsakten befindet sich eine „Tafel für Zerstörungen“ vom 2.1.1942, in der festge- legt wurde, wann welche Kräfte der Division welches Dorf zerstören sollen: BA/MA, Aktenbestand RH 26-78, Aktenband 36, Anlage A 18 zum Kriegstagebuch der Abteilung Ia der Division. 28 BA/MA, RH 26-78/38, Anlage D 3 zum Kriegstagebuch, S. 4. 29 Bes. Anordnungen zum Div.-Befehl Nr. 1/42 vom 1.1.1942, Anlage A 16 zum Kriegstagebuch des Ia, BA/ MA, RH 26-78/36; Div.-Befehl Nr. 11/42 v. 17.1.1942, KTB-Anlage A 33, RH 26-78/36; Befehl des Ic vom 20.12.1941, KTB-Anlage A 3, RH 26-78/36. 30 Eintragungen im KTB des Ia vom 14. bis 24.1.1942, BA/MA, RH 26-78/35; Eintragungen im KTB des Ib („Darstellung der Ereignisse“) vom 17. und 25.1.1942, RH 26-78/106; Kameradenhilfswerk der 78. Sturmdivision e. V. (Hrsg.), Buch der 78. Sturmdivision, Tübingen o.J. (1955, 2. Aufl. 1965), S. 145. 31 Vgl. auch den Befehl des Ia vom 27.12.1941, KTB-Anlage A 9, BA/MA 26-78/36: „Gegen Zivilbevölke- rung, die Anzeichen feindlichen Verhaltens zeigt, sind schärfste Maßnahmen anzuwenden.“ (S. 2). 32 Bericht von Wilhelm Göbel aus Brombach (bei Lörrach) in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, abgedruckt in: Hannes Heer (Hrsg.), „Stets zu erschießen sind Frauen, die in der Roten Armee dienen“. Geständnisse deutscher Kriegsgefangener über ihren Einsatz an der Ostfront, Hamburg 1995, S. 47f. 33 Schwäbisches Tagblat, 6.5.1995. 34 Göbel gegenüber der Tübinger Lokalzeitung, in: Schwäbisches Tagblatt, 6.5.1995. 35 Schwäbisches Tagblatt, 13.1.1997. 36 Schwäbisches Tagblatt, 20.11.1995. 37 Schwäbisches Tagblatt, 2.9.1996. 38 Überschrift: „Vom Denkmal zum Denk-mal! Zweite-Weltkriegs-Veteranen erinnern an ihre ‚Helden’ und ,Helden’-Taten – wir erinnern an die Untaten der ,Helden’ und fordern: Schluß mit dem ,Heldengeden- ken!’“ 39 Flugblatt im Archiv d. Verf. 40 Aus der Ansprache d. Verf. am 1.9.1996, nach einem Tonbandmitschnitt. 41 Schwäbisches Tagblatt, 10.9.1996 – Das „Kameradenhilfswerk“ behauptete fälschlicherweise, „daß am Sonntag, 1. September, anläßlich einer Kundgebung (...) unser Gedenkstein verhüllt und die Gedenk tafel entwendet wurde.“ („Alte Kameraden“, Nr. 10/1996, S. 20). 42 Schwäbisches Tagblatt, 17.9.1996. 43 Schwäbisches Tagblatt, 21.9.1996. 44 Schwäbisches Tagblatt, 21.11.1995. 45 Schwäbisches Tagblatt, 9.8.1999. 46 Omer Bartov u.a., Bericht der Kommission zur Überprüfung der Ausstellung „Vernichtungskrieg. Ver- brechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“, November 2000, S. 80, im Internet unter http://www.his-online. de//fileadmin/user_upload/pdf/veranstaltungen/Ausstellungen/Kommissionsbericht.pdf (zuletzt abgeru- fen am 8.2.2015). 47 Christian Gerlach, Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißruß- land 1941 bis 1944, Hamburg 1999, S. 970 (Hervorhebungen im Original). Gerlach erwähnt noch zwei weitere ähnliche Befehle. 48 Ebenda, S. 476. 49 Schwäbisches Tagblatt, 9.12.2000. 50 Schwäbisches Tagblatt, 9.1.2013. 51 Der Experte für Kriegerdenkmäler, vgl. Meinhold Lurz, Kriegerdenkmäler in Deutschland, 6 Bände, Hei- delberg 1985 bis 1987, insbes. Band 6: Bundesrepublik, Heidelberg 1987. 52 Zit. n. Fachbereich Design 1987 (wie Anm. 11), S. 3. 53 Aus dem Beschluss vom 29.3.1994, zit. n.: St. Johannisgemeinde Hamburg-Altona (Hrsg.), NEIN zum Kriegerkult. Dokumentation, Hamburg o.J. (1995), S. 7. 54 Ebd., S. 7. 55 Jens Kolata, „Rücksichtsloses und energisches Durchgreifen“. Die 25. Infanterie-Division und die sowje- tische Bevölkerung im Jahr 1941, in: Möller, Matthias 2009 (wie Anm. 6), S. 83ff. 136 Autorinnen und Autoren DR. SUSANNE ASCHE, Historikerin und Literaturwissenschaftlerin, Direk torin des Kulturamts der Stadt Karlsruhe. DR. UTE FAHRBACH-DREHER, Kunsthistorikerin, Landesamt für Denkmal- pflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Dienstsitz Karlsruhe. HANNES HEER, Historiker, Publizist und Ausstellungsmacher, Hamburg. PROF. DR. BILL NIVEN, Literatur- und Kulturwissenschaftler, Professor für zeitgenössische deutsche Geschichte an der Trent-University von Nottingham. PROF. DR. MATTHIAS ROGG, Berufssoldat und Historiker, Oberst und Direk- tor des Militärhistorischen Museums der Bundeswehr in Dresden. DR. RENÉ ROHRKAMP, Historiker und Archivar, Oberassistent beim Staats- archiv in Eupen/Belgien, seit Dezember 2014 Leiter des Stadtarchivs Aachen. JENS RÜGGEBERG, Jurist, VVN-BdA, beteiligt an der Auseinandersetzung um das Denkmal der „78. Infanterie- und Sturmdivision“ 1995/96 in Tübingen. PROF. DR. SYLVIA SCHRAUT, Historikerin, Universität der Bundeswehr Mün- chen. JÜRGEN SCHUHLADEN-KRÄMER M.A., Historiker, Stadtarchiv Karlsruhe. DA S SY M P O S I U M „ D E R Z W E IT E W E LT K R I EG – L A ST O D E R C H A N C E D E R E R I N N E R U N G? W I D E R S P R U C H G EG E N DA S E H R E N M A L D E R 3 5 . I N FANTERI E- DIVI SION I N K AR L S RU H E“ G RI FF DI E B EG I N N EN DE DI S - KU S S I O N U M E I N L A N G E Z E IT AU S D E M Ö F F E N T LI C H E N B E W U S ST- S E I N V E R S C H W U N D E N E S D E N K M A L AU F. 1964 verwirklichten ehemalige Angehörige der 35. Infanterie-Division, die 1936 mit Divisionsstab in Karlsruhe aufgestellt worden war, ein Gefallenenehrenmal - nicht auf dem Friedhof, sondern an herausragender Stelle im öffentlichen Raum in Karlsruhe beim Haydnplatz. Dieses interpretiert den Krieg des nationalsozia- listischen Deutschlands und ihrer Wehrmacht im Allgemeinen und die Beteili- gung der 35. Infanteriedivision im Besonderen als Opfergang. Damals wollte kaum jemand in der bundesrepublikanischen Gesellschaft etwas davon wissen, dass die Wehrmacht insbesondere im Eroberungs- und Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion schwere Kriegsverbrechen verübt hat. Viele derjenigen, die als Beteiligte davon wussten, verleugneten es. Inzwischen hat die historische For- schung viele begangene Verbrechen offen gelegt. Seit der so genannten Wehr- machtssaustellung – Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944 – hat der Erinnerungsdiskurs in Deutschland abermals eine Zäsur erfahren: Die Unterscheidung zwischen angeblich „sauberer“ Wehrmacht und „verbrecherischer“ SS lässt sich nicht mehr aufrecht erhalten. Das Denkmal der 35. Division veranschaulicht den Umgang der frühen Bun- desrepublik Deutschland mit der NS-Geschichte. Gleichzeitig fordert es dazu auf, auf der Basis des heutigen Wissensstandes eine öffentliche Diskussion darüber zu führen, an welche Ereignisse heute in welcher Form erinnert werden sollte und wie mit den Hinterlassenschaften früheren Gedenkens umzugehen ist. Die acht Beiträge des Symposiums setzen sich mit diesen Fragen wie mit der Erinnerungskultur in Deutschland insgesamt auseinander. I N FO V E R L AG ISBN 978-3-88190-823-8 D ER Z W EI TE W EL TK R IE G – L A ST O D ER C H A N C E D ER E R IN N ER U N G ? DER ZWEITE WELTKRIEG LAST ODER CHANCE DER ERINNERUNG? WIDERSPRUCH GEGEN DAS EHRENMAL DER 35. INFANTERIE-DIVISION IN KARLSRUHE SYMPOSIUM AM 6. NOVEMBER 2014 IN DER ERINNERUNG S STÄT TE STÄNDEHAUS STADTARCHIV KARLSRUHE HRSG. Symposium Cover1 Symposium 35 ID END 17 6 2015 Symposium Cover2
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/stelen/infanteriedivision/HF_sections/content/ZZmieNt4DMKCZr/ZZmieQhuE7VriP/Symposium-webkl.pdf
Hopfen und Malz Barbara Guttmann Hopfen & Malz Veröffentl ichllngen des Karlsruher Stadtarchivs Band 19 Herausgegeben von Heinz Schm irr und Ernst O tro Brällnche Barbara Guttmann Hopfen & Malz Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe Mit Beiträgen von Thomas Meyer und Erik Neumann Badenia Verlag Karlsruhe Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Hopfen & Malz: die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe / [Hrsg.: Stadt Karlsruhe, Stadtarchiv]. Barbara Guttmann. Mit Beitr. von Thomas Meyer und Erik Neumann. [Red.: Manfred Koch]. - Karlsruhe : Badenia-Verl., 1998 (Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs ; Bd. 19) ISBN 3-7617-0323-6 Herausgeber: Stadt Karlsruhe - Stadtarchiv Redaktion: Manfred Koch Umschlaggestaltung: Herbert Kaes Copyright 1998 by Badenia Verlag GmbH, Karlsruhe und Stadt Karlsruhe Alle Rechte der Vervielfältigung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, photomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind vorbehalten . Herstellung: Badenia Verlag und Druckerei GmbH, Karlsruhe Gestaltung: Werner Münkel/Manfred Braun Gedruckt auf nEuro-Art", matt, chlorfrei Printed in the Federal Republic of Germany ISBN 3 7617 0323 6 4 INHALTSVERZEICHNIS Geleitwort Oberbürgermeister Heinz Fenrich 7 Einleitung 9 Bier - Ein Getränk mit Geschichte 12 Die Anfänge des Brauwesens in der jungen Residenz Karlsruhe (1715-1817) 15 Die Gründung der neuen Residenz 15 Die ersten Bierbrauer 16 WirtSchaften und Bierschenken 18 Vom Wein zum Bier - Wandel der Trinkgewohnheiten im 18: Jahrhundert 20 Die ersten für Karlsruhe bedeutsamen Brauereien 21 Die Zunft der Bierbrauer und Küfer (1817-1863) 26 Zünftige Meister 30 Meister, Malz- und Jungknechte - Arbeitsverhältnisse im frühen 19. Jahrhundert 34 Das Ende der Zunft 38 Die Gründung der Bierbrauergenossenschaft 39 Vom Handwerksbetrieb zum Industrieunternehmen - Die Blütezeit des Karlsruher Brauwesens (1860-1914) Revolution des Brauwesens - Technische Neuerungen und Industrialisierung 44 Hektol iterwut und Bierpaläste - Konkurrenzkampf und Konzentrationsprozesse im Brauwesen S9 Die bedeutenden Braureien des 19. JahrhundertS 68 Vom Handwerksmeister zum Unternehmer- Der Wandel des Brauereibesitzerstandes im 19. Jahrhundert 86 " ... zwei sozial getrennte Klassen" - Veränderte Arbeitsverhältnisse und Arbeitskämpfe 91 Die Biersteuer - zwischen unternehmerischen und fiskalischen Interessen 100 5 41 Kriege und Krisen - Brauen in schwierigen Zeiten (1914-1949) 103 Der Erste Weltkrieg - "Einfachbier" und Kontingentieru ngen 103 Zwischen den Kriegen: Rohstoffmangel. Winschaftskrisen und Konzen trationsprozesse 105 Der Zweite Weltkrieg - Kriegswinschaft und Lufta ngriffe 116 Die Nachkriegszeit - Brauverbot und Dünnbier 118 Steigender Bierdurst und erneute Konzentrationsprozesse. Die Entwicklung des Karlsruher Brauwesens seit 1949 122 Die Karlsruher Brauereien und ihr Einfluß auf die Stadtentwicklung (Thomfls Mey") 130 Die frü hen Kelleranlagen der Karlsruher Brauer 131 Die Weststadt als Stadtteil der Brauereien 132 Die Südweststadt 141 Die Oststadt 141 Zwischen Brauerstern und Split-Box. Bemerkungen zur Sonderausstellung im Prinz-Max-Palais Karlsruhe (Erik Nellmflnn) Konzeption 143 Objekt und Inszenierung 144 Wegweiser durch die Ausstellung 146 143 Anhang 160 Verzeichnis der Karlsruher Bierbrauereien (Thomfls Meyel) 160 Anmerkungen 164 Quellen- und Literaturverzeichnis 17 1 Abbildungsnachweis 175 Onsregister (Katja Linder) 176 Personenregister (Kfltja Lind,,) 179 Sachregister (Ernst Otto Brällnche) 181 6 GELEITWORT Brauereien haben seit dem 19. Jahrhundert ihren festen Platz unter den Karlsruhcr Indu- striebetrieben und spielen eine bedeutende Rolle im WirtSchaftsleben der Stadt. Das Wachs- tum der Brauereien und die Zunahme der Bierproduktion verliefen parallel zur Entwick- lung Karlsruhes von der eher beschaulichen und vom großherzoglichen Hof geprägten badischen Haupt- und Residenzstadt zur modernen Großstadt. Das Stadtbild prägten und prägen z. T. bis heute auch etliche repräsentat ive Brauereigebäude, die als Ausdruck der wachsenden Bedeutung des Braugewerbes um die Jahrhundertwende entstanden. Die mei- sten der einstmals zahlreichen und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Brauereien bestehen heute allerdings nicht mehr. Namen wie Fels, Kammerer, Schrempp, Seldeneck und Sinncr sind nur noch den älteren Karlsruhern und Karlsruherinnen ein Begriff. Sradt- archiv und Stadtmuseum lassen jedoch mit dieser Publikation und der gleichnamigen Ausstel lung im Prinz-Max-Palais diesen Tei l der Karlsruher WirtSchaftsgeschichte wieder lebendig werden. Wandlungen, brautcchnische Neuerungen, Expansionsphasen und Kon- zentrationsprozesse im Brauereiwesen werden hier ebenso wie die Arbeitsbedingungen und die Akteure - Unternehmer, Brauer und Arbeiter - vorgestellt. Die Privarbrauerei Hoepfncr, die als eine der wenigen der ze itweise fast 30 Karlsruher Brauereien alle Krisen und Konzentrationsprozesse bis heute überstand und in diesem Jahr ihr 200jähriges Jubiläum feiern kann, hat das Projekt finanziell als Sponsor umerstürzt. Daneben hat sie, wie die beiden anderen noch bestehenden Karlsruher Brauereien Moninger und Wolf, die Firma Rastal, zahlreiche Privatpersonen, Archive und Museen, Leihgaben zur Verfügung gestellt. Ihnen danke ich genauso wie allen an diesem Projekt Beteiligten, der Autorin Dr. Barbara G uumann und den Autoren Thomas Meyer und Erik Neumann, der vom Stadtmuseum unserer Partnerstadt Halle zur Vorbereitung dieser Ausstel lung abgeord- net wurde. Ich sehe diese städteparrnerliche Unterstützung als einen weiteren Beleg für die erfreuliche Kooperation der Städte Halle und Karlsruhe auch im kulturellen Bereich. Der Publikation wünsche ich über die Dauer der Ausstellung im Prinz-Max-Palais hinaus eine interessierte Leserschaft. Es wäre schön, wenn sie weitere Projekte aus dem Bereich der Indusrrie- und Wirtschaftsgeschichte amegen könnte. Heinz Fenrich Oberbürgermeister 7 EINLEITUNG D as "Genußmittel Bier sei seit einer Reihe von Jahren zum Lieblingsgetränk des Publikums geworden", bemerkte der Karlsruher Stadtrat 1879, und es werde "in unse- rer Stadt ganz hervorragend in Menge und Q ualität produziert." ! In der Tat nahm das Brauwesen im W irrschaftsleben der Stadt Karlsruhe um d ie Wende vom 19. zum 20. Jah r- hundert eine bedeutende Stellung ein . Noch bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hatte die Karlsruher Bevölkerung vor allem den in Durlach angebauten Wein getrunken. Im Zuge allgemeiner Teuerungen sowie schlechter Weinernten stiegen jedoch auch die Wei npreise. Bier wurde nun zunehmend zum Getränk des "kleinen Mannes" . 18 15 existierten in Karlsruhe schließlich acht Brauereien, bis 1872 erhöhte sich ihre Zahl auf 22. Zwar sank sie bis zum Jahr 1907 auf 12, doch hatte sich im seihen Zeitraum der Bieraussroß der Karlsruher Brauereien nahezu ver- fü nffaehr. Hinter diesen Zahlen verbarg sich ein tiefgreifender Prozeß industrieller Neuerungen und wirtschaftlicher Konzentrationen im Brauwesen. Ö konomische Krisen sowie zwei Weltkriege führten auch im Braugewerbe zu Rückschlägen, doch bis in die Gegenwart behaupteten eine Reihe von Brauereien ihren Platz im W irrschaftsleben der ehe- maligen Residenzstadt. Als eine der ältesten unter ihnen kann die Brauerei Hoepfner im Jah r 1998 ihr 200jähriges Jubiläum begehen. Die Geschichte des für Karlsruhe einst bedeutenden W irrschaftszweiges Brauwesen erfuh r bislang keine umfassende Darstellung. Im Jahr 1908 hatte Eugen Gütermann eine Dissertation über die Karlsruher Brauindustrie vorgelegt, die sich vor allem mit der 18 17 gegründeten Bierbrauer- und Küferzunfr sowie der Entwicklung des Brauwesens zwischen 1860 und 1908 beschäftigte2 Neuere Arbeiten fehlen, und Studien, die sich mit der wirt- schafrlichen Entw icklung Karlsruhes bef:1.ssen, gehen auf das Brauereiwesen meist nur am Rande ein.3 Auch liegt bislang keine übergreifende Gesamtdarstellung zur Geschichte der Industrialisierung des Brauwesens in Deutschland insgesamt vor. Die Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe mußte deshalb an hand sehr unterschiedl icher Q uellen rekonstru- iert werden. Mosaikartig wurden D etails aus vielen entlegenen Orten zu einem möglichst übersichtlichen Gesamtbild zusammengetragen. Wichtige Anhaltspunkte lieferten die Karlsruher stadtgeschichrlichen Darstellungen älteren und jüngeren Datu ms. Vertieft wer- den konnte das T hema an hand einzelner Aktenbestände des Stadtarchivs und des 9 Generallandesarchivs Karls ruhe sowie durch Informationen aus der Lokalpresse des 19. und 20. JahrhundertS. Eine interessante Quelle stellten darüber hi naus die Firmenfestschriften verschiedener Karlsruher Brauereien dar. "Hopfe n und Malz - D ie Geschichte des Brauwesens in Karlsruhe" behandel t den Fort- gang des Braugewerbes vor dem H intergrund der allgemei nen industriellen Entwicklung sowie der besonderen Sradrgeschichrc. Neben srruktur- und winschafrshismcischen Be- trachtungen werden auch Schlaglichter auf all tags- und sozialgeschichrl iche Aspekte gewor- fen, wie etwa Eß- und Trinkgewohnheiten verschiedener sozialer Schichten, Gaststätten und Bierausschanke oder Arbeitsverhältnisse in den Brauereien. Im ersten Teil werden vor dem Hintergrund der stadtgeschichrlichen Entwicklung Lebensumstände sowie Trinkgewohnheiten der Karlsruher Bevölkerung im 18. Jahrhundert dargestellt. Die ersten Spuren ördichen Brauereiwesens werden im Zuge e ines allgemeinen ökonomischen Wandels be[fachtet. Den Hauptteil und Schwerpunkt der Darstellung bilden die Entwicklungen des 19. JahrhundertS. Q uantitative und qualitative Ausdifferen- zierungen mündeten in einer Blütezeit des Brauwesens. N eue naturwissenschaftliche Erkenntnisse und ihre technische Umsetzung und industrielle N utzung führten zu einem grundlegenden Wandel des Braugewerbes von der kleinen handgetriebenen Brauerei zum Induscrieul1rcrnehmen. D amit einhergehend setzte ein industrie ller Ko nzenrcar io nsprozeß ein . Der grundlegende ökonomische Wandel des 19. JahrhundertS erforderte auch Umstrukturierungen im staatlichen und kommunalen Gewerhewesell. Eine zunftmäßige O rganisation der Bierbrauer erfolgte in Kar1sruhe erst 18 17 als Anschluß der Brauer an d ie Küferzunfr. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, wo das Zunftwesen bereits überkommen war und das badische Min isterium des Inneren an den Entwurf einer neuen Gewerbeordnung dachte. Nach deren Erlaß wurde im Jahr 1863 eine Genossenschaft der Bierbrauer gegrün- det, die ihre Hauptaufgabe in der Regelung des Verhältnisses zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sah . Die im Zuge der Industrialisierung veränderten Arbeitsbedingungen führten auch zu einer gewerkschaftli chen Organisierung der Brauereiarbeiter und gegen Ende des Jahrhunderts in Kar1sruhe wie andereno rts zu Arbeitskämpfen. Angesichts dieser En twicklungen schufen sich auch die Brauereibesitzer 19 12 eine neue Organisationsform, den "Mittelbadischen Brauereiverband". Die technische und wi rtschaftliche Entwicklung der einzelnen Brauereien fa nd , soweit von allgemeiner Bedeutung. im chronologisch und thematisch strukturierten Text ihren N iederschlag. Darüber hinaus wird die Firmengeschichte der wichtigsten, teilweise bis heute bestehenden Karlsruher Brauereien gesondert im Kapitel über die Blütezeit des Brauwesens in der zweiten Hälfte des 19. JahrhundertS dargestellt. Ergänzt wird dies durch kurze bauhistorische Betrachtungen der in jener Zeit entstandenen, bis heute im Stadtbild präsenten (ehemaligen) Brauereigebäude. Das um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert blühende Brauereigewerbe erfuhr durch den Ersten Weltkrieg einen tiefen Einbruch. Der Verlust des Elsaß' als Absatzmarkt sowie als Lieferant von Braugerste traf insbesondere die badischen Brauereien schwer. Rohstoffmangei und WirtSchaftskrisen führten in den I 92Der 10 Jahren zu weiteren Konzentrationsprozessen. Leistungsstarke Großbrauereien kauften mitt- lere und kleinere Privat- und Aktienbrauereien auf. Die Bierproduktion ging in Baden zwischen 1928 und 1936 um 41 % zurück. Im Zuge der Westwall-Bauten konnten Karlsruher Brauereien 1937/38 ihren Absatz jedoch erheb- lich steigern. Dem Aufwärtstrend wurde durch den beginnenden Zweiten Weltkrieg ein Ende gesetzt. Mit Brauverboten und Dünnbier war nach 1945 ein Tiefpunkt des Brauge- werbes erreicht. Erst mit der Aufhebung der Stammwürzebeschränkung und Senkung der Biersteuer 1949/50 setzte ein erneuter Aufwärrsuend ein. Ein Höhepunkt des Pro-Kopf- Bietvetbrauchs wurde in der Bundesrepublik 1976 erreicht. Seither abflachende Wachs- tumsraten führten zu erneuten Konzentrationsprozessen, denen jedoch einige mittelstän- dische Spezialitätenbrauereien, wie z. B. die Karlsruher Brauerei Hoepfner, trotzen konnten. Die Darstellung sch ließt mit einem Ausblick auf die Situation des Karlsruher Brauwesens kurz vor der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert und die gegenwärtig in Karlsruhe ansäs- sigen Brauereien. Daß die Geschichte des Karlsruher Brauerwesens in relativ kurler Zeit erarbeitet werden konnte, ist nicht zuletzt der freundlichen Unterstützung durch Ernst Otta Bräunehe, Rita Dahm, Klaus Dunkel, Herbert Kaes, Manfred Koch, Kat ja Linder, Thomas Meyer, Erik Neumann und Angelika Sauer zu verdanken. Ihnen wie den nicht namentlich Genannten, die am Enrstehen des Buches beteiligt waren, gilt mein Dank für die Unterstützung und gute Zusammenarbeit. 11 BIER - EIN GETRÄNK MIT GESCHICHTE Das Bier ist ein Gerranck auß wasser / Gemulrzrem Gerraid und hopffen gesotten und gebrewet" - so eine Definition aus dem Jahr 168 14 Heute könnte man Bier allgemein folgendermaßen bestimmen: ei n aus stärkemehlhalrigen Rohstoffen, Hopfen und Wasser hergestelltes und mittels Hefe vergorenes Gerränk.5 Bezüglich der Etymologie des Wortes Bier gibt es die unterschiedlichsten Erklärungsansärze6 Möglicherweise handel t es sich um eine Herleitung aus dem vulgärlateinischen "bibet", was soviel wie Trank, Getränk bedeutet.! 3000 Jahre altes Stei nrelief eines ägyp- tischen Gones beim Gcnuß von Bier. Al koholische Getränke, hetgestellt mittels Gärung zuckerhaitiger oder auch stärkehaitiger Stoffe, haben fast alle Völker der Erde seit früh ester Zeit gekannt. Schon im dritten Jahrtausend vor Christus war Bier - wenn es damals auch nicht so genan nt wurde - in Mesopotamien ein verbreitetes Volksgetränk. Die Babyionier vermittel ten anderen Völkern des vorderen Orients die Kunst des Bierbrauens, die sich in det Antike im gesamten Minelmeerraum ausbreitete und du rch die Römer schließlich auch in Germanien bekannt wurde8 In Europa wurde Bier ursprünglich aus gemälztem oder ungemälztem Getreide - Hirse, Gerste, Weizen, Hafer oder Roggen - obergärig gebraut. Das bedeutet, daß während des Gärungsprozesses die Hefe bei höhe- ren Temperaturen an die Oberfläche der Würze steigt. Die Gärung läuft schneller ab, und es ist keine Lagerung erforderlich. Erst im 15. Jahrhundert wurde ein neues Brauverfahren, das der Untergärung oder kalten Gärung, bekannt. Verm udich hat es, ausgehend von der O berpfalz, seinen Weg nach Altbayern gefunden. Von Bayern aus, wo die unrergätige Brauweise erwa seit 1700 obligatorisch gewotden sein dütfte, setzte sie sich dann im 19. Jahthundert auch in anderen Ländern durch. 9 Um das süßliche Getränk schmackhafter zu machen, setzte man zunächst Baumrinde, Wachholder, Honig, Pilze o. ä. hinzu. Hopfen war noch kei neswegs ein selbsrverständlichet Bestandteil von Bier. Er ist in Deutschland im Zusammenhang mit Bier erstmals im Jahr 736 in Geisenfeld/Bayern urkundlich zu belegen. 10 Etst im 14. Jahrhundert verdrängte der 12 Hopfen, der zu dieser Zeit noch nicht landwirrschafr- li eh kulrivicrt und im Wald gesa mmelt wurde, die bis dahin verwendeten W ürz- und Bitterstoffe. Die Ulmer Biersiederord- nung von 149 1 legte fest, daß Bier alleine aus Ger- ste, Malz, Hopfen und Wasser herzustell en sei. 1516 wurde ei n entspre- chendes Reinheitsgebot in Bayern erlasse n. Ein e schwäb ische Varianre des Reinheitsgebotes stellte die Ulm er Bierbrauer- Ord nung von 1739 dar. Da nach so ll te n "all ein Gersten, Malz, Hopfen, Salz, Heffen und Wasser" zur Bicrh ersrelluilg ver- wendet werden. Um dem Bier "e inen guten Ge- schmack, Geruch lind An murigkcir zu machen", war jedoch die Beigabe von "Wermut, Wacholder, Zimm et, Nägelin und dergleichen" gestartet. I1 Älteste D:trstellllng eines ßrauers in Deurschland :ll1S dem Hausbuch der Mendcl schen Zwölfbrudersti ftung i'.lI Nürnberg, Anbng 15. Jahrhundert. Die Vo rschri ft, flur Gerste. Hopfen lind Wasser zur Bierhcrsrcllung zu verwenden, wu rde erst 1906 bzw. 19 18 für das gesamte Deutschland verbindlich1 2 Bis zur M itte des 17. Jahrhunderts lag der Schwerpunkt der Biererzeugung in Norddeutschland, wo genossenschaftliche und Bürgerbrauereien entstanden. Im Süden wurde Bier vor allem in Klöstern wie Sr. Gallen oder Weihensrcphan in Bayern gebraur. In fo lgc der Umstellung auf das neu entwickelte untergärige Verfa hren gewann das Brauwesen in Bayern zunehmend Bedeutung und lief den norddeutschen Produkrions- stätten den Rang ab. In Südwestdcurschland, als typischem Wein- und Mostla nd , spielte das Brauwesen zu nächst kaum eine Rolle. Außerhalb des Südwestens war lange Zeit nur der braune, klare Mannheimer Gerstensa ft bekannt. Erste größere Brauereien siedelten sich in 13 der Stadt nach dem Dreißigjährigen Krieg an. Fasr alle 20 in Mannheim ansasslgen Bierbrauer stammten aus Holland. Die namhafte Eichbaum-Brauerei läßt sich auf das Jahr 1679 zurückdatieren . Bier wurde vor allem dorr gebraut) wo kein Wein wuchs. So ist es nicht verwunderlich, daß im Gebiet des heutigen Baden-Württemberg die Bierherstellung als bäuerliches Haus- und Nebengewerbe zunächst in den nicht Weinbau betreibenden Regionen Oberschwabens oder des Schwarzwaldes an Bedeutung gewann. In Ulm gab es 1668 17 Brauereien. 13 Als Wegbereiter des kommerziellen Braugewerbes auf der Baar konnte seit 1705 die Fütsrlich Fürstenbergische Brauerei Donaueschingen gelten. Das Braurecht der Fürsrcnberger ist allerdings weitaus älter als das Gründungsdarum der derzeitigen Brauerei. Bereits 1283 war es schon einmal durch König Rudolf verl iehen und seit 1470 ausgeübt worden .14 1792 wurde die heute in Staatsbesitz befindliche Rathaus-Brauerei der Benediktiner von St. Blasien gegründet. Am weinreichen Oberrhein faßte das Brauwesen langsamer Fuß. Erste Brauereien lassen sich 1729 in Renehen und 1768 in Heidelberg nachweisen. 15 Auch die Bewohner der 1715 gegründeten badischen Residenzstadt Karlsruhe konsumierten zunächst vor allem den größtenteils in Durlach und im badischen Oberland, dem Markgräflerland, angebauten Wein. 16 Bier spielte hier bis zur Mitte des 18. JahrhundertS als Getränk eine untergeordnete Rolle. 14 DIE ANFÄNGE DES BRAUWESENS IN DER JUNGEN RESIDENZ KARLSRUHE (1715-1817) D as Brauwesen kann insgesamt auf eine jahrtausendealte Geschichte zurückblicken, in Karlsruhe ist es jedoch ein relativ junges Gewerbe. Z um einen reicht die Geschichte der Stadt selbst gerade etwas mehr als 280 Jahre zurück, zum anderen spielten Brauereien hier erst seit etwa 150 Jahren zunehmend eine wirtschaftlich bedeutsame Rolle. DIE GRÜNDUNG DER NEUEN RESIDENZ 1715 inmitten des Hardtwaldes, unweit der Verbindungssrraße zwischen der Residenz Durlach und Müh lburg gegründet, verdankt Karlsruhe seine Existenz dem Markgrafen Karl Wi lhelm von Baden-Durlach (I709-1738)17 Neugründungen von Städten waren in der Barockzeit keine Seltenheit. Der dem Geschmack der Zeit entsprechende Wunsch nach einer weitläufigen, an Vcrsai lles orientierten, Residenz war in Durlach nicht zu realisieren. Die am Bergrand gelegene, von sumpfigem Gelände umgebene, mittelalterliche Stadtanlage, die 1689 vo n den Franzosen niedergebrannt worden war und deren Bürger zudem dauerhaften W iderstand gegen zusätzl iche Abgabenlas ten leisteten, bot keine Möglichkeiten für eine Residenzerweiterung. So waren es in erster Linie ganz prosaische Gründe, die Karl Wi lhe1m zur Verlegung der Residenz bewogen haben dürften: die zeit- genössische Lust an der Erbauung großzüger Schloß- und Stadtanlagen, die reichspoli tische Situation sowie der Einfluß der neuen merkantilistischen Ideen zur Verbesserung der w irt- schaftlichen Lage. 18 Doch ist die Stadtgründung Karlsruhes auch von Legenden umrankt, zu denen der Srad tgründer selbst nicht unerheblich beitrug. Da kursiert die Geschichte vom Traum des Markgrafen während eines Schlafes bei der Jagd im Hardtwald, der ihm den Plan für die Fächerstadt wies. Und schließlich ist immer wieder die Rede vom Bau eines "Lust- Hauses", wie das Schloß im Gründungsaufruf genaIllu wurde, dessen Existenz der barocken, den Frauen zugewandten, Lebenslust Karl Wilhelms gezollt sein sollte. 19 Wie dem auch sei, die neue, nach einem regelmäßigen Plan angelegte Residenz spiegel- te deutlich den Ges taltungswillen eines abso lu tistischen Barockfürsten wider. Im 15 Der Karlsruhcr Sralhpb n \'on 172 1 verdeudiclll die Slruklllr der Anlagt· von Schloß und SI':l.dt. DI E ERST EN BIERII RAUER Mittelpunkt des strah- lenförmigen Grundrisses der Stad t steht das Schloß. 32 Alleen führten von seinem Schloßrurm 11l den umgebenden Hard twald. Die neun wie das Schloß nach Süden ausgeri chreren Srraßen wurden ausge- baur lind ergaben so den vielbesraunren Fitchcr- grund riß. Heinrich von Kleisr schrieb 180 I, die Sradr sei "wie ein Srcrn gebaut ... klar und lichr- voll wie ei ne Regel ... , als ob ein geordnerer Ver- d .. I ""0 srall uns ansprac lC. - Unrer den insgesamr in' einem Verzeichnis vo n 1720 allfgeführren 126 ersren Bürgern der nClI- erbauren Sradr bef.-mden sich auch zwei Bierbrauer. Amon Heinrich Ziervogcl, Biersieder. 1683 in Hilsen im Hannoverischen geboren , verheiratet, erhielt am 25. April 17 19 in Karls- ruhe das Bürgerrecht. Rund ei nen Monat später, am 17. Mai 17 19. erfolgte die Bürgerauf- nahme des 56jährigen verheirateten Bierbrauers )ohal1l1 Helferich aus der Graf.lchaft Eylenberg. Beide bezogen H;ülser in der Gü nzerischen Gasse, spärer Kronengasse bzw. Kronensrraße.21 In jenen Anf.'U1gsjahren war es vergleichsweise ein fach, Bürger von Karlsruhe zu werden: Wer ein Haus baute, erwa rb dadurch das Bürgerrecht. Erst nach 1722 wurde der Bürger- rechrenverb erschwerr. Nun mußre man ein Vermögen vo n 200 Gulden nachweisen. Dies war im Vergleich 7.11 anderen Städten in jener Zeit jedoch nicht viel. allch wurde noch kei n Bürgereinkaufsgcld erhoben.22 Eine Reihe von Privilegien, wie etwa Sreucrfrei heir oder die Überlassung vo n kosrcnlosem Bauplatz und Bauholz, sollten eine Ansiedlung in der !lcucn Stadr arrrakt iv machen, Zun:ichst harren Handwerker und Tagelöhner. die bei den Wald- und Schloßbauarbeiten tärig waren, in der Niihe des Schlosses "Baraqucn" errichrer, die mir der Anlage des radia- len Stadtplanes und dem Umzug von Hof und Kanzlei im Sommer 17 17 jedoch ver- schwinden mu ßren. In der Folge muß ein grundlegender Bevölkerungsausrausch srarrge- 16 funden haben, der ... die "erste Barackengesellschaft in eine bütgediche Häusergesellschaft verwandeln sollte. "23 Nun ließen sich vermehrt auch Händler und Spezialhandwerker in der jungen Residenz niede r. Die meisten Z uwanderer kamen aus einer Entfernung zwischen 50 und 100 Kilometern , darunter außero rdentlich viele aus Württembetg. Die Zuwanderer aus dem Nahbereich stammten fast alle aus der alten Residenzstadt Dudach. Etliche kamen jedoch - wie unsere bei den Bierbrauer - aus weiter entfernten Landen, manche gar aus Städten, die außerhalb des Reichsgebietes lagen, wie Straßbutg oder Orte der Schweizer Eidgenossenschaft. Auch einige Italiener aus dem Gebiet um den Corner See und Tirolet befanden sich darunter. 24 Neben seinen steuerlichen Privilegien und einer erleichterten Bürgeraufnahme war Karlsruhe auch aufgrund seiner Konfessionsfreiheir attraktiv. Zwar stellten Bürger lurhera- nischer Konfess ion, der auch die bei den Bierbrauer angehörten, die Mehrheit, doch harren 1720 neben ihnen auch sieben Reformierte sowie acht Katholiken und neun Juden das Bürgerrecht edangt. Da die großzügigen Privilegien auch für Juden galten und sie hiet nicht wie andernorts Schurzgelder entrichten mußten, wurde Karlsfuhe zum jüdischen Zentrum der Markgrafschaft. In der Kronengasse, wo die Brauer Z iervogel und Helferich wohnten, ließen sich nach und nach viele Juden nieder. 1729 verkaufte die Witwe Baruch das Gasthaus "Zum roten Ochsen", Ecke Kronenstraße - Lange Straße (seit 1879 Kaiserstraße) an die jüdische Gemeinde. Das Gebäude, das zur Synagoge umgebaut wurde, hieß damals noch einfach "Judenhaus"25 Die erstell Karlsruher unterschieden sich nichr nur durch ihre Herkunfrsorte und Konfession, sie brach ren auch unterschiedlichen Besirz mir. Häufig hoffren die Neubürger, in der Residenzs tadt mehr oder andete Arbeit zu finden. Wir können annehmen, daß auch die beiden Bierbrauer sich von ihrem Zuzug eine Existenzverbesserung versprachen. Ganz ohne Vermögen waren sie jedoch offens ichrlieh nichr in Karlsruhe angekommen. sonst wäre ihnen der Bau eines Hauses und damit der Erwerb des Bürgerrechtes nicht möglich gewe- sen, und sie hätten ihr Dasein als Hintersassen in der Stadt, im Falle einer gänzlichen Vetmögenslosigkeit in Klein-Karlsruhe, dem "Dötfle", ftisten müssen26 Anton Heintich Z iervogel eröffnete eine der ersten Karlsruher Wirtschaften, den "Golde- nen Löwen", der sich zunächst in der Waldhornstraße, später am Zirkel befand.27 Die WirtSchaft verfügte über" 15 Stuben und Kammern, Stallungen für 24 Pferde, Keller für 30 Fuder Wein."28 Auch sollen fünf "Gastbetten" zut Verfügung gestanden haben. Z iervogel konnte sich in Karlsruhe offensichtlich eine solide Existenz schaffen. 1725 und 1753 ist in den RatsptOtOkollen vom "Löwenwürth" Ziervoge! als Grundstücksbesitzer "vor dem Rippurger Thor im sogenannten Sommerstrich die Rede. "29 Vermutlich irtte der Ratsschreiber hier, denn der Sommerstrich lag vor dem Mühlburger Tor, wo sich im 19. Jahrhundert zahlrei- che Bierkeller der Karlsruher Brauereien befi nden sollten. 1752 fungi ette Ziervogel zwar noch als Besitzer des "Löwen", der nun vom "herrschaftliche[nl Läufer Christoph Riede!" geführt wurde.3D In Anbetracht seines Alters von 70 Jahren befreite man den Bütger Ziervogel 1755 schließlich vom Wachdienst, an dem jeder Bürger sich zu beteiligen hatte.31 17 Über das weitere Wohlergehen des Johann Helferich sagen die einschlägigen Quellen nichts aus. So w issen wir nicht. ob er in Karlsruhe tatsächlich im Brauwesen tätig wurde. Die berufliche Mobilität war zur Gründungszeit recht hoch und der Bierkonsum der hiesi- gen Bevölkerung noch recht niedrig. Möglicherweise suchte Helferich in einem anderen Gewerbe sein Auskommen. Es wäre jedoch nicht ungewöhnlich, wenn auch er sich als Wirr zu etablieren gesucht hätte. Mancher Metzger oder Bäcker wechselte ins Wirrsgcwcrbe. warum sollte da nicht ein Brauer Wirt sein . Allerdings brachte das Betreiben einer WirtSchaft in jenen Jahren nicht zwangsläufig das Brauen oder den Ausschank von Bier mit sich. Über Ziervogels Gasthaus "Goldener Löwe" wurde bemerkt. es sei nicht nur für Durchreisende da. sondern "für Leute. die etwa ein Glas Wein trinken."32 Und der C hronist Karl Gusrav Fecht stellte 1887 fest: "Die Bierbrauerei und der Bierschank waren im Anfang des Jahrhunderts hier noch nicht bedeutend. da noch mehr Wein als Bier getrunken wurde .. . "33 WIRTSCHAFTEN UND BIERSCHENKEN "Das Z e c h e n und Ze h ren bei möglichst vielen Anlässen war. wie es schein t. auch eine schwache Seite des alten Karlsruhers ... "34 So mag es nicht verwundern. daß 1722. als die Stadt gerade aus 126 Häusern bestand. bereits 42 akzis-. d . h. steuerpflichtige W irrs- häuser gezählt wurden.35 Knapp 30 Jahre später waren es. einer amtlichen Zählung zufol- ge. bereits 49 größere. konzessionspfl ichtige Schildwirrschaften. darunter die des Anton Heinrich Ziervogel. fünf Judenwirrschaften und elf kleinere Straußwirtschaften - eine für das gerade rund 2.700· Einwohner zählende Residenzstädtchen beachtliche Zahl.36 Dieser Gastwirrschaftsboom dürfte jedoch nicht alleine auf die Zechfreud igkeit der Karlsruher zurückzuführen sein. sondern vielmehr auf den Umstand. daß W irrschaften zunächst kei- ner Konzessionspflicllt unterlagen. 1752 wurde mit Einschränkung der Privilegien auch versucht. d ie Zahl der Gastwirtschaften zu reduzieren. Nun soll ten die StraußwirtSchaften aufgehoben und die Zahl der Sch ildwirtschaften auf 18 bis 20 beschränkt werden.37 Die zahlreichen darauflhin eingehenden BittSchriften der Betroffenen zeigen d ie wirrschaftliche Bedeutung des Gastwirtschaftswesens in der jungen Residenz.38 So schenkte so manch einer der Hofbedienstcten einen Teil seines Besoldungsweines aus, oder ehemal ige Durlacher Bürger setzten nun die Erträge ihrer Weinberge in Karlsruhe ab. Der privilegierte Status ermunterte manchen Karlsruher, sein Ausko mmen als W irt zu suchen oder zumindest im Nebenerwerb sein Einkommen aufl.ubessern . Oft warf ein ausgeübtes H andwerk nicht genügend ab. um die Familie zu ernähren. Von den 49 Schildwirten waren 29 Handwerker. die meisten Metzger. Bäcker oder Küfer. Die Straußwirtschaften wurden durchweg von Handwerkern betrieben. d. h. meist dürften sie von ihren Ehefrauen geführt worden sein, während die Männer weiterhin ihrem Handwerk nachgingen. Die klei nen Schild- oder noch ärmlicheren Straußwirtschaften. die in Hinter- 18 zimmern oder Küchen der Häuser ein- gerichtet wurden, boten auch alleinste- henden Frauen eine Einkommens- quelle. Christina Charlotta Creutz- bauer etwa, deren Mann durch ver- schwenderische Lebensweise das ganze Vermögen durchgebracht hatte, be- schloß 1778, sich und ihre Kinder mit "Treibung eines Bierschanks" durchzu- bringen.39 Vor allem die kleineren und ärmeren Spelunken in Klein-Karlsruhe, dem "Dörfle", wurden in der Regel von Frauen betrieben. 1787 bat die Ehefrau des Grenadiers Billinger im "DörAe" um Stein des Wirrshauses "Waldhorn ", das SChOll vor der Stadt- gründung von 1715 bestand. Original im Sradunuseum. Erlaubnis. eine Bierschänke betreiben zu dürfen.4o Diese Konzessionsgesuche für "Bierschanke" in Klein-Karlsruhe sagen jedoch nicht alleine etwas über ein Erwerbsarbeits- feld von Frauen aus. Sie weisen auch auf soziale Unterschiede hinsichtlich der Trink- gewohnheiten der Karlsruher in jenen Jahren hin. Während im "Dörfle" offensichtlich Bier o MOHLBURG 0 ZUM STERNEN ZUM HIRSCHEN Mühlburgcr \'\firrshausschilder allS der Zeit der Karlsruhcr Sradtgründung. 19 konsumiert wurde, bat Ignaz Winterhalter, der Betreiber einer Bierwirtschaft vor dem Mühlburger Tor, 1814 um die Genehmigung, Wein ausschenken zu dürfen, weil sich sein Ausschank neben der Generalkantonsinspektion für Rekrurierungen befand. "Offiziere und Soldaten, welche dazu kämen, tränken mehr Wein, nur die gemeinsten Leure Bier ... "41 VOM WEIN ZUM BIER- WANDEL DER TRINKGEWOHNHEITEN IM 18. JAHRHUNDERT "Der starke Weinbau in dem Großherzogturn sowohl, als in den benachbarten überrheini- schen Gegenden, hat den Genuß des Weins allgemein eingeführet", beschrieb Theodor Hardeben 1815 in seinem "Statistischen Gemälde der Residenzstadt Kar/sruhe" die Trinkgewohnheiten der Kar/sruher Bevölkerung42 Wein war in der erSten Hälfte des 18. Jahrhunderts kein Luxusgetränk. Das Angebot war reichlich, denn viele der von Dur/ach Zugezogenen besaßen dort noch Weinberge. Auch verkaufte - wie schon erwähnt - manch einer der Hofbediensteren einen Teil seines steuerfreien Besoldungsweines: " ... in den zahlreichen Winkelwirtschaften schenkten die Livreebedienten ihren Besoldungswein maß- und schoppenweise accisfrei aus ... "43 Bei den Bäckern Stoll und Trießler in der Langen Straße, heute Kaiserstraßc, bekam man gar zum Brot ein Glas Wein zu günstigem Preis angeboten . Diese Werbeaktion hatten sich die beiden Bäcker eint,lIen lassen, da die Konkurrenz groß war und sie die Käufer nicht mit günstigen Angeboten locken konnten, denn der Verkaufspreis des Brotes war durch die Obrigkeit festgeschrieben."4 Brot war das wichtigste Lebensmittel im 18. Jahrhundert. Mehr als 40 % des Energie- verbrauchs wurden über den Getreidekonsum gedeckt. Im südwestcleutschen Raum wurde Dinkel zum wichtigsten Brotgetreide. Wähtend der großen Getreidernißernte von 1771/ 1772 gewann die Kartoffel als Ersatznahrungsmittel für die hungernde Bevölkerung an Bedeutung. Die Knolle, die von der Kurpfalz, wo sie 1680 erstmals angebaut wurde, auch in die Markgrafschaft vorgedrungen war, hatte anfangs als Schweinefutter, bestenfalls als Gesindekost gegolten. Die steigende Nahrungsmittelknappheit - auch in Kar/sruhe wuchs im ausgehenden 18. Jahrhundcn eine hungernde verarmte Unterschicht heran - führte gerade bei den unteren Schichten zu Veränderungen im Bereich Essen und Trinken. Hatten im Mittelalter die Morgen- und Abendmahlzeiten aus Suppen und Breien bestanden, nahm man nun warme Getränke und Brot zu sich. Die neuen Warmgetränke Kaffee, Tee und Kakao waren jedoch relativ teuer, und so verbreitete sich unter den ärme- ren Schichten bald ein billiges Surrogat, der Zichorienkaffee. In Kar/sruhe scheinen Warm- getränke jedoch wenig Anklang gefunden zu haben. Hardeben berichtete: "Die warmen Getränke haben schon früher nicht die allgemeine starke Aufnahme erhalten, wie in man- chen anderen deutschen Städten. Die hohen Preise des Thees und Kaffees in der neuen Zeit unterdrückten vollends die Allgemeinheit ihres Genusses. Nur unter den höheren Ständen wurde er mit möglicher Beschränkung noch beybehalten. Der wohlhabendere Bürger 20 genießt ... ein Glas Wein und ein Stückehen Fleisch zum Frühstück. - Der Ärmere hält sich an einen Schluck Brandwein mir Brod, während sich die Hausfrau mit ihren Kindern mit einem Glas Milch und Brod begnügt."45 Noch in der Mitte des 19. JahrhundertS hielt die badische Regierung eine Besteuerung von Schnaps für unzweckmäßig, da "der mäßige Genuß von Branntwein für den Armen oft das einzige Labsal bei harter Arbeit bilde. "46 In der zwei ten Hälfte des 18 . Jahrhunderts wurde nicht nur das Essen immer teurer, auch die Weinpreise stiegen kräftig an. Die Löhne hielten mit der Preisentwicklung jedoch nicht mit, und wer sich nicht mit Wasser oder Milch begnügen wollte, trank nun das schon immer etwas kostengünstigere Bier. Der steigende Bierkonsum verdeutlichte die soziale Schranke zwischen der ärmeren und der wohlhabenderen Bevölkerung auch im Nahrungsmittelsek- tor. "Wurde die Kartoffel zum Brot des kleinen Mannes, so wurde das Bier zu seinem Wein."47 DIE ERSTEN FÜR KARLSRUHE BEDEUTSAMEN BIERBRAUEREIEN Der steigende Bierbedarf konn te nur durch zusätzliche Braustätten gedeckt werden. Nun genügte auch das übliche Sammeln von wildem Hopfen in den Wäldern der stärker auf- kommenden Bicrbraucrei nicht mehr. und so begann man zunächst am Oberrhein, später am Bodensee mit der Kultivierung von Hopfen 48 MarkgrafKari Friedrich (1746-18 11) ließ 1758 im herrschaftlichen Kammergut Go[[csaue die stillgelegte Bierbrauerei neu einrichren .49 Die Brauerei im herrschaftlichen Kammetgut Gottesaue Schloß Gottesaue hatte im Lauf der Zeit eine wechselvolle Geschichte von Zerstörung, Bränden und Wiederherstellung erlebt 50 1094 als Benediktinerkloster errichtet, erlitt es im Bauernkrieg 1525 verheerende Plünderungen und Zerstörungen . Mit der Reformation kam das säkularisiene Kloster in den Besitz der protestantischen Markgrafschaft von Baden- Dur!ach. Die Benediktinermönche mußten das Kloster verlassen, die Kirche wurde abge- tragen. 1587 beauftragte Markgraf Ernst Friedrich den Straßburger Baumeister Johannes Schoch, auf dem Gonesauer Areal ein Jagd- und Lustschloß zu errichten. Das im Sti l der Renaissance 1588 erbaute Schloß verlor bei zwei katastrophalen Bränden 1689 und 1735 seine Pracht. Markgraf Kar! Wi lhelm, dessen Interesse vor allem der neuerbauten Residenz Karlsruhe galt, ließ Gonesaue 1740 nur in vereinfachter Form wieder aufbauen. Der Besitz soll te künftig als herrschaftliches Kammetgut genutzt werden. Markgraf Kar! Friedrich, der seit seinem Regierungsantritt 1746 die inländische Indu- strie zu fördern suchte, unternahm auch eine Reihe vo n Anstrengungen, um die winschaft- liehe Ausbeute des Gutes zu steigern . So wurden u. a. eine Porraschesiederei eingerichtet, eine Maulbeerplantage angelegt und Merinoschafe gezüchtet. Für uns ist an dieser Stelle jedoch in erster Linie die Brauerei von Interesse. Wahrscheinlich war bereits im mirrcla!ter- 21 Ansicht VOll Schl o (~ GO( tesaue, wO!l.b 1758 Bier gebra lH wurde. lichen Benediktinerkloster Bier gebraut worden. Ab 175 8 lieferre die Brauerei des Kammer- gutes " ... ein weißes ,md ein btaunes Bier zu 3 fl. und 30 kr. und 4 fl. die O hm."51 Offensichtlich konnte das Gottcs:lucr Bicr sich jedoch nur sclnver gegen die Konkurrenz des aus Mannheimer und \Xlürttembergischen Brauereien eingeführten Gerstensaftes durchsetzen. Deshalb wurde die Konzession für einen ßierausschank in Karlsruhe mit der Auflage verbunden, ausschließlich das in Gorresaue gebraute Bier zu verkaufen.52 Trotzdem schein t die Brauerei, ähnlich wie die anderen Unternehmungen des Kammergutes, keine wirrschafrlieh befri edigenden Ergebnisse erzielt zu haben. 1774 wurde sie nach einigen Verlusten dem Bruder des Markgrafen Karl Friedrich. Prinz Wilhe1m Ludwig. für einen jährlichen Z ins von 450 G ulden auf neun Jahre verpachrer. 1783 wurde die Pachr auf 400 G ulden j,ilulich herabgesetzr. 53 In Anbetracht der mangelnden ökonomischen Erfolge dcs Kammergutes wurde GOttcS- alle 1818 dem badischen Milit;ü zur NurulIlg übergeben. Wiihrcnd der Zeit des Nationalsozia- lismus be[, nd sich dort eine Polizeischulc. Nach wiederholten Luftangriffen blieb am 27. Ma i 1944 nur noch eine Ruine zurück. Erst 1977 fiel der Enrschluß für einen W iederaufbau. 1989 konnte die Einweihung des wieder aufgebauten Schlosses stattfinden, in dem sich hell- re die Sraa tliche Hochschule für Musik befind er. Seir 1873 isr das 253 Hekrar große Areal des ehemals herrschaftlichen Kammergutes Teil der städtischen Gemarkung Karlsruhe. 22 Die Seldeneck'sche Brauerei in Mühlburg In jenen Jahren gegen Ende des 18. JahrhundertS, als die vor den östlichen Toren der Residenz gelegene Gottesauer Brauerei ihren wirtschaftlichen Niedergang erlebte, begann westlich, im damals außerhalb der Karlsruher Gemarkung gelegenen Mühlburg, der Aufschwung einer anderen Biersiederei. Sie war im Besitz des Prinzen Wilhem Ludwig, der 1774 die marode Gottesauer Brauerei pachtete. Wilhelm Ludwig war eine morganatische Ehe mit WilheImine Cluistine Schortmann eingegangen. Bevor seine Frau in den Adelsstand erhoben werden konnte, mußte für ein standesgemäßes Freigut gesorgt wer- den.54 Zu diesem Zweck kaufte und tauschte der Prinz alles erreichbare Land in Mühlburg. Bald war der größte Teil der Gemarkung in seinem Besitz. Freigut und Familie bekamen den Namen eines ausgestorbenen fränkischen Geschlechts von Seldeneck. Die wirtSchaftlichen Unternehmungen des Freigutes waren offensichtlich von größerem Erfolg gekrönt als die des fürstlichen Kammergutes Gottesaue. 1769 ließ Wilhe1m Ludwig zunächst eine Krappf..1brik55 zur Herstellung von Färberröte errichten, ein Jahr später die Bierbrauerei. Diese diente anfangs zur Herstellung des Haustrunkes für die in der landwirt- schaft tätigen Bediensteten. Nach und nach kam es jedoch zu einer Belieferung der Mühl- burger Wirtschaften. Wir köonen annehmen. daß er den Kundenstamm der Gottesauer Brauerei übernahm lind mit Bier aus seiner 1770 gegründeten Seldeneck'schen Brauerei belieferte. Als Wilhelm Ludwig 1788 starb, führte die Witwe die Seldeneck'schen Unter- nehmungen mit Geschick und großem Erfolg weiter. Auch während der Koalirionskriege, als 1796 die französischen Truppen des Generals Moreau das Freigut zu plündern drohten, vetließ die Freifrau von ' Seiden eck Mühlburg nicht. Die Seldeneck'sche Brauerei nahm in den Jahren danach eine erfreuliche Entwicklung. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden dann infolge von Produktionsaus- weirungen und -umstellungen - man braute nun untergäriges Bier - umfangreiche bauli- che Veränderungen erforderlich (s. S. 48 ff.). 56 1863 legte der Architekt AdolfWilliard dem Bürgermeisteramt der Stadt Mühlburg einen Bauanrrag zur Errichtung eines Bier- und eines Eiskellers vor. Der Neubau entstand in nächster Nähe des ehemaligen Jagdschlöß- chens des Prinzen Ludwig, das 1965 abgerissen wurde, und schloß die Gesamtanlage nach Süden hin ab. Der zweigeschossige, in fünf Achsen untertei lte Hauptbau aus rotem Sand- stein ist bis heure erhalten. Im Osten hat das Gebäude einen vorgelagerten Bürobereich mit Pultdach. Ein quadratischer Turm wurde erst später angebaut. 1884 erfolgte dann die Errichtung einer Verwalterwohnung mit Nutzbauten. Das ein- einhalbstöckige Gebäude, das in einem späteren Umbau um ein Geschoß erweitert wurde, ist gegenüber der Einfahrt zum Brauereihof angesiedelt. 57 In den folgenden Jahren 1885 und 1886 wurde eine Vergrößerung des Herrschaftshauses vorgenommen. 58 Wie das Herrschaftshaus zuvor ausgesehen harre, ist nicht mehr genau zu rekonstruieren, da es im Krieg beschädigt worden war. Heute ist es ein zweieinhalbgeschossiges Gebäude mit Dachgauben. Der Eingang befindet sich an der Nordseite. Die Rückseite, an der das 23 Gebiiude mit e inem Park verbunden ist, den eine Sa ndstcinmauer umschließt, weist eine breite halbkreisförmige Treppe auf. Das barocke Formen zitierende Äußere des Hauses ver- deurlichte den sozialen Status seiner Bewohner. 1886, im Jahr der Eingemeindung Müh lburgs nach Karlsru he, erfolgte desweiteren eine Vergrößeru ng des Eiskellers.59 Als größte und wichtigste Erweiterung wurde 1889 nach den Plänen des Archi tekten Gustav Ziegler der Umbau des Alten Sudhauses sowie der Bau des Neuen Sudhauses I vorgenommen. GO Das Gebäude des Alten Sudhauses besteht aus einem im Inneren dreigeschossigen Baukörper, dessen Fassade 7.weigeschossig gegliedert ist. Es erstreckt sich enrlang der südlichen Schmalsei te eines Innenhofes, den im Norden das Kontor/Burcau, im Osten dic Ga rtcnmaucr des Herrschaftshauscs und im Westen das Neuc Sudhaus I bcgrenzcn. Der breirseirig zum Hof hin angeord ncte Ncubau hat e inen recht- eck igen Grundri ß, dessen Ecken an drei Seiten abgeschr:igt sind. Die Fassade ist in drei Geschosse und fünf Achscn aufgeteilt. Vom Alten I.um Ncuen Sudhaus I wurde e in Verbi n- dungskeIler angelegt. Die Fassadengestaltung dieser I-Iauptgeb:iude der Brauerei ist dem Histor ismus des 19. Jahrhunderts verpAichtet. Der Archi tekt G USlaV Z iegler gri ff auf For- men des gotischcn Kathedralbaus zurück und n1achtc auch Anlei hen beim mi ttelal tcrl ichen Burgenbau. D ieser vom Selbstverständnis des 19. Jahrhunderts zeugende vermeintlich ei n- heitliche St il stellte in Karlsruhe keine Einzelerscheinung dar, wie ein Blick auf die etwa zehn Jahre sp:iter entsrandene Hoepfner-Brauerei (s. S. 69 FE) zeigt. Gesa rn ta nsiclH der Sddellcck'schen Brauerei in Mlihl burg von 1886. 24 Betrachtet man die Gesamtansicht von 1886, wird deutlich, daß d ie Gebäude barocken Schloßan lagen ähnlich angeordnet sind . Zwischen Hauptgebäude und Neuem Sudhaus besteht ein achsialer Bezug ZUIll Cour d'Honncuf und H crrschafrshaus mit Park. Von der Hardrsrraße aus gesehen verbergen sich die Produktionssräucn hinter der Eingrenzung der Besirzervi lla. Einen Eindruck von der Gesamtanlage vermiueln dem heutigen Betrachter die in diesem Bereich erhaltenen Ballten. Ziel te das Äußere der Anlage mi t einer Schauseite auf Repräsentation, entsprach das Innere der Gebäude dagegen den zei tgenössischen technischen Erfordernissen. Bereits seit 1864 war ei ne Dampfmasch ine, die erste in einer badischen Brauerei, installiert. 1890 wur- den Lindesche Eis- und Kühlmaschinen (s. S. 47) eingebaut. In jenen Jahren hatte sich der Bierabsatz verfünff.lcht: waren es 186 1 noch rund 8.500 Hektoliter gewesen, wurden 1894 bereits ca. 41. 100 Hektoliter verkauft.61 Nach der Jahrhundertwende erfolgte eine Erweite- rung der Kühl- und Kesselanlage und des Neuen Sudhauses 1,62 1909 der Neubau eines Kühlapparateraumes und Anbau eines Kühlsch iflbodens. Die Erstellung ei ner F1aschen- und Faßbier-Abfü llerci wurde ebenf:l l1s 1909 genehm igt.63 Um die Jahrhundertwende wurde die Freiherrliche von Seldeneck'sche Brauerei in die Müh lburger Brauerei AG umgewandelt64 Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges führ- ten Rohstoffmangel und Wirtschaftskrisen in den 1920er Jahren zu Konzentrationsprozes- sen im Brauwesen. So wurde die M ühlburger Brauerei AG 1920 von der Sinner AG aufge- kauft (s. S. 82). In den folgenden Jahren wurde in den ehemaligen Brauereigebäuden eine Konservenfabrik untergebracht. Schwere Bombenschäden erlitt das ehemalige Selden- eck'sehe Fabrikgelände, das inzwischen zum größten Teil an andere Nutzee weiterverkauft worden war, im Zweiten Weltkrieg. Heute werden die ehemaligen Gebäude einer der älte- sten Karlsruher Brauereien von dem seit 1984 bestehenden Kulturverein "Tempel" genutzt. Mit dem "Cafe Havanna", dem Mictsaal "Scenario", der Ausste llungshalle "Anaque", dem Gewölbekeller "Octan", der Kindermalwerkstatt, dem Sperrmüll-Kaufhaus "Krempel- Tempel" sowie Proberäumen für Musiker, Ateliers für Bildhauer und Maler sowie Werk- stätten für Bastler ist hier im Karlsruher Westen e in lebendiges Kulturlentrum entstanden . Bef.1nden sich die herrschaftliche Brauerei in Gottesaue sowie die Fürstlich Selden- eck'sche in M ühlburg zunächst außerhalb der Stadtgrenzen Karlsruhes, konnten sich doch um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert auch einige kleinere Bierbrauer in der Stadt etablieren. " ... die gestiegenen Weinpreise brachten in neuerer Zeit das Bier etwas mehr in Aufnahme . ... Bier wird zwar in ei nigen Brauereyen, besonders in der N ä gel i s ehe n und C l a u s i s c h e n, von vorzüglicher Güte bereitet; allein die zugenommene Consumtion veranlaßt, daß es oft zu geschwind verzapft werden muß, daher das berühmre Heidelberger Bier nich t selten hier zu finden ist"65, schi lderte 18 15 H artleben die Situation des Brauwesens in der Residenz. 18 13 wurden in der Stadt insgesamt 2.560 Ohm Bier (= 384.000 I), aber 3.860 Ohm Wein (= 579.000 I) konsumierr66 Ein Verzeichnis der ansäs- sigen Gewerbe führte im sei ben Jahr fünf Bierbrauer auf67 Bereits ein Jahr später befanden sich acht Brauereibesitzer in der Stadt, die zusammen 26 Gehilfen beschäftigten.68 25 DIE ZUNFT DER BIERBRAUER UND KÜFER (1817-1863) Mit dem steigenden Bierkonsum der Karlsruher Bevölkerung srieg auch die Zahl der ortsansässigen Bierbrauer in den ersten Jahren des 19. Jahrhunderts beständig an. Zunächst war die Ausübung dieser Tätigkeit an keine gewerbepoli tischen Beschränkungen gebunden gewesen. Gemäß der merkantilistischen Idee des Stadtgründers, möglichst viele Zuwanderer anzuziehen und in möglichst kurzer Zeit ein flori erendes Gemeinwesen ent- stehen zu lassen, wurde den Bürgern, neben Zollfreiheit, Befreiung von der Leibeigenschaft, Überlassung eines kostenlosen Bauplatzes und Steuervergünstigungen, völlige Gewerbe- freiheit gewährt. Keine Zunftordnung schränkte in der jungen Residenz - im Gegensatz zu anderen Städten - die Entwicklung der Handwerksbetriebe ein.69 Wer immer wollre, konnte hier jedes Geschäft betreiben. Dies sollte den notwendigen Raum schaffen, in welchem sich der städtische Arbeitsmarkt einspielen konnte. Allerdings führte die Zunftfreiheit auch zu Problemen. So blieben die Gesellen fort, konnten sie doch von den Karlsruher Handwer- kern keine Gesellenbriefe erwarten, die für ein Weircrwandern Voraussetzung waren. Und auch die Qualität der Produkte sank, nicht nur weil manche Handwerker ohne qualifizier- te Ausbildung antraten, sondern auch mangels einer zünftischen Kontrolle. Schließlich ver- langten bereirs etablierte Handwerker nach einer Zunftreglementierung, um sich gegen neue Konkurrenz zu wehren. Nach und nach wurden einzelne Zünfte eingerichtet. Die Schneider etwa übernahmen die alte Du rlacher Schneiderordnung von 1699. Angesichts der stärker werdenden Konkurrenz suchten die Zünfte jedoch nicht alleine Ncuansied- lungen von Handwerkern zu verhindern, sie drängten auch die in Handwerken tätigen Frauen hinaus, wie in Karlsruhe bei den Schneidern und auch den Seifesiedern gesche- hen.7° Spätestens nach Erlaß der neuen Privilegienordnung von 1752 wurde das Hand- werkswesen in Karlsruhe in mit anderen landesherrlichen Städten vergleichbare Bahnen gelenkr.7l Die Ausübung des Brauereigewerbes war an den Besitz des Bürgerrechtes und die gesetz- liche vorgeschriebene Befähigung dazu gebunden. In einer Zunfr schlossen sich die Karls- ruher Bierbrauer jedoch auch in den Jahren nach 1752 nicht zusammen. 26 Karlsruher Bierbrauer 181872 Bansa Eypper, Jacob Hemberle Kaufmann, Jacob Klauß Künzler Nägele, Friedrich Prinz, earl Rüppele, August Schnabel Soder, Martin Weiß Waldstr. 16 Waldhornstr. 41 Adlerstr. 14 Kronenstr. 46 Schloßstr. 24 Lange Str. 100 Zähringerstr. 56 Lange Str. 39 Lange Str. 79 Waldstr.38 Kronenstr. 20 Blumenstr. II Waren es 1814 noch acht Bierbrauer gewesen (s.o.), zählte man 1823 bereits 1373 In Anbetracht ihrer zunehmenden Zahl unterbreitete der Karlsruher Stadtrat 1817 den Vorschlag, nun auch die Brauer zunfrffiäßig zu organisieren?4 Das Sradramt sah darin eine willkommene Möglichkeit, die darniederliegende Zunft der Küfer vor dem Verfall zu bewahren. Man argumentierte, die Brauer härten in ihrem eigenen Gewerbe ja immer auch Küferarbeit zu leisten. Würden nun die Bierbrauer nicht der Küferzunfr beitreten, sei deren weiterer Bestand stark gefährdet. Am 28. Mai 1817 setzte das "Großherzoglieh Badische Directorium des Pfinz- und Enz-Kreises" das großherzogl iehe "Polizeyamt Karlsruhe" in Kenntnis, daß die "Vereinigung der Karlsruher Bierbrauer und Küferzunft" genehmigt sei. Mit dem weiteren Vollzug wurde das Stadtamt beaufrragr.75 Das Stadtamt meldete am 9. Juni 1817, da die Bierbrauer nun Teil der Küferzunft seien, unterlägen sie künftig bei der Aus- übung ihres Gewerbes den allgemeinen Zunftgesetzen und im besonderen den Statuten der Küferzunfr. Der Stadtrat habe dafür Sorge zu tragen, daß sich sämtliche Bierbrauer sowie deren "Knechte und Jungen", d. h. Gesellen und Lehrlinge, in die Zunfrliste eintragen 7G Neun Bierbrauer waren bei der Gründungsversammlung der neuen, gemeinsamen Zunft am 13. Mai 1817 anwesend gewesen: Friedrich Nägele, Jacob Clauss, August Rüppele, Heinrich Hemberle, Heinrich Weiß, J. B. Bansa, L. Kaufmann, Schwab und Jakob Eypper?7 Die Vereinigung der Brauer in einer Zunft mit den Küfern vollzog sich jedoch keinesfalls reibungslos, und es sollte Jahre dauern, bis man sich auf verbindliche Statuten einigen konnre. Doch auch in den Jahren danach kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen. Die Kluft zwischen Brauern und Küfern war nicht ohne weiteres zu überbrücken. So woll- te die Zunft beispielsweise den Meister Bronn nicht aufnehmen, wei l er nur Lehrjahre als Küfer nicht aber als Brauer nachweisen konnte. War es also schon schwierig genug, Bier- brauer und Küfer unter einem Dach zu vereinen, mußte ein Versuch. auch noch die Kübler dieser Zunft hinzuzufügen, fehlschlagen. Man führte an, daß die Küfer- und Brauerzunft 27 '~~~·'-~-'-----'----~-:~-~-J':?'--~i d;'~C,;' I: : ß",·/nd; ,,?,, .:."-/. ßr, /,1'7 , f/~·t!ij· ..... I ~ \ .. , ,q ~ f I I schon über genügend Mitglieder verfüge und jede Ausweitung sich nur nachteilig auswir- ken könne. Am 12. Mai 1819 bat die "Großher- zoglich Badische Direc- [ion der Residenz-Stadt Karlsruhe" die Polizei- Direktion, der die Auf- ! sicht über das Z unfrwe- sen oblag, sich anges ichts des "Widerwillen[sl der Kiefer lind ßierbrauer Geda nken zu machen, auf welche An sonst den Küblern zu heifen lind mir welcher [ande- ren] Zunft sie zu verei- nigen seyo möchten. "78 Erst 1820, in einer Zeit, in der das Zunft- wesen als möglicher Hemmschuh weiterer wirtschaftlicher Ent- wicklung bereits um- stritten war,79 konnten schließlich die Z unftar- tikel für Brauer und Küfer festgelegt wetden. 11 ______ "-1 ...... Genehmigu ng der Karlsru- her Zunfc der Bierbrauer und Küfer vo m 28. Ma i 1817 durch das Großher- zoglieh Badische Dirck- roriulll des Pfinz- und EIl7.-Krciscs. 28 Dies war dringend erfor- derlich geworden, denn in der Zunft herrschte eine solche Unordnung, daß die Kü fe r nichr mehr ihren Beitrag zur Zunftkasse leisten woll- ten. Die neuen Statuten wurden zwar von den städtischen Behörden ge- nehmigt, d ie offizielle Anerkennung durch das Ministerium des Inneren blieb ihnen jedoch ver- In der Karl-Friedrich-Straße befanden sich links neben dem Gasthof zum Prinzen Friedrich von Baden die Räume der Gesellschaft "Eintracht", in sagt. Im Min is[erium denen 1841 ein Bit:rgericht abgehalten wurde. traf man zu jener Zeit bereits Vorbereitungen zum Erlaß einer neuen Gewerbeordnung, die das Zunftwesen in eine zeitgemäße Form überführen sollte.so Bis es dazu kam , sollten jedoch noch einmal vier Jahrzehnte ins Land gehen (s. S. 38 f.). Auch die Statuten der Küfer- und Bierbrauerzunft, der 1839 insgesamt 20 Brauer und 14 Küfer angehörren,81 enthielt Regelungen, d ie eine Entfaltung des Gewerbes eher zu behindern schienen. So hanen die Karlsruher Brauer zwar das Recht, ih r Bier in einer Bierstube auszuschenken, es war ihn en jedoch verboten, nicht selbst gebrautes Bier zu ver- zapfen, d. h. auch , daß ein Verkauf oder Tausch unter den örtlichen Brauereien nicht mög- lich war. In jener Zeit - in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts - war die Brauerei wie kein anderes Gewerbe wegen der erforderlichen niedrigen Temperaturen (siehe unten Seite 45 ff) vo n den Jahreszei ten und dem Wechsel der Witterungsbedingungen abhängig. Die Sud periode begann Anfang November und endete oft mit den erSten warmen Februartagen. Es war nun keine Seltenheit , daß das Lagerbier bereits im August oder September resrIos ausgeschenkt war und der Brauer seinen Bierausschank bis zum Beginn der neuen Brau- saison schließen mußte. Andererseits konnte es vorkommen, daß Brauereien so große Bier- vorräte hanen, die sie gar nicht in der Lage waren, restlos auszuschenken. Ein gegenseitiger Verkauf war aber nicht erlaubt. Die Brauer beklagten sich 1850 über diese Bestimmung, jedoch ohne Erfolg. Die Einhaltung des Verbotes wurde weiterhin streng überwacht und Verstöße geahndet. So verhängte z. B. das Polizeiamt gegen den Brauer e hr. Glaßner eine Geldstrafe von 15 Gulden, weil er nicht selbst gebrautes Bier ausgeschenkt harre.82 Angesichts der steigenden Bierproduktion trachtete man in den 1840er Jahren auch nach einer Quali[ä[sprüfung sowohl der in Karlsruhe gebrauten als auch der von auswärts einge- führten Biere. Der Gewerbeverein setzte zu diesem Zweck wiederholt ein Biergericht ein. Am 16. Juli 1841 z. B. wurden die Biere von 21 Karlsruher Brauern sowie von Brauern aus 29 Frauenalb, Weißenstein, Eggenstein, Niederstotzingen in Württemberg und Stutrgart be- gutachtet. "Im Garten der Gesellschaft Eintracht ... saßen ... die Stände, wie in Bayern, um den Krug und nahmen wohl mit einer leeren Tonne vorlieb. wenn es an Stühlen gebrach .. .. 32 Sorten aus Stadt und näherer wie fernerer Umgebung standen in numerier- ten Flaschen nebeneinander, 24 Feinschmecker prüften das erquickende Naß."83 Sie verlie- hen den ersten Preis Heinrich Drechsler, Brauer und Wirt "Zum Grünen Hof", der zweite Preis ging an den Brauer und Wirt zum "Pfauen" Hack. Desweireren wurde die Qualität der Karlsruher Biere von Roos, EiseIe und Hammer als gut erachtet. Von den auswärtigen Bieren schnitten das Weißensteiner und das Stuttgarter von Ragg am besten ab. Der Karls- ruher Stadtgeschichtsschreiber Weech urtei lte ["t GO Jahre später, zur Blütezeit des Karls- ruher Brauwesens, über das Biergericht von 1841: "Man erhob damals noch nicht solch große Ansprüche wie heutzutage. "84 ZÜNFTIGE MEISTER Die Zunft wachte nun genau darüber, wer sich in Karlsruhe als Bierhraucr niederlassen durfte. In den Statuten waren Voraussetzungen und Bedingungen zur Aufnahme eines Meisters eindeutig geregelt. Am einf.:1chsten - und kostengünstigsten - fand ein Brau- meister Aufnahme, wenn sein Vater bereits Meister in Karlsruhe gewesen war. Am schwie- rigsten gestaltete sich der Eintritt in die Zunft für einen von auswärts kommenden Brauer. Er mußte zunächst das Bürgerrecht erwerben. was neben dem Nachweis eines bestimmten Vermögens und eines gy.ten Leumundes mit weiteren Kosten verbunden war. Neben 120 Gulden für die Stadtkasse waren 22 Gulden zum Waisenfonds, 25 Gulden zum Waisenlehr- gelderfonds und 10 Gulden zur Witwenkasse zu entrichten. Dieser beachtlichen Summe von insgesamt 177 Gulden stand für Einheimische eine Bürgeraufnahme-Gebühr von 31 Gulden entgegen85 Aufnahmegebühren für Meister in die Bierbraller- lind Küferzunft86 Meister-Sohn aus Karlsruhe Bürger-Sohn aus Karlsruhe Fremder, der Meister-Witwe oder -Tochter heiratet Fremder 0.45 Gulden 1.30 Gulden 5.00 Gulden 7.50 Gulden Dies alles gestaltete sich einfacher, wenn der von auswärts kommende. um Aufnahme begehrende Brauer die Witwe oder Tochter eines Braumeisters heiratete. So ist es nicht ver- wunderlich, daß bei den vor dem Karlsruher Ehegericht verhandelten Fällen in der Handwerkerschicht überwiegend Männer Klage gegen nicht eingehaltene Eheversprechen 30 erhoben, während es in den Unrerschichten in der Regel die Frauen waren, die auf die Ein lösung von Eheversprechen drängten. Die Karlsruher Handwerkerrächter hatten es niclu nötig, ihre Bräutigame vor Gericht zur Heirat zu zwingen.87 Nicht immer waren die Bestrebungen der potentiellen Heiratskandidaten jedoch von Erfolg gekrönt. Bereirs 1774 war die Bitte des Brauergesellen Wilhelm Hunger aus Ehingen, der die Tochter des Rosenwirts Riedinger geschwängert hatte, um Bürgeraufnahme in Karlsruhe abgelehnt worden. Auch das Eheversprechen zwischen dem Küfergesellen Kaufmann aus Schröck und der aus einer Karlsruher Küferfamilie stammenden Mafia Salome Creuzbauer wurde für ungültig erklärt. Mit der Braut wurde dem Küfer auch die Bürgerannahme und das Meisterrecht abgeschlagen 8 8 Aber nicht alleine der von auswärts kommende Handwerker erwarb sich Vorteile durch die Heirat mir einer Meisterrochtcr oder -witwe, wenn sie denn stattfinden konnte. Auch die betroffene Frau konnte von solch einer Verbindung profitieren, war dies doch die ein- zige Möglichkeit, die Geschäfte weiterzuführen, " .. . denn einer ledigen Weibsperson war die Führung eines bürgerlichen Gewerbes sonst nicht erlaubt."89 Ein Beispiel aus der Geschichte einer der bedeutendsten Karlsruher Brauereien macht dies deutlich. Marie Moningcr geb. Hcrrrnann, ver- witwete Kaufmann 1824-1892. Die Gastwirttochter Marie Herrmann aus Wiesloch heiratete 1849 den Karlsruher Bierbrauer Louis Kaufmann. Kaufmanns Vorfahren hatten bereits der Bierbrauer- und Küferzunft angehört, in der er selbst bei seiner Heirat Aufnahme fand. Bald darauf erkrank- te er. Nun führte seine Frau Marie die Geschäfte mit Erfolg weiter. Nach dem Tod von Louis Kaufmann 1856 war ihr dies nicht mehr erlaubt, die Braukon- zession erlosch. Die Witwe entschied sich daher, den seit zwei Jahren in ihrer Brauerei in der Waldhornstraße als Geschäftsführer tätigen Brauergesellen Stephan Moninger zu heiraten. Moninger, der aus dem Würt- tembergischen stammte, war zu diesem Zeitpunkt we- der badischer Staatsbürger, noch hatte er Karlsruher Bürgerrechte. Außerdem waren zur Führung der Brauerei die Meisterwürde und die Aufnahme in die Zunft erforderlich. Moninger konnte dies alles erlangen und erhielt schließlich im Dezember 1856 die erforder- liche Konzession zur Weiterführung des ehemaligen Braubetriebes Kaufmann 90 So war eine Lösung gefunden, die zum Vorteil von Brauerwitwe und Brauer die gemeinsame Führung eines Unternehmens ermöglichte, das sich zu einem der bedeutendsten im Karlsruher Brauwesen entwickeln sollte (s. S. 78 ff.). Hatte der Braumeister endlich Aufnahme in die Zunft gefunden, waren eine Reihe wei- terer einmaliger und regelmäßiger Gebühren zu entrichten. Beim Einschreiben wurde eine 31 Gebühr von 45 Kreuzer erhoben, die zu zwei Dritteln in die Zunftkasse floß und zu einem Drittel an die bei den Obermeister - je ein Bierbrauer und ein Küfer - ging. Konnte der Meister nicht die geforderte dreijährige Wanderschaft nachweisen, mußte er für jedes feh- lende Jahr 5 Gulden in die Zunftkasse zah len. Wer von der Fertigung eines Meisterstückes befreit werden wollte, hatte 18 G ulden zu entrichten 91 Das Meisterstück bestand anfangs nur in der Ablegung einer praktischen Prüfung, d. h. der Herstellung eines "Suncs Bier". Hierbei wurde ein besonderes Augenmerk auf das Weichen der Gerste, die Präparation des Malzes und das Einmaischen gelegt. 1847 beschloß die Zunft die Einführung einer zusätz- lichen theoretischen Prüfung, in der Fragen nach Beschaffenheit und Q ualität der zu verar- beitenden Rohstoffe, zu r Malzherstellung, zum Gärungsprozeß und zu den erforderlichen äußeren Bedingungen zur Bicrherstellung gestel lt wurden.92 Selten kam es vor, daß ein Jungmeister die Prüfung nicht bestand. Dies sollte sich jedoch in den folgenden Jahren ändern. Als die Zahl der Bierbrauer kontinuierlich anstieg und man keine neuen Mitglieder mehr in der Zunft haben wollte, wurde die Aufnahme er- schwert. In den Berichten an den Stadtrat kam zunehmend zum Ausdruck, daß die Meister neue Konkurrenz fürchteten. Seit den 1840er Jahren suchte und fand man fast bei jedem Meister, der sich in Karlsruhe ansiedeln wollte, Gründe, dies zu erschweren oder gar un- möglich zu machen. Nun wurden Meisterstücke für nicht gelungen befunden, und beson- ders streng achtete man darauf, daß die vorgeschriebenen Lehr- und Wanderjahre nach- gewiesen werden konnten. Entsetzt reagierte die Zunft, als der Partikulier Werner eine Brauerei einrichten und sie von einem Geh ilfen, der als gmcr Brauer bekannt war, betrei- ben lassen wollte93 Doch noch strenger als die Zunft überwachte die Polizeibehörde die Einhalrung der Stattlten . Da war z. B. die Zunft geneigt, Ferdinand Albert Primz (s. S. 75 ff.) das Meisterrecht zu verschaffen, obwohl er nur die Hälfte der geforderten Wanderzeit absol- viert hatte. In der anderen Hälfte hatte er für die W irwe des Bierbrauers Hoefle in Karlsruhe die Geschäfte zur allgemeinen Zufriedenheit fortgeführt. Und schließlich war Printz der Sohn eines Karlsruher Bürgers. Der Stadtrat befürwortete und das Stadtamt genehmigte das Gesuch um Verleihu ng der Meisterwürde, doch das Großherzogliche Polizeiamt berief sich auf eine Verfügung des Ministerium des Innern vom 26. August 1842, wonach keine Aus- nahmeregelungen im Hinblick auf die gesetzlich vorgeschriebene Wanderschaft erlaubt seien. Später hatte Printz die Voraussetzungen offensichrl ich erfü llt, denn seit 1850 führte er in Karlsruhe eine Brauerei. Auch im bereits geschilderten Fall des Stephan Moninger erfolgte die Aufnahme in den Meisterstand nicht ohne Schwierigkeiten. Moninger konnte keinen den badischen Zunftgesetzen entsprechenden Lehrbrief nachweisen. Die Zu nft- versammlung entschied dennoch mehrheitlich zu seinen Gunsten. Alleine die Heirat mit der Brauerswirwe Kaufmann führte le(ztendlich sein Ansinnen zu einem erfolgreichen Abschluß. Wenn auch die Z unft energisch den Verdacht von sich wies, aus kleinlicher Furcht vo r Konkurrenz die Aufnahmebestrebungen möglicher neuer Mitgl ieder zu erschweren, belegen doch eine Reihe von Fällen aus den Jahren um 1848, in denen revolutionäre Unruhen die 32 Ruhe der Residenzs tadt erschütterten, eher das Gegenteil. Schl ieß lich legte die Zunft selbst in ein em Beri cht an den Gemeinderat 1848 ihre Furcht V Ol" Konkurrenz deutlich dar. Da hieß es, die Stadt Karlsruhe zähle gegenwärtig bei 20.000 Einwoh nern 29 Braue- reien. Diese Zahl stelle im Vergleich mit ande- ren Srädten des Großher- zogwm s eIn Mißverhältni s" "grell es dar94 Gcb;i udc der ßicrbr:wcrci Hoepfncr in Linkenheim , wo der Betrieb seit 1798 bcs t:l nd . Zudem sei der BicrkonslIl11 - der zu Beginn der ) 840er Jahre crllcblich zugenommen hatte95 - in neuerer Zei t rückJäufig. Dafür vera ntwortlich gemacht wurde u. a. die seit 1843 von Karlsruhe nach Heidelbcrg führende Eisenbahnlinie, die nicht nur Gäste in die Residenz bringe, sondern diese auch der Stadt entführe. Alles in allem·gäbe es schon zu viele ßierbraucr am O rt, und der Fortbestand der bestehenden Betriebe sei seit Jahren nur unter schweren Opfern möglich. Zwei der Zunftgenossen. Becker und pfrang, mu ßren, um ihren Bes irz zu renen , die Bierproduktion bereirs einsrellen. Drei weirere Brauereien, die von HambreclH, Hammer und Künzel , waren schon in Konkurs gegangen, ihre Anwesen zwangsversreigert . Zehn junge Karlsruher Brauer befanden sich au f WanderschafL Sie soll- fen nach dem Wunsch der Zunfr bei ihrer Rückkehr in ihrem Gewerbe ein Auskommen finden. In Anbetrachr dieser Umsrände erscheinr es nichr verwunderlich, wenn die Zunfr eine Ansiedlung von ausw:ins kommender ßierbrauer in Karlsruhe zu verhindern suchre. So woll re sie erwa das für eine Aufnahme erforderliche Vermögen erhöhr sehen, wie im Fall des Pcrer Edler oder auch des Perenren Köllenbergcr. Gegen beide Brauer war ansonsren formal nichrs ei nzuwenden, allei n ih r Berri ebskapiral häne nach Ansichr der Zunfrgenossen höher se in können. 1850 härte die Z unft beinahe die N iederlassung der bis in die Gegenwart bestehenden Hocpfne r-Braucrci (s. S. 69) vereitelt. Das Ansinnen Jakob Friedrich Hoepfners, der eine Brauerei in Eggensrein betrieb, die Brauerei Schmieder an der Langen Srraße, heure Kaisersrraße 14, zu erwerben, wollre der Zunfr gar nichr gef:l llen, und sie schrieb daher an den Sradrrar: "ln einem Augenblick, wo die Res ideni'...5 radr schon von so vielen Unglücks- fällen betroffen .. . lind daher, abgesehen von der Stockung in allen Gcschäftsverhält- nissen, ihre zahlreichen Bierbrauer einer sehr ungewissen Zukun fr enrgegensehen, finden 33 wir es sehr sonderbar, daß ein Bi erbrauer hierher übersiedeln will , der an seinem bisherigen Wohnorte ein genügendes Einkommen harre und sich ein bedeutendes Vermögen erwerben konnte."96 Die Z unft bestand auf Anfertigung eines Meisterstückes, obwohl Hoepfner schon eines in seinem H eimatort Linkenheim abgelegt hatte, wo 1798 sein Vater Karl Friedrich Gonlob Hoepfner ei ne Brauerei gegründet hane. Allerdings konnte sich die Z un ft mir dieser H altung gegenüber dem Stadtrat nicht durchsetzen, der gegen eine Aufnahme Hoepfners keine gewichtigen Gründe vorliegen sah. M EIST ER- , MAi.Z- UND JUNGKNECHTE - ARBEITSVERHALTNISSE IM FRÜHEN 19. JAH RH UNDERT Die Z unft diente in erster Lini e der Intcrcssenwahrung der ortsa nsässigen Bierbrauer- und Küfermeister. Neben den Beziehungen der einzelnen Brauereibesitzer unterei nander regelte sie auch die Verhältnisse von Gesellen und Lehrlingen. Bis in die Mitte des 19. Jahrhun- Arbeiter der Brauerei Hoepfner im Sudhaus. derts wa ren Brauereien Kleinbettiebe mit drei oder vier, höchstens sechs Be- schäft igten. Neben dem Meister gab es einen Mei- sterkneclu und einen Mahl- knecht, manchmal noch weitere Kn echte und die Jungknechte, d. h. Lehrlin- ge. Die wichtigs te Funktion hatte der M eisterknecht inne. Er überwachte wäh- rend der 5udperiode das Biersieden, an den übrigen Tagen die Kellerarbeiten. Die Mahlknechte fuhren das Malz zur Mühle und waren für das Mälzen und Darren zus tändig. Dabei gingen ihnen di e übrigen Knechte und Lehrlinge zur H and.97 Berücksichtigt man, daß 1814 die acht Karlsruher Brauereien zusammen 26 Gehil fen beschäftigten,98 wird deutlich, daß es sich hier in jener Zeit meist um kleine Betriebe han- del te , die in der Regel keine Arbeitsteilung kann ten. "Die Gesellen verrichteten alle Arbei- ten gemeinsam. " Meist gab es keinen bestimm ten Arbeirsanfang und kein bes timmtes Ende,99 Oft begann die Arbeü szeit gleich nach Mitternacht. immer jedoch vor 5 Uhr mor- gens, und sie konnte. je nach Laune des Vorgesetzten, bis 7 Uhr abends oder länger dauern . 34 Mit dem Ende der ßrausaison im Frühjahr mußten die meisten Arbeiter und Lehrlinge ihren Ranzen schnüren und sich anderweitig nach Arbeit umse- hen. Viele arbeiteten den So mm er über am Bau. Die Arbeit in der Brauerei war harr und beschwer- lich. Da gab es keine Auf Lüge fLir Gerste und Malz, die Säcke von zwei bis drei Zenrnern Gewicht mußten von den Gese llen getragen werden. Das MaI7..5chro ten, Maischen wie auch das Urnschöpfen der Würze geschah vo n Hand. Auch die fertige Bierwürze mußte in großen Holzbunen vom Kesse! zum Kü hlschiff ge tragen werden. Alleine für das Wasserpumpen sta nd ein Hilfsmittel zur Verfügung, das Hunderad. 1oo Zu den schwierigen Arbeitsbedi ngungen kam noch eine recht geringe Entlohnung hinzu . So kann es <E -:.7- _ 'IIl_L'=~ ~ -/. 21--::" ' ~ Hunderad , mi t dessen Hilfe \Vasserpurnpen berrieben wurden. nicht verwundern, wenn die Gesellen in Erwartung eines höheren Lohnes den Meister wechselten . Die Karlsruher Z unft such te di es 1836 durch ein e einheirliche Regelung zu ver- hindern. Wenn ein vo n auswärts kommender Geselle in die Stadt kam, war es ihm nun nicht mehr erlaubt, sich selbst bei den verschiedenen Meistern umzuschauen und so mög- lichst die Arbeitss telle rnit den bes ten Arbeitsbedingungen und dem höchsten Lohn zu fin- den. Er mußte zum Obermeister gehen, der ihn zu dem Meister schickte, der gerade einen Gesellen benörigte. G ing der Geselle zu einem anderen Meister als dem , der ihm angegeben wurde, konnte er wegen Bettelns best raft werden. Hatte der ihm zugewiesene M eister jedoch keine Arbeit fü r ihn, erhi elt der Geselle ein "Geschenk".lOl Hierbei handelte es sich um eine Art Arbeitslosengeld, das dem Gesellen jedoch nicht zustand, wenn er es ablehnte. bei dem ihm zugewiesenen Meister zur arbeiten. Für erkrankte Gesellen riclHete die Zu nft eine "Krankenkasse" ein , die jedoch noch wenig Ähnlichkeit mit dem in den 1880er Jahren eingeführten Bismarckschen Sozial vers icherungs- wesen harre. Die StatU[en wurden 1833 einseitig von den M eistern festgesetzt. die Gesel len hanen die ßeitr~ige zu entrichten. Jeder in Karlsruhe in Arbeit stehende Brauer- oder Küfer- gehilfe mußte in der Woche 3 Kreuzer einbezahleil. Der Beitrag war jeweils am ersten Sonntag des Monats um 14 Uhr persön lich in der Zunfthetberge abzuliefern. Wo mehrere Gesellen bei ei nem Meister in Arbeit standen, gab man sich damit zufrieden, wenn einer erschien und den Obolus für alle entrichtete. Wer jedoch nicht erschien, wurde mi t einer Geldstrafe von 12 Kreu- zern belegt, die dllfch den Amrsdiener eingezogen wurde, der hierfür nochmal eine zusälLliche Gebühr von 6 Kreuzern erhob. Verwaltet wurde die Krankenkasse vom Obermeister der Zunfr.102 Es handelte sich hierbei nicht um eine Krankenversicherung, wie wir sie heute kennen . die den Arbeitern im Krankheitsf.,11 eine finanziell e Absicherung bor. Vielmehr wurden hiermit die im Falle eines erforderlichen Krankenhausaufenthaltes entstehenden Kosten ge- 35 ~tlltuten ilort brn ~dttag 311t .pofpitaf,~affe blltd) bir <!Jc9i1ffrn bIt ~mini9ten Ji:lifn, unb ~ictbtaucr'2unft. 3 ',t-rr ~ifr in !'Ir~rit p c ~tnt't Rjiftr (''NT ~irr~r~u cr. cr m~ :J J,,' ('ter ';i Ll~ I ,fntH ~Nt ~fLlr' hl llblcr lJRilic.ir fr~n, ~o1l cf6 ~riIN:J 511 t'cn ~rtrPr~un!l~ r ~prn tu (!rfrJnlulI CI' Ii ~ r 111 1 i ~ 3 Ir. in ~ir GFihltt~rrr JII h3i1~rcn . <;!Im rr ~ l(U Gonnl4g cinr6 jr\'tn ~ll'lhll6 ~~~l1litl~:J~ t'l' ll :! bi~ J lI~r lt'uNn ~i rf( ~r i. tr.i:)e cllF 'Cer S)rrbrT:}t lIon t'rm ~1I1:J rfcntn im :1.lrifrYI1 r inr~ D~mnrll1rr~ rr~l'bm, IIntl .11'1 trn l'r~!rtll !lr:JW DllitlUII:J n{o:Jc:Jrhn. Ju tiefem 31urd tl'leb fiir j,tm ~lIri p rr dn ~rr3ri~ lliO :Jriu~T I, I\'~rin o1U r l-ri trmidl-rn in :'!1 rhil p,~rnbt (Y,~iilfrn lIo1m rntli40 ri n:Jc tN:JtII 1rnten, llI1t>" mnO ~.l.~cr jrt-c, :3ri:Jn ril1r lI11b ~ irr ill '!I r~dt Znlmtr tir i ~lI' \)('m IiI r ~~~rr,i(':Jri~m ').ll'li,;ri ,':'IlIlI rrl~rill I\'tl t'rnt'r (!in lrin~ ' ur". Gi~n~ti r~I.S:llrlt hi trln D~mnriprr g' gen ~iidj~dn ~il1l nlr1tn. !!~tr IIn '!'tIn ~rpilnlnrtn :i:.1:lt frine '1(ujfJ:lc niqt r :\tli~trI, ~~I I:rl-p trrfrlhn rint I2rrJi~ !.'on 30 fr. ~\I rtf'dm. ~i>o li6ti:lrr.1f t,ti rinln! !lt:rirrr IIIr~m r er~li[im (into, fltlui:J1 f'~, lwm nur ~inrr r rf~dlll, 1111'0 tIn ~ritra:l flir ~rrr ,n rri~rff. Srr ftin e 6i~tr~ritMllr lr t,tim D~tr111l ifrrr ni~1 ~inl(ffr:J r, rrrr -t:n~rilllfi~lIl1:l rin r~ er . ~ii l frn rJIt ~lItU, ~M o" ßm.irri :lrn, N~ im (!rfr~nful;:l~jJU e trine ~'tufl .. ,~mc i n~ el'itJ[ "n,l, flep!!l! roir'o . .l)audfulfrpeu l!.'rrtrn bUr~JU1 frint auf tiefe (!"=fie li~trlmmll rn, $rnn tin '!!rbciler uor 21bfJuj trlf !!llrl11l16 a~3urriicn 1eNnfl, fl' ~Il! Nrfdf.r toru gIer fri . nd ~ritra9d all tom D~trmriprr OU (.tri~!i:lrn . lrrrJuf trr 'iI~ rriirntr 'torn e~tin lU11I (!mrf'ln1 brd S~n~"bu~d rr~~II. 2tm 6~lufir 'tod !l~~ rrd Irilb Quj ten QJc lI Qb trr !)Uittul':ltn 111''0 trr el'ir~ lfoptll ,e~till r ~\lrotfrll~ril alltt ~irr a.r~ritrnhn 0r~iilirll '!16rr~nun:l sq,pr~m. Dir 2I1r:lrfrllrn (inb für i~TC ~rmii~ungrn tlon trr ~lIff.l:Jt frri. D,lmll fidJ rodnrr mi t lIl\1r iiirn~ti t m[i~lIl~ i:ltn (.lnn, ift ~Jr:JnuNitlig' "!Inrrtnnn:l Srrfp.ittrn unb !!lr"urrrirn an3uf~J.lgrn . ~Ilrl~ rll ~r, im 3"I1I1"r IS-iO. o;;r)ie -Cbcfrucl,lcf. ce. Q!1)pprr. Prnt trr. ~'ö. 1119. mOtßr~rntt eMIUlrn tel! .I)~rri!~I'~rrr ilt~ trt ~liiH ' unb ~.!irr~rollln , ti\rjd[w rotrbrn ~irmi! in 'ijof~t ~o~ rr mr:limln1t.!,~rrfii!lun!J !.'onr :!S. !)~nlln t. ~l. :Jlrr . :! ti I ßrnr~' mi:JI, lrot'~n luir brm .o~rrmriprr trr t'rrrinigrln ~uirr> unb 5irrbrolurr'Junjr 'J1"~ cjctl r gr~r u. R(ldGru~e trn I. Wr~ruolr 1840. (Wro ßIJ,rJoßlid)'. tJoliJti-l\mt bcr llc)ibcllJ. ® "icot. nlr. Gc',roluj fu . NcuF.tssung der Sr:!· tufcn dcr Zunft der ßicrbraucr li nd Küfer über den Beitrag 7.Ur Krankenkasse von 1840. deckt. In den veränderten Statu ten von 1840 wurde dann auch die Bezeichnung "Hosp ital- Casse" ei ngeführt. Es heißt darr ausdrücklich: "Hauskurkosten werden durchaus keine auf diese Casse übernommen." Und wer den Statuten zuwiderhandelte, erhielt " ... im Erkrankungst:1lle keine Aufnahme ins Sp ital ausgestellt" , d. h. die Kasse übernahm die Kosten nicht. I03 Alkine die Altgesellen waren vo n ei ner Zahlung der Beiträge befreit , da sie diesel ben ein- zutreiben hatten. In den folgenden Jahren wurde das Erhebungssystem geändert. N un mußten die Gesellen die Beiträge ihrem Meister abliefern, ein jungmeister sam melte sie dann bei diesen ei n. Damit wollte man ein Z usammen treffen der Gesellen verhindern, das stattf.l nd , wenn diese ihren Obolus in der H erbergssrube ablieferten. Die Z unft war der Meinung, daß derlei Z usammenkü nfte zu nichts G utem fühnen. Insbesondere die Brauer- und Küfergesellen würden bei solchen Gelegenheiten zu "Vällereien und Ausschweifungen jeder An" neigen. Vor allem fürchtete man jedoch, daß die Gesel len nach ihren Z usammen- künften " ... in der Regel immer schwieriger, brutaler, anmaßender und anspruchsvoller ... " würden, wei l sie "allerlei Aufl1etzungen gegen die Meister" austauschten. 1011 Die Furcht vor Aufruhr unter den Gesellen scheint doch erheblich gewesen zu sein, und die Z unft suchte durch allerlei Regel ungen mögliche Unruheherde erst gar nicht entstehen zu lassen. So muß- te ein Brauereiknecht, der sein e Stelle gekü ndigt hatte - was in der Regel wohl dann erfolg- te, wenn die Unzufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen groß war - für drei Monate die Stadt verlassen. Kein anderer Karlsruher l\1eister durfte ihn in dieser Zei t einstellen. 105 Seit 1847, mit Einführung der theoretischen Meisterprüfung, wurde auch die Ablegung einer Gesellen prüfung gcfo rdert. Es mußten ein Malzhaufen angefertigt sowie allgemeine technische Fragen beantwortet werden. Z uvor war eine Lehrzeit von mindestens zwei Jahren zu absolvieren. Da nur im Winterhalbjahr gebraut wurde, reduzierte sich jedoch die Zei t, in der das Brauhandwerk wtsächlich erlernt wurde. Beim Einschreiben in die Zunft- kasse hatte der Lehrling 1.30 Gulden zu en trichten. Für die Dauer der Lehrzeit war des- weiteren die Gewerbeschule zu besuchen. In Karlsruhe war ein e solche bereits 1832 auf eine frühere Anregung Weinbrenncrs gegründet worden. 1834 wurde dann für das gesamte Großherzogtum die Ei nrichtung von Gewerbesch ulen in "gewerbereichen" Städten obliga- roriscl1. l0G Der Lehrherr war verpflichtet, den Lehrling zum Besuch der Schule anzuhaltcn. Hiervon befreit werden konnte nur, wer ein e höhere Bildungsanstalt wie das Lyceum oder d ie Polytechnische Schule besucht harre, wie es in späteren Jahren vor allem bei Söh nen von Brauereibesitzern der Fall war. Die Anforderungen der Gewerbeschule scheinen nicht allzu hoch gewesen zu sein. So ist z. B. von einem Braucrlehrling namens Kar! Walte I' bckannt, daß er von den elf unterrichteten Fächern nur drei besuchte: Arithmetik, Geschäftsaufsätze und Buchführung. Obwohl ihm auch hier geringe Kenntnisse bescheinigt wurden, erhielt er dennoch ein Abschlußzeugnis. l07 Mit Beendigung der Lehre war allerd ings noch lange nicht der Status eines anerkannten Bierbrauers erreicht, zu diesem verhalf erSt die Wander- schaft. Neben der fachlichen Qualifikation wurde vo n den Gesellen auch ein "bescheide- ndr] sittliche!r! Lebenswandel" erwanet, 108 d. h. er hatte sich durch Wohlverhalten gegen- über dem Meister auszuzeichnen. 37 D AS ENDE DER ZUN FT Die Karlsruher ßierbrauer- und Küferzunft sollte kein halbes Jahrhundert Bestand haben. Von Anfang an rat man sich mir der Führung der Geschäfte schwer. So wurde das Amt der Obermeisrcr, je ein Brauer lind ein Küfer, nicht gerade mit beso nderer Vorliebe bekleideL Deren Aufgabe bestand in der Führung der Z unft-, der Meister- und Lehrlingsbücher sowie der Finanzangelegenheiren. Am Ende der AnHsperiode wurden die Z unfrrechnungen der Revision des Sradtamtes unterzogen . Da die Obermeisrer nich t immer in der Sch reibkunsr sehr bewandert waren, mußte ein Z unfrschreiber angestellt werden. Um die Arbeit auf mehrere Schultern zu verteilen lind Streitigkeiten aus dem Wege zu gehen, wurden ab 1839 je zwei Brauer lind Küfer zu Ober- bzw. Beisitzmeisrern gewählt. Den Anlaß dafür lieferte eine Auseinandersetzung, in deren Verlauf fast eine Spaltung der Zu nft herbeigeführt wor- den wäre. Küfer HöAe war zu den Bierbrauern übergegangen und hatte som it für eine ungleiche Machrvertei lu ng innerhalb der Zunft gesorgt. 1 09 D er Zerfall der Zunft bahnte sich schließlich M itte des 19. Jahrhunderts mit einer zunehmenden Interessenlosigkeit ihrer Mitgl ieder an. 1847 konnte eine Zunfrversammlung wegen mangel nder Teilnahme nicht abgehalten werden. Trotz wiederholter Ermahnungen verbesserten sich die Verhälrn isse im Folgenden kaum. Einer weiteren Versammlung im sel- ben Jahr blieben von 30 Mitgliedern drei entschuldigt und 17 unentschuldigt fern. Die Z unftmeister baten daher das Stadtamt, einzuschreiten gegen die "Lauheit und Gleich- gültigkeit eines großen Teils der Z unftmitglieder. ... Die Obermeister seien nicht imstan- de, ihr Amt mit Würde und Erfolg zu führen, wenn diesem Übelstand für die Z ukunft nicht abgeholfen werde." 110 Doch auch die darauf folgende Aufforderung des Sradramtes, künftig regel mäßig an den Z usammenkünften tei lzunehmen, scheint wenig Erfolg gezeigt zu haben. So wurden 1849 von der Zunfr Srrafgebühren für das Fehlen oder Z uspät- kommen bei den Versammlungen erhoben. 1859 klagte der Vorstand der Z unft: "Schon seit einem Dezennium schreiter die Z unft in recht augenscheinlicher Weise ihrem Zerf.:ll1 von Jahr zu Jahr immer mehr emgegen .... Jeder einzelne glaubt sich berechtigt. vom Z unftvorstand verlangen zu können, daß dersel- be ihn in seinen Sonderinteressen schütze und vertrete, und doch ist keiner geneigt, durch geeignete Mitwirkung dem Vorstand dies möglich zu machen."111 Abhilfe erhoffte man sich nur noch durch Aufstellung neuer Statuten. Doch das Großherzogliche Ministerium des Innern lehnte den Erlaß einer Z unftordnung mit einer ähnlichen Begründung wie 1820 (s. S. 28) erneut ab. Die badische Regierung schwankte lange, ob sie der sozialen Sicherheit des Zunftwesens oder der Entfaltung der Wirtschafr durch Gewerbefreiheit den Vorzug geben sollre. Im Z usammenhang mit den Konstitutionsedikten vo n 1807 und 1808 war der Zunftzwang gelockert worden. Das konzessionierte Groß- und Kleingewerbe erhielt mehr Freiheiten. Doch die im Z uge der Industrialisierung entstehenden neuen Unternehmen sahen sich durch die Zunftbestimmungen immer häufiger an der vollen Entfa ltung ihrer Möglichkei ten 38 gehi ndert. Vom Handwerkerstand dagegen wurde die zerserzende W irkung einer unbe- schränkr freien Konku rrenz befLirchrct. Erst der 1861 vo rliegende Enrwurf der Allgmeinen Deurschen Gewerbeordnung zwang den zögernden Südwcststaat zum H andel n. Die vo ll - ständige Gewerbefreihei t wurde in Baden schließlich durch Gesetz vom 15. Oktobet 1862 gewährt. 112 D amit wa r das Ende des Zunftwese ns besiegelt. Es zeichnet sich deutlich ab, daß die Auflösung der Karlsruher Bierbtauer- und Küfe r- zunfr nicht plötzlich und unvo rbereitet vonStatten ging, vielmehr wa r sie Ergebnis e iner län- gerfristigen zun fr inrernen als auch allgemeinen w irtschaftlichen Entw icklung.113 War sie schon in einer Zeit gegründet wo rden, als das Zun ftwese n seinen Zenir längst überschrit- ten hatte, ste lIre sie in der zwei ren H~i l fre des 19. Jahrhunderts fü r die Mitglieder eher eine läst ige Formalie und zusärzliche Belastung dar. Andererseits bot sie dem Gewerbe doch einen festgefügten und bekann ten organisarorischen Rahmen, neue Formen einer O rga- nisatio n des Gewerbewesens waren noch nicht erprobt. So mag es nicht verwundern , daß die Zun ftm itglieder nach ihren Beratungen darüber, wie die gemeinschaftli chen Interessen in Zu kunft vertreten werden könnten, zwar eine dem neuen Gewerbegesetz entsprechende Organisationsform wähl ten, die in ihrer Ausgestalrung jedoch durchaus noch von zünftle- rischem Geist durchd rungen wa r. D IE GRÜNDUNG DER BI ERURAU ERGENOSSENSC HArT Die bislang in der Zun ft versammel ten Bierbrauer mit ih ren letzten O bermeistern Gcorg Clever und Alben Prinrz gründeten 1863 ein e fteie Genossenschaft. I 14 Sie übernahm das recht geringe Vermögen der Zunft. Bei diesem Anlaß stellte sich auch heraus, daß die M ir- glieder mit den Za hlungen an die Sp italkasse fü t die Btaueteiarbeiter erheblich im Rück- stand waren. Auf eine Verbindung mit den Kü fe rmeistern verzichtete man kün ftig. 1863 gehörten 2 1 Bierbrauer der Zunft , bzw. dann der Genossenschaft an. D amit hatte sich ihre Zahl seit den Anfängen der Z unft (s. S. 26 ff.) um 14 erhöht. In den Btauereien vo n Carl Eyppet, Heintich Fels und Carl Höfle fühnen zu diesem Zeitpunkt offe nsichtlich deren Witwen die Geschäfte. D ie 1863 bei AlIAösung der Zun ft vertretenen Bierbraucrl 15 Jakob Bischoff, Herrensrraße 10 Georg Clever, Etbprinzenstraße 24 Heinrich Schmück!e Carl Eyppet Wwe, Hirschstraße 14 Heinrich Fels Wwe, Bllimenstraße 2 1 Chtistof G laßnet, Lange Straße 55, später 57 Carl Höfle Wwe, Waldsrraße 61 39 Josef Hack, Lange Straße 142 Friedrich Hoepfner, Lange Straße 14 Georg Köllenberger, Kronenstraße 44 Carl Pfister Albert Printz, Herrenstraße 4 Carl Reble, Waldstraße 38 August Reble, Karistraße 17 Ludwig Seyfried , Wald hornstraße 39 Juli us Steiner Ludwig Geiger Georg Schuberg, Waldstraße 1 G Stefan Moninger, Waldhornsrraße 23 Georg Weiß, Durlacher T horstraße 85 Leopold Männing Zweck der Genossenschaft war es, die gewerblichen In teressen ihrer Mitglieder zu ver- u eten und diese soweit zu wahren und zu förd ern , wie dies d ie Grundsätze des Gewerbe- gesetzes zuließen. Insbeso ndere sollten alle Bestrebungen gefördert werden, d ie auf e ine "Verbesserung lind Vervollkommnung des Braugewerbes" sowie auf eine "Veredlung des Produktes" abzielten. Die Genossenschaft hatte den Sratus e iner juristischen Person und war als solche berechtigt. Vermögen zu erwerben lind selbständig zu verwal ten. Als vorran- giges Z iel und Aufgabe sah die Genossenschaft jedoch die Regelung des Verhältnisses zwi- schen Arbeitgebern und Arbei tnehmern (s. S. 9 1 ff.). Mirglied konnte jeder werden , der in Karlsruhe das Bierbrauergewerbe selbständig betrieb und die Statuten der Genossenschaft anerkannte. Der Genosscnschafrsvorstand war berechtigt, aus rriftigen Gründen eine Auf- nahme zu verweigern oder J\1itglieder auszuschließen. Jedes Mitglied harte zunächst eine Aufnahmegebühr von 3 Gulden zu entrichten, erfolgte der Eintrirt mehr als sechs Monate nach Gründung, waren 5 Gulden zu bezahlen. Dami t wollte man wohl Sorge dafür tragen, daß die zuvor in der Zunft organisierten Braumeister alle gleich der Genossenschaft bei tra- ten . Im Gegensatz zur Zunft waren nun die Aufnahmegebühren für alle Brauer gleich, ob sie aus Karlsruhe starnmten oder von auswärts kamen. Sch ließlich harren die Mitglieder einen monatlichen Beitrag von 30 Kreuzer zu entrichten. Die Mitglieder wählren allS ihren Reihen für zwei Jahre ei nen Vorstand, bestehend aus drei Personen , der den Vorsitzenden bestimmte, sowie einen Kassier. Der Vorstand rief die Mitgli cderversamm[ung ein , bei der mindesrens die H ~ilfre der Mirglieder anwesend sein mußtc lind die Beschlüsse mit Stimmenmehrheit fassen konnte. Die Genossenschaft war aufzulösen , wenn ihre Mitgliederzahl auf sechs sank. Dieser Fall trat aber nich t ein , sollte doch das Karlsruher Brauwesen in den Jahren nach 1860 erst seinc Blütezeit erleben. 40 VOM HANDWERKSBETRIEB ZUM INDUSTRIEUNTERNEHMEN - DIE BLÜTEZEIT DES KARLSRUHER BRAUWESENS (1860-1914) Die Auflösung der Karlsruhcr Bicrbraucr- lin d Küferzunfr und die Organisation der Brauer in einer Genossenschaft war in einer Zeit erfo lgt. in der auch in Baden die Phase der Hochindusrrialisicfung eillserzte.116 Zwar gehörte die ßrauwinschafr nicht zu den klass ischen Führungssekmren der Industrialisierung, doch soll ten auch hier technische Neuerungen geradezu zu einer "Revolut ion im Brauwesen" füh ren. I I ? Erste Vorausserzungen für einen wirrschaftl ichen Auftrieb wurden mi t dem Beitrirr des Großherzogtums zum Deutschen Zollverein im Jahr 1835 geschaffen. Auch in Karlsruhe, das 1820 erst acht Fabri ken mi t insgesamt 230 Beschäftigten auf.wwcisen hatte, entstanden nun eine Reihe wichtiger Industrieunternehmen. 1836 gründete Emil Keßler eine Loko- rnorivenfa brik, di e 184\ die erSte badische Lokomotive, die "Badenia", herstellte. I 18 Um 1860 fert igte das Werk, in dem nun 700 Arbeiter beschäftigt waren, neben Lokomotiven auch Werkzeugmaschinen. Dampfmaschi nen, Wasserräder und Turbinen. Der zweitgrößte Katlsruher Betrieb waren in jenen Jahren die G roßherzoglichen Eisenbahn-Hauptwerk- stätten mit 300 Arbeitern . Außerdeill existierten 24 weitere größere Fabriken. 1857 war mit der Parfümerie- lind Feinseifenfa bri k Wolff & Sohn ein Unternehmen entstanden, das nach 1870 Wel tgel tung erlangen sollte. Und 1860 wurde durch die beiden Mechaniker Georg Haie! und e arl Neu der Grundstein für die wel tweit bekannte Karlsruher Nährnaschinen- industrie gelegt. 1870 erfolgte schließlich die G ründung der Firma Junker & Ruh, damals im So mmerstrieh . In diesem Gebiet zwischen der heutigen Reinhold-Fran k-, Schiller- und Kriegsstraße sowie Kaiserailce bef., nden sich auch z.1h lreiche Bierkeller der Karlsruher Brauereien (s iehe den Beitrag von Thomas Meyer, S. 128 ff. ). Bereits einer der ersten in Karlsruhe ansässigen Bierbrauer, Heinrich Ziervogel, hatte im Somlnerstrich ei nst ein Grundstück besessen (s. S. 17). 1872 hatte sich dort die Brauerei Eypper niedergelassen, weitere sollten folgen. W irkte in den I 860er Jahren die unsichere politische Lage - z. B. 1863 die offene schles- wig-holsteinische Frage oder 1866 der Krieg zwischen Preußen und Österreich - hemmend 41 für die industrielle Entwicklung, sollte sich dies mit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871 grundlegend ändern. Nun hatten sich die Voraussetzungen zur Erweiterung vorhandener lind Förderung der Ansiedlung von nellen Industrien entscheidend verbessert. Die Karlsruher Handelskammer konnte 1873 feststell en: "Die glorreichen Erfolge des Deutsch-Französischen Krieges haben für unseren Handel und unsere Industr ie epochema- chende Bedeutung. Das Gefühl der Unsicherheit verschwand, und Jmclligenz und Kapital arbeiten vereint zur Erreichung eines höheren Standpunktes, durch die jetzige höhere poli- [ische Stellung Deutschlands unterStütze Die Produktion aller Industriezweige hat eine bis- her nie gekannte Höhe erreicht, lind r[Q[zdem sind Produzenten meistens nicht im Srande, alle Aufträge ausführen zu können ... ""9 Eine Mitte der 1870er Jahre einsetzende allgemeine wirtschaftliche Krise, die Große Depression, führte jedoch zahlreiche "Gründerfirmen" in den Konkurs, in Karlsruhe waren es alleine im Jahr 1879 76. Doch in den 1880er Jahren stabilisierte sich die Lage wieder. Trotz der vielen Konkurse gab es 1882 in Karlsruhe 90 Fabriken mit zusammen 4.600 Arbeitern. 120 Endgültig überwunden war die Krise in den 90er Jahren. 1911 konnte die Handelskammer schließlich feststellen: "Dank der zieibewußren Srrebsamkeit und Arbeir hervorragender Bürger und Unternehmer, dank der Fürsorge der Staatsregierung und der Kommunalverwalrung hat sich Karlsruhe aus einer mitrleren Provinzial- und vorwiegenden Beamtenstadt zu einem Gemeinwesen entwickelt, in dem Industrie, Gewerbe und Handel einen immer breiteren Platz eingenommen und die frühere Einseitigkeit zugunsten eines mehr harmon ischen Verhältnisses und Ausgleichs aller Berufsstände und Volksklassen auf- gehoben haben."121 Damit war die Entwicklung der Residenz hin zu einer Großstadt tref- fend charakterisiert. M~t der Industrialisierung ging nicht zuletzt ein immenses ßevölke- rungswachstum einher. Hatte Karlsruhe 1871 noch 36.582 Einwohner gezäh lt, waren es 1915 bereits 148.635.122 Wachsende Bevölkerungszahlen mögen auch dazu beigetragen haben, daß neben den dominierenden Bereichen Metallverarbeitung und Maschinenbau die Nahrungs- und Genuß- mittelindustrie nach wie vor eine bedeutende Rolle spielte. An der Spitze dieses Industrie- zweiges stand die Firma Sinner in Grünwinkel (s. S. 81 ff.), die 1911 etwa 500 Beschäftigte zählte. 123 Sie fe!Tigre u. a. Preßhefe, siedete Essig, brannte Spiritus und braute seit den 1860er Jahren Bier1 24 Das Brauwesen sollte in den Jahren nach 1860 einen beachtlichen Aufschwung neh- men und Karlsruhe bis zur Jahrhunderrwende zu einem bedeutenden Brauzenrrum in D eutschland machen . Die Spuren der Industrialisierungsgeschichte lassen sich nicht zuletzt in den Statistiken über den Bierkonsum nachvollziehen. Schließlich führte die Ansiedlung von Indusrriefirmen zu einer immer größer werdenden Arbeiterschicht, die zusammen mit den zahlreichen Garnisonssoldaten eine beständig wachsende Gruppe von Bierkonsumenten darstellte. So überrascht es nicht, daß der Bierverbrauch der Karlsruher Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den des Weines dann um ein Vielf.,ches überstieg. 42 Vergleichende Tabelle über den Wein- und Bierkonsum der Staclt Karlsruhe in den Jahren 1875-1888 125 Jahr Einwohner Weinkonsum pro Kopf Bierkosum pro Kopf in Liter in Liter 1875 42895 2335293 54,5 10 488647 244 1876 44202 2 369 119 53,5 10 590240 239,6 1878 46816 I 930847 41,3 10555247 225,4 1880 49434 I 766055 35,7 11271137 228 1882 51467 I 950 550 37,3 11 496 495 223,3 1884 53500 2614368 48,8 12732059 238 1886 62000 2886392 47 14157900 228 1888 64600 3 187602 49 17079390 264 mit Mühlburg Diese Tabelle ist in vielerlei Hinsicht aussagekräft ig. Zum einen belegt sie das beachtliche Bevölkerungswachstum jener Jahre. Zum anderen wird deutlich, daß Bier als Alltagsgetränk, insbesondere der unteren Schichten, den Wein abgelöst hatte. Als Vergleich sei nochmals daran erinnert, daß noch 181 3 in der Stadt insgesamt 2.560 Ohm (= 384.000 I) Bier, aber 3.860 Ohm (= 579.000 I) Wein konsumiert wurden. 126 Diese Tabelle belegt aber auch, daß wirtschaftliche Krisen auch im Bier- bzw. Weinverbrauch ihren Niederschlag fanden. So harre die Gründerzeit zu einem hohen Pro-Kopf-Bier- als auch Weinverbrauch geführt. Die ab 1875 einsetzende Krise führte zu einem Rückgang der Konsumtion. 1888 sollte jedoch mit 264 Litern je Einwohner ein Rekord-Bierverbrauch erreicht werden. Im Vergleich hierzu lag der höchste Pro-Kopf-Bierverbrauch nach dem Zweiten Weltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland 1976 bei 151 Li<efl1. 127 Auch der Weinverbrauch stieg im Vergleich zu den erSten Krisenjahren wieder an, erreichte jedoch nicht mehr die Zahlen von 1875. Diese Tendenz setHe sich auch in den folgenden Jahren fort. Der Bierkonsum der Karlsruher Bevölkerung erhöhte sich zwischen 1875 und 1888 insgesamt um über 16 Millionen Liter. Dem mußte eine entsprechende Produktionssteigerung der Brauereien entgegenstehen . Deren Zahl erhöh- te sich ab der lV1itte des 19. Jahrhundens nicht mehr. Waren es 1863 bei der Gründung der Karlsruher Bierbrauergenossenschafr 21 gewesen (s. S. 39), zäh ire man 23 im Jahr 1870. Die "Gründerkrise" führte auch hier zu Geschäftsaufgaben . 1878 produzierten noch 15 Brauereien, 1881 nur zeh n. Bis 1888 erhöhte sich ihre Zahl jedoch wieder auf 20. 128 Die bis 1882 f.1st gleichbleibende Produkrionsmenge konnte dank Rationalisierung und Betriebs- vergrößerung auch vo n weniger Betrieben hergestellt werden. Die Steigerung der Produktion seit 1882 war dagegen nur noch durch neue Betriebe möglich. Maninger z. B. hatte bereits zwischen 1856 und 1860 seinen Bierabsarz von 170.000 auf 255 .000 Maß erhöhr1 29 Weitergehende Produktionssteigerungen waren nur durch einen Prozeß tiefgreifender tech- nischer Neuerungen im Brauwesen zu erzielen . 43 Ka rlsruher Brauereien 1874/75 nach Betriebsgrößen l30 Brauerei Menge des gebrau ten Bieres I . 5. 1874- 1. 5.1875 I. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 2 1. 22. Albert Printz 2 206 766 Lite r Friedr ich Bischoff I 687392 Leopold Eypper I 63 1 220 KarJ Schrempp 1 615 175 Stef.1 n Moninger I 234792 Heinrich Fels I 229 160 Friedrich Hoepfner 999355 C hristof G laßner 967240 Fried rich Seyfried 846285 Ka rJ Kammerer 8225 10 Heinrich Fels Wwe. 809684 Albert Benz 760 155 Aug. Clever 609 120 Friedrich Singer 576558 Aug. Stefan 339978 Louis Heck 192 780 Franz Heydt 11 7 150 Friedrich Marrins 115560 Friedrich Lörcher 9870 1 Jakob Lauer 83985 Adam M u rsch I e 60480 H ei nrich Sch midt 43656 REVOLUTION DES BRAUWESENS - TECHNISCH E NEUERUNGEN UND I NDUST RIALISIERUNG Noch in der Mitte des 19. Jahrhunderts ging die Bierherstellung weitgehend im Hand- betrieb vo nstatten . .,Es waren enge. kleine Verhälmisse .. . und das Geschäft war in seiner Einrichtung einfach . wie säm tliche. ungef.1hr dreißig Brauereien der Stad t; der H andbetrieb herrschte vor. lind wenn vo n einer besonderen ,Bcniehskrafr' gesprochen werden darf, so war es das sogenann te H LI n cl s r a d. das zum Wasserpumpen diente ... Sämtl iche übri - ge Arbeit, und sie war niclu leicht. mußte von Hand voll füh rt werden. Die Ein richtu ng bestand aus zwei ein f.1chen Sudwerken; .. . Das Malzschroten, Maischen wie auch das UIll - schöpfen der Würze geschah von Hand. Von Aufzügen für Gerste, Malz U$W. wußte man noch nichts und auch die fertige Bierwü rze mußte vom Kessel nach dem Küh lschi ff gerra- 44 gen werden. was in großen Holzbutten geschah."131 Diese Beschreibung der Produkrions- bedingu ngen in der 1850 von Albert Prinrz übernommenen Brauerei in der Herrenstraße 4 kann sicher als exemplarisch für die übrigen Karlsruher Braustä[(en gel ten .132 In den folgenden Jahren wurden jedoch erste Maßnahmen zur Mechanisierung des Brau- wesens ergri ffen. Stefan Moninger schaffte im Sommer 1857 in seiner Brauerei in der Wald- hornsrraße 23 einen Pferdegöpel an und ließ bald darauf einen neuartigen Maischbottich aufstellen.133 Neue naturwissenschaftliche Erkennmisse führten nach und nach zu einer wissenschaftlichen Beherrschung der Mälzerei und der Brauvorgänge. Neben einer ratio- nelleren Arbeitsweise ha[(en technische Neuerungen vor allem den Effekt, eine immer grö- ßer werdende G leichmäßigkeit bei der Durchführung des Brauprozesses und dam it letzt- endl ich eine bessere Qualität des Produktes zu erzielen. Küh lung - Vom Fclsenkeller zu r Eismaschine Ei n besonderes Problem stellte d ie Frage der Kühlung dar. "Die gesteigerte Konsumtion . die qual itat iven Ansprüche des Publikums, verbunden mit einer immer noch im Zunehmen begriffenen produktiven Konkurrenz. mußten notwend igerweise und fo lgerichtig die Bier- f.,brikation seit einigen Jahren sowoh l in Rücksicht auf Menge als auch auf Güte sehr ernporbringen und jeder Brauer strebt in beider Beziehung das nur immer Mögliche zu erreichen . Es ist daher den hiesigen Bierbrauern niclHs nötiger, als gute, die absol ut erfor- derlichen Eigenschaften bietenden Keller zur Lagerung ihres Sommerbieres". hieß es in einer Eingabe der Brauer an den Gemeinderat. 134 Aufgrund der geographischen Lage Karlsruhes in der Rhein ebene war der Bau von geeig- neten Ke llern zur Lagerung des Sommerbiers nicht möglich. Und sel bst die in den Brauereien in der Stad t angelegren Keller zur Lagerung des Winterbiers erwiesen sich oft als unbrauchbar. liefen sie doch bei hohen Wasserständen voll . So wa ren d ie Karlsruher Brauer gezwu ngen, Lagerbierkeller in den Hügeln und Anhöhen bei Grötzingen und Dllrlach anzulegen. Sie waren in Felsen gehauen, in denen die winterliche Kälte eine zei tlang anhielt. Der Transport mit dem Fli hrfaß dorth in dauerte jedoch etwa ei ne Stunde und war mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Die Karlsruher Brauer sahen darüber hinaus in ei ner polizeilichen Ano rdnu ng. die verbot. das Bier während des Gottesdienstes in die Keller oder von den Kel lern zurück in die Stadt zu transportieren, eine zusätzliche Einschränkung ihres freien Unternehmertums, wurde doch hiermit die Sonntagsarbeit behindert. 135 M it großen Schwierigkei ten wa r insbesondere die Verladung der Bierfässer in die Keller verbu nden. Sehr anschau lich schilderte dies Friedrich Hoepfner rückblickend in seiner Fest- schrift zur Inbetriebnahme seiner neuen Brauerei (s. S. 71) auf dem Rintheimer Feld: "Die Felsenkeller waren sehr tief und hatten hohe Staffeltritte. Dadurch wurde das Hinab- und Heraufsc haffen der leeren wie der vollen Transportfässer. was ohne maschinelle Unterstüt- zu ng geschehen mußte, sehr erschwen . Da überdies die Keller schlecht entwässert waren, 45 eines ßier- fasses allS dem b ger- keller der Brauerei Hoepfner. kam es zuweilen vor, daß sie tief unter Wasser stan- den. Das HerauFl.iehen der schweren Lagerfässer war stets mit e iner gewissen Gefahr verbunden. Die Fässer wurden in den feuchten Kellern recht schlüpf- rig, diese Schlüpfrigkeit ging auf di e Seile über, mi t denen die Arbeit gethan werden mußte; so hatte der Mann , der das Fass unten zu lenken harre, im mer die Gefahr vor Augen von e inern ausglei tenden Fasse getroffen zu werden. Man machte nun AuFlüge, tun die Fässer aus den Kellern heraufl.ubringen, doch die neuen Einrichtungen waren an fa ngs mangel haft, und es ereigneten sich du rch diese noch mehr U nglücksfhlle ."136 Um sich von den mangelhaften Kelleranlagen in DurIach und der Umgebung unabhän- gig zu machen, suchtc man die Bierlagerkeller in Ka rlsruhe durch Eiskühlung zu verbessern . D ics stellte eine der einschneidendsten Verä nderu ngen im Brauwesen der I 860er Jahre dar. Hoepfner ballte 1863 an seine Brauerei, damals noch in der Kaisersn aßc 14, den ersten Eiskeller an und gab die Felsenkeller in Durlach auf. 137 Auch Stef.1n Moninger errichtete 1862 bis 1864 neue Lagerkeller in der Waldhornsrraße, die in di rekte r Verbindung m it einern Eiskeller standen und dadurch e in e einigermaßen konstante Kühlung erhieI ren. 138 Bereits vor 1860 harten di e Brauereien Hack, Geiger und EiseIe vor dem Karlsro r und an der Kriegssrraße sowie Reble und Clever vo r dem Mühlburger To r Bierkeller angelegt. Albert Printz errichtete 1865 ebenf., l1s vo r dem M ühlburgerTor neue Lagerkeller, d ie durch die Verbindung m it einem Eiskeller Kü hlu ng erfuhren. 139 Doch diese Eiskeller waren zunächst nicht viel besser als die Felsenkeller. Im Sommer stieg die Temperarur au f etwa 9_ 10 0 C an. Spärer erfuh ren sie eine Verbesserung, indem man über ihnen ein großes Wasserreservoir anlegte. D ie Brauerei Prinrz errichtete ein solches "Eisschiff" über ihrem neu erbauten Keller an der Kaiserailce im Jahr 1870. "Eisschi ff" der Brauerei PrilH7. an der Kaiserallee. 46 Doch die Vorräte an Eis reichten meist nicht aus, mußten doch. abgesehen von den Eiskellern der Brauereien, auch die WirtSchafte n für den Bierverkauf mi t Eis versorgt werden. Be- sonders schwi erig wurde es, wenn ein -J"/J-, /J weitgehend frosrfrei- Briefkopf mit Abbildung der Berriebsgebäude der Kulsruhcr Eisfabrik ßcnzi ngcr. cr Winter ei nrrar, wie z. B. I 883/! 884. Dann mußte man mit G üterzügen Eis aus den Alpen einführen. 1884 kam es aus Zell am See und kostete je Zen tner, der in Karlsruhe ankam, 90 Pfennig. 1876 hatte man G letschereis aus Martigny bezogen, das jedoch sehr teuer war. Um dieser "Eisnot" zu begegnen. vereinigten sich 1876 die Karlsfuher Bierbraucr zur Unterstützung des Baus der Eisfabrik Benzinger. Doch in Jahren wie 1884 reichte die Produktion der Firma Ben- zinger noch nicht aus, um über den Sommer Zli kommen. So mußte auch weiterhin Eis hin- zugekauft werden. Dabei stell te sich heraus, daß das im Sommer d. J. von einer Trierer Eisf.1brik gel ieferte Eis um ein Drittel billiger war als das im Frühjahr aus Zell am See bezogene. 140 Die künstliche Eisherstellung war durch earl von Lindes Erfindung der Ammoniak- Kompressions-Kältemaschine im Jahr 1874 möglich geworden. Die ei nzelnen Brauereien konnten sich in jenen Jahren die Anschaffung einer solchen Eismasch ine noch nicht leisten. meist boren ihre Braustärren auch nicht den entsprechenden Raum . Bei Hoepfner wußte man sich, bis der Bau einer neuen Produktionsstärre mit e iner Eismaschine möglich wurde, durch ein Verfahren zu helfen, das Gursbesitzer in Norddeutsch land praktizienen . Mittels Isolat ion durch eine 60 bis 100 cm dicke Torfschicht gelang es, Eishaufen von 60.000 bis 160.000 Zentnern im Freien für zwei bis drei Jahre zu lagern. Das Eis wurde im W inter bis ZU sieben Meter hoch aufgeschichtet, im Frühjahr fehlte etwa ein halber Meter, nach einem Jahr einei nhalb bis zwei Merer.141 D ie Probleme der Kühlung sollten erSt mit der Anschaffung von Eismaschinen durch die einzelnen Brauereien eine befriedigende Lösung finden . Erforderlich waren hierzu oft umfang- reiche Baumaßnahmen, für die die vorha ndenen Anwesen nicht immer genügend Raum boten . So erfolgten im Karlsruher Brauwesen gegen Ende des 19. Jahrhunderts Verlegungen der Firmenstandorre, und es setzte eine rege Bautätigkeit ein. Die Brauerei Printz installier- te 1884 eine Eismaschine der Firma Vaas & Lirrmann . 142 Moninger setzte 1887 in seiner neuen Braustärre an der Kriegssrraße die erste Linde'sche Eismaschine in Betrieb. Seiden eck folgte 1890. 143 Nun war das Bierbrauen nicht länger ein Saisongeschäft. Sommer wie Winter konnte das sich ständ ig steigender Nachfrage erfreue nde Getränk gebraut werden. 47 Anlage eines Eishaufens. ;111 Freien ~l:''n !ctzltn ;I.!ll!C Winltr 1896/ 9, llu!gesent. Die Brauereien, die sich die Anschaffung einer Eismaschine nicht leisten konnten, waren bald nicht mehr konkurrenzf.'ihig. So war die Frage der Kühlung sowohl brautecl1l1isch als auch wirtschaftlich vor; großer Bedeutung. Mit Einführung der Eismaschine wurde ein ent- scheidender Schritt vom Brauhandwerksbetrieb zur industriellcn Großbrauerei vollzogen. Allerdings stellte dies nicht die einzige wichtige Neuerung bei der Bierproduktion dar. Veränderungen beim Braucn Die Entwicklung dcs Braugewerbes zur industriellen Betriebsa rr wurde insbesondere auch durch die Einführung des untergärigen Brauverfahrcns - auch als .. bayerisches" bezeichnet, weil es dort schon seit dem 18. Jahrhundert Aächendeckend praktiziert wu rde. Den ent- scheidenden Vorteil dicser Braumcthode gegenüber der traditionellen Weisc, hat ]UStllS Liebig in sein er "O rganischen C hemie" von 1840 beschrieben: "Die englischen. franzö- sischen und die meisten deutschen Biere gehen beim Z utritt dcr Luft in Essig über; diese Eigenschaft fehl t den baierischen Lagcrbieren, sic lassen sich, ohne sauer zu wcrden, in voll en und halbgefüllten Fässern ohne Veränderung aufbewahren. Diese schätzba re Eigenschaft haben diese Biere durch ein eigenthümli chers Verfahren in der Gährung der Bierwürze, durch die sogenanntc Unterg~ihrung, erhalten, lind eine vo llenderc Experimen- 48 tierkunst ha t damit eins der schönsten Probleme der Theorie gelösr."llili Bei dem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts außerhalb Bayerns noch übl ichen Verf.,IHen der Obergärung steigt bei höh eren Temperaturen die I-Iefe an die Oberfliiche der Wütze, die Gärung läuft schneller ab, und es ist keine Lagerung erforderl ich. Diese Herstellungsweise bedingte jedoch unter den damaligen Produktionsmöglichkeiten eine schlechte Lagerhalrung und geri nge Transporrf;ihigkeit. Bis etwa 1860 dü rfte sich die "ba)'erische" Braumethode über ganz Deutschland verbreitet haben. Auch Jakob Friedrich Hocpfncr änderte in jenen Jahren sei n Brauverf..1hren, um die Konkurrenz durch höhere Leistungen, d. h. ein besseres Bier, zu übertreffen. Er ging von der .,ü blichen "Wasserm aische" oder "Maische auf Satz", wie es in Böhmen Brauch ist, ab, und führte das bayerische Verfahren ein - zwei Dickmaische und eine Laurermaische -, wodu rch ein vollmundigeres Bier erzeugt wird."145 In jenen Jahren hielten auch erstmals Dampfmasch inen Einzug in Karlsruher Brauereien. Als erste badische Brauerei schaffte 1864 Seldeneck in Müh lburg eine solche an (s. S. 25). Die damit aufko nunende Dampfkochung harre nicht nur den Vortei l, kohlesparend zu sein , sondern errn öglichte auch eine präzisere Regulierung des Brauprozesses. Hoepfner ließ 1875 einen Dampfkessel und eine Dampf- Dampfkräftestand 1875 bis 1900 maschine aufste l- Anzahl der Pferdekräfte len. NU ll wurde die neu errichtete Malzda rre durch Dampfkraft be- ttieben .1106 Neben einer Ersparnis an Arbeitskraft füh r- te dies zu einer größeren G leich- mäßigkeit des Pro- duktes, d ie Im i---l"«"+''''·'' 3U' '" so CI) iO "0 .?f) I'" IJJ "Q IjS 2" 2?J1~ o!t.'!~II~ ~.o!' l~ I f!l(70. 1898. I r J.- -IS81 I V .!- iB7J. 1/ I I Handbctrieb niemals erreicht wcrden konnte. Bei Moninger wurdc 1886 C1l1 Maschi- nenhaus mit ei ner "Dampfkesselanlage neuester Bauart" errichtet. 147 Weitere entscheidende Verbesserungen brachte dic Einführung des Saccharometers, mit dem eine gcnaue Kontrolle dcr erzielten Extraktmenge und dcs Malzvcrbrauchs ermöglicht wu rde, sowie des Thermometcrs. Nun war eine exakte Überwachung des Gärungsprozesses und vor allem die Prüfung der Haltbarkeit des hergestellten Bieres gewährleistet. Mit der Ersetzung hölzerner Gerärschaftcn d urch eiserne wurden schließl ich die Säurebildung, die sich bei hölzernen Arbcitsmitrc1n leicht einstell te, unterbunden und dic hygicnischen Be- dingungen entscheidend verbessert. In den Karlsruher Brauereien kam die Bautä tigkeit in diesen Jahren nie zu einem Absch luß; neue Lagerkeller, Mälzereien lind Pichereien wurden errichtet. Ein anschauliches 49 Beispiel hierfür gibt e ine Auflisrung dcr Baumaßnahmen der Brauerei Primz in den Jahren 1865 bis 1897 . Prin rz expandierte um 1875 zur größten Karlsruh er Brauerei.148 Baumaßnahmen der Brauerei Primz 1865-1897149 1865 1870 1874-1 876 1878 1879 1879 1882 1884 1886 1887 1893 1896 1897 Bau eines Lagerkellers (mit Eiskeller für 8.000 Zentner Eis) Bau eines Lagerkellers (Eiskeller für 15.000 Zentner) Bau Brauerei, M älzerei, Wohnhaus Bau eines Eiske llers Lagerkel ler-Neubau Bau einer Picherei-Anlage Bau eines Lagerkellers Eismaschine und Kesselanlage Neubau eines Stallgebäudes Bau einer Malzdarre Bau einer Süßwasser-Kühlanlage Bau eines Kontors Kessel - und Maschinenanlage mit Eismaschine System Linde Die größeren expandierenden U nrernehmen bezogen um die Jahrhundertwende meist prächtige Neubauten, von denen an anderer Ste lle noch ausführl icher die Rede sein wird (5 . S. 128) . Am Beispiel der Brauerei Printz soll im Folgenden gezeigt werden, wie um die Jahrhun derrwende Bie ~ gebraut wurde und wclcher Stand der Technisierung in der zu jener Zeit größten Karlsruher Brauerei erreicht war. Sicher haben seither eine Vielzahl weiterer technischer Neuerungen den Prozeß des Brauens weiterentwickelt. Einige grundsätzliche Arbeitsschritte der Bierherstellung werden hier jedoch anschaulich dargestel1 t. Ein Rundgang durch di e Brauereianlage der Firma Printz 1895 D ie Brauerei Prinrz hatte 1875 vor dem Mühlburger To r neue Gebäude auf einem 33.052 m 1 großen Firmengelände bezogen, das im Norden durch die Kaiserallee, im \'<Iesten durch die Scheffel- , im Süden durch die Sophienstraße und im O sten durch das damalige Gelände des städtischen Gaswerks 2 begrenzt wurde. 150 Es handelte sich hi er um die damals mo- dernste und in ihrer Art erste Brauereianlage in Baden und Württemberg. Die einzelnen Stationen der Produktion standen in engster räumlicher Verbindung, so daß ohne Zeir- und Qualitätsverluste das zu brauende Bier von einem Gegiß in das andere geleitet werden konnte. Nun konnten innerhalb von 24 Stunden drei Sud Bier von je 12 .080 Litern her- gestellt werden. Betrieben wurde die Anlage von einer großen Dampfmaschine mi c ,, 16 Pfer- dekräfcen" und einer kleinen von fünf. Ein Schienenstrang führte bis in das Brauhaus.151 50 In der 1875 erri chteten MäIzerei wurde Gerste zu Malz verarbeitet - "eine Arbeit. die um so größere Aufmerksamkeit erforderr. als von ihr viel von der Güte des aus dem Malze her- zustel lenden Bieres abhängt." IS2 D ie Gerste, teilweise aus der Umgebung Karlsruhes. teil- weise aus dem Elsaß, der Pfalz und Ungarn bezogen, wurde zun ächs t in einen großen Be- hälter, Gerstenrumpf genannt, geschüttet und von dort durch ein Bechcf\verk in das fünfte Srockwerk befördert . Zum Reinigen und Sortieren der Gerste waren bereits Maschinen vo r- handell. Während die gereinigte vollkörnige Braugerste durch ein Transportband auf Schüttböden gelangte. wurde minderwert iges Korn als Futtergerste aussortiert. Anschl ie- ßend wurde die Gerste von den Schüttböden in "Gerstenweichen" gegeben, um dort gewa- schen zu werden und drei bis vier Tage bei häufigem Wasserwechsel zu weichen. Hierdu rch wurde das zum Keimen wichtige Vegerarionswasser aufgenommen. Nach Ablassen des Weichwassers gelangte die Gerste in die sich uIHer den Weichen befindlichen Malztennen. In diesen großen, luftigen, in zwei Kelleretagen übereina nderliegenden Räumen, die bei warmer W itteru ng durch eine Eismaschine gekühlt werden konnten , wurde die geweichte Gerste in dünnen Schi chten ausgebreitet. Nach zwei Tagen fing sie an zu keimen. Um eine Erwärmung zu vermeiden. muß sie während des Keimprozesses häufig gewendet werden. Nach etwa acht Tagen wurde das "GrÜnmalz". so die Bezeichnung für die Gerste im ge- keimten Z ustand. in der Darre etwa 48 Stunden bei bis zu 110° C getrocknet und geröstet. Sudh:tus der Br:tucrci Albert Prinr.l. 5\ Der Transport vom Keller zur Darre erfolgte in kleinen Transporrwagen mittels eines AuFluges. D ie Darrung unterlag einer genauen Beobachwng, wi rd doch durch sie dcm Malz der C harakrer des daraus herzustel lenden Bieres gegeben. Die Darrhorden der beiden Malzdarren wa ren mit Selbstwendern versehen, die ei n regel mäßiges Wenden des Malzcs gewährleisteten. Das fertige Malz wurde dann VO ll der Darre durch ei n Becherwerk in den im fünften Stock des Mälzereimittelbaus stehenden Entkeimungsapparat transportiert. Dort wurden die Keime entfernt, vo m Malz abgesondert lind schließlich als Funer oder Dü nge- mittel verkauft. Das Malz gelangte auf Schüttböden . Nach einiger Lagerzeit wurde das Malz, wiederum minels eines 1i'ansporrbandes, in R~iLlme über dem Sudhaus gebrach t. Dort befand sich eine Malzpol iermaschine, die das Malz mittels gegeneinanderlaufender Bürstcn reinigte. Danach wurde auf der auto matischen Sreucrwaagc das anschließend in der Schrot- mühle zur Zerkleinerung gelangende Malz gewogen. Die Biersteuer wurde in Baden ab 1897 nämlich auf das Gewicht des zur Verarbeitung kommenden Malzes erhoben (s. S. 100 ff.) . In der Schrotmühle konnten in einer Stunde bis zu 2.000 kg Malz zerkleinert werden. Stolz berichtete die Brauerei Primz von einer in den Räumen dcr Mälzerei befind lichen "Staub- sammelanlage", in der mittels eines "Exhaustors" die Staub geschwängerte Luft angesaugt und in Filterschläuchen gereinigt wu rde. 153 Diese Anlage diente der Gesund heit der in der Mälzerei beschäftigten Personen und der Betriebssicherheit, verr ingerte sie doch die Gefah r einer Staubexplosion. Das Malzschrot wurde anschließend zum Versieden gebracht. Das 1874 fertiggcstelltc Sudhaus der Firma Printz wurde in den folgenden Jahren vollständig umgebaut und mit einer neuen Anlage der Maschinenfabrik L. Nagel ausgestattet. Die kup- fernen Braukessel hatte der Kupferschmied Franz Schwarze angefert igt. In einem Vormaisch:-Apparat wurde dem Malzschrot Wasser zugesetzt, um dann als brei- ige Masse in den Maischbottich zu fließen . Eine Maischmaschine arbeitete das Maischgur durch und brachte es durch Zugabe von heißem Wasser auf eine bcsrimmte Temperatur. Ein Teil der Maische floß sodann in einen tiefer stehenden Maischkessel, wo sie langsam zum Kochen gebrachr wurde, um nach ei niger Zeit wieder mit einer Maischpumpe zuriick in den Kessel gebracht zu werden. Dieser Vorgang wurde noch zwei mal wiederholt. Zweck des Maischprozesses. der erwa fünf Srunden dauerte, war es, die im Malz enthaltene lösliche Stä rke unter Einwirkung des Ferments Diastase in Zucker (Maltose) und Dextri n umzu- wandeln. Danach wurde der gesamte Inh alt des Maischbortichs in einen Liurerborrich gep umpt, wo er zur vollst~indigen Verzuckerung eine Stunde ruhte. Hier wurden die ausge- kochten Malzhülsen, der Treber, ausfi lrriert. Auch zum Abrransport dieses Abfa ll produktes, das eine Weiterverwendung als Futtermittel f.1nd, stand eine "sinnreich konstruierte" Ma- schine zu r Verfügung. 15~ Die verbleibende zuckerhaitige, eiweißreiche Flüssigkeit, die W ün.e, gelangte anschließend über die sogenannten "Läuterrohre" in den kup fernen Hopfenkessel. In ihm wurde die Würze etwa drei Stunden mit dem Hopfen gekocht, um die Konzen- tratio n der Würze zu erhöhen und die gerinnbaren Eiweißkörper auszuscheiden. Über den "Hopfenseiher" lief die gehopfte Bierwürze dann auf die im Freien stehenden Kü hlsch iffe ab. Von den Kühlschiffen rieselte sie an der Außenwand der Kühlapparatc herunter in eine 52 G irkel1 cr dcr Braucrei Albe rr Primz. Sammel mulde, von welcher sie, auf 5° C abgekühlt, in den darunter liegenden Gärkeller geleitet wurde. Die Brauerei Printz verfügte über zwei übereinanderliegende Keller mit 120 Gärbotti- chen, die jeweils 3 .000 Liter faß ten. Hier wurde unter Z ugabe vo n Hefe die Hauptg~irung eingeleitet. Um die Reinheit des Gärprozesses zu gewährleisten. stellte man bei Printz die Hefe im "Hefe l'e inzuchr-Apparar" unter "wissenschaftlicher Kontrolle" selbst heLl55 Durch Z ugabe der Hefe setzt sich der in der W ürze enthaltene Zucker in Alkohol und Kohlensäure um . Eine Küh l- vorrichtung an den Gärbortichen ermöglichte die Regu- lierung des Gärvorgangs. Nach etwa neun Tagen war die Gäru ng abgeschlossen und die nun als Bier zu bezeichnende Flüssigkeit wurde in Lagerfässer umge- pu 111 pi:. Bevor das fertige Bier zum Ausschank kommen konnte, lagerte es hier noch einige Monate zur Nach- gä rung. Die Lagerkeller wurden mittels an den D ecken angebrachten Rohren, in denen eine d urch die Eis- maschine auf -8" C gekühlte Salzläsung zirkulierte. au f einer Tempera tur vo n -2" C gehalten. 53 Maschinenraum der Eisherstel lung in der Brauerei Alben Prin tz. D ieser kurze Rundgang durch die Brauanlage von Prilltz um d ie Jahrhunderrwende mag eine Vorstellung vermitreln, welch rasan te Entwicklung die Technisierung der Bierher- stellung in jenen Jahren erfahre n hat. War noch 50 Jahre zuvor von Alberr Prilltz in der Herrensrraße Bier im reinen Handbcrrieb gebraur wo rden (5. S. 44.) , stand nun in der Wesrsradr eine "Bierfa brik", in der das Bier industriel l hergestel lt wurde. Andere Brauereien vo llzogen in diesem Zeitraum eine ähnliche Entwickl ung, doch davon wird im einzel nen noch die Rede sein. Neben dem H erstell ungsverfahren soll ten auch Abfüll ung und Vertr ieb des Biers einen grundlegenden Wandel erfahren. Vom offenen Bier zum Flaschenbier Ursprünglich wurde Bier aus Holzfhsscrn gezapft lind für den Hausverbrauch in Kcram ik- . H olz-, Leder- oder Merallbehältern transporrier t. Vor 1780 gab es vermutlich keine Glas- flaschen, die e igens für Bier bestimmt waren . Zwar hane der Engländer Nowell bereits um 1600 entdeckt, daß in einer G lasAasehe die Nachgärung begünstigt und bei entsprechender Versiegelung die Q uali tät des Biers verbesserr wurde, doch die auf G las erhobene Steuer war hoch, u nd zudem gab es lange keine geeigneten Versch lüsse. Die frühen, gegen Ende des 18. Jahrh underts hergestellten Bierflaschen wa ren Illu ndgcblasen und hatten einen zylin- drischen Korpus rnir einer wulstig verstärkten Lippe. Diese ermöglicluc es, äh nlich wie bei den heurigen SektAasehen, den Korken mi r einem Halredrahr zu sichern. Die Farbe dieser Flaschen war vorwiegend grün, meistens dunkeloliv. Ab 182 1 ermöglich te das Rickct- Patent es, Flaschen in KJappfotmen aus Mera ll zu ferr igen . D iese Patent-Flaschen blieben bis etwa 1880 neben den SteinzeugAaschen die gä ngigsten BierAaschen. Vereinzelt gab es auch geprägte oder gesiegelte ßierflaschen in Weinflaschen form. Mit der Einführung neuer Verschlu ßarten nahmen Formenvielfalt und Unterschiede in G röße und G lasf., rbe bei Bier- Aaschen zu. Nach und nach wurden die korkverschlossenen Flaschen von Flaschen mit Schraubverschl uß, sei t 1875 mi t Bügelverschlu ß und schließlich mi t Kronkorkenverschluß verdränge 156 Der in Amerika enrwickel rc Kronkorken kam 1892 mit einer Masch ine zu m Verschließen auf den Markt157 Bis zur 1965 entwickel ten, heute geb räuch lichen Eu ro- no rm Aasche soll te es jedoch noch ein langer Weg sein . Die BierAaschen des 19. Jah rhun- derts kOl1lucn viele Fo rmen an nehmen, neben grünem kam vermehrt auch braunes Glas in Mode. Mit verbesserter Flaschenferrigung verbreitete sich sei t etwa 1880 die Ausstanung der Bierflaschen mit reichhaltiger Prägung. seien es Schrift. Bi ldmotive oder Yerlierungen. Erst nach dem Ersten Wel tkrieg wurde mit der verstärkt einsetzenden Massenproduktion von bi lligen Flaschen auf die teure Prägung verzichtet. Standessen ben utzte man nun Papieretikerren als Werbeträger. 158 Auch in Karlsruhe verbreitete sich in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts neben dem Faßbiergeschäft der Flaschen bierh andel. Zunächst erfolgte die Abfüllung in Flaschen nicht durch die Brauereien, sondern durch Flaschenbierh 'ind ler, die das Bier VO ll den Herstellern 54 Flaschenbier:tbfiillung bei Mon inger. in Fässern gel iefcn beka mcn. Meist wurde der Flaschenbierhandel vo n Frauen im Neben- gewerbe betrieben . Eine Konzession war nicht erforderlich, und da die Flaschen von den Brauereien geliefen wurden, war kein besonderer Aufwand an Kapital erforderlich. Auch die Kinder halfen im Bierhandelmit, etwa beim Austragen der Flaschen an die Kundschaft. Es wurden jedoch nicht nur Privarleute, sondern auch Läden, insbesondere Kolonial- warenläden beliefert. Lief das Geschäft gut, schafften sich Flaschenbierhändler auch Wagen und Pferde an. Ein Problem stellten die hygienischen Verhältnisse bei der Abfüllung des Bieres in die Flaschen dar, den n oft war die Einrich tung der kleinen Händ lerinnen sehr pri- mitiv: ein oder zwei Fässer zum Sp ülen der Flaschen und ein einf..1cher Apparat zum Auf- ziehen, oft nur ein Schlauch mit natürlicher Saugvorrichtung. Auch über die mißbräuch- liche Verwendu ng der BierAaschen zu anderen Zwecken wurde geklagt. Insbesondere durch die zeitweilige Benutzung der Flaschen als Behältnisse für gesu ndheitsschädliche 5roffe wur- den negative Auswirkungen befürchtet. 159 Konkurrenz entstand den Flaschenbierhändlern schließlich durch die Brauereien. D iese begannen selbst, das Bier in Flaschen abzufüllen und es an Privatleute, Kaminen oder Läden mit speziellen Flaschenbierwagen auszuliefern. Die Brauerei PrilHz z. B. richtete 1898 eine "Flaschenbierfü llerei" ein. Hier wurden die lee- ren Flaschen zunächst "mit einem beständig arbeitenden Apparat in warmem Wasser ein- 55 geweicht und mirrels einer vortreffli ch bew~ihrten Flaschenreinigungsmaschine innen und außen durch Bürsten gründlich gereinigr. " Anschließend wurden ebenfalls durch eine Maschine Etiketten aufgebtacht. In einem gekühlten Raum wurde schließlich das Bier mi t- tels "Abfüllapparat , . .. mit größter Vorsicht, um den Verlust an Kohlensäure auf ein Mini- mum zu beschränken, in Flaschen gefüllt. "'GO Eine Voraussetzung für die industrielle Flaschen bierabfülIung war nicht zuletzt die Ein- führun g moderner Bierfilter. Die frühere Filtrierung des Bieres erfolgte durch Hasel nuß- späne, die nicht verhindern konnten, daß das fertige Filtrat noch Hefekeime elHhiel r. Infolgedessen war die Haltba rkeit des Bieres sehr gering. Daruntcr hattc insbeso ndere das in Flaschen abgefüllte Bier zu leiden, das sich nur fü t etwa drei T.lge in trinkbarem Z ustand hielr. Mittels der ncuen Bierfilter gelang es, völlig hefekeimfreies Fil trat zu gewinnen und damit seine Haltbarkeit sicherzustellen.161 Für die kapitalkräft igeren Brauereien war es ein f.:'lcher als für den Flaschenbierh;indler, den nötigen Raum , Betriebsmitrel und Arbeitskräfte für die Abfüllung bereitzustellen. Da davon ausgegangen werden konnte, daß es hier hygienischer zuging lind die Qualität und Haltbarkeit des Flaschenbieres dadurch auch eine bessere war, gaben die Kunden dem in den Brauerein abgefüllten Biet den Vorzug. So nahm das Flaschenbiergeschäft der Braue- reien einen beachdichen Aufschwung. 162 Dennoch gab es auch weiterhin Flaschenbier- händler. tätigten die Brauereien doch keine Lieferung unter 20 Flaschen. Nach der Jahrhun- dertwende war der Siegeszug des Flaschenbiers nicht aufzuhal ten. "Auch die Arbeiter, besonders di e auf Bauren beschäftigten Handwerker, finden Flascl~enbje r. das aufbewahrt werden kann , vielfach bequemer als die Verabreichung in G J;isern ", stellte G ütermann in seiner Studie über das Karlsruher Brauwesen 1908 fest. I 63 Absatzgebiete und ßierso rten Neben dem Verkauf vo n Bier in Flaschen, war nach wie vor die direkte Auslieferung von Faßbier an Kunden in der näheren Umgebung die häufigs te Absatzform der Karlsruher Brauereien. Das in Transportfässer abgefüllte Bier wurde von Brauerei-Kutschern an W irt- schaften. Fabrik-, Militär- und Bahnkantinen, manchmal auch an Privatkunden ausgelie- fe rt. '64 So gehörten zu jeder größeren Brauerei auch Pferdes tälle. H oepfner z. B. hatte 1900 3 1 Pferde im Stall stehen. ,G5 Die Kunden führten ein "Bierbuch", in das die Lieferungen eingetragen wurden, als Gegenkontrolle führten die Bra uereien Aufnahmebücher. Da das Karlsruher Bier sich über die G renzen der Res idenz hinaus wachsender Bel iebt- heit erfreute, gewannen Lieferungen an entferntere O rte zunehmend an Bedeutung. Beim Transpo rt mit der Eisenbahn konnte jedoch nur in Waggo ns, die mit Eisbehältcrn sowie gegebenenfalls mit Schutzmittel n gegen zu große Kälte oder Hitze ausgerüstet waren, d ie Qualität des Bieres erhalten bleibel1. Stückgutsendungen waren in ma nchen Jahreszeiten nicht möglich und außerdem teurer. Einige Brauereien harren eigene Waggons. Eine direk- 56 Fbschcnbicrwagcn im HoF der ßr:lllcrei Moninger an der Kriegsstraßc. re Lieferu ng an ein e Gaststän e war nur dann mögl ich , wcn n d iese eine ganze Waggon ladung Bier besrellen und rasch absetzen konn te. Da Karlsruher Brauereien solche Großkunden nicht harren, etablierte sich ein System des Zwischenhandels zwischen der Brauerei li nd den einzelnen Wirren. Das Bier wurde zunächst an cin e Stelle, die sogenann- te Niederlage. gel iefen und von da aus wciterven ei lr. Um Qualitärsminderungen vorzu- beugen. mußte es nach einer langen Bahnf:'l hrt jedoch vor der Weirerverreilung einige Zeit in einem geeigneten Keller ruhen. Die N iederlagen wurden entweder von den Brauereien selbst bet rieben oder, wen n der Ex porr größere Dimensionen annahm , durch einen "Verleger". Oft war ein .. Verleger" zuvor selbst Besitzer einer kleineren Brauerei gewesen, die ihren Bet rieb eingestellt harre und nun den bisherigen Kundenkreis mit dem Produkr ein er anderen Brauerei belieferre. Da ein solches UlHerfangen nicht ohne Risi ko war. war ei n gewisses Kapital zur Führung einer Niederlage erforderlich. 166 D ie Karlsruher Braucrcien harren um die Jahrhundertwende in vielen bad ischen Städten N iederlagen. so etwa in Rastarr, Baden-Baden, Büh l und Offenbu rg. in Bruchsa!, Mingols- hei m, Mannheim und I-I eidelberg sowie in Langensteinbach und Pforzheim. Außerdem wurde Karlsruher Bier in die Phllz, in das Elsaß, nach Württemberg und Preußen geliefert. Die Brauerei Hoepfn er konnte in Pforzheim einen beachtlichen Umsatz verzeichnen und erwarb don einige H ~iusc r. In den 1890er Jahren übernahm sie die ehemaligc Brauerei "Zu m Reichsapfel " in I-Ieidclberg und errichtete dort wie in Bruchsal und Mannheim eben- 57 KARISRUi' f.11ls ellle Niederlage. Desweiteren eröffnete Hoepfner Niederlagen in Kehl und Straß- burg. 167 Moninger hatte bereits 1869 kleinere Mengen Bier nach Saarburg, Paris lind London verkauft, mußte diese Gesch'iftstätigkeit jedoch infolge des Krieges von 1870/71 wieder ein- stellen. 168 Die Brauerei Prilltz lieferte ab 1878 helles Exportbier nach Paris. Erste Versuche, auch Bier "nach Übersee" zu liefern , hanen sich jedoch nicht als rentabel erwiesen lind wurden wieder eingeste ll t. Die Firma Mon in- ger konnte dann 1906 melden, "daß das Moninger Flaschenbier auch in überseeischen Ländern sich derselben guten Aufnahme wie in der Heimat erfreur." ' 69 Prilltz setzte 1899 immerhin GO % seiner Gesamtproduktion aus- wärts ab und nur 40 % in Karlsruhe. '7o Dies entsprach in etwa den Relationen des insge- Bierflaschen aus der Zeit um die Jahrhundertwende. samt in Karlsruhe gebrauten und ausgefü hrten Bieres. Im Jahr 1900 wurden von den insge- same 450.558 Hektolitern gebrauten Bieres 262.072 Hektoliter ausgeführt. ' 7' "Um dem Geschmack des Pubikums nach Möglichkeit Rechnung zu tragen, stellt die Brauerei vier Sorten Bier her", war in der Festschrift zum 50jährigen Jubil:ium der Brauerei Printz zu lesen. Fast zw~i Drittel der Produktion machte ein dunkles Lagerbier "mit Münch- ner C harakter" aus. ln Der Begriff "Lagerbier" entstand im bayerischen . von wo aus sich die untergärige Brauweise ausbreitete. Für das Kühlhalten der Gär- und Lagerkeller war bei der Untergärung wesentlich mehr Kälte erforderlich als bei der Oberg'irung. Erst die Ausreifung der Kältetechnik erleichtene d ie L1gerbierherste! lung und machte die Begriffe "Sommerbier" und "Winterbier" überflüssig, konnte doch nun unabhängig von der Jahreszeit gebraut und gelagen werden.173 Daneben wurden bei Printz drei Sorten Exportb ier gebraut: "ein dunkles nach Münchener Art, ein goldgelbes nach Wien er und ein lichtes nach Pilsener Arr."' 74 Auch der Begriff "Exportbier" breitete sich von Süddeutsch land aus. Er wurde im 19. Jahrhundert im Zusammenhang mit dem zunächst innerdeutschen Bierexport mit der Eisenbahn gebildet und bezeichnete ausgeführtes Bier. Erst im späteren 20. Jahrhundert bezog sich der Begriff nicht mehr auf zum Export bestimmtes Bier, vielmehr wird damit ein Bier bezeichnet, das sich von Lagerbier durch einen höheren Stammwürzegehalt unterscheicler. 175 Die Bezeichnungen "Münchener'" "Pilsner" oder "Wiener" Art bezog sich nicht mehr auf die Herkunft, sondern auf den Typ des Bieres. Das Pilsner oder "böhmische Bier" z. B. " .. . ist besonders wegen sei- ner blassen Farbe und seines eigenthümlichen, weinigen und angenehm bitteren Geschmak- kes zu einem besonderen Renomee gelangt," hieß es in einer Beschreibung von 1893 . 176 58 Bei Moninger in Karlsruhe braute man in jener Zeit ebenfalls ei n Lager- und ein Export- bier, "dunkel nach Münchener Brauart", dcswcitcren ein Bockbier und ein Doppelbock sowie das "Kaiserbier". 177 Dieses mildbittere, helle Bier wurde 1904 vo n Stefan Moninger auf den Markt gebracht. Die Chronisten der Brauerei sind sich jedoch nicht einig, welchen Typs dieses Bier war: Die Festschrift von 1906 bezeichnete es als ein Bier "nach Pilsener Brauart", während 1956 von einem Bier "nach Wiener Art" die Rede ist. 178 Wie dem auch sei, es handelte sich dabei auf jeden Fall um ein helles Bier, und das stell te im Hause Moninger eine Neuhei t dar, hatte doch bis zu diesem Zeitpunkt fas t 95 % der Produktion aus dunklem Bier bestanden. Moninger erkannte offensichtlich den sich anbahnenden Geschmackswandel, lind das "Kaiserbier" entwickelte sich zum Standardbier der Brauerei. H EKTOLITERWUT UND B I ERPALi\ST E - KONKURRENZKAMPF UND K ONZENT RATIONSPROZESSE IM BRAUWESEN Mit den dargestellten umf.'lIlgreichen Neuerungen, die sich im Brauwesen während der zwei- ten Hälfte des 19. Jahrhunderts vollzogen , ging auch ein Wandel in der Karlsruher Brau- wi rtschaft einher. Der in den 1870er Jahren einsetzende allgemeine Aufschwung stellte den Auftakt für einen heftigen Ko nku rrenzkampf unter den Brauereien dar. Die steigende Biernachfrage hatte teils zu Firmenneugründungen, te ils zu Vergrößerungen der bestehen- den Brauereien geführt. Im gesamten Großherzogtum Baden, wo noch im 18. Jahrhundert Wein als Gerränk dominierr hatte, stieg die pro Kopf der Bevölkerung produzierre Menge Bier in den Jahren zwischen 188 1 und 1900 schließlich um mehr als das Doppelte an . Biergewinnung pro Kopf der Bevölkerung in Liter179 Jahr Baden Würrtemberg Bayern Elsaß-Lothr. Zollgebiet 188 1 76 164 232 60 87 1885 78 144 234 44 91 1890 102 172 258 52 107 1895 111 187 277 61 116 1900 160 179 29 1 64 125 Einersei ts stieg die Nachfrage, andererseits waren die Brauereien wiedenllll gezwungen, ihren Absatz zu erhöhen, denn je höher die Absatzziffer war, des[Q geringer waren die Unkosten je abgesetzten Hektoliter Bieres. Zwar war zur Produkrion einer größeren Menge Bier auch eine größere Menge an Rohstoffen erforderlich, die allgemeinen Unkosten ver- ringer ten sich jedoch. Die laufenden Betriebskosten sowie Lohn und Arbeitszeit stiegen nicht im selben Verhälmis wie der Bieralissroß. Gütermann berechnete in seiner Studie zum 59 Karlsruher Brauwesen 1908, daß mit denselben Unkosten an Lohn und Arbeitszeit wie für 40 hl auch 60 hl gebraut werden konnten. Auch die Geh~il[er für kaLlfm~i n nisches Personal, Angestellte in den Laborarorien und so nstiges Personal stiegen nicht im Verhältnis zu r Mehrprodukrion. Schließlich konnte ein Bierfahrer auf seinem Wagen ebensogur 10 hl wie G hl laden. Die gesamten Betriebskosten. Zinsen us\\'. st iegen bei einer höheren Produktion verhältnismäßig weniger, und so verbi lligten sich die Produkrionskosren pro Hektoliter. Als Folge brach eine regelrechte "Hekrolire rwur(( der Brauereien aus,lSO N un wurde nicht mehr nach Bedarf gebraut, vielmehr wurde so viel wie möglich Bier hergestellt, für das Abnehmer zu finden waren. Überraschenderwcise war aber "die so nst oft so wesentliche Z uhül fenahmc von Reklame ist in der Brauindustrie von sehr untergeordneter Bedeutllng."!8! Wirtschaften und Brauereiausschanke Ei n wesentliches Mittel zur Absatzsteigerung sahen die Brauereien in den Wirtschaften. Um Wirte als neue Kunden zu gewinnen, überboten sie sich gegenseit ig in günstigen Kondi- tionen. Man suclHe das Bier billiger als die Konkurrenz zu liefern und bot auch sonst eine Reihe vo n Vergünstigungen. Benötigte ein Wirt Geld, wandte er sich an seine Brauerei, die ihm meist auch ein Darlehen gewährte, um keinen Kunden zu verlieren. Dies erwies sich aber vor a llem für kleine, weniger kapitalkräftige Brauereien als risikoreich. "Man kann sagen, daß in Deutschland eine Brauerei nur dann bestehen kann, wenn sie auch zugleich Bankier ist, aber ein solcher, der immer nur da ei ntritt, wo der sorgfältige Kaufmann seine Mitwirkung in finanzieller Hinsicht abgelehnr."!82 Brauereien gingen Geschäftsbeziehun- gen selbst mit Gastsrärr'en ein, die Verluste befürchren ließen, wenn sie sich dadurch erhoff- ren, in einem neuen Stadnei l, in dem sie bislang nicht vertreten waren, Fuß zu fassen. Aus- gehend von der Anna hme, daß die G~iste das Bier, das sie aus der Gasts rärre gewö hn t waren, auch zu H ause rrinken wollten, e rhoffte man sich, in diesem Viertel Flaschenbierhändler als neue Kunden zu gewinnen. Beim Verkauf von Wirtschaften wurden in dieser Si ruarion Preise erzielt , die den tatsäch- lichen Wert weit überst iegen . Dazu rrug auch der Umstand bei, daß die Brauereien Darlehen, die sie den Wirrcn gaben, möglichst als Hypothek auf das Haus eintragen ließen . Nach und nach kamen so sch ließlich immer mehr Gasts tä rren in den Besitz von Brauereien. Eine Brauerei soll es bis zu 40 eigenen H;iusern gebracht haben, teilweise wurde bis zu einem Driuel der gesamtcn Bierprodukrion in eigenen Brauereigaststärren ausgeschenkt. !83 Friedrich Hoepfner hielt ein solches Geschäftsgebaren für unsolide und blieb lange Zeit sei- nem G rundsatz treu, keine Häuser mit Wirtschaften zu kaufen oder zu beleihen. Auch hielt er in dem G lauben, e in gutes Bier werde sich alleine durchsetzen , das Pachten VOll Gastst;irren für unnötig. Doch 1886/1887 mußte er sich dem Konkurrenzdruck beugen. Dadurch, daß andere Brauereien Geld für Hauskäufe und Beleihungen auf'vandten oder Wirtschaften durch hohe Pacht für den Ausschank ihres Bieres gewannen, harte er Kunden GO verloren, Lind es soll te mehrere Jahre dauern , bis verlust ige Absatzgebiete zurückerobert oder durch neue ersetzt werden kOllll(cn. 184 Seit 1898 war nun der "Kaiserhof' al11 Marktplatz die Hauptausscha nkstärre von Hoepfner-Bier. Im selben Jahr erwarb Hoepfner dann auch Im Adreßbuch der 5cadr zc ig- Brauereii'r.Doeprner Telephon nr. 17 helfe und dunkle ltager. u. €xportbiere in Gebinden so\Oie in Behältern ö ,oft und 2";' riasdIen [ 1 Russchank·Stellen unter anderen: 11 Burghot Kaiserhot Rite Brauerei 5ansa I(nrl·\~lIhclmslrnlic 50 nm mnrktpln (j Knlscrstrn(je llt ntn RhcinhalclI 6rüner Baum Bier.Restauront im Parterre beim Durladler <:or !2afe·Restouront im I. Stod{ rc die Braue- 1------------------ rei Hoeprner 1910 ihre Aus- sc hanksrcllen im Sradrge- hier an. D eu t s eh" Port e r QualitCitsbier tür restlich!<eiten Rerzllidl emploh!en zur Krälfigung lür Rekonvaleszenten und Sdn",dchliche! ~ ___________________ . _____________ J GI städtisches Gelände, um im Areal des neuen Rheinhafens, der 1901 eröffnet wurde, die Gaststätte "Zur Hansa" zu errichten. ISS Seine Funktion als Sradrrar lind Vorsitzender der Rheinhafenkommission konnte Friedrich Hoepfner hier mit geschäftli chen Interessen ver- binden. In dieser angespannten Ko nkurrcnzsituarion konnten Wirre meist die Erfüll ung von allerlei Forderungen du rch die Brauereien erwarten. So wurden Mob ilar für den Wirt- schafts- und Hausgebrauch und bei Festlichkeiten zusätzliche Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt. Z um Pllügen des Ackers lieh die Brauerei Pferde, und wenn der Wirt es wünschte, stellte ma n ihm noch einen Wagen für Spazierfahrten zur Verfügung . .. D er Vertreter der Brauerei ist nicht mehr der Vermi ttler zwischen Lieferant und Abnehmer ... sondern wird led iglich vom Wirr lind dessen Gästen ... als unversiegbare Bierquclle betrachter", wußte Gürerman n zu berich ten. 186 Daß der Brauer, wie noch bis in die Mitte des 19. Jahrhu nderts, zuglei ch Wirt war und ausschließlich für den Ausschank in der eigenen Wirrschafr produzicrre, war zu Beginn des 20. Jahrhu ndertS nur noch bei der Brauerei Wolf der Fall. Um die U msätze zu ste igern , errichteten die Braue- reien jedoch wahre "ßicr- paläste". 187 Hoepfn er er- öffnete neben sClIl er neuen Brauerei im Osten der Stadt (s . S. 7 1 ff.) am 25 . November 1899 die Gastst;;tte "Burghof'.IRs D er zweigeschossige, na- hezu symmetrische Bau weist im Vergleich zur sich unm inelbar an - schl ießenden, durch mir- Innen:lnsichr des ßurghofs der Brauerei Hocpfncr um die J:lhrhundcnwcndc. relalrcrliche Sri lelcmcnte gepriigte Toran lage der Brauerei einen spielerischen. vom Jugendsti l inspirierten Umgang mit hiswrischcm FOfmcn- gut auf 189 Das Lokal , dem ursprünglich noch ein Biergarren vorgebaut wa r, bot Platz für 2.000 Gäste. Einen weiteren präclltjgcn Brauereiausschank errichtete Mo ninger 1901 im Zen trum der Stadt, Ecke Kaiser- und Karlstraße.190 Der Ball im damals populären neugotischen Stil beherbergte im Untergeschoß eine "Badische Halle", deren Wände Bilder mit Motiven badischer Landschaften zienen , im Obergeschoß bef.1nden sich ein "Kapitelsaal", ein Billard- 62 Sp iel zimmer und die nach südtiroler Schloß- bauweise ganz mit Holz getäfelte "Arche" . Die Gasträumc des daneben gelegenen "Alten Monin- ger" wurden zur "Ku[- scherstuhc" umgesta ltet und mIr den ncucn Räumen verbunden. Als man später im Oberge- schoß noch ein Ca fe in Betrieb nahm, war eine für Karlsruhc neuartige Großgasrstärre en tstan - den. 191 7 zerstörte ein Feuer einen Tei l der Räu- me im Obergeschoß, die erst nach Kriegsende wieder ausgebaut werden konnten . Im Zwe iten Weltkrieg fiel der Dach- sruhl Btandbomben zum Opfer. Nach Kriegsende wurde das Gebäude vo n Besatzungstruppen ge- nutzt, die es 1951 teil- weise wieder freigaben. so daß der Wirrschafts- betrieb zunächst in den unteren Itiumen aufge- nommen werden konnte. Der Wiederaufbau des "Moninger" war im Jubi- 'J 1901 eröffnete die Brauerei Moninger an der Ecke Karl-/K'liscrsrraßc ihren !leuen H:l.uprausschank. läumsjahr der Brauerei 1956 abgeschlossen. 1985 verkaufte die Brauerei, die inzwischen zum Reemrsma-Konzern gehörte, die traditionelle Gaststätte an e ine Versicherung lind war fonan nur noch Mieter in einem kleinen Teil des Hauses. Die zah lreichen Ncucröffnungen lind Erweiterungen von Gaststätten warfen auch die Frage auf, ob nicht ein mögliches Überangebot durch die städtischen Behörden zu regulie- ren sei. Wiederholt reichten Karlsruher Wirre Gesuche ein, die Erteilung von Konzessionen 63 für neue Wirtschaften vom Nachweis eines vo rhandenen Bedürfnisses abhängig zu machen. Der Staclrrat lehnte dieses Ansinnen jedoch stets ab. Man hatte Vergleichszah len aus 173 anderen deutschen Städten mi t mehr als 15. 000 Einwohnern eingeholt: Nur neun Städte hanen in Relation zur Bevölkerungszahl weniger, aber 164 mehr Gastst;inen als Karlsruhe. Hier kam eine Wirrschaft auf 335 Einwohner. Mit 15 Neueröffnungen bei einem Bevölkerungszuwachs von 1.200 soll te sich 1887 das Verhälmis jedoch verschie- ben. l9 l Zwischen 1886 und 1890 erhöhte sich die absolute Zahl der Gaststätten von 185 auf 275, doch noch schnellet stiegen die Einwohnerzahlen, so die Relationen gleich blie- ben. Weil 1894 nur noch 274 Einwohner auf eine Wirtschaft kamen, wurde nun ei n Orrsstarut erlassen, das die Konzessionserreilung vom Nachweis eines vo rhandenen Bedarfs abhängig machte. In Konzel1trationsprozesse N icht alle Brauereien konnten im Prozeß ständiger technischer Neuerungen mit- und dem steigenden Konkuffenzdruck standhalten. Viele kleine Brauer, die sich gegen vermeintlich unnütze Neuerungen sträubten oder denen oft auch das dafür notwendige Kapital fehltc. wurden von den billiger anbietenden Mittel- und Großbraucrcien verdrängt. Sie mußten schließen oder wurden vo n den größeren übernommen. Allerdings bleibt anzumerken. daß kleine Brauereien keineswegs völlig vo n der Bildfläche versclnvanden. Neben den zum Teil bis hellte das Karlsruher Brauereiwesen prägenden mittleren und großcn Berrieben ko nn- ten sich immer wieder auch kleinc behaupten. Bis in die Gegenwart überlebt hat jedoch nur eine dieser kleinen Fa,~ili enunternehmungen . die 1885 in der Südstadt gegründete Brauerei Wolf (s . S. 85 f. ). Insgesamt reduzierte sich die Zahl der Brauereien bis 19 13 um fast zwei D rittel. Im Großherlogrum Baden san k sie innerhalb von l3 Jahren, zwischen 1882 und 1895, um 463, vo n 1. 542 auf 1.079 Betriebe1 9.l "Beim großen Btauereisterben blieben im einst brau freudigen Karlsruhe vo n 27 Braustärren (1850) 15 auf der Strecke", schreib t Boelckc in seiner Wirtschaftsgeschichte Baden-Würrtembergs.194 Die Anzahl der Karlsruher Brauereien im 19. Jahrhundert l95 18 13 5 187 1 25 18 15 8 1878 15 1823 13 188 1 10 1843 26 1888 20 1846 3 1 1890 18 1849 24 1893 19 1862 20 1907 11 1870 23 19 14 11 64 Dieser Prozeß vollzog sich, wie obige Tabelle zeigt, jedoch keineswegs linear. Einer ers ten, der wachsenden Beliebtheit von Bier gezollten starken Zu nahme von Brauereien um die Jahrhundenmine, war eine Reduzierung der Betriebe während der G ründerkrise gefolgt (s. S. 43) . D ie um die Jahrhunderrwende einsetzenden Fitmenschließungen waren dann ei ne Auswirkung der infolge der Technisierung eintretenden starken Konzentrationspro- zesse. Dies war auch die Grü ndungszeit der Aktienbrauereien. die sich über Wenpapiere das für die Technisierung erforderliche Kapital beschafften. Die Firma Sinner z. B. wurde 1885 in eine Aktiengesellschaft , die "Gesellschaft für Brauerei, Spiritus und Preßhefef.,brikation", umgewandelr. l9G Auch die Brauerei Moninger ha n e sich zu einem Industrieunternehmen gewandelt, das hohe Kapitalien benötigte, die aus privatem Vermögen nicht mehr aufzu- bringen waren. So emschlossen sich die Gebrüder Moninger 1889 zur Umwandlung der "Brauereigescllsehaft vormals S. Moninger" in ei ne Aktiengesellschafr. '97 Ebenfalls 1889 erfolgte die Umwand lung der Brauerei 5chrempp in eine Aktiengesellschaft. 198 Die Selden- eck'sche Brauerei wurde um die Jahrhundenwende in die "M ühlburger Brauerei AG" lllnge- wandelt (5. S. 25). Wenn sich auch die Zah l der Karlsruher Brauereien drastisch reduzierte, bedeutete dies jedoch nich t, daß das Brauwesen im WirtSchaftsleben der Stadt keine Rolle mehr gespielt häne. " ... die augen blicklich günstige Lage dieses Gewerbes führte zu einer f.'lst maßlosen Ausdeh nung der Produluion", schrieb der C hronist Friedrich von Weech angesichts der Entwicklung des Brauwesens im Jahr 1887. '99 Im Wettbewerb konnten die kapitalkräfti- gen und technisch auf dem neuesten Stand befindlichen Brauereien bestehen. So produ- zierten schließlich weniger Firmen immer mehr Bier. Die Brauerei Hoepfner z. B. war nun ebenfalls in der Lage, an einem Tag drei Sude herzustel len, während man in den 1860er Jahren noch ein bis zwei Sude pro Woche gebraur hatte. Brame man 1880 18.828 hl im Jahr, waren es 1889/90 bereirs 4 1.447 hl. Die Einrichrung der neuen Brauerei an der Karl- W ilhclm-Srraße wurde sch ließlich für eine Jahresprodukrion von 100.000 bis 150.000 hl berechnet200 Printz erzeugte 1899 87.000 hl Bier und hatte damit seir 1874/75 (s. S. 50) die Produktion fast vervierfachr. 201 Dennoch wurde ihr die Position als größte Karlsruher Brauerei allmählich vo n Moninger st reitig gemacht, wo man 1897/98 ersnnals die 100.000- Hektoliter-Grenze überschritt und sich zur größten Brauerei Badens entwickelte.202 Bierverkauf der Bl'auereigeseilschaft vorm. S. Moninger203 Jahr Hektolirer Jahr H ektolirer 1878/79 11.340 1893/94 64.180 188 1/82 11.8 16 1896/97 85.480 1884/85 17.076 1899/1900 128.067 1887/88 26.374 190211903 135. 143 1890/9 1 46.789 1905/1906 ca. 150.000 65 , ... .. : .... .. n · · · : . ' IOn Insgesamt stieg die Bierproduktion aller Karlsruher Brauereien, trotz zahlreicher Firmenschließungen, zwischen 1872 und 1906/07 nahezu um das Dreif.1che an, von 127.989,78 hl auf 687.394,50 hl 204 Karlsruher Brauereien 1907205 Mühlburger Brauerei, vormals Freiherr!. v. Seldeneck'sche Brauerei, Hardtstr. 35 Brauereigesellschaft vorm. S. Moninger A.G., Kriegsstr. 128/130 Karlsruher Brauereigesellschaft, vormals K. Schrempp, Karlstr. 65 Fels, Heinrich, Kriegsstr. I 15 Fels, Wilhe1m, Kriegsstr. 148 Friedrich Hoepfner, Karl-Wilhelm-Str. 50 Karl Kammerer, Kriegsstr. 1 13 a A. Printz, Kaiserallee 15 Unionbrauerei A.G ., Sofienstr. 93 Max Wolf, Werderstr. 51 Sinner, Grünwinkel DIE BEDEUTENDEN BRAUEREIEN DES 19. JAHRHUNDERTS Das Karlsruher Brauwesen wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts weitgehend von den Firmen geprägt, die t,eilweise bis heute bestehen oder deren Namen zu mindest vielen Karlsruhern und Karlsruherinnen noch heute ein Begriff sind. Im Folgenden soll die Unrer- nehmensgeschichte der bedeutendsten Karlsruher Brauereien, die ihre Wurzeln im 19. Jahr- hundert haben, jeweils kurz überblickartig in der Reihenfolge ihrer Gründung dargestellt werden. Die Brauerei Heinrich Fels Die älteren Karlsruher kennen sicher noch die Brauerei Heinrich Fels, nicht zu verwechseln mit der Brauerei Wilhe1m Fels. Wilhe1m Fels hatte 1906 die aus der Brauerei des ehemali- gen Zunft-übermeisters Georg Clever hervorgegangene Brauerei August Fels an der Kaiserallee 27 übernommen, ging aber 1912 selbst in der Sinner AG auf. Die 1841 von dem in Gernsbach gebürtigen Heinrich Fels gegründete Brauerei ging aus der ehemaligen Gei- ger'schen Brauerei hervor. Bis 1874/75 hatte sich die Brauerei mit einer Jahresproduktion von 1.229.160 Hektolitern zur sechstgrößten in Karlsruhe enrwickelt. Zunächst wurde das Fels-Bier auf dem Anwesen der Wirtschaft "Zum Kronenfels" in der Kronenstraße gebraut. 1886 bezog man dann, wie die meisten anderen expandierenden 68 Karlsruher Brauereien in jener Zeit, neue moderne Braustärren, damals eher am Rande der Stadt, in einem im Südwesten enrsrehenden Industriegebier gelegen. Auf dem Areal an der Kriegstraße 1 15, begrenzr von Kriegs-, Garren- und Sreinhäuserstraße, waren zuvor Bier- keller angelegt worden20G Hier befand man sich bald in Nachbarschaft der neuen Braue- reien von Moninger (Kriegsstraße 12811 30), Kar! Kammerer (Kriegsstraße 113 a) und Schrempp (Kaiserallee 15). Die Krisenzeiten nach Ende des Ersten und des Zweiten Welt- krieges überstand die Brauerei Heinrich Fels, die 1922 in eine G.m.b.H. umgewandelt wurde, relariv unbeschader, nichr so die verschärfren Konzenrrarionsprozesse der jüngeren Vergangenheit. 1967 wurde die rradirionsreiche Brauerei zusammen mir der Brauerei Schrempp von der zum Oerker-Konzern gehörenden Binding-Brauerei übernommen. Während bei Schrempp unter Binding-Regie weitergebraut wurde, erfolgte bei Fels die Einstellung der Produktion 2 07 Die Brauerei Hoepfner Die Brauerei Hoepfner ist seit 1850 in Karlsruhe ansässig. Jakob Friedrich Hoepfner, der seir 1837 eine Brauerei in Eggensrein betrieb, erwarb in der Langen Straße 14, heure Kaisersrraße, die Brauerei Schmieder und ließ sich, gegen den anfänglichen Widerstand der Zunft (s. S. 33), hier nieder208 Bereits 1798 hatte der Pfarrer Hoepfner in Liedolsheim für seinen Sohn Kar! Friedrich Gorrlieb ein Grundsrück erworben, der dorr 1802 eine Brauerei mir Gasrsrärre eröffnere. 209 1825 wurde diese nach · Linkenheim verlegt und vom jüngeren Sohn Heinrich Hoepfner weitergeführt, während Jakob Friedrich die Eggensteiner Brauerei eröffnete. In Karlsruhe wurde dann ersrmals im Frühjahr 1851 Hoepfner-Bier gebraut. Wesendiche Verbesserun- gen erfuhr die Einrichrung der zunächsr im reinen Hand- berrieb gefUhnen Brauerei 1862. Der wi rtschaftliche Aufschwung nach 1870/71 machte sich auch bei Hoepfner bemerkbar, wo man nach dem deursch-französischen Krieg jährlich 8.000 hl braute. 1872 übernahm Friedrich Hoepfner den väterlichen Betrieb. Er harre bei seinem Varer und ...- mittlJfd;4fte. (ftofjnuuß. ~t!) bee~te mit!) ~ietmit bie ergebene 'lfu!etge !It macl)m, bau icl) bie e~emalige <Sd)mtebet'r~e !Brauerei Muflid) an micl) gebracl)t ~abe, uub ~Olt ~eute an mein [dbll georauted !Bier ueqapfe, \ll03U id) freunbtid) einlabe. <So \llie biß~er in ~ggenflein \llerbe icl) eß mit aud) ~ i e t . 3ut 'Pflid)t mad)en, allen billigen ~U~ fd)en entgegen3u!ommen unb meine ~er~nen ~reunbt aUr'd !Belle !U oebienen. ~arldru~e ben 8. !DIa! 1851. ljrfrbricb ~ö~f"el', fangeflra~e %. 16. Anzeige der Firma Hoepfner anläßlich der Übernahme der Schmie~ dersehen Brauerei im "Karlsruher Tagblatt" Mai 1851. 69 Das Srammhaus der Brauerei Hoepfner mir Winschafr an der Kaisemraße 111 der Nachbarschafr der Tech nischen Hochschule. mehrere Jahre in der Fremde das Brauhand- werk erlerne Be- reits seit 1867 haue er die kaufmänn ische Buchführung in der Firma des Vaters einge- führt. 1874 er- fol gte eine bau- liche Erweire- rung des W irt- schaftsbetriebes in der Kaiser- straße, 1875 die Anschaf- fung ei ner er- sten Dampfmaschine. Die neue Darre erhielt durch Dampfkraft angetriebene Malzwender. Bereirs 1882 wurde eine neue Dampfmaschine für einen größeren Brau- und Dampfkessel angeschafft. Ei n beständiges Anwachsen der Produkrion erforderte eine Vergrößerung der Braue- rei, d ie sich auf dem 'Anwesen Kaiserstraße 14 nicht realisieren ließ. Auch verbreitete sich die Ansicht, daß größere industrielle Unternehmungen nun außerhalb der Stadt anzusiedeln seien. Karlsruhe besaß jedoch keine Flächen, die hierfür Raum geboren hät- ten. Friedrich H oepfner erwarb deshalb zwischen 1872 und 1887 im O sren von Karls- ruhe, auf Rinrheimer Gemarkung. Gelände. 1872 wurde darr mir dem Bau eines Bier- kellers begonnen, der bereits 1880 um das Vier fache erweirert werden mußre. Hinzu kam nun eine hochgelegene Schwenkhalle mit Laderäu men. D iese Anlagen erforderten jedoch d ie Schaffu ng einer entsprechenden Infrastruktur - Kanalisation, Gas- und Wasserlei- rungen, welche die Gemeinde Rinrheim nichr finanzieren konnte. Friedrich Hoepfner t rat deswegen mit Rintheim und der Stadt Karls ruhe in langwierige Verhandlungen ein. Als Ergebnis erfolgte 1887 schließl ich d ie Ei nverleibung d ieses Teils der Rint- heimer Gemarkung durch Karlsruhe. Im folgenden Jahr wurde die Karl -W ilheIm- Straße sowie das Stad rvierrel zwischen dieser, der Georg-Friedrich-Straße und der Dur- lacher Allee erschlossen. 1890 begann H oepfner schli eßlich mit den Planungen für einen Neubau in der Osrsradr. Aufgrund verschiedener Probleme mi r der Konkurrenz lind auch der Arbeiterbewegung (s. S. 91 ) konnte jedoch erst im April 1896 mit dem Bau begonnen werden. 2lO 70 Der Traum des Bierbrauers: Die Hoepfner-Burg auf dem Rintheimer Feld "Den Plan, nach dem gebaut werden sollte, fasste ich in Gedanken bei einem Spaziergang nach Hagsfeld", schrieb H oepfner in seiner Festschrift von 19002 11 Wem käme da nicht sofort die Legende um die G ründung Karlsruhes in den Sinn? Bekanntlich soll ja Markgraf Karl Wilhe1m während einer Rast bei der Jagd im H ardtwald von der f.'icherförm igen Anlage seiner neuen Residenz geträumt haben . Der Bürger des 19. Jahrhundens cntspanntc sich niclu mehr wie dcr absolutistische Fürst beim Jagen, sondern beim Spazieren . Doch neues bürgerliches Selbstbewußt- sein inszenien e sich gerne im hisrorisierenden Rückgriff: die Brauerei in Gestalt einer Burg, dem mittelalterlichen Adelssitz. Dem entsprach auch, daß Friedrich Hoepf- ner im Zemrum des drinen Geschosses se1l1er neuen Brauerei eine Bronzep1attc anbringen ließ, die deut lich jener äh nelt, die man zu Ehren des Großherzogs earl von Baden auf dem Rondell- platz anbrachte, nachdem dieser die badische Verfas- sung unrerzeichne[ hane. Die Plane in der Brauerei ziert das Profil Friedrich Hoepfners, und sie trägt dic Aufschtift: "Dein arbeitsrei- ches Leben soll ei ne Kette von Wohltaten Deinem Geschlechte werden. "212 Dic vo n den Nachkommen Fried rich Hoepfners am Neubau in der lunrheimer Straße angebrachten Por- traits zeugen davon, daß man sich bis heme dieser Tradition verpflichtet sieht. B. Neue Brauerei (~ll>a"\ ,ljI)6_ 18Q8) A. Alle Kellerei I E'\>o~I ,8;> U ,880 /LI In; I ~l>S<h;o<nbo". be ..... Fj,l.tmk I! So>db ... M'. X 1'.br""" •• <1>""1<1 J·r .. ~<> ... !l""I: XI T"fT ...... <1>",",., Ib"-,~.I1,, UI Ih"",,~.b1"d. 1\' ~!Ob,,.~<Wud< V V"" .. ),""I:" "od Wohn&,).,>."!, VI " .... Ibo .. n,l, "",nin VlI KoM<""mis< VI1I 1101. """""" l...a&<,~.II<, IX Foh .. " ..... c!o.Nn,", G~,k,ll" XII f"h .... " .. ·W .. ~. XIII d,,,, ml, ~:; .. n\>o~n"'''''I:'' XIV Accu",.u.t<><.n·!\ ' u", XV o~"~,"b< XVI ln<f",ori.b, h XV!! Kohknb.1hn Bierwirtsehaft Burghof D. Re&!rIurationsc:arten (,,\>ou' 13991 I_ P",",i<l\os:< I d>nlb" J_ Il<n',.<l",m" "',,hnu,,!:'. ).I.Il'''''"boo 4. 11. ll1<,,'''boo. dllQIx, K~,b.<!c. S. s.,.1 6. ß;u,t1< . Abo,,.m'n< (<<1>.>0' '599- 1')001 ,. "fi<h,nbo. 1. llur!<, I. V'~Dd.> 4. Abo<,"""n' \. V ..... <I> b, T., ... ... / . ~h"ilcp.> .. l1oD E. KUnftic:e Bauten I. WOhot,WIId. I,. WaodIkach< l. G .... ,.Dp.>.m •• ) . S ... nm<;'t<""oI>n""l: 4. Gtm,,,,,,b"""l: \_ !'1<hIWI. Grundriß der Neuanbge der Brauerei Hoepfner an der heutigen Haid ~ llnd~Neu~Straßc_ 71 Ansicht des 1896 begonnenen Neubaus der Brauerei Hoepfncr von Norden . Hoepfner beauftragte zunächst einen nicht näher benanntcn Baumeister, dessen Plan jedoch von dem aus Böhmen stammenden Architekten Johann Hantschel , der ein Büro in dcr alten Brauerei eing~richtet bekam , völlig überarbeitet wurde.213 Die Brauerei wurde in Skelettbauweise ausgeführt und bot somit die Möglichkeit für Erweiterungen. Der Grundriß der Hauptgebäude ist, entsprechend der Idee Friedrich Hoepfners, von einem lateinischen "U" abgeleitet. Da man den Baukomplex jedoch nach funktionalen Gesichts- punkten in einzelne Elemente zerlegte, weist er keine starre Symmetrie auf Im Wesenr- lichen hat man es mit fünf Einzelbauten zu tun , die sich im Aufriß deutlich voneinander unterscheiden. Die nördlich orientierte Hauptfassade an der heurigen Haid-und-Neu-Straße birgt das Mälzcrei-Gebäude. D er fünfgeschossige Bau erhebt sich über einem aus einem Rechteck entwickelten Grundriß, der an der No rdwestseite in ein leicht verzogenes Trapez übergeht. Mit Z innenkranz und (ürmchenbewehrrer Balustrade erinnert gerade diese Nordwestecke an Burgenarchitektur. Links daneben befindet sich das Darrengebäude, wo das Malz ge- trocknet wird. Dieser um ein Geschoß und den Dachstuhl höhere Bau setzte einen sei(- lichen Akzent. Den oberen Abschluß bildet ein durchkreuztes Satteldach. Oberhalb des zweiten Geschosses angebrachte Z ugankerköpfe weisen Verzierungen aus vegetabilen For- men und den Initialien des Bauherrn auf. Vor dem Darrengebäude wu rde ursprünglich ei n Restaurationsgarren angelegt, der an der Westseite durch ein heute nicht mehr exist ierendes 72 ronal zugänglich war, das von einer allegori- schen Darstellung der Ceres mit Getreide- halmen gekrönt wurde, die auf die Grundstoffe des Bieres - Gerste und Hopfen - verweisen . Die Figur wurde später auf einen Eckpfeiler versetzt. Mitte der 1950er Jahre wandelte man die Gartenanlage aus Gründen mangelnder Rentabilität in einen Parkplatz um. Heute besteht an dessen Ostseire em sehr viel bescheidenerer Biergarten . Vo n den frü heren Bauten blieben nur Umfassu ngsmauer und Toilerrengebäude erhalten. An die Mälzerei sch ließt im stumpfen Wi nkel die Portalanlage an. Turmbekröl1te Strebepfeiler flankieren das Mitte/portal, dem zwei kleinere Seiten portale beigegeben sind. Hauprpom.l von Hoepfner um 1900. Das Tor ist horizontal durch Gesimse, den Zinnen kranz und verschieden bearbeitete Stei ne gegliedert. Reich gegliedert und von Fahnen gekrö nt sind die Türmchen des Mitte/portals, die vollplastische W idder- und Bärenköpfe aufweisen. In die Zwickel dieses Portals wurden Wappenschilder eingelassen, die Zi nnen darüber erhalten durch ein Relief, das Brauereigerät darstellr - das Zunftzeichen der Bierbrauer - einen zentralen Akzent. Spitz- und Blendbögen, Vierpässe und Gesimsbil- dungen sind weitere G liederungselementc mirrelalrerlicher Prof..1.n- und Sakralarchitekrur, so daß der dreiteilige Torbau in seiner Formensp rache an mittelalterliche Stadttore und an Portalanlagen gotischer Karhedralen erinnert. Rechrs neben dem Portal steht ein drei- stöckiger Turm mit einem Pyramidendach, der ursprünglich zur Porralanlage gehörte. Mitte der 1950er Jahre hat man das rechte Seitenportal, hinter dem sich die alte Pfört- nerloge befand, durch eine Mauer von der Brauerei abgetrennt. Seither führt es in den Hinterhof der Burgschenke. Der hinter dem Tor gelegene. die ganze Brauerei überragende, Rundrurm mit seinem schlanken Helmdach erinnert an den Bergfried alter Burgen und diente seit jeher als ei ne Art Wahrzeichen der Brauerei. M it seinem Eingang an der Auff.1.hrr gelegen. hat der Turm die Funktion eines Treppenhauses, über das die Büros und Wohnungen der Angestellten erreicht werden können. Den in einem Rechtsknick steil nach oben führenden Aufgang zum Brauereihof säumen zinnenbewehrre Mauern. Dieser beacht- liche Höhenunterschied zwischen Straße und Brauereihof kommt einerseits durch die natürliche Gelä ndeformatioll) andererseits durch die Überballll ng der alten Kelleranlage zustande, die infolge des hohen Grundwassersp iegels als Hochkeller angelegt war. Beim Aufstieg in den Brauereihof fä llt der Blick auf einen sti listisch völlig andersartigen Kellerei- bau im Süden, der nach einem Brand im Jahr 19 16 neu errichtet werden mußte. Die süd- 73 liehe sechsgeschossige Eingangsfassade des Wohn- und Verwalrungsbaus ist symmetrisch mit einem Treppengiebel. Ursprüngl ich befand sich hier ein Großraumbüro. Die Südfassade des Maschinenhauses ist bezüglich des Treppengiebels mit dem Woh n- und Verwaltungsgebäude vetgleichbar, weist jedoch eine andere Anordnung der Fenster auf. Die Süd front der Mälzerei ist unter Einbeziehullg des Fassadensrückes der Darre achsen- symmetrisch und setzt mit einem Dachaufbau für Uhr und G locke einen zentralen Akzent. In Verb indung mit den seitlichen Flügeln weckt diese Fassade Assoziationen an italienische Renaissancepaläsrc, wo man auch Symmetrie, Achsenbezogen heit sowie Variationen weni- ger Fenstergrundmusrer finder. Die Ostfronr des Innenhofes wird durch einen Turmrisalit gegliedert, der als T reppen- haus dient. Früher befand sich im linken Gebäudeteil das Sudhaus, rechts davon das Maschinenhaus. Durch spätere bauliche Veränderungen ist heute der gesamte Trakt als Sud- haus zu betrachten. Das alte Sudhaus korrespondiert hinsichtlich der Gebäudehöhe und Fensteranordnung mir der Mälzerei, während das ehemalige Maschinenhaus eher an das Wohn- und Verwaltungsgebäude anschließt. Früher befand sich an der Stelle, wo heute eine Glasfront Einbl ick in das Sudhausinnere mit den Braukesseln erlaubt, eine Gruppe von sie- ben Fenstern. Von der Ostseite der Brauerei nur wen ige Meter entfernt liegen Kohlenremise und Kesselhaus, die sich stilistisch deutlich von den übrigen Bauten abheben. Sie haben ei nen rechteckigen Grundriß, sind eingeschossig und von Tonnendächern überwölbt. Der Bur- gencharakter der Brauereianlage tritt insbesondere beim Haupttor mit dem angrenzenden Turm sowie dem den gesamten Komplex überragenden Rundturm offen zu Tage. Anleihen bei mittelalterlicher Bu~genarchitekrur und Formen des gotischen Kathedralbaus sind nicht alleine bei der Hoepfner-Brauerei anzutreffen, wie beispielsweise ein Blick auf die etwa zehn Jahre früher errich reten Bauren der Brauerei SeIdeneck (s. S. 23 ff.) oder auch die einem pseudomittelaltetlichen Mischsti l verhafteten Bauten der RiegeIer Brauerei aus demselben Zeitrau m zeigr.214 Sie entsprachen ganz dem Historismus des 19. Jaluhundens und zeugen von einem neuen bürgerlichen Selbstverständnis. Nicht zuletzt sollte die wirtschaftliche Potenz eines Unternehmens durch auffa llende Architektur zur Geltung gebracht werden. Darüber hinaus wurde ein Bezug zur bereits im Mittelalter ausgeübten und als typisch deutsch empfu ndenen Bicrbrauenradition hergestellt. Die Villa des Brauereibesitzers weist schl ießlich keine Stilelemente der mittelalterlichen Burgenarchitektur mehr auf. Auf einer 1900 von A. Albrecht gefertigren Gesamrdarsrellung der Brauereianlage war noch ein Fabrikantenwohnhaus mit Turm, Zinnenkranz und Spitz- bögen enrworfen. Der 1904/05 nach den Plänen des Arch itekturbüros Curje! & Moser gefertigte Bau ist dann aber deutlich von Jugendsti lelemenren geprägt und vereinigt Merk- male einer großbürgerlichen Villa mit denen eines englischen Landhauses. Am 19. Februar 1898 wurde der erste Sud in der neuen Hoepfner-Brauerei gemacht, nachdem am Tag zuvor in einem bekränzten Fuhrfaß auf einem vierspännigen Wagen der letzte Sud aus der alten Brauerei an der Kaisersrraße in das neue Haus überführt worden 74 Überführung des lerzren Suds der Brauerei Hoepfncr allS der Kaisersrraßc in den Neu bau im Februar 1898. war. 1900 zählte die Brauerei einschließlich des Büropersonals rund 100 Beschäftigte. Man verfügte über Maschinen, die insgesamt ,,350 Pferdekräfte" aufboten und harre 3 1 PFerde für den Bierrransport in den Ställen stehen.215 Nach dem Tod Friedrich Hoepfners übernahm 1921 dessen Sohn Fritz, der Brauerei- wirtschaft studiert harre, das Unternehmen. Ihm folgten Albrecht Hoepfner und schließlich der heutige Firmenchef Friedrich Georg Hoepfner. Die Karlsruher Privatbrauerei sollte sich im Verlauf der Geschichte über alle Höhen und T iefen der wirtschaftlichen Entwicklung hinweg als mittelständische Spezialitätenbrauerei der Konkurrenz der Massenbiere gewach- sen zeigen. Die Brauereienlandschaft Karlsruhes wäre ohne sie undenkbar. Die Brauerei A. Primz 1850, in dem Jahr, in dem sich Jakob Friedrich Hoepfner in Karlsruhe niederließ, eröff- nete Albert Printz die Brauerei, die sich bis 1875 zur größten in Karlsruhe entwickeln sollte. 1876/77 braute man bei Printz etwa den 40. "Teil des in insgesamt 1.443 badischen Braue- reien hergestell ten Bieres.2 16 Prinrz, der Sohn eines Karlsruher Merzgermeisrers, hatte 184 1 bis 1844 eine Lehre als Braugehilfe absolviert, Wanderjahre in Achern, Ulm, Augsburg und anderen Städten verbracht und danach als Braumeister in der Karlsruher Brauerei der Witwe Höfle gearbeitet. 1850 übernahm er zunächst mietweise die im Besitz des Stadtrats Roos befindli che Brauetei in der Herrenstraße 4. Das Geschäft ließ sich in den folgenden Jahren gut an , und so wurden auch hier eine Reihe baulicher Erweite- rungen und technische Neuerungen vorgenommen: 1864 die Anschaffung ein er Dampfmaschine, um 1865 Vergrößerung des Sudwerks, 1868 der Bau einer neuen Doppeldarre usw. 1866 überließ Printz seine Wirrschaft an det Herrenstraße, die bis dahin 75 Hof dcr ßraucrei Albert Prinrz in der Aquarell der Brauerei Albert PrilHz von G. U. Hafner aus dem Jahr Hcrrensrraßc 1900. seine Frau und seine Schwägerin geführt hatten, Fritz Glasner. 1867 erwarb Printz die Brauerei sowie das Haus Zirkel 35 käufl ich . Doch es zeichnete sich bald ab, daß die räumlichen Verhältnisse auf dem innerstädti- schen Anwesen für die expandierende Brauerei nicht mehr ausreichten. Bereits 1865 hau e man vor dem Mühlburger Tor, im "Bü rgerfeld", Grund erwo rben, um don zunächst einen Eiskeller zu erricluen2 17 Nach dem Ende des Krieges 1870 /7 1 - "ein frischer lebendiger Z ug ging durch das deutsche Erwerbs- und W irtschaftsleben"Z 18 - begann man dort den Neubau einer Brauerei in Angriff zu nehmen, welche die erste, auf der Höhe der techni- schen Entwicklungen stehende, moderne Braustätte Karlsruhes werden soll te (s. S. 50 ff) . 1876 waren Brauerei, Mälzerei und ein Wohnhaus feniggestellr. 219 Eine von dem Maler und Architekten G. U. Hafner gefertigte Darstellung veranschau- licht G röße und Architektur der zwischen Kaiserallee im Nord!,,1, Scheffelstraße im Westen, Sophienstraße im Süden und dem städtischen Gaswerk im Osten gelegenen Anlage im neu entstehenden Gebiet der Industrieansiedlungen im Karlsruher Westen. D ie Pläne der Fabrik- an lage hatte der C hemnitzer Architekt Einenkel gefenigt, die des Wohnhauses der Archi- tekt Fuchs aus Boppard , die Bauausführung lag in den Händen des Karlsruher Archi tekten Hetmann Walder. 220 Im Vergleich zu den einige Jahre später erstell ten Brauereibauten von Seideneck, Hoepfner oder Mo ninger wirkte die Printzsche Anlage jedoch eher schlicht und zweckmäßig. Im Mai 1878 traten die beiden ältes ten Söhne als Teilhaber mi t vollem Vertretungsrecht in das U nternehmen ein. Alben Printz jun . hatte eine Ausbi ldung für die kaufmännische und Friedrich Printz für den techn ische Leitung des Betriebes absolviert. Zwei Jahre später verstarb Albert Printz sen. , der auch Mitbegründer des bad ischen Brauerbundes und M it- glied des Karlsruher Bürgerausschusses gewesen war. 188 1 wurde der dri tte Sohn , Emil Printz, als Teilhaber aufgenommen, jedoch verstarb er bereits 1887. Der jüngs te Sohn des Hauses, Max Prin tz, folgte schl ießlich 1894 als Teilhaber der Firma. Beso nders stolz war man bei Printz, als am 15. Mai 1895 Großherzog Friedrich die 76 Brauerei besichtigte. Nach eincm Rundgang durch dcn Betrieb "geruhte Scine Köngl. Hoheit ein in dcm Braustübchen angcbotcnes G las Bier anzunehmcn.''221 G ro ßes In- teresse soll er auch n.ir eine im "ßraustübchen" präsentierte kleine Ausstellung vo n Gerste lind Malz in dcn verschiedenen Stadien der Erzeugung gezeigt haben. Abschließend bechrtc dcr Großhcrzog das im Hof versammelte Perso nal der Brauerei mit eJllcr Ansprache. Der weitcren Aufwärrscntwicklung dcr Brauerei sollte der Erste \Xleltkrieg ein Ende setzen. 1920 erfolgte eine Zusammenlegung mit der Braucrei Schrcmpp (5. S. 111), man fir- mierte nUll umer der Bezeichnung " Karlsruher Braucreigcscllschafr, vorm. K. Schrempp und A. Printz AG". Gebraut wurde bei Schrempp in der Karlsrraße. Auf dem Printz'schen GcI,inde an der Kaiserallee wurde weiterhin die Mälzerei betrieben, daneben hielten eine \Xlc illgroßhand lul1g, die N;thrullgsmitreifabrik G rdbener sowie die Maschincnhlbrik Haag dort Einzug. Ab 1927 führte Erika Printz auf dem GcI,inde einen I'rivatkindergarren222 Heute erhebt sich da rr ein mächtiger Wohnblock aus den 1970er Jahren. Ansiehl der Brauerei, Mii!zer<.'i und eines Wohnhauses der Firma Alben Prilllz an der Kaise rallee aus dem Jahr der Fen igslellung 1876. 77 Die Brauerei Moningcr Eine weitere bedeutende, zeit- weise die größte, Karlsruher Brauerei kann ihre Ursprüngc bis in die Mitte des 19. Jahr- hunderts zurückverfolgen: die Brauerei Moninger. 1849 hat- te die Gastwirttochter Marie Hcnnann aus Wies loch den Karlsruher Bierbraucr Louis Kaufmann geheiratet. 223 Die- ser erkrankte ba ld darauf, so daß sei ne Ehefrau die Ge- schäfte in der Waldhornstraße 23 selbstä ndig weiterführte. Gebäude der Brauerei Moninger in der L,ngcn Straße (heute Kaiserstraße), 1854 stell te sie zu ih rer Un- terstützung den aus Ober- schneidheim im Oberamt Ellwangen stammenden Braucr Stephan Moninger als Ge- schäftsführer ein. Als 1856 Louis Kaufmann starb, entschied sich seine Witwe, die zwei kle ine Kinder zu versorgen hatte, Mon inger zu he iraten. Nach Übe~windung verschiedener Schwierigkeiten (s. S. 32) wurde im Dezember 1856 schließlich eine Konzession zur Führung der Brauerei ~. Mon inger erte il t. Zwischen 1856 und 1860 konnte Mon inger den Bierabsatz von 170.000 auf 255.000 Maß steigern. Bald wurden Kunden in Rüppurr, Dm'lach, Kän igsbach, Busenbach, Bruch- hausen, Rintheim, Spiel berg, Ettlingen, Pfaffenrot, Grünwettersbach und gelegentlich auch in Rastatt, Baden-Baden sowie l'forlheim beliefert. Das Anwesen in der Waldhornstraße bot dem expandierenden Unternehmen nun nicht mehr genügend Raum. '1866 verpachte- te Moninger es an Karl Kammerer, der es später kaufte, und erwarb selbst für 80.000 Gulden die Brauerei seines Schwagers Josef Hack in der Langen Straße 142, seit 1879 Kaiserstraße. Bereits 1875 verstarb Stephan Moninger jedoch im Alter von nur 47 Jahren an den Folgen eines Unf.'l. ll s. Marie Moninger wurde zum zweiten Mal Witwe lind war zum zwei- ten Mal vor die Aufgabe gestellt, die Brauerei, die inzwischen die fünfte Stel le unter den Karlsruher Brauereien einnahm (s. Tab. S. 44) , alleine weiterzuführen. Unterstützt wurde sie dabei von ihrem ältesten Sohn aus erster Ehe, Louis Kaufmann, 1881 übernah men schließlich die Söhne Karl und Stef.,n Moninger das Unternehmen käuflich von ihrer Mutter und bildeten mit ihr zusammen eine Offene Handelsgesellschaft. Die kaufmännisch und technisch hochqualifizierte zweite Moninger-Generation (5. S. 86 f.) sollte in den folgenden Jahren die Brauerei weiter ausbauen und vergrößern. Zunächst wurden die Kel- leranlagen an der Kriegsstraße ausgebaut. Als 1884 ein Brand die Malzdarre an der Kaiser- 78 straße zerstörte, entschloß man sich, trotz angespannrer wirtschaftlicher Lage, an der Kriegssrraße einen Neubau zu errichten. Ende 1886 wurde dort ein J\1aschinenhaus mi t einer Dampfkesselanlage neuester Art fertiggeste ll t, es folgten ein modernes Sudhaus sowie der Neubau von Gär- und Lagerkellern. Im August 188rwurde in der neuen Braustätte ei ne Linde'sche Eismaschine in Becrieb genommen. Damit war der Schritt vom H andwerks- be <rieb zur industriellen Großbrauerei vollzogen. 1888 erfolgte schließlich der Umzug in d ie Kriegsstraße, wo am 5. Mai der erste Sud ausgeschlagen wurde. Mit der Planung und Durchführung der Neubauten hatte man das Büro Walder & Rauschenberg beauftragt. Die neuen Gebäude f:1nd en über die Grenzen der Stadt hin- aus Beachtung. In ci nem Artikel des Cen<ralblatts der Bauverwaltung war 1901 zu lesen: "Mit ein fachen Formen und Mitteln, rother Backstein, wenig Werkstein, mit beherr- schendem runden Eckrurm, Giebeln und stei len roten Ziegeldächern ist hier ein wir- ku ngsvoller stattlicher Bau gelungen."224 Der gesamte Komplex um faßte ein vo n Moninger-, Lessing-, Sophien- und Kriegssrraße umgrenztes Areal. Zu erwähnen wäre noch, daß die Sophienstraße etwa zeitgleich mit der Brauerei angelegt wurde und über das Moninger-Gelände führte.225 Am 30. Januar 1982 wurden die Gebäude bis auf die denkmalgeschützte Jugendst il fassade abgerissen. Heute stehen noch das sehr gut erhaltene Verwaltungsgebäude sowie das Sudhaus, das in den 1980er Jahren zu Wohnzwccken umgebaut wurde. Gesamtansichr der Neubauten der Brauerei Moninger an der Kriegss lraße, die 1888 bezogen wurden. 79 ßlick aur das ehemalig(' Sudhaus der ßr.luer(·i j\'lon ingcr. das hcLltea ls \'\'ohnh:lllsgcnurl.t wird. Nur wenige Jahre nach dem Umzug in die neue ßrausränc und der Umwa ndlung der Firma in eine Aktiengesellschaft ( ISS9), ve rsta rb Marie Moninger am 23 . September IS92. Die Brauerei vergrößerte sich im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts vo n Jahr zu Jahr weirer. 1898 erwarb man von der Sradr ein großes GeI;lnde am \Xlesrbahn hof, im soge- nannten Bannwald, das als Lager- lind Umschlagplarz für den wachsenden Gü rerverkehr mit det Eisenbahn diente. Auch das beginnende 20. Jah th undert brachte eine Vielzahl von Neuerungen, Erwcircrungen lind baul ichcn Vcr- 'inderungen. Im Winter 1905/09 wurde beispiels- weise ei ne neuc 400- PS- Dampfmasch i nc mir gekuppelter Eismaschine angeschafft. Auf einem neu erworbenen Grundsrück an der Ecke Kriegs- lInd Grenzsrraße, heurc Mo ningcrstraßc, wurde eine Brunnena nlage errichrer. In dieser Zeit er- schien auch das Automobil als Licfcrf.1hrleug auf der Bi ldA'iche. Im Jahr des 50j,ihrigen Firmenj ubi - 1:1u m5 1906 wurdc ersrmals Mo ningcr-ßicr mir dem Lasrauw befördert. so Eitlcr dcr crstcn 190() angl,.'scl1:1lTtcn I.kw der Fi rma lVloninge r. In den Jahren zwischen 1907 und 1910 verschärfte sich der Wettbewerb unter den Braue- reien, Moninger konnte jedoch trotz rückläufigem Bierkonsum seinen Umsatz steigern. 1912 [rar mit Heinrich Moninger, dem jüngsten Sohn 5tefan Moningers, die dritte Genera- tion in das Unternehmen ein . Wie in allen Karlsruher Brauereien sollte der Erste Weltkrieg der prosperierenden Eot\vickluog zunächst eine Ende setzen. Moninger konnte jedoch auch die schwierigen zwanziger Jahre und den Zweiten Weltkrieg überstehen (s. S. 105 ff). Heute produziert man als Toch ter von Stuttgarter Hofbräu in einem 1980 erbauten Brauhaus in Grünwinkel (s. S. 124). Die Brauerei Sinner Die Geschichte der Brauerei Sinner ist mit der der Brauerei Moninger in besonderer Weise verbunden, denn 1972 wurde die Sinner AG von der zu diesem Zeitpunkt zur Reemtsma- Gruppe gehärenden Brauerei Moninger übernommen. Die Eigenständigkeit zweier bedeu- tender Karlsruher Unternehmen der Nahrungs- und Genußmittelindustrie war letztendlich den Konzentrationsprozessen der jüngsten Vergangenheit zum Opfer gefallen. In der Geschich,e des ehemaligen Dorfes und heutigen Karlsruher Stad te ils Grünwinkel spielte "die Sinner", welche die Brauerei nur als einen unter einer Reihe anderer Produk- tionszweige betrieb, eine wichtige Rolle226 Kernpunkt des Dorfes Grünwinkel bildete seit jeher der Herrschaftshof. Aus einem Nebenbetrieb des einsrigen Gutsbesi,zes der Markgräfin Sybilla Augusta entstand schließlich der spätere Nahrungsmittelkonzern Sinner. Bereits im 18. Jahrhundert bef:1nd sich auf dem Hofgut neben einer Salpeter- und Essigsiederei ku rze Zei, eine kleine Brauerei . 1832 erwarb O briststallmeister von SeIdeneck vom damaligen Besitzer des Hofgutes, Staatsrat Reinhard, ein zweisröckiges Brauereigebäude227 Seit Anfang der 1820er Jahre hatte der aus Waldshut stammende Chemiker Amon Sin ner Teile des Gutes pachtweise übernommen , in der Absicht, hier ein größeres Unternehmen für chemische Erzeugnisse zu gründen. Seine Farhenfabrik war jedoch wenig erfo lgreich. WirtSchaftlichen Erfolg sollte schließlich sei n Sohn Georg Sinner erzielen, der 1845 die Leitung des Geschäf,es übernahm und bereits 1849 das Hofgut samt landwi rtschaftlichen und gewerblichen Einrichtungen käuflich erwerben konnte. Mi"e der 1860er Jahre wurden die Brauerei und wenig später eine Preßhefenf:1brik gegründet. 1885 erfolgte die Umwand- lung in eine Aktiengesellschaft mit dem Namen "Gesellschaft für Brauerei, Spiritus und Preßhefefabrikation vorm. G. Si nner" . Als Georg Sinner 1883 verstarb, hinterließ er ein blühendes Unternehmen, bestehend aus einer Preßhefefabrik mit Spiri tusbrennerei, einer Essigfabrik und Bierbrauerei in Grünwinkel. Darüber hinaus betrieb man Preßhefefabriken in Dlirmersheim lind im schweizerischen Angensrein. Es fo lgte die Errichtung weiterer Preßhefefabriken in Rastatt und Mannheim-Käfertal, in Luban bei Posen, in Groß-Massow in Pommern sowie 1913 in Sesto Giovanni bei Mailand. Da gleichzeitig mit der aus 81 Getreide, später aus Kartoffeln , hergestellten Hefe auch Spiritus gewo nnen wurde, expan- diene Sinner zu m größten Spirirusproduzenten in Deutschland. 1897 erwarb man große Spiritus-Raffinerien in Stettin und Danzig-Neuf..1hrwasse r. Daneben un terhielt man in Grünwinkel eine Großmüh le und ein dazugehöriges Lagerhaus im städtischen Rhein- hafen. Selbst eine eigene Reederei wurde betrieben. Eine Näh rmi nelfabrik produzierte Backpulver, Puddingpulver und Vani llinzucker. Backmalz, Haferflocken, Suppenwürze und St~i rke kamen hinzu. Im Ersten Weltkrieg soll te sc hli cf~ lich eine Obs(- und Gemüsekon- serven-Fabrik eröffnet werden . Hinzu kamen eine Haferflocken-Fabrik, in der auch Kinder- nahrung hergestellt wurde sowie eine Likörf..1brik. Likör wurde da neben auch in Luban und in Duisburg produziert. 1923 wurde schließlich in Grünwin kel eine Flaschenfabrik errich- tet. Daneben betrieb man eine Druckerei und bewirtschaftete landwirtschafrliche G iiter. Eine 5.000 Meter umfassende Bahnanlage hatte direkten Anschluß an den G üterbahnhof. Um 1922 beschäftigte das Unternehmen insgesamt 1.200 Arbeiter und 350 Angestell te. Die von Georg Sinner gegründete Brauerei stellte nur ein Tei lgebiet der um f.'lIlgreichen Unternehmung dar, doch erreichte sie eine beachtliche G röße. Vor dem Ersten Weltkrieg produzierte man ca. 100.000 Hektoliter Bier im Jahr und unterhielt eigene Ausschank- stel len.228 Daneben wurden Limonaden lind Mineralwasser hergestellt. Mit dem Kauf der Karlsruher Brauerei Wilhelm Fels 191 2, der Aktienbrauerei Altenburg in Sinzheim gegen Ende des Ersten Weltkrieges und der "Mühlburger Brauerei AG", vormals Seldeneck'sche Brauerei, expandierte man zu einem der größten Brauereiuntcrnehmen ßaclens.229 Von den vielen Gebäuden au f dem G rünwinkeIer Firmenareai, die hauprsächlich um 1900 entsta nden, sind noch das alte Speicher- lind Mühlengebäude sowie reilweise die Faß- schwenkhalle erhalten: Das Müh lengebäude wurde zwischen 189\ und \893 von Gottfried Z imier als Backstei nbau errichreL Die Gesamtansicht von 1897 zeigr das heure unter Denkmalschurz srehende Gebäude in sein er ursp rünglichen Form. Z inser gliederte die Fassade, indem er jewei ls zwei Geschosse durch Gesimse verband lind die übereinanderlie- genden Zwillingsfenster mir Korbbögen zusammenfaEte. Seinen oberen Abschlu ß f:1 1ld der Gesamtansicht der Fi rm a Sinncr in Grü nwinkcl aus dem Jahr 1897. 82 Bau in zwei symmetrisch angeordneten, getrepp- ten Giebeln , deren Felder mit großen Radfen- stern geschmückt waren . Heute ist nur noch der nordwestliche Dachabschlu ß original erhal- ten, der andere wurde 1957 durch einen Brand zersrörc230 Nach mustergültigen Renovierun- gen und Umbauren durch das Landesdenkmal- amt wird das Gebäude nach vorübergehender Nutzung du rch die Hochschule für Gestaltung heute vo n der Schlässervetwaltung der Ober- finanzdirektion Kar/stuhe und dem bndesdenk- malamt genurzt. Südösrlich vom Mühlengebäu- de war 1910/ 11 der Silo- und Getreidespeicher emstandcn . Er bcfindet sich bis auf zwei späte- re Anbauren im Originalzustand und wird heure von einem Laborbetrieb und als Lagcrraum genutzt. Das Herrschaftshaus des ehemaligen Mustetgutes der Markgräfin Sybilla Augusta aus dem 18. Jahrhunderr dienr der Brauerei Blick auf das ehemal ige Silogcb1iudc dcr Braucrei Moninger heure als Verwalrungsgebäude. Sinner. Die Brauerei Schrempp "Die Brauerei K. Schrempp isr aus der Brauerei Schuberg hervorgegangen, deren Ursprung bis in die Grü ndungszeit der Stadt Karlsruhe zurückreichc", heißt es in einer I 926 vom Statistischen Landesamt veröffen rlichren Darstellung über die Industrie in Baden. 23 \ T;H- sächlich wurde das spätere Schuberg'sche Anwesen in der Waldstraße 16 im Jahr 1743 dem "Wolf-Wirr" Adam Stüber überschrieben, dessen Vater Sebastian Stüber, von Beruf "Strauß- Wirt", schon UlHcr den Einwohnerzugängen der Jahre 1720 bis 1726 genannr wurde. Die folgenden Eigemümer des Anwesens waren immer Bierbrauer. Wirte oder Braumeister. Georg Schuberg gehörte bis zu deren Auflösung der Zunfr der Bierbrauer und Küfer an (s. S. 38 f.). Im Jahr 1871 hat dann der aus Oberkirch stammende Bierbrauer Kar! Schrempp die Brauerei Schuberg in der Waldstraße 16 erworben. Vom Stammhaus der Fami lie Schrempp, der Hallsbrallerei "Zum Greifen" in Oberkirch isr die Schutzmarke der Firma, ein Greif. abgeleirec Im Zuge der allgemeinen wirtschafrlichen Aufwärrsenrwicldung und der Konzentration im Brauwesen kaufte Schrempp bis 1887 die Brauerei Bischoff in der H erren- straße und die Brauerei Räpple. früher im Anwesen der Wirtschaft "Zum Weißen Berg" am Ludwigsplatz, auf. 1889, im Jahr der Umwa ndlung in eine Aktiengesellschaft, betrug der Jahresausstoß der Schrem pp AG ca. 62.000 Hektoliter, der Gewinn 124 .897 Marle 83 ~lauerei-Cesebl ~- ~t'4t1. K. Schrempp. ~ vormuls K . Schl'CtYlpp. t,)er V<:W»WI.l :"f5*~u#yy • . Aktie der KarJsruhcr Brallcrci-Gcscl lschafl vorm. K. Schrmlpp. 1893. Blick in die Horcinr.1lm drr Brauerei Schrcmpp :1.n der K:t rlslr:1ßc kurJ. vor dem Abriß. 84 Karl Schrcmpp, der 19 19 versra rb, lind sein 1899 in die Firma eingetrete- ner Sohn Karl bauren die Brauerei zu einem industriellen Großbetrieb alls. Bald waren die dumlichcn Gegeben- heiten in der Waldsrraße den Bed ürf- nissen einer modernen Brauerei nicht mehr gewachsen. 1887 bezog man des- halb Neubauten an der Ka rlsrraße, da- l11als noch auf ßcicrrheimcr Gemarkung liegend. Die alten Braucrci- lind \Xlirr- schafrsgeb:iude in der Waldsrraße wur- den abgebrochen li nd ein moderner Bau mir Wirrschaftsr:iulllcn lind dem "Co- losscli 111 tI , einem Cabaret, erstel lr. Heu- te befindet sich dorr ei n Parkhaus. Ocr Erste Weltkrieg setzte auch h icr dem Aufw:i rrsrfend ein Ende. An eine Ausnützung der vorhandenen Kapazi- täten konnte nicht mehr gedacht wer- den, und rnan fusion icnc mit der Brauerei A. Printz (s. S. I I I). Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wa r die Brauerei Schrem pp-Prinrz am st:irksten von allen Ka rlsruher ßraustätten von Kriegssch:iden betroffen. Unter Leitung von Dr.-Ing. Walter Schrempp, mit ihm wa r die dritte Generatio n in das Unrer- nehmen eingetreten, erfolgten \Xl ieder- aufbau sowie umfangreiche Modcrnisic- rungen und Rationalisierunge n. Es gelang, wieder in die Reihen der Groß- brauereien einzuziehen, doch konnre man angesichts erneurer Konzcnrrarionspro- zesse im Brauwesen auf Dauer die unrer- nehmerische Selbst:indigkeit nicht halten (s. S. 69). 1967 erwarb die Bindi ug- Brauerei AG, Fra nkfurt, zusa mmen mir der Bank für Brau-ludustrie die Aktien- mehrheit au der Brauerei Schrempp AC. Luftaufnahme der Betriebsgeb;iude der Brauerei Schrempp um 1962. Im Herbst 1977 gab Binding die Karlsruher Braustätte auf und unterhält seither hier nur noch eine Verkaufsniederlassung232 1983 fielen die Gebäude der ehemaligen Brauerei Schrempp zwischen Karl- und Mathystraße sowie Beiertheimer Allee der Abrißbirne zum Opfer. Auf dem riesigen Gelände entstanden rund 400 Wohnungen. An die einstige Braustätte erin- nert der Name des Areals und eine Gaststätte mit Biergarten zum Alten Brauhof. Die Brauerei Wolf Während von den vielen Brauereigründungen des 19. Jahrhunderts in Karlsruhe nur dieje- nigen. die sich zu Mittel- oder Großbrauereien entwickelten. überlebten. die kleinen Betrie- be jedoch schließen mußten oder aufgekauft wurden. konnte sich bis heute die Familien- brauerei Max Wolf in der Südsradt behaupten. Am 3. O ktober 1885 erwarben der damals dreißigjährige Max Wolf aus Jöhlingen und sei ne Ehefrau Luise Wolf in der Werdersrraße 51 eine Brauerei mit Gaststätte, wo der größte Teil des erzeugten Bieres zum Ausschank kam . Andere Ausschanklokale besaß man nie. Die Südstadt war damals noch nicht so dicht bebaut. ers t 1888 wurde die Johanneskirche errichtet. Von der regen Bautätigkeit der folgenden Jahre profi tierte auch die Brauerei Wolf. da die Bauarbeiter der zahlreichen Baustellen ihr Fäßlein Bier dort holten. 1897 kaufte Wolf dann das Nachbarhaus "Cafe Werder" hinzu und stockte das Gebäude auf. Einige Jahre spä- ter erwarb man noch das nordöstlich gelegene Anwesen. Wie in den anderen, meist größeren, Braubetrieben erfolgte auch bei Wolf ein unablässiger tecl1I1ischer Ausbau der Brauerei. 1900 wurden die erste Kühlmaschine angeschafft und emaillierte Biertanks aufgestellt. 1910 ver- fügte man als erste Brauerei der Stadt über moderne Stahl tanks. Nach und nach wurden 85 sämtliche H olzgef:1ße durch metallene erserzt. 191 9 übernahmen die Söhne M ax und Eugen das Gesch~if( und entwickelten es weiter. Trorz der beengten baulichen Verhältn isse in einem dichrbesiedelten Stadtteil wurden auch weiterhin Z ubauten erstell t und technische Neuerungen vo rgenommen. 1927 wurde die erste Sudp[1nne mir Gasheizung in Deutsch- land eingebaut, 1930 fo lgte der Bau eines modernen Kühlschiffraumes. Die Gaststätte erhiel t M itte der dreißiger Jahre. zum 50jäh rigen Jubi läum , einen von O tro Leible entworfenen Majo- likaschmuck. Nach dem Zweiten Weltkrieg zwang die Beschlagnahmung des Bierausschankes am Wer- derplatz durch die Besat- zungs nüchrc dazu. die handwerkliche Brauerei zu einer Kleinbrau crei auszubauen. Technische Innovationen hielten mit dem Wachstum Schritt , lind so hat die Familien- brauerei Max Wolf un ter ih rem Geschäftsführer M ichael Wolf bis heure einen fes ten Platz im Ansicht dcr Braucrei \ 'Volf u.m l8S5 aus einer Anzeige im Ka rlsruhe r Tagblalt. Karlsruher Brauwesen.233 VOM H ANDWERKSMEISTER ZUM UNT ERNEHMER- D ER W ANDEL DES B RAUEREI ßESITZER-STANDES IM 19. JAHRHUNDERT Die wachsende Bedeutung des Karlsruher Brauereiwesens im 19. Jahrhundert, die ständige Vergrößerung und Modernisierung und schließlich die Behauptung der bekannten Karlsruher Brauereien auf dem Markt war nicht zuletzt dem Engagement der jeweiligen Brauereibesitzer zu verdanken. Der Wandel vom Handwerksbetrieb zum Industrieunrernehmcn stellte auch grund- legend veränderte Anforderungen an die Firmeninhaber. Eine Ausbildung zum Braumeister, wie sie noch die Z unftmitglieder absolviert harren (s . 5. 30 ff.), reichte nicht mehr aus, um mit den raschen naturwissenschafrlich-technischen und winschafrlichen Veränderungen Schritt zu halten. Ein Untcrnelunen mit bis zu 100 Beschäftigten, mit einem jährlichen Bieraussroß von bis zu 100.000 Hektoli tern und mit einem angesichts der ständigen technischen und baulichen Erweiterungen stark anges tiegenen Kapitalbedarf, erfordete ll . a. auch eine kaufmännisch ver- sierte Leitung. So ist es nicht verwunderl ich, daß die zweite und dritte Generation von Brauereibesitzern ganz andere berufl iche Qualifikationen als ihre Väter aufweisen konnten. 86 Brauerschule, kaufnü nnische Ausbi ldung lind Po lytechnikulll - Werdegang der zweiten und dritten Generat ion der Brauereibesitzer Die Berutsausbildung der Mo ninger-Sähne beispielsweise wa r llll1f.1ssend und gründ lich gewesen lind hatte die spätere Autgabenteilung bei der Leitung des Unternehmens berück- sichtigr. Stctan lind Karl Moninger besuchten z Lln ~ic hst das "La Fontaine'sche Institut" und im Anschlu ß die neugcgri.inde- te städtische höhere Bürger- schule. Ka r! absolvierte danach eine kau tm~innische Lehre in ei nem Karlsruher Bankinstirut und wa r in verschiedenen Un- ternehmungen im Ausland tä- t ig. Stef.1n machte zunächst eine Lehre in der elterlichen Brauerei , besuchte im An- schluß das Po lytechnikum Ka rlsruhe und beendete seine Ausbildung in der Kö niglich Bayerischen Brauerschule in Karl. Thcodor lind Srcfan Moningcr um 1900. Weihenstephan. Danach prak- tizierte er in verschiedenen Münchencr Brauereien und im Ausland. Der jüngste Sohn T heodor Mon inger absolvierte nach der höheren Bürgerschule ebenfalls eine Bankenlehre und W~l r im Anschlu ß in versch iedenen Städten des In- und Auslandes r:irig, um 1887 in den elterlichen Betrieb zurückzukehren.234 Ganz ähn lich war der \'V'erdegang der Prin tz-Söhne. Albert Printz jun. absolvierte eine kaufmänn ische Ausbildung. Fried ri ch Prinrz qualifizierte sich fü r die tech nische Leirung des Betriebes. Der dri tte Sohn . Emil Prinrz, bi ldete sich zu- sätzlich zu einer Ausbildung als Brauer im Fach Maschinenbau aus. "Er widmete seine ganze Kraft dem Gesch;ift und hat diesem, wie auch dem Braucr- gewerbe im allgemei nen, er- sprießliche D ienste geleistet", war in der Firmcnfestschrift zum 50jährigcll Jubiläum der Albcn , Max und Fricd rich Pri nr/. um 1900. 87 Brauerei Printz 1900 zu lesen 235 So konstruierte Em il Primz den ersten Apparat zur Untersuchung von Gerste und Malz auf ihre innere Beschaffenheit, genannt "Farinarom" . Fotografien, die die Besitzer der großen Brauereien des ausgehenden 19. Jahrhunderts zeigen, spiegeln bürgerliches Selbstbewußtsein wieder. Dieses gründete sich nicht alleine auf wirtSchaftlichen Erfolg, vielmehr gingen damit auch eine zunehmende gesellschaftliche Be- deutung und wachsender politischer Einflu ß einher. Politisches und gesellschaftliches Engagement der Brauereibesitzer Besonders in Städten, in denen Brauereien schon frü h einen bedeutenden Wirtschaftsfakror darstellten, wie Dortmund und München, rückten Anfang des 19. JahrhundertS neben dem dominierenden Handelsbürgertum auch Bierbrauer und Wirte in die städtischen Selbst- verwal tungsgremien auf. 236 Oft standen diese an der Spitze des mittelständisch-gewerb- lichen Kerns des traditionalen Stadtbü rgertu ms. In Karlsruhe stell ten zwischen 1810 und 1832 die Sozialgruppen der Bankiers, Partikuliers, Großkaufleute, Handelsleute und Spedi- teure sowie die der Handwerker mit jeweils 25 % den größten Antei l an der politischen Elite der Stadt. Ihnen folgten mit einem Anteil von 20 % die Inhaber bürgerlicher Ämter. Die zahlenmäßig gUt vertre tene Gruppe von Adel, Militär sowie Hof- und Staatsbeamten spielte in dieser Zeit innerhalb der politischen Elite der Residenzstadt keine Rolle mehr. Mit immerhin 10 %, das war absolut gesehen allerdings nur eine Zahl von zwei, waren aber W irte und Bierbrauer vertreten. Zwischen 1870 und 1880 stellten Brauer und W irte 2,9 % der Mitglieder des Gemeinderats und 3,6 % des Bürgerausschusses. Ein Vergleich mit M"annheim zeigt jedoch, daß die Karlsruher Brauereibesitzer bis 1880 in den kommunalpolitischen Gremien noch relativ schwach vertreten waren. In der Qua- dratestadt stellten Wirte und Bierbrauer zwischen 1810 und 1832 immerhin 30,6 % der poli tischen Elite, 1870-1880 waren sie im Gemeinderat mit 9, 1 % und im Bürgerausschuß mit 6 % vertreten. Auch was ihren Ameil an den Wahl männern zur Wahl der Zweiten Badischen Kammer 18 19 betrifft, lagen sie in Karlsruhe mit 16,7 % weit hinter dem in Mannheim von 36,2 %237 Dies liegt darin begründet, daß bis in die 1860er Jahren das Brauwesen in Mannheim wirtschaftlich einen bedeutenderen Faktor darstellte als in Karlsruhe. Mit der Expansion des Karlsruher Brauereiwesens im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts stieg aber auch der politische Einfluß der Brauereibesitzer. 1875, als der Gemeinderat nach dem Dreiklassenwahlrecht gewählt wurde, war als einziger Bierbrauer Albert Primz in der I. Klasse, d. h . der Klasse der wahlberech tigten Bürger mit dem höchsten Einkommen, ver- treten .238 Printz war in jener Zei t die größte der Karlsruher Brauereien und hatte an der Kaiserallee eine moderne "Bierfabrik" errichtet (s. S. 50). Nach dem Tod von Albert Printz 1880 trat sein Sohn Albert Printz jun. auch politisch in die Fußstapfen des Vaters. Er gehör- te der nach wie vor nach dem Klassenwah lrecht zusammengesetzten Stadrverordnctcnver- 88 sammlung an. 1885 waren neben ihm zwei weitere bedeutende Brauereibesitzer Stadt- verordnere: Friedrich Hoepfner und Karl Schrempp.239 Kommerzienra t Fried rich Hoepfner wurde schließlich als einziger Brauer zum Stadtrat gewählt240 Karl Schrempp (1 846-1919), der von 188 1 bis 1897 sein politische Amt bekleidete, erhielt 19 16, bislang als einziger sei- nes Berufss tandes, die Ehrenbürgerwürde fü r sei ne Stiftungen für soziale Zwecke.24 1 D em ausscheidenden Kar! Schrempp fo lgte mi t Ka r! Moninger ein weiterer Brauereibesirzer als Stadtverordneter. Moninger, der 19 13 vom Großherzog zum Kommerzienrat ernannt wor- den war, gehörte nach dem Ersten Wel tkkrieg auch dem ersten demokratisch, von Männern und Frauen gewähl ten, Bü rgeralisschllß an und fu ngierte als O bmann der Stadtverordneten. 1925 verlieh ihm d ie Technische Hochschule Karlsruhe die W ürde eines Ehrensenators. 242 Welcher poli tischen Richtung die in den städtischen Selbsrverwalrungsgremien vertrete- nen Brauereibesirzer zuzurechnen waren, läßt sich nicht ei ndeutig ermitteln . Es ist jedoch wahrscheinlich, daß sie eine nationalliberale Gesinnung vertraten, gehörten sie doch der Schicht des im Gefolge der nationalstaa tlichen Einigung Deutschlands aufs trebenden mit- telständisch-gewerblichen Stadtbürgertums an. Dafür spricht auch, daß der Nationallibe- rale Verein Kar!sruhe seine Generalversammlungen in der Brauerei Schrempp abhielt.243 Nationalliberaler Verein Karlsruhe. SDie bie~jä~rige orbcntlicfJe @enernluer[ammlung fiubet rolittlllo4) ben 1 1). b. rol., fubenhil 8 '/2 Ugr, im Saale III. der Brauerei Schrempp [tatt. ,pier6u werben unfere 9J1itglieber mit her ){litte um ßaljlreidjeil ~tfdjeinen freunblidJft eingelaben. :l:a\lI!ßorbnnnQ: 1. ffiedjnuugSlabiage. 2. meuwagl beil @efammtuorftanbeil . Der Worstand. Anzeige des Nar iona ll iber:llen Verein s alls dem "K:lrlsruhcr 1agblatt" vom 12. November 1893 . Z wi sc h e n bürge rli c h er Wo hlt ä ti g ke it und soz ia le r F ür so rge - Di e A rb e it e rsr iftun ge n d e r Br au e re i e n 3.1. Zum Selbstverständnis der bürgerl ichen Honoratioren-Gesellschaft gehörte auch ein Gefühl sozialer Verantwonung, das sich durch kari tative Aktivitäten Ausdruck verschaffte. Insbesondere an Weihnachten st iftete man gerne für Arme und Bedürftige. So stellte "Braue- reibesitzer und Stadtrat" Friedrich H oepfner beisp ielsweise im Dezember 1893 350 Mark 89 "zur Ven eilung an verschiedene Wohlthätigkeits- anstalten" zur Verfügung, u. a. an das Waisenhaus, das städtische Krankenhaus. das Diakonissenhaus und an eine Unterabteilung des Bad ischen Frauenvereins. 1895 wurde der Betrag auf 450 Mark erhöht, Moninger stiftete 300 Mark244 Brauereidirekror Kar! Schrempp und seine Frau M ina, geb. Fahrer, gründeten 1894 für die Angestellten, Arbeiter und Dienstboten der Brauerei die "K. Schremppsche Arbeiterstifrung". Das Stifrungskapiral von 50.000 Mark sollte den G rund- stock für eine Rentenzulage über die gesetzliche Unf.111-, HafrpAicht- , Invalidiräts- und Altersversicherung hin- aus bi lden. Die Höhe der Z ulage bemaß sich nach Dienstjahren und Monatslöhncn, Witwen und Kinder der verstorbenen Arbeiter erhielten ei nen Teilbetrag. Falls die Stiftung über genügend Mittel verfügte, soll- ten Kranke einen Z uschuß zum Krankengeld bekom- men. Dies war die erste für Karlsruhe belegbare Be- Der Karlsruher Ehrenbürger Sch,cmpp 1846-1919. Ka rl triebszusarzvergütung.245 Desweireren erh ielten Arbeirer monarliche Prämien von sechs Mark sowie "Weihnachtsgeschenke" 246 Z u Begi nn des 20. Jahrhundens bestand dann bei der "Gesellschaft für Brauerei, Spiritus und I'reßhefenfabrikation vorm. G. Sinner, G rünwinkel" ein "Arbeiterwohlf.1hnsfonds" mit einem Kapital von 18.500 Mark und ein "Pensionsfonds" in Hö.he von 246.500 Mark. Aus ersterem wurden an Arbeiter mit mehr als sechs Jahren Betriebszugehörigkeit von der 27. bis 52. Woche Krankengelder bezahlt. Außerdem wurden Badekuren, Erhol ungsurlaube und Familicnuntcrstü tzungcn gewährt. Ehefrauen der Krankenkassenmitglieder crhieltcn für eine Dauer von höchstcns 13 Wochen freie ärzdiche Behandlung und Arzneien. Die Leistungen des Pensionsfonds richteten sich nach Dienstalter, Lohnhöhe und "Bedürftigkeitsgrad". Außerdem erhielten die Arbeiter Weihnachtsprämien in Höhe von I 0 bis 25 Mark, die mehr als 25 Jahre bei der Firma Beschäftigten je zwischen 500 und 1.000 Mark. Vergleichbare Sozialleistu ngen gewährte keine andcrc Karlsruher Brauerei in jener Zeit. Bei Moninger harte man eincn "ßeamren- und Arbeirerunrerstürzungsfonds" in Höhe von 40.500 Mark eingcrichtct, dcr jedoch nicht gcnerell allen Besch~iftigten zugute kam, sondern nur in beso nderen Fällen Unrerstützung gewährte. Die Wohl ta ten der Brauerei Hoepfner für ihre Arbeiter beschränkten sich darauf, daß sie Kohlcn zum Selbstkostenpreis erhielten und unentgeld ich B~ide r nehmen kOllnren. Alle drei genannten Brauereien bezahlten ihren Arbeitern, wenn diese zu mi li tärischen Übungen einbezogen wurden, einen Teil des Lohnes wcircr.247 Die Brauereiarbeirer zeigten sich jedoch übcr die Woh ltätigkcitcn ihrer "Prinzipale" kei- neswegs nur beglückt. Die sozialdemokratische Zeitung "Der Volksfreund" vermerkte kri- tisch: "Würdc Herr Schrempp seinen Arbeitern ihre Forderungen bewi ll igt haben, es wäre 90 ihnen tausend mal lieber gewesen als diese Stiftung, vo n der die wenigsten je etwas bekom- men werden. Würden die Herren Hoepfner lind Moninger lind alle Kapitalisten ihren Arbeitern einen Lohn gcwähren, mit dem sie ihrc Familie richtig ernähren könnten, sie hät- ten zur Lösung der sozialen Frage mehr beigetragen als durch ihre Spenden .. ."21i8 Auch Friedrich Hoepfners Plan beim Bau seiner neuen Brauerei Spcise- und Schlafräume sowie eine "Ma nnschaftsküche" einzurichten, stieß bei seinen Arbeitcrn auf wenig Gegenliebe. "Ich hegte eben die Meinung, daß die Beziehungen zum Personal, die ich angetroffen harre, auch aufrecht erhalren bleiben und daß den jüngeren Leutcn in der altväterischen aber erprobten Weise eine Sorge abgenommcn würde", schrieb Hoepfner. 249 Doch die Brauerei- arbeiter hielten nichts von einer "Zwangsküche", wie sie es bezeichneten , nur neun Ange- stellte sprachen sich 1893 für deren Beibehaltung aus. Stattdessen forderte man kürzere Arbeitszeiten und höhere Löhne. Hoepfner verkannte offensichdich, daß ein Industrie- unternehmen nicht mehr wie ein patriarchal strukturierter Handwerksbetrieb zu führen war. Verändert hatten sich nicht alleine die Produktionsstärren und Betriebsleiter, sondern auch die Arbeirsbedingungen lind die Arbeiterschaft. " ... ZWEI SOZIAL GETRENNTE KLASSEN" - VERANDEIUE ARßEITSVERI-liilTNISSE UND ARßEITSKAMPFE Mit der AuAlcbung der Zunftgesctzc und Einführung dcr Gewerbeordnung veränderte sich auch das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbei tnehmern grundlegend. Im zünfrisch organisierten Handwerk entstammten Meister lind Gesellen zunächst einmal der gleichen Schicht. Der Meisrer hatte die Lehrlings- und Gesellenzeit selbst durchgemacht und rück- te erst nach langjäh riger Tätigkeit in die höhere Stellung auf. Der allmähliche Übergang vom Arbeitnehmer zlim Arbeitgeber, wie er noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht unüblich war. wurde mit der Industrialisierung des Braugewerbes nahezu unmöglich. "Man kann die Beobachtung machen, daß der Gegensatz zwischen den patriarchalischen Verhält- nissen des Zu nftgewerbes und den modernen industriellen Betriebsformen überall da um so schärfer hervortrat und sich zu einem Konflikt zuzuspitzen drohte, wo sich der Übergang vom Handwerk zum Großbetr ieb unvermittelt vo llzog .... So bildeten sich mit der techni- schen und kapitalistischen Durchdringung, die das Braugewerbe zur Brauindustrie werden ließ, zwei sozial getrennte Klassen. deren Gegensätzlichkeit sich mit der kapitalistischer wer- denden Unternehmungsform immer mehr vergrößerte. Der Brauergeselle. dem früher die Gesellenschaft nur ein Übergangsstadium zur Meisterschaft und somi t zur Selbständigkeit bedeutete, wurde zum lebenslänglichen Lohnarbeiter. "250 Mit diesen Worten schilderte Kurt Danziger in seiner Stud ie über die badische Brauindusrrie 191 3 treffend eine Ent- wicklung. die zu KonAiktcn führte, wie sie im Beispiel der Auseinandersetzung zwischen Brauereibesitzer Hoepfner und seinen Arbeitern 1893 zum Ausdruck kamen (s.o.). Einer immer geringeren Anzahl von Arbeitgebern stand eine immer größere Anzahl von 91 Arbeitnehmern entgegen. In Deutschland stieg zwischen 1886 und 1909 die Zahl der in Brauereibetrieben beschäftigten Arbeiter insgesamt um 115 % an, in Baden im selben Zeitraum jedoch nur um 18 %. Die gesamte deutsche Biererzeugung stieg in dieser Zeit um 75 %, in Baden jedoch um 142,5 %. Diese Zahlen deuten auf eine rationellere, weiterge- hend technisierte Bcrriebsweise der badischen Brauereien hin. 25 1 Ein weiterer Effekt der fortschreitenden Technisierung war auch im Braugewerbc, daß immer öfter gelernte Gesel- len durch ungelernte jugendliche Arbeiter ersetzt wurden. Zu den speziellen Brauerei- arbeitern, d. h. denjenigen, die sich mit der Herstellung des Bieres bef.1ßten, wie Brauer, Mälzer und Küfer, kamen Arbeircrkaregorien hinzu, die auch in anderen Industrien erfor- derlich waren, wie Maschinisten. Heizer, Schmiede, Spengler, Schreiner, Maurer sowie Hilfsarbeirer, meist Tagelöhner, Fuhrleute und Chauffeure. Die Zusammenserzung der Gesamtarbeircrschafr im Braugewerbe verschob sich eindeutig zugunsrcn der allgemeinen Industriearbeiter. Die speziell zur Herstellung des Bieres qualifizierten Arbeitskräfte waren 1912 nur noch mit 32,7 % vertreten, während Maschinisten, Heizer, Handwerker, Hilfs- arbeiter und Flaschenkellerarbeiter 35 % ausmachten. Daneben bildete sich eine neue Mittelklasse heraus. die sogenannren kaufmännischen und rech nischen Beamren sowie die verantwortungsvolle Posirion des Braumeisrers. Arbeiterkaregorien in der Brauindustrie 1912252 Brauer. Mälzer Küfer Fuhr- und Stall personal Maschinisren. Heizer. Handwerker Hilfsarbeiter Flaschenkellerarbeiter über 18 Jahre jugendliche Arbeiter unrer 18 Jahren Frauen Lehrlinge 28,2 % 4,5 % 26,3 % 12,5 % 15 ,3% 7,2 % 2,6 % 2,6 % 0,8 % .. ... auf dem Niveau von Arbeirstieren" - Arbeitsbedingungen um die Jahrhundertwende Zwar wurden in den modernsten Brauereien um die Jahrhundertwende körperlich schwere Arbeiten größtenteils von Maschinen übernommen, doch bedeutete das noch lange nicht, daß die Tätigkeit eines Brauereiarbeiters "Ieicht' gewesen wäre. M it 30 Jahren galt ein Brauereiarbeirer in der Regel als verbrauehr und wurde von den meisren Brauereien nichr mehr eingesrelle Ein Mannheimer Brauereiarbeirer. der zeitweise auch bei Sinner in Karls- ruhe gearbeitet hatte, erinnerte sich: "Am ersten Juli 1890 wa r meine Lehrzeit beendet ... 92 Zu dieser Zeit reelmete ich damit, daß ich noch zwölf Jahre zu leben habe. Diese Rechnung machte ich mir auf, weil ich in meiner Jugend recht selten einen Brauergesellen kennen- lernte, der über 30 Jahre alt wurde. Die Schwindsucht hat sie vorher weggerafft."253 In Karlsruhe sollen allein zu Beginn der 1890er Jahre mehr als zehn Brauergesellen im Alter zwischen 25 und 30 Jahren an Schwindsucht gestorben sein254 Besonders häufige Tem- perarurwcchsel mögen hierzu beigetragen haben - auf der Darre konnten Temperaturen bis 60· C vorherrschen, während in den Kellern fast der Gefrierpunkt erreicht wurde. Sie führ- (en darüber hinaus dazu, daß viele Brauereiarbeircr an Rheuma erkrankten . Staub- geschwängerte Luft bei der Malzverarbeitung. nicht jedes Unternehmen verfügte wie die Firma Printz über eine "Staubsammelmaschine" (s. S. 52), oder die Pechdämpfe der Picherei taten ein übriges. Vor allem setzten lange Arbeitszeiten und der Anspruch, ständig verfügbar sein zu müssen, den Arbeitern zu. Die Technisierung verbesseree lind erleichterte den Brauvorgang. Doch mußten die teu- ren neuen Anlagen nun optimal genutzt werden, konnten doch nun bis zu drei Sude am Tag hergestellt werden. Eine Arbeitsordnung der Schultheiss-Brauerei in Berlin legte 1889 z. B. fest: "Die Arbeitszeiten der Arbeiter sind unbestimmt. Sie werden je nach Erforder- nissen des Geschäfts von der Direktion festgelegt .... Für gewöhnlich beginnt die Arbeit Morgens 4 Uhr und endet Abends 7 Uhr. "255 Das sah in Karlsruhe nicht viel anders aus. Die 1863 gegründete Brauergenossenschaft sah die Regelung des Verhältnisses zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern als eine ihrer Hauptaufgaben. In § 5 der "Haus- und Ge- schäftsordnung für die Hilfsarbeiter der Brauergenossenschaft" hieß es: "Bezüglich der Arbeitszeit der Brauergehilfen läßt sich wegen der notorischen Eigentümlichkeit des Ge- werbes keine bestimmte Grenze ziehen; es hat vielmehr der Brauetgehilfe zu jeder Zeit, sei es bei Tag oder Nacht, Sonn-, Fest- und Werktagen, wie das Braugewerbe es eben mit sich bringt, im Geschäfte tätig und willig mitzuwirken. "256 Auch noch 1893 mußten z. B. die Arbeiter der Brauerei Moninger 12 bis 14 Stunden am Tag arbeiten, an Sonntagen sogat ohne Enrlohnung257 Dafür gewährte man ihnen freie Kost und Logis. Doch die Kost war oft kärglich, und das Wohnen der Arbeiterschaft auf dem Wetksgelände war weniger zu deren als zu des Brauereibesitzers Vorteil. So konnten die Gesellen zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Arbeit herangezogen werden. Über das Leben der Brauergesellen im Schlafsaal, dem sogenannten "Schalander", der Brauerei Sinner berichtete Wi lhelm Schmutz: "In der Brauerei beschäftigt, mußte ich, auf Wunsch des Braumeisters, auch in der Brauerei direkt wohnen. Für die Bierbrauergesellen bestand ja noch ... Kost- und Wohnungszwang. Besonderen Raum zum Aufenthalt, Schlafen oder einen Trockenraum gab es nicht. Ein Raum diente allen Zwecken."258 Neben den beengten Verhältnissen und der Verfügbarkeit rund um die Uhr empf.,nd er jedoch ins- besondere die fehlenden Möglichkeiten irgendeiner sinnvollen Betätigung wähtend der spärlich vorhandenen Freizeit als unerträglich. "KuIrurbedürfnisse erstickten durch die lange Arbeitszeit und das Milieu des Zusammenwohnens .... gerade dieser Zustand des N icht-zur-Besinnung-Kommens machte es den Brauherren möglich, ihre Arbeiter auf dem 93 Niveau vo n Arbeitstieren zu halten. " Der von den Arbeitgebern lange Zeit gewährte "Haus- trunk". d . h. die Abgabe von Freibier. tat sein übriges. Erst nach der Jahrhundertwende wurde dieser Haustrunk in den Tarifverträgen teilweise abgelöst. wohl nicht zuletzt aus dem Grund. daß in den immer komplizierteren technischen Produktionsabläufen die Unf.1 ll- gef.1.hr durch Alkoholgen uß stieg.259 Letztendlich ist es nich t verwunderlich, wenn die ßraucreiarbeircr angesichts ihrer Lebens- und Arbeitsbedingungen und des mangelnden Konrakres mit der Außenwelt lange Zeit für die Gedanken einer gemeinsamen lnreressen- vertre tung unzugänglich blieben. Doch Naturalverpflegung und Wohnungszwang stellten ein "merkwürdig lang gehaltenes Überbleibsel der H auswirrschaft' dar. 2GO ähnliche Arbeits- verhältnisse hatten nur noch Dienstboten. In IndusrricllIHcrnehmen waren solche Bed in- gungen auf Dauer nicht aufrechtzuerhalten. Die gewerkschaftliche Organisatio n der Brauereiarbeiter Unter den Brauereiarbeitern konnte die Gewerkschaftsbewegung lange Zeit keinen Fuß fas- sen. Erste Organisationsversuche reichen in die siebziger Jahre des 19. Jahrh underrs zurück. 1872 gab es Ansätze einer Organisation in der Dresdener Aktienbrauerei. Im gleichen Jahr entstand in Frankfurt am Main ein Verein der Bierbrauergehilfen. der um die 200 Mit- glieder zählte. 1872 kam es zu Arbeitsniederlegungen in Frankfurt und Mü nchen. 1873/74 in Mainz, Dresden lind Halle. 1874 wurde ein Braucrverein in Berlin gegründet, der jedoch kurl darauf nach einem verlorenen Streik aufgelöst wurde. M it Erlaß des Sozialisrengesetzes 1878 war zunächst jeder weitere Versuch, gewerkschaftliche Organisationen zu bilden, un- möglich geworden. Erst Mitte der 80er Jahre. als der Druck durch das Gesetz etwas nach- gelassen hatte, kam es zu einem allgemeinen Aufschwung der Arbeiterbewegung, vo n dem auch die Braucreiarbeirer profirienen. Örtliche Vereine der ßraucreiarbeircr bildeten sich zunächst meist in den Städten, in denen es Großbraucreien gab und die Arbeiterbewegung bereits Fuß gefaßt harte. "Hauptstadt" der Braucreiarbeiterschafr wurde Berlin, wo sich der größte und bedeutendste Lokalverein konst ituierte lind am I 1. Januar 1885 erstmals eine von ihm herausgegebene "Vereinszei[llng" erschien. Wen ige Monate später, im August 1885. hoben Delegierte aus 68 deurschen Städten in Berl in den .. Allgemeinen Brauer- verband" aus der Taufe. Von seinen 1.700 Mitgliedern kamen jedoch allei n 1.300 aus Berlin2G1 Bald sranden sich innerhalb des neuen Verbandes zwei gegensätzliche Strömun- gen gegenüber. Während die einen an eine Verrretung ihrer Interessen du rch ein Zusam- mengehen mit den Arbeitgebern glaubten , suchten die anderen eine Angliederu ng an die freien Gewerkschaften. 189 1 erklärten fünf Verbände mit gemäßigten Tendenzen ihren Austritt. Daraufhin konstituierte sich der Verband neu, verlegte seinen Sitz nach Han nover lind schloß sich den freien Gewerkschaften an. Waren zuvor nur gelcrnte Brauergesellen dem Verband angeschlossen gewesen, organis ierten sich nun auch die ungelernten Arbeits- kriifte einheitlich in einem Verein der Brauereihil fsa rbeitcr. 1892 verein igte sich dieser mit 94 dem Allgemeinen deu tschen Brauerverband zum Zentralverband Deutscher Brauerei- arbeiter, dem sich schl ießlich noch der Zenrralverband der deutschen Böttcher anschloß262 Seit November 189 1 gab man die "Deutsche Brauerzeinlllg" heraus. Die ausgeschiedenen arbeitgeberfreund lichen Vereine, die sich ausdrücklich gegen Streik und Boykott ausspra- chen, bi ldeten 1893 einen Bund der deutschen Brauergesellen, dem sich auch der Bund österreich ischer lind schweizer ßrallergesellen anschloß. Daneben existierten noch der Hirsch-Dunkersche Gewerkverein der Brauer und der Arbeiterverband des Nahrungs- mittel -Industrieverbandes. Die Mehrheit der Brauereiarbeiter, nämlich 37,2 % aller gezähl- ten Arbeiter im Jahr 1907, wa r in der fre ien Gewerkschaft , dem Zenrralverband der Deutschen ßrauereiarbeiter organ isiert , 2,3 % gehörren dem Bund deutscher, schweizer und österreichischer Brauergesel len an, 1,1 % den Hirsch- Dunkerschen Gewerkvereinen. Die Mitgliederlahl des Zenrralverbandes Deurscher Brauereiarbeiter stieg von 6.0 18 im Jahr 1895 auf 33.422 im Jahr 1908 an. 263 Im GroßherLOgtum Baden waren 1903 in ins- gesamt neun Lokalorganisationen 573 Brauereiarbeiter organisierr. Den Hirsch-Dun- kerschen Gewerkvereinen oder christlichen Gewerkschaften gehörten keine Brauer an.264 Bei insgesamt 3.774 beschäftigten Brauereiarbeitern lag damit der Organisierungsgrad in Baden 1903 bei ca. 15 % 2 65 D ie Bastionen der Brauereiarbeiter-Gewerkschaft lagen in Berlin, wo man 191 24.83 1 Mitglieder zählte, in München mit 3.928 und Hamburg mit 2.008 Mitgliedern . Es fo lgten die St,idte Dresden, Breslau, Frankfurt am Main , Bremen, N ürnberg und S(Uttgart. Ka rlsruhe z.1hlte nicht zu den Orten mit 1l1ehr als 1.000 M itgliedern. 266 Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, daß die Zahl der beschäftigten Brauereiarbeiter nicht so hoch war, ZUIll anderen aber auch deren Organisierungswi lle geringer gewesen sein dürfte als bei ihren Ko llegen in den anderen erwähnten Brallmerropolen. Sch ließlich war die Gewerk- schaftsbewegung in Karlsruhe "i nsgesalllt noch weit zurück", wie die sozialdemokratische Zeitu ng "Der Volksfreund" feststel lte. Erst im Winter 1892/93 gründete man ein Gewerk- schaftskartell , dem sich 18 Einzelgewerkschaften anschlossen, unter ihnen auch die der Bierbraller. 267 Die Grü ndung einer Karlsruher Brauereiarbeiter-Organis3tion war zunächst 189 1 erfolgt.26B Gründungsmitglied und erster Vorsitzender war der Brauer Hitscherig. Er machte sich jedoch der Bestechl ichkeit durch seinen "Prinzipal" verdächtig, soll er doch von diesem sofort nach seiner Wah l zum Vo rstand eine monatliche Aufbesserung von 30 Mark erhalten haben . Daraufhin legte er sein Amt nieder, gründete e inen "Lokal- oder Vergnü- gu ngsverei n und machte die Mi tglieder abwendig." Den Vo rsitz der Brauergewerkschaft übernahm nun L Rieger.269 Da raufhin schlossen sich im Jah r 1892 die Karlsruher Brauereiarbeiter offiziell dem Zentralverband der Deutschen Brauereiarbeiter an . Bei der Gründung zählte man 42 Mitglieder, drei Jah re später waren es 106, 1914549 und erst 1919 überschritt man schließlich die 1.000 Mitglieder-Grenze, was darauf zurückzuführen w;u, daß nun die Verei nigung der Brauereiarbeiter mic den Mühlenarbei tern in einer Ge- werksehafrsorganisation erfolgre.270 1893 foclnen die Karls ruher Bierbrauer, angeführt von ihrem Gewerkschaftsvors itzenden Rieger, ihren ersren größeren Arbeitskampf aus. 95 Der Streik der Karlsruher Brauereiarbeiter 1893 Allen gegenteil igen Beteuerungen zum Trotz zeigten die Brauereiunrernehmer wenig Nei- gung, ihren Beschäftigen eine Verbesserung der Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu gewähren. Hier und da waren sie bereit. die Arbeitszeit geringfügig zu reduzieren oder ein paar Pfen- nige Lohnerhöhung zuzugestehen. In einer entscheidenden Forderung der Brauereiarbeiter, der Aufhebung des Kost- und Logiszwangs. machten sie jedoch keine Zugeständnisse. Erste Streiks führten schließlich in Frankfurt am Main. Bochum-L1ngendreer und Chemnitz zur Abschaffung der Zwangsküchen. [n Berlin wurde 1890 in ein igen Brauereien der Auszug der Gesellen aus den Schalandern erzwungen 271 "Mit dem Jahr 1893 begannen in den Karlsruher Brauereien die Streiks. "272 Auch hier ging es um eine Reduzierung der Arbeits- zeiten. Erhöhung der Löhne sowie Abschaffung der Zwangsküche. Die Befürchtung der Brauereibesitzer, dadurch EinAußmöglichkeiten auf ihre Arbeiter zu verl ieren. formul ierte Friedrich Hoepfner deutlich: "Ich habe die feste Überzeugung ... . dass das Verlangen. die Küche abzuschaffen. nur gestell t wurde. um das Band. das Arbei tgeber und Arbeitnehmer noch zusammenhielt. noch mehr Zl1 lösen ... "273 Schließlich verbarg sich dahinter nicht zuletzt die Angst vor dem poli t ischen Gegner. der Sozialdemokratie. So wurden Z ugeständ- nisse an die Arbeiterschaft mit der Begründung abgelehnt. daß man sich damit "völl ig in die Gewalt der Sozialdemokratie" begeben wü rde274 Eine "Zwangsküche" gab es in der neuen Hoepfner-Brauerei jedoch nicht mehr. und die Arbeitszei ten wurden etwas herabge- setzt. Doch damit waren die Arbeitskämpfe in Karlsruhe noch nicht beendet. Am 18. März 1893 [,nd im Saal von A. Fels eine öffentliche Brauerversammlung statt. an der sich sämtliche Karlsruher Brauergesellen . mit Ausnahme der der Firmen Schrempp und Moninger. be- .,-_______________________ --, te il igten. Man wähl- te eine Lohnkom- mission, der die Kol- legen Wagemann. Berenz. Kirschte und Andrae angehörten. Diese sollte den Brauereibesirzern fol- gende. von der Ver- sammlung beschlos- sene Forderungen unterb reiten: zehn- stündige Arbeitszeit, 24 Mark Wochen- lohn sowie Bezah- lung der Überstun- Wrbeitcr, @CIlofien! Uniere ~orbemng irt in feiner 2Beije ungmef)t. 'l:robbem werilen wir mit niden Sef)wierig, leiten A'l famplen ~obcn_ IDlüi!en wir über bit eine ober oubete !Bro!lmi ben !Boljfolt rrflöreu. 10 ·irt. wenn ~~r unll aucfj nur fur.lt Seit Ullterftiibt, ber Gieg für u .. s meiclo~r_ S!)orum. ~~r Glcnoifen non ~o!!5Tll~e. S!)1It!od). <IHora- ~m. ~ltlinßen. !Boben. areiollrg unb üoero!I bo. wo ~lr!~. ru~ !Bier l)(r30pft wirb. fteUt enef) auf uniere Geite! !!Bir oppcUircn on CIler eoli~oritöt~gefühl. on euem @mcf)tigfeits. ftnn. on bic ~ilid)t unb ~bre cine~ ~tglicf;en. ber in ben lRei§en ber 3idbftvujiteu ~rbeitericf)oft ringt Jnb fämpj'- ~~r ~aOt bie IDlad)t in ,pänbtn. !IDenn i~r nnr einig ieib; S!)Ilß ecf;idjn! wirb fief) wtnben, ~ir ftnb bann ball) befreit. Ausscllnitr aus dem Bericht der sozialdemokrati schen Zeit ung "Ocr Volksfrcund" über die "Lohnbewegung der Karlsruh cr ßr:l.lIcr" VOIll 24. M:irz 1893. 96 den mit 50 Pfennigen.275 Ermutigt zu d iesem Vorgehen wurden die Karlsruher ßierbrauer durch den erfolgreichen Arbeitskampf ihrer Mannheimer Kollegen, die den Brauer Wage- mann als Referenren nach Karlsruhe enrsandr hanen. Die Badische Brauerei sowie die Brauerei Eichbaum hanen deren Forderungen nach zehnstündiger Arbeitszeit, 24 Mark Mindest- lohn für gelernte Brauer, Bezahlung der Überstunden, Beschränkung der Sonntagsarbeit auf zwei Scunden, "ans t~i ndiger Behandlung von Seiten der Vorgesetzten" sowie Koalirionsfrei- heit schließlich voll enrsprochen27G Die Ka rlsruher Brauereiarbeiter rechneten jedoch damit, daß die D urchserzung ihrer Forderungen nicht ein fach werden würde. Die Betriebsleitung der Brauerei Moninger verstand angesichts der durch die gewerk- schafdiche Lohnkommission vo rgetragenen Forderungen die Welt nicht mehr. Schließlich war doch in der bereits erwähnten "Haus- und Geschäftsordnung für die Hilfsarbeiter der Brauergenossenschafr" fes tgelegt, daß die Arbeiter ihrem Arbeitgeber "willigen Gehorsam" schuldig seien und ihm sowie seinen Familienangehörigen stets mit "gebührender Achrung" zu begegnen hänen. Und da hieß es auch: "Der Arbei ter hat als redlicher Mann stets und überall auf den Nutzen des Dienstherrn zu achten."277 Wie konnte man da hinnehmen , daß nun die Arbeiter an ihren eigenen N utzen dachten? In einer im KarisruherTagblarr ver- öffen tlichten Erklärung beklagte Moninger, "die Herren Rieger und Konsorten, welche eine sogenannte Lohnkornmission bilde~en ", hänen das bislang gute Einvernehmen zwischen Betriebsleitung und Arbeitern gestörr.278 Die Firmenleirung stellte an ihre Arbeiter die "Vertrauensfrage", d. h. sie mußten öffentlich erklären, daß sie mit den bestehenden Arbei ts- verhältnissen in der Brauerei zufrieden seien. Von 48 Arbeitern brachten immerhin zehn den Mur auf, dies zu vernei nen. Und daß dazu Mut gehörte, zeigte die Reaktion der Moninger Firmenleitung: Sie kündigte den Illoyalen. Die Handhabe hierzu gab ebenf., lls die Ordnung der Brauereigenossenschaft, welche dem Arbeitgeber erlaubte, seine Arbeiter "jederzeit ... ohne vorherige Künd igung" zu en tlassen, wohingegen sich die Arbeiter jedoch an eine 14tägige Kündigungsfrist zu halten harren.279 Daraufhin beschloß die Vollversa mm- lung der Brauer am 29. März einstimm ig ei nen Boykorraufruf: "Die ... Vollversamm lung erklärt sich mit den ausgesperrten Brauern der Firma Moninger solidarisch und verspricht, so lange kein Bier aus genannter Brauerei zu trinken, bis dieselbe die Forderungen der Brauergehilfen bewilligt har. "280 Schließlich appellierte man an die Solidarität der übrigen Arbeitcrschaft und bar diese, sich dem Boykott von Moninger-Bier anzuschließen. Wie die meisten Arbeitskämpfe der Brauereiarbeiter, die in den 1890er Jahren statt- f.:1nden, wurde auch der Karlsru her mit großer Erbitterung ausgcfochcen. Die Unter- nehmer hielten es unter ihrer Würde, mit den Arbeitern über die Regel ung der Arbeits- verhältnisse zu sprechen.281 Moninger bezeichne ce die auf ihren Forderungen beharrenden Arbeiter als "Schu fte , Scherenschleifer und Lausb uben".2R2 Als dies durch die sozial- demokratische Zei rung "Der Volksfreund" öffentlich wurde, reagierte man mit einer Bckanntmachu ng im "Karlsruher Tagblarr", in der um Verst~indn i s dafür geworben wurde, daß " ... unser Herr Moninger in der Erregung auch einige kräftige Ausdrücke gebrauchte", doch sei dies lediglich die Folge der "begreiflichen Aufregung" gewesen, von der jeder 97 Mitteilung über die "Boykott-Aufhebung" im "Volksfreund" vom 19. Juli 1893. "Prinzipal" angesichts der Vorkommnisse ergriffen werden würde283 Als weiteren Beleg für die Schuld der Arbeiterschaft an dieser Situation führte man an. daß es bislang in den nahe- zu 40 Jahren seit Bestehen der Brauerei nie zu Differenzen mit dem Personal gekommen sei. Ähnlich wie bei Hoepfner wollte man offensichtlich auch bei Moninger nicht zur Kenntnis nehmen, daß die tiefgreifenden Änderungen im Brauwesen auch die Verhältnisse zwischen "Prinzipal" und Arbeitern grundlegend verändert hatten und die Arbeiterschaft letztendlich darum kämpfte, einen mit anderen Industriearbeitern vergleichbaren Status sowie entspre- chende Rechte zu erlangen. "Wenn jemals eine Lohnbewegung berechtigt war, ist es die der hiesigen Brauer", schrieb der "Volksfreund". Schließlich kämpfe man um eine Verbesserung der Arbeits- und Lohn- verhältnisse. " .. . welche in anderen Berufen schon jahrelang eingeführt sind."284 Doch die Brauereibesitzer waren zu keinen Kompromissen bereit. Nach Moninger ergriffen auch Wilhe1m Fels und die Brauerei Eglau in Durlach Maßnahmen gegen ihre Arbeiter. Am 7. April 1893 waren von 85 Verbandsmitgliedern 40 ausgesperrt. Wohlwollend wurde im "Volksfreund" vermerkt. daß der Brauereibesitzer Kammerer einen Teil der Forderungen bewilligte, was man die Leserschaft bei der Wahl ihtes Bieres zu berücksichtigen bat. Die Brauereibesitzer beschlossen schließlich, daß derjenige unter ihnen, der die Forderungen der Gewerkschaft bewillige. 10.000 Mark Konventionalstrafe zu begleichen habe. Hierauf reagierten die organisierten Brauereiarbeiter mit dem Aufruf, nur noch Wein oder auswär- tiges Bier zu konsumieren. Sie schlossen ihren Appell mit erbitterten Anschuldigungen: "Diese Geldprotzen, welche Hunderttausende ihren Töchtern als Mitgift geben, sollten sich doch nicht sträuben, die Lage ihrer Arbeiter ein wenig zu verbessern."285 Die monatelange Auseinandersetzung wurde schließlich Mitte Juli 1893 beendet. "Die Brauergehilfen sind in diesem Kampfe unterlegen."286 Lediglich eine Abschaffung der "Zwangsküche" und teil- weise Aufbesserungen der Löhne konnten in den meisten Brauereien erreicht werden. Der Kampf um Tarifverttäge Auch die folgenden Jahre brachten dem Brauwesen in ganz Deutschland wiederholt Arbeitskämpfe. Eine der größten Auseinandersetzu ngen spielte sich im Berliner Bierboykott 1894 ab. 1896 führte ein Streik von 77 Btauereiarbeitern in Speyer zum Erfolg. weil die 98 Ne un ·nIcrhl."ulIcrcten im .1ui.rc 1901. Tabelle XL - li Durchsclmittliche Zahl der Arheiter in jeder Klas.,c hei einem Durch- Arbeil.erkategoricn MonalsYerdienst 'in Mark ' schruttlicher Monats- mit B~ng über Sll~ma verdienst. auf die lIescbl\ftigllrlgsart. nber Uber Ubcr üb" I üb" fiber über Ubu tlber ·0 bis ,. GO 7' SO 90 100 110 120 130 140 über d" 50. bis bis b" bis bis bis bis bis bio bis 150. Arbei- GO. 70. 80. 90. 100. 110. 120. 100. 1·10. 150. ",. J< ? ~ 1. lfasehinistcn und Heizer 1 - - - 1 7 14 26 10 0 2 7 77 110 22 2, nraller Imd Killer. - - 2 1 1 2. 40 35 108 35 10 10 276 .120 61 3. BierfUlncr 1 - 1 1 18 " 3. 32 2. 0 '1 1 172 107 08 •• Malzer. - - - - 3 2 6 10 21 0 ~ 2 58 123 80 ,. Hilfsarbeiter . 7 7 16 21 37 ,. 21 10 15 3 1 1 ,., 80 95 Summe 9 7 19 23 60 126 12. 113 '182 GO 22 21 767 , I In Prozenten 1,17 0,91 2,48 3,00 7,82 16,43 15,M ]4,73 23,73 .,48 2,87 2,74 100 , i '1 I . . Tabel le der Monatsverdicnstc von Braucreiarbcitcrn in ncun bad ischcn Braucreien im Jahr 1901. Arbeiterschafr von Mannheim-Ludwigshafen d iesen mit einem nachdrücklich geführten Boykott unterstützte.287 In Karlsruhe streikte man im Sommer 1895 für einen monatlichen Minimallohn vo n 90 Mark288 Erst im Jahr 1906 konnte jedoch ein Tari fvertrag abge- schlossen werden, der die Forderungen der Arbeiter von 1893 nun endlich realisierte. Fest- gelegt wurde eine zehnstündige Arbeitszeit, Überstunden mu ßten mit 50 Pfennig, sonntags mit 60 Pfe nnig vergütet werden. Der wöchentl iche Anfa ngslohn betrug nun 25 Mark, nach zwei Jahren wurde er auf27 Mark und nach weiteren zwei auf 28 Mark erhöht. Eine gegen- sei tige Kündigungsfri st von acht T.'gen wurde verei nbart. Nach einem Jahr Arbeit standen den Beschäftigten drei Tage Urlaub zu. Der Freitrunk von fü nf Li tern Bier, ausgegeben in täglichen Biermarken, blieb wei terhin bestehen. Davon wurden drei Liter in jedem Fall als Naruralie abgegeben, das darüber hi nausgehende Q uantum konnte ersatzweise mit 15 Pfen nig pro Li ter vergütet werden289 Daß der Karlsruher Arbeitskampf von 1893 - im Gegensatz zum erfolgreich geführten in Man nheim - gescheiter t war und es so lange Jahre dauern sollte, bis schließlich ein zwi- schen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vereinbarter Tari fve rtrag und nicht mehr aus- schließlich die Willkür des Unternehmers die Arbeitsverhältnisse regel te, lag nicht zuletzt an der "mangelhafte(n] Organisation der Brauer in der Residenz. Auf der anderen Seite stand geschlossen der Ring der Brauereibesitzer . .. "290 99 Die Organisation der Brauereibesitzer In Kadsruhe bestand eine "freundschaftliche Vereinigung un ter den Brauern".29\ Die Genossenschaft vo n 1863 wandelte sich allmählich in einen losen Verband um. Die Leiter der Brauereien kannten sich und kamen gelegentlich zur Beramng gemeinsamer Angelegen- heiten zusammen, so traf man e[Wa Preisabsprachen für den Ankauf von Gerste. Offen- sichtlich verlief der Konkurrenzkampf untereinander hier nicht so rücksichtslos wie an manchen anderen Orten. " ... zur Abwehr maßloser Forderungen seitens der Arbeiterschaft" schlossen sich die Brauereibesitzer schließlich in lokalen und überregionalen Verbänden fester zusammen. 292 Bald ers treckte sich über ganz Deutschland der "Boykottschutzverband deutscher Brauereien". Hier sollten Brauereien zum einen Versicherungsschurz im Falle von gegen sie verhängten Boykorrmaßnahmen erhalren, zum anderen wurde ihre Venremng in Fragen der Lohnbewegung, bei Su eiks etc. übernommen. Damit konmen die Folgen der von der Arbeiterschaft praktizien en Boykone und Streiks für d ie einzelnen Brauereien geminden werden, was ihre Position in Arbeitskämpfen entschieden stärkte. 1908 zählte der Boykonschut'Lverband 32 Bezirksverbände, einen davon in KarIsl'llhe.293 Schwieriger als in Karslruhe gestaltete sich der Zusammenschluß der Brauereibesitzer im gesamten Großherzogrum Baden. Wesentlicher Zweck einer solchen Organisation waren Preisabsprachen. Angesichts der geographischen Lage Badens schien es jedoch fast illuso- risch , Mindestpreise für Bier festzu legen, denn stets bestand die Gef.1hr, daß diese durch Brauereien aus angrenzenden Ländern unterboten wurden. Nach dreijährigen Verhand- lungen der Brauereien wurde am 1. Oktober 1912 der Mittelbadische Brauereiverband gegründet. Die Karlsrl:lher Brauereien, die kurz zuvor ihren Ortsverband aufgelöst hatten, bildeten in der neuen O rganisation eine Sondergruppe, die teilweise gesondene Versamm- lungen lind Besprechungen abhielt. 294 Langjähriger Vorsitzender des Mi([elbadischen Brauereiverbandes war Kommerzienrat Karl Moninger, der darüber hinaus der Zenrralste lle der Badischen Brauindusrrie und der Brauerei- und Mälzerei-Berufsgenossenschaft, Sektion Karlsruhe, vorsaß und im Präsidium des D eutschen Brauerbundes, dem einzelne Brauereien und keine Regionalorganisationen angehönen, vertreten war. 295 DI E BI ERSTEUER - ZWISCHEN UNTERNEHMERISCI-IEN UND FISKALISCHEN I NTERESSEN Die grundlegenden Umwälzungen innerhalb des Brauwesens in der zwei ten H älfte des 19. Jahrhunderts führten nicht alleine zu ökonomischen Veränderungen, sondern erforder- ten eine Reihe weiterer gesel lschaftlicher Anpassungsprozesse. Waren die Brauereibesirzer einerseits gezwungen, sich mit der Arbeiterschaft um veränderte Arbei tsbedingungen aus- einanderzusetzen , mußten sie auf der anderen Seite mit dem Staat um eine den veränder- ten Produktionsbedingungen angepaßte Besteuerung ringen. 100 Als die großherzoglieh badische Regierung 1884 einen neuen Gesetzesentwurf zur Biersrcucr vorlegte, "erh ob sich ein wahrer Pcririonsswrm".296 67 1 Brauereien machten Ei ngaben, wovon 447 die Belassung der bestehenden Kesselsrcuer anstelle der nun geplan- ten Malzs reuer fo rderren.297 Dies mutet angesichts der Tatsache, daß in den Jahrzehnten zuvo r stets Klagen d ie Brauer über die Kessclsrcucr und die damit verbundenen scharfen Kontrollen geführt wurden, etwas verwunderlich an. Der neue Gesetzentwurf wurde jedoch vor allem deswegen abgelehn t, weil den Braucreibesirzern der veranschlagte Steuersarz zu hoch erschien. W ie meist bei Auseinandersetzungen um Steuern ging es auch hier im Grunde da rUIll , daß die Sreuerpflicluigen möglichst wenig bezahlen und der Staat mög- lichst viel einnehmen wollte. Eine staa tl iche Biersteuer war in Baden 181 2 eingeführr worden. 298 Die "Bierakzise" war nach dem Quantlllll des geschroteten Malzes zu entrichten und betrug pro Sester Malz 12 Kreuzer. Doch erwiesen sich die Bestimmungen des Gesetzes als unzulänglich. Hinter- ziehungen wa ren schwer kon trollierbar, da die M enge des Bieres, die aus einem M alz- quantum gcsottcn werden konnte, nicht genau zu bestimmen war. D as Finanzministerium suchte daher mit verschiedenen M aßnahmen zu geringen Steuerzahlungen H err zu werden. Zum einen wurden nun die Bierkessel geeicht, um den M alzverbrauch nach dem Kessel- inhalt berechnen zu können, zum anderen wurden die Ö fen verschlossen, um heimliches Brauen zu verhindern. Das Feuer ko nnte nun nur noch im Beisein oder mit Wissen des Akzisors, des Steuerbeamten, angeschürt werden. 1825 brachte ein neues G esetz die Erhö- hung der Biersteuer, die nun nach dem Kesselinhalr zu entrichten war. Die Brauer waren mit den neuen Vo rschriften sehr unzutrieden. Insbesondere die fo rtschreitenden techni- schen Neuerungen in der Bierherstellung erforderten eine Anpassung der Steuervorschrif- ten. Schließlich flossen die Ergebnisse einer Versammlung der badischen Bierbrauer mit Beamten der Finanzverwalrung im August 1843 in das neue Steuergesetz von 1845 ein. N un diente die Menge des bei einmaliger Kesselfüllung ohne Nachsud gebrauten Bieres als Besteuerungsgrundlage. Die Finanzbeamten mußten verhindern , daß im Braukessel N ach- füll ungen als Ersatz der verdampften Flüssigkeit erfo lgten. Mit dem Ausschöpfen auf das Kühlschiff galt der Sud als beendet, von diesem Zeitpunkt an durften keine Nachgüsse mehr vorgenommen werden. Dieses strenge Vo rgehen des Fiskus war Ursache für die bereits erwähnten Klagen der Brauer über die Kesselsteuer. M it tortschreitender Industrialisierung und Konzentrat ionsprozessen im Braugewerbe traten in der Diskusssion um die Besteuerung von Bier die gegensätzlichen Interessen von Groß- und Kleinbetrieben zmage. Die Lage der mittleren und kleineren Brauereien hatte sich verschlechtert, und so baten sie 1894 um die Einführung ei ner M alz-Staffelsteu<r. D. h. Bemessungsgrundlage soll te die Menge des verarbeiteten Malzes sein , kleine Brauereien soll- ten einen niedrigeren Steuersatz entrichten als große. Das Sreuergesctz vom Juni 1896 führ- te die Besteuerung des ungebrochenen Malzes ein , der Steuersatz wurde nach dem jährli- chen Gesamtmalzverbrauch ges taffel t. Zwar wurde die Einführung einer Staffelsteuer allgemein begrüßt, doch häuften sich bald Klagen aus Kreisen der kleineren Mittelbrauer, 101 deren Malzverbrauch oft ungünstig an der Grenze zwischen zwei Steuerklassen lag. Ein Brauer, der mehr als 1. 500 Doppelzentner Malz verarbeitete, harre denselben Srcucrs;1rz zu entrichten wie der. der bis zu 5.000 Doppelzentner verarbeite te. Die Regierung stellte eine di fferenziertere Staffel ung in Aussiehr. DarauAlin erreichten sie verschiedene Petitionen unterschiedlichster Gruppen von ßrauereibcs irzern, die je nach Bcrricbsgröße für die jeweils ihnen zum Vorteil gereichenden Tarife plädicrrcn.299 Die Handelskammer Karlsruhe sprach sich gegen ein Steuersystem aus. das zu einer Mehrbelastung der Großbetriebe führe. Das neue Steuergesetz vo m I. Januar 1905 suchte schließlich möglichst allen Interessen gerecht zu werden, ohne die Finanzeinnahmen des Landes zu mindern. Gleichzeitig wurde in Artikel 6. § 1 festgelegt. daß zur Bierbereitung nur Hopfen. Hefe. Wasser und Malz. bei untergärigem Bier nur Gerstenmalz, verwendet werden dürfe. Neben der staarlichcn Steller wurde seit 1849 auf Bier auch ein städtischer O ktroi erhoben. Bei der Umgestaltung des städtischen Verbrauchssrcuerwesens 1879 stand die Frage nach dcr Bestcucmng vo n Bicr als wichtigstc und umstrirrendste im Vordergrund. Die Mehrheit dcs Gcmeinderats befürwor- tete eine Steuererhöhung von 12 auf 45 Pfennige pro Hektoli te r auf das Genußmirrei Bier. " ... das scit einer Reihe von Jahren zum Lieblingsgetr~ink des Publikums geworden ist lind das in unserer Stadt ga nz hervorragend in Menge und Qualit;it produziert wird."300 102 KRIEGE UND KRISEN - BRAUEN IN SCHWIERIGEN ZEITEN (1914-1949) D ie Jahre um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert harren Karlsruhc ein Wachstum in vielerlei Hinsicht gebracht. 1898 erreichte der Bierverbrauch mit 273 Litern pro Kopf der Bevölkerung einen Höchststand.301 Mit der Jahrhundertwende konnte die Residenz dann als 34. Stadt in die Reihe der deutschen Großstädte einrücken302 Baden harre bis 1912 endgültig die Enrwicklung vom Agrar- zum Industrieland vollzogen. die Zahl der Industriearbeiter war zwischen 1883 und 1912 um 256 % gestiegen.303 Die elf Karlsruher Brauereien brauten 1914 insgesamt 293.137 Hektoliter Bier304 Mit einem opti- mistischen Blick in die Z ukunft machte sich die Einwohnerschaft der Residenz an die Vorbereitungen für den 200. Jahrestag der Stadtgründung. Man wollte zu diesem Jubiläum dem b nd Gelegenheit geben. in einer Aussstellung " ... seine industriellen. gewerblichen und künstlerischen Leistungen votzuführen."305 Sicher härre hier auch die Karlsruher Braukunst einen angemessenen Platz gefunden. Doch der Erste Weltkrieg sollte schließlich nicht nur die Pläne von einem großanig gefeierten Stadt jubiläum zunichte machen, auch der Höhenflug der hiesigen Brauindustrie fand ein jähes Ende. DER ERSTE WELrKI\IEG - " EINFACHßIER" UND KONTINGENTIERUNGEN Am Nachmirrag des 3 1. Juli 19 14 verkündeten in der Stadt Schutzleute in Begleitung von Trompetern der Feuerwehr die Erklärung des Kriegszustandes30G In nationaler Selbstüber- schätzung war man zunächst der Meinung. daß der Krieg bald wieder zu Ende und späte- stens an Wei hnachten die siegreichen Truppen wieder zu Hause sein würden. Mit Glocken- geläute von allen Kirchentürmen und einer Versammlung auf dem Schloßplatz feierte Karlsruhe am 22. August den Sieg deutscher Soldaten zwischen Metz und den Vogesen . Doch dieser Krieg sollte sich anders als gewünsch t entwickeln und den Alltag der Menschen in einer ganz anderen Art und Weise verändern als die bislang geführten Kriege. D er Erste Weltkrieg brachte Karlsruhe am 15. Juni 1915 den ersten Luftangriff. weitere folgten. Am 22. Juni 19 16 forderte ein Bombenangriff französischer Flugzeuge 120 Todesopfer und 169 Verlewe. Im letzten Kriegsjahr 1918 erlebte die Stadt zehn Fliegerangriffe. 103 1916 bei einem Lu(r:tngrifT'l.crsrönes Geb:iude der ßr:tuerei Sinner in Griinwinkel. Die Technik der Kriegsführung haue sich grundlegend gewandeI r und mach re ersr- mals eine umf:'lssende Mobi lisierung der Bevölkerung erforderl ich. Bereits im September 19 14 waren von 1.028 sräd rischen Beamren 479 und von 1.456 Arbeire rn 597 zum Kriegsdiensr eingezogen.3D7 Um Verwalrung und l'rodukrion aufrcchre rhalren ZlI kön- nen, mußten in den folgenden Jahren in bislang nicht gekanntem Ausmaß Frauen heran- gezogen werden.30S D ie "Heimarfro nt" gewann für die Kriegsfü hrung zuneh mend an Bedeutung. Mit fonschrei render D auer des Krieges verschlechterte sich die Versorgungs- lage der Bevölkerung d rasrisch. um im .. Kohlrübenwinrer" vo n 1917 einen T iefsrsrand zu erreichen.309 Nahrung, Kleidung, Heizmaterial und sämtliche Dinge des tägl ichen Bedarfs wurden zur Mangelware. H iervo n wurde auch die Brauindusrrie empfi ndlich getroffen. Das Brallkontingent dll rf- 104 te nun 60 % der Du rchschn i[[spro- duktion von 1912/ 13 nicht übersteigen . Die Brauerei Wolf mußte 1916 die ge- sanne Produkcion wegen Rohsroffman- gels ei nsrellen.310 Ab dem Frühjahr 19 17 war nur noch die Herstellung vo n "Ein- fachbier" erlaubt. Bis 1918 sank die Ger- steZlHeilung an die außerbayerischen Brauereien auf 5 % des Friedensbedarfs, wovon die Hälfre für "Hecrcsbicr" ver- wendet we rd en mußre.3 11 In sgesamt sank der Bierausstoß 1918 auf einen ab- soluten Tiefstand. [n Karlsruhe wurden in d iesem Jahr nur noch 85.559 Hekto: liter Bier gebraur. weniger als ein Dri[[cl der Produktion vo n 1914, der Pro-Kopf- Verbrauch sank auf 64,43 Liter.312 Die Brauerei Mon inger hane bereits bei Kriegsausbruch ih re Übersee-Exporte eingestellt. Ab Januar 1915 lieferte man dann an das Feldheer, die Zivi lbevöl- kerung, d ie größtenteils Mühe hatte, ihre Ernährung zu sichern , kam nur noch sei- ten in den Gen llß des Gerstensaftes. Es sollte bis zum Jahr 1921 dauern , bis schließlich wieder vollhalriges "Friedens- bier" mit einer Srammwürle von 12 0/0 ausgeschenkt werden konnte3 13 ~~'llf;!j~~~m~~r~~~ ~ .•.. . .. _ · c .•••.•.. ·" ~> frie den.sbiBr~rl j .llillU111111111llJllUlllJllllllllllflllulllllillll ilUlu1IIIilllllllllii,llllulillillnnii[liltlllull', "" '. f~llw;rti~~e~~"tl:i%~·'frie~eu~.~ie~:~ ;;- nnbori' viir begonnen. , '" . ... :~.' ~. . ~ ~ , , .. '·: Diosclben sind ab' l :Ju~,i Boi u.nsö~D.,:Y:~.~t~~>.~ .:::,~ ~ ;l.~.ri : sonstigon Verkaufsstelleo u~d d.irekt · v.?n '~~r"". ., :: ~ ' Brauoroi :zu:· habcn. " ~y' .,".; ! , 'Wi r ompfohlon unsoro vor~iigliebco; .. krfr.f~<;t i~ ti~~D ·'Jod bcköio mHebcn llic~e dom Z~SPX;07~' :~ ~ , dos tiU . . Pu~likuD,ls . . . '.:, _ !~~~ ~'J! ~ ' . . ., , '; ' l'~·'.·f.f'_·'·'l ... ~ _ :" 1:J;n~9~b~il\le:re! ;Aic:;.;::1 !: .. ' , " ;,, :;) Klirlsruhe:·· ,. >·,,;..dl ~~~I~,;~ri'!f'i1r;'~~~'I!'L~'f'~~:il"~' ~~~llI~t 1'~"J11i'~[!l"J1Imr.1l'l':'r~m~!l\;'IlIlll'n ---, --;;- BräuBrBIWolI!!!,~~"~,~,m!,~,lffi, " >fr[edens:~ BiBfi ·; !:'~~~t· ~~ 'Sn;'l~tn(f. 'd;'n: 11: ,Jpu; ' ZtUn -': A'a~H~e~ilu.~; .12.~ ,M)i~ Anzcigen übcr dic langcrwancrc Produkrion von vollwcr· tigcm "Fricdcnsbicr" im .. Volksfrcund" vom 28. Mai lind 16. Juni 1921. ZWISCHEN DEN KRIEGEN : RO HSTOFFMA NGEL, Wll, I"SCHIIFTSKRISEN UND KONZENTRATIONSI'ROZESSE Der Herbst 191 8 brachre Karlsrllhe zusätzlich zu Kriegseinwirkungen lind mangelnder Versorgu ngslage eine Grippeepidemie, die 349 Todesopfer forderte. Im November griff dann d ie Revolution auch auf Karlsruhe über. Am 9. November wurden ein Wohlfahrtsausschuß sowie ein Soldatenrat gegründet, d ie tags darauf vom Rathausbalkon die Bi ldung einer vor- läufigen Regierung Badens beka nntgaben. Als am Abend des 11. November der Ober- matrose Otto Heinrich Klumpp mit einigen Soldaten vor das Schloß zog und es zu Schieße- reien auf dem Markt- und Schloßplatz kam, d ie jedoch keine Verletzten forderten, verließen 105 Großherzog Friederich 11. und Großherzogin Hilda die Stadt. Am 13. November erklärte die provisorische Regierung Baden zur freien Republik. Der Großherzog dankte am 22. No- vember endgültig ab314 Die 1919 verabschiedete Weimarer Verfassung brachte den Deutschen erstmals umfas- sende demokratische Rechte. Doch die erSte deutsche Republik war keineswegs von allen geliebt. Die Lasten des verlorenen Krieges und die damit verbundene Anerkennung der Kriegsschuld dienten der polirischen Rechten und weiten Kreisen des Militärs als Legiti- mation für ihre Angriffe auf die Republik. Neben den Kriegslasten und der Bedrohung der Demokratie durch Kräfte von rechts und von links stellten winschafdiche Krisen eine schwere Hypothek für den jungen Staat dar. Dennoch kann die Geschichte der Weimarer Republik nicht ausschließlich unter negativen Aspekten gesehen werden . Das Ende des Ersten Weltkrieges wurde auch als Beginn einer neuen Zeit angesehen. Das "Karlsruher Tagblatt" entwarf 1929 ein Bild von Karlsruhe als moderner Großstadt: "So eine Großstadt mit ihren Häusern und Straßen, mit ihren Tausenden von Menschen, ihren Hundcncn von Wagen, Autos, Motorrädern, Straßenbahnen, Fuhrwerken, mit Überlandbussen und den vielen Zügen, die von weither ihr entgegeneilen, so eine Stadt mit dem ganzen wildbrau- senden Durcheinander ihres modernen Verkehrs ... "315 Zu diesem Zeitpunkt lebten 156.000 Menschen in der Stadt, die Infrastruktur war weiter ausgebaut worden und mit der Errichtung eines Flughafens war Karlsruhe 1925 sogar aus der Luft zu erreichen. Daneben entstanden ein breites kulturelles Angebot sowie eine Vielzahl von Freizeit- und Vergnü- gungsmöglichkeiten. Es gab nun acht Tageszeitungen, ein Rundfunkstudio sowie neun ver- schiedene Kinos. Im "Apollo-Theater", im "Cafe Roland" und im "Colosseum", einst Sitz der Brauerei Schrempp in der WaIdstraße, wurden Kabarett-Vorstellungen gegeben.31G Man könnte annehmen, daß in solchen Zeiten auch der Konsum von alkoholischen Getränken Konjunktur hatte. Doch im Bierkonsum spiegelt sich sters auch die gesamtwin- schaftl iehe Situation und damit letztendlich das frei vetfügbare Einkommen der Bevölkerung wider. Die Bierproduktion der Karlsruher Brauereien sollte ihren Vorkriegsstand nicht mehr erreichen. Die Karlsruher Chronik der Jahre 1920 bis 1923 führte erstmals keine Zahlen über den Bier- und Weinverbrauch mehr an.317 Im Vordergrund stand in jenen ersten Jahren nach dem Krieg die Versorgung mit dem Lebensnotwendigsten. Die Zwangsbewirtschaftung für Lebensmittel und verschiedene Gegenstände des täglichen Bedarfs mußte zunächst beibehalten werden. Insbesondere die Versorgung mit Brotgetreide war mangelhaft. "Die Karlsruher Bevölkerung ist empört über derzeitige schlechte Beschaffenheit des Brotes, die auf unzureichende Lieferung von Brorgcrfeidemehl und unbrauchbaren Ersarzmitteln zurückzuführen ist ... Dazu kommt, daß ein großer Teil hiesiger Bevölkerung ohne Kartoffeln ist",318 telegrafierte ein Stadtrat im Juli 1920 an das Reichswirtschaftsministerium nach Berlin. Erst am 28. August 1923 wurde die Zwangsbewirtschaftung von Brotgetreide eingestellt. In Karlsruhe wurden für eine Übergangszeit noch weiterhin Brotmarken ausgegeben. Die Ausgabe der letzten Lebensmittelkarten erfolgte im September 1923 für die Zeit bis zum l. Januar 1924. 106 Elikcltcn "er· schiedener Karlsruh er Brauereien fü r ß ier· fbschen. mmerer ~ortBier ~ l\arlsru~e. . '\". fi n 11 :: €rfa~ IUr ~ purener. MARKt. Pbk:uwr.: rblln g fü r ßir.:r ,kr ß ra uereien Schrcmpp und Fels aus den 1920a Jahreil. 109 Infolge der Inflation betrug der Preis für ei n Kilogramm Weizenmehl auf dem frei en Markt am 3. Januar 1923 580 Mark, am 8. Oktober 70 Millionen und am 5. November 1923 49 Mi ll iarden Mark319 "Die Erschwerung in der Beschaffung der Rohstoffe und die sonstigen schwierigen Zeirverhältnisse führten nach dem Vorgange anderer Städte hier zu einer Zusammenlegung von Brauereien", berichtete die Karlsruher Chronik für das Jahr 1920.320 Die Ursachen hierfür lagen nicht zuletzt in der besonderen Lage Badens begründet. Durch die Abtren- nung Elsaß-Lothringens, mit der Baden zum Grenzland wurde, verschärften sich hier d ie wirtschaftlichen Kriegsfolgen . Außerdem sah der Versailler Vertrag eine 50 km breite ent- militarisierte Zone vor, die den größten Teil Badens einschloß, und bis 1930 hielten fran- zösische Truppen Kehl besetzt. Während der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich und im Zuge des Ruhrkampfes wurden dann 1923 auch Offenburg sowie die Rheinhäfen von Mannheim und Karlsruhe besetzt, was zu empfindlichen Störungen des Eisenbahn- und Schiffsverkehrs führte .32 1 Dies waren einige der Gründe, wenn auch nicht die alleini- gen, weshalb die wirtschaftliche Entwicklung Badens hinter der des Reichs zurückblieb. Zwischen dem Elsaß und insbesondere dem mittleren Baden hatte sich bis 1914 ein viel- fältiges System wechselseitiger Arbeitstei lung herausgebildet, das mit der Verlegung der Reichsgrenze an den Rhein und einer Reihe folgender Handelshemmnisse auseinander- gerissen wurde. Das Ende der Zollfreiheit 1925, der kurz darauf geschlossene deursch-fran- zösische Handelsvertrag, französische Einfuhrverbote und der Übergang zum Kontin- gentierungsverkehr ab 1932 verstopften die Absatzwege auf das andere Rheinufer fast vOllständig.322 Die badischen Brauereien und Mälzereien wurden durch die Abtrennung Elsaß-Lothringens in zweifacher Weise gettoffen. Zum einen verloren sie ihre elsässischen Absatzmärkte, zum ancleren konnten sie nicht mehr die billige und qualitativ hochwertige Braugerste aus dem Elsaß beziehen. Nun mußten teure Rohstoffe aus dem Osten gekauft werden, was die Produktionskosten erhöhte. Verschärft wurde die Situation zusätzlich durch eine hohe Bierbesteuerung. Die Grötzinger Sozialdemokraten und Kommunisten z. B. ver- suchten deshalb im Dezember 1927 eine Biersteuer von I Pf. pro Glas und 2 Pf. pro Flasche zu verhindern, unterlagen jedoch.323 Das Getränk des "arbeitenden Volkes" war folglich starken Teuerungen unterworfen. Hatte in den Karlsruher Wirtschaften 1912 ein Glas - das waren 311 0 - dunkles Lagerbier noch 30 Pf. gekostet, waren es 1926 schon 53 Pf. Nach einer Preiserhöhung im Juli 1927 mußten für ein Glas Lagerb ier 60 Pf. bezahlt werden und nach einer erneuten Erhöhung im Juli 1930 schließlich 70 pf.324 Dies alles beschleunigte eine erneute Konzentration im Brauwesen . Leismngssrarke Großbrauereien kauften mittlere und kleinere Privat- und Aktienbrauereien auf. Hatten 1912 in Baden noch 432 Brauereien bestanden, waren es 1924 nur noch 120.325 Insgesamt stellten zwischen 1914 und 1924 die Hälfte der deutschen Brauereien ihre Produktion ein.326 Die Zahl der Karlsruher Brauereien reduzierte sich 1920 auf acht und bis 1923 auf sechs.327 Kleinere Brauereien waren meist den Belastungen nicht mehr gewachsen. Im Februar 1920 verkaufte Karl Kammerer seine Brauerei an die Brauereigesel lschaft 110 Moninger. 1866 hatte Stefan Moninger seine Brauerei an der Waldhorn straße an Kammerer verpachtet, später verkauft. Kammerer hatte dann während der Blütezeit des Karlsruher Brauwesens an der Kriegsstraße 123 expandiert. Nun wurde die Wirtsch;ft in der Wald- hornstraße 23, in der einst Stephan Moninger sein erstes Bier ausgeschenkt hatte, wieder mit Moninger-Bier beliefert. Im April des gleichen Jahres erwarb Moninger die Brauerei Eglau A. G. in Durlach.328 Damit hatte die bedeutendste der Durlacher Brauereien, die 1866 in einer ehemaligen Essigsiederei auf dem Areal des heutigen Weiherhofbades von dem Revolutionsteilnehmer von 1849 und späteren Landtagsabgeordneten Karl Ludwig Eglau eröffnet worden war, ihre Selbständigkeit verloren.329 Im Sommer 1922 kaufte Moninger schließlich noch die Union brauerei A. G. in der Sophienstraße auf. Die Mühlburger Brauerei A.G., vormals Seldeneck'sche Brauerei, wurde 1921 von der Sinner A.G. übernommen. Sinner hatte bereits gegen Ende des Ersten Weltkrieges die Aktienbrauerei Altenburg in Sinzheim gekauft und war nun eine der größten Brauereien in Baden.330 Insgesamt war der Bierabsatz nach dem Ende des Ersten Weltkrieges so weit zurückge- gangen, daß an eine Ausnützung der vorhandenen Betriebskapazitäten nicht mehr gedacht werden konnte. So faßten schließlich die Besitzer der Brauereien Schrempp und Printz, unter denen schon immer freundschaftliche Beziehungen bestanden hatten, den Entschluß, die beiden Brauereien zusammenzulegen. Man firmierte zunächst unter "Karlsruher Braue- reigesellschaft, vorm. K. Schremp und A. Printz", 1936 erfolgte die Um benennung in "Brauerei Schrempp - Printz A.G."331 Gebraut wurde nun alleine bei Schrempp an der Karistraße, auf dem Printz-Gelände an der Kaiserallee wurde nur noch eine Mälzerei be- trieben. Von den kleinen Brauereien konnte nur Wolf in der Südstadt überleben. Die Söhne des Firmengründers Max und Eugen Wolf hatten 1919 den Betrieb übernommen und wandel- ten ihn mit dem Eintritt von Alfred Wolf in eine Offene Handelsgesellschaft (OHG) um. 1927, als die wirtschaftliche Lage sich wieder gebessert hatte, konnte man bei Wolf gar aus- bauen. Der Gär- und Lagerkeller wurde erweitert und erhielt Aluminiumtanks, und es wurde die erste Sudpfanne mit Gasheizung in Deutschland aufgestellt.332 Die Beschäftigtenzahlen der Brauereien von 1912 und 1920 zeigen im Vergleich, daß auch die Betriebe, die die Nachkriegskrise überstanden, Personal reduzieren mußten. Auf die im Vergleich zur Vorkriegszeit erheblich reduzierte Bierproduktion reagierten die Betrie- be mit Kurzarbeit und Personalabbau. Alleine bei Sinner war eine erhebliche Zunahme zu verzeichnen, die jedoch eher auf die anderen Produktionszweige als auf die Brauerei zurück- zuführen sein dürfte. Obwohl bei Sinner die Geschäfte offensichtlich nicht schlecht liefen, mußten die Beschäftigten der Firma einen Lohnabbau hinnehmen. Insgesamt lag der Nominal- und Reallohn im Brauereigewerbe 1924 unter dem der VorJi:Jiegsjahre.333 In Lohnverhandlllngen mit der Gewerkschaft der Brallerei- und Mühlenarbeiter 1921 war der Mittelbadische Brauereiverband jedoch lediglich bereit, einen Wochenlohn VOlt 15 Mark zu bewilligen. Dieses Angebot war der Kommission der Arbeiter jedoch zu niedrig. Eine gut 111 Veränderungen im Karlsruher Brauwesen 1912- 1920334 (Betriebe mit mindestens 10 Beschäftigten) Firma Brauereigeselischafr vorm S. Mon ingcr Heinrich Fels Wilhelm Fels Friedr. Hoepfner K . Kam merer Karlsruher Brauereigesellsch. , vo rm. Schrempp Mühlburger Brauerei , vorm. Seldeneck'sche A. Prinrz Unionsbraucrei Sinner (a lle Produktionszweige) Zahl der Arbeite r 1912 1920 257 144 30 17 12 106 55 18 107 83 72 121 3 1 36 25 397 7 12 1912 an Sinner 1920 an Moninger Schrempp-Printz 1920 an Sin ner an Schrempp 1922 an Mon inger Daneben bestand weiterhin die Brauerei Wolf mit weniger als 10 Beschäftigten. besuchte Gewerkschaftsversammlung am 6. Juni 1921 im "Kühlen Krug" beschloß, die Arbeit niederzulegen; falls die Unternehmer nicht zu weiteren Verhandlungen bereit seien.335 Sch ließlich kam eine Vereinbarung mit dem Mittelbadischen Braucrciverband zustande, die allen Arbeitnehmern über 20 Jahren eine Z ulage von 80 Mark, allen unter 20 Jahren eine Zulage vo n 15 Mark wöchentlich zubilligte. Die am 13. Juni 1921 im Schremppschen Bierkeller versam melten Braucreiarbeirer waren mi r diesem Ergebnis nicht ganz zufrieden. stimmten jedoch der Lohnverei nbarung zu, "um den Frieden im Gewerbe zu erhalten und in der Hoffnung, daß die Arbeitgeber die schlechte wirtschaftl iche Lage der Arbeiter auch sonst gebührend berücksichtigen werden."336 1m Jahr darauf bewilligte der Brauereiverband eine Z ulage von 250 Mark und ab Juli 1922 weitere 50 Mark, so daß ab diesem Zeitpunkt der Spitzenlohn im Braugewerbe 1.300 Mark im Jahr betrug.337 Daß die Brauereibesitzer nun, im Gegensatz zu ihrem Verhalten in den 1890er Jahren, zu Verhandl ungen bereit waren und Tarifverträge Mindesrlöhne sicher- ten , verdankren die Brauereiarbeiter niclu zuletzt ihrer gewerkschaftlichen Organisation. Die Karlsruher Gewerkschaft der Brauereiarbeiter, sei t Ende des Ersten Weltkrieges mit der der Mühlenarbeiter verein t, konnte im Juni 1922 ihr 30jähriges Bestehen feiern. Bei der Jubiläums-Veranstaltung im Saal des "Kühlen Krugs" hielt der sozialdemokratische Mini- ster Adam Remmele, selbst Mitglied des Verbandes, die Festrede.338 11 2 Ansichr der Gasm;inc "Kühler Krug". Sie mußte Ende der 1960er Jahre dem Bau der Südrangenre weichen. Ein Neubau wurde 1972 Ol m Rande der Gnnrher-Klor'l.-Anlage eröffnet. Die noch bestehenden Brauereien, außer der kleinen Brauerei Wolf, präsenrierren sich "nläßl ich des vom 20. Juni bis 7. Ju li 1924 in Karlsru he durchgeführten D eutschen Gast- wirtetags innerhalb einer großen Ausstellu ng. In dem nach einem Entwu rF von ProFesso r Kusche gesta lteten Sinner-Pavillon wurden neben Bier auch die weiteren Erzeugnisse der Nahrungsminelfirma gezeigt. D ie Brauerei Moni nger stell te in einem "prächtigen Pavillon", entworFen von Archi tekt Schradin , u. a. d ie Flaschen des "aus der Friedenszeit her bekannten Starkbiers "Bertholdbräu" aus. Di e Brauereigesellschaft Schrempp-Printz haHe "in einem stimmu ngsvollen Wi nkel eine altdeutsche Biersrube errichtet", in der jeden Nachmittag ein "altdeutsches Festspiel ... unter Mi twirkung hiesiger namhafter Künsrler" zur Auffü hrung kam, das "große Heitcrkeit" ausgelöst haben soll. Auch H oepfner hatte eine "gemütlichc Biers tubc" errichtet, wo sie ihr "erstklassiges Quali tätsbier ,Deutsch-Porter'" ausschenkte. Schließlich präsentierte auch die Brauerei Fels ih re Biere in einem eigenen Pavillon.339 An einer während des Gastwirterags dUl'chgeFühnen Besichdgung der Sinner AG nahmen 1.200 bis 1.500 Besucher te il, die mi t einem eigens gemieteten Zug der Karlsruher Lokalbah n nach Grünwinkel gebracht wurden. D ie Brauerei Moninger besich- tigten ctwa 600 Personcn,340 Die Menge dcs in Karlsruhe gcbrauten Bi eres konn te auch nach Überwindung der Inflation 1923 und wirtSchaftlicher Stabi lisierung den Vorkriegsstand nicht mehr erreicht werden. lnfolge einer geänderten Sreuergesetzgebung liegen für die Jahre bis 1927 keine 11 3 Zahlen für den Bierverbrauch vor. 1928 wurden in der Stadt rund 141.203 hl. 1929 182.332 hl Bier gebraut und konsumiert. während es 19 14 noch 293. 137 hl (s. S. 103) gewesen waren.34 \ Mi t dem Beginn der Welrwinschafrskrise lind dem krisenbedingrcn Kaufkrafrschwund der Bevölkerung kam es zu weiteren Umsarzcin bußen. Nach einer ergie- bigen Weinernte 1931 wurde Wein gar billiger als Bier. Bis 1932 sank die Ka rlsruher Bier- produktion auf rund 77.669 hl . eine Menge. die um die Jahrhundertwende die größeren Brauereien jeweils alleine übertroffen hanen. Insgesamt ging die Bierprodukrion in Baden zwischen 1928 und 1936 um 41 % zurück.342 Die ersre demsche Republik harre von Anfang an wirrschaftl ich und poli tisch unter kei- nen guten Vorze ichen gestanden. doch wa r sie nicht zwa ngsläufig zum Scheitern verurteilt gewesen. Ihr Ende wurde jedoch bereits mit dem Regicrungsanrritr Heinrich Brüni ngs 1930 eingeläutet. Einflußreiche konservative Kräfte in Polirik, Wirtschaft lind Reichswehr trugen schließlich ihren Teil dazu bei. daß die Narionalsozialisren mir ihrem Führer Adolf Hitler Schri rr für Schritt ihr Z iel der "Machtergreifung" realisieren konnten. In Karlsruhe feierte die NSDAP Hitlers Ernenn ung zum Reichska nzler am 30. Januar 1933 mit ei nem Fackelzug durch die Stadt. An einer Großdemonsrration der hi nter der Hitler-Regierung stehenden Parteien und Verbände nahmen am 4. März 30.000 bis 40.000 Menschen tei l. Zwei Tage spärer hi ßten SA-Leme gegen den Wi llen vo n O berbürgermeister Finter die Hakenkreuzfahne auf dem Rathausturm.343 In den fol genden Jahren gelang es den Natio- nalsozialisten ohne großen Widerstand alls der Bevölkerung, ein Terrorsysrcm zu errichten, das zahlreichen politischen Gegnern sowie Hu ndenrausenden VO ll Menschen, die nach der nationalsoziali stischen Rassenideologie als "minderwertig" galten, das Leben kosten sollte. Fast 1.000 jüdische Karlsruher Bürger und Bürgerinnen f.1 nden während des "Dritten Reichs" in Konzenrrations- und Vernichtungslagern den Tod 344 Die wirtschafrliehe Rezession der Krisenjahre der Weimarer Republik, verbunden mir ei ner tiefgreifenden poli tischen, sozialen lind geistigen Krise, harre weite Kreise der Bevöl- kerung. insbeso ndere Angehörige des alren Mittelstandes. die einen sozialen Abstieg be- fürchteten, fü r den lautstark artikulierten Protest der Nazis empfhnglich gemacht. Auch unter den Brauereiarbeitern fa nden die Nationalsozialisten Anhänger. Johnpeter Gri ll macht in seiner Studie über die nationalsozial istische Bewegung in Baden eine deren Hochburgen unter den Facharbeitern lind Brauern von Schrempp aus.31\5 Die schweren Absarzprobleme der Brauereien und rolgenden En rlassungen w~ih rend der InAationszei t mägen eine Ursache für die Radikalisierung vo n Karlsruher Brauern gewesen sei n. Mög- licherweise spielten für die Arbeiter der Firma Schrempp jedoch auch d ie bei den Berriebs- angehörigen Perer Riedner, später besoldeter Karlsruher Stadtrat, und Wi ll i Worch, später NSDAP-Kreisleiter vo n Karlsruhe.346 als Vorb ilder und Agitaroren eine Rolle. Worch, 1896 in Straßburg gebo ren, harte in einer Keh ler Brauerei das Handwerk erlern r und war im Mai 19 14 zu Schrempp nach Karlsruhe gekommen. Im So mmer 19 14 melde- te er sich als freiwi ll iger Kriegsteilnehmer. J 9 19 kehrte er zu Schrempp zurück. wo ihn 1922 die 200 Arbeiter der inzwischen fusion ierten Brauerei Schrcmpp-Printz zum Bcrriebs- 11 4 ratsvorsitze nd en w~ihlte n. Um die Jahres- wende 1922/23 kam es zwischen Wo rch, der bereits während seiner Lehrzeit in Kehl Mit- glied des ßrauerei- lind Mlihlenarbeiterver- bandes geworden war, und der Gewerkschaft zu einem Konflikt, weil er mit dem Beu·iebs- rat der Entlassung eines jungen, "ni cht ar- beitswilligen" Koll egen zugestimm t hatte.347 Die Auseinandersetzung spitZ[e sich zu und führte schließlich zu Wo rchs Austritt aus der Gewerkschaft. In der Folgezeit begann er sich bei den Nationalsozialisten zu engagieren. Von Ende August bis Anfang Oktober 1923 NS~Gall lc i(cr Roben \'\Iagner beim Besuch der Bra uerei Sinner. wurde er, vermutlich im Zuge einer Verhaftungsaktion gegen bekannte Parteigänger der damals verbotenen NS DAP, in Untersuchungshaft genommen. Dic sechswöchige Haft dürfte ihn seinen Arbeitsplatz bei Schrempp gekostet haben, denn von Oktober 1923 bis Mai 1924 war er arbeitslos. Ab Mai 1924 arbeitete er dann bei der Brauerei Wolf am Werderplatz und kOllnte sich in der Folgezeit in der Südstadt Ansehen und eine parreipoli- tische Basis verschaffen. Im Sommer 1932 erreichte cler Bierbrauer und NS DAP-Stadtrat Worch als Kreisleiter in Karlsruhe den Höhepunkt seiner parteipolitischen Karriere. Ab dem I. Januar 1933 wurde er dann hauptamtlicher Parteifunktionär und gab seine Tätigkeit als Braucr endgültig au f Hierfür war er bereit, zunächst Einkommenseinbußcn in Kauf zu nehmen, clennmit 4.000 RM im Jahr 1932 harre er bei Wolf mehr ve rclient wie als Kreisleiter, wo sein Gehalt 1933 nur 2.400 RM betrug. Bis zum Jahr 1944 stieg sein Gehalt jedoch auf 10.800 RM an.348 Kam mit Willi Worch einer der führenden Karlsruher Nationalsozialisten aus den Reihen der ßrauereiarbeirer, so läßt sich hier ni cht einschätzen, wie die einzeln en Karlsruher Braue- reibes itzer zum nati onalsozialistischen Regime standen. Viele Unternehmer paßten sich jedoch an, um ihre wirtschaftliche Ex istenz zu sichern und wurden Mitglied der NS DAp'349 Auch die meisten der grö{~e ren Brauereien hatten Parreimitglieder in der Geschäftslei- tung.350 Die Interessenorga nisation der Brauereibesitzer, der Mi ttclbadische Brauereiver- band, wurde in den Landesbezirk Baden der von den nationalsozialistischen Machthabern organisierren Winschaftsgruppe Brauerei und M~il zere i eingegliederr , ohne daß die Existenz des Verbandes vo llständig erlosch. Seine Geschäftsleimng wies vo n den 20er Jahren bis in die Nachkriegszeit personelle Kontinuitäten auf.351 Beim Regierungsa ntritr der Nationalsozialisten waren die schlimmsten Zeiten der We!t- wirrschafts krise bereits überwunden, und so konnten die neuen Machthaber die Auswir- kungen ein es sich abzeichnenden \vinschafdichen Auf.<;chwungs auf ihr Konto verbuchen und propagandistisch für sich nutzen. Die Karlsruher Brauereien konnten zwischen 1933 und 1938 ihren Bieraussro ß wi eder erh öhen. 11 5 In Karlsruhe gebrautes und verbrauch res Bier in Hekroliter352 1928 141.203,69 1933 85.357,22 1929 182.332,39 1934 93.980,44 1930 151.656, 18 1935 95.271,42 1931 104.337,84 1936 97.539,24 1932 77.669,69 1937 109.346,93 Ein neuer Höchststand der Bierproduktion wurde 1938 erreicht. Alleine bei der Brauerei Schrempp-Printz stieg der Jahresaussroß auf 106.819 hl an .353 Diese beachtliche Produk- rionssrc igerung war nicht nur auf eine allgemei n verbesserte wirtschaftliche Situation zu- rückzuführen. Der ökonomische Aufwärrsrrend ist auch im Zusammenhang mir den seit 1935 verstärkt einsetzenden Kriegsvo rbereimngen zu sehen. Rückten bereits Ende Okrober 1935, nach Wiedereinführung der Wehrpflicht, die ersten Rekruten in Karlsruher Kasernen ein , wurde Anfang August 1938 die neue Rheinkaserne in Knieli ngen von Pionieren und die neue Mackensen-Kaserne nörd lich des Hauptfriedhofs von einer Panzerabwehr-Abtei- lung bezogen.354 Damit hatte die ehemalige Garnisons-Stadt Karlsruhe wieder einen über die Wohnbevölkerung hinausgehenden Stamm VOll Bierkonsumenren hinzugewo nnen. Im Sommer 1938 wurde schließlich zur Befestigung der Reichsgrenze in der ehemals ent- militarisierten Zone zwischen Basel und Aachen auf einer Strecke von 630 Ki lometern mit dem Bau des "Westwalls" begonnen. Auf Ka rlsruher Gemarkung bedeutete dies den Bau von etwa 50 Bunkern.355 Der neue Höchststand der Karlsruher Bicrproduktio n war vor allem auf diesen Umstand zurückzuführen, wurden doch die Arbeiter mit dem Bier der Brauereien bel iefert.356 D ie Brau industrie war für Staat und Gemeinden stets auch eine Steuerquelle. Harre bislang die staatl iche Besteuerung bei den Ländern gelegen, suchten die Nationalsozialisten mit Einführung der Reichsbiersteuer 1939 am erhöhten Bierabsatz teil - zuhaben. D ER ZWEIT E W EI.TKRIEG - KRIEGSWIRTSCHAET UND LUETANGRIFFE Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges schien jedoch der kurze Aufschwung der deutschen Brauwirtschaft zunächst beender. War es im Zuge der Kriegsvorbereitu ngen noch zu stei- genden Absatzzahlen gekommen, führten nun Rohstoffmangel sowie der Verl ust von Ab- satzmärkten zu erneuten wirtschaftlichen Schwierigkeiten, unter denen auch die Brauereien zu leiden hatten. "Die vorausgeplante und nun straff durchgeführte Umstellung auf die Kriegswirtschaft mußte unter dem Druck der Gegegebenheiten von den Betrieben plan- mäßig erfü ll t werden", heißt es in der Mon inger-Festschrift von 1956. 357 Diese Umstellung zeit igte wohl Erfolg, schließlich bot auch das Heer einen ergiebigen Absatzmarkt. Die Pro- duktionszahlen des Jahres 1944 belegen, daß die Braugeschäfte während des Krieges doch 1 16 besser liefen, als manche KJagen vermuten ließen. Insbesondere bei Mon inger entwickelte sich die Geschäftslage deutlich besser als bei den anderen Brauereien . 1944 braute man immerhin 115.000 hl , eine Menge, die die des 1937 von allen Karlsruher Brauereien her- gestellten Bieres übertraf. Daneben wurden noch 55.000 Zentner Kühleis sowie 188.000 Flaschen Limonade und Mineralwasser produzierr.358 Bierproduktion und Beschäftigtenzahlen der großen Karlsruher Brauereien 1944359 Fels Hoepfner Moningcr Schrempp- Primz Si nner hl 34.749 22 .342 115.000 72.000 43.629 Beschäftigte männl. weib!. gesamt 40 8 48 44 8 52 87 5 92 52 2 54 221 53 274 (alle Prod.zweige) Nebcn Bicr waren Eis, alkoholfreie Getränke, Limonaden und Mineralwasser sowie Ncbenprodukte der Brauerei zu einem wichtigen wirtschaftl ichen Standbein der Brauereien geworden. Bei Hoepfner spielte (und spielt) etwa die Malzhcrstellung keine unwesentliche Rolle. 1944 produzierte man 3.000 Doppelzentner und belieferte zeitweise auch d ie Brauerei Heinrich Fels damit. 360 Drastische Reduzierungen erfu hr während des Krieges der Fuhrpark, den die Brauereien zur Belieferung ihrer Kunden und zum Transport der Rohstoffe unterhielten . Bei der Brauerei Heinrich Fels z. B. , die zu Beginn des Krieges noch über 22 Fahrzeuge verfügte, davon zehn mittlere und schwere Lastwagen sowie fünf Personenwagen, wurden sechs Lastwagen und ein Personenwagen von der Wehrmacht requiriert. Von den während des Krieges als Ersatz neu beschafften sechs Lastwagen wurden wiederum drei beschlagnahmt, sechs Fahrzeuge wurden sch ließlich durch Fliegerangriffe zerstört.3G1 Karlsruhe erlitt im Zuge des Lufrkrieges ab 1941 Zersrö rungen in ganz anderem Ausmaß als während des Ersten Weltkrieges. Insgesamt gab es 1.032 Alarme in der Stadt und 135 Luftangriffe, bei denen 1.754 Menschen starben und 3.508 verletzt wurden. Der Zerstö- rungsgrad der Stadt betrug etwa 33 0/0. Nahezu total zerstört wurde die Innenstadt mit zahl- reichen historischen ßauten.362 Die Brauereien waren je nach Standort unterschiedlich betroffen . In der Brauerei Schrempp-Primz harre man 1940 einen öffentlichen Luftschutz- keller an der Scheffelstraße 1 errichter. Bis zum Kriegsende wurden die Gebäude der Brauerei durch Luftangriffe zu etwa 30 0/0 , die Maschineneinrichrung zu 10 % zerstört.363 Bei dem großen Luftangriff am 3. September 1942, der 73 Menschenleben und 711 Ver- wundete fo rderte, erlitt die Brauerei Heinrich Fels in der Kriegssrraße 115 erhebliche 117 Schäden . Die Abfü llanlage wurde zerstört, Wohn- und Bürogeb;iude, Maschinen- und Wohnhaus, Sudhaus, Gärkcl ler und Labor, Eisf:.1brik, Lagergeb:iude sowie Mälzerei wurden reilweise beschädigr3G4 Schwere Schäden erl irren auch die Gebäude der ehemals Sclde.i- eck'schen Brauerei in Mühlburg, wo zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht mehr geb raur wurde. Bei Sinner in Grünwinkel wurden die Gebäude insgesamt zu 30 % d urch Fliegerschäden in Mirleidenschatt gezogen. Während die Maschi neneinrichru ngell von M;i lzerei, Weinbrenne- rei, Schreiner- und Küferwerkstärten, Nährmirtcl- sowie Backhilfsmittclproduktion g;inz- lieh zerstört wurden, waren in der Brauerei zu 20 % Schäden an den Fab ri kationsan lagen zu verzeichnen.365 Die Brauerei Moninger an der Kriegssrraße blieb von Zerstörungen ver- schonr, schwere Schäden harre jedoch der Hauprausschank Ecke Kaiser- und Karistraße zu verzeichnen, wo die oberen Stockwerke völlig ausbrannten. Das alte Moni nger-Stammhaus in der Kaisersrraße und die Gründungsstärte in der Wa ldhornstraße, später von Ka r! Kammerer übern ommen lind seit 1920 wieder Ausschank von Moninger-Bier, wurden ei n Raub der Flammen. Der Sohn des Brauerei-Direl<rors Heinrich Mon inger, der in der Firma als Direktionsassistent tätige 01'. Ing. Wolfgang Moninger, fiel 194 1 an der Ostfronr.366 Die großen Brauereibauten der Firma Hoepfner überstanden den Krieg nahezu unbe- schädigt. Lediglich eine Sprengbombe hat den Betrieb an einer für die Fabrikation nicht wicht igen Stelle getroffen, weitere Sprengbomben fielen auf damals unbebaures Gelä nde. Größerer Schaden konnte vor allem durch die Beschäftigten der Brauerei abgewendet wer- den , die in den Nächten Brandwache hielten und herabprasselnde Brandbomben aus den Gebäuden entfernten.367 DIE NACHKRIEGSZEIT - BRAUVERßUr UND D ÜNNBI ER Die Sch recken des Luftkrieges fa nden für Karlsruhe Anfang April 1945 ein Ende. Am Mo rgen des 4. Apri l begannen zwei französisc he Divisionen mit der Besetzung Karlsru hes, die um 11.00 Uhr abgeschlossen war und insgesamt elf Tote forderte. 3GS Mit Erleichterung nahm die Zivilbevölkeru ng wahr, daß nun keine Flieger- alarme mehr zu befürchten waren, doch sollten zu- nächst für ein ige Wochen Plünderungen und Ver- gewaltigungen den Al ltag bestimmen. Am 8. Juli lösten dann, gemäß dem alliierren Zonenabkom- Ob die beiden ßauarbeiter beim Wiederaufbau der kriegszer- störten Stadt das bis zur \\f~ihrllngsrcforlll 1948 gcbr;lllic Dünnb ier trinken mußten oder schon n;lhrhafrcrcn Gcrsccns;lft ge nossen, ist nich t Festzustellen. 118 men, die US-Streitkräfte die französische Besatzungsmacht ab. Die Jahre bis zur Währungsreform waren vor allem geprägt durch Wohnungsnot lind Nahrungsmangel. Auch im Braucreiwcsen sollte sich die Situation zunächst eher verschlechtern als verbes- sern. Zur Sicherstellung der Ern ährung verhängte die Militärregierung vo m Herbst 1945 bis Februar 1946 ein absolurcs BrauverboL Mir Dünnbier, das nur einen Srammwürzc- gehalt von 0.3 % aufwies lind bis zur Währungsrefo rm gebraut wurde. war dann der Tief- pun kt des Gewerbes erreicht. 369 Um wieder produzieren zu dürfen. mußten die Firmen bei dem auf Ini tiative der Ameri- kanischen Militärregierung eingerichteten Winschafrskol1rrollamr der Stadt eine Bcrriebs- anmeldung einreichen. Hierfür wurden detaillierte Angaben über die Geschäftsführung und deren eventuelle Mitgliedschaften in der NSD AP, über die Firmengeschichte, die Pro- duktion, Berriebskapazitäten und den Z ustand des Betriebes abgefragt. Die als Industrie- unternehmen geführten Brauereien Heinrich Fels GmbH. Hoepfner-Bräu, Moninger AG , Schrempp-Printz AG sowie Sinner AG reichten im September 1945 solche Betriebs- Anmeldungen ein.370 "Die amerikanische Besatzungsbehörde verlangt die Belieferung mit Bier. Ebenso ist die Lieferung von Bier und Eis an die Zivilbevölkerung anerkannt wichtig", begründete z. B. die Firma Schrempp-Printz ihren Antrag.37 1 "Bier und Eis werden von der Besatzungsbehörde in großer Menge angefordert. . . ", meldete die Brauerei Heinrich Fels, doch konnte im Herbst 194 5 aufgrund des Brauverbots nur Eis produziert werden.372 Auch Moninger suchte, ebenso wie Hoepfner, die Notwendigkeit zur Weit~rfühtung der Brauerei mi t einem Verweis auf die " ... starke Nachfrage nach Bier und Eis seitens der amerikani- schen Besatzungstruppen als auch der Zivilbevölkerung" zu bekräfti gen.373 Doch niclu immer stand alleine das Brauverbot einer Weiterführung des Betriebs im Wege. In cinem Fall war der Fortbestand eincs Braucreibetriebs gefährdct, wcil dessen tech- nischer Direktor aufgrund politischer Belastungen, er war seit Mai 1933 NSDAP-Mitglied gewesen, entlassen werden sollte. Angeblich war er jedoch im Betrieb uncrsctzlich, und so bat gar Oberbürgermeister Veit das W irrschaftskonrrollamt, sich bei der Militärregierung dafür einzusetzen. daß er zumindcst kommissarisch für einige Monate dic technische Leiwng des Betricbes behalten könnne, " . . . damit der für die Karlsruher Interessen äußerst wichtige Betrieb keinen Schaden erleidet. "374 Sinne!', Schrcmpp-Printz. Moninger. Hoepfner und Fels erhielten letztendlich die Betriebserlaubnis. Über die Zeit des Brauverbots half man sich mit der Produktion von Eis und alkoholfreien Getränken hinweg, die auch zur Produktpalette der Brauereien zählten. Die Betriebe arbeiteten zunächst nur in stark reduziertem Umfang. Bei Hoepfner waren im September 1945 die Betriebskapazitäten nur zu 30 % ausgelastet, bei Fels sowie bei Moninger zu 50 %, bei Schrempp-Printz zu 25% und bei Sinner (alle Produktionszweige) zu 30 - 40 % .375 Neben den bisher geschilderten Schwierigkeiten standen gar nicht genü- gend Arbeitskräfte zur Verfügung, die eine un eingeschränkte Produktion erfordert hätte. Oft waren die Arbeiter der Betriebe noch nicht zurückgekehrt, bef.lnden sich in Gef.lngen- schaft, waren kriegsversehrt oder gefallen. So behalf man sich hier und da auch mit weib- 11 9 lichen Arbeitskräften, die jedoch in der Regel im Produktionsbetrieb der Brauereien nicht erwünsclu waren. Zahl der im Seprember 1945 Beschäft igten und der bei vollem Produktio nsum fang erfor- derlichen Arbeiter in den Karlsruher Brauereien376 Beschäft igte Sept. 1945 Zahl d . erfo rderlichen Arbeiter män nl. weibl. gesam t männ. weibl. gesamt Fels 8 7 15 82 10 92 H oepfner 7 8 15 70 0 70 Moningcr 25 5 30 125 0 125 Schrempp 7 2 9 100 0 100 Sinner 75 25 100 24 0 GO 300 Neben den fünf großen Brauereien nahm man schl ießlich auch bei Wolf in der Südstadt d ie Produktion wieder auf Der Familienbetrieb erfuhr 1945 den schwersten Einschni[( in seiner Geschichte. Die Besatzungsmacht beschlagnahm te den einzigen Bierausschank der Brauerei 3m Werderplatz und beraubte das Wolf- Bier somit seiner Abs3rzmöglichkeit. Erst 1952 wurde die W irrschafr wieder freigegeben. Der Familienbetrieb enrwickel re sich in jenen Jahren zwangsläufig zu einer KJeinhraucrci, die n Ull nicht meh r für die eigene Schanksränc produzierte, sondern sich neue Abnehmer suchen rnußte,377 Für die Braucreibes irzer war es sinnvoll , sich wieder eine gemei nsame Organisation zu schaffen, ni cht zuletzt, tim ihre Interessen gegenüber der Mili tärregierung hinsichrlich einer AuA1cbung des Brauverbotes sowie in Fragen der Rohsroffbeschaffung zu vertreten. Die amerikanische Besatzungsmaclu hatte im September 1945 die von ihr besetzten nordbadi- schen und nordwürrrembergischen Zonen zum Land Würrtemberg-Baden vereinigt. Eine gemeinsame Verbandsgründung der nordbadischen Brauercien mit denen im fra nzösisch besetzten Süd baden wurde von den Militärregierungen nicht genehmigt. Der neue Braue- reiverband wurde entsprechend der Besatzungszonen konstitu iert. Un ter der Betci ligu ng von Moninger als einziger Karlsruher Brauerei sollte arn 25. Februar 1946 der würnember- gisch-badische Brauereiverband gegründet werden. Dieser Zusammcnschluß fand bei den bad ischen Brauereien jedoch so gut wie keine Zustimmu ng. Aus Minelbaden beteilig- te sich neben Moninger nur die Pforzheimer Brauerei Kenerer, aus Oberbaden die Braue- reien Kirner und Link. und aus Unrerbaden allcine die beiden Mann heimer Brauereien Eichbaum und H abereckl. Vors itzender des Landesbezi rkes ßaden des württemberg-badi- schen Brauerbu ndes wurde Brauereidirektor Günther Moninger. Die Animositäten der badischen Brauereien gegen eine Vereinigung mit den würnem- bergischen in einem Verband verdeutlichte Brauereidirekror Schrempp: "An das Fabrikationscrzcugnis ,das Bier' stellen die Biertrinker der bei den Länder verschiedene 120 Anforderungen. In \Y./üntembcrg wurde das Bier wohl als angenehmes durststillendes Getriink angesprochen, das aber so fort in den Hintergrund treten mußte, wenn genügend Obstmost zur Verfügung stand. In Baden war di ese Erscheinung, einige kleine Bezirke aus- genollllllen, viel weniger sichtbar, das Bier mußte dorr viel mehr die Konkurrenz mit dem \Y./c in aufnehmen. Daher rührr es wohl auch, daß seit Jahrzehnten das Bier in Baden stiir- ker ei ngebr;1l1f werden mu ßte ;1 ls in \Y./ürrremberg."378 Daneben führre Schrcmpp :luch geographische und verkehrstechnische Gründe gegen einen Zusa mmenschluß an. Starr- dessen fordertc er einen Zus:l mmcnschlllß der badischen Brauindllst rie in cnger Zusam- mena rbei t mit den Nachbarlii ndern. D;1s jahrelange, VO ll zähen Auseina ndersetzungen gepriigte Ringen um die terri to riale Ncuglicdcl'ung des dcurschcn Südwestens machte auch vor den Reihen der Brauereiullternchmer nicht halt. Die badischen Brauereien im Bereich der amerikanischen Besatzungszo nc organisiern..' n sich schließlich erneut im Mirrelbad i- sehen Bra llereiverband, der bis zu seiner SdbsfauA ösung im Jahr 1977 dem baden-würr- tembergischcn Br;1l1creiverband angehörte. Die lerltcn Br;1ucreicn des Verb;1ndcs waren Mo ningcr, Hocpfner, \Xlolf lind Binding. 12 1 STEIGENDER BIERDURST UND ERNEUTE KONZENTRATIONSPROZESSE. DIE ENTWICKLUNG DES KARLSRUHER BRAUWESENS SEIT 1949 N ach der Währungsreform im Juni 1948 normalisierten sich allmählich die wirtschaft-lichen Verhältnisse. Im Herbst des Jahres konnte achtprozentiges Bier gebraut werden, und auch eine Belieferung der Kunden in Süd baden wurde wieder möglich. Auf die G rün- dung der Bundesrepublik Deutschland 1949 konnte schließlich mi t Vollbier angestoßen werden. Nach all den Jahren mit "Dünnbier" kam ab August des Jahres erstmals wieder Bier mit einem Stammwürzegehalt von 12 % zum Ausschank. Zusammen mit der Senkung der Bicrsteller im Jahr 1950 waren damit Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weiterentwick- KOl'l.rFt/nel' llUAllTÄTSBIER lung der Brauindustrie geschaffen.379 In den folgenden Jahrzehnten steigerte sich der Bierdufsr der bundesdcurschen Bevölkerung erheblich, und der Markt schien nahezu unbegrenzt aufnahmefähig. Hatte 1949 der Pro-Kopf-Bierverbrauch jährlich noch bei 22,2 Litern gelegen, wa- ren es 1972 144 Liter. Die Brauereien rea- gienen mit Produktivitätssreigeru ngen. So konn te der Bierausstoß je Beschäftigten in der deutschen Brauindustrie vo n 404 hl im Jahr 1950 auf 1.01 2 hl im Jahr 1973 erhöht werden.380 Die Karlsruher Braue- Gemeinschafeswerbung der sechs K:Hlsruhcr Nach- re i Schrempp-Printz z . S. , die 1964 in kricgsbraucrcicll allS dem Jahr 1974. Schrempp AG umbcnanm wurde, steiger- te ihren jährlichen Ausstoß bis 1955 auf 94.000 hlund bis 1960 auf 130.000 hl.38 1 Auch die kleine Brauerei Wol f konnte zwischen 1958 und 1968 ihre Produktion vervierfachen , von 5.000 hl auf2 0.000 hl. Der Z ukauf des Grundstückes M arienstraße 38 ermöglichte auch hier Vergrö ßerungen und Neuanlagen.382 Bei Moninger wurde im Jahr des 100jährigen Firmenjubiläums 1956 ein Neubau für die 122 Fbschenbierproduktion errichtet. Die über vier Stockwerke mi t modernsten Fördereinrich- rungen untereinander verbundenen Anlagen ermöglichten den Ausstoß vo n rund 250.000 Flaschen wäh rend einer Arbeitsschiclu. 1957 erreichte Moninger wieder die 200.000 hl- Grenze. Insgesamt führte die Aufwä rrsen twickl ung im Brauwesen während der 50er und GOcr Jahre crsul1als wieder zu ei ner Zunahme von Betrieben. In Karlsruhe blieb es allerdings bei den sechs Brauereien Heinrich Fels, Hoep fn er, Moninger, Schrempp-Prinrz - ab 1964 Schrempp AG -, Sin ner und Wolf. Brauereien lind Mälzereien mit 10 und mehr Beschäfrigten in Baden-Württemberg383 1956 1965 Zahl d . Betriebe 225 234 Beschäftigte 9.3 17 14.00 1 Umsatz in Mio. DM 448,4 936,4 Der höchste Bierkonsum wurde in der Bundesrepublik Deutschland 1976 mit 15 1 Litern pro Kopf der Bevölkerung registriert.384 Seitdem flachten die Wachstumsraten der Brauereien ab. Zwanzig Jahre später, 1996, soll te der Pro-Kopf-Verbrauch bei 13 1,7 Litern liegen.385 Mir den 1980er Jahren stieß die Brauwirrschaft an die G renzen der Aufnahme- Hih igkeit des deutschen Biermarktes. Wachstum war nun nur noch durch ei n stärkeres Engagement im Export. eine Erhöhung des betrieblichen Ausstoßes und eine stärkere Diversiflzieru ng in den noch expansiven Markt alkohol freier Getränke möglich. Bereits sei t Mi rre der sechziger Jah re kam es zu erneuren Konzemrationsprozessen. Für die deursche Brauindustrie galt es. auf dem europäischen Markt dcn Konkurrenzkampf rnit den ausHindischen Großbrauereien zu bestehen. Die badischen Brauereicn erhielten nicht zuletzr Konku rrenz von der benachbarten hochenrwickelten elsässischen Brau industrie, die 1968 bereirs erwa 100.000 hl Bier in die Bundesrepublik ausführte. Als Folge dieser Entwicklungen wurden bedeutende selbständ ige Brauereien von den großen deutschen ßrauercikonzerncn aurgesogen. Im Zuge der verstärkten Brauereienkonzenrrarion reduzierre sich die Zahl der Brauereibetriebe in Baden-Württem berg von 350 im Jahr 1953 auf 185 im Jahr 1983. Der größre Bierkonzern in der Bundesrepublik war 1970 die Reemtsma Zigarerrenf.1briken G mbH Hamburg mi r einer Bereiligung von rund 15 % (IO M io. hl) am deutschen Markr, gefolgt von der Nährmirrelfirma Dr. Oetker, die mit 9 % (7 Mio. hl) am deutschen Bierausstoß bereiligr war.386 "Mi r wachsender Besorgnis beobachte ich die Konzentrationsentwickl ung in der deut- schen Brauindustrie. Nachdem alle Rarionalisierungsmaßnahmen ausgeschöpft sind. wird es für mittelständische Brauereien immer schwieriger im Wenbewerb mitzuhalren", erklär- te der Aufsichrsrarsvorsirzende der Brauerei Schrel11mp AG, Dr. Walter Schrempp. anläßlich der Übernahme der Schrempp-Akt ienmehrheit durch die zur Oecker-Gruppe gehörende Frankfurter Binding-Brauerei AG 1967.387 Binding erwarb daneben eine 123 Sprengung des letzten Gebäudes der Brauerei Primz an der Kaiserallee im Jahre 1968. Abbruch der Brauerei Fels im Juli 1972. Delltli ch zu sehen sind die riefen zweiHöckigen Kell er aus dem lcraen Jahrhundert. Rechts daneben stehen noch die Geb;iude der ehemaligen Brauerei Kammerer, die zwei Jahre sp:iter abgerissen wurden. Im Hin- tergrund ist das Turmgeb:iude der gegenüberliegenden Brauerei Moningcr sichtbar. Mehrheitsbeteiligung am Aktienkapital der Karlsruher Brauerei Fels G mbH. 197 1 erfolgte eine Zusammenführung der bei den Brauereien Schrempp und Fels unter ei nheitlicher Leitung und Vertriebsorganisation der Binding AG. Die Verkaufsabtei lung des Unter- nehmens ließ sich in einem modernisierten Verwaltungsgebäude an der MJthystraße nie- der.388 Doch bereits im Herbst 1977 verlagerte Binding die Karlsruher Produktion nach Frankfurt und Mainz. "In Karlsruhe unterhielt man nur noch eine reine Verkaufsnieder- lassung.389 Damit hatte die Geschich te der beiden traditionsreichen Karlsruher Brauereien Fels und Schrempp einen endgültigen Abschluß gefunden. Im Januar 1983 wurde mit den Abbrucharbeiten der ehemaligen Schrempp-Brauerei zwischen Ka rl- , Mathystraße und Beiertheimer Allee begonnen. Auf dem Gelände entsta nd ein moderner Wohnkomplex. Die alte Brauereigaststätte mit Biergarten an der Beiertheimer Allce wurde in verä nderrer Form neu gebaut und trägt heute dem Namen "Alter Brauhof' .·190 Auch die ehemals größte badische Brauerei Moninger konllte ih re Selbständigkeit nicht wahren. Im Jahr 1967 übernahm die Reemtsma-Gruppe ein Aktienpaket der Moni nger AG von zunächst über 25 %.391 Bis 1989 lagen gut 50 % des Kapitals bei der zur Reem tsma- Gruppe gehö renden Henninger-Bräu AG, dann fol gte ei ne Übernahme der Aktienmehrhei t durch die Sturtgarter Hofbräu AG.392 Berei ts 1972 harte Moninger die Sinner AG über- nommen. Damit war das zur Reemstma-Gruppe gehärende Karlsruher Unternehmen Moninger zur viertgrößten Brauerei Baden-Württembergs avan ciert. 1976 folgte die Über- nahme der Etdinger Brauerei Huttenkreuz lind der Brauerei Ludwig Denner in Bruchsal.393 Seit Herbst 1980 produziert Moningcr sein Bier in einem Brauereincubau auf dem ehemaligen Sinner-Areal in GrÜnwinkel.394 124 Der "Alre ßrauhor' erinnert an die ehemalige Nurwng des GeI:indcs zwischen ßeicnheimer Allee und Ka rlslfaße durch die Brauerei Schrcmpp. Dcr zunehmcnden Konkurrenz der Massenbiere zcigtcn sich einzelne mittelständ ischc Spezialitiitenbrauereien mi t Qualitätsbier gewachsen. So konnte die Privatbrauerei Hoepfner im schwierigen Bralljahr 1983/84 ihren Bierausstoß um 3 % auf 160.000 hl stei- gern .395 In das Jubil äums-Jahr seines 200. Bestchcns geht das Famili enunternchmen , das derzeit 99 Mita rbeiter beschäft igt, mit ei nem Absatzpills und steigert seine Jahresproduk- tion auf 219.000 hl.396 D ie letzte in Karlsru he noch ex istierende Kleinbrauerei ist die Max Wolf G mbH. Ihr Überleben vcrdankt sie nicht zulctzt dcr konsequenten Modcrnisicrung mit "Whirlpool" - Sedimentationstank, dem ersten "Automatik-Sudwerk in Baden" nach Schrirrschaltverf.,h- ren Jakob e arl sowie ncucstcn Wasseraufbereiruogs- und Blockfüllanlagcn. Über 70 Gast- stä tten und 30 Getränkegroßha nd lungen werden mit Privat-Pils, Export- und Festbieren sowie dem beka nn ten Indianer-Bock belieferr.397 125 , Blick aus dem Gasrraul11 des "Vogelbräu" an der Kapeli enstraßc auf den Sudkessel. Während sich im Brauwesen einerseits Ende der GOef, Anfang der 70ee Jahre ein ver- stärkter KOl1zenuarionsprozeß lind Trend zu riesigen Braucreiko nzernen vollzog, der für den Ko nslImenten die Herkunft seines Bieres nicht mehr nachvollziehbar machte, wurde andererseits eine alte Tradition wiederbelebt. Die 1985 von Rudi Vogel an der Kapcllen- straße eröffnete "erste Karlsruher Lokali täten Brauerei" stell t Bier ausschließlich für den Ausschank in der eigenen Gaststätte her, wie dies die meisten der Karlsruher Brauereien bis zur Mine des 19. Jahrhunderts praktizierten. Der Diplom-Brau-Ingenieu r lind Gerrän ke- technologe traf mir seinem nach iiberLiefertell Rezepturen lind Verfohren hergestel lten unfll- rfierten Eigenbräu den Geist der Zeit. Im Vogelbl'äu kann man vom Gasrraum aus durch ei ne verglaste Seitenwand direkt ins Sudhaus schauen und dcn Hcrstcliungsprozeß des Gerstensaftcs mitverfolgen.398 Für den Gast wird die Herkunft des konsumierten Getränks somit unmittelbar nachvollziehbar. 126 Gegen Ende des 20. Jahrhunderts ist aufgrund von Überkapazi täten und eines abneh- menden Pro-Kopf-Verbrauchs mi r weiteren Wcnbewerbsverschärfungen im Brauwesen zu rechnen. Derzeit ex istieren in Baden-Wü[rrcmberg noch 165 Brauereien - von den kleinen. d ie 1.000 hl pro Jahr produzieren, bis zu den großen mit mehr als einer Mi llion H ektoli ter Aussroß.399 Die Zahl der Karlsruher Brauunternehmen ist seit der letzten Jahrh undert- wende srark zurückgegangen, doch präsentiert sich die Braucrei landschaft Karlsruhes an der Schwelle zum 21. Jahrhundert mit ei ner minieren lind einer kleinen Priv3rbraucrei, einer einem Braukonzern zugehörigen Produkrionssränc sowie einer Hausbrauerei für die Bierrrinker lind Bierrrinkerinnen in erfreulicher Viel falt. 127 - " ,: .,.- f.· .- .~ :\ ;1<,-, J:'~'l.I • , , / ,..:.,.,.,. .... " ...• ·1:.·: A, FRITZ ,.)]i '11.1}~·f.I C'I:'.']< ••• "<I" , .• 'J' 1" ,,, ,. .. ,0 .... " .• ,, ) .. ",J io.,., •. ·.· ~" .. I: •• I: ,~· .. 11 " .\",1'.\.,c . ~;\., ... , ~I~""'" ,. '11I(~wui\ f'l bg\'O" IJkililJ ltl ülft'l·lt~I. ~I:-t dl l:tdil1lh t, " -=====,:::" ==~;,=~~ _"'-___ l ,~ T homas Meyer DIE KARLSRUHER BRAUEREIEN UND IHR EINFLUSS AUF DIE STADTENTWICKLUNG U nter den W irrschafrsunrernehmen einer Stad t nahmen Brauereien schon immer eine besondere Stellung ein. Im Gegensatz zu recllllischen oder chemischen Erzeugnissen erreicht das Massengetränk Bier die überwiegende Mehrhei r der Bevölkerung. man ken nt die verschiedenen Produkte und hat zumeist sei ne Meinung dazu. Aus diesem G rund sind Brauereien erstaunlich fest im "kollekt iven Gedächtnis" einer Stadt verankert . so daß selbsr lange nicht m ehr exist ierende Betriebe vielen noch immer ein Begriff sind. In der Stadt Karlsruhe, deren rasante Entwicklung zur Gro ßstadt zeitlich mir der Blütezeit des Brauwesens zusammen fi el, führte dies dazu, daß repräsentative Brauc- reineubaurcn vielerorts städtebauliche Akzen te setzten oder sogar - wie im Falle der In kle inen Häusern aus der Frü h'l.cil der Stad t waren um die M ine des letzten Jah rhunderts die meisten Brauereien untergebracht. Hier die Brauerei Chrisroph GIaßner in der damals noch Lange Straße genanlHcn Kaiserstraße 57 um 1875. 130 Wesrsrad [ clIlen ganzen Sradncil bei seiner Entsteh ung mi tprägten. Im fol genden soll anhand der wichtigeren Betriebe diese Entwicklung nachgezeich- net werden, deren Spuren tei l- weise noch hell[e sichrbar sind . Während der lerzren Jahr- zehnte vo r dem Ersten Wel tkrieg verfügte Karlsruh e über eine hüchen twickel te ßrauindustrie. Sechs Großbrauereien und meh- rere klei nere Betri ebe trugen dazu bei. daß das Karlsruher Bier weit über die bad ischen Landes- grenzen hinaus einen hervorra- genden Ruf genoß. Dennoch war das Braugcwerbe über lange Zeit hinweg im Stadtbild nicht weiter in Erscheinung getreten. Die zahlreichen handwerklichen Betriebe befand en sich noch zu einer Zeit in der Innenstadt, als bedeutende Karlsruher metallverarbeiten- de Unternehmen bereits große Werks- gelände in der Peripherie errichtet harren. Unternehmen wie die Keßlersche Maschi- nenf., brik - seit 1852 Maschinenbaugcsell- schaft Karlsruhe - , die Eisenbahnwagen- fab rik Schmi eder & Mayer oder die Eisengießerei Seneca harren sich um die Mitte des vo rigen Jahrhu nderts von An- fa ng an außerhalb der Stadt angesiedei L Ocr Grundriß der Br..lllcrei BischofT in dcr Herren- st raßc 10 vcrd cudiclH die Enge der d:unaligcn Betriebc. Schweinc- und prerdcstall befi ndcn sich unmittelbar neben dem Brauhaus. Planum 1855. .,,~'~~ .-: " 0-41'''-' -,.:::.:::. f I i ! D IE FRÜHEN K ELLERAN I.AGEN DER KA RLSRUHER BRAUER Doch auch die Brauereien begannen zu dieser Zeit, ihre Lagerkeller zu verlegen , da d ie Verhältnisse innerhalb des dicht bebauten Stadtgebietes schon damals keine Erweiterungen mehr zuließen. Die bis dahin genutzten Felsenkeller bei Durlach waren durch die recht große En tfernung und die dadu rch entstehenden Transpo rtkosten unrentabel. Z udem ver- mochten auch sie im Sommer keine ausreichende Kühlung zu gewährleisten, 1 Überhaupt war d ies das größte Problem der Zeit vor der Erfindung der kü nstlichen Eiserleugung. 1m Jahre 1844 legten d ie Brauer Geo rg C lever und Jakob Müller vor dem Mühlburger Tor und Heinrich Eiseie vor dem Karlsto r jeweils erste Lagerkeller an 2 Dieser Schritt soll- te richtllngsweisend für die spätercn Bcrricbsvcrlagcrungen werden , da die damals gewähl- ten Gebiete bald auch anderc Brauereien anzogen. In den folgenden Jahrzehnten erfolgten weitere KeJlerbauten verschiedener Brauereien, die sich fas t alle im Bereich westlich des Müh lburger To res zwischen Kaiserallee und Kriegs- straße befanden. Anfang der 1870er Jah re besaßen die Brauer Printz, Faaß, Kilber und Clever Keller nahe der noch Mühlburger Landstraße genannten Kaiserallee im Gewann Bürgerfeld. Dieses - und das südli ch an den da mals noch offen fli eßenden Landgraben angrenzende Gewann Sommerstrich - waren zu dieser Zeit noch leicht hügelige Wiesen- lInd Ackergelände, in denen nur vereinzelte Gebäude und Gartenhäuser lagen. Straßen- erschließung und Wohnbebauung erfolgten erSt wesentlich später. Den ersten Bierkeller im 13 1 Sommerstrich ließ im Jahre 1856 der Brauer Joseph Hack an der Kriegsstraße anlegen. Etwas weiter westlich folgte wenig später der Keller von earl Bornhäuser. Aufgrund des relativ hohen G rundwasserspiegels wa r es nicht möglich , die Gewölbe voll- ständig unter die Erde zu legen, weshalb man sie im oberen Bereich mit einer künsdichen Aufschüttung bedecken mußte. Auf dieser stand meist ein einstöckiges flaches Gebäude. Dieses war stets weiß getüncht lind häufig von Bäumen umgeben, um die sommerliche 1872 er Keller. .1 ... " . ", . . '.:" - '" '. '~, .' i 7 ' :>,~~:o. -<_:;~.~ .\ .•.. . _ • • " . ~ \,:. •• " _ '\" .... C " lI.. , .... .... '" • • \:.. - ~ Die Zeichnung des 1872 angelegten Kel lers der Brauerei Hoepfner ze ige gut Anlage und Form der damaligen Kellerbauten. Auf dem Plan von 1876 (s. S. 128 f.) ist der Keller im Nordostcn zu erkcnnen. Erwärmung so gering wie mög- lich zu halten. Der Übergang zur Eiskühlung brach te dann zusätzliche Isolierungsmaßnah- men wie doppelte Wände lind Eiskammern. Einer dieser frühen Kel ler- ballten hat sich bis heure zwi- schen Kaiserallee und Goethe- straße erhalten. Es handelt sich dabei um den schon um 1857 von August Reble errichteten und 1874 von der Brauerei Albert Bellz übernommenen L1gerkeller auf dem heutigen Grundstück Kaiserallee 23a3 Die private Dutchfahrt zwischen beiden Straßen führt über den damals aufgeschütteten Hügel, unter dem der seit vielen Jahrzehnten ungenutzte, zweischiffige Keller liegt. Seit nunmehr über 100 Jah- ren von Wohnhäusern umschlossen, ist seine einst ige Bestimmung kaum noch zu erahnen. D IE WESTSTADT ALS STADTTEIL DER BRAUEREIEN Nachdem die Industrialisierung mit der weiteren Verbreiru ng der Dampfmaschine in den GOer und der Lindeschen Eismaschine seit den 70er Jahren auch im Braugewerbe eingesetzt hatte, konnten Ausstoß und Qualität erheblich gesteigert werden. N un war es möglich, während des ganzen Jahres unter gleichbleibenden technischen Bedingungen zu brauen, da das Problem der Kühlung gelös t war. Zugleich verhinderten aber die beengten Verhältnisse in den Wohnstraßen der Innenstadt einen nutzbringenden Einsatz der neuen Techni k und die damit zusammenhängenden Erweiterungen. Nu r eine Verlagerung der Produkt ion und die damit einhergehenden Innovationen ermöglichten den notwendigen Schrin vom über- kommenen handwerklichen Betrieb zur modernen technisierten Brauerei. Somit war es naheliegend, die vorhandenen Kellergrundstücke zu erwei tern und mit zeitgemäßen Pro- duktionsanlagen zu bebauen, die zudem auch genug Erweiterungsmäglichkeiten boten . 132 Entsprechend verlegten in den nun fo lgenden Jahrzehnten alle größeren Karlsruher Brauereien ihre Produktion aus der Innenstadt an den Stadtrand, bel ießen aber meist den Stammausschank am alten Standort. Bis auf zwei Ausnahmen - Schrempp und Hoepfner - wurden die Neubauten alle im Bereich der heutigen Westsradt errichtet und setzten durch ihr repräsentatives Erscheinungsbi ld und die zahlreichen Schornsteine städtebauliche Akzente. Blick vom Laurcrberg auf die \'\fesmadt um 1920. Ocr rauchendc Schornstcin gehört zur Brauerei Monillger. Er und zahlreiche wei tcrc pdgtcn einstmals die Silhouette dieses Sradncils. Aus diesem G rund galt die Weststadt zu Beginn des 20 . Jahrhunderrs als der Stadtteil der Brauereien. Neben den bekannten Großbrauereien siedelten sich auch einige kleinere Betriebe gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts do rr an, da wichtige Voraussetzungen gegeben waren. Die schnell wachsende Stadt machte eine baldige Erschließung der Gebiete im Westen absehbar, was zusätzliche Absatzmöglichkeiten versprach. Insbesondere aber die günstigen Verkehrsbedingungen kamen der Ansiedlung von Industrie entgegen. Einerseits waren die Kaiserallee und die nur etwas mehr als 500 Meter südlich verlaufende Kriegs- straße zwei gut ausgebaute Ost-West-Verbindungen, andererseits machte der damalige Eisenbahnverlau f eine kostengünstige Bahnverladung möglich. D ie Strecke von Mannheim sowie die von Mühlburg kommende Maxaubahn mündeten im Bereich der heutigen Hans- Sachs-Straße in den Mühlburgertor-Bahnhof. Von dort aus wurde die Linie hinter den H äusern der Westendsrraße nach Süden fortgeführt und fol gte ab der Gartensrraße dem 133 heutigen Verlauf der Straßen- bahn zum alten Hau ptbah n- hof in der Kriegsstraße. Außerdem verl ief seit 1890 das Schmalspurgleis der Loka lbahn Durmersheim- Spöck durch die Kri egs- srraße und konnte somit als Zubringer zu m nahen West- bahnhof dienen. 133hnverladung bei der ßr3ucrci Prinrz im Jahre 1900 durch ein eigenes An schlußgleis. Die erste Brauerei im So mmersrrich Z uerst verlegte im Jahre 1872 die Brauerei Eypper den gesamten Betrieb aus der Hirsch- straße 20 in den So mmerstrieh, wo schon seit 1869 ein Keller bestand. Das einstige Areal liegt heure innerhalb des Geviertes Kriegs-, Schiller- , Sophien- und Scheffelstraße und be- [.,nd sich damals auf fre iem Feld in der Nachbarschaft des b ndgrabens. Im frühen 19. Jahr- hundert gegründet, bestand der Betrieb bis 1880. Schon früh erwarb Leopold Eypper das am anderen Ufer liegende Grundstück Scheffelstraße 46 und betrieb dort die Wirtschaft "Zum Srorchennest". Wie nachtei lig sich der offene Landgraben auswirkte, zeigt das mehr- malige Gesuch Leopold Eyppers 1875, zwischen der Scheffelstaße und der verlä ngerten Soph ienstraße eine proviso rische Brücke erbauen zu dürfen, die den zu Mühlburg gehören- den Som merstrich, wo die Brauerei lag, mit seiner Wirtschaft auf st;lchischer Gemarkung verbinden sollte.4 Im Jahre 1880 verkaufte Eypper die Brauerei an die Mannheimer Malz- fabrik L. S. G ieser. Eypper selbst betrieb danach eine Malzfabrik in der Seösserstraße 19, dem heutigen Kondima-Gelände, die bis 1906 bestand. Seine alte Brauerei hieß fortan Unionbrauerei, deren Adresse im Zuge der Bebauung der Westscadc Soph ienstf. 101 wurde. Hauptausschank blieb das "Storchennest" , das nach der zwischenzeitlich erfolgten Über- wölbung des L.,ndgrabens auf der gegenüberliegenden Straßenseite lag. 1922 wurde der Betrieb von der nahegelegenen Moninger-Brauerci übernommen und stillgelegt. Heute eri nnert nichts mehr an die Brauereien Eypper und Unionbrauerei, ihr einstiger Standon hatte aber Auswirkungen auf den Verlauf der in diesem Bereich angelegeen Woh nstraßen. Die Lage der Scheffelsrraße südlich der Sophienstraße dürfte mit dieser ersten Brauerei- ansiedlung zusammenhängen. Anstarr wie Schi ller- und Mon ingerstraße parallel zu den bestehenden Grundstückssrre ife ll leicht nach Südwesten abzuknicken, mußte sie bei ihrer 134 Die Unionbrauere i in der Sophiensrraße 10 1 gi ng alls der Brauerei Eypper hervo r, die im Jahre 1872 als ersce den Benieb aus der Scadr verlegte. Photo vo n 1887. Erschließung 1875 den bereits vorhandenen Braucrcibautcn ausweichen und verläuft nun leicht nach Südosten (s iehe Stadtplan von 1876, S. 128 f.). Wie bei vielen anderen dieser frühen Indusuienel1bal1tcn cxistieren auch von der Eypper- brauerei leider keinerlei Abbildungen mehr. Eine erhaltene Pho w graphie der U nio nbrauerei aus dem Jahre 1887 zeigt aber einen Gebäudeko mpl ex, von dem Teile durchaus schon vor l 880 errichrer worden sein dürften. D ie Brauereien an der Kaiserallee Andere Betriebe blieben näher am damaligen Stadtgebiet. Im Jahre 1863 erwarb die in det Herrenstr. 4 ansäss ige Braucrei vo n Albcn Prin tz ein Grundstück vor dem MühlburgerTo r, unminelbar neben dem Gel~inde des städdschen Gaswerkes, im Gewann Bürgerfcld und legte dort 1865 einen Eis- und Lagerkeller an 5 Nach 1870 folgten umf., ngreiche Erweite- ru ngsbauten, 1875 wurde der Bcuieb vollständig aus der Innenstadt in den Neubau verlegt. Auf diesem Wege war Karlsruhes größte und modernste Braucrei entstandcn, die diesen Ruf bis zur Einstellung des Betriebes nach der Fusion mi t Schrempp im Jahre 1920 verteidigen konIHc. Die vorhandenen Abbildungen zeigen ei ne repräsentative Industrieanlage, d ie von der Kaiserallee aus erst auf den zweiten Blick als solche zu erkennen ist. Ein großer Vor- gan cll trcllnre Verwalrungs- und Wohllgeb~iude von der Chaussee und verleiht dem An- 135 Ansicht dcr Braucrei Alberr PrilH'l.. an dcr Kaiserallee 15 um 1880. Ein f lhrr der ehcmal igen Prinrz-Braucrci in der Ka iserallee kurL vo r dcm Abriß 1967. N ur das \'<Iohngcbäude rechts im Bild iSI von dem cinst llln t.1ngrci- ehcn Prinlz-Kompb: crhal tcn. wesen eillen fast villen- haften C ha rakter. Von dem einstmals um fa ng- reichen Komplex, der im Westen von der Scheffel-, IITI Süd en VOll der Soph iensrraße begrenzt wurde, steht heute nur noch ein Wohnhaus Ecke Kaiserallee und Scheffel- straße. Das sch mi ede- eiserne Eingangsro r trägt noch die Buchstaben A. l' für Albert Pri ntz. Zahlreiche weitere Ge- bäude wurden bis in die GOer Jahre hi nein genutzt, mußten aber 19G7 mo- derner Wohnbeba uung weichen. Ein ige Jahre nach Prinrz zogen auch zwei weitere der an der Mü hl- burger Landstraße gele- genen Brauerei-Keller die entsprechenden Braue- reien in den Westen. So wanderte der Betr ieb der 1842 gegründeten Braue- rei August Clever im Jah- re 188G von der Erbprin- zenstraße 30 in die Kaiserallee 27. beließ aber die tradi tionsreiche Wirtschaft "Gambrinus- halle" am alten Ort. Schon drei Jahre später kaufte August Fels - ein Halbbruder von Hei nrich Fels, dem Besitzer der größten Fels-Brauerei - den Cleverschen Betrieb und erwei terte ihn. Im Jahre 1905 wurde das Unternehmen aufgegeben, da keine Erträge mehr erwirtschaftet wer- den konnten, d ie Kundschaft wurde von der Brauerei des Bruders W ilhe1m Fels übernommen. Auf dem danebenl iegenden Grundstück Kaiserallee 25 , wo da mals schon seit Jahrzehn- ren der oben erwähn te - noch existierende - Keller stand, erbaute Albert Benz im Jahre 1888 eine Brauerei und eine Malzfab rik. Die Wirtschaft "Zum Weißen Berg" im Stamm- haus Waidstraße 40 am Ludwigsplatz wurde noch einige Zeit beibehalten, später jedoch an 13G Schrempp verkauft . Während die Brauerei bereits 1893 aufgegeben wurde, bestand die Malzf.1b rik bis 190 I . D ie einstigen Produk- rionsgebäude bestehen zwar nicht mehr, das Wohnhaus Kaiserallee 23a stammt aber zum großen Teil noch aus der Zeit des Braube- triebes. Das angrenzende Grundstück Kaiser- allee 23, auf dem Karlsruhes ältester Biergar- ten, der Kaisergarren liegt) gehörte zwar von 1887-89 zur Malzfabrik Albert Benz, der Biergarten wurde jedoch erst nach 1890 er- öffnet und fühne Pri nrz- Bicr. Im Gegensatz zu Prinrz gehö rten die Brauereien August Fels lind Alben Benz stets zu den kleineren Betrieben und konnten ent- sprechend die notwendigen technischen In- vestitionen nicht r~i[i gcn . Ih r Verschwinden um die Jahrhundertwende hängt daher mit dem harren Verdrängungswc[rbewerb dieser Zeit zusammen , der solch kle inen Unterneh- men gerade im Umfeld großer Betriebe kaum eine Chance ließ. Dennoch steht ihre Exi- stenz auch für die einsnnals große Vielfalt an Bieren in Karlsfuhc. die bis in unser Jahr- hunden hinein bestand. ;. : , '··0 !J H -' L : IQI Q. , ' " , . . - ." . Plan des Archirekren Hermann \'V'alder für einen Neu- bau des Braucrs August Clever an der Ka iserallec 27 vo n 1886. Das Erscheinungsbild war typi sch für di e kleineren ßetri ebe im Wesren der Sendt. Von den Brauereien an der Kaiserallee ist zwar vergleichsweise wenig erhalten geblieben, ihr früherer EinAuß auf die unmittelbare Umgebung ist aber heute noch auf dem Stadtplan er- kennbar. Der große Komplex der Printz-Brauerei rcichte bis zum L'mdgraben, der heute unter der Sophienstraße verläuft. Entsprechend konnte die 1878 angelegte Goethestraße, deren Ver- lauf die neuangelegten Wohnstraßen der Weststadt parallel zur Kaiserallee untergliedern soll- te, erst an der Scheffelsrraße begonnen werden, wodurch ein ungewöhnlich großes Geviert entstand . In diesem lagen nur das städtische Gaswcrk und die Brauerei. Erst die heutige Grünanlage im Bereich des Sandkorn-Theaters schuf hier einen Durchgang nach Süden. Die schmalen Grundstücke weiter westlich zwischen Scheffel- und Schillerstraße, auf denen zunächsr die Lager- und Eiskeller lagen , zogen sich ursprünglich ebenfalls bis zum Landgraben. Diese seit 1878 von der Goethestraße durchschnitrenen Geländestreifen blie- ben auch nach der ParzelIierung in ihrer ursprünglichen Breite unverändert. Auch an den bestehenden Besitzvcrhälrnissen änderte sich zunächst wenig; Eigentümer wie der Brauer August Clever besaßen so nördlich und südlich der neuen Straße ein entsprechend kürzeres Grundstück. 137 Die Brauereien an der Kriegssuaße Im Sommer 1866 übernahm Bierbrauer Stephan Moninger vo n seinem Schwager Joseph Hack neben dessen Brauerei in der Langesnaße 1426 auch dessen Bierkeller im Sommer- strich? In der Folge verlegte er sein bisher in der Waldhornstraße 23 gelegenes Unternehmen in die neuen Geb~iude und verpachtere die alte Brauerei an den Kollegen Kar! Kammerer. Nach- dem seine Söhne Karlund Step han das Unterneh- men 1881 übernommen und die Kelleranlagen ausgebaut hatten, führte e in Brand im Sramm- - haus 1884 zu dem Plan, eine neue ßraustätte auf dem Grundstück an der Kriegssrraße zu errich- ten.8 In den Jahren 1885 Alter Bierkeller der Brauerei Moninger an der Kriegsstraße vor der Verlegung bis 1887 wurde vom des Betriebs. Photo von 1886. Architekturbüro Walder & Rauschenberg ei ne moderne Anlage errichtet, die auch eine Lindesehe Eismasch ine enthielt, womit bei Moninger der Schritt zum industriellen Brauen vo llzogen war. Die Neubauten der Brauerei Moninger auf dem Gebnde der früheren Keller im Jahre 1889. In den Jahren bis zu r Jahrhundertwende wur- den immer neue Erwei- terungsbauten notwen- dig, da der Betrieb ständig ex pandi erte. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg gin g ein Anschlußgleis der Lokalbahn Durmers- heim-Späck in Betrieb, auf dem im Rollwagen- berrieb die brauerei- eigenen Waggons zum Westbahnhof gebracht wurden9 Im Jahre 1980 verließ Moninger als letzte Brauerei die Wests tadt und bezog das ausgedehnte Areal der 1974 übernommenen Sinner AG 138 in Grünwinkel, womir die woh l letzte Betriebsverlagerung in der Geschichte der Karls- ruher Brauereien vollzogen wurde. Die erhaltenen Gebäude der einstmals ausgedehnten Anlagen an der Kriegssrraße verm irrcln auch heute noch einen guten Eindruck vom ursprünglichen Aussehen. Dominiert wird der Komplex vom 1899 errichteten Turmgebäude des Sudhauses Ecke MoningersrraßcJ das nach Modernisicrung in den 80er Jahren heute als Wohnhaus dient. Darüber hinaus existieren noch zwei ehemalige Verwaltungsgebäude an der Kriegsstraße. Durch den leichten Knick der Kriegsstraße am Weinbrennerp\atz wirkee die Brauerei von Westen her besonders markant) da der von drei Schornsteinen hin terfimgene Eckrufm schon von weitem sichtbar über der Straße stand. Auf der gegenüber- liegenden Seite der Kriegssrraße errichtete Heinrich Fels, dessen 1841 gegründete Braue- rei in der Kroncn- straße 44 lag, im Jahre 1872 einen ein fachen Eiskeller auf dem zu Beierrheim gehören- den Gewann Stücker. lO Der einstöckige Bau lag auf einem schma- len Wiesensrreifen , der · sich südlich der Kriegs- straße bis zur heutigen Ganensrraße zog. Er war etwa 38 Meter lang, 14 Meter breit und enthielt neben ei nem VorkeHer zwei Lager- und zwei Eis- kellerräume. Seit 1878 verlegte Fels clen Be- trieb 111 mehreren Stufen 111 die spätere Kriegsstraße 1 15. Zu- nächst wurden Gär- und Lagerkeller ausge- lagert, 1884 auch der Sudbetrieb . Zah lrei- .CCO=.'-'..-::-=.'_".' .. _. _ _____ . __ .~,_ . _. _. ~Ulll cu.;;Jl,';:1I ein ~ jJJ" r:lf,i';r;I(~l~.ml czJ[umirumJllum ,,,,lt ir:t;<, .li-J/:;hik ",,,:;.,,1, .... _ ~.~ .. _ _ J~F'f'/. "f'Uti.r&'";. __ __ __ • ,.ll~,. "nl~,'h"" J:le.rm.Wald.cl'. Plan des Archicek[en Hermann Walder Für einen Neubau der Brauerei Heinrich Fels an der Kriegssnaßc 115 alls dem Jahre 1889. 139 che Neubauten ließen bis 1889 eine moderne Großbrauerei im Stil des Historismus entste- hen. Westlich der Brauerei) jenseits der heurigen Steinhäuserstraßc) entstand der Haupraus- schank "Zum Felseneck". Obwohl die Brauerei Heinrich Fels die Krisen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gut überstand, bedeutete die Übernahme durch den Binding-Konzern das Ende der Brauerei. Anfang der 70er Jahre wurde der traditionsreiche Betrieb st illgelegt und die Gebäude im Sommer 1972 abgebrochen. Heure stehen an deren Stelle die Hochhäuser der Allianz- Versicherung. Nur im Spielplatz des Steinhäuser-Kindergan ens stehen noch immer die alten Kastanien des ehemaligen Fels-Biergartens. Unmittelbar neben dem Keller von Heinrich Fels erwarb auch die 1864 gegründete Brauerei Karl Kammerer ein G rundstück. Im Jahre 1888 gab man die Braustätte in der Waldhornstraße 23 auf und errichtete einen Brauerei-Neubau auf dem Ke llergelände in der Kriegssrraße I 13, das bis zur Gartensrraße reichte. In den folgenden Jahrzehnten war Kammerer eine angesehene Brauerei mittlerer Größe, deren Hauprausschank die "Alte Brauerei Kammerer" in der Waldhorn straße blieb. Aus Krankheitsgründen verkaufte Karl Kammerer jr. die Firma Anfang 1920 an die befreundete Brauerei Moninger, welche die direkt gegenüber gelegenen Gebäude fortan als Garagen und Lagerräume nutzte. Erst im Mai 1974 wurde die bis dahin fast unverändert erhal tene Anlage bis auf das Verwal- tungsgebäude von 1903 abgebrochen, das heute als Büro dient. Die steile gepflas terte Auffahrt ist ein Relikt des künstlichen Hügels über dem einstigen Eiskeller aus dem letzten Jahrhundert. Im zweiflügeligen Eingangstor und am Gebäude selbst ist noch immer der Schriftzug "Brauerei Kammeret" zu sehen. Ebenfalls in die westliche Kriegssrraße zog im Jahre 1883 die Brauerei Wilhehn Fels, deren Besitzer ein Halbbruder von Heinrich Fels war. Vom alten Felsschen Stammhaus in der Blumensrraße 23. wo heute noch die Wirtschaft "Blumcnfels" ex istierr, zog man in die Kriegsstraße 234- 36 im äußersten Westen, wo hinter der eigentlichen Srraßenflucht ein stattlicher Neubau entstand , dessen Rückseite an die Unionbraucrei grenzte. Leider sind auch von dieser Brauerei keine Bilder erhalten. Nachdem Zahlungsschwierigkeiten einge- treten waren, mußte die Brauerei ] 91 3 stillgelegt werden und wurde von der Brauerei Sinner in Grünwinkel übernommen. Es kam also gerade im Bereich der westlichen Kriegsstraße zu einer au ffallenden Konzentratio n von Brauereien. Auf einer Strecke von kaum 300 Metern bcf.1nden sich um die Jahrhundertwende vier, teilweise bedeutende, Betriebe. Auf der linken Seite waren es Kar! Kammerer (i 13a) und Heinrich Fels (i 15- 17), auf der rechten Moninger (2 10- 16) und Wilhelm Fels (234-236) . Der Blick vom Laurerberg zeigt entsprechend in diesem Bereich zahlreiche Schornsteine, von denen zum Zeitpunkt der Aufnahme aber nur der der Brauerei Moninger in Betrieb ist. Während die Kriegssrraße heure in erSte r Linie eine vom Durchgangsverkehr stark frequentierte Ost-West-Achse ist, war sie zu jener Zeit durch das N ebeneinander von Industrie lind Wohn bebauung geprägt. Brauereifuhrwerke und erSte Lastwagen gehörten ebenso wie Lokalbahnzüge mit Güterwagen vor dem Ersten Weltkrieg 140 - auch akustisch - zum Straßenbild. Neben den Brauereien gab es in der Wesrsradr zu dieser Zeit aber noch zwei weitere bedeuten- de Industriebetriebe. Bis zum Jahre 1912 war die Nähmaschinen- und Ofenf.lbrik Junker und Ruh an der Lessingstraße gelegen, ehe sie ein großes Gelände an der Bannwaldallee bezog. Südlich der Gartensrraße lagen die Deurschen Waffen- lind Munirionsfabriken, die spätere lWKA, deren Hallenbau A heute unter anderem das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) beherbergt. Ans icht der Brauerei Mon in gcr um 19 10. Vo n \'(fcsrcn gesehen domin iene der charakteristische Eckturm des Sudhauses die Sm.ßcnflucht der Kriegssrraße. DIE SÜDWESTSTADT Während die genannten Bauten fast durchweg auf dem Gebiet der heutigen Weststadt lagen, zogen andere Stadtteile nur jeweils e in e Brauerei an. Der alte Keller der Brauerei EiseIe an der verlängerten Karistraße wurde zunächst von der Brauerei Schuberg weitergenutzt und zu Eiskellern umgebaut. Als Karl Schrempp diese im Laufe des Jahres 1871 übernahm, gehörte auch das Grundstück an der südlichen Karistraße dazu, das sich im Z uge der Expansion des Betriebes für einen Umzug anbot. Der unmittel- bar nebenan liegende Keller von Friedrich Bischoff wurde ebenfalls erworben. 1885 verleg- te man den Betrieb von der Waldstraße 16 vollständig io den großen Neubau in der Karistraße 65. Nach der Vereinigung mit Printz 1920 wurde unter der Bezeichnung Schrempp-Printz-Bier noch bis in die 70er Jahre gebraut. Als im Zuge der starken Konzen- tration Ende der 1970er Jahre der nunmehr federführende Binding-Konzern den Brau- standort Karlsruhe aufgab, wurden alle Gebäude 1983 abgebrochen und das Gelände mit einer Wohnanlage bebaut. Deren heutige Adresse "Alter Brauhof" erinnen noch an die ein- stige Lage der ehemals bedeutenden Schrempp-Brauerei. Ebenfalls nur eine Brauerei errichtete einen Lagerkeller in der Oststadt. Die seit 1850 in der Kaiserstraße 14 ansässige Brauerei Friedrich Hoepfner erwarb bereits 1872 ein Grundstück 141 auf Rintheimer Gemarkung und err ich tete darauf einen Eiskelle r, der Ende 1874 in Betrieb genomlllen wurde. I I Nach zahlreichen Erweiterungen lind Verbesserungen cnrsch loß Illall sich um 1890 zum Bau einer ncucn Braus r~i rre, die nach so rgfli lrigcr Plan ung 1896 begon- nen wurcle.12 Ocr markante historisierende Bau, die "Hocpfncr-ßu rg", ist seither das c101rli- nierende \X/ahrzcichcn der Osrsradr, das bis heure weitgehend im UrsprungszlIsrand erhal - ren ist. Gerade die durchdach t-funktio nalistische Konzept ion des Gebäudekomplexes bewirkte, daß bis heure fast a lle technisch norwclldigen Umbauten lind Erneuerungen dank forrschr itrl ichcr Skclcrtbauwcise ohne Beci nrr~ic hrigllng der historischen ßausUbSf:l I1Z vor- geno mmen werden konnten. Andere teilweise bedeutende Betriebe w ie die Seldeneck-B rauerei in Müh lburg oder die Sinner AG in Grünwin kel können in diesem Rahmen nich t behandelr werden, da sie :l m Ort ih rer Gründung blieben und dort expan dieren ko nnren. Gerade die Si nner AG enr- wickelte sich von einem kleinen Gutsbetrieb zu einem Großunternehmen, das die Enr- wicklung vo n G rünwin kel enrscheidend beeinAußte. Die heute noch besrehende Brauerei Wolf in der Südstaclt war ebenf., l1s von Anfang an in der Südstadt. Sie ging aus der 188 1 gegründeten Brauerei Maisack hervor, deren Sitz ebenfalls in der \'Verdersrraße 5 1 war und die vo n Max Wolf im Jahre 1885 erworben wurcle. D ie sk izzierte Geschichte der Brauereista ndorte spiegelt auch d ie Geschichte des Brau- wesens in den vergangenen 150 Jahren wider. Die Verii nderungen vom handwerklich gepr:igtcn Betrieb zur industriel len Brauerei führten zur notwend igen Verlageru ng der Be- triebe aus der Innenstadt an d ie Peripherie. Bevorl.ugtes Ziel d ieser innerstädtischen \'Vanderungsbewegllng, die mit einem ersten Ko nzcnrra tionsprozeß ~inhergin g, war die im Entstehen beg ri ffene \'Vcststadt, die :l ll fgrund ih rer gü nstigen Infras tru kru r die weiraus besten Bed ingungen bor. Die beiden \Xlcl tkriege und die ernellren Ko nzenrrar ionsp rozesse der 60er lind 70er Jahre fü hrten a llerdings dazu, daß vo n einstmals sieben Brauereien in diesem Sradrrei l nu r noch eine - die Mon inger AG - besteht. Doch auch d ieser Betrieb hat diesen Bereich zwischenzeitlich verlassen. Leider ging das Verschwinden der Brauereien in vielen Fiil!cll mir der anschließenden Zerstörung zum Teil erhaltcnswcrtcr Bausubstanz einher. Dennoch sind d ie Spuren d ieses einstmals Aorierendcll \Xlirtschaftszweiges noch an vie- len Orten zu sehen, wenn auch nichr immer auf den erStcn Blick. Viele der längsr ver- schwundenen Indusrr ieberr iebe haben ihr Umfeld tci lweise nach halt ig geprägr und wirken so mit als wichtiger Bestandteil sowoh l der Bau- als auch der \Xlirtschaftsgesch ichtc der Stadt noch immer nach. 142 Erik Ncumann ZWISCHEN BRAUERSTERN UND SPLIT-BOX Bcmcrkungen zur Sondcrausstcll ung im Prinz-Max-Palais Karlsruh c KONZF-IY\'\ON Gleich dem T irel des vo rliegenden ßuches pdsenrierr das Stadrm useum Ka rlsruhe vo n Oktober 1998 bis Februar 1999 mi r der Ex posi tion "Hopfen un d Malz - Ka rlsruher ßraukunsr seit 17 1 5" die erste Sonderaussrellu ng nach der \XIiedereröffnu ng. Das Prinz-Max-Pa lais selbst bot für dieses Projekt, ob gewoll t oder ungewollt , den f:lsr idealcn, historischen Rahmen. Es wurde vo n 188 1 bis 1884 im Auftrag des im schlesischen ßergbaurcvier zu großem Vermögen gekom menen ßankiers August Schmieder (1824- 1897) von Josef Durm erri chret. 1 Seine Unrernehm erkalTiere be- gann Schmieder aber 1846 als Brauerciberreiber in Karlsruhe. O b er ahnte, daß sein Alrerssirz dereinst eine ßrauerciausstcl lung beherbergen würde? \Vcr konntc dama ls vo raussehen, daß die Nachf:lhren des ßierbrauers Jakob Friedrich Hocpfncr (1806-1872), im Jahre 1850 Kiiufer des Schmie- dersehen Brauerciberricbes in der La ngen Srraße (heute Ka iser- straße). rund 150 Jahre sp,irer delll größten in Ka rl sruhe :t ns:issi· gen Brauereiberr ieb vo rstehcn? Seidel, Sliddeutschland, grün es Glas mit f.'1 rbiger Emai lmalerei. D:ls vo r 1888 elHstandclH: Trinkgefliß ze igt das \X'appen des Großherl.Ognlllls ßaden. Ras tal -S:tmmlung hislOriseher Trink- gcWk HÖhr-Grc llzenhalisen. 143 Der geschichtlichen Dimension des Ausstellungsortes verpflichtet. lag es von Anbegin n an im Sinne des Aufbaustabes. das lokale Umfeld in das Projekt . einschließlich dessen Vorbereirungsphase mit einzubeziehen. Neben dem beispiellosen Engagement der drei noch vor Ort produzierenden Brauereien2 gelang es, mit einem über die Medien verb reiteten Aufruf zur Bereitstellung von Leihgaben und der Entgegennahme vo n individuellen Aus- künften zur Firmengesch ichre einzelner ßraucreiberriebe zah lreiche Mirhelfer für die Aus- stellung zu gewinnen. Als Ergebnis sta nd am Ende die Herausforderung, eine Vielzah l vü n Objekten in ihrer Einmaligkeit, in ihrer Vielfalt und mir tei lweise großen Abmessungen, aus privaten lind öffentlichen Sammlungen auf über 350 m2 erstmals einer breiten Öffent- lichkeit zu präsentieren. Der in der Ausstellung zu vermittelnde Inhalt basiert im wesentlichen auf der mit diesem Buch vorliegenden Atbeit von Barbara Gurrma nn. Ebenso wurde die chronologische Gliederung weitestgehend übernommen und in insgesamt sechs ei nander ablösende Zeit- phasen (Ausstellungsabschnitte) in die Räume der Ausstellung übertragen. Mit unter- schiedlicher Intensität etfährt die historische Abhand lung ihre museale Umsetzung über die Vermittlung spezifischer Aspekte des Brauwesens. Durch formale und inhaltliche Verknüpfung der Aussagen zur Karlsruher Brauerei- geschichte mit den einzelnen Arbeitsschrinen des Brauprozesses wechseln und durch- dringen einander nach dem Prinzip chronologisch-thematisch strukturierter Präsenta- tionsebenen und Inszenierungen acht Themenkomplexe in sechs Ausstellungsphasen. Die konzeptionell der Ausstellung zugrunde liegenden Themen beinhalten im einzelnen: 1. Bier als Getränk und Kulturgut; 2 . Das Küferhandwerk und die Arbeirsschritte zur Faßher- stel lung; 3. Die Phas~n des Brauprozessesj 4. Tendenzen und technische Entwicklungs- etappen im Brauwesen - allgemein und soweit belegbar. in Karlsruhe; 5. Arbeits- und Lebensbedingungen der Brauereibesitzer und Brauereiarbeiter; 6. Bierabfi.illung, -ver- packung, -werbung und -vertrieb; 7. Trinkverhalten , Trinkkultur lind Bierkonsum in Karlsruhe im 18 .• 19. und 20 . Jahrhundert; 8. Die Geschichte einzelner Brauerei- Unternehmen in Karlsruhe. OBJ EKT UND I NSZENIERUNG Den Ausgangspunkt des inhalrlichen und gestalterischen Konzepts bildeten die aus ver- schiedensten Beständen für die Ausstel lung verfügbaren Objekte. Die Aurhentizit~it des Originals vermag in ihrem Symbolwert hisrorische Prozesse, Strukturen, Persönlichkeiten im Museum zu vergegenwärtigen, da es diesen entstammt oder mit diesen verbunden war.3 Hinzu tritt der ästhetische und emotionale Wert des Exponates - die sinn lich-konkrete Anschaulichkeit. Die Ästhetik des Objekts macht es zum Zentrum einer musealen Präsen- tation in einer Ausstellung,4 Aber, " ... da das Objekt als Partikel eines vergangenen sozialen Kontextes ins Museum überkommen ist , symbo lisiert es diesen zwa r, kann aber die ur- 144 sprüngliche Vielf;l lt seiner Ko ntextbezüge nicht l11ehr ausdrücken . Diese Zusammenhänge müssen in dcr Ausstellung durch crg:inzendc In formationen rekonstruiert werden. wobei die Rekonstruktion nie vo ll st~indig geli ngen kann. "5 Verei nfacht ausgedrückt, der Sach- zeuge spricht nicht auto matisch für sich, er I11Uß ZUI11 Sprcchen gebracht werden. "Das historischc Relikt ist dcm Ausstellungs- und fvluseumsbesucher nah und fern zugleich: Nah, weil er es mi t Augen und Händen direkt erfassen kann j fern, weil er in dem histo rischen Gegenstand mit einer ga nz andcren histo rischen \'(I irkl ichkeit, ei ner zeitlich entfernten Mentalität, Bewußtseins- und Stimmllngslage konfront iert ist. "6 Dic Rekonstruktion durch erg~inzende In formatio nen bietet sich in der Ausstel- lung zun:ichst du rch eine Hierarchie vo n drei Textebenen. Unter Berücksichtigung kogni- tiver Prinzipien erh ~ilt dcr Besucher die Möglichkeit, vo n Leitrexten, hervo rgehoben durch ihre Präsentation auf frei h:i ngcnden Sroffbahnen, über farbig abgesetzte, erläuternde Texte lind dic einzelnen Exponatbe- schrifrungcn, die abstrakt-histo rischen Aussagen in der konkreten Authentizi- [:i[ der Objekte zu erfassen . Um eine Ausstellung möglichst publi- kumswirksam zu arrangieren, mu ß zu den ci nd i mensionalen Erkläru ngszllsa millen hä n- gen von Objekt lind Text die Pr:isentations- form der Inszenierung hinzutreten. "Inszenie- rungen sollen ... durch das abs ichtsvo ll e Arrangement von O riginal, Medien und andercn Ausstel lungsmitteln Ko ntexte schaffen, die auf die Verm ittl ung vernetztcr Bezüge und \'(Iechselwirkun- gen hin angelegr sind ."7 So kann lind soll die Insze- nierung VO ll O bjekren zur Aufnahme von Textinfo r- matio nen animieren, die ih rerseits wicder die Gew;ihr für "Entdeckungen" an den ausgestell[en Objekten bie- ten. Durch Inszenierungen lassen sich neue Zug:inge zu den Origi nalen erschli eßen. Darüber hinaus lebt auch die Inszenierung im Muselllll vom Moment der Überraschu ng. "Dic Masse will nicht ,belehrt' werden. Sie ka nn Wissen nur mir cinem kleinen Chock in sich aufnehmen, der das Erleb[e im Inneren festnagelt."S Prinzipiell erhebt somit auch die Ausstellung zur Lu(qmmpc. um 1900. Dcr:m ig(· Kom· pressionsgeritlc di enl<:n in der ßr:lu<:rci ".um Vorsp:ulIlcn (ull!cr Druck serlen) von Holzlr;lIlspon· (;issern . PriV:llbrauerci Hoep(nf.'r, K:lrls ruhc. Karlsl"uhcl" Brallcreigeschichte jenen l11useologischen Anspruch, mit Mittel n dcr Astherik lind der Si nnlichkeit historische Neugier zu entf.1Chen lind Problembewußtsei n über Aha- Effektc zu provoziel"cnY 145 WEGWEISER DURCH DIE AUSSTELLUNG Die Eingangszone zeigt das der Konzeption und nicht zuletZt den räumlichen Gegeben- heiten gesch uldete Anliegen, die Aussagen zur allgemeinen Kulturgeschichte des Bieres, dem Thema der Ausstellung entsprechend, in den lokalhistorischen Kontext der erst 17 15 gegründeten Stad t Karlsruhe einzubinden . Die thematische Einführung unter der Über- schrift "Von Klosrerbräu und Bürgerbier" konzentriert sich daher. Ursprünge und Herkunft des Bierbrauens allen!:,lls erwähnend, auf O bjekte aus dem Zeitraum von etwa 300 Jahren vor der Stad tgründung. Auf zwei chronologische oder besser mythologische Rückgriffe konnte und woll te man in der Präsentation im ersten Aussrcliungsraulll allerdings nicht verzichten. Ein Gemälde von Ernst Schurth (1 848-1910) zeigr eine theaterhafte Figurenszene mit einem Barbarossa- ähnl ichen Gambrinus, dem legendären Kön ig des Bieres. lo Ob dieser Bierkönig tatsächlich gelebt hat, oder led iglich eine Sagengestalt war, ist bis heute ungewiß. Ob als flandrischer und braban ter König des 16. oder burgundischer Fürst des 13. JahrhundertS, heute stell t er in deutschen Landen den Schutzpatron der Bierbrauer. Ei nige Historiker sehen die Ursprünge der Gestalt dieses Biergottes in Vorläufern des antiken Dionysos-Kultes, der Verehrung von sabazius, als dem GOtt des Bieres im nordgricchischen Thrazien. 11 Die zweite Vorabinformation gilt dem in historischen Quellen lind auch in der Ausstel- lung in Erscheinung tretenden Braucrsrcrn in Form eines Hexagram ms. Der Brauersrcrn als Zeichen der Braugerechtigkei t findet sich bereits in der oft publizierten ältesten deutschen Darstellung eines Sudwerkes im MendeIschen Bruderhausbuch Nürnberg aus dem Jahre 13971 2 Der sechseckige Stern besteht aus zwei gleichen gleichseitigen, ineinandergescho- benen Dreiecken. Die meisten assoziieren mit diesem Hexagramm den Judenstern . In der Tat sind der jüdi- sche Davidschild (Magen David - auch Davidstern oder Judenstern) und der Brauerstern der Form nach völlig identisch . Während beim Davidschild d ie Linien eigentlich fast immer durchgezogen si nd. kann dies bei dem Brauersrern uncerbleiben, so daß nur die äußere Form des Sechssterns erschein t. 13 Als Zeichen war das Hexagramm bereits mehrere Jahrhunderte vor Christus zahlreichen Völkern geläufig. Offensichtlich vollzogen sich in der Folgezeit zwei voneinander unab- hängige Entwicklungen dieses einen geomecrischen Motivs. Der Davidschild zum Schucz vor schädlichen Kräften wird eigentlich erst seit dem 18./19. Jahrhundert als genuin jüd i- sches Symbol verstanden und 1897 vom ersten zionistischen Weltkongreß als Sin nbild 14 gewählt. "Er hat freil ich - und dies vor allem im 20. Jahrhundert - als rel igiöses und natio- nales Symbol und als Kennzeichnung der Ausgrenzung und Vernich tung einer rel igiösen und einer sozialen Minderheic eine weltweite Publizi cät erf.1hren , die höchst bedeucsam ist."15 Seit 1948 ziert der Magen David als zentrales Motiv die Flagge des Staates Israel. Der Bier- und Brauerstern isc seic langer Zeit als Handwerkszeichen bezeuge. Bier ist wie Brot aus der Geschichte menschlicher Ernährung nicht wegzudenken. Ob Sumerer, Ägyp- 146 rer, Kelren und Germanen, sie alle bramen Bier oder, nach heurigen Maßstäben, bierähnliche Getränke. So verwu nden es nicht, daß ein derart iges Produkt zu allen möglichen Spekulationen und Phantasien Anlaß gab. In mittelalterlichen VCI-Leich nissen der alchemisr ischen Abkürzunge n find en sich die Symbole für die "vier alten Elcmente" .1 6 Ein mit der Spitze nach oben stehcndes, gleichseitiges Dreieck bedeurerc das Zeichen für Feuer, zusätz- lich mit einem parallel zur Unterkantc im unteren Drittel verlaufenden Strich versehen, das Zeichen für Luft. Ein mit der Spirze nach unten zeigendes, gleichsei- tiges, Dreieck bedeutete das Zeichen für \'(/asser, zusätzlich mit einem parallel zur Oberka nte im oberen Drittel verlaufenden Strich, das Zeichen für Erde. Legt man nun diese Dreiecke übereinander, ergibr sich gen<1 u Jenes Hexagramm. Das \Xlasser, welches man zweifellos zum Bier- brauen braucht, symbolisiert das nach unren zei- gende Dreieck. Gerstenmalz steht für die Erde, und Der ßrauerstern :t ls Motiv :l.Uf e inem Fbschcll ctikett , um 1900. Priv:tts:tlll llliung F:tmilic Prinrz, K:trlsruhc, Uu cnrcu rh. das Feuer unter der Pt.1nne, die Spitze seines Zeichens steht nach oben, liefert die nOtwen- digen Temperaturen. Schließlich fehlt zum Bierbrallen nur noch die Lufr, die Kohlensäure, der "Geist" im Bier. Die Ingredienzen des urtümlichen Bieres fänd en sich also im Hexagramm vereint. Das Sechseck kann durchaus als eine Art alchemistischer Bierformel angesehen werden. Di e Literatur bietet noch weirere mögliche Enrstehungsvariantcn des Hexagramms. unter anderem die der Beschreibung der oberen und unteren Konjunktion des Merkur im Tierkreis. Ein mcrkurähnlichcr GOtt, der in mythologische Beziehung zur ägyptischcn Biergöttin Hatho r gebracht wurde, galt als Hauprgortheir der ackerbau treiben- den Kelten. l ? Da aber von al1 diesen Herieilllngen nichts exakt überliefert ist, bleiben diese Dcurungsversllche letztlich mys tische Spekulation. Erwiesen hingegen ist der bis ins Mittelalter zurückreichende Brauch, das (Gast-)Haus in besonderer Weise zu kcnnzeichnen, welches für einen bestimmten Zeirraum Bier aus- schenken durfte. Das Haus, das mit dem Schankrecht an der Reihe war, steckte ein Bier- zeichen aus dem Fenster, einen Kranz, ein Bündel Snoh oder eben den Brauersrern . Mit dem Aufkommen der Schildgerechtigkeit , die den Wirren das Aush,ingen eines Schank- zeichens zur Pflicht machte, enrwickelte sich eine rcichhaltige Kunst der \,(/ irtshausschilder. 147 Das Motiv des Sterns ist in mannigfacher Form bezeugt, was bei Namen wie "Zum Stern" und "Zum goldenen Stern" nicht Wunder nimmt. Neben dem ßraucrsrern finden sich dabei oft noch die für Brauer typischen Arbeitsgeräte, wie Gärbott ich, Bierschapf, Maisch- oder Rührscheid und Malzschaufel. Bemerkenswerterweise hat sich in Süddcutsch land und vo r allem in Franken der Bier- oder ßrauersrern als eigenständiges Symbol erhalten. Also in jenem böhmisch-mährisch- fränkischen Raum, in dem das Hexagramm auch auf Siegeln und Handschriften jüdischer Gemeinden seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen ist. Die im 17. Jahrhundert erfolgte Rückwanderung von Juden und Baumoriven aus dem böhmischen in den fränkischen Raum untermauert diese These. Das Hexagramm entstammt einer Region, die zum einen für die jüdische Geschichte eine nicht zu überschätzende Bedelltung (Prag) hatte und die zum anderen für Bier bester Qualität seit langem weltweit bekannt iSt. 18 Wenden wir uns wieder der Ausstellung zu. Die Objekte, Textinformarionen und Gesral- tungselemente gruppieren sich um zwei, den Raum dominierende Vitrinen mit Trinkgef:1ßen verschiedener Formen und Materialien aus dem 15., 16 . und 17. Jahrhundert. Die Präsen- tation von über 100 Trinkgefäßen aus der Werk- und Schausammlu ng der Firma RastaJl9 steht für kulturhistorische Kontinuität und das durchgängige Prinzip im Verhältnis zur Vielf.llt der verschiedenen inhal tlichen und formalen Aussagen zur Karlsruher Brauereigeschichte, einschließlich ihrer Einbindung in Bereiche der Technik-, Sozial- und Allragsgeschichte. Betritt man ansch ließend den größten der insgesamt fünf Ausstellungsräume, geben drei, im Winkel auf den Betrachter zulaufende Sich tachsen programmatisch die Verknlipfung und zugleich den inneren Zusammenhang der verschiedenen Darstellungsebenen vor. Die Inszen ierung einer K~ferwerkstatt weist in Richtung des unmittelbaren Rundgangverlaufs sowohl auf den stadth istorischen Bezug (d ie Karlsruher Zunft der Brauer und Küfer) als auch auf die enge Verbindung des Faß und Bottich herstellenden Küferhandwerks mit dem des Bierbrauens. Die zweite Sichtachse gestattet vo rab einen Blick in Teile der Brau haus- Inszenierung und endet symbolträchtig im Durchschauen eines überdimensionierten, runden Metallsprossen- fensters des Industriezeitalters mi t dem beispielhaften, zugleich authentischen Ausblick auf die Architektur der Karlsruher Bierpaläste des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahr- hunderts. Das original von der Brauerei Hoepfner stammende, im Durchmesser über zwei Meter große Fenster ist dabei so konstruiert, daß die Fenstersprossen das Hexagramm des schon erwähnten Brausterns ergeben . Hinter dem Brauerstern erscheint in topographisch weitgehend exakter Perspektive die stark vergrößerte Hofansicht der bis 1897 in der heuti- gen Haid-und-Neu-Straße errichteten neuen Brauerei Hoepfner. Genau im rechten W inkel zur ersten endet die dritte Sichtachse an einer hoch vergrö- ßerten Fororeproduktion mit der Ansicht des Lagerkellers der einst in Karlsruhe bedeuten- den Brauerei Printz. Diese Raumkonstellation birgt symbol isch sowohl den Weg des Fasses von der Herstellung zum Bestimmungsort, als auch den mit der Lagerung des fert igen Jung- bieres beendeten Brauprozeß. 148 Um zlln~ich st analog des Ru ndganges zur Kü- fcrwc rksmtt zu gelangen, durchschreitet zuvor der Betrachte r gleichsam llll1gebcn von barocken TrinkgeHißell der Samm- lung Rastal das 18. Jahr- hundert. Ei n zeitgenös- sischer Siruationsplan de r F;icherstadt ka nn Oricilt icrungshil fe lei- sten beim Betreten des Ortes, um "Die Anfhn- ge der Karlsru her ßrau- ku nst" zu erkunden. Zwei Gcn1iilde zeigen die Po rrr;irs von W ilhcl- mi ne Christ ine Schort- mann, sp:itere Freiin von Scldeneck (1740- 1804) und ,vlarkgraf Wi lhe! m Ludwig vo n Baden (1732- 1788). De ren morganatische Ehe fü hr- te 1774 zur G ründung der l;i ngst nichr mehr ex istierenden Brauerei im heutige n Stadtteil Mühlbu rg.2o Daneben Jos. Mdlillg. Öl :lllf Leinwand. D:lS Bildn is der \'\fi lhdmine Christi lle Schon mann (1 740- 1804) . im J:thre 1777 als Freifrau von Sddclleck in den ;\ddsslalld erhoben. n:igl die Datierung 1764. Pri\':ubcsirl. Famil ie von Sc1dcncck. BerJin. bieter die Pr~se llta tion VO ll Archi vdokumenten und topographischen Ansichten Infor- mationen über die AnHi nge des neuzeitlichen Brauwesens auf dem heurigen Karlsruher Stadtgeb iet im 18. Jahrh undert. D ie pro noncierte H inwend ung auf die GründerEull il ie von SeIdeneck erfo lgte, um auch über die jeweils konkreten Personen histo rische Bezüge zu ver- Ill irrcln. Diese Pr;iscnrationsforlll der Porträts steht zugleich für eine weitere konzeptionel- le Konstanre im gesamten AlissteJl ungsveriauf. Ein W irrshausschild , Symbol der da mals typ ischen Gasthausbrauereien, dient glcichsa m als Zeirschwelle zum Jahrh undert der Ind ustr ialis ierung. Allerd ings setzt d ie ind ustrielle Revolution nicht nur in dieser Region erst in der zweiten Hii lfte des 19. Jahrhunderts ein. Zuvo r, in den Jahren 181 7-1863, wachte die Z unft der ß ierbrauer und Küfer argwöhnisch 149 Ausrei ber zum Bearbeiten des Spundloches, 1. Hiil fl e 20. Jahrhundert . Das \'(/erkzcug f.,n d :\Uch bei der Faßw:lrtung nach dem Pichen Verwendlln~. Die großen Beanspruchungen ausgesc rlten ßier/~isscr aus 1-1017. mußlen in be- stimm ten Absllindell durch ' le er neu abgedichtel werden, was das Nach- arbeiten des Spund loches erfo rderte. Priv:nb r:llI ef(.'i I-I oepfncr, Karlsfuhe. über Braurechr und Bierausscha nk. So dient, neben dem Gasthausschild, die Abbildu ng des Hunderades als Zeichen für diese vorindustr ielle. ja bieder- meierliche und im wahrsten Sinne des \'(Iones zü nft ige, Zei t des "Gä rens" und "Heran reifens" indusrrieller ArbeitsmedlOden. Die Inszenierungen einer Küfe rwcrkstarr als manuell berriebene Produk- tionsst;üte zur Faßherstcl lung und einer Ka rlsruher Bienischgesellschaft als O n des Bicr- konsums lind "I'roduktionssr:irre" biederen Bürgersinns lassen den Zeitgeist der Residenz- stadt erahnen. Die Inszenierungen sind als Schnittpunkt der themarischell Ebenen innerhalb der jeweiligen Ausstcl lungsphasen konzipierr. Auch das die ei nzelnen Inszenie- rungen verbindende Umfeld bierer. neben der Funkrion als O rienrierungshilfe und Leir- f.."1de n. Rau m für eigene "Entdeckungsreisen" und das "Einrauchen" in die Geschichte. Die Porrrärs der Gründer heure bedeurender Brauereien wie Srephan Moni nger (1827- 1875) und Kar! Friedrich Gordieb Hoepfner (1782- 186 1) liefern dafür ebenso Ansarzpunkre wie die aus dem Jahre 1845 in der Ausstellung wiedergcgebenen Verse eines anonymcn Ver- f:1sse rs über das während Fastnachtszeit offensich tlich nicht ganz "ungetrübte" Verh:i lrnis der Karlsruher zu ihrem Bier: Bier isr G ifr Bier isr Gift - besonders, wenn der Brauer Bier vcrlapfl, das schaalund Ilun und s:t ller, Oder das, wie N:t rrheil überrricben, Oder das als Resr im Faß geblieben. Von dem binern :t1l7.USl:trken Hopfen Kommr der Herlen krankhafr=w:tllend Klopfen. Und d:ts kr.ift 'ge fOrclHc rl iche Malzcn Schader meh r, :tls Speiscn=Übersalzen. Aber 's iirgsre Gifl im Bier isr \'\Iasser, Denn es maclH die Ei ngeweide blasser, Schw:ichr die Krafr - doch nur des Bieres halber. Rei n für sich geniigr 's für Ochs li nd K:i lber. Dank den edlen Miißigkcirsaposlcln Diesen Mcnschheir=\V'ohl=Vcrkündungs= Drosld n, \Xlerdell wir ;tn \Xlei n, an Schnaps lind Bieren Endlich den Geschmack im Ernst verl ieren. 21 Dera rtige ironische Fesrsrellu ngen besaßen du rchaus realen Hinrergrund. Auf der faku l- tativen Entdeckungsreisc bieten ausgestell te Archivdokll lllcJl tc entsprcchende Infonlla- rionen. Geben doch amdiche Unrersuchungen Mi"e des 19. Jahrhundens Aufsch lu ß iiber die Karlsrllher Braukunsr in jener Zeit des winrcrlich-s:l iso nalen Br;l.ucns in zahlreichen Kleinsrberrieben ohne moderne Kiihl- und K'i!rerechnik. 150 Trorz würender Proresre der einheimischen Brauereiberreiber besriirigre beispielsweise das Großherzoglich Badische Srad ram rsphysikat Carlsruhe w:ihrend einer im September 1852 grassierenden Ruhrepidemie das Alisschankverbor von Jungbier. Zwar sei ein" . .. gurberei- retCS sogenannres Jungbier weder ... ein an sich sch:-id liches Getränk . .. , noch auch die Enrsrehung vo n Diarrhöen oder Ruh r nachweislich ... , aber ... in Bezug auf die beso nde- ren hiesigen Verh ii lrnisse ... ,"22 anders zu enrscheiden. "So wenig näm lich eine eigenrliche Sch:idlichkeir des neugebrauren Bieres nachgewiesen werden kann, so Hißr sich frei lich nichr Iäugnen, daß die jerzt bego nnenen Ankün digungen von Jungbier bald eine Co ncurrenz bei allen hiesigen Brauern hervorrufen, u. daß diese in dem Eifer. ebenfalls junges Bier verzap- fe n zu können, entweder weniger Sorgf:1 lr auf deren l ubereirung verwenden oder selbsr ver- suchr sein würden, ih r noch vo rr~i r i ges verdorbenes Lagerbier durch Zusarz mundgerecht zu machen und dieses Bier auszuschenken."23 Nicht unerhebliche Unterschiede besta nden auch, so eine Analyse aus dem Jahre 1 857, im Hinblick auf den Alkoholgehalt der Karlsruher Biere. Während ein frisch gezapftes "Fels" led iglich 3,5 % Vol. und das "Hoepfner" damals durchschni ttli che 4,2 % Vol. auf- wies, erreichte das "Prin rz" mir 5. 1 °/0 Vol. heurige Expo rrbierwerre. 24 Rauchende Schlote dom inie- ren auf einer Farblirhographie mit der Ansichr von Ka rlsruhe aus dem Jahre 1897. Sie ver- sinnbildlicht vo r dem Hin ter- grund einer an roren Backstein erinnernden Farbe der Steil- wand an die ökonomischen, urbanen, technischen und so- zialen Di mensionen der Indu- srrial isierung. Dampfmaschi- ne und neue Kälrercchnik vereinf:1chren den Brauprozcß, erhöh ren den Bieraussroß und ermöglichren nicht wen igen Karlsruher Brauereien den Schritt "Vom Handwerk zu m Großbetrieb". Gemessen an der ßedeurung der Industrialisie- rUl1g nimmr diese Ausstellul1gs- phase die Hälfte des gesamten Präsenrarionsraullles ein . Auszug allS dem crsrcn , von Okmber 1850 bis rvb i 1856 gefühnen Sud- prorokollb ll ch des Bicrbrall ers Alben Prirlrl. (1824- 1880). Danach bes:dkn die beiden SlIdpf:lIlncn der alten Prirlrl:schell Brallerei in der l-! errcllsrraßc ei n Fassungsvermögen \'on 106 Srürlen (= 1590 Lirer) und 225 Stürzcn (= 3375 Lircr). Priv:lI sam mhrng Fam il ie Prinrz, Karlsruhc. Ut tcnrellth. In diesem Abschni rr wird die Abfolge themarisch relevanter, historischer Prozesse im Zeitraum von 1863 bis 191 4 in die Inszenieru ngen der Phasen vo n Bicrhersre1lung, Bier- 151 verrr ieb und Produ krvcrbrauch eingeberrer. Zun:ichsr herrirr der Besucher nach dem Abschreiren eines mir Gesa mransichren von Karlsruher Brauereien versehenen un d durch Stellw,inde s)'mboli- sierren :iu ßeren lvlaucrrings das Innere der Brauerei . Die im \Xlin- kel zu einem, zur Hälfre ummau- errcn und da mir konsrrukrive De- ta ils sichtbar lassenden. Braukessel angeordneren Srel lwände verraren nu n ih re Doppelfun ktio nalität lind geben ihre "In nereien" preis. D ie Bestandteile des Bieres. Ger- sre, das daraus gcwon ncne Malz u nd der Hopfen. lassen sich in verschiedenen Boxen erfa h re n, Modell einer Sudpf.1 n- ne. Miue 20. J:thr- htllHlert . Pri,,:tlbc- sitz. e hr. G;tsr;tgcr. tvlarkt ßcroh.heim. 152 errasrcn, crricchcn. Alle Sinne werden angesprochen. Die r:iul11- lichen D imensionen einer ivtilze- re i, eines Sud hauses oder ei nes G,irkellers lassen sich aus dem Spa nnllngshogen von in O rigina l- größe präsenricrrcn Gegensr:inden wie BraupElIl ne. Hopfenkörbe. Beriesclungsküh lcr und Hefcw~l n ­ ne ci nerseirs und FlI nkr ionsl11o- dellen eines Sud werkes und ei nes G:irborrichs, eingef.1ßr in vergrö- ßerre Rep rod ukrio nen, anderer- seirs, nachempfinden. Z ugleich lassen die :1urhenrischen Sachzeu- gen der verschiedenen Objektklas- sen d ie harre Arbei t des Brauens zwischen Da mpfkessel und Eis- M:lh',sch:luf<:1. I-loh .• 1. H:ilftc 20. Jahrhun- den. Pri\':llbr.ulcrci I-Iocplilcr. Karlsruhe. Modell ,-: in('s G:irbolt ichs. r-.,'Iitle 20. Jahr- hunden . Pri\':Hbesirz. ehr. Gaslagl'f. Markt ßcroh'.heim. maschine im 19. Jahrhunderr erahnen. Das oben erwähnte ßrauereifenster bietet abschließend einen Blick aus der Brauerei heraus auf einen noch folgen- den Teilabschnirr der Ausstell ung, die Indusrrie- arch itektur der Karlsruher Bierpaliiste um 1900. Ein Massefi ltcr weist den \Xfeg zur nächsten Insze- nierung im drittcn Ausstcllungsnlum. Lebensgroß macht eine Forowand mit dargestel lter Abfüllszcne lind einem dreidim ension<llen Arra ngement von Eissern der nicht mehr existierenden Brauerei Si nner das Faßabfüllen vor rund 120 Jahren wieder lebendig. Die gew:ihl ten Dimensionen der Faßinszenierung in'! Verh:il mis zum umgebenden Raum stehen in Analo- gie zu den gewaltigen Ul11w:ilzungen im Brauwesen durch die Industrialisierung. Die Ver:i nderungcn be- trafen bei weitem nicht nur die Entwicklung der GroßbrauereieIl, sondern bewirkten ebenso, neben Seidel . Preßgbs. elllail liertcr Farb:ltIftr:lg. um 1900. Prinrl.·Bier. KlrlSruhc mit I:ir- mCllsignet. Pri ,,:lts:lmm lung F:lm ilie Prinrl. Karlsruhc. UncIHcuth. ersten Ko nzenrr:ltionsprozessen, die Trennung der vormals engen Verbindung zwischen Braubetrieb und Ausschank, das Aufkommen neucr Vcrrricbsformcn und die Nur-l ung ncuer Werberriiger. BierAaschen, Etikerren, C liiser und Humpen; Plakate und Emaille- Schilder der Ka rlsru her Brauereien laden daher raumübergreifend zu "Doppelbock" und "Kaiserbier" in die "Karlsruher Bierpaläste" um 1900 ein . Porrr:its vo r dem Hinrcrgrund einer ßüroansicht der Brauerei Hoepfn er geben Auskunft über die soziale Stellung der Karlsruher Brauereibesitzer als Kaufmann, Ingenieur und Stadtbii rger um die Wende vo m 19. zum 20. Jahrhundert. Wie ei ngangs bereits bemerkt, wurden mit dieser Ausstellung erstmalig zahlreiche Objekte und Dok umente zur Karlsruhcr Brauerei- geschichte allS te ilweise recht um f.:1 ng- reichen Priv:ltsamllliungen der Öf- fe ntlichkeit zug;inglich gemacht. Von Mobiliar, Ölgem;ilden, Ma- schinen, \Xferkzeug, Bierflaschell, Gliisern) PatcJltbriefen, O rden lind Ehrenurkunden bis hin zu ausgesprochen bibliophilen Kost- barkeiten re icht die Palette. So geben üppige Illustrationen, zahlreiche Ein- tragun gen li nd seltene Autographen im C;istebuch der Brauerei Albert Printz 153 ßicrf;tß. Mitte 20. J:lbrhundcrt. Br.mcrci tvloningcr. K:lrlsruhc. Humpen, graues glas iertes S(ci'17.cug, Z inndeckd mit Finncnsignc( (Schu l7.marke) der Brauerei Alben Prim"., um 1900. Priv:II samm lung Fa mil ie Prin tz, Ka rlsruh c, Unenreuth. Bierkanne. um 1930. Deutsches Reichs·PalclH, No. 88833. Pri valsamm lllng Familic Prin lz, Karlsrllhe, Ultcnrculh. nicht nur einen Eindruck von Zeitgeist und Zeitgcschmack des ausgehcnden 19. Jahrhunderts, sondern bieten auch eine Fülle von Informationen aus dem Alltag vor hundert Jahren. Darüber hinaus gehärt das Gästebuch zu den authen tischen Objek- ten, welche vom originalen In terieur des längst abgerissenen Braustübchens dcr Braucrci noch vorhandcn sind. In dem rekonstruierten Braustübchcn im vicrtcn Ausstcllungsraum trcten dicse Reliktc wic Teile eines dreidimensionalen Puzzles aus ihrer Vorlage, der nach einer um 1900 ent- standenen Innenaufnahme hoch vergrößerten Reproduktion. So in Szene gesetzt, trirr zur Authentizität der Objekte in ihrem, zumindest bruchstückhaften, originären Zusammen- hang die Authentizität des Raumes. Stand vor rund 100 Jah ren der Besuch des Braustübchens am Ende einer Betriebs- führung durch die Brauerei Printz, so verläßt mit dieser Inszenierung auch der Besuchcr in 154 " . , ss , \ , ' 1..-%.-- a/.!t:.·"r,.r~ ~\tfi't~"4L. ~/ ' • • Eine Seile alls dem G isldlllch der Brauerei Alben Prinrl.. Karlsruhc. Priv:Hsammlung Familie Prinrl, Karlsruhc. Uttcnrcuth . 155 der Ausstellung das Innere der Brauerei25 Im Gästebuch hinterließ uns der Karlsruher Finanzassisrenren-Verein in langen Versen über den genaucn Ablauf des Brauereiprozesses seine Eindrücke über den damaligen O riginal-Betriebsrundgang durch die Brauerei am 18. August 1894. Da in Handzetteln der vollständige Text dem Besucher in der Ausstellung vorliegt, sei an dieser Stclle nur auf zwei Passagen verwiesen. In diesen Jahren gal t das Unternehmen als die technisch am modernsten ausgesran crc Brauerei in Karlsruhc. Die erSte Eismaschine einer Karlsfuher Brauerei. hergestellt von der hall eschen Firma Vaaß & Littmann, wurde hier aufgestellt . "Schließlich ging' s durch dünn & dick hoch zur ncucn Eisf.1.brik, wo durch Ammoniakverdichrung Dunsrung, W ärmeabso rbierung 'Temp 'rawf so nieder wird, daß das Wasser rasch gefrieret und als Eisblock von 10 Pfund zeigt sich alle Viertelstund!" Sozialgeschichdich nicht uninteressant dürfte der Verweis auf den zu jener Zeit im Brauereigewerbe noch allgemein üblichen Wohnungszwang und deren Bewertung durch die Verfasser sein . "Hier sah ' n wi r noch mancherlei, dann zeigt man uns nebenbei das Gemach der Braugesellen, wo im luft ' gen Raum, dem hellen standen zwanzig saubre Betten, (wenn d ' Soldaten solche hätren!)."26 W ie Hopfen und Malz, so gehörten nach 1890 bis etwa 1935 auch Email-Plakate und Bierreklame unt rennbar zusammen 27 Sie waren wohl lange Zeit das typische Bier-Werbe- minel. Ihre weice Verbre inll1g erklärt sich aus ihren spezie llen Eigenschaften: sie rosceten nicht, die Farben verblaßten nicht, ihre Langlebigkeit entsprach den traditionell ges talteten und kaum modischen Schwankungen unterworfenen Biermarken. Die dauerhafte Befes ti - gung deckte sich mit der langfristigen Brauereibindung der ei nzel nen Gasthäuser. von deren Fassaden d ie Email-Werbung leuchtete28 Analog dem konzeptionellen G rundgedanken der Einbetwng lokalhistorischer Aussagen zum Brauereiwesen in die Darstellung der Phasen von Bierbereitung. Vertrieb und Ver- brauch, gleichsam dem Weg "vom Halm ins G las", bildet die Bierwerbung die thematische Klammer musealer Präsentation in den letzten Ausstellungsräumen. D en weiteren Aus- 156 oe~ er Original-füllung Emai lle-Schild . I. Hiilftc 20. Jahrhunden. Privatbrauerei Hocpfncr. Karlsfuhc. 157 \X1crbcpbk:lI. vo r 19 14. Pri v:ubrauc rci Hocpfncr. K:u lsruhc. stellungsverlauf prägen Ema il-Plakate, gedruckte Plakate, Biergläser, Untersetzer und ande- re \Xlerberräger. Besonderes Augenmerk gilt zunächst auch jenen Karlsruher Brauereien, die wie Ka mmerer oder die Müh lburger Brauerei A.G ., vormals Seldeneck'sche Brauerei, in der Zeit von "Kriege(n) und Krisen" während und zwischen den beiden Weltkriegen dem Kon- zenrrationsprozcß unterlagen lind ihren Betrieb ei nstell ten . Getreu einem \'Vcrbeslogan aus den 60ee Jahren: "Köstlich - wann auch immer - Karls- ruher Bier"! vo llzieht sich in der letzten Aussrcllungsphase der Übergang von Vcrgangcncm in Gegenwärtiges. Moderne audiovisuelle Med ien bieren ein reich haltiges Ko ntrastpro- gramm. Fi lmaufnahmen schwanken zwischen dem Geb~iudeab ri ß der vormaligen Brauerei Kammerer im Mai 1973 und Bier-WerbesenteIlZen der GOer Jahre aus dem Karlsruher Monarsspiegel. Anschließend Hielt eine Computera nim3rion zu einer Reise zu m Bier ein. Dazwischen bezeugen Reproduktionen aus dem Nachlaß des Bi ldchronisten H orst Schlesiger (1925-1993) das Brauereisterben von Karlsru he, ehe vo r dem Verlassen der Sonderausstellung Keggy und das Thema Gasthausbrauerei über gegenwärt ige, durchaus positive Tendenzen in der Karlsfuher Braukullsr informieren. Die eingangs erwähnte Splir- Box (Segmen t des tei lbaren Bierkastens) jedenf.1 lls fü hrte d ie Privatbrauerei Hoepfner im Jahre 1990 als ei ne der ersten Brauereien im Flaschenb iervertrieb ein. Hoepfner führte die Umstel lung als zwei re deutsche Firma zu 100 % durch. Darüber, welches Bier den Karlsruhern am besten mundete, entschied bereits ein 184 1 im Garten des Vereinshauses der Gesellschaft Eintracht tagendes Bicrgericht29 Nach dem Besuch der Ausstellung mag dies heute jeder für sich selbst entscheiden. "Nicht gelehrter sollen .. . [BesucherJ die Ausstellung verlassen. sondern gcwirzrcr",30 forderte schon vor rund 70 Jahren Walte r Benjamin , 159 ANHANG Verzeichnis der Karlsfuher Bierbrauereien (Thomas Meyer) Name Standort der Brauerei Zeit Bemerkungen Gebrüder Bader Rheinstr. 206 1884-1887 Becker Schloßstr. 26 1839-1857 Benz Waldstr. 40 1874-1888 Kaiserallee 25 1888-1 894 von Schrempp übern. Bischoff Herrenstr. 10 1841-1878 Karlstr. 65 1878-1883 von Schrcmpp übern. Bornhäuser Kaiserstr. 39 1865- 1874 von 5rephan übern. Bronn Kronensrr. 3 um 1835-um 1848 von K. Hemberle übern. Clever Erbprinzenstr. 24 1842- 1874 Erbprinzenstr. 30 1874- 1886 Kaiserallee 27 1886-1888 von A. Fels übern. Diefenbacher Rheinstr. 22 1886-1898 Drechsler Kaiserstr. 33 um 1835-1853 Edler Kronenstr. 56 1860-1862 Fasanensrr. 9 1870-1871 Egcrcnmeier Kronensrr. 3 1864-1867 von Grimm übern. Eiseie Kaiserstr. 39 vor 1830-1 86 1 verm. v. Bornhäuser übern. Eypper Hirschstr. 12 vor 1830-1863 Hirschstr. 20 1863- 1872 Im Sommersrrich 1872- 1880 von Unionbraucrei übern . Faaß Karlstr. 17 1863-1872 Vicwriasrr. 16 1872-1873 A. Fels Erbprinzenstr. 30 1888-1889 Kaiserallee 27 1889-1905 von W. Fels übern . H. Fels sen . Blumenstr. 23 1841-1881 von W. Fels fortgef. H. Fels jun. Kronenstr. 44 1872-1888 Kriegsstr. 11 5 1888- 197 1 von Binding übern. W. Fels Blumenstr. 23 1881- 1883 Kricgsstr. 234-36 1883-191 3 von Sinner übern. Gallion Kaiserstr. 33 1865-1866 von Weißmann übern. 160 Name Standon der Brauerei Zeit Bemerkungen Geiger Kronenstr. 44 1855- 1872 vo n H. Fels übern . Glaßner Kaiserstr. 55 1842- 1880 Görger Waldstr. 16 um 1840- 1853 von Schuberg übern. Grimm Kronenst r. 3 1867-1 875 Hack Kaiserstr. 130 um 1835-1840 Kaiserstr. 142 1840- 1866 vo n Moningcr übern. Hambrecht Karlstr. 4 um 1838-um 1848 von Sreiner übern. Hammer Waldhornstr. 23 um 1835-um 1848 von Kaufmann übern. Heck Kaiserstr. 13 1885-1 896 Hemberle Kaiserstr. 138 1842-1846 Kronensu. 3 1846-um 1850 vo n Pfister übern. Heydt Karlstr. 21 1876-1878 vo n Weix übern . Höfl e Wa ldstr. 6 1 um 1840- 1865 verm. v. J. Weiß übern. Hoepfner Ka iserstr. 14 1850-1898 Haid-und-Neu-Str. 18 seit 1898 JOSt Blumenstr. 2 1 um 1830 vcrm. v. A . v. Kenne übern . Kaisersrr. 13 1840-1 860 von Köllenberger übern. Kammerer Kaiserstr. 13 1864-1866 Waldhornstr. 23 1866-1889 Kriegsstr. 113 1889-1920 von Moninger übern . Kasper Waldstr.6 1 1865-1872 von J. Weiß übern. Kaufmann Waldhornstr. 23 um 1850- 1856 von Moninger übcrn. von Kenne Blumenstr. 23 um 1838 von H. Fels sen. übern. Kcnner Kaiserstr. 33 1869-1 876 von Zahn übern . Kilber Waldstr. 40 1868-1874 von Benz übern. Köllenberger Kronenstr. 44 um 1848-1850 Zähringerstr. 104 1850-1857 Kronenstr. 56 1857-1860 Kaiserstr. 13 1860- 1864 von Kammcrcr übern. Kröner Kaiserstr. 13 1868- 1874 161 Name Standort der Brauerei Zeit Bemerkungen Künzler Kaiserstr. 98 um 1840 Kaiserstr. 104 1840-1849 Lauer Kaiserstr. 2 I 9 1875-1876 Lärcher Durlacher Str. 83 1872-1879 Ludwig Rheinstr. 42 1886- 1896 Maisack Werderstr. 51 1881-1885 von Wolf übern. Mangold Hardtstr. 26 1886-1894 Marbe Kaiserstr. 130 ?-um 1835 von Hack übern. Martins Ad lerstr. 17 1874-1876 Mondon Adlerstr. 40 1867-1874 Moninger Waldhornstr. 23 1856-1866 Kaiserstr. 142 1866-1888 Kriegsstr. 2 I 0-2 I 6 1888-1980 Durmersheimer Srr. 55 seit 1980 Mühlburger Brauerei Hardrstr. 35 1900-1920 von Sinner übern. Murschler Waldstr. 63 1875-1877 ]. Müller Amalienstr. 85 um 1835- 1842 Douglasstr. 2 1842-um 1845 Kronenstr. 56 um 1845-um 1848 verm . von Su rrer übern. P. Müller Zähringerstr. 68 um 1835-um 1850 Pfister Kronenstr. 3 um 1850- 1862 von Egcrcnmeier übern. Printz Herrensrr. 4 1850-1875 Kaiserallee I 5 1875-1920 rnir Schrempp fusioniert A. Reble Kaiserstr. 39 1842-1848 Karlstr. 17 1848-um 1863 von Faaß übern . K. Reble Waldstr. 38 1842-um 1868 von Kilber übern. Roos Herrensrr. 4 vor 1830- 1850 von Prinrz übern. Saurer Waldhornstr. 39 vor 1832-1842 von Seyfried übern . H. Schmidt Kaiserstr. 207 1865-1875 162 Name Standort der Brauerei Zeit Bemerkungen p. Schm idt Kar/m. 17 '-um 1832 verm. v. A. Reble übern. Schmückle Kaiserstr. 39 1853-um 1863 Adlerst r. 44 um I 863-um 1868 Schnabel Waldstr. 40 vor 1832-1842 von C. Reble übern. Schrempp Waldst r. 16 187 1-1885 Kar/str. 63-65 1885-1920 Sch rempp-Printz Kar/srr. 63-65 1920-1977 von Binding übern. Schuberg Waldstr. 16 1856-1871 von Schrempp übern. v. Seiden eck Hardtst r. 35 um 1770 bis 1900 umben. in Mühlb. Brauerei Seyfried Waldhornstr. 39 1842-1856 Waldhornstr. 3 1 1856-1876 Singer Kar/str. 17 1872-1876 Sinncr Durmersheimer St r. 55 um 1865-1974 von Mon inger übern. Speck Kar/str. 4 1869-1874 Srcincr Kar/str. 4 um 1850-1868 von Speck übern. Stephan Kaiserstr. 39 1874-1878 Surter Kronensrr. 56 1852-1856 von Köllenberger übern . Unionbraucrci Sofienstr.1 0 I 1880-1922 von Moninger übern. Vogel bräu Kapellenstr. 46 seit 1985 Walz Kronensn. 5 1897-1899 E. Weiß Kaisersrr. 123 vor 1830-1840 Kaiserstr. I 17 1840-1852 Adlerstr. 26 1852-um 1868 J. Weiß Dur/acher Str. 85 vor 1832-um 1868 Waldstr.6 1 um 1870 Wcißmanl1 Kaisersrr. 33 1868-1869 von Ke([ner übern. Weix Kar/str. 21 1878-1881 Wolf Werderstr. 5 I seit 1885 Zahn Kaiserstr. 33 1881-1896 Ziegler Werdersrr. 5 I 1879-1880 von Maisack übern. 163 ANMERKUNGEN Seiten 12 bis 129 I Zitiert nach Eugen Gütcrm:mn: Die Karlsruhcr ßmu- industrie, Karlsruhc 1908, S. 68. 2 Vgl. cbcnda. 3 Vgl. Ernst Orto Bräunehc: D ie Karlsruher Industrie bis 7.um Ausbruch des Ersten \Xlcltkricgcs. in: Indu - stricarchitcktur in K:ulsruhc. Beiträge zu r Indust rie- lInd ß:mgcschichtc der ehemaligen badischen 1-!luPf- lind Rcs idcl11_~tadt bis zum Ausbruch des Ersten Welt- krieges. Hrsg. von der Smdr Karlsruhc, StadtaTChiv, 2., iibcrarb. AuO., Karlsruhc 1987 ('" Veröffentlichun- gen des Karlsruhcr Stadtarchivs. Bd. 6), S. 12-20; I-Icim~ \Xlerncr Dengel: K:lrlsTuhc lind seine Enrwick- lung VO ll der Residenz zur Industriestadt. Eine wirt- schafts- und sied lungsgeographische UlltCrsllchung des Stadtraumes, Diss. ph il. Freiburg i. Br. 1956 lind 0[10 Goldfarb: Die kommerzielle und industrielle Entwicklu ng der Stadt Karlsruhe, Diss. wirtSchafts· und sozialwiss. Frankfurt 1925. Leonhard Mehlber: Bier. Untersuchungen zum \Von· sch:lt7. des Brauwese ns. Teil I, in: Jah rbuch der Gesell· schaft für die Geschichte und Bibliographie des Brau· wesens e. V. Berlin , 1980/81, S. 9-130, S. 23. S V gl. eocnda. 6 Vgl. ausfüh rlich hierzu ebenda , S. 65-83. 7 Vgl. Duden lid. 7: Etymologie. Herku nftswän er. buch der deutschen Sprache, 2., völlig neu bearb. u. erw. Aufl. 1989 und Brockhaus. 19 .. völlig neu hearb. Aufl.1987. l:! Vgl. ßrockhaus (wie Anm. 7). 9 Vgl. Mehlber (wie Anm. 4). S. 85 f., lind C lemens \Xfischermann: Zur Industrialisierung des deutschen Braugewerbes im 19. Jah rhunden. Das Beispiel der Reichsgräflich zu Stolbergschen Brauerei Westhcim in Westfalen 1860-19 13. in: Jahrbuch (wie An/ll. 4) 1993, S. 9-58, S. 13. 10 Vgl. auch zum Folgenden ßrockhau.~ (wie Anm. 7). I1 Willi A. Boelcke: WirtSchaftsgeschichte Baden-Wün· ternbergs von den Römern bis heute, Snmgan 1987. S. 137. 12 Vgl. Mehlber (wie Anm. 4). S. 23 f. 13 Vgl. Boelcke (wie Anm. 11 ), S. 137 f. 14 Vgl. Ka r! Stiefel: Baden 1648- 1952.2 Bde., Karls· ",he 2. Aufl. 1979, 2. Ild" S. 1593 [ 15 Vgl. Boelcke (wie Anm. 11), S. 137 f. 16 Vgl. daw auch Ch rist i na \Vagner: Von der Stadtgrün. dung zur großherwglich badischen Haupt- und Resi- dell7.stadt, in: Susanne Asche, Ernst üno Br:iunche, Manfred Koch , Heinz SchIllitt, Christina \Xfagner: 164 Karlsruhc. Die Stadtgcschichte. Hrsg. Stadt Karlsrllhe - Stadt;lrdüv, KarisTuhe 1998, S. 65-189, hier S. 90 r. 17 Vgl. Manfred Koch: Karlsruher C hronik. Stadtge- schi chte in D;lten. Bildern. Ana lysen, Kadsru he 1992 (:= Veröffentlichungen des K;l rlsrllher Stadtarch ivs. ßd. 14), S. 16 ff. 1M Vgl. Christin:l MOlier: Karlsruhe im 18. Jahrhunden. Zur Genese lind sozialen Sch ichtLlng einer residell1.· städtischen Bevölkerung, Karlsruhe 1992 (:: Forschun- gen lind Q uellen wr Stadtgeschichte. Schrirten reihe des Stadtarchivs Karlsruhe, Bd. 1), S. 186 ff. 19 Zur Lcgendbi ldung im ZU5.1 mmenhang mit der St;l<!t- gründung Karlsruhes vgl. O livia Hochstrasser: Hor. Stadt, Dörfle - Karlsru her Frauen in der vorblirger- lichen Gesellschaft ( 17 15-1806), in: Susanne Asche, Barbara GUllmann, O livia Hoch.masser, Sigrid Scham· bach, Lisa Sterr: Karlsruher Frauen 1715-1945. Ein e Stad tgeschichte, K:\rlsruhe 1992 (= Veröffentlichun- gen des Karlsruher Stadtarchivs, Bd. 15), S. 19-10 I, S. 23 ff. 20 Z itiert nach Koch (wie Anm. 17), S. 16. Vgl.: .. Kbr und lichtvoll wie eine Regel." Planstädte der Neuzeit vom 16.-1 8. Jahrhundert, Ausstcllungskatalog Ihdi- sches L1ndesmuseu rn KarlsTuhe, Karlsruhe 1990. 21 Vgl. auch wm Folgenden Carl Frieclrich Oclenheinz: Notizen aus dem zweiten Decenio seit Erbauung der Residenz Ca rlsruhc anno 17 15. 1835. Hrsg. v. Karl Freiherr VOll Neucnstein, Karlsruhe 1901, S. 26 f. 22 Vgl. C hristin:l Müller: 1765 und 1790: Zwischen Ex istellzgrli ndung und residenzstiidrischel11 Leben, in : Alltag in Karlsruhe. Vom Lebenswandel einer Stadt durch drei Jahrhu nderle, hrsg. von Hein.,. Schm itt unter Mitwirkung von Ernst OttO Bräunche, Karls· ruhe 1990 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Smd t· arch ivs, Bd. 10), S. 20-63, S. 22. 23 C hri stina Müller: Vom "Volkreichrnachen" ei ner Residenz, in: Baden-\Vlirttemberg 3/90, S. 36-41, S.36. 24 Vgl. auch Will Folgenden Oelenhcinz (wie Anm. 2 1), 5.23 ff. 25 Vgl. Karl Gustav Fecht: Gcschidllc der Hau pt. und Residem.st:ldt K:lrlsruhe, Karlsruhe 1887, S. 80. 1798 erteilte Markgrar Karl Friedrich dann die Genehmi- gung zum Neubau einer Synagoge an dieser Stelle, die 1806 eingeweiht wurde. Vg1. Fram.-Joser Z iwcs (Hrsg.): Badische Synagogen aus der Zeit von Groß· hcrl.Og Friedrich I. in zeitgenössischen Photographien, Karlsruhe 1997, S. 52 fT., und Gerhard Everke: Synagogen in Karlsruhc. Von Friedrich \Xfeinbrenncr zu Josef Durm und Gusrav Zieglcr, in: Juden in Karlsruhe. Beitriige:t.u ihrer Geschichte bis:t.ur natio- nalsozialistischen Machtergreifung, hrsg. VOll Hcinz SChIllitt, Ernst Ono ßräu nche und Manfred Koch. Karlsruhe 1988 (:: Veröffentlichungen des Karlsrulter Stad r:uch ivs, Bd. 8), S. 22 1-246. S. 222-236. 16 Vgl. Miil1er, 1765 (wie Anm. 22), S. 28 f. 27 Vgl. r echt (wie Anm. 25), S. 220, lind Ernst Gnu Ikiunchc: Die K:lrlsruh <.' r R:nsprolOkolic des 18. Jahr- hunderts. Teil I: 1725-1763, Karlsruhe 1995 (= For- schungen lind Quellen zur StadrgL"SChiclHe, Schriften- reihe des Smdmrchivs Karlsruhe. Bd. 2), S. 25. 28 ßenedikt Schwar/.: /\lt-Karlsruher Wirtschaften (Schluß), in: Die Pyramide vom 17. Januar 1926. 29 Vgl. Br;i unche (wie Anm. 27), S. 168,222. 30 Schwarl (wie Anm. 28). 51 Vgl. Ikillnche (wie Anm. 27). S. 222. 32 Schwarl (wie Anm. 28). 5J Fecht (wie Anm. 25), S. 483 . . l4 Ebenda, S. 228. Hcrvorhcbllngcn im O riginal. 35 Vgl. Mi.iller, Karl.~rllhe (wie Anm. (8), S. 108. J6 Vgl. HochSIrasser (wie Anm. 19), S. 55. 37 Vgl. Neue Privil egie n für die Residellzs tadt Karlsruhe \'0111 Jahr 1752, gedruckt in: Fech t (wie Anm. 25) Beilage V. 3S Vgl. auch ZUIll Folgenden Hochstrasser (wie Anm. 19), S. 55 f. 3') Ebcnda , S. 57. 40 Ebcnda , S. 58. 41 Fecht (wie Anm. 25), S. 48 1 f. 42 T heodor Hardelx:n: Statistisches Gemälde der Resi- denzs tadt K:nlsruhe und ihrer Umgebung, Karlsruhe 1815, S. 144. 43 l:echt (wie An m. 25), S. 222 . • 1<\ Vgl. auch ZUIll Folgenden Müller, 1765 (wicAnJl1. 22) , S. 45 Ir. 45 Hartl eben (w ie Anm. 12). S. 144 f. 46 G ütermann (wie Anm. I), S. 67. 47 Müller, 1765 (wie Anm. 22), S. 48. 48 Vgl. Boelcke (wie Anm. 11), S. 108. 49 Vgl. Fecht (wie Anm. 25), S. 224. 50 Zur Geschich te von Kloster und Sch loß Gottesauc vgl. Peter Rücken (H rsg.): Gottesaue. Kloster lind Sch loß, Karlsruhc 1995. 51 Fecht (wie Anm. 25), S. 224. 52 Vg1. GCllerallandesarchiv Karlsruhc (CLA) 206/3300. 53 Vgl. M:Hie Salaba: Das markgr;iflichc Kammerglll - cin gescheitcnes Umernehmen. in: Rücken (wie Anm. 50), S. 84-92. S. 92. S4 Vgl. auch Will Folgenden Rainer ßeck, Winfried Fl:unlllann: Die Seldeneck'sche Brauerei in Mühl burg, in: Industriearchitektur (wie Anm. 3), S. 32-50. 55 Krapp-Fabrikcn gehörten auch in der Stadt Karlsruhe 1,U dcn ersten industriellen Unternehmungen. Vgl. Dengel (wie An lil . 3), S. 36. 5(, Zur Baugeschiclue der Brauerei vgl. Beck/Flamman (wie Alllll. 5ti), S. 35-50. 57 Vgl. St:lcharch iv K:lrlsruhc (Sm!tAK) IIBOA 2585, 2589. 5S Vgl. S"dtAK I/BOA 2585. 59 Vgl. S"dtAK I/BOA 2586. GO Vgl. SradtAK I /BOA 2590, 2591. 61 Vgl. Beck/Fl:unman (wie Anm. 54), S. 49. 62 Vgl. S"d,AK IIBOA 2596. 63 Vgl. S"dtAK IIBOA 2598. M Diese FirlllenbC"LCichnulig ist erstmals am 25. Okto- ber 1900 durch Akten 7.1I belegen: StadlAK I/BOA 2595. 65 Harrleben (wie Anm. 42), S. 144 . GG Vgl. ebenda, S. 390. m Vgl. Fecht (wie Anlll. 25). S. 479. G8 Vgl. Harrleben (wie Anlll, 54), S. 299. G9 Vgl. auch wm Folgenden Müller, 1765 (wie Anm. 22), S. 20-63, S. 3 1 ff. 70 VgI.Hochstrasser(wieAn m. 19),S. 19-101,S.40ff. 71 Vgl. Neue Privilegien für die Residell7.stadt Kar1sruhe vorn Jahr 1752, gedruckt in: Fecht (wie Anm. 25), Beilage V. n Vgl. WCb'weiser für die GroßheT7.ogliche Residenzstadt Karlsruhe. H rsg. vo n den Polizey-Commissairs von Rady und Scholl . Karlsruhe 1818 (Reprint 1978). 73 Vgl. GLA Kartei 26 (Bierbrauer Karlsruhe). 74 Vgl. auch 7.lim Folgenden Gütermann (wie Anm. 1), S. 10 f. 75 GLA 206/3359. 76 Ebenda. 77 Vgl. G LA 69. " GLA 206/3359. 79 Vgl. Boelckc (wie Anm. 1 I), S. 177 f. HO Vgl. GLA 206/3359. 81 Vgl. GLA 206/3360. 82 Vgl. Giitermann (w ie Anm. 1) , S. 11. 83 Friedrich von Wcech: Karlsruhe. Geschichte der Stadt und ihrer Verwaltung. 3 Ode., 11. Band: 1830-1852, S. 404. vgl. auch zum Folgenden. Karlsruhe 1895- 1904. 84 Ebenda. S. 405. 85 Vgl. Gütermann (wie Anm. 1), S. 12. s(, Vgl. GLA 206/3359. 87 Vgl. Hochstrasser (wie Anl11. 19), S. 19-101, $. 43 ff. 88 Vgl. ebenda, S. 45. 89 Cütermann (wie Anm. 1), S. 11. 90 Vgl. 100 (Hundert) Jahre Brauerei Moninger. 1856- 1956, Karlsruhe 1956/57, S. 13 rr. " Vgl. GLA 206/3359. ')2 Vgl. Güterm ann (wie Anm. I), S. 13 f. 93 Vgl. auch 7.UIll Folgenden ebenda, S. 14 f[ 94 Ebenda. S. 16, vgl. dort auch zum Folgenden. 95 Vgl. Weech (wie Anm. 83)' S. 404. 9G Gü termanl1 (wie Anm. I), S. 16. 97 Vgl. Willy ßuschak: Zur Geschicllte des Zenrralvcr- bandes deulscher ßrauereiarbciter, in: Jahrbuch (wie Anm. 4), 1986, S. 36-67, S. 36 f. <)8 Vgl. !-Ianlehen (wie Anm. 42), S. 299. 99 Buschak (wie Anm. 97), S. 37. 165 100 Vgl. Zum 50jährigcn Gcschäfrsjubiläum dcr Brauerei A. Prinil in Karlsruhc. 1850-1900, K:ulsruhe 1901, S. 6. 101 Gliterman n (wie Anm. 1), S. 17. 102 Vgl. Stannen der Kü fc r und ßicrbrauer, dcn Beitrag wr Krankenkasse betreffend vo m I . Februar 1833. GLA 206/336l. 103 Sramren über den Beitrag zur Hosp iral-Casse durch die Gehiilfen dcr vcrcin igten Klifer- und Bierbraller- wnft, Ja nuar 1840, GLA 206/336 1. 10' GLA 206/336l. 105 Vgl. G literm:lIl n (wie An m. 1). S. 19. l OG Vgl. Sti efel (wie Anm. 14), Bd. 11 , S. 1959. 107 Vgl. Glitermann (wie Anm. I), S. 20. 1011 Ebenda. 10' Vgl. GLA 206/3360. 110 Gli termann (wie Anm. I) , S. 2 1. 111 Ebenda, S. 22. 112 Vgl. Die Gewerbcordnung zwischen Zunfrwesen und freiem Wctlbewerb, in: Baden. Land - Staar - Volk. 1806-187 1. Karlsruhe 1980, S. 88 ff. . und Boelcke (wicAn m. 11 ),S. 177f. 113 Zur allgemeinen winschafdichen EnrwickJung im Zusa mmenhang mit der Neuorganis.'uion der Unter- nehmer und insbesondcre auch der ß ierbraucr vgl. Kar! Bullclllcr: Beiträge zu r Geschichte des Berliner Brauwesens und seiner Organisation. in: Jahrbuch (wie Anm. 4), 1959, S. 11- 95, S. 23 ff. 114 Vgl. auch zum Folgenden GLA 206/3362. 11 5 Ebenda. Die Adressen wurden, soweit möglich, aus dem Adreßbuch der Srad r Karlsruhe ermittelt. 11 (, Vgl. Wolfga ng Hug: Geschichte Badens. Snm gart 1992. S. 27 1-283. 117 Boelcke (wie Anm. 11), S. 223 f. Eine übergreifende GesamtdaTSlcl lung 2m Industrialisierung des Brau- wesens in Deutschland licgt bislang nicht vor, vgl. Wischermann (wie Anm. 9). So muß sich auch die folge nde Abhandlung im wesentlichen auf die Eigen- darstel lu ng der Karlsruh er ßrauunrernehmen in Festschri ften st iitzen , die versrä ndlicherweise in erster Linie Werbeilltemionen hatten und in ihrem wissenschaFtlichcn Gehalt eher gering bleiben. 1 t8 Vgl. auch 7.um Folgenden Bräunehe (wie Anm. 3), S. 12-20. 119 Bericht der Handelskammer in Karlsruhe flir die Jahre 1868-1872, Karlsrllhe 1873. S. 15. 120 Vgl. ßräunche (wie Anm. 3), S. 14. \2\ Z itiert ebenda, S. 19 f. 122 Ebenda, S. 18. 123 Vgl. ebenda. 124 Vgl. ßencd ikt Schwart: Grünwinkd und seine Um- gebung. Ei n Heimatbuch für Jung lind Alt, Karls- ruhe-G rlinwinkel: Si nner A.G. 1925, S. 101 - 107, und GLA 69/1 65 . 125 C hron ik der Hal1pt - und Reside l11_~tadr Karlsruh e für das Jahr 1889, S. 124. 166 126 Ebenda, S. 390. 127 Vgl. ßoelcke (wie Anm. 11), S. 680 f. 128 V gl. G LA Kartei 26. 129 Vgl. Moninger (wie Anm. 90), S. 23. IJO Vgl. Weech (wie Anill . 83). S. 752 f. 131 A. PrilH'l. (wie An m. 100), S. 6. 132 Vgl. : Die Entwick lung der Brauerei Fri edrich Hoepfner Karlsruhe. 1798- 1900. Ein Beitrag zur Gesch icllle der Industrie unserer Stadt. Karlsruhe 1900, N;!chdrllck 1987, S. 6. 133 Vgl. Moninger (wie Anm. 90), S. 18. U4 Gül ermann (wie Anm. 1), S. 31. 135 Vgl. ebend:!, S. 32. 136 Hoepfner (wie An m. 132) , S. 6. U7 Vgl. ebend a, S. 7 f. 1311 Vgl. Moninge r (wie Anill. 90), S. 23. 139 Vgl. FestschriFt Will XXX. StiFtungsfest des Winever- eins Karlsrllhe und Umgebung. 16.- 19. Mai 1911. Be- arh. v. Fri edrich Ruf. W' irtevercin Karlsruhe und Um- gebung 191], S. 22 lind A. Prinn (wieAnm. 100), S. 8. 140 Vgl. HoepFner (wie Anm. 132). S. 16. 141 Vgl. ebenda, S. 16 r. 142 Vgl. A. PrilH'l. (wie Anlll. 100), S. 18. 143 Vgl. Moninger (wie An m. 90), S. 48 und Beck! Flammann (wie Anm. 54), S. 33. 144 Wischermann (wie An m. 9). S. 13 f. 145 Hocpfner (wie An m. 132), S. 7. 146 Vgl. Hoepfner (wie Anm. 132). S. 9 f. 147 Moni nger (wie Anm. 90) , S. 47. 148 Vgl. Weech (wie Anm. 83), 11 1. Bd., 2. Hälfte: 1875- 1900. K:lTlsruhc 1904 , S. 752. 149 Vgl. A. Pri nr1. (wie Anm. 100). S. 14-19. 150 Vgl. auch zum Folgenden A. Prilll 7. (wie Anm. 100), 5.23-47. Ein weite rer "Rundga ng durch die Br..ltle- reianl:!ge" ist ebenf.1.lls geschildert in: Brauerei- gesellscha ft vorma ls S. Moninger, Karlsruh e. Zur Erin nerung an das 50jährige Gesch;iFtsj ubil ;üull am 20. Oktob" 1906. S. 23-27. 15\ Vgl. Weech (wie Anm. 148), S. 753. 152 Prilll'l. (wie Anm. 100), S.23. 153 Ebenda, S. 26. 154 Ebenda, S. 30. 155 Ebcnd:!, S. 3 1. 156 Vgl. Albert Schwie'l.er: Die Geschichte der Bierflasche. in : Jahrbuch (wie Anm. 4),1991/92. S. 202-206. 157 Vgl. Hans G. Schuh'l.e-ßcrndt: Leben oh ne Kronen- korken? Kleine GeschiclHe eines kleinen Gegensl;m- des, in: Jahrhuch (wie An m. 4), 1991 /92 . S. 206-2 14. 158 Vgl. Schwicr..cr (wie An m. 156), S. 204. 151) Vgl. Giilermann (wie Anm. 1), S.46 fT. I{,(} A. J>rint'l. (wie Anm. 100) , S. 39. 161 Vgl. Kurt D:ln'liger: Die Konzentration in der badi- schen Brau industri e, Karlsruhe 1913 (: Volkswirt- schaFtli che Abhandlungen der badischen I-Iochschu- len, N F, 1-1 . 18), S. 28. 162 Vgl. ßmucrcigescllschaft (wie Anrn . 150), S. 27. I(,J Gtitermann (wie Anm. I ), S. 48. 164 Vgl. ebenda, S. 42 ff. 165 Vgl. Hoepfner (w ie Anm. 132), S. 34. 16(, Vgl. Gtitermann (wie Anm. I), S. 44 ff. 167 Vgl. I-Ioepfner (wie Anrn . 132), $. 22. l(iS Vgl. Moningcr (wie Anm. 90), S. 26. 1(,9 ßrauereigesellschaft (wie Anm. 150), S. 27. 170 Vgl. A. Printz (wie Anm. 100), S. 49. 17 1 Produktion und Ausfuhr von Karlsruher Bier 1897- 1909, Smd<AK I/AEST/763. 172 A. Printz (wie Anm. 100). S. 49. 173 Vgl. Mehlber (wie Anl11. 4), S. 9- 130, S. 100 ff. 174 A. Prim". (wie Anm. 100), S. 49. 175 Vgl. Mehlber (wie Anrn. 4), S. 99 f. 176 Ebcnda, S. 98 f. 177 ßrauereigesellschaft (wie Anrn. 150), S. 3 1. 178 Ebenda und Moninger (wie Anm. 90), S. 53. 179 Statist isches Jahrbuch f(ir das DeUTsche Reich. I-Irsg. v. Kaiserlichen Statischen Amt. 23. Jg., Berlin 1902 [Nachdr. 1974[ , S. 37. 180 Güterma nn (wie Anm. I ), S. 35 r. ISI Ebenda, S. 36. 182 Ebenda, S. 37. 183 Ebenda, S. 41 . 184 Vgl. Hoepfner (wie Anm. 132), S. 18 ft: 185 StadtAK I/ H-Reg 2726. 186 Gürermann (wie Anrn. 1) , S. 41. 187 Ebenda, S. 36. [H8 Vgl. Hoepfner (wie Anm. 132), S. 32. 18') Vgl. Markus Schneider: Die Hoepfncr-ßrauerei, in: Industriearchitektur (wie Anm. 3), S. 89-105, S.97. 1')0 Vgl.: "Zum Moninger 190 1." Erinneru ngsblätterfür die Gilste. Karlsruhe 190 I. 1')1 Vgl. Weech (wie Anm . 148), S. 767. 1<)2 Vgl. ebenda, S. 757 . 1')3 Vgl. G ütermann (wie Anm. I), S. 57. 1')4 Boclcke (wie Anlll. 11), S. 224. Die Zahlena ngaben weisen je nach zu Rate gezogener Statistik leichte Differenzen auf, an der Grundtende nz einer starken Reduzierung der Z:thl der Brauereien :indert sich dadurch jedoch nichts. 1')5 GLA K:trtei 16. 1')6 Vgl. Stadu\K I /Wi-Ko-Arnt/85. 1')7 Vgl. Moninger (wie Anm. 90), S. 49. 198 Vgl. Wichtige historische Daten der Brauerei Schrernpp AG. K:t rlsruhe, Stadu\K 8/ZGS 78. 1')9 Weech (wie Anrn. 148). S. 766. . wo Vgl. Hoepfner (w ie Anm. 132), S. 18, 30. 20 1 Vgl. A. Prinrz (wie Anm. 100)' S.49. 202 Vgl. Mon in J;er (wie Anm. 90), S. 50, lind Stiefel (wie Anm. 14), 1613. 203 Br:tllereigeselJschaft (wie Anm. 150). S. 33. 204 Vgl. Gütermann (wie Anm. 1), S. 33. 205 Vgl. Adreßbuch der H:tupt- lind Residell7.stadt Karls- ruhe, Ausgabe 1907. Dieser St:tnd wurde bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges gehal ten , :tuch 1914 produzierten diese 1 1 Brauereien. 2U6 Vgl. GLA 69/ 165 . 207 Vgl. St:tdu\K 8/ZGS 78. 208 Zur im folgenden darge.~tellten Geschichte der BmLle- rei vgl. Hoepfner (wie Anm. 132). 209 210 Vgl.: Die Hochburg der Braukunsr. 200 Jahre Hoepfner 1798-1998. Hrsg. von Friedrich Georg Hoepfner, Karlsruhe [19981. Vgl. Schneider (wie Anm. 189), S. 90 fl'. 211 Hoepfner (wie Anm. 132), S. 23 . 212 Schneider (wie Anm. 189), S. 101. Zur Baugeschichte der Hoepfner Br:tuerei vgl. eben- ua, S. 92-105. Hier findet sich auch eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Gebäudeteile. 214 Vgl. Karin Mend: Der Bürger als Edelmann. Archi- tekt"llr und Gesellschaft am Beispiel der Brallereige- seilschaft Meyer & Söhne in Riegel a. K., in: Jah r- buch (wie Anm. 4),1996, S. 125-138. 215 216 217 218 219 220 Hoepfner (wie Anm. 132), S. 34. Kunst- und Gewerbe-Ausstellung für das Groß- herl.Ogthlim Badcn ".1I Karhruhe 1877. Katalog mit st:t tistischen Einleinmge n. hrsg. von der Großher- 1.Oglichen Landes-Gewerbehalle. Zweite Ausgabe B, Karlsruhe 1877, S. 11 5. Vgl. auch wm Folgenden A. PritHz (wie Anm. 100). Vgl. Smd<AK I/BOAl3337. A. Print7. (wie Anm. 100), S. 12. Zum Bau lind zu den folgenden baulichen Verände- rungen der Brauerei vgl. SracltAK l /BOA/3770 . Vgl. A. Printz (wie Anlll. 100), S. 14. 22 1 Ebend .. , S. 2 1 f. 222 Vgl. Ad reßbuch der Stadt K:trlsruhe, Ausgaben 1921, 1922,1 927. 223 Vgl. auch zum Folgenden Mon inger (wie Anm. 90) und Braliereige$el ischaft (wie Anm . 150). 224 Zitiert n:tch Jürgen Güdler/Birgit Peters: Foto- und Textdokulllentat ion K:trlsruher Industriebauten, Brauerei Moninger, in: Industriearchitektur (wie Al1m.3),S. 154-157,S. 154. 225 226 227 228 229 230 167 Vgl. StadtAK 6/ßZA/4ti3, 445. Vgl. Schwarl (w ie Anrn. J 24); Geschi chtli che Ent- wicklung der Ansiedlung Grünwinkelund der Sinner A.-G ., in : Deutsche Städte. Karlsruhe, Stuttgart [1922], S. 46-52. lind Angelika Sauer: Grünwinkel, in: Koch (wie Anrn. 17), S. 264 f. Vgl. Schwarl (wie Anm. 124), S. 102 . Vgl. :tuch zum Folgenden Gesch idltli che Entwick- lung (wie Anm. 226), S. 51. Vgl. GLA 69/165. Vgl. :tuch zum Folgenden Brauerei Sinner (hellte Moninger), in: Indusuie:trchitektllr (wie Anm. 3), S. 150-153. 231 Brauerei Schrcmpp AG. Kl.rlsmhe. masch. Darstellung in StadrAK 8/ZeS 78. Vgl. dort auch wm Folgenden. Vgl. Badische NeueSI<.' Nach ricllten (BNN) VOIll 232 2. Februar 1977. 23.~ Vgl. Karlsruher Tagbl:m , Sonderbeibge VOIll 3. Okto· 234 235 236 ber 1935; BNN vo m 3. Oktober 1950, und Schultze· Bcrndt (wie Anlll. 157), S. 221 - 24 1, S. 237 f. VgL ßra uereigesellschaft (wie Anm . 150), S. 11 0'., 17. A. Prinrz (wie An m. 100), S. 20. Vgl. Regina Jeskc: Kommu nale Amtsinhaber und Entscheidu ngstr.iger - die poli tische Elite. in: Lothar Galt (Hrsg.): Stadt und ß li rgerlum in Übergang von der traditionalen zu r modernen Gesellschaft, Müll· ehen 1993 (= Histo rische Zeitschri ft. Beiheft 16), S. 273-294. 237 VgL Dieter Hein: Die blirgerli ch. liberale Bewegung in Baden 1800- 1880, in ; Ga ll. Lothar/ Langewi e. sehe. Dieter (Hrsg.): Liberalismus und Region. Z ur Geschichte des delUschen Liberalismus im 19. Jah r. hu nden , Mü nchen 1995 (= Historische Zeitsch rift. ßcihcf, 19), S. 19-39, S. 37 fT. 238 Vgl. Adreßbuch der Haupt. und Residem.stadt Karls· ruhe, Ausgabe 1875. 239 240 Vgl. ehenda, Ausgahen 1885, 1890. Vgl. ehenda, Ausgahe 1900. 241 Vgl. Koch (wie I\nm. 17), S. 297-303, hes . S. 300. 242 Vgl. Moninger (wie Anm. 90), S. 66. 24} Vgl. Karlsruher Tagblatt vom 12. Novemher 1893. 244 Karlsruher 'r.1gbbn vorn 10. DC'lcmbcr 1893 lind Volks(reund vom I . Januar 1896. 245 Vgl. Marie Sabba: Wohlrat . Stiftungen, Vereine, Ver· sicheru ngen, in : Rcsiden~ im Kaiserreich, K:u lsruhe um 1890. Hrsg. vom Generalbndesarchiv Karls ruhe. Bearbeitet von Ko nrad Grimm, Wilfried Rüßling, 246 2'17 ,<8 2'19 250 251 252 253 254 255 2>. 2S7 '58 Karlsruh e 1990, S. 142-148. Vgl. Karl (~ i ttm ann: Die Badische Fabrikinspektion im ersten Viertelj ahrhundert ihrer Tätigkeit 1879 bis 1903. Ein Rückblick auf die Entw icklu ng der Indu- strie. Arbeiterschu tzgcscrlgebung und Gewerbeauf. sicht. Hrsg. VOll der Fabrikinspektion. Karlsruhe 1905. S. 387 f. Vgl. ehendl , S. 388 f. Volksfreund vom 1. Ja nul r 1896. Hoepfner (wi e Anm. 132), S. 24, vgl. auch 'llI 1ll Fol· genden ebenda, S. 24-28. Dam:iger (wi e Anm. 16 1), S. 69. Vgl. ebendl. S. 74. Ebenda. S. 75. Uuschak (wie Anm. 97). S. 36-67, S. 39. Vgl. Volksfreund vom 7. Ap ril 1893. ßuschak (wie Anm. 97). S. 38. G i.itermann (wie Anm. 1) , S. 28. Vgl. Volksfreund vom 7. April 1893. Vgl. auch zum Folgenden ßuschak (wie Anm. 97), S. 40. 259 Vgl. Danziger (wie Anm. 161), S. 73 r. 260 Ehenda, $. 73. 261 Vgl. Buschak (wie Arun . 97), $. 42. 262 Z ur Struktur dieser Organisation vgl. ebenda. S. 46 f. 263 Danziger (wie Anm. 16 1), S. 72. 2(,4 Vgl. Binmann (wie Anm. 246), S. 340 f. 265 Vgl. ebenda, S. 146 f. (Prozelliangabe nach Uerech- !lung der Verf.1sserin). 266 267 268 Vgl. Buschak (wie Anm. 97). S. 48. Volksfreu nd vorn 21. April 1893. VgJ. ßuschak (wie Anm. 97). $. 44. VolksfrclI lld vom 24. M:ir/, 1893. 269 270 Vgl. Volksfreund vorn 17. Februar 1922. 271 Vgl. Buschak (wie Anrn. 97). $. 43 f. 272 273 Hoepfner (wit Anm. 132). S. 24. Ebenda. S. 26. 274 Ebenda. 275 Vgl. Volk~fre ll nd vo rn 24. M:ir/, 1893. 276 Vgl. Volksfreund vom 8. und 10. M:irl 1893. 277 Glitermann (wie An m. I), S. 28. 27R Karlsruher 'Elgblau vom 3 1. Mk/. 1893. vgl. don auch zu m Folgenden. 279 Giitermann (wie An m. I), S. 27. 280 Volksfreund VOIll 3 1. M:irl. 1893. 2Rt Vgl. ßuschak (wie Anm. 97), S. 52. 282 Volksfreund vo m 7. April 1893. 2S3 K:lrlsruh er '!:Igbl at( vo m 8. April 1893. 284 Volksfreund vom 7. April 1893, vgl. dort auch Will Folgenden. 2S5 Volksfreund vo m 9. April 1893. 286 Vgl. auch zu m Folgenden Volk~freund \·om 19. Juli 1893. 287 Vgl. Buschak (wie An m. 97). S. 53 IT 288 Vgl. Volksfreund vom I. Januar 1896. 2R'} Vgl. Gi.i termann (wie Anm. I), S. 29 . 290 Volksfreund vo rn 19. Juli 1893. 2'}1 Giirermann (wie Anm. I), $. 74, vgl. aueh Will Fol· genden ebend;l, S. 74 f. 292 Ebenda. S. 88. vgl. dort auch Will Folgenden. 2'}) Vgl. ebendl , S. 93. 294 Vgl. GLA 69. Rep. Einl. 295 Vgl. Moninger (wie An ill . 90). S. 66. 2% G ütermann (wie Anm. 1) , S. 56, vgl. auch 1.\Im Fol· genden. 297 Bezügl ich der Eingaben der Brauereien vgl. GLA 69/21 ,30. 298 joo Zur Ge nese der badischen Bierstelle r im 19. Jahr· hunden vgl. Giitermann (wie Anrn. I), S. 50-63. Vgl. auch ZU Ill Folgenden cherub. S. 62 f. Ebenda, S, 68. 301 Vgl. SEadu\ K I/A EST /76 1. 30' 30j IG8 Vgl. Rai ner Beck: 19 15: Schbgliclller auf den All tag im ErsEen Weltkrieg, in: Alh:lg (wie Anrn . 22). S. 197- 228, S. 197. Vgl. Koch (wie Anm . 17l.S. IIO/T. 304 Vgl. C hron ik der Haupt~ und Residell7~~mdt Karls~ ruhe für das Jahr 19 14. Karlsruhe 1916,5.126. 305 lkck (wie Antn. 302) , S. 197. 30(, Vgl. auch zum Folgenden Koch (wieAnm. 17), S. 142 fT: 307 Vgl. Beck (wie Anlll. 302), 5 . 200. 308 Vgl. Barbara Guttmann: \'(Ie ibli che Heimarmee. 309 310 Frauen in Deutschland 1914-1918, Weinheim 1989. und dies. : Mobilmachun g der Frauen - Frauenarbeit und f-raucnbewegung im Ersten \'(fcltkrieg, in : Karlsruhcr f-rauen (wie Anlll. 19), S. 268-285. Vgl. Beek (wie Anlll. 302), S. 218 ff. Vgl.: Damals & HeUle. Menschen und Persönlich- keiten ihrer Heimatstadt. PforLhei m 1992, S. 485. 311 Moninger (wie Anl11. 90), S. 63 f. .312 313 31' 315 316 317 318 319 320 Vgl. Chron ik der Haupt~ und Residenzstadt Karlsruhe fiir das Jahr 1918/19, Karlsruhe 1925, S. 142. Vgl. Moninger (wie Anm. 90), S. 64 r., Volksfreund vom 28. Mai und 10. Juni 1921. Vgl. Koch (wie Anm. 17). S. 14tl f. Karlsruher "fagblatt vom 17. Novem ber 1929. Vgl. Lisa Sterr: Aufbrüche, Einschnitte und Konti- nuitiiten - Karlsruh er Frauen in der \'(feimarer Repu- blik und im "Dritten Reich", in: Karlsruher Frauen (wie Anm. 19). S. 293-390, S. 293 f. Vgl. auch wm Folgenden C hronik der Lllldes- hauptstadt Karl sruh e für di e Jahre 1920- 1923, K:Irlsruhe 1930. Ebenda, S. 46. Ebenda, S. 289 f. , 292. Ebenda , S. 53. 32\ Vgl. Koch (wie Anm. 17). S. 149. 322 323 324 J25 32(, Vgl. auch Will Fo lgenden Boelcke (wie Anm. 11), 5.328 iT. Vgl. Sus:Hlne Asche: Eintausend Jahre GrörLingen. Die Geschichte ei nes Dorfes. Karlsruhe 1991 (= Ver- öffentlichun gen des K:HI.~ruher Stadtarch ivs, Bd. 13), S. 21 1. VßI. S"dtAK I/AEST/764. Vgl. Stiefel (wie Anm. 14), S. 1613. Vgl . Peter Gottschlich: Der Einfluß von Wirtschafts- krisen auf den technischen Fortschritt am Beispiel des Braugewerbes in der \'(Ieimarer Republik , in: Jahrbuch (wie Anm. tl), 1996, S. 139- 15tl, S. 141. 327 Vgl. Adreßbuch der Stadt Karlsruhe. Ausgaben 1921. 1922, 1923. 328 329 330 Vgl. Moninger (wie Anm . 90), S. 64 f. Vgl. Susanne Asche: Oie Biirgerstadt, in: Dics.lOlivia Hochstrasser: Durbch. Staufergründung, Fürstenresi- denz, Bürgcrstadr, Karlsruhe 1996 (= Veröffentlichun- gen des Karlsruher Srad tarchivs, Bd. 17), S. 147--44tl, S. 193. Vgl. GLA 69/165. 331 Vgl. Brauerei Schrempp~Prinrz A.G., StadtAK 81 ZGS 78. 332 J33 li4 335 356 557 338 339 310 Vgl. Damals & Heute (wie Anm. 3 10), S. 485. Vgl. S"d,AK I/AEST/359. Vgl. Go[(Schlich (wie Anm. 326), S. 142. Vgl. Volksfreund vom 7. Juni 1921. Volksfreund vo m 18. Jun i 1921. Vgl. Volksfreund vom 28. Jun i 1922. Vgl. Vo lksfreund vom 21. Februar 1922. Vgl. Volksfreund vom 25. Juni 1924. Vgl. Volksfreund vom 28. Juni 1924. 311 Vgl. S"dtAK I/AEST/762. .H2 3H 314 345 347 34S 34') 350 351 352 353 354 355 356 357 358 359 360 361 362 169 Vgl. Boclcke (wie Anm. 11 ), S. 330. Vgl. Koch (wie Anm. 17), S. 164, 168. Vgl. Josef\'(ferner: Hakenkreuz und Judenstern. Das Schicksal der Karlsruher Juden im Drinen Reich, 2. übcrarb. ll. erw. Aufl ., Karlsruhe 1990 (= Veröf~ femlichungen des Karlsruher Stadrarchivs, Bd. 9)' 5.443-480. Johnperer Horst Grill: The Nazi Movement in Baden, 1920- 1945. Chape! i-J;J I 1983, S. 82, .,The ski lied workers and brewers of the Schrempp brewery in Karlsruhe represemed a Nazi stronghold." Das Ausmaß des Einflusses der Nationalsozialisten unter den Karlsruher Brauerciarbeitern konnte im Rahmen dieses Projektes wr Gesch ichte des Karls- ruher Brauwesens leider n icht genaucr unrersllcht werden. Vgl. auch wm Folgenden M:mfred Koch: "Über- zeugter N:uionalsozialist eigener Pr:igung." W illi \'(Iorch . NSDAP~Kreisleiter von Karlsruhe, in : Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden- Wiimemberg. Hrsg. v. Michael Kißener, Joachim Scholtyseck, Konstall7. 1997 (= Karlsruher Beiträge zur GeschielHe des Nationalsozialismus, Bd. 2), S.805-825. Ebenda. S. 808. Vg!. ebenda, S. 813. Einen ersten Überblick über das Ausmaß der Par- teimitgliedschafren von Geschäfts inhabern in Karls~ ruhe könnte eine Auswertung des Besrandes Wirt~ schaftskontrollamt im Stad tarchiv Karlsruhe liefern (StadtAK I/Wi-Ko-Anu). Vgl. SradtAK ilWi~Ko-AmrI16, tl7, 7 1, 85. Vgl. GLA 69/70. Vgl. S"dtAK I/AEST/762. Vgl. Brauerei Schrcmpp~ Print7. A.G. , StadtAK 81 ZGS 78. VgI.Koch(wieAnm. 17).S. 172. Vgl. ebenda. S. 178. Vgl. Moninger (wie Anm. 90), S. 69. Ebenda. Vgl. SradtAK l /Wi-Ko-Amt/7 1. Vgl. Sra.dtAK l/Wi-Ko~Amt/15 , 16, tl7, 71, 85. Vgl. StadtAK ilWi~ Ko-Amt/47 , 15. Vgl. StadtAK IIWi-Ko-AnltI15. Vgl. Koch(wieAnm.17),S.183. 363 364 365 366 367 36' )6, 370 Vgl.SradtA K IIBC'L.Yerw.N355 und l/Wi-Ko-Amr/16. Vgl. Koch (wie Anm. 17), S. 181, und StadtAK 11 Wi-Ko-Amt/15. Vgl. StadtAK l /Wi-Ko-Amt/85. Vgl. Moninger (wie Anm. 90), S. 70. Vgl. 200 [zweihundert] Jahre Hoepfner (wie Anm. 209); Sw.dtAK IIWi-Ko-Ann/47. Vgl. Joscf Werner: Karlsruhe 1945. Unter Haken- kreuz, Trikolore und Sternenbanner, I. Aun ., Karls- ruhe 1986, S. 52-98. Vgl. GLA 69/74. Vgl. StadtAK lIWi-Ko-AmtI15, 16,47,71,85. 37\ StadtAK lIWi-Ko-AmtIl6. 372 373 374 375 376 377 378 37') 380 StadtAK l/Wi-Ko-Amt/15. SrndtAK 1IWi-Ko-Amr/71, vgl. auch I/Wi-Ko-Amr/47. Oberbürgermeister Veit an \V'irtschaftskontrollamt, 19. September 1945, StadtAK I/Wi-Ko-Amt/85. Vgl. StadtAK I/W;-Ko-Am,/15. 16.47.7 1.85. Vgl. eben da. Vgl. Damals & Heute (wie Anm. 310), S. 485. GLA 69/74. Vgl. auch zum Folgenden Bodcke (wie Anm. 11 ), S. 522 f.; Moninger (wie Anm. 90), S. 76 ff. Vgl. Uwe Paulsen: Die arbeitsbezogene Produktivi- Anmerkungen zu Kapitel Die Karlsruher Brauereien Seiten 130 bis 142 1 Vgl. Die Ennvicklung der Brauerei Friedrich Hoepf- ner. Ein Beitrag zur Geschichte der Industrie unserer Stadt, Karlsruhe 1900, S. 6. Die Jahres7~.hlen und Onsangaben sind gerade in der Frühzeit und bei kleineren Betrieben weitgehend mit- rels zeitgenössischer Adreßbücher rekonstruiert. Da diese gleichzeitig Geschäftsanzeiger waren, darf man ausreichende Zuverlässigkeit annehmen. Die gerade im lerLten Jahrhundert vielfach unübersichtlichen Veränderungen der Standort- und Besitzverhälrnisse lassen sich im nachhinein oft nur noch an hand des Vergleichs alter Bauakten, Pläne und Adreßbi.icher er- schl ießen und rekonstruieren. Zur besseren Orientierung werden immer nur die heutigen Hausnummern verwendet, da die zahlrei- chen Um benennungen und Umnumcrierungen nur verwirren würden. 4 Vgl. Stadtarchiv Karlsruhe (StadtAK) I /BOA. Der rät in der Brauwirrschafr 1950-1974, in: Jahrbuch (wic Anm. 4), 1976, S. 30-73, S. 63 . 381 Braucrei Schrernpp-PrintzA.G., StadtAK 8/ZGS 78. 382 383 384 385 386 387 388 389 390 Vgl. Damals & Heute (wie Anm. 310), S. 485. Boelcke (wie Anm. 11), S. 523. Vgl. auch zum Folgendcn ebcnda, S. 680. Vgl. BNN vom 14. Januar 1998. Vgl. Boelcke (wie Anm. 11 ), S. 680, und Sticfel (wic Anm. 14), S. 1680. Brauerei Schrempp-Printz A.G .. StadtAK 8/ZeS 78. Vgl. BNN vom 3. September 1971. Vg1. ßNN vorn 2. Februar 1977. Vgl. BNN vom 5. Januar 1983. 3')1 Vgl. Stiefel (wie Anm. 14), S. 1680, und Moninger 3')3 (wie Anm. 150). Vgl. BNN vom 6. Februar und 10. MärJ: 1990. Vgl. Damals & Heute (wie AnlTl. 310), S. 311. )')4 Vgl. BNN vorn 4. Oktobcr 1980. 3')5 3% Vgl. Boclcke (wie Anm. 11), S. 681. Vgl. BNN vom 13. MärL 1998. 397 Vgl. Damals & Heute (wic Anm. 3 10), S. 485. ),)8 Vgl. ebenda, S. 449 und BN N vom 11. und 17. Ok- tober 1985. 39' Vgl. BNN vom 10. Mär.l 1998. 170 Steg wurde genehm igt und ist auf dem Pl an von 1876 (s. S. 129 f.) bcreits verJ:(~ichnet. Vgl. Festschrift wm 50jährigen Geschäfts-Jubiläum der Brauerci A. Printz in Karlsruhe, Karlsruhe 1901, S. 14. 6 Die Lange Straße wurdc im Jahre 1879 in Kaiser- straße umbenannt. Die Kaiserallee tr;igl ihren Namen seit 1886, nachdem sie ersl Miihlburger landstraße, seit 1875 Mühlburger Straße und zwischendurch Kaiserscraße hieß. 7 Vgl. Festschrift 100 Jahre Moninger Bier, Karlsrllhc 1956. S. 24. 8 Vgl. ebenda S. 47 f. ') Vgl. Wolfram-Christian Geyer. Die Karlsrllher Loka l- bahn(en) Karisruhc-SpöckJDurmershcim und Daxlan- den, in: Straßenbahn Magazin Frühjahr 1988, S. 37. '0 Vgl. S"dtAK IIßQA 2650. 1I Vgl. Hoepfncr-Festschrift(wieAnm. 1),5. 14. 12 Vgl. cbcnda 5. 28. Anmerkungen zu Kapitel Zwischen Brauerstern und Split-Box Seiten 143 bis 158 Vgl. Erika Bjcrhalls~Rödigcr: Von der Villa Schmie- der ZUIll Prinz.-Max-Palais, in: Prinz.-Max-Palais. Schrift WT Eröffnung der JugcndbibliOlhck, der Stadt. Galerie und der Sradtgcschichtc. Karlsfuhc 1981, S. 9 ff. Die Privatbraucrci I-Iocpfncr, die Brauerei Moningcr und die Brauerei Max Wolr. Vgl. \'(Ialtcr Hochreiter: Vom Musentempel zum Lernorr, Darmstadt 1994, S. 214. 4 Ebenda. 5 Ebenda, S. 215. G Gonfricd KorO": Die Popularisierung des Musealen, in: Gottfricd Flicdl (Hrsg.): Museum als soziales Ge- dächtnis? - Kritische Beiträge zu MU5ClIlllswisscn- schaft lind Muscumspädagogik, Klagenfurrcr Beiuii- gc zur bildungswissenschaftlichen Forschung. Hrsg. von Paul Kellermann, Klagcnfurr 1988, S. 16. Ulrich Paatsch: Konzept Inszenierung. Inszenierte Ausstellungen - ein ncucr Zugang flir Bildung im Museum? Ein Leitfaden, I-Ieidclbcrg 1990, S. 8. 8 Walter Bcnjamin: Jahrmarkt des Essens, in: Gesam- melte Schriften Bd. 11, Frankfurt am Main 1980, S.528. 9 Vgl. KorfT (wie Anm. 6) , S. 18. 10 Leihgabe der städtischen Galerie Karlsruhe 11 Vgl. Hermann Jung: Bier - Kunst und Brauchtum, Donmund 1970, S. 111 ff. 12 Vgl. ebenda, Abb. S. 59. 13 Vgl. reter Freimark: Davidschild lind Brauersrern . Zur Synonymie eines Symbols, in: Jahrbuch der Gesellschaft für die Geschichte und Bibliograph ie des Brauwesens e. v., 1990, Berlin 1990, S. 13 ff. 14 Vgl. Marc-Nain Quaknin (Text) , Symbole des Juden- rums, Wien 1995, S. 126. 15 Peter Freimark (wie Anm. 13), S. 27. 16 Martin Hürlimann: Das Bier und die Sterne, in : Jahr- buch (wie Anm. 13), 1976, Bcrlin 1975, S. 9 ff. 17 Vgl. ebenda, S. 19 18 Freimark (wie Anm. 13). 19 Vgl. "Drinck mich aus lind schcnck mich elll 'r rinkgefäße aus fünf Jahrhu nderten, Katalog zur Ausstellung im Keramikmuseum Westerwald, Höhr- Grenzhausen 1991. 20 Vgl. GLA401/33 1. 21 Der Karlsrllher Bote für Stadt und Land vom 27. Februar 1845. 22 GLA 357/2695. 23 Ebenda . 24 V gl. ebenda. 25 Vgl. Angaben aufS. 152. 26 Gästebuch der Brauerei Prinrl, im Besitz der Familie Printz. 27 Vgl. Sylke Wunderlich:' Das große Buch der Email- plakate, München 1997. 28 Vgl. Holger Steinle: Oh, mein Bier, wie schmeckst du so fein. Eine kleine Geschichte der Reklame rund ums Bier, in: Jahrbuch (wie Anm. 13), S. 34 ff. 29 Vgl. Friedrich von Weech: Karlsruhe. Geschichte der Stadt und ihrer Verwaltung 3 Bde., Karlsruhe 1895- 1904, 11. Band: 1830-1852, Karlsruhe 1898, S. 404. 30 Walter Benjamin: Bekränzter Eingang, in: Gesam- melte Schriften Bd. 11 , Frankfurt am Main 1980, S. 559. QUELLEN- UND LITERATUR VERZEICHNIS Quellen Generallandesarchiv Karlsruhe (G LA) Abt.69 Mittdbadischer Brauereiverband Abt. 206 Karlsruhe (Stadt) Kartei 26 Brauereien Stadr:uchiv Karlsruhe (StadtAK) l/AEST l/ßOA l/H.-Rcg. II\X1i-Ko-Amt 6/ßZA S/PBS 8/S,S 8/ZGS 171 Amt für Einwohnerwesen und Statistik ßauordnungsamt HallptrcgistraHlr Winschaftskontroll amt Bezirksamt Karlsruhc Plan- und Bildersammlung Stadtgcschichtliche Sammlung Zei tgeschichtliche Sammlung Zeitungen und Zeitschriften Badische Neueste Nachrichten (ßNN) Jahrbuch der Gesellschaft fü r die GeschidHe und Biblio- graph ie des Br.tuwesens e. V., Berlin 1952-1996 (jahr- buch). 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Beiträge zur Kul. S. 22 S. 24 S. 28 S. 29 5.31 5.33 turgeschichte. Hci m:lIgeschiduc lind Volkskun- de, 13. Jahrgang, NT. 617 . Junil Juli 196 1 S. 91 StadtAK 8/Diaslg. XIV a 149 S"dulK 81D;"'g. XIV f 144 GCllcrall:mdcs.1Tchiv (GLA) 20613359 S",dulK 8/PBS XlV c 154 Braucreigescl lschaft vorma ls S. Mall ing<:r, Karlsruhc 1856-1906 (ßraucrcigcscllschaft), S. 6 Die EnMicklung der Brauerei Fril..-d rich I-Iaepf- ner Karlsruhc 1798-1900 (Hocpfncr 1900), S. 5 S. 34 I-Iocpfncr 1900. S. 11 S. 35 Hocpfncrl900, S. 6 S. 36 G LA 206/3361 S. 46 oben I-Iocpfncr 1900, S. 7 S. 46 timen rcstschrift zum 50jährigen Bestehen der Brauerei A. Prinrl Karlsruhe 1850-1900 (PrinrL 1900), S. 8 S"dulK 8/STS 411 I 5.47 5.48 5.49 5.51 S. 53 oben S. 53 umcn s. 55 S. 57 S. 58 5.61 Hocpfncr 1900, S. 16 StadtAK 8/Diaslg. XIV h 1 Primz 1900, S. 28 PrinrL 1900, S. 31 Primz 1900, S. 35 Brauereigesellschaft, S. 41 Brauereigcsdlschaft, S. 42 ßrauercigcscllschaFt, S. 48 Adreßbuch der Stadt Karlsruhe, Ausgabe 1910,S. V I S. 62 Hocpfner 1900, S. 36 r. 5.63 SradulK 8/5,5 2411 57 S. 66/67 S"dulK 8/PßS XVI 46 1 S. 69 Karlsruhcr Tagblatt vom 8. Mai 185 1 S. 70 Hoepfncr 1900, S. 9 S. 71 Hocpfner 1900, S. 2 5.72 SradulK 8/PIlS XIV f96 5.73 SradulK 8/Alben 13, s. 18 S. 75 Hocpfncr 1900, S. 22 S.76 links PrinrL 1900, S. 10 S. 76 rechts PrintL 1900, S. 20 S. 77 Pri ntL 1900, Vorsatl. S. 78 S"dulK 8/PßS D;"'g. XlV e 177 S. 79 Adreßbuch der Stadt I(.'ulsruhe. Ausgabe 1933/34 S. 80 oben bndcsbildstelle Baden. Karlsruhe S. 80 unten Br:J.uereigcsdlschafr, S. 50 5.82 S"dulK 81D;"'g. XIV f 18 s. 83 S"dulK 8/PßS oXlV f 65 5.84 oben S"dulK 8/5,5 241183 S. 84 unten StadtAK 8/PBS oXIV f 180 s. 85 S"dulK 8/ Alben 3, ßd. 2/V 3 S.86 KarisruhcrTagblm, Sonderbeilage vom 3. Ok- tober 1935 S. 87 oben Br.tuereigcscllschaft, S. 11 S. 87 unten Printz 1900, S. 22 S. 89 Karlsruhcr Tagblatt vom 12. November 1893. S. 90 S. 96 S. 98 S. 99 VOrs.1tz S"dulK 8/1'85 0111 1072 Der Volksfreund vom 24. März 1893 Der Volksfreund vom 19. Juli 1893 Karl Binmann: Die Badische Fabrikinspek- rion ... , Karlsruhc 1905. S. 316 5. 104 SradulK 8/Albcn 124, 5.10 S. 1050bcn Der Volksfrcund vom 28. Mai 1921 S. 105 unten Ocr Vol ksfreund vom 16. Juni 1921 S. 107 PrivatbcsitL S. 108 S"dulK 8/PßS X 1753 5. 109 S"dulK 8/I'IlS X 1751 s. 11 3 S"dulK 8/1'85 oXIV 037 S. 11 5 SradulK 8/Alben 53 S. 11 8 StadtAK 8/Bildarchiv Schlcsiger A 2/ 16/1118 S. 122 Rund um den Indianerbrunnen. DC7.cmbcr 1974, 5. 14 S. 124 links StadtAK 8/Bild.archiv Schicsiger 12.8.1968 J3 A S. 124 R.'chts StadtAK 8/Bildarchiv Schlcsiger A 24/3 1/6/35 S. 125 S"du\K 8/PßS oXIV c 1058 s. 126 S"dulK 8/I'BS oXlV e 1057 S. 1281129 S"dulK 8/PBS XVI 225 s. 130 S"dulK 81D;aslg. XIV f 139 S. 131 S"dulK 81D;"'g. XV 129 S. 132 Hoepfner 1900. S. 12 S. 133 S"dulK 8/1'85 oXIII, 49 5. 134 S"dulK 81D;"'g. XIV f 136 5. 135 S"dulK 81D;"'g. XlV f 137 S. 1360bcn Stadu\K 8/Diaslg. XIV f 138 S. 136 unten StadtAK 8/Bildarchiv Schlesiger 23. 8. 1967 33A 5. 137 SradulK 81D;aslg. XV 126 S. 1380ben S"dulK 81D;,.dg. XIV f 142 S. 138 umen StadtAK 8/Diaslg. XlV f 14 1 s. 139 SradulK "IlOA 2653 5. 141 S"dulK 81D;aslg. XIV f 140 S. 143 Sammlung Rastal. Höhr-Grenzhausen S. t 4 5 Privatbesitz S. 147 Privatbesitz 5.149 S"dulK 8/Alben 174/3 S. 150 Privalbcsitl. S. 151 Privalbcsin S. 152 Privatbcsirl. S. 153 PrivalbesirL S. 154 Privatbesitz S. 155 Privalbesin. S. 157 PrivatbcsirL S. 158 PrivalbcsirL 175 ORTS REGISTER Bearbeitet von Kat ja Linder Aachcn 11 6 Achern 75 Adlerstraße / 4 27 Alpen 47 Amerika 54 AngellStei n 81 Apollo-Theater 106 Augsburg 75 Ausstdlungshalle Artaquc 25 Baar 14 Baden-Baden 57.78 S,dcn 11 , 14, 15,21,39,4 1,50,52,57,59,64,65,7 1, 78,83,92. 95, 100, 101 , 103, 105, 106, 110, 11 1, 114 , 115,120,121, 123-125, 127, 149 - Oberbaden 120 - Südbaden 120. 122 - Unterbaden 120 Baden-Wiinrembcrg 14. 64, 123, 127 Bannwald 80 ßannwaldall ee 14 1 Basel 116 S'yem 12, 13, 30, 49, 58, 59, 87 ßeiertheim 139 ßeicrthcimer Allee 84, 124 ßeicrthci mer Feld 84 ßerlin 93-96. 106 Blumenstraße } } 27 Blumenstraße 2J 39 ß lumcnmaße 23 140 Bochum-Ll.Ilgendree r 96 Bodensee 21 Böhmen 49. 72 Boppard 76 Brauereigebäude to, 8 1, 84 Brauereineubamen 130 Brauereien , einzelne s. Sachregister Brcmcn 95 Brcslau 95 Bruchh:msen 78 Bruchsal57, 58. 124 Bühl 57 Bunkcr 116 Busenbach 78 Cafc Havanna 25 Cafe Roland 106 Cafc Werder 85 Chemnitz 76, 96 Colosseum 84, 106 Comer See 17 Danzig/Ncufahrwasscr 82 Deutschland 11, 43, 122. 123 - Norddelltschbnd 47 - Süddelltschb nd 58, 148 Donaueschi ngcn 14 Dörfle 17, 19 Dortmund 88 Dresden 94, 95 Duisburg 82 Dm!'ch 9, 14 , 15, 17,20,21,26,45,46,78,98, 111. 131 Durlacher Allce 70 Durlacher-' lor-Straße 85 40 Durmersheim 8 1. 134, 138 Eggcnslci n 30, 33, 69 Ehingen 31 Ellwangen 78 El"ß 51, 57,59, 110 Elsaß-Lothrinscn 59. 110 Erbprinzcllsrraße 21 39 Erbprinzensrraße 30 136 Enlingen 78 Eylenbcrg 16 Flughafen Karlsruhe 106 Frankfurt am Ma in 84, 94-%, 124 r:rankrcich 110 Frauenalb 30 Ganellsrraßc 69, 133. 139-141 Gaststiinen/Winschaften (siehe auch Cafc) 10. 17. 18, 23,38,47,56,60,62,63,64,68,75,83,84, 110, 111 , 114, 120, 125, 134, 136, 140 Alte Brauerei Kamlllcrer 140 Bierwinschafr vor dem Miihlburgcr Tor 20 ßlumcllfels 140 Burghof 62 Gambrinushalle 136 Gaststätte/Cafc Moninger 63 Goldener Löwe n 17. 18 Wirrschafr der Wolf- Br:ltlcrci 120 Zu m Alten Br.l uhof 85, 124. 141 Zu m Fclscncck 140 Zu m Goldenen Stern 148 Zum Grei fen 83 Z um Grü nen Hof 30 Z um Kroncnfcls 68 Z um Pf.,uen Haek 30 176 Zum ROICIl Ochscn 17 Zum Stcrn 148 Zum Swrchcnn est 134 Zum Weißen Berg 83. 136 Zur Hansa 62 Geiscnreld 12 Gcorg-Frit.'drich-Straßc 70 Gernsbach 68 Gewann Biirgerreld 131. 135 Gewann Sommerm ich 17,41, 131, 132. 134. 138 Gewann Stücker 139 Goethemaße 132. 137 Gottesaue 21-23,25 Grclltstraße 80 Grätzingcn 45.1 10 Grii nwcltcrsbach 78 Grii nwinkcl 42. 68. 81, 82. 90. 113. 118. 124, 139, 140, 142 Günzerischc Gasse 16 Güterbahnhor 82 Hagsfcld 71 Haid-u nd-Neu-Srraßc 72. 148 Halle 11 , 94 Hamburg 95. 123 Hannover 94 Hans-Sachs-Srralk 133 Hardmraße 25 Hardtstraße 35 68, 142 Hardtwald 15. 16.71 Hauptfriedhor 116 H, ;dclb"g 14. 25. 33.57.58 Hcrrcllstraße 45. 54.75.83 Hcrrenstraße 4 40.45.75. 135 Herrenstraßc 10 39 Hilsen/ Hannover 16 Hirschmaße / 4 39 Hirschstraße 20 t 34 Holland 14 Innenstadt t 17. 131-133. 135. 142 Israel J 46 Jagdschlößchcn 23 Johanncskirche 85 Jöhlingen 85 Kaiserallce (siehe auch Mühlburgcr landstraße) 41. 46. 50.68.69.76.77.88.11 1. 131-133.135-137 Kaiscrallcc 15 68,69 KaisemIlee 23 137 KaisemIlee 2311 132, 137 Kaiserallee 25 I 36 Kaiserallee 27 68. 136 Kaisergarten 137 Kaiserhor 61 Kaisermaße (s iehe auch L1.ngc Straße) 17.20,62, 69,74, 78. 118. 143 Kaiserstraße / 4 33.46,70, 141 Kaminen 55 Kapel lenmaße 126 Karlsr"h, 9-11 . 14-22.24.26-33.35.37.40-43.46. 47.51.54.58.59.63.64.68-71.75.83.85.87-90. 92. 93. 95-97. 99. 100. 102. 103. 105. 106. 11 0. 113-11 8. 123. 124. 130. 131. 135. 137. 141. 143. 144.146. 148. 151. 156. 158 Karlstor 46. 131 Kulsrraße 62. 77. 84, 11 1, 11 8, 124 Karlstraße /7 40 Karlstraße 65 68, 141 Karl-Wilhcl m-Srraße 70 Karl-Wilhclm-Straße 50 68 Kasernen 1 16 K,hI58. 11 0. 114. 115 Kindermalwerkstan 25 Kino 106 Ki rchentiirme 103 Klein-Karlsru he 17, 19 Knielingen 116 Kondima-Gcländc 134 Königsbach 78 Kricgsstraßc 41. 46. 47, 69.'78-80. 11 1, 117, 11 8,131- 134. 138-14 1 Kriegsstraße / /3 140 Kriegsmaße 1/311 68.69. 140 Kriegsstraße 1/5 68,69, 11 7, 139, 140 Kriegsst raße / /5-/ / 7 140 Kriegsmaße /23 111 Kricgssrraße /28/130 68, 69 Kriegsstraße 148 68 Kriegsmaßc 210-2/6 140 Kriegssrraßc 234-236 140 Kronengasse 16. 17 Kronenstraße 16. 17. 40, 68 Kronenstraße 20 27 Kronenstmße 44 40, 139 Kroncnsrraße 46 27 Küh ler Krug 112 L1ndgraben 131, 134. 137 L1nge Straße (siehe auch Kaiserstraße) 17,20.33,69,78, 143 L1. nge Straße /4 40,69 La nge Straße 39 27 bnge Straße 55 39 L1nge Straße 79 27 bnge Straße /00 27 b nge Straße / 42 40,78, 138 L1. ngenstcinbach 57 lauterberg 140 Lessingsrraße 79, 141 177 Liedolsheim 69 Linkenheim 34, 69 London 58 Ludwigshafell 99 Luftschutzkel ler 11 7 Mackensen-Kaserne I IG Mailand/Sl!Sto Gioyanni 81 Mainz 94, 124 Man nheim 14,22, 57.58.88.99. 133 - Käfenal 81 - Rheinhafen 110 Maricnstraße 38 122 Manigny 47 Mathymaße 84, 124 Mett 103 Miefsaal Scenario 25 Mingolsheim 57 Moningersrraße 79. 80. 134. 139 Mühlbmg 15.23-25.43.49. 118. 133.134.142.149 Mühlburgcr landst raße (siehe :luch Kaiserallee) 131. 136 Mühlburger Tor 20, 46, 50, 76, 131, 135 Mühlburger Tor-Bahnhof 133 Mühlengebäude 82, 83 München 58. 87. 88. 94. 95 Niede rstot7.ingen 30 Nürnberg 95. 146 Oberki rch 83 Oberrhein 14,21 Oberschneidheim 78 Oberschw:lben 14 OfTenburg 57. 110 Österreich 4 I Oststadt 70. 141. 142 Paris 58 PfafTenrot 78 Pfal, 51.57 PforLhcim 57.78, 120 Pommern/Groß-Massow 81 Posen/ Lu ban 81 , 82 Preußen 41 . 57 Prinz-Max-Palais 143 Rastatt 57, 78, 81 Rathausbalkon 105 Rathausturm 114 Reinhold-Frank-Straße 41 Rcnchen 14 Rheinhafen 62, 82, 110 Rhcinkaserne 116 Rinthcim 70. 78, 142 Rintheimcr Feld 45. 71 Rintheimer Straße 7 1 Rüppu rrer Tor 17 Ronddiplatz 7 1 Rundfunkstudio 106 Rüppurr 78 Saarburg 58 Sandkorn-Theater 137 Sthcffclmaßc 50. 76. 11 7. 134. 135. 137 Schcffelslraßc 1 117 Scheffdstr:lße 46 134 Schilierstraßc41, 134 , 137 Sthloß 15. 16. 105 Schloß Goncsallc 21, 22 Schloßplatz 103, 105 Schloßmaße 24 27 Schloßrurm 16 Schröck 31 Schwamvald 14 Schweiz 17 Sinncr-Arcal 124 Sinzheim 82, 111 Sophienstraße 50, 76, 79, 111 , 135, 137 Sophienstraße 93 68 Sophienstr:tßc 101 134 Speyer 98 Spiclberg 78 Sr. Blasien 14 St. Gallen 13 Steinhäusermaßc 69, 140 Stettin 82 Stässcrsrraßc J 9 134 Straßbutg 17. 21. 58.114 Stuttg:trt 30, 95 Südstadt 64. 85. 111 , 115, 142 Südwe!\tstadt 141 Synagoge 17 Trier 47 Ulm 13. 14.75 Ungarn 51 Vers:tilles 15 Vogescll 103 Waldhornstraße 17, 3 1, 46, 118 Waldhornstraße 23 40,45,78.111, 138, 140 Waldhornstr:lße 39 40 Wa!dhornslraße 4/ 27 Waidstraße 16 27,40,83,14 1 Waidstraße 38 27, 40 Waidstraße 40 136 Waidstraße 61 39 Wci henstephan 13, 87 178 Weiherhofbad 111 Weinberge 18, 20 Weinbrennerp lar1. 139 WeißellStcin 30 Wcrderpbl'l 86, 115, 120 Werdcrmaße 5/ 68,85, 142 Weslb3hnhof SO, 134, 138 Wcslcndslraßc 133 WcstS"dr 54, 130, 132- 134,137, 138, 141,142 Wiesloch 3 1, 78 Württcmbcrg 14 , 17,22,30, 3\' 50, 57, 59, 64. 120, 121 , 123, 127 Wümcmbcrg~Baden 120 Zähringerslraße 56 27 Zcllam Sec 47 Zirkel 17, 75 Zirkcl35 75 PERSONENREGISTER Bearbeitet von Kat ja Linder Albrcchr, A. 74 Andrac 96 Baden, von - Carl , Großhcrl.Og 7 1, 89 - Fricdrich, Großhcrl.Og 76, 77 - Friedcrich 11. , Großherl.Og 106 - Hilda, Großhcrrogin 106 - Ka r! Friedrich, Markgraf2J , 22 - Wil he1m Ludwig, PrinzlMarkgmf22, 23, 149 Baden-Baden, vo n - Sybit la Augusra, Markgräfin 81, 83 Baden- Dur!ach, von - ErnSI Friedrich, Markßraf 21 - Ka rl Wilhe1m, Markgraf 15, 21, 7 1 Ballsa, J. B. 27 Baruch, Wit\yc 17 Becker 33 Benjamin , Walter 158 Bellz. Albert 136 Berenz 96 Billinger, Frau 19 Bischoff, Friedrich 141 BischofF, Jakob 39 Boelcke, Willi A. 64 Bornhäuser, Cul 132 Bronn 27 Brüning, Heinrich 114 Carl , Jakob 125 Clever, August 137 Clever, Georg 39, 68, 131 CreUlzbauer, Ch risti na Charlon a 19 Creuzbauer, Maria Salome 3 1 D3nziger, Kurt 91 Drechsler. Heinrich 30 Durm, Josef 143 Ed ler, Pcter 33 Eglau, Kar! Ludwig 111 Einenkel 76 EiseIe. Heinrich 30. 131 Eypper. C:ul 39 Eyppe.(r), j ,kob 27 Eyppcr, Lcopold 134 r"ß 131 Fecht, Karl Gustav 18 Fels. August %, 136 Fels, Heinrich 39. 68, J 36, 139. 140 Fels, Wilhclm 68. 98. 136 Finter, Julius 11 4 Fuchs 76 Geiger. Ludwig 40 GIaßner, C hristof 29. 39 Gb sncr, Fri t"L. 75 Gri ll, John percr 11 4 Giirermann , Eugen 9. 56, 59. 60. 62 H,ck, josef Ooseph) 40, 78, 132, 138 Hafner. G. U. 76 Haid, Gcorg 41 Hambrecht 33 Hammer 30, 33 Hanrschcl, Johano 72 Hanlebco, Theodor 20, 25 Hclfcri ch, Johaon 16-18 Hembcrle. Heinrich 27 Herrmann. Marie s. Moninger Hider, Adolf 114 179 Hitscherig 95 Höfle, Cad 38, 39 Höfle (Hoefle), Witwe 32, 75 Hoepfner, Pfarrer 69 Hoepfner, Albrecht 75, 11 3 Hoepfncr, Friedrich 40, 45, 46, 58, 60-62, 69-72, 75, 89,9 1,96,98, 11 3 Hoepfner, Friedrich Gcorg 75, 113 Hoepfner, Frit".l 75, 113, 119 Hoepfner, Heinrich 69 Hoepfner. Jakob Friedrich 33, 34, 49, 69. 143 Hocpfner, Jakob Gottfried 75 Hoepfner. Karl Friedrich Gottlieb 34, 69 Hunger, Wilhe1m 3 1 Kam rnerer jr. , Kar! liD, 118, 140 Kammerer sen., Karl 78, 98, 111, 138 Kaufmann, Jacob 27 Kaufmann, louis sen. 27, 31. 78 Kaufmann , Louis jun. 78 Kaufmann, Marie s. Moningcr Keßler, Emi! 41 Kilbcr, Anwn 131 Kirschtc 96 K(C)buß, ),eob 27 Klcist, Heinri ch von 16 Klumpp, Otto Hei nrich 105 Köllenberger. Georg 33, 40 Künzel33 KÜIl1.1er 27 Kusche 113 Leible, O ttO 86 Liebig, Jusrus 48 Linde, Ca rl von 47, 48 Männing, Leopold 40 Moni nger, Günther 120 Moningcr. Heinrich 81, 118 Mon inger, Karl65, 78, 87. 89-9 1, 100, 138 Moninger, Marie, geb. Herrmann, verw. Kaufmann 31. 32,78,80 Moninger, Srefan 59,65.78,87,89,97,98, III Moninger, Stephan 31, 32, 40, 45,46, 48,49,78,8 1, 111 , 138 Moninger, Theodor 65, 87 Moninger, Wolfgang 118 Moreau, General 23 Müller. Jakob 131 NägeIe, Friedrich 27 Neu, elrl 4 1 Nowell 54 Pfister, Ca rl 40 pfrang 33 Printz, Albert jun. 58,76,87.88 Prinr.l, Alben sen. 39, 40, 45. 46, 54, 75, 76, 88, 131, 135, 136 Prinr.l, Emil 76, 87, 88 Printz, Erika 77 Prinrz, Ferdinand Albert 32 Prinrz, Friedrich 76, 87 Prirlrl., Max 76 Prinz, Carl 27 R'gg 30 Reble, August 40, 132 Reble, Carl 40 Reinhard, Staatsrat 8 1 Remmde, Adam 11 2 Riedcl, Christoph 17 Riedinger 31 Rieger, L 95, 97 Roos. Wi lhdm 30, 75 Rudolf, König 14 Rüppde, August 27 Schlesiger. Horst 158 Schm ieder, August 143 Schmi.ickle, Heinrich 39 Schmutz, Wilhclm 93 Schnabel 27 Schoch, Johan nes 21 Schon mann, s. Freifrau von Scldeneck Schradi n 11 3 Schrempp, Familie 83 Schrempp. Karl jun . 84, 120 Schrempp, Karl sen. 83, 84, 89, 90, 137, 14 1 Schrempp. Mina, geh. Fahrer 90 Schrempp. Walter 84 . 123 Schuberg, Georg 40, 83 Schurth, Ernst 146 Schwab 27 Schwarze, Fr:l.n1. 52 SeIdeneck, Wi lhcl minc Christine Freifrau von 23, 149 Scldeneck, Freiherr von 81 Seyfried. Ludwig 40 Si nner, Anton 81 Si nner. Gcorg 81, 82 Soder, Martin 27 Steiner, Julius 40 StolI, Bäcker 20 S[ übcr, Adam 83 Stüber, Sebast ian 83 lrießler, Bäcker 20 Veit, Hermann 119 Vogel, Rudi 126 180 Wagemann 96. 97 \XI., lder. Hermann 76 Waher. Karl 37 Weech. Frioo rich von 30. 65 Wcinhrenner. Friedrich 37 Weiß. Gcorg 40 Weiß. Heinrich 27 Werner 32 Williard. Adolf 23 Wimerhaher. Ingnaz 20 Wolf. Alfrcd 111 Wolf. Eugen 86. 111 Wolf. Luise 85 Wolf. Max sen. 85. 111. 142 Wolf. Max jun. 86 Wolf, Michael 86 Worch. Will i 11 4. 11 5 Ziegler. Gusrav 24 Ziervogel, Anron Hei nrich 16-18. 4 1 Zinser, Gonfried 82 SACHREGISTER Bearbeitet von Ernst Orro Bräunehe Ämter lind Inslinnionen, staat liche - Großherroglich Badische Direclion der Residenz·St:ldt Karlsruhc 28 Großhen.oglich Badisches Direcwrium des Pfinz. und Enz·Kreises 27 Ministerium des Innern 38 Oberamt 78 Oberfinanzdirektion 83 Polizei· Direk tion 28 Polizeiamt 27,29,32 Sradtamt 27, 32. 38 Stadtamtsphysibt 151 Ämter lind Insti tutionen. städtische Bürgerausschuß 88. 89 Gemeinderat 33. 45. 88. 102 Oberbürgermeister 1\4. 11 9 Rhein hafenkommission 62 Stadtarchiv 9 Stadtkasse 30 Sild"" 9. 27. 32-34. 62. 64. 89. 106.115 Stadrvcrordnete 89 Sradrvcrordnetenversam mlung 88 Antiscmitismus 114 Arbei terbewegung 94 A,bcits"i, 34. 59. 60. 93. 96. 99 Berufe Angcstellter 73, 90 Bäcker 18. 20 Bankier 60, 88 Beamter 90. 92. 10 I, 104 BIluc, 9. 10. 13. 16. 17. 18.25-35.37.38-40.4 1. 45.47.62.64.73.78.83.87-89. 92.95-99.10 1. 102. 11 5. 131. 132. 137. 138. 146. 148-150 ßrauereiarbeiter 10,39.91-98, 112.115,144 Brauereibesirzer 10, 25. 34, 86-89. 9 1, 96. 98-100, 11 2. 11 5. 120.144.153 ßrauergcsdle 3 1. 9 1, 93-96 Braumeister 30, 3 \ , 40, 75, 83. 86. 92. 93 Chauffeur 92 Dienstbote 90, 94 Flaschenkdlerarbeiter 92 Fuhrmann 92 Gesell e 26. 27. 31. 34. 35. 37. 91-93. 96 Hafner 76 Händler 17 Handwerker 16, 18, 26. 30. 3 J, 56, 88 , 92 Heizer 92 Hilfsarbeiter 92. 93. 97 Ingenieur 153 Kaufmann 3 1, 88 Knecht 27. 34 Kü fcc 18. 26-29. 31. 32. 34. 38. 41. 83. 92.148. 149 Künstler 11 3 Mälzer 92 Maschinist 92 Maurer 92 Mechan iker 4\ Met'L.ger 18 Partikulier 32, 88 Pfarrer 69 Sdlmied 92 Schneider 26 Schreiner 92, 118 Sped iteur 88 Spengler 92 Besatmngsmacht 11 9 Besatzungstruppen 63. 11 9 181 Bes:mungsl.One 121 Besoldungswein 20 Bierabsat'L 25. 43. 78 . 111 . 11 6 Bieraussdlank 10. 18. 19. 29. 53 . 60-62 . 82. 85. 86, 118.120.122. 126.133. 134. 140. 150. 153 ßicrnaschen siehe Flaschenbier Biergarten 62, 73, 85, 124, 137, 140 Bierhandel 54, 55 Bicrkelb 17.41.45-47.69.70.1 12. 124. 131. 136. 137. 138 Bierkonsum 11. 18.21.26.33,42.43,59,81. 103, lOS. 106. 114. 122. 123. 127. 144 Bierboykon, Berliner 1894 98 ßierproduktioll 11. 13, 14,29.32,33,44, 50, 54,60. 68. 101 . \06.111.114.116.117.151 ßiersiedcrordnung 13 Bicrstcucr 11, 52, 100- 102, 11 0, 116, 122 ßicrsrube 29, 11 3 Bockbicr 59 Brandwein 21 Brauereien (siehe auch Privatbrauerei) Aktienbrauerci Altenburg Sinzheim 111 Bansa 27 Bcn< 44. 132. 136. 137 ßinding69, 84. 121 . 123, 124, 14 1 Bischoff 44, 83 Clcver, August 44. 46, 136 Clever. Gcorg 68 Denner, Bruchsal 124 Dresdner Aktienbrauerei 94 Eglau , Durlach 98, 111 Eichbaum, Mannheim 14, 120 Eiselc 46. 131, 141 Eyppc, 41. 44. 134. 135 Eyppcc[ ,] . J",ob 27 Fels, August 68. 136. 137 Fels, Heinrich 44 , 68. 69, 112, 11 3, 117. 119, 120. 123.124.136.140 Fels. Wilhe1m 68. 82. 98. 112. 136. 140 Fürsdiche Flirstenbergische, Donaueschi ngen 14 Geiger 6, 46 GIaßner 44 Gonesaue 21-23 Habereekl , Mannheim 120 Hack 46 Hambrecht 33 Hammer 33 Hausbrauerei Zum Greifen, Oberkirch 83 Heck 44 Hemberle 27 Henninger-Bräu AG 124 Hcyd,44 Hoepfne, 9. 24. 33. 34. 44-46. 49. 57. 58. 62. 64. 68-76.96. 11 2. 11 7-121. 123. 125. 133. 150 Huttcnkreuz, Enlingen 124 Kammerer44, 68, 110- 11 2. 140-158 Karlsruher Br.tucreigescllschaft. vorm. K. Schrempp und A. Print'L 68. 77. 111, 11 2 Kaufmann 27 Kenerer. PforLheim 120 Kirner 120 K]Cllauß 27 Klinze! 33 KUnzler 27 Lauer 44 Link 120 wrcher 44 Maisack 142 Martins 44 Moningcc43-47. 58. 59.64.65.68.69.76.78-8 1. 90.93.96.97.111 - 11 3. 11 7-124. 134. 140.150 Mühlburger Brauerei A. G., vormals Sddeneck'sche Brauerei 25, 64, 68, 111 , 11 2, 158 Mutschle 44 NägeIe 27 Primz (siehe auch Schrempp-Prinrz) 47, 50, 52-54, 58.65.68.75-77.88.93.11 1. 112. 135. 136.14 1. 148. 153 Prinz, Carl 27 Ibpplc 83 Reble 46 Rathaus 14 Rueppc1e 27 Schmidt, Heinrich 44 Schmieder 33 Schnabcl27 Seh,cmpp 44. 64 69. 77. 83. 84. 90. 96. 106. 111 . 11 4. 11 5.120. 122-124. 133. 135.137 Schrempp-Print'/ 11 , 113. 116, 11 7, 119, 122, 123, 141 Schuberg 83 Schulthei ss 93 Schwab 27 Seldeneck'sche 23-25. 47. 49, 74. 64, 118. 142 Seyfried 44 Singer 4 Sinner (siehe auch Fabrikcn und Firmen Gesel lschaft für Brauerei, Spiritus und Preßhefefabrik ) 25, 42. 64.68. 81-83. 90. 92. 111 - 11 3. 117-124. 140. 142. 153 Soder 27 Stebn 44 Snmgarter Hofbrli u 81 Unionbrauerei 68. 111 , 11 2, 134, 135 Vogel 126 Weiß 27 Wolf64. 68. 85. 86.105. 111-113.115.120. 121- 123. 125.142 Brauerstern 143, 146-148 Brauverbm 119 Bürgerrecht 16, 17. 30 182 Dampfmaschine 25. 49, 50, 70, 75, 80, 132, 15 1 Deutscher Gastwi rtetag 1 13 Doppelbock 59 Dünnbier 11,118, 11 9,122 Ehrenbürger 89 Eisenbahn 33. 41, 56, 58, 80, 110 E;skcllcc46. 47. 50. 76. 135.137. 139.140-142 Eismasch ine, Lindcsche 25, 47, 48, 50, 51, 53, 79, 80, 132. 138. 156 Exportbier 58, 59 Fabriken und Firmen Allianz.Versicherung 140 Benz, Alben, Malzfabrik 137 Benzinger, Eisfabrik 47 Eyppcr, Malzfabrik 134 Gesellschaft für Brauerei, Spirittls und Preßhefefabri k (siehe auch Brauereien - Sinner) 64. 81, 90 GroßherLogliche Eisenbahn.H:mptwerkstäu en 41 Gieser, L. S. , Malzfabrik 134 Gräbener. Nahrungsminclf.'lbrik 77 Haid & Neu 41 Industrie Werke Karlsruhe-Augsburg (IWKA) 141 JlInker& Ruh41 , 141 Keßtcrsche Maschinenfabrik 4 1, 13 1 Kondima 134 Konservenfäbrik 25 Krappfabrik 23 Maschinen ballgesellschaft 131 Maschinenfa brik Haag 77 Nagel, L. , Maschinenfabrik 52 Oetker 69 , 123 ReellHSrna ZigareCtenf.'lbriken GmbH Harnburg 123, 124 Schmieder & Mayer. Eisenbahnwagenfabrik 131 SchwarLe, Franz, Kupfe rschm ied 52 Sencca, Eisengießerei 131 Vaaß & Liumalln 47, 156 Wolff & Sohn, Parfümerie- und Toileuellseifenfabrik 41 Feuerwehr 103 Flaschcnb;cc 25. 30. 54-56. 58. 11 3. 123. 153. 158 F1aschenbierhandcl 54, 55 Flaschenbierproduktion 123 Franzosen 15, 118 Frauenarbeit 19,26,55.92, 104 G'ckclb 53. 58. 79. 118. 139. 152 Gctränkegroßhandcl 125 Getreidemißernre 20 Gewerbe 15, 18, 25, 27, 29, 33, 39, 42 , I 12 Gewerbefreiheit 26, 38, 39 Gewerbeordnung 10. 29. 39, 91 Gewerkschaften 10.94. 95,98, 111, 112, 11 5 Allgemeiner Brauerverband 94 Brauergewerkschaft 95 Brauerei- und Mühlenarbeiterverband 115 Gewerkschaft der Brauerei· und Mlihlenarbeitcr 1\1 Gewerkschaftskancll 95 Hirsch-Dunkersche Gewerkverei n der Brauer 95 Zemralverband der deutschen Böttcher 95 Zentral verband der Deutschen Brauereiarbeiter 95 Gründerkrise 42, 64 Handel (siehe auch Bierhandcl) 42. 57 Handelskam mer 42, \02 Handwerk 18,9 1, 11 4, \ 5 1 Hausbrauerei 83, 127 Historismus 24, 74, 140 HocllSch ulell Hochschule für Gestaltung 83 Polytechnikum 37, 87 Sta:u liche Hochschule für Musik 22 Tcchnische Hochschule 89 Industrialisierung 9,10,41. 42.44, 9i, 101, 132, 149. 151.1 53 Industrie 21, 42, 83, 84, 133, 140 Inflation 110, 11 3, 114 Jugendst il 62 Kanal is.'ltion 70 Kolonialwarenladcn 55 Kommun isten 110 KOll7.entrationsprozessc 11, 25. 59, 64, 69, 84 , 105,110, 122. 142 Kra nkenkasse 35, 90 Kc;ege 14.23.41.69. 103. 106. 158 Deutsch·fram.ösischer Krieg 1870/71 69 Emer Wcltkrieg 10, 54, 77. 81. 82. 84, 89, 103, 130, 138. 140 Krieg von 18664 1 Zweiter Weltkrieg 11, 25. 43, 63, 8 1, 86. 11 6 Küfer~ und ßraucrzunft 28 KühJmaschine (siehe auch Eismaschine) 25, 85 L1gecbkc 29. 48. 49. 58. 59.1 10. 151 L'gcckdb 45. 46. 49. 50. 53. 58. 79. 111 . 131. 132. 135. 137. 139.141 .1 48 Landwirrschaft 23 L'lStamo 80 Lebensmittel 20, 106 Lcbel1smittclkanen 106 Limonade 117 Löhne 21. 35. 59. 60. 91. 96. 98 LokaJb,hn 11 3. 134. 138 Luftangri ffe 22, 103, 11 6. 11 7 183 Machtergreifung 114 Mäl",c; 45. 49.50-52.72-74.76.77.1 00.1 10. 11 5. 11 8. 123. 153 M"kt 54. 59. 86. 105. 110. 122. 123 Maschinenbau 42 Mechanisierung 45 Merkamilismus 15, 26 Metallverarbeitung 42 Militär 22. 56. 88, 106 Militärregierung 11 9. 120 Mineralwasser 117 Münchener Brauan 58 Nahrungsmittclknappheit 20 Nationalsozialismus 22 Nationalsozialisten 114-1 16 NSDAP 11 4. 11 5. 119 Picherei 49, 50, 93 Pilsener Brauart 58, 59 Polizei 28 Preise 20, 21, 60 Presse 10, 11 Privatbrauerei 75, 110, 125, 127, 158 Privil egien 16-18,26 Regierung 21, 38, 101, 102, lOS, 106, 114 Rcs;dcm 15. 17. 18.21.23.25.26. 28.33.42. 56.71. 99. 103 Revolution 4 1, 44 . 105. 149 Rohstoffmangd 105 Römer 12 Ruhrepidemie 151 SA 11 4 Salz 13 Sammlung Rastal 149 Sch ildgerechtigkeit 147 Schildwirtschaft 18 Schmiede 92 Schnaps 21 Schneidero rdnung Durlach 26 Schulen 37 Brauerschule 87 Gewerbesch ule 37 Höhere Bürgerschu le 87 La Fontaine'sche Institut 87 Lyceum 37 Schwindsucht 93 Soldaten 20. 103. 105. 156 Soldatenrat 105 Sonntagsarbei t 97 Sozialdemok r:nen 96. 110 Sozialistengesetz 94 Spital kasse 39 Stad t jubi läum 103 Steuer (siehe auch Biersteller) 21, 54, 100-102. 11 6 Stifnmg 90, 91 Straußenwirtschaft 18, 83 Streik 94-96, 98-100 US-Streitkräfle 119 Vereine und Verbände 27, 89, 94, 95. 156 Arbeiterverb:tnd des Nahru ngsmittcl- Industrieverban- des 95 Baden-württembergischer Brauereiverband 121 Badischer Frauenverein 90 Bierbrauergenossenschaft 39, 43, 97 Biertischgesellschaft 150 Br:llIerverein 94 BoykottSchutzverband deutscher Brauereien 100 Bund österreichischer und schweizer Brauergescllen 95 Deutscher Zollverein 41 Gesellschaft Eintracht 30, 158 Gewerbeverei n 29 Kulturverein Tempel 25 M ittcl bad ischer Br:llIereiverband 10, 100. 11 1, 112, 11 5. 121 Nationalliberaler Verein 89 Verein der Bierbrauergehilfen 94 Wirtschaftsgruppe Brauerei und Mäh:erei 115 Württembergisch-bad ischer Brauerciverband 120 Verfassung 71, 106 Versailler Vertrag I 10 Vollbier 122 Währungsreform 11 9, 122 Wehrmacht 117 Weimarer Republik 106, 11 4 Wein 9, 13, 14, 17, 18,20,21, 25. 43. 59, 98, 106. 114, 12 1. 150 Welrwinschanskrise 11 4, 115 Westwall 11 , 116 Wiederaufbau 22. 63, 84 Wiener Brauart 58, 59 Winschaftskrise 9,10,25,42,43.64, 105, 106,1 14 Winshausschilder 147 Zei tungen 90, 95. 97 Der Volksfreund 90, 95, 97. 98 Karlsruher Tagblatt 97, 106 Zo llfrei heit 26 Zünfte (siehe auch Küfer- und BraucrlUnft) 26-35, 37- 4 1.68.69.83.148. 149 184 I Fels, Kammerer, Schrempp, Seideneck und Sinner sind einige Namen von Brauereien, die heute nur noch die Älteren ken- nen . Diese und die heute noch bestehenden Brauereien Hoepfner, Moninger und Wolf hatten aber seit dem 19. Jahrhundert ihren festen Platz im Wirtschaftsleben der Stadt. Deren Wachstum und die Zunahme der Bierproduktion fanden statt, als sich Karlsruhe von der eher beschauli- chen badischen Haupt- und Residenzstadt zur modernen Großstadt entwickelte. Um die Jahr- hundertwende war Karlsruhe der bedeutendste badische Brauereistandort und gehörte zu den großen deutschen Brauzentren . Diese Publikation läßt auch die heute nicht mehr bestehenden und weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Brauereien in Wort und Bild wieder lebendig werden. Sie stellt Arbeitsbedin- gungen und Akteure - Unternehmer, Brauer und Arbeiter - sowie Wandlungen, brautechnische Neuerungen, Expansionsphasen und Konzentra- tionsprozesse im Brauereiwesen anschaulich vor. BADENIA ISBN 3-7617-0323-6
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Beteiligungsbericht 2008 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Geschäftsjahr 2008 Seite I. Einführung 1. Vorwort 5 2. Wesentliche Entwicklungen in Kürze 6 II. Überblick 1. Beteiligungsübersicht 11 2. Graphische Darstellung der Beteiligungen über 25 Prozent 14 3. Personalentwicklung Stadt – Beteiligungsgesellschaften 16 4. Entwicklung der Investitionen und Zahlungsströme Stadt – Beteiligungsgesellschaften 18 5. Entwicklung der Darlehensverbindlichkeiten 22 6. Übersicht der Abschlussprüfer 24 7. Erläuterung der wichtigsten Bilanzkennzahlen 25 III. Kapital- und Personengesellschaften Ver- und Entsorgung, Verkehr und Bäder 1. KVVH - Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH) 29 2. KBG – Karlsruher Bädergesellschaft mbH 36 3. KASIG – Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH 40 4. Stadtwerke Karlsruhe GmbH (SWK) 44 5. Stadtwerke Karlsruhe Netze GmbH (SWK Netze) 51 6. SWK - Regenerativ-Verwaltungs-GmbH 55 7. SWK – Regenerativ-GmbH & Co. KG – Solarpark I 58 8. PS Project Systems GmbH & Co. KG Projekt Karlsruhe-West 61 9. TelemaxX Telekommunikation GmbH 64 10. VBK - Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH (VBK) 69 11. Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG) 75 12. TTK Transport-Technologie-Consult Karlsruhe GmbH 80 13. Karlsruher Verkehrsverbund GmbH (KVV) 84 14. Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH 89 15. Gesellschaft für Wertstoffrecycling Karlsruhe mbH (GWK) 94 Wohnungswesen und Stadtentwicklung 16. VOLKSWOHNUNG GmbH 99 17. VOLKSWOHNUNG Bauträger- und Verwaltungs – GmbH 105 18. Konversionsgesellschaft Karlsruhe mbH (KGK) 109 19. Kommunale Wohnungsbaugesellschaft mbH Hügelsheim (KOWO) 113 20. Entwicklungsgesellschaft Cité mbH 116 21. KES – Karlsruher Energieservice GmbH 121 22. Karlsruher Fächer GmbH 125 23. Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG 130 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Inhalt 2 Seite III. Kapital- bzw. Personengesellschaften (Fortsetzung von Seite 1) Gesundheit und Soziales 24. Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH 135 25. Karlsruher Planungsgesellschaft für Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens mbH (KAPEG) 141 26. Karlsruher Versorgungsdienste im Sozial- und Gesundheitswesen GmbH (KVD) 145 27. MVZ – Medizinisches Versorgungszentrum am Städtischen Klinikum Karlsruhe GmbH 149 28. AFB - Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH 153 Messe, Touristik, Wirtschaftsförderung und Sportstätten 29. Karlsruher Messe- und Kongress GmbH (KMK) 159 30. Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co. KG (NMK) 165 31. Messe Karlsruhe GmbH 168 32. Stadtmarketing Karlsruhe GmbH 171 33. Karlsruher Sportstätten-Betriebs-GmbH (KSBG) 176 IV. Rechtlich selbständige Stiftungen 1. Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) 183 2. Heimstiftung Karlsruhe 189 3. KKFB Wirtschaftsstiftung Südwest (KKFB) 195 4. Stiftung Centre Culturel Franco - Allemand de Karlsruhe 198 Herausgegeben von Dezernat 4 und Stadtkämmerei - Abteilung Vermögen und Schulden, Beteiligungsmanagement - der Stadt Karlsruhe Ansprechpartner: Torsten Dollinger Telefon 133-2000 Dr. rer. pol. Roland Vogel Telefon 133-2020 Udo Bäuerlein Telefon 133-2021 Carola Reich Telefon 133-2024 Hubert Hartmann Telefon 133-2025 Karlsruhe, 30.06.2009 I. Einführung Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Einführung 5 1. Vorwort Die Stadt Karlsruhe hat eine Vielzahl ihrer Aufgaben auf eigenständige Unternehmen, Stiftungen und Zweckverbände übertragen, an denen sie entweder als Gesellschafterin beteiligt ist oder die ihr als Alleingesellschafterin zu 100 Prozent gehören. Bereits zum achtzehnten Mal erscheint der von der Stadtkämmerei erarbeitete Beteiligungsbericht, der alle wesentlichen Unternehmensdaten der städtischen Beteiligungsgesellschaften enthält und der die stetig wachsende wirtschaftliche und finanzielle Bedeutung der kommunalen Beteiligungen und Stiftungen für die Stadt Karlsruhe dokumentiert. In diesem Zusammenhang möchte ich Ihren Blick auf das Neue Kommunale Haushaltsrecht (NKHR) lenken: Am 22.04.2009 hat der Landtag die Neufassung der Gemeindeordnung Baden- Württemberg (GemO) beschlossen. Ein wesentlicher Punkt ist die nach § 95a GemO ab 2018 verbindlich vorgeschriebene Einführung eines konsolidierten Jahresabschlusses der Gemeinde mit den Jahresabschlüssen der ausgelagerten und von der Gemeinde beherrschten Einrichtungen. Dieser Gesamtabschluss soll die in jahrzehntelanger Entwicklung entstandene Zersplitterung der kommunalen Rechnungslegung überwinden. So wird z. B. in Karlsruhe deutlich mehr als die Hälfte des Finanzvolumens und der Beschäftigten in ausgelagerten Organisations- und Rechtseinheiten geführt. Der Gesamtabschluss wird durch einen Konsolidierungsbericht zu erläutern sein. Die Ergänzung des Konsolidierungsberichts mit Angaben zum nicht konsolidierten Beteiligungsbesitz der Gemeinde, wie sie im Beteiligungsbericht nach § 105 Abs. 2 Satz 3 GemO schon bisher vorzunehmen sind, ermöglicht einen künftigen Verzicht des Beteiligungsberichts. Vor diesem Hintergrund arbeiten wir an der stetigen Weiterentwicklung des Beteiligungsberichtes als bisheriger Informationsbasis, damit uns dieser oben beschriebene Umstieg hin zur Konzernberichterstattung möglichst reibungslos gelingen wird. Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der städtischen Gesellschaften und des Beteiligungsmanagements, die zum Gelingen des Beteiligungsberichts 2008 beigetragen haben. Karlsruhe, im Juli 2009 Margret Mergen Bürgermeisterin Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Einführung 6 2. Wesentliche Entwicklungen in Kürze Im Geschäftsjahr 2008 kann die Holdinggesellschaft KVVH GmbH (S. 29 ff) einen Jahresüberschuss von 4,9 Mio. € ausweisen, was eine deutliche Ergebnisverbesserung gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Mio. € darstellt. Der Ergebnisanstieg wird im Wesentlichen durch die gestiegenen EnBW- Dividendenerträge sowie den verbesserten Ergebnisbeitrag der Stadtwerke Karlsruhe GmbH (S. 44 ff) getragen. Für das Geschäftsjahr 2009 wird nach den Berechnungen des Wirtschaftsplanes ein deutlicher Ergebnisrückgang erwartet. Bei der Erstellung dieser Ergebnisprognose war der zwischenzeitlich eingetretene konjunkturelle Abschwung in seiner drastischen Auswirkung auf die Weltwirtschaft und damit auch für die Bundesrepublik noch nicht absehbar und daher im Planergebnis noch nicht berücksichtigt. Die am 23.04.2009 von der Hauptversammlung der EnBW beschlossene Dividendenerhöhung für das Geschäftsjahr 2008 ist ebenfalls noch nicht berücksichtigt; die durch die KVVH nicht beeinflussbare Dividendenerhöhung bedeutet für die KVVH-Gruppe gegenüber der Wirtschaftsplanung ein Verbesserungspotential von rd. 2,95 Mio. €. Insbesondere das Nichterreichen des prognostizierten Besucherschnittes beim Europabad führte bei der KBG – Karlsruher Bädergesellschaft mbH (S. 36 ff) in 2008 zu einem höheren Fehlbetrag wie geplant. Die KASIG – Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH (S. 40 ff) erwartet im Januar 2010 den Baubeginn der Kombi-Lösung. Die TelemaxX Telekommunikation GmbH (S. 64 ff) hat auch in 2008 die erfolgreiche Entwicklung fortsetzen können und die gute Marktposition weiter gefestigt. Aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklungen infolge der Wirtschaftskrise ist damit zu rechnen, dass die bisherigen jährlichen Umsatzsteigerungen in 2009 nicht wiederholt werden können. Positiv ist der weitere Anstieg der Fahrgastzahlen 2008 bei der VBK GmbH (S. 69 ff), der AVG mbH (S. 75 ff) und bei der KVV GmbH (S. 84 ff). Nach dem Wegfall der defizitären Bereiche „Schlachthof“ und „Labor“ geht die Karlsruher Fächer GmbH (S. 125 ff) davon aus, dass in den nächsten Jahren regelmäßig Überschüsse erzielt werden können. Auch in den nächsten Jahren werden bei der Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG (S. 130 ff) in Anbetracht der hohen Kosten für Erschließung, Altlastenbeseitigung und Sanierung des „Schlachthofgeländes“ erhebliche Fehlbeträge anfallen. Die Hauptrisiken beim Städt. Klinikum Karlsruhe gGmbH (S. 135 ff) sind die Finanzierungsnöte der gesetzlichen Krankenkassen und der öffentlichen Kassen, die völlig unabhängig von der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen sind. Dies hat Auswirkungen auf die Frage der künftigen stationären Finanzierung und Entwicklung des landesweiten Basisfallwertes. Hier wird sich zeigen, ob auch weiterhin gute qualitative Angebote bei nivellierten Preisen möglich sind. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Einführung 7 Beim Zentrum für Kunst und Medientechnologie (S. 183 ff) haben sich die finanziellen Rahmenbedingungen durch den positiven Haushaltsverlauf des Jahres 2008 verbessert, dennoch bleibt die Situation weiter angespannt. Das ZKM feiert im Jahr 2009 zwei Jubiläen: Im Jahr 1989 wurde das ZKM als Institution gegründet und im Jahr 1999 wurde das Museum für Neue Kunst eröffnet. Der Jahresüberschuss 2008 von 0,9 Mio. € bei der Heimstiftung Karlsruhe (S. 189 ff) resultiert ausschließlich aus einem von der Stadt Karlsruhe gewährten Betriebskostenzuschuss von 1,4 Mio. €. Das operative Defizit von 0,5 Mio. € hängt im Wesentlichen mit den zusätzlichen Kosten und dem starken Umsatzrückgang im Zusammenhang mit der Generalsanierung Seniorenzentrum Parkschlössle sowie der hohen Tarifsteigerung zusammen, die nicht über entsprechende Pflegesatzerhöhungen kompensiert werden konnte. II. Überblick Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 11 1. Beteiligungsübersicht Durch die Gemeindeordnung Baden-Württemberg (GemO) ist die Stadt Karlsruhe aufgefordert, eine aktive Beteiligungssteuerung und -überwachung zu implementieren. Hierzu gehört auch die Verpflichtung jährlich einen Beteiligungsbericht zu erstellen (§ 105 Abs. 2 GemO), der zudem öffentlich bekanntgegeben und ausgelegt werden muss (§ 105 Abs. 3 GemO). In Tabelle 1 sind die jeweiligen Anteile der Stadt Karlsruhe an den dort aufgeführten Unternehmen, unabhängig von der Beteiligungsquote, dargestellt. Eigenbetriebe hatte die Stadt Karlsruhe im Berichtszeitraum keine. Nachfolgend wird in Kurzform über die Unternehmen berichtet, an denen die Stadt Karlsruhe unmittelbar oder mittelbar mit i.d.R. mehr als 25 % beteiligt ist. Über Stiftungen wird nur dann berichtet, wenn die Stadt Karlsruhe aus eigenen Mitteln zum Stiftungskapital beigetragen hat. Einen Überblick ermöglicht die Darstellung in Tabelle 2. Die Mehrzahl der vorgelegten Jahresabschlüsse 2008 wurde bis zum 30.06.2009 von den beauftragten Abschlussprüfern geprüft. Die Feststellung durch die Beschlussgremien steht zum Teil noch aus. Nachfolgend werden nur die zum Stichtag 30.06.2009 noch nicht abschließend geprüften Jahresabschlüsse 2008 mit dem Vermerk „vorläufig“ versehen. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 12 Tabelle 1: Übersicht über sämtliche direkte städtische Beteiligungen unabhängig von der jeweiligen Beteiligungsquote Beteiligungen Stand der Geschäftsanteile bzw. Stammeinlagen am 31.12.2008 Stammkapitalanteil Beteiligungswert 1) - € - - € - 1 Abwasserverband "Mittleres Pfinz- und Bocksbachtal" 857.519,33 857.519,33 2 AFB - Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH 52.000,00 52.000,00 3 Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH 7.000.000,00 7.000.000,00 4 Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH 14.400,00 14.400,00 5 Badischer Gemeinde-Versicherungs-Verband 18.550,00 18.550,00 6 Baugemeinschaft Ettlingen eG 10.350,00 10.350,00 7 Baugenossenschaft Hardtwaldsiedlung eG 15.600,00 15.600,00 8 BB-Bank 30,00 30,00 9 Gartenstadt Karlsruhe eG 49.140,00 49.140,00 10 Genossenschaft für Wohnungsbau Karlsruhe 1921 eG 350,00 350,00 11 Gesellschaft für Wertstoffrecycling Karlsruhe mbH 13.000,00 13.000,00 12 Grötzinger Warengenossenschaft Raiffeisen eG 3.300,00 2.954,48 13 Heimstiftung Karlsruhe 6.219.918,64 6.219.918,64 14 Holzhof Oberschwaben eG 306,78 368,13 15 Karlsruher Fächer GmbH 270.000,00 12.056.621,02 16 Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG 4.000.000,00 7.120.000,00 17 Karlsruher Messe- und Kongress GmbH 3.100.000,00 23.572.126,93 18 Karlsruher Sportstätten-Betriebs-GmbH 14.400,00 11.100,01 19 Karlsruher Verkehrsverbund GmbH 33.233,97 33.233,97 20 KKFB Wirtschaftsstiftung Südwest 250.000,00 250.000,00 21 Konversionsgesellschaft Karlsruhe mbH 50.000,00 50.000,00 22 Kunststiftung Baden-Württemberg GmbH 511,29 511,29 23 KVVH - Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- u. Hafen GmbH 107.371.300,00 223.331.817,24 24 LBBW Immobilien Landsiedlung GmbH 3.120,00 3.067,75 25 Neue Messe K´he GmbH & Co.KG 58.277.048,62 58.277.048,62 26 Neusiedlung eG Karlsruhe-Durlach 5.400,00 5.400,00 27 SBV Immobilienverwaltung am Marktplatz GmbH 13.000,00 1.539.084,79 28 Stadtmarketing Karlsruhe GmbH 300.000,00 300.000,00 29 Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH 26.000.000,00 43.176.922,89 30 Stiftung "Centre Culturel Franco-Allemand de Karlsruhe" 12.800,00 12.800,00 31 Stiftung "Hermann-Hesse-Preis" 76.693,78 76.693,78 32 SWK - Regenerativ-GmbH & Co. KG - Solarpark I 500.000,00 450.000,00 33 Volksbank Ettlingen eG 500,00 500,00 34 Volksbank Karlsruhe eG 2.400,00 2.400,00 35 VOLKSWOHNUNG GmbH 37.000.000,00 36.817.159,69 36 Zentrum für Kunst und Medientechnologie 127.822,97 127.822,97 Zusammen 251.662.695,38 421.468.491,53 1) Entsprechend den "Anschaffungs- und Herstellungskosten", d.h. entsprechend den tatsächlichen Buchungen und Zugangsanordnungen. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 13 Tabelle 2: Übersicht über Unternehmen und Stiftungen, an denen die Stadt Karlsruhe direkt 1) mit mindestens 25 % beteiligt ist Lfd.Nr. Unternehmen Beteiligungs- Bilanz- Ergebnis 2008 Plan 2008 2) quote summe + Gewinn + Gewinn Stadt - Verlust - Verlust % -T€- -T€- -T€- Kapital- bzw. Personengesellschaften: 1. KVVH - Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- 100,00 276.472 + 4.900 + 1.566 und Hafen GmbH 2. SWK - Regenerativ-GmbH & Co. KG – Solarpark I 26,15 3.502 - 9 4) 3. Albtal - Verkehrs-Gesellschaft mbH 100,00 150.529 + 750 + 588 4. Karlsruher Verkehrsverbund GmbH 52,00 8.293 + 0 + 0 5. Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH 43,90 26.277 + 4 + 0 6. Gesellschaft für Wertstoffrecycling Karlsruhe GmbH 50,00 693 + 50 4) 7. VOLKSWOHNUNG GmbH 100,00 564.948 + 3.354 + 3.020 8. Karlsruher Fächer GmbH 71,81 27.622 + 539 3) + 169 9. Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG 100,00 8.501 - 972 - 551 10. Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH 100,00 312.238 + 104 + 109 11. AFB - Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH 100,00 800 + 40 - 206 12. Karlsruher Messe- und Kongress GmbH 100,00 36.295 - 11.948 - 12.149 13. Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co.KG 69,91 125.060 - 2.585 3) - 2.423 14. Stadtmarketing Karlsruhe GmbH 40,40 975 + 10 - 150 15. Karlsruher Sportstätten-Betriebs-GmbH 48,00 401 + 48 3) + 1 Rechtlich selbständige Stiftungen: 1. Zentrum für Kunst und Medientechnologie 50,00 12.373 + 434 3) + 380 2. Heimstiftung Karlsruhe 100,00 27.955 + 856 - 933 3. KKFB Wirtschaftsstiftung Südwest 98,04 440 + 42 4) 4. Stiftung Centre Culturel Franco-Allemand de 50,00 5) 5) 5) Karlsruhe 1) Über deren Tochterunternehmen, an denen die Stadt Karlsruhe mit mindestens 25% beteiligt ist (z.B. VBK GmbH und Stadtwerke Karlsruhe GmbH), wird nachfolgend in Kapitel III berichtet. 2) i.d.R. der vom Beschlussgremium genehmigte Urplan; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 3) Vorläufige Zahlen 4) Planzahlen liegen nicht vor 5) Einnahmen- / Überschussrechnung Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 14 Unmittelbare und mittelbare Beteiligungen der Stadt Karlsruhe *) KVVH-Karlsruher Albtal-Verkehrs- Stadt Versorgungs-, Gesellschaft Alleinge- Verkehrs- und mbH sellschafter Hafen GmbH Stammkapital: Stammkapital: 107.371,3 T€ 7.000 T€ Stadtwerke KBG - Karlsruher VBK-Verkehrs- KASIG-Karlsruher Transport Tech- Karlsruhe Bädergesellschaft betriebe Karlsruhe Schienen- nologie- Consult GmbH mbH GmbH infrastruktur- Karlsruhe GmbH Tochter- gesellschaft mbH gesell- Stammkapital: Stammkapital: Stammkapital: Stammkapital: Stammkapital: schaften 116.785,5 T€ 3.200 T€ 100.000 T€ 5.500 T€ 76,7 T€ Bet. Quote: Bet. Quote: Bet. Quote: Bet. Quote: Bet. Quote: KVVH 70,0 % KVVH 100,0 % KVVH 100,0 % KVVH 100,0 % AVG 44,0 % Stadtwerke TelemaxX PS Project SWK-Regenerativ- SWK-Regenerativ- Karlsruhe Telekommunika- Systems GmbH Verwaltungs- GmbH & Co. KG - Netze GmbH tion GmbH & Co. KG GmbH Solarpark I Kommanditeinl.: Stammkapital: Stammkapital: Kommanditeinl.: Stammkapital: 1.912 T€ 100,0 T€ 2.000,0 T€ 68,8 T€ 25,6 T€ Bet. Quote: Bet. Quote: Bet. Quote: Bet. Quote: Bet. Quote: SWK 14,3 % SWK 100,0 % SWK 42,0 % SWK 40,0 % SWK 100,0 % Stadt KA 26,2 % Karlsruher Verkehrsverbund Stadt GmbH Mehrheits- gesell- Stammkapital: schafter 63,9 T€ Bet. Quote: 52,0% Ver- und Entsorgung, Verkehr und Bäder Tochter- gesell- schaften Baden Airpark Gesellschaft für Beteiligungsge- Wertstoffrecycling Stadt sellschaft mbH Karlsruhe GmbH Mitgesell- schafter Stammkapital: Stammkapital: 32,8 T€ 26,0 T€ Bet. Quote: Bet. Quote: 43,9% 50,0% *) ohne Beteiligungen unter 25% Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 15 Stand 31.12.2008 Karlsruher VOLKSWOHNUNG Städtisches AFB - Karlsruher Fächer GmbH GmbH Klinikum Arbeitsförderungs- Messe- und & Co. Stadtent- Karlsruhe gGmbH betriebe gGmbH Kongress GmbH wicklungs-KG Kommanditeinl: Stammkapital: Stammkapital: Stammkapital: Stammkapital: 4.000 T€ 37.000 T€ 26.000 T€ 52 T€ 3.100 T€ VoWo Bauträger- Entwicklungs- K'her Planungs- K'her Versorgungs- Messe Karlsruhe und Verwaltungs- gesellschaft gesell. f. Einricht. dienste im Sozial- GmbH GmbH Cité mbH d. Soz.- u. Gesund- und Gesundheits- heitswesen GmbH wesen GmbH Stammkapital: Stammkapital: Stammkapital: Stammkapital: Stammkapital: 1.100 T€ 5.150 T€ 25,6 T€ 25 T€ 130 T€ Bet. Quote: Bet. Quote: Bet. Quote: Bet. Quote: Bet. Quote: VoWo 100,0 % VoWo 38,8 % Kli 100,0 % Kli 100,0 % KMK 100,0 % KES - Karlsruher Kommunale Konversionsge- Medizinisches Ver- Energieservice Wohnungsbau- sellschaft Karls- sorgungszentrum GmbH gesellschaft mbH ruhe mbH (KGK) am Städt. Klinikum Stammkapital: Hügelsheim Stammkapital: Karlsruhe GmbH 100 T€ Stammkapital: 500 T€ Kommanditeinl.: Bet. Quote: 1.000 T€ Bet. Quote: 25,6 T€ SWK 50,0 % Bet. Quote: VoWo 60,0 % Bet. Quote: VoWo 50,0 % VoWo 50,0 % Stadt KA 10,0 % SWK 100,0 % Karlsruher Neue Messe Fächer Karlsruhe GmbH GmbH Co. KG Wohnungswesen Gesundheit Stammkapital: und und Kommanditeinl.: 376 T€ Stadtentwicklung Soziales 83.361 T€ Bet. Quote: Bet. Quote: 71,8% 69,9% Messe, Touristik, Wirtschaftsförderung, Sportstätten Stadtmarketing Karlsruher Karlsruhe GmbH Sportstätten- Betriebs- GmbH Stammkapital: 742,5 T€ Stammkapital: Bet. Quote: 30 T€ Stadt KA 40,4 % Bet. Quote: KVVH 20,2% 48,0% Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 16 3. Personalentwicklung Stadt Karlsruhe-Beteiligungsgesellschaften (Diagramm 1) Nicht berücksichtigt sind die rechtlich selbständigen Stiftungen ZKM, Heimstiftung, Karlsruher Kompetenzzentrum für Finanzierung und Beratung sowie Centre Culturel Franco-Allemand de Karlsruhe. Bei den Personalzahlen handelt es sich i.d.R. um umgerechnete Vollkraftstellen. Die Stadt Karlsruhe arbeitet mit Stichtagszahlen (Dezember), während die Beteiligungsgesellschaften (hier sind auch die von der Stadt Karlsruhe abgeordneten Beschäftigten erfasst) i.d.R. Durchschnittszahlen verwenden. Von der Gesamtzahl der Beschäftigten beim Konzern Stadt Karlsruhe arbeitet ein kontinuierlich steigender Anteil bei den Beteiligungsgesellschaften. Im Jahre 2008 betrug dieser Anteil 60,4 Prozent, vor 10 Jahren lag er noch bei 57,1 Prozent. 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr M ita rb ei te r Stadt Karlsruhe Eigenbetrieb Stadtwerke Beteiligungsgesellschaften 10.248 10.02710.060 4.126 (40%) 4.229 (42%) 4.466 (45%) 2.034 (20%) 3.560 (35%) 6.122 (60%) 5.798 (58%) 6.358 (60%) 4.158 (40%) 10.516 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 17 Tabelle 3: Personalaufwand bei Stadt und Gesellschaften 2004 – 2008 Lfd. Nr. Unternehmen 2004 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. KVVH GmbH 1.739 1.578 2.227 2.241 1.768 2. KBG - Karlsruher Bädergesellschaft mbH 1) 1) 1) 1) 560 3. KASIG 3 6 6 6 6 4. Stadtwerke Karlsruhe GmbH 61.467 65.275 68.834 63.552 67.946 5. Stadtwerke Karlsruhe Netze GmbH 2) 2) 2) 405 393 6. SWK - Regenerativ-Verwaltungs-GmbH 3) 3) 3) 3) 3) 7. SWK - Regenerativ GmbH & Co. KG - Solarpark I 4) 4) 3) 3) 3) 8. PS Project Systems GmbH & Co. KG 3) 3) 3) 3) 3) 9. TelemaxX Telekommunikation GmbH 1.720 2.209 2.437 2.635 3.243 10. VBK - Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH 49.099 50.715 57.760 51.188 52.970 11. Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH (AVG) 25.438 26.302 26.337 26.219 35.158 12. TTK Transport-Technologie-Consult Karlsruhe GmbH 1.277 1.318 1.289 1.446 1.582 13. Karlsruher Verkehrsverbund GmbH (KVV) 1.612 1.613 1.620 1.576 1.592 14. Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH 6 6 8 10 12 15. Gesellschaft für Wertstoffrecycling K´he GmbH 2 2 2 2 2 16. VOLKSWOHNUNG GmbH 7.924 8.115 8.479 9.396 9.493 17. VOLKSWOHNUNG Bauträger- und Verw.-GmbH 2.293 2.300 2.356 1.524 1.367 18. Konversionsgesellschaft Karlsruhe mbH (KGK) 269 286 290 74 0 19. KOWO Hügelsheim 3) 3) 3) 3) 3) 20. Entwicklungsgesellschaft Cité mbH 201 202 232 264 262 21. KES - Karlsruher Energieservice GmbH 0 0 108 0 0 22. Karlsruher Fächer GmbH 21 612 609 562 424 23. Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG 5) 71 332 359 489 24. Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH 146.817 151.169 154.925 157.297 163.169 25. KAPEG 1.266 1.045 969 920 769 26. Karlsruher Versorgungsdienste 1.081 1.343 1.452 1.581 1.898 27. MVZ 6) 6) 75 95 100 28. AFB - Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH 4.569 2.790 2.053 2.060 2.184 29. Karlsruher Messe- und Kongress GmbH 7.672 7.327 8.153 7.634 7.752 30. Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co. KG 3) 3) 3) 3) 3) 31. Messe Karlsruhe GmbH 3) 3) 3) 3) 3) 32. Stadtmarketing Karlsruhe GmbH 570 590 554 688 513 33. Karlsruher Sportstätten-Betriebs-GmbH 140 140 145 152 162 Personalaufwand Gesellschaften 315.186 325.014 341.252 331.886 353.814 Personalaufwand Stadt 7) 216.313 222.116 223.455 247.030 256.488 1) Mit der Eröffnung der Europabades im März 2008 hat die Gesellschaft ihre operative Tätigkeit aufgenommen. 2) Gesellschaft hat zum 01.01.2007 ihre operative Tätigkeit aufgenommen. 3) Gesellschaft beschäftigt kein eigenes Personal. 4) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintragung in das Handelsregister erfolgte am 02.12.2005). 5) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintragung in das Handelsregister erfolgte am 05.08.2005). 6) Gesellschaft wurde in 2006 gegründet (Eintragung in das Handelsregister erfolgte am 06.04.2006). 7) Beim Personalaufwand des Jahres 2008 handelt es sich um eine vorläufige Zahl. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 18 4. Entwicklung der Investitionen und Zahlungsströme Stadt Karlsruhe – Beteiligungsgesellschaften (Diagramme 2 und 3, Tabelle) Nicht berücksichtigt sind die rechtlich selbständigen Stiftungen ZKM, Heimstiftung, Karlsruher Kompetenzzentrum für Finanzierung und Beratung sowie Centre Culturel Franco-Allemand de Karlsruhe. Bei den Investitionszahlen der Stadt Karlsruhe 2008 (100.710 T€) handelt es sich um Planzahlen. Diagramm 2: Investitionsentwicklung 1995 – 2008 Der größte Teil der Investitionen innerhalb des Konzerns Stadt Karlsruhe entfällt auf die Beteiligungsgesellschaften. Ihr Anteil schwankt zwischen 59,2 Prozent (2004) und 77,1 Prozent (2003 / Bau der Neuen Messe). 0 100.000 200.000 300.000 400.000 500.000 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr In ve st iti on en - in T EU R - Stadt Karlsruhe Eigenbetrieb Stadtwerke Beteiligungsgesellschaften 412.729 250.694 197.886 284.556 149.984 (60%) 318.374 (77%) 152.337 (54%) 100.710 (40%) 134.924 (68%) 70.832 (25%) 61.387 (21%) 94.355 (23%)62.962 (32%) Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 19 Diagramm 3: Entwicklung der Zahlungsströme 1996 - 2008 Bei den Ausschüttungen handelt es sich im Wesentlichen um Konzessionsabgaben Versorgung und Verkehr. Unter die sonstigen Zuwendungen der Stadt fallen u.a. (Ertrags-)Zuschüsse, Stammkapitalerhöhungen und zinslose Darlehen. Minuszahlen beim Saldo bedeuten eine Belastung des städtischen Haushalts. Die Verbesserung im Geschäftsjahr 2008 im Vergleich zu 2007 ist im Wesentlichen auf die erste Tilgungszahlung der KMK von 7,5 Mio. € aus dem eigenkapitalersetzenden Darlehen der Stadt Karlsruhe zurückzuführen. Diese Rückzahlung wurde ermöglicht durch die in 2007 begonnene Kapitalrestrukturierungsmaßnahme bei der KMK (s. u.). Der Anstieg im Geschäftsjahr 2007 im Vergleich zu 2006 und insbesondere zu 2005 ist im Wesentlichen begründet in einem deutlich höheren finanziellen Engagement der Stadt Karlsruhe bei der Karlsruher Messe- und Kongress GmbH aufgrund der vom Gemeinderat am 15.05.2007 beschlossenen Kapitalrestrukturierungsmaßnahme. Die große Abweichung von 2002 nach 2003 hängt damit zusammen, dass die Abschlagszahlungen auf die Konzessionsabgabe ab dem Haushaltsjahr 2003 im laufenden Haushaltsjahr veranschlagt werden (zuvor im Folgejahr). Dadurch wurden im Haushaltsjahr 2003 die Konzessionsabgaben für 2002 und 2003 vereinnahmt. Die große Abweichung von 1999 nach 2000 hat ihre Ursache darin, dass die Stadt Karlsruhe zum 30.09.2000 die erste Rate ihrer Kapitaleinlage an der Neuen Messe Karlsruhe GmbH & Co. KG geleistet hat. Nähere Details können der folgenden Tabelle „Entwicklung der Zahlungsströme 2006 - 2008“ entnommen werden. -1.119 -5.407 -1.944 8.809 4.176 6.997 13.682 -5.514 -1.005 -13.305 3.733 -3.933 6.030 -60.000 -40.000 -20.000 0 20.000 40.000 60.000 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr - Z ah lu ng ss tr öm e in T EU R - Ausschüttungen an die Stadt Verlustausgleiche und sonstige Zuwendungen Saldo Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 20 Tabelle 4: Entwicklung der Zahlungsströme 2006 – 2008 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 21 Tabelle 5: Ergebnisübersicht 2005 – 2008 über Unternehmen und Stiftungen, an denen die Stadt Karlsruhe direkt 1) mit mindestens 25% beteiligt ist. Lfd. Unternehmen 2005 2006 2007 2008 Nr. - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - Kapital- bzw. Personengesellschaften: 1. KVVH - Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH + 2.720 + 3.519 + 1.310 + 4.900 2. SWK - Regenerativ-GmbH & Co. KG - Solarpark I 2) -135 -68 -9 3. Albtal - Verkehrs - Gesellschaft mbH + 871 + 382 + 909 + 750 4. Karlsruher Verkehrsverbund GmbH + 0 + 0 + 0 + 0 5. Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH + 0 + 0 + 0 + 4 6. Gesellschaft für Wertstoffrecycling Karlsruhe GmbH + 7 + 4 + 57 + 50 7. VOLKSWOHNUNG GmbH + 7.584 + 5.682 + 2.355 + 3.354 8. Karlsruher Fächer GmbH + 9 -8 + 101 + 539 9. Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG + 80 -218 -1.076 -972 10. Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH + 782 + 826 + 67 + 104 11. AFB - Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH + 34 -11 + 59 + 40 12. Karlsruher Messe- und Kongress GmbH 4) -12.925 -13.648 -6.939 -11.948 13. Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co. KG -2.161 -2.396 -2.524 -2.585 14. Stadtmarketing Karlsruhe GmbH -3 -1 -3 + 10 15. Karlsruher Sportstätten-Betriebs-GmbH + 51 + 1 + 27 + 48 Rechtlich selbständige Stiftungen: 1. Zentrum für Kunst und Medientechnologie + 92 -916 + 952 + 439 2. Heimstiftung Karlsruhe -119 -803 -224 + 856 3. KKFB Wirtschaftsstiftung Südwest -3 -14 + 5 + 42 4. Stiftung Centre Culturel Franco-Allemand de Karlsruhe 5) 5) 5) 5) Stadt Karlsruhe: Ergebnishaushalt (ab 2007): - - + 38.957 -28.853 6) Geleistete Verlustausgleiche und sonstige Zuwendungen an GmbH´s (ab 2007) - - -28.151 -30.494 1) Über deren Tochterunternehmen, an denen die Stadt Karlsruhe mit mindestens 25% beteiligt ist (z. B. VBK GmbH und Stadtwerke Karlsruhe GmbH), wird nachfolgend in Kapitel III berichtet. 2) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintragung in das Handelsregister erfolgte am 02.12.05). 3) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintragung in das Handelsregister erfolgte am 05.08.05). 4) Ergebnis 2007 mit Berücksichtigung der außerordentlichen Erträge durch Forderungsverzicht der Stadt Karlsruhe über 6 Mio. €. 5) Einnahmen- / Überschussrechnung. 6) Planzahl. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 22 5. Darlehensverbindlichkeiten 2005 bis 2008 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 23 Tabelle 6: Zins- und Tilgungsleistungen 2005 – 2008 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 24 6. Übersicht Abschlussprüfer 2008 Gesellschaft Abschlussprüfer Beauftragt seit 1) 1 KVVH GmbH Ernst & Young AG 2005 2 KBG - Karlsruher Bädergesellschaft mbH Ernst & Young AG 2005 3 KASIG–Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH Ernst & Young AG 2005 4 Stadtwerke Karlsruhe GmbH Ernst & Young AG 2005 5 Stadtwerke Karlsruhe Netze GmbH Ernst & Young AG 2007 6 SWK-Regenerativ-Verwaltungs-GmbH Ernst & Young AG 2005 7 PS Project Systems GmbH & Co. KG Projekt K´he-West DanRevision GmbH 2008 8 TelemaxX Telekommunikation GmbH Walter Bischoff 2008 9 VBK - Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH Ernst & Young AG 2005 10 AVG mbH WIBERA AG 1997 11 Karlsruher Verkehrsverbund GmbH PwC Dt. Revision AG 2007 12 VOLKSWOHNUNG GmbH Verband baden-württ. Wohnungsunternehmen 1951 2) 13 VOLKSWOHNUNG Bauträger- und Verwaltungs-GmbH HABITAT Revisions- und Treuhandgesellschaft 1993 14 Konversionsgesellschaft Karlsruhe GmbH HABITAT Revisions- und Treuhandgesellschaft 2000 15 Kommunale Wohnungsbaugesellschaft mbH Hügelsheim HABITAT Revisions- und Treuhandgesellschaft 1995 16 Entwicklungsgesellschaft Cité HABITAT Revisions- und Treuhandgesellschaft 2002 17 KES - Karlsruher Energieservice GmbH HABITAT Revisions- und Treuhandgesellschaft 2003 18 Karlsruher Fächer GmbH Rechnungsprüfungsamt 2006 19 Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG Rechnungsprüfungsamt 2006 20 Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH Rödl & Partner 2008 21 KAPEG Rödl & Partner 2008 22 KVD Rödl & Partner 2008 23 MVZ Rödl & Partner 2008 24 KMK GmbH Ernst & Young AG 2008 25 Neue Messe K´he GmbH & Co. KG Ernst & Young AG 2008 26 Messe Karlsruhe GmbH Ernst & Young AG 2008 27 Stadtmarketing Karlsruhe GmbH Integral Treuhand AG 2007 28 AFB – Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH Rechnungsprüfungsamt 1988 29 GWK GmbH Treuhand Südwest GmbH 1993 30 Karlsruher Sportstätten-Betriebs-GmbH Rechnungsprüfungsamt 1975 31 Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH Wissler, Protzen & Partner 2008 1) Geschäftsjahr 2) Bis zum Wegfall der Gemeinnützigkeit (1990) erfolgte die Prüfung durch den Verband im Rahmen einer Zwangsmitgliedschaft, danach erfolgte regelmäßig eine Beauftragung durch die zuständigen Gesellschaftsgremien. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Überblick 25 7. Erläuterung der wichtigsten Bilanzkennzahlen Kennzahl Erläuterung Anlagenintensität Formel: Anlagevermögen x 100 Bilanzsumme Die Kennzahl ermöglicht Aussagen zum Vermögensaufbau. Eine hohe Anlagenintensität ist ein Indiz für einen kostenintensiven (Fixkosten) Betrieb des Unternehmens. Umlaufintensität Formel: Umlaufvermögen x 100 Bilanzsumme Sie gibt Auskunft darüber, wie lange das Umlaufvermögen im Unternehmen verweilt. Eine hohe Umlaufintensität ermöglicht es, sich in stärkerem Umfang mit kurzfristigem Fremdkapital zu finanzieren. Eigenkapitalquote Formel: Eigenkapital x 100 Bilanzsumme Eine hohe Eigenkapitalquote gilt als wichtiger Indikator für die Bonität eines Unternehmens und verschafft Sicherheit und Handlungsfähigkeit. Anlagendeckungsgrad I Formel: Eigenkapital x 100 Anlagevermögen Es gilt als grundlegende Finanzierungsregel, dass langfristig gebundene Vermögenswerte auch durch langfristige Mittel finanziert werden; die Fristigkeit der Finanzierungsmittel soll der Nutzungsdauer der damit finanzierten Objekte entsprechen. Hieraus wird die Regel abgeleitet, dass zumindest das Anlagevermögen eines Unternehmens langfristig, also durch Eigenkapital zu finanzieren sei. Die Kennzahl Anlagendeckung sagt aus, in welchem prozentualen Umfang diese Regel tatsächlich eingehalten wurde. Umsatzrentabilität Formel: Jahresüberschuss nach Steuern x 100 Umsatzerlöse Der Betriebserfolg wird hier am Geschäftsumfang, nämlich der Umsatztätigkeit, gemessen. Die Umsatzrentabilität (auch Gewinnspanne) gehört damit zu den wichtigsten Kennzahlen für die Beurteilung der Ertragskraft. Eigenkapitalrentabilität Formel: Jahresüberschuss nach Steuern x 100 Eigenkapital Die Kennzahl gibt an, in welcher Höhe sich das eingesetzte Eigenkapital im Geschäftsjahr verzinst hat. Gesamtkapitalrentabilität Formel: (Jahresüberschuss nach Steuern + Zinsaufwand) x 100 Gesamtkapital Sie zeigt an, welche Rendite das im Unternehmen gebundene Kapital erbracht hat. Mit der Berücksichtigung des Zinsaufwandes wird die unterschiedliche Ausstattung der Unternehmen mit Eigen- und Fremdkapital bzw. die daraus resultierende unterschiedliche Zinsbelastung neutralisiert. Die Kennzahl bietet so vor allem im Branchenvergleich eine gute Grundlage zu einer von der Kapitalstruktur unabhängigen Beurteilung der Ertragskraft. Kostendeckung Formel: Umsatzerlöse x 100 Gesamtaufwand Die Kennzahl gibt an, in welchem Maße ein Unternehmen seine Aufwendungen am Markt über Umsatzerlöse decken kann. Cash-flow Formel: Jahresüberschuss + Abschreibungen + / - Änderung der lang- fristigen Rückstellungen Der Cash-flow beschreibt den Mittelzufluss (Einzahlungen) des Geschäftsjahres, dem kein unmittelbarer Mittelabfluss (Auszahlungen) gegenübersteht. Er zeigt, in welchem Umfang Finanzmittel für Investitionen, zur Schuldentilgung oder für Gewinnausschüttungen für das Folgejahr zur Verfügung stehen. Personalkostenintensität Formel: Personalkosten x 100 Gesamtaufwand Die Kennzahl gibt an, wie personalintensiv ein Unternehmen arbeitet. Anmerkungen: 1. Jahresüberschuss vor Abführung oder Verlustübernahme 2. Gesamtkapital = Bilanzsumme 3. Gesamtaufwand gemäß § 275 Abs. 2 Nrn. 5-8, 12, 13, 16 und 19 HGB. 4. Mitarbeiterzahl entsprechend Tabelle „Personalentwicklung“. III. Kapital- bzw. Personengesellschaften Ver- und Entsorgung, Verkehr und Bäder Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVVH 29 1. KVVH – Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH Anschrift: Telefon/Fax: Daxlander Str. 72 Telefon: 0721 / 599-0 76127 Karlsruhe Telefax: 0721 / 599-1009 Gründung: Unternehmensgegenstand: 01.01.1997 (vorm. Eigenbetrieb Stadtwerke) Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dipl.rer.pol. Harald Rosemann Stadt Karlsruhe 100% = 107.371.300 € (Sprecher) Dr. Walter Casazza Dipl.-Ing. Alexander Schwarzer Aufsichtsrat: OB Heinz Fenrich StR Hans Pfalzgraf (ab 01.03.2008) (Vorsitz / bis 31.05.2008) StR Andreas Ruthardt BM Margret Mergen StR Bernhard Weick (bis 31.10.2008) (Vorsitz / ab 01.06.2008) StR Klaus Stapf (bis 31.05.2008) Gerhard Sambas (stellv. Vorsitz) StR Ingo Wellenreuther StR Doris Baitinger (ab 01.02.2008) StR Manfred Bilger StR Thorsten Ehlgötz Leonard Bauer StR Rita Fromm (ab 01.10.2008) Andreas Claus (ltd. Angest.) StR Detlef Hofmann (ab 01.11.2008) Margarethe Fromm StR Wolfram Jäger (bis 31.01.2008) Reinhold Heß (verdi ) StR Sabine Just-Höpfinger Thomas Hoffmann (ab 01.06.2008) Sabine Hofmann-Stadtländer (verdi) StR Thomas Müllerschön Peter Holstein (bis 29.02.2008) Rüdiger Steinke (verdi) StR Michael Obert (bis 30.09.2008) Hugo Unser Beteiligungen (mind. 20%): Anteile am Stammkapital: Stadtwerke Karlsruhe GmbH 70% = 81.749.850,00 € VBK - Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH 100% = 100.000.000,00 € KBG - Karlsruher Bädergesellschaft mbH 100% = 3.200.000,00 € KASIG - Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH 100% = 5.500.000,00 € Stadtmarketing Karlsruhe GmbH 20,2%= 150.000,00 € Wichtige Verträge: Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag (Organschaftsvertrag) mit der VBK GmbH Ergebnisabführungsvertrag (Organschaftsvertrag) mit der Stadtwerke Karlsruhe GmbH Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag mit der KBG-Karlsruher Bädergesellschaft mbH Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag mit der KASIG - Karlsruher Schieneninfrastruktur- Gesellschaft GmbH 20 Mitglieder, davon 10 Vertreter der Anteilseigner und 10 Vertreter der Arbeitnehmer E-Mail/Internet: www.kvvh.de kvvh@stadtwerke-karlsruhe.de Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft mit Elektrizität, Gas, Fernwärme, Wasser, das Anbieten von Telekommunikations- dienstleistungen und die Durchführung der Straßenbeleuchtung sowie die Verkehrsbedienung und das Betreiben der Rheinhäfen (GV vom 25.06.2002). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVVH 30 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates (KVVH Gruppe) 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 396 551 1) 552 1) 576 1) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 2) 34 30 30 37 1) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 2) Aufwandsentschädigungen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Beschäftigte 4) 23 26 27 28 Beamte 4) 3 3 3 2 Gesamtbelegschaft 26 29 30 30 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten und Beamten Leistungszahlen KVVH - Geschäftsbereich Rheinhäfen 2005 - 2008: 2005 2006 2007 2008 1. Schiffsgüterumschlag (in Mio to) - Mineralölprodukte 4,4 4,8 4,1 3,9 - andere Güter 2,1 2,2 2,3 2,5 Zusammen 6,5 7,0 6,4 6,4 2. Einnahmen aus Umschlag - Gesamt (in Mio €) 2,4 2,7 2,5 2,5 - je Tonnen (in €) 0,37 0,38 0,39 0,39 3. Fahrgastschifffahrt - Anzahl der Teilnehmer 17.772 17.300 17.324 19.018 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVVH 31 Wichtigste Zahlungsströme zwischen Stadt Karlsruhe und KVVH-Konzern in den Jahren 2005 - 2008 aus Sicht der Stadt Karlsruhe: 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Konzessionsabgabe Versorgung 1) 3) +20.082 +22.035 +21.409 +19.739 2. Konzessionsabgabe Verkehr (lfd. Jahr) 2) +539 +539 +539 +539 3. Verlustabdeckung KBG - - - -2.550 Saldo +20.621 +22.574 +21.948 +17.728 1) Über Stadtwerke Karlsruhe GmbH an Stadt Karlsruhe. 2) Über VBK GmbH an Stadt Karlsruhe. 3) Anteil Stadt Karlsruhe (d. h. ohne Anteil Rheinstetten/Gasversorgung Hardt). Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die KVVH GmbH kann für das abgelaufene Geschäftsjahr 2008 einen Jahresgewinn von 4,9 Mio. € ausweisen und verbessert sich damit gegenüber dem Vorjahresergebnis um 3,6 Mio. €. Dieses Ergebnis berücksichtigt bereits die angefallenen Fehlbeträge der Tochtergesellschaften, die in der Holding entsprechend den Ergebnisabführungsverträgen mit dem Gewinn der ertragsstarken Tochtergesellschaft Stadtwerke Karlsruhe GmbH aufgerechnet werden. Das Gesamtergebnis der KVVH GmbH setzt sich aus den Einzelergebnissen des Finanzbereichs sowie des eigenständigen Geschäftsbereichs Rheinhäfen zusammen. Der Finanzbereich der KVVH GmbH, welcher insbesondere den Querverbund im Rahmen der körperschaft- und gewerbesteuerlichen Organschaft beinhaltet, entwickelte sich positiv und konnte seinen Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Mio. € auf 4,8 Mio. € steigern. Dabei profitierte der Finanzbereich im Jahr 2008 von um 2,1 Mio. € deutlich gestiegenen Erträgen aus der Aktienbeteiligung der KVVH GmbH an der EnBW AG. Der von der Stadtwerke Karlsruhe GmbH erwirtschaftete Ergebnisbeitrag beläuft sich im Berichtsjahr auf insgesamt 26,6 Mio. €. Dieser Beitrag ergibt sich aus der Gewinnabführung in Höhe von 25,4 Mio. € (Vorjahr 21,8 Mio. €), aus der Organumlage in Höhe von 8,8 Mio. € (Vorjahr 13,1 Mio. €) sowie abzüglich der durch die Holding an die außenstehenden Gesellschafter EnBW Kommunale Beteiligungen GmbH und Thüga AG auszuschüttende Gewinnbeteiligung in Höhe von 7,6 Mio. € (Vorjahr 6,5 Mio. €). Einerseits verbessert sich der Ergebnisbeitrag der Stadtwerke durch eine gestiegene Ergebnisabführung um 3,6 Mio. €. Gegenläufig reduziert sich die Organumlage an die KVVH um 4,3 Mio. €, wobei dieser Rückgang gegenüber dem Vorjahr insbesondere aus einer steuerlichen Entlastung durch die Unternehmensteuerreform 2008 mit einer geringeren Körperschaftsteuer und einer niedrigeren Gewerbesteuer resultiert. Darüber hinaus ergibt sich infolge der gestiegenen Gewinnabführung der Stadtwerke an die KVVH eine um 1,1 Mio. € höhere Ausschüttung durch die KVVH an die außenstehenden Gesellschafter der Stadtwerke. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVVH 32 Die durch die KVVH GmbH zu übernehmenden Verluste der Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH betragen im Geschäftsjahr 2008 22,2 Mio. €. Damit ist im Verkehrsbereich im Vergleich zum Vorjahr, das geprägt war durch einmalige positive Sondereffekte, ein leichter Verlustanstieg um 0,9 Mio. € festzustellen. Der Verlustausgleich durch die KVVH GmbH für die KASIG - Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH beläuft sich in 2008 auf 0,9 Mio. € und liegt damit um 0,6 Mio. € über dem Vorjahreswert. Hierbei schlagen sich insbesondere Marketingausgaben aufgrund durchgeführter Maßnahmen im Rahmen der Bürgerinformation im Vorfeld des Baubeginns belastend im Ergebnis der KASIG nieder. Mit der Eröffnung des Europabads im März 2008 hat die KBG – Karlsruher Bädergesellschaft mbH ihre operative Tätigkeit aufgenommen. Für das Geschäftsjahr 2008 wird ein Verlust in Höhe von 3,5 Mio. € ausgewiesen. Die Stadt Karlsruhe hat durch einen Zuschuss in Höhe von 2,6 Mio. € zur Verlustabdeckung beigetragen. Eine deutliche Ergebnisentlastung ergibt sich im Geschäftsjahr 2008 auch beim Ertragsteueraufwand, der von 7,5 Mio. € in 2007 auf 1,8 Mio. € im abgelaufenen Geschäftsjahr zurückgegangen ist. Der eingetretene Rückgang der abzuführenden Steuer ist insbesondere auf eine Verringerung des steuerlichen Ergebnisses der KVVH GmbH sowie auf die Auswirkungen der Unternehmensteuerreform 2008 zurückzuführen. Der eigenständige Geschäftsbereich Rheinhäfen weist mit einem Ergebnis von 0,1 Mio. € weiterhin ein stabiles Ergebnis auf dem Niveau der Vorjahre aus. Die KVVH GmbH investierte im Berichtsjahr insgesamt 4,8 Mio. € (Vorjahr: 3,3 Mio. €). Die Investitionen wurden dabei ausschließlich vom Geschäftsbereich Rheinhäfen getätigt. Ausblick Für die KVVH GmbH wird nach den Berechnungen des Wirtschaftsplans im Geschäftsjahr 2009 ein deutlicher Rückgang des Ergebnisses erwartet. Es wird Gesamtumschlag Rheinhäfen 1994 - 2008 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 Jahr - i n M io t - 11,4 6,5 6,8 7,0 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVVH 33 dabei von einem Verlust in Höhe von 0,5 Mio. € ausgegangen. Die Ergebnisentwicklung der KVVH GmbH in 2009 wird weiter insbesondere durch deutliche Belastungen aus immer schwieriger werdenden Rahmenbedingungen gerade bei den beiden wichtigsten Tochtergesellschaften Stadtwerke und Verkehrsbetriebe beeinflusst. Diese wirken sich in den wirtschaftlichen Prognosen für das Jahr 2009 beider Unternehmen aus. Bei der Erstellung dieser Ergebnisprognose war der zwischenzeitlich eingetretene konjunkturelle Abschwung in seiner drastischen Auswirkung auf die Weltwirtschaft und damit auch für die Bundesrepublik noch nicht absehbar und daher im Planergebnis noch nicht berücksichtigt. Im Falle einer länger anhaltenden Rezession muss auch bei der KVVH als Dienstleistungsgruppe mit Ergebnisauswirkungen gerechnet werden. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei der Stadt Karlsruhe Rechnungsabgrenzungsposten 233.748.972 € 20.936 € 42.584.280 € 113.832 € 3.706 € 276.471.726 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Gewinnvortrag Jahresgewinn Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 107.371.300 € 18.414.492 € 4.640.631 € 4.900.341 € 135.326.764 € 5.015.169 € 136.129.793 € 0 € 276.471.726 € K a rls ru h e r V e rso rg u n g s -, V e rke h rs - u n d H a fe n G m b H Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVVH 34 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +5.908 +6.592 +6.736 +7.169 +7.155 +7.459 2. Sonstige betriebliche Erträge +824 +54 +446 +2.631 +316 +386 3. Personalaufwand -1.578 -2.227 -2.241 -1.768 -1.900 -2.000 4. Materialaufwand -1.473 -1.494 -1.809 -2.029 -1.860 -2.082 5. Abschreibungen -2.015 -2.156 -2.071 -2.048 -2.447 -2.597 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen -1.000 -882 -806 -1.012 -588 -754 7. Erträge aus Beteiligungen +7 +5 +5 +0 +0 +0 8. Erträge aus anderen Wertpapieren u.a. +3.990 +5.009 +6.483 +8.588 +6.500 +8.600 9. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +2 +13 +16 +2 +12 +12 10. Erträge aus Gewinnabführung +15.573 +16.274 +15.257 +17.775 +16.472 +14.888 11. Aufwendungen aus Verlustübernahme -23.530 -24.030 -21.698 -26.557 -23.533 -26.740 12. Sonstige Zinsen u. ähnliche Aufwendungen -3.082 -5.392 -4.515 -4.681 -4.439 -4.770 13. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -6.374 -8.234 -4.197 -1.930 -4.312 -7.598 14. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +9.216 +11.885 +5.650 +6.972 +6.010 +7.268 15. sonstige Steuern -122 -132 -143 -142 -132 -136 16. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +2.720 +3.519 +1.310 +4.900 +1.566 -466 1) vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 82,4 84,6 83,1 84,5 2. Umlaufintensität (in %) 17,6 15,4 16,9 15,5 3. Investitionen (in Mio. €) 20,7 6,5 3,3 4,8 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 45,9 47,6 46,9 48,9 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 55,7 56,2 56,5 57,9 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 46,0 + 53,4 + 19,5 + 68,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 2,2 + 2,7 + 1,0 + 3,6 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 2,1 + 3,3 + 2,1 + 3,5 4. Kostendeckung (in %) 85,8 82,2 85,7 85,2 5. Cash Flow (in Mio. €) a) vor Ertragsteuern + 9,6 + 5,2 + 12,4 + 7,8 b) nach Ertragsteuern + 5,5 + 2,7 + 4,9 + 6,0 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 4,8 6,1 6,7 4,6 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 60.702 76.804 74.698 58.944 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVVH 35 Nachrichtlich: KVVH – Konzernabschluss 2008 Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Sonstige Wertpapiere Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei der Stadt Karlsruhe Rechnungsabgrenzungsposten 641.327.132 € 24.573.974 € 130.270.857 € 15.338.700 € 19.237.182 € 240.543 € ____________ 830.988.388 € A. B. C. D. E. F. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Konzernbilanzgewinn Ausgleichsposten f. Anteile anderer Gesellschafter Sonderposten Zuschüsse von Dritten Empfangene Ertragszuschüsse Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenz.Posten 107.371.300 € 173.298.544 € 15.273.095 € 49.954.269 € 345.897.208 € 318.603 € 24.448.257 € 148.802.987 € 307.893.730 € 3.627.603 € 830.988.388 € Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 2008/91) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +518.745 +558.090 +628.781 +1.129.915 2. Bestandsveränderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen -109 +40 +713 +333 3. Andere aktivierte Eigenleistungen +5.029 +6.543 +7.010 +6.867 4. Sonstige betriebliche Erträge +27.109 +28.892 +20.749 +31.314 5. Personalaufwand -117.574 -128.827 -117.392 -123.643 6. Materialaufwand -330.128 -362.808 -427.753 -935.180 7. Abschreibungen -40.672 -42.452 -43.649 -42.630 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen -44.042 -41.854 -47.989 -50.971 9. Erträge aus Beteiligungen +690 +846 +915 +909 10. Erträge aus anderen Wertpapieren u.a. +5.422 +5.517 +6.675 +8.599 11. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +2.467 +1.629 +1.909 +1.646 12. Sonstige Zinsen u. ähnl. Aufwendungen -9.299 -9.177 -8.856 -9.965 13. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +17.638 +16.439 +21.113 +17.194 14. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -6.441 -4.533 -9.774 -3.240 15. Sonstige Steuern -521 -530 -522 -517 16. Konzernergebnis +10.676 +11.376 +10.817 +13.437 17. Anteile anderer Gesellschafter -6.922 -6.973 -6.537 -7.616 18. Konzernüberschuss / -fehlbetrag (+/-) +3.754 +4.403 +4.280 +5.821 19. Konzerngewinnvortrag / -verlustvortrag -2.985 +769 +5.172 +9.452 20. Entnahme aus Kapitalrücklage +0 +0 +0 +0 21. Ausschüttung der KVVH +0 +0 +0 +0 22. Konzerngewinn / -verlust (+ / -) +769 +5.172 +9.452 +15.273 1) Planzahlen 2008 und 2009 liegen nicht vor Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KBG 36 2. KBG – Karlsruher Bädergesellschaft mbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Hermann-Veit-Str. 7 Telefon: 0721 / 133-5200 info@baeder.karlsruhe.de 76135 Karlsruhe Telefax: 0721 / 133-5248 Gründung: Unternehmensgegenstand: 17.04.2002 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Johannes Schmitz (bis 28.02.2009) KVVH GmbH 100% = 3,2 Mio. € Nachrichtlich: Faris Abbas (ab 01.03.2009) Aufsichtsrat: EBM Siegfried König StR Barbara Kofler (Vorsitz / bis 31.05.2008) StR Marianne Krug 13 Mitglieder EBM Harald Denecken StR Thomas Müllerschön (Vorsitz / ab 01.06.2008) (bis 29.02.2008) GF Harald Rosemann StR Ute Müllerschön (stellv. Vorsitz) (ab 01.03.2008) StR Heike Backes StR Dr. Dorothea Polle-Holl StR Manfred Bilger StR Anne Segor (bis 31.05.2008) StR Michael Borner (ab 01.06.2008) StR Christiane Staab StR Elke Ernemann StR Reiner Weinbrecht StR Detlef Hofmann (ab 01.02.2008) StR Wolfram Jäger (bis 31.01.2008) Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag mit der KVVH GmbH. Gegenstand der Gesellschaft ist die Planung, die Errichtung und der Betrieb von Hallen- und Freibädern, insbesondere in Karlsruhe (GV vom 25.07.2005). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - - - 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 1) 7 7 9 11 1) Aufwandsentschädigungen Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KBG 37 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 2005 2006 2007 2008 Beschäftigte 4) - - - 19 Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft - - - 19 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten und Beamten Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Das Europabad hat am 15. März 2008 den Betrieb aufgenommen. Die erwarteten Besucherzahlen (Osterferien) konnten im weiteren Verlauf nicht erreicht werden. Mehrere Provisorien und vor allen Dingen die größtenteils auf noch nicht entfernte Epoxydharz-Flecken zurückzuführenden Verschmutzungen sorgten zu Beginn für eine kritische Berichterstattung. Dringend erforderliche Nachbesserungen, insbesondere auch die Beseitigung unfallträchtiger Schwerpunkte bei den Rutschen und im Wildwasserfluss, machten eine 10-tägige Schließung des Bades im Juli erforderlich. Die Mängelbeseitigungen sowie die durchgeführten Ferienpreis-Aktionen führten im August 2008 zu einem deutlichen Besucheranstieg. Außerhalb der Ferienzeiten konnte sich das Europabad trotz günstiger Preisaktionen - insbesondere an Wochentagen - noch nicht in der erhofften Form behaupten. Das Nichterreichen des geplanten Besucherschnittes, geringere Benutzungsentgelte aus dem Bäderbetrieb, gestiegene Aufwendungen für die Vermarktung des Bades sowie höhere Zinsaufwendungen und Abschreibungen verursacht durch höhere Baukosten haben einen Fehlbetrag von 3,481 Mio. € für das Wirtschaftsjahr 2008 zur Folge. Der Fehlbetrag wurde durch einen Zuschuss der Stadt Karlsruhe i. H. v. 2,6 Mio. € und restlich der KVVH GmbH beglichen, die hierfür Steuervorteile aus dem bestehenden Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag einsetzte. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KBG 38 Ausblick Die Gesellschaft wird durch geeignete Marketingmaßnahmen sowie ein attraktives Tarifkonzept alles daran setzen, die im Geschäftsjahr 2008 erreichten Besucherzahlen zu steigern, um zukünftig eine deutliche Ergebnisverbesserung zu erzielen. Dabei strebt die Gesellschaft an, durch eine hohe Kundenzufriedenheit auch ein Stammpublikum zu bilden. Kennzahlen hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung des Europabades können erst dann gebildet werden, wenn adäquate Vorjahres-Vergleichszahlen vorliegen. Potenziale für zusätzliche Attraktionen im Europabad sind noch vorhanden. Diese sollen unter Beobachtung der weiteren Entwicklungen auf dem Bädermarkt im Rahmen der bestehenden finanziellen Möglichkeiten zu einem späteren Zeitpunkt realisiert werden. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 34.129.171 € 22.764 € 3.858.941 € 74.703 € 51.500 € 38.137.079 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklagen Jahresüberschuss /-fehlbetrag Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 3.200.000 € 250.000 € 0 € 3.450.000 € 1.011.136 € 33.605.683 € 70.260 € 38.137.079 € Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +0 +0 +0 +1.772 +4.080 +3.090 2. Sonstige betriebliche Erträge +7 +0 +9 +156 +80 +3.018 3. Materialaufwand -91 -133 -222 -1.674 -1.404 -1.520 4. Personalaufwand +0 +0 +0 -560 -1.225 -1.500 5. Abschreibungen +0 +0 +0 -1.264 -870 -1.500 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen -28 -31 -137 -891 -890 -569 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +23 +77 +217 +4 +127 +6 8. Zinsen u. ähnliche Aufwendungen -10 -10 -3 -1.024 -131 -1.325 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -99 -97 -136 -3.481 -233 -300 10. Erträge aus Verlustübernahme 2) +99 +97 +136 +3.481 +233 +300 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 12. Sonstige Steuern +0 +0 +0 +0 +0 +0 13. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 1) vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2) Verlustausgleich erfolgt durch KVVH GmbH Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KBG 39 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 32,5 69,2 95,9 89,5 2. Umlaufintensität (in %) 67,5 30,5 3,9 10,4 3. Investitionen (in T€) 891 8.075 15.369 9.381 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 85,9 25,5 13,4 9,0 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 264,5 36,8 13,9 10,1 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - - - - 196,5 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 2,9 - 2,8 - 4,0 - 100,9 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 2,2 - 0,6 - 0,5 - 6,4 4. Kostendeckung (in %) - - - 32,7 5. Cash Flow (in T€) - 99 - 97 - 136 - 2.217 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - - - 10,4 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - - - 29.484 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KASIG 40 3. KASIG – Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Kriegsstr. 100 Telefon: 0721 / 133-5591 kasig.com@kasig.karlsruhe.de 76133 Karlsruhe Telefax: 0721 / 133-5599 www.kasig.info Gründung: Unternehmensgegenstand: 25.07.2003 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dr. Walter Casazza KVVH GmbH 100% = 5,5 Mio. € Aufsichtsrat: 16 Mitglieder EBM Siegfried König StR Angela Geiger (Vorsitz / bis 31.05.2008) StR Wolfram Jäger (bis 30.09.2008) BM Margret Mergen StR Bettina Lisbach (Vorsitz / ab 01.06.2008) StR Gabriele Luczak-Schwarz GF Harald Rosemann (stellv. Vors.) StR Michael Obert (bis 30.09.2008) StR Doris Baitinger Gerhard Sambas StR Manfred Bilger StR Bernhard Weick Altstadtrat Harry Block StR Rainer Weinbrecht StR Andreas Erlecke (ab 01.10.2008) StR Tim Wirth StR Dr. Eberhard Fischer StR Michael Zeh StR Rita Fromm (ab 01.10.2008) Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag mit der KVVH. Planung, Errichtung und Betrieb der insbesondere für die Entlastung der Kaiserstraße notwendigen Verkehrsinfrastruktureinrichtungen (GV vom 02.06.2005). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 3) 10 9 11 12 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KASIG 41 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) - - - - Angestellte 4) 2 2 2 2 Beamte 4) 1 1 1 1 Gesamtbelegschaft 3 3 3 3 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt Karlsruhe und AVG abgeordneten Beschäftigen Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Gesellschaft schließt das Geschäftsjahr 2008 mit einem Jahresfehlbetrag in Höhe von 878 T€ (Vorjahr: - 298 T€) ab, der im Rahmen des bestehenden Organschaftsvertrages von der KVVH – Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH ausgeglichen wird. Der Jahresfehlbetrag lag deutlich unter dem geplanten Ansatz von 1.100 T€. Der Bebauungsplan für das Teilprojekt Kriegsstraße wurde im März 2008 vom Gemeinderat der Stadt Karlsruhe beschlossen. Der Planfeststellungsbeschluss für das Teilprojekt Stadtbahntunnel Kaiserstraße wurde am 17. Dezember 2008 gefasst. Die Zusage der Bundesregierung im Dezember 2008, die notwendigen Fördermittel bereitzustellen sowie der Abschluss der Finanzierungsvereinbarung mit dem Land Baden-Württemberg waren weitere wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Realisierung des Vorhabens. Die KASIG selbst setzte 2008 die Planungsarbeiten weiter fort, ebenso wurden weitere personelle und organisatorische Maßnahmen eingeleitet und durchgeführt sowie die Vorbereitung für die Ausschreibungen intensiviert. Außerdem wurde 2008 gemeinsam mit der Werbeagentur Hinkel & Junghans ein Marketingkonzept entwickelt mittels dem die Bevölkerung über Stand der Arbeiten, weiteren Ablauf und bevorstehende Schritte auf dem Laufenden gehalten werden soll. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KASIG 42 Aufgrund der seit 2004 insbesondere im Baubereich gestiegenen Preise nahm die KASIG eine Neuberechnung vor. Danach werden die Kosten mit 588 Mio. € veranschlagt, das sind 92 Mio. € mehr als ursprünglich kalkuliert. Der Eigenanteil der Gesellschaft beträgt nach der neuen Planung etwa 170 Mio. €, die restlichen Kosten werden von Bund und Land bestritten. Ausblick Die KASIG beabsichtigt derzeit, die Ausschreibungsunterlagen 2009 zu veröffentlichen. Die Auftragsvergabe könnte dann Ende 2009 erfolgen, so dass mit dem Bau im Januar 2010 begonnen werden könnte. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 9.860.241 € 0 € 1.054.281 € 101 € 0 € 10.914.623 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Jahresüberschuss Rückstellungen Verbindlichkeiten 5.500.000 € 0 € 5.500.000 € 414.010 € 5.000.613 € 10.914.623 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KASIG 43 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20081) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +0 +0 +0 +0 +0 +0 2. Andere aktivierte Eigenleistungen +3 +3 +3 +3 +277 +3 3. Sonstige betriebliche Erträge +1 +8 +2 +11 +0 +12 4. Materialaufwand -74 -78 -175 -254 -211 -281 5. Personalaufwand -6 -6 -6 -6 -436 -6 6. Abschreibungen -6 -6 -6 -17 -10 -72 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen -103 -73 -83 -523 -614 -762 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +9 +10 +3 +6 +5 +26 9. Zinsen u. ähnliche Aufwendungen -19 -13 -36 -98 -111 -420 10. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -195 -155 -298 -878 -1.100 -1.500 11. Erträge aus Verlustübernahme 2) +195 +155 +298 +878 +1.100 +1.500 12. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 13. Sonstige Steuern +0 +0 +0 +0 +0 +0 14. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 1) vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan" (d.h. nicht fortgeschrieben) 2) Verlustausgleich erfolgt durch KVVH GmbH 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 91,6 96,9 95,1 90,3 2. Umlaufintensität (in %) 8,4 3,1 4,9 9,7 3. Investitionen (in T€) 2.331 658 531 3.275 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 92,8 87,7 79,2 50,4 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 101,4 90,5 83,3 55,8 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - - - - 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 3,5 - 2,8 - 5,4 - 16,0 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 3,0 - 2,3 - 3,8 - 7,2 4. Kostendeckung (in %) - - - - 5. Cash Flow (in T€) - 189 - 149 - 292 - 861 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - - - - 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - - - - Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK 44 4. Stadtwerke Karlsruhe GmbH (SWK) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Daxlander Str. 72 Telefon: 0721 / 599-0 Postbox@stadtwerke-karlsruhe 76185 Karlsruhe Telefax: 0721 / 590-896 www.stadtwerke-karlsruhe.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 01.07.1997 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dipl. rer. pol. Harald Rosemann KVVH GmbH 70% = 81.749.850 € (Sprecher) EnBW Kommunale Dr. Ing. Karl Roth Beteiligungen GmbH 20% = 23.357.100 € Dr. rer. nat. Thomas Unnerstall Thüga AG 10% = 11.678.550 € 100% = 116.785.500 € Aufsichtsrat: EB Siegried König StR Thomas Müllerschön (Vorsitz / bis 31.05.2008) (bis 29.02.2008) BM Margret Mergen StR Natascha Roth (Vorsitz / ab 01.06.2008) StR Andreas Ruthardt Dr. Wolfgang Bruder (stellv. Vors.) Stefan Thiele StR Dr. Eberhard Fischer Dr. Herbert Rüben (bis 07.05.2008) StR Wolfram Jäger (bis 30.09.2008) Ulrich Erkens (ab 08.05.2008) StR Gabriele Luczak-Schwarz Leonhard Bauer (ab 01.10.2008) Dirk Gümpel StR Jürgen Marin (ab 01.03.2008) Peter Holstein StR Dr. Thomas Müller Gerhard Sambas Hugo Unser Beteiligungen (mind. 25%): Anteile am Stammkapital: Stadtwerke Karlsruhe Netze GmbH 100% = 100.000,00 € SWK - Regenerativ-Verwaltungs- GmbH 100% = 25.600,00 € KES - Karlsruher Energieservice GmbH 50% = 50.000,00 € TelemaxX Telekommunikation GmbH 42% = 840.900,00 € PS Project Systems GmbH & Co. KG Projekt Karlsruhe-West 40% = 27.507,50 € Wichtige Verträge: Erdgasvertrag mit der Ruhrgas AG vom 26.02./01.03.1971 Fernwärmelieferungsvertrag mit Badenwerk AG (jetzt EnBW Kraftwerke AG) mit Laufzeit 30.09.2010. Miteigentumsvertrag RDK 4S mit Badenwerk/EnBW Kraftwerke AG und der KMS Kraftwerke Grundbesitzmanagement- u. service GmbH vom 16.07.1997 u. Betriebsführungsvertrag RDK 4S mit Badenwerk AG (EnBW Kraftwerke AG) vom 16.06.1997. Konzessionsvertrag mit der Stadt Karlsruhe vom 30.10.1997 einschließl. Nachtrag v. 06.09.1999. Organschaftsvertrag mit der Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH (KVVH) als Organträgerin vom 14.12.2000. 15 Mitglieder, davon 10 Vertreter der Anteilseigner und 5 Vertreter der Arbeitnehmer Sichere, wirtschaftliche und umweltschonende Versorgung der Bevölkerung und der Wirtschaft mit Energie, Trinkwasser, Tele- kommunikationsdienstleistungen und die Durchführung der Straßenbeleuchtung - letztere nach Maßgabe eines Beleuchtungs- vertrages mit der Stadt Karlsruhe - im Versorgungsgebiet, insbesondere dem der Stadt Karlsruhe (GV vom 27.10.04). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK 45 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 482 521 1) 560 1) 608 1) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 2) 21 21 22 22 1) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 2) Aufwandsentschädigungen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Leistungszahlen SWK 2005 - 2008 2005 2006 2007 2008 1. Stromversorgung (Verkauf in MWh) - Tarifkunden 636.349 632.924 608.168 605.448 - Sondervertragskunden 963.253 1.001.328 911.267 883.348 Zusammen (nutzbare Abgabe) 1.599.602 1.634.252 1.519.435 1.488.796 2. Regenerative Energien (Verkauf in MWh) 13.940 13.676 13.740 14.584 3. Erdgasversorgung (Verkauf in MWh) - Tarifkunden 729.130 606.507 502.759 476.474 - Sondervertragskunden 4.515.270 3.336.983 4.774.678 4.658.923 Zusammen (nutzbare Abgabe) 5.244.400 3.943.490 5.277.437 5.135.397 4. Wasserversorgung (Verkauf in Mio m3) 23,0 22,8 22,3 22,3 5. Fernwärmeversorgung (Verkauf in MWh) 660.163 636.249 587.812 618.994 6. Erwirtschaftete Konzessionsabgabe(in T€) - Strom 11.648 11.949 12.065 12.320 - Erdgas 3.026 2.391 2.003 2.183 - Wasser 4.105 4.092 4.015 4.219 - Fernwärme 2.291 2.408 2.498 3.085 Zusammen 21.070 20.840 20.581 21.807 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK 46 Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) 479 478 474 471 Angestellte 4) 665 674 660 661 Beamte 4) 4 4 4 4 Gesamtbelegschaft 1.148 1.156 1.138 1.136 Auszubildende 89 96 94 99 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Ergebnisentwicklung: Die Stadtwerke Karlsruhe GmbH können für das abgelaufene Geschäftsjahr 2008 einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 35,6 Mio. € ausweisen. In diesem Ergebnis ist bereits der Verlustausgleich im Rahmen des Gewinnabführungsvertrages mit der Stadtwerke Karlsruhe Netze GmbH in Höhe von 4,2 Mio. € berücksichtigt. Gegenüber dem vergleichbaren Vorjahresergebnis (37,2 Mio. €) bedeutet dies einen Ergebnisrückgang um 1,6 Mio. €, der wie folgt begründet ist: Das Spartenergebnis Strom verschlechtert sich um 6,4 Mio. €. Dieser Rückgang ist im Wesentlichen auf die Bildung einer das Ergebnis belastenden Rückstellung für die Mehrerlösabschöpfung zurückzuführen, die den Zeitraum November 2005 bis September 2006 betrifft. Hierbei müssen die, nach Auffassung der Bundesnetzagentur (BNA) im oben genanntem Zeitraum erzielten „Mehrerlöse“, die sich als Differenz der im genannten Zeitraum verrechneten Netzentgelte gegenüber den nachträglich genehmigten Netzentgelten beim Strom ergeben, laut BNA- Forderung in der ersten Phase der Anreizregulierung (2010 – 2013) zusätzlich Erlös mindernd berücksichtigt werden. Hinzu kommt, dass die im Jahresverlauf durchgeführten Preismaßnahmen sowohl im Tarif- als auch im Sondervertragskundenbereich nicht ausreichten, die eingetretenen erheblichen Beschaffungskostensteigerungen vollständig zu kompensieren. Die Sparte Erdgas konnte eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr um 3,0 Mio. € erreichen. Kennzeichnend für das abgelaufene Geschäftsjahr waren wiederum zu milde Temperaturen in den Heizperioden gegenüber einem Jahr mit normalem Temperaturverlauf, weshalb sich die Erdgasverkaufsmenge im Tarif- und Heizgasbereich im Berichtsjahr zwar gegenüber dem Vorjahr erhöhte, aber dennoch auf relativ niedrigem Niveau bewegte. Diese Belastungen konnten jedoch durch eine per saldo mögliche Rückstellungsauflösung im Ergebnis der Erdgasversorgung kompensiert werden. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK 47 Außerdem wirkte sich eine Erstattung aus zu viel bezahlter Erdgassteuer des Vorjahres durch das Hauptzollamt positiv im Ergebnis aus. Ein weiterer positiver Effekt für das Erdgasergebnis ergab sich aus der ergebniswirksamen Vereinnahmung eines Zuschusses für Netzausbaumaßnahmen. Das Ergebnis der Trinkwasserversorgung verbesserte sich um 1,4 Mio. €, wobei sich im Wesentlichen die vorgenommene Wasserpreismaßnahme zum 01.01.2008 positiv niederschlug. Die Fernwärmeversorgung konnte leicht um 0,5 Mio. € zulegen. Zum Ausgleich der gestiegenen Fernwärmebereitstellungskosten waren die durchgeführten Fernwärme- tarifpreismaßnahmen unerlässlich. Unter Berücksichtigung der Ertragsteuer, die sich im Berichtsjahr auf insgesamt 10,2 Mio. € (Vorjahr 15,4 Mio. €) beläuft, ergibt sich ein auszuweisender Jahresgewinn in Höhe von 25,4 Mio. €, was einem Anstieg um 3,6 Mio. € im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Positiv wirkte sich hierbei die zum 1. Januar 2008 in Kraft getretene Unternehmenssteuerreform 2008 aus, die zu einem deutlich rückläufigen Körperschaft- und Gewerbeertragsteueraufwand führte. Die Gesamtinvestitionen beliefen sich im Geschäftsjahr 2008 auf 40,7 Mio. €. Davon betrafen 39,2 Mio. € die Sachanlagen, 0,8 Mio. € die immateriellen Vermögensgegenstände und 0,7 Mio. € die Finanzanlagen. Im Gemeinsamen Bereich gingen die Investitionen von 10,3 Mio. € im Jahre 2007 auf 8,8 Mio. € zurück. Weiter forciert wurde mit der Fortführung des Photovoltaik- Projektes PV-Mega (Solarpark II) der Ausbau der regenerativen Energiequellen. Hierfür wurden Mittel in Höhe von 1,6 Mio. € investiert, welche jedoch über den Verkauf von Anteilen an Investoren und die zu diesem Zweck gegründete Projektgesellschaft wieder zurückfließen. In der Sparte Stromversorgung investierten die Stadtwerke 6,1 Mio. € (2007: 10,3 Mio. €). Davon flossen 2,5 Mio. € in den Ausbau und die Erneuerung des Kabelnetzes. Die Investitionstätigkeit im Bereich der Erdgasversorgung ist von 6,4 Mio. € in 2007 auf 6,8 Mio. € in 2008 angestiegen. Mit einem Betrag von 5,1 Mio. € floss hier der weitaus größte Teil in den Ausbau und die Erneuerung des Leitungsnetzes. Weitere 0,7 Mio. € wurden in die Herstellung neuer Gashauszuführungen investiert. Leicht rückläufig entwickelten sich die Investitionen in der Sparte Wasserversorgung, die mit 8,4 Mio. € um 1,1 Mio. € unter dem Vorjahresniveau lagen. Mit 6,6 Mio. € ging auch hier der größte Anteil in den Ausbau und die Erneuerung des Wasserrohrnetzes um - wie in den anderen Sparten auch - eine Überalterung der Netze zu verhindern und weiterhin eine Versorgungssicherheit auf hohem Niveau zu gewährleisten. In die Fernwärmeversorgung wurden im Berichtsjahr 7,9 Mio. € investiert (Vorjahr 4,2 Mio. €). Davon wurden allein 6,0 Mio. € für die Wärmeauskopplung bei der Mineralölraffinerie Oberrhein (MiRO) eingesetzt. Diese betreffen die Auskopplungsanlagen (Wärmeüberträger etc.) und die Fernwärmeverbindungs- leitung von der MiRO zur Heizzentrale des Heizkraftwerkes West der Stadtwerke Karlsruhe. Diese innovative Wärmegewinnung mit einer Wärmeauskopplung von über 40 MW soll im Jahr 2011 in Betrieb gehen und kommt durch die Verdrängung fossiler Brennstoffe bei der Wärmeerzeugung direkt dem Klimaschutz und der Luftqualität in Karlsruhe zugute. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK 48 Die Investitionstätigkeit im Bereich der sonstigen Geschäftsfelder bewegte sich mit 2,0 Mio. € in 2008 gegenüber 1,9 Mio. € im Vorjahreszeitraum auf konstantem Niveau. Der Investitionsschwerpunkt betraf mit 1,4 Mio. € auch in diesem Abrechnungszeitraum wieder die Kabelnetze. Konzessionsabgabe: Die Konzessionsabgabe ist das wichtigste finanzielle Bindeglied zwischen der Stadt Karlsruhe und der Stadtwerke Karlsruhe GmbH. Die Entwicklung der Jahre 1994 bis 2008 ergibt sich aus der nachfolgenden Abbildung: Ausblick Die Stadtwerke erwarten gemäß dem Wirtschaftsplan 2009 einen Jahresgewinn nach Steuern in Höhe von 21,3 Mio. € und liegen damit um 4,1 Mio. € unter dem Vorjahresergebnis. Die an die Stadt Karlsruhe abzuführende Konzessionsabgabe liegt gemäß Wirtschaftsplan mit 22,6 Mio. € um 0,8 Mio. € über dem Vorjahresniveau. Aufgrund der konjunkturellen Abkühlung der Weltwirtschaft sinkt die Nachfrage auf den Rohstoffmärkten. Auf den für die Stadtwerke maßgeblichen Energiemärkten werden sich die Bezugspreise für Erdgas und Fernwärme im Vergleich zu den Vorjahren voraussichtlich senken. Eine genaue Prognose der Rohstoffmärkte ist allerdings unter der aktuell gegebenen Unsicherheit nicht möglich. Die Stadtwerke erwarten vor dem Hintergrund der aktuellen konjunkturellen Lage deshalb nicht, dass die Rekordstände auf den Rohstoffmärkten aus dem Jahr 2008 kurzfristig wieder erreicht werden. Bei der Sparte Strom rechnen die Stadtwerke im Jahr 2009 insgesamt mit einem leichten Mengenrückgang im Stromabsatz. Während im Bereich der Tarifkunden von leicht steigenden Absatzmengen ausgegangen wird, wird im Segment der Sondervertragskunden ein Rückgang prognostiziert. Dabei sind sowohl wettbewerbsbedingte Kundenabwanderungen als auch tendenzielle konjunkturelle Absatzverluste berücksichtigt. Entwicklung Konzessionsabgabe 1994 - 2008 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 Jahr - i n M io € Strom Erdgas Wasser Wärme 28,5 20,6 21,8 18,4 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK 49 In der Sparte Erdgas erwarten die Stadtwerke im Wirtschaftsplan 2009 einen Absatzanstieg bei den Tarif- und Heizgasmengen (ohne Berücksichtigung von Kraftwerksmengen). Die Ansätze des Wirtschaftsplanes 2009 wurden durch die zwei extrem kalten Wintermonate Januar und Februar des laufenden Geschäftsjahres gestützt. Bei den übrigen Sondervertragskunden hingegen rechnen die Stadtwerke mit einem Absatzrückgang aufgrund des stärker werdenden Wettbewerbs und der aktuellen konjunkturellen Entwicklung. Die Stadtwerke beabsichtigen, im Rahmen des Wirtschaftsplanes 2009 Investitionen in Höhe von 61,2 Mio. € (2008: 40,7 Mio. €) in Sachanlagen und immaterielle Vermögensgegenstände zu tätigen. Die Investitionsschwerpunkte liegen dabei wie schon im Vorjahr im Ausbau und der Erneuerung der Netzinfrastruktur. Des Weiteren sind erhebliche Mittel für die zukünftige Absicherung der Fernwärmeversorgung in Karlsruhe eingestellt. Ein Großteil davon betrifft das Vorhaben „Nutzung industrieller Abwärme durch die Stadtwerke zur Wärmeversorgung der Stadt Karlsruhe“. Für den Bau einer hierfür notwendigen etwa fünf Kilometer langen Fernwärmetransportleitung zwischen dem MiRO- Raffineriegelände und dem Einspeisepunkt in das Stadtnetz im Heizkraftwerk West sind für 2009 weitere Investitionen vorgesehen. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Wertpapiere Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei der Stadt Rechnungsabgrenzungsposten 263.110.855 € 4.108.366 € 112.032.626 € 15.338.700 € 18.630.849 € 166.313 € 413.387.709 € A. B. C. D. E. F. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Gewinnvortrag Jahresüberschuss Sonderposten Empfangene Ertragszuschüsse Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenz.Posten 116.785.500 € 48.923.996 € 624 € 0 € 165.710.120 € 318.603 € 19.946.734 € 85.546.257 € 141.745.995 € 120.000 € 413.387.709 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK 50 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“, eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +442.383 +479.292 +592.267 +1.092.760 +666.359 +1.341.061 2. Bestandsveränderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen +0 +0 +557 -33 +0 +0 3. Andere aktivierte Eigenleistungen +4.354 +5.280 +6.133 +5.343 +5.210 +7.000 4. Sonstige betriebliche Erträge +18.081 +17.445 +23.052 +33.470 +20.541 +21.864 5. Personalaufwand -65.275 -68.834 -63.552 -67.946 -62.489 -66.219 6. Materialaufwand -300.180 -334.895 -456.643 -960.420 -531.658 -1.202.777 7. Abschreibungen -26.320 -25.056 -26.809 -25.802 -27.080 -27.221 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen -35.133 -33.035 -36.698 -37.694 -35.626 -39.250 9. Erträge aus Beteiligungen +198 +154 +139 +186 +139 +167 10. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +2.825 +1.861 +1.872 +1.682 +2.284 +2.191 11. Sonstige Zinsen und ähnl. Aufwendungen -2.714 -2.234 -1.458 -1.405 -1.746 -2.178 12. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +38.219 +39.978 +38.860 +40.141 +35.934 +34.638 13. Ergebnis aus Verlustübern. Netzgesellschaft -1.334 -4.234 -4 -2.115 14. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -15.657 -16.417 -15.424 -10.213 -12.063 -10.927 15. Sonstige Steuern -315 -312 -307 -302 -330 -328 16. Ergebnis vor Gewinnabführung +22.247 +23.249 +21.795 +25.392 +23.537 +21.268 17. Abgeführte Gewinne aufgrund Gewinnabführungsvertrag -22.247 -23.249 -21.795 -25.392 -23.537 -21.268 18. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 59,6 63,7 59,2 61,8 2. Umlaufintensität (in %) 40,4 36,3 40,8 38,2 3. Investitionen (in Mio. €) 29,2 36,2 42,7 40,7 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 46,2 48,2 42,6 42,1 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 77,6 75,6 71,9 68,1 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 5,0 + 4,9 + 3,7 + 2,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 13,4 + 14,0 + 13,2 + 15,3 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 6,4 + 6,9 + 5,6 + 6,5 4. Kostendeckung (in %) 102,9 103,2 101,2 99,9 5. Cash Flow (in Mio. €) a) vor Ertragsteuern + 77,9 + 87,6 + 56,5 + 73,8 b) nach Ertragsteuern + 62,2 + 71,2 + 41,1 + 63,6 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 15,2 14,8 10,9 6,2 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 56.860 59.545 55.846 59.812 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK Netze 51 5. Stadtwerke Karlsruhe Netze GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Stadtwerke Karlsruhe Netze Telefon: 0721 / 599-0 netze@stadtwerke-karlsruhe.de GmbH, Daxlander Str. 72, Telefax: 0721 / 599-4109 76185 Karlsruhe Gründung: Unternehmensgegenstand: 30.01.2007 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dipl.-Ing. Werner Wenz Stadtwerke Karlsruhe GmbH 100% = 100.000,00 € Aufsichtsrat: In der Gesellschaft ist kein Aufsichtsrat vorgesehen. Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Gewinnabführungsvertrag mit der Stadtwerke Karlsruhe GmbH vom 15.12.2006 Netzbetreiber gemäß dem Gesetz über die Elektrizitäts- und Gasversorgung (Energiewirtschaftsgesetz - EnWG), insbesondere der Betrieb, die Unterhaltung und der Ausbau des Elektrizitäts- und des Gasversorgungsnetzes der Stadtwerke Karlsruhe GmbH sowie die Erfüllung von Verteilungsaufgaben. Eingeschlossen ist die Wahrnehmung aller dazugehörigen Aufgaben und Dienstleistungen (GV vom 15.12.2006). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 20051) 20061) 20071) 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - 2) 2) 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 3) - - - - 1) Gesellschaft entstand in 2007 (Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 30.01.2007) 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK Netze 52 Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) Leistungszahlen SWK 2005 - 2008 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Stadtwerke Karlsruhe Netze GmbH weist für das Geschäftsjahr 2008 einen Verlust in Höhe von 4,2 Mio. € aus. Gegenüber dem Vorjahresergebnis (- 1,3 Mio. €) ist damit eine Verschlechterung um 2,9 Mio. € zu verzeichnen. Ausschlaggebend für die eingetretene Ergebnisverschlechterung ist die Entwicklung der Einnahmen aus Netznutzungsentgelten. Diese fielen im Berichtsjahr mit insgesamt 85,7 Mio. € um 4,4 Mio. € geringer aus als im Vorjahreszeitraum. Dieser Rückgang ist teilweise mengenbedingt, da insbesondere bei den Erdgasmengen infolge des wiederum zu milden Witterungsverlaufes Absatzmengenausfälle zu verzeichnen waren. Der bedeutendste Einfluss auf die Netznutzungsentgelte resultiert allerdings aus den zum 1. Januar 2008 wirksam gewordenen Kürzungen der Netzentgelte durch die BNA und die Landesregulierungsbehörde. Zusätzliche Belastungen ergaben sich in der Netzgesellschaft bei der Beschaffung der Stromverlustenergie. Da die tatsächlichen Verlustenergiekosten über die von der BNA genehmigten Entgelte nicht abgedeckt werden können, schlägt sich die Erhöhung deutlich negativ im Ergebnis nieder. 2005 4) 2006 4) 2007 4) 2008 Arbeiter 5) - - - - Angestellte 5) - - 6 6 Beamte 5) - - - - Gesamtbelegschaft - - 6 6 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche MA´s 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) Gesellschaft hat zum 01.01.2007 ihre operative Tätigkeit aufgenommen 5) einschließlich der von der Stadt bzw. Muttergesellschaft abgeordneten Beschäftigten 20051) 20061) 2007 2008 1. Netznutzung durch SWK-Vertrieb (in MWh) - - 1.487.069 1.447.870 2. Netznutzung durch Dritte (in MWh) - - 662.809 758.477 1) Gesellschaft hat zum 01.01.2007 ihre operative Tätigkeit aufgenommen. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK Netze 53 Ausblick Die Netzgesellschaft wird auch im Jahr 2009 alle notwendigen Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen zur Gewährleistung eines jederzeit sicheren Netzbetriebs im Strom- und Erdgasbereich planerisch bearbeiten und deren Ausführung durch die Baubereiche der Stadtwerke Karlsruhe GmbH veranlassen. Die wirtschaftlichen Hauptrisiken der Gesellschaft liegen in den Vorgaben und Beschlüssen der Regulierungsbehörden des Bundes und der Länder. Hier ist insbesondere die Umsetzung der Anreizregulierung im Geschäftsjahr 2009 zu nennen. Obwohl die Stadtwerke Karlsruhe Netze individuelle strukturelle Besonderheiten in ihrem Netzgebiet mit technischen betriebswirtschaftlichen Zahlen belegen konnte, wurden diese bei der Genehmigung der Erlösobergrenzen nicht anerkannt. Auch die für das Geschäftsjahr 2008 und 2009 stark gestiegenen Verlustenergiekosten wurden von der Bundesnetzagentur nicht anerkannt. Das aus Kosteneinsparungsgründen bei der Stadtwerke Karlsruhe Netze GmbH umgesetzte Modell der schlanken Netzgesellschaft wird von der Bundesnetzagentur weiterhin angegriffen, obwohl es sich seit mehr als zwei Jahren bewährt und zu keinen Beanstandungen durch Kunden oder Händler geführt hat. Es ist nicht nachvollziehbar, dass hier einerseits eine kostensteigernde organisatorische Aufblähung behördlich verordnet werden soll, die tatsächlichen Kostensteigerungen andererseits aber im Rahmen der Anreizregulierung nicht anerkannt werden. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 0 € 24.868.405 € 112.275 € 19.025 € 24.999.705 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Jahresüberschuss Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenz.Posten 100.000 € 0 € 0 € 100.000 € 7.747.636 € 11.413.263 € 5.738.806 € 24.999.705 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 SWK Netze 54 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) - - 0,0 0,0 2. Umlaufintensität (in %) - - 100,0 99,9 3. Investitionen (in T€) - - 0 0 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) - - 0,6 0,4 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) - - - - III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - - - 1,4 - 4,8 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - - -1.334 - 4.234 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - - - 7,2 - 16,5 4. Kostendeckung (in %) - - 98,3 95,2 5. Cash Flow (in T€) - - - 1.193 + 3.373 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - - 0,4 0,4 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - - 67.503 65.481 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. 20051) 20061) 20071) 2008 Plan 2008 2) Plan 2009 2) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse - - +92.137 +88.326 +92.312 +92.207 2. Sonstige betriebliche Erträge - - +96 +140 +97 +97 3. Personalaufwand - - -405 -393 -337 -451 4. Materialaufwand - - -76.547 -75.867 -75.650 -76.874 5. Abschreibungen - - +0 +0 +0 +0 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen - - -16.730 -16.424 -16.446 -17.044 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge - - +135 +82 +20 +0 8. Sonstige Zinsen u. ähnliche Aufwendungen - - -20 -98 +0 -50 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit - - -1.334 -4.234 -4 -2.115 10. Erträge aus Verlustübernahme +1.334 +4.234 +4 +2.115 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag - - +0 +0 +0 +0 12. Sonstige Steuern - - +0 +0 +0 +0 13. Jahresüberschuss / -fehlbetrag - - +0 +0 +0 +0 1) Gesellschaft hat zum 01.01.2007 ihre operative Tätigkeit aufgenommen. 2) vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Regenerativ-GmbH 55 6. SWK – Regenerativ-Verwaltungs-GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: c/o Stadtwerke Karlsruhe GmbH Telefon: 0721/599-0 postbox@stadtwerke-karlsruhe.de Daxlander Str. 72 Telefax: 0721/599-896 www.stadtwerke-karlsruhe.de 76185 Karlsruhe Gründung: Unternehmensgegenstand: 24.08.2005 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Jürgen Schmidt Stadtwerke Karlsruhe GmbH 100% = 25.600 € Dr. Thomas Schnepf Aufsichtsrat: In der Gesellschaft ist kein Aufsichtsrat vorgesehen. Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Beteiligung an und die Verwaltung von anderen Unternehmen als deren persönlich haftende geschäftsführende Gesellschafterin, insbesondere von Projektgesellschaften, deren Gegenstand das Erstellen und Betreiben von Kraftanlagen im Bereich regenerativer Energien ist. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 20051) 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - - - 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 2) - - - - 1) Gesellschaft entstand in 2005 (Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 24.08.2005) 2) Aufwandsentschädigungen Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) Die Gesellschaft beschäftigt kein eigenes Personal. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Regenerativ-GmbH 56 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Gesellschaft hat für das Geschäftsjahr 2008 die in ihrem Gesellschaftsvertrag vorgesehene wirtschaftliche Betätigung durchgeführt und ein positives Jahresergebnis von 4 T€ erwirtschaftet. Die Gesellschaft ist unbeschränkt haftende Gesellschafterin – ohne Kapitaleinlage – der SWK-Regenerativ-GmbH & Co. KG-Solarpark I und der SWK-Regenerativ- GmbH & Co. KG-Solarpark Zwei (im Weiteren wird die Gesellschaft nicht aufgeführt, da kein direkter Anteilsbesitz besteht und die Karlsruher Bädergesellschaft mbH bzw. die Stadtwerke Karlsruhe GmbH nur mit Anteilen von 6,0% bzw. 0,1% beteiligt sind). Als Komplementärin übernimmt sie deren Geschäftsführung, die Vertretung und die Verwaltung. Hierbei bedient sie sich zur Sicherstellung effizienter und qualifizierter Abläufe der Mitarbeiter der Stadtwerke Karlsruhe GmbH. Ausblick Die Gesellschaft wird die Geschäftsführungstätigkeiten für die beiden beschriebenen Kommanditgesellschaften auch im Geschäftsjahr 2009 durchführen und wiederum ein positives Jahresergebnis erzielen. Aufgrund der überschaubaren gesellschaftlichen Strukturen der zu betreuenden Kommanditgesellschaften sowie des geringen Geschäftsumfangs bestehen keine wesentlichen, bestandsgefährdenden Risiken aus der Geschäftstätigkeit der SWK-Regenerativ-Verwaltungs-GmbH im Sinne des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG). Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 0 € 0 € 4.378 € 20.641 € 25.019 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklagen Verlustvortrag Jahresüberschuss Rückstellungen Verbindlichkeiten 25.600 € 0 € -7.392 € 3.787 € 21.995 € 2.000 € 1.024 € 25.019 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Regenerativ-GmbH 57 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 20051) 2006 2007 2008 Plan 20082) Plan 20092) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +0,0 +8,2 +10,4 +14,0 +15,0 +15,0 2. Sonstige betriebliche Erträge +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 3. Personalaufwand +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 4. Materialaufwand +0,0 +0,0 -5,0 +0,0 -8,0 -8,0 5. Abschreibungen +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen -2,7 -6,9 -2,0 -10,6 -2,2 -2,2 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +0,3 +0,2 +0,0 +0,4 +0,4 +0,4 8. Sonstige Zinsen und ähnl. Aufwendungen +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -2,4 +1,5 +3,4 +3,8 +5,2 +5,2 10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 11. Sonstige Steuern +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 +0,0 12. Jahresüberschuss / -fehlbetrag -2,4 +1,5 +3,4 +3,8 +5,2 +5,2 1) Gesellschaft entstand in 2005 (Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 24.08.2005). 2) vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 0,0 0,0 0,0 0,0 2. Umlaufintensität (in %) 100,0 100,0 100,0 100,0 3. Investitionen (in T€) 0 0 0 0 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 93,0 88,3 87,4 87,9 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) - - - - III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 18,3 33,0 27,0 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 18,1 + 10,2 + 18,8 + 17,2 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 16,9 + 9,0 + 16,5 + 15,1 4. Kostendeckung (in %) 0,0 118,0 142,3 131,8 5. Cash Flow (in T€) - 2 + 2 + 3 + 4 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - - - - 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - - - - Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Regenerativ-KG 58 7. SWK – Regenerativ GmbH & Co. KG - Solarpark I Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: c/o Stadtwerke Karlsruhe GmbH Telefon: 0721/599-0 postbox@stadtwerke-karlsruhe.de Daxlander Str. 72 Telefax: 0721/599-896 www.stadtwerke-karlsruhe.de 76185 Karlsruhe Gründung: Unternehmensgegenstand: 02.12.2005 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Haftkapital: Die Geschäftsführung liegt bei der Stadt Karlsruhe 26,15% = 500.000 € SWK-Regenerativ-Verwaltungs- Stadtwerke Karlsruhe 14,33% = 274.000 € GmbH als persönlich haftende Weitere Kommanditisten 59,52% = 1.138.000 € Gesellschafterin (Komplementärin). 100,00% = 1.912.000 € Diese ist am Kapital der SWK-Re- Hiervon wurden im Jahr 2008 weitere 5% an die Kommanditisten zurück- generativ-GmbH & Co.KG - Solar- gewährt. Der Beteiligungswert der Stadt Karlsruhe beträgt somit 450.000 €, park I nicht beteiligt und handelt das Haftkapital wird dadurch jedoch nicht reduziert. durch ihre Geschäftsführer Jürgen Schmidt und Dr. Thomas Schnepf Aufsichtsrat: In der Gesellschaft ist kein Aufsichtsrat vorgesehen. Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschafterin hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Errichtung und Betrieb von Gemeinschaftsanlagen zur Nutzung regenerativer Energieträger, insbesondere Photovoltaikanlagen. (GV in der Fassung vom 03.11.2005) Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen der SWK-Regenerativ-Verwaltungs-GmbH und der SWK-Regenerativ GmbH & Co. KG - Solarpark I Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 20051) 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 2) - - - - 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 3) - - - - 1) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 02.12.2005). 2) Die Gesellschaft beschäftigt kein eigenes Personal. 3) Aufwandsentschädigungen Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Regenerativ-KG 59 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss wird nicht geprüft. Eine Prüfungspflicht besteht weder aus handelsrechtlicher noch aus kommunalrechtlicher Sicht. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) Die Gesellschaft beschäftigt kein eigenes Personal. Wichtigste Zahlungsströme zwischen dem Kommanditisten Stadt Karlsruhe und der Gesellschaft aus Sicht des Kommanditisten Stadt Karlsruhe: Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 sowie Ausblick Der Solarpark I erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2008 Einspeisevergütungen in Höhe von 430.991 € (Vorjahr: 419.803 €). Die gesamte Stromerzeugung des Solarparks in 2008 lag bei 897.106 kWh (Vorjahr: 906.636 kWh). Den Mehrerlösen von ca. 50 T€ gegenüber Plan stehen Mehraufwendungen für Abschreibungen und Zinsaufwendungen aufgrund der erhöhten Anlagenleistungen (840 kW) gegenüber Plan (800 kW) entgegen. Gegenüber der ursprünglichen Wirtschaftlichkeitsprognose bedeutet das eine Ergebnisverbesserung in Höhe von mehr als 15 T€. Der prognostizierte Verlust von etwa 26 T€ konnte so auf unter 9 T€ verringert werden. Es ist anzumerken, dass das Sonnenjahr 2008 etwas schlechter als das Jahr 2007 war. Trotzdem haben alle Anlagen des Solarparks im vergangenen Jahr also wieder sehr gute Erträge erwirtschaftet. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 3.072.299 € 46.629 € 383.320 € 3.502.248 € A. B. C. Eigenkapital Kommanditkapital Variables Kapital Buchmäßiges Eigenkapital Rückstellungen Verbindlichkeiten 1.912.000 € -402.607 € 1.509.393 € 6.040 € 1.986.815 € 3.502.248 € 20051) 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Kommanditanteil - - 500 - - 2. Rückfluss Kommanditanteil - - + 25 + 25 1) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 02.12.2005). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Regenerativ-KG 60 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 20051) 2006 2007 2008 Plan 20082) Plan 20092) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse / Erlöse aus Einspeisung - +310 +420 +431 2. Sonstige betriebliche Erträge - +0 +0 +1 3. Materialaufwand - +0 -1 -5 4. Personalaufwand - +0 +0 +0 5. Abschreibungen - -296 -379 -342 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen - -113 -49 -38 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge - +24 +5 +9 8. Zinsen u. ähnliche Aufwendungen - -52 -62 -62 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit - -127 -66 -6 10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag - -8 -2 -3 11. Sonstige Steuern - +0 +0 +0 12. Jahresüberschuss / -fehlbetrag - -135 -68 -9 1) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintragung ins Handelsregister erfolgte am 02.12.2005). 2) Planzahlen liegen nicht vor. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) - 78,1 91,4 87,7 2. Umlaufintensität (in %) - 21,9 8,6 12,3 3. Investitionen (in T€) - 3.955 133 0 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) - 37,9 45,8 46,0 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) - 48,6 50,1 49,1 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - - 43,6 - 16,1 - 2,0 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - - 7,6 - 4,0 - 0,6 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - - 1,8 - 0,1 + 1,5 4. Kostendeckung (in %) - 67,2 85,4 96,7 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern - + 168 + 313 + 336 b) nach Ertragsteuern - + 161 + 311 + 333 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - - - - 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - - - - Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 PS Projekt Systems 61 8. PS Project Systems GmbH & Co. KG Projekt Karlsruhe-West Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Gadelander Str. 172 Telefon: 04321 / 878-0 24539 Neumünster Telefax: 04321 / 878-228 Gründung: Unternehmensgegenstand: 23.07.2001 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Haftkapital: PS Project Systems GmbH Stadtwerke Karlsruhe GmbH 40% = 27.507,50 € mit dem Geschäftsführer Harry Haase, Großenaspe 25% = 17.192,19 € Jürgen Martens Jürgen Martens, Flintbek 25% = 17.192,19 € Matthias Hahm, Kiel 10% = 6.876,88 € 100% = 68.768,76 € Aufsichtsrat: In der Gesellschaft ist kein Aufsichtsrat vorgesehen. Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Errichtung und Betrieb von anlagentechnischen Einrichtungen zur energetischen Deponiegasverwertung auf der Deponie Karlsruhe-West der Stadt Karlsruhe und an anderen Standorten. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der DanRevision GmbH, Flensburg- Handewitt, geprüft. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 1) Aufwandsentschädigungen. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) Die Gesellschaft beschäftigt kein eigenes Personal. 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - - - 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 1) - - - - Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 PS Project Systems 62 Leistungszahlen 2005 - 2008 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Insgesamt ergibt sich mit einem Jahresüberschuss von 64 T€ annähernd ein Ergebnis auf dem Niveau des Vorjahres. Die Umsatzerlöse sind gegenüber dem Vorjahr um 43 T€ bzw. 14,3% gestiegen. Dies ist im Wesentlichen darauf zurückzuführen, dass der dritte im Eigentum des Deponiebetreibers stehende Motor zum 1. September 2008 außer Betrieb genommen wurde. Dadurch konnten die beiden Motoren der Gesellschaft mit höherer Auslastung gefahren werden und haben damit eine entsprechend höhere Produktionsleistung aus der Verstromung des Deponiegases erbracht. Der Materialaufwand hat sich mit einem Anstieg um 41 T€ bzw. 21,8% überproportional erhöht. Dieser Anstieg ist auf eine im Berichtsjahr durchgeführte Korrektur der Rückvergütung an die Stadt Karlsruhe für das Jahr 2007, die zu einem zusätzlichen Aufwand von 22 T€ geführt hat, zurückzuführen. Ohne Berücksichtigung dieses zusätzlichen Aufwandes ergibt sich eine unterproportionale Erhöhung des Materialaufwandes um 19 T€ bzw. 10,1%, die zu einem bereinigten Rohertrag von 40,5% der Betriebsleistung führt. Dieser positive Effekt beruht überwiegend auf dem effizienteren Betrieb der beiden Gasmotoren ab September 2008. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 112.075 € 50.159 € 126.463 € _____ ___ 288.697 € A. B. C. Eigenkapital Kommanditkapital Variables Kapital Buchmäßiges Eigenkapital Rückstellungen Verbindlichkeiten 68.769 € 135.156 € 203.925 € 54.620 € 30.152 € __________ 288.697 € 2005 2006 2007 2008 Energieeinspeisung (in kWh) 5.790.560 4.623.680 3.846.820 4.479.760 Energieeinspeisung 2001 - 2008 (in kWh) 0 2.000.000 4.000.000 6.000.000 8.000.000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr 1,38 Mio. 4,48 Mio. 5,84 Mio. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 PS Projekt Systems 63 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 2008/91) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +430 +352 +300 +343 2. Sonstige betriebliche Erträge +0 +4 +5 +5 3. Materialaufwand -189 -178 -188 -229 4. Abschreibungen -63 -50 -45 -45 5. Sonstige betriebliche Aufwendungen -29 -30 -9 -11 6. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +1 +2 +4 +3 7. Sonstige Zinsen u. ähnliche Aufwendungen -9 -1 -1 +0 8. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +141 +99 +66 +66 9. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -21 -11 -3 -2 10. Sonstige Steuern +0 +0 +0 +0 11. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +120 +88 +63 +64 1) Planzahlen 2008 + 2009 liegen nicht vor. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 56,8 52,8 37,8 38,8 2. Umlaufintensität (in %) 43,2 47,2 62,2 61,2 3. Investitionen (in T€) 0 0 0 0 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 47,7 62,5 67,7 70,6 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 83,9 118,4 179,2 182,0 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 27,9 + 24,9 + 21,0 + 18,6 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 56,7 + 36,7 + 22,4 + 31,2 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 29,0 + 23,3 + 15,3 + 22,0 4. Kostendeckung (in %) 148,2 135,7 123,6 120,3 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 204 + 149 + 111 + 110 b) nach Ertragsteuern + 183 + 138 + 108 + 108 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - - - - 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - - - - Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 TelemaxX 64 9. TelemaxX Telekommunikation GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Amalienstr. 81 Telefon: 0721 / 13088-0 Info@telemaxx.de 76133 Karlsruhe Telefax. 0721 / 13088-77 wwww.telemaxx.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 02.03.1999 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dieter Kettermann Stadt/Stadtwerke Baden-Baden 9,1% = 181.800 € Stadtwerke Bretten GmbH 6,8% = 136.350 € Energie- u. Wasserversorgung Bruchsal GmbH 8,0% = 159.100 € Stadtwerke Bühl GmbH 5,7% = 113.700 € Stadtwerke Ettlingen GmbH 8,0% = 159.100 € Stadt/Stadtwerke Gaggenau 6,8% = 136.350 € Stadtwerke Karlsruhe GmbH 42,0% = 840.900 € star.ENERGIEWERKE GmbH&Co 9,1% = 181.800 € Stadt Stutensee 4,5% = 90.900 € 100% = 2.000.000 € Aufsichtsrat: In der Gesellschaft ist kein Aufsichtsrat vorgesehen. Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Rahmenverträge über Vermietung, Neubau und Instandhaltung von Telekommunikationsleitungen zwischen der Gesellschaft und den Gesellschaftern. Planen, Errichten, Betreiben und Vermarkten eines vor allem in der TechnologieRegion Karlsruhe gelegenen Übertragungsnetzes sowie Angebot und Vermarktung von Telekommunikationsdienstleistungen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von Dipl.-Betriebswirt (FH) Walter Bischoff geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 TelemaxX 65 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung3) 2 2 3 2 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1)2)3) Leistungszahlen 2005 - 2008 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Gesellschaft hat durch ihre solide Unternehmenspolitik auch in 2008 die erfolgreiche Entwicklung fortsetzen können und die gute Marktposition weiter 2005 2006 2007 2008 1. Erlöse aus Telekommunikation (in T€) 3.619 6.919 8.913 10.486 2. Erlöse aus Vermietung von Datenleitungen (in T€) 10.022 8.499 8.719 9.954 3. Anzahl der Kunden 405 626 778 942 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) 0 0 0 0 Angestellte 4) 34 35 41 50 Beamte 4) 0 0 0 0 Gesamtbelegschaft 34 35 41 50 Auszubildende 19 19 17 20 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche MA´s 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten 5) Angaben liegen nicht vor. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 TelemaxX 66 gefestigt. Das abgelaufene Geschäftsjahr war durch den anhaltenden Preisdruck in der Telekommunikationsbranche geprägt. Der TelemaxX gelang es jedoch, dieser Entwicklung durch die Gewinnung von Neukunden und den Verkauf höherer Bandbreiten entgegenzuwirken. So stieg das operative Umsatzvolumen im Geschäftsjahr 2008 um 2,8 Mio. € auf insgesamt 20,4 Mio. €. Aufgrund der derzeitigen wirtschaftlichen Entwicklungen infolge der Wirtschaftskrise ist damit zu rechnen, dass auch die TelemaxX die bisherigen jährlichen Umsatzsteigerungen in 2009 nicht wiederholen kann. Die Investitionen in Höhe von 6,9 Mio. € dienten wiederum dem Ausbau und der Verbesserung des bestehenden Glasfasernetzes. Schwerpunkte bildeten hierbei die Investitionen in Übertragungs- und Vermittlungstechnik zur Optimierung von Übertragungskapazitäten in Höhe von 1,5 Mio. € sowie 1,6 Mio. € in Tiefbaumaßnahmen, um neue Kunden anzubinden und um das bestehende Glasfasernetz zu optimieren. Die Gesellschaft begann im Geschäftsjahr 2008 mit dem Bau eines neuen Rechenzentrums, das Ende des 1. Quartals 2009 in Betrieb ging; die Investitionen in 2008 betrugen hierfür 2,5 Mio. €. Entwickung der Kundenzahlen 1999 - 2008 0 200 400 600 800 1.000 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2006 2006 2007 2008 Jahr 10 170 778 942 Erlöse aus Telekommunikation 1999 - 2008 (in T€) 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr 5 8.913 10.486 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 TelemaxX 67 Ausblick Auch in den Jahren 2009 und 2010 ist es das Ziel der Gesellschaft, stetige moderate Umsatzsteigerungen realisieren zu können. In 2009 sollten gemäß Wirtschaftsplan mindestens vergleichbare Umsätze erzielt werden können. Die Umsätze des ersten Quartals 2009 bestätigen diese Annahme. Die nachhaltig positive Umsatz- und Auftragsentwicklung der Gesellschaft lassen aber auch höhere Umsätze erwarten. Der Preisverfall am Markt setzt sich in der Branche weiter fort und könnte durch die Wirtschaftskrise noch verstärkt werden. Weiterhin werden viele bestehende Kundenverträge der TelemaxX nachverhandelt und angepasst. Der derzeitige Auftragseingang gleicht diese drohenden Verluste bisher aus. Die Abhängigkeit von Großkunden hat sich zwar reduziert, stellt aber auch weiterhin ein beträchtliches Risiko dar. Im Bereich der Großkunden besteht das Risiko von Unternehmenskonsolidierungen, die die Kundenabhängigkeit und damit den Preisdruck weiter erhöhen könnten. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 16.944.174 € 158.851 € 2.438.540 € 1.331.295 € 272.993 € 21.145.853 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Jahresüberschuss Gewinnvortrag Gewinnverwendung Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 2.000.000 € 2.654.328 € 6.613.251 € - 300.000 € 10.967.579 € 2.338.959 € 7.820.076 € 19.239 € 21.145.853 € Erlöse aus Vermietung von Datenleitungen 1999 - 2008 (in T€) 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr 2 5.397 10.022 9.954 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 TelemaxX 68 Gewinn- und Verlustrechnung der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +13.641 +15.418 +17.631 +20.440 +17.441 +21.314 2. Bestandsveränderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen -1 -25 +0 +0 +0 +0 3. Sonstige betriebliche Erträge +742 +221 +338 +633 +50 +250 4. Personalaufwand -2.209 -2.437 -2.635 -3.243 -3.215 -3.719 5. Materialaufwand -6.093 -6.127 -6.918 -6.879 -6.896 -7.495 6. Abschreibungen -1.391 -1.615 -1.991 -3.328 -2.349 -3.550 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen -1.580 -1.974 -2.688 -3.189 -2.490 -3.421 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +51 +25 +94 +57 +10 +10 9. Sonstige Zinsen u. ähnl. Aufwendungen -49 -14 -125 -333 -280 -400 10 Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +3.111 +3.472 +3.706 +4.158 +2.271 +2.989 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -1.221 -1.351 -1.447 -1.489 -674 -1.036 12. Sonstige Steuern -4 -7 -6 -15 -7 -10 13. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +1.886 +2.114 +2.253 +2.654 +1.590 +1.943 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 62,3 59,2 78,5 80,1 2. Umlaufintensität (in %) 36,3 40,0 21,0 18,6 3. Investitionen (in T€) 1.762 3.014 9.668 6.918 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 69,4 68,7 50,5 51,9 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 111,4 116,1 64,3 64,7 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 13,8 + 13,7 + 12,8 + 13,0 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 38,9 + 31,7 + 26,2 + 24,2 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 27,7 + 22,0 + 13,9 + 14,1 4. Kostendeckung (in %) 120,4 126,7 122,8 120,3 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 4.498 + 5.081 + 5.691 + 7.471 b) nach Ertragsteuern + 3.277 + 3.730 + 4.244 + 5.982 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 19,5 20,0 18,3 19,1 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 64.959 69.614 64.267 64.857 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VBK 69 10. VBK - Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Tullastr. 71 Telefon: 0721 / 6107-0 info@vbk.karlsruhe.de 76131 Karlsruhe Telefax: 0721 / 6107-5009 www.vbk.info Gründung: Unternehmensgegenstand: 01.07.1997 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dr. Walter Casazza KVVH GmbH 100% = 100 Mio. € Aufsichtsrat: EB Siegfried König StR Gabriele Luczak-Schwarz (Vorsitz / bis 31.05.2008) (ab 01.10.2008) BM Margret Mergen StR Sven Maier (Vorsitz / ab 01.06.2008) StR Tim Wirth StR Hans Pfalzgraf (stellv. Vors.) StR Manfred Bilger Jean-Claude Durand StR Andreas Erlecke Thomas Hoffmann StR Dr. Eberhard Fischer Harald Klingler StR Angela Geiger Renate Motzbäuchel StR Wolfram Jäger (bis 30.09.2008) Bertram Wagner StR Bettina Lisbach Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen Wichtige Verträge: Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag sowie ein Personalüberleitungs- u. -überlassungs- vertrag mit der KVVH GmbH. Konzessionsvertrag über gegenseitige Recht und Pflichten, die sich aus der Durchführung der ÖPNV mit Schienenbahnen ergeben mit der Stadt Karlsruhe. Verkehrs- und Einnahmeaufteilungsvertrag mit dem Karlsruher Verkehrsverbund. Bau und Betrieb von Verkehrsanlagen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und Erbringung von Nahverkehrsleistungen in der Stadt Karlsruhe und deren Umland (GV in der Fassung vom 26.06.2002). 15 Mitglieder, davon 10 Vertreter des Anteilseigners und 5 Vertreter der Arbeitnehmer Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VBK 70 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 3) 22 20 22 20 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen. Leistungszahlen 2005 – 2008 2005 2006 2007 2008 1. Anzahl der beförderten Personen 1) (in Mio) 98,1 101,5 102,5 103,8 2. Beförderungsleistung (in Mio Wagenkilometer) - Straßenbahn 8,6 8,8 9,0 9,2 - Omnibus 3,9 3,9 3,9 3,9 Zusammen 12,5 12,7 12,9 13,1 3. Zuschussbedarf je beförderter Person (in €) 0,24 0,23 0,21 0,21 4. Fahrgelderträge - Gesamt (in Mio €) 42,3 43,4 45,7 47,1 - je Fahrgast (in €) 0,43 0,43 0,45 0,45 1) Gesamtverkehr mit Freifahrern und Gelegenheitsverkehr „brutto“ ohne Schwerbehinderte Entwicklung Fahrgäste 1) und Defizit 1994 - 2008 0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0 120,0 19 94 19 95 19 96 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 Jahr 1) Gesamtverkehr mit Freifahrern und Gelegenheitsverkehr ohne Schwerbehinderte 22,2 27,9 68,5 103,8 Fahrgäste in Mio Defizit in Mio € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VBK 71 Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1)2)3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) 834 841 5) 5) Angestellte 4) 194 199 1.034 1.048 Beamte 4) 30 30 30 30 Zwischensumme 1 1.058 1.070 1.064 1.078 An AVG mbH zu 100% abgeordnet: - Beamte 3 2 2 2 - Angestellte 4 4 4 4 Zwischensumme 2 7 6 6 6 Gesamtbelegschaft 1.051 1.064 1.058 1.072 Auszubildende 33 31 31 29 1) Vollkraftstellen (ohne Teilzeit) 2) ohne Beurlaubte, und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten 5) Seit Einführung des TV-N zum 01.01.2007 wird bei den VBK nicht mehr nach Arbeitern und Angestellten unterschieden. Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die VBK konnte die Zahl der beförderten Personen im Geschäftsjahr 2008 verglichen mit dem sehr hohen Niveau von 2007 noch einmal steigern: Die Fahrgastzahl ohne die schwerbehinderten Fahrgäste stieg auf 103,8 Mio. Dabei konnten die zum 1. Januar 2008 (allgemeiner Tarif) bzw. 1. September 2008 (Ausbildungstarif) vom Karlsruher Verkehrsverbund beschlossenen Fahrpreiserhöhungen am Markt durchgesetzt werden. Die Betriebsleistung der VBK betrug 2008 13,1 Mio. Wagenkilometer. Dabei erhöhten sich die Wagenkilometer auf der Schiene auf 9,2 Mio. Kilometer, im Omnibusverkehr blieb die Betriebsleistung mit 3,9 Mio. Wagenkilometer nahezu konstant. Der unmittelbare Personalaufwand stieg um 3,4% auf 50,2 Mio. €. Der geplante Wert wurde um 0,5 Mio. € unterschritten. Der Anteil des Personalaufwands am Gesamtaufwand inkl. der Rückstellungen beträgt 44,5 % und stellt nach wie vor den größten Posten auf der Aufwandsseite dar. Als Folge der gestiegenen Fahrgastzahlen lagen die Beförderungserlöse im gesamten Jahr 2008 über den Planzahlen. Sie betrugen 61,2 Mio. €, das sind Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VBK 72 1,3 Mio. € mehr als geplant. Die staatlichen Ausgleichszahlungen für die unentgeltlich beförderten Schwerbehinderten wurden mit dem gesetzlichen Prozentsatz von 2,74 % zu den Einnahmen des Jahres 2008 hinzugerechnet. Das Defizit, welches durch die Alleingesellschafterin KVVH GmbH getragen wird, erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr von 21,3 Mio. € auf 22,2 Mio. €. In 2008 wurden Investitionen von insgesamt 28,3 Mio. € getätigt. 2,6 Mio. € entfielen auf die Beschaffung von Fahrzeugen für die Personenbeförderung. 13,6 Mio. € wurden in die Streckeninfrastruktur und 9,8 Mio. € für Gebäude und Grunderwerb investiert. Weitere 1,9 Mio. € wurden für die Beschaffung von Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie für das Rechnergestützte Betriebsleitsystem RBL ausgegeben. Der Rest in Höhe von 0,4 Mio. € entfiel auf immaterielle Wertgegenstände und sonstige Anlagegüter. Der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe hat in seiner Sitzung am 06. Mai 2008 den Beschluss gefasst, die VBK formell mit der Abwicklung des ÖPNV in Karlsruhe auf Schiene und Straße bis zum 31.12.2022 zu betrauen. Für die VBK genauso wie für den Aufgabenträger besteht somit Planungssicherheit für die nächsten Jahre. Im September 2006 war mit dem Bau des neuen Betriebshofes Ost der VBK in der Gerwigstraße begonnen worden. Die Aufnahme des Probebetriebs erfolgte im Dezember 2008. Am 30. Januar 2009 wurden die Anlagen in Betrieb genommen und im Rahmen einer Eröffnungsfeier sowie einem sich daran anschließenden Tag der offenen Tür ihrer Bestimmung übergeben. Ausblick Für 2009 rechnen die VBK mit einer Konsolidierung der Fahrgastzahlen auf dem hohen Niveau des Jahres 2008. Das prognostizierte Defizit 2009 beträgt 24,9 Mio. € und liegt damit über den Zahlen der Jahre 2007 (- 21,3 Mio. €) und 2008 (- 22,2 Mio. €). Begründet wird diese Ergebnisverschlechterung u. a. mit höheren Personalaufwendungen und steigenden Abschreibungen aufgrund der Inbetriebnahme des neuen Betriebshofes Gewigstraße. Seitens des Verbundes KVV ist zum 1. Januar 2009 eine Tariferhöhung von durchschnittlich 3,7% beschlossen worden. 2008 wurde im Auftrag des KVV eine Fahrgasterhebung im Verbundgebiet durchgeführt. Diese Erhebung wird derzeit von der ausführenden Firma IVV Aachen ausgewertet. Mit Ergebnissen wird Mitte 2009 gerechnet. Als Resultat könnten sich die Fahrgeldeinnahmen der VBK verändern. Sollte sich die konjunkturelle Krise noch deutlicher auf dem Arbeitsmarkt auswirken, besteht das Risiko, dass hieraus die Nachfrage zurückgeht. Andererseits besteht in der Krise die Chance, eine preisgünstigere Alternative zum motorisierten Individualverkehr (PKW) darzustellen. In den letzten Jahren hat der Vandalismus in und an den Stadt- und Straßenbahnen sowie an den Haltestelleneinrichtungen erheblich zugenommen. Um die Kosten für die Beseitigung von Vandalismusschäden zu verringern, haben die VBK ihr Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VBK 73 Programm Stadtbahnwagen und Haltestellen mit Videoschutzanlagen auszustatten fortgeführt. Erste Erfahrungen 2008 haben bewiesen, dass sich die Maßnahme bewährt und der Vandalismus in den mit Video ausgestatteten Bereichen und Fahrzeugen spürbar zurückgegangen ist. Die Föderalismuskommission hat beschlossen, die Zuständigkeit für das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) vollständig auf die Länderebene zu verlagern. Die Mittel allerdings werden nur bis 2019 bereitgestellt. Die Realisierung der Kombilösung in der Karlsruher Innenstadt wird für die VBK einige Jahre lang Veränderungen im gewohnten Betriebsablauf bringen. Abhängig vom Baufortschritt werden die VBK Stadt- und Straßenbahnlinien zeitweise umleiten oder kurzzeitig durch Schienenersatzverkehre ersetzen. Die VBK sind jedoch optimistisch, ihren Fahrgästen auch während der Bauzeit akzeptable Lösungen anbieten zu können, so dass weder die Kosten steigen noch Fahrgäste auf andere Verkehrmittel umsteigen. Der Bundesrat hat einstimmig eine Öffnungsklausel für den § 45a Personenbeförderungsgesetz (PBefG) beschlossen, nach der die Länder eigenverantwortlich von den gesetzlichen Regelungen des § 45a PBefG abweichen können, um die Ausgleichszahlungen für die ermäßigten Preise für Schülerfahrkarten weiter zu verringern. Der Bundestag hat dieser Gesetzesinitiative zugestimmt. Sollte das Land Baden-Württemberg dementsprechend handeln, könnte bzw. würde sich das Ergebnis der VBK unter Umständen deutlich verschlechtern. Bis 2010 sind die Ausgleichszahlungen für die VBK jedoch gesichert, da die VBK mit dem Land Baden-Württemberg eine Pauschalregelung vereinbart haben. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand Guthaben bei der Stadt Karlsruhe Rechnungsabgrenzungsposten 209.995.679 € 20.421.908 € 34.493.776 € 305.421 € 0 € 265.216.784 € A B. C. D. E. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Sonderposten Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 100.000.000 € 38.864.426 € 138.864.426 € 2.000.000 € 49.068.779 € 72.860.007 € 2.423.572 € 265.216.784 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VBK 74 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +75.421 +78.069 +85.919 +84.327 +81.099 +84.440 2. Bestandsveränderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen -109 +40 +155 +366 +0 +0 3. Andere aktivierte Eigenleistungen +569 +837 +770 +1.145 +601 +800 4. Sonstige betriebliche Erträge +8.670 +11.903 +9.940 +10.442 +8.249 +9.120 5. Personalaufwand -50.715 -57.760 -51.188 -52.970 -51.132 -55.520 6. Materialaufwand -33.470 -31.940 -40.961 -39.426 -34.913 -36.020 7. Abschreibungen -13.128 -15.430 -14.961 -13.703 -14.000 -15.180 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen -7.956 -8.060 -7.897 -9.528 -8.747 -8.780 9. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +1.249 +2.252 +485 +483 +403 +510 10. Sonstige Zinsen u. ähnl. Aufwendungen -3.682 -3.604 -3.452 -3.260 -3.675 -4.237 11. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -23.151 -23.693 -21.190 -22.124 -22.115 -24.867 12. Erträge aus Verlustübernahme 2) +23.236 +23.778 +21.264 +22.197 +22.200 +24.940 13. Sonstige Steuern -85 -85 -74 -73 -85 -73 14. Jahresüberschuss +0 +0 +0 +0 +0 +0 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2) Verlustausgleich erfolgt durch KVVH GmbH. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 81,1 80,8 79,2 79,2 2. Umlaufintensität (in %) 18,7 19,1 20,8 20,8 3. Investitionen (in T€) 31.082 39.766 29.279 28.285 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 50,9 52,6 52,1 52,4 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 62,7 65,1 65,8 66,1 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 30,8 - 30,5 - 24,7 - 26,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 16,7 - 17,1 - 15,3 - 16,0 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 7,2 - 7,6 - 6,7 - 7,1 4. Kostendeckung (in %) 69,2 66,8 72,5 70,9 5. Cash Flow (in T€) - 10.295 - 1.937 - 6.189 - 8.342 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 46,5 49,4 43,2 44,5 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 48.254 54.286 48.382 49.412 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AVG 75 11. Albtal-Verkehrs- Gesellschaft mbH (AVG) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Tullastr. 71 Telefon: 0721 / 6107-0 info@avg.karlsruhe.de 76131 Karlsruhe Telefax: 0721 / 6107-5009 www.avg.info Gründung: Unternehmensgegenstand: Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dr. W alter Casazza Stadt Karlsruhe 100% = 7,0 Mio. € Aufsichtsrat: 15 Mitglieder, davon 10 OB Heinz Fenrich (Vorsitz) Dietmar Maier Vertreter der Anteilseigner MD Prof. Dr. Jürgen Pätzold StR Sven Maier (ab 01.10.2008) und 5 Vertreter der (stellv. Vorsitz) LR Dr. Christoph Schnaudigel Arbeitnehmer LR Jürgen Bäuerle OB Gabriela Büssemaker Willi Bischof StR Angela Geiger Kurt Lackinger StR Wolfram Jäger (bis 30.09.2008) Iris Preiß LR Hans-Werner Köblitz Joachim Sahner StR Gabriele Luczak-Schwarz Daniel Van Vlem Beteiligungen (mind. 25%): Anteile am Stammkapital: Transport Technologie-Consult 44% = 33.745,27 € Karlsruhe GmbH (TKK) Wichtige Verträge: Vertrag vom 26.07.95 mit der Deutschen Bahn AG, Geschäftsbereich Netz, Regionalbereich KA, über die Verpachtung der Strecke Grötzingen-Bretten, Bretten-Eppingen und mit dem 2. Nach- tragsvertrag vom 04.12.1997 die Strecke Eppingen-Heilbronn sowie von Teilbereichen der Bahn- höfe Bretten, Grötzingen und Heilbronn und des gesamten Bahnhofs Eppingen. Mit Nachtrags- vertrag Nr. 4 vom 20.06.2000 wurde die Vertragsdauer bis zum 31.12.2025 verlängert. Verkehrsvertrag mit dem Land Baden-W ürttemberg vom 29.10.2004 über Angebote im Schienen- personennahverkehr im Raum Karlsruhe. Der Vertrag trat rückwirkend zum Fahrplanwechsel Dezember 2003 in Kraft und ist befristet bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2013. Vertrag vom 17. Juni 1999 mit der Deutschen Bahn AG, DB Netz, Niederlassung Südwest und der Stadt Maulbronn über die Verpachtung der zur DB-Strecke Maulbronn-Maulbronn-W est gehörenden Grundstücke und Teilflächen, der sich hierauf befindlichen Betriebsanlagen sowie die Übernahme des Betriebes der Eisenbahninfrastruktur für den öffentlichen Verkehr durch die AVG. Die Vertragslaufzeit endet am 31. Dezember 2025. Verkehrsvertrag vom 16. März 2009 mit dem Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd über Angebote im Schienenpersonnenahverkehr im Land Rheinland- Pfalz. Der Vertrag trat rückwirkend zum 1. Januar 2009 in Kraft und endet am 31. Dezember 2016. Daneben bestehen zahlreiche Vereinbarungen mit angeschlossenen Gebietskörperschaften. Bau und Betrieb von Verkehrs- und artverwandten Unternehmen (Personen- und Gütervekehr) sowie die Beteiligungen an solchen (GV in der Fassung vom 01.02.2006). Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der WIBERA Wirtschaftsberatung AG geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AVG 76 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 3) 9,8 8,5 8,4 8,7 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) 173 170 167 168 Angestellte 4) 440 433 444 453 Beamte 4) 0 0 0 0 Zwischensumme 1 613 603 611 621 Über VBK GmbH zu 100% an AVG mbH abgeordnet: - Beamte 2 2 3 3 - Angestellte 3 2 2 2 Zwischensumme 2 5 4 5 5 von AVG an Kasig abgeordnet: - Angestellte 2 2 2 2 Gesamtbelegschaft 616 605 614 624 Auszubildende 5 5 5 3 1) lt. Anhang zum Prüfungsbericht 2) ohne Beurlaubte, und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Entwicklung der Fahrgastzahlen 1994 - 2008 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 19 94 19 95 19 96 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 Jahr - i n M io . - 28,2 47,2 68,7 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AVG 77 Leistungszahlen 2005 - 2008 2005 2006 2007 2008 1. Fahrgastzahlen ÖPNV (in Mio) 63,00 65,44 66,51 68,70 2. Beförderungsleistung ÖPNV (in Mio Wagenkilometer): - Bahnverkehr 15,90 17,34 18,15 18,00 - Kraftomnibusverkehr 3,43 3,48 3,71 3,60 Zusammen 19,33 20,82 21,86 21,60 3. Durchschnittliche Fahrgeldeinnahmen im 0,48 0,49 0,51 0,52 ÖPNV je beförderte Person (netto) in € 4. Omnibusgelegenheitsverkehr (Ausflugs- und Mietwagenverkehr): - beförderte Personen 25.732 26.435 23.651 27.052 - km-Leistung (in Mio) 0,31 0,32 0,34 0,35 5. Güterverkehr (Beförderungsleistung in to) - Bahn 646.300 663.229 567.500 312.392 - Lastkraftwagen 59.900 53.480 37.200 27.975 Zusammen 706.200 716.709 604.700 340.367 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die AVG konnte die Zahl der beförderten Personen im Geschäftsjahr 2008 erneut steigern. Die Fahrgastzahl erhöhte sich um 3,3% auf 68,7 Mio. Die Betriebsleistung im Straßen- und Stadtbahnbetrieb verringerte sich als Folge der Streckensperrung der DB-Strecke Bruchsal-Mühlacker von Mai bis Oktober geringfügig um 1,0%. Im Omnibus-Linienverkehr stiegen die Leistungen dagegen leicht an. Der Güterverkehr auf der Schiene entwickelte sich insgesamt zufriedenstellend. Zwar sank das Transportvolumen um 45% auf 312.392 Tonnen; dieses ist jedoch zum größten Teil auf den Transport leichterer Güter zurückzuführen. Im zweiten Halbjahr machte sich auch beim AVG-Schienengüterverkehr die negative wirtschaftliche Gesamtentwicklung bemerkbar, verglichen mit der allgemeinen Entwicklung der Branche jedoch in deutlich geringerem Maß. Der Güterverkehr auf der Straße litt unter der sich eintrübenden Wirtschaftslage. Auch um das Ergebnis in einem überschaubaren Rahmen zu halten, wurde während des Jahres ein Restrukturierungsprogramm fortgesetzt. Es wurden LKW´s abgegeben und LKW-Fahrer innerhalb des Unternehmens versetzt. Dadurch konnte trotz der schlechteren Rahmenbedingungen das Ergebnis verbessert werden. Die Entwicklung der Branche Reise und Touristik war ebenfalls zweigeteilt. Im ersten Halbjahr war die Branche noch aufstrebend, während die Wirtschaftskrise die Reiselust im zweiten Halbjahr deutlich dämpfte. Nicht zuletzt durch Konzentrations- und Kooperationsprozesse verschärfte sich der Preisdruck im Jahresverlauf. Von dieser Entwicklung konnte sich auch die AVG nicht abkoppeln. Das Ergebnis im Reisebusbereich ging, verglichen mit dem Vorjahr, leicht zurück. Das Reisebürogeschäft wurde neu organisiert. In Ettlingen konzentriert sich die AVG seit Oktober auf das Firmenkundengeschäft und bietet darüber hinaus für Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AVG 78 Privatkunden nur noch eigene Busreisen an. Im Reisebüro Karlsruhe werden neben dem Vertrieb eigener Busreisen auch die Reiseangebote nahezu aller renommierter Veranstalter vermarktet. Der Bereich Infrastruktur war 2008 überwiegend von Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten geprägt. Eine wesentliche Maßnahme war dabei die Erneuerung der Sicherungstechnik auf der Albtal- und der Hardtbahn. Diese Arbeiten, mit denen bereits Ende 2006 begonnen worden war, werden auch im Jahr 2009 fortgesetzt. Auch wegen des Anstiegs der Fahrgastzahlen lagen die Beförderungserlöse im gesamten Jahr 2008 über den Vorjahreswerten, außerdem stiegen die Bestellerentgelte des Landes Baden-Württemberg planmäßig an. Die AVG schließt das Geschäftsjahr mit einem Jahresüberschuss in Höhe von 750 T€ ab. Ausblick Für 2009 rechnet die AVG mit einer Konsolidierung der Fahrgastzahlen auf dem hohen Niveau des Jahres 2008. Zur Verbesserung der Einnahmen führen alle Verkehrsverbünde, in denen die AVG tätig ist, für 2009 Tariferhöhungen durch. So hat der KVV zum 1. Januar 2009 eine Erhöhung um durchschnittlich 3,7 % beschlossen. Im Straßengüterverkehr sieht die AVG als Folge der Wirtschaftskrise keine Trendwende. Der Preisdruck wird sich eher noch verstärken und die Kosten werden voraussichtlich weiter steigen. Auch daher hat die AVG entschieden, sich aus dem Gütertransport auf der Straße zurückzuziehen und den LKW-Bereich aufzugeben. Die derzeit noch in dem Geschäftsfeld verbliebenen Mitarbeiter werden entweder neue Aufgaben innerhalb der AVG erhalten oder in Kooperationen mit Partnerunternehmen eingesetzt. Wegen Risiken wird im Wesentlichen auf die Ausführungen bei der VBK bzw. beim KVV unter Nr. 10 bzw. 13 dieses Kapitels entsprechend verwiesen. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten u.ä. Rechnungsabgrenzungsposten 43.162.107 € 819.385 € 100.454.970 € 6.047.797 € 44.745 € _____________ 150.529.004 € A. B. C. D. E. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Gewinnrücklage Bilanzgewinn Sonderposten mit Rücklageanteil Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 7.000.000 € 20.949.235 € 219.420 € 5.916.881 € 34.085.536 € 9.156.366 € 50.178.814 € 57.020.446 € 87.842 € 150.529.004 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AVG 79 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081)2) Plan 20091)2) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +151.633 +131.799 +120.269 +120.375 +112.181 +117.499 2. Bestandsveränderungen an unfertigen Bauten und Leistungen -19.628 -1.801 +147 +362 +0 +0 3. Andere aktivierte Eigenleistungen +203 +108 +68 +203 +100 +100 4. Sonstige betriebliche Erträge +30.950 +17.909 +21.922 +28.084 +14.555 +16.183 5. Materialaufwand und Fremdleistungen -115.708 -104.621 -95.405 -94.219 -83.421 -88.568 6. Personalaufwand -26.302 -26.337 -26.219 -35.158 -28.016 -29.231 7. Abschreibungen -1.742 -1.464 -1.281 -1.263 -1.710 -1.580 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen -16.707 -13.592 -17.700 -16.319 -11.345 -12.185 9. Erträge aus Beteiligungen, sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +246 +863 +1.799 +2.129 +0 +0 10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -2.031 -2.029 -2.038 -2.206 -1.685 -1.505 11. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +914 +835 +1.562 +1.988 +659 +713 12. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 -468 -1.192 +0 +0 13. Sonstige Steuern -43 -453 -185 -46 -71 -70 14. Jahresüberschuss +871 +382 +909 +750 +588 +643 15. Ergebnisvortrag aus dem Vorjahr +3.005 +3.876 +4.258 +5.167 16. Einstellungen in Gewinnrücklagen +0 +0 +0 +0 17. Bilanzgewinn +3.876 +4.258 +5.167 +5.917 1) vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2) ohne Bauleistungen für Dritte (betrifft Umsatzerlöse und Materialaufwand) und Sonderposten- verrechnung (in "sonstige betriebliche Erträge" und "sonstige betriebliche Aufwendungen" enthalten). 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 29,7 25,4 28,5 28,7 2. Umlaufintensität (in %) 70,2 74,5 71,4 71,3 3. Investitionen (in T€) 21.951 16.286 13.996 11.986 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 20,2 20,8 22,5 22,6 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 68,2 81,9 79,0 79,0 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 0,7 + 0,3 + 0,8 + 0,6 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 3,2 + 1,3 + 3,0 + 2,2 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 2,2 + 1,7 + 2,2 + 2,0 4. Kostendeckung (in %) 81,2 87,5 84,3 80,9 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 2.974 + 2.583 + 3.365 + 11.896 b) nach Ertragsteuern + 2.974 + 2.583 + 2.897 + 10.703 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 16,2 17,7 18,4 23,6 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 42.698 43.533 42.703 56.344 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 TTK 80 12. TTK Transport-Technologie-Consult Karlsruhe GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Gerwigstr. 53 Telefon: 0721 / 62503-0 Info@ttk.de 76131 Karlsruhe Telefax: 0721 / 62503-33 www.ttk.de Gründung: Unternehmensgegenstand: August 1996 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dr. Ing. Udo Sparmann Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH 44% = 33.745,27 € Dr. Ing. Udo Sparmann 5% = 3.834,69 € PTV Planung Transport Verkehr 51% = 39.113,82 € AG 100% = 76.693,78 € Gesellschafterversammlung: Dr. Ing. Thomas Schwerdtfeger (PTV) Dr. Walter Casazza (AVG) Dr. Ing. Udo Sparmann Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Mietvertrag mit Herlan Grundstücksgesellschaft GdbR vom 20.09.1996 sowie Anschlussmietvertrag vom 26.11.2002 über die Anmietung von Erweiterungsflächen in einem Neubau ab August 2003 am gleichen Standort. Beratung und Planung im Verkehrswesen mit ingenieurwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Methoden unter Verwendung DV-gestützer Verfahren (GV in der Fassung vom 20.01.1998). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 3) - - - - 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 TTK 81 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss wird nicht geprüft. Eine Prüfungspflicht besteht weder aus handelsrechtlicher noch aus kommunalrechtlicher Sicht. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) - - - - Angestellte 4) 23,0 23,0 26,0 25,0 Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft 23,0 23,0 26,0 25,0 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Leistungszahlen 2005 - 2008 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Das Geschäftsjahr 2008 kann erneut als Rekordjahr im Hinblick auf Umsatzentwicklung (bezogen auf den Rohertrag) und Ergebnis bezeichnet werden. Der Auslandsanteil ist auf 53% angestiegen. Die Erlöse stammen zu rd. 47% aus Deutschland, zu 28% aus Frankreich, 14% aus Großbritannien und 11% aus anderen Ländern innerhalb und außerhalb Europas. Noch deutlicher als der Rückgang der Aufträge in Deutschland hat sich der Anteil der Planungsaufträge nach HOAI auf 38% (Vorjahr: 47%) reduziert. Die übrigen Beratungsleistungen in Deutschland haben sich überdurchschnittlich entwickelt. 2005 2006 2007 2008 1. Betriebsleistung pro Mitarbeiter (in T€) 98 111 88 106 2. Auftragssumme (in T€) 1) 2.100 1.900 3.300 2.500 3. Auslandsanteil am Erlös 2) (in %) 50 58 48 53 1) Zum Ende des jeweiligen Geschäftsjahres 2) Rohertrag Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 TTK 82 Der Auftragsbestand Ende des Jahres ist auf 2.500 T€ gesunken (Vorjahr: 3.300 T€). Das entspricht dem geplanten Jahresumsatz. In Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise wurden gegen Ende des Berichtsjahres einige laufende bzw. geplante Projekte in Großbritannien storniert. Die Kapazitäten konnten anderweitig ausgelastet werden. Mittlerweile ist die negative Entwicklung im britischen Markt zum Stillstand gekommen. Insgesamt konnten alle Anforderungen der Kunden inhaltlich und zeitgerecht abgewickelt werden. Ausblick Für das Jahr 2009 rechnet die TTK dank der guten Auslastung wiederum mit einem guten Ergebnis. Während die Gesellschaft für Frankreich mit der Niederlassung in Lyon und auch in Großbritannien über eine gesicherte Marktstellung verfügt, zeichnet sich auch für den Heimatmarkt in Deutschland weiterhin eine positive Entwicklung ab. Die Entwicklung der Auftragseingänge macht Neueinstellungen und Kapazitätserweiterungen erforderlich. Aufgrund der Internationalität der TTK kann diese neue Mitarbeiter auch in anderen Ländern gewinnen. Neben der fachlichen Qualifikation und ausreichender Erfahrung sind mehrere Fremdsprachen Voraussetzung für eine Einstellung. Für das laufende Jahr kann der Bedarf für ein stabiles Wachstum gedeckt werden. Mittelfristig hält die TTK eine Beibehaltung der Fokussierung auf wenige, aber lukrative Märkte sowie auf ausgesuchte Projektgrößen und -inhalte für wichtig. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 75.529 € 521.126 € 546.939 € 799.991 € 6.113 € 1.949.698 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Gewinnrücklagen Gewinnvortrag Jahresüberschuss Rückstellungen Verbindlichkeiten 76.694 € 200.000 € 54.056 € 277.004 € 607.704 € 215.076 € 1.126.918 € 1.949.698 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 TTK 83 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 2008/91) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +2.553 +2.880 +2.205 +2.116 2. Bestandsveränderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen -384 -316 +87 +540 3. Sonstige betriebliche Erträge +93 +15 +28 +19 4. Personalaufwand -1.318 -1.289 -1.446 -1.582 5. Aufwendungen für bezogene Leistungen -425 -648 -156 -195 6. Abschreibungen -34 -25 -34 -43 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen -380 -436 -429 -463 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +1 +4 +9 +10 9. Sonstige Zinsen u. ähnliche Aufwendungen +0 +0 -1 -1 10. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +106 +185 +263 +401 11. Außerordentliche Aufwendungen +0 -12 +0 +0 12. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -35 -60 -99 -123 13. Sonstige Steuern -1 +0 -1 -1 14. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +70 +113 +163 +277 1) Die Gesellschaft erstellt keinen Wirtschaftsplan. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 3,1 4,8 5,5 3,9 2. Umlaufintensität (in %) 96,7 94,9 94,1 95,8 3. Investitionen (in T€) 19 42 54 37 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 20,8 32,2 32,2 31,2 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 681,1 674,1 586,1 804,6 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 3,2 + 4,4 + 7,1 + 10,4 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 22,9 + 27,1 + 33,9 + 45,6 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 4,8 + 8,8 + 11,0 + 14,2 4. Kostendeckung (in %) 100,5 106,3 110,9 116,3 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 139 + 198 + 297 + 444 b) nach Ertragsteuern + 104 + 138 + 197 + 320 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 61,0 53,5 70,0 69,3 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 57.285 56.037 55.615 63.280 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVV 84 13. Karlsruher Verkehrsverbund GmbH (KVV) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Tullastr. 71 Telefon: 0721 / 6107-0 Info@kvv.karlsruhe.de 76131 Karlsruhe Telefax: 0721 / 6107-7159 www.kvv.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 29.07.1994 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dr. Walter Casazza Stadt Karlsruhe 52% = 33.233,97 € Landkreis Karlsruhe 20% = 12.782,30 € Landkreis Germersheim 8% = 5.112,92 € Landkreis Rastatt 8% = 5.112,92 € Stadt Baden-Baden 8% = 5.112,92 € Landkreis Südl. Weinstraße 2% = 1.278,23 € Stadt Landau 2% = 1.278,23 € 100% = 63.911,49 € Aufsichtsrat: OB Heinz Fenrich (Vorsitz) BM Toni Huber LR Dr. Fritz Brechtel BM Wolfram Jäger (bis 30.09.2008) (stellv. Vorsitz) KR Günter Kast LR Dr. Christoph Schnaudigel Ltd. MR Dr. Lothar Kaufmann (stellv. Vorsitz) StR Sven Maier LR Jürgen Bäuerle KR Jürgen Nelson StR Manfred Bilger Josef Offele BM Wolfgang Bratzel MD Prof. Dr. Jürgen Pätzold StR Andreas Erlecke StR Hans Pfalzgraf StR Rita Fromm LR Theresia Riedmaier StR Angela Geiger KR Walter Scheuring OB Wolfgang Gerstner OB Hans-Dieter-Schlimmer Hans-Christoph Gilbert Günter Seifermann (ab 18.12.2008) BM Harald Seiter BM a. D. Gerrit Große StR Rainer Weinbrecht Rudi Hebding (bis 27.11.2008) (ab 01.10.2008) Johannes Honné StR Tim Wirth Wichtige Verträge: Vereinbarung zwischen dem Land Baden-Württemberg, den Landkreisen Karlsruhe und Rastatt, den Städten Karlsruhe und Baden-Baden sowie dem Karlsruher Verkehrsverbund GmbH über die weitere Finanzierung des KVV vom Dezember 2005. Ergänzende Vereinbarung zum Gesellschaftsvertrag der Karlsruher Verkehrsverbund GmbH vom 17.10.2006 über die Finanzierung der Verbundorganisation sowie der verbundbedingten Lasten des KVV und deren Verlängerung. Daneben bestehen eine Vielzahl von Verträgen mit den Verkehrsunternehmen über die Durch- führung der Verbundverkehre. 28 Mitglieder, davon 10 Verteter der Stadt Karlsruhe, 5 Vertreter des Landkreises Karlsruhe, je 3 Vertreter der Landkreise Germersheim und Rastatt sowie der Stadt Baden- Baden, je ein Vertreter des Landkreises Südliche Weinstraße und der Stadt Landau und je ein Vertreter der Länder Baden- Württemberg und Rheinland-Pfalz Die Gesellschaft dient den Zwecken des öffentlichen Personennahverkehrs. Sie wurde gegründet, um die Wettbewerbsfähigkeit des öffentlichen Personennahverkehrs in der Region Karlsruhe vor allem durch die Einführung von einheitlichen Tarifen (Verbundtarif) für alle öffentlichen Verkehrsmittel und die Abstimmung der Fahrpläne der verschiedenen Verkehrsunternehmen zu verbessern (GV in der Fassung vom 14.12.1998). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVV 85 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 3) 13 15 13 13 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der PWC Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Niederlassung Stuttgart geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) 0 0 0 0 Angestellte 4) 42,0 42,5 43,0 44,0 Beamte 4) 0 0 0 0 Gesamtbelegschaft 42,0 42,5 43,0 44,0 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte, und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Leistungszahlen 2005 – 2008 2005 2006 2007 2008 1. Zahl der Fahrgäste im Verbundgebiet 163 167 170 173 (in Mio) 2. Tarifeinnahmen im Verbundgebiet 94 100 105 111 (in Mio €) -ohne Schwerbehinderte und ohne Abgeltung Schüler nach § 45 a PBfG- 3. Tarifeinnahmen je Fahrgast (in €) 0,58 0,60 0,62 0,64 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVV 86 Finanzielles Engagement der Gesellschafter 2005 – 2008 (Verlustabdeckung) 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - Stadt Karlsruhe 713 759 687 940 Landkreis Karlsruhe 274 292 264 362 Landkreis Germersheim 110 117 106 145 Landkreis Rastatt 110 117 106 145 Stadt Baden-Baden 110 117 106 145 Landkreis Südliche Weinstraße 8 8 9 10 Stadt Landau 8 8 9 10 Zusammen 1.333 1.416 1.287 1.755 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Zahl der beförderten Personen stieg im Geschäftsjahr 2008 um 1,9% auf 172,7 Millionen an. Dabei handelt es sich um sogenannte „Verbundbeförderungsfälle“, das heißt Umsteiger zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln und -unternehmen werden nur einmal gewertet. In dieser Zahl sind die ohne Entgelt beförderten schwerbehinderten Fahrgäste enthalten. Seit Gründung des KVV 1994 sind damit die Fahrgastzahlen kontinuierlich gestiegen. Die Fahrgeldeinnahmen im Verbundgebiet erhöhten sich um 5,5% auf 111,2 Mio. €. Die Tarifanpassung konnte somit in voller Höhe umgesetzt werden. Der KVV erhielt auch im Jahr 2008 für die Durchtarifierungs- und Harmonisierungsverluste sowie die Verbundorganisation Zuschüsse von den Ländern Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Entwicklung der Fahrgastzahlen 1994 - 2008 0 50 100 150 200 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 Jahr - i n M io . - 55 173160 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVV 87 Insbesondere die neu eingeführten Angebote „SommerCard“ – eine Netzkarte mit einer befristeten Gültigkeit von Juli bis September - sowie die „KombiCard“ – eine nur im Abonnement vertriebene, persönlich gebundene Netzkarte - erwiesen sich als Verkaufsschlager. Ausblick Für 2009 rechnet der KVV mit einer Konsolidierung der Fahrgastzahlen auf dem hohen Niveau des Jahres 2008. Unter Berücksichtigung der Tarifanpassung zum 01.01.2009 um durchschnittlich 3,7% werden die Fahrgeldeinnahmen des KVV voraussichtlich um etwa 4,1 Mio. € steigen. Der KVV wird weiter versuchen, zusätzliche Stammkunden zu gewinnen, um die Einnahmen zu verstetigen. Die neue EU-Verordnung 1370/2007 zum ÖPNV tritt am 03.12.2009 in Kraft. Diese Regelung hat auch Auswirkungen auf die Verbundförderung. Die Länder Baden- Württemberg und Rheinland-Pfalz erarbeiten derzeit Lösungen, wie zukünftig die Verbünde EU-konform gefördert werden können. Der KVV rechnet daher damit, dass er auch zukünftig Verbundfördermittel der beiden Bundesländer erhält. Die DB Netz AG renoviert ab dem 30. März 2009 nacheinander die beiden Rheintalstrecken zwischen Karlsruhe und Rastatt. Bis in den Dezember 2009 ist jeweils eine der beiden Strecken vollständig gesperrt. Als Folge der daraus resultierenden Kapazitätseinschränkungen können nicht alle Nahverkehrszüge und Stadtbahnen regulär verkehren. Die betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen richten einen Schienenersatzverkehr mit Omnibussen ein. Mit Engpässen sowie längeren Reisezeiten und geringerem Komfort für die Fahrgäste muss jedoch zeitweise gerechnet werden. Wegen weiterer Risiken wird auf die Ausführungen bei der VBK – Verkehrsbetriebe Karlsruhe GmbH unter Nr. 10 dieses Kapitels entsprechend verwiesen. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand Rechnungsabgrenzungsposten 253.225 € 8.031.251 € 234 € 8.327 € 8.293.037 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Jahresüberschuss / -fehlbetrag Rückstellungen Verbindlichkeiten 63.911 € 0 € 63.911 € 589.900 € 7.639.226 € 8.293.037 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVV 88 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse 2) +4.725 +5.317 +4.869 +4.842 +5.700 +5.814 2. Sonstige betriebliche Erträge +9.926 +10.188 +10.182 +10.563 +10.579 +10.018 3. Personalaufwand -1.613 -1.620 -1.576 -1.592 -1.694 -1.746 4. Abschreibungen -47 -74 -117 -140 -114 -150 5. Sonstige betriebliche Aufwendungen 2) -14.414 -15.292 -14.803 -15.560 -16.336 -16.022 6. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +92 +66 +159 +133 +10 +10 7. Zinsen und ähnliche Aufwendungen +0 +0 +0 +0 +0 +0 8. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -1.331 -1.415 -1.286 -1.754 -1.855 -2.076 9. Steuern vom Einkommen und Ertrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 10. Sonstige Steuern -1 -1 -1 -1 -3 -3 11. Zuschüsse der Gesellschafter nach § 5 des Gesellschaftervertrages +1.332 +1.416 +1.287 +1.755 +1.858 +2.079 12. Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2) Die Vertriebskosten werden ab dem Wirtschaftsjahr 2001 brutto verbucht, d. h. als Umsatzerlöse und als Aufwendungen aus Vertriebskostenübernahme (AVG / VBK / BBL). Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 2,1 2,1 4,1 3,1 2. Umlaufintensität (in %) 97,8 97,8 95,9 96,8 3. Investitionen (in T€) 79 125 227 94 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 0,9 0,7 0,9 0,8 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 42,0 33,3 21,1 25,2 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 28,2 - 26,6 - 26,4 - 36,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 2.085 - 2.215 - 2.014 - 2.747 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 18,8 - 15,4 - 17,3 - 21,2 4. Kostendeckung (in %) 29,4 31,3 29,5 28,0 5. Cash Flow (in T€) - 1.285 - 1.342 - 1.170 - 1.615 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 10,0 9,5 9,6 9,2 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 38.394 38.124 36.657 36.190 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Baden Airpark 89 14. Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Victoria Boulevard A 106 Telefon: 07229 / 66-2125 Amt11@Landkreis-Rastatt.de 77836 Rheinmünster Telefax: 07229 / 66-2309 Gründung: Unternehmensgegenstand: 20.03.2001 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Stadtsyndikus a.D. Stadt Karlsruhe 43,90% = 14.400 € Hermann Merx Stadt Baden-Baden 15,55% = 5.100 € Landkreis Karlsruhe 12,65% = 4.150 € Landkreis Rastatt 12,65% = 4.150 € Stadt Bühl 4,27% = 1.400 € Gemeinde Hügelsheim 4,88% = 1.600 € Gemeinde Rheinmünster 4,88% = 1.600 € Stadt Rheinau 1,22% = 400 € 100% = 32.800 € Gesellschafterversammlung: Beteiligungen (mind. 25%): Anteile am Stammkapital: Baden Airpark GmbH 34,17% = 8,559 Mio. € Wichtige Verträge: Rahmenvereinbarung zwischen der Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH und der Baden Airpark GmbH / Flughafen Stuttgart GmbH (FSG) über die Weiterentwicklung des Gewerbeparks und des Flughafens, der als eigenständiger Flughafen zu führen ist. OB Heinz Fenrich (Vorsitz) Beteiligung von Kommunen, Landkreisen und sonstigen öffentlichen Körperschaften sowie ggf. Privaten aus der Region an der als Tochtergesellschaft der Flughafen Stuttgart GmbH gegründeten Baden Airpark Erwerbs GmbH heute Baden Airpark GmbH (GV in der Fassung vom 11.07.2007). Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Wissler, Protzen & Partner in Baden-Baden geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Baden Airpark 90 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 1) 2) 2) 2) 3) 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 3) - - - - 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen. Finanzielles Engagement des Gesellschafters Stadt Karlsruhe 2005 – 2008 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Stammkapitaleinzahlung Stadt Karlsruhe 0 0 0 0 2. Verwaltungskostenumlage 11 19 13 13 3. Investitionszuschuss 1.283 1.283 1.283 1.283 Zusammen 1.294 1.302 1.296 1.296 Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 3) 0,0 0,0 0,0 0,0 Angestellte 3) 0,0 0,0 0,0 0,0 Beamte 3) 2,0 2,0 2,0 2,0 Gesamtbelegschaft 2,0 2,0 2,0 2,0 Auszubildende - - - - 1) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 2) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 3) Sonderregelung als geringfügig Beschäftigte Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Baden Airpark 91 Leistungszahlen Flughafen Karlsruhe / Baden-Baden 2005 2006 2007 2008 1. Flugbewegungen 48.237 50.007 46.020 47.453 2. Passagiere 711.898 835.809 978.910 1.151.583 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Auch 2008 war für die Baden Airpark GmbH (BAG) wiederum ein sehr erfolgreiches Jahr. Im nunmehr abgeschlossenen achten Geschäftsjahr stiegen die Passagier- zahlen auf 1.151.583 (gegenüber 978.910 in 2007). Das im Wirtschaftsplan enthal- tene Ziel wurde um 86.583 Passagiere übertroffen. Der Flughafen Karlsruhe/Baden- Baden, der seit dem Jahr 2008 den Rang eines internationalen Verkehrsflughafens besitzt, konnte mit dem neuen Rekordergebnis ein Ziel erreichen, das in der mittel- fristigen Finanzplanung der Boston Consulting Group erst für das Jahr 2011 erwartet wurde. Durch Erlöse aus Grundstücksverkäufen, verbunden mit einem guten Fi- nanzergebnis, konnte die Baden Airpark GmbH einen Jahresüberschuss von rd. 1,8 Mio. € erzielen. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen und Dienstleistungen entwickelte sich weiterhin erfreulich. Die zur Verfügung stehenden Räume sind zum größten Teil vermietet. Weitere mittelständische Unternehmen haben auf dem Baden Airpark Grundstücke erworben und stellen künftig deutlich mehr Arbeitsplätze zur Verfügung. Diese gute wirtschaftliche Entwicklung der durch die Baden Airpark Beteiligungs- gesellschaft mit getragenen Baden Airpark GmbH hat in gleicher Weise Auswirkun- gen auf die Geschäftslage der Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH. Die für das Jahr 2008 nach der Rahmenvereinbarung zu erbringenden jährlichen Leistungen zur Weiterentwicklung des Baden Airparks von 2,923 Mio. € sind getätigt worden. Gleichzeitig wurde die zur Bestreitung der laufenden Betriebsausgaben von den Ge- sellschaftern entsprechend ihrer Beteiligungsquote eingeforderte Umlage voll be- zahlt. Entwicklung der Passagierzahlen 1997 - 2008 0 200.000 400.000 600.000 800.000 1.000.000 1.200.000 1.400.000 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 Jahr 20.544 186.138 292.456 978.910 1.151.583 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Baden Airpark 92 Ausblick Durch die Umstrukturierung im Jahre 2003 ist die Eigenkapitalsituation der Baden Airpark GmbH deutlich verbessert. Ein nicht unerheblicher Teil der künftigen Inves- titionen kann aus erwirtschafteten Abschreibungen bezahlt werden. Darüber hinaus belasten die über die Einlagen der Gesellschafter und des Landes finanzierten In- vestitionen und die sich daraus ergebenden Abschreibungen im Endeffekt das Ei- genkapital nicht, da sie über die Kapitalrücklagen kompensiert werden können. Die globale Wirtschaftskrise führte in den letzten beiden Monaten des Jahres 2008 im Luftverkehr zu spürbaren Nachfragerückgängen. Die Vorbuchungen für den Sommer 2009 zeigen eine gewisse Zurückhaltung vieler Urlaubs- und Geschäftsrei- senden. Positive Sondereffekte, wie sie 2008 zu verzeichnen waren, sind durch den Ausbau und den Interimsbetrieb auf dem Flughafen für das Jahr 2009 nicht zu er- warten. Außerdem werden die durch die laufenden Investitionen um 4 Mio. € höhe- ren Abschreibungen und die Zinsen für die Zwischenkredite die Jahresergebnisse der Baden Airpark GmbH negativ beeinflussen. Einem positiven Ergebnis vor Ab- schreibungen und Steuern wird daher in den nächsten Jahren ein negatives Jahres- ergebnis gegenüber stehen. Diese Entwicklung war einer der Eckpunkte der Rah- menvereinbarung vom 30.07.2003. Mit der Inbetriebnahme der neuen Landebahnbefeuerung werden die wegen Nebel ausfallenden Flüge weitgehend der Vergangenheit angehören. Neue Destinationen werden eröffnet. Zum Sommer 2009 wird das bis dahin eröffnete Hotel Übernach- tungsmöglichkeiten für Früh- und Spätreisende anbieten. Es wird trotz des derzeit sehr negativen Marktumfeldes daran gearbeitet, dass auch im Jahr 2009 über eine Million Passagiere befördert werden können. Eine weiterhin gute Entwicklung der Baden Airpark Beteiligungsgesellschaft mbH ist an die Entwicklung des Baden Airparks gekoppelt. Nach Einschätzung der Baden Airpark GmbH sind derzeit keine Faktoren zu erkennen, die bestandsgefährdend sein oder die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Baden Airpark GmbH we- sentlich beeinträchtigen könnten. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 26.097.463 € 137.798 € 42.053 € 26.277.314 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklagen Rückstellungen Verbindlichkeiten 32.800 € 26.097.462 € 26.130.262 € 7.200 € 139.852 € 26.277.314 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Baden Airpark 93 Gewinn und Verlustrechnungen der Jahre 2005 - 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +0 +0 +0 +0 +0 +0 2. Sonstige betriebliche Erträge +24 +43 +27 +29 +31 +28 3. Materialaufwand +0 +0 +0 +0 +0 +0 4. Personalaufwand -6 -8 -10 -12 -9 -10 5. Abschreibungen +0 +0 +0 +0 +0 +0 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen -19 -36 -18 -16 -23 -19 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +1 +1 +1 +5 +1 +1 8. Zinsen und ähnliche Aufwendungen +0 +0 +0 -2 +0 +0 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +0 +0 +0 +4 +0 +0 10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 11. Sonstige Steuern +0 +0 +0 +0 +0 +0 12. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +0 +0 +0 +4 +0 +0 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 99,8 99,2 99,3 99,3 2. Umlaufintensität (in %) 0,2 0,8 0,7 0,7 3. Investitionen (in T€) 2.923 2.923 2.923 2.923 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 100,0 99,3 99,4 99,4 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 100,2 100,1 100,1 100,1 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - - - - 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 0,0 + 0,0 + 0,0 + 0,0 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 0,0 + 0,0 + 0,0 + 0,0 4. Kostendeckung (in %) + 0,0 + 0,0 + 0,0 + 0,0 5. Cash Flow (in T€) + 0 + 0 + 0 + 4 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 24,9 18,1 34,9 39,7 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 3.148 4.034 4.888 5.972 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 GWK 94 15. Gesellschaft für Wertstoffrecycling Karlsruhe mbH (GWK) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Ottostr. 21, 76227 Karlsruhe; Telefon: 0721 / 133-7081 hanselmann@afa.karlsruhe.de Industriestr. 1, 76189 Karlsruhe oder 0721 / 5000657 robert.kassel@alba.info Gründung: Unternehmensgegenstand: 02.03.1993 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Stadtverwaltungsrat ALBA Nordbaden GmbH 50% = 13.000 € Udo Hanselmann (Stadt Karlsr.) Stadt Karlsruhe 50% = 13.000 € Robert Kassel 100% = 26.000 € (ALBA Nordbaden GmbH) Gesellschafterversammlung: Der Vorsitz wechselt jährlich zwischen den Gesellschaften und lag im Jahr 2008 bei der Stadt Karlsruhe, vertreten durch Frau Stadtverwaltungsrätin Carola Reich. Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Vertrag über die Entsorgung von Verpackungen aus Papier/Pappe/Kartonagen und Leicht- verpackungen vom 19.12.2003/07.01.2004 mit Der Grüne Punkt - Duales System Deutschland AG (DSD), zuletzt rückwirkend zum 01.01.2007 geändert am 07.03./14.03.2007. Entsorgung von Wertstoffen, insbesondere Einsammeln, Transportieren, Sortieren, und Vermarkten von Altstoffen nach der Verpackungsverordnung. Die Gesellschaft hat von der "Dualen System Deutschland" den Alleinauftrag für den Aufbau und Betrieb eines Systems zur Erfassung und Sortierung von Verkaufsverpackungen in der Stadt Karlsruhe. Zur Erfüllung dieser Aufgaben setzt die Gesellschaft Subunternehmer ein (GV in der Fassung vom 24.01.2002). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 GWK 95 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 1) 1) 1) 1) 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung - - - - 1) Aus Gründen der Gleichbehandlung wird auf eine Veröffentlichung verzichtet, weil die überwie- gende Mehrzahl der übrigen Geschäftsführer städtischer Gesellschaften mit der Veröffentlichung ihrer Bezüge nicht einverstanden ist. Abschlussprüfer Der Jahresschluss 2008 wurde von der Treuhand Südwest GmbH geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) Die Gesellschaft beschäftigt kein eigenes Personal. Ausschüttungen an die Stadt (netto) in den Haushaltsjahren 2005 – 2008: Leistungszahlen 2005 – 2008 Verwertete Mengen (pro Einwohner und Jahr) 2005 2006 2007 2008 - in kg - - in kg - - in kg - - in kg - 1. Papier, Pappe, Karton (incl. Vereinssammlungen) 65 44 55 49 2. Glas 0 0 0 0 3. Kunststoff, Dosen 9 9 10 10 4. Verbunde 3 2 3 3 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Das Tätigkeitsfeld der GWK umfasst unverändert das Sammeln und Sortieren von Verpackungen nach den Vorgaben der Verpackungsverordnung und im Auftrag der 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - Ausschüttungen an die Stadt Karlsruhe 0 54 0 25 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 GWK 96 Duales System Deutschland GmbH. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben setzt die GWK weiterhin Subunternehmer ein. Ausblick Die Gesellschaft rechnet auch 2009 mit einem positiven Ergebnis. Der Vertrag zwi- schen der GWK und der Duales System Deutschland GmbH ist bis zum 31.12.2009 abgeschlossen. Inzwischen bestehen weitere Verträge mit anderen Systembetrei- bern wie z. B. der Landbell AG und der Interseroh AG. Der Abschluss von weiteren Verträgen ist möglich, wenn weitere Systembetreiber zugelassen werden. Die Gesellschafterversammlung hat die Geschäftsführung der GWK zum Abschluss von weiteren Verträgen mit der Maßgabe ermächtigt, dass die jeweiligen Konditionen nicht unter denen des DSD-Hauptvertrages liegen dürfen. Das konnte bisher so um- gesetzt werden. Deshalb haben sich aus den neu abgeschlossenen Verträgen keine wirtschaftlichen Risiken für die Gesellschaft ergeben. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 0 € 692.507 € 482 € 692.989 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Gewinnvortrag Jahresüberschuss Rückstellungen Verbindlichkeiten 26.000 € 11.526 € 49.741 € 87.267 € 148.300 € 457.422 € 692.989 € Verwertete Mengen 1997 - 2008 (pro Einw ohner und Jahr) 0 20 40 60 80 100 120 140 160 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 20 07 20 08 Jahr - i n kg - 118 68 55 62 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 GWK 97 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 – 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 2008 1) Plan 2009 1) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +4.889 +4.844 +4.444 +4.181 2. Sonstige betriebliche Erträge +24 +1 +1 +376 3. Aufwand für bezogene Leistungen -4.825 -4.766 -4.290 -4.063 4. Personalaufwand -2 -2 -2 -2 5. Abschreibungen +0 +0 +0 +0 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen -74 -73 -73 -436 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +4 +2 +4 +16 8. Sonstige Zinsen u. ähnl. Aufwendungen +0 +0 +0 +0 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +16 +6 +84 +71 10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -5 -2 -26 -21 11. Sonstige Steuern -4 +0 +0 +0 12. Jahresüberschuss +7 +4 +58 +50 13. Ausschüttung bzw. Gewinnvortrag vom Vorjahr (saldiert) +123 +11 +15 +73 14. Bilanzgewinn +130 +15 +73 +123 1) Planzahlen liegen nicht vor. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 0,0 0,0 0,0 0,0 2. Umlaufintensität (in %) 100,0 100,0 100,0 100,0 3. Investitionen (in T€) - - - - II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 12,0 3,5 16,8 12,6 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) - - - - III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 0,1 + 0,1 + 1,3 + 1,2 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 4,7 + 10,2 + 58,5 + 57,0 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 0,6 + 0,4 + 9,9 + 7,2 4. Kostendeckung (in %) 99,7 100,1 101,8 92,9 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 12 + 6 + 83 71,0 b) nach Ertragsteuern + 7 + 4 + 57 50,0 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - - - - 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - - - - Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Wohnungswesen und Stadtentwicklung Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo 99 16. VOLKSWOHNUNG GmbH (VoWo) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Ettlinger - Tor - Platz 2 Telefon: 0721 / 3506-0 Info@volkswohnung.com 76137 Karlsruhe Telefax: 0721 / 3506-100 www.volkswohnung.com Gründung: Unternehmensgegenstand: 08.03.1951 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dr. Thomas Hain Stadt Karlsruhe 100% = 37.000.000 € Reiner Kuklinski Aufsichtsrat: EB Harald Denecken StR Michael Borner (Vorsitz / bis 30.09.2008) AStR Dr. Hildegund Brandenburg BM Michael Obert StR Barbara Kofler (Vorsitz / ab 01.10.2008) StR Dr. Heinrich Maul StR Wolfram Jäger StR Bettina Meier-Augenstein (stellv. Vorsitz / bis 30.09.2008) StR Hans Pfalzgraf StR Marianne Krug StR Tilman Pfannkuch (ab 01.10.2008) (stellv. Vorsitz / ab 01.10.2008) StR Natascha Roth StR Manfred Bilger Beteiligungen (mind. 25%): Anteile am Stammkapital: VOLKSWOHNUNG Bauträger- u. Verwaltungs-GmbH 100% = 1.100.000,00 € Kommunale Wohnungsbaugesellschaft mbH Hügelsheim 50% = 500.000,00 € Konversionsgesellschaft Karlsruhe mbH 60% = 300.000,00 € KES - Karlsruher Energieservice GmbH 50% = 50.000,00 € Entwicklungsgesellschaft Cité mbH 38,8% = 2.000.000,00 € Wichtige Verträge: Mit der VOLKSWOHNUNG Bauträger- u. Verwaltungs-GmbH sowie der Konversionsgesellschaft Karlsruhe mbH wurden Beherrschungs- u. Ergebnisabführungsverträge (Organschaftsverträge) geschlossen. Besteht aus 6 bis höchstens 11 stimmberechtigten Mitgliedern. Versorgung breiter Schichten der Bevölkerung mit Wohnungen. Dazu gehört auch die angemessene Wohnversorgung einkommensschwacher Bevölkerungskreise. Die Gesellschaft errichtet und bewirtschaftet im eigenen Namen Wohnungen in allen Rechts- und Nutzungsformen. Sie kann auch die Errichtung solcher Wohnungen betreuen und fremde Wohnungen verwalten. In Erfüllung ihres öffentlichen Zwecks kann die Gesellschaft auch andere Bauten errichten, betreuen, bewirtschaften oder verwalten, soweit diese wohnungswirtschaftlich, städtebaulich oder infrastrukturell bedingt sind oder der Wirtschaftsförderung dienen. Sie kann insoweit auch Träger von Erschließungs- und Sanierungsmaßnahmen sein (GV in der Fassung vom 09.05.2005). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo 100 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge der Aufsichtsrates 3) 24 27 25 25 1) Die Angabe für das Geschäftsjahr 2005 unterblieb nach § 286 IV HGB. 2) Aus Gründen der Gleichbehandlung wird auf eine Veröffentlichung verzichtet, weil die über- wiegende Mehrzahl der übrigen Geschäftsführer städtischer Gesellschaften mit der Veröffent- lichung ihrer Bezüge nicht einverstanden ist. 3) Aufwandsentschädigungen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde vom Verband baden-württembergischer Woh- nungs- und Immobilienunternehmen e.V. geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) - - - - Angestellte 4) 125 132 138 141 Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft 125 132 138 141 Auszubildende 8 8 12 12 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo 101 Leistungszahlen 2005 - 2008 2005 2006 2007 2008 1. Zahl der Mietinteressenten (Warteliste) 6.570 7.550 6.999 7.718 2. Bestand an eigenen Objekten: - Mietwohnungen 11.962 11.966 11.964 11.860 - Gewerbe 106 104 104 105 - Garagen, Tiefgaragen u. Abstellplätze 3.322 3.284 3.295 3.222 - sonstige Mietverhältnisse 96 99 100 99 Zusammen 15.486 15.453 15.463 15.286 3. Bautätigkeit eigene Objekte -fertiggestellt- - Mietwohnungen 0 0 0 0 - Gewerbe 0 0 1 1 - Garagen, Tiefgaragen u. Abstellplätze 0 0 0 0 Zusammen 0 0 1 1 4. Verwaltete Objekte Dritter: - Miet- und Eigentumswohnungen 876 867 873 954 - Gewerbe 128 118 126 125 - Garagen, Tiefgaragen u. Abstellplätze 594 600 601 681 - sonstige Mietverhältnisse 8 12 12 12 Zusammen 1.606 1.597 1.612 1.772 5. Eigentumswohnungen - im Bau 121 50 50 0 - verkauft 28 92 40 4 - zum Verkauf angeboten 149 142 53 9 - Mietkauf 1 3 - noch nicht verkauft 121 50 12 2 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Zum Jahresüberschuss von 3,4 Mio. € (2007: 2,4 Mio. €) tragen im Wesentlichen die Erträge aus der Hausbewirtschaftung, der Verkaufs- und Betreuungstätigkeit so- wie die sonstigen betrieblichen Erträge bei. Die Umsatzerlöse aus der Hausbewirtschaftung sind im Vergleich zu 2007 um ins- gesamt 2,0 Mio. € angestiegen. Dies beruht zum einen auf allgemeinen Mieterhö- hungen sowie Mieterhöhungen nach Modernisierungen als auch zum anderen auf der Umstellung von Inklusivmieten auf jährlich abzurechnende Umlagen für Betriebs- kosten bei Neuvermietung. In 2008 wurden 2 Wohnungen in der Bernsteinstraße 5 und 7, 2 Häuser in der Eva- Maria-Buch-Straße 21-55 und 3 Grundstücke in der Ohiostraße ergebniswirksam vermarktet. Die Verkaufserlöse betrugen 4,2 Mio. € und verminderten sich somit im Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo 102 Vergleich zum Vorjahr um 3,6 Mio. €. Dies hängt vor allem mit der konzerninternen Verlagerung der Bauträgertätigkeit in die Tochtergesellschaft Konversionsgesell- schaft Karlsruhe mbH (KGK) zusammen. Die um 0,1 Mio. € gestiegenen Umsatzerlöse aus Betreuungstätigkeit resultierten hauptsächlich aus den erhöhten Erträgen für die Baubetreuung der KGK (Kirchfeld Nord und Knielingen). Die sonstigen betrieblichen Erträge stiegen aufgrund erhaltener Tilgungszuschüs- se von KfW-Darlehen sowie vorgenommener Auflösung von Rückstellungen für eine eventuelle Nachzahlungsverpflichtung gegenüber dem Bundesamt für Immobilien- aufgaben aufgrund des erfolgten Urteils zugunsten der VOLKSWOHNUNG GmbH um insgesamt 5,3 Mio. € an. Das Finanzergebnis erhöhte sich um 1,8 Mio. € auf 7,1 Mio. €. Dies resultiert zum einen aus den gestiegenen Gewinnabführungen der VBV in Höhe von 0,6 Mio. € (Vorjahr: 0,4 Mio. €) und der KGK in Höhe von 1,1 Mio. € (Vorjahr: 0,4 Mio. €) und zum anderen aus einer Steigerung der Zinserträge aus Festgeldanlagen. Der Personalaufwand erhöhte sich nur um 0,1 Mio. €, da die Auflösung von Rück- stellungen, vor allem für Altersteilzeit, aufwandsmindernd wirkt. Die Abschreibungen verringerten sich im Vergleich zum Vorjahr um 0,9 Mio. €, was auf den Einmaleffekt einer vorzunehmenden Wertberichtigung bei 3 Objekten in 2007 zurückzuführen ist. Ausblick In Rintheim wird ein Gesamtkonzept für das Rintheimer Feld und Alt-Rintheim mit umfassenden Maßnahmen umgesetzt. Der engen Kooperation zwischen Stadt- verwaltung, Quartiersmanagement und VOLKSWOHNUNG im Rahmen der Stadt- entwicklung und dem Programm „Soziale Stadt“ unter Beteiligung der Bürger kommt Ergebnisentwicklung 1993 - 2008 -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 19 93 19 95 19 97 19 99 20 01 20 03 20 05 20 07 Jahr - i n M io € - + 5,9 - 15,2 + 9,7 + 8,2 + 3,4 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo 103 eine besondere Bedeutung im Rintheimer Feld zu. Beginn des Stadtteilentwick- lungsprozesses war Ende April, das voraussichtliche Ende ist für das Frühjahr 2011 vorgesehen. Im September 2008 erwarb die VOLKSWOHNUNG GmbH von der KGK ein Grund- stück, auf dem am 08. Dezember 2008 der Spatenstich für den Bau eines Nahver- sorgungszentrums erfolgte, welches neben einem EDEKA- Lebensmittelmarkt mit Backshop unter anderem einen dm- Drogeriemarkt beinhalten wird. Das Nahversor- gungszentrum verbleibt im Eigentum der VOLKSWOHNUNG GmbH. Fertigstellung, Übergabe an EDEKA und Eröffnung sind für Oktober 2009 geplant. Ausmaß, Auswirkungen und zeitlicher Umfang der Finanzmarktkrise lassen sich nur schwer einschätzen. Margenerhöhungen oder Kreditrestriktionen können nicht aus- geschlossen werden und haben somit Einfluss auf den Erfolg und auf die Finanzie- rungsmöglichkeiten des Unternehmens. Der Einfluss der Finanzmarktkrise auf das Nachfrageverhalten der Kunden ist derzeit nicht abschätzbar. Die Risiken der Finanzierung konnten durch langfristige Verträge und durch frühzei- tige Prolongationen bzw. Refinanzierungen der auslaufenden Darlehen reduziert werden. Die VOLKSWOHNUNG GmbH tätigt auch in Zeiten der Finanzmarktkrise zukunfts- trächtige Investitionen wie beispielsweise den Ankauf von Wohnungen. So erwarb die VOLKSWOHNUNG GmbH im März 2009 von der Siemens AG 532 Wohneinhei- ten in Karlsruhe und Bruchsal. Desweiteren wird sich die VOLKSWOHNUNG GmbH mit 50% an einem kommunlaen Wohnungsunternehmen, das über einen Woh- nungsbestand von ca. 800 Wohnungen verfügt, beteiligen. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Zum Verkauf bestimmte Grundstücke u.a. Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Flüssige Mittel Rechnungsabgrenzungsposten 485.663.037 € 21.237.045 € 9.556.867 € 47.766.814 € 724.517 € 564.948.280 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Gewinnrücklagen Bilanzgewinn/ -verlust Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 37.000.000 € 96.819.946 € 3.353.960 € 137.173.906 € 7.059.297 € 420.700.483 € 14.594 € 564.948.280 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo 104 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +72.389 +85.029 +71.909 +70.413 +66.161 +67.080 2. Erhöhung / Verminderung des Bestandes an zum Verkauf bestimmten Grundstücken mit unfertigen Bauten sowie unfertigen Leistungen +1.161 -9.392 -2.304 -19 +248 +1.030 3. Andere aktivierte Eigenleistungen +1.499 +1.466 +791 +429 +1.200 +400 4. Sonstige betriebliche Erträge +1.871 +2.362 +3.336 +8.644 +713 +3.435 5. Aufwendungen für bezogene Lieferungen und Leistungen -37.516 -40.879 -36.008 -42.781 -32.282 -34.180 6. Personalaufwand -8.115 -8.479 -9.396 -9.493 -9.985 -11.245 7. Abschreibungen -10.044 -9.111 -10.575 -9.639 -9.325 -9.615 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen -4.729 -6.084 -4.625 -5.368 -3.614 -3.900 9. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +5.926 +6.860 +6.010 +7.837 +5.859 +7.241 10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -13.274 -14.209 -14.438 -14.949 -14.376 -15.161 11. Aufwand aus Ergebnisabführungsvertrag mit verbundenen Unternehmen +0 +0 -442 +0 +0 +0 12. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +9.168 +7.563 +4.258 +5.074 +4.599 +5.085 13. Steuern -1.584 -1.881 -1.903 -1.720 -1.579 -1.585 14. Jahresüberschuss/ -fehlbetrag +7.584 +5.682 +2.355 +3.354 +3.020 +3.500 15. Einstellung in Gewinnrücklagen +0 +0 +0 +0 16. Entnahme aus Rücklagen +0 +0 +0 +0 17. Bilanzgewinn +7.584 +5.682 +2.355 +3.354 +3.020 +3.500 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 83,3 85,0 88,2 86,0 2. Umlaufintensität (in %) 16,4 14,7 11,6 13,9 3. Investitionen (in T€) 30.208 37.354 11.495 12.888 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 23,9 23,6 24,4 24,3 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 28,6 27,7 27,6 28,2 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 10,5 + 6,7 + 3,3 + 4,8 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 6,0 + 4,3 + 1,8 + 2,4 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 4,0 + 3,6 + 3,1 + 3,2 4. Kostendeckung (in %) 96,2 105,8 93,3 84,0 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 16.784 + 15.637 + 11.259 + 13.865 b) nach Ertragsteuern + 16.784 + 15.307 + 10.938 + 13.727 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 10,8 10,6 12,2 11,3 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 64.922 64.237 68.087 67.473 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo B+V 105 17. VOLKSWOHNUNG Bauträger- und Verwaltungs-GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Ettlinger-Tor-Platz 2 Telefon: 0721 / 3506-0 Info@volkswohnung.com 76137 Karlsruhe Telefax: 0721 / 3506-100 www.volkswohnung.com Gründung: Unternehmensgegenstand: 20.12.1989 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dr. Thomas Hain VOLKSWOHNUNG GmbH 100% = 1,1 Mio. € Reiner Kuklinski Aufsichtsrat: EB Harald Denecken StR Michael Borner (Vorsitz / bis 30.09.2008) AStR Dr. Hildegund Brandenburg BM Michael Obert StR Barbara Kofler (Vorsitz / ab 01.10.2008) StR Dr. Heinrich Maul StR Wolfram Jäger StR Bettina Meier-Augenstein (stellv. Vorsitz / bis 30.09.2008) StR Hans Pfalzgraf StR Marianne Krug StR Tilman Pfannkuch (ab 01.10.2008) (stellv. Vorsitz / ab 01.10.2008) StR Natascha Roth StR Manfred Bilger Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen Wichtige Verträge: Beherrschungs- und Ergebnisabführungsvertrag mit der VOLKSWOHNUNG GmbH. Aufsichtsrat besteht aus dem Aufsichtsrat der VOLKSWOHNUNG GmbH Die Gesellschaft übernimmt Bau- u. Versorgungsaufgaben im Interesse der VOLKSWOHNUNG GmbH wie auch Aufgaben mit öffentlichem Zweck in wohnungswirtschaftlicher, städtebaulicher oder infrastruktureller Hinsicht sowie im Interesse der Wirtschaftsförderung. Sie kann insbesondere Einrichtungen für Kommunikationstechnik installieren und betreiben, Bauten in allen Rechts- und Nutzungsformen errichten, betreuen, bewirtschaften oder verwalten sowie Bauten und Außenanlagen instandhalten, modernisieren bzw. pflegen (GV in der Fassung vom 09.05.2005). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 1) - 4 2) - - 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates - 3) - 3) - 3) - 3) 1) Die Angaben für das Geschäftsjahr 2005 unterblieb nach § 286 IV HGB. 2) Die Vergütung entfällt auf die beiden in 2006 ausgeschiedenen Geschäftsführer. 3) Aufsichtsrat besteht aus dem Aufsichtsrat der Muttergesellschaft VOLKSWOHNUNG GmbH. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo B+V 106 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der HABITAT Revisions- und Treuhand- gesellschaft mbH -Wirtschaftsprüfungsgesellschaft- geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) 30,0 27,0 26,0 26,5 Angestellte 4) 16,0 23,0 3,0 1,7 Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft 46,0 50,0 29,0 28,0 Auszubildende 3,0 3,0 2,0 2,0 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Bei der Durchführung ihrer Bauvorhaben wird die Gesellschaft von der VOLKSWOHNUNG GmbH technisch und kaufmännisch betreut. Des Weiteren erledigt die Muttergesellschaft alle anfallenden Verwaltungsarbeiten wie z. B. Personalwesen und Buchführung. Leistungszahlen 2005 - 2008 2005 2006 2007 2008 1. Bestand an eigenen Objekten: - Mietwohnungen 96 96 96 96 - Gewerbe 55 56 57 57 - Garagen + TG + Abstellplätze 110 116 116 116 - sonstige Mietverhältnisse 3 7 7 7 Zusammen 264 275 276 276 2. Verwaltete Objekte 382 352 470 491 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Gesellschaft schließt mit einem Gesamtergebnis von 630 T€ (Vorjahr: 411 T€) ab. Im Bestandsmanagement erhöhten sich die Mieterlöse im Vergleich zum Vor- jahr um 266 T€, da für das Humbold-Gymnasium bis September 2007 eine bauzeit- bedingte Mietminderung gewährt wurde. Der Zinsaufwand für die Objektfinanzierung verringerte sich um 38 T€. Die Instandhaltungsaufwendungen erhöhten sich um Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo B+V 107 60 T€ und die Abschreibungen um 17 T€. Im Bereich Wohnungseigentumsverwal- tung erhöhten sich die Umsatzerlöse um 18 T€. Demgegenüber standen um 75 T€ erhöhte Kosten, insbesondere bei den Fremdkosten für die Verwaltungsbetreuung. Wesentliche Änderungen im sonstigen Ergebnis ergaben sich durch um 77 T€ hö- here Zinsaufwendungen für Zwischenkredite von der VOLKSWOHNUNG GmbH und um 52 T€ reduzierte Aufwendungen für Leistungen im Bereich Projektplanung von der VOLKSWOHNUNG GmbH. Die Zahl der durch die Gesellschaft mit Breitbandkommunikationstechnik (Kabel- fernsehen) ausgestatteten Objekte einschließlich Triple-Play-Plus in Neureut- Kirchfeld hat sich auf 13.745 Einheiten (Vorjahr 13.698) erhöht. Die Infrastruktur zur Versorgung des Konversionsgebietes Knielingen 2.0 befinden sich zurzeit im Bau. Ausblick Die Erträge aus Hausbewirtschaftung und Breitbandkabelbetrieb basieren auf langfristigen Verträgen und stellen nachhaltige Einnahmen dar. Die Geschäftsfüh- rung erwartet für die nächsten beiden Jahre eine stabile Ertragslage. Nach dem in 2009 vorgesehenen Abbruch auf dem Areal der Theodor-Rehbock- Straße 3-5 soll dort studentisches und zeitgemäßes Wohnen in hoher städtebauli- cher Qualität entstehen. Ausmaß, Auswirkungen und zeitlicher Umfang der Finanzmarktkrise lassen sich nur schwer einschätzen. Margenerhöhungen oder Kreditrestriktionen können nicht aus- geschlossen werden und haben somit Einfluss auf den Erfolg und auf die Finanzie- rungsmöglichkeiten des Unternehmens. Der Einfluss der Finanzmarktkrise auf das Nachfrageverhalten der Kunden ist derzeit nicht abschätzbar. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Zum Verkauf bestimmte Grundstücke u.a. Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Flüssige Mittel Rechnungsbegrenzungsposten 25.089.285 € 400.307 € 571.508 € 97.767 € 27.043 € 26.185.910 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Gewinnrücklagen Rückstellungen Verbindlichkeiten 1.100.000 € 0 € 1.100.000 € 176.529 € 24.909.381 € 26.185.910 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 VoWo B+V 108 Gewinn- und Verlustrechnung der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +6.267 +6.234 +5.774 +5.921 +6.589 +5.840 2. Erhöhung / Verminderung des Bestandes an unfertigen Leistungen -12 +27 +4 +26 -14 -3 3. Andere aktivierte Eigenleistungen +0 +0 +13 +0 +0 +0 4. Sonstige betriebliche Erträge +19 +34 +26 +37 +6 +5 5. Aufwendungen für bezogene Lieferungen und Leistungen -1.229 -1.362 -1.482 -1.465 -1.664 -1.530 6. Personalaufwand -2.300 -2.356 -1.524 -1.367 -1.577 -1.440 7. Abschreibungen -738 -769 -1.107 -1.123 -1.173 -1.130 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen -407 -498 -451 -522 -477 -538 9. Zinserträge +1 +1 +2 +3 +1 +2 10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -576 -590 -806 -841 -812 -868 11. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +1.025 +721 +449 +669 +879 +338 12. Steuern -36 -38 -38 -39 -38 -38 13. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +989 +683 +411 +630 +841 +300 14. Abzuführender Überschuss -989 -683 -411 -630 -841 -300 15. Bilanzgewinn +0 +0 +0 +0 +0 +0 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. Bilanz und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 89,6 93,1 95,0 95,8 2. Umlaufintensität (in %) 10,4 6,9 5,0 4,1 3. Investitionen (in T€) 604 4.906 4.241 1.004 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 5,5 4,6 4,1 4,2 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 6,1 5,0 4,4 4,4 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 15,8 + 11,0 + 7,1 + 10,6 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 89,9 + 62,1 + 37,3 + 57,3 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 7,8 + 5,4 + 4,6 + 5,6 4. Kostendeckung (in %) 118,6 111,1 106,8 110,5 5. Cash Flow (in T€) + 1.715 + 1.423 + 1.495 + 1.753 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 43,5 42,0 28,2 25,5 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 50.001 47.120 52.557 48.491 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KGK 109 18. Konversionsgesellschaft Karlsruhe mbH (KGK) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: c/o VOLKSWOHNUNG GmbH Telefon: 0721 / 3506-0 Info@volkswohnung.com Ettlinger-Tor-Platz 2 Telefax: 0721 / 3506-100 www.volkswohnung.com 76137 Karlsruhe Gründung: Unternehmensgegenstand: 16.06.1999 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital Dr. Thomas Hain VOLKSWOHNUNG GmbH 60% = 300.000 € Reiner Kuklinski Sparkasse Karlsruhe 30% = 150.000 € Stadt Karlsruhe 10% = 50.000 € 100% = 500.000 € Aufsichtsrat: OB Heinz Fenrich StR Michael Borner (Vorsitz / bis 30.09.2008) Spark. Vorst. Heinrich G. Birken BM Michael Obert Spark.Dir. Michael Huber (Vorsitz / ab 01.10.2008) StR Barbara Kofler StR Wolfram Jäger StR Dr. Heinrich Maul (stellv. Vorsitz / bis 30.09.2008) StR Bettina Meier-Augenstein StR Manfred Bilger (ab 01.10.2008) (stellv. Vorsitz / ab 01.10.2008) StR Natascha Roth Gäste (mit den Rechten eines StR Michael Kunz Thomas Müllerschön beratenden Mitglieds) OR Prof. Hans Müller Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Beherrschungs- und Ergebnisführungsvertrag (Organschaftsvertrag) mit der VOLKSWOHNUNG GmbH. Darüber hinaus erledigt die VOLKSWOHNUNG GmbH alle bei der KGK anfallenden Aufgaben auf der Grundlage eines entgeltlichen Geschäftsbesorgungsvertrages. Hauptaufgabe ist die Durchführung der Konversion von Liegen- schaften insbesondere im Raum Karlsruhe, besonders durch Erwerb, Neuordnung und Verwertung, um eine Wohnraumversorgung für breite Schichten der Bevölkerung sicherzustellen, kommunal u. regional die Städtebaupolitik und Maßnahmen der Infrastruktur und Wirtschaftsförderung zu unterstützen sowie städtebauliche Entwicklungs- , Erschließungs- und Sanierungsmaßnahmen zu übernehmen (GV i.d.F. vom 17.03.1999). Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der HABITAT Revisions- und Treuhandgesell- schaft mbH – Wirtschaftsprüfungsgesellschaft – geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KGK 110 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - - - 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 1) 4 4 7 7 1) Aufwandsentschädigungen Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1)2)3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) - - - - Angestellte 4) 4,0 4,0 - - Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft 4,0 4,0 - - Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Gesellschaft erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2008 einen Jahresüberschuss in Höhe von 1.096 T€ (2006: 360 T€). Die Erhöhung zum Vorjahr beruht im Wesentli- chen auf positiven Deckungsbeiträgen im Grundstücksbereich. Ausblick Das Jahr 2009 ist zunehmend von Aktivitäten im Bauträgerbereich geprägt. Ge- rade durch diese Maßnahmen werden Impulse für ein nachhaltiges soziales Wohnen gesetzt. Mehrfachbeauftragungen sind dabei ein bewährter Weg, Lösungen für ein innovatives Wohnen in hoher baulicher Qualität zu finden. Baufeldspezifische Ver- markungsmaßnahmen sind dabei Grundlage für die Umsetzung der anspruchsvollen Zielsetzungen des Wirtschaftsplanes. Parallel dazu werden in Kirchfeld-Nord und Knielingen die Gewerbeflächen stärker im Mittelpunkt des Bauprogramms stehen. Die infrastrukturellen Maßnahmen, insbesondere die Sudetenstraße, begünstigen diese Entwicklung, da bei der städtebaulichen Planung auch von den objektiven Er- fordernissen der Anwohner ausgegangen wurde. Durch die Realisierung der Ver- kaufsmaßnahmen verbessert sich die Eigenkapitalsituation in den kommenden Jah- ren stetig. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KGK 111 Im Konversionsgebiet Knielingen ist die Erschließung des 3. Bauabschnitts bis Juni 2010 geplant. Nach Genehmigung des Abbruchantrages für die ehemalige Gar- nisonskirche in Knielingen kann die Gestaltung des Bereiches zwischen Casino und Nahversorgungszentrum nach dem Konzept zum siegreichen Wettbewerbsgebiet erfolgen. Zur künftigen Entwicklung der Gesellschaft bestehen neben dem üblichen unterneh- merischen Risiko bei der Vermarktung der Neubaugebiete Risiken in möglichen Nachzahlungsverpflichtungen aufgrund des Kaufvertrages mit dem Bund sowie in der zeitlichen Verschiebung des ursprünglich geplanten Abzugs der Bundeswehr im Be- reich „Gewerbegebiet“ in Neureut. Zudem liegen Risiken im Umfang der Investitions- kosten bei den Erschließungsmaßnahmen in Knielingen und Neureut. Wirtschafts- und steuerpolitische Entwicklungen und Entscheidungen werden einen starken Einfluss auf Nachfrage- und Käuferverhalten für die Bereiche Neureut und Knielingen haben. Den dadurch entstehenden Risiken in der Vermarktung stehen die Chancen gegenüber, auf die neuen Situationen mit bewährten und neu entwickelten Verkaufsinstrumenten zu reagieren. Diese Chancen werden aufgrund der vorhande- nen Potentiale in der KGK, aber auch im Konzern VOLKSWOHNUNG, höher ge- wertet, als die aufgeführten Risiken. Ausmaß, Auswirkungen und Umfang der Finanzmarktkrise lassen sich nur schwer einschätzen. Margenerhöhungen oder Kreditrestriktionen können nicht ausgeschlos- sen werden und haben somit Einfluss auf den Erfolg und auf die Finanzierungsmög- lichkeiten des Unternehmens. Der Einfluss der Finanzmarktkrise auf das Nachfrage- verhalten der Kunden ist derzeit nicht abschätzbar. Die Risiken der Finanzierung konnten durch langfristige Verträge und durch frühzeitige Prolongationen bzw. Refi- nanzierungen der auslaufenden Darlehen reduziert werden. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Zum Verkauf bestimmte Grundstücke u.a.Vorräte Forderungen und sonstige Ver- mögensgegenstände Flüssige Mittel Rechnungsabgrenzungsposten 159.244 € 76.944.777 € 7.861.968 € 152.289 € 1.971 € 85.120.249 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Gewinnrücklagen Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgr.posten 500.000 € 0 € 500.000 € 8.133.634 € 76.486.615 € 0 € 85.120.249 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KGK 112 Gewinn- und Verlustrechnung der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +3.941 +7.712 +16.868 +17.647 +23.970 +23.253 2. Erhöhung / Verminderung des Bestandes an unfertigen Leistungen +2.966 +12.873 -2.170 +1.329 -11.530 +0 3. Sonstige betriebliche Erträge +72 +82 +12 +12 +0 +2 4. Aufwendungen für bezogene Lieferungen und Leistungen -3.184 -16.273 -10.929 -13.892 -7.920 -18.155 5. Personalaufwand -286 -290 -74 +0 +0 +0 6. Abschreibungen +0 +0 +0 +0 +0 +0 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen -135 -151 -327 -783 -760 -374 8. Zinserträge +0 +43 +4 +1 +0 +0 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -3.028 -3.062 -2.953 -3.149 -3.435 -3.225 10. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +346 +934 +431 +1.165 +325 +1.501 11. Steuern -72 -72 -71 -70 -70 -60 12. Erträge aus Verlustübernahme +0 +0 +0 +0 +0 13. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +274 +862 +360 +1.095 +255 +1.441 14. Abzuführender Überschuss -274 -862 -360 -1.095 -255 -1.441 15. Bilanzgewinn +0 +0 +0 +0 +0 +0 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 0,0 0,0 0,0 0,2 2. Umlaufintensität (in %) 100,0 100,0 100,0 99,8 3. Investitionen (in T€) 0 0 0 0 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 0,7 0,6 0,6 0,6 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) - - - - III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 7,0 + 11,2 + 2,1 + 6,2 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 54,8 + 172,4 + 72,0 + 219,2 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 4,6 + 4,9 + 4,0 + 5,0 4. Kostendeckung (in %) 58,8 38,9 117,5 98,6 5. Cash Flow (in T€) + 527 + 2.819 + 2.644 + 2.073 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 4,3 1,5 - - 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 71.578 72.448 - - Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KOWO 113 19. Kommunale Wohnungsbaugesellschaft mbH Hügelsheim (KOWO) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: c/o VO LKSW OHNUNG Gm bH Telefon: 0721 / 3506-0 Info@ volkswohnung.com Ettlinger-Tor-P latz 2 Te lefax: 0721 / 3506-100 www.volkswohnung.com 76137 Karlsruhe G ründung: U nternehm ensgegenstand: 27.10.1994 G eschäftsführung G esellschafter: Anteile am Stam m kapital Dr. Thom as Hain VOLKSW OHNUNG Gm bH 50% = 500.000,00 € Reiner Kuklinski G em einde Hügelsheim 50% = 500.000,00 € 100% = 1.000.000,00 € Aufsichtsrat: BM Reiner Dehm elt GR Uwe Holzer (Vorsitz / ab 01.01.2008) GR Dr. Peter Jehle BM Michael Obert GR Hans K ie fer (stellv. Vorsitz / ab 01.10.2008) StR Marianne Krug BM Harald Denecken StR Dr. Heinrich Maul (stellv. Vorsitz / b is 30.09.2008) StR Hans Pfa lzgraf S tR M ichael Boner GR Bernd Schm idhuber S tR Manfred B ilger GR Jürgen Uckerm arck Beteiligungen (m ind. 25% ): Die Gesellschaft hält ke ine entsprechenden Bete iligungen. W ichtige Verträge: Die Volkswohnung Gm bH erledigt a lle bei der Kom m unalen W ohnungsbaugesellschaft m bH Hügelsheim anfallenden Aufgaben auf der G rundlage e ines entgeltlichen Geschäftsbesorgungsvertrages. Im Rahm en der am öffentlichen In teresse orientie rten Aufgabenste llung, vorrangig e ine sozia l verantwortbare W ohraum versorgung für breite Schichten der Bevölkerung s icherzuste llen, kom m unal u. regional d ie S tädtebaupolitik und Maßnahm en der Infrastruktur zu unterstützen sowie städtebauliche Entwicklungs-, Erschließungs- u. Sanierungsm aßnahm en zu übernehm en. In Erfü llung der genannten Aufgaben kann d ie Gesellschaft insbesondere d ie durch den Abzug der kanadischen Stre itkräfte fre igwordene W ohnsiedlung "K le in-Kanada" übernehm en und verm arkten, insbesondere durch Veräußerung, W ohnungen und andere Bauten in a llen Rechts- und Nutzungsform en errichten, betreuen, bewirtschaften oder verwalten, Unternehm en erwerben, gründen oder s ich an solchen bete iligen, wenn d ies dem Unternehm enszweck d ient (GV in der Fassung vom 01.09.1994, geändert am 13.12.2006). 12 M itg lieder Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der HABITAT Revisions- und Treuhandgesell- schaft mbH – Wirtschaftsprüfungsgesellschaft – geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) Die Gesellschaft beschäftigt kein eigenes Personal. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KOWO 114 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - - - 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 1) 3 4 5 5 1) Aufwandsentschädigungen Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Das Geschäftsjahr 2008 war im Wesentlichen geprägt durch die Erschließung und Vermarktung des Teilgebietes 1 „Wohnpark am Hardtwald“. Von den 31 Bau- grundstücken konnten in 2008 insgesamt 7 Grundstücke veräußert werden. Der Jahresfehlbetrag in Höhe von 309 T€ ist mit 231 T€ nicht durch Eigenkapital gedeckt. Eine Überschuldung im insolvenzrechtlichen Sinne liegt nicht vor, da stille Reserven vorhanden sind und die Gesellschafterin VOLKSWOHNUNG GmbH ein Darlehen mit Rangrücktritt gewährt hat. Zur Beobachtung der weiteren Entwicklung wird in 2009 quartalsweise ein Überschuldungsstatus erstellt. Ausblick Der Wirtschaftsplan zeigt ab 2010 ein positives Ergebnis, so dass sich die Eigen- kapitalsituation stetig verbessert. Zur künftigen Entwicklung der Gesellschaft bestehen nach Einschätzung der Ge- schäftsführung das übliche unternehmerische Risiko bei der Vermarktung des Neu- baugebietes und der damit verbundenen Realisierung von Investitionen. In 2009 ist der Abverkauf des Teilgebietes 1 mit den verbleibenden 24 Baugrundstücken ge- plant. Zubuchungen von Abrisskosten der turnhalle verursachen in 2009 einen weite- ren Jahresfehlbetrag. Die Geschäftsführung wird angesichts der bisherigen Erfahrungen mit der aktuellen Nachfrage die Ausrichtung der Gesellschaft überdenken. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Zum Verkauf bestimmte Grundstücke u.a. Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Flüssige Mittel Nicht durch Eigenkapital ge- deckter Fehlbetrag 0 € 2.342.864 € 2.449 € 63.999 € 230.551 € 2.639.863 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Bilanzverlust Nicht durch EK gedeckter Fehlbetrag Buchmäßiges Eigenkapital Rückstellungen Verbindlichkeiten 1.000.000 € -1.230.551 € 230.551 € 0 € 85.615 € 2.554.248 € 2.639.863 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KOWO 115 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 – 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +2 +0 +0 +594 +2.351 +1.387 2. Veränderung des Bestandes an unfertigen Leistungen +0 +0 +0 +0 +0 +0 3. Sonstige betriebliche Erträge +1 +1 +0 +0 +0 +0 4. Aufwendungen für Verkaufsgrundstücke +0 +0 -15 -725 -2.458 -1.351 5. Aufwendungen für Hausbewirtschaftung -7 -2 -2 +0 +0 +0 6. Abschreibungen -6 -6 +0 +0 -225 +0 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen -68 -59 -46 -56 -80 -68 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +0 +0 +0 +0 +0 +0 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -74 -76 -89 -118 -76 -120 10. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -152 -142 -152 -305 -488 -152 11. Sonstige Steuern -4 -4 -4 -4 -2 -3 12. Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag -156 -146 -156 -309 -490 -155 13. Verlust- / Gewinnvortrag -486 -642 -788 -944 14. Ertrag aus Kapitalherabsetzung +23 15. Bilanzgewinn / -verlust -642 -788 -944 -1.230 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 18,8 18,4 18,0 - 2. Umlaufintensität (in %) 81,2 81,6 82,0 91,3 3. Investitionen (in T€) 0 0 0 0 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 17,1 10,5 3,4 - 8,7 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 91,4 57,1 19,1 - III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 9.309 - - - 52 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 40,8 - 62,3 - 198,9 - 134,0 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 3,7 - 3,1 - 2,9 - 7,2 4. Kostendeckung (in %) 1,1 0,0 0,0 65,8 5. Cash Flow (in T€) - 150 - 140 - 156 - 309 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - - - - 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - - - - Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Cité 116 20. Entwicklungsgesellschaft Cité mbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Pariser Ring 37 Telefon: 07221 / 80954-0 Info@cite-baden-baden.de 76532 Baden-Baden Telefax: 07221 / 80954-5 www.cite-baden-baden.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 27.12.2001 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Markus Börsig (ab 17.10.2008) Stadt Baden-Baden 38,8% = 2.000.000 € Dr. Thomas Hain Gesellschaft für Stadterneuerung EB Werner Friedrich Hirth u. Stadtentw. Baden-Baden mbH 11,7% = 600.000 € (Stadt Baden-Baden) VOLKSWOHNUNG GmbH 38,8% = 2.000.000 € Peter Schmid Baugenossenschaft Familien- heim Baden-Baden e.G. 10,7% = 550.000 € 100% = 5.150.000 € Aufsichtsrat: 11 Mitglieder OB Wolfgang Gerstner * StR Dr. Heinrich Maul (Vorsitz) EBM Dr. Klaus Michael Rückert* StR Wolfram Jäger (bis 30.09.2008) (1. stellv. Vorsitz / bis 30.09.2008) StR Armin Schöfplin* StR Tilman Pfannkuch (1. stellv. Vorsitz / ab 01.10.2008) Gäste mit den Rechten eines StR Dr. Jürgen Müller * beratenden Mitgliedes: (2. stellv. Vorsitz) EB Harald Denecken StR Michael Borner (bis 30.09.2008) StR Heinz Gehri * Stadtkämmerer Thomas Eibl * Günter Hoferer * BM Kurt Liebenstein * StR Joachim Knöpfel * BM Michael Obert (ab 01.10.2008) StR Marianne Krug * Vetreter der Stadt Baden-Baden Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechende Beteiligungen. Wichtige Verträge: Zwischen der Entwicklungsgesellschaft Cité mbH und der VOLKSWOHNUNG GmbH ist mit Wirkung vom 01.01.2002 ein Geschäftsbesorgungsvertrag geschlossen, in dem eine umfangreiche technische und kaufmännische Zusammenarbeit vereinbart ist. Die Konversion von Liegenschaften in Baden-Baden insbesondere durch Erwerb, Neuordnung und Verwertung, um städtebauliche Entwicklungs-, Erschließungs- und Sanierungsmaßnahmen zu übernehmen, kommunal und regional die Städtebaupolitik und Maßnahmen der Infrastruktur zu unterstützen, Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen anzusiedeln und damit zu einer Wirtschaftsförderung in Baden-Baden beizutragen sowie eine Wohnraumversorgung für breite Schichten der Bevölkerung sicherzustellen (GV in der Fassung vom 05.12.2001). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Cité 117 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der HABITAT Revisions- und Treuhandgesell- schaft mbH – Wirtschaftsprüfungsgesellschaft – geprüft. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates Die Gesamtbezüge für das Geschäftsjahr 2008 setzen sich dabei wie folgt zusam- men: Mitglieder der Geschäftsführung Gesamtbezüge - in T€ - davon erfolgsbezogene Komponenten - in T€ - Dr. Thomas Hain 5 0 Werner Friedrich Hirth 6 0 Peter Schmid 6 0 1) Die Angaben für das Geschäftsjahr 2005 unterblieb nach § 286 IV HGB. 2) Aufwandsentschädigungen Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) - - - - Angestellte 4) 3,0 5,0 5,0 4,5 Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft 3,0 5,0 5,0 4,5 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung1) - 25 17 17 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 2) 4 5 5 4 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Cité 118 Leistungszahlen 2005 – 2008 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Entwicklungsgesellschaft Cité mbH richtete im Geschäftsjahr 2008 ihren Fokus auf die Projekte im Bereich Hubertusstraße und auf die Komplettsanierung der denkmalgeschützten ehemaligen Grundschule „Ecole Paris“. Für die Vermarktung der 30 hochwertigen und attraktiven Loftwohnungen, die im einstigen Schulbau ent- stehen, darf der ursprüngliche Gebäudename als Bezeichnung verwendet werden. Das Jahr 2008 stand auch im Zeichen der Fertigstellung und Übergabe verschiede- ner Projekte. So wurde die Simulations- und Übungsbühne in der umgebauten Kirche Normandie am Rotweg am 19. März 2008 ihren zukünftigen Nutzern, der Europäi- schen Medien- und Event- Akademie, bei einer Einweihungsfeier übergeben. Das „Maison Pharmacie“ als zweites modernes Dienstleistungszentrum ist am 8. April 2008 an neun gewerbliche Mieter übergeben worden. Es entstanden ca. 100 Ar- beitsplätze. 16 Eigentumswohnungen des Hauses „Madeleine“ im Gebiet Paris gin- gen am 31. Mai 2008 in den Besitz der Käufer über. Die Fläche des Place de Paris in der oberen Hubertusstrasse ist verkauft. Hier ent- steht ein gemischt genutztes Objekt, das Gewerberäume ebenso erlaubt wie Wohn- fläche in Form von Penthouse Wohnungen. Der öffentliche Platz wird mit Unterstüt- zung aus dem Landessanierungsprogramm parallel mitgestaltet. Das Projekt „Intendance“ mit 14 Bauplätzen für Einfamilien- und Doppelhäuser ver- weist auf einen Vermarktungsstand Ende 2008 von 10 Einheiten. In diesem Wohn- gebiet entsteht auch das erste generationenübergreifende Wohnprojekt in Baden- Baden mit 26 Wohneinheiten, es steht nur noch eine freie Wohnung zur Verfügung. Das Gebäude soll im August 2009 bezugsfertig sein. Der Bau von 27 hochwertigen Wohnungen und ein weiteres modernes Bürohaus wurden mit dem Spatenstich auf dem Gelände der ehemaligen „Tuilerien“ eingeleitet. Auf dem ehemaligen Kasernengelände eröffneten 2008 die „Tamoil GmbH“ und das „imowash-centers“ ihre Service-Stationen für Autofahrer. 2005 2006 2007 2008 1. Bestand an eigenen Objekten: - Mietwohnungen 0 0 0 0 - Gewerbe 15 5 13 15 - Garagen, Tiefgaragenplätze u. Abstellplätze 114 0 0 0 Zusammen 129 5 13 15 2. Eigentumswohnungen - im Bau 0 0 16 30 - verkauft 0 0 15 16 - zum Verkauf angeboten 0 0 1 30 - noch nicht verkauft 0 0 1 30 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Cité 119 Mit dem ehemaligen Pferdestall wurde eines der letzten Grundstücke der früheren Markgrafen-Kaserne verkauft. Nach einer Komplettsanierung, die 2008 begann, wird daraus ein attraktives Schulungs- und Dienstleistungszentrum entstehen. Das Gebiet Bretagne kann bei den Erschließungsmaßnahmen den vollständigen Ab- schluss von sieben Bauabschnitten verzeichnen. Ausblick Das Jahr 2009 ist zunehmend von Aktivitäten im Vermarktungsbereich geprägt, da alle Erschließungsmaßnahmen beendet sind. Hauptaugenmerk liegt auf der größten Fläche der Konversion Cité – dem Gebiet Bretagne. Mit dem Verkauf des Grundstückes Ufgaustrasse 19-23 mit ca. 11.000 m² soll der Vertrieb in diesem Bereich beginnen. Die Vermarktung von Gewerbeflächen wird vorläufig nicht den gewünschten Stand erreichen, da es für die Interessenten aufgrund der wirtschaftlichen Situation immer schwerer wird, die notwendigen Finanzierungsmöglichkeiten nachzuweisen. Neue Anforderungen werden bei PPP-Projekten und bei der Beteiligung an der Er- stellung der Außenanlage EURAKA entstehen. Die Unterstützung derartiger Maß- nahmen, die firmenübergreifenden Charakter haben, stärkt besonders das Image der Entwicklungsgesellschaft Cité mbH. Mit Fertigstellung der Erschließungsarbeiten im Quartier Bretagne im Sommer 2008 wurde die Gesamterschließung der Konversion Cité abgeschlossen. Wesentliche Kostenrisiken bestehen damit nicht mehr. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Zum Verkauf bestimmte Grundstücke u.a. Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Flüssige Mittel Rechnungsabgrenzungsposten 6.858.726 € 17.242.446 € 925.103 € 719.304 € 984 € 25.746.563 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Bilanzgewinn Jahresüberschuss/-fehlbetrag Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 5.150.000 € 1.392.389 € 514.234 € 7.056.623 € 917.249 € 17.772.691 € 0 € 25.746.563 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Cité 120 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 2008 Plan 2009 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +15.362 +5.254 +4.883 +7.015 +9.944 +6.611 2. Bestandsveränderungen an fertigen und unfertigen Erzeugnissen +132 -48 +1.778 -1.205 +655 +5.000 3. Andere aktivierte Eigenleistungen +45 +44 +46 +17 +15 4. Sonstige betriebliche Erträge +246 +64 +1.178 +1.148 +40 +5 5. Personalaufwand -202 -232 -264 -262 -264 -271 6. Materialaufwand -11.600 -2.716 -5.197 -3.633 -7.496 -8.367 7. Abschreibungen -276 -529 -498 -655 -594 -640 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen -617 -693 -808 -481 -590 -500 9. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +134 +262 +169 +46 +150 +50 10. Zinsen u. ähnliche Aufwendungen -1.200 -1.167 -841 -794 -785 -739 11. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +2.024 +239 +446 +1.196 +1.060 +1.164 12. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -639 -26 -180 -584 -316 -347 13. Sonstige Steuern -124 -96 -112 -98 -35 -104 14. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +1.261 +117 +154 +514 +709 +713 15. Gewinn- / Verlustvortrag -139 +1.122 +1.239 +1.393 16. Bilanzgewinn / -verlust +1.122 +1.239 +1.393 +1.907 1) Bei den Planzahlen 2008 und 2009 handelt es sich jeweils um den vom Beschlussgremium genehmigten "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 7,5 17,2 20,1 26,6 2. Umlaufintensität (in %) 92,5 82,8 79,9 73,4 3. Investitionen (in T€) -219 3.039 1.450 1.841 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 17,5 21,2 23,2 27,4 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 235,0 123,3 115,3 102,9 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 8,2 + 2,2 + 3,2 + 7,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 20,1 + 1,8 + 2,4 + 7,3 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 6,9 + 4,3 + 3,5 + 5,1 4. Kostendeckung (in %) 109,6 96,7 63,2 118,4 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 3.482 + 763 + 571 500,0 b) nach Ertragsteuern + 2.842 + 737 + 392 -83,0 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 1,4 4,3 3,4 4,4 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 67.246 46.472 52.802 58.219 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KES 121 21. KES – Karlsruher Energieservice GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: c/o VOLKSWOHNUNG GmbH, Telefon: 0721 / 3506-0 Info@volkswohnung.com Ettlinger-Tor-Platz 2 Telefax: 0721 / 3506-100 www.Volkswohnung.com 76137 Karlsruhe Gründung: Unternehmensgegenstand: 04.07.2003 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dr. Reinhard Jank (bis 31.10.2008) Stadtwerke Karlsruhe GmbH 50% = 50.000 € Reiner Kuklinski (ab 01.11.2008) VOLKSWOHNUNG GmbH 50% = 50.000 € Dr. Manuel Rink (ab 06.06.2008) 100%= 100.000 € Dr. Thomas Schnepf (bis 31.05.2008) Aufsichtsrat: Die Gesellschaft hat keinen Aufsichtsrat. Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Zwischen der KES - Karlsruher Energieservice GmbH und der VOLKSWOHNUNG GmbH ist ein Geschäftsbesorgungsvertrag geschlossen, in dem eine umfangreiche technische und kaufmännische Zusammenarbeit vereinbart ist. Die Bereitstellung von Wärme und Kälte, insbesondere für die Liegenschaften der VOLKSWOHNUNG GmbH. Hierzu kann die Gesellschaft alle technischen Einrichtungen errichten und betreiben, die der Erzeugung und Lieferung von Wärme und Kälte dienen. Die Gesellschaft kann für die Gesellschafter und deren Gesellschaften sowie die Stadt Karlsruhe weitere energienahe Dienstleistungen wie z.B. die Verbrauchsablesung und Abrechnung von Energie, Wasser und Abwasser übernehmen (GV vom 19.05.2003). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - - - 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 1) - - - - 1) Aufwandsentschädigungen Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KES 122 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der HABITAT Revisions- und Treuhandgesell- schaft mbH – Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) Die Gesellschaft hat im Berichtsjahr kein eigenes Personal beschäftigt. Leistungszahlen 2005 - 2008 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Geschäftsfeld Nahwärme: Dem Aufbau eines Nahwärmenetzes in Smiley West, das an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Karlsruhe angeschlossen ist, folgten weitere von der KES betriebene Nahwärmenetze zur Versorgung von Liegenschaften der VOLKSWOHNUNG GmbH. Hierbei handelt es sich um Blockheizkraftwerke im Joachim-Kurzaj-Weg, in der Bern- steinstraße und in der Edelbergstraße. Des Weiteren hat die Gesellschaft eine zentrale Biomasse-Heizanlage, bestehend aus zwei Pellet-Kesseln und einem Pflanzenöl-BHKW, von der VOLKSWOHNUNG GmbH übernommen. Über ein Nahwärmenetz, das im Besitz der Gesellschafterin VOLKSWOHNUNG GmbH ist, erhalten dort vier Gebäude die Wärmemenge, die nö- tig ist, um den Heizenergie- und Warmwasserbedarf zu decken. Durch die Initiative der Stadtwerke, mittelfristig große Mengen an industrieller Ab- wärme der Raffinerie MiRO auszukoppeln und für die Fernwärme nutzbar zu ma- chen, steht demnächst eine zusätzliche, umweltfreundliche Energiequelle zur Verfü- gung. Die derzeit von der VOLKSWOHNUNG GmbH erstellten Nahwärmenetze in Kirchfeld-Nord, in Knielingen 2.0 sowie im Wohngebiet Rintheimer Feld sollen an die Fernwärme der Stadtwerke Karlsruhe über die örtliche Heizzentrale angeschlossen werden. Aufgrund der Neubesiedlung kamen im Kirchfeld Nord 15 weitere Verträge zustande. 2005 2006 2007 2008 1. Bestand eigene Objekte - Blockheizkraftwerk incl. Nahwärmenetz 2 3 4 4 - angeschlossene Wohnungen 1.264 1.293 1.461 1.461 - angeschlossenes Schulzentrum 1 1 1 1 2. Bestand genutzte Objekte - Nahwärmenetz 1 1 1 1 - angeschlossene Einheiten 185 180 180 180 3. Geschäftsfeld Telemetrie - angeschlossene Einheiten 8.959 8.609 8.792 8.999 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KES 123 Im Rintheimer Feld soll der erste Teilbereich des Nahwärmenetzes vier Gebäude in der östlichen Forstraße, drei an der Heilbronner Straße und Mannheimer Straße so- wie weitere acht Bestandsgebäude der VOLKSWOHNUNG GmbH versorgen. Wenn das Netz errichtet ist, können auch Gebäude, die nicht der VOLKSWOHNUNG GmbH gehören, mit Nahwärme versorgt werden. Geschäftsfeld Telemetrie: Die Erfassung und Abrechnung der Verbrauchsdaten von Energie und Wasser per Funk („Telemetrie“) ist in 8.999 Mieteinheiten der VOLKSWOHNUNG GmbH und der Stadt Karlsruhe flächendeckend eingeführt. Die Umstellung der Abrechnung des Verbrauchs von Heizungswärme sowie Warm- und Kaltwasser auf das neue Verfah- ren führte zur systemintegrierten Übernahme der Daten in die Abrechnungssysteme der VOLKSWOHNUNG GmbH. In 2008 konnten Neuinstallationen in zwei Objekten in der Tenneseeallee, ein Objekt in der Turnerstraße und ein Objekt im Wohngebiet Rintheim realisiert werden. Ein vorzeitiger Austausch der Geräte wurde im Berichtsjahr in 74 Objekten vorge- nommen. Bis 2011 wird in weiteren Objekten ein Austausch der Geräte stattfinden. Das Geschäftsfeld zur telemetrischen Erfassung und Weiterverarbeitung von Ener- gieverbrauchsdaten hat mittlerweile zu einer über 80%igen Anschlussdichte der Lie- genschaften der VOLKSWOHNUNG GmbH geführt. Ausblick In Rintheim sollen künftig 33 Gebäude der VOLKSWOHNUNG GmbH mit rd. 1.100 Wohnungen sowie sechs Fremdgebäude - darunter ein Seniorenwohnstift - mit Fernwärme versorgt werden. Zur Minimierung der Anfangsverluste soll der Anschluss des gesamten Quartiers möglichst rasch erfolgen und bis 2012 abgeschlossen sein. Das Baugebiet Knielingen 2.0 soll bis 2012 vollständig erschlossen sein. Aufgrund der derzeitig beginnenden Vermarktung rechnet die KES - Karlsruher Energieservice GmbH für 2009 mit ersten Anschlüssen von Endverbrauchern. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Flüssige Mittel Rechnungsabgrenzungsposten 4.584.761 € 76.978 € 1.081.042 € 301.131 € 15.944 € 6.059.856 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklagen Verlustvortrag Jahresüberschuss Rückstellungen Verbindlichkeiten 100.000 € 1.000.000 € -553.324 € 32.702 € 579.378 € 219.382 € 5,261.096 € 6.059.856 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KES 124 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +1.877 +2.169 +2.276 +2.850 +2.542 +2.896 2. Sonstige betriebliche Erträge +106 +271 +7 +48 +555 +492 3. Aufwendungen für bezogene Lieferungen und Leistungen -652 -1.072 -1.145 -1.246 -1.017 -1.548 4. Materialaufwand +0 +0 +0 +0 +0 +0 5. Personalaufwand +0 -108 +0 +0 +0 +0 6. Abschreibungen -676 -737 -807 -691 -1.356 -747 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen -422 -328 -773 -1.188 -569 -967 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +0 +1 +3 +1 +12 +1 9. Zinsen u. ähnliche Aufwendungen -194 -178 -186 -187 -281 -231 10. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +39 +18 -625 -413 -114 -104 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 12. Sonstige Steuern +0 -1 -13 -6 +0 -6 13. Erträge aus Verlustübernahme +0 +0 +442 +452 +0 +0 13. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +39 +17 -196 +33 -114 -110 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 80,0 76,0 74,7 75,7 2. Umlaufintensität (in %) 19,9 23,8 25,3 24,1 3. Investitionen (in T€) 895 860 476 52 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 4,1 4,1 1,9 9,6 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 5,1 5,3 2,5 12,6 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 2,1 + 0,8 - 8,6 + 1,1 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 12,1 + 4,9 - 133,8 + 5,6 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 2,9 + 2,3 - 0,1 + 3,6 4. Kostendeckung (in %) 96,6 89,5 77,8 85,9 5. Cash Flow (in T€) + 716 + 754 + 610 + 723 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - 4,5 - - 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - 36.087 - - Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Fächer 125 22. Karlsruher Fächer GmH (KFG) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Zähringerstr. 72 Telefon: 0721 / 133-2402 Kfg@karlsruhe.de 76133 Karlsruhe Telefax: 0721 / 133-2409 Gründung: Unternehmensgegenstand: 15.12.2004 Neufassung Gesell- schaftsvertrag mit Namensände- rung, zuvor Ständehaus Bau- träger und Verw. GmbH, eingetragen ins Handelsregister am 18.02.2005. Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Klaus Lehmann Stadt Karlsruhe 71,8 % = 270.000 € Dr. Dirk Stegen Sparkasse Karlsruhe 3,9 % = 14.600 € Karlsruher Fächer GmbH mit 24,3 % = 91.400 € eigenen Anteilen 100% = 376.000 € Aufsichtsrat: 6 bis höchstens 13 Mitglieder OB Heinz Fenrich StR Dr. Albert Käuflein (Vorsitz / bis 30.09.2008) (ab 01.11.2008) BM Michael Obert StR Gabriele Luczak-Schwarz (Vorsitz / ab 01.10.2008) (bis 31.10.2008) StR Berhard Weick (stellv. Vors.) StR Thomas Müllerschön StR Doris Baitinger (bis 19.02.2008) StR Hubert Buchmüller StR Ute Müllerschön StR Lüppo Cramer (ab 20.02.2008) StR Thorsten Ehlgötz StR Anne Segor StR Gisela Fischer StR Ute Schulze-Harzer StR Tom Hoyem (ab 01.10.2008) StR Dr. Hans-Jürgen Vogt Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Mietverträge mit der Stadt Karlsruhe zum Ständehaus, Rathauserweiterung und Teilen des Technischen Rathauses. Rahmenvereinbarung über die Verlagerung des Segelflugplatzes vom 12.02.2003. Pachtvertrag mit der Stadt Karlsruhe über die Verpachtung des Grund und Bodens - Anwesen Fritz- Erler-Str. 7-11 von 1978 und Nachtragsvertrag von 1985. Mietvertrag mit der Stadt Karlsruhe über die Vermietung der städtischen Grundstücke westlich der Brauerstraße zur Errichtung und zum Betrieb einer Tiefgarage vom 20.12.1996/02.01.1997. Pachtvertrag mit der Stadt Karlsruhe über die Verpachtung der Hauptbahnhof-Garage von 2002. Dienstübelassungsvereinbarung mit der Stadt Karlsruhe über die Abordnung von städtischem Personal vom 25.10.2005. U. a. Planung, Errichtung und Modernisierung kommunaler und sonstiger öffentlicher Einrichtungen mit und ohne privatwirtschaftliche Randnutzungen auf eigene und fremde Rechnung im Stadtgebiet Karlsruhe, Verwaltung und Betrieb solcher Einrichtungen, Übernahme der persönlichen Haftung und der Geschäftsführung bei Personengesellschaften. In Erfüllung ihres öffentlichen Zwecks die Verwaltung eigener und fremder Grundstücke und baulicher Anlagen (GV in der Fassung vom 23.09.2005, geändert am 09.10.2006). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Fächer 126 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - 1) 1) 1) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 2) - 2 2 2 1) Aus Gründen der Gleichbehandlung wird auf eine Veröffentlichung verzichtet, weil die über- wiegende Mehrzahl der übrigen Geschäftsführer städtischer Gesellschaften mit der Veröffent- lichung ihrer Bezüge nicht einverstanden ist. 2) Aufwandsentschädigungen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wird vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt Karlsruhe geprüft. Finanzielles Engagement des Gesellschafters Stadt Karlsruhe Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1)2)3) 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Einbringung der Kommunalbau zu deren Buchwerten 2.411 - - - 2. Einbringung der KSB zu deren Buchwerten 51 - - - 3. Eigenkapitalaufstockung - 200 - - Zusammen 2.462 200 - - 2005 2006 2007 2008 Beschäftigte 4) 9,1 9,5 9,0 6,2 Beamte 4) 2,2 2,2 1,8 1,5 Nebenberuflich Tätige 4) 8,0 7,7 6,0 6,7 Gesamtbelegschaft 19,3 19,5 16,8 14,4 Auszubildende - 0,3 1,0 1,0 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Fächer 127 Leistungszahlen Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Entwicklung der einzelnen Bereiche stellt sich wie folgt dar: Vermietung und Verwaltung: Im Vermietungsbereich konnten wie in den Vorjahren Überschüsse erzielt werden. Bei zwei Läden gab es einen Mieterwechsel, ein Mietverhältnis wurde aufgekündigt. Parkgaragen: Die Hauptbahnhof-Garage war auch im Jahre 2008 sehr gut ausgelastet. Die Bele- gung der Fahrradstation hat sich kontinuierlich verbessert. Bei den Dauerparkern in der Fritz-Erler-Garage ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen. Die Eigentümerge- meinschaft bereitet den ersten Bauabschnitt einer Parkhaussanierung vor. Die ZKM- Garage (600 Stellplätze) ist nach Anmietung von 235 Dauerparkplätzen durch einen Großkunden ab Frühsommer 2008 nahezu voll belegt. Trotz Ertragssteigerung um rd. 53 T€ gegenüber dem Vorjahr verbleibt ein Fehlbetrag. Bereich Schlachthof: Das Labor wurde wegen Unwirtschaftlichkeit zum 31.03.2008 geschlossen. Im Schlachthofbereich mussten Forderungen aus Vorjahren und nicht mehr verwertbare Gebäudeteile abgeschrieben werden. 2005 2006 2007 2008 1. Parkhaus Fritz-Erler-Straße / Auslastung (in %) - Dauerparker (Verträge) 54,17 54,17 50,68 47,65 - Kurzzeitparker (täglich) 37,18 37,18 36,27 38,69 2. Parkhaus Am ZKM / Auslastung (in %) - Dauerparker (Verträge) 43,00 57,67 62,17 92,67 - Kurzzeitparker (täglich) 37,00 39,33 31,00 34,67 3. Hauptbahnhof-Garage / Auslastung (in %) - Dauerparker (Verträge) 47,21 52,87 48,74 51,40 - Kurzzeitparker (täglich) 54,88 53,79 54,94 55,81 4. Entwicklung der Schlachtzahlen - Großvieh 1.550 1.646 - - - Schweine 15.376 13.532 - - - Kälber 54 45 - - - Sonstige Tiere 304 388 - - Zusammen 17.284 15.611 - - 5. Immobilien (ohne Parkgaragen): 1) - Anzahl vermieteter Läden 14 16 16 16 - Anzahl vermieteter Gastronomiebetriebe 7 7 7 7 - Hauptnutzfläche vermieteter Büros 3.417 3.417 3.417 3.417 - Hauptnutzfläche vermieteter öffentl. Einrichtungen 3.978 3.978 3.978 3.978 - Anzahl vermieteter Wohngebäude 3 3 3 3 6. Anteil der Grundmieten an den Gesamtumsätzen (in %) 1) 46,9 48,8 53,8 52,2 1) Angaben erst ab 2005. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Fächer 128 Das Jahresergebnis hat sich gegenüber dem Vorjahr durch den weitgehenden Wegfall der defizitären Bereiche „Schlachthof“ und „Labor“ sowie die Reduzierung des Fehlbetrages bei der ZKM-Garage beträchtlich verbessert. Ausblick Im Vermietungsbereich wurden fünf zusätzliche gewerbliche Mieteinheiten im Technischen Rathaus von der Gesellschafterin Stadt Karlsruhe übernommen. Insbe- sondere im Zuge von Neuvermietungen im Jahre 2009 sowie in den kommenden Jahren sind umfangreichen Modernisierungs- und Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen. Gleichwohl werden durch die zusätzlichen Immobilien in exponierter Lage höhere Umsätze und Ertragsüberschüsse erwartet. Bei der Fritz-Erler-Garage wird die Eigentümergemeinschaft im Jahre 2009 Sanie- rungsmaßnahmen durchführen, die die Gesellschaft mit rd. 130 T€ belasten. Weitere umfassende Sanierungsmaßnahmen sind in den nächsten Jahren erforderlich. Bei der ZKM-Garage (600 Plätze) sind inzwischen 630 Plätze an Dauerparker ver- mietet. Die Gesellschaft hat Anfang 2009 das städtische Darlehen vollständig getilgt. Der Fehlbetrag in diesem Bereich wird sich auf jährlich ca. 40 T€ reduzieren. Bei der Hauptbahnhof-Garage ist auch künftig von einer sehr guten Auslastung und somit einer guten Ertragslage auszugehen. Die Auslastung der Fahrradstation nimmt stetig zu. Als weiteres Service-Angebot werden zwischenzeitlich Schließfächer zur Unterbringung der Fahrradkleidung ange- boten. Die Gesellschaft ist bestrebt durch Werbemaßnahmen weitere Parker zu ge- winnen. Dies wird erschwert durch die 540 kostenlosen Parkplätze unmittelbar vor der überwachten Fahrradstation. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Gesellschaft insgesamt auch künftig Überschüsse erzielen wird. Die Gesellschaft ist bestrebt, den Aufgabenbereich zu erweitern und noch weitere Immobilien von der Gesellschafterin Stadt Karlsruhe zu übernehmen. Vorläufige Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Wertpapiere/eigene Anteile Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 19.233.892 € 2.008 € 2.051.010 € 6.153.087 € 156.505 € 25.424 € 27.621.926 € A. B. C. D. Eigenkapital Stammkapital Kapitalrücklage Rücklage für eigene Anteile Gewinnvortrag Jahresüberschuss Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 376.000 € 2.525.569 € 6.153.087 € 401.728 € 538.574 € 9.994.958 € 32.815 € 17.046.444 € 547.709 € 27.621.926 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Fächer 129 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 2008 1) Plan 2009 1) - in T€ - - in T€ - -in T€- -in T€- - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +4.784 +4.506 +4.303 +4.381 +4.150 +4.191 2. Erhöhung oder Verminderung des Bestands an fertigen und unfertigen Erzeugnissen +0 +0 +2 +0 +0 +0 3. Aktivierte Eigenleistungen +0 +10 +5 +0 +0 +0 4. Sonstige betriebliche Erträge +171 +166 +97 +93 +60 +60 5. Materialaufwand -1.663 -1.580 -1.418 -1.414 -1.331 -1.314 6. Personalaufwand -612 -609 -562 -424 -345 -300 7. Abschreibungen -1.130 -1.100 -1.111 -1.079 -1.075 -1.085 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen -522 -512 -479 -343 -570 -585 9. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +15 +51 +90 +83 +35 +65 10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -952 -872 -749 -679 -680 -635 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +91 +60 +178 +618 +244 +397 10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 -1 +0 +0 11. Sonstige Steuern -82 -69 -77 -78 -75 -77 12. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +9 -9 +101 +539 +169 +320 13. Einstellung in Rücklage für eigene Anteile +0 +0 +0 +0 +0 +0 14. Bilanzgewinn +9 -9 +101 +539 +169 +320 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan", d. h. nicht fortgeschrieben. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 72,6 70,9 71,9 69,6 2. Umlaufintensität (in %) 27,3 29,0 28,0 30,3 3. Investitionen (in T€) 83 36 193 10 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 30,3 31,7 33,9 36,2 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 41,7 44,7 47,2 52,0 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 0,2 - 0,2 + 2,3 12,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 0,1 - 0,1 + 1,1 5,4 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 3,2 + 2,9 + 3,0 4,4 4. Kostendeckung (in %) 96,4 95,0 97,9 109,1 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuer + 1.139 + 1.091 + 1.211 + 1.697 b) nach Ertragsteuer + 1.139 + 1.091 + 1.211 + 1.618 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 12,3 12,8 12,8 10,5 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 31.710 31.207 32.306 29.415 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KFE 130 23. Karlsruher Fächer GmbH & Co. Stadtentwicklungs-KG (KFE) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Zähringerstr. 72 Telefon: 0721 / 133-2402 Kfg@karlsruhe.de 76133 Karlsruhe Telefax. 0721 / 133-2409 Gründung: Unternehmensgegenstand: 05.08.2005 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Haftkapital: Karlsruher Fächer GmbH als Gesellschafter sind die Stadt 100% = 4.000.000 € persönlich haftende Gesell- Karlsruhe als Kommanditistin schafterin. Diese handelt durch und die Karlsruher Fächer GmbH ihre Geschäftsführer Klaus als Komplementärin. Diese ist Lehmann und Dr. Dirk Stegen am Kapital nicht beteiligt. Aufsichtsrat: 6 bis höchstens 13 Mitglieder OB Heinz Fenrich StR Dr. Albert Käuflein (Vorsitz / bis 30.09.2008) (ab 01.11.2008) BM Michael Obert StR Gabriele Luczak-Schwarz (Vorsitz / ab 01.10.2008) (bis 31.10.2008) StR Berhard Weick (stellv. Vors.) StR Thomas Müllerschön StR Doris Baitinger (bis 19.02.2008) StR Hubert Buchmüller StR Ute Müllerschön StR Lüppo Cramer (ab 20.02.2008) StR Thorsten Ehlgötz StR Anne Segor StR Gisela Fischer StR Ute Schulze-Harzer StR Tom Hoyem (ab 01.10.2008) StR Dr. Hans-Jürgen Vogt Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Vertrag mit der Privatbrauerei Hoepfner GmbH & Co. KG vom 22.03.2006 über die Auflösung des längerfristigen Mietverhältnisses der Schlachthof-Gaststätte, die Rückzahlung eines Darlehens und die Übernahme von Inventar. Der Besitz, die Verwaltung und die Verwertung von bebautem und unbebautem Grundvermögen, das aus dem Eigentum der Stadt Karlsruhe eingebracht wird, zum Zwecke der Stadtentwicklung auf der Gemarkung der Stadt Karlsruhe (GV vom 26.07.2005). Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt Karlsruhe geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KFE 131 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - 1) 1) 1) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 2) - 3 2 2 1) Aus Gründen der Gleichbehandlung wird auf eine Veröffentlichung verzichtet, weil die überwie- gende Mehrzahl der übrigen Geschäftsführer städtischer Gesellschaften mit der Veröffentlichung ihrer Bezüge nicht einverstanden ist. 2) Aufwandsentschädigungen Finanzielles Engagement des Gesellschafters Stadt Karlsruhe Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1)2)3) Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Im Jahre 2008 konnte das Erbbaurecht der Fleischereigenossenschaft Nordbaden (FGS) durch eine Aufhebungsvereinbarung gegen Zahlung einer Entschädigung vor- 20051) 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Kommanditeinlage Stadt Karlsruhe 2) 4.000 0 0 0 2. Ergänzende Einbringung von Grundvermögen 520 0 0 0 3. Kapitalaufstockung 0 0 0 2.600 Zusammen 4.520 0 0 2.600 1) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 05.08.2005) 2) Leistung der Einlage erfolgt durch Einbringung von Grundvermögen in die Gesellschaft 2005 4) 2006 2007 2008 Beschäftigte 5) 2,02 3,30 4,59 5,91 Beamte 5) 0,82 1,36 1,46 1,17 Nebenberuflich Tätige - 0,84 1,00 1,00 Gesamtbelegschaft 5) 2,84 5,50 7,05 8,08 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte, und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 05.08.2005) 5) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten / Beamten Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KFE 132 zeitig beendet werden. Die Mieter werden sukzessive - überwiegend im Frühjahr 2009 - ausziehen. Damit kann die Neuordnung des 7.644 qm großen Areals in die Wege geleitet werden. Die Finanzierung wurde durch eine Kapitalaufstockung der Stadt in Höhe von 2,6 Mio. € ermöglicht. Substage hat nach Abschluss eines langfristigen Mietvertrages mit dem umfassen- den Umbau der ehemaligen Schlachthalle begonnen. Die Gesellschaft musste zuvor einen Gebäudeteil abbrechen. Der Umbau wird von Substage auf eigene Rechnung durchgeführt. Tollhaus konnte im Jahre 2008 den zweiten Bauabschnitt, d.h. die Errichtung der zweiten größeren Spielstätte, abschließen. Die Gesellschaft hat 2008 das nördliche Filmhaus durchgreifend saniert. Ferner hat die Gesellschaft Überlegungen über die Schaffung eines Gründerzentrums in der Schweinemarkthalle angestellt, die weiter verfolgt werden. Die Untersuchungen zu den Verunreinigungen auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses Zschernitz sind abgeschlossen. Der Versicherer der Fa. Zschernitz hat noch keine Aussage über seine Einstandspflicht für den Schaden treffen können. Das Bebauungsplanverfahren wurde im Jahre 2008 weiter entwickelt. Die Verkehr- und Infrastruktureinrichtungen gehen voran. Grundstücke konnten im Jahre 2008 noch nicht veräußert werden. Außerdem hat die KFE intensiv an der Erarbeitung von Entscheidungsgrundlagen für das Karlsruher Fußballstadion mitgewirkt. Das Jahresergebnis schließt in Anbetracht der geringen Erlöse aus Vermietung ei- nerseits und den beträchtlichen Aufwendungen andererseits mit einem Fehlbetrag von rd. 972 T€ ab. Ausblick Für Mitte 2009 wird der Satzungsbeschluss des Bebauungsplanes „Schlacht- hof/Viehhof“ erwartet. Tollhaus erhält einen weiteren Zuschuss der Stadt Karlsruhe, so dass der dritte Bauabschnitt angegangen werden kann. Die Fertigstellung des Umbaus der alten Schachthalle durch Substage ist nunmehr nach der Bereitstellung weiterer Mittel durch die Stadt Karlsruhe für Sommer 2010 geplant. Bezüglich der Grundstücksverkäufe muss im Hinblick auf eine anhängige Geset- zesänderung zu dieser Thematik zunächst die Rechtskraft eines Gesetzes abge- wartet werden, um danach die Grundstücksverkäufe unter Verzicht auf eine europa- weite Ausschreibung anzugehen. Dies betrifft auch das Grundstück der Konzert- halle. Der Aufsichtsrat hat entschieden, eine konzeptionelle Ausschreibung des Grundstücks den Verhandlungen mit einem einzelnen Interessenten vorzuziehen. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KFE 133 Bezüglich des Umbaus des Wildparkstadions durch die KFE sind weiterhin die Grundsatzentscheidungen des Gemeinderates abzuwarten. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 7.489.899 € 974.705 € 34.118 € 1.932 € 8.500.654 € A. B. C. D. Eigenkapital Kommanditkapital Variables Kapital Jahresfehlbetrag Summe Eigenkapital Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 4.000.000 € 1.907.541 € -972.379 € 4.935.162 € 30.014 € 3.529.096 € 6.382 € 8.500.654 € Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 20051) 2006 2007 2008 Plan 20082) Plan 20092) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +241 +554 +372 +417 +430 +415 2. Grundstückerlöse +0 +847 +0 3. Sonstige betriebliche Erträge +0 +21 +7 +7 +2 +2 4. Personalaufwand -71 -332 -359 -489 -518 -495 5. Materialaufwand +0 -185 -505 -186 -806 -375 6. Abschreibungen -32 -86 -102 -141 -140 -1.334 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen -57 -174 -451 -489 -240 -260 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +0 +2 +1 +0 +0 +1 9. Sonstige Zinsen u. ähnliche Aufwendungen -1 -4 -26 -85 -115 -135 10. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +80 -204 -1.063 -966 -540 -2.181 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 12. Sonstige Steuern +0 -13 -13 -6 -11 -24 13. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +80 -217 -1.076 -972 -551 -2.205 1) Gesellschaft wurde in 2005 gegründet (Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 05.08.2005). 2) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KFE 134 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 93,2 95,2 96,5 88,1 2. Umlaufintensität (in %) 3,4 3,9 3,3 11,9 3. Investitionen (in T€) 0 96 733 2.950 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 95,3 92,6 65,7 58,1 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 102,3 97,3 68,1 65,9 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 33,2 - 39,1 -289,1 -233,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 1,7 -4,9 -32,5 -19,7 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 1,7 -4,5 -20,9 -10,4 4. Kostendeckung (in %) 149,5 69,8 25,6 29,8 5. Cash Flow (in T€) + 112 - 131 - 973 -831 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 44,1 41,8 24,7 35,1 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 25.018 60.388 50.990 60.567 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Gesundheit und Soziales Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Klinikum 135 24. Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Moltkestr. 90 Telefon: 0721 / 974-0 Geschaeftsführung@klinikum- 76187 Karlsruhe Telefax: 0721 / 974-1009 karlsruhe.de www.klinikum-karlsruhe.com Gründung: Unternehmensgegenstand: 01.01.1994 (Umwandlungs- erklärung vom 09.06.1994) Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Prof. Dr. Dieter Daub Stadt Karlsruhe 100% = 26,0 Mio. € (bis 31.10.2008) Prof. Dr. Martin Hansis (ab 01.02.2008) Ulrich Meier (ab 01.11.2008) Peter Schäfer (bis 10.04.2008) Aufsichtsrat: BM Ullrich Eidenmüller StR Ute Müllerschön (bis 29.02.2008) (Vorsitz / bis 15.04.2008) StR Tilman Pfannkuch BM Klaus Stapf StR Anne Segor (ab 01.06.2008) (Vorsitz / ab 01.06.2008) StR Christiane Staab StR Dr. Klaus Heilgeist (stellv.Vors.) StR Bernhard Weick StR Dr. Heinrich Maul (stell.Vors.) Willi Vollmar (Betriebsratvors.) StR Margot Döring Thomas Förster (Betriebsrat) StR Gisela Fischer Dr. Martina Hillesheimer StR Bettina Lisbach (Betriebsrätin) StR Jürgen Marin (ab 01.03.2008) Beteiligungen (mind. 25%): Anteile am Stammkapital: KAPEG 100% = 25.564,59 € KVD 100% = 25.000,00 € MVZ 100% = 25.000,00 € Wichtige Verträge: Mit den Leitenden Ärzten bestehen besondere Vereinbarungen über den Umfang der Neben- tätigkeit, die zu leistenden Abgaben und deren Abrechnung. Mit dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst besteht ein Vertrag über die Beteiligung des Klinikums als Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Freiburg. Mit der KAPEG GmbH besteht ein Dienstleistungsvertrag, der den Leistungsaustausch zwischen dem Klinikum und der KAPEG regelt. Mit der KVD wurden sechs Verträge geschlossen ( u.a. Vertrag über die Dienstleistung für Gebäude- reinigung, Personalüberlassungsvertrag). Außerdem besteht ein Organschaftsvertrag. Mit dem zum 01.04.2006 gegründeten MVZ wurden drei Verträge geschlossen (u.a. Vereinbarung über die Erbringung von ärztlichen Leistungen durch das MVZ sowie einen Vertrag über die Beteiligung der Ärzte an den Honoraranteilen der KV-Erlöse des MVZ). Errichtung, Verwaltung und Betrieb des Städtischen Klinikums als Krankenhaus der Maximalversorgung mit Einrichtungen für eine hochdifferenzierte Diagnostik und Therapie einschließlich der organisatiorisch und wirtschaftlich mit ihm verbundenen Einrichtungen und Nebenbetriebe sowie von Ausbildungs- und Fortbildungsmaßnahmen (GV in der Fassung vom 18.08.2004). 14 Mitglieder (Oberbürgermeister oder ein von ihm beauftragter Beigeordneter + 10 Mitglieder des Gemeinderats + 3 vom Betriebsrat benannte Mitglieder). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Klinikum 136 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 1) - 2) 2) 3) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 4) 23,0 24,2 23,8 21,8 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aus Gründen der Gleichbehandlung wird auf eine Veröffentlichung verzichtet, weil die überwiegende Mehr- zahl der übrigen Geschäftsführer städtischer Gesellschaften mit der Veröffentlichung ihrer Bezüge nicht ein- verstanden ist. 4) Aufwandsentschädigungen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Beschäftigte 4) 2.805 2.822 2.840 2.871 Beamte 4) 25 25 24 24 Gesamtbelegschaft 2.830 2.847 2.864 2.895 Sonstiges Personal 5) 95 81 76 67 Gesamtbelegschaft lt. Prüfungsbericht 2.925 2.928 2.940 2.962 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten / Beamten 5) Zivildienstleistende, Auszubildende (ohne Pflegebereich) Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Klinikum 137 Leistungszahlen 2005 – 2008 2005 2006 2007 2008 1. Auslastung der aufgestellten Betten (in %) 87,8 88,8 88,9 88,2 2. Zahl der behandelten Patienten (stationär) 58.749 60.851 61.750 63.321 3. Anteil der Wahlleistung „Unterkunft“ an Pflegetagen (in %) 16,94 15,53 14,51 16,38 4. Verweildauer pro Patient (Tage) 7,5 7,3 7,2 7,1 5. Pflegetage 437.891 445.152 446.999 451.063 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Gesellschaft verzeichnet für das Geschäftsjahr 2008 einen Jahresüberschuss von 104 T€. Aufgrund der hohen stationären Leistungszahlen und des Leistungsniveaus konnten die Erlöse aus Krankenhausleistungen abermals gegenüber dem Vorjahr um 7,4 Mio. € (+ 3,9 %) auf 197,4 Mio. € gesteigert werden. Neben der Leistungszahl wirkt auch die Weiterentwicklung des bundesdeutschen DRG-Systems positiv: Die schweregradabhängige Vergütung, die Erweiterung von besonderen Entgelten für teure Leistungen, die zusätzliche Finanzierung der Ausbildungsstätten, aber auch die für das Haus der Maximalversorgung positive Anpassung an landesweite Preis- elemente sind Bestandteile dieses Wachstums. Die Personalkosten stiegen um 5,9 Mio. € (3,7 %), was auf mehrere Ursachen zu- rückzuführen ist. Die Tarif- und Lohnkostensteigerungen schlugen durchschnittlich mit 3,0 % zu Buche, zusätzliche Stellen mit 0,8 %. Die Zahl der jahresdurchschnitt- lich beschäftigten Mitarbeiter stieg um 22 Vollkräfte (+ 0,8 %). Der Materialaufwand stieg im Berichtsjahr überproportional an. Er ist insgesamt um 5,0 Mio. € (+ 9,1 %) auf 59,9 Mio. € gestiegen. Dabei erhöhte sich der medizinische Bedarf um 2,5 Mio. € (+ 6,3 %). Dies ist zum Großteil auf die quantitativen und qua- litativen Veränderungen in der Patientenversorgung zurückzuführen, aber auch auf den Einkauf von Blutprodukten und Rohstoffen zum Weiterverkauf. Wasser, Energie und Brennstoffe stiegen mit 15,1 % gegenüber dem Vorjahr (+ 0,9 Mio. €) an. Bezo- gene Waren im Wirtschaftsbedarf, vor allem Reinigungsleistungen, weisen einen Anstieg von 5,1 % (+ 0,4 Mio. €) auf. Die Patientenversorgung ist der Grundstein für die wirtschaftliche Entwicklung. Ein umfassendes, sich auf universitärem Niveau bewegendes Leistungsangebot auf en- gem Raum findet eine ungebrochene Nachfrage, trotz zunehmenden Wettbewerbs. Zahlreiche quantitative und qualitative Maßnahmen flankierten die Leistungserwei- terung. So wurde in mehreren Bereichen zusätzliches Personal eingestellt, durch eine Vielzahl neuer Chefärzte konnte das Angebot auch qualitativ verbessert wer- den. Auch baulich konnte mit der Renovierung des Kopfzentrums und dem Zwi- Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Klinikum 138 schengebäude eine weitere Verbesserung in der Patientenversorgung vorge- nommen werden. Bestehende Leistungsangebote wurden verbessert (Notfallauf- nahme, nephrologische Intensivstation, interdisziplinäre zentrale Endoskopie), neue Leistungsangebote, wie das Sozialpädiatrische Zentrum sowie der zusammen mit der Klinik für Herzchirurgie (anderer Träger) für die Region neu etablierte interventi- onelle Herzklappenersatz, kamen hinzu. Verbesserungen im Patientenmanagement (optimierte Aufnahmesteuerung, zentrales OP-Management, professionalisierte Leistungskodierung) und stetige Prozessoptimierungen tragen zu Leistungs- und Effizienzsteigerungen bei. Ausblick Die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen wird in den nächsten Jahren schon al- lein auf Grund der Bevölkerungsentwicklung (Alter, Morbidität) weiter zunehmen. Insofern nutzt die Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH ihre Chancen, den statio- nären Markt weiter qualitativ und quantitativ auszubauen. Hierzu dienen die Ausprä- gung neuer spezialisierter medizinischer Bereiche sowie die Bildung von interdis- ziplinären Zentren und Kooperationen. Immer mehr Leistungen können auch ambulant erbracht werden. Deswegen wird der ambulante Bedarf sowohl in eigener Regie als auch mit Hilfe der Tochtergesell- schaft, der Medizinisches Versorgungszentrum am Städtischen Klinikum Karlsruhe GmbH, weiter bedient. Kooperationen mit anderen Partnern der Gesundheitsversorgung werden vertieft werden, um weiterhin als Gesundheitszentrum die führende Rolle zu tragen. Hier sind Kooperationen mit Krankenhäusern genauso wichtig wie mit Vertragsärzten und Krankenkassen. Als Hauptrisiken sind die Finanzierungsnöte der gesetzlichen Krankenkassen und der öffentlichen Kassen zu verzeichnen, die völlig unabhängig von der Nachfrage nach Gesundheitsleistungen sind. Dies hat Auswirkungen auf die Frage der künfti- gen stationären Finanzierung und Entwicklung des landesweiten Basisfallwertes. Hier wird sich zeigen, ob auch weiterhin gute qualitative Angebote bei nivellierten Preisen möglich sind. Der landesweite Basisfallwert für 2009 war zum Zeitpunkt der Berichterstellung immer noch nicht bekannt. Unsicherheit gilt auch für die restriktiven Elemente in der ambulanten Versorgung, bei denen nicht nur die Vergütung für Engpässe sorgt, sondern auch Marktbe- schränkungen, wie Einschränkungen in der ambulanten Ermächtigung, zu Risiken führen können. Mittelfristige Risiken bestehen in der Infrastruktur des Klinikums. Manche Gebäude und manche Infrastruktureinrichtungen entsprechen nicht mehr den aktuellen Anfor- derungen. Das Management arbeitet an Planungen, diese internen Bedarfe zu be- friedigen. Auf der Kostenseite sind als Risiken künftige Kostensteigerungen allein schon durch die Erhöhung der Gehaltstarife im Öffentlichen Dienst für das Jahr 2009 zu nennen, die mit rd. 5 % Steigerung überwiegend nicht durch Erlössteigerungen oder Kosten- entlastungen gegenfinanziert sind. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Klinikum 139 Es ist beabsichtigt, im Jahr 2009 rückwirkend zum 01.01.2009 die Planungsgesell- schaft für Einrichtungen des Gesundheits- und Sozialwesens mbH, Karlsruhe, (KAPEG) mit der Gesellschaft zu verschmelzen. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. D. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Ausgleichsposten nach dem KHG Rechnungsabgrenzungsposten 213.564.447 € 8.338.502 € 86.557.438 € 2.739.073 € 836.547 € 202.440 € 312.238.447 € A. B. C. D. E. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklagen Gewinnrücklagen Gewinnvortrag Jahresüberschuss Sonderposten Rückstellungen Verbindlichkeiten einschl. Ausgleichsposten aus Darlehensförderung Rechnungsabgrenzungsposten 26.000.000 € 17.174.422 € 5.408.596 € 7.259.299 € 103.513,57 € 55.945.831 € 161.410.430 € 37.103.849 € 57.762.299 € 16.038 € 312.238.447 € Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 – 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +203.276 +212.032 +218.362 +229.404 +216.389 +233.938 2. Sonstige betriebliche Erträge +16.882 +18.091 +19.870 +21.740 +26.723 +29.988 3. Veränderungen des Bestands an un- fertigen Leistungen +567 +166 -389 -38 +182 -330 4. Andere aktivierte Eigenleistungen +142 +51 +107 +158 +139 +159 5. Zuweisungen u. Zuschüsse öffentl. Hand +464 +418 +462 +461 +423 +465 6. Personalaufwand -151.169 -154.925 -157.297 -163.169 -160.297 -174.109 7. Materialaufwand -46.830 -51.020 -54.881 -59.898 -55.115 -62.601 8. Sonder- u. Ausgleichsposten n.d.KHG +12.035 +18.246 +12.049 +12.312 +18.031 +12.861 9. Abschreibungen -14.738 -20.826 -15.195 -16.174 -20.931 -16.000 10. Sonstige betriebliche Aufwendungen -20.622 -22.524 -24.656 -25.765 -26.433 -25.886 11. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +878 +1.307 +1.707 +1.488 +1.190 +1.704 12. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -87 -74 -56 -356 -82 -50 13. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +798 +942 +83 +163 +219 +139 14. Außerordentliche Erträge/Aufwendungen +0 +0 +0 +0 +0 +0 15. Sonstige Steuern -16 -116 -16 -59 -110 -50 16. Jahresüberschuss +782 +826 +67 +104 +109 +89 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschafts- planes erfolgte nicht. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Klinikum 140 Bilanz- und sonstige Kennzahlen Zahl der behandelten Patienten (stationär) 2003 - 2008 52.000 54.000 56.000 58.000 60.000 62.000 64.000 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr 63.321 58.749 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 70,6 66,3 68,3 68,4 2. Umlaufintensität (in %) 29,1 33,4 31,4 31,3 3. Investitionen (in T€) 10.065 12.514 18.656 22.160 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 18,5 18,4 18,6 18,2 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 25,6 26,9 26,5 25,8 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 0,4 + 0,4 + 0,0 + 0,0 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 1,4 + 1,5 + 0,1 + 0,2 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 0,3 + 0,3 + 0,0 + 0,1 4. Kostendeckung (in %) 86,8 85,0 86,6 86,4 5. Cash Flow (in T€) 1) + 5.595 + 1.173 + 355 + 8.643 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 64,6 62,1 62,4 61,5 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 51.682 52.912 53.502 55.087 1) Zahl 2008 nicht mit den Vorjahren vergleichbar, da sich die Berechnungsgrundlage geändert hat. Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KAPEG 141 25. Karlsruher Planungsgesellschaft für Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitswesens mbH (KAPEG) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Franz-Lust-Str. 15 Telefon: 0721 / 974-1500 Mail@kapeg.de 76185 Karlsruhe Telefax: 0721 / 974-1509 www.KAPEG.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 01.01.1996 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Geschäftsbesorgungsvertrag mit Städtisches Klinikum Karlsruhe 100% = 25.564,59 € der Planungsgesellschaft für Ein- gGmbH richtungen des Gesundheitswe- sens mbH, handelnd durch Herrn Prof. Dr.-Ing. Heinzpeter Schmieg Aufsichtsrat: BM Ullrich Eidenmüller StR Ute Müllerschön (bis 29.02.2008) (Vorsitz / bis 15.04.2008) StR Tilman Pfannkuch BM Klaus Stapf StR Anne Segor (ab 01.06.2008) (Vorsitz / ab 01.06.2008) StR Christiane Staab StR Dr. Klaus Heilgeist (stellv.Vors.) StR Bernhard Weick StR Dr. Heinrich Maul (stell.Vors.) Willi Vollmar (Betriebsratvors.) StR Margot Döring Thomas Förster (Betriebsrat) StR Gisela Fischer Dr. Martina Hillesheimer StR Bettina Lisbach (Betriebsrätin) StR Jürgen Marin (ab 01.03.2008) Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Personalgestellungsvertrag zwischen dem Klinikum und der KAPEG vom 29.12.1995. Mietvertrag zwischen dem Klinikum und der KAPEG über Büroräume vom 31.07.1997. Dienstleistungsvertrag zwischen dem Klinikum und der KAPEG vom 10.03.1998. Geschäftsbesorgungsvertrag zwischen der KAPEG und der Planungsgesellschaft für Einrichtungen des Gesundheitswesens mbH (PEG) vom 13.06.2001. Organschaftsvertrag zwischen dem Klinikum und der KAPEG vom 21.06.2001. Planung, Bauvorbereitung, Objektüberwachung, Objektbetreuung entsprechend den Teilen und Teilleistungsphasen der HOAI von Neubauten, Umbauten/Erweiterungen, Modernisierungen von Einrichtungen/Gebäuden des Sozial- u. Gesundheitswesens sowie die Erbringung von fachlichen einschlägigen technischen und betriebswirtschaftlichen Beraterleistungen. Das Unternehmen arbeitet vorrangig für das Städt. Klinikum Karlsruhe gGmbH und für die Stadt Karlsruhe sowie deren Gesellschaften und Stiftungen (GV in der Fassung vom 30.11.1995). Der Aufsichtsrat besteht aus dem Aufsichtsrat des städtischen Klinikums. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KAPEG 142 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner geprüft. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates - 3) - 3) - 3) - 3) 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufsichtsrat besteht aus dem Aufsichtsrat der Muttergesellschaft Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH. Es erfolgt daher keine gesonderte Vergütung. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Mitarbeiter) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Beschäftigte 4) 17,30 15,80 15,45 12,16 Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft 5) 17,30 15,80 15,45 12,16 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten / Beamten 5) ohne Hilfskräfte und freie Mitarbeiter/-innen Entwicklung des Auftragvolumens 1996 - 2008 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 Jahr in T EU R Interne Aufträge Externe Aufträge 1.451 2.268 1.350 2.589 2.089 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KAPEG 143 Leistungszahlen 2005 - 2008 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 sowie Ausblick Im Zuge der Neustrukturierung des städtischen Klinikums wurde ein sogenannter Geschäftsbereich 6 (Bau und Technik) neu geschaffen. In Personalunion hat der von der PEG gestellte Geschäftsführer für die KAPEG auch die kommissarische Leitung bis zur Neubesetzung der Stelle des Geschäftsbereiches 6 in Personalunion über- nommen. Es wurde seit einiger Zeit geplant – in Fortsetzung der Strukturdiskussionen der letzten Jahre – die KAPEG aufgrund des größer werdenden Bauvolumens in den nächsten Jahren wieder in das Klinikum zurückzuführen. In der Sitzung am 17.07.2008 hatte daher der Aufsichtsrat zugestimmt, die KAPEG mit dem Klinikum zu verschmelzen. Die für die Umsetzung erforderlichen Schritte sind mit dem Beteiligungscontrolling der Stadt, dem Rechnungsprüfungsamt, dem Zentralen Juristischen Dienst sowie dem Steuerberater des Klinikums vorbesprochen. Der vorliegende Jahresabschluss, der als Verschmelzungsabschluss gilt, bildet somit das Ende der Eigenständigkeit der KAPEG, die rückwirkend zum 01.01.2009 mit allen Rechten und Pflichten mit dem Städtischen Klinikum verschmolzen wird. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Ver- mögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Gutha- ben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 14.061 € 60.000 € 1.783.400 € 611 € 0 € 1.858.072 € A. B. C. D. E. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Gewinn-/Verlustvortrag Jahresüberschuss / -fehlbetrag Sonderposten mit Rücklageanteil Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 25.565 € 252.972 € 17.086 € 295.623 € 0 € 328.970 € 1.233.479 € 0 € 1.858.072 € 2005 2006 2007 2008 1. Interne Aufträge (Volumen in T€) 1.224 798 873 1.521 2. Externe Aufträge (Volumen in T€) 441 1.010 477 1) 568 1) davon entfallen in 2008 340 T€ auf diverse Projekte der PEG Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KAPEG 144 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 - 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20092 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +1.665 +1.809 +1.338 +2.088 +1.255 2. Erhöhung / Verminderung des Bestandes an in Ausführung befindlicher Aufträge +549 -113 +124 -646 +0 3. Andere aktivierte Eigenleistungen +0 +0 +0 +0 +0 4. Sonstige betriebliche Erträge +48 +69 +63 +44 +0 5. Personalaufwand -1.045 -969 -920 -769 -600 6. Abschreibungen -28 -18 -14 -7 -17 7. Materialaufwand -947 -569 -408 -506 +0 8. Sonstige betriebliche Aufwendungen -215 -207 -179 -169 -628 9. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +37 +19 +8 +8 +5 10. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -5 -10 -12 -19 -5 11. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +59 +11 +0 +24 +10 12. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -24 +5 +0 -7 -4 13. Sonstige Steuern +0 +0 +0 +0 +0 14. Jahresüberschuss / Jahresfehlbetrag +35 +16 +0 +17 +6 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung des Wirt- schaftsplanes erfolgte nicht. 2) Es ist geplant, die Gesellschaft rückwirkend zum 01.01.2009 mit dem Städtischen Klinikum zu verschmelzen. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 1,6 1,7 1,4 0,8 2. Umlaufintensität (in %) 98,4 98,3 98,5 99,2 3. Investitionen (in T€) 28 11 8 1 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 11,9 16,9 18,3 15,9 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 748,8 1.018,8 1.273,0 2.102,4 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 2,1 + 0,9 + 0,0 + 0,8 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 13,5 + 5,6 + 0,1 + 5,8 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 1,8 + 1,5 + 0,8 + 2,0 4. Kostendeckung (in %) 74,3 102,0 87,3 142,1 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 87 + 29 + 14 + 31 b) nach Ertragsteuern + 64 + 34 + 14 + 24 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 46,7 54,7 60,0 52,3 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 60.431 61.372 59.523 63.206 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVD 145 26. Karlsruher Versorgungsdienste im Sozial- und Gesundheits- wesen GmbH (KVD) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: c/o Städtisches Klinikum Telefon: 0721 / 974-1235 Kvd-geschaeftsfuehrung@ Karlsruhe gGmbH, Moltkestr. 90 Telefax: 0721/ 974-1282 klinikum-karlsruhe.de 76187 Karlsruhe www.klinikum-karlsruhe.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 14.04.2003 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Dipl. oec. troph. (univ.) Städtisches Klinikum 100% = 25.000 € Sabine Zeitler Karlsruhe gGmbH Aufsichtsrat: BM Ullrich Eidenmüller StR Ute Müllerschön (bis 29.02.2008) (Vorsitz / bis 15.04.2008) StR Tilman Pfannkuch BM Klaus Stapf StR Anne Segor (ab 01.06.2008) (Vorsitz / ab 01.06.2008) StR Christiane Staab StR Dr. Klaus Heilgeist (stellv.Vors.) StR Bernhard Weick StR Dr. Heinrich Maul (stell.Vors.) Willi Vollmar (Betriebsratvors.) StR Margot Döring Thomas Förster (Betriebsrat) StR Gisela Fischer Dr. Martina Hillesheimer StR Bettina Lisbach (Betriebsrätin) StR Jürgen Marin (ab 01.03.2008) Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Vertrag über die Durchführung der Gebäudeinnenreinigung zwischen KVD und Klinikum v. 12.09.03. Organschaftsvertrag vom 18.08.2004 zwischen KVD und Klinikum. Für die von der KVD genutzten Räume sowie für die vom Klinikum der KVD überlassenen Reinigungs- geräte sind Mietverträge abgestimmt. Für die Durchführung der Aufgabe der gesamten Reinigung im Klinikum hat das Klinikum die dort be- schäftigten Mitarbeiterinnen im Reinigungsdienst und die Hauswirtschaftsleiterinnen der KVD über- lassen. Hierfür wurde am 21.08.03 ein Personalüberlassungsvertrag abgeschlossen. Die Personalangelegenheiten der KVD werden vom Klinikum verwaltet. Hierfür wurde am 21.08.2003 ein Dienstleistungsvertrag abgeschlossen. Ab dem 01.06.2004 übernahm die KDV die Wohnheimverwaltung der klinikeigenen Wohnheime. Hierzu wurde am 26.08.04 zwischen der KVD und dem Klinikum ein Vertrag für Wohnheimverwaltung abgeschlossen. Am 01.04.05 übernahm die KVD den Gardinenservice für das Klinikum. Hierzu wurde am 14.06.2005 ein Vertrag "Dienst- leistung Gardinenservice" abgeschlossen. Erbringung von Servicedienstleistungen im Gesundheitswesen im Bereich der Wirtschafts- und Versorgungsdienste, insbesondere Reinigung, Wäscherei und Küche. Das Unternehmen arbeitet vorrangig für die Städt. Klinikum gGmbH und für die Stadt Karlsruhe sowie deren Gesellschaften und Stiftungen (GV in der Fassung vom 20.03.2003). Der Aufsichtsrat besteht aus dem Aufsichtsrat des städtischen Klinikums. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVD 146 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner geprüft. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 3) 3) 3) 3) 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufsichtsrat besteht aus dem Aufsichtsrat der Muttergesellschaft Städt. Klinikum Karlsruhe gGmbH. Es erfolgt daher keine gesonderte Vergütung. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer)1)2)3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) 59,55 64,51 69,97 80,99 Angestellte 4) 1,51 1,51 1,51 1,51 Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft 4) 61,06 66,02 71,48 82,50 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen (39 Stunden / Woche) 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt Karlsruhe abgeordneten Beschäftigen Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 In 2008 feierte die Karlsruher Versorgungsdienste bereits ihr 5-jähriges Bestehen. Es konnte wiederum ein positives Betriebsergebnis ausgewiesen werden. Beim Leistungsumfang gab es einige Veränderungen und Leistungsausweitungen. Ex- emplarisch zu nennen sind die Inbetriebnahme des 3. Herzkathetermessplatzes im Bau R, der Bezug des Gebäudes H2 (1. Bauabschnitt Kompetenzzentrum „Kopf“), die Belegung der Station B24 und der Bezug der ZENDO im Bau E. Die KVD erbrachte in 2008 auf ca. 150.000 m2 Fläche Reinigungsdienstleistungen für das städtische Klinikum Karlsruhe. Diese Fläche wurde zu 70% durch die KVD und zu ca. 30% durch dritte Dienstleister gereinigt. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVD 147 Für die Mitarbeiter, die nach dem Gebäudereinigertarif bezahlt werden, kam ab 01.03.2008 eine Tariferhöhung von 3,5% zum Tragen. Ausblick Im Rahmen der natürlichen Personalfluktuation wird es auch in 2009 eine Abnah- me der vom der Städtischen Klinikum überlassenen Mitarbeiterinnen und einen Zu- wachs an Mitarbeiterinnen der KVD geben. Die Reinigungsorganisation der Karlsruher Versorgungsdienste wird sich mit ihrer Dienstleistung an Veränderungen im Klinikum Karlsruhe in gewohnter Weise anpas- sen. Für 2009 absehbar sind zur Zeit der Umzug der Schmerzambulanz auf die C12 und der Bezug der CPU im Bau R. Das wirtschaftliche Risiko der KVD hat sich gegenüber der Gründungssituation nicht verändert. Bestandsgefährdende Risiken sind nicht erkennbar. Die KVD rechnet für das Geschäftsjahr 2009 wiederum mit einem positiven Er- gebnis. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 34.364 € 23.386 € 7.976.020 € 0 € 2.500 € 8.036.270 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Gewinnvortrag Jahresüberschuss Sonderposten mit Rücklageanteil Rückstellungen Verbindlichkeiten 25.000 € 63.541 € 22.638 € 111.179 € 0 € 219.027 € 7.706.064 € 8.036.270 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KVD 148 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +7.053 +7.111 +7.248 +7.405 +7.362 +7.324 2. Sonstige betriebliche Erträge +9 +9 +1 +3 +0 +0 3. Materialaufwand -5.153 -5.143 -5.033 -4.906 -5.116 -4.743 4. Personalaufwand -1.343 -1.452 -1.581 -1.898 -1.693 -1.982 5. Abschreibungen -5 -8 -44 -10 -10 -10 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen -512 -495 -555 -564 -516 -560 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +1 +1 +1 +1 +1 +3 8. Zinsen u. ähnliche Aufwendungen +0 +0 +0 +0 +0 +0 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +50 +23 +37 +31 +28 +32 10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag -23 -11 -14 -8 -13 -15 11. Sonstige Steuern +0 +0 +0 +0 12. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +27 +12 +23 +23 +15 +17 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 15,8 11,4 10,3 0,4 2. Umlaufintensität (in %) 84,2 87,9 89,1 99,5 3. Investitionen (in T€) 37 3 16 3 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 21,9 22,9 22,7 1,4 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 138,9 200,5 219,2 323,5 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 0,4 + 0,2 + 0,3 + 0,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 50,7 + 19,5 + 26,3 + 20,4 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 11,1 + 4,5 + 5,9 + 0,3 4. Kostendeckung (in %) 100,6 100,2 100,5 100,4 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 55 + 31 + 81 + 41 b) nach Ertragsteuern + 32 + 20 + 67 + 32 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 19,2 20,5 21,9 25,7 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 21.998 21.988 22.118 23.006 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 MVZ 149 27. MVZ – Medizinisches Versorgungszentrum am Städtischen Klinikum Karlsruhe GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: c/o Städtisches Klinikum Telefon: 0721 / 974-1001 Karlsruhe gGmbH, Telefax: 0721 / 974-1009 www.klinikum-karlsruhe.de Moltkestr. 90 76187 Karlsruhe Gründung: Unternehmensgegenstand: 01.04.2006 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Prof. Dr. Dieter Daub Städtisches Klinikum Karlsruhe 100% = 25.000 € (bis 31.10.2008) gGmbH Ulrich Meier (ab 01.11.2008) Aufsichtsrat: BM Ullrich Eidenmüller StR Ute Müllerschön (bis 29.02.2008) (Vorsitz / bis 15.04.2008) StR Tilman Pfannkuch BM Klaus Stapf StR Anne Segor (ab 01.06.2008) (Vorsitz / ab 01.06.2008) StR Christiane Staab StR Dr. Klaus Heilgeist (stellv.Vors.) StR Bernhard Weick StR Dr. Heinrich Maul (stell.Vors.) Willi Vollmar (Betriebsratvors.) StR Margot Döring Thomas Förster (Betriebsrat) StR Gisela Fischer Dr. Martina Hillesheimer StR Bettina Lisbach (Betriebsrätin) StR Jürgen Marin (ab 01.03.2008) Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge mit dem Städtisches Klinikum Karlsruhe gGmbH: Nutzungsvertrag über die Bereitstellung von Personal, Räumen, Einrichtungen und Material des Klinikums. Vereinbarung über die Erbringung von ärztlichen Leistungen durch das MVZ. Vertrag über die Beteiligung der Ärzte an den Honoraranteilen der KV-Erlöse des MVZ in den Gebieten Laboratoriumsmedizin, Mikrobiologie und Transfusionsmedizin. 14 Mitglieder (Oberbürgermeister oder ein von ihm beauftragter Beigeordneter + 3 vom Betriebsrat bestimmte Mitglieder). Der Betrieb eines Medizinischen Versorgungszentrums im Sinne des § 95 SGB V, insbesondere im Rahmen der vertragsärztlichen sowie der sonstigen ärztlichen Tätigkeiten (GV in der Fassung vom 10.12.2008). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 1) 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates - 3) 3) 3) 1) Die Gesellschaft wurde in 2006 gegründet. 2) Die Geschäftsführung bekam keine Bezüge vom MVZ.. 3) Der Aufsichtsrat ist personenidentisch mit dem Aufsichtsrat der Muttergesellschaft Städt. Klinikum Karlsruhe gGmbH. Es erfolgt daher keine gesonderte Vergütung. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 MVZ 150 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer)1)2)3)4) 2005 2006 2007 2008 Beschäftigte 5) - 0,67 1,00 1,00 Beamte 5) - - - - Gesamtbelegschaft 5) - 0,67 1,00 1,00 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen (39 Stunden / Woche) 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) Gesellschaft wurde in 2006 gegründet. 5) einschließlich der von der Stadt Karlsruhe abgeordneten Beschäftigen Leistungszahlen 2005 – 2008 2005 2006 2007 2008 Abgerechnete Fälle mit der Kassenärztlichen Vereinigung 1) 7.869 10.795 10.714 2) 1) Gesellschaft wurde in 2006 gegründet. 2) Das 4. Quartal wurde aus dem Jahr 2007 genommen, da bei Berichterstellung die Leistungszah- len 4. Quartal 2008 noch nicht vorlagen. Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Gesellschaft schließt das Geschäftsjahr mit einem Jahresüberschuss von 10 T€ ab. Die Umsatzerlöse liegen bei 682 T€ und resultieren im Wesentlichen aus ambulan- ter ärztlicher Leistung. Zusätzlich beinhaltet diese Position Erlöse aus der Personal- gestellung, welche im Berichtsjahr deutlich verringert wurden. Die Personalkosten lagen bei 100 T€, die Steigerung um 5 T€ ist im Wesentlichen auf die Tariferhöhun- gen im Ärztlichen Dienst zurückzuführen. Die bezogenen Leistungen hingegen blei- ben auf Vorjahresniveau. Der Gesellschaftsvertrag der Gesellschaft wurde zum Jahresende an die Vorgaben des Gemeinnützigkeitsrechts angepasst. Das MVZ beantragt in 2009 die Gemein- nützigkeit. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 MVZ 151 Ausblick Bestandsgefährdende Risiken der Gesellschaft sind nicht erkennbar. Die ambulante Versorgung ist hinsichtlich der ambulanten vertragsärztlichen Vergü- tung nicht leicht prognostizierbar, dennoch sind Wachstums- und damit Erlöspotenti- ale vorhanden. Die Gesellschaft rechnet für das Geschäftsjahr 2009 mit einer weiteren Integration von Fachbereichen aus der Ermächtigung in das MVZ. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Schecks, Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 0 € 0 € 890.665 € 24.906 € 6.429 € 922.000 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Gewinn- / Verlustvortrag Jahresüberschuss Sonderposten mit Rücklageanteil Rückstellungen Verbindlichkeiten 25.000 € 26.378 € 9.928 € 61.306 € 0 € 155.382 € 705.312 € 922.000 € Abgerechnete Fälle mit der Kassenärztlichen Vereinigung 2006 - 2008 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 12.000 2006 2007 2008 Jahr 7.869 10.71410.795 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 MVZ 152 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 - 2009 20051) 2006 2007 2008 Plan 20082) Plan 20092) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse - +480 +708 +682 +2.593 +2.701 2. Sonstige betriebliche Erträge - +0 +15 +15 +0 +10 3. Materialaufwand - -381 -570 -566 -2.125 -2.340 4. Personalaufwand - -75 -95 -100 -335 -292 5. Abschreibungen - +0 +0 +0 +0 +0 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen - -13 -21 -17 -119 -20 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge - +0 +0 +0 +0 +0 8. Zinsen und ähnliche Aufwendungen - +0 +0 +0 +0 +0 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit - +11 +37 +14 +14 +59 10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag - -5 -17 -4 -6 +0 11. Sonstige Steuern - +0 +0 +0 +0 +0 12. Jahresüberschuss / -fehlbetrag - +6 +20 +10 +8 +59 1) Gesellschaft wurde in 2006 gegründet (Eintrag ins Handelsregister erfolgte am 06.04.2006). 2) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung der Wirtschaftsplä- ne erfolgte nicht. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) - 0,0 0,0 0,0 2. Umlaufintensität (in %) - 98,8 99,4 99,3 3. Investitionen (in T€) - 0 0 0 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) - 6,1 4,8 6,6 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) - - - - III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - + 1,3 + 2,9 + 1,5 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - + 19,4 + 39,6 + 16,2 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - + 1,2 + 1,2 + 1,1 4. Kostendeckung (in %) - 102,4 103,2 99,8 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern - + 11 + 37 + 14 b) nach Ertragsteuern - + 6 + 20 + 10 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - 15,9 13,8 14,7 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - 111.025 94.718 100.146 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AFB 153 28. AFB – Arbeitsförderungsbetriebe gGmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Daimler Str. 8 Telefon: 0721 / 97246-0 info@afb-karlsruhe.de 76185 Karlsruhe Telefax: 0721 / 755160 Gründung: Unternehmensgegenstand: 05.07.1988 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Ariane Neumann, Stadt Karlsruhe 100% = 52.000 € Dipl.-Verwaltungswirtin (FH) Aufsichtsrat: BM Harald Denecken (Vorsitz) StR Barbara Kofler StR Marianne Krug (stellv.Vors.) StR Ursula Paepcke StR Michael Borner (ab 01.06.08) StR Ute Schulze-Harzer StR Andreas Erlecke StR Christiane Staab StR Thorsten Ehlgötz StR Klaus Stapf (bis 31.05.08) StR Elke Ernemann Beratende Mitglieder: Udo Bäuerlein, Beteiligungsmanagement der Stadt Karlsruhe Eike Brüggemann, IHK Karlsruhe (bis 12.02.08) Brigitte Dorwarth-Walter, stellv. Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Karlsruhe Dr. Dirk Seifert, IHK Karlsruhe (ab 13.02.08) Engelbert Wangler, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Die vorübergende Beschäftigung und Betreuung von sozial benachteiligten, insbesondere jungen Menschen mit dem Ziel, ihre Vermittlungsfähigkeit auf dem freien Arbeitsmarkt zu erhöhen oder sie für eine Ausbildung zu befähigen (GV in der Fassung vom 22.07.2002). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates: 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 3) 3,6 3,4 3,5 3,5 1) Die Angaben für das Geschäftsjahr 2005 unterblieb nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AFB 154 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt Karlsruhe geprüft. Leistungszahlen 2005 – 2008 Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 1. Zahl der Arbeitsplätze a) Ungefördert sozialversicherungspflichtig 16,58 15,58 16,33 18,00 b) Gefördert sozialversicherungspflichtig - ABM u.a. 83,75 98,92 97,75 84,67 - BSHG 32,17 entfällt entfällt entfällt Gesamt: 115,92 98,92 97,75 84,67 c) Gemeinnützig 12,08 entfällt entfällt entfällt d) Zusatzjobs (Mehraufwandsentschädigung) 87,50 128,00 132,67 124,42 e) Sonderprogramme - "Jump Plus" 15,92 entfällt entfällt entfällt - "Arbeit für Langzeitarbeitslose" 16,08 entfällt entfällt entfällt Gesamt 32,00 entfällt entfällt entfällt Gesamtzahl (Summe a bis e) 264,08 242,50 246,75 227,09 2. Bei Clearingstelle vorsprechende Personen 63 100 101 44 (Sozialhilfeempfänger) 3. Vermittlungsquote (1. Arbeitsmarkt) -in %- - aus AFB-Zeitverträgen 25,43 32,65 39,81 32,41 - aus AFB-Zusatzjobs 9,01 21,35 15,15 12,98 - Clearingstelle 31,75 22,00 31,68 34,09 2005 2006 2007 2008 Beschäftigte 4) 5,00 4,00 3,67 4,00 Beamte 4) 3,00 3,00 3,00 3,13 Gesamtbelegschaft 5) 8,00 7,00 6,67 7,13 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten 5) ohne geförderte Arbeitnehmer / innen Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AFB 155 Finanzielles Engagement des Gesellschafters und sonstiger öffentlicher Kas- sen 2005 - 2008 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Stadt Karlsruhe - Pauschaler Zuschuss 1) 1.077 1.077 1.109 1.167 - Zuschuss BAI 2) 133 133 137 144 - Ersatz Lohnkosten BSHG 576 0 0 0 - Freiwillige Zuwendungen im Rahmen der Sozial- und Jugendhilfe 3) 315 294 305 296 Zusammen 2.101 1.504 1.551 1.607 2. Arbeitsagentur 3) 1.376 1.236 1.295 1.675 3. Sonstige Stellen (z.B. EU) 351 283 249 283 Gesamt 3.828 3.023 3.095 3.565 1) incl. Zuschuss für arbeitstherapeutische Werkstatt Werderstr. 57 2) Beschäftigungs- und Ausbildungsinitiative 3) findet nicht oder nur teilweise Eingang in Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Im Bezirk der Agentur für Arbeit Karlsruhe waren im Jahr 2008 im Jahresdurch- schnitt 17.495 Menschen ohne Arbeit, dies entspricht einer Arbeitslosenquote von 4,7% (Vorjahr 5,6%), die Quote im Stadtkreis Karlsruhe betrug 6,4% (Vorjahr 7,2%.) Damit waren im Durchschnitt 9.261 Menschen in der Stadt Karlsruhe ohne Arbeit. Von den insgesamt 17.495 Menschen, die im Jahresdurchschnitt 2008 im ganzen Agenturbezirk ohne Arbeit waren, bezogen 42 % Arbeitslosengeld I und 58% Ar- beitslosengeld II (Hartz-IV). Im Stadtkreis Karlsruhe betrug ihr Anteil im Jahres- durchschnitt sogar 68%, also 6.291 erwerbsfähige arbeitslose Hartz-IV-Bezieher. Die AFB-Angebote richteten sich auch im Jahr 2008 hauptsächlich an Langzeitar- beitslose und arbeitslose junge Menschen unter 25 Jahren. Da auch diese Perso- nengruppen von der guten Arbeitsmarktslage profitierten, wurden den AFB insbe- sondere marktferne, schwervermittelbare SGB II-Kunden zugewiesen. Die ARGE Jobcenter Stadtkreis Karlsruhe bewilligte den AFB für 2008 insgesamt 147 Plätze für Arbeitsgelegenheiten, die in AFB-Werkstätten, städtischen Dienststellen, gemeinnüt- zigen Einrichtungen und bei Sportvereinen angeboten wurden. Positiver Konjunkturverlauf, Rückgang der Arbeitslosigkeit und insbesondere die Ar- beit mit sogenannten „arbeitsmarktfernen“ SGB II–Kunden prägten das Geschäfts- jahr 2008, wie die wirtschaftlichen Zahlen belegen. Die Zuschüsse der Agentur für Arbeit und der ARGE Jobcenter Stadt Karlsru- he gingen gegenüber dem Vorjahr von 781 T€ um insgesamt 62 T€ oder 8% auf 720 T€ zurück. Hauptgrund ist der Wegfall der im Jahr 2007 durchgeführten Sofort- angebote, die im Dezember 2007 eingestellt worden waren. Im Jahr 2008 wurden noch immer ca. 79% des wirtschaftlichen Umsatzes für Perso- nal- und Qualifizierungskosten aufgewandt. Dies verdeutlicht den Zweck der AFB als Beschäftigungsgesellschaft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AFB 156 Ausblick In Absprache mit der ARGE haben die AFB auch für das Jahr 2009 ein vielfältiges Maßnahmepaket entwickelt, in dem die verschiedenen Zielgruppen unter den SGB II - Kunden (Jugendliche, Migranten, ältere berufserfahrene Langzeitarbeitslose, Frau- en etc.) sowohl über Zusatzjobs als auch über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen in eigenen Betrieben und bei städtischen Dienststellen beschäftigt und beruflich integ- riert werden sollen. Bei der Planung der AFB–Maßnahmen für 2009 wurde, orientiert an den vorhande- nen personellen und räumlichen Kapazitäten, von einem Beschäftigungsvolumen mit rd. 245 geförderten Arbeitsplätzen ausgegangen, darunter 145 Plätze in Ar- beitsgelegenheiten und 100 geförderte sozialversicherungspflichtige Plätze. Da durch das zum Jahresende 2008 verabschiedete Gesetz zur Neuausrichtung der arbeitsmarktpolitischen Instrumente ab 2009 das Förderinstrument ABM im SGB II wegfällt, werden die AFB die BEZ – Beschäftigungen weiter ausbauen. Als Ersatz für das Instrument ABM werden die AFB, wie mit der ARGE im Februar 2009 abgestimmt, sogenannte Arbeitsgelegenheiten in der Entgeltvariante nach §16d Satz 1 SGB II durchführen. Die Durchführungsvorgaben orientieren sich eng an den früheren ABM. Die AFB erhalten pro Vollzeitbeschäftigten im Monat pauschal 1.100 €. Für das Jahr 2009 muss dann mit einem Rückgang des wirtschaftlichen Umsat- zes gerechnet werden, wenn es nicht gelingt, die Kostenersätze der Werkstätten auf dem Niveau von 2008 zu halten und sämtliche Maßnahmen wie geplant umzuset- zen. Bei der Umstellung von ABM auf das neue Förderinstrument der Entgelt- arbeitsgelegenheit ist mit Verzögerungen bei der Besetzung zu rechnen, da die Zu- weisungsbedingungen noch nicht umfassend geklärt sind. Ob die BEZ-Beschäftig- ungen wie geplant realisiert werden können, ist insofern unsicher, als die Entschei- dung für diese Fördervariante immer erst nach eingehender Prüfung des Einzelfalles durch den persönlichen Ansprechpartner im Jobcenter (PAP) getroffen wird. Der PAP entscheidet auch über die Förderdauer und die Förderhöhe. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonst. Vermö- gensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten Rechnungsabgrenzungsposten 59.250 € 1.500 € 732.419 € 3.056 € 3.342 € 799.567 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklagen Gewinnrücklage Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 52.000 € 1.022 € 421.424 € 474.446 € 159.586 € 124.703 € 40.832 € 799.567 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 AFB 157 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse - pauschaler Zuschuss Stadt K´he +1.210 +1.210 +1.246 +1.311 +1.246 +1.346 - Ersatz Lohnkosten BSHG (Stadt K´he) +576 +0 +0 +0 +0 +0 - Zuschüsse Arbeitsamt +859 +679 +782 +720 +691 +806 - Kostenersatz Werkstätten +392 +399 +395 +485 +347 +441 - Sonstiges +351 +283 +249 +283 +220 +312 +3.388 +2.571 +2.672 +2.799 +2.504 +2.905 2. Sonstige betriebliche Erträge +15 +19 +6 +4 +1 +2 3. Materialaufwand -120 -113 -114 -150 -107 -164 4. Personalaufwand -2.790 -2.053 -2.060 -2.184 -2.141 -2.406 5. Abschreibungen -17 -20 -25 -25 -27 -27 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen -453 -431 -444 -427 -447 -440 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +11 +16 +24 +23 +11 +18 8. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +34 -11 +59 +40 -206 -112 9. Sonstige Steuern +0 +0 +0 +0 +0 +0 10. Jahresüberschuss/Jahresfehlbetrag +34 -11 +59 +40 -206 -112 11. Gewinnvortrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 12. Rücklageneinstellung (-) / -entnahme (+) -34 +11 -59 -40 +206 +112 13. Bilanzgewinn +0 +0 +0 +0 +0 +0 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung erfolgte nicht. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 8,1 7,8 7,2 7,4 2. Umlaufintensität (in %) 91,4 91,7 92,0 92,2 3. Investitionen (in T€) 47 13 24 28 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 49,6 51,6 55,8 59,3 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 610 663 776 801 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 1,0 - 0,4 + 2,2 + 1,4 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 8,7 - 2,8 + 13,5 + 8,3 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 4,3 - 1,4 + 7,5 + 4,9 4. Kostendeckung (in %) 100,2 98,2 101,1 100,4 5. Cash Flow (in T€) + 51 + 10 + 83 + 64 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 82,5 78,5 78,0 78,4 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 26.447 29.114 29.569 28.976 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Messe, Touristik, Wirtschaftsförderung und Sportstätten Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KMK 159 29. Karlsruher Messe- und Kongress GmbH (KMK) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Festplatz 9 Telefon: 0721 / 3720-0 Info@kmkg.de 76137 Karlsruhe Telefax: 0721 / 3720-2116 www.messe-karlsruhe.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 27.09.1950 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Gerald Böse (bis 29.02.2008) Stadt Karlsruhe 100% = 3,1 Mio. € Klaus Hoffmann (ab 01.03.2008) nachrichtlich: Britta Wirtz (Sprecherin / ab 12.01.2009) Aufsichtsrat: BM Margret Mergen (Vorsitz) StR Dr. Heinrich Maul StR Wolfram Jäger StR Bettina Meier-Augenstein (stellv. Vorsitz / bis 26.09.2008) AStR Dr. Jürgen Morlok StR Bernhard Weick StR Andreas Ruthardt (stellv. Vorsitz / ab 25.11.2008) LR Dr. Christoph Schnaudigel StR Thorsten Ehlgötz StR Klaus Stapf (ab 01.10.2008) (bis 31.05.2008) StR Detlef Hofmann StR Michael Zeh StR Sabine Just-Höpfinger StR Lüppo Cramer (ab 01.06.2008) (beratendes Mitglied) Beteiligungen (mind. 25%): Anteile am Stammkapital: Messe Karlsruhe GmbH 100% = 130.000 € Wichtige Verträge: Pachtvertrag mit der Stadt Karlsruhe über die Tiefgarage am Festplatz vom 30.09.1986. Pachtvertrag mit der Stadt Karlsruhe über die städtischen Hallen am Festplatz vom 19.11.1987, zuletzt geändert am 12.07./24.07.1991 (seit dem 01.06.2008 ist die Nancyhalle nicht mehr Gegen- stand des Pachtverhältnisses). Mietvertrag mit der Stadt Karlsruhe über die mietweise Überlassung des Grund und Bodens auf dem sich die Gartenhalle befindet. Personalgestellungsvertrag mit der Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co.KG vom 20.12.2001. Mietvertrag mit der Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co. KG über die Anmietung der Messe auf 29 Jahre. Überlassungs- und Dienstleistungsvertrag mit der Stadtwerke Karlsruhe GmbH über das Nutzungsrecht der im Eigentum der Stadtwerke befindlichen technischen Anlagen auf dem Gelände der NMK vom 29.12.2003. Durchführung von Messen, Ausstellungen, Kongressen, Tagungen, Versammlungen, Kundgebungen kulturellen, sportlichen, unterhaltenden und sonstigen Veranstaltungen. Vermietung und Verpachtung städtischer Hallen. Betrieb der Messe Karlsruhe. Organisation und Abwicklung des Karlsruher Tourismus (GV in der Fassung vom 20.11.2001). Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KMK 160 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung 1) - 2) 2) 2) 2. Gesamtbezüge des Aufsichtsrates 3) 26 22 17 19 1) Die Angaben für die Geschäftsjahre 2004 bis 2008 unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aufwandsentschädigungen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Finanzielles Engagement des Gesellschafters 2005 – 2008 2005 - in T€ - 2006 - in T€ - 2007 - in T€ - 2008 - in T€ - 1. Verlustausgleich / Budget 4.000 12.925 1) 2) 6.939 11.948 2. Aufstockung Kapitalrücklage - - 14.452 6.000 3. Abdeckung Verlustvortrag - 4.845 - - 3. Zuschuss für Geschäftsbereich Tourismus 916 910 916 992 4. Weitere Veranstaltungszuschüsse 139 173 130 167 5. Tour de France 2005 500 - - - 6. Deutschlandtour 2006 - 130 - - 9. Eigenkapitalersetzendes Darlehen (Tilgung) - - - -7.500 Zusammen 5.555 18.983 22.437 11.607 1) Mit der Eröffnungsbilanz zum 01.01.2007 wurde der in 2007 gebuchte Verlustausgleich für den Jahresfehlbetrag 2006 von 13.648 T€ durch die Bildung von sonstigen Verbindlichkeiten (zeitliche Rechnungsabgrenzung) neutralisiert. Ab 2007 wird somit jeweils der Jahresfehlbe- trag des laufenden Jahres - durch Bildung einer sonstigen Verbindlichkeit - als Aufwand dar- gestellt. 2) Der Jahresfehlbetrag 2007 von 6.939 T€ fiel durch den außerordentlichen Ertrag bei der KMK infolge der Erklärung eines Forderungsverzichtes in Höhe von 6.000 T€ durch die Stadt Karls- ruhe zum eigenkapitalersetzenden Darlehen entsprechend geringer aus. Der operative Fehl- betrag 2007 betrug somit 12.939 T€. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KMK 161 Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 2005 2006 2007 2008 Angestellte / Beschäftigte 3) 139,0 140,0 140,0 140,0 Beamte 3) 2,0 2,0 1,0 1,0 Gesamtbelegschaft 4)) 141,0 142,0 141,0 141,0 Nicht voll beschäftigtes Garderobenpersonal 5,0 5,0 5,0 5,0 Auszubildende 14,0 11,0 9,0 8,0 1) Ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 2) Ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 3) Einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten 4) In 2008 sind hierin 19 Teilzeitbeschäftigte enthalten. In den Vorjahren waren dies 19 (2007), 21 (2006) und 18 (2005). Leistungszahlen 2005 - 2008 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Gesellschaft weist für das Geschäftsjahr 2008 einen Jahresfehlbetrag von 11,9 Mio. € aus (Vorjahr: 6,9 Mio. €). Diese außergewöhnliche Abweichung ist im Wesentlichen begründet durch den Sondereffekt aus dem Vorjahr in Form eines Darlehensverzichtes der Gesellschafterin Stadt Karlsruhe über 6,0 Mio. €. Der Geschäftsverlauf der KMK im Geschäftsjahr 2008 war gekennzeichnet durch einen Rückgang der Umsatzerlöse um 1,4 Mio. € auf 16,9 Mio. €. Der Umsatz- rückgang ist insbesondere auf eine Verringerung der Umsätze im Marktbereich 1 (Technologie, IT, Kommunikation) um 1,2 Mio. € sowie im Marktbereich 2 (Handel, Freizeit, Kultur und Medizin) um 0,8 Mio. € zurückzuführen. Dem wirkt die Steige- 2005 2006 2007 2008 1. Zahl der Veranstaltungen: - Eigenveranstaltung 26 18 22 21 - Gastveranstaltung 326 337 308 304 Zusammen 352 355 330 325 2. Anzahl der Besucher und Teilnehmer: - Regional 455.576 295.443 377.245 337.085 - Überregional 517.489 411.132 275.026 333.327 Zusammen 973.065 706.575 652.271 670.412 3. Anzahl der Aussteller: - Inland 7.511 6.846 6.991 6.130 - Ausland 738 849 634 722 Zusammen 8.249 7.695 7.625 6.852 4. Saalbelegungen (Belegungstage) 2.640 2.527 2.622 2.761 5. Umschlagshäufigkeit am Standort Neue Messe 10,19 9,04 9,57 6,66 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KMK 162 rung der Umsätze im Marktbereich 4 (Gastmessen, -kongresse und -veranstal- tungen) um 0,9 Mio. € entgegen. Die LEARNTEC 2008 schnitt zwar im Vergleich zum Vorjahr besser ab, der De- ckungsbeitrag 1 blieb aber weiterhin negativ. Die in 2005 gestarteten Gastveranstaltungen Giardina Karlsruhe (Veranstalter: Hinte GmbH) sowie Komcom Süd (Veranstalter: Komcom Messe GmbH) wurden auch 2008 in Karlsruhe durchgeführt. Darüber hinaus konnten die bestehenden Ver- anstaltungen ausgebaut und weiter etabliert werden. Hervorzuheben ist die art Karlsruhe, welche die Ausstellungsfläche vergrößern konnte und sich eine gute Po- sition im Reigen der Kunstmessen erarbeitet hat. Die in 2007 erstmals durchgeführten DC-Days, TV-Komm und PreventiKa wurden wiederholt. Neu ins Programm aufgenommen wurden die IT-Trans, Mechatronik Ta- ge und der Trendkongress Net economy. Die Ausstellerzahlen sanken um 9,7% auf 6.852, die Besucherzahlen stiegen je- doch um 3,1% auf 670.412 bei einer sinkender Anzahl der Messen von 51 auf 43. Am Standort Messe ergibt sich (ohne Berücksichtigung außerordentlicher und nicht wiederkehrender betrieblicher Erträge) ein Defizit von 8,1 Mio. €. Hierin enthalten sind 6,4 Mio. € Hallenkosten (insb. Miete, Wartung, Instandhaltung, Betriebskosten). Am Standort Festplatz beträgt das Defizit (ohne Berücksichtigung außerordentli- cher und nicht wiederkehrender betrieblicher Erträge) 3,9 Mio. €, davon entfallen 2,5 Mio. € auf Hallenkosten. Zur Stärkung der Eigenkapitalausstattung hat die Stadt Karlsruhe als alleinige Gesellschafterin in 2008 die Kapitalrücklage von 12,9 Mio. € dotiert. Damit konnte der Bilanzverlust des Jahres 2007 ausgeglichen werden und die Eigenkapitalaus- stattung nachhaltig um 6 Mio. € verbessert werden. Ausblick Für das Geschäftsjahr 2009 prognostiziert die Gesellschaft derzeit einen planeri- schen Fehlbetrag von 12,8 Mio. €. Ursache des erhöhten Fehlbetrags ist insbeson- Entwicklung der Jahresfehlbeträge 1994 - 2008 11,9 6,9 13,6 7,5 5,1 12,913,5 5,34,53,63,33,33,03,12,9 0,0 2,0 4,0 6,0 8,0 10,0 12,0 14,0 16,0 19 94 19 96 19 98 20 00 20 02 20 04 20 06 20 08 Jahr - i n M io . € - Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KMK 163 dere die Wirtschaftskrise, wonach durchweg ein Rückgang der vermieteten Fläche bei Eigenveranstaltungen sowie Veranstaltungsabsagen und rückläufige Nachfragen durch die Gastveranstalter erfolgen. Um die Ertragssituation weiter zu verbessern wird die Erhöhung der Auslastung durch die verstärkte Akquise von Gastveranstaltungen sowie den Aufbau neuer Eigen- und Kooperationsveranstaltungen angestrebt. Mit der „NUFAM“ (Nutzfahrzeugmesse) wurde im Marktbereich 2 eine neue Veran- staltung erfolgreich am Markt plaziert. Mit rd. 200 Ausstellern und 12.300 Besuchern wurden die Erwartungen deutlich übertroffen. Weiterhin wird im Juni erstmalig die „EUNIQUE“ (Europäische Messe mit einer einzigartigen Auswahl an angewandter Kunst und Design) durchgeführt. Mit der dritten Auflage der PreventiKa wird sich zeigen, in wie weit das Thema Gesundheitsvorsorge vom Publikum angenommen wird. Der Gastvertrieb hat in den letzten Monaten für 2009, aber auch für 2010, zum Teil große Messen und Kongresse für den Standort gewinnen können. Im Kongressbe- reich finden neben den jährlichen Veranstaltungen wie dem Kongress der Heilprakti- ker und der Radiologen auch Fachkongresse zu anderen Themen statt. Im Messe- bereich sind zu erwähnen die „Faszination Motorrad“ und das „Echtdampfhallentref- fen“, die beide von Sinsheim nach Karlsruhe geholt werden konnten. Für den Auftritt der LEARNTEC sind erhebliche Investitionen getätigt worden. Die derzeitige Wirtschaftslage ging aber auch an dieser führenden Messe nicht vorüber. Aussteller- und Besucherzahlen 2009 gingen zurück. Mit den in den Geschäftsjahren 2007 und 2008 getroffenen Maßnahmen zur Eigen- kapitalausstattung ist die Kapitalsituation der Gesellschaft nachhaltig verbessert worden. Dessen ungeachtet wird der Fortbestand der Gesellschaft auch in Zukunft davon abhängen, dass die Gesellschafterin Stadt Karlsruhe der Gesellschaft in aus- reichendem Umfang Kapital und Liquidität zur Verfügung stellt. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten u.a. Rechnungsabgrenzungsposten 10.388.840 € 1.477.900 € 17.027.567 € 7.400.813 € 0 € 36.295.120 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Kapitalrücklage Bilanzverlust Buchmäßiges Eigenkapital Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 3.100.000 € 20.451.675 € -11.948.024 € 11.603.651 € 5.769.507 € 15.413.972 € 3.507.990 € 36.295.120 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KMK 164 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2004 - 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +20.136 +19.317 +18.280 + 16.881 +16.655 +17.499 2. Erhöhung des Bestandes an fertigen und unfertigen Erzeugnissen -111 -437 +246 +432 +0 +0 3. Sonstige betriebliche Erträge +2.320 +1.697 +2.941 +1.867 +1.329 +1.430 4. Aufwendungen für bezogene Leistungen -16.159 -13.982 -14.705 -14.070 -14.284 -14.849 5. Personalaufwand -7.327 -8.153 -7.634 -7.752 -7.588 -8.155 6. Abschreibungen -2.420 -2.289 -2.412 -1.142 -1.147 -1.104 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen -9.106 -9.726 -10.189 -9.261 -8.034 -8.352 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +294 +245 +809 +1.339 +1.160 +949 9. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -532 -300 -255 -222 -220 -186 10. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -12.905 -13.628 -12.919 -11.928 -12.129 -12.768 11. Außerordentliche Erträge +0 +0 +6.000 +0 +0 +0 12. Sonstige Steuern -20 -20 -20 -20 -20 -20 13. Jahresfehlbetrag -12.925 -13.648 -6.939 -11.948 -12.149 -12.788 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung des Wirt- schaftsplanes erfolgte nicht. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 33,2 32,9 28,2 28,6 2. Umlaufintensität (in %) 18,3 33,4 71,8 71,4 3. Investitionen (in T€) 452 631 695 275 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) - 40,8 - 29,8 + 26,6 + 32,0 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) - 122,9 - 90,7 + 94,3 +111,7 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 64,2 - 70,7 - 38,0 -70,8 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 88,1 - 129,4 - 65,4 -103,0 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 34,5 - 37,8 - 16,7 -32,3 4. Kostendeckung (in %) 56,6 56,0 51,9 52,0 5. Cash Flow (in T€) - 10.505 - 11.359 - 4.528 -10.806 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 20,6 23,7 21,7 23,9 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 51.968 57.411 54.145 54.977 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 NMK 165 30. Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co. KG (NMK) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Festplatz 9 Telefon: 0721 / 3720-0 Info@kmkg.de 76137 Karlsruhe Telefax: 0721 / 3720-2106 www.messe-karlsruhe.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 31.07.2000 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Haftkapital: Die Geschäftsführung liegt bei Stadt Karlsruhe 69,91% = 58,277 Mio. € der Messe Karlsruhe GmbH als Landkreis Karlsruhe 26,07% = 21,730 Mio. € persönnlich haftende Gesell- Stadt Rheinstetten 2,45% = 2,045 Mio € schafterin. Diese ist am Kapital Stadt Baden-Baden 1,23% = 1,023 Mio € der NMK nicht beteiligt und Handwerkskammer Karlsruhe 0,13% = 0,102 Mio. € handelt durch ihre Geschäfts- IHK Karlsruhe 0,13% = 0,102 Mio. € führung. Landkreis Germersheim 0,02% = 0,020 Mio. € Landkreis Südliche Weinstraße 0,02% = 0,020 Mio. € Regionalverb. Mittlerer Oberrhein 0,02% = 0,020 Mio. € Stadt Landau 0,02% = 0,020 Mio. € 100% = 107.371.300 € Gesellschafterversammlung: OB Heinz Fenrich (Vorsitz) Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt Rheinstetten über das zu bebauende Grundstück vom 10.09.2001(Laufzeit 99 Jahre). Personalgestellungsvertrag mit der KMK vom 20.12.2001 Mietvertrag mit der KMK über die Anmietung der Neuen Messe auf 29 Jahre vom 22.07.2002. Erarbeitung der Planung, Projektentwicklung, Finanzierung und Realisierung der Neuen Messe Karlsruhe auf dem Gelände des ehemaligen Verkerhrslandeplatzes Karlsruhe-Forchheim zum Zwecke der anschließenden Vermietung an eine Messebetriebsgesellschaft (GV in der Fassung vom 21.07.2000). Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) Die Gesellschaft beschäftigt kein eigenes Personal. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 NMK 166 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - - - 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 1) - - - - 1) Aufwandsentschädigungen. Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Gesellschaft schließt 2008 mit einem Jahresfehlbetrag von 2.585 T€ (Vorjahr: -2.524 T€) ab. Der Wirtschaftsplan ging von einem Fehlbetrag von 2.423 T€ aus. Noch in Verfahren befinden sich die beim Landgericht Karlsruhe anhängigen Be- weisverfahren für Schäden an den Hallenböden, für die Undichtigkeit der Glasfugen in den Hallendächern und für die Rissbildung des Betonwerksteinbelages in der Ak- tionshalle und in den Besucherumgängen. Die Betonabplatzungen an den Wänden und Unterzügen im Besucherumgang wurden teilweise bereits saniert, die noch of- fenen Sanierungsarbeiten werden momentan durchgeführt, der Schaden wurde von der ausführenden Firma in vollem Umfang anerkannt. Nach der aktuellen Einschätzung werden die Baukosten voraussichtlich insgesamt 149 Mio. € betragen und damit das vorgesehene Budget um 0,5 Mio. € überschrei- ten. Eine abschließende Beurteilung, inwieweit sich Über- oder Unterschreitungen erge- ben werden, ist erst nach Abschluss des Klageverfahren mit dem Tragwerksplaner möglich. Ausblick Die Gesellschaft prognostiziert für das Geschäftsjahr 2009 einen Jahresverlust von 3.220 T€. Die Erhöhung des Fehlbetrags ergibt sich durch die geplante Instandset- zung der Hallenböden in den Hallen 1 und 4 mit insgesamt 1,0 Mio. €. Aufgrund der Ergebnissituation bei der Mieterin KMK ist von einem Ausfall der ur- sprünglich ab 2007 geplanten erfolgsabhängigen Miete M3 auszugehen. Ohne Ein- nahme der Miete M3 werden Investitionen oder die Rückzahlung der Kapitaleinla- ge nicht möglich sein. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 NMK 167 Vorläufige Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten u.a. Rechnungsabgrenzungsposten 122.926.104 € 2.133.639 € 0 € 0 € 125.059.743 € A. B. C. D. E. Eigenkapital Kommanditkapital Variables Kapitel Buchmäßiges Eigenkapital Sonderposten f. Inv.zuschüsse Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 83.361.028 € -13.194.148 € 70.166.880 € 20.115.207 € 149.041 € 34.628.615 € 0 € 125.059.743 € Gewinn- und Verlustrechnungen 2005 - 2009 Bilanz und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +3.890 +3.890 +3.890 +3.890 +3.890 +4.149 2. Sonstige betriebliche Erträge +1.130 +1.143 +1.152 +1.137 +1.142 +1.107 3. Abschreibungen -4.976 -4.978 -4.978 -4.944 -4.942 -4.762 4. Sonstige betriebliche Aufwendungen -874 -870 -843 -880 -848 -2.089 5. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +38 +80 +65 +74 +50 +35 6. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -1.057 -1.334 -1.483 -1.430 -1.388 -1.333 7. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -1.849 -2.069 -2.197 -2.153 -2.096 -2.893 8. Sonstige Steuern -312 -327 -327 -327 -327 -327 9. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 -105 +0 +0 10. Jahresüberschuss / -fehlbetrag -2.161 -2.396 -2.524 -2.585 -2.423 -3.220 11. Vortrag variables Kapital -3.528 -5.689 -8.085 -10.609 -10.609 -13.194 12. Einlagen (+) / Entnahmen (-) der Kommanditisten +0 +0 +0 +0 +0 +0 13. Variables Kapital -5.689 -8.085 -10.609 -13.194 -13.032 -16.414 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 97,7 98,8 98,5 98,3 2. Umlaufintensität (in %) 2,3 1,2 1,5 1,7 3. Investitionen (in T€) 0 0 31 69 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 55,1 56,0 56,1 56,1 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 56,4 56,7 56,9 57,1 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 55,5 - 61,6 -64,9 -66,5 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 2,8 - 3,2 -3,5 -3,7 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 0,8 - 0,8 -0,8 -0,9 4. Kostendeckung (in %) 53,9 51,8 51,0 51,3 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuer + 2.815 + 2.582 + 2.454 + 2.464 b) nach Ertragsteuer + 2.815 + 2.582 + 2.454 + 2.359 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Messe 168 31. Messe Karlsruhe GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: c/o Karlsruher Telefon: 0721 / 3720-0 Info@kmkg.de Messe- und Kongress GmbH Telefax: 0721 / 3720-2116 www.messe-karlsruhe.de Festplatz 9 76137 Karlsruhe Gründung: Unternehmensgegenstand: 31.07.1996 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Gerald Böse (bis 29.02.2008) Karlsruher Messe- und 100% = 130.000 € Klaus Hoffmann (ab 01.03.2008) Kongress GmbH Aufsichtsrat: Die Gesellschaft hat keinen Aufsichtsrat. Beteiligungen, verbundene Unternehmen (mind. 25%): Die Gesellschaft ist alleinige Komplementärin (ohne Einlage) der Neuen Messe Karlsruhe GmbH & Co. KG. Persönlich haftende Gesellschafterin (Komplementärin) der Kommanditgesellschaft Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co. KG (NMK). In dieser Funktion übt sie die Geschäfte der NMK aus (GV in der Fassung vom 20.11.2001). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - - - 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung - - - - Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) Die Gesellschaft beschäftigt kein eigenes Personal. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Messe 169 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Die Messe Karlsruhe GmbH (MK) ist ausschließlich als Komplementärin der Neue Messe Karlsruhe GmbH & Co. KG (NMK) tätig und übt sonst keine Tätigkeiten aus. Für die Geschäftsführertätigkeit bei der NMK erhält die Gesellschaft eine Vergütung. Für die Gestellung von Personal der KMK an die MK zur Erledigung ihrer Aufgaben hat die MK Personalkostenersatz zu leisten. Ausblick Aus der Geschäftstätigkeit sind derzeit weder Risiken noch Chancen ersichtlich. Die Aufwendungen werden in den Folgejahren auf gleichem Niveau sein, geringere Er- träge durch niedrigere Zinssätze auf dem Clearingkonto werden die Ergebnisse ver- schlechtern. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten u.a. 0 € 189.664 € 0 € 189.664 € A. B. C. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Bilanzgewinn Buchmäßiges Eigenkapital Rückstellungen Verbindlichkeiten 130.000 € 39.999 € 169.999 € 4.125 € 15.540 € 189.664 € Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 – 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +0 +0 +0 +0 +0 +0 2. Sonstige betriebliche Erträge +10 +10 +10 +10 +10 +10 3. Sonstige betriebliche Aufwendungen -14 -14 -13 -15 -14 -14 4. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +4 +5 +7 +8 +4 +4 5. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +0 +1 +4 +3 +0 +0 6. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 -1 +0 +0 7. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +0 +1 +4 +2 +0 +0 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftspla- nes erfolgte nicht. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Messe 170 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 0,0 0,0 0,0 0,0 2. Umlaufintensität (in %) 100,0 100,0 100,0 100,0 3. Investitionen (in T€) 0 0 0 0 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 98,0 91,1 89,9 89,6 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) - - - - III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - - - - 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 0,0 + 0,8 + 2,1 + 1,4 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 0,0 + 0,7 + 1,9 + 1,2 4. Kostendeckung (in %) - - - - 5. Cash Flow (in T€) + 0 + 1 + 4 + 3 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) - - - - 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) - - - - Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Stadtmarketing 171 32. Stadtmarketing Karlsruhe GmbH Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Kaiserstr. 142-144 Telefon: 0721 / 35236-0 info@stadtmarketing-karlsruhe.de 76133 Karlsruhe Telefax: 0721 / 37236-20 www.stadtmarketing-karlsruhe.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 17.12.2001 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Holger Jagiella (bis 31.10.2008) Stadt Karlsruhe rd. 40,4% = 300.000 € Norbert Käthler (ab 01.11.2008) KVVH GmbH rd. 20,2% = 150.000 € dm-drogerie markt GmbH &Co. KG rd. 6,7% = 50.000 € FIDUCIA AG Karlsruhe / Stuttgart rd. 6,7% = 50.000 € G. Braun Telefonbuchverlage GmbH & Co. KG rd. 6,7% = 50.000 € Kliniken für Rehabilitation RULA Verwaltungs-GmbH u. Co. KG Waldbronn rd. 6,7% = 50.000 € Sparkasse Karlsruhe rd. 6,7% = 50.000 € Vollack GmbH & Co. rd. 2,0% = 15.000 € CyberForum e. V. rd. 1,3% = 10.000 € Volksbank Karlsruhe eG rd. 0,7% = 5.000 € Professor Dr. h.c. Siegfried Kreiner rd. 0,7% = 5.000 € Dr. Wolf Hartmut Prellwitz rd. 0,3% = 2.500 € Handwerkskammer Karlsruhe rd. 0,3% = 2.500 € tema medien GmbH rd. 0,3% = 2.500 € 100% = 742.500 € Gesellschafterversammlung: Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Erarbeitung von Strategien und Konzepten zur Positionierung und Erhöhung des Bekannheitsgrades für Karlsruhe, zur Förderung ihres identitätsstiftenden Profils einschließlich deren Umsetzung. Sie kann im Einzelfall eigene Veranstaltungen oder Veranstaltungen im Auftrage Dritter durchführen (GV in der Fassung vom 24.11.2005). Vertreten sind alle Gesellschafter, wobei je 2.500 € eines Geschäftsanteils eine Stimme gewähren. Die Gesellschaft hat keinen Aufsichtsrat. Eine aus neun gemeinderätlichen Mitgliedern bestehende Kommission berät die Angelegenheiten der Gesellschafterversammlung vor, soweit sie in den Zuständigkeitsbereich des Gemeinderats fallen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde von der Integral Treuhand AG geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Stadtmarketing 172 Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 1) Die Angaben unterblieben nach § 286 IV HGB. 2) Mit der Veröffentlichung der individualisierten Geschäftsführerbezüge nicht einverstanden. 3) Aus Gründen der Gleichbehandlung wird auf eine Veröffentlichung verzichtet, weil die überwiegende Mehr- zahl der übrigen Geschäftsführer städtischer Gesellschaften mit der Veröffentlichung ihrer Bezüge nicht ein- verstanden ist. 4) Aufwandsentschädigungen. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) Finanzielles Engagement des Mitgesellschafters Stadt Karlsruhe 2005 – 2008 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Zuschüsse Stadt Karlsruhe 1.123 1.283 2.180 1) 2.351 1) 2. Erwerb Badenia-Anteile 0 50 0 0 Zusammen 1.123 1.333 2.180 2.351 1) Bei den Zuschüssen sind im Jahr 2007 1.050 T€, im Jahr 2008 1.066 T€ Zuschüsse für die Erstwohnsitzkampagne enthalten. Für die Zuschüsse entstehen Aufwendungen (Materialaufwand) in gleicher Höhe. 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder d. Geschäftsführung 1) - 2) 2) 3) 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 4) - - - - 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) - - - - Angestellte/Beschäftigte 4) 7,2 6,8 7,2 6,6 Beamte 4) 2,5 2,5 2,5 2,7 Gesamtbelegschaft 9,7 9,3 9,7 9,3 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche MA´s 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Stadtmarketing 173 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Das Stadtmarketing hat im Jahr 2008 eine Phase der Neupositionierung begonnen. Bedingt durch den zweimaligen Wechsel in der Geschäftsführung wurden einerseits aktuelle Projekte weitergeführt, andererseits eine Stadtmarketingkonzeption entwi- ckelt, die als Basis für die Gesellschaft in den nächsten Jahren dienen wird. Neben dem projektorientierten Marketing gab es eine Vielzahl von Basisaufgaben, die kon- sequent weiterverfolgt wurden und für das Marketing der Stadt Karlsruhe von großer Bedeutung sind. Das aufwändigste Projekt des Stadtmarketings war der Stadtgeburtstag unter dem Motto „Treffpunkt Süden“. Wie bereits bei den vorangegangenen Stadtgeburtstagen ist es gelungen, einer großen Zahl von Institutionen mit diesem Fest eine Plattform zu bieten, bei der sie ihre spezifischen Kompetenzen in der Öffentlichkeit präsentie- ren konnten. Besonders gelungen war die Verbindung des Stadtgeburtstags mit der Abschlussveranstaltung der Special Olympics. Innerhalb des Masterplanprojektes Studentenstadt wurde das bereits 2007 ge- startete Projekt „Erstwohnsitzkampagne für Studierende“ weitergeführt. Bis Ende 2008 konnten über 7.500 von auswärts kommende Studierende dazu bewegt wer- den, ihren Erstwohnsitz nach Karlsruhe zu verlegen. Es ist anzunehmen, dass sich ohne dieses Projekt mindestens die Hälfte von ihnen nicht umgemeldet hätte. Damit verbunden ist ein finanzieller Zuwachs für Karlsruhe im kommunalen Finanz- ausgleich. Für die Studentenstadt wurde ein Grobkonzept erarbeitet, das im Ge- meinderat einstimmig beschlossen wurde. Im Rahmen des „Karlsruhe Masterplan 2015“ wurde dem Stadtmarketing die Orga- nisation des Stadtjubiläumsjahres 2015 übertragen. Hierzu wurde eine Kommission „Stadtjubiläum“ aus Vertretern des Gemeinderates und den Mitgliedern des Innova- tionsteams „Karlsruhe Masterplan 2015“ unter Vorsitz des Oberbürgermeisters ein- gesetzt, die erste Entscheidungen vorbereitet und das Projekt bis zur Verabschie- dung des Grobkonzepts im Gemeinderat begleiten wird. Das Stadtmarketing hat der gemeinderätlichen Kommission für das Leitprojekt Stadtjubiläum erste Überlegun- gen für ein Grobkonzept mit vier Themen vorgestellt: Technologie, Kunst und Kultur, Demokratie und Lebensqualität. Weiterhin sind die Ziele, die Zielgruppen sowie der Prozess zur weiteren Konzepterstellung und Bürgerbeteiligung beschrieben. Erfolgreich und ergebnisreich gestalteten sich in 2008 auch die Media- Kooperationen. Zu nennen sind hier Partner wie Baden-Württemberg-Magazin, SIMs-Kultur-Magazin, Wochenblatt (auch mit Beilage im Elsass), BNN, Boulevard Baden, DER KURIER. Mit der Gesellschafterversammlung und der Gemeinderätlichen Kommission Stadt- marketing wurde die Überprüfung der Aufgabenstellung der Stadtmarketing Karls- ruhe GmbH fortgeführt. Die Gesellschaft weist für das Geschäftsjahr 2008 einen Jahresüberschuss von 10 T€ aus. Zusätzliche Projekte und Aufgaben wurden immer nur dann aufgenom- men, wenn deren Finanzierung gewährleistet war. Insgesamt ist die wirtschaftliche Situation der Gesellschaft im Geschäftsjahr 2008 als gesichert und stabil zu be- werten. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Stadtmarketing 174 Ausblick Für das Stadtmarketing wurde eine mittelfristige Konzeption erarbeitet. Grundlage dieser Konzeption ist das Verständnis, dass Stadtmarketing als wesentliche Funktio- nen für die Stadt erstens die strategische Entwicklung der Stadt unterstützen soll und zweitens sich Stadtmarketing als Netzwerkknoten in der Kommunikation der Stadt begreift. Die Stadtmarketingprojekte lassen sich diesen beiden Kernfunktionen zuordnen. Im Bereich Strategie wird das Stadtmarketing das Stadtjubiläum 2015 nutzen, um damit mittelfristige Projekte zur Profilierung der Stadt zu befördern. Eine enge Ver- zahnung mit dem Masterplan schafft hier eine nachhaltige Wirkung. Die bereits begonnenen Aktivitäten zur i-Region und zum Fachkräftemangel wer- den fortgesetzt. Für das Projekt Studentenstadt wird in Kooperation mit Studieren- den und Vertretern aller Hochschulen ein Feinkonzept erarbeitet. Diese Themen werden die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstumspotential von Karlsruhe in den nächsten Jahren maßgeblich prägen. Die Stadtmarketing GmbH wird sich auch intensiv mit dem schwierigen Thema der Kombilösung und ihren Auswirkungen auf die Karlsruher Innenstadt beschäftigen. Hierzu ist sie in besonderer Weise dadurch prädestiniert, dass sie als Organisation eine wichtige Schnittstellenfunktion zwischen Betroffenen und Bauherren einnehmen kann. Risiken bestehen einerseits darin, dass sich aufgrund der Wirtschaftskrise die Be- reitschaft zur Kofinanzierung durch Private verringert hat und insofern sich die Be- dingungen für partnerschaftliche Projekte insgesamt verschlechtern. Deshalb bleiben die Zuwendungen der Stadt, wie im Gesellschaftsvertrag auch so vorgesehen, wei- terhin unerlässlich. Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten u.a. Rechnungsabgrenzungsposten 54.780 € 196.368 € 716.955 € 7.004 € 975.107 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Verlustvortrag Jahresüberschuss Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 742.500 € -16.651 € 9.678 € 735.727 € 74.417 € 141.075 € 24.088 € 975.107 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Stadtmarketing 175 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 - 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +167 +398 +185 +192 +290 +100 2. Sonstige betriebliche Erträge +1.149 +1.353 +1.733 +2.425 +1.935 +1.858 3. Materialaufwand -491 -982 -1.013 -1.829 -1.510 -1.210 4. Personalaufwand -590 -554 -688 -513 -595 -630 5. Abschreibungen -56 -55 -54 -92 -55 -38 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen -197 -187 -200 -223 -230 -190 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +15 +26 +34 +61 +15 +28 8. Zinsen und ähnliche Aufwendungen +0 +0 +0 +0 +0 +0 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -3 -1 -3 +21 -150 -82 10. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 -6 +0 +0 11. Sonstige Steuern +0 +0 +0 -5 +0 +0 12. Jahresüberschuss -3 -1 -3 +10 -150 -82 1) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“ (d. h. nicht fortgeschrieben). Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 18,8 13,0 11,6 5,6 2. Umlaufintensität (in %) 81,0 86,1 87,7 93,6 3. Investitionen (in T€) 6 9 76 10 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 79,9 76,1 61,1 75,4 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 426,1 584,7 528,4 1.342,7 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 1,8 - 0,2 - 1,7 + 5,0 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 0,4 - 0,1 - 0,4 + 1,3 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 0,3 - 0,1 - 0,3 + 1,0 4. Kostendeckung (in %) 12,5 22,4 9,5 7,2 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 53 + 54 + 51 + 108 b) nach Ertragsteuern + 53 + 54 + 51 + 102 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 44,2 31,2 35,2 19,3 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 67.872 66.751 79.089 61.858 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KSBG 176 33. Karlsruher Sportstätten-Betriebs-GmbH (KSBG) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Hermann-Veit-Str. 7 Telefon: 0721 / 811016 ksbg@karlsruhe.de 76135 Karlsruhe Telefax: 0721 / 133-5209 www.europahalle.de Gründung: Unternehmensgegenstand: 1975 Geschäftsführung Gesellschafter: Anteile am Stammkapital: Gerald Böse (bis 29.02.2008) Stadt Karlsruhe 48% = 14.400,00 € Klaus Hoffmann (ab 01.03.2008) Herr Jopke 13% = 3.900,00 € Herr Grotz 13% = 3.900,00 € Herr Fütterer 13% = 3.900,00 € Herr Kunle 13% = 3.900,00 € 100% = 30.000,00 € hiervon insgesamt 50% einbezahlt Gesellschafterversammlung: BM Margret Mergen (Vorsitz) Beteiligungen (mind. 25%): Die Gesellschaft hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Mietvertrag mit der Stadt Karlsruhe vom 23.04.1975 über die Anmietung diverser Sportstätten (städt. Turn- und Sporthallen) in der Fassung des vierten Nachtragsvertrages vom 13.04./28.04.1994. An- und Vermietung sowie Bau, bauliche Erweiterung von Anlagen und Einrichtungen in Sportstätten, Betrieb und Vermarktung von Sportstätten bzw. deren Einrichtungen sowie Förderung des Sports und Durchführung von Veranstaltungen (GV in der Fassung vom 20.11.2001). Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung und des Aufsichtsrates oder der entsprechenden Organe des Unternehmens 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Gesamtbezüge der Mitglieder der Geschäftsführung - - - - 2. Gesamtbezüge der Gesellschafterversammlung 1) - - - - 1) Aufwandsentschädigungen. Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wird vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt Karlsruhe geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KSBG 177 Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Beschäftigte 4) 2,13 2,35 2,48 2,70 Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft 2,13 2,35 2,48 2,70 Auszubildende - - - - 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten / Beamten Finanzielles Engagement des Gesellschafters Stadt Karlsruhe in den Ge- schäftsjahren 2005 bis 2008: Leistungszahlen 2005 - 2008 Gastveranstaltungen 2005 2006 2007 2008 1. Anzahl der Veranstaltungen 42 43 50 46 2. Veranstaltungstage 45 48 58 61 3. Anzahl der Besucher 203.500 185.500 170.500 166.370 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Das 25-jährige Jubiläum der Europahalle im Jahr 2008 wurde von Aktionen im Sta- dion des SVK Beiertheim und im Europabad begleitet. Aufgrund der überproportionalen Belegung der Europahalle mit umsatzstarken mehrtägigen Veranstaltungen im Jahr 2007 sowie der im Sinne einer Risikoeinschät- zung erfolgten Wertberichtung der Außenstände eines Großkunden im Jahr 2008 wurde das Umsatzniveau des Vorjahres im Bereich der Gastveranstaltungen unter- schritten. Im Rahmen der Gesamtkoordination der Veranstaltungsbelegungen hat die KSBG 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - Defizitausgleich 25-jähriges Jubiläum Europahalle 0 0 0 24 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KSBG 178 ab 01.07.2008 die Stadionvermietung des neuen Stadions „SVK Beiertheim“ sowie ab Schuljahresbeginn 2008/2009 die Vermietung der neu gebauten Sporthalle der Weinbrennerschule übernommen, was zu einem Anstieg der Mieteinnahmen im Be- reich Hallenvermietung führt. Aufgrund des positiven Geschäftsverlaufes kann die KSBG für 2008 einen Jahres- überschuss von 48 T€ ausweisen. Ausblick Die Geschäftstätigkeit der Gesellschaft hat sich seit 2004 auf das eigentliche Kern- geschäft der Hallenvermietung reduziert und ermöglicht somit eine weitgehend kal- kulierbare Kosten- und Erlössituation im Vermietungsgeschäft. Ein Risiko für die Gesellschaft im Bereich der Gastveranstaltungen in der Europa- halle stellen wiederum die offenen Forderungen gegenüber dem oben genannten Großkunden für nicht entrichtete Hallenmieten aus der Saison 2007/2008 und 2008/2009 dar. Das Finanzamt hat bezüglich des Einspruchsverfahrens nach § 50 a EStG das Ru- hen des Verfahrens erklärt und bisher noch keinen Einspruchsentscheid erlassen. Wie in der Gesellschafterversammlung bereits informiert, nimmt die KSBG das Ver- fahren derzeit nicht auf. Mit weiteren Belastungen der KSBG ist derzeit, bis auf Rechtsanwalts- und Gerichtskosten, kaum mehr zu rechnen. Die KSBG kalkuliert folglich im Jahr 2009 mit einem ausgeglichenen Jahresergeb- nis (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit +1 T€). Vorläufige Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Ver- mögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten u.a. 15.000 € 79.505 € 117.638 € 189.018 € 401.161 € A. B. C. D. E. Eigenkapitel Gezeichnetes Kapital Gewinnrücklage Jahresüberschuss Sonderposten mit Rücklagenanteil Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 30.000 € 137.430 € 47.794 € 215.224 € 0 € 78.282 € 96.380 € 11.275 € 401.161 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KSBG 179 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 20081) Plan 2008 2) Plan 2009 2) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +1.002 +976 +1.026 +959 +812 +905 2. Aufwendungen für bezogene Leistungen -639 -657 -601 -548 -434 -500 3. Sonstige betriebliche Erträge +6 +120 +19 +152 +9 +9 4. Personalaufwand -140 -145 -152 -162 -185 -189 5. Abschreibungen -36 -55 -29 -283 -25 -101 6. Sonstige betriebliche Aufwendungen -120 -233 -158 -79 -176 -123 7. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +0 +1 +7 +9 +0 +0 8. Zinsen und andere Aufwendungen +0 +0 +0 +0 +0 +0 9. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +73 -+7 +112 +48 +1 +1 10. Außerordentliche Aufwendungen +0 +0 +0 +0 +0 +0 11. Steuern von Einkommen und vom Ertrag -22 -5 -85 +0 +0 +0 12. Jahresüberschuss/-fehlbetrag +51 +2 +27 +48 +1 +1 1) Vorläufige Angaben 2) Vom Beschlussgremium genehmigter „Urplan“; eine förmliche Fortschreibung des Wirt- schaftsplanes erfolgte nicht. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 11,4 14,7 11,7 19,8 2. Umlaufintensität (in %) 84,8 82,0 85,7 80,2 3. Investitionen (in T€) 17 76 8 294 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 35,9 31,5 29,2 53,7 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 316,0 214,8 249,7 270,7 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) + 5,1 + 0,2 + 2,6 + 5,0 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) + 35,6 + 1,2 + 16,1 + 22,2 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 12,8 + 0,4 + 4,7 + 11,9 4. Kostendeckung (in %) 107,1 89,5 109,2 89,5 5. Cash Flow (in T€) a) vor Ertragsteuern + 109 + 62 + 141 + 331 b) nach Ertragsteuern + 87 + 57 + 56 + 331 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 15,0 13,3 16,2 15,1 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 41.054 40.054 40.492 41.491 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. IV. Rechtlich selbständige Stiftungen Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 ZKM 183 1. Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Lorenzstr. 19 Telefon: 0721 / 8100-1200 Info@zkm.de 76135 Karlsruhe Telefax: 0721 / 8100-1139 www.zkm.de Gründung: Stiftungszweck: 1989 als Stiftung des öffentlichen Rechts Vorstand: Stifter: Stiftungskapital: Professor Peter Weibel Land Baden-Württemberg 50% = 127.822,97 € Stadt Karlsruhe 50% = 127.822,97 € 100% = 255.645,94 € Stiftungsrat: Kuratorium: OB Heinz Fenrich (Vorsitz) Prof. Dr. Manfred Popp (Vorsitz) MD Klaus Tappeser (stellv. Vorsitz / ab 21.11.2008) Beteiligungen (mind. 25%): Die Stiftung hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Mietvertrag vom 20.11.1997 mit der Stadt Karlsruhe über die Anmietung der Lichthöfe 1,2,6-9 und des Glaswürfels des ehemaligen IWKA-Hallenbaus in der Fassung vom 11./16.10.2007. Die Stiftung hat die Aufgabe, als Einrichtung der Forschung, der Kulturvermittlung und der Weiterbildung eine umfassende Auseinandersetzung mit Kunst und Medientechnologie, insbesondere in den Bereichen Bild, Musik, Wort und Verbindungen unter ihnen, zu ermöglichen (aktualisierte Stiftungssatzung vom 29.10.2004, veröffentlicht im Gemeinsamen Amtsblatt für Baden-Württemberg am 28.02.2005). Blick auf den Kubus bei Nacht Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 ZKM 184 Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Mitarbeiter) 1) 2) 3) 2005 4) 2006 4) 2007 4) 2008 4) Beschäftigte / Angestellte 5) 79 75 76 79 Beamte 5) 3 3 3 3 Gesamtbelegschaft 82 78 79 82 Nachrichtlich: Sonstiges Personal 6) 16 14 13 14 Auszubildende 2 2 1 1 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) mit Personal des Museums für Neue Kunst 5) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten 6) Werkverträge, Volontäre Leistungszahlen 2005 - 2008 2005 2006 2007 2008 1. Anzahl der Besucher 194.327 262.241 220.945 217.977 2. Zuschuss pro Besucher (in €) 59 46 64 66 3. Finanzierung (in %) - Eigenfinanzierungsquote 1) 6,10 5,49 4,71 4,94 - Drittmittelfinanzierungsquote 2) 17,19 9,39 10,62 9,66 4. Zahl der Veranstaltungen - Ausstellungen 3) 22 22 17 17 - Vorträge / Symposien 41 35 22 20 - Musikveranstaltungen 28 20 30 23 - Gruppenführungen 1.898 2.215 1.694 1.635 - Sonstiges 61 65 48 62 Zusammen 2.050 2.357 1.811 1.757 1) Verhältnis Umsatzerlöse – Summe der Aufwendungen. 2) Verhältnis Zuwendungen Dritter – Summe der Aufwendungen. 3) Ausstellungen im Projektraum, auf den Museumsbalkonen sowie an externen Orten werden erst ab dem Jahr 2005 erfasst. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 ZKM 185 Finanzielles Engagement der Stifter in den Jahren 2005 bis 2008 Geschäftsverlauf 2008 Im Jahr 2008 haben 217.977 (2007: 220.945) Personen das ZKM besucht. Die Zahl setzt sich zusammen aus 161.931 Museumsbesuchern, hinzukommen Besucher der „gezählten“ externen Ausstellungen, der ZKM-Veranstaltungen und der Mediathek (zusammen 56.046). Über einige der externen Ausstellungen lagen keine Besu- cherzahlen vor. Nach der sehr erfolgreichen „Lichtkunst“-Ausstellung im Jahr 2006 und dem Jubiläumsprogramm im Jahr 2007 war mit einem Rückgang der Besucher- zahlen zu rechnen gewesen. Dennoch waren die Zahlen erfreulich stabil. Die bereits 2004 erschiene Publikation „Call me ISTANBUL ist mein Name“ zur gleichnamigen Ausstellung (18.04. - 08.08.2004) wurde im August 2008 mit dem CICA Julius Posener Award ausgezeichnet. Das CICA (International Committee of Architecture Critics) vergibt alle vier Jahre Auszeichnungen in drei Kategorien für Bücher, die in den vergangenen vier Jahren erschienen sind. Der CICA Julius Pose- ner Award wird für den besten Ausstellungskatalog im Bereich Architektur und urba- ner Raum verliehen. 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Land Baden-Württemberg 1) 6.566 6.638 7.097 7.212 2. Stadt Karlsruhe 2) 4.888 5.305 7.097 7.212 Zusammen 11.454 11.943 14.194 14.424 1) Eingerechnet sind ab 2004 auch die Zuwendungen für das Museum für Neue Kunst. Hinzu kamen vom Land bis 2006 weitere Mittel aus der Zukunftsoffensive, so dass rechnerisch über die Jahre verteilt die Komplementärfinanzierung gewährleistet war. Diese Maßnahme des Landes ist jedoch 2006 ausgelaufen. 2) Hinzu kamen bis zum Jahr 2006 Projektzuschüsse der Stadt Karlsruhe i.H.v. 1.555 T€ (2005) und 1.547 T€ (2006). Ab 2007 fallen diese Projektzuschüsse aufgrund der zwischen Land und Stadt neu geregelten Grundfinanzierung weg. Entwicklung der Besucherzahlen 1998 - 2008 0 50.000 100.000 150.000 200.000 250.000 300.000 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Jahr 189.861 154.498 185.000 262.241 158.533 217.977 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 ZKM 186 Bei vielen Veranstaltungen durfte das ZKM prominente Gäste aus dem In- und Aus- land begrüßen. So eröffnete im Februar der französische Botschafter in Deutsch- land, S.E. Bernard de Montferrand, eine Ausstellung des chinesisch-französischen Literaturnobelpreisträgers, Dramatikers, Regisseurs und Künstlers Gao Xingjian. Die Ausstellung war Programmteil der 12. Karlsruher Gespräche und der ARTE- Filmnacht „Mein Europa – Dein Europa. Innenansichten von Nicht-Europäern“. Am 11.06.2008 wurde der Landesforschungspreis Baden-Württemberg von Prof. Dr. Frankenberg, Minister des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Ba- den-Württemberg, und Prof. Dr. Umbach, Vorstandsvorsitzender des Forschungs- zentrums Karlsruhe und Präsident der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, ver- liehen. Einen Tag später, am 12. und 13.06.2008, war die Deutsche UNESCO-Kommission zu Gast am ZKM. Anlässlich ihrer 68. Hauptversammlung lud sie zu einer öffentli- chen Veranstaltung zum Thema „Wissen im Web: Zugang für alle zur Wissensge- sellschaft von morgen?“ ins ZKM ein. Das dazu erschienene UNESCO-Magazin war ganz dem ZKM gewidmet. Im September fand im Rahmen des vom Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum BW organisierten Naturschutzkongresses ein Empfang im ZKM statt, der von Ministerpräsident Oettinger, Minister Hauk und Staatssekretärin Gurr-Hirsch eröffnet wurde. Die Eröffnung der Ausstellung „Der diskrete Charme der Technologie. Kunst in Spa- nien“ am 26.09.2008 erfolgte mit höchsten Repräsentanten der spanischen Regie- rung: Dr. Jiminez, Generaldirektor der Bildenden Künste und Kulturgüter des Kultur- ministeriums Spaniens, Ministerin Rabazo, Kultur- und Tourismusministerium Extre- madura, und Generaldirektorin Serrano Sanchez von SEACEX, Staatliche Gesell- schaft für Ausländische Kulturangelegenheiten Spaniens. Am 15.10.2008 besuchte Bundespräsident Köhler die HfG und das ZKM. Aufgrund seines persönlichen Kontakts zu Prof. Sloterdijk hatte er den Wunsch, die HfG und das ZKM kennenzulernen. Ende Oktober erfolgte dann durch den ehemaligen Mi- nisterpräsidenten Späth die feierliche „Eröffnung“ der großen Lichtinstallation der Künstlerin rosalie im Foyer des ZKM. In der ersten Novemberwoche fanden zum dritten Mal die ARD-Hörspieltage im ZKM statt, die dieses Mal vom Hessischen Rundfunk geleitet wurden. Mit 9.000 Besu- chern waren die Hörspieltage überaus erfolgreich und öffentlichkeitswirksam. Auch die Hörfunkdirektoren der ARD, die wie bereits in den Vorjahren ihre Jahresver- sammlung im ZKM abhielten, waren davon so beeindruckt, dass darüber diskutiert wurde, die Hörspieltage noch weitere Spielzeiten im ZKM zu belassen. Am 29.11.2008 fand unter Beteiligung von Oberbürgermeister Fenrich und Ministeri- aldirektor Tappeser sowie von FAZ-Musikredakteur Gerhard R. Koch die Verleihung des Giga-Hertz-Preises statt. Ausblick Die finanziellen Rahmenbedingungen haben sich für das ZKM durch den positiven Haushaltsverlauf des Jahres 2008 zwar verbessert, dennoch bleibt die Situation Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 ZKM 187 weiter angespannt. Gemäß dem aktuellen Wirtschaftsplan wird für das Jahr 2009 ein Jahresüberschuss von 96 T€ prognostiziert, ab 2010 geht die mittelfristige Finanz- planung von ausgeglichenen Ergebnissen aus. Im Jahr 2009 steht eine weitere Tarifsteigerung im Personalbereich an, die über die Anpassung der Grundfinanzierung ausgeglichen werden kann. Darüber hinaus wer- den weitere Kostensteigerungen im Energiesektor sowie steigende Infrastrukturkos- ten nach 12 Jahren Dauerbetrieb den Haushalt des ZKM belasten. Durch einen An- stieg der Grundfinanzierung von Stadt und Land können die Mittel für das Programm dennoch auf einem stabilen Niveau gehalten werden. Das ZKM feiert im Jahr 2009 zwei Jubiläen: Im Jahr 1989 wurde das ZKM als Insti- tution gegründet und im Jahr 1999 wurde das MNK eröffnet. Im Jubiläumsjahr 2009 wird das ZKM sein Programm entsprechend dieser beiden entscheidenden Ereignis- se, dem 20jährigen Jubiläum des ZKM und dem 10jährigen Jubiläum des MNK, gestalten und dabei die Schwerpunkte zum einen auf die künstlerischen Produktio- nen des ZKM und zum anderen auf die privaten Sammler im MNK legen. Das Programm im Medienmuseum wird sich anlässlich des 20jährigen Jubiläums mit der Ausstellung „produced@“ auf die Produktionen konzentrieren, die in den letzten 20 Jahren am und mit dem ZKM entstanden sind. Eine weitere wichtige Ausstellung ist Heinrich Hertz gewidmet: „Von Hertz zu Handy“. Sie soll den nachhaltigen Ein- fluss der bahnbrechenden Experimente von Heinrich Hertz aufzeigen, der an der Universität Karlsruhe gewirkt hat und als Begründer der modernen Kommunikati- onstechnologie und der IT-Region Karlsruhes gelten muss. Die Ausstellung soll da- mit auch zur Außendarstellung Karlsruhes dienen. Das Begleitprogramm für das 20jährige Jubiläum wird unter dem Motto „20 Tage, 20 Jahre“ ebenfalls auf die pro- duktiven Bereiche ausgerichtet sein. Das Programm im MNK wird sich hauptsächlich den privaten Sammlungen widmen, mit denen das MNK eng kooperiert. Dabei soll sich das Augenmerk vor allem auf die Erwerbungen der privaten Sammler innerhalb der letzen 10 Jahre, also der Zeit- spanne der Zusammenarbeit von Museum und privaten Sammlern, richten. Vorläufige Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen Kassenbestand, Forderungen gegenüber der Stadt Karlsruhe Barkasse 11.240.183 € 273.590 € 850.381 € 9.272 € 12.373.426 € A. B. C. D. Eigenkapital Stiftungsstock Gewinnvortrag Vorjahre Jahresüberschuss Passivierter Zuschuss Verbindlichkeiten gegenüber Finanzamt Verbindlichkeiten aus Liefe- rungen und Leistungen 255.646 € 11.165.857 € 434.470 € 11.855.973 € 0 € 15.321 € 502.132 € 12.373.426 € Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 ZKM 188 Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 - 2009 Bilanz und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse +1.041 +945 +752 +815 +710 +915 2. Sonstige Zuwendungen Dritter +15.947 +15.161 +15.914 +16.019 +15.407 +16.698 3. Sonstige betriebliche Erträge +149 +91 +164 +63 +100 +30 4. Personalaufwand -5.289 -5.177 -5.056 -5.388 -5.300 -5.650 5. Aufwendungen für bezogene Leistungen -6.866 -7.885 -6.973 -7.230 -6.860 -7.860 6. Abschreibungen -694 -564 -577 -510 -580 -530 7. Sonstige betriebliche Aufwendungen -4.205 -3.592 -3.366 -3.379 -3.097 -3.517 8. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +34 +27 +29 +28 +0 +10 9. Sonstige Zinsen u. ähnliche Aufwendungen -1 +0 +0 -2 +0 +0 10. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit +116 -994 +887 +416 +380 +96 11. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 +0 +0 +0 12. Sonstige Steuern +0 +0 +0 +0 +0 +0 13. Neutraler Ertrag +316 +504 +499 +516 +400 +400 14. Neutraler Aufwand -340 -426 -439 -498 -400 -400 15. Jahresüberschuss / -fehlbetrag +92 -916 +947 +434 +380 +96 16. Kameraler Ausgleich Mehrwertsteuer Vorjahr -200 -32 +0 +0 17. Kameraler Ausgleich Mehrwertsteuer lfd. Jahr +32 +0 +0 +0 18. Bilanzgewinn/-verlust -76 -948 +947 +434 +380 +96 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan" (d.h. nicht fortgeschrieben). 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 84,3 96,8 96,9 90,8 2. Umlaufintensität (in %) 15,7 3,2 3,1 9,2 3. Investitionen (in T€) 635 607 615 663 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 88,0 91,5 99,1 95,8 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 104,4 94,5 102,3 105,5 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 7,3 -100,3 + 126,0 + 53,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 0,7 - 9,1 + 8,4 + 3,7 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 0,6 - 8,4 + 8,3 + 3,5 4. Kostendeckung (in %) 6,1 5,5 4,7 4,9 5. Cash Flow (in T€) + 618 - 384 + 1.524 + 944 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 31,0 30,1 31,7 32,6 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 64.498 66.375 64.000 65.712 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Heimstiftung 189 2. Heimstiftung Karlsruhe Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Sybelstr. 13 Telefon: 0721 / 133-5437 verwaltung@heimstiftung- 76137 Karlsruhe Telefax: 0721 / 133-5109 karlsruhe.de www.heimstiftung-karlsruhe.de Gründung: Stiftungszweck: 17.08.1994 Vorstand: Stifter: Stiftungskapital: OB Heinz Fenrich Stadt Karlsruhe 6,22 Mio.€ Stiftungsrat: EB Harald Denecken (Vorsitz) StR Dr. Thomas Müller StR Margot Döring StR Ute Müllerschön StR Angela Geiger StR Dr. Dorothea Polle-Holl StR Wolfram Jäger (bis 30.09.2008) StR Tim Wirth StR Christa Köhler (ab 01.10.2008) Alexandra Ries, berat. Mitglied StR Marianne Krug Josef Seekircher, berat. Mitglied Beteiligungen (mind. 25%): Die Stiftung hält keine entsprechenden Beteiligungen. Zweck der Stiftung ist die Errichtung und der Betrieb von Kinderheimen, Altenwohn-, Alten- und Altenpflegeheimen, betreuten Altenwohnungen und stationären, teilstationären sowie ambulanten Einrichtungen der Sozialhilfe und der Jugendhilfe. Zu den Einrichtungen der Jugendhilfe zählt auch eine Schule am Heim (Schule für Erziehungshilfe). Sie verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts "Steuerbegünstigte Zwecke" (§§ 51ff) der Abgabenordnung (Stiftungssatzung vom 14.05.2002). Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Beschäftigte 4) 320 296 284 296 Beamte 4) 7 8 9 9 Gesamtbelegschaft 327 304 293 305 Auszubildende 29 32 29 29 1) umgerechnete Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte, und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten / Beamten Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Heimstiftung 190 Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wird vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt Karlsruhe geprüft. Leistungszahlen 2005 - 2008 Finanzielles Engagement der Stadt Karlsruhe in den Jahren 2005 – 2008 Auslastung der Einrichtungen 2005 2006 2007 2008 - in % - - in % - - in % - - in % - 1. Seniorenzentrum am Klosterweg - Betreutes Wohnen 100,00 100,00 100,00 100,00 - Pflegeheim 101,70 102,15 100,57 99,36 2. Seniorenzentrum Parkschlössle - Betreutes Wohnen 90,60 100,00 100,00 100,00 - Pflegeheim 95,90 90,35 92,11 93,52 3. Kinder- und Jugendhilfezentrum - vollstationäre Gruppen 91,10 95,27 103,69 107,37 - Tagesgruppen 99,10 98,29 102,73 93,37 - Plätze im betreuten Wohnen 77,10 50,00 100,00 100,00 4. Wohnungslosenhilfe - Eingliederungsgruppe / Adlerstr. 102,03 86,53 1) 1) - Langzeitwohngruppe 100,06 100,90 100,97 100,19 1) Seit 2007 keine Abrechnung mehr über Belegungstage, sondern nach monatlicher Betreuungs- und Wohnungsnutzungspauschale. 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Investitionszuschüsse (Wohnungslosenhilfe) 0 0 7 0 2. Betriebskostenzuschüsse 1) 47 48 45 45 3. Sonstige Zuschüsse (Augartenschule) 5 5 5 5 4. Umbau Augartenschule 43 23 0 0 5. Betriebskostenzuschüsse IGLU 2) 98 98 110 110 6. Generalsanierung Parkschlößle 0 185 366 550 7. Zuschuss für Generalsanierung Parkschlössle - - - 1.400 8. Zuschuss für Wirtschaftlichkeitsanalyse - - - 25 Zusammen 193 359 533 2.135 1) Nachtdienst im Bereich der Wohnungslosenhilfe für das gesamte Karlsruher Stadtgebiet. 2) Zuschüsse für Kinder und Jugendliche ohne Zuhause. 3) Betriebskostenzuschuss zur Finanzierung des aus der Baumaßnahme Parkschlößle entstandenen Defizits. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Heimstiftung 191 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 Im Berichtsjahr schließt die Stiftung mit einem Jahresüberschuss in Höhe von 856 T€ ab (Vorjahr: Fehlbetrag von 223 T€). Das positive Ergebnis resultiert aus dem von der Stadt gewährten Betriebskostenzu- schusses von 1.400 T€ zur Deckung des Verlustvortrages bis zum 31.12.2007. Das operative Ergebnis würde ohne Zuschuss bei einem Fehlbetrag von – 544 T€ liegen. Das operative Defizit hängt im Wesentlichen mit den direkten und indirekten zusätz- lichen Kosten und dem starken Umsatzrückgang im Zusammenhang mit der Gene- ralsanierung Seniorenzentrum Parkschlößle sowie der hohen Tarifsteigerung zu- sammen, die nicht über entsprechende Pflegesatzerhöhungen kompensiert werden konnten. Seniorenzentrum Klosterweg Im Berichtsjahr wurde ein Überschuss in Höhe von 16 T€ erzielt (Vorjahr: + 16 T€). Die Personalkosten sind gegenüber dem Plan 2008 geringer aufgrund des außer- ordentlichen Ertrages aus der Auflösung von Rückstellungen für Altersteilzeit in Hö- he von 120 T€ geringer. Die Erträge aus Benutzungsentgelt steigen mit Hilfe des Einstufungsmanage- ments, das eine Zunahme von Bewohner/innen in der Pflegestufe 3 erreichte, sowie der Pflegesatzanhebung ab 01.09.2008 um 2,4 %. Ambulanter Dienst / Therapie Klosterweg / Betreutes Wohnen Der Fehlbetrag des ambulanten Dienstes mobile Pflege Fidelitas mit - 52 T€ ist die Folge von erheblich schwankender Kundennachfrage. Der Verlust von Kunden durch Tod oder Anbieterwechsel kann, wenn auch verzögert, immer wieder ausge- glichen werden. Neukunden sind aber zumeist in einer niedrigeren Pflegestufe, gleichwohl ist der Personalstand nahezu unverändert vorzuhalten. Tarifgebundene Dienste der ambulanten Pflege sehen sich insgesamt mit der gleichen Problematik konfrontiert. Kostendeckung kann letztlich nur bei den geringeren Gehältern erreicht werden, wie sie bei Privatanbietern üblich sind. Als Komplexanbieter der Altenpflege ist für die Heimstiftung der ambulante Dienst gleichwohl notwendig, weil er den stati- onären Einrichtungen in beachtlicher Zahl Kunden zuführt. Das Therapiezentrum arbeitet mit einem leichtem Überschuss (+ 6 T€). Beim be- treuten Wohnen fallen bis Abschluss der Generalsanierung Parkschlößle weiterhin Kosten an, die nicht refinanzierbar sind (Mehrbelastung für die Ersatzwohnungen; Werbung für den Verkauf der Eigentumswohnungen im neuen Terrassenhaus; deut- licher Anstieg der Zinsen des Clearingkontos für die Zwischenfinanzierung der noch nicht verkauften Wohnungen). Der Fehlbetrag beläuft sich auf - 76 T€. Seniorenzentrum Parkschlößle Der Überschuss im Berichtsjahr von + 787 T€ ergibt sich ausschließlich durch den Betriebskostenzuschuss der Stadt Karlsruhe in Höhe von 1.400 TEUR. Hier ist zu- dem ein außerordentlicher Ertrag in Höhe von +114 TEUR aus dem Verkauf der Ei- gentumswohnungen im Terrassengebäude enthalten. Der ohne Berücksichtigung des Zuschusses entstehende Fehlbetrag von 613 T€ resultiert im Wesentlichen aus der zusätzlichen Miete für das Friedrichstift, den Ab- schreibungen sowie den Fremdkapitalzinsen für das weitgehend leer stehende Be- standsgebäude. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Heimstiftung 192 Die Auslastung des Seniorenzentrums Parkschlößle ist umbaubedingt weiterhin nicht befriedigend. Kinder- und Jugendhilfezentrum Im Berichtsjahr wurde ein Überschuss in Höhe von 123 T€ erwirtschaftet (Vorjahr: +170 T€). Dieses Ergebnis trotz der Tariferhöhung im öffentlichen Dienst gründet auf der guten Auslastung, die natürlich auch höhere Personalkosten durch Anpassung der Perso- nalmenge verursacht. Die Auslastung konnte vorrangig im stationären Bereich ge- steigert werden, weil Maßnahmen des Jugendamtes zur Sicherung des Kindeswohls aufgrund der gesetzlichen Regelung und der Sensibilisierung dieses Themas in der Öffentlichkeit verstärkt Heimeinweisungen zur Folge hatten. Wohnungslosenhilfe Im Segment der Wohnungslosenhilfe wurde ein Überschuss von 36 T€ erzielt. Die „Ambulantisierung“ bei den Eingliederungshilfen in das Arbeitsleben und die Ge- sellschaft hat sich bewährt. Weitere Betreuungsmöglichkeiten wurden geschaffen und sind kostendeckend. Ausblick Bei den Pflegeeinrichtungen liegt nach dem im Jahr 2009 stattfindenden Umzug in das neue Parkschlößle und der Inbetriebnahme der kleinen und wohnortnahen Pfle- geresidenz in Wettersbach der Fokus auf der wirtschaftlichen Konsolidierung und der permanenten Qualitätsentwicklung. Die Generalsanierung des Seniorenzentrums Parkschlößle wird während der Bauzeit bis Herbst 2009 zu einer weiterhin geringeren Nachfrage und Auslastung führen und zusätzliche nicht refinanzierbare Kosten verursachen. Im Kinder- und Jugendhilfezentrum ist auf die sehr nachhaltige Nachfrage mit ei- nem flexiblen fachlichen, personellen und wirtschaftlichen Angebot zu reagieren. Notwendig ist eine dem Bedarf angepasste quantitative und qualitative Personalent- wicklung. Um nachhaltig den Bedarf zu decken, sind weitere geeignete Wohnun- gen/Häuser anzumieten bzw. zu kaufen. Die wesentlichen Risiken der Heimstiftung sind diejenigen, die in der Sozialwirt- schaft generell zu identifizieren sind. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind häufig externen Bedingungen unterworfen, die wenig beeinflussbar sind. Zu nennen ist in erster Linie die restriktive Pflegesatzpolitik der Kostenträger, die dazu führt, dass die Pflegesätze nicht auskömmlich sind. Nachdem die Personalkosten den größten Anteil der Gesamtkosten ausmachen (rd. 70 %) und ein wesentlicher Teil der Sachkosten fix ist, wird der Fokus der Einflussnahme zu einer nachhaltigen langfristigen wirtschaftlichen Konsolidierung auf den Personalkosten liegen. In einem ersten Schritt wurde zur Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung der Heimstiftung durch die Unternehmensberatung contec ein Wirtschaftlichkeitsgut- achten erstellt und Handlungsalternativen entwickelt. Diese werden Stiftungsrat, Stiftungsvorstand und Geschäftsführung im Laufe des Wirtschaftsjahres 2009 aus- werten und Folgerungen ziehen. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Heimstiftung 193 Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A. B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Vorräte Bestand Neubauwohnungen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten u.a. Rechnungsabgrenzungsposten 23.882.736 € 90.472 € 828.786 € 3.071.868 € 52.648 € 28.934 € 27.955.444 € A. B. C. D. E. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Rücklagen Verlustvortrag Jahresüberschuss Sonderposten Fördermittel für Investitionen Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 6.219.919 € 0 € -1.443.067 € 856.016 € 5.632.868 € 5.344.578 € 744.440 € 16.233.558 € 0 € 27.955.444 € Gewinn- und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 2008 1) Plan 2009 1) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Erträge aus allg. Pflegeleistungen +7.032 +6.432 +6.104 +5.960 +5.919 +6.258 2. Erträge aus Unterkunft u. Verpflegung +1.953 +1.877 +1.779 +1.773 +1.768 +1.954 3. Erträge aus Investitionskosten +930 +914 +895 +898 +906 +1.038 4. Zuweis. u. Zuschüsse zu Betriebskosten +711 +719 +739 +2.156 +778 +690 5. Sonstige betriebliche Erträge +5.139 +5.116 +5.698 +6.294 +5.292 +6.540 = Summe der Erlöse und Erträge +15.765 +15.058 +15.215 +17.081 +14.663 +16.480 6. Personalaufwand -11.645 -11.204 -10.936 -11.469 -10.856 -11.777 7. Materialaufwand -2.637 -2.694 -2.577 -2.864 -2.920 -3.572 8. Steuern, Abgaben, Versicherungen -68 -76 -81 -110 -52 -73 9. Sachaufwendungen für Nebenbetriebe -31 -20 -10 -7 +0 +0 10. Mieten, Pacht und Leasing -410 -584 -653 -697 -609 -711 = Zwischenergebnis I +974 +480 +958 +1.934 +226 +347 11. Ertr. aus öffentl./nichtöffentl. Förderung +905 +150 +2.283 +550 +0 +0 12. Ertr. aus Auflösung von Sonderposten +356 +323 +370 +304 +187 +217 13. Aufwend. für Zuführung zu Sonderposten -1050 -652 -2.713 -633 +0 -44 14. Abschreibungen -765 -780 -813 -792 -773 -820 15. Aufwendungen für Instandsetzungen -408 -545 -288 -344 -237 -176 = Zwischenergebnis II +12 -1.024 -203 +1.019 -597 -476 16. Zinsen und ähnliche Erträge +28 +5 +32 +28 +0 +20 17. Zinsen und ähnliche Aufwendungen -299 -299 -331 -361 -406 -496 = Zinssaldo -271 -294 -299 -333 -406 -476 18. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -259 -1.318 -502 +686 -1.003 -952 19. Außerordentliche Erträge +176 +545 +497 +126 +70 +65 20. Außerordentliche Aufwendungen -36 -30 -223 -39 +0 +0 21. Weitere Erträge +0 +0 +4 +83 +0 +0 22. Außerordentliches Ergebnis +140 +515 +278 +170 +70 +65 23. Jahresüberschuss/ -verlust -119 -803 -224 +856 -933 -887 1) Vom Beschlussgremium genehmigter "Urplan"; eine förmliche Fortschreibung des Wirtschaftsplanes erfolgte nicht. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Heimstiftung 194 Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 86,9 90,9 87,2 83,4 2. Umlaufintensität (in %) 13,1 9,1 12,8 14,1 3. Investitionen (in T€) 1.017 3.028 2.620 4.020 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 28,8 22,9 19,2 19,7 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 33,1 25,3 22,1 23,6 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 0,8 - 5,3 - 1,5 + 5,0 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 2,1 - 16,1 - 4,7 + 15,2 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) + 0,9 - 2,3 + 0,4 + 4,3 4. Kostendeckung (in %) 96,7 92,8 95,6 + 102,4 5. Cash Flow (in T€) + 703 - 12 + 459 + 1.439 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 71,4 69,0 68,7 68,7 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 35.611 36.855 37.325 37.604 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KKFB 195 3. KKFB Wirtschaftsstiftung Südwest Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Zähringer Str. 65 a Telefon: 0721 / 133-7330 info@wirtschaftsstiftung.de 76133 Karlsruhe Telefax: 0721/ 133-7339 www.wirtschaftsstiftung.de Gründung: Stiftungszweck: 19.12.2000 Förderung der Volks- und Berufsbildung der Allgemeinheit im Wirtschaftsraum Südwest (Stiftungssatzung vom 23.07.2008). Vorstand: Gesellschafter: Stiftungskapital: Heinrich Birken Stadt Karlsruhe 98% = 250.000 € (Vorsitz / ab 23.07.2008) Sparkasse Karlsruhe 1% = 2.500 € Dr. Adolf Kopp Volksbank Karlsruhe 1% = 2.500 € (Vorsitz / bis 23.07.2008) 100% = 255.000 € Dr. Jens Fahrenberg Andreas Lorenz Stiftungskuratorium OB Heinz Fenrich Michael Huber (Vorstandsvorsitzender Sparkasse Karlsruhe) Gerhard J. Rastetter (Vorstandsvorsitzender Volksbank Karlsruhe) Stiftungsrat: BM Margret Mergen (Vorsitz) Prof. Hans-Peter Mengele, Hauptgeschäftsführer IHK KA Gerd Lutz, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer KA Beteiligungen : An der Gesellschaft für Beratung und Beteiligungen mbH (GfBB) ist die Stiftung mit 52.500 € (10%) beteiligt. Die übrigen Anteile halten Sparkasse Karlsruhe und Volksbank Karlsruhe mit jeweils 236.250 € (45%) Abschlussprüfer Die Bestellung eines Abschlussprüfers ist nach § 9 Abs. 3 Stiftungsgesetz Baden- Württemberg nicht zwingend notwendig und daher nicht erfolgt. Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1) 2) 3) 2005 2006 2007 2008 Arbeiter 4) - - - - Angestellte 4) 0,5 0,5 3,0 3,0 Beamte 4) - - - - Gesamtbelegschaft 0,5 0,5 3,0 3,0 1) Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 4) einschließlich der von der Stadt abgeordneten Beschäftigten Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KKFB 196 Finanzielles Engagement der Stadt Karlsruhe Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 sowie Ausblick Ziel der Stiftung ist es, bereits in den Schulen ein positives Unternehmensumfeld durch Aufklärungsarbeit zu schaffen und Wege zur Selbstständigkeit aufzuzeigen. Neue Perspektiven zur Berufsvorbereitung für Studentinnen und Studenten eröffnet die Ende 2008 entwickelte Kooperationsplattform myKAreer!. Mit der Unterstützung von Frauen und Mädchen bei der Berufs- und Lebensplanung nimmt die Stiftung eine Scharnierfunktion zwischen den Anforderungen der Wirtschaft nach gut qualifi- zierten Frauen und den Potentialen und Interessen der Frauen und Mädchen wahr. Darüber hinaus bündelt die Stiftung das beraterische Know-how der Region, um kleinen und mittleren Unternehmen in besonderen Situationen schnell zur Seite zu stehen. Ihr angeschlossen sind Wirtschafts-, Technologie-, Finanz- und Rechtsbe- rater. Sie unterstützen Unternehmen in Phasen der Gründung, der Umstrukturierung, des schwierigen Wachstums oder in Krisensituationen sowie Firmen bei anstehen- dem Generationswechsel. Der Erfolg liegt in der Neutralität und Unabhängigkeit die- ses Netzwerkes aus sachverständigen und selbstständigen Beratern. Die Bera- tungsvermittlung wird in der angeschlossenen GfBB Gesellschaft für Beratungen und Beteiligungen mbH vorgenommen. Schwerpunkte der Stiftungstätigkeit in 2009 sind u. a.: Weiterentwicklung der Initiative „Unternehmer und Ingenieure braucht das Land“, die verstärkte Werbung und Öffentlichkeitsarbeit für das Unternehmertum und Weiterbil- dung von Unternehmern als Grundlagen eines zukunftsfesten Wirtschaftsraumes sowie die Förderung des Erfahrungsaustausches mit Unternehmensberatern, Steu- erberatern, Wirtschaftsprüfern, Rechtsanwälten, Technologieexperten und Finanzbe- ratern und Verbesserung der Kooperation im Sinne der optimierten Beratung von Firmen im Wirtschaftsraum Südwest (Weinbrennerclub). Kurzbilanz 2008 Aktiva Passiva A B. C. Anlagevermögen Umlaufvermögen Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten u.a. Rechnungsbegrenzungsposten 62.753 € 4.001 € 373.400 € 0 € 440.154 € A. B. C. D. Eigenkapital Gezeichnetes Kapital Rücklagen Bilanzgewinn Rückstellungen Verbindlichkeiten Rechnungsabgrenzungsposten 255.000 € 26.416 € 47.146 € 328.562 € 2.210 € 99.382 € 10.000 € 440.154 € 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - Betriebsmittelzuschuss 30 30 31 31 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 KKFB 197 Gewinn und Verlustrechnungen der Jahre 2005 bis 2009 2005 2006 2007 2008 Plan 20081) Plan 20091) - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Umsatzerlöse 2) +70 +48 +144 +207 2. Sonstige betriebliche Erträge +1 +1 +0 +0 3. Personalaufwand -28 -27 -111 -124 4. Abschreibungen -1 -1 -2 -1 5. Sonstige betriebliche Aufwendungen -45 -35 -26 -40 6. Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge +0 +0 +0 +0 7. Aufwendungen aus Verlustübernahme +0 +0 +0 +0 8. Ergebnis der gewöhnl. Geschäftstätigkeit -3 -14 +5 +42 9. Steuern vom Einkommen und vom Ertrag +0 +0 +0 +0 10. Sonstige Steuern +0 +0 +0 +0 11. Jahresüberschuss / -fehlbetrag -3 -14 +5 +42 12. Gewinnvortrag aus dem Vorjahr +43 +33 +12 +14 13. Einstellung in Gewinnrücklagen -7 -7 -3 -9 14. Bilanzgewinn +33 +12 +14 +47 1) Planzahlen liegen nicht vor. 2) Hierin enthalten ist der Betriebsmittelzuschuss der Stadt Karlsruhe. Bilanz- und sonstige Kennzahlen 2005 2006 2007 2008 I. Vermögenslage 1. Anlagenintensität (in %) 12,5 13,1 9,9 14,3 2. Umlaufintensität (in %) 87,5 86,9 90,1 85,7 3. Investitionen (in T€) 0 0 2 0 II. Finanzlage 1. Eigenkapitalquote (in %) 97,4 99,2 74,3 74,6 2. Anlagendeckungsgrad I (in %) 778,9 754,5 747,2 523,6 III. Ertragslage 1. Umsatzrentabilität (in %) - 3,6 - 29,6 + 3,7 + 20,3 2. Eigenkapitalrentabilität (in %) - 0,8 - 5,0 + 1,8 + 12,8 3. Gesamtkapitalrentabilität (in %) - 0,8 - 5,0 + 1,4 + 9,5 4. Kostendeckung (in %) 94,3 76,1 103,8 125,5 5. Cash Flow (in T€) - 2 - 13 8 43 IV. Personal 1. Personalkostenintensität (in %) 38,2 42,4 79,6 75,1 2. Personalaufwand je Mitarbeiter (in €) 56.261 53.093 36.864 41.022 Anmerkung: Die wichtigsten Bilanzkennzahlen werden auf Seite 25 erläutert. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Centre Culturel 198 4. Stiftung Centre Culturel Franco-Allemand de Karlsruhe Anschrift: Telefon/Fax: E-Mail/Internet: Kaiserstr. 160-162 Telefon: 0721 / 16038-0 Info@ccf-ka.de 76133 Karlsruhe Telefax: 0721 / 16038-29 www.ccf-ka.de Gründung: Stiftungszweck: 23.01.2002 Vorstand: Stifter: Stiftungskapital: Robert Walter Republik Frankreich 50% = 12.800 € Stadt Karlsruhe 50% = 12.800 € 100% = 25.600 € Stiftungsrat: BM a. D. Ullrich Eidenmüller (Vorsitz); (in der Sitzung am 05.03.2009 wählte der Stiftungsrat BM Wolfram Jäger, Kulturdezernent der Stadt Karlsruhe, zum neuen Vorsitzenden) Jean d'Haussonvill, Kulturgesandter der französischen Botschaft in Berlin Christian Dumon, Generalkonsul der Republik Frankreich in Stuttgart Dr. Susanne Asche, Leiterin des Kulturamtes der Stadt Karlsruhe Michael Huber, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Karlsruhe Pierre Lederer, Vorstandsmitglied der EnBW Helmut Rau, Minister für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg Adrien Zeller, Präsident der Région Alsace Beteiligungen (mind. 25%): Die Stiftung hält keine entsprechenden Beteiligungen. Wichtige Verträge: Mietvertrag mit der Stadt Karlsruhe über die Räumlichkeiten im 3. Obergeschoss des Gebäudes Kaiserstr. 160-162. Die Vertiefung der deutsch-französischen Beziehungen, die Verbreitung der französischen Sprache und Kultur in Karlsruhe und die Herstellung und Pflege der Beziehungen und des Austauschs zwischen französischen und deutschen Wissenschaftlern, Künstlern, Wirtschaftsleuten sowie in den sonstigen Bereichen der Gesellschaft (Stiftungsurkunde vom 23.01.2002). Abschlussprüfer Der Jahresabschluss 2008 wurde vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt Karlsruhe geprüft. Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Centre Culturel 199 Personalentwicklung (durchschnittlich beschäftigte Arbeitnehmer) 1)2)3) Leistungszahlen 2005 – 2008 Finanzielles Engagement der Stadt Karlsruhe in den Jahren 2005 – 2008 2005 2006 2007 2008 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Stif tungskapitaleinzahlung Stadt Karlsruhe 0 0 0 0 2. Betriebsmittelzuschuss Stadt Karlsruhe 1) 160 160 164 165 3. Projektzuschüsse 5 5 10 5 4. Druckkosten Französische Woche 10 0 0 0 Zusammen 175 165 174 170 1) Betriebsmittelzuschuss stellt nur die Infrastruktur w ie Miete und Personalkosten für den Direktor und die stellvertretende Leiterin sicher. 2005 2006 2007 2008 Angestellte / Beschäftigte 3 3 3 3 Beamte - - - - Gesamtbelegschaft 3 3 3 3 Auszubildende - - - - 1) Vollkraftstellen 2) ohne Beurlaubte und ohne im Erziehungsurlaub bzw. Mutterschutz befindliche Mitarbeiter 3) ohne Auszubildende, Praktikanten und Aushilfskräfte 2005 2006 2007 2008 1. Sprachkurse 112 86 92 82 2. DELF-Prüfungen 160 108 252 400 3. Bibliothek (Neuanmeldungen) 25 33 38 44 4. Ausstellungen 16 18 19 23 5. Konzerte 4 19 14 9 6. Vorträge, Lesungen 29 38 16 29 7. Theater 2 6 12 7 8. Film 3 22 11 14 9. Diverse Veranstaltungen 8 3 18 12 Zusammen 359 333 472 620 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Centre Culturel 200 Geschäftsverlauf und Aufgabenerfüllung 2008 In den Bereichen Kunst, Literatur, Theater, Musik, Gastronomie sowie in bezug auf Begegnungen mit französischen Persönlichkeiten war 2008 ein ereignisreiches Jahr mit vielen Veranstaltungen. Das Centre Culturel war in den Medien präsenter denn je, mehr als 200 Beiträge wurden gezählt. Die Bezuschussungen durch die Stadt Karlsruhe, die Französische Botschaft, die Région Alsace, das Ministerium für Kultur, Jugend und Sport Baden-Württemberg und die EnBW bildeten die Grundlage des jährlichen Budgets der Stiftung, welche außerdem durch die Hilfe anderer Regionalbündnisse wie dem Conseil Général (Generalrat) des Departements Bas-Rhin, der Stadt Strasbourg und von deutscher Seite, dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, ergänzt wurde. Die Französische Woche 2008 wurden teilweise durch die Sparda-Bank Baden- Württemberg, die Robert Bosch Stiftung und die Fondation Entente Franco- Allemande Strasbourg finanziert. Andere Stiftungen - die Kulturstiftung der Sparkas- se Karlsruhe und die Stiftung LB-BW - haben ebenfalls Projekte unterstützt. Wie bereits 2007 hat sich die Suche nach Mäzenen während des Jahres 2008 als relativ schwierig erwiesen. Trotzdem sind einige neue Kooperationen zu Stande ge- kommen oder wurden vertieft. Ausblick Trotz der allgemeinen wirtschaftlich schwierigen Lage wird das Jahr 2009 von einer Vielzahl wichtiger Veranstaltungen geprägt. Die bedeutenden Momente waren bis jetzt der Deutsch-Französische Tag, der Besuch von Gisèle Halimi in der Stadtbib- liothek, Gérard Trabands Vortrag anlässlich seines Buches über die grenzüber- schreitende Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich, die Beteiligung an den „Frauenperspektiven 2009 Tausendund_ein Iran“ und die Bernard Quesniaux- Ausstellung. Die Partnerschaft mit der BBBank wird fortgeführt. Die Bank hat sich dazu bereit er- klärt, in der bankeigenen Druckerei alle Unterlagen, die für die Kommunikation des Centre Culturel benötigt werden, zu drucken. Die Stiftung konnte außerdem neue Sponsoren gewinnen: das Unternehmen Veolia Eau, die Gemeinde Scheibenhardt, der Pamina-Förderverein und das Landratsamt unterstützen das Projekt PaminaFoto. Das Unternehmen Ricard fördert die Stiftung großzügig bei der Organisation des Boule-Turniers. Die Ausstellung Quesniaux im April wurde erfolgreich in Zusammenarbeit mit dem CEAAC Strasbourg sowie der Unterstützung der Kulturstiftung der Sparkasse Karls- ruhe und der LBBW durchgeführt. Bezüglich der Französischen Wochen läuft ein Subventionsantrag bei der Robert Bosch Stiftung, eine Zusage zur finanziellen Unterstützung liegt bereits vor, es wur- Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhe für das Jahr 2008 Centre Culturel 201 de aber mitgeteilt, dass es die letzte sein wird. Die Firma Würth hat vor kurzem über einen Zuschuss von 2.000 Euro eingewilligt. Nach dem großen Erfolg des letzten Deutsch-Französischen Tages entschied die Leitung der Hotelfachschule in Illkirch, ein Galadiner zugunsten der Stiftung CCFA Anfang 2010 zu organisieren. Jahresabschlüsse 2005 bis 2008 Das Rechnungswesen wird in Form einer Einnahmen- / Überschussrechnung ab- gewickelt. Eine Bilanz mit Gewinn- und Verlustrechnung ist insoweit nicht zu erstel- len. 1) Die Aufteilung der Einnahmen und Ausgaben der Einnahmen-/Überschussrechnung 2006 wurde gegen- über den Vorjahren neu gegliedert. Ein Vorjahresvergleich ist deshalb insbesondere bei den Ausgaben- sparten nicht mehr möglich; die Vorjahreswerte wurden zum Teil der neuen Struktur angepasst. 2) Ursächlich für die Abweichung gegenüber der Planung 2008 waren im Wesentlichen auf der Einnah- menseite vermehrte Kurseinnahmen (+25 T€) infolge einer vorsichtigen Kalkulation. 3) Zur Planabweichung bei den Ausgaben führten insbesondere höhere Ausgaben für Projekte (+52 T€). Weiter erhöhten sich die Sachausgaben für den laufenden Betrieb um 28 T€. Die gegenüber der Pla- nung um 48 T€ niedriger ausgewiesenen Personalkosten ergeben ein irreführendes Bild. Der Planan- satz enthielt zu Recht den anteiligen Personalkostenersatz 2007 von 27 T€, welchen die Stiftung an die Stadt Karlsruhe 2008 noch nach zu entrichten habe. Mangels ausreichender Deckungsmittel zum Jah- resende 2008 wurde aber der restliche Personalkostenersatz 2008 an die Stadt von 57 T€ nicht mehr beglichen. Unter Einrechnung dieses Betrags haben sich die Personalkosten faktisch um 9 T€ erhöht. Bei der Einnahmen- / Überschussrechnung werden die Einnahmen und Ausgaben nicht periodengerecht, sondern nach dem Zuflussprinzip den einzelnen Ge- schäftsjahren zugeordnet. Genaue Aussagen zur Beurteilung der wirtschaftlichen Verhältnisse werden dadurch erschwert. 20051) 20061) 2007 2008 Plan 2008 Plan 2009 - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - - in T€ - 1. Übertrag liquide Mittel Vorjahr +0 +4 +11 +25 +25 +14 2. Kurse, Prüfungsgebühren +117 +110 +131 +125 +100 +100 3. Zuschüsse (allgemein) +253 +223 +288 +284 +261 +274 4. Projektzuschüsse +60 +72 +49 +41 +35 +57 5. Sonstiges +19 +21 +26 +5 +14 +32 6. Werbung +11 +9 +14 +14 +13 +14 7. Zinserträge +1 +0 +0 +0 +0 +0 8. Vereinnahmte Umsatzsteuer +3 +0 +0 +0 +0 +0 Gesamteinnahmen 2) +464 +439 +519 +494 +448 +491 9. Personalausgaben (inkl. Aushilfen) -173 -176 -150 -198 -198 10. Sachausgaben lfd. Betrieb -210 -241 -243 -215 -218 11. Ausgaben für Projekte -45 -77 -87 -35 -75 Gesamtausgaben 3) -476 -428 -494 -480 -448 -491 Ergebnis -12 +11 +25 +14 +0 +0 Beteiligungsbericht der Stadt Karlsruhefür das Geschäftsjahr 2008 I. Einführung II. Überblick III. Kapital- bzw.Personengesellschaften IV. Rechtlich selbständigeStiftungen
https://www.karlsruhe.de/b4/stadtverwaltung/stadtfinanzen/beteiligungsbericht/HF_sections/content/ZZk0xycD22ZOil/ZZk5mCmqQqtBDj/Karlsruher%20Beteiligungsbericht%202008.pdf
Kulturamt der Stadt Karlsruhe Jahresbericht 2012 Kulturamt – das Jahr 2012 im Überblick 1 Allgemeine Verwaltung / Zentrale Dienste 3 Finanzen 4 Kulturbüro 5 Schwerpunkte und Tätigkeiten 2012 6 Stadtbibliothek 11 Entwicklung aller Ausleihstellen 15 Stadtarchiv & Historische Museen 18 Statistik 20 Städtische Galerie 21 Besucherzahlen und Führungen 2012 23 Inhaltsverzeichnis 1 Wie in den vorangegangenen Jahren zeichnete das Kulturamt mit seinen Abteilungen auch im Jahr 2012 für zahlreiche künstlerische, kulturelle und bildungsrelevante Höhepunkte verantwortlich. Ein herausragendes Ereignis waren die Euro- päischen Kulturtage, die gemeinsam mit dem Badischen Staatstheater zum Thema „Wolf- gang Rihm – Musik baut Europa“ durchgeführt wurden. Sie lockten 25.000 Besucherinnen und Besucher an und sorgten für überregionale bundesweite Aufmerksamkeit. Das Festival stellte das hohe künstlerische Potential, das Karlsruhe in allen Sparten und hier vor allem in der Musik aufweist, unter Beweis. Doch auch die Ausstel- lungen der Galerie, die Publikationen des Stadt- archivs und die vom Kulturbüro verantworteten Veranstaltungen wie z. B. die Rathauskonzerte fanden großen Zuspruch. Die Stadtbibliothek konnte ihre Besucher- und Ausleihzahlen noch- mals erhöhen. Vor allem wurde 2012 das Kulturkonzept, das Ende 2013 geschrieben sein wird, weiter erarbei- tet. An der Erstellung des Konzeptes wirken alle Abteilungen des Kulturamtes mit, die Organisati- on des Prozesses liegt bei dem Kulturbüro. Im Rahmen des Prozesses der Kulturkonzepter- arbeitung wurden 2012 zahlreiche Workshops, Symposien und sonstige Veranstaltungen zur Ideensammlung für die zukünftige Kulturpolitik durchgeführt. Hier sei besonders auf die große Kulturwerkstatt Anfang Mai 2012 verwiesen, an der rund 300 Vertreter und Vertreterinnen der Kulturinstitutionen und der freien Kulturszene teilnahmen. Damit wurde ein Grundstein gelegt für weitere Kulturwerkstätten, die von 2012 an einmal jährlich stattfinden sollen und die verbin- dend, vernetzend und stärkend in die Kulturstadt Karlsruhe hineinwirken. Zeitgleich mit der Erstellung des Kulturkonzeptes wurden schon einzelne seiner Handlungsfelder aufgegriffen und Maßnahmen entwickelt und umgesetzt. Vor allem im Bereich bzw. Handlungsfeld der kul- turellen und gesellschaftlichen Bildung wurden neue Wege beschritten. So verantwortete das Kulturbüro ein breit angelegtes Vermittlungspro- gramm, das vorbereitend und begleitend dem Festival „Wolfgang Rihm – Musik baut Europa“ zugeordnet war und das einen wichtigen Mei- lenstein auf dem Weg zur Vermittlung der Musik unserer Zeit darstellte. Damit wurde erstmals in der Geschichte der „Europäischen Kulturtage“ auf die dezidierte Vermittlung der Inhalte des Festivals Wert gelegt. Auch in der Städtischen Galerie gewann die Vermittlungsarbeit eine wachsende Bedeutung und Ausstrahlung. Die kontinuierliche Zusam- Kulturamt – das Jahr 2012 im Überblick 2 menarbeit mit Schulen und Kindergärten wurde weiter ausgebaut. Herausragend in diesem Bereich war das Projekt „Nah und fern – fremd und vertraut“, bei dem Schüler und Schülerinnen einer sechsten Klasse einer Realschule im Dialog mit ausgewählten Kunstwerken einen Audiogui- de mit eigenen Texten erarbeiteten. Eine eigen- ständige Annäherung an die Kunst ermöglicht auch der neu entwickelte „Museums-Koffer“ der Galerie. Zur kulturellen Bildung zählen auch die Vorha- ben, die das Stadtmuseum und die Galerie im Rahmen der Landesaktion „Kunst und Integra- tion“ in Zusammenarbeit mit der vhs Karlsruhe durchführten. Dabei ging und geht es darum, neue Besuchergruppen und Menschen mit Wan- derungsgeschichte in die Museen als auch für sie bestimmte Orte einzuladen. Die Stadtteilbibliothek Durlach organisierte erneut in Zusammenarbeit mit dem Stadtamt Durlach und der vhs Durlach den sehr erfolgrei- chen Durlacher Lesesommer. Kulturelle und gesellschaftliche Bildung basiert immer auch auf Sammlungen von Kunst, Musik oder Literatur und auf der Überlieferung von Geschichte. Bei letzterem ging das Stadtarchiv neue Wege, indem es neben der schon lau- fenden Erhaltung der Archivbestände begann, gemeinsam mit dem Bauordnungsamt die für die Architekturgeschichte Karlsruhes wichtigen, vom Verfall bedrohten Bauakten zu restaurieren. Zudem wurde die neue Publikationsreihe „Karls- ruher Köpfe“ begonnen. Neben der Vermittlung kultureller Bildung war für das Kulturamt der Ausbau der Kooperatio- nen mit anderen Einrichtungen von Bedeutung. Für das Kulturbüro begann mit der Eröffnung des K3 eine neue Phase der Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung bei der Beratung von Schaf- fenden aus der Kultur- und Kreativwirtschaft. Kulturamt – das Jahr 2012 im Überblick Durch die Europäischen Kulturtage 2012 wurde die Kooperation mit der Musikhochschule auf eine neue Basis gestellt und – anknüpfend an die Europäischen Kulturtage – das gemeinsame Festival „ZeitGenuss – Karlsruher Festival für Mu- sik unserer Zeit“ konzipiert, das 2013 erstmals stattfinden wird. Die Galerie festigte ihre Zusam- menarbeit mit der Kunstakademie Karlsruhe. Durch Mitwirkung bei der Konzipierung des trinationalen Projektes „Triptic“ der Schweizer Kulturstiftung „pro helvetia“, das 2013 umge- setzt wird und das den Raum Schweiz, Elsass und Baden entlang des Rheins umfasst, ko- operiert das Kulturamt mit der Stadt Straßburg und koordinierte die Vorhaben der Städte auf deutscher Seite. Der Beginn der Mitarbeit im Kulturforum der EuroCities stärkte die schon mit ECCAR (European Coalition of Cities against racism) begonnene europaweite Vernetzung. Die Vernetzung mit anderen Bereichen der Stadtent- wicklung und die Stärkung der Schnittstellen zur Wirtschaft, zur Stadtplanung, zur Wissenschaft, zur Bildungslandschaft und zum Sozialen wird auch im Kulturkonzept deutlich betont. All dies unterstreicht, dass das Kulturamt die einzige Kultureinrichtung in der Stadt ist, die Formate in allen Kunst- und Kultursparten auf- weist bzw. fördert und zudem ein umfassendes Bildungs- und Wissensangebot macht und daher eine Querschnittsfunktion für die Stadtentwick- lung einnimmt. 3 Allgemeine Verwaltung / Zentrale Dienste Die Abteilung erbringt als Querschnittsein- heit zentrale Verwaltungsdienstleistungen für das gesamte Kulturamt. Dies geschieht in den Bereichen Personal, Finanzen, Organisation, Controlling, IuK sowie durch organisationsüber- greifende Servicedienste wie Buchbinderei und Aufsichtspool. Nachfolgend Daten zur personellen Entwicklung des Kulturamts und zu den Finanzen: Personalstand: * Haupt-, Jugend-, Amerikanische Bibliothek und Stadtteilbibliotheken zum 31.12.2010 zum 31.12.2011 zum 31.12.2012 Frauenanteil Kulturamt insgesamt 73,05 % 73,29 % 67,65 % Frauenanteil Leitungsebene 66,00 % 66,00 % 66,00 % Volontariate, Auszubildende, studentische Praktika ** 2 / 6 / 15 + 3 GBJ 2 / 7 / 12 + 3 GBJ 2 / 6 / 13 + 3 GBJ Fehlzeitenquote 6,5 % 7,0 % 6,9 % Schwerbehindertenquote 19,16 % 23,31 % 22,94 % weitere Kennzahlen zur Personalwirtschaft: ** Darüber hinaus wurden zahlreiche kurzzeitige Betriebspraktika durchgeführt. Anzahl der Mitarbeiter/innen Vollzeitstellen Sollstellen zum 31.12.2010 zum 31.12.2011 zum 31.12.2012 zum 31.12.2010 zum 31.12.2011 zum 31.12.2012 Direktion 2 2 2 2 2 2 Verwaltung insgesamt 55 48 55 37,84 34,59 38,59 darunter: Verwaltung 8 8 8 6,5 6,5 6,5 Aufsichtspool 27 27 31 15,21 17,90 20,27 - Stammpersonal - Saisonpersonal 14 7 10 10,38 4,55 6,18 Buchbinderei 6 6 6 5,75 5,64 5,64 Kulturbüro 20 21 20 16,84 17,34 16,70 Kunstsammlungen 10 10 10 9 9,25 9 Stadtarchiv & Hist. Museen 18 18 19 15,01 15,65 17,21 Stadtbibliothek* 62 62 64 48,72 49,06 50,89 167 161 170 129,41 127,89 134,39 4 Allgemeine Verwaltung / Zentrale Dienste 31.12.2011 31.12.2012 Buchungsfälle im SG Finanzen 7.455 7.918 Arbeitsleistung der Buchbinderei für zum 31.12.2011 zum 31.12.2012 Stadtbibliothek 55% 53% Stadtarchiv & Historische Museen 30% 33% Externe 15% 14% zum 31.12.2011 zum 31.12.2012 Anzahl der Ausstellungen 19 18 Bedarf an Aufsichtsstunden *** 39.860 38.980 *** incl. Ausstellungseröffnungen, Konzerte, Kamuna, Museumsfeste und sonstige Sonderveranstaltungen Finanzen: Buchbinderei: Aufsichtspool: Kulturetat 31.12.2011 %-Anteil 31.12.2012 %-Anteil Ordentlicher Aufwand 43.843.218 € 44.084.513 € - davon Personal- und Versorgungsaufwand 7.364.074 € 16,8% 7.462.435 € 16,9% - davon Sachaufwendungen 2.477.472 € 5,7% 2.530.546 € 5,7% - davon Abschreibungen 796.235 € 1,8% 829.195 € 1,9% - davon Transferaufwendungen an Badisches Staatstheater (inkl. Zinsaufwand für Kulissenlager) 20.228.180 46,1% 20.581.051 € 46,7% - davon Transferaufwendungen an ZKM 7.575.400 € 17,3% 7.666.700 € 17,4% - davon Transferaufwendungen an weitere kulturelle Institutionen und kulturelle Projekte 5.401.857 € 12,3% 5.014.586 € 11,4% Ordentliche Erträge 2.129.017 € 2.183.840 € 5 Aufgaben allgemein und Schwerpunkte 2012 1. Kulturförderung und Beratung Das Kulturbüro ist die zentrale Förder- und Bera- tungsstelle für institutionelle und freie Kulturak- teure in der Stadt. Dazu gehören u.a. die admi- nistrative, projektbezogene sowie institutionelle Mittelabwicklung, die Beratung u.a. hinsichtlich Räumen, Projektpartnern, Fördermöglichkeiten, Drittmittelerschließung, Infrastruktur, Vernet- zung, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Pres- se. Die Förderungen werden in der Regel durch den Haushalt, politische Entscheidungen und ge- sellschaftliche Entwicklungen bestimmt. Die Kul- turförderung umfasst die Prüfung/Bearbeitung von institutionellen und projektbezogenen För- deranträgen und die Begleitung und Betreuung von Projekten der geförderten Einrichtungen. Außerdem sind die Evaluierung und Auswertung der Ergebnisse, die Belegprüfung und Abrech- nung sowie Kontrolle der Mittelverwendung inbegriffen. Dazu kommen in erheblichem Maße die Betreuung baulicher Sanierungs-, Umbau- und Infrastrukturerhaltungsmaßnahmen. Schwerpunkte 2012: Begleitung der Sanierung des Badischen Staats- theaters und der Gebäudetechnik des ZKM; Eröffnung der Beratungsstelle für Kultur- und Kreativwirtschaft K3 (gemeinsam mit der Wirt- schaftsförderung); Weiterentwicklung der Richtli- nien für Kunst im öffentlichen Raum (im Rahmen des Kulturkonzeptes). 2. Veranstaltungen Eigene Veranstaltungen des Kulturbüros werden in der Regel in Kooperation mit anderen Kultur- akteuren durchgeführt und tragen zum Kultur- profil der Stadt Karlsruhe nach innen und außen bei. Außerdem begleitet und unterstützt das Kulturbüro Veranstaltungen der Kulturinstitutio- nen und Kulturakteure und tritt als Partner von Veranstaltungen auf. Kulturbüro Schwerpunkte 2012: Europäische Kulturtage „Musik baut Europa – Wolfgang Rihm“, Kinderliteraturtage, Vorbe- reitung KiX-JuX, Reinhold-Frank-Gedächtnisvor- lesung, Rathaus-Konzerte sowie zahlreiche Ko- operationsveranstaltungen (z.B. Schwein gehabt, BEYOND, Baden-Württembergische Literaturta- ge), Städtepartnerschaftsjubiläen Halle, Temes- war, Krasnodar, Ausschreibungen Künstlermesse. 3. Konzepte Planung, Entwicklung und Umsetzung von Kon- zepten im Auftrag des Gemeinderats oder des Oberbürgermeisters bzw. Bürgermeisters Schwerpunkte 2012: Kulturkonzept, Teilnahme an Konzeptentwick- lung für das Gründerzentrum perfekt futur, Ab- schluss der internen Organisationsentwicklung des Kulturbüros 4. (Interne) Dienstleistungen Das Kulturbüro ist neben der externen Dienst- leistung im Bereich der Kulturförderung auch interner „Dienstleister“. Hier werden hauptsäch- lich für den Oberbürgermeister, die Dezernate und die Amtsleitung Reden, Stellungnahmen und Antwortschreiben verfasst. Außerdem ist das Kulturbüro die Koordinationsstelle für ver- schiedene Gremien wie: Stiftungsrat ZKM, Ver- waltungsrat Badisches Staatstheater Karlsruhe, Stiftungsrat Centre Culturel Franco-Allemand, Kulturausschuss, Kunstkommission, Forum für Kunst, Recht und Technik (seit 2012). 6 Schwerpunkte und Tätigkeiten 2012 2. Veranstaltungen und Projekte Thema als Träger Kooperation mit anderen als Koopera- tionspartner/ Förderer 21. Europäische Kulturtage Karlsruhe 2012 „Musik baut Europa – Wolfgang Rihm“ ja ja 12. Frauenperspektiven 2013 (Vorbereitung) mit vhs ja 3. KiX-Jux 2013 (Vorbereitung) ja ja Kulturstand auf dem Weih- nachtsmarkt (Unterstützung der KMK bei der Koordination) ja ja Neuauflage Flyer „Museen in Karlsruhe“ ja Offerta, Beteiligung am Kultur- stand ja AG „Werbung im öff. Raum“ Mitwirkung bei der Neuaus- schreibung Werbeverträge ja Internationale und interkultu- relle Projekte, z.B. „Deutsch- Französische Wochen“, Forum Culturel in Straßburg, Projekte dt.-ausl. Gesellschaften und ausl. Kulturvereine teilweise ja ja „Islamforum“, „Woche der Brü- derlichkeit“ etc. ja 1. Kulturförderung und Beratung mit Bewilligung Bewilligungsbescheide, Prüfungen der Ver- wendung, Belegprüfungen institutioneller und projektbezogener Förderungen Beratungsgespräche mit Bewilligung und Verwendungsnach- weis (pro Bewilli- gung min. 2 Termi- ne) Anzahl 729 ca. 1400 (davon ca. 50 Gespräche im K3- Büro) Zielgruppe Institutionelle Förderungen und Projektförde- rung, Mietkostenzuschüsse, Förderungen im Rahmen von Veranstaltungen, staatliche und freie Institutionen, einzelne Kulturakteure, Unternehmen der Kultur- und Kreativwirt- schaft (K3-Büro) Kulturbüro 7 Begleitung Umzug CCFA Städtepartnerschaftsprojekte mit Nancy, Nottingham, Halle, Temeswar, Krasnodar sowie neu: Rijeka teilweise ja ja ja Festivals in den Kulturzentren: “Zeltival” “Int. Tanzfestival”, 5 Jahre KOHI, „PLATZDA“ Stra- ßentheaterfestival (Gutenberg- platz) etc. ja Filmfestivals, z. B. “Stummfilm- tage”, “Independent Days” ja Projekte an ZKM u. HfG, z.B. „Beyond 3D-Symposium“, “Wis- senschaftsjahr” ja Projekte auf dem Kreativpark Alter Schlachthof, z.B. Kunst- und Kulturnacht „Schwein gehabt“, „Lametta“, Projekte in der Fleischmarkthalle etc. ja Jubiläum Stattreisen ja ARD Hörspieltage ja ARD / 7. Kinderhörspielpreis der Stadt ja ja Baden-Württembergische Lite- raturtage 2012: Vorbereitung ja ja 30. Karlsruher Bücherschau 2012 ja ja Hermann-Hesse-Literaturpreis Karlsruhe ja Jakobustheater, Jubiläum ja JuLi-Schreibwettbewerb, Aus- schreibung ja ja 5. Karlsruher KinderLiteratur- tage ja ja 7. Karlsruher Krimitage 2013, Vorbereitung ja ja Karlsruher Lange Lesenacht ja Karlsruher Literaturtage 2013, Vorbereitung ja Karlsruher Theaternacht 2013, Vorbereitung ja Kulturbüro 8 Vorbereitung zum 33. Karpa- tendeutschen Bundestreffen 2013 ja Karpatendeutsches Kulturwerk Symposion „Deutschsprachiges Pressewesen im Donauraum“ ja marottinale ja Kultur und Schule: Ausschrei- bung, Jurierung, Betreuung, Evaluierung, neu: Internet ja 13. Reinhold -Frank- Gedächtnisvorlesung 2012 ja ja Tag der Heimat ja 26. Schultheaterwoche im Sandkorntheater ja Kulturfrühstück Durchführung ja Bürgerempfang des OB ja KAMUNA ja Leerflächenmanagement Vermittlung, Betreuung, Förderung ja Kulturstipendium ja 21. Karlsruher Künstlermesse, Vorbereitung, Ausschreibung ja 21. Karlsruher Künstlermesse, Plakatwettbewerb, Vorberei- tung, Ausschreibung ja Orgelfabrik, Ausstellungen: Ausschreibung, Jurierung des Wettbewerbes, Terminierung/ Betreuung der Ausstellungen ja Orgelfabrik: Öffentlichkeits- arbeit ja Orgelfabrik: Koordinierung der Aktivitäten aller Nutzer des Kulturzentrums ja ja Veranstaltungsbezogene Miet- kostenzuschüsse, Bewilligung und Prüfung der Verwendungs- nachweise ja Vereinsmusikpflege: Allgemein- zuschüsse, Mietzuschüsse, Erb- bauzinsen, Sonderzuschüsse ja Art in Karlsruhe zur art Karlsru- he, Flyer; art Nacht Karlsruhe ja UND#7, 2012: Begleitung ja Kulturbüro 9 Ateliers hinterm Hauptbahnhof ja ja Betreuung und Vergabe der städtischen Ateliers, Mietkos- tenzuschüsse bei städtischen Ateliers, Vermittlung von priva- ten Atelierräumen ja Kunst am Bau, Auswahl von Künstlern für Wettbewerbe ja ja Platz der Grundrechte, Betreu- ung/Pflege ja Grötzinger Musiktage, Grötzinger Kunsttage ja Konzertreihe „Musik im Rathaus“ ja 3. Konzepte, Mitar- beit und Umsetzung Thema Kulturkonzeption (Organisation) Interne Organisationsentwicklung Kulturbüro Onlinekampagne „www-kultur-in-karlsruhe.de“ Veranstaltungen zu 50 Jahre Elysée-Vertrag – Vorbereitung Weiterentwicklung Kreativpark Alter Schlachthof: Konzipierung und Bewerberaus- wahl Kreativgründungszentrum „Perfekt Futur“, Design am Oberrhein Stipendium, Konzept Atelierhaus, Ansiedlung neuer Nutzer etc. Eröffnung K3 Kultur- und Kreativwirtschaftsbüro in Kooperation mit der Wirt- schaftsförderung Baukorridor für gebäudetechnische Anlagen ZKM in Koop. mit ZKM, HGW, Land Mittelfristiges Sanierungskonzept Kulturzentrum Tempel in Koop. mit Tempel u. SPC Kulturzentrum Orgelfabrik; Entwicklung Sanierungskonzeption in Koop. mit Stadt- amt Durlach, HGW u. Nutzern Studie Kulturelle Bildung für Kinder und Jugendliche in Karlsruhe Kulturlotsen/Badisches Staatstheater Kooperation PH 21. Karlsruher Künstlermesse 2013, neue Konzeption Kunst im öffentlichen Raum Kulturstipendium Atelierhaus Schlachthof mit Fächer GmbH ZeitGenuss – Karlsruher Festival für Musik unserer Zeit, Konzeption ORGANISATION Orgelprojekt zum Stadtjubiläum Betreuung diverser Projekte zum Stadtjubiläum Kulturbüro 10 4. Interne Dienstleistungen Aufträge für Reden, Antwort- entwürfe und Stellungnahmen vom Oberbürgermeister, Dezer- naten und Amtsleitung Sitz bzw. städtische Verortung zahlreicher Stellen zur Koordination (Vorbereitung, Nachbereitung, sonstige Vorgän- ge) ohne vorbereitende Arbeitssitzungen Anzahl ca. 280 (BTBs plus Aufträge ohne Eintrag in das BTB. Ten- denz weiterhin steigend) ca. 50 Sitzungstermine (insbesondere GR-Gremi- en, Stiftungs- und Aufsichtsräte) Was Kulturausschuss Kuratorium EKT AKÖ/Kulturkreis AG Werbung im öff. Raum ECCAR Kunstkommission Stiftungsrat ZKM Verwaltungsrat BST Stiftungsrat CCFA AG Kultur TRK PopNetz Schule und Kultur KAMUNA Forum für Kultur, Recht und Technik AG Stadt der jungen Forscher Leerflächenmanagement Kulturring ausgeschlachtet e.V. Mechthild-Mayer-Stiftung Karpatendeutsches Kulturwerk Gesprächskreis Innovation und Kreativwirtschaft Europa AG Round Table Kulturelle Bildung AG Städtepartnerschaft Trinationale Metropolregion Oberrhein Lenkungsgruppe Studentenstadt AG interne Öffentlichkeitsarbeit AG Spektrum Haushalt 2011 Institutionelle Förderung Projektförderung Sachaufwendungen Gesamt 31.884.501 Euro 1.202.578 Euro 690.524 Euro 5. Fortbildung und Ausbildung Anzahl Was 4 Praktika 1 GBJ 6 Seminare u. Vortragsveranstaltungen K3-Büro (z.B. „Gründen in 48 Stunden“, Vortrag Sascha Lobo, Vorträge Internet- und Urheberrecht) Kulturbüro 11 Stadtbibliothek Die Förderung der Lese- und Informations- kompetenz sowie Bildungspartnerschaften mit Kindergärten und Schulen gehören seit langem zu den Kernaufgaben der öffentlichen Bibliothe- ken. Hinsichtlich ihrer Aufgabenerfüllung kann die Stadtbibliothek mit ihren 9 Einrichtungen abermals auf ein erfolgreiches Jahr zurückbli- cken. Auch 2012 ist eine konstant hohe Nach- frage nach Lern- und anderen Informations- mitteln zu verzeichnen. Die Zahl der Entleiher und die Zahl der neu ein- geschriebenen Leser war 2012 steigend, ebenso wie die Medienausleihe. Bemerkenswert ist hier- bei die abermals steigende Nachfrage nach vir- tuellen Service-Angeboten. Nicht zuletzt durch die wachsende Verbreitung von E-Readern und anderen elektronischen Informationsmitteln in der Bevölkerung steigt die Nachfrage nach dem virtuellen Medienbestand der Bibliothek ständig an. Die Kunden machen immer mehr Gebrauch davon, dass sie den virtuellen Bibliotheksservice von zu Hause aus oder an jedem beliebigen Ort nutzen können. Aber die Bibliothek erwies sich mit weit über einer halben Million Besuchern auch 2012 als geschätzter Aufenthaltsort und Treffpunkt. Mit zahlreichen bibliotheksbezogenen Einführungen und Workshops in allen Einrichtungen erwiesen sich die Bibliotheken als gefragte Lernorte für Schüler und für die individuelle außerschulische Fort- und Weiterbildung. Einen wichtigen Beitrag zur sinnvollen Freizeit- gestaltung konnte die Bibliothek mit ihrem vielfältigen (kulturellen) Veranstaltungsangebot für Kinder und Erwachsene sowie mit dem sich ständig erneuernden Medienangebot leisten. 1. Ausleihe aller Medien Die Medienausleihe im gesamten Bibliotheks- system bewegt sich weiterhin auf sehr hohem Niveau. Das Ergebnis konnte gegenüber dem Vorjahr noch etwas gesteigert werden und über- steigt zum vierten Mal seit 2009 1,6 Millionen Entleihungen. 2011 2012 Medienausleihe 1.640.508 1.645.195 Einen sehr starken Zuwachs verzeichnete hier- bei die Ausleihe der virtuellen Medien (Onlei- he), während bei den physischen Medien die Buchausleihe (Schöne Literatur, Sachliteratur, Kinder- und Jugendliteratur) leicht zurückgegan- gen ist (minus 1,8 %). Kinder- und Jugendliteratur: Trotz steigender Nutzung elektronischer Medien in allen Altersgruppen erfreuen sich Kinder- und Jugendbücher weiterhin großer Beliebtheit. Nach wie vor erzielte der Bereich der Kinder- und Jugendliteratur noch vor den Sachbüchern die höchste Ausleihe aller Mediengruppen (395.059 Bücher, minus 1,7%). 2011 2012 Kinder- und Jugendbücher 401.959 395.059 Dieser leichte Rückgang bei der Ausleihe ist auf die außerordentliche Schließungszeit bei der Kinder- und Jugendbibliothek zurückzuführen, die im September 2012 wegen Renovierungs- arbeiten eine Woche lang geschlossen bleiben musste. Mit den zentralen Einrichtungen, den Stadtteilbibliotheken und dem Medienbus sind die gute Erreichbarkeit und die Medienauslei- he im gesamten Stadtgebiet auch für weniger mobile Menschen und Kinder gewährleistet, was vor allem im Hinblick auf die Förderung von Lesekompetenz schon im Kindesalter von großer Bedeutung ist. 12 2. Medienbestand Der Bestand an Medien hat sich im Vergleich zu 2011 leicht erhöht. Insgesamt konnten im Be- richtsjahr 32.013 Medien neu angeschafft wer- den (2011: 29.186), während 30.900 Medien ausgesondert wurden, weil sie veraltet oder ver- schlissen waren. Somit standen 2012 300.348 Medien für die Ausleihe zur Verfügung (2011: 297.394). Folglich beträgt die Erneuerungs- quote des Medienbestandes für das Berichtsjahr 10,66 % (2011: 9,81%). 2011 2012 Medienzugang 29.186 32.013 Medienabgang 37.023 30.900 Erneuerungs- quote % 9,81 10.66 Bestand 297.394 300.348 3. Besucher und Besucherinnen Die Zahl der Bibliotheksbesucher ist im Berichts- jahr mit 548.928 im Vergleich zu 2011 leicht gesunken (minus 1,2 %), was damit zusammen- hängt, dass zahlreiche Kunden Medienausleihe (Onleihe) und andere Dienstleistungen wie Vor- bestellungen oder Verlängerungen von zu Hause aus erledigen. Die Zahl der virtuellen Besuche (das sind die Zugriffe auf die unterschiedlichen Funktionen, die über die Bibliothekshomepage und über den elektronischen Katalog in An- spruch genommen werden können) betrug 272.645 im Jahr 2012. Die virtuellen Besuche werden im Auftrag des Deutschen Bibliotheks- verbands zentral für alle Bibliotheken erhoben. Da sich hierbei das Zählverfahren geändert hat, sind keine Vergleiche mit den Vorjahren möglich. 2011 2012 Reale Besuche 555.706 548.928 Virtuelle Besuche nicht ermittelt 272.645 Besuche gesamt 821.573 Die Anzahl der Personen, die im Berichtsjahr Medien entliehen haben, ist um ca. 2 Prozent gestiegen, während die Zahl jener Kunden, die sich neu als Leser eingeschrieben haben, um mehr als 10 Prozent höher lag als 2011. 2011 2012 Entleiher 26.766 27.319 Neue Leser 4.838 5.325 Besuche gesamt 821.573 4. Die virtuelle Bibliothek Die Ausleihe elektronischer Medien (Onleihe) boomt in Karlsruhe. Mit 33.462 Entleihungen hat sich die E-Ausleihe im Vergleich zum Vorjahr (17.294 Entleihungen) fast verdoppelt. Seit 2009 bietet die Stadtbibliothek ihren Kunden die Möglichkeit der E-Ausleihe, deren Angebot sich von E-Büchern über Zeitungen, Zeitschriften, Video- und Audiomedien bis zu E-Musik er- streckt. Der virtuelle Medienbestand ist mittler- weile auf 6.434 Medien angewachsen. Wegen der großen Nachfrage wird die Bibliothek 2013 den Anschaffungsetat für die E-Medien von ca. 20.000 auf mehr als 40.00 Euro erhöhen. Auch andere digitale Dienstleistungen wurden im Berichtszeitraum neu eingeführt oder op- timiert. So bietet die Stadtbibliothek über ihre Homepage den Zugang zu diversen Online-Da- tenbanken. Im Presseportal besteht die Möglich- keit der Recherche nach Artikeln aus der Tages- und Wochenpresse Deutschlands. Über weitere virtuelle Nachschlagewerke kön- nen Fakten und Informationen über Personen und zu den unterschiedlichsten Sachthemen abgerufen werden. So bietet das „Internationale Biographische Archiv“ ca. 28.000 Biographi- en zu bedeutenden Personen des 20. und 21. Jahrhunderts. Über 1.400 Biographien erschei- nen jährlich in der Datenbank, die wöchentlich erweitert und aktualisiert wird. Im „Internatio- nalen Pop-Archiv“ ist die Suche nach Musikern möglich, außerdem werden die wichtigsten Musikstile und Fachbegriffe erklärt. Stadtbibliothek 13 Das „Länder-Archiv“ bietet einen umfassenden Blick auf die wichtigsten Daten und Fakten aller Staaten, während die „Munzinger Chronik“ die Ereignisse der Welt dokumentiert und die Er- stellung von Länderchroniken und thematischen Übersichten ermöglicht. Die Bibliothek leistet damit einen Beitrag, möglichst alle verfügbaren Informationen möglichst allen Bürgerinnen und Bürgern frei zugänglich zu machen. Ein sozialer und bürgernaher Service muss auch für jene erreichbar sein, für die ein Besuch in der Biblio- thek nicht möglich ist. 5. Teaching Library Wie in den vorangegangenen Jahren fand das Angebot an Bibliothekseinführungen und -seminaren für Schulklassen, Kindergärten und andere Einrichtungen regen Zuspruch. Zwar sank die Zahl der Einführungen in die Biblio- theksbenutzung für Schulklassen und andere Gruppen auf 229 (2011: 274). Andererseits erweiterte die Bibliothek das Angebot an Se- minaren zur Vermittlung von Informationskom- petenz, indem sie Workshops zur Nutzung der E-Learning-Kurse sowie der virtuellen Auslei- he einführte. In kleinen, effektiv arbeitenden Lerngruppen kann nunmehr Hilfestellung bei der ständig steigenden Nutzung von E-Readern und anderen elektronischen Medien geleistet werden. Reger Gebrauch wurde von Schülern, Studierenden und anderen Lernenden von Multimedia-Arbeitsstationen im E-Lernstudio gemacht. Stadtbibliothek 6. Veranstaltungen Neben den Bibliotheksseminaren gab es ins- gesamt 156 Veranstaltungen zur Leseförde- rung und Medienpädagogik für Kinder (2011: 144) sowie 44 für Erwachsene (2011: 40). Das freundliche Sommerwetter lockte 2012 zahlrei- che Kinder und Jugendliche in die Freibäder, so dass die Lektüre- und Veranstaltungsangebote in den Freibadbibliotheken Rüppurr und Rap- penwört großen Zuspruch erhielten. Im Bereich der Erwachsenenveranstaltungen lockte erneut der Durlacher Lesesommer zahlreiche Besucher an, ebenso wie die Veranstaltungen, die im Rahmen der KAMUNA im Neuen Ständehaus stattfanden. Zahlreiche Veranstaltungen fanden wieder in bewährter Partnerschaft mit anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen statt wie zum Beispiel die Vorträge und Seminare zu „Blickkontakt – Frau und Beruf“, die in Zusam- menarbeit mit der Kontaktstelle Frau und Beruf im Neuen Ständehaus durchgeführt wurden. Zudem beteiligte sich die Stadtbibliothek an den Baden-Württembergischen Literaturtagen. 7. Bibliotheken in den Stadtteilen In den Stadtteil- und Sonderbibliotheken (Medi- enbus, Amerikanische Bibliothek) sind Nutzung und Medienausleihe im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen bzw. auf ähnlich hohem Niveau wie 2011. So kann die Waldstadt-Bibliothek mit 133.902 Entleihungen (2011: 129.396) ihr bes- tes Ergebnis seit Bestehen der Bibliothek vorwei- sen. Auch der Medienbus konnte kräftig zule- gen und konnte 81.898 Entleihungen (2011: 77.323) verbuchen. Hier wirkt sich die verstärkte Zusammenarbeit mit den Schulen in den einzel- nen Stadtteilen positiv aus. Auch in der Stadt- teilen Grötzingen und Neureut verzeichnen die Bibliotheken Zuwächse bei den Entleihungen und Neuanmeldungen. In der Stadtteilbiblio- thek Mühlburg stagniert die Ausleihe bei einem leichten Minus im Vergleich zum Vorjahr (2012: 57.031 Entleihungen, 2011: 57.823). 14 Stadtbibliothek In der Durlacher Stadtteilbibliothek ist die Me- dienausleihe von 116.219 (2011) auf 112.191 (2012) gesunken, was vor allem an der schwie- rigen personellen Situation Ende 2011 / Anfang 2012 und den damit verbundenen Schließtagen zu tun hat. Nach der Sommerschließung 2012 sind die Ausleihzahlen dann wieder gestiegen. Positive Zahlen gibt es auch in Durlach bei den Entleihern (2.125 gegenüber 2.017 im Vorjahr) und bei den Neuanmeldungen (2012: 519, 2011: 309). Die Amerikanische Bibliothek bewegt sich auf ähnlich hohem Niveau wie im Vorjahr, bei einer leichten Steigerung der Ausleihzahlen (2012: 62.558 Medien, 2011: 62.242). Der englisch- sprachige Bestand an Büchern und anderen Medien ist inzwischen auf ca. 36.000 Einheiten angewachsen. Zahlreiche Menschen aus den un- terschiedlichsten Herkunftsländern nutzen den englischsprachigen Medienbestand ebenso wie alle Bürgerinnen und Bürger, die Informationen über die USA oder einfach Lektüre in englischer Sprache suchen. Auch die anderen Bibliotheken leisten mit ihrem Angebot an Lernmitteln zum Sprachenerwerb und mit den fremdsprachigen Medienbestän- den einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Chancengleichheit und zur Integration von Men- schen aus anderen Sprach- und Kulturkreisen. In der Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz- Max-Palais stehen hierfür ca. 3.000 Kinder- bücher in Englisch, Französisch, Türkisch und anderen Fremdsprachen zur Verfügung. Die Zentrale im Neuen Ständehaus bietet mehr als 7.000 Bücher und Hörbücher in englischer, französischer, russischer, türkischer, spanischer, italienischer und arabischer Sprache an. Im Lesecafé der Zentralbibliothek stehen neben dem umfangreichen Zeitschriftenangebot rund 40 Tages- und Wochenblätter zur Lektüre bereit, darunter Zeitungen aus Frankreich (Le Monde, Le Figaro, Dernières Nouvelles d‘Alsace), Groß- britannien (The Daily Telegraph, The Guardian), Österreich (Die Presse), Spanien (El Pais), Italien (Corriere della Sera), der Türkei (Hürriyet) und der Schweiz (Neue Zürcher Zeitung, Die Weltwoche). 15 Stadtbibliothek 16 Stadtbibliothek 17 Stadtbibliothek Entwicklung der Medienausleihe im Gesamtsystem der Stadtbibliothek Karlsruhe von 1993 bis 2012 18 Stadtarchiv & Historische Museen Stadtarchiv und Historische Museen sind als das historische Gedächtnis der Stadt zustän- dig für die stadthistorische Arbeit. Auch 2012 führten Stadtarchiv, Pfinzgaumuseum, Stadtmu- seum und Erinnerungsstätte Ständehaus an die Stadtgeschichte heran und leisteten so einen Beitrag zur persönlichen Identitätsbildung und zur Schaffung eines historischen Bewusstseins der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger. Für das Stadtarchiv war das Jahr 2012 kein reguläres Betriebsjahr, da im April die Baustelle zur Aufstockung des Gebäudes eingerichtet wurde. Trotz der mit den Bauarbeiten verbun- denen Beeinträchtigungen sowohl der archivin- ternen Arbeit als auch der Besucherinnen und Besucher im Lesesaal konnte der Benutzerservice weitgehend aufrechterhalten werden. Auch die sonstigen regulären Arbeiten liefen weitge- hend im gewohnten Maße ab, und es konnte z. B. die Zahl der verzeichneten erschlossenen Archivalien erneut gesteigert werden. Die 2011 begonnene Intensivierung der Restaurierung besonders gefährdeter Archivalien in der zum Kulturamt gehörenden Buchbinderei führte zu einer deutlichen Erhöhung der Zahl der restau- rierten Archivalien. Begonnen wurde ein von der Koordinierungsstelle zur Erhaltung des schriftli- chen Kulturguts finanziell unterstütztes Restau- rierungsprojekt. Stadtarchiv und Bauordnungsamt haben eine ar- chitektur- und baugeschichtliche Überlieferung. In Abstimmung mit der unteren Denkmalschutz- behörde und dem Bauordnungsamt werden die Bauakten denkmalgeschützter Bauwerke und anderer architektonisch oder stadtgeschichtlich herausragender Gebäude restauriert und digita- lisiert. Die intensivere Beschäftigung mit der Baugeschichte und der Erhalt baugeschichtlicher Unterlagen war auch eine Anregung in den Workshops zur Kulturkonzeption der Stadt. Die Rettung dieses Teils des kulturellen Erbes der Stadt wird neben der Entsäuerung gefährdeter Bestände und der Digitalisierung häufig genutz- ter Bestände einen weiteren Schwerpunkt im Aufgabenbereich „Bestandserhaltung“ bilden. Veröffentlicht wurde der Band 12 der Reihe „Forschungen und Quellen“ von Isabelle Du- pont über den Stadtplaner Carl Peter Pflästerer. Die Reihe „Karlsruher Köpfe“ wurde mit dem ersten Band von Katja Förster über Josef Durm eröffnet. In der Reihe „Streifzüge durch die Orts- geschichte“ erschienen zwei Bände über das Dörfle (Altstadt) und Hohenwettersbach. Außer- halb der Reihen wurde von Ferdinand Leikam „Stadt, Land, Plan. Durlach und Umgebung in historischen Karten und Plänen“ und in Koope- ration mit dem Marktamt anlässlich von 100 Jahre Mess auf dem Messplatz an der Durlacher Allee „Die Karlsruher Mess“ herausgegeben. Im Stadtarchiv wurde wegen der Baustellen- situation nur die Horst-Schlesiger-Ausstellung „Vor 50 Jahren ...“ neu gezeigt. Im Rahmen der städtischen Erinnerungsarbeit konnten 26 neue Biographien in das Gedenkbuch für die ermor- deten Karlsruher Juden eingelegt werden. Die Besucherzahlen des Stadtmuseums gin- gen gegenüber dem Vorjahr zurück, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Sonderausstel- lungsräume dem Stadtmuseum für mehr als ein halbes Jahr nicht zur Verfügung standen. Im Berichtsjahr wurde noch bis zum 26. Februar die Ausstellung „Carl Benz und Carlsruhe“ gezeigt, die beim Publikum mit Führungen und Vorträ- gen sehr gute Resonanz fand. Highlight war noch einmal ein Interview von Carl und Bertha Benz, die von Schauspielern verkörpert wur- den. Knapp 1.000 Besucherinnen und Besucher 19 Stadtarchiv & Historische Museen waren bis Ende Februar 2012 zu verzeichnen. Insgesamt besuchten 7.206 Personen die Aus- stellung, die damit eine der erfolgreichsten der letzten Jahre war. Mit über 10.500 Besuchern war die Dauerausstellung noch einmal deutlich besser besucht als 2011. Dazu haben auch die neuen digitalen Säulen der Stadtgeschichte beigetragen, die am 10. März mit einem Workshop der Öffentlichkeit vorge- stellt wurden. An der Besucherumfrage zur Neu- konzeption des Stadtmuseums beteiligten sich seit dem 10. März 2012 zahlreiche Bürgerinnen und Bürger. Anhand von Fragebogenkärtchen, die wie die Säulen in fünf Kategorien (Migration und Internationalität, Kultur und Innovation, Energie und Mobilität, Planen und Bauen, sowie Menschenrechte und Demokratie) gegliedert waren, konnten sie ihre Ideen und Vorstellungen einbringen sowie neue Themen vorschlagen, die in die Neukonzeption mit einfließen sollen. Zu- dem führte die vhs Karlsruhe Integrationskurse im Stadtmuseum durch, bei denen Besucher mit Migrationshintergrund an die Stadtgeschichte herangeführt und nach ihrer Meinung zu den dargestellten Inhalten befragt wurden. Am 14. September wurde die Ausstellung „Das Dörfle. Altstadt Karlsruhe“ eröffnet. Zu den Be- sonderheiten der Ausstellung gehörten attrakti- ve Medienstationen sowie die Präsentation von Kunstwerken zur Geschichte des Dörfle und der Altstadtsanierung. Buch, Ausstellung und Be- gleitprogramm fanden von Anfang an eine gute Resonanz beim Publikum und in den Medien. Die Hans-Thoma-Schule beteiligte sich mit einer kleinen Kabinettausstellung zum Dörfle, die vom 6. Dezember 2012 bis 6. Januar 2013 in den Räumen der Dauerausstellung gezeigt wurde. Das Pfinzgaumuseum hatte 2012 insgesamt 9.425 Besucher und lag damit nur geringfügig unter der Besucherzahl des Vorjahres. Nach dem Weggang der langjährigen Museumsleiterin Dr. Anke Mührenberg zum 31. Oktober musste die Wiederbesetzungssperre verkraftet werden, was nur deshalb relativ reibungslos gelang, weil der im Pfinzgaumuseum tätige Volontär Dr. Ferdi- nand Leikam schon auf eine eineinhalbjährige Tätigkeit in dem Museum aufbauen und die von ihm mitkonzipierte Ausstellung „750 Jahre Ho- henwettersbach“ und das laufende Programm erfolgreich betreuen konnte. Als Sonderaus- stellungen wurden bis 4. März die schon 2011 begonnene Stadtteilausstellung Wolfartsweier, die Stadtteilausstellung Hohenwettersbach sowie die inzwischen zum festen Programm des Pfinzgaumuseums gehörende Modelleisenbahn- ausstellung im Dezember gezeigt. In der Sonder- ausstellung „Stadt. Land. Plan“ wurden 24 vom Verein „Die Orgelfabrik – Kultur in Durlach e. V.“ geschenkte historische Karten und Pläne ge- zeigt, die das Stadtarchiv restaurieren und digi- talisieren ließ. Das Pfinzgaumuseum konnte den hohen Standard der letzten Jahre halten, der Zuspruch nicht nur der Durlacher Bevölkerung ist nach wie vor groß. Die erreichten Zahlen sind angesichts der regulären Öffnungszeiten nur am Wochenende und der vorhanden Ressourcen nach wie vor bemerkenswert gut. Die Erinnerungsstätte Ständehaus hat 2012 wieder eine zentrale Rolle in der städtischen Erinne- rungskultur gespielt, neben der Gedenkveranstal- tung für die Opfer des Nationalsozialismus sei hier die Ausstellung zu Raoul Wallenberg genannt. Eine Sonderausstellung von Schülern und Schülerinnen der Tulla-Realschule beschäftigte sich mit Karlsruher Denkmälern. In der Dauerausstellung konnte eine neue Abteilung zur Baugeschichte des Stände- hauses im Erdgeschoss eingerichtet werden, im 1. UG findet sich nun das technisch und gestalterisch überarbeitete Infosystem Ständehaus. Insgesamt zählte die Erinnerungsstätte 2012 ca. 6000 Besu- cher und Besucherinnen. Darüber hinaus beteiligten sich die Häuser von Stadtarchiv & Historische Museen erfolgreich am Internationalen Museumstag, an der Karlsruher Museumsnacht (KAMUNA), am Tag des offenen Denkmals und anderen kulturellen Veranstaltungen der Stadt. 20 Stadtarchiv & Historische Museen Stadtarchiv Stadtmuseum Pfinzgau- museum Erinnerungs- stätte Ständehaus Gesamt Ausstellungen 2 (5) 2 (4) 4 (4) 2 (3) 10 (16) Besucher (Benutzer, Besucher Dauer- und Wechselausstellung) 3.121 (7127) 14064 (18.496) 9425 (9.587) 6.001 (6.467) 32.611 (41.677) Restaurierte Archivalien/Objekte 432 (162) 432 (162) Digitalisierte Archivalien 142.986 (49.923) 142.986 (49.923) Erschlossene Archivalien/ Inventarisierte Objekte 30.914 (21.398) 121 (42) 939 (36) 31.974 (21.476) Publikationen 5 (7) 5 (7) Statistische Angaben 2012 (in Klammern 2011) 21 Städtische Galerie Das Jahr 2012 war ein überaus erfolgreiches Jahr für die Städtische Galerie Karlsruhe. Im spannungsreichen Wechsel zeigte sie mehrere Ausstellungen sowohl zur aktuellen Kunst wie auch zur Malerei um 1900, die auf lebhaftes Pu- blikumsinteresse stießen. Im Bereich der Kunst- vermittlung konnten mit der Realisierung des „Museumskoffers“ und des Audioguides „Nah und fern – fremd und vertraut“ neue Wege der Museumspädagogik beschritten werden. Sehr erfreulich ist außerdem der enorme Zuwachs an gebuchten Kinderkursen. Sonderausstellungen Bis Mitte Februar war die Ausstellung „Kunst- Stoff. Textilien in der Kunst“ zu sehen. Sie machte auf eindrückliche Weise deutlich, dass gerade in der zeitgenössischen Kunst vielschich- tige Anregungen von textilen Materialien aus- gehen. International renommierte Künstlerinnen und Künstler wie Louise Bourgeois, Tracey Emin, Martin Kippenberger, Sigmar Polke oder Rose- marie Trockel waren ebenso vertreten wie junge, aktuelle Positionen. Im Anschluss zeigte die Galerie im Rahmen der Europäischen Kulturtage 2012, die unter dem Motto „Musik baut Europa“ dem Komponisten Wolfgang Rihm gewidmet waren, von Mitte März bis Mitte Juni die Ausstellung „Zeitge- genstände – Wolfgang Rihm“. Im Mittelpunkt dieser Ausstellung standen bildende Künstler, die für das Werk des Komponisten eine heraus- ragende Rolle spielen. Arbeiten des Franzosen Antonin Artaud und des Schweizers Adolf Wölfli waren ebenso zu sehen wie Werke des öster- reichischen Malers Kurt Kocherscheid oder von Markus Lüpertz, Georg Baselitz und Per Kirkeby. Eine Konzertreihe mit Werken von Wolfgang Rihm und anderen Komponisten bildete dabei einen besonderen Höhepunkt. Die Sommerausstellung 2012 war dem aktuellen Kunstschaffen der Meisterschüler und Meister- schülerinnen an der Kunstakademie Karlsruhe gewidmet. Unter dem Titel „Top 12“ gaben 28 Studierende einen umfangreichen Einblick in ihr aktuelles Schaffen. Die Vielgestaltigkeit ihrer Arbeiten zeigte eindrucksvoll die grenzenlosen Möglichkeiten auf, die der zeitgenössischen Kunst eigen sind. Im November begann die sehr erfolgreiche Aus- stellung „Natur und Poesie um 1900. Otto Modersohn, Paula Modersohn-Becker und Worpswede“. Im Mittelpunkt der etwa 150 Ex- ponate umfassenden Präsentation standen Ge- mälde und Zeichnungen von Otto Modersohn, einem bedeutenden Vertreter der Stimmungs- malerei um 1900, und von seiner Ehefrau Paula Modersohn-Becker, die damals wegbereitend für die Moderne in Deutschland wirkte. Dauerausstellung und Neuerwerbung Die 2011 eingerichtete Dauerausstellung „Um- gehängt: Spektral – Diametral. Von Künst- lern und Künstlerinnen seit 1960“, die vor allem zahlreiche Werke von Künstlerinnen aus dem eigenen Bestand ins Zentrum des Interesses rückte, wurde im Juni durch „Umgehängt: Po- sitionen. Kunst von den 1970er Jahren bis heute“ ersetzt. Passend zur Sonderausstellung „TOP 12“ stand das Schaffen der Karlsruher Akademielehrer im Mittelpunkt der Präsentation. Als wichtigste Erwerbung des Jahres wurde im Herbst 2012 die dreiteilige Rauminstallation von Leni Hoffmann, Professorin an der Karlsruher Kunstakademie, in der Dauerausstellung reali- siert. Von herausragender Bedeutung ist außer- dem die großformatige Papierarbeit ihrer Kolle- gin Silvia Bächli, die der Galerie vom Förderkreis des Museums geschenkt wurde. Veranstaltungen Lebhaften Zuspruch fanden nicht nur Großver- anstaltungen wie der alljährliche Tag der offe- nen Tür (6. Januar 2012, zusammen mit dem ZKM) und die Karlsruher Museumsnacht (4. August 2012), sondern auch zahlreiche Termine in der Reihe „Mittwochs um 6“, darunter Füh- 22 Städtische Galerie rungen, Künstler- und Zeitzeugengespräche. Zu mehreren Ausstellungen gab es Konzertabende und weitere themenbezogene Begleitveranstal- tungen. Museumspädagogik, Vermittlung Die Vermittlungsarbeit und das museumspäd- agogische Angebot konnten 2012 erfolgreich weitergeführt und ausgebaut werden. Zu allen Ausstellungen wurde ein detailliertes Programm der Workshops für Kinder, Jugendliche und Schulklassen vorbereitet und gedruckt. Die jede Woche geöffnete Kinderwerkstatt am Sonntag (parallel zur Erwachsenenführung) hat sich fest etabliert und wird das ganze Jahr über – außer in den Sommerferien – angebo- ten. Wie in den Jahren zuvor laden wir bei jeder neuen Ausstellung zu Einführungsveranstal- tungen für Lehrerinnen und Lehrer sowie für Erzieherinnen und Erzieher ein. Sehr gute Resonanz fand weiterhin der JugendKunst- Klub, der jungen Menschen ab ca. 16 Jahren in einem monatlichen Turnus spannende Einblicke in die Museumsarbeit bietet. Neue Formen der Kunstvermittlung speziell für Kinder, Jugendliche und Familien wurden mit der Realisierung von zwei sog. „Museumskoffern“ erarbeitet, die dazu einladen, das Museum auf eigene Faust spielerisch zu erkunden und selbst aktiv zu werden. Überaus positive Resonanz fand auch der neue Audioguide „Nah und fern – fremd und vertraut“, der im Rahmen des Projekts „Kunst und Integration“ des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden- Württemberg entstand. Der akustische Begleiter zu ausgewählten Werken der Dauerausstellung wurde gemeinsam mit einer Realschulklasse mit 40 % Migrationsanteil vorbereitet. Ganz neue Wege ging die Galerie ebenfalls im Rahmen von „Kunst und Integration“ des Landes in ihrer Kooperation mit der vhs Karls- ruhe bei dem Projekt „Migrant/-innen lotsen Migrant/-innen“. Dies fand bei den Angespro- chenen so große Resonanz, dass es bereits verstetigt wurde. Beratung, Auskünfte Die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen der Galerie sind regelmäßig beteiligt an der Aus- wahl der Bewerberinnen und Bewerber für die Orgelfabrik und für die Künstlermesse. Hinzu kommen im Laufe des Jahres zahlreiche Anfra- gen von Kollegen und Kolleginnen aus anderen Museen, von Institutionen und von Privatleuten, die Auskünfte zu Kunstwerken, Künstlerinnen und Künstlern erbitten. Leihverkehr Kunstwerke aus dem eigenen Bestand und aus der Sammlung Garnatz werden immer wieder für nationale und internationale Ausstellungen als Leihgaben erbeten. Aus der Sammlung Garnatz wurden Kunstwerke von A. R. Penck an die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, von Mar- lene Dumas an das Museum für moderne Kunst Bremen und Fotografien von Bernd und Hilla Be- cher an das Kunsthaus Kaufbeuren ausgeliehen. Weiterhin wurden u. a. die Städtischen Museen Heilbronn und die Kunsthalle Baden-Baden mit Immendorff-Leihgaben unterstützt, außerdem das Münchner Stadtmuseum mit Werken von Karl Hubbuch, die Städtische Galerie Delmen- horst mit einem umfangreichen Konvolut aus der Siegelschen Sammlung und die Horst-Antes- Retrospektive im Martin-Gropius-Bau Berlin mit mehreren Gemälden des Künstlers. 23 Städtische Galerie Umgehängt: Spektral-Diametral von Künstlern und Künstlerinnen seit 1960 Februar 2011 – Juni 2012 und Umgehängt: Positionen Kunst von den 1970er Jahren bis heute Juni 2012 – Juli 2013 (Dauerausstellung + Sonderausstellungen) insgesamt 27.318 Kunst-Stoff Textilien in der Kunst seit 1960 12.11.2011 – 12.2.2012 1.747 Marcel Frey – Retrobjektive Kunstpreisträger der Werner-Stober-Stiftung 2011 17.11.2011 – 8.1.2012 s. Dauerausstellung Zeitgegenstände – Wolfgang Rihm 18.3.2012 – 10.6.2012 2.802 Top 12 Meisterschüler der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe 7.7.2012 – 07.10.2012 2.454 (KAMUNA 3.845) Natur und Poesie um 1900 – Otto Modersohn, Paula Modersohn und Worpswede 11.11.2012 – 17.2.2013 4.514 Gesamtbesucherzahl: 38.835 + 3.845 (KAMUNA) 42.680 2010 2011 2012 Dauerausstellung (ohne Sonderausstellung) 1.015 1.644 1.731 Gesamtbesucher (2009: 36.982) 39.399 45.031 42.680 2010 2011 2012 Öffentliche Führungen: (2009:140) 150 179 174 Gebuchte Führungen: (2009: 41) 28 27 23 Öffentliche Kinderkurse: (2009: 60) 60 49 49 Gebuchte Kinderkurse: (2009: 25) 29 69 84 Besucherzahlen 2012 Besucherzahlen Führungen in der Städtischen Galerie Karlsruhe
https://www.karlsruhe.de/b1/kultur/kulturfoerderung/kulturamt/HF_sections/rightColumn/1385637368833/ZZlk9TaBdUTqRx/2013-08-23-Jahresbericht%20Kulturamt%202012-Anlage.pdf
Microsoft Word - 2016-08-04-Ausschreibung Säuterich final.doc Rahmenplan Karlsruhe „Oberer Säuterich“ Ausschreibung  August 2016 Stadt Karlsruhe | Stadtplanungsamt Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren A Allgemeine Bedingungen, Verfahren 1. Auftraggeber ........................................................................................................ 1 2. Anlass und Zweck des Verfahrens ......................................................................... 1 3. Gegenstand und Art des konkurrierenden Entwurfsverfahrens .............................. 1 4. Teilnehmende Planungsbüros ................................................................................ 2 5. Jury ................................................................................................................. 3 6. Vorprüfung ........................................................................................................... 3 7. Leistungen ............................................................................................................ 4 8. Beurteilungskriterien ............................................................................................. 5 9. Unterlagen............................................................................................................ 5 10. Termine ................................................................................................................ 6 10.1 Rückfragen und Pflichtkolloquium ............................................................... 6 10.2 Abgabe ....................................................................................................... 6 10.3 Präsentation und Sitzung der Jury ................................................................ 7 11. Honorar ................................................................................................................ 7 12. Weitere Bearbeitung ............................................................................................. 8 B Aufgabe 1. Anlass und Ziel...................................................................................................... 9 2. Plangebiet und Umgebung ................................................................................... 9 2.1 Planungsrecht/Plangrundlagen ................................................................... 10 2.2 Vorgeschichte ............................................................................................ 13 2.3 Lage und Nutzungen ................................................................................. 13 2.4 Vorhandene Erschließung .......................................................................... 15 2.4.1 Straßennetz - motorisierter Individualverkehr (MIV) ........................... 15 2.4.2 ÖPNV ............................................................................................... 15 2.4.3 Radverkehr ....................................................................................... 16 2.5 (Natur)räumliche Gegebenheiten ............................................................... 16 2.6 Boden-, Natur- und Artenschutz ................................................................ 16 2.7 Unterirdische Infrastruktur ......................................................................... 16 Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 3. Anforderungen ................................................................................................... 17 3.1. Sozialverträglichkeit ................................................................................... 17 3.2 Bauflächen ................................................................................................ 18 3.3 Nutzung /Baustruktur ................................................................................ 19 3.4 Soziale Struktur ......................................................................................... 19 3.5 Lärmschutz ................................................................................................ 20 3.6 Freiraum- und Landschaftsplanung ............................................................ 20 3.7 Wasserwirtschaft ....................................................................................... 21 3.8 Klimatische und energetische Aspekte ....................................................... 22 3.9 Artenschutz ............................................................................................... 24 3.10 Mobilitätskonzept und Erschließung .......................................................... 24 3.10.1 Straßennetz ................................................................................. 25 3.10.2 ÖPNV ........................................................................................... 26 3.10.3 Radverkehr .................................................................................. 26 3.10.4 Fußverkehr ................................................................................... 26 3.10.5 Ruhender Verkehr ........................................................................ 26 3.10.6 Verknüpfungsstellen .................................................................... 27 3.11 Unterirdische Infrastruktur ......................................................................... 27 3.12 Wirtschaftlichkeit ....................................................................................... 27 C Anhang Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 1 A Allgemeine Bedingungen, Verfahren 1. Auftraggeber Auftraggeberin ist die Stadt Karlsruhe, vertreten durch das Stadtplanungsamt der Stadt Karlsruhe. Anschrift: Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt Lammstraße 7 D-76124 Karlsruhe http://www.karlsruhe.de Telefon: 0721 / 133-61 91 Fax: 0721 / 133-61 09 e-mail: stpla@karlsruhe.de Ansprechpartnerin: Andrea Thielemann 2. Anlass und Zweck des Verfahrens Die Stadt Karlsruhe ist ein attraktiver Wohnstandort, für den auch künftig eine steigende Einwohnerzahl prognostiziert wird. Zur Erweiterung des Angebotes auf dem Wohnungs- markt soll in den Gewannen „Oberer Säuterich“ und „Hinteräcker“ neuer Wohnraum in verschiedenen Wohnformen vom Einzelhaus bis zum Mehrfamilienhaus, bevorzugt in verdichteter Bauweise, entstehen und am südlichen Ortsrand von Durlach-Aue den Ab- schluss zur B3 bilden. Ziel des Verfahrens ist es, für den neuen Wohnraum in Durlach-Aue ein breites Angebot an Wohnformen und Wohnungen – auch bezahlbarem Wohnungsbau – zu schaffen. Für das Gebiet gilt es eine sinnvolle innere Erschließung zu erarbeiten und naturräumli- che Gegebenheiten, die eine Regenwasserkonzeption und die Verlagerung der im Gebiet vorkommenden Wechselkröte erfordern, in die Planung einzubeziehen. 3. Gegenstand und Art des konkurrierenden Entwurfsverfahrens Gegenstand des konkurrierenden Entwurfsverfahrens ist eine konzeptionelle städtebauli- che und gestalterische Planung für eine zukünftige Wohnbebauung auf einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche am südlichen Ortsrand von Durlach-Aue (Plangebiet ca. 13,5 ha). Hierzu wird eine zukunftsweisende und nachhaltige städtebauliche Planung mit Freiraumplanung, Regenwasserkonzeption und innovativem Verkehrskonzept für ein neues Wohnquartier, das an bestehende Wohnbebauung angrenzt, gefordert. Dem konkurrierenden Entwurfsverfahren ist ein Bewerbungsverfahren vorgeschaltet. Un- ter den qualifizierten Bewerbenden werden 5 Teilnehmende ausgewählt (siehe Punkt 4). Das Verfahren ist nicht anonym. Die Entwürfe werden der Jury von den Teilnehmenden am Tag der Jurysitzung persönlich präsentiert (siehe Punkt 10.3). Die Jury legt eine Rang- folge der Arbeiten fest. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 2 4. Teilnehmende Planungsbüros Die Aufgabe erfordert die Auseinandersetzung mit städtebaulichen, architektonischen, freiraumplanerischen, verkehrlichen und wasserwirtschaftlichen Belangen. Teilnahmebe- rechtigt sind nur Planungsteams aus Stadtplanern oder Architekten mit Landschaftsarchi- tekten. Das Hinzuziehen von Verkehrsplanern und wasserwirtschaftlich ausgerichteten Ingenieursbüros, die fundierte Kenntnisse zu Regenwasserkonzeptionen nachweisen können, wird dringend empfohlen. Die Federführung liegt bei den Stadtplanern bzw. Architekten. Die Teams können in Ihrer Zusammensetzung im Verlauf des Verfahrens nicht verändert werden. Die Bewerbungsphase des konkurrierenden Entwurfsverfahrens lief vom 01.06.2016 bis zum 01.07.2016 und wurde in „wettbewerbe aktuell“ (06/2016, Erscheinungsdatum 01.06.2016) sowie den „Badischen Neuesten Nachrichten“ (Erscheinungsdatum 28.05.2016) und der Stadtzeitung (Erscheinungsdatum 27.05.2016) ausgeschrieben. Zudem wurde der Hinweis auf die Ausschreibung auf den Internetportalen von „compe- tionline“ (ab dem 23.05.2016) und „wettbewerbe aktuell“ (ab dem 02.06.2016) sowie auf der Internetseite der Stadt Karlsruhe (ab dem 23.05.2016) bekanntgegeben. Die eingegangenen Bewerbungen wurden von einem von der Jury unabhängigen Gre- mium anhand eines Punktesystems bewertet. Die Bewerber mussten folgende Nachwei- se erbringen:  Auflistung vergleichbarer städtebaulicher Planungen (max. 3 Punkte),  Projekt vergleichbarer Aufgabenstellung mit innovativen Wohnformen (max. 5 Punkte),  Projekt einer städtebaulichen Planung mit Anteil an Freiflächenplanung (max.5 Punkte),  Projekt mit innovativer Lösung für ein Mobilitäts-/Energiekonzept (max. 3 Punkte),  Projekt mit innovativer Lösung für ein wasserwirtschaftliches Konzept (max. 5 Punkte),  Wettbewerbserfolg (max. 2 Punkte). Unter den eingegangenen 19 Bewerbungen wurden folgende Teilnehmende ausgewählt bzw. gelost: 1. ARGE KHta-KH studio SARL und Tamandua GbR ARGE Lavaland & Treibhaus Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH Gertz Gutsche Rümenapp GbR 2. Machleidt GmbH-Städtebau, Stadtplanung SINAI Gesallschaft von Landschaftsarchitekten mbH SHP Ingenieure Performative Architektur 3. 711 Labor für urbane Orte und Prozesse Lohrberg Stadtlandschaftsarchitektur PartGmbH diem.baker GbR Verkehrsplanung Link 4. Humpert & Kösel-Humpert, freie Architekten & Stadtplaner Stadt Landschaft Plus Landschaftsarchitekten 5. K 9 Architekten GmbH Faktorgruen ModusConsult Karlsruhe Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 3 5. Jury Die Jury setzt sich wie folgt zusammen und ist vor der endgültigen Abfassung dieser Auslobung gehört worden: Fachjuroren (Gesamtzahl sieben Personen) - Prof. Gerd Gassmann, Architekt, Karlsruhe - Werner Gerhardt, Stadtplaner und Architekt, Karlsruhe - Prof. Sigurd K. Henne, Landschaftsarchitekt, Bruchsal - Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner, Leiterin Stadtplanungsamt Karlsruhe - Anne Sick, Leiterin des Amtes für Hochbau und Gebäudewirtschaft Karlsruhe - Prof. Dr. Peter Vortisch, Verkehrsplaner, Karlsruhe - Klaus Weindel, Stellvertretender Leiter Gartenbauamt Karlsruhe Stellvertretende Fachjuroren (Gesamtzahl drei Personen) - Georg Gerardi, Stadtplaner und Architekt, Stadtplanungsamt Karlsruhe - Thomas Henz, Landschaftsarchitekt, Gartenbauamt Karlsruhe - Ulrich Wagner, Verkehrsplaner Stadtplanungsamt Karlsruhe Sachjuroren (Gesamtzahl sechs Personen) - Alexandra Ries, Ortsvorsteherin Durlach - Dirk Müller, Ortschaftsrat CDU - Hildegund Brandenburg, Ortschaftsrätin Grüne - Stefan Volz, Ortschaftsrat SPD - Petra Stutz, Ortschaftsrätin FW - Dr. Horst Dilger, Ortschaftsrat (ehem.) FDP Stellvertretende Sachjuroren (Gesamtzahl sechs Personen) - Jörg Köster, stellv. Ortsvorsteher Durlach - Klaus Scheuermann, Ortschaftsrat CDU - Ralf Köster, Ortschaftsrat Grüne - Iris Holstein, Ortschaftsrätin SPD - Jürgen Wenzel, Ortschaftsrat FW - Dr. Angelika Fink-Sontag, Ortschaftsrätin FDP Sach- und Fachverständige Beraterinnen und Berater ohne Stimmrecht - Martin Stengel, Arbeitsgemeinschaft Auer Vereine und Kirchengemeinden - Christian Sturm, 1. Vorsitzender Bürgergemeinschaft Durlach und Aue 6. Vorprüfung Die Vorprüfung wird die abgegebenen Planungen insbesondere auf die im Aufgabenteil beschriebenen Anforderungen hin überprüfen. Sie erfolgt unter Federführung des Stadt- planungsamtes durch: – Andrea Thielemann, N.N., Stadtplanungsamt – Hans-Volker Müller, Gartenbauamt – Johannes Niederstraßer, Umweltamt – Albrecht Dörr, Tiefbauamt – Stadtentwässerung, N.N., Tiefbauamt – Straßenwesen Die Auftraggeberin behält sich vor, weitere sach- und fachverständige Berater und Vor- prüfer zu benennen. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 4 7. Leistungen Es werden nachfolgende Leistungen verlangt: (Die Art der Darstellung ist grundsätzlich frei wählbar, das Format der Ergebnispläne ist jedoch auf maximal 2 DIN A0 Pläne im Querformat festgelegt.)  1 Gesamtplan M 1:2.500 Darstellung - der Baustruktur, insbesondere in Verbindung mit den angrenzenden Quartieren  Piktogramme Darstellung - der Siedlungsbereiche und landschaftsräum- lichen Einbindung - der Erschließungsstruktur - des Regenwasser- bzw. Versickerungskon- zepts (Multifunktionale Flächennutzung im Sinne von Regenwasserspeicherung) mit er- läuternden Skizzen  1 Lageplan M 1:1.000 Darstellung - der Bebauungsstruktur und Anzahl der Voll- geschosse - der Grünflächen mit Gestaltungshinweisen - des Fuß- und Radverkehrsnetzes und dessen Ausgestaltung mit ruhendem Verkehr  1 Lageplan M 1:500 Darstellung eines Teilbereichs (Größe ca. 1 ha), der innerhalb der im FNP dargestellten Wohn- baufläche liegt – konzeptabhängig wählbar: - Entwicklung von baulichen Prototypen und schematischen Darstellung von Grundrissen und Schnitten - Freiflächen- / Wohnumfeldgestaltung - Unterbringung von Stellplätzen  1 Querschnitt M 1:500 mit Anschluss an die Bestandsbebauung  1 Modell M 1:500 auf der überlassenen Grundplatte  mindestens 1 Visualisierung Darstellung frei wählbar, gerne Skizzenform räumliche Ausformung: - zentraler Entwurfsbereich  Erläuterungen max. 2 DIN A4-Seiten - Entwurfsidee, - gestalterische Zielsetzungen, - funktionale Lösungsansätze, - wasserwirtschaftliches Konzept oder - andere wichtige Entwurfsaspekte. Erläuternde Skizzen, Zeichnungen sind ge- wünscht und können auch in den Plänen darge- stellt werden. Die genannten Leistungen müssen in einer Ausfertigung für die Jurysitzung und in einer Ausfertigung für die Vorprüfung eingereicht werden. Zudem sind die Pläne auf DIN A3 verkleinert abzugeben. Darüber hinaus sind folgende digitale Daten einzureichen: Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 5 Zusätzlicher Plan für Berechnun- gen der Vorprüfung schwarz/weiß dwg-Format Berechnungs- und Flächenplan Angabe der Geschossigkeit Grobe Vermaßung der Baukörper Maße der Straßen und öffentlichen Räume Angabe der Bruttobaufläche, der Flächen der Straßen und Wege, der öffentlichen Grün/Freiflächen  Formblatt für die Berechnung Vgl. Anlage C, Punkt 8  CD-Rom Alle Pläne sind auf einer CD-Rom im jpg-Format (Auflösung 300 dpi) und pdf-Format (in Vektor- grafik) abzugeben.  Verfassererklärung  Einverständniserklärung Erklärung der Teilnehmenden (bevollmächtigte Vertretung) entsprechend des ausgegebenen Vordrucks (vgl. Anlage C, Punkt 10). Einverständniserklärung, die eine Bereitstellung der Arbeiten im Internet zusagt.  Präsentation als PPP-Datei oder PDF-Datei Vorstellung der eigenen Arbeit am Tag der Jury- sitzung. Die Präsentation muss dem Stadtplanungsamt vor Jurysitzung (siehe Punkt 10 Termine) vorlie- gen, da ansonsten nicht gewährleistet werden kann, dass die Präsentation einwandfrei und oh- ne Verzögerungen vor Ort läuft. 8. Beurteilungskriterien - Städtebauliche und landschaftsplanerische Leitidee - Städtebauliche und freiräumliche Qualität, Qualität der öffentlichen Räume - Konzeption und Qualität der angebotenen Wohnformen - Ökologische Einbindung unter klimatologischen Aspekten, der Umweltverträglich- keit sowie dem Übergang zum Grünraum - Einbindung eines wasserwirtschaftlichen Konzeptes in die städtebauliche Pla- nung/Freiraumplanung unter Gesichtspunkten der Flächenökonomie und der multi- funktionalen Flächennutzung - Mobilitätskonzept, innovative Ansätze - Wirtschaftlichkeit, Flächenökonomie Die Jury behält sich vor, die einzelnen Kriterien zu präzisieren und zu gewichten. 9. Unterlagen Die Unterlagen bestehen aus dem vollständigen Ausschreibungstext (Teil A und B) sowie den unter Teil C aufgeführten Anlagen. Voraussetzung für den Erhalt der für die Bearbeitung des Verfahrens ebenfalls notwen- digen Anlagen (Teil C der Ausschreibung) ist, dass von den Teilnehmenden zuvor eine Datenschutzerklärung unterschrieben wird. Das Datenschutzformular wird den Teil- nehmenden vor Ausgabe der Anlagen (Teil C der Ausschreibung) per Mail zugesandt. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 6 Das Formular ist dann ausgefüllt und unterzeichnet per Fax oder E-Mail an die Auftrag- geberin bis spätestens 30.08.2016 zu senden: Fax an 0721-1336109, E-Mail an andrea.thielemann@stpla.karlsruhe.de. Wenn das Formular der Auftraggeberin vorliegt, sind die Anlagen (Teil C der Ausschrei- bung) erhältlich und werden in Form einer DVD an die Teilnehmenden (bevollmächtigte Vertreter) gemäß Zeitplan verschickt. 10. Termine - Juryvorbesprechung 18.07.2016 - Digitaler Versand/Bereitstellen der Unterlagen ab 36. KW - Pflichtkolloquium (mit Ausgabe Modellplatte) 19.09.2016 - Ausgabe der Modellplatte 19.09.2016 - Abgabe der Arbeiten 28.10.2016 - Abgabe des Modells 10.11.2016 - Abgabe der Präsentation 08.12.2016 - Jurysitzung 12.12.2016 - Ausstellung der Arbeiten ab 50. KW 10.1 Rückfragen und Pflichtkolloquium Die Rückfragen werden allein im Rahmen des Pflichtkolloquiums am 19.09.2016 be- antwortet. Das Kolloquium findet um 14.00 Uhr im Bürgersaal des Rathauses Dur- lach, Pfinztalstraße 33, statt. Jurorinnen und Juroren, Teilnehmende, Beraterinnen und Berater werden dazu eingeladen. Um 12.00 Uhr ist eine Ortsbesichtigung geplant. Treffpunkt ist die Haltestelle Steiermärker Straße, Tramlinie 2. Die Teilnahme am Kolloquium um 14.00 Uhr ist verpflichtend. Die Einlegeplatten für das Modell werden hier ausgegeben. Das Ergebnisprotokoll wird an alle Teilnehmenden bis voraussichtlich 26.09.2016 per E- Mail verschickt und ist Bestandteil der Ausschreibung. 10.2 Abgabe Planabgabe Abgabetermin ist Freitag, der 28.10.2016. Bis 16.00 Uhr sind die entsprechenden Unterlagen abzugeben beim: Stadtplanungsamt, Bereich Stadtbild, Karl-Friedrich-Str. 14-18, 76133 Karlsruhe (Vorderhaus, 3. OG, Zimmer 3.5) Für Arbeiten, die von einem Kurierdienst abgegeben werden, ist die o. g. Adresse zu verwenden. Eine Empfangsbestätigung wird ausgestellt. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 7 Für Arbeiten, die per Post aufgegeben werden, ist nachfolgende Adresse anzugeben. Es ist ebenfalls zu gewährleisten, dass die Arbeiten am Abgabetermin bis 16.00 Uhr beim Stadtplanungsamt vorliegen. Längere Postwege sind einzukalkulieren. Stadtplanungsamt Karlsruhe: „Oberer Säuterich“ Stadt Karlsruhe, Stadtplanungsamt Lammstraße 7 76124 Karlsruhe Modellabgabe Abgabetermin ist der 10.11.2016. Bis spätestens 16.00 Uhr müssen die Modelle beim Stadtplanungsamt abgegeben werden. Es gelten die zuvor genannten Adressen. 10.3 Präsentation und Sitzung der Jury Am 12.12.2016, ab 9.30 Uhr, werden die Arbeiten von den Bearbeitern der Jury vorge- stellt. Die Sitzung findet im Bürgersaal im Rathaus Durlach, Pfinztalstraße 33, statt. Da- nach werden die Juroren in einer internen Sitzung eine Empfehlung zur Umsetzung einer der Arbeiten aussprechen. Die Reihenfolge der Präsentation ist wie folgt vorgesehen: 930 Uhr Humpert & Kösel-Humpert, freie Architekten & Stadtplaner, Karlsruhe 1015 Uhr 711 Labor für urbane Orte und Prozesse, Stuttgart 1100 Uhr K 9 Architekten GmbH, Freiburg 1145 Uhr Machleidt GmbH-Städtebau, Stadtplanung, Berlin 1230 Uhr ARGE KHta-KH studio SARL und Tamandua GbR, Berlin 11. Honorar Die Teilnahme an dem konkurrierenden Entwurfsverfahren wird als Pauschalhonorar ver- gütet: Honorar: 8.500,- Euro pro Planungsteam, inklusive Mehrwertsteuer Mit diesem Honorar sind sämtliche Leistungen abgedeckt. Auswärtige Büros erhalten die Reisekosten erstattet. Das Büro, das mit dem 1. Rang ausgezeichnet wird, erhält eine weitere Vergü- tung von 1.500,- Euro (inkl. MwSt.) Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 8 12. Weitere Bearbeitung Die Auftraggeberin wird ein Planungsteam unter Würdigung der Empfehlung der Jury mit der Erstellung des Rahmenplans beauftragen, sofern kein wichtiger Grund einer Be- auftragung entgegensteht. Die Beauftragung erfolgt auf der Grundlage des städtebauli- chen Entwurfs als besondere Leistung in der Flächenplanung (Anlage 9 HOAI 2013, Merkblatt Nr. 51 der Architektenkammer Baden-Württemberg). Im Falle einer weiteren Bearbeitung werden durch das konkurrierende Entwurfsverfahren erbrachte Leistungen bis zur Höhe des genannten Honorars nicht erneut vergütet, wenn das Ergebnis des Verfahrens in seinen wesentlichen Teilen unverändert der weiteren Be- arbeitung zugrunde gelegt wird. Die Arbeiten gehen in das Eigentum der Auftraggeberin über. Das Urheberrecht bleibt bei den Verfassern. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 9 B Aufgabe 1. Anlass und Ziel Karlsruhe gilt als attraktiver Wohnstandort und ist eine Stadt mit wachsender Einwoh- nerzahl. Das Angebot auf dem Wohnungsmarkt ist jedoch begrenzt und kann die Nach- frage kaum bedienen. Aufgabe der Stadtplanung ist es daher, Planungsrecht für Wohn- bauflächen zu schaffen und darüber hinaus neue Wohnbauflächen zu finden. Südlich von Durlach Aue, einem Stadtteil von Karlsruhe, bieten sich Flächen für eine neue Wohnbebauung in den Gewannen „Oberer Säuterich und Hinteräcker“ an. Hier sollen unterschiedliche Wohnformen entstehen - aufgrund des Wohnraummangels auch in verdichteter Bauweise - und Durlach-Aue einen neuen südlichen Ortsrand erhalten. Ziel des konkurrierenden städtebaulichen Verfahrens ist es, Planungen für ein Wohn- quartier zu erhalten, das sich durch eine hohe städtebauliche Qualität und ein gelunge- nes Zusammenspiel von baulichen und (frei)räumlichen Strukturen auszeichnet. Dabei gilt es insbesondere auszuloten, welche Bebauungsdichte verträglich ist, um dem Gleich- gewicht zwischen Bodenknappheit und Bevölkerungswachstum sowie zwischen Energie- effizienz und Wohnqualität gerecht zu werden. Das zukünftige Gebiet muss sich mit sei- ner Baudichte und –struktur in die benachbarte Bebauung und Landschaft einfügen. Es soll ein breites Angebot an Wohnungen, auch an bezahlbarem Wohnraum geschaffen werden. Dabei müssen die Aspekte  der Siedlungsentwicklung,  der Freiraumplanung,  des Artenschutzes,  der Wasserwirtschaft sowie  des Verkehrs beachtet und zu einem tragfähigen und innovativen Konzept vereint werden. Aus dem Entwicklungskonzept des Wohnquartiers soll ein Rahmenplan entstehen, der Grundlage für einen Bebauungsplanentwurf wird. 2. Plangebiet und Umgebung Das Plangebiet befindet sich samt Umgebung im Südosten von Karlsruhe und besteht aus den Gewannen „Oberer Säuterich und Hinteräcker“. Diese gehören zum Karlsruher Stadtteil Durlach-Aue und liegen am südlichen Rand des Stadtteils. Das Plangebiet mit einer Gesamtgröße von ca. 13,5 ha ist in zwei Bereiche gegliedert, eine ca. 6,5 ha große Fläche, die laut FNP und Regionalplan derzeit für die Wohnbebau- ung vorgesehen ist (siehe Punkt 2.1), und eine ca. 7 ha große Fläche, die Grünflächen (Ausgleichsflächen) beinhaltet, über die zusätzlich in Teilbereichen (im Nordwesten) aber auch über eine Erweiterung der Wohnbebauung nachgedacht werden soll (vgl. Punkt 3.2 und Anlage C, Punkt 1 Lagepläne, Geltungsbereich). Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 10 Plangebiet 2.1 Planungsrecht/Plangrundlagen (vgl. Anlage C, Punkt 2) Im Regionalplan Mittlerer Oberrhein 2003 ist der gesamte Planungsbereich als „regi- onalplanerisch abgestimmter Bereich für Siedlungserweiterung“ festgelegt. Der südlich daran angrenzende Bereich bis zur B3 und zur Fiduciastraße ist als festgelegte „Grünzä- sur“ gänzlich von Bebauung freizuhalten. Im Westen des Gebietes verläuft ein regionaler Grünzug. Auszug aus dem Regionalplan Mittlerer Oberrhein Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 11 Der gültige Flächennutzungsplan 2010 (FNP) des Nachbarschaftsverbandes Karlsruhe (NVK) stellt einen ca. 5,5 ha großen Planungsbereich als geplante Wohnbaufläche dar. An diese Wohnbauflächen schließt im Westen ein geplantes Kleingartengebiet, im Süden und Norden landwirtschaftlich genutzte Flächen sowie im Südosten ein Festplatz an. Der im westlichen und südwestlichen Bereich im FNP dargestellte und bestehende Lärm- schutzwall auf der Ostseite der Fiduciastraße und der Nordseite der B3 wird im FNP in südöstlicher Richtung entlang der B3 bis zur bestehenden Brücke fortgeführt. Auszug aus dem Flächennutzungsplan 2010 Für den „Oberen Säuterich“ wurde am 22.04.2015 ein Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst mit dem Ziel, neuen Wohnraum in Durlach zu schaffen und da- bei auch den sozialen Wohnungsbau zu berücksichtigen. Der Geltungsbereich des Auf- stellungsbeschlusses wurde größer als die Wohnbaufläche im Flächennutzungsplan ge- wählt, um mögliche Kompensationsflächen für den Artenschutz einzubeziehen Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 12 Geltungsbereich des B-Plan-Aufstellungsbeschlusses Das Plangebiet des konkurrierenden Entwurfsverfahrens weicht etwas vom Geltungsbe- reich des zukünftigen Bebauungsplans ab. Es umfasst auch noch Flächen im Nordwesten und greift damit in den bestehenden Bebauungsplan Nr. 558 „Säuterich und Säusteiger- feld“ aus dem Jahr 1980 ein, der hier ein Gartenhausgebiet festsetzt. Überlagerung geltende B-Pläne - Plangebiet (beinhaltet nicht die Planfeststellung der Straßenbahn) Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 13 Westlich dieses Gartenhausgebiets setzt der Bebauungsplan darüber hinaus einen Lärm- schutzwall fest. Dieser erstreckt sich jedoch, entgegen der damaligen Planung, dem Straßenverlauf der Fiduciastraße in südlicher Richtung folgend bis zur Kreuzung mit der B3. Das heutige Erfordernis der seinerzeitigen Festsetzung soll daher im Rahmen des wei- teren Bebauungsplanverfahrens überprüft werden. Die Teilfläche nordöstlich der Stadt- bahntrasse ist im Bebauungsplan Nr. 360 „Friedhofserweiterung Durlach-Aue“ aus dem Jahr 1969 als Friedhofserweiterungsfläche festgesetzt. 2.2 Vorgeschichte In Karlsruhe besteht ein großer Bedarf an Wohnbauflächen. Bereits seit geraumer Zeit soll daher für das im Flächennutzungsplan als geplante Wohnbaufläche ausgewiesene Gelände im „Säuterich“ ein Wohngebiet entwickelt werden. Das Stadtplanungsamt hat 2007 dem Ortschaftsrat Durlach und anschließend dem Planungsausschuss Karlsruhe erstmals einen städtebaulichen Entwurf für das Gebiet präsentiert, für den auch bereits eine artenschutzrechtliche Beurteilung sowie eine solar- und energetische Untersuchung eingeholt wurden. Dieser Entwurf sah eine relativ kleine Parzellierung mit Einzel-, Dop- pel-, und Reihenhäusern vor und ging von einem Einwohnerwachstum von bis zu 500 Personen aus. Darüber hinaus erfolgte eine Haupterschließung über ein bestehendes Wohnquartier. Sowohl die Art der Wohnformen, als auch die Erschließung wurden sei- nerzeit hinterfragt. Gerade vor dem Hintergrund des wachsenden Bedarfs an Wohnraum in Karlsruhe wurde von den politischen Gremien angeregt, auch alternative Wohnformen (Baugruppen) und Geschosswohnungsbau in die Planung aufzunehmen und die Haupterschließung noch- mals zu prüfen. 2.3 Lage und Nutzungen Das Plangebiet wird derzeit überwiegend landwirtschaftlich genutzt. Es besteht aus Ackerflächen für den Gemüsebau, Grünland und Streuobstwiesen. Vereinzelt sind es Kleingärten mit Gartenhäusern (vgl. Anlage C, Punkt 5.1 Luftbild). Es besteht vorwiegend aus Grundstücken diverser Privateigentümer. Die Stadt Karlsruhe ist Eigentümerin der Verkehrsflächen, der Grünflächen im Südwesten und Südosten so- wie vereinzelter landwirtschaftlich genutzter Grundstücke. Darüber hinaus gibt es in der geplanten Wohnbaufläche Gewächshäuser einer östlich der Steiermärker Straße gelege- nen Gärtnerei. Zur Umsetzung des Planvorhabens ist die Durchführung eines Bodenord- nungsverfahrens erforderlich. Im Südosten des Plangebiets liegt der als Festplatz genutzte Hansaplatz mit dem Ver- einsheim des Musikvereins Durlach-Aue. Im Nordwesten grenzt ein „Allgemeines Wohngebiet“ an, das aus Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern mit einem, zwei oder drei Vollgeschossen besteht. Nördlich des Gebiets befinden sich der Friedhof sowie weitere bauliche Anlagen einer Gärtnerei. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 14 Eigentumsverhältnisse Die nördlich daran anschließende Bebauung beinhaltet den historischen Ortskern von Durlach-Aue mit einer gemischten Struktur aus Wohnen und gewerblicher Nutzung. An den Haupterschließungsstraßen findet sich hier oft eine durchgehend geschlossene Be- bauung mit wenig Einblick in die dahinter liegenden Bereiche. Zum Teil wurde der rück- wärtige historische Gebäudebestand schon abgebrochen und es zeigt sich eine unge- ordnete bauliche Entwicklung durch Wohngebäude in zweiter Reihe. Der zentrale Bereich von Durlach-Aue ist seit 2015 als Sanierungsgebiet in das Städte- bauförderprogramm "Aktive Stadt- und Ortsteilzentren" (ASP) als Bund-Länder- Programm aufgenommen. Im Westen grenzt das Gebiet an Kleingärten und Grünflächen, im Osten an Hallen und landwirtschaftlich genutzte Fläche. Im Süden gibt es ebenfalls landwirtschaftlich genutzte Flächen. Südlich des Knoten- punkts B3/Fiduciastraße wird in naher Zukunft eine Multienergietankstelle entstehen. Südlich hinter dieser befindet sich ein Umspannwerk. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 15 2.4 Vorhandene Erschließung Verkehrsbereiche (vgl. Anlage C, Punkt 3.1) 2.4.1 Straßennetz - motorisierter Individualverkehr (MIV) Das Plangebiet wird im Süden von der B3 begrenzt. Von der B3 führt die Fiduciastraße ab Richtung Norden und begrenzt das Gebiet im Westen. Im Osten verläuft die Steier- märker Straße, die von Durlach-Aue kommt und zum Festplatz des Gebiets führt. Von Osten ist das Gebiet über den Schindweg zu erreichen. Im Westen geht die Schlesier Straße von der Fiduciastraße ab und führt über die Karpatenstraße in den südlichen Be- reich des angrenzenden Wohngebiets „Säuterich und Säusteigerfeld“. Das Gebiet selbst ist von einigen befestigten Feldwegen durchzogen. An der Schlesier Straße am Friedhof Aue zwischen Tiroler- und Memeler Straße befindet sich ein Carsharing-Standort von Stadtmobil. 2.4.2 ÖPNV Mit dem öffentlichen Nahverkehr ist das Gebiet über die Straßenbahnlinien 2 und 8 (nur für Schülerverkehr) zu erreichen, die mit den Haltestellen Schlesier Straße (West) und Steiermärker Straße in unmittelbarer Nähe des neuen Wohngebietes liegen. Die Straßen- bahntrasse grenzt im Norden direkt an das Gebiet an. In der Schlesier Straße und der Steiermärker Straße befinden sich signalisierte Bahnübergänge. Fiduciastraße B3 Steiermärker Straße Karpatenstraße Tiroler Straße Memeler Straße Carsharing Radweg Schlesier Straße Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 16 2.4.3 Radverkehr Im Süden des Gebiets verläuft entlang der B3 ein Radweg. Im Westen biegt er Richtung Durlach/Killisfeld und Oberwald/Wolfartsweier ab, im Osten führt er auf die Steiermärker Straße Richtung Durlach-Aue bzw. Richtung Süden nach Wolfartsweier. Dieser Radweg ist als Nebennetz Bestandteil des Karlsruher Radverkehrsnetzes. 2.5 (Natur)räumliche Gegebenheiten Das Gebiet ist relativ flach und eben. Es befindet sich auf einer Höhe von ca. 115,70 NHN (bei der angrenzenden Wohnbebauung) bis ca. 118,50 NHN (bei dem Wendehammer an der Steiermärker Straße). Lediglich der im Westen und Südwesten aufgeschüttete Lärmschutzwall entlang der Fiduciastraße und der B3 bildet mit einer Hö- he von ca. 122 NHN eine Erhebung. Der Lärmschutzwall verlief früher gemäß der Dar- stellung des Bebauungsplans „Säuterich und Säusteigerfeld“ etwas abgerückt von der Straße, wurde aber 2010 versetzt. Im Plangebiet ist mit hohen Grundwasserständen von 115,50 NHN zu rechnen. Die recht kleinteilig genutzte Kulturlandschaft ist im westlichen Bereich durch eine Ver- flechtung von Äckern, Wiesen, Brachen, Gärten und Grabeland mit Feldhölzern und Obstbäumen geprägt. Entlang der Straßenbahntrasse und der B3 wurden entsprechend der jeweiligen Planfest- stellung Baumreihen gepflanzt, ferner eine Reihe mit Eichen nahe des Knotenpunktes B3/Fiduciastraße. 2.6 Boden-, Natur- und Artenschutz Das Gebiet besteht aus wertvollen, natürlich gewachsenen Böden, bei denen es sich laut Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Freiburg um Böden mit hoher bis sehr hoher Funktionserfüllung gegenüber den natürlichen Bodenfunktionen handelt, was zu einem hohen Ausgleichsbedarf führt. Das Plangebiet befindet sich innerhalb des Wasserschutzgebietes Durlacher Wald (Schutzzone IIIB). Naturschutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete oder geschützte Biotope sind im Plangebiet nicht vorhanden. Artenschutzrechtlich relevante Arten sind die nach Anhang IV der FFH-Richtlinie ge- schützten Fledermausarten (insbesondere die Zwergfledermaus), die Zauneidechse, die Wechselkröte sowie die im Gebiet brütenden europäischen Vogelarten der Vogelschutz- richtlinie. Geeignete Flächen für zwei zu entwickelnde Ausgleichshabitate zur Umsied- lung der Wechselkröte (vgl. Punkt 3.9) werden derzeit gesucht. Eine der Flächen muss in der Nähe des derzeitigen Habitats liegen (vgl. Anlage C, Punkt 6). Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 17 2.7 Unterirdische Infrastruktur Auf der Ostseite der Fiduciastraße vor dem Lärmschutzwall verlaufen ein Mischwasserka- nal, der vor einiger Zeit erneuert wurde, sowie die Hausanschlüsse der Multienergietank- stelle. Im südwestlichen Bereich des Gebiets gibt es einen Regenwasserkanal, der zur B3 führt und auf Höhe des Hansaplatzes wieder auf das Gebiet abzweigt. Ein weiterer Mischwasserkanal verläuft entlang der Steiermärker Straße Richtung Festplatz und trifft dort auf einen Schmutzwasserkanal (siehe Anhang C, Punkt 1 Lageplan, Kanalkataster). 3. Anforderungen Ziel des konkurrierenden Verfahrens ist es, ein attraktives Wohnquartier zu erhalten, mit dem sich die Bewohnerinnen und Bewohner identifizieren. Um eine hohe Qualität zu er- reichen sind u. a. die folgenden Kriterien von großer Bedeutung: Lebens-, Wohn- und Freizeitqualität, Lebendigkeit, Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, fußgängerfreundliche Straßenräume und Barrierefreiheit, Sicherheit, Integration, sozialgerechte Mobilität. 3.1. Sozialverträglichkeit Die Stadt Karlsruhe hat im September 1995 beschlossen, dass bei Siedlungsplanungen verstärkt auf deren Sozialverträglichkeit geachtet werden muss (überarbeitete Auflage „Gemeinschaftsaufgabe Sozialverträglichkeit“, September 2001). Folgende Ziele sind formuliert worden, die bei der Bearbeitung der Aufgabe zu beachten sind: - Soziale Durchmischung, demografische Vielfalt durch unterschiedliche Bau- und Ei- gentumsformen (bspw. generationsübergreifendes Wohnen) - Verringerung von Mobilitätszwängen und der Pkw-abhängigen Mobilität - Straßenraum als Raum öffentlicher Begegnung - Priorität der Aufenthalts-/Spielfunktion vor der Verkehrs-/Parkierungsfunktion - Schaffung eines Gemeinwesens mit wirksamen Nachbarschaften in einem vielseiti- gen Wohnumfeld, dadurch auch die Gewährleistung von Sicherheit - Förderung der Kommunikation und Identifikation durch gut zugängliche Infrastruk- tureinrichtungen - Gestaltung des öffentlichen Raums als Aufenthaltsmöglichkeit für alle Gruppen der Bevölkerung - Gewährleistung von höchstmöglicher Sicherheit durch entsprechende Gestaltung und Belegung von Wegen Zudem hat der Gemeinderat der Stadt Karlsruhe am 21. Januar 2014 zum Zweck der Förderung von bezahlbarem bzw. sozialem Wohnraum das Karlsruher Wohnraumförde- rungsprogramm (KaWoF) beschlossen, das die Auszahlung finanzieller Zuschüsse bei der Schaffung von sozialem Wohnraum vorsieht. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 18 3.2 Bauflächen Im Regionalplan und Flächennutzungsplan ist für das Gebiet „Oberer Säuterich“ eine Siedlungserweiterungsfläche bzw. Wohnbaufläche vorgesehen. Aufgrund des Wohn- raummangels und der damit verbundenen Suche nach zusätzlichen Wohnbauflächen soll im Rahmen des konkurrierenden Entwurfsverfahrens über eine Erweiterung der bisher festgelegten Wohnbaufläche nachgedacht werden. Erweiterung Wohnbaufläche (vgl. Anlage C, Punk 1 Lagepläne, Geltungsbereich) So ist eine Ausdehnung der Siedlungsfläche Richtung Westen mit Aufnahme der Sied- lungskante des vorhandenen Wohngebiets an der Fiduciastraße und damit eine Abrun- dung des Wohngebiets durchaus denkbar und soll bei der Bearbeitung mit einbezogen werden. Von der beschriebenen Erweiterung wäre im Regionalplan ein kleiner Bereich der Grünzäsur betroffen. Die Grünzäsur im Süden und der regionale Grünzug blieben jedoch erhalten, so dass der Eingriff in den Regionalplan gering wäre. Im konkurrierenden Entwurfsverfahren kann auch über eine darüber hinausgehende Er- weiterung der Wohnbebauung bis an die Fiduciastraße nachgedacht werden. Diese würde aber in den regionalen Grünzug eingreifen und hätte auch Folgen für den vor- handenen Lärmschutz, der abgetragen und in anderer Form ersetzt werden müsste. Darüber hinaus wären ein Mischwasserkanal und Hausanschlussleitungen für die Mul- tienergietankstelle zu berücksichtigen. Einer derartigen Erweiterung der Wohnbaufläche muss daher ein sehr überzeugendes städtebauliches Konzept zu Grunde liegen, das den Eingriff rechtfertigt. Erweiterung Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 19 Da zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht feststeht, ob eine Erweiterung im weiteren Verfah- ren auch umgesetzt wird, muss das städtebauliche Konzept inklusive Erschließung auch ohne Erweiterungsfläche schlüssig sein und funktionieren. 3.3 Nutzung /Baustruktur Für das zukünftige Wohngebiet „Oberer Säuterich“ ist entsprechend der Nachbarbe- bauung „Säuterich und Säusteigerfeld“ die Festsetzung „Allgemeines Wohngebiet“ vor- gesehen. Neben dem Wohnen sind auch Nutzungen, die der Versorgung des Gebietes dienen, zugelassen, um ein lebendiges Quartier mit z B. Läden, kulturellen Einrichtungen u.a. zu ermöglichen. Die Stadt Karlsruhe strebt für den „Oberen Säuterich“ unterschiedliche Wohnformen an. Diese können vom Einfamilien-, Doppel- oder Reihenhaus bis zum Geschosswohnungs- bau reichen. Denkbar sind auch alternative Wohnformen (Baugruppen). Die Einwohner von Aue wünschen sich eine kleinteilige Baustruktur (vgl. Anhang C, Punkt 8). Aufgrund der Nachfrage nach Wohnraum ist darüber hinaus eine verdichtete Bauweise anzustre- ben, die auch dem bezahlbaren Wohnungsbau gerecht werden kann. Für die unter- schiedlichen Wohnformen sind unter dem Aspekt sich verändernder Wohnraumansprü- che der Bewohner flexible Grundrisse zu ermöglichen. Zentrale Aufgabe des städtebaulichen Entwurfs wird die Ermittlung der angemessenen Bebauungsdichte sein. So soll die Wohnbebauung einerseits eine höhere Dichte erhalten, um dem Mangel an Wohnraum entgegenzuwirken, sich andererseits aber noch in die vorhandene Bebauung mit ihrer eher dörflichen Struktur einfügen und zu keinem städ- tebaulichen Bruch führen. Es gilt daher auszuloten, was an diesem Ort in welchen Berei- chen an Baumasse und Bauhöhe verträglich ist. Im Entwurf ist nachzuweisen, wie mit der vorgeschlagenen Bebauung städtebauliche Qualitäten geschaffen werden können. 3.4 Soziale Struktur Der zukünftige Wohnungsbestand soll auch innerhalb der Gebäude eine soziale Mi- schung und ein vielfältiges Angebot an Wohn- und Belegungsformen gewährleisten. Dabei gilt es, insbesondere auch Wohnformen zu berücksichtigen, die bezahlbaren Wohnungsbau ermöglichen. Attraktive Ausformungen der Gebäude und der Freiräume mit klarer Definition der öf- fentlichen, halböffentlichen und privaten Bereiche sollen das nachbarschaftliche Mitei- nander der Bewohnerinnen und Bewohner fördern. Das Zusammenleben und die Integration verschiedener Gruppen soll durch verschiedene Wohnformen ermöglicht werden. Die Bedürfnisse derjenigen, die am stärksten auf das Wohngebiet angewiesen sind (Frauen, Kinder, Jugendliche, alte Menschen oder Men- schen mit Behinderung) müssen berücksichtigt werden. Darüber hinaus soll die Möglichkeit gegeben sein, eine eventuell nachgefragte Pflege- wohngemeinschaft zu realisieren. D.h. mehrere Wohnungen müssen zu einer Wohnein- heit mit mindestens 250 m² zusammenzuschließen sein. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 20 3.5 Lärmschutz Das Gebiet ist bisher vor Lärm von der Fiduciastraße und der B3 im Westen und Süden durch einen ca. 6 m hohen Lärmschutzwall geschützt. Allerdings verläuft der südliche Lärmschutzwall nicht im Bereich der gesamten angrenzenden B3. Eine Verlängerung Richtung Osten sieht der Flächennutzungsplan und die Fortschreibung des Lärmaktions- plans vor, um das zukünftige Wohngebiet vor Lärm zu schützen. Die Höhe des zukünfti- gen Lärmschutzes ist abhängig von der Geschossigkeit der neuen Wohnbebauung und ist im Weiteren zu prüfen. Sollte wie unter Punkt 3.2 aufgeführt, eine städtebaulich überzeugende Erweiterung der Wohnbebauung bis an die Fiduciastraße geplant werden, so müsste die Wohnbebauung die Funktion des Lärmschutzes übernehmen. Die Leitungs- und Kanaltrassen, die an der Fiduciastraße verlaufen, müssen dann freigehalten werden, und die Anfahrbarkeit der Schächte und Schieber mit Wartungsfahrzeugen ist sicherzustellen. Auch durch die Straßenbahn, deren Trasse nördlich an das Gebiet angrenzt, ist eine Lärmbelastung für die zukünftige Wohnbebauung in diesem Bereich zu erwarten. Dies ist bei der städtebaulichen Planung zu beachten. 3.6 Freiraum- und Landschaftsplanung Die im Regionalplan vorgesehene Grünzäsur im Süden sowie der regionale Grünzug im Westen des Gebiets sind bei der Freiraumgestaltung zu berücksichtigen und zu gestal- ten. Es ist eine Verzahnung von Wohn- und Grünräumen anzustreben. Die umgebenden Freiräume sollen weiterhin auch Möglichkeiten für die siedlungsnahe Erholung und das Landschaftserleben bieten. In den Bereichen, die mit Siedlungsflächen überplant werden, sollen die verbleibenden Freiflächen ein möglichst hohes Maß an Freiraumqualität und ökologischer Qualität er- halten, um somit einen Beitrag zur Minimierung des Eingriffs in bisher unbebaute Flä- chen zu leisten. Bedeutung hat dabei aus Sicht des Naturschutzes die Bewahrung oder Neuschaffung von Lebensräumen der hier existierenden Pflanzen- und Tierwelt. Für die Freiraumplanung bedeutet dies: - Die Eigenart des Gebiets, das durch Wiesen, Gärten Feldgehölze und Obstbäume geprägt ist, ist bei der Gestaltung der Grünstrukturen und Freiflächen zu erhalten. Insbesondere der Erhalt eines älteren Feldgehölzes mit markanten Bäumen zwischen Festplatz und B3 ist anzustreben. Dies gilt ebenfalls für ein Feldgehölz/Hecke auf dem Flurstück 63218. Darüber hinaus gibt es markante Obstbäume im Gebiet sowie eine Baumreihe entlang der Straßenbahnlinie und der B3. - Der Erschließungsaufwand, insbesondere Flächen für Stellplätze, ist auf ein notwen- diges Minimum zu reduzieren. Ferner sind in dem Wohngebiet Freiräume und Quartiersplätze so zu gestalten, dass Treffpunkte, aber auch Rückzugsmöglichkeiten für verschiedene Altersgruppen entste- hen. Die Grünflächen sollten dabei nach Möglichkeit miteinander vernetzt werden. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 21 Darüber hinaus sind ausreichend Spielflächen für das neue Wohngebiet vorzusehen. Der Spielflächenentwicklungsplan sieht 1,7 m² Netto-Spielfläche je neuer Bewohner vor. Bis- her gibt es im angrenzenden Wohngebiet einen kleinen Spielplatz am östlichen Wende- hammer der Karpatenstraße und einen kleinen Spielbereich in der Grünfläche, die sich westlich der Haltestelle Schlesier Str. (West) befindet. Der Hansaplatz mit dem Vereinsheim des Musikvereins ist der Festplatz von Durlach-Aue und wird von den Einwohnern als wertvoller Treffpunkt empfunden, der dem sozialen Miteinander und dem Austausch zwischen Alt und Jung dient. Der Festplatz mit dem be- stehenden Vereinsheim ist daher in die freiraumplanerischen Überlegungen einzubezie- hen und soll eine gute Anbindung an die Wohnbebauung erhalten. 3.7 Wasserwirtschaft Ein wesentliches Ziel wassersensitiver Stadtplanung ist eine Bewirtschaftung der Nieder- schlagsabflüsse, die dem Wasserhaushalt des unbebauten Gebietes entspricht, den übli- chen Entwässerungskomfort bietet und verlässliche Überflutungsvorsorge bei Starknie- derschlägen leistet. Gleichzeitig sollten Folgen aus Klimaveränderungen insbesondere im Hinblick auf Hitze- und Trockenperioden minimiert werden. Im Zuge der weiteren Bearbeitung sind durch ein Fachbüro die wasserwirtschaftliche Thematik in ihrer Gesamtheit zu bearbeiten. Die Ergebnisse sind in den Entwurf zu integ- rieren. Daher ist es bereits in diesem Entwurfsstadium von hoher Bedeutung, das Thema Wasserwirtschaft zu berücksichtigen. Im Hinblick auf den Aspekt der Nachhaltigkeit sowie den ökologischen Ansatz ist für das Plangebiet ein Regenwasserbewirtschaftungskonzept mit den Aspekten Rückhaltung / Versickerung / Verdunstung des Regenwassers zu erarbeiten. Die Thematik Überflu- tungsvorsorge bei Starkregen und Gefährdungsanalyse ist zu behandeln. Beim Entwurf der öffentlichen Straßenräume soll berücksichtigt werden, dass diese ne- ben der Verkehrs- auch Aufenthalts- und temporäre Wasserspeicherfunktion haben. Das Konzept sollte Versickerung, verzögerte Abgabe in den angrenzenden Regenwasser- kanal und Verdunstung durch Pflanzen, Beläge und Dächer beinhalten. Die Flächen und Oberflächenbefestigungen sind auf das wasserwirtschaftliche Ziel auszurichten und mul- tifunktional zu gestalten. Falls dauerhafte Wasserflächen geschaffen werden sollen, ist im Weiteren ein ökologisch abgestimmtes Bewirtschaftungskonzept auch hinsichtlich ei- ner temporären Wasserspeicherung bei Starkregen erforderlich. Da eine Versickerung von anfallendem Oberflächenwasser in den Freiflächen aufgrund der Bodenbeschaffenheit und Grundwasserstände nur eingeschränkt möglich ist und ei- ne Ableitung in das Regenwasserbestandsnetz auf ca. 40 l/s gedrosselt im südwestlichen Planbereich erfolgen muss, sind vielfältige öffentliche bzw. private Retentionsflächen an- zulegen und in den Entwurf zu integrieren. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 22 Gestalterisch und funktional sollte eine Eingliederung der wasserwirtschaftlich erforderli- chen Flächen in das Gesamtbild des Quartiers erfolgen. Die offenen Retentionsflächen können im Sinne der multifunktionalen Nutzung auch als Rückzugsmöglichkeit und Er- holungsbereich gestaltet werden. Planerisch ist sicherzustellen, dass die Teile des wasserwirtschaftlichen Systems, die öf- fentlich bewirtschaftet werden können, betrieblich gut erreichbar sind. Der maximale bisher gemessene Grundwasserstand liegt bei ca. 115,50 NHN und somit ca. 1,5 bis 2 m unter Geländeoberfläche. Erforderliche Geländeaufschüttung z.B. im Anschlussbereich zur Bestandsbebauung und Geländemodellierung sind im Wettbewerbsentwurf im Zusammenhang mit den Regen- wasserretentionsflächen im Schnitt darzustellen. In den Erläuterungen werden Aussagen zu einer Wasserbilanz mit den Elementen Ablei- tung, Grundwasserneubildung und Verdunstung für den Ist- und Planzustand erwartet. Im Piktogramm ist die Wasserbilanzierung mit den Elementen für Verdunstung/ Versicke- rung bzw. Rückhaltung des Regenwassers für das Planungsgebiet darzustellen. Die Über- legungen zur Gewährleistung der Überflutungssicherheit sind mit den Anlagen zur Re- genwassersammlung, -führung, -ableitung und -behandlung mit den Hauptelementen darzulegen. Die ermittelten Wassertiefen und die Umgrenzungslinie für Wasserflächen sind für einen Regen mit einer Wiederkehrzeit von 3 und 50 Jahren (Starkregen) im Piktogramm darzu- stellen. Das häusliche Abwasser ist dem öffentlichen Kanalnetz in der Bestandsbebauung zuzu- führen. 3.8 Klimatische und energetische Aspekte Der Klimaanpassungsplan von Karlsruhe weist die zukünftige Siedlungsfläche „Oberer Säuterich“ als Potenzialfläche für eine klimaoptimierte Bebauung aus (vgl. http://www.karlsruhe.de/b3/bauen/projekte/klimaanpassung.de). Als klimatisch wirksame gestalterische Maßnahmen gelten z. B. Grün- und Wasserflächen, Baumanpflanzungen, grüne Parkierung, Verschattung von Parkplatzflächen, Straßen, Plätzen und Gebäuden, sommerlicher Wärmeschutz, Dachbegrünung oder die Erhöhung der Oberflächen Albe- do. Das zukünftige Wohngebiet „Oberer Säuterich“ ist umgeben von Freiflächen, die der Kaltluftzufuhr dienen und auch die angrenzende Wohnbebauung mit Kaltluft versorgen. Darüber hinaus herrscht ein ausgeprägtes Flurwindsystem in nordwestlicher Richtung vor. Dies wirkt sich derzeit positiv auf die bioklimatische Belastungssituation der nördlich angrenzenden Wohnbebauung aus. Durch die zukünftige Bebauung soll der Wirkungs- bereich der Kaltluft möglichst nicht beeinträchtigt werden, d.h. die Kaltluft sollte sowohl Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 23 im neuen Wohngebiet, als auch in den vorhandenen Wohngebieten wirken können. Dies ist bei der städtebaulichen Konzeption zu beachten. Die Friedhofsfläche und die grüne Gleistrasse der Straßenbahn besitzen eine bioklimati- sche Entlastungsfunktion für Durlach-Aue. Auch der Grünzug entlang der Fiduciastraße übernimmt eine solche Entlastungsfunktion. Dieser klimatische Aspekt sollte bei der möglichen Überlegung, eine Bebauung bis an die Fiduciastraße zu planen, einbezogen werden. Auszug aus dem Klimaanpassungsplan Vor dem Hintergrund der städtischen Klima- und Energieziele und aufgrund steigender Energiepreise ist die Wohnbebauung auch unter energetischen Gesichtspunkten zu be- trachten. Dies betrifft im Sinne der Ressourcenschonung z. B. den schonenden Umgang mit Bauland sowie die Minimierung des Flächenverbrauchs für die Erschließung. Bauli- chen Strukturen sowohl vom Gebäude, als auch vom Quartier, spielen eine Rolle. Dar- über hinaus ist eine optimale Ausrichtung, Orientierung und Ausformung der Gebäude von Bedeutung, um möglichst hohe solarenergetische Gewinne zu erzielen. Da diese Vorgaben eventuell in Konflikt zu klimatischen Anforderungen oder zur vorhandenen städtebaulichen Struktur stehen können, gilt es, das Optimum auszuloten. (siehe auch: http://www.karlsruhe.de/b3/bauen/hochbau/energie/energieeffizienz) Eine Aussage, welche Energieversorgung für das Wohngebiet sinnvoll ist, kann erst mit Vorliegen des städtebaulichen Entwurfs und der Angabe der zu beheizenden Bauflächen getroffen werden. Eine Fernwärmeversorgung des Gebiets ist mittelfristig nicht vorgese- hen. In der Karpatenstraße und der südlichen Steiermärker Straße liegen Gas- Niederdruckleitungen mit ausreichenden Reserven, die der Energieversorgung dienen könnten. Aber auch ein alternatives Versorgungskonzept ist vorstellbar, zu dem in den Erläuterungen Vorschläge gemacht werden können. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 24 3.9 Artenschutz (vgl. Anlage C, Punkt 6, Artenschutz) Zur Sicherung und gegebenenfalls Umsiedlung der Wechselkröten ist, ergänzend zu ei- ner externen Kompensationsfläche, die Ausweisung und fachgerechte Gestaltung und Pflege einer ortsnahen Habitatfläche, z.B. im Bereich des Grünzuges am Südrand des Plangebietes, zielführend. Diese kann auch für weitere artgeschützte Tiere, wie z.B. Zau- neidechsen, als Habitatfläche dienen, ergänzt durch zusätzliche Strukturen wie Stein- und Holzhaufen. Die Böschungen des angrenzenden Lärmschutzwalles sollten sinnvoller Weise für diese Habitatgestaltungen genutzt werden. Derzeit wird geprüft, ob der Bedarf für die Beibehaltung des Areals zur Friedhoferweite- rung noch besteht. Im Bereich des Grünzugs müsste ein Bereich von ca. 5000 m² als ru- derale Fläche angelegt werden. Aufgrund der direkten Nähe zum künftigen Baugebiet kann davon ausgegangen werden, dass diese Variante zum Erfolg der Umsiedlungsmaß- nahmen führt. Mögliche gebietsnahe Ausgleichsflächen Wechselkröte Neben der Wechselkröte sind auch für die übrigen Arten notwendige CEF-Maßnahmen durchzuführen. Hierzu zählen die Anlage von Eidechsenhabitaten (Steinrie- gel/Wurzelstubbenlager), Abfangen und Umsiedeln der Zauneidechse, die Anlage von extensiven regelmäßig gemähten Streuobstwiesen, kleinflächigen Heckenstrukturen und Schilf- und Hochstaudenfluren sowie das Anbringen von künstlichen Nisthilfen für die Höhlenbrüter Feldsperling und Star. Im Rahmen der Eingriffsregelung werden u.a. fol- gende Maßnahmen zur Minimierung empfohlen, die auch als Ziele im Rahmen der Grün- und Freiraumplanung dienen: Variante 1 Variante 4 Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 25 - Erhalt alter hochstämmiger Obstbäume im Plangebiet - Schaffung von Nahrungshabitaten für Fledermäuse und Vögel (Anlage von Streu- obstwiesen und Alleen, Anlage von Wiesenflächen) - Erhalt beziehungsweise Optimierung einer als Flugstraße nutzbaren Verbindung für Fledermäuse zwischen Siedlung und der Feldflur südlich der B3 (Einbindung der Brü- cke über die B3 in Verlängerung der Steiermärker Straße) durch Pflanzung entspre- chender Leitlinien - Pflanzung von heimischen Laubbaumarten und Sträuchern innerhalb des Plangebiets Die Einbeziehung von Artenschutzzielen in die Freiraumplanung ist zielführend und ge- wünscht. Beispielsweise können Habitatstrukturen für Reptilien so integriert werden, dass Eidechsen auch innerhalb des späteren Wohngebiets Lebensraum finden. Diese Strukturen dienen gleichzeitig einem naturpädagogischen Ziel als Naturerlebnisräume im unmittelbaren Wohnumfeld. Gleiches gilt für die Anlage von Lebensstätten für die Wechselkröten. Die Ziele der Regenwasserbewirtschaftung können mit den Zielen des Artenschutzes kombiniert werden, beispielsweise durch die gezielte Schaffung von klei- nen, temporären Wasserflächen im Bereich von Verdunstungs- bzw. Versickerungsmul- den. 3.10 Mobilitätskonzept und Erschließung Für die verkehrliche Erschließung des Planungsgebiets sind die unterschiedlichen Ver- kehrsarten zu betrachten und sinnvoll in den Entwurf einzubeziehen. Hierbei spielt auch die Verknüpfung im Sinne einer intermodalen Verkehrsnutzung eine Rolle. Insgesamt gilt es, ein nachhaltiges und innovatives Mobilitätskonzept zu erarbeiten. Hierbei ist der Ver- kehrsentwicklungsplan der Stadt Karlsruhe zu beachten, welcher viele Maßnahmen ent- hält mit dem Ziel einer stadtverträglichen Verkehrsabwicklung, z.B. Maßnahme P.1 Ent- wicklung einer Parkraumstrategie. (http://www.karlsruhe.de/b3/verkehr/verkehrsentwicklung/vep_plaene) 3.10.1 Straßennetz Die Möglichkeiten, das Gebiet verkehrlich zu erschließen, sind sehr begrenzt. So ist ein Direktanschluss an die B3 nicht möglich, da es sich um die freie Strecke einer Bundes- straße handelt und es mit der Fiduciastraße bereits einen leistungsfähigen Anschluss des Gebiets an die B 3 gibt. Für einen neuen Knotenpunkt müsste der vorgesehene Lärm- schutzwall wegen notwendiger Ein- und Abbiegestreifen, Aufstellflächen oder Sichtdrei- ecken in einem großen Bereich unterbrochen werden, was zu einem hohen Lärmeintrag in das Gebiet führen würde. Auch würden sich unerwünschte Verkehrsverlagerungen ergeben, die erheblich mehr Verkehr für das neue und die angrenzenden Wohngebiete zu Folge hätten. Ein Direktanschluss an die Fiduciastraße ist ebenfalls nicht gewünscht, da der Bereich bis zur Schlesier Straße Rückstaubereich von der Signalanlage an der B3 ist. Darüber hinaus würde es einen Eingriff in den vorhandenen Lärmschutzwall bedeuten. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 26 Das Gebiet ist über die Karpatenstraße im Westen und die Steiermärker Straße im Osten zu erschließen. Bisher diente die Karpatenstraße nur der Erschließung des vorhandenen Wohngebiets, so dass von Seiten der Anwohner aufgrund des zu erwartenden, steigen- den Verkehrsaufkommens Störungen befürchtet werden. Es ist daher zu prüfen, ob eine weitere Erschließung über die Schlesier Straße in der Nähe des Knotenpunkts Fiducia- straße möglich und sinnvoll ist, insbesondere vor dem Hintergrund, dass eine Erweite- rung des Wohngebiets Richtung Westen vorstellbar ist. Die Erschließung muss aber auch ohne Erweiterung des Wohngebiets funktionieren. Eine Erschließung des Gebiets über die Schlesier Straße zwischen den Haltepunkten Schlesier Straße (West) und Steiermärker Straße wurde von Seiten der Verkehrsbetriebe geprüft, da dies eine zusätzliche Gleisquerung bedeuten würde. Die Lage im Radius und die Nähe zu den nächsten Bahnübergängen führen zu erheblichen technischen Schwie- rigkeiten, so dass eine Erschließung in diesem Bereich abgelehnt wird. Die Verkehrsflächen der inneren Erschließung sollen so gestaltet werden, dass sie, je nach Tageszeit, auch von Kindern oder anderen Bevölkerungsgruppen genutzt werden können. Durch Hierarchisierung der Straßen und Gestaltung der Verkehrsflächen sollen Aufenthaltsqualitäten mit unterschiedlichem Charakter ausgebildet werden. 3.10.2 ÖPNV Das Gebiet ist durch die Straßenbahn mit der Linie 2 und der Linie 8 (nur für Schülerver- kehr) sowie der unmittelbaren Nähe zu den Haltestellen Schlesier Straße (West) und Stei- ermärker Straße gut an die Innenstadt angebunden. Dies sollte optimal genutzt werden und sich in der Siedlungsstruktur niederschlagen. 3.10.3 Radverkehr Der bestehende Radweg an der B3 verläuft zunächst vor dem Lärmschutzwall und schwenkt am Ostende des Walls Richtung Festplatz auf die Steiermärker Straße. Mit dem Bau des zukünftigen Wohngebiets wird die Schließung des Lärmschutzes Richtung Osten erforderlich. Die heutige Führung des Radwegs ist dann nicht mehr möglich, so dass eine alternative Radwegführung entwickelt werden muss. 3.10.4 Fußverkehr Die Durchlässigkeit der Wege innerhalb des Gebiets und an die anschließenden Netze ist für Fußgänger zu gewährleisten. 3.10.5 Ruhender Verkehr Bei bisherigen Bauvorhaben war in der Stadt Karlsruhe für geplante Wohngebiete ein Stellplatzschlüssel von 1,3 Stellplätzen/WE anzusetzen, d. h. ein Stellplatz auf privatem Grundstück und zusätzliche 30% im öffentlichen Raum. Für dieses Wohngebiet ist auch ein alternatives Konzept zum ruhenden Verkehr denkbar, so dass dann weniger Stell- Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 27 plätze im Plangebiet angeboten werden (bspw. autoarmes Wohnen mit Quartiersgara- gen, Sammelstellplätzen o. ä.). In den Plänen müssen diese dargestellt werden. Gleichfalls ist eine Anordnung von möglichen und sinnvollen Carsharing-Stellplätzen im Plangebiet vorzusehen. Da Karlsruhe eine fahrradfreundliche Kommune mit einem hohen Radverkehrsanteil ist, gilt es, neben Stellplätzen für den motorisierten Individualverkehr auch Stellplätze für Fahrräder auszuweisen. Für den privaten Bereich gelten in Bezug auf die Anzahl der Stellplätze die "Orientierungswerte für Fahrrad-Stellplätze" der "EAR 05" (Empfehlun- gen für die Anlagen des ruhenden Verkehrs) bzw. die Vorgaben der neuen Landesbau- ordnung für Baden-Württemberg. Diese sollten in keinem Fall unterschritten werden. Für öffentliche und private Fahrrad-Stellplätze gilt, diese nach Möglichkeit ebenerdig und überdacht vorzusehen. 3.10.6 Verknüpfungsstellen Wichtig für das Mobilitätskonzept sind die Verknüpfungsstellen. Ein Grundprinzip der Verkehrsmittelnutzung in der heutigen Gesellschaft ist die Inter- und die Multimodalität. Viel stärker als früher werden Verkehrsmittel miteinander kombiniert. Der Wechsel – vor allem zwischen den Verkehrsmitteln des Umweltverbunds – ist dabei zu fördern. Wichtig für die Multimodalität ist, dass die einzelnen Verkehrsarten und ihre Netze funk- tionieren und die Verknüpfungspunkte gut organisiert und mit Aufenthaltsqualität ge- staltet werden. Die Lage und die Ausbildung der Verknüpfungspunkte im Plangebiet sind unter der Berücksichtigung von Haltestellen, Fahrradverleihsystem, ggf. Lademöglichkei- ten für Pedelecs/Elektroautos etc. darzustellen. 3.11 Unterirdische Infrastruktur Die Ver- und Entsorgung innerhalb des Gebiets ist neu zu planen. Dabei müssen Trink- wasser, Regen- und Schmutzwasserkanal, Telekom und Stromversorgung sowie Gas- oder Nahwärmeleitungen, einschließlich geplanter Bäume, im Straßenraum unterge- bracht werden. Die Straßenquerschnitte bzw. der Verkehrsraum, der der Erschließung dient, muss ausreichend breit für die Verlegung der Sparten unter Beachtung der Baum- abstände zu den Leitungen (3,5 m bei Kanälen und 2,5 m bei allen anderen Sparten) gewählt werden (vgl. Anhang C, Punkt 4, unterirdischer Infrastrukturraum). Das Gebiet ist im Trennsystem zu erschließen. Die Regenentwässerung ist an den Re- genwasserkanal, der zur B3 führt, am sogenannten Südtangentenkanal anzuschließen. 3.12 Wirtschaftlichkeit Unter Berücksichtigung ökologischer, klimatischer, und energiewirtschaftlicher Belange sollen im Gebiet Strukturen erarbeitet werden, die die Möglichkeit des zeitgemäßen Bauens gewährleisten. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 28 Der Anteil der öffentlichen Verkehrsflächen ist zu minimieren. Die Verlegung und der Einbau der Ver- und Entsorgungsleitungen sind jedoch sicherzustellen. Sie sollten so an- gelegt werden, dass sie erschließungsbeitragsfähig sind. Die Ausweisung von Grün- und Freiflächen sollte zwar sparsam aber doch so gewählt werden, dass damit ein Maximum an städtebaulicher Qualität erzielt wird. Rahmenplan Karlsruhe – „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren 29 C Anhang Die Anlagen sind als Datei-Dokumente auf der DVD gespeichert. Ausgenommen hiervon sind die im Internet erhältlichen Dokumente zu Punkt 3.3 und 7. Die Gliederung dieser Seite entspricht der Gliederung der Ordner und Unterordner der DVD. 1. Lagepläne - Zeichnung mit den Layern Geltungsbereich, Bereich A, Bereich B, Verkehrsinfo, Rad- wegenetz (.dxf) - Liegenschaftskarte (.dxf) - Topografie (.dxf) - Digitales Geländemodell (DGM) als .dxf und XYZ-Textdatei (.txt) Anmerkung: Die Höhendaten sind im Bereich des Lärmschutzwalls veraltet. Die Da- ten beziehen sich noch auf die alte Lage des Walls, der 2010 versetzt wurde. - Grünflächen und Bäume (.dxf) - Kanalkataster der Entsorgungskanäle (.dxf) - Anschlusspunkte der Entsorgungskanäle (.pdf) - Luftbild von 2015 (.tif) mit World-Transformations-Datei (.tfw) 2. Planerische Vorgaben 2.1 Regionalplan 2.2 Flächennutzungsplan 2.3 Gültige Bebauungspläne 3. Verkehr 3.1 Geschwindigkeitsbereiche 3.2 Belastungsplan Straßen 3.3 Verkehrsentwicklungsplan unter: http://www.karlsruhe.de/b3/verkehr/verkehrsentwicklung/vep_plaene 4. Unterirdische Infrastruktur 4.1 Schemaschnitt unterirdischer Infrastrukturraum mit Fern- bzw. Nahwärme 4.2 Schemaschnitt unterirdischer Infrastrukturplan mit Gas 4.3 Anschlusspunkte von Entsorgungsleitungen an Bestehende (.pdf) 4.4 Mehrspartenplan, Bestandsplan Ver- und Entsorgungsleitungen (.pdf) 5. Fotos 5.1 Luftbild 5.2 Umgebungsfotos 6. Artenschutzrechtliche Gutachten 7. Klimaanpassungsplan unter: http://www.karlsruhe.de/b3/bauen/projekte/klimaanpassung.de 8. Dokumentation der Auftaktveranstaltung Dokumentation der Auftaktveranstaltung siehe auch: http://www.karlsruhe.de/b3/bauen/projekte/wettbewerbe/saeuterich.de 9. Formblatt für Berechnung 10. Erklärungen 10.1 Verfassererklärung 10.2 Einverständniserklärung Veröffentlichung Internet Rahmenplan Karlsruhe „Oberer Säuterich“ Konkurrierendes städtebauliches Entwurfsverfahren Ausschreibung Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt Leiterin: Prof. Dr. -Ing. Anke Karmann-Woessner Bereich: Stadtbild Leiter: Georg Gerardi Redaktion und Bearbeitung: Andrea Thielemann Plangrundlagen: Liegenschaftsamt Karlsruhe Regionalverband Mittlerer Oberrhein August 2016
https://www.karlsruhe.de/b3/bauen/projekte/wettbewerbe/saeuterich/HF_sections/content/ZZmKoW35IYFXno/ZZmKoWS55KHwTm/Ausschreibung%20S%C3%A4uterich%20sicher.pdf
1Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 · Stadtbauforum 15. Dezember 2011 Dokumentation der Ausstellung Vorträge Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt Leiter: Dr.-Ing. Harald Ringler Redaktion: Dr.-Ing. Harald Ringler Grafik: Dietmar Kup Druck: druckcooperative - Karlsruhe, Oktober 2012 · Wir danken für die Unterstützung: dem Kulturamt und dem Architekturschaufenster e. V. für die Überlassung der Veranstaltungsräume · Stadtbauforum 15. Dezember 2011 Dokumentation der Ausstellung Vorträge Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt 5 Inhalt Stadtbauforum und Ausstellung im Ständehaus, 15. Oktober 2011 „75 jahre Stadtplanungsamt Karlsruhe · 2011“ Begrüßung, BM Michael Obert ...................................................................................................................................................................................4 „Ein Rückblick als Ausstellung - eine Einleitung zur Eröffnung“, Dr.-Ing. Harald Ringler ...............................................................................................6 „Rückblicke“ 1972-1994, Prof. Dr. Egon Martin ..........................................................................................................................................................8 „Rückblicke“ 1994-2004, Rudolf J. Schott ................................................................................................................................................................16 Ausstellung „75 Jahre Stadtplanungsamt Karlsruhe“ ................................................................................................................................................20 Vorträge und Ausstellung im ‚Architekturschaufenster‘, 11–26. Januar 2012 „Stadtplanung im 20. Jahrhundert“ – Carl Peter Pflästerer und Karlsruhes Stadtmitte, Isabelle Dupont MA ...............................................................56 „Zwischen Visionen und Kirchturmdenken“, Prof. Markus Neppl, ASTOC architects and planners, Köln .......................................................................64 „Stadtplanung und Politik“, Alltägliches und Besonderes aus der kommunalen Werkstatt Stadtplanungsamt, Dr.-Ing. Harald Ringler ..........................74 6 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Stadtbauforum Donnerstag, 15. Dezember 2011 • 20 Uhr Ständehaus (Stadtbibliothek) Karlsruhe, Ständehausstraße Begrüßung Michael Obert, Bürgermeister, Baudezernent Rückblicke Prof. Dr.-Ing. Egon Martin, Stadtplanungsamt Amtsleitung 1972–1994 Dipl.-Ing. Rudolf Schott, Stadtplanungsamt Amtsleitung 1994–2004 Ausstellungseröffnung Dr.-Ing. Harald Ringler, Leiter des Stadtplanungsamtes Ausstellung: 16.–22.12.2011 · 11–18 Uhr Stadt Karlsruhe, Stadtplanungsamt · Tel. 133-6114 Eintritt frei K A R L S R U H E » D I E S T A D T N E U S E H E N « 7Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Begrüßung im Ständehaus-Saal Die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts entstandene Stadtplanung moderner Prägung wurde bis in die ersten Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts meist von den zuständigen Ämtern - in Karlsruhe vom Wasser- und Straßenbauamt, dann vom Tiefbauamt - als Fluchtlinienplanung wahrgenommen. Der Städtebau war damals mehr auf technische Gesichtspunkte ausgerich- tet. Zwischen 1910 und 1926 stand diesem Amt Emil Blum-Neff vor, dem Emil Bronner, Mitver- fasser des Generalbebauungsplans und Stütze der damaligen Stadtplanung, folgte. Er verließ 1929 Karlsruhe, da er zum Stadtbaurat für Städ- tebau und Tiefbau der Stadt Duisburg gewählt worden war. Mit dem Dienstantritt des neuen Tiefbauamtsleiters Otto Seith erhielt das Stadt- erweiterungsbüro - bisher dem Amtsleiter direkt Ein Stadtbauforum „75 Jahre Stadtplanungsamt Karlsruhe“ stellung, aber auch erzählen durch Zeitzeugen. Ich freue mich deshalb sehr, dass zwei ehe- malige Amtsleiter sich bereit erklärt haben, Rückblicke zu geben auf ihre Amtszeit. Es kön- nen natürlich nur kurze Rückblicke sein in Form ausgewählter Themen, Ereignisse, Episoden, ihre Einschätzung aus heutiger Sicht. Prof. Egon Mar- tin, der in diesem Jahr seinen 80. Geburtstag feierte, war 22 Jahre Amtsleiter, in einer Zeit mit großen Umbrüchen in der Stadtplanung. Denken wir dabei an die gesetzliche Einführung der Bür- gerbeteiligung in der Bauleitplanung 1976, an die Wiederentdeckung der Blockrandbebauung am Beispiel der Altstadtsanierung, die Nordtan- gentenabstimmung im Gemeinderat und vieles mehr. Herr Rudolf Schott, der bereits Vertreter von Herrn Martin war, begleitete in seiner zehn- jährigen Amtszeit die großen Konversionen, die Umnutzung militärischer Flächen, von Bahnge- lände sowie Industriebrachen. Stadtumbau und Stadterneuerung gewannen besondere Bedeu- tung, auch entwickelten sich unterschiedliche Beteiligungsformen für die Öffentlichkeit. Die Auslobung großer Wettbewerbe und deren pla- nungsrechtliche Umsetzung sind ebenfalls zu nennen. Bevor die beiden Herren referieren, führt Herr Dr. Ringler kurz in die Ausstellung ein. Michael Obert unterstellt - den Status einer eigenen Abteilung innerhalb des Tiefbauamtes mit sechs Mitarbei- tern unter Karl Pflästerer. Er und sein, ihn 1933 aus politischen Gründen ablösender Nachfolger Dr. Johannes Dommer spielten beim Dammer- stock-Projekt bedeutende Rollen. Die damaligen Aufgaben des Stadterweiterungsbüros umfas- sten die gesamte Bandbreite eines heutigen Stadtplanungsamtes. Die Selbständigkeit der Karlsruher Stadtpla- nung begann 1936 mit der Herauslösung des Stadterweiterungsbüros zuerst aus dem Tiefbau- amt und dann aus der Hauptabteilung II. Der er- ste Leiter war Dr. Dommer. Nach dem Krieg über- nahm Karl Pflästerer die Leitung des Amtes bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1954. 1939 wurde er mit Sonderaufgaben wie die Gauhauptstadt- planung betraut. Ihm folgte Max Beller, der 1968 in Ruhestand ging. Willi Lausch wurde daraufhin die Leitung des Amtes übertragen. Von 1972 bis 1994 führte Prof. Dr.-Ing. Egon Martin die Amts- geschäfte, die ab 1981 auch mit der Stelle eines Referenten für Stadt- und Stadterneuerungspla- nung verbunden waren. Im darauf folgenden Jahrzehnt stand das Amt bis September 2004 unter der Leitung von Rudolf Schott. Ihm folg- te Dr.-Ing. Harald Ringler. Soweit die nüchterne Schilderung der Stadtplanung in Karlsruhe. Ein Geburtstag - er war übrigens schon am 31. August dieses Jahres - ist aber ein guter Anlass, ein wenig mehr über den Werdegang einer In- stitution zu erzählen. Erzählen mittels einer Aus- Michael Obert, Bürger- meister, Bau- dezernent 8 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 9Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Genügt es nicht, einen Geburtstag zu feiern, bei dem Verwandte, Bekannte, Freunde zusammen kommen... ...bei einem Glas Wein über Vergangenes plau- dern und sich dabei hoffentlich gut unterhalten? Warum also noch eine Ausstellung? Wie Sie aber wissen, werden bei derartigen Feiern - vor allem bei fortgeschrittenem Alter des Jubilars auch Fo- toalben herum gereicht oder Bilder an die Wand geworfen, nicht immer zum Vergnügen der Gä- ste. Von diesem traditionellen Ritual wollen auch wir nicht abgehen. Keine Angst, es folgt kein Vor- trag mit 75 Bildern, wir reichen auch keine Alben herum. Wir haben aber eine kleine Ausstellung aufgebaut und uns den räumlichen Verhältnissen angepasst. Bilder und Pläne sind auf 14 Tafeln zusammengestellt, chronologisch geordnet und mit kurzen Texten versehen. So können auch Sie, wenn Sie zu den Ruheständlern oder Aktiven des Stadtplanungsamtes gehören, also die „Familie“ darstellen, sich manches in Erinnerung rufen, da- malige Planung und heutige Realität vergleichen, dabei zufrieden oder enttäuscht sein. Wenn Sie zu den Freunden des Stadtplanungsamtes gehö- ren, blicken Sie bitte wohlwollend, konstruktiv- kritisch auf das Vergangene und bewerten Sie auch unseren Versuch der Zusammenstellung und Darstellung. Gehören Sie zum Bekannten- kreis so gilt folgendes: dieser Bekanntenkreis teilt sich in der Regel in Interessierte, Desinter- essierte und Missbilliger. Letztere sind wir durch unsere tägliche Arbeit gewohnt und heißen sie dennoch freundlich, aber gelassen willkommen. Die Interessierten sind für uns wichtig, weil sie den nötigen Abstand haben und ihre Kommen- tare uns helfen können. Deshalb liegt ein noch leeres Buch aus, betitelt mit „Bedenken und An- regungen“, der alten Bezeichnung im Baugesetz- buch für die Einwendungen der Öffentlichkeit. Die Ausstellung gliedert sich in folgende Teile: Ein Rückblick über sieben Jahrzehnte als Kaleidos- kop, gegliedert auch nach Jahrzehnten und ver- sehen mit Überschriften. Sie sollen aus heutiger Sicht Schwerpunkte der damaligen Stadtplanung charakterisieren. Eine Tafel ist als Ausblick für unsere Arbeit in den nächsten Jahren gedacht. Wir waren dabei bemüht, möglichst alle Bereiche innerhalb der Stadtplanung wie Generalplanung, Städtebau, Verkehr, Stadtgestalt zu berücksichti- gen. Ein zweiter Rückblick beschäftigt sich mit den Wettbewerben für die Stadtplanung als Teil der Stadtbaukultur in unserer Stadt, und zwar über die letzten einhundert Jahre. Sie werden da- bei 120 Konkurrenzen aufgelistet und teilweise illustriert finden, 58 davon direkt von der Stadt- planung ausgelobt. Die 1960er Jahre haben wir ein wenig her- ausgestellt, und zwar mit einem Teil des Stadt- modells aus dieser Zeit, mit dem damaligen Flä- chennutzungsplan-Entwurf und einem Film von 1961, wie sich die Stadt damals dargestellt hat. Mit mehr Zeit und Geld hätten wir für jedes Jahr- zehnt eine derartige Illustration zeigen können. Hier im Saal sehen Sie 20 Bebauungspläne chronologisch nach ihrer Entstehungszeit auf- gehängt, um auch diesen Teil der Stadtplanung, meist das „Schwarzbrot“ neben den Vorzeige- projekten, zu illustrieren. Dass Stadtplanung keine Einzeldisziplin ist, sondern Mannschaftsleistung, beweist auch un- sere Ausstellung. Zustande gekommen ist dieses Projekt innerhalb eines knappen Jahres nur durch den engagierten Einsatz von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Stadtplanungsamtes, und zwar neben deren Hauptaufgaben von Kristin Barbey, Sigrun Hüger, Wassili Meyer-Buck, Jan Riel und mir. Besonders hervorheben möchte ich - die anderen Mitstreitenden verstehen das - Herrn Kup, der die grafische Umsetzung vollbrachte und Frau Kaufmann, die sich für den Aufbau und vie- les mehr sehr engagiert hat. Beim Aufbau stan- den ihr zur Seite die Herren Alm, Gedik, Simon und Spann sowie Frau Rickersfeld. Dank auch an das Kulturamt, das uns gestattet hat, für eine Woche die örtliche Dauerausstellung ein wenig zu beeinträchtigen. Dass das Unternehmen kurz- fristig gefährdet war, will ich auch erwähnen. Herr Dr. Bräunche, der Leiter des Stadtarchivs kannte unsere Absichten, zweifelte aber kurz am Jahr des Selbstständigwerdens der Stadtpla- nung. Am 28. Juni schrieb er mir aber:„Lieber Herr Ringler, Sie können wieder ruhig schlafen, das Datum 1936 ist m. E. korrekt, wenn die Um- benennung in Stadtplanungs- und Siedlungsamt auch erst 1938 erfolgte“. Also kann in zwei Jah- ren wieder gefeiert werden. Meine sehr verehrten Damen und Herren, stu- dieren Sie die Ausstellung, die bis zu 22.12. an diesem Ort verbleibt und dann in verkleinerter Form ins Architekturschaufenster wandert, dort ergänzt mit drei Vorträgen. Der erste Vortrag beschäftigt sich mit Karl Pflästerer, der über 35 Jahre für die Stadt tätig war, zuletzt als Leiter des Stadtplanungsamtes bis 1954. Es gibt den glücklichen Zufall, dass eine Magisterarbeit über ihn fertig gestellt und jetzt veröffentlicht wurde und zwar von Frau Isabelle Dupont. Sie wird auch den Vortrag halten, und zwar am 10.Januar. Die Arbeit selbst ist Gegenstand einer gemeinsamen Herausgabe des Stadtarchivs und des Stadtpla- nungsamtes und kann erworben werden. Prof. Markus Neppl, Partner des Büros ASTOC Archi- tects and Planners, Köln und Hochschullehrer am KIT, gibt am 12.Januar Einblicke in die Arbeit eines freien Stadtplanungsbüros. In meinem Vortrag zur Finissage der Ausstellung am 26. Ja- nuar geht es um den Alltag in der kommunalen Planungswerkstatt. Nun aber zu unseren beiden Referenten dieses Abends, Herrn Prof. Dr. Egon Martin, Amtsleiter von 1972 bis 1994, und an- schließend Herrn Dipl.-Ing. Rudolf Schott, Amts- leiter von 1994 bis 2004. Harald Ringler „75 Jahre Stadtplanungsamt Karlsruhe“, ein Rückblick als Ausstellung - eine Einleitung zur Eröffnung Dr.-Ing. Harald Ringler, Leiter des Stadt- planungs- amtes 10 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 In der ersten Reihe die ehemaligen Amtsleiter (v.l.n.r.), Rudulf J. Schott, Stadtplanungsamt, Dr. Egon Martin, Stadtplanungsamt, Robert Mail, Tiefbauamt und Robert Mürb, Gartenbauamt, sowie Baubürgermeister Michael Obert 11Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 „Rückblicke“ 1972–1994 Prof. Dr.-Ing. Egon Martin Leiter des Stadt- planungs- amtes 1972-1994 ziele seiner OB-Aufgaben den Schuldenabbau genannt (und dies auch erreicht!), · Karlsruhe verliert immer noch zentrale Einrich- tungen an die Landeshauptstadt. Dieser Entwick- lung ist auf breiter Front Kampf angesagt, · eine Stadt, deren Planung noch auf extreme Be- völkerungsentwicklung eingestellt ist. Man dis- kutiert über notwendige Kurskorrekturen - doch eine Entscheidung hierzu war nicht erfolgt. Grundproblematik eines Rückblicks über 22 Jahre Planungsarbeit Antwort geben auf die Frage, was war zwi- schen 1972 und 1994 für mich als Planungs- amtsleiter wichtig? Die zur Lösung anstehenden Planungsaufgaben waren umfangreich und um- fassten den gesamten Katalog der Planungsebe- nen. Sicher erwartet man auch eine objektive Aussage, sofern das überhaupt möglich ist. Eine Schwierigkeit bei diesem Versuch ist si- cher auch: Stadtplanung ist ewiges Planen und schließt auch ein Umdenken in der Zielsetzung ein, sich an geänderte Rahmenbedingungen an- passen. Selten auf einen bestimmten Zeitpunkt festlegbar! Was entstand in meiner Zeit, was war vom Vorgänger angedacht? Ich nenne nur das Beispiel Altstadtsanierung. „Planen und Bauen“ zu Beginn der siebziger Jahre · Ende der Wiederaufbauphase nach dem Kriege, · eine Zeit des Umbruchs, · neues Denken über Stadt, Stadtplanung, Archi- tektur · die Zeit der extremen Entwicklung ist vorbei, die „großen Horizonte“ stoßen auf Widerstand, Kritik an den Wohnmaschinen (Neue Heimat), · Kritik an Stadtplanung und Architektur, · ich erinnere mich an die Ausstellung „Heimat Deine Häuser“, · auch wir haben Erfahrungen gesammelt im Wettbewerb Altstadt, vor allem wir Vorprüfer, · der neue Oberbürgermeister tätig mit dem Ziel „weg von der hohen Verschuldung - das wirkt sich natürlich auch auf die Planung aus. Beim Durchblättern meiner Unterlagen aus den siebziger Jahren finde ich Gedankengänge wie · dem Leben in der Stadt neue Impulse geben, In- nenentwicklung, weg von der Gesichtslosigkeit, · weg von der Reduzierung auf Funktion und/oder Kommerz, · neue Gestaltungskriterien: einfügen, einordnen, Raumgeborgenheit, · keine Wohnmaschinen - Flexibilität der Wohn- formen, · behutsamer Umgang mit historischer Bausub- stanz und immer wieder: · weg von der autogerechten Stadt! Das alles hat sich auch in der Politik ausge- wirkt. Man erwartet darauf von uns entsprechen- de Reaktionen durch planerische Korrekturen. Unsere Vorgänger hatten nicht oder nur wenig reagiert. Mir war dagegen sofort klar: die Vor- stellung einer übertrieben expandierenden und autogerechten Stadt ist für eine verantwortbare Stadtplanung nicht länger vertretbar. Genug der Einleitung! Das nachfolgende Referat ist auf Bildern aufge- baut, die stichwortartig beschrieben werden. Karlsruhe im Jahr 1972 Meine Bilanz „Stadt Karlsruhe“ zum Zeit- punkt des Beginns als Amtsleiter - ich war 1972 schon 15 Jahre Mitarbeiter des Stadtplanungs- amtes, kannte die Stadt und die Verwaltung: · Karlsruhe, eine Stadt mit vielen Werten, die es gilt auszubauen, · der Wiederaufbau der zu 80 % im Zweiten Weltkrieg zerstörten Innenstadt ist nahezu ab- geschlossen, · durch neue Wohn- und Gewerbegebiete ist der Wohnungsbedarf gedeckt und Industrie und Ge- werbe haben ausreichende räumliche Entwick- lungsmöglichkeiten, · Karlsruhe, Stadt mit guter Infrastruktur. Mit ho- hem Aufwand sind die Schulen und Kultur- und Freizeiteinrichtungen ausgebaut, im Verkehrssek- tor ist jedoch noch Nachholbedarf. · Durch den Wiederaufbau und die Nach- kriegsprojekte bedingt: Stadt mit großer Ver- schuldung. Karlsruhe ist nach Bremen die in der BRD höchstverschuldete Kommune. Der 1970 gewählte Oberbürgermeister Otto Dullenkopf hatte in seinem Wahlkampf als eines der Haupt- 12 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Der Flächennutzungsplan als städte- baulicher Leitplan Den Flächennutzungsplan 1961 haben wir vom Vorgänger übernommen. Er war laut neuem Bundesbaugesetz 1961 gefordert als städtebau- licher Leitplan. Wesentlich beeinflusst waren die großen ge- planten Erweiterungsflächen von den Bevölke- rungsprognosen. Hierzu hatte die Stadt Karlsruhe 1960 an Prof. Dr. Gerhard Isenberg ein Gutachten in Auftrag gegeben über die wirtschaftliche Ent- wicklung des Stadt- und Landkreises Karlsruhe. Auch die IHK Karlsruhe beauftragte 1965 Arnold Bergstraesser mit einer Untersuchung über Grund- lagen zur Neuorientierung eines Großstadtbe- reichs („Soziale Verflechtung und Gliederung im Raum Karlsruhe“). In der Abb. unten sehen Sie neben der Gutachterprognose aber auch die wirkliche Entwicklung der Einwohnerzahl mit z.T. hohen Verlusten, pro Jahr bis zu 2000 Einwohner. Den noch im Geiste des ungebremsten Wachs- tums konzipierte Flächennutzungsplan 1961 als maxi- malem Entwicklungskonzept für über 350000 Einwohner in Karlsruhe haben wir sofort korrigiet. Grundlage der neuen Planung war eine sehr de- taillierte Bestandsaufnahme über alle Einflüsse und Grundlagen einer gewissenhaften Flächen- nutzungsplanung mit einer eigenen Prognose- betrachtung, Bevölkerungsentwicklung. Konsequenz: Reduzierung der Erweiterungs- flächen im FNP 1961, fünf an der Zahl. Genau- so haben wir auch alle Planungsgedanken einer extremen Entwicklung aus den 60iger Jahren ein für allemal ausgeschlossen wie · Wohngebiet Fritschlach. In der OB-Wahl 1970 hatte einer der OB-Kandidaten die gesamte Frit- schlach als Großsiedlungsgebiet propagiert, · meine Vorgänger diskutierten gelegentlich (im stillen Kämmerlein) über die Bebauung des Ober- waldes oder · eine Bergstadt im Hanggebiet Durlach. Alle diese planerischen Vorstellungen haben wir nie weiterverfolgt. Diese enormen Veränderungen am alten FNP wurden erleichtert durch die neuen planerischen Leitvorstellungen - Freiräume zur Gliederung der Stadt, Grün für das Leben der Bewohner (Kleinklima) und erhärtet durch unsere detail- lierten ökologischen Untersuchungen und deren Erkenntnisse. Ich selbst war dankbar für die auf- keimende grüne Bewegung, die unsere restriktive Entwicklungsplanung unterstützte. Zu diesem „Absterben lassen“ gehörte die Rheinstadt. „Unter dem Druck eines scheinbar unaufhörli- chen Bevölkerungswachstums entstand das küh- ne, auf rund 30 000 Menschen angelegte Projekt einer Rheinstadt am Knielinger See. Durch Was- serarme getrennt, sollte der neue Stadtteil aus drei Wohneinheiten bestehen. Es blieb ein utopi- scher Traum“. [Josef Werner - in „Die 60er Jahre]. Auch wir Planerkollegen waren begeistert von Theo Schlüters Entwurf, haben mitgearbeitet (Ha- rald Hoffmeisters Diplomarbeit hat sich mit deren Erschließung auseinandergesetzt). Und trotzdem haben wir mit politischer Unterstützung das Kon- zept gestoppt, u.a. wären teure Vorinvestitionen Voraussetzung gewesen. Können wir auch heute noch den Verzicht auf die Realisierung der Planung Rheinstadt vertre- ten? Ein eindeutiges „Ja“. Was hätten wir mit den Wohnmaschinen der 60er Jahre und deren Erhalt für Probleme bekommen. Ich denke an Steilshop in Hamburg, an das Märkische Viertel in Berlin und an viele andere Trabanten-Siedlungen aus den 60/70iger Jahren in ganz Deutschland. Bauliche Erweiterungen Wir haben nicht nur die Erweiterungsflächen reduziert - wir haben auch Wohn- und Gewerbe- gebiete geplant, das Bauen vorbereitet. Unsere Zielsetzung dabei: · Wohnerweiterung entsprechend detaillierter Untersuchungen über Bedarf, auch Erhebung: was will die Bevölkerung? (Bürgerbefragung). · In jedem Fall aber: keine neuen Trabanten. · Versuch, allen vorhandenen Stadtteile, eine bau- liche Entwicklungsmöglichkeit zu geben, damit die Tragfähigkeit der öffentlichen Einrichtungen, die Ver- und Entsorgung, gesichert bleibt, zumal die Einwohnerzahl in allen Stadtteilen rapid ab- nimmt. Im Rahmen der Neubautätigkeit spielte der Umbau der Altstadt eine übergeordnete Rolle. Altstadtsanierung (Gesamtentwick- lung), im Überblick OB Klotz mit Gemeinderat und Verwaltung entscheiden sich in den fünfziger Jahren für Flächensanierung. Folge: Grundstückskauf und Gebäudeabriß. Der Entwurf zur Neubebauung (Abb. unten) stammt von Prof. Friedrich W. Krämer, Braun- schweig. So stellte man sich vor dem Altstadt- wettbewerb die neue Altstadt vor: Das damals in allen deutschen Großstädten übliche Bebauungs- konzept, bereits im Bebauungsplanverfahren. Beim abschließenden Beschluss kommt es zur hef- tigen Auseinandersetzung im Gemeinderat. Unter „Rückblicke“ 1972–1994 Prof. Dr.-Ing. Egon Martin, Leiter des Stadtplanungsamtes 1972-1994 Flächennutzungsplan 1961 Reduzierung der Wohn-Erweiterungsflächen Geplante Rheinstadt Bevölkerungsentwicklung Karlsruhe RHEINSTADT FRITSCHLACH OBERWALD DURLACHER HANGGEBIET BEIERTHEIMER FELD 13Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Führung der „Jungen Wilden“ wird der Entwurf abgelehnt. Der Gemeinderat will bei dieser Jahr- hundertaufgabe mehrheitlich einen Wettbewerb. Daraufhin entscheidet sich der Oberbürgermeister für einen damals noch unüblichen europaweiten Wettbewerb. In diesem städtebaulichen Wett- bewerb, an dem 216 Architekten teilnahmen, spielen sich vor allem im langwierigen Entschei- dungsverfahren Lern- und neue Bearbeitungs- prozesse ab. Ein Kapitel für sich, interessant - aber für meinen Überblick zu umfassend. Am 18.12.1972 Entscheidung im Gemeinde- rat zwischen Münchener und Berliner Entwurf. Abb. unten, Berliner Entwurf: mit einer der Stadtstruktur zuwiderlaufenden neuen Bebau- ung, mit einer durchgehenden Fußgängerebene auf plus 6 m Hohe, natürlich wirtschaftliche Bau- weise und und…. Abb. Mitte, Münchner Entwurf der Architek- ten Hilmer+Sattler: mit Blockrandbebauung, mit üblichen Straßen und ruhigen Innenhöfen und Erhalt des Altstadtteils. Sanierungsträger Neue Heimat, die im Sanie- rungsbeirat eingeladenen Fachexperten - die dama- ligen sog. deutschen Stadtplanungs- und Architek- turpäpste favorisierten den Berliner und - wir, das Planungsamt, unterstützt durch einige Karlsruher Architekten standen hinter dem sog. Münchner Entwurf. Diesen Münchner Entwurf habe ich in der Planungsbeiratssitzung vehement verteidigt. In der darauffolgenden Gemeinderatssitzung kam es zu einer 17:18 Entscheidung für München. Wir waren und sind heute noch stolz darüber. Unser damaliger Oberbürgermeister Otto Dullen- kopf hat das Planungsamt massiv unterstützt. Geglückte Bewältigung des Straßenraums - die Fritz -Erler-Straße war als „une grande mal- heure“ von einem der Wettbewerbsteilnehmer bezeichnet. Doch durch die Reduzierung der Straßenbreite, durch die Fußgängerbrücke Zäh- ringer Straße (Architekt Prof. Gernot Kramer) und vor allem die z.T. geglückte Randbebauung (wie Heinrich-Hübsch-Schule von Prof. Heinz Mohl) führten zu einer vertretbaren Lösung. „Rückblicke“ 1972–1994 Prof. Dr.-Ing. Egon Martin, Leiter des Stadtplanungsamtes 1972-1994 Einfügung Münchner Entwurf in Stadtgrundriss, Blick über die Altstadt von Osten Ergebnis der Altstadtsanierung: Auch die bauli- che Ausformung ist gelungen. Links: Teil B, Grundriss Objektsanierung und die sog. Werkbundhäuser. Mitte: neuer Wohnungsbau im Flächensanierungsgebiet. Ich verzichte auf meine persönliche Bewertung der Dörfle-Sanierung und zitiere nur Professor Dr.-Ing Gerd Albers, emeritierter Ordinarius des Lehrstuhls für Städtebau an der Technischen Universität München: „Das Karlsruher „Dörfle“ - Wegmarke der Stadterneuerung!“ 1972 14 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Umplanung Oberreut Ein Stadtteil im Südwesten, geplant in den sechziger Jahren, Wohnungen für die ehemaligen Altstadtbewohner. Geplant für etwa 15 000 Ein- wohner (hälftig Stadtwald, hälftig Privatbesitz, Erschließung mit Bussen (die Verkehrsbetriebe bestanden darauf!). 1972 ist nur die Waldlage bebaut, Feldlage noch nicht mit Bebauungsplan ausgestattet, problembeladen? Scheu vor der Umlegung! Wir greifen aber 1974 die Planung Oberreut wieder auf wegen der u.a. besonders guten kli- matischen Lage des Siedlungsgebietes: · Änderung des Erschließungs- und Bebauungs- konzeptes: Mischung von Mittelhochbau und Flachbau zur Verbesserung der sozialen Mischung. · Jetzt Straßenbahnerschließung mit der Konse- quenz einer Umplanung des gesamten östlichen Siedlungebereichs. · Jetzt Zentrum für zentrale Einrichtungen · Neben Wohnen jetzt auch Arbeiten. Am End- haltepunkt der Straßenbahn werden Flächen für Arbeitsplätze ausgewiesen mit dem Vorteil einer besseren Auslastung der Straßenbahnlinien. Stadterneuerung Im ersten Jahr sollte sich der neue Planungs- amtsleiter im Wirtschaftspiegel äußern über seine Gedanken zur städtebaulichen Planung der Stadt Karlsruhe. Ich entschied mich für: „Rückblicke“ 1972–1994 Prof. Dr.-Ing. Egon Martin, Leiter des Stadtplanungsamtes 1972-1994 Durlach, Stadt auf neuen Wegen Ein für uns besonderes Kapitel in der Stadt- erneuerung. Durlach, die alte Stadt, der alte Stadtteil, von Kriegszerstörungen weitgehend verschont, das bedeutet, den alten Baubestand erhalten. Nach dem Kriege keine nennenswer- ten baulichen Aktivitäten. Der erste Schritt in Durlach: 1978 Individualverkehr heraus aus der Pfinztalstraße! Die Altstadt wird wieder erlebbar und für die Bewohner lebenswert. Detaillierte Voruntersuchungen zur Sanie- rungswürdigkeit mit großem Aufwand über Alternativ-Studien führen dann zu einem Neuori- entierungskonzept als Grundlage für die Stadter- neuerung (Abb. S. 39). Es dienen uns dabei die großen Erfahrungen aus der Dörfle-Sanierung. Weder Flächensanierung noch Sanierung durch Bauträger. Wir motivieren die Hausbesitzer, beraten sie und damit haben wir Erfolge. Die Ei- gentümer modernisieren selbständig. Doch Vor- aussetzung ist die persönliche Beratung, sogar mit planersichen Hilfestellungen durch unseren Herrn Dipl.-Ing. Günter Telian, ein qualifizierter Planer und Berater. Erwähnenswert ist auch die starke Unterstüt- zung durch den Ortschaftsrat und das Stadtamt Durlach. Durch Zufall fand ich in den Akten diesen Briefkopf (unten) für Einladungen zum Durlacher Gespräch. Was haben wir uns Mühe gemacht mit dem alten Durlach und es hat sich gelohnt. Sanierung und Er- neuerung Durlach - ein gutes Ergebnis. Die Karte zeigt die Flächen, die wir angegangen sind, d.h. wir haben das Thema Ernst genommen. 15Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Verkehsplanung in der Stadtplanung Karlsruhe. Sie erwarten sicher von mir, dem Bauingenieur, hierzu auch eine Aussage. Dem komme ich gerne nach. Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit dem ex- trem zunehmenden Autoverkehr kommt es zum Verkehrs-Chaos. Man sucht die Ordnung. Dieses Bild mit dem Trichter fand ich in ei- nem Informationsheft der Stadt Bern, „Berner Verkehr gestern heute morgen“ aus dem Jahre 1962, in dem die Verwaltung ihr Verkehrskonzept verständlich machte. Aus dem Verkehrschaos zur Verkehrsordnung! Das war auch die Zielsetzung aller städtischen Verkehrsplaner der ersten Jahre nach dem Krieg. Ordnung schaffen für alle Verkehrsarten. Dass man damals dann auch übertrieben hat, zeigen die beiden nächsten Darstellungen: Allzu hart griff man oft in Bausubstanz ein, um primär Verkehrsbedürfnisse bewältigen zu kön- nen, sicher im gezeigten Beispiel übertrieben mit dem Wendeplatz für Müllfahrzeuge. Aber auch das Ziel „sichere Wege für Fußgänger“ führte zu dieser Karrikatur aus Russland. Wir hatten in Karlsruhe in den 60/70iger Jahren sicher auch mit den „sicheren Wegen für die Fußgänger - Tunnel und Fußgängerbrücken“ übertrieben. Später, schon zu meiner Zeit haben wir Fuß- gängerunterführungen umgenutzt und festge- stellt, dass die für Fußgänger gebauten Brücken am Adenauerring und sonst wo nicht angenom- men werden. Doch diese Zeit der in der Verkehrsplanung übertriebenen totalen Unterordnung unter das Auto war 1972 vorbei. Öffentlicher Nahverkehr Gleich nach dem Kriege, während in den gleich- großen Städten wie Kiel, Straßburg etc. Straßen- bahnen aufgegeben und Busse eingeführt wurden, hat Oberbürgermeister Klotz als Schienen-Fan für den Erhalt der Straßenbahn gekämpft und dafür „Rückblicke“ 1972–1994 Prof. Dr.-Ing. Egon Martin, Leiter des Stadtplanungsamtes 1972-1994 gesorgt, dass das Straßenbahnnetz ausgebaut wurde. Das Problem in Karlsruhe ist jedoch: die Kaiserstraße, heute als Sammelschiene für nahe- zu alle Straßenbahnlinien. Die erste Nahverkehrs-Untersuchung erfolgte bereits in den 50er Jahren (WIBERA). Dann legt ein Arbeitskreis U-Strab Karlsruhe (Dorbath/Mar- tin/Meil/Müller,E.) unmittelbar vor 1972 eine U- Strab-Untersuchung vor mit dem Ergebnis: · Stadtachsen ins Umland müssen erweitert werden, · In der überfrachteten Kaiserstraße sind aber diese Stadtbahnlinien, die das Umland an die Stadt anbinden, herauszunehmen und unter die Erde zu legen. Die Straßenbahnen, die die Stadt erschließen, sollen aber ebenerdig im Kaiserstra- ßenniveau bleiben zur Belebung, auch aus Ko- stengründen. Dieses Konzept ist zwischenzeitlich überholt, sollte kein Anlass zur weiteren Diskussion geben. Die Straßenplanung 1961 hat der Gemeinderat einen Verkehrsli- nienplan beschlossen, der uns weitergegeben wurde. Wir haben ihn kritisch geprüft und auch hier wesentliche Reduzierungen der geplanten Straßenachsen und kreuzungsfreie Knotenpunk- te vorgenommen (in roter Farbe gekennzeichnet). 16 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Sicher wundern Sie sich nicht, wenn ich in die- sem Zusamenhang die Südtangente anspreche, die ersten Vorentwürfe stammen von mir persön- lich. Die Südtangente ist ein wesentlicher Teil des Verkehrslinienplans, eine Schnellverkehrsstraße von der Rheinbrücke zur B3, 15km. 25 Jahre Bau- zeit, für Großprojekte nicht unüblich. Der letzte Abschnitt, Bulacher Kreuz bis Ettlinger Allee, wurde 1983 - 88 gebaut. Mit die wertvollste Teilstrecke dürfte zwischen Bulacher Kreuz und Bahnlinie liegen, 700 m lang, nicht - wie eingangs geplant, harte Kon- frontation zur bestehenden Bebauung Bulach und Beiertheim, sondern total überdeckelt. Das gab harte Auseinandersetzungen (auch mit dem TBA), denn das Land Baden-Württemberg als Zuschussgeber lehnte die teure Lärmschutzmaß- nahme ab. Doch wir haben erreicht, dass die 14 Millionen Mehrkosten für die Tunnelstrecke von der Stadt getragen wurden. Die Südtangente hatte bundesweit Beachtung gefunden und Ende der 80iger Jahre einen ersten Preis für die Einbindung einer innerstädtischen Verkehrsstraße in die Stadt, in die Landschaft erhalten. Bewertung: „Der stadtgerechte Aus- bau einer Hochleistungsstraße in einem Verdich- tungsraum. Gesamtkonzept und in der Einzelaus- führung beispielhaft.“ Wir alle waren und sind stolz, das Tiefbauamt, das Gartenbauamt und das Planungsamt. Es war eine schwierige aber lohnenswerte Arbeit - ohne die Südtangente könnte die Stadt Karlsruhe heu- te kaum noch funktionieren. Bei einem Vortrag in Berlin vor über 1000 Teil- nehmern auf einer Fachtagung habe ich unter der Überschrift „Stadt ist Lebensraum“ formuliert: Das Ziel muß sein, Straße und Straßenraum als „Lebensraum“ zurückzugewinnen, in einer Stadt, die umweltgerecht mit dem Auto lebt. Der Erfolg dieser Bemühungen hängt davon ab, inwieweit es gelingt, das Auto, die Straße in die Stadtstruk- tur einzubinden. Dass dies möglich ist, zeigen einige Beispiele, die erfreulich sind. Dann zeigte ich unsere Südtangente - das Ergebnis kam an. Die Abteilung Straßenverkehrstechnik im Stadtplanungamt plant, berechnet und koordi- niert die über 100 Verkehrssignalanlagen und deren „Grüne Wellen“. Sie versucht, öffentlichen Nahverkehr und Straßenverkehr optimal mitein- ander - ohne Vorzug einer Verkehrsart - in Ein- klang zu bringen. „Rückblicke“ 1972–1994 Prof. Dr.-Ing. Egon Martin, Leiter des Stadtplanungsamtes 1972-1994 Radwegenetz Sehr detaillierte Erhebungen und auch Planun- gen für den Radverkehr erfolgen durch die Abt. Generalverkehrsplanung schon sehr früh. Bereits 1978 legen wir den ersten Radwegeplan vor. Wir waren schon damals mit unserem Radwegekon- zept Vorzeigestadt. Tempo 30 Zonen Noch ein letzter Plan zur Verkehrsplanung: Tempo-30- Zonen. Konzept, das dann auch in Etappen durchgeführt wurde. Sonderkapitel Innenstadt mit Fuß- gängerzonen und neuer Platzgestal- tung. Vor 1972 bereits ins Auge gefasst - aber von uns jüngeren Planern. Wir konnten damit 1972 schnell einsteigen - die Vorarbeiten lagen schon vor. Ich trage unser Konzept im Gemeinderat vor, dort einstimmig genehmigt, dann in Etappen durchgeführt mit den anschließend erforderli- chen Umbauten der Plätze - diese sind natürlich nach 35 Jahren erneuerungsbedürftig. Die Eingemeindungen,... ...haben uns viel Arbeit gekostet, die sich aber lohnte. Für das Planungsamt gibt es zwei Schwerpunkte, beispielhaft beschrieben an den Bergdörfern und Grötzingen: 1) Reduzierung der geplanten Erweiterungs- flächen, die in den Eingemeindungsverträgen aufgenommen waren, (2) nicht weniger bedeutungsvoll: Erhalt der Dorfstruktur. In Grünwettersbach war vor der Eingemein- dung beabsichtigt, die Landesstraße im Ortskern zu begradigen (ich erinnere an den Erhalt des Kaiserstraße 1970: 24000 PKW/Einheiten pro Tag Plätzekonzept 17Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 „Rückblicke“ 1972–1994 Prof. Dr.-Ing. Egon Martin, Leiter des Stadtplanungsamtes 1972-1994 Hauses König) und die Fläche zwischen Landes- straße und Wettersbach total zu sanieren, d.h. die alten Gebäude abzureißen und mit vierge- schossigen Zeilenbauten von der Straße bis zum Bach neu zu bebauen. Auch im Neubaugebiet „Ob der Eichhälden“ waren viergeschossige Bauten geplant, die wir noch verhindern konnten. Dies übrigens auch im Baugebiet „Rehbuckel“ in Hohenwettersbach. Beispiel Grötzingen: Wir lehnten die Erweite- rung des Baggersees entschieden ab, mit Erfolg, obwohl der Kiesabbaubetrieb eine Regattastrek- ke entlang der Bahnlinie zusagte. Auch in Grötzingen: Reduzierung der Bau- konzepte. Punkthochhäuser entlang der B3, Grebau-Gelände in Ortsmitte, Pläne mit dichter Bebauung und höheren Gebäuden lagen vor, dafür konzipierten wir eine den Ortskern nicht belastende Bebauung. Neue Aufgaben durch den Nachbar- schaftsverband Karlsruhe Um die anstehenden großen Probleme zwi- schen Kernstadt und Umland lösen zu können hat man für die Großstädte Baden-Württembergs nach dem neuen Landesplanungsgesetz Nach- barschaftsverbände gebildet mit der Aufgabe, einen gemeinsamen Flächennutzungsplan für Kernstadt und Umland aufzustellen. Das Stadt- planungsamt Karlsruhe wurde Planungsstelle dieses neuen Verbandes mit der Konsequenz der Vergrößerung des Planungsgebietes um 200%, aber auch einer erheblichen Zunahme der Aufga- ben (ohne Personalaufstockung). Städtebauliche Schlüsselgrundstücke... ...von mir immer wieder in die Diskussion ge- bracht zum Leidwesen des Kämmerers. Meistens habe ich Erfolg und die Grundstücke werden dann von der Stadt gekauft. Immer wieder wird der Planungsamtschef zum Rapport gerufen, „wie können wir das Grundstück nutzen?“ Sei es beim Pfaffgelände in der Haid-und-Neu- Straße. Dort sollte ein Einkauszentrum entstehen, dafür kommt die Technologiefabrik, oder Hallen- bau A. Mindestens 1 Jahrzehnt suchen wir nach Nutzungen (vom Techn. Landesmuseum, Uni, selbst Wohnnutzung steht in der Diskussion). Wichtig war, dass wir unsere Bemühungen nicht aufgaben und mit unseren Forderungen nach „Warten auf die richtige Nutzung“ durchhielten. Streit mit der Wirtschaftsförderung und deren Bürgermeister wegen Nichtverlängern von Pacht- verträgen im Schlachthof. Bundesbahnausbesserungswerk führt zunächst nicht zu einem positiven Ergebnis, obwohl für mich die Umnutzung der Fläche als ein Lecker- bissen für Innerstädtisches Wohnen galt. Als die Deutsche Bahn bei einer Besprechung OB Klotz mit dem Bundesbahnpräsidenten in den 50er Jahren einen Verkauf ansprach und den Preis mit 500 DM pro m² nannte, lehnte Klotz ab, vor allem wegen des Verlustes der Arbeitsplätze. Dann sind lange, Jahrzehnte andauernde Verhandlungen - vor allem auch wegen der notwendigen Fläche für die Kriegsstraße-Ost - ohne Ergebnis, erst als die Bahn AG in allen Städten Deutschlands Eigentum veräußert, gibt es in den ersten 90er Jahren eine Kaufmöglichkeit. Gedanken zur Kulturachse Angestoßen durch das 14-Städte-Programm, ein Finanzierungs-Programm des Landes Baden- Württemberg - sollten wir nach Projekten su- chen - wir finden einen Ansatzpunkt: Zentrum für Kunst- und Medientechnologie hinter dem Hbf. Dort hatte uns das städtebauliche Umland schon einige Jahre Kopfzerbrechen bereitet. Jetzt scheint unsere städtebauliche Aufwertung zu gelingen, zusammen mit dem ZKM. Die Vorbe- reitungen hierfür werden getätigt, Parkierungs- flächen werden geschaffen, doch das ZKM findet seinen Ausbau an der Brauerstraße. Damit findet Oben: „via triumphalis“ Rob Kier, unten: ZKM hinter dem Hbf Reduzierung der Flächenexpansion 18 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 „Rückblicke“ 1972–1994 Prof. Dr.-Ing. Egon Martin, Leiter des Stadtplanungsamtes 1972-1994 die Kulturachse keinen südlichen Abschluß. Ein kleines Relikt des Planungsgedankens stellt die Fahnenbastion an der Südtangente dar. Achse für Forschung und Lehre In meinen Routinebesprechungen mit Uni und Uni-Bauamt, auch bei meinen planerischen Ziel- vorgaben, war diese Achse gedanklicher Hinter- grund. Immer wieder bekomme ich von Wissen- schaftlern, aber auch Unternehmern, den Vorteil der räumlichen Nähe zwischen den Forschungs- stätten, der Universität und der Technologieori- entierten Unternehmen genannt - ein Vorteil in der Stadt Karlsruhe! Der Gedanke „Achse für Forschung und Leh- re“ war ausschlaggebend z.B. beim Kampf für den Kauf des Gebäudes Pfaff oder bei der Stand- ortsuche für die Bundesanstalt für Ernährung, oder Umnutzung Blösse vom Wohngebiet zum Technologiepark. Bei Besprechungen mit Uni-Rektor Wittich we- gen dringender Erweiterungsnotwendigkeiten der Universität ist mein Angebot: Mackensen-Kaserne und Gottesaue. Wohnbedarfsbefriedigung 1989 Erinnern Sie sich an unsere Erweiterungsflä- chen-Streich-Aktivitäten zu Beginn 1972? Nach 15, 20 Jahren muß man bilanzieren. Die Flächennutzung ist deshalb Ende der 80iger Jah- re diesbezüglich tätig. Ich stelle an einem Abend selbst eine Liste auf mit meinen realistischen Vor- stellungen - Darunter die Bilanz (meine Bilanz!) In dem nachfolgenden Ergebnisbericht der Ab- teilung Flächennutzungsplanung finde ich schon damals den Hinweis auf die militärischen Flächen - was für unsere Nachfolger von großer Bedeu- tung wurde, die Konversionsflächen. Öffentlichkeitsarbeit... ...eine im politischen Alltag immer wieder von der Verwaltung geforderte Aktivität. Auch wir haben uns bemüht und meinen: es war gut so. In meiner Erinnerung sind die immerwiederkehrenden Besprechungen mit den Bürgervereinen von großer Bedeutung. Die Aus- einandersetzungen waren wertvoll. Dort habe ich die Probleme des Stadtteils erfahren, aber nicht nur von den Bürgern, deren Orientierung sich beschränkte auf ihr Haus und die unmit- telbare Umgebung, dort konnte man sprechen über die Notwendigkeit von öffentlichen Einrich- tungen und die Stadtteilschwierigkeiten. Stadtteilausstellungen: von mir besonders be- liebt, wo wir auf den gesamten Stadtteil und seine Entwicklung eingingen - zusammen mit Gartenbau- amt, Tiefbauamt und Hochbauamt. Eine zusätzliche Riesenaufgabe, die meine Stadtteilplaner m.E. gerne auf sich nahmen. Bei diesen Ausstellungen konnten wir mit den Bürgern in Kontakt kommen. 19Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 „Rückblicke“ 1972–1994 Prof. Dr.-Ing. Egon Martin, Leiter des Stadtplanungsamtes 1972-1994 Die letzten Projekte in meiner Amtsperiode · Geroldsäcker - die bauliche Erweiterung von der Waldstadt bis nach Hagsfeld, ein Planungs- konzept eines Heidelberger Architekten. Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs. · Modell des Technologie-Parks Blösse, Entwurf Archis, Ergebnis eines städtebaulichen Wettbewerbs. · Noch ein Ergebnis städtebaulicher Wettbewerb Kriegsstraße-Ost / Südoststadt, Preisträger Ross- mann und Partner, Landschaftsplaner Charly Bauer (Abb. S48). Drei Wettbewerbsergebnisse, mit denen die Stadt zufrieden sein kann und wird. Ich ende mit einem Luftbild: unsere schöne Stadt Karlsruhe1985. Wir, meine Mannschaft und ich, versuchten · das Wesentliche zu erhalten, Stadtstruktur und Dorfstrukturen ernst zu nehmen, · mit sensiblen Entwicklungen den Stadtorganis- mus zu ordnen, zu entwickeln, ohne Brüche. Dies alles zusammen mit der gesamten Stadt- verwaltung, den Bürgermeistern, dem Gemein- derat und den Bürgern. Vielleicht ist uns dies teilweise gelungen. Unsere Arbeit wurde meistens von unserer politischen Spitze, den Oberbürgermeistern und seinen Dezernenten geschätzt, der Gemeinderat hat uns bei erfolgreichen Konzepten unterstützt. Wir vom Planungsamt haben die Zusam- menarbeit mit den anderen Ämtern der Stadt gepflegt und waren dadurch auch gemeinsam erfolgreich. Es gab für uns Hochpunkte aufgrund von planerischen Erfolgen, es gab aber auch Ent- täuschungen, wo unsere Vorstellungen aufgrund von politischen, finanziellen, selbst privaten Rah- menbedingungen infrage gestellt wurden. Es gab vielleicht auch weniger geglückte Kon- zepte, aber immer versuchten wir, unser planeri- sches Tun zu orientieren an der vorhandenen Quali- tät des Bestandes, der Stadtstruktur. Stadtplanung in überschaubaren und finanzierbaren Schritten, Offenhalten zukünftiger Möglichkeiten, Schutz der Landschaft und Verbesserung der Bedingungen für das Wohnen in der Stadt waren unsere Ziele. Der Künstler Jürgen Görtz hat in seinem Ent- wurf für die Weinbrenner-Plakette uns Planer dargestellt, uns verglichen mit dem Vogel, der alljährlich sein Nest erneuert, auf dem Bestand aufbaut, gelegentlich aber auch eine neue Unter- kunft suchen muß. Umgemünzt auf uns Planer: stets den Bezug zum Bestand, zur Geschichte, zur vorhandenen Stadtstruktur haben und Kreativität bei den Lö- sungen für eine positive Entwicklung der Stadt. Das haben wir gemeinsam versucht, meine quali- fizierte Mannschaft mit mir. Egon Martin Links: Bebauungsplan Geroldsäcker, rechts: Modell/Zeichnungen Technologie-Park Blösse Entwurf für die „Weinbrenner- plakette“, Jürgen Görtz 20 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 In der ersten Reihe die ehemaligen Amtsleiter (v.l.n.r.), Robert Mail, Tiefbauamt und Robert Mürb, Gartenbauamt, sowie Baubürgermeister Michael Obert, am Rednerpult Dr. Egon Martin 21Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 „Rückblicke“ 1994-2004 Vielen Dank für die Einladung auf das Podium des heutigen Stadtbauforums. Beim Recherchieren von Unterlagen für diesen Abend fand ich einen Satz, den auch die Stadt- planung verinnerlichen muss: „Es ist auf kommunaler Ebene schwieriger, ein Ideologe, Bürokrat oder Opportunist zu sein und gleichzeitig ein gutes Gewissen zu haben, weil die Wirklichkeit stärker in’s Auge springt“schreibt der Stuttgarter Oberbürgermeister Rommel in seinem 1981 erschienenen Buch „Das Ende vom Schlaraffenland“. Das Stadtbauforum findet seit 1997 statt. Mit der Bürgerschaft soll über die „Zukunft unserer Inneren Stadt“ gesprochen werden. Die erste Veranstaltung sehen manche im Rathaus zu- nächst recht skeptisch. Das Stadtbauforum entwickelt sich bis heute weiter. Und das ist gut so. Rückblicke sind vielschichtig und vielseitig. Das „Projektmosaik“ zeigt es. Dabei zeigt es nur Teile all unserer Arbeit in den 10 Jahren von 1994 bis 2004. Heute wäre also über vieles zu reden. Dazu gehörten insbesondere Wettbewerbe, Mehrfach- beauftragungen, Planungswerkstätten, informel- le und formelle Planungen sowie das Begleiten von großen und auch kleinen Bauvorhaben. Der mir vorgegebene Zeitrahmen beträgt allerdings nur 15 Minuten. So tröstet mich - und sie - Erich Kästner: „Wer was zu sagen hat, hat Weile. Er lässt sich Zeit und sagt’s in einer Zeile.“ Wir wenden uns deshalb auch nur einem Teil des „Projektmosaikes“ zu, dabei aber auch man- chen „Hintergründen“. Erläuterungen von Plä- nen erspare ich uns. Hintergründe können Ahnung - auch von Stadtplanung - vermitteln. Meinungen schwä- cheln oft. Dazu ein Beispiel aus dem Vorwort zum Buch „Karlsruhe- Neue Architektur“:„ Dann ist noch das große Einkaufszentrum am Ettlinger Tor zu nennen, das unabhängig von der durch einen Wettbewerb geplanten Fassade eine inne- re Straße besitzt, die so ganz und gar nicht dem schützenswerten Grundriss der Stadt folgt“. Was soll das heißen? Ist unser Stadtgrundriss ergän- zungsbedürftig, wird er durch das Einkaufszen- trum beschädigt? Stadtplanung hat etwas mit Konversion, d. h. mit Veränderung, sowie mit Politik, mit Zeit, mit Strategien und sehr oft mit Geld zu tun. „Rückblicke“ 1994–2004 Rudolf J. Schott, Leiter des Stadt- planungs- amtes, 1994-2004 22 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Zum Beispiel wird aus einem Weinberg ein Maisfeld und dann ein Baugebiet: „50-Morgen“ in Hohenwettersbach. Ist es ein Gerücht, dass die Bezeichnung „50-Sorgen“ im alternativen Ansatz und der Furcht vor einer alternativen Wählerschaft begründet ist? Die Vorgaben des Energie- und Flächensparens sowie Garagen un- ter den Gärten der Gebäude am Beginn der Spiel- straßen lassen manche Bauwillige etwas zögern. Heute sind die „50-Morgen“ nicht nur ein Kinderparadies! Städtebaulich-freiräumlich und architektonisch ist das Quartier am Rand des bald 750 Jahre alten Dorfes bemerkenswert. Wenden wir uns der Stadt und ihren Konver- sionen zu. Bahnflächen, Militärflächen, Gewer- beflächen innen und außen sowie Straßen und Plätzen. Herausforderungen fast ohne Ende! „…. wir müssen alles in der Hand haben“ ist in Wolfgang Leonhards auch für Planer wichti- gem Buch „Die Revolution entlässt ihre Kinder“ zu lesen. Das amerikanische und französische Militär zieht aus. Die Nordstadt entsteht auf einem bis dahin für die Bürgerschaft unzugänglichen rie- sigen Gelände. Darüber zu sprechen würde den Rahmen sprengen. Eine Fahrradtour durch das Gebiet lohnt sich sehr. „Rückblicke“ 1994–2004 Rudolf J. Schott, Leiter des Stadtplanungsamtes von 1994-2004 23Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Wir gehen nach „Südost“. „Vom Reisbrett auf’s Gleisbett“ wie es bei der Bahn einmal hieß. Die Stadt lobt vor 1992 unter Beteiligung der Bun- desbahn, der Telekom und anderer den Wettbe- werb „Karlsruhe-Südost-Gottesaue (Bundesgar- tenschau 2001)“ aus. Das Büro Rossmann und Partner mit dem Landschaftsarchitekten Karl Bauer aus Karlsruhe gewinnt. Der Entwurf lehnt sich zum Teil bewusst an die dichte Blockrandbe- bauung der Südstadt an. Er formuliert die östliche Kriegsstrasse als Al- lee neu. Sie kommt damit einem dringenden und nachvollziehbaren Wunsch der Stadt nach. Groß- zügige, vernetzte Günangebote ermöglichen die beabsichtigte „Bundesgartenschau 2001“- aus der dann leider nichts wird. Leider wird auch ein konzeptionell und örtlich anderer Ansatz von André Heller im Jahre 2002 „schubladiert“. Bald nach dem Wettbewerb herrscht bei der Grundstückseigentümerin, der Bahn, eine gewis- se Funkstille. Ihre Privatisierung und die damit verbundene Neuordnung ihres Immobilien-Ma- nagements sind wohl ein wesentlicher Hinter- grund. Der Bahnvorstand erklärt nach einiger Zeit hochrangigen Vertretern der Stadt Karlsruhe sei- ne Bedingung für eine weitere Zusammenarbeit: Ca. 1/3 mehr Bruttogeschossfläche! Beauftragte der Bahn legen einige Wochen später ein Konzept zu Lasten von Grünflächen vor. Es ist nicht gut! Allerdings: Eine zeitnahe städtebauliche und verkehrliche Neuordnung der östlichen Kriegs- straße will die Stadt. Lärmberechnungen längs dieser neuen Kriegsstraße-Ost machen auf deren Südseite Schutz zugunsten des geplanten Parks und der Wohnbebauung erforderlich. Gemeinsam mit den Wettbewerbsgewinnern entwickeln wir deren Siegerentwurf weiter. Die Forderung der Bahn nach Mehrwert ist nun in eine die Straße begleitende, Lärm abwei- sende Gebäudezeile umgesetzt. Eine großstädti- scher Boulevard hin zur Stadtmitte ist im Werden: Die Ludwig-Erhard-Allee. Auf der Rückseite der Gebäudezeile entstehen Stadtpark, Wohnungs- bau und Infrastrukturen. Das neue Stadtquartier wächst schnell. Seine öffentlichen Räume sind städtisch – nicht vor- städtisch. Für das Gelände nördlich der neuen Al- lee mit der Lohfeldsiedlung gibt es 2002 unsere erste Planungswerkstatt. Die Karlsruher Architekten Gilbert und Holzap- fel setzen sich mit ihrem Konzept eines schritt- weisen Umbaus des Quartieres durch. Eine zwei- te Planungswerkstadt folgt im gleichen Jahr für Neureut Kirchfeld-Nord. Hier wird das Kopenha- gener Büro Tegnestuen Vandkunsten mit der Wei- terbearbeitung seiner Planung beauftragt. Planungswerkstätten sind dialogische Ver- fahren zwischen Politik, Bürgerschaft, Planern und weiteren Fachleuten. Alle daran Beteiligten finden sich in einem Lernprozess. Er vermittelt Ahnung, Wissen und ermöglicht Verständnis der Arbeitsweise von Planern. „Rückblicke“ 1994–2004 Rudolf J. Schott, Leiter des Stadtplanungsamtes von 1994-2004 24 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Nun zu öffentlichen Räumen: Deren Qualitä- ten in Form und Funktion ist immer die stadtpla- nerische Herausforderung. Sehen Sie sich Plätze genau an, nehmen Sie die Ordnung in den Ver- kehrsräumen wahr! Gute Beispiele können die Ebert-, die Brauer- und die Erzbergerstraße mit der Straßenbahn sein. 2003 erhält die Stadt eine Anerkennung des Renault-Traffic-Award. Qualität gelingt nur bei konstruktiver und in- tensiver Kommunikation zwischen den verschie- denen Fachbereichen einer Verwaltung. Diese Erfahrung kommt sicher der Kriegsstraße zwi- schen Mendelssohnplatz und Karlstor zu gut. Die Straße kann ihre Trennwirkung verlieren. In die Zeit zwischen 1994 und 2004 fallen Untergang der „U-Strab“ und Auferstehung der „Kombi-Lösung“. Die Kriegsstraße zum Be- standteil einer „Kombi-Lösung“ zu machen, ist nicht nur aus stadträumlichen und verkehrlichen Gründen sehr bemerkenswert! Ohne Diplomatie und Willen scheitert die be- ste Planung. Kurz zurück zur Brauerstraße, dem Stichwort zum nächsten „Fall“. Der „Filmpalast“ des Köl- ner Architekten Till Sattler wird im Jahr 2000 fer- tig. Die „Lobbyisten-Resistenz“ der Stadt führt ohne Verzögerungen zu einer bemerkenswerten Ergänzung des Ensembles auf den ehemaligen IWKA-Flächen. „Rückblicke“ 1994–2004 Rudolf J. Schott, Leiter des Stadtplanungsamtes von 1994-2004 25Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Wir kommen in der Stadtmitte an. Seit Jahren soll sie nach Süden weiterentwickelt werden. Alle Planungsüberlegungen bleiben bis 1997 Papier. Dann wird der Architektenwett-be- werb „Karlsruhe: vom Schlossplatz zum Kongress- zentrum – via triumphalis - 2022“ ausgelobt. Es geht um städtebaulich-freiräumliche, verkehrli- che und nutzerische Ideen für den Bereich Karl- Friedrich- und Ettlinger-Straße, für die Mittelach- se oder „via triumphalis“. Das Büro Professor Wulf und Partner aus Stutt- gart gewinnt den Wettbewerb. Winkelförmige, transparente „Stadtloggien“ markieren den Süden der Kreuzung Ettlingerstra- ße / Kriegsstrasse. Bauliche Ergänzungen auf de- ren Nordseite zeigen Optionen für Veränderun- gen auf. Gleiches gilt für das Kongresszentrum. Dort eröffnet 2002 das Kongresshotel der Wett- bewerbsgewinner Professor Schweger und Part- ner aus Hamburg. Die Gestaltung des Freiraumes vor dem Hotel plant das Büro „Agence Ter“ von Profes-sor Henri Bava aus Karlsruhe/Paris. Nach dem Wettbewerbsentscheid zur „via triumphalis“ erarbeiten wir Ende 1998 ein Dis- kussionspapier zur „Entwicklung der südlichen Innenstadt“. Es soll Stärken, Schwächen, Risiken und Chancen einschätzen. Wo kann, wo sollte sich etwas nicht nur aus Sicht der Stadtplanung verändern? „Nicht vorauszuschauen heißt lamentieren“ (Leonardo da Vinci). Das fast fertige Papier wird zum Jahreswech- sel 1998/99 Gegenstand eines sehr internen Pla- nungsgespräches mit einem Vertreter der Ham- burger ECE-Projektentwicklungsgesellschaft. Zu deren Bedauern und so zum Vorteil unserer Innenstadt ist das Telekom-Grundstück an der Süd-Ost-Ecke des Mendelssohn-Platzes schon anderweitig verkauft. Flächen der ehemaligen Bundesbahndirektion und anderer im Süden der Stadtmitte zwischen Ettlinger Tor und Friedrichsplatz finden die Sym- pathie des Hamburger Vorstandes. Das Projekt nimmt schnell Form an. Sechs namhafte Archi- tekturbüros beteiligen sich an einem konkurrie- renden Entwurfsverfahren zur städtebau-lichen Einbindung. Der Vorschlag der Architekten Pro- fessor Kramm und Striegel aus Karlsruhe/Darm- stadt überzeugt die Jury. Nach Baubeginn 2003 eröffnet das Center „Ettlinger Tor“ im Herbst 2005, etwa 6 Jahre nach dem ersten Planungs- gespräch. Die Zahl der Besucher der gesamten Innen- stadt nimmt um ca. 30% zu. Wir können uns heute kaum noch an die ziemlich leeren Erbprin- zen-, Lamm- und Karl-Friedrich-Straßen erinnern. Der „Kirchplatz St. Stephan“ – schon von Wein- brenners so genannt - mutiert vom „Toiletten- und Park-Platz“ zum generations-übergreifenden Aufenthaltsort neuer Qualität. Dank „Ettlinger Tor“ und des dadurch herausgeforderten Enga- gements des örtlichen Einzelhandels wird ein langer Traum nicht nur der Stadtplanung Wirk- lichkeit. Wir können nun von den Chancen der Karl- Friedrich-Straße träumen, sobald sie oberirdisch von Stadt- und Straßenbahnen befreit ist. Sie gilt es zu nutzen. Eine Stadt entwickelt sich immer weiter, sie ist nie fertig gebaut. „Rückblicke“ 1994–2004 Rudolf J. Schott, Leiter des Stadtplanungsamtes von 1994-2004 26 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Zum Schluss noch eine wichtige Erfahrung: Alle an den Verhandlungen zum „Ettlinger Tor“ Beteiligten haben unterschiedliche Interessen. Sie geben ihr Bestes. So kann die Wirklichkeit sein! Die Gespräche der Hamburger und der städtischen Teams verschiedenster Berufszwei- ge finden auf sehr hohem Niveau statt. Sie ver- binden Durchsetzungswillen mit Offenheit und Diplomatie. Die Sitzungen dauern oft bis in den sehr späten Abend. Mehrfach sollen die „Bü- cher“ geschlossen werden. Die Norddeutschen hatten ihre süddeutschen Partner vielleicht für „gemütlicher“ gehalten. Für uns sind die Vorga- be des Oberbürgermeisters Heinz Fenrich „Ja, aber nicht um jeden Preis“ und die „Einflussresi- stenz“ nicht nur der Baubürgermeisterin Heinke Salisch Verhandlungsrahmen und Chance. Dass ein derartiger Prozess kein Weg ohne Steine ist, ist selbstverständlich: Aus betriebs- wirtschaftlichen Gründen sind weniger Geschäfte des „Ettlinger Tor“ auch von den umgebenden Straßen zugänglich als gewünscht. Aus städte- baulichen Gründen gibt es nur 2 statt der ge- forderten 4 Parkgeschosse. Damit fügt sich das große Haus in die vorgegebene Homogenität der Stadtsilhouette ein. Und auch die spiegelt den „Geist unserer Stadt“. Hoffen wir darauf, dass die Planung des Bü- ros von Professor Wulf nach dem Fertigstellen der „neuen“ Kriegsstraße nicht nur Traum bleibt. Träume können Chancen für Konversionen sein. „Rückblicke“ 1994–2004 Rudolf J. Schott, Leiter des Stadtplanungsamtes von 1994-2004 Auch ich habe einen Traum: Hinter dem Hauptbahnhof entsteht in einigen Jahren ein neuer Stadtteil für eine mobile und fle- xible Gesellschaft. Man kann hier arbeiten oder wohnen oder beides. Nicht nur ganz oben mit Blick auf den Schwarzwald und idealerweise auf eine neue „Herrenalber Allee“ in Rüppurr. „Ein Planer soll aus Fehlern gelernt haben, zu- hören können und wissen, dass das Wasser den Berg hinunter fließt“ sagt sinngemäß der Lon- doner Architekt Sir Patrick Abercrombie in den späten 1940er Jahren. Rudolf J. Schott 27Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 28 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 29Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 · Die Selbständigkeit der Karlsruher Stadtplanung begann 1936 mit der Herauslösung des Stadter- weiterungsbüros aus dem Tiefbauamt, geleitet von Dr. Dommer. Nach dem 2. Weltkrieg über- nahm Karl Pflästerer die Leitung des Amtes bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1954. Ihm folgte Max Beller, der 1968 in Ruhestand ging. Willi Lausch wurde daraufhin die Leitung des Amtes übertragen. Von 1972 bis 1994 führte Prof. Dr.- Ing. Egon Martin die Amtsgeschäfte, die ab 1981 auch mit der Stelle eines Referenten für Stadt- und Stadterneuerungsplanung verbunden waren. Im darauf folgenden Jahrzehnt stand das Amt bis September 2004 unter der Leitung von Rudolf Schott. Ihm folgte Dr.-Ing. Harald Ringler. Die Ausstellung gibt beispielhaft einen Einblick in die Arbeit des Stadtplanungsamtes seit der Grün- dung. Sieben Tafeln, gegliedert in Zeitabschnit- ten, zeigen eigenständige Arbeitsergebnisse und weisen damit auch auf damals aktuelle Haltun- gen der Stadtplanung hin. Fünf Tafeln dokumen- tieren die Aktivitäten und Initiativen der Karlsru- her Stadtplanung für die Durchführung von Wett- bewerbsverfahren. Der Ausblick auf die Arbeit der nächsten Jahre beschließt diese Ausstellung. Eine vollständige Dokumentation der Arbeiten der letzten 75 Jahre war nicht beabsichtigt. Die Aus- wahl der Beispiele erfolgte aus dem heutigen Blickwinkel, ist selektiv, lässt viele Lücken und bietet selbstverständlich Anlass zur Kritik. Zustande gekommen ist dieses Projekt innerhalb eines knappen Jahres nur durch den engagierten Einsatz von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des Stadtplanungsamtes und zwar neben deren Hauptaufgaben: Kristin Barbey, Sigrun Hüger, Bir- git Kaufmann, Dietmar Kup, Wassili Meyer-Buck, Jan Riel, Harald Ringler. · 30 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Stadtplanung im Dritten Reich Gründung des Stadtplanungsamtes, Karlsruhe 1936 19 30 19 36 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 1936 Entstehung und Gründung des Stadtplanungsamtes Die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ent- standene Stadtplanung moderner Prägung wur- de bis in die ersten Jahrzehnte unseres Jahrhun- derts meist von den für den „technischen Städte- bau“ zuständigen Ämtern - in Karlsruhe vom Wasser- und Straßenbauamt, dann vom Tiefbau- amt - als Fluchtlinienplanung wahrgenommen. 1929 erhielt das Stadterweiterungsbüro - bisher dem Amtsleiter direkt unterstellt - den Status ei- ner eigenen Abteilung mit sechs Mitarbeitern in- nerhalb des Tiefbauamtes unter Carl Pflästerer und ab 1933 unter Dr. Johannes Dommer. Erst 1936 begann die Selbständigkeit als eigene technische Dienststelle. 1938/39 erfolgte die Umbenennung in Stadtplanungs- und Siedlungs- amt, dem Dr. Dommer vorstand. Die Stadtverwaltung war, ähnlich wie heute, in Abteilungen (heute Dezernate) gegliedert, die bis 1933 der Oberbürgermeister Dr. Julius Finter, die drei Bürgermeister Heinrich Sauer, Dr. Erich Kiem- schmidt sowie Hermann Schneider leiteten. Die Arbeit der Stadtplanung wurde von verschie- denen beschließenden und beratenden Ausschüs- sen und Kommissionen begleitet wie der „Orts- baukommission“ und dem 1926 eingeführten „Künstlerische Beirat für die Stadterweiterung“. In der Zeit des Dritten Reiches bestand ein „Aus- schuss für Stadterweiterungsfragen“, dem 1936 u. a. Billing, Heiligenthal und die Dammerstock- Architekten Rößler, Prof. Lochstampfer und Dr. Rö- siger angehörten. Quellen: Stadtarchiv Karlsruhe: Beschluss Verwaltungsdirektion, 1/H-Reg. 951 Gestaltung der Stadt, 7_Nl_Pflästerer_177_2 Nord-Süd-Achse, 7_Nl_Pflästerer_177_3 Gauforum, 7_Nl_Pflästerer_177_12 Perspektive Richtung Süden, 7/NL Pflästerer Zerstörungsplan, 8_PBS_XVI_1220 Bad. Landesmuseum (Hg.): „Neues Bauen der 20er Jahre, Gropius, Haesler, Schwitters und die Dammerstocksiedlung in Karlsruhe, 1929“, Karlsruhe 1997. Harald Ringler: Der Karlsruher Generalbebauungsplan 1926. Ein Entwurf zur langfristigen Stadtentwicklung, in: „Blick in die Geschichte“ 1988-1993, Karlsruhe 1994 Ein Leitplan für Karlsruhe um 1940 Nord -Süd Achse um 1940 Entwurf für ein Gauforum an der im „Dritten Reich“ geplanten Nord-Süd-Achse, heute Ettlinger Straße um 1940 Beschluss-Akte vom 31. August 1936 das Stadtplanungsamt als selbständige Stelle aufzuführen. · 31Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Stadtplanung im Dritten Reich Gründung des Stadtplanungsamtes, Karlsruhe 1936 19 30 19 36 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 Kartierung der Zerstörung der Innenstadt durch die Luftangriffe im 2. Weltkrieg 1944. Von 57 000 Wohnungen vor Kriegsbeginn blieben nach Kriegsende nur über 11000 bewohnbar. Das Stadtzentrum war zu 80 % zerstört. 1933-1945 Die politischen Ereignisse des Jahres 1933 führten auch im Bereich der Baupolitik zu einer tiefgreifenden Umgestal- tung. Mit der Rücktrittserklärung von Baubürgermeister Herrmann Schneider waren die fortschrittlichen Aktivitäten in der Stadtplanung beendet. Carl Pflästerer war 1939 Leiter der Abteilung „Sonderauf- gaben“ und für das städtebauliche Erscheinungsbild und Repräsentationsbauten zuständig. Pflästerer sah eine Ost- West-Achse vom Rhein bis nach Durlach und eine Nord- Karlsruhe, südliche Umgebung Vogelperspektive 30er Jahren Süd-Achse vom Schloß nach Ettlingen mit Großbauten und Platzanlagen vor. Auf einer Gemarkungsfläche von ungefähr 8600 ha - Bu- lach und Knielingen waren inzwischen eingemeindet wor- den - lebten 1935 an die 159000 Einwohner. Nach den Ein- gliederungen von Hagsfeld und Durlach im Jahre 1938 vergrößerte sich Karlsruhe auf 12300 ha mit 186000 Ein- wohnern. Das bekannteste Wohnsiedlungsprojekt dieser Zeit, der erste Bauabschnitt der „Rheinstrandsiedlung“ in Daxlanden, war als architekturideologisches Gegenprojekt zur als „kulturbolschewistisch“ verfemten Dammerstock- siedlung gedacht. Größere Bauaufgaben waren die städtebaulich bereits 1924 vorgedachte Oberpostdirektion von Billing an der Ett- linger Straße, fertiggestellt 1939, und das ehemalige Ar- beitsamt an der Kapellenstraße - heute Landesvermes- sungsamt -, geplant vom städtischen Hochbauamt, errichtet zwischen 1935 und 1938. · Wiederaufbau und Stadtumbau Stadtplanung in Karlsruhe 1945 bis 1959 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 Die Beseitigung der Kriegsschäden und der Woh- nungsbau setzten die Prioritäten in der Stadtpo- litik nach Beendigung des 2. Weltkriegs. Die Aus- lobung des Wettbewerbs Kaiserstraße (1947) ist bereits als Zeichen des Gestaltungswillens für die Zukunft der Innenstadt zu sehen. Mit der dann folgenden Aufstellung des Bebauungsplans war auch die Entscheidung zur Beibehaltung des hi- storischen Stadtgrundrisses und einer städtebau- lich homogenen und überwiegend traditionellen Ausformung der Stadtgestalt verbunden. Die Flächennutzungs- und Verkehrsplanung für die Gesamtstadt orientierte sich anfangs am Ent- wurf des Generalbebauungsplans von 1926. En- de der 1950er Jahre begann dann die Arbeit für einen Flächennutzungsplan, der als Entwurf 1961 fertig gestellt wurde. Die 1958 beschlosse- ne städtische Bauordnung mit ihrem Baugebiets- plan regelte sowohl die Nutzungs- wie auch die Baumassenplanung, da es nur für wenige Gebie- te Bebauungspläne gab. Von den 57.000 Wohnungen (1939) waren 1945 lediglich 11.000 unbeschädigt geblieben, 12.600 total zerstört. Die Einwohnerzahl hatte 1946 mit 175.600 Menschen die Größe vor dem Weltkrieg (1939: 185.500) noch nicht erreicht (Gemeinde- fläche: 12.280 ha). 1960 belief sich der Woh- nungsbestand bei 240.400 Einwohnern bereits auf 77.000. Diese große Aufbauleistung war vor allem in neuen Baugebieten wie Mühlburger Feld, Rintheim-Süd, Waldstadt sowie in der Nord- weststadt erfahrbar (Rennbuckel-, Siemens-, Flugplatzsiedlung). Nicht berücksichtigt ist dabei die ab 1950 entstehende „Amerikanersiedlung“ als erste „Waldstadt“ in der heutigen Nordstadt mit 1.200 Wohnungen. Eine Initiative aus dem Gemeinderat für eine Parkring-Bebauung wurde glücklicherweise nicht umgesetzt. Neben dem Siedlungsbau verdient das erste gro- ße Stadtumbauprojekt Karlsruhes in Mühlburg Beachtung. Die 1952 vom Stadtplanungsamt er- arbeitete Verkehrskonzeption für Mühlburg führ- te über einen Bebauungsplan zur Verbreiterung der Rheinstraße. Davor fielen die noch vorhande- nen Gebäude an der Nordseite der Spitzhacke zum Opfer. Eine durchgehende Neubebauung entstand an der zurück gesetzten Baulinie. 1947 Generalbebauungsplan (Stadtplanungsamt). Es fehlen noch Vorhaben wie die Waldstadt, Flugplatz-Bebauung und Oberreut. Dafür gibt es noch „südliche Randstraßen“, durch den Oberwald führende Verkehrswege u.a. Bebauungsplan Heidenstücker- siedlung-Süd von 1950 1949 Bebauungsplan Kaiserstraße mit der um sechs Meter zurückgesetzten südlichen Bauflucht ab dem ersten Obergeschoß · Quellen: Stadt Karlsruhe: Harald Ringler, Denkschrift über den Wieder- aufbau, 1946 Statistische Jahrbücher 1947, 1960; Siedlungen der 50er Jahre in Karlsruhe, „Blick in die Geschichte“ 1993 - 1998; Harald Ringler: Die städtebauliche Neuordnung Mühlburgs in den 50er Jahren, Karlsruhe 1998; Stadtarchiv Karlsruhe: Mühlburg, Streifzüge durch die Ortsge- schichte, 1998 Stadtplanungsamt Karlsruhe: Wiederaufbau der Kaiserstraße, 1949 Fotos: Bildstelle der Stadt Karlsruhe 32 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 · 33Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Wiederaufbau und Stadtumbau Stadtplanung in Karlsruhe 1945 bis 1959 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 1955 Mühlburger Feld und Stadtumbau Rheinstraße, im Vordergrund die später zurück gebaute Ebertstraße 1958 Baugebietsplan der städtischen Bauordnung mit den Vorgaben der Nutzung, Anzahl der Geschosse und Bauweise · Entwurf für die Waldstadt (1955) 1945 die zerstörte Stadtmitte Marktplatz: Modell für den Wiederaufbau (1949). Beachtenswert die Vorgabe von Sattel- bzw. Walmdächern sowie der Kolonnaden an der Nordseite. · 34 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Vom Wiederaufbau zum Ausbau der Stadt Stadtplanung in Karlsruhe in den 60er Jahren 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 1960er Jahre Der Generalbebauungsplan aus den 1950er Jah- ren wurde den kompliziert werdenden Aufgaben nicht mehr gerecht. Ab 1961 beschrieben Einzel- aufbaupläne die Problembereiche: Es entstanden Generalverkehrsplan, Flächennutzungsplan und ein Verkehrslinienplan. Die Förderung des Wohnungsbaus blieb auch in den 1960er Jahren vordringliche Aufgabe der Stadtplanung. Der vorläufige Flächennutzungs- plan von 1961 enthielt Darstellungen zahlreicher neuer Wohnbauflächen. In den 1950er Jahren begonnene Wohnquartiere in der heutigen Nord- weststadt, Rintheim, Waldstadt und Rheinstrand- siedlung wuchsen weiter. Mit Oberreut Wald- und Feldlage sowie der Bergwaldsiedlung ent- standen zwei neue autarke Wohnsiedlungen. Die Idee einer Rheinstadt als Wohnstandort für 29.000 Einwohner bei Knielingen blieb auf dem Reißbrett. In den neuen Baugebieten wurden oft unter- schiedliche Gebäudeformen wie Hochhaus, Scheibe und Reihenhaus kombiniert. Der Städte- bau vieler Siedlungen der damaligen Zeit lässt heute deutliche Ordnungsmuster, Kompaktheit und Raumbildung vermissen. Die Baumgarten- Siedlung in Rüppurr und das Wohnquartier im Eichbäumle in der Waldstadt erhalten auch heute noch die überregionale Aufmerksamkeit als Mu- ster für qualitätvollen und flächensparenden Sied- lungsbau in der Stadt. Neben dem Siedlungsbau auf der „grünen Wie- se“ trug der innerstädtische Wohnungsbau auf vormals gewerblich genutzten Flächen ebenfalls zur Deckung der Wohnungsnachfrage bei. Ent- standen sind die „Richt-Wohnanlage“ nördlich des Durlacher Güterbahnhofs, sowie das Eigen- tumswohnungscenter an der Kaiserallee auf dem Areal der ehemaligen Brauerei Printz. Karlsruhe wurde weiter autogerecht ausgebaut: Die Umgehungsstraße von Durlach in Richtung Pfinztal, die neue Rheinbrücke bei Maxau sowie die Vogesenbrücke in Mühlburg konnten dem Verkehr übergeben werden. Für die ausgebaute Kriegsstraße wurde die Unterführung am Ettlin- ger Tor und die Schlossplatzunterführung fertig- gestellt und der Ausbau der Südtangente begon- nen. Der Vorschlag, die Entlastung der Innenstadt vom Autoverkehr konsequent bis zur Schaffung autofreier Flächen weiterzuführen, fand noch keine Gegenliebe. Quellen: Stadtplanungsamt Siedlungskarte: Stadtarchiv Karlsruhe: Karlsruhe - Die Stadtgeschichte, 1998 Karlsruher Chronik, 1992 Bauarbeiten Ettlinger Tor, 8_Alben393_20_Jlg_52965 Harald Ringler: Siedlungen 60er Jahre, „Blick in die Geschichte“, 2003 Einsele / Kilian: Stadtbausteine Karlsruhe, 1997 Stadtplanungsamt: Verkehrslinienplan, 1962 „rheinstadt - karlsruhes neue, wohnstadt am rhein“, 1965 Luftbild Bergwaldsiedlung: Brugger, Stuttgart Stadtplanungsamt: Verkehrsplanung Schlossplatz Karlsruhe, 1963 Illustration der 1960er Jahre - heute Wirklichkeit? Planung Verkehrsnetz Innenstadt, 1963 Verkehrslinien- plan, 1962 Im Plan bereits enthalten, u.a. der vierspurige Ausbau der Kriegsstraße, eine Nord- und eine Südtangente, eine nordwestliche Um- gehungsstraße für Durlach und eine N e u t r a s s i e r u n g der B36 zwischen Knielingen und Neureut. Bundesgartenschau 1967, mit Neugestaltung des Stadt- und Schloßgartens, sowie Aussichtsturm Festplatz Bauarbeiten Unterführung Ettlinger Tor, 1965 · 35Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Vom Wiederaufbau zum Ausbau der Stadt Stadtplanung in Karlsruhe in den 60er Jahren 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 Richt-Wohnanlage Durlach (1964-71) für 2.500 EW mit Alten- und Pflegeheim und Privatkrankenhaus. Architekten Colling und Schneider / Bohne Rheinstadtprojekt Eine Projektgruppe im Stadtplanungsamt arbeitete 1965 einen Plan aus, der auf 100ha Fläche drei große und zwei kleine Nachbarschaften vorsah und 29.000 Menschen be- herbergen sollte. Vier- bis zwanziggeschossige Bauten, teil- weise auf Parkierungs- und Erschließungsebenen gelagert, folgen dem baulichen Leitbild der 1960er Jahre „Urbanität durch Dichte“. Direkt an dem stark erweiterten See gelegen und zum Rhein hin mit Fußgängerbrücken verbunden, bot die neue Stadt „Wohnen am Wasser“ mit hohem Freizeit- und Erholungswert. Die Idee blieb aufgrund rückläufiger Bevölkerungszahlen auf dem Reißbrett. Oberreut Feldlage Die Erweiterung der Stadt nach Süden war schon im Ent- wurf des Generalbebauungsplanes 1926 angedacht. Um- gesetzt wurde die Planung der Satellitenstadt Oberreut erst im Zusammenhang mit der Stadtsanierung des Dörfles. Die Bergwaldsiedlung - Konzept einer neuen Parkstadt mit verdichteter, gemischten Bebauung. Blick nach Oberreut Volkswohnung errichtete vorrangig Sozialwohnungen in vier- bis achtgeschossiger Zeilenbebauung. Im Anschluss an die 25 ha große Waldlage wuchs Oberreut seit 1968 in die Feldlage. · 36 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 1970er Jahre Die Sanierung des „Dörfle“ bewegte Karlsruhe in den 1960er und in den 1970er Jahren in hohem Maße. Noch in den 1960er Jahren waren Entwür- fe entstanden, die sich in hohem Maße am Leit- bild der autogerechten Stadt orientierten. Fuß- gänger und Kfz-Verkehr sollten auf separaten Ebenen geführt werden und es war eine bis zu 20-stöckige, großflächige Neubebauung vorge- sehen, die sich nicht am bestehenden Stadt- grundriss orientierte. Die Planungen stießen auf großen Widerstand und wurden schließlich auf- gegeben. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch schon große Teile der Bebauung abgerissen. Nach dem Wettbewerb im Jahr 1970 setzte sich 1972 schließlich der Entwurf des Münchner Bü- ros Hilmer & Sattler durch. Dieser sah auf den be- reits freigeräumten Flächen eine neue, dem be- stehenden Stadtgrundriss folgende Blockrandbe- bauung vor. Die noch erhaltenen Gebäude östlich der Waldhornstraße sollten soweit möglich ein- zeln saniert werden. Der motorisierte Individualverkehr spielte in den 70er Jahren nach wie vor die wichtigste Rolle un- ter den verschiedenen Verkehrsarten: Im Verkehrs- linienplan von 1972 wurde das angestrebte Netz der inner- und außerörtlichen Hauptverkehrsstra- ßen festgelegt. Darin waren neben der durch den Hardtwald führenden Nordtangente auch die Westtangente (L605) und die bereits im Bau be- findliche Südtangente enthalten. Langsam rück- ten auch zunehmend die Belange von Fußgän- gern, Radfahrern und öffentlichem Verkehr ins Bewusstsein: Im November 1972 wurden die er- sten Abschnitte der Fußgängerzone eingeweiht. Die Eröffnung der Fußgängerzone in Durlach er- folgte 1977. Die Schaffung von zusätzlichem Wohnraum war ein weiteres Thema der 1970er Jahre und teilwei- se dem Umstand geschuldet, dass im Rahmen der Dörfle-Sanierung zahlreiche Menschen um- gesiedelt werden mussten. So wurden Siedlungs- flächen verdichtet und erweitert, beispielsweise das Rintheimer Feld oder Oberreut (Feldlage II). Die teilweise problematische Sozialstruktur der bestehenden Neubaublöcke war erkannt worden. Dem sollte durch die Schaffung von Aufenthalts- bereichen, zentralen Einrichtungen sowie der Begrü- nung der Wohngebiete entgegengewirkt werden. Im Zuge der Gemeindereform fand in den 70er Jahren die Eingemeindung mehrerer bis dahin ei- genständigen umliegenden Gemeinden in die Stadt Karlsruhe statt. Die Arbeit des Stadtplanungs- amtes war in den Folgejahren verstärkt mit Pla- nungsaufgaben für diese sieben Stadtteile befasst. Quellen: Stadt Karlsruhe, Koordinierungsstelle Stadtsanierung: „Altstadtsanierung Dörfle Karlsruhe 1954-1994“, 1995 Eingemeindungen: Karlsruher Beiträge Nr. 7, 1994 Foto Südtangente: Stadtplanungsamt, 1975 Mitteilungen Baudezernat, Stadtplanungsamt, Stadtplanungsamt, 1972 Stadterweiterung und Sanierung Stadtplanung in Karlsruhe in den 70er Jahren 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 Das „Dörfle“Gebiet im Jahr 1970 Die bereits In den 60er Jahren entstandene Planung von Kraemer, Pfenning und Sieverts Der Bebauungs- plan nach dem Entwurf von Hilmer & Sattler Einzeln sanierte Objekte in der Künstlerhausstraße Verkehrslinienplan Karlsruhe, 1972 · 37Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Stadterweiterung und Sanierung Stadtplanung in Karlsruhe in den 70er Jahren 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 Die Südtangente auf Höhe des Knoten- punktes Kühler Krug, 1975 (im Hintergrund das Eckgebäude am Fuße der Zeppelinstraße) Stadtplanungsamt: Gesamtplanung für Oberreut in den 1970er Jahren Eingemeindungen bis 1995 Fußgängerzone Kaiserstraße: Detailplanung von Kramer und Partner, 1974 · 38 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Stadterweiterung und Stadtteilplanung Stadtplanung in Karlsruhe in den 80er Jahren 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 1980er Jahren Die Vielfalt der Themen in der Stadtplanung nahm in diesem Jahrzehnt deutlich zu, von der Fertigstellung der zentralen Fußgängerzone in der Innenstadt bis zum Abschluss des Verfahrens für den Flächennutzungsplan. Auch begleitete die Öffentlichkeit die Planungen aufmerksam. 1981 verwarf der Gemeinderat den Beschluss zur Nordtangenten-Planung aus dem Jahre 1979. 1982 wurde die so genannte Variante 17, der „Hängebauch“ beschlossen. Die bauliche Entwicklung der Stadt erfolgte lang- sam in Richtung Innenentwicklung. Die Umnut- zung von Infrastrukturflächen und Gewerbebra- chen sowie die Stadterneuerung rückten in den Blickpunkt. Anfang der 1980er Jahre begann die Wohnbebauung auf dem ehemaligen Fabrikge- lände der Nobel AG in Wolfartsweier. Das ehema- lige Stadtwerkegelände an der Kaiserallee bot sich für Büronutzungen, Wohnungen und kultu- relle Einrichtungen am Rande einer neuen Grün- verbindung an. Die Stadt kaufte von der Deut- schen Bundesbahn ein 4,6 ha großes Gelände südlich des Hauptbahnhofs für die Ansiedlung des ZKM. Das 1985 beschlossene 14-Städte-Pro- gramm des Landes und ein ergänzendes Sanie- rungsprogramm ermöglichten für dieses Areal den Mitteleinsatz zur Freimachung sowie für den Bau einer Tiefgarage. Die Stadterneuerung konnte in diesen Jahren durch weitere Programme immer größere Bedeu- tung für die Stadtentwicklung gewinnen. So ging der Sanierung Durlach, die 1984 begann, ein Wohnumfeldprogramm (WUP) voraus, weitere Schwerpunkte waren das ehemalige Stadtwerke- gelände, Südstadt Ost und Südweststadt Mitte. Danach folgte das „Programm einfache Stadter- neuerung“ (PES) für Gottesaue und Mühlburg. Für Stupferich konnte ein Dorfentwicklungspro- gramm eingesetzt werden. Die Altstadtsanierung lief noch bis 1994. Das Stadtplanungsamt war in allen Arbeitsbereichen mit hohem Einsatz enga- giert. Von den ca. 60 rechtsgültig gewordenen Bebau- ungsplänen innerhalb der 1980er Jahre betreffen über 20 die in den 1970er Jahren eingemeinde- ten Stadtteile. Oft werden damit Verpflichtungen aus den Eingemeindungsverträgen erfüllt. Mit der Gültigkeit des Flächennutzungsplanes im Jahre 1985 - Karlsruhe ist Teil des 1974 gesetz- lich verordneten Nachbarschaftsverbandes Karls- ruhe - gab es erstmals eine demokratisch beschlos- sene verbindliche Generalplanung für die Stadt. Quellen: Alle Entwürfe Stadtplanungsamt. Stadt Karlsruhe: Stadterneuerung in Karlsruhe. Programme und Maßnahmen, 1985 Stadt Karlsruhe, Stadtplanungsamt: Sanierung Durlach 1984 - 2004 Prof. W. Leutzbach: Varianten zur Nordtangente im Auftrag der Stadt Karlsruhe, Gutachten, 1981 Stadt Karlsruhe, Stadtarchiv: Karlsruher Chronik, 1992 Entwurf Marktplatz, 8/PBS XV 2385 Rahmenplan Bulach, 1. Realisierungsstufe, 1983 Übersicht der 1981 untersuchten Varianten für eine Nordtangente (Gutachten Prof. Leutzbach) Entwurf Marktplatz, Karlsruhe 1982 Rahmen- planung für Beiertheim 1988 · 39Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Stadterweiterung und Stadtteilplanung Stadtplanung in Karlsruhe in den 80er Jahren 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 zu ergänzende Raumkante sichtbare Stadtauerflucht zu ergänzende Stadtmauerbebauung Erneuerungs- bereich Parkierungs- anlagen Entkernung und Begrünung teilweise erhaltene Stadtmauerreste zu gestaltende öff. Platz- u. Grünfläche zu begrünende Raumkante zu ergänzende Fußgängerverbindung neu zu gestaltender Straßenraum zu ergänzende Fußgängerzohne geplante Quergasse Städtebauliche ZieleKonzept zur Sanierung Durlach 1980 Der seit 1980 gültige B-Plan „Säuterich und Säusteiger Feld“ umfasst ein 17 ha großes Gelände und bietet 270 Grundstücke für Eigenheime. Entwicklungskonzept Hauptbahnhof-Süd von 1985 Der Entwurf des Flächennutzungsplans von 1982 war Gegenstand der vorgezogenen Bürgerbeteiligung · 40 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Nachhaltige Stadtentwicklung Stadtplanung in Karlsruhe in den 90er Jahren 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 1990er Jahre Durch die politischen Veränderungen Anfang der 1990er Jahre und den Abzug der aliierten Streit- kräfte wurden große Flächen in stadtnaher Lage frei. Die Nordstadt konnte mit dem Umbau der ehemaligen „Amerikanersiedlung“ als neues Quar- tier aus der Taufe gehoben werden. Große Auswirkungen für Karlsruhe hatten die Standortverlagerung der IWKA und die Stillle- gung des Bundesbahnausbesserungswerks. Der große städtebauliche Wettbewerb für den Karls- ruher Südosten war der Startschuss für die Ent- wicklung dieses ehemals industriell geprägten Stadtbereichs. Die Urbarmachung dieser Flächen in zentrumsna- her Lage korrespondierte mit der Renaissance des „Stadtlebens“, wie der Wettbewerb zur „Via Triumphalis“ belegt. Die Sanierungen der grün- derzeitlichen Stadtquartiere Süd-, West- und Ost- stadt unterstützten die Wiederentdeckung dieser Quartiere als lebendige Stadträume. Auch die Ge- samtanlagensatzungen „Altstadt Durlach“ und „Gutenbergplatz“ hatten das Ziel, die Stadtsub- stanz zu bewahren. Die Gestaltungsgrundsätze für Gewerbegebiete sind heute noch aktuell. Neben der Aufwertung der Bestandsquartiere und der Entwicklung von ehemaligen Militär- und Industrieflächen war weiterhin die Erweiterung des Siedlungsbaus eine Hauptaufgabe der Stadt- planung. Die Zunahme eines nachhaltigen und ökologischen Bewusstseins in der Gesellschaft ist bei den Neubaugebieten dieser Zeit, z.B. der Ökosiedlung Geroldsäcker und dem Baugebiet „50 Morgen“, als ein wesentlicher Planungsan- satz zu erkennen. In dieser Dekade wurde auch die Studie zu den „Belastungsgrenzen für den Raum Karlsruhe“ entwickelt. Die Verkehrsplanung nahm in den 1990er Jahren mit Leitgedanken wie „Stadt der kurzen Wege“ und dem Ausbau des Umweltverbundes endgül- tig Abschied von der autogerechten Verkehrs- und Stadtplanung der früheren Jahrzehnte. Der Bau des B 10-Tunnels in Grötzingen, die Planun- gen für die Umfahrung Wolfartsweier und die Nordtangente-Ost, die Einrichtung von Tempo 30–Zonen, die Fortschreibung der Karlsruher Al- leen mit dem „Brauerboulevard“, Ebertstraße und Ludwig-Erhard-Allee brachten neue Qualitä- ten für die öffentlichen Räume. Auch die ersten Planungen für die Untertunnelung der Kaiserstra- ße und die Machbarkeitsstudie für die Straßen- bahn in der Kriegsstraße stehen für den Tenor der 90er Jahre, der nachhaltigen Stadtentwicklung. Quellen: Stadtplanungsamt: „Bausteineplan“ Günther Telian / Stadtplanungsamt: „50 Morgen“ Luftbild Karlsruhe-Südost, aurelis-real-estade GmbH&Co. KG IWKA, Harald Ringler, Mai 1993 Sanierung Weststadt 1979-2007 Faltblätter informierten die Bewohnerinnen und Bewohner über die Entwicklung der Sanierung. Karlsruhe Oststadt-Südstadt - Bausteineplan Der 1995 beschlossene Rahmenplan setzt das Ergebnis des Wettbewerbs für den Karlsruher Südosten von 1993 in einzelnen Bebauungsplänen um. Ökologisch Wohnen: Die Skizze zum 1998 in Kraft getretenen Bebauungsplan „50 Morgen“ zeigt die Entwurfsidee, die Bebauung entlang des Hangverlaufs anzuordnen. · 41Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Nachhaltige Stadtentwicklung Stadtplanung in Karlsruhe in den 90er Jahren 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 Mit der Eröffnung des Zentrums für Kunst und Medien- technologie (ZKM) am 18.10.1997 erfuhr auch das Umfeld eine deutliche Wandlung. In der Skizze sind die Allee der Brauerstraße und die Neubauten von Arbeitsamt und Bun- desanwaltschaft bereits enthalten. Schematisch dargestellt noch das Baufeld des heutigen Filmpalastes am ZKM. Hallenbau A, Industriewerke Karlsruhe-Augsburg (IWKA), Mai 1993 Nur für kurze Zeit bot sich der von Bebauung völlig freie Blick von der Brauerstraße auf den Hallenbau der ehemaligen Industriewerke Karlsruhe-Augsburg (IWKA). östliche Südstadt, Stand: August 2011 Am 31.10.1996 begann der Abbruch des Güterbahnhofs am Rüppurrer Tor (Mendelssohnplatz). Heute wohnen schon über 2.800 Menschen in der Erweiterung der östli- chen Südstadt. · 42 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Die Wiederentdeckung der Stadt Stadtplanung in Karlsruhe 2000 bis 2011 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 2000 bis 2011 Die inhaltliche Arbeit der letzten elf Jahre war be- stimmt durch die Aufwertung der inneren Stadt, die Umwertung und Umnutzung von Flächen so- wie die Weiterentwicklung der Verfahrenskultur. Bei der Kombi-Lösung ist auch das Stadtpla- nungsamt gefordert, da die Innenstadt zum The- ma für alle Arbeitsbereiche wurde: öffentlicher Raum, Fahrradstraßen, Höfekonzept, historischer Fächer, Sanierungsprojekte, Lichtplanung, Kultur- wegweisung, Bebauungsplanung sowie die Be- gleitung privater Projekte. In diesem Jahrzehnt erlebten auch die Konversio- nen ihren Höhepunkt. Planerisch vorbereitet war Karlsruhe-SO auf dem ehemaligen DB-Ausbesse- rungswerk. Stadterneuerung in den Programm- gebieten „Soziale Stadt“ und „Stadtumbau- West“ sowie der Lärmaktionsplan sind Beiträge zur Förderung des Lebens in der inneren Stadt. Das Progamm „Fahrradfreundliches Karlsruhe“ zeigt bereits große Wirkung. Die Initiierung und Betreuung von besonderen Wohnformen wie Mehrgenerationen-Wohnen eröffnen neue Mög- lichkeiten des Zusammenlebens. Die Fortschreibung des 2004 gültig gewordenen FNP 2010 des Nachbarschaftsverbandes - das Stadtplanungsamt ist die Planungsstelle - hat mit der „Tragfähigkeitsstudie“ begonnen. Der Ver- kehrsentwicklungsplan als Grundlage für die Weiterentwicklung der Mobilität zum „multimo- dalen“ Verkehrsverhalten im Sinne der Gleich- wertigkeit aller Verkehrsarten wird 2012 dem Gemeinderat vorgelegt werden. Dem Projekt „Stadtausstellung Karlsruhe 2015: die Stadt neu sehen“ fehlen noch die finanziellen Grundlagen. Die Stadtbaukultur konnte weiterentwickelt wer- den. Überzeugungsarbeit und Unterstützung pri- vater Projektträger führten zur Ausschreibung von zwanzig konkurrierenden Verfahren. Das Stadtplanungsamt selbst lobte 15 Wettbewerbe und Mehrfachbeauftragungen aus und organi- sierte fünf Planungswerkstätten. Zehn Architek- turspaziergänge in Zusammenarbeit mit der Ar- chitektenkammer und 40 Stadtbauforen zu den unterschiedlichsten Themen der Stadtplanung konnten in der Öffentlichkeit das Interesse für die räumliche Entwicklung der Stadt wecken. Der 2007 eingerichtete Gestaltungsbeirat befasste sich mit über 50 Projekten zum Großteil mit er- folgreichem Abschluss. Seit 1996 gelten für zwei Stadtbereiche Gesamtanlagensatzungen und für neun weitere Zonen städtebauliche Erhaltungs- satzungen. Derzeit sind zwei Gestaltungssatzun- gen in Arbeit. Quellen: Stadtplanungsamt Liegenschaftsamt Innenstadt-Konzept, Städtebauliche Analyse Architektur- spaziergang auf dem KIT-Campus 2009 Historischer Stadtgrundriss: „Karlsruher Fächer“ Homogenität der Bebauungs- struktur Nutzungs- mischung Dichtes Netz an Grünräumen Stadtbild- prägende Plätze und Raumfolgen Differenziertes Verkehrs- und Erschließungs- konzept Bebauungsplan-Entwurf Klamm/Illwig Höfekonzept für die Aufwertung von vier ehemaligen Anlieferhöfen: Hirschhof (Simulation) · 43Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Die Wiederentdeckung der Stadt Stadtplanung in Karlsruhe 2000 bis 2011 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 20-Punkte-Programm „Fahrradfreundliches Karlsruhe: Planung Radwegenetz Lärmaktionsplan: Hotspots (Ausschnitt) Neugestaltung Ortsdurchfahrt Wolfartsweier im Sinne der Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer Einladung Stadtbauforum Klima Die Diskusion um einen zweiten Rheinübergang wurde mit dem „Faktencheck“ fortgesetzt Touristische Fernradwege (Bestandteil des Nebennetzes) Nebennetz Ringroute Hauptnetz C M Y CM MY CY CMY K Radverkehrsnetz.pdf 28.08.2009 11:30:59 C M Y CM MY CY CMY K Radverkehrsnetz.pdf 28.08.2009 12:08:45 Lärmkartierung Karlsruhe 2007 Projektdurchführung: Auftraggeber: Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt Generalplanung und Stadtsanierung Hotspots Einwohnerdichte über Schwellenwert: 60 dB(A) (Ln) in Einw. / km² <= 0 0 < <= 500 500 < <= 1000 1000 < <= 1500 1500 < <= 2000 2000 < <= 2500 2500 < <= 3000 3000 < <= 3500 3500 < <= 4000 4000 < <= 4500 4500 < <= 5000 5000 < <= 5500 5500 < <= 6000 6000 < <= 6500 6500 < <= 7000 7000 < Stadtbauforum im Albert-Schweitzer-Saal Donnerstag, 14. April '11 • 20 Uhr Albert-Schweitzer-Saal, Reinhold-Frank-Str. 48a (Gemeindesaal Christuskirche, Mühlburger Tor) Dipl.-Ing. Heinz Brandl, Projektleiter, Senatsverwaltung Berlin Dipl.-Geogr. Peter Trute, Geschäftsführer, GEO-NET Umweltconsulting GmbH, Hannover Michael Obert, Bürgermeister, Baudezernent Dr.-Ing. Harald Ringler, Leiter des Stadtplanungsamtes Stadt Karlsruhe, Stadtplanungsamt Tel. 133–6114 · Eintritt frei D I E Z U K U N F T U N S E R E R S T A D T Stadt(-planung) im Klimawandel Berliner Stadtentwicklungsplan Klima und Karlsruher Modellprojekt Eine Radlänge voraus Karl Drais225 Jahre · 44 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Städtebaukultur durch Konkurrenz Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe 1904-1936 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 Das Wettbewerbswesen im Städte- bau beginnt in Karlsruhe nach der Jahrhundertwende. Bis heute sind weit über fünfzig Ausschreibungen bekannt. 1904 startete der „Wettbewerb zur Erlangung eines zweckmäßigen Ortsbauplans für die wich- tigsten Stadterweiterungsgebiete“, der aber oh- ne planerische Folgen blieb. Der 1911 ausgelobte Wettbewerb zur „Gestal- tung des Bahnhofplatzes in Karlsruhe“ bestimmt mit dem damaligen Vorschlag eines der beiden er- sten Preisträger Oskar Seemann und Wilhelm Vit- tali noch heute das Stadtbild am Hauptbahnhof. Die bis heute ungelöste „Ettlinger-Tor-Platz-Fra- ge“ führte seit 1902 zu zahlreichen behördenin- ternen Überlegungen, aber auch zu Gutachten und Wettbewerben. 1912 kam es zu einem Ver- fahren, bei dem kein erster Preis vergeben wur- de. Ende 1923 beauftragt die Stadt die Architek- ten Hermann Billing, Hans Großmann und Fritz Rößler, Vorschläge zu erarbeiten. Der Wohnungsbau fand vor dem 2. Weltkrieg Be- rücksichtigung in zwei Wettbewerben, die aus ideologischer Sicht völlig gegensätzlich waren. 1928 beriet ein Preisgericht unter Leitung von Mies van der Rohe über 43 eingereichte Entwür- fe für das Siedlungsprojekt „Dammerstock“. Die prämierten Arbeiten zeigten alle vorbehaltlos, dass das „neue Bauen“ nun auch in Karlsruhe Einzug gehalten hatte. Dem Entwurf von Walter Gropius wurde der erste Preis zuerkannt. Alle Preisträger konnten an der Realisierung unter der künstleri- schen Oberleitung von Gropius mitwirken. Das 1936 ausgelobte Projekt „Daxlanden-Süd: Preisausschreiben zur Erlangung eines Auftei- lungsplanes und von Entwürfen für Einfamilien-, Zweifamilien-, Ein- und Zweifamilien-Doppel- häuser, sowie Einfamilienreihenhäuser“ kann als Gegenprogramm zum Dammerstock gesehen werden. „Die Siedlung soll einen städtischen Charakter erhalten und in städtebaulicher Hin- sicht, sowie im gesamten Aufbau ein richtung- gebendes Vorbild nationalsozialistischen Gedan- kengutes sein“. Der Mieter- und Bauverein zog für die Realisierung den zweiten Preisträger Prof. H. Mehrtens aus Aachen den ersten Preisträgern Wach und Roßkotten aus Düsseldorf vor. Quellen: Franzen, Brigitte: Die Siedlung Dammerstock in Karlsruhe (1993) Stadt Karlsruhe: Das Ettlinger Tor in Karlsruhe (1924) Stadtarchiv Karlsruhe: Bahnhofplatz, 8/PBS o XIV a 2110 Albsiedlung, Foto: Harald Ringler 1904 Beitrag von Hermann Billing und Wilhelm Vittali (1. Preis) zur Entwicklung des Südgebietes von Karlsruhe im Rahmen des Wettbewerbs 1904/05. 1915 Bahnhofplatz nach dem Bau des neuen, 1913 eröffneten Hauptbahnhofs. Das untere Luftbild gibt den Bestand der Randbebauung um 1920 wieder. · 45Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Städtebaukultur durch Konkurrenz Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe 1904-1936 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 1923 Blick auf Wohngebäude der Albsiedlung an der Daxlander Straße. Der Karlsruher Architekt Hans A. Zippelius konnte den 1923 ausgelobten Wettbewerb für sich entscheiden. 1936 Modellfoto des Entwurfs von H. Mertens/Aachen für Daxlanden-Süd 1928 Die Zeilenstruktur überwiegt in den prämierten Beiträgen zum Dammerstock-Wettbewerb 1928. Im neu errichteten Eingangspavillon zur Dammerstock- Siedlung an der Danziger Straße sind die nachgebauten Modelle ausgestellt. 1904/05 und 1912 waren bereits zahlreiche Wettbewerbsentwürfe für den Bereich Ettlinger-Tor erstellt worden (unten vier Arbeiten von 1912) 1924 Lageplan des 1924 vorgelegten Entwurfs für den Bereich Ettlinger-Tor von Hermann Billing · 46 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Quellen: Henning, H.: Kaiserstraße, Karlsruher Planung „Die Neue Stadt 8/9“ (1948) Waldstadt, Luftbild Brugger Modellfotos Altstadt: Altstadtsanierung „Dörfle“, Karlsruhe 1954 - 1994, Karlsruhe 1995 Stadt Karlsruhe, Stadtplanungsamt-Bildstelle: Marktplatz Wettbewerb Beiertheimer Feld 1947 - 1979 Die Karlsruher Innenstadt und hier wiederum die Kaiserstraße wiesen die schwersten Kriegsschä- den auf. Der 1947 ausgelobte Wettbewerb sollte zu Vorschlägen für den Wiederaufbau des Stadt- zentrums führen. Viele Arbeiten interpretierten den Stadtgrundriss in unterschiedlicher Weise. Die Stadtverwaltung ging ihren eigenen Weg und das Stadtplanungsamt erarbeitete im Zusam- menwirken mit dem dafür gegründeten Pla- nungsbeirat einen Bebauungsplanentwurf. Im August 1956 lobte die Stadt auf Drängen der Architektenschaft den „Städtebaulichen Ideen- wettbewerb und Bauwettbewerb Waldstadt- Karlsruhe“ aus, obwohl es bereits einen Entwurf des Stadtplanungsamtes gab. Der erste Preisträ- ger Karl Selg wich nicht grundsätzlich vom städ- tischen Vorschlag von 1955 ab. 1974 erarbeite- ten fünf Planergruppen Planungsgutachten zur Waldstadt-Feldlage. Das Berliner Büro Freund- Oefelein-Schmock-Volkenborn erhielt dann den Planungsauftrag. Das „Dörfle“ war Gegenstand des Verfahrens „Internationaler städtebaulicher Ideenwettbe- werb Karlsruhe 1970“. Aus 20 Ländern Europas gingen 216 Arbeiten ein. Die Wettbewerbsbeiträ- ge glichen einem Kaleidoskop der damals gängi- gen Architekturauffassungen von pyramidenför- migen Baukörpern über Einzelriegel bis zur Blockrandbebauung. Der Gemeinderat entschied sich nach Überarbeitungsphasen Ende 1972 für den „Münchner Entwurf“, der die Grundlage für die Altstadtsanierung lieferte. 1971 mündeten die Absichten das Beiertheimer Feld zu bebauen in einen städtebaulichen Ideen- wettbewerb. Der Entwurf des ersten Preisträgers J. Jakubeit für das ebenfalls zu gestaltende Alb- grün führte zur heutigen Günther-Klotz-Anlage. Die Gestaltung der ersten Fußgängerzone in Karlsruhe lag nach einem Gutachterverfahren zur Gestaltung der Kaiserstraße und des Marktplat- zes in den Händen von Gernot Kramer. Städtebaukultur durch Konkurrenz Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe 1947-1979 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 1947 Wettbewerb Kaiserstraße: Preisträger Horst Linde/ R. Diem 1970 Altstadt-Wettbewerb mit unterschiedlich- sten Ergebnissen. Unten die über- arbeiteten Entwürfe von Schmock + Volkeborn/Berlin und von Hilmer + Sattler/München. Der nachfolgende Bebauungsplan beruht auf dem „Münchner Ent- wurf“. Weitere Beiträge 19 30 · 47Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Städtebaukultur durch Konkurrenz Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe 1947-1979 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 60er Jahre: Die Waldstadt-Feldlage war damals noch nicht bebaut. 1971 Wettbewerb Beiertheimer Feld: Jury-Sitzung 1974 Gutachterverfahren Marktplatz: Der nicht realisierte Beitrag von Prof. Gunnar Martinsson zeichnete sich aus durch einen roten Sandsteinbelag und Baumpflanzungen (Modellaufnahmen). · 48 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 1980-1999 Der 1981 jurierte städtebauliche Ideenwettbe- werb für das vormals von einer Brauerei genutz- te „Binding-Areal“ zwischen Karlstraße und Bei- ertheimer Allee führte zur Bebauung nach den Plänen von W. Weigert. Ein Jahr später folgte die Umgestaltung des Dragonerkasernen-Geländes als Wettbewerbsaufgabe, ebenfalls eine Konver- sion einer militärisch genutzten Fläche und ei- nem Gewerbeareal. Mit dem 1989 erfolgten Verfahren für den „Tech- nologiepark Vogelsand“ begann die gezielte An- siedlungspolitik für technologieorientierte Dienstleistungen in Karlsruhe. Das gebaute Ergebnis des 1990 durchgeführten Gutachterverfahrens „Ökologisches Bauen Ge- roldsäcker“ ist auch heute noch ein gelungenes Beispiel für gemeinschaftliches Wohnen unter ökologischen Gesichtspunkten. Auch für eine geplante Bundesgartenschau liefen zwei Wettbewerbe, der „Städtebauliche Ideen- wettbewerb Karlsruhe-Südost-Gottesaue“ 1992 (Erster Preis: Rossmann und Partner) und der Fol- gewettbewerb „Ideen- und Realisierungswettbe- werb Bundesgartenschau Karlsruhe 2001“ (1993). Nicht immer führen Wettbewerbe zur Realisie- rung der gefundenen Vorschläge. So nahm das Bauprojekt „Zentrum für Kunst und Medientech- nologie Karlsruhe (ZKM)“ einen völlig anderen Verlauf als es mit dem 1986 veranstalteten Ide- enwettbewerb „Entwicklungsbereich Haupt- bahnhof-Süd“ und dem 1989 abgeschlossenen Realisierungswettbewerb ZKM begonnen hatte. 1994 beginnen nach einem abgeschlossenen Gutachterverfahren mit drei eingeladenen Pla- nungsbüros die Umbauarbeiten im Hallenbau A auf dem ehemaligen IWKA-Gelände. Die städtebauliche Planungen für Konversionen, der Umwandlung von großen Arealen der Bahn, des Militärs sowie der Industrie hatten mit Wett- bewerbsverfahren begonnen, so auch für den Al- ten Flugplatz. Die Ergebnisse des Wettbewerbs 1997 können wegen der später erfolgten natur- schutzrechtlichen Vorgaben aber nur in kleinem Umfang Verwendung finden. Die vom Karlsruher Schloss ausgehende Nord- Süd-Achse ist seit dem 18. Jahrhundert Anlass für städtebauliche Planungen. Der 1997 durchju- rierte Wettbewerb „via triumphalis 2022“ sollte zu Beiträgen für eine langfristige Leitvorstellung für die Innenstadtentwicklung führen. 1986 Ideenwettbewerb Entwicklungsbereich Hauptbahnhof, Entwurf Speer & Partner (1.Preis) 1989 Realisierungs- wettbewerb ZKM „Würfel“ Rem Koolhaas/OMA (1.Preis) 1992 Karlsruhe Südost: Entwurf Rossmann und Partner mit Karl Bauer und Hans Billinger Quellen: Stadtplanungsamt Karlsruhe: „Wettbewerb Alter Flugplatz“ Brücke Alb/Südtangente: Hilmer+Sattler, Foto, Atelier Kinold, 1970 alle übrigen Fotos Stadtplanungsamt Städtebaukultur durch Konkurrenz Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe 1980-1999 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 19 30 · 49Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 1989 Technologiepark nach einem Ideenwettbewerb 1989, Preisträger M. Eltrich und K. Fehrenbach 1981 Bebauung Binding-Areal (Architekt Dietrich Weigert) Städtebaukultur durch Konkurrenz Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe 1980-1999 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 1997 Realisierungswettbewerb Konversion Alter Flugplatz. Entwurf Günter Telian (2.Preis) 1970 Straßenbahnbrücke Günther-Klotz-Anlage nach dem im Rahmen einer Mehrfachbeauftragung (1983/84) ausge- zeichneter Entwurf von Hilmer + Sattler/München 1996 Ideenwettbewerb: Vom Schlossplatz zum Kongresszentrum „via triumphalis“ 2022, Erster Preis Tobias Wulf und Partner · 50 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Städtebaukultur durch Konkurrenz Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe 2000-2011 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 2000 - 2011 Der Blick zurück zeigt, dass das Stadtplanungs- amt bzw. dessen Vorgänger selbst nahezu 40 städtebauliche Wettbewerbe ausgelobt und an- dere technischen Ämter der Stadtverwaltung bei weiteren konkurrierenden Verfahren begleitet bzw. unterstützt hat. Daneben sieht sich das Amt auch in der Pflicht, andere öffentliche Institutio- nen und private Bauherrn von den Vorteilen des Wettbewerbswesens zu überzeugen, zu beraten und mitzuwirken. Dies ist seit 1980 in über 60 Fällen erfolgt. Die Bemühungen in den letzten Jahren führten vor allem im innerstädtischen Wohnungsbau zu teilweise bemerkenswerten Er- gebnissen, in allen Fällen aber zur besseren Ar- chitektur als diese ohne Mehrfachbeauftragun- gen gebaut worden wäre. Im letzten Jahrzehnt bestimmten Themen wie Konversionen, Stadtumbau, Zukunft der Karlsru- her Innenstadt sowie die Gestaltung öffentlicher Räume den Städtebau in unserer Stadt. Dies spiegelt sich in den Aufgaben der Planungskon- kurrenzen wider. Der letzte große „Planungs- wettbewerb Kaiserstraße und Karl-Friedrich-Stra- ße“ (2010) reiht sich ein in eine Tradition von Verfahren über die Hauptachsen der Karlsruher Innenstadt. Die vollständige Umsetzung der prä- mierten Arbeit wird erst nach Fertigstellung der Kombilösung 2020 erlebbar sein. Aber auch Projekte für den Verkehr (Haltestellen U-Strab, Eisenbahnunterführung Schwarzwald- straße) und den Lärmschutz gewannen an Be- deutung (Fußgängerbrücken Rodbergweg, Was- serwerk, B 36, Lärmschutz Bulacher Kreuz). Neben den konventionellen Verfahren und Mehr- fachbeauftragungen gewannen Planungswerk- stätten als Planungskonkurrenzen einen festen Platz in der Verfahrenskultur. Gute und erfolgrei- che Beispiele dafür sind die Projekte Konversion Neureut (2002), Lohfeldsiedlung (2002), Schlachthof/Viehhof (2006) und Mehrgeneratio- nen-Wohnen Albgrün (2010). Konkurrierende Verfahren im Planungs- und Bau- wesen sind in Karlsruhe inzwischen ein nicht mehr weg zu denkender Baustein für die Stadt- baukultur. Quellen: Broschüren der einzelnen konkurrierenden Verfahren 2002 Planungswerkstatt Konversion Neureut Die ehemals militärisch genutzte Fläche von nahezu 50 ha sollte zivilen Nutzungen zugeführt werden: 600 Wohnun- gen einschließlich Infrastruktur, 16 ha Gewerbeflächen so- wie die Neuanlage von Sportflächen. Sieben ausgewählte Planungsbüros beschäftigten sich unter Einbeziehung der Konversionsgesellschaft, städtischer Ämter sowie des Neu- reuter Ortschaftsrates mit dieser Aufgabe. Das dänische Büro Tegnestuen Vandkunsten erarbeitete anschließend den städtebaulichen Rahmenplan und die Hochbauplanung für Cluster 1. 2002 Planungswerkstatt Lohfeldsiedlung Der Erhalt der Siedlung, ihre behutsame Weiterentwicklung sowie die Fortführung der Frühlingsstraße bis zur Gottes- auer Straße sind auf die von der Volkswohnung und vom Stadtplanungsamt getragenen Planungswerkstatt zurück- zuführen. Grundlage dafür war der Beitrag des Büros Gil- bert und Holzapfel. 2003 Städtebaulicher Realisierungs- wettbewerb Konversion Knielingen Das ehemalige Kasernengelände von 32 ha wird voraus- sichtlich 1.200 Menschen neuen Wohnraum und Wohnfol- geeinrichtungen bieten. Gewerbliche und gemischte Zonen bilden den Puffer zu den verbleibenden militärischen Anla- gen. Das Freiburger Büro Rosenstiel und faktorgrün liefer- ten eine sehr klare städtebauliche Struktur. 19 30 · 51Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Städtebaukultur durch Konkurrenz Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe 2000-2011 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 2009 Ideen- und Reali- sierungswettbewerb Bahnhofplatz Karlsruhe Die angestrebte Barrierefreiheit für den wichtigsten Umsteige- punkt des öffentlichen Nahver- kehrs in Karlsruhe wird essentielle Auswirkungen auf die Gestalt des westlichen Platzes und seine un- mittelbare Umgebung haben. So empfahl sich ein von den VBK und vom Stadtplanungsamt ausgelob- ter Wettbewerb, den terra.nova landschaftsarchitektur, München für sich entschied. 2010 Planungswettbewerb Kaiserstraße und Karl-Friedrich-Straße Die Realisierung der Kombilö- sung zieht die Umgestaltung des öffentlichen Raumes in der Innenstadt nach sich. 37 Büros lieferten Beiträge für den Ide- enteil und konkrete Vorschläge für Marktplatz, Europaplatz und Berliner Platz. Das mit dem ersten Preis ausgezeichnete Büro Mettler Landschaftsplanung, Berlin und der Kooperationspartner AV1 Ar- chitekten, Kaiserslautern wurden mit der weiteren Planung betraut. 2005 Konkurrierendes Entwurfsverfahren Haltestellengestaltung Kombilösung Von 97 Bewerbungen wurden zehn zur Teilnahme zugelassen, um Entwürfe für insgesamt sie- ben Haltepunkte der U-Strab einschließlich der Abgänge zu liefern. Die Arbeitsgemeinschaft der Architekten Allmann, Sattler und Wappner, München mit Ingo Maurer (Licht) und Allmann & Raithel (Kommunikationsdesign) gingen als Gewinner der Konkur- renz hervor. · 52 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Stadtplanung Karlsruhe Konkurrierende Entwurfsverfahren 1904-1936 1904 Wettbewerb zur Erlangung eines zweckmäßigen Ortsbauplans für die wichtigsten Stadterweiterungsgebiete 1911 Wettbewerb zur „Gestaltung des Bahnhofplatzes Karlsruhe“ 1912 Wettbewerb „Ettlinger-Tor-Platz“ 1923 Wettbewerb Albsiedlung 1924 Gutachten Ettlinger-Tor-Platz Bebauung 1928 Wettbewerb „Bebauung Bahnhofstraße“ 1928 Wettbewerb „Siedlungsprojekt Dammer- stock“ 1930 Wettbewerb „Bebauung Gottesauer Exerzierplatz“ 1936 „Daxlanden-Süd: Preisausschreiben zur Erlangung eines Aufteilungsplanes und von Entwürfen für Einfamilien-, Zweifamilien-, Ein-und Zweifamilien= Doppelhäuser, sowie Einfamilienreihen- häuser“ Stadtplanungsamt Karlsruhe Konkurrierende Entwurfsverfahren 1947 - 2010 Durchführung der Verfahren durch das Stadtplanungsamt (z. T. in Zusammenarbeit mit anderen städtischen Ämtern): 1947 Ideenwettbewerb Kaiserstraße 1953 Wettbewerb Mühlburger Feld 1956 Städtebaulicher Ideen- und Bauwettbe- werb Waldstadt 1970 Internationaler städtebaulicher Ideenwettbewerb Karlsruhe (Altstadt) 1971 Städtebaulicher Ideenwettbewerb „Albgrün“ 1973 Städtebauliches Gutachten „Umgestal- tung Marktplatz-Kaiserstraße-Hauptpost 1974 Planungsgutachten „Nordoststadt“ 1981 Städtebaulicher Ideenwettbewerb „Bindingareal“ 1982 Städtebaulicher Ideenwettbewerb „Dragonerkaserne“ 1984 Wettbewerb „Straßenbahnbrücke Oberreut“ 1984 Städtebaulicher Ideenwettbewerb „Schloss Gottesaue“ 1985 Wettbewerb „Grünzug Hildapromenade“ 1986 Ideenwettbewerb „Entwicklungsbereich Hauptbahnhof“ 1986 Wettbewerb „Fußgängerbrücke Veilchenstraße“ 1986 Bahnsteigüberdachung Albtalbahnhof 1987 Ideen- und Realisierungswettbe- werb „Außenanlagen Karlsburg“ 1988 Wettbewerb „ZKM am Hauptbahnhof-Süd“ 1988 Ideen-u. Realisierungswettbewerb „Außenanlagen Karlsburg“ 1989 Städtebaulicher Ideenwettbewerb „Technologiepark Vogelsand“ 1990 Mehrfachbeauftragung Planungsgutachten „Ökologisches Bauen Geroldsäcker 1991 Mehrfachbeauftragung Kaiserstraße 1991 Mehrfachbeauftragung Neugestaltung Grünzug Südstadt 1991 Städtebaulicher Ideenwettbewerb „Karlsruhe Südost-Gottesaue (Bundesgartenschau 2001) 1996 Mehrfachbeauftragung Amerikanersied- lung/Nordstadt 1996 Wettbewerb „Via Triumphalis“ 1997 Wettbewerb „Alter Flugplatz“ 1998 Wettbewerb „Stephan-/Europaplatz“ 1998 Wettbewerb „Kostengünstige Reihen- häuser“ 1998 Wettbewerb „Empfangsgebäude Hauptbahnhof Süd“ 2000 Mehrfachbeauftragung „Fahrradstation am Hauptbahnhof„ 2000 Mehrfachbeauftragung „Fußgängerbrücke Rodbergweg“ 2002 Wettbewerb „Abgang zum Landgraben“ für junge Architekten 2002 Planungswerkstatt „Lohfeldsiedlung“ 2002 Planungswerkstatt „City 2015 - Visionen zur Karlsruher Innenstadt“ 2002 Mehrfachbeauftragung „Wasserwerkbrücke“ 2002 Planungswerkstatt „Konversion Neureut“ 2004 Wettbewerb „Konversion Knielingen“ 2004 Mehrfachbeauftragung „KombiLösung – Haltestellengestaltung“ 2005 Mehrfachbeauftragung „Eisenbahnüber- führung Schwarzwaldstraße“ 2005 Mehrfachbeauftragung „Zentrum Grünwinkel“ 2005 Wettbewerb „Lärmschutzanlagen am Bulacher Kreuz“ 2005 Mehrfachbeauftragung „Unterführung Kriegstraße/Hirschstraße“ 2006 Mehrfachbeauftragung „Geh- und Rad- wegbrücke über B 36“ 2006 Planungswerkstatt „Schlachthof/Viehhof“ 2007 Mehrfachbeauftragung „Neuordnung Walther-Rathenau-Platz“ 2007 Zweiphasiger Wettbewerb „Zoologischer Stadtgarten“ 2008 Ideen- und Realisierungswettbewerb „Bahnhofplatz Karlsruhe“ 2009 Planungswerkstatt „Mehrgene- rationen-Wohnen am Albgrün 2010 Planungswettbewerb „Kaiserstraße und Karl-Friedrich-Straße“ Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe Übersicht 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 19 30 · 53Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 2008 Mehrfachbeauftragung Festplatz Daxlanden 2008 Mehrfachbeauftragung Areal Eislaufhalle Neureut 2008 Mehrfachbeauftragung „Kirchfeld-Nord Cluster 2“ 2008 Mehrfachbeauftragung „Kirchfeld-Nord Cluster 8“ 2009 Mehrfachbeauftragung „Kirchfeld-Nord Cluster 4+5“ 2009 Mehrfachbeauftragung „Wasserwerk Kastenwörth“ 2009 Mehrfachbeauftragung „Hochhaus Carl- Metz-Straße“ 2009 Gutachterverfahren EnBW - Standorter- weiterung Karlsruhe 2010 Mehrfachbeauftragung „Konversion Knie- lingen Baufelder D2/E3/E4 2010 Mehrfachbeauftragung „Karlsruhe Südost Baufeld 15 + 19“ 2010 Zweiphasiger Wettbewerb „Neubau Hauptfeuerwache und Leitstelle“ 2010 Mehrfachbeauftragung „Sonnenstraße 7-9“ 2011 Mehrfachbeauftragung „Karlsruhe Südost, Baufeld 24“ 2011 Mehrfachbeauftragung „Neues Wohnen in Rintheim“ Vom Stadtplanungsamt Karlsruhe initiierte bzw. begleitete Verfahren 1980 - 2011 1980 Katholisches Gemeindezentrum St. Judas Thaddäus Neureut 1983 Wettbewerb „Friedhof Nordwest“ 1984 Ideen- und Realisierungswettbewerb „Quartier Weiherhof“ 1986 Wettbewerb „Bundesanstalt für Ernährung“ 1986 Neubau Volksbank Durlach 1987 Katholisches Gemeindezentrum Christ-König Rüppurr 1987 Wettbewerb „Feuerwehrgerätehaus Hagsfeld“ 1988 Seewiesenäcker Rüppurr 1988 L’Oréal Kronenplatz 1988 Altenhilfezentrum/Studentisches Wohnen Waldstadt-Feldlage 1989 Lärmschutz A5 Karlsruhe/Ettlingen 1989 Wettbewerb „Zentralinstitut für Bild- gebende Diagnostik (ZIBID)“ 1990 Realisierungswettbewerb Neubau Arbeitsamt 1990 Realisierungswettbewerb Innovations- zentrum Karlsruhe IZKA 1991 Wettbewerb „Gewerbeschule Durlach“ 1992 Wettbewerb „Verwaltungsgebäude auf dem ehemaligen Opelgelände“ 1993 Ideen- und Realisierungswettbewerb „Bundesgartenschau 2001“ 1993 Mehrfachbeauftragung „Röserhaus am Mendelssohnplatz“ 1994 Stadtteilfriedhof Oberreut 1994 Mehrfachbeauftragung „Grünzug ZKM“ 1995 Wettbewerb „Wohnungsbau auf dem ehemaligen Opelgelände“ 1995 Wettbewerb Neubau der IHK, Erbprinzenstraße“ 1998 Wettbewerb „Kongresshotel am Festplatz“ 1998 Wettbewerb „Kostengünstige Reihen- häuser Friedrich-Blos-Straße“ 1999 Wettbewerb „Stadtteilfriedhof Grünwinkel, Daxlanden“ 2000 Realisierungswettbewerb „Neue Messe“ 2000 Mehrfachbeauftragung „Haltestellen Nordstadtbahn“ 2000 Mehrfachbeauftragung „Handels- und Dienstleistungszentrum am Ettlinger Tor“ 2000 Mehrfachbeauftragung „Altenbetreutes Wohnen an der Rüppurrer Straße“ 2000 Realisierungswettbewerb „Wohnungsbau ‚Im Blumenwinkel‘, Durlach“ 2000 Mehrfachbeauftragung Festplatz 2001 Realisierungswettbewerb „Neues Frei- zeitbad Karlsruhe“ 2002 Realisierungswettbewerb „Erweiterung Bundesverfassungsgericht“ 2002 Planungswerkstatt „Lohfeldsiedlung“ 2004 Realisierungswettbewerb „Schlossplatz 21“ 2004 Mehrfachbeauftragung „Gemeindezen- trum Laurentius Gemeinde Hagsfeld“ 2004 Mehrfachbeauftragung KombiLösung U-Strab-Haltestellen 2005 Mehrfachbeauftragung „Seniorenzen- trum Wettersbach“ 2006 Mehrfachbeauftragung „Projekt HTP“ Ecke Kapellen-/Kriegsstraße 2007 Mehrfachbeauftragung „Kaiserkarree“, Volksbankgebäude Marktplatz 2007 Mehrfachbeauftragung „Baden Carré“ Opel-Gelände 2007 Mehrfachbeauftragung Gestaltung RHDKW Block 8 2007 Mehrfachbeauftragung VBK Albtalbahnhof 2008 Realisierungswettbewerb Infopavillon Kombilösung am Ettlinger Tor 2008 Mehrfachbeauftragung „Bebauung Herrenalber Straße, Gartenstadt“ 2008 Mehrfachbeauftragung „Theodor-Rehbock-Straße“ 2008 Mehrfachbeauftragung Campus Studen- tenwohnen Degenfeld-/Gottesauer Straße Städtebauliche Wettbewerbe in Karlsruhe Übersicht 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 19 30 · 54 Stadtbauforum im Ständehaus · 75 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 Stadtplanung Karlsruhe 2011 ff Stadt neu sehen: räumlich, klimatisch, energetisch, multimodal. 19 30 19 40 19 50 19 60 19 70 19 80 19 90 20 00 20 10 Ausblick Die Themenvielfalt und die Leitthemen innerhalb der Disziplin Stadtplanung wandeln sich im Laufe der Jahrzehnte. So bestimmen Klimaanpassung, kreative Ökonomie, heterogene Wohnformen, Multimodalität im Mobilitätsverhalten und die öffentlichen Räume die Aktivitäten der kommen- den Jahre. Leitlinien für den planerischen Alltag sind: · Nachverdichten - aber wie · Umnutzen - aber intelligent · Sich bewegen - aber multimodal öffentliche Räume gestalten - für wen? Gute Information und Einbindung der Betroffe- nen bestimmen Stadtplanung als Prozess. 1976 Lutz Wolf (*1943 +1997) Radierung/Nachdruck 1992 Bildmotiv der Urkunde zur „Weinbrennerplakette“ Quellen: Stadtplanungsamt „Stadtplanung in Karlsruhe“ Radierung, Nachdruck für Stadt Karlsruhe, Stadtplanungsamt GEWERBEGEBIET GOTTESAUER FELD BEBAUUNGSPLAN ALTER FLUGPLATZ OST STADTERNEUERUNG RINTHEIM ENTWICKLUNG INNERE STADT Soziale Stadt Innenenstadt-West Sanierung City-West Fächergrundriss Transformation Bürobauten Gestaltung Kaiserstraße und Karl-Friedrich-Straße Bebauungsplan Kaiserstraße Gestaltungssatzung ENTWICKLUNGS- BAND VIA TRIUMPHALIS Marktplatz Karl-Friedrich-Straße Ettlinger Tor / Kriegsstraße Erweiterung Staatstheater Festplatz Bahnhofplatz Hauptbahnhof-Süd ENTWICKLUNGSBAND DURLACHER ALLEE Durlacher Tor Platz Schlachthof Messplatz DB-Fläche Untermühl Stadteinfahrt Ost ‘SOZIALE STADT‘ MÜHLBURG BEBAUUNGSPLÄNE HANGGEBIET INTEGRIERTES WOHNEN KÖNIGSBERGER STRASSE 37 BEBAUUNGSPLAN SÄUTERICH BEBAUUNGSPLAN ZENTRUM FÜR INTEGRIERTES WOHNEN NEUORDNUNG STUTTGARTER STR. Städtebauliche Konzepte, Pläne und Projekte 2011 ff RÄUMLICHES LEITBILD UMSETZUNG LICHTPLAN FAHRRADSTADT KARLSRUHE RAHMENPLAN KLIMAANPASSUNG VERKEHRSENTWICKLUNGSPLAN, MULTIMODALES KARLSRUHE FORTSCHREIBUNG FLÄCHENNUTZUNGSPLAN, NACHBARSCHAFTSVERBAND KARLSRUHE 5575 Jahre Stadtplanungsamt, 2011 · 1936 – 2011 Ausstellung im ‚Architekturschaufenster‘ 11. – 26. Januar 2012 Mo – Do, 9 – 12 Uhr, 14 - 16 Uhr, Fr 9 – 12 Uhr 16., 17. und 19. Januar ist die Ausstellung wegen einer Seminarveranstaltung nicht öffentlich zugänglich www.architekturschaufenster.de Vorträge im ‚Architekturschaufenster‘: 10. Januar 2012 · 19 Uhr, »Stadtplanung im 20. Jahrhundert« Carl Peter Pfl ästerer und Karlsruhes Stadtmitte. Isabelle Dupont MA 12. Januar 2012 · 19 Uhr, »Zwei Wirklichkeiten. Zwischen strategischen Planungen und Kirchturmdenken« Aus dem Alltag Städtebau und Stadtplanung. Prof. Markus Neppl, astoc architects and planners, Köln 26. Januar 2012, 19 Uhr, »Stadtplanung und Politik« Alltägliches und Besonderes aus der kommunalen Werkstatt Stadtplanungsamt. Dr.-Ing. Harald Ringler, Stadtplanungsamt Karlsruhe
https://www.karlsruhe.de/b3/bauen/publikationen/75_jahre_stpla/HF_sections/content/ZZl89j0mQVFkoJ/ZZl89jyZXMfUTt/75jahre_Stpla%20Teil1.pdf