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Tabakfabrik Griesbach, Lyceumstraße 5 (heute Hebelstraße 7), Lithografie von Johann Peter Wagner, um 1850, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVf 20. Tabakfabrik Griesbach Die Anfänge der Tabakfabrik Griesbach reichen bis ins Jahr 1767 zurück. Damals errichteten die beiden Fabrikanten Franz Lorenz Chappuy aus Bruchsal und Jacob Erz aus Straßburg in Durlach eine Tabakfabrik sowie ein Zweiggeschäft zum Verkauf von Rauch- und Schnupftabak in und außerhalb der Markgrafschaft Baden-Durlach. 1778 wurde Nikolaus Reuter Teilhaber und Geschäftsführer des Unternehmens, das er 1782 nach Karlsruhe verlegte. Mit dem Standortwechsel konnte Johann Christian Griesbach als Kompagnon gewonnen werden. Dessen Sohn Wilhelm Christian Griesbach übernahm 1794 den väterlichen Geschäftsanteil, nachdem er zuvor in der Fabrik eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte; ab 1802 war er alleiniger Fabrikbesitzer. 1799 wurde der Betrieb, der ab 1792 von der steigenden Nachfrage an Schnupf- und insbesondere Rauchtabak profitierte, in das südöstliche Eckhaus am Marktplatz (Lyceumstraße 5, heute Hebelstraße 7) verlegt. 1811 zählte er circa 50 Arbeiter und galt neben der Bijouterie-Fabrik Oelenheinz und der Chaisen-Fabrik Heinrich Reiß (später Schmieder & Mayer) als größtes Unternehmen der Stadt. Die Fabrik stellte alle möglichen Sorten von Tabak her, größtenteils preiswerte Ware aus dem heimischen Tabakanbau. Etwa die Hälfte der Produktion wurde in die Schweiz exportiert. Anfang der 1840er-Jahre verarbeiteten über 100 Arbeiter jährlich circa 1.500 Zentner amerikanischen und circa 3.000 Zentner deutschen Tabak im Gesamtwert von über 100.000 Gulden. Hauptabsatzgebiete waren weiterhin das Großherzogtum Baden und Umgebung sowie die Schweiz. Die wachsende Nachfrage veranlasste Griesbach, 1814 an der Alb bei Ettlingen eine Tabakmühle zu errichten, die 1818 mit einer Ölmühle verbunden wurde. Aus Alters- und Gesundheitsgründen gab er in den 1830er-Jahren die Geschäftsführung an seinen 1803 geborenen Sohn Christian ab, der nach Griesbachs Tod 1838, in Übereinkunft mit den Erben, das Unternehmen mit dem mehrjährigen Gesellschafter C. G. Schuler an seiner Seite fortführte. Die Firma, die ab 1838 mit "Christian Griesbach" firmierte, konnte Produktion und Umsatz weiter steigern. 1865 waren circa 120 Arbeiter beschäftigt, die jährlich circa 9.500 Zentner Rauch- und Schnupftabak sowie fünf Millionen Zigarren herstellten. Nach 1860 erhielt die Fabrik allerdings zunehmend Konkurrenz zum einen durch die 1857 in Karlsruhe gegründete Zigarrenfabrik Rudolf Heilbronner, in der circa 90 Arbeiter sechs Millionen Zigarren aus Pfälzer und amerikanischem Tabak anfertigten, zum anderen durch die steigende Zahl an primitiven Fabriken, die unmittelbar bei den Tabakanbaugebieten Badens entstanden und mittelst geringer Kapitalausstattung sowie Frauen- und Kinderarbeit Billigware produzierten. Mit dem Tod von Christian Griesbach 1874 und dem seines 24-jährigen Neffen Julius im selben Jahr, der als gelernter Kaufmann und Tabakfabrikant wohl das Unternehmen übernommen hätte, ging der Familienbetrieb zu Ende. Das Adressbuch nennt zwar noch den einen oder anderen in der Firma tätigen Fabrikanten (Ludwig Wilser, Friedrich Haag, Christian Friedrich Bittmann) sowie 1884 William Ludewig als Miteigentümer der Fabrik, aber nach dem Tod von Christian Griesbachs Ehefrau 1887 verkauften die Erben im Jahr darauf das Anwesen Hebelstraße 7 an die Stadt. Diese ließ das Fabrikgebäude 1895 für den von Josef Durm geplanten Neubau des Großherzoglich Badischen Bezirksamts (heute Polizeirevier Karlsruhe-Marktplatz) abreißen. Katja Förster 2015 Quellen StadtAK 5/Durlach A 1283, 7/Nl Griesbach 842; GLA 236/7123. Literatur Christina Müller: Karlsruhe im 18. Jahrhundert. Zur Genese und sozialen Schichtung einer residenzstädtischen Bevölkerung, Karlsruhe 1992, S. 136 f., 2. Auflage Karlsruhe 2018; S. 169 f. (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 1); Wolfgang von Hippel: IHK Karlsruhe. Eine Chronik der letzten 200 Jahre, Ubstadt-Weiher/Heidelberg/Basel 2013, S. 26-35. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-0152&oldid=593582“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Wilhelm Christian Griesbach um 1815, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 501. Wilhelm Christian Griesbach Unternehmer, Oberbürgermeister, Mitglied der Badischen Ständeversammlung, * 8. April 1772 Karlsruhe, † 16. April 1838 Karlsruhe, ∞ 1. 1800 Julie Wielandt, 3 Kinder, 2. 1807 Friederike Katz, 3 Kinder. Wilhelm Christian Griesbach war der Sohn eines Beamten in markgräflichen Diensten, der auch im Tabakhandel tätig war. Bis zum 15. Geburtstag besuchte er das Gymnasium, darauf folgte eine kaufmännische Ausbildung im Unternehmen, an dem sein Vater beteiligt war. 1794 übernahm Griesbach mit einem Teilhaber diese Gesellschaft, ab 1802 war er alleiniger Besitzer. Bereits 1799 war die Tabakfabrik in ein Gebäude am Marktplatz verlegt worden, wo Griesbach 1815 insgesamt 50 Arbeiter beschäftigte. Damit war sie eines der größten Karlsruher Unternehmen der Zeit. Außerdem betrieb Griesbach eine Ziegenlederfabrik in Rüppurr, sowie eine Tabak- und eine Ölmühle in Ettlingen. 1822 gehörte er zu den reichsten Bürgern der Stadt. Als 1806 die Gefahr einer Residenzverlegung nach Mannheim im Raum stand, intervenierte Griesbach als einer der Vertreter der Stadt beim Kurfürsten. 1809 wählten ihn seine Mitbürger zum Bürgermeister, 1812 wurde er nach der Eingemeindung von Klein-Karlsruhe Karlsruhes erster Oberbürgermeister. 1819-1823 vertrat er die Stadt als Abgeordneter in der Zweiten Kammer der neu geschaffenen Badischen Ständeversammlung. Aufgrund seiner oppositionellen Haltung verhinderte die großherzogliche Verwaltung danach seine Wiederwahl. Die Aktivitäten des erfolgreichen Unternehmers Griesbach wirkten nicht nur in seiner Zeit, sondern er initiierte auch zukunftsweisende Projekte. Die von ihm (mit-) angestoßenen Einrichtungen der Handelsstube und des Pfründnerhauses existieren heute noch als Industrie- und Handelskammer bzw. als Altenpflegeeinrichtungen der Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung. Volker Steck 2012 Quelle StadtAK 7/Nl 1/Griesbach. Literatur Susanne Asche: Bildung, Wirtschaft und Politik: der erste Karlsruher Oberbürgermeister Christian Griesbach (1772-1838) als Vertreter des neuen Bürgertums, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO) 144, 1996, S. 355-379. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0008&oldid=584033“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 18. Oktober 2015, 19:08 Uhr von Stadtarchiv3 (Diskussion | Beiträge)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Wilhelm Christian Griesbach um 1815, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS III 501. Wilhelm Christian Griesbach Unternehmer, Oberbürgermeister, Mitglied der Badischen Ständeversammlung, * 8. April 1772 Karlsruhe, † 16. April 1838 Karlsruhe, ∞ 1. 1800 Julie Wielandt, 3 Kinder, 2. 1807 Friederike Katz, 3 Kinder. Wilhelm Christian Griesbach war der Sohn eines Beamten in markgräflichen Diensten, der auch im Tabakhandel tätig war. Bis zum 15. Geburtstag besuchte er das Gymnasium, darauf folgte eine kaufmännische Ausbildung im Unternehmen, an dem sein Vater beteiligt war. 1794 übernahm Griesbach mit einem Teilhaber diese Gesellschaft, ab 1802 war er alleiniger Besitzer. Bereits 1799 war die Tabakfabrik in ein Gebäude am Marktplatz verlegt worden, wo Griesbach 1815 insgesamt 50 Arbeiter beschäftigte. Damit war sie eines der größten Karlsruher Unternehmen der Zeit. Außerdem betrieb Griesbach eine Ziegenlederfabrik in Rüppurr, sowie eine Tabak- und eine Ölmühle in Ettlingen. 1822 gehörte er zu den reichsten Bürgern der Stadt. Als 1806 die Gefahr einer Residenzverlegung nach Mannheim im Raum stand, intervenierte Griesbach als einer der Vertreter der Stadt beim Kurfürsten. 1809 wählten ihn seine Mitbürger zum Bürgermeister, 1812 wurde er nach der Eingemeindung von Klein-Karlsruhe Karlsruhes erster Oberbürgermeister. 1819-1823 vertrat er die Stadt als Abgeordneter in der Zweiten Kammer der neu geschaffenen Badischen Ständeversammlung. Aufgrund seiner oppositionellen Haltung verhinderte die großherzogliche Verwaltung danach seine Wiederwahl. Die Aktivitäten des erfolgreichen Unternehmers Griesbach wirkten nicht nur in seiner Zeit, sondern er initiierte auch zukunftsweisende Projekte. Die von ihm (mit-) angestoßenen Einrichtungen der Handelsstube und des Pfründnerhauses existieren heute noch als Industrie- und Handelskammer bzw. als Altenpflegeeinrichtungen der Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung. Volker Steck 2012 Quelle StadtAK 7/Nl 1/Griesbach. Literatur Susanne Asche: Bildung, Wirtschaft und Politik: der erste Karlsruher Oberbürgermeister Christian Griesbach (1772-1838) als Vertreter des neuen Bürgertums, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO) 144, 1996, S. 355-379. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:bio-0008&oldid=116387“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 14. November 2018, 17:25 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Tabakfabrik Griesbach, Lyceumstraße 5 (heute Hebelstraße 7), Lithografie von Johann Peter Wagner, um 1850, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVf 20. Tabakfabrik Griesbach Die Anfänge der Tabakfabrik Griesbach reichen bis ins Jahr 1767 zurück. Damals errichteten die beiden Fabrikanten Franz Lorenz Chappuy aus Bruchsal und Jacob Erz aus Straßburg in Durlach eine Tabakfabrik sowie ein Zweiggeschäft zum Verkauf von Rauch- und Schnupftabak in und außerhalb der Markgrafschaft Baden-Durlach. 1778 wurde Nikolaus Reuter Teilhaber und Geschäftsführer des Unternehmens, das er 1782 nach Karlsruhe verlegte. Mit dem Standortwechsel konnte Johann Christian Griesbach als Kompagnon gewonnen werden. Dessen Sohn Wilhelm Christian Griesbach übernahm 1794 den väterlichen Geschäftsanteil, nachdem er zuvor in der Fabrik eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte; ab 1802 war er alleiniger Fabrikbesitzer. 1799 wurde der Betrieb, der ab 1792 von der steigenden Nachfrage an Schnupf- und insbesondere Rauchtabak profitierte, in das südöstliche Eckhaus am Marktplatz (Lyceumstraße 5, heute Hebelstraße 7) verlegt. 1811 zählte er circa 50 Arbeiter und galt neben der Bijouterie-Fabrik Oelenheinz und der Chaisen-Fabrik Heinrich Reiß (später Schmieder & Mayer) als größtes Unternehmen der Stadt. Die Fabrik stellte alle möglichen Sorten von Tabak her, größtenteils preiswerte Ware aus dem heimischen Tabakanbau. Etwa die Hälfte der Produktion wurde in die Schweiz exportiert. Anfang der 1840er-Jahre verarbeiteten über 100 Arbeiter jährlich circa 1.500 Zentner amerikanischen und circa 3.000 Zentner deutschen Tabak im Gesamtwert von über 100.000 Gulden. Hauptabsatzgebiete waren weiterhin das Großherzogtum Baden und Umgebung sowie die Schweiz. Die wachsende Nachfrage veranlasste Griesbach, 1814 an der Alb bei Ettlingen eine Tabakmühle zu errichten, die 1818 mit einer Ölmühle verbunden wurde. Aus Alters- und Gesundheitsgründen gab er in den 1830er-Jahren die Geschäftsführung an seinen 1803 geborenen Sohn Christian ab, der nach Griesbachs Tod 1838, in Übereinkunft mit den Erben, das Unternehmen mit dem mehrjährigen Gesellschafter C. G. Schuler an seiner Seite fortführte. Die Firma, die ab 1838 mit "Christian Griesbach" firmierte, konnte Produktion und Umsatz weiter steigern. 1865 waren circa 120 Arbeiter beschäftigt, die jährlich circa 9.500 Zentner Rauch- und Schnupftabak sowie fünf Millionen Zigarren herstellten. Nach 1860 erhielt die Fabrik allerdings zunehmend Konkurrenz zum einen durch die 1857 in Karlsruhe gegründete Zigarrenfabrik Rudolf Heilbronner, in der circa 90 Arbeiter sechs Millionen Zigarren aus Pfälzer und amerikanischem Tabak anfertigten, zum anderen durch die steigende Zahl an primitiven Fabriken, die unmittelbar bei den Tabakanbaugebieten Badens entstanden und mittelst geringer Kapitalausstattung sowie Frauen- und Kinderarbeit Billigware produzierten. Mit dem Tod von Christian Griesbach 1874 und dem seines 24-jährigen Neffen Julius im selben Jahr, der als gelernter Kaufmann und Tabakfabrikant wohl das Unternehmen übernommen hätte, ging der Familienbetrieb zu Ende. Das Adressbuch nennt zwar noch den einen oder anderen in der Firma tätigen Fabrikanten (Ludwig Wilser, Friedrich Haag, Christian Friedrich Bittmann) sowie 1884 William Ludewig als Miteigentümer der Fabrik, aber nach dem Tod von Christian Griesbachs Ehefrau 1887 verkauften die Erben im Jahr darauf das Anwesen Hebelstraße 7 an die Stadt. Diese ließ das Fabrikgebäude 1895 für den von Josef Durm geplanten Neubau des Großherzoglich Badischen Bezirksamts (heute Polizeirevier Karlsruhe-Marktplatz) abreißen. Katja Förster 2015 Quellen StadtAK 5/Durlach A 1283, 7/Nl Griesbach 842; GLA 236/7123. Literatur Christina Müller: Karlsruhe im 18. Jahrhundert. Zur Genese und sozialen Schichtung einer residenzstädtischen Bevölkerung, Karlsruhe 1992, S. 136 f. (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 1); Wolfgang von Hippel: IHK Karlsruhe. Eine Chronik der letzten 200 Jahre, Ubstadt-Weiher/Heidelberg/Basel 2013, S. 26-35. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-0152&oldid=584929“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 23. Dezember 2020, 12:40 Uhr von Stadtarchiv1 (Diskussion | Beiträge) (→‎Literatur)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Tabakfabrik Griesbach, Lyceumstraße 5 (heute Hebelstraße 7), Lithografie von Johann Peter Wagner, um 1850, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVf 20. Tabakfabrik Griesbach Die Anfänge der Tabakfabrik Griesbach reichen bis ins Jahr 1767 zurück. Damals errichteten die beiden Fabrikanten Franz Lorenz Chappuy aus Bruchsal und Jacob Erz aus Straßburg in Durlach eine Tabakfabrik sowie ein Zweiggeschäft zum Verkauf von Rauch- und Schnupftabak in und außerhalb der Markgrafschaft Baden-Durlach. 1778 wurde Nikolaus Reuter Teilhaber und Geschäftsführer des Unternehmens, das er 1782 nach Karlsruhe verlegte. Mit dem Standortwechsel konnte Johann Christian Griesbach als Kompagnon gewonnen werden. Dessen Sohn Wilhelm Christian Griesbach übernahm 1794 den väterlichen Geschäftsanteil, nachdem er zuvor in der Fabrik eine kaufmännische Ausbildung absolviert hatte; ab 1802 war er alleiniger Fabrikbesitzer. 1799 wurde der Betrieb, der ab 1792 von der steigenden Nachfrage an Schnupf- und insbesondere Rauchtabak profitierte, in das südöstliche Eckhaus am Marktplatz (Lyceumstraße 5, heute Hebelstraße 7) verlegt. 1811 zählte er circa 50 Arbeiter und galt neben der Bijouterie-Fabrik Oelenheinz und der Chaisen-Fabrik Heinrich Reiß (später Schmieder & Mayer) als größtes Unternehmen der Stadt. Die Fabrik stellte alle möglichen Sorten von Tabak her, größtenteils preiswerte Ware aus dem heimischen Tabakanbau. Etwa die Hälfte der Produktion wurde in die Schweiz exportiert. Anfang der 1840er-Jahre verarbeiteten über 100 Arbeiter jährlich circa 1.500 Zentner amerikanischen und circa 3.000 Zentner deutschen Tabak im Gesamtwert von über 100.000 Gulden. Hauptabsatzgebiete waren weiterhin das Großherzogtum Baden und Umgebung sowie die Schweiz. Die wachsende Nachfrage veranlasste Griesbach, 1814 an der Alb bei Ettlingen eine Tabakmühle zu errichten, die 1818 mit einer Ölmühle verbunden wurde. Aus Alters- und Gesundheitsgründen gab er in den 1830er-Jahren die Geschäftsführung an seinen 1803 geborenen Sohn Christian ab, der nach Griesbachs Tod 1838, in Übereinkunft mit den Erben, das Unternehmen mit dem mehrjährigen Gesellschafter C. G. Schuler an seiner Seite fortführte. Die Firma, die ab 1838 mit "Christian Griesbach" firmierte, konnte Produktion und Umsatz weiter steigern. 1865 waren circa 120 Arbeiter beschäftigt, die jährlich circa 9.500 Zentner Rauch- und Schnupftabak sowie fünf Millionen Zigarren herstellten. Nach 1860 erhielt die Fabrik allerdings zunehmend Konkurrenz zum einen durch die 1857 in Karlsruhe gegründete Zigarrenfabrik Rudolf Heilbronner, in der circa 90 Arbeiter sechs Millionen Zigarren aus Pfälzer und amerikanischem Tabak anfertigten, zum anderen durch die steigende Zahl an primitiven Fabriken, die unmittelbar bei den Tabakanbaugebieten Badens entstanden und mittelst geringer Kapitalausstattung sowie Frauen- und Kinderarbeit Billigware produzierten. Mit dem Tod von Christian Griesbach 1874 und dem seines 24-jährigen Neffen Julius im selben Jahr, der als gelernter Kaufmann und Tabakfabrikant wohl das Unternehmen übernommen hätte, ging der Familienbetrieb zu Ende. Das Adressbuch nennt zwar noch den einen oder anderen in der Firma tätigen Fabrikanten (Ludwig Wilser, Friedrich Haag, Christian Friedrich Bittmann) sowie 1884 William Ludewig als Miteigentümer der Fabrik, aber nach dem Tod von Christian Griesbachs Ehefrau 1887 verkauften die Erben im Jahr darauf das Anwesen Hebelstraße 7 an die Stadt. Diese ließ das Fabrikgebäude 1895 für den von Josef Durm geplanten Neubau des Großherzoglich Badischen Bezirksamts (heute Polizeirevier Karlsruhe-Marktplatz) abreißen. Katja Förster 2015 Quellen StadtAK 5/Durlach A 1283, 7/Nl Griesbach 842; GLA 236/7123. Literatur Christina Müller: Karlsruhe im 18. Jahrhundert. Zur Genese und sozialen Schichtung einer residenzstädtischen Bevölkerung, Karlsruhe 1992, S. 136 f., 2. Auflage Karlsruhe 2018; S. 169 f. (= Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Bd. 1); Wolfgang von Hippel: IHK Karlsruhe. Eine Chronik der letzten 200 Jahre, Ubstadt-Weiher/Heidelberg/Basel 2013, S. 26-35. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-0152&oldid=589554“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 14. November 2018, 17:38 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung - Altersheim, Stephanienstraße 98, um 1900, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 425. Postkarte der Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung, Stephanienstraße 98, um 1920, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 423. Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung Als Gründungsdatum der Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung gilt der 30. März 1830, der Tag des Regierungsantritts von Großherzog Leopold. Der Initiator der Stiftung, Oberbürgermeister Wilhelm Christian Griesbach, hatte bereits am 3. Dezember 1820 im Intelligenz- und Wochen-Blatt an die wohlhabende Einwohnerschaft appelliert, einen Fonds für den Bau eines städtischen Pfründner- und Armenhauses zu gründen. Als der Fonds 1829 1.911 Gulden umfasste, beschlossen Stadtrat und Bürgerausschuss, die geplante Wohltätigkeitsanstalt zum Regierungsantritt von Großherzog Leopold und seiner Gattin Sophie als Leopold- und Sophien-Stiftung zu gründen. Die Stadt verzichtete auf Festivitäten und spendete dafür 5.000 Gulden für den Fonds. Der Großherzog, auf dessen Wunsch der Stiftungsname um den Namen seines Vaters Karl Friedrich ergänzt wurde, spendete 4.000 Gulden sowie den erforderlichen Bauplatz am Mühlburger Tor. Als der Fonds durch zahlreiche weitere Spenden bis August 1830 auf rund 30.000 Gulden angewachsen war, forderte die Stiftung die badische Architektenschaft zur Einreichung von Bauplänen auf. Der Entwurf von Friedrich Theodor Fischer gelangte zur Ausführung. Am 15. Mai 1833 wurde das zunächst für 12 Pfründner und 24 Arme konzipierte Haus in der Stephanienstraße 84 bezogen. Von 1861-1863 erfolgte durch Fischer die Aufstockung der zweigeschossigen Seitenflügel um ein weiteres Stockwerk. Durchschnittlich lebten in den 1860er-Jahren 60 Personen, in den 1890er-Jahren 95 und nach 1900 über 100 Personen in der Einrichtung. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bewohner nach Flehingen evakuiert und die Verwaltung nach Baden-Baden in das Hotel Stadt Straßburg verlegt. Bei einem Luftangriff im September 1944 wurde die Karlsruher Einrichtung zerstört. Erst um 1950 konnten die Heimbewohner nach Karlsruhe zurückkehren, in das Haus Blumenstraße 2a. Die maximale Auslastung lag bei circa 46 Personen. 1964 konnte ein Neubau in der Sophienstraße 193 (Weststadt) bezogen werden. Das Altenheim, das nach dem Stiftungsgründer Christian Griesbach benannt wurde, konnte bis zu 98 Personen aufnehmen. 1966 eröffnete die Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung mit dem Kunigunde-Fischer-Haus in der Sophienstraße 209-211 ein zweites und 1968 mit dem Wilhelmine-Lübke-Haus in der Trierer Straße 2 (Nordweststadt) ein drittes Altenwohnheim. Das 1972 in der Raiherwiesenstraße 13 in Karlsruhe-Durlach eröffnete Markgrafen-Stift eignet sich mit den Terrassenwohnungen besonders für das Angebot des Betreuten Wohnens. Mit dem Heinz-Schuchmann-Haus in Rintheim und dem Johann-Volm-Haus in der Waldstadt kamen 1975 und 1987 zwei weitere Altenwohnheime dazu. Bei dem 2001 eröffneten Seniorenzentrum Neureut liegt mit 82 Seniorenappartements der Schwerpunkt wiederum auf dem Betreuten Wohnen, wobei vollstationäre und Tagespflegeplätze das Angebot ergänzen. Die jüngste Einrichtung, das 2012 eröffnete Pflegeheim Seniorenzentrum Kirchfeld, in welches die 50 Bewohner des schließenden Christian-Griesbach-Haus verlegt wurden, bietet mit sechs Pflegewohngruppen für 8-13 Personen eine Betreuungsform an, die erst seit den 1990er-Jahren in der Altenpflege praktiziert wird. Eine Tagespflegestation rundet auch hier das Programm ab. In den sieben, über das Stadtgebiet verteilten Einrichtungen erfüllt die Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung bis heute den ursprünglichen Stiftungszweck, alte und kranke Personen entsprechend dem heutigen Pflegestandard ambulant oder stationär zu betreuen. Katja Förster 2014 Quellen GLA 206/2975, 236/5428. Literatur http://www.kfls-karlsruhe.de (Zugriff am 7. März 2014); Karlsruher Adressbücher 1833-1965; Falko Lehmann: Friedrich Theodor Fischer (1803-1867). Architekt im Großherzogtum Baden, [Diss. Univ. Heidelberg, 1984], Horb am Neckar 1988, S. 31, 83 f. (= Studien zur Bauforschung Nr. 15, hrsg. von der Koldewey-Gesellschaft 1987). Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-0893&oldid=585011“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung - Altersheim, Stephanienstraße 98, um 1900, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 425. Postkarte der Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung, Stephanienstraße 98, um 1920, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS oXIVa 423. Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung Als Gründungsdatum der Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung gilt der 30. März 1830, der Tag des Regierungsantritts von Großherzog Leopold. Der Initiator der Stiftung, Oberbürgermeister Wilhelm Christian Griesbach, hatte bereits am 3. Dezember 1820 im Intelligenz- und Wochen-Blatt an die wohlhabende Einwohnerschaft appelliert, einen Fonds für den Bau eines städtischen Pfründner- und Armenhauses zu gründen. Als der Fonds 1829 1.911 Gulden umfasste, beschlossen Stadtrat und Bürgerausschuss, die geplante Wohltätigkeitsanstalt zum Regierungsantritt von Großherzog Leopold und seiner Gattin Sophie als Leopold- und Sophien-Stiftung zu gründen. Die Stadt verzichtete auf Festivitäten und spendete dafür 5.000 Gulden für den Fonds. Der Großherzog, auf dessen Wunsch der Stiftungsname um den Namen seines Vaters Karl Friedrich ergänzt wurde, spendete 4.000 Gulden sowie den erforderlichen Bauplatz am Mühlburger Tor. Als der Fonds durch zahlreiche weitere Spenden bis August 1830 auf rund 30.000 Gulden angewachsen war, forderte die Stiftung die badische Architektenschaft zur Einreichung von Bauplänen auf. Der Entwurf von Friedrich Theodor Fischer gelangte zur Ausführung. Am 15. Mai 1833 wurde das zunächst für 12 Pfründner und 24 Arme konzipierte Haus in der Stephanienstraße 84 bezogen. Von 1861-1863 erfolgte durch Fischer die Aufstockung der zweigeschossigen Seitenflügel um ein weiteres Stockwerk. Durchschnittlich lebten in den 1860er-Jahren 60 Personen, in den 1890er-Jahren 95 und nach 1900 über 100 Personen in der Einrichtung. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Bewohner nach Flehingen evakuiert und die Verwaltung nach Baden-Baden in das Hotel Stadt Straßburg verlegt. Bei einem Luftangriff im September 1944 wurde die Karlsruher Einrichtung zerstört. Erst um 1950 konnten die Heimbewohner nach Karlsruhe zurückkehren, in das Haus Blumenstraße 2a. Die maximale Auslastung lag bei circa 46 Personen. 1964 konnte ein Neubau in der Sophienstraße 193 (Weststadt) bezogen werden. Das Altenheim, das nach dem Stiftungsgründer Christian Griesbach benannt wurde, konnte bis zu 98 Personen aufnehmen. 1966 eröffnete die Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung mit dem Kunigunde-Fischer-Haus in der Sophienstraße 209-211 ein zweites und 1968 mit dem Wilhelmine-Lübke-Haus in der Trierer Straße 2 (Nordweststadt) ein drittes Altenwohnheim. Das 1972 in der Raiherwiesenstraße 13 in Karlsruhe-Durlach eröffnete Markgrafen-Stift eignet sich mit den Terrassenwohnungen besonders für das Angebot des Betreuten Wohnens. Mit dem Heinz-Schuchmann-Haus in Rintheim und dem Johann-Volm-Haus in der Waldstadt kamen 1975 und 1987 zwei weitere Altenwohnheime dazu. Bei dem 2001 eröffneten Seniorenzentrum Neureut liegt mit 82 Seniorenappartements der Schwerpunkt wiederum auf dem Betreuten Wohnen, wobei vollstationäre und Tagespflegeplätze das Angebot ergänzen. Die jüngste Einrichtung, das 2012 eröffnete Pflegeheim Seniorenzentrum Kirchfeld, in welches die 50 Bewohner des schließenden Christian-Griesbach-Haus verlegt wurden, bietet mit sechs Pflegewohngruppen für 8-13 Personen eine Betreuungsform an, die erst seit den 1990er-Jahren in der Altenpflege praktiziert wird. Eine Tagespflegestation rundet auch hier das Programm ab. In den sieben, über das Stadtgebiet verteilten Einrichtungen erfüllt die Karl Friedrich-, Leopold- und Sophien-Stiftung bis heute den ursprünglichen Stiftungszweck, alte und kranke Personen entsprechend dem heutigen Pflegestandard ambulant oder stationär zu betreuen. Katja Förster 2014 Quellen GLA 206/2975, 236/5428. Literatur http://www.kfls-karlsruhe.de (Zugriff am 7. März 2014); Karlsruher Adressbücher 1833-1965 https://digital.blb-karlsruhe.de/Drucke/topic/view/485648 (Zugriff am 27. Dezember 2020); Falko Lehmann: Friedrich Theodor Fischer (1803-1867). Architekt im Großherzogtum Baden, [Diss. Univ. Heidelberg, 1984], Horb am Neckar 1988, S. 31, 83 f. (= Studien zur Bauforschung Nr. 15, hrsg. von der Koldewey-Gesellschaft 1987). Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-0893&oldid=594516“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 8. Februar 2019, 15:42 Uhr von Stadtarchiv3 (Diskussion | Beiträge)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Aquarell eines Treffens der Gesellschaft zum Haarenen Ring, 1792, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS IV 189. Gesellschaft zum Haarenen Ring Der Karlsruher Gesellschaftsverein "Gesellschaft zum Haarenen Ring" wurde 1792 in einer Mischung aus Salon- und Lesegesellschaft ins Leben gerufen und hatte im Gegensatz zu anderen Vereinen ihrer Art einen weniger förmlichen Charakter. So wurde sie nicht offiziell als Verein gegründet, sondern entstand aus einer privaten Einladung, bei der sich drei befreundete Paare im Haus des badischen Hofbibliothekars Johann Wilhelm Hemeling zu einem Vorleseabend trafen. Das Erkennungszeichen des Vereins war ein aus den Haaren aller Mitglieder geflochtener Ring. Diesen trugen die Mitglieder als Symbol der Unzertrennlichkeit bei ihren einmal wöchentlich in den Abendstunden im Haus eines jeweils anderen Mitglieds stattfindenden Treffen. Im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit standen die Pflege von Freundschaften und der kurzweilige Zeitvertreib in angenehm anregender Gesellschaft. Die Unterhaltungen drehten sich daher vornehmlich um neue literarische Werke. Gespräche über Politik und Beruf waren nach den Statuten, die in einem so genannten Gesetzbuch festgelegt waren, verboten. Regelverstöße wurden mit einem Bußgeld zwischen sechs und 24 Kreuzern belegt. Gesellschaftsspiele und Vorträge ergänzten die Zusammenkünfte. Gelegentlich fanden auch Ausflüge ins Stephanienbad oder gemeinsame Mahlzeiten im Freien (Picknicks) statt. Die Mitglieder der Gesellschaft zum Haarenen Ring vertraten liberale Umgangsformen und redeten sich ungeachtet ihres sozialen Rangs mit Bruder und Schwester an. Dies und spezielle Funktionen, die jede Person im Verein einnahm, rückten die Gesellschaft in die Nähe der zur damaligen Zeit weit verbreiteten Logengesellschaften. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch Hofbibliothekar Hemeling, der selbst Freimaurer war und 1785 zu den Mitbegründern der Karlsruher Loge Carl zur Einigkeit (heute Leopold zur Treue) gehörte. Die Gesellschaft zum Haarenen Ring war ein sehr kleiner Verein. 1793 hatte sie zwölf Mitglieder, darunter fünf Ehepaare. Ihr Höchststand betrug 36 Mitglieder. Zu den bekanntesten gehörten August Vierordt und Wilhelm Christian Griesbach. 1813 löste sich die Gesellschaft wegen fehlender neuer Interessenten auf. René Gilbert 2015 Quellen StadtAK 7/Nl Griesbach 221-240, 267. Literatur Claudine Pachnicke: "Geschlossene Gesellschaft", Lesegesellschaft und Museum, in: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, hrsg. vom Württembergischen Landesmuseum, Stuttgart 1987 Bd. 2, S. 1038; Olivia Hochstrasser: Hof, Stadt, Dörfle – Karlsruher Frauen in der vorbürgerlichen Gesellschaft, in: Karlsruher Frauen 1715-1945, eine Stadtgeschichte, Karlsruhe 1992, S. 19-101, hier S. 94-97 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 15); Christina Wagner: Von der Stadtgründung zur großherzoglich badischen Haupt- und Residenzstadt 1715-1806, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe – Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 148 f. Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-0396&oldid=585779“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 27. Dezember 2020, 17:52 Uhr von Stadtarchiv1 (Diskussion | Beiträge) (→‎Literatur)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Aquarell eines Treffens der Gesellschaft zum Haarenen Ring, 1792, Stadtarchiv Karlsruhe 8/PBS IV 189. Gesellschaft zum Haarenen Ring Der Karlsruher Gesellschaftsverein "Gesellschaft zum Haarenen Ring" wurde 1792 in einer Mischung aus Salon- und Lesegesellschaft ins Leben gerufen und hatte im Gegensatz zu anderen Vereinen ihrer Art einen weniger förmlichen Charakter. So wurde sie nicht offiziell als Verein gegründet, sondern entstand aus einer privaten Einladung, bei der sich drei befreundete Paare im Haus des badischen Hofbibliothekars Johann Wilhelm Hemeling zu einem Vorleseabend trafen. Das Erkennungszeichen des Vereins war ein aus den Haaren aller Mitglieder geflochtener Ring. Diesen trugen die Mitglieder als Symbol der Unzertrennlichkeit bei ihren einmal wöchentlich in den Abendstunden im Haus eines jeweils anderen Mitglieds stattfindenden Treffen. Im Mittelpunkt der Vereinstätigkeit standen die Pflege von Freundschaften und der kurzweilige Zeitvertreib in angenehm anregender Gesellschaft. Die Unterhaltungen drehten sich daher vornehmlich um neue literarische Werke. Gespräche über Politik und Beruf waren nach den Statuten, die in einem so genannten Gesetzbuch festgelegt waren, verboten. Regelverstöße wurden mit einem Bußgeld zwischen sechs und 24 Kreuzern belegt. Gesellschaftsspiele und Vorträge ergänzten die Zusammenkünfte. Gelegentlich fanden auch Ausflüge ins Stephanienbad oder gemeinsame Mahlzeiten im Freien (Picknicks) statt. Die Mitglieder der Gesellschaft zum Haarenen Ring vertraten liberale Umgangsformen und redeten sich ungeachtet ihres sozialen Rangs mit Bruder und Schwester an. Dies und spezielle Funktionen, die jede Person im Verein einnahm, rückten die Gesellschaft in die Nähe der zur damaligen Zeit weit verbreiteten Logengesellschaften. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch Hofbibliothekar Hemeling, der selbst Freimaurer war und 1785 zu den Mitbegründern der Karlsruher Loge Carl zur Einigkeit (heute Leopold zur Treue) gehörte. Die Gesellschaft zum Haarenen Ring war ein sehr kleiner Verein. 1793 hatte sie zwölf Mitglieder, darunter fünf Ehepaare. Ihr Höchststand betrug 36 Mitglieder. Zu den bekanntesten gehörten August Vierordt und Wilhelm Christian Griesbach. 1813 löste sich die Gesellschaft wegen fehlender neuer Interessenten auf. René Gilbert 2015 Quellen StadtAK 7/Nl Griesbach 221-240, 267. Literatur Claudine Pachnicke: "Geschlossene Gesellschaft", Lesegesellschaft und Museum, in: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, hrsg. vom Württembergischen Landesmuseum, Stuttgart 1987 Bd. 2, S. 1038; Olivia Hochstrasser: Hof, Stadt, Dörfle – Karlsruher Frauen in der vorbürgerlichen Gesellschaft, in: Karlsruher Frauen 1715-1945, eine Stadtgeschichte, Karlsruhe 1992, S. 19-101, hier S. 94-97 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 15) https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/frauengeschichte/frauen1715.de (Zugriff am 23. Dezember 2020); Christina Wagner: Von der Stadtgründung zur großherzoglich badischen Haupt- und Residenzstadt 1715-1806, in: Susanne Asche/Ernst Otto Bräunche/Manfred Koch/Heinz Schmitt/Christina Wagner: Karlsruhe – Die Stadtgeschichte, Karlsruhe 1998, S. 148 f. https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmoP1XI2Dw44t/Karlsruhe%20Die%20Stadtgeschichte.pdf (Zugriff am 23. Dezember 2020). Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-0396&oldid=590093“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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Version vom 14. November 2018, 17:45 Uhr von KarlsBot (Diskussion | Beiträge) (Setzen des DISPLAYTITLEs)(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied) Oberbürgermeister Erster Karlsruher Oberbürgermeister war Wilhelm Christian Griesbach. 1812 erhielt der seit 1809 amtierende Bürgermeister die Amtsbezeichnung Oberbürgermeister. Griesbach war 1809 der zweite, direkt von den Bürgern gewählte Bürgermeister, vor ihm war nur der erste Karlsruher Bürgermeister Johannes Sembach 1718 direkt gewählt worden. Grundlage war das 9. Organisationsedikt des Großherzogtums Baden, das 1809 die Städte nach französischem Vorbild zur untersten Instanz in der staatlichen Verwaltungsorganisation gemacht hatte und nach dem der Oberbürgermeister von der Bürgerschaft gewählt wurde. Die Ernennung erfolgte aber durch die Staatsbehörde. Der Aufgabenbereich erstreckte sich unter anderem auf die Ortspolizei und die niedere Gerichtsbarkeit mit allerdings beschränkten Befugnissen. Erst die Gemeindeordnung vom 31. Dezember 1831 verringerte die Staatsvormundschaft über die Gemeinden und deren Organe, mit ihr kann man auch in Baden vom Beginn der kommunalen Selbstverwaltung sprechen. Der nun indirekt von der Gemeindeversammlung bzw. dem Großen Ausschuss, später Bürgerausschuss, auf Zeit (zunächst sechs, dann neun Jahre) gewählte Oberbürgermeister saß dem von der Gemeindeversammlung gewählten Gemeinderat vor. Er bekam die Polizeiverwaltung, die niedere Gerichtsbarkeit sowie die Aufsicht über das Gemeindevermögen und dessen Verwendung, zum Beispiel bei Bauprojekten, persönlich zugeordnet. Nur er durfte die Gemeindeversammlung einberufen. Die Wahl des Oberbürgermeisters musste aber weiterhin von der Staatsbehörde bestätigt werden. Die badische Städteordnung vom 24. Juni 1874 bestätigte, dass der Oberbürgermeister mit absoluter Mehrheit durch den Bürgerausschuss zu wählen war. Nach dem Ende der Monarchie im November 1918 regelte die neue, auch als Bürgerausschussverfassung charakterisierte Gemeindeordnung vom 21. Oktober 1921, dass der Oberbürgermeister von den Stadträten zu wählen war. Diese Gemeindeordnung bestand bis 1935, als die vom Geiste der nationalsozialistischen Ideologie des Führerstaates geprägte Deutsche Gemeindeordnung reichsweit eine einheitliche Kommunalverfassung schuf. Bereits unmittelbar nach der so genannten Machtergreifung im März 1933 waren die demokratisch gewählten Bürgermeister und Oberbürgermeister – in Karlsruhe musste Julius Finter zurücktreten – zunächst von nationalsozialistischen Kommissaren überwacht, dann von ihnen oder anderen Nationalsozialisten ersetzt worden. Mit der Deutschen Gemeindeordnung übernahm der auf Lebenszeit bestellte Oberbürgermeister als Führer der Verwaltung die „volle und ausschließliche Verantwortung." Berufen wurde er aufgrund des Vertrauens von Partei und Staat. „Zur Sicherung des Einklangs der Gemeindeverwaltung mit der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)“ überwachte ein Beauftragter der Partei die Berufung des Bürgermeisters, der Beigeordneten und der Gemeinderäte und wirkte bei dem Erlass der Hauptsatzung mit. Nach dem Zweiten Weltkrieg regelten die Amerikaner das Gemeinderecht mit der Verordnung vom 10. Januar 1946 dahingehend, dass der Oberbürgermeister vom Stadt- bzw. Gemeinderat gewählt wurde. So folgte in Karlsruhe auf den noch von der amerikanischen Besatzungsmacht ernannten Oberbürgermeister Hermann Veit im Januar 1947 der vom Gemeinderat gewählte Oberbürgermeister Friedrich Töpper. Von der wahlberechtigten Bevölkerung wurde Töpper im folgenden Jahr in der ersten Oberbürgermeisterwahl nach dem Krieg bestätigt. Sein Nachfolger Günther Klotz konnte von der am 1. April 1956 in Kraft getretenen Gemeindeordnung für Baden-Württemberg profitieren, die dem Oberbürgermeister bis heute die drei bedeutendsten Führungsaufgaben in der Stadt zuwies. Als stimmberechtigtes Mitglied des Gemeinderates leitet er dessen Sitzungen, zugleich ist er Leiter der Verwaltung sowie Repräsentant und Rechtsvertreter der Gemeinde. Darüber hinaus verdankt er sein Amt einer Volkswahl. Versuche, diese Machtfülle einzuschränken, blieben weitgehend erfolglos. Der 1975 eingeführte Ältestenrat dient nur der Beratung des Bürgermeisters „in Fragen der Tagesordnung und des Gangs der Verhandlungen“. Reduziert wurde 1975 allerdings die zunächst zwölf Jahre dauernde Amtszeit auf acht Jahre. Darüber hinaus führt seitdem das Erreichen der Altersgrenze von 68 Jahren zum Ausscheiden aus dem Amt. In Karlsruhe amtierten bislang 20 Oberbürgermeister. Wilhelm Christian Griesbach (Oberbürgermeister 1812-1816) folgten Bernhard Dollmaetsch (1816-1830), August Klose (1830-1833), Christian Karl Füesslin (1833-1847), nochmals August Klose (1847), Ludwig Daler (1847/48), Jakob Malsch (1848-1870), Wilhelm Florentin Lauter (1870-1892), Karl Schnetzler (1892-1906), Karl Siegrist (1906-1919), Dr. Julius Finter (1919-1933), Friedrich Jäger (1933-1938), Dr. Oskar Hüssy (1938-1945), Joseph Heinrich (1945), Dr. Hermann Veit (1945-1947), Friedrich Töpper (1947-1952), Günther Klotz (1952-1970), Otto Dullenkopf (1970-1986), Prof. Dr. Gerhard Seiler (1986-1998) und Heinz Fenrich (1998-2013). Die Amtszeit von Dr. Frank Mentrup hat 2013 begonnen. Ernst Otto Bräunche 2015 Literatur Ernst Otto Bräunche: Oberbürgermeister und Bürgermeister, in: 200 Jahre kommunale Selbstverwaltung - Erfolgsgeschichte und Zukunftsmodell, Stuttgart 2008, S. 68-77 (= Festschrift zur Hauptversammlung des Städtetages Baden-Württemberg am 23. Oktober 2008 in Baden-Baden); Manfred Koch: Karlsruher Chronik. Stadtgeschichte in Daten, Bildern, Analysen, Karlsruhe 1993 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 14). Abgerufen von „https://stadtlexikon.karlsruhe.de/index.php?title=De:Lexikon:ins-1014&oldid=585051“ Kontakt Impressum Datenschutzhinweise Login
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