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Mühlburg - Streifzüge durch die Ortsgeschichte
MÜHLBURG Streifzüge durch die Ortsgeschichte
INFO Verlag · Mühlburg . Streifzüge durch die Ortsgeschichte
MÜHLBURG Streifzüge durch die Ortsgeschichte
750 Jahre Müh lburg 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Müh lburg 100 Jahre Bürgerverein Mühlburg 100 Jahre Radsportverein Karlsruhe 100 Jahre Bayernverein Weißblau Almfrieden
Hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Duo Bräunehe in Verbindung mit dem Bürgerverein Miihlburg, dem Bayernverein Weißblau Almfrieden, dem Radsportverein Karlsruhe und der Freiwilligen Feuerwehr Miihlburg
•• INFO VERLAG KARLSRUHE
Herausgeber Stadt Karlsruhe - Stadtarchiv
Ernst Otto Bräunche
Produktion INFO Verlagsgesellschaft Karlsruhe
Käppelestraße 6 . 0-76131 Karlsruhe Postfach 3367 . 0-76019 Karlsruhe
Telefon (0721) 61 78 88 . Fax (0721) 62 12 38
ISDN (0721) 96 13 850 . info-verlag-karlsru he @t-on line.de
Gesamtgestaltung Thomas Lindemann
Satz Christoph Morlok Michael Neurohr
Mitarbeit Constanze Jung Bernd Vi llhauer
Titelbild Blick auf die 1942 abgebrochene
alte Mühle am Lameyplatz . Foto 1926
Repros Li thostudio 75
Vorho lzstraße 25a . 76137 Karlsruhe
Druck rufdruck GmbH
Im Husarenlager 13 . 76187 Karlsruhe Ged ru ckt auf 1000/0 chlorfrei gebleichtem Papier.
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Mühlburg : Streifzüge durch die Ortsgeschichte ; 750 Jahre Mühlburg ;
150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Mühlburg ; 100 Jahre Bürgerverein
Mühlburg ; 100 Jahre Radsportverein Karlsruhe ; 100 Jahre Bayernverein
Weißblau Almfrieden I hrsg. vom Stadtarchiv Karlsruhe durch Ernst Otto Bräunehe in Verbindung mit dem Bürgerverein Mühlburg ... -
Karlsruhe : INFO Verl., 1998 ISBN 3-88190-227-9
Alle Rechte vo rbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, ohne
Genehmigung des Verlages nicht gestattet.
ISBN 3-8B190-227-9
OBERBÜRGERMEISTER PROF. DR. GER HARD SE ILER
ERNST OITO BRÄUNCHE
HARALD RINGLER
ANGELI KA SAUER
DANIELA BLANCK
THOMAS MEYER
ERNST OITO BRÄUNCHE
ULRIKE DEISTUNG
KURT ERNST
ERNST OITO BRÄUNCHE
HAGEN BLUCK . EUGEN SINGER . HORST WEBER
KURT ERNST
KARIN REITZ
BARBARA HUBER· EMIL REITZ . AUGUST VOGEL
FRANZ KLEINWÄCHTER . RICHARD DOLDE
ANGELIKA SAUER
ERNST OITO BRÄUNCHE
KATJA L1NDER
Inhalt
Geleitwort ....................................... ................................................................... 7 Grußworte .......................................................................................................... 8
I. 750 Jahre Mühlburg - Stre ifzüge durch die Ortsgeschichte
Die Eingemeindung .. ..... ...... ............................................................................. 1 2 Mühlburg im Mittelalter und in der frühen Neuzeit ......................... 1 7 Revolution 1848/ 49 ...... ............... .......................... .......................................... 26 Karl Friedrich Benz (J 844-1929) ................................................................ 31 Mühlburg als Stadtteil .................... ............................................................... 37 Mühlburg im Ersten Weltkrieg und der Weimarer Republik ........... 37 Mühlburg im Dritten Reich ........................................................................... 42 Die städtebauliche Neuordnung in den 50er Jahren ........................ 56 Nachkriegszeit ................................................................................................... 76 Die Kirchen .. .......................................................................................... .............. 90 Die Schulen ... ...... .............................................. ...... .......................................... 100 Die Brauerei Seideneck .................... ...... ...................................................... 108 Die Maschinenfabrik Seneca .......... ........................................... ............... 114 Der Rheinhafen ...................... ...... ......... ........................................ ................. 120 Häuser und Straßen .................................................................................... 126
11. Fotodokumentation : Mühlburg gestern und heute ...................................................... 160
111. Mühlburger Vereinsgeschichte : Ein Überblick .............. 184
IV. 150 Jahre Freiwillige Feuerwehr Mühlburg .................... 198 100 Jahre Bürgerverein Mühlburg .......................................... 230 Mei liewes Mühlburg .................................... ............................................... 244 100 Jahre Radsportgemeinschaft Karlsruhe ................... 250 100 Jahre Bayernverein Weißblau Almfrieden ............. 268
V. Mühlburger Vereine ............................................................................ 277
Literatur ............................................................................................................ 284 Ortsindex .......................................................................................................... 286 Personenindex ................................................................................................ 290 Bildnachweis ................................ ..................... .............................................. 295
Aktuelles Luftbild von Mühlburg. Foto : Horst Pompei.
f:\ 1. Januar 1886 wurden Karlsruhe und Mühlburg vereinigt, nachdem die beiden Städte in den Jahren zuvor bereits zügig aufeinander zu gewachsen waren . Mühlburg profi- tierte dabei auch vom Wachstum der aufstreben-
den badischen Haupt- und Residenzstadt. Zum ei-
nen waren die Gasthäuser der Stadt traditionell ein
beliebtes Ausflugsziel der Residenzstädter, zum
anderen fanden auch viele Mühlburger in der auf-
strebenden Karlsruher Industrie Arbeit.
Diese Vereinigung war für beide Partner von Vorteil. Die Mühlburger mußten nun weniger Ab-
gaben zah len, Gas- und Wasserpreise fielen, der
Wert der Liegenschaften stieg. Karlsruhe hatte im Gegenzug in den folgenden Jahren den nötigen
Raum für eine weitere Ausdehnung.
Heute ist Mühlburg ein voll in das städtische Le-
ben integrierter Stadtteil, mit dem Karlsruhe gerne dieses besondere Jubiläumsjahr 1998 fe iert. Mühl-
burg kann auf eine mindestens 750jährige Ge-
schichte zurückblicken, die Freiwillige Feuerwehr wird 150 Jahre alt, und gleich drei Vereine - der
Geleitwort
Bürgerverein, die Radsportgemeinschaft Karlsru he
und der Bayernverein Weißblau Almfrieden - feiern
ihr 100jähriges Bestehen. Ich freue mich, daß im
Rahmen des attraktiven und vielseitigen Festpro-
gramms auch dieser Bildband erscheinen kann, der zug leich Geschichtsbuch und Vereinschronik ist. Das ehrenamtliche Engagement in den Vereinen
und bei der Freiwilligen Feuerwehr für diese Fest-
schrift, die große Bereitschaft der Mühlburger und Mühlburgerinnen, dem Stadtarchiv Bilder zur Ver-
fügung zu stel len, sowie die professionelle Betreu- ung durch Stadtarchiv und INFO Verlag haben ein
Buch zustande gebracht, das über das Jubiläums-
jahr hinaus auf das Interesse der Alt- und Neu- mühlburger und der ganzen Stadtbevölkerung
stoßen wird.
PROFESSOR DR . GERHARD SEILER
Oberbürgermeister
der Stadt Karlsruhe
o
Im vorigen Jahrhundert, genau am 10. März 1848, schlossen sich einige beherzte Männer aus verschiedenen Bevöl keru ngssch ichten zusam- men, um einen geordneten Brandschutz zu organi-
sieren. Dieses Jubiläum ist ein Anlaß, all den Män-
nern zu gedenken, die vor 150 Jahren diese Freiwil-
lige Feuerwehr Mühlburg gegründet und im weite-
ren Verlauf geformt haben.
All denjenigen Kameradinnen und Kameraden
sei hier heute mein ganz besonderer Dank ausge-
sprochen, ebenso den Abteilu ngskommandanten.
Sie alle haben mit ihrem besonderen Einsatz und
ihrer Kameradschaft es ermög licht, daß wir heute auf 150 Jahre Feuerwehrgeschichte der Freiwilligen
Feuerwehr Mühlburg zurücksehen können .
Herzlichen Dank auch unseren Familienangehö-
rigen für ihre Unterstützung und ihr großes Ver- ständnis, das sie uns für die Erfüllung unserer nicht
immer sehr leichten Aufgaben entgegenbringen. Gerade diese Aufgaben haben sich natürlich im
Laufe der Jahre sehr verändert. War es zur damali-
gen Zeit nur die Brandbekämpfung, die im Vorder- grund stand, so liegt heute ein sehr großer Anteil
o
Grußwort
im Umweltbereich sowie in der technischen Hilfe- leistung.
Eine solide Ausrüstung und die Bereitschaft, sich
ständig aus- und weiterzubilden, war und ist uns
heute noch eine Notwendigkeit, um den techni-
schen und fachlichen Aufgaben gerecht zu werden.
Diesen heutigen Stand unserer Wehr haben wir
durch das Verständnis und das entgegengebrachte
Interesse der Stadtverwaltung erreicht. Ihr gebührt
unser besonderer Dank.
Möge der gute Geist, der die Wehrleute beseelt,
erhalten bleiben, damit die Wehr auch in Zukunft
die anfallenden Aufgaben und Herausforderungen erfüllen kann, getreu dem Wahlspruch der Feuer-
wehr: "Gott zur Ehr - dem Nächsten zur Wehr".
Allen, die in irgendeiner Form zum Gelingen des
Jubiläumsfestes beitragen, möchte ich im Namen
der Wehr meinen Dank aussprechen.
JÜ RGEN REiTlE
Abt. Kommandant der
Freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe-Mühlburg
Guten Morgen, guten Tag, guten Abend, gute Nacht, Ha llo, Servus, Grüß Dich, Bonjour, Salü, Grüezi ... Grußworte, die wir täglich an unsere Mitmenschen senden. Herzlich mit einer
freundschaftlichen Miene, einem Lächeln auf den
Lippen, gedankenlos, ernst und sach lich oder lei-
dend mit heruntergezogenen Lippen.
Grußworte - Grüß Dich Mühlburg, Du Sieben-
hundertfünfzigjährling, so alt bist Du und doch so
jung. Hallo, Du Bürgerverein Müh lburg, Du Einhun-
dertjährling, ich grüße Dich und Deine Vorstands-
damen und -herren, vor al lem aber Deine Mitglie- der und alle Mühlburgerinnen und Mühlburger, die
in Deinen Mauern leben, lieben, arbeiten, feiern, traurig sind oder erschöpft.
Guten Morgen allen Kranken, auf daß der Mor-
gen Hoffnung bringt und Linderung der Leiden. Grußworte auch diesem Buch, grüß Dich liebes
Mühlburg, erzähl mir aus Deiner Vergangenheit,
sprich zu mir, ohne N, laß Deiner Phantasie freien Lauf und schenk mir gute Gedanken.
Grußwort
Grußworte - laßt es nicht die letzten sein, laßt uns Grüße senden an unsere Mitmenschen, laßt es nicht
die letzten sein.
Guten Morgen liebes Mühlburg!
KURT ERNST
Erster Vorsitzender des
Bürgerverei ns Mühlburg 1898 e.v.
Mit Freude und Stolz dürfen wir in diesem Jahr 199B unseren 100. Geburtstag fei-ern. Geselligkeit und Freude am Radfah- ren standen Pate bei der Gründung des Vereins vor
100 Jahren. Die kulturelle Arbeit, von den Grün- dungsmitgliedern begonnen, wurde von wackeren und einsatzbereiten Männern gemäß unserem Wahlspruch "In Sturmesbraus ziehn wir hinaus" in
Kameradschaft weitergetragen. Ihnen allen gilt unser Dank.
Möge dieser Jubiläumsbildband mit dazu beitra-
gen, Interesse und Freude am Radfahren bei Jung und Alt zu wecken, ob für den Leistungssport oder im Breitensport, zur Wahrung der Tradition und zur Sicherung der Zukunft unseres Vereins. Bei allen
Mitgliedern, Freunden und Gönnern möchte ich mich recht herzlich für Ihre Treue und Unterstüt- zung bedanken.
Unserem Verein wünsche ich für die Zukunft
alles Gute und eine positive Weiterentwicklung, sowie allen Gästen und Festbesuchern ein paar schöne erlebnisreiche Stunden bei der Radsport- gemeinschaft Karlsruhe "RSG" und Ihren Jubilä-
umsveranstaltungen.
RÜDIGER ORTNER
Erster Vorsitzender der Radsportgemeinschaft Karlsruhe
Grußwort
zu unserem 100jährigen Jubiläum sagen wir allen Lesern dieser Jubiläumsschrift ein herz-liches "Grüß Gott". 100 Jahre Vereinsleben, das heißt schon etwas,
denn gerade die heutige, von der Hektik, dem ma- teriellen Denken und den Massenmedien geprägte Zeit, braucht Menschen, die Idealismus und Liebe zum althergebrachten Brauchtum mitbringen und
dieses pflegen. In der wechselvollen Geschichte unseres Vereins
waren wir stets bemüht, die alten Traditionen zu
erhalten, und auch Frohsinn und Humor kamen nicht zu kurz. Mit unserem Wahlspruch "Sitt und Tracht der Alten wollen wir erhalten" wünschen wir allen Lesern dieser Jubiläumsschrift eine anregende
Lektüre.
KURT URBAN
Erster Vorstand der Bayern- und
Trachtenvereinigung Weißblau Almfri eden e. V.
Immer wenn in den letzten Jahren ein Kar lsruher Stadtteil ein Jubiläum feiern konnte, hat sich das Stadtarchiv als das Zentrum städtischer Ge- schichtsarbeit durch eine Publikation daran betei- ligt. Sowohl historische Jahrestage als auch Ge-
denktage gehören zu den festen Bestandteilen der
historischen Bildungsarbeit. Mühlburg kann in diesem Jahr nun sogar fünf
Jubiläen feiern, was das Stadtarchiv veranlaßte, mit
der Konzeption des Bildbandes "Müh lburg. Streif-
züge durch die Ortsgeschichte" neue Wege zu ge- hen. So ist ein Band entstanden, in dem der
Schwerpunkt auf dem Bild liegt. Neben Bildern aus
den Beständen des Stadtarchivs, die oft von profes- sionel len Photographen wie z. B. Wilhe lm Kratt
oder Horst Schlesiger stammen, enthält das Buch
auch etliche Amateuraufnahmen, die von Privat-
personen nach einem Aufruf über die Presse zur Verfügung gestellt worden sind. Ulrike Deistung
hat diese archivisch bearbeitet, so daß nun auch die
Bilder, die aus Platzgründen keine Aufnahme fin-
den konnten, den an der Ortsgeschichte Mühlburgs Interessierten im Stadtarchiv zur Verfügung stehen.
Die Bilder des Buches werden natürlich in den
historischen Kontext eingebettet entweder als Be- standteil der Textbeiträge oder durch entsprechen-
de Erläuterungen. Hier haben professionelle Histo-
Vorwort
riker und Historikerinnen Hand in Hand mit den Ju- bi läumsvereinen und der Freiwilligen Feuerwehr
gearbeitet, die von Mitgliedern geschriebene Text- beiträge zur Verfügung stellten. So ist dieser Band
ein gutes Beispiel für Kooperation und Synergieef- fekte zwischen dem Stadtarchiv und den Vereinen.
Al len an der Produktion dieses Buches Beteilig-
ten möchte ich für die gute Kooperation danken.
Die Autoren und Autorinnen haben auch in der hei-
ßen Endphase der Buchproduktion schnell und zu-
verlässig ihre Beiträge und die Korrekturen abgelie- fert. Kat ja Linder hat das Personenregister erstellt.
Der INFO Verlag Karlsruhe und die Druckerei ruf-
druck haben unter denkbar knappen Zeitvorgaben die Buchgestaltung und den Druck bewältigt, so
daß diese "Streifzüge durch die Mühlburger Orts-
geschichte" pünktlich zum Mühlburger Festtag er-
scheinen.
DR. ERNST OITO BRÄUNCHE
Leiter des Stadtarchivs Karlsruhe
Als diese Aufnahme van Nordwesten gemacht wurde, war Mühlburg noch keine 25 Jahre Stadtteil der badischen Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe. Deutlich zu erkennen sind (van links nach rechts) die Gebäude der Moschinen- fabrik Seneca, die Türme der St.-Peter-und-Paul-Kirche, die Malzfobrik Wimpfheimer und die Karl-Friedrich-Gedächtnis- kirche, die nach ihren alten Turm hat.
ERNST ono BRÄUNCHE
Die Eingemeindung
Als Mühlburg zum Jahreswechsel 1885/86 mit der
benachbarten Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe
vereinigt wurde, so ll zu mitternächtlicher Stunde
ein Festzug mit Fackeln und Musik von Mühlburg
nach Karlsruhe geplant gewesen sein. Auf eine
diesbezügliche Zeitungsmeldung hin hatten sich
auch zah lreiche Karlsruher und Karlsruherinnen an
der Grenze zwischen Karlsruhe und Mühlburg ver-
sammelt, um sich dieses Schauspiel "einer romanti-
schen Stadtvermählung" nicht entgehen zu lassen.
Sie mußten all erdings unverrichteter Dinge wieder
von dannen ziehen, da sie offens ichtlich einer Zei-
tungsente aufgesessen waren. Dennoch wurde die
Eingemeindung auch in Mühlburg, und zwar am
11 . Januar 1886, mit einem Festm ahl im Gasthaus
Zum Hirschen gebührend gefeiert. 1
Die Eingemeindung war seit längerem vorberei-
tet worden. Ein Ortsbereisungsbericht des Bezirks-
amts Karl sruhe sprach sich schon 1883 für eine
Vereinigung aus, als Karlsruhe mit Mühlburg we-
gen Gemarkungsabtretungen verhandelte. Der
Mühlburger Stadtrat lehnte dies am 19. März 1885
zwar ab, schlug aber Verhandlungen über eine Ver-
einigung bei der Städte vor. 2 Am 1. Mai 1885 beriet
der Bürgerausschuß Karlsruhe über die Eingemein-
Streifzug durch die Mühlburger Geschichte bis Kriegsende 1945
dung, die von der Stadtverwaltung mit einer aus-
führ li chen Begründung vorbereitet worden war :
"Die Stadtgem ei nde Karlsruhe hat im Verhältnis zu
ihrer Bevölkerungszahl (über 53.000) eine sehr klei -
ne Gemarkung (784 ha 74 a) . Fast nach allen Rich -
tungen reichen die Bauquartiere bis zur Grenze und
würden sie vielfach überschreiten, wenn es nicht in
Auf diesem Plan aus dem Jahr 1885 ist die Mühlburger Gemarkung zum Zeitpunkt der Eingemeindung eingezeichnet. Im Sommerstrich im Osten der Gemarkung, um die sich die Stodt Karlsruhe schon vor der Eingemeindung bemüht hotte, sind einzelne Brauereigebäude zu erkennen, ebenso der Verlauf der Maxou-Bahn im Süden, an die Mühlburg seit 1862 angeschlossen war.
Ja. aß. BlUdtt.G tuatt. 1886. ~ef~nntm~d)unß.
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", eltne;lt'.
Bekanntmachung der Straßenumbenennungen anlößlich der Eingemeindung,
den letzten Jahren gelungen wäre, verschiedene Gemarkungserweiterungen herbeizuführen," 3 Da- mit war die erste Eingemeindung nach Karlsruhe
einge leitet, sieht man einmal von Klein-Karlsruhe
ab, das 1812 mit der Stadt vereinigt wurde. In den
ersten 150 Jahren se it der Stadtgründung war die-
se f lächenmäßig durch Gemarkungserweiterungen vor allem auf Kosten des herrschaftlichen Grundbe-
sitzes noch nicht einma l auf das Doppelte ange- wachsen, obwohl die Bevölkerung seit 1718 auf
mehr als das 15fache angestiegen war.
Neben der unzureichenden Gemarkungsfläche
führte man eine Reihe von Argumenten für diese Eingemeindung ins Feld: "Die Bewohner von Stadt-
quartieren auf fremder Gemarkung genießen fast all e Vorteile der Stadt: sie schicken ihre Kinder in
die städtischen Schulen, sie benützen die städt i-
schen Straßen und Plätze, in ihren Diensten stehen Angehörige der arbeitenden Klassen, die hier
wohnen und im Falle der Erwerbsunfähigkeit die
öffentliche Hilfe hier in Anspruch nehmen; sie
haben ferner teil an den hiesigen Einrichtungen für Feuerschutz, öffentliche Sicherheit, Gesundheit
und Rei nli chke it; sie betreiben vielfach hier ihre
Geschäfte, haben hier ihre Kundschaft und sind überhaupt in ihrer wirtschaftlichen Existenz auf die
Stadt angewiesen, wogegen aber ihre Steuer- kapita li en anderwärts umlagepflichtig sind." 4 Dar-
über hinaus sah man vor allem die Gefahr, daß die Großindustrie aus der zu engen Stadtgemarkung
herausdränge, Desha lb hatte Karlsruhe versucht,
Müh lburg zur Abtretung der östl ich des Schwimmschulwegs, der heutigen Yorckstraße,
gelegenen Gemarkungsteile zu bewegen. Dies hät-
te für Mühlburg den Verlust der Steuereinnahmen
der dort angesiedelten Union-Brauerei, der chemi-
schen Fabrik Dr. Schmittborn und der Fabrik elek-
trischer Apparate Schwert in Höhe von 6.000 Mark
bedeutet. 5 Da auch die Karlsruher Stadtverwaltung
zugeben mußte, daß eine Veräußerung der ins Auge
gefaßten Gebiete die "vitalsten Interessen" Mühl-
burgs schwer schädigen würde, das ja ebenfalls nur
über eine sehr kleine Gemarkung verfügte, be-
schritt man im Jahr 1885 gern den von Mühlburg
selbst ins Gespräch gebrachten Weg einer Ein-
gemeindung, die zum 1. Januar 1886 vollzogen
wurde. Diese war nach der badischen Gemeindeordnung
von 1831 bzw. der Städteordnung von 1874 mög-
lich durch die Auflösung einer Gemeinde per
Landesgesetz, das nach der Zustimmung der
beteiligten Gemeinden auch problemlos am 12.
Dezember 1885 erlassen wurde. Die Karlsruher
Gemarkung wuchs damit am 1. Januar 1886 um
212 ha, von denen der Großteil, nämlich 181 ha
Acker- und Wiesen waren. Die Einwohnerzahl stieg
um 4.106 auf 61.078. Von diesen Einwohnern wur-
den 1885 nur 32, also weniger als 1 % der Bevölke-
rung als "Arme" durch die Gemeinde unterstützt. 6
Nuitsstraße (heute Marktstraße) und aus dem
Marktplatz der Lindenplatz. Die Mühlburger Land-
straße wurde in Kaiserallee umbenannt. 7 Zwei Mit-
glieder des Mühlburger Gemeinderats, die dieser in
seiner letzten Sitzung am 22. Dezember 1885 be-
stimmte, bekamen einen Sitz im Karlsruher Stadt-
rat, 9 Mitglieder des Bürgerausschusses wurden
Karlsruher Stadtverordnete. Bürgermeister Wilhelm
Wörner übernahm die Aufgaben eines städtischen
Ratsschreibers für Mühlburg. Gemeinderechner Bi-
schoff wurde in den Ruhestand versetzt.
Diese Vereinigung brachte für beide Partner Vor-
teile : in Mühlburg konnte die Gemeindeumlage um
mehr als die Hälfte gesenkt werden. Das bis dahin
übliche Pflastergeld wurde abgeschafft, die Preise
für Gas und Wasser fielen, das Schulgeld wurde er-
mäßigt, und die Liegenschaftspreise stiegen. Außer-
dem erhielten die Mühlburger die Zusage, daß Ih-
nen das sogenannte Gnadenholz, das an die 200 äl-
testen Bürger verteilt wurde, weiterhin gewährt
werde. Auch die zwei Wochenmärkte durften wei-
terhin stattfinden. Die Freiwillige Feuerwehr konn-
te ihr Vermögen behalten und über ihre Sterbe-
kasse verfügen . Die Stadt verpflichtete sich zudem,
die im Hardtwald gelegene Düngerlagerstätte zu
In Mühlburg mußten nach der Ver-
einigung etliche Straßen umbenannt
werden : aus der Bahnhofstraße wurde die Eisenbahnstraße (heute Nuitsstra-
ßel. aus der Schloßstraße die Albstraße (heute Teil der Lameystraße), aus der
Adlerquerstraße die Kleine Straße
(heute Sternstraße), aus der Kaiserstra-
ße die Hardtstraße, aus der Friedrich- straße die Marktstraße (heute Sedan-
straße), aus der Schillerstraße die
";~-~"
... .."
'~"I verlegen, da diese die westlichen Stadt-
teile und auch Mühlburg bei West- oder
Nordwestwind erheblich mit Geruch be- lästigte. Außerdem wollte sich die Stadt
Karlsruhe bei der Karlsruhe-Mühlburger
und Durlacher Pferde- und Dampfbahn-
gesellschaft für eine Ermäßigung der
Sonntagsfahrkarte von 15 auf 10 Pfennig
einsetzen. 8
, ' :~
\., \ Der letzte
Bürgermeister von Mühlburg,
Wilhe/m Wörner.
Zwar mußte nun die Karlsruher Ge-
meindeumlage geringfügig erhöht wer-
Die Pferdebahn fuhr seit September 1877.
Mühlburger Marktszene in der Marktstraße.
den, dafür war nun - zumindest vorerst - der nöti-
ge Raum für die weitere Ausdehnung der Stadt vorhanden. Die bereits durch die Maxaubahn 1862
näher zusammengerückten Städte, zwischen denen
seit 1877 auch eine Pferdebahn verkehrte, wuchsen
in den folgenden Jahren rasch zusammen.
Mühlburg im Mittelalter
und in der frühen Neuzeit
Mit Mühlburg war ein Ort eingemeindet worden,
der heute auf eine viel längere Geschichte als die
Stadt Karlsruhe selbst zurückb licken kann, nämlich
auf mindestens 750 Jahre, wenn man die Erster-
wähnung in einer Urkunde der Markgrafen von Ba-
den aus dem Jahr 1248 als Maßstab nimmt. Mit
dieser in "Mulenberc" ausgestellten Urkunde über-
trugen die Markgrafen Hermann und Rudolf ihr
Lehen in Eichstett bei Emmendingen an Hesso von
Üsenberg .9
Wie bei nahezu allen mittelalterlichen Erster- wähnungen ist aber davon auszugehen, daß der Ort
oder in diesem Fall die Burg älter ist. Das Gebiet um
Mühlburg war schon in der Römerzeit besiedelt,
wie Funde aus dieser Zeit belegen. In einer Urkunde aus dem Jahr 1258 wird die Burg Mulenberc aus-
drücklich als "castrum mulenberc" erwähnt. Es han-
delte sich um ein sogenanntes Weiherhaus, ein
turmähnliches Gebäude mit einem doppelten Was- sergraben. 10 Die Vermutung liegt nahe, daß zu
diesem Zeitpunkt bereits eine Mühle vorhanden
war, die dem Ort den Namen gab. Die Mühle an der Alb war Bannmühle für die benachbarten Dörfer
Beiertheim, Bulach, Hagsfeld , Knielingen, Neureut
und Rintheim, d. h. diese Dörfer durften aus- schließlich in der Mühlburger Mühle mahlen lassen.
Die Mühlburg war aber ursprünglich königlicher
Besitz, dessen sich die badischen Markgrafen in der
Zeit des Interregnums, als die Königsmacht darnie-
derlag, bemächtigt hatten. Nach dem Ende der
staufischen Regierung mit dem Tod des letzten Stauferkaisers Konrads IV. im Jahr 1254 hatten vie-
le kleinere Territorialherren dies genutzt, um sich
Königsgut anzueignen, darunter auch die badi-
schen Markgrafen. 1265 wird Markgraf Rudolf von Baden als Besitzer der Burg erwähnt. Als im Jahr
1273 das Interregnum mit der Wahl Rudolfs von
Habsburg beendet war, machte sich dieser sogleich
an die Rückgewinnung des verlorenen Königsguts und "eroberte, von dem Kriegsg lück begünstigt, die
sehr festen Schlösser und Städte Mulenberc, Cre-
zingen und Durlach und ganz Schwabenland jen-
seits des Rheines, welches dem Markgrafen gehör- te." 11 Mühlburg wurde kurzfristig wieder Reichs-
burg, welche die Nichte König Rudolfs, die einen
der Söhne Markgraf Rudolfs heiratete, als Wittum
bekam. 12
1330 erhielt Markgraf Rudolf IV. nach dem Tode
seines Vetters Rudolf Hesso Mühlburg als Reichsle-
hen. 13 1372 bekam Markgraf Rudolf VI. die Rhein-
zö ll e zu Selz und Mühlberg. 14 Ende des 14. Jahr- hunderts ist ein Hans Cunzmann Amtmann in
Mühlburg. 15 Diese recht fragmentarischen Infor- mationen belegen, daß die Quellen zur Mühlburger
Geschichte im Mittelalter sehr spärlich sind. Daran änderte sich auch in den folgenden Jahrzehnten nichts wesentliches. Erst 1424, als Mühlburg wo-
chen lang von feindlichen Truppen der oberrheini -
schen Städte Basel, Freiburg, Straßburg u. a. bela-
gert wurde und allen Angriffen widerstand, rückte die offensichtlich stark befestigte Burg wieder in
den Mittelpunkt. Die Auseinandersetzung des
---
Die "1 o teste Ansicht von Mühlburg und Umgebung. Plan der oberen und unteren Hordt um 1560.
Markgrafen mit den Städten wurde mit der soge-
nannten Mühlburger Richtung beigelegt. 1430 wi-
derstand die Festung erneut heftigen Angriffen,
diesmal des Erzbischofs Raban von Speyer. 16
Seit dem 15. Jah rhundert war Mühlburg auch
Sitz des gleichnamigen Amtes, obwohl es nach wie
vor kein Dorf, geschweige denn eine Stadt war. "Es
lebte hier niemand, der nicht in einer Beziehung
zur Festung stand, die zugleich Sitz des Amtmannes
war, der die Rechte des Markgrafen in den umlie- genden Dörfern wahrnahm." 17
Näheres erfahren wir aus einem Zinsbuch, das
auf das Jahr 1468 datiert wird. Ihm ist zu entneh-
men, daß es zu diesem Zeitpunkt zwei Mühlen gab,
eine als "neu errichtet" gekennzeichnete Ölmühle
und eine ältere herrschaftseigene Mühl e, von der Mühlburg wohl den Namen hatte. 18 Außerdem gab
es noch eine Gastwirtschaft, die ein Jost Klump von
Durlach betrieb. Es wird mit einiger Berechtigung
vermutet, daß diese Wirtschaft den Hande lsleuten
als Herberge diente, die an dieser Stelle ihren Zoll -
eine vom Reich verliehene Einnahmequelle des
Markgrafen - entrichten mußten. Zur Gastwirt- schaft gehörten 110 Morgen Acker- und Wiesfeld. 19
1516 vergab Markgraf Philipp I. die Mühle an Bal - this Gymsel von Schwäbisch Hall als Erblehen. 1534
wird Zimbrecht von Hefen-Ebertstein als Beständer
genannt. 1561 kauft Markgraf Karl die Mühle für
600 Gulden zurück. Zu diesem Zeitpunkt gab es vermutlich noch eine zwe ite Mühle, denn 1552
wurde eine Ordnung über Holzabgaben nach der Erbauung einer Holzmühle erlassen.2o
Außerdem wird in den Quellen immer wieder
eine "Dubadurn" genannt, offensichtlich ein Tau- benturm, der die Schloßküche mit Eiern und Jung-
vögeln versorgte. Ausgrabungen vor dem Ersten
Ausschnitt aus dem nebenstehenden Plan mit Schloß Mühlburg. Zu erkennen sind auch die Mühle und der Taubenturm.
Weltkrieg stützen die Vermutung, daß er im Bereich der heutigen Lameystraße stand. 21 Eine, wenn auch
kleine Rolle sp ielte Mühlburg im Bauernkrieg : 1525
ließ Markgraf Philipp aufständische Bauern in der
Burg einsperren. 22
Bei der badischen Landesteilung von 1535 kam
Mühlburg zur Linie Baden-Pforzheim, später Ba-
den-Durlach. Um diese Zeit soll Markgraf Philipp I. das "alte Wasserhaus" zu einem Schloß ausgebaut
haben. 23 1542 siegten die kaiserlichen Truppen in
der Schlacht bei Mühlburg über die protestanti- schen Fürsten. 24
Unter Markgraf Philipp (1527-1533) begann der
Ausbau der Burg zu einem Schloß. Markgraf Karl (1553-1577) nutzte Mühlburg als Sommerresidenz,
Markgraf Ernst Friedrich (1577-1604) soll sie um
1600 prächtig eingerichtet haben. 25
Nach wie vor war der Ort aber eine von einigen
wenigen Gebäuden umgebene Burg, ein kleiner
Burgflecken. Während des 30jährigen Krieges sam-
melte sich bei Mühlburg zunächst die markgräfli -
-=..:::... ~- --~~-:-: .. _ ...
oben: Rekonstruktion des Mühlburger Schlosses von Dtto Linde aus dem Jahr 1917. Linde arbeitete alle damals verfügbaren Unterlagen ein, darunter auch eine unvollendete Ansicht von Hans Schmalkalder.
Taubenturm, Ausschnitt.
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Das Schloß Mühlburg vor der Zerstörung 1689.
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che Artillerie, die von hier aus in die Schlacht bei
Wimpfen zog und dort Tillys Truppen unterlag. Die
Sieger brandschatzten und plünderten daraufhin
die Markgrafschaft, darunter auch Mühlburg. 1632
hielt Martin Zeiller in seinem "Teutschen Reyss-
buch" fest, daß Mühlburg nach der markgräflichen
Niederlage "ganz verderbt und verbränt worden". 26
Mühle und Gastwirtschaft waren zerstört.
1667 erhielt jedoch ein Franz Strauß eine Wirt-
schaft, die nun die "Strauß-Wirtschaft" 27 hieß. In
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diesem Jahr wandten sich die Mühlburger Bürger
an den Landesherren mit der Bitte, ein eigenes Sie-
gel führen zu dürfen. Sie erhielten aber nicht das
ursprünglich vorgeschlagene Wappen, das in ge-
spaltenem Schild vorne den badischen Schrägbal-
ken und hinten ein halbes Mühlrad vorgesehen
hatte, sondern das bis zur Eingemeindung gültige
Wappen. Der Markgraf persönlich hatte den Ent-
wurf geändert, ohne daß der Hintergrund dieser
Entscheidung bekannt ist.
Im Polnischen Erbfolgekrieg (1733-
1735) befand sich hier das französische
Hauptquartier. Markgraf Friedrich VI. ließ das zerstörte Sch loß wieder aufbau-
en und zwar "viel herrlicher, als es je ge-
wesen", wie es bei dem Hofprediger Jo-
hann Fecht heißt. 28 Architekt war der 1667
nach Durlach berufene Augsburger Architek-
turtheoretiker Georg Andreas Böckler, der beim
Wiederaufbau die noch erha ltenen Teile des Sch los-
ses integrierte. "Der breit ge lagerte Wohnba u des Schlosses bestand damals aus einem Mitteltrakt, zu
dessen kleinerem zweiten Obergeschoß umlaufende Pultdächer den Übergang bildeten, einem der östli-
chen Hofseite zu vorgesetzten Mittelturm und zwei seitlich in der Längsachse angebauten, sch lichten
Flügeln. Dem Mitteltrakt war auf der westl. Rück-
seite eine auf drei Bogen ruhende Terrasse vorgela- gert. Seitlich vom Schloß lagen die Wirtschaftsge- bäude, gegenüber ein Torbau mit Turm" 29, be-
schreibt ein Zeitgenosse das Sch loß.
Am 20. April 1670 verlieh der Markgraf Mühl-
burg Stadtrechte und er ließ die entsprechenden
Stadtprivil eg ien, die Mühlburg zur Handels- und
Gewerbestadt werden lassen sollten. 30 Der Frei- heitsbrief wurde ged ruckt und in der Markgraf- schaft sowie in den umliegenden Ländern verbrei - tet. Mühlburg wird als "nächst dem Schloß daselb-
sten mit etlich wenig anderen Gebäuden besetzt
gewesener Ort" bezeichnet, in dem künftig "aller-
hand Manufacturen und Gewerbe nutzbarlich getrieben werden könnten". 31 Einfluß auf diese
markgräfliche Entscheidung dürfte auch die ver-
kehrsgünstige Lage Mühlburgs gehabt haben : hier
kreuzten sich die Straße von Basel nach Mannheim und die Ost-West-Verbindung Pforzheim-Durlach-
Das Mühlburger Wappen : In gespaltenem Schild vorne in Gold ein roter Schräg balken, hinten in Grün ein silbern er Hirschkopf.
Knielingen, hier befand sich die Zoll- station zw ischen Baden-Baden und Ba-
den-Durlach. Besonders erfo lgreich war der Aufruf wohl
nicht. 1678 wohnten gerade einma l zwölf Bürger
und vier Hintersassen in Mühlburg. Diese beantrag- ten am 15. April 1678 die Befreiung von allen Kriegslasten. 32
Mühlburgs Aufwärtsentwicklung wurde auch
schon bald wieder durch kriegerische Ereignisse
unterbrochen: Als französische Truppen während des Pfälzischen Erbfolgekrieges die Dörfer und
Städte am Oberrhein plünderten und in Brand
steckten, wurde Mühlburg erneut in Schutt und
Asche gelegt. Die 60 Mann Besatzung unter Leut-
nant Haas waren nach Durlach abgezogen worden, dessen Zerstörung sie allerdings nicht verhindern konnten. 33 "Das Schloß zu Mühlburg mit allen
desselben Gebäuwen und Behausungen sambt dem
langen Stall, so zwischen beeden Gräben ge-
standen, item das Wäschhaus und anders ist in
anno 1689, den 26ten Aug. durch den feindlichen frantzösischen Einfall sambt den Bevestungen
völlig eingeäschert, übern Haufen geworfen und folglich totaliter ruiniret worden" 34 berichtet ein
Zeitgenosse. Mit dem Wiederaufbau der Stadt, nicht aber des
Sch losses, wurde begonnen. Die Steine des Sch los-
ses fande n 171 5 beim Bau des Karlsruher Schlosses Verwendung. Auch die 1689 zerstörte Mühle wur-
de nicht wieder aufgebaut. Erst Ende des 18. Jahr-
hunderts entstand wieder eine Mühle, die bis 1877
in Betrieb war und erst 1942 abgebro-
chen wurde. 1699 erneuerte Markgraf
Friedrich Magnus auch die Stadtpriv il e-
gien, mit denen er Ansiedlungswilligen,
die ein modellmäßiges Haus bauten, u. a.
20 Jahre Abgabefreiheit versprach. Diese
Zusicherungen zogen nun offensichtlich
eine Reihe neuer Anwohner an. Zu-
nächst kamen fünf jüdische Familien,
aber auch ein katholischer Biersieder
Prinz Wilhe/m Ludwig von Boden (1732-1788).
Die Gründung der neuen Residenz Karls-
ruhe warf die Stadt Mühlburg natürlich zurück. Ein Teil der Einwohner zog um,
neue Bürger ließen sich kaum noch nie-
der. Immerhin bestanden 1732 sechs
Wirtschaften, 1741 waren es schon 41
bei 685 Einwohnern, was für den klei-
nen Ort ein ähnliches Überangebot an
Wirtshäusern bedeutete wie für das be-
und etli che Waldenser wurden genannt. Schon zu
dieser Zeit gab es eine Reihe von Wirtschaften . In
den Einwohnerverzeichnissen von 1688 bis 1719
werden ein Hirsch-, Strauß-, Löwen-, Schwanen-,
Blumen- und ein Ochsenwirt genannt. Daß es nicht
immer ordnungsgemäß in diesen Wirtschaften
zugegangen sein mag, belegt die Notwendig-
keit, daß wegen der "Nichteinhaltung der Feier-
abendstunde" die Ortspolizei des öfteren eingreifen
mußte, was "die zeitweise Schließung von Wirt-
schaften zur Folge gehabt und so lches vorbildliche
Wirkung" gezeigt habe. 35 1709 waren in Mühlburg
44 Bürger, 10 Hintersassen und 17 Juden ansässig. 36
Kurz vor der Gründung von Karlsruhe hatte Mühl-
burg 521 Einwohner, von denen nahezu zwei Drit-
tel Protestanten waren - zum Vergleich: in Du rlach lebten 1709 2.826 Einwohner. 37 Zu diesen 52 1
nachbarte Karlsruhe. 39 Im Jahr 1815 be-
richtete der erste Karlsruher Stadtchronist Theodor
Hartleben, daß die Bewohner der Residenz am Wo-
chenende "fleißig" die "gut eingerichteten Gasthö-
fe" der Nachbarstadt besuchten. 40
Von ein iger Bedeutung für Mühlburg war der
Entschluß des badischen Prinzen Wilhelm Ludwig,
auf Mühlburger Gelände für seine bürgerliche Ehe-
frau ein Freigut zu erwerben, das die Vorausset-
zung dafür war, daß sie zur Freifrau von Seideneck
geadelt werden konnte. 1769 entstand eine Krapp-
fabrik, ein Jahr später eine Brauerei, die bald den
Kundenstamm der ehema ligen Brauerei Gottesaue
übernahm.41 Die Seidenecks kauften in den folgen-
den Jahren einen Großteil der Mühlburger Gemar-
kung und wurden zum größten Grundbesitzer. Be-
reits 1765 war von einem Straßburger Kaufmann
eine Segeltuchfabrik gegründet worden. Besser zäh lten 200 Eheleute, 7 Witwer, 19 Wit-
wen, 17 Knechte, 7 Lehrjungen, 44
Mägde, 64 Schulkinder und 76 kleinere Kinder. Bürgermeister war zu dieser Zeit
Philipp Ludwig Hetz. Zu den Bürgern
gehörten u. a. Hans Georg Dhollt, Hans
Bernet Ermel, Hans Jakob Nagel, Stefan
Nill, Hans Jerg Schlotterbeck, Ludwig
Sutter und Johann Werner.38 Christine schortmonn, Freifrau von Seiden eck.
ging es der Stadt allerdings erst zu Be-
ginn des 19. Jahrhunderts, als die wachsende Residenz Karlsruhe auch für
Mühlburg einen Aufschwung brachte.
Viele der Mühlburger Handwerker und
Taglöhner fanden dort Arbeit. 1814
zäh lte Mühlburg 714 Einwohner, besaß
eine Schule, seit 1719 eine Kirche und
96 Wohn - und 43 Nebengebäude.42
Dieser Plan zeigt Mühlburg und Umgebung um das Jahr 1700.
Postkarte mit dem Seldeneck'schen Schlößchen,
einem der öltesten Mühlburger Ge- böude, dos 1965 abgerissen wurde.
Blick auf Mühlburg um 1830, Lithographie van Velten.
Eine Mühlburger Biertischgesell- schaft im Gast- haus "Zum Hirschen", 1856.
Die Berufe verteilten sich folgendermaßen: je 1
Bierwirt, Brauer, Brauereibesitzer, Chirurg, Kaffee- fabrikant, Dreher, Wagner, Kaminfeger, Müller, Hut-
macher, Seifensieder, Färber, Strumpfstricker, je 2 Zimmerleute, Hufschmiede, Schlosser, je 3 Nagel -
schmiede, Seiler, Schreiner, je 4 Krämer, Maurer,
Bäcker, je 5 Metzger, Schneider, 7 Schuhmacher, 8 Schildwirte, 18 Leinen- und Bildweber. 43
Zu den Wirten gehörte auch jener, der den russi-
schen Zaren veranlaßt haben soll, seine Reise von
Rastatt nach Karlsruhe im November 1818 kurz zu
unterbrechen. Der Mühlburger Wirt hatte sein Haus
festlich geschmückt und mit der Aufschrift verse-
hen "Es lebe Zar Alexander! Er ist unser bester Ver-
wandter!" Der darüber amüsierte Zar ließ anhalten
und dankte seinem Verehrer, der ihm auf diese Wei-
se seine Anerkennung dafür aussprechen wollte,
daß er sich für das noch junge Großherzogtum Ba- den eingesetzt hatte. 44
Um 1800 bauten die Karlsruher Kaufleute
Griesbach - der spätere erste Karlsruher Ober-
bürgermeister - und Reuther eine Tabakmühle an der Mühlburger Brücke. Im Laufe des 19. Jahrhun- derts folgten weitere gewerbliche und industrielle
GrÜndungen. 45
1843 zählt "das kleine, aber freundliche Städt- chen Mühlburg ... in seinen 160 Häusern 1500 Ein- wohner", wie Eugen Huhn in dem Stadtführer "Karlsruhe und seine Umgebungen" festhält. 46
Huhn schreibt weiter, daß Mühlburg nicht zu den
vermögenden Gemeinden gehört: "Seine Bewohner
sind auf wenige Gewerbe und Ackerbau be-
schränkt; der Nähe von Karlsruhe wegen, von wo
man durch stets bereitstehende Fiaker zu jeder Zeit um wenige Kreuzer hierher fahren kann, gibt es
hier aber mehrere viel besuchte Wirtshäuser. Mühl-
burg hat eine Krappfabrik und eine Fischbeinfabrik, von welchen die letztere erst in jüngster Zeit ange- legt wurde, ebenso eine Mühle und ein Schlößchen,
das den Freiherren von Seideneck gehört, die hier sehr begütert sind." 47
Revolution 1848/49
Über die Ereignisse in Mühlburg während der Revo- lution 1848/49 ist bislang nur sehr wenig bekannt.
Am 21 . März 1848 beriet eine Gemeindeversamm- lung zwar über die Einrichtung einer Bürgerwehr,
beschloß aber mit der Gründung zu warten, bis das
entsprechende Gesetz erlassen sei .48 Knapp vier Monate später, am 12. Juli beriet man über die An- schaffung von Gewehren, was auf die Existenz ei-
ner Bürgerwehr schließen läßt. 49 Unter der Leitung
des Pfarrers Dr. Konrad Friedrich Emil Otto bestand
auch ein Volksverein. Dieser Pfarrer Otto war ganz
offensichtlich auch die Ga llionsfigur der Revoluti -
on in Mühlburg. Ein amtlicher Bericht bezeichnet
ihn deshalb als "Wühler". Im eigentlichen Revoluti -
onsjahr 1849 wird er als Obmann und Präsident des
Deutschen Vereins und als Verfasser eines Flugblat-
tes an die Wähler vom 28. Mai aufgeführt, das zur
Unterstützung der Revolution aufforderte. Ob er
auch für den folgenden Beschluß des Gemeinderats
verantwortlich war, kann aber nur vermutet wer- den. Im Protokoll heißt es: "Geschehen Mühlburg,
den 24. Februar 1849 vor dem Gemeinderath.
Die Neuzeit als Feindin alles alten Zopfwesens
erforderte es dringend, daß aller Unterschied der
politischen Gemeindemitglieder aufhört. Der zeiti-
ge Gemeinderath verzichtet deshalb auf die bisher
in der Kirche gehabten Plätze und überläßt solche den Mitgliedern des Kirchengemeinderaths zur be-
Pfälzische Revalutianstruppen, hier beim Übergang über den Rhein bei Knie/ingen, ziehen auf ihrem Weg in die Stadt Karlsruhe auch durch Mühlburg.
liebigen Verfügung . Nachricht hiervon dem Vor-
stande des Kirchengemeinderaths dahier." Wenig
später, am 8. März 1849 ist festgehalten: "Die Er-
richtung einer Bürgerwehr betreffend und Schrei-
ben des Vorstandes des Deutschen Vereins an den
Gemeinderath in obigem Betreff.
1. Solle in Mühlburg eine Bürgerwehr errichtet
werden oder nicht?
Antwort : Sämtlich einverstanden, und zwar auf
dem Grund des Bürgerwehrgesetzes.
2. Solle eine Commission, wie sie die Eingabe des
Vorstandes des Deutschen Vereins vorschlägt, er-
richtet werden?
Antwort : Ja, und zwar 3 Mitglieder vom Deut-
schen Verein und 2 Mitglieder von der Feuerwehr,
welche beide nur berathende Stimmen haben und
den Sitzungen des Gemeinderaths in Bürgerwehr-
angelegenheiten beizuwohnen haben.
3. Anerbieten des Deutschen Vereins die An-
schaffung der Gewehre betreffend, so wie die Auf-
bringung der nöthigen Geldmittel hierzu.
Antwort: Das Anerbieten wird mit Dank ange-
Die älteste Ansicht des Mühlburger Rathauses aus dem Jahr 1864, Aquarell van B. Pfeifer.
nommen und ist der Stadt seiner Zeit, soweit es
diese betrifft, Vortrag zu erstatten.
Beschluß: Vorstehende Vorschläge werden vom
Gemeinderath genehmigt und sind unverzüglich Anstalten zu treffen, um die gewählte Commission
sog leich zur Berathung zu veranlassen."
Es bestand also ein Deutscher Verein, eine Feuer-
wehr und eine Bürgerwehr in Mühlburg während
der Revolution. Pfarrer Otto wird auch mehrfach in
Untersuchungsakten anderer Mühlburger Revolu- tionäre z. B. von Christian Bauer, Thomas Lahr und
Karl Maag genannt, wo vermerkt ist, daß diese von
dem revolutionären Pfarrer eine Flinte bekommen hätten. Otto mußte für seine Überzeugung und sein Eintreten für die Demokratie büßen. Am 4. Juli
1849 wurde er verhaftet und wegen seiner Beteili-
gung an der Revolution "mit einem gedruckten Aufruf, Majestätsbeleidigung, Aufforderung zur Beteiligung am Aufruhr und eifrigen Förderung der Bewaffnung der Volkswehr" 50 angeklagt. Als er sich
weigerte, auszuwandern, verurteilte man ihn am 27. Mai 1850 zu zwei Monaten peinlicher und sechs
Wochen bürgerlicher Gefängnisstrafe. Die Strafe
hat er offensichtlich nicht abbüßen müssen, da er
im Berufungsverfahren "klagfrei" gestellt wurde,
d.h., daß er außer den bereits abgegoltenen Strafen
keine weiteren mehr aufer legt bekam. 1851 fo lgte seine Entlassung aus dem Kirchendienst. 51 Sein
weiteres Schicksal ist nicht bekannt, 1857 befand
er sich nicht mehr im Landamtsbezirk Karlsruhe.
Der zweite Mühlburger Revolutionär, der noch
lange unter den Folgen seines mutigen Engage-
ments für demokratische Rechte zu leiden hatte,
war der Fabrikant August Friedrich Deimling, der
ebenfa lls zum Vorstand des Deutschen Vereins ge-
hörte. Da er mehrere Männer zum Ausrücken an die
Knielinger Rheinbrücke und zum Bau von Schanzen
veranlaßt haben so llte, wurde sein Vermögen
beschlagnahmt. Nach Aberkennung des Staats-
bürgerrechts wurde er zusätzlich am 12. August
1850 noch zu vier Jahren Zuchthaus in Abwesen- heit verurtei lt. Offensichtlich war es ihm gelungen, zunächst ins Elsaß, dann in die Schweiz zu fliehen. Nach seiner Begnadigung im Jahr 1857 führte sein
Weg nicht nach Mühlburg zurück. Möglicherweise
ist er aber identisch mit dem Rentier August Deim- ling, der 1859 erstma ls im Karlsruher Adreßbuch in
der Stefanienstraße genannt ist.
Dem Vorstand des Deutschen Vereins gehörten auch die Gemeinderäte Gottlieb Ankhelen, Kauf- mann, der Hutmacher Johann Kohler, der Haupt- lehrer Christian Stolz und Karl Zimmermann an, die
1849 alle suspendiert wurden. Da zudem der Arzt
des Ortes Dr. Theodor Wagner als Schriftführer des
Deutschen Vereins fungierte und als Mitglied der Wahlversammlung zur Vorbereitung der Wahl zur
Verfassunggebenden Badischen Versammlung auf- trat, kann man sch li eßen, daß ein nennenswerter
Teil der Mühlburger Führungsschicht im Sinne der
Revolution tätig war. Insgesamt 39 in Mühlburg
wohn hafte Personen fielen den Behörden wegen
revolutionärer Aktivitäten auf. Darunter waren zwar einige Personen nur dadurch auffällig gewor-
den, daß sie Abonnenten des "Volksführers" waren
wie der Lehrer Weber oder der Hirschwirt Schmit,
es befanden sich aber auch Mitglieder der deutsch- polnischen Legion wie der Maurer Daniel Schmidt
oder der ungarischen Legion wie der Bäcker Johann
Dörrfuß darunter.
Nach der Niederschlagung der Revolution durch preußische und Bundestruppen mußten die Mühl- burger wie alle anderen badischen Gemeinden zur
Bestreitung der Kriegskosten und zur Versorgung
der Besatzungstruppen beitragen. Doch befand sich das Mühlburger "Arrestlokal" in einem schlechten baulichen Zustand, so daß drei "liederliche Weibs-
bilder", die der Mühlburger Polizeidiener Deck im
August verhaftet und in Arrest gebracht hatte, flie- hen konnten. Die Stadt sollte deshalb bessere Ar-
restlokale in dem ehemaligen Brauereigebäude der
Ritterwirtschaft bauen, das sie kurz zuvor gekauft hatte. Am 20. August 1849 teilte man dem Land-
amt mit, daß das alte Arrestlokal wiederhergestellt
sei: "Es wird seit dem 26. v. M. durch die preußische
Einquartierung benutzt, in dem immerwährend 3 und 4 Arrestanten sich darin befinden. Die Herstel-
lung zweier Arrestlokale in dem neuen Schulhause würde einen Aufwand von wenigsten 50 fl [Gul-
den] verursachen, und wir sind in dieser bedräng-
ten Zeit und durch die starke Einquartierung so wie von Lieferungen von Lebensmitteln & Fourage in
eine Schuldenlast von fl ca. 1500 gerathen. Wir
sind daher außerstande der Landamtl. Aufforde- rung zu genügen." Der Bau der Arrestlokale blieb Mühlburg zwar erspart, dennoch war man am 6.
Oktober 1849 gezwungen, eine Kriegskostenumla-
ge zu erheben.
Zu diesem Zeitpunkt war das neue Rathaus be-
reits erbaut, das bis 1886 als Sitz der Mühlburger Gemeindeverwaltung diente. In einer Festschrift,
die an läßlich der 34. Versammlung deutscher Na- turforscher und Ärzte in Karlsruhe im Jahr 1858 er- schien, pries dessen Verfasser Mühlburg als "offe-
Progromm zur Feier des Sieges und Friedensfestes am 11. März 1871.
Das Kriegerdenkmal auf dem Lindenplatz kurz nach der Errichtung im Jahr 1887.
nes, freundliches Städtchen" mit rund 280 meist
evangelischen Familien, "einer Pfarrkirche, einem
Schlößchen nebst großer Brauerei der Herren von
Seideneck, einer bedeutenden Stärkefabrik und
mehreren guten Wirtshäusern mit Gärten." 52 Als nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/
71 das Deutsche Reich gegründet wurde, stieß dies
auch in Mühlburg auf eine lebhafte positive Reso-
nanz. Am 11. März 1871 fand wie in den meisten
deutschen Orten eine Feier des Sieges und ein Frie-
densfest statt. Ein Kriegerdenkma l für die 1870/71 gefallenen Mühlburger entstand erst mehr als 15
Jahre später auf dem Lindenplatz vor der Karl- Friedrich-Gedächtniskirche. Es war noch von der
Stadt Mühlburg geplant worden, wurde aber erst
nach der Eingemeindung am 18. September 1887 feierlich eingeweiht. Im Gegensatz zu den Gebäu-
den am Lind enplatz erlitt es 1944 keine größeren
Schäden. Wegen Umgestaltungen des Lindenplat-
zes mußte es zweima l versetzt werden. Heute ge- denkt es "UNSEREN GEFALLENEN AUS BEI DEN WELTKRIEGEN".
In den folgenden Jahren wuchs Mühlburg im
Zuge der beginnenden Industrialisierung kontinu- ierlich. Die Bevölkerung fand nun in der benach- barten Residenz in den dort entstehenden Indu- striebetr ieben Arbeit. Seit 1870 bezog man auch
aus Karlsruhe vom dortigen Gaswerk das Gas. An Fabriken gab es in Mühlburg selbst zur Zeit der
Eingemeindung außer der Seldeneck'schen Braue-
rei nur die Badische Kartoffelmehlfabrik Wahl &
eie in der Fabrikstraße, die Malzfabrik Leopold
Eypper in der Falterstraße, heute Stösserstraße und
die Glacelederfabrik Mühlburg vorm. R. Ellstätter
in der Hardtstraße. Seit 1862 war Mühlburg auch an den Eisenbahnverkehr angeschlossen. Die Max-
aubahn hielt an dem Bahnhof beim Fliederplatz,
der heute als Jugendtreffpunkt dient. In dessen un- mittelbarer Nachbarschaft siedelte sich kurz nach
der Eingemeindung auch die Eisengießerei Seneca
an. Noch kurz vor dem Verlust ihrer Selbständigkeit
ehrte die Stadt mit dem Medizinalrat Theodor
Wagner einen verdienten Bürger mit einem Ehren-
pokal, der 50 Jahre als Arzt in Mühlburg praktiziert hatte. Der 1812 geborene Wagner ließ sich nach
erfolgreichem Studium an den Universitäten Frei - burg und Heidelberg mit 22 Jahren in Mühlburg
Ehrenpokal der Stadt Mühlburg für Medizinalrat Wagner, 1885.
nieder, wo er bald zu den Honoratioren des Ortes
gehörte. Wagner gründete zahlreiche land-
wirtschaftliche Vereine in Karlsruhe und Umge-
bung, den Geflügelzuchtverein sowie den ärztlichen
Verein und zählte zu den Mitbegründern des Karls-
ruher Tiergartens. Für seine Verdienste ehrte ihn
Ein anderer großer Sohn Mühlburgs, von dem man
sagt, er gehöre zu den Personen, welche die Welt
auf Räder gestellt haben, hatte zu diesem Zeitpunkt
seinen Heimatort bereits lange verlassen.
Karl Friedrich Benz (1844 - 1929)
Karl Friedrich Benz wurde am 25. November 1844
in Mühlburg geboren, wobei nicht zu ermitte ln ist,
in welchem Haus. Vermutet wird, daß es sich in der
Hardtstraße befand. Die Vorfahren von Karl Benz
waren Dorfschmiede in Pfaffenrot. Sein Vater ver-
lies das Dorf und wurde Mechaniker bzw. Werkfüh-
rer in einer Zuckerfabrik in Grötzingen, wechselte
aber schon bald als Lokomotivführer zur ersten ba-
dischen Eisenbahn.
Nach dem Willen seiner Mutter, die nach dem
frühen Tod des Vaters den Lebensunterhalt der
Familie verdienen mußte, so ll te Karl Benz Beamter
werden und besuchte deshalb das Karlsruher
Gymnasium. Dort waren Physik und Chemie seine
Lieblingsfächer. Darüber hinaus bewies er
handwerkliches Geschick und eignete sich mecha-
nische Kenntnisse an, dank derer er u. a. Uhren re-
parieren konnte. Mit 17 Jahren besuchte er das Po-
lytechnikum in Kar lsruhe mit dem Ziel, Ingenieur zu
werden; der Schü ler von Ferdinand
Redtenbacher und Franz Grashof verriet
über die wissenschaftliche Arbeit hinaus
auch eine große Neigung zur prakti-
schen Arbeit, die ihn oft an die Werk-
bank führte.
nicht nur seine Heimatstadt, sondern
auch der Großherzog durch die Verlei -
hung des Titels Medizinalrat und des Ritterkreuzes I. Klasse des Zähringer Lö- wen . Als er im Februar 1894 verstarb, fand die Beisetzung unter starker An-
teilnahme der Mühlburger Bevölkerung
und mit Beteiligung von Delegationen mehrerer Vereine und der Freiwilligen Feuerwehr statt. 53
Medizinalrat Th eodor Wagn er
(1 812- 1894).
Bei der traditionsreichen Maschinen-
baugesellschaft Karlsruhe in der Süd-
weststadt, die 1904 nicht weit von sei-
nem Geburtsort ihren Standort im Ge-
~nt\ 1 ca. -nu.t i~~ gute ~d.,Sttt'
Karl Benz mit seinem Dreirodwagen aus dem Jahr 1886.
wann Oberfeld finden sollte, fand er nach dem Stu-
dium die erste Anstellung. In diesem Werk hat Benz
nach Beendigung seines Studiums 1864 bis 1867
"als Arbeiter an Schraubstock und Drehbank ge-
standen", um noch einmal "ganz unten bei den
Grundlagen anzufangen." Später erinnerte er sich :
"Der Dienst war hart, Sommer wie Winter von mor-
gens 6 bis abends 7 Uhr, nur mit einer Stunde Mit-
tagspause. Hier lernte ich, wenn ich zwölf Stunden
lang im Halbdunkel der damals noch mangelhaft
beleuchteten Fabrikräume gebohrt und gefeilt hat-
te, das Wort 'Lehrjahre sind keine Herrenjahre' von
seiner strengsten Seite kennen." Mit dem Ende se i-
ner Tätigkeit bei der Karlsruher Maschinenbauge-
sellschaft verließ Benz Karlsruhe.
1871 gründete er mit dem Mechaniker August
Ritter die erste eigene mechanische Werkstätte
"Karl Benz und August Ritter" in Mannheim, die er
im folgenden Jahr allein übernahm. Drei Jahre spä-
ter begann er mit der Arbeit an einem Zwei-
taktmotor, 1884 arbeitete er auch an Viertakt-
motoren . Mit dem Benz- Patent von 1886, einem
Dreiradwagen, gelang ihm die Konstruktion, die ihn
zu den bahnbrechenden Erfindern der Automobil -
technik gehören läßt. Am 4. April 1929 verstarb
Karl Benz, nachdem er noch kurz zuvor seinen 84.
Geburtstag begehen konnte.
Karl Benz gelangen seine Erfindungen zwar
nicht mehr in Mühlburg oder Karlsruh e. Sein Name
bleibt aber mit der Stadt verbunden, in der er ge-
boren wurde. Im Stadtteil Mühlburg brachte der
dortige Bürgerverein am 17. April 1933 am ehema-
ligen Rath aus eine Gedenktafel an, am 23. Juni
1935 wurde ei n Denkmal an der Kriegsstraße er-
richtet, dessen Oberteil im Zweiten Weltkrieg ein-
geschmolzen wurde. Erst am 26. April 1958 baute
man das Denkmal mit einer neuen Büste von dem
Bildhauer Carl Egler wieder auf. Im Zuge des Um-
baus der Kriegsstraße 1963 wurde es schließlich an
seinen heutigen Standort an die Beiertheimer Allee
verlegt. Heute erinnert auch die am 10. Juli 1971
eingeweihte Carl-Benz- Halle an diesen bedeuten-
den Mühlburger.
Karl Benz (1844- 1929).
BERUFSBEVÖLKERUNG IM STADTBEZIRK MÜHLBURG 1895 54
Berufsabteilung Gesamtzahl der berufausübenden Personen
Männer Frauen zusammen
A. Landwirtschaft, Gärtnerei, Tier- zucht, Forstwirtschaft und Fischerei ......................................... 118 ..................... 102 ................ 220 ........ 4,6%
B. Bergbau und Hüttenwesen, Industrie
und Bauwesen .................................................................................. 972 ..................... 215 .............. 1187 ...... 70,1 0/0
C. Handel und Verkehr .................................................................. 136 ..................... 106 ................ 242 ...... 11,40/0
D. Häusliche Dienste (einschI. persönl.
Bedienung, auch Lohnarbeit wechs. Art) ............................... .. ... 8 ........................ 16 .................. 24 ........ 1,4%
E. Militär-, Hof-, bürgerlicher und
kirchlicher Dienst, freie Berufsarten ........................................... 56 ........................ 19 .................. 75 ........ 4,0%
F. Ohne Beruf und Berufsangabe ............................................... .. 42 .................. ...... 98 ................ 140 ........ 8,5%
Summe ............................................................................................ 1332 ................... .. 556 ............. 1888 ...... 100%
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG IN MÜHLBURG 1714 BIS 1998
Jahr Bevölkerung Jahr Bevölkerung Jahr Bevölkerung
1714 .......................... 521 1895 ...................... 4.486 1946 .................... 14.134
1741 .......................... 685 1900 ................... ... 5.103 1950 ................. ... 16.194
1814 ............ .. .... .. ...... 714 1905 ...................... 7.214 1956 .................... 24.748
1843 .................. .. .. 1.500 1910 .................... 11 .304 1960 .................... 28.183
1871 ...................... 2.605 1916 .... ................ 15.508 1970 ....... .. ........... 19.256
1875 ...................... 2.882 1919 ................ .. .. 13.826 1980 .................... 16.363
1880 ...................... 3.520 1925 .................... 15.806 1990 .................... 16.395
1885 ...................... 4 .110 1933 .................... 15.905 1997 .................... 15.713
1890 ...................... 4.127 1939 .................... 15.248
Mühlburger Hochzeitsgesellschoft, Foto 1897.
Mühlburg als Stadtteil
Zum Zeitpunkt der Eingemeindung war die Bevöl -
kerung Mühlburgs seit 1843 um mehr als das zwei-
einha lbfache angewachsen und betrug nun 4.110
(siehe Tabelle "Bevölkerungsentwicklung") . Nach
der Vereinigung mit der Stadt Karlsruhe wuchs de- ren neuer Stadtteil Mühlburg kontinuierlich weiter
und erreichte im Ersten Weltkrieg 1916 den vorläu-
figen Höhepunkt mit 15.508 Einwohnern. Die be-
reits vor der Eingemeindung begonnene Entwick-
lung zu einem Industrievorort wurde fortgesetzt.
Deshalb überrascht es nicht, daß 1895 in der Mühl-
burger Bevölkerung die in der Industr ie tätigen Ar-
beiter eine deutliche Mehrheit hatten, wie die obe-
re Tabelle auf S. 34 zeigt.
Einige der Arbeiter hatten eine Nebenerwerbs-
landwirtschaft. Daneben gab es auch noch haupt-
berufliche Landwirte, deren Anteil bei immerhin
noch 4,6 % lag.
Die Dominanz der Arbeiterschaft spiegelt sich auch bei den Ergebnissen der Reichstagswahlen wi-
der. 1890, nach dem Fall des Sozialistengesetzes,
war Mühlburg nur knapp nach der Oststadt der
stimmstärkste Bezirk der SPD. Die SPD erhielt 51,6
%, die Nationalliberale Partei 28,3 % und die links-
liberale Freisinnige Partei 20,1 % der Stimmen. Das
Zentrum trat bei dieser Wahl nicht an, da ei ne Kan-
Am 18. Oktober 1899 wurde das Waisenhaus in der Stösserstraße 17 durch Großherzogin Luise eingeweiht. In ihm konnten 100 Kinder aufgenommen werden. Heute befindet sich die Firma Kondima in dem Haus.
Bahnbedienstete vor dem Bahnhafsgebäude am Fliederplatz. Mühlburg war seit 1862 Station an der Maxaubahn, heute ist dort ein Jugendtreff. Foto um 1900.
Eröffnung der Autobuslinie Mühlburg-Daxlanden am 30. Dezember 1911, Blick auf die Ecke Hardt-/Rheinstroße.
didatur in dem bis dahin nationalliberal dominier-
ten Karlsruhe wenig Aussicht auf Erfolg gehabt
hätte. Mühlburg zählte im Kaiserreich und in der
Weimarer Republik zu den Karlsruher SPD-Hoch-
burgen.
Mühlburg wuchs kontinuierlich weiter und er-
hielt auch weitere Verbesserungen seiner Infra-
struktur. So wurde es 1898 an die Karlsruher Kana-
lisation angeschlossen. 55 Im Jahr 1903 weihte die
Großherzogin persönlich das neue Waisenhaus an
der Stösserstraße ein, 1908/09 baute die Stadt nach
Plänen von Wilhelm Strieder das neue Schulhaus
an der Hardtstraße.
In den Jahren 1901 bis 1904 entstanden auf
dem Mühlburger Gewann Oberfeld, das die Stadt
zunächst von den Seidenecks erwerben mußte, die
neuen Fabrikgebäude der Maschinenbaugesell-
schaft, die 1841 noch als Maschinenfabrik Keßler
und Martiensen die erste badische Lokomotive "Ba-
denia" produziert hatte. Mit der renommierten Fir-
ma zog einer der großen Karlsruher Arbeitgeber von seinem ursprünglichen Standort südlich der
Kriegsstraße an der Beiertheimer Allee gegenüber
dem Stadtgarten nach Mühlburg um.
Mit dem Nachbarort Daxlanden wurde Mühlburg
am 30. Dezember 1911 durch eine neue Autobusli-
nie verbunden .
Mühlburg im Ersten Weltkrieg
und in der Weimarer Republik
Als am 1. August 1914 mit dem deutschen Mobil - machungsbefehl der Erste Weltkrieg begann, wur-
de dies auch in Mühlburg begeistert begrüßt. Über
vier Jahre später hatte der Krieg, an dessen Aus-
bruch das Wilhelminische Deutsche Reich ganz ent-
scheidenden Anteil besaß, letztlich 5.510 Karlsru-
hern das Leben gekostet, davon 37 freiwillige Kran-
kenpfleger und -pflegerinnen, die an der Front ge-
storben waren, und 149 Fliegeropfer, die Luftan-
griffen auf Karlsruhe zum Opfer gefallen waren. 56
Rasch mußte sich die Bevölkerung auf die
Kriegsverhältnisse einstellen. Frauen übernahmen
bald Arbeiten, die zuvor den Männern vorbehalten
waren, da diese nun zum Militär eingezogen waren,
z. B. als Straßenbahnschaffnerinnen und -fahrerin-
nen, aber auch in der Kriegsgüter produzierenden
Industrie. Bald traten auch Versorgungsprobleme
auf. Die Stadtverwaltung versuchte, diese durch re-
gulierende Eingriffe zu steuern und übernahm die
Lebensm ittelvertei I ung über Lebensm ittel ma rken.
In Mühlburg wurde die Turnhalle der Hardtschule
für die Kriegsspeisung genutzt. Lebensmittel kamen
mit von Pferden gezogenen Transportwagen oder
mit Güterwagen auf den Straßenbahnschienen in
den Stadtteil. An der Maxaubahn entlang wurden
Kartoffelmieten angelegt, beim Bahnhof fand re-
gelmäßig der Verkauf von Gemüse statt. Vor allem
der "Kohlrüben winter" 1916/17, als die Lebensmit-
telknappheit katastrophale Ausmaße annahm, traf
die Bevölkerung hart.
Karlsruhe war als grenznahe Stadt bereits in die-
sem Krieg das Ziel feindlicher Luftangriffe. Vor al-
lem der erste große Angriff zwei Tage vor dem 200. Jahrestag der Stadtgründung am 15. Juni 1915, der
29 Todesopfer und 58 Verletzte forderte und der
noch folgenschwerere am Fronleichnamstag 1916,
als 120 Menschen, darunter 71 Kinder, ums Leben
kamen und 169 verletzt wurden, blieben den Men-
schen nachhaltig in Erinnerung . Mühlburg wurde
trotz der Nähe des Rheinhafens allerdings weitge-
hend verschont. Am 31. Mai 1918 ging ein abge-
Krautverkauf am alten Bahnhaf in Mühlburg im Oktaber 1915.
Kinder stehen Schlange bei der Kriegsspeisung in der Mühlburger Turnhalle.
Milchtranspart während des Ersten Weltkriegs. Die Milchkannen kamen mit Güterwagen auf den Straßenbahnschienen in die einzelnen Stadtteile. Im Hintergrund eine Straßenbahn der Linie 2 und die Rheinapatheke, Foto 1915.
Der Kriegsspeisewagen bringt im dritten Kriegsjahr 1916 Lebensmittel zur Mühlburger Turnhalle.
Kartoffelmieten an der Maxaubahn, im Hintergrund Häuser der heutigen Ludwig-Marum-Straße.
Ausflug einer Mühlburger Schulklasse während des Ersten Weltkrieges, wahrscheinlich im Lutherisch Wälde/e.
Alte Mühlburgerin mit ihrem Pferdefuhrwerk vor einem der Mühlburger Bauernhäuser.
schossenes feindliches Flugzeug in der Nähe des
Süd beckens des Rheinhafens nieder. Ob es von den zwei auf dem Rennbuckel stationierten oder den
vier Grünwinkler Flakgeschützen abgeschossen wurde, ist nicht bekannt. Bei einem der letzten An- griffe am 20. September 1918 fielen acht Bomben
beim Mittelbecken des Rheinhafens in der Werft-
straße und drei im Bereich der Brahms- und Bach-
straßeY Der Krieg hatte damit eine neue Dimensi-
on erreicht. Nun war die Zivilbevölkerung feind- lichen Angriffen ausgesetzt, ohne daß das Kriegs-
geschehen zu Lande bereits den eigenen Wohnort
erreicht hatte.
So waren die Mühlburger erleichtert, als der Er-
ste Weltkrieg beendet war. Die Revolution von 1918/19 und die Weimarer Demokratie stieß sicher bei einer großen Mehrheit der Mühlburger auf Zu-
stimmung, wie die Wahlergebnisse in der Weimarer Republik beweisen. Mühlburg war und blieb bis
1933 eine der SPD-Hochburgen in Karlsruhe, ob-
woh l den Nationalsozialisten in der Weltwirt- schaftskrise seit 1929 auch hier starke Einbrüche gelangen.
Im Ersten Weltkrieg war die Mühlburger Bevöl-
kerungszahl erstmals zurückgegangen und blieb auch noch in den ersten Nachkriegsjahren unter
dieser Höchstmarke. Erst seit 1925 war wieder ein
leichtes Wachstum über diese Marke hinaus festzu-
stellen. Mühlburg war im erweiterten Stadtkern der
Stadtteil mit der geringsten Bevölkerungsdichte
(18 Einwohner pro ha) und wurde nur von den am
Stadtrand gelegenen Stadtteilen Daxlanden, Rint-
heim und Rüppurr unterboten. 58
In den 20er Jahren, die von einer starken Woh-
nungsnot geprägt waren, entstanden in Mühlburg
auch etliche neue Häuser. So wurde die Moltkestra-
ße zwischen der heutigen Stösserstraße und der
Hardtstraße mit weiteren viergeschossigen Häusern
bebaut. Mühlburg als ein Arbeiterstadtteil war natürlich
auch von der Arbeitslosigkeit in der Weimarer Re-
publik in besonderem Maße betroffen. Vor al lem
die metallverarbeitende Industrie hatte in zuneh-
menden Maße unter der wirtschaftlichen Krisensi-
tuation zu leiden, die sich nach dem Höhepunkt im
Inflationsjahr 1923 auch nur vorübergehend bes-
serte. Sym ptomatisch ist das Ende der traditionsrei-
chen Maschinenbaugesellschaft. Deren Beschäftig-
tenzahl war von der Höchstmarke mit ca. 1.400 Be-
schäftigten im Jahr 1917 in der Nachkriegszeit auf
rund 300 gesunken. Schon das Geschäftsjahr 1924
war für die Firma außerordentlich schlecht verlau-
fen, im Dezember 1923 und Januar 1924 hatte die
Produktion völlig stillgestanden. Die Lage besserte sich auch in den folgenden Jahren nicht entschei-
dend, da die Aufträge von der Reichsbahn weit-
gehend ausblieben. 1927 bestellte die Reichsbahn
zwar noch einmal elf Lokomotiven, doch im folgen-
den Jahr geriet der deutsche Lokomotivenbau er- neut in eine Krise. 59
Die Maschinenbaugesellschaft nahm deshalb mit
der Stadt wegen eines Kredits in Höhe von 500.000
RM Verhandlungen auf, den der Stadtrat am 25.
Oktober 1929 ablehnte. Als sich auch Ka ufinteres-
senten aus Berlin, die den Niedergang noch hätten
aufha lten können, zurückzogen, mußte die Firma,
die 1936 ihr 100jähriges Jubiläum hätte feiern kön-
nen, am 11. Januar 1930 mitteilen, daß der Konkurs
unabwendbar war.
Die Versuche der Stadt, neue Industriebetriebe
auch in Mühlburg auf dem noch nicht durch die
Maschinenbaugesellschaft bebauten Oberfeld an-
zusiedeln, waren wegen der grenznahen Lage Karls-
ruhes mehrfach gescheitert. Nur im Falle der Firma
Michelin gelang es im Jahr 1930 noch, den Zu-
schlag zu erhalten. Die französische Firma erwarb
einen Teil des Oberfeldes, das bereits 1921 als Indu-
striege lände ausgewiesen worden war. Der Reifen-
hersteller bekam das Gelände zu einem sehr niedri-
gen Preis, verpflichtete sich aber, soweit möglich,
seinen Personalbedarf aus der Stadt Karlsruhe und
hier spezie ll aus dem Kreis der Fürsorgeempfänger
Luftbild der Maschinenbaugesellschaft um 1930.
zu decken. Die Ansiedlung war also ein Versuch der
Stadt, auf diese Weise die hohe Arbeitslosigkeit zu
bekämpfen. Man setzte sich hier u. a. gegen die
Konkurrenz der Nachbarstadt Durlach durch. 60
Mit der Weltwirtschaftskrise stieg in Mühlburg die Bereitschaft, Parteien zu wählen, welche die
Weimarer Demokratie bekämpften. Bei der Reichs-
tagswahl am 31. Juli 1932, bei der die NSDAP in
Karlsruhe ihr bestes Ergebnis bei regulären Wahlen
erzielte, war diese Partei auch in Mühlburg der ein- deutige Wahlsieger. Bei einer Wahlbeteiligung von
fast 80 % erhielt sie 34,4 % der Stimmen. Die SPD
erzielte in ihrer alten Hochburg noch 22,2 0/0. Die
Spaltung der Arbeiterbewegung, die im Ersten
Weltkrieg begonnen und in der Weimarer Republik
mit dem Auftreten der KPD abgeschlossen worden
war, führte auch in Mühlburg dazu, daß mit der
NSDAP eine antidemokratische Partei zur stärksten
Partei wurde. Hätte die SPD die Stimmen der KPD
bekommen, die 16,4 % erreichte, wäre dies noch
verhindert worden. Das katholische Zentrum, das in
dem eher protestantischen, von einer Arbeiterbe- völkerung dominierten, Mühlburg immer eine un-
tergeordnete Rolle gespielt hatte, erreichte immer- hin noch 13,8% der Stimmen. 61 Bei der folgenden
Reichstagswahl im November 1932 verlor die
NSDAP wie im Reich wieder an Stimmen. Man kann
deshalb davon ausgehen, daß sie ohne die Ernen- nung Adolf Hitlers zum Reichskanzler 1933 kaum
an die Macht gekommen wäre.
Mühlburg im Dritten Reich
Das Jahr 1933 begann in Mühlburg, ohne daß et- was darauf hindeutete, daß in diesem Jahr die Wei-
marer Demokratie durch die nationalsozialistische
Terrorherrschaft abgelöst werden so llte. Die NSDAP
hatte das Jahr 1933 zwar mit dem Motto "Der Gau
Baden mit seinen 40.000 Mitgliedern greift an" be-
gonnen, doch ohne die verheerende Entwicklung auf Reichsebene wären die Vorgänge, die sich auch
in Karlsruhe im Zuge der "Machtergreifung" und
"Gleichschaltung" abspielten, nicht denkbar gewe-
sen. In Ansätzen begann sich bereits eine Besserung
der wirtschaftlichen Situation abzuzeichnen, als
konservative Kräfte um den ehemaligen Reichs-
kanzler von Papen Adolf Hitlers Ernennung zum
Reichskanzler am 30. Januar erwirkten, die auch
von den Karlsruher NSDAP-Anhängern mit einem
Fackelzug durch die Innenstadt gefeiert wurde.
Die Einschätzung dieser konservativen Kreise,
daß man Hitler und die NSDAP in eine deutsch na-
tional bestimmte Regierung einbinden und dome- stizieren könne, erwies sich bald als Trugschluß. Die
Verfolgung der politischen Gegner der NSDAP und
die Diskriminierung von Teilen der Bevölkerung aus rasseideologischen Gründen machte schon bald
deutlich, wie sich das "Dritte Reich" entwickeln sollte. Nach der systematischen Ausschaltung der
Gegner und der Gleichschaltung all er staatlichen
und kommuna len Behörden und Parlamente sowie
der Vereine und anderer wichtiger gesellschaftli - cher Gruppierungen begann der Aufbau der "Volks- gemeinschaft" unter Führung Adolf Hitlers.
Zu den vermeintlichen Erfolgen Adolf Hitlers
zählte auch der Abbau der Arbeitslosigkeit durch
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen. Übersehen wird
dabei, daß derartige Maßnahmen bereits in der
Weimarer Republik häufig angewandt wurden und
die neuen Machthaber nur daran anzuknüpfen brauchten. In Mühlburg gehörte z. B. die Kanalisie-
rung und der Umbau der Honsellstraße von 1936
Die alte Mühle am Lameyplatz mit Fahnenschmuck anlößlich einer der zahlreichen nationalsozialistischen Feiertage.
bis 1938 mit dem Anschluß an den Lameyplatz
dazu. Nach einer konsequent betriebenen- Kriegsvor-
bereitung, die angesichts der ohne Zweifel einset-
zenden wirtschaftlichen Besserung viele nicht er-
kennen wollten und konnten, führten Adolf Hitl er
und die ihn unterstützenden Personen und Grup-
pierungen Deutschland schließlich in einen Krieg ,
der zur weitgehenden Zerstörung der deutschen
Städte und zum Tode vieler Millionen Menschen führen sol lte. Massenmord und Vernichtung der
europäischen Juden ließen den Krieg in bis dahin
ungeahnte Dimensionen des Terrors und des Ver-
brechens eskalieren. Am Ende des Zweiten Welt-
kriegs hatte auch Deutschland, das am 1. Septem-
ber 1939 mit dem Überfall auf Polen den Zweiten
Weltkrieg begonnen hatte, schwerste Verluste an
Menschenleben und Bausubstanz zu beklagen.
Noch vor den reichsweiten Deportationen in die
Vernichtungslager im Osten wurden am 22. Okto-
ber 1940 6.504 Juden aus Baden und der Pfalz,
darunter 945 aus Karlsruhe, in das südfranzösische
Internierungslager Gurs deportiert. Von den Karls-
ruher Juden wohnten zum Zeitpunkt der Deporta-
tion 39 in Mühlburg. Das für 15.000 Menschen aus-
gelegte Camp de Gurs, etwa 40 km nördlich der
spanischen Grenze und 60 km von der Atlantikkü-
ste entfernt, am Fuße der Pyrenäen in sumpfigem
Gelände gelegen, war im Frühjahr 1939 zur Inter- nierung der aus Spanien geflohenen Soldaten der
Republikanischen Armee errichtet worden und be-
fand sich unter Verwaltung der Vichy-Regierung .
Das Lager war ringsum von Stacheldraht einge-
zä unt und wurde streng bewacht. Es bestand aus
300 primitiven rund 25 qm großen Baracken, in
denen jeweils bis zu 60 Personen untergebracht
Kanalbau beim Umbau der HanselIstraße 1936- 1938, 81ick auf den Lameyplatz von Süden, Fata vom 2. August 1936.
Anschluß der neuen Hanse11- straße an den Lameyplatz, Blick auf den "Goldenen Anker", Fata vom 29. November 1937.
HonselIstraße, Blick noch Westen mit dem neuen Bohnhofsgebäude, Foto vom 12. Moi 1938.
HonselIstraße, Blick zum Lomeyplatz, links die alte Mühle, Foto vom 12. Mai 1938.
Amerikanisches Senkrechtluftbild vam 14. März 1945. Das Bild zeigt den Zerstärungszustand Mühlburgs am Ende des Krieges. Am unteren Bildrand sind die Rheinstraße mit der zerstörten St.-Peter-und-Paul-Kirche. am linken Bildrand der Lameyplatz als Orientierungspunkt zu erkennen.
waren. Das Essen war spärlich, es fehlte an sanitä-
ren Anlagen.62
210 der Deportierten und Internierten starben
an Entkräftung, Epidemien oder Mangel an Medi-
kamenten in Frankreich, darunter all ein 136 in Gurs
selbst. Nur wenigen gelang noch die Flucht. Etwa
ein Drittel der nach Gurs deportierten Juden wurde
zwischen 1942 und 1944 in die Vernichtungslager
im Osten gebracht und dort ermordet, darunter
nachweislich 15, die aus Mühlburg verschleppt
worden waren.
Mühlburg im Luftkrieg
In dem vom nationalsozialistischen Deutschland
durch den Überfall auf Polen am 1. September
1939 begonnenen Zweiten Weltkrieg wurde auch
Mühlburg schon relativ früh das Ziel von Luftan-
griffen. Seit 1941 griffen englische Flugzeuge ver-
stärkt Karlsruhe aus der Luft an, so daß es in diesem
Jahr schon eine größere Zahl von Toten gab. Da in
Karlsruhe keine schweren Flakgeschütze stationiert
waren, trafen die in der Nacht vom 5. auf den 6.
August anfliegenden eng lischen Bomber auf eine
relativ schwache Luftabwehr. 23 Menschen starben
direkt, elf an den Folgen ihrer bei dem Angriff er-
littenen Verletzungen . Betroffen waren vor allem
die Stadtteile Daxlanden, Grünwinkel und Mühl - burg im Westen, Hagsfeld und Durlach im Osten
sowie die Bahnhofsgegend. 63 Bereits bei diesem er-
sten schweren Angriff auf Kar lsruhe wurde Mühl-
burg in Mitleidenschaft gezogen, da ein Schwer-
punkt dieses Angriffs dem Hafengebiet und den
benachbarten Stadtteilen Daxlanden, Knielingen,
Mühlburg sowie der Alb- und Nordsternsiedlung galt. An der Nordsternsiedlung hatte die Freiwillige
Die Bachstraße während des Krieges. Die Häuser Nr. 13, 15 und 17 wurden schon bei Luftangriffen im August 1941 durch Bombeneinsch/äge in den Hintergärten der Hände/straße stark beschädigt und mußten geräumt werden.
Feuerwehr Mühlburg 1938 anläßlich des Kreis-
feuerwehrtages eine Übung veranstaltet, ohne zu
ahnen, daß aus der Übung bald der Ernstfall wer-
den so llte. Der Zeitzeuge Friedrich Rahäuser berich-
tet über die Schäden nach den Luftangriffen in der
Nacht vom 5./6. und 6./7. August 1941 : "Der Fliegerangriff auf Karlsruhe in der Nacht
vom 5. auf den 6. August d. J. war der erste plan- mäßige feindliche Luftangriff ... Bereits um 0 Uhr
30 erschienen die ersten Flieger, die mit kurzen
Pausen bis 3 Uhr über der Stadt kreisten und dabei
eine Anzahl Bomben abwarfen; wir haben im Keller
Zerstörte Höuser in der Sonnenstraße. Die Nordsternsiedlung wor einer der Schwerpunkte des Angriffes im August 1941.
ungefähr 60 Bombeneinschläge gezählt, es waren
wahrscheinlich mehr, weil die in größerer Entfer-
nung einschlagenden Bomben infolge des Abwehr-
feuers kaum hörbar waren. Das Abwehrfeuer war
etwas schwach; die schwere Flak fehlte gänzlich . ...
die von mir persönlich besichtigten getroffenen
Objekte weisen zum Teil ganz erhebliche Beschädi-
gungen auf ... "
Zu den von Rahäuser aufgeführten Schäden ge-
hörten: " ... 7) Händelstraße: 4 Häuser dieser Straße wur-
den fast völlig demoliert und sind unbewohnbar; 1
Blindgänger bei der Klinik des Dr. Ihm krepierte erst
gegen Morgen und verursachte weitere Beschädi-
gungen, so daß die Patienten der Klinik z. T. um- quartiert werden mußten.
8) Häuser Bachstraße 13, 15 und 17: Durch
Bombeneinschläge in den Hintergärten der Händel-
straße wurden diese Häuser sehr stark beschädigt
und mußten wegen Baufälligkeit ganz geräumt werden; sie dürften unbewohnbar sein.
9) Eckhaus Brahms- und Händelstraße: Dieses
Haus wurde sehr stark beschädigt; der Straßenzu-
gang war, wohl wegen Blindgängers, abgesperrt.
10) In der Maxaubahnstraße, östlich und west-
lich der Tannhäuserstraße, waren sehr viele Fenster-
scheiben zertrümmert durch die Wirkung eines
Bombenvolltreffers in der
11) Tannhäuserstraße. Hier wurde ein 3-stöcki-
ges Wohnhaus getroffen und bis in den Keller
durchschlagen. Das Haus stürzte in sich zusammen,
die Bewohner sollen dabei 4 Tote im Keller gehabt
haben. Dieses Haus ist völlig zertrümmert und muß
abgerissen werden .
12) Ecke Moltke- und Ludendorffstraße: Dieses
Eckhaus, das zu den Kasernengebäuden gehört und
ein Kasino enthielt, wurde durch rückwärtigen
Bombeneinschlag stark zerstört und in Brand ge-
setzt. Es ist unbewohnbar geworden.
13) Nordsternsiedlung: In der Steubenstraße
schlug eine sehr schwere Bombe von rückwärts in die Häuser, riß die Rückfronten bis unters Dach her-
ab und schlug die Vorderfront parterre und zweiten
Stock ebenfalls hinaus. In einem Keller gab es 4
Tote, 4 Häuser sind unbewohnbar geworden. Hier
dürfte der Sachschaden sehr bedeutend sein, zumal
die Wohnungseinrichtungen von zwei Häusern völ-
lig demoliert wurden.
14) Der Lameyplatz in Mühlburg war abgesperrt,
da dort Blindgänger liegen; sonst ist dort kein we-
sentlicher Schaden entstanden." 64
Im Jahr 1942 wurde Karlsruhe nach den Städten
Lübeck, Rostock und Köln eines der ersten Ziele der Flächenangriffe, auf die die englische Luftflotte
nach dem Scheitern der gezielten Einzelangriffe
übergegangen war. In Karlsruhe markierten erst-
mals Leuchtbomben, im Volksmund "Christbäume"
genannt, die Ziele. Der Angriff in der Nacht vom 2.
auf den 3. September 1942 traf die Stadt, darunter
auch den Stadtteil Mühlburg, schwer. Eine Zeitzeu-
gin berichtet: "Mühlburg: die Rheinstraße ist von
der Philippstraße ab bis zu ihrem Ende stark be-
schädigt. Besonders von den 3 Linden ab nehmen
die Zerstörungen zu, sehr viele Häuser sind völlig
zertrümmert, darunter die Wirtschaft Westendhal-
le. Beim Lameyplatz sind sämtliche Häuser der
Rheinstraße völlig ausgebrannt. Ebenso sind sehr
viele Häuser stark beschädigt und zum Teil restlos
ausgebrannt in den Seitenstraßen : Philippstraße,
Bachstraße, Nuitsstraße und Gluckstraße. Am La-
meyplatz ist die große Wirtschaft zum Anker ganz
ausgebrannt, ebenso die Anlagen auf dem Sport-
platz des VfB Mühlburg . Die Häuser der nördlichen
Seite der Lameystraße sind größtenteils völlig zer-
stört; die Häuser auf der gegenüberliegenden Seite
und in der Sternstraße meist beschädigt. Die Hardt-
straße ist von Anfang bis Ende beschädigt; der
nördliche Teil nicht besonders schwer, dort ist die
Nahrungsmittelfabrik Brenner z. T. ausgebrannt. Südlich der Rheinstraße sind die Schäden in der
Hardtstraße wesentlich größer; das Schulhaus bei
der ehemaligen Maschinenbaugesellschaft und alle
gegenüber liegenden Wohnhäuser sind völlig aus-
gebrannt ...
Weingärtensiedlung und Flugplatzgelände:
Malzfabrik an der Hardtstraße ganz ausgebrannt.
Die Nordsternsiedlung westlich der Hardtstraße
brannte diesmal völlig aus, nachdem sie schon im
vorigen Jahr beim ersten Angriff schwer gelitten
hatte. Heimgartenweg: Schwere Dach- und Fen-
sterschäden. Feierabendweg : Hinter Haus 34 schlug
eine Sprengbombe ein, durch die 3 Häuser zum
Einsturz gebracht wurden; durch die Fernwirkung
erlitten alle Häuser des Feierabendwegs erhebliche
Dach-, Fenster-, Rolläden- und Türschäden. (Das
Gleiche gilt für Haus Nr. 7, Liesel Beer). Das Haus
Beim Angriff am 3. September 1942 wurden sehr viele Häuser der Philipp-und der Bachstraße getraffen und brannten zum Teil restlos aus. Im Vordergrund der vom Luftdruck umgerissene Schorns tein der Bäckerei Müller.
Das Nordsterngebäude in der Feldstraße nach dem Angriff am 3. September 1942. Die Nordsternsiedlung brannte vä llig aus.
En tsetzt schauen die Menschen au f die noch brennenden Häuser der Lameystraße Nr. 28/30. Die Häuser der närd- lichen Seite wurden beim Fliegerangriff om 3. September 1942 gräßtenteils vällig zerstärt, die Häuser der gegen- überliegenden Seite meist beschädigt.
Blick auf das schwer beschädigte Gasthaus "Zu den drei Linden ", in dessen Luftschutzkeller am 4. Dezember 1944 mindestens 100 Menschen umkamen.
Nr. 2 ist vollständig abgebrannt infolge Übergrei-
fens des Großfeuers von Markstahier & Barth,
Möbelfabrik, die völlig abbrannte. Laubenweg:
Ebenfalls schwere Dach- und Glasschäden als Ne-
benwirkung der Bombe im Feierabendweg. Luden-
dorffstraße: Auch hier Dach- und Glasschäden an
mehreren Häusern."
Im Jahr 1943 blieb Karlsruhe trotz zahlreicher
Luftalarme weitgehend vor Luftangriffen ver-
schont. Dafür so llten im Jahr 1944 aber die alliier-
ten Luftangriffe die Stadt und in besonderem Maße
auch den Stadtteil Mühlburg mit voller Wucht tref-
fen. Ein erster, von 600 Bombern durchgeführter
Angriff am 25. April, der eigentlich der Kernstadt
galt, wurde durch einen aufkommenden Gewit-
tersturm vor all em nach den Vororten Rintheim
und Grötzingen abgedrängt, wo insgesamt 118
Menschen zu Tode kamen. 5 schwere Tagesangriffe,
die dem Hauptbahnhof und den Eisenbahnanlagen
ga lten, forderten bis Anfang September weitere
925 Todesopfer. Die Angriffe, die das Stadtbi ld
weitaus nachhaltiger verändern sol lten, standen
aber erst bevor. Neben dem Angriff am 27. Septem-
ber, als 237 Bomber fast eine halbe Million Brand-
bomben abwarfen, die die Stadt in ein Flammen-
meer verwandelten, traf der Großangriff vom 4.
Dezember die bereits stark zerstörte Stadt ein wei-
teres Mal entscheidend.
Die St. Peter-und-Paul-Kirche in Mühlburg brannte aus, im Pfarrhaus kamen alle Insassen des
Luftschutzraumes um. Die Evangelische Gemeinde
verlor ihren Gemeindesaal in den "Drei Linden"; die
Karl-Friedrich-Gedächtniskirche ging in Flammen
auf. Über den Angriff hält der Tagebucheintrag von
Heinrich Eil fest: "Als ich durch die Nuitsstraße auf
die Rheinstraße kam, sah ich, wie der große mehr-
stöckige Bau der "Drei Linden" in hellen Flammen
stand. Vor dem westlichen Eingang sah ich einen
riesigen Bombentrichter, um den herum Verwunde-
te und tote Menschen lagen. Mit meiner Taschen-
lampe konnte ich in den Keller vordringen, der als
öffent licher Luftschutzkeller für 200 Personen -
wie man mir sagte - eingerichtet war, meist für
Frauen und Kinder der Umgebung. Aber auch die
zur Arbeit verpflichteten Ausländer, die im Saal der
"Drei Linden" einquartiert waren, hatten in dem
Keller Schutz gesucht. Der Keller war durch Zwi-
schenmauern abgeteilt. Die Bombe hatte anschei-
nend den Eingang getroffen und hatte durch den
ungeheuren Luftdruck diese Mauern umgedrückt
und ihre Teile auf die dahinter sitzenden Menschen
geworfen. [ ... ] Als wir in den nächsten Kellerraum
eindrangen, bot sich unter dem dürftigen Schein
der Taschenlampe erhöhtes Grauen und Schrecken.
Auch hier war eine Zwischenmauer eingedrückt
und hatte dahinter die Menschen erschlagen und
begraben. Diesem Anblick sich hinzugeben und ge-
müthaft zu reagieren, dazu war jedoch keine Zeit.
[ ... ] Nach stundenlanger Arbeit gingen unsere Kräf-
te jedoch zu Ende; wir mußten auch an die eigene
Sicherheit denken. Denn über uns brannte der
mehrstöckige Bau der "Drei Linden" weiter herun-
ter. Fenstergewänder und Mauerteile stürzten her-
ab, auch vor dem Kellereingang. Ich ging also nach
oben und die Rheinstraße vor bis zur Peter-und-
Paul-Kirche, die mit ihren schönen Wandgemälden
ebenfalls ausbrannte. Neben der Kirche war das
Pfarrhaus durch eine schwere Bombe völlig zerstört
worden und alle Menschen im Luftschutzkeller er-
sch lagen worden . Wie ich von den weinend umher-
stehenden Schwestern des nahen Schwesternhau-
ses erfuhr, waren alle Geistlichen der Kirche und ei-
nige Nachbarn, insgesamt neun Personen, ums Le- ben gekommen. In den folgenden Tagen wurden
Trümmer des Pfarrhauses weggeräumt, um die To- ten im Keller zu bergen. [ ... ]" 65 Als französische
Truppen am 4. April einrückten - Knielingen und
Neureut waren bereits am Vortag besetzt worden -
war Mühlburg zu einem großen Teil zerstört. Neben den Todesopfern unter der Zivilbevölkerung hatten
5.802 Soldaten aus Karlsruhe ihr Leben verloren, 3.554 weitere wurden vermißt. 66 Der von Deutsch-
land provozierte und ausgelöste Krieg hatte also
insgesamt mehr als 12.000 Menschen aus Karlsruhe
das Leben gekostet, darunter auch viele Mühlbur-
ger. Die Befreiung durch die französischen Truppen,
die damals noch nicht alle als Befreiung sehen
wollten oder konnten, erlebten nur noch rund
60.000 Menschen in der zerstörten Stadt.
Anmerkungen
1. Vgl. Chronik der Haupt- und Residenzstadt Kar lsruhe für das Jahr 1886, Karlsruhe 1887, S. 5. 2. Vgl. Stadtarchiv Karlsruhe (StadtAK) 5/Müh lburg B 14. 3. Bürgerausschußvorlage vom 1. Mai 1885, StadtAK 3/B 21, S. 285-326.
4. Ebenda, S. 4 5. Vgl.: Aus der Karlsruher Stadtgeschichte. Vor 80 Jahren wur- de Mühlburg eingemeindet, in : Die Nordweststadt Nr. 1, 7. Jg., März 1966.
6. Vgl. StadtAK l/AEST 176. 7. Vgl. Chronik 1885, S. 18, Karlsruher Tagblatt vom 6. Februar 1886 und StadtAK 5/Mühlburg B 14. 8. Vgl. StadtAK 3/B 21, S. 357f .. 9. Vgl. Johann Daniel Schoepflin: Historia Zaringo-Badensis, 7 Bde, Karlsruhe 1764-1773, Bd. 5, S. 213. 10. Vgl. Heinz Schmitt: Karlsruher Stadttei le, Mühlburg, Karls- ruhe 1982, Begleitheft zur Ausstellung im Prinz-Max-Palais, S.10. 11 . Perz, Mon. Germ Hist. XV11.124, zitiert nach Karl Gustav Fecht: Geschichte der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe. Im Auftrag der Städtischen Archivkommission bearbeitet. Mit IlIu-
strationen und einem Situationsplan der Gegend, Karlsruhe 1887 (Nachdruck Karlsruhe 1976), S. 64. Vgl. auch Hansmartin
Schwarzmaier: Hand buch der baden-württembergischen Geschichte 2. Die Territorien im Alten Reich, Stuttgart 1995, S. 184.
12. Vgl. Schwarzmaier (wie Anm. 11), S. 185.
13. Vgl. Friedrich von Weech: Badische Geschichte, Karlsruhe 1890, S. 32.
14. Vgl. Weech, Badische Geschichte (wie Anm. 13), S. 39. 15. Vgl. Berthold Sütterlin: Geschichte Badens. Bd. I: Frühzeit und Mittelalter, Karlsruhe 1965, S. 283. 16. Vgl. Weech, Badische Geschichte (wie Anm. 13), S. 58. 17. Paul Waibel: Mühlburg vor 500 Jahren, in : Soweit der Turmberg grüßt 16, 1964, S. 41-72, S. 48.
18. Vgl. Ebenda, S. 52. Vgl. dort, S. 55 und S. 57, auch zum Folg enden.
19. Albrecht Thoma: Geschichte von MühlbLirg, Karlsruhe 1903, S. 9. Vgl. dort, S. 8, auch zum Folgenden.
20. Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA) 229/6904. 21. Vgl. Schmitt (wie Anm. 10), S. 13.
22. Vgl. Weech, Badische Geschichte (wie Anm. 13), S. 127. 23. Vgl. Schmitt (wie Anm. 10), S. 5. 24. Vgl. Weech, Badische Geschichte (wie Anm. 13), S. 280. 25. Vgl. Emil Lacroix, Peter Hirschfe ld, Wilhelm Pauseier: Die
Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Karlsruhe Land. Kreis Karls- ruhe, Karlsruhe 1937, S. 168 und Schmitt (wie Anm. 10), S. 7. 26. Bernhard Weiß: Schloß und Stadt Mühlburg. Date ihrer Geschichte, 1961, S. 4. 27. Vgl. Thoma (wie Anm. 21), S. 9. 28. Zitiert nach Bernhard Weiß (wie Anm. 29), S. 4. 29. Lacroix (wie Anm. 28), S. 168. 30. Vgl. Wolfgang Leiser: Das Karlsruher Stadtrecht 171 5- 1752. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO) 114 (1966), S. 207-239, S. 208. 31. Zitiert nach eben da, S. 226. 32. Vgl. GLA 229/69032. 33. Vgl. Thoma (wie Anm. 13), S. 15. 34. Zitiert nach Lacroix (wie Anm . 28), S. 168. 35. Zitiert nach Weiß (wie Anm. 29), S. 76. 36. Vgl. Herman Jakob : Einwohnerbuch der Markgrafschaft Baden-Durlach im Jahr 1709, Schopfheim 1935, S. 34. 37. Vgl. Schmitt (wie Anm. 10), S. 8, und Susanne Asche: Die Bürgerstadt, in : Dies./Olivia Hochstrasser. Durlach . Staufer- gründung, Fürstenresidenz, Bürgerstadt, Karlsruhe 1996, S. 147-444, S. 154 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadt- archivs Bd. 17). 38. Vgl. Jacob (wie Anm. 36), S. 34. 39. Vgl. Eugen Singer, Festschrift 110 Jahre Freiwillige Feuer- wehr Karlsruhe Abteilung Mühlburg, S. 51. 40. Theodor Hartleben: Statistisches Gemälde der Residenz- stadt Karlsruhe und ihrer Umgebungen, Karlsruhe 1815, S. 420.
41. Vgl. Rainer Beck/Winfried Flammann : Die Seldeneck'sche
Brauerei in Mühlburg, in: Industriearchitektur in Karlsruhe, Karlsruhe 1987, S. 32-50 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 6). 42. Vgl. Johann Baptist Kolb: Historisch-sta tistisch-topogra- phisches Lexikon von dem Großherzogthum Baden, 2. Band,
Karlsruhe 1814, S. 288. 43. Vgl. ebenda, S. 289. 44. Vgl. StadtAK 8/ZGS 93a. 45. Vgl. GLA 236/6626. 46. Eugen Huhn : Kar lsruhe und se ine Umgebung. Geschichte und Beschreibung. Mit einem Plan der Stadt und einer Karte der Umgegend, Karlsruhe 1843, S. 256. 47. Ebenda, S. 256. 48. Vgl. StadtAK 5/Mühlburg B 15. 49. Vgl. StadtAK 5/Müh lburg B 11 , S. 48 Rs. 50. Heinrich Raab : Revolutionäre in Baden 1848/49. Biographi- sches Inventar für die Quellen im Generallandesarchiv KarIs- ruhe und im Staatsarchiv Freiburg, bearbeitet von Alexander Mohr, Karlsruhe 1998, Eintrag Otto, Konrad Friedrich Emi l, Dr. Vgl. in der Raab-Datei auch zum Folgenden. 51. Vgl. hierzu und zum Folgenden Raab (wie Anm. 50)
52. Josef Bader: Die Residenzstadt Kar lsruhe, ihre Geschichte und Beschreibung. Festgabe der Stadt zur 34. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte, Karlsruhe 1858, S. 279. 53. Vgl. Badische Presse vom 25. Februar 1894. 54. Ergebnisse der Berufszä hlung vom 14. Juni 1895, Karlsruhe
1899, S. 66f. (= Beiträge zur Statistik der Stadt Karlsruhe Nr. 8). 55. Vgl. StadtAK 3/B 29, S. 213ff.
56. Vgl. Ehrenbuch der Stadt Karlsruhe 1914-1918, Karlsruhe 1930, S. XXX.
57. Vgl. StadtAK 8/PBS XVI 1219 BI. 5 und 12. 58. Vgl. Generalbebauungsplan der Landeshauptstadt Karls- ruhe, Karlsruhe 1926, S. 48 59. StadtAK l/H-Reg 2284, dort jeweils Geschäftsbericht der
Maschinenbau-Gese llschaft, vgl. dort auch zum Folgenden. 60. Vgl. StadtAK 3/B 44, S. 241f, Verwaltungsbericht der Lan- deshauptstadt Karlsruhe für das Wirtschaftsjahr 1932 (1 . April 1932 - 31. März 1933), Karlsruhe 1933, S. 113 und Asche (wie Anm. 37), S. 366f.
61. Zu den Wahlergebnissen vgl. Karlsruher Tagblatt vom 1. August 1932. 62. Zu Gurs vgl. Gurs. Ein Internierungslager in Südfrankreich 1939-1943. Zeichnungen. Aquarelle. Fotografien. Samm lung Eisbeth Keser, Viborg 1990 und Michael Philipp (Hrsg .): Gurs - Ein In ternierungslager in Südfrankreich 1939-1943. Literari - sche Zeugnisse. Briefe. Berichte, Ham burg 1991.
63. Vgl. Erich Lacker: Zielort Karlsruhe. Die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg, Karlsruhe 1996, S. 30ff. und S. 168 (= Ver-
öffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 18). 64. StadtAK ZGS 1/8.8 65. StadtAK 8/StS 17/107 66. Vgl. Josef Werner : Karlsruhe 1945. Unter Hakenkreuz, Tri- kolore und Sternenbanner, Karlsruhe 1985, S. 98.
Entenfang um 1956
Plan van earl Pflästerer von 1942 mit großem Kreisverkehrsplatz.
HARALD RINGLER
Mühlburg in den 50er Jahren
Ein Vergleich der Einwohnerzahlen von 1950 und
1996 zeigt für diesen Stadtteil eine ähn liche Grö-
ßenordnung (16.200 und 15.700). Die Wohnver-
hältnisse haben sich aber in dieser Zeit stark verän-
dert. Die Sanierung der Rheinstraße und die Neu-
bautätigkeiten an der Lameystraße, eine neue
Wohnsiedlung auf dem Mühlburger Feld, die Be-
bauung des Seldeneck'schen Feldes und die Schlie-
ßung von Baulücken erhöhten das quantitative und
qualitative Wohnungsangebot. Weniger Menschen
wohnen jetzt in mehr Wohnungen. Die meisten
dieser Projekte wurden in den 50er Jahren verwirk-
licht. Damit ste llt der Stadtumbau und die Erweite-
rung Mühlburgs, realisiert innerhalb von 10 Jahren,
die größte städtebau li che Nachkriegsleistung in
Karlsruhe dar.
Verkehrsplanung als Sanierungsanlaß
"Wer von der Innenstadt aus zum Rheinhafen oder
in die Pfalz gelangen will, muß seinen Wagen am
Entenfang nach rechts in einen Straßenschlauch
hineinsteuern, der den Kraftfahrern ebenso wie den
Straßenbahnführern und den Fußgängern täglich mehr Kummer bereitet. Wenn eine typische Klein-
Die städtebauliche Neuordnung Mühlburgs in den 50er Jahren
stadt plötzlich einem nie gekannten Großstadtver-
kehr preisgegeben wäre, so könnten die Verhältnis-
se nicht schlimmer sein als in dem manchmal fast
unentwirrbaren Verkehrstumult, der sich auf die-
sem Straßenstück bis zum Lameyplatz abspielt.
Während Karlsruhe sowohl nach Norden und Osten
als auch nach Süden halbwegs gute Ausfallstraßen
besitzt, muß sich der Verkehr nach Westen, also
zum Rheinhafen und in die Pfalz, durch diese
schmale Gasse Alt-Mühlburgs zwängen. Was ist da
zu tun? "fragte 1952 ein Karlsruher Journalist.1
Eine Antwort enthielt bereits der Entwurf zum
Generalbebauungsplan 1926. Er enthielt eine Neu-
ordnung des Verkehrs mit einer Fortsetzung der
Rheinstraße im Zuge der heutigen Vogesenbrücke,
der Weinbrennerstraße und Lameystraße als Haupt-
verkehrsstraßen und des Ausbaues des Verkehrs-
knotens Entenfang. Während des "Dritten Reichs"
gab es Planungsüberlegungen zum Ausbau einer
Ost-West-Achse nach dem Muster der für viele Städte geplanten Monumentalachsen als bauliche
Manifestation der totalitären Ideo logie.2 Eine der
zwischen 1938 und 1942 von earl Pflästerer ent-
worfenen Varianten sah eine geradlinige Fort-
setzung der Kaiserallee westlich der Drei-Linden-
Apotheke bis zu einem riesigen Kreisverkehrsplatz
im Bereich des Lameyplatzes vor (siehe Abbildung
Mühlburg 1945.
S. 56 unten).J Dort wäre auch ein gewaltiger bauli-
cher Abschluß der vom Durlacher Tor beginnenden Ost-Westachse bzw. ein westlicher Stadteingang
vorgesehen gewesen. Von diesem Verkehrsplatz in
Form eines riesigen umbauten Rondells sollten die
Straßen sternförmig nach allen Himmelsrichtungen
angelegt werden. Eine südliche Umfahrung hätte
die Ausfal lstraßen nochmals halbkreisförmig ver-
bunden. Dafür wäre der Abbruch von 140, zum Teil
bereits durch Bombenangriffe beschädigten oder zerstörten, Gebäuden notwendig gewesen. Erste
Kalkulationen führten zu einem Entschädigungs-
wert von 6,5 Mio Reichsmark. Bereits 1945 war der
Traum von der Realisierung dieser Planungen end- gültig ausgeträumt (siehe Abbildung oben).
1952 legte das Stadtp lanungsamt einen Bericht
"zur Neuordnung der Verkehrsführung in den west-
lichen Stadttei len und zur Aufstel lung der neuen
Bebauungspläne für Mühlburg" vor.4 Die damalige Einbindung Mühlburgs in das städtische Verkehrs-
netz wurde kritisch beleuchtet: schlechter An- schluß der B 36 von Süden über die Durmersheimer
Straße (Bahnübergang), schlechte Führung und un-
genügende Breite der B 10 (Rheinstraßel. unklare
VERKEHRSFÜHQUNG iM WESTEN BUND€S5T R.10
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Verkehrs führung im Westen vor der Neuordnung.
Verbindung der Kriegsstraße mit Mühlburg über die
Bannwaldallee und die Hardtstraße, schwierige
Kreuzungen Hardtstraße-Rheinstraße, Hardtstraße-
Lameystraße, Honsellstraße-Rhein- und Hardtstra-
ße, Rheinstraße-Entenfang und fehlende Umge- hungsstraßen (siehe Abbildung S. 59). Die Verbesse-
rung dieser Verhältnisse stand als vordringliches Zie l an, vor allem die Verbindung nach Westen mit
der Verbreiterung der Rheinstraße und die Entla-
stung des Ortskerns von Mühlburg. Diese Möglich- keit bestand in der Neuanlage der Lameystraße, de-
ren Ausbau zum Abbruch von Gebäuden auf der
Südseite führte (siehe Abbildungen S. 60 und S. 61) .
Die östliche Rheinstraße erhielt als Fortführung der
Kaiserallee die Verlängerung nach Süden in die Vo-
gesenstraße über eine zu bauende Straßen brücke.
Für die Straßenbahn linie nach Daxlanden über den
Entenfang (siehe Abbildung im Beitrag Ernst
S. 162) bestand bereits seit 1928 eine Überführung
über die Bahnanlagen. Die Straßenverbindung nach
Daxlanden verlief in der Hardtstraße an der Voge-
senschu le vorbei über einen Bahnübergang in die
Vogesenstraße. Heute befindet sich dort eine Fuß-
gängerunterführung unter der Südtangente und
Hardtstraße und
Lameystraße vor der Neuordnung.
den Bahngleisen. Die Straßenbahnlinie nach Knie-
lingen bzw. zum Rheinhafen wurde aus der engen
westlichen Rheinstraße in die neue Lameystraße
verlegt. Die Planung enthielt auch noch die seit
den 20er Jahren geplante direkte Führung der
Bundesstraße 36 aus Neureut nach Rastatt (Abbil-
dung S. 63).
Die Verlängerung der Weinbrennerstraße zum
Entenfang und die Weiterführung in die Lameystra-
ße war schon seit Anfang des Jahrhunderts als Ver-
Bebauung an der Westseite der alten Lamevstraße.
bindung der Kriegsstraße mit dem Westen der Stadt
gedacht. Ihr kam nach der Planung von 1952 als
"natür liche Ver längerung der Kriegsstraße" eine
größere Bedeutung für den Autoverkehr zu als
der Rheinstraße, was schon damals berechtigter-
weise starke Kritik hervorrief.5 Vor dem Baubeginn
auf dem Mühlburger Feld, worüber später noch zu
berichten ist, wurde der Stadtverwaltung ver-
deutlicht, daß diese neue Wohnsiedlung durch eine
Hauptverkehrsstraße durchschnitten und der süd-
Am Entenfang 1954.
Iiche Teil damit zwischen dieser Straße und der ebenfa lls vorgesehenen Ebertstraße eingezwängt wäre. Die Gegner der städtischen Planung verwie- sen auf die Ebertstraße, die als südliche Umge- hungsstraße ausreichen würde. Dieser Planungs- fehler wurde erst Jahrzehnte später durch verkehrs-
beruhigende Maßnahmen gemildert. Die anbau- freie Ebertstraße sollte die Verbindung in Richtung Bahnhof herstellen und hätte nach Westen die Fortsetzung mit der umzubauenden Lameystraße gefunden. Damit war der "Vorläufer" der späteren Südtangente im Westen konzipiert. Dem Enten-
fang - die obige Abbildung zeigt den Zustand um 1954 - für den über Jahrzehnte hinweg auch die Anlage ei nes Kreisverkehrsplatzes überlegt worden war, kam dadurch eine ungeheure Bedeutung als Verkehrsknoten zu. Dies beeinträchtigt die städte- bauliche Eingangssituation und läßt trotz der vor- handenen Läden, der Post und der Straßenbahn- und Busstation wenig Atmosphäre für ein Stadt- teilzentrum aufkommen. Die Abbildung S. 63 ver- deutlicht die Gesamtplanung für die Neuordnung des Verkehrs im Westen Karlsruhes. Letztendlich beruhte diese auf dem Entwurf des Generalbebau-
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1952 geplante Verkehrsführung im Westen der Stadt.
ungsplans 1926. Der Leiter des Stadtplanungsamtes
nach dem Krieg, earl Pflästerer, war auch an diesem
bedeutenden Planwerk aus der Zwischenkriegszeit
maßgeblich beteiligt. Interessant sind die Ergebnisse der für die Unter-
suchung angestellten Verkehrszählungen und Pro-
gnosen der Verkehrsbelastung. Eine Querschnitts-
zäh lung im Februar 1951 wies in der Rheinstraße
vor dem Entenfang eine Belastung in beide Rich -
tungen von 4.300 Kraftfahrzeugen innerhalb von
14 Stunden auf. Weitere Belastungswerte waren:
Bannwaldallee und Honse llstraße je 2.600, Rhein-
NEUPLANUNG
brückenstraße über 3.100, Neureuter Straße 900
und westliche Kriegsstraße 3.800. In Karlsruhe gab
es 1952 ein Motorisierungsverhältnis von 62 Kraft-
fahrzeugen (Kfz) auf 1.000 Einwohner (EW). Der
Prognose lag ein Wert von 125 Kfz auf 1.000 EW
zugrunde. (Ende 1996: 585 Kfz je 1.000 EW).
Für die Zukunft wurde das 3,5-fache der damaligen
Belastungen angenommen. Für die Rheinstraße
hätte das einen Wert von 14.800 Kfz in 14 Stunden
bedeutet (Ende der 70er Jahre waren es dort über
20.000 Kraftfahrzeuge). Die tatsächliche Zunahme
der Motorisierung und damit des Verkehrsge-
Die ehemalige Ebertstraße.
schehens war Anfang der 50er Jahre nicht ab-
sehbar.
Die meisten Maßnahmen waren Ende der 50er
Jahre abgesch lossen. Der Entenfang mit der teil-
weise ausgebauten Lameystraße konnte bereits ab
1954 in der alten Rheinstraße eine Einbahnführung
ermöglichen und damit die Verkehrsproblematik
entschärfen. Die Eröffnung der Vogesenbrücke
folgte 1962. Die bedeutendste Wirkung für eine
Verkehrsentlastung erfo lgte durch die 1963 begon-
nene und 1988 fertiggestellte Südtangente. Die
Ebertstraße zwischen Kühler Krug und Entenfang -
. '
die Abbildungen S. 64 und 65 zeigen den früheren
und den heutigen Zustand - wurde im Zuge der
Fertigstellung der Südtangente rückgebaut und
dem Albgrün "zurückgegeben".
Die neue Rheinstraße
Wer früher vom Mühlburger Tor in Richtung We-
sten fuhr, erlebte auch die Abfolge unterschied-
licher Straßenräume. Die Weite von 48 m zwischen
den 1887 festgelegten Baufluchten der Kaiserallee6
endete bei der Händelstraße. Die damals bereits
Der Grünzug auf der Trasse der ehemaligen Ebertstraße.
teilweise bestehende Bebauung in Richtung Phil -
ippstraße ließ im Anschluß daran nur noch eine
Breite zwischen den Gebäuden von 38 m zu.
Östlich der Philippstraße endet die Kaiserallee. Es
beginnt die Rheinstraße, deren Verlauf heute ei-
genartig erscheint. Die frühere Hauptverkehrslinie
folgte der Rheinstraße, die vor dem heutigen En-
tenfang einen leichten Knick nach Nordwesten
macht. Ein Vergleich der Abbildungen S. 66 und 67
macht die Veränderungen an dieser Stelle deutlich.
Die ersten drei Gebäude wurden abgerissen. An de-
ren Stelle befinden sich heute Verkehrsfl äche und
ein sechsgeschossiges Gebäude. Die nun so selbst-
verständliche Hauptverkehrsrichtung über den erst
seit den 50er Jahren bestehenden Verkehrsknoten
Entenfang gab es früher nicht. Die Kreuzung
Rheinstraße-Hardtstraße war der Hauptverkehrs-
knoten Mühlburgs. Hier kreuzten sich die Landstra-
ße Mannheim- Rastatt mit der Verbindung Karlsru-
he-Rheinhafen- Pfalz. Nach der St.-Peter-und-
Paulkirche verengte sich der Straßenraum weiter
um einige Meter, bis er vor der Nuitsstraße auf
ungefähr 17 m geschrumpft war. Die nördliche
Häuserreihe verlief ab hier bis über die Gellert-
Beginn der westlichen Rheinstraße vor der Neuordnung.
straße an den heutigen Straßenbahngleisen (siehe
Abbildung S. 68). Die Enge der weiteren Rheinstra-
ße wurde oben bereits deutlich geschildert.
Die Planung für Mühlburg enthielt auch die Ver-
breiterung der östlichen Rheinstraße auf 38 m für
Geh- und Radwege, Fahrbahnen und Straßenbahn-
trasse. Die zah lreichen Kriegszerstörungen in der
Rheinstraße, vor allem des Angriffs am 4. Dezember
1944 (siehe Abbildung S. 46), hinterließen Ruinen,
deren Wiederaufbau an der sei ben Stelle nicht der
geplanten Neuordnung entsprochen hätte. Schon
einige Jahre vorher hatte die Stadt eine Bausperre
an der Rheinstraße und Lameystraße erlassen, um
unerwünschte bauliche Entwicklungen zu verhin-
dern. Der 1954 verbindlich gewordene Bebauungs-
plan Mühlburg- Ost regelte nicht nur die schon
1953 begonnene Bebauung des Mühlburger Feldes,
sondern auch die Verbreiterung der Rheinstraße
und den damit verbundenen Wiederaufbau bzw.
Neubau in der Rheinstraße. Auf der Südseite er-
Beginn der westlichen Rheinstraße nach der Neuordnung.
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Zustand der Rheinstraße um 1955 mit teilweise bereits zurück versetzter Bauflucht.
Blick nach Westen in die heutige Rheinstraße.
Das alte Mühlburger Feld von der Alb aus gesehen.
folgte zwischen der Kirche und der Nuitsstraße eine viergeschossige Bebauung an der zurückversetzten
Bauflucht mit Ausnahme des dreigeschossigen Eck- hauses Rheinstraße 25, das noch als Bestand erhal- ten blieb (siehe Abbildung S. 68). Die anschließen- de Häuserzeile zwischen Nuitsstraße und Entenfang behielt die alte Bauflucht und läßt auch noch auf die Vorkriegsbebauung schließen. Vier Gebäude,
drei davon nur zweigeschossig, stammen noch aus der Vorkriegszeit. Die Nordseite erhielt eine durch- gehende neue Bebauung mit fünfgeschossigen Wohn-und Geschäftsgebäuden an der zurückver- setzten Bauflucht. Der Architekturstil ist typisch für
eine innerstädtische Bebauung der 50er Jahre. Die
ersten neuen Gebäude westlich der Philippstraße standen schon, während im Anschluß daran die al- ten Häuser noch auf ihren Abbruch warteten (siehe
Abbi ldung S. 69). Damit startete in Karlsruhe noch vor der Altstadtsanierung das erste Sanierungspro- jekt. Straßendurchbrüche oder -verbreiterungen waren bis dahin in vielen Städten schon immer die Auslöser von Sanierungsprojekten gewesen. Die
notwendige Bodenordnung erfolgte unter freiwilli- ger Mitwirkung der privaten Eigentümer unter Ein- scha ltung der "Gemeinnützigen Wohnungsgesell - schaft Sozialwerk". 7 460 Wohnungen, über 20 La - dengeschäfte und einige Bankfilialen entstanden bis Anfang der 60er Jahre. Das Mühlburger Ein-
kaufszentrum hat sich damit von Westen nach
Osten entwickelt. Die "Atmosphäre" der neuen
Rheinstraße leidet unter ihrer Breite, der Funktion
als Durchgangsstraße und einem fehlenden attrak- tiven zentralen Bereich. Die potentiellen Örtlichkei-
ten dafür, der Platz vor der St.-Peter-und-Paulkir-
che im Osten und der Entenfang im Westen, liegen zwar am Rande der Geschäftszone, sollten aber
dennoch weiterentwickelt werden.
Das Mühlburger Feld
Der zweite Teil der 1952 vorgelegten Planungsstu-
die befaßte sich mit der Bebauung des Mühlburger
Feldes. Das ca. 19 ha große Gelände zwischen der Alb im Süden und der heutigen Sophienstraße im
Norden (Abbildung S. 70) befand sich zur Hälfte im
Eigentum der Stadt und war als Kleingartengelän-
de genutzt. Überlegungen zur baulichen Nutzung gab es schon seit Anfang dieses Jahrhunderts. Die
Wohnungsnot Anfang der 50er Jahre führte zur
verstärkteri Erschließung von neuem Baugelände.
Den kleineren Siedlungsprojekten an der südlichen
Erzbergerstraße und in der Nordweststadt wie die Siemens-, Binsenschlauch- und Rennbuckel-Sied-
lung folgte ab 1953 die Bebauung des Mühlburger
Feldes. In der 1952 vorgelegten Studie war ein Be-
bauungskonzept des Stadtplanungsamtes entha l- ten (Abbildung rechts), das für den Wohnungsbau
einen konsequenten Nord-Süd orientierten Zeilen-
bau vorsah. Am Entenfang waren bereits in diesem
Entwurf drei Punkthäuser vorgesehen. Die Hoch-
hausgruppe war als "architektonischer Akzent" und
"Auftakt für das neue Wohngebiet" gedacht. Hier
entstand dann auch 1954 das erste Hochhaus in Karlsruhe (Entwurf Architektengemeinschaft Back-
Vorschlag des Stadtplanungsamtes 1952 für die Bebauung des Mühlburger Feldes.
haus und Brosinsky, Lauer, Schloms), die nächsten
folgten 1955 und 1969. Die beiden ersten zeigen
mit ihren Attikageschossen und den auskragenden
Flachdächern einen typischen Abschluß, wie es der
Architektursprache dieser Zeit entsprach. Im Ver- gleich dazu kann das Ende der 60er Jahre gebaute Hochhaus nur wenig Qualität nach außen zeigen.
Architektur der 50er Jahre am Entenfang: Kiask, Pastamt und Hachhaus.
Rheinstraße und Mühlburger Feld mit den beiden Hochhäusern om Entenfong um 1955.
4.000 bis 5.000 Menschen sollte diese Siedlung be-
herbergen. Bemerkenswert ist der später nicht rea- lisierte Vorschlag, zwischen Weinbrenner- und So-
phienstraße ein gemischtes Baugebiet für Kleinbe-
triebe vorzusehen. Die wesentlichen Merkmale die-
ser Gesamtplanung wurden, trotz Auslobung eines
Wettbewerbes, in die Realität umgesetzt. Das Be-
bauungsplankonzept enthielt bereits die wichtig-
sten planerischen Vorgaben und Ziele, welche die
heute so selbstverständlich wirkende Erscheinung
dieser Nachkriegssiedlung prägen: die bereits er-
wähnte offene drei- bis fünfgeschossige Zeilenbau-
weise mit überwiegender Nord-Süd-Ausrichtung
und die dazwischen liegenden 30 m tiefen Grünflä-
chen. Ein öffentlicher Grünzug von der St.-Peter-
und Paulkirche nach Süden zur neuen Grundschule
bildet die Siedlungsmitte.
Im Januar 1953 beschloß der Gemeinderat die
Bebauung des "Mühlburger Feldes". Von den 32
Teilnehmern des im März desselben Jahres abge-
"ÜAUUlllöl'LAN M HLBURG - OST AU' • AU' L ... " .111000
iilI~ =-cc __ !'~---- ~~ ~T'",,- -"""
Der Bebauungsplan Mühlburg-Ost 1953/54.
Luftbild mit Blick van Westen Ende der 50er Jahre.
schlossenen Architektenwettbewerbs errang Alfred
Gärtner den ersten Preis, Martin und Johanna Mef-
fert, die späteren Architekten der Friedrich-Ebert-
Schule erh ielten den zweiten Preis und Erich Ross-
mann und von Norden die beiden dritten Preise.
Nach dem Einspruch des Bundes Deutscher Archi-
tekten mußten die eigentlichen ersten Preisträger
Hans W. Jung und Ralph W. Becker als nichtteilnah- meberechtigt ausgeschlossen werden.
Vor der endgültigen Rechtskraft des überar-
beiteten Bebauungsplans Mühlburg-Ost (Abbil-
dung S. 72) Ende 1954 waren die meisten Gebäude
bereits errichtet. Innerhalb von zweieinhalb Mona-
ten wurden 42 Wohnhäuser im Rohbau fertig ge-
steilt. Die stadteigene "Volkswohnung" baute ins-
gesamt über 1.300 Wohnungen, davon über 900
Wohnungen in fünfgeschossigen, bis zu 80 m lan-
gen Zeilen. 97 % des Wohnungsbestandes sind
Zwei- bzw. Drei-Zimmerwohnungen.
Gegen Ende des Projekts regten sich auch kriti-
sche Stimmen. So wurde wie bereits in der Pla -
nungsphase 1952 die Lage eines Großteils der Sied-
lung zwischen zwei Hauptverkehrsstraßen beklagt.
Der Volkswohnung wurde vorgeworfen, keinen der
preisgekrönten Entwürfe übernommen, die Ge-
schoßzahl durchwegs auf fünf erhöht und die be-
auftragten Architekten nach der ersten Bauphase
ausgeschaltet zu haben.8 So sei hier die Chance für
eine Mustersiedlung nicht genutzt worden. Von allen neuen Siedlungen nach dem Krieg be-
saß das Mühlburger Feld von Anfang an die gün- stigste Versorgungssitu ation durch die in die Sied-
lung integrierten Grundschule und Kindergärten
sowie die kurze Entfernung zur Rheinstraße mit ih-
rem reichen Einzelhandels- und Dienstleistungsan-
gebot und den Straßenbahnhaltestellen. War die
Sied lung 1952 noch für 4.000 bis 5.000 Einwohner
vorgesehen, so leben heute in den zwischen 1987
bis 1992 modernisierten Wohnungen und Altenein-
richtungen etwa 2.700 Menschen. Die Situation des
Wohnumfeldes hat sich nach dem Rückbau der
Ebertstraße und nach verkehrsberuhigenden Maß-
nahmen in der Weinbrennerstraße wesentlich ver-
bessert.
Anmerkungen
1. Badische Neueste Nachrichten (BNN) vom 20. September 1952. Großräumige Verkehrsplanung für Mühlburg. 2. Stadtarchiv Karlsruhe (StadtAK) 7/NL Pflästerer 176. 3. StadtAK 7/NL Pflästerer 90. 4. Karlsruhe-Mühlburg Planung und Aufbau, Oktober 1952. 5. BNN vom 21. März 1953, "Mühlburger Feld im Zwielicht". 6. Baufluchtenplan der Kaiserallee vom 25. Januar 1887. 7. Die Sanierung in Mühlburg. Karlsruher Wirtschaftsspiegel 1/1958. 8. BNN vom 13. Oktober 1956 und 3. November 1956.
Anläßlich der legendären Bambi- Verleihungen kamen auch schan einmal die Filmgrößen der Zeit nach Mühlburg, hier Saphia Loren beim Verlassen einer Tank- stelle. Foto vom 31. August 1958
ANGELIKA SAUER
Die folgenden Bilder wollen einen zwanglo-sen Spaziergang durch das Mühlburg der Nachkriegszeit unternehmen und einen Ein- druck vom Leben in dem wiedererwachenden
Stadtteil nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem in
der "Wir sind wieder wer"-Zeit in den 50er Jahren
vermitteln. Die meisten Bilder stammen aus dem
fotograph ischen Nachlaß des Karlsruher Fotojour-
nalisten Horst Schlesiger, der von 1950 an für die
Badischen Neuesten Nachrichten fotografierte.
Badebetrieb im Plantschbecken des Kinderspielplatzes im Mühlburger Feld. Foto: Horst Schlesiger, 19. Juli 1955.
Mühlburg in der Nachkriegszeit
Weihe der neuen Glocken für die Kirche St. Peter und Paul. Foto: Harst Schlesiger vom 21. Oktober 1957.
Das neue Pos t- gebäude am Entenfang fand nicht nur Zu- stimmung. Ein Zeitungsartikel vom 25. Septem- ber 1956 bemän- gelt, daß dem Gebäude die in ihm unterge- brachten tech- nischen Anlagen anzusehen seien. Zu dem Sgraffito- Bild an der Stirn- seite bemerkte der Journalist, daß "die Mühl- burger gern wüßten, was es bedeutet': Foto: Horst Schlesiger
Die beim Luft- angriff vam 4. Dezember 1944 zerstörte Kirche St. Peter und Paul var Beginn der Wiederaufbau- arbeiten. Fata: Harst Schlesiger vam 25. Februar 7954.
Abbruch eines der öltesten Mühl- burger Höuser im Zusammenhang mit baulichen und verkehrs- technischen Verönderungen zwischen Enten- fang und Lamey- platz. Foto: Horst Schlesiger vom 22. September 7954.
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Großbaustelle "Mühlburger Feld" im Rahmen des Wohnungsbau- programms 7953. Foto: Harst Schlesiger vom 20. Juni 7953.
Abbrucharbeiten in der Rheinstraße. Im Hintergrund das Kino "Gloria': Fata 7959.
Blick in die Hardtstraße, Fata um 1950.
Lameystraße Anfang der sechziger Jahre mit landwirt- schaftlichem Pferdewagen und Autoverkehr.
Luftaufnahme vom Lomeyplatz mit dem Sportplotz der Turnerschoft Mühlburg. der bis zur Inbetriebnahme des Wildporkstodions im Jahr 1955 Sportstadion des KSC war. Foto 1955.
Blick in die Rhein- straße vom Haus Nr. 21 aus in Richtung Entenfang. Die Straßen- einmündungen in der Bildmitte bilden die Nuitsstraße. Foto 1958.
Abbrucharbeiten in der Rheinstraße im Zusammenhang mit der Verlegung der Bauflucht. Bis zur Kirche St. Peter und Paul ist die Straßen- verbreiterung bereits ab- geschlossen. Im Vordergrund die Nuitsstraße.
"s'Leyerles Häus/e", Mühlburgs damals ältestes Haus in der Lameystraße 63, in der Mitte Wilhe/m Leyerle, der letzte Besitzer des Hauses, Fata: Horst Schlesiger vom 25. September 1954.
Einer der ältesten Bauernhäfe Mühl-
burgs in der Sternstraße 8, den der letzte Besitzer Friedrich Halstein im Sommer 1969 verließ und auf einen Aussiedlerhof zog. Foto: Horst Schle- siger vom 13. Juni 1969.
Die Malzfabrik Wimpfheimer gehörte zu den traditions- reichen Mühlburger Industriebetrieben. Foto um 1960.
Abriß der Gebäude der Malzfabrik Wimpfheimer an der Hardtstraße. Foto: Harst Schlesiger vom 5. Oktaber 1983.
"
Zu den traditionsreichen Mühlburger Gasthäusern gehärte der "Adler", Lameystraße 13, dessen Tage 1976 gezählt waren. Foto: Horst Schlesiger vom 21. Juli 1976 . .. .,
Nach 36 Jahren schließt der "Tante-Emma-Laden" von Karl Scheerer in der Rheinstraße 85. Fata: Horst Schlesiger vom 13. September 1986.
Die Karl-Friedrich- Gedächtniskirche um 1900, mit einem Stern ist Freiherr von Sel- deneck, mit zwei Sternen Dekan Ebert gekenn- zeichnet.
DANIELA BLANCK
Die Karl-Friedrich-Gedächtniskirche
Die am Lindenplatz gelegene evangelische Pfarrkir-
che hat eine lange Geschichte. Seit 1488 gab es im
Mühlburger Schloß eine Kaplanei, 1556 wurde die
Reformation eingeführt und bis zum Dreißigjähri-
gen Krieg waren alle Einwohner Mühlburgs evan-
gelisch-lutherischer Religion. Der Ort war zunächst
eine Filiale von Knielingen, und alle 14 Tage hielt
der dortige Pfarrer einen Gottesdienst im Mühlbur-
ger Schloß. Nach der Zerstörung des Schlosses
mußten die Mühlburger in die Mutterkirche nach
Knielingen gehen. 1713 begann Pfarrer Wechsler
mit einer Sammlung für den Bau einer Kirche, wei-
che er bei der damals in der Nähe von Mühlburg
liegenden Reichsarmee durchführte und an der sich
etliche deutsche Fürsten beteiligten. Außerdem zo-
gen zwei Abgesandte durch die protestantischen
Gebiete und sammelten ebenfalls für ihre Kirche.
1719 konnte man ein Kirchenhaus errichten, in
dem gleichzeitig auch das Schul -und das Rathaus
untergebracht waren. Obwohl die Kosten von An-
gehörigen aller Konfessionen getragen werden
mußten, wurden bei der Versteigerung der Kirchen-
stühle die Lutheraner gegenüber den Katholiken
bevorzugt. Mit dem Kirchenhaus erhielt Mühlburg
nun seine eigene Pfarrei. 1729 konnte dann auch
Die Kirchen
aus Spenden ein Pfarrhaus gebaut werden. Doch
schon 1786 befand sich das Kirchenhaus in einem
"elenden und baufälligen" Zustand, die Schwellen
waren verrottet, und der Turm begann sich gefähr-
lich zu neigen. Der damalige Regent, Markgraf Karl
Friedrich, ließ sich von seinem Bruder, Prinz Wil -
helm Ludwig - einem eifrigen Kirchgänger-, dazu
bewegen, das alte Gebäude niederzureißen und
eine neue Kirche in einfachem Barockstil nach Plä-
nen Johann Friedrich Weyhings zu bauen. Zudem
schenkte er der Gemeinde die Orgel aus der Karls-
ruher Schloßkirche, die allerdings schon 1810 er-
setzt werden mußte.
1903 wurde die Kirche renoviert, erweitert, und der
Blick ins Innere der Karl-Friedrich-Gedächtniskirche vor der Umgestaltung im Jahr 1903.
Blick auf Lindenplatz und Karl-Friedrich-Gedächtniskirche nach dem Umbau, Foto nach 1903.
Jugendgottesdienst in der Karl-Friedrich-Gedöchtniskirche in den 20er Jahren.
Turm bekam ein neu barockes Obergeschoß mit La -
terne. Die Glocken goß man zu einem vo ll eren Klang um. In Erinnerung an ihren Gründer erhielt
die Kirche den Namen Karl-Friedrich-Gedächtnis-
Kirche. Beim Bombenangriff am 4. Dezember 1944
wurde sie fast vollständig zerstört, nur Reste des
Turmes blieben stehen. In den Jahren 1945 bis 1951 mußte der Gottesdienst im Saal des Gemeindehau-
ses abgehalten werden. 1949/50 dann ermöglich-
ten Spenden den Wiederaufbau nach Plänen des
Professors Gisbert von Teuffel, wobei Mauersteine aus der Ruine des völlig zerstörten Gasthofes "Zu
den drei Linden" verwendetet wurden. 1951 konnte
die wiederaufgebaute Kirche, allerdings mit verän-
dertem Innenraum, feierlich eingeweiht werden. Da
die Baumaterialien der Nachkriegszeit von sehr schlechter Qualität waren, mußte die Kirche 1978
erneut renoviert werden.
Im Zweiten Welt- krieg wurde die Karl-Friedrich- Gedächtnis- kirche sch wer beschädig t. Fata noch 1945.
Gottesdienst in der zerstörten Karl-Friedrich- Gedächtniskirche.
Die Karl-Friedrich- Gedächtniskirche nach dem Wiederaufbau.
Die St.-Peter-und Paul Kirche kurz nach der Ein- weihung 7886. Fato: Wilhe/m Kratt.
rechts : Die St.-Peter-und Paul Kirche wurde im Zweiten Welt- krieg schwer beschädigt.
St. Peter und Paul
Die Katholiken waren lange eine Minderheit in
Mühlburg. 1714 betrug ihr Bevölkerungsanteil im-
merhin schon rund ein Viertel, doch der Bau einer
eigenen Kirche blieb ihnen noch lange verwehrt.
Alle Kinder mußten die evangelische Schule besu-
chen, und Trauungen, Taufen und Begräbnisse wur-
den von evangelischen Geistlichen vorgenommen.
1805 beauftragte das Großherzog liehe Geheime
Ratskollegium den katholischen Stadtpfarrer Huber
in Karlsruhe mit der seelsorgerischen Betreuung der
Mühlburger Katholiken. 1814 wurde sie dem j ewe i-
ligen Pfarrer von Daxlanden übertragen, allerdings
immer noch mit der Auflage, daß katholische Tau-
fen und Beerdigungen vom jeweiligen evangeli-
schen Pfarrer in Mühlburg vorgenommen werden mußten. 1847 schließ lich erhielt Daxlanden die ge-
samte katholische Pastoration, und die katholi-
schen Kinder Mühlburgs besuchten die katholische
Schule in Grünwinkel. 1867 richtete man einen ka-
t holischen Kirchenbaufond ein.
Der Kulturkampf der siebziger Jahre verzögerte
aber den Bau einer katholischen Kirche in Mühl-
burg, mit dem 1884 begonnen wurde. Baurat Adolf
Williard leitete den Bau der neuen St.-Peter-und-
Blick ins Innere der St.-Peter-und-Paul Kirche kurz nach der Ein weihung 1886. Foto: Wilh elm Kratt.
Fronleichnamsaltar am Pfarrhaus
Paulkirche. Im August 1885 richtete ein Wirbel-
sturm erhebliche Schäden an dem noch unvollen-
deten Bauwerk an und verzögerte seine Fertig-
stellung um Monate. Mit Vollendung der Kirche
1886 kam es zur Gründung der Kuratie Mühlburg
mit dem Filialort Grünwinkel und den Diaspora-
orten Knielingen, Maxau, Welsch neu reut, Teutsch-
neureut, Eggenstein und Leopoldshafen; sie umfaß-
te 2545 Mitglieder.
1896 wurde Mühlburg eigene Pfarrei mit dem seit
Fronleichnamsprazession 1897.
1893 in Mühlburg wirkenden Pfarrkurator Friedrich
Isemann als erstem Pfarrer.
I n den zwa nziger Ja h ren sch uf AI bert Ha ueisen
eindrucksvolle Kreuzwegbilder, die aber leider nicht
erhalten sind. Das Gemeindeleben entwickelte sich,
und einige karitative und kulturelle Einrichtungen
wurden geschaffen. Nach 1933 bekam man auch
hier die Auswirkungen des Kirchenkampfes zu
spüren, so wurde der Pfarrvikar Ferdinand Maurath
1941 wegen verschiedener Delikte angezeigt und
ohne Gerichtsurteil bis Kriegsende in das Kon-
zentrationslager Dachau gebracht. Beim Bomben-
angriff wurde die Kirche bis auf die Doppelturm -
fassade zerstört. Wegen der finanziellen Notsitu-
ation nach dem Kriege konnte mit dem Wieder-
aufbau erst zehn Jahre später begonnen werden.
1994 erhie lt die Kirche einen neuen Kreuzweg, ge-
sta ltet von einem peruanisehen Künstler. Heute
sind die 6327 in Mühlburg lebenden Katholiken
eine Mehrheit.
Zeugnisbüchlein der Volksschule Mühlburg 1883.
DANIELA BLANCK
Die ersten Informationen über eine Schule in Mühlburg stammen aus der Zeit nach des-sen Stadterhebung . Alle Kinder des Ortes wurden von einem evangelischen Schulmeister un-
terrichtet, der aber auch noch einen handwerkli-
chen Beruf ausübte. Ab 1719 waren die Schulräu-
me sowie die Wohnung des Lehrers im neu einge-
weihten Kirchenhaus untergebracht. Wo vorher der
Unterricht stattgefunden hatte, ist nicht bekannt.
1786 wurde das baufällige Kirchenhaus abgerissen
und an seinem Platz die Karl-Friedrich-Gedächtnis-
kirche erbaut. Der Unterricht fand daraufhin in ei-
ner Schulstube statt, die aber bald nicht mehr aus-
reichte. Das Landamt Karlsruhe forderte die Ge-
meinde Mühlburg auf, durch den Bau eines neuen
Schulhauses für mehr Unterrichtsraum zu sorgen.
Dies mußte der Gemeinderat jedoch am 1. August
1831 mit folgender Begründung ablehnen: "Wegen
Unvermögenheit der hiesigen Stadtkasse ist die Er-
bauung eines neuen Schulhauses nicht möglich. Die
Schulstube seye bis zum künftigen Frühjahr zu ver-
größern, sodeshalb in diesem Sinne Bericht ans
Landamt zu erstatten." So kam es erst 1848 zum
Bau eines Schul- und Rathauses. Die katholischen
Kinder gingen seit 1847 in die Schule nach Grün-
winkel, ab 1857 gab es dann auch in Mühlburg eine
private katholische, die bis 1874 bestand. Die evan-
Die Mühlburger Schulen
gelische Gemeinde richtete 1867 eine Kleinkinder-
schu le ein, die zunächst im früheren Spritzen- und
Dielenhäuschen untergebracht war und später in
das 1901 gebaute Gemeindehaus umzog.
1874 führte man hier die Simultanschule ein,
und ein neues Schulhaus wurde gebaut, in dem die
heutige Hardtschu le untergebracht ist. Nach der
Eingemeindung 1886 erweiterte die Stadt das Ge-
bäude. 1908/09 entstand in direkter Nachbarschaft
die Mühlburger Schule, die spätere Hardtschule,
welche auch eine eigene Turnhalle bekam. Die neue
Schu le sollte etwa 1300 Kinder aufnehmen, das Ge-
bäude war in Mädchen- und Knabenflügel unter-
teilt. In der Zeit von 1935/36 bis 1945/46 hieß die
Die Hardtschule, heute Vogesenschule, während des Baus 1908/09.
Die Hardtschule, heute Vogesenschule, kurz nach ihrer Fertigstellung 1909.
Gruppenbild einer Klasse der Evangelischen Kinderschule in der Geibeistraße. Die Schule wurde 1867 gegründet und war vor dem Bau des evange/isch~n Gemeindehauses 7907 im früheren Die/en- und Spritzenhäuschen untergebracht, Foto 1904.
Wasserbrunnen in der Hardtschu /e, Fata 1909.
Schule Herbert-Norkus-Schule nach ei nem Hitler-
jungen, der bei Straßenkämpfen ums Leben gekom-
men war. Als nach einem Bombenangriff am 9. Au-
gust wegen Blindgängern ein ige Gebäude in Dax-
landen zeitwei lig geräumt werden mußten, wurden
die Bewohner in der Herbert-Norkus-Schu le unter-
gebracht. Bei einem britischen Fliegerangriff am 3.
September 1942 brannte die Schule völlig aus, der
Unterricht blieb lange Zeit beeinträchtigt.
Nach dem Wiederaufbau reichte der Platz in der
Schule bald nicht mehr aus, und es kam 1952/53
Brunnen auf dem Schulhof der Draisschu/e.
die Draisschule dazu. Di e Stadt hatte das Grund-
stück bereits am 13. Oktober 1928 von Hans Frei-
herrn von Seideneck erworben, da man schon zu
diesem Zeitpunkt damit rechnete, daß über kurz
oder lang ein weiteres Schulgebäude erforderlich
werde. Die Hardtschu le mußte zu Beginn der neun-
ziger Jahre der Erweiterung der Südtangente wei-
chen, wurde aber nicht abgerissen, sondern nur
teilweise abgetragen und versetzt wieder aufge-
baut. Heute sind in dem Gebäude die Kimmel-
mannschule und die Vogesenschule untergebracht.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Herbert-Norkus-Schule stork beschädigt.
Blick auf die Herbert-Norkus-Schule nach der Zerstörung.
Blick auf d· le neue Draisschule.
Luftbild der Draisschule kurz nach der Erbauung 1952/53. Die rristanstraße ist nach kaum bebaut.
Die Seldeneck'sche Brauerei im Johr der Eingemeindung von Mühlburg, Lithographie von CH. Kiefer 1886.
THOMAS MEYER
Ä s die Mühlburger Brauerei im Jahre 1920
von der Sinner AG in Grünwinkel übernom-
men wurde, bedeutete dies das Ende eines
150 Jahre alten Betriebes, der vor dem Ersten Welt-
krieg zum Kreis der Karlsruher Großbrauereien ge-
hörte. Sitz des Unternehmens, von dem wichtige
Gebäude noch erha lten sind, war das ehemalige
Seldeneck'sche Freigut an der Hardtstraße, das in
der Mitte des 18. Jahrhunderts von Prinz Wilhelm
Ludwig von Baden, einem Bruder des Großherzogs
Karl Friedrich, durch den Kauf zahlreicher Grund-
stücke gegründet wurde. Im Jahre 1770 errichtete
er dort eine Biersiederei, die zunächst für die eige-
nen Bediensteten braute, schon bald aber auch die
Mühlburger Kundschaft der um diese Zeit aufgege-
benen Brauerei des Kammergutes Gottesau über-
nommen haben dürfte. Während die Selden-
eck'sche Brauerei die Zeit der· Koalitionskriege
durch die geschickte Führung der Witwe Wilhelm Ludwigs gut überstand, kam der Betrieb an der
Wende zum 19. Jahrhundert vorübergehend zum
Erliegen. In den folgenden Jahrzehnten nahm die
Brauerei jedoch einen stetigen Aufschwung, der
sich in einer umfangreichen Bautätigkeit nieder-
sch lug. Die Lithographie von C. H. Kiefer aus dem Jahre 1886 zeigt deutlich die schloßartige Anlage,
deren Vorderfront von der Fabrikantenvilla domi-
Die Brauerei Se Iden eck
niert wird, während die eigentlichen Produktions-
gebäude im Hintergrund bleiben. Als bedeutende
Schritte auf dem Weg vom handwerklichen zum in-
dustriellen Brauen ist die Aufstellung der ersten
Dampfmaschine in einer badischen Brauerei 1864
und die Installation von Eis- und Kühlmaschinen
des Systems Linde 1890 zu nennen. In dieser Zeit
wurden die meisten der zahlreichen Neubauten im
Stil des Historismus errichtet, die auch heute noch
das Erscheinungsbild des ehemaligen Brauereikom-
plexes prägen. Im Jahre 1900 wurde die Freiherr von Seldeneck 'sche Brauerei in die Mühlburger
Brauerei AG umgewandelt, die mit 72 Beschäftig-
ten 1912 an der fünften Stelle der Karlsruher
Brauereien stand. Absatzverluste, Rohstoffmangel
Werbekarte der Brauerei aus dem Jahr 1904.
Postkarte mit dem Seldeneck'schen Schlößchen um 1900.
Briefkopf der Brauerei Seideneck aus dem Jahr 1898.
Rückansicht des Seldeneck'schen Schlößchens, Fata 1965.
und die wirtschaftliche Krise nach dem Ende des
Ersten Weltkrieges führten dazu, daß das Unter-
nehmen 1920 von der Sinner AG übernommen und
der Betrieb eingestellt wurde. Die Gebäude wurden fortan für verschiedene Zwecke genutzt.
Da das Seldeneck'sche Sch lößchen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts im Jahre 1965 trotz seines an-
geblich guten Zustands abgerissen wurde, sind
heute nur noch Gebäude aus der Zeit zwischen
1863 und 1909 erha lten, von denen insbesondere
die beiden Sudhäuser und der alte Eiskeller einen
Eindruck vom Aussehen der Anlage um die Jahr-
hundertwende vermitteln. Seit 1985 steht das
Hauptgebäude der Seldeneck'schen Brauerei unter
Denkmalschutz.
Quellen:
Rainer Beck, Winfried Flamman, Die Seldeneck'sche Brauerei in Mühlburg, in: Industriearchitektur in Karlsruhe. Beiträge zur Industrie- und Baugeschichte in der ehema ligen Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrie- ges, Karlsruhe 1987, S. 32-50 (= Veröffentlichungen des Karls- ruher Stadtarchivs Bd. 6) Barbara Guttmann, Hopfen und Malz. Karlsruher Braukunst seit 1715, Kapitel 2, Brauerei Seideneck, Karlsruhe 1998. Albrecht Thoma, Geschichte von Mühlburg, Karlsruhe 1903.
Ehemaliger Bier- und Eiskeller, Nordfossade, Westteil, Foto 1986.
Blick in den Gewölbekeller der Seldeneck'schen Brauerei, Foto 22. Juni 1995.
Das alte Sudhaus I, Ostfassade zum Haf.
Arbeiter der Firma Seneco.
THOMAS MEYER
Die Eisengießerei Seneca ging ursprünglich aus der 1856 gegründeten "Galvanop lasti-schen Anstalt G. L. von Kress & Co." hervor, die ihren Sitz im sogenannten Promenadenhaus vor
der Stadt an der Kriegsstraße hatte. Da der erhoffte
unternehmerische Erfolg ausblieb, wurde der Be-
trieb bereits im Jahre 1859 an den Kaufmann Au-
gust Nerlinger und den damals erst 22jährigen In-
genieur Ferdinand Seneca verkauft. Diese wandel-
ten den Betrieb in eine Eisengießerei um, da die
aufstrebende Technik und Industrie einem eisen-
verarbeitenden Unternehmen gute Entwicklungs-
möglichkeiten versprachen. N1lchdem Nerlinger
ausgeschieden war, wurde die Firma 1864 in "Eisen-
und Metaligießerei F. Seneca" umbenannt. Zu den Erzeugnissen jener Zeit gehörten Kleingußprodukte
wie Maschinenkleinteile, Grabkreuze oder Hänge-
gewichte für die Schwarzwälder Uhrenindustrie
ebenso wie Zier- und Bauguß, Nähmaschinenge-
ste lle, gußeiserne Kandelaber, Zierbrunnen und Ge-
länder. In den 80er Jahren des letzten
Jahrhunderts ermöglichte die Errich-
tung einer Werkstätte für Eisenbau die
Beteiligung an größeren öffent li chen
Projekten. Außerdem belieferte man die
Badische Staatsbahn mit kleineren Brücken und Bahnsteigüberdachungen.
Die Eisengießerei F. Seneca
Auch die Fertigung von Kanalisations- und Han-
deisguß wurde aufgenommen.
Bereits in dieser Zeit wurde das Gelände an der
Kriegsstraße zu klein, da die rasche Erweiterung der
Stadt und die umliegende Bebauung keine Vergrö-
ßerung eines derartigen Betriebes mehr zuließen.
Entsprechend errichtete man 1886 bis 1888 weit
außerha lb der Stadt, nahe des damaligen Bahnhofs
Mühlburg an der heutigen Kärcherstraße 6/7, eine
moderne Fabrik mit Gleisanschluß an die Maxau-
bahn und weitete die Produktion aus. Einen Höhe-
punkt ste llte die 1890/91 in mehreren Abschnitten
erbaute Hirschbrücke in der Südweststadt dar, de-
ren Konstruktionsgewicht 352 Tonnen betrug.
1908 starb Ferdinand Seneca im Alter von 71
Jahren, worauf sein ältester Sohn Ferdinand die Lei-
tung übernahm. Dieser starb jedoch bereits 1915,
weshalb sich die Familie auch angesichts der Krise
nach dem Ersten Weltkrieg 1919 entsch loß, das Un-
ternehmen zu verkaufen. Der nun folgende ständi-
ge Wechsel in den Gesellschafterver-
hältnissen führte zu einer Stagnation
des Betriebes und einer immer schwie-
Ferdinand Seneca (1837-1908). Seneca gehörte zu den Hanoratioren der Stadt, er war u. a. Mit- glied der Handelskammer und des Bürgeraus- schusses.
o
Büro- und Pförtnerhaus um 1895.
rigeren finanziellen Lage, da auch die inzwischen veralteten technischen Anlagen die Konkurrenzfä- higkeit einschränkten.
Anfang der 20er Jahre wurde der Dampfantrieb durch elektrische Antriebe ersetzt, der Eisenbau aufgegeben und die Produktion um Bremsklötze
und Roststäbe für die Reichsbahn erweitert. Den- noch bewirkte erst die Errichtung einer Maschinen- bauabteilung im Jahre 1932 allmählich eine Stabi- lisierung der Verhältnisse, da nun die Spezia lisie-
rung auf Fleischereimaschinen der Marke "SEMA" (Seneca Maschinenbau) Schwankungen im Bereich des Kundengusses ausgleichen konnte. 1936 über- nahm der betriebstechnische Leiter Franz Meese als
geschäftsführender Gesellschafter die Führung des nun in eine Kommanditgesellschaft umgewandel - ten Unternehmens.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Werk stark be- schädigt und büßte durch Demontage die Maschi- nenbauabtei lung ein, konnte aber durch die Kon-
Blick in die Gußputzerei um 1910.
junktur der Aufbaujahre in der Nachkriegszeit er-
neut expandieren und beschäftigte 1956, im Jahr
des 100jährigen Bestehens 280 Mitarbeiter. Da nun
abermals das Werksgelände von Wohngebieten
umschlossen war, häuften sich seit Mitte der 50er
Jahre Klagen wegen der unvermeidlichen Emissio-
nen des Betriebes, die eine Verlegung notwendig
erscheinen ließen. Aus Altersgründen kam dies
jedoch für die damaligen Besitzer nicht mehr in
Frage, weshalb der Gießereibetrieb 1967 eingestellt
werden mußte. Der Maschinenbau wurde mit stark
reduzierter Belegschaft noch bis zur Einstellung des
Betriebes im Jahre 1975 fortgeführt. Danach wurde
das Gelände an der Kärcherstraße verkauft, die
Fabrikationsgebäude wichen moderner Wohnbe-
bauung.
Quelle:
Festschrift zum 100jährigen Bestehen der Eisengi eßerei F. Se- neca, Karl sruh e 1956.
Blick auf die Firma Seneca in den 1960er Jahren.
Arbeiter der Firma Seneca.
Dieser Nutz-
brunnen an der Ecke Amalien- und Hirschstraße wurde van der Firma Seneca angefertigt. Im Stadtgebiet standen über 50 weitere Brunnen dieses Typs. Fata um 1875.
Luftbild des Rheinhafens vom 10. Mai 1926.
ERNST ono BRÄUNCHE
Ä s der Karlsruher Rheinhafen, der heute zum
Stadtteil Mühlburg gehört, am 1. Mai 1901
in Betrieb ging, entstand er nicht auf
Mühlburger, sondern auf Bulacher und Daxlander
Gemarkung. Die feierliche Einweihung fand im fol-
genden Jahr 1902 statt und zwar anläßlich des
50jährigen Regierungsjubiläums Großherzog Fried-
richs I. Karlsruhe hatte auf einem langen Weg zum
Rhein sein Ziel erreicht.
Bereits im 18. Jahrhundert hatte man erste
Überlegungen angestellt, wie man Karlsruhe mit
einem Rheinhafen an die Schiffahrt ansch ließen
könne. Doch erst im Zuge der beginnenden Indu-
strialisierung, als das expandierende Mannheim,
das seit 1828 einen Rheinhafen hatte, zum Vorbild
wurde, fand man eine erste Lösung in dem kleinen
Hafen des Dörfchen Schröck. Der 1833 an läßlich
der Hafeneröffnung zu Ehren des regierenden
Großherzogs in Leopoldshafen umbenannte Ort
war aber nur unzureichend ausgestattet, die Waren
mußten auch noch nach der Einführung des Eisen-
bahnverkehrs mit Pferdefuhrwerken transportiert
werden.
1862 versprach die Ausbaggerung des kleinen
Hafens Maxau end lich Abhilfe, der immerhin schon
mit einer Bahnlinie, der über Mühlburg verlaufen-
den Maxaubahn, direkt mit Karlsruhe verbunden
Der Rheinhafen
war. Trotz unzureichender Infrastruktur stieg der
Güterumschlag so rasch an, daß der Hafen 1899
mit über 200.000 Tonnen an seiner Kapazitäts-
grenze ange langt war. Zu diesem Zeitpunkt waren
die Würfel al lerdings schon gefallen. 1896 hatten
die Stadt und der badische Staat beschlossen, "ei-
nen mit der Eisenbahn und der Wasserstraße des
Rheins in unmittelbarer Verbindung stehenden, der
Großschiffahrt dienenden Hafen in der Niederung
westlich von Mühlburg" zu bauen. Nach nur zwei-
einha lbjähr iger Bauzeit unter der Leitung des Inge-
nieurs Max Honsell, von dem auch die Idee stamm-
te, wurde der Hafen am 1. Mai 1901 eröffnet.
Im Rheinhafen entstanden schon im zeitlichen
Umfeld der Hafeneröffnung einige der heute noch
charakteristischen Bauten: die Werfthallen, das
Getreidelagerhaus und das Wohnhaus des Hafen-
vorstands prägen das Erscheinungsbild des Rhein -
hafens. Sie gehören zu den herausragenden Bei-
spie len Karlsruher Industriearchitektur.
Ausgelegt war der Hafen auf zunächst 300.000
Tonnen jährlich, die bereits im dritten Betriebsjahr
erreicht waren, 1913 war mit knapp 1,5 Millionen
Tonnen die vorläufige Höchstmarke erreicht. Di e
Zahl der angekommenen Schiffe verzehnfachte
sich innerhalb von 10 Jahren nahezu, so daß Erwei-
terungen bald erforderlich waren. 1916, mitten im
Am 27. Mai 1902 eröffnete das Graßherzogspaar feierlich den Karlsruher Rheinhafen. Der Rheinhafen, der heute zum Stadtteil Mühlburg gehört, wurde auf Bulacher und Daxlander Gemarkung errichtet.
Ersten Weltkrieg ging ein weiteres Becken, das
Nordbecken, in Betrieb. Der Umschlag erreichte im
Ersten Weltkrieg all erd ings nicht mehr den Vor-
kriegshöchststand und sank nach der Ka-
pitulation rapide ab. Im Jahr 1922 er-
holte sich der Umsatz zwar wieder, um
1923 dann aber wegen der Ruhrkrise
und der Besetzung des Karlsruher
Rheinhafens durch französische Trup-
pen erneut stark zurückzugehen. Am 3. März 1923 besetzten französische
Truppen für rund 18 Monate den Hafen,
der damit zu einem Politikum zwischen Frankreich
und Deutschland wurde. Durch zahlreiche restrikti-
ve Verordnungen ging der Umsatz wiederum deut-
lich zurück. Erst 1924 setzte ein erneuter
Aufschwung ei n, der gegen Ende des
Zweiten Weltkrieges abrupt unterbro-
chen wurde. Selbst in den Weltwirt-
schaftskrisenjahren 1929 bis 1932
blieb der Aufwärtstrend erha lten, was
Das Wohnhaus des Hafenamtsvorstands wurde 1899-1901 gebaut.
Die Werfthal/e I war 1901 fertiggestellt.
nicht zuletzt an der 1930 abgeschlossenen
Rheinregulierung der Strecke Mannheim-Sondern-
heim lag. 1928 war Karlsruhe nach Duisburg,
Mannheim, Ludwigshafen und Köln der fünftgröß-
te deutsche Rheinhafen. Die Expansion war in er-
ster Linie zu Lasten des Mannheimer Rheinhafens
erfolgt, der 1904 noch fast drei Viertel des Schiff-
verkehrs auf dem Oberrhein abwickelte.
Der im Vergleich mit der Gesamtentwicklung
des Rheinschiffahrtsverkehrs relativ stabile Um-
schlag im Karlsruher Rheinhafen nahm dafür in
den Jahren 1933 bis 1936 nur unwesentlich zu,
während der Rheinschiffahrtsverkehr insgesamt
wieder stärker anstieg. Die Eröffnung des Hafens in
Heilbronn im Jahr 1935 und die Angliederung des
Saarlandes, das nun verstärkt den südwestdeut-
schen Raum mit Kohle versorgte, dämpfte den Auf-
wä rtstrend zusätzl ich.
In den 30er Jahren erhielt der Rheinhafen - sieht
man einmal von dem Ölhafen ab - auch seine heu-
tige Größe, 1934 konnte das Süd becken eingeweiht
und die Verbreiterung des Stichkanals zum Rhein
abgeschlossen werden, 1935 folgte die Erweiterung
des Öl beckens. Obwohl das Rheinhafengebiet im
Das Getreidelagerhaus stand 1903 zur Verfügung.
Zweiten Weltkrieg immer wieder das Angriffsziel
al liierter Bombenangriffe war und auch erhebliche Schäden davontrug, wurde bereits 1948 beim
Güterumschlag wieder die Millionengrenze er-
reicht. Zehn Jahre später waren die Vorkriegser-
gebnisse mit mehr als drei Millionen Tonnen
übertroffen. 1990 wurde gar ein neuer Rekord mit
nahezu 12 Millionen Tonnen aufgestellt. Heute ge-
hört der Rheinhafen trotz eines durch die Zusam- menlegung der beiden großen Raffinerien Esso und
Oberrhei nische Mi nera lölwerke zu r Mi nera löl raffi -
nerie Oberrhein (Miro) verursachten rückläufigen
Umschlags nach wie vor zu den größten europäi -
schen Binnenhäfen.
Blick in den Hafen 1936. Im Hintergrund sind die Werfthalle I und das Getreidelagerhaus zu erkennen.
Ecke Kaiserallee/Yarckstraße, "eafe Müller': Die Straße führte zur Militärschwimmschule und hieß deshalb Schwimmschul- straße. Heute befindet sich an dieser Stelle eine "Wien er- wald-Gaststätte':
Rheinstraße mit der Gaststätte "Zum Rheinkanal': Mühlburg war bekannt für seine Lakale und schon vor der Eingemein- dung ein beliebtes Ausflugziel der benachbarten Residenz- städter. Um 1900.
Noch bis in unser Jahrhundert verkehrten Pferdefuhrwerke auf der Rheinstraße.
ULR IKE DEISTUNG
M it den folgenden Bi ldern so ll ein kleiner
Spaziergang durch das alte Müh lburg
unternommen werden - ein Spaziergang
durch die historischen Straßen hin zu historischen
Das alte Mühlburg - Häuser und Straßen
Gebäuden. Die Fotografien und Abbildungen wur-
den dem Karlsruher Stadtarch iv zu einem großen
Tei l von der Müh lburger Bevölkerung zur Verfü-
gung gestel lt.
Blick in die Rheinstraße. Die Mühle im Hintergrund wurde 1942 abgebrochen.
Vermutlich das älteste Luftbild von Mühlburg vor dem Ersten Weltkrieg mit Blick auf die Rheinstraße und die St.-Peter-und Paul-Kirche.
Die Gaststätte "Z R . Daneben ha um heInkanal" wurde bi Bild von tte Karl Scheuerpflug ein K I s . 1943 betrieben.
1916. 0 anwlwarengeschäft.
So kennen sicher einige Mühlburger noch die Rheinstraße mit der Goststätte "Drei Linden", die im Krieg zerstärt wurde.
Blick in die Rheinstraße. Foto um 1935.
In den 20er und 30er Jahren gab es auch eine Autoreparaturwerkstatt in der Rh eins traße.
Hermann Witze- mann hatte in der Rheinstraße 34a eine Fahrradhand- lung. Hier ist Frau Witzemann mit Enkelkind gerade auf der Treppe vor der Ladentür zu sehen.
Das Gebäude nach der Bombardierung des Nebengebäudes im Zweiten Weltkrieg.
1958 wurde das Haus abgerissen.
Bis 1921 befand sich die hier abgebildete Bäckerei und Konditorei "Karl Reinmuth" in der Rheinstraße 53, später die Bäckerei van Eugen Häberle.
Blick in die Backstube der Bäckerei Reinmuth. Hier durfte der Meister auch It. Urkunde von 1900 Lehrlinge "anleiten':
In der Nuitsstraße 2 betrieb Friedrich Kohler ein Baumaterialiengeschäft.
Hardtstraße/Ecke Rheinstraße. Fuhr- werke beherrsch- ten um die Jahr- hundertewende nach das Straßenbild.
Ein Blick in die Hardtstraße. als noch 1 PS genügte.
Auf dieser Post-
karte aus dem Jahr 1902 ist das Gasthaus "Zum Lamm" in
der Hardtstraße abgebildet, das bis in die SOer Jahre existierte.
Dieses Haus in
der Hardtstraße wurde bereits Mitte der 30er Jahre abgerissen.
~ l- und cliankll"illscliafl zum goldenen J .;Jmm /JO II. F. JUilJlllw1'le.
QJ)rnij lll15 211ü[11bllrg
Hardtstrde
GruB aus Karlsruhe-Mühlburg ~
Evang. Kirche
Blick in die Hardtstraße bis zur Hardtschule und in die andere Richtung zur Evangelischen Kirche auf dem Lindenplatz.
Im Hof des Fahrradgeschäfts Hottner bereiten die beiden Töchter das familien- eigene Automobil für ein Blumenkorso vor. Foto vor 1930.
Vor dem Fahrradhaus von Xaver Hottner in der Hardtstraße Nr. 27 stand die erste Mühlburger Tankstelle.
Hier läßt der Michelin-Mann grüßen. Die Firma Michelin baute 1930 auf Mühl- burger Gemar- kung im Gewann Oberfeld eine deutsche Zweig- niederlassung.
Das Gasthaus "Goldener Hirsch" in der Hardtstraße 34. Außenansich t und Blick in den Gastraum.
An der Mo/tkestraße zwischen der heutigen Stösserstraße und der Hardtstraße am nördlichen Gemarkungsrand von Müh/burg wurde das erste Haus mit der Nr. 137 von dem Blechnermeister Batschauer errichtet. Spöter war dart eine Böckerei.
In der Lamevstraße standen die ältesten Häuser Mühlburgs, teilweise auf den Grundmauern des alten Wasserschlosses, das 1689 zerstärt wurde.
Seit 7908 gab es den "Galdenen Anker" in der Lameystraße. Heute stehen in der Nachbarschaft des "Galdenen Anker" zahlreiche Wahnhäuser.
Ansicht des Gasthauses "Zum Adler" in der Lameystraße.
In der Mühlstraße 1 hatte das Zigarren- haus Eder ein Geschäft. Davor nahm eine Klasse der Hardtschule Aufstellung. Foto 1926.
Auf dieser Postkarte aus der Zeit um 1900 sind beliebte Mühlburger Mative am Lindenplatz wiedergegeben: das Seldenecksche Schlößchen, das Kriegerdenkmal und die evangelische Karl- Friedrich-Gedächtniskirche.
Fliederplatz, Ecke Glümer-/Geibeistraße um 1900.
links: Das Haus Lindenplatz Nr. 10 mit seinen Bewohnern.
Fliederplatz und Linden- platz um 1900.
Marktstraße um 1900, Alt-Mühlburger Wohnhaus mit seinen Bewohnern.
GD
In der Murktstraße. Fa tu um 1900.
Alt-Mühlburger Hinterhöfe
Wohnhaus in der Sternstroße. Es gehörte zu dem öltesten Bauern- gehöft Mühl- burgs und mußte 1969 dem Bou der Carl-Benz- Halle weichen.
Die im Volksmund so genannte "Villa Dörrfuß ", Sedonstraße 9, steht heute nicht mehr
Auch auf diesem Bild um 1907 mit einem Haus in der Sternstraße wird deutlich, daß in Mühlburg zu dieser Zeit nach Stallungen und Hinterhöfe üblich waren.
Um 1960 am Müh lburger Bahnhof
Das von Maurermeister Pfeifer erbaute Haus im Uferweg um 1930.
- --
So wie hier im Uferweg soh es vie lerorts in Mühlburg nach dem Krieg aus.
GD
Heuernte in Mühlburg.
An der Alb. Im Hintergrund sieht man die Militärschwimm- schule beim Kühlen Krug, die 1944 zerstärt wurde.
Die Mühlburger Bleiche an der Alb.
Blick auf Mühlburg aus dem Flugzeug am 1. August 1930, im Vordergrund die Hardtschule und der Entenfang.
rechts: Blick auf Mühlburg 1997, im Vardergrund Vogesenbrücke und Entenfang.
Fotodoku mentation KURT ERNST Mühlburg gestern und heute
Die folgenden Bilder sind eine kleine Auswahl Stadtteilbild, die vor al lem durch den Zweiten aus der in den Mühlburger Banken im Jubi- Weltkrieg hervorgerufen wuden. Sie zeigen aber läumsjahr zeitweise geze igten Fotodoku- auch Vertrautes, das den Krieg unbeschadet über- mentation. Sie belegen die Veränderungen im standen hat oder wiederaufgebaut wurde.
Mühlburg nach dem Zweiten Weltkrieg, Blick von dem Hochhaus om Entenfong auf die Ecke RheinstraßejEntenfong.
Blick auf die Ecke Rheinstraße/Entenfang April 7998.
Das al te Mühlburger Rathaus wurde zeitweise als Polizeirevier genutzt. Foto 1959.
Seit 1987 befindet sich in dem ehemaligen Rathaus das Feuerwehrgerätehaus.
Blick vom Bohnübergang Hardtstraße auf den Mühlburger Bahnhof vor 1914.
Heute wird der alte Bahnhof ols Kinder- und Jugendtreff genutzt.
Blick auf den alten Bahnhof vom Fliederplatz aus, Fata vor 1914.
Kinder- und Jugendtreff Mühlburg, Foto Oktober 1997.
Die Firma K. H. Wimpfheimer, Malz- und Kaffeefabrik wenige Jahre var dem Abriß, Fato 7976.
Heute stehen on der Stelle der Molzfobrik moderne Wohnhäuser.
Blick auf die Maschinenfabrik Seneca, die van 1886/88 bis 1975 auf dem Seldeneck'schen Feld nahe beim Mühlburger Bahnhof produzierte.
Heute befinden sich am Platz der Eisengießerei Seneca Wohnhäuser.
Das erste Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges 1870/71 vor der Karl- Friedrich-Gedächtniskirche wurde bereits kurz nach Kriegs- ende errichtet. rechts davan eine Festdekoration mit temporärem Denkmal, Fato vor 1886.
Heute steht auf dem Platz vor der Karl-Friedrich-
Gedächtnis-Kirche das 1886/87 errichtete neue Kriegerdenkmal. Foto 1998.
Blick über den Lindenplatz auf das Gasthaus "Zum Stern ':
Lindenplatz mit Blick auf den "Sternen': Foto April 1998
Bis 1942 stand am Lameyplatz die alte Mühle, Foto kurz vor dem Abbruch.
Heute steht om Lomeyplatz ein Hochhaus, Fato 1998.
Ursprüngliche Bebauung der Lameystraße, die Häuser wurden in den 60er Jahren abgerissen.
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Lamevstraße 1998.
Blick auf das alte Gasthaus "Stadt Karlsruhe ':
Heute steht dort das Kaufhaus Waolworth, Foto 1998.
50jähriges Stiftungsfest des Casina-Liederkranzes Mühlburg 1887.
75jähriges Stiftungsfest des Casino-Liederkranzes Mühlburg 1912.
ERNST OITO BRÄUNCHE
M üh lburg verfügte schon zum Zeitpunkt
der Vereinigung mit der badischen
Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe über
etliche Vereine aus unterschiedlichen Bereichen,
wie ein Blick in das Adreßbuch von 1888 zeigt:
Evangelischer Kirchenchor, Gesangsverein Frohsinn,
Casino Liederkranz, Katholischer Kirchenchor, Män-
nerverein, Ortsversicherungsverein, Spar- und Vor-
schußverein e.V. und Turnverein Mühlburg.
Neben den konfessionellen Vereinen gab es also
vor allem Gesangvereine und Sportvereine. Der äl-
teste dieser Vereine war das Kasino Liederkranz, das
1844 aus dem Zusammenschluß des Gesangvereins
Liederkranz und der im Jahr 1834 von einigen
Mühlburger Honoratioren gegründeten Casinoge-
sellschaft entstanden war. Diese erste Gründung
reicht also bis in den Vormärz zurück, als auch an
anderen Orten Gesangvereine entstanden. Eine Le-
segesellschaft wie in Karlsruhe oder Durlach
scheint es in Mühlburg dagegen nicht gegeben zu
haben. Zweitältester Verein war der Turnverein, die heu-
tige Turnerschaft 1861. Der Verein entstand in einer
Zeit, in der sich wieder eine Liberalisierung des öf-
fentlichen Lebens ankündigte. Nach der gescheiter-
ten Revolution 1848/49 waren alle Sport- und Ge-
sangvereine, die revolutionärer Umtriebe verdäch-
tig waren, verboten worden. In dieser Zeit wurde
Mühlburger Vereinsgeschichte: Ein Uberblick
auch der Gesangverein Frohsinn im Jahr 1862 ge-
gründet.
Die Vereinslandschaft entwickelte sich im Karls-
ruher Stadtteil Mühlburg wie in der ganzen Stadt
kontinuierlich weiter. Gegen Ende der Weimarer
Republik waren vor allem weitere Sportvereine und
der Arbeiterbewegung angehörende Vereine ent-
standen, wie ein Blick in das Adreßbuch von 1931
beweist:
Angelsportverei n ig ung Ka rlsru he-Müh I bu rg e.v.
1921, Arbeitergesangsverein Maschinenbauer
"Sängerkranz", Athleten-Club "Einigkeit" Karls-
ruhe-Mühlburg, Bayernverein Weißblau Karlsruhe
Bürgerverein Karlsruhe-Mühlburg, Cäcilien-Verein
St. Peter und Paul, Casino Liederkranz Mühlburg,
Evangelisch-kirchlicher Krankenpflegeverein, Evan-
gelischer Mädchenbund Mühlburg, Evangelischer
Männer- und Jünglingsverein, Evangelischer Kran-
kenverein Mühlburg, Evangelischer Jungfrauenver-
ein Mühlburg, Evangelischer Kirchenchor Mühl-
burg, Frauen-Vinzentius-Verein, Freiwillige Sani -
tätskolonne vom Roten Kreuz Mühlburg, Fußba ll-
club "Viktoria" Mühlburg, Fußballclub Mühlburg
eV, Gemischter Chor Bruderbund Karlsruhe-Mühl -
burg, Gesangsverein "Frohsinn" Mühlburg, Ge-
sangsverein "Eintracht" Karlsruhe-Mühlburg, Ju-
gendbund Mühlburg, Kaninchen- und Geflügel - zuchtverein Karlsruhe-Mühlburg, Karlsruher Fuß-
Ausflug des Sängervereins Mühlburg Mai 1897.
Sängerverein Mühlburg um 1900.
Vereinshaus des Fe Phoenix Mühlburg. Postkarte, um 1910.
ballverein e. V., Katholischer Fürsorgeverein - Mäd- chen- und Zufluchtheim, Katholischer Jungmän-
nerbund Mühlburg, Katholischer Jugendverein
Mühlburg, Katholischer Männerverein Badenia,
Kirchlich-positive Vereinigung Ortsgruppe Mühl-
burg, Militärverein Mühlburg, Naturfreunde, Orts-
verband der deutschen Gewerkvereine H. D. Mühl-
burg, Radfahrerverein Sturm, Turngemeinde Mühl-
burg 1927 e. V., Turnverein Mühlburg 1861, Volks- chor Karlsruhe West e. V. Mühlburg, Wanderverein
Mühlburg eV, Zitherclub Mühlburg.
In dieser Liste ist auch der 1895 gegründete
Fußballclub Mühlburg eV vertreten, der 1933 in dem VfB Mühlburg aufging, der wiederum 1953
mit dem FC Phoenix zum Karlsruher Sportclub, dem
KSC, fusionieren sollte. Dieser Vereinsvielfalt wurde
durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten
in vielen Fällen ein gewaltsames Ende gesetzt. Zu
den ersten Zielen der nationalsozialistischen Gleichschaltung gehörten neben den Arbeiter-
sportvereinen und den Naturfreundevereinen
Karlsruhe und Mühlburg die Arbeitersängerbünde, die aufgelöst und deren Vermögen beschlagnahmt
wurde. In Karlsruhe waren von den 1932 bestehen-
den insgesamt 74 Gesang- und Kirchenchorver- einen einschließlich des Deutschen Arbeitersänger-
bundes Gau Baden, der seine Geschäftsstelle in der
Weltzienstraße hatte, 19 Vereine betroffen. Ein
Blick ins Adreßbuch von 1934/35 belegt, daß auch
Mühlburg in besonderem Maße betroffen war, da
viele Vereinsnamen fehlen.
Die verbliebenen waren im Sinne der NS-Ideolo-
9 ie 9 lei chgescha Itet wo rden: Angelsportverei n i- gung Mühlburg, Bürgerverein Karlsruhe-Mühlburg,
Cäcilienverein St. Peter und Paul, Casino Lieder-
kranz, Evangelischer Krankenverein, Evangelischer
Kirchenchor, Gesangsverein "Frohsinn", Gesangs-
verein "Eintracht", Hausgehilfinnenverein Mühl-
burg, Katholischer Jungmännerverein Mühlburg,
Kathol ischer Mä nnervere i n Baden ia, Mi I itä rverei n
Mühlburg, Radfahrerverein Sturm, Sanitätskolonne Mühlburg, Turngemeinde Mühlburg, Turnverein
Mühlburg, Verein für evangel ische Gemeindepfle- ge, Zither-Club Mühlburg.
Das Vereinssterben war damit noch nicht zu
Ende. 1943/44 werden gerade einmal noch die fol-
genden 12 Vereine genannt: Cäcilienverein St. Pe-
ter und Paul, Casino Liederkranz, Evangelischer Kir- chenchor, Gesangsverein "Frohsinn", Kleinkaliber- Schützenverein "St. Hubertus", Kriegerkamerad-
schaft Mühlburg, Männer-Vinzentius-Verein, Peter
und Paul-Konferenz, Radfahrerverein Sturm, Schachklub Mühlburg, VfB Mühlheim, Zither-Club
Mühlburg, Turnerschaft Mühlburg.
In der Nachkriegszeit wurden nach und nach ei-
nige der aufgelösten Vereine wiedergegründet, an-
dere entstanden neu, so daß die im letzten Kapitel dieses Buches dokumentierte heutige Vereinsviel-
falt wieder erreicht werden konnte.
Die folgenden Bilder können diese Vielfalt nicht
in ihrer vollen Breite dokumentieren, da nur für ei- nige Vereine historische Aufnahmen vorhanden
sind.
58jähriges Stiftungsfest des 1V Mühlburg im Jahr 1919.
Sieger des 1V Mühlburg beim Gauturnfest in Durlach am 25. Juli 1920.
A .,
Gesangsverein Frohsinn im Jahr 1896.
Ausflug des Gesangsvereins Frohsinn nach Mau/bronn im Jahr 1928.
Athletenclub Einigkeit Mühlburg am 7. Mai 1922.
Turnfest 1930.
Turnfest 1930. Umzug durch die Rheinstraße.
Turnfest 1930. Im Hintergrund die Malzfabrik Wimpfheimer.
Die süddeutsche Meistermannschaft des FC Mühlburg im Jahr 1911.
Mannschaftsfoto noch dem Spiel des FC Mühlburg gegen TSV 1860 München im Jahr 1919.
Mannschaft des FC Mühlburg im Jahr 1926.
Mannschaft des FC Mühlburg im Jahr 1929.
.I\L"fN~I\Usq.j~E b[L VEiss ~
~i\~i Lif:H-V[~fiH KI\KLSf\UHE:-f'\ÜHLßU~~ t\ f\ i 1903.
Cöcilienverein Mai 1903.
Der Zitherclub Mühlburg um 1900.
Ausflug des Männervereins Badenia, 1910
links: Eine Festabordnung des Turnvereins Mühlburg, heute Turnerschaft.
Theateraufführung mit Mitgliedern des Kirchenchars St. Peter und Paul "Versprechen hinter dem Herd", um 1900.
.. ~t,"uttn
. u:JHiblburgtr I tUtrtutbr.
"on hm Ilh.~'oro(\t "'S.~.'o, ~.j SlS •• r.IUs' {>ilr, in Wot~ tUtl> tfil~r, )trontln. ~ti .erQnQ.f~afl1, flttt ~IIiSt !8ir9tT~~f~r i~, ~t ~~ in ,iengtr Wtmthl'tot QUf. b-n !titlt \'rr !8u'gtrr~ft tin $nrin QtbUtd I tDd~r ff~ Nt 3ldtuJtg N' 1:0111 ijcutr '&t~ro~ttn iji9tnt~umt UMI> &:bfnf aUf ~uf· g.b. ~.Ul.
l>itf'l' tltuill ~Qt 'rtn ~Qmtn: mlO~I&lIrger 8'cutr- "'l' •• s •• omlll'., .... ~~ r't&~ foIS ..... e.~ .. 9 .. cel •• tuttn) gcse&trL, tDel~t tin ie~f' IDlit9lit~ tlllc6 $ftäfhn GUr- rod/I jll ,,~.It'" ~~ ",~~i~I.,.
§. I. tlie ~tUtt"'t9r btptlt auf 4 ~&I9tUunBell, iUtb: .",~n:
I~ Tli. e~ri~ •• m.nnr~.rt. i TlI, lIr&.il.m.nn~'fI. 3 !Di, Md ... S ...... f~.fI. 4 !Di. !lI3.~ .... nfdJ.fI.
§. i. 1)ie o$'ti~tttlnQllllf~Qft leitd un'tl &d>!tllt bit
e~ri~. .n" " ... n e<Vlö.~. u.'o &.rorSI .... ßul"sen .... nÖI\is.. !lI3.~"."r.I\.. ei, I><p.\1 "'\" ... 15 ~ 10 11 ". rü9Tun unb (h~ti9Un, 1)um~nn \lab euttuaha.. S ,,,. !I. 'Im e.it, ~'il 'on "p. .ri ..... rip .......
nömli4 epri\\tltlnl1nn f~Qft. 'tlltit'lllilnnf4Ilfl uno Shllung'" m.n'f~'~' • "Pi~ld, fog(,," I.b. %''',,'''* 111 "fo$~",n, ~i i{;o.JVUlQnltfdJllft ~esiM ~. O~lIt bOl'~t1'9t~t:nbt $nfg:ml\'" ta,n9 11lr ~Nn'c!lätt., \B1l am ~rf~tilltn btf_lnbnt Ip, tat i1tlln~fb U ®htUMIt ftint ilttfE9ulMguns \ll'ün e b,' {thnm Obmalu, 'fLI ub Ing,n.
S. JO- el 1'11: f t Il nn~ in ~t\' WtllrfiOt~r trin' luhiflla, o.u§n
:.-"' ..... 'C<tr ~hrllHif UII~ tott WUjr~lItpupg:. ~ut !8t1'\l'ti.ß rr~ .... -" .... I~t1rtn ro",o~r 't'tr ~Quph1Jqllnl Illf au~ ~it .obm,lnnn füt
bit i~ntl. Ilnt('rgtbrntll. ':Dir Ithl ;.f~'ieGtln!l fllnll nur 1111<$9'- f~r!,)~tn ItItrbtn, 1\1(1111 ~"'ti 'DrHtt~eltt 't-rl' rotttsl1i'cn ~t 6t. flilfiepen, QU~ i~ t' rem ~u4Sef,~forrtntlt lIi~t mf~r se~alttt, 'l'ie "u,~ei4IluJl9 '(Itl' Seun"',.r 3u h'Ag,n.
§. Jt. t6tr bei 't'm UebuPSCIt t''Dt1- ki Qu",,~tlbrl&l ..!8rllnbt
o.nt srnügtnbt ntf~tl'i9111l9 \lu.hl(i~t, OHr ~ct, fOll:jtclI 1.l1t. lIungd'Q.Iil'rlg belrQllt, Nn triift 't'it elrllfe l:tt $tliMiftf. !Dit't'tf~olt ~dt ofltr 'c-il~ untnlr~ull:'lstt "ll.bfdben o'rn' 'N~ otronung,.,i'nigt $dtLlSfn ,intl$ mitSti~~tG, ot'tr trlaubt et ~~ riut oritnt m.Hbuft~(iWhit glgtll 'ttie tll)ratft,ttlt, fl) fann feine ~u"i~HcÖllng nfl1l1nt w"r'o(II,
§. 12. ~r( 'tCII lhbulIgtll f~\nlo~t, 01. ~ci '6rollbfoU~n trl1gt 't'it
!RQrtnfd:oft 'oie '!Iitll~flthung, btpe~ftlt- au. tintr Stau .. frintnt. 30dt, 9fti~tll oftn, tlntm ~"llrA unb 'Ol~ 8'· ""i"I(tI (»Drld unb rinn; rntf~r~tn'ttll O\)fot'otdUng. '!liefe .!t(ri'tlung fd<affl ~~ ein ich. 'Wg1ieb auf cistne !Rt~nuns fdb,l an, nur 'otn ürtft !IIit haI th1.lil nol918tl1 etil o'cer ~ei" unb ~eit n9&U er Oll' ~er tlmin"llfft.
§. 13 . .!lebtf !lHt9rit~ nhl~t ~~ Aur !8fJll~ttlnt:l rint. lnonill.
li~tn 'lkitrllg' bell f e~. Str t u ~ t l' n 'Ocr(iln'o1i4 I .,tfl\lt in rl~~19~:rb~~~~~~ ~~r" ~~b j:~t ~:!~ti!~:9 t~:tl!i\l;:t~~4:!: j_trl, ""(~,, ... '0 .. (jj.r.Urdj.~ S ... dj!t .. i~.
~,,~:~~" 'l!bl1!.f"i.it r~'n el.a.",,,, .. , ~" 1I1!~It, e~ri~"" §. 3.
'l;!ic "r&til.tlIIQ;nl\ f~llft {\cf~\r9t 'Cit truflltUung btr bwtrlriletu, 10 \l)Jt ra. lIöl~i.s IUtr"t'eIl"t'C ~illrrigtlt unt> ~&s br~en \)on Ansrgrilftltfn ob" hbro_ten ~4ufi~tfittn.
§. 4 • Tli. M~llun~I".unr~.~1 i.1 ~i, uflt_", <I. bt.
'or(\~kn ~tnr~fnttb(n unb %1l9rt1Jlft auf 'ctl\ breuntut-trt ~'brr~ .• an~optn'DtI1 QJtbl1\1r.tn ~(fIlUG 311 Irll:sell , bitftlbt- Oll ~~rh. ~t\l)ll~rIUl8'Qrle au bu&til1gtll un'O 'Oft !ID1l~utllnnr.~aft AU\' ~~aum~ti9un9 a" übergfOtll, '
§. Ö. 1)tr ~Qu~tutl'lnn, fo U)ie feilt 6teO\!ntrtttr ItIn'o n !.Ion
rJou.llfi"m !Hitg1it't'trlt> gnt,lJ~U, Nsrgtn 11.111911 lebt lflbl9ti, lURg i'rm OOIttIlIUI unb btlftll !!teU'nftntn für ~~ arfrin~ I8ti ttl! WQ'ltn mUfftn 116cr \l)tni~pen. Awtl 'Drillt9dle M 6ttnlftnbtn 1ltitglit~rr IlIIU'tfcn'o ftm.
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§. 14 . • ur",~b1'f.its in 'oi. il' ••• "",~r in . j.b" ~i'~8~ ~in.
.o,nn. 'tot" roo. ~~Qnai8Itt ~t&tn.ja~r tnti~t 94t un'O rin'" ullber~ohnt" Biufte glnitit. 'I>lt JHurna9tn'SfrU~t ~nb 41t 'otn .oQu~hnonlt au pcUtn, ~tU tintnttnbt 9Rtts(it'ttr 1O"~rn bon be.nl ~Qu~hnl1n" un'O hn O&m~nn"1t AU 'Mrjtlligrn lb·
~~~1~tlnt ,ti~~~t.~t: ;: ~~f~: i:':O!~~~:f~~t~:b ~:(i~; 't'ltftr !6qthnnmng o~nt ~'htrf'ot ~u fÜsfJt.
§. I~ . '!Irr ~Qu~hnQnlt mit fQ.tIItnt1i~en p&nlännnn un'D tiner
\l)titcrn (S:ommif11I)n ~Qn ~e&tn '!ll1.itgtitb~nt, bie bl)n r(imml~ . ti~cn !llitSlitbt1'lt AU Ilht9hn ~n'D, bf!'otn mit 3U~'if~UIIg: bH i81ritistu !.8ih9uulei~U' rinr" lRl1tij CStUmllt9 , ~d~tr über 'oie l!(tf8dtgtn~titltf ttt f;ßtft:Uf~QP au buat In un'O iU l.r~lI'i'" ~.I.
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§. 11. Tll! nit~<s" ß'f~S"'t9f"'fl .. , .11 il'!U"li>ri~t.
e~{äu~t. 'filUf I ~ulttn, ~tittTn unb SeUtr~Qdflt wtt'l'rll .on Mr G)tmrin'et 9t~tlfl unb n~1telt.
S. t8. 13« .... 1(1<11. W.91 .. ~n' •• f jlO" 3*' Siltis • !IJ!'~lburs, 3'"u" lBö !.
~, :tlofffo.1I IIfr rotüJ,16u'6tr \lflIe""J".
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Die ersten Statuten der Mühlburger Feuerwehr vom Jonuar 1851.
HAGEN BLUCK . EUGEN SINGER . HORST WEBER
Erst Anfang des vorigen Jahrhunderts setzte sich allmäh lich die Erkenntnis von der Bedeu-tung freiwi lliger Feuerwehren übera ll durch. Nun wurde ihre vornehme Pflicht anerkannt, in Not
und Gefahr das Hab und Gut des einzelnen wie das
der Gesamtheit zu erha lten, vor Schäden zu schüt-
zen und vor Ver lust zu bewahren. Vom Feuerwehr-
mann wird eine gewisse Entsagung, eine große Hin-
gabe an seinen freiwi lligen Dienst, ja sogar Aufop-
ferung verlangt, wenn Menschen leben zu retten
sind. Daraus erg ibt sich auch die besondere Stei-
lung der Freiwil ligen Feuerwehr Karlsruhe-Müh l-
burg und ihr Recht, ja ihre Pflicht, das 150-jährige
Bestehen zu feiern . Das Hundertste fiel in die Nach-
kriegszeit, als die Menschen mit den Alltagsprob le-
men, vor allem der Lebensmittelversorgung und
dem Wiederaufbau der zerstörten Stadt, beschäf-
tigt waren .
Im Gründungsjahr der Residenzstadt Kar lsruhe wurde für Baden-Durlach eine "Al lgemeine Landes-
feuerordnung" erlassen, die u. a. von den Städten
die Anschaffung einer Feuerspritze ver langte. In
Karlsruhe stieß dies zunächst auf wenig Gegenlie-
be, da die Bürger der Meinung waren, daß eine
solche Feuerspritze von der Landesherrschaft zu
bezahlen sei . Der Stadtgründer Markgraf Karl-Wil-
helm setzte sich aber ba ld durch und erließ 1727
Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Karlsruhe- Mühlburg 1
eine eigene Feuerordnung für die Stadt und den
Vorort Klein-Karlsruhe.
Die Müh lburger dagegen waren einsichtiger. Im
Jahre 1754 bekam die Stadt Mühlburg ihre erste
Feuerwehrleiter, die aus den Umlagen bezahlt wer-
den konnte und 1806 die erste Feuerspritze, für de-
ren Beschaffung die von Seldeneckschen Erben 400
Gulden und die Regierung 280 Gulden bewilligt
hatten. Zur Bekämpfung größerer Stadt- und
Waldbrände hatte schon im Jahre 1802 der Karlsru-
her Stadtbaumeister Friedrich Weinbrenner die Bil-
dung eines Feuerwehrkorps in Stärke von 400 bis
600 Mann empfohlen, das einem sachverständigen
Kommando unterstellt werden sol lte. Obwohl diese
Vorschläge in der Feuerlöschordnung von 1809
Aufnahme fanden, wurden sie doch lange nicht
durchgeführt. Bei kleineren Bränden behalf man
sich so gut es ging mit Feuereimern, gewöhnlichen
Leitern, Wasserpumpen und Spritzen, die von der
Nachbarschaft des Brandherdes und einigen frei- willigen Helfern bedient wurden . Die männliche
Bürgerschaft hielt sich aber mit ihrem Einsatz
durchaus zurück, obwohl bei jedem Brand Alarm
zum Löschen geblasen und mit der Feuerg locke ge-
läutet wurde. Nach wie vor bestand keine ausgebil -
dete Feuerwehr.
Eine Änderung dieser Zustände ging erst von dem
schon seit ei niger Zeit an zwei Feuer-
spritzen geübt hatte, sch loß sich so-
Brand des großherzoglichen Hof- theaters am 28. Februar 1847 aus.
Wenige Jahre zuvor hatte der Hei-
delberger Spritzenfabrikant Karl
"lIeHllin U"IU~' fort an. l{a\'lsruQt·mii~(bur9· Am 17. März 1847 war ein Korps - ....... -Metz 1843 eine Feuerlöschspritze '------...:..::....-------'
auf den Markt gebracht, die von geübten, aufein-
ander abgestimmt agierenden Männern bedient werden mußte. Ende Juli 1846 gründete in Durlach
der Gewerbelehrer Christian Hengst ein Pompier-
Korps, dem sich zahlreiche Mitglieder des ebenfalls
gerade ins Leben gerufenen Durlacher Turnvereins
anschlossen. Diese bedienten nun die moderne
Stadtspritze der Firma Metz und gaben sich ein
strenges Reglement.
Als am 28. Februar 1847 durch eine unvorsichtig
gezündete Gaslampe während einer Vorstellung
eine Draperie im Großherzog lichen Hoftheater in Brand geriet und das Haus in Flammen setzte, fan-
den 65 Menschen bei dieser Katastrophe den Tod.
Zu dieser Zeit bestand in Karlsruhe schon
eine Verpflichtung aller waffenfähigen Männer zum Feuerlöschen. Eingeteilt waren sie in acht
Spritzenabteilurrgen, zu denen jeweils ein Vorste-
her, zwei Ersatz- und 20 Obmänner, 46 Mann zum
Pumpen, 24 zum Buttentragen und vier für die Handspritzen gehörten. Sie wa ren aber nicht so gut ausgebildet und geübt wie das Durlacher Pompier-
korps. Dessen Eingreifen verhinderte das Übergrei-
fen des Feuers auf die benachbarte Orangerie und führte den Karlsruhern vor Augen, wie notwendig
auch in ihrer Stadt eine solche Einrichtung war.
von 362 Männern entstanden. Die Mannschaft trug eine einfache gelbe Blechhaube,
einen grünen Rock, in Schritt und Form wie die
Bürgerwehr, mit grünen Epauletten, aber ohne
Troddeln, und dunkelgraue Hosen mit grüner Biese.
Gemahnt durch diese Brandkatastrophe, die
hauptsächlich durch das Fehlen ausgebildeter Feu-
erwehrleute und ausreichender Mittel zur Brandbe-
kämpfung ein so ungeheures Ausmaß hatte errei-
chen können, gründeten die Mühlburger ein Jahr
später am 10. März 1848 die "Freiwillige Feuerwehr
Mühlburg" unter der Leitung eines Ver-
waltungsrates, in welchem der Kommandant die
Führung hatte. Einberufer und Leiter der ersten Zu-
sammenkunft und dann der Kommandant der
zukünftigen freiwilligen Feuerwehr war der Mau-
rermeister Si mon Pfeifer. Am 29. Dezember 1850 wandte sich eine aus
zwölf Mitgliedern bestehende Kommission der
"Feuerwehrgesellschaft in Mühlburg" an das groß-
herzogliche Landamt mit der Bitte, die von ihnen ausgearbe iteten Statuten zu bewilligen. Die Gesell-
schaft sei der Meinung, "obgleich sie aus lauter freiwilligen Mitgliedern besteht, ihre von der gan-
zen Gesellschaft gemeinschaftlich berathene und entworfene Statuten, würden viel nachhaltiger Na- tur se in, wenn solche von einem großherzoglichen
Freiwillige Feuerwehr
Noch vor der Beerdigung der
Brandopfer ergriffen mehrere Karls- ruher Bürger die Initiative, um ein freiwilliges Pompiers-Korps zu grün-
den. Der Karlsruher Turnverein, der Karloruhe-MUhlburg
Landamt sanktioniert wären, und
bitten deshalb ein großherzogliches Landamt um hochgefällige Genehmi-
gung der anliegenden Statuten." Das
Landamt genehmigte die Statuten
mit der Anmerkung, daß noch die
Bestimmung aufgenommen werden
müsse, daß in einem Brandfalle bis
Freiwillige Feuerwehr ben, wenn sie Boules spielen: jetzt
mach ich auch nicht mehr mit. Um
diesem Übelstand aber vorzubeu -
zum Eintreffen des großherzoglichen
Oberbeamten der Feuerwehrhaupt-
Karlsruha· MOhlburg. gen und abzuhelfen und um dieses
mann gemeinsam mit dem Bürgermeister den
Oberbefehl habe. Das Bürgermeisteramt Mühlburg erhielt die Genehmigung mit der Bemerkung zu-
rück, "daß man aus dieser Vorlage mit Verg nügen
die segensreiche Thätigkeit des Bürgermeisters Sut- ter ersehen habe und diese hiermit lobend anerken-
ne." Im Januar 1851 wurde die Satzung als "Statu-
ten der Mühlburger Feuerwehr" gedruckt und ver- öffentl icht.
Wenig später wandte sich Bürgermeister Sutter
an Markgraf Wilhelm mit der Bitte um finanzielle Unterstützung der Feuerwehr und betonte in
seinem Schreiben den Einsatz seiner Leute : "Schon
in den letzten 3 Jahren [bei] theils hier, theils in der
Umgegend ausgebrochenen Feuersbrünsten hat
unsere Feuerwehr ihren Muth und ihre unermüdli-
che Thätigkeit bewiesen, daß ohne ihre Hilfe das
Feuer viel weiter um sich gegriffen und einen viel größeren Schaden angerichtet hätte." Bitten dieser
Art hatten durchaus Erfolg; Bürgermeister Sutter hatte wiederholt Gelegenheit, sich für Spenden zu
bedanken. Knapp drei Jahre später, Ende Dezember 1853,
schrieb Bürgermeister Sutter wieder an das Land- amt: "Schon seit einiger Zeit ist bei der hiesigen
Feuerwehr eine gewisse Lauheit eingetreten und
Wohlthätigkeitsinstitut nicht fal len
lassen zu müssen, so hat der Gemeinderat und -
ausschuß in seiner heutigen Sitzung zu der Verord-
nung der hohen Kreisregierung vom 30. April 47 im Verordnungsblatt Nr. 10 seine Zuflucht genommen
und darauf nachstehenden Beschluß gefaßt:
1. daß jeder hiesige Bürgersohn, welcher das
Bürgerrecht anzutreten wünscht, oder ein Fremder,
welcher hier als Bürger angenommen sein will, in-
sofern er würdig und tauglich ist, ohne Entschuldi-
gung nach obenerwähnter Verordnung in die Feu-
erwehr einzutreten verpflichtet ist.
2. Will er solches nicht thun, oder er ist nicht tauglich oder nicht würdig unter dieses Corps auf-
genommen zu werden, so hat derselbe 2 Kreuzer in
die Feuerwehrkasse zu zah len und hat sich unter
die Reservekorps einreihen zu lassen, welche nur im
Ernstfall bei einem ausbrechenden Brande ver-
wandt werden. 3. Um einen Fonds zu gründen, im Fall einer von
der Feuerwehr bei einem ausgebrochenen Brand
verunglücken sollte, eine Unterstützung verabrei-
chen zu können, so soll jeder Bürger und Hausbe- sitzer angehalten werden, eine jährliche Leistung
von 24 Kreuzer in die Feuerwehrkasse zu bezahlen.
Zu diesem von uns gefaßten Entschluß bitten wir
großherzogliches Landamt die Genehmigung ge- zwar darum, daß wenn das Bürger- meisteramt mit einem oder dem an-
,------------, fälligst erteilen zu wollen." Diese
deren im Dienstwege nicht gerade
nach seinem Willen verfügen kann, so machen es solche als wie die Bu-
Freiwillige Feuerwehr Karlsruhe-MDhlburg
Genehmigung erteilte das Landamt
am 20. Juli 1854, und die Mühl -
burger Feuerwehr war weiterhin ge- '--_________ --' sichert.
Mühlburger Feuerwehrspritze aus dem Jahr 1855.
Freiwillige Feuerwehr Mühlburg mit Uniformen aus dem Jahr 1855.
In das Jahr 1860 fällt die Beschaffung und Ein-
weihung der Fahne der Freiwilligen Feuerwehr
Mühlburg. Am 26. August fand die feierliche Fah-
nenweihe mit einem Festprogramm statt. Der Tag
begann um 5 Uhr mit einem "Tagwachsigna l von
der Musik der Feuerwehr" und endete mit einem
Spaziergang an den Rhein. Das Fahnentuch aus weißer Atlasseide trägt auf
der Vorderseite das alte Mühlburger Stadtwappen
mit dem Wahlspruch der Feuerwehr: "Gott zur Ehr,
dem Nächsten zur Wehr". Die Fahne wurde von den
Frauen und Jungfrauen Mühlburgs angefertigt und
gestiftet. Zwei Jubiläums- und Freundschaftsbän-
der und ein goldener Lorbeerkranz schmücken die
Fahne.
Nachdem Mühlburg im Januar 1886 mit der
Stadt Karlsruhe vereinigt worden war, führte die
Feuerwehr den Namen Freiwillige Feuerwehr Karls-
ruhe Abteilung Mühlburg.
Kommandant war zu dieser Zeit der Maurermei-
ster Friedrich Pfeifer. Der Wille zur Hilfsbereitschaft
auch für die Angehörigen der Feuerwehr und der
Ausdruck des Dankes all en Mitgliedern gegenüber
ist aus der Tätigkeit der am 14. Dezember 1861 er-
richteten Begräbniskasse der Feuerwehr Mühlburg
zu erkennen. Es war ein vom Staate anerkannter
Verein auf Gegenseitigkeit mit allen Rechten und
Pflichten. Dem damaligen Vorstand Friedrich Pfei-
fer und Wilhelm Weiß, Kassier Georg Kugel und
dem Schriftführer August Müller ist es zu verdan-
ken, daß die Kasse sich über alle sch lechten Zeiten,
auch über die Kriegszeit 1870/71, wieder in bessere
Tage hinüberretten konnte.
Im Jahr 1876 hatte die Feuerwehr Mühlburg 178
Mitglieder, die zwei Fahrspritzen und eine Hand-
spritze bedienten. Die Eingemeindung nach Karls-
MÜHLBURG Jlufna~m.s }Mtuni},
r"
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~) H"l~f~u~ k,,::1 el1Hif- Ism,
Aufnahmeurkunde für den Goldarbeiter Friedrich Kahler vom 29. April 1870.
ruhe hatte für die Feuerwehr über die Namensän-
derung hinaus kaum Auswirkungen. Das Bezirksamt
Karlsruhe teilte am 12. Februar 1886 dem Stadtrat
Karlsruhe in lakonischer Kürze mit, "daß die Mühl -
burger Feuerwehr wohl der Organisation der Karls-
ruher Feuerwehr in geeigneter Weise wird einzufü-
gen se in". Der Eingemeindungsvertrag hatte unter
§ 12 festgeste llt, daß es zweckmäßig sei, daß die
Feuerwehren miteinander in ein durch eine Satzung
geregeltes Verhältnis treten würden, wie dies schon
mit den Feuerwehren der Maschinenbaugesell-
schaft und der Eisenbahn geschehen sei . "Schwie-
rigkeiten werden einer solchen Vereinigung in kei-
Spie/korps der Freiwilligen Feuerwehr, Foto um 1900.
ner Weise entgegenstehen. Die Stadtgemeinde wird
dann der Mühlburger Feuerwehr-Abteilung diesel-
ben Vergünstigungen zukommen lassen wie der
hiesigen Feuerwehr." Die neue Satzung der "Freiwi l-
ligen Feuerwehr Karlsruhe (Stadtteil Mühlburg)",
die zu diesem Zeitpunkt 176 Mitglieder hatte, wur-
de im Januar 1886 verabschiedet und in Mühlburg
von der Druckerei Dannheimer & Mech ler gedruckt.
In der Präambel heißt es:
pflicht ist, hat sich in Mühlburg schon im Jahre
1848 ein Verein von gleichgesinnten Männern ge-
bildet, welcher sich die Rettung des vom Feuer be-
drohten Lebens und Eigentums ihrer Mitmenschen
zur Aufgabe stel lt. Dieser schöne Entsch luß möge
nie erka lten und die späteren Nachkommen zum
regen Eifer entflammen. Es möge jedem Feuer-
wehrmann stets zur größten Ehre gereichen, die-
Freiwillige Feuerwehr "Von den Gedanken durchdrun-
gen, daß gegenseitige Hilfe in Not
und Gefahr, insbesondere bei
Brandfäll en, eine heilige Bürger-
Karlsruhe-Mühlburg
sem wohltätigen, schönen Verein
anzugehören und jeder sei stets be- müht, dem Wahlspruch unserer
Fahne: 'Gott zur Ehr, dem Nächsten
zur Wehr', wo es auch immer sei,
Geltung zu verschaffen. Dieser Wahlspruch möge
jeden aufm untern, die übernommene Pflicht jeder-
zeit treu und standhaft zu erfüllen und die sich
selbst gegebenen Gesetze pünktlich zu befolgen
und aufrecht zu erhalten, was jeder mit Namensun-
terschrift gelobet." Kommandant in dieser für
Mühlburg sehr bewegten Zeit war der am 28. Juli
1848, also im Gründungsjahr der Mühlburger Feu-
erwehr, geborene Friedrich Pfeifer. Der Maurermei-
ster Pfeifer wurde in der Stadtratssitzung am 19.
April 1906 wegen seiner 25jährigen Tätigkeit als
Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Mühlburg
beglückwünscht und ihm der Dank "für seine unei-
gennützige Wirksamkeit" ausgesprochen. Zum
Festbankett am 5. Mai in dem Gasthaus "Drei Lin-
den" wurden die Stadträte Gabser, Roth und SchIe-
bach gesch ickt.
Pfeifer legte sein Amt Ende am 10. Januar 1913
aus gesundheitlichen Gründen nieder. Mit 31
Dienstjahren war er bis heute der Kommandant mit
der längsten Dienstzeit.
Er hatte seinen Einsatz für die Allgemeinheit
gründlich unter Beweis gestellt. Der Dienst in der
Freiwilligen Feuerwehr war ihm zur zweiten Natur
geworden. Können, Geradheit und Mut, drei große
Tugenden, wiesen ihm bei der Führung der Mühl-
burger Feuerwehr stets den richtigen Weg. Von al-
len Seiten brachte man ihm eine aufrichtige Zunei-
gung und großes Vertrauen entgegen. Er wurde deshalb auch beim Ausscheiden zum Ehrenkom-
mandanten ernan nt. Kameradschaft stand bei ihm
in hohen Ehren.
Zu diesem Zeitpunkt hatte die Feuerwehr Mühl-
burg ihr 50jähriges Bestehen bereits lange hinter
sich. In den Tagen des 11. bis 13. Juni 1898 beging
die Feuerwehr Mühlburg ihre 50-Jahrfeier. Beim Sebastian Rüssel als Tambour der Freiwilligen Feuerwehr Mühlburg, Foto um 1900.
'OIJ~Jmm " . "uln
der
Freiwilli~<m Feuerwehr K~r1sruhe 5 t a d tt h eil M ü h I bur g.
Sl\lUstng, den 11. Juni 1898: Abend. 1/,9 Uhr: Zapfenstreich.
Sonntng, den 12. Juni 1898: Morgens 6 Uhr : W eckruf mit Böllerschiessen.
'/,8- 1/,n Uhr: Empfang der auswärtigen Gäste. '/,9 Uhr : Antreten in der Marktstrasse zum Festgottesdienst in den beiden Stadtkirchen.
9 Uhr: Festgottesdienst. '/, 11 Uhr: Antreten dcr hiesigen Feuerwehr beim Commandanten ; Abholung der Fahne und Abmarsch auf deli Festplatz.
BcgrUssung der Gliste durch den Commandanten dnseibst. Hierauf Uebergabe der von Sr. K. H. dem Grossherzog und der
Stadtgemeinde gestifteten Ehren?eichen und Medaillen an die Jubilare und Ueberreichutl{l der von Frauen und Jungfl·auen ge.tifteten Fahnenschleife.
Mittag. '/,12 Uhr : Probe der hiesigen Feuerwehr am Steighause. " 1 Uhr: Festessen in elen verschiedenen Gasthäusern.
NaChmittag. ß Uhr: Aufstellung sämmtlicher Feuerwehren zum Festzug vor dem ehe- maligen Rathhaus nach alphabetischer Ordnung.
Festzug durch die Lnmeystrasse, Rhei nstrasse, Hardtstrasse, Markt- strasse, Rheinstrasse, Kaiser·Allee ulld zu rUck durch die Rheinstra. .. e und Sedan.trasse auf den Festplatz. - Festrede daselbst.
Hierauf gesell ige Unterhaltung. Abend. 9 Uhr: Festball im "Gasthaus zum Hirsch".
Montng, (len 13. Juni 1898: Morgens 11 Uhr: FrUhschoppen·Concert in der" We.. tendhalle". NaChmittags ß Uhr: Gesellige Ullterhahung auf dem Festplatz.
Festakt vertrat Oberbürgermeister Karl Schnetzler
(1892-1906) die Stadt Karlsruhe, die zur Deckung
der Ausgaben einen ansehnlichen Betrag zur Verfü-
gung stellte. Gefeiert wurde auf dem Lindenplatz.
Samstag abends 20.30 Uhr Zapfenstreich. Sonntag,
12. Juni, um 6 Uhr war Wecken mit Böllerschüssen.
Von 7.30 bis 8.30 Uhr Empfang der auswärtigen
Gäste, hernach Festgottesd ienst in den beiden
Stadtkirchen, Abholung der Fahne und Abmarsch
auf den Festplatz, Begrüßung der Gäste durch den
Kommandanten und Übergabe der von der Regie-
rung und der Stadtgemeinde gestifteten Ehrenzei-
chen und Medaillen an die Jubilare, Überreichung
der von den Frauen und Jungfrauen Mühlburgs ge-
schenkten Fahnenschleife. Anschließend fand eine
Feuerwehrübung am Steighaus statt. Um 13.00 Uhr
begann das Festessen in den verschiedenen Wirt-
schaften. Der Festzug zog um 15.00 Uhr vom alten
Rathaus durch die Straßen Mühlburgs auf den Fest-
platz. Im Gasthaus zum Hirsch fand abends der
Festball statt.
Auch das 60jährige Bestehen der Feuerwehr
wurde am 16. Mai 1908 gefeiert, wiederum mit fi-
nanzieller Hilfe der Stadt Karlsruhe. Das Festban-
kett war im Saal der Drei Linden, verbunden mit ei-
ner Theateraufführung "Eine gefährliche Feuer-
wehranzeige", bei der Fräulein Maria Schwab, Luise
Bitterwolf, Friedrich Doldt, Karl Scheuerpflug, Her-
mann Doldt, Bernhard Müller und Friedrich Joos
m itwi rkten.
Kurz nachdem Friedrich Pfeifer in der ordentli-
chen Generalversa mmlung vom 9. Oktober 1910
zum Kommandanten und Wilhelm Weiß zu seinem
Stellvertreter gewählt worden waren, berieten die
Stadträte von Karlsruhe wieder über die Freiwilli-
gen Feuerwehren. Sie beschlossen am 23. Februar
Jl<Elt
dem fe\lervre~rTfI3nn
2,5 j_thri!\l' vicnl't[cil'lunn "'"
frelwdhgen feuerwe~r
Ehrenurkunde für 25jährige Dienstleistung als Feuerwehrmann.
1910, daß die freiwilligen Feuerwehren der Alt-
stadt, der Stadtteile Beiertheim, Daxlanden, Grün-
winkel, Rintheim, Rüppurr und Mühlburg sowie der
Maschinenfab rik und des Hauptbahnhofs zur Erzie-
lung eines einheitlichen Vorgehens in Brandfällen
und hauptsächlich im Interesse einer planmäßigen,
sach- und fachgemäßen Ausbildung unter Wah-
rung ihrer bisherigen Selbständigkeit in Verwaltung
und inneren Angelegenheiten sowie der Stellung
ihrer Kommandanten dem Karlsruher Feuerwehr-
korps gegenüber als weitere Kompagnien sich an-
zuschließen hatten. Mühlburg erhielt die Bezeich-
Das SOjährige Jubiläum der Mühlburger Feuerwehr 1898
nung 5. Kompagnie. Oberkommandant war der
Kommandant der Altstadtkompagnie.
Nachfolger von Pfeifer wurde der bisherige
Stellvertretende Kommandant Zimmermeister Wil -
helm Weiß. Maurermeister Ferdinand Doldt wurde
neuer Zweiter Kommandant. Die Feuerwehrleute
setzten sich aus allen Schichten der Einwohner-
schaft zusammen. Das Übungshaus (Steighaus)
stand in der Hardtstraße, gegenüber der Firma
Wimpfheimer, auf der früheren "Kohlplatte" (Zin-
ken). Es mußte bei der Erschließung neuen Bauge-
ländes als Hindernis weichen. Die Feuerwehrübun-
gen fanden jeweils samstags in den frühen Abend-
stunden statt. Die Bevölkerung Mühlburgs nahm regen Anteil daran, denn die Übungen waren ein
Ereignis für jung und alt. Es gab zwischendurch
auch große Generalübungen, die recht volkstümlich
waren. Besonders für die Jugend schienen sie eine
nie versiegende Quelle von Vergnügen, wenn ihr
zuliebe ein Wasserstrahl aus den Rohren daneben
ging und die Zuschauer "getauft" wurden oder
wenn die Mannschaft nach Verbringung der Geräte
ins Spritzenhaus, sauber ausgerichtet und im
Marschtempo in einem der Wirtshäuser ver-
iireiwUUge iieuerwel)r j\atlsru~e=!Dlü~lbutg
Übungslllan 3u ber nm Sal1l5tag, ben 16. !lIlal 1914, alienbs '/, 8 U~t am <BeMube bes <Baltgaules 3 .• 'llb[er" in ber i!ameqltraae !Jlr. 3 ltatt~nbenben
I. ßauptübung. 'D" bi"la~rlg,n lfr1lbla~T5prob. 1I.gl bio :lb •• au 0TUnb., bob
In bem binteren Wnbau b .. 0all~aul's lum • 'llbl,,' , in wol<l).m Im 2. Stodt .in, !!!ß~n. aufg.I<I)lag.n war, lf.u" an.g.brod).n Iit unb In !folg. b.. l)errf<l).nb.n lIark.n SUbw'ltwlnb .. 10 raf<l) Um lid) grln, baß bis lum IElnt"n.n ber 1f.u"w.~r, ber ~Int." :t.1I In !flamm.n flanb. IE. 111 oo~" mit all.n ""IUgOO"n Jlrö~.n babin IU roirk.n, bab bit "orberen 0.böub. lowobl, alo aud) bit In b'T IDlnbrld)tung Ii.g.nb.n 0.böuli<l)k.lt.n bot 'llad)barld)aft g.I<I)Ubt w"b.n. ('!ler Soal war t.llw.il' mit 0ölt.n b.l'bt.) 'Der 'lIngriff erfolgt luer\t lugw.II., rool<l).m .In 0'lamtangriff fid) anl<l)II,&1.
'110<1) b.m Signal ,'Das 0ana' - Soll" finbe! .In 'llunbgang iur !!I'II<I)lIgung ber .Ingcnomm.n,n St.llung.n unb Ib" IDirkung.n \tatt, IU ro.I<I).m bio lEing.lab.n. n fid) b.m llommanbo anld)li'b,n rooll.n. - 3'" !!Ierfolgung b.s 'lIngrlffs bitt,n mir 2luflt.llung g.g,nßber b,m Qlall~aus ium . 'lIbler' !U n,~m,n .
~as .ftommanbo :I. ~. 3'erb. 'DO[bt
- 'DIent a[s <fln[abung -
'lI. mUlIer.
schwand, um dort nach ihrer Meinung weitere Lö-
schübungen durchzufahren . Da li efen die Buben
nebenher, und manches Scherzwort f iel dabei zwi-
schen Vater und Sohn. In schönster Harmonie ver-
liefen die Familienunterhaltungen, Weihnachtsfei-
ern und die stets überfüllten Feuerwehrbä ll e. Die
"go ldene Zeit" der Feuerwehr Karlsruhe-Mühlburg
dauerte bis August 1914, als der Erste Weltkrieg
ausbrach. Manche Männer mußten Heim, Herd, Fa-
milie und den Arbeitsplatz verlassen. Wo all es in
Bewegung war, gab es auch in der Besetzung des
Kommandos eine Änderung. Am 14. Januar 1915
rogramm
~ 60-Jdhrlgen Stlitungsieler ~ de.
~Tetwlfltgen ~euerwehr Karlsruhe·mOhlburg am I &. mal 1908.
t. m".ÖI. t . [lied 1 .. mQltllRod\t" (e:GSIDo.Wec!erttMnz). s. Beart~Wl9 dllldl KomtnonÖGIlt Sen Fr ltdrldt Pfeiler • •. mldllt. S. Prolos. gelprodll:n POn Hem K CI n n 6. tdtel l .. moleutog" (~rQnguertln Froltllnn). 1. Tbea' ...... lHIkr ..... :
"Etne ge!~hrltdie feuerwehr·Bnzelge" lIelh:r der auffllhrung : Kameraden Fronz ,GgeT und !louis mtluer.
mllwlrlltnftl 'mltll! 111 111. S4l 1ll. " ,,-.. au .... D. I. 1.
M Inlu Ill lluIII.IL .. llu.'lItl IIU Uu . II_ 'M trl",'d! O. UL _ fll t lhl<ll 'n ..
s. muhll. 9. (1I1d I " tief 111 die milhle ptrli:tlnelt" (Gelangverein eintred\l).
10. Turll,rlkb, BunUbrulIg, eusge/ahrt lIon ßWglledern dH T\lrn\lerelns rnQhlburg. 11, muDII. I!. bllMl: .. Bergmanns Bulfohlt" (e:nslnOoWedetiretlz). IS. muDir, 14. bild I Q, .. Dos ptrloßeAe mOgdlflo". b. Die Ver[a[[ent" (li3eloll.Qocrein rrobAnn). IS. muDir. 16. laltd : .. Die Weil 111 10 fonn.la. lo wunderiMn" (3ektIl,jUClCIn elnh'adll).
trat der bisherige Kommandant, Zimmermeister
Wilhelm Weiß, zurück und Maurermeister Ferdi-
nand Doldt wurde in der ordentli chen Generalver-
sammlung vom 10. Januar 1915 zu seinem Nach-
folger gewäh lt. In diesem Amt bl ieb er bis zum 2
April 1919. Die Generalversammlung vom 16. März
1919 bestimmte Architekt Friedrich Pfeifer zum
Kommandanten und Bl echnermeister Friedrich
Golling zum Stellvertretenden Kommandanten.
Durch den Krieg 1914/18 und se ine Nachwir-
kungen schien das In te resse für die Feuerwehr
nachzulassen . Doch die Mühlburger Feuerwehr-
KARLSRUHE.MüHLBURG, 25. April 1923.
Unter höfl Bezugnahme auf das 8ngeschlossene Programm beehren wir uns. Sie tu unserer tim StlmstDg, den 2 und Sonntag. den 3. Juni stattfindenden Feier des
75 jl1hrigen Bestehens ergebenst emzuladen,
Von grösseren festlichkeiten muss. dem Erost der Zelt entsprechend, Abstand genommen werden Wir werden aber dennoch bemUht sein. dem bedeutungsvollen Ereigniss In wllrdlger Weise Ausdruck tu verlelh6n
Beiliegender Fragebogen wolle bis längstens 15. Mei en uns zurl.ick. gesandt werden
Wir wUrden es uns zur Ehre rechnen, Sie bei unserem Jubelfeste begrOssen tu dOrfen und zeichnen
mit kameredschaftllchem Grussl
Das Kommando: Fr, Pfe ifer W Keul
männer wollten lieber sein als scheinen. Der alte
Geist der Mühlburger, zäh und ausdauernd, über-
wand alle Hindernisse. Nach Besserung der wirt-
schaftlichen Verhältnisse und der politischen Zu-
stände wurde wieder unermüdlich und mit Erfolg
in und an der Feuerwehr gearbeitet, so daß am 2./
3. Juni 1923 das 75-jährige Bestehen gefeiert wer-
den konnte. Im Festsaal der "Drei Linden " fand das
große Bankett mit Ehrung verdienter Kameraden
statt. Am Sonntagmorgen um 6 Uhr war großes
Wecken, nach Empfang der auswärtigen Gäste um
8.30 Uhr Gottesdienst für beide Konfessionen und
um 11 Uhr eine große Angriffsübung auf die "Alte
Mühle". Nachmittags 15 Uhr begaben sich die Feu-
erwehren und mit ihnen fast die ganze Mühlburger
PROGRAMM
SAMSTAG, DEN 2. JUNI
Abends 8 Uhr: Banketi mit Ehrung verdienter Kameraden im Fest· saele "Zu den · 3 Linden", MUhlburg (Besonderes Programm).
SO NNTAG, DE N 3. JUNI
Morgens e Uhr: Weckruf. Von B Uhr ab: Empfang der auswärtigen Kameraden.
Vorm, '~g Uhr: Gottesdienst beider Konfessionen.
Vorm. 11 Uhr: AngriffsObung an der alten MOhle.
Nachm. '~ 3 Uhr: Aufstellung vor den "Drei Linden". Abmarsch nach dem Friedhof zur Gedenkstein -EnthOltung for die gefallenen Kameraden. AnschlieBend Festzug durch MOhlburg. Endziel "Drei Linden". (6emot· liches Beisammenseinr- - -.
Abends 8 Uhr: Fest·Ball im Festsaal der "Drei Linden",
·:::::E!iiiiiiii?1:::::·
Einwohnerschaft auf den Mühlburger Friedhof zur
Denkmalenthüllung für die gefallenen Kameraden .
Anschließend bewegte sich unter einem wahren
Blumenregen und unter herzlichen Zurufen und
Winken ein stattlicher Festzug durch Mühlburg.
Ihm schloß sich ein gemütliches Beisammensein der
beteiligten Wehren an. Am Abend vereinigte alles
ein glänzender Festball. Wie sich die Wehr in Not
und Gefahr überall und stets uneigennützig ein-
setzte und sich in jeder Hinsicht bewährte, so ver-
stand sie sich durch gesellige Unterhaltung beliebt
zu machen. Sie erfreute sich großen Ansehens und hatte viele Freunde unter der Bevölkerung. Die au-
ßerordentliche Generalversammlung vom 12. Ju li
1924 bestimmte Schreinermeister Adolf Doldt zum
Kommandanten, Mechanikermeister Karl Pfeifer
zum Stellvertreter und als Gerätewart Fritz Gram-
bacher. Daß die Mühlburger Feuerwehr zu feieren
verstand, bewies sie auch 1928, als die Stadt Karls-
ruhe zur Feier des 80jährigen Bestehens wieder ei -
nen Beitrag zur Deckung der Unkosten stiftete.
Abends fanden sich Wehr und Freunde im Saal der
"Drei Linden" zu einem Bankett mit auserlesenem
Programm zusammen. Im Jahr 1929 kam es zu einer gewissen Unruhe
in der Mannschaft, als in der Presse darüber speku-
liert wurde, daß die Altersgrenze für Mitglieder der
Freiwilligen Feuerwehren herabgesetzt und die
Mannschaftsstärken auf 50 begrenzt werden soll -
ten. Der zuständige Bürgermeister Hermann
Schneider konnte diese Bedenken allerdings aus-
räumen. Die Vertreter der Mühlburger Feuerwehr
nutzten aber die Gelegenheit, darauf hinzuweisen,
daß ihre Wehr "noch Pferdebespannung habe, was
heute etwas vorsintflutlich anmute." Auch hier ver-
sprach Schneider Abhilfe und stellte die Beschaf-
fung von zwei "Schnelllastwagen" in Aussicht. Tat-
sächlich erhielt man auch einen solchen Lastwagen,
den man aber ein Jahr später für nicht ausreichend
hielt und um Beschaffung eines weiteren bat. An-
laß waren Differenzen zwischen der inzwischen ge-
gründeten Karlsruher Berufsfeuerwehr über den
Einsatz von Geräten und der Art der Übungen, die
aber rasch ausgeräumt werden konnten . "Einträch-
tige Zusammenarbeit zwischen Freiwilliger Feuer-
wehr und Berufsfeuerwehr soll vornehmste Aufga-
be sein" lautete das Ergebnis.
Als der Kommandant Adolf Doldt Ende 1931
starb, gab es am 31. Januar 1932 einen Führungs-
wechsel. Nun wurden Karl Pfeifer zum Komman-
danten und Malermeister Gustav Doldt zu seinem
Freiwillige Feuerwehr Karlsruhe - Mühlburg 1848' ._._ ••.. _ ..... l .B..Q .. I 1928
Fest-Programm z u d ~ m ttm SamS l tlv. dt n 18. AUa U&f 1928. a bt nd s B Uh r. Im Pu l &lI al e ZIJ den . Drel L i nd en" MUhlburg, sf flllfi nd t nd en
fESTBANKETT zur Feier des 80 jl:ihrigen Bestehens
M ITWIR KE ND E : T urnverein MlihlhUl'V (1861), OUlInllvenln Prohsinn MUhlburv :
eint Ableilunll der KlIrlaruhtr PeutfWt.hrlu'ptlit
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Stellvertreter gewählt. Pfeifer hatte im Vorfeld an-
gekündigt, daß er ein besonderes Augenmerk auf
die Wartung der Geräte legen werde, zu denen
auch eine Motorspritze gehörte. Die Freiwillige
Feuerwehr Mühlburg verfügte als einzige freiwilli-
ge Wehr über eine solche Motorspritze vor Ort. Der
erste Kommandant, der am 25. Oktober 1934 auf-
grund der veränderten Machtverhältnisse im "Drit-
ten Reich" nun von Staatswegen, dem Ministerium
des Innern, in sein verantwortliches Amt eingeführt
wurde, war Wagnermeister Alfred Wenner (senior),
der langjährige Korpssprecher, unter dessen rühri-
ger und verdienstvoller Leitung die Wehr sich wie-
der festigte und weiter ausgebaut wurde. Sein Ver-
treter war der Gärtnermeister Hans Trede. Anläßlich
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des 90jährigen Jubiläums wurden in Anbetracht ih-
rer Verdienste um die Wehr, Kommandant Alfred
Wenner, zum Ehrenkommandanten mit Beibehal-
tung der Führung der Wehr und sein Stellvertreter Hans Trede auf allgemeinen Vorschlag zum Ehren-
mitglied der Feuerwehr ernannt.
Von ihrer Anlage her war die Wehr politisch neu-
tral. Dennoch mußte sie nunmehr unter den gege-
benen Verhältnissen und durch die ständigen Ein-
griffe des Staates im Laufe der Zeit eine Wandlung
in ihrer Organisationstruktur erfahren. Im Jahre
1937 wurde auf höhere Anordnung die noch ver-
bliebene Selbständigkeit der einzelnen Wehren auf-
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gehoben und diese zu einem Korps "Freiwillige Feu-
erwehr Karlsruhe-Durlach" zusammengesch lossen.
Innerhalb dieser Feuerwehr konnte von einer Selb-
ständigkeit nur insoweit gesprochen werden, als die
einzelnen Abteilungen ihre Verwaltung ohne staat-
liche finanzielle Hilfe durchführen konnten bzw.
mußten. Allmählich wurde die Wehr zu einer Poli-
zeiexekutive besonderer Art. Alle diese Erscheinun-
gen in der staatspolitischen Führung stellten auch
den Wehrbetrieb zwangsweise um. So wurden z. B.
die Wehrmänner zu Luftschutzübungen herangezo-
gen und überhaupt dem Luftschutzdienst zugeteilt.
Führung und Wehrmänner hielten aber fest an der
Jubiläum 1938, Vorbeimarsch der Mühlburger Feuerwehrleute on dem Kreis feuerwehrführer.
alten Tradition, so daß im Jahre 1938 in größerem
Rahmen das 90jährige Jubiläum gefeiert werden
konnte. Eine groß angelegte Übung am "Nord-
stern"-Wohnblock vereinigte die Mühlburger Feu-
erwehr mit denen von Grünwinkel, Daxlanden, In-
nenstadt, Durlach, der Wehr der Sinner AG und der Berufsfeuerwehr. Eine Abteilung der Baden-Bade-
ner Wehr führte die damals neu aufgekommenen
Lanningerrohre vor, die auch auf die Zuschauer ei-
nen großen Eindruck machten. Das Ganze aber bot
nicht nur ein prächtiges Bild, sondern war zugleich
eine Leistungsprobe jeder der beteiligten Wehren, die allerseits volle Anerkennung fanden und reiches
Lob ernteten. Lange Zeit danach wurde noch davon
gesprochen.
In den Jahren des Zweiten Weltkriegs leisteten
die Männer der Feuerwehr ihren Dienst bei der
Wehrmacht sowie beim Sicherheits- und Hilfs-
dienst. Viele von ihnen sahen ihre Angehörigen und
die Heimat nicht wieder. Der eigentliche Feuer-
wehrbetrieb lag fast völlig darnieder. Durch den
Tod des allgemein beliebten Kommandanten Alfred
Wenner (senior) durch eine Rauch- und Phosphor-
vergiftung bei den Löscharbeiten im Rheinhafen
und infolge Ausscheidens des Stellvertretenden
Kommandanten Hans Trede aus dem aktiven Dienst
Löschübung am Nordstern, Fata aus "Der Führer" vom 15. August 1938.
Aus der Übung wird der Ernstfall. Löscharbeiten noch einem Luftangriff in der Rheinstraße, vermutlich noch dem Angriff vom 4. Dezember 1944.
wegen Überschreitung der Altersgrenze war Ende
des Krieges die Wehr ohne Führung, da der damit
beauftragte Alfred Wenner, der Sohn des verstorbe-
nen Kommandanten, eingezogen war.
Im Herbst 1945 beauftragte die Stadtverwaltung
den kommissarischen Leiter der Berufsfeuerwehr,
Hauptbrandmeister Julius Seiler, die Feuerwehren
der Vororte wieder neu aufzubauen. Im Benehmen
mit dem Leiter der Bezirksstelle Mühlburg wurde
Georg Merz mit dieser Aufgabe betraut. In uner-
müdlicher, gemeinsamer Arbeit mit Kamerad Seiler,
der seit dem Jahre 1948 das arbeitsreiche Amt des
Schriftführers versah, gelang das Werk trotz aller
schwierigen Verhältnisse. Die alten Kameraden hat-
ten, was verständlich ist, kein In teresse mehr daran,
als aktive Feuerwehrmänner mitzumachen. Viele
von ihnen hatten auch die Altersgrenze erreicht. So
mußte in mühevoller Werbung und Kleinarbeit um
jeden Mann gerungen werden, um ihn für die Feu-
erwehr zu gewinnen. Kamerad Merz, der keine
Mühe scheute, hatte es durch sein gefälliges Wesen
verstanden, sich einen willigen Mitarbeiterstab her-
anzubilden. Dazu gehörte viel Mut und volles Ver-
trauen, um so mehr, da die elementaren politischen
Ereignisse die Kulturarbeit der Freiwilligen Feuer-
wehr zu ersticken drohten. Das seit 1848 verfolgte
Ziel war jedoch nicht aus dem Auge verloren. Aller-
dings hatte die rührige Stadtverwaltung das Ihrige
getan, war den freiwilligen Wehren zur Seite ge-
standen und hatte ihnen geholfen, soweit es in ih-
rer Befugnis und auch in ihren Mitteln stand. Das
soll hier nicht vergessen werden. Zu nennen wären
als treue Mitarbeiter von damals die Kameraden AI-
fred Wenner, Karl Eiseie, Marcel Friedmann und
Fritz Grombacher senior (t 2. Januar 1958). Im Lau-
fe von drei Jahren stand die Feuerwehr Mühlburg
wieder auf festen Beinen, so daß im Jahre 1948 das
100-jährige Jubiläum gefeiert werden konnte, al-
lerdings sehr bescheiden, da die Folgen des letzten
Krieges noch täglich zu spüren waren.
In folge hohen Alters mußte in diesem Jahre
Kommandant Georg Merz sein Amt einer jüngeren
Kraft abgeben. In Würdigung seiner Verdienste
wurde er in einer außerordentli chen Generalver-
sammlung am 2. August 1948 zum Ehrenkomman-
danten ernannt. Sein Nachfolger wurde der schon
seit über 20 Jahren dem engeren Verwaltungsrat als
Schriftführer angehörende Alfred Wenner, stellver-
tretender Kommandant Emil Pertzborn, Schriftfüh-
rer Julius Seiler und Rechner Marcel Friedmann. Die
Zeit verging in rastloser Tätigkeit. Veranlaßt durch
berufliche Inanspruchnahme schied der stellvertre-
tende Kommandant Emil Pertzborn aus. Seinen
Platz nahm Richard Rastetter ein. Das 105-jährige
Bestehen wurde wiederum in ganz schlichtem Rah-
men abgehalten. Als Übungsobjekt diente die alte
Brauerei Seideneck. Es nahmen teil die Wehren
Grünwinkel, Daxlanden, Knielingen und die Berufs-
feuerwehr. Wieder bewiesen die Wehren ihr großes
Können. Dank der Unterstützung der Stadtverwal-
tung konnte der Geräte- und Fahrzeugpark weiter
ausgebaut werden, so daß nach Abschluß des Be-
richtsjahres die Wehr über folgende stadteigene
Fahrzeuge verfügte : 1 LF 25, 1 fahrbare Lafetten-
spritze (neueres Modell) TS 8, VW und 1 Drehleiter
mit 20 m Steighöhe.
Richard Rastetter trat im Laufe des Jahres 1956
von seinem Amt als Stellvertretender Kommandant
zurück. An seine Stelle trat der bisherige Rechner,
Marcel Friedmann.
Das 110-jährige Jubiläum wurde in großem Rah-
men gefeiert. Die reichliche Vorarbeit, die durch
Feuerwehrübung anläßlich des 100jährigen Bestehens 1948 bei der Malzfabrik Wimpfheimer.
Feuerwehrleute und Zuschauer in der Hardtstraße auf der Höhe des Gasthauses "Jägerhaus"
Kommandant Wenner, Schriftführer Seiler und den
stellvertretender Abteilungs-Kommandanten Fried-
mann in Zusammenarbeit mit Herrn Eugen Singer
geleistet wurde, ermöglichte es, eine Festschrift
herauszubringen, die über die Grenzen von Karlsru-
he hinaus Interesse und Anklang gefunden hat. Der
erste Festtag (Freitagabend) galt der Ehrung unse-
rer in den letzten Kriegen und in der Zwischenzeit
verstorbenen Kameraden.
Um 20.30 Uhr versammelten sich die Kameraden
der Wehr und der eingeladenen Wehren, Gäste und
Abordnungen der Mühlburger Vereine sowie zahl-
reiche Zuschauer beim geschmückten Ehrenmal auf
dem Mühlburger Friedhof. Als Vertreter der Stadt
war Bürgermeister Dr. Franz Gurk erschienen. Die
Feier wurde umrahmt von der Harmonie-Kapelle
und der Sängervereinigung Mühlburg. Pfarrer
Schuchmann hielt die Gedenkrede.
Kommandant Wenner gab den toten Kameraden
in einem Nachruf das Versprechen, ihr Wirken stets
in ehrender Erinnerung zu halten. Unter den Klän-
gen des "Guten Kameraden" wurde zum Abschluß
ein Kranz am Ehrenmal niedergelegt. Dem Eggen-
steiner Spielmannszug folgend, marschierten die
Teilnehmer zum großen Zapfenstreich auf den Flie-
derplatz. Dies sollte ein Ausdruck, ein Höhepunkt,
der Ehrung der gefallenen Kameraden sein.
Bürgermeister Dr. Hermann Otto Ball und Brand-
direktor Farrenkopf, Stadträte und Major Spiel-
mann, gaben durch ihre Anwesenheit der Feier eine
besondere Note. Für den, der dabei war, wurde es
zum unvergeßlichen Erlebnis, zumal es der erste
große Zapfenstreich war, der hier in Karlsruhe nach
dem Kriege durchgeführt wurde.
Am 5. Juli trafen sich die Gäste und ein großer
Teil der Bevölkerung auf dem Fabrikgelände der
Firma Metz zu einer Ernstfall-Einsatzübung. Im Zu-
sammenwirken mit der Berufsfeuerwehr Karlsruhe
und den freiwilligen Feuerwehren von Grünwinkel
und Daxlanden sowie dem Roten Kreuz Daxlanden
wurde unter der Gesamtleitung von Branddirektor
Farrenkopf diese Einsatzübung durchgeführt. Mit
Sachkunde verfolgten Bürgermeister Dr. Ball, Re-
gierungsrat Hein vom Regierungspräsidium und die
Kreisbrandmeister von Karlsruhe-Land und Wein-
heim diese Übung. Bei der anschließenden Kritik
war man sich einig, daß die Übung durchaus gelun-
gen war. Der Abend verlief angenehm bei einem
harmonischen Beisammensein mit den Mühlburger
Vereinen.
So brach der Sonntag an. Um 8 Uhr war gemein-
samer Kirchgang beider Konfessionen. Danach be-
gann um 10.30 Uhr der große Festakt im Rhein-
gold-Filmtheater, da ein anderer Saal nicht zur Ver-
fügung stand. Der Raum war dem Charakter des
Festes entsprechend mit Blumen und Lorbeerbäu-
men ausgeschmückt worden. Nach Begrüßung der
Gäste durch den Kommandanten Alfred Wenner
war schnell der Kontakt mit allen Teilnehmern an
der Feierstunde hergestellt. Die musikalische Um-
rahmung wurde von der Harmonie-Kapelle unter
Leitung ihres Dirigenten Pfortner und der Sänger-
vereinigung Mühlburg unter der Leitung von Rek-
tor Feil gestaltet. Altstadtrat Müller, der Vorsitzen-
de des Badischen Sportbundes, hielt die Festrede. Er
sprach darin den Dank an all diejenigen aus, die
sich in uneigennütziger Weise als Idealisten zum
Wohle ihrer Mitmenschen in die Reihen der Freiwil- ligen Feuerwehr gestellt haben.
Bürgermeister Dr. Ball übermittelte als Dezer-
nent der Feuerwehr die Grüße des Oberbürgermei-
sters und der Stadtverwaltung sowie des Gemein-
Alte Kameraden : von links Reitze (Abt. Kommandant), Wein eich, Böttcher (Stellvertr. Kommandont], Klausmann, Eder. Schötzle, Kaufmann
derats mit dem Wunsche, daß das hohe Idea l des Dienstes am Nächsten auch in Zukunft Leitspruch für die Freiwillige Feuerwehr Mühlburg sein möge.
Anschließend zeichnete Dr. Ball im Auftrag des
Innenm inisters Renner die Kameraden Hermann Klausmann und Fritz Grombacher für 25jährige Ak-
tivität mit dem si lbernen Feuerwehr- Ehrenzeichen aus. Für seine Verdienste wurde dem Kommandan-
ten der Mühlburger Wehr, Alfred Wenner vom Prä-
sidenten des Nordbadischen Feuerwehrverba ndes, Debatin, das Feuerwehr-Ehrenkreuz verliehen.
Der leider zu früh verstorbene Kamerad, Haupt-
brandmeister und Schriftführer Julius Seiler, und der ste llvertretende Abteilungs- Kommandant Mar-
ce l Friedmann wurden mit der goldenen Ehrennadel
der Freiwilligen Feuerwehr Mühlburg geehrt. Mit
der Überreichung von Ehrentellern und Ehrenpla- ketten wurden sodann al l jene ausgezeichnet, die
sich um die Mühlburger Wehr verdient gemacht
haben. Damit sollte der Festakt zum Beweis der Ka-
meradschaft, gegenseitiger Achtung und dankbarer Anerkennung werden.
Was gemeinsame Pl anung und Zusammenarbeit
zuwege bringen, so llte sich bei dem am Sonntag-
nachmittag durchgeführten Festzug zeigen, der zur
Krönung der Festlichkeiten wurde. Erstmals wurde
eine improvisierte Jugendfeuerwehr hinter der Fah-
ne als Zukunftsgedanke mitgeführt, aus dem ja be-
kanntlich inzwischen Wirklichkeit geworden ist.
Unterstützt durch die Spielmannszüge der befreun-
deten Wehren, der Harmonie-Kapelle, der Musikka-
pelle von Daxlanden und der Schülerkapelle, be-
wegte sich der Umzug durch Mühlburg. Der Abend
wurde gesellig mit den Bürgern Mühlburgs ver-
bracht. Für die musikalische Unterhaltung sorgte
dabei der Musikverein Daxlanden.
Am Montag klang das Fest mit Musik, Sport und
Gesang aus. Denkwürdige Tage. Tage der Freude,
der Kameradschaft und der Zusammengehörig keit,
aber auch Tage der Besinnung.
Der Ausbau der Wehr ab 1958
Die Wehr wurde unter der Leitung von Komman-
dant Wenner weiter ausgebaut. Ab dem Jahre 1961
wurde Kamerad Moser zur Unterstützung des Ka-
meraden Seiler als Zweiter Schriftführer eingesetzt,
während Kamerad Dieter Schandeiwein die Feuer-
wehrkasse als Rechner übernahm. Die folgenden
Jahre waren ausgefü llt mit Diensten, Theaterwa-
chen, den jährlichen Abschlußübungen und den
traditionellen Feuerwehrbällen im "Küh len Krug".
Im Jahre 1965 übernahm der bisherige Zweite
Schriftführer Gerhard Moser das Amt des Ersten
Schriftführers. Kamerad Julius Seiler, der der Wehr
weiterhin beratend zur Verfügung stand, wurde in
Anbetracht seiner großen Verdienste um die Wehr
mit dem goldenen Ehrenring ausgezeichnet. Eine
Ehrung, die dadurch an Bedeutung gewinnt, daß
dieser Ring nur von jeweils einem einzigen Aktiven
getragen werden kann und in seiner Gestaltung
einmalig ist. Am 2. März 1968 wurde die Wehr
von Alfred Wenner in die Hände des bisherigen
Stellvertretenden Kommandanten Marcel Fried-
mann übergeben und Schriftführer Moser das Amt
des Stellvertretenden Abteilungs-Kommandanten
übertragen.
Damit schied Alfred Wenner aus dem aktiven
Dienst, der schon über 40 Jahre - davon jeweils 20
Jahre als Schriftführer und Kommandant - der
Wehr gedient hatte. Für die unzählbaren Verdien-
ste, die Alfred Wenner sich in der Mühlburger Wehr
erworben hat, erfolgte in der Generalversammlung
einstimmig seine Ernennung zum Ehren-
kommandanten. Doch bereits im April 1968 mußte
unser allseits geschätzter Ehrenkommandant Alfred
Wenner zu seiner letzten Ruhestätte getragen wer-
den. Sein Wirken in der Wehr wird in dankbarer Er-
innerung bleiben.
Anfang September. 1968 begann der langer-
sehnte und in vielen Besprechungen vorgeplante
Um- und Erweiterungsbau unseres Feuerwehrhau-
ses, das am 3. Mai 1969 in einer würdigen Einwei-
hungsfeier seiner Bestimmung durch den Dezer-
nenten Bürgermeister Jahn übergeben werden
konnte. Die Verwirklichung dieses Vorhabens ist
den Bemühungen von Stadtrat Ludwig Iig zu ver-
danken, der sich mit Nachdruck für dieses Bauvor-
haben eingesetzt hatte.
Ein denkwürdiger Abschnitt der Mühlburger
Wehr war die Gründung der Jugendfeuerwehr im
Jahre 1969, die mit Unterstützung der Schulleitun-
gen von Drais- und Hardtschule zum vollen Erfolg
wurde. So erhöhte sich im Laufe des Jahres 1970
die Zahl der Feuerwehrjugend auf 25 Jugendliche.
Als Jugendgruppenwart wurde Kamerad Rainer
Freiwillige Feuerwehr Mühlburg, Einsatz beim Brand des Städtischen Klinikums. Fata vom 5. Februar 1973.
Musahl am 5. Januar 1970 eingesetzt. Begeisterung
und die erstaunliche Auffassungsgabe der Jugend
bilden das solide Fundament unserer Zukunft.
Ab 14. Februar 1970 übergab der Stellvertreten-
de Abteilungs-Kommandant Gerhard Moser, der
zusätzlich noch das Amt des Schriftführers beklei-
det hatte, das Amt des Ersten Schriftführers in die
Hände von Kamerad Udo Kohm. Kamerad Dieter
Schandeiwein gab sein Amt als Kassierer im Jahre
1971 aus beruflichen Gründen ab. Er hatte dieses
Amt seit 1961 vorbildlich geführt. Kamerad Günter
Louis übernahm das Rechneramt und hat sich gut
eingearbeitet. Am 8. Januar 1972 fand der Feuerwehrball erst-
mals in der neu erbauten Car l-Benz-Halle statt. Bei
gut besuchtem Haus durften wir neben Branddirek-
tor Farrenkopf die Stadträte Toni Menzinger (MdL),
Günter Rüssel, Rudi Voigt, Gerhard Stein, Johann
Volm und H. Schneider begrüßen. Ein ausgesuchtes
Programm mit musikalischer Umrahmung ließen
diesen Abend zu einem Erfolg werden.
Nach längerer Vorbereitungszeit konnte das
125-jährige Jubiläumsfest vom 1. bis 3. Juni 1973
stattfinden. Es stand unter der Schirmherrschaft
des Oberbürgermeisters Otto Dullenkopf. Vorausge-
gangen war am 26. Mai 1973 eine Katastrophen-
einsatzübung im Zusammenwirken mit der Berufs-
feuerwehr, den freiwilligen Feuerwehren des Stadt-
kreises Karlsruhe sowie dem Roten Kreuz. Einsatz-
ste il e war der Silospeicher und die Werfthalle 2 am
Mittelbecken des Karlsruher Rheinhafens. Bei der
Manöverkritik bezeichnete Oberbranddirekter Far-
ren kopf die Übung als ein Lehrstück für die spätere
Zusammenarbeit der einzelnen Mannschaften. Am
Samstag, den 27. Mai 1973 fand ein gemeinsamer
Kirchgang statt.
Freitag, den 1. Juni folgte eine Totenehrung auf
dem Mühlburger Friedhof mit anschließendem gro-
ßen Zapfenstreich am Lindenplatz vor der evange-
lischen Kirche. Zu den Mitwirkenden gehörten auch
die Feuerwehrkapelle Malsch und der Spielmanns-
zug der Freiwilligen Feuerwehr Durlach 1846 unter
der Leitung von Brandmeister Willi Haug. Erfreulich
war auch die zahlreiche Beteiligung der Mühlbur-
ger Bürger und Bürgerinnen. Am Samstagabend
fand ein großer, bunter Abend mit Tanz in der Carl-
Benz-Halle mit bekannten Künstlern aus Funk und
Fernsehen statt.
Sonntag, den 3. Juni 1973 wurde der Festakt mit
Ehrungen im geschmückten Jung-Stilling-Saal in
der Sed anstraße abgehalten. Die Festrede hielt
Oberbürgermeister Otto Dullenkopf. Als Beauftrag-
ter des Deutschen Feuerwehrverbandes ehrte Kom-
mandant Heinz Sattler Abteilungs-Kommandant
Macel Friedmann mit dem "Deutschen Feuerwehr-
Ehrenkreuz" in Silber für besondere Verdienste im
Brandschutz.
Der Dezernent für das Feuerlöschwesen der
Stadt Karlsruhe, Bürgermeister Paul Hugo Jahn,
verlieh für 40jährige Zugehörigkeit bei der Mühl-
burger Wehr den Kameraden Hermann Klausmann
und Fritz Grambacher das Feuerwehr- Ehrenkreuz in
Gold des Landes Baden-Württemberg. Die musika-
lische Umrahmung übernahm die Sängervereini-
gung Mühlburg und die Kapelle Pfortner. Um 14 Uhr zog der Festzug mit 28 Wehren und
sechs Mühlburger Vereinen von der Oberen Bach-
straße durch die Straßen Mühlburgs zur bis auf den
letzten Platz besetzten Carl-Benz-Halle. Spiel-
manns- und Fanfarenzüge der Gastwehren sowie
der Bläserchor St. Peter und Paul spielten zur
Unterhaltung der Gäste auf. Zum Festausklang am
Freiwillige Feuer- wehr Mühlburg, Einsatz beim Brand des Städtischen Klinikums. Fata vom 5. Februar 1973.
Abend gab die Tanzkapelle "Minados" ihr Bestes.
In den folgenden Jahren wurde an der Aus- und
Weiterbildung der Floriansjünger gearbeitet. Den
neuen Richtlini en entsprechend mußte jeder Aktive
einen Erste-Hilfe-Kurs und einen Grundlehrgang
abso lvieren. Nach entsprechender gesundheitlicher
Untersuchung wurden geeignete Kameraden zu
Atemschutzträgern ausgebildet. Ein neues Alarm-
system alarmierte nun die Feuerwehrkameraden
über Funk. Hierfür erhielt man die ersten FunkmeI-
deempfänger. So konnte unsere Wehr bei den
Großbränden im Städtischen Krankenhaus, bei der
Firma Ritter in Durlach, beim Th eaterbrand, dem
Brand bei Firma Heine und bei den Hochwassern in
Rüppurr und zweima l im Hafengebiet ihre Schlag-
kraft unter Beweis ste llen.
Die Jahresha uptversamm lung im Jahre 1978
wählte ein neues Kommando, da seit geraumer Zeit
der Gesundheitszustand des Kommandanten Fried-
mann nicht zufriedenste ll end war. Aus diesem
Grund übergab er nun die Führung in jüngere Hän-
de. Die neue Leitung bestand nun aus dem Abtei-
lungs-Kommandanten Gerhard Moser, dem Stell-
vertretenden Abteilungs-Kommandanten Udo
Kahm, dem Schriftführer Peter Schmerbeck sowie
dem Rechner Günter Louis.
Auf Antrag der Wehr wurde Kamerad Marcel
Friedmann von der Stadt zum Ehren-Abteilungs-
Kommandanten ernannt. Es war eine Verpflichtung für ihn nach dem Ausscheiden aus dem aktiven
Dienst, in dem er für die Wehr lange Jahre tätig
war, einen Ehrenabend zu gestalten. Als Geschenk
überreichte Kommandant Moser eine Tischuhr.
Kamerad Friedmann stand uns weiter mit Rat
und Tat zur Seite, doch lange konnten wir dies
nicht in Anspruch nehmen, denn er verstarb plötz-
lich und unerwartet im April 1983. Er war uns stets
ein treuer Kamerad und vielen ein väterlicher
Freund.
Nach vielen Jahren des Hoffens konnte im Früh-
jahr mit dem Aus- und Umbau des Gerätehauses,
des ehema li gen Mühlburger Rathauses, begonnen
werden. Zum ersten Mal in der Geschichte der
Mühlburger Wehr (d. h. seit 1848) konnten wir ei-
nen richtigen Aufenthalts- und Unterrichtsraum
nutzen. Nach Absprache mit der Branddirektion
und dem Hochbauamt wurde die Wehr verpflichtet,
in Eigenleistung se lbst am Umbau mitzuwirken.
Dem haben wir in vielen hundert Stunden in nicht
immer einfacher Arbeit entsprochen. Durch den de-
solaten Bauzustand traten immer wieder Schwie-
rigkeiten (auch finanzieller Art) auf. Die Einfahrt-
store für die Fahrzeuge, die in den Schulhof der Vo-
gesenschule/Hardtschule führten, mußten auf die
Sternstraße verlegt werden. Nach einem kräftigen
Endspurt fand die Einweihung am 26. Oktober
1987 statt.
Für die Finanzierung, Beantragung und Unter-
stützung bei dem gesamten Vorhaben, danken wir
vor all em Ltd . Branddirektor Wiechmann, der Stadt
Karlsruhe mit ihrem Dezernenten Herrn Bürgermei-
ster Ulrich Eidenmüller, dem Hochbauamt der Stadt
Karlsruhe, den Stadträten Rüssel, Buchenau, Vogel
und König sowie dem Architekten Biro für die ge-
lungene Harmon ie von alter Substanz und neuen
Ideen.
Die größte Anerkennung jedoch gebührt dem
Kommandanten Gerhard Moser, der von Anfang an
bis zum letzten Pinselstrich se lbst mit Hand ange-
legt hat und uns all en in selbstloser, aufopfernder
Weise ein Vorbild war. Doch leider wurde ihm dies
nicht von all en Seiten gedankt.
Freiwillige Feuerwehr Mühlburg, Feuerwehrjugend.
Kommandowechsel 1988
Abteilungs-Kommandant: Udo Kohm, Stellvertre-
tender Abteilungs-Kommandant: Jürgen Reitze,
Schriftführer: Luigi Verdone, Rechner: Michael Kury.
Das 140-jährige Jubiläum wurde im kleinen
Rahmen, mit einer Totenehrung vor dem Ehrenmal
der Wehr und einem 2-tägigen Sommerfest im Ge-
rätehaus gestaltet.
Feierlich eingeweiht wurde im Oktober 1990 auf
dem Mühlburger Friedhof das neue Ehrenmal für
die gefallenen Wehrleute. Eine Restaurierung des
durch Umwelteinflüsse stark beschädigten ur-
sprünglichen Ehrenmals war nicht mehr möglich gewesen. Die Feier wurde gestaltet von den Pfar-
rern Hoffmann und Barth sowie Kurt Ernst vom
Bürgerverein Mühlburg. Die musikalische Umrah-
mung übernahm der Spielmannszug der FFW Dur-
lach. Die Finanzierung erfolgte ausschließlich aus
Spenden der Stadt Karlsruhe, des Bürgervereins Mühlburg, der beiden Kirchengemeinden, der
Mühlburger und Kar lsruher Geschäftsleute und in eigener Sache der Alterskameraden sowie passiv
unterstützender und aktiver Mitgliedern.
25 Jahre Jugendfeuerwehr
Um den Nachwuchs der Feuerwehren zu sichern,
überlegte man Mitte der sechziger Jahre, Jugend-
feuerwehren zu schaffen. Unter Mitwirkung des
damaligen Abteilungs-Kommandanten Marcel
Friedmann, der Hardt- und der Draisschule, des Ju -
gendwartes Rainer Musahl sowie der Ausbilder Udo
Kohm und Günter Louis wurde im Spätjahr 1969
die Jugendfeuerwehr Mühlburg gegründet. Die Ju-
gendarbeit ist sehr vielfältig. Neben der feuerwehr-
technischen Ausbildung werden durch Sport, Spiel,
Jugendfreizeiten, Zeltlager, Schwimmwettbewerbe,
Pokalwettkämpfe, Jugendfeuerwehrspielen etc. die
Kameradschaft und das Zusammengehörigkeitsge-
fühl gefördert. Anteil am Gelingen der nicht immer
leichten Aufgaben, die viel Freizeit und Idealismus
erfordern, hatten Rainer Musahl, Peter Schmerbeck,
Jürgen Braun, Torsten Herrmann und Gerhard
Lamm. So konnte man - auch mit etwas Stolz - im
Oktober 1994 das 25-jährige Jubiläum feiern. Stell-
vertretend für den Bürgermeister hielt Stadtrat
Heinz Vogel die Festrede. Anschließend sprach der
Stadtjugendfeuerwehrwart Michael Wiedemann in
Anwesenheit fast aller ehema ligen Jugendfeuer-
wehrmitglieder.
Aus gesundheitlichen Gründen hatte Abtei-
lungs-Kommandant Udo Kohm die Führung der
Wehr an seinen Stellvertreter Jürgen Reitze über-
geben. So war bei der nächsten Jahreshauptver- sammlung eine Neuwahl des Kommandos erforder-
lich. Die neue Führung 1994 setzte sich fo lgendma- ßen zusammen: Abteilungs-Kommandant Jürgen
Reitze, Stellvertretender Abteilungs-Kommandant Frank Kohm, Schriftführer Luigi Verdone, Rechner
Dietrich Bergmann.
Frank Kohm legte nach kurzer Zeit sein Amt nie-
der. So war wiederum die Wahl des Stellvertreters
notwendig. Bei der Generalversammlung wurde
Rene Kaufmann 1995 zum Stellvertretenden Abtei-
lungs-Kommandanten gewählt.
Von einer schweren Krankheit heimgesucht ver-
starb im März 1995 unser ehema liger Kommandant
Gerhard Moser. Wir begleiteten ihn mit einem Eh-
renzug auf seinem letzten Weg.
Durch den wachsenden technischen Fortschritt
wurden die Aufgaben der Feuerwehr immer kom-
plexer. War man früher auf die Rettung von
Mensch und Tier aus Feuer und Wassernot einge-
ste llt, so kamen immer mehr technische Hilfelei-
stungen hinzu, wie z. B. bei Unfällen, Gasunfällen,
Wasserrohrbrüchen (man denke nur an den großen
Wasserrohrbruch in der Lameystraße), Ölunfällen
und diversen anderen kleinen oder größeren Kata-
strophen. So mußte die Ausbildung in theoretischer
und praktischer Hinsicht intensiviert werden.
Ehrungen in den letzten 25 Jahren
Für 40-jährige pflichttreue, aktive Dienstleistung
wurden mit dem "Feuerwehrehrenzeichen in Gold"
des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet:
Heinz Reize t, Karl Daubmann t, Heinz Weineich, Gerhard Wenner, Alfred Eder, Horst Weber, Günter
Louis und Rolf Schätzle.
Für besondere Verdienste in der Feuerwehrsache
wurde Günter Louis im Jahre 1989 das "Silberne Feuerwehr-Ehrenkreuz" des Bundes verliehen.
Die goldene Ehrennadel der Mühlburger Wehr
erh ielten: Gerhard Moser, Udo Kohm, Günter Louis, Horst Weber.
Ein einmaliges Jubiläum in der Geschichte unserer
Festausschuß, von links: Abt. Kommandant Reitze, Beier. Weber. Schwaninger. Bluck, Kaufmann, Bergmann, Weber H., Lauis.
Wehr so llte hier an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Unser "Alters- und Ehrenkamerad" Her-
mann Klausmann konnte am 1. Mai 1997 auf die
65-jährige Mitgliedschaft bei der Mühlburger Wehr
zurückblicken. Weit über 40 Jahre hat er sich für
die Mühlburger Wehr aktiv engagiert und ist uns
noch heute in seinem hohen Alter in kamerad-
schaftlicher Weise sehr verbunden .
In der Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr
Mühlburg muß aber auch der Kameraden gedacht werden, die als Schriftführer, Korpsrechner, Ob-
männer, Zug- und Gruppenführer oder als Beisitzer
im Verwaltungsrat mitgewirkt haben, und nicht nur
in guten Tagen, sondern auch in den Zeiten der Not und Bedrängnis der Wehr die Treue hielten. Wir ge-
denken in größter Dankbarkeit all jener Kameraden,
die durch ihre uneigennützige Hingabe im Dienste
der Feuerwehr die Idea le der Wehr zur Wirklichkeit
werden ließen. Sie waren es, die ermöglichten, daß
der Wahlspruch "Einer für Alle - Alle für Einen ; Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr" Sinn hatte
und hochgehalten werden konnte. Dank gebührt auch all denen, die es als passive
und fördernde Mitglieder durch ihre Unterstützung
möglich machten, daß auch das gesellschaftliche
und kameradschaftl iche Zusam mengehörig keitsge-
fühl gepflegt und gefördert werden konnte.
Nicht zuletzt sei auch der Stadtverwaltung und
dem Stadtrat herzlich gedankt für alle Mühe, Hilfe
und Förderung der Freiwilligen Feuerwehr. Eine
weit- und umsichtige Stadtverwaltung wie die
Karlsruhes wird auf die gemeinnützige Einrichtung
der Freiwilligen Feuerwehr niemals verzichten.
Möge die Bevölkerung, aber auch - und insbeson-
dere - unsere Jugend, sich zu den Id ea len der Grün-
der der Freiwilligen Feuerwehr Mühlburgs beken-
nen und sich dieser Organisation der Nächstenhilfe
zuwenden . Es wäre dies das schönste Jubiläumsge-
schenk, das wir uns wünschten . Wir alle hoffen, daß
es unserer Feuerwehr gelingen möge, auf dem bis-
her begangenen Wege weiter zu schreiten, mit
glücklichem Erfolg und mit neuem Wetteifer. Die
Jubelfeier wolle aber auch dahin wirken, daß die
Wehren, die sich in diesen Tagen in Mühlburgs
gastlichen Mauern zusammenfinden, und all e an-
deren in Einigkeit und Freundschaft eina nder näher
treten und zusammenha lten.
In diesem Geiste einer echten Kameradschaft
wollen wir die uns gestellten Aufgaben erfüllen,
aber auch gleichzeitig um das Vertrauen der Stadt
Karlsruhe bitten, sowie um die Bereitwilligkeit aller
Bevölkerungskreise, ihr Interesse an der Freiwilligen
Feuerwehr durch Beitritt als aktive oder fördernde
Mitglieder zu bestätigen.
Die Kommandanten der Wehr
seit ihrer Gründung
1. Pfeifer, Si mon
vom 10.03.1848 bis 21.03 .1852
2. Sutter, Karl
vom 21.03.1852 bis 11.01.1857
3. Ludwig, A.
vom 11.01.1857 bis 09.01.1859
4. Kiefer, Christian
vom 09.01.1859 bis 03.01.1869
5. Lattner, Franz
vom 03.01 .1869 bis 26.03.1881
6. Pfeifer, Friedrich
vom 01 .05.1881 bis 12.12.1912
7. Weiß, Wilhelm
vom 05.01.1913 bis 15.05.1914
8. Doldt, Ferdinand
vom 10.01 .1915 bis 16.03.1919
9. Pfeifer, Friedrich
vom 16.03.1919 bis 03.03.1924
10. Doldt, Adolf
vom 12.07.1924 bis 27.12.1931
11 . Pfeifer, Ka rl
vom 31.01.1932 bis 01.02.1934
12. Wenner Alfred sr.
vom 01.02.1934 bis 14.11 .1944
13. Wenner Alfred jr.
vom 15.11.1944 bis 07.05.1945
(mit Führung beauftragt)
14. Merz, Georg
vom 17.10.1945 bis 27.08.1948
15. Wenner, Alfred
vom 27.08.1948 bis 02.03 .1968
16. Friedmann, Marcel
vom 02.03 .1968 bis 23.01.1978
17. Moser, Gerhard
vom 23 .01 .1978 bis 25.01.1988
18. Kohm, Udo
vom 25.01.1988 bis 25.04.1994
19. Reitze, Jürgen
se it 25.04.1994
Einteilung der Wehr 1997
Kommando: Jürgen Reitze, Abteilungs-Kommandant, Rene
Kaufmann, Stellvertretender Abteilungs-Komman-
dant, Luigi Verdone, Schriftführer, Dietrich Berg-
mann, Rechner/Kassierer
Festausschuß: Jürgen Reitze, Abteilungs-Kommandant, Rene
Kaufmann, Stellvertretender Abteilungs-Komman-
dant, Gerhard Weber, Feuerwehrmann, Gerhard
Lamm, Jugendwart, Luigi Verdone, Schriftführer,
Hagen Bluck, Stellvertretender Schriftführer, Heiko
Beier, Gerätewart, Uwe Schwaninger, Oberfeuer-
wehrmann, Günter Louis, Zugführer, Horst Weber, Vertreter der Alterskameraden, Dietrich Bergmann,
Kassierer
Ehrenkommandanten: Friedrich Wenner t; Alfred Wenner sen. t; Georg Merz t; Alfred Wenner jun. t
Aktive Mitglieder: Beier, Heiko; Berg, Oliver; Bergmann, Dietrich; Bitterwolf, Horst; Bluck, Hagen; Böttger, Udo;
Dannenmaier, Nicole; Dietrich, Albert; Doninger,
Jürgen; Eder, Alfred; Enzinger, Pascale; Friton,
Rainer; Herbig, Alexander; Hollingshaus, Robert;
Johe, Thomas; Kaufmann, Rene; Kiefer, Udo; Kohm,
Udo; Kümmerle, Markus; Lamm, Gerhard; Lamm, Thomas; Louis, Günter; Potschka, Manfred; Reitze,
Jürgen; Reuss, Tobias; Ruder, Franz; Sattler,
Joachim; Schätzle, Rainer; Schwaninger, Uwe;
Stöhr, Uwe; Verdone, Luigi; Vitrano, Micheie; Weber, Gerhard; Weber, Horst; Weber, Marc; Wein-
eich, Markus; Weinlein, Frank; Wenner, Gerhard;
Winter, Ralf; Zizza, Cosimo; Zorn, Michael;
Altersabteilung: Böttcher, Eberhard; Klausmann, Hermann; Roth,
Roland; Schätzle, Rolf; Weineich, Heinz
Die Jugendfeuerwehr im Jubiläumsjahr 1998: Contini, Dennis; Da Silva, Raphael; Eschbach, Pa-
trick ; Essig, Mathias; Kaufmann, Andreas; Kauf-
mann, Sven; Lazoo, Kai ; Nagel, Torben; Schlind-
wein, Annette; Westphal, Julius; Williamson, Jür-
gen; Winter, Sven
Anmerkung:
1. Der Artikel basiert auf der "Geschichte der Freiwilligen Feu- erwehr Karlsruhe-Mühlburg" von Eugen Singer in der Fest- schrift 110 Jahre Freiwillige Feuerwehr Karlsruhe Abteilung Mühlburg, Karlsruhe 1958, der überarbeitet und bis in die Ge- genwart aktualisiert wurde.
Obere Reihe von links: Lamm. N., Dietrich, Hollingshous, Beier, Lamm rh., Reuss, Eschboch, Weber M., Friton, Kahm, Bitterwolf. Mittlere Reihe von links: Lamm G., Vitrono, Zorn, Verdone, Schwaninger, Herrmann, Kaufmann A., Bluck, Weber G., Wenner, Kümmerle, Schätzle. Untere Reihe von links: Zizza, Klausmann, Weineich, Sattler, Kaufmann R., Reitze, Louis, Bergmann, Weber H., Eder, Bättcher.
Zeitungsbericht über die Wiedergründung des Bürgervereins om 23. November 1925.
KURT ERNST
Einhundert Jahre zu begreifen, zu erfassen, in welcher Zeitspanne geschichtliche Ereignisse an uns Menschen vorübergehen, zwingt uns schon einmal nachzudenken, wenn man ein solches
Jubiläum begeht. In unserer schnel len Hightechzeit
die vergangenen hundert Jahre mit viel Akribie
aufzuschreiben und sie dann auch noch zu lesen,
wäre ein sinnloses, mühseliges Verlangen.
In zehn Dekaden jedoch einige Impressionen zu
setzen, bringt uns einen bescheidenen Überblick
über zehn Eckpfeiler des Geschehens:
1898: Grossherzog Friedrich I. vollendet am 9.
September sein siebzigstes Lebensjahr. Deutschland
beginnt mit dem planmäßigen Ausbau seiner Flot-
te, die im Sinne einer deutschen Weltmachtpolitik
eingesetzt werden soll. 1908: Alfred Graf von Schlieffen erarbeitet den
nach ihm benannten Schlieffenplan, die Grundlage zum deutschen Überfall auf Belgien und die Nie-
derlande im Jahr 1914.
1918: Der Erste Weltkrieg endet mit der deut- schen Niederlage. Nach der Novemberrevolution
wird das Deutsche Reich Republik.
1928 : Die Faschisten in Italien ergreifen die Macht unter ihrem Führer Mussolini. In Deutsch-
land geht aus der Reichstagswahl eine große Koa-
100 Jahre Bürgerverein Mühlburg 1898 e. V.
litionsregierung hervor, deren Scheitern 1930
den Niedergang der Weimarer Demokratie einleitet.
1938: Auf dem Wiener Heldenplatz verkündet
Adolf Hitler am 14. März 1938 unter begeistertem
Jubel der Bevö lkerung den "Eintritt seiner Heimat in das Deutsche Reich".
1948: Mit dem 20. Juni 1948 endete die erste
Nachkriegszeit in Westdeutschland mit der
Währungsreform! 1958: In der DDR wird die Rationierung von
Fleisch, Zucker und Fett aufgehoben. Nach den So-
wjets haben jetzt auch die Amerikaner einen Sateli-
ten im All, den "Explorer". Die Arbeitsämter in
Westdeutschland melden den niedrigsten Arbeits-
losenstand, nämlich 300.000 Arbeitslose.
1968: In den USA wird der Bürgerrechtler Mar-
tin Luther King durch Schüsse tödlich verletzt. In Deutschland bedeutet die Studentenrevolte den
Beginn eines innenpolitischen Wandels, der 1969
zur sozialliberalen Koalition führt.
1978: Im Volkswagenwerk Emden wird der letz-
te "Käfer" in der Bundesrepublik produziert. Insge- samt waren es 20,6 Millionen. Hans Filbinger, Mini-
sterpräsident von Baden-Würtemberg tritt von sei-
nem Amt zurück. Reinhold Messner bezwingt den
höchsten Berg der Welt, den 8848m hohen Mount Everest, ohne Sauerstoffgerät.
Prominenten-Draisinenrennen "Kerwe" mit dem späteren OB Seiler.
Ökumenischer Gottesdienst auf der "Kerwe':
1988: Im Rhein-Main Gebiet und entlang der
Donau kommt es zum folgenschwersten Hochwas-
ser seit vielen Jahren. Dämme brechen, ganze Dör-
fer müssen evakuiert werden. Im oberbayrischen
Dorfen erschießt ein Waffennarr drei Polizeibe-
amte. Auch der Mordschütze kommt ums Leben.
1998: Der ICE "Wilhelm Conrad Röntgen" ent-
gleist nach dem Bruch eines Radreifens und zer-
schellt an einer Brücke in der Nähe von Eschede.
Bei dem schwersten Zugunglück in der Geschichte
der Bundesrepublik sterben einhundert Zuginsas-
sen. Eschede steht nicht nur für Schrecken und Tod,
sondern auch für gelebte Menschlichkeit und spon-
tane Solidarität. Nach dem Unglück sind viele Men-
schen aus dem Ort über sich hinausgewachsen.
Eindrücke aus 100 Jahren, gelebt, erlebt, pas-
siert, geschehen, die den folgenden Beitrag über
einhundert Jahre Bürgerverein relativieren und ein-
ordnen so llen.
Ein seltenes Jubiläum für einen Bürgerverein, ein
sto lzes Jubiläum, wenn man bedenkt, daß vor 100
Jahren Männer die Idee und den Mut hatten, für
ihre Mitbürger bei ihren Obrigen etwas zu errei-
chen, Mittler zu sein und Dinge zu bewegen, die
festgefahren sind, Unmögliches zu diskutieren um
machbare Lösungen anzustreben, Finanzlösungen
zu erarbeiten und auf den Weg zu bringen. Dazu
mußte man die Mitbürger motivieren, als Mitglie- der dieses Vereins zu zeichnen, um ihn auf eine ge-
sunde finanzielle Basis zu stellen. Das in einer Zeit,
die, vergleicht man sie mit der Gegenwart, gewiß
nicht als einfach bezeichnet werden kann. Sie hat-
ten den Mut und heute, 1998, feiert dieser Verein
mit einer Mitgliederstärke von 812 seinen hundert-
sten Geburtstag!
Was war vor 100 Jahren?
Mühlburg war gerade mal zwölf Jahre mit Karlsru -
he vereinigt. Zwei Jahre zuvor hatte der populäre
und bei den Karlsruhern sehr beliebte Großherzog
Friedrich I. am 9. September 1896 se in siebzigstes Lebensjahr vollendet. Ein kurzes Stimmungsbild der
damaligen Zeit: Im Mittelpunkt der Geburtstagsfei-
erlichkeiten stand ein Festzug, der über vierzig
Prachtwagen zählte und an dem viertausend Men-
schen beteiligt waren. Der Zug bestand aus den
zwölf Abteilungen Schule, Erziehung, Wissenschaft,
Kunst, Gewerbe, Handel und Industrie, Verkehr,
Landwirtschaft, Feuerwehr, Turner und Schützen,
das deutsche Lied, Huldigung für den Fürsten und
das Haus der Zähringer und als Schluß das Volk in
Waffen.
Zwei Jahre später, 1898, wurde die Dragonerka-
serne an der Kaiserallee fertiggestellt.
Prof. Engelbert Arnold gründete das elektro-
technische Institut an der TH Karlsruhe, und am
Montag, den 21. November 1898, ein denkwürdiges
Datum für Mühlburg, traf sich im Gasthaus zum
Storchen in der Rheinstraße eine kleine Anzahl von
Grundstücksbesitzern und beschloß einem zu grün-
denden Bürgerverein für den Stadtteil Mühlburg
als ordentliche Mitglieder beizutreten und die
durch die Vorarbeiten anfallenden Kosten zu glei-
chen Teilen zu tragen. Mit der Prüfung aller ein-
schlägigen Fragen wurden Färbermeister Julius Zink
und ihm zur Seite die Bürger Fritz Kohler, Wilhelm
Hauk, August Wörner, Ernst Oberle und August
Stückle beauftragt. Zu der von diesen Herren dann
am 28. November einberufenen öffentlichen Ver-
sammlung kamen etwa 100 Interessenten, von de-
nen 80 sofort die Mitgliedschaft des neuen Vereins
des Hafens. Eine Selbstverständlichkeit
war es auch, daß der Vorstand zu Feiern der Geburtstage und Regierungsjubilä-
en des allseits geliebten Landesfürsten
eingeladen wurde.
Allerdings machte sich nach der Erle- digung der Schadensersatzansprüche
erwarben. An sich hatte seit den poli- tisch bewegten Jahren des Vormärz in
Mühlburg das Vereinsleben immer recht erfreulich geblüht: Dem Casino-Lieder-
kranz und dem Sängerkranz der Ma-
schinenbauer von 1837, den Freiwilli- gen Feuerwehrmännern von 1848 wa-
ren 1861 die Turner, 1862 der Frohsinn Ferdinand Daldt unverkennbar eine ziemliche Interesse-
losigkeit bemerkbar. Nicht einmal die in jeder zwei-Mühlburg gefolgt, die selbst unter widrigen Zeit-
verhältnissen ihr liberales Bewußtsein und Ihre frei-
heitlichen Ideen behauptet hatten.
Nun, im nicht weniger aufgeregten Jahre 1898,
nach den alle politischen Leidenschaften aufwüh-
lenden Reichstagswahlen, ging es in unserem
Mühlburg um interne, lokale Angelegenheiten, um
die Neufeststellung der Baufluchten, die Verbreite-
rung der Fahrstraßen und Gehwege, vor allen Din-
gen aber um die Wahrung zahlreicher Einsprüche
angesichts der durch die Kanalisation in der Rhein- straße eingetretenen Nachteile und Schäden. Es
hatte sich nämlich herausgestellt, daß die von Ein-
zelpersonen vorgetragenen Beschwerden bedauer- licherweise nicht zu befriedigenden Ergebnissen
geführt hatten. Der Vorstand des Bürgervereins
nahm sich sogleich jedes einzelnen Falles an und
scheute sich nicht, den damaligen Ober- bürgermeister Karl Schnetzler selbst zu Ortsbesich- tigungen zu bitten. Im übrigen zeigte
ten oder dritten Vorstandssitzung vorgebrachte, an "Clochemerle" gemahnende Forderung, nun endlich
in Mühlburg eine Bedürfnisanstalt zu bauen, konn- te die Gemüter ernsthaft bewegen. Danach trat
eine relative Stille um den Bürgerverein ein; bis ins
Jahr 1925 sind keinerlei Informationen vorhanden.
Als der Schriftführer des im Jahre 1925 neu be-
lebten Bürgervereins das Protokoll buch übernahm,
mußte er feststellen, daß in diesem ein Teil fehlte. Wahrscheinlich muß aus einer Zeit jahrelanger Sta- gnation nicht viel Positives zu berichten gewesen
sein . Es handelte sich um ganze sechzehn Seiten.
Der Schriftführer war es auch, der sich im Proto- kollbuch diese fehlenden Seiten bescheinigen ließ.
Mit der am 23. Dezember 1925 in der "Westend-
halle" vollzogenen Wiedergründung kam frischer
Wind in die Segel des Vereinsschiffchens. Maurer- meister Ferdinand Doldt, der neu gewählte Erste
Vorsitzende, durfte in den folgenden
man durchaus Verständnis für die Pläne
und den großartigen Unternehmungs-
geist der Stadtverwaltung. Als man je-
doch bei der Rheinhafeneinweihung
keine Möglichkeit sah, dem Großherzog
bei dieser Gelegenheit zu huldigen, er-
zwang der Bürgerverein eine Änderung des Anfahrtsweges zum Mittelbecken Albert Schneider
Jahren ein stetiges Wachsen der Mitgliederzahlen registrieren. Viele der
nach Honsells Rheinregulierung entlang der Hafenkais neu angesiedelten
Industriefirmen traten dem Bürgerver-
ein als Mitglieder bei und halfen bei der Durchsetzung so mancher Verbesse- rungsvorschläge wacker mit. Der 1927
In der Westendhalle, Rheinstraße 30, wurde am 23. Navember 7925 der Bürgerverein neugegründet.
neu gewählte Vorsitzende Albert Schneider setzte
die ausgezeichneten Beziehungen zu r Stadtverwal-
tung fort, deren Generalbebauungsplan dem Stadt-
teil Mühlburg direkte Verbindungen zum Haupt- bahnhof und zur Reichsstraße Hamburg - Basel in
Aussicht stellte. Auf dem Seidenecksehen Feld wur-
de mit der Bebauung begonnen; die Verbreiterung
des Stichkanals sowie der Bau eines Öl beckens wa-
ren in die Planung mit einbezogen.
Dann kamen leider die Jahre, in denen man an
der Ecke von Rhein- und Hardtstraße die Arbeitslo- sen in großen Rotten herumstehen sah. Die Welt-
wirtschaftskrise mit all den Folgeerscheinungen für
Politik und Staatsführung lähmten die Vereins-
arbeit mehr und mehr.
Der Bürgerverein konnte am 17. April 1933 noch
zur Enthüllung der von ihm gestifteten Carl-Benz-
Ehrentafel einladen. Im Jahre darauf, also 1934,
mußte sich der Verein aus eigenem Entschluß "bis
auf weiteres stillegen", was angesichts der damali-
gen Zwangslage im "Dritten Reich" wohl die klüg-
ste Lösung war.
Bis hierher mag die romantische Stimmung einer
Beschreibung von Eugen Singer über Mühlburg
Tour de Fronce durch die Rheinstroße.
Fliederfest ouf dem Fliederplotz.
noch in etwa stimmen: Wer offenen
Auges und freudigen Herzens die Alt-
stadt von Mühlburg durchschreitet, be-
sonders in einer schönen Nacht, wenn
das Mondlicht auf den Straßen und
Gassen liegt, findet so manches heime-
lige und trauliche Bild, daß ihn an-
spricht und von früheren Zeiten erzählt.
't '" ", '" " "" "&. ....• ~ .. ' .. ,TI . " . .' '1,. "'" _. :r~
sitzender Aug ust Erhard; Schriftführer
Karl Gröber; Kassier Kurt Weisser; Bei-
sitzer Albert Schneider, Otto Karcher,
Eugen Häberle, Anton Klumpp, Arthur
Henninger.
Der damalige Oberbürgermeister Gün-
ther Klotz übersandte zur Neugründung Carl Brehmer Glückwünsche mit den Worten "Auf zur
Tat!". Der Wiederaufbau der Werfthallen, die Pla-Alte schöne Häuser mit abgeschrägtem Sattel-
dach, spitzen Giebeln und runden Torbogen, Fach-
werkbauten und altersgraue Häuschen, unter deren
weißer Tünche die rissigen und verbogenen Balken-
züge hervortreten, stehen still und verträumt am
Wege.
Heute regt in Mühlburg nicht mehr viel zum
Träumen an. Die Romantik der Vorkriegszeit ist
endgültig verschwunden. Von dem wenigen, was
die schweren Bombenangriffe des Zweiten Welt-
krieges an alten Bauten übriggelassen haben, ist
manches noch der modernen Stadtplanung gewi-
chen. Mühlburg ist heute ein durch und durch
großstädtischer Bezirk im Westen von Karlsruhe.
Albert Schneider war es vorbehalten, im Jahre
1953 den Bürgerverein wieder zu erneuter Aktivität
aufzurufen und Carl Brehmer als seinen Nachfolger
ins Amt des Ersten Vorsitzenden vorzuschlagen.
Etwa 90 alte und neue Mitglieder waren Zeugen
der am 9. März 1954 vor sich gegange-
nen abermaligen Neugründung des
Bürgervereins Mühlburg, die gerade im
richtigen Zeitpunkt angesichts der für
den Stadtteil Mühlburg bevorstehenden
bedeutsamen Entfaltung erfolgte. Fol-
gende Herrn wurden in den Vorstand gewählt:
nungen für das Mühlburger Feld und für den im-
mer stärker frequentierten Verkehrsknotenpunkt
Entenfang, insbesondere aber die Rheinstraßensa-
nierung, brachten Mühlburg ein ganz außerordent-
liches Bevölkerungswachstum. Bei den unter der
Leitung von OB Klotz häufig stattfindenden Bür-
geraussprachen war unser Stadtteil mehr denn je
Mittelpunkt der Erörterungen.
Es gelang nun auch, die Grundlagen für eine po-
sitive Zusammenarbeit der in ihrer Zahl ständig
wachsenden Vereine herzustellen. Der damalige Er-
ste Vorsitzende der Turnerschaft Mühlburg, Josef
Allgayer, sowie der Vorstand der Mühlburger Sän-
gervereinigung, Friedrich Kohler, heute Ehrenmit-
glied des Bürgervereins, traten an die Spitze der
nunmehr zu einer Arbeitsgemeinschaft zusam-
mengeschlossenen Mühlburger Vereine, wobei
Stadtrat Gustav Betz die Verbindung zu den städti-
schen Ämtern aufrechterhielt. Er war es
1. Vorsitzender Carl Brehmer; 2. Vor- Dtto Kareher
auch, der sich um die nun beginnende
erste Planung einer Mehrzweckhalle
beim Hochbauamt kümmerte. Die trau-
rige Tatsache, daß gerade in Mühlburg
die großen Gesellschaftsräume und Kul-
turzentren während des Zweiten Welt-
krieges durch verheerende Bombenein-
wirkung weitgehend zerstört waren,
galt es immer wieder der Stadtverwal- tung vor Augen zu führen, bis man sich
dann beim Hochbauamt unter Leitung
von Baudirektor Stefan entschloß, mit
der Planung einer modernen Kultur-
und Sporthalle zu beginnen.
Andenken der in den Kampf gegen
Frankreich in den Jahren 1870 - 11 ge- zogenen Mühfburger". Auf der unteren
Sockelseite befanden sich etwa 75 Na-
men, die man bei der Umfunktionierung
zum Gefallenendenkmal des Ersten Der Volkstrauertag, der heute immer
noch auf dem Mühlburger Friedhof be- Hermann Pfeifer Weltkrieges entfernte! Dafür fügte man
auf Betreiben des Mühlburger Militär-
vereins eine Inschrift im Jahr 1931 hinzu, die von gangen wird, hatte im Jahre 1961 eine besondere
Bewandtnis. Die Gräber der Kriegsopfer waren
inzwischen umgebettet worden und fanden einen
besonders geeigneten, würdigen Platz am Fried-
hofseingang. Für diese letzte Ruhestätte schuf der
in unserem Stadtteil lebende bekannte Bildhauer
Professor earl Egler ein wohlgelungenes Mahnmal
"Die Flehende", das im Beisein vieler Vereine,
die Kränze zum Gedenken niederlegten, enthüllt
wurde.
Am 2. Oktober 1962 wurde auch die neue Voge-
sen brücke durch den damaligen Bundesverkehrsmi-
nister Seebohm unter reger Beteiligung der Mühl-
burger Bevölkerung dem allgemeinen Verkehr übergeben. Durch diese neue Ausfallstraße nach
Süden wurde wieder ein großer Fortschritt für den
Verkehr erzielt. Genau auf dem Platz der alten
Mühle am Lameyplatz entstand wie zum Symbol des aufstrebenden Stadtteils das 19stöckige Wohn-
haus der Volkswohnung, das bis heute
einem ins Unmenschliche gesteigerten Nationalis-
mus zeugt, wie ihn in dieser Krassheit kein anderes
Kriegerdenkmal in Karlsruhe vertritt : "Das Totenmal
spricht: Dienst an Deutschland ist Pflicht. Arbeit
fürs Volk ist Gewinn. Braucht dein Volk dein Leben, so gib es hin."
Als 1965 der Platz umgestaltet wurde, versetzte
man das Kriegerdenkmal wenige Meter und fand
dabei im Innern des Sockels eine Blechkassette, die neben mehreren Exemplaren der lokalen Tagespres-
se vom August 1870 auch die Stiftungsurkunde des
Komitees enthielt. Dekan Heinz Schuchmann, der
mit Vorständen des Bürgervereins die Kassette öff- nete, gab in geordnetem Zustand die Urkunden und
Zeitungsausschnitte in die Kassette zurück und
ergänzte die Inhalte mit Schicksalszahlen des Zwei-
ten Weltkrieges, von 5802 gefallenen Soldaten aus unserer Stadt, 1754 Zivilpersonen, welche bei
Luftangriffen getötet wurden und
das höchste Wohnhaus der Stadt ge-
blieben ist.
Vor der Gründung des ersten Bürger- vereins 1898, nämlich 1886, war in
Mühlburg auf dem Lindenplatz ein
Kriegerdenkmal für die gefallenen Mühlburger von 70/71 errichtet wor-
den. Die erste Inschrift lautete: "Dem
.~, .,:;;,' ,~.~ " , ~ .... . :-j
3554 Vermißte. Die Urkunde wurde mit
den Unterschriften sämtlicher Vor-
standsmitglieder und Pfarrer Schuch-
manns Unterschrift wieder ins Denkmal
versenkt.
Else Dissinger
Dem in der Generalversammlung am
8. Februar 1965 gewählten neuen Vor- sitzenden Otto Karcher, welcher unseren
altverdienten Carl Brehmer ablöste,
stellten sich zunehmend neue Aufga-
ben. Am wichtigsten erschien dem un-
ternehmungsfreudigen Weinkaufmann
die seit Jahren erwogene und geplante,
aber seitens der Stadtverwaltung immer
wieder zurückgestel lte Sport- und Kul-
es hingewiesen und bei jeder sich bie-
tenden Gelegenheit die Initiative ergrif-
fen. Schließlich erkannte auch das
Schuldezernat, an der Spitze Schuldi-
rektor Egon Funk, die Dringlichkeit die-
ses Bauwerkes für den Turn- und Sport-
betrieb der vielen Klassen der Hardt- turha ll e für den während des Zweiten Ludwig IIg und der Sonderschule. Auch die Klagen
Weltkrieges zerbombten Stadtteil, der nunmehr der Elternbeiräte über den mangelhaften Schul-
langsam in Großstadtverhältnisse hineinwuchs. sport wurden immer lauter.
Folgende Mitglieder wurden in den Vorstand ge- Endlich im Frühjahr 1968 hieß es dann "Grünes
wäh lt: 1. Vorsitzender Otto Karcher; 2. Vorsitzender
Karl Becker; Schriftführer Ferdinand Ensberger;
Kassier Hermann Pfeifer; Beisitzer Friedrich Kohler,
Albert Doldt, Otto Fetzer, Irene Arker, Heinrich
Engel, Ferdinand Ruf.
Mit Unterstützung der Herren Friedrich Kohler,
Josef Allgayer und ganz besonders des damaligen
Stadtrats Ludwig Iig wurde in zah ll osen Bespre-
chungen immer wieder auf die Dringlichkeit des
Mühlburger Vorhabens hingewiesen. Ludwig Iig
sorgte auch dafür, daß die Gelder im städtischen
Etat hierfür vorgesehen wurden. Die Turner hatten
zwischenzeitlich dank des großen Arbeitseinsatzes
ihrer Mitglieder ihr neues Heim geschaffen, wäh-
rend die Mehrzahl der übrigen Vereine auf die Lo-
kale angewiesen war. Die neuen Pfarrzentren, z. B.
der schöne Jung-Stilling-Saal, waren mehr oder
weniger für eigene kirch li che Bedürfnisse vorgese-
hen. Gleichwohl hatten die Pfarreien immer ein of-
fenes Ohr für Veranstaltungswünsche mancher
Mühlburger Vereine.
Fünfzehn Jahre lang - wenn man so will - hat der
Bürgerverein und die Arbeitsgemeinschaft der
Mühlburger Vereine die Stadtverwa ltung bzw. das
Hochbauamt auf die Notwendigkeit des Hallenbau-
Licht für die Kulturhalle", zu welchem Zeitpunkt
alsdann auch die Planung fortgesetzt wurde. Be-
sichtigungen von Mehrzweckhallen, sowoh l in der
benachbarten Umgebung als auch in Tauberbi-
schofsheim und Essen, wurden durch die Ver-
antwortlichen mit dem Ergebnis durchgeführt, daß
die Baugesellschaft "Mero" beauftragt wurde, eine
42 x 27 Meter große teilbare Halle zu erste ll en .
Stadtrat Rüssel war es dann auch, der die notwen-
dige Teilunterkellerung im Bauausschuß durchset-
zen konnte. Wir wissen, daß während der Bauzeit
viele Ab- und Umänderungen nötig waren, die
Baudirektor Stefan und seinem Mitarbeiterstab
manches Kopfzerbrechen machten. Trotzdem ist es
bedauerlich, daß man den Vorschlägen von Stadt-
rat Ii g nicht folgen konnte, wonach die Tribüne et-
was größer gestaltet werden so ll te, um wenigstens Tische und Stühle auf Saa lebene zu haben und so
Zeit und Kosten zu sparen. Am 3. November konnte
der erste Spatenstich stattfinden für die Halle, die
nach einem Vorstandsbeschluß den Namen Carl-
Benz-Halle bekommen sol lte, nach dem großen
Sohn Mühlburgs, der mit seiner Erfindung, dem
Automobil, die Welt verändert hat. So wurde der
10.7.1971 zu einem Freudentag für ganz Mühlburg.
Fliederfest auf dem Fliederplatz.
Die leitenden Persönlichkeiten der Stadt und der
Schulen, sowie die Mehrzahl der Stadträte waren in der neuen Carl-Benz-Halle versammelt, als OB Dul-
lenkopf die Festrede hielt. Auch er brachte seine
Freude über das wohlgelungene Bauwerk, ein 2,5- Millionen-Projekt, zum Ausdruck. So gipfelte seine
Festrede in der Feststellung: "Die neue Halle steht
in Mührburg. Nach einem Mühlburger wurde sie
benannt. Von einem Mühlburger wird sie einge-
weiht." In seiner Dankesrede erwähnte dann der
Vorsitzende des Bürgervereins alle diejenigen, weI-
che durch ihren persönlichen Einsatz am Gelingen
des großen Bauwerkes beteiligt waren. Besondere
Dankesworte fand er für die Stadtverwaltung, daß
nunmehr ein langgehegter Wunschtraum doch
noch in Erfüllung ging. Die von Prof. Carl Egler - seit langem Mitglied unseres Vereins - geschaffene
Büste im Foyer der Halle zeugt von dem Traditi-
onsbewußtsein einer früheren, keineswegs homo-
gen, mit der Zeit jedoch zusammengewachsenen
Bevölkerung.
Die letzte Hauptversammlung vor dem Jubilä-
umsjahr wurde am 26. April 1972 im Gasthaus "Zum Lamm" abgehalten und dabei dem Ge-
samtvorstand wie folgt, das Vertrauen ausgespro-
chen : 1. Vorsitzender Otto Karcher; 2. Vorsitzender
Gerhard Häberle; Schriftführer Wolfgang Kistner;
Kassier Hermann Pfeifer; Beisitzer Friedrich Kohler,
Ludwig Ilg, Albert Doldt, Heinrich Engel, Otto Fet- zer, Ferdinand Ruf. Hermann Pfeifer wurde auf-
grund seiner Verdienste für den Bürgerverein in dieser Versammlung zum Ehrenmitglied ernannt.
Herr Schendzielorz führte in dankenswerter Weise
das Amt des Kassiers weiter. Im Januar 1973 konnte der Erste Vorsitzende
Otto Karcher eine vollbesetzte Carl-Benz-Halle zum
75jährigen Bestehen des Bürgervereins Mühlburg begrüßen. Ein reichhaltiges Programm Mühlburger
Vereine mit anschließendem Tanz bis in die frühen
Morgenstunden zu den Klängen der Kapelle "Ernst"
gaben diesem Jubiläum das Gepränge.
Am 18. April 1975 fand eine denkwürdige Jah-
reshauptversammlung im Gasthaus zum Lamm
statt. Im Geschäftsbericht konnte der Erste Vorsit-
zende Otto Karcher den anwesenden Mitgliedern
und Gästen mitteilen, daß für die Neugestaltung
des Fliederplatzes von der Stadt Karlsruhe 200.000
DM bewilligt wurden.
Die Anregung einer Weihnachtsbeleuchtung fand keine Gegenliebe bei der Mühlburger Ge-
schäftswelt, und so mußte "Mühlburg auch zur
kommenden Weihnachtszeit im Dunkeln bleiben."
Der Erste Vorsitzende Otto Karcher hatte eine
Wiederwahl aus Altersgründen abgelehnt, so daß eine Neuwahl des Ersten Vorsitzenden erfolgen
mußte. Vorgeschlagen wurde der bisherige Zweite Vorsitzende Ludwig Ilg, der wie seine Stellvertreter
Werner Jung und Heinz Vogel von den anwesenden
Mitgliedern einstimmig per Akklamation gewählt wurde. Als Beisitzer wurden in geheimer Wahl Al -
bert Doldt, Heinrich Engel, Otto Fetzer, Gerhard
Moser, Ferdinand Ruf, Friedrich Kohler, Gerhard Hä-
berle gewählt. Der neu gewählte Vorstand ernann-
te den bisherigen Ersten Vorsitzenden, Herrn Otto
Karcher, zum Ehrenvorsitzenden des Mühlburger
Bürgervereins mit Sitz und Stimmrecht auf Lebens-
zeit.
Nach langem Bemühen der Vorstandschaft ist es
schließlich in Zusammenarbeit mit der Stadtver- waltung und der Geschäftswelt gelungen, die erste Weihnachtsbeleuchtung in Mühlburg zu installie-
ren. Wir schreiben Weihnachten 1976! Die Kosten,
Der Vorstond des Bürgervereins 1973: Oben von links: Otto Fetzer, Ernst Schendzie/orz, Ferdinond Ruf. Ludwig IIg, Albert Doldt, Friedrich Kohler, Wolfgong Kistner sitzend: Heinrich Engel, Gerhord Häberle, Otto Korcher, Hermann Pfeifer.
die zum größten Teil von der Mühlburger Ge-
schäftswelt aufgebracht wurden, beliefen sich auf
DM 46.000,-. Die beiden Vorsitzenden Ludwig Iig
und Heinz Vogel lobten das gute Zusammenwirken
der Stadt mit dem Bürgerverein.
Am 31. März 1977 begann die Ära Heinz Vogel, die
über 12 Jahre andauern sollte. In den Beginn seiner
Vorstandschaft kam die Neuorganisation der Mühl-
burger Kerwe "neuer Zeitrechnung". Die Zusam-
menarbeit mit dem Marktamt der Stadt Karlsruhe,
den Festwirten Horst Geppert und Horst Siebentritt,
dem Schaustellerverband, den Kirchen st. Peter und Paul und Karl-Friedrich-Gedächtnis-Kirche, deren
Pfarrer Lerchenmüller und P. G. Lassahn hat der
Bürgerverein Mühlburg mit den Mühlburger Bür-
gern gerne angenommen. Von Freitag bis Dienstag
wurde den Besuchern ein reichhaltiges Programm
geboten, das für wahrhaft jeden etwas zu bieten
hatte. Daß dabei Besinnung in Form eines ökume-
nischen Gottesdienstes im Zelt ihren Platz fand,
war für das Atemholen inmitten der Mammut-
veranstaltung ein neuer Aspekt, den die beiden
Pfarrer mitgetragen haben, in dem sie den zahlrei-
chen Gottesdienstbesuchern eine würdige Besin-
nung schenkten.
Wenn dann am Dienstagabend nach einem bis
auf den letzten Platz besetzten Seniorennachmit-
tag (500 bis 600 Besucher) die bunten Raketen in
Mühlburgs Nachthimmel stiegen, hatten viele Bür-
ger und Gäste Frohsinn, Gastlichkeit, Kommunika-
tion im Rahmen der Mühlburger Kirchweih genos-
sen und erlebt. Sie ist aus Mühlburg trotz gesell-
schaftlicher Veränderung auch nach über 20 Jahren
nicht mehr wegzudenken. Auch oder gerade im Ju-
biläumsjahr hoffen wir wieder auf viele zufriedene
Besucher.
Lassen Sie den Chronisten bei den jährlichen
Veranstaltungen bleiben. So wurde in jener Zeit
1977 aus der Veranstaltung "Ein Platz an der Son-
ne" die Idee des Fliederfestes geboren. Ein mutiges
Unterfangen, ist doch das Fest in der zweiten Mai-
woche im Freien auf dem Fliederplatz angesiedelt.
Diese Herausforderung an "Petrus" gingen die
Mühlburger Vereine nicht aus dem Weg und veran-
stalteten am 20./21. Mai auf dem im März neu fer-
tiggestellten Fliederplatz ihr erstes Fest!
Das Fliederfest so llte, so damals der Erste Vorsit-
zende des Mühlburger Bürgervereins Heinz Vogel,
als fester Bestandteil alljährlich abgehalten werden.
Das Fliederfestgremium, allen voran Peter Klemm
und Klaus Brenner sowie die Vereine, hat sich bis
heute über zwanzig Jahre daran gehalten und vie-
len Mühlburgern und Mühlburgerinnen sowie zahl-
reichen Gästen die erste Frühlingsfestfreude bei
meist gutem Frühlingswetter gebracht. Nur einma l
in zwanzig Jahren mußte das Fliederfest am Sams-
tag morgen wegen strömenden Regens kurzfristig
abgesagt werden. Das heutige Fliederfestgremium
wird von dem Präsidenten der Mühlburger Karne-
valsgesellschaft Hans Wiedemann und Frau Cramer
von der RsG geleitet. Chronisten pflicht.
An Ideen war die Vorstandschaft des Mühlburger
Bürgervereins noch nie arm, und 50 hatte das Vor-
standsmitg li ed Jürgen Wiedemer eine brillante
Idee, die er in Zusammenarbeit mit dem Vorstand
und deren Partnern hatte, ja Partnern und Ehefrau-
en, dies sei hier auch einmal ausgesprochen. Ohne
sie wäre so ein Ehrenamt nie und nimmer auszufül-
len, dafür se i ein herzliches Dankeschön gesagt.
1983 setzte der Vorstand also die Id ee von Jü rgen
Wiedemer in die Tat um. Man suchte Hobbyisten,
die zu r Freude der Besucher ihr Hobby im Entste-
hen vorführten. Eine akt ive Ausstellung also, die
Ideen und Tips zur Freizeitgestaltung direkt an die
Interessierten weitergibt.
Die Carl-Benz-Halle wurde gemietet, in einer
gemeinsamen Aktion umgestaltet und mit genü-
gend Werktischflächen versehen, - ein herzliches
Dankeschön an die Karl-Friedrich-Gemeinde für die
zur Verfügung gestellten zusätzlichen Tische. Zwi-
schenwände wurden angeschafft und montiert. Mit
über 60 Ausstellern war die Halle bestückt, als am
zweiten Novemberwochenende Punkt 14 Uhr der
Vorsitzende Heinz Vogel die Ausstellung eröffnete,
nicht ohne dem Ideengeber Jürgen Wiedemer und
seinem Team aus dem Vorstand große Bewunde-
rung und Dank auszusprechen! Mit großem Fleiß
und Akribie demonstrierten zwei Tage lang ein-
drucksvoll die Bastler ihren verwunderten Besu-
chern, welche Betätigungen sie an den vor Ihnen
liegenden Winterabenden faszinieren könnten. Bis
zum heutigen Tag hat diese Ausstellung Akteuren
und Besuchern - bis zu 2.000 an zwei Tagen - Freu-
de gebracht. Freude über die Hobbys, aber auch
Mei liewes Mühlburg Du hasch en runde Geburtsdag dies Jahr; wersch 750
Jahr alt! E bissie dusch ja mogle. Du wörsch aigent- lieh scho e paar Jährle älter. Ja doch, des kannsch net abstreite. Mer hat uff deim Bode Funde aus de Rämerzeit gmacht. Also, 0 scho zu sellere Zeit isch kain Weg an der vorbeigange. Awwer was soll's, seit 750 Jahr haisch Mühlburg - oder wenigschtens so ähnlich - un somit welle mer's debei lasse.
Hasch de im Prinzip gut ghalte; siehsch immer noch ganz passabel aus. Es sin ja ainige Stürme iw- wer de weggange in derre lange Zeit. Da bleibt e manche Narb zrick un d'Falte komme wie von se/- wer. Awwer mach der nix draus. Des geht jedem so, wenn er in die Jahre kommt - guck mich 0, es geht mer 0 net annerscht.
Kannsch de iwwerhaupt noch dra erinnere -mei liewes Mühlburg- an damals, vor 60 Jahr, wo ich uff d'Welt komme bin? Da warsch du grad 690 Jahr alt, des mischt'sch aigentlich noch wisse. Es hat näm- lich mit mir e hunnertprazentiges Mühlburgerle des Licht der Welt erblickt. Denn scho mei Vadder un mei Mudder sin echte Mühlburger Kinner gewese; hawwe in deiner Hardtschul d'Schulbank gedrickt; sin - gerecht vertailt - in deine zwai Kirche zur Kommunion un zur Konfirmation gange. Net jeder Mühlburger kann des so von sich behaupte un ich bin da scho e bissie stolz druff.
A ich bin in dei Hardtschul gonge, hab sogar in deine Mauere mei Lehrzeit gmacht. Un dann hab e der halt doch de Rücke zugekehrt. Fir iwwer dreißig Jahr hob e de verlasse. Da derfsch mer awwer net bees sei. Waisch, wenn aim d'Liebe packt, da lasst mer alles ligge un stehe un geht mit seim Liebschte iwwer alle Berg. Un ganz stimmt's ja 0 net, des mit dem Rücke zukehre. So oft wie's gange isch bin e uff Bsuch haimkomme. Un kannsch mer's sicher glawe -
VON KARIN REITZ
mei liewes Mühlburg - wenn e gsagt hab "dehaim", dann warsch immer du demit gmaint, nie der Ort wo e grad gwohnt hab.
Ja un wo e dann haimkomme bin fir immer, da hawwe mir zwai uns erseht widder anenanner gwehne misse. Dein Entefang hat mer gar net gfal- le. Da isch mer's viel zu laut un zu truwelich zugan- ge. Frieher - waisch des noch? - da hawwe glei beim Entefang scheene, lauschige Wegle agfange. Heit gibt's die alle nemmeh. Wo gehn denn heit die junge Pärle na, wenn se e bissie al/ai sei wel/e? Awwer des kann mer ja grad egal sei, ich brauch se nemmeh, die Wegle.
E paar scheene Fleckle hasch der scho erhalte. Dei Lindeplätzle un dei Fliederplätzle, des muss e sage, sin fascht noch scheener worre. Ach - un waisch, wo e gar zu gern nageh? Derfsch me awwer net aus- lache. Ich geh so gern uff dein Friedhof. Ich hab mol nachgezählt, wieviel Leitle von meiner Familie in deiner Erd ihr letschte Ruh gfunne hawwe. Uff zwanzig bin e komme un sicher hab e noch e paar vergesse. Wenn e da bin, uff deim Friedhof, da waiß mei Mann, dass e so schnell net haimkomm. Net bloß weil e so lang Zwiesprach halt mit de Verstor- ~~~n~m~~~~~~~~h~
mit de quicklebendige Bekannte, die mer uff deim Friedhof bständich immer un immer widder iwwer de Weg laafe.
Mei liewes Mühlburg, ich kennt der noch viel meh verzähle, awwer fir heit muss e zum Schluss komme. Fir die nächschte 750 Jahr wünsch e dir un alle dei- ne Mensche, die sich unner deine Fittiche geborge fühle, von ganzem Herze viel, viel Glück un Gottes Sege. Un dass 0 an deim 1500ste Geburtsdag, im- mer noch jemand zu der sage kann :
MEI LlEWES MÜHLBURG!
Freude über die Kommunikation mit den Mitmen-
schen. Genau hier sieht der Bürgerverein auch sei-
ne Aufgabe, Menschen im Gespräch zusammenzu-
bringen.
Nachdem J. Wiedemer krankheitshalber aufhö- ren mußte, übernahm Vorstandmitglied und Kassier Klaus Schippereit diese Aufgabe, bis sie vor nun
vier Jahren von unserer Kassiererin Frau Barquet
übernommen wurde. 1989 kam es zu einem Führungswechsel beim
Bürgerverein Mühlburg, die "Ära Heinz Vogel " war
zu Ende. "Nach zwölf Jahren Vorsitz an Horst Weis- ser übergeben." So kündeten die Badischen Neue-
sten Nachrichten den Wechsel an der Spitze des
Bürgervereins Mühlburg an. Wir schreiben den
April 1989 und Dr. Karl Heinz Hugenschmidt als
Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Karlsruher Bürgervereine (AKB) betonte in seiner Würdigung:
"Die Ära Vogel hat Mühlburg sehr viele neue Impul-
se gegeben." Heinz Vogel hat trotz seiner Tätigkeit als CDU-Stadtrat stets und immer in seiner Aufga- be als Bürgervereinsvorsitzender eine absolute
Bürgerball 1985 mit !reen Sheer.
Neutralität gelebt. Oberstes Gebot war
für ihn , die Mühlburger Bürgerin nen
und Bürger, ganz gleich welcher Cou-
leur, zu hören und ihnen mit Rat und
Tat zu helfen. Heinz Vogel hat Zeichen
gesetzt, und es ist gut, daß er den Bür-
gern noch als Stadtrat erhalten blieb
und bleibt. Der Vorstand des Bü rgerver- Heinz Vogel
ris Lorenz, Sopran, Badisches Staats-
theater; Sängervereinigung Mühlburg;
Horst Ru ether, Bariton , Badisches
Staatstheater; Tanzkapelle Webrados.
Heute Nostalgie, damals vom Feinsten.
In festlicher Robe, elegantem Cut, ließ
sich Mühlburg im Kühlen Krug sehen,
wie gesagt 1966! Machen wir einen
eins hat Hei nz Vogel aufgru nd seiner Verdienste
und Dankbarkeit zum Ehrenvorsitzenden ernannt
und zwar einstimmig.
Horst Weisser, der neugewählte Erste Vorsitzen-
de des Bürgervereins Mühlburg, machte in sei ner
"Regierungserklärung" deutlich, daß der ansonsten
komplett wiedergewählte Vorstand den gemeinsa-
men mit Heinz Vogel eingeschlagenen Weg weiter-
gehen werde. Eine Maxime von H. Weisser lautete :
"Ich trage als Vorsitzender keine Entscheidung mit,
die ich vorher nicht kenne." Seine Forderung war :
"Die Bürgerveine müssen stärker in die Entschei-
dungen der Stadt ei ngebunden werden." Horst
Weisser setzt die Bürgervereinsarbeit mit dem be-
währten Führungsteam fort.
Ein gesellschaftlich hochrangiges Ereignis in
Mühlburg war schon lange Jahre ein Ball, einst bis
etwa 1966 "Winterball" genannt, später von Heinz
Vogel in Bürgerball umgetauft.
Ausschnitt aus dem Programm
"Die Vorstandschaft des Bürgervereins Mühlburg
freut sich, Sie zu ihrem einz igen Fest des Jahres,
dem Winterball , welcher am Samstag, dem 15. Ja-
nuar 1966 im Saa le des Kühlen Kruges stattfindet,
höflichst einzuladen." Die Mitwirkenden waren:
Werner Horn, Kapel lmeister des Staatstheaters; 00-
Zeitsprung ins Jahr 1979, im mer noch Programm
mit meist eigenen Kräften und doch siehe da , 1980
taucht schon ein Künstler vom Funk auf, Walter
Schultheis vom SDR Stuttgart, ebenso die WeItmei-
sterin auf dem Akkordeon Christa Behnke mit dem
Tanzorchester Fred Rabbold. Ein weiterer Schritt
nach vorne zeigt sich dann 1982 mit der Verpfli ch-
tung des Medium Terzetts. Im Jahre 1985 folgte
eine Sternstunde mit Ireen Sheer, einer Künstlerin
der Sonderklasse. Unvergeßlich bleibt ihr Uniso lo
mitten auf der Tanzfläche ohne Mikrophon, dem
das vollbesetzte Haus stürmischen Applaus zo ll t.
1986 boten Jürg en Marcus und Wolfgang Sa uer ei-
nen weiteren Leckerbissen, dem 1988 Cyndi und
Bert folgten. Die Bemühungen der Organisatoren
des Bürgervereins, dem Publikum etwas Besonders
zu bieten, waren nicht nur die Verpflichtung von
Gaststars, sondern auch aus der Carl-Benz-Hal le ein
Ballhaus zu zaubern, das inklusive der Bühne ein
to lles Flair ausstrahlte. Hier haben sich unter der
Ideenvielfa lt von Jürgen Wiedemer die ganze Vor-
standschaft mit ihren Freunden und Helfern un-
endli che Mühe gegeben. Aber die Flut von Bäll en
hat sich von Jahr zu Jahr auch bei uns auf di e Be-
sucherzah l negativ ausgewirkt und das trotz her-
vorragender Tanzorchester und Stars, die natürlich
auf der Kostenseite zu Buche schlug en und schließ-
lich nicht mehr zu verantworten waren. Der letzte
Versuch war ein Gemeinschaftsball mit
der K. G. Fidelio, die ihrerseits bei den Bällen ebenfalls unter einer deutlich
nachlassenden Resonanz zu leiden hat- ten. Dennoch kamen wieder nur 228 Besucher, die alle ausnahmslos von die-
sem Ballabend begeistert waren und
teller bei Horst Weisser für die geleiste-
te Arbeit als Stellvertretender Vorsit- zender und vier Jahre als Erster Vorsit- zender, ebenso bei Manfred Kudert für insgesamt zehn Jahre ehrenamtlicher
Arbeit.
unser gemeinsames Bemühen hono- Kurt Ernst Der momentane Gesamtvorstand des
Bürgervereins Mühlburg 1898 e.v. re- rierten, gegen den stetig um sich greifenden Zeit-
trend Ballmüdigkeit anzukämpfen. Der Bürgerball wurde laut Vorstandsbeschluß,
bei einer Stimmenthaltung, bis auf weiteres ausge-
sultiert aus der Wahl der Hauptversammlung am 17. April 1997.
Erster Vorsitzender: Kurt Ernst, Stellvertreter: Peter Klemm und Klaus Brenner, Schriftführerin: Gertrud
setzt, da auch hier wieder die Kosten bei weitem Schäfer, Kassiererin: Lintgard Barquet, Beisitzer: nicht gedeckt werden konnten. Daß diese Entschei- Marianne Ernst, Andreas Kumeth, Frank Heck, dung weh tat, ist selbstverständlich, war doch der Bernd Antonowitsch, Andreas Machauer, Ehrenvor-
Bürgerball Dank des Organisators J. Wiedemer in sitzender: Heinz Vogel. den vielen Jahren auf ein hohes Niveau gekommen.
Am 25. März 1993 zeichnete sich bei der Jahres- 100 Jahre Mühlburger Bürgerverein e.V. 1898.
hauptversammlung wieder eine Wachablösung ab. Der Erste Vorsitzende Horst Weisser, ebenso sein Stellvertreter Manfred Kudert, kandidierten nicht
mehr. Einziger Kandidat war Kurt Ernst, der ein- stimmig von der Versammlung gewählt wurde. Pe- ter Klemm und Jürgen Link wurden zu seinen Stell-
vertretern gewählt. Schriftführer Jürgen Bickel und die Seniorenbeauftragte Marianne Ernst wurden im Amt bestätigt, Kirchen und Schulen: Ellen Fenrich, Mitgliederpflege: Andy Kumeth, Schatzmeister: Klaus Schippereit, Vereine: Klaus Brenner, z.bV. und
Technik: Frank Heck. Der neu geWählte Erste Vorsitzende Kurt Ernst
berichtete über sein hartes Ringen, ob er überhaupt für ein solch verantwortungsvolles Amt kandidieren sollte, nachdem so zwei bedeutende Leute, nämlich Heinz Vogel und Horst Weisser diese Position einge- nommen hatten. Er bedankte sich mit einem Ehren-
Nicht nur das Thema Kultur, in ihm eingebunden die immer wiederkehrenden Veranstaltungen, be- stimmen die Aktivitäten des Bürgervereins unter dem Jahr, sondern unser Bestreben, Mittler zu sein
zwischen dem Bürger und der Stadtverwaltung in den Bereichen Verkehrswesen, Polizei, Umweltthe- men, Wirtschaft, Jugend, Senioren, Schulen, Kir- chen und Vereine.
Der Bürgerverein wird von der Stadtverwaltung informiert bei Bauvorhaben, z. B. über die Umge-
staltung von Straßen oder öffentlichen Plätzen, öf- fentlichen Anlagen usw. Der Bürgerverein kann vor Ort Gespräche mit Vertretern der Stadt organisie- ren. Der Bürger kann sich über seinen Bürgerverein mit seinen Wünschen besser durchsetzen. Politisch ist der Bürgerverein neutral geführt, pflegt jedoch Kontakte zu allen Parteien.
Eine lieb gewordene Einrichtung ist das Sprach-
rohr des Bürgervereins und der Mühlburger Verei-
ne, das "Mühlburger Leben". Über 35 Jahre infor-
miert sechsmal im Jahr das Blatt über das Leben in unserem Stadtteil. Zusammengestellt von unserem
Ehrenmitglied, Herrn Ferdinand Ruf, erreicht dieses
"Mühlburger Leben" einen Großteil unserer Bürger
mit den Inseraten der Mühlburger Geschäftswelt,
ohne die eine kostenlose Verteilung nicht möglich
wäre.
Zu Pfingsten 1959 erschien das Mühlburger Le-
ben als erstes Organ nur für den Bürgerverein. Erst
nach und nach bedienten sich die Vereine, Schulen und Kirchen der Mitteilungsmöglichkeit.
100 Jahre Mühlburger Bürgerverein, dem Chro- nisten war es sicher nur möglich, Impressionen
über die Aktivitäten unseres Vereins zu schildern, dessen Mitglieder zur Zeit über 800 Bürgerinnen
und Bürger zählen und der von zehn Vorständen
geleitet wird, Vorstände, Damen und Herren, die ihre Zeit, ihr Engagement ehrenamtlich zur Verfü-
gung gestellt haben und weiterhin stellen für unse-
re Bürgerinnen und Bürger.
100 Jahre si nd gefüllt mit Leben, Ereignissen,
Krieg, Frieden, Freiheit, Lebensstufen eines jeden
Einzelnen von uns. Daran soll das abschließende
Gedicht von Hermann Hesse erinnern:
Lebensstufen
Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend.
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen, Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen
Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ... Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Aus: Hermann Hesse, Gesammelte Werke. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Verlages.
Ausflug mit dem Rad durch zwei Jahrhunderte.
BARBARA HUBER, EMIL REITZ, AUGUST VOGEL
f\f eine stolze Entwicklung kann die Rad-sportgemei nschaft Ka rlsru he zu rückb lieken, die aus dem Zusammenschluß der Rad- sportvereine "Sturm Mühlburg" und "Freiherr von
Drais" hervorgegangen ist. Der neue Verein setzt die
Tradition fort, die der Radsportverein "Sturm Müh l-
burg", vor 100 Jahren einge leitet hat.
Entsprechend umfangreich ist auch das Sportan-
gebot. Rennsport, Kunstradfahren, Radball, BMX-
Free/Style oder Rad-Tourenfahren sind vertreten .
Auch eine historische Gruppe besteht, die vom
Laufrad über Hoch- und Sessel räder bis zur zeitge-
nössischen Kleidung komplett ausgerüstet ist.
Die Gründung des Radfahrvereins Sturm 1898
Mühlburg und seine Entwicklung bis 1958
Im Dezember des Jahres 1 B97 faßten einige
Stammgäste des Gasthauses zum Lamm in Mühl-
burg den Entschluß, einen Radfahrerverein zu
gründen, um sich an freien Tagen auf dem Fahrrad
von der Arbeit Mühe zu erholen, für ein paar Stun-
den die Sorgen zu vergessen, der Hetze im täg-
lichen Leben zu entfliehen, Freundschaft und Ge-
se ll igke it zu pflegen und vor all em die Jugend für den Radsport zu gewinnen.
Die unverdrossene und unermüdliche Werbung von
Radsportgemeinschaft Karlsruhe e.V. 1898 100jähriges Vereins-Jubiläum 1
Mitgliedern für diesen gesunden und schönen
Sport ermög lichte es, daß am 13. Oktober 1898
eine Generalversammlung einberufen und die
Gründung des Radfahrervereins Sturm in Mühlburg
vollzogen werden konnte. Unter der Leitung des
tüchtigen Vorstandes Heinrich Noll konnte der Ver-
ein in der Einwohnerschaft Müh lburgs festen Fuß
fassen. Von tatkräftigen Sportkameraden unter-
stützt, war schon nach zwei Jahren seit Bestehen
des Vereins die Mitgliederzahl derart angewachsen,
daß an die Anschaffung eines Banners gedacht
werden konnte. Am 14. Juni 1903 fand die Banner-
weihe statt, verbunden mit einem Preiskorso. Dem
jungen, aufstrebenden Vereine ging es also ernst-
lich darum, se inem Bestehen auch nach außen hin
Ge ltung zu verschaffen. In schönen wie in sturmbe-
wegten Zeiten hielt das Banner die Mitglieder in
Treue zusammen. Getreu auch seiner Parole : "In
Sturmesbraus - zieh'n wir hinaus" setzte sich der
Verein trotz aller inneren und äußeren Schwierig-
keiten des Vereinslebens durch. Der Mitg liederstand
bewegte sich damals zwischen 80 bis 100, manch-
ma l darüber. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges
1914 warf unseren Sport zurück. Im Laufe des Jah-
res 1919 aber fanden sich einige ehema lige Sport-
kameraden zusammen, um den Verein wieder auf-
zurichten und es gelang dem energischen Zweiten
Radlerousflug vor der Gründung des Radfahrervereins Sturm Mühlburg im Jahr 1895.
Vorsitzenden, unserm Kameraden Albert Dafferner,
die Mitglieder des Vereins zusammenzuhalten, bis
der Erste Vorsitzende, Franz Berg, aus der Kriegsge- fangenschaft zurückkehrte. Bei seiner Rückkehr in
die Heimat im Jahre 1920 wurde ihm ein begeister- ter und würdiger Empfang bereitet.
Neues Leben erwachte in den Reihen der Ver- einsmitglieder, und in kurzer Zeit war der alte Mit- gliederstand wieder erreicht. Bis zur Jahreswende
1921/1922 war die Mitgliederzahl auf über 100 an-
gestiegen. Im Jahre 1924 wurde der Verein Mitglied im Bund Deutscher Radfahrer. Mit einer einheitli -
chen Sportkleidung trat der Verein nun bei öffent- lichen Veranstaltungen erfolgreich auf. Durch
Kunst- und Reigenfahren wurde ein weiteres Sportgebiet geschaffen und mit großem Erfolg be-
trieben. Bei historischen Festzügen mit der Gruppe
"Die Entst~hung und Entwicklung des Fahrrades", vom Draisrad bis zum vollendeten Kunstrad, konn-
te der Verein viele erste Preise erringen. Auch im
Vor dem Gasthaus "Zum Lamm " im Jahr 1957.
Rennsport wurden schöne Erfolge erzielt, desglei-
chen im Radwandern . Unsere historische Gruppe
war im Bundesgebiet einma lig und wurde deshalb
bei allen besonderen Anlässen angefordert. So be-
teiligte sie sich unter anderm auch am Olympia-
festzug in Hamburg im Jahre 1936 mit unseren
Fahrern und erntete reichen Beifall. Schmerzlich
traf uns deshalb der Verlust von 18 Rädern dieser
Gruppe. Bei einem Fliegerangriff im Dezember
1944 wurden sie im Gasthaus zum Lamm, wo sie
aufbewahrt waren , vernichtet. Nur ein Hochrad,
das Draisrad und ein Kunstrad, die bei Mitgliedern
untergebracht waren, blieben erhalten .
Beim Ausbruch des Krieges im Jahre 1939 hatte
der Verein seine beachtlichste Höhe erreicht. Auch
während des Krieges wurde das Radwandern immer
weiter gepflegt, und es wurden bis zum Jahre 1944
schöne Ausfahrten unternommen. Die in der Hei-
mat verbliebenen Mitglieder kamen auch weiterhin
zusammen und hielten steten Kontakt mit den zur
Auf dem Hochrad durch die Stadt.
Wehrmacht einberufenen und im Felde stehenden
Kameraden.
Beim Einmarsch der Franzosen in Karlsruhe, im
April 1945, retteten die beherzten Vereinsmitglie-
der H. Ortner, A. Bastian, Frau Bastian und Emil Bür-
ger das noch vorhandene Inventar und die Vereins-
preise vor Plünderung und Vernichtung, indem die- se Kameraden unter Lebensgefahr die für den Ver-
ein sehr wertvollen Gegenstände bargen und bei
Kamerad Ortner unterstellten. Darunter befand sich auch das Banner mit den Bannerschleifen.
Nachdem die Besatzungsbehörden die Wiederbe- gründung und Fortführung von Sportvereinen zu-
gelassen hatten, versammelten sich am 9. April
1948 im Gasthaus zum Lamm 22 frühere Mitglieder des alten Vereins und beschlossen seine Wieder-
gründung bzw. seine Fortführung laut Satzung. Diese Versammlung wurde von August Bastian, H.
Ortner, A. Vogel, Frau K. Bastian und E. Reitz einbe- rufen. Am 24. Oktober 1948 wurde dann in engem Rahmen das 50jährige Jubiläum des Vereins gefei- ert. Immerh in konnte wieder ein wohlgelungenes
Vereinsrennen durchgeführt und ein Festbankett
mit Ehrungen im "Lamm" abgehalten werden. Von
nun an ging es unter der verdienstvollen Leitung
von August Vogel als Ersten Vorsitzenden stetig
aufwärts. Bereits im Jahre 1949 wurde vom Verein
die Badische Straßenmeisterschaft über eine Strek-
ke von 150 km durchgeführt. Es war ein voller Er-
folg für den Verein. Im Jahre 1951 wurde im Garten
des Gasthauses "Zum Engel" ein Gartenfest abge-
halten und gleichzeitig der "Große Straßenpreis
von Mühlburg" durchgeführt. Auch diese Veran-
staltung verlief reibungslos und brachte uns wieder
weitere Mitglieder. Gleichzeitig wurde das Kunst-
und Reigenfahren, sowie das Radballspiel in die
sportliche Tätigkeit aufgenommen, nachdem zuvor
die erforderlichen Kunsträder beschafft worden
waren. Im gleichen Jahre beteiligten wir uns mit
der historischen Gruppe am Bundesfest in Mann-
heim und erhielten im Preiskorso den I. Preis. Wie-
derum im nächsten Jahr errangen wir beim Bun-
desfest in Speyer mit derselben Gruppe den I. Preis.
Im Jahre 1952 wurde erstmals die Gesamt-Badische
Meisterschaft im Vierer-Vereinsmannschaftsfahren
über 100 km durchgeführt. Zum Gedenken unseres
verstorbenen Mitglieds und eifrigen Rennfahrers
Emil Bürger wurde von nun an fast jedes Jahr das
"Emil - Bürger-Gedächtnisrennen" in Mühlburg
durchgeführt, das Tradition wurde und sich allge-
meiner Beliebtheit erfreute.
Am 31. Oktober 1953, an läßlich unseres 55. Stif-
tungsfestes, nahmen wir nach Renovierung unseres
Banners die zweite Bannerweihe vor, die gleichzei-
tig das 50. Bannerjubiläum war. Die Weihe vollzog
der Erste Vorsitzende des Badischen Sportbundes,
Franz Müller, der in herzlichen Worten die Verdien-
ste des Vereins würdigte. Unter der umsichtigen
und stets bewährten Le itung aller Vorsitzenden
machte der Verein große Fortschritte, so daß er in
den 50er Jahren mit zu den rührigsten Bundesver-
einen zäh lte. Unzählige erste Preise sowohl im Lan-
desverband als auch im Kreis und Bund Deutscher
Radfahrer wurden errungen, ebenso im Kunst- und
Reigenfahren und im Radballspiel. Unsere Rennfah-
rer waren nicht weniger erfolgreich, so daß das Ziel,
die "Breitenarbeit", die im Vordergrund des Vereins
steht, voll und ganz zum Ausdruck kommt und in
vollem Ausmaß als erreicht gelten konnte. Aber
auch in der Förderung der Jugendarbeit wurde
nichts unversucht gelassen, um den nötigen Nach-
wuchs zu erziehen und heranzubilden.
In der Geschichte des Radsports in Mühlburg
muß aber noch ein Ereignis besonders hervorgeho-
ben werden. Eines der größten Verdienste des
Mühlburger Vereins war, daß die Bundeshauptver-
sammlung Deutscher Radfahrer in Karlsruhe abge-
halten wurde. Der Anlaß war der 100. Todestag des
Erfinders des Fahrrades. Karl Friedrich Christian
Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn, Badischer
Forstmeister (geb. 1785, gest. 1851), dessen Denk-
mal in der Kriegsstraße in Karlsruhe oft Anlaß zu
Feierstunden mit Kranzniederlegungen und Ge-
denkreden war.
Bei al len Groß-Veranstaltungen im Radsport, die
in Karlsruhe zur Durchführung kamen, beteiligten
sich "Stürmler" bei den Vorbereitungen und Aus-
richtungen. Olympia -Ausstellungen, Internationa le
Radball-Turniere und Hallenradsport-Meisterschaf-
ten des Bezirkes und des Verbandes waren immer
Höhepunkte der Vereinsarbeit. Selbst die Groß-
Veranstaltungen "Quer durch den Sport" des KSC,
mit den Spitzenkönnern im Kunstradfahren und
Radball, waren durch Vermittlung und Betreuung
Der Vorstand im Jahr 1958. Oben von links: Kurt Zinsmeier, Heinz Vogel, Fritz Kiefer, Manfred Reitz, Werner Ortner, Korl Weiß, Kar! Armbruster. Unten von links: Emi/ Reitz, Frau Köppel, August Vogel, Karl Köppel, Hermann Ortner.
Mino Printz, 1958 Ehrenmitglied, ers te und älteste deutsche Kunstradfahrerin.
der mehrfachen Deutschen Meisterinnen und Mei-
ster, ja, der doppelten Weltmeister, für unseren Ver-
ein ehrenvolle und dankbare Aufgaben .
Als zufriedenstellende Bilanz muß auch der Er-
folg in der Schaffung von Radfahrwegen in der
weiten Umgebung Karlsruhes bezeichnet werden,
denn auch auf diesem Gebiete sind Stürmler maß-
gebend aufgetreten. Neben all diesen aufgezeigten,
gemeinsamen und großen Leistungen auf allen In-
Der Vorstand im Jahr 1998. Oben von links: Beisitzer J. Huber, Fachwart Radlager M. Wagner, Jugendleiterin H. Lang, Fachwartin Halle M. Ortner, Fachwart RTF A. Kitt!, Beisitzer KI. Reitz. Unten von links: Ehrenvorsitzender H. Vogel, Zweiter Vorsitzender und Kassenführerin K. Lange, Geschäftsstelle B. Hub er, Erster Vorsitzender R. Ortner.
teressengebieten des Radsportes, wurde aber auch
innerhalb des Vereins alles getan, um zunächst den
Aktiven all es das zu beschaffen, was sie zu sportli -
chen Leistungen und Erfolgen führt und ihre Kräfte
sichert, um Meisterschaften in allen Disziplinen für
den Verein zu erringen. Daß aber auch die Gesellig-
keit und Kameradschaft im Verein eine große Rolle
spielten, ist wohl am besten daraus zu ersehen, daß
man an Ostern und an Weihnachten die große Ver-
Reinhard Degen, Gründungsmitglied des Vereins im 75. Jubiläums- jahr 1958.
RSG , J. Huber und M. Wagner. RSG 11 M. Weber und R. Haug.
RSG "' ehr. Ganz und T. Rauprich.
einsfamilie ebenso reich versammelt sah, wie sie
sich beim alljährlichen Familienausflug eingefun-
den hat.
An den Fastnachtsumzügen des Verkehrsvereins
in Karlsruhe beteiligte sich der Verein mit wir-
kungsvollen humoristischen Gruppen, die allgemein
Anklang fanden . Anläßlich der "350-Jahrfeier der
Stadt Mannheim" wurde dort ebenfalls ein großer
Fastnachtsumzug durchgeführt. Der an den Verein
ergangenen Einladung leisteten wir mit der histori-
schen Gruppe gerne Folge und ernteten reichen
Beifall und Anerkennung.
An der Einweihung des Ersten Deutschen Zwei-
rad-Museums in Neckarsulm 1956 in Verbindung
mit einer "Großen Internationalen Veteranen-
Rallye" beteiligten wir uns mit unserer gesamten
"Historischen Gruppe" in Originalkostumen. Dabei
konnten wir neben den 17 Einzelpreisen für unsere
Teilnehmer jeweils die goldene Erinnerungs-Plaket-
te für volle Erfüllung der gestellten Bedingungen
und ferner im "Internationalen Mannschafts-Wett-
bewerb" den ersten Preis erringen.
Als im Jahre 1957 in Mühlburg die Arbeitsge-
meinschaft der Mühlburger Vereine ins Leben geru-
fen wurde, waren auch die Radsportier dabei. Der
gemeinsam errungene Erfolg war der Ansporn,
auch in Zukunft Veranstaltungen innerhalb dieser
Arbeitsgemeinschaft durchzuführen.
Im Jubiläumsjahr 1958 wurde dem Verein vom
Bu nd Deutscher Radfahrer zu dem vorgesehenen "Großen Straßenpreis von Mühlburg" gleichzeitig
als Würdigung seiner Pionierarbeiten das Auswahl-
rennen zur Bildung der Deutschen National-Mann-
schaft angetragen. Diese große Ehre wußte der Ver-
ein zu schätzen, und es war diese Veranstaltung, die
mit der 110. Jahrfeier der Freiwilligen Feuerwehr
Mühlburg und gemeinsam mit dem Volksfest der
Mühlburger Vereine durchgeführt wurde, die der
Feier zu einem vollen Erfolg verhalf.
Die wichtigsten Ereignisse
aus der Vereinsgeschichte 1958-1998
1958
1961
1963
1967
1971
1972
4.- 7. Juni, 60jähriges Jubiläum an der
Honsellstraße gemeinsam mit der Frei-
willigen Feuerwehr. Ausrichtung der Ba-
dischen Straßen meisterschaft. Sieger:
Kuntz, Linkenheim, früher Mühlburg.
Treffen der Bundesehrengilde des BOR
anläßlich des 110. Todestages der Frei-
herrn von Drais (Ausrichter: RV Sturm
Mühlburg).
Großer Straßenpreis "Um den Gritzner-
Preis" über 156 km Weltmeisterschafts-
vorbereitungen. Zweiter der C-Klasse:
Schön laub, Sturm Mühlburg.
30. Juni : Städtevergleichskampf Karls-
ruhe-Nancy (Sieger Karlsruhe). Dieses
Treffen wurde jährlich vom Sturm Mühl-
burg durchgeführt mit entsprechendem
Gegenbesuch in Nancy.
Teilnahme an der Draisinen-Rallye
Straßburg-Karlsruhe aus Anlaß der Bun-
desgartenschau.
Neugründung der Abteilung
Kunstfahren.
Gesa mtbadische Ha lien radsportmeister-
schaften in der Carl-Benz-Halle erstmals
um den August-Vogel-Gedächtnis-Wan-
derpoka I. Erstma Is Sch ü lermeisterschaft
für die Schuljugend. Pokalstifter: Günter Rüssel.
RSG-Junioren B. Stolz und FI. Huber.
1974/75 Fusion der beiden Vereine "Sturm Mühl-
burg" und "Freiherr von Drais" zur Rad-
sportgemeinschaft Karlsruhe. Nach
zweijähriger Verhandlung, damals noch
mit Rot-Gold Karlsruhe, wird dieser
Schritt von Heinz Vogel und Günter
Schneider vollzogen.
1975 Annette Vogel und Daniela Ortner wer-
den erstmals Badische Meisterinnen im
2er Kunstfahren. Diese Erfolge setzten
sich bis 1982 fort.
1977/78 Wagner/Schäfer Badische Jugendmeister
im Radball.
Rodbollnachwuchs mit den Trainern T. Rauprich und KI. Reitz.
1978
1979
Vogel/Ortner erstmals Teilnehmer an
den Deutschen Meisterschaften im 2er
Kunstfahren. Günter Kobek gewinnt bei den Junioren-
weltmeisterschaften im Radrennen in
Buenos Aires/Argentinien die Bronze-
medaille.
1982/83 Günter Kobek: Militärweltmeister im
4000m Einer Verfolgungsfahren.
1983 Günter Kobek: Deutscher Meister in
1985
100 km 2er Mannschaftsfahren, zweifa-
cher Sechs-Tage-Sieger.
Großveranstaltungen in Karlsruhe zum
1986
200. Geburtstag des Erfinders des lenk-
baren Laufrades, Karl Friedrich Christian
Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn
(Badischer Forstmeister): Draisfestival
bei der Europahalle mit Rennen für
Junioren, dabei sind auch Gäste aus
Nottingham.
Rad ba Iitu rn ier/B MX-Da rbietu ngen/
Hoch rad ren nen/ Veteranenra llye.
Ausstellung im Prinz-Max-Pa lais.
Bundeshauptversammlung des BOR in
Karlsruhe, Ausrichter: Radsportgemein-
schaft Ka rlsruhe.
Rainer Schadowski wird Deutscher Mei-
ster BMX Größenklasse und Vize welt-
meister Helmke Ortner/Marita Jäkel erst-
mals bei der Deutschen Meisterschaft im
2er Kunstfahren in Berlin.
1987 Juni : Tei lnahme der Histor ischen Gruppe
bei den Weltmeisterschaften in Holland.
Rüdiger Ortner Weltmeister im 800m
Draisinenfahren.
1987 3. Juli : Start der 3. Etappe der Tour de
France von Karlsruhe nach Stuttgart.
1988 Juli: Teilnahme der Historischen Gruppe
als Abordnung des Landes Baden-Würt-
temberg bei der 750-Jahrfeier in Berlin.
1988 Jubiläumsjahr Badische Meisterschaften Kunstfahren der Schüler.
Volksradfahren durch den Hardtwald.
Radrennen um den Binding-Preis.
1988 6. Radtouristikfahrt. Badische Meister-
schaften Radball der Oberliga.
Radkriterium um die Draisschule. Jubilä-
umsveranstaltung im Gemeindezentrum
Peter und Paul. Radballsuperturnier.
Die sportliche Bilanz der Radballer der RSG Karlsru-
he der vergangenen zehn Jahre dokumentiert das
hohe Leistungsniveau unserer Mannschaften nicht
nur auf Landesverbandsebene in Nordbaden, son-
dern im gesamten badischen Raum. In den letzten
neun Jahren sicherten sich die Mannschaften der
RSG Karlsruhe in der höchsten Spielklasse des Lan-
desverbandes Nordbaden den Meistertitel der
Oberliga. Weiterhin gelang es in manchen Jahren
sogar, noch eine weitere Mannschaft in die Medail-
lenränge zu bringen. Der Gesamtbadische Meister-
titel der Oberliga konnte seit 1989 dreimal errun-
gen werden und viermal stellte die RSG den Vize-
Meister.
Ein ähnliches Bild zeichnete sich im Nachwuchsbe-
reich ab, wobei hier die Kontinuität der Erfolge un-
ter der rückläufigen Entwicklung im Bereich der
Neuzugänge zu leiden hatte.
Abteilung Kunstrad.
Treffen der Draisinenfahrer vor dem Rathaus.
Im überregionalen Vergleich waren die Mannschaf-
ten der RSG immer für spannende Spiele gut,
jedoch mußte immer wieder die leidvolle Erfahrung
gemacht werden, daß die Hochburgen des deut-
schen Radball in anderen Landesverbänden an-
gesiedelt sind. So wurde bisher das gesteckte Ziel,
eine Amateur-Mannschaft in die 2. Bundesliga zu
bringen, noch nicht erreicht. Zwar wurden in den
Jahren 1989, 1990, 1993 und 1996 mit dem Er-
reichen des Finales der Aufstiegsrunde große Hoff-
nungen geweckt, die aber aufgrund des vorhan-
denen Leistungsunterschiedes zwischen den einzel-
nen Landesverbänden nicht erfüllt werden konn-
ten. Im Jahr 1995 machte eine Schü lermannschaft der RSG auf sich aufmerksam. Mit dem über-
raschenden Einzug in das Viertelfinale der Deut-
schen Meisterschaften wurden die Vereinsfarben
bei einem überregionalen Großereignis würdig
vertreten.
Viele freundschaftliche Beziehungen zu anderen
Vereinen wurden in der Vergangenheit gepflegt.
Dies äußert sich auch durch regelmäßige und
gegenseitige Einladungen zu Pokalturnieren. Hier
sind es die Kontakte u. a. nach Öflingen!Wehr,
Im Draisjahr 7985 stand das Fahrrad im Mittelpunkt, hier var dem Draisdenkmal an der Beiertheimer Allee.
Sindelfingen, ReichenbachjFils, Robertsau (Frank-
reich), IsmaningjMünchen, Leimen, Mainz-Hechts-
heim und zum RMSC Karlsruhe, bei denen nicht
nur das sportli che Kräftemessen, sondern auch
der Erfahrungsaustausch und das Miteinander vor
und nach den Wettkämpfen im Vordergrund
stehen.
Zwei BMX Karrieren in der RSG
Die BMX Abteilung wurde 1982 gegründet. Bedingt
durch viele US-amerikanische Boys, die schon ein
BMX Bike hatten, kamen auch in Karlsruhe ver-
stärkt 12-16jährige auf den Geschmack und trai-
nierten mit Rainer Schadowski auf seinem eigenen
Trainingsgelände am Maxauer Hafen. Sein Vater
Dieter Schadowski organisierte als Fachwart al le
Teilnahmen an Deutschen, Europa- und Weltmei-
sterschaften. Di e BMX Rennfahrer im Verein wuch-
sen auf über zehn Fahrer an, und es kam eine Renn-
strecke in Grötzingen dazu. In 14 Jahren aktivem
Leistungssport holte Rainer über 140 Siegerpokale
nach Hause, dazu gehörte auch 1986 der Vize-WM-
Titel in England, die Deutsche Meisterschaft 1984,
Radakrobaten im Fest- zug beim 60jährigen Jubiläum des Rad- fahrervereins "Sturm" im Jahr 1958. Fata: Harst Schlesiger.
1986,1991 und 1993. Seiner Vorliebe für amerika-
nische Sportarten ist er treu geblieben, 1995 stieg
er auf Autos um. Albert Retey, geboren 1970 in der Schweiz, kam
erstmals 1985 mit BMX in Kontakt. Er probierte mit
seinem Bike auf Parkplätzen die schwier igsten
Tricks, während sich auch diese Art BMX als "Flat-
land Freestyle" in den USA und Europa zum Sport
entwickelte. Erst 1987 nahm Albert erstmalig an ei-
nem Wettbewerb in Köln t eil. Ab 1989 gab es in
Deutschland keinen besseren Flatland Freestyler als
Albert Retey. Den Titel des Deutschen Meisters
errang Albert ohne Unterbrechung von 1989 bis
1995. Auch bei den Weltmeisterschaften, die ab
1990 ausgetragen wurden, konnte er sich behaup-
ten und errang 1993 den WM -Titel in Limoges (F),
in den folgenden Jahren landete er auf Platz 2 oder
3. Seine sportliche Laufbahn beendete Albert Retey
1996, im gleichen Jahr, in dem er auch sein Physik-
Studium abschloß.
Die Rad-Tourengruppe mit ihren vier aktiven
Punktesammlern hat sich mit der AOK zusammen
die Aufgabe gestel lt, Ausfahrten für mehr oder
minder geübte Radfahrer zu organisieren. Jeden
Mittwoch um 18 Uhr wird gestartet, das heißt,
wenn der Wettergott gut will, denn wenn es in
Strömen regnet, wird die Gesundheit nicht geför-
dert. Zwischen 8 und 14 Personen sind auf dem
Sattel. All e Altersklassen sind dabei, da auch mit der Geschwindigkeit nicht übertrieben wird. Mit
Pausen in verschiedenen Garten- und Sportheimen
werden pro Abend 30 bis 35 km gefahren, so daß
jeder seine Freude zum Wiederkommen am näch-
sten Mittwoch hat.
Zu einem festen Bestandteil der Aktivitäten der
historischen Gruppe sind die Umzüge zu den Jah-
resfeiern geworden. 12 bis 16 historische Fahrräder
sind in Maxstadt und in Wissembourg im Elsaß so-
wie anläßlich 500 Jahre Neudorf und 750 Jahre
Wiesental im Badischen unterwegs. Bei Landesgar-
tenschauen, z.B. in Stuttgart oder Mosbach, aber
auch in Nordrhein-Westfalen, in Grevenbroich, ist
die Gruppe gefragt, um die Entwicklung des Fahr-
rades vorzustellen. Zum 800jährigen Stadt jubiläum
Durlachs starteten in Karlsruhe am Rathaus 17
Draisinenfahrer, darunter vier von der RSG.
Zum 210. Geburtstag des Fahrraderfinders Frei-
herr von Drais wurde in Karlsruhe die Bundes-
hauptversammlung des Bundes Deutscher Radfah-
rer abgeha lten. Bei der Kranzniederlegung am
Drais-Denkmal zeigte die historische Gruppe ihre
Räder.
Zur Präsentation für die Stadt Karlsruhe und die
KKA stellt die Gruppe ihre Räder vor. Für den Ver-
kehrsverein werden in Zusammenarbeit mit dem
Bogenschützenclub Seminare durchgeführt.
Erfolge unserer Kunstradsportier
1993 Fidelitas Pokal 1er Schüler B 1995 Kreismeisterschaft 2er Schüler A
Platz 1 Brigitte Pietruska Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska 1993 Fidelitas Pokal 1 er Schüler A 1995 Kreismeisterschaft 1er Schüler C
Platz 1 Karin Pietruska Platz 2 Nina Bacarella 1993 Fidelitas Pokal 2er Schüler A 1995 Fidelitas Pokal 2er Schüler A
Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska 1993 Deutsche Meisterschaft 1 er Schüler A 1995 Rhein-Neckar-Pokal (2) 2er Schüler A
Platz 22 Karin Pietruska Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska 1994 Kreismeistersch aft 1 er Schüler B 1995 Rhein - Neckar-Pokal (2) 1 er Schüler C
Platz 1 Brigitte Pietruska Platz 2 Nina Bacarella 1994 Kreismeisterschaft 1 er Schüler A 1995 Na chwuchswettbewerb 1 er Schüler C
Platz 1 Karin Pietruska Platz 1 Julia Schlager 1994 Kreismeisterschaft 1 er Schüler B 1995 Badische Meisterschaft 2er Schüler A
Platz 2 Denise Feix Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska 1994 Fidelitas Pokal 1 er Schüler B 1995 Deutsche Meisterschaft 2er Schüler A
Platz 3 Denise Feix Platz 10 Karin und Brigitte Pietruska 1994 Fidelitas Pokal 1er Schüler B 1995 Mitglied im D-Kader Baden-Württemberg
Platz 1 Brigitte Pietruska Karin und Brigitte Pietruska
1994 Fidelitas Pokal 1 er Schü ler A 1996 Kreismeiste rschaft 2erJugend
Platz 1 Karin Pietruska Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska
1994 Rhein-Neckar- Pokal (2) 1 er Schüler B 1996 Kreismeiste rschaft 1 er Schüler C
Platz 2 Brigitte Pietruska Platz 1 Nina Bacarella
1994 Rhein-Neckar-Pokal (2) 1 er Schü ler A 1996 Fidelitas Pokal 2erJugend
Platz 1 Karin Pietruska Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska
1994 Badische Meisterschaft 1 er Schüler B 1996 Fidelitas Pokal 1 er Schüler C
Platz 2 Brigitte Pietruska Platz 1 Nina Bacarella
1994 Badische Meisterschaft 1 er Schüler A 1996 Rhein-Neckar-Pokal (2) 2erJugend
Pl atz 1 Karin Pietruska Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska
1994 Badische Meisterschaft 1er Schüler B 1996 Rhein-Neckar-Pokal (2) 1er Schüler C
Platz 11 Denise Feix Platz 1 Nina Bacarella
1994 Deutsche Meisterschaft 1 er Schüler 1996 Badische Meisterschaft 2erJugend
Platz 1 Karin Pietruska Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska
1995 Kreismeisterschaft 1er Schüler A 1996 LBS-Cup Bad.-Württemb. (3) 2erJugend
Platz 1 Karin Pietruska Platz 3 Karin und Brigitte Pietruska
CD
1996 Deutsche Meisterschaft 2er Jugend
Platz 3 Karin und Brigitte Pietruska
1996 Mitglied im D-Kader Baden-Württemberg
Karin und Brigitte Pietruska
1997 Kreismeisterschaft 2er Jugend
Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska
1997 Kreismeisterschaft 1 er Sch üler B
Platz 2 Nina Bacarella
1997 Kreismeistersch aft 1 er Schüler A
Platz 4 Miriam Fritz
1997 Fidelitas Pokal 2er Jugend
Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska
1997 Rhein-Neckar-Pokal (2) 2er Jugend
Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska
1997 Rhein-Neckar-Pokal (2) 1er Schüler B
Platz 3
1997 Rhein-Neckar-Pokal (2)
Nina Bacarella
1 er Schüler A
Platz 5 Miriam Fritz
1997 Badische Meisterschaft 2er Jugend
Platz 1 Karin und Brigitte Pietruska
1997 Badische Meisterschaft 1 er Sch üler B
Platz 6 Nina Bacarella
1997 LBS-Cup Bad.-Württemb. (3) 2er Jugend
Platz 2 Karin und Brigitte Pietruska
1997 Deutsche Meisterschaft 2er Jugend
Platz 4 Karin und Brigitte Pietruska
1997 C-Kader-Sichtungen 2er Jugend
Platz Karin und Brigitte Pietruska
und somit C-Kader-Mitglied ab 1998
1997 Mitglied im D-Kader Baden-Württemberg
Karin und Brigitte Pietruska
1997 Rhein-Neckar-Nachwuchs 1 er Sch üler B
Platz 3 Judith Botta
1997 Schnupperwettbewerb 1er Schüler C
Platz 1 Gina Wintermantel
Gesamtvorstand im Jubiläumsjahr 1998
Erster Vorsitzender
Zweiter Vorsitzender
Geschäftsführerin
Kassiererin
Jugend leiterin
Fachwart Halle
Radball
BMX
Tourenfahren
Historische Gruppe
Beisitzer
Kassenprüfer
Presse
Rüdiger Ortner
Karin Lange
Barbara Huber
Karin Lange
He/mke Lang
Maria Ortner
Michael Wagner
Dieter Schadowski
Anton Kitt!
Barbara Huber
Jörg Huber
Klaus Reitz
Edeltraud Leyer
Rainer Haug
Jörg Huber
1. Der Artikel basiert auf "60 Jahre Radsport in Mühlburg" in der Festschrift "60 Jahre Radfahrerverein 'Sturm' 1898 Müh l- burg", Karlsruhe 1958, von Emil Reitz und August Vogel, der überarbeitet und bis in die Gegenwart aktualisiert wurde.
Fahnenweihe 1929.
FRANZ KLEINWÄCHTER UND RICHARD DOLDE
Die Fächerstadt Kar lsruhe wurde 1715 ge-gründet und hat woh l dank ihrer schönen architektonischen Bauweise und herr lichen Lage zwischen Rhein und Schwarzwa ld seit jeher
reichen Zuzug aus anderen deutschen Gauen. So
hatte sich woh l be reits um die Jahrhundertwende
eine statt liche Anza hl unserer bayerischen Lands-
leute innerhalb der Tore der Stadt Kar lsruhe ange-
siedelt (wir vermuten, daß wir Ihnen woh l zuschrei-
ben können, daß heute in Karlsruhe ein so ausge-
zeichnetes Bier zum Ausschank kommt). Doch noch
mehr dürfen wir diesen Landsleuten dafür danken,
daß sie sich bereits im Jahre 1898 zusammengefun-
den haben, im Gasthaus zum Tiroler in der Hirsch-
straße unter der Fahne Weiß-Blau, die gestiftet
wurde vom Prinzregent Luipold von Bayern. Der
Name des Vereins war "Bayernverein Weißblau
Karlsruhe", und er erfreute sich großer Beliebtheit
bei den hier ansässigen Bayern und Einwohnern
unserer Stadt. Groß ist die Anzahl der stattgefun- denen Veranstaltungen in der damaligen Festhalle
und im Stadtgarten, noch reicher waren die Besu-
che und Gegenbesuche auswärtiger Vereine zu
Trachtenfesten und Fahnenweihen.
Nach dem Ersten We ltkrieg, der große Lücken in
die Reihen unserer Vereinsmitg lieder riß, fand sich
der Verein doch bald wieder zusammen und strebte
Bayern- und Trachtenvereinigung Weißblau Almfrieden Karlsruhe e.V.
mehr alsje zuvor danach, die Sitten und Gebräuche
unserer Heimat zu pflegen und zu erhalten. Im Jah-
re 1924 wurde in Karlsruhe ein weiterer Bayern-
und Trachtenverein gegründet unter dem Namen
"Almfrieden". In enger landsmännischer Zusammen-
arbeit mit dem bereits bestehenden Verein Weiß-
blau wurde manche Veransta ltung bestritten und
zum vo ll en Erfolg geführt.
Vom 8. bis 10. Juni 1929 war der Bayernverein
Almfrieden dank seiner intensiven Vereinsarbeit
und Opferbereitschaft aller Vereinsmitglieder und
einiger Gönner des Vereins in der Lage, ebenfalls
eine Fahnenweihe, verbunden mit einem großen
Trachtenfest. in der Karlsruher Festha lle abzuhal-
ten. Freudigen Herzens begleitete der Verein unter
Teilnahme des Patenvereins Almrausch Pirmasens
und vieler auswärtiger Trachtenvereine vom Rhein -
Main-Gau und aus der bayerischen Heimat die Fah-
ne zur kirchlichen Weihe in die Liebfrauenkirche.
Stolz verließ die große Trachtenschar die Kirche,
voran die neue Fahne, gefolgt von den Fahnen der
Gastvereine, und sie alle zogen in einem einmaligen
Festzug durch die Straßen unserer Stadt zur Fest-
hal le.
Groß waren die Opfer des Bayernvereins Alm-
frieden, um in der schweren Zeit der beginnenden
Weltwirtschaftskrise ein solches Fest abha lten zu
Aktive Mitglieder 1932/33.
können, und es gebührt heute noch besonderer
Dank dem damaligen Vereinsvorstand und späteren
Ehrenvorstand Josef Lehmeier und seinen engsten
Mitarbeitern. Nun war den Anhängern des Bayern-
vereins Almfrieden das Symbol gegeben, dessen ein
Verein bedarf, der fern der Heimat se in Wirken
entfaltet. Durch die politischen Wirren hindurch
ging der Bayernverein seinen Weg, getreu seinem
Wahlspruch "Sitt und Tracht der Alten wollen wir
erha lten".
Ein weiterer Bayernverein "Bavaria" wurde im
Jahre 1931 gegründet.
Dank der guten Zusammenarbeit wurde im Jah-
re 1933 die Zusammenfassung der drei Karlsruher
Bayernvereine Weißblau, Bavaria und Almfrieden
beschlossen, und mit Fug und Recht wurde das
Gründungsjahr 1898 anerkannt, da viele Mitglieder
aus dem 1898 gegründeten Bayernverein Weißblau
stammten. Der Name des so gebildeten Vereins lau -
tete nun : "Bayern- und Trachtenvereinigung Weiß- blau Almfrieden Karlsruhe". Die kommenden Jahre
galten vor all em dem Aufbau der Trachtensache,
dem Einüben von Tänzen und Liedern. Der Erfolg
zeigte sich auch bald bei der Teilnahme an Trach-
Im Stadtgarten 1951.
tenfesten und Trachtenschauen, von denen unser
Verein immer wertvolle Preise mit nach Hause
brachte.
Doch da nn brach der Zweite Weltkrieg aus, und
unsere Burschen mußten die Lederhose mit der
feldgrauen Uniform und den Trachtenhut mit dem Stahlhelm tauschen . Unsere beiden Fahnen wurden
oft mit dem Trauerflor verhangen, wenn wieder ei-
ner unserer Besten von uns gegangen war, bis dann
in jener unglücklichen Nacht vom 3. auf 4. Septem-
ber 1942 im Klapphorn se lbst unsere beiden Fah-
nen samt dem gesamten Vereinsinventar mit wert-
vollen Preisen und Pokalen den Bomben zum Opfer
fielen. Es schien so, als ob damit das Schicksal un-
seres Vereins endgültig besiegelt sei . Doch das jah-
relange Hoffen und Warten auf ein Wiedersehen in
der Heimat führte die Menschen schnel ler als er- wartet zusammen. Bereits im August 1946 kramten
die ersten Heimkehrer ihre treu gehüteten Trachten
wieder aus den Kellern und veranstalteten von da
ab wieder regelmäßig Vereinsabende im Philister.
So wie der Wiederaufbau in unserer stark zerstör-
ten Stadt nach der Währungsreform vorangetrie-
ben wurde, so gestaltete sich auch der Aufbau in
Ein Vereinsmitglied war der Zitherfranzl.
Fahnenweihe am 10. Mai 1953.
unserem Verein. Neue Mitglieder wurden aufge-
nommen, Trachten angeschafft oder verlorenge-
gangene Teile ergänzt.
In der Silvesternacht 1951 auf 1952, genau um
Mitternacht, wurde der "Grundstein" zu einer neu-
en Fahne gelegt. Zwei Riesenbrezeln von Fritz und
Friedl Ruland wurden aufgeteilt und zum Verkauf
dargeboten. Der seit dem 3. Oktober 1951 a mtie-
rende Erste Vorstand Franz Kleinwächter übergab
mit den besten Wünschen die beiden Brezeln ihrer
Bestimmung und gab der Hoffnung Ausdruck, in
den kommenden Jahren wieder eine Fahne unser
eigen nennen zu dürfen. Bereits in dieser Nacht
spendeten unsere Mitglieder 41 DM.
Das nun kommende Jahr stand vollständig im
Zeichen unserer zukünftigen Fahne. In zahlreichen
Veranstaltungen und mit den Spenden unserer Mit-
glieder gab man sein Bestes, um das gesteckte Ziel
zu erreichen. Im September 1952 wurde dann un-
sere Fahne in der Taubstummenanstalt Kloster Ho-
henwart bei Ingolstadt bestellt und bis April 1953
fertiggestellt.
Vereinsmitglieder beim Gruppenfoto.
Eine Jugendgruppe.
Ein e Jugendgruppe.
Am 9. und 10. Mai 1953 wurde sch ließlich in der
Ausstellungshalle die Fahnenweihe mit einem gro-
ßen Trachtenfest gefeiert. Groß war die Anzahl der
Vereine mit dem Patenverein Almrausch an der
Spitze, die zum Gelingen des Festes beitrugen, und
stark war das Interesse der Karlsruher Bevölkerung
an der zweitägigen Veranstaltung in der Ausstel-
lungshal le am Festplatz und dem schönen Festzug
durch die Innenstadt. Besonders erwähnenswert bei
der Fahnenweihe in der Liebfrauenkirche ist, daß
damals wohl zum ersten Male in einer Karlsruher
Kirche bayerische Schrammelmusik erklang, welche
unsere Sängergruppe zur Bauernmesse von A. Th o- ma begleiteten.
Ein weiterer Markstein in der Vereinsgeschichte
ist auch das 60jährige Stiftungsfest, das am 21./22.
Juni 1958 unter der Schirmherrschaft von Ober-
bürgermeister Günter Klotz in der Schwarzwald hal-
le veranstaltet wurde. Gebirgs- und Volkstrachten,
Musikkapellen, Jodlerinnen aus der Schweiz, Tirol,
Bayern und dem Rhein-Main-Gau sowie unser Ver-
ein sorgten für schöne Programme an beiden Tagen
und einen herrlichen Festzug durch die Stadt. 1966
wurden al le das Vereinslokal betreffenden Proble-
Heimatabend.
me auf längere Sicht aus der Welt geschafft. Zu-
sammen mit dem Gartenverein Oberer See wurde
ein Vereinsheim erstellt. Unsere Mitglieder haben
hierzu weit über 2.000 Arbeitsstunden geleistet
und Materialwerte von 1.400 DM beigesteuert.
Heute sind wir froh, daß wir im "Oberen See" ein
Vereinslokal haben, in dem wir regelmäßig unsere
Vereinsabende abha lten können - wie wir immer
wieder von anderen Vereinen hören, ist dies nicht
selbstverstä nd I ich .
Leider bleibt auch der Bayernverein von der Ver-
einsmüdigkeit vieler Mitbürger und Mitbürgerin-
nen, vor al lem auch der jungen, zunehmend nicht
verschont. Während wir unser 85- und 90-jähriges
Vereinsjubiläum noch aus eigener Kraft mit einem
großen Heimatabend feiern konnten, so müssen wir
in den letzten Jahren - auch aufgrund des enormen
wirtschaftlichen Risikos - kleinere Brötchen bak-
ken. Für größere Auftritte ist zur Zeit unser Stamm
an Aktiven zu klein.
Nichtsdestotrotz hat der Verein nach wie vor ein lebendiges Vereinsleben. Die nach wie vor über 60
Mitglieder freuen sich, 1998 das Hundertjährige
feiern zu können .
ANGE LI KA SAUER
VEREIN GRÜN- GRÜNDUNGS- DUNG MITGLIEDER
Berufsvereinigungen ......................... . . . ......... ........... . . ..... . .....
Interessengemeinschaft 1979 Erb, Rudi
Attraktives Mühlburg e.v.
Gemeinnützige Vereine .... . ..... . . ................ . . . . . . . . . . . ..... .. ..... . ......... Freiwillige Feuerwehr 1848 Nagel
Mühlburg
Arbeiterwoh Ifah rt ; 1947 Kistner, Albert;
Stadtbezirk Karlsruhe- Reger, Frieda;
Mühlburg Reichert, Karl
VdK Ortsverband; 1947 Bernius; Daubmann;
Ka rlsru he- M ühl bu rg Dupper;
Kurz, Margarete;
Mehl, Karl;
Merz, Daniel;
Metzger, Mar ia;
Müh lebach, Werner;
Prescher, Kurt;
Wagner, Paul;
Walz, Hi lde ard; 9
Die Mühlburger Vereine im Jahr 1998 1
ZIELE UND ZWECK BESONDERE EREIGNISSE UND PUBLIKATIONEN
. ... . .... . ..... . ............... . ......... . ...................
Gemeinschaftliche Seit 1996 Veranstaltung Werbung für den eines Weihnachtsmarktes
Stadtteil Mühlburg in Mühlburg; Durchfüh-
rung verkaufsoffener
Sonntage
. . . ......... .. .... .. ........... ...... .......... . . . . ....... . ..
Brandschutz, Katastro- Siehe Beitrag
phenschutz, technische "Die Geschichte der
Hilfele istung Freiwilligen Feuerwehr
Ka rlsru he-M ü hlbu rg"
Unterstützung von
Bedürftigen und sozial schwachen Familien
während der Nachkriegs-
jahre; Initiierung und
Durchführung sozia ler
Hilfe leistungen;
Beratu ngstätig keit
Einsatz für die sozialen
Rechte der Kriegshinter-
bliebenen und Kriegsbe-
schädigten; Einsatz für
Versorgungs- und
Rentengesetze; Einsatz
für die Interessen von
Behinderten, chronisch
Kranken und älteren Menschen
Bürgerverein
Bürgerverein Mühlburg
1898 e.v.
Karnevalsvereine
Karn eva Isgesellschaft
Fidelio e.V. Karlsruhe
Mühlburger Carnevalsgesel lschaft e.V.
1898
1955 Bamberger, Helmut;
Bastian, Karl; Benna, Herbert;
Kopia k, Günter;
Laible, Ella; Leimenstoll, Dieter;
Leppert, Kurt;
Mayer, Günter;
Meppiel, Edgar;
Gustav, Heinz
und Horst;
Nufer, Irmgard;
Ruf, Dieter;
Steiner, Heinrich;
Zöller, Rolf
1969 Gun ia, Anneliese
und Marita; Ilg, Ludwig;
Schilling, Else
und Hans;
Weidemann, Hans;
Wolf, Gloria
und Lothar F.
Pflege eines guten
Verhältnisses zwischen
Behörden und Bürger-
schaft; Vertretung von
Belangen und Interessen
der Bürgerschaft
Mühlburgs gegenüber
der Stadtverwaltung
Karlsruhe
Pflege des fastnacht-
lichen Brauchtums
Pflege des karnevalisti-
schen Brauchtums
siehe Beitrag
"100 Jahre Bürgerverein Mühlburg 1898 e.v."
1 965: Gründung der "Residenzgarde"
der KG Fidelio;
Verei nsnachrichten
"Eulenspiegel",
Jährliche Begleitschrift
zur Fastnachtssaison
1978 bis 1997: Verleihung von 24
Deutschen Meistertiteln an die Tanzgarden;
Fernsehauftritte in ARD,
ZDF und regiona len
Fernsehsendern; Gewinn des ZDF-Fern-
sehgartenpoka ls durch
die "Grünschnäbel";
Vereinseigenes Mittei- lungsheft "die Narreschell"
Kl eingarte nvereine .... .. ... ......... ..... ... .. ... ...... ... ..... .. ..... . . .. . .... ..... . ... ...... .. ... .. .... . ... . .. ..... . ..... .. . ... . ..........
Kleingartenverein 191 9 Förderung des Kl ein- 1974: Eröffn ung des Ver- Exerzierplatz e.v. gartenwesens; der Verein einsheims "Gärtner Hütt" ;
erstrebt den Zusammen- 1982: Stromverlegung im schluß der Siedler und gesamten Gelände; Fest- Kle ingärtner in Karlsruhe schrift "60 Jahre Kleingar- und Umgebung tenverein Exerzierplatz
Karlsruhe e.v. 1919 - 1979"; Festschrift "75 Jahre Klein - gartenverein Exerzierplatz e.v. Karlsruhe 1919 - 1994"
Kleingartenverein 1919 Förderung des Klein- Städtisches Sonnenbad gartenwesens; Verwirk- e'v. Karlsruhe-Mühlburg li chung von Erholungs-
und Freizeitfunktion der Kleingärten
Kleingartenverein "Hinter 1919 Büh ler, Hans; Förderung des Kleingar- 1981 : Err ingen der der Hansa" HeB, Anton; tenwesens; Förd erung und Goldmedaille im Bundes-
Wi ehl, atto Schaffung von öffentl i- wettbewerb "Gärten im chem, der Allgemeinheit Städt~bau"; Festschrift zugäng lichem Grüngelän- "75 Jahre Kleingartenver- de im Interesse der Ge- ein 'Hinter der Hansa' sunderhaltung der 1919 - 1994" Bevö lkerung
Kulturelle Vereine . . . .. . .. . . ... . . ..... . .... . . . ....... .. . . ... . . . .... . .. ......... . .... .. .... ... .. . . . . ..... .... . . .. . . .. .. . ... . . .... ....... . . ...
Bayern - und Trachten- 1898 Pflege und Erhalt von siehe Beitrag "Bayern- und vereinigung Weißblau Sitten und Gebräuchen Trachtenvereinigung Weiß- Almfrieden Kar lsruhe e.V. der bayrischen Heimat blau Almfri eden Karls-
ruhe e.v." ; Vereins-Ch ronik
Kulturverein Tempel e.v. 1984 Erhaltung, Restaurierung Jährliche Durchfüh ru ng u. Pfl ege des Kulturdenk- des Tempelfestes mals ehema lige Selden- eck'sche Brauerei und Be- re itstellung von Räumen für Musiker, Künstler, Ju- gendgruppen u. Vereine zu günstigen Bedingun- gen; Förderung der Kom- munikation der Mieter untereinander und mit der Öffentlichkeit durch Veransta ltungen
Musik- und Gesangvereine ........................... . .. .......... .......................... ....... .. ....... . .. . ............
Männerchor Karlsruhe- 1837 West 1837 e.v.
Zither-Orchester 1894 Pflege der Volksmusik und zeitgenössischer Zithermusik
Bläserchor St. Peter- und - 1947 Degler, Carl; Mitgestaltung von kirch-
Paul Mühlburg e.v. Heidelberger, Th.; lichen und weltlichen Kraut, G.; Veranstaltungen und Krotil, V.; Festen; Ausbildung und Kuhn, A.; Schulung von Musik- Müller, E.; freunden, insbesondere Penz, R.; Jugendlichen Schach, H.; Scheerer, K.; Werling, K.
Harmonika 1986 Pflege und Erhal- Seni oren-Orchester tung der Volksmusik; Ka rlsru he-M ü hlbu rg Musizieren in Alten-
und Pflegeheimen
........ . ..... . .......... . ........
1837: Fusion der Gesellschaft "Casino" und des Gesangver- eins "Liederkranz" zum Männerchor "Casino- Liederkranz" ; 1837 - 1924: In Mühlburg entstehen die Gesangvereine "Maschinen- bauer-Sängerkranz (1837)", "Gesangverein Frohsinn- Mühlburg (1862)", "Volkschor West (1919)" und "Eintracht Mühlburg 1924", von denen einige 1946 in der "Sängerve einigung Mühlburg" aufgehe 1946: Gründung der "Sänger
r- n·
vereinigung Mühlburg"; 1976 Fusion der "Sängervereinigun 9 Mühlburg" und des 1905 gegründeten "Silcherbunds Karlsruhe" zum "Männerchor Karlsruhe-West e.v."
1974: das Jugendquintett St. Ingbert belegt beim Ju- gendwettbewerb des Deut-
schen Zitherbundes den
ersten Platz
13.-20. Sept. 1989: Konzertreise nach Malta auf
Einladung der maltesischen Regierung aus Anlaß der 25. Wiederkehr des Unabhängig- keitstages; Festschrift "25 Jahre Bläserchor Mühlburg 1947- 1972" ; Festschrift "50 Jahre Blasmusik 1947- 1997"
Festschrift "10 Jahre Har- monika - Senioren Karlsruhe- Mühlburg 1986- 1996"
Sportvereine .... . .......... . .... .. ... ........ . .. . . . ................... . ............... . .... . ......... . ... . ... . .. . . . .. .... .... . ...... . .
Turnerschaft 1861 Bischoff, Ch.; Ausübung des Turnsports 1968: Einweihung des neuen Mühlburg 1861 eV Dobmann, H.; sowie der Sportarten Vereinsheims auf dem Ge-
Morlock, H.; Handball, Ski, Leichtath- lände hinter dem Mühlburger Scheuerpflug, A.; letik, Tennis, Tischtennis, Bahnhof; 1986: Verleihung Schübelin, G.; Volleyball und Wandern der Sportplakette des Bun- Stemmermann, H. despräsidenten; Jubiläums-
festschriften 1951, 1961, 1986
Karlsruher 1891 Bensemann, W.; Ausübung des Fußball- 1910: Deutscher Meister; Fu ßballverein e.V. Drach, R.; Just, G.; sports sowie der Sport- seit 1963 Kontakte der KFV-
Helbing, H.; arten Tennis, Gymnastik Jugend zu Vereinen in USA Langer, E.; Roth, C.; und Bowling; Ausrich- und Kanada; 1990: Vier- Stutz, W.; tung von Turnieren und Städte-Turnier zwischen Wagner, R.; Gedächtn isspielen Karlsruhe und den Partner- Zimmer, A. städten Nancy, Halle und
Nottingham; "90 Jahre Karls- ruher Fußballverein 1891 - 1981 "; "100 Jahre Karlsruher Fußballverein 1891 - 1991"
Radsportgemei nschaft 1898 Ausübung der Sportarten siehe Beitrag "100 Jahre Karlsruhe e.v. 1898 Rennsport, Kunstradfah- Radsportgemei nschaft
ren, Radball, BMX-Free/ Karlsruhe" Style und Rad-Touren- fahren
DJK Blau-Weiß 1922 Büchel, Werner; Ausübung der Sportarten 1926: in den Meisterschafts- Mühlburg Fitz, Hans Albert; Fußball, Damengymna- spielen der DJK-Vereine wird
Förderer, Anton; stik und Freizeitsport der DJK Blau -Weiß Mühlburg Groß, Bernd; (Fußball-AH, Volleyball, süddeutscher Meister; 1933: König, Alfons; Boccia) Vereinsverbot; 1965: Neu- König, Bernhard; gründung des Vereins; 1978: Maier, Joachim; Einweihung des Sportplatzes Maisch, Werner; am Mühlburger Bahnhof und Makschin, Joachim; des Vereinsheims; Festschrift Reinach, Heinrich; zur Einweihung; Festschrift Scheerer, Ka rl; "25 Jahre DJK Blau-Weiß Scherer, Walter; Mühlburg 1965 - 1990" Schneider, Karl; Wasner, Bruno; Weber, Ludwig; Werling, Kurt; Wild, Willi
Sportverein Schwarz- 1952 Hartmann, Her- Förderung und Durch- 1976: Baufertigstellung Weiß Mühlburg 1952 e.v. mann; führung aller Sportarten, des Clubhauses in
JODS, Günther; insbesondere des Eigenarbeit; 1994: Strack, Josef Fußballsports und der Wiedereinführung der
Damengymnastik Jugendarbeit
Schützen-Club 1957 Dammert, Herbert Pflege und Ausübung 1961: Inbetriebnahme des Mühlburg e.v. und Hildegard; des Schießsports; Schützenhauses in der
Fränkel, Albert; Durchführung von Honselistraße; 1968: Häusser, Ruth; Schießsport- und Aufnahme des Schieß- Lorenz, Dieter; geselligen Veran- betriebs an der neuen Ruf, Horst; sta ltungen Schießsportanlage mit Schaber, Helmut Vereinsheim; 1973: Grün- und Heinz; dung einer Bogensport- Schneider, Herbert abteilung; 1982: Ein- und Sieglinde; weihung der Vereinsfahne; Schulte, Siegfried; Erfolgreiche Teilnahme an Stubenrauch, Kreis-, Landes- und Magda und deutschen Meisterschaften Wilhelm; Walch, Rolf; Weimar, Gerhard
Tierzuchtvereine ........................ .... .. ... .... . ....................... . ..... . ...... . ... . ...... .... ... .... ... ..... ..... ... ...... ... .
Brieftaubenverein Züchten von Brieftauben Mühlburg
1. Poli ze ihundesportver- Durchführung und ein Karlsruhe-Mühlburg Teilnahme an Zucht-
schauen
1 Zusammengestellt aufg rund der Angaben der Vereine
Vorstandschaft des Medizinalvereins von 1900. Der Verein besteht heute nicht mehr.
literaturauswahl
Susanne Asche: Die Bürgerstadt, in: Dies./Olivia Hochstrasser, Durlach : Staufergründung, Fürstenre-
sidenz, Bürgerstadt, Karlsruhe 1996, S. 147-444.
[Josef Bader]: Die Residenzstadt Karlsruhe, ihre Ge-
schichte und Beschreibung. Festgabe der Stadt zur 34. Versammlung deutscher Naturforscher und Ärz- te, Karlsruhe 1858.
Adolf Bayer: Die neue Stadt Mühlburg nach der
Planung von Georg Andreas Böckler ab 1688, Karls- ruhe 1981.
Rainer Beck/Winfried Flammann: Die Selden- eck'sche Brauerei in Mühlburg, in : Industriearchi- tektur in Karlsruhe, Karlsruhe 1987, S. 32-50 (Ver- öffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs Bd. 6).
Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe
für das Jahr 1886, Karlsruhe 1987.
Karl Gustav Fecht: Geschichte der Haupt- und Resi -
denzstadt Karlsruhe. Im Auftrag der Städtischen Archivkommission bearbeitet. Mit Illustrationen und einem Situationsplan der Gegend, Karlsruhe 1887 (Nachdruck Karlsruhe 1976).
Generalbebauungsplan der Landeshauptstadt Karls-
ruhe, Karlsruhe 1926.
Theodor Hartleben: Statistisches Gemälde der Resi- denzstadt Karlsruhe und ihrer Umgebungen, Karls-
ruhe 1815.
Eugen Huhn : Karlsruhe und seine Umgebung. Ge- schichte und Beschreibung. Mit einem Plan der Stadt und einer Karte der Umgegend, Karlsruhe 1843.
Herman Jakob: Einwohnerbuch der Markgrafschaft Baden-Durlach im Jahr 1709, Schopfheim 1935.
Johann Baptist Kolb : Historisch-statistisch-topo-
graphisches Lexikon von dem Großherzogthum Ba- den, 2. Band, Karlsruhe 1814.
Emil Lacroix, Peter Hirschfeld, Wilhelm Pauseier, Die
Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Karlsruhe, Karls- ruhe 1937.
Wolfgang Leiser: Das Karlsruher Stadtrecht 1715- 1752. In : Zeitschrift für die Geschichte des Ober- rheins (ZGO) 114 (1966), S. 207-239.
Michael Philipp (Hrsg.): Gurs - Ein Internierungsla-
ger in Südfrankreich 1939-1943. Literarische Zeug- nisse. Briefe. Berichte, Hamburg 1991.
Heinrich Raab: Revolutionäre in Baden 1848/49. Biographisches Inventar für die Quellen im Gene- rallandesarchiv Karlsruhe und im Staatsarchiv Frei - burg, bearbeitet von Alexander Mohr, Karlsruhe 1998.
Emil Reitz/August Vogel : 60 Jahre Radsport in Mühlburg, in: Festschrift 60 Jahre Radfahrerverein "Sturm" 1898 Mühlburg, Karlsruhe 1958.
Hansmartin Schwarzmaier (Hrsg.): Handbuch der
baden-württembergischen Geschichte Bd. 2. Die Territorien im Alten Reich, Stuttgart 1995.
Heinz Schmitt: Karlsruher Stadtteile : Mühlburg,
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Johann Daniel Schoepflin: Historia Zaringo-Baden- sis, 7 Bde, Karlsruhe 1764- 1773.
Eugen Singer, Festschrift 11 0 Jahre Freiwillige Feu- erwehr Karlsruhe Abteilung Mühlburg, Karlsruhe 1958.
Die Sanierung in Mühlburg, in: Karlsruher Wirt- schaftsspiegel 1/1958.
Berthold Sütterlin: Geschichte Badens. Bd. I: Früh-
zeit und Mittelalter, Karlsruhe 1965.
Albrecht Thoma: Geschichte von Mühlburg, Karls- ruhe 1903.
Pau l Waibel: Mühlburg vor 500 Jahren, in: Soweit der Turmberg grüßt 16,1964, S. 41 -72.
Bernhard Weiß: Schloß und Stadt Mühlburg. Daten ihrer Geschichte, 1961 .
Friedrich von Weech : Badische Geschichte, Karlsru - he 1890.
Josef Werner: Karlsruhe 1945. Unter Hakenkreuz, Trikolore und Sternenbanner, Karlsruhe 1985.
Ortsindex bearbeitet von Ernst atto Bräunehe
A
Adlerquerstraße 15 Alb 71 Albgrün 64 Albstraße 15 Altstadt, Karlsruhe 207 Arrestloka l 29 Ausste ll ungshalle, Karlsruhe 275 Autobuslinie Mühlburg-Daxlanden 36 Autoreparaturwerkstatt 131
B
Bachstraße 13, 15, 17, 40, 47-50, 221 Baden-Baden 22, 199, 213 Baden-Württemberg 221 Bahnhof 30, 36-38, 45, 62, 155, 166-168, 172, 281, 282 Bahnhofstraße 15 Bannwaldallee 59 Base l 17, 22, 235 Bauernhof 40, 85, 152 Bayern 275 Beiertheim 17, 207 Beiertheimer Allee 33, 37 Berlin 261 Binsenschlauchsied lung 71 Brahmsstraße 40, 48 Brauereien 15, 23, 30, 108-113, 172, 215, 280
Brauerei Gottesau 23 Se ldeneck'sche Brauerei 108-113, 172,215 Union-Brauerei 15
Bulach 17, 121, 122
c Carl-Benz-Halle 33, 152, 221, 239, 241, 243, 247, 259, 282
D
Dachau 99 Daxlanden 36, 37, 41, 47, 59, 97,103,121,122,207,213, 215,217,219 Dragonerkaserne 233 Drais-Denkmal 265 Duisburg 123 Durlach 17, 19,22,23,42,47, 185,188,199,200,212,213, 221, 223, 224, 265 Durmersheimer Straße 58
E
Ebertstraße 62, 64, 65, 75 Eggenstein 217 Ehrenmal 217, 224 Eichstett 17 Eisenbahnstraße 15 Elsaß 28, 265 Emmendingen 17 Entenfang 57, 59, 61-65, 70-73, 78, 79, 83, 160, 162, 163, 237 Erzbergerstraße 71 Essen 239
F
Fabrikstraße 30
Firmen und Geschäfte Badische Kartoffelmeh lfabr ik Wah l & Cie 30 Bäckerei Eugen Häberle 134 Bäckerei Müller 50 Bäckerei und Konditorei Karl Reinmuth 134 Ba u materia liengeschäft Friedrich Kohler 135 Brauereien siehe dort Drei-linden-Apotheke 57 Fabrik Dr. Schmittborn 15 Fahrradhaus Witzemann 132, 133 Fischbeinfabrik 26 Glacelederfabrik Mühlburg vorm. R. ElIstätter 30 Kartoffel meh Ifa bri k Wahl & Cie 30 Kaufhaus Woolworth 183 Ko lonia Iwarengeschäft Karl Scheuerpflug 129 Kondima 36 Krappfabrik 23, 26 Ma lzfabrik Leopold Eypper 30 Ma lzfabrik Wimpfheimer 12, 30, 49,86,87,171, 191,208,216 Masch i nen ba ugesellschaft, vorma ls Maschinenfabrik Keßler und Martiensen 37,41, 49, 203, 207 Maschinenfabrik Seneca 12, 30,114-119,172 Michelin 41 Möbelfabrik Markstahier & Barth 53 Nahrungsmittelfabrik Brenner 49 Rheinapotheke 38 Zigarrenhaus Eder 145
Fa Iterstraße 30 Feierabendweg 49, 53 Festhalle, Karlsruhe 269 Festplatz, Karlsruhe 207, 275 Feuerwehrgerätehaus 165, 224 Fliederplatz 30, 36, 147, 168, 217, 236, 240, 243 Flugplatz 49 Frankreich 47 Freiburg 17,30 Friedhof 210,217,221,224,238 Friedrichstraße 15
G
Gasthäuser 13, 19, 21, 23, 25, 26, 30,49,52,88,137,141,144,176, 182, 205, 207, 208, 216, 233, 241, 248, 251, 253-255, 269
Adler 88 Anker 49 Blume 23 Cafe Müller 126 Goldener Anker 44, 144 Goldener Hirsch 141 Jägerha us 216 Kühler Krug 64,158,219 Löwen 23 Ochsen 23 Ritter 29 Schwanen 23 Stadt Karlsruhe 182 Sternen 176, 177 Strauß 21, 23 Westendhalle 49, 234, 235 Zu den drei Linden 20, 49, 52,53,93,130,207,210,211 Zum Adler 144 Zum Engel 255 Zum Hirschen 13, 23, 25, 207 Zum Lamm 137, 253 Zum Rheinkanal 126, 129 Zum Storchen 233 Zum Tiroler 269
Gaswerk, Karlsruhe 30 Geibeistraße 102, 147 GelIertstraße 65
Gemeindehaus, ev. 93, 102 Gemeindezentrum Peter und Paul 261 Getreidelagerhaus 121, 124, 125 Gluckstraße 49 Glümerstraße 147 Gottesa u 109 Grevenbroich 265 Großherzog lichen Hoftheater, Karlsruhe 200 Grötzingen 17, 31, 53, 263 Grünwinkel 40, 47, 97,98,101, 109,207,213,215,217 Gurs 43, 47 Gymnasium, Karlsruhe 31
H
Hafen, Maxau Hagsfeld 17, 47 Hamburg 235 Händelstraße 47, 48, 64 Hardt 18 Hardtstraße 15, 30, 31, 37, 41, 49, 59,60,65,81,87, 109,136-139, 141,142,166,208,216,235 Hardtwald 261 Hauptbahnhof 207, 235 Hauptfriedhof, Leichenhalle 48 Heidelberg 30, 200 Heilbronn 123 Heimgartenweg 49 Hirschstraße 23, 269 Holland 261 Holzmühle 19 Honselistraße 42, 44, 45, 59, 63, 259, 283
Ismaning/München 263
J
Jung-Stilling-Saal 221, 239
K Kaiserallee 15, 59, 65
Kaiserstraße 15
Kärcherstraße 11 5
Kasino 49
Kinder- und Jugendtreff Mühlburg
30, 36, 167,169
Kirchen 12, 23, 26, 46, 53, 66, 78,
79, 83, 91, 93, 96-99, 128, 138,
175, 221, 242, 244, 248, 249, 269,
275 Ka rl-Fried rich-Gedächtn iski rche
12,53,90-96,101,174
Liebfrauenkirche, Karlsruhe 275
St.-Peter-und-Paul-Kirche 12,
46, 53, 65, 71, 73, 78, 79, 83,
96- 99,128, 185, 242
Kleine Straße 15
Knielingen 17, 22, 27, 47, 54, 61,
91,98,215
Kohlplatte 208
Köln 49, 123, 265
Kriegerdenkmal 30, 145, 174,
175, 238
Kriegsstraße 33, 37, 59, 61, 63,
11 5, 255
L
Lameyplatz 43-46, 49, 57, 79,
82, 178, 179, 238
Lameystraße 15, 19,49,51,57,
59-62, 64, 66, 81, 84, 143, 144,
180, 181,225
Laubenweg 53
Leimen 263
Leopoldshafen 98, 121
Leyerles Häusle 84
Limoges 265
Lindenplatz 15,30,91,138,145,
147, 176, 177. 207, 221, 238
Linkenheim 259
Lübeck 49
Ludendorffstraße 49, 53 Ludwig-Marum-Straße 39 Ludwigshafen 123 Luftsch utzra u m 53 Lutherisch Wäldele 39
M
Mahnmal 238 Mainz-Hechtsheim 263 Malsch 221 Mannheim 22, 33, 65, 123, 259 Marktplatz 15 Marktstraße 15, 16, 148,149 Maulbronn 189 Maxau 98 Maxaubahn 13, 17, 30, 36, 37, 39, 115, 121 Maxaubahnstraße 49 Maxstadt 265 Militärschwimmschule 126, 158 Moltkestraße 41, 49, 142 Mosbach 265 Mühlburger Brücke 26 Mühlburger Feld 57, 61, 70, 71, 73, 75, 77, 80, 237 Mühlburger Landstraße 15 Mühle 17, 19, 21, 22, 26, 43, 45, 127, 178, 210, 238 Mühlstraße 145
N
Neckarsulm 259 Neudorf 265 Neureut 17, 61 Neureuter Straße 63 Nordrhein-Westfalen 265 Nordsternsiedlung 47-50, 65, 70,213,114 Nordweststadt 71 Nottingham 261 Nuitsstraße 15, 49, 53, 65, 66, 70, 131 .. ..
o Oberer See 276 Oberfeld 33, 37, 41
Öflingen/Wehr 262
p
Pfaffenrot 31 Pfalz 43, 57
Pforzheim 22 Phillippstraße 50, 64 Pirmasens 269 Polen 43
Polytechnikum, Karlsruhe 31
Post 62, 72, 78 , Prinz-Max- Palais, Karlsruhe 261
Promenaden haus, Karlsruhe 115 Pyrenäen 43
R
Rastatt 61, 65
Rathaus 28, 29, 33, 91, 101 , 164,
165,207, 223, 262, 265 Rathaus, Karlsruhe 262
Reichenbach/Fils 263 Reichsstraße 235
Rennbuckel 40
Rennbuckelsiedlung 71 Rhein 17,27,59,121,123,203,
235, 266, 267, 269, 275
Rheinbrücke 28 Rhein - Main - Gau 275
Rheinbrückenstraße 63
Rheingold-Filmtheater 217 Rheinhafen 40, 47, 57, 61 , 65,
120- 124,213,221
Rheinstraße 36, 46, 49, 53, 57-59,61,63-71,73,75,80,83,
89 , 126-128,130-134, 136, 162,
163,191,214,233- 236
Rintheim 17, 53, 207 Robertsau 263 Rostock 49 Rüppurr 207, 223
5
Schloß 19-22, 91, 200, 210 Schloßkirche, Karlsruhe 91 Schloßstraße 15 Schräck 121 Schu len 14, 23, 37, 49, 75, 97, 100,105, 233, 241, 248, 249
Draisschule 103, 106, 107, 219, 225, 261 Hardtschule 37, 101 - 103, 138,145,160,219,223 Herbert Norkus- Schule 103- 105 Vogesenschule 59,101-103,223
Schwarzwald 269 Schwarzwaldhalle, Karlsruh e 275 Schweiz 28, 275 Schwimmschulstraße 14, 126 Sedanstraße 15, 153, 221 Seldeneck'sches Feld 57, 235 Seldeneck'sches Freigut 109 Seldeneck'sches Sch läßchen 24, 26, 30, 11 0, 111, 145 Selz 17 Siemenssiedlung 71 Silospeicher 221 Sindelfingen 263 Sondern heim 123 Sonnenstraße 48 Sophienstraße 71, 73 Spanien 43 Speyer 19 Sportplatz der Turnerschaft Mühlburg 82 Sportplatz des VfB Mühlburg 49 Städtisches Klinikum 220, 223 Stadtgarten, Karlsruhe 37, 269, 271 Stefanienstraße, Karlsruhe 28 Steighaus 207, 208
Sternstraße 15, 49, 85, 152, 154, 223 Steubenstraße 49 Stösserstraße 30, 36, 41, 142 Straßburg 17, 23 Stuttgart 261, 265 Südtangente 59, 62, 64, 103
T
Tabakmühle 26 Tankstelle 139 Tannhäuserstraße 49 Taubenturm 19, 20 Tauberbischofsheim 239 Teutschneureut 98 Technische Hochschule (TH), Karlsruhe 233 Telegraphenkaserne (Ludendorffstraße) 49 Tiral 275 Turnhalle 37, 38
u Uferweg 155 USA 265
v Vereinshaus des Fe Phoenix Müh lburg 187 Vogesenbrücke 160, 238 Vogesenstraße 59
w Waisenhaus 36 Wassersch loß 143 Weinbrennerstraße 57, 61, 73 Weingärtensied lung 49 Weinheim 217 Welschneu reut 98 Werfthallen 121, 123,221,237
Werftstraße 40 Wiesental 265 Wimpfen 21 Wissembourg 265 Wohnhaus des Hafenamtsvorstands 121, 122
y
Yorckstraße 14
z Zinken 208
Personen index Bearbeitet von Kat ja Linder
A
Alexander, Kaiser von Rußland 26 Allgayer, Josef 237, 239 Ankhelen, Gottlieb 28 Antonowitsch, Bernd 248 Arker, Irene 239 Armbruster, Karl 256 Arnold, Prof. Engelbert 233
B
Bacare ll a, Nina 266, 267 Backhaus 71 Baden, von
Friedrich 1., Großherzog 121,233 Hermann, Markgraf 17 Karl Friedrich, Markgrafl Großherzog 91, 109 Luise, Großherzogin 36, 37 Philipp 1., Markgraf 19 Rudolf Hesso 17 Rudo lf IV., Markgraf 17 Rudo lf VI., Markgraf 17 Wi lhelm, Markgraf 201
Baden-Durlach, von Ernst Friedrich, Markgraf 19 Fried rich VI., Ma rkg raf 22 Friedrich Magnus, Markgraf 23 Karl, Markgraf 19 Karl Wilhelm, Markgraf 199 Wilhelm Ludwig, Prinz 23, 91, 109
Ba ll , Dr. Hermann Otto 217, 218 Bamberger, Helmut 278 Barquet, Lintgard 245, 248 Barth, Jürgen 224 Bastian, August 254
Bastian, K. (Frau) 254 Bastian, Ka rl 278 Batschauer 142 Bauer, Christian 28 Bayern, Luipold, Prinzregent 269 Becker, Karl 239 Becker, Ralph W. 75 Bee r, Li ese I 49 Behnke, Christa 247 Beier, Heiko 226, 228, 229 Benna, Herbert 278 Bensemann, Walter 281 Benz, Kar l Friedrich 31-33 Berg, Franz 252 Berg, Oliver 228 Bergmann, Dietrich 225, 226, 228, 229 Bernius 277 Betz, Gustav 237 Bickel, Jürgen 248 Biro, Laszlo 223 Bischoff, Ch. 281 Bischoff, Gemeinderechner 15 Bitterwolf, Horst 228, 229 Bitterwolf, Luise 207 Bluck, Hagen 226, 228, 229 Böckler, Georg Andreas 22 Botta, Judith 267 Böttcher, Eberhard 218, 228, 229 Böttger, Udo 228 Braun, Jürgen 225 Brehmer, Carl 237, 239 Brenner, Klaus 243, 248 Brosinsky 71 Büchel, Werner 282 Buchenau (Stadtrat) 223 Bühler, Hans 279 Bürger, Emi l 254, 255
c Contini, Dennis 228 Cramer, (Frau) 243 Cunzmann, Hans 17
D
Da Silva, Raphael 228 Dafferner, Albert 252 Dammert, Herbert 283 Dammert, Hi ldegard 283 Dannenmaier, Nicole 228 Daubmann 277 Daubmann, Karl 225 Debatin 218 Deck 29 Degler, Carl 281 Deimling, August Friedrich 28 Dhollt, Hans Georg 23 Dietrich, Albert 228, 229 Dissinger, Else 238 Dobmann, H. 281 Doldt, Ado lf 210, 211, 227 Doldt, Albert 239, 241, 242 Do ldt, Ferdinand 208, 209, 227, 234 Doldt, Friedrich 207 Do ldt, Gustav 211 Doldt, Hermann 207 Doninger, Jürgen 228 Dörrfuß, Johann 29 Drach, R. 281 Drais von Sauerbronn, Karl Friedrich Freiherr 255, 259, 261, 265 Dullenkopf, Otto 221, 241 Dupper 277
E
Ebert, Richard 90 Eder, Alfred 218, 225, 228, 229 Egler, Prof. Carl 33, 238, 241 Eidenmüller, Ulrich 223 Eiseie, Karl 215 Engel, Heinrich 239, 241, 242 Ensberger, Ferdinand 239 Enzinger, Pascale 228 Erb, Rudi 277 Erhard, August 237 Ermel, Hans Bernet 23 Ernst, Kurt 224, 248 Ernst, Marianne 248 Eschbach, Patrick 228, 229 Essig, Mathias 228 Eypper, Leopold 30
F
Farrenkopf, Helmut 217, 221 Fecht, Johan n 22 Feil 217 Feix, Denis 266 Fenrich, Ellen 248 Fetzer, Otto 239, 241, 242 Fitz, Hans Albert 282 Förderer, Anton 282 Fränkel, Albert 283 Friedmann, Marcel 215, 217-219, 221,223,225,227 Friton, Rainer 228, 229 Fritz, Miriam 267 Funk, Egon 239
G
Gabser, Stadtrat 205 Ganz, Chr. 258 Gärtner, Alfred 75 Geppert, Horst 242 Golling, Friedrich 209
Grashof, Franz 31 Griesbach, Wilhelm Christian 26 Gröber, Karl 237 Grombacher, Fritz 221, 215, 218, 221 GroB, Bernd 282 Gunia, Anneliese 278 Gunia, Marita 278 Gurk, Dr. Franz 217 Gymsel, Balthis 19
H
Haas 22 Häberle, Eugen 134, 237 Häberle, Gerhard 241, 242 Habsburg, Rudolf von 17 Hartleben, Theodor 23 Hartmann, Hermann 283 Haueisen, Albert 99 Haug, Rainer 258, 267 Haug, Willi 221 Hauk, Wilhelm 233 Häusser, Ruth 283 Heck, Frank 248 Hefen-Eberstein, Zimbrecht von 19 Heidelberger, Th. 281 Helbing, H. 281 Hengst, Christian 200 Henninger, Arthur 237 Herbig, Alexander 228 Herrmann, Torsten 225, 229 HeB, Anton 279 Hesse, Herman n 249 Hetz, Philipp Ludwig 23 Hitler, Adolf 42 Hoffmann (Pfarrer) 224 Hollingshaus, Robert 228, 229 Holstein, Friedrich 85 Honsell, Max 121 Horn, Werner 247 Hottner, Xaver 139 Huber 97 Huber, Barbara 257, 267 Huber, FI. 260
Huber, Jörg 257, 258, 267 Hugenschmidt, Dr. Karl Heinz 245 Huhn, Eugen 26
Ih m, Dr. Eduard 48 IIg, Ludwig 219, 239, 241, 242, 278 Isemann, Friedrich 99
J
Jahn, Paul Hugo 219, 221 Jäke l, Marita 261 Johe, Thomas 228 Joos, Friedrich 207 Joos, Günther 283 Jung, Hans W. 75 Jung, Werner 241 Just, G. 281
K
Karcher, Otto 237-239, 241, 242 Kaufmann 218, 226 Kaufmann, Andreas 228, 229 Kaufmann, Rene 228, 229 Kaufmann, Sven 228 Kiefer, Christian 227 Kiefer, Fritz 256 Kiefer, Udo 228 Kistner, Albert 277 Kistner, Wolfgang 241, 242 Kittl, Anton 257, 267 Klausmann, Hermann 218, 221, 226, 228,229 Kleinwächter, Franz 273 Klemm, Peter 243, 248 Klotz, Günther 237, 275 Klump, Jost 19 Klu mpp, Anton 237 Kobek, Günter 260 Kohler, Friedrich 135, 203, 233, 237, 239, 241, 242
Kohler, Johann 28 Lorenz, Doris 247 Nerlinger, August 115 Kohm, Frank 225 Louis, Günter 221, 223, 225, 226, Nill, Stefan 23 Kohm, Udo 221, 223-225, 227-229 228, 229 NolI, Heinrich 251 König, Alfons 282 Ludwig, A. 227 Nufer, Irmgard 278 König, Bernhard 282 König, Siegfried 223 M 0 Konrad IV., Kaiser 17 Kopiak, Günter 278
Maag, Karl 28 Oberle, Ernst 233 Köppel, (Frau) 256 Köppel, Karl 256 Machauer, Andreas 248 Ortner, Daniela 260
Kraut, G. 281 Maier, Joachim 282 Ortner, Helmke 261
Krotil, V. 281 Maisch, Werner 282 Ortner, Hermann 254, 256
Kudert, Manfred 248 Makschin, Joachim 282 Ortner, Maria 257, 267
Kugel, Georg 203 Marcus, Jürgen 247 Ortner, Rüdiger 257, 261, 267
Kuhn, A. 281 Maurath, Ferdinand 99 Ortner, Werner 256
Kumeth, Andreas 248 Mayer, Günter 278 Otto, Dr. Konrad Friedrich Emil 26,
Kümmerle, Markus 228, 229 Meese, Franz 116 28
Kuntz 259 Meffert, Johanna 75
Kury, Michael 224 Meffert, Martin 75 p Kurz, Margarete 277 Mehl, Karl 277
Menzinger, Toni 221 Papen, Franz von 42
L Meppiel, Edgar, 278 Meppiel, Gustav 278 Penz, R. 281 Meppiel, Heinz 278 Pertzborn, Emil 215
Lahr, Thomas 28 Meppiel, Horst 278 Pfeifer, Bernhard 155 Laible, Ella 278 Merz, Daniel 277 Pfeifer, Friedrich 203, 205, 207-209, Lamm, Gerhard 225, 228, 229 Merz, Georg 215, 227, 228 227 Lamm, N. 229 Metz, Karl 200 Pfeifer, Hermann 238, 239, 241, 242 Lamm, Thomas 228, 229 Metzger, Maria 277 Pfeifer, Karl 211, 227 Lang, Helmke 257, 267 Morlock, H. 281 Pfeifer, Simon 200, 227 Lange, Karin 257, 267 Moser, Gerhard 219, 221, 223, 225, Pflästerer, earl 57, 63 Langer, E. 281 227, 241 Pfortner 217, 221 Lassahn, P. G. 242 Mühlebach, Werner 277 Pietruska, Brigitte 266, 267 Lattner, Franz 227 Müller (Stadtrat) 217 Pietruska, Karin 266, 267 Lauer, Architekt 71 Müller, August 203 Potschka, Manfred 228 Lazoo, Kai 228 Müller, Bernhard 207 Prescher, Kurt 277 Leh meier, Josef 270 Müller, E. 281 Leimenstoll, Dieter 278 Müller, Franz 255 R Leppert, Kurt 278 Musahl, Rainer 221,225 Lerchenmüller, (Pfarrer) 242 Leyer, Edeltraud 267
N Raban, Erzbischof von Speyer 19
Leyerle, Wilhelm 84 Rabbold, Fred 247 Linde, Otto 20 Rahäuser, Friedrich 47 Link, Jürgen 248 Nagel 277 Rastetter, Richard 215 Loren, Sophia 76 Nagel, Hans Jakob 23 Rauprich, T. 258, 260 Lorenz, Diete r 283 Nagel, Torben 228 Redtenbacher, Ferdinand 31
Reger, Frieda 277 Reichert, Karl 277 Rei nach, Hei nrich 282 Reinmuth, Karl 134 Reitz, Emil 254, 256 Reitz, Klaus 257, 260, 267 Reitz, Manfred 256 Reitze, Jürgen 218, 224-228, 229 Reize, Heinz 225 Retey, Albert 265 Reuss, Tobias 228, 229 Ritter, August 33 Rossmann, Erich 75 Roth, C. 281 Roth, Roland 228 Roth, Kar l 205 Ruder, Franz 228 Ruether, Horst 247 Ruf, Dieter 278 Ruf, Ferdinand 239, 241, 242, 249 Ruf, Horst 283 Ruland, Friedl 273 Ruland, Fritz 273 Rüssel, Günter 221, 223, 239, 259 Rüssel, Sebastian 205
s Sattler, Joachim 228, 229 Sauer, Wolfgang 247 Schaber, Heinz 283 Schaber, Helmut 283 Schach, H. 281 Schadowski, Dieter 263, 267 Schadowski, Rai ner 261, 263 Schäfer 260 Schäfer, Gertrud 248 Schandeiwein, Dieter 219,221 Schätzle, Rainer 228 Schätzle, Rolf 218, 225, 228, 229 Scheerer, Karl 89, 281, 282 Schendzielorz, Ernst 241, 242 Scherer, Walter 282 Scheuerpflug, A. 281
Scheuerpflug, Karl 129, 207 Schilling, Else 278 Schilling, Hans 278 Schippereit, Klaus 248 Schlager, Julia 266 Schiebach, Wilhelm 205 Sch lesiger, Horst 77 Sch lindwein, Anette 228 Schloms 71 Schlotterbeck, Hans Jerg 23 Schmalkalder, Hans 20 Schmerbeck, Peter 223, 225 Schmidt, Daniel 29 Schmit 29 Schneider, Albert 234, 235, 237 Schneider, Günter 260 Schneider, Herbert 283 Schneider, Hermann 211, 221 Schneider, Karl 282 Schneider, Sieg linde 283 Schnetzler, Karl 207, 234 Schübelin, G. 281 Schuchmann, Heinz 217, 238 Schulte, Siegfried 283 Schultheis, Walter 247 Schwab, Maria 207 Schwaninger, Uwe 226, 228, 229 Seebohm, Hans-Christoph 238 Seiler, Prof. Dr. Gerhard 232 Seiler, Julius 215, 217-219 Se ideneck, Christine Freifrau von 23 Seideneck, Hans Freiherr von 26, 30, 90,103 Seneca, Ferdinand jr. 115 Seneca, Ferdinand sr. 115 Sheer, Ireen 246, 247 Siebentritt, Horst 242 Singer, Eugen 217 Spielmann, Major 217 Stein, Gerhard 221 Steiner, Heinrich 278 Stemmermann, H. 281 Stephan, Helmut 238, 239 Stöhr, Uwe 228 Stolz, B. 260
Sto lz, Christian 28 Strack, Josef 283 Strauß, Franz 21 Strieder, Wilhelm 37 Stubenrauch, Magda 283 Stubenrauch, Wilhelm 283 Stückle, August 233 Stutz, W. 281 Sutter, Karl 201, 227 Sutter, Ludwig 23
T
Teuffel, Prof. Gisbert von 93 Thoma, A. 275 Tilly, Johann Graf von 21 Trede, Hans 211-213
u Üsenberg, Hesso von 17
v Verdone, Luigi 224, 225, 228, 229 Vitrano, Micheie 228, 229 Vogel, Annette 260 Vogel, August 254-256, 259 Vogel, Heinz 223, 225, 241-243, 245, 247, 248, 256, 257, 260 Voigt, Rudi 221 Volm, Johann 221
w Wagner, Dr. Theodor 28 Wagner, Michael 257, 258, 260, 267 Wagner, Paul 277 Wagner, R. 281 Wagner, Theodor 30, 31 Walch, Rolf 283 Walz, Hildegard 277 Wasner, Bruno 282
Weber 29 Wenner Alfred jr. 227, 228, 229 Wintermantel, Gina 267 Weber, Gerhard 226, 228, 229 Wenner, Friedrich 228 Witzema nn, Frau 132 Weber, Horst 225, 226, 228, 229 Wenner, Gerhard 225, 228 Wolf, Gloria 278 Weber, Ludwig 282 Werling, Kurt 281, 282 Wolf, Lothar F. 278 Weber, Marc 258, 228, 229 Werner, Johann 23 Wörner, August 233 Wechsler 91 Westphal, Julius 228 Wörner, Wilhelm 15 Weidemann, Hans 278
Weyhing, Johann Friedrich 91 Weimar, Gerhard 283
Wiechmann, Bernd 223 Z Weinbrenner, Friedrich 199 Weineich, Heinz 218, 225, 228, 229 Wiedemann, Hans 243
Weineich, Markus 228 Wiedemer, Jürgen 243, 245, 247, Zeiller, Martin 21
Weinlein, Frank 228 248 Zimmer, A. 281
Weiß, Karl 256 Wiehl, Otto 279 Zimmermann, Karl 28
Weiß, Wilhelm 203, 207-209, 227 Wild, Willi 282 Zink, Julius 233
Weisser, Horst 245, 247, 248 Williamson, Jürgen 228 Zinsmeier, Kurt 256
Weisser, Kurt 237 Williard, Adolf 97 Zizza , Cosimo 228, 229 Wenner, Alfred sr. 211-213, 215, Winter, Ralf 228 Zöller, Rolf 278 217-219,227,228 Winter, Sven 228 Zorn, Michae l 228, 229
Abbildungsnachweis
12 StadtAK 8/PBS Xilla 91 56. u. StadtAK 5/NI Pfästerer 90 94 u. StadtAK 8/Alben 174,42 13 StadtAK 3/B 21 58 StadtAK 8/Alben 174, 188 95 StadtAK 8/PBS oXIVc 49 14 StadtAK 8/Zeitungen 70 StadtAK 8/PBS oXllla, 181 96 StadtAK 7/NL Willi ard 88 15 StadtAK 8/Alben 174, 11 74 u. StadtAK 8/Alben 3 Bd. 4, 97 StadtAK 8/Alben 174,185 16 u. StadtAK 8/Alben 174, 80 XV,3 98 o. StadtAK 7/NL Williard 89 18, 19 StadtAK 8/PBS XVI 2 77 StadtAK 8/BA Schlesiger 98 u. StadtAK 8/Alben 174,47 20 StadtAK 8/PBS XVI 1040 A3 121/6/1 5 A 99 StadtAK 8/Alben 174,179 21 StadtAK 8/PBS XVI 1035 78 o. StadtAK 8/BA Schlesiger 100 StadtAK 8/PBS XIVd 59 22 Die Wappen in Karlsruhe, A4 22/7/32A 101 o. StadtAK 8/PBS XIVd 61
Karlsruhe 1986 78 u. StadtAK 8/BA Schlesiger 103 I. StadtAK 8/Alben 42,196 23 o. StadtAK 8/Alben 174/1 A4 5916/22 103 r. StadtAK 8/BA 23 u. StadtAK 8/Alben 174, 5 79 o. StadtAK 8/BA Schlesiger Verkehrsverein 3383 24 o. StadtAK 8/PBS XVI, 8 A313/1/23A 104 StadtAK 8/Alben 6, 22 25 u. StadtAK 8/PBS IV 152 79 u. StadtAK 8/BA Schlesiger 105 StadtAK 8/BA 27 StadtAK 8/PBS VI, 5 A3 34/5/26 A Verkeh rsverein 2025 28 StadtAK 8/PBS XIVa 629 80 o. StadtAK 8/BA Schlesiger 106 StadtAK 8/BA 30 StadtAK 8/PBS oXIVb 138 A2 70/3/1 Verkehrsverein 3584 31 u. StadtAK 8/PBS III 1263 80 u. StadtAK 8/BA 107 StadtAK 8/BA 32 StadtAK 8/Alben 174,8 Verkehrsverein 3570 Verkehrsverein 1854 33 StadtAK 8/Alben 174, 7 81 o. StadtAK 8/Alben 174, 59 109 StadtAK 8/PBS oXIVf 122. 36 o. I. StadtAK 8/PBS XIVa 517 81 u. StadtAK 8/Alben 174, 77 110 o. StadtAK 8/PBS oXIVe 818 36 o. r. StadtAK 8/Alben 174, 11 2 82 StadtAK 8/Alben 3 Bd. XV, 112 o. StadtAK 8/PBS oXIVf 219 36 u. StadtAK 8/PBS XI 111 10 112 u. StadtAK 8/BA Schlesiger 38 o. I. StadtAK 8/PBS oVI 206 83 o. StadtAK 8/Alben 174, 86 A49153/1/14 38 o. r. StadtAK 8/PBS oVI 258 83 u. StadtAK 8/Alben 174,88 114 StadtAK 8/Alben 174, 237 38 u. StadtAK 8/PBS oVI 346 84 StadtAK 8/BA Schlesiger 115-117 Festschrift zum 39 o. I. StadtAK 8/PBS VI 206 A3 36/5/38 100jährigen Bestehen 39 o. r. StadtAK 8/PBS oVI 185 85 StadtAK 8/BA Schlesiger der Eisengießerei F. Seneca, 39 u. StadtAK 8/PBS oVI 273 A17 143/5/22 Karlsruhe 1956. 41 StadtAK 8/Alben 3, Bd. 4, 87 StadtAK 8/BA Schlesiger 118 o. StadtAK 8/PBS XIVf 55
XVl A46119/2/14 118 u. StadtAK 8/Alben 174, 238 44, 45 StadtAK 8/Alben 2 88 StadtAK 8/BA Schlesiger 119 StadtAK 8/PBS oXIVb 32 46 StadtAK 8/PBS oVI 322-9 A32 17/7/17 120 StadtAK 8/PBS oXIVa 839 47 StadtAK 8/Alben 174, 53 89 StadtAK 8/BA Schlesiger 122 o. StadtAK 8/PBS oXIVa 836 48 StadtAK 8/Alben 6, 61 A52 13/2/36A 122 u. StadtAK 8/PBS oXIVa 837 50 o. StadtAK 8/Alben 6, 3 90 StadtAK 8/Alben 174,1 37 123 StadtAK 8/PBS oXIVa 888 50. u. StadtAK 8/Alben 174,93 91 StadtAK 8/Alben 174,143 124 StadtAK 8/PBS oXIVa 881 51 StadtAK 8/Alben 6, 39 93 StadtAK 8/Alben 174,41 125 StadtAK 8/PBS oXIVa 1889 52 StadtAK 8/Alben 174, 225 94 o. StadtAK 8/Alben 174,151 127 StadtAK 8/Alben 174, 271
128 StadtAK 8/Alben 3, Bd . 4, 198 StadtAK l/H-Reg 2260 Freiwillige Feuerwehr Karlsruhe, XVl 200- 201 StadtAK l/H-Reg 2260 Abteilung Mühlburg :
136 o. StadtAK 8/Alben 174, 60 und 6/BZA 227 202, 208, 21~ 218, 22~ 136 u. StadtAK 8/Alben 174, 266 202 o. StadtAK 8/PBS Vllc 20 222, 224, 226, 229 143 StadtAK 8/Alben 174, 272 206 StadtAK l/H-Reg 2260 147 o. StadtAK 8/Alben 174, 56 207 StadtAK 8/PBS Vllc 19 Landesbildstelle Baden, Karlsruhe : 150 StadtAK 8/Alben 174,197 209- 212 StadtAK l/H-Reg 2260 170,214 u. 151 StadtAK 8/Alben 174, 198 213 StadtAK 8/Alben 174, 40 152 StadtAK 8/Alben 174, 275 214 o. StadtAK l/H- Reg 2260 Horst Pampel: 6 158 StadtAK 8/Alben 174, 104 230 StadtAK 8/Zeitungen 159 StadtAK 8/Alben 174, 101 234 Jubiläums-Chronik Privat 160 StadtAK 8/PBS Xilla 251 75 Jahre Bürgerverein (Repros im Stadtarchiv vorhanden):
(Copyright Foto Strähle) Mühlburg 1898 e.v. 16 o. 1., 16 o. r., 24 u., 25. 0., 27, 31 162 StadtAK 8/Alben 174, 94 237-239 Jubiläums-Chronik
0.,33,40,43,76,86,92, 100, 101 164 StadtAK 8/PBS oXIVa 612 75 Jahre Bürgerverein
u., 102 u., 108, 110 u., 111, 113, 126 166 StadtAK 8/PBS oXIVa 610 Mühlburg 1898 e.V. 0. 1.,126 o. r., 126 u., 128, 130-135, 168 StadtAK 8/PBS oXIV a 609 264 StadtAK 8/BA Schlesiger 137-142,144-146,147 u., 148, 172 StadtAK 8/Alben 174, 236 A5 91/4/47 149,153- 157, 176,184,188-191, 174 StadtAK 8/Alben 174, 123
178 StadtAK 8/PBS oXIVa 1597 Bayern- und Trachtenvereinigung 195, 204, 205, 235, 242, 247, 283
186 o. StadtAK 8/Alben 174, 35 Weißblau Almfrieden Karlsruhe e.V.: Radsportgemei nschaft 186 u. StadtAK 8/Alben 174, 19 268, 270-276
187 StadtAK 8/PBS olV 209 Karlsruhe e.v. 1898:
192 o. StadtAK 8/PBS olV 182 Bildste lle der Stadt Karlsruhe : 250, 252-254, 256-258, 260, 263
192 u. StadtAK 8/PBS olV 183 56 0., 62, 64, 66, 68 u., 69 0., 73 193 o. StadtAK 8/PBS oVI 184 Harald Ringler: 194 StadtAK 8/Alben 174, 29 Kurt Ernst: 65, 67, 68 0., 69 u., 72 196 StadtAK 8/Alben 174, 23 161 ,163, 165, 167,169,171,173, 197 o. StadtAK 8/Alben 174, 31 185,187,189,191,193,232,236, Stadtplanungsamt: 197 u. StadtAK 8/Alben 174, 28 240, 245, 246, 248, 59-61, 63, 71, 74 o.
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1998 ist ein besonderes Jubiläumsjahr für Mühlburg mit gleich fünf Jubiläen. Der Burgflecken "Mulenberc" wurde vor 750 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt, die Freiwillige Feuerwehr Mühlburg entstand im Revolutionsjahr 1848, und zwölf Jahre nach der Eingemeindung in die benachbarte badische Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe konnten 1898 gleich drei Vereine ihre Gründung bekanntgeben.
Der vom Stadtarchiv Karlsruhe in Verbindung mit den Jubiläums- vereinen herausgegebene Bildband "Mühlburg. Streifzüge durch die Ortsgeschichte" verbindet aus diesem Anlaß anschaulich Orts- und Vereinsgeschichte mit zahlreichen, bislang nicht veröffent- lichten Bildern aus den Beständen des Stadtarchivs, aber auch aus Privatbesitz, die für diesen Band zur Verf~gung gestellt wurden.
INFO VERLAG · ISBN 3-88190-227-9
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmplbnO0zo9UD/M%C3%BChlburg_Streifz%C3%BCge.pdf
Mühlburg Abschlussber.indb
Stadtteilentwicklung Sanierungsgebiet „Die Soziale Stadt“ Mühlburg
Dokumentation der Bürgerbeteiligung Oktober 2007
bis Dezember 2010
Stadt Karlsruhe - Amt für Stadtentwicklung 2010
Impressum
Stadt Karlsruhe Amt für Stadtentwicklung Leiterin: Dr. Wiegelmann-Uhlig
Bereich: Stadtentwicklung Projektleitung: Dipl.-Geogr. Otto Mansdörfer
Bearbeitung: Dipl.-Geogr. Christian Fulda Tel.: 0721/133 - 1860 Email: christian.fulda@afsta.karlsruhe.de
Auftragnehmerin: GRiPS --- Büro für Projektsteuerung und Kommunikation Ute Kinn Lic.rer.reg., Friedrichstraße 4, 76275 Ettlingen Tel.: 07243/719 455 Fax: 07243/719 454 Email: ute.kinn@grips-ettlingen.de
unter Mitwirkung von: Stadtplanungsamt Gartenbauamt Sozial- und Jugendbehörde Tiefbauamt Wirtschaftsförderung
Bildnachweis: Hildegard Breitenbach-Koch, Anand Ehring, Christian Fulda, Roland Fränkle, Ute Kinn, Monika Müller-Gmelin Planentwürfe und Skizzen: Stadtplanungsamt, Tiefbauamt, Gartenbauamt, Büro Voegele & Gerhardt Freie Stadtplaner und Architekten, Vogt & Partner (Lichtplan)
Umschlaggestaltung: Stefanie Groß DTP: Marlis Arz
Aufl age: 250 Stück
Karlsruhe, November 2010
Vorwort
Nachdem der Stadtteil im Jahr 2007 in das Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf -
die Soziale Stadt“ aufgenommen wurde, hat die Stadt Karlsruhe einen intensiven Bürgerbeteiligungsprozess initiiert: Mit
Hilfe eines Stadtteilmanagements wurden die Bürgerinnen und Bürger, Gewerbetreibenden, Einrichtungen und Initia-
tiven vor Ort über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren an allen Überlegungen für ihren Stadtteil beteiligt, konnten
eigene Ideen und Vorstellungen einbringen oder erhielten Unterstützung, diese in Eigeninitiative selbst umzusetzen.
Nach intensiven Beratungen im Stadtteil und in den gemeinderätlichen Gremien sind nunmehr sowohl im baulich-inve-
stiven als auch im sozialen und soziokulturellen Bereich einige Maßnahmen realisiert, andere werden in naher Zukunft
folgen. Zahlreiche Workshops und Abstimmungsgespräche haben den Grundstein für weitere städtebauliche Vorhaben
gelegt, die möglichst noch innerhalb des Sanierungszeitraums bis 2015 umgesetzt werden sollen. Im sozialen und kul-
turellen Bereich ist durch verschiedene Projekte ein Netzwerk entstanden, das den Stadtteil auch in den kommenden
Jahren in Bezug auf das soziale Miteinander weiter voran bringen wird.
Ein integrierter Stadtteilentwicklungsprozess bietet darüber hinaus Raum für Experimente und neue Kooperationen.
So wurden in Mühlburg mit der Spielleitplanung neue Wege im Bereich Kinder- und Jugendbeteiligung beschritten,
Ansätze der lokalen Wirtschaftsförderung erprobt und mit dem „Marktplatz der guten Geschäfte“ ein Instrument
eingesetzt, um Kooperationen zwischen Unternehmen und Gemeinweseninstitutionen anzuregen. Auch der Ansatz,
generationengerechte Modellvorhaben zu entwickeln, wird sicherlich Impulse für andere Stadtteile geben. Insofern sind
Beteiligungsprozesse immer auch ein Lernfeld, um die Herausforderungen des demografi schen Wandels besser zu be-
wältigen. Nicht zuletzt ist es in Mühlburg hervorragend gelungen, über die Förderung aus dem Bund-Länder-Programm
Soziale Stadt hinaus, weitere Finanzierungsquellen zu erschließen, seien es EU-, Bundes- und Landesprogramme oder
Stiftungen und Sponsoren.
Die vorliegende Dokumentation verdeutlicht die Vielfalt der Aktivitäten und Akteure und erläutert die Arbeitsstrukturen,
um den begonnen Prozess zu verstetigen. Ich danke allen Beteiligten für die engagierte Arbeit und würde mich freuen,
wenn das große Engagement für Mühlburg erhalten bleibt.
Wolfram Jäger
Bürgermeister
Inhalt
Seite
Vorwort
1. Einleitung 7
2. Verfahren der Bürgerbeteiligung 9
3. Arbeitskreis 1: Kinder und Jugendliche 13
4. Arbeitskreis 2: Soziales und kulturelles Miteinander 19
5. Arbeitskreis 3: Einzelhandel, Gewerbe, Image 27
6. Arbeitskreis 4: Wohnen, Stadtgestaltung und Verkehr 31
7. Fördermittel 39
8. Fazit und Ausblick 41
1. EINLEITUNG 7
Der Stadtteil Mühlburg ist seit 2007 in das Bund- Länder-Programm „So zia le Stadt“ aufgenom men. Die Programmlaufzeit für das Sanierungsgebiet Mühlburg reicht vom 1. Januar 2007 bis 31. Dezem- ber 2015. Im Sanierungsgebiet mit einer Größe von 72,8 ha wohnen etwa 10.600 wohnberechtigte Einwohnerinnen und Einwohner. Nach Bewilligung des im Oktober 2009 eingereichten ersten Aufsto- ckungsantrags durch das Land Baden-Würt temberg im April 2010 besteht im Sanierungsgebiet Mühlburg aktuell ein Förderrahmen für investive Maßnahmen von insgesamt ca. 3,6 Mio. Euro. Hierfür werden Fördermittel aus dem Bund-Länder-Programm „Die Soziale Stadt“ im Umfang von ca. 2,2 Mio. Euro bereitgestellt.
Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung im Zeitraum Oktober 2007 bis Januar 2009 sind im ersten Zwi- schenbericht dokumentiert, der am 19. Mai 2009 dem Gemeinderat vorgelegt wurde. Dort sind die bis Januar 2009 durchgeführten Arbeitsgruppen, Planungsworkshops und Beteiligungsaktionen sowie der Schwerpunkt der Kinder- und Jugendbeteiligung ausführlich dargestellt. Die nun vorliegende Doku- mentation bezieht sich auf den gesamten Beteili- gungsprozess von 2007 bis 2010, stellt jedoch insbe- sondere die Entwicklungen seit dem Zwischenbericht im Januar 2009 ausführlicher dar. Den nach Arbeits- kreisen gegliederten Kapiteln 3 bis 6 ist jeweils eine tabellarische Projektübersicht vorangestellt.
1. Einleitung
1. EINLEITUNG8
2. VERFAHREN DER BÜRGERBETEILIGUNG 9
Mit der Durchführung des Stadtteilmanagements für das Soziale Stadt Gebiet Mühlburg wurde das Büro GRiPS aus Ettlingen in Kooperation mit dem Büro Voegele & Gerhardt, Freie Stadtplaner und Ar- chitekten aus Karlsruhe für den Zeitraum von Juni 2007 zunächst bis März 2010 beauftragt. Zur wei- teren Unterstützung und Begleitung des Modellvor- habens Bürgerzentrum sowie weiterer sozialer Pro- jekte wurde der Vertrag mit dem Büro GRiPS bis Jahresende 2010 verlängert.
Schwerpunkte der Arbeit des Stadtteilmanagements waren:
• Gesamtkonzeption und Gesamtmoderation des Beteiligungsprozesses,
• Moderation thematischer Arbeitsgruppen,
• Durchführung von Planungsworkshops,
• Unterstützung von Einzelprojekten des Stadtteil- entwicklungsprozesses,
• Vorbereitung der Öffentlichkeitsarbeit,
• Unterstützung des Bürgervereins und anderer In- teressengruppen,
• Mitvorbereitung und Teilnahme an Sitzungen des gemeinderätlichen Sanierungsbeirates,
• Sitzungen der Lenkungsgruppe mit Vertretern aus Verwaltung und Bürgerschaft,
• Betreiben des Stadtteilbüros,
• Verstetigung des Beteiligungsprozesses als selbst- tragender Prozess mit einer geeigneten Organisa- tionsform.
Bereits in der Phase der Vorbereitenden Untersu- chungen erfolgte die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger vor Ort durch Befragungen und einen Stadtteilspaziergang. Nach Aufnahme Mühlburgs in das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ wurde die Bürgerbeteiligung auf breiter Basis intensiviert. Aus den Vorbereitenden Untersuchungen haben sich vier Schwerpunktthemen für die Bürgerbeteiligung herauskristallisiert, zu denen jeweils ein Arbeitskreis gebildet wurde:
• AK 1 Kinder und Jugendliche
• AK 2 Soziales und kulturelles Miteinander
• AK 3 Einzelhandel, Gewerbe, Image
• AK 4 Wohnen, Stadtgestaltung und Verkehr.
Aufgrund thematischer Überschneidungen haben die Arbeitskreise 1 und 2 teilweise gemeinsam getagt. In Auftaktworkshops der Arbeitskreise entwickelten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Ziele und Pro- jektideen, die im weiteren Verlauf in Projektgrup- pen und Planungsworkshops vertieft und ausge- arbeitet wurden.
Im Rahmen der Lenkungsgruppe der Verwaltung erfolgte im Rhythmus von vier bis sechs Wochen die verwaltungsinterne Abstimmung über Projekte und den Ablauf des Beteiligungsprozesses.
Im Frühjahr 2009 wurde, wie es die Organisations- struktur vorsieht, aus den vier thematischen Ar- beitskreisen je eine Sprecherin oder ein Sprecher mit Stellvertretung in die Lenkungsgruppe der Bürgerschaft gewählt. Diese tagte regelmäßig ge- meinsam mit Verwaltungsvertretern im Stadtteilbüro bzw. zuletzt im neuen Bürgerzentrum. Hier wurde die laufende Projektarbeit im Stadtteil und in der Verwaltung mit Vertretern des Bürgervereins und der Interessengemeinschaft Attraktives Mühlburg sowie mit den Arbeitskreissprecherinnen und -sprechern abgestimmt.
2. Verfahren der Bürgerbeteiligung
2. VERFAHREN DER BÜRGERBETEILIGUNG10
Der gemeinderätliche Sanierungsbeirat für die So- ziale Stadt Mühlburg setzt sich zusammen aus Ver- tretern der Gemeinderatsfraktionen, Bürgerverein Mühlburg und Interessengemeinschaft Attraktives Mühlburg, Ausländerbeirat, Architektenkammer und IHK. Der Sanierungsbeirat begleitet in jährlichen Sit- zungen steuernd den Soziale-Stadt-Prozess und be- reitet Entscheidungen des Gemeinderats vor.
Für den Zeitraum von April 2010 bis Dezember 2010 wurde das Büro GRiPS beauftragt, den Aufbau des Modellvorhabens Bürgerzentrum zu unterstützen sowie über die Einrichtung dieser Zentralen Anlauf- stelle weitere soziokulturelle Projekte für den Stadt- teil auf den Weg zu bringen. Die folgende Abbil- dung zeigt, dass die beiden Arbeitskreise „Kinder und Jugendliche“ sowie „Soziales und kulturelles Miteinander“ inhaltlich zusammengeführt wurden. Die dort verankerten Projekte und Maßnahmen wer- den im Zusammenhang mit dem Bürgerzentrum vom Quartiersmanagement aufgegriffen und begleitet. Die Interessen von Handel und Gewerbe werden vor Ort von der Interessengemeinschaft Attraktives Mühlburg wahrgenommen. Für den Bereich Städte- bau und Verkehr sind die Beteiligungsmaßnahmen im Wesentlichen abgeschlossen. Hier fungieren seit April 2010 die städtischen Ämter sowie der Bür-
gerverein Mühlburg als Ansprechpartner für die Bürgerbeteiligung. Mit den organisatorischen Ver- änderungen war auch die Aufgabe des Stadtteilbü- ros verbunden, das bis Ende 2009 donnerstags von 17:00 bis 19:00 Uhr geöffnet war.
Bei der zweiten Stadtteilkonferenz am 30. Juni 2009 wurde in Verbindung mit einem Stadtteilspa- ziergang der aktuelle Stand verschiedener Projekte vorgestellt. Am Rundgang beteiligten sich etwa 100 Bürgerinnen und Bürger, an der anschließenden
2. VERFAHREN DER BÜRGERBETEILIGUNG 11
Stadtteilkonferenz ca. 70 Interessierte. Auch die dritte Stadtteilkonferenz am 16. Juli 2010 war gut besucht. Regelmäßig haben sich in 2009 und 2010 weiterhin vor allem die Projektgruppen „Bürgerzen- trum“ und „Leitbild“ getroffen. Aus der Projektgrup- pe Leitbild hat sich das Kulturnetzwerk Mühlburg e.V. gegründet, das mit dem Brahmsplatzfest in 2009 und 2010 sowie mit der Ausstellung „Kunst vor Ort“ kulturelle Highlights im Stadtteil organisiert hat und weitere Projekte in Mühlburg plant.
Darüber hinaus war es Aufgabe des Stadtteilmanage- ments im Konflikt, der sich am Bolzplatz vor den Drais-Schulen zwischen Jugendlichen und Anwoh- nern entzündet hat, zu vermitteln.
Zur Vorbereitung baulich investiver Maßnahmen fanden eine generationenübergreifende Beteili- gungs- und Spielaktion zu den Spielplätzen im Be- reich Weinbrenner-/Sophienstraße, eine Begehung des neuen Bolzplatzstandortes mit Jugendlichen sowie Planungsworkshops zur „großen“ Rheinstra- ße und Entenfang sowie zur „kleinen“ Rheinstra- ße statt. Zur Vorbereitung des Workshops „kleine“ Rheinstraße waren Geschäftsleute und Hauseigen- tümer bereits im April 2009 eingeladen, sich über private Modernisierungszuschüsse zu informieren und vorab ihre Wünsche und Meinungen zur ange- strebten Aufwertung der „kleinen“ Rheinstraße ein- zubringen. Bei Treffen des Runden Tisches „Verkehr“ wurden diverse Einzelvorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation diskutiert, die im Laufe des Beteiligungsverfahrens eingebracht worden waren.
Für den Lameyplatz und Entenfang wurde unter Be- teiligung der Arbeitskreise ein städtebaulicher Pla- nungsworkshop durchgeführt, der zum Ziel hatte, die beiden Areale im städtebaulichen Gesamtzusam-
2. VERFAHREN DER BÜRGERBETEILIGUNG12
menhang zu betrachten und durch einen fachlich fundierten „Blick von außen“ richtungsweisende Ansätze für eine Neugestaltung zu erhalten (s. Pro- jekt 4.6).
Ziel des Beteiligungsverfahrens ist es, langfristig tragfähige Beteiligungs- und Vernetzungsstrukturen in Mühlburg zu etablieren. Ein wichtiger Baustein ist
dabei die Etablierung des Modellvorhabens Bürger- zentrum im Bau 2 der ehemaligen Seldeneck‘schen Brauerei sowie die weitere Planung für ein langfri- stig angelegtes Bürgerzentrum. Nachdem sich der Verein Bürgerzentrum Mühlburg e.V. gegründet hat, ist geplant, die ehrenamtlichen Kräfte in begrenztem Umfang auch in den Jahren 2011 und 2012 haupt- amtlich zu unterstützen (vgl. Projekt 2.1).
3. ARBEITSKREIS 1 KINDER UND JUGENDLICHE 13
3. Arbeitskreis 1 Kinder und Jugendliche
Projekt Stand 10/ 2010 Kurzbeschreibung 1.1 Startpunkt Familienzentrum
laufend Ein Startpunkt Familienzentrum wurde als Anlaufstelle zur frühen Prävention in Mühlburg in den Räumen des Schülerhortes in der Weinbrennerstraße eingerichtet. Nach Möglichkeit soll dieses Angebot in das Bürgerzentrum Mühlburg integriert werden.
1.2 Spielleitplanung abgeschlossen Im Rahmen der Spielleitplanung wurden Streifzüge für Kinder der 4. Klasse durchgeführt. Mit Kindern der 5. und 6. Klassen wurden subjektive Landkarten (Mental Maps) erstellt. Die Wünsche der Jugendlichen wurden über zwei Jugendkonferenzen in die Spielleitplanung eingearbeitet. Es wurde ein Maßnahmenplan erstellt, erste Maßnahmen sind bereits umgesetzt.
1.3 Kinder- und Jugendbeteiligung – EinBlick mit AusSicht
abgeschlossen Ergänzend zur Spielleitplanung wurden im Rahmen eines Aktionsprogramms für mehr Jugendbeteiligung mit Kindern und Jugendlichen Projektideen für den Stadtteil entwickelt. Das Projekt wurde von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert.
1.4 Innensanierung und Umbau Kinder- und Jugendtreff Mühlburg
laufend Nach aufwändigen Planungen und Vorbereitungen wird die Innensanierung des Kinder- und Jugendtreffs derzeit noch bis April 2011 realisiert. Als Ausweichquartier dienen während der Bauphase Räumlichkeiten in der Rheinstraße 29. Als Ergebnis der Jugendbeteiligung wird im Erdgeschoss ein Jugend- und Schülercafé eingerichtet und der Dachboden ausgebaut.
1.5 Vermittlung von Ausbildungsplätzen
laufend Der Stadtteil Mühlburg bietet zusammen mit dem Rheinhafen ein großes Potenzial an Ausbildungsplätzen. Über das Portal Mühlburg www.muehlburg-live.de wurde im September / Oktober 2008 eine Lehrstellen- und Praktikumsbörse aufgebaut.
1.6 Aufwertung von Spielplätzen/ Spielorten 1.6.1 Bolzplatz 1.6.2 Spielplatz Weinbrenner- /Sophienstraße
abgeschlossen An der Alb wurde neben dem Gelände des Sportvereins KETV ein neuer Bolzplatz realisiert und am 10. Juli 2010 mit einem Eröffnungsturnier eingeweiht. Bei der Planung des Spielplatzes im Bereich Sophien-/Weinbrennerstraße wurden die Anregungen aus der Beteiligung berücksichtigt und die Planung im Dezember 2009 noch einmal öffentlich vorgestellt. Im Hinblick auf eine Mehrgenerationenanlage waren nicht nur der Schülerhort Weinbrennerstraße, sondern auch die Kindergärten und Alten- und Pflegeheime im Einzugsbereich beteiligt. Der umgestaltete Spielplatz zwischen Weinbrenner- und Sophienstraße mit deutlich erweiterten Spielmöglichkeiten wurde am 4. Oktober 2010 offiziell übergeben.
1.6.3 Spielplatz südlich der Weinbrennerstraße 1.6.4 Schülerhort 1.6.5 Spielplatz Sternstraße
Umsetzung bis Frühjahr 2011
Drei weitere Spielplätze sollen bis Frühjahr 2011 fertig gestellt werden: südlich der Weinbrennerstraße / Spielweg, beim Schülerhort Weinbrennerstraße und in der Sternstraße. Im Bereich südlich der Weinbrennerstraße sind neben Spielgeräten auch Bewegungsangebote für ältere Menschen geplant. Am 25. Oktober 2010 wurden die Planungen öffentlich vorgestellt.
1.7 Gesund aufwachsen
laufend Der Stadtteil Mühlburg ist Modellstandort für das Projekt „Gesund aufwachsen in Baden- Württemberg, Kommunale Netzwerke für Ernährung und Bewegung“. Ziel ist die möglichst frühe Förderung einer gesunden Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen. Der im Januar 2010 gegründete Arbeitskreis begleitet die Planung und Umsetzung von Maßnahmen in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Bewusst-seinsbildung, gesundheitsfördernde Angebote und lokales Gesundheitsbüro.
Projektstand Arbeitskreis 1 - Kinder und Jugendliche Oktober 2010
3. ARBEITSKREIS 1 KINDER UND JUGENDLICHE
Zentrales Thema sowohl des Arbeitskreises 1 „Kin- der und Jugendliche“ wie auch des Arbeitskreises 2 “Soziales und Kulturelles Miteinander“ war es, ein dauerhaftes Netzwerk aus verschiedenen Instituti- onen, Einrichtungen und ehrenamtlich Engagierten aufzubauen, die sich mit dem Thema Kinder und Jugendliche befassen. Ziele eines solchen Netzwerks sind der Informationsaustausch und das gemeinsame Engagement, um Kinder und Jugendliche im Stadtteil bedarfsgerecht zu stärken und zu fördern. Insbe- sondere mit dem Projekt „Gesund aufwachsen in Baden-Württemberg“ und dem Gesundheitsbüro im Bürgerzentrum wurde dieses Anliegen aufgegriffen. Weiterer Schwerpunkt des Arbeitskreises war die Kontaktaufnahme mit den Betrieben des Rheinha- fens, um Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche aus Mühlburg zu akquirieren. Mit der Ausbildungs- platzbörse unter www.muehlburg-live.de ist nun- mehr ein erster Baustein realisiert. Die Aufwertung von Spielplätzen und Spielorten wurde unter Einbin- dung von Kindern und Jugendlichen in die Planung und Umsetzung von Projekten konsequent verfolgt.
Projekt 1.1 Startpunkt Familienzentrum
Mit dem Startpunkt Familienzentrum der Pro Familia wurde eine Anlaufstelle zur frühen Prävention in Mühlburg eingerichtet. Ziel ist es, die Entwicklung von Kindern unter drei Jahren zu fördern, werdende Eltern und Familien mit Kindern bis zu drei Jahren durch bürgernahe Beratung und Information, indivi- duelle Hilfen und Entlastung im Alltag zu unterstüt- zen. Das Familienzentrum nutzt Räumlichkeiten im Schülerhort Weinbrennerstraße. Nach Möglichkeit soll dieses Angebot in das Bürgerzentrum Mühlburg integriert werden. Im Modellvorhaben Bürgerzentrum möchte Pro Familia künftig Elternkurse anbieten.
Projekt 1.2
Spielleitplanung Das Instrument der Spielleitplanung wurde in Mühl- burg erstmals in Karlsruhe erprobt. Die Methoden, um Kinder und Jugendliche an der Erfassung, Bewer- tung und Verbesserung von Spiel- und Freiräumen zu beteiligen, sind im Zwischenbericht 2009 sowie in der Dokumentation der Spielleitplanung Mühl- burg ausführlich dargestellt. Erste Maßnahmen wie die Schaffung eines zusätzlichen Bolzplatzes (Pro- jekt 1.6.1) und die Neugestaltung des Spielplatzes Weinbrenner-/Sophienstraße (Projekt 1.6.2) konnten
bereits umgesetzt werden. Weitere Spielplätze wer- den bis zum Frühjahr 2011 neu gestaltet. Andere Anregungen werden bei der Neugestaltung des Flie- derplatzes oder bei Umbaumaßnahmen im Verkehrs- raum berücksichtigt.
Da Verunreinigungen von Grün- und Freiräumen durch Hunde eine starke Beeinträchtigung und Ge- sundheitsgefahr für Kinder und Jugendliche dar- stellen, fand zudem im April 2009 eine Aktion zur Sensibilisierung von Hundehalterinnen und -haltern statt. Mit eine Spielaktion und Liegestühlen auf der zuvor gereinigten Grünanlage an der Seldeneckstra- ße wurden die Möglichkeiten zur Nutzung sauberer Grünflächen demonstriert.
Die Spielleitplanung in Mühlburg hat sehr gute Er- gebnisse gebracht und den Blick für die Belange von Kindern und Jugendlichen geschärft. Da das Verfahren relativ aufwändig und nur aufgrund der Kooperation mit dem Studiengang Architektur der Hochschule Karlsruhe und weiteren Partnern mög- lich war, wird im Soziale Stadt Gebiet Rintheimer Feld derzeit eine weniger arbeitsintensive Form der Spielleitplanung vorbereitet.
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3. ARBEITSKREIS 1 KINDER UND JUGENDLICHE
Projekt 1.3 Kinder- und Jugendbeteiligung – EinBlick mit AusSicht
Ergänzend zur Spielleitplanung wurden im Rahmen eines Aktionsprogramms für mehr Jugendbeteiligung unter dem Projekttitel „EinBlick mit AusSicht“ mit Kindern und Jugendlichen Ideen zur Stadtteilent- wicklung zusammengetragen. Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der Bundeszentrale für politische Bil- dung und dem Deutschen Bundesjugendring geför- dert und ist im Zwischenbericht 2009 ausführlich dokumentiert.
Eine Kerngruppe von ca. 30 Jugendlichen im Alter von 13 bis 18 Jahren aus dem Umfeld des Jugend- treffs und der Schulen, viele mit Migrationshinter- grund, darunter Hauptschüler, Schüler einer Förder- schule und Realschüler haben unter Anleitung von fachlich und pädagogisch geschulten Kräften über ein Internet-, ein Film- und ein Theaterprojekt ihren Stadtteil erkundet.
Das Projekt wurde in enger Kooperation mit dem Kinder- und Jugendtreff Mühlburg sowie mit der Vogesenschule, der Drais-Hauptschule und dem St. Antoniusheim durchgeführt. Neben dem Stadt- teilmanagement waren Experten der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg (Filmprojekt), das Badische Staatstheater Karlsruhe und Tiyatro Diyalog Karlsruhe (Theater) und das Büro transur- ban (Internetprojekt) an dem Projekt beteiligt. Bei zwei Jugendkonferenzen wurden die Arbeiten vor- gestellt und realisierbare Maßnahmen entwickelt. Die Ergebnisse fließen ein in die Projekte Kinder- und Jugendtreff (Projekt 1.4), Bolzplatz (Projekt 1.6.1) und Fliederplatz (Projekt 4.2).
Projekt 1.4 Innensanierung und Umbau des Kinder- und Jugendtreffs Mühlburg
Für die Innensanierung des Kinder- und Jugendtreffs und den Umbau von Erd- und Obergeschoss waren im Doppelhaushalt 2007/08 Mittel eingestellt. Die Er- gebnisse der Jugendbeteiligung Mühlburg führten zu einer Überarbeitung und Erweiterung des Projekts. Die Einrichtung eines selbstorganisierten Jugend- und Schülercafés mit Außenterrasse im Erdgeschoss und der Ausbau des Dachgeschosses erweitern das Angebot des Kinder- und Jugendtreffs und ermögli- chen eine intensive parallele Nutzung des Treffs für alle Altersgruppen.
Nachdem mit dem Regierungspräsidium die Auf- nahme in das Zukunftsinvestitionsprogramm (ZIP)
vereinbart wurde und eine Förderung in Höhe von 85 % der förderfähigen Kosten möglich ist, kann nun das Gebäude mit energetischen Maßnahmen wie Fenstersanierung und Heizungserneuerung deut- lich aufgewertet und auch eine Außenterrasse an- geboten werden. Die baufällige Kellerdecke muss erneuert und eine neue Stahlbetondecke eingebaut werden. Mittels der höheren Förderung sind die komplette Erneuerung der Fenster und Türen, die Errichtung der Außenterrasse sowie der Anschluss an das Fernwärmenetz möglich. Die Planung wurde mit der Denkmalschutzbehörde und der Branddirektion abgestimmt, entsprechende Auflagen sind berück- sichtigt. Eine barrierefreie Erschließung des Jugend- cafés und der Einbau eines barrierefreien WCs sind vorgesehen. Nach sehr aufwändigen Planungen und Vorbereitungen wird die Maßnahme derzeit noch bis April 2011 realisiert. Als Ausweichquartier dienen während der Bauphase Räumlichkeiten in der Rhein- straße 29.
Projekt 1.5 Vermittlung von Ausbildungsplätzen
Über das Portal Mühlburg www.muehlburg-live.de wurde im September/Oktober 2008 mit dem Aufbau einer Lehrstellen- und Praktikumsbörse begonnen, die weiter gepflegt wird. Der Stadtteil Mühlburg bietet zusammen mit dem Rheinhafen ein großes Potenzial an Ausbildungsplätzen. Am 8. Oktober 2008 fand in den Räumen der Rheinhafen GmbH ein Workshop zur Themenstellung „Synergien und Kooperationen zwischen Rheinhafen und Mühlburg statt“. Über die Interessengemeinschaft Attraktives Mühlburg wird weiterhin Kontakt zur Rheinhafen GmbH gehalten.
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3. ARBEITSKREIS 1 KINDER UND JUGENDLICHE
Projekt 1.6 Aufwertung von Spielplätzen/Spielorten
Projekt 1.6.1 Bolzplatz
Im Beteiligungsverfahren hat sich bestätigt, dass Mühlburg ein starkes Defizit an Bolzplätzen hat. Da es beim Bolzplatz vor der Drais Schule erhebliche Konflikte zwischen einzelnen Anwohnern und Ju- gendlichen gibt, wurde 2009 vom Büro GRiPS ein Workshopverfahren initiiert, um neben der Bewoh- nerschaft auch die Kinder und Jugendlichen in den Lösungsfindungsprozess einzubeziehen. Über die Ergebnisse wurde im Rahmen einer Veranstaltung im Februar 2010 informiert. Es wurden unterschied- liche Maßnahmen vereinbart, die im Laufe des Jah- res 2010 umgesetzt werden sollen. Die ursprünglich geplanten Maßnahmen (Zaunerhöhung sowie eine zweite Tischtennisplatte neben dem Bolzplatz vor der Draisschule) wurden zurückgestellt. Bereits bei der ersten Jugendkonferenz im Dezember 2007 schlugen die Jugendlichen einen zusätzlichen Bolzplatz an der Alb beim KETV vor. Nachdem für diesen Standort Lösungen geprüft wurden, die mit einem möglichst geringen Eingriff in den vorhandenen geschützten Baumbestand verbunden sind, konnte die Baumaß- nahme bis Ende Juni 2010 fertig gestellt werden. Mit einem Einweihungsfest am 10. Juli 2010 wurde der Spielbetrieb offiziell eröffnet. Die Initiative GOFUS hat den Bau des neuen Bolzplatzes mit einer Spende in Höhe von 10.000 Euro unterstützt.
Zur Beruhigung der Situation am Drais-Bolzplatz hat die mobile Jugendarbeit Kontakt zu den Ju- gendlichen aufgenommen. Darüber hinaus hat ein Übungsleiter des Vereins Schwarz Weiß Mühlburg e.V. einmal wöchentlich den Spielbetrieb auf dem Bolzplatz im Rahmen von „Sport auf der Straße“ unterstützt. Nach Fertigstellung des neuen Bolz- platzes wurde diese betreute Spielzeit auf den Platz an der Alb verlegt, um eine hohe Akzeptanz des neuen Platzes zu gewährleisten. Zudem fand noch
in der Planungsphase eine weitere Information der Jugendlichen mit Begehung des neuen Standortes statt. Bereits jetzt zeigt sich, dass der Bolzplatz an der Alb sehr gut angenommen wird, auch von Ju- gendlichen aus Alt-Mühlburg.
Der neue Bolzplatz ist mit Kunstrasen und hohen Ballfangzäunen ausgestattet und entspricht Wett- kampfnormen. Der gewünschte Wasseranschluss kann voraussichtlich in absehbarer Zeit realisiert werden. Im November 2010 wird die neue Halte- stelle mit Gleisübergang in unmittelbarer Nähe zum Bolzplatz gebaut. Dadurch wird der Bolzplatz gut an die nördlich angrenzenden Wohngebiete ange- bunden. In unmittelbarer Nähe zum Bolzplatz wird zudem der Bau einer Bowl-Anlage geprüft. Damit bekäme dieser Bereich für Kinder und Jugendliche eine zusätzlich Attraktivität.
Chronologie
20. Juli 2009 Workshop 1 Anwohnerbeteiligung
26. September 2009 Workshop 2 Jugendbeteiligung
15. Januar 2010 Konfliktgespräch mit Anwohnern
und Jugendlichen
29. Januar 2010 Gespräch bei BM Obert mit An
wohnern und Rechtsanwalt
25. Februar 2010 Offene Informationsveranstaltung
im Jugendtreff
19. Mai 2010 Infoveranstaltung zur Planung
des neuen Bolzplatzes
10. Juli 2010 Einweihung des Bolzplatzes an
der Alb beim KETV
Projekt 1.6.2 Umgestaltung Spielplätze
Als erste Ergebnisse der Spielleitplanung und des Jugendbeteiligungsprojektes „EinBlick mit AusSicht“ wurde der Spielplatz zwischen der Weinbrenner-
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3. ARBEITSKREIS 1 KINDER UND JUGENDLICHE
und Sophienstraße erneuert und aufgewertet. Im April 2009 wurde den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort im Rahmen einer mobilen Spielaktion ein Entwurf vorgestellt. Schule, Kindergärten, Hort, Senioren- und Pflegeheime, sowie Anwohnerinnen und An- wohner der Umgebung waren dazu eingeladen. Viele Wünsche und Anregungen wurden aufgenommen. Die überarbeitete Planung des Spielplatzes wurde der Bürgerschaft im Dezember 2009 nochmals vor Ort vorgestellt. Die Umgestaltung des Spielplatzes er- folgte im Sommer 2010, am 4. Oktober 2010 wurde der Spielplatz offiziell der Öffentlichkeit übergeben.
Aufbauend auf den Ergebnissen der Spielleitplanung sollen drei weitere Spielorte aufgewertet werden: Der Spielplatz südlich der Weinbrennerstraße wird umgestaltet und soll neben Spielangeboten für Kinder bis etwa 12 Jahre auch Fitnessgeräte für Erwachsene, insbesondere für ältere Menschen bein- halten. Die Außenanlagen der Schülerhorts Wein- brennerstraße werden saniert. Dabei sind neue Spielangebote und eine Erweiterung der Spielfläche nach Norden vorgesehen. Die Planungen für beide Projekte wurden am 25. Oktober 2010 im Schüler- hort öffentlich vorgestellt. Zu dieser Vorstellung wur- den auch die Senioreneinrichtungen des Gebietes eingeladen. Darüber hinaus wird derzeit mit der
Hardtschule ein Sanierungskonzept für den Spiel- platz Sternstraße erarbeitet. Alle drei Maßnahmen werden noch im laufenden Jahr 2010 begonnen und voraussichtlich bis Frühjahr 2011 abgeschlossen.
Projekt 1.7 Gesund aufwachsen - Verbesse- rung der Bewegungs- und Ernährungssitu- ation von Kindern und Jugendlichen
Der Stadtteil Mühlburg ist Pilotgebiet für das Projekt „Gesund aufwachsen in Baden-Württemberg“, eine Gemeinschaftsinitiative der Arbeitsgruppe Prävention und Gesundheitsförderung des Gesundheitsforums unter Leitung des Landesgesundheitsamts im Re- gierungspräsidium Stuttgart. „Gesund aufwachsen in Baden-Württemberg, Kommunale Netzwerke für Ernährung und Bewegung“ ist ein von der Robert Bosch Stiftung gefördertes Projekt, das die frühe Förderung einer gesunden Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen zum Ziel hat. Am 22. Januar 2009 fand in der Aula der Vogesenschule der Auftakt- workshop statt.
17
Stadt Karlsruhe Gartenbauamt
Karlsruhe
Einladung am 25. Oktober 2010, 15.30 Uhr werden die Pläne - Spielplatz südlich der Weinbrennerstraße - und
- Außenanlage Schülerhort Weinbrennerstraße 69a - im Schülerhort vorgestellt.
Alle Kinder, Jugendliche, Anwohnerinnen und Anwohner sind herzlich eingeladen.
Maßnahme im Rahmen der Städtebauförderung im Bund-Länder-Programm “Soziale Stadt”
3. ARBEITSKREIS 1 KINDER UND JUGENDLICHE
Zur Steuerung des Projektes vor Ort hat sich ein Len- kungskreis gebildet, dem neben der Projektleiterin das Schul- und Sportamt, das Gesundheitsamt und das Stadtteilmanagement angehören.
Chronologie des Projekts
Januar 2009 Auftaktveranstaltung
Februar bis April 2009 Bestandsanalyse im Stadtteil
Mai 2009 Quantitative und qualitative
Auswertung
Juli 2009 Zukunftswerkstatt zur Bedarfs-
analyse / Formulierung von
Leit zielen
September 2009 Projektgruppe „Gesundes Schul -
frühstück“
Oktober 2009 Konstituierung „Gesundes
Netzwerk“
Januar 2010 Konstituierung des Arbeitskreises
„Gesundheitsfördernde Maßnah-
men im Stadtteil“
Februar 2010 Broschüre „Gesund aufwachsen
in Mühlburg“
Juni 2010 Projektpräsentation im neuen
Bürgerzentrum Mühlburg
Der im Januar 2010 gegründete Arbeitskreis beglei- tet die Planung und Umsetzung folgender Maßnah- men:
A) Öffentlichkeitsarbeit und Bewusstseinsbildung
• Im Rahmen eines „STÄRKEN-vor-Ort-Projektes“ wird der Internetauftritt „Gesund aufwachsen in Mühlburg“ weiterentwickelt, eine Qualifi- zierungsmaßnahme für 16 Jugendliche im Übergang von Schule in den Beruf in Koope- ration mit den Geschäften vor Ort.
• Der Wegweiser „Gesund aufwachsen in Mühl- burg“ wurde erarbeitet und mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren an alle Haushalte im Stadtteil verteilt.
• Im Oktober wurden die Gesundheitstage der IG Mühlburg mit den Gewerbetreibenden Mühlburgs veranstaltet.
B) Gesundheitsfördernde Angebote wurden im Stadtteil verankert:
• Integratives Tanzprojekt der Tanztribüne: hier wurde ein Projektantrag für den „Präventions- preis“ gestellt, das Projekt findet in Kooperati- on mit dem Landesverband Freier Theater BW e.V. statt.
• Pilotprojekt „Gesundes Schulfrühstück“ mit allen Grundschulen im Stadtteil.
• Kindergarten- und Schulprogramm „Komm in das gesunde Boot“ mit dem Kindergarten St. Peter und Paul.
• Kostenlose Sportangebote Skaten und Soccer, initiiert durch das Projekt „Sport auf der Stra- ße“.
C) Das „Lokale Gesundheitsbüro“ wird als STÄR- KEN-vor-Ort-Projekt im Bürgerzentrum Mühlburg umgesetzt. Ziel ist vor allem die arbeitsmarktin- tegrative Gesundheitsförderung für Jugendliche im Übergang Schule/Beruf. Darüber hinaus ist geplant, Frauen mit Migrationshintergrund als Multiplikatoren für Gesundheit bzw. als so ge- nannte Stadtteilmütter zu qualifizieren.
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Januar 2010
Konstituierung des Arbeitskreises Gesundheitsfördernde Maßnahmen im Stadtteil Planung und Umsetzung definierter Maßnahmen Projektanträge: Gesundheitsbüro / Internetauftritt
Badische Neueste Nachrichten, 24.01.2009
Januar 2009
Auftaktveranstaltung
Februar –April 2009
Bestandsanalyse im Stadtteil
Mai 2009
Quantitative und qualitative Auswertung
Juli 2009
Zukunftswerkstatt Formulierung von Leitzielen
September 2009
Projektgruppe Gesundes Frühstück
Oktober 2009
Konstituierung des Netzwerks Gesund aufwachsen in Mühlburg
Februar 2010
Broschüre Gesund aufwachsen in Mühlburg
Karlsruhe Mühlburg
Öffentlichkeitsarbeit und
Bewusstseinsbildung
Erweiterung gesundheitsfördernder Angebote im Stadtteil
Lokales Gesundheitsbüro
Lenkungskreis
Kommunales Netzwerk für Ernährung und Bewegung
20
Bewegungs- und Gesundheitsangebote
für Kindergärten, Schulen
und Vereine Neben den Eltern sind auch die Er
zieherinnen im Kinder-
garten, die Lehrer in der Schule u nd Gruppenleiterinnen
und -leiter in Vereinen wichtige B ezugspersonen für die
Kinder und können daher einen w ertvollen Beitrag zu ei-
ner entsprechenden Gesundheitser ziehung leisten. Dafür
können sie auf verschiedene Form en der Unterstützung
zurückgreifen:
Die Mobile Spielaktion ist eine
spielpädagogische Fachein-
richtung des Stadtjugendaus-
schusses Karlsruhe e. V., die im
ganzen Stadtgebiet unterwegs
ist. Auch für Mühlburg macht
sie folgende Angebote:
Mobile Spielaktion
GESUND AUFWACHSEN IN MÜHLBU RG
21
Mobil durch Spiel. Ein bewegter Sch ultag zur spielerischen
Erforschung des Stadtteils für Kinde r der 1. und 2. Klasse
Eine ungewöhnliche Entdeckungsreise durch den Stadtteil mit
einer Schulklasse.
GESUND AUFWACHSEN IN MÜHLBU RG
Natur erleben
Die Natur als Teil der eigenen Lebensw elt begreifen – für ca. 70
Kinder der 2. bis 4. Klasse an drei Tage n.
ebote en
nnen im KKKinninin ppenleiteerrinin ersonen ffn füürür
en Beitraaggg g z g leisteenn. n DD r Untersrststüüstü
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für Mühlburg macht
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Die Natur als Teil der eigenen Lebensw elt begreifen – für ca
Kinder der 2. bis 4. Klasse an drei Tag
Stadt Karlsruhe Schul- und Sportamt
Gesund aufwachsenin Mühlburg Spielen | Bewegung | Ernährung
4. ARBEITSKREIS 2 SOZIALES UND KULTURELLES MITEINANDER 19
4. Arbeitskreis 2 Soziales und kulturelles Miteinander
Projekt Stand 10/ 2010 Kurzbeschreibung 2.1 Bürgerzentrum Mühlburg
laufend Das Bürgerzentrum Mühlburg kann als Modellvorhaben Soziale Stadt bis Mai 2013 im Bau 2 erprobt werden. Ein eigens für den Betrieb des Bürgerzentrums gegründeter Trägerverein hat bereits seine Aktivitäten aufgenommen.
2.2 Leitbild Mühlburg - Kulturnetzwerk Mühlburg
laufend Aus der Projektgruppe Leitbild heraus hat sich das Kulturnetzwerk Mühlburg e.V. gegründet und das Brahmsplatzfest im Sommer 2009 und 2010 durchgeführt. Weitere kulturelle Veranstaltungen wie Kunstausstellungen bereichern das Stadtteilleben und verbessern die Wahrnehmung Mühlburgs.
2.3 Runder Tisch „Gesund aufwachsen in Mühlburg“ (Armut in Mühlburg)
laufend Das Gesundheitsbüro Mühlburg wird im Rahmen des Programms „Stärken vor Ort“ gefördert. Das Projekt hat den Schwerpunkt ‚Arbeitsmarktintegrative Gesundheitsförderung‘ für Jugendliche und junge Erwachsene. Aufbauend auf diesem Projekt soll in Kooperation mit weiteren Projektträgern aus dem Stadtteil das Programm JobFit aufgelegt werden. Die Bau- genossenschaft Familienheim Karlsruhe eG konnte ein weiteres Pilotprojekt des Landesge- sundheitsamtes und des Sozialministeriums Baden-Württemberg einwerben: „Wie geht’s“ – Gesundheitsförderung für ältere Menschen im Stadtteil.
2.4 Aktiv älter werden in Mühlburg
laufend Ziel ist es, ältere Menschen in Mühlburg aktiv einzubeziehen. Mit Hilfe des EU-Projekts "Q- Ageing - mehr Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte" konnten Veranstaltungen für ältere Menschen und am 16. Oktober 2010 ein Marktplatz der guten Geschäfte organisiert werden.
2.5 STÄRKEN vor Ort
laufend Die Fördermittel vom BMFSFJ werden für Stadtteile mit Entwicklungsbedarf vergeben, um passgenaue und bedarfsorientierte Angebote für junge Menschen und Frauen zu entwickeln. In Mühlburg werden in 2010 insgesamt 8 Mikroprojekte umgesetzt, in 2009 war es ein Mikroprojekt.
2.6 Qualifizierung für junge Mütter und Väter im Stadtteil Mühlburg
laufend Am 19.04.2010 startete in Mühlburg ein Projekt des Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) zum Thema Armutsprävention durch Beratung und berufliche Qualifizierung von jungen Müttern und Vätern. Dabei soll das Angebot eng mit anderen Akteuren des Stadtentwicklungsprozesses realisiert werden, so dass Synergieeffekte entstehen.
Projektstand Arbeitskreis 2 - Soziales und kulturelles Miteinander Oktober 2010
4. ARBEITSKREIS 2 SOZIALES UND KULTURELLES MITEINANDER20
Am 24. November 2007 fand die gemeinsame Auf- taktveranstaltung für die Arbeitskreise 1 „Kinder und Jugendliche“ und 2 „Soziales und kulturelles Miteinander“ statt.
Folgende Themenschwerpunkte/Leitprojekte für das Handlungskonzept wurden festgehalten:
• Integration von Migrantinnen und Migranten in den Stadtteil und in die Arbeit der Sozialen Stadt,
• Schaffen eines Bürgerzentrums Mühlburg als so- zio-kultureller Mittelpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger in Mühlburg,
• Aktivierung und Einbindung von Seniorinnen und Senioren im Stadtteil,
• Gesundheit und Ernährung,
• Runder Tisch Armut,
• Image und Identität des Stadtteils.
Seit 2009 stehen für Mühlburg Fördermittel aus dem Programm „STÄRKEN vor Ort“ zur Verfügung.
Projekt 2.1 Bürgerzentrum Mühlburg
In der „Vorbereitenden Untersuchung“, welche die Grundlage für die Aufnahme in das Bund-Länder- Förderprogramm „Stadtteile mit besonderem Ent- wicklungsbedarf - Die Soziale Stadt“ bildet, wurde ein Bürgerzentrum zur Förderung der sozialen und kulturellen Integration in Mühlburg empfohlen. Nach der Aufnahme in das Programm im Jahr 2007 hat eine Bürgerarbeitsgruppe eine Konzeption für ein Bürgerzentrum entwickelt.
Das im Oktober 2009 beantragte Modellvorhaben „Bürgerzentrum“ im Rahmen des Programms „Sozi- ale Stadt“ wurde im Mai 2010 bewilligt. Somit ist die Finanzierung von Räumlichkeiten für ein Bürgerzen-
trum bis Mai 2013 gesichert. Bereits im März 2010 hatte sich der Gemeinderat für die Hardtstraße Nr. 37a (Bau 2 der ehemaligen Seldeneck`schen Braue- rei) als Standort für die Interimslösung Bürgerzen- trum ausgesprochen. Am 8. Juni hat sich der Verein Bürgerzentrum Mühlburg e.V. als Betreiber des Bür- gerzentrums gegründet. Der Verein ist zwischenzeit- lich ins Vereinsregister eingetragen und zählt bereits 37 Mitglieder (Stand September 2010). In der Start- phase wird das Projekt von der Stadtteilmanagerin begleitet.
Chronologie des Bürgerzentrums
2008 Besichtigung von Bürgerhäusern in
Stuttgart und Esslingen, Entwickeln einer
Nutzungskonzeption,
Anfang 2009 Standortsuche für eine kurzfristig
realisierbare Interimslösung sowie
Überlegungen für eine langfristige Lösung,
Oktober 2009 Antragstellung Modellvorhaben Soziale
Stadt,
März 2010 Beschluss des Gemeinderates für die
Hardtstraße Nr. 37a, Bau 2 (ehemalige
Seldeneck`sche Brauerei) als Standort für
die Interimslösung Bürgerzentrum,
Mai 2010 Förderbescheid des Regierungspräsidiums
Karlsruhe für Modellvorhaben Soziale
Stadt,
8. Juni 2010 Gründung des Vereins Bürgerzentrum e.V.
Die Ziele des Bürgerzentrums ergeben sich aus der in der Satzung verankerten Präambel:
• Das Bürgerzentrum Mühlburg ist Ort der Begeg- nung, Forum für bürgerschaftliches Engagement, Plattform für Interessen- und Selbsthilfegruppen sowie ein Ort, an dem bürgernahe, auf den Stadt- teil zugeschnittene Dienstleistungen angeboten werden können.
• Das Bürgerzentrum ermöglicht Begegnung, ein vielfältiges, nichtkommerzielles Angebot aus Bil- dung, Kultur, Sport und Spiel. Aktivitäten rund um die Gesundheit und Beratungsangebote gehören ebenfalls dazu.
• Es ist ein besonderer kultureller Anziehungspunkt im Stadtteil mit Lesungen, Ausstellungen, Kursan- geboten, Vorträgen und Diskussionsforen.
4. ARBEITSKREIS 2 SOZIALES UND KULTURELLES MITEINANDER 21
• Das Bürgerzentrum liegt als Drehscheibe und zu- gleich ruhender Pol möglichst zentral im Stadt- teil. Es ist sowohl von der Gestaltung als auch der Konzeption ein Ort, der Freude ausstrahlt und einladend ist.
• Durch die Bürgerbeteiligung und die Mitarbeit engagierter, fördernder Mühlburger Bürgerinnen und Bürger wird das Bürgerzentrum ein Ort des bürgerschaftlichen Engagements, das die Identität und den sozialen Zusammenhalt des Stadtteils und seiner Bürgerinnen und Bürger wachsen lässt.
• Es ist offen für alle Bürgerinnen und Bürger. Die verschiedenen Generationen und Kulturen gehen im Bürgerzentrum respektvoll miteinander um. Hier können sich Bürgerinnen und Bürger begeg- nen und engagieren, um nachbarschaftliche Qua- litäten zu entwickeln und zu erfahren. Das Bür- gerzentrum soll unterstützen, gute Lösungswege in persönlichen, sozialen und gesellschaftlichen Fragen entstehen zu lassen. Ausgewählte Räume
des Bürgerzentrums können für private Feste und gewerbliche Anlässe angemietet werden.
• Das Bürgerzentrum ist ein Aushängeschild für Mühlburg.
Aufgrund baurechtlicher Auflagen zur Nutzungsän- derung der Räumlichkeiten im Bau 2 der ehemaligen Seldeneck’schen Brauerei für den Betrieb eines Bür- gerzentrums hat sich die Umsetzung zeitlich verzö- gert. Die Auflagen, wie beispielsweise der Einbau einer Drehtür-Automatik konnten mit Unterstützung der Stadt Karlsruhe erfüllt und der Betrieb aufge- nommen werden.
Der Verein Bürgerzentrum Mühlburg e.V. bietet seit Anfang September jede Woche eine Sprechstunde an, in der interessierte Nutzer sich vor Ort über die Anmietung der Räume informieren können. Nach einem Nutzertreffen am 21. September 2010 stellt sich der derzeitige Nutzungsplan wie folgt dar:
Verein, Institution, Initiative Angebot / Projekt Termin
Caritasverband Karlsruhe Seniorenfachberatung jeden 2. und 4. Montag, 9.30 – 12.00 Uhr
CJD Karlsruhe Alphabetisierung in Karlsruhe Mühlburg (Stärken vor Ort)
2 x wöchentlich Mittwochnachmittag und Montagvormittag
Familienheim Karlsruhe „Wie geht`s?“ (Erzählcafé) wöchentlich Dienstagnachmittag, ab Dezember 2010
Soziallagenbezogene Gesundheitsförderung
Gesund aufwachsen in Karlsruhe Mühlburg
Mittwochvormittag, ca. 10 – 12 Termine
Sportkreis Karlsruhe IN SCHWUNG
Bewegungsangebote für Ältere
Mittwochnachmittag, oder im Anschluss an Erzählcafé, ab Februar 2011
Kulturnetzwerk Mühlburg Malkurs für Erwachsene wöchentlich, ab Februar 2011
Integrationsangebot für Migrantinnen vorrangig russ. Herkunft, Fr. Reitschneider
Mutter-Kind-Gruppe wöchentlich 2 Nachmittage (Termine werden noch bekannt gegeben)
Sozialer Dienst West Sozialberatung wöchentlich Freitag, 10.00 – 12.00 Uhr,
Pro Familia Kurse für Eltern unregelmäßige Abstände
Arche Noah Veranstaltungen nach Bedarf unregelmäßige Abstände
4. ARBEITSKREIS 2 SOZIALES UND KULTURELLES MITEINANDER22
Wegen der noch weitgehend fehlenden Möblierung der Räume wird ein offizieller Start der Projektan- gebote erst ab Januar 2011 möglich sein. Projekte, für welche die bisher vorhandene Möblierung aus- reicht, können bereits durchgeführt werden. Neben den künftig regelmäßig stattfindenden Angeboten bietet das Bürgerzentrum bereits jetzt Raum für Ein- zelveranstaltungen, die wenig Ausstattung benöti- gen, so z.B. Caritas-Seniorenberatung, Infotreffen zu Q-Ageing, Abschlussveranstaltung Gesund Aufwach- sen in Baden-Württemberg, Klausurtagung des CJD, Workshop Stärken vor Ort etc.
Die Veröffentlichung des Veranstaltungsprogramms im „Mühlburger Leben“ und in der Mühlburger Ausgabe der „Bürgerzeitschrift für Karlsruhe“ so- wie in einem Flyer wird vom Verein Bürgerzentrum Mühlburg e.V. übernommen. Der Trägerverein be- absichtigt, im Januar 2011 ein Eröffnungsfest zu veranstalten.
Ausblick
Nachdem sich der Verein Bürgerzentrum Mühlburg e.V. gegründet hat, ist geplant, die ehrenamtlichen Kräfte in begrenztem Umfang auch in den Jahren 2011 und 2012 hauptamtlich zu unterstützen. Hier- für wurde eine Förderung als Modellvorhaben im Rahmen der Sozialen Stadt beantragt. Mit einem Förderbescheid ist im April 2011 zu rechnen. Auf- gaben dieser Begleitung sind:
• Aktivierung und Vernetzung von weiteren Partnern im Stadtteil mit dem Verein Bürgerzentrum Mühl- burg e.V., Hilfe beim Einwerben von Spenden und Gewinnen von Unterstützern des Vereins,
• organisatorische und logistische Unterstützung des Vereins Bürgerzentrum Mühlburg e.V. (Vorbe- reitung und Moderation der Nutzerratssitzungen, Zielkontrolle und Unterstützung bei der Umset- zung der Beschlüsse),
• Unterstützung beim Aufbau von tragfähigen Ar- beits- und Organisationsstrukturen (Protokollfüh- rung, Adressverteiler, Raumverwaltung etc.),
• Initiieren von Projekten zu den Handlungsfeldern Integration, Gesundheitsförderung, Armut, Seni- oren, Familienförderung,
• Vorbereitung und Abstimmung eines langfristig tragfähigen Bürgerzentrums (Raumprogramm, Betriebskonzept).
Gemäß Gemeinderatsbeschluss vom 30. März 2010 wird geprüft, wie ein langfristig tragfähiges Bürger- zentrum zu realisieren ist. Dabei wird die Integration der Stadtteilbibliothek angestrebt. Diesbezüglich ist ein Betriebskonzept für das Bürgerzentrum zu ent- wickeln, in dem die Zusammenarbeit der beteiligten Akteure, die Arbeitsteilung zwischen bürgerschaft- lich Engagierten, der Stadt Karlsruhe und gegebe- nenfalls einem Träger des Bürgerzentrums sowie der Personalbedarf dargestellt sind. Im nächsten Schritt sind dann die Herstellungs- bzw. Mietkosten verglei- chend gegenüber zu stellen und die Zuwendungs- möglichkeiten im Rahmen der Städtebauförderung zu prüfen. Erst auf dieser Gesamtbasis kann über eine Kostenbeteiligung der Stadt an den Herstel- lungs- bzw. Mietkosten sowie an den Kosten des lau- fenden Betriebs abschließend entschieden werden. Ob und wann eine längerfristige Lösung machbar ist, hängt nicht zuletzt von der Haushaltssituation der Stadt ab.
Projekt 2.2 Leitbild Mühlburg - Kulturnetzwerke Mühl- burg e.V.
Die Projektgruppe „Leitbild“ hatte das Ziel, für Mühlburg ein Leitbild mit Alleinstellungsmerkmalen ausgehend von folgenden Fragestellungen heraus- zuarbeiten:
• In welche strategische Richtung soll sich der Stadt- teil entwickeln?
• Was fördert das Image Mühlburgs?
• Was stärkt die Identifikation der Bewohne- rinnen und Bewohner mit dem Stadttei l?
Als Alleinstellungsmerkmale bzw. Entwicklungs- potentiale für Mühlburg wurden insbesondere die Nähe zum Rheinhafen, die Funktion als B-Zentrum, die gute Verkehrsanbindung, das vorhandene künst- lerische Potenzial und das Miteinander der Kulturen identifiziert. Die Umsetzung des Lichtplans für Mühlburg wird von der Projektgruppe als wichtige Maßnahme für ein besseres Image, für mehr Iden-
4. ARBEITSKREIS 2 SOZIALES UND KULTURELLES MITEINANDER 23
tität und zur Stärkung des Einzelhandels gesehen. Die Projektgruppe hat deshalb im Oktober 2008 eine Lichtaktion auf dem Lindenplatz organisiert.
Ein Mitglied der Projektgruppe Leitbild betreibt seit Juni 2008 das Online Radio Mühlburg unter www. orm-ka.de, das ebenfalls einen Beitrag zur Stärkung von Image und Identität in Mühlburg leistet.
Wichtige Elemente für Image und Identität sind auch die Stadtteilfeste. Aus der Projektgruppe her aus, die das erste Brahmsplatzfest im Sommer 2009 plante, hat sich am 21. Juli 2009 mit 8 Gründungsmitglie- dern das Kulturnetzwerk Mühlburg e.V. gegrün- det. Mittlerweile hat der Verein bereits 28 Mitglieder, darunter Bewohnerinnen und Bewohner, Geschäfts- leute und Künstler. Mit dem zweiten Brahmsplatzfest im August 2010 und einer Kunstausstellung in einem Ladenlokal hat der Verein bereits weitere kulturelle Akzente gesetzt.
Das Kulturnetzwerk möchte erfahrbar machen, was in Mühlburg in der Vergangenheit bereits von Kunst- schaffenden, Literaten, Heimatkultur, Kunst schaf- fenden Institutionen, Gewerken, Vereinen geschaf- fen wurde. Mit verschiedensten Veranstaltungen soll auch erlebbar gemacht werden, was Mühlburg an Kultur und Kulturschaffenden in der Gegenwart zu bieten hat. Das Kulturnetzwerk möchte den Kultur- schaffenden in Mühlburg eine Plattform bieten, sich in ihrem Stadtteil darzustellen.
Aktivitäten des Kulturnetzwerkes in 2010/2011
Zum Thema „Kulturschätze in Mühlburg ent- decken“
• 16. März 2010: Besichtigung der Glockengießerei Bachert, Mühlburg
• November 2010: Besichtigung der Firma Kammer- Kirsch, Mühlburg (100 jährige Industriegeschichte)
• Mai 2011: Werkschau und Atelierbesichtigung des Mühlburger Bildhauers Prof. Carl Egler (3.7.1896 - 16.8.1982)
Brahmsplatzfest (Jazz meets Klassik)
• 5./6. September 2009
• 31. Juli / 1. August 2010
• 30./31. Juli 2011
Kunstausstellung Mühlburger Künstler
• Erster Ausstellungszyklus vom 12. - 25. September 2010
• Zweiter Ausstellungszyklus November 2010
Ausstellung von Schülerarbeiten der Mühl- burger Schulen
• Thema: „Kinder in Mühlburg“
Vorträge im 1. Halbjahr 2011
• Februar 2011 Industriearchitektur in Mühlburg, Referent: Dr. Bräunche (Leiter des Stadtarchivs)
Konzerte
• Eröffnungskonzert Bürgerzentrum Mühlburg
• Weihnachtskonzert
• pro Halbjahr 2011 eine Klassik-Matinée im Bürger- zentrum Mühlburg
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Projekt 2.3 Runder Tisch „Gesund aufwachsen in Mühl- burg“ (Armut in Mühlburg)
Anliegen der Projektgruppe war eine Begegnungs- stätte mit Mittagstisch sowie Beratungs- und Un- terstützungsangeboten für benachteiligte Menschen im Stadtteil. Entsprechende Projekte und Strukturen sollen im Rahmen des Bürgerzentrums Mühlburg geschaffen werden. Im Laufe des Prozesses wurde herausgearbeitet, dass der Mittagstisch für Personen, die von Wohnungslosigkeit betroffen sind, weiter- hin beim Pater-Pio-Haus bleibt. Das Anliegen eines regelmäßigen Mittagstischs für Kinder aus dem Um- feld des Pater-Pio-Hauses an anderer Stelle konnte bislang nicht verwirklicht werden. Der Aufbau einer Kleidertauschbörse mit Kinderbekleidung kann even- tuell im Bürgerzentrum aufgegriffen werden.
Die Thematik von Aufenthaltsorten der Trinkersze- ne hat sich im Sanierungsprozess nicht als relevant herausgestellt. Am Albhügel spielten eher Scherben und Abfall eine Rolle als Lärmbelästigungen oder Ängste. Die Straßensozialarbeit hat daher das Areal verstärkt aufgesucht.
Der Anker stellt für Mühlburg keine Belästigung mehr dar. Es sind gelegentlich Besucher von Bewoh- nern des Ankers, die mitunter Probleme im Umfeld machen. Im Großen und Ganzen stößt der Anker aber auf Akzeptanz im Stadtteil. Auch die von den Wohnunterkünften für Obdachlose im „Fässle“ aus- gehenden Probleme haben sich gelöst: Seit dem 31. Dezember 2009 erfolgt im Fässle keine obdachlo- senrechtliche Unterbringung mehr durch die Stadt Karlsruhe. Diese Maßnahme ist Teil der Auflösung aller unbetreuten Obdachlosenunterkünfte, die als Ziel im Karlsruhe Masterplan 2015 verankert ist und realisiert werden konnte.
Das Gesundheitsbüro Mühlburg wird im Rahmen des Programms „Stärken vor Ort“ gefördert. Das Pro- jekt hat den Schwerpunkt ‚Arbeitsmarktintegrative Gesundheitsförderung‘ für Jugendliche und junge Erwachsene.
Aufbauend auf diesem Projekt soll in Kooperation mit weiteren Projektträgern aus dem Stadtteil ein Programm namens JobFit aufgelegt werden. Das Landesgesundheitsamt hat bereits ein Anschlusskon- zept für „Gesund aufwachsen“ entwickelt, das die Fortsetzung des Programms und die Ausbildung von Multiplikatoren für Gesundheitsförderung im Stadtteil vorsieht. Insofern wird die Arbeit des Pro- jekts „Gesund aufwachsen“ in das Gesundheitsbüro überführt.
Die Baugenossenschaft Familienheim Karlsruhe eG konnte ein weiteres Pilotprojekt des Landesgesund-
heitsamtes und des Sozialministeriums Baden-Württ- emberg für Mühlburg einwerben: „Wie Geht’s“ – Gesundheitsförderung für ältere Menschen im Stadtteil. Das Projekt ist darauf ausgerichtet, älteren Menschen den Zugang zu bestehenden gesundheits- fördernden Angeboten im Stadtteil zu erleichtern, beispielsweise durch die Qualifizierung von Aktivie- rungskräften im Stadtteil. Zudem soll die soziale und kulturelle Teilhabe älterer Menschen beispielsweise durch die Einrichtung eines Erzählcafés im Bürger- zentrum unterstützt werden. Im Gesundheitsbüro im Bürgerzentrum Mühlburg laufen somit schon jetzt viele Fäden zusammen, die in der Summe ein ge- sundheitsförderndes Netz ergeben.
Projekt 2.4 Aktiv älter werden in Mühlburg
Gemäß Gemeinderatsbeschluss vom 13. November 2007 sollen in Mühlburg insbesondere auch gene- rationengerechte Modellprojekte entwickelt werden. Mit dem Bürgerzentrum wird ein Ort etabliert, der das generationenübergreifende Miteinander beleben soll. Auch mit der geplanten Ergänzung des Spiel- platzes südlich der Weinbrennerstraße mit einem Bewegungsparcours für ältere Menschen sowie mit dem als „Platz der Generationen“ in Planung befind- lichen Fliederplatz werden Orte der Begegnung von Generationen geschaffen.
Angestrebt wird eine Einbeziehung der Wünsche und Bedürfnisse besonders auch älterer Menschen in die Stadtteilentwicklung. Durch eine Kooperation mit dem Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung (zze) aus Freiburg ist es gelungen, diesen Ansatz mit dem EU-Projekt „Quality Ageing – Mehr Lebensqua- lität in der zweiten Lebenshälfte“ zu vertiefen. Im Rahmen des Projekts werden in Zusammenarbeit mit Aktivbüro und Seniorenbüro Veranstaltungen durch- geführt, die speziell ältere Menschen ansprechen. Zwei erste Veranstaltungen haben bereits stattgefun- den: „UngeWÖHNlich älter werden - wie wollen wir später wohnen?“ am 15. Juli 2010 im Café Brahms und „Altersmanagement - wie können Potenziale äl- terer Arbeitnehmer besser genutzt werden?“ am 20. September 2010 im Konferenzraum der Rheinhafen GmbH. Ein weiterer Bestandteil des Projekts war eine durch das zze organisierte bundesweite Konferenz „Übergang - Perspektiven über den Beruf hinaus“ am 15. Oktober 2010 in Karlsruhe.
Höhepunkt des Projekts war der „Marktplatz der guten Geschäfte“ für Unternehmen und gemein- nützige Institutionen unter Schirmherrschaft von Bürgermeister Jäger am 16. Oktober 2010 im Kul- turzentrum Tempel. Dabei konnten Unternehmen und gemeinnützige Einrichtungen Vereinbarungen
4. ARBEITSKREIS 2 SOZIALES UND KULTURELLES MITEINANDER 25
zum beidseitigen Nutzen ohne den Einsatz von Geld schließen. Insgesamt wurden zehn schriftliche „Engagement-Vereinbarungen“ über den Austausch fachlicher Kompetenzen, personeller Leistungen oder Sachmittel getroffen. Darüber hinaus haben viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer weitere „gute Ge- schäfte“ miteinander angebahnt, die noch der wei- teren Konkretisierung bedürfen. Zur Vorbereitung der Marktplatzteilnahme haben Informationsabende für gemeinnützige Organisationen und für Unter- nehmen stattgefunden. Der Verein Bürgerzentrum prüft, ob gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Attraktives Mühlburg im kommenden Jahr eine Wie- derholung der Marktplatz-Methode möglich ist, die bereits in über 50 Städten in Deutschland erfolgreich eingesetzt wurde.
Projekt 2.5 STÄRKEN vor Ort
Vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) werden Fördermittel für abgrenzbare Stadtteile mit Entwicklungsbedarf ver- geben, um passgenaue und bedarfsorientierte Ange- bote dort zu entwickeln und anzubieten, wo junge Menschen und Frauen leben, zur Schule gehen oder eine Ausbildung bzw. Erwerbstätigkeit suchen. Die Mikroprojekte haben das Ziel, die in diesen Stadttei- len lebenden Zielgruppen zu erreichen und sie mit maßgeschneiderten Angeboten zu unterstützen. Hierfür wurde für jedes Fördergebiet ein Lokaler Aktionsplan erstellt, der neben der Analyse vorhan- dener Angebote insbesondere folgende Aspekte beinhaltet:
• Problemlagen im Stadtteil,
• Bestehende Bedarfe von Jugendliche und Frauen,
• Entwicklungsziele, auf deren Basis integrations- und beschäftigungswirksame Potentiale aktiviert werden sollen.
Bei der Umsetzung der Lokalen Aktionspläne gilt es insbesondere, die Ressourcen der lokalen und re- gionalen Initiativen zu nutzen und die Adressaten und Zielgruppen an allen Schritten des Programms zu beteiligen.
Ziele des Programms:
• Erfolgreiche soziale, schulische und berufliche In- tegration von benachteiligten jungen Menschen.
• Erfolgreiche berufliche Integration von Frauen mit Problemen beim Einstieg und Wiedereinstieg in das Erwerbsleben.
• Förderung von Teilhabe, Chancengleichheit und Bildung der Adressaten/Zielgruppen durch ihre Ak- tivierung.
• Aktivierung, zivilgesellschaftliche Beteiligung und Vernetzung der lokalen Akteure.
Gefördert werden:
• Jugendliche und junge Menschen mit schlechteren Startchancen sowie
• Frauen mit Problemen beim Einstieg und Wieder- einstieg in das Erwerbsleben
In Mühlburg können im Jahr 2010 Mikropro- jekte mit einem Gesamtvolumen von 86.000 Euro umgesetzt werden. In Mühlburg werden in 2010 insgesamt acht Mikroprojekte umgesetzt, in 2009 war es ein Mikroprojekt. Details der Pro- jekte sind im Internet unter www.karlsruhe.de/ fb4/einrichtungen/staerken_vor_ort.de zu finden.
Projekt 2.6 Qualifi zierung für junge Mütter und Väter im Stadtteil Mühlburg
Am 19. April 2010 startete in Mühlburg ein Projekt des Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands e.V. (CJD) zum Thema Armutsprävention durch Beratung und berufliche Qualifizierung von jungen Müttern und Vätern. Dabei soll das Angebot in enger Koo- peration mit anderen Akteuren im Stadtteil realisiert werden, so dass Synergieeffekte entstehen.
Alleinerziehende und Menschen ohne Berufsab- schluss sind besonders gefährdet, langfristig von staatlichen Transferleistungen abhängig zu sein. Die Stadt Karlsruhe hat deshalb mit dem CJD ein in- novatives Angebot entwickelt: Jungen Müttern und
4. ARBEITSKREIS 2 SOZIALES UND KULTURELLES MITEINANDER26
Vätern wird in Mühlburg eine Anlaufstelle geboten, in der sie eine berufliche Perspektive entwickeln können. Bereits während der Elternzeit haben sie die Möglichkeit, kostenlose Kurse zur Weiterbildung und Auffrischung ihrer Kenntnisse zu belegen oder Praktika zu absolvieren, um sich so auf eine Ausbil- dung oder Arbeitsaufnahme nach der Stillzeit vor- zubereiten.
Auch bei der Bewältigung persönlicher Probleme, wie Überschuldung, Wohnungssuche oder Erzie- hungs- und Umgangsfragen erhalten sie Unterstüt- zung. Das Angebot steht allen jungen Müttern und Vätern unter 30 Jahren aus Mühlburg und den an- grenzenden Stadtteilen offen, richtet sich aber be- sonders an Eltern, die ALG II oder Jugendhilfe be- ziehen. Das Pilotprojekt wird bis 31. Dezember 2010 aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert, eine Fortsetzung ist geplant.
5. ARBEITSKREIS 3 EINZELHANDEL, GEWERBE, IMAGE 27
5. Arbeitskreis 3 Einzelhandel, Gewerbe, Image
Projekt Stand 10/2010 Kurzbeschreibung
3.1 Einbinden von Immobilieneigentümern
laufend Das Engagement privater Haus- und Wohnungseigentümer in die Modernisierung der Häuser und Wohnungen in Mühlburg zu investieren hält weiterhin in hohem Maße an. Unterstützt werden die Eigentümer bei der Modernisierung durch die Stadt, welche im Rahmen des Sanierungsgebietes weiter- hin Fördermittel in Höhe von 25 % der als förderfähig anerkannten Kosten bereit stellt. Nach Beratung vor Ort und Vereinbarung der Förderung wurden bisher Zuschüsse für private Modernisierungen von rund 515.000 Euro vereinbart, von denen rund 375.000 Euro bereits ausbezahlt wurden.
3.2 „Unternehmen Mühlburg" – Neue Wege zur Stärkung der lokalen Ökonomie
abgeschlossen Mühlburg wurde als eines von bundesweit fünf Modellgebieten im Rahmen des ExWoSt-Forschungs- felds „Quartiers-Impulse – Neue Wege zur Stärkung der lokalen Ökonomie“ vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) gefördert. In einer zweijährigen Experimentierphase wurden Konzepte einer stadtteilbezogenen Wirtschaftsförderung erprobt. Bausteine zur Stärkung der Lokalen Ökonomie in Mühlburg sind die Förderung von Existenzgründern, das Quartiers-Monitoring, das Portal Mühlburg sowie die Anbindung des Rheinhafens an Mühlburg. Die Projekte sind im Rahmen des Forschungsvorhabens abgeschlossen, werden aber als Einzelprojekte nach Möglichkeit weitergeführt.
3.2.1 Fördern von Existenzgründungen
abgeschlossen Ein Existenzgründerforum „vor Ort“ soll Interessierten den Weg in die Selbständigkeit erleichtern. Ergänzend wurde ein Ideenwettbewerb "Pfiffige Geschäftsideen für Mühlburg" durchgeführt. Die Wrtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe ist hier kontinuierlicher Ansprechpartner.
3.2.2 City-Monitoring
laufend Als Basis zur Stärkung der Lokalen Ökonomie wird jährlich der Bestand an Handel, Dienstleistungen, Gastronomie, sonstigen Einrichtungen und Leerständen in Mühlburg detailliert erhoben und in einem datenbankgestützten, internetbasierten Informationssystem, genannt City-Monitoring, erfasst. Die Datenerhebung soll auch in den kommenden Jahren aktualisiert werden. Positiv ist vor allem der Rückgang der Leerstände in Mühlburg zu werten.
3.2.3 Internet-Portal „www.muehlburg-live.de“
laufend Mit der Erstellung eines anspruchsvollen Internetportals für den Stadtteil wurde ein Marktplatz für die Mühlburger Unternehmen geschaffen. Das Portal Mühlburg (www.muehlburg-live.de) ist fest im Stadt- teil etabliert, es verzeichnet zwischenzeitlich mehr als 300 Zugriffe pro Tag. Die Ausbildungsplatzbörse wurde aufgebaut und der Newsletter ist zum festen Bestandteil im Informationsnetz geworden.
3.2.4 Einbindung des Rheinhafens
laufend Der Stammtisch der Gewerbetreibenden, der im Rahmen von ExWoSt sehr erfolgreich auf dem Fahr- gastschiff erstmals durchgeführt wurde, wird in diesem Jahr auf dem neuen Fahrgastschiff eine Wiederholung erfahren.
Projektstand Arbeitskreis 3 - Einzelhandel, Gewerbe, Image Oktober 2010
5. ARBEITSKREIS 3 EINZELHANDEL, GEWERBE, IMAGE28
Am 12. Januar 2008 fand die Auftaktveranstaltung der Sozialen Stadt Mühlburg für den Arbeitskreis 3 „Einzelhandel, Gewerbe, Image“ statt. Folgende Themenschwerpunkte wurden von dem Arbeitskreis als vordringlich benannt:
• Schaffen eines Leitsystems zur besseren Erschlie- ßung von Straßen und Plätzen abseits der Rhein- straße,
• Herausarbeiten von Alleinstellungsmerkmalen Mühl burgs, deren Stärkung und bessere Darstel- lung,
• Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Gestal- tung von Plätzen,
• Gestaltung und Beleuchtung der Rheinstraße,
• Einflussnahme auf Eigentümer, deren Immobilien dringenden Sanierungsbedarf bzw. lange Laden- leerstände aufweisen, vor allem in der kleinen Rheinstraße,
• Reduzieren von Lärmemissionen und Verbessern der Optik von Autowerkstätten in den Seitenstra- ßen,
• Fördern einer ausgewogenen Branchenmischung und attraktiver Neugründungen.
Einige der Schwerpunktthemen, wie z.B. die Gestal- tung und Beleuchtung der Rheinstraße, die Verbes- serung der Aufenthaltsqualität und Gestaltung von Plätzen, das Leitsystem oder die Imagekampagne wurden in Projektgruppen der anderen Arbeitskreise bearbeitet bzw. werden im Rahmen städtebauliche Maßnahmen umgesetzt.
Projekt 3.1 Einbinden von Immobilieneigentümern
Ein wichtiges Anliegen des Sanierungsprozesses ist es, attraktiven Wohnraum und ansprechende Fassa- den zu schaffen, gewerbliche Leerstände zu mini- mieren und die Ansiedlung hochwertiger Gewerbe- betriebe zu begünstigen. Ein Schlüssel zur Erreichung dieser Ziele sind unter anderem die Eigentümerinnen und Eigentümer von Immobilien in Mühlburg. Zu Beginn des Sanierungsprozesses wurden daher alle Eigentümerinnen und Eigentümer angeschrieben und über die Fördermöglichkeiten privater Sanierungs- maßnahmen informiert. Das Stadtplanungsamt hat zudem auch auf dem Wochenmarkt Mühlburg über Möglichkeiten der privaten Wohnraummodernisie- rung informiert. Im April 2008 fand eine Informa- tionsveranstaltung in den Räumen der Rheinhafen GmbH mit ca. 70 Teilnehmenden statt. Da das Bera-
tungsangebot im Stadtteilbüro auf wenig Resonanz stieß, wurde es Mitte 2008 eingestellt. In der Regel informieren sich Eigentümer zunächst telefonisch beim Stadtplanungsamt, um anschließend einen Vor- Ort-Termin zu vereinbaren.
Das Engagement privater Haus- und Wohnungsei- gentümer, in die Modernisierung ihrer Immobilien in Mühlburg zu investieren, hält weiterhin in ho- hem Maße an. Gerade in Zeiten der gestiegenen Energiekosten wird die energetische Verbesserung der bestehenden Altbausubstanz angestrebt, so sind z.B. die Dämmung der Fassaden oder der Dächer Schwerpunkte in der Modernisierung. Ebenso wer- den noch in Einzelfällen vorhandene einfachverglaste Fenster, aber auch Isolierglasfenster der ersten und nachfolgenden Generation, gegen moderne Isolier- und Wärmeschutzfenster ausgetauscht. Auch der Einbau moderner Heizungsanlagen im Austausch zu den teilweise noch vorhandenen Einzelöfen in den Häusern, trägt wesentlich zur energetischen Verbes- serung des Wohnungsstandards bei. Unterstützt wer- den die privaten Eigentümer bei der Modernisierung durch die Stadt, welche im Rahmen des Sanierungs- gebietes weiterhin Zuschüsse in Höhe von 25 % der als förderfähig anerkannten Kosten bereitstellt. Nach Beratung vor Ort und Vereinbarung der Förderung wurden bisher Zuschüsse für private Modernisie- rungen von rund 515.000 € vereinbart, von denen etwa 375.000 € bereits ausbezahlt wurden.
Projekt 3.2 „Unternehmen Mühlburg“ – Neue Wege zur Stärkung der lokalen Ökonomie
Unterstützung bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Stärkung der Lokalen Wirtschaft erhielt der Stadtteil Mühlburg im Zuge des vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) initiierten und beauftragten ExWoSt-Forschungsfelds „Quartiers- Impulse – Neue Wege zur Stärkung der lokalen Öko- nomie“. In einer zweijährigen Experimentierphase seit November 2006 wurde in Mühlburg sowie in vier weiteren Modellvorhaben bundesweit unter- sucht, wie das Konzept einer stadtteilbezogenen Wirtschaftsförderung umgesetzt werden kann.
Das Förderprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ hat im Sanierungsgebiet Soziale Stadt Mühlburg wichtige Impulse gesetzt. Das Por- tal Mühlburg (www.muehlburg-live.de) hat sich fest im Stadtteil etabliert, es verzeichnet zwischenzeitlich mehr als 300 Zugriffe pro Tag. Die Ausbildungsplatz- börse wurde aufgebaut und der Newsletter ist zum festen Bestandteil im Informationsnetz geworden.
5. ARBEITSKREIS 3 EINZELHANDEL, GEWERBE, IMAGE 29
Zudem wurde über das Projekt die Unterstützung der Wirtschaftsförderung Karlsruhe bei Existenz- gründungen im Stadtteil Mühlburg besser bekannt gemacht. Aus dem Aufruf „pfiffige Geschäfts- ideen für Mühlburg“ und dem sich anschließenden Gründerworkshop ist unter anderem die Idee eines Rollstuhlfahrer-Cafés hervorgegangen, dessen Um- setzung von der Existenzgründerin weiter verfolgt wird. Die im Rahmen des Projekts aufgebauten Kon- takte zur Rheinhafen GmbH werden durch die IG Attraktives Mühlburg weiter gepflegt. Der Baustein „Bürgeroffener Kulturengarten“ konnte während der Projektlaufzeit von ExWoSt nicht umgesetzt werden.
Als Basis für die Förderung der Lokalen Ökonomie in Mühlburg wird jährlich der Bestand an Handel, Dienstleistungen, Gastronomie, sonstigen Einrich- tungen und Leerstand detailliert erhoben und in dem datenbankgestützten, internetbasierten Informati- onssystem „City-Monitoring“ erfasst. Die Bestands- erhebung wurde durch lokale Akteure durchgeführt. Das City-Monitoring des Amtes für Stadtentwicklung ermöglicht Auswertungen vielfältiger Art. So können beispielsweise Zeitreihen darüber Auskunft geben, wie sich der Branchenmix in Mühlburg entwickelt. Das City-Monitoring wird für das B-Zentrum Mühl- burg weiterhin durchgeführt. Positiv ist vor allem die weitere Reduzierung von Leerständen in Mühlburg von elf Leerständen im Jahr 2007 auf neun zum Jah- resende 2009 zu werten.
5. ARBEITSKREIS 3 EINZELHANDEL, GEWERBE, IMAGE30
6. ARBEITSKREIS 4 WOHNEN, STADTGESTALTUNG UND VERKEHR 31
6. Arbeitskreis 4 Wohnen, Stadtgestaltung und Verkehr
Projekt Stand 10/ 2010 Kurzbeschreibung
4.1 Lindenplatz
laufend Die Umgestaltung des Lindenplatzes einschließlich der angrenzenden Straßen wird mit der Neupflanzung der Bäume im Oktober/November 2010 abgeschlossen. Den Übergang über die Hardtstraße erleichtern nunmehr zwei Mittelinseln als Querungshilfe.
4.2 Fliederplatz und Glümerstraße
Umsetzung 2011 Als erster Schritt zu einer Aufwertung des Platzes diente der Umbau der Glümer- straße im Frühjahr 2010. Nach dem erfolgreichen Verkehrsversuch wurde die Gesamtplanung für den Fliederplatz ohne querende Fliederstraße entwickelt und bei der Stadtteilkonferenz am 16.07.2010 präsentiert. Das Projekt hat das gemeinde- rätliche Kostenkontrollverfahren durchlaufen und ist im Haushaltsentwurf für den Doppelhaushalt 2011/12 vorgesehen.
4.3 Sonnenstraße Umsetzung 2011 Zwischen den Bäumen sollen Pkw-Längsparkstände eingerichtet werden, um das Parken von Lkw zu verhindern. Im Zuge dieser Maßnahme wird auch der übergroße Einmündungsbereich in die Bodelschwinghstraße angepasst. Umsetzung im Frühjahr 2011.
4.4 Rheinstraße in Planung Für die Seitenbereiche der " großen" Rheinstraße wird eine vertiefte Planung erarbeitet.
4.5 Lichtdach Rheinstraße
Lichtdach zu- rückgestellt
Ein Lichtdach soll den Einkaufsbereich Rheinstraße Mühlburg optisch verbinden und damit besonders hervorheben. Ende Januar 2010 erfolgte eine Probebeleuchtung. Das Projekt wurde jedoch im Zuge der Haushaltskonsolidierung zurückgestellt.
4.6 Entenfang, Lameyplatz, Lameystraße und Rheinstraße
vertiefte Planung erforderlich
Ein städtebaulicher Planungsworkshop hat Vorschläge zur Neugestaltung des Bereichs Entenfang, Lameyplatz, Lameystraße und „kleine“ Rheinstraße erbracht. Die Empfehlungen werden seitens der Verwaltung in eine Rahmenplanung mit den Teilmaßnahmen Lameystraße, Rheinstraße (" große" , " kleine" und westliche), Lameyplatz und Entenfang integriert. Die entsprechenden Teilprojekte wurden bei der Stadtteilkonferenz am 16.07.10 vorgestellt und sollen im verbleibenden Förderzeitraum bis Ende 2015 umgesetzt werden. Im Sommer 2010 erfolgten die Gleiserneuerung und der Einbau einer Schmieranlage am Entenfang durch die VBK. Zwischen Entenfang und Lameyplatz wird derzeit ein Rasengleis eingebaut. Die Aussaat wird jedoch witterungsbedingt erst im nächsten Frühjahr erfolgen.
4.6.1 Lameyplatz, Lerchenstraße
erneute Prüfung
Für den Lameyplatz wird die Planung auf Grundlage der Workshopergebnisse weiterentwickelt. Bevor endgültig über eine Sperrung der Lerchenstraße entschieden wird, werden Möglichkeiten gesucht, den Verkehrsablauf am Knoten Hardt-/ Lamey- straße so zu optimieren, dass der Rückstau in der Hardtstraße trotz einer Sperrung der Lerchenstraße geringer wird als heute.
4.7 Lärmschutz z.T. abgeschlossen Die bereits erfolgte Sanierung des Gleisvierecks Entenfang mit Wasserschmieranlage sowie das im Bau befindliche Rasengleis in der Lameystraße sind erste Maßnahmen zur Lärmminderung. Im Bereich der Südtangente sowie auf der Vogesenbrücke wurden im Herbst Lärmschutzwände entsprechend den Empfehlungen des Lärmaktionsplans errichtet.
4.8 Runder Tisch Verkehr
z.T. abgeschlossen, weitere Maßnahmen geplant
Realisiert wurden bislang der Fußgängerüberweg über die Hardtstraße sowie die Querungshilfen auf Höhe Lindenplatz. Im Kreuzungsbereich Nuits-/Sophienstraße sollen Eckausrundungen der Straße mit " Nasen" ausgebildet werden. Sofern Haus- haltsmittel verbleiben, ist eine Umsetzung im Haushalt 2011/12 möglich. Ebenso gilt dies für die geplante Verbreiterung der Fußgängerfurt über die Rheinstraße Höhe Philippstraße. Ziel ist ein größerer Aufstellbereich sowie eine Öffnung der Philippstraße für Radfahrer in Gegenrichtung.
Projektstand Arbeitskreis 4 - Wohnen, Stadtgestaltung und Verkehr Oktober 2010
6. ARBEITSKREIS 4 WOHNEN, STADTGESTALTUNG UND VERKEHR32
Projekt 4.1 Lindenplatz
Der Lindenplatz wurde bis zum Bau der Karl-Frie- drich-Gedächtniskirche im Jahre 1719 für Jahrmärkte genutzt und dann als Kirchplatz umgewidmet. Die nunmehr umgesetzte Planung versteht den Linden- platz als offenen Gesamtraum mit Aufenthaltsquali- täten, ganz in der Tradition einer Kirchplatznutzung. Dieses Gesamtkonzept wurde im Beteiligungsverfah- ren insbesondere mit dem Arbeitskreis 4 „Wohnen, Stadtgestaltung und Verkehr“ erarbeitet und ab- gestimmt. Die nicht erhaltensfähigen und gefällten Bäume wurden im Herbst 2010 durch 13 Bäume mit hoher Qualität ersetzt. Der erhaltenswerte Baumbe- stand, überwiegend in den Randbereichen, wurde saniert. Die dichten Strauchpflanzungen wurden aufgegeben, dafür Beete mit Strauch- und Stau- denpflanzungen angelegt und die Südwestseite des Platzes durch eine geschnittene Hecke gefasst. Das Kriegerdenkmal im südwestlichen Bereich wurde in die Platzgestaltung integriert. Das neue Beleuch- tungskonzept mit Anstrahlung der Bäume, des Kirch- turmes und Unterleuchtung einiger Sitzelemente unterstützt den atmosphärischen Gesamteindruck dieses Platzes. Neben dem großzügigen Sitzangebot gibt es drei neue Spielpunkte. Die neue Platzfläche mit Beleuchtung und der Umbau der Straße südlich des Platzes wurden im Sommer 2010 fertig gestellt. Durch die Einrichtung von Inseln in der Mitte der Hardtstraße wurde die Überquerung für Fußgänger erleichtert.
Projekt 4.2 Fliederplatz und Glümerstraße
Im Rahmen der Kinder und Jugendbeteiligung und der Workshops zur Gestaltung des Fliederplatzes stimmten Kinder, Jugendliche und Erwachsene über- ein, dass der Fliederplatz als Mehrgenerationenplatz ohne Fliederstraße weiter entwickelt werden soll, der für Kinder aller Altersgruppen, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen attraktiv ist. Als erster
Schritt zu einer Aufwertung des Platzes diente der Umbau der Glümerstraße im Frühjahr 2010. Der mittlere Abschnitt der Mauer um den Platz wurde entfernt und über eine 12 m breite rote Pflaster- fläche eine großzügige Öffnung des Platzes bis zur Bordsteinkante vor der Häuserfront hergestellt. Die- ser Bereich wurde als verkehrsberuhigter Bereich aus- gewiesen und dient gleichzeitig als Ausweichstelle für den Begegnungsverkehr. Der nördliche Gehweg wurde provisorisch angekeilt, so dass parkende Fahr- zeuge den Gehweg bis zum endgültigen Umbau mit- benutzen können.
Nach dem erfolgreichen Verlauf des Verkehrsver- suchs im Mai 2010 wurde von dem Büro Klahn + Singer + Partner auf Grundlage der Beteiligungser- gebnisse ein Gestaltungskonzept für den Fliederplatz ohne querende Fliederstraße entwickelt und bei der Stadtteilkonferenz am 16. Juli 2010 präsentiert.
Das Grundkonzept für den Platz bildet eine groß- zügige, offene Fläche, die multifunktional nutzbar ist und Angebote für alle Generationen vorhält. Das Fliederfest kann auch in Zukunft auf dem Platz statt- finden. Im neuen Zentrum des Platzes befindet sich eine kreisförmige, erhöhte Aktionsfläche, die Anre- gungen zum Bespielen gibt bzw. den Mittelpunkt bei Festveranstaltungen bieten kann. Im Norden entsteht beim Kinder- und Jugendtreff ein Bereich mit ge- schwungenen Holzdecks, Tischtennisplatten sowie der vorhandenen Basketballfläche. Der Wegfall der Fliederstraße ermöglicht dem Kinder- und Jugend- treff eine deutlich bessere Nutzungsausrichtung nach Süden. Blauregenpergola und Fliederhecke bilden weiterhin die Raumkante der nördlichen Platzhälfte. Im Westen befindet sich wie bisher der Kleinkinder- spielplatz, im Osten wird ein Bodenschach angelegt. Entlang des vorhandenen Pflasterweges wird eine lange Bank installiert, die zugleich die Platzkante markiert. Die Platzecken im Südosten und Südwesten werden durch leichte Stahlpergolen betont, wodurch ein intimer Aufenthaltsbereich entsteht.
6. ARBEITSKREIS 4 WOHNEN, STADTGESTALTUNG UND VERKEHR 33
Einige Bäume müssen ersetzt werden, der Platz er- hält überwiegend eine wassergebundene Decke. Die Optimierung der Stellplätze wertet auch die angren- zenden Flächen auf und wird den hohen Parkplatz- anforderungen gerecht.
Nachdem die gemeinderätlichen Gremien der Pla- nung zugestimmt haben, sollen die erforderlichen Mittel in den Doppelhaushalt 2011/12 eingestellt werden. Baubeginn könnte dann nach dem Flieder- fest 2011 sein.
Projekt 4.3 Sonnenstraße
Die Sonnenstraße soll im Frühjahr 2011 umgebaut werden. Zwischen den Bäumen werden Pkw-Längs- parkstände eingerichtet, um das Parken von Lkws zu verhindern. Im Zuge dieser Maßnahme wird der übergroße Einmündungsbereich in die Bodel- schwinghstraße angepasst.
Ausführungsplanung Sonnenstraße (SSP Mühlburg)
Lageplan
1 : 250 2 a 08.07.'10
J. Häberle J. Häberle
gez. Schaber, 08.07.'10 gez. Schönbeck, 08.07.'10 gez. Kirsch
S7 S 107.50
S8 D 112.21 S 108.30
S9 D 112.39 S 108.45
S1 D 113.13 S 111.03
S2 D 113.11 S 111.15 S3
D 113.51 S 111.55
S4 D 113.76 S 111.75
S10 D 112.80 S 108.65
DN 400 mm PP
3.07 m 260.869
‰
DN 4
00 m
m P
P 18
.9 9
m 7
.8 98
‰
DN 300 mm PP 48.20 m 3.112‰
DN 300 mm PP 39.46 m 3.041‰
DN 300 mm PP 38.71 m 6.459‰
DN 300 mm P P 39.94 m 5.0
07‰
DN 40
0 m m
PP 21
.33 m
9. 37
5‰
DN 4
00 m
m P
P 25
.1 4
m 8
4. 74
1‰
S11 D 113.25 S 110.78 S 110.88 DN 300 S 111.30 DN 300
6. ARBEITSKREIS 4 WOHNEN, STADTGESTALTUNG UND VERKEHR34
Projekte 4.4 Rheinstraße und 4.5 Lichtdach
Zur Abstimmung einer Umgestaltung der „großen“ Rheinstraße zwischen Philippstraße und Entenfang haben zwei Planungsworkshops mit Bürgerinnen und Bürgern im Januar und März 2009 stattgefunden. Auf Basis der Ergebnisse werden derzeit in einem vertieften Planungsauftrag die Gestaltungsmöglich- keiten geprüft und Alternativen entwickelt. Um- baumaßnahmen können dann frühestens ab 2013 erfolgen.
Von den Schweizer Lichtplanern Vogt & Partner wur- de ein Beleuchtungskonzept entwickelt, welches als „Lichtdach“ den Einkaufsbereich Rheinstraße Mühl- burg optisch verbinden und damit besonders hervor- heben soll. Das Lichtdach kann als „Markenzeichen“ für den Stadtteil dienen. Mittels Computersteuerung lassen sich mit der vorgesehenen LED-Beleuchtung verschiedene Themen und Lichtstimmungen tem- porär darstellen. An derselben Seilabhängung kann auch die Straßenbeleuchtung befestigt werden. Nachdem die Idee eines Lichtdaches im November 2008 im Stadtteil vorgestellt und begrüßt wurde, erfolgte Ende Januar 2010 eine offizielle Probebe-
leuchtung, zu der neben den Anliegern auch die Akteure des Beteiligungsprozesses eingeladen waren. Das Projekt wurde im Zuge der Haushaltskonsolidie- rung zurückgestellt.
Projekt 4.6 Entenfang, Lameyplatz, Lameystraße und Rheinstraße
Die Aufwertung und Neugestaltung des Bereichs Entenfang, Lameyplatz, Lameystraße und „kleine“ Rheinstraße (Rheinstraße zwischen Entenfang und Lameyplatz) gehört zu den wesentlichen städtebau- lichen Zielen. Lameyplatz und Entenfang sind, un- ter anderem bedingt durch den Verlauf der B 36, zwei der am stärksten belasteten Verkehrsknoten in Mühlburg. Der Lameyplatz bildet dabei einer- seits den Auftakt des Kernstadtteils Mühlburg von Westen, andererseits ist er ein wesentliches Verbin- dungselement Karlsruhes zum Rheinhafen. Der En- tenfang wiederum ist das Zentrum für den Stadtteil und gleichzeitig der Stadteingang in Richtung Karls- ruher Innenstadt von Westen. Die beiden Bereiche sind über die stark befahrene Lameystraße und die parallel verlaufende „kleine“ Rheinstraße miteinan- der verbunden, wo sich schon seit einiger Zeit eine spürbare Abwärtsentwicklung hinsichtlich der Ge- schäftsstrukturen abzeichnet.
Aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen wurde zur Bewältigung dieser komplexen Aufgabe 2009 ein städtebaulicher Planungsworkshop durch- geführt. Ziel war es, Lameyplatz und Entenfang über die Einzelbetrachtung in den Vorbereitenden Unter- suchungen hinaus im städtebaulichen Gesamtzusam- menhang zu untersuchen und durch einen gezielten Planerblick „von außen“ grundlegende Ansätze für eine Neugestaltung zu erhalten. An dem Workshop nahmen drei renommierte Planungsbüros sowie ein Verkehrsexperte teil.
Beim Starttermin am 29. Juli 2009 erhielten die teil- nehmenden Büros zunächst einen umfassenden fach- lichen „Input“ zur Aufgabenstellung. Der Zwischen- termin am 17. September 2009 diente zur Diskussion erster Ideenansätze. An diesem Termin sowie an der Abschlusspräsentation am 10. November 2009 nah- men Akteure aus den verschiedenen Arbeitskreisen des Beteiligungsprozesses teil. Die Ergebnisse wur- den dem Sanierungsbeirat am 18. Dezember 2009 zur Kenntnis gegeben und sind in einer Broschüre des Stadtplanungsamtes dokumentiert.
6. ARBEITSKREIS 4 WOHNEN, STADTGESTALTUNG UND VERKEHR 35
Aus dem Workshop konnten als Empfehlungen für die weiteren Planungen festgehalten werden:
• Aufwertung der Lameystraße durch Entlastung vom Durchgangsverkehr aufgrund optimierter Verkehrslenkung sowie durch Anpassen des Stra- ßenquerschnitts und Begrünung,
• Aufwertung der „kleinen“ Rheinstraße und Entla- stung von „Schleichverkehren“,
• Ausbildung eines markanten Stadt(teil-)eingangs am Entenfang und dessen Aufwertung als Mühl- burger Zentrum,
• Reduzierung der Verkehrsflächen und Verlegung der Haltestelle am Lameyplatz, Verzicht auf den Anschluss der Lerchenstraße an die Lameystraße,
• Umbau der westlichen Rheinstraße zwischen La- meyplatz und B 36,
• Stärkung der Aufenthaltsfunktion und gestalte- rische Aufwertung in der „großen“ Rheinstraße (Rheinstraße von der Kaiserallee bis zum Enten- fang).
Die abgeleiteten Empfehlungen werden seitens der Verwaltung sukzessive in eine Rahmenplanung mit den Teilmaßnahmen Lameystraße, Rheinstraße („große“, „kleine“ und westliche), Lameyplatz und Entenfang zusammengeführt. Für die besonderen Gestaltungsaufgaben bei den Plätzen (Entenfang und Lameyplatz) ist vorgesehen, die Planungen je- weils durch ein am Workshop bereits beteiligtes Büro weiter zu vertiefen. Die entsprechenden Teilprojekte sollen dann im verbleibenden Förderzeitraum suk- zessive bis Ende 2015 angefangen bzw. umgesetzt werden.
Projekt 4.6.1 Lameyplatz, Lerchenstraße
Im Zusammenhang mit der geplanten Umgestaltung des Lameyplatzes ist erneut die Sperrung der Über- fahrt der Lerchenstraße über den Platz zu prüfen. Die Lerchenstraße und der westliche Teil der klei- nen Rheinstraße werden als Schleichweg zur Um- gehung des Rückstaus in der Hardtstraße genutzt. Daher wurde schon frühzeitig von den Bewohnern der Wunsch geäußert, diesen Schleichverkehr zu un- terbinden. Ein Ergebnis des Workshops „Entenfang / Lameyplatz“ war außerdem, dass bei der Gestaltung des Lameyplatzes wesentlich mehr Spielraum bestün- de, wenn auf die Überfahrt der Lerchenstraße über den Platz verzichtet werden könnte. Im Juli 2010 wurde die Lerchenstraße daher im Rahmen eines Ver- kehrsversuchs im Bereich des Platzes gesperrt. Im
Ergebnis konnte festgestellt werden, dass zwar eine deutliche Abnahme des gebietsfremden Verkehrs durch Lerchen- und Rheinstraße eingetreten war. Damit einher ging jedoch ein längerer Rückstau in der Hardtstraße. Bevor endgültig über eine Sperrung der Lerchenstraße entschieden wird, werden daher Möglichkeiten gesucht, den Verkehrsablauf am Kno- ten Hardt-/Lameystraße so zu optimieren, dass der Rückstau in der Hardtstraße trotz einer Sperrung der Lerchenstraße geringer wird als heute.
Die Planungen für den Lameyplatz werden auf Ba- sis der Workshopergebnisse im nächsten Jahr noch weiter vertieft.
Projekt 4.6.2 Lameystraße
Im Sommer 2010 erfolgten bereits die Gleiserneu- erung und der Einbau einer Schmieranlage am En- tenfang durch die VBK. Zwischen Entenfang und Lameyplatz wird derzeit ein Rasengleis vorbereitet, die Aussaat erfolgt im Frühjahr 2011. Darüber hinaus wird die zu kurze Haltestelle der Linie 5 südöstlich des Entenfangs geschlossen und mit einer Länge von 80 m nach Nordwesten in die Lameystraße verlegt. Dabei verändert sich der Querschnitt der Lameystra- ße und es entfallen in diesem Bereich einige Bäume, die jedoch durch zahlreiche Neupflanzungen im Hal- testellenbereich sowie zwischen Gleis und Fahrbahn ersetzt werden. Die Anwendung dieses Entwurfsprin- zips wird auch für den Abschnitt zwischen Hardt- straße und Lameyplatz geprüft, um dort neben dem Rasengleis eine weitere Begrünung zu erreichen. Der Umbau der Lameystraße zwischen Entenfang und Hardtstraße ist im Sommer 2011 vorgesehen, danach der Abschnitt zwischen Hardtstraße und Lameyplatz.
6. ARBEITSKREIS 4 WOHNEN, STADTGESTALTUNG UND VERKEHR36
Projekt 4.6.3 „Kleine“ Rheinstraße
Die „kleine“ Rheinstraße soll niveaugleich umgebaut werden. Der Abschnitt zwischen Hardtstraße und La- meyplatz soll möglichst im Gültigkeitszeitraum des Doppelhaushalts 2011/12 umgestaltet werden. Der Abschnitt zwischen Entenfang und Hardtstraße nach 2012. Die Entwicklungen im Bereich des ehemaligen Eisen-Fischer-Areals werden hier zu berücksichtigen sein.
Projekt 4.6.4 Westliche Rheinstraße
Die westliche Rheinstraße zwischen Lameyplatz und B36 soll möglichst mit Mitteln aus dem Doppel- haushalt 2011/12 umgestaltet werden. Dieser Ab- schnitt der Rheinstraße hat nach Fertigstellung der B10 / Südtangente seine Verkehrsbedeutung verlo- ren. Andererseits ist die westliche Rheinstraße Teil des zukünftigen Radverkehrshauptnetzes. Auf der Nordostseite der Rheinstraße tauschen Längsparker und Radfahrer den Platz, so dass der Radverkehr auf einem Schutzstreifen auf der Fahrbahn geführt werden kann. Auf der Südwestseite wird ebenfalls ein Schutzstreifen eingerichtet. Aufgrund der Ver-
schmälerung der Fahrbahn können hier künftig Senkrechtparkplätze angeordnet werden, die durch Baumpflanzungen gegliedert werden. Die Schutz- streifen für Radfahrer werden als Radfahrstreifen über den Knotenpunkt mit der Neureuter Straße / Starckstraße (B 36) geführt, so dass dessen Querung erleichtert wird. Neben der optischen Aufwertung des Straßenzuges soll dies auch die Verkehrssicher- heit erhöhen.
Projekt 4.6.5 Entenfang
Die Planungen für den Entenfang werden auf Basis der Workshopergebnisse noch weiter vertieft. Eine Umgestaltung kann frühestens ab 2014 erfolgen.
Projekt 4.7 Lärmschutz
Da Mühlburg in hohem Maß von Verkehrslärm be- troffen ist, sieht der Lärmaktionsplan hier verschie- dene Maßnahmen vor. Die Sanierung des Gleisvier- ecks Entenfang mit Wasserschmieranlage durch die Verkehrsbetriebe ist zwischenzeitlich abgeschlossen. Im Herbst beginnen die Vorarbeiten in der Lamey-
6. ARBEITSKREIS 4 WOHNEN, STADTGESTALTUNG UND VERKEHR 37
straße zur Herstellung eines Rasengleises. Die Aus- saat wird im Frühjahr 2011 erfolgen. Darüber hinaus wurde zwischen den Fahrbahnen der Südtangente im laufenden Jahr eine Lärmschutzwand fertig gestellt. Eine weitere wird bis Ende November entlang der Vogesenbrücke errichtet.
Projekt 4.8 Runder Tisch Verkehr
Als ein großer Mangel in Mühlburg wurde die hohe Belastung durch den Autoverkehr gesehen. Dement- sprechend groß ist der Wunsch nach Verkehrsberu- higung und nach Verlagerung des Durchgangsver- kehrs, bei gleichwohl guter Verkehrsanbindung der Bewohner. Der Wunsch der Bürgerinnen und Bürger war zunächst ein Gesamtverkehrskonzept, das alle Belange berücksichtigt.
Es wurde jedoch schnell deutlich, dass ein grundle- gend veränderter bzw. beruhigter und reduzierter Automobilverkehr in Mühlburg nicht allein durch bauliche Veränderungen im Rahmen des Sanierungs- programms erreichbar ist: hierfür wäre vor allem ein grundlegend verändertes Mobilitätsverhalten erfor- derlich. Zudem wurde erkannt, dass in einem kom- plexen Verkehrssystem Veränderungen an einer Stelle unter Umständen erhebliche unerwünschte Folgen an anderen Stellen haben. Vor diesem Hintergrund erläuterte das Stadtplanungsamt beim Runden Tisch Verkehr, wo kurzfristig Verbesserung möglich sind, welche Maßnahmen einen längeren Abstimmungs- und Planungsvorlauf benötigen und welche aus übergeordneten Gesichtspunkten nicht realisiert werden können.
Einige Verbesserungen konnten bereits erreicht wer- den, wie beispielsweise der Fußgängerüberweg über die Hardtstraße im Zuge der Rheinstraße beim Gast- haus Ritter. Auf Höhe des Lindenplatzes erleichtern Querungshilfen den Weg über die Hardtstraße. Die Sanierung der Straßendecke ist für 2013/14 vorge- sehen (Projekt 4.8.1).
Im Kreuzungsbereich Nuits-/Sophienstraße sollen Eckausrundungen der Straße mit „Nasen“ ausge- bildet werden, um die Querung für Fußgänger zu erleichtern und die Parkierung zu ordnen (Projekt 4.8.2). Sofern Haushaltsmittel verbleiben, ist eine Umsetzung im Haushalt 2011/12 möglich. Ebenso gilt dies für die geplante Verbreiterung der Fußgän- gerfurt über die Rheinstraße auf Höhe Philippstraße verbunden mit einer zusätzlichen Signalisierung für aus der Philippstraße ausfahrende Radfahrer (Pro- jekt 4.8.3). Ziel ist ein größerer Aufstellbereich für Fahrgäste der VBK und für querende Fußgänger sowie eine Öffnung der Philippstraße für Radfahrer in Gegenrichtung. Der Kreuzungsbereich Sophien-/ Herderstraße soll zu einem kleinen Kreisverkehrsplatz umgebaut werden (Projekt 4.8.4).
Verkehrliche Aspekte sind zudem in hohem Maße bei den Projekten Fliederplatz und Glümerstraße sowie Entenfang, Lameyplatz, Lameystraße und Rheinstra- ße berührt.
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7. FÖRDERMITTEL
Die Mittel des Soziale Stadt Programms dürfen ausschließlich für investive und investitionsvorbe- reitende Maßnahmen eingesetzt werden. Zur För- derung nicht-investiver, also sozialer und kultureller Projekte, sowie zur Stärkung der lokalen Ökonomie werden in den Soziale-Stadt-Gebieten Komplemen- tärprogramme oder -fördermittel herangezogen wie z.B. ExWoSt, Modellvorhaben Soziale Stadt, STÄR- KEN vor Ort etc. Insgesamt wurden für Mühlburg im Laufe des bisherigen Förderzeitraums mit Hilfe unterschiedlicher Partner zusätzlich zu dem bewillig- ten Sanierungs-Förderrahmen in Höhe von 3,6 Mio. Euro weitere Fördermittel in Höhe von 552.000 Euro akquiriert.
Darüber hinaus haben private Spender verschiedene Projekte durch Geld- und Sachspenden unterstützt, unter anderem die GOFUS den Bau des neuen Bolz- platzes sowie verschiedene Unternehmen die Durch- führung der beiden Brahmsplatzfeste und das Bür- gerzentrum.
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7. Fördermittel
Förderrahmen und Fördermittel für Mühlburg
Bewilligter Förderrahmen SSP 3,6 Mio. Euro
Weitere Fördermittel
ExWoSt Quartiersimpulse 60.000 Euro
Bundeszentrale für politische Bildung - Jugendbeteiligung 38.000 Euro
STÄRKEN vor Ort 2009 bis 2012 300.000 Euro
Modellvorhaben soziale Stadt - Bürgerzentrum 54.000 Euro
Q - Ageing 80.000 Euro
Gesund aufwachsen in Baden-Württemberg 10.000 Euro
Modellvorhaben Gesundheitsförderung 10.000 Euro
Summe weiterer Fördermittel 552.000 Euro
7. FÖRDERMITTEL40
8. FAZIT UND AUSBLICK
Ende Dezember 2010 endet die moderierte Bür- gerbeteiligung durch das Stadtteilmanagement im Soziale-Stadt-Gebiet Mühlburg. Als herausragende Projekte dieser ersten Phase des Sanierungsprozesses können unter anderem die Förderung des Lokalen Gewerbes im Rahmen des Förderprogramms Expe- rimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt), die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen mit Unterstützung des Projektes EinBlick mit AusSicht, die Spielleitplanung, die Gründung der Vereine Kulturnetzwerk Mühlburg e.V. und Bürgerzentrum Mühlburg e.V., der Marktplatz der guten Geschäfte oder das Projekt Gesund aufwachsen in Baden- Württemberg genannt werden. Als städtebauliche Leitprojekte, die bislang umgesetzt wurden, sind die Umgestaltung des Lindenplatzes, die Sanierung des Spielplatzes Weinbrennerstraße/ Sophienstraße, der Bolzplatz an der Alb, die Innensanierung des Kinder- und Jugendtreffs oder die Lärmschutzmaßnahmen entlang der B 10 zu nennen. Für zahlreiche weitere Projekte, deren Realisierung in den nächsten Jahren erfolgen soll, wurde eine intensive Bürgerbeteiligung durchgeführt, so für den Fliederplatz oder die Gestal- tung der kleinen und großen Rheinstraße.
Verschiedene Netzwerke sind entstanden, um die gute Kommunikation und Zusammenarbeit im Stadt- teil zu erhalten und zu pflegen. Der Bürgerverein Mühlburg bietet bei seinen sechsmal im Jahr stattfin- denden Stammtischen den Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, sich zu informieren und Anliegen an den Bürgerverein heranzutragen. Darüber hinaus lädt der Bürgerverein zweimal im Jahr Einrichtungen und Vereine im Stadtteil zum Vereinsforum ein. Dieses Gremium soll die im Rahmen des Beteiligungspro- zesses intensivierte Vernetzung der sozialen Einrich-
tungen und Vereine im Stadtteil fortführen. Anliegen und Ideen der Mühlburger Gewerbetreibenden wird weiterhin die Interessengemeinschaft Attraktives Mühlburg begleiten.
Neben dem Bürgerverein Mühlburg und der IG At- traktives Mühlburg gibt es mit den neu gegründeten Vereinen Bürgerzentrum Mühlburg e.V. und Kultur- netzwerk Mühlburg e.V. zwei weitere tragende Säu- len, die dazu beitragen können, die Nachhaltigkeit der im Rahmen der Sozialen Stadt begonnenen Pro- jekte sicher zu stellen. Der Verein Bürgerzentrum Mühlburg e.V. übernimmt im Rahmen des Modellvor- habens Soziale Stadt den Betrieb des Bürgerzentrums und die Koordination der Aktivitäten und Dienstlei- stungen, die im Bürgerzentrum angeboten werden sollen. Das Bürgerzentrum soll dazu beitragen, eine breite Bürgerschaft in Mühlburg zu aktivieren und vernetzen. Es soll zur Keimzelle und zum Ort für Pro- jekte in den Handlungsfeldern Integration, Gesund- heit, Senioren und Familienförderung werden. Nach Ablauf des dreijährigen Modellvorhabens soll sich das Bürgerzentrum langfristig etablieren, bevorzugt am Entenfang zusammen mit der Stadtteilbibliothek. Hierfür ist die Nutzungs- und Raumkonzeption wei- ter zu entwickeln.
Um während des Sanierungszeitraums bis 2015 ei- nen guten Informationsfluss aufrecht zu erhalten, wird weiterhin einmal jährlich ein Abstimmungsge- spräch der Verwaltung mit dem Bürgerverein, der IG Attraktives Mühlburg und dem Verein Bürgerzentrum Mühlburg stattfinden. Über die Umsetzung größe- rer städtebaulicher Vorhaben, die bereits im Beteili- gungsprozess abgestimmt wurden, wird anlassbezo- gen vor Ort informiert.
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8. Fazit und Ausblick
8. FAZIT UND AUSBLICK42
https://www.karlsruhe.de/b4/buergerengagement/stadtteilentwicklung/Muehlburg/HF_sections/content/ZZnTRJkO1cf7mA/Muehlburg%20Abschlussber%202010.pdf
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Sanierung Mühlburg
2007 bis 2021
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Impressum
Stadt Karlsruhe Stadtplanungsamt Lammstraße 7 76133 Karlsruhe Postadresse: 76124 Karlsruhe stpla@karlsruhe.de Auflage: 80
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Redaktion: Marcus Dischinger, Freier Journalist Andreas Lehn, Stadt Karlsruhe, Stadtplanungsamt Mitwirkung: Tiefbauamt, Gartenbauamt, Hochbauamt, Volkswohnung Layout: Cindy Streeck, Stadt Karlsruhe, Presse- und Informationsamt Titelbild: Stadt Karlsruhe, BN 1, Stadtplanungsamt Bilder: Seite 7: Presse- und Informationsamt Stadt Karlsruhe, Seite 10: Stadtarchiv Karlsruhe
alle anderen Bilder: BN 1 Monika Müller-Gmelin, Stadtplanungsamt; BN 2 Roland Fränkle (auch Seite 4), Presseamt; BN 3, Stadtplanungsamt; BN 4 Tiefbauamt
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Sanierung Mühlburg 2007 bis 2021
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort ...................................................................................................................................................................... 7
Plan Sanierungsgebiet ................................................................................................................................................ 8
Von Mulenberc zu Mühlburg: die wechselhafte Geschichte des heutigen westlichen Stadtteils ............................... 9
Mühlburger Privilegienbrief aus dem Jahr 1670 ist Vorläufer des Karlsruher Privilegienbriefs .......................... 9
Industrielle Entwicklung flankiert vom Bau der Maxau-Bahn vom Karlsruher Hauptbahnhof zum Rhein ......... 9
Mühlburg wird im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und im Anschluss wiederaufgebaut ........................... 10
Vorbereitende Untersuchung legt Defizite im Sanierungsgebiet offen .................................................................... 11
Sozialstruktur ............................................................................................................................................... 11
Eigentumsverhältnisse und städtebauliche Aspekte ...................................................................................... 11
Bausubstanz und Defizite ............................................................................................................................. 12
Nutzungen und Potenziale ........................................................................................................................... 12
Verkehr ........................................................................................................................................................ 12
Die Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner ............................................................................................... 13
Fazit der Vorbereitenden Untersuchung ....................................................................................................... 14
Sanierungskonzept und Ziele ....................................................................................................................... 14
Maßnahmen im Straßenbereich: Große Veränderungen mit viel Nutzen für alle Verkehrsteilnehmer ............ 15
Plätze im Sanierungsgebiet: Aufwertung an vielen Stellen im Stadtteil ......................................................... 22
Klettergerüst und Co: Spielen, Toben und Kicken auf neu gestalteten Arealen ........................................... 25
Runderneuerter und ausgebauter Kinder- und Jugendtreff in Mühlburg erweitert Angebotspalette ...................... 29
Das Bürgerzentrum Mühlburg: Neuer Mittelpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger ..................................... 31
Private Sanierungen steigern Wohnstandards in vielen Mühlburger Gebäuden ...................................................... 33
Bürgerbeteiligung: Große Bereitschaft in Mühlburg, sich für den eigenen Stadtteil einzusetzen ............................ 36
Mehrere Förderprogramme – ein Ziel: Die Aufwertung des Sanierungsgebietes in Mühlburg................................ 39
Resümee ................................................................................................................................................................... 41
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Vorwort
Die stadtnahe Lage, die hervorragende Verkehrsanbindung und die sehr guten Einkaufsmöglichkeiten zeichnen den Karlsruher Stadtteil Mühlburg aus. Insbesondere diese Einkaufsmöglichkeiten haben Bedeutung über den Stadtteil hinaus. In den Nullerjahren des Jahrhunderts wurden allerdings zunehmend städtebauliche und sozial-strukturelle Probleme wahrgenommen. Dies mündete im Gemeinderatsbeschluss vom Mai 2007, eine Sanierung Mühlburgs durchzuführen. Grundlage dafür bildete das Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt“ von Bund und Land. Ziel war es, die Lebensqualität, das Wohnen und das Stadtbild zu verbessern. Diese Ziele sind in der Zeit zwischen 2008 und 2021 erreicht worden.
Das B-Zentrum ist deutlich aufgewertet worden, etwa durch die umfassende Umgestaltung der Rheinstraße. Die modernisierte Einkaufsstraße hat nun mehr Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger und ist dadurch deutlich attraktiver geworden. Mehrere Plätze und Freiräume konnten ebenfalls aufgewertet werden, darunter der Fliederplatz, der neugestaltet wurde. In Verbindung mit der umfassenden Sanierung des Kinder- und Jugendtreffs ist das Areal nun zu einem Treffpunkt für Kinder und Jugendliche ganz verschiedener Altersgruppen geworden. Außerdem wurden verschiedene Spielplätze und der Lindenplatz erneuert.
Hinzu kamen bautechnische und energetische Sanierungen in mehr als 500 privaten Wohneinheiten, darunter auch die Hochhäuser der Volkswohnung GmbH in der Weinbrennerstraße. Das ist ein erfreulich hoher Wert. Große Bedeutung in Sanierungsgebieten haben auch immer die sozialen Projekte, die das Miteinander im Stadtteil stärken. Insgesamt konnten in all den Jahren mehr als 20 Projekte für verschiedene Zielgruppen umgesetzt werden. Sie haben viele Menschen nachhaltig zusammengeführt. Mit dem Bürgerzentrum Mühlburg und der dort ebenfalls etablierten neuen Stadtteilbibliothek wurde ein Leuchtturmprojekt umgesetzt. Es ist heute ein sozialer Mittelpunkt Mühlburgs. Gleichzeitig wurde im Außengelände ein neuer Quartiersspielplatz geschaffen.
In diesem Sanierungsgebiet wurden im Bereich Bürgerbeteiligung und Partizipation neue Maßstäbe gesetzt. Zum ersten Mal wurde in Karlsruhe das Instrument der Spielleitplanung angewendet. Außerdem wurden Stadtteilspaziergänge und Konferenzen durchgeführt. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie Verbände und Institutionen beteiligten sich an verschiedenen Arbeitskreisen und –gruppen.
Die Ergebnisse des Sanierungsprozesses haben den Stadtteil deutlich nach vorne gebracht und den Bewohnerinnen und Bewohnern eine hohe Aufenthaltsqualität beschert. Ich danke allen Beteiligten, insbesondere den Bürgerinnen und Bürgern, dafür, dass sie sich in dieser umfassenden Art und Weise eingebracht haben.
Dr. Frank Mentrup Oberbürgermeister
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Plan Sanierungsgebiet
Plan Stadt Karlsruhe, Liegenschaftsamt
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Von Mulenberc zu Mühlburg: die wechselhafte Geschichte des heutigen westlichen Stadtteils
Als Karlsruhe 1715 gegründet wird, ist der Abstand zwischen dem markgräflichen Schloss und den wenigen Gebäuden in Mühlburg noch sehr groß. Der Raum dazwischen ist unbebaut, aber die beiden Orte wachsen aufeinander zu. Mühlburg wird Ende des 19. Jahrhunderts eingemeindet, innerhalb weniger Jahre vervielfacht sich die Bevölkerungszahl. Im Zweiten Weltkrieg wird der Stadtteil schwer getroffen. Heute ist Mühlburg ein bedeutendes B-Zentrum von Karlsruhe. Ein Blick zurück in die Geschichte Mühlburgs.
Mulenberc – diesen Namen trägt eine Mühle in der Mitte des 13. Jahrhunderts, die an der Alb liegt, an der Nahtstelle zwischen Hochgestade und Rheinniederung. Genau im Jahre 1248 taucht der Name Mulenberc urkundlich zum ersten Mal auf, vermutet wird aber, dass auf dem Gebiet nahe der Alb beim heutigen Mühlburg die Römer schon viel früher eine Albquerung nutzten und damit ebenfalls Spuren hinterlassen haben. Darauf deutet auch der Fund einer Sandstein-Statue am Albufer mit dem Namen Diana Abnoba hin. Der keltische Name meint in der Antike die Göttin des Schwarzwalds. Heute befindet sie sich im Eigentum des Badischen Landesmuseums.
Mühlburger Privilegienbrief aus dem Jahr 1670 ist Vorläufer des Karlsruher Privilegienbriefs
Zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert besteht Mühlburg im Wesentlichen aus einem Schloss, sowie wenigen Gebäuden und Bewohnerinnen und Bewohnern. Der Ort gehört zur Markgrafschaft Baden-Durlach, nur wenige hundert Einwohnerinnen und Einwohner leben hier. Das Schloss erlebt mehrere Besitzerwechsel und Zerstörungen. Ende des 17. Jahrhunderts wird es endgültig zerstört und nicht mehr aufgebaut. 1670 verleiht Markgraf Friedrich VI Mühlburg das Stadtrecht, verbunden mit einem Privilegienbrief, der Freiheit von Leibeigenschaft und Frondiensten verspricht, Gewerbe- und Religionsfreiheit zusichert und die Steuern für die kommenden drei Jahrzehnte erlässt. Die Zusicherungen sind quasi eine Vorwegnahme des Privilegienbriefs aus dem Jahr 1715 des Karlsruher Stadtgründers Karl III. Wilhelm. In Mühlburg bleibt der Vorstoß zunächst ohne Erfolg. Der Privilegienbrief wird 1699 von Markgraf Friedrich Magnus erneuert und hat nun mehr Durchschlagskraft. 1714, ein Jahr vor der Karlsruher Stadtgründung, hat Mühlburg immerhin 521 Bewohnerinnen und Bewohner. Allerdings lässt die Stadtgründung die weitere Entwicklung von Mühlburg und auch von Durlach stagnieren. Denn: beide Orte leiden unter der nun folgenden Konzentration der Herrschaft auf Karlsruhe. „Es war bezeichnend, dass die Steine des zerstörten Mühlburger Schlosses zum Neubau in Karlsruhe verwendet wurden“, stellt Heinz Schmitt1 fest. Auch während des ganzen 18. Jahrhunderts kommt Mühlburg kaum über 700 Einwohnerinnen und Einwohner hinaus.
Industrielle Entwicklung flankiert vom Bau der Maxau-Bahn vom Karlsruher Hauptbahnhof zum Rhein
Zaghaft entwickelt sich Mühlburg auch als Industriestandort, beispielsweise durch die Gründung der Seldeneck‘schen Brauerei im Jahr 1770 durch Prinz Wilhelm Ludwig, dem Bruder des damaligen Badischen Markgrafen Karl Friedrich. 1856 etabliert sich die Eisengießerei und Maschinenfabrik Seneca. Flankiert wird die Entwicklung auch vom Bau der Maxau-Bahn im Jahr 1862, die vom alten Hauptbahnhof am Ettlinger Tor über die Weststadt, die spätere Nordstadt, die Südliche Hildapromenade und dem heutigen Grünzug zum alten Bahnhof am heutigen Fliederplatz, weiter an Knielingen vorbei zum Hafen Maxau führt. Auch die soziale Infrastruktur entwickelt sich: beispielsweise durch den Bau der Evangelischen Kirche im Jahr 1786, die erst bei einer Erweiterung Anfang des 20. Jahrhunderts ihren heutigen Namen Karl-Friedrich-Gedächtniskirche erhält. Die Katholische Kirche St. Peter-und-Paul folgt 1882. Die Hardtschule entsteht 1874. Inzwischen wachsen beide Städte auch baulich rasant aufeinander zu – auch eine Entwicklung der Industrialisierung an anderer Stelle in der sich erweiternden Stadt. Die Eingemeindung Mühlburgs „ohne größere Probleme“2 am 1. Januar 1886 ist die folgerichtige Konsequenz dieser Entwicklung. Zu diesem Zeitpunkt leben in Mühlburg schon 4.110 Einwohnerinnen und Einwohner. Durch die Eingemeindung wächst Karlsruhe um 212 Hektar Fläche. Nur 15 Jahre später sind die baulichen Übergänge zwischen der Karlsruher Weststadt und Mühlburg fließend. Mit dem Rheinhafen und seiner Eröffnung im Jahr 1901 wächst die Bedeutung Mühlburgs als Wirtschaftsstandort weiter.
1 Heinz Schmitt: Der Raum Karlsruhe vor der Stadtgründung. In: Karlsruhe – die Stadtgeschichte, hg. von Stadt Karlsruhe, 1998, Seite 46. 2 Heinz Schmitt: Der Raum Karlsruhe vor der Stadtgründung. In: Karlsruhe – die Stadtgeschichte, hg. von Stadt Karlsruhe, 1998, Seite 59
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PBS_XVI_209 Stadtplan 1865
Mühlburg wird im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört und im Anschluss wiederaufgebaut
Der Zweite Weltkrieg ist für den Stadtteil ein massiver Einschnitt. In der Nacht vom 5. auf den 6. August 1941 gibt es erste schwere Luftangriffe, am 3. September 1942 werden der Rheinhafen und auch Teile von Mühlburg getroffen. Der schwerste Luftangriff folgt am 4. Dezember 1944 durch 900 englische Flugzeuge. Es gibt rund 100 Tote im eingestürzten Luftschutzkeller unter dem Lokal „Zu den drei Linden“ in der Rheinstraße. Mühlburg wird bei den Luftangriffen großflächig zerstört. Ein Wiederaufbau des Stadtteils ist nötig. Er folgt ab dem Jahr 1952, beispielsweise mit dem Mühlburger Feld als „zügig realisierte Wohnbaumaßnahme“3. Dafür wird das 19 Hektar große Areal zwischen Entenfang und westlicher Kriegsstraße entlang der Alb genutzt, auf dem sich bisher Kleingärten befanden. Umgesetzt wird das Projekt als aufgelockertes Wohngebiet für 4.000 Personen mit starker Durchgrünung. Insgesamt umfasst das Mühlburger Feld 1.325 Wohnungen. Es ist damit die letzte umfangreiche bauliche Erweiterung Mühlburgs nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen. Die Rheinstraße wird auf 39 Meter verbreitert und gleichzeitig zum Geschäftszentrum von Mühlburg. Auch eine umfassende Sanierung der zerstörten oder überalterten Häuser ist Teil der Planungen. Zwischen 1954 und 1969 entstehen am Entenfang, nahe des Mühlburger Felds, drei Hochhäuser.
PBS_oXIIIb_68 Ecke Hardtstraße / Rheinstraße 1950 Alben3_Bd 4_XV_3 Blick von Westen Ende der 50er
3 Manfred Koch: Trümmerstadt. Residenz des Rechts. Zentrum der Technologieregion. Wechselvoller Weg in die Gegenwart. In: Karlsruhe – die Stadtgeschichte, hg. von Stadt Karlsruhe, 1998, Seite 574
Stadtplanungsamt | 11
Vorbereitende Untersuchung legt Defizite im Sanierungsgebiet offen
Städtebauliche Mängel, eine große Verkehrsbelastung und die Notwendigkeit, etliche Straßen und Plätze neu zu ordnen: auf diesen kurzen Nenner kann man die Ergebnisse der Vorbereitenden Untersuchung durch das Büro Voegele + Gerhardt bringen. Gleichzeitig ergab die Vorab-Analyse aus dem Jahr 2006, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner zu einem hohen Grad mit ihrem Stadtteil identifizieren.
Das Soziale Stadt-Programm (SSP) existiert seit 1999 und ist für Stadtteile gedacht, in denen sich Benachteiligungen und Belastungen häufen, die sich negativ auf ein Quartier auswirken. SSP soll Revitalisierungs- und Entwicklungsprozesse anstoßen. Mit Blick auf dieses Programm wurden im Januar 2005 auf Grundlage einer Strukturuntersuchung städtebauliche Missstände in Mühlburg festgestellt. Sie mündeten in den Beginn einer Vorbereitender Untersuchung (VU), die vom Gemeinderat der Stadt Karlsruhe am 24. Januar 2006 beschlossen wurde. Die VU ist Voraussetzung für die Aufnahme in das SSP.
Die für die VU notwendigen Bestandsaufnahmen und Analysen wurden zwischen Februar und Mai 2006 vorgenommen. Bestandteil waren schriftliche Erhebungen bei den Haus- und Wohnungseigentümerinnen und -eigentümern, eine Befragung von Betrieben, Handel- und Gewerbetreibenden sowie Bewohnerinnen und Bewohner. Ein beauftragtes externes Büro ermittelte durch eine Ortsbegehung die praktische Nutzung von Gebäuden und Flächen. Im April 2006 fand ein öffentlicher Stadtteilrundgang statt. Zusätzlich wurde eine große Menge sozialstatistischer Daten ausgewertet, was ergänzt wurde durch eine Gesprächsrunde mit vielen Trägern sozialer Einrichtungen im Stadtteil.
Letztlich wurde am 22. Mai 2007 durch Gemeinderatsbeschluss auf Grundlage der VU-Ergebnisse folgende Begrenzung des Sanierungsgebiets mit dem offiziellen Namen „SSP Mühlburg“ festgelegt: Hardtstraße, Seldeneckstraße, Philippstraße, Bachstraße, Händelstraße, Herder- und Wichernstraße, Radweg entlang der Straßenbahnlinie 5, Am Entenfang, Südtangente und Starckstraße, nördliche Begrenzung des Grünzugs Hildapromenade, Feldstraße, Steubenstraße und Neugrabenstraße. Damit fiel das Sanierungsgebiet (76,2 Hektar Fläche) gegenüber dem ursprünglichen Untersuchungsgebiet 3,4 Hektar größer aus. Ein Teil des Gebietes war bereits länger zuvor im abgeschlossenen PES-Programm (Programm einfache Stadterneuerung) enthalten. Alle folgenden Angaben, Zahlen und Fakten beziehen sich entweder auf das Untersuchungsgebiet, das Gegenstand der VU war, oder treffen Aussagen über den ganzen Stadtteil, wenn dies nicht anders möglich war.
Sozialstruktur
Insgesamt lebten zum 31. Dezember 2005 knapp 11.000 wohnberechtigte Einwohnerinnen und Einwohner in rund 5.900 Wohnungen im Sanierungsgebiet. Der Anteil von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren betrug 13,1 Prozent – etwas weniger als in der Gesamtstadt (15,8 Prozent). Demgegenüber lag der Anteil von Menschen von 65 Jahren und älter bei 22,1 Prozent und damit etwas höher als in der Gesamtstadt (19,3 Prozent). Das galt mit 19,3 Prozent auch für den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund (Gesamtstadt: 14,3 Prozent). Gekennzeichnet war das Gebiet durch einen überdurchschnittlichen Anteil von Einpersonenhaushalten und Alleinerziehenden, nämlich 59 Prozent (Karlsruhe: 51 Prozent). In der VU wurde festgestellt, dass Kita- und Kindergartenplätze fehlen. Bei den Sozialdaten zeichneten sich im Vergleich zur Gesamtstadt eine erhöhte Arbeitslosenquote und ein erhöhter Transfer von Sozialleistungen ab bei gleichzeitig großer Wohnungsfluktuation und vielen Räumungsklagen.
Mit Blick auf die Situation in den Schulen kam die VU damals unter anderem zum Ergebnis, dass die Gewaltbereitschaft von Schülerinnen und Schüler in Mühlburg deutlich zugenommen habe. Eine massive Zunahme sei auch im Bereich des regelmäßigen unentschuldigten Fehlens in der Schule zu beobachten. Schon vor Beginn der Sanierung wurde deswegen ein „Runder Tisch des Sports“ oder das Projekt „Kinder in Bewegung“ der Sportjugend Karlsruhe gestartet. Die VU stellte aber auch fest, dass Schulsozialarbeit ausgebaut und Drogenprävention forciert werden müsse.
Eigentumsverhältnisse und städtebauliche Aspekte
Ein Großteil der Gebäude im späteren Sanierungsgebiet befand sich im Allein- und Gemeinschaftseigentum mehrerer Personen oder im Eigentum von Wohnungsunternehmen. Die großen Kriegsschäden Anfang der 1950er Jahre leiteten größere städtebauliche Maßnahmen ein. Die Rheinstraße wurde saniert, die Lameystraße und das Seldeneck’sche Feld neu bebaut, das Mühlburger Feld als neue Siedlung mit mehr als 1.300 Wohnungen in Zeilenhäusern errichtet, etliche Baulücken wurden geschlossen. Letzteres gilt auch für zahlreiche Stellen im Mühlburger Zentrum. Am Entenfang entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg drei Hochhäuser. Dennoch erschienen Straßenzüge in den Nullerjahren des neuen Jahrhunderts städtebaulich problematisch. Beispiele waren hier die Breite der Rheinstraße mit ihrer Funktion als Durchgangsstraße und einem fehlenden attraktiven Platz. In Alt-Mühlburg, also beispielsweise entlang der westlichen Rheinstraße und in der Hardtstraße entstanden schon im 19. Jahrhundert eingeschossige Häuschen, die
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durch mehrgeschossige Bauten aus dem vergangenen Jahrhundert ergänzt wurden. Der Grad der Überbauung betrug im untersuchten Gebiet 39,3 Prozent, in einzelnen Bereichen wie entlang der Rheinstraße, der Sedanstraße oder der Hardtstraße erreichte dieser Überbauungsgrad aber Werte von teilweise mehr als 80 Prozent. Insgesamt standen 37 Gebäude im untersuchten Gebiet unter Denkmalschutz.
Bausubstanz und Defizite
Eine Abfrage bei rund 700 Eigentümerinnen und Eigentümern im Gebiet ergab, dass in rund jedem zehnten Gebäude deutliche Mängel festzustellen waren. Für 58 Prozent der Gebäude gaben die Befragten an, es gebe geringe Mängel, bei 31 Prozent der Gebäude seien keine Mängel nachzuweisen. Darüber hinaus gab es Hinweise auf einen Sanierungsstau. Bei jedem fünften Gebäude lagen die letzten größeren Modernisierungen länger als zehn Jahre zurück. Für den Sanitärbereich galt das nur teilweise. So waren nur noch in etwa zwei Prozent der Fälle Toiletten außerhalb der eigentlichen Wohnung, also etwa auf einer Zwischenetage untergebracht. Das galt auch für Badezimmer, die sich lediglich in drei Prozent der Fälle nicht in der Wohnung befanden. Defizite gab es bei der Heizungsausstattung. So verfügten 61,5 Prozent der Wohnungen über eine Zentralheizung, 34 Prozent über Etagenheizungen und noch knapp 16 Prozent über Einzelöfen mit Kaminanschluss. Modernisierungspotenziale entdeckte die VU im Bereich der Wärmedämmung. Sie fehlte in 42 Prozent der Fälle. Mehr als die Hälfte der Hinterhöfe konnten von den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht genutzt werden. Grund war entweder die Größe des Hofs oder die Belegung als Pkw-Stellplatz. Rund 45 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner selbst sahen Mängel an ihrem Gebäude.
Gebäude in der Rheinstraße; wurde ersetzt durch Neubau (BN1)
Nutzungen und Potenziale
Im B-Zentrum Mühlburg wurden zum Zeitpunkt der VU 277 Gewerbebetriebe in einem Erdgeschoss gezählt – darunter 21 Lebensmittelgeschäfte, 29 Fachhändler oder 13 Bekleidungsgeschäfte. Insgesamt fanden sich in Mühlburg 162 Dienstleistungs- und 30 Gastronomiebetriebe sowie 21 Handwerksunternehmen. Es zeichnete sich eine hohe Zufriedenheit mit dem Standort ab: knapp zwei Drittel der Befragten Betriebe waren entweder „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Gründe für Unzufriedenheit waren ein „schlechtes soziales Umfeld“ oder die „abgelegene Lage mit geringer Frequenz“. Bei der offenen Frage nach Verbesserungen im Stadtteil gaben die befragten Gewerbetreibenden besonders häufig an, die Parksituation müsse verbessert werden. Insbesondere gab es damals den Wunsch, die so genannte Brötchentaste über den Versuchszeitraum hinaus zu verlängern. Angeregt wurden außerdem ein besserer Branchenmix und die vermehrte Ansiedlung von Cafés, Bistros oder Biergärten.
Verkehr
Die VU kam zum Ergebnis, dass große Teile von Mühlburg „in erheblichem Maße vom Verkehr, insbesondere dem Kfz-Verkehr belastet und geprägt“ seien. Als hoch frequentierte Hauptstraßen galten damals die Bundesstraße 36, Rhein-, Lamey- und Hardtstraße – mit Immissionsbelastung und hoher Trennwirkung. So fuhren allein auf der Rheinstraße mehr als 25.000 KfZ in 24 Stunden, was als sehr starke Belastung gilt. Gleichzeitig stellte die Rheinstraße eine bedeutsame zentrale Erschließungsstraße für Mühlburg selbst und die Weststadt dar. Im Bereich des Öffentlichen Personennahverkehrs konnte in Mühlburg von einer sehr guten Erschließung gesprochen werden. Die Fußgänger hingegen hatten Schwierigkeiten, die Rheinstraße zu queren. Das war abseits der ampelgeregelten Übergänge kaum möglich. Der Radverkehr hatte zum damaligen Zeitpunkt keine eigenen Flächen zur Verfügung.
Bedeutsam und problematisch zugleich war in diesem Zusammenhang der Entenfang mit seiner ganz besonderen Erschließungsfunktion und einer „extremen Konkurrenzsituation zwischen verschiedenen Nutzungen und Verkehrsträgern“. Dies begann beim motorisierten Individualverkehr: der (über)regionale Pkw- und Lkw-Verkehr verursachte eine hohe Frequenz mit
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teilweise langen Wartezeiten und Rückstaus. Zusätzlich erschwert wurde die Situation durch die Vielzahl von Straßenbahn- und Buslinien, die am Entenfang Station machen. Radwege existierten bis dahin nur bruchstückhaft, Fußgänger konnten diesen Bereich nicht in einem Stück überqueren. Wenig attraktiv für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmende waren auch die Bereiche Lameystraße und Lameyplatz sowie der Abschnitt der Rheinstraße bis zur Bundesstraße 36. Das umfangreiche Verkehrsaufkommen führte dazu, dass Mühlburg durch Schallimmissionen hoch belastet ist. Die Wohn- und Aufenthaltsqualität sei erheblich beeinträchtigt, lautet die Analyse in der VU. Vorgeschlagen wurde, ein noch zu definierendes Maßnahmenbündel umzusetzen, um die Situation zu verbessern. Weiter wurde ein Stellplatz-Problem identifiziert: davon ausgehend, dass zum Zeitpunkt der Untersuchung pro Wohneinheit ein Stellplatz angenommen wurde, ergab sich ein Fehlbedarf von 3.450 Stellplätzen.
Kleine Rheinstraße vor Sanierung (BN1) Große Rheinstraße vor der Sanierung (BN1)
Die Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner
Um die Einschätzungen der im Untersuchungsgebiet lebenden Menschen über ihren Stadtteil zu erfahren, wurde eine repräsentative Stichprobe unter 600 Bewohnerinnen und Bewohnern vorgenommen. 91 Prozent der Befragten lebten zum damaligen Zeitpunkt gerne in Mühlburg. Gelobt wurden vor allem die guten Einkaufsmöglichkeiten, die stadtnahe, zentrale Lage, die Verkehrsanbindung oder die Grünanlagen. Genannt wurden auch die Überschaubarkeit und die generelle Infrastruktur im Stadtteil. Kritisiert wurden die Verkehrs- und Lärmbelastungen sowie zu viel Dreck und Müll. Die generelle Wohnqualität wurde von 56 Prozent der Befragten für „sehr gut“ oder „gut“ befunden, 35 Prozent fanden sie noch befriedigend. Die Durchschnittsnote lag bei 2,5. Seit 1996 hatte dieser Wert um 0,2 Prozentpunkte abgenommen. Die Mühlburgerinnen und Mühlburger wünschten sich vor allem weniger Verkehrslärm, mehr Pkw-Stellplätze, mehr Grünflächen, Straßenbäume und Ruhezonen. In geringerem Umfang wurden auch mehr Kinderspielbereiche, mehr Sauberkeit und langsamerer Verkehr genannt.
Festzustellen war außerdem, dass die sozialen Kontakte unter den Bewohnerinnen und Bewohnern eher unterdurchschnittlich entwickelt sind. Knapp ein Viertel hatte keine Bekannten oder Freunde im Stadtteil. Gegenüber einer Bürgerumfrage aus dem Jahr 2002 hatte sich die Anonymität im Stadtteil verstärkt. Auch das Zusammenleben der Menschen wurde unterdurchschnittlich bewertet: rund 56 Prozent hielten es für „befriedigend“ oder „ausreichend“. In den Vorbereitenden Untersuchungen wurde aber auch deutlich, dass sich eine überdurchschnittliche Zahl von Menschen aus dem Stadtteil eigenen Angaben zufolge in einen Sanierungsprozess einbringen würde. Zudem plante jeder dritte Eigentümer in den beiden darauffolgenden Jahren Investitionen am Gebäude oder auf dem Grundstück. Konkret ging es dabei um Wohnungssanierungen, Fassadenarbeiten und Arbeiten an Fenstern, Heizung, Wärmedämmung oder Balkon. Rund 56 Prozent bekundeten ein grundsätzliches Interesse, im Rahmen der Sanierung eine mögliche Förderung in Anspruch zu nehmen. Jeder fünfte Eigentümer konnte sich vorstellen in einem Bürgerarbeitskreis mitzuarbeiten.
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Fazit der Vorbereitenden Untersuchung
Die VU hatte erhebliche strukturelle, städtebauliche und sozialstrukturelle Mängel im gesamten Untersuchungsgebiet aufgezeigt. Das Ergebnis rechtfertige für weite Teile des Gebiets die Ausweisung als Sanierungsgebiet. Die Missstände hatten folgende Schwerpunkte:
sozialstrukturell: hoher Anteil an sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen, Förderbedarf bei Kindern und Jugendlichen, Mangel an Betreuungsplätzen, Defizite im sozialen und kulturellen Miteinander
städtebaulich: viele Nutzungskonflikte, hohe Lärmbelastung durch Verkehr, bauliche Mängel vieler Straßen, Stellplatzmangel, unzureichende Radwegeverbindungen, mangelhafte Aufenthaltsqualität, veraltete Substanz der Wohnhäuser, ungeordnete Baustruktur, hoher Versiegelungsgrad
Sanierungskonzept und Ziele
Insgesamt hatten sich in der VU vier Handlungsfelder herauskristallisiert:
Soziale und kulturelle Integration: Stärkung des Wir-Gefühls, Sicherung und Stärkung des kulturellen Angebots, Förderung der Integration von Migrantengruppen, Verbesserung der Situation für benachteiligte Gruppen, Einbeziehung von Kindern und Jugendlichen in die Stadtteilentwicklung
Wohnen und Wohnumfeld: Sanierung von Wohngebäuden, Steuerung von Nachverdichtungsmöglichkeiten, Aufwertung des Wohnumfelds, stärkere Begrünung von Straßenzügen, Freiflächen für Spiel, Bewegung und Begegnung
Plätze, Grünflächen, Verkehr: übersichtliche Verkehrsflächen am Lameyplatz, Erneuerung Grün- und Spielfläche auf dem Lindenplatz, Straßenumgestaltung, Verkehrsberuhigung und Verbesserung für Fußgänger in der Rheinstraße, Verbesserungen für Radfahrer in der Kaiserallee und in der Rheinstraße, Verbesserung des Lärmschutzes im Bereich Hardtschule
Nahversorgung und lokales Gewerbe: Stabilisierung des Versorgungsangebots, Steigerung der Attraktivität von Geschäften, Imageverbesserung
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Maßnahmen im Straßenbereich: Große Veränderungen mit viel Nutzen für alle Verkehrsteilnehmer/-innen
Umbau und Verbesserung, neue Zuschnitte, Neuordnung Parkierung, mehr Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden und höhere Aufenthaltsqualität – auf diesen Nenner lassen sich die Straßenbaumaßnahmen im Rahmen der Sanierung Mühlburgs bringen. Über einen Zeitraum von insgesamt zehn Jahren wurde in insgesamt zwölf Straßen die Situation verbessert. Im Fokus waren dabei die Rhein- und die Lameystraße.
Rheinstraße
Die Rheinstraße hat im Sanierungsgebiet die größten Veränderungen mit Blick auf die Straßenbaumaßnahmen erfahren. Sie wurde in vier Teilbereichen und zu verschiedenen Zeitpunkten umgestaltet:
Abschnitt 1: zwischen Lameyplatz und Hardtstraße (Mai 2013 bis Oktober 2013) („Kleine Rheinstraße“)
Abschnitt 2: zwischen Am Entenfang und Hardtstraße (Juni 2014 bis November 2014) („Kleine Rheinstraße“)
Abschnitt 3: zwischen Lameyplatz und Neureuter Straße (April 2013 bis November 2013) („westliche Rheinstraße“)
Abschnitt 4: zwischen Philippstraße und Am Entenfang (März 2014 bis Oktober 2015) („Große Rheinstraße“)
Dieser letzte Abschnitt war in der Umsetzung besonders anspruchsvoll, weil eine Vielzahl von Menschen beteiligt und betroffen waren. Hier waren die Anforderungen und Interessen des motorisierten Verkehrs, des Radverkehrs, des ÖPNV und der Gewerbetreibenden im B-Zentrum in Einklang zu bringen. Der gesamte Straßenquerschnitt ist neugestaltet worden, gleichzeitig sind der Parkraum neu geordnet und die Gehwege verbreitert worden. Auf der Südseite gliedern neue Bäume zusätzlich den Parkraum, der nicht reduziert wurde. Zusätzlich entstanden an drei Stellen zuvor nichtexistierende Anlieferzonen, neue Abstellplätze für Räder, ausreichend Parkplätze für Menschen mit Handicap sowie neue Grünflächen. Die Neuordnung führte auch dazu, dass Geschäfte und Gastronomie jetzt über mehr Freiflächen vor den Läden verfügen, was nicht zuletzt positive Auswirkungen auf die Aufenthaltsqualität für Fußgängerinnen und Fußgänger hat.
Die Verkehrsbetriebe wechselten Gleise aus und verlegten durchgängig ein Rasengleis, was den durch Straßenbahnen entstehenden Lärm minimiert. Die Haltestelle Philippstraße ist nun barrierefrei, gleichzeitig erhielt die Haltestelle am westlichen Ende eine weitere Querungsmöglichkeit für Fußgängerinnen und Fußgänger. Zusätzlich wurden die bestehenden Überwege verbreitert.
Speziell in der westlichen Rheinstraße bis zur Bundesstraße 36 wurden auf der westlichen Seite die Längsparkstände in senkrechten Parkraum umgewandelt. In diesem Zusammenhang wurde auch der Kreuzungsbereich Bundesstraße 36/ Neureuter Straße/ Starckstraße neu hergestellt – inklusive Erneuerung der Signalanlage. Für zu Fuß gehende Menschen wurden im Bereich der Dreiecksinseln Bedarfsampeln ergänzt. Gleichzeitig wurde die Radverkehrsführung vereinfacht. Die so genannte kleine Rheinstraße zwischen Hardtstraße und Lameyplatz wurde niveaugleich ausgebaut, so dass die parkenden Fahrzeuge näher an die Hauswände rückten. Zu Fuß gehende und mit dem Rad fahrende Menschen sowie Fahrzeuge teilen sich jetzt den verbleibenden Straßenraum in der Mitte. Es lässt sich festhalten, dass die Maßnahmen in ihrer Gesamtheit die Verkehrssicherheit für die Verkehrsteilnehmenden erhöht haben.
Parallel zur Neugestaltung der Fahrbahn-, Gleis- und Gehwegflächen erfolgten umfangreiche Kanal- und Leitungsverlegungen. Der bestehende Untergrund erwies sich dabei als besondere Herausforderung. Dies betrifft die frühere Bebauung entlang der Rheinstraße, die während der Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war. Teile der mit Bauschutt verfüllten Keller sind heute noch im Untergrund anzutreffen. Deswegen waren umfangreiche Sondierungen notwendig. Wie in vielen Sanierungsgebieten gibt es auch Maßnahmen, die am Ende nicht umgesetzt werden konnten. Für die Rheinstraße war ein Lichtdach als besondere Inszenierungsmöglichkeit des B-Zentrums angedacht. Es konnte aus finanziellen Gründen nicht realisiert werden.
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Große Rheinstraße vor Umbau (BN 3)
… und während des Umbaus (BN1)
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Große Rheinstraße nach Fertigstellung (BN1)
Kleine Rheinstraße nach Umbau (BN3)
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Lameystraße
Die Lameystraße wurde in zwei Abschnitten zwischen August 2013 und März 2015 umgebaut. Dabei wurde der gesamte Straßenquerschnitt neugestaltet. Dies umfasst etwa die Neuordnung der Parkierung für den ruhenden Verkehr und die Markierung von Radstreifen in beide Richtungen. Für den motorisierten Individualverkehr steht stadteinwärts ein Fahrstreifen zur Verfügung, stadtauswärts sind es zwei. Die Haltestelle „Lameyplatz“ wurde im Zuge der Maßnahmen barrierefrei umgebaut. Erst durch die Neugestaltung des Querschnitts konnte der Platz in seiner heutigen Form geschaffen werden. Der Verkehr auf der Lameystraße rollt jetzt zudem auf lärmoptimiertem Asphalt. Schon im Jahr 2010 hatten die Verkehrsbetriebe Karlsruhe im Bereich Entenfang/ Lameystraße die Gleise erneuert und ein Rasengleis eingebaut. Gleichzeitig wurde die zu kurze Haltestelle der Linie 5 südöstlich des Entenfangs nach Nordwesten in die Lameystraße verlegt und auf 80 Meter verlängert, so dass nun auch Züge in Doppeltraktion dort halten können.
Lameystraße stadteinwärts (BN3)
Hardtstraße
Die Hardtstraße im Norden des Sanierungsgebiets wurde in zwei Abschnitten zwischen Herbst 2014 und Herbst 2015 sowie zwischen Juni 2016 und November 2016 umgebaut. Sie erhielt einen neuen Fahrbahnbelag und in jede Richtung einen Radstreifen. Gehwege und Parkplätze sind jetzt niveaugleich. Bei der Maßnahme musste besonders darauf geachtet werden, dass die zahlreichen mittelständischen Gewerbetriebe während der Bauzeit weiterhin zugänglich bleiben konnten. Auf der Hardtstraße verkehrt auch die Buslinie 70 zwischen dem Entenfang und dem Heidehof in der Nordstadt, die auch in der Bauphase aufrechterhalten wurde. In Höhe des Gasthauses „Ritter“ wurde schon im Jahr 2009 ein Fußgängerüberweg eingerichtet. Im Jahr 2010 folgte eine Querungshilfe auf Höhe des Lindenplatzes nach dessen Umgestaltung. Die Unterführung, die von der Hardtstraße abgehend die Südtangente quert, wurde neugestaltet und besser ausgeleuchtet.
Hardtstraße (BN3)
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Wichernstraße
Der Umbau der Wichernstraße inklusive des Neubaus eines Kreisverkehrs an der bisherigen Kreuzung Wichernstraße/Sophienstraße erfolgte zwischen Oktober 2014 und Dezember 2015. In einer gemeinsamen Ausschreibung zwischen Tiefbauamt und Stadtwerken wurden zum einen die Neugestaltung der Oberfläche und zum anderen umfangreiche Leitungsverlegungen im Gas- und Wassernetz ausgeführt. Während der Umbaumaßnahme musste die Erreichbarkeit eines Stützpunkts für Rettungsfahrzeuge gewährleistet werden.
Wichernstraße während Umbau (BN3) Wichernstraße (Kreisel zur Sophienstraße) nach Umbau (BN3)
Weinbrennerstraße
Der Abschnitt der Weinbrennerstraße zwischen Rheinstraße und Staudingerstraße konnte wegen der Verlängerung des Förderzeitraums noch in den Maßnahmenkatalog aufgenommen und zwischen Juli 2019 und Mitte 2020 realisiert werden. Dort wurden die Verkehrsflächen vollständig neu geordnet. Die Fahrbahn in diesem Bereich ist nun auf 5,70 Meter reduziert worden. Der ruhende Verkehr findet nun auf Senkrechtparkplätzen seinen Raum. Wie bisher wird der Radverkehr in dieser Tempo-30-Zone auf der Straße abgewickelt. Im Zuge der Sanierung wurde allerdings der noch bestehende Radweg parallel zum Gehweg aufgegeben, so dass die Neuordnung der Straße vollzogen werden konnte. Es eröffnete die Möglichkeit, den Gehweg auf das heute übliche Breitenmaß von 3,5 bis 4 Metern auszubauen. Auch der vorhandene Baumbestand musste aufgrund der Verlagerung der Fahrbahnränder neu geordnet werden. Teilweise konnten die Bäume erhalten werden, andere mussten aber entfernt werden. Sie wurden durch Neupflanzungen ersetzt. Die Bauarbeiten wurden in vier Bauabschnitten jeweils unter Vollsperrung des Verkehrs vorgenommen.
Weinbrennerstraße vorher/nachher (BN1)
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Gellertstraße und Klopstockstraße
Die Gellertstraße wurde im Abschnitt zwischen Peter-und-Paul-Platz und Herderstraße, die Klopstockstraße zwischen Sophienstraße und Kaiserallee saniert. Die Maßnahmen wurden zwischen September 2019 und Juni 2020 umgesetzt. Ausgangspunkt war der insgesamt schlechte Zustand der Straßenabschnitte verbunden mit einer unübersichtlichen Parksituation, die Konflikte mit Fußgängerinnen und Fußgängern hervorrief. Der Umbau und die damit verbundene Neuaufteilung des Straßenraums führte zu einer klaren Zuordnung der Verkehrsflächen. In beiden Straßen wurde im Zuge der Maßnahme auch die Beleuchtung erneuert. Um die Bäume in diesem Bereich zu erhalten, wurden die Parkflächen mit Rasengittersteinen belegt, eine Abgrenzung der Baumquartiere durch Bordsteine gibt es nicht. Stattdessen kommen Baumschutzbügel zum Einsatz.
Gellertstraße nach Umbau (BN1) Klopstockstraße nach Umbau (BN4)
Herderstraße
Ebenfalls wegen der Verlängerung des Förderzeitraums der Sanierung konnte auch die Herderstraße umgebaut werden. Die Maßnahmen wurden zwischen Juni 2020 und April 2021 umgesetzt. Auch hier erfolgte eine komplette Neuaufteilung des Straßenquerschnitts. Im Zuge des Umbaus durch das Tiefbauamt erneuerte auch die Netzservice GmbH der Stadtwerke Karlsruhe das Leitungsnetz und die dazugehörigen Hausanschlüsse.
Herderstraße vorher und nachher (BN1 und BN4)
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Weitere Maßnahmen
Sonnenstraße: In der Sonnenstraße zwischen Zietenstraße und Bundesstraße 36 waren parkende Lastkraftwagen auf der Südseite das Ausgangsproblem. Zwischen den Bäumen wurde im Jahr 2011 deshalb eine Längsparkierung für Pkw eingerichtet. Mit diesen Maßnahmen konnte der Parkplatzmangel für Friedhofsbesucherinnen und –besucher entschärft werden. Die Lkw sind auf die Nordseite verdrängt worden, wo sie von den Besucherinnen und Besuchern aber nicht mehr als so störend empfunden wurden. Ein Lkw-Parkverbot konnte aus rechtlichen Gründen nicht umgesetzt werden. Angepasst wurde auch der übergroße Einmündungs- bereich in die Bodelschwinghstraße. Zudem wurden die Gehwege in diesem Bereich erweitert und die Straßenentwässerung neu angelegt.
Sonnenstraße (BN3)
Südtangente/Vogesenbrücke: Als Lärmschutz für die Hardtschule wurden in einem ersten Schritt Lärmschutzwände zwischen den Fahrbahnen der direkt angrenzenden Südtangente realisiert. In einem zweiten Schritt folgten Lärmschutzwände auf der Vogesenbrücke in deren westlichem Teil. Diese Maßnahmen wurden allerdings nicht im Rahmen der Städtebauförderung bezuschusst.
Lärmschutz Vogesenbrücke (BN3)
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Plätze im Sanierungsgebiet: Aufwertung an vielen Stellen im Stadtteil
Plätze in einem Stadtteil haben große Bedeutung für die Aufenthaltsqualität der Bewohnerinnen und Bewohner. Im Sanierungsgebiet wurden der Lameyplatz, der Fliederplatz und der Lindenplatz umfassend neugestaltet. Die Ausgangssituationen waren zum Teil herausfordernd, weil verschiedene Interessen zu vereinbaren waren. In allen Fällen ist es gelungen, diese Interessen auszutarieren. Die Aufwertung der Plätze hat zu einem besseren Wohnumfeld für die Menschen im Sanierungsgebiet geführt.
Lameyplatz
Um den Lameyplatz städtebaulich aufzuwerten, wurde im Jahr 2009 zunächst ein Planerworkshop mit drei ausgewählten Stadtplanungsbüros durchgeführt. Die komplexe und schwierige Ausgangssituation hing mit der Verkehrsbelastung des Knotenpunkts zusammen. Der Platz bildet zum einen den Auftakt des Kerns des Stadtteils, zum anderen ist er Verbindung und Übergang in die Honsellstraße zum Rheinhafen. Die Bundesstraße 36 führt über den Lameyplatz stadteinwärts in Richtung Entenfang und weiter in Richtung Daxlanden und Rheinstetten. Die Herausforderung bestand darin, trotz des umfangreichen Verkehrs die Aufwertung des Platzes zu realisieren. Die Aufwertung gelang ab dem Jahr 2012 durch eine Neuordnung des Straßenraums (siehe Kapitel Straßen) und durch das Schaffen von zusammenhängenden Grünräumen insbesondere auf der Nordseite des Knotenpunkts. Zusätzlich wurden neue Bäume gepflanzt. Der bestehende Gehweg vor den Häusern mit den Nummern 62 bis 70 in der Rheinstraße wurde zu einer großzügigen grünen Vorfläche umgestaltet. Zugunsten dieser Vorfläche sind dort zwölf Parkplätze entfallen. Auf diesem Raum findet nun Außengastronomie statt. Zur Abschirmung des Verkehrs wurde zwischen Vorfläche und dem Knoten Lameyplatz/Rheinstraße ein grüner Erdwall geschaffen, der zusätzliche Aufenthaltsqualität bringt. Die entfallenen Parkplätze wurden im Zuge einer Neuordnung in den südlichen Bereich der Lerchenstraße verlagert. Es existieren nun drei Parkplätze mehr als zuvor. Neu geschaffen wurde im Zuge der Platzumgestaltung auch eine neue Linksabbiegemöglichkeit von der Honsellstraße in die westliche Rheinstraße für Verkehrsteilnehmende, die aus Richtung Rheinhafen kommen.
Lameyplatz während der Umbaumaßnahmen und nach Fertigstellung (BN3, BN1)
Fliederplatz
Am Fliederplatz ergab sich ein Handlungsbedarf, die Situation für alle Verkehrsteilnehmenden und für Kinder sowie Jugendliche zu verbessern. Die dort verlaufende Glümerstraße war von ihrem Zuschnitt her so eng, dass sich Radfahrerinnen und Radfahrer auf der einen Seite und der Kfz-Verkehr auf der anderen Seite nicht ohne Gefahr begegnen konnten. In den Sommermonaten gab es zudem großen Fußgängerverkehr über die Glümerstraße zur Eisdiele, was wegen der Parksituation zu zusätzlichen Gefahrenmomenten führte. Der Fliederplatz selbst war durch die Fliederstraße in zwei Teile getrennt. In der Bürgerbeteiligung wurde der Wunsch geäußert, diese Trennung aufzuheben. Ein daraus entwickelter Verkehrsversuch brachte zunächst nicht die erhoffte Wirkung. Denn: Die Sperrung der Fliederstraße zwischen Geibelstraße und Ludwig-Marum-Straße für den Kfz-Verkehr führte zu einer weiteren Verlagerung des Verkehrs auf die Glümerstraße. In der Folge wurde die Glümerstraße noch einmal genauer betrachtet und die Planungen verbessert. Umgesetzt wurden sie ab dem Jahr 2012. Der Parkraum auf der Nordseite wurde weiter in Richtung Mauer verschoben, so dass zunächst ein gefahrloser Begegnungsverkehr zwischen Autos und Rad erfolgen konnte.
Der Abschnitt ist verkehrsberuhigt und wurde mit einer zwölf Meter breiten roten Pflasterfläche ausgestattet, um den Bereich hervorzuheben. Die erwähnte Mauer gegenüber der Eisdiele wurde großzügig geöffnet, so dass ein Publikumsverkehr zwischen Spielplatz und Eisdiele stattfinden kann. Parken ist im Bereich des Übergangs nun nicht mehr möglich, so dass die Situation für alle Verkehrsteilnehmenden gut einsichtig und damit sicherer für querende Fußgängerinnen und Fußgänger ist. Sie dient gleichzeitig als
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Ausweichstelle für den Begegnungsverkehr zwischen Autos. Parallel dazu wurde ein Rückbau der Fliederstraße auf Höhe des Fliederplatzes umgesetzt. Damit endet die Straße an der Einmündung zur Geibelstraße. Dies schafft eine zusammenhängende Fläche zwischen dem neu gestalteten Kinder- und Jugendtreff (siehe Kapitel Kinder- und Jugendtreff) und der Eisdiele in der Glümerstraße. So gab es die Möglichkeit, den Platz zu einer großen Spielfläche für alle Generationen umzubauen (siehe Kapitel Spielplätze). Der Umbau des Fliederplatzes selbst und die Umbaumaßnahmen/Querung Glümerstraße konnte allerdings nicht mit Städtebaufördermitteln gefördert werden, da der Platzbereich bereits Gegenstand der ehemaligen Förderung im PES Programm des Landes war.
Neu gestalteter Querungsbereich zum Fliederplatz an der Glümerstraße und anschließender Aufenthaltsbereich (BN3)
Lindenplatz
Im Herbst 2010 wurde die Umgestaltung des Lindenplatzes abgeschlossen. Er erfuhr auf Basis der Wünsche aus der Bürgerbeteiligung eine zeitgemäße Aufwertung mit dem platzprägenden Element der Karl-Friedrich-Gedächtniskirche. Ausgangspunkt war die Tatsache, dass am Boden die vorhandene Bepflanzung aus Bodendeckern und Sträuchern die Nutzungsmöglichkeiten und Sichtbeziehungen einschränkten. Vermisst wurden von den Bürgerinnen und Bürgern attraktive und sichere Aufenthaltsräume auf diesem Platz. Auch der vorhandene Kinderspielplatz bot in Größe und Ausstattung lediglich eingeschränkte Spielmöglichkeiten. Ziel der Umgestaltung war, den Lindenplatz wieder an sein ursprüngliches Erscheinungsbild anzunähern. Dies beinhaltete auch, den Platz wieder bis an die Hauskanten der umgebenden Bebauung heranzuführen. Im Zuge der Umgestaltung wurden deshalb zunächst die Sedanstraße, die Straße Am Lindenplatz und die Glümerstraße niveaugleich umgebaut. Die Stellplätze für Autos wurden im Belag gekennzeichnet und gegenüber der zentralen Platzfläche durch Hecken abgeschirmt.
Der Platz selbst wurde mit einer wassergebundenen Decke ausgestattet. Die vorhandenen Pflanzbeete wurden entfernt und durch Staudenbeete mit blühenden Pflanzen ersetzt. Als zentrales Element ist eine große, attraktiv beleuchtete Rundbank installiert worden. Der Kinderspielbereich wurde durch „Spielpunkte“ ersetzt – auch deshalb, weil auf dem unmittelbar in der Nähe gelegenen Fliederplatz ein umfangreiches Angebot für jüngere Kinder bis sechs Jahre geschaffen wurde. Das „Dach“ aus Bäumen wurde zum Teil erhalten. Insgesamt wurden 17 Linden durch 13 Winterlinden ersetzt. Auch die Beleuchtung ist neugestaltet: installiert wurden etwa Strahlergruppen, die abwechslungsreich die Bäume durchleuchten – quasi in Form eines „Mondlichts“. Die Schinkelleuchten rund um den Platz ergeben einen orangefarbenen Lichtrahmen. Die bisherigen Quecksilberdampflampen dort wurden durch energieeffiziente Natriumdampflampen ersetzt. Die Sitzgruppe ist unterleuchtet, ebenso wie der obere Teil des Kirchturms, der nun illuminiert ist.
Lindenplatz vor Umbau (BN1)
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… und nach dem Umbau (BN3)
Platz bei der St. Peter und Paul Kirche
Im Zuge des Umbaus der Rheinstraße wurde im dortigen Bereich auch der im Eigentum der katholischen Kirche stehende Platz neu geordnet und mit umgebaut. Er lädt heute ebenfalls zum kurzen Verweilen nahe den Stufen zu den Eingangsportalen der Kirche ein.
Platz bei St. Peter und Paul vor der Umgestaltung (BN1) … während des Umbaus im Abschnitt der Rheinstraße (BN3)
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Klettergerüst und Co: Spielen, Toben und Kicken auf neu gestalteten Arealen
Spielplätze und Bolzplätze sind ein wichtiger Bestandteil von Stadtteilen und Quartieren. Hier treffen sich Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene für gemeinsames Spiel und Aktivitäten. Im Mühlburger Sanierungsgebiet gab es großen Nachholbedarf, was Ausstattung und Zustand der Spielplätze angeht. Im Zuge der Sanierungen gab es deshalb etliche Erneuerungen. Ein Bolzplatz wurde auch neu eingerichtet.
Spielplatz auf dem Fliederplatz
Die neue Verkehrskonzeption rund um das Areal Fliederstraße, Glümerstraße und Kinder- und Jugendtreff (siehe Kapitel Plätze) ermöglichte erst die Schaffung eines Platzes, der seit 2014 zu einem wichtigen Anziehungspunkt für verschiedene Generationen in Mühlburg und darüber hinaus geworden ist. Die neu gewonnene Fläche durch den Rückbau der Fliederstraße auf Höhe des Kinder- und Jugendtreffs wird von dieser Einrichtung auch aktiv für dessen Zielgruppe bespielt (siehe auch Kapitel Kinder- und Jugendtreff). Hinzu kommen neue gestaltete Spielflächen für verschiedene Altersgruppen. Insgesamt umfasst der Platz eine Fläche von 6 100 Quadratmetern. Das Grundkonzept beinhaltet eine großzügige und offene Fläche, die multifunktional für alle Generationen nutzbar ist. Die Fläche ist mit einer wassergebundenen Decke ausgestattet, lediglich Bereiche mit besonderen Nutzungen, wie etwa der Kinderspielbereich oder die Basketballfläche weichen davon ab. Im neuen Zentrum des Platzes befindet sich eine kreisförmige Aktionsfläche in Form eines erhöhten Plateaus. Weitere Nutzungen finden sich an den jeweiligen Rändern. Im nördlichen Bereich gibt es Angebote für ältere Kinder und Jugendliche, im östlichen Bereich die schon erwähnte Basketballfläche. Sie sind räumlich dem Kinder- und Jugendtreff zugeordnet. Der Süden der Fläche gehört dann mit einer eigens abgetrennten Fläche den kleineren Kindern. Sie finden dort Sand- und Wasserspielbereiche vor. Dieser Kinderspielbereich wurde außerhalb der Sanierung realisiert – ausschließlich mit städtischen Mitteln. Die Voraussetzungen für eine Förderung lagen in diesem Fall nicht vor. Ergänzt wurden im südlichen und westlichen Platzbereich außerdem auf Betonflächen integrierte Holzbänke als Sitzmöglichkeiten.
Spielplatz Fliederplatz (BN3 Fliederplatz, Spielplatz und Jugendtreff (BN3)
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Spielplatz südlich der Weinbrennerstraße
Der Spielplatz befindet sich in der Grünverbindung zwischen Sophienstraße und der Alb. Er ist die Fortsetzung des Spielplatzes zwischen Sophien- und Weinbrennerstraße. Mit einer Größe von rund 3.500 Quadratmetern gehört er zu den großen Spielplätzen im Sanierungsgebiet. Ausgehend von den Ergebnissen der Spielleitplanung (siehe Kapitel Bürgerbeteiligung) wurde dieser Spielplatz mit Beteiligung aus der Bürgerschaft im Jahr 2009 grundlegend aufgewertet. Diese Runderneuerung wurde im Jahr 2010 abgeschlossen. Er verfügt nun über verschiedene Spielhäuser, Klettergerüste, Gerätekombinationen, Balanciergeräte, Hängematten, eine Korbschaukel und eine Wasserspielanlage.
Spielplatz südlich Weinbrennerstraße (BN1)
Außenanlagen beim Schülerhort Weinbrennerstraße 69 a
Mit der Sanierung der Außenanlagen beim Schülerhort in der Weinbrennerstraße im Frühjahr 2011 wurde die Spielfläche nach Norden erweitert. Dort konnten neue Spielangebote ergänzt werden.
Spielplatz (BN3)
Spielplatz Sternstraße
Im Februar 2011 konnte der Spielplatz, der neben der Hardtschule liegt, saniert und durch neue Spielgeräte ergänzt werden. Die Fläche mit einer Größe von insgesamt 620 Quadratmetern wird von den Schülerinnen und Schülern quasi als erweiterter Pausenhof genutzt. Die Maßnahme wurde zwischen November 2010 und Februar 2011 umgesetzt. Das Areal ist der einzige Spielplatz zwischen Lameystraße und Südtangente in diesem Quartier.
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Bolzplatz im Albgrün
Im Rahmen der Sanierung gab es vor allem unter der jüngeren Bevölkerung den Wunsch nach einer Aufwertung des Bolzplatzes an der Draisschule. Aus rechtlichen Gründen war dies aber nicht möglich. Anwohnerinnen und Anwohner hatten sich deutlich gegen solche Schritte ausgesprochen. Als Ausgleich gelang es aber im Jahr 2010, einen neuen Bolzplatz im Albgrün in der Nähe des Vereinsgeländes des Karlsruher Eislauf- und Tennisvereins (KETV) einzurichten. Obwohl sich dieses Areal eigentlich außerhalb des offiziell festgelegten Sanierungsgebiets befindet, erhielt die Maßnahme aufgrund der hohen Relevanz und Bedeutung für den Stadtteil eine Förderung aus dem SSP. Dort wo der neue Bolzplatz in einer Größe von 22 mal 40 Metern entstand, war zuvor eine Grünfläche als Teil des Grünzugs entlang der Alb und auf Höhe des Mühlburger Felds. Die unmittelbare Nähe zu den Haltestellen Mühlburger Feld und Kühler Krug machen den Platz gut erreichbar. Ausgestattet ist er mit einem Kunstrasen und einem Metallgitterzaun. Der Bolzplatz entlang der Südlichen Hildapromenade wurde zu einer Ballspielfläche in der Größe 13 mal 24 Meter verkleinert.
Neuer Bolzplatz im Albgrün (BN 3)
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Neuer Spielplatz beim Bürgerzentrum und der Stadtteilbibliothek
Im Zuge des Neubaus des Bürgerzentrums (siehe Kapitel „Bürgerzentrum“) wurde in unmittelbarer Nachbarschaft ein neuer Quartiersspielplatz auf einer Fläche von rund 200 Quadratmetern errichtet, der insbesondere für die jüngeren Besucherinnen und Besucher des Zentrums und für das Quartier in Mühlburg eine schöne neue Spielplatzlandschaft bietet. Die Errichtung wurde im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramm des Bundes und Landes „Soziale Integration im Quartier“ und mit städtischen Zuschüssen gefördert.
Neuer Quartiersspielplatz neben dem Bürgerzentrum (BN 1)
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Runderneuerter und ausgebauter Kinder- und Jugendtreff in Mühlburg erweitert Angebotspalette
Der Kinder- und Jugendtreff Mühlburg am Fliederplatz ist mit seinen Angeboten ein wichtiger Anlaufpunkt für sehr viele junge Menschen im Stadtteil. Innerhalb der Sanierung wurde eine umfangreiche Innensanierung sowie ein Ausbau des Dachgeschosses vorgenommen. Das hat die Möglichkeiten des Jugendzentrums deutlich erweitert, was gut ankommt bei den Kindern und Jugendlichen.
Der Kinder- und Jugendtreff in Mühlburg des Stadtjugendausschusses (stja) e. V. hat eine traditionsreiche Heimat. Er liegt an der früheren Bahnstrecke von Karlsruhe nach Maxau. Mehr noch: das Jugendzentrum befindet sich im ehemaligen Mühlburger Bahnhof, der bis 1913 in Betrieb war. Das Gebäude selbst stammt aus dem 19. Jahrhundert. Nachdem die Funktion als Bahnhofsgebäude aufgegeben worden war, zog in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts die „werkstatt 68“ ein, auch ein Motorradclub war hier untergebracht. Im Jahr 1979 zog schließlich der heutige Kinder- und Jugendtreff Mühlburg ein.
Im Rahmen der Sanierung wurde das Gebäude nicht nur umfangreich erneuert, sondern auch ausgebaut. Dies eröffnete die Chance von weiteren Nutzungen, die bis dahin nicht durchführbar waren. Der komplette Umbau des Erdgeschosses ermöglichte beispielsweise das Einrichten eines selbst organisierten und barrierefrei zugänglichen Jugend- und Schülercafés. Durch den Ausbau des Dachgeschosses wird das Angebot des Jugendtreffs entschieden erweitert. Auch eine parallele Nutzung des Treffs für verschiedene Altersgruppen ist nun möglich geworden. Umgebaut und saniert wurden sämtliche Geschosse vom Keller bis zum Dachgeschoss. In diesem Zuge war es notwendig, den Wärme-, Brand- und Schallschutz sowie die sanitären Anlagen umfassend zu erneuern. Bei den Toiletten steht jetzt ein Behinderten-WC zur Verfügung. Erneuert wurde auch die baufällige Kellerdecke, die durch eine Stahlbetondecke ersetzt wurde. An der Nord- und Südseite des charakteristischen Gebäudes am Fliederplatz wurden jeweils drei große Fenster- und Türelemente eingebaut. Sie verleihen dem Jugendtreff große Transparenz und Helligkeit. Der Umbau an dieser Stelle lässt die frühere Nutzung als Bahnhofsgebäude wieder deutlicher erscheinen. Beheizt wird der Jugendtreff jetzt über einen neuen Fernwärmeanschluss. Abgestimmt werden musste die Planung auch mit der Denkmalschutzbehörde und der Branddirektion. Deren Auflagen waren bei Sanierung und Umbau ebenfalls zu berücksichtigen.
Innerhalb der Sanierung Mühlburgs lohnt es sich besonders, den Kinder- und Jugendtreff Mühlburg zu betrachten. Ursprünglich waren der Umbau des Kellers und der Dachgeschossaufbau nicht geplant gewesen. Im Zuge einer Jugendkonferenz des stja im Jahr 2008 war aber ein dringender Bedarf für ein Jugendcafé nachgewiesen worden, so dass hier zusätzliche Planungsüberlegungen angestellt wurden. Sie wurden im Zuge der Sanierung dann eingebracht. Um die neuen Planungen umsetzen zu können, wurden konzeptionell Aktionsflächen in das Dachgeschoss verlegt. Außerdem befinden sich Abstell- und Lagerbereiche nun im Keller. Die Sanierung und Umbau des Kinder- und Jugendtreffs in der Übersicht:
Austausch der drei großen Fensterelemente auf der Nord- und Südseite Neue Briefkastenanlage Einbau einer Küche und eines Thekenbereichs Neue Bodenbeläge im Erd- und Obergeschoss und im WC Neuer Anstrich der Wände und der Türen zum Teil neue Türen abgehängte Decken sowie abgehängte Akustik- und Brandschutzdecke im Jugendcafé Einbau einer neuen Treppe vom Unter- bis zum Dachgeschoss (zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss nur neue Stufen und
Geländer) Neue Sanitäranlagen und Trennwände in den Toiletten Neue Beleuchtung Neue Einbaumöbel im Erd- und Dachgeschoss Neue Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallation Fernwärmeanschluss
Der Umbau und die Modernisierung des Kinder- und Jugendtreffs konnte mit Mitteln aus dem Investitionsprogramm „Zukunftsinvestitionsplan ZIP“ mit Städtebaufördermitteln gefördert werden.
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Jugendzentrum Mühlburg beim Fliederplatz (BN1) Ausgebautes Dachgeschoss im Jugendzentrum Mühlburg (BN3)
Einbau eines Teeküchenbereichs im Jugendzentrum (BN3)
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Das Bürgerzentrum Mühlburg: Neuer Mittelpunkt für alle Bürgerinnen und Bürger
Das Bürgerzentrum Mühlburg ist eines der Kernelemente der Sanierung Mühlburgs. Erst nach intensiver Diskussion konnte eine Interimslösung auf dem Gelände der ehemaligen Seldeneck’schen Brauerei gefunden werden. Schließlich konnte das aus Sicht der Bürgerschaft so wichtige Projekt in ganz zentraler Lage in der Nähe des Entenfangs realisiert werden und, in Kombination mit der neuen Stadtteilbibliothek, gleich zwei, für Mühlburg wichtige Einrichtungen, an einem Standort vereint werden.
Das neu errichtete Bürgerzentrum Mühlburgs in der Weinbrennerstraße 79a nahe des Entenfangs ist Ergebnis eines umfangreichen bürgerschaftlichen Engagements über viele Jahre hinweg, der von der Stadt mitbegleitet und nachhaltig unterstützt wurde. Ausgangspunkt waren Überlegungen aus der Bürgerschaft für ein Bürgerzentrum, das Anlaufstelle, Treffpunkt und Mittelpunkt für verschiedene Gruppen und Menschen werden sollte. In der Bürgerbeteiligung war herausgearbeitet worden, dass ein Bürgerzentrum ein Haus für alle Kulturen und Generationen sein soll, Raumangebote für Vereine und ehrenamtliches Engagement beinhalten soll, Erwachsenen- und Elternbildungs- und andere Beratungsangebote macht und eine neue Heimat für die Stadtbibliothek wird. Die bisherigen Räumlichkeiten der Stadtteilbibliothek, waren ehemals im Hochhaus nahe dem Lameyplatz, Rheinstraße 95, untergebracht. Diese Räumlichkeiten entsprachen baulich und energetisch und mit Blick auf die Barrierefreiheit nicht mehr dem heutigen Standard. Mit der jetzigen Kombination der beiden Einrichtungen in einem Gebäude wurde ein optimaler Standort an repräsentativer Stelle im Quartier gefunden
In einem ersten Schritt konnte im Jahr 2010 zunächst für ein temporäres Bürgerzentrum eine Interimslösung in der Hardtstraße 37a, dem Bau 2 der ehemaligen Seldeneck‘schen Brauerei gefunden werden. Dafür wurde der Verein Bürgerzentrum Mühlburg e. V. gegründet. Darin hatten sich alle Interessengruppen zusammengefunden, die ein solches Zentrum inhaltlich tragen. Zur Verfügung standen darin unter anderem ein Mehrzweckraum, mehrere Räume für Besprechungen und Büroarbeit. Per Hublift wurde ein behindertengerechter Zugang geschaffen. Ab dem Jahr 2011 machten der Caritasverband Karlsruhe, der CJD Karlsruhe, die Familienheim Karlsruhe, das Projekt In Schwung, das Kulturnetzwerk Mühlburg, der Soziale Dienst der Stadt, Pro Familia und die Arche Noah Angebote im Bürgerzentrum. Bis Mai 2013 wurde das Bürgerzentrum an diesem Ort als Modellvorhaben im Rahmen des Programms Soziale Stadt gefördert. Die jährlichen Mietkosten wurden zu 60 Prozent über das Programm finanziert, 40 Prozent stammten aus städtischen Mitteln.
In einer Standortuntersuchung wurden zunächst neun Orte in Mühlburg untersucht, die für ein Bürgerzentrum in Frage kommen könnten. Darunter waren etwa das ehemalige Fischer-Areal oder das Post-Areal am Entenfang, die Ecke Rheinstraße/Hardtstraße („Rheingold“), die Hardtstraße 13, das Jochen-Klepper-Heim oder ein Areal am Lameyplatz. Am Ende ließ sich aus ganz unterschiedlichen Gründen keine der Optionen umsetzen – unter anderem, weil nicht genügend Platz für das vorgesehene Raumprogramm zur Verfügung stand oder weil ein Areal generell nicht zur Verfügung stand.
Eine Chance zur Realisierung ergab sich ganz in der Nähe des Entenfangs am westlichen Ende der Weinbrennerstraße. Die Volkswohnung Karlsruhe gab das zwischen den drei Hochhäusern gelegene Parkdeck aus den 1950er Jahren auf und errichtete dort in zweijähriger Bauzeit das neue eingeschossige Bürgerzentrum Mühlburg. Eröffnet wurde es im Juni 2019. Insgesamt hat die städtische Wohnungsbaugesellschaft rund 5,3 Millionen Euro investiert.
Der Standort war zwar bis dahin gar nicht Gegenstand der Untersuchung gewesen. Mit der Aufgabe des Parkdecks wurde aber die Basis für das spätere Bürgerzentrum geschaffen. Die Volkswohnung fungierte als Bauherr und veräußerte das Gebäude nach Fertigstellung an die Stadt Karlsruhe. Vorgeschaltet war ein Architektenwettbewerb, aus dem das Karlsruher Büro Klinkott als Sieger hervorging. Das Bürgerzentrum beinhaltet heute auf insgesamt 850 Quadratmetern Räume verschiedener Größe, unter anderem auch einen Veranstaltungssaal und die Mühlburger Stadtteilbibliothek. Im neuen Stadtteilzentrum werden auch verschiedene Betreuungsangebote unterschiedlicher Träger durchgeführt. Um Bedenken von Anwohnenden auszuräumen, gab es Maßnahmen zum Schallschutz. Das Flachdach des Neubaus ist begrünt, es wurden neue Bäume gepflanzt, außerdem ist ein Quartiersspielplatz entstanden. Das Gebäude besitzt auch eine Tiefgarage mit 36 Plätzen. Zusätzlich stehen 30 Parkmöglichkeiten an der Weinbrennerstraße zur Verfügung. Hinzu kommen elf Stellplätze für Gäste des Bürgerzentrums auf einem städtischen Grundstück am Entenfang. Mit der Aufnahme in das 2017 aufgelegte Bund- und Länderprogramm zum Investitionspakt „Soziale Integration im Quartier“ konnte der Neubau des Bürgerzentrums mit Stadtteilbibliothek sowie anliegendem Quartiersspielplatz mit rund 1,1 Millionen Euro gefördert werden.
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Zu Beginn der Bauphase (2017) (BN1) … und während der Bauphase (BN1)
Das 2019 fertiggestellte Gebäude des Bürgerzentrums und Stadtteilbibliothek (BN 1)
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Private Sanierungen steigern Wohnstandards in vielen Mühlburger Gebäuden
Die Sanierung in Mühlburg zeichnete sich durch eine hohe Nachfrage an privaten Modernisierungen aus. In mehr als 500 Wohneinheiten wurde eine Maßnahme zur Verbesserung des bautechnischen oder energetischen Zustands umgesetzt. Besonders wichtig war in diesem Zusammenhang die vollständige Sanierung der drei Hochhäuser in der Weinbrennerstraße 77 bis 81 durch die Volkswohnung GmbH.
Im Rahmen der Sanierung konnten zahlreiche private Maßnahmen umgesetzt werden. Die Nachfrage nach Modernisierungszuschüssen, gerade in den ersten Jahren des Sanierungszeitraums, war sehr hoch. Dies zeigt auch den zum Teil erheblichen Modernisierungsbedarf in Häusern und Wohnungen. Insgesamt konnte die hohe Anzahl von 518 Wohneinheiten im Rahmen der Förderung an die heutigen Anforderungen angepasst werden. Betrachtet man diese Anzahl im Kontext anderer Sanierungen der vergangenen Jahre in Karlsruhe, liegt Mühlburg damit an der Spitze. Der Schwerpunkt der Modernisierungen lag im Bereich der bautechnischen und energetischen Instandsetzungen – etwa der Austausch von Heizungen oder Maßnahmen zur Dämmung des Daches oder Fassaden. Festzustellen war, dass Heizanlagen oder zu erneuernde Fenster oft veraltet waren und die nach heutigen Gesichtspunkten gestellten Anforderung zur Energieeinsparung nicht mehr erfüllten. In einigen Fällen waren auch Speicherbereiche noch vollständig ohne Dämmung. Konkret wurden Einzelofenheizungen gegen Etagenheizungen oder zentrale Heizsysteme ausgetauscht. Alte Fenster wurden gegen wärmeschutzverglaste Fenster getauscht. Eher geringer ausgeprägt war der Bedarf an generellen Grundrissverbesserungen. Das ist dann der Fall, wenn beispielsweise die sanitären Einrichtungen einer Wohnung wie Bad oder WC noch außerhalb liegen, etwa auf einem Zwischengeschoss. Das war in Mühlburg seltener der Fall.
Insgesamt war in Mühlburg zu beobachten, dass viele Eigentümerinnen und Eigentümer von Gebäuden und Wohnungen das Gesamtgebäude in den Blick genommen und weniger einzelne Modernisierungsmaßnahmen umgesetzt haben. Vor allem Eigentümerinnen und Eigentümer von Mehrfamilienhäusern haben Förderungen beantragt. Umfassende Maßnahmen wurden in vielen Fällen durchgeführt, in denen nach dem Verkauf eines Gebäudes die neuen Eigentümer oder Bauträger eine grundlegende Sanierung vornahmen. Sie beseitigten damit einen seit Jahrzehnten bestehenden Modernisierungsrückstand. Am Ende dieser Skala liegen üblicherweise Wohnungseigentümergemeinschaften, weil in solchen Gemeinschaften oftmals unterschiedliche Zielrichtungen zutage treten, was Sanierungen angeht.
Zu Beginn des Sanierungszeitraums gab es für Antragstellerinnen und Antragsteller eine 25-prozentige Förderung. Der Anteil wurde auf 35 Prozent erhöht, wenn über die Gesamtmaßnahmen ein erhöhter energetischer Standard erreicht wurde. Insgesamt wurde ein Fördervolumen von 1,9 Millionen Euro erreicht. Hiervon wurden 60 Prozent aus Städtebaufördermitteln refinanziert. Untersuchungen zeigen, dass ein Euro an Sanierungszuschuss in der Folge sieben bis acht Euro an tatsächlichen Investitionen auslösen. Diese Investitionen fließen in den meisten Fällen in die regional ansässigen Handwerksbetriebe. Rein räumlich lässt sich feststellen, dass die Sanierungen gut und gleichmäßig über das Gebiet verteilt waren. Vermehrt wurden Anträge von Eigentümerinnen und Eigentümern in der Rheinstraße, der Sophienstraße und in der Glümerstraße gestellt. Schwerpunktmäßig wurden Häuser und Wohnungen aus den 1950er Jahren saniert.
Eine Art Leuchtturmfunktion und Initialzündung für das Sanierungsgebiet hatte die bereits recht früh zu Beginn des Sanierungsgebietes erfolgte umfassende Sanierung zunächst der Hochhäuser in der Weinbrennerstraße 77 und 81 durch die Eigentümerin Volkswohnung GmbH. Die Gebäude stammen aus den 1950er Jahren. Sowohl die Hülle der Gebäude als auch die Wohnungen selbst waren in die Jahre gekommen. In den 17-stöckigen Hochhäusern wurden 64 Mietwohnungen – in der Regel Dreizimmerwohnungen mit einer Größe von 75 Quadratmetern – strangsaniert. Das bedeutet, dass sämtliche Wasser- und Abflussrohre erneuert wurden. Das Verfahren sieht vor, dass die Leitungen bis vor die einzelnen Wohnungen verlegt werden, so dass die Sanitäranlagen und Bäder innerhalb der Wohneinheiten an die Frisch- und Abwasserversorgung angeschlossen werden können. Außerdem wurden Heizungs- bzw. Trinkwasseranlagen sowie Fenster und Wärmedämmung erneuert. Die Hochhäuser erhielten eine neue Belüftungsanlage, die Treppenhäuser eine neue Verglasung. Zudem wurde die Sicherheitsbeleuchtung erneuert. Das oberste Geschoss ist mit einer Fassade aus Aluminiumpaneelen neugestaltet worden. In Folge der Erneuerungen wurden auch zahlreiche Brandschutzmaßnahmen umgesetzt. Die Wohnungen wurden komplett erneuert. Das gilt beispielsweise für die Bäder und die Bodenbeläge. Die Hochhaussanierung konnte mit Mitteln aus dem Förderprogramm Soziale Stadt finanziert werden. Außerdem wurden Mittel der Kreditanstalt für Wiederaufbau für die energetische Sanierung eingesetzt. Im weiteren Verlauf des Sanierungsgebietes wurden danach auch das Hochhaus an der Weinbrennerstraße 79 (hinter dem jetzigen Bürgerzentrum) umfassend saniert.
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Beispiele für modernisierte Gebäude in der Geibelstraße (jeweils vorher/nachher) (BN 3)
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… und in der Herderstraße (nach Modernisierung) (BN3)
Hochhäuser Weinbrennerstraße (Nr. 81, rechts bereits fertig) (BN1) Weinbrennerstraße 79 (während Modernisierung) (BN3)
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Bürgerbeteiligung: Große Bereitschaft in Mühlburg, sich für den eigenen Stadtteil einzusetzen
Stadtteilkonferenzen oder Stadtteilspaziergänge gehören zum festen Bestandteil von Sanierungsprojekten. So auch in Mühlburg. Die Beteiligung der Bürgerschaft war über drei Jahre lang hoch – ein Zeichen dafür, wie sehr sich die Bürgerinnen und Bürger mit ihrem Stadtteil identifizieren. In zahlreichen Workshops und Arbeitsgruppen wurden wichtige Grundlagen für Sanierungsprojekte erarbeitet. Hinzu kam der Einsatz von Fördermitteln für Projekte im sozialen Bereich.
In Mühlburg wurde eines der umfangreichsten Bürgerbeteiligungsprogramme im Rahmen einer Sanierung durchgeführt, das es in Karlsruhe bisher in diesem Bereich gegeben hat. Ziel des Beteiligungsverfahrens war es, langfristig tragfähige Beteiligungs- und Vernetzungsstrukturen in Mühlburg zu etablieren. Insgesamt über drei Jahre gab es viele verschiedene Formate – angeleitet und moderiert vom Büro GRiPS aus Ettlingen in Kooperation mit dem Büro Voegele & Gerhardt aus Karlsruhe. Die Büros übernahmen in der Phase ab 2007 auch das Stadtteilmanagement. In diesem Rahmen wurden im Sommer 2007 Interviews mit Schlüsselpersonen im Stadtteil durchgeführt. Ziel der Interviews war eine erste Kontaktaufnahme und die Identifikation von Themen, Problemlagen und Ansatzpunkten in der weiteren Arbeit. Schon im Spätsommer 2007 wurde im gemeinsamen Büro des Bürgervereins Mühlburg und der Interessengemeinschaft Attraktives Mühlburg ein Stadtteilbüro eingerichtet. Dort fanden auch die Treffen der später eingerichteten Arbeitskreise und Gruppen statt. Die erste von drei Stadtteilkonferenzen fand im Oktober 2007 in der Aula der Draisschule statt. Insgesamt nahmen an der Veranstaltung rund 300 Bürgerinnen und Bürger teil. Folgende vier Arbeitskreise bildeten sich heraus:
Kinder und Jugendliche (1) Soziales und kulturelles Miteinander (2) Einzelhandel, Gewerbe und Image (3) Wohnen, Stadtgestaltung und Verkehr (4)
Die etwa 30 bis 40 Personen, die jeweils Teil der Arbeitskreise waren, ermittelten für ihr Thema die Stärken und Schwächen des Stadtteils. Daraus folgten Verbesserungsvorschläge und konkrete Projekte, die nach Priorität geordnet wurden. Die Teilnehmenden an den Arbeitskreisen eins bis drei arbeiteten auch an der Umsetzung von Projekten mit. Im Arbeitskreis vier ging es vor allem darum, die Vorschläge der Stadtverwaltung zu diskutieren.
An einer zweiten Stadtteilkonferenz im Juni 2009 beteiligten sich 70 Personen, am zuvor durchgeführten Stadtteilspaziergang nahmen rund 100 Bürgerinnen und Bürger teil. Ergänzt wurde das Beteiligungsprogramm durch zahlreiche weitere Aktivitäten, beispielsweise zwölf Projektgruppen, die sich aus den vier Arbeitskreisen gebildet hatten, unter anderem zu den Themen „Bürgerzentrum“ und „Leitbild“. Aus letzterer entwickelte sich das Kulturnetzwerk, das in der Folge unter anderem das Brahmsplatzfest organisierte. Mehrere Treffen und Planungsworkshops gab es zu verschiedenen Spielplätzen. Im Bereich Verkehr gab es einen „Runden Tisch“, der verschiedene Einzelvorschläge zur Verbesserung der Verkehrssituation diskutierte. Workshops wurden mit Beteiligung aus der Bürgerschaft auch zu den Themen Lameyplatz und Fliederplatz durchgeführt.
Spielleitplanung
Das Instrument der Spielleitplanung wurde im Jahr 2008 in Mühlburg zum ersten Mal in der Fächerstadt angewendet. Die Spielleitplanung richtete den Blick auf den Stadtteil als Spiel-, Erlebnis- und Erfahrungsraum für Kinder. Öffentliche Freiräume, in denen sich die Zielgruppe aufhält, wurden erfasst, bewertet und berücksichtigt. Einbezogen war das Gebiet zwischen Grünzügen der Hildapromenade im Norden und der Alb im Süden. Beide Grünbereiche verlaufen in Ost-West-Richtung. Im Westen wurde das Betrachtungsgebiet von der Südtangente, im Osten von der Händelstraße begrenzt. Zur Anwendung kamen zum einen Mental Maps und Streifzüge durch das Gebiet. Mental Maps beschreiben die Darstellung von individuellen Eindrücken einer Umgebung in subjektiven Landkarten. Beteiligt waren daran die damaligen Klassen 5 und 6 der Friedrich-Ebert-Schule und der Draisschule. Bei den Streifzügen nahmen Architekturstudierende mit Kindern aus dem Stadtteil deren „schönste“ und „schlimmste“ Plätze genauer unter die Lupe. Die begangenen Wege wurden in Karten eingetragen. Die Ergebnisse der Stadtteil-Analyse durch die Kinder boten Ansatzpunkte, diese in die Planungen einzubeziehen.
ExWoSt Mühlburg
Das Bundesförderprogramm „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ konnte zusätzlich zu den Städtebau-Fördermitteln akquiriert werden. Ziel des Programms war es, das Image des Quartiers aufzuwerten und ein einheitliches Vermarktungsdesign zu schaffen, Existenzgründungen zu fördern und ein Netzwerk aus Gewerbe, Kunst und Kultur sowie sozialen Einrichtungen
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aufzubauen. Entstanden sind daraus unter anderem das Portal www.muehlburg-live.de, das die Gewerbetreibenden vernetzte. Außerdem wurde ein gemeinsamer Gewerbestammtisch mit Unternehmen aus dem Rheinhafen und Mühlburg durchgeführt.
STÄRKEN vor Ort
Über das Förderprogramm STÄRKEN vor Ort des damaligen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend konnten in den Jahren 2009 bis 2011 insgesamt 20 soziale Projekte mit einem Volumen von 186.000 Euro finanziert werden. Rund 200 Jugendliche und 130 Frauen wurden über diese Projekte erreicht.
Jugendcafé im Kinder- und Jugendhaus Mühlburg Schülernachhilfeprojekt für Jugendliche der damaligen Drais-Hauptschule Quali-Café des Türkischen Elternvereins Nähprojekt der Arbeiterwohlfahrt zur Qualifizierung von Frauen JobFit für Jugendliche von Elke Vienken durch CJD Karlsruhe und Arbeitsförderungsbetriebe Stadtteilmütter von Elke Vienken Internetkurse für Seniorinnen und Senioren
EU-Modellprojekt „Q-Ageing – mehr Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte“
Im Rahmen des EU-Projekts „Quality Ageing – mehr Lebensqualität in der zweiten Lebenshälfte“ wurden durch das Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung aus Freiburg etliche Angebote für ältere Menschen gemacht. Unter anderem wurde die Veranstaltungsreihe „Mühlburger Gespräche“ durchgeführt. Dabei ging es etwa um Themen wie Altersmanagement oder Älter werden in Mühlburg. Zum selben Thema gab es im Jahr 2011 in Mühlburg einen Fotowettbewerb mit Ausstellung. Höhepunkt des Projekts war ein „Marktplatz der guten Geschäfte“ im Oktober 2010 im Kulturzentrum Tempel. Dabei konnten Unternehmen und gemeinnützige Einrichtungen Partnerschaften zum beiderseitigen Nutzen ohne den Einsatz von Geld schließen. Insgesamt gab es zehn solcher „Engagement-Vereinbarungen“ über den Austausch fachlicher Kompetenzen oder personellen Leistungen.
Nichtinvestive Städtebauförderung (NIS)
Gewissermaßen als Teilneuauflage der vorangegangenen Programme, wie zum Beispiel „LOS“ (Lokales Kapital für Soziale Zwecke oder auch „STÄRKEN vor Ort“) wurde auf Landesebene das Programm zur Nichtinvestiven Städtebauförderung (NIS) etabliert. Ziel ist es zeitlich begrenzte Maßnahmen, die den sozialen Zusammenhalt in den entsprechenden Wohnquartieren stärken, zu fördern. Des Weiteren sollen das bürgerschaftliche Engagement und insbesondere auch Kooperationsprojekte im Quartier gefördert werden. Hierbei soll eine möglichst schnelle, unbürokratische Projektumsetzung erfolgen.
Das Sanierungsquartier Mühlburg wurde ab 2019 in das Programm der Nichtinvestiven Städtebauförderung aufgenommen. Die Laufzeit endet im Jahr 2023. Die Fördermittel werden über einen so genannten Verfügungsfonds eingesetzt. Verwaltende Stelle ist hier die Stadtteilkoordination der Sozial- und Jugendbehörde. Über die Vergabe der jeweiligen Projektmittel aus dem Verfügungsfonds beschließt das Entscheidungsgremium aus Vertreterinnen und Vertretern aus dem Stadtteil und der Stadt. Bisher konnten insgesamt neun Projekte unterstützt werden. Die Projekte sind beispielsweise „Lesen im Grünen“ für Ältere, in Kooperation mit der Stadtbibliothek/Bürgerzentrum, oder ein Videosoundprojekt für Jugendliche im Kinder- und Jugendhaus Mühlburg aber auch ein Sprach- und Poesieprojekt für Menschen mit Migrationsgeschichte. Weitere sind: „Alt & Jung: Gemeinsam kochen hält gesund!“, Nachbarschaftswerkstatt Mühlburg, Sozialbörse Mühlburg oder ein Theaterprojekt mit Kindern und Jugendlichen im Kulturzentrum Tempel.
http://www.muehlburg-live.de/
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Stadtteilerkundung und Kinder- und Jugendbeteiligung im Rahmen der Spielleitplanung für Mühlburg (BN3)
Lenkungsgruppensitzung „Sanierung“ in den Räumlichkeiten des Bürgervereins Mühlburg (BN 3); Infostand Sanierung (BN3)
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Mehrere Förderprogramme – ein Ziel: Die Aufwertung des Sanierungsgebietes in Mühlburg
Bundes-/Landessanierungsprogramm „Soziale Stadt“ in Mühlburg
Die förderfähigen städtischen Investitionen:
Ausgaben Tausend Euro
Vorbereitung der Sanierung (Vorbereitende Untersuchungen, Bürgerdialog/-beteiligung, Öffentlichkeitsarbeit und anderes)
218
Kostenerstattungsbeiträge für private Modernisierungen Ordnungsmaßnahmen 1.900
Spiel und Grünflächen (Lindenplatz, Spielplatz Sophien-/Weinbrennerstraße, Bolzplatz Albgrün, Spielweg südlich der Weinbrennerstraße, Spielplatz Sternstraße, Lameyplatz (siehe unten)
Straßenumgestaltung (Sonnenstraße (Teil), Straßen um den Lindenplatz, westliche Rheinstraße (Teil), Hardtstraße (zwischen Lamey-/Neugrabenstraße und Teil bis Stösserstraße), Große Rheinstraße (zwischen Philippstraße/Am Entenfang) Kleine Rheinstraße (zwischen Lerchen- und Hardtstraße und Am Entenfang), Lameystraße/-platz (zwischen Am Entenfang und Rhein-/Honsellstraße), Wichernstraße/Kreisverkehr Sophien-/Herderstraße, Weinbrennerstraße (zwischen Entenfang und Nuitstraße und Einmündungsbereich Staudingerstraße, Umbau Klopstock-/Herder-/Gellertstraße)
10.390
Grunderwerb Weinbrennerstraße 79 a (Bodenanteil Bürgerzentrum/Stadtteilbibliothek) und Nebenkosten
607
Ergebnis 13.115
Einnahmen Tausend Euro
Fördermittel Bund/Land 7.741
Zukunftsinvestitionsprogramms des Bundes Bereich Städtebau (ZIP)
Die förderfähigen städtischen Investitionen:
Modernisierung „Kinder- und Jugendtreff Mühlburg“ im SSP Gebiet Mühlburg
Ausgaben Tausend Euro
Anteilige Umbau-/Modernisierungskosten ZIP Vorhaben (85 Prozent) 602
Einnahmen Tausend Euro
Fördermittel Bund 361
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Investitionspakt Soziale Integration im Quartier (SIQ)
Die förderfähigen städtischen Investitionen:
„Errichtung-/Erwerb des Bürgerzentrums mit Bibliothek und Errichtung Quartiersspielplatz“ im SSP Gebiet Mühlburg
Ausgaben Tausend Euro
Anteilige Erwerbskosten; Kosten der Errichtung 1.171
Herstellung Quartiersspielplatz 48
Einnahmen Tausend Euro
Fördermittel Bund 1.098
NIS Nichtinvestive Städtebauförderung (als Verfügungsfond) (noch bis 2023 laufend)
Einnahmen Tausend Euro
Fördermittel Bund 27
Darüber hinaus wurden ebenfalls auch Fördermittel unter anderem im Rahmen des Modellvorhabens „Bürgerzentrum“ und weitere zum Beispiel im „ExWost Programm (Bund), „LOS“ und „Stärken vor Ort“ (beides ESF Programme) während der Laufzeit der Sanierung eingesetzt.
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Resümee
Mit der Sanierung im Stadtteil Mühlburg ist eines der umfangreichsten Sanierungsprojekte in Karlsruhe durchgeführt worden. Über einen langen Zeitraum von 14 Jahren wurden zahlreiche Straßen neu geordnet, Plätze aufgewertet, Spielplätze neugestaltet und Modernisierungsmaßnahmen in Privathäusern durchgeführt. Hinzu kommen zwei Leuchttürme der Sanierung: der Bau des Bürgerzentrums Mühlburg und die grundlegende Sanierung des Kinder- und Jugendhauses Mühlburg.
Mit Beschluss vom 22. Mai 2007 hatte der Gemeinderat die Entscheidung getroffen, den Sanierungsprozess in Mühlburg zu starten. Dem vorausgegangen war die Vorbereitende Untersuchung (VU), die zahlreiche städte-bauliche Mängel und sozialstrukturelle Defizite zutage gefördert hatte, so dass das Gebiet in das Bund-/Länderprogramm „Soziale Stadt“ aufgenommen werden konnte. Die Sanierung startete mit einem umfangreichen Bürgerbeteiligungsprogramm, das in über zwei Jahren mehrere hundert Personen einbezog. Unter anderem wurde zum ersten Mal in Karlsruhe die Spielleitplanung eingesetzt. Dafür wurden zahlreiche Kinder und Jugendliche im Stadtteil befragt. Aus der Bürgerbeteiligung entwickelten sich mehrere Arbeitskreise mit Bürgerinnen und Bürgern.
Mit der Aufwertung von etlichen Straßenabschnitten konnten städtebauliche Modernisierungsakzente für den Stadtteil gesetzt, außerdem konnten die Abschnitte für heutige verkehrliche Anforderungen fit gemacht werden. Das gilt unter anderem für die Rheinstraße, die neu geordnet und erneuert wurde – sowohl für den motorisierten Individualverkehr als auch für Rad fahrende Menschen. Fußgängerinnen und Fußgänger haben nun deutlich mehr Platz als zuvor. Eine grundlegende Überarbeitung erfuhr auch der Lameyplatz – mit der Schaffung von mehr Grünflächen. Das gilt auch für die Straßenbahn, die nun in der Rheinstraße und in der Lameystraße auf einem Grüngleis unterwegs ist. Bei den Plätzen ist auch der Lindenplatz zu nennen, der modernisiert und zeitgemäß umgestaltet wurde.
Mit der Erneuerung von Spielplätzen hat die Sanierung ganz intensiv Kinder und Jugendliche in den Blick genommen. Zu nennen ist hier unter anderem der neu geschaffene Bolzplatz am Albgrün. Vor allem der Fliederplatz ist nun zur Anlaufstelle von jungen Menschen aus dem Stadtteil und darüber hinaus geworden. Voraussetzung für die Umgestaltung des Fliederplatzes war der Rückbau eines Teils der Fliederstraße vor dem Kinder- und Jugendhaus und die Umgestaltung der Verkehrssituation in der Glümerstraße. Das Kinder- und Jugendhaus Mühlburg selbst ist im Zuge der Sanierung grundlegend erneuert, umgebaut und erweitert worden. Jetzt steht zum ersten Mal ein Dachgeschoss für weitere Angebote zur Verfügung. Im Erdgeschoss ist ein Jugendcafé entstanden, das moderne Kinder- und Jugendarbeit ermöglicht.
Das Bürgerzentrum Mühlburg gehört unbestritten zu den Highlights der Sanierung. Erbaut wurde es zwischen den Hochhäusern der Volkswohnung in der Weinbrennerstraße in unmittelbarer Nähe des Entenfangs. Es beherbergt nun zahlreiche Angebote von und für Bürgerinnen und Bürger, etwa für Kinder, für Migrantinnen und Migranten und weitere Gruppen aus dem Stadtteil, die sich zum Teil aus dem Bürgerbeteiligungsprozess herausgebildet haben. Das Bürgerzentrum Mühlburg ist nun auch neue Heimat der Stadtteilbibliothek, die dort – in zentraler Lage – zeitgemäße Bibliotheksangebote machen kann.
In ungewöhnlich hohem Maße haben Eigentümerinnen und Eigentümer auch von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, eine Förderung für private Modernisierungen in ihren Häusern und Wohnungen zu erhalten. Über 60 Maßnahmen im Rahmen von Rest- und umfangreichen Modernisierungen wurden im Laufe der Sanierung bezuschusst. Damit hat dieses Instrument maßgeblich zum Erreichen des Ziels der Erneuerung im Sanierungsgebiet beigetragen. Schwerpunktmäßig ging es hier um die Verbesserung des bautechnischen und energetischen Zustands von Gebäuden. Hervorzuheben ist auch die umfassende Sanierung der drei Hochhäuser der Volkswohnung in der Weinbrennerstraße 79 bis 81.
Mit dem Abschluss der Sanierung Mühlburg lässt sich erkennen, dass der Sanierungsprozess den Stadtteil städtebaulich und soziostrukturell fit gemacht hat für das 21. Jahrhundert. Straßen wurden saniert, erneuert und umgestaltet, Plätze wurden hergerichtet und Spielplätze neu- oder umgebaut und mit modernem Spielgerät ausgestattet. Mit dem erneuerten Kinder- und Jugendhaus am Fliederplatz ist auch die Kinder- und Jugendarbeit in Mühlburg deutlich attraktiver geworden. Das Bürgerzentrum mit der Stadtbibliothek als wichtigem „Anker“ ist zum Zentrum für die Bürgerschaft des Stadtteils geworden.
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. KARLSRUHE / SERVICEMontag, 18. August 2014 Ausgabe Nr. 189 – Seite 20
Museen und Ausstellungen Stadtarchiv, Markgrafenstraße 29:
„Liebesgaben an die Front – Sammlun- gen im Krieg“ (8.30–15.30 Uhr).
Badische Landesbibliothek, Erbprin- zenstraße 15: „Die deutsche Feldpresse 1914/1918“ (9–19 Uhr).
Regierungspräsidium am Rondell-
platz, Karl-Friedrich-Straße 17 (ehe- mals Landesgewerbeamt): „Deutscher Fotobuchpreis 2014“ (11–18 Uhr).
Centre Culturel Franco-Allemand, Postgalerie 3. OG, Karlstraße 16b: „Kunst kennt keine Grenzen“ (9– 12.30 Uhr und 14–18 Uhr); Landesme- dienzentrum, Moltkestraße 64: „Kunst kennt keine Grenzen“ (8–16 Uhr).
Evangelische Stadtkirche, Marktplatz: „Die Eilige Schrift“ – zerschnittene Bi- beln (13–15 Uhr).
Architekturschaufenster, Waldstra- ße 8: „BDIA – Best of Innenarchitektur“ (9–12 Uhr und 14–16 Uhr).
Kinos City Universum: 16/17.30/20.30 Sa-
phirblau, 18.30/20.45 Lucy, 17.15/20.45 Monsieur Claude und seine Töchter, 14.45 Planes 2 – Immer im Einsatz, 16.30 Planes 2 – Immer im Einsatz in 3-D-Di- gital, 20.30 Planet der Affen – Revoluti- on in 3-D-Digital, 17 22 Jump Street, 14.45 Step Up – All In, 18.30 Step Up – All In in 3-D-Digital, 15 Drachenzäh- men leicht gemacht 2, 15 Pettersson & Findus – Kleiner Quälgeist, große Freundschaft, 20.30 Sneak Preview (am Europaplatz).
Filmpalast am ZKM: 14/20.30/23 Lucy, 14.15/17.15/19.30 Saphirblau, 14.15/17/ 20/23 Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück, 14.45 Planes 2 – Immer im Einsatz, 17.15 Planes 2 – Immer im Ein- satz in 3-D-Digital, 14/17.15/19.45/23 Planet der Affen – Revolution in 3-D-
Digital, 16.45/19.30/23.15 Step Up In All in 3-D-Digital, 17/19/22 22 Jump Street, 22.45 The Purge – Anarchy, 22.30 Eyjafjallajökull, 14.30 Drachenzähmen leicht gemacht 2 in 3-D-Digital, 14/ 16.45 Drachenzähmen leicht gemacht 2, 14.30/16.30/20.30 Monsieur Claude und seine Töchter, 22.30 Transformers – Ära des Untergangs, 14.15 Wir sind die Neu- en, 20/23.15 Sneak Preview, 20 Knights Of Bassadom Orig. mit UT, 17 Tammy. – Imax: 14.30/16.45/19.30/22 Lucy (Brau- erstraße 40).
Die Kurbel: 20.45 Transformers – Ära des Untergangs, 16/18 Die geliebten Schwestern, 18.45/21.15 Planet der Af- fen – Revolution, 20.15/22 Wir sind die Neuen, 16 Drachenzähmen leicht ge- macht 2, 16.10 Tinkerbell und die Pira- tenfee, 18 Dido Elizabeth Belle (Kaiser- passage 6).
Schauburg: 22.20 Dawn Of The Planet Of The Apes – Planet der Affen: Revolu- tion engl. Orig. mit dt. UT, 17 Ein Au- genblick Liebe, 20.30 Jimmy’s Hall, 19/
23 Lucy engl. Orig., 15/19 Monsieur Claude und seine Töchter, 15 Wir Kinder aus Bullerbü/Kinderkino, 17 Wir sind die Neuen, 21 Sneak Preview (Marien- straße 16).
Konzerte Seebühne, Stadtgarten: 16–18 Uhr
Seebühnen-Star Bata Illic – Live.
Tipps und Treffs Altentagesstätte Oststadt, Ecke
Schönfeld- und Parkstraße: 14–18 Uhr für jedermann.
Arbeiterwohlfahrt, Stadtbezirk Süd- stadt, Begegnungsstätte, Wilhelmstraße 47: 14–18 Uhr Gymnastik im Sitzen; Stadtbezirk Durlach, Grötzinger Straße 10: 17.30 Uhr Spieleabend; Haus der Fa- milie, Kronenstraße 15: 14.30 Uhr Sing- kreis; Bezirk Rüppurr, Oskar-Hartlieb- Begegnungsstätte, altes Rathaus Rüp- purr, Lange Straße 69: 14–18 Uhr ge- mütliches Beisammensein.
Caritasverband, Offene Demenzgrup- pe Durlach, Anna-Leimbach-Haus, Blu- mentorstraße 6–10: 9.30–12.30 Uhr Be- treuung demenziell erkrankter Men- schen; „Cari-Tasse“, Treffpunkt im Fa- milienzentrum, Sophienstraße 33: 10–12 Uhr geöffnet; Begegnungsstätte für Se- nioren, Sophienstraße 33: 13.30–16.30 Uhr offener Treff.
Diakonisches Werk, ökumenisches Ge- meindezentrum im Bergwald, Elsa- Brändström-Str. 18: 15 Uhr Elterncafé.
Hardtstiftung, Brunhilde-Baur-Haus, Spöcker Straße (neben den BNN): 9.30– 11.30 Uhr Startpunkt Elterncafé.
Karlsruher Club 50-Plus, SSC Wald- stadt, Am Sportpark 33: 13 Uhr Freizeit- kegeln für Senioren.
Seniorenclub Durlach, Rappenstra- ße 5: 9-12 Uhr Jung & Alt – Kleinkinder- betreuung bis drei Jahre, 14–16.30 Uhr „Wir spielen Bridge“, 15–16.30 Uhr Durlacher philosophische Runde, 17.30– 19 Uhr Computertreff.
Geburtstage Heute feiern Geburtstag: Friedrich
Karger, Durlach (90 Jahre); Vera Grün- wald, Mühlburg (90 Jahre).
Notdienste Apotheken. Mo. 8.30 Uhr bis Di. 8.30
Uhr. Bären-Apotheke, Hagsfeld, Karls- ruher Straße 26, Telefon 68 46 15. – Stadt-Apotheke, Ecke Karlstraße 19 und Erbprinzenstraße, Telefon 20 38 10.
Bestattungen Morgen, Dienstag, 19. August Hauptfriedhof, kleine Kapelle: 11 Uhr
Walter Mayer, 63 Jahre, gest. 7. 8. Stadtteilfriedhof Daxlanden: 14 Uhr
Elfriede Kornmann geb. Beck, 87 Jahre, gest. 13. 8.
Neureut Hauptfriedhof: 14.30 Uhr Klara Margarete Schubert geb. Dietrich, 87 Jahre, gest. 3. 8.
DIE ZAHLREICHEN FAHRGESCHÄFTE sind bei der Neureuter Kerwe ein Besuchermagnet. Die Traditionsveranstaltung endet heute Abend mit einem Höhenfeuerwerk. Foto: jodo
„Eine Veranstaltung für die ganze Familie“ Neureuter Kerwe endet heute mit Feuerwerk
Von unserer Mitarbeiterin Katja Stieb
Zuckerwatte, Lebkuchenherzen, eine Runde im Olympia-Express und ganz viel Geselligkeit – all das und noch viel mehr macht die Neureuter Kerwe aus, die in dem Stadtteil seit Beginn des 18. Jahrhunderts gefeiert wird. Am Freitag wurde das bunte Treiben auf dem Festplatz neben dem Adolf-Ehr- mann-Bad einge- läutet, am Samstag fand dann der offizielle Fassanstich durch Ortsvorsteher Jürgen Stober statt.
Und dabei zeigte sich, dass für die Neureuter die Kerwe wirklich eine Art fünfte Jahreszeit und ein ganz besonders wichtiger Termin im Kalender ist, wie Stober in seiner Festansprache sagte. Am frühen Abend war das große Festzelt nämlich bereits außerordentlich gut ge- füllt, auch zahlreiche Vertreter aus Poli- tik und Wirtschaft waren gekommen, um die offizielle Eröffnung zu erleben.
„Uns ist es wichtig, dass die Neureuter Kerwe eine Veranstaltung für die ganze Familie ist“, erklärte Stober. „Hier sol- len sich Kinder und Jugendliche ebenso wohlfühlen und Spaß haben wie Senio-
ren. Es geht um Geselligkeit, um ein harmonisches Miteinander, um fröhliche Atmosphäre.“ Damit dieses Ziel erreicht werden kann, seien immer wieder zahl- reiche ehrenamtliche Helfer aus ver- schiedenen Vereinen und der Neureuter Ortsverwaltung im Einsatz. „Ihnen allen gebührt mein ganz besonderer Dank, denn ohne sie wäre eine Veranstaltung
dieser Größenord- nung nicht mög- lich“, betonte Sto- ber. „Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass wir auch
in diesem Jahr wieder ein Programm auf die Beine stellen konnten, bei dem wirk- lich jeder etwas nach seinem Geschmack findet.“
Davon konnte sich jeder Kerwe-Besu- cher gleich beim Bummel über den Fest- platz überzeugen: Karussells, Schießbu- den, Fahrgeschäfte und Verkaufsstände lockten am gesamten Kerwe-Wochenen- de zahlreiche Besucher an.
Das Bühnenprogramm im Festzelt konnte sich ebenfalls sehen lassen und begeisterte an allen drei Festabenden mit Live-Musik: Am Freitag unterhiel- ten die „Moonlights“ ihr Publikum mit Pop und Schlagern, am Samstagabend stand Alpenrock mit der bayrischen
Band „Barfuss“ auf der musikalischen Speisekarte.
Gestern Vormittag sorgte dann der Musikverein Neureut für ein stim- mungsvolles Frühschoppenkonzert. Den Kerwe-Abend gestalteten gestern die „Dead Flowers“.
Programm heute
Auch heute lohnt sich ein Abstecher auf den Festplatz noch, die Kerwe geht weiter. Um 11 Uhr startet das traditio- nelle Saueressen im Festzelt, am Nach- mittag gibt es einen Seniorentanztee,
und heute Abend wird dann die Band „Bajazzo“ auftreten. Der finale Schluss- punkt der Neureuter Kerwe soll auch in diesem Jahr wieder ein Augenschmaus sein: Ein Höhenfeuerwerk wird heute Abend um 22 Uhr den Himmel über Neureut erleuchten.
Live-Musik und Fahrgeschäfte
Schrauberhütte im eigenen Garten In Eigenregie schufen vor zehn Jahren Oberreuter Jugendliche ihren Treffpunkt in der Wildnis
Von unserer Mitarbeiterin Petra Stutz
Glückwünsche für das Engagement und für das Erreichte überbrachte Josef Seekircher, der Leiter der Sozial- und Jugendbehörde, am Samstag den Ju- gendlichen in Oberreut. Dort feierte man den zehnten Geburtstag des Ju- gendgartens – und viele Ehe- malige kamen, um sich ge- meinsam an die arbeitsreiche und fröhliche Zeit zu erin- nern.
„Ungefähr 30 bis 40 Jugend- liche trafen sich damals regel- mäßig rund um das Jugend- zentrum. Allerdings waren wir dort nicht erwünscht“, schildert Andy die Situation in Oberreut, bevor es den Gar- ten für die Jugendlichen gab. Die Anwohner beschwerten sich über den Lärm, es gab re- gelmäßig Ärger. „Wir wollten uns nur nach Feierabend oder nach der Schule treffen und zusammen sein“, erinnert sich der heute 28-Jährige. Durch die Streetworker, die im Früh- jahr 2004 nach Oberreut ka- men, beruhigte sich die Situa- tion etwas.
„Als wir ankamen, herrsch- ten auch heftige Auseinander- setzungen zwischen den Ju- gendlichen der Waldlage, den sogenannten „Oldsidern“, und denen aus der neuen Feld- lage. Die „Oldsider“ fühlten
sich benachteiligt“, erklärt Ralf Schwendemann, der als Sozialarbeiter mit Nina Gerich und Manuel Köchlin die Jugendlichen betreut. Schnell kam damals aus den Reihen der Jugendlichen die Idee, ein verwildertes städtisches Grundstück zwischen Friedhof und Pul- verhausstraße zu säubern und als Ju- gendtreff herzurichten. „Das war da-
mals richtig Arbeit, weil das Gelände überwuchert und kaum zugänglich war“, beschreibt Andy die Ausgangsla- ge. Weil aber alle Leute anpackten, konnte bereits im Juli 2004 der Garten mit einer kleinen, selbst gezimmerten Hütte genutzt werden. Nach zehn Jah- ren präsentiert sich das Gelände sehr gepflegt. Beidseitig sind Graffiti-Wände
angebracht, die auch als Lärmschutz dienen. Bauwägen und Container die- nen als Aufenthalts- und Büroräume. Und in der „Schrauberhütte“ werden Roller und Fahrräder repariert. „All das ist möglich geworden durch öffentliche Fördergelder und die Unterstützung von Sponsoren“, erklärt Schwendemann.
Selbst die Initiative „Sicheres Karlsru- he“ schätzt die Arbeit der Ju- gendlichen und spendet jähr- lich einen Zuschuss. Neustes Projekt ist ein Tonstudio im von der Firma Züblin überlas- senen Container. Dort mi- schen die Rap-Fans ihre Auf- nahmen. An den Wochenen- den können die Oberreuter Ju- gendlichen auf dem Gelände auch Partys feiern. Dass dabei alles ordentlich verläuft und das Gelände wieder sauber zurückgelassen wird, dafür sorgt schon seit zehn Jahren Matze.
„Auch wenn es ab und zu noch Beschwerden von den Anwohnern über zu laute Par- tys gibt, hat sich die Situation wesentlich gebessert und wir sind stolz auf das Engagement der Jugendlichen“, betont Klaus Schaarschmidt, der Vorsitzende des Bürgervereins Oberreut. Vor drei Jahren ha- ben die 14- bis 27-jährigen so- gar einen eigenen Verein ge- gründet – den „Zentrum Gad- de 189“, nach der Oberreuter Postleitzahl 76189“.
IM OBERREUTER JUGENDGARTEN treffen sich seit zehn Jahren Jugendliche aus dem Stadtteil im Süden. Gemeinsam halten sie das Gelände in Schuss und bauen ihren Treffpunkt stetig weiter aus. Foto: jodo
Einen Workshop mit dem Titel „Kunst-Beutezug“ bietet das ZKM, Lorenzstraße 19, am Freitag, 22. August, von 10 bis 13 Uhr für Kin- der ab zehn Jahren an. Bei einem Streifzug durch das ZKM werden Vorlagen und Ideen von Künstlern gesammelt und vermittelt, wie man ein eigenes Youtube-Tutorial mit dem iPad erstellt. Es ist eine Anmel- dung unter der Telefonnummer 81 00 13 30 oder unter der Mail- adresse workshops@zkm.de erfor- derlich. Telefonische Anmeldungen werden täglich von 9 bis 13 Uhr und dienstags auch von 14 bis 16 Uhr entgegengenommen.
Eine Sommerferienaktion unter dem Titel „Leben in der Strömung“ veranstaltet das Naturkundemu- seum am Friedrichsplatz für Kinder von elf bis 14 Jahren. In Zusammen- arbeit mit der Schülerakademie fin- den die Exkursionen statt von Dienstag, 9. September, bis Freitag, 12. September, täglich von 10 bis 16 Uhr. Infos und Anmeldung unter www.schuelerakademie-ka.de.
Einen Workshop mit dem Titel „Trix mit Sticks – Familientrick- film“ bietet das ZKM am Sonntag, 21. September, von 14 bis 17 Uhr für Kinder ab acht Jahren an. Die Aus- stellungen im ZKM sollen Inspirati- onen für die Arbeit in der Medien- werkstatt bieten. Es ist eine Anmel- dung unter 81 00 13 30 oder unter workshops@zkm.de erforderlich.
Felix.Vorreiter
Schreibmaschinentext
BNN, Montag, 18. August 2014
Felix.Vorreiter
Schreibmaschinentext
https://www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/mobile_jugendarbeit/streetwork_oberreut/jugendgarten/HF_sections/content/ZZjXNavT6pklXR/ZZlXKb0o7unB1p/Jugendgarten%20Oberreut%20Jubil%C3%A4um%202014%20BNN.pdf
Stadt Karlsruhe Forstamt | Waldpädagogik
Stadt – Wald – Mensch Jahresprogramm 2019 von Waldpädagogik und Forstamt Karlsruhe
Schülerinnen und Schüler können hier entsprechend dem Leitbild der Waldpädagogik Karlsruhe und dem Bildungsauftrag aktiv, selbstbestimmt und ganzheitlich lernen. Dabei werden die Angebote an den Bildungsplan angepasst und ermöglichen einen fächerübergreifenden und interdisziplinären Unterricht, der die Leitperspektive einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) aufgreift.
An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen Projekt- und Kooperationspartnern, allen Sponsoren und allen Spenderinnen und Spendern, die unsere Waldpädagogik ermöglichen und tatkräftig unterstützen. Die intensive und konstruktive Zusammenarbeit trägt entscheidend dazu bei, dass die ständig steigende Nachfrage nach waldpädagogischen Veranstaltungen in gewohnt hochwertiger Form erfüllt werden kann. So kann die Waldpädagogik seit nunmehr 22 Jahren den Bildungsauftrag erfolgreich umsetzen, der im Landeswaldgesetz von Baden- Württemberg verankert ist.
Ich wünsche der Waldpädagogik und dem gesamten Team weiterhin viel Erfolg und hoffe, dass sich trotz der zum 1. Januar 2020 geplanten Umsetzung der Forstneuorganisation unser Karlsruher Projekt weiter entwickelt und eine gute Zukunft vor sich hat.
Klaus Stapf Bürgermeister (bis 31.01.2019)
Liebe Freundinnen und Freunde des Waldes und der Waldpädagogik,
im Jahr 2018 hat die Waldpädagogik Karlsruhe etwa 800 Veranstaltungen für die unterschiedlichsten Zielgruppen im
Stadt- und Landkreis Karlsruhe konzipiert und durchgeführt. Damit hat der Wald wieder eindrücklich seine Rolle als bedeutsames außerschulisches Bildungszentrum unter Beweis gestellt. Das Projekt ist damit auch ein zentraler Baustein unseres Netzwerkes für Natur- und Umweltbildung. Neu im vielfältigen Angebot war 2018 das Thema Gesundheitsförderung, das auch im vorliegenden Jahresprogramm für 2019 wieder aufgegriffen wird.
Ich freue mich sehr über die Wahl des Schwerpunktthemas „Stadt- Wald-Mensch“ für 2019, da sich dieses sehr gut einfügt in das Korridorthema „Meine Grüne Stadt Karlsruhe“ und Angebote zu den drei Handlungsfeldern Natur, Klima und Gesundheit umfasst. Das Jahresprogramm bietet dazu geführte Exkursionen in Wälder, die es Interessierten ermöglichen, den Wald vor der eigenen Haustür besser kennenzulernen. Die gesundheitsfördernde Wirkung des Waldes können auch die Teilnehmenden der Yoga und Qigong-Kurse auf dem parkartigen Gelände des Waldzentrums im Hardtwald erleben.
Auch das Thema gesunde Ernährung wird aufgegriffen mit Angeboten wie beispielsweise „Backen im Holzbackofen“, „Wilde Waldküche“ und „Kulinarisches vom Waldesrand“. Wer dagegen kreativ mit Holz arbeiten will, kann die Angebote in der gut ausgebauten Holzwerkstatt nutzen.
Während das Jahresprogramm die Programmangebote und Aktionen an festgelegten Terminen enthält, können Schulen und Kindergärten sowie Firmen und Vereine wie bisher individuelle Termine für eine waldpädagogische Veranstaltung buchen. Diese finden nach Möglichkeit in einem Waldstück nahe der nachfragenden Institution im Stadt- oder Landkreis statt. Alternativ können die Gruppen auch das Waldzentrum besuchen, das neben barrierefreien Räumlichkeiten ein spannendes Außengelände und das benachbarte Waldklassenzimmer zum Forschen, Experimentieren und freien Spielen bietet.
2 | Stadt – Wald – Mensch Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 3
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 54 | Stadt – Wald – Mensch
Kontakt Waldpädagogik Karlsruhe Waldzentrum – Forstamt, Stadt Karlsruhe Linkenheimer Allee 10 76131 Karlsruhe Telefon: 0721 133-7354 Fax: 0721 75099086
E-Mail: waldpaedagogik@fa.karlsruhe.de
Eine telefonische Sprechstunde findet immer montags von 9 bis 11 Uhr sowie dienstags und mittwochs von 14 bis 16 Uhr statt.
Für genauere Informationen und aktuelle Ankündigungen zu unserem Programm besuchen Sie uns unter:
www.waldpaedagogik-karlsruhe.de
Grundsätzliches In unserem Jahresprogramm finden Sie ein umfangreiches Programm für Kinder, Familien und Erwachsene mit einem vorgegebenen Termin. Ab Seite 13 sind alle Angebote mit Angabe zu Zielgruppe, Inhalt, Kosten und so weiter aufgeführt.
Schulen, Kindergärten und andere Institutionen haben die Möglichkeit mit uns einen individuellen Termin für eine waldpädagogische Veranstaltung abzusprechen.
Sie erreichen uns für Absprachen per Telefon oder E-Mail. Sie können auch auf unserer Internetseite ein Formular mit Ihren Terminwünschen ausfüllen und uns per E-Mail zusenden. Bitte beachten Sie, dass wir wegen der Ausführung von Veranstaltungen nicht regelmäßig im Büro, sondern häufig im Wald unterwegs sind. Außerhalb unserer telefonischen Sprechzeiten sind wir daher nicht immer erreichbar. Wir versuchen aber, Ihre Anfragen schnellstmöglich zu beantworten. Es ist uns wichtig, gemeinsam mit Ihnen das Programm optimal an Ihre Gruppe anzupassen.
Neben dreistündigen Aktionen sind auch ganztägige Projekte über einen oder mehrere Tage möglich. Diese können sowohl am Waldzentrum als auch in einem geeigneten Waldstück in der Nähe Ihrer Einrichtung durchgeführt werden.
Die Aufsichtspflicht bei allen Veranstaltungen liegt ausschließlich bei der Lehrkraft oder der Erzieherin/dem Erzieher.
Auf unserer Internetseite finden Sie unter der Rubrik „Veranstaltungen“ einen Themenkatalog unserer Programmangebote für verschiedene Zielgruppen mit Bezug zu den Bildungsstandards in Baden-Württemberg und den Kompetenzen, die im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) gefördert werden.
Halbtägige Veranstaltungen (etwa drei Zeitstunden) kosten 3 Euro pro Teilnehmenden, jedoch mindestens 60 Euro. Für ganztägige Projekttage verdoppeln sich diese Kosten. Je nach Aufwand und Einsatz von Materialien können weitere Kosten entstehen. Für Veranstaltungen an Feiertagen sowie am Wochenende gelten andere Tarife nach Absprache.
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 76 | Stadt – Wald – Mensch
Programme für Kindergärten und Schulklassen
Veranstaltungen für Kindergärten
Spielerisches Entdecken, Naturerfahrungen mit allen Sinnen und Förderung der motorischen Fähigkeiten im Sinne der BNE stehen bei unseren Angeboten für diese Zielgruppe im Vordergrund. Ein wichtiges Ziel ist der Aufbau einer persönlichen Beziehung zur Natur.
Veranstaltungen für Grundschulen
In dieser Altersstufe vermitteln wir spielerisch und handlungsorientiert Kenntnisse über den Lebensraum Wald. Ideal ist die Teilnahme an unserem Jahreszeiten-Programm, bei dem die Klasse „ihr“ Waldstück in allen vier Jahreszeiten besucht und so Veränderungen unmittelbar erleben kann. Einen Überblick über unser Angebot finden Sie auf unserer Internetseite. Bitte beachten Sie, dass dieser Themenkatalog lediglich Vorschlagscharakter hat. Wir können auch andere Themen rund um den Wald mit Ihnen absprechen und individuell an Ihre Klasse anpassen. Bei allen Veranstaltungen ist uns die Vermittlung von Kompetenzen nach dem im neuen Bildungsplan verankerten Leitprinzip der BNE wichtig. In der Regel sind unsere Veranstaltungen drei- bis vierstündig, aber auch ganz- oder mehrtägige Angebote sind möglich.
Veranstaltungen für weiterführende Schulen
Unser Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern Kenntnisse über den Lebens- und Wirtschaftsraum Wald zu vermitteln. Dabei halten wir es für wesentlich, Kompetenzen im Sinne der BNE aufzubauen, die eine Reflexion über die Auswirkungen des eigenen Handelns ermöglichen. Die Methodik wird an die Schulform, die Altersstufe und den Wissensstand der Klasse angepasst. Weiterhin wird berücksichtigt, ob es sich um den Einstieg, den Mittelpunkt oder den Abschluss einer Themeneinheit handelt. Einen Überblick über mögliche Themen, die sich im fächerverbindenden Unterricht umsetzen lassen und sich an den aktuellen Bildungsstandards von Baden- Württemberg orientieren, finden Sie auf unserer Internetseite. Weitere Themen sind nach Absprache möglich. Erlebnispädagogische Elemente zur Förderung der Sozialkompetenz ergänzen auf Wunsch das Programm.
Sonderschulen und Inklusionsklassen
Ganzheitliches und handlungsorientiertes Lernen ist gerade für Schülerinnen und Schüler mit Handicap von besonderer Relevanz. Für diese Gruppen bieten wir kein vorgefertigtes Programm an, sondern passen die einzelnen Aktionen individuell an das Leistungsvermögen der Teilnehmenden an. Der Zugang zu Waldzentrum, Waldklassenzimmer und Rätselwald ist barrierefrei; am Waldzentrum ist eine rollstuhlgerechte sanitäre Einrichtung vorhanden.
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 98 | Stadt – Wald – Mensch
Gruppen mit Migrationshintergrund/ minderjährige Flüchtlinge
Unsere praxis- und handlungsorientierten Angebote eignen sich ideal für Menschen, welche die deutsche Sprache (noch) nicht einwandfrei beherrschen. Ziele mit diesen oftmals sehr heterogenen Gruppen sind der Abbau von Ängsten und erlittenen Traumata, sowie der gemeinsame Zugang zur Natur. Das Handeln und Erleben in der Gruppe sowie der gegenseitige Respekt vor anderen Kulturen sind feste Bestandteile der Veranstaltungen.
Berufsschulen/Berufsvorbereitungsjahr
Für diese Zielgruppe stehen erlebnispädagogische Programme und praktische Einsätze im Wald sowie Projektarbeiten am Waldklassenzimmer oder in der Holzwerkstatt im Schwerpunkt unseres Angebotes. Ziele sind vor allem die Förderung von Sozialkompetenz und die Teambildung.
Projekttage
Durch ein- oder mehrtägige Projekttage kann erworbenes Wissen vertieft und praktisch umgesetzt werden. Projekttage finden in der Regel am Waldklassenzimmer statt. Hier ist auch die Nutzung der Holzwerkstatt möglich. Einen ausführlichen Überblick über mögliche Projekte finden Sie auf unserer Internetseite www.waldpaedagogik-karlsruhe.de.
Weitere Programmangebote
Kooperationen
Seit 2017 sind wir Partner im Karlsruher Netzwerk für Umweltbildung. Hier haben sich verschiedene Akteure mit Angeboten in Bezug auf Natur und Nachhaltigkeit zusammengefunden, um Synergieeffekte zu nutzen. Am Freitag, 10. Mai präsentieren wir unser Netzwerk-Angebot zusammen mit den anderen Partnern auf dem Friedrichsplatz. Die Waldpädagogik Karlsruhe ist darüber hinaus auch Kooperationspartner bei dem Projekt „Wald 4.0 – Reale Natur verlinkt mit virtuellen Welten“ der Arbeitsgemeinschaft Wald Baden-Württemberg e.V..
Langjähriger Kooperationspartner ist das Europalehramt der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe. Hier erarbeiten wir gemeinsam mit Studierenden verschiedene bilinguale (englische und französische) Module für die Primär- und Sekundarstufe, die im Wald umsetzbar sind und durch einen Vor- und Nachbereitungsteil optimal in den Unterricht eingebunden werden können.
Fortbildungen
Hier können Sie sich informieren, wie eine waldpädagogische Outdoor-Veranstaltung aufgebaut wird und was im Wald zu beachten ist. Lernen Sie die verschiedenen Möglichkeiten kennen, eine waldpädagogische Veranstaltung in den Unterricht zu integrieren oder einen Waldausflug mit dem Kindergarten zu planen. Dieses Angebot richtet sich vor allem an Erzieherinnen und Erzieher in der Ausbildung sowie Lehramts-Studierende beziehungsweise Referendarinnen und Referendare. Es besteht aber auch die Möglichkeit, einen Einstieg in die Waldpädagogik mit einem Lehrerfortbildungstag oder auch einem Betriebsausflug zu verknüpfen. Ein weiterführendes Fortbildungsprogramm mit der Möglichkeit des Erwerbs des Waldpädagogikzertifikats bietet Forstverwaltung Baden-Württemberg an. Weiterführende Informationen finden Sie unter: www.forstbw.de
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 1110 | Stadt – Wald – Mensch
Praktika
Wer das Zertifikat Waldpädagogik erhalten will, kann bei uns das dafür notwendige Praktikum absolvieren. Außerdem freuen wir uns über Praktikantinnen und Praktikanten von Lehramts- oder Forststudiengängen sowie verwandten Bereichen. Die Mindestdauer für ein Praktikum liegt bei zwei Wochen (Vollzeit). Plätze stehen nur in begrenztem Umfang zur Verfügung.
Hospitationen und Schnuppertage sind auf Anfrage möglich.
Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) und Bundesfreiwilligendienst (BFD)
Bei der Waldpädagogik besteht die Möglichkeit ein Freiwilliges Ökologisches Jahr oder den Bundesfreiwilligendienst zu absolvieren. Genauere Informationen finden Sie auf unserer Internetseite.
Jugendgruppen und Vereine
Für diese Gruppen stellen wir ein individuelles Programm zusammen. Unser Angebot reicht vom Walderleben über eine Nachtwanderung bis hin zum Baumklettern. Kosten auf Anfrage.
Familienausflüge
Familiengruppen, die einen Ausflug zum Waldklassenzimmer oder in den Wald unternehmen wollen, stellen wir ein an das Alter der Kinder angepasstes Programm zusammen. Darüber hinaus haben wir natürlich auch unsere Familienangebote im Jahresprogramm.
Waldspielgruppe
Familien mit Kindern von null bis drei Jahren haben die Möglichkeit, sich wöchentlich einmal nachmittags im Wald zu treffen. Ältere Geschwisterkinder sind selbstverständlich auch willkommen. Genauere Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung für dieses kostenlose Angebot finden Sie auf unserer Internetseite.
Angebote für Senioren
Ob gemütlicher Spaziergang im Wald oder kreatives Gestalten mit Naturmaterialien oder dem Werkstoff Holz – auch für Seniorengruppen halten wir ein reichhaltiges Programmangebot bereit.
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 1312 | Stadt – Wald – Mensch
Betriebsausflüge
Sie wollen bei Ihrem Betriebsausflug etwas ganz Besonderes erleben? Mit uns können Sie beispielsweise eine Baumfällung durchführen oder gemeinsam einen Hochsitz bauen, Ihre Teamfähigkeit testen oder auch auf unterhaltsame Weise den heimischen Wald näher kennenlernen. Eine anschließende Nutzung des Waldklassenzimmers zum Grillen und gemütlichem Beisammensein ist möglich. Kosten und Dauer der Veranstaltung können Sie bei uns erfahren.
Kindergeburtstage
Wir stellen pädagogischen Fachkräften das Waldklassenzimmer zur Verfügung, die dort ein an die Jahreszeit und Witterung angepasstes Programm durchführen. Die Kosten für ein solches Programm liegen montags bis freitags bei 45 Euro/Stunde und am Wochenende bei 50 Euro/Stunde. Hinzu kommt eine Nutzungspauschale von:
Bitte beachten Sie: die Organisation der Veranstaltung wird ausschließlich von den Pädagoginnen und Pädagogen durchgeführt, die auf unserer Internetseite unter der Rubrik „Weitere Angebote – Kindergeburtstage“ aufgeführt sind. Bitte nehmen Sie direkt mit den Anbieterinnen und Anbietern Kontakt auf!
Nutzung von Außengelände und WC 20 Euro
Nutzung einer Grillstelle 10 Euro
Nutzung der Holzwerkstatt 10 Euro
Nutzung des Waldklassenzimmers inklusive Gelände und Grillstelle
50 Euro
Veranstaltungen im Jahresprogramm 2019
Auf den folgenden Seiten finden Sie alle Veranstaltungen, die wir in 2019 anbieten. Verschiedene Piktogramme zeigen die jeweilige Zielgruppe und den thematischen Schwerpunkt.
Bitte beachten Sie: Sofern eine Anmeldung notwendig ist, benötigen wir von Ihnen die vollständige Adresse. Sie können sich telefonisch, per Formular über unsere Internetseite oder formlos per E-Mail anmelden. Wir schicken Ihnen dann eine Teilnahmebestätigung zu, aus der auch der jeweilige Treffpunkt hervorgeht. Ihre Daten werden nicht an Dritte weitergegeben und nach der Veranstaltung wieder gelöscht.
Erwachsene
Familie
Kinder
Biologische Vielfalt
Entschleunigung
Kreatives Gestalten
Kulinarisches Erlebnis
Radtour
Bitte beachten Sie folgende Fristen:
Thematische Schwerpunkte Zielgruppen
Absage bis 14 Tage vor Veranstaltungsbeginn
keine Stornogebühr
Absage bis 7 Tage vor Veranstaltungsbeginn
50 % der Teilnahmegebühr
Absage weniger als 7 Tage vor Veranstaltungsbeginn
100 % der Teilnahmegebühr
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 1514 | Stadt – Wald – Mensch
März
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Sa 23.03. Kleine Knospe – große Wirkung
Erwachsene 22
So 24.03. Entdeckertag am Waldklassenzimmer
Familien 22
So 24.03. Kreativ in der Holzwerkstatt: Salatbesteck
Erwachsene und Familien
23
Fr 29.03. Vortrag: wilde Tiere in der Stadt
Erwachsene 23
Sa 30.03. Plogging im Wald Erwachsene und Familien
23
Sa 30.03. Kreativ in der Holzwerkstatt: Besteck
Erwachsene und Familien
24
April
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Sa 06.04. Osterbasteln und Osterfeuer
Erwachsene und Familien
24 25
Sa 06.04. Freie Holzwerkstatt Erwachsene und Familien
25
ab Mi 10.04. Kundalini-Yoga – 6 Termine, jeweils mittwochs
Erwachsene 26
Fr 12.04. Wald vor unserer Haustür: Frühblüher im (Berg)Wald
Erwachsene 26
Sa 13.04. Waldrallye: entdecke den Wald mit der App 4.0
Erwachsene und Familien
27
Sa 13.04. Essbare Wildpflanzen im Frühlingswald
Erwachsene 27
Di – Fr
23.04. – 26.04.
Ferienprogramm: Kuckuck ruft´s aus dem Wald
Kinder 28
Fr 26.04. Maikäfer im Hardtwald Erwachsene 29
Fr 26.04. Familienausflug zu den Maikäfern
Familien 30
So 28.04. Heia Walpurgisnacht Familien 31
ab Di 30.04. Hatha-Yoga – 10 Termine, jeweils dienstags
Erwachsene 32
Veranstaltungskalender
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 1716 | Stadt – Wald – Mensch
Mai
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Sa 04.05. Kreativ in der Holzwerkstatt: Geschenkideen zum Muttertag
Familien 32
So 05.05. Vogelstimmenspaziergang zum Frühstück
Erwachsene und Familien
33
ab Do 09.05. QiGong am Morgen – 10 Termine, jeweils donnerstags
Erwachsene 33
Fr 10.05. Radtour: Waldgeschichten rund um die Eiche
Erwachsene 34
Sa 11.05. Wilde Waldküche Familien 34
So 12.05. Stunde der Gartenvögel Familien 35
So 12.05. Entdeckertag Familien 22
Fr 17.05. Exkursion: Wilde Tiere in der Stadt
Erwachsene 35
So 19.05. Tag der offenen Tür am Waldzentrum und Waldklassenzimmer
Erwachsene und Familien
36
So 19.05. Freie Holzwerkstatt Erwachsene und Familien
25
Fr 24.05. Wald vor unserer Haustür: Hardtwald
Erwachsene 36
Mi 29.05. Backen im Holzbackofen und Entdeckertag
Erwachsene und Familien
22
Fr 31.05. Barfußspaziergang im Wald
Erwachsene 37
Juni
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Sa 01.06. Kreativ in der Holzwerkstatt: Türstopper
Erwachsene und Familien
37
Sa 01.06. Exkursion: Wald und Bäume in der Bibel
Erwachsene 37
So 02.06. Entdeckertag am Waldklassenzimmer
Familien 22
So 02.06. Märchenstunde im Rosenhain
Familien 38
ab Mi 05.06. Qigong am Abend – 8 Termine, jeweils mittwochs
Erwachsene 38
Di – Fr
11.06. – 14.06.
Ferienprogramm: Abenteuer Wald
Kinder 39
Sa – So
15.06. – 16.06.
Survival im Wald Erwachsene 39
Mo – Mi, Fr
17.06. – 19.06. 21.06.
Ferienprogramm: Kunst zwischen Bäumen
Kinder 40
Mi 26.06. Backen im Holzbackofen und Entdeckertag
Erwachsene und Familien
22
Fr 28.06. Wald vor unserer Haustür: Neureut-Kirchfeld
Erwachsene 40
Sa 29.06. Vater-Kind-Wildnistag Familien 41
Sa 29.06. Kreativ in der Holzwerkstatt: Garderobenhaken
Erwachsene und Familien
41
So 30.06. Tiere und Pflanzen mit Migrationshintergrund
Erwachsene 42
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 1918 | Stadt – Wald – Mensch
Juli
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Fr 05.07. Wald vor unserer Haustür: Baummonumente in Rüppurr (Radtour)
Erwachsene 42
Sa 06.07. Wilde Tiere in der Stadt – auf Spurensuche
Familien 42
Fr 12.07. Radtour: Waldgeschichten rund um die Buche
Erwachsene 34
Fr 12.07. Musikalisch-literarischer Waldabend
Erwachsene 43
Sa – So
13.07. – 14.07.
Survival light Familien 43
So 14.07. Musikfrühstück Erwachsene und Familien
43
Do 18.07. Ein Nachmittag unter Eulen und Greifen
Familien 44
Fr 19.07. Baumbestimmung Erwachsene 44
Sa 20.07. Blütenworkshop Erwachsene 45
So 21.07. Entdeckertag Familien 22
Sa 27.07. Märchen am Lagerfeuer Erwachsene 45
Mo – Fr
29.07. – 02.08.
Ferienprogramm: Kelten Kinder 46
Mo – Fr
29.07. – 02.08.
Ferienprogramm: Waldindianer
Kinder 46
Mi 31.07. Backen im Holzbackofen und Entdeckertag
Erwachsene und Familien
22
August
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Mo – Fr
05.08. – 09.08.
Ferienprogramm: Reise nach Australien
Kinder 47
Mo – Fr
05.08. – 09.08.
Ferienprogramm: Räuber 1
Kinder 47
Mi 07.08. Entdeckertag Familien 22
Fr 09.08. Wald vor unserer Haustür: Klimawandel im Wald
Erwachsene 48
Mo – Fr
12.08. – 16.08.
Ferienprogramm: Räuber 2
Kinder 47
Fr 16.08. Entdeckertag Familien 22
Fr 16.08. Fledermäuse und andere Tiere der Nacht
Erwachsene 48
Fr 23.08. Entdeckertag Familien 22
Fr 23.08. Fledermausnacht Familien 49
Mo – Fr
26.08. – 30.08.
Ferienprogramm: Steinzeit Kinder 49
Mi 28.08. Entdeckertag Familien 22
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 2120 | Stadt – Wald – Mensch
September
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Mo – Fr
02.09. – 06.09.
Ferienprogramm: Waldwerkstatt
Kinder 50
Mi 04.09. Entdeckertag Familien 22
Sa 14.09. Waldbaden Erwachsene 50
So 15.09. Entdeckertag Familien 22
Do 19.09. Ein Nachmittag unter Eulen und Greifen
Familien 44
Mi 25.09. Backen im Holzbackofen und Entdeckertag
Erwachsene und Familien
22
Fr 27.09. Wald vor unserer Haustür: Waldstadt
Erwachsene 51
Oktober
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Sa 05.10. Wald und Whisky Erwachsene 51
Fr 11.10. Wald vor unserer Haustür: Neureuter Auenwald
Erwachsene 51
Fr 11.10. Musikalischer Mondspaziergang
Erwachsene 52
Sa 12.10. Herbstbasteln Familien 52
Sa 12.10. Freie Holzwerkstatt Erwachsene und Familien
25
Sa 12.10. Kulinarischer Genuss vom Waldesrand
Erwachsene 53
Fr 18.10. Schatzsuche im dunklen Wald
Familien 53
Fr 18.10. Radtour: Waldgeschichten rund um die Kiefer
Erwachsene 34
Sa 19.10. Kulinarische Schätze im Herbstwald
Erwachsene 54
Sa 26.10. Backen im Holzbackofen und Entdeckertag
Erwachsene und Familien
22
Mo – Do
28.10. – 31.10.
Ferienprogramm: Herbstwald
Kinder 54
Do 31.10. Halloween im Wald Familien 55
November
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Sa 09.11. Laternenbau aus Weidenruten
Familien 55
So 10.11. Überwinterung der Tiere Familien 55
Sa 16.11. Holzernte im Wald Erwachsene 56
Fr 22.11. Adventsgestecke und Kränze selbst gemacht
Erwachsene 57
Sa 23.11. Adventsbasteln Erwachsene und Familien
58
Sa 23.11. Freie Holzwerkstatt Erwachsene und Familien
25
Dezember
Tag Datum Veranstaltung Zielgruppe Seite
Sa 07.12. Weihnachtgeschenke für Waldtiere
Familien 58
Di – Do
10.12. – 12.12.
Lichterreise am Waldklassenzimmer
Familien 59
Sa 14.12. Krippen und Krippenfiguren basteln
Erwachsene und Familien
59
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 2322 | Stadt – Wald – Mensch
Samstag, 23. März | 14 bis 18 Uhr Kleine Knospe – große Wirkung? Knospen naturkundlich, kulinarisch und als heilkräftiges Mittel
In den Knospen ist die höchste Lebenskraft der Pflanzen konzentriert. Erfahren Sie, was Knospen für die Bäume bedeuten und erkennen Sie Baumarten daran. Sie erleben, wie die Knospen und jungen Triebe als vitale Nahrung für uns und als heilkräftige Mittel verwendet werden können.
Referentin: Daniela Schneider, Wald-, Natur- und Wildnispädagogin Anmeldung bis 15. März – Kosten: 20 Euro/Teilnehmenden zuzüglich 8 Euro Materialkosten
Mittwoch, 29. Mai | 26. Juni | 31. Juli | 7. August | 28. August | 4. September | 25. September Freitag, 16. August | 23. August Samstag, 26. Oktober Sonntag, 24. März | 12. Mai | 2. Juni | 21. Juli | 15. September Entdeckertage am Waldklassenzimmer | jeweils von 14 bis 18 Uhr
An diesen Tagen haben wir geöffnet, ohne ein spezielles Programm anzubieten. Gebäude und Außengelände des Waldklassenzimmers stehen zum Entdecken, Staunen und freien Spiel zur Verfügung.
Diese Veranstaltungen sind ohne Anmeldung und kostenlos! Die Nutzung des Geländes erfolgt auf eigene Gefahr!
Sonntag, 24. März | 14 bis 18 Uhr Kreativ in der Holzwerkstatt: Salatbesteck schnitzen
Aus frischgeschlagenem Holz werden wir ein individuelles Salatbesteck schnitzen. Dabei benutzen wir Schnitzmesser und Säge.
Referent: Thomas Katz, Erzieher und Grünholzschnitzer Anmeldung bis 15. März – Kosten: 15 Euro/Teilnehmenden beziehungsweise für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 10 Euro, inklusive Materialkosten
Freitag, 29. März | 19 bis 21 Uhr Vortrag: wilde Tiere in der Stadt
Immer mehr Wildtiere finden in der Stadt einen neuen Lebensraum. Dabei kann es zu Konflikten mit den Menschen kommen. Bei diesem Vortrag erhalten Sie Informationen über die sogenannten Kulturfolger, die sich im Karlsruher Stadtgebiet aufhalten.
Referent: Stefan Lenhard, Wildtierbeauftragter Anmeldung bis 25. März – kostenlose Veranstaltung!
Samstag, 30. März | 9 bis 11 Uhr Plogging im Wald – Aktion im Rahmen der Karlsruher DreckWegWochen
Plogging steht für eine Natursportart, bei der Abfälle gesammelt und gleichzeitig gejoggt wird. Der Begriff setzt sich zusammen aus „plocka“ aus dem Schwedischen für „aufheben“ und Jogging. Nach einem kurzen Aufwärmtraining begeben wir uns in verschiedenen Leistungsklassen auf unterschiedliche Laufstrecken von einem, fünf oder zehn Kilometern und sammeln beim Laufen Abfälle im Wald.
Referent: Bernd Struck, sportlicher Förster Anmeldung bis 25. März – kostenlose Veranstaltung
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 2524 | Stadt – Wald – Mensch
Samstag, 30. März | 10 bis 14 Uhr Kreativ in der Holzwerkstatt: Besteck schnitzen
Aus frischgeschlagenem Holz werden wir Holzmesser, Brieföffner oder Löffel schnitzen. Sie entscheiden selber, was Sie am besten gebrauchen können!
Referent: Thomas Katz, Erzieher und Grünholzschnitzer Anmeldung bis 22. März – Kosten: 15 Euro/Teilnehmenden beziehungsweise für einen Erwachsenen und ein Kind, jedes weitere Familienmitglied 10 Euro, inklusive Materialkosten
Samstag, 6. April | 11 bis 17 Uhr Osterbasteln am Waldklassenzimmer
Unter der Anleitung einer Floristin ist die Fertigung von Osterdekorationen und -gestecken aus Naturmaterialien möglich. Für Kinder haben wir verschiedene Osterbastelaktionen vorbereitet. Auch die Holzwerkstatt ist zum Schnitzen geöffnet. Das Wald-Café lädt zu Kaffee, Kuchen und herzhaften Kleinigkeiten ein.
Ohne Anmeldung – Kosten: Bastelbeitrag 5 Euro/Familie
Samstag, 6. April | 17:15 bis 18 Uhr Osterfeuer am Waldklassenzimmer
Im Anschluss an das Osterbasteln entzünden wir auf dem Gelände des Waldklassenzimmers ein Feuer, um damit den Winter zu vertreiben und den Frühling zu begrüßen.
Ohne Anmeldung – kostenlose Veranstaltung!
Samstag, 6. April | 12. Oktober | 23. November Sonntag, 19. Mai jeweils von 12:30 bis 16:30 Uhr Kreativ in der Holzwerkstatt: freies Schnitzen
An diesen Tagen stehen wir Ihnen für Fragen und Beratungen zum Thema Holzbearbeitung zur Verfügung. Sie können selbst entscheiden, was Sie mit Holz gestalten wollen.
Referent: Thomas Katz, Schnitzer oder Nicolai Tschampel, Förster und Schreiner
Ohne Anmeldung – um eine Spende wird gebeten
26 | Stadt – Wald – Mensch Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 27
Mittwoch, 10. April | 17. April | 24. April | 8. Mai | 15. Mai | 22. Mai jeweils von 18 bis 19:30 Uhr Kundalini-Yoga am Waldzentrum – Im Einklang sein mit der Natur
Kundalini-Yoga ist eine gleichzeitig dynamische und entspannende Yogaform mit speziellen Atemtechniken und Meditationen. Am Waldzentrum, in der freien Natur praktiziert, wird der Kurs zu einem ganz besonderen, gesundheitsfördernden Erlebnis. Bei Interesse der Teilnehmenden kann der Kurs fortgeführt werden.
Kosten: 60 Euro/Teilnehmenden für sechs Termine, maximal 15 Teilnehmende Anmeldung bis 5. April bei Petra Kiefer, zertifizierte Kundalini-Yogalehrerin E-Mail: kiefer-petra@web.de | Telefon: 0171 9597351
Freitag, 12. April | 16:30 bis 18:30 Uhr Wald vor unserer Haustür: Frühblüher im (Berg-)Wald
Im Frühling ist der Waldboden übersät von den Blüten verschiedener Pflanzen. Bei diesem Spaziergang im Bergwald am Thomashof lernen wir einige davon genauer kennen.
Achtung: Witterungsbedingt kann es kurzfristig zu einer Verschiebung der Veranstaltung kommen. Referent: Ulrich Kienzler, Forstamtsleiter
Anmeldung bis 5. April – kostenlose Veranstaltung!
Samstag, 13. April | 11 bis 13 Uhr Waldrallye: Entdecke den Wald mit der App 4.0
Wald 4.0 ist eine kostenlose und offline einsetzbare App, die eine völlig neuartige Lernerfahrung rund um die Themen Wald und Naturschutz bietet. Die drei Touren, „Das Versteck“ (Kinder ab zehn Jahren), „Die Suche“ (Jugendliche ab 14 Jahren) und „Der Meister“ (Erwachsene), können einzeln oder in Gruppen bis vier Personen gespielt werden. Einfach die App Wald 4.0 auf das Android Smartphone herunterladen und eine Tour ausprobieren.
Referentin: Jessica Meyer-Rachner, Försterin und Waldpädagogin
Anmeldung bis 5. April – kostenlose Veranstaltung für Familien mit Kindern ab zehn Jahren, Jugendliche und Erwachsene!
Samstag, 13. April | 11 bis 13 Uhr Essbare Wildpflanzen im Frühlingswald – kennenlernen und verkosten
Im Vergleich mit unseren Kulturpflanzen sind die heimischen Wildpflanzen wahre Kraftpakete und strotzen nur so vor wertvollen Inhaltsstoffen. Sie erfahren, wie Sie die Pflanzen sicher bestimmen können und erleben, wie unsere heimischen „Superfoods“ schmackhaft zubereitet werden. Je nach Vegetationsstand probieren wir auch Blätter von Bäumen und Baumkeimlinge.
Referentin: Daniela Schneider, Wald-, Natur- und Wildnispädagogin
Anmeldung bis 5. April – Kosten: 20 Euro/Teilnehmenden zuzüglich 4 Euro Materialkosten
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 2928 | Stadt – Wald – Mensch
Dienstag, 23. April bis Freitag, 26. April jeweils 9 bis 14 Uhr Osterferienprogamm: Kuckuck, ruft´s aus dem Wald
Endlich ist wieder Zeit für Entdeckungen, Spiel und Abenteuer in der frisch erwachten Natur. Wir wollen diese Zeit ausgiebig genießen und uns überraschen lassen, was der frühlingshafte Wald alles zu bieten hat. Dabei erfahren wir viel über die Tiere und Pflanzen im Wald. Am Ende der Ferienwoche entfachen wir gemeinsam ein Lagerfeuer, an dem wir ein leckeres Mittagessen zubereiten.
Für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, maximal 14 Teilnehmende Kosten: 95 Euro/Kind inklusive Materialkosten ohne Verpflegung
Anmeldung bei Regine Schirmer, Waldpädagogin E-Mail: mail@naturerlebnis-schirmer.de Telefon: 07236 7282
Freitag, 26. April | 19 bis 21 Uhr Die Massenvermehrung des Waldmaikäfers im Hardtwald
Alle vier Jahre kann man im Hardtwald das Naturphänomen der Maikäfermassenvermehrung beobachten. In der Abenddämmerung starten die dicken Brummer zu ihren imposanten Flügen. Erfahren Sie interessante Details zu diesen Tieren, ihrem Einfluss auf das Ökosystem Wald und erleben Sie ein spannendes Naturschauspiel.
Achtung: Witterungsbedingt kann es kurzfristig zu einer Verschiebung der Veranstaltung kommen!
Referent: Andreas Ott, Förster und Waldpädagoge Anmeldung bis 18. April – kostenlose Veranstaltung!
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 3130 | Stadt – Wald – Mensch
Freitag, 26. April | 19 bis 21 Uhr „... in den Bäumen hin und her, fliegt und kriecht und krabbelt er“ – Familienausflug zu den Maikäfern
2019 fliegen, kriechen und krabbeln sie wieder – die Maikäfer! Bei diesem Ausflug bekommen Sie spannende Infos und lernen Spiele und Aktionen rund um den sonst vor allem aus dem Süßigkeitenladen bekannten Käfer kennen.
Achtung: Witterungsbedingt kann es kurzfristig zu einer Verschiebung der Veranstaltung kommen!
Referent: Martin Kurz, Förster und Projektleiter der Waldpädagogik Karlsruhe
Anmeldung bis 18. April – kostenlose Veranstaltung!
Sonntag, 28. April | 15 bis 18 Uhr Heia Walpurgisnacht – Familienrallye im Wald und am Feuer
In Anlehnung an die Geschichte der kleinen Hexe von Otfried Preußler lernen wir den Wald aus ihrer Sicht kennen und tanzen zum Schluss um das Walpurgisfeuer.
Referentin: Ulrike Rümmele, Wald- und Naturpädagogin
Anmeldung bis 23. April – Kosten: 12 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab fünf Jahren, jedes weitere Familienmitglied 6 Euro
32 | Stadt – Wald – Mensch Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 33
Dienstag, 30. April | 7. Mai | 14. Mai | 21. Mai | 28. Mai | 4. Juni | 25. Juni | 2. Juli | 9. Juli | 16. Juli | jeweils von 17 bis 18:30 Uhr Hatha-Yoga am Waldzentrum – Entspannung in der Natur (Präventionskurs)
Für Menschen, die mit Freude, Leichtigkeit und Gelassenheit beweglich und flexibel werden, Muskulatur systematisch aufbauen und über verschiedene Atemtechniken entspannen wollen.
Kosten: 100 Euro/Teilnehmenden für zehn Termine, maximal 15 Teilnehmende. Ein Zuschuss der Krankenkasse ist möglich. Anmeldung bis 23. April bei Radka Svehlova, zertifizierte Yogalehrerin
E-Mail: purnima-yoga@web.de Telefon: 0721 3297301 oder 0152 23416570
Samstag, 4. Mai | 10 bis 14 Uhr Kreativ in der Holzwerkstatt: Geschenkideen zum Muttertag
An diesem Tag können Kinder zusammen mit ihren Vätern in der Holzwerkstatt aus frischem Lindenholz Geschenke, wie zum Beispiel eine Holzblume, zum Muttertag schnitzen.
Referent: Thomas Katz, Erzieher und Grünholzschnitzer
Anmeldung bis 26. April – Kosten: 15 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 10 Euro, inklusive Materialkosten
Sonntag, 5. Mai | 7 bis 9 Uhr Vogelstimmenspaziergang mit anschließendem Frühstück im Waldzentrum bis etwa 11 Uhr
Im Frühjahr singen die Vögel um ihre Reviere zu markieren und Weibchen anzulocken. Anfang Mai besteht noch eine gute Chance, häufige Stimmen kennenzulernen und so die einzelnen Gesänge zu unterscheiden. Der Ornithologe wird die Vogelstimmen rund um das Waldzentrum erklären und Tipps geben, wie man sich einzelne Stimmen merken kann. Die Verpflegung für das anschließende Frühstück muss mitgebracht werden.
Referent: Oliver Harms, Diplom Geoökologe und Ornithologe
Anmeldung bis 26. April – Kosten: 5 Euro/Teilnehmenden, 10 Euro/Familie mit Kindern ab zehn Jahren, ohne Verpflegung
Donnerstag, 9. Mai | 16. Mai | 23. Mai | 6. Juni | 13. Juni | 27. Juni | 4. Juli | 11. Juli | 18. Juli | 25. Juli jeweils von 8 bis 9 Uhr Qigong – Kraft tanken am Morgen
Mit Qigong in den Tag zu starten ist eine wundervolle Möglichkeit zur Entspannung und zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Wir erarbeiten draußen in der Natur energetisierende und dabei entspannende Bewegungsfolgen mit meditativen Elementen. Bei Interesse der Teilnehmenden kann der Kurs fortgeführt werden.
Kosten: 60 Euro/Teilnehmenden für zehn Termine, maximal 15 Teilnehmende Anmeldung bis zum 3. Mai bei Beate Wolf, Osteopathin und Heilpraktikerin
E-Mail: praxis@beatewolf.de Telefon: 0721 8305052 oder 0171 2690304
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 3534 | Stadt – Wald – Mensch
Freitag, 10. Mai | 12. Juli | 18. Oktober jeweils von 16:30 bis 18:30 Uhr Waldgeschichten rund um die Eiche, Buche und Kiefer
Mit dem Fahrrad geht es durch den Hardtwald zu charakteristischen und besonderen Exemplaren der jeweiligen Baumart. Neben Informationen zur Biologie, Ökologie und forstlichen Nutzung hören Sie auch Gedichte und Geschichten rund um Eiche, Buche und Kiefer.
Referent: Martin Kurz, Förster und Projektleiter der Waldpädagogik Karlsruhe
Anmeldung bis 3. Mai (5. Juli, 11. Oktober) – kostenlose Veranstaltungen!
Samstag, 11. Mai | 14:30 bis 18 Uhr Wilde Waldküche
Bei einem Spaziergang durch den Frühlingswald sammeln wir essbare Wildpflanzen und kochen uns daraus zusammen mit anderen Zutaten am Lagerfeuer ein leckeres Waldmenü.
Referent: Oliver Bardon, Wald- und Wildnispädagoge, erlebnispädagogischer Trainer Anmeldung bis 4. Mai – Kosten: 20 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 10 Euro inklusive Kosten für Essen und Getränke
Sonntag, 12. Mai | 14 bis 17 Uhr Stunde der Gartenvögel am Waldklassenzimmer
Heute beobachten wir die Vogelarten am Waldklassenzimmer, lernen Unterschiede im Aussehen und Verhalten kennen und zählen die Anzahl der vorkommenden Tiere. Dabei nehmen wir teil an dem bundesweiten Projekt vom Naturschutzbund NABU. Ferngläser bitte mitbringen, soweit vorhanden.
Referentin: Heike Rösgen, Biologin und Waldpädagogin Ohne Anmeldung – kostenlose Veranstaltung!
Freitag, 17. Mai | 21 – 23 Uhr Wilde Tiere in der Stadt – auf Erkundungstour
Bei einem Spaziergang in der Günther-Klotz-Anlage entdecken wir neu eingewanderte und schon lange in Karlsruhe vorkommende wilde Stadtbewohner. Wie die Wildtiere in der Stadt leben und wie wir mit ihnen umgehen sollten, erfahren Sie bei diesem nächtlichen Streifzug.
Referent: Stefan Lenhard, Wildtierbeauftragter
Anmeldung bis 10. Mai – kostenlose Veranstaltung!
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 3736 | Stadt – Wald – Mensch
Freitag, 31. Mai | 17 bis 20 Uhr Barfußspaziergang auf Waldpfaden mit wildem Waldpicknick
Erleben Sie hautnah die vielfältigen Vorteile des Barfußgehens gegenüber der normalen Fortbewegung mit Schuhen. Während der Veranstaltung wechseln sich Übungen und Informationseinheiten ab. Sie entscheiden selber, wie lange Sie sich barfuß fortbewegen wollen. Im Wald genießen Sie ein Picknick aus wilden Wald- und Wiesenköstlichkeiten.
Referentin: Daniela Schneider, Wald-, Natur- und Wildnispädagogin Anmeldung bis 24. Mai – Kosten: 15 Euro/Teilnehmenden zuzüglich 5 Euro Materialkosten
Samstag, 1. Juni | 10 bis 14 Uhr Kreativ in der Holzwerkstatt: Türstopper schnitzen
Heute können lustige Türstopper mit Tierfiguren gestaltet werden, damit ab sofort keine Tür im Haus mehr mit lautem Knall zufällt!
Referent: Thomas Katz, Erzieher und Grünholzschnitzer Anmeldung bis 24. Mai – Kosten: 15 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 10 Euro, inklusive Materialkosten
Samstag, 1. Juni | 13 bis 17 Uhr Wald und Bäume in der Bibel
Viele Bibelstellen beschäftigen sich mit Bäumen oder dem Wald. Wir lernen solche Zitate kennen und erfahren, wie der Wald in damaliger Zeit in Israel und Europa aussah. Nach dem historischen Einstieg begeben wir uns in den heutigen Wald bei Rüppurr. Durch bewusste Wahrnehmung der Schöpfung gehen wir auch auf unsere Verantwortung ihr gegenüber ein.
Referenten: Bernd Struck, Förster und Angehörige des Stadtklosters St. Franziskus Anmeldung bis 24. Mai – kostenlose Veranstaltung!
Sonntag, 19. Mai | 11 bis 17 Uhr Tag der offenen Tür an Waldzentrum und Waldklassenzimmer
Unter dem Motto „Stadt – Wald – Mensch“ erwartet Sie im Hardtwald ein abwechslungsreiches Programm von Waldpädagogik und Forstamt Karlsruhe mit vielen Mitmachangeboten und Vorführungen. Verschiedene Stände von anderen Anbietern ergänzen das Angebot. Eine Kutsche fährt durch den Frühlingswald und auch die Holzwerkstatt ist geöffnet. Selbstverständlich ist für Essen und Trinken gesorgt.
Ohne Anmeldung – kostenlose Veranstaltung!
Freitag, 24. Mai | 16:30 bis 18:30 Uhr Wald vor unserer Haustür: Streifzug durch den Hardtwald
Auf einem kleinen Rundgang mit dem Revierförster wollen wir den stadtnahen Hardtwald, seine Bedeutung für den Menschen und seine Bewohner besser kennen lernen.
Referent: Martin Kurz, Förster und Projektleiter der Waldpädagogik Karlsruhe Anmeldung bis 17. Mai – kostenlose Veranstaltung!
Mittwoch,29. Mai | 26. Juni | 31. Juli | 25. September Samstag, 26. Oktober | jeweils von 14 bis 18 Uhr Backen im Holzbackofen
An diesen Tagen backen wir gemeinsam im Holzbackofen. Zu Beginn bis etwa 15:30 Uhr ist die Temperatur geeignet für Flammkuchen. Anschließend kann man Pizza, dann Brot, Brötchen oder Kuchen backen – zum Mitnehmen oder zum direkten Verzehr. Zutaten oder Teige müssen mitgebracht werden!
Ohne Anmeldung – Kosten: 5 Euro als Beitrag für die Instandhaltung des Ofens und für Brennholz.
38 | Stadt – Wald – Mensch Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 39
Sonntag, 2. Juni | 15 bis 16 Uhr Märchenstunde im Rosenhain
Lasst euch an einem verwunschenen Ort von Dornröschen und anderen Märchen verzaubern! Als Andenken wird eine kleine Biene gebastelt.
Referentin: Annette Volz, Märchenerzählerin
Anmeldung bis 24. Mai – Kosten: 5 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind zwischen vier und sechs Jahren, für jedes weitere Familienmitglied wird um eine kleine Spende gebeten
Mittwoch, 5. Juni | 12. Juni | 19. Juni | 26. Juni | 3. Juli | 10. Juli | 17. Juli | 24. Juli jeweils von 18 bis 19 Uhr Qigong – den Tag entspannt ausklingen lassen
Mit Qigong den Abend zu beginnen, ist eine wundervolle Möglichkeit zur Entspannung und zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte. Wir erarbeiten draußen in der Natur energetisierende und dabei entspannende Bewegungsfolgen mit meditativen Elementen. Bei Interesse der Teilnehmenden kann der Kurs fortgeführt werden.
Kosten: 50 Euro/Teilnehmenden für acht Termine, maximal 15 Teilnehmende
Anmeldung bis zum 31. Mai bei Beate Wolf, Osteopathin und Heilpraktikerin E-Mail: praxis@beatewolf.de Telefon: 0721 8305052 oder 0171 2690304
Dienstag, 11. Juni bis Freitag, 14. Juni | jeweils 9 bis 14 Uhr Pfingstferienprogramm: Abenteuer Wald
Wir erkunden den frühsommerlichen Wald. Bei gemeinsamen Entdeckungen und Spielen werden wir viel Spannendes über den Wald und seine Bewohner erfahren. Am Ende der Ferienwoche entzünden wir ein gemütliches Lagerfeuer. Das Programm findet zum Teil auf dem Gelände des Waldklassenzimmers statt.
Für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, maximal 18 Teilnehmende Kosten: 95 Euro/Kind, inklusive Materialkosten ohne Verpflegung
Anmeldung bei Regine Schirmer, Waldpädagogin E-Mail: mail@naturerlebnis-schirmer.de Telefon: 07236 7282
Samstag, 15. Juni bis Sonntag, 16. Juni | jeweils 10 Uhr Wildnis erleben: Survival-Experience-Basiskurs – 24 Stunden im Wald
Unsere Vorfahren lebten noch völlig mit und von der Natur! Viele dieser Fähigkeiten gingen in unserer modernen Lebensweise verloren, aber unsere Verbindung zu dieser natürlichen Welt bleibt, wie auch die Faszination für das Leben draußen! Für 24 Stunden werden wir uns in diese Welt wagen! Wir bauen im Wald einen Unterschlupf und verbringen darin die Nacht. Außerdem machen wir mit einfachen Mitteln Feuer, sammeln Einiges an Nahrung frisch aus dem Wald und bereiten es zu. Für dieses Erlebnis gilt es unter Umständen sich der einen oder anderen Angst zu stellen und eigene Erfahrungen zu erweitern. Seien Sie bereit für diese Herausforderung!
Referent: Oliver Bardon, Wald- und Wildnispädagoge, erlebnispädagogischer Trainer Anmeldung bis 7. Juni – Kosten: 60 Euro/Teilnehmenden
40 | Stadt – Wald – Mensch Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 41
Montag, 17. Juni bis Mittwoch, 19. Juni und Freitag, 21. Juni jeweils 9 bis 14 Uhr Pfingstferienprogramm: Von Land-Art bis Woodknitting – Kunst zwischen Bäumen
Wir verwandeln das Waldklassenzimmergelände und den angrenzenden Wald in einen Raum der Kunst: Waldgeister aus Ton und Filz, Land-Art- Projekte, bestrickte Bäume, Wegemarken aus verschiedensten Materialien – der Fantasie sind (fast) keine Grenzen gesetzt. Natürlich ist der Wald auch Spiel-, Bau- und Erkundungsort.
Für Kinder zwischen acht und zehn Jahren, maximal 12 Teilnehmende
Kosten: 105 Euro/Kind, inklusive Materialkosten ohne Verpflegung Anmeldung bei Arne Trautmann, Steinbildhauer, Archäologe und Kulturpädagoge
E-Mail: ferienprogramm@kulturprojekte-trautmann.de Telefon: 0176 22870005
Freitag, 28. Juni | 16:30 bis 18:30 Uhr Wald vor unserer Haustür: Streifzug durch den Wald bei Kirchfeld
Auf einem kleinen Rundgang mit dem Revierförster wollen wir den Hardtwald bei Neureut-Kirchfeld, seine Bedeutung für den Menschen und seine Bewohner besser kennen lernen.
Referent: Martin Kurz, Förster und Projektleiter der Waldpädagogik Karlsruhe Anmeldung bis 21. Juni – kostenlose Veranstaltung!
Samstag, 29. Juni | 14 bis 19 Uhr Vater-Kind-Wildnistag
Kinder lieben abenteuerliche Wald-Aktionen, auch gerne mal mit dem Papa! Oft fehlt jedoch Zeit und Gelegenheit dafür – oder einfach die richtige Idee! Deshalb gibt es an diesem Tag die Möglichkeit für Väter mit ihren Kindern einen abenteuerlichen Nachmittag miteinander im Wald zu verbringen. Wir erkunden den Wald und werden bei einer spannenden Schatzrallye mit Geländespiel unsere Fähigkeiten als Abenteurer ausleben. Anschließend werden wir Feuer machen und gemeinsam am Lagerfeuer essen.
Referent: Oliver Bardon, Wald- und Wildnispädagoge, erlebnispädagogischer Trainer
Anmeldung bis 21. Juni – Kosten: 20 Euro für einen Vater und ein Kind von mindestens sechs Jahren, jedes weitere Kind 5 Euro, inklusive Materialkosten
Samstag, 29. Juni | 13:30 bis 17 Uhr Kreativ in der Holzwerkstatt: Garderobenhaken schnitzen
Aus Astgabeln wollen wir individuelle Garderobenhaken schnitzen – Unikate für besondere Orte!
Referent: Thomas Katz, Grünholzschnitzer und Erzieher
Anmeldung bis 21. Juni – Kosten: 15 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 5 Euro, inklusive Materialkosten
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 4342 | Stadt – Wald – Mensch
Sonntag, 30. Juni | 14:30 bis 17 Uhr Tiere und Pflanzen mit Migrationshintergrund
Was haben Marderhund, Kermesbeere und Varroamilbe gemeinsam? Wie unterscheiden sich heimische von neueingewanderten Tier- und Pflanzenarten? Welche Konsequenzen hat die Neueinwanderung für das heimische Waldökosystem? Diesen Fragen gehen wir heute bei einem kurzen Vortrag mit anschließendem Spaziergang nach.
Referentin: Heike Rösgen, Biologin und Waldpädagogin Anmeldung bis 21. Juni – kostenlose Veranstaltung!
Freitag, 5. Juli | 16:30 bis 18:30 Uhr Wald vor unserer Haustür: Radtour zu den Baummonumenten im Oberwald
Bei einer Radtour durch den Oberwald zwischen Dammerstock und Rüppurr lernen Sie markante Wuchsformen von Laub- und Nadelbäumen kennen.
Referent: Jürgen Hartig, Förster Anmeldung bis 28. Juni – kostenlose Veranstaltung!
Samstag, 6. Juli | 10 bis 12 Uhr Wilde Tiere in der Stadt – auf Spurensuche rund um das Wildgehege im Oberwald
Von welchem Wildtier stammt die Spur? In welchen Häusern leben die Wildtiere? Und wie unterhalten sich Wildschweine und Rehe? Dies und noch vieles mehr erkunden wir bei einem spielerischen Streifzug durch den Wald.
Referent: Stefan Lenhard, Wildtierbeauftragter Anmeldung bis 29. Juni – Kostenlose Veranstaltung für Familien mit Kindern ab fünf Jahren!
Freitag, 12. Juli | 20:30 bis 22:30 Uhr Musikalisch-literarischer Waldabend
Heute können Sie am Waldzentrum Geschichten und Gedichten über den Mond lauschen sowie sich bei Liedern und Schlagern über den Mond, die Nacht und die Romantik aus verschiedenen Epochen entspannen.
Referent und Referentinnen: Martin Kurz, Förster und Projektleiter der Waldpädagogik Karlsruhe, Lotti Schrabnelli und Peggy Püschel (Gitarre und Gesang) Anmeldung bis 5. Juli – um eine Spende für die Künstlerinnen wird gebeten
Samstag, 13. Juli | 14 Uhr bis Sonntag, 14. Juli | 10 Uhr Survival light – Into the Forest
Wer träumt nicht davon, einmal in einer aus Stöcken erbauten Hütte die Nacht unter freiem Himmel zu verbringen? Beim Aufwachen können wir die Waldtiere begrüßen und abends am Lagerfeuer Stockbrot und in Ahornblättern gebackene Kekse verzehren und dabei spannenden Geschichten lauschen.
Referent: Oliver Bardon, Wald- und Wildnispädagoge, erlebnispädagogischer Trainer Anmeldung bis 6. Juli - Kosten: 50 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 10 Euro
Sonntag, 14. Juli | 10 bis 13:30 Uhr Musikfrühstück am Waldzentrum
Heute kann auf dem Gelände des Waldzentrums gefrühstückt werden. Das Frühstück und die Picknickdecke sind mitzubringen. Für die musikalische Untermalung sorgen nicht nur die gefiederten Sänger ...
Ohne Anmeldung – kostenlose Veranstaltung!
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 4544 | Stadt – Wald – Mensch
Donnerstag,18. Juli | 19. September jeweils von 15:30 bis 18 Uhr Ein Nachmittag unter Greifvögeln und Eulen
Bei einer Führung durch die Falknerei Karlsruhe lernen Sie verschiedene Greifvogel- und Eulenarten kennen. Danach erleben Sie die Vögel in ihrem natürlichen Element. Hierbei werden die Kinder und Sie uns tatkräftig unterstützen, denn unter Anleitung werden Sie selbst mit den Tieren arbeiten.
Referentin und Referent: Martina und Pierre Kuhlmann, Falknerin und Falkner
Anmeldung erforderlich bis 11. Juli (12. September) – Kosten: 30 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 15 Euro
Freitag, 19. Juli | 15:30 bis 18 Uhr Welcher Baum ist das?
Der Wald entspannt und erholt uns. Aber welche Baumarten kommen dort vor? Erfahren Sie heute Interessantes über die wichtigsten Laub- und Nadelbaumarten im Hardtwald und wie man sie unterscheiden kann. Für Einsteigerinnen und Einsteiger ohne Vorkenntnisse geeignet.
Referent: Andreas Ott, Förster und Waldpädagoge Anmeldung bis 12. Juli – kostenlose Veranstaltung!
Samstag, 20. Juli | 14 bis 18 Uhr Blütenworkshop: Kulinarisches und Naturkundliches zu essbaren Blüten
Blüten sind nicht nur eine Augenweide und/oder ein Dufterlebnis, sondern können auch schmackhaft und sehr gesundheitsfördernd den Speiseplan erweitern. Im Workshop erfahren Sie vieles über den Facettenreichtum der Blüten und bereiten verschiedene Leckereien zu.
Referentin: Daniela Schneider, Wald-, Natur- und Wildnispädagogin Anmeldung bis 5. Juli – Kosten: 20 Euro/Teilnehmenden, zuzüglich 4 Euro Materialkosten
Samstag, 27. Juli | 20:30 bis 22 Uhr Wie das Feuer auf die Erde kam – Märchen rund um das Feuer
Am knisternden, flackernden Lagerfeuer werden in traditioneller Weise Märchen aus aller Welt und Wissenswertes rund ums Feuer erzählt. Ein Erlebnis für alle Sinne!
Referentin: Annette Volz, Märchenerzählerin Anmeldung bis 19. Juli – Kosten: 5 Euro/Teilnehmenden ab 16 Jahre
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 4746 | Stadt – Wald – Mensch
Montag, 29. Juli bis Freitag, 2. August | jeweils 9 bis 15 Uhr Sommerferienprogramm: Zeitreise zu den Kelten
Wir lernen das Leben der geheimnisvollen Kelten kennen, die vor mehr als 2.000 Jahren gelebt haben. Wir färben Wolle und verarbeiten diese auch weiter. Wir fertigen Schmuck oder ein Schutzamulett an und probieren die Kunst des Töpferns oder Korbflechtens aus. Auch ein Besuch bei der als magisch geltenden Eiche darf nicht fehlen. Sicherlich fallen uns eine Menge Geschichten dazu ein … Am letzten Tag probieren wir keltische Rezepte aus und backen auch Leckereien in unserem Lehmbackofen.
Für Kinder zwischen acht und zwölf Jahren, maximal 15 Teilnehmende Kosten: 115 Euro/Kind, inklusive Materialkosten, ohne Verpflegung
Anmeldung bei Gabi Tagscherer, Kunsthistorikerin und Museumspädagogin E-Mail: gtagscherer@yahoo.de Telefon: 06205 3096886
Montag, 29. Juli bis Freitag, 2. August jeweils 9 bis 15 Uhr Sommerferienprogramm: Waldindianer auf leisen Sohlen
In dieser Ferienwoche werden aus „Großstadtindianern“ richtige Waldindianer. Wir schleichen durch den Wald, gehen auf Tierspurensuche und entdecken spielerisch die Geheimnisse des Waldes. Mitten im Wald errichten wir unser Indianerlager. Hier halten wir Indianerrat, geben uns Indianernamen und lernen indianische Rituale kennen. Gemeinsam stellen wir aus Naturmaterialien Farben her und bauen für unser Pow-Wow eigene Musikinstrumente. So kann das Abenteuer als Waldindianer richtig losgehen!
Für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, maximal 18 Teilnehmende Kosten: 130 Euro/Kind, inklusive Materialkosten, ohne Verpflegung
Anmeldung bei Daniela Klüger, Biologin und Waldpädagogin sowie Christine Müller-Beblavy, Geoökologin und Waldpädagogin E-Mail: ferienprogramm@klueger.net Telefon: 0721 4999081
Montag, 5. August bis Freitag, 9. August jeweils 9 bis 14 Uhr Sommerferienprogramm: Didgeridoo und Känguru – Eine Reise nach Australien
Komm mit auf eine Reise ans andere Ende der Welt! Wir spüren im Wald den Traumpfaden der australischen Ureinwohner nach, lernen deren Tierwelt kennen und lassen Kunstwerke im Stil des Dot-Painting entstehen. Außerdem fertigen wir ein Didgeridoo, einen Regenmacher und einen Bumerang an. Am letzten Tag backen wir Brot und Bananenkuchen nach alten Rezepten der Aborigines.
Für Kinder zwischen sieben und zehn Jahren, maximal 15 Teilnehmende Kosten: 115 Euro/Kind, inklusive Materialkosten, ohne Verpflegung
Anmeldung bei Gabi Tagscherer, Kunsthistorikerin und Museumspädagogin E-Mail: gtagscherer@yahoo.de Telefon: 06205 3096886
Montag, 5. August bis Freitag, 9. August Montag, 12. August bis Freitag, 16. August jeweils 9 bis 14 Uhr Sommerferienprogramm: Im Wald da sind die Räuber 1 und 2
In dieser Ferienwoche wollen wir das Räuberleben ausführlich kennen lernen. Wir gründen eine Räuberbande, bauen uns ein geheimes Lager im Wald, erproben unsere neu erlernten Fähigkeiten und lernen einige Geheimnisse des Waldes kennen, denn richtige Räuber müssen sich im Wald gut zurecht finden. Am Ende der Ferienwoche bereiten wir ein richtiges Räubermahl am Lagerfeuer.
Für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, maximal 18 Teilnehmende Kosten: 115 Euro/Kind, inklusive Materialkosten, ohne Verpflegung
Anmeldung bei Regine Schirmer, Waldpädagogin E-Mail: mail@naturerlebnis-schirmer.de Telefon: 07236 7282
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 4948 | Stadt – Wald – Mensch
Freitag, 9. August | 16:30 bis 18:30 Uhr Wald vor unserer Haustür: Wie wirkt sich der Klimawandel auf unseren Wald aus?
Extremereignisse, Trockenheit und Hitze – unser Klima ändert sich. Doch was bedeutet dies langfristig für den Wald vor unserer Haustür? Bei einer Radtour durch den Wald informieren wir Sie über mögliche Änderungen und klimagerechten Waldumbau.
Referent: Ulrich Kienzler, Forstamtleiter Anmeldung bis 2. August – kostenlose Veranstaltung! Freitag, 9. August | 16:30 bis 18:30 Uhr
Freitag, 16. August | 19 bis 21:30 Uhr Abendspaziergang: Fledermäuse und andere Tiere der Nacht
Der Hardtwald ist Lebensraum für mehr als zehn Fledermausarten. Bei unserem Spaziergang lernen Sie typische Waldstrukturen der einzelnen Arten kennen und erfahren einiges über die Biologie, Gefährdung und Schutzmöglichkeiten dieser bedrohten Tiergruppe. Außerdem gibt es Informationen zu anderen nachtaktiven Waldtieren.
Referentin: Heike Rösgen, Biologin und Waldpädagogin, ehrenamtliche Fledermaus-Sachverständige
Anmeldung bis 9. August – kostenlose Veranstaltung!
Freitag, 23. August | 19 bis 21:30 Uhr Fledermausnacht
Im Rahmen der europäischen Batnight lernen wir die geheimnisvollen Flattertiere genauer kennen und gehen mit einem Batdetektor „auf die Jagd“.
Referentin: Heike Rösgen, Biologin und Waldpädagogin, ehrenamtliche Fledermaus-Sachverständige Anmeldung bis 15. August – Kosten: 10 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 5 Euro
Montag, 26. August bis Freitag, 30. August jeweils von 9 bis 15 Uhr Sommerferienprogramm: Zeitreise in die Steinzeit
Mit der Zeitmaschine begeben wir uns auf die Reise in lang vergangene Zeiten und spüren dem Leben in der Steinzeit nach. Wir werden töpfern, Speere schleudern, ein Feuersteinmesser nachbauen, mit selbst hergestellten Farben „Höhlenmalerei“ betreiben und vieles mehr.
Für Kinder zwischen sieben und elf Jahren, maximal 13 Teilnehmende Kosten: 125 Euro/Kind, inklusive Materialkosten, ohne Verpflegung Anmeldung: bei Arne Trautmann, Steinbildhauer, Archäologe und Kulturpädagoge
E-Mail: ferienprogramm@kulturprojekte-trautmann.de Telefon: 0176 22870005
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 5150 | Stadt – Wald – Mensch
Montag, 2. September bis Freitag, 6. September jeweils von 9 bis 14 Uhr Sommerferienprogramm: Waldwerkstatt
Zum Abschluss der Sommerferien nutzen wir den Wald als Raum zum Spielen und zur kreativen Gestaltung. Vom Baumblattdruck und Betonguss über Kräuterseife und selbst gefärbter Wolle bis hin zu Klappermonstern und Zapfengeistern – wir werden schöne Dinge zum Aufhängen, Verschenken und Selbstbenutzen herstellen.
Wir bilden zwei Gruppen für Kinder von sieben bis neun Jahren und für die Älteren. Beide Gruppen werden viel gemeinsam machen, aber auch unterschiedliche altersentsprechende Dinge unternehmen.
Für Kinder zwischen sieben und elf Jahren, maximal 20 Teilnehmende
Kosten: 115 Euro/Kind, inklusive Materialkosten ohne Verpflegung Anmeldung: bei Arne Trautmann, Steinbildhauer, Archäologe und Kulturpädagoge E-Mail: ferienprogramm@kulturprojekte-trautmann.de Telefon: 0176 22870005
Samstag, 14. September | 14 bis 18 Uhr Waldbaden - die gesundheitsfördernden Wirkungen der Waldatmosphäre
Das sogenannte „Waldbaden“ hat in Japan schon lange Tradition und ist dort anerkannter Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Es wird Shinrin Yoku genannt, wörtlich übersetzt „Eintauchen in die Waldatmosphäre“ oder kurz „Waldbaden“. Dies wollen wir heute erleben.
Referentin: Daniela Schneider, Wald-, Natur- und Erlebnispädagogin Anmeldung bis 7. September – Kosten: 20 Euro/Teilnehmenden
Freitag, 27. September | 15:30 bis 17 Uhr Wald vor unserer Haustür: Streifzug durch die Waldstadt
Heute sind wir in den Wäldern der Waldstadt unterwegs.
Referent: Reinhard Huber, Förster Anmeldung bis 20. September – kostenlose Veranstaltung!
Samstag, 5. Oktober | 14 bis 18 Uhr Flüssige Gerste trifft hartes Holz – Wald-Whisky-Wanderung
Erst durch die mindestens dreijährige Reifung in einem Holzfass wird aus einem Getreidebrand ein Whisky. Bei unserer circa fünf Kilometer langen Wanderung durch den Grünwettersbacher Wald besuchen wir verschiedene Eichen, vom Sämling bis zum 200-jährigen Baum. Neben Wissenswertem über Eichen erfahren und schmecken wir bei der Verkostung von fünf Whiskys, wie sich die Auswahl der Eichen auf den Geschmack des Whiskys auswirkt. Ein kleines „waldtypisches“ Vesper sorgt unterwegs für die nötige Stärkung.
Referenten: Bernd Struck, Förster und Rolf Dingler, Whiskyexperte (Chalet Dingler, Durlach) Anmeldung bis 27. September – Kosten: 60 Euro/Teilnehmenden
Freitag, 11. Oktober | 16:30 bis 18:30 Uhr Wald vor unserer Haustür: Streifzug durch den Neureuter Auenwald
Der Revierförster nimmt Sie mit auf einen Spaziergang zu charakteristischen Bäumen und Waldaspekten des Auenwaldes und berichtet über spannende Themen aus seinem Alltag.
Referent: René Hotz, Förster Anmeldung bis 4. Oktober – kostenlose Veranstaltung!
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 5352 | Stadt – Wald – Mensch
Freitag, 11. Oktober | 19 bis 21 Uhr Musikalischer Mondscheinspaziergang
Lieder und Schlager über den Mond, die Nacht und die Romantik aus verschiedenen Epochen machen diese Vollmondwanderung durch den nächtlichen Hardtwald zu einem besonderen Erlebnis.
Referentinnen: Lotti Schrabnelli und Peggy Püschel (Gitarre und Gesang) Anmeldung bis 4. Oktober – um eine Spende wird gebeten
Samstag, 12. Oktober | 11 bis 17 Uhr Herbstbasteln am Waldklassenzimmer
Naturmaterialien stellt uns der Wald in dieser Jahreszeit reichlich zur Verfügung. Familien können ihrer Kreativität und Bastelfreude freien Lauf lassen. Wer von der Anstrengung durstig wird, kann an der Apfelpresse einen frischen Saft trinken. Weitere kulinarische Köstlichkeiten gibt es im Wald-Café.
Ohne Anmeldung – Kosten: Bastelbeitrag 5 Euro/Familie
Samstag, 12. Oktober | 14 bis 16:30 Uhr Wie im Schlaraffenland – kulinarischer Genuss vom Waldesrand
Im Herbst ist im Wald der Tisch gedeckt und das nicht nur für die Tiere. Wir entdecken Waldränder ganz neu von ihrer kulinarischen Seite. Gemeinsam bestimmen wir die Sträucher am Wegesrand und ihre Früchte, tauschen Rezepte aus und genießen verschiedene „Waldrandprodukte“.
Referentin: Stephi Bauer, Försterin, Funktionsstelle Waldökologie
Anmeldung bis 4. Oktober – es wird um eine Spende für die Lebensmittel gebeten
Freitag, 18. Oktober | 18:30 bis 21:30 Uhr Schatzsuche im dunklen Wald
Wir erleben eine spannende Nachtwanderung, bei der wir nicht nur im Wald unseren Weg finden, sondern auch auf die Suche nach einem Schatz gehen! In einer abschließenden Lagerfeuerrunde können wir uns dann mit Stockbrot und Tee stärken und den Tag stimmungsvoll beschließen!
Referent: Oliver Bardon, Wald- und Wildnispädagoge, erlebnispädagogischer Trainer
Anmeldung bis 11. Oktober – Kosten: 20 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 8 Euro
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 5554 | Stadt – Wald – Mensch
Samstag, 19. Oktober | 14 bis 17 Uhr Kulinarische Schätze im Herbstwald
Bei unserem Streifzug durch den Herbstwald warten einige kulinarische und gesundheitsfördernde Schätze auf Sie. Sie erfahren, wie zum Beispiel Eichelkaffee und andere herbstliche Waldspezialitäten zubereitet werden. Hören Sie Kurioses über die Lebenswelt der Bäume und erweitern Sie Ihr naturkundliches Waldwissen. Natürlich gibt es auch wilde Probiererle zum Verkosten vor Ort.
Referentin: Daniela Schneider, Wald-, Natur- und Wildnispädagogin Anmeldung bis 11. Oktober – Kosten: 15 Euro/Teilnehmenden zuzüglich 4 Euro Materialkosten
Montag, 28. Oktober bis Donnerstag, 31. Oktober jeweils 9 bis 14 Uhr Herbstferienprogramm: unterm bunten Blätterdach
Der Herbst lädt uns ein, den Wald noch einmal mit allen Sinnen zu genießen bevor der Winter kommt. Wir erleben, wie sich die Tiere auf die kalte Jahreszeit vorbereiten, richten uns ein gemütliches Lager ein und halten uns bei wilden Waldspielen warm. Wir entdecken die vielen verschiedenen Farben des Herbstes und erschaffen daraus eigene Kunstwerke. Die gemeinsame Ferienwoche beschließen wir am wärmenden Feuer mit einem selbstgemachten Lagerfeueressen.
Für Kinder zwischen sechs und zehn Jahren, maximal 18 Teilnehmende
Kosten: 95 Euro/Kind, inklusive Materialkosten ohne Verpflegung Anmeldung bei Regine Schirmer, Waldpädagogin
E-Mail: mail@naturerlebnis-schirmer.de Telefon: 07236 7282
Donnerstag, 31. Oktober | 17 bis 19:30 Uhr Halloween im Wald - Familienrallye
Wir begeben uns im dunklen Wald auf Geisterjagd und stärken uns anschließend mit leckerem Stockbrot am gemütlichen Lagerfeuer.
Referentin: Regine Schirmer, Waldpädagogin Anmeldung bis 25. Oktober – Kosten 15 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 7,50 Euro
Samstag, 9. November | 13 bis 16 Uhr Licht in der dunklen Jahreszeit – Laternen und Lichtobjekte aus Weidenruten
Wir gestalten eine Laterne aus Weidenruten mit farbigem Seidenpapier.
Referentin: Christine Lutz, Wald-, Atelier- und Werkstattpädagogin Anmeldung bis 31. Oktober – Kosten: 15 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 7,50 Euro inklusive Materialkosten für eine Laterne
Sonntag, 10. November | 14 bis 17 Uhr Überwinterung der Tiere
Was brauchen Igel, Wildbienen, Schmetterlinge und Co. zum Überwintern und wie können wir ihnen helfen? Heute Nachmittag lernen wir unterschiedliche Überwinterungsstrategien kennen und basteln kleine Quartierhilfen, die am Waldklassenzimmer aufgestellt werden.
Referentin: Heike Rösgen, Biologin und Waldpädagogin Anmeldung bis 31. Oktober – um eine kleine Spende für Materialkosten wird gebeten
56 | Stadt – Wald – Mensch Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 57
Samstag, 16. November | 9 bis 13 Uhr Holzernte erleben – mit den Forstwirten im Bergwald unterwegs
Wenn im Herbst die Bäume ihre Blätter verlieren, beginnt im Wald die Holzernte. Erfahren Sie, nach welchen Kriterien die zu fällenden Bäume ausgewählt werden. Erleben Sie die Fällung und den bodenschonenden Transport. Außerdem zeigen wir, was aus dem gewonnenen Rohstoff alles entsteht.
Referenten: Frank Weber, Forsttechniker und Forstwirte Anmeldung bis 8. November – kostenlose Veranstaltung!
Freitag, 22. November | 14:30 bis 17 Uhr Adventskränze, -gestecke und Dekoration selbst gemacht
Unter Anleitung einer erfahrenen Floristin können Adventskränze und Türschmuck für die Vorweihnachtszeit gebastelt werden.
Referentin: Margit Kurz, Floristin Anmeldung bis 15. November – 22 Euro/Teilnehmenden, inklusive Reisig, zuzüglich Materialkosten
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 5958 | Stadt – Wald – Mensch
Dienstag, 10. Dezember bis Donnerstag, 12. Dezember jeweils von 17 bis 19:30 Uhr Lichterreise
Freuen Sie sich auf einen Adventsspaziergang im von Kerzen erleuchteten Wald. Weihnachtsgeschichten in Bildern, eine Krippe mit lebensgroßen Holzfiguren und Punsch am warmen Ofen erwarten Sie.
Ohne Anmeldung – kostenlose Veranstaltung!
Samstag, 14. Dezember | 11 bis 14 Uhr Weihnachtskrippen selbst gebaut/Weihnachtsfiguren selbst gemacht
Mit Naturmaterialien und vielen kreativen Ideen bauen wir unsere eigene Weihnachtskrippe. Eine Weihnachtsidee für Eltern mit Kindern oder Großeltern mit Enkeln.
Referentin: Ulrike Rümmele, Wald- und Naturpädagogin Anmeldung bis 6. Dezember – Kosten: 25 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab sechs Jahren, jedes weitere Familienmitglied 10 Euro, inklusive Materialkosten
Samstag, 23. November | 11 bis 17 Uhr Adventsbasteln am Waldklassenzimmer
Die Adventszeit rückt näher und es wird Zeit das Zuhause weihnachtlich zu dekorieren. Ob Sie unter Anleitung einer erfahrenen Floristin basteln oder selbst kreativ werden wollen, steht Ihnen frei. Auch die Schnitzwerkstatt ist geöffnet. Für Kinder haben wir uns ein spezielles Bastelprogramm ausgedacht. Im Wald-Café kann man sich diverse Kleinigkeiten schmecken lassen.
Ohne Anmeldung – Kosten: Bastelbeitrag 5 Euro/Familie (inklusive Material für einen Kranz oder ein Gesteck)
Samstag, 7. Dezember | 14 bis 17 Uhr Aktiv werden für den Artenschutz: Weihnachtsgeschenke für Waldtiere
Der Winter ist für die Waldtiere eine entbehrungsreiche Zeit. Deshalb stellen wir heute für unterschiedliche Tiergruppen artgerechtes Futter her und schenken es den Tieren im eigenen Garten oder am Waldklassenzimmer.
Referentin: Ulrike Rümmele, Wald- und Naturpädagogin Anmeldung erforderlich bis 30. November – Kosten: 10 Euro für einen Erwachsenen und ein Kind ab fünf Jahren, jedes weitere Familienmitglied 5 Euro, inklusive Materialkosten
Forstamt | Waldpädagogik Karlsruhe | 6160 | Stadt – Wald – Mensch
Impressum
Waldpädagogik Karlsruhe Waldzentrum – Forstamt, Stadt Karlsruhe Linkenheimer Allee 10 76131 Karlsruhe
Layout und Karte: Martina Hopp, Liegenschaftsamt
Bilder:
Titel: Sprung vom Baumhaus, Archiv Waldpädagogik
Seite 6: Waldsofa, Christine Bürger
Seite 7: Erlebnispädagogik im Wald, Archiv Waldpädagogik
Seite 10: Pflanzaktion in Grünwinkel, Archiv Waldpädagogik
Seite 11: Fortbildung am Waldzentrum, Archiv Waldpädagogik
Seite 14: Entdeckertag am Waldklassenzimmer, Archiv Waldpädagogik
Seite 15: Yoga am Waldzentrum, Archiv Waldpädagogik
Seite 16: Barfuß im Wald, Daniela Schneider
Seite 17: Backen im Holzbackofen, Archiv Waldpädagogik
Seite 18: Musikalischer Spaziergang, Archiv Waldpädagogik
Seite 19: Raus in den Wald, Christine Bürger
Seite 24: Schnitzvorlagen Besteck, Archiv Waldpädagogik
Seite 25: Holzwerkstatt, Archiv Waldpädagogik
Seite 28: Land-Art im Wald, Regine Schirmer
Seite 29: Frühlingswald, Archiv Waldpädagogik
Seite 30: Maikäfer, Martin Kurz
Seite 31: Walpurgisnacht, Archiv Waldpädagogik
Seite 34: Essbares aus dem Wald, Daniela Schneider
Seite 35: Haubenmeise, Oliver Harms
Seite 44: Greifvogel, Archiv Waldpädagogik
Seite 45: Essbare Blüten, Archiv Waldpädagogik
Seite 48: Radtour durch den Hardtwald, Archiv Waldpädagogik
Seite 49: Reise in die Steinzeit, Archiv Waldpädagogik
Seite 52: Holzmännchen, Archiv Waldpädagogik
Seite 53: Lagerfeuer, Archiv Waldpädagogik
Seite 56: Holzernte, Bernd Struck
Seite 57: Adventskranz, Archiv Waldpädagogik
Seite 58: Weihnachtsdekoration Holz, Archiv Waldpädagogik
Seite 59: Krippenbau, Archiv Waldpädagogik
Druck: xxxxxxx, Recyclingpapier, Auflage 8000 Exemplare
Stand: Januar 2019
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Tel. 0721 884 728 Fax 0721 882 563 E-Mail: robert.muerb@web.de
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Name: Vorname:
Straße und Hausnummer: PLZ und Ort:
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Telefon: Telefax:
Weitere Familienmitglieder, ggf. Geburtsdatum:
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BIC Kreditinstitut (Name):
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Ort: Datum: Unterschrift Kontoinhaber:
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Anfahrt zum Waldzentrum Das Waldzentrum befindet sich im stadtnahen Hardtwald in der Linkenheimer Allee 10. Sie erreichen es mit:
Fahrrad: durch den Schlossgarten bis zum Nordausgang am Teich, weiter die Linkenheimer Allee fahren bis eine Brücke über den Adenauerring führt. Von da aus noch etwa 500 Meter die Linkenheimer Allee entlang. Fahrradabstellplätze sind am Waldzentrum und Waldklassenzimmer vorhanden.
Bus Linie 73: ab Europaplatz Richtung „Kirchfeld Nord“ bis Haltestelle „Am Kanalweg“, von dort etwa ein Kilometer Fußweg.
Straßenbahn (Tram): ab Haltestelle Marktplatz etwa zweieinhalb Kilometer Fußweg durch den Schlosspark und die Linkenheimer Allee.
PKW: ab Durlacher Tor/Mühlburger Tor den Adenauerring entlang fahren. Zwischen Schützenhaus und Stadion bei der Fußgängerbrücke nach Norden in die Linkenheimer Allee abbiegen. Parkplätze befinden sich am Waldzentrum und nahe der Fußgängerbrücke (etwa 500 Meter Fußweg).
https://www.karlsruhe.de/b3/soziales/einrichtungen/kinderbuero/kinderinteressen/die_natur_des_kindes/natur_des_kindes_veranstaltung/HF_sections/content/ZZnnuCZ2m6gqvt/ZZoZGWTJ3a8fDV/Jahresprogramm%202019%202%20Teil.pdf
Konzept zur systematischen
Bürgerbeteiligung in Karlsruhe
Stadt Karlsruhe
AG Bürgerbeteiligung
Leitung: Amt für Stadtentwicklung
Beteiligte Ämter, Dienststellen und Gesellschaften: Dezernat 1 Dezernat 2 Gartenbauamt Karlsruher Schieneninfrastruktur-Gesellschaft mbH (KASIG) Kinderbüro Medienbüro Presse- und Informationsamt Schul- und Sportamt Stabsstelle Projektcontrolling Stadtjugendausschuss Stadtkämmerei Stadtmarketing Karlsruhe GmbH Stadtplanungsamt Umweltamt
Karlsruhe, April 2012
Inhalt
1 Bürgerbeteiligung im kommunalen Bereich mit repräsentativer Verantwortung................................................................................ 1
1.1 Einführung............................................................................................................. 1 1.2 Ziele von Beteiligungsverfahren............................................................................ 2 1.3 Grenzen von Bürgerbeteiligung............................................................................. 2 1.4 Empfehlungen zur Vorgehensweise...................................................................... 3
2 Instrumente und Verfahren zur Bürgerbeteiligung................................................. 5
2.1 Informelle Bürgerbeteiligungsinstrumente und -verfahren.................................... 5
2.1.1 Bisher in Karlsruhe eingesetzte Instrumente zur Bürgerbeteiligung...................................................................................... 5
2.1.1.1 Bürgerumfrage........................................................................... 6 2.1.1.2 Bürgermeistersprechstunde....................................................... 7 2.1.1.3 Forum, Versammlung, Konferenz.............................................. 8 2.1.1.4 Vor-Ort-Begehung, Spaziergang............................................... 10 2.1.1.5 Arbeitsgruppe, Workshop.......................................................... 11 2.1.1.6 Bürger-Ideenwettbewerb........................................................... 12 2.1.1.7 Mediation................................................................................... 13 2.1.1.8 Zukunftskonferenz..................................................................... 14
2.1.2 In Karlsruhe noch nicht erprobte Instrumente zur Bürgerbeteiligung..................................................................................... 15
2.1.2.1 Bürgerfragestunde.................................................................... 15 2.1.2.2 Bürgerhaushalt......................................................................... 16 2.1.2.3 Planungszelle / Bürgergutachten.............................................. 18 2.1.2.4 Open Space Konferenz............................................................ 20 2.1.2.5 Planning for Real...................................................................... 21 2.1.2.6 Konsensuskonferenz................................................................ 23 2.1.2.7 TRIPLEX-Partizipationsmodell................................................. 25 2.1.2.8 Bürgerrat................................................................................... 26
2.1.3 Bürgerbeteiligungsverfahren in Karlsruhe............................................... 29 2.1.3.1 City 2015................................................................................. 29 2.1.3.2 Karlsruhe Masterplan 2015..................................................... 30 2.1.3.3 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020.......... 31 2.1.3.4 Stadtteilentwicklungsprozesse................................................. 32
2.1.3.5 Spielleitplanung........................................................................ 33 2.1.3.6 Quartierbezogene Kinder- und Jugendbeteiligung................... 35 2.1.3.7 Objektbezogene Kinder- und Jugendbeteiligung..................... 36 2.1.3.8 Verkehrsentwicklungsplan....................................................... 37
2.1.3.9 Stadtteilprojekte zum Stadtjubiläum 2015................................ 39
2.2 Gesetzlich vorgeschriebene Bürgerbeteiligung.................................................. 41
2.2.1 Bürgerbegehren mit anschließendem Bürgerentscheid........................... 41 2.2.2 Bürgerentscheid durch Beschluss des Gemeinderats.............................. 41 2.2.3 Bürgerbeteiligung bei BPlan-Verfahren.................................................... 42 2.2.4 Flächennutzungsplan-Verfahren............................................................... 43 2.2.5 Sanierungsverfahren................................................................................ 44
3 Online-Bürgerbeteiligung, E-Partizipation.............................................................. 45
3.1 Grundlagen........................................................................................................... 45 3.2 Instrumente und Verfahren der
Online-Bürgerbeteiligung / E-Partizipation........................................................... 47 3.3 Zwischenfazit Online- Bürgerbeteiligung / E-Partizipation.................................... 49
4 Checkliste zur Bürgerbeteiligung............................................................................. 51
4.1 Überlegungen zur Auswahl des Beteiligungsinstruments...................................... 51 4.2 Feinplanung zur Ausgestaltung des Beteiligungsinstruments................................ 52 4.3 Umgang mit den Ergebnissen aus dem Beteiligungsprozess................................ 54
1
1 Bürgerbeteiligung im kommunalen Bereich mit repräsen- tativer Verantwortung
1.1 Einführung In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Vorfeld kommunaler Entscheidungen sehr stark gewandelt. In der Entscheidungsvorbereitung war eine direkte Einflussnahme der Bürgerinnen und Bürger kaum vorgesehen. Über die von Fall zu Fall stattfindende „Anhö- rung der Betroffenen“ dominierte die innere Sachlogik einer nach Wirtschaftlichkeit, Zweckmäßigkeit und Bedarfsgerechtigkeit zu treffenden Entscheidung. Das „Mitreden“ der Bürgerschaft im Vorfeld einer Sachentscheidung war kein bzw. kein bedeutender Verfah- rensschritt. Dennoch kann die Stadt Karlsruhe mit dem fast 100-jährigen Wirken der Bür- gervereine auf eine lange Phase praktizierter Bürgermitwirkung zurückblicken. Die Karls- ruher Bürgervereine bringen für ihren jeweiligen lokalen Zuständigkeitsbereich kontinuier- lich Bürgerauffassungen zu kommunalen Fragestellungen in Entscheidungsprozesse ein und haben hierfür Rederecht in den gemeinderätlichen Ausschüssen.
Kernaufgabe der Verwaltung dabei ist es, Entscheidungen für die politischen Gremien der Kommune vorzubereiten und mögliche Alternativen transparent zu machen. Im Vorder- grund steht weiterhin, dass mit der Wahl der Gemeinde- und Ortschaftsräte durch die Bür- gerinnen und Bürger alle Entscheidungsprozesse in Angelegenheiten der Gemeinde für die jeweilige Amtszeit in die Hände der gewählten Vertreterinnen und Vertreter und der von ihnen beauftragten Verwaltung übergegangen sind.
Politische Basisbewegungen, Bürgerinitiativen, aber auch teilweise massive Widerstände in der Bevölkerung gegen bestimmte (auch kommunale) Projekte haben die formale Praxis der repräsentativen Demokratie deutlich verändert. In der Bevölkerung hat sich ein breiter Mitgestaltungswille und eine beachtliche Mitwirkungsbereitschaft in Sachfragen entwickelt. Es ist deutlich geworden, dass eine unterlassene rechtzeitige Einbeziehung der Bürgerin- nen und Bürger in eine Projektentscheidung zu schwerwiegenden Verwerfungen und Blo- ckaden im Projektablauf führen kann. Diese Erkenntnis schlägt sich nicht zuletzt auch in aktuellen Aktivitäten auf Ebene der Bundes- und Landesregierungen nieder. Beispielswei- se will die Bundesregierung bis zum Herbst 2012 mit einer Gesetzesänderung und einem „Handbuch Bürgerbeteiligung“ erreichen, dass die Öffentlichkeit schon vor den klassischen Verwaltungsakten in die Vorhaben eingebunden wird. Umgekehrt liegen in Karlsruhe mit dem Bürgerbeteiligungsprozess City 2015 im Vorfeld des Bürgerentscheids zur Kombi- Lösung sehr gute Erfahrungen vor, die zeigen, dass durch umfassende Bürgermitwirkung ein breiter Konsens in der Bevölkerung hinsichtlich einer komplexen und weit reichenden Projektentscheidung erreicht werden kann.
Neben der erzeugten größeren Akzeptanz von Entscheidungen führen Bürgerbeteili- gungsprozesse auch zu einer höheren Transparenz von Prozessen sowie einer Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements. Um diesen Nutzen innerhalb der Bürgerschaft auf eine möglichst breite Basis zu stellen, ist es essentiell, bei der Durchführung von Partizipa- tionsprozessen die unterschiedlichen Möglichkeiten der Mitwirkung von z.B. Frauen und Männern, Migrantinnen und Migranten sowie von jungen und alten Menschen zu berück- sichtigen.
Darüber hinaus eröffnen sich für Bürgerinnen und Bürger durch den zunehmenden Einsatz des Internets neue Wege, sich stärker in städtische Belange einzubringen, sich unterein- ander zu vernetzen, Informationen auszutauschen und sich zu organisieren. Vor diesem
2
Hintergrund ist dem Thema Online-Bürgerbeteiligung bzw. E-Partizipation ein eigenes Ka- pitel (Kapitel 3) gewidmet.
1.2 Ziele von Beteiligungsverfahren Wenn auch die öffentliche Aufmerksamkeit sich vorwiegend auf (erzwungene) Bürgerent- scheide richtet, wenn Bürgerbeteiligung als „erfolgreich“ herausgestellt wird, so liegt das Gewicht bei der großen Mehrheit der inzwischen überall ablaufenden Beteiligungsverfah- ren darin, im Vorfeld einer Entscheidung gewählter Gremien (z. B. des Gemeinderats) ein möglichst präzises Meinungsbild der Bevölkerung zu einem Thema einzuholen und in den Entscheidungsprozess der gewählten Vertreterinnen und Vertreter einzuspeisen. Bürger- beteiligung bedeutet deshalb vor allem, die Grundlagen einer Sachentscheidung durch das Wissen und die Beiträge der Bevölkerung zu verbreitern und alternativen Lösungsvor- schlägen im Entscheidungsvorfeld eine Chance auf Gehör zu verschaffen. In welchem Umfang und welcher Intensität die Bevölkerung zur Mitwirkung eingeladen wird und wel- ches Beteiligungsformat angemessen erscheint, muss auf den jeweiligen Einzelfall bezo- gen werden. Hierzu bedarf es im Vorfeld einer fundierten Methodenabwägung. Eine all- gemeine Richtschnur gibt es dafür nicht. Die insgesamt anwendbaren Beteiligungsformen sind in Kapitel 2 ausführlich dargestellt.
Das Ziel von Beteiligungsverfahren ist nicht und kann auch nicht sein, Entscheidungen von der politischen Ebene auf andere Ebenen – z. B. den Souverän – zu übertragen. Vielmehr muss das repräsentative System unangetastet bleiben, die Grundlagen für die Entschei- dungsfindung sollen aber verbessert werden, indem von Fall zu Fall die dezidierte Auffas- sung der Bevölkerung (oder von Teilen davon) mit geeigneten Methoden erhoben und den übrigen sachbezogenen Entscheidungsgrundlagen hinzugefügt wird. Für die i. d. R. eh- renamtlich tätigen gewählten Vertreter und Vertreterinnen wird es dadurch eher leichter, ihr repräsentativ definiertes Amt auszuüben, da sie sich den durch ein Beteiligungsverfah- ren erzielbaren Erkenntnisgewinn aus Zeit- und Kostengründen kaum in eigenem Kennt- niserwerb verschaffen können. Die Entscheidungs- und Abwägungsfreiheit, z. B. nach § 32 (3) GemO, bleibt deshalb unberührt. Ein imperatives Mandat entsteht nicht. Diese Ü- berlegungen gelten analog für alle innerhalb der Verwaltung getroffenen Entscheidungen im Verhältnis zu einem durchgeführten Beteiligungsverfahren.
1.3 Grenzen von Bürgerbeteiligung Partizipationsprozesse können für alle Beteiligten einen großen Nutzen erbringen. Den- noch sind sie keine Allheilmittel, die immer und überall zur Problemlösung eingesetzt wer- den können.
Die Wirkungsgrenzen von Bürgerbeteiligung liegen entsprechend darin, dass die gesetz- lich festgelegten Zuständigkeiten im föderalen System durch Bürgermitwirkungsprozesse nicht ausgehebelt werden können. Dies gilt einmal dahingehend, dass bestimmte Ent- scheidungen bestimmten Ebenen zugeordnet sind (z. B. kommunale Daseinsvorsorge: Gemeinde). Zum anderen muss in Beteiligungsverfahren das Rahmengerüst der überge- ordneten Gesetze und Verordnungen (Kommune, Land, Bund, Europa) als feste „Leitplan- ke“ kommuniziert werden, über die sich Meinungsbildungsprozesse in der Bürgerschaft oder erarbeitete Lösungsvorschläge nicht einfach hinwegsetzen können. Dies führt zwangsläufig zu einer verantwortungsvollen Rolle der Expertinnen und Experten aus den Fachdienststellen in Beteiligungsprozessen. Einerseits werden sie für die beschriebene Rahmensetzung gebraucht, andererseits dürfen sie Beteiligungsprozesse weder mit ihren
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Ansichten dominieren, noch ein Klima genereller „Alternativlosigkeit“ erzeugen, das die Beteiligungsbereitschaft erlahmen lässt.
Grenzen von durch Beteiligung ermittelten Lösungswegen sind auch dort zu sehen, wo durch Partikularinteressen jedweder Art Vorschläge formuliert werden, die das Gemein- wohlprinzip nicht einhalten und bei ihrer Umsetzung zu Ungerechtigkeiten zwischen ver- schiedenen Bevölkerungsgruppen oder städtischen Teilräumen führen würden. Gleichzei- tig besteht die Schwierigkeit, alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen anzusprechen, sie einzubeziehen und ihnen die Möglichkeit zur Teilhabe zu geben. Damit ist die selektive Wahrnehmung der Angebote in Abhängigkeit sozio-demografischer Eigenschaften eine der bedeutsamsten Grenzen der Bürgerbeteiligung. Hier ist die Gewissensentscheidung der gewählten Mandatsträgerinnen und Mandatsträger bzw. die Gemeinwohlverpflichtung des Verwaltungshandelns als Korrektiv unabdingbar.
1.4 Empfehlungen zur Vorgehensweise Außer bei den gesetzlich festgelegten Beteiligungsformen, denen im vorliegenden Kon- zept ein eigenes Kapitel (Kapitel 2.2) gewidmet ist, gibt es keinen Ablauf, der die Beteili- gung von Bürgerinnen und Bürgern bei einer Projektentscheidung „automatisch“ auslöst. Jedes Einzelprojekt oder -vorhaben ist auf Relevanz und Tauglichkeit für die Einbeziehung der Bürgerschaft zu prüfen. Die städtischen Fachdienststellen wägen daher den Beteili- gungsbedarf eines Projekts frühzeitig ab. Sie schlagen ihrem zuständigen Fachdezernat dazu ein Beteiligungsformat (Kapitel 2.1) zur Ausführung vor. Das Fachdezernat entschei- det im Falle von Beteiligungsprojekten, die nicht extern moderiert werden und keine zu- sätzlichen personellen und finanziellen Ressourcen binden, hierüber direkt in Absprache mit dem Bürgermeisteramt. Umfangreiche Beteiligungsprozesse mit externer Moderation und zusätzlichen Sachaufwendungen werden einem gemeinderätlichen Gremium zur Be- schlussfassung vorgelegt.
Bei allen Beteiligungsprojekten wird das Dezernat 2 informiert. Das Dezernat 2 führt als zuständiges Dezernat für Bürgerbeteiligung eine Liste der beschlossenen bzw. in der An- bahnung befindlichen Beteiligungsverfahren. Diese Liste wird im Ratsinformationssystem (RIS) veröffentlicht. Darüber hinaus werden zur Erhöhung der Transparenz und der direk- ten Zugänglichkeit von Beteiligungsprozessen für alle Bürgerinnen und Bürger auf der Startseite karlsruhe.de unter der Rubrik „Beteiligen Sie sich!“ die jeweils aktuellen Beteili- gungsverfahren zeitnah und übersichtlich abrufbar dargestellt.
Durch die gute Kenntnis des jeweiligen Projektumfeldes, die bei den städtischen Fach- dienststellen vorliegt, kann in aller Regel davon ausgegangen werden, dass durch diese Verfahrensweise keine Beteiligungsbedarfe unbeachtet bleiben. Die Verwaltung schlägt deshalb vor, abzuwarten, ob die Notwendigkeit erwächst, zusätzlich Spielregeln für bür- gerinitiierte Beteiligungsverfahren zu entwickeln. Diese müssten sich an die Mechanismen des Bürgerbegehrens nach GemO anlehnen, aber wesentlich niedrigschwelliger und auch teilräumlich handhabbar ausgestaltet sein. Die Verwaltung schlägt vor, mit dem hier auf- gezeigten Verfahren zunächst Erfahrungen zu sammeln und die Erarbeitung von Regeln für (ausschließlich) bürgerseitig ausgelöste Beteiligung zurückzustellen.
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2 Instrumente und Verfahren zur Bürgerbeteiligung
Im Folgenden werden Instrumente und Verfahren zur Bürgerbeteiligung dargestellt, die bezogen auf ein Projekt oder einen Anlass einzusetzen sind. Nicht behandelt werden die für bestimmte kommunale Handlungsfelder zur dauerhaften Mitwirkung berufenen eh- renamtlich wirkenden Fachgremien wie z. B. Stadtseniorenrat, Behindertenbeirat, Migrati- onsbeirat, Forum Ehrenamt, Radlerforum, Naturschutzbeirat, Fahrgastbeirat des KVV oder sachkundige Bürgerinnen und Bürger in gemeinderätlichen Ausschüssen.
Seit Jahrzehnten liefert darüber hinaus die Arbeit der Bürgervereine für ihren lokalen Be- reich einen kontinuierlichen Input an Bürgermeinung für kommunalpolitische Entscheidun- gen. Die Arbeit der Bürgervereine ist für die Kommunalpolitik eine wertvolle Bereicherung. Ihre Arbeitsweise ist jedoch in der nachfolgenden Klassifizierung nicht korrekt abzubilden. Deshalb werden sie nicht als Beteiligungsformat aufgeführt.
2.1 Informelle Bürgerbeteiligungsinstrumente und -verfahren Bei informellen Bürgerbeteiligungsinstrumenten handelt es sich um Instrumente und Ver- fahren, welche nicht gesetzlich vorgeschrieben sind. Im Folgenden wird unterschieden zwischen bisher in Karlsruhe eingesetzten Instrumenten zur Bürgerbeteiligung, bisher nicht in Karlsruhe erprobten Instrumenten zur Bürgerbeteiligung und den in Karlsruhe durchgeführten Bürgerbeteiligungsverfahren. Bei Bürgerbeteiligungsverfahren kommen i. d. R. mehrere Instrumente in Kombination zum Einsatz.
2.1.1 Bisher in Karlsruhe eingesetzte Instrumente zur Bürgerbeteiligung Die bisher in Karlsruhe eingesetzten Instrumente zur Bürgerbeteiligung werden im Fol- genden kurz anhand von Steckbriefen vorgestellt. Neben einer Beschreibung des jeweili- gen Instruments, sind den Steckbriefen auch Angaben zu Teilnehmenden, Repräsentativi- tät, Zielen und geschätztem Aufwand zu entnehmen. Darüber hinaus wird exemplarisch dargestellt, zu welchen Anlässen die Instrumente in Karlsruhe eingesetzt werden und wel- che Erfahrungen bis dato vorliegen.
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2.1.1.1 Bürgerumfrage
Beschreibung Einem verkleinerten Abbild der Karlsruher Bürgerschaft oder einer räumlichen bzw. demo- grafischen Teilgruppe (z. B. Stadtteil, Anwohnerinnen und Anwohner) werden Fragen zu einer stadtentwicklungspolitischen Problematik gestellt.
Teilnehmende Rekrutierung der Teilnehmenden durch Stichprobenziehung aus dem Einwohnerre-
gister oder Vollerhebung Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden direkt per Brief oder Telefon kontaktiert
Repräsentativität Die soziale Zusammensetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommt der
Heterogenität der Gesamtbevölkerung nahe. Aufgrund der relativ hohen Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind die
Ergebnisse i. d. R. repräsentativ.
Ziel Einholen eines belastbaren Meinungsbilds
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten eher gering (ca. 20 Minuten)
Anwendung in Karlsruhe
Erfahrungen / Evaluation
1. Jährliche Durchführung der Bürgerum- frage zu ver- schiedenen Themen
Ergebnisse repräsentativer Umfragen bilden die Auffassungen in der Bürger- schaft zutreffend ab und bieten ein verlässliches politisches Controlling. Das Ergebnis des Bürgerentscheids „Kombilösung“ (2002) wurde in der Bürgerum- frage 2001 exakt vorweggenommen.
Bürgerumfragen können auch teilräumlich bzw. zielgruppenorientiert eingesetzt werden.
Der Umfang des Fragebogens ist begrenzt, da bei „zu langen“ Fragebögen die Rücklaufquote sinkt.
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2.1.1.2 Bürgermeistersprechstunde
Beschreibung Die Bürgermeisterin bzw. der Bürgermeister hält eine Sprechstunde zu einem vorher defi- nierten Thema oder einer Problemstellung ab.
Teilnehmende Teilnahme an der Sprechstunde steht i. d. R. allen Interessierten offen
Repräsentativität nicht gegeben, da Teilnahme offen Risiko, dass insbesondere „laute“ Stimmen Gehör finden
Ziel Einholen eines Meinungsbilds Sammeln von Anregungen
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten eher gering (ca. 1 bis 2 Stunden)
Anwendung in Karlsruhe
Erfahrungen / Evaluation
1. Bürger- Sprechstunde des Oberbür- germeisters
Oberbürgermeister Fenrich hat mit Beginn seiner Amtszeit 1998 die Bürger- Sprechstunde eingerichtet. Anfangs fanden in etwa 6-wöchigem Rhythmus Bürger-Sprechstunden mit etwa 6 bis 8 Petenten statt.
Da die Nachfrage sukzessive nachgelassen hat, findet seit 2009 keine Bürger- Sprechstunde mehr statt.
Einzelanliegen nimmt sich der Oberbürgermeister nach wie vor an. 2. Im Rahmen der Beteiligung von Kindern
Der Sozialbürgermeister kommt vor Ort (z. B. Europabad) und die Kinder spre- chen über ihre ortsbezogenen Bedürfnisse oder die Kinder kommen ins Rat- haus.
Der Einsatz erfolgt auch im Rahmen von Stadtteilbeteiligungen als Ende eines Prozesses und zu aktuellen Anlässen wie z. B. dem Weltkindertag.
Die Bürgermeistersprechstunde eignet sich gut für Kinderbeteiligung, wenn sie gezielt mit z. B. Schulklassen vorbereitet wird. Zu einem öffentlich angekündig- ten Termin ist es schwierig, genügend Kinder zusammen zu bekommen.
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2.1.1.3 Forum, Versammlung, Konferenz
Beschreibung Eine Begriffsabgrenzung der Begriffe Forum, Versammlung und Konferenz ist nicht mög- lich. Häufig folgen diese Beteiligungsinstrumente folgendem Schema:
1. Fachvortrag von Verwaltung oder Politik, Darstellung eines Sachverhalts durch Fachleute oder Vorstellung gruppenspezifischer Aktivitäten
2. Diskussion, evtl. unter Hinzuziehung von Expertinnen und Experten, Sach- verständigen sowie Fachkundigen
Insbesondere im Bereich der Kinder- und Jugendbeteiligung erfolgt eine zielgruppenspezi- fische Anpassung des Instruments mit Hilfe kind- bzw. jugendgerechter Methoden. Für die Teilnehmenden an einem Forum, einer Versammlung oder einer Konferenz besteht die Möglichkeit, Stellungnahmen abzugeben, Wünsche und Ideen einzubringen sowie sich über aktuelle Entwicklungen zu informieren. Als Ergebnis werden häufig Empfehlungen bzw. Forderungen an die Lokalpolitik formuliert.
Teilnehmende Das Instrument eignet sich insbesondere für größere Gruppen ab 20 Personen. Mögliche Teilnehmergruppen: Vertreterinnen und Vertreter von Interessengruppen,
der Politik, der Verwaltung, Bürgerinnen und Bürger sowie Fachleute Es besteht auch die Möglichkeit, bestimmte Zielgruppen, wie z. B. Kinder oder Ju-
gendliche, einzuladen. Die Teilnahme kann offen oder restriktiv (nur mit Einladung) erfolgen.
Repräsentativität nicht gegeben, wenn Teilnahme offen Gegeben, falls die Einladung restriktiv auf Basis einer vorhergehenden Stichpro-
benziehung erfolgt und die Anzahl der Teilnehmenden entsprechend hoch ist. Risiko, dass insbesondere „laute“ Stimmen Gehör finden
Ziel Betroffene in der Stadt sollen zu einem bestimmten Zeitpunkt über Politikaspekte,
Pläne und Programme informiert werden. Meinungen und Vorschläge werden eingeholt und diskutiert. Erarbeiten von Inhalten
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten variiert je nach Ausgestaltung
Anwendung in Karlsruhe
Erfahrungen / Evaluation
1. Bürgerver- sammlung nach §20a GemO
Bürgerversammlungen nach §20a GemO werden vom Gemeinderat anberaumt und vom Bürgermeister bzw. der Bürgermeisterin einberufen oder von der Bür- gerschaft beantragt (10 % der Einwohnerschaft). Vorsitz führt der Bürgermeister bzw. die Bürgermeisterin. Eine Bürgerversammlung kann per Quorum von der Bürgerschaft beantragt werden. Die Bürgerversammlung ist als Präsentation der Verwaltung angelegt, in der die Verwaltungsspitze ihr Handeln darlegt. Die Kommunikationsstruktur ist vordefiniert.
Die begrenzte Rolle der Bürgerschaft ist deutlich: „Die Vorschläge und Anregun- gen der Bürgerversammlung sollen innerhalb einer Frist von drei Monaten von dem für die Angelegenheit zuständigen Organ der Gemeinde behandelt werden.“
In Karlsruhe gab es bisher relativ wenige Bürgerversammlungen nach §20a. Zu
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nennen ist an dieser Stelle die Bürgerversammlung zum Neubau des Kongress- hotels am 19.04.2000.
2. Bürgerver- sammlung ge- mäß Überein- kunft zwischen der Stadt Karls- ruhe und den Karlsruher Bür- gervereinen (AKB)
Gemäß der Übereinkunft der Stadt Karlsruhe mit den Karlsruher Bürgervereinen liegt die Initiative zur Einberufung einer Bürgerversammlung beim Bürgerverein. Der Gemeinderat fasst demzufolge keinen Beschluss über die Durchführung ei- ner Bürgerversammlung.
Die Tagesordnungspunkte werden zwischen dem Bürgerverein und der Verwal- tung abgestimmt. Öffentliche Bekanntmachung, pressemäßige Verwertung sowie Koordination der Organisation und Abstimmung der Referenten erfolgen durch städtische Ämter (Presse- und Informationsamt bzw. Hauptamt).
Die Bürgerversammlung findet unter gemeinsamem Vorsitz des Bürgervereins und des (Ober-) Bürgermeisters bzw. der (Ober-) Bürgermeisterin statt.
3. Stadtteilkon- ferenz
Im Stadtteil anstehende oder ablaufende Projekte werden von den Fachdienst- stellen vor der versammelten Bürgerschaft dargestellt und können (begrenzt) dis- kutiert werden.
Stadtteilkonferenzen finden im Laufe von Beteiligungsprozessen statt. Stadtteilkonferenzen machen das Verwaltungshandeln transparent. Die Bürger-
schaft wird aus erster Hand informiert und in das Geschehen eingebunden. Der Verwaltung bietet sich die Möglichkeit, ihr Handeln plausibel darzustellen und die gewählte Vorgehensweise gegenüber anderen Handlungsoptionen zu qualifizie- ren. Der informelle Charakter der Stadtteilkonferenz gestattet große Freiheiten in der Gestaltung des Ablaufs.
4. Forum Kom- bilösung
Neben den aktuellen Sachstandsberichten werden aus diesem Forum auch An- regungen und Ideen mitgenommen und auf Umsetzung geprüft.
Beim Forum Kombilösung kommen neben der Öffentlichkeit auch Fachämter und Politik zusammen. Das Forum stellt somit ein interessensübergreifendes Medium dar.
5. Forum Stadt- jubiläum 2015
Dieses 2009 initiierte Forum trifft sich ein- bis zweimal jährlich. Es besteht aus vom Oberbürgermeister eingeladenen Multiplikatoren sowie ausgewählten Bür- gerinnen und Bürgern.
Im Forum Stadtjubiläum werden die Teilnehmenden über den Sachstand der Ju- biläumsplanungen informiert sowie Arbeitsgruppen und Diskussionen durchge- führt. Die wichtige Rolle der Stadtteile beim Stadtjubiläum 2015 wurde seit des- sen Gründung anerkannt. Das Forum kann dazu dienen, den Nerv der Stadtteile zu treffen und deren Unterschiedlichkeit zu berücksichtigen.
6. Im Rahmen der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen 6.1 Jugendkon- ferenz bzw. Stadtjugend- konferenz
Karlsruher Jugendliche bekommen die Gelegenheit, sich zu sie betreffenden Themen zu äußern, Forderungen an die Lokalpolitik aufzustellen und gleichzeitig darzulegen, was sie zur Umsetzung dieser Forderungen beitragen.
Die 1. Karlsruher Jugendkonferenz wurde am 12.11.2011 vom StJA e.V. veran- staltet; eine Weiterführung ist unter dem Titel „Stadtjugendkonferenz“ geplant.
Die Beteiligten waren von Form und Ergebnissen der Jugendkonferenz begeis- tert.
6.2 Jugendfo- rum bzw. Jugend- stadtteil- konferenz
Jugendforen sind ein Baustein des „Konzept zur Beteiligung von Kindern und Ju- gendlichen in Karlsruhe“ in den Stadtteilen. Meist werden Jugendliche in Pla- nungs- oder Problemlösungsfragen anlassbezogen eingebunden.
Der große Vorteil des Jugendforums ist, dass es für alle Jugendlichen, unabhän- gig ihrer Herkunft oder Bildung, zugänglich ist. Ebenso wichtig ist, dass sich Ju- gendliche spontan und auf vielfältige Weise beteiligen können. Durch Mitreden, kreative Mithilfe bei Präsentation und Gestaltung, aber auch durch ihre alleinige Anwesenheit können sie ihre Unterstützung des Vorhabens demonstrieren.
6.3 Kinderver- sammlung
Ziel ist es, nachhaltige kindgerechte Beteiligungsstrukturen im Stadtteil zu entwi- ckeln. Dazu soll in altersgerechter Umsetzung eine große Kinderversammlung zu verschiedenen Themenbereichen stattfinden.
In Durlach fanden am 14.7.2011 und am 17.11.2011 Kinderversammlungen der Klassenstufen 4 bis 6 statt.
Insgesamt 100 Kinder zwischen acht und zwölf Jahren der jeweiligen Schulen haben ihre Anliegen der örtlichen Politik und Verwaltung vorgetragen. Um das Thema zu vertiefen, fanden Streifzüge durch den Stadtteil statt.
7. Weitere Beispiele: Stadtbauforum, Kulturfrühstück, ...
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2.1.1.4 Vor-Ort-Begehung, Spaziergang
Beschreibung In Form eines Rundgangs durch einen Stadtteil / Wohngebiet / Nachbarschaft / Baustelle werden Punkte allgemeinen Interesses angelaufen und vor Ort von den Fachdienststellen mit der Bürgerschaft diskutiert.
Teilnehmende Teilnahme kann in einigen Fällen auf Nutzergruppe bzw. Betroffene (z. B. mobili-
tätseingeschränkte Personen, Kinder, Jugendliche, Ältere, Anwohnerinnen und An- wohner) beschränkt werden oder für alle Interessierten möglich sein.
Repräsentativität abhängig von der konkreten Ausgestaltung Risiko, dass insbesondere „laute“ Stimmen Gehör finden
Ziel Aufnahme von Anregungen Informationsaustausch und gegenseitige Akzeptanz zwischen Betroffenen und pla-
nender Verwaltung Meinungsbild einholen Inhalte erarbeiten
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten eher gering (ca. 1 bis 2 Stunden)
Anwendung in Karlsruhe
Erfahrungen / Evaluation
1. Stadtteilspa- ziergänge (Stadt- teile mit Entwick- lungsbedarf, Sa- nierungsgebiete)
Niedrigschwelliges Instrument, vor allem geeignet für Gestaltungsfragen des Verkehrs, des öffentlichen Raums und des Wohnumfelds. Dient zur (erstmali- gen) Aufnahme von Einschätzungen und Problemwahrnehmung der Bürger- schaft.
Die Durchführung von Stadtteilspaziergängen ist wetterabhängig. 2. Kinderbeteili- gung in Rintheim
Gemeinsam mit Kindern wird deren Stadtteil erkundet. Hierbei führen die Kinder die Erwachsenen an ‚ihre Plätze‘ und zeigen Problemlagen auf.
Da die Kinder den Spaziergang führen ist diese Methode sehr aufschlussreich um die Bewegungsräume der Kinder zu erschließen. Um ein valides Bild zu er- halten, ist die Einbindung der Schule(n) im Stadtteil sinnvoll.
3. Architektur- spaziergang
Bei dem „Kritischen Architekturspaziergang“ werden vor Ort mit den Teilneh- menden gebauter Bestand und Planungen eines Stadtteils bzw. Entwicklungs- bereiches diskutiert.
Das Ziel besteht darin, Interessierte zu informieren, Zusammenhänge darzu- stellen und vor Ort eine Diskussionsplattform zu bieten. I. d. R. werden Anre- gungen der Teilnehmenden nicht gezielt gesammelt, jedoch gelegentlich selbst erledigt, in die weitere Arbeit integriert oder weitergegeben.
Bisher trafen die Architekturspaziergänge auf sehr gute Resonanz. In der Pres- se wird regelmäßig und ausführlich berichtet. Architekturspaziergänge sind ein gutes Medium, um nicht nur die Fachöffentlichkeit anzusprechen.
4. Spielflächen- planung
Beim Neubau und der grundlegenden Sanierung von Spielflächen erfolgt eine zweistufige Beteiligung der interessierten Kinder, Eltern sowie der Anwohner- schaft. Im Einzugsbereich liegende Grundschulen und Kindertagesstätten wer- den gezielt einbezogen.
Ein bedarfsgerechtes Spielangebot lässt sich erkennen anhand der Nutzungsin- tensität, der Rückmeldungen von Anwohnerschaft, Kindertageseinrichtungen, Ortsverwaltungen, Bürgervereinen und Trendsportvereinen.
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2.1.1.5 Arbeitsgruppe, Workshop
Beschreibung Im Rahmen einer Arbeitsgruppe bearbeiten mehrere Personen in Form von Gruppenarbeit eine gemeinsame Aufgabe. Inhaltlich werden häufig Maßnahmenvorschläge zu relevanten Entwicklungsthemen eines Stadtteils / Wohngebiets / Sanierungsgebiets erarbeitet und der Verwaltung bzw. dem Gemeinderat zur Umsetzung vorgeschlagen.
Bei einem Workshop handelt es sich um eine moderierte Arbeitsgruppe. In einigen Fällen wird den Teilnehmerinnen und Teilnehmern an einem Workshop vor Beginn auch Wissen vermittelt.
Teilnehmende geeignet für kleinere Gruppen bis 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer Akteure aus Politik, Verwaltung und Bürgerschaft Die Berücksichtigung spezifischer Nutzergruppen ist möglich.
Repräsentativität i. d. R. nicht repräsentativ Risiko, dass insbesondere „laute“ Stimmen Gehör finden
Ziel Erarbeitung von Konzepten Lösung von Problemen
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten variiert je nach Ausgestaltung
Anwendung in Karlsruhe
Erfahrungen / Evaluation
1. Beteiligungs- prozesse in Stadtteilen mit besonderem Entwicklungsbe- darf
Die Ergebnisse werden von den Beteiligten durchaus gewürdigt und führen zu einer stärkeren Identifikation mit dem Stadtteil.
Häufig wird neues bürgerschaftliches Engagement ausgelöst. Arbeitsweisen, Arbeitsgeschwindigkeit und Ergebnisorientierung von Bürgerarbeitsgruppen weichen jedoch von den Abläufen der Verwaltung deutlich ab. Hierdurch be- steht auf beiden Seiten Frustrationsgefahr.
Für den Erfolg bürgerschaftlicher Anliegen ist es i. d. R. notwendig, dass die Politik ein Thema aufgreift und vorantreibt.
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2.1.1.6 Bürger-Ideenwettbewerb
Beschreibung Ein Bürger-Ideenwettbewerb wird durchgeführt, um die Bürger und Bürgerinnen an der Ausgestaltung eines stadtrelevanten Themas zu beteiligen. Die Teilnehmenden können aus Einzel- oder Gruppenarbeit entstandene Ideen bzw. Projektskizzen einreichen. Die Ideenskizzen können in einem ein- oder zweistufigen Verfahren ausgewählt werden. Bei zweistufigen Verfahren werden in der ersten Stufe die bis zum definierten Einsende- schluss zugesandten Ideen gesichtet und katalogisiert. Eine unabhängige Jury aus Sach- verständigen trifft eine Auswahl. In der zweiten Stufe werden die Finalistinnen und Finalis- ten aufgefordert, ihre Projektskizzen weiter zu konkretisieren und inhaltliche Lücken zu füllen. Anschließend wählt die Jury aus den fortentwickelten Einsendungen den Sieger- entwurf. Im Anschluss daran können diese dann der Öffentlichkeit präsentiert werden. Das tatsächliche Bekenntnis zur Umsetzung sollte von Stadtseite gegeben sein.
Der Grad der vorherigen Festlegung der Inhalte variiert themenabhängig. Eine Prämierung bzw. eine vorbehaltliche Realisierungszusage sollte vorab mit publiziert werden, um den Anreiz einer Einreichung zu erhöhen. Die Zulassung von Einreichungen kommerzieller Anbieter sollte bei der Ausschreibung ggf. geklärt werden. Ferner bedarf es der Entschei- dung, ob und wie detailliert Budgetpläne hinzuzufügen sind.
Teilnehmende Beliebig viele Einsenderinnen und Einsender Die Teilnahme kann offen oder restriktiv (Einladung bestimmter Zielgruppen; inhalt-
liche Vorgaben) gestaltet sein.
Repräsentativität nicht gegeben Es besteht die Gefahr, dass sich besonders ‚gestylte‘ Ideen von Agenturen gegen
einfach dargelegte Skizzen normaler Bürgerinnen und Bürger durchsetzen.
Ziel themenbezogene Mitgestaltung der Bürgerschaft
Aufwand Finanzieller Aufwand für Vorbereitung und Durchführung, Preisgelder, Bewertung
des Wettbewerbs Dauer: mehrere Monate Ausschreibung, Auswertung, Absagenmanagement, Sie-
gerbetreuung Aufwand für Ideeneinreicherinnen und -einreicher individuell verschieden Evtl. Realisierungsbudget, Realisierungsbetreuung
Anwendung in Karlsruhe
Erfahrungen / Evaluation
1. Ideenwettbe- werb „15 Ideen für KA2015“
Die Planung der Ausschreibung, Findung der Jury, Terminierung von Aus- wahlsitzungen, die öffentlichkeitswirksame Aufbereitung des Fortgangs, die Ausstellung der Siegerentwürfe und die anschließende Betreuung der Ideen- geber in der Umsetzung wurden vom Stadtmarketing geleistet.
Die Fülle der eingesandten Ideen (389 zulässige Einsendungen) illustriert den Gestaltungswillen und die Kreativität der Bürgerinnen und Bürger.
Viele Ideen, die es nicht unter die Finalisten schafften, wurden dennoch als umsetzungswürdig eingestuft. Ist dies im Rahmen des Stadtjubiläums nicht möglich, wurde die Weiterbearbeitung durch Dritte in Erwägung gezogen.
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2.1.1.7 Mediation
Beschreibung Mediation ist ein strukturiertes, freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konfliktes. Die Konfliktparteien wollen mit Unterstützung einer dritten "allparteilichen" Per- son zu einem Interessensausgleich bzw. einer gemeinsamen Vereinbarung gelangen. Die Mediatorin bzw. der Mediator trifft dabei keine eigenen Entscheidungen bezüglich des Konflikts, sondern ist lediglich für das Verfahren verantwortlich.
Mediation kommt bei konfliktären bzw. divergierenden Interessenlagen zum Einsatz.
Teilnehmende Konfliktparteien, Vertreterinnen und Vertreter der Konfliktparteien
Repräsentativität nicht repräsentativ Risiko, dass insbesondere „laute“ Stimmen Gehör finden
Ziel Konflikt beenden Kompromiss finden objektivieren, versachlichen
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten variiert je nach Ausgestaltung
Anwendung in Karlsruhe
Erfahrungen / Evaluation
1. Bolzplatz Hil- dapromenade (Mühlburg), Kon- fliktmoderation Werderplatz
Mediation hat eine dämpfende Wirkung auf die Wahl der Mittel, mit denen der Konflikt ausgetragen wird und baut wechselseitiges Verständnis auf.
Die Lösung eines Konflikts in der Sache wurde bislang noch nicht erreicht.
2. Mediationsver- fahren des Kin- derbüros
Bei unterschiedlichen Nachbarschaftskonflikten in welche Kinder involviert sind, wird das Kinderbüro zur Mediation angefragt.
Insbesondere wenn es sich um ganze Viertel handelt, wie z. B. im „Baumeister- carrée“, werden alle Anwohnerinnen und Anwohner gemeinsam mit den Kin- dern zu einer Versammlung einberufen. Dort werden dann Lösungen für die zentralen Konflikte erarbeitet.
In vielen Fällen hat sich diese Vorgehensweise bewährt.
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2.1.1.8 Zukunftskonferenz
Beschreibung (Methode / standardisiertes Programm) Eine Zukunftskonferenz wird dann durchgeführt, wenn eine Gemeinde eine Neuorientie- rung bzw. einen Aufbruch – unter Beteiligung möglichst aller wichtigen Bereiche, Strö- mungen und Interessengruppen – plant.
Die Teilnehmenden arbeiten in Arbeitsgruppen bestehend aus ca. acht Personen in einem großen Raum. In sechs Arbeitsschritten werden zu definierten Themen oder Handlungs- feldern die Vergangenheit und die externe und interne Realität untersucht, dann werden Zukunftsbilder entworfen und kreativ inszeniert, gemeinsame Ziele gefunden und schließ- lich Maßnahmen geplant.
Teilnehmende 30 bis 80 Personen, ideal sind 64 Personen neben Bürgerinnen und Bürgern können auch Vertreterinnen und Vertreter von In-
stitutionen und aus der Verwaltung teilnehmen Die Teilnahme kann offen oder restriktiv (nur mit Einladung) gestaltet sein.
Repräsentativität nicht gegeben Gefahr, dass sich besonders „laute“ Stimmen durchsetzen
Ziel Entwicklung langfristiger Ziele und Maßnahmen
Aufwand Dauer: ca. drei Tage
Anwendung in Karlsruhe
Erfahrungen / Evaluation
1. Zukunftskon- ferenz im Rah- men der Erarbei- tung des „Karls- ruhe Masterplan 2015“
Zur Zukunftskonferenz wurden 5.000 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger sowie 150 Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen, Vereinen und Verbänden eingeladen. Davon nahmen rund 400 an der Zukunftskonferenz teil.
Nach der Zukunftskonferenz hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, schrift- lich ein Feedback abzugeben. Insgesamt waren die meisten Teilnehmenden, die ein Feedback gaben, der Meinung, dass die Durchführung der Zukunftskon- ferenz eine sehr gute Idee war und sich ihre Teilnahme gelohnt hat.
2. Sanierungs- verfahren West- stadt
Die Bürgerbeteiligung im Rahmen des Landessanierungsprogramms (LSP) Weststadt war die erste dieser Art in einem städtischen Sanierungsgebiet. Sie wurde durch ein externes Büro moderiert und sollte seinerzeit, nach dem Willen des Gemeinderates, als Standard für informelle Sanierungsverfahren getestet werden.
Der Beteiligungsprozess erwies sich als ebenso dynamisch wie auch konstruk- tiv. Das endgültige Ergebnis hatte zwar nichts mit dem ursprünglich angedach- ten Lösungsweg gemein, erwies sich aber gerade deshalb als wertvoll und ziel- führend.
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2.1.2 In Karlsruhe noch nicht erprobte Instrumente zur Bürgerbeteiligung Einige Instrumente zur Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern wurden in Karlsruhe bis- her nicht eingesetzt. Neben Bürgerfragestunden, die auf § 33 der GemO beruhen, und der Aufstellung eines Bürgerhaushalts kamen insbesondere standardisierte Programme bzw. Methoden wie beispielsweise Konsensuskonferenz sowie Planungszelle / Bürgergutachten in Karlsruhe noch nicht zur Anwendung. Neben einer Beschreibung des jeweiligen Instru- ments wird auch auf die Kriterien Teilnehmende, Repräsentativität, Ziel und Aufwand ein- gegangen. Darüber hinaus sind die Instrumente mit Anwendungsbeispielen aus anderen Städten hinterlegt und es wird eine Einschätzung zu deren Einsetzbarkeit in Karlsruhe ab- gegeben.
2.1.2.1 Bürgerfragestunde
Beschreibung Die Rechtsgrundlage für Bürgerfragestunden (auch „Einwohnerfragestunde“) ergibt sich aus § 33 GemO. Der Gemeinderat kann bei öffentlichen Sitzungen Einwohnerinnen und Einwohnern die Möglichkeit einräumen, Fragen zu Gemeindeangelegenheiten zu stellen oder Anregungen und Vorschläge zu unterbreiten. Zu den Fragen nimmt der bzw. die Vor- sitzende Stellung. In einer Fragestunde kann keine Diskussion erfolgen.
Teilnehmende Frageberechtigt sind ausschließlich Einwohnerinnen und Einwohner
Repräsentativität nicht gegeben, da Fragestunde für alle Bürgerinnen und Bürger offen keine Rückschlüsse auf ein „allgemeines Stimmungsbild“ in der Gemeinde möglich Gefahr, dass insbesondere „laute“ Stimmen Gehör finden
Ziel Direkte Kommunikation zwischen Gemeinderat und Bevölkerung Bürgerinnen und Bürger (Fragende) erhalten Informationen aus erster Hand
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten eher gering (ca. 1 Stunde)
Beispiele In kleineren Gemeinden gängige Praxis in jeder Gemeinderatssitzung; stets zeitbe-
grenzt In folgenden baden-württembergischen Städten werden Bürgerfragestunden regel-
mäßig oder zu bestimmten Anlässen abgehalten: Konstanz, Villingen- Schwenningen, Tübingen, Ludwigsburg, Esslingen, Pforzheim, Heidelberg, ...
In Karlsruhe finden Bürgerfragestunden auf der Ebene der sieben Ortschaftsräte statt.
Einschätzung / Empfehlung für Karlsruhe Das Instrument der Bürgerfragestunde als regelmäßiges Element in jeder Gemeinderats- sitzung ist für eine Großstadt wie Karlsruhe nicht zu empfehlen. Es eignet sich eher in kleineren Gemeinden.
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2.1.2.2 Bürgerhaushalt
Beschreibung Kerngedanke des Bürgerhaushalts ist es, größere Transparenz für die Bürgerinnen und Bürger herzustellen. Das Partizipationsinstrument nimmt die Bürger als Adressaten der kommunalen Leistungen und zugleich als Mitgestalter des Gemeinwesens stärker in den Blick. Das Mitwirken an der kommunalen Haushaltswirtschaft soll die finanziellen Möglich- keiten und begrenzten Ressourcen der Kommune aufzeigen. Die Mitwirkung kann mittels Internet, Bürgerumfragen oder Versammlungen erfolgen.
Die Ausgestaltung der Fragen ist sehr komplex, da diese in verständlicher Form für die Bürgerinnen und Bürger aufbereitet werden müssen. Sind die Fragen zu oberflächlich ge- staltet, leidet die Verwertbarkeit für Gemeinderat und Verwaltung. Im Ergebnis werden weitreichende Mehrausgaben häufig befürwortet wohingegen Einsparmöglichkeiten kaum genannt werden.
Teilnehmende Teilnahme ist i. d. R. für alle Interessierten offen
Repräsentativität nicht gegeben Einfluss von mobilisierten Interessenvertretern manipuliert das Ergebnis. Somit sind
gewisse Tendenzen ermittelbar, aber für eine Entscheidungshilfe wenig hilfreich. Zum Teil relativ geringe Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern
Ziel Ziel ist es, einen Dialog zwischen Bürgerschaft, Politik und Verwaltung herzustellen
und Entscheidungshilfen für die Politik zu schaffen.
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten variiert je nach Ausgestaltung Verwaltungsintern hoher Ressourceneinsatz an Personal und Sachmitteln. Häufig
hohe Anzahl nicht umsetzbarer Vorschläge, die aber alle geprüft, beschrieben und dokumentiert werden müssen.
Beispiele Bürgerhaushalt Rheinstetten (seit 2001)
Die Bürgerschaft wird eingeladen, sich über die Haushaltsplanung zu informieren, an Workshops teilzunehmen, mitzudiskutieren und bei der Gewichtung von Themen mitzuwirken. Die Verwaltung lädt über das Amtsblatt zu den Aktivitäten ein.
Beteiligungshaushalt Freiburg (seit 2008) Auf Wunsch des Gemeinderats hat die Verwaltung ein mehrstufiges bürgerschaftli- ches Beteiligungsverfahren durchgeführt, bei dem die Bürgerinnen und Bürger bei Umfragen, Online-Foren und -Rechnern sowie der Stadtkonferenz ihre finanzpoliti- schen Schwerpunkte nennen konnten.
Bürgerhaushalt Stuttgart (erstmals 2011) Beteiligung der Bürgerschaft bei der Aufstellung des Doppelhaushaltes 2012 / 2013. Bürgerinnen und Bürger konnten im Internet Vorschläge abgeben und diese mit ei- ner Stimmabgabe bewerten.
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Einschätzung / Empfehlung für Karlsruhe Die Erfahrung in anderen Städten hat gezeigt, dass der erhebliche Aufwand zur Aufstel- lung eines Bürgerhaushalts zu den wirtschaftlich, rechtlich oder sachlich umsetzbaren Vorschlägen in keinem vertretbaren Verhältnis steht. Eine Beteiligung der Bürgerschaft in konkreten Projekten wird daher als zielführender angesehen. Zu nennen sind hier z. B. die umfangreichen Partizipationsmöglichkeiten bei der Fortschreibung des Karlsruher Master- plans zu einem „Integrierten Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“.
Zudem bestehen bereits Informations- und Mitwirkungsmöglichkeiten der Karlsruher Bür- gerschaft bei der Entstehung des Haushalts. So werden stets alle Anregungen und Wün- sche, die direkt bei der Stadtverwaltung eingehen, im Verfahren dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorgelegt. Auch wird von der Möglichkeit, die Anliegen über die Stadträ- tinnen und Stadträte direkt in das gemeinderätliche Beratungsverfahren einzubringen, re- ger Gebrauch gemacht. Die Umsetzung eines Bürgerhaushalts sollte derzeit in Karlsruhe nicht weiter verfolgt werden. Der Gemeinderat hat am 17.11.2009 die Erstellung eines Bürgerhaushaltes abgelehnt. Am 20.09.2011 war das Thema Bürgerhaushalt Gegenstand einer Gemeinderats-Anfrage mit ablehnender Stellungnahme der Verwaltung.
2.1.2.3 Planungszelle / Bürgergutachten
Beschreibung (Methode / standardisiertes Programm) Bei der Durchführung einer Planungszelle bzw. eines Bürgergutachtens wird eine konkrete Fragestellung anhand einer Programmstruktur durch Bürgergutachterinnen und Bürger- gutachter bearbeitet. Essentiell bei der Erstellung des Gutachtens ist die Unterstützung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch Fachleute aus Wissenschaft und Verwaltung. Bei der Arbeit der Teilnehmenden in Planungszellen werden intensiv Informationen ge- nutzt. Neben der Einbindung von Expertinnen und Experten können auch Ortsbesichti- gungen stattfinden. Auf Basis der gesammelten Informationen werden Einzel- und Grup- penstellungsnahmen erarbeitet. Die Ergebnisse bzw. Stellungnahmen werden daraufhin in einem Bürgergutachten zusammengefasst.
Teilnehmende bis zu 25 Personen pro Planungszelle Auswahl durch Zufallsverfahren, Stichprobenziehung aus dem Einwohnerregister
Repräsentativität Die soziale Zusammensetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollte der He-
terogenität der Gesamtbevölkerung nahe kommen. Aufgrund der relativ geringen Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist das
Ergebnis einer einzelnen Planungszelle jedoch nicht repräsentativ.
Ziel Bearbeitung einer konkreten Fragestellung, z. B. eines vorgegebenen Planungs-
problems Erarbeitung von Lösungsvorschlägen
Aufwand Freistellung und Vergütung (Aufwandsentschädigung oder Erstattung für nachweis-
baren Verdienstausfall) der Teilnahme Zeitaufwand für die Beteiligten ca. eine Woche
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Beispiele Hannover: Bürgergutachten zum öffentlichen Personennahverkehr
Themenschwerpunkte des Bürgergutachtens waren Fragen der Mobilität, des Rei- severhaltens, der subjektiven Sicherheit, der Reisezeiten und der künftigen Tarif- gestaltung. Das Ergebnis war ein 200 Seiten starkes Bürgergutachten mit mehreren hundert Verbesserungsvorschlägen. Die Schwerpunkte lagen dabei auf dem Tarif- system und der Erreichbarkeit des ÖPNV für Personen mit eingeschränkter Mobili- tät (z. B. Behinderte, ältere Menschen, Eltern mit Kinderwagen). Insgesamt beteilig- ten sich 300 Bürgerinnen und Bürger in 16 Planungszellen.
Aachen: Neue Verteilungsregelung für die Abfallwirtschaftssatzung Themenschwerpunkte des Bürgergutachtens waren Gerechtigkeit, ökologische As- pekte sowie Stabilität des Gebührensystems. Darüber hinaus sollten die Teilneh- menden die von den Stadtbetrieben Aachen vorgeschlagenen Gebührenmodelle beurteilen. Die Gesamtkosten des Bürgergutachtens unter Einbindung von 96 Bür- gerinnen und Bürgern in vier Planungszellen beliefen sich insgesamt auf ca. 150.000 Euro.
Einschätzung / Empfehlung für Karlsruhe relativ hoher externer und interner Arbeitsaufwand Instrument ist in der Praxis umfangreich erprobt Instrument eignet sich für komplexe Fragestellungen im Zusammenhang mit größe-
ren Projekten bzw. Vorhaben
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2.1.2.4 Open Space Konferenz
Beschreibung (Methode / standardisiertes Programm) Eine Open Space Konferenz findet in der Regel zu einem übergeordneten Rahmenthema statt. Es existiert kein fester Themenkatalog. Zunächst wird im Plenum eine Themen- sammlung durchgeführt. Jede bzw. jeder Teilnehmende kann Themen äußern. Daraufhin erfolgt die Eröffnung eines „Ideenmarktplatzes“ bzw. eines „Themen-Marktplatzes“. Die Teilnehmenden können selbst entscheiden, zu welchen Themen bzw. Ideen sie in einer Arbeitsgruppe mitarbeiten möchten. Ein Wechsel zwischen den Arbeitsgruppen ist für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer jederzeit möglich. Zum Abschluss der Open Space Kon- ferenz wird im Plenum noch eine Schlussrunde durchgeführt. Hierbei werden üblicherwei- se die Ergebnisse aus den einzelnen Arbeitsgruppen kurz vorgestellt.
Teilnehmende geeignet für große Gruppen bis zu 2.000 Personen Teilnahme ist für alle Interessierten offen
Repräsentativität nicht gegeben, da die Teilnahme für alle offen ist Gefahr, dass insbesondere „laute“ Stimmen gehört werden
Ziel Sammlung neuer Ideen und Informationen zu einem Rahmenthema
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten ca. 1-3 Tage
Beispiele Nürnberg: „Zukunftskonferenz II Nürnberg Südstadt“
Die Südstadt ist ein Nürnberger Stadtteil mit hoher Bevölkerungsdichte und einem überdurchschnittlich hohen Migrantenanteil. Bei der Zukunftskonferenz II nahmen 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Südstadt an 22 im Rahmen eines Ideenmarktplatzes entstandenen Workshops teil. Zahlreiche konkrete Projektideen sind bei dem Treffen entstanden. Dabei reicht die Bandbreite von einem Bewer- bungsbüro über das Musical Southside bis zu einem Senioren-Kompetenz-Center.
Rostock: „Zu Hause in Groß Klein“ Groß Klein ist ein Stadtteil im Nordwesten Rostocks. Nach der Wende hatte sich die Einwohnerzahl der Arbeiter-Siedlung nahezu halbiert, weil viele Bewohnerinnen und Bewohner abwanderten. Daher wurde im November 2001 zu einem offenen Pla- nungstreffen eingeladen, bei dem besprochen werden sollte, wie das Wohnen in Groß Klein wieder attraktiver werden könnte. Bei der Eröffnung des Ideenmarktplat- zes kristallisierten sich mehrere Themen heraus, wie zum Beispiel „Gegen Gewalt“, „Begegnungszentrum – Wachstadt statt Schlafstadt“ oder „Identität“, die in Arbeits- gruppen diskutiert wurden.
Einschätzung / Empfehlung für Karlsruhe Das Instrument eignet sich vor allem bei offenen Fragestellungen zu einem Rah-
menthema. Eine Open Space Konferenz kann sowohl auf Stadtteilebene als auch auf gesamt-
städtischer Ebene durchgeführt werden.
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2.1.2.5 Planning for Real
Beschreibung (Methode / standardisiertes Programm) Planning for Real ist ein gemeinwesenorientiertes und mobilisierendes Planungsverfahren. Mit Hilfe eines dreidimensionalen Pappmodells, das einen zu verändernden Stadtteil, Ort oder die Region im Ist-Zustand darstellt, wird eine Verständigung unter möglichst vielen der am Ort lebenden und arbeitenden Menschen über bestehende Mängel, aber auch über ihre Ideen und Vorschläge zur Veränderung angeregt.
Die Initiierung eines Planning for Real-Prozesses kann sowohl durch die öffentliche Hand als auch durch Eigeninitiative der Nachbarschaft erfolgen. Zunächst wird aus einfachen Materialien ein Modell von Menschen aus der Nachbarschaft gebaut. Im nächsten Schritt wird das Modell an öffentlichen Orten (z. B. Schule, Freiraum, Haltestelle) ausgestellt. Pa- rallel zur Arbeit mit dem Modell werden Nachbarschaftshilfebögen verteilt. Mit diesen wird erfasst, wer in der Nachbarschaft welchen Beitrag zur Umgestaltung des Ortes leisten kann bzw. möchte.
Daraufhin wird eine Ereignisveranstaltung durchgeführt. Bei dieser Veranstaltung wird un- ter Einbeziehung von Expertinnen und Experten am Modell gearbeitet. Nächste Schritte sind der Aufbau von Arbeitsgruppen, die Setzung von Prioritäten und eine konkrete Zeit- planung.
Teilnehmende Interessierte aus dem Stadtteil, Nutzerinnen und Nutzer des Ortes
Repräsentativität nicht gegeben, Prozess ist offen für alle Interessierten Gefahr, dass sich besonders „laute“ Stimmen durchsetzen
Ziel Mobilisierung lokaler Potenziale: Veränderung eines Ortes / Stadtteils unter Beteili-
gung der Nutzerinnen und Nutzer Die Beteiligungsmöglichkeiten von Bewohnerinnen und Bewohnern bei der Entwick-
lung und Verbesserung ihres Stadtteils oder ihrer Region werden erweitert und ge- fördert.
Das Verfahren zielt darauf ab, kurzfristige unaufwändige (bauliche) Lösungen her- beizuführen. Weiterführend können auch nichtbauliche Probleme angegangen wer- den.
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten
Beispiele Berlin Wedding: „Aktiv im Kiez“
Die Initiierung des Planning for Real Prozesses im Berliner Stadtteil Wedding erfolg- te durch die Stadt Berlin. An öffentlichen Bauterminen wurde von Einwohnerinnen und Einwohnern des Stadtteils ein Modell gebastelt, das darstellt, wie das Viertel zukünftig gestaltet sein soll. Das Modell wurde im U-Bahnhof ausgestellt und im Rahmen einer nachgelagerten öffentlichen Veranstaltung vorgestellt. Innerhalb von zwei Stunden kamen mehr als 80 Besucherinnen und Besucher, die am Modell wei- terbauen oder neue Vorschläge machen konnten.
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Hamburg-Lurup: Neugestaltung der Grünanlage Franzosenkoppel Im Zentrum der Neugestaltung standen der Spielplatz und die Bolzfläche der Grün- anlage. Ein Grundmodell der Grünanlage wurde zunächst von den Moderatorinnen des Verfahrens gebaut und an verschiedenen Orten (z. B. in einer Kindertagesstät- te, vor Supermärkten, in einem Jugendtreff) ausgestellt. Dort konnte das Modell mit Zetteln, auf denen Wünsche und Vorschläge vermerkt waren, beklebt werden. Dar- aufhin fand eine zentrale Planungsveranstaltung statt.
Einschätzung / Empfehlung für Karlsruhe eignet sich für einen konkreten Ort, der verändert werden soll durch die Verteilung der Nachbarschaftshilfebögen werden die Anwohnerinnen und
Anwohner aktiviert
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2.1.2.6 Konsensuskonferenz
Beschreibung (Methode / standardisiertes Programm) Im Rahmen einer Konsensuskonferenz sollen Laien mit Unterstützung von Fachleuten eine vorgegebene Problemstellung bearbeiten.
Die Teilnehmenden kommen bereits vor der eigentlichen Konsensuskonferenz an zwei Wochenenden zusammen. An diesen Wochenenden erhalten die Teilnehmenden Grund- informationen zum Thema und formulieren Fragen, die von Fachleuten während der Kon- ferenz beantwortet werden sollen. Ebenso erfolgt eine Auswahl von Fachleuten, die an der Konferenz teilnehmen sollen.
Die eigentliche Konsensuskonferenz dauert ca. drei Tage. Zunächst beantworten Exper- tinnen und Experten die von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern formulierten Fragen. Daraufhin werten die Teilnehmenden die Antworten gemeinsam aus und formulieren Zu- satzfragen an die Fachleute. Nach Abschluss der zweiten Fragerunde ziehen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zurück und formulieren ein Schlussdokument mit ihren Stellungnahmen. Dabei wird ein Konsens aller Beteiligten angestrebt.
Teilnehmende Zwei Möglichkeiten der Rekrutierung:
o Interessierte melden sich auf Anzeigen und Bekanntmachungen, daraufhin findet eine Auswahl statt
o Stichprobenziehung aus dem Einwohnerregister 12 bis 16 Personen
Repräsentativität Die soziale Zusammensetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollte der He-
terogenität der Gesamtbevölkerung nahe kommen. Aufgrund der relativ geringen Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist das
Ergebnis jedoch nicht repräsentativ.
Ziel konsensuale Lösung einer vorgegebenen Problem- bzw. Fragestellung
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten erheblicher zeitlicher Aufwand für die Beteiligten: zwei Vorbereitungswochenenden,
drei Tage dauernde Konferenz
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Beispiele Ulmer Umweltdiskurs
Im Zentrum des Umweltdiskurses standen drei Leitlinien zur Flächenschonung, zum Klimaschutz und zur weiteren Verkehrsplanung. Zu jeder dieser Leitlinien hatte die Verwaltung konkrete Umsetzungsmaßnahmen ausgearbeitet. Umfangreiche Fach- gutachten zu verschiedenen Maßnahmenblöcken lagen vor. Der Gemeinderat war sich in der Bewertung dieser Maßnahmen und der Leitlinien nicht einig. Um die Bürgerschaft bei der Entscheidungsfindung einzubinden, wurden in Ulm 2.000 zu- fällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger vom Oberbürgermeister angeschrieben und zur Teilnahme an einer Konsensuskonferenz aufgefordert. Gut 20 % sind der Aufforderung gefolgt. Aus dieser Gruppe wurden 20 Personen, geschichtet nach Stadtteil, Geschlecht und Alter, ausgewählt, die die Konsensusgruppe bildeten. Diese erarbeitete für den Gemeinderat eine Bürgerempfehlung.
Einschätzung / Empfehlung für Karlsruhe Die Konsensuskonferenz eignet sich für konkrete, komplexere Fragestellungen. Eine Anwendung des Instruments ist in Karlsruhe – bei Vorliegen entsprechender
Fragestellungen – denkbar.
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2.1.2.7 TRIPLEX-Partizipationsmodell
Beschreibung (Methode / standardisiertes Programm) Die TRIPLEX-Partizipation besteht aus einer Reihe fakultativer sowie fest vorgesehener Elemente.
Die Vorbereitungsphase besteht aus zwei Elementen: 1. Vorbereitende Studie, die mittels Fragebögen und Interviews Meinungen sowie Hin-
tergründe erhebt. Die erhobenen Daten dienen als Grundlage für die Feinplanung der Beteiligung.
2. Vorbereitender Film, der die Ist-Situation zeigt sowie Bürgerinnen und Bürger zu Wort kommen lässt.
Darauf folgen mehrere Veranstaltungen: 1. Auftaktveranstaltung („Bürgerversammlung“) mit Erläuterung von Spielregeln und
Rahmenbedingungen des Verfahrens; anschließend iterativ moderierte Diskussion, bis sich ein „kleinstes gemeinsames Vielfaches“ (KGV) herauskristallisiert.
2. Zweite Veranstaltung unter Einbeziehung von Fachleuten („Versammlung mit Ex- perten“), welche die Ideen der ersten Versammlung kommentieren.
3. Die dritte Versammlung ist den Stellungnahmen aus Politik und Verwaltung („Ver- sammlung mit Entscheidern“) gewidmet. Falls, was bei einfachen Fragen erwartbar ist, bereits Einvernehmen über ein Szenario vorherrscht, wird dies dokumentiert und den Entscheiderinnen und Entscheidern aus Verwaltung und Politik die Umset- zung überlassen.
Teilnehmende maximal 200 Personen
Repräsentativität Die soziale Zusammensetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollte der He-
terogenität der Gesamtbevölkerung nahe kommen.
Ziel Das Ziel ist das Finden eines „Kleinen Gemeinschaftlichen Vielfachen“ (KGV) und
die Entwicklung von mehrheitsfähigen Handlungsoptionen.
Aufwand keine Vergütung der Teilnahme Teilnahme der Beteiligten an mindestens drei Veranstaltungen
Beispiele: Stadtteilsanierung, Stadt Brandenburg – Hohenstücken Dorferneuerungskonzept, Ebertsheim (Rheinland-Pfalz) Lärmsanierung, Mannheim-Käfertal Wohnumfeldverbesserung, Kassel Holländischer Platz
Einschätzung / Empfehlung für Karlsruhe Für (energetische) Stadtteilsanierungen vorstellbar.
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2.1.2.8 Bürgerrat
Beschreibung (Methode / standardisiertes Programm) Die Einrichtung von Bürgerräten ist ein vom Sozialministerium Baden-Württemberg geför- dertes Projekt. Bürgerräte werden von der Kommunalveraltung einberufen. Die Themen- stellung eines Bürgerrats kann sowohl offen als auch vorgegeben sein.
Die Durchführung eines Bürgerrats erfolgt in zwei Stufen: 1. Einmalig stattfindender, ein bis zwei Tage dauernder moderierter Workshop mit
dem Ziel, eine gemeinsame Erklärung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu ver- fassen. Das vorgegebene Moderationsverfahren ist die „Dynamic Facilitation“ Me- thode. Hierbei werden die Beiträge der Teilnehmenden den Kategorien „Probleme“, „Lösungen“, „Bedenken“ und „Daten“ zugeordnet.
2. Gemeinderat und kommunale Verwaltung setzen sich mit den Ergebnissen in einer öffentlichen Diskussion auseinander. Anschließend muss der Gemeinderat ent- scheiden, in welcher Form er mit den Ergebnissen umgehen will.
Teilnehmende Auswahl von 12 bis 15 Bürgerinnen und Bürgern eines Ortes / einer Region / eines
Stadtteils
Repräsentativität Die soziale Zusammensetzung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollte der He-
terogenität der Gesamtbevölkerung nahe kommen. Aufgrund der relativ geringen Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ist das
Ergebnis jedoch nicht repräsentativ. Gefahr, dass vor allem „laute Stimmen“ gehört werden
Ziel bei offener Themenstellung des Bürgerrats: Informationen sammeln, Probleme
identifizieren, herausfinden was die Bürgerinnen und Bürger bewegt bei vorgegebener Themenstellung bzw. Fragestellung: Meinungsbild abfragen,
Handlungsoptionen bzw. Empfehlungen erarbeiten, Problemlösung bzw. Sammeln von Lösungsideen
Aufwand Ein Bürgerrat kostet schätzungsweise 8.000 Euro. In den kommenden beiden Jah-
ren stehen aus Landesmitteln je 3.000 Euro für insgesamt 10 Bürgerräte, insgesamt also 30.000 Euro, zur Verfügung.
Dauer: ca. 1-2 Tage
Beispiele Das Modell der Bürgerräte wurde nach dem Vorbild des Vorarlbergs konzipiert. Beispiele für den Einsatz von Bürgerräten in Baden-Württemberg sind noch nicht bekannt.
Bregenz: Bürgerrat zum Seestadtareal Bei der Planung des Bregenzer Seestadtareals wurden Bregenzer Bürgerinnen und Bürger in Form eines Bürgerrats beteiligt. Per Zufallsauswahl wurden 12 Bürgerin- nen und Bürger eingeladen. Der Bürgerrat trat dann zu einem zweitägigen Work- shop zusammen und erarbeitete konkrete Gestaltungsvorschläge für das Gebiet. Die Ideen des Bürgerrats sollen in die Planung des Gebiets mit einbezogen werden.
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Einschätzung / Empfehlung für Karlsruhe In Karlsruhe könnte das Instrument Bürgerrat in einigen Fällen in Konkurrenz zu
Stadtteilkonferenzen stehen. Die in einem Bürgerrat erarbeiteten Ergebnisse stehen evtl. im Widerspruch zu den
Interessen der Bürgervereine. Die Ergebnisse aus anderen Beteiligungsprozessen wie z. B. dem „Integrierten
Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020“ könnten mit Hilfe eines Bürgerrats nochmals abgeglichen werden.
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2.1.3 Bürgerbeteiligungsverfahren in Karlsruhe Bei den in Karlsruhe bisher durchgeführten Bürgerbeteiligungsverfahren kamen die unter Punkt 2.1.1 genannten Instrumente zur Bürgerbeteiligung zum Einsatz. Bürgerbeteili- gungsverfahren sind dadurch gekennzeichnet, dass mehrere Instrumente miteinander kombiniert werden.
2.1.3.1 City 2015
Beschreibung "City 2015" war ein im Jahr 2002 durchgeführtes Beteiligungsverfahren zur Neugestaltung der Karlsruher Innenstadt. Aus der offenen Diskussion entwickelte sich innerhalb eines halben Jahres eine mit der Bürgerschaft diskutierte und abgestimmte Vorlage für den Ge- meinderat. Diese war Grundlage für die weitere Beschlussfassung und die Zulassung ei- nes Bürgerentscheids am 22.09.2002. Bei diesem votierte eine Mehrheit von 55,55 % für den Bau der Kombilösung.
Eingesetzte Instrumente Arbeitsgruppen / Workshops
Planerworkshop (30.11.2001 bis 4.12.2001) mit fünf Planungsbüros, die bisher noch nicht mit der Karlsruher Situation vertraut waren.
Zukunftskonferenz Bildung von 17 Arbeitsgruppen mit ca. 400 Teilnehmenden (Januar 2002 bis März 2002) zu den Themen Entwicklung der Fußgängerzone, Gestaltung von öffentlichen Räumen, Einkaufen in der City, Arbeiten in der City, Wohnen in der City, Entwick- lung des Nahverkehrsnetzes, Gestaltung und Lage von Haltestellen, Auto und Rad fahren in der City, Umgestaltung der Kriegsstraße.
Arbeitsgruppen / Workshops Von Februar 2002 bis April 2002 tagten die Facharbeitskreise "Kammern und Verbände" (fünf Sitzungen) sowie die Bürgervereine (vier Sitzungen).
Teilnehmende In Arbeitsgruppen und Facharbeitskreisen haben von Dezember 2001 bis Septem-
ber 2002 über 800 Bürgerinnen und Bürger in über 50 Einzelveranstaltungen ge- meinsam mit Expertengremien die Zukunft der Karlsruher Innenstadt geplant.
Repräsentativität Im Beteiligungsprozess nicht gegeben, aber basisdemokratische Bestätigung durch
den Bürgerentscheid.
Ziel Ziel des Beteiligungsprozesses war es, einen Konsens über die Gestaltung der In-
nenstadt mit einem gut funktionierenden ÖPNV zu erreichen.
Aufwand Kosten für externe Moderation, Prozessbegleitung, Sachkosten, Bürgerentscheid,
Öffentlichkeitsarbeit, Internet etc.
Erfahrungen / Evaluation Der Beteiligungsprozess "City 2015" mündete in einen Bürgerentscheid, in dem sich die Mehrheit der Karlsruher Bevölkerung für den Bau der Kombilösung aussprach. Die Akzep- tanz für dieses für Karlsruhe große Verkehrsinfrastrukturprojekt konnte erhöht werden. Mit dem Bau der Kombilösung wurde im Januar 2010 begonnen.
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2.1.3.2 Karlsruhe Masterplan 2015
Beschreibung Bürgerschaft, Politik, Verwaltung, Institutionen, Vereine und Verbände waren bei der Erar- beitung des „Karlsruhe Masterplan 2015“ beteiligt. Im Januar 2007 beschloss der Karlsru- her Gemeinderat den "Karlsruhe Masterplan 2015" als Orientierungsrahmen, um Perspek- tiven aufzuzeigen, wie sich Karlsruhe entwickeln kann. In 12 Handlungsfeldern wurden für das Jahr 2015 und darüber hinaus 47 Leitprojekte erarbeitet.
Eingesetzte Instrumente 1. Phase: Umfragen – September 2005 bis Dezember 2005
o Passantenbefragungen an verschiedenen Standorten in der Innenstadt, In- ternetumfrage, Interviews mit Persönlichkeiten aus Stadt und Region
2. Phase: Forum, Versammlung, Konferenz – Januar 2006 bis Januar 2007 o Zukunftskonferenz: Ideensammlung o Bürgerkonferenz: Aus der Ideensammlung generierte Leitprojekte wurden
bei der Bürgerkonferenz diskutiert und priorisiert.
Teilnehmende 1. Phase: Umfragen – September 2005 bis Dezember 2005
o Passantenbefragung: 1.000 Beteiligte, Internetumfrage: 128 Beteiligte, Inter- views mit 42 Persönlichkeiten aus Stadt und Region
2. Phase: Forum, Versammlung, Konferenz – Januar 2006 bis Januar 2007 o Zukunftskonferenz: 400 Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreter von Institu-
tionen, Vereinen und Verbänden o Bürgerkonferenz: 130 Teilnehmende aus der Zukunftskonferenz.
Repräsentativität Zukunftskonferenz: 5.000 repräsentativ ausgewählte Bürgerinnen und Bürger sowie
150 Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen, Vereinen und Verbänden wur- den eingeladen.
Ziel Gemeinsame Erarbeitung von Zielen und Leitprojekten, die bis zum Jubiläumsjahr
2015 umgesetzt werden sollen.
Aufwand Sowohl für die Zukunftskonferenz als auch für die Bürgerkonferenz mussten Räum-
lichkeiten im Kongresszentrum am Festplatz angemietet werden. Der Prozess dauerte von September 2005 bis Januar 2007. Für die Organisation
des Prozesses und die Erarbeitung des "Karlsruhe Masterplan 2015" wurden ein dreiköpfiges Projektteam und ein verwaltungsinternes Innovationsteam bestehend aus 12 Führungskräften aus der Verwaltung und aus Beteiligungen aller Dezer- natsbereiche eingerichtet.
Erfahrungen / Evaluation Beim "Karlsruhe Masterplan 2015" gab es vielfältige Beteiligungsmöglichkeiten. Es wurde diszipliniert und engagiert gearbeitet. 89 % der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der Bürgerkonferenz fanden ihre Ideen im damaligen Entwurf des "Karlsruhe Masterplan 2015" wieder. Viele Projekte werden bis 2015 fertig gestellt sein. Aus finanziellen Gründen konnten nicht alle Projekte mit gleicher Intensität vorangetrieben werden; ein kleiner Teil an Projekten wurde zurückgestellt oder nicht weiterverfolgt.
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2.1.3.3 Integriertes Stadtentwicklungskonzept Karlsruhe 2020
Beschreibung Der „Karlsruhe Masterplan 2015“ (Kapitel 2.1.3.2) wird zu einem „Integrierten Stadtent- wicklungskonzept Karlsruhe 2020“ als ressortübergreifender Orientierungsrahmen für die zukünftige Entwicklung der Stadt Karlsruhe bis 2020 fortgeschrieben. Beim "1. Zukunftsfo- rum Karlsruhe 2020" wurde der Fortschreibungsprozess vorgestellt und ein Überblick über alle Handlungsfelder und Strategien gegeben. Anschließend folgten vier fachliche Zu- kunftsforen, an denen jeweils einige Handlungsfelder zusammengefasst thematisiert wur- den: "2. Zukunftsforum Karlsruhe 2020: Soziales, Bildung und Kultur“, "3. Zukunftsforum Karlsruhe 2020: Freizeit, Stadtgrün und Umwelt“, "4. Zukunftsforum Karlsruhe 2020: Städ- tebau, öffentlicher Raum und Verkehr“ sowie "5. Zukunftsforum Karlsruhe 2020: Image, Wissenschaft, Wirtschaft und regionale Kooperation“.
Eingesetzte Instrumente Forum, Versammlung, Konferenz / Arbeitsgruppe, Workshop:
Beim "1. Zukunftsforum Karlsruhe 2020" hatten die Teilnehmenden an 12 Themen- tischen die Möglichkeit, mit Fachleuten über die geplanten Strategien und Leitpro- jekte zu diskutieren. Bei den fachlichen Zukunftsforen stellten städtische Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter im Plenum die strategischen Vorhaben der Stadt vor. An- schließend wurden diese in Arbeitsgruppen vertieft diskutiert.
Teilnehmende Die Zukunftsforen waren öffentlich. Bürgerinnen und Bürger aus dem
Masterplanprozess, Institutionen und Verbände sowie 200 zufällig ausgewählte junge Erwachsene unter 30 Jahren erhielten eine persönliche Einladung.
An den fünf "Zukunftsforen Karlsruhe 2020" nahmen im Durchschnitt 50 Bürgerin- nen und Bürger sowie 30 Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen teil. Die Stadtverwaltung war je mit ca. 15 Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern ver- treten.
Repräsentativität Die Zusammensetzung der Teilnehmenden war nicht repräsentativ.
Ziel Die Stadtverwaltung wollte die Bürgerinnen und Bürger sowie Vertreterinnen und
Vertreter von Institutionen über die strategischen Vorhaben der Stadt Karlsruhe in- formieren. Gleichzeitig sollte eine Rückmeldung erfolgen, ob sie mit ihren strategi- schen Vorhaben auf dem richtigen Weg ist.
Aufwand Für ein Forum muss mit rund 5.000 Euro für das Moderationsteam, die Anmietung
von Räumen und die Bewirtung kalkuliert werden. Dauer: fünf Abende á drei Stunden
Erfahrungen / Evaluation Bei der Betrachtung des gesamten Prozesses ist festzustellen, dass gesamtstädtische strategische Themen die breite Öffentlichkeit oft weniger ansprechen als konkrete Projekte und Planungen vor Ort. Dennoch wurde in den Arbeitsgruppen konstruktiv diskutiert. Bei den Foren und über eine Kommentarfunktion im Internet wurden an die 300 Kommentare, Anregungen und Projektideen abgegeben.
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2.1.3.4 Stadtteilentwicklungsprozesse
Beschreibung Breite Beteiligungsprozesse im Rahmen der Stadtteilentwicklung wurden in der Oststadt, Südstadt, Innenstadt-West, Mühlburg und Rintheim durchgeführt. Angeleitet durch ein pro- fessionelles Stadtteilmanagement erarbeiten Bürgerinnen und Bürger Maßnahmenvor- schläge, die der Verwaltung bzw. dem Gemeinderat zur Umsetzung vorgelegt werden.
Eingesetzte Instrumente Umfrage
Befragungen im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen Forum, Versammlung, Konferenz
Stadtteilkonferenz, Jugendforum Arbeitsgruppe, Workshop
Insbesondere konkrete soziale und städtebauliche Projekte Vor-Ort-Begehung, Spaziergang
Stadtteilspaziergang Spielleitplanung
Teilnehmende Bei den Befragungen Zufallsstichprobe aus dem Einwohnermeldeverzeichnis bzw.
Vollerhebung von Wohnungseigentümern und Gewerbetreibenden im Gebiet Die Veranstaltungen sind i. d. R. öffentlich, zum Teil auf bestimmte Zielgruppen
ausgerichtet (Kinder, Jugendliche, Gewerbetreibende, soziale Einrichtungen etc.). Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen erfolgt teilweise über Jugendeinrich-
tungen oder Schulen.
Repräsentativität Nicht gegeben (außer bei Befragung) Der Dominanz durchsetzungsstarker Bevölkerungsgruppen muss durch gezielte
Ansprache durchsetzungsschwächerer Gruppen entgegengewirkt werden.
Ziel Abstimmung städtebaulicher Planungen mit der Bürgerschaft Aktivierung von lokalem Erfahrungswissen und Ressourcen der Akteure vor Ort für
städtebauliche, grünplanerische, soziale und kulturelle Maßnahmen.
Aufwand Kosten für externes Stadtteilmanagement über einen Zeitraum von drei bis fünf
Jahren
Erfahrungen / Evaluation Umfangreiche städtebauliche Maßnahmen im Rahmen von Sanierungsgebieten werden intensiv mit der Bürgerschaft abgestimmt. Die Beteiligung stärkt die Identifikation mit dem Stadtteil. Häufig gelingt es, bürgerschaftliches Engagement in erheblichem Umfang zu mobilisieren. Der zeitliche Abstand zwischen erster Beteiligung und der Realisierung erster baulicher Maßnahmen trifft vor Ort mitunter auf Unverständnis.
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2.1.3.5 Spielleitplanung
Beschreibung Spielleitplanung ist eine Entwicklungsplanung, die sich an den Bedürfnissen und Sichtwei- sen von Kindern und Jugendlichen orientiert. Sie kann helfen, die Problematik der „Stell- vertreterplanung“ (Erwachsene planen für Kinder) zu lösen. Zur Bewertung stehen alle Orte und Flächen eines definierten Gebietes an. Durch einen Beschluss wird der Spielleit- plan abwägungsrelevant für alle künftigen Planungen im Geltungsbereich, seien es Ver- kehrs-, Bebauungs- oder Grünflächenplanungen. Im Geltungsbereich „Soziale Stadt Mühl- burg“ sowie den angrenzenden Bereichen wurde erstmals in Karlsruhe eine Spielleitpla- nung durchgeführt.
Eingesetzte Instrumente Subjektive Landkarten (Mental Maps)
Durch diese Methode wurden Alltagserfahrungen und Nutzungsmuster deutlich. Wichtig waren die Schulen als Kooperationspartner.
Vor-Ort-Begehung, Spaziergang Streifzüge: In Begleitung Erwachsener konnten Kinder selbst und unbeeinflusst Routen und Ziele bestimmen und Einblicke in ihre Lebenswelt gewähren.
Forum, Versammlung, Konferenz Jugendkonferenzen: Im Dialog mit den Jugendlichen wurden Probleme und Wün- sche formuliert. Zukunftswerkstatt: Aus den Ergebnissen der Bestandsanalyse sollten Ideen entwi- ckelt und Projekte abgeleitet werden.
Teilnehmende Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen erfolgte über Schulen und sonstige
öffentliche Einrichtungen. An der Zukunftswerkstatt konnten alle Interessengruppen teilnehmen.
Repräsentativität Mental Maps und Streifzüge wurden mit Schülerinnen und Schülern der 4. bis 6.
Klassen durchgeführt. An den Jugendkonferenzen konnten alle Jugendlichen teilnehmen. Die Zukunftswerkstatt war eine öffentliche Veranstaltung.
Ziel Ziel der Spielleitplanung ist es, den öffentlichen Freiraum im Interesse von Kindern
und Jugendlichen so zu entwickeln, dass die Qualität verbessert und Flächen gesi- chert werden.
Zur Sicherung der Ziele einer Spielleitplanung bedarf es eines gemeinderätlichen Beschlusses.
Aufwand Der Zeitraum für die Spielleitplanung in Mühlburg dauerte von Januar 2008 bis Mai 2009. Rund 350 Kinder und Jugendliche waren daran beteiligt. Externe Unterstützung war bei der Durchführung der Streifzüge sowie bei der Auswertung der Kinderbeteiligungen erfor- derlich. Die Jugendkonferenz und die Zukunftswerkstatt wurden extern moderiert.
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Erfahrungen / Evaluation Der Aufwand für die Grunddatenerhebung, Auswertung und Koordination war sehr hoch und stand nicht im Verhältnis zu den Informationen und Erkenntnissen, die durch diese Verfahren erbracht wurden. Das Verfahren erfordert einen abschließenden gemeinderätli- chen Beschluss. Die Evaluation des Verfahrens ergab, dass für die Stadt Karlsruhe die quartierbezogene Kinder- und Jugendbeteiligung (Kapitel 2.1.3.6) das effektivere Verfah- ren ist.
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2.1.3.6 Quartierbezogene Kinder- und Jugendbeteiligung
Beschreibung Streifzüge, Präsenszeiten der pädagogischen Fachkräfte vor Ort im Stadtteil und Jugend- konferenzen werden überwiegend für die quartiersbezogene Kinder- und Jugendbeteili- gung eingesetzt und dienen zur Aufnahme von Einschätzungen und Problemwahrneh- mung. Die Betrachtung und Wahrnehmung der Umwelt aus Sicht der Kinder ist entschei- dend.
Eingesetzte Instrumente Vor-Ort-Begehung, Spaziergang
Streifzüge: Kinder und Jugendliche können selbst und unbeeinflusst Routen und Ziele bestimmen und Einblicke in ihre Lebenswelt gewähren.
Präsenszeiten der pädagogischen Fachkräfte vor Ort: Zu angekündigten Zeiten ist die Person, die den Kindern bereits bekannt ist, im jeweiligen Stadtteil und nimmt dort die Anregungen der Kinder, Jugendlichen und Familien entgegen.
Forum, Versammlung, Konferenz Jugendkonferenzen: Im Dialog mit den Jugendlichen werden Probleme und Wün- sche formuliert.
Teilnehmende Teilnehmen können alle Kinder und Jugendliche
Repräsentativität abhängig von der konkreten Ausgestaltung Risiko, dass insbesondere „laute“ Stimmen Gehör finden
Ziel Aufnahme von Anregungen Feststellung von Problemen Kinder und Jugendliche in einen demokratischen Prozess einbeziehen
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten eher gering
Die Streifzüge und Präsenszeiten werden vom Kinderbüro organisiert, durchgeführt und ausgewertet. Schulen und sonstige Einrichtungen sollten eingebunden werden. Die Er- gebnisse werden vom Kinderbüro zusammengefasst und an die Fachämter weitergeleitet.
Erfahrungen / Evaluation Eine aufschlussreiche Methode, die in einem vertretbaren Aufwand steht, um die Bewe- gungsräume und Probleme der Kinder zu erfahren.
Eine Einbindung der Schulen, Kindertagesstätten und sonstigen Einrichtungen ist für eine Rückkopplung wichtig. Diese Einrichtungen sind oftmals auch Ansprechpartner für die ob- jektbezogene Kinder- und Jugendbeteiligung.
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2.1.3.7 Objektbezogene Kinder- und Jugendbeteiligung
Beschreibung Beim Neubau und bei einer umfassenden Sanierung von Spielplätzen erfolgt eine zweistu- fige Beteiligung der Kinder- und Jugendlichen der Nachbarschaft. Die Organisation und Durchführung erfolgt durch das Gartenbauamt.
Eingesetzte Instrumente Anschauliche Präsentation eines ersten Entwurfs zur Spielflächengestaltung mit
Plänen und Abbildungen (Skizzen, Fotos). Diskussion der ersten Planungsüberlegungen vor Ort und Erfassung von Ände-
rungs-, Verbesserungs- und Ergänzungswünschen. Hierbei können die Kinder auch mit selbst gewählten Medien (Zeichnungen, Modelle) ihre Vorstellungen einbringen.
Vorstellung der auf Grundlage der Anregungen überarbeiteten Planung und Kon- sensfindung in einem zweiten Vorort-Termin.
Teilnehmende Teilnehmen können alle Kinder und Jugendlichen (Nachbarschaft, Schulen und
Kindertagesstätten im Umfeld werden gezielt eingeladen).
Repräsentativität Die Auswahl der Teilnehmenden ist zufällig. Das Ergebnis muss bei zu geringer
Teilnahme am ersten Termin beim zweiten Termin verifiziert werden. Risiko, dass insbesondere „laute“ Stimmen Gehör finden
Ziel Aufnahme von Anregungen und Erkennen von aktuellen Trends Feststellung von eventuellen Problemen und Nutzungskonflikten Kinder und Jugendliche in einen demokratischen Prozess einbeziehen
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten eher gering
Erfahrungen / Evaluation Eine praxisnahe, bedarfsgerechte Methode, die zeitnah zur Umsetzung der Planung durchgeführt werden kann und damit die Erwartungen der Kinder und Jugendlichen erfüllt. Kinder und Jugendliche lernen auch die Wünsche anderer kennen und erfahren die Grün- de, warum nicht alle Wünsche realisierbar sind.
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2.1.3.8 Verkehrsentwicklungsplan
Beschreibung Der Verkehrsentwicklungsplan (VEP) soll Möglichkeiten aufzeigen, wie die Zielvorstellun- gen der Stadt im Sinne einer nachhaltigen Verkehrsentwicklung unter Beachtung der wirt- schaftlichen Entwicklung umgesetzt werden können. Er ist auch als Strategie im Karlsru- her ISEK 2020 genannt.
Als Rahmenplan wird er Aussagen zu den grundlegenden Netzen und Infrastruktureinrich- tungen im Fuß- und Radverkehr, im öffentlichen Personennahverkehr sowie im motorisier- ten Individualverkehr machen und Maßnahmen zur Umsetzung benennen. Zielhorizont ist das Jahr 2025.
Die Erarbeitung des VEP ist als Prozess angelegt, d.h., die Inhalte der einzelnen Bearbei- tungsbausteine werden jeweils durch die Rückkopplung mit den städtischen Gremien, der Fachverwaltung, der Bürgerschaft sowie relevanten Interessensgruppen entwickelt.
Eingesetzte Instrumente Forum / Versammlung / Konferenz
o Öffentliche Informationsveranstaltungen: Informationsveranstaltungen zu verschiedenen Phasen des VEP-Prozesses, im Rahmen der Stadtbauforen. Die Stadtbauforen sind eine Veranstaltungsreihe des Stadtplanungsamts, in der etwa viermal jährlich Themen der Stadtplanung und des Bauens vorge- stellt und diskutiert werden.
o VEP-Forum: Mit der Bildung des Forums wurde ein Gremium geschaffen, das die Erarbeitung des Verkehrsentwicklungsplanes kontinuierlich begleitet und die Ergebnisse der einzelnen Arbeitsschritte gemeinsam diskutiert. Die Anregungen aus dem Forum fließen in den Verkehrsentwicklungsplan ein. Insgesamt sind sechs Sitzungen mit einer Dauer von je vier Stunden vorge- sehen.
o Forum für die Öffentlichkeit: Im Sommer 2012 wird der ausgearbeitete VEP Bürgerinnen und Bürgern vorgestellt. Es ist eine Art „Produkttest“, bei dem Hinweise zur Akzeptanz des VEP und zur Priorisierung der Maßnahmen ge- wonnen werden sollen.
Teilnehmende Öffentliche Informationsveranstaltungen: Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger
über Presse, Einladungsliste Fachpublikum des Stadtplanungsamtes VEP-Forum: Das Forum gliedert sich in einen „Inneren Kreis“ und „Äußeren Kreis“.
o Im Inneren Kreis sitzen ca. 40 Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen, die entweder direkt mit dem Verkehrssektor beschäftigt sind, als große Ver- kehrserzeuger gelten oder bestimmte Interessensgruppen vertreten. Sie wurden sorgfältig ausgewählt und persönlich vom Oberbürgermeister einge- laden und benannt.
o Der Äußere Kreis besteht aus Verwaltungsangehörigen sowie Politikerinnen und Politikern. Das Forum wird durch externe Moderation geleitet, die VEP- Gutachterinnen und Gutachter liefern den fachlichen Input. Dieser wird in aufbereiteter Form im Vorfeld an die Teilnehmenden verschickt.
o Die Teilnehmenden des Inneren Kreises diskutieren an acht „Bänken“ mit- einander und halten die Ergebnisse an Stellwänden fest. Der Äußere Kreis beobachtet die Arbeit der Bänke und steht für Rückfragen und / oder zur Ab- schlussdiskussion zur Verfügung.
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Forum für die Öffentlichkeit: Die Teilnehmenden werden aus dem Melderegister nach statistischen Gesichtspunkten gezogen (netto ca. 100). Darüber hinaus wer- den Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch die Presse eingeladen (geschätzter Rücklauf 20 – 40 Personen). Auch die VEP-Forumsteilnehmenden werden gebeten, Personen aus ihren Bereichen zu entsenden (geschätzt ca. 50 Personen).
Repräsentativität Öffentliche Informationsveranstaltungen: Die Stadtbauforen sprechen eher Fach-
publikum und höhere Bildungsschichten an, die Teilnehmenden sind nicht reprä- sentativ für die Bevölkerung.
VEP-Forum: Für das VEP-Forum wurde darauf geachtet, alle Gruppierun- gen/Interessensvertretungen abzudecken, jedoch nicht nach einem strengen Re- präsentativitätsschlüssel.
Forum für die Öffentlichkeit: Die Einzuladenden werden repräsentativ aus dem Mel- deregister gezogen, die Gruppe unter 35 wird etwas verstärkt, weil hier mit weniger Zusagen gerechnet wird.
Ziel Öffentlichkeitsarbeit, Information, Aufklärung und die gemeinschaftliche Diskussion sind wichtige und unverzichtbare Instrumente einer erfolgreichen Arbeit in der Stadt- und Ver- kehrsplanung. Deshalb soll die Öffentlichkeit bei der Erarbeitung des VEP eingebunden werden. Ziel ist es, eine hohe Akzeptanz für die Maßnahmen und Projekte zu erreichen, sowie Verständnis für die Belange der anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer.
Aufwand Es entstehen Kosten für externe Moderation, Raummiete, Vortragende, Verpflegung, Druck und Gestaltung der Flyer, Versand sowie Aufbereitung vorbereitender Unterlagen.
Erfahrungen / Evaluation Öffentliche Informationsveranstaltungen: Die Stadtbauforen zum Thema Verkehr
sind gut besucht und es entstehen interessante Diskussionen. VEP-Forum: Das VEP-Forum hat eine gewisse Fluktuation der Teilnehmenden zu
verzeichnen, der Prozess läuft über mehrere Jahre. Insgesamt gibt es positive Rückmeldungen und die Anregungen werden durch die Gutachterinnen und Gut- achter in den VEP aufgenommen. Die Arbeit an den Bänken wird als interessant und zielführend gesehen. Die externe Moderation hat sich bewährt.
Forum für die Öffentlichkeit: Die Veranstaltung fand noch nicht statt.
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2.1.3.9 Stadtteilprojekte zum Stadtjubiläum 2015
Beschreibung (Beteiligungsverfahren ist noch in Planung) Hinführend auf das 300-jährige Jubiläum werden vom Stadtmarketing Karlsruhe mögliche neue Formen des Austauschs mit und innerhalb der Bürgerschaft geprüft. Die Karlsruher Stadtteile sollen bereits beim Stadtgeburtstag 2013 mit Eigenprojekten vertreten sein. Dies soll für das Jubiläum 2015 noch ausgebaut werden.
Eingesetzte Instrumente noch nicht definiert
Teilnehmende offene Teilnahme von Bürgerinnen und Bürgern aus den Stadtteilen
Repräsentativität nicht gegeben, da die Teilnahme für alle offen ist
Ziel Ziel ist es, hierbei auch die Bewohnerinnen und Bewohner zu erreichen, die in den
Bürgervereinen weniger engagiert sind. Zu diesen Zielgruppen zählen insbesonde- re junge Menschen, Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund sowie Stu- dierende.
Initiierung kleinerer Stadtteilprojekte, die aus konkreten Vorschlägen der Einwoh- nerschaft hervorgehen und möglichst zeitnah, kostengünstig und unter praktischer Einbeziehung der Stakeholder umgesetzt werden sollen.
Aufwand keine finanzielle Entschädigung der Beteiligten Zeitaufwand für die Beteiligten ca. 1-3 Tage Projektgelder müssen zeitnah zur Verfügung stehen und transparent kommuniziert
werden.
Erfahrungen / Evaluation Liegt noch nicht vor, da sich das Beteiligungsverfahren noch in Planung befindet.
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2.2 Gesetzlich vorgeschriebene Bürgerbeteiligung Bei den gesetzlich festgelegten Beteiligungsformen gibt es einen Mechanismus, der die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bei einer Projektentscheidung „automatisch“ auslöst. Im Folgenden werden gesetzlich festgelegte Beteiligungsformen und die mit ihnen in Karlsruhe gemachten Erfahrungen vorgestellt.
2.2.1 Bürgerbegehren mit anschließendem Bürgerentscheid
Beschreibung Über eine Angelegenheit des Wirkungskreises der Gemeinde, für die der Gemeinderat zuständig ist, kann die Bürgerschaft einen Bürgerentscheid beantragen (Bürgerbegehren). Hierzu müssen Unterschriften nach Maßgabe § 21 (3) GemO gesammelt werden.
Anwendungsbeispiele in Karlsruhe Bürgerbegehren Kronenplatz 1988 Bürgerbegehren Stadtbahntunnel 1996
jeweils mit anschließendem Bürgerentscheid
Erfahrungen / Evaluation Mit Aussicht auf Erfolg nur für Fragestellungen nutzbar,
... die nach § 21 (2) GemO zulässig sind und ... die eine hinreichende Mobilisierung der Abstimmenden im Hinblick auf das Quo-
rum von 25% § 21 (6) GemO im anschließenden Bürgerentscheid erwarten lassen. Beispiele für nicht zugelassene Bürgerbegehren sind die Bürgerbegehren zum Bo-
tanischen Garten 2004 und zur Kombilösung 2010.
2.2.2 Bürgerentscheid durch Beschluss des Gemeinderats
Beschreibung Der Gemeinderat kann mit einer Mehrheit von zwei Dritteln der Stimmen aller Mitglieder beschließen, dass eine Angelegenheit des Wirkungskreises der Gemeinde, für die der Gemeinderat zuständig ist, der Entscheidung der Bürgerinnen und Bürger unterstellt wird (Bürgerentscheid nach § 21 (1) GemO). Dem kann ein Bürgerbegehren vorausgehen.
Anwendungsbeispiele in Karlsruhe Bürgerentscheid Kombilösung 2002
Erfahrungen / Evaluation Bürgerentscheide führen – trotz einer Bindungsfrist von nur drei Jahren – zur Befriedung des Konflikts, da das Ergebnis anerkannt wird.
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2.2.3 Bürgerbeteiligung bei BPlan-Verfahren
Beschreibung Das Baugesetzbuch sieht im Aufstellungsverfahren für Bauleitpläne eine Beteiligung der Öffentlichkeit grundsätzlich zwingend vor (§§ 3 und 13a Abs. 3 Nr. 2 BauGB). Diese ist zweistufig angelegt:
1. Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit (§ 3 Abs. 1, § 13a Abs. 3 Nr. 2 BauGB) Möglichst frühzeitig soll die Öffentlichkeit in den Planungsprozess zur Bauleitpla- nung mit einbezogen werden. Je nach erwartetem Interesse der Öffentlichkeit wird die Beteiligung als öffentliche Veranstaltung oder in Form einer Darlegung im Amtsblatt mit anschließender zweiwöchiger öffentlichen Auslegung durchgeführt.
2. Öffentliche Auslegung der Planung (§ 3 Abs. 2 BauGB) Hat der Bauleitplan einen in sich stimmigen Planungsstand erreicht, wird er dem Gemeinderat zur Entscheidung über die öffentliche Auslegung vorgelegt. Die öffent- liche Auslegung wird mindestens eine Woche vor Beginn bekannt gegeben. Der Plan liegt dann in der Regel für einen Monat zur Einsicht aus. In dieser Zeit können Stellungnahmen zum Bebauungsplan abgegeben werden. Diese müssen anschlie- ßend von der Verwaltung geprüft werden. Wer eine Stellungnahme abgegeben hat, hat ein Recht darauf, dass ihm das Ergebnis der Prüfung mitgeteilt wird.
Teilnehmende Grundsätzlich stehen die Beteiligungsmöglichkeiten allen Interessierten offen.
Repräsentativität Nicht gegeben, da in der Regel nur Personen teilnehmen, die mit der Planung nicht
einverstanden sind. Die zustimmende oder nicht interessierte Mehrheit ist wenig vertreten und äußert
sich nur selten.
Erfahrungen / Evaluation Positiv: Alle Anregungen werden dokumentiert und sind per Gesetz im Rahmen der
Abwägung zu berücksichtigen. Auch wenn das Verfahren etwas sperrig erscheint, führt diese Verbindlichkeit dazu, dass sich die Bürgerinnen und Bürger gut aufge- hoben fühlen. Die Verwaltung erarbeitet sich durch dieses Verfahren eine gute Grundlage um Probleme vor Ort zu erkennen und diese in die Planung mit einzube- ziehen.
Negativ: Überzogene Erwartungen, dass das Vorgebrachte nun auch umzusetzen ist. „Gefühlte“ Mehrheiten pro oder contra Planungsentscheidung aufgrund einer Stimmung der Anwesenden bei einer solchen Veranstaltung.
Ergänzung Über diese gesetzlich vorgeschriebene Bürgerbeteiligung hinaus werden noch weitere zu- sätzliche Beteiligungsmöglichkeiten auf freiwilliger Basis angeboten:
Beteiligung der Bürgervereine als Vertretung der Bürgerschaft im Rahmen der Be- hördenbeteiligung nach § 4 BauGB
Information der Öffentlichkeit auch über Internet mit der Möglichkeit zur Äußerung über Internet-Formular
zusätzliche Informationsveranstaltungen für spezielle Zielgruppen auch außerhalb der Vorschriften des BauGB
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2.2.4 Flächennutzungsplan-Verfahren (Vorbereitende Bauleitplanung)
Beschreibung Wie beim B-Plan Verfahren sind auch beim FNP-Verfahren die Kommunen dazu verpflich- tet, Bürgerinnen und Bürger sowie Verbände möglichst frühzeitig über allgemeine Ziele und Zwecke der Planung, sowie sich wesentlich unterscheidende Lösungen, die für die Neugestaltung oder Entwicklung eines Gebietes in Betracht kommen, zu unterrichten. Die nach dem Baugesetzbuch vorgesehene Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgt in zwei Stu- fen. Der frühzeitigen Beteiligung, die im Stadium des Vorentwurfs angesiedelt ist, und der öffentlichen Auslegung, in der Entwurf, Begründung und aus der frühzeitigen Beteiligung bereits berücksichtigte Stellungnahmen einzusehen sind. Die frühzeitige Beteiligung wird im Falle des FNP, im Gegensatz zum B-Plan Verfahren, nur vereinzelt und projektbezogen als öffentliche Veranstaltung durchgeführt. Zumeist wird ein ähnliches Verfahren wie bei der öffentlichen Auslegung angewendet. Bei der öffentlichen Auslegung liegt der Plan nach öffentlicher Ankündigung im Rathaus zur Ansicht aus. Hier hat die Öffentlichkeit Ge- legenheit, sich zu den unterscheidenden Lösungen und deren voraussichtlichen Auswir- kungen zu äußern. Die eingereichten Stellungnahmen sind von der Verwaltung zu prüfen und mit anderen Interessen abzuwägen. Der FNP wird durch den Nachbarschaftsverband Karlsruhe aufgestellt, dem elf Gemeinden angehören. Die Verbandsversammlung des NVK entscheidet über Fortschreibungen und Änderungen des FNP. Hier stellt Karlsruhe 16 von 41 Vertretern, was gleichbedeutend mit 60 Prozent der Stimmen ist. Der Gemein- derat Karlsruhe hat nur einen mittelbaren Einfluss auf die Verbandsversammlung.
Anwendungsbeispiele in Karlsruhe Vorgehensweise zur öffentlichen Auslegung einer geplanten Einzeländerung:
Nachdem Ort und Dauer der Offenlage in den BNN und der Stadtzeitung (gemäß BauGB) mindestens eine Woche vorher veröffentlicht werden, besteht die Möglich- keit, die geplanten Einzeländerungen samt Erläuterungsbericht und FNP für die Dauer eines Monats im Offenlageraum des Rathauses einzusehen.
Zusätzlich findet eine Veröffentlichung im Internet statt. Anregungen der Öffentlichkeit werden dokumentiert und an die zuständigen Plane-
rinnen und Planer weitergeleitet. Diese prüfen die Anregungen und ändern gegebenenfalls den Vorentwurf. Alle Stel-
lungnahmen werden abgewogen und in einer schriftlichen Beschlussempfehlung an das politisch entscheidende Gremium, d.h. der Verbandsversammlung des Nach- barschaftsverbandes Karlsruhe, zur Abstimmung vorgelegt.
Nach positivem Beschluss durch die Verbandsversammlung werden die Stellung- nahmen nochmals der höheren Verwaltungsbehörde, in diesem Fall dem Regie- rungspräsidium Karlsruhe, vorgelegt. Dieses entscheidet über die endgültige Ge- nehmigung der Einzeländerung.
Erfahrungen / Evaluation Die Möglichkeiten der Beteiligung werden von Bürgerinnen und Bürgern nur selten wahr- genommen. Dies liegt jedoch nicht am Verfahren, sondern daran, dass der FNP „nur“ für Behörden und nicht für Bürgerinnen und Bürger rechtsverbindlich ist und dessen Vorga- ben nur selten mit Interessen einzelner kollidieren. Ist dies, wie z. B. im Zuge des Verfah- rens zur Genehmigung der Flächen des Fleischwerkes Rheinstetten, doch einmal der Fall, so ist dieses formelle Verfahren zwar ein umständliches, dafür aber auch ein sehr gründli- ches Werkzeug, das dafür sorgt, dass alle Bedenken und Einwände in einem Abwägungs- prozess Gehör finden und dokumentiert werden.
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2.2.5 Sanierungsverfahren
Beschreibung Das förmliche Verfahren für die Durchführung städtebaulicher Sanierungsmaßnahmen (Aufstellung, Änderung, Ergänzung von Maßnahmen im förmlich festzusetzenden Sanie- rungsgebiet) umfasst u. a. die Beteiligung der „Öffentlichkeit“ (gem. § 137 BauGB) sowie der „Behörden und sonstigen Träger[n] öffentlicher Belange“ (gem. § 139 BauGB).
Zwei Stufen: frühzeitige Mitwirkung (Information über die vorab beabsichtigten Sanierungsmaß-
nahmen, Gelegenheit zur Äußerung und Erörterung) Vertiefung des vorgesehenen Maßnahmenplanes in Stadtspaziergängen,
Workshops, Arbeitskreisen etc. i. d. R. vor Ort im Sanierungsbüro moderiert durch nichtstädtische Personen; parallel: Lenkungsgruppe der Verwaltung als Schaltstelle zu den Anregungen aus der Bürgerbeteiligung
Anwendungsbeispiele in Karlsruhe Alle Sanierungsgebiete im Rahmen einer Anhörungsveranstaltung; im informellen
Bereich verstärkt insbesondere seit dem Landessanierungsprogramm Weststadt (1997 bis 2007)
Erfahrungen / Evaluation Alle Anregungen werden dokumentiert. Das Verfahren ist aufwändig, die Realisierung über mehrere Jahre oft nur schwer zu vermitteln. Dennoch kann dadurch eine i. d. R. höhere Aufmerksamkeit und Konstruktivität erreicht werden; die Bürgerinnen und Bürger fühlen sich durch die Anpassung von Planungen auf die Bedürfnisse vor Ort bestätigt. Auch die Förderung privater Sanierungsmaßnahmen unterstützt den Beteiligungsprozess und die Bereitschaft, sich einzubringen.
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3 Online-Bürgerbeteiligung, E-Partizipation
Durch den zunehmenden Einsatz des Internets eröffnen sich für Bürgerinnen und Bürger neue Wege, sich in städtische Belange einzubringen, sich untereinander zu vernetzen, Informationen auszutauschen und sich zu organisieren. Vor diesem Hintergrund werden im vorliegenden Kapitel grundlegende Überlegungen zur Online-Bürgerbeteiligung bzw. zu E-Partizipation dargelegt sowie Instrumente und Verfahren erläutert.
3.1 Grundlagen Die Verlagerung der Beteiligungsprozesse in das Internet wird verbreitet „E-Partizipation“ genannt. E-Partizipation ist logisch in der hier vorgenommenen Strukturierung weder als „Instrument“ noch als „Verfahren“, sondern eher als ein „Kanal“ zu verstehen, über den Kommunikation läuft. Die Wahl des Kanals „Internet“ hat erhebliche Auswirkungen hin- sichtlich Reichweite, Geschwindigkeit, mögliche Intensität und inhaltliche Tiefe – in allen diesen Dimensionen ist mit dem Internet ein erhebliches Steigerungspotential realisierbar. Die Anwendung des Internets in Beteiligungsprozessen erfolgt in der Regel begleitend und parallel, bislang eher selten substituierend.
Praktisch jede Kommunikationsform kann auch im Internet abgebildet werden: Einer mit Einem: z. B. E-Mail Einer mit Vielen: z. B. Blog Viele mit Vielen: z. B. Foren oder Soziale Netzwerke
Die Kommunikation kann stark dialogisch gestaltet werden, z. B. im Chat, oder eher asyn- chron, z. B. Foren oder Kommentare. Es überwiegt die Textform, aber prinzipiell sind die Kommunikationsprozesse im Internet auch als Audio- oder Videodialog denkbar (z. B. Podcast oder Webinar). Die Fülle der medialen Möglichkeiten erlaubt zielgruppen- und gegenstandsgerechte Informationsformate.
Internet ist ein Alltags-Medium geworden. Weder ist heute der Internetzugang in relevanter Weise sozial selektiv, noch ist die Nutzung des Internets bei der Einführung von Beteili- gungsmöglichkeiten als besonders innovativ oder imagefördernd anzusehen, sieht man von bestimmten Formaten ab, die aufgrund ganz anderer Kriterien derzeit starke Reso- nanz erfahren (z. B. Soziale Netzwerke).
Beteiligungsprozesse können verwaltungsinitiiert oder bürgerinitiiert sein.
Bürgerinitiiert sind beispielsweise: Beobachtung von Politik und Verwaltung (z. B. mit „Watchblogs“ oder „Stadtwikis“), Eingaben, Beschwerden, Petitionen (derzeit meist in Sozialen Netzwerken) und Aktivismus, Kampagnen und Lobbying (ebenfalls meistens über dezidierte Websei-
ten und Soziale Netzwerke).
Bürgerinitiierte Beteiligungsformate nutzen heute ausnahmslos, intensiv und teilweise ausschließlich das Internet.
Verwaltungsinitiiert sind: Informations- und Transparenzangebote Konsultationsverfahren (Dialog / Diskussion) Kooperationsangebote (Aufgaben der Stadt werden von Bürgerinnen und Bürgern
übernommen)
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Im Folgenden steht die verwaltungsinitiierte Online-Konsultation im Mittelpunkt, also die dialogische und ergebnisorientierte Bürgerbeteiligung. Das Internet eröffnet dabei – bei entsprechender Ausgestaltung des Beteiligungsprozesses – die folgenden Vorteile:
Vereinfachung der gezielten Ansprache und direkte Einbindung der Adressaten, Verringerung der Hürden und Hemmschwellen für eine Mitwirkung
Vereinfachung der Bereitstellung und Abfrage von Informationen bei potentiell end- loser Informationstiefe und großer Vielfalt der Informationsformate
Möglichkeit der transparenten, gleichzeitigen oder zeitversetzten Diskussion unter den Beteiligten und mit der Stadt
Möglichkeit der Auswertung der Beiträge und Herausfilterung der zentralen Anlie- gen durch Kommentar- und Bewertungsfunktionen
Vereinfachte Bekanntmachung und Rückkopplung der Ergebnisse
Zu beachten ist allerdings:
Obwohl die Zugangshürden abgebaut wurden, ist es oftmals schwierig, die Teil- nehmenden zur Mitwirkung zu motivieren, wenn die direkte persönliche Ansprache fehlt und der Beteiligungsprozess zeitversetzt abläuft.
Im internetgestützten Kommunikationsprozess sind in der Regel die Beteiligten ört- lich voneinander isoliert, es fehlen verbale und nonverbale wechselseitige Bezug- nahmen. Das kann die Steuerung der Diskussion erschweren und führt mitunter zu übersteigerter Tonlage. Auch deswegen ist es wichtig, ein klares Regelwerk vor- zugeben.
Klare Kommunikation der Regeln vorab: Wie lange wird kommuniziert, was ist er- laubt, wann greift ein Moderator ein, was passiert danach mit den Ergebnissen. Ei- ne aktive und sichtbare Moderation ist empfehlenswert.
Die Aufforderung zur Meinungsäußerung darf nicht überfordern. Je konkreter die Fragestellung, desto größer die Chance, Erfahrungswissen der Teilnehmenden zu gewinnen.
Teilnehmerregistrierung ist mittlerweile ein verstandener Vorgang. Registrierung und Anmeldung nicht mehr Beteiligungshindernis, dafür aber hochwirksamer Filter gegen unernste, beleidigende und dumme Äußerungen. Kein Klarnamenzwang! Ei- ne Registrierung mit Pseudonym sollte zulässig sein und wird vom Landesdaten- schutzbeauftragten empfohlen.
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3.2 Instrumente und Verfahren der Online-Bürgerbeteiligung / E-Partizipation Wegen der Vielfalt der möglichen Einsatzarten sind Beteiligungsformate umsichtig auszu- wählen.
Soziale Netzwerke Das Potential Sozialer Netzwerke für bürgerinitiierte Beteiligungsprozesse ist hoch, für verwaltungsinitiierte entgegen landläufiger Meinung eher niedrig. Der Grund liegt in der fehlenden Möglichkeit, die Diskussion einer Frage zu strukturieren noch regi- onal einzugrenzen. Hinzu kommen die bekannten Datenschutzprobleme. Soziale Netzwerke sind nicht teilnehmeroffen. Auch ohne Initiative der Stadt findet soziale Diskussion in den sozialen Netzwerken statt. Zwar muss man sich um soziale Netzwerke kümmern, denn sie entwickeln sich zum Sprachrohr der Bürgerinnen und Bürger – als Format für die Bürgerbeteiligung empfiehlt sich eher Zurückhal- tung. Bewährt hat sich der Einsatz als Zuträger.
Chatformate Chatformate sind gut für Fragestunden, als Beteiligungsinstrument dagegen weni- ger geeignet. Mitschriften lesen sich im Nachhinein oft sehr banal, aber eine Doku- mentation ist ohnehin eher selten. Der Gedankenaustausch beschränkt sich auf wenige kurze Sätze, ein Gedanke entwickelt sich selten fort, sondern weicht nur dem nächsten. Chats fehlt die Nachhaltigkeit. Jugendliche sind chataffin – aber sie chatten mit Gleichaltrigen, nicht mit Politikern oder Behörden (Projekt Stadionbad Bremen).
Voting Voting ist beliebt. Voting erlaubt aber nur sehr einfache Fragestellungen. Problema- tisch sind fehlende Repräsentativität, ortferne Teilnahme und hohe Manipulations- gefahr (Bud-Spencer-Tunnel, Europabad). Mit technischen Vorkehrungen lässt sich einiges davon begrenzen. Diese können aber als Spaßbremse wirken.
Erfahrungen mit Online-Voting in Karlsruhe liegen bereits vor. Im Rahmen des vom Stadtmarketing im Jahr 2011 ausgelobten Bürger-Ideenwettbewerbs „15 Ideen für KA2015“ bestand die Möglichkeit, die jeweiligen Ersteinreichungen vor der detail- lierten Ausarbeitung in einer dreimonatigen Online-Voting Phase zu bewerten. Auf Basis dieser Bewertungen wurde ein Publikumspreis vergeben. Der Einsatz von Online-Voting fand mit dem Ziel statt, junge, web-affine Zielgruppen zu mobilisieren.
Foren Foren haben gegenüber den Sozialen Netzwerken den Vorteil der Moderierbarkeit. „Out-Of-Topic“-Verbote lassen sich deshalb gut durchsetzen, was allen Beteiligten Zeit spart. Gleichwohl droht auch hier die Diskussion zu mäandern, weil jeder sei- nen eigenen Thread aufmachen kann. Man kann in Foren nichts zum Abschluss bringen, es sei denn man bricht ab. Für Beteiligungsprozesse daher eher mit Be- dacht einzusetzen. Sehr gut geeignet sind Foren im Bereich Kundenbindung und Kundensupport. Softwarehersteller setzen beispielsweise gerne Foren als Instru- ment für den Anwender-Support ein.
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Weblogs (kurz Blogs) Weblogs sind Journale mit persönlichem oder korporativem Autor. Teilnehmeräuße- rungen sind auf das Kommentieren der einzelnen Journaleinträge beschränkt. Blogs sind gut als Ankermedium innerhalb eines Beteiligungsprozesses einsetzbar, über das der Fortgang des Verfahrens, erreichte Zwischenstände und externe Re- aktionen kommuniziert werden kann. Ein „ewiger“ Blog kann im Beteiligungskontext dazu beitragen, immer einen Kanal für bürgerschaftliche Äußerungen offen zu hal- ten.
Wikis Wikis werden in Beteiligungsprozessen bislang eher als Begleitformat eingesetzt. Ihr Einsatzgebiet ist das Wissensmanagement. Wikis eignen sich auch für das ko- operative Erstellen längerer Texte. Bekanntestes Wiki ist die Wikipedia. Der Erfolg eines Wikis steht und fällt mit der Organisation der Qualitätskontrolle.
Deliberations-Plattformen In letzter Zeit sind neue Softwareprodukte zum Einsatz gekommen, für die eine Gat- tungsbezeichnung noch fehlt. „Dialog Management Systems“, „soziale Software“, „Beteiligungstool“ sind Bezeichnungen, die verschiedentlich dafür im Gebrauch sind. Vorschlag: „Deliberations-Plattform“.
Deliberations-Plattformen zeichnen sich durch einen Methodenmix (Wiki, Voting, Foren, Kooperative Textentwicklung, etc.) aus. Aber eine solche Plattform ist mehr als die Summe ihrer Funktionalitäten. Durch vielfältige Einstellungsmöglichkeiten kann beispielsweise der Diskurs durch das Nutzerverhalten selbst strukturiert wer- den und entlastet so die Moderation. Eine Deliberations-Plattform erlaubt die Struk- turierung der Thematik, die Regelung des Beteiligungsprozesses und managt die Lebenszyklen der Topoi. Anders als in Foren können die Diskurse zu Abstimmun- gen führen. Deliberations-Plattformen sind daher viel stärker ergebnisorientiert: die Instrumente zur kooperativen Textentwicklung und zur Beschlussfassung sind Kernelemente. Vorzeigebeispiel für Bürgerbeteiligung ist derzeit die Deliberations- Plattform der Enquetekommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deut- schen Bundestages https://enquete-beteiligung.de/.
Bürgeranliegen Management Starke Verbreitung haben seit Aufkommen der Smartphones spezielle Anwendun- gen (so genannte „Apps“) gefunden, mit denen Bürgerinnen und Bürger vor Ort festgestellte Mängel verzugslos an die Stadtverwaltung melden können. Das Spek- trum umfasst zumeist die Themen Sauberkeit, Verkehrssicherheit und Häufung von Verkehrsverstößen. Entsprechende Anwendungen gibt es auch für stationäre PCs. In Karlsruhe wurde eine entsprechende App „KA-Feedback“ Mitte März 2012 veröf- fentlicht. Solche Mängelmelder zielen auf Beteiligung der Bevölkerung bei der Erle- digung kommunaler Aufgaben (Stichwort „Kooperation“), dagegen weniger auf Mit- wirkung bei der Entscheidungsfindung wie in den Konsultationsverfahren. In Karls- ruhe ist es für eine Evaluation noch zu früh, andernorts wird aber positiv berichtet.
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3.3 Zwischenfazit Online- Bürgerbeteiligung / E-Partizipation Eine exklusive Nutzung des Internets ist auch bei expliziter Online-Bürgerbeteiligung nicht das Ziel. Vielmehr ist die Mischung von realweltlicher Kommunikation mit internetgestütz- ter eher vorteilhaft und im kleinräumigen Umfeld einer Stadtgesellschaft das Mittel der Wahl.
Online-Beteiligungsprozesse skalieren gut. Eine Obergrenze der Zahl der Teilnehmer ist nicht feststellbar – in Online-Petitionen beträgt die Zahl der Petenten gelegentlich schon mehr als 100.000, bei internationalen Kampagnen auch Millionen (z. B. Greenpeace). Eine Untergrenze scheint es aber zu geben. Geht es um sehr kleinräumige lokale Verhältnisse, kann der Einsatz von Online-Instrumenten eher kontraproduktiv wirken.
Ein Einwand, der viele Vorhaben zur Beteiligung via Internet schon von vornherein verei- telt hat, ist der Aufwand, der damit einher zu gehen droht. Befürchtet wird zumeist der Mo- derationsaufwand. Dieser verlagert sich von punktueller Veranstaltungsmoderation zu kon- tinuierlicher auf Lebenszeit des Beteiligungsprojekts und ist a priori nicht leicht abzuschät- zen. Die Brisanz der Thematik dürfte dabei die größte Rolle spielen.
Während das Maß an Aufwand während einer Beteiligung im Internet nicht sicher vorher- sehbar ist, ist der Aufwand vor Eintritt in die Beteiligung deutlich höher:
Die Verfahrensschritte müssen vorab verbindlich festgelegt werden und sollten im Prozess nicht mehr geändert werden. Zurückliegende und nächste Schritte, Hand- lungsoptionen seitens der Teilnehmenden zum jeweiligen Zeitpunkt, Prozessieren der Ergebnisse etc. sind also genau zu planen und auch zu erläutern.
Das Verfahren muss zu jedem Zeitpunkt weitgehend kontextfrei verstehbar sein. Das elektronische Angebot muss absolut barrierefrei im Sinne der BITV (Barriere- freiheit hinsichtlich der Bedienung durch Personen mit Handikap) als auch hinsicht- lich Nutzerfreundlichkeit und intuitiver Bedienung sein, denn eine Online-Beteiligung ist kompliziert, nicht alltäglich, erfordert vielleicht auch Mut und ist deshalb stark ab- bruchgefährdet.
Elektronische Beteiligungsverfahren sind manipulationsgefährdet. Sie müssen ein hohes Maß an IT-Sicherheit aufweisen. Der Datenschutz ist strikt einzuhalten.
Abzuraten ist von halbherzigen Versuchen. Ein bisschen Internetbeteiligung, Aufforderung zum Input ohne Response, generelle Beteiligungsklauseln ohne Einstiegshilfen wird nur enttäuschende Ergebnisse zeigen.
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4 Checkliste zur Bürgerbeteiligung
Die folgende Checkliste ist eine Arbeitshilfe bei der Durchführung von Beteiligungsprozes- sen. Sie zeigt auf, welche Aspekte bei der Auswahl und Ausgestaltung von Beteiligungsin- strumenten in Betracht gezogen werden sollten. Darüber hinaus wird der Umgang mit den Ergebnissen aus dem Beteiligungsprozess thematisiert.
4.1 Überlegungen zur Auswahl des Beteiligungsinstruments Die hier aufgelisteten Fragestellungen sollen als Basis für die Auswahl eines geeigneten Beteiligungsinstruments bzw. -verfahrens dienen.
Was ist der Anlass für die Bürgerbeteiligung? o Initiative der Verwaltung o Beteiligung gesetzlich vorgesehen o Beteiligung wird aus der Bürgerschaft eingefordert o Beteiligung wird vom Gemeinderat / politischen Gremien eingefordert
Welches Thema wird behandelt? o Benennung des Themas o Eingrenzung des Themas o evtl. Aufsplittung in verschiedene Themenblöcke
Wie hoch sind die Einflussmöglichkeiten der Beteiligten? / Was ist der Gestal- tungsspielraum für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer?
o Gestaltungsspielraum definieren o Gestaltungsmöglichkeiten identifizieren
Welches Ziel wird mit der Beteiligung verfolgt? o Bürgerinnen und Bürger informieren o „Ventil“ bieten o Meinungsbild einholen o Informationsaustausch / Dialog o Ideen / Anregungen / Vorschläge sammeln o Probleme lösen / Konzepte und Inhalte erarbeiten o Konflikt beenden / Kompromiss finden o Partikularinteressen offen legen / vermeiden
Wer soll beteiligt werden? / Wer ist die Zielgruppe? / Wer ist betroffen? o regionale Begrenzung (Stadtteil, Anwohnerinnen und Anwohner, ...) o soziodemografische Kriterien (Kinder, Rentnerinnen und Rentner, ...) o evtl. verschiedene Zielgruppen für verschiedene Projektphasen o Anforderungen an die Repräsentativität der Ergebnisse
Zwischenschritt: Auswahl des geeigneten Instruments/Verfahrens zur Beteiligung
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4.2 Feinplanung zur Ausgestaltung des Beteiligungsinstruments Nach der Auswahl des Beteiligungsinstruments bzw. des -verfahrens erfolgt die Feinpla- nung zur Ausgestaltung des Beteiligungsinstruments. Folgende Checkliste bietet eine Ba- sis für die mit der Feinplanung einhergehenden Überlegungen und Entscheidungen.
Wenn das Instrument in Karlsruhe bereits erprobt ist: Welche Erfahrungen wurden gemacht? / Gibt es interne Expertise?
o Rücksprache halten o Erfahrungen abfragen und berücksichtigen
Wenn das Instrument in Karlsruhe noch nicht zum Einsatz gekommen ist: Gibt es Best Practice Beispiele? / Kann auf Erfahrungen anderer zurückge- griffen werden?
o Rücksprache halten o Erfahrungen abfragen und berücksichtigen
Findet eine Veranstaltung statt? Wenn ja:
o Veranstaltungsort festlegen o benötigten Platz definieren o Dauer der Veranstaltung festlegen o Catering planen o Ablauf planen
Informationsvermittlung: Fachinformationen, Spielregeln, Gestaltungsspielraum / Verbindlich- keit der Ergebnisse, Rückkopplung der Ergebnisse
Abklärung Erwartungen und Möglichkeiten „Arbeitsphasen“ der Teilnehmenden
o Art der Ergebnisdokumentation o Einladen von Pressevertretern
Muss auf externe Ressourcen zurückgegriffen werden? o Beteiligungsberatung o Moderation
Wie viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind erwünscht bzw. werden benö- tigt?
o u. a. abhängig von gewähltem Instrument / Verfahren
Handelt es sich um einen offenen oder um einen exklusiven Beteiligungspro- zess?
o u. a. abhängig von gewähltem Instrument / Verfahren
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Wie sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aktiviert / angesprochen wer- den?
o bei offenem Prozess Blitzumfrage / vertiefte Umfrage unter der betroffenen Bürgerschaft für
ein erstes / differenziertes Stimmungsbild zum Sachverhalt Nutzung von Multiplikatoren (Schulen, Vereine, ...) Printmedien (Zeitungen, Stadtteilzeitschriften, Hauswurfsendungen,
...) Internet (Soziale Medien, Website www.karlsruhe.de, ...) Direktansprache per Brief nach Stichprobenziehung im Einwohnerre-
gister aktives Aufsuchen einzelner Gruppen (z.B. Migrantinnen und Migran-
ten, Frauen) o bei „exklusiver“ Einladung
Blitzumfrage / vertiefte Umfrage unter der betroffenen Bürgerschaft für ein erstes / differenziertes Stimmungsbild zum Sachverhalt
repräsentative Auswahl der einzubeziehenden Bürgerschaft durch OB-Schreiben
Erfordert die Beteiligung die Einbindung von Expertinnen und Experten? o Fachleute aus der Verwaltung o externe Fachleute (z. B. aus Hochschulen)
Erfordert die Beteiligung die Einbindung von Akteuren aus der Politik?
Erfordert die Beteiligung die Einbindung von Interessengruppen? o Bürgerinitiativen o Bürgervereine o weitere Akteure
Gibt es Informationen, welche die Teilnehmenden (im Vorfeld) benötigen? o Aufbereitung von Fachinformationen o Information über Gestaltungsspielraum / Verbindlichkeit der erzielten Ergeb-
nisse o Kommunikation / Übermittlung der Informationen im Vorfeld der Veranstal-
tung oder während der Veranstaltung o Spielregeln des Verfahrens
Sollen Teile / Aspekte der Beteiligung im Internet abgebildet werden? Wenn ja, welche?
o siehe Kapitel 3
Soll die Presse über die Beteiligung informiert werden? Wenn ja: wann und wie?
Welche internen Ressourcen (personell / finanziell) müssen bzw. sollten ein- gesetzt werden?
o Gründung Projektteam / Arbeitsgruppe o Abschätzung finanzieller Aufwand
Welche internen finanziellen Ressourcen stehen zur Verfügung? o Budget
www.karlsruhe.de
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4.3 Umgang mit den Ergebnissen aus dem Beteiligungsprozess Beim Umgang mit den Ergebnissen aus dem Beteiligungsprozess ist die angemessene Information der Beteiligten über den Fortgang des Prozesses und die Verarbeitung der Ergebnisse in Politik und Verwaltung ein wesentlicher Aspekt. Die Ergebnisse von Beteili- gungsprozessen sollten für alle Beteiligten zugänglich sein und entsprechend dokumen- tiert werden. Anhaltspunkte für einen strukturierten Umgang mit den Ergebnissen finden sich in folgender Checkliste.
Wie werden die Ergebnisse an die Beteiligten rückgekoppelt? o Ergebnisprotokoll o Fotodokumentation
Wie werden die Beteiligten über den Fortlauf des Prozesses informiert? o Information durch individuelle Ansprache der Teilnehmenden (z. B. per Brief,
Newsletter) o Information durch Veröffentlichungen (z. B. auf der Homepage der Stadt
Karlsruhe oder in der Presse) o Durchführung von Informationsveranstaltungen zum Fortlauf des Prozesses
Wie werden die Ergebnisse weiter verarbeitet? o Weiterverarbeitung innerhalb der Verwaltung o Weiterverarbeitung durch die Politik
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DER GRÜNE FÄCHER PARKS UND GRÜNANLAGEN IN KARLSRUHE
Stadt Karlsruhe Gartenbauamt
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VORWORT
Es ist kein Geheimnis, dass Karlsruhe viel Grün zu bieten hat, im Gegenteil, dies ist fester Bestandteil des Images unserer Stadt.
Mit über 1.000 Hektar öffentlichen Parks, Grünanlagen und grünen Plätzen – darin sind Sportanlagen, Kleingärten und Friedhöfe noch nicht einmal enthalten – fi ndet jede Bürgerin und jeder Bürger in Wohnungsnähe ein Stück Freiraum für den täglichen Spaziergang oder die Wochenendfreizeit. Rund 400 Spielplätze ergänzen dieses Angebot für die junge Generation.
Unser Stadtgrün hat viele Gesichter:
Da sind gärtnerisch anspruchsvoll gestaltete Parks wie die Gärten am Schloss, der Schlossplatz, der Zoologische Stadtgarten, die zum Spazieren und Verweilen einladen oder die Günther-Klotz-Anlage und der Otto-Dullenkopf-Park mit viel Raum für Spiel und sportliche Aktivitäten. Dazu gehören aber auch die vielen kleinen Plätze, von denen aus sich gut das rege städtische Treiben betrachten lässt, das Albgrün von Rüppurr bis zur Mündung in den Rhein, das zu mehr Bewegung anregt und der Zugang zum Rheinufer über den Landschaftspark Rhein.
Nicht zu vergessen sind die vielen feineren Verzweigungen unseres Grünfl ächensystems, die die Siedlungsfl ächen gliedern, den „grünen Fächer“ ergänzen und Verbindungen zwischen dem wohnungsnahen Grün sowie den umgebenden Wäldern und Fluren schaffen.
Dekorative Arrangements mit Sommerblumen bis hin zu den naturnahen Uferzonen von Alb und Pfi nz und den Obstwiesen im Siedlungsgrün der ländlichen Stadtteile zeigen das weite Spektrum der vielfältigen Gestaltung und Pfl ege unserer Karlsruher Grünfl ächen.
Die Broschüre beschreibt Geschichtliches, Eigenart und Ausstattung einer weit gestreuten Auswahl Karlsruher Parks und Anlagen. Sie soll ermuntern, neben der gut bekannten Grünfl äche vor der eigenen Haustür auch einmal interessante Freiräume anderer Stadtteile kennenzulernen. Bei dieser Erkundung des Stadtgrüns wünsche ich den Leserinnen und Lesern recht viel Vergnügen.
Dr. Frank Mentrup Oberbürgermeister
GARTENBAUAMT | 3
INHALTSVERZEICHNIS Karlsruhe, die grüne Stadt 6
Gärten am Schloss 8
Schlossplatz und Schlossgarten 10
Fasanengarten 11
Botanischer Garten 11
Gelände des Erbprinzengartens 12
Friedrichsplatz 12
Nymphengarten 13
Zoologischer Stadtgarten 14
Beiertheimer Wäldchen 18
Festplatz 19
Schlossgarten Durlach 20
Alter Friedhof 22
Theaterplatz 23
Südstadt-Grünzug 24
Hildapromenade 25
Lina-Sommer-Anlage 26
Haydnplatz 26
Ehemalige Dragonerkaserne 27
Fliederplatz 27
Lindenplatz in Mühlburg 28
Sonntagplatz 29
Nottingham-Anlage 30
ZKM-Grünzug 31
Otto-Dullenkopf-Park 32
Stadtpark Südost 34
Schmallen 35
Günther-Klotz-Anlage 36
Albgrün 38
Kirchfeld Nord mit Siegfried-Buback-Platz 40
Grünzug Knielingen 41
Landschaftspark Rhein 42
Turmbergterrasse 43
Stadtplan 45
Impressum 48
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KARLSRUHE, DIE GRÜNE STADT
DIE GRÜNE STADT
Kaum ein Besucher unserer Stadt, ob in einer Gruppe, einer Delegation aus Ost oder West, als Geschäftsmann oder einfach als Freund aus einer anderen Stadt, der nicht spontan über das schöne Grün ins Schwärmen geriete.
DIE GRÜNEN ACHSEN
Sie wollen Karlsruhe durchqueren, ohne „die Stadt“ zu berühren, auf „grünen Wegen“ sozusagen?
Von ein paar „Schrittsteinen“ abgesehen schaffen Sie das auf zwei Achsen:
Von Süden nach Norden: Durch den Oberwald, das Beiertheimer Wäldchen, den Stadtgarten und Festplatz, dann einen kleinen Sprung über den Marktplatz, und weiter geht`s mit Schlossplatz, Schlossgarten, Fasanengarten, Hardtwald bis nach Graben-Neudorf, wenn Sie soweit wollen. Von Süden nach Westen durch das Albgrün: Von den Rüppurrer Wiesen an Weiherfeld vorbei, über die Bahn, an Bulach und der unter Grün versteckten Südtangente entlang, durch die Günther-Klotz-Anlage nach Mühlburg und Grünwinkel, zur Albsiedlung bis Daxlanden und weiter
am Rheinhafenbad vorbei, Knielingen rechts liegen lassend bis an den Knielinger See und zum Rhein.
DIE GRÜNE GESCHICHTE
Jeder unserer Gärten hat seine Geschichte, aber einen klassisch geschichtlichen Garten – unverändert in seiner ursprünglichen Gestalt – besitzen wir nicht. Doch Entstehungs- zeit, Nutzung und Gestalt spiegeln durchaus die Geschichte: von den fürstlichen Gärten (bis in die sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts waren diese dem Volk kaum zugänglich) für Botanik, Vergnügen und Jagd über die „Flaniergärten“ der Bürger bis zu den Freizeitanlagen unserer Tage. Auch die Gestaltung der Anlagen spiegelt die Zeit: von ornamentalen Bepfl anzungen zum landschaftsnahen „Englischen Garten“ bis zum „Erlebnisgrün“.
DIE DEMOKRATISIERUNG DER GÄRTEN
1897 schrieb Stadtgartenverwalter Ries: „Städtische öffentliche Anlagen waren (zirka bis 1870) so gut wie unbekannt. Seither ist aber die ästhetische und gesundheitliche Notwendigkeit eingesehen, eine
möglichst große Anzahl im ganzen Stadtgebiet verteilter gärtnerischer Anlagen und Schmuckplätze zur jederzeitigen unentgeltlichen Benützung der Bevölkerung zu stellen. Die städtische Verwaltung hat in richtiger Erkenntnis, dass gärtnerische Anlage kein Luxus, sondern ein Bedürfnis für das Allgemeinwohl sind, in den letzten Dezennien keine Mittel gescheut, diesem Bedürfnis Rechnung zu tragen.“
Bis die Vision von Friedrich Ries überall Wirklichkeit wurde, dauerte es noch Jahrzehnte. Erst vor wenigen Jahren wurden Rasenfl ächen in der Stadt und im Schlossgarten zum Begehen, Beliegen und Bespielen freigegeben: „Betreten verboten, die Obrigkeit“ gehört nun der Vergangenheit an.
NICHT NUR ÄSTHETIK
Unsere Parks und Gärten haben über die „ästhetische und gesundheitliche Notwendigkeit“ hinaus noch mehrere unsichtbare Vorteile, deren Wichtigkeit nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: Sie spenden Schatten, sie kühlen die Umgebung an heißen Tagen um bis zu acht Grad Celsius, sie befeuchten die Luft durch Verdunstung, sie binden Staub und produzieren Sauerstoff, sie verarbeiten das Treibhausgas
Kohlendioxid, sie schlucken Schall und speichern Regenwasser.
Unsere Stadt ohne Parks und Gärten wäre eine hässliche, unwohnliche und ungesunde Steinwüste ...
NICHT NUR GESUNDHEIT
Ein gesunder Mensch ist nicht nur „nicht krank“: ein gesunder Mensch befi ndet sich in möglichst großer Harmonie mit sich, seinen Mitmenschen, seiner Arbeit, seiner Umwelt und der Natur. Doch wie kommt der Stadtmensch in Harmonie mit der Natur? Indem die Natur in die Stadt kommt. Zugegeben, die „naturnahe Stadt“ gibt es nicht: Stadt ist immer Gegenteil von Natur. Doch wir können diese „Betonier- und Bebauungswüste“ mit Natur menschlicher gestalten. Wer im Sommer bei Sonnenaufgang von einem Fest nach Hause geht, hört das köstlichste Frühkonzert unserer Singvögel. Man sitzt auf einer Bank beim alten Friedhof und ein neugieriges Eichhörnchen versucht herauszufi nden, ob wir Erdnüsschen in der Tasche haben, Hunderte von Tieren aller Art können wir nur beobachten, weil wir unsere Parks und Gärten haben. Wer kann schon in der Mittagspause schnell ins Umland fahren, um einem Schwalbenschwanz oder einer Elster,
einer Spitzmaus oder einem großen Käfer zu begegnen? Und unsere Kinder in der Stadt haben ihre ersten Naturbegegnungen und -erfahrungen im städtischen Grün. Wer erinnert sich nicht an das fröhliche Quietschen bei der Jagd nach dem Schmetterling?
DIE PFLANZEN IN DER STADT
In der Stadt haben alle Lebewesen ihre Probleme: Die Luft ist durch Abgase belastet, die Temperatur ist höher als im Umland, Lärm und Staub kommen hinzu. Menschen und Tiere können, zumindest zeitweilig, ausweichen – die Pfl anzen müssen bleiben. So verwundert es nicht, dass einige Bäume, Sträucher, Stauden, Blumen die Stadt verlassen haben. Andere, besonders robuste Arten, fi nden wir deshalb in der Stadt häufi g: Das „Biotop Stadt“ bietet nur einer begrenzten Anzahl von Pfl anzenarten Überlebensbedingungen, was die Anzahl der Tierarten ebenso begrenzt.
DAS GRÜN UND DAS GELD
Sinkende Einnahmen der Städte verlangen Sparmaßnahmen. Doch es wären die Städte schlecht beraten, die an der imageträchtigen Grünsubstanz
zu stark sparten. Grün ja oder nein ist die falsche Frage, das differenziert zu pfl egende Grün ist die intelligente Antwort.
Die Stadt, die ihre Atmosphäre, ihren Freizeitwert und ihre Behaglichkeit aufgibt, gibt sich selbst auf. So reduziert Karlsruhe pfl egeintensives Grün wie „englischen Rasen“ und überführt es, soweit sinnvoll, in einfacher zu pfl egende Flächen, zum Beispiel Blumenwiesen, die nur wenige Male im Jahr gemäht werden müssen.
So schön jedoch eine Wiese zum Anschauen ist: Wird sehr viel auf ihr gelaufen, gelegen, Ball gespielt, ist sie schnell am Ende. Diese Belastungen hält nur der intensiv gepfl egte Rasen aus, der oft geschnitten wird. Mit der wachsenden Stadt muss auch ihre grüne Infrastruktur wachsen. Das ausgewogene Verhältnis von Stein zu Grün bestimmt den Lebenswert einer Stadt und damit ganz wesentlich ihr Image.
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GÄRTEN AM SCHLOSS Von der Fußgängerzone her nähert man sich über den Schlossplatz dem Ursprung Karlsruhes: Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach gründete 1715 mitten in seinem Jagdrevier das Schloss und damit die neue Residenzstadt. Südlich vor dem Hauptgebäude des Schlosses schob sich anstatt des damals üblichen Ehrenhofes der Privatgarten des Markgrafen zwischen Residenz und Siedlung. Seither hat dieses Areal, dessen Umriss annähernd einen Viertelkreis beschreibt, viele Wandlungen erfahren. Die heute existierenden vierfachen Lindenreihen um die Seitenbereiche wurden erstmals 1813 gepfl anzt. Ab 1870 entstand auf dem weitgehend leeren Paradeplatz in der Mitte eine repräsentative Schmuckanlage. Diese Funktion erfüllt der Platz nach diversen Veränderungen im Prinzip heute noch, wenn auch mit deutlich schlichteren Mitteln als im 19. Jahrhundert. Seit 2012 spiegeln sich die „Mythologischen Figuren“ des Barock-Bildhauers Ignaz Lengelacher in erhöhten Wasserstreifen. Die Rasenfl ächen dazwischen nutzen viele Erholungssuchende, darunter auch zahlreiche Studierende des nahegelegenen „Karlsruher Instituts für Technologie“. Die Schlossachse wird von zwei parallelen Staudenstreifen betont. In den heckenumschlossenen Seitenteilen kann man ruhiger und schattiger auf Bänken sitzen und dem Plätschern der Najadenbrunnen zuhören.
Wer sich auf der Hauptachse bewegt und den Schlossgarten besuchen möchte, muss dem Hauptgebäude des Schlosses links oder rechts ausweichen. Etwas versteckt gewähren zwei Torbögen Zugang zur Parkanlage, die sich nördlich der Gebäude erstreckt. Ihr Grundgerüst stammt vom Ende des 18. Jahrhunderts, als sie von Hofgärtner Johann Michael Schweyckert dem damaligen Zeitgeschmack im Stil eines Landschaftsgartens angepasst wurde. Nach einer Periode der Vernachlässigung bot die Bundesgartenschau 1967 einen willkommenen Anlass, das Gelände komplett zu überarbeiten. Sichtachsen wurden freigeschlagen, ein neues Wegesystem geschaffen und die Bodenmodellierung entsprechend der Gesamtkonzeption überformt. Aus dieser Zeit sind Kunstwerke, Themenbereiche, Staudenpfl anzungen und der See in seiner jetzigen Form erhalten. Das beliebteste Überbleibsel der Gartenschau dürfte jedoch das „Bähnle“ sein.
Von der rückwärtigen Schlossterrasse überblickt man die bei gutem Wetter reich bevölkerte zentrale Rasenfl äche. Jongleure üben, es wird Volleyball, Federball und Frisbee gespielt oder gepicknickt. Wenn man in Verlängerung dieser Rasenfl äche und des Sees den Schlossgarten nach Norden verlässt, bewegt man sich direkt von der Stadtmitte etwa13 Kilometer weit bis zur Gemeinde Graben-Neudorf durch geschlossenen Wald. Einen besseren Anschluss an die Landschaft haben nur wenige Städte zu bieten.
Schon vor der Gründung der Stadt Karlsruhe hatte Markgraf Karl Wilhelm einen Wildpark an der Waldlichtung Bocksblöße, den späteren Fasanengarten, einzäunen lassen. Zum Zeitpunkt seiner größten Ausdehnung reichte der Fasanengarten im Süden bis zur Kaiserstraße/Karl-Wilhelm- Straße, im Osten bis zum Klosterweg, im Norden bis zur Hagsfelder Allee/ Lärchenallee und kam auf stolze 75 ha. Aber die Stadt und die Universität fraßen sich mit der Zeit immer weiter in ihn hinein. Dennoch erlebt man ihn heute als großes innerstädtisches Waldstück mit einer Hauptachse, die eine wichtige Ost-West-Verbindung für Radfahrer und Fußgänger bildet. An dieser Achse liegt der Baukomplex des Fasanenschlösschens mit seinem exotischen Dekor des 18. Jahrhunderts. Ursprünglich wurde hier das Federvieh gezüchtet, das diesem Parkbereich zu seinem Namen verholfen hat. Nach diversen Nutzungen, zum Beispiel als Prinzenschule, beherbergt die geschichtsträchtige Baulichkeit heute das Forstliche Bildungszentrum. Auf einer Waldlichtung nordwestlich des Schlösschens erstreckt sich einer der größten Spielplätze der Stadt. Er enthält vielfältige Kletter- und Bewegungsangebote und diverse Wasserspielanlagen.
Beim weiteren Erkunden des Fasanengartens wundert sich vielleicht der eine oder andere über die seltsamen Mulden und Hügel am Ende der Blickachse des Schlösschens. Die Mulden waren einst Tümpel, in denen die Markgrafen sogar Biber züchten ließen.
Wenn man die Ost-West-Achse des Fasanengartens nach Westen weiter verfolgt und sich kurz hinter dem Schloss nach links wendet, gelangt man durch ein Backsteingebäude in den ehemals markgräfl ich-großherzoglichen Botanischen Garten. Dieser Bereich wurde im Rahmen der Gartenschau von 1967 wenig verändert. Sowohl die Wegeführung als auch die Bauten an der Nord- und Westseite entsprechen dem Zustand der Vorkriegszeit. Nur die botanischen Staudenpfl anzungen, das Kaphaus, die Gewächshäuser in der halbrunden Senke und die Gläser des Wintergartens fehlen heute. Stattdessen hängen von seinen freiliegenden gusseisernen Trägern im Herbst leuchtend rote Schleier aus wildem Wein herab.
Der intensiv gepfl egte Botanische Garten mit seinen Wasserbecken, bunten Beeten, exotischen Bäumen und Kübelgewächsen bildet einen schmucken Vordergrund für die runderneuerten Gebäude des Bundesverfassungsgerichts an seinem Südrand. Gleichzeitig bietet er in umgekehrter Blickrichtung den Beschäftigten dieses Wahrzeichens der Bundesrepublik einen optischen Ruhepunkt.
Schlossplatz
Schlossplatz Fasanengarten
Botanischer GartenDie Schlossgartenbahn
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FASANENGARTEN
1714 – 1715 Errichtung eines einstöckigen, hölzernen Fasaneriehauses an der Stelle des heutigen Fasanenschlösschens und Einzäunung von 75 ha Wald für den Fasanengarten.
1764 Bau des heutigen Fasanenschlösschens (Architekt: Albert Friedrich von Keßlau) mit den beiden Pavillons: im Obergeschoss Wohnung des Fasanenmeisters, im Erdgeschoss Fasanenaufzucht.
ab 1787 Umgestaltung des Fasanengartens im englischen Landschaftsstil durch Hofgärtner Johann Michael Schweyckert. Anlage des Biberparks nördlich des Fasanenschlösschens (Reste als Hügel und Mulden vorhanden).
1918 Öffnung des Fasanengartens für die Bürger nach der Flucht und Abdankung des Großherzogs.
1967 Bundesgartenschau in Karlsruhe: Umgestaltung des Fasanengartens und Neubau des „Spielzentrums“ durch die Landschaftsarchitekten Rombusch und de la Chevallerie | neuer Hirschbrunnen von Gartenarchitekt Wolfgang Miller.
2016 Generalsanierung und umfassende Neugestaltung des Spielbereichs.
Hinweise zur Ausstattung des Spielplatzes: Rutschen, Seilbahn, Kletter- und Spielkombinationen, Wasserspielanlagen, Schaukeln, Fußball, Tischtennis
SCHLOSSPLATZ UND SCHLOSSGARTEN
Schlossplatz
1715 Stadtgründung durch Markgraf Karl Wilhelm von Baden- Durlach, Baubeginn des Karlsruher Schlosses (Architekt: Jacob Friedrich von Batzendorff, ab 1752 Albrecht Friedrich von Keßlau) mit drei Orangerien an der Achse des westlichen Schlossfl ügels.
ab 1717 Der Lustgarten wird von den Gärtnern Berceon und Sievert angelegt.
Ende 18. Jh. Umgestaltung des Schlossgartens im englischen Landschaftsstil durch Hofgärtner Johann Michael Schweyckert.
1856 – 1873 Überarbeitung des Schlossgartens und Anlage des Sees unter der Leitung von Garteninspektor Karl Mayer.
1901 Einweihung des Prinz-Wilhelm-Denkmals am westlichen Rand des Schlossgartens.
seit 1919 Nutzung des Schlosses als Badisches Landesmuseum.
1944 Zerstörung des Schlosses bei einem Luftangriff. Im Krieg und in der Nachkriegszeit Nutzung des Schlossplatzes und Schlossgartens für den Anbau von Nahrungsmitteln.
1955 – 1966 Wiederaufbau des Schlosses.
1967 Bundesgartenschau in Karlsruhe: Unterführung des inneren Zirkels unter der Hauptachse | Neugestaltung des Schlossplatzes durch Jacques Sgard und Gilbert Samel (teilweise auf einer neu errichteten Tiefgarage) | Neugestaltung des Schlossgartens durch Johannes P. Hölzinger (Architekt), Herbert W. Dirks und Gottfried Kühn (Landschaftsarchitekten): Freilegung von Blickachsen, überarbeitete Bodenmodellierung, neues Wegesystem, Schlossgartenbahn, zahlreiche Wasserspiele und Kunstwerke.
1988 Neugestaltung des Schlossplatzes durch Bauer und Partner Landschaftsarchitekten.
2001 Majolika-Strahl aus blauen Keramikplatten zwischen Schlossturm und der Staatlichen Majolika-Manufaktur.
2012 Neugestaltung des Schlossplatzes durch Agence Ter.
Schlossgarten
Fläche des Schlossplatzes: 8,9 Hektar
Ausstattung des Schlossplatzes:
„Mythologische Figuren“ des Bildhauers Ignaz Lengelacher, entstanden 1760 – 1764 (mit zwei Ergänzungen von Emil Sutor 1966), 1782 aufgestellt, 1814 von Weinbrenner entfernt, 1967 wieder aufgestellt | Najadenbrunnen, entworfen von Joseph Kayser, ausgeführt von Aloys Raufer 1813 – 1817 | Großherzog-Karl- Friedrich-Denkmal, geschaffen 1840 – 1844 von Ludwig Michael Schwanthaler, ursprünglich in der Mitte des Schlossplatzes, seit 1967 an seiner heutigen Stelle | zwei Brunnen vor dem Schloss 1864 – 1865 von Karl Philipp Dyckerhoff | Taubenhaus | seit 2012 Spiegel- Wasserbecken, Staudenstreifen.
Fläche des Schlossgartens: 21,9 Hektar
Ausstattung des Schlossgartens:
Seepferd-Brunnen, von Gabriel Grupello 1709 – 1716 (Kopie), versetzt 1824 | Hirschtor 1759 von Melchior Hugnest | Johann-Peter- Hebel-Denkmal von Friedolin Fechtig und Joseph Berckmüller 1835, versetzt 1967 | Hermann- und Dorothea-Gruppe von Carl Johann Steinhäuser 1863 – 1866 | Prinz-Wilhelm-Denkmal von Hermann Volz 1901 | Wassersäulen von Hermann Goepfert und Johannes P. Hölzinger 1967 | Keramik-Eulen von Eva Fritz-Lindner 1967 | See mit Wassergarten und Seeterrassen 1967 | „Schlossgartenbähnle“ 2,7 km lang | Kleinkinderspielplatz
BOTANISCHER GARTEN
1808 Anlage des Botanischen Gartens an seinem heutigen Platz durch den Botaniker Carl Christian Gmelin.
1808 – 1819 Bau der ursprünglichen Gewächshäuser und des ersten Wasserbeckens.
1853 – 1857 Errichtung der heute erhaltenen Gebäude des Botanischen Gartens nach Plänen von Heinrich Hübsch: Orangerie, Glashäuser, Torbau und Bogen-Galerie. Ab 1868 Umbau der Gewächshäuser durch Karl Philipp Dyckerhoff und Joseph Berckmüller. Die Orangerie (heute von der Kunsthalle genutzt) hatte ursprünglich ein Glasdach. Der Wintergarten (heute gastronomisch genutzt) wurde jedes Frühjahr ausgeglast und jeden Herbst wieder eingeglast.
1944 Zerstörung der Glasfl ächen der Gewächshäuser.
ab 1950 Anlegen von Rasenfl ächen anstatt der beschädigten botanischen Pfl anzungen.
1951 – 1956 Wiederaufbau einiger Gewächshäuser.
1965 – 1969 Bau des Bundesverfassungsgerichts (Architekt: Paul Baumgarten) an der Stelle des kriegsbeschädigten und schließlich abgerissenen Theaters von Heinrich Hübsch.
1967 Bundesgartenschau in Karlsruhe: Bestehende Anlage wird restauriert, das ehemalige Mühlburger Tor von 1817 wird am Nordrand aufgebaut.
2007 Erweiterungsbau des Bundesverfassungsgerichts (Schoelkamp Architektur).
ab 2013 Sanierung der Gewächshäuser und des Torbaus durch Ruser+Partner Architekten, Helleckes Landschaftsarchitektur.
Fläche: 2,4 Hektar
Hinweise zur Ausstattung: Gewächshäuser, zwei Wasserbecken, Heckenrondell, Solitär-Exemplare exotischer Baumarten, Schmuckpfl anzungen, exotische Kübelpfl anzen, Gastronomie
Ausstattung mit Kunstwerken: „Orest und Pylades“ von Carl Johann Steinhäuser 1863 – 1874 (aufgestellt 1914) | Plastik „Große Badende“ Christoph Voll um 1930 | Figurengruppe „Kinder mit Karpfen“ Wilhelm Kollmar 1939
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NYMPHENGARTEN
Der südlich des Naturkundemuseums gelegene Nymphengarten ist beschaulicher als der Friedrichsplatz. Das kommt allen zugute, die sich eine Pause abseits des Einkaufstrubels gönnen möchten. Alte Bäume und Rasenfl ächen, einige Sitzbänke und Steinblöcke prägen das Bild. Das Plätschern des Nymphenbrunnens übertönt angenehm alle störenden Geräusche. Die meisten, die hier sitzen, können sich sicher kaum vorstellen, dass die nackten Schönheiten aus Bronze im prüden 19. Jahrhundert bei einigen braven Bürgern Empörung hervorgerufen haben.
Ein älteres Relikt ist die neben dem Sockel des Amalienschlösschens fast versteckte Sandsteintafel, in die Elisabeth Alexejewna, Tochter der badischen Erbprinzessin Amalie von Hessen-Darmstadt und Gemahlin von Zar Alexander I, 1814 das folgende melancholische Gedicht meißeln ließ:
„Du kleiner Ort, wo ich das erste Licht gesogen, Den ersten Schmerz, die erste Lust empfand, Sei immerhin unscheinbar unbekannt, Mein Herz bleibt ewig doch vor allem dir gewogen, Fühlt überall nach dir sich heimlich hingezogen, Fühlt selbst im Paradies sich noch aus dir verbannt.“
Wer diese Zeilen liest, mag sich freuen, nicht von diesem schönen Ort verbannt zu sein.
Durch seine Lage an einem großen Einkaufszentrum und an der Haupt-Fußgängerverbindung zwischen Stadtmitte und Südweststadt ist der Nymphengarten trotz seiner relativen Abgeschiedenheit im Bewusstsein der Karlsruher sehr präsent.
GELÄNDE DES ERBPRINZENGARTENS
FRIEDRICHSPLATZ
Heute liegt der gesamte Bereich des ehemaligen Erbprinzengartens inmitten der Karlsruher City. Seine beiden Teile, die durch den Bau des Naturkundemuseums getrennt wurden, unterscheiden sich deutlich in ihrem Charakter. Trotz seiner bewegten Geschichte und einiger Umgestaltungen hat der Friedrichsplatz im Wesentlichen den Charakter eines repräsentativen Schmuckplatzes des 19. Jahrhunderts beibehalten. Das ist nicht nur der zeittypischen Architektur mit zurückhaltenden Nachkriegs-Ergänzungen und der vom ursprünglichen Konzept inspirierten Platzgestaltung, sondern auch der intensiven Pfl ege zu verdanken.
Wechselnde Blumenarrangements in den rechteckigen Beeten ergänzen die Wirkung der historischen Fontäne mit Sandsteineinfassung. Zum Glück konnten beim Neubau der Tiefgarage viele der alten Bäume in den Randbereichen erhalten werden. Sie spenden Schatten und geben dem Platz eine räumliche Fassung. Kein Wunder also, dass sich hier sehr viele Menschen gerne aufhalten. Die Beliebtheit des Platzes ist durch die Erweiterung der Einkaufszone nach Süden noch weiter gestiegen. Hinzu kommen viele Veranstaltungen, die hier beispielsweise im Rahmen der Karlsruher Museumsnacht, der Weihnachtsstadt oder der Folkloria abgehalten werden.
circa 1730 Anlage eines Gartens im französischen Stil zwischen Landgraben und der künftigen Erbprinzenstraße für den Erbprinzen Friedrich von Baden-Durlach mit einem Gartenhaus nach Plänen von Jeremias Müller.
ab 1787 Umgestaltung des Gartens im englischen Stil durch Hofgärtner Johann Michael Schweyckert im Auftrag von Erbprinz Karl Ludwig.
1790 – 1801 Erweiterung des Gartens über die Erbprinzenstraße bis zur heutigen Kriegsstraße, Verbindung der beiden Gartenteile durch eine unterirdische Grotte nach Plänen von Friedrich Weinbrenner.
1801 Bau des Amalienschlösschens (im 2. Weltkrieg zerstört mit Ausnahme des Sockelgeschosses) für Amalie von Hessen- Darmstadt, die Witwe von Karl Ludwig, ebenfalls nach Plänen von Weinbrenner.
ab 1865 Bau des „Naturalienkabinetts“ (heute staatliches Museum für Naturkunde) für die Großherzoglichen Sammlungen, geplant vom Großherzoglichen Hofbaumeister Karl Josef Berckmüller; dadurch Teilung des Erbprinzengartens in Nymphengarten und Friedrichsplatz. Der Friedrichsplatz ist nach dem Bauherrn des „Naturalienkabinetts“, Großherzog Friedrich I. von Baden (1826 – 1907) benannt.
1865 – 1869 Bebauung der Nord- und Ostseite des Friedrichsplatzes nach dem Vorbild eines Musterhauses (heute Baden- Württembergische Bank an der Nordwest-Ecke des Platzes mit Fassade von Berckmüller). Gleichzeitig Gestaltung des Friedrichsplatzes als repräsentative Schmuckanlage mit Fontänenbecken und Umzäunung der beiden durch die Erbprinzenstraße getrennten Hälften gemäß den Plänen von Berckmüller.
1891 – 1892 Anpassung des Nymphengartens an die neue Situation durch den städtischen Gartenbaudirektor Friedrich Ries. Errichtung des Nymphenbrunnens.
1957 Bau des Gebäudes der Handwerkskammer an der Nordseite des Friedrichsplatzes, entworfen von Erich Schelling, mit Weiterführung der Arkade des historischen Musterhauses.
ab 1961 Bau eines Pavillons für die Badische Landesbibliothek durch das staatliche Hochbauamt Karlsruhe hinter dem Naturkundemuseum.
1965 – 1967 Umgestaltung des Friedrichsplatzes und des Nymphengartens durch Walter Rossow im Zuge der Bundesgartenschau, Versetzung des Nymphenbrunnens.
1975 Bau einer Tiefgarage unter dem Friedrichsplatz.
1976 Neugestaltung des Platzes nach einem Entwurf des Stadtplanungsamtes und Gartenbauamtes unter Wiederverwendung des historischen Fontänenbeckens. Aufhebung der Fahrbahn am nördlichen Platzrand.
Hinweise zur Ausstattung: Auf dem Friedrichsplatz: Schmuckpfl anzungen | Fontänenbecken von Karl Mayer 1874 | Figur „springende Panther“ von Andreas Helmling
Im Nymphengarten: Alte Solitärbäume | erhaltener Sockel des Amalienschlösschens, entworfen von Friedrich Weinbrenner | Gedenktafel 1814, ebenfalls von Weinbrenner entworfen | Nymphenbrunnen mit der Figurengruppe des Bildhauers Heinrich Weltring 1891 – 1992, 1965 versetzt.
Friedrichsplatz
Nymphengarten Nymphengarten
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ZOOLOGISCHER STADTGARTEN Der Karlsruher Zoologische Stadtgarten wurde unter Denkmalschutz gestellt, weil er sich trotz seiner langen und wechselvollen Geschichte als hervorragend erhaltenes Zeugnis der Freiraumgestaltung der späten 1960er Jahre präsentiert. Anlässlich der Bundesgartenschau 1967 hat man den damaligen Bestand grundlegend überformt. Diese Prägung verleiht dem Park heute einen homogenen Gesamteindruck.
Wenn man den Zoologischen Stadtgarten von Norden betritt, wo bis zum Bahnhofsneubau der historische Haupteingang lag, öffnet sich zunächst der Blick auf den Stadtgartensee. Gleich zur Linken könnte man in ein Bötchen der Gondoletta- Bahn steigen, aber wer etwas mehr vom Park erleben will, geht natürlich zu Fuß. Rechts, am westlichen Seeufer, betritt man zunächst den Rosengarten. An der Stelle einer früheren Jugendstilanlage wurde er zur Bundesgartenschau 1967 eingerichtet. Die Ausgestaltung des Grundrisses und der Gerüste für die Kletterrosen sind typisch für diese Epoche: Polygonale und fl ießende Formen, leichte Konstruktionen, offene Räume, schwingende Wege. Am Außenrand versteckt sich ein kleiner Spielplatz unter Bäumen. Manchmal hat man auch Gelegenheit, auf der benachbarten Seebühne ein Konzert mitzuerleben oder einer Märchenerzählerin zuzuhören. Im Übergang vom Rosengarten zum Japangarten entstand 2016 ein neuer Duft- und Tastgarten.
Der Karlsruher Japangarten ist einer der ältesten in Deutschland. Nach der Öffnung Japans für Ausländer 1868 hatte ein reges Interesse für das fernöstliche Land eingesetzt. Viele deutsche Wissenschaftler bereisten es, darunter ein Karlsruher Arzt, der 1913 eine Steinlaterne und Samen mit nach Hause brachte. Gartenbaudirektor Ries entwickelte daraus die Anlage an der heutigen Stelle. Der nächste aus Japan zurückkehrende Arzt, Professor Gräff, organisierte Kontakte zur Stadt Nagoya, die 1927 Karlsruhe einen Shintô- Schrein mit zwei Löwenfi guren schenkte.1938 folgte ein weiteres Geschenk, eine dreizehnstöckige Pagode. Die roten Tore, japanisch „Torii“ genannt, baute man nach Plänen aus Nagoya. Für die Gartenschau wurde der renommierte japanische Landschaftsarchitekt Keiji Uyehara engagiert, dessen Trockengarten aus Kies und Felsblöcken (eine symbolische Landschaft) sich am Ufer des Stadtgartensees erstreckt. Ein weiterer Arzt, Professor Choei Ishibashi, dessen Name „Steinbrücke“ bedeutet, spendete eine solche. Diese Beiträge sorgen dafür, dass der Karlsruher Japangarten seinen Original-Vorbildern sehr nahe kommt.
An der Wand des Aufl agers der Stadtgartenbrücke kann man das Keramik-Relief „Bremer Stadtmusikanten“ von Emil Sutor besichtigen, das ursprünglich den Tunnel unter der Tiergartenstraße zierte. Die Trennung durch den KFZ- Verkehr aufzuheben und stattdessen den Park unter einer großzügigen Fußgängerbrücke hindurchfl ießen zu lassen war ein Hauptverdienst der Bundesgartenschau.
Jenseits der Brücke liegt das am besten erhaltene Relikt des „alten“ Stadtgartens: Die Wolff-Anlage von 1920. Ihr symmetrischer Grundriss und die Umgrenzung durch geschnittene Hecken sind noch erlebbar, wenn auch einseitig nach Osten geöffnet. Die früher vorhandenen üppigen Staudenbordüren, Formbäumchen und weißlackierten Treillagen sucht man allerdings heute vergeblich. Nur die
Stele mit dem knienden Jüngling im Heckenrondell entspricht in etwa der Originalsituation. Von der Kaller-Anlage aus der gleichen Epoche blieb allein der Pavillon erhalten.
Hinter dem Südeingang liegt gleich rechter Hand der Garten Baden-Baden, von der gleichnamigen Kurstadt anlässlich der Bundesgartenschau 1967 gestiftet. Sein wohl spektakulärstes Element ist die Glas-Kaskade, eine bis heute ungewöhnliche Materialverwendung.
Von diesem Garten aus empfi ehlt sich die Besteigung des Lauterbergs, benannt nach Bürgermeister Wilhelm Florentin Lauter, der 1889 seinen Aufbau veranlasste. Der Zweck der massiven Erdbewegungen war die Unterbringung eines gigantischen halbkugelförmigen Wasserreservoirs, das 1977 aus Sicherheitsgründen verfüllt werden musste. Vom Gipfel hat man eine Panorama-Aussicht auf die ansonsten eher ebene Stadt. Der Lauterberg gehört zum Zoologischen Garten, dessen Tiergehege sich im Norden anschließen.
Eine neue gärtnerische Errungenschaft in diesem Bereich, ein „vertikaler Garten“, ist an der Nordwand des Dickhäuter- Hauses zu bestaunen. Noch weiter nördlich sind tagsüber immer begeisterte Kinderstimmen vom großen Spielplatz mit der beliebten „Kinder-Autobahn“ zu hören, wo schnittige Sportwagen genauso gemächlich vor sich hin rollen wie Miniatur-Oldtimer. Den Streichelzoo erreicht man ganz in der Nähe des Nordeingangs, nachdem man den Waldstauden- und den Pergolengarten von 1967 passiert hat.
Stadtgartensee
Luftbild Zoologischer Stadtgarten
Stadtgarten mit Gondoletta Elefantengehege
Kaller Anlage Vertikaler Garten
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1823 Das Sallenwäldchen wird von Garteninspektor Andreas Hartweg als Parkanlage ausgebaut; die „Sauschwemme“, eine gefl utete Kiesgrube, wird zum „Ludwigsee“ umgestaltet, zunächst Nutzung für Bootsfahrten, später für Gefl ügelzucht. Die benachbarte Schießwiese fl utet man im Winter zum Schlittschuhlaufen.
1824 Das Sallenwäldchen geht durch Grundstückstausch mit der Gemeinde Beiertheim in staatliches Eigentum über.
ab 1865 Tiergarten in einem Teil des Sallenwäldchens.
1872 Die Stadt Karlsruhe pachtet das Sallenwäldchen und die Schießwiese vom Staat. Umgestaltung durch Garteninspektor Karl Mayer, Galatea-Brunnen aus Zementguss, Milchwirtschaft.
1875 – 1877 Bau der Festhalle (Architekt Josef Durm). Durch den Aushub für die Aufschüttung des Festhallen-Geländes entsteht der Stadtgartensee.
1877 Die Stadt übernimmt den Tiergarten vom privaten Trägerverein. Eingliederung der Stadthallen-Grünanlage, Benennung „Stadtgarten“, Erhebung von Eintrittsgeld.
1889 – 1893 Aufschüttung des Lauterbergs als Standort eines halbkugelförmigen Hochreservoirs für 3,2 Mio Liter Wasser, benannt nach Oberbürgermeister (von 1870 bis 1892) Wilhelm Florentin Lauter. Durch den Aushub entsteht der „Rennbahnsee“ mit einer umlaufenden Fahrradrennbahn (1896 abgerissen), später zu „Schwanensee“ umbenannt.
1894 Erweiterung des Stadtgartens nach Westen bis zur Bahnstrecke an der Beiertheimer Allee.
1899 Erstes Rosarium.
1905 Bau der von Stadtbaurat Strieder entworfenen Gartendirektion an der Ettlinger Straße (heute Zooverwaltung).
1913 – 1915 Flächengewinn durch die Bahnhofsverlegung und Abbau alter Gleisanlagen. Auf diesen Flächen werden der Japangarten nach Ideen von Gartendirektor Friedrich Ries und der Rosengarten angelegt. Der Architekt Wilhelm Vittali baut den Südeingang mit Kolonnaden sowie die westliche und östliche Grenzmauer.
1913 – 1915 Bau des Konzerthauses (Architekten Curjel und Moser).
1919 Die Kaller-Anlage wird vom Großkaufmann Julius Kaller gestiftet, gebaut nach Plänen von Architekt Friedrich Beichel und Gartendirektor Friedrich Scherer (heute nur Pavillon erhalten).
1920 Die Wolff-Anlage wird vom Fabrikbesitzer Friedrich Wolff gestiftet, Planung ebenfalls Friedrich Scherer.
1927 Der Shintô-Schrein (von Jutsujiro Yamada) mit Löwenfi guren (vonYasuke Araki), Geschenke der Stadt Nagoya, sowie die Torii-Pforten nach Bauplänen aus Nagoya werden im Japangarten errichtet.
1938 Pagode im Japangarten, ebenfalls ein Geschenk der Stadt Nagoya.
1952 – 1953 Abriss der kriegsbeschädigten Festhalle, Neubau der Schwarzwaldhalle (Architekten Erich Schelling und Ulrich Finsterwalder).
1952 – 1955 Bau des Tullabades im Sallenwäldchen, ebenfalls nach Plänen von Erich Schelling.
1966 Eröffnung der Nancyhalle, ebenfalls von Architekt Erich Schelling.
1967 Bundesgartenschau (Gesamtleitung: Robert Mürb und Walter Rossow). Einzelplanungen: Jürgen Klahn, Helmut Gerneth, Dietrich Heckel, Helmut Kirsch. Umwandlung der Tiergartenstraße in eine Fußgängerbrücke über den Park, Verbindung und Umformung der beiden Seen, Gondoletta, Umgestaltung und Erweiterung des Japangartens durch Prof. Keiji Uyehara, Abriss und Neubau des Rosengartens (Robert Mürb und Jürgen Klahn), Abriss und Neubau der Kaller-Anlage (außer Pavillon), Öffnung und Vereinfachung der Wolff-Anlage, Garten Baden-Baden, entworfen von Walter Rieger, Seebühne, geplant von Gernot Kramer, Christoph Blomeier und Hans-Georg Böhler, Spielplätze, „Kinderautobahn“, Modernisierung der Zoo-Gehege, Streichelzoo.
1977 Verfüllung des Hochreservoirs auf dem Lauterberg.
1980 Prof. Choei Ishibashi schenkt dem Japangarten eine Steinbrücke.
1990 Bau der Gartenhalle (Architekt B. Meyer). Neugestaltung des Spielplatzes am Sallenwäldchen.
2007 Wettbewerb Zooerweiterung.
2010 Brand im Streichelzoo, Neuanlage neben dem Nordeingang.
2012 – 2015 Realisierung des Umbaus des Tullabades zum Exotenhaus.
2014 Vertikaler Garten an der Erweiterung des Dickhäuterhauses.
Fläche: 20,2 Hektar, davon 8,1 Hektar Zoo
Hinweise zur Ausstattung: Themengärten, zahlreiche Aufenthaltsbereiche, Lauterberg als Aussichtshügel, Gondoletta, Seebühne, Gastronomie, Tiergehege, Spielplatz „Rosengarten“, Spielplatz „Sallenwäldchen“, „Kinderautobahn“
Ausstattung mit Kunstwerken: „Stier“ von Isidore-Jules Bonheur 1865, seit 1986 am heutigen Standort | Denkmal für Wilhelm Lauter von Hermann Volz 1892 – 1895 | „Hirtenmädchen“ (Hadumoth), Heinrich Weltring 1902 | „Flötenspieler“ (Audifax), Christian Elsässer 1906 – 1908 | „Der Steinwerfer“, Konrad Taucher 1909, 1944 im Stadtgarten aufgestellt | Kindergruppe mit Ziegenbock, Wilhelm Sauer 1916 | Kindergruppe mit Schwan (ursprünglich Kaller-Anlage), Otto Feist 1917 – 1919 | „liegende Flora“, Georg Schreyögg 1918 – 1919 | Keramikrelief „Bremer Stadtmusikanten“ von Emil Sutor 1921 – 1923 | „Kauernde“, Hermann Föry 1922, seit 1930 in der Wolff-Anlage | Brunnenstele von Robert Ittermann 1927 (in der Wolff-Anlage) | Friedrich-Ries-Denkmal, Heinrich Bauser 1927, aufgestellt 1967 | „Eva“, Christoph Voll 1931 – 1934 | „Jüngling“, Christoph Voll 1933 | „Sitzendes Mädchen“, Carl Egler um 1955 | Sonnenuhr als Weltzeituhr von Ernst Kibler 1967
Besonderheiten: Gartendenkmal, eintrittspfl ichtig
Duft- und Tastgarten Rosengarten
Stadtgarten
Gondoletta Japangarten
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BEIERTHEIMER WÄLDCHEN Entlang der Landstraße nach Beiertheim richtete die Obrigkeit schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts für die Bürgerinnen und Bürger Karlsruhes die erste öffentliche Promenade in dem dort vorhandenen Waldstreifen ein. Obwohl ringsherum nach und nach immer mehr Flächen bebaut wurden, blieb dieser Grünzug bis heute erhalten. Seine langgestreckte Form eignet sich hervorragend für Joggen, Nordic Walking, Spaziergänge mit Hund (ein Teil ist als Hunde-Freilauffl äche ausgewiesen) und natürlich mit Kinderwagen, unterbrochen von einem Stopp auf dem mittig gelegenen Spielplatz. Trotz der geringen Breite und des auf ganzer Länge parallel verlaufenden KFZ-Verkehrs schaffen die Sträucher, die den Rand abschirmen, und die Ausmuldung des Geländes einen Eindruck von Geborgenheit. Die natürliche Senke ist ein Relikt der nacheiszeitlichen Kinzig-Murg-Rinne. Vorwiegend im schmäleren Teil der Anlage westlich der Beiertheimer Allee reihen sich Denkmäler bedeutender Karlsruher Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und Wissenschaft. Spielerisch geht es auf dem Minigolfplatz am nördlichen Ende des Beiertheimer Wäldchens zu.
1805 Ein Streifen beiderseits der Beiertheimer Allee geht in staatliches Eigentum über und wird unter der Leitung von Hofgärtner Hartweg zu einer Promenade ausgebaut.
1844 Die Hauptbahnstrecke nach Rastatt entlang der Beiertheimer Allee wird eröffnet.
um 1870 Der Teil nördlich der heutigen Hermann-Billing-Straße fällt Rangiergleisen zum Opfer.
1896 Das Beiertheimer Wäldchen geht in städtischen Besitz über.
1913 Verlegung des Hauptbahnhofs, Aufl ösung der Bahnstrecke, dadurch Verbreiterung der Promenade.
1966 Bau eines Spielplatzes.
Hinweise zur Ausstattung: Minigolf-Anlage, Spielplatz für verschiedene Altersstufen.
Ausstattung mit Denkmälern: Georg-Ludwig-Winter- Denkmal, 1845 – 1855 von Franz Xaver Reich (Figur), Friedrich Theodor Fischer (Sockel) | Franz-Grashof-Denkmal, 1896 von Friedrich Moest | Carl-Drais-Denkmal, 1892 –1893 von Theodor Haf | Carl-Benz-Denkmal, 1934 – 1935 von Ottmar Schrott- Vorst | Robert-Haass-Denkmal, 1908, Relief 1955 von August Meyerhuber.
FESTPLATZ Bevor die neue Messe nach Rheinstetten zog, fanden auf dem Festplatz nördlich des Zoologischen Stadtgartens große Ausstellungen statt. Diese Nutzung hat sein Aussehen geprägt. Teile, die davon nicht berührt wurden, sind die Anlagen westlich der Stadthalle und östlich des Kongress- Hotels und der Vorbereich des Vierordtbades. Dieser Vorplatz mit seinem Pfl asterrondell, in dessen Mitte sich die fi gurengeschmückte Bronze-Schale des Hygieia-Brunnens erhebt, hat seit der Verlegung des Haupteingangs zu der traditionsreichen Badeanstalt seine ursprüngliche Funktion verloren. Der kurzzeitig als Cafégarten genutzte Bereich westlich der Stadthalle kontrastiert durch seine dichte, kleinräumige Bepfl anzung und die verschiedenen Niveaus mit dem ebenen, offenen Festplatz. Seine Formen und Materialien sind ein typisches Zeugnis der Gartengestaltung der 1980er Jahre. Freiraumgestaltung jüngeren Datums manifestiert sich im Vorbereich des Kongress-Hotels: Heckenstreifen wechseln mit Streifen aus Schmuckbepfl anzung, rhythmisiert durch quer stehende Betonbänke. Von der erhöhten Hotel-Terrasse überblickt man die zum Schloss führende Ettlinger Straße (Via Triumphalis).
1871 – 1873 Bau des Vierordtbades (Architekt Josef Durm), gestiftet von Bankier Heinrich Vierordt.
1913 – 1915 Bau des Konzerthauses (Architekten Curjel und Moser).
1915 Vollendung der Stadthalle , ebenfalls von Curjel und Moser. Einrichtung des Festplatzes in seiner heutigen Form anlässlich des 200-jährigen Stadtgeburtstags, der aber kriegsbedingt nicht gefeiert wurde.
1952 – 1953 Abriss der kriegsbeschädigten, 1877 von Josef Durm gebauten Festhalle, Neubau der Schwarzwaldhalle (Architekten Erich Schelling und Ulrich Finsterwalder) an gleicher Stelle.
1955 Wasserspiele und Grünanlagen entlang der Ettlinger Straße.
1966 Eröffnung der Nancyhalle (ebenfalls Architekt Erich Schelling) anlässlich der kommenden Bundesgartenschau.
1967 Ausstellungsfl äche „Arzneipfl anzengarten“ auf dem Festplatz.
1979 – 1980 Tiefgarage unter weiten Teilen des Festplatzes.
1983 – 1985 Abriss der alten Stadthalle mit Ausnahme der Kolonnade, Neubau mit alter Kolonnade nach Plänen von Herman Rotermund und Christine Rotermund- Lehmbruck. Neugestaltung des Umfeldes durch die städtische Projektgruppe Endisch, Jeuter, Pankow und Stock.
1993 – 1994 Wiederaufbau des Portikus des Konzerthauses.
2000 – 2002 Kongress-Hotel der Architekten Schweger & Partner (Sieger des vorangegangenen Wettbewerbs).
2000 Mehrfachbeauftragung zur Neugestaltung des Festplatzes. 1. Preis Agence Ter: (Konzept mit Heckenstreifen vor dem Hotel wurde realisiert.)
Ausstattung mit Denkmälern: Hygieia-Brunnen (Johannes Hirt 1905-09, gestiftet von Wilhelm Klose); Steinsetzung mit dem japanischen Schriftzug „Ein glückliches langes Leben“ (gestiftet von Prof. Choei Ishibashi 1988).
Freiherr Carl von Drais
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SCHLOSSGARTEN DURLACH Ebenso wie die Stadt Durlach um einiges älter ist als Karlsruhe, blickt auch der Durlacher Schlossgarten auf eine längere Geschichte zurück als die Karlsruher Schlossanlagen. Mitte des 16. Jahrhunderts verlegte Markgraf Karl II. seine Residenz von Pforzheim nach Durlach. Aus diesem Anlass ließ er nicht nur ein kleines Jagdschloss zu der repräsentativen „Karlsburg“ ausbauen, sondern dazu auch einen standesgemäßen Lustgarten anlegen. Nordöstlich gliederte sich ein ausgedehnter Küchengarten an, dahinter ein Gartengelände mit Turnierbahn. Diese beiden Teile der Anlage sowie der Teil des Lustgartens nördlich der historischen Kastanienallee sind seit dem 19. Jahrhundert überbaut.
Lange Zeit blieb das Wegesystem aus der Phase der barocken Überarbeitung des Gartens fast unverändert. Was heute an die typische Formensprache eines klassischen Landschaftsgartens mit seinen geschwungenen Wegen und seiner freien Baumstellung erinnert, wurde erst 1904 nach der hier abgehaltenen Gewerbe- und Industrieausstellung geschaffen. Heute profi tiert der umfriedete Garten von eindrucksvollen alten Bäumen, weiten Rasenfl ächen und gepfl egten Beeten, die eine entspannte Atmosphäre schaffen. Die heckenumgrenzten Spielplätze sind besonders an heißen Sommertagen beliebt, weil sie im kühlen Schatten der Baumkronen liegen. Einen Anziehungspunkt bildet der Rosengarten, der um den Nibelungenbrunnen herum angelegt wurde. Dieser Jugendstilbrunnen hatte vor seiner Verlegung die Rosenanlage des Stadtgartens geschmückt.
Seit 2008 wird nach und nach durch behutsame Maßnahmen wie das Öffnen von Sichtbeziehungen oder die Pfl anzung von Hecken der Raumeindruck des verschwundenen Barockgartens wieder erlebbar gemacht.
Beim Betreten oder Verlassen des Schlossgartens kann man am westlichen Zugang antike römische Skulpturen betrachten. Sie sind im Lapidarium, dem ehemaligen Toilettenhäuschen, untergebracht, das durch einen geschickten Umbau zu unerwarteten Ehren gekommen ist.
ab 1565 Fertigstellung der Karlsburg in Durlach (als Ausbau eines bestehenden Jagdschlosses), Errichtung eines Renaissance-Lustgartens mit einem feuerspeienden Herkules aus Bronze. Nordöstlich der heutigen Karlsburgstraße entsteht ein Küchengarten, anschließend der „Bauhofgarten“ mit Turnierbahn (Teile der heutigen Karl-Weysser-Straße).
1689 Zerstörung Durlachs und der Karlsburg im Pfälzer Erbfolgekrieg durch die Truppen von Ludwig XIV.
1698 – 1702 Wiederaufbau der Karlsburg, wegen Geldmangels und politischer Schwierigkeiten vorzeitig eingestellt. Nur der heute erhaltene „Prinzessenbau“, die Kapelle und der Marstall werden erneuert. Der „Kavaliersbau“ (nach Plänen von Domenico Egidio Rossi und Giovanni Mazza) ist der einzige ausgeführte Teil des geplanten großen Schlosses.
vermutlich Barocke Umgestaltung des Gartens Kastanienallee (eine der ersten in Deutschland), Fischteich, Gartentheater, Parterres.
1880 Der Durlacher Schlossgarten wird eine öffentliche Anlage.
1903 Die Gewerbe- und Industrieausstellung Durlach wird im Schlossgarten abgehalten. Ein rundes Fontänenbecken wird angelegt. Das barocke Wegesystem existiert noch fast unverändert.
1964 – 1965 Abbruch des Rosengartens im Stadtgarten im Zuge der Bauarbeiten für die Bundesgartenschau, Versetzung des Nibelungenbrunnens nach Durlach.
1985 Das Gartenbauamt erarbeitet ein Entwicklungs- und Pfl egekonzept für den Schlossgarten Durlach.
1992 Umgestaltung der Vorfl ächen der Karlsburg.
ab 2008 Behutsame Erneuerung, Herausarbeitung der alten Strukturen.
2011 Eröffnung des Lapidariums mit römischen Skulpturen.
2015 Umgestaltung des Beckens von 1903 mit Umgebung als Abschluss der behutsamen Erneuerung.
Fläche: 3 Hektar
Hinweise zur Ausstattung: Kleinkinderspielplatz, Spielplatz für verschiedene Altersstufen mit zahlreichen Bewegungsgeräten, Wasserbecken, Brunnen, Rosengarten
Ausstattung mit Denkmälern: Lapidarium; „Pulverturm“, rundes Steinhaus mit Kegeldach, wohl 18. Jahrhundert; „Nibelungenbrunnen“ aus dem Rosengarten im Karlsruher Stadtgarten, 1914 – 1915 von Otto Feist entworfen, ausgeführt durch Bildhauer Dominik Schoch, 1965 hierher versetzt | Figur einer weiblichen Schlittschuhläuferin, Zementguss, Ende 19. Jahrhundert, als Allegorie des Winters ursprünglich im Karlsruher Stadtgarten | „Karthagerin“ (weitere Figur aus dem Stadtgarten) | Engelfi gur, vermutlich vom Durlacher Friedhof | Kompositkapitelle von den Säulen am Portal der alten Karlsburg, um 1565 | Sandstein-Stele mit Fingerlabyrinth, 2011 von Oliver Stefani
um 1700
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ALTER FRIEDHOF Begräbnisstätten, die nicht mehr genutzt werden, entwickeln sich je nach ihrer speziellen Situation in unterschiedliche Richtungen. Vielerorts sind aufgelassene Friedhöfe als Stätten der Erinnerung weitgehend unverändert erhalten geblieben. An der Stelle des ältesten Karlsruher Gottesackers befi ndet sich hingegen heute der Marktplatz. Auch der zweitälteste, in der östlichen Innenstadt gelegene Friedhof konnte nicht unverändert bleiben. Wenn ein so dringender Bedarf an nutzbarer Grünfl äche besteht wie in diesem Stadtviertel, dann muss sich der ehemalige Begräbnisplatz anpassen. Den neuen Bedürfnissen wurde durch die Einrichtung von Spielplätzen, Bolzplatz und Basketballplatz Rechnung getragen. Es entstand ein spannungsvoller Kontrast zu den ruhigen, baumbestandenen Grasfl ächen mit den Zeugnissen einer stilleren Vergangenheit. Einige davon sind besonders markant: Die neugotische ehemalige Friedhofskapelle, die romantische Gruftenhalle aus der gleichen Epoche, das aufwändige Monument für die preußischen Soldaten, die im Kampf gegen die badischen Revolutionäre gefallen waren, sowie das majestätische Grabmal des wortgewaltigen Hofpredigers Walz, dessen Standort durch die Verlängerung der Waldhornstraße noch an Prominenz gewonnen hat. Diese neue Achse verbindet den Alten Friedhof mit dem Stadtpark Südost und bettet ihn noch besser als früher in das Grünsystem Karlsruhes ein.
1781 Erste Bestattungen auf dem Gewann Lohfeld.
1784 Der Friedhof wird von einer Mauer umgeben.
1804 Offi zielle Eröffnung des Friedhofs auf dem Gewann Lohfeld als städtischer Friedhof.
1818 Erste Erweiterung des Friedhofs auf dem Gewann Lohfeld.
1837 Bau der Friedhofskapelle nach Plänen von Friedrich Eisenlohr.
1841 – 1842 Bau der Gruftenhalle nach Plänen von Karl Küntzle.
1848 Errichtung des Denkmals für die Opfer des Theaterbrandes von 1847.
um 1850 Zweite Erweiterung.
1874 Eröffnung des neuen Hauptfriedhofs und Schließung des Friedhofs auf dem Gewann Lohfeld.
1882 Letzte Bestattungen auf dem alten Friedhof. Allmähliche Überführung in eine Parkanlage, Umbenennung des Westteils in „Lutherplatz“. Die Südwest-Ecke wird vom Bahnhof der Lokalbahn und Nebengebäuden eingenommen.
1903 – 1905 Bau der Schillerschule am Nordrand des ehemaligen Friedhofs.
1937 – 1938 Bau des heutigen Landesvermessungsamtes (Planung Stadtbaurat Robert Amann) südlich der Kapelle.
1950er Umgestaltung mit Spielplätzen, Neubau der Sporthalle der Schillerschule im Friedhofsgelände.
1982 – 1983 Neuordnung des Alten Friedhofs: Zusammenfassung der Denkmäler in drei Bereichen, dazu Umsetzung vieler Grabmale, Hinweistafel aus Bronze, neue Ausstattung der vorhandenen Spiel- und Sportplätze.
2002 – 2003 Friedrich-List-Schule, entworfen vom Architekturbüro Rossmann+Partner, entsteht am Südrand des alten Friedhofs | Verlängerung der Achse Waldhornstraße.
Hinweise zur Ausstattung: Bolzplatz, Basketballplatz, Kinderspielplätze mit Kletter-, Bewegungs- und Wasserspielmöglichkeiten.
Ausstattung mit Denkmälern: Friedhofskapelle; Gruftenhalle; Denkmal für die Opfer des Theaterbrandes 1847 von Franz Xaver Reich 1848 | Denkmal für die 1849 gefallenen preußische Soldaten, gestaltet von Friedrich August Stüler und Friedrich Eisenlohr 1852 | Denkmal für 1870 – 1871 gefallene deutsche und französische Soldaten; zahlreiche historische Grabmale.
THEATERPLATZ Auf dem Gelände, das heute vom Badischen Staatstheater und dessen Vorplatz ausgefüllt wird, befanden sich zuvor andere prominente Gebäude: Der alte Karlsruher Hauptbahnhof von1843 bis 1913 und die Markthalle von 1934 bis 1970. Die heutige Nutzung ergab sich, als nach dem zweiten Weltkrieg das Theater von Heinrich Hübsch am Schloss beschädigt war. Damals wurden unterschiedliche Überlegungen zu einem Neubau angestellt. Die Wahl fi el schließlich auf den Standort Markthalle. Der Entwurf des Theater-Neubaus vom Architekturbüro Bätzner ließ Raum für einen großzügigen Vorplatz. Dieser wurde nach einem Künstler-Wettbewerb durch den Bildhauer Erich Hauser in den Formen des Violin- und Bass-Notenschlüssels gestaltet. Ein weiterer Bildhauer sorgte etwas später für angeregte Diskussionen: Jürgen Goertz, der Schöpfer des „Musengauls“. Diese Plastik wurde 1981 vor dem Gebäude aufgestellt. Wegen der geplanten Erweiterung des Staatstheaters wird sich die Gestaltung des Theaterplatzes wesentlich verändern.
1934 Eröffnung der Markthalle an der Stelle des ehemaligen Hauptbahnhofs und des heutigen Staatstheaters. Teile des früheren Bahnhofsgebäudes werden als „kleine Markthalle“ mitgenutzt.
1963 Wettbewerb zum Neubau des Badisches Staatstheaters auf dem Gelände der Markthalle. Drei Planungsteams werden zur Weiterentwicklung ihrer Entwürfe aufgefordert. Die Gutachterkommission empfi ehlt den Entwurf des Büros Bätzner zur Ausführung. Beteiligter Landschaftsarchitekt ist Walter Rossow.
1975 Einweihung des Badischen Staatstheaters. Bau der Tiefgarage (Planung Büro Anselment). Auslobung eines Künstler-Wettbewerbs für die Gestaltung des Bereichs auf der Tiefgarage. Sieger: Bildhauer Erich Hauser. Sein Entwurf zeichnet mit zwei Wasserbecken, Mauern und Pfl anzungen die Formen des Violin- und des Bass-Notenschlüssels nach. Die ursprünglich von Walter Rossow vorgesehene Randbepfl anzung wird an Hausers Entwurf angepasst.
1977 Fertigstellung und Übergabe des Theaterplatzes.
1981 Aufstellung der Plastik „Musengaul“ von Jürgen Goertz als Leihgabe des Landes vor dem Theatereingang. Ursprünglich war die Plastik 1974 für den Innenraum des Theaters entworfen aber abgelehnt worden.
1990 Skulpturenausstellung auf dem Theaterplatz.
2010 Errichtung des Informationspavillons „K-Punkt“ ( Kränzle + Fischer-Wasels Architekten) mit Café für die Zeit der Bauarbeiten der Kombilösung zur Weiterentwicklung des Straßenbahnnetzes.
2014 Wettbewerb „Sanierung und Erweiterung des Badischen Staatstheaters“. Mit der weiteren Planung wird das Büro Delugan-Meissl mit Wenzel und Wenzel beauftragt.
Hinweise zur Ausstattung: Informationspavillon „K-Punkt“ mit Café (temporär), Wasserspiele, Skulptur „Musengaul“ von Jürgen Goertz.
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SÜDSTADT-GRÜNZUG Die Karlsruher Südstadt entstand als typisches Arbeiterviertel des 19. Jahrhunderts hinter dem damaligen Hauptbahnhof: Extrem dicht bebaut und ursprünglich ganz ohne öffentliche Grünanlagen. Bis zum Zweiten Weltkrieg diente nur das benachbarte Sallenwäldchen den Bewohnerinnen und Bewohnern der „Eisenbahnervorstadt“ als Erholungsfl äche.
Durch die Kriegszerstörung bot sich die Chance einen Teil der zerbombten Fläche zur Schaffung eines Grünzugs zu nutzen. Die grüne Schneise führt durch das Innere der Häuserblöcke und bietet Gelegenheiten zu Bewegung, Spiel und Erholung für jedermann. Der langgestreckte Park hat schon mehrere Umgestaltungen erfahren. Die Bäume, die in der ersten Bauphase der 1970er Jahre gepfl anzt wurden, sind groß geworden und spenden wohltuenden Schatten in dem ansonsten kaum durchgrünten Quartier. In jüngerer Zeit ist der Indianerspielplatz aus Robinienholz hinzugekommen, dessen Tipis auf den Spitznamen der Südstädter Bezug nehmen: Sie werden „Indianer“ genannt, seit hier 1891 die berühmte Buffalo-Bill-Show gastierte.
1857 Bebauungsplan für die Südstadt.
1951 Festlegung eines Grünzugs auf ehemals bebautem, kriegszerstörten Gelände im Rahmen des „Aufbauplans Südstadt“.
1975 Herstellung des Grünzugs.
1975 Einweihung der Anlage.
1981 – 1986 Neuordnung des Grünzugs durch das Gartenbauamt.
1989 – 1990 Sanierungssatzung und Bebauungsplan für den betreffenden Teil der Südstadt.
1994 Bau einer Tiefgarage unter dem Grünzug westlich der Wilhelmstraße. Neugestaltung des Bereichs: Karl Bauer.
2004 Eröffnung des Indianerspielplatzes am 24. Juli unter Mitwirkung einer Freizeit-Indianergruppe.
Hinweise zur Ausstattung: Spielplätze für jüngere und ältere Kinder, Ruhebereiche, Bolzplatz mit Kunstrasen, Hartplatz, Basketball
HILDAPROMENADE Die Spaziergänger in der Hildapromenade bewegen sich heute sehr viel gemächlicher als ihr erster Nutzer, die Eisenbahn. Die Gleise entfi elen durch die Umleitung der Strecke nach dem Bau des neuen Hauptbahnhofs 1913. Was blieb, war ein 2,3 Kilometer langer und durchschnittlich 50 Meter breiter Grünstreifen, der an die dicht besiedelten Quartiere Weststadt und Mühlburg angrenzt und entsprechend intensiv genutzt wird. Anlässlich des 1986 ausgeschriebenen Wettbewerbs, dem die Hildapromenade einschließlich ihrer westlichen Fortsetzung Ludwig-Marum-, Seldeneck- und Sonnenstraße ihr heutiges Aussehen verdankt, gab es Überlegungen, sie durch Baumgruppen zu untergliedern. Man beschloss jedoch, die besondere räumliche Qualität der außerordentlichen Länge beizubehalten. Trotz der einheitlichen Gestaltung mit seitlichen Baumreihen und Rasen in der Mitte mangelt es der Hildapromenade nicht an besonderen Akzenten, die im Folgenden nacheinander erwähnt werden sollen.
Beginnend bei der Christuskirche am Mühlburger Tor stößt der Spaziergänger schon nach wenigen Schritten auf die Lina-Sommer-Anlage. Es wäre möglich, dass sich ihre Gestalter am Vorbild des verloren gegangenen Rosengartens im Stadtgarten orientiert haben, denn sie scheint dessen kleinere und einfachere „Schwester“ zu sein. Mit ihrer hohen Umrandung bildet sie ein ruhiges „grünes Wohnzimmer“ für Erholungssuchende aus der Umgebung. Man fühlt sich hier fast ins frühe zwanzigste Jahrhundert zurückversetzt.
Der Haydnplatz, der sich weiter westlich an die Hildapromenade angliedert, entstand in einer der vornehmsten Gegenden Karlsruhes: Im Musikerviertel. Entlang der Straßen, die nach berühmten Komponisten benannt sind, wohnten von Anfang an Rechtsanwälte, Fabrikanten und Bankiers unter Ihresgleichen. Inspiriert wurde die Anlage durch die eleganten englischen „crescents“, bogenförmige Häuserzeilen mit grüner Mitte.
Die Platzgestaltung ist zwar etwas bescheidener ausgefallen als es sich der Planer des Ensembles Heinrich Sexauer vorgestellt hatte; der erste Weltkrieg kam dazwischen und nach dem zweiten Weltkrieg waren die Mittel ebenfalls beschränkt. Dennoch ist das großbürgerliche Flair bis heute erhalten geblieben. Passend zu den Straßennamen der Umgebung nahmen 1973 die Figuren „Orpheus“ und „Eurydike“ den leeren Platz der zwei nie gegossenen Rosse- Statuen ein, deren Bronze für Kanonen statt für Kunstwerke gebraucht worden war. Auch wenn vielleicht nicht jedem Besucher spontan die Namen der Figuren einfallen, stellt doch die Harfe des Orpheus den richtigen Bezug zum Stadtviertel her. Vom Plätschern des Brunnens kann man sich in eine entspannte Stimmung versetzen lassen.
Nach dem Passieren eines schattigen Kleinkinderspielplatzes im Mittelstreifen der Hildapromenade und eines sonnigen Sandbereichs an der ehemaligen Reithalle öffnet sich nach Süden eine größere Freifl äche auf dem Gelände der früheren Dragonerkaserne. Wer im Frühjahr kommt, erreicht auf einem diagonalen Weg unter Toren aus blühenden Glyzinien eine Gruppe von Wassersäulen, die einen Bezug zu dem sehr ähnlichen Brunnen im Schlossgarten erahnen lassen. Links davon toben sich ältere Kinder auf Spielgeräten aus, die echte Herausforderungen bieten. Rechts nutzen fast immer sportbegeisterte Menschen den Bolzplatz. Wer dann immer noch nicht müde ist, kann nebenan noch eine Runde Tischtennis spielen. Das Geschehen im Park betrachtet man am besten von den ruhigeren Bereichen mit Staudenpfl anzungen an den beiden Sporthallen aus.
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1862 Bau des Bahnhofs Mühlburg (am heutigen Fliederplatz), Eröffnung der Maxaubahn (Pfalzbahn).
1913 Einrichtung der Hildapromenade als Grünstreifen nach Wegfall der Maxaubahn.
1926 Gestaltung des Fliederplatzes nach Plänen des Karlsruher Gartendirektors Friedrich Scherer.
1986 Städtebaulicher Ideenwettbewerb Hildapromenade vom Mühlburger Tor bis zur Neureuter Straße, 1. Preis: Klahn+Singer Landschaftsarchitekten.
1990 Neugestaltung des Zugangs zur Christuskirche (außerhalb des Wettbewerbsgebiets).
1998 Fertigstellung des Wettbewerbsprojekts.
2010 Neugestaltung des Fliederplatzes durch das Büro Klahn+Singer+Partner, was zur Aufhebung der Fliederstraße vor dem Kinder- und Jugendtreff führte.
Hinweise zur Ausstattung: Kleinkinderspielplatz auf Höhe der Virchowstraße, Spielplatz mit Kletterlandschaft, Bolzplatz mit Fangnetzen auf Höhe der Draisschule.
LINA-SOMMER-ANLAGE
1930 Einrichtung eines Rosengartens zwischen Stabelstraße und Kochstraße.
1933 Der Rosengarten wird nach der pfälzischen Mund- artdichterin Lina Sommer (1862 – 1932) benannt.
Hinweise zur Ausstattung: Historische Rankgerüste und Stufen, Lina-Sommer-Büste von Wilhelm Kollmar (aufgestellt 1935).
HAYDNPLATZ
1894 Baufl uchtenplan mit einem halbkreisförmigen Platz.
1913 Baubeginn der Platzgestaltung. Die zwei monumentalen Ross-Figuren des Münchner Bildhauers Bernhard Bleeker für den Brunnen, die nach der ursprünglichen Planung vorgesehen waren, wurden jedoch nie aufgestellt.
1913 Einrichtung der Hildapromenade nach Wegfall der Maxaubahn am Südrand des Platzes.
1955 Umgestaltung des Platzes.
1973 Aufstellung von zwei Plastiken des Bildhauers Emil Sutor „Orpheus“ und „Eurydike“ auf den bisher leeren Sockeln.
Dem Bewegungsdrang der Kinder wird ein Stück weiter entlang der Hildapromenade wiederum einiges geboten. Neben einem reich ausgestatteten Spielbereich für jede Altersstufe befi ndet sich ein von Fangnetzen umgebener Ballplatz. Die Laubengänge und Heckenstreifen, die Beginn und Ende dieser Aktivzone markieren, stellen den Zusammenhang zum Pergolen umgrenzten Fliederplatz her, der sich drei Häuserblöcke weiter westlich in die Hildapromenade schiebt. Noch vor nicht allzu langer Zeit durchtrennte eine Straße den ehemaligen Standort des Bahnhofs Mühlburg und dessen Vorplatz. Heute ist der Bereich frei vom Autoverkehr. Kinder dürfen gefahrlos herumrennen und das vielfältige Angebot nutzen. Vor dem ehemaligen Bahnhofsgebäude, in dem heute der Kinder- und Jugendtreff untergebracht ist, bietet ein erhöhter und farblich betonter Kreis in der Platzmitte Raum für diverse Veranstaltungen.
Stadtauswärts reicht die Hildapromenade jenseits des Fliederplatzes noch ein ganzes Stück weiter und endet erst an der Neureuter Straße. Sie stellt eine der wichtigsten Grünverbindungen im Karlsruher Stadtkörper dar.
EHEMALIGE DRAGONERKASERNE
1843 Die Dragonerkaserne wird für das 1803 gegründete 1. Badische Leib-Dragoner-Regiment Nr. 20 errichtet.
1973 Die Stadt Karlsruhe erwirbt das Kasernengelände vom Bund unter der Bedingung, es einer öffentlichen Nutzung zuzuführen.
1982 Städtebaulicher Ideenwettbewerb Dragonerkaserne, 1. Preis: Architekt Rainer Henning.
1990 Einweihung der Dragoner-Sporthalle (Rossmann + Partner Architekten) an der Blücherstraße und der für den Budo-Club umgebauten Dragoner-Reithalle.
1991 Fertigstellung der Grünanlage (Planung Gartenbauamt).
Hinweise zur Ausstattung: Brunnen mit Wassersäulen aus Sandstein, Rankbögen entlang des Hauptweges, Fußball, Tischtennis, Kleinkinderspielplatz, Kletternetz und Bewegungsgeräte für größere Kinder und Jugendliche, Heckenräume
FLIEDERPLATZ
Hinweise zur Ausstattung: Pergolen, erhöhte Platzmitte, Tischtennis, Basketball, Wasserstelle, Trampolin, Kleinkinderspielplatz
Fliederplatz
Dragonerkaserne
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LINDENPLATZ IN MÜHLBURG Heute liegt der Mühlburger Lindenplatz ein bisschen verschlafen jenseits der großen Verkehrsströme, ganz im Westen Karlsruhes. Es ist kaum zu glauben, dass er einst den Mittelpunkt des Lebens in Mühlburg bildete. Kirche, Markt, Rathaus, alles war hier versammelt. Die Kirche ist als prägendes Element geblieben. Vor ihr liegt ein ruhiger Platz mit grünem Rand, wassergebundener Decke, einem Sandsteindenkmal und einem Baumdach. Das neue Linden- Geviert muss sich allerdings noch etwas entfalten, um dem Platznamen Ehre zu machen. Ergänzt wird das Bild durch einige schlichte Sitzgelegenheiten und Kleinkinder-Spielgeräte. Mehr war nicht nötig, denn ein großer Spielbereich für alle Altersstufen ist auf dem Fliederplatz in unmittelbarer Nähe vorhanden. Manchmal bringen Veranstaltungen in der Kirche oder im benachbarten Kulturzentrum „Tempel“ etwas Trubel auf den Platz, doch wer Ruhe sucht, ist hier meistens richtig.
1786 Bau der evangelischen Pfarrkirche nach den Plänen von Johann Friedrich Weyhing an der Stelle des früheren Kirchen- und Rathauses.
1844 Carl Benz wird in der evangelischen Pfarrkirche getauft.
1886 Eingemeindung Mühlburgs in die Stadt Karlsruhe, Umbenennung des Marktplatzes in „Lindenplatz“.
1965 Umgestaltung des Lindenplatzes, Entfernung des Wasserbeckens, Versetzung des Kriegerdenkmals, Spielplatz.
1983 Neugestaltung mit rundem Spielbereich.
2006 Mühlburg wird Sanierungsgebiet. Bürgerbeteiligungsverfahren. Der Lindenplatz ist der erste Platz, der im Rahmen des Programms „soziale Stadt Mühlburg“ saniert wird.
ab 2010 Neugestaltung durch das Gartenbauamt.
Hinweise zur Ausstattung: Kriegerdenkmal 1887 von Friedrich Wilhelm Volke, Spielgeräte für Kleinkinder
SONNTAGPLATZ Ähnlich wie die Südstadt ist auch die Karlsruher Südweststadt ein dicht bebautes Stadtviertel, das sich ab Mitte des 19. Jahrhunderts aus Industrieansiedlungen südlich der Kriegsstraße entwickelte. Grünfl ächen waren ursprünglich nicht vorgesehen. Was übrig blieb, war eine Restfl äche zwischen zwei Bahntrassen. Der Zwickel eignete sich nicht zur Bebauung, also entstand hier eine Grünanlage. Zunächst eher als Schmuck gedacht, wurden die Bedürfnisse der Anwohner mit jeder Umgestaltung des Platzes wichtiger. Die neueste Modernisierung ist ein Ergebnis des intensiven Gesprächs mit den Bürgern. Für jede Lebensphase soll auf kleinem Raum etwas geboten sein: Sand für Kleinkinder, Sport- und Klettergeräte für die Älteren, Boule und Sitzgelegenheiten für Erwachsene. Diese vielen verschiedenen Elemente gruppieren sich überraschend harmonisch unter großen Bäumen und der beeindruckenden Hirschbrücke von 1891.
1862 Eröffnung der Maxaubahn und 1870 Eröffnung der Rheinbahn (beide fuhren über die Mathystraße)
1891 Bau der Hirschbrücke nach den Plänen von Stadtbaumeister Hermann Schück.
1896 Benennung „Sonntagplatz“ nach Karoline Auguste Sonntag, einer Karlsruher Wohltäterin, die sich besonders für Witwen und verwaiste Mädchen einsetzte.
1899 Projekt zur Gestaltung als städtischer Schmuckplatz im landschaftlichen Stil.
1913 Stilllegung der Bahnen nach der Verlegung des Hauptbahnhofs.
ab 1921 Straßenbahnlinie entlang des Sonntagplatzes.
1930 Errichtung des Zwerg-Nase-Brunnens.
1955 Der Bürgerverein Südweststadt verhindert den Abriss der Hirschbrücke.
1967 Anlage von Spielgelegenheiten.
1981 Umgestaltung des Geländes mit Spielplatz.
ab 2015 Erneuerung.
Hinweise zur Ausstattung: Zwerg-Nase-Brunnen von Karl Wahl 1930, Sandspielbereich, Bewegungs-Spielgeräte, Tischtennis, Bouleplatz
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NOTTINGHAM-ANLAGE Mitten in einem Teil der Karlsruher Weststadt mit sehr hoher Einwohnerdichte wurde 1977 durch den Wegzug der Stadtwerke ein ausgedehntes Gelände frei. Da hier ein akuter Mangel an nutzbarem Außenraum und Spielgelegenheiten bestand, war schnell klar, dass ein Grünzug entstehen sollte. Heute teilt eine Wellenlinie aus Sitzmauern eine ruhige, grüne Fläche von einem intensiv bespielten Bereich für alle Altersgruppen ab. Von Wipptieren und Kletterburgen über ein Wasserlabyrinth bis hin zu Basketballkorb und Bolzplatz ist alles vorhanden, damit sich Kinder und Jugendliche voll entfalten können. Die Menge der Besucherinnen und Besucher nicht nur im Sommer, sondern auch an sonnigen Wintertagen gibt dem Planungskonzept Recht. Doch auch bei schlechtem Wetter bietet eine geräumige Überdachung aus der Stadtwerke- Epoche die Gelegenheit, sich in der Anlage aufzuhalten. Hier fi nden häufi g Spielaktionen des Stadtjugendausschusses statt. Weiter südlich wird der Grünzug durch den Innenhof des Moninger-Blocks mit einer etwas privateren Atmosphäre fortgesetzt.
Kulturelle Einrichtungen wie die drei Theater im ehemaligen Ofenhaus mit angrenzendem Café oder Räumlichkeiten des Badischen Konservatoriums beleben die Grünanlage zusätzlich. Wer Ruhe sucht, fi ndet ein zurückgezogenes Plätzchen zwischen Schmuckpfl anzungen und Springbrunnen mit Blick
auf die 8,5 Meter hohe Plastik „Lebensfahne“. 1994 trafen sich der Lord Mayor Vernon Gapper von Nottingham und der damalige Karlsruher Oberbürgermeister Gerhard Seiler aus Anlass des 25-jährigen Partnerschafts- Jubiläums in der Anlage und gaben ihr den heutigen Namen.
1844 Einrichtung der „Gasanstalt“ (erstes Karlsruher Gaswerk).
1977 Wegzug der Stadtwerke vom Gasanstalt-Gelände.
1985 – 1988 Bau einer Parkanlage nach den Plänen des Landschaftsarchitekturbüros Karl Bauer. Einzug des Jakobus-Theaters, des Figurentheaters Marotte und des Sandkorn-Theaters in das Ofenhaus des ehemaligen Gaswerks.
1992 Aufstellung des Brunnens „Lebensfahne“ von Horst Egon Kalinowski.
1994 Benennung der Parkanlage nach der britischen Partnerstadt von Karlsruhe.
Hinweise zur Ausstattung: Zahlreiche Bewegungs-Spielgeräte für verschiedene Altersstufen, Wasserspielanlage, Basketball, Bolzplatz, Fontänen, Brunnen mit Kunstwerk, Staudenanlage mit Pergolen, überdachte Spielfl äche
ZKM-GRÜNZUG Die Einrichtung des Zentrums für Kunst und Medientechnologie im denkmalgeschützten Gebäude einer ehemaligen Munitionsfabrik in der Südweststadt 1997 war ein Meilenstein des Karlsruher Kulturlebens. Schon im Vorfeld stellte sich die Frage, wie der Grünzug vor dem über 300 Meter langen Bau angemessen gestaltet werden soll. Das Landschaftsarchitekturbüro Kienast, Vogt und Partner fand die passende Antwort. Die unter der Anlage durchgehende Tiefgaragendecke bildete dabei eine besondere Herausforderung. Tropfenförmige, erhöhte, durch rostenden Stahl und geschnittene Hecken eingefasste Bauminseln, von den Planern als „grüne Dschunken“ bezeichnet, bieten intime Rückzugsräume in der offenen Freiraum-Achse aus Rasen und Belag. Unter alten Bäumen in der nördlichsten „Dschunke“ befi ndet sich ein kleiner Spielplatz. Aufgereihte Tafeln mit einer Lichtinstallation des Künstlers Jeffrey Shaw führen auf den Haupteingang des ZKM zu. Dem hochkarätigen Inhalt des Kulturgebäudes adäquat wurde der Grünzug mit hohen Ansprüchen an künstlerisches Design realisiert. Trotzdem fühlen sich hier nicht nur diejenigen wohl, die avantgardistische Gestaltung ausdrücklich schätzen, sondern auch diejenigen, die sich nur eine Weile von den Menschenmengen des benachbarten Filmpalastes zurückziehen möchten, ebenso wie die Beschäftigten der angrenzenden Bürogebäude.
1914 – 1918 Errichtung des Baus A der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken AG (DWM) nach den Plänen von Philipp Jakob Manz.
1979 Umzug der Firma IWK Verpackungstechnik (Nachfolge- Unternehmen der DWM) nach Stutensee.
1992 – 1997 Umbau des Gebäudes für das Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) durch die Architekten Schweger+Partner, Bau einer Tiefgarage unter dem gesamten Vorbereich.
1995 Wettbewerb zu den Außenanlagen des ZKM, 1. Preis Büro Kienast, Vogt und Partner, anschließend Umsetzung des Wettbewerbsentwurfs.
1997 Eröffnung des (1989 gegründeten) ZKM im Bau A. Einzug der Städtischen Galerie und der Staatlichen Hochschule für Gestaltung.
2000 Bau des Filmpalastes am ZKM (Architekt Till Sattler).
2015 Fertigstellung des Grünzuges Richtung Gartenstraße.
Hinweise zur Ausstattung: Erhöhte Bauminseln mit Sitzgelegenheiten, Spielbereich, Kunstinstallationen
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OTTO-DULLENKOPF-PARK Anlass für diesen Park war der Wunsch für die dicht besiedelte Karlsruher Oststadt eine große Grünfl äche ähnlich wie die Günther-Klotz-Anlage für den Westen oder der Schlossgarten für das Zentrum bereitzustellen. Die nötige Fläche musste allerdings erst von diversen gewerblichen Nutzungen, Gaswerk und Altlasten befreit werden. Heute sieht man dem ruhigen, grünen Raum diese Mühe gar nicht an. Alles wirkt ganz selbstverständlich: Alte Bäume, die vor nicht allzu langer Zeit zwischen Baracken standen, weitläufi ge naturnahe Wiesenfl ächen, neu gepfl anzte Gehölzgruppen, die noch an Volumen gewinnen werden, und der Wall zum Ostring. Es ist eine funktionale, schlicht gehaltene Parkanlage, die den Bewohnern der kompakten Gründerzeit-Quartiere ein Aufatmen ermöglicht.
Zu ihrer Beliebtheit tragen die Nähe zum Kulturbetrieb im ehemaligen Schlachthof und in der Musikhochschule bei sowie ein gut besuchtes Restaurant, bei dessen Neubau ein historisches Gebäude integriert wurde. Direkt daneben können sich Kinder auf einem Spielplatz austoben, während die Erwachsenen Espresso oder italienischen Wein genießen.
Ein besonderes Highlight ist die Skateanlage mit ihren Plaza- und Bowl-Komponenten. Angegliedert sind ein Basketballplatz und ein Bolzplatz mit Kunstrasen, der bei jedem Wetter genutzt werden kann.
Der Park entwickelt sich weiter. Beispielsweise wurde zum 150-jährigen Bestehen des deutsch-japanischen Freundschaftsvertrages 2011 auf Initiative der Deutsch- Japanischen Gesellschaft Karlsruhe am Hauptweg ein elliptischer Kirschbaumhain gepfl anzt. Eine beträchtliche Erweiterung bringt der zweite Bauabschnitt, der einen Schwerpunkt für unterschiedliche Bewegungskünste bietet.
vor 1982 Nutzung des Geländes vorwiegend als Gewerbegebiet, Gleisfl ächen, Polizeibehörde und Gaswerk.
1982 – 1989 Wiederaufbau des kriegszerstörten Gottesauer Schlosses durch das Hochbauamt Karlsruhe (Barbara Jakubeit), Nutzung als staatliche Hochschule für Musik, seit 2013 ergänzt durch den Multimediakomplex (Architekten 3P).
1999 Im November Einweihung des Bolz- und Skaterplatzes.
2001 Einweihung des ersten Bauabschnitts.
seit 2006 Umnutzung des Alten Schlachthofs als Kreativpark.
2011 Pfl anzung des Kirschbaumhains auf Initiative der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Karlsruhe.
2012 Umbenennung des bisherigen Ostaueparks in „Otto-Dullenkopf-Park“ nach dem Karlsruher Oberbürgermeister von1970 bis 1986.
2016 Eröffnung der neuen Skate-Anlage am 8. April 2016
Fläche: Bisher 10,8 Hektar (ohne den letzten Bauabschnitt)
Hinweise zur Ausstattung: Skaterplatz, Bolzplatz, Basketballplatz, Spielplatz, Kirschbaumhain, Restaurant
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STADTPARK SÜDOST Nicht oft hat eine Stadt die Gelegenheit, einen neuen Park in unmittelbarer Nähe des Stadtzentrums zu bekommen. Für Karlsruhe bot sich diese Möglichkeit durch die Schließung des Bundesbahn-Ausbesserungswerks, das sich einst entlang der Gleise vom alten Bahnhof nach Durlach entwickelt hatte. Auf diesem Gelände entstand ab 2002 ein neues Stadtviertel mit einer etwa zehn Hektar großen Grünanlage. Der erste Bauabschnitt wurde schon 2007 fertiggestellt. Ein Teil dieser Fläche trägt heute den Namen der rumänischen Partnerstadt von Karlsruhe: Temeswar-Platz. Hier blieben einige stattliche alte Bäume erhalten. Neu hinzu kamen eine Rasenfl äche und ein großzügiger Kinderspielplatz. Am Südrand schließt die ehemalige Kantine des Ausbesserungswerks, die heute unter der Bezeichnung „Südwerk“ als Bürgerzentrum dient, den Temeswar-Platz ab. Entlang dieses Gebäudes und weiter Richtung Süden führt eine grüne Verbindung zu den anschließenden dicht besiedelten Stadtvierteln.
Der Hauptteil des Stadtparks Südost erstreckt sich von Westen nach Osten. Er beginnt an der Rüppurrer Straße mit einer Wassertreppen-Anlage. Wenn man zu ihrer Quelle emporsteigt, erreicht man die „Esplanade“, einen um sechs Meter angehobenen, breiten Spazierweg, der die gesamte Grünanlage entlang der Bebauung an der Ludwig-Erhard-Allee begleitet. Von hier bietet sich die Aussicht über den Park und die angrenzenden Stadtviertel. Die Böschung, die die Esplanade mit dem fl achen Parkgelände verbindet, kaschiert geschickt die unter ihr angeordneten Parkhäuser und Nebenräume.
Auf dem ebenerdigen Niveau befi nden sich Wasserspiele, schattige und sonnige Aufenthaltsbereiche, ein weiterer Kinderspielplatz, ein Bolzplatz, sowie der runde „Garten der Religionen“. Er verweist auf den Privilegienbrief von 1715, in dem der Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm von Baden- Durlach der Bürgerschaft die Religionsfreiheit zugesichert hatte.
Der Stadtpark bildet gemeinsam mit dem Otto-Dullenkopf- Park eine Grünverbindung, die vom Stadtzentrum weit bis in den Osten reicht.
1849 Einrichtung des Bahn-Ausbesserungswerks östlich des damaligen Hauptbahnhofs entlang der Bahnstrecke Richtung Durlach.
1993 Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb Karlsruhe-Südost-Gottesaue (im gleichen Jahr Umwandlung der Deutschen Bundesbahn in die Deutsche Bahn AG). 1. Preis: Rossmann+Partner (Architekten), Karl Bauer (Landschaftsarchitekt).
2002 Abriss des Ausbesserungswerks mit Ausnahme eines Wasserturms und der ehemaligen Kantine, Baubeginn (im gleichen Jahr Gründung der Aurelis Real Estate GmbH & Co. KG zwecks Vermarktung der nicht betriebsnotwendigen Immobilien der Deutschen Bahn AG).
2007 Fertigstellung des Temeswar-Platzes und des ersten Bauabschnitts des Stadtparks Südost westlich der Henriette-Obermüller-Straße.
2012 Fertigstellung des großen Spielplatzes. Eröffnung der Straßenbahnlinie für das neue Wohngebiet.
2014 Etwa 60 Prozent der 9,5 Hektar großen Grünfl äche sind realisiert.
2015 Bau des „Gartens der Religionen“ anlässlich des dreihundertsten Stadtgeburtstags.
2016 Wegen großer Nachfrage Fertigstellung des Stadtviertels mit Park fünf Jahre vor dem ursprünglich vorgesehenen Termin.
Hinweise zur Ausstattung: Spielplätze mit zahlreichen Bewegungsgeräten, Sportfeld, Wasseranlagen, Garten der Religionen, durch Treppen und Rampen erreichbare Esplanade mit Aussichtsplattform
SCHMALLEN Ursprünglich war der Schmallen, ein Ausläufer der eiszeitlichen Kinzig-Murg-Rinne, eine langgestreckte Senke in den Feldern der Gemarkung Bulach. Auf die Idee, links und rechts dieser Senke zu bauen, kam man schon 1926, aber das Vorhaben konkretisierte sich erst zwischen den 1960er und 1990er Jahren. Heute ist der 1,5 Kilometer lange und durchschnittlich 90 Meter breite Grünzug von Wohngebieten umgeben. Eine Kastanienallee durchzieht ihn wie ein Rückgrat, auf der gegenüberliegenden Seite begleitet von Gruppen aus Zierkirschen. An einer markanten Stelle stehen alte Linden mit einem Feldkreuz, das an die ländliche Vergangenheit des Gebiets erinnert. Der leicht abgesenkte Rasenstreifen in der Mitte des Parks ist im südlichen Teilstück zu einem Regenwasser-Auffang-Becken vertieft. Bei trockenem Wetter dient das Becken als Fußballplatz. Am Rand des Schmallens reihen sich Spielbereiche, die bei gutem Wetter von einer bunt gemischten Kinderschar bevölkert sind.
1926 Der Generalbebauungsplan enthält ein neues Stadtviertel auf dem Gebiet von Oberreut. Auf dem Schmallen sind Sportplätze vorgesehen.
1963 Baubeginn in Oberreut-Waldlage, ein Jahr später Bezug der ersten Häuser.
1985 – 1987 Pfl anzung des ersten Teils der Kastanienallee (110 Bäume), Anlage der Rasenfl ächen.
1990 Bebauungsplan „Oberreut-Feldlage III“.
1996 Bau des Wasserrückhaltebeckens als Teil des südlichen Schmallens.
Hinweise zur Ausstattung: Historisches Feldkreuz aus dem Jahre 1878, 1926 in den Schmallen versetzt. Zahlreiche Spielplätze und Sportmöglichkeiten, Kastanienallee.
Garten der Religionen Wasserachse
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GÜNTHER-KLOTZ-ANLAGE Die Rolle, die der Otto-Dullenkopf-Park für die Oststadt spielt, kommt im Fall der Weststadt der Günther-Klotz- Anlage zu. Sie wird von weiten Wiesenfl ächen und der „Seenplatte“ geprägt. Gleich drei Wasserfl ächen hat man hier angelegt: Den Freizeitsee mit Ruderbooten und einer historischen Brücke, den Landschaftssee mit Feuchtbiotop und den Modellbootsee eine Ebene tiefer an der Alb. Die beiden Ebenen werden durch eine eindrucksvolle Kaskade miteinander verbunden. Ein „herausragendes“ Merkmal ist der 15 Meter hohe Hügel, im ebenen Karlsruhe eine Seltenheit. Während des weithin bekannten Open-Air- Festivals „Das Fest“ drängen sich an den Hängen Tausende von Zuschauern. In ruhigeren Zeiten hört man vor allem Kinder, die sich am Kletternetz, der Riesenrutsche und auf dem Aktivspielplatz vergnügen. Die Älteren nehmen Angebote wie Beachvolleyball, Basketball und Skaten wahr. Am gegenüberliegenden Ende des Parks, neben dem Lokal „Kühler Krug“, befi ndet sich der bei jungen Familien sehr beliebte Kleinkinderspielplatz.
1968 Ausrichtung der Bundesgartenschau 1975 auf dem Gelände wird durch den Gemeinderat abgelehnt. Trotzdem wird das Parkprojekt weiter verfolgt.
1971 Wettbewerb für den neuen Park auf dem bisherigen Acker- und Grabeland. 1.Preis: Büro Heinz Jakubeit.
1973 Der Park bekommt seinen Namen nach dem Initiator des Projekts, dem Karlsruher Oberbürgermeister (von 1952 bis 1970) Günther Klotz. Der Hauptweg ist nach Karl Johann Friedrich Wolf, einem erfolgreichen Hammerwerfer und Karlsruher Bäckermeister benannt.
1975 Erster Spatenstich.
1976 Einbau einer Alb-Brücke von 1905 am Freizeitsee.
1981 – 1983 Bau der Europahalle, Architekten Schmitt, Kasimir + Partner.
1985 Einweihung des letzten Bauabschnitts.
1988 Einweihung des Aktivspielplatzes.
1989 Labyrinth der Künstlerin Lieselotte Anschütz- Russwurm.
2004 – 2008 Bau des Europabades, Geier + Geier Architekten.
Fläche: 19,7 Hektar
Hinweise zur Ausstattung: Spielplatz am Kühlen Krug mit zahlreichen Bewegungsgeräten, Spiellandschaft am 15 Meter hohen Rodelhügel mit Kletternetz, Riesenrutsche, Hängebrücke, Bewegungs- und Klettergeräten, Wasserspielanlage, Wegelabyrinth, Beachvolleyballfeld, Basketballfeld, Rollschuhmulde, Skateplatz, Modellbootsee, Landschaftssee mit Feuchtbiotop, Freizeitsee mit Bootsverleih und historischer gedeckter Brücke, Kaskade, „Freundschaftsrondell“ des Freundeskreises Karlsruhe-Halle e. V., Kleingartenanlage.
Ausstattung mit Kunstwerken: Labyrinth der Künstlerin Lieselotte Anschütz-Russwurm, Summsteine, Gedenktafel für Günther Klotz (auf dem Gipfel des Hügels)
In direkter Nachbarschaft: Betreuter Aktivspielplatz, Sportareal Europahalle, Europabad
Besonderheiten: In der Günther-Klotz-Anlage wird jedes Jahr die überregional bekannte Kulturveranstaltung „Das Fest“ abgehalten.
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ALBGRÜN Das Flüsschen Alb durchquert das gesamte Karlsruher Stadtgebiet von Südosten nach Nordwesten. Bis zum Ersten Weltkrieg fl oss die Alb südlich an der Stadt vorbei und tangierte nur einige Dörfer wie Rüppurr, Bulach, Beiertheim, Mühlburg und Daxlanden. Erst durch die Errichtung der Siedlungen Weiherfeld und Dammerstock in den 1920er Jahren wurde ein Teil der Flussaue zum stadtnahen Park. Der Bau der Karlsruher Südtangente, der in den 1960er Jahren begonnen und 1988 abgeschlossen wurde, veränderte den Flusslauf stark. In Teilstücken musste die Alb verlegt werden. Man nutzte die Baumaßnahmen, um den Fluss mit seinen Ufern zu renaturieren und einen durchgängigen begleitenden Weg für Fußgänger und Radfahrer anzulegen.
Von Ettlingen kommend beschränkt sich der Grünstreifen zunächst auf die unmittelbaren Ufer. Erst südlich der Dammerstock-Siedlung weitet er sich zu einem Park auf. Neben der St. Franziskus-Kirche lockt ein großer Spielplatz mit Holzschiff Familien aus der weiten Umgebung an. Die verbesserte Wasserqualität macht es möglich, dass Kinder am fl achen Ufer in der Alb planschen. Weiter nördlich trennt sich der Fußweg vom Wasser, um die Südtangente zu über- und dann die Bahn zu unterqueren. Hinter den Gleisen wird man geradewegs auf das klassizistische Gebäude des Stephanienbades geführt. Bevor man es erreicht hat biegt man nach links in eine großzügige, naturnahe Grünanlage ab. Darunter braust der Verkehr der Südtangente durch den 600 m langen Edeltrudtunnel. Der Weg führt an den Felsblöcken der spektakulären Kaskade vorüber, die mit Albwasser gespeist wird.
Ein Stück weiter am Fluss entlang erreicht man schließlich die Günther-Klotz-Anlage. An deren Ende wendet sich die Alb hinter der Gaststätte „Kühler Krug“ zu einer Schleife nach Süden. Hier liegt das Lokal „Beim Schupi“ mit seinem beliebten Biergarten und Volkstheater. An der Stelle, wo die Alb wieder nach Westen biegt, weitet sich das Flusstälchen auf. Über einer gebogenen Stützmauer thront die Albkapelle aus dem 18. Jahrhundert. Etwas weiter fl ussabwärts produzieren die Stadtwerke in der Appenmühle mithilfe der Wasserkraft umweltfreundlich Strom. Passanten werden durch Informationstafeln über das Kraftwerk, die Wehranlagen und die Fischtreppe am Thomaswehr aufgeklärt.
Hinter Daxlanden fl ießt die Alb etwas weniger attraktiv aber dennoch mit grünem Begleitweg am Rheinhafen, an der Raffi nerie und am Ölhafen entlang, bevor sie in den Rhein mündet.
1396 Erste urkundliche Erwähnung der Appenmühle in Daxlanden.
1811 – 1814 Bau des Stephanienbades als Tanz- und Veranstaltungssaal mit einem Badeareal an der Alb nach den Plänen von Friedrich Weinbrenner. Das Haus ist nach der Großherzogin von Baden Stéphanie de Beauharnais, der Adoptivtochter Napoleons, benannt.
1905 Einstellung des Badebetriebs im Stephanienbad wegen Gleisbau zum neuen Hauptbahnhof. Die Alb wird verlegt. Für die Gleisanlagen wird die Badepark- Anlage zerstört.
1913 Umsetzung der Maria-Hilf-Kapelle an die Alb, fi nanziert durch die Brauerfamilie Sinner.
1925 Erste Wasserturbine zur Stromerzeugung in der Appenmühle.
1988 Einweihung des 609 Meter langen Edeltrudtunnels. Der Tunnel ist nach der Ehefrau von Oberbürgermeister Otto Dullenkopf benannt, die Patin des Bauvorhabens war.
1988 Pfl anzung des „Sparkassenwäldchens“ aus 175 Bäumen am Tunnel, gestiftet von der Sparkasse Karlsruhe anlässlich ihres 175-jährigen Bestehens.
1988 – 1989 Bau der Grünanlage auf dem Edeltrudtunnel. Die Biotope Tümpel, Obstwiese, Totholzhaufen und Steinlesewall werden mithilfe der Gärtner- Ausbildungsgruppe des Gartenbauamtes angelegt.
1989 Die seit1986 von dem Bildhauer Günter E. Herrmann geplante Wasserkaskade am Edeltrudtunnel wird eingeweiht.
Hinweise zur Ausstattung: Zahlreiche Spielplätze, naturnahe Bereiche, Wasserkaskade, Gewässerlehrpfad mit Informationsstationen, Steg und Strand
Besonderheit: Die Alb und ihre Uferbereiche sind Teil des nach Europarecht geschützten Fauna-Flora-Habitat-Gebiets „Oberwald und Alb in Karlsruhe“.
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KIRCHFELD NORD MIT SIEGFRIED-BUBACK-PLATZ Der Abzug der US-Streitkräfte aus Deutschland hat vielerorts ehemals unzugängliche Gebiete freigegeben, die wieder in die Stadt eingegliedert werden konnten. Im Zuge einer solchen Konversion entstand das Wohngebiet Kirchfeld Nord am westlichen Rand des Hardtwaldes, der sich vom Schlossgarten ausgehend in die Landschaft zieht. Der Lage in direkter Nachbarschaft zu Wald und Feldern entsprechend ist der neue Stadtteil stark durchgrünt. Wiesenfl ächen mit Regenwasser-Versickerungsmulden und einigen alten Bäumen trennen einzelne Wohn-„Cluster“ voneinander. Die Kinder aus den umliegenden Einfamilien- und Reihenhäusern strömen zum Wikingerspielplatz mit seinen urigen Holzhütten und einem kompletten Wikingerschiff. Der einzige Bereich mit Geschosswohnungsbau umgibt den zentralen Siegfried- Buback-Platz. Diese Anlage profi tiert von einer Reihe mächtiger amerikanischer Roteichen, Zeugen der Kasernen- Vergangenheit dieses Standortes. Mit blau blühenden Stauden bepfl anzte Bodenwellen auf dem Platz stellen eine gedankliche Verbindung zum Wikinger-Spielschiff und zu den dänischen Planern der Rahmenkonzeption der Siedlung her. Auch für diejenigen, die nicht hier wohnen, lohnt sich ein Spaziergang durch den naturnahen Grünstreifen am Waldrand entlang.
1959 Bau der Kaserne „Neureut Cantonment“ nördlich der Siedlung Kirchfeld (cantonment = Quartier, Ausbildungslager). Dies war die einzige Kaserne der US-Streitkräfte in Karlsruhe, die komplett neu errichtet wurde.
1996 Abzug der US-Streitkräfte, Belegung eines Teils der Hallen mit einem zentralen Materialpunkt des Heeres. Die Kasernengebäude verfallen.
2002 Planungswerkstatt mit sieben eingeladenen Architekturbüros. Der Entwurf von Tegnestuen Vandkunsten (Architekturbüro aus Kopenhagen) wird zur Realisierung empfohlen.
2005 Erster Spatenstich für die Konversion, Realisierung des zentralen Grünzugs. Planung: Gartenbauamt.
2006 Abschluss des Bebauungsplanverfahrens. Bebauung in Bauabschnitten („Cluster“)
2007 Wikingerspielplatz.
2008 Einrichtung des Sportgeländes.
2012 Einweihung des Siegfried-Buback-Platzes (benannt nach Generalbundesanwalt Siegfried Buback, der 1977 mit seinen Begleitern Wolfgang Göbel und Georg Wurster von Mitgliedern der RAF in Karlsruhe erschossen wurde und zu diesem Zeitpunkt in Neureut wohnhaft war) unter Anwesenheit von Generalbundesanwalt Siegfried Runge und Siegfried Bubacks Sohn Michael Buback. Planung: Gartenbauamt.
Hinweise zur Ausstattung: Staudenpfl anzungen, alte Roteichenreihe und kleiner Spielbereich auf dem Siegfried- Buback-Platz, Wikingerspielplatz mit Wikingerschiff und verschiedenen Bewegungsgeräten, naturnahe Regenwasserversickerungsbereiche
GRÜNZUG KNIELINGEN In Knielingen befand sich ein weiteres großes Militärgelände, das 1995 geräumt wurde. Inmitten der neuen Einfamilien-, Doppel- und Reihenhäuser zieht sich ein Park von einem Ende der Siedlung bis zum anderen. Zwei Fußwege queren ihn. Dadurch ist die Fläche in drei vertiefte Rechtecke unterteilt. Die Vertiefungen entstanden teilweise aus den Kellerräumen der ehemaligen Bebauung. In der südlichen Mulde wurde ein großer Mehrgenerationenspielplatz mit Wasserstelle angelegt. Die beiden anderen dienen als grüner Bewegungsraum und gelegentlich als Regenwasser-Versickerungsfl ächen.
Die südöstliche Grenze des Parks wird von einer terrassierten Böschung mit Bastionen aus Sandstein markiert, den nordwestlichen Rand begleitet ein geschwungener Pfad. Beide Ränder sind mit Baumreihen gefasst. Vom früheren Baumbestand wurden mehrere große Exemplare erhalten.
Im Norden bildet ein kleiner Platz mit Sitzgelegenheiten, Staudenstreifen und einer berankten Pergola den Übergang zur Egon-Eiermann-Allee, zu einem weiteren, jedoch schmäleren Grünzug und zum ehemaligen Kasino, das heute Gastronomie beherbergt. Dieser Platz wurde 2012 nach der russischen Partnerstadt Krasnodarplatz benannt.
1936 Bau der Rheinkaserne Knielingen. Der zentrale Teil ist die Mudra-Kaserne, benannt nach General Bruno von Mudra.
2003 Begrenzt offener städtebaulicher Realisierungswettbewerb „Konversion des Kasernengeländes in Knielingen“. 1. Preis: Architektur und Stadtplanung Rosenstiel, gemeinsam mit den Landschaftsarchitekten faktorgrün.
ab 2007 Erstellung der zentralen Grünfl äche, Wettbewerbe für die einzelnen Bauabschnitte, fortschreitende Bebauung.
2012 Einrichtung des Sportparks Buchwegäcker.
2012 Benennung des Krasnodarplatzes
Hinweise zur Ausstattung: Mehrgenerationenspielplatz, Platz mit Pergola, Sitzgelegenheiten und Stauden
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LANDSCHAFTSPARK RHEIN Schon an der Straßenbahnhaltestelle Maxau hat man von einem baumbestandenen Aussichtspunkt den Überblick über Park, Hofgut und Fluss.
Wenn man dann auf dem Rheindamm steht und am Fluss entlang blickt, kommt man unwillkürlich auf den Gedanken, wie schön es wäre, von hier aus loszuwandern oder loszuradeln, vielleicht sogar bis Basel oder Köln. Dieser Gedanke befl ügelte die Anlieger des Oberrheins schon lange und führte zur Gründung des Vereins „PAMINA Rheinpark“. Doch die große Vision muss erst einmal konkretisiert werden. Ein wichtiger Baustein auf diesem Weg ist der Landschaftspark Rhein. Schon früher war das Hofgut Maxau, das Herzstück des Landschaftsparks, ein beliebtes Ausfl ugsziel. Doch die Umgebung ließ mit dem vernachlässigten Vorfeld und den intensiv bewirtschafteten Ackerfl ächen zu wünschen übrig. Die Felder wurden in extensiv beweidete Grasfl ächen und kleinteilige Ackerfl ächen umgewandelt, ein Obsthain wurde gepfl anzt, ein Spielplatz für Kinder, Jugendliche und Erwachsene angelegt. Dieser Spielplatz greift symbolisch das Thema „Fluss“ auf, um seine einzelnen Stationen inhaltlich miteinander zu verknüpfen. Da darf ein Schiff natürlich nicht fehlen: Die „Maxau“, was sonst?
Der angrenzende Knielinger See, als Baggersee entstanden, ist heute ein wichtiger Rast- und Überwinterungsplatz für Wasservögel. Ein behutsam vom Landschaftspark herangeführter Stichweg endet an einem Aussichtspunkt und macht dort diesen Reichtum der Natur für Besucher erlebbar, ohne die Vögel zu stören.
Das Wichtigste aber ist und bleibt das Erlebnis Rhein. Dreiergruppen von Pyramidenpappeln markieren den Flussverlauf. An den Sitzterrassen hat man von der Dammkrone einen Rundblick vom Schwarzwald bis zum Pfälzer Wald. Seit der Neugestaltung kann man endlich über eine sorgfältig gearbeitete, fl ache Treppenanlage bequem bis an das Wasser hinabsteigen.
1817 Beginn der Rheinbegradigung durch Johann Gottfried Tulla, in wenigen Jahren 6 Durchstiche nördlich von Karlsruhe, dadurch Zugehörigkeitswechsel des Geländes des heutigen Landschaftsparks Rhein von der Pfalz (damals bayerisch) zu Baden.
1840 Bau des Hofguts Maximiliansau (später Maxau) als geschlossene Hofanlage.
1853 Errichtung des Tulla-Denkmals südlich des Hofguts.
1992 Einzug des Knielinger Museums in das Hofgut.
1998 Gründung des PAMINA-Rheinparks, in den der Landschaftspark Rhein eingebettet ist.
2005 Erwerb des Hofguts Maxau durch die Stadt Karlsruhe.
2007 Bewerbung für die Bundesgartenschau 2015 mit dem Landschaftspark Rhein, Rückzug der Bewerbung; dennoch Bestätigung des Projekts.
2012 Eröffnung der Dammterrassen und der Mehrgenerationen-Spielanlage. Pfl anzung eines Obstbaumhaines anlässlich des 200. Geburtstages der Sparkasse Karlsruhe.
2015 Betriebsbeginn des Hofgutes Maxau mit Gastronomie.
Hinweise zur Ausstattung: Mehrgenerationen-Spielplatz mit Klang- und Wasserspielen, zahlreichen Bewegungsgeräten unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade und einem symbolischen Wasserlauf, Sitzstufen-Anlage am Rhein, Gastronomie, Obsthain, Pappelgruppen, Aussichtspunkt am Knielinger See
TURMBERGTERRASSE Der Durlacher Turmberg erhebt sich 256 Meter über dem Meeresspiegel und etwa 140 Meter über der Rheinebene. Von ihm hat man eine beeindruckende Aussicht auf das in der Rheinebene liegende Karlsruhe. Bei klarem Wetter sieht man bis weit in die Pfalz und ins Elsass hinüber.
Kein Wunder, dass hier nicht nur im 11. Jahrhundert eine stolze Burg ihren Platz fand, sondern auch seit dem Ende des 19. Jahrhunderts beliebte Ausfl ugslokale eingerichtet wurden. Das Restaurant „Friedrichshöhe“ lag damals auf Terrassen unterhalb des alten Burgturmes. Damit sich die Ausfl ugsgäste nicht gar so abmühen mussten, baute man ihnen die Turmbergbahn, die älteste Standseilbahn Deutschlands (leider nicht mehr ganz originalgetreu erhalten). Die „Friedrichshöhe“ existierte bis weit in die Nachkriegszeit hinein. Nach ihrem Abriss diente die Kellerdecke als Aussichtsplattform neben der Bergstation der Turmbergbahn. Jedoch musste man 2008 feststellen, dass hier erhebliche statische Mängel bestanden. Das Betreten wurde zusehends riskant und schließlich untersagt. Seit 2015 kann man die Aussicht wieder genießen, ohne um die eigene Sicherheit bangen zu müssen. Die ehemals ebene Terrasse hat Sitzstufen aus Naturstein Platz gemacht, zu deren Gründung etliche Bohrpfähle in den Hang getrieben wurden. Gegenüber der Bahnstation fl ankiert eine auf drei Seiten offene Loggia die Stufenanlage. An ihrer Rückseite befi nden sich barrierefreie Toiletten und im Stockwerk darunter ein Veranstaltungsraum mit Küche.
Alte Postkarten zeigen, dass der Turmberg früher fast vollständig von Weinbergen bedeckt war. An diesen historischen Zustand erinnert der im Zuge der Neugestaltung wieder angelegte 1000 Quadratmeter große Schauweinberg mit 800 Rebstöcken, der sich unterhalb der Sitzstufen erstreckt. Er wird vom Staatsweingut Karlsruhe-Durlach betrieben. Über das sanierte Hexenstäffele kann man den Weinberg und die Aussichtsterrasse in fast direkter Linie vom Tal aus erreichen, wenn man gewillt ist, sich etwas anzustrengen.
771 Erste Erwähnung des Turmbergs unter dem Namen „Hohenberg“.
11. Jh. Bau einer Burg auf dem Turmberg.
13. Jh. Bau des heute erhaltenen Turmes.
nach 1870 Erste Gastronomie auf dem Turmberg. Das Restaurant „Friedrichshöhe“ besteht spätestens ab 1892.
1888 Einweihung der von Ingenieur Karl Müller geplanten Turmbergbahn (Standseilbahn), Antrieb durch Wasserballast.
1944 Das Restaurant „Friedrichshöhe“ brennt nach einem Angriff ab.
1959 Wiedereröffnung des Restaurants „Friedrichshöhe“. Später wird das Lokal abgerissen. Die Turmbergterasse bleibt als schlichte Plattform erhalten.
2012 Die Idee, an der Stelle der Terrasse ein Hotel zu bauen, wird verworfen. Mehrfachbeauftragung zur Neugestaltung der Turmbergterrasse mit kleinem Veranstaltungsraum. 1. Preis: Stefan Fromm Landschaftsarchitekten, Hähnig+Gemmeke freie Architekten.
2015 Einweihung.
Hinweise zur Ausstattung: Sitzstufen, Sitzblöcke, Bäume, Hecken, Bauwerk mit einer barrierefreien WC-Anlage und einem Veranstaltungsraum für 60 Personen mit Küche und eigener Terrasse, Schauweinberg mit 800 Rebstöcken
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© Stadt Karlsruhe | Liegenschaftsamt | 2016-2026
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n 1 Schlossplatz und Schlossgarten 8
2 Fasanengarten 11
3 Botanischer Garten 11
4 Friedrichsplatz 12
5 Nymphengarten 13
6 Zoologischer Stadtgarten 14
7 Beiertheimer Wäldchen 18
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9 Schlossgarten Durlach 20
10 Alter Friedhof 22
11 Theaterplatz 23
12 Südstadt-Grünzug 24
13 Lina-Sommer-Anlage 26
14 Haydnplatz 26
15 Ehemalige Dragonerkaserne 27
16 Fliederplatz 27
17 Lindenplatz in Mühlburg 28
18 Sonntagplatz 29
19 Nottingham-Anlage 30
20 ZKM-Grünzug 31
21 Otto-Dullenkopf-Park 32
22 Stadtpark Südost 34
23 Schmallen 35
24 Günther-Klotz-Anlage 36
25 Albgrün 38
26 Kirchfeld Nord mit Siegfried-Buback-Platz 40
27 Grünzug Knielingen 41
28 Landschaftspark Rhein 42
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STADTPLAN
Grünfl ächen und Parkanlagen
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www.karlsruhe.de
QUELLENVERZEICHNIS
Uta Schmitt: Der Stadtgarten in Karlsruhe – Ein historischer Streifzug Karlsruhe 2007
Verdyck Gugenhan Freie Landschaftsarchitekten: Schlossgarten, Schlossplatz, Botanischer Garten und Fasanengarten Karlsruhe Parkpfl egewerk Historische Analyse, Dokumentation, Denkmalpfl egerische Zielsetzung Stuttgart 2011
Thomas Henz: Der Prozess einer großräumigen Stadtreparatur – Ein Beispiel aus Karlsruhe Südost in: Stadt und Grün 2/2012 S. 18 – 21
Thomas Henz: Militärische Konversionen in Karlsruhe – Neues Grün und eine Verschnaufpause für die Landschaft in: Stadt und Grün 8/2013 S. 15 – 21
Thomas Henz: Der Landschaftspark Rhein in Karlsruhe – Ein Konzept für Naherholung und Naturerlebnis in der Rheinaue in: Stadt und Grün 6/2012 S. 45 – 51
Horst Schmidt: Vernetztes Grün in der Gottesaue in: Garten und Landschaft 12/1992 S. 25 – 30
Horst Schmidt: Was ist dem Schloß angemessen? in: Garten und Landschaft 10/1984 S. 21 – 27
BÜGA 2015 (Hrsg.): Grün in Karlsruhe – Parks.Gärten.Bäume Karlsruhe 2015
Gottfried Leiber: Friedrich Weinbrenners städtebauliches Schaffen für Karlsruhe – Teil I: Die barocke Stadtplanung und die ersten klassizistischen Entwürfe Weinbrenners Karlsruhe 1996
Stadtarchiv Karlsruhe, Manfred Koch (Hrsg.): Stadtplätze in Karlsruhe Karlsruhe 2003
Stadt Karlsruhe | Gartenbauamt: 100 Jahre Gartenbauamt Karlsruhe 1905 – 2005
Stadt Karlsruhe | Gartenbauamt: Baustellen erleben in Karlsruhe – Stadtpark Südstadt-Ost
Regierungspräsidium Karlsruhe, Referat 25, Denkmalpfl ege, Dr. Kieser: Stadtgarten Karlsruhe Begründung der Denkmaleigenschaft gemäß § 2 DSchG 2006
www.karlsruhe.de: Leben und Arbeiten Datenbank der Kulturdenkmale: Christian Bereuther: Alter Friedhof, Waldhornstr. 61, Oststadt (Denkmaltag 2012) Mirko Felber: Der Schlossgarten Durlach, Durlach, Karlsburgstraße, Kastanienallee (Denkmaltag 2011)
ka.stadtwiki.net
http://sanierung.staatstheater.karlsruhe.de/sanierung/ baugeschichte
www.durlacher.de 19.07.2012, 20.08.2014
Archiv des Gartenbauamtes Karlsruhe
Stadtarchiv Karlsruhe
IMPRESSUM Stadt Karlsruhe Gartenbauamt Lammstraße 7 a, 76133 Karlsruhe gba@karlsruhe.de www.karlsruhe.de/b3/freizeit/gruenfl aechen
Amtsleitung: Helmut Kern Texte: Marketa Haist, Uta und Peter Gautel Bilder: Monika Müller-Gmelin – Stadtplanungsamt Helmut Kern – Gartenbauamt Thomas Henz – Gartenbauamt Roland Fränkle – Presse- und Informationsamt Layout: C. Streeck Gedruckt in der Rathausdruckerei auf 100 Prozent Recyclingpapier.
Erscheinungsjahr 2017
https://www.karlsruhe.de/securedl/sdl-eyJ0eXAiOiJKV1QiLCJhbGciOiJIUzI1NiJ9.eyJpYXQiOjE3MTM2NDMzMDgsImV4cCI6MzMyMTc2MjY0NTYsInVzZXIiOjAsImdyb3VwcyI6WzAsLTFdLCJmaWxlIjoiZmlsZWFkbWluL3VzZXJfdXBsb2FkLzA0X0t1bHR1cl9GcmVpemVpdC8wNDdfRnJlaXplaXRfdW5kX1RvdXJpc211cy9QYXJrc191bmRfR3J1ZW5hbmxhZ2VuL0Jyb3NjaHVlcmVfRGVyX0dydWVuZV9GYWVjaGVyXzE3LTAwMDRfNThjMTExMzA5NWU4Zi5wZGYiLCJwYWdlIjo0MDU3fQ.lS_SpTztCObkN11sj1DNTEt6CBocFSOYZhVkXXhBg-A/Broschuere_Der_Gruene_Faecher_17-0004_58c1113095e8f.pdf
Liebe Besucher*innen,
das Spektrum unserer Sonderausstellungen reichte 2019 von »Paris, Paris! Karlsruher Künstler an der Seine« mit Werken aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu neusten Arbeiten in der Schau »TOP_0019: Meisterschüler*innen und die Sammlung der Städtischen Galerie Karlsruhe im Dialog«. Das spektrenreiche Miteinander von aktueller und historischer Kunstproduktion bot den Be trach tenden vielfältige Anregungen. Einen weiteren Blick in die eigene Sammlung vermittelt die Aus stellung »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe«, die nur noch wenige Tage zu sehen sein wird – so auch am Tag der offenen Tür am 6. Januar. Überaus ansprechend finden die Besucher*in nen hier die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen.
Das Kunstjahr 2020 beginnt bei uns Anfang Februar mit der Verleihung des Kunstpreises der WernerStoberStiftung an Florian Köhler. Vier Wochen später eröffnen wir im Lichthof die Präsentation »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980«. Gleichermaßen irritierende wie faszinierende Kunstwerke regen uns zum Nachdenken an über Ressourcen und ihren bis in die jüngste Vergangenheit verschwenderischen Einsatz.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen! Ihre Brigitte Baumstark und das Team der Städtischen Galerie Karlsruhe
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Tradition und Aufbruch Nachkriegskunst in Karlsruhe 20/07/2019 –19/01/2020
»Tradition als Verpflichtung« – unter diesem Motto stand nicht nur die Karlsruher Kunst- akademie, als sie nach schweren Kriegszerstörungen 1947 ihren Lehrbetrieb wieder aufnahm, diese Haltung kennzeichnet auch die gesamte Kunstszene der Nachkriegszeit in der Fächerstadt. Mit der Wiedereinsetzung ihrer 1933 entlassenen Professoren Karl Hubbuch und Wilhelm Schnarrenberger bzw. mit den Berufungen von Erich Heckel und Otto Laible knüpfte die Akademie an ihre eigenen Wurzeln und an anerkannte Richtungen der Klassischen Moderne an. Als vorbildhaft galten insbesondere die französische Kunst des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts und der deutsche Expressionismus. Auch das Schaffen der hier freiberuflich tätigen Künstler blieb größtenteils einer gegen- ständlich-figurativen Bildsprache verbunden. Erst mit HAP Grieshaber, der 1955 als Nachfolger Heckels nach Karlsruhe kam, wurden neue Impulse wirksam. Grieshaber be- geisterte seine Studierenden für die aktuellen Positionen der internationalen Avantgarde und förderte eine große Zahl junger Talente. Aus seiner Klasse ging die Neue Figuration hervor, zu deren bedeutendsten Vertretern u. a. Horst Antes und Walter Stöhrer zählen. Spannende Gegenüberstellungen individueller Positionen vermitteln einen facettenreichen Einblick in das Kunstgeschehen der Stadt zwischen Kriegsende und 1960. Gezeigt werden ca. 150 Gemälde, Grafiken und Plastiken, die bis auf wenige Ausnahmen zum Sammlungsbestand der Städtischen Galerie Karlsruhe gehören.
Nur noch wenige Tage!
Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung 2019 Florian Köhler Tschau Agip 06/02 – 03/05/2020
Der Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung für das Jahr 2019 wurde an Florian Köhler ver liehen. Die Auswahl für dieses Stipendium trafen die Mitglieder des Professoren - kollegiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe. Florian Köhler, 1973 geboren, studierte seit 2001 an der Karlsruher Kunstakademie und schloss 2007 sein Studium als Meisterschüler bei Professor Meuser ab. Nach einem Reise stipendium der Kunstakademie Karlsruhe (2007) und einem 6-monatigen Stipendium an der Cité Internatio- nale des Arts in Paris (2013) lebt und arbeitet der Künstler heute in Karlsruhe-Mühlburg.
In schnellem Arbeitsprozess setzt Köhler seine Gussformen aus gefundenen Materialien zusammen, verbindet sie mit Bauschaum und Plastikfolie, lässt sie mitunter stehen und addiert später das letzte formgebende Element. Durch das Abgießen in Beton entstehen Skulpturen, die in ihrer Abstraktion eine allgemeingültige Form erzielen. Köhler weist den zuvor alltäglichen Bestandteilen, die er oft an der nahe gelegenen Tankstelle findet, eine neue Materialität und Funktionalität zu. Die reinen zusammengefügten Formen in ihrer ursprünglichen Materialität reizen den Künstler weniger als die Übersetzung der Alltags- gegenstände in eine neue, abstrakte Form. Das Resultat sind faszinierende Skulpturen, die erst bei genauerem Blick ihre Vielschichtigkeit offenbaren.
(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980 07/03 –13/09/2020
Die Auswirkungen der heutigen Konsumgesellschaft auf die Umwelt sind allgegenwärtig. Sei es, dass wir sie mit unseren eigenen Sinnen erfahren und darüber im Alltag diskutieren, sei es, dass wir entsprechende Berichterstattungen Tag für Tag in den Medien verfolgen können. Vom Klimawandel ist dort die Rede, von der Verknappung der Ressourcen oder der Vermüllung der Meere. Vor gesundheitlichen Folgen wird ebenso gewarnt wie vor wirtschaft- lichen und sozialen. Nicht zuletzt wird immer wieder der Ruf nach der Notwendigkeit eines Umdenkens laut.
Ausgehend von ausgewählten Beispielen der letzten 40 Jahre stellt die Ausstellung zeit- genössische Künstler*innen vor, die sich mit den wechselseitigen Einflüssen zwischen der sich zunehmend globalisierenden Konsumgesellschaft und ihrer Umwelt beschäftigen. Diese aktuellen Positionen beobachten, dokumentieren und kommentieren die Veränderungen und Spuren, die Nutzung und Ausnutzung unserer Lebensgrundlagen hinterlassen. Das heutige Verhältnis zwischen Natur und Zivilisation wird ebenso in den Blick genommen wie das vielgestaltige Phänomen des Abfalls. Auch natürliche Rohstoffe wie Wasser oder fossile Ressourcen sind Gegenstand der künstlerischen Betrachtung.
Künstler*innen Nándor Angstenberger, Bernd und Hilla Becher, Michael Beutler, Joseph Beuys, Björn Braun, Nina Canell, Julian Charrière, Tony Cragg, Tue Greenfort, Andreas Gursky, Georg Herold, Roni Horn, Markus Jäger / ONUK, Kristof Kintera, Susanne Kriemann, Alicja Kwade, Klara Lidén, Agnes Märkel, Marlie Mul, Sigmar Polke, Klaus Rinke, Lois Weinberger
Erwin Gross Auf Papier 2017–2019 05/12/2019 –13/04/2020
Der Maler Erwin Gross, Professor an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karls ruhe und von 2000 bis 2012 Rektor der angesehenen Kunsthochschule, trat in der Vergangenheit vor allem mit seinen großformatigen Leinwänden an die Öffentlichkeit. Diese waren u. a. vor zehn Jahren in der Städtischen Galerie Karlsruhe zu sehen. Parallel zu seinem um fangreichen malerischen Werk entstehen Gouachen und Collagen, die bislang wenig bekannt sind. Nun zeigt die Städtische Galerie Karlsruhe im zweiten Obergeschoss die erste Sonderausstellung, die allein seinen Kunstwerken auf Papier gewidmet ist. In einer repräsen tativen Auswahl werden Beispiele aus den letzten drei Jahren präsentiert.
»Auf Papier«, der Ausstellungstitel, benennt das Trägermaterial, dessen Eigenschaften diese Werkgruppe wesentlich mit bestimmen: Es sind das eher kleine Format, das dem Künstler ein unmittelbareres Vorgehen und größere Freiheit ermöglicht, die unterschiedliche Haptik der Papiere und die verschiedenen Weißtönungen der Oberflächen. Was beide Werkgruppen, die Leinwände und die Papiere, verbindet, sind die Farben, Pigmente gebunden in Acryl, und die Werkzeuge, zu denen neben dem Pinsel auch Schwämme oder Stoffreste zählen. Die eher kleinen Kompositionen zeichnen sich durch eine stimmungsvolle, poetische Leichtig- keit aus. Sie assoziieren Erinnerungen an Themen wie Landschaft, Pflanzliches sowie ge - legentlich Architektur und entführen die Betrachter*innen in ihre eigene innere Welt.
Mittwochs um 11 Mi11 Der besondere Termin am Vormittag mit Führungen in den aktuellen Sonderausstel - lungen oder der Sammlungspräsentation. Sitzgelegenheiten stehen zur Verfügung. Kosten: 2 € + Eintritt
Mittwochs um 6 Mi6 Der besondere Abendtermin um 18 Uhr in der Städtischen Galerie Karlsruhe. Dabei wechseln sich Gespräche über Kunst mit Zeitzeugen und Führungen zu aus gewählten Themen der Dauer- und Sonder ausstel lungen ab. Kosten: 2 € + Eintritt
Kinderwerkstatt – KW Offene Workshops Jeden Sonntag steht ein neues, spannendes Thema der Ausstellungen im Mittelpunkt. Angeregt durch die betrachteten Werke geht es dann an das eigene Gestalten. Für Kinder ab 6 Jahre, ohne Anmeldung, Kosten: 2 €
Führungen für Gruppen und Schulklassen und weitere Kunstvermittlungsangebote entnehmen Sie bitte unserem gesonderten Flyer. Anmeldung und Auskunft unter Telefon (0721) 133-4411/-4401, Mo–Fr / 9–15 Uhr
»Mit Kindern Ansehen« Interkultureller Eltern-Kind-Workshop In der Regel einmal im Monat laden wir frei- tags in Kooperation mit der vhs Karlsruhe zu einem interkulturellen Eltern-Kind-Work- shop ins Museum ein. Familien mit Kindern (3–12 Jahre) begegnen sich im Schauen, Sprechen und gemeinsamen Kreativsein. Für Eltern mit Migrationshintergrund sind Deutschkenntnisse ab B1-Niveau empfohlen. Anmeldung unter (0721) 3351 608 oder reich.kuk@mail.de. Der Eintritt ist frei.
»Wortwechsel« Kreatives Schreiben Entdecken Sie Ihre kreativen Talente und lassen Sie sich von Bildern unserer Ausstel- lung inspirieren. Im gegenseitigen Gedanken- austausch nähern wir uns schreibend den Kunstwerken. Mit Carmen Beckenbach M.A. Anmeldung und Auskunft unter Telefon (0721) 133-4411/-4401, Mo–Fr / 9–15 Uhr, Kosten: 6 €
Eintritt Ab 2. Januar 2020 ist der Besuch unserer Dauerausstellung und der darin integrierten Sonderschauen kostenfrei: → umgehängt 2019:
Facetten der Malerei 1960–2010 → Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019 → Florian Köhler. Tschau Agip
Sonderausstellungen → Tradition und Aufbruch.
Nachkriegskunst in Karlsruhe Ab 2. Januar 2020 freier Eintritt
→ (Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980 8 € / 6 € ermäßigt
Freitags ab 14 Uhr freier Eintritt! Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sowie Schulklassen in Begleitung einer Lehrkraft frei, Gruppen ab 10 Personen ermäßigter Eintritt, öffentliche Führungen und Kinder aktionen sowie Führungen für Schulklassen 2 € pro Person.
Museums-PASS-Musées Freier Eintritt, auch in die Sonderausstellungen
Do 02 12.15 Kurzführung Ulrich Steinberg M.A. »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« Fr 03 16.00 Führung Margit Fritz M.A. »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« So 05 15.00 Führung Dr. Claudia Pohl »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Silke Stimmler M.A. »Rumgepurzelt und stillgestanden – Stillleben in Bewegung«
Mo 06 Tag der offenen Tür (11–18 Uhr)
11.30 Führung Thomas Angelou M.A. »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« 12.00 Kurzführung Dr. Martina Wehlte »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« 13.00 Führung Dr. Martina Wehlte »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« 14.00 »Hilfe – Wilde Tiere in der Städtischen Galerie!« Interaktive Abenteuertour mit iPad durchs Museum mit Carmen Beckenbach M.A. für Erwachsene
und für Kinder! (ab 8 J.) – begrenzte Teilnehmerzahl – 14.30 »50/50 – Die Kunst der 1950er Jahre zwischen Malerei und Neuen Medien« Ein Streifzug durch Städtische Galerie und ZKM mit Ulrich Steinberg M.A. 15.00 Führung Dr. Claudia Pohl »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« 16.00 »Back to the fifties – eine verwegene Zeitreise« Aktionsführung mit Carmen Beckenbach M.A. – begrenzte Teilnehmerzahl – 17.00 Kurzführung Eric Schütt »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe«
Wir verschenken Kunstpostkarten, Plakate und Kataloge – solange der Vorrat reicht!
Do 09 12.15 Kurzführung Sylvia Bieber M.A. »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« Fr 10 16.00 Führung Simone Maria Dietz M.A. »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« So 12 15.00 Führung Kiriakoula Damoulakis M.A. »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Eric Schütt »Es tanzt der Kreis, es hüpft das Quadrat - Formen und Farben entdecken« Mi 15 11.00 Mi11 Führung Sylvia Bieber M.A. »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« Do 16 12.15 Kurzführung Ulrich Steinberg M.A. »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« Fr 17 16.00 Führung Eric Schütt »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« So 19 15.00 Führung Dr. Claudia Pohl »Tradition und Aufbruch. Nachkriegskunst in Karlsruhe« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Ulrich Steinberg M.A. »Im Feuerwerk der Farben – Wenn Bilder explodieren« Do 23 12.15 Kurzführung Dr. Brigitte Baumstark »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« Fr 24 15.00–17.00 »Mit Kindern Ansehen« Interkultureller, kreativer Museumsnachmittag für Eltern und Kinder (3-12 Jahre) mit Eva Wittig (Anmeldung erforderlich, siehe Rückseite unten. Der Eintritt ist frei.) So 26 15.00 Führung Dr. Martina Wehlte »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Eric Schütt »Mit Haar und Borste – Bilder bunt gepinselt« Do 30 12.15 Kurzführung Ulrich Steinberg M.A. »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019«
So 02 15.00 Führung Margit Fritz M.A. »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Silke Stimmler M.A. »Willkommen in der Winterkreativwerkstatt« Do 06 12.15 Kurzführung Florentine Seifried M.A. »Florian Köhler. Tschau Agip« So 09 15.00 Führung Ulrich Steinberg M.A. »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Birgit Reich »Zauberwald und Kunstsumpf - Dreidimensionale Wandbilder« Do 13 12.15 Kurzführung Dr. Brigitte Baumstark »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« So 16 15.00 Führung Simone Maria Dietz M.A. »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Silke Stimmler M.A. »Bilder lügen wie gedruckt? Experimentelle Druckwerkstatt« Do 20 12.15 Kurzführung Simone Maria Dietz M.A. »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« Fr 21 15.00–17.00 »Mit Kindern Ansehen« Interkultureller, kreativer Museumsnachmittag für Eltern und Kinder (3-12 Jahre) mit Eva Wittig (Anmeldung erforderlich, siehe Rückseite unten. Der Eintritt ist frei.) Sa 22 16.00–18.00 »Wortwechsel« Kreative Schreibwerkstatt mit Carmen Beckenbach M.A. (Anmeldung erforderlich, siehe Rückseite unten. Kosten: 6 €) So 23 15.00 Führung Margit Fritz M.A. »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Birgit Reich »Maler Klecksel: Hinter den Fleck geblickt!« Do 27 12.15 Kurzführung Florentine Seifried M.A. »Florian Köhler. Tschau Agip«
So 01 15.00 Führung Dr. Martina Wehlte »Erwin Gross. Auf Papier 2017–2019« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Ulrich Steinberg M.A. »Die Kunstpaparazzi sind los – Mit der Kamera durchs Museum« Do 05 12.15 Kurzführung Florentine Seifried M.A. »Florian Köhler. Tschau Agip« So 08 15.00 Führung Dr. Claudia Pohl »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Birgit Reich »Verwandlungskunst: Upcycling Workshop 1: Schönes« Mi 11 11.00 Mi11 Führung Christina Korzen M.A. »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« Do 12 12.15 Kurzführung Thomas Angelou M.A. »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« Fr 13 16.00 Führung Margit Fritz M.A. »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« So 15 15.00 Führung Kiriakoula Damoulakis M.A. »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Silke Stimmler M.A. »Kunterbunterland – Auf abenteuerlicher Reise durchs Museum« Mi 18 18.00 Mi6 Führung Christina Korzen M.A. »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« Do 19 12.15 Kurzführung Florentine Seifried M.A. »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« Fr 20 16.00 Führung Dr. Claudia Pohl »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« So 22 15.00 Führung Dr. Martina Wehlte »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Birgit Reich »Wiederwertig: Upcycling Workshop 2: Nützliches« Do 26 12.15 Kurzführung Thomas Angelou M.A. »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« Fr 27 15.00–17.00 »Mit Kindern Ansehen« Interkultureller, kreativer Museumsnachmittag für Eltern und Kinder (3-12 Jahre) mit Eva Wittig (Anmeldung erforderlich, siehe Rückseite unten. Der Eintritt ist frei.) 16.00 Führung Margit Fritz M.A. »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« So 29 15.00 Führung Kiriakoula Damoulakis M.A. »(Un)endliche Ressourcen? Künstlerische Positionen seit 1980« 15.00–16.30 KW Kinderwerkstatt mit Eric Schütt »Im Goldrausch der Kunst«
Städtische Galerie Karlsruhe Lorenzstraße 27, 76135 Karlsruhe Telefon (0721) 133-4401/-4444 Fax (0721) 133-4409 staedtische-galerie@karlsruhe.de www.staedtische-galerie.de www.facebook.com/ StaedtischeGalerieKarlsruhe
Öffnungszeiten Mi–Fr / 10–18 Uhr Sa, So / 11–18 Uhr Mo, Di / geschlossen
Sonderöffnungszeiten zur art Karlsruhe 13/02 –16/02/2020 Do, Fr / 9.30 –18 Uhr Sa, So / 10 –18 Uhr
Öffnungszeiten an Feiertagen 31/12/2019 / geschlossen 01/01/2020 / geschlossen 06/01/2020 / 11–18 Uhr
Januar
umgehängt 2019: Facetten der Malerei 1960–2010 bis Frühjahr 2020 Eintritt frei!
Seit etwa zehn Jahren präsentiert die Städtische Galerie Karlsruhe ihre Dauerausstellung unter dem bildhaften Begriff »umgehängt«, um unmittelbar deutlich zu machen, dass dieser Bereich im ersten Obergeschoss regelmäßig neu konzipiert wird. Die reichen Bestände der Städtischen Kunstsammlung und der Sammlung von Ute und Eberhard Garnatz mit Werken aus den 1960er- bis in die 2010er-Jahre werden unter immer neuen Vorzeichen und in unterschiedlichsten Konstellationen vorgestellt, so dass die Besucher*innen auf ein breites Spektrum von eher selten gezeigten bis zu vertrauten Kunstwerken treffen. Im Mittelpunkt der aktuellen Schau »Facetten der Malerei« steht das traditionsreiche Medium und seine experimentelle Öffnung zu anderen Kunstgattungen. Vor dem Hintergrund der veränder - ten künstlerischen Haltungen in den 1960er-Jahren mussten sich die Maler neu orientieren. Sie begannen ihr Medium zu hinter fragen, erkundeten seine spezifischen Möglichkeiten und erweiterten diese auf unterschiedlichste Weise.
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01– 03 Programm Januar Februar März 2020
https://www.karlsruhe.de/b1/kultur/kunst_ausstellungen/museen/staedtische_galerie/fuehrungen/HF_sections/content/ZZooNlJzCqwzMk/MoPro_Januar_%20Februar_%20M%C3%A4rz%202020_digital.pdf
Chronik der Haupt- und Residenzstadt Karlsruhe 1898
Denkmal Kaiser W ilhelms I.
C h r o n i k V
der
Haupt- und Residenzstadt
K a r l s r u h e
f ü r ö a & J a h r
1898. XIV. Jahrgang.
Im Austrage der städtischen Nrchivkommisston bearbeitet.
M r h V ^ t
Baulimche. V e r l a g d e r M a c k l o t ' s c h e n B u c h h a n d l u n g u n d L u ch d r u ckere i .
Büchereien und SdVWtliit'cheÄ dör Stadt Rarlsmhe
Mi t (O Abbildungen.
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i.
Schicksale des Grotzherxoglichen Hauses.
m 2 V J a n u a r kehrten der Großherzog und die Großherzogin von Schloß B aden, wo einige T age zuvor die Aronprinzessin von Schweden auf der Durchreise nach I ta lie n bei ihren E ltern geweilt
hatte, zum bleibenden Aufenthalte nach K arlsruhe zurück.
I m M ärz stellte Kaiser M ilhelm den Großherzog ä la suite der M arineinfanterie. D as Telegram m , in welchem er ihn davon in Kenntnis setzte, hatte nachfolgenden W o rtlau t:
B e r l i n , 28. März zsgs. ■ G r o ß h e r z o g v o n B a d e n
Karlsruhe. Das Flottengesetz ist soeben mit starker M ajorität in dritter Lesung
angenoinenm worden. Vor Allem ist es Deiner unermüdlichen M itarbeit zu danken, in der Du, wie immer, wenn es sich um das Wohl des Vaterlandes handelt, mit Hingabe und Nachdruck mir beigestanden. Zum Dank dafür stelle ich Dich L la suite unserer M arineinfanterie, deren brave Jungens im fernen Osten unsere Flagge beschirmen. G ott segne Dich!
W i l h e l m I. R.
Einige Wochen später erhielt das Großherzogliche p a a r den Besuch des Kaisers selbst. Derselbe traf am s 8 . A pril vorm ittags mittelst Sonderzug von W iesbaden ein und blieb bis zum nächsten Tage. E r verbrachte den größten Teil dieser Z eit im engsten
\
Kreise m it 6cm Großherzog und der Großherzogin, m it denen zusammen er auch der A ufführung der Gluck'schen © per „ o rpheus und Eurydike" im h oftheater anwohnte. E in feierlicher Em pfang hatte nach feinem Wunsche nicht stattgefunden; der Großherzog, welcher ihn am Bahnhofe empfangen hatte und ihn bei der Abreise auch dahin geleitete, hatte hierzu die P aradeuniform der M arin e infanterie angelegt.
2lm T age nach der Abreise des Kaisers begaben sich der Großherzog und die Großherzogin zum Besuche der Kronprinzessin von Schweden nach Nervi, I h r e Rückkehr von dort erfolgte am sO. M ai, nachdem sie noch Venedig besucht hatten, über Verona und M a ilan d , an welch letzterem o rte sie wegen des in den Tagen vom 7. bis 9- Zltai wütenden Straßenkam pfes zu einem zwei stündigen Aufenthalte gezwungen worden waren.
A m f. J u n i nahm en sie ihren Aufenthalt in B aden, wo nach einigen T agen auch die Kronprinzessin von Schweden wieder eintraf. Gegen Ende des gleichen m onats siedelten sie dann nach S t. Blasien über, welches sie nach dreiwöchentlichem Aufenthalt verließen, um einige Zeit in S t. M oritz im E ngadin zu verbringen. Die Zeit von M itte August b is A nfang Oktober verlebten sie au f der M a in a u , den Rest des J a h re s wiederum in Baden. Pier empfingen sie in der zweiten Hälfte des N ovem bers den Besuch des von seiner Palästinareise zurückkehrenden K aiserpaares. Die Rückkehr nach K arlsruhe geschah in den letzten Tagen des Ja h re s .
Der Großherzog wohnte — ein erfreuliches Zeichen seiner wieder gekräftigten Gesundheit — zum erstenmal seit seiner Erkrank ung im O ktober f 8 9 6 , im Herbst des Berichtsjahres wieder den M anövern des X IV ., X V . und X VI. Armeekorps bei, an deren Schlusse er in Metz sein bayerisches Infanterieregim ent besichtigte. Z n den ersten T agen des o ktobers folgte er einer E inladung des Kaisers zur Teilnahm e an der Fahnenweihe des 3. Seebataillons, welche in P o tsd am stattfand. E r verweilte einige Tage daselbst und in B erlin und wohnte am \2. in C amenz in Schlesien zusammen m it dem kaiserlichen P a a re der feierlichen Beisetzung der Prinzessin Albrecht von Preußen bei. I m Dezember stattete er in M ünchen dem Prinzregenten Luitpold von B ayern, der, wie erinnerlich, ihn aus A nlaß der Feier seines siebzigsten G eburts
tages im J a h re h 896 zum In h a b e r des 8 . bayerischen Infan terie* regiments pranckh ernannt hatte, einen mehrtägigen Besuch ab.
Der Großherzogin verlieh der Kaiser im Oktober die Rothe Kreuz - M edaille in Gold. Dieselbe w ar von folgendem aller höchstem Handschreiben begleitet:
„Durchlauchtigste Fürstin, freundlich geliebte Muhme, Schwester und T a n te !
Nachdem Ich auf den Antrag Ih re r Majestät der Kaiserin und Königin, M einer Gemahlin, als Protektorin der Vereine vom Rothen Kreuz für besondere Leistungen im Dienste des letzteren und der ihm verwandten Aufgaben ein neues Ehrenzeichen unter dem Namen „Rothe Kreuz-Medaille" gestiftet habe, kann Ich es M ir nicht versagen, Euerer Königlichen Ejoheit und Liebbett in Anerkennung der ersprießlichen Thätigkeit, welche Euere Königliche poheit und Liebden dem Interesse der leidenden Menschheit im Kriege wie im Frieden fortgesetzt und unermüdlich zuwenden, die Rothe Kreuz-Medaille in Gold zu verleihen. E s gereicht M ir zur besonderen Freude, Euerer Königlichen Hoheit und Liebden die Dekoration beifolgend zu übersenden. Zugleich benutze Ich diesen willkommenen Anlaß, um Denenselben die Versicherung Meiner herz lichen Zuneigung, sowie der aufrichtigen Hochachtung und Freundschaft zu erneuern, womit Ich verbleibe
Euerer Königlichen Hoheit und Liebden freundwilliger Vetter, B ruder und Neffe
Wilhelm R. Konstantinopel, den 2 2 . Oktober
I m September verlobte sich Prinz M axim ilian von B aden m it der G roßfürstin Helene W ladim irow na, der Tochter des Großfürsten M lad im ir von R uß land ; im Laufe des folgenden J a h re s wurde diese Verlobung indes wieder gelöst.
—
II.
Entwicklung der Gemeinde als solcher; Gemeindeverwaltung.
Einw ohnerzahl der S tad t 'Karlsruhe stellte sich nach den Berechnungen des statistischen A m ts am A nfang (f. J a n u a r)
des Wahres 1897 auf 8 6 ^7 2 Köpfe, f 898 auf 89 252 und \89f> auf 92 087*).
Über die F i n a n z l a g e der S tad t im ^fahre \ 898 entnehmen w ir dem städtischen Rechenschaftsberichte folgendes:
Die IDirtfchaftseinnahmen und A usgaben einschließlich der Umlagen wurden im Gemeindevoranschlag für das Rechnungs ja h r s898 vom Bürgerausschuß in seiner Sitzung vom 26., 27. und 29 . A pril f 898 auf 5 585 888 Ulk. festgesetzt. Der Abschluß der Stadtkassenrechnung ergab für die W irtschafts e i n n a h m e n die Sum m e von 5 850 957 ZTTf. \ P fg ., für die W irtschafts a u s g a b e n nur 5 5 j5 (f88 Ulk. 85 p fg ., m ithin einen Einnahm e-
*) (Einquartiert waren im Ja h re lege in der Stabt in Mietquartieren 125 (Offiziere und 2(60 M ann mit 1-Z76 bezw. 175U (Quartiertagen, in Bürgerquartieren 7 Dffiziere und 635 M ann mit 58 bezw. soso (Quartier tagen. — Die am 3 . Dezember oorgenommcne Viehzählung ergab folgenden Tierbestand: 3027 Pferde, <Efe[, q.6-1 Stück Rindvieh, 21 Schafe, -157 Schweine, 19 6 Z iegen , z-zo Bienenstöcke, 1 808 G änse, 360 (Enten, -17 60 Tauben, szg-l chiihner und 2 1 9 s chnnde.
Staalsininister a. D. Turban. Erst. 1898. (ZU 45. 93.)
Nach einer Photographie von G . Surf in Karlsruhe.
Überschuß von 355 ^68 M k. s8 P fg . Dieser Berechnung sind die wirklichen E innahm en und A usgaben zu Grunde gelegt; würde man die Sollbeträge der Rechnung annehm en, so ergäbe sich nur ein Einnahmeüberschuß von 525 9?^ Blk. 72 P fg . Bon dieser Sum m e wurden 278 808 BTf. a ls Deckungsmittel in den V or anschlag für s899 ausgenommen.
Bon den W irtschaftseinnahmen entfielen a u f : V Die R h e in e isen b ah n 26 2 79 5 IHf. = 6 ,82 prozent, 2 . das Gaswerk * ) .......................... 585 (4 6 „ = (5,20 „ 5. das Wasserwerk .................... 522 0 4 0 „ = 8,36 „ 4 . die Verbrauchssteuern . . . . 537 4 (( „ = 8,76 „ 5. die Spar» und pfandleihkasse . . ( 0 0 6(7 „ — 2 ,6 ( „ 6. die Umlagen .................................. ( ( 2 9 89 8 „ — 29 ,3 4 „ 7. die Gebäude und Grundstücke. . 355 580 „ == 9 , ( 8 „ 8. den Schlacht» und Viehhof . . . 50 6 2 8 „ = (,52 „ 9 . den F r i e d h o f 26 0 6 0 „ = 0 ,6 8 „
(0 . die übrigen Einnahmen . . . . 68 2 784 ,, = (7,73 „ Bon den A u sg a b e n tra fen auf : (. Die Mittel» und Volksschulen . . 855 8 0 9 Mk. = 2 4 ,3 4 Prozent, 2 . die Arinen» und Krankenpflege. . 241 8(8 „ = 6,88 „ 3. die G esundheitspflege ..................... ( ( 4 3 2 4 „ = 3 ,25 „ 4 . die Unterhaltung der Straßen rc. . 4 5 5 7 ( 4 „ = ( 2 ,9 ( „ 5 . die Schuldentilgung und Verzinsung 9 4 8 (58 „ = 2 6 ,9 7 „ 6. die Gemeindeverwaltung . . . . 5 5 7 9 9 t „ = (0 , ( 8 „ 7. die Kreisumlage und den Beitrag
an den S taat für die Schutzmannschaft 222 4 49 „ — 6,33 „ 8. die Straßenreinigung und Kehricht»
a b f u h r ..................................................... (05 078 „ ----- 2 ,9 5 „ 9 . die übrigen Positionen ......................... 2 ( 8 (4 7 „ — 6 ,2 ( „
*) I n den städtischen Gaswerken wurden vom (. M ai ( 8 9 7 bis 30. April (898 9 265 8 8 0 kbm G as erzeugt gegen 8 775 6 4 0 kbm im Betriebs jahre ( 89 6 /9 7 . Abgegeben wurden ( 232 ( 2 9 kbm für öffentliche Beleuchtung und 7 0 ( 6 953 kbm für private und Behörden. Gasmesser waren am 50 . April ( 8 9 8 75 5 4 für Leuchtzwecke und 4 6 4 4 für Koch- und kseizzwecke ausgestellt. (Öffentliche Laternen brannten Ende April (898 2(27.
**) Beim Wasserwerk betrug im Ja h re (8 9 8 der Gesamtwasserverbrauch 4 0 6 ( 252 kbm gegen 4 08 ( 9 (o kbm im Ja h re ( 8 9 7 . Die stärkste Tagesabgabe betrug 20 98 9 kbm, die schwächste 6 5 0 9 kbm. Z u öffentlichen Zwecken, Straßengießen, Springbrunnen u. s. w. wurden 4 6 6 327 kbm abgegeben. Die Zahl der öffentlichen B runnen belief sich auf 58, die der öffentlichen Feuer hahnen auf 709 , die der öffentlichen Springbrunnen auf 8.
A m V J a n u a r )[ 898 betrug die gesamte Anlehensschuld der Stadtgemeinde 20 585 \0 0 A lf., von denen 8 68s 500 Alk. aus das 3 prozentige Anlehen von j886 , 3 559600 2TTf. auf das 3 prozentige Anlehen von H889, 9^5 000 Blk. auf das 3 Hs prozentige Anlehen von ^892 bei der Versicherungsanstalt B aden , \ ^ 8 0 0 0 Bef. auf das 3hiprozentige Anlehen von H893 bei der Allgemeinen Ver sorgungsanstalt im Großherzogtum B aden , \ ty75 000 Blk. auf das 5prozentige Anlehen von 1(896 und ^ 000 000 Blk. auf das 3prozentige Anlehen von 1(897 entfielen. Von diesen Anlehen wurden bis zum 3 s . Dezember \ 898 insgesamt s 555 (00 M f . abgetragen, so daß also die Anlehensschuld am {. J a n u a r \ 899 f9 252 000 B lk ., bezw. da die nach den Schuldentilgungsplänen zur A m ortisation aufzuwendenden Sum m en jeweils an den G rund stock abgeliefert werden, dieser also auch die noch im Rest stehenden, gekündigten, aber nicht eingelösten Schuldverschreibungen mit \7 500 M k. au s eigenen M itte ln zu bestreiten hat, (9 25^ 500 Blk. betrug.
D as gesamte Vermögen der Stadtgemeinde belief sich auf {7 805 650 M k. ^3 P fg ., die Schulden, die darauf ruhten, auf f9 506 88l; Blk. 50 P fg ., so daß sich demnach ein reiner Schulden stand von l 505 255 B lk. 87 P fg . ergab.
Bei Aufstellung der Vermögensberechnung sind, wie in früheren fa h re n , auf G rund der gesetzlichen Vorschriften die Gebäulichkeiten nu r m it dem verhältnism äßig sehr niedrigen Brandversicherungs anschlag und die gewerblichen Anlagen nur mit den Grftellungs- kosten ausgenommen.
Letztere wurden aber auch im Berichtsjahre wieder bedeutend von den nach dem Reinertrag bemessenen Hprozentigen lVertanschlägen übertroffen, wie folgende Gegenüberstellung zeigt:
LrsteUmigskosten:
Rheineisenbahn . . . * 2 9 * 9 7 3 .8 2 2ttf. 5 -*98 ??5 ITTF. G a s w e r k ......................3 2 9 * 6 *7 .62 „ *-* 360 -*75 „ Wasserwerk . . . . 2 8 9 -* 3*9.6* „ 7 -*08 250 „
7 <*77 9* *.05 XTiF. 27 267 300 Mk.
Der M ehrw ert dieser drei Anstalten beträgt demnach l9 789 588 Blk. 95 P fg .
Außer denselben warfen noch folgende Anstalten einen wenn auch teilweise geringen E r tra g a b :
V die Badeanstalten mit einom Feuerversicherungsanschlag von ( 4 0 8 6 0 IHf. 2 . die Festhalle mit einem Fenerversicherungsanschlag von . . 558 700 „ 3. der Schlacht- und Viehhof mit einein Feuerversicherungs-
anfchlag von . . .......................................................................... <oz too „ 4 . die Ausstellungshalle mit einem Feuerversicherungsanschlag
v o n .................................... 73 300 „ 5. dastNalerateliergebaude mit einem Feuerversicherungsanschlag
v o n ...........................................................................................................U 9 600 „ 6. das WohngebäudeKarlstraße 97init einemFeuerversicherungs-
anschlag von ................................................................................ Z3 300 „ 7. das Wohngebäude Sophienstraße 75 mit einem Feuer
versicherungsanschlag v o n 38 400 „ 8. das ehemalige Mühlengebäude in Mühlburg mit einem
Feuerversicherungsanschlag v o n 20 2 5 0 „ 9 . die sogenannte Axxenmühle mit einem Feuerversicherungs
anschlag v o n ................................ ' 80 2 2 0 „ to. das Wohngebäude Bahnhofstraße 22 mit einem Feuer
versicherungsanschlag v o n 22 5 0 0 „ IV die alte Insanteriekaserne mit einem Feuerversicherungs
anschlag v o n . 240 50 0 „ \ 2 . das Wohngebäude Waldhornstraße (3 mit einem Feuer
versicherungsanschlag v o n 43 560 „ <3. die Wohngebäude Bannwaldallee 26, 28 und 30 mit einem
Feuerversicherungsanschlag v o n ........................................................46 4 0 0 „ t 4 . die verpachteten Acker, wiesen und Lagerplätze re. im Steuer
anschlag v o n ......................................................................................t56 6 ( 4 „
A m Schlüsse des J a h re s besaß die S tad t außerdem noch W e r tp a p ie r e zc. im Betrage von 8s7 666 Alk. 5 p fg .
Die Gesamtsumme des e r t r a g a b w e r f e n d e n Vermögens betrug auf Schluß des J a h re s fO 550 88s Alk. 8 P f g . ; das k e i n e n E rtrag abwerfende Verm ögen, welches zu Gemeinde-, vorzüglich aber zu Schulzwecken diente, bezifferte sich m it seinem Feuerversicherungs-, bezw. Steueranschlag aus 72 5 2 7 ^9 Alk. 55 P fg .
Neben diesem soeben dargestellten Vermögen der städtischen Aasten besaßen noch die S p a r - u n d P f a n d l e i h k a s s e nach Abzug der an die Stadtkasse abzuliefernden Überschüsse ein V er mögen von 870 8 H5 lllk . 30 P f g . , die S c h u l s p a r k a s s e ein solches von 20^ Alk. 79 Pfg- und die unter der V erw altung des S tad t ra ts stehenden S t i f t u n g e n eines von \ 068 385 Alk. 88 P fg .
Um lagen wurden 55 Pfennig von fOO U lf. Steuerkapital der G ru n d - , Häuser- und Gewerbsteuer, 99 Pfö* von fOO Ulk. der Ginkommensteueranschläge und 8,8 P fg . von fOO Ulk. der Rentensteuerkapitalien erhoben.
Ron den der Städteordnung unterstehenden Städten des Landes hatte K arlsruhe auch in diesem J a h re noch die niedrigste Umlage, wie aus nachstehender Zusammenstellung hervorgeht:
G r t
G rund- und
Häuser- steuer
4
(Sc- werb steuer
4
Lin- kommen- steucran- schläge J l. j 4
Kapital renten steuer
4
Ungedeckter Gemeinde aufwand
J t
K onstanz...................... 61 61 1 83 8,8 281 753 L a b r ........................... 50 50 1 50 8,8 174 524 B a d e n ..................... 45 45 1 35 8,8 329 230 Mannheim . . . . 45 45 1 35 8,8 2 276 969 B ru c h sa l...................... 42 42 1 26 8,8 154 252 Heidelberg . . . . 41 41 1 23 8,8 - 576 190 Pforzheim . . . . 38 36 1 08 8,8 404 458 F re ib u rg ...................... 35 35 1 05 8,8 668 804 K a rls ru h e . . . 33 33 — 99 8,8 1070 031
Die umlagepflichtigen Steuerkapitalien beliefen sich aus 95 599 8fO U lf. G rund- und Häusersteuerkapital, 60 190 800 U lf. Gewerbsteuerkapital, 55 765 1 15 U lf. Ginkommensteueranschlag und 250 6 s8 560 U lf. Rentensteuerkapital.
2 . Veränderungen in der Gemeindeverwaltung sind folgende zu
verzeichnen: A n Stelle des im F eb ruar verstorbenen S tad tra ts Ludwig
I P a l t z wurde Fabrikant August R u h , bis dahin Ulitglied des geschästsleitenden Vorstandes der Stadtverordneten, in den S tad tra t gewählt, und nach dessen noch im Berichtsjahre erfolgten Tode an seiner Stelle K aufm ann Adolf I Vi l s e r .
F ü r den Bürgerausschuß wurden fünf Grgänzungswahlen nötig.
— 9 —
Z u Beginn des J a h re s legte der O b m an n des geschäfts- leitenden Vorstandes der Stadtverordneten Geh. Kommerzienrat K arl August S c h n e i d e r sein A m t nieder, das er fast volle siebzehn J a h re bekleidet hatte. Oberbürgermeister Schnetzler sprach demselben aus diesein A nlaß in öffentlicher Bürgerausschußsitzung den Dank der S tadt für seine langjährige ersprießliche Wirksamkeit au s . Z u m O bm ann des geschäftsleitenden Vorstandes der S tad t verordneten wurde Professor D r. Robert G o lö sch m i t gewählt. N eu traten während des Berichtsjahres in den geschästsleitenden Vorstand ein Architekt A a rl A u g e n st e i n an Stelle des neugewählten O b m a n n s , K aufm ann Adolf W t l f e r , gewählt für den durch seine W ahl zum S tad tra t ausgeschiedenen Fabrikanten A . R u h , und Oberstistungsrat Rudolf F e tz e r an Stelle des nach Freiburg verzogenen Landgerichtspräsidenten (Emil F i e s e r .
Die durch den Tod des langjährigen Sparkassenverwalters Jo h a n n W örner erledigte Stelle eines V erw alters (Rechners) der städtischen S p ar- und Pfandleihkasse wurde vom S tad tra t m it Z u stimmung des Bürgerausschusses dem Revidenten beim Evangelischen Oberkirchenrate in K arlsruhe K arl K i r c h e r übertragen.
Der B ü r g e r a u s s c h u ß hatte im J a h re (898 9 Sitzungen ((8 9 7 : 7), in welchen über 75 ((8 9 7 : 6H) Gegenstände beraten wurde; Derselbe bewilligte die Verwendung von Anlehensmitteln*) für nachstehend verzeichnete Zwecke.
1. pochbauten: (. U m bau der städtischen Festhalle m it einem A ufw and von
2 7 0 2 0 0 Wik., sowie Verlegung des Z ugangs zum Stadtgarten und Herstellung eines Dienstwohngebäudes für den S tad tgarten einnehmer mit einem A ufw and von 2 ( 5 0 0 W k.
2. Errichtung einer T urnhalle m it M agazin für Feuerlösch gerätschaften bei dem Schulhaus am Leopoldsplatz m it einem Aufw and von 5 0 000 M k.
*) Die Bewilligung kleinerer Beträge unter \o ooo Mk. ist hier un berücksichtigt geblieben ; auch ist von der Auszählung der beschlossenen 5traßen- herstellungen mit Rücksicht auf die in Kapitel III folgende Übersicht über die 5 tragenbauten abgesehen.
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5. (Erbauung eines Volksschulhauses mit Turnhalle und Dienerwohnung an der Kaiferallee auf dem ehemaligen Schuhen* platze mit *122 800 ZITf.
'f. Architektonische Ausgestaltung des K am ins für die D am pf kesselfeuerung des städtischen V ierordtsbades (vgl. Chronik für *89? S. (9) m it 17 000 ZNk.
5. Zlnlage einer Unterstation des städtischen Elektrizitätswerkes im D ierordtsbad m it 52 000 Zick.
II. Geländeankäufe: 6. E rw erbung des Geländes für den Sonntagplatz um den
p re is von 65*172 ZITf. 7. Geländeankauf zum Zwecke der Herstellung der Zufahrt*
straße nach dem Rheinhafen (Honfellftrafe) um den p re is von 77*1 *1*1 ZITf.
8. Ankauf einer 1 12 8*(7 Q uadratm eter großen Geländefläche im G ew ann M ittlerer See auf der Gemarkung Kniclingen um 1(3 317 Zick.
9. Ankauf von Gelände auf dem Gebiete der ehemaligen ©bftbaufchule von dem großh. D om änenärar um den P re is von 103<f22 ZITf.*)
III. Sonstiges: 10. Anlage des Rheinkanals und Rheinhafens, abgesehen
von den Hochbauten, m it 2 600 000 ZITf. und Erw erbung des erforderlichen Geländes m it 6(8*153 ZITf., bezw. um den im Zw angsenteignungsverfahren festzustellenden P re is (vgl. Chronik für (896 S . 36 f.).
11. Anlage eines ZITefPlatzes zwischen T iergarten und Beiert heimer Wäldchen m it einem A ufw and von 83 *(00 ZITf.
12. Herstellung des platzes vor der Festhalle m it einem A uf w and von 28 300 ZITf.
15. A usbau des städtischen Kanalsystems behufs E inführung der Schw em m fanalifation m it 1 (5 9 0 0 0 ZITf.
(*(. Bew illigung eines B eitrags zum N eubau eines chemischen L aboratorium s der technischen Hochschule in der Höhe von ( o o o o o ZITf.
*) Die Geländeankäufe zum ausschließlichen Zwecke der Entstellung von Drtsstraßen sind hier nicht berücksichtigt.
— u —
Weitere Beschlüsse des Bürgerausschusses betrafen:
sä. Die Errichtung eines Alädchengymnasiums (vgl. Kapitel IV).
s6. Die Anlage eines Elektrizitätswerkes.
s7. Die Umgestaltung des Hauptbahnhofes (vgl. K apitel VIII).
s8. Die Feststellung von Grundsätzen über die Anstellungs und Einkommensverhältnisse der städtischen Beam ten (Beam ten statut), im wesentlichen eine einheitlich geordnete Zusammenfassung aller vom Bürgerausschusse seit dem Z ahre 1889 gutgeheißenen Bestimmungen über diese Gegenstände.
19. Die Aufstellung von Grundsätzen für die O rdnung der Dienst- und Einkommensverhältnisse der städtischen Arbeiter (Arbeiterstatut). Diese Grundsätze enthalten Bestimmungen über die Einstellung der Arbeiter, über A rbeitslohn, Arbeitszeit, A rbeits ordnungen, Arbeiterausschüsse, den Arbeiterunterstützungsfonds, die sogenannten „ständigen" Arbeiter u. s. w. W ir heben einige dieser Bestimmungen hier heraus. A ls städtische Arbeiter sollen, soweit thunlich, nur gut beleumundete und gesunde Personen neu einge stellt werden, welche das 50. Lebensjahr noch nicht zurückgelegt haben (§ I). Der Lohn derselben soll dem ortsüblichen W ert der ihnen obliegenden A rbeit zum mindesten entsprechen und, abge sehen von den A rbeitern , die aus Gründen der Armenpflege beschäftigt sind, keinesfalls geringer sein , a ls der nach § 8 des Reichskrankenversicherungsgesetzes festgesetzte ortsübliche T aglohn gewöhnlicher Tagarbeiter. Arbeiter, welche 5 J a h re im städtischen Dienst gestanden sind, erhalten bei befriedigender Führung eine jeweils nach N eujahr in einer Sum m e auszuzahlende Belohnung, welche für das 6. bis sO. Dienstjahr 80 Alk., für das ) ) . bis sä. s00 Alk. und für das s6. und die folgenden Dienstjahre säO Alk. beträgt (§ 6 und 7). Die regelmäßige Arbeitszeit soll je nach der Schwere der Arbeit auf 9 bis \ \ Stunden im T ag e festgesetzt werden. Zeder Arbeiter ist aber verpflichtet, auch über die regelmäßige Arbeitszeit h inaus zu arbeiten, wenn dies der Vorgesetzten Behörde aus besonderen Gründen notwendig erscheint; eine besondere Vergütung wird hierfür gewährt (§ ty— \3). Z u r Unterstützung des S tad tra ts bei Regelung der Arbeitsverhältnisse und zur Vertretung der Znteressen der städtischen Arbeiter werden
- \ 2 —
Arbeiterausschüsse gebildet (§ \5). A rbeiter, welche sO J a h re lang irn Dienste der S tad t gestanden sind und das 50. Lebensjahr vollendet haben, sollen, wenn ihre Dienstführung und ihr außer dienstliches Verhalten zufriedenstellend wa r , a ls ständige städtische A rbeiter angestellt werden und Anwartschaft auf Ruhegehalt für den F a ll ihrer Arbeitsunfähigkeit und auf Hinterbliebenenversorgung für den F a ll ihres Todes erhalten (§ 22— 2H . Bei Bemessung des Ruhegehaltes und der Hinterbliebenenversorgung wird der Zahresarbeitsverdienst zu Grunde gelegt, welchen der Arbeiter im Augenblick seiner Zuruhssetzung, bezw. seines Todes bezogen hat. Der Ruhegehalt beträgt für das K alenderjahr, in welchem die ständige Anstellung erfolgt, 40' Prozent des Zahresarbeitsverdienstes und steigt für jedes weitere K alenderjahr um \ P rozent, jedoch nicht über 70 Prozent. A n Hinterbliebenenversorgung wird Sterbe geld, W itwengeld und Waisengeld in verschiedener Abstufung gew ährt (§ 25— 52). Die Grundsätze gelten auch für Arbeiterinnen, jedoch m it der Beschränkung, daß die Kinder solcher bei Lebzeiten des V aters kein Waisengeld erhalten (§ 40). Die Grundsätze, insbesondere m it ihren zuletzt aufgeführten Bestimmungen über die ständigen Arbeiter, stellen sich als eine sozialpolitische Neuerung von bedeutender T ra g w e ite 'd a r , sie bilden zu gleicher Zeit aber auch in gewissem Sinne einen Abschluß jener Bestrebungen, welche auf die Fürsorge für die im Dienste der S tad t beschäftigten Personen gerichtet sind, und die schon früher in der Aufstellung von G rund sätzen über die Einkommensverhältnisse der städtischen Beamten jvgl. Thronik für f 8 9 1 5 . 14 ff.), sowie von solchen „über die G ew ährung von Zuschüssen zum gesetzlichen Einkommen der Lehrer und Lehrerinnen an den städtischen Volksschulen" (vgl. Thronik für I 890 5 . 54; fO und verschiedenen anderen Beschlüssen des Bürger- ausschuffes zum Ausdruck gekommen sind.
Von wichtigeren Verkäufen von städtischem Gelände erwähnen wir: 20. Den Verkauf von 2 000 Q uadratm eter Gelände im B an n
w ald an die Gesellschaft für B rauerei, Sp iritus- und Preßhefen fabrikation, vorm als G . S inner, in Grünwinkel um den P reis von 20 000 A lk .;
2 P von 5 0 0 0 Q uadratm eter Gelände im B annw ald an Generaldirektor Robert Sinner für 22 800 A lk .;
22.. von H 928 Q uadratm eter Gelände im B annw ald an Architekt Herm ann W älder um 39 H2^ M f . ;
23. von 7 000 Q uadratm eter Gelände im B annw ald an Fabrikant Georg W ittm er in Ettlingen um $2 000 B lk .;
2 f . von \6 7 ^ Q uadratm eter Gelände im B annw ald an die F irm a M aschinenfabrik vorm als £. N agel um lOO^ß'f B lk .;
25. von 2 ^00 Q uadratm eter Gelände im B annw ald an die Erzgießerei K arlsruhe, Peters und Beck, um s 6 800 B lk .;
26. von 3 000 Q uadratm eter Gelände im B annw ald an P riva tm ann W ilhelm Dieffenbacher in K arlsruhe um |8 sO O Blk.;
27. von 3 000 Q uadratm eter Gelände im B annw ald an Handelsmann M oses B aer um |8 000 Blk.
Beim B ü r g e r m ei ft er a m t waren 2258 Eivilprozefse anhängig ; von denselben wurden erledigt durch Abweisung der Klage 97, durch Verurteilung |2 3 2 , durch Vergleich 307, durch Klageverzicht 592.
Berufungen fanden 8 \ s ta tt; bei s8 wurde das Erkenntnis bestätigt, bei s6 abgeändert, wurden durch Vergleich erledigt, 22 durch Verzicht auf die Berufung.
Sühneversuche wurden ^39 vorgenom m en; bei 95 gelang die Sühne, bei 3 ^ m ißlang sie.
Zahlungsbefehle wurden 2058 erlassen, Vollstrecknngsbesehle 802, widersprochen wurden 33 s Zahlungsbefehle.
Beim S t a n d e s a m t wurden angemeldet 270s Geburten und s65s Todesfälle; Eheschließungen fanden ty57 statt*).
An Gebühren für Fertigung von Auszügen aus den S tandes registern kamen s5s3 Blk. 50 P fg . zur Erhebung, hierzu sei bemerkt, daß weitaus die M ehrzahl der gefertigten Registerauszüge (im J a h re s898 etwa 2000) für Behörden zu dienstlichen Zwecken oder für Kranken-, A lters- und Invaliditätsversicherungszwecke ausgestellt wurde und deshalb gebührenfrei w ar.
*) Dieselben verteilen sich auf die einzelnen Monate wie fo lg t: J a n u a r ............................ 45 J u l i ........................................ 9 4 F e b r u a r ............................ 39 A u g u st................................. ( 6 4 M ä r z .............................. 59 Septem ber..............................70 A p r i l ................................134 ( O k to b e r ............................137 M a i ....................................... 91 N ovem ber............................105 J u n i ..................................42 D ezem ber..............................57
— H —
Bei der s t ä d t i s c h e n M e l d e s t e l l e für Kranken-, In v a lid i- 1äts= und Altersversicherung gingen im J a h re (898 55 552 An m eldungen und 54 (62 Abmeldungen, zusammen 607 (4 Meldungen ein. Der stärkste M e ldetag w ar der 5. (Oktober m it 795 , der schwächste der (6 . Dezember m it 9? M eldungen. Durchschnittlich gingen 230 M eldungen am T age ein. S trafan träge wegen unter lassener bezw. verspäteter M eldungen wurden ( ( 53 gestellt, welche m it einem Gesam tstraf betrag von 826 M k. (7 P fg . rechtskräftig wurden. Q uittungskarten N r. ( wurden 3860 ausgestellt; 250 K arten wurden erneuert an Stelle verlorener; umgetauscht und an die Anstalt abgeliefert wurden 25484 K arten. Bewilligt wurden für K arlsruhe 67 In v a lid en - und 14 Altersrenten. Die höchste Invalidenren te betrug (59 M k. 60 P fg ., die niederste In v a lid en rente ( (5 M k. 20 p fg . Die höchste Altersrente betrug (9 ( M k. 40 p fg ., die niederste (06 M k. 80 P fg . A nträge auf Beitragsrück erstattung wurden infolge von Verehelichung 509, infolge Ablebens 25 gestellt.
Bei der s t ä d t i s c h e n A r b e i t e r v e r s i c h e r u n g s k o m m is s io n als Aufsichtsbehörde über die Krankenkassen gingen 2 7 Beschwerden und Klagen ein. Von 24 Beschwerden gegen Krankenkassen wurde ( dadurch erledigt, daß der Kassenvorstand den erhobenen Anspruch anerkannte;. 9 Beschwerden wurden zu Gunsten der Beschwerdeführer entschieden, (2 wurden abgewiesen und 2 von den Beschwerdeführern zurückgezogen. Bei 3 Klagen von Krankenkassen gegen Dritte erfolgte in 2 Fällen Verurteilung des Beklagten und in einem Falle leistete der Beklagte freiwillig .Zahlung. I n 2 Fälle» wurde beim Großherzoglichen V erw altungs gerichtshof Rekurs gegen die Entscheidung der Aufsichtsbehörde erhoben; in einem Falle wurde die Entscheidung der Aufsichts behörde aufgehoben und in einem Falle die Berufung zurückgezogen.
D as G e w e r b e g e r i c h t w ar im Berichtsjahre nur als richterliche Behörde thätig. E s behandelte in 64 Sitzungen 620 Rechtsstreitigkeiten. Von denselben wurden 557 durch Urteil, 9 ? -durch Vergleich und 57 durch Zurücknahme der Klage entschieden; beruhen blieben (09 . I n den durch Urteil entschiedenen 357 Rechtsstreitigkeiten traten als K läger 4 ° Arbeitgeber und 3 (7 Arbeitnehmer aus. I m ganzen ergingen (57 Urteile ganz nach
— \ ö —
-ein A ntrag der K lage ; ganz abgewiesen wurde die Klage in \75 F ä lle n , teilweise in ^5. B ei den ^0 von Arbeitgebern erhobenen Klagen erging das Urteil in 29 Fällen ganz nach dem A ntrag der Klage, während in \ s Fällen die Klage ganz abgewiesen wurde. Von den 5 \7 von Arbeitnehmern erhobenen Klagen wurden J08 ganz nach dem K lageantrag entschieden, wurden ganz, 45 teilweise abgewiesen *).
D e r G r t s g e s u n d h e i t s r a t hatte im J a h re t 898 6 Sitzungen (\8ty7 gleichfalls 6), in welchen 89 Angelegenheiten zur Besprechung kamen.
Öffentliche W arnungen wurden erlassen: gegen C. B . F . Rosenthal in M ünchen, der sich zur
brieflichen Heilung von Nervenleiden bereit erklärte; 2. gegen D. M ah ler in V oorburg (Niederlande) und sein
angebliches Heilmittel bei Fallsucht, K räm pfen und Nervenleiden; 5. gegen Bezug des sogenannten GlektroWoltakreuzes, das von
M . Feith in B erlin a ls M itte l gegen Gicht, Neuralgie, Asthma und alle Arten anderer Krankheiten angepriesen w a r;
ch gegen schriftliche B eratung .des M agnetopathen Geo Schmidt hier;
5. gegen Dr. med. lsofbrueckl in M ünchen und Bezug feines angeblichen Heilmittels bei Lungenleiden;
6. gegen schriftliche B eratung des Leiters des Bildabades hier, W . 5 t. Kustermann, und Anwendung des von ihm angepriesenen sogenannten 5onnenätherstrahlapparates.
Ferner wurden in mehreren Fällen früher erlassene W arnungen wiederholt.
I n H Fällen wurde wegen unerlaubten Vertriebs von Arznei-
*) Die Gesamtzahl der im Ja h re (8 9 8 von dem großherzoglichen B e z i r k s a m t behandelten Anzeigen wegen innerhalb des Stadtbezirks begangener polizeilichen Übertretungen belief sich auf 9 9 8 5 mit ( 0 (88 An« gezeigten. Erledigt wurden die Anzeigen bei ( ( ( 9 Personen durch Einstellen des Verfahrens, bei 8 793 durch rechtskräftige bezirksamtliche Strafverfügung, bei ( ( durch Bestätigung der bezirksamtlichen Strafverfügung durch die höhere Polizeibehörde (großh. Landeskommissär) und bei (85 durch schöffengerichtliches Urteil, wobei (67 Personen verurteilt und (8 freigesxrochen wurden. Un erledigt blieben die Anzeigen gegen 80 Personen.
Die zuerkannten Strafen bestanden in 7788 Geldstrafen und ((83 lfaft- strafen.
— f6 —
Mitteln, die n u r in Apotheken feilgehalten werden dürfen, dein großh . Bezirksamt zum weiteren Einschreiten M itteilung gemacht.
I n f l weiteren Fällen, in welchen auf Veranlassung des O rtsgesundheitsrates eine Untersuchung angepriesener Heilmittel oder eine P rü fung empfohlener Heilsysteme stattfand, wurde das weitere Einschreiten eingestellt, bezw. die Veröffentlichung von W arnungen unterlassen.
Außerdem beschäftigten den O rtsgesundheitsrat eine Reihe von Fragen, welche in gesundheitlicher Einsicht für die S tad t von Bedeutung sind, so u. A . die M aßnahm en zur Beseitigung der gesundheitswidrigen Zustände, die sich aus der Beschaffenheit des Wassers der p r iv a t-P u m p b ru n n e n hiesiger S tad t ergeben, die M aßregeln zur Beseitigung der Rauchbelästigung, insbesondere zur Verminderung der im Bahnhofgebiet durch die Locomotiven der großh. Staatseisenbahn entstehenden Rauchbelästigung*), sowie in einer Reihe von Einzelfällen die bei Aufstellung von D am pf kesseln in hiesiger S tad t zur Verhütung der Rauchbelästigung zu treffenden M aß n ah m en , die Verwendung von Koks und G a s als Feuerungsm aterial int Bäckereibetriebe, die Perstellung von Uindertmlch nach dem Verfahren des Professors D r. Backhaus und Zulassung dieses V erfahrens in der der Kontrolle des O r ts gesundheitsrats unterstehenden Birkenmeier'schen M ilchkuranstalt, die Trichinenschau, die E rhöhung der Gebühren für dieselbe, die Verlegung der Freibank in den Schlachthof und die Aufstellung
Die durch Bestrafung erledigten Anzeigen unterschieden sich in den einzelnen Arten wie folgt:
Vrdnungspolizei m u , Sittenpolizei H8tz Gesundheitspolizei 3 ^4 , Feuer polizei 2 0 , Baupolizei z3 1 , Wasser- und Straßenpolizei 2736 , Handels- und Gewerbepolizei s ö l , Feld- und Gemarkungspolizei 3 , Fischereipolizei 4, Eigentumsfrevel \ I, sonstige Uebertretungen \7 6 .
Die Z ahl der vom A m t s g e r i c h t erlassenen Zahlungsbefehle betrug 3^50, die der vollstreckungsbefehle \ 3 z3, die der verlangten Fahrnispfändungen 4 0 6 , die der vollzogenen Liegenschaftsvollstreckungen (3 , Sie der eröffneten Konkurse \8 , und die der aufgenommenen Wechselproteste 2630.
*) Hierzu sei bemerkt, daß die Generaldirektion der großherzoglichen Staatseisenbahnen den in dieser Beziehung geltend gemachten Wünschen in zuvorkommendster weise entsprach und mit dem Beginne des Jah res ( 8 9 9 für die im Empfangsgebäude des Bahnhofes stationierten Lokomotiven trotz der damit verbundenen bedeutenden Mehrkosten die Anfeuerung mit Koks anordnte, wodurch wenn auch keine vollständige Rauchlosigkeit, so doch wenigstens eine wesentliche Verminderung der Rauchentwicklung erzielt wurde.
eines Fleischdämpfers daselbst, die Abänderung der Freibankord nung und die Erlassung einer Betriebsordnung für die Freibank, die Fleischschauordnung und die Dienstweisung für die Fleisch beschauer, die Konservierung eingeführten amerikanischen Schweinefleischs
m it B orsäure, die erste Pilseleistung bei Unglücksfällen durch die Schutzmannschaft und die A usrüstung der Polizeistationen m it T rag b ah ren , Verbandkästen und dergl., die Vornahm e von Form alin-D esinfektionen, die häufigere Herbeiführung von D esin fektionen in Wohnungen, in welchen sich an ansteckenden K rank heiten leidende Personen aufgehalten haben, insbesondere auch bei der Tuberkulose, der Verkauf von nicht genügend ausgereiftem Obst und von Speiseschwämmen auf dem Wochenmarkt, das von der S tadt Durlach ausgehende Projekt der B ebauung einer G elände fläche im Durlacher W ald beim Rangierbahnhof und beim städtischen Wasserwerk, der N eubau eines städtischen Kranken hauses, die A usw ahl eines geeigneten B au-G eländes hierfür, die Einrichtung und Leitung der K urabteilung im städtischen V ierordts- bad u. a. m.
Bei der Centralftation der städtischen T e l e p h o n - u n d F e u e r a l a r m a n l ä g e wurden im J a h re \898 20 B rände gemeldet, darunter ein ausw ärtiger. E inen größeren U m fang nahm nur ein B rand a n , derjenige welcher in der Frühe des 2s. J a n u a r innerhalb weniger Stunden die ausgedehnten F abrik gebäude der „ K a r l s r u h e r w e r k z e u g - M a s c h i n e n f a b r i k v o r m . G s c h w i n d t u n d C o ." an der Ecke der Ritterstraße und Gartenstraße vollständig in Asche legte. Uber die F rage, ob die Fabrik an der alten Stelle wieder ausgebaut werden oder aber die Stadtgemeinde durch Ankauf des Geländes eine Verlegung derselben nach einem der Außenbezirke der S tad t herbeiführen solle, erhob sich innerhalb der Bürgerschaft ein lebhafter M einungs austausch. D a das letztere nur unter schweren O pfern von der S tadt hätte erreicht werden können, sah m an sich genötigt, von der A usführung dieses p lan es Abstand zu nehmen.
2
III.
Bauliche Entwicklung der Stadt.
|tt den Gemarkungs-Verhältnissen der S tab t K a r l s r u h e ist im J a h r e 1898 eine Veränderung nicht eingetreten.
D as städtische S traßen- und Kanalnetz erfuhr im Berichts jahre folgende Erw eiterungen:
Die im J a h r 1896 begonnenen Straßenbauten — B a n n w a l d a l l e e zwischen Keßlerstraße und Schotterstraße, Schotter straße einschließlich Herstellung eines Lagerplatzes — wurden im 3 a h re 1898 fertiggestellt, ebenso die im J a h re 1897 begonnenen B auten der S e e p r o m e n a d e und der M i t t e r m a i e r s t r a ß e .
F ü r 28 Straßenstrecken erfolgten im Berichtsjahre die A u s führungsbew illigungen; von denselben kamen bis zum Schluffe des 3 ahres ‘k Zur A usführung.
Die nachstehenden Tabellen bieten eine Übersicht der S traßen bauten.
S tadtrat Fr. Ludwig. Gest. 1898.
Nach eiuer Photographie.
— 19 —
Ä. I n früheren Jah ren begonnene, im Jah re 1898 vollendete B au ten :
Bezeichnung der
Straßenstrecken.
vom Biir- Bewil Aufwand Des Baues gerausschuß genehmigt
am
ligter B auauf
wand M. I 4
<898 Jli. |
ganzen
,M. |
Beginn Voll
endung
B a n n w a l d a l l e e zw. Keßlerstraße und Schotterstraße 12. Mai 23 900 4 012 95 18 987 26 Sept. 1896 Okt. 1898
S ch o t t e r s t r a ß e , einschl. Herstellung eines Lagerplatzes
S e e p r o m e n a d e zw. Mittermaier- straßeu.Neuertveg
1896
7. © ft. 1896 31 664 11 878 92 33 833 63 Febr. 1897
M i t t e r m a i e r - s t r a ße . . . . 6 080 11 89 4 904 47 März 1897 Juni 1898
60 644 - 15 903 76 57 725 36
b. Im Jahre 1898 begonnene und vollendete Bauten:
Bezeichnung vom B ü r gerausschuß
bewilligt am
B ew il ligter Gesamt
Des B aues
der Straßenstrecken
B auau f wand M. |4
aufwand
M. 14
Beginn Vollendung
S e e p r o m e n a d e zw. Lttlingerstraße und Mittermaier- straße . . . . 13. Ju li 1897 18 956 19 271 76 J a n . 1898 Novbr.1898
«Goethes t raße zw. Schillerstraße und Körnerstraße . . 10. Iau .1898 5 405 42 5 093 10 Febr. 1898 Aug. 1898
P a r k s t r a ß e . . 7. März 1898 57 980 — 57 683 19 M ai 1898 Nov. 1898 L d e l s h e i ms t raße „ „ „ 2 900 — 2 817 70 ir 11 Sept. 1898
K o r n b l u m e n - s t r a ß e . . . . 3 400 3 282 85 Nov. 1898
E i f e n l o h r s t r a ß e u. K r i e g ft r a g e , Anschlußstrecken . 4 403 40 4 300 23
• 93 044 82 92 448 83 2 *
c. I n früheren Jah ren begonnene, noch nicht vollendete Bauten:
Bezeichnung der
Straßenstrecken
Dom B ürger ausschuß ge nehmigt am
Bewilligter L anauf
wand
vA. | $1
Aufwand im Jah re
(898
M. | S,
Beginn des
Baues
h i ! d a p r o IN c n a d e zwischen Kaiserallee u. Hertzstraße . . . . 12. Febr. 1897 13 842 5196 05 M ai 1897
H ertz st r a ß e nördl. d. Friedrich-Schulhauses . ................. 5 842 — — —
G r a s h o f st r a ß e nördl. d. Friedr.-Schulhauses 2 335 — — —
h e l in h o l tz st r a ß e zw. Grashofstraße u. Hertzstraße . . . . 3 997
K r i e g st r a ß e zwischen Schillerstraße und Schwiiiiinschiilstraße . 7. M ai 1897 51 524 38 538 23 Ju n i 1897
K ö r n e r s t r a ß e zw. Weinbrennerstraße u. Kriegstraße . . . . 1 682 966 56 Aug. 1897
B u n se ii st r a ß e zw. Weinbrennerstraße u. Lisenlohrstraße. . . 11 744 9 761 37 Dez. 1897
E i s e n l o h r s t r a ß e zw. Kriegstraße und Bunscnstraße . '. . 13 689 8 675 23 Nov. 1897
h i r s c h s t r a ß e zwischen Klanprerbtstraße und Geniarkungsgrenze . 15. Ju l i 1897 29 436 17 717 92 Dez. 1897
134 091 80 855 36
d. Im Jahre 1898 begonnene, noch nicht vollendete Bauten.
Bezeichnung der
Straße» strecken
vom Bürger ausschuß be- willigt am
Bewilligter B auauf
wand
Aufwand im Jah re
1898
tJC | -vZ
Beginn des
B aues
V e r b r e i t e r u n g der R r i e g s t r a ß e u n d K r o n e n s t raße bei in e h e ma l . F r i e d r i c h s t h o r , V e r s t e l l u n g e i ne r ö f f e n t l i c h e n A n l a g e a u f d e in e h e m a l i g e n i s r a e l i t i schen F r i e d Hofe 13. Ju li 1897 6 000 258 20 Nov. 1898 I o l l y st r a ß e • . . 12. Nov. 1897 22 584 70 19 621 69 J a n . 1898
L u i s e n st r a ß c ztv. lNorgenstraße und Schcrrstraße . . . . 5 460 3 782 95 Febr. 1898
R a n k e s t r a ß e zwischen Riippurcrstraße und Scherrstraße . . . . 15 730 11 663 29
A u g a r t e n s t r a ß e zw. Rüppurerstraße und Morgenstraße . . . 10 578 5 925 03
M o r g e u st r a ß e zwischen Rankestraße und Augartenstraße . 7 152 4 872 29
Schcr r s t r aße zwischen Rankestraße u. Luisen straße .......................... 9 910 1883 11
G r ü n w i ii k e l e r - s t r a f e zwischen Lager straße und Lohnstraße 4 654 4 581 65 J a n . 1898
L a g e r st r a ß e zwischen Grünwinkelerstraße und Arbeitstraße . . 5 784 5 444 44 Ju n i 1898
A r b e i t st r a ß e zw. Bannwaldallee und Lohnstraße . . . . 10 092 8 558 17
Übertrag . . . 97 944 70 66 590 82
i
92
Bezeichnung der
Straßenstrecken
vom B ürger ausschuß ge nehmigt am
Bewilligter B auauf
wand
tJh t ^
Aufwand im Jah re
1898
j -V̂
Des Baues Beginn
Übertrag . . . / 97 944 70 66 590 82
L o h n s t r a ß e zwischen Grünwinkeierstraße und Arbeitstraße . . 12. Nov. 1897 6168 5 627 57 Ju n i 1898
R a n k e s t r a ß e zwischen Scherrstraße u. Sybel- s t r a ß e ........................... 29. April 1898 5 284 629 91 Aug. 1898.
S c h e r r s t r a ße zwischen Rankestraße und Augartenstraßc . . . 7 562 10 4 354 78
A u g a r t e n st r a ß e zwischen Morgenstraße und. Scherrstraße . . 5 014 56 2 905 04
L o h n st r a ß e längs des Malderschen Grundstücks . . . 14. April 1898 7 500 2 315 25 Sept. 1898
G e w e r b e st r a ß e, einschließlich der süd lichen Verbindungs strecke zw. Gewerbe straße und Lohnstraße 9 400 258 99
S ü d e n d st r a ß e zw. ksirschstraße u. Boeckh- straße ........................... 15. Itili 1898 20 640 2 416 20
S o p h ie n s tra ß e zw. Schillerstraße und Körnerstraße . . . 24. Okt. 1898 26112 49 864 90 1898
Koch st r a ß e zwischen Kaiserallee und kselm- holtzstraße . . . . 9. Aug. 1898 6794 3 097 23 Nov. 1898
ksel inhol t zst raße zw. Kochstraße und bsertz- s t ra ß e ........................... 5 000 2 306 82
Übertrag . . . 197 419 85 91 367 51
— 23 —
Bezeichnung der
Dom Bürger, ausschuß be
Bewilligter Bauauf-
Aufwand im J a h r Des B aues
Straßenstrecken willigt am wand 1898 Beginn
JL je. J L
Übertrag . . . 197 419 85 91 367 51
G o e t h e s t r aße zw. k örnerstraße und der westlichen Grenze des Schützenplatzes . . . 20. Sept. 1898 6 382 01 1 80 Nov. 1898
B a n n w a l d a l l e e zwischen Benstraße und ksardtftraße . . . . „ 38100 — 15 — Dez. 1898
Li s t s t r a ß e - zwischen theustraße und B ann . waldallee . . . . „ 15 000 — 1448 67 N or. 1898
A o h l e n s t r a ß e . . „ „ „ 5 000 — 414 96 Dez. 1898
jdut l i t zs t raße zwischen Boeckhstraße und Brauerstraße . . . 24. © ft. 1898 10 511 01 2 40 "
H u m b o l d t s t r a ß e 14. April 1898 12. N or. 1897 59 757 38 18 043 51 Aue. 1898
R i n t h e i m e r s t r a ß e zw. Anwesen N r. 2 und ksuinboldtstraße . 4 700 — 1134 92' N or. 1898
I n d u s t r i e b a h n II ii 87 000 — 1251 20 Aug. 1898
Ro t t e c k s t r a ße . . 14. Ju n i 1898 7 400 — 712 50 „ „
S c h wa r z wa l d s t r a ß e u n d n e u e r M e ß platz .......................... 20 Sept. 1898 22 350 — 902 34 Dez. 1898
453 620 25 115 294 81
Größere Umpflasterungen wurden im J a h r sSßS vorgenommen in der Luisenstraße zwischen Ettlingerstraße und Rüppurerstraße mit einer Fläche von 3706 Q uadratm etern und in der Sophien» straße zwischen Aarlstraße und der höheren Mädchenschule mit einer Fläche von s \05 Q uadratm etern. Beide Straßenstrecken waren Schotterstraßen und erhielten M elaphyrpflaster mit Gestück» fundament.
K analbauten wurden im J a h re folgende fertiggestellt:
B ew il ligter
B auauf wand
I m Jah re 1898 ausgeführt Oes Baues
Dom Bürger ausschuß
genehmigt am
Straßen« Schachte Gesamt-
kancile verschie-
Lichtweiten
Schieber verschie
bt rt
Straßen sink kasten
Ieituug.en Zltifmaiib
Beginn Vollendung
M. lfd. Meter Stück Stück lfd. Meter M.
ZZ e n g r a b e it . . . . 29. Ju li 1895 300 000 4361.84 42 5 61.15 278 601 59 Mk'. 1895 Ana. 1898
H ertz st r a ß e . . . . G r a s h o f s t r a ß e . . .
H i l d a x r o m e n a d e . . 12. Febr. 1897 12 300
51.32 37.87 1587
■ 47
J Sept. 1898 Sept. 1898
H e l i n h 0 l t z s t r aße . .. S t r o t z e n i m G r o ß -
h e r r e n f e l d . . . .
A r i e g s t r a ß e . . . . 588.39 12 31 164.51
K ö r n e r st r a ß e . . . 7. Mai 1897 59 3Ö0 2 31.55
B u n s e n st r a ß e . . . 278.31 3 8 31.67 40 594 52 Ju n i 1897
X000
(Eise ii tot ; r st r at ze . . 192.81 2 12 54.95
Z De l t z i e n s t r a ß e 193.94 2
I o l l y s t r a ß e . . . . 12. ZIoi'. 1897 25 700 363.93 4 10 47.20 11 962 73 März 1898 Dez. 1898
Übertrag . . . 397 300 6068.41 65 68 391.03 332 746 31
Übertrag . . . 397 300 6068.41 65 68 391.03 332 746 31
S e e p r o m e u a b e zw. Lttlingerstraße 11. lliitter maierstraße . . . . . 13. 3 'iti 1897 9 000 246.79 2 8 19.80 7 795 77 Za». 1898 Dez. 1898
L u i s e n s t r a ß e zwischen Morgenstraße und Lcherr- straße ................................ 78.71 1 2
R a n k e st r a ß e zwischen Rüppurerstraße und Scherrstraße..................... 280.18 5 10
A u g a r t e n st r a ß e zw. Rnppurerstraße und Morgenstraße . . . .
12. N or. 1897 28 973 191.33 2 6
119.67 27 703 43 Jan . 1898 N or. 1898
M o r g e n st r a ß e zwischen Rankestraße u. Augarten straße ................................ 105.06 2 4
S c b e r r s t r a ß e zwischen Luisenstraße und Ranke straße ................................. 119.67 2 6
H u i n b o l d t s t r a ß e . . 348.88 5 16 ■ R i n t h c i in e r str a ß e
zwischen Anwesen N r. 2 und Kuinboldtstraße . .
12. N or. 1897 31 000
358.42 3 12
.138.10 25 259 53 > I i 1898 N or. 1898
Übertrag . . . 466 273 7797.45 ' 87 132 668.60 393 505 04
A analbauten wurden im 3<chre (898 folgende fertiggestellt: (Schluß).
Bewil ligter
Bauauf wand
3 m 3astrc 1898 ausgcführt Oes B aues
Dom B ürger Straß.'n- Schachte (Besamt- Aufwand
ausschuß genehnngt
am
kanäle verschie-
Lichtweite
und Schieber verschie-
Art
Straßen sink kasten leitungeil Beginn Vollendung
JL lfd. Meter Stück Stück sd. Meter JL
Übertrag . . . 466 273 7 7 9 7 .4 5 87 132 668.60 393 505 04
G r ü i i w i n k e l e r s t r a ß e südlicher Teil . . . . 253.41 3 10
S a g erst r a g e zwischen Grünwinkelerstraße und A rbeitstraße..................... 12. B or. 1897 18 700 140.06 2 4 . 126.00 18 605 83 lltai 1898 Nor. 1898
A r b e i t st r a ß e zwischen Bannwaldallee 11. Lohn- s t ra ß c ................................ 95.27 2 8
k o h n s t r a ß e . . . . 75.68 4
G o e t h e st r a ß e zwischen Schillerstraße und Körner« straße ................................ 10. gar . 1898 4103 150.07 1 4 161 April 1898 3»tii 1898
Übertrag . . . 489 073 8511.94 95 158 794.60 416 271 87
Übertrag . .
P a r k s t r a ß e . . .
E d e l s h e i i n s t r a ß e .
K o r n b l u m e n s t r a ß e
R a n k e s t r a ß e zwischen Scherrstraße und Sybel- straße ................................
S c h e r r s t r a ß e zwischen Rankestraße u. Augarten straße ................................
A u g a r t e n s t r a ß e zw. Morgenstraße und Schert- s tra ß e ................................. ,
Ko c h s t r a ß e zwischen Kaiserallee und lselm h o ltz s t ra ß e .....................
ks e l m h o ltz s tra ß e zw. Kochstraße und bsertzstraße
p n t l i t z s t r a ß e , B r a u e r - s t r aße, P o r h y l z s t r a ß e
7. M an 1898
29. April 1898
9. Aug. 1898
24. ©ff. 1898
489 073
16 600
10 900
4 700
20 750
542 023
8511.94
390.15
59.46
70.52
82.81
114.88
91.92
104.10
245.25
9671.03
95 158 794.60 416 271 87
5 10 ' 1 2 129.98 15 282 75 März 1898 Nov. 1898
1 2
1 2
1 4 36.72 10 084 76 M ai 1898 Dez. 1898
2 4
2 4 15.35 4 608 51 Rov. 1898 Dez. 1898
3 8 25.50 8 455 94 Dez. 1898 De-. 1898 111 194 1002.15 454 703 83
w «Nj
— 28 —
Die Gesam tlänge des städtischen k analnetzes betrug mit Einschluß dieser Neuherstellungen am Schluffe des Wahres f898
76 626 M eter mit 855 k ontroll- und S pü lschachten und \ 759 Straßensinkkasten.
Der Ersatz der Straßen- und k analkosten erfolgt durch die Angrenzer nach den bestehenden Bestimmungen.
N am en erhielten im Berichtsjahre folgende Straßen und P lätze:
in der o s ts ta d t der Schwalbenweg, die M alzstraße; in der S ü d s t a d t die Treitschkestraße , Schwarzwaldstraße,
päusserstraße 2), IDelekerstraße 3j, k reutzerstraße ch; in der S ü d w e s ts ta d t die Fröbelstraße 5;, Devrientstraße
Schwindstraße 7), Lenzstraße; in der W e st st a d t die honsellstraße 8), Sternstraße, Vogesen-Straße , Sonnenstraße, Fliederstraße, Fliederplatz, G lüm erstraße9),
G eibelftrasze 10j, M ozartstraße Weberstraße 12), Beethoven straße " ) , h ay dnstraße 14J, V irchowstraße K ochstraße 16) ;
beim W e s t b a h n h o f die Liststraße 17j.
9 H e in r ich v o n Trei tschke, ( 8 3 4 — >8 9 6 , Geschichtsschre iber.
2) Ludwig Häusser, ( 8 ( 8 — ( 8 6 7 , Geschichtsschreiber. s) K art Theodor welcker, ( 7 9 0 — ( 8 6 9 , Publizist und Rechtslehrer. 4) K o n r a d i u K reu tze r , ( 7 8 0 — ( 8 ^ 9 , K o m p o n is t .
5) F r ied r ich F r ö b e l , ( 7 8 2 — (8 5 2 , P ä d a g o g u n d B e g r ü n d e r de r K in d e r -
g ä r t e n . ®) Philipp Eduard Devrieut, ( 8 0 ( — (8 7 7 , Dramaturg, ( 8 5 ( — ( 8 6 9 Direktor
des großhorzoglichen Hoftheaters. ’) M ori tz v o n S c h w in d , ( 8 0 -(— ( 8 7 ( , M a l e r .
8) M a x H onse l l , geb. >8-(Z, G b e r b a u d i r e k t o r in K a r l s r u h e , h e r v o r r a g e n d e r
w a s s e r b a u t e c h n ik e r . ®) Adolf von Glümer, ( 8 ( - — ( 8 9 6 , p reuß ische r General, im K r i e g e ( 8 7 o / 7 (
. F ü h r e r de r badischen Division. *') Lmanuel Geibel, (8 (5— (88-(, Dichter. u ) Wolfgang Amadeus Mozart, ( 7 5 6 — ( 7 9 ( . 12) Karl M aria von Weber, ( 7 8 6 — (8 2 6 . 13) L u d w ig v a n B e e t h o v e n , ( 7 7 0 — (8 2 7 .
“ ) J o s e p h H a y d n , ( 7 3 2 — ( 8 0 9 . 15) R u d o l f v i r c h o w , geb . ( 8 2 (, pa tho log ische r Ana to>n u n d A n th r o p o lo g . 16) Robert Koch, geb. (8H3, Arzt und Bakteriolog. " ) Friedrich List, (789— (8-(6, Nationalökonom.
— 29 -
5.
Dom städtischen H o c h b a u a m t wurden im Berichtsjahre folgende B auten ausgeführt:
A uf dein städtischen Gelände im B a n n w a l d wurden d r e i A r b e i t e r w o h n h ä u s e r m it zusammen 20 W ohnungen errichtet. M it dem B au der Häuser wurde im F rü h jah r begonnen; am V Oktober konnten dieselben bezogen werden.
Die im Vorjahre begonnenen Neubauten für z we i A r b e i t e r - w o h n H ä u s e r in der S o p h i e n s t r a ß e N r . 7 5 m it je 5 W ohn ungen wurden im Berichtsjahre vollendet und am l. Oktober bezogen.
j m Stadtgarten wurde im Frühjahre bei der Hilfspump« station der B au eines D i e n st W o h n g e b ä u d e s für den O ber ausseher und den O bergärtner mit 2 W ohnungen begonnen unb im S p ä tjah r zum Bezug vollendet.
D as F e u e r l ö s c h g e r ä t e m a g a z i n in der Nebeniusstraße wurde im S pä tjah r fertiggestellt.
3 « der F e s t h a l l e wurden im B etriebsjahre umfassende bauliche Veränderungen und Herstellungen vorgenom m en, durch welche eine größere Sicherheit gegen Feuersgefahr geschaffen wurde. Eine im F rüh jahr bald nach dem großen Brandunglück in dem W ohlthätigkeitsbazar in P a r is von einer 'Kommission des S tad t ra ts vorgenommene Untersuchung der Halle hatte in dieser Beziehung ein wenig günstiges E rgebnis gehabt. Zahlreiche Tuchvorhänge, auf Leinwand gemalte und in Rahm en aufgespannte Dekorationen, Tuchstramine, m it denen die Oberlichter abgeschlossen waren, und dergleichen schlossen eine große Feuersgefahr in sich, die noch dadurch vermehrt w urde, daß auch die W ohnung des W irtes und die Schlafräume des W irtschaftspersonals, sowie die Wirtschaftsküche im H auptbau untergebracht waren. N unm ehr wurden alle jene feuergefährlichen Stoffe, soweit es irgendwie angängig w ar, durch Eisen, Blech, G la s u. f. w. ersetzt. Auch wurde um eine rasche Entleerung der m it Menschen gefüllten Halle zu ermöglichen, die Z ah l der Eingänge vermehrt und zwei besondere Steintreppen erbaut, welche von der oberen Galerie direkt ins Freie führen. Durch Ausstellung von Tischen und andere Einrichtungen wurde
— 50 —
-außerdem bewirkt, daß eben diese obere Galerie, auf welcher sich vordem bei besonderen Gelegenheiten bisweilen gegen 2 000 Menschen zusam m engedrängt hatten, in Zukunst nicht mehr a ls s 000 Menschen fassen kann. Auch wurde die Palle m it elektrischer Beleuchtung und m it Zentralheizung versehen.
Durch Erstellung eines besonderen, zweistöckigen W i r t - s c h a s t s g e b ä u d e s wurden die W ohnung des W irts, die Schlaf» räum e des Personals und die Wirtschaftsküche m it ihren Neben» räum en au s der Festhalle entfernt und außerdem für die zu Garderobezwecken umgebaute Weinstube Ersatz geschaffen.
M it den B auarbeiten wurde im Z um begonnen; dieselben wurden derart gefördert, daß am Dezember das erste Konzert im großen Saale stattfinden konnte.
Auch das an der Westseite der Festhalle errichtete Di e n s t - w o h n g e b ä u d e f ü r d e n S t a d t g a r t e n - E i n n e h m e r ist im laufenden J a h r e im R ohbau vollendet worden.
M it dem U m b a u d e s st ä d t i s ch e n D i e r o r d t s b a d e s , sowie m it der E r b a u u n g e i n e r S c h w i m m h a l l e daselbst wurde im August begonnen und die Arbeiten im R ohbau fertig» gestellt.
Der B a u eines M ä d c h e n f c h u l h a u s e s auf dem ehemaligen Schützenplatze an der Kaiserallee wurde im M o n a t September begonnen und die Fundation bis Sockelunterkante fertiggestellt.
A m Mendelssohnplatz (ehemal. Friedrichsthor) wurde mit der E rbauung einer P o l i z e i s t a t i o n , sowie eines D e r b r a u c h s » f t e u e r e r h e b e r h ä u s c h e n s m it öffentlichem A bort und Brücken wage irrt F rü h jah r begonnen. Dieselben wurden noch im Laufe des J a h re s im R ohbau vollendet.
Don größeren n ic h t s t ä d t i s c h e n ö f f e n t l i c h e n B a u t e n , welche im B etriebsjahre vollendet oder ihrer Dollendung entgegen geführt wurden, erwähnen w ir das neue W aisenhaus int Stadtteil M üh lbu rg , die katholische Notkirche in der Goethestraße, einen Atelierbau in der poffstraße, das chemisch-technische In stitu t der technischen pochschule, die Gebäude für die elektrische Anstalt und den A ulabau der technischen Hochschule, den G efängnisneubau im großherzoglichen Bezirksanttsgebäude und einen A nbau im Finanz ministerium. Tüchtig gefördert wurden d! evangelische Kirche
vor dein M ühlburger T h o r und die katholische vor dem Durlacher Thor, ebenso auch der umfangreiche Reichspostneubau.
Die p r i v a t e B a u t h ä t i g k c i t w ar im Berichtsjahre wiederum eine außerordentlich rege; sie übertraf noch diejenige des J a h re s \ 89” , welche die stärkste seit dem Bestehen der S tad t gewesen w ar. L s wurden neu erbaut (60 Vorderhäuser und 52 selbständige Hinter- und Seitengebäude m it zusammen 9 l 8 M ahnungen ((8 9 7 : (^6, bezw. 55 m it 905 M ohnungen). Durch den Abbruch von Häusern kamen 22 M ohnungen in W egfall ( ( 8 9 ? : (H , so daß ein reiner Zuw achs von 896 M ohnungen zu verzeichnen ist ((897 : 889). Von den W ohnungen hatten (8 je ein Zim m er, 520 je zwei, 36s drei, (27 vier, 85 fünf , 56 sechs, 5s sieben und 20 acht und mehr. M a s die Baudichtigkeit anbetrifft, fo ist zu bemerken, daß bei 76 56s Q uadratm eter B a u gelände $2 95 s Q uadratm eter oder etwas mehr a ls die Hälfte der betreffenden Grundstückflächen überbaut wurden. 59 M ohn gebäude (gegen 27 im J a h r e (89?) wurden im Gebiete der offenen Bauweise erbaut, darunter s6 an geschlossenen S traßen zügen im offenen Baugebiet. (Vgl. auch Beiträge zur Statistik der S tad t K arlsruhe. N r. 5. Statistischer Jahresberich t für (898. K arlsruhe (899- 5 . XII ff. und S . (6 ff.)
A m s. M ärz des Berichtsjahres tra t eine neue s t äd t i s che B a u o r d n u n g in K raft. Durch dieselbe wurde u. a. die Gem arkung der S tad t in vier Bauzonen eingeteilt, für welche von einander abweichende Bestimmungen hinsichtlich der gestatteten Gebäudehöhe, der Stockwerkzahl, des M aß es der zulässigen Bebauung (Hofgröße), der Mohnungsdichtigkeit, der Abstände der Fensterwände von den N achbarhäusern u. s. w. Geltung haben.
IV.
Schule und Kunst.
1. Schulen. städtische A ufw and für die Schulen betrug im J a h re
M * v 1898 855 809 A lf. (gegen 8 0 ^ 3 3 ^ A lf. im J a h re 189?). Don dieser Sum m e sind 27 \ 077 A lf, a ls Alietwert der städtischen Schulgebäude nebst In v e n ta r a ls durchlaufender Posten zu betrachten, da sie in (Einnahme und Ausgabe ro rfo m m en ; dieselben erscheinen a ls die Zinsen der für die bezeichneten Zwecke verwandten Kapitalien. $26 880 A lf. 8H P fg . betrug der Barzuschuß für die Dolfsfchulen, 35 910 A lf. 89 P fg . der zur Kaffe des Realgym nasiums, 80 f30 A lf. 58 p fg . der zu der Kaffe der beiden Real schulen und 3(( 760 A lf. \2 P fg . derjenige zur Kaffe der höheren Mädchenschule. Außerdem wurden noch Zuschüsse in verschiedener pöhe für die Gewerbeschule, die fausmännische Fortbildungsschule, die Allgemeine A lusifbildungsanstalt, das Konservatorium für A lu sif, die Alalerinnenschule, die beiden Frauenarbeitsschulen in der S tad t und im Stadtteil A lüh lbu rg , sowie an die Kochschule des badischen Frauenvereins gewährt.
Die Frequenz der hiesigen Schulen hat sich im Schuljahre 1897/98 im großen und ganzen auf der pöhe derjenigen des vorhergehenden J a h re s gehalten. Aber (Einzelheiten vergleiche m an die Zusammenstellung in Beilage I.
Die Z a h l der Schüler in den dem R eftorat unterstellten s t ä d t i s c h e n S c h u l e n hat sich gegen das vorhergehende J a h r
Professor E. Herr. Gest. 1898. .Z u S . 90.)
Nach einer Photographie von (D. Sucf in Karlsruhe.
um 28^ verm ehrt; sie betrug am Schluffe des Schuljahres 9 f 6 8 gegen 888^ am Ende des Schuljahres \ 896/97.
K n a b e n h a n d f e r t i g k e i t s u n t e r r i c h t wurde in 3 Werk stätten an rund 260 Schüler erteilt; an der städtischen S c h ü l e r k a p e l l e beteiligten sich in 4 Abteilungen 76 Schüler; in der H a u s h a l t u n g - - u n d K o c h s c h u l e wurden etwa 440 Schülerinnen in 18 K lassen unterwiesen.
I m J u n i des Berichtsjahres waren fünfundzwanzig J a h re verflossen feit dem Dienstantritte des Rektors der städtischen Schulen, Stadtschulrats Gustav S p e c h t . A us diesem Anlasse begaben sich am V orm ittag des \ V J u n i Oberbürgermeister Schneller, Bürgermeister Siegrist und die S tadträte Boeckh und W illiard in die W ohnung des G enannten, um ihm den Dank der S tad t für feine langjährigen ersprießlichen Dienste auszusprechen. A m Abend veranstaltete die Lehrerschaft der dem Rektorat unter stehenden Schulen im kleinen Saale der Festhalle eine Festfeier, der außer der Fam ilie des J u b ila rs Vertreter staatlicher, städtischer und kirchlicher Behörden beiwohnten und bei welcher Hauptlehrer Stehlin in der Festrede einen Aberblick über die Entwickelung des städtischen Volksschulwesens in den rückliegenden fünfundzwanzig Jahren gab.
Wie bisher wurden auch im Berichtsjahre wiederum fort laufende Auszeichnungen über s t r a f b a r e H a n d l u n g e n und sonstige grobe O rdnungswidrigkeiten von Schülern der städtischen Anstalten gemacht. Nach denselben kamen in den V o l k s s c h u l e n eine polizeiliche Bestrafung (wegen Übertretung der Fahrradordnung) und eine gerichtliche (wegen Unterschlagung) vor. S c h u l s t r a f e n wurden 88 erkannt und zwar f9 wegen Entw endung und Unter schlagung, s6 wegen Sachbeschädigung und sonstiger E igentum s vergehen, \ wegen Schlägerei, 3 wegen unzüchtiger Handlungen,
wegen groben' Unfugs und Ruhestörung und 5 wegen Feld- und Holzfrevel. 83 Strafen trafen Knaben und 5 M ädchen. I n der K n a b e n Vo r s c h u l e und der M ä d c h e n s c h u l e d e s S t a d t t e i l s M ü h l b u r g waren Schulstrafen (Arrest und körperliche Züchtigung) nicht zu verhängen. I n der O be r r e a l s c h u l e , dem R e a l - u n d R e f o r m g y m n a s i u m und der h ö h e r e n M ä d c h e n s c h u l e kamen weder gerichtliche noch polizeiliche
— 5^ —
Bestrafungen, in der R e a l s c h u l e ( polizeiliche Bestrafung wegen Sachbeschädigung vor. Schulstrafen wurden in der Oberrealschule, dem Real- und Reform gym nasium und der höheren Mädchenschule ebenfalls keine erkannt, in der Realschule
Bon dem Komitee für F e r i e n k o l o n i e n wurden während der Sommerserien ( (2 Kinder in sieben Kolonien in die Kolonieorte des oberen M u rg th a les zu einem vierundzwanzigtägigen Aufenthalt entsendet.
D as M ä d c h e n g y m n a s i u m wurde im Schuljahre (897/98 von (6 Schülerinnen besucht, die sich auf vier Klassen (Untertertia, Untersekunda, Obersekunda und U nterprim a) verteilten. M it Beginn des Schuljahres hatte der S tad tra t die Schule, die bisher von dem Verein „Frauenbildungsreform " unterhalten worden w ar (vgl. Chronik für (895 5 . ^7), vorläufig in feine Verwaltung genommen, nachdem Zwistigkeiten innerhalb des genannten Vereins, die zu einer dauernden S paltung führten , den Fortbestand der Anstalt in F rage gestellt hatten. Gleichzeitig w ar eine Sonder kommission niedergesetzt worden m it dem Aufträge, Vorschläge über die fernere O rganisation des M ädchengym nasium s zu machen. Verhandlungen, welche im weiteren Verlaufe mit dem großherzog lichen O berschulrat geführt w urden, hakten zur Folge, daß das M inisterium der Ju s tiz , des K ultus und Unterrichts sich'grund sätzlich m it der Übernahme der Anstalt durch die S tad t einverstanden erklärte. I n seiner Sitzung vom (*(. J u n i (898 gab sodann der Bürgerausschuß m it 79 von 87 Stim m en seine Zustim m ung zu dieser Übernahme und genehmigte die hierfür ausgearbeiteten neuen „Satzungen der Mittelschule für M ädchen in der S tad t K arlsruhe". Nach diesen Satzungen wird das M ädchengymnasium in Zukunft m it der schon bestehenden höheren Mädchenschule in der A rt verbunden sein, daß die Direktion beider Anstalten gemeinsam ist, ebenso eine Anzahl Lehrer an beiden Anstalten- gleichzeitig wirkt. Gemeinsam werden beiden Anstalten auch die drei untersten Klassen sein. E rst m it der vierten Klasse (Untertertia) beginnt die Trennung, indem von da an für den Unterricht im Mädchengymnasium der für das Reform gym nasium eingeführte Lehrplan maßgebend fein w ird. M s Zeitpunkt, m it welchem die neue O rganisation wirksam werden soll, wurde der Beginn des Schuljahres (898/99 festgesetzt.
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Die B a u g e w e r k e s c h u l e eröffnete ihr zwanzigstes Schul* jah r im November \8ty7 m it 467 Schülern. Die Anstalt um faßte außer der Abteilung zur Heranbildung der Gewerbelehrer s9 Klassen und es wirkten an ihr neben dem Direktor 54 Lehrkräfte. Von den einzelnen Abteilungen wurden besucht: die hochbau technische Abteilung von 505 Schülern, die bahn- und tiesbautechnische von 47, die maschinenbautechnische von 95 und die Abteilung zur Heranbildung der Gewerbelehrer von 22. ^06 Schüler gehörten dem Großherzogtum Baden a n , 19 stammten au s der bayerischen Rheinpfalz, s5 aus P reußen , 7 aus W ürttem berg, 5 aus A lt bayern , je 4 aus Elsaß-Lothringen und der Schweiz, 5 aus R ußland und je f aus Hohenzollern, Lippe-Detmold, Sachsen* Meiningen, Frankreich, Liechtenstein und Luxemburg.
Die t e c h n i s c h e H o c h s c h u l e wurde im Wintersemester 1897/98 von 1072 (1896/97 : 996) und im Sommersemester 1898 von 895 (s897 : 866) Hörern besucht. Der Professor der Volks wirtschaftslehre Dr. Heinrich H e r k n e r (derselbe w ar auch M itglied der sozialen Kommission der Stadt) erhielt einen R uf an die Universität Zürich und siedelte im A pril des Berichtsjahres dort hin über, nachdem er seit s892 dem Lehrkörper der technischen Hochschule angehört hatte. A n Stelle des im J a n u a r verstorbenen Professors August Vischer wurde M a x Läuger, zuletzt Lehrer und Professor an der Kunstgewerbeschule und seit >894 gleichzeitig Lehrer des Dekorierens an der technischen Hochschule, zum außer ordentlichen Professor des Figurenzeichnens und Dekorierens ernannt.
2. Kunst. Nach dem Almanach des großherzoglichen Hoftheaters wurden
von dem letzteren 2 0 5 , einschließlich der 57 in B a d e n , insgesamt 260 Vorstellungen gegeben. Von den 205 Vorstellungen in K a rls ruhe kamen P 2 auf das Schauspiel und 91 auf die M per. J6 Vorstellungen waren außer Abonnement.
Von Autoren waren haupsächlich vertreten im Schauspiel S h a k e s p e a r e m it f5 Vorstellungen, B l u m e n t h a l und K a d e l - b u r g mi t s4, F u l d a und S u d e r m a n n mi t je sO, G r i l l p a r z e r mi t 8 und F. und P . S c h ö n t h a n und Z o b e l t i t z mi t je
3 *
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7; in der CDper W a g n e r mi t ( 5, A u b e r mi t jO, T h u i l l e mi t 8, L o r t z i n g mi t 7 und B e r l i o z und M e y e r b e e r mit je 6.
Außerdem wurden 20 Balletvorstellungen gegeben.
Novitäten kamen zur A ufführung im S c h a u s p i e l und T r a u e r s p i e l 8 (darunter „ J o h n G abriel B orkm an" von Ibsen, „M u tte r E rde" von £)albe, „Meerleuchten" von Ganghofer und „Die Schmetterlingsschlacht" von Suderm ann), im Lustspiel 5 und in der © per 2 (darunter „Lobetanz" von L. T huille , Dichtung von © . I . B ierbaum ).
Neueinstüdiert wurden 6 Trauerspiele und Schauspiele, 5 Lustspiele und 6 © pern.
Gäste traten im Schauspiel 5 auf , in der © per 2 0 ; unter den echteren befand sich F ra u Agnes S o r m a vom Deutschen Theater in B e rlin , unter den letzteren F ra u Rosa S u c h e r von der königlichen © per in B erlin .
, A us dem Verbände des großherzoglichen choftheaters schieden während des J a h re s (7 M itglieder a u s , darunter die Schau spielerin F ra u B a s s e r m a n n (Jenny Engelhardt).
Neuengagements fanden im ganzen 23 statt. E inem Entlassungsgesuche, welches Generalmusikdirektor Felix
M o t t l einreichte, um an das choftheater in München übertreten zu können, versagte der Großherzog die Genehmigung. Diese Entscheidung erregte allgemeine Befriedigung in weiten Kreisen der Bürgerschaft, in denen m an sich nicht verhehlte, welch unersetz lichen Verlust das Scheiden des Leiters der chofoper, die während dessen beinahe zwanzigjährigen Wirksamkeit einen W eltruf erlangt h a t , für das Kunstleben der S tad t bedeutet hätte. Die Kunde von seinen: Bleiben gab dem S tad tra t Veranlassung, unter M it wirkung der Gesangvereine „Liederhalle" und „Liederkranz" M ottl durch eine besondere Feier zu ehren. A m Abend des (7. M a i brachten die beiden Vereine in Verbindung m it der Kapelle des Leibgrenadierregiments M o ttl ein Ständchen. W ährend desselben begab sich eine städtische D eputation , bestehend aus O berbürger meister Schnetzler, den S tadträten Boeckh, Käppele und Koelle und dem © bm am : des Stadtverordnetenvorstandes D r. G old-
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schmit, welchen sich die Präsidenten und die Musikdirektoren der beiden genannten Vereine anschlossen, in die W ohnung M o ttls und überreichten demselben eine künstlerisch ausgestattete Adresse des S tad tra ts , wobei Oberbürgermeister Schnetzler der Freude der Bürgerschaft über das fernere Verbleiben des Gefeierten in K arlsruhe Ausdruck verlieh, zugleich aber auch das Bedauern aussprach, über die ihm bei verschiedenen Gelegenheiten von unbekannten Gegnern aus dein Verborgenen zugefügten Kränkungen, die in ihm die M einung hätten aufkornrnen lasten, daß er bei dem hiesigen Publikum die gebührende W ürdigung nicht mehr finde.*) Der Präsident der Liederhalle, V berlandesgerichtsrat Rothweiler forderte sodann seine Sangesbrüder zu einem poch auf M o ttl auf, während dieser seine Danksagung mit einem poch auf den G ro ß herzog schloß.
3 m S t a d t g a r t e n t h e a t e r gab wiederum in den M onaten 3 u n i, J u l i und August unter der Direktion von C . Beese eine aus M itgliedern verschiedener ausw ärtigen Theater zusammenge setzte T ruppe moderne deutsche und französische Schauspiele, Lust spiele und Schwänke, sowie verschiedene Operetten.
*) Die Adresse selbst hatte folgenden W ortlaut: „sterrn Generalmusikdirektor Felix Mottl. hochverehrter Ejerr! Die
Nachricht, daß Sie durch höchst beklagenswerte K ränkungen, die Ih n e n von unbekannter Seite her widerfahren sind, Sich veranlaßt gesehen haben, um Enthebung von Ih rem Amte an dem großh. ksoftheater dahier nachzusuchen, hat in den weitesten Kreisen der Bürgerschaft, die Ih r e künstlerische Wirk samkeitnamentlich auch in ihrer hohen Bedeutung für unsere Stadt gebührend zu würdigen weiß, das lebhafteste Bedauern hervorgerufen. Demgegenüber ist der Entschluß S. K. £st des Großherzogs, Ih n e n die erbetene Entlassung zu versagen, und die in diesem Entschluß liegende Vertrauenskundgebung mit aufrichtiger Freude und Dankbarkeit begrüßt worden, von diesen That- sachen vor Ih n en Zeugnis abzulegen und Sie der großen Wertschätzung, die Sie hier genießen, zu versichern, ist uns eine angenehme Pflicht, mit deren Erfüllung wir den herzlichen Wunsch verbinden, daß Sie noch recht lange Ih re hohe künstlerische Kraft und Fähigkeit hier bethätigen möchten zu Ih re r eigenen inneren Befriedigung und auch zur ferneren Verbreitung und Mehrung des künstlerischen Ansehens unserer Stadt. K arlsruhe, den (3. M ai (SstS. Der «Oberbürgermeister: Schnetzler. Der erste Bürgermeister: Krämer. Der zweite Bürgermeister: Siegrist. Der Ratschreiber: Schumacher."
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Außerordentlich groß w ar auch im Berichtsjahre wieder die Z a h l der K o n z e r t e . M e in den früheren Jah rg än g en der Chronik müssen w ir uns auch dieses M a l aus die A nführung einiger weniger beschränken. Bon ausw ärtigen Künstlern traten u. a. auf in selbständigen Konzerten der königlich preußische K am m ersänger E m il Götze und der Pianist A rthur Speed aus B erlin , die k. k. österreichische Kam m ervirtuosin Sophie M enter, der königlich preußische Kam m ersänger R aim und zur M ühlen und der P ianist G ra f von M erindo l, der Professor am königlichen K onservatorium in S tu ttgart und Klaviervirtuose M ax pauer, der Professor am kaiserlichen K onservatorium in M oskau und Klaviervirtuose M assily Sapellnikoff, E duard und Luise Reuß, letztere bis vor wenigen Z ahren M itglied des großherzoglichen Hof- theaters, in den A b o n n e m e n t s k o n z e r t e n des großherzoglichen p o f o r ch e st e r s endlich Professor L. Auer aus St. Petersburg, F rau Pelagie Ende-Andriesten aus F rankfurt a. M ., die k. k. K am m er sängerin F ra u A m alie M a te rn a au s M e n und der Konzertsänger A nton Sisterm ans. — F ü r ihre M itglieder veranstalteten Konzerte der Znstrumentalverein K arlsru h e , der Verein für evangelische Kirchenmusik, der Katholische Kirchenmusikverein K arlsruhe (St. S tephan), die Gesangvereine Liederhalle und Liederkranz, die Gesellschaft E intracht, die Museumsgesellschaft u. a. m . Bon Konzerten zu wohlthätigen Zwecken erwähnen w ir eine Ausführung, der „Liebesquelle von Spangenberg, Dichtung von A . von Frey dorf, für S o li, gemischten C hor und Pianofortebegleitung mit verbindender Deklamation componiert von K . G oepfart" zum Besten der im J a h re (89? von pagelschlag Betroffenen im G ro ß herzogtum B aden, ein von Gabriele von M ech unter M itw irkung von F . M o ttl, Konzertmeister Deecke und Hosmusiker Schwanzara veranstaltetes Konzert zu Gunsten des Neubaues des Ludwig- M ilhelm - K rankenheim s, ein Konzert zu Gunsten des Vereins „Frauenbilüung", bei dem die Biolinvirtuosin A nna Gegner aus Basel, die P ianistin Zeanne Z uilliard , die Konzertsängerin M a lly von Trützschler und Professor Heinrich Grdenstein mitwirkten, sowie ein anderes zu Gunsten des peim s der Geschäftsgehilstnnen (vgl. Chronik für (897 5 . 67), in welchem die Konzertsängerin M . CH. de Sauset aus E lberfeld, der großherzoglich badische
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Kammervirtuose F lo rian Z ajtc aus B erlin und Professor Heinrich Grdenstein auftraten.
D as mit der Kunstgewerbeschule verbundene K u n s t g e w e r b e m u s e u in hat während des Schuljahres 1897/98 durch Geschenke und Ankäufe wieder einen nainhaften Z uw achs an wertvollen und interessanten Kunstgegenständen, im ganzen s§>8 Stück, erfahren. Über die in dem M useum veranstalteten Ausstellungen vergleiche m an K apitel V II. 5.
Politisches, industrielles und Vereinsleben.
n politischer Hinsicht w ar das B erichtsjahr nicht weniger bewegt a ls das voraufgehende Z a h r l8si7. M e dam als
die W ahlen zum badischen L andtag , so waren es diesmal die R e i c h s t a g s w a h l e n , welche einen großen Teil der Einw ohner schaft, wenn nicht den größten, geraume Zeit hindurch in Atein hielten und eine hochgradige W ahlerregung und Aufregung selbst in Kreise hineintrugen, welche für gewöhnlich in geringerem M aße persönlichen Anteil am politischen Leben zu nehmen pflegen. Wie dam als brachten auch dieses M a l schon M onate vor der W ahl die T agesblätter M itteilungen aus den Program m en der Parteien, W ahlaufrufe, Betrachtungen über die Wahlaussichten, wohl auch m ehr oder weniger heftige Angriffe auf gegnerische Parteien und je nachdem auf die von denselben aufgestellten Kandidaten. Aber auch an Epilogen und nachträglichen Betrachtungen nach der W ah l selbst fehlte es nicht; noch nach Wochen und M onaten füllten solche die Spalten der Zeitungen. M it dem Herannahen des W ahltages häuften sich die W ähler- und Volksversammlungen in allen Teilen der S tad t — kaum daß ein Abend verging, an dem nicht eine oder mehrere stattfanden — , bedeckten sich die Anschlagsäulen m it A ufrufen und E rm ahnungen an die W ähler, darunter nicht selten solchen, die durch ungewöhnliche G röße oder
S tad tra t T. Waltz. Grst. 1898.
(Zn S . 96.)
Nach einer Photographie.
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auffallende Farben die Aufmerksamkeit der Vorübergehenden auf sich ziehen mußten, und selbst in letzter Stunde, a ls der W ahlakt bereits begonnen, tauchten im m er noch neue A ufrufe, W arnungen, Berichtigungen angeblich falscher Gerüchte u. s. w. auf. Von einer P arte i, der sozialdemokratischen, wurde berichtet, daß sie in der Zeit der W ahlbewegung im W. W ahlkreis, zu dem die S tad t K arlsruhe nebst dem A m t K arlsru h e und die S tad t und das A m t Bruchsal gehören, allein Versammlungen abgehalten und 165 000 Flugblätter, sowie 175 000 Stimmzettel verteilt habe.
W ahltag w ar der 16. J u n i . Die W ahlbeteiligung w ar eine außerordentlich starke. Von \ 7 406 Wahlberechtigten der S tad t K arlsruhe stimmten 14 U 2 ab, also 81 Prozent. Dorf den fünf Kandidaten, welche ausgestellt waren, erhielten in der S tad t der sozialdemokratische, Redakteur Adolf Geck in V ffenburg, 5 419/ der nationalliberale, Rechtsanwalt D r. Ludwig Schneider in K a rls ruhe, 5 052, der von der deutschen Volkspartei und der T entrum s- partei gemeinsam aufgestellte Professor D r. K arl Heimburger in K arlsruhe 5 O H , der K andidat der Konservativen, Landgerichtsrat € . v. Stockhorner in K arlsruhe, 450 und derjenige der Antise miten, Schuhmachermeister F ranz Schmidt, 222 . I m ganzen 10. Wahlbezirk wurden für Geck 9 051, für Schneider 7 6 07 , für Heimburger 6 370, für Stockhorner 1 60-1 und für Schmidt 87,4 Stim m en abgegeben. D a bei der Gesamtzahl von 25 490 abge gebenen gültigen Stim m en die absolute M ehrheit 12 746 betrug, diese Z ah l aber keiner der Kandidaten erreicht hatte , wurde eine engere W ahl zwischen Geck und Schneider, welche die meisten Stim m en aus sich vereinigt hatten, nötig. A ls T erm in für dieselbe wurde der 24. Zum anberaum t. Der Verein der deutschen Volkspartei rief nunmehr seine M itglieder und alle W ähler Heimburgers auf, M an n für M a n n für Geck einzutreten, während der Landesaus schuß der konservativen P arte i die Parteigenossen aufforderte, überall wo Nationalliberale und Sozialdemokraten einander gegen über ständen, also auch in K arlsruhe, ihre Stim m en dem N ational- liberalen zu geben. D as Tentralkomitee der Tentrum spartci endlich erließ einen A ufruf an die T entrum sw ähler, in dem um „jedem M ißverständnis von vornherein den Boden zu entziehen" erklärt w urde, daß die T cntrum spartei in B aden nicht in der
Lage fei, irgend etw as zur Rettung eines nationalliberalen A lan- dats zu thun und daß es „unverständlich und selbstmörderisch" wäre, „dem N ationalliberalism us irgendwie die p and zn reichen, um ihm das wohlverdiente Schicksal zu ersparen oder auch nur zu erleichtern." D as kanr einer Aufforderung, für den Sozial demokraten zu stimmen, gleich, und diese wurde von der M ehrzahl der Eeiitrum sw ähler auch befolgt.
Bei der Stichwahl wurden in der S tad t f4 198 Stimmen abgegeben, 86 mehr a ls bei der P aup tw ah l. Don denselben entfielen aus Geck 7 f 58, aus Schneider 6 922 . Ersterer erhielt auch im aanzen Wahlbezirk die M ehrheit der S tim m en, \2 821 gegen 12 602, welche seinem Gegner zufielen, und w ar somit als Abgeordneter gewählt, a ls welcher er an die Stelle des bisherigen Vertreters der S tadt, des der freisinnigen Parte i Angehörigen Land w irts M ark u s Pflüger in Lörrach, trat.
2 .
Über Lage und G ang der Industrie und des Pandels im allgemeinen verweisen w ir auf den eingehenden Jahresbericht der Pandelskam m er für die Kreise K arlsruhe und B a d e n , dem auch ein Teil der unten mitgeteilten Einzelheiten entnommen ist.
Über den Verbrauch der wichtigsten Artikel in unserer S tadt liegen folgende Angaben v o r :
\. Die Gesam teinfuhr von W ein betrug 4 0 fi25 pektoliter, die W einausfuhr stellte sich auf 120 pektoliter, mithin betrug der W einkonsum 40 505 pektoliter, das ergiebt bei einer mittleren Zahresbevölkerung von siO 660 Köpfen pro Kopf einen W ein verbrauch von 4 M 6 Liter.
2 . D as hier gebraute B ier betrug nach dem Faßgehalt ( = 80°/o von K e s s e l in h a l t ) ................................... 456 \ 19 Pektoliter
Dazu die E in fu h r: a. von den Brauereien des Landes . 15 7 7 1 „ b. von den N achbarstaaten (Bayern k . ) 18 805 „
Zusam m en 488 6si5 pektoliter
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Davon wurden ausg efü h rt: a. hier gebrautes B ier 256 596 Hekt. b. fremdes B ier . . 4 585 „
Zusam m en . . 241. f?9 Hektoliter
m ithin bleiben für den Verbrauch . . 247 5 f6 Hektoliter oder auf den Kopf 273 Liter
5. Die M ehleinfuhr betrug . . . . \0 555 200 K ilo die M e h l a u s f u h r ........................ l 463 925 „
bleiben für den hiesigen Verbrauch 8 89 l 275 Kilo oder pro Kopf 98,07 Kilo und nach Abzug des M ilitä rs
von etwa 5 000 Köpfen rund f04 Kilo. 4- Der Fleischverbrauch betrug 6 57 f 580 K ilo ; das ergiebt
pro Kopf 72,49 Kilo. 3 nx städtischen 5 ch I a ch t h 0 f wurden an G roßvieh geschlachtet:
V chsen K ü h e R i n d e r F a r r e n Z u s a m m e n Stück
*897 . . . . 3 809 2 6<*5 2 669 * 95 4 U 07 7 *898 . . . . 032 3 -*-*3 2 27 4 X 9"M ** 693
also *898 m e h r . . 223 798 — — 6 U 6 „ „ weniger — — 39 5 *0 — ■
A n K leinvieh wurden geschlachtet:
S c h w e in e K ä l b e r B ä m m e l 11.
Z i e g e n F e rk e l u . K itz le in
Z u s a m m e n
Stück
,8 9 7 . . . . 32 79ö *9 863 * 792 l 5<*7 55 998 *398 . . . . 27 5 -*8 *9 66* 2 *62 * 533 50 9 0 H
also *898 in e h r . . — — 3 7 0 — — „ „ w e n i g e r . 5 2'-*8 202 — *4 5 0 9 ^
Außerdem wurden Pferde geschlachtet. Dem städtischen V i e h Hof wurden im ganzen 48 9-38 Tiere
zugeführt (f 897 : 5 f 079) und zwar 7 506 Stück G roßvieh und 4 \ 652 Stück Kleinvieh.
3 m 3 ahre f 898 wurden 6 f5 L i e g e n s c h a f t e n verkauft. D arunter waren 50f Gebäude im W ert von 23 026 f 74 M a r k ; 242 Bauplätze mit einer Fläche von 24 Hektar 58 A r im Alert von 5 590 705 Alk., 59 Äcker mit einer Fläche von 7 Hektar 75 A r im W ert von 495 352 Alk., \ \ Stück sonstiges Gelände m it einer Fläche von 2 Hektar 15 A r im Alert von f 5 0 7 8 f Alk. Der Alert der 6 f5 Liegenschaften betrug im ganzen 27 2 4 5 0 f 2 Alk.
— w —
Ü ber die Geschäftslage der hiesigen Geld- und Kreditanstalten ist folgendes zu bemerken:
s. Der Geschäftsumsatz bei der K a r l s r u h e r R e i c h s b a n k - s t e l l e stellte sich in (Einnahme und A usgabe auf 45 443 600 2Tif. im Lom bardverkehr, 525 774 900 Alk. im gesamten Wechselver kehr , s 456 87 1 200 Alk. im G iro- und Anweisungsverkehr, 9 1 292 700 Alk. im Verkehr m it Reichs- und anderen S ta a ts kassen und auf 1 899 446 800 Alk. überhaupt.
2. Der Gesamtumsatz der B a d i s c h e n B a n k (in A lannheim, F iliale in K arlsruhe) betrug 2 668 797 951 Alk. 58 p fg .
5. Die Umsätze der R h e i n i s c h e n K r e d i t b a n k (h auptstelle in M a n n h e im , F ilialen in K arlsruhe u. a. (D.) beliefen sich — (Eingang und A usgang zusammengerechnet — auf 5 792 018 957 Alk. 78 p fg .
4 . Bei der s t ä d t i s c h e n S p a r k a s s e , deren (Einlagekapital am A nfang des J a h re s 1898 15 5(15 224 Alk. (10 P fg . betragen h a tte , wurden neu eingelegt 5 51(165-1 Alk. 22 P f g . , dagegen nu r 5 322 952 Alk. 77 P fg . zurückgezogen, also mehr eingelegt 191 681 Alk. (15 p fg . Durch diese m ehreinlage und die den (Einlegern am Schlüsse des J a h re s gutgeschriebenen Zinsen mit 4 58 1-17 Alk. -18 P fg . erhöhte sich das (Einlagekapital am Schluffe des B erichtsjahres auf 16 173 053 Alk. 55 P fg .
Bei der p f a n d l e i h k a s se betrugen die Darlehen auf F ah rn is pfänder am A nfang des J a h re s 13-1-192 Alk. Z m Laufe des Z ah res wurden neu dargeliehen 195 566 Alk., zurückbezahlt durch A uslösung 1552-19 A lk ., durch Versteigerung 15 52-1 Alk., erneuert wurden 2 653 Pfänder mit einem Darlehensbetrage von 4 2 23-1 Alk. Der gesamte Pfänderverkehr umfaßte 47 158 Stück (gegen 46 665 im J a h r e 1897). A m Schluffe des J a h re s betrug das in Pfändern angelegte K ap ita l 165 085 Alk., die Z ah l der in den M agazinen vorhandenen Pfänder 17 682 (gegen 16 169 (Ende 1897). Darlehen auf W ertpapierpfänder wurden während des J ahres 142 gegeben mit 6 4 8 9 6 Alk., erneuert wurden 205 m it 1 9 6 458 A lk ., zurückbezahlt 141 m it 9 2 6 9 1 Alk. Am Schluffe des Z ah res liefen 180 Darlehen im Betrage von 11 585 Alk.
5. B ei der s t ä d t i s c h e n S c h u l s p a r k a s s e gingen 517 (Einleger neu zu; 459 traten aus. Die Z a h l der (Einleger stieg
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demgemäß von 5 507 auf 5 585. D as E inlageguthaben ging, von 166 862 217F. 66 p fg . auf (58 5 ( 1 2T7f. 68 p fg . zurück.
D as reine Vermögen der Anstalt betrug am 5 f. Dezember 1898 204 217k. 79 p fg .
6. Die p r i v a t s p a r g e s e l l s c h a f t zählte am Schluffe des J a h re s 7 929 Einleger mit einem G uthaben von 8 028 554 217k. gegen 7 419 Einleger mit einem G uthaben von 7 450 922 217k. im Ja h re 1897. 2ffeueingelegt wurden \ 128 986 217k., zurück genommen 817 654 217k.
7. Der S p a r « u n d V o r s c h u ß v e r e i n 217ü h l b u r g hatte am 5 f . Dezember 1898 553 M itglieder m it einem G uthaben von 112 076 217k. Die Kasseneinnahme hattq. während des J a h r e s 2 186 <170 217k., der Reingewinn 16 155 217k. betragen. Den Reservefonds bildeten 62 591 217k., a ls Dividende wurden 7 217k. von hundert bezahlt.
8. Der V e r e i n s b a n k K a r l s r u h e gehörten am Schluffe des Berichtsjahres 7; 022 M itglieder an (1897: 5 645). Die G uthaben der Genossenschafter beliefen sich aus 1 481 186 217k. (1897: 1 422 554 217k.). Die Kasseneinnahme betrug 42 9 1 1 O89 217k. (1897: 58 469 142 217k.), der Reingewinn 147 465 217k. (1 8 9 7 : 150 567 217k.),der Reservefonds 517514 217k. (1897: 2 7 5 8 (8 217k.), a ls Dividende wurden 7 M k. von hundert bezahlt (1897 eben falls 7 217k.).
9- D as Gesamtvermögen der A l l g e m e i n e n V e r s o r g u n g s a n s t a l t im Großherzogtum B aden hat am Ende des Berichtsjahres die pöhe von 151 716 096 217k. 98 P fg . erreicht. Der Versicherungsbestand w ar 96 788 Versicherungen von 86 188 P e r sonen über 4 11 805 507 217k.; da derselbe Ende (897 92 501 Versicherungen von 82 566 Personen über 390 098 082 217k. betragen hatte, so ist ein reiner Zuw achs von 4 287 Versicherungen von 5 622 personen über 21 707 225 217k. zu verzeichnen.
I m Oktober verließ die Anstalt ihr altes langjähriges peiru am Ludwigsplatze und siedelte nach dein neuen Anstaltsgebäude vor dem M ühlburger T hor über. A us diesein A n laß fand am 19. des genannten M o n a ts eine Festfeier statt, an der das gesamte Personal, sowie Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden und zahlreiche Eingeladene teilnahmen. B a u ra t Professor Adolf
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G anser, nach dessen P länen und unter dessen Oberleitung der B a u in der kurzen Zeit von 28 M onaten erstanden w ar, übergab int Vestibül m it einer Ansprache das Gebäude dem Aufsichtsrate. Bei dem eigentlichen Festakte im Sitzungssaal begrüßte General arzt a. D. poffm ann als ältestes M itglied des Aufsichtsrates die Erschienenen und brachte ein poch auf den Kaiser und den G ro ß herzog aus, während der Anstaltsdirektor Geh. p o fra t D r. E lauß die eigentliche Weihefestrede hielt.
Z m 3 u li des Berichtsjahres wurde in unserer S tadt die F i r m a : „ O b e r r h e i n i s c h e E l e k t r i z i t ä t s w e r k e , Aktiengesell schaft K arlsruhe" gegründet. Gegenstand des Unternehmens ist jede A rt gewerblicher Erzeugung, Verwendung und Verwertung elektrischer Energie, sowohl innerhalb wie außerhalb des Weich bildes der S tad t W i e s l o c h , ferner der B a u , E rw erb und Betrieb aller zur vorteilhaften Ausnützung oder besseren Veräußerung elektrischer Energie dienlichen Anlagen und Betriebe, Perstellung von Einrichtungen zur Leitung und Verwendung des elektrischen S trom s, sowie der Vertrieb der dam it zusammenhängenden A pparate und Gebrauchsgegenstände, der E rw erb von Eoncessionen für Eisenbahnen m it elektrischem und anderem K raftbetriebe, sowie der B a u und der Betrieb solcher Eisenbahnen u. s. w. D as G rundkapital wurde auf eine M illion M ark festgesetzt.
Die im November m it einem G rundkapital von 4 M illionen gegründete „ B a d i s c h e F e u e r v e r s i c h e r u n g s b a n k in K a rls ruhe" hat zum Gegenstand des Unternehmens die Versicherung beweglicher und unbeweglicher Gegenstände gegen Feuer, Blitz und Explosionsschaden.
B ei der A n s t a l t f ü r A r b e i t s n a c h w e i s wurden im Berichtsjahre 25 f5s Gesuche eingeschrieben gegen sß 0 4 8 im Ja h re s89-7. Die Z a h l der eingetragenen Gesuche von Arbeitgebern betrug s0 s52 ; durch dieselben wurden s5 685 Arbeitskräfte ver lan g t; wirklich eingestellt wurden W 799 Arbeitnehmer gegen 9 9 \2 im vorhergehenden Zahre.
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5. Von den während des B erichtsjahres in unserer S tad t neu
entstandenen Vereinen nennen w ir hier eine „ ( O r t s g r u p p e d e s A l l d e u t s c h e n V e r b a n d e s " , welche, A nfangs November auf Anregung und unter thätiger M itw irkung des V ertrauensm annes des Alldeutschen V erbands, P riv a tm an n s O tto A m m on, ins Leben gerufen, gegen (Ende des J a h re s bereits an 200 M itgliedern zählte. Der „Alldeutsche V erband" erstrebt nach seinen Satzungen „die Belebung der deutsch-nationalen Gesinnung auf der ganzen E rde, E rhaltung deutscher A rt und Sitte in E u ro p a und über See und Zusammenfassung des gesamten Deutschtums" durch eine die N ation umfassende O rganisation .
A m Dezember konstituierte sich in Anwesenheit des Prinzen K arl von Baden und des kommandierenden G enerals des X IV . Armeekorps, Generaladjutanten v. B ülow , im großen R athaussaale unter dem Vorsitze des Präsidenten der Handelskammer der Kreise K arlsruhe und Baden, Geh. Kom m erzienrats K a rl August Schneider, ein „ B a d i s c h e s L a n d e s k o m i t e e d e s d e u t s c h e n F l o t t e n - v er e in s " . Zweck und Ziel des Flottenvereins ist, das Verständnis für die weltumfassende Bedeutung der deutschen Flotte in die weitesten Schichten unseres Volkes zu tragen. D as Protektorat über das Landeskomitee übernahm der Großherzog, den E hren vorsitz P rinz K arl. E s wurde ein geschäftssührender Ausschuß gebildet und Aufrufe zum B eitritt zu dem Vereine erlassen.
Die Feier seines zehnjährigen Bestehens beging das „ K o n s u l a t K a r l s r u h e d e r f r e i e n V e r e i n i g u n g d e r A l l g e m e i n e n R a d f a h r e r - U n i o n " am 15. M a i unter Beteiligung verschiedener ausw ärtigen Radfahrervereine durch ein Rennen am V orm ittag, einen Galapreiskorso am N achm ittag und ein S a a l- fest m it Preisverteilung am Abend im Kolosseum.
A uf ihrer Sängerfahrt durch Süddeutschland tra f die „ b j a r - m o n i e Z ü r i c h " am s8. M a i zu einem Besuche der „ L i e d e r h a l l e K a r l s r u h e " in unserer S tad t ein. A m Bahnhofe wurden die Schweizer Sänger von der Liederhalle m it dem Begrüßungschor „Eidgenossen, G ott zum G ru ß !" empfangen und von dem Präsidenten der Liederhalle, O berlandesgerichtsrat Roth-
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weiler, in kurzen W orten willkommen geheißen. D ann zogen sie unter V orantritt der Kapelle des Leibdragonerregiments zum Schlosse, wo der Großherzog sie am h aupteingang empfing und sich m it ihnen nach dem oberen G artensaale begab, chier trugen sie drei Chöre vor: „Schweizer P sa lm " von Zwyssig, „ I h r Berge, lebt w ohl!" von B runner und „Frühlingseinzug" von Jüngst, w oraus der Großherzog ihnen in herzlichen W orten seinen Dank für die ihm dargebrachte Huldigung aussprach und sie zu einem choch auf die Schweiz und das Schweizervolk aufforderte. Der. Abend vereinigte die M itglieder der Liederhalle mit ihren (Säften im kleinen S aale der Festhalle zu einem Festbankett, bei welchem O berlandesgerichtsrat R othw eiler, Oberbürgermeister Schnetzler, der Präsident der Harm onie, Oberstlieutenant Schneebeli, und der Präsident des Schweizer Sängerbundes B rand aus Basel Ansprachen hielten und Trinksprüche ausbrachten. A m M orgen des folgenden T ages verließen die fremden Gäste wieder die Stadt.
B ei einem Ende M a i in Kreuznach veranstalteten nationalen Gesangswettstreit errang der hiesige Gesangverein „B adenia" den ersten P r e is , einen silbernen Pokal und 600 M k. in G e ld , und bei dem engeren Wettstreit um den von Großherzog Friedrich von B aden gestifteten Ehrenpreis trug der Verein ebenfalls den Sieg davon. Unter den zahlreichen dein Vereine aus diesem A nlaß gewidmeten G ratu la tions- und Anerkennungsschreiben befand sich auch eine Adresse des K arlsruher S tadtrates. Dieselbe, von Zeichen lehrer D ittm ann künstlerisch ausgeführt, hatte folgenden W ortlau t:
„A n den hochverehrlichen Verein B adenia. Ulit großer Freude haben w ir von den ehrenden Auszeichnungen K enntnis
e rh a lten , die S ie in dem nationalen Gesangsw ettstreit zu Kreuznach sich er rungen haben, w i r beglückwünschen Sie herzlich zu diesem schönen Erfolge und sind stolz auf die rühmliche V ertretung, die K arlsruhe bei jenem W ettstreit in Ih re m Verein gefunden hat. m ögen Sie m it gleichbleibendem Eifer immer festhalten an I h r e n löblichen Bestrebungen zum ferneren fröhlichen Gedeihen I h r e s V erein s, zur Förderung der edlen Sangeskunst und zur ITIehrimg der künstlerischen R ufes unserer S tadt. K a r l s r u h e , den 3. J u n i z8 9 8 . D e r S t a d t r a t der kjaupt- und Residenzstadt K arlsruhe. S c h n e t z l e r , (Ober bürgermeister. S c h u m a c h e r , Ratschreiber."
m inisterialpräsident a. D. K. v. Grimm. Gest. 1898.
Nach einer Photographie von l). Graf in Berlin.
VI.
Leistungen des Gemeinstnns; Armen- und Krankenwesen.
t as s t äd t i s che B i e r o r d t s b a d w ar im Berichtsjahre bis zum 29 . M a i geöffnet; den Rest des Wahres w ar der Betrieb wegen des Um baues des B ades eingestellt. B is zu dem genannten Zeitpunkt wurden im ganzen 5 6H0 B äder (W annenbäder, russische D am pfbäder, Dampfdouchen) genommen und 893 Tageskarten für die A urabteilung gelöst. Die E innahm en aus öent Bade einschließlich der A urabteilung beliefen sich auf 6355 Ulk. 50 p fg .
I m S t a d t g a r t e n wurden für 27 329 Ulk. 90 P fg . T ages karten und für 22 52^ 21Tf. Abonnementskarten gelöst; I 897 für 2^ 9^2 Ulk. 9 P fg , und für 22 Ulk. 50 Pfg .). F ü r die Benützung der Sesselwage wurden 3 Jf82 A arten zu f0 P fg . au s gegeben, also eine E innahm e von 5 f 8 2Uk. 20 p fg . erzielt (gegen 55^ Ulk. 20 P fg . im vorhergehenden Ja h re ) . Der E rlö s aus der Gondelmiete belief sich auf 2 885 Ulk. 67 P fg . (f 897 3 3 f 2 Ulk. ^3 Pfg.), der aus der E isbahn auf | 660 Ulk. 80 P fg . (s897 2 5 ^ lklk. sO Pfg.), der aus den Netzballfpielplätzen auf 650 Ulk. (f897 ^80 Ulk.) und der aus der Cam era obscura auf 2^5 lklk. 20 P fg .
Der Stadtgarten und die F est H a l l e wurden in der her gebrachten Weife zu Konzerten, Abendunterhaltungen u. f. w. benützt, letztere auch wieder im F ebruar zu zwei großen M asken-
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ballen. Die Z a h l der Konzerte im Stadtgarten betrug 87 ; davon kamen 82 auf hiesige M ilitärkapellen (58 auf die Kapelle des Leibgrenadierregiments, \7 auf die Artilleriekapelle, auf die Kapelle des Infanterieregim ents N o. f 69 und 1(5 auf die des Leibdragonerregim ents), 5 auf fremde M ilitärkapelle t und 2 auf hiesige und fremde Civilkapellen. (Dgl. die Zusammenstellung im Statistischen Jahresbericht für (898 5 . 52 f.)
I m T i e r g a r t e n w aren im Berichtsjahre vorhanden:
52 Raubtiere (darunter 5 russische B ä re n , 2 M alayenbären und 5 Wölfe), (98 Nagetiere (darunter f Stachelschwein, 9 Aguti, 2 M urm eltiere und f chinesisches (Eichhörnchen), 5 Beuteltiere (H K änguruh und ( Kufu), 68 Huftiere (darunter 5 Edel- und 9 Damhirsche, 5 Axis- und 5 Schweinshirfche, (( Zebu, 5 Esel, \ Ponyhengst, 2 Renntiere, ^ M u fflo n , 2 Hirschziegenantilopen, 5 Heideschnucken, 1 Ziege mit vier Hörnern, 5 Kalmücken-Fett schwanzschafe, 2 indische Schafe und ^ L a m a ), 55 A ffen, 50 Raubvögel (darunter $ weißköpfige G eie r, 1 Heideadler, f See adler und \ Steinadler, 2 Kolkraben und ( C aracara), 2 Borsten gürteltiere, 58 Sittiche und Papageien, 160 Sing- und Ziervogel, 596 H ühner, 6 ( F asan en , f0 P fau en , 5 S trauße (darunter 5 P am pastrauße), f6ch T a u b e n , 15 W aldhühner, 57 G änse, 129 E n te n , 20 Schwäne (darunter 2 schwarzhalstge und 6 schwarze), 2 Pelikane, 27 Sumpfvögel (K raniche, Schnepfen, 2 Flamingo u. f. w .), 55 Reptilien ((Dttern, Schildkröten, verschiedene Echsen, S a lam an d er, Gecfoncn, C ham äleons u. s. w .) , sowie 180 ver schiedene Fische in A quarien.
A ls Anstiftung zu einer im J a h re f 896 von ihm gemachten Stiftung im Betrage von 20 000 M k. schenkte der Stadtverordnete M a le r W ilhelm K lose, dem die S tad t und verschiedene ihrer gemeinnützigen und wohlthätigen Anstalten schon manche reiche Zuwendung verdanken, im Berichtsjahre der Stadtgemeinde aber m als 20 000 M k., aus deren Zinsen bedürftigen, in der Behand lung eines Stadtarztes stehenden Kranken in dringenden Fällen sofortige Unterstützung gewährt werden soll.
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I n diesem Zusam m enhänge möge erw ähnt werden, daß im 21Iäi"5 des Berichtsjahres auf Veranlassung des S tad trates im Gange oberhalb des Treppenhauses im Rathause eine E h r e n t a f e l angebracht wurde, aus welcher die N am en derjenigen B ürger ausgezeichnet sind, die der S tad t größere Vermächtnisse oder Stiftungen zugewendet haben. Die Tafel ist aus Bronze und hat eine Länge von ( M eter 65 Tentimeter und eine Höhe von ( M eter 22 Tentimeter. Rechts vom Beschauer ist eine F rauen gestalt; oben stehen die W orte „Z u m ehrenden Gedächtnis edler Stifter" und darunter die N am en : ‘K am m errat Christoph Friedrich L i d e l l st (795, Geh. R a t Christoph C m anuel Z a u b e r f \827, Bankier Heinrich V i e r o r d t st 1(867, Hofbankier Georg 211 ü I I e r st (875, Stadtverordneter Bankier E duard K o e l l e st (8 8 ( , Z oll inspektor Eugen U l l r i c h st (8 8 6 , Geh. H ofrat D r. Ludwig S ch en k st ( 8 9 t , Fräulein Philippine G r o ß h o l z st (8 9 (, Professor Dr. Joseph D i e n g e r st ( 8 9 5 , P riv a tm an n H erm ann 2U 0 m b e r t st ( 8 9 5 , Geh. G berregierungsrat K arl S i e g e l s t ( 8 9 6 , G ra f W ilhelm von D o u g l a s , Stadtverordneter 2Ualer W ilhelm Kl os e , Stadtverordneter Brauereibesitzer K arl S c h re m p p , Kommerzienrat W ilhelm L o r e n z , K aufm ann M ichael H a m b u r g e r , Dr. August S c h m i e d e r. Die T afel ist modelliert von B ildhauer Fridolin Dietsche und gegossen von H. p e la rg u s in S tuttgart.
Der V e r e i n z u r B e l o h n u n g t r e u e r D i e n s t b o t e n zählte im Rechnungsjahr ( 897/98 59st M itglieder und besaß ein vermögen von 2st 955 M k. 87 P fg . Bei der Preisverteilung im 2Uai, welcher die Großherzogin beiwohnte, wurde an einen Dienst boten das silbervergoldete Ehrenkreuz für eine Dienstzeit von mehr als vierzig J a h re n , an fünf Dienstboten das silberne Ehrenkreuz für eine Dienstzeit von mehr a ls fünfundzwanzig J a h re n und an einen Dienstboten ein silbernes Kreuz für eine Dienstzeit von drei undzwanzig J a h re n verliehen. Außerdem erhielten 2st Dienstboten Belobungen, 59 erste Belohnungen, (st zweite, 9 dritte, 6 vierte
und 5 fünfte. Der K a t h o l i s c h e D i e n s t b o t e n v e r e i n erteilte im Berichts
jahre Belobungen an (0 Dienstboten, p räm iie rt wurden 7 Dienst- 4*
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boten mit einer Dienstzeit von vier bis fünf Ja h re n , 26 m it einer solchen von fünf bis zehn J a h r e n , 5 m it einer von zehn bis fünfzehn, 6 m it einer von fünfzehn bis zwanzig, mit einer von zwanzig bis dreißig und einer m it einer Dienstzeit von fünfund- dreißig J a h re n .
Bei der A l l g e m e i n e n V o l k s b i b l i o t h e k d e s K a r l s - r u h e r M ä n n e r h i l f s v e r e i n s find im J a h re f898 5 f6 Besucher neu zugegangen ( f8 9 7 : ^ 7 3 , nicht wie Chronik für l897 5. 6ij angegeben ist, öO'H. I m ganzen wurden 27 (32 B ände an ( ^90 Personen ausgeliehen. Der Vermögensstand betrug am 5 f. Dezember ^898 \2 l 15 ZT£f. f 7 p fg . Unter den E innahm en (2 766 M k. f 6 Pfg.) befanden sich wiederum 500 M k. von der Stadtgemeinde K arlsruhe, welche auch wieder den Bücher- faa l m it Heizung und Beleuchtung unentgeltlich überlassen hat.
Die von dem B a d i s c h e n F r a u e n v e r e i n unterhaltene V o l k s b i b l i o t h e k versandte während des J a h re s insgesamt 9 ^ 0 8 B ände nach ausw ärts . Die Bibliothek um faßte am Ende des J a h re s 7 3 f2 Bände.
Über die Frequenz der K l e i n k i n d e r b e w a h r a n s t a l t e n (Kleinkinderschulen) in unserer S tad t liegen folgende M itteilungen vor. E s hatten im J a h re f 898 in p flege:
die Kleinkinderbewahranstalt 690 Kinder, von denen f05 im M utterhause (Erbprinzenstraße N o. \ 2 ) ’ 255 im Luifenhaus, 62 im Anstaltsgebäude in der Sophienstraße (No. 52), • 67 im Hilda haus (Scheffelstraße N o. 57), 6^ im Haufe in der Kapellenstraße (No. tfO, feit J u l i f 8 9 8 ; bis dahin W aldhornstraße No. 57), 85 in demjenigen in der Durlacher Allee (No. 3 6 , feit f. April f 8 9 8 ; bis dahin Lachnerstraße N o. 8) und ö'f in dem Haufe in der Augustastraße (N o. 3) untergebracht w a ren ;
die (katholischen) Kleinkinderbewahranstalten in der Stein straße (N o. 29) 3 2 0 , in der Sophienstraße (No. \7) 2<f0 und in der Luisenstraße (No. 29) etwa 220 ;
die Kleinkinderfchule am Schwimmschulweg (No. 6) durch schnittlich 80— 9 0 ;
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die Kleinkinderbewahranstalt im , S t. Franziskushaus (Grenz- straße N o. 7) durchschnittlich 50— 70 ;
die evangelische Kleinkinderbewahranstalt im Stadtteil Ncühl- burg (M arktstraße No. ( 6) durchschnittlich (2 H und
die von Niederbronner Schwestern geleitete katholische Klein« kinderschule im Stadtteil N lühlburg (Rheinstraße N o. 13) durch schnittlich 90— ( ( 0 .
2. Krmrnwesen.
(Armenpflege und IDohlthätigkeit.)
Der s t ä d t i s ch e A u s w a n d sür die A r m e n - und K r a n k e n p f l e g e betrug im Z a h r (898 2Hs 8 (8 N if. oder 6,9 Prozent des gesamten städtischen Aufwandes.
F ü r Enthebung von Neujahrsbesuchen und von Absendung von K arten wurden 2 26( N if. in den U)ohlthätigkeitsfonds ein bezahlt.
Don dem städtischen A rm enrat wurden insgesam t 2 500 P e r sonen unterstützt, ebensoviel a ls im vorhergehenden Ja h re .
Die Z a h l der Kinder, deren Unterbringung zum Zwecke der Zwangserziehung in einer Erziehungs- bezw. Besserungsanstalt oder in einer Fam ilie auf Erkenntnis des großherzoglichen A m ts gerichts erfolgte, betrug (0 9 .
Z n der von der Abteilung II des badischen Frauenvereins (für Kinderpflege) unterhaltenen „ K r i p p e " im Luisenhaus wurden im Durchschnitt täglich 35 Kinder verpflegt, in der im H ildahaus durchschnittlich täglich 20. Die Z a h l der Derpflegungstage belief sich in den beiden Krippen auf 9 506, bezw. 5 722. Neu aufge nommen wurden 8 5 , bezw. HO Kinder. Der Aufw and betrug für die Krippe im Luisenhaus 5 (Os NIk. 72 P fg „ für diejenige im H ildahaus 3 (53 NIk. 66 P fg . Z m Anschluß an die Krippe im H ildahaus wurde auf Anregung der Großherzogin der Der- such einer Heilstätte für rachitische Kinder gemacht, in welcher im ganzen 7 Kinder Aufnahm e fanden.
Von der Abteilung IV des badischen Frauenvereins (für Armenpflege und W ohlthätigfeit) hat der S o p h i e n - F r a u e n v e r e i n im Berichtsjahre an Unterstützungen gewährt Geld, ZUilch, Fleisch und dergl. im Betrage von 654 U lf., K ohlen' im Werte von 82 s Ulk. 90 P fg ., 2 570 Laib B rod zum Preise von 874 U lf. 82 P fg . und \ P 4 Portionen Essen aus deu Volfsfüchen zu 198 U lf. 25 P fg . Außerdem wurden auf Veraulaffung des Vereins 57 Kinder für je vier Wochen in das Solbad D ürrheim aufgenommen. Der A ufw and für dieselben betrug 2 702 U lf. \5 P fg .; zu dessen Deckung steuerten die Stadtgemeinde einen B eitrag von 400 U lf. und der Elisabethenverein einen solchen von 600 U lf. bei.
Von dem E l i s a b e t h e n v e r e i n wurden an arme K ranfe 96 s G aben an G eld, W ein, Fleisch, Suppen und Kohlen ausge teilt und außerdem 5 220 Portionen Essen aus der Volfsfüche angewiesen. A n Wöchnerinnen wurden \72 Speiseförbe und s60 Pfund Fleisch verteilt; außerdem wurden denselben Pflege, durch die bestellten Pflegerinnen, Kleidungsstücke, Kostgaben und der gleichen zugewendet.
Die drei V o l f s f ü c h e n haben zusammen 418 428 Portionen abgegeben, und zwar die Küche im Luisenhaus 2 5 9 0 5 5 , die in der Ritterstraße 79 954; und diejenige im fchlbahaus 99 W -
3 n der Ko c h s c h u l e des b a d i s c h e n F r a u e n v e r e i n s wurden wiederum 5 Unterrichtsfurse vou einer D auer von je 75 Tagen abgehalten. Die Z a h l der Teilnehmerinnen an allen Kursen betrug zusammen 75. Von diesen gehörten 54 K a rls ru h e , 54: dem übrigen B aden und 5 dem übrigen Deutschland an.
Abendfochfurse für Arbeiterinnen fanden 9 von je zehn wöchentlicher D auer statt. Dieselben wurden von zusammen 405 Teilnehmerinnen besucht.
F ü r das von dem badischen Frauenverein im G ftober s897 eröffnete „ k ) e i m f ü r G e s c h ä f t s g e h i l f i n n e n " (vergl. Thronif für f 897 5 . 67) wurde im Berichtsjahre ein eigenes Gebäude in der W itte der S tad t (Blumenstraße N o. j5) erworben. Neben dem schon bestehenden „ A r b e i t e r i n n e n h e i m " in der Leopold
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straße N o. 29) wurde ein weiteres in der Bahnhofstraße (No. 4) ins Leben gerufen.
Die im S t . F r a n z i s k u s h a u s (Grenzstraße N o. 7) befind liche K o c h s c h u l e zählte durchschnittlich 26 Zöglinge, die N äh- schule durchschnittlich 20 Schülerinnen. D as im gleichen Haufe untergebrachte Dienstbotenheim beherbergte vorübergehend 1(86 weibliche Dienstboten. Bei der Dienststellenvermittlung des Hauses gingen 469 Anfragen von Herrschaften ein, von welchen (41 befriedigt werden konnten.
Die K a r l - F r i e d r i c h - , L e o p o l d - u n d S o p h i e n s t i f t u n g (pfründnerhaus) zählte am Ende des J a h re s (898 58 Pfründner erster Klaffe und 65 P fründner zweiter Klaffe. Die (Einnahmen der Anstalt bestanden aus 74 054 M k. 3 p fg . laufenden (Ein nahmen und 5 002 Blk. 76 p fg . Grundstockseinnahmen; ihnen standen 76 448 N if. 56 p fg . A usgaben gegenüber.
Der V e r e i n g e g e n H a u s - u n d S t r a ß e n b e t t e l hat im Berichtsjahre 5 259 Personen unterstützt, 3 t mehr a ls im vor hergehenden Ja h re . Wegen fehlender oder sonst ungenügender Legitimation wurde niemand mehr abgewiesen, dagegen erhielten 70 Personen nur Nachtlager auf einer Pritsche, weil sie dringend verdächtig waren, gar nicht arbeiten zu wollen.
A uf die einzelnen N ionate verteilten sich die Unterstützten wie fo lg t:
J a n u a r 747 Personen J u l i . . 556 Personen Februar 560 „ August . 308 „ M ärz . 360 „ September 5fi4 „ A pril . 53 ( „ (Oktober . 454 „ M a i . 277 „ November 554 „ J u n i . 304 „ Dezember . 654 „
Der Heimat nach waren ( 258 aus P reußen , 9 (9 aus Bayern, 757 aus B aden, 655 aus W ürttemberg, 446 aus Sachsen, 44( aus (Österreich, 234 aus der Schweiz und 554 au s verschiedenen anderen Ländern.
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Der Beschäftigung nach waren \20 Schuhmacher, s49 Schreiner, 225 Bäcker, 5 s2 Schneider, 570 Schlosser; die übrigen gehörten den verschiedensten anderen Gewerben an.
W ie seither w ar unter den Unterstützten das jüngere Lebens alter (s6— 25 Ja h re ) überwiegend vertreten. Entsprechend einem Übereinkommen m it der Anstalt für Arbeitsnachweis wurden nur solche Personen unterstützt, welche vorher um Arbeit nachgesucht hatten und hierüber Bescheinigung vorlegten.
Wegen Mittellosigkeit und Krankheit erhielten 5s Personen Unterstützung durch G ew ährung von Eisenbahnsahrkarten.
Die Z a h l der M itglieder des Vereins betrug am Schluffe des J a h re s 2ft2 gegen 302 am Schluffe des J a h re s s897.
Die p e r b e r g e z u r H e i m a t gewährte vom s. November s897 bis zum gleichen T age des J a h re s s898 25 02 s Personen Unterkunft; 2537 Personen übernachteten in dem mit der perberge verbundenen G asthaus und 275 Personen wohnten als Pensionäre längere Zeit daselbst. A n 8 9^6 Personen wurde Mittagessen zum Preise von ^0 p fg ., an s s 605 solches zu 50 p fg . und an 395 s solches zu 70 p fg . verabreicht. Die gesamten E innahm en der A n stalt betrugen 98 2$ s MF. 72 p f g . , die Ausgaben 97 985 M i 7H P fg . D as Reinvermögen betrug am s. November s898 6^ 253 M i \8 p fg .
Der M ä n n e r - V i n c e n t i u s - V e r e i n K a r l s r u h e (St. S tephan- und Liebfrauen-c onferenz) zählte im Berichtsjahre 5 s aktive und 70$ passive M itglieder, sowie ein Ehrenmitglied. Die E innahm en des Vereins beliefen sich auf 7 056 M i 60 p fg ., die A usgaben auf 6 5 7 0 M i 5 p fg . In sg esam t wurden s77 Fam ilien m it 699 Köpfen unterstützt; außerdem trug der Verein zur U nterhaltung einer Anzahl von Kindern bei, welche in katholischen Anstalten untergebracht sind.
3. K rankenwesen. I m städtischen K rankenhaus wurden im J a h r s898 5 694
Kranke verpflegt (s897 : 5 757); die Z a h l der Verpflegungstage belief sich auf 77 0^0 (s8 9 7 : 75 2 -sp .
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A m ersten eines jeden M o n a ts w ar der Krankenstand folgender:
Z a h l der Kranken Z ah l der Kranken V J a n u a r 1 9 0 J u l i 477 V Februar 2 5 4 V August 4 8 2 V M ärz 2 5 6 September 20 \
A pril 224 s. Gktober 4 9 5 V M a i 204 4. November 2 1 4 V J u n i 488 \. Dezember 2 5 2 Der höchste Krankenstand w ar in den einzelnen M onaten
folgender: Z ah l der Kranken Z ah l der Kranken
2 6 . J a n u a r 2 5 6 H . J u l i 496 6. F ebruar 2 6 5 5 0 . August 498 4- M ärz 2 5 9 9 . September 240 7 . A pril 2 5 8 5 0 . Gktober 245 9 . M a i 2 2 5 29 . November 240 8 . J u n i 2 0 8 4 . Dezember 2 5 0
Der niederste Krankenstand w ar folgender: Z ah l der Kranken Z ah l der Kranken
2 . J a n u a r W 5 . J u l i 4 7 0 2 5 . Februar 254: 45 . August 464 2 \ . M ärz 2 \ 3 2 7 . September 490 5 0 . A pril 204 44. Gktober 485 5 V M a i 4 8 8 45. November 2 0 7 2 6 . J u n i m 49. Dezember 492
Die Z ah l der Konsultationen der S t a d t ä r z t e belief sich im J a h r \ 8si8 auf 57 0 9 4 , diejenige ihrer Hausbesuche auf \2 5{2 . Die Z ah l der Konsultationen des H e i l g e h i l f e n betrug 45 740, die feiner Hausbesuche 520.
3 m L u d w i g - W i l h e l m - K r a n k e n h e i n r wurden in s gesamt { {77 Personen verpflegt (444 in der gynäkologischen A b teilung, 525 in der Augenabteilung und 245 im Wöchnerinnen asyl). Die Z a h l der Verpflegungstage betrug in der gynäkolo gischen Abteilung 7 425, in der Augenabteilung fl 508 und im Wöchnerinnenasyl 2 5 4 7 ; \5 506 Verpflegungstage entfielen auf
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Erwachsene (ohne Wöchnerinnen), 3 557 auf Kinder (ohne die im Asyl neugeborenen), privatpflege wurde in 5 s66 Pflegetagen geleistet.
Die e v a n g e l i s c h e D i a k o n i s s e n a n s t a l t zählte am September \898 \62 Diakonissen, 7^ Probeschwestern und 5
Vorprobeschwestern. I n den Krankenhäusern und den Spitälern der S tad t und auf den Stationen wurden in der Zeit vom V Sep tember s897 bis V September s898 H 6s8 Kranke und 8^ P fründner verpflegt. P r iv a t- und Armenpflege wurde an sOH6 s Personen geleistet. Die M arthaherberge beherbergte s 5 sO Dienst mädchen; ^0 9 0 Herrschaften suchten Dienstmädchen, 2 280 Dienst mädchen suchten Stellen, \ 6^7 Dienstmädchen erhielten Stellen. I n der M arthaschule waren am s. September s 898 20 Schülerinnen. I m M arth ah e im wohnten 8 Pensionärinnen, 7 Damen nahmen in demselben vorübergehend Aufenthalt.
I n dem S t . V i n c e n t i u s h a u s wurden im J a h re s898 992 Kranke in 25 s00 Verpflegungstagen verpflegt.
Die durchschnittliche Z ah l der M itglieder aller der städtischen Arbeiterversicherungskommission unterstellten K r a n k e n k a s s e n der S tad t (5 Mrtskrankenkassen, j Innungskrankenkasse und \7 Be- triebs-(Fabrik-)Krankenkassen) betrug im Berichtsjahre 26 628. Die A usgaben der Kassen beliefen sich auf 6 ss 9jl9 M k. 80 Pfg., ihre E innahm en auf 689 99 l M k. 59 p fg . — Über alle weiteren Einzelheiten vgl. m an die „Beiträge zur Statistik der S tad t K a rls ruhe, herausgegeben , vom Statistischen A m t, N o. 6 : Kranken kassenstatistik für s898."
Geistlicher Rat I . Benz. Gest. 1898.
(ZU S . 97 .)
Nach einer Photographie von Th. Schuhmann u. Sohn in Karlsruhe.
VII.
Versammlungen, Feierlichkeiten und Festlich keiten, Ausstellungen und Sehenswürdigkeiten.
V 111 s6 . J a n u a r hielt die „ D e u t s c h e V o l k s P a r t e i i n
B a d e n " im G asthaus zum goldenen Adler einen P a r teitag a b , den ersten seit ihrer T rennung von der freisinnigen Partei, und nach dem konstituierenden T age von (Dsfenburg. Den Vorsitz führte Rechtsanwalt (D. M user von G ffenburg ; a ls Redner traten u. a. auf der Vorsitzende des weiteren Ausschusses der P arte i, Landtagsabgeordneter Professor D r. A . Heimburger aus K arlsruhe, und Leopold Bonnemann aus Frankfurt a. M .
A m 27. F eb ruar tagte in der W irtschaft zur deutschen (Eiche die „ Z w e i t e K o n f e r e n z d e r s o z i a l d e m o k r a t i s c h e n B ü r g e r a u s s c h u ß m i t g l i e d e r B a d e n s " , welche von etwa sechzig Teilnehmern aus K arlsruhe, Pforzheim, M annheim , Laden burg, Königsbach und Neckarau besucht w ar. Zweck der Ver sammlung w ar die Stellungnahm e zu der Revision der Städte- ordnung.
Unter dem Vorsitze des Landtagsabgeordneten G konom ierat A. Schmid aus Tauberbischofsheim fand am 9 . M a i im S aale des Weißen B ären die \ G e n e r a l v e r s a m m l u n g d e r l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n K r e d i t g e n o s s e n s c h a f t e n B a d e n s statt, an welcher u. a. M inisterialrat K rem s und Geh. R egierungsrat
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M ärk lin a ls Vertreter der großherzoglichen Regierung, der P räsi dent des landwirtschaftlichen Vereins, Landtagsabgeordneter P . Klein au s M ertheim, der Direktor des landwirtschaftlichen Aonsumver- bandes, Kommerzienrat F . Reiß, und a ls Vertreter der rheinischen Hypothekenbank in ZHaimheim Geh. H ofrat Dr. Hecht aus M an n - Heini teilnahmen. Von den \7 6 Vereinen des Verbandes, welche etw a 25 000 M itglieder zählen, waren {32 vertreten.
A m folgenden T age fand unter dem Vorsitze des Kom m er zienrats Reiß der l 5. V e r b a n d t a g d e r l a n d w i r t s c h a f t l i chen K o n s u m v e r e i n e B a d e n s statt.
A m 28. und 29 . J u n i hielt der w i s s e n s c h a f t l i c h e P r e d i g e r v e r e i n B a d e n s im S aale des Meißen B ären seine 5 ^ . H auptversam m lung ab und
am 50. des gleichen M o n a ts im S aale des Prinzessin - M il- H elm -Stifts der 780 ordentliche und außerordentliche Mitglieder zählende V e r e i n b a d i s c h e r L e h r e r i n n e n seine s t . General versam m lung. Über die au s diesem Anlasse gehaltenen Vorträge vgl. inan K apitel XI.
A m 9 . August tagte im großen R athaussaale der L a n d e s n u s s c h u ß d e r b a d i s c h e n G e w e r b e v e r e i n e unter dem Vorsitz seines Präsidenten des P riv a tm an n s R . Vstertag aus K arlsruhe. Die Verhandlungen betrafen die N euorganisation der Gewerbe vereine und die Stellungnahm e zu den Innungsbestrebungen, die W ahlen zu den Handwerkskammern und das neue Norm alstatut der Gewerbevereine. Über letzteres hielt Geh. M berregierungsrat B ra u n einen einleitenden V ortrag . A ußer demselben waren auch G eh. R a t G . v. Stösser und Bürgermeister K räm er bei den Ver handlungen zugegen.
A m 26. und 27. August hielt der V e r b a n d d e r a l l g e m e i n e n d e u t s c h e n l a n d w i r t s c h a f t l i c h e n G e n o s s e n s c h a f t e n im kleinen S aale der Festhalle seinen {%. Verbandstag ab . Derselbe w ar von ungefähr 500 Personen besucht. Die badische, die hessische und die württembergische Regierung hatten Vertreter entsandt, ebenso die deutsch-österreichischen Genossen schaften und die französischen landwirtschaftlichen Genossenschaften; auch w ar der Vorsitzende des internationalen Genoffenschaftsver
bandes, Präsident Henry W ulff au s London, erschienen. Der P räsi dent des M inisterium s des In n e rn Geh. R a t Eisenlohr, der zum Ehrenpräsidenten der V ersam m lung ernannt worden w ar, begrüßte die Teilnehmer an derselben im N am en der großherzoglichen Regierung, Bürgermeister K räm er überbrachte den W illkommen gruß der S tad t. Den Vorsitz bei den Verhandlungen führten abwechselnd Okonom ierat Schmid au s Tauberbischofsheim, Okono- m ierat D r. Hillmann aus Mecklenburg und der Verbandsdirektor der pfälzischen Genossenschaften, Rechtsanwalt Bangartz aus Lan dau. Den Jahresbericht erstattete Geh. R egierungsrat H aas au s Offenbach, der A nw alt des Verbandes. Nach demselben belief sich die Z ah l aller eingetragenen Genossenschaften in Deutschland im Berichtsjahre auf s5 60 0 , die der landwirtschaftlichen allein auf I { 85^. Vorträge hielten Verbandssekretär p h . Riehm au s K arlsruhe über die Entwicklung des landwirtschaftlichen Genossen schaftswesens in Baden und Kreiswanderlehrer Höcker aus Radolfzell über die Bedeutung der Winzergenossenschaften, insbesondere für Baden. Ferner berichteten Direktor Biernatzki au s Kiel über die Frage der Anstellung eines Generalrevisors für die Tentralkaffe des allgemeinen Verbandes, D r. H illm ann nam ens des V erbands direktors v. Blankenburg in Pom m ern über die O rgan isation des Butterabsatzes in Deutschland, Verbandsdirektor P asto r O ls - hauscn aus M assel in Schlesien über den A n trag auf Abfassung einer Geschichte des landwirtschaftlichen Genossenschaftswesens, Generalsekretär D r. R abe aus Halle über die Grundsätze der Kreditgewährung an Kornhausgenossenschaften, Landgerichtsrat D r. Meifel aus Darm stadt über die F rag e , wie ist der m it E in führung des bürgerlichen Gesetzbuches drohenden Entrechtung der in Vereinsform bestehenden sogenannten „freien Genossenschaften" am wirksamsten zu begegnen?, Geschäftsführer Dettweiler aus Gießhübel über die Lage des Thomasmehlgeschäfts, ZITayer aus B reslau über die Grundsätze einer gleichmäßigen Nmsatzberechnung und endlich O konom ierat D r. Havenstein aus B onn über die Möglichkeit einer einheitlichen technischen und kaufmännischen Buch führung für Genossenschaften, speziell für Molkereien.
A n den Kaiser und an den Großherzog wurden H uldigungs telegramme abgesandt. Nach Schluß der Verhandlungen am
zweiten Verhandlungstage fand im großen Saale der Eintracht ein Festmahl statt; für den Abend hatte die S tadt ein Gartenfest im Stadtgarten veranstaltet. A m 28. unternahmen die Teilnehmer Ausstüge nach B aden und nach Triberg.
Der 22 \ Vereine m it über ^ 000 ordentlichen und 5 000 außerordentlichen M itgliedern umfassende V e r b a n d de r k a t h o l i s chen A r b e i t e r v e r e i n e Süddeutschlands hielt unter dem Vorsitze des D om kapitulars D r. G utm ann aus Freiburg am 2ß. und 50. August im Saale des Kaffees Nowack seinen V III. Dele giertentag ab. Hauptgegenstand der Beratungen w ar das T hem a: „ W a s können S taa t, Gemeinde, die Arbeitgeber und die Arbeiter selbst zur Schaffung eines gesunden, leistungsfähigen Arbeiterstandes beitragen und w as ist auf diesem Gebiete schon geschehen?" Zu diesen Fragen sprachen Landtagsabgeordneter Eckart aus S tu tt gart, Redakteur Schmidt aus M ünchen und Redakteur Erzberger aus S tu ttg a rt; auch wurden verschiedene auf diese Fragen bezüg liche Resolutionen gefaßt. A ls Vertreter der großherzoglichen Regierung wohnte Geh. G berregierungsrat Freiherr v. B odm an, a ls Vertreter der S tad t S tad tra t W illiard den Verhandlungen an. B ei einer am Abend des 28. zu Ehren der Delegierten und der geladenen Gäste veranstalteten Begrüßungsfeier im Kolosseum wurden Telegramme an den Großherzog, den neuerwählten Erzbischof D r. N örber und den Weihbischof D r. Knecht in Frei burg abgcsandt.
A m 1^. November tagte im großen R athaussaale die Haupt- Versammlung des L a n d e s a u s s c h u f s e s d e r B a d i s c h e n M ä n n e r h i l f s v e r e i n e unter dem Vorsitze des (Obersten z. D. Stiefbold. Dieser selbst berichtete über die Aufgaben und Ziele der M ännerhilfsvereine nnd über die Friedensthätigkeit der freiwilligen Sanitätskolonnen, während Hofapotheker Ströbe einen V ortrag über die Thätigkeit der Delegierten der freiwilligen Krankenpflege hielt.
A m fst. November hielt der V e r e i n b a d i s c h e r T i e r ä r z t e im Hotel zum Erbprinzen seine 52. ordentliche Generalversammlung a b , der M inisterialrat D r. K rem s und Regicrungsrat Hafner beiwohnten.
Der im Z ahrs (Sß'f gegründete V e r b a n d d e r V e r w a l t u n g s b e a m t e n d e r M r t s k r a n k e n k a f f e n u n d B e r u f s -
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gen o f f e n D e u t s c h l a n d s hatte am 50. November im G asthaus zum meisten B ären eine Zusammenkunft. Bei derselben wurde die (Errichtung einer Bezirksgruppe für das G roßherzogtum Baden beschlossen und zu deren Vorsitzenden K ontrolleur A. See- m ann aus K arlsruhe gewählt.
2 . Der G eburtstag des K a i s e r s und derjenige des G r o ß -
h e r z o g s wurden im Berichtsjahre in der hergebrachten Weise festlich begangen. Die Häuser der S tad t w aren beflaggt. F rüh morgens ertönte Glockengeläute und der Donner von sOf K anonen schüssen. Z n t Lause des v o rm ittag s fanden Festgottesdienste in den Kirchen sta tt; am N achm ittag folgten verschiedene Festessen, am Abend Bankette. Bei dem Festessen, welches die Spitzen der T ivil- und M ilitärbehörden im M useum vereinigte, hielt jeweils Staatsm inister D r. Nokk die Festrede. Dieselbe lautete an K aisers geburtstag folgenderm aßen:
„hochansehnliche Festversam m lung! h e u te , da w ir m utigen uud - zukunftsfrohen Herzens das .Geburtsfest
des Kaisers feiern, dem wir Treue halten werden allezeit, senkt sich das alte M ort P in d a rs in unsere Seele: „Steil gehen der Vollendung P fade".
Nicht leicht geworden ist unserem kaiserlichen H errn des Reiches F ührung . Die glanzvollen J a h re w aren vorübergerauscht; nach den tragischen neunzig Tagen des kaiserlichen Dulders hatte der graue W erktag m it seinen schweren Aufgaben und den harten Gegensätzen der In teressen Licht und Freude ver hüllt. M anchmal riefen w ir m it dem D ichter: „Nicht im Laub und auf den B äum en, in den Herzen m uß es keimen, w enn es besser werden soll." Aber vorw ärts ging es doch im zähen R ingen. Der Deutsche hatte das unschätzbare Bewußtsein wieder erlangt, das Glied eines großen Volkes zu sein. M o auch auf Erden er sein Mesen und seine K raft entfaltete, fühlte er über sich seines V aterlandes schützende Hand. Die W elt sah deutsche Arbeit wachsen und gedeihen uud unser K a u fm an n , der noch zu den Z eiten der Renaissance im eigenen Hause zu L ondon, im Stahlhofe, saß und seine S ä le von ho lbein schmücken ließ, er um spannt wieder die E rde m it seinem Schaffen und W agen.
Uber all' diesem w erdenden wacht in treuer Sorge der Kaiser. D as deutsche Reich ist ein Reich des Rechts und des Friedens. Aber Deutsch land will all' seinen K indern ein menschenwürdiges Dasein sichern und braucht freie B ahn , w i r dürfen diesen „Platz an der Sonne" auch fordern, denn wo immer w ir auftreten, soll die K u ltu r ihren E inzug halten und die milde S itte des V aterlandes. W ir wollen m it den Völkern d e r 'E rd e G ü te r tauschen und
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die Schätze des G eistes, die w ir heilig behütet haben, auch in den trübsten Tagen. D as in Freiheit geeinte deutsche Volk wird seiner großen Aufgabe, ein Rüstzeug der Livilisation zu sein, gerecht werden, es wird alle Müdigkeit abschütteln und sich des Wortes von Fischart erinnern: „Unverdrossen und allgemach werden verricht' die schwersten Sach."
voran geht uns der willenskräftige Kaiser, den kein grämlicher Geist, kein scharfes Streiten schreckt, der jede Trägheit und allen Widerstand über windet mit den einfach großen M itteln treuer Arbeit und weisen Maßhaltens. Rufen Sie mit mir in freudiger Begeisterung: Der Deutsche Herrscher „stolz im Denken, stark im Thun" S e i n e M a j e s t ä t K a i s e r w i l h e l i n II. l e b e hoch, hoch, hoch!"
Der kommandierende G eneral des XIV. Armeekorps, General- ad ju tan t des K aisers von B ülow feierte im Anschluß daran den Großherzog in folgender Ansprache :
„Meine Herren! I n Ehrerbietung und treuer Hingebung haben wir unseres kaiserlichen
Herrn gedacht, der in seiner erhabenen Person das geeinte Vaterland verkörpert. Lassen Sie uns nun dem guten alten Brauche folgend, in gleicher Ehrerbietung und mit warmem Herzen die Blicke erheben zu dem edlen deutschen Mann auf dem Throne, der einst einer der thätigsten und erfolgreichsten Mitbegründer der Einheit unseres Volkes w ar und der nunmehr unseres Kaisers treuester Freund und Bundesgenosse, sein uneigennützigster Ratgeber, der des Reiches festeste Stütze ist.
I n wenigen M onaten werden es 46 Ja h re fein, daß G r o ß h e r z o g F r i e d r i c h mit W eisheit, Gerechtigkeit und M ilde, mit nie rastender und immer gleicher Pflichttreue und Freudigkeit die Geschicke seines angestammten Landes leitet. Das Geschlecht, welches zur Zeit seiner Thronbesteigung lebte, ist zum weitaus größten Teile dahingegangen und selbst d ie , die als Jü n g linge dem Prinz-Regenten von Z852 hoffnungsvoll zujubelten, tragen heute den Schriee des Alters auf den Häuptern.
Meine Herren! W enn schon die Fürstenwürde an sich Ehrfurcht gebietet, wenn das hohe Alter als solches ein natürliches Anrecht auf Ehrerbietung besitzt, — e i n e Empfindung gibt e s , die muß e r w o r b e n werden, wenn sie in den Herzen Wurzel fassen, gut verankert sein soll, das ist die L i e b e . Diese Liebe, G r o ß h er z og F r i e d r i c h besitzt sie in einem Maße, wie es wohl wenigen Fürsten vergönnt ist, er besitzt sie, weil er sie erworben hat, und viele Länder dürfen unser gesegnetes badisches Land beneiden wegen des schönen, reinen, ungetrübten Verhältnisses zwischen Fürst und Volk. W ir aber wollen zu G ott hoffen, daß es unserem Großherzoge noch lange Ja h re vergönnt sein möge, sich neben der allgemeinen Ehrerbietung der Liebe seines Volkes zu erfreuen, an der Seite seiner edlen G em ahlin, der Tochter unseres großen Kaisers. Meine Herren! Seine Königliche Hoheit G r o ß h e r z o g F r i e d r i c h hoch! h o c h ! ho c h ! "
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Die Festrede des S taatsm iniftcrs D r. Nokk bei der Feier des G eburtstages des Großherzogs hatte folgenden W o rtla u t:
„kfochansehnliche Festversam m lung!
Weiser M änner, die u ns w o h lth a ten spenden, sollen w ir an jedem T ag in dankbarer Verehrung gedenken, Heute feiern w ir einm ütigen S in n es das G eburtsfest des Fürsten, der nach dem schönen W ort des amerikanischen Denkers die edelste W eisheit in sich trä g t: die W eisheit der Menschenliebe.
L in langes, köstliches Leben liegt h inter unserem erhabenen Landesherrn. L r ha t in der T h a t das Dichterwort w ah r gemacht: „ v o n e i n e r A rbeit dient die andere zum (Erholen." F ü r das deutsche V aterland und die schöne Heimat h a t Großherzog Friedrich allezeit die höchsten K räfte eingesetzt, selbstlos und in jener Zuversicht, „die G o tt zum B egleiter hat." I n einem solchen Leben werden w ir nicht alt, sondern jung.
G ew altiges hat der Königliche H err wirken sehen und hierbei Treue gehalten in deutschem S inne, Heute, da auch der machtvolle Geist, der unserm großen Kaiser geholfen h a t , das Reich zu g ründen , von u n s gegangen ist, der H eros, dessen N am e nicht untergehen w ird , so lange ein deutscher Laut auf L rden erklingt, heute scharen w ir u n s noch fester um den Reichsfürsten, der zu aller Z eit, in W ort und T hat, um des V aterlandes G röße und W ohl fah rt sich gemüht hat und sich m ühen wird m it der ganzen K raft seiner reichen Seele und seines von allem Kleinlichen abgewandten, durch die Fülle der E rfah rung getragenen ernsten Denkens.
Die Z eit hat u n s das Höchste gebracht: D as geeinte V aterland und die eine neue Epoche einleitenden großen Gedanken der sozialen Reform . Aber die schweren K äm pfe auf allen Gebieten w arfen auch tiefe Schatten und schienen manchmal die Freude an der großen Z eit völlig zu trüben. N ic h t unserm allgeliebten L andesfürsten, der stets das edle W ort „ Ich vergesse so gern" im Herzen getragen. E r hat nie aufgehört, an sein Volk zu glauben und nie geschwankt in dem V ertrauen auf die schönste und herrlichste E n t faltung der zusammengefaßten deutschen K räfte.
Möge der Fürst, den ein ganzes Volk verehrt, noch lange, lange J a h r e mit der hohen K raft seiner Menschenliebe des G u ten Fülle verbreiten, beglücken, trösten, schirmen, u n s Allen ein hehres Vorbild sein! Z u ihm wollen w ir aufschauen im K am pfe des deutschen Lebens und auf sein geheiligtes Hmipt herabflehen allen Segen, den der allmächtige G o tt den Menschen gew ähren kann.
R ufen Sie m it m ir: Der hochsinnige Fürst von fruchtbarstem Schaffen fü r sein L an d , der
mildeste, gütigste Herrscher, der deutsche Reichsfürst ohne w a n k e n , der V ater seines dankbaren Volkes, Seine Königliche Hoheit G r o ß h e r z o g F r i e d r i c h v o n B a d e n l e b e hoch! hoch! hoch! "
A m 30. J u l i w ar in Friedrichsruh B i s m a r c k , der letzte und größte der großen M änner, welche in Deutschlands herrlichster
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und ruhmreichster Zeit Kaiser W ilhelm I. zur Seite gestanden, gestorben. Die Kunde von diesem weltgeschichtlichen Ereignisse wurde in der S tad t m it allgemeiner Teilnahm e ausgenommen. Die T agesblätter widmeten dem großen Toten Nachrufe, einige derselben erschienen mit T ra u e rra n d , andere gaben besondere Gedenkblätter h e ra u s , die Schilderungen einzelner denkwürdigen Ereignisse aus dem Leben des Dahingeschiedenen u. a. enthielten. Die öffentlichen Gebäude und verschiedene Privatgebäude hißten die Flaggen halbmast oder hängten m it T rauerflor umhüllte Fahnen aus. A m T age der Beisetzung trugen das R ath au s und der M arktplatz Trauerschmuck. Der S tad tra t w ar alsbald nach dem Eintreffen der Nachricht zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengetreten, an welcher auch die M itglieder des geschäfts leitenden Vorstandes der Stadtverordneten teilnahmen. (O b e rb ü rg e r meister Schnetzler gab der tiefen T rau er Ausdruck, welche das perz eines jeden Vaterlandsfreundes erfüllte und die Anwesenden erhoben sich in ehrendem Andenken an den Verewigten von den Sitzen. E s wurde beschlossen ein Telegram m an den Fürsten perbert Bismarck, sowie einen K ranz nach Friedrichsruh zu senden. D as Telegram m hatte folgenden W o r tla u t:
„Tieferschüttert durch die Nachricht von dem Tode des großen Staats» mannes bekunden wir Eurer Durchlaucht das herbe Leid, welches die patrio tische Bürgerschaft unserer Stadt heute mit Ih n en und Ih re r Familie empfindet, und die unwandelbare Dankbarkeit, die sie dem verewigten (selben in aller Zukunft zollen wird."
Auch von anderer Seite wurden Kränze abgeschickt, so von den Professoren der Technischen pochschule und von dem national- liberalen Verein K arlsruhe. Einzelne Vereine und die Schulen veranstalteten Gedächtnisfeiern, letztere, da Ferien waren, erst einige Zeit später, wie z. B . die Technische Hochschule am 26. November und am gleichen Tage im kleinen Saale der Festhalle die städtischen Volksschulen. E ine allgemeine Gedächtnisfeier konnte im Berichts jahre nicht mehr abgehalten werden, da wegen des Umbaues der Festhalle der große S a a l der Festhalle nicht benützt werden konnte; w ir werden über diese Feier im nächsten Jah rg än g e der Chronik zu berichten haben. W ohl aber erließ schon einige Wochen nach dem Tode Bism arcks ein aus M ännern der verschiedensten Parteirichtung
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-gebildetes Komitee einen A ufruf zur Errichtung eines Bism arck denkmals in unserer Stadt.
A m \2. 3 u n t feierte die f r e i w i l l i g e F e u e r w e h r des S t a d t t e i l s 2Tt ii h 1 b u r g das Fest ihres fünfzigjährigen Bestehens. A m B orm ittag fand ein Festakt auf dem Festplatze statt, bei welchem der Amtsvorstand Geh. (Oberregierungsrat Freiherr v. B od- m att die Glückwünsche des Großherzogs und der großherzoglichen Regierung überbrachte und an fünf Feuerwehrleute das E hren zeichen für fünfundzwanzigjährige Dienstzeit überreichte, während (Oberbürgermeister Schnetzler im N am en der S tad t und des S tad t rates das K orps beglückwünschte und an fünf andere M itglieder desselben die von der S tad t gestiftete M edaille für eine vierzig jährige Dienstzeit übergab. Der K om m andant des K orps, M a u re r meister F r. Pfeifer, sprach seinen und seiner K am eraden Dank aus, den er m it einem poch auf den Großherzog und die S tad t schloß, w orauf die Übergabe einer von den F rauen und Ju n g frau en des Stadtteils gewidmeten Fahnenschleife und eines goldenen' Kranzes für die Fahne des K orps erfolgte. E in von den Gesang vereinen Kasino-Licdcrkranz und Frohsinn vorgctragenes §ied beschloß diesen Akt der Feier, ebenso wie ein solches ihn einge leitet hatte. 3 m Anschluß daran fand eine Probe am Steighause statt. A m Nachm ittag w ar Festessen im G asthaus zum pirsch, während welchem an den Großherzog und den Erbgroßherzog puldigungstelegram m e abgeschickt wurden. U m halb vier U hr bewegte sich der Festzug, an welchem fast alle Vereine des S tad t teils teilnahmen, durch die festlich geschmückten S traßen nach dem Festplatz, p ie r hielt K aufm ann Karcher die Festrede, in welcher er einen kurzen Überblick über die Geschichte des K orps gab, dessen Errichtung seiner Zeit vornehmlich auf Anregung des ehe maligen Stadtpfarrers D r. (Otto erfolgt w ar und von dessen Gründern noch drei die Feier des fünfzigjährigen Bestehens m it begehen konnten. E ine gesellige U nterhaltung auf dem Festplatze und ein darauf folgender Festball im „pirsch" beschlossen den T ag .
Z u r E rinnerung des T ages, an dem vor fünfzig Z ehren (2f . September \ 8^8) durch das Auftreten Z ohann Micherns in
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W ittenberg die „ I n n e r e M i s s i o n " ins Leben gerufen wurde, fand am Nachm ittag des s7. September im Evangelischen Ver- einshaus eine zahlreich besuchte Gedenkfeier statt. Nach einer ein leitenden Ansprache des P fa rre rs M au re r hielt der Vereinsgeist- liche Bender einen V ortrag über „Wichern auf dem Kirchentage zu W ittenberg." E s folgte sodann ein geistliches Lied, an das sich eine Ansprache des S tad tp farrers M ühlhäußer anschloß.
W ir verweisen in diesem Zusam m enhangs auf die in der Zeit vom p . bis p . Oktober während eines Instruktionskurses für innere M ission im Evangelischen Vereinshause gehaltenen V orträge, welche in K apitel XI. verzeichnet sind.
Wenige T age nach der oben geschilderten Feier, am 25. und 26. September, beging der B a d i s c h e L a n d e s v e r e i n d e s A l l g e m e i n e n e v a n g e l i s c h - p r o t e s t a n t i s c h e n M i s s i o n s v e r e i n s die Feier seines Iahrssfestes. Dieselbe begann mit einem Festgottesdienst in der Stadtkirche am Abend des 25., eines Sonn- -tags, bei welchem P fa rre r K a rl aus Sand die Festpredigt hielt und der Verein für evangelische Kirchenmusik mitwirkte. Bei dem darauffolgenden Fam ilienabend im Weißen B ären sprachen Professor Bassernrann aus Heidelberg über die Berechtigung der M ission und die A rt und Weise, wie dieselbe betrieben werden solle, S tad tp farrer v. Schoepffer aus M annheim über den Stand der M ission in J a p a n und E h ina und Prediger Lempfuhl aus Berlin, der Generalsekretär des Vereins, über das neue M issions unternehmen in Kiautschou. Die Tagesordnung der am folgenden Tage abgehaltenen Laudesversammlung und Missionskonferenz bildeten verschiedene innere Angelegenheiten des Vereins.
A m ch Dezember, dem 2. Adventsonntag, wurde die feierliche Benediktion der für die Katholiken der Weststadt erbauten N o t ki r che S t . B o n i f a z durch S tadtpfarrer Albert von Ettlingen unter M itw irkung der p farrkuraten K . Brettle und F r. Isem ann vollzogen. Die Festpredigt hielt Geistlicher Lehrer F r. Iester, das levitierte Hochamt wurde von p fa rrk u ra t A . Link celebriert, dem Geistlicher Lehrer Iester und der K ap lan der neuen Kirche assistierten. A n der Feier nahmen zahlreiche G läubige teil, darunter Ver treter des katholischen V berstiftungsrates, die sämtlichen Mitglieder
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-es katholischen S tiftungsrates, die Dam en des Param entenvereins und Abordnungen der katholischen Vereine der S tadt.
Die neue Kirche, aus einem an die Goethestraße und die Sophienstraße anstoßenden platze stehend, wurde in der kurzen Zeit von vier M onaten erbaut. Sie ist a ls polzfachwerkbau au f geführt und faßt bei einer Länge von 50 und einer Breite von 15 M eter etwa I 000 Personen.
Ö.
A m 15. und 16. Februar stellte Professor p . V o l z in seinem Atelier in der poffstraße das M odell der für das K a i s e r d e n k m a l i n E s s e n bestimmten Reiterstatue Kaiser W ilhelm s I., sowie einen zu demselben gehörenden Löwen in Bronzeguß aus.
Vom Iß. bis A pril veranstaltete der R a d i e r v e r e i n K a r l s r u h e im Lokale des Kunstvereins eine s c h w a r z - w e i ß e A u s s t e l l u n g , die gegen zweihundert Radierungen, Lithographien und Holzschnitte von G ra f Kalckreuth, Professor K allm orgen, 1}. v. Volkmann, F r. poch, p . Gattiker, G . K am pm ann u. a. umfaßte.
3>n Rückblick auf eine vierzigjährige künstlerische Thätigkeit in unserer S tad t — er w ar im 3 a h re 1858 als Schüler Lessings zum ersten M a l nach K arlsruhe gekommen, das er dann zum bleibenden Aufenthalte wählte — veranstaltete M a le r A u g u s t p ö r t e r im 3 " l i in feinem Atelier in der Bismarckstraße eine Ausstellung eigener Werke. Neben zahlreichen Landschaften, die durch ihre (Eigenart den Beschauer fesselten, erregten vornehmlich auch einige Bildnisse, darunter ein solches von Scheffel und ein anderes von (Eduard Dcvricnt, die Aufmerksamkeit der Besucher.
3>n November und Dezember brachte der 3 n h ab er der po f- kunsthandlung 3 - Velten, K . Kellner, eine in feinem Besitze befind liche Sam m lung von O r i g i n a l a q u a r e l l e n K a r l s r u h e r K ü n s t l e r und in Verbindung dam it eine Anzahl hervorragender Kunstblätter nach alten und modernen Meistern zur Ausstellung.
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A uf Anordnung der Großherzogin wurden an den letzten T agen vor Weihnachten in der T urnhalle der Viktoriaschule drei große T r a n s p a r e n t b i l d e r , die Verkündigung der G eburt Thristi, die Anbetung der p irten und die Flucht nach Aegypten, welche poftheaterrnaler A . W o l f nach berühmten Meistern au s geführt h a tte , ausgestellt. Z u Gunsten des Ludwig -W ilhelm - Krankenheirns wurde von Erwachsenen ein E intrittsgeld von 20 p fg . erhoben, während Kinder freien E in tritt hatten.
I n der Ku n s t s t i c k e r e i s c h u l e d e s B a d i s c h e n F r a u e n v e r e i n s w ar im J a n u a r eine große Anzahl verschiedener Gegen stände, wie Stickereien, M alereien, Webereien, Holzbrandmalereien und seine Porzellane, aus allerhöchstem privatbesitz und eine von der Großherzogin überlassene Sam m lung Photographien von der internationalen Ausstellung in Stockholm ((897) ausgestellt, und im J u n i die von der Großherzogin für die Verlosung zu Gunsten des Ludwig-W ilhelm-Krankenheims gefertigten Landarbeiten.
I m großherzoglichen K u p f e r s t i c h k a b i n e t t in der Kunst* Halle wurden während des B erichtsjahres u. a. vorübergehend ausgestellt B lätter photographische Ansichten der Schloßkirche zu W ittenberg, die von Zeichenlehrer K. G utm ann in K arlsruhe angefertigten Aquarellkopien der spätgotischen W andgemälde der Burgkapelle auf Schloß Zwingenberg, das Werk Roffis über die christlichen M osaiken der Kirchen R om s, die Chrom olithographien der A rundel - Society — farbige Reproduktionen, meist nach Gemälden oberitalienischer Renaissancemeister — , sowie Nach bildungen der meisten Gemälde A . B öcklins;
im großherzoglichen K u n s t g e w e r b e m u s e u m u. a. durch den Centralverein für das gesamte deutsche Buchgewerbe eine 526 Tafeln ausgewählter Werke der namhaftesten Meister um fassende S am m lung moderner deutscher Holzschnitte.
Die L a n d e s g e w e r b e h a l l e endlich beherbergte von M itte November bis M itte Dezember eine von den F irm en F . M ay e r und Co., Gebrüder pim m elheber (M öbelfabrik) und E d . Beck (Tapetenfabrik) veranstaltete Ausstellung von keramischen und kunst gewerblichen Erzeugnissen.
Z u den ständigen Ausstellungen unserer S tad t gehört seit einer Reihe von J a h re n auch eine a r c h i v a l i s c h e A u s s t e l l u n g im großherzoglichen G e n e r a l - L a n d e s a r c h i v . Dieselbe wurde im Berichtsjahre neu aufgestellt und enthält wertvolle und interessante Stücke zur Reichs-, Kirchen- und Landesgeschichte (Pergamenturkunden, Aopialbücher, Lehenbücher u. s. w.).
VIII.
Verkehrswesen.
m ber den j ) o st - u n d T e l e g r a p h e n v e r k e h r von
K arlsruhe im J a h re (898 liegen folgende Ein gaben v o r :
Briefsendungen (Briefe, Postkarten, Drucksache», w aren- proben): ab U IN 628 St.
an 8 7*9 386 „ Packete ohne W ertangabe: ab 450 629 „
an 739 665 „ Briefe und Packete mit W ertangabe: ab
an 56 243 67 850
"
W ert derselben: ab 75 (53 959 M. an 25t 3(2 895 „
Nachnahmesendungen: ab 80 675 St. an 78 353 „
W ert derselben: ab an
820 93t t t 99 935
m.
Postaufträge: ab an
28 2>t t6 538
St.
Betrag der angekommenen Postaufträge: t 8-t5 370 M. Postanweisungen: ab -tOt 28-t St.
an -t9S 862 „ Betrag derselben: ab 23 9-t5 <(77 m.
an 32 (89 -(OS „
Telegramme: ab {s ausländische: t (O 960 St. 3OO-t9 „
an (inländische und ausländische): ((2 592 „
Vergleicht m an diese Verkehrsziffern m it denjenigen des v o r hergehenden Wahres, so ergiebt sich für w eitaus den größten Teil derselben wiederum eine teilweise nicht unbedeutende Zunahm e. Zurückgegangen ist allein die Z a h l der hier aufgegebenen, sowie der hier eingegangenen Briefe und Packete m it W ertangabe (jene von 57 63 s Stück auf 56 2^5, diese von 70 2^6 auf 67 850), ebenso deren W ert (von f f9 2 f9 BT!. auf 75 j5 5 959 Blk., bezw. von 7 8 3 22f 58^ U lf. auf 2 5 \ o \ 2 895 Zttf.), sowie endlich die Z ah l der eingegangenen Postaufträge (von \ 7 ^02 Stück auf f6 538).
Von dem U m fang des W e i h n a c h t s - u n d N e u j a h r s v e r k e h r s bei den Postäm tern der S tad t geben folgende Zahlen ein Bild. I n der Zeit vom f6. bis einschließlich 2 \ . Dezember wurden 27 0ß7 Packetsendungen eingeliefert. Ferner gingen in der Zeit vom f9. bis einschließlich 25. des gleichen Nconats 28 097 Stück zur Bestellung und A bholung ein. 2tusfchtießlich der auf andere Post- und Tisenbahnkurse umgeladenen Packete wurden im Durchschnitt täglich 6 882 Packete behandelt. Bei der Bewältigung des Packereiverkehrs w aren f06 Beam te und 228 Unterbeamte thätig gegen 98 Beam te und f 7^ Unterbeamte unter gewöhnlichen Verhältnissen.
Vom 27. Dezember bis 3 \. Dezember abends wurden 509 820 Stück Freimarken, Postkarten und Kartenbriefe verkauft, und zwar 275 075 Freimarken zu 5 P fg ., fOO 072 zu- 5 pffg., 83 329 zu fO p fg . und 26 256 Postkarten und Kartenbriefe. A uf die Zeit vom 50. Dezember m ittags bis 5 f. Dezember abends entfallen von der obigen Gesamtzahl 2 \ 2 552 Stück. A n B rief- sendungen gingen in der Zeit vom 3 s. Dezember m ittags bis 2. J a n u a r m ittags zur Bestellung durch die B riefträger (also ohne die zur Abholung gelangten) 603 772 Stück ein, darunter 116 950 Stadtbriefsendungen. D as m it der Bearbeitung der Brief- sendungen betraute persona l, für gewöhnlich aus 98 Beam ten und f7H Unterbeamten bestehend, wurde für die Zeit vom 50. Dezember bis zur Abwicklung des N eujahrsbriefverkehrs (Vormittag des 5. J a n u a r ) auf \2<{ Beam te und 28^ U nter beamte verstärkt.
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Der E i s e n b a h n v e r k e h r auf sämtlichen hiesigen Stationen (H auptbahnhof, M ühlburgerthorbahnhos und B ahnhof im S tad t teil M ühlburg) betrug (898 985 080 Personenfahrkarten gegen ( 228 8 2 ( im J a h re (897 und (8 282 Kilometerhefte gegen (6 ( ( 6 im J a h r e zuvor.
Tiere wurden im Berichtsjahre 12 520 befördert ((897 : 6 9 0 j), an Gepäck 6 0 7 ( 9 (0 K ilogram m ((8 9 7 : 5 6 ( ( 276 K ilo gram m ), an G ütern insgesamt 8 (5 505 Tonnen ((8 9 7 : 725 790 Tonnen).
Die Einnahm en der K a r l s r u h e r S t r a ß e n b a h n ge sie l l - f c h a f t (Bereinigte K arlsruhe-M ühlburger und Durlacher Pferde- und Dampfbahngesellschaft) betrugen im J a h re (898 5^6 255 M k. 90 P fg . gegen 527 872 M k. im J a h re ( 897. D avon entfielen aus die Stadtlinie (8^ (58 M k. '(O P fg ., auf die Linie K arls- ruhe-Durlach (27 588 Blk. 55 P fg . und aus die Linie K arlsruhe- M ü h lb u rg 54 <(8? M k. (5 p fg . In sg esam t wurden 5 552 (52 Personen befördert ((8 9 7 : 3 (78 9^4)-
I m M ärz schloß die Straßenbahngesellschaft m it dem S tad trat einen V ertrag ab über die U m w andlung der jetzigen Pferdebahn« und Dampfbahnstrecken in elektrische Bahnen, sowie den B au und Betrieb einiger neuen elektrischen Linien im Stadtgebiete. Die erforderliche Staatsgenehm igung hierzu wurde vom großherzog lichen M inisterium des In n e rn im Berichtsjahre erteilt.
Die Betriebseinnahm en der K a r l s r u h e r L o k a l b a h n e n (Durm ersheim - K arlsruhe - Spöck) beliefen sich im Berichtsjahre ( 897/98 insgesamt aus 2 0 5 0 5 8 M k. Hiervon kamen (89575 Mk. aus den Personen- und Gepäckverkehr und ( ( 98O M k. auf den Güterverkehr. Die Z a h l der beförderten Personen betrug \ W (§6.
Nachdem am (. Dezember (897 der Betrieb aus der 7,82 Kilometer langen Teilstrecke K arlsruhe-M eßplatz— Ettlingen- Holzhof der A l b t h a l b a h n mit den Stationen und Haltepunkten K arlsruhe - M eßplatz, K arlsruhe - Nebeniusstraße, Klein - Rüppur, R üppur, Ettlingen-Exerzierplatz, E ttlingen-Erbprinz und Ettlingen-
Holzhof eröffnet worden w a r , wurde am j-f. M a i des Berichts jahres die Fortsetzung dieser B ah n bis F rauenalb und etw as später auch die Strecke F rauenalb— Herrenalb dem Berkehr über geben. Dom V M a i an verkehrten die Züge auf der Strecke K arlsruhe-M eßplatz bis Ettlingen-Holzhof, die später a ls elektrische B ah n eingerichtet wurde, von 5 U hr 50 M inuten morgens bis abends f f Uhr halbstündlich. Die B ah n ist von der F irm a Lenz und Cie. in Stettin a ls eingeleisige Schm alspurbahn erbaut. Z u den Baukosten hat die S tad t K arlsruhe, gemäß Beschluß des Bürgerausschusses vom 30. Novem ber j896 einen B eitrag von f50 000 M k. geleistet. E ine zweite von Ettlingen abzweigende und über Langensteinbach, Ittersbach , Dietlingen und Brötzingen nach Pforzheim führende B ah n wurde im J a h re \ 899 dem Betriebe übergeben. I m J a h re j8 9 8 wurden auf der B ah n 877 222 P e r sonen, ^58 Tonnen Gepäck und 2 H3H Tonnen G üter befördert. Die E innahm en beliefen sich auf 220 j0 6 Ulk.
Z u den Gegenständen, welche die öffentliche M einung in unserer S tad t in den letzten J a h re n lebhaft beschäftigten, gehört vor allem die Frage nach einer U m g e s t a l t u n g d e r h i e s i g e n B a h n h o f s V e r h ä l t n i s s e . Die Lage des H auptbahnhofs m it seinen Niveauübergängen zwischen der Altstadt und der Südstadt erweist sich mehr und mehr als ein außerordentliches Hemmnis des Verkehrs zwischen den beiden Stadtteilen. M a n hat eine Reihe von Erhebungen angestellt und gefunden, daß an bctt E rhebungs tagen in der Zeit von morgens 5 U hr bis abends fO U hr der Übergang an der Rüppurerstraße durchschnittlich 98m al m it einer Gesam tdauer von 5 Stunden 52 M inu ten und mittlerer Dauer einer Schließung von 3,5 M inuten geschlossen w a r , der Übergang an der Ettlingerstraße 85m al m it einer G esam tdauer von 5 Stunden 57 M inuten und mittlerer D auer einer Schließung von ^ M inuten , der Übergang an der G artenstraße endlich 78m al mit einer Gesam tdauer von 5 Stunden 27 M inuten und mittlerer Dauer einer Schließung von 2,7 M inuten . Die Z a h l der F u h r werke, die an den Übergängen täglich angehalten werden, berechnete
m an auf durchschnittlich f 60 0 , ihren Gesamtzeitverlust auf \5 Stunden 48 M inuten. D as sind die Zustande unter gewöhnlichen Verhältnissen. Noch ganz anders gestalten sich dieselben natürlich, wenn au s A nlaß größerer Festlichkeiten, wie deren die S tad t in den letzten J a h re n verschiedene gehabt hat, oder aus ähnlichen Ursachen große Menschenmengen zusammenströmen und der Zugsverkehr ebenso wie der Straßenverkehr eine bedeutende Steigerung erfahren. 2tIs im J a h r e {8^5 das Landeskriegerfest hier stattgesunden hatte, ging die Nachricht durch die Zeitungen, daß an dem Hauptfesttag die Schranken am E ttlinger Übergang für den Fuhrwerkverkehr einm al fast zwei Stunden ununterbrochen geschlossen waren, von 2 U hr 55 M inu ten nachm ittags bis 4 U hr 8 M inuten, während welcher Zeit die Gehwegschranken achtmal auf kurze Zeit geöffnet wurden, daß eine zweite Absperung von 5 U hr 5 M inuten bis 5 U hr 40 M inuten dauerte und eine dritte von 6 U hr 27 M inuten bis 6 U hr 42 M inuten — und diese Angaben sind unwider sprochen geblieben. I n erster Linie haben unter diesen Mißständen naturgem äß die Bew ohner der Südstadt zu leiden, da aber das V ierordtsbad, der S tadtgarten und die Festhalle, das S tadtgarten theater, der M eßplatz und neuerdings auch der B ahnhof der A lb thalbahn südlich der B ahnlinie liegen, ist auch den Bewohnern der übrigen S tad t mehr a ls reichlich Gelegenheit gegeben, die Schattenseiten der bestehenden Zustände aus eigener E rfahrung kennen zu lernen. Beschwerden und Klagen in Zuschriften aus dem P u b lik u m , kürzere und längere 2trtikel m it allen möglichen Vorschlägen zur Beseitigung der M ißstände aus mehr oder weniger sachverständiger Feder bildeten seit geraumer Zeit, eine ständige Rubrik in den T agesblättern aller Parteirichtungen. Versammlungen einzelner Vereine der S ta d t , wie auch allgemeine B ürger Ver sam m lungen befaßten sich m it der Angelegenheit, und auch die Handelskammer der Kreise K arlsruhe und Baden sah sich veranlaßt zu derselben Stellung zu nehmen.*) Alles drängte zu entscheidenden Schritten, verlangte durchgreifende 2Uaßregeln, die geeignet wären 2lbHilfe und Besserung zu schaffen.
*) Dgl. Jahresbericht der Handelskammer für die Kreise Karlsruhe und Baden für J897 S . 5 0 —32; für Z8Y8 5 . 27 f.
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Die bedeutende Zunahm e der Z a h l der den hiesigen B ahnhof berührenden Züge, eine Folge des gerade in den letzten J a h re n rasch angewachsenen Personenverkehrs — K a rls ru h e , wo sechs B a h n linien einm ünden, hat den größten Personenverkehr von allen badischen Stationen — wurde der G ru n d , daß die geschilderten M ißstände neuerdings sich besonders bemerkbar machten, bestanden haben sie natürlich, wenn auch in geringerem Zllaße, schon längere Zeit. Ebenso sind die Bestrebungen, Abhilfe zu schaffen, nicht neu, sie liegen vielmehr in ihren Anfängen mehr a ls dreißig J a h re zurück.*) I m J a h re 1866 hatte sich der S tad tra t zum erstenmal veranlaßt gesehen eine Petition von Bewohnern des B ahnhof stadtteils, der heutigen Südstadt, — derselbe zählte dam als etwa 2000 Einw ohner — der Direktion der großherzoglichen Verkehrs anstalten vorzulegen. W ährend früher die Übergänge an der Ettlingerstraße und an der Rüppurerstraße nur bei der E in und A usfahrt der Züge geschloffen worden waren, hatte m an d am als zur Bewältigung des gesteigerten Verkehrs weitere Ausweichgeleise gelegt und fing nunm ehr auch an, an den Übergängen zu rangieren, w as zahlreichere und längere Verkehrsstörungen hervorrief. Die Petition wurde abschlägig beschieden. Z u A nfang der siebenziger J a h re nahm der S tad tra t die Sache wiederum aus. Seine B e mühungen hatten im weiteren Verlaufe die E rrichtung jenes F u ß gängersteges an der E ttlingerstraße, der von 1875 bis 1889 eine zweifelhafte Zierde der S tad t bildete und zuletzt wegen des herrschenden Zugwindes nur noch von Kindern benützt wurde, zur Folge, sowie die Anlage eines weiteren N iveauübergangs an dem damaligen sogenannten Viehtriebweg, der heutigen Gartenstraße. Die dam als zuerst geltend gemachte Forderung fahrbarer Überbrückungen der Rüppurerstraße und der Ettlingerstraße wurde von den entscheidenden Behörden wiederholt zurückgewiesen. I m Eisenbahnbudget für t 882/85 w ar eine Sum m e von 700 000 M k. eingesetzt für eine Erweiterung des Personenbahnhofs, dessen beschränkte Verhältnisse als 'gefahrdrohend bezeichnet wurden. E ine Verbesserung der Zustände an dem Rüppurer und dem Ettlinger Übergang w ar
*) Z u dein folgenden vergleiche man die Denkschrift von Vberbürger» Meister Schnetzler „Die K arlsruher Bahnhoffrage. K arlsruhe ^898."
in der Vorlage nicht vorgesehen, hiergegen erhob sich in der Bürgerschaft eine lebhafte A gitation. Die Einwohnerschaft wollte von einer Erw eiterung des bestehenden Personenbahnhofs nichts wissen, sondern glaubte einen völligen N eubau beanspruchen zu können, wie er den Verhältnissen*einer größeren S tad t angemessen sei. E ine vom S tad tra t in diesem Sinne an die zweite K am m er gerichtete Petition wurde von derselben, nachdem sie die angeforderten N ütte l genehmigt h a tte , der Regierung empfehlend überwiesen. Unterdessen hatte der S tad tra t von dein Professor am damaligen Polytechnikum B a u r a t . R . Baumeister ein Gutachten über die Bahnhoffrage erhoben. Dasselbe lautete dahin , daß die pöher- legung des B ahnhofs an der jetzigen Stelle die allen Interessen am gleichmäßigsten dienende Lösuyg sein werde, wenn nicht die hohen Kosten ein unüberwindliches Hindernis bilden sollten. Ver handlungen, welche der S tad tra t darauf mit dem großherzoglichen Finanzm inisterium führte, ließen jedoch erkennen, daß dasselbe im E inverständnis m it der Generaldirektion der großherzoglichen Staatseisenbahnen von dem p lan e einer späteren Verlegung oder einer pöherlegung des B ahnhofs, welche bei früheren Gelegenheiten von derselben Generaldirektion a ls in Zukunft wohl ausführbar betrachtet worden w ar, endgiltig abgekommen fei und dafür Ver besserungen des bestehenden B ahnhofes in Aussicht genommen habe. F ü r die Beseitigung der N iveauübergänge, die bei diesen Ver besserungen berücksichtigt werden sollten, konnten demgemäß nun m ehr nur noch Straßenüberführungen in Betracht kommen. Und in der C h a t wurde denn auch in dem Budget für. \ 88^/85 von der Regierung die Sum m e von { 500 000 21Tf. für Straßenbrücken beim E ttlingerthor und beim Friedrichsthor angefordert. I n der B egründung wurden die Gefahren an den beiden Übergängen schon dam als von der Regierung so hoch angeschlagen, daß nach Ansicht derselben der Betriebsbehörde die Verantwortlichkeit für alle A nfälle, die trotz sorgfältigster Überwachung sich ereignen könnten, auf die D auer nicht zugeinutet werden könne. I n einer Petition an die zweite K am m er sprach sich demgegenüber der S tad tra t dahin a u s , daß er in der geplanten Überbrückung eine Verschlechterung der bestehenden Zustände erblicke, und b a t, die Anforderung der Regierung abzulehnen, dagegen für die Herstellung
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je eines Tunnels für Fußgänger an den Bahnübergängen der R üppurerstraße, der Ettlingerstraße und der G artenstraße die 2nittcl zu bewilligen. Neben um ittelbar sachlichen Erw ägungen, die sich hauptsächlich aus die Erschwerung des Lastfuhrwerkverkehrs durch die bei der A uffahrt auf die Brücken zu überwindenden Steigungen bezogen, w ar es vornehmlich auch der G edanke, daß die Eisenbahnverwaltung nach Beseitigung der bestehenden B etriebs gefährdungen durch die Brücken keinen A nlaß mehr haben werde, in absehbarer Zeit an die Anlage eines neuen B ahnhofes heran- zutretcn, welcher die Gemeindeverwaltung veranlaßt h a tte , unter völliger Aufgabe ihres bisher eingenommenen Standpunktes sich gegen Straßenüberführungen zu erklären. Die zweite K am m er gab der Petition insoweit F o lg e , a ls sie die Regierungsforderung ablehnte und die M itte l für z w e i Fußgängertunnels an der E tt- lingerstraße und an der Rüppurerstraße genehmigte. Der S tad tra t hatte gewünscht, daß die Tunnels nicht durch T reppen, sondern durch Ram pen zugänglich gemacht würden, die Eisenbahnverw altung hatte dies aber aus verschiedenen Gründen für nicht ausführbar erklärt.
Die durch die E rbauung der strategischen B ah n (G raben- K arlsruhe-D urm ersheim -Rastatt) hervorgerufenen Veränderungen der Bahnanlagen in der Umgebung der S tad t — w ir erinnern an die Anlage des Rangierbahnhofes und die dam it verbundene Entlastung des Pauptbahnhofs von den Güterzügen und das Verbot des Güterverkehrs auf der der S tad t gehörigen Strecke M ü h lb u rg -P au p tb ah n h o f, sowie an die Anlage einer G üterbahn R angierbahnhof-M ühlburg m it einem Westbahnhof — führten eine wenn aüch geringe Verminderung der Störungen am Ettlinger und am Rüppurer Übergang herbei; aber dieselbe w ar nicht von Dauer. Die stetige Zunahm e des Eisenbahnverkehrs bewirkte bald wieder das Gegenteil. Der S tad tra t hatte das vorausgesehen und w ar deshalb schon im M ärz f8ß5 bei der großherzoglichen Generaldirektion wegen endlicher gründlicher Hebung der M iß« stände aberm als vorstellig geworden, indem er auf die schwierige Lage der S tad t bei Feststellung der B au p län e , der Erw eiterung des Straßenbahnnetzes u. s. w. infolge der Ungewißheit der künftigen Gestaltung des Bahnhofes hinwies. A us der A ntw ort der genannten
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Behörde ging hervor, daß dieselbe dam als die lhöherlegung des B ahnhofes a ls das geeignete B utte l zur Beseitigung der vor handenen M ißstände anerkannte, im übrigen aber der Ansicht w ar, daß nach A usführung der m it der Anlage der strategischen B ahn verknüpften Betriebsänderungen der Übergang an der Ettlinger- straße so entlastet würde, daß m an dort im N iveau eine elektrische S traßenbahn nach der Südstadt über die S taa tsbahn führen könne, eine A nnahm e, die wie sich zeigte, durchaus irrtümlich w ar. I m September 1(895 wandte sich dann der S tad tra t an das M inisterium des Großherzoglichen Dauses und der ausw ärtigen Angelegen heiten, dem die Eisenbahnen jetzt unterstellt sind, und bat, es möge die Generaldirektion beauftragt werden über die verschiedenen Lösungen der B ahnhoffrage P läne und Kostenanschläge auszu arbeiten und mit der Gemeindebehörde in Verhandlung zu treten. Dieser B itte wurde entsprochen;■ die P läne gingen im Februar des Berichtsjahres der Gemeindeverwaltung zu. Dieselben bezogen sich auf drei mögliche Lösungen.
V k)ochliegende Kopfstation zwischen Tiergarten und Beiert heimer W äldchen, m it einem Kostenanschlag von (8 250 000 M F., wovon etwa 5 M illionen durch Ver äußerung des gegenwärtigen Bahnhofsgeländes gedeckt werden könnten.
2. pochlegung des B ahnhofes an feiner jetzigen Stelle und zwar: a. bei Belastung der M axaubahn und der B ah n Karls»
ruhe-Eggenstein-Graben auf den jetzigen Linien, Kosten anschlag l 7 750 000 M k .;
b . bei Verlegung der M axaubahn und der B ah n K arls ruhe-E ggenste in -G raben nach der Linie der gegen wärtigen G üterbahn Rangierbahnhof-W estbahnhof- M ühlburg , Kostenanschlag (5 000 000 M k.
3. Überführung der S traßen mittelst Brücken über die B ahn (Kostenanschlag 4 520 000 M k.) und zw ar: a. Überführung der Ettlingerstraße und der Gartenstraße
beim P a n o ra m a (( 730 000 M k .) ; b. Überführung der Rüppurerstraße ( ( <(50 000 M k .); c. Überführung der W olfartsweiererstraße ( ( (4 0 0 0 0 M L).
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M it öcm letzten Projekt sollte die Anlage eines Fußgänger tunnels m it Ram pen an der Gartenstraße, sowie die Herstellung von Ram pen am Fußgängertunnel der Ettlingerstraße verbunden werden. Nach der Ansicht der Eisenbahnverw altung würden die bestehenden M ißstände durch die Straßenüberführungen in vollkommen befriedigender Weise beseitigt, die beiden anderen Projekte könnten „abgesehen von ästhetischen und wirtschaftlichen Bedenken" schon wegen der hohen Rosten nicht in F rage kommen. Auch wurde bei einer späteren Gelegenheit von dem M inisterium des Großherzoglichen Hauses und der ausw ärtigen Angelegen heiten ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß bei einer h öherlegung oder Verlegung des B ahnhofes nicht die Eisenbahn verwaltung, deren Interessen durch die Überführung völlig befriedigt werden könnten, sondern die Stadtgemeinde a ls Hauptinteressent anzusehen sei und demgemäß auch den M ehraufw and im wesent lichen zu übernehmen habe. A uf Ersuchen des S tad tra ts ließ sodann die Generaldirektion der Staatseisenbahnen M odelle für die h öherlegung des B ah n h o fs , sowie für die Ü berführung der Ettlingerstraße und der Rüppurerstraße anfertigen und teilte auch einige weitere M aterialien m it, erklärte dabei aber über den Rostenbeitrag, welcher der S tad t im Falle der h öherlegung ange sonnen werde, keine Auskunft erteilen zu können. Die M odelle wurden den M itgliedern des Bürgerausschusses, den Vertretern der Presse, den Vorstandsmitgliedern der Handelskam m er, des Gewerbevereins und der Bürgervereine der Gststadt, der Südstadt, der Weststadt und der Südweststadt, sowie dem Vorstand des Eisen bahnreformvereins vorgezeigt und außerdem in der Zeit vom 2. bis sO. J u n i öffentlich ausgestellt, während welcher Zeit sie von 3 90^ Personen besichtigt wurden.
Inzwischen w ar die K arlsruher B ahnhoffrage bei B eratung des Eisenbahnbudgets im M a i in den beiden K am m ern des Landtages zur Sprache gekommen. I n der zweiten K am m er bekannte sich der Abgeordnete Delisle (deutsche Volkspartei) a ls Gegner der Überführungen; ihm schloß sich der Abgeordnete für K arlsruhe B leß an . Der Abgeordnete Fieser (nationalliberal) sah die Notwendigkeit einer späteren k^öherlegung des B ahnhofs voraus, verneinte aber, daß dieselbe jetzt schon B edürfnis fei,
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und befürwortete fü rs erste die Überführung. M inister v. B rauer erklärte, daß die Überführungen kein Provisorium bedeuteten, daß bei denselben hinreichend R au m bleiben werde, um die später erforderlichen Erweiterungen des B ahnhofes innerhalb derselben vor zunehmen; gegenüber verschiedenen Ausstellungen, die m an gemacht hatte, betonte er, daß die Überführungen keine Verunstaltung der Stadt zur Folge hätten, daß sie im Gegenteil eine hervorragende Zierde für dieselbe werden würden. E r schloß damit, daß er wiederholte, die Regierung fei für die Überführungen und sie hoffe, daß die städtischen Behörden und die Einw ohner für diesen p ia it noch günstig gestimmt w ürden; aber W ohlthaten würden nicht auf gezwungen, und wenn die S tad t K arlsruhe von der Überführung nichts wissen wolle, so könne die Eisenbahnverw altung auch ohne dieselbe auskommen. Z n ähnlicher Weife sprach sich der Minister in der ersten K am m er aus, wo Geh. R a t Engler feine Zustim m ung zu der energischen H altung der Regierung gegenüber den uferlosen Bahnhofplänen Ausdruck verlieh.
N un waren aber gerade die Straßenüberführungen dasjenige P ro jek t, gegen das sich die weitesten Kreise der Einwohnerschaft durchaus ablehnend verhielten, während die M einungen über die beiden anderen Projekte, Verlegung oder Höherlegung, sich unge fäh r das Gleichgewicht hielten. Außerdem hatte o berbaurat Professor R . Baum eister, welcher von der S tad t neuerdings um ein Gutachten ersucht worden w a r , im M a i die Hochlegung des B ahnhofes für die S tad t wiederum als das wünschens werteste Hülssmittel zur Beseitigung der Übelstände erklärt, mit Rücksicht auf den Kostenaufwand allerdings geraten, sich zunächst m it den Überführungen zu begnügen. Bei der außerordentlichen Bedeutung der ganzen F rage für die S tad t beschloß nunmehr der Bürgerausschuß auf Anregung des S ta d tra ts , bevor er endgültig zu den Projekten der Generaldirektion Stellung nähm e, zunächst ein weiteres Sachverständigengutachten einzuholen, durch welches die Gemeindeverwaltung und die Bürgerschaft insbesondere auch in die Lage versetzt werden sollte, über die eisenbahntechnische Seite der Frage sich näher zu unterrichten. Dieses Gutachten wurde wieder o berbaurat R . Baumeister in K arlsruhe, ferner dem Generaldirektor der königlich bayerischen Staatseisenbahnen
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<8. v. (Ebermayer in München und dem Livilingenieur C. (D. Glenn in H am burg übertragen. Diese drei Sachverständigen fam en zu dem Ergebnis, daß zunächst eine Verlegung des Personen bahnhofs nicht empfohlen werden könne, da für die möglichst centrale Lage des pauptverkehrspunktes einer Stadt neben den geschäftlichen Einzelvorteilen, welche sich an die Lage eines bestehenden B a h n hofes knüpfen, das wohl verstandene allgemeine Interesse der Bevölkerung so maßgebend sei, daß m an schon heute m it Bestimmt heit sagen könne, die Sache dürfe auch in K arlsruhe keinen anderen V erlauf nehmen, als in so vielen anderen S täd ten , welche sich oft m it schweren Mpfern die centrale Lage ihrer lhauptbahnhöfe gewahrt haben. Die Anlage eines Kopfbahnhofes wurde als ausgeschlossen betrachtet wegen der m it einem solchen verbundenen Betriebsschwierigkeiten und Zeitversäumnisse, die bei einer S tation wie K arlsruhe, bei welcher der Durchgangsverkehr die Hauptrolle spielt, besonders schwer ins Gewicht fallen müssen. Demgemäß bleibt nur die Möglichkeit einer pochlegung des B ahnhofs an seiner jetzigen Stelle m it Unterführung der kreuzenden S traßen ungefähr in ihrer jetzigen Höhenlage oder eine Überführung der S traßen auf Brücken. Beides kann nach dem Gutachten in einer sowohl für die Interessen der S tad t wie die der B ah n befriedigenden Meise geschehen; doch verdient das erstere Projekt aus technischen Gründen den Vorzug. Die Kosten sind für beide Projekte nicht sehr verschieden. F ü r die pöherlegung wurden sie von der General direktion der Staatseisenbahnen auf ^ 9 5 0 000 Ulk. angeschlagen. Die Kosten der Überführungen berechnet das Gutachten insgesamt auf 5 0^0 000 M k. D a aber durch die Überführungen die Erweite rung des Personenbahnhofes, der zeitgemäßen Ansprüchen in keiner Meise mehr genügt, nicht überflüssig wird, m it derselben viel mehr in absehbarer Zeit begonnen werden m uß, so sind hierher auch die Kosten für diese Erw eiterung in der f)öhe von etwa \0 ^00 000 M k. zn ziehen, so daß das ganze Projekt „Tiefliegende Erweiterung und Straßenüberführungen" auf s5 4^0 000 M k. zu stehen kommt.
A uf G rund dieses Gutachtens entschied sich der S tad tra t ein stimmig für die pöherlegung des B ahnhofes und seinem A ntrage gemäß beschloß sodann der Bürgerausschuß ebenfalls einstimmig
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in seiner Sitzung vom 24 . Gktober s8s)8, daß der S tad tra t bei dem M inisterium des Großherzoglichen Dauses und der au sw är tigen Angelegenheiten nam ens der Stadtgemeinde sich für die 6öherlegung aussprechen solle. D am it erreichten die Erörterungen der städtischen Kollegien über die Besserung der Bahnhossverhält nisse fü rs erste ihren Abschluß.
IX.
Übersicht über die Witterungsverhältniffe. ) A . Ziffernmäßige Darstellung der wichtigsten Klimatischen Elemente.
Luftdruck Lufttemperatur in C°.
18 9 8 in
Mo-
m m .
Ab- M onats,
mittel.
Ab- l?i
C».
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Dat.
Nied
C°.
rigste.
Dat. E ? S <& I
Ja n u a r . . 761,3 + 6,4 2,4 + 1,6 11,0 6.31 - 5,2 19 15 6 Februar . . 750,8 - 1 , 5 3,4 + 1,6 11,1 2 - 6,0 12 — 9 — März . . . 746,4 — 3,5 4,9 - 0 , 1 12,7 29 - 3,0 13.22 — 11 — April . . . 749,9 + 2,4 10,2 + 0,3 20,8 9 - 2,5 6 — 1 — M ai . . . 747,9 — 2,4 12,9 — 0,9 26,8 2 5,0 28 1 — — Ju n i . . . 750,9 0,0 16,9 — 0,8 28,2 22 4,4 4 6 — — J u l i . . . 752,9 + 1,7 17,0 — 2,2 28,5 19 7,0 6 6 — — A ugust. . . 752,8 + 2,0 20,0 + 1,6 32,0 22 7,5 1 17 — — September 754,6 + 2,7 15,0 + 0,2 29,0 10 2,1 26 9 — — Gktober . . 749,3 - 2 , 0 11,6 + 1,9 18,3 18 2.4 15 — — — November 750,3 - 1 , 0 5,5 + 1,1 14,0 13 - 3,4 21 — 5 — Dezember. . 757,1 + 5,1 3,9 + 6,0 11,4 3 - 8,0 27 — 11 4
J a h r . . . 752,0 + 0,8 10,3 + 0,6 32,0 22 VIII.
- 8,0 27 X II.
39 52 10
*) Die Zusammenstellung dieser Übersicht verdanken wir, wie diejenigen in den früheren Jah rgängen , dem hiesigen Lentralbüreau für Meteorologie und Hydrographie.
— 86
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Ja n u a r . 4,8 + 0,6 88 + 1 82 + 1 0 14,5 9,1 9 8 7 2 Februar . 4,6 0,0 78 + 3 77 + 8 58,2 8,7 2 21 18 8 1 März . . 5,0 - 0 , 2 77 + 2 73 + 1 1 39,6 8,4 1 14 12 8 1 April . . 6,7 + 0,2 72 + 2 69 + 1 2 47,7 15,8 2 11 11 1 — M ai . . 8,7 + 0,3 79 + 10 81 + 2 8 119,6 16,5 11 26 26 — 4 Ju n i . . 10,4 - 0 , 4 73 + 2 64 + 9 115,1 31,0 7 18 18 — 9 J u l i . . 10,7 - 1 , 4 75 + 3 67 + 1 5 118,6 30,0 30 12 12 — 5 A ugust. . 12,9 - 1 , 1 74 0 36 —12 28,5 8,8 31 7 4 — 3 September 9,7 — 0,8 75 — 3 25 — 22 19,4 17,0 28 2 2 — — (Oktober 9,0 + 1,2 88 + 5 78 + 1 5 88,1 21,7 18 17 13 — 1 November. 6,2 + 0,3 90 + 6 79 + 5 44,8 8,9 4 11 11 — — Dezember . 5 , 4 + 1,0 87 0 78 + & 35,4 7,7 16 16 15 2 —
J a h r . . 7 , 8 + 0,1 80 + 3 67 + 7 729,5 30,0 30. VII 163 149 21 24
Letzter Frost . Erster Frost . Letzter Schnee Erster Schnee
6. April, 8. Noveinber, 2. April,
23. Dezember,
Längste Regenzeit: 3.—21. Mai, Längste Trockenzeit: 1.—19. Sept. Sonnenscheindauer 1545,3 Stunden = 3 5 % des möglichen; im Tag 4,2 Stunden. Tage ohne Sonnenschein 107.
Bei der Rubrik Abweichung bedeutet zu große, — zu kleine Werte gegenüber den durchschnittlichen; die zum Vergleich herangezogenen Mittelwerte des Luftdrucks beziehen sich auf den Zeitraum {876— ( 8 9 0 , jene der Luft temperatur auf Z779— (868, jene der Luftfeuchtigkeit auf — 1849, 1 8 6 9 — 1 8 8 0 . E in vergleich der Niederschlagsverhältnisse mit den vorhandenen Mittelwerten ist unterlassen, weil letztere unzuverlässig sind.
Sommertage sind Tage, an welche» die Lufttemperatur mindestens 25“ erreicht hat, Frosttage sind Tage, an welchen das Thermometer unter den Gefrierpunkt gesunken ist, und W intertage sind Tage, an denen beständig Frost geherrscht hat.
B. S ch ilderung de« W itie ru n g sv erlau fs .
Der J a n u a r w ar mild, niederschlagsarm und überaus trüb. Frost ist zwar an der Hälfte aller T ag e , doch jeweils nur sehr- m äßig aufgetreten.
— 87 —
Auch der F e b r u a r w ar trüb und mild, wenu auch nicht in gleichem M aß e wie sein V orgänger, dabei aber im Gegensatz zu diesem überaus niederschlagsreich. Weiteres W etter m it den für unser F rüh jah r charakteristischen großen Tem peraturschwan kungen herrschte nur in den T agen vom sO. bis s3. Die starke Bewölkung, die für den ganzen vorangegangenen W inter kenn zeichnend w a r , hielt auch noch das ganze F rü h ja h r hindurch bis in den Som m er hinein an.
Der M ä r z w ar dabei meist unfreundlich; er hatte rauhes W etter, nur die T age vom \2. bis fH. brachten schönes, am T age w arm es Wetter. A n der M ehrzahl aller T age lag zwar die Tem peratur unter der no rm alen , doch hat eine stärkere E r w ärm ung gegen Ende des zweiten M onatsdritte ls bewirkt, daß sich ein nahezu norm ales Tem peraturm ittel ergab. Niederschläge sind zwar ziemlich häufig, doch in zu geringen M engen gefallen.
Der A p r i l wies vielfach große Sprünge in den Tem peraturen auf ; im Durchschnitt w ar er etwas zu w arm .
Besonders ungünstig w aren die W itterungsverhältnisse im M a i , der zu kühl und überaus regnerisch w ar. Nachtfrost ist zwar nicht mehr aufgetreten, doch ist es auch nicht sonderlich w arm geworden. Art nur 5 Tagen ist kein Regen gefallen und an nicht weniger a ls fO Tagen hat die Sonne gar nicht geschienen.
Der J u n i w ar ebenfalls zu trü b , dabei vorwiegend kühl und regnerisch. Der unfreundliche Eindruck, den der M o n a t hinterließ, wurde außer den vielen Regenfällen noch wesentlich dadurch bedingt, daß nur selten etwas höhere Tem peraturen ver zeichnet werden konnten.
Der J u l i w ar noch ungünstiger a ls sein Vorgänger. Von einigen w arm en T agen gegen Schluß des zweiten Drittels abgesehen, w ar es so kühl, daß sich der sehr erhebliche W ärm em angel von 2,2 °, der in diesem Jah rh u n d ert nur 5 M a l in K arlsruhe vor gekommen ist, ergeben konnte. Regen ist zwar nicht sehr häufig, aber doch jeweils in erheblicheren M engen gefallen. Die Bewölkung w ar so dicht, daß für die D auer des Sonnenscheins der für einen Som m erm onat überaus geringe B etrag von nur 37 °/o des mög lichen erreicht wurde.
3 nt vollen Gegensatz zu den bisherigen W itterungsverhält nissen standen jene des A u g u s t , der wenig bewölkt, sehr w arn t und überaus trocken w ar.
Den gleichen (Charakter trug der S e p t e m b e r , der fast beständig schönes w arm es W etter und nur an zwei Tagen etwas Regen brachte.
Der S p ä t h e r b s t und der W i n t e r a n f a n g ((Dftober bis zum 3ahresschluß) waren ebenfalls wesentlich zu w arm , und dabei ebenso wie die ganze Zeit vom J a n u a r bis zum August zu trüb. Niederschläge sind nicht sehr oft und in zu geringen Mengen gefallen.
Der N o v e m b e r w ar insofern n o rm a l, a ls er viele Nebel brachte.
D as 3 a h r H898 w ar a ls ganzes genommen wesentlich zu w a rm , zu trüb und etwas zu trocken. Kennzeichnend w ar das lange, oft monatelange Anhalten eines bestimmten W itterungs charakters.
Gel;. Obrrregierungsrak E. Bechert. ®£|f. 1898.
(3u S . 96.)
Nach einer Photographie von M. Suck in Karlsruhe.
X.
Vevölkrrungsvorgängs, Sterblichkeit, Totenschau.
§ m Z ahre (898 Farnen 2702 G e b u r t e n zur Anzeige; da
runter 56 ( uneheliche (1897: 255^ m it 359 unehelichen). Don den 2702 Rindern gehörten (38<( dem männlichen, (3 (8 dem weiblichen Geschlecht an (1(897: (27 ( dem männlichen und (283
dem weiblichen). Die höchste Z ah l der Geburten wies der ZTtai auf m it 2^2 ((8 9 7 : der M a i m it 252), die niederste der Septem ber m it 2 ( ( ((897 der Dezember m it ( 79). Totgeburten wurden 5^ angemeldet ( (8 9 7 : 69). D as V erhältnis der Totgeburten zu den Geburten lebender Rinder w ar (-.5 0 ,0 2 ((8 9 7 : ( : 57,0 () . A uf je (000 Einw ohner Famen 28,79 Geburten.
Die Zahl der T o d e s f ä l l e betrug (650 ((8 9 7 : (600); darunter waren 856 Todesfälle von Personen männlichen Ge schlechts ( ( 8 9 7 : 82() und 79^ von solchen weiblichen Geschlechts ((8 9 7 : 779). Rinder unter einem J a h r starben 6 ^( ((8 9 7 : 57(). Die meisten Todesfälle erfolgten im August mit 20^ ((897 im ju l i mit (67); die geringste Zahl wies der Februar auf mit ( ( ( ((897 der November mit ( (7) . Auf je (000 Einwohner Famen (8,2 Todesfälle.
Totenschau. A m 8. Z an u a r starb im Alter von 77 Ja h re n Hofmaler
und Professor August v i s c h e r . A m 50. J u n i (8 2 ( in M ald- gngeloch geboren, machte er seine Studien in M ünchen, Antwerpen
und P a r is . 186^ wurde er badischer pofntaler, 1870 Professor des Figurenzeichnens an dem damaligen Polytechnikum, dessen Lehrkörper er bis zu seinem Tode angehörte. A ls Genremaler, wie auch a ls P o rträ t- und Geschichtsmaler w ar er mit gleichem Trfolge während seines langen Lebens thätig. Von seinen zahl reichen Werken sind u. a. vier größere historische Gemälde in K arlsruhe geblieben: „ Toligny von den Spaniern bei S t. Quentin überfallen" (1850), „D iana von Pottiers m it König Franz I. von Frankreich" (1851), „Franz I. in der Schlacht von P a v ia " ((857) und „Die Schlacht an der Adda von 1 (5 8 " ((86ch). I m Ja h re (871 hat er die großen T ransparen te gem alt, welche während des Friedensfestes in K arlsruhe die Vorhalle des Polytechnikums schmückten. A ls Schriftsteller tra t er mit einigen Arbeite« kunst wissenschaftlichen In h a lte s vor die Öffentlichkeit. (Nekrolog in der Badischen Landeszeitung vorn (8. J a n u a r (SsiS; ein älterer Aufsatz über ihn von T . A. Regnet in den Dioskuren (5, J a h r gang (1870) N o . 2q).
A m 29 . M ä rz starb B ildhauer Adolf f s e e r , der Schöpfer des hiesigen Kaiserdenkmals. T r w ar im J a h re 18^9 in Vöhren- bach auf dem Schwarzwald a ls Sohn des B ildhauers Joseph l)eer geboren. Schon frühe zeigte er ein ausgesprochenes Talent für die Bildhauerkunst. Die erste Anleitung im Modellieren erhielt er in der väterlichen Werkstätte, dann studierte er an der Kunst gewerbeschule in N ürnberg und später zwei J a h re lang in Berlin, wo er bei Talandrelli und Siemering freundliche Aufnahme fand. Weitere zwei J a h re stand er a ls Gehilfe dem Bildhauer Brey- m ann bei seinen großen monumentalen Arbeiten zur Seite. Von dem Fürsten von Fürstenberg m it der A usführung zweier über lebensgroßen F iguren in carrarischem M a rm o r, eines Lebensengels und eines Todesengels, be trau t, verweilte er dann vier J a h re in I ta lie n , zumeist in R om , wo er weiterhin im Aufträge des Fürsten von Fürstenberg eine G ruppe überlebensgroßer Figuren, die Donau quellen darstellend, modellierte, die gleichfalls in carrarischem M a rm o r ausgeführt wurden. A u Tnde seines Aufenthaltes in I ta l ie n erhielt er einen R uf an die Kunstgewerbeschule in K arls ruhe, deren Lehrkörper er von 1881 bis zu seinem Tode angehörte.
— 91 -
Vielfache Gelegenheit zu größeren plastischen Arbeiten erhielt er bei dem von o berbaudirektor Durm erbauten Palais des Bankiers Schmiedet dahier; die riesigen Atlanten, die lebensgroßen Nischen figuren und Lucarnengruppen an dem Äußeren des Baues hat sein Meisel geschaffen. Auf Bestellung des M alers Wilhelm Klose führte er weiter die Gruppe über dem portale der hiesigen Festhalle aus, im Aufträge der großherzoglichen Regierung ferner zwei lebensgroße Figuren, Wissenschaft und Fam a, die für die Aula der Universität Heidelberg in Erz hergestellt wurden; auch die Sandsteinfiguren an der Fassade des Heidelberger Rathauses rühren von ihm her. Dazwischen modellierte er die Skizze zu einem Scheffeldenkmal, der bei der Karlsruher preisbewerbung im Ja h r s 888 der erste Preis zuerkannt wurde und die dann auf Veranlassung des Komitees für Errichtung eines Scheffel denkmals in Heidelberg für diese Stadt künstlerisch ausgeführt wurde. Sein größtes Werk, das Kaiserdenkmal in Karlsruhe, das seinen Namen mit einem Schlage weithin bekannt gemacht und ihm den Ruf eines Künstlers ersten Rangs verschafft hat, ist auch sein letztes geblieben. Noch während der Ausführung des selben hatten hervorragende dekorative Arbeiten für das Kaiserin- Augusta-Bad in Baden-Baden und für den Umbau der Gemälde galerie in Karlsruhe seine Thqtigkeit in Anspruch genommen; auch eine Skizze zur Hauptgruppe für den Bau des großherzoglichen Bezirksamtes dahier hat er noch entworfen, bereits aber stellten sich bedenkliche Störungen seines Nervensystems ein. Bei der Enthüllung des Kaiserdenkmals am f8. Oktober vorigen Jahres war er schon schwer leidend. Eine Fahrt nach Italien brachte die erhoffte Genesung nicht. I n Rom an M alaria erkrankt, kehrte er hierher zurück, wo nach wenigen Wochen eine Lungen entzündung ihn dahinraffte. Die Teilnahme der Bevölkerung war eine allgemeine. Der Beisetzung auf dem Friedhofe wohnte der Großherzog bei. Die Kronprinzessin Viktoria von Schweden richtete ein Beileidstelegramm an den Direktor der Kunstgewerbeschule, Professor Götz. Der Kaiser drückte seine Teilnahme durch folgendes Telegramm an die Großherzogin a u s : „Ich bedauere aufrichtig den Tod des Professors Heer , dem wir alle aufrichtigen Dank schulden, auch über das Grab hinaus! Das herrliche Denkmal für
den teuren Großpapa ist auch für ihn ein Denkstein, welcher der Nachwelt Kunde geben wird von dem Genie und dem patriotischen Gedankenfluge des berühmten badischen Bildhauers. Wi l he l m. "
Am 6. April starb Mimsterialpräsident a.D . Karl v. Gr i mm . Am 2. Februar (850 in Karlsruhe als Sohn des Kaufmanns Karl Grimm geboren, ließ er sich nach beendigtem Rechtsstudium erst in Pforzheim ((85g), dann in Mannheim ((86H als Rechts anwalt nieder, an welch letzterem Orte er seit (870 auch die Stelle eines Fiskalanwalts bekleidete. (86ß entsandte ihn die Stadt Mannheim als Abgeordneten ' in den badischen Landtag, dem er später auch als Vertreter der Stadt Offenburg angehörte. Von dem Wahlkreis Philippsburg in den Reichstag gewählt (1875— (8 7 6 ) , nahm er an der Beratung der Reichsjustizgesetze lebhaften Anteil und wurde als Vertreter Badens in die Reichs- justizkommission berufen, aus deren vielmonatlicher Arbeit die Entwürfe zum Gerichtsverfaffungsgesetz, zur Livilprozeßordnung und zur Strasprozeßordnung in der Gestalt hervorgingen, in der sie sodann zu Gesetzen erhoben wurden. Als es galt die vom Reiche beschlossene Organisation in einer der heimischen Verhältnisse angemessenen weise zur Einführung zu bringen, wurde er mit dieser Ausgabe betraut. J in Jahre (876 wurde er vom Großherzog zum Präsidenten des Ministeriums des großherzoglichen Hauses und der Justiz berufen. An der Spitze dieses Ministeriums verblieb er bis zum Jahre (88(. Nach feinem Rücktritt aus dem Staatsdienste widmete er sich vornehmlich den kolonialen Bestrebungen, die seit Anfang der achtziger Jah re in Aufnahme kamen. E r wurde einer der ersten Vorkämpfer der kolonialen Sache, für deren Förderung und Ver breitung er in w ort und Schrift, durch persönliches und finanzielles Eintreten gewirkt hat. Mitbegründer der Gesellschaft für deutsche Kolonisation, war er einer der wenigen entschlossenen Männer, welche im Jah re (88^ die peters'sche Expedition in das Hinter land von Sansibar entsandten und damit dem deutschen Reiche Ostasrika erwarben. E r wurde Mitglied des Verwaltungsrates der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft und später Mitglied des Kolonialrates. I n Karlsruhe erst Vorstand der Gesellschaft für
deutsche Kolonisation, bekleidete er sodann bis zu seinem Code die Stelle eines Vorsitzenden der aus der Vereinigung der genannten Gesellschaft m it dem K o lo n ia le rem hervorgegangenen „Deutschen Kolonialgesellschaft". Sein eifriges S tudium der kolonialen Dinge fand auch Ausdruck in der Veröffentlichung einiger Schriften, die sich sowohl mit der G egenwart a ls auch mit der Vergangenheit der heutigen deutschen Besitzungen in Ostafrika beschäftigen. Den Angelegenheiten seiner Vaterstadt hat er stets ein reges Interesse entgegengebracht. Von demselben legen vor allem auch die zahl reichen Zuwendungen Zeugnis a b , die er den städtischen S a m m lungen gemacht h a t; dieselben verdanken ihm manche alte und selten gewordene, für die Geschichte der S tad t wertvolle Schrift. J m J a h re 1891 verlieh der Großherzog G rim m auf sein Ansuchen den Adelstitel, den schon früher einmal ein M itglied seiner Fam ilie, der durch feine Beziehungen zu Kaiserin K ath arin a II. von R u ß land bekannte Gncyklopädist Friedrich M elchior Freiherr von G rim m , geführt hatte.
A m 12. Z uni schied der Präsident der Oberrechnungskam mer Staatsm inister a. D. D r. Ludwig C u r b a n aus dem Leben. <Er w ar am 5. Oktober 1821 zu Bretten als Sohn des dortigen S tad t pfarrers K arl Friedrich C . geboren. Nach Vollendung seiner juristischen Studien in den Staatsdienst eingetreten, wurde er, dam als Assessor bei der Regierung des Unterrheinkreises in M annheim , im Zahre 185^ dem (Grafen von Leiningen-Billigheim und nach her dessen Nachfolger, dem S ta a ts ra t B ru n n e r, bei ihren Ver handlungen in R om zur Beilegung des Kirchenstreites a ls Sekretär beigegeben. Bei den darauf folgenden Konferenzen der zur O b er rheinischen Kirchenprovinz gehörigen Staaten bekleidete er eben falls die Stelle eines Sekretärs. 1860 zum M inisterialrat in dem neu begründeten Handelsministerium ernannt, beschäftigten ihn u. a. vornehmlich die Vorbereitung und Bearbeitung des Gewerbe-- gefetzes, die Revision der polizeilichen Vorschriften im Ressort des H andelsm inisterium s, sowie die Neuorganisation des landw irt schaftlichen Vereinswesens. 1872 wurde er zum Präsidenten des Handelsministeriums ernannt; 1876 erhielt er beim Rücktritt Zollys unter Beibehaltung des Präsid ium s des Handelsministeriums.
— 94 — die E rnennung zum Staatsm inister und Präsidenten des S ta a ts ministeriums. A ls späterhin das Handelsministerium mit dem M inisterium des In n e rn vereinigt wurde, übernahm er dieses M inisterium P 8 8 s ) . Beim E in tritt in sein 70. Lebensjahr im J a h r e f890 bat er um Enthebung von der Leitung des M inisteriums des In n e r n ; das Präsidium des S taatsm inisterium s führte er au f den Wunsch des Großherzogs bis \ 893 weiter. I m M ärz dieses J a h re s reichte er ein Gesuch um Enthebung auch von diesem Amte ein. Der Großherzog entsprach dem Gesuche, ernannte aber gleichzeitig T u rb an , um ihn dem aktiven Staatsdienste weiter zu erhalten, zum Präsidenten der Oberrechnungskammer. „A uf weiten Gebieten des staatlichen Lebens hat die rastlose Thätigkeit des S taatsm inisters T u rb an Werke von bleibender Bedeutung geschaffen und für alle Zeit wird sein amtliches Wirken in der Geschichte des Badischen Landes mit Auszeichnung und Dankbarkeit genannt werden", sagt sein Nekrolog von ihm. E s würde über den Rahm en dieser B lätter hinausgehen, wollten wir hier auch nur die hauptsächlichsten der während seiner langjährigen M inisterthätigkeit ins Leben gerufenen Neuschöpfungen, welche sich gleichmäßig aus die Gebiete des Gewerbes, der Industrie und des Pandels, der Landwirtschaft, des Verkehrswesens, der Ver waltungsrechtspflege, der Gemeindesteuergesetzgebung, der Sozial politik u. s. w. verteilen, oder die wichtigsten gesetzgeberischen Akte dieses Z eitraum es hier aufführen, w ir verweisen in dieser Beziehung aus den unten angeführten Nekrolog. E rw äh n t möge jedoch werden, daß T u rb a n neben seiner amtlichen Thätigkeit auch die M uße fand , in einer Reihe von Ehrenäm tern sich an den öffentlichen Angelegenheiten der S tad t zu beteiligen, die seit f 855 sein dauernder Wohnsitz w a r , so eine Zeit lang a ls M itglied und Vorsitzender des O rtsschulrats der evangelischen Volksschule, a ls Präsident der Allgemeinen M usikbildungsanstalt, so vor allem auch während sechsundzwanzig J a h re n a ls M itglied des evangelischen Airchen- gemeinderats. Von dem V ertrauen, das der Großherzog seinem langjährigen B erater entgegenbrachte, legt m it am besten das Schreiben Zeugnis ab, mit welchem derselbe ihm im J a h re ̂8P3 die erbetene Enthebung vom Präsidium des Staatsm inisterium s erteilte, und in welchem folgende Stelle vorkam : „ M it großer
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Dankbarkeit blicke Ic h auf die langen J a h re zurück, in denen Ic h I h r e hilfreichen Dienste in dauerndein Verkehr so erfolgreich in Anspruch nehmen durfte. Die treue Gesinnung und die auf opfernde Eingebung, welche Sie in den vielen J a h re n bethätigten, bleiben M ir eine werte E rinnerung und dankbar werde Ic h der Selbstlosigkeit gedenken, w om it Sie I h r e ausgezeichneten Dienste dem W ohle des S taates gewidmet haben. M öge Ih n e n Gottes Gnade noch lange J a h re gesegneten Lebens gewähren." (Nekrolog in der K arlsruher Zeitung vom 2 ( . Dezember (898).
Von weiteren Toten des J a h re s (898 sind zu nennen: Geh. Rat Anton W a l l i , geboren am 8. November (8(6
in Rastatt, gestorben am 8. Januar, (854— (866 Ministerialrat beim großherzoglichen Finanzministerium, (866— (880 beim Justiz ministerium, (8 5 9 — (864 auch Abgeordneter der zweiten Kammer der Landstände.
S tad tra t Ludwig W a l tz , geboren am 25. September (854 in Heidelberg, gestorben am (7. F ebruar, ein M a n n , der mit selbstloser Hingabe lange J a h re a ls Stadtverordneter und später als S tad tra t (seit ( 889) für die Interessen der S tad t thätig w ar und als M itglied vieler Vereine und Kommissionen um das P fründnerhaus, die Arbeiterkolonien, das Asyl in Scheibenharb und andere Anstalten sich verdient gemacht hat. I n E rfüllung eines Wunsches des Verstorbenen wurde von seinen Angehörigen dem Stadtrate die Sum m e von 2 000 M t zur Ausschmückung des T rauungszim m ers im R a th au s übergeben.
Geh. Regierungsrat Dr. Ju lius J o l l y , geboren (856 in Heidelberg, gestorben am 20. Februar in München, (895— (896 Staatsanwalt in Karlsruhe, aus dieser Zeit den Lesern der (Chronik durch die Festrede, die er bei der Bismarckfeier in der Festhalle am (. April (895 gehalten hat, bekannt (vgl. Chronik für (895 S. 65 ff.), seit (896 Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung in München.
Jo h a n n M ö r n e r , geboren am ( ( . Dezember (859 511 M ühlburg, gestorben am 26. M ä r z , von (879 bis zu seinem
Tode V erwalter der städtischen S p a r- und Pfandleihkasse, von f87^ bis zu ihrer Aufhebung im J a h re \8st6 auch Verrechner der städtischen Hypothekenbank, in verantwortungsvoller Stellung ein pflichttreuer, bei den zahlreichen Personen, die mit ihm zu verkehren hatten, wie bei seinen Vorgesetzten gleich beliebter Beamter.
Baudirektor Perm ann (E sse r , geboren am sst. J a n u a r lS'fO zu Köln, gestorben am 2. A pril, s87H— fSstl Vorstand der Eisen bahnhauptwerkstätte in K arlsruhe, fSstf— f 8st6 Kollegialmitglied der Generaldirektion der badischen Staatseisenbahnen und von f 8st6 bis zu feinem Tode Leiter der technischen Abteilung dieser Behörde (Nekrolog in der K arlsruher Zeitung von: fst. M a i *898).
Kommerzienrat Robert C a u tz , geboren f 8 f 9 in Köln, gestorben um 28. A pril, seit 18^5 erst technischer Direktor, dann Vorsitzender des Vorstandes und zuletzt des Aufsichtsrates der hiesigen Maschinenbaugesellschaft, längere Zeit auch M itglied des Bürgerausschusses.
D r. Georg K o b e r l e , Bühnendichter und D ram aturg, geboren am sst- M ärz f 8 f9 zu N onnenhorn bei Lindau am Bodensee, gestorben am 7. J u n i in Dresden, f 872 Leiter der hiesigen pofbühne, scheiterte er in dieser Stellung, die er nur ein Z a h r bekleidete, bei seinem Versuche die deutsche Schaubühne zu „reformieren".
S tiftungsverw alter Adolf A b t , geboren f 8^6 in Stocfach, gestorben am 28. J u l i , seit s872 Vorstand der katholischen S tiftungsverw altung K arlsru h e , M itglied des Bürgerausschusses, ein M a n n , der im katholischen Vereinsleben der S tadt vielfach hervorgetreten ist.
Geh. O berregierungsrat E m il B e c h e r t , geboren am 9 . J u l i f8^3 zu M osbach, gestorben am 6. August, *869 A m tm ann in K a rls ru h e , J[870/7f Unterpräsekt bezw. Kreisdirektor in Schlett- stadt, f 872 O beranrtm ann in K arlsruhe , s87^ M itglied des M inisterium s des In n e rn und seit fsg o zugleich Landeskommissär für die Kreise K arlsruhe und B aden , f 875 — \ 87 8 auch Abge ordneter der zweiten K am m er der Landstände für den Landbezirk K arlsruhe (Nekrolog in der K arlsruher Zeitung vom 8. Dezember *898).
Fabrikant A. Ruh. Grst. 1898.
(3u S . 97.
Nach einer Photographie von ®. 5utf in Aarlsruhe.
_ 97 -
Fabrikant August R u h , geboren am 26. Dezember 18^1 in K arlsruhe, gestorben am H. Oktober, ein hervorragender I n dustrieller der S tadt, M itbegründer der F irm a Junker und R uh (1870), heute einer der bedeutendsten Fabriken auf dem Gebiete der Nähmaschinenindustrie; ein rastlos thätiger M a n n , bekleidete er auch verschiedene Ehrenäm ter a ls Handelsrichter, M itglied der Handelskammer, S tad tra t (vgl. oben 5 . 8) u. f. w.
Geistlicher R at Joseph B e n z , geboren am (6 . Dezember s82ö zu Konstanz, gestorben am 30. N ovem ber, seit (872 katholischer S tadtpfarer in K arlsruhe und seit 1882 gleichzeitig Dekan des Landkapitels E ttlingen, ein treubesorgter, durch milde und ver söhnliche Gesinnung ausgezeichneter Seelenhirte seiner Gemeinde, unter deren regen Anteilnahme ihm noch im August des Berichts jahres vergönnt w a r , sein fünfzigjähriges Priesterjubiläum zu feiern, bei welcher Gelegenheit ihm der Großherzog und die G ro ß herzogin in einem Telegram m aus 5 t. M oritz ihre Glückwünsche aussprachen.
S tad tra t Friedrich L u d w i g , geboren am 20. J a n u a r s8^6 zu Birckendorf im Amtsbezirk Bonndors, gestorben am 8. Dezember. Seit dem J a h re 1878, da er eine von ihm bis dahin betriebene S trohhutfabrik ausgab, hat derselbe seine ganze K raft in den Dienst gemeinnütziger Interessen gestellt. Durch das Vertrauen seiner M itbürger in den Bürgerausschuß und in den S tad tra t (1890) berufen, hat er unermüdlich an der Förderung der städtischen Angelegenheiten mitgearbeitet; a ls Vorstand der a lt katholischen Gemeinde, a ls Ausschußmitglied der nationalliberalen P a r te i , sowie a ls M itglied zahlreicher anderer Vereine hat er ebenfalls eine große Thätigkeit entfaltet und sich Freunde in den weitesten Kreisen der Bürgerschaft erw orben, wie das schon die zahlreiche Beteiligung bei seiner Beisetzung zeigte. Die G roßher zogin ließ der G attin des Heimgegangenen telegraphisch ihre Teil nahme aussprechen und gedachte dabei dankbar des W irkens des Verstorbenen aus dem Gebiete der W ohlthätigkeit.
O berstleutnant a. D. Viktor R o c h l i tz , gestorben im 70. Lebensjahr am 25. Dezember, 1870/71 a ls M a jo r K om m andeur der Korpsartillerie der badischen Artilleriebrigade. ■
7
A us dem J a h re s897 tragen w ir nach den am V Novem ber in München erfolgten Tod Leonhard Sohiicfcs, des bekannten Physikers; geboren am 7. A pril U8^2 in Halle a. 5 . w ar er j[87H— f882 Professor der Physik und Vorstand des physikalischen K abinetts der Technischen Hochschule unserer Stadt.
J. Wörner, Verwalter der städt. -Spar- und Pfandleihkasse.
Gest. 1898.
Nach einer Photographie von C. Ruf in Karlsruhe.
XI.
Vorträge.
m folgenden geben w ir ein Verzeichnis der im chahre (898 in K arlsruhe gehaltenen V orträge, soweit uns dieselben
bekannt geworden sind. E s sind im ganzen 25s ((8 9 7 : )[95). Die größte Z ah l der Vorträge weist wie (897 der November aus, nämlich ^3. E s folgen der Nkärz m it (((, der (Oktober m it 57, der F ebruar m it 28, der J a n u a r m it 25, der Dezember m it 22, der J u n i m it 20, der A pril m it (5 , der ZTcai m it (0 , der Sep tember mit 8 und der J u l i m it 3. F ü r August w ar, wie im vorhergehenden ^jahre, kein V ortrag zu verzeichnen. A n ^2 Tagen wurden je 2 V orträge gehalten, an 9 je 5, an 5 je H und an 2 (dem \2 . Oktober und dem 7. November) je 5. Von den V or tragenden waren \2ty au s K arlsruhe selbst, 22 gehörten dem übrigen Baden a n , 89 dem übrigen Deutschland und \ \ dem A uslande.
Ja n u a r 3. stud. G . J u s t : „Line Reise nach Südamerika" (Sektion K arls ruhe des deutsch, u. öfterreich. Alpenvereins).
„ 5. A. S t a c h l e : , „Der überhandnehmende, furchtbare Abfall in der Christenheit, ein untrügliches Zeichen der nahen perfön»
. lichen Wiederkunft Jesu Christi, sowie des schrecklichen Gerichtes, welches in Kürze über die Christenheit Hereinbrechen wird" (Dffentl. Vortrag im Saale des Botels Monopol).
„, 8. Kapellmeister A. S mo l i a n : „Richard W agner und seine Beziehungen zu König Ludwig II. von Bayern" (Kauf männischer verein Karlsruhe).
— 100 —
Ja n u a r x2. ksofsattlermeister R. G s t e r t a g : „Die Thätigkeit der Gewerbe gerichte" (Gewerbeverein).
„ ^2 . A. S t a e h l e : „Der llberhandnehmende, furchtbare Abfall in der Christenheit, ein untrügliches Zeichen der nahen persön» liehen Wiederkunft Jesu Christi, sowie des schrecklichen Gerichtes, welches in Kürze über die Christenheit Hereinbrechen wird (Fortsetzung)" (Gssentl. Vortrag im ßotel Monopol).
„ (3 . Dr. G p p e n h e i m aus M annheim : „Salomo ibn Aderat und der Kampf um die Philosophie" (Verein für jüd. Geschichte und Litteratur).
„ Z3. Kaufmann Karl M a g n e r : „China" (Schwarzwaldverein). „ ksofrat Professor L. B r a u e r : „Die Vibrationen der Schrauben»
dampfer und Mittel zu deren Abschwächung" (Naturwissen schaftlicher Verein).
„ \ 6 . Divisionspsarrer B o r n H ä u s e r aus Rastatt: „Die biblische Naturbetrachtung im vergleiche mit der modernen N aturver götterung und Naturschwärmerei" (IV. Abonnementsvortrag im Evangelischen Vereinshaus).
„ 16 . Ludwig Sch i i t t aus M annheim : „Straflose Jugenderziehung" (Freidenkerverein).
„ (S . Kaplan S t u m p f : „Entstehung und Entwicklung der lsand- werkerinnungen" (Katholischer Gesellenverein).
„ ( 7 . K arl F lu c k : „Erlebnisse eines Matrosen bei der kaiserlichen M arine und Reiseerinnerungen aus Asien, Afrika und Austra lien" (Arbeiterbildungsverein).
„ (g. Betriebssekretär Fr. F e l d Ho f e n : „Aberglauben im M ittel alter" (Kathol. Männerverein Konstantia).
„ 2v P farrer N a u m a n n aus B erlin: „Nationale Politik und Sozialismus" (Hffentl. Vortrag in der Festhalle).
„ 23. Seminardirektor F. L eu tz : „vom Spiel zur Schule" (Evange lischer Bund).
„ 2<(. Rechtsanwalt £). M a y : „Die badische Verfassung" (Arbeiter bildungsverein).
„ Alexander S t r a k o s c h aus W ien: „Recitation: Maccabäer und Balladen" (Kaufmännischer Verein Karlsruhe).
„ 26. Kaplan L a y e r : „kfermann v. Mallinckrodt" (Lase Nowack). „ 2 6 . A. S t a e h l e : „Über die uns in Gott verheißene Errettung
vor der kommenden großen Trübsal" (Gssentl. Vortrag im Saale des kfotels Monopol).
„ 28. Ingenieur k) etzel aus B asel: „Acetylen-Gaslicht" (Versamm lung größerer Gaskonsumenten der Stadt Karlsruhe).
,, 28. Professor Dr. U. M ü l l e r : „Die Bedeutung der Waldstreu" (Naturwissenschaftlicher Verein).
— \ 0 \ —
Ja n u a r 30. P farrer C o r r e v o n aus Frankfurt: „C. H. Spurgeon" (V. Abonnementsvortrag im Evapgel. Vereinshaus).
„ 3t- Dr. W e r n e r aus München: „Die Sekten im Judentum " (Verein für jlld. Geschichte und Litteratur).
Februar 2 . Hofrat F. L e u tz : „Pflanzenfunde im alten Aegypten" (G arten bauverein Karlsruhe).
„ 2 . Dr. Hermann M e y e r aus Leipzig: „M eine Reife nach Gert- tral-Brafilien" (Naturwissenschaft!. Verein; Abteilung K arls ruhe der deutschen Kolonialgesellschaft).
„ 2. Rechtsanwalt Dr. S c h l e s i n g e r : „Das Duell vom rechtlichen und gesellschaftlichen Standpunkt" (Kaufmännischer Verein Karlsruhe).
„ 2 . 21. S t a c h l e : „Die Handauflegung der Apostel zur Versiege lung mit dem hl. Geiste auf den Tag der Erlösung" (Reli giöser Vortrag im Hotel Monopol).
„ 3. Rechtsanwalt B y t i n s k i : „Das Recht der Handlungsgehilfen" (Verein der deutschen Kaufleute. G rtsverein Karlsruhe).
„ 3. Kaufmann K. W a g n e r : „Meine Reisen in Gstafien" (Schwarz waldverein).
„ <(. Redakteur H ü f n e r aus E ttlingen: „Die Handwerkerfrage" (Katholischer Männerverein Badenia im Stadtteil Mühlburg).
„ 6. P farrer L a u b aus S traßburg: „Meine jüngste Reise unter den talmndischeit und chassidischen Juden des Ostens von Europa und die große zionistische Bewegung dortselbst" (Evangel. Vereinshaus).
„ 6 . Dr. m ed . O f a w a aus Tokyo: „Kulturbilder aus J a p a n von einem Japaner" (Allgem. evangel.-protestantischer Missions verein Karlsruhe).
„ 7. Reallehrer A. B e r g m a n n : „6 Wochen in London" (Arbeiter bildungsverein).
„ 8. Justizrat G . Be c k e r : „Quer durch die Schweiz auf einsamen und betretenen Pfaden" (Alpenverein).
„ (0 . H. H a a s : „Der Krieg Frankreichs gegen China und das Königreich Anam, Maffakre des Hauptmanns Pouliko auf dem Posten Hen-Lang mit einem Fluchtversuch" (Badischer M ilitärverein, Badischer Leibgrenadierverein und andere Waffenvereine der Stadt).
„ tO. A. S t a e h l e : „Der Zustand nach dem Tode bis zur Aufer stehung der Toten" (Religiöser Vortrag im Saale des Hotels Monopol).
„ Prediger 5 . D. C o n t i n o : „Die evangelische Kirche Ita lien s" (Evangel. vereinshaus).
„ u* <Seh. R at Dr. K. E n g i e r : „Studienreise an das Rote Meer" (Naturwissenschaftlicher verein,.
F e b r u a r (3 . K a m m e rd ire k to r a . D . K r a u s a u s H e id e lb e rg : „ S h a k e s p e a re s R ic h a rd I I ." (V I. A b o n n e m e n ts v o r t r a g im L v a n g e l . V e re in s
h a u s ) . .
„ 15. S t a d tp f a r r e r R a p p : „ F o r ts c h r it t o d e r R ü ck sch ritt? B e a n tw o r t e t a n d e r S c h r if t d e s P ro fe ss o rs D r. S c h e ll: D e r K a th o l iz is m u s a l s P r in z ip des F o r ts c h r i t ts " ( K a r l s r u h e r P ro te s ta n te n v e re in ) .
„ n. S ch rif ts te lle r (O tto A m m o n : „D eutsche u n d englische A rb e ite r- V erh ä ltn isse" (A rb e ite rb i ld u n g s v e re in ) .
„ 15 . H . H a a s : „ E rleb n is se a l s A n g e h ö r ig e r d e r französischen
F re m d e n le g io n " ( L v a n g e l . A rb e i te rv e re in ) .
„ 17. A . S t a e h l e : „ D ie A u fe rs te h u n g d e r T o te n " (R e lig iö s e r
V o r t r a g im H o te l M o n o p o l) . „ 1 7. E . F r e ih e r r v . W o l z o g e n , S c h rif ts te lle r a p s M ü n c h e n :
„ E in e n e u e H u m o re s k e u n d h ln ja m w e w e II. A kt (R o c i ta t io n )"
(K a u fm ä n n is c h e r V e re in K a r l s r u h e ) . „ 2 ( . R e a l le h r e r A . B e r g m a n n : „ D ie le ite n d e n G ru n d s ä tze f ü r
H a u s e ig e n tü m e r bei d e r E r w e r b u n g u n d V e rw a l tu n g v o n H ä u s e rn " (S ch u tzv e re in d e r H a u s e ig e n tü m e r) .
„ 22 . H o fv ik a r D r . F r ö m m e l t „ D ie G ru n d g e d a n k e n L ech lers ü b e r
d ie F r a g e d e r A r b e i te rw o h n u n g e n " (L v a n g e l . A rb e ite rv e re in ) .
„ 2 ^ . A . S t a e h l e : „ D ie A u fe rs te h u n g d e r T o te n . E in e erste u n d e in e a llg e m e in e A u fe rs te h u n g " (R e lig iö se r V o r tr a g im H o te l
M o n o p o l) . „ 2 5 . D r. H . .M o e s e r : „ D a s F a s te n - u n d A b stiu en zg eb o t der K irche ,,
v o m ä rz tlich en S ta n d p u n k t a u s b e tra c h te t" (C a fe N ow ack). „ 2 6 . S c h rif ts te lle r K a r l E m il F r a n z o s a u s B e r l i n : „ G o g o l u n d
T u r g e n ie w " (K a u fm ä n n is c h e r V e re in K a r ls r u h e ) .
„ 27 . M iss io n ä r K n o b l o c h : „ D ie S te l lu n g d e s w eib lich en G eschlechts
in I n d i e n " ( D r t s v e r o in K a r l s r u h e f ü r ä u ß e re M ission ).
„ 27 . P r i o r S e i l e a u s W ö r i s h o f e n : „ D a s N e rv e n sy s te m u n d seine
K ra n k h e i te n " (K n e ip p v e re in ) .
„ 28 . P ro fe sso r D r. R . (S o Id sch m i t : „ G n e is e n a u " (A rb e ite r
b i ld u n g s v e re in ) .
M ä r z v H o fv ik a r D r. F r o m m e i : „ D ie W o h n u n g s f r a g e " (E v a n g e l .
A rb e ite rv e re in ) .
„ 2 . L a n d ta g s a b g e o rd n e te r D r. H e i m b u r g e r : „ D ie b ev o rs teh en d en R e ic h s ta g s w a h le n " (V o lk sv e re in K a r ls r u h e ) .
„ 2. F e d o r v . Z o b e l t i t z , S c h rif ts te lle r a u s B e r l i n : „ D ie E n t
stehungsgesch ich te d e s B u c h e s " (K a u fm ä n n is c h e r V e re in K a r l s
ru h e ). „ 3. D r . A r n o l d : „ A c e ty le n g a s " (G e w e rb e v e re in ) . •
„ 3. G e h . R e g i e r u n g s r a t P ro fe sso r B u ß l e y a u s B e r l i n : „ D ie D eutsche F lo t te u u d ih re technische E n tw ic k lu n g " (K le in e r
S a a l d e r F e s th a lle ) .
— (05 —
4 . Professor G . K u p p : „Butter und M argarine" (Naturwissen schaftlicher Verein).
5 . Reichstagsabgeordneter Rektor Ko p f c h aus B erlin : „Die Bedeutung der nächsten Reichstagswahlen" (Versammlung der Freisinnigen Volkspartei).
6. Dr. theol. w e b s k y aus B erlin : „Die kirchliche Reaktion in der zweiten kfälfte des neunzehnten Jahrhunderts" (Karls ruher Protestanteuverein).
7. K. F reiherr.v . G r ü n a u , Leutnant im v Bad. Leibgrena- dierregimeut No. \ o y : „Korea" (Deutsche Kolonialgesellschaft, Abteilung Karlsruhe).
7. Professor Dr. L. N e u m a n n aus Freiburg: „Wanderungen und Fahrten im Kaukasus und in Transkaukasten" (Alpen verein).
8. Professor Dr. £ . E l s t e r aus Leipzig: „Kampfspiele und Liebesleben zur Zeit der Minnesinger" (Museumsgesellschaft).
8. Dr. Joh . M ü l l e r aus Schliersee: „Religion und Naturwissen schaft" (Gffentl. Vortrag im großen Rathaussaal).
9 . Rektor Dr. G e r w i g : „Bilder aus der deutschen Sprache" (Gabelsberger Stenographen-Verein).
to. Reallehrer und Lehrer der Kandelswissenschaften A. B e r g m a n n : „Die ksandelshochschulfrage" (Kaufmännischer Verein Merkur).
\o . A. S t a c h l e : „Die Kirche vor ( 8 0 0 Jahren, zu Lebzeiten der Apostel Jesu Christi als ein Muster und Spiegelbild für alle Jahrhunderte" (Gffentl.. Vortrag im Saale des Ejotels Monopol).
\3 . Stadtvikar k f e s s e l b a c h e r : „Savonarola" (Evangelischer Bund).
t 2 . Prediger S e i d l e r aus Neuwied: „David Zeisberger, der Apostel der Ind ianer" (Evaugel. vereiushaus).
\3 . Prediger S e i d l e r : „Entstehung und Entwicklung der B rüder gemeinde" (Evangel. M änner- und Jünglingsverein).
^ .P ro fe sso r L eu tz : „Belebende und betäubende Genußmittel" (Arbeiterbilduugsverein).
(5. Dr. Jo h . M ü l l e r aus Schliersee: „(Siebt es einen (Sott?" (Gffentl. Vortrag im Saale der Eintracht).
ts . Privatier G . D e s s a r t : „Friedrich Wilhelm I., König von Preußen" (Fidelitas, Verein kathol. Kaufleute und Beamten).
(6. Direktor k). G ötz: „Aegypten" (BadischerKunstgewerbeverein). (6. Geh. ksofrat Professor Dr. G n c k e n aus G ießen: „Wahrheit
und Dichtung von Don Carlos" (Kaufmännischer Verein Karlsruhe).
— w —
M ä r z (7 . A . S t a c h l e : „ G o t te s G n a d e n w e rk im ty - J a h r h u n d e r t , e in W eck- u n d M a h n r u f f ü r d ie g a n ze L h r is te n h e it a u f d ie n a h e
Z u k u n f t C h ris ti" (R e lig iö s e r V o r t r a g im S a a le d e s lh o te ls M o n o p o l) .
„ „Der Aberglaube im Mittelalter und die Stellung der Kirche hierzu" (Rathol. Männerverein Badenia im Stadtteil Mühlburg).
„ tg. K o l b : „Die wahlrechtsfrage im Badischen Landtag" (Sozial demokratische Volksversammlung).
„ \0). D r. M . ( Q u a r k a u s F r a n k f u r t a . M . : „ D ie B e d e u tu n g der V o lk s e rh e b u n g v o n ( S ^ s /^ g " (S o zia ld em o k ra tisch e v o lk s v e r - fa m m lu n g ) .
„ 2 0 . S c h la c h th a u s a rz t S . C a r l : „ D ie k le in sten F e in d e d e s m ensch
lichen K ö r p e r s (B a k te r ie n ) " (L v a n g e l . A rb e ite rv e re in ) .
„ 20. B undesagent k f e l b i n g aus Elberfeld,: „A us der Arbeit des westdeutschen Jü n g lin g sb u n d es. — B ilder au s dem Soldaten heim in Metz" (Lvangel. V ereinshaus).
„ 2 0 . Kaplan L a y e r : „Friedrich v. Spee" (Fidelitas, Verein katholicher Kaufleute und Beamten).
„ 2 0 . D . W a g n e r , Direktor der Bilzffchen Naturheilanstalt in D resden-R adebeul: „Welche köeilweise macht uns gesund, Medizin oder Naturheilkunde?" (Öffentlicher, vom Verein für Gesundheitspflege und für arzneilose Lseilweise veranstalteter Vortrag im Cafö Nowack).
„ 2 V S u p e r io r p a t e r C y p r i a n , o rd . C a p . : „ D a s S ch lach tfe ld der C h a r i t a s " (v e re in ig te katholische V e re in e ) .
„ 2 Recht sanwal t p . F r ü h a u f : „Die B ahnhoffrage und ihre Bedeutung fü r die wirtschaftliche Entwicklung der S tadt K arlsruhe" (Öffentliche, vom Vorstand des Freisinnigen Vereins veranstaltete Versammlung).
„ " 7 - D r. J o h . M ü l l e r a u s S c h lie rse e : „ B u d d h i s m u s u n d C h ris te n
tu m " ( I m S a a l e d e r E in tra c h t) .
„ 2 \ . A. S taehle: „Die Erfüllung des Gleichnisses von den zehn Jungfrauen in unseren Tagen. M orin besteht die Klugheit der klugen und die Thorheit der thörichten Ju n g srau en ?" (Religiöser Vortrag im ksotel Monopol).
„ 2 6 . F r e y aus S tu ttgart: „w ie verbessern wir unsere Lage?" (Versammlung der Buchbindergehilfen).
„ 27. p a te r C y p r i a n : „Die sozialen, und religiösen pflichten des M annes" (Katholischer Arbeiterverein Karlsruhe).
„ 2 8 . p a t e r C y p r i a n : „ D e r E n g e l d e r B a rm h e rz ig k e it" (v e re in ig te ka tho lische V e re in e ) .
„ D r . Jo h . M ü l l e r : „Wer w ar Jesus von N azareth?" (Öffentlicher Vortrag im Lintrachtsaal).
— 105 —
M ä rz 3 0 . H o f r a t P ro fe sso r D r. H e n s e a u s F r e i b u r g : „ D ie M a s k e d e r
griechische» T ra g ö d ie u n d ih re E in w i r k u n g a u f d ie trag isch e
K u n s t" (M u seu m sg ese llsch a ft) .
„ 30. D r. med. H. I T l o c f c r : „Die Homöopathie in Verbindung m it dem N aturheilverfahren a ls Heilmethode der Z ukunft" (Verein fü r Homöopathie und Naturheilkunde).
„ 3V D r. H . v o n M ü l l e r : „ A u s den T a g e b ü c h e rn e in e s A fr ik a
fo rsch e rs, d es f H a u p tm a n n e s K a r l Z e u n e r " (K a u fm ä n n is c h e r V e re in M e rk u r) .
„ 31- A . S t a e h l e : „ D e r E in z u g J e s u in J e r u s a l e m , e in w u n d e r
b a re s V o rb ild v o n dem E in z u g J e s u in se in e K irch e be i s e in e r
n a h e n p e rsö n lich en W ie d e rk u n f t" (G ff e n t l . V o r t r a g im H o te l M o n o p o l).
April v Geo S c h mi d t , Direktor der N aturheilanstalt Hirschstraße 12 .: „Das Wasser und seine Anwendungen am gesunden und kranken Körper; Blutstauungen und deren Folgen, Gicht, Rheu matismus und Nervenleiden" (Gffentl. Vortrag im Gasthaus zum weißen Bären).
„ 4 . Superior P ater C y p r i a n : „Die modernen Bedürfnisse der Charitas" (vereinigte katholische vereine).
„ 7. A. S t a c h l e : „Der Kampf Jesu im G arten Gethsemane" (Gffentl. Vortrag im Saale des Hotels Monopol).
„ 13. D ire k to r H . G ö t z : „ S y r ie n u n d P a lä s t in a " (B a d isc h e r K u n s t
g e w erb ev e re in ).
„ 13. H ofrat D r. H. M e i d i n g e r : „Gewerbliche Fachblätter" (Gewerbeverein K arlsruhe).
„ 13. Missionsinspektor G e h l e r aus B asel: „Entstehung, Entwick lung und Charakter der B asler Mission" (Missionsvortrag in der evangel. Stadtkirche):
„ u . H auptlehrer B a r r o : „Die Kanarienhecke" (Verein von vogelfreunden).
„ 14 . A. S t a e h l e : „Die persönliche Auferstehung Christi von den Toten als Beweis seiner wahren Gottheit und der Gültigkeit seines stellvertretenden O pfers und als G arantie für die Auf erstehung der Entschlafenen" (Gffentl. Vortrag im Hotel Monopol).
„ 18 . Z a h n a r z t A l l e r s : „ E in e ita lien isch e R e is e " , m it P r o je k t io n s b ild e rn (A lp e n v e re in ) .
„ 2 1 . A. S t a e h l e : „Die Sammlung und Bereitung einer Erstlings schar auf die nahe Zukunft Christi, ein besonderes Zeichen von der Nähe des Herrn" (Gffentl. Vortrag im Hotel Monopol).
„ 23. Lehram tspraktikant H Ü b l e r : „Regen und W ind" (A rbeiter bildungsverein).
— (06 —
A pril 25 . Dr. med. p a u l l : „D ie K leidung und die Gesundheitspflege" (V erein „Frauenbildung", A bteilung K arlsruhe).
„ 26 . LI. W eila n d t, Direktor der A usstellung für das gesamte Reklam ewesen in S tu ttgart: „W esen und P raxis der Reklame" (Landesgew erbehalle).
„ 27 . K . K o r n h a s , B ildhauer und Keramiker: „Die Kunst in Cittä di Castello, Erläuterungen zu einem größeren publika tionswerke nebst A usstellung desselben" (Badischer Kunst gewerbeverein).
„ 29. Dr. w i l s e r au s H eidelberg: „D ie Theorien von Ranke und Sergi über den Ursprung des europäischen Menschen" (N atur wissenschaftlicher Verein).
M ai 2. Kunstmaler E . p l a t z a u s M ünchen: „Touren in der Bernina- Gruppe" (A lpenverein).
„ 4. Professor Dr. K l e i n : „Weinstock und M ein" (G artenbau verein K arlsruhe).
„ 5 . L. H ä m e r : „D ie E ingew öhnung der ausländischen Vögel" (V erein von Vogelfreunden).
„ 6. Landtagsabgeordneter v e n e d e y au s Konstanz.: „D as Jah r z 848" (Volksverein K arlsruhe).
„ 9. K arl F h i d : „M eine Erlebnisse a ls M atrose bei der kaiser lichen M arine und R eiseerinnerungen an Bord 5 . M . Schiff „Bismarck" in Asien, Afrika und Australien" (Arbeiterbildungs verein).
„ Z2. A . S t a e h l e : „D as Werk E lias' unter I s r a e l , ein Vorbild und P in w e is von dem verheißenen w underbaren , herrlichen G nadenw erk G ottes in unseren Tagen" (Religiöser Vortrag im H otel M onopol).
„ zz. M ajor L e u t w e i n , kaiserlicher Landeshauptm ann von D eutfch-Südwest-Afrika: „D ie historische Entwicklung und wirtschaftliche B edeutung von Deutsch-Südwest-Asrika" (Deutsche Kolonialgesellschaft, A bteilung K arlsruhe).
„ 20. Dr. K . Escherich: „Ameisen und Ameisengäste" (Naturwissen schaftlicher Verein).
„ 22. Vikar Löhlein, Gberkirchenratssekretär: „LHristliches und kirch liches vereinsleben" (Evangelischer M ännerverein der Weststadt).
„ 26. A . S t a e h l e : „Der F rüh- und Spätregen in I s r a e l , ein w underbares Vorbild von der A usgießung des Hl. Geistes auf die Kirche" («Öffentlicher Vortrag im Hotel M onopol).
J u n i v Dr. H. w . E l a u ß : „D ie p flan ze in der Heilkunde vom A ltertum bis zur Neuzeit" (G artenbauverein K arlsruhe).
„ 2. Assistent I . D a u b : „M eh lw ü rm er, deren Zucht und w ert für die S ingvögel" (Verein von vogelfreunden).
— 107 —
3 uni 2. Stadtpfarrer R o h d e : „Die Aufgabe und Ziele des evangeli schen M ännervereins" (Evangelischer Männerverein der Weststadl).
„ 2. A. S t a e h l e : „Die Elemente der N atur in ihrer nutzbringen den A rt, Sinnbilder von der mannigfaltigen Wirksamkeit des Hl. Geistes in der Kirche G o ttes; in ihrer zerstörenden Wirkung auch Sinnbilder von der (Offenbarung der dämonischen Nächte, wie sie zu dieser Zeit zu Tage treten" ((Öffentlicher Vortrag im Botel Monopol).
„ 3 . Professor Dr. b s e i m b u r g e r : „Die Reichstagswahl" ((Öffent liche Wählerversammlung der Deutschen Volkspartei in der Restauration „Prinz Beinrich" in der Kurvenstraße).
„ S. Geh. ksofrat Dr. © f t e r : „Briren in landschaftlicher und kuusthistorischer Hinsicht" (Alpenverein).
„ 9 . 21. S t a c h l e : „Die Tage Noahs und unsere Zeit. V Mos. 6, M ath. 2% 37—»2 " (Religiöser Vortrag im Hotel Monopol).
„ (0. Professor Dr. S c h o l l : „Die ätiotropen Modifikationen des Kohlenstoffes (Kohle, G raphit, D iam ant)" (Naturwissenschaft licher Verein).
„ (6. A. S t a e h l e : „Die Tage Lots und unsere Zeit" (Religiöser Vortrag im Hotel Monopol).
„ (8. Stadtschulrat Dr. L u n g e n aus Frankfurt: „Knabenerziehung— Mädchenerziehung" (Verein Frauenbildung — Frauenstudium).
„ 2 0 . Buchdruckereibesitzer Ferd. T h i e r g a r t e n : „Genua, Turin (Landesausstellung), Mailand (Aufstand)" (Arbeiterbildungs verein).
„ 2 2 . Rektor D r. G e r w i g : „Erinnerungen an Neapel" (Gabels- berger'fcher Stenographenverein).
„ 23. A. S t a e h l e : „Die Beschneidung und Einführung des Volkes Is ra e l durch Io sua in das Land der Verheißung, ein Vorbild von der Bereitung und Vollendung der Kirche durch Apostel auf die nahe Zukunft Christi" (Religiöser Vortrag im Hotel Monopol).
„ 2q. Dr. K. v. K r a a t z - K o s c h l a u : ,,Edelsteine" (Naturwissen schaftlicher verein).
„ 26. P farrer © . M a u r e r : „Die evangelische Mission in Jerusalem " (Evangel. Vereinshaus).
„ 2 8 . Stadtpfarrer R a p p : „Der Apostel Petrus im neuen Testament" (5<t. Hauptversammlung des wissenschaftlichen Predigervereins Badens).
„ 2 9 . Stadtpfarrer D e g e n aus Bruchsal: „w ie kann durch den Schulunterricht die Kenntnis und Vertrautheit mit der heiligen Schrift gefördert werden?" (zq. Hauptversammlung des wissen schaftlichen Predigervereins Badens).
— 108 —
J u n i
J u l i
Septem ber
<DFtober
2 9 . Professor D. D e i ß m a n n aus Heidelberg: „Die Größe des Apostels P au lus" (z-l- Hauptversammlung. des wissenschaft lichen Predigervereins Badens).
30. F rau Loe p er - H o u s f e I e : „Erziehung zur Arbeit" ( u . Generalversammlung des Vereins badischer Lehrerinnen).
3 0 . A. 5 tu e Hi e : „W as ist das Gebet ? Wer soll beten? W ann und wie soll man beten ? M as sollen wir beten? W as nützt das G ebet?" (Religiöser Dortrag im Hotel Monopol).
4 . (Dberlandesgcrichtsrat Frli. v. T e u f f e l und Geh. R at He ß : „Über eine gemeinsame Reise in den Dstalpen" (Alpenverein).
5 . A. H e l m s , Geschäftsführer des Vereins für Handlungs- kommis von (858 (Kaufmännischer Verein) in Hamburg: „Die Entwicklung des Hamburger 58er Vereins" (Bezirk Karlsruhe des Vereins f. Handlungskommis von (858).
22. Dr. K. (Es eher ich: „Parasitism us im Tierreich" (N atur wissenschaftlicher Verein).
5 . Druckereibesitzer F. T h i e r g a r t e n : „Die Generalversammlung des deutschen und Ssterr. Alpenvereins in N ürnberg; Besteigung der Zugspitze" (Alpenverein).
7 . R e a ls c h u lk a n d id a t K . K e l l e r , T a u b s tu m m e n le h ro r in M e e r s
b u r g : „ D ie I n s e l M a in a u " (G a r te n b a u v e r e in ) . (8. vereinsgeistlicher H. B e n d e r : „Wichern auf den Kirchentag zu
Wittenberg" (Gedenkfeier des 50 jährigen Bestehens der inneren Mission in Deutschland im Evano. Vereinshaus).
( 9 . Professor D. von Nathusins aus G reifswald: „Die Aufgabe der Kirche an der Volksseele" (Evangelische Konferenz).
2 0 . P farrer P 0 my k a c z aus Freudenthal in (Österreichisch- Schlesien: „Der Protestantismus in (Österreich - Schlesien in Vergangenheit und Gegenwart" (K arlsruher Zweigverein der Gustav-Adolf »Stiftung).
2 6 . R. v. P e i n aus H am burg: „Deutschlands größte kaufmännische verbände im Lichte der Sozialreform und Warenhäuser, Filial- gefchäfte und deren notwendige Bekämpfung" (Deutsch-natio naler Handlungsgehilfen-Verband, Ortsgruppe Karlsruhe).
27. Reichstagsabgeordneter K g ft e r ans S tuttgart: „Die Beschränk ung des Koalitionsrechts durch hohe Zuchthausstrafen" (Dom Gewerkschaftskartell einberufene Protestversammlung im Reichs- Hallentheater; dieselbe wurde nach Verlauf von etwa einer halben Stunde von dem überwachenden Beamten aufgelöst).
28. Reichstags- und Landtagsabgeordneter Geck aus ©ffenburg: „Koalitionsrecht und Zuchthaus" (Sozialdemokratische Versamm lung im Reichshallentheater).
3. Geh. Leg.-Rat Freiherr v. Marschall: „Touren in den Alpen" (Alpenverein).
— —
Gktober 5. beginnend hielten Professor Dr. K. Armbruster und Professor D r. F. £ a m c y , sowie Hofarzt D r. DT. Dreßler \ 2 Vorträge aus der Kunstgeschichte (III. Abteilung: Italienische Frührenais- fance, Spanische Renaissance, Venezianische Kunst. IV. Ab teilung : Symbolik der menschlichen Gestalt. V. Abteilung Deutsche Hochrenaissance)" (Turnhalle der höheren Mädchenschule).
5. „Das Protektoratsrecht über die Katholiken im Grient" (Kathol. MLnnerverein Konstantia).
5. Hauptlehrer A. K n e u c k e r : „Line Ferienreise nach dem Grient" (Gartenbauverein Karlsruhe).
8. beginnend hielt jeweils Samstagabends Seminardirektor Dr. G e s e r Vorlesungen über Larlyle, Feuerbach, Nietzsche, Ibsen, George Elliot, Turgeniew, A. Daudet, Böcklin u. a. (Aula des Prinzeffin-M lhelm-Stifts).
(0. Reichstagsabgeordneter F ö r s t e r aus Hamburg: „Die gegen wärtige wirtschaftliche und politische Lage" (Sozialdemokratische Versammlung).
10. Dr. jur. K. L a n g aus S traßburg : „Die derzeit herrschenden stenographischen Richtungen" (Stenotachygraphen-Verein K arls ruhe).
IV P- H a f f e aus B erlin : „Die Fürsorge für die weihliche Jugend" (Instruktionskursus für innere Mission).
1 V Reichstagsabgeordneter H e n n i n g aus Berlin, Generalsekretär der deutschen Sittlichkeitsvereine: „Der Kampf gegen die Un» fittlichkeit, eine Kulturaufgabe der Gegenwart" (Großer R a t haussaal).
IV Stadtpfarrer VOu r ft e r aus Heilbronn: „Geschichte und Auf gabe der inneren Mission" (Instruktionskursus für innere Mission).
1 u. (2. L. La r o l i , Physiker aus München: „Lxperimental- vorträge".
(2. Reichstagsabgeordneter H e n n i n g aus Berlin und P fa rre r H o f f e t aus K olm ar: „Der Kampf gegen die Unsittlichkeit" (Instruktionskursus für innere Mission).
12. P farrer K a y s e r aus Frankfurt a. DT.: „Christliche Presse und Schriftenverbreitung" (Instruktionskursusfür innereMission).
■12 . P farrer K r i e g e r aus Brötzingen: „Kirchliche Kunst" (Instruk tionskursus für innere Mission).
\2 . Hofsattler R. © ft e r t a g : „Neuorganisation der Gewerbe vereine und Stellungnahme derselben zum neuen Handwerker gesetz" (Gewerbeverein).
(5. Stadtpfarrer M ö g l i n g aus S tu ttg a r t: „Der Kampf gegen die Trunksucht" (^nstruktionskursus für innere Mission).
Gktober
’n
t5. P farrer S c h e r r aus Weinheim: „vorbeugende Maßregeln gegen das Verbrechertum" (Inftm ftionsfurfus für innere Mission). Dr. med. fj. M o e f e r : „Welchen W ert hat die Teilnahme an den modernen gesundheitlichen Reformbestrebungen für jeden Gebildeten?" (Verein für Homöopathie und Naturheilkunde), P farrer H. W a l t e r ans K arlsruhe: „Die weibliche Diakonie" (Instruktionskursus für innere Mission).
H4 . P farrer W i e d e r k e h r ans Korb: „Die Fürsorge für die Epileptischen" (Instruktionskursus für innere Mission).
\ 6 . Dr. med. M o e s e r : „Der Alkoholismus, ein gefährlicher Feind unserer Gesundheit und unseres Glückes" (J ahresfest des „Vereins vom Blauen Kreuz" im Betsaal der Methodisten, gemeinde, Zirkel jga).
(6. Kirchenrat R i t t e r aus Zürich: „Civilisation und Christentum" (I. Abonnementsvortrag im Evang. Vereinshaus).
t8. Dr. m e d . M o e s e r : „Gesundheitliche Schädigungen im kauf, männischen Gewerbe und deren Verhütung" (Verein der deutschen Kaufleute, O rtsverein und Verwaltungsstelle K arls ruhe).
ty. Dr. Fr. S c h u l z e , Professor an der technischen- Hochschule in Dresden: „Das Seelenleben des Weibes" (Kaufmännischer Verein Karlsruhe).
2 \ . Dr. v. K r a a t z - K o s c h l a u : „Die neuesten Erdbeben" (Natur wissenschaftlicher Verein).
2 v Direktor Geo S c h m i d t : „E xperimentalvortrag über die An wendung der Wickel, Packungen u. s. w." (Verein für Ge sundheitspflege und arzneilose Heilweise).
25. Missionär A u t e n r i e t h , früher in K am erun: „Die evan gelische Mission im Hinterlande von Kamerun, ihre Erfolge und Schwierigkeiten" (Bezirksoerein Karlsruhe für äußere Mission).
2 \ . „Die Verwüstung der Pfalz" (Arbeiterbildungsverein K arls ruhe).
2 \ . Hofprediger a. D. S t ö c k e r aus B erlin : „Deutschtum und Reformation" (II. Abonnementsvortrag im Evang. vereinshaus).
2 6 . Regierungsrat Dr. G . L a n g e , Vorstand des großh. statistischen Landesam ts: „Handwerkerfragen" (Gewerbeverein).
26. Dr. M. S c h m id aus Aachen: „Hauptströmungen der modernen Malerei seit *870 (mit Lichtbildern)" (Museums- gesellschaft).
2 8 . S ta d tp fa re r R a p p : „Freuden und Leiden eines Pastorations geistlichen" (Gustav-Adolf-Frauen- und Iungfrauenverein).
— m —
Oktober
November
2 8 . und November 4 . u. U- Professor Dr. A. v. Ve c h e l h a e u s e r : „Palästina, Syrien und Aegypten (unter Vorführung von Licht bildern)" (Aula der Technischen Hochschule).
30. Stadtpfarrer B r ü c k n e r : „Die protestantische Freiheit" (Karlsruher Protestantenverein).
30. P farrer F. R a m i n : „Johannes Brenz, der Reformator W ürt tembergs" (Evangel. Vereinshaus).
3(. Professor A. H ü b 1 e r : „Der Kompaß" (Arbeiterbildungs verein Karlsruhe).
(. Hauptlehrer F i n k : „England, Land und Leute" (Verein der deutschen Kaufleute, G rtsverein u. Verwaltungsstelle K arlsruhe)
3. Garteninspektor M a s s i a s aus Heidelberg: „Der Einfluß des Gartenbaues auf die Erziehung" (Gartenbauverein Karlsruhe).
3. Betriebssekretär A. W e i s : „pflege, Zähmung und Abrichtung von Papageien" (Verein von vogelfreunden).
4 . Professor Dr. L. K l e i n : „Die Physiologie des Weines" (Naturwissenschaftlicher Verein).
5. Roßarzt B r o s e : „Die Hautkrankheiten der Hunde" (Bad. kynologischer Verein).
5, Geh. Hofrat Dr. N e ß l e r : „Geldwert und Aufbewahrung der N ahrungsm ittel" (Gartenbauverein Karlsruhe, Stadtteil Mühlburg).
6. Stadtvikar P farrer H e s s e l b a c h e r : „Evangelisches und Katholisches aus I ta l ie n , Reiseeindrücke und Erinnerungen" (Evangelischer Bund, G rtsverein Karlsruhe).
6. Pastor W i l h e l m i aus H am burg: „G räfin Lasxarin und die Diakonissensache" (III. Abonnementsvortrag im Evang. Der» einshaus).
7. beginnend, Anna ( E t t l i n g e r : „Bilder aus der Litteratur- geschichte des (Y. Jahrhunderts von ;850 bis in die neueste Z eit" ((5 Vorträge; Litteraturkursus für Damen).
7. Rechtsanwalt B y t i n s k i : „Die Beratungen und Beschlüsse des XX. Verbandstages der städtischen Haus- und Grundbe sitzer-Vereine Deutschlands in Wiesbaden vom 3— s. August" (Schutzverein der Hauseigentümer).
7. Dr. v . P o h l m e y e r , Dozent an der Humboldt-Akademie in Berlin: „Gustav Freytag" (Kaufmännischer Verein Karlsruhe).
7. Professor K. S e ith : „Der Vesuv" (Alxenverein). 7. Hofbauführer Sommer: „Die Verwüstung der P falz" (Arbei
terbildungsverein). 8 . Baroneß von B i s t r a m aus W iesbaden: „N ora und die wahre
Emanzipation der F rau" (Verein. Frauenbildung — Frauen studium).
— U 2
November 8 . Fräulein Schmidt aus Hamburg: „Der Kaffeegenuß in der Familie" (©ffcittl. Vortrag für Damen im Saale der Eintracht).
„ 8 . Kanzleiassistent 21. Schultz: „Dr. Luther" (Evangelischer ITtän« nerverein der Weststadt).
' „ 9 . H auptlehrer F i n k : „Die politische Lage der Gegenwart" (Volksverein Karlsruhe).
,, 9 . Stadtpfarrer Dr. L e h m a n n aus Hornberg: „Konkurrenz und Sittlichkeit" (Evangelisch-soziale Vereinigung Badens).
„ 9 . J e u s Lü t z e n , Dozent an der Humboldt-Akademie in Berlin: „B ilder aus dem Goldlande Alaska" (Museumsgesellschaft).
,, 9 . Fr. R a t z e l , Architekt und Dozent an der Technischen Hoch schule: „Neuere Bestrebungen im Bauwesen" (Gewerbevcrein).
„ \ 2 . Schriftsteller Georg 5 i 111011 i aus Budapest: „Wie matt alt werden und doch jung bleiben kann" (Verein für Gesundheits pflege und arzneilose h eilweise).
„ \5 . S tadtpfarrer p ö n i g aus Heidelberg: „Richard Rothe und die Badische Landeskirche" (Karlsruher j)rotestatrtenverein).
„ is . Iesuitenpater A n d e l f i n g e r : „Uber die Stellung der katho lischen Kirche zur christlichen Religion" (Kleiner Festhallesaal).
„ Z6 . Iesuitenpater A n d e l f i n g e r : „Über den religiösen Jndiffe- rentism us in seinen Voraussetzungen, feinem Wesen und seinen W irkungen" (Kleiner Festhallesaal).
„ ( 6 . Professor Dr. B u l t h a u p t aus Brem en: „Goethes Faust, feine Vorgänger und seine Nachfolger" (Kaufmännischer Verein Karlsruhe).
„ ( 8 . h ofrat Professor p a i d : „Schwerkraftmessungen im Herbst 1 8 9 7 " (Naturwissenschaftlicher Verein).
„ td- Dr. © . S c h w id 0 p : „Militärgesundheitsdienst beim Landheer" (Militärverein Karlsruhe).
„ 2 \ . Rechtsanwalt o tto H e i n s h e i m e r : „Die Reichsverfassung" (Arbeiterbildungsverein).
„ 2 2 . Reallehrer 21. B e r g m a n n : „Pandelsgeographie" (Kaufmän nischer verein Merkur).
„ 2 zff. Mr. J. P r e s s i g n y : »Meliere« (dans la salle du Rathaus). „ 2 5 . Finanzamtmann Dr. T r u e d i n g e r aus S tuttgart: „Die Z u
kunft des deutschen pandwerks im modernen Konkurrenzkampf" (Gewerbeverein).
„ 23. Universitätsprofessor Dr. Eugen W o l f s aus Kiel: „Zola und Ibsen" (Museumsgesellschaft).
„ 2 4 . Professor K. W i d m e r : „Modernes Kunstgewerbe" (Landesge werbehalle).
— U S —
November 2 5 . „Über die demnächst hier und im ganzen Großherzogtum Baden von Seiten der Freien Vereinigung anzubriugenden Fahrradanschlußstellen" (Deutscher Tourenclub, Freie Vereinig ung des Konsulats K arlsruhe, der Allgem. Radfahrer-Union).
„ 2 7 . Professor Dr. 21. D r e w s : „Mozarts Zauberflöte" (Im Saale des großh. Konservatoriums).
,, 27. J a c o b ! : ,,Dr. Ludwig W indhorst" (Fidelitas, Verein katho lischer Kaufleute und Beamten).
,, 27. Stadtvikar 2V. Schulz aus Freiburg i. B r . : „lvalther von der Vogelweide, ein Vertreter mittelalterlicher Laienfrömmigkeit" (Karlsruher Protestantenverein).
,, 2 8 . Rechtsanwalt O tto W e i l : „Über geistiges Eigentum" (Kaufmännischer Verein Karlsruhe).
„ 2 8 . o berkirchenrat Z ä r i n g e r : „Die Feste in Ulm und lfeidel- berg" (Gustav-Adolf-Frauen- und jungfrauen-V erein).
„ 2 9 . Stadtvikar P . L ö h l e i n : „E . Ul. 2lrndt" (Evang. M änner- verein der W eststadt)..
„ 30. o berkirchenrat o e h l e r : „Erlebnisse und Eindrücke in P a lä stina" (Elisabethenverein).
Dezember (. Dr. K. B r u n n e r : „Stand der heimischen Geschichtsforschung" (Karlsruher Altertumsverein).
„ 2 . Dr. med. L l a u ß : „Streifzüge in das Gebiet der W ohnungs- hygiene, Ärztliches und Nichtärztliches" (Bürgerverein der O ststadt).
„ 2 . Professor Dr. A. S c h l e i e r in ach e r : „Wärmestrahlung" (N aturwissenschaftlicher Verein).
,, 4 . Professor Dr. 2l. D r e w s : „ W agners Parsifal" (Im Saale des großh. Konservatoriums).
„ 4 . Professor K. Fr. M ü l l e r : „Lady Stanhope, die Königin von Thadmor" (Evang. Bund).
„ 4 . S c h a t t aus M annheim : „herrschende, dienende und freie Religion" (Freidenkerverein).
„ 4 . P farrer IV er it e r aus F rankfurt: „Ernst Moritz A rnd t, ein gutes, altes deutsches Gewissen" (Evangel. Vereinshaus).
„ 5. Professor I). F i s c he r : „Bilder ans der Urgeschichte unseres Volkes" (Arbeiterbildungsverein Karlsruhe).
„ 7. Dr. G. Hu t h , Privatdozent an der Universität B erlin-Char- lottenburg : „R eise nach O stsibirien und Rußlands Absichten
, und Aussichten in O stasien" (Museumsgesellschaft). „ 8. h ofapotheker Fr. S t r ö be: „Meerleuchten" (Gartenbauverein
Karlsruhe). 10 . h ofschauspieler A. J u n k e r m a n n aus W ien : „Ut mine
Strom tid; Ut mine Festungtid; Läuschen und Rim els" (Kauf männischer Verein Karlsruhe).
8
— U 4 —
Dezember 1 v Schriftsteller v r . N e u b a u r aus Berlin : „Englische Kolonial politik in Afrika und die deutschen Interessen" (Alldeutscher Verband, (Ortsgruppe Karlsruhe).
„ \2 . profestor Dr. R. ( S o l d s chm i t : „Deutschland vor hundert Ja h re n " (Arbeiterbildungsverein Karlsruhe).
,, 12 . Professor Dr. A. S c h w a r z aus W ien : „Die Hochschulen in Palästina und Babylon" (verein für jüdische Geschichte und Litteratur).
„ (5. Dberkirchenratssekretär K. B a u e r : „Johann bseinrich Michern" (Lvangel. Männerverein der Meststadt).
„ Z3 . Dr. £ j u t h , privatdozent an der Universität B erlin : „Sibirien auf Grund eigener Reisebetrachtungen" (Kaufmännischer Verein Merkur).
„ \6 . Hofrat Professor Dr. L e h m a n n : „Die Harmonie der Töne" (Naturwissenschaftlicher Verein).
„ . 18 . Professor K. F. M ü l l e r : „Ans. der Zeit des Rheinbundes" (Militärverein Karlsruhe).
,, 18 . prediger S e i d l e r von der Brüdergemeinde: „Johannes King, der ohne sichtbares menschliches Zuthun erweckte Evangelist Surinam s" (Evangel. Vereinshaus).
,, 2 \ . Professor Arthur A c h l e i t n e r aus München: „Humoristisches ans dem Leben in den Alpen" (Mnseumsgesellschaft).
„ 2 9 . p rä lu t a. D. D. D o l l : „Bibel und N atur" (Gustav-Adolf- Frauen- und Jungfrauen-Verein).
Verlage 1,
Schülerzahl dev Karlsruher; Schulen.
Schuljahr I . S tädtische S chulen . *8 9 6 /9 7 *) *3 9 7 /9 8 *)
1. Realgymnasium (mit Klasse VI u. V eines Reforingym nasium s)..................................... 499 528
2 . Vbcrrealschule . . . ..................................... 50 4 553 5 . R e a ls c h u le ..................................................... . 378 34 4 4 . Höhere M ädchenschule............................... ..... 5 43 550 5 . Gewerbeschule.................................................... 483 532 6. Sophienschule (Unterricht für weibliche Hand
arbeit und Kleidermachen)........................... *50 *80 7 . Dem Rektorat unterstellte Schulen
a. Einfache Knabenschule (mit Mühlburg) . * *02 * **7 b. Einfache Mädchenschule (mit Mühlburg) . * 2 9 * * 3*7 c. Erweiterte K n a b e n sc h u le .......................... * 8 *0 * 90 6 d. Erweiterte M ädchenschule.......................... * 9 2 * * 97 4 e. K nabenvorschule........................................... 483 555 f. B ü rg e rs c h u le ................................................ 2 4 0 259 g. Töchterschule ........................................... 877 89 4 h. Knabenfortbildungsschule (mit Mühlburg)
in *9 K la ssen ................................................. 6 0 0 596 i. Mädchenfortbildungsschule (mit Muhlburg)
in *3 Klassen ................................ 4 2 * 4*2 k. Kaufmännische Fortbildungsschule (in 5.
K la ssen )........................................................... *3* *52
Zusammen (a.—k.) . . 8 8 8 4 9 *68
I I . S taa tlich e Schulen .
8. Akademie der bildende» K ü n s te ..................... 93 87 9 . Baugewerkeschnle............................................... 4 7 5**) 467
*o. G ym nasium ......................................................... 60 0 630
*) Die Z a h le « beziehen sich, soweit nicht a n d e rs bem erkt is t , a u f den S ta n d a m Schlüsse des S chuljahres.
**) B ei B eg in n des W intersem esters 1(896/97, bezw . 1(897/98.
— U 6 —
Schuljahr (896/97 (897/98
(( . K unstgew erbeschule........................................... 2 2 0*) 2 0 4*) ( 2 . Lehrerseminar I ..................................................... ( ( 2 (0 6 (z. Lehrerseminar II ................................................... ( ( ( (0 9 (9. L ehrerinnensem inar..................................... . 93 90 (3. Schule des Lehrerseminars I ............ (72 (6( (6. Schule des Lehrerseminars I I ............ (83 (88 (7. T urnlehrerbildungsaüstalt 95 (0 9 **)
I I I . S chulen des badischen chrauenvere ins.
(8. F rauenarbeitsschn le ........................... ( 0 6 9 ( 0 9 9 (9 . ksaiishaltungsschnle des Friedrichstifts . . . 2 6 20 2 0 . Indnstriekurse zur Ausbildung von kjandar-
beitslehrerinnen: a. an V o lk ssch u len ................................................. 98 b. au höheren Mädchenschulen . . . 90 29 •
2 (. Luisenschule............................................ 82 83 2 2 . Schule für K unsts tickere i................. 5( 59 2 3 . Seminar zur Ausbildung von h andarbeits-
lehrerinnen an Mädchen-Fortbildungsschulen 33***) 36***)
IV. priratfchulen.
2 9 . Allgemeine Musikbildungsanstalt . . . . 386 399 23. Institu t (und Fortbildungskurs) von A. Fried»
lä u d e r ................................................. ( 2 0 ( 0 6 2 6 . Konservatorium für Musik ........................... 5 9 8 t ) 585f) 27. M ädchengym nasium .................................. ........ 20 (6 2 8 . M alerinnenschule................................. 75 69 2 9 . Militär-vorbereitungsanstalt von A. Fecht . 82 82 3 0 . V iktoriaschnle...................................... 2 2 9 23(
*) Davon waren 1(68, bezw. J59 ständige Schüler. **) Davon waren 48 Volksschullehrer (Ausbildungszeit \2 . bis 30. April), 3J Lehrer an
höheren Anstalten (J. bis 27. August), etwa 20 hiesige Lehrer und JO Lehrerinnen. ***) I n je zwei K ursen. t ) Darunter waren 433 eigentliche Schüler, 83 Hospitanten und 32 Kinder, bezw. 443
eigentliche Schüler, J09 Hospitanten und 33 Kinder.
V. Die Frequenz der technischen Hochschule im Studienjahre s 897/98 ergiebt sich aus folgender Übersicht:
»
Wintersemester ( 897/98
Sommersemester (898
fcnbir Yosxi- tanken ganzen t n t tanten ganzen
Abteilung für Mathematik und all gemein bildende Fächer . . . . 19 4 23 16 5* 21
Abteilung für Architektur . . . . 134 16 140 131 8 139 Abteilung für Ingenieurwissenschaft. 124 4 128 125 1 126 Abteilung für Maschinenwesen . . 282 15 297 262 10 272 Abteilung für Elektrotechnik . . . 123 7 130 123 5 128 Abteilung für C h e m i e ..................... 123 20 146 108 11 119 Abteilung für Forstwesen . . . . 33 1 34 29 — 29
841 67 908 794 40 834 T e iln e h m e r ........................................... — — 164 — — 61
1072 895
II .nn’inq;
S t a t i s t i k d e s B e v ö l k e r u n g s v o r g a n g e s 1 8 9 8 .
M o n a t .
Lebend- Hot» Gestorbene,
ausschließlich Totgeborener
T o d e s u r s a c h e n
% 4
•EUl
S
gig.
■S-s 1 £ ty |
Akute D arm - hanfbeiten
f w
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geborene. int
ganzen.
o - i J a h r
alt.
Ja n u a r . . . 221 3 116 80 5 1 11 17 13 3 60 6 Februar . . . 216 5 111 30 1 1 2 1 2 14 1 Ü 11 1 58 4 März . . . . 218 1 136 39 1 1 1 — 1 18 26 12 2 72 2 April . . . . 233 2 134 35 — — 4 - — — 18 26 15 4 61 6 Mai . . . . 242 1 137 46 — — 2 — — 19 14 22 7 67 6 Ju n i . . . . 217 7 115 36 — 1 4 — 1 21 13 12 6 55 2 Ju li . . . . 233 8 144 64 — — 1 1 — 17 16 33 17 56 3 August . . . 229 5 204 127 — — 1 — — 14 9 94 54 27 5 September . . 211 6 168 99 — — — 3 — 10 9 66 18 56 6 (Oktober . . . 231 5 139 69 1 — 2 — 14 15 34 8 61 4 November . . 213 4 118 29 1 — 1 2 2 18 18 16 3 52 5 Dezember. . . 237 7 128 37 1 — 2 1 — 17 28 12 — 65 2
Zusammen . 2 701 54 1-650 641 5 3 25 9 6 191 207 340 123 690 51
10_Dq1_Karl_Chronik_1898__Titel
10_Dq1_Karl_Chronik_1898__1
10_Dq1_Karl_Chronik_1898__2
10_Dq1_Karl_Chronik_1898
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/chronik/HF_sections/content/ZZmmyiWHszSEyg/10_Dq1_Karl_Chronik_1898.pdf
Pfinzgaumuseum Karlsruhe-Durlach
Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs
Band 3
Herausgegeben von der Stadt Karlsruhe
Das Pfinzgaumuseum in Karlsruhe-Durlach Akzente seiner Neugestaltung
Karlsruhc 1976
Inhalt
Dr. Ludwin Langenfeld : Geschichte des Pfinzgaumuseums . 7
Dr. Helga Walter-Dressler: Der Durlacher Maler und Zeichner Karl Weysser 19 Prof. Dr. Ernst Petrasch: Durlacher Fayencen 1723-1840 . 30
Dr. Walther Franzius: Zu r Technik der Fayeneeherstellung . 40
Dr. Ludwin Langenfeld: D ie Straßburg-Durlacher Bibel von 1529/30 und ih re Drueker Wo lf Köpfl und Velt in Kobian . 42
Dr. Eva Zimmerman n: Zwei spätgotische Bildwerke aus Wössingen 69 Ernst Schneider: Du rlach im Wandel der Jahrhunderte . 77
CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibl iothek Das Pfinzgaumuseum in Ka rl sruhe-Durlach - Akzente seiner Neugestaltung Karlsruhe: C. F. Mü ller, 1976 ISBN 3-7880-9565-2
Redaktion: Archivdirektor Dr. Ludwin Langenfe ld
Umschlagbild (Pfinzgaumuseum): Manfred Schaeffer, Karlsruhe Gesamtherstellung : C. F. Müller, Großd ruekerei und Verlag GmbH, Karlsruhe
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Zugleich mit dem Erscheinen dieser Dokumentation öffnet das Pnnzgaumuseum im Prinzessinnen-
bau des Durlacher Schlosses nach langw ieriger Restaurierung und Neugesta ltung wieder seine engen und doch so weit gewordenen Pforten. Eng, weil die al tehrwürdige Wendeltreppe wenig-
stens zum Teil in den Zugang zu den einzelnen Stockwerken miteinbezogen bleibt. Weit, weil
die Neugestaltung, indem sie große Akzente setz t, nämlich die Durlacher Fayencen, die Bi lder des Durlacher Malers Karl Weysser, die a lten Durlacher Buchdruckerzeugnisse und sd,ließlich die um
die Schlacht bei Durlach kreisenden Revolu tionsdokumente von 1848/49, ei ne schöpferische und
vita le Vielfalt offenbart, die der Mutterstadt Karlsruhes zur Ehre gereicht und der überörtliche Bedeutung und Ausstrahlung zukommt. Die Stadt Karlsruhe freut sich, das so erneuerte Museum,
das der Initiative eines ei nzeln en seine Entstehung verdankt, der Offentlichkeit als Zeichen ihrer kulturellen Bemühungen übergeben zu können. Mögen alle sich mitverantwortlich fü hlen für die
Erhaltung und Pflege der unersetzlichen Werte, die hier zusammengetragen wurden. E ine künfl:ige Restaurierung des gesamten Schloßkomplexes wi rd dem Museum weitere Räume ersch li eßen. Dann
werden - über die heute gesetzten Akzente hinaus - all die vielfältigen Zeugnisse der Heimat- liebe gezeigt werden können, die den ei nzelnen Bürger mit der Gesamtheit der Gemeinde ver-
binden .
Ostern 1976
Otto Dullenkopf Oberbürgermeister
Ludwin Langenfeld
Geschichte des Pfinzgaumuseums
Das Pfinzgaumuseum in Karlsruhe-Durlach verdankt seine Gründung und sei nen Aufbau der
Privatinitiative einer einzigen Persönlichkeit, nämlich dem am 29. Juli 1877 in Durlach geborenen
Friedrich Eberle. Er war das jüngste Kind der a lten Durlacher Bürgerfamilie des Werkmeisters
Eustachius Eberle. Der Vater Eberle war, wie später sein Sohn, ein begabter Mann, Erfinder einer für seine Firma sehr brauchbaren Zündholz maschine. Schon als Kind interessierte sich der Sohn Fried rich für die Geschichte seiner Heimatstadt. 1909 fing er an, a lte heimatliche Gegen- stände zu sammeln . Inzwischen war er in den Dienst der damaligen Reichspost getreten, bei der
er eine einundfünfzigjährige Dienstzeit (Postinspektor) verbrachte. Der Sechsunddreißigjährige trat im Jahre 1913 mit dem Anerbieten an den Durlacher Gemeinderat heran, daß er Altertümer
sammeln und ein Museum entstehen lassen wo ll e. Am 16. September 1913 übertrug ihm dcr
Gemeinderat Durlach das Ehrenamt ci nes "Städtisdlcn Konservators". Friedrich Eberle hat die- ses Datum mit Recht späterhin immer als den Gründungstag des Pfinzgaumuseums bezeichnet.
Bereits am 24. September 1913 erschien der erste einer langen Reihe seiner Artikel und Aufrufe
im "Durlacher Wochenblatt (Tageblatt)", in dem es heißt: "Einem langen und vielsei tigen Wunsch
entsprechend, hat nun unsere Stadtverwaltung der Anlegung einer städtischen Sammlun g zuge-
stimmt und für die Sammlungsobjekte einen Raum im Rathaus zu r Verfügung gestellt. Es ist
jetzt Gelegenheit, Gaben, wie Durlacher Fayence, Zinnsachen, a lte Schlösser und Beschläge,
Urkunden, Durlacher Abbi ldungen und Bücher, Du rlacher Produkte der letzten Jahrzehnte u.s.w., die da und dort noch herumliegen, an den richtigen Ort zu bringen und damit se inen
Namen zu verewigen. Möge jedes dazu beitragen, daß alte, interessante Gegenstände nicht mehr
zu Durlach hinauswandern. Es tut ei nem ordentlich wehe, wen n man fremde Sammlungen durch-
geht und sieht, daß Durlacher Sachen, vielfach als Geschenk, dort aufgestellt sind ." Der Auf-
ruf war .. Durlacher Altertümersammlung" überschrieben. Bereits fü nf Wochen später, am
30. Oktober 1913, konnte Eberle im "Durlacher Wochenbla!!" melden, daß der Sammlung in- zw ischen gegen dreihundert Objekte, darunter 27 Durlacher Fayencen, zugefüh rt worden seien.
Zum gleichen Zeitpunkt zog die Sammlung in ei nen großen Kellerraum der Gewerbeschule um.
In der Ausgabe des "Durlacher Wochenblatts" vom 5. Jun i 1914 taucht zum ersten Male der Name "Pfinzgaumuseum" fü r die .. Durlacher Altertümersammlung" auf. Diese Benennung ist
eine glückliche Erfindung Friedrich Eberles, der damit schon damals - unter Beibehaltung der
Zentralfunktion Durlachs - seine Sammelkonzeption auf die umgebende Landschaft, insbeson-
dere den östlich angrenzenden Pfinzgau ausdehnte. Bereits in der Ausgabe des "Durlacher
Wochenblatts" vom 25. Juli 1914 erscheint nur noch die Benennung "Pfinzgaumuseum", die wohl
7 auch durch die zu gleicher Zeit laufenden Landtagsverhandlungen initiiert wurde, in denen zur
Sprame kam, die einzelnen Bezirke mödlten ihre Altertümer sammeln und der Staat solle ihnen
hierbei mit Rat und Tat zu r Seite stehen. Einige Tage später unterbrach der Ausbruch des Welt-
krieges die heimatpflegerischen Bemühungen. Die Sammlung wurde in ein großes Zimmer des
Gymnasiums verbracht. Hier wäre sie, schreibt Eberle in seinen Aufzeichnungen, den Krieg über
verblieben, .. wenn nicht ein so vergeßlicher Professor im StOckwerk obenan den Wasserhahnen
Wappen tafel des Durlacher Schlosses von 1565
hätte offen stehen lassen, wod urch die Nacht das Wasser durch die Decke in das Sammelzimmer
drang und die Gegenstände durchnäßte und beschmutzte". Nun wurde die Sammlung in ein Zim-
mer im 3. Stock werk verlagert und kam von hier aus 1918 zunächst in die Privatwohnung Eberles.
Im Juli 1922 gelang es Eberle, die 1905-1907 durch den Landeskonservator der Offentlichen
Baudenkmale instandgesetz ten Räume des sogenannten Prinzessi nnen baues, der südwestlichen 8
Ecke des Durlacher Markgrafenschlosses, zu erhal ten. Die Sammlung war inzwischen bedeutend angewachsen, nicht zuletzt durch den Ankauf der umfangreichen Fayencensammlung der Familie Walz durch die Stadt Durlach (ein Ankauf, der 1963 eine Parallele durch den Ankauf eines 15teiligen Services durch die Stadt Karlsruhe fand) und durch weitere Spenden aus der Bevölke- rung. Hier muß insbesondere des Freiherrn Schilling von Canstatt zu Hohenwettersbach als eines hochherzigen Förderers des Museums gedacht werden. Anfang März 1924 wurde das Museum eröffnet. In einem Schreiben vom 6. März 1924 sprach der Oberbürgermeister der Stadt Durlach, Zöller, Friedrich Eberle den Dank des Stadtrates "fü r das Gelingen des großen Werkes" aus. Einige Tage später besichtigte der Stadtrat das Museum und in der Stadtratssitzung vom 19. März 1924 wurde Eberle nochmals der Dank der Stadtverwaltung ausgesprochen. Vom April bis Oktober 1924 war das Museum nunmehr den Besuchern sonntags von 11 - 13 Uhr zugänglich, die überwachung und das Kassieren des Eintrittsgeldes (30 Pfg.) waren Ehrensache des Konser- vators und seiner Frau. (übrigens wurde erst ab 1. April 1955 der Museumsbesuch entgeltfrei ge- macht.) Während des Winters blieb das Museum geschlossen, da es nur unzulänglich beleuchtet war und vor allem über keinerlei Beheizung verfügte (die Luftfeuchtigkeit betrug bis zum Beginn der Restaurierungsarbeiten 1972 im Mittel70 Ofo). Diese winterliche Schließung des Museums ist seither alljährlich durchgeführt worden, erst mit der völligen architektonischen und museums- technischen Neugestaltung des Museums, zu dessen Eröffnung im Frühjahr 1976 die vorliegende Dokumentation erscheint, wird - dank der modernen Heizungs- und Beleuchtungsanlagen -
eine ganzjährige Offnung möglich. Da wir einen historischen Abriß schreiben, wollen wir um der Wahrheit wi llen nicht verschwei-
gen, daß es 1925 zu einer Kontroverse zwischen dem Durlacher Oberbürgermeister und Konser-
vator Eberle kam, in deren Verlauf Eberle sein Amt niederlegte. Der Stadtrat Resch wurde zum-
ehrenamtlichen Verwalter des Museums bestellt ("Du rlacher Tageblatt" vom 19. 3. 1925; Proto- koll der Stadtratssitzung vom 18. 3. 1925; persönl. Aufzeichnungen Eberles). Im Anzeigenteil des "Durlacher Tageblatts" vom 21. 3. 1925 veröffentlichte Eberle eine persönliche "Erklärung", die zeigt, wie sehr er sich getroffen fühlte. Allzu lange scheint jedoch dieser Interimszustand nicht gewährt zu haben. Spätestens 1929 hat Eberle wohl seine Tätigkeit wieder aufgenommen, wie sein Artikel "Unser Pfinzgaumuseum" zeigt, den er in der Jubiläumsausgabe zum 100jährigen
Bestehen des "Durlacher Tageblatts" am 1. 7. 1929 veröffentlichte. Aber schon im April 1934 kam es wieder zu Spannungen und einem Rücktritt Eherles von seinem Amt, weil das Museum
wertvolle Durlacher Stücke an das Armee-Museum in Rastatt abgeben soll te. Die Verwaltung
des Museums ging in die Hände der Durlacher Lehrerschaft über. Als im März 193 7 der damalige Rektor Edel infolge Arbeitsüberhäufung um Enthebung von seinem Amt als Konservator bat, erklärte sich Eberle zum zweiten Male bereit, das Amt mit Wirkung vom 1. 3. 1937 wieder zu übernehmen. Während des Zweiten Weltkrieges blieb das Museum geschlossen, die wertvollsten Stücke (insbesondere Fayencen) wurden zur Aufbewahrung an Durlacher Bürger verteilt. Um die übrige Sammlung bei einem eventuellen Luftangriff zu schützen, schlief Friedrich Eberle wäh-
9 rend der Dauer von sechs Monaten nachts im Museum. Im Mai 1945 wurde das Museum von den
Friedrich Eberle
Franzosen, im Juli von den Amerikanern als "Off limits") als unbetretbar für die Alliierten,
erklärt. Die meisten Waffen der Sammlu ng (Geweh re, Pistolen, Säbel, Munition ) mußten den
französischen Behörden abgeliefert werden, ein Verlust, den das Museum wohl am leichtesten ver-
schmerzen konnte. Friedrich Eberle konnte die zweite Nachkriegszeit sein es Museums, das im Juni
1948 wiedereröffnet wurde, nicht mehr erleben. Im April 1948 zwang ihn sein Gesu ndheitszu-
stand, sein Ehrenamt endgiiltig abzugeben . Am 16.6 . 1948 fan d im Amtszimmer des Leite rs des
Stadtamtes Durlach durch Oberbürgermeister Töpper, Karls ruhe (die Stadt Ka rlsruhe war seit
der 1938 erfolgten Eingemei ndung Durlachs rechtmäßiger Hausherr des Museums) , ein e Ehrun g
Fricdrich Eberles statt, anschließend wurde das Museum besichtigt. Am 30. 11. 194 8 verstirbt
Friedrich Eberle und wi rd am 2. 12. auf dem Durlacher Bergfriedhof beigesetzt . Am 7. 6. 1948
war der damalige Stadtoberrechnungsrat H ein rich Li ede vom Karlsruher Oberbürgermeister mit
der ehrenamtlichen Betreuung des Museums beauftragt worden. Die Lehrerin Mathilde Sauder un d
der Lehrer Hans Wolf aus Durlach erkl ärten sich zur Unterstützung Liedes bereit. Mit H einrich
Liede war eine Persönlichkeit gefunden, die mit dersel ben Hingabe wie sei n Vorgänger Eberle die
angesammelten Schätze rund 25 Jahre, bis z um Beginn der Restaurierungsarbeiten 1972, betreute.
Seine Aufgabe war naturgemäß weniger das Sammel n als das Bewahren und Betreuen. Sein steti-
ger Kampf galt der Verbesseru ng der Unzulänglichkeit der Räume, vo r a llem der (leider von ihm
nicht mehr erreichten) Hinzugew innung wei terer Räume (vo r all em des erst mit der jetzigen
Neueröffnung in Benutzung genommenen Raum es der frü heren Wanderherberge). Auch H einri ch
Li edes Lei stung kann nicht hoch gen ug eingeschätzt werden. Unter seiner Leitun g haben von
194 8 bis 1972 rund 35000 Besucher das Museum besichtigt. W ie sein großer Vorgä nger war
H einrich Liede Sonntag für Sonntag an der Spitze seiner ehrenamtlichen Aufsichtskräfhe im
Museum anwesend, deren Namen hi er dankbar genannt werden soll en: neben der unermüd-
lichen Witwe Fried rich Eberles, Fra u Walburga Eberle, di e am 29 . 3. 1960 versta rb, und der
sdlOn genannten Lehrerin Mathilde Sauder waren dies die Damen: Gabrie le Stürzenacker und
Em ma Mayer, die H erren: Heinz H entschel, Werner Krieger, Max Lenzi nger, OttO Meyer, Karl
Pfatteicher, Siegfried Riemann, Wolfgang Rösch , Friedrich Schaaf, Helmut Voss und Max Zeiss.
Zusammenfassend ist es unsere Pflicht, der Persönlidtkeit Eberl es gerecht zu werden. Dies ist
ebenso leicht wie schwer. Leicht: den n seine Verdienste liegen klar zu Tage. E r hat aus tiefer
Heimatliebe und echtem Heimatstol z heraus d ie An fänge des Museums gelegt und die Sa mmlun-
gen fünfunddreißi g Jahre hindurch angereichert und betreut. Seine A ufgabe wa r mit Fug un d
Recht das Sammeln, nicht das Sichten . Erst mußte ein Grundstock gescha ffen werden, der es
uns H euti gen ermöglicht, auszuwähl en un d Akzente zu setzen. Für diese Sammlun g hat Eberl e
auch seinen persönlichen Besitz und seine persö nlichen Mittel rückhaltlos hingegeben, unter-
stützt von seiner dieser Aufgabe ebenso tief verbundenen Gattin. Gefördert wurde diese Gene-
rosi tät Eberles durch seine menschliche Kommunikationsfreudi gkeit (er wa r Mi tg lied all er mög-
lichen Vereine) und durch den feinen, still en Humor, der ihm zu eigen war und der sich an
11 Geburtstagen der Freunde in sinnigen Geburtstagsgedichten äußerte. Schwer: denn über den
wahrhaft polyhistorischen Charakter seines Geistes wissen heute nur noch die wenigsten
Bescheid. Eberle wa r ein exzellenter Kenner der Geschichte seiner Vaterstadt Durlach und des
Pfinzgaus. In ungezählten Artikeln in Zeitungen und Zeitschriften hat er sein Wissen ausge-
breitet, in vielen Vorträgen seine Zuhörer belehrt, als Orga nisator vieler Festzüge die Zuschauer
begeistert. Seine handschriftlichen Aufzeichnungen, darunter zahlreiche Manuskripte, bebilderte
Mappenwerke (u. a.: "Die Pfinz von der Quelle bis Zl\r Mündung", "Der Turmberg") füll en
ganze Regale. Eine einzigartige Schlagwort-Kartothek über die Geschichte Durlachs enttäuscht
den Sud,enden selten . Eberle war aber auch ein gewandter Zeichner und Aquarellist. Mit fein em
Strich hielt er jeden geschichtlich oder künstlerisch bedeutenden Gegenstand an Durlachs
Gebäuden (Wappen , Türstürze, Fensterumrahmungen) fest. Die Flora des Turmbergs hat er
in Einzeldarstellungen aquarelliert. Nic!1t zul etzt ließ er seine H eimatliebe in vielen Gedichten
ausströmen. Eberles größte und nachwirkendste Tat aber war die In itiative, den sogenannten
Prinzessinnenbau des Durlacher Schlosses als Museumsgebäude einzu richten. D enn wenn auch
die zwa r schöne, aber auch enge und - besonders für ältere Besucher - unbequeme ehrwürdige
Wendeltreppe mit ih ren neun verschiedenen Steinmetzzeichen, die im Prinzessi nnenhau die
drei Stockwerke miteinander verbindet, einer Museumsplanung nicht gerade günstig war, so han-
delte es sich hier doch, abgesehen von der Ruine des Gottesauer Schlosses, um die ä lteste und
eine der schönsten Raumanlagen in Karlsruhe überhaupt. Das Karlsruher Schloß ist immerhin
150 Jahre jünger. Di e "Altertümersammlungen" konnten nirgendwo adäquater untergebracht
sein als in diesen historischen Räumen VOn wahrhaft: einmali gem Wert. Bei all diesen Verdien-
sten Eberles war es eine Ehrenpflicht für den Karlsruher Gemei nderat, 1960 eine Straße in Durlach
nach ihm zu benennen.
Der Prinzessinnenbau, in dessen volkstümlirnem Namen sich die Erinnerung an die Prinzes-
si nnen des baden-durlachischen Hauses erhalten hat, ist - neben zwei Treppentürmen im Bereich des Baden-Werkes und einem Balkonstück im H ofdes sog. Wasserwerkes - der einzige erha ltene
Bestandtteil der alten Karlsburg, die Markgraf Karl H. (Regentschaft 1553-1577) bei der Ver-
legung seiner Residenz von Pforzheim nach Durlach 1563/65 erbauen ließ . Ober die Grü nde der
plötzlichen E ntsch ließung des Markgrafen, sei ne Residenz von Pforzheim nach Durlach zu ver-
legen, ist (ebenso wie über die G ründe des Markgrafen Karl Wi lhelm, seine Residenz 1715 von
Durlach nach dem dadurch neu gegründeten Ka rlsruhe zu verlegen) wenig Greifbares beka nnt.
Die Vermutungen reichen von der Behauptung des markgräflich baden-durlachischen Hi storikers
Johann Christian Sachs (1770), es seien im Falle Pforzhei m Unstimmigkeiten zw ischen den
Bürgern Pforzheims und dem Markgrafen bestimmend gewesen bis zu der, im Falle Karlsruhe,
von modernen Historikern konstruierten geopolitischen Bewußtheit eines Markgrafen, der aus
der topog raphischen E nge der durch die sumpfige Kinzig-Murg-Niederung gehemmten Residenz
Durlach in das sandige Gebiet der Niederterrasse (und damit zum Rhein hin!) hinausstrebte.
Ober das Durlacher Schloß schreibt Johann Christ ian Sachs: "Es wurde mit großen Kosten in
kurzer Zeit zu Stande gebracht und erhielt nach dem durchlauchtigsten Erbauer den Namen
Karlsburg. E r selbst hatte den Riß dazu entworfen und das ga nze Bauwesen ging unter sei ner 12
besonderen Aufsicht vor sich; er zahlte auch die Arbeitsleute mit eigener Hand aus und bekam daher den Namen : Karl mit der Tasche." Mag es sich hinsichtlich der Funktion der Tasche auch
um eine liebenswürdige Fabel handeln (sie enthielt wohl eher das Schreibzeug des Fürsten), so
hat dieses Anhängsel dem Markgrafen doch seinen volkstümlichen Namen eingetragen. Die eben
zur Residenz erhobene dankbare Stadt Durlach ließ 1567 ihrem Markgrafen ein lebensgroßes
Standbild aus gelbem weichem Sandstein errichten. Sein Schöpfer war der Tübinger Bildhauer
Leonhart Baumhauer. Es war von 1567 bis 1862 a ls Krone des Durlacher Marktbrunnens vor dem
Durlacher Rathaus aufgestellt, wurde 1862 auf den Schloßplatz, an die vordere Ecke des Platzes vor der Karlsburg, versetzt und mußte dort 1911 dem zunehmend en Verkehr weichen. Die starke
Verwitterungserscheinungen aufweisende Statue wurde anschließend von dem Karlsruher Bild-
hauer Heinrich Bauser zur ferneren Aufbewahrung in einern nicht den Wetterunbilden aus-
gesetzten Raume restauriert. Zugleich fertigte Bauser eine naturgetreue Kopie des Standbildes, die seither den Balkon des Durlacher Rathauses schmückt. Die Originalstatue wurde erst ins
Rathaus, dann in die Torhalle des Prinzessinnenbaues verbracht, wo sie jahrzehntelang der
Jugend als willkommene Zielscheibe diente. Im Zuge der Neugestaltung des Museums wurde sie auf Veranlassung des Schreibers dieser Zeilen 1974 in den Steinsaal des Pfinzgaumuseums
gebracht und in aufwendiger Arbeit durch den Karlsruher Restaurator Anton Rommel zum
zweiten Male restauriert. Der Kunsthistoriker Hans Rott hatte zwar 191 7 in seinem bekannten Werk über "Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur G ründung Karlsruhes" noch
die Ansicht vertreten : "Die Statue hat in Zuk unft, gleich einer wurmzerfressenen Altartafel
etwa, als Museumsstück zu gelten, an der als einer monumentalen historischen Urkunde keine
Restauration oder Erneuerung vorgenommen werden darf", aber die der Statue mutwillig und geda nkenlos zugefügten Schäden rechtfertigten die vorgenommene Restaurierung. Heute
bildet sie, im zeitgenössischen Steinsaal des Museums aufgestellt, für die Besucher das treffendste
Eingangssymbol. Im sei ben Steinsaal ist der Sockeltorso der Statue mit der Jahreszahl 1567 und ein künstlerisch wertvoller Grabstein (Frau in kniender Gebetshaltung) aus der Mitte des
16. Jahrhundert aufgestellt. Besondere Achtung verdient der hier ebenfalls aufgestellte Grab-
stein des Baumeisters Demetrius Dangel von Zwiefalten (gestorben 1570), des Erbauers der Karls-
burg (Bauperiode von 1563-65).
Das von den Nachfolgern Karls 11. (den Markgrafen Ernst Friedrich - 15 77/ 1604 -, Georg
Friedrich - 1604/ 1622 -, Friedrich V. - 1622/ 1659 -, Friedrich VI. - 1659/ 1677 - und
Friedrich Magnus - 1677/ 1709, von letzterem zeigt das Museum Originaldokumente) erwei-
terte Schloß wurde am 16. 8. 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch die Franzosen nieder-
brannt. Reste der Ruinen standen mindestens noch bis zum Jahre 1834 , wie ein kleinesOlgemälde
von L. Steinbach zeigt, das im Museum aufbewah rt wird und den Zustand nach der Natur
festgehalten hat. Nach der Zerstörung begannen 1698 der Auf- und Neubau, der 1702 durch
den inzwischen ausgebrochenen Spanischen Erbfolgek rieg, der alle Einkünfte auf Jahre hinaus
wegnahm, wieder zum Erliegen kam. Dieser kurzen Bauperiode verdanken wir das heute an
13 den Prinzessinnenbau anschließende neue Schloß (Westwand des Haupthofes) mit barocker
Fassade von Domenico Egidio Rossi. In der Torhalle des Prin zessinnenbaus, deren südliche Aus- fahrt jetzt zugemauert ist (bausthützeristhe Überlegungen zwangen dazu; in der Südmauer sind
noth die Gleitri nnen des ehemaligen Fallgatters sichtbar, womit der Durthgang versth lossen
werden kon nte), ist seit 1905/07 in die west lithe Wand die große Wappentafel von 1565 aus grauem Sandstein eingelassen, die einst über dem Portal der a lten Karlsburg prangte und die
wohl das künstleristh wertvollste und ehrwü rdigste Monument des alten Durlath darstellt. Sie ist in drei Felder ein getei lt, bekrönt von einem Schmuck fries, umrahmt von Pilastern und Säul- chen mit reichem Renaissanceornament. Im mittleren Feld trägt sie das Wappen Karls 11., auf
der linken Seite das Wappen seiner ersten Gemahlin Kunigunda, geborene Markgräfin zu
Brandenburg, auf der rethten Seite das Wappen seiner zweiten Gemahl in Anna, geborene Pfalz- gräfin zu Veldenz . Besonders charakteristisch ist die Figur eines liegenden, die Geige spielenden
Mannes, die der Meister der Tafel im Segmentbogen feld über dem Gesims, umrahmt von Engel- figürthe n angebratht hat. Reste der typisthen Bemal ung des Kreuzrippengewö lbes sind in der
Torhalle noth sithtbar, mit ähnlithen Gewölben waren in der Karlsburg sämtlithe Räume des
Erd- und des ersten Obergeschosses ei ngedeckt. Im ersten Obergesthoß des Museums geben die beiden Südzimmer mit ihrem dicken Mauerwerk, den tiefen Fensternischen und den ni edrigen Tü ren mit profiliertem Gewände noch einen Begriff von der Pracht der Räume der alten Karls-
burg. Thre Bemalung wurde 1905/07 naturgetreu erneuert und 1975 verständnisvoll au fge-
frischt. Der erste, kleinere Raum ist von einem Kreuzrippengewölbe überdeckt, der zweite von einem Netzgewölbe, dessen Rippen auf Konsolen in halber Wandhöhe ansetzen. Sie waren unverständlitherweise durth eine später angebrachte häßl ithe hölzerne Wandverkleidung ver-
deckt, di e den Raumeindruck verdarb. Diese wurde bei der Restaurierung 1974 wieder ent- fern t, so daß der Raum jetzt wieder sein e ursprüngliche kompositorische Feinheit ausstrahlt ,
di e wir auch bew ußt durth ei n Minimum an Einrithtungsgegenständen (Vi tr inen, Möbel) erhal- ten wollten. So kann man diese beiden ältesten auch als die schönsten Räume in Karlsruhe
bezeichnen. Der Fußboden bei der Räume wurde mit Bodenfliesen ausgelegt, die eigens nach dem Muster auf dem Turmberg gefundener Bodenfliesen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts
von der Karls ruher Majolika gegossen wurden. Tn den bei den "Karl-Weysser-Sälen" und dem
dazugehörigen Flu r des ersten Obergesthosses wurden 1974 die Flathdecken entfernt, so daß
die ursprünglithen gewölbten Decken des Baumeisters Domenico Egi dio Rossi wieder zur
Geltung kommen. Im zwei ten Obergesthoß wu rden die Gewölbe des großen Saales bei der
Erneuerung 1905/07 d urth eine Stuckdecke ersetzt, di e 1974 in lithten Tönen bemalt wu rde.
D ie hier an der Nord(Balkon)-Seite unter der Decke vorhandenen, mit Renaissanceornamenten
verzierten Konsolen trugen das Gesims der al ten Süd wand des Sthlosses. Alle diese Maßnah-
men wurden von dem Architekten Rolf Siemons in Durlath mit hohem stil ististhem Feingefühl
getroffen.
Wenn wir nun über die Nachkriegszeit des Pfinzgaumuseums zu berichten haben, so tun wi r
dies, unserer Chronistenpflicht entsprechend, mit der gebotenen Genauigkeit. Wir können aber
einleitend nicht verschweigen, daß diese Jahre (von der Wiedereröffnung 1948) bis zum Beginn 14
der Restaurierungs- und museumtechnischen Neueinrichtungsarbeitcn (1972) elOcn 1m Hin- blick auf das Museum selbst (beileibe nicht in Hinblick auf die aufopfernde Betreuung durch
seinen ehrenamtlichen Leiter, Heinrich Liede, und sei ne schon genannten Mitarbeiter) unfrucht-
ba ren Zeitraum darstellen, weil man in dieser Zeit weder in der Hinzugewinnung zusätz licher
Räume noch (folgeri chtig) in der - immer wieder erkannten und geforde rten - Sichtung und
Lichtung der Bestände weiterkam. Bis zum Ableben der verdienten Gattin Friedrich Eberles,
Frau Walburga Eberle, im Frühjahr 1960, bestand allseits die pi etätvoll e Meinung, daß zu
Lebzeiten der Witwe des Begrü nders des Museums an den Beständen und deren A ufstellung
nichts geändert werden sollte. Späterhin scheiterte das Vorhaben immer wieder am Fehlen der
benötigten Magazin- bzw. Abstellräume. SdlOl1 sei t 1956 hatten sich in PresseveröfFentlichungen
immer mehr kritische Stimmen erhoben, die eine Neugestaltung des Museums forderten. Der
Verfasser dieses Überblicks hat versucht, durch ei ne 1965 eingerichtete Ausstellung der Werke
Karl Weyssers (Olbilder, Studien, Zeich nungen) im Rathaus-Saal in Durlad, und durch eine
1973 ebendort eingerichtete Ausstellung "Die Badische Revolution 1848-1849", welch letztere
sich zum größten Teil auf die (i nzwischen im letzten Augenblick vor der endgültigen Zerstö-
rung durch Nässe und Fäulnis restauriert,en) Bestände des Pfinzgaumuseums stützte, die Auf-
merksamkeit einer größeren OfFentlichkeit auf die Gesamtrestaurierung des Phnzgaumuseums
hinzulenken. In diesem Zusammenhang verdient festgehal ten zu werden, daß die durd1 die
Restauration bedingte Schließung des Museums noch einen erfre ulichen NebenefFekt hatte.
Das Badische Landesmuseum im Karl sruher Schl oß veranstaltete im Sommer und Herbst 1975
eine Ausstellung "Durlacher Fayencen - 1723-1847", die für al le Zukun ft vorbi ldlich und einmalig bleiben wi rd. Eine umfangreiche Katalog-Dokumentation aus diesem Anlaß wird als
nidu mehr wegzudenk endes Standardwerk über diesen Gegenstand bestehen bleiben. Da das
Phllzgaumuseum neben dem Badischen Landesmuseum die zweitgrößte Sammlung Durlacher
Fayencen überhaupt besitzt, kam uns das Ane rbi eten des Badisd1en Landesmuseums, aus Anlaß
der Ausstellung den gesamten Bestand des Phnzgaumuseurns wissenschaftlich zu bearbeiten und
die fünfz ig schönsten Stücke daraus in der Ausstellung im Schloß zu zeigen, überaus gelegen.
Für die so erstmals erfolgte, überaus ergebnisreiche und in vielen Details interessante wissen-
schaft liche Bearbeitung der Bestände des Pfin zgaumuseums sind wi r dem Direktor des Badischen
Landesmuseums, Prof. Dr. Ernst Petrasch, insbesondere dem w issenschaft lichen Sachbearbeiter
Dr. Walther Franzius zu bleibendem Dank verpflichtet .
Anfang der fünfz iger J ahre setzte sich verstärkt die Einsicht d urch, daß im Aufbau des Museums
der tragende Gedanke, gewissermaßen der rote Faden, der den Besucher sinnvoll durch di e Aus-
stellung geleiten könne, fehl e. Imm er dri ngender wurde ein e Umgestaltung gefordert. In einem
Artikel der "Badischen Volkszeitung" vom 24 . 8. 1956 hieß es: Die Räumlichkeiten seien weder
ausreichend noch zweck mäßig. In einem kleinen Raum seien wertvolle Antiquitäten unter-
gebracht, die jedoch nicht zur vollen Geltun g kämen, weil sie wie in einem Trödlerladen
angehäuft seien . Kostbare Urkunden und Drucke seien in vorsi ntflutlichen Vitrin en gelagert.
15 Ein kritischer Leserbrief mit der für sich sp rechenden Überschrift "Pfinzgau-Museum : Ein Besuch
im Reich der Spinnen", erschien am 26. 5. 1959 in den "Badischen Neuesten Nachrichten". Unter dem 3. 10. 1959 berichtete das "Durlacher Tagblatt" unter der überschrift "Bestände des Pfinz-
gau-Museums sollen gesichtet werden", daß der städtische Kulturauschuß eine Kommission zur
Sichtung der Bestände gebildet habe, so daß nur das Wesentliche, für die eigentliche Durlacher
Geschichte Wertvolle übrigbleibe und entsprechend besser zur Schau gestellt werden könne. In
einem Expose legte am 12. 4. 1960 ein Kommissionsmitglied dar, die Bezeichnung Pfinzgau- Musum sei nicht der richtige Name, denn es gleiche eher einem Depot oder Magazin. Dies liege
hauptsächlich an der Unterbringung. Die Sammlungen müßten zu einer chronologisch geordneten
Schau zusammengestellt, die Spreu vom Weizen getrennt werden. In einem großen Artikel der "Badischen Neuesten Nachrichten" vom 10. 5. 1961 wird unter dem Titel "Das Pfinzgau-Museum
braucht einen neuen Stil" festgestellt, daß die genannte Kommission "nur allgemeine Urteile
zum Problem der Auslichtung dieses Urwaldes historischer Gewächse abgab, aber nicht für jedes einzelne der weit über 1000 Stücke eine endgültige Entscheidung fällte . Nur das hätte
weiterhelfen können." Auch in diesem Artikel wird wieder festgestellt, daß diejenigen Stücke, deren Qualität den Wert des Museums ausmachen, durch die Masse zweitrangiger oder den
Pfinzgau nicht betreffender Gegenstände erdrückt würden. Man dürfe sich daher nicht scheuen, einiges gänzlich zu beseitigen. Bei dieser "Herkules-Arbeit" gehe es nicht so sehr primär um
eine Erweiterung des Museums, sondern um eine zeitgemäße Form. Ein Museum sei heute näm- lich nur wirksam, wenn es nicht auf Vollständigkeit Wert lege, sondern auf sorgfältig ausge-
wählte wenige Beispiele. Da die Kommission über allgemeine Erwägungen nicht hinaus gekom-
men war, wurde nun das Stadtarchiv mit einer Durchsicht der Bestände beauftragt. Der damalige Archivdirektor teilte aber zum Jahresende 1960 mit, daß mit einer Aussortierung nidtt begonnen
werden könne, da die Museumsräume nicht beheizbar seien und keine ausreichenden Magazin-
räume zur Verfügung stünden . In einem Artikel vom 23 . 9. 1961 berichtete das "Durlacher
Tagblatt" von einer erneuten Sitzung des Kulturausschusses . Man sei sich darüber einig gewesen,
daß das Museum durch unnötigen und wesensfremden Ballast beeinträchtigt sei. Die weniger
guten Bestände müßten ausgeschieden werden; eine gründliche Durchsicht durch Fachleute sei
nicht zu umgehen. Diese Forderung wurde wiederum in einer Sitzung des Gemeinderates vom
31. 12. 1961 aufgestellt. Am 24 . 3. 1962 berichtet das "Durlacher Tagblatt" über die bekannten
Unzulänglichkeiten. Der Artikel räumt ein, daß das Museum einmal von einem Kunstkenner
"der größte Ramschladen in Karlsruhe und Umgebung" genannt worden sei. Immer wieder wird
auch in allen Veröffentlichungen auf die Feuchtigkeit der Räume und die Problematik der engen
Wendeltreppe, insbesondere für ältere Besucher, hingewiesen . Inzwischen hatte die Stadt in
ihrer Gemeinderatssitzung vom 12. 5. 1964 einen Vertrag zwischen Stadt und Land Baden-
Württemberg gebilligt, der die überlassung der Karlsburg an die Stadt zum Preis von 1,6 Mil-
lionen Deutsche Mark vorsah. Am 4. 1. 1965 machen die "Badischen Neuesten Nachrichten"
wieder auf die unzulänglichen Zustände im Museum aufmerksam. Am 27 . 7. 1971 berichtet
dieselbe Zeitung von einem Einbruch ins Pflnzgaumuseum, wobei insgesamt 21 Pistolen gestohlen
wurden. 16
Inzwischen waren die Überlegungen hi nsichtlich einer Gesamtrestauration des Prinzessinnen-
baues endgültig in Gang gekommen. In ei ner Sitzung von Vertretern der Durlacher Bürger-
gemeinschaft, der Stadtverwaltung und des Staatlichen Denkmalamtes vom 8. 12. 1971 wurde
der einzuschlagende Weg in Form ei nes Stufenplanes festge legt. Von der Idee der Restauration
der jetz igen Museumsräume kam man bald zur größeren Idee des Ausbaus des gesamten Schloß-
komp lexes als Kulturzentrum. Dies war fü r das Pfinzgaumuseum insofern schon von Bedeutung,
als man a ls erste Etappe die Bereitstellung f reier Räum e im angrenzenden Sdlloßflügel für die
Auslagerung der Museumsbestände beschloß. Das widltigste Ergebnis betraf die E ntlastun g der
so vielfach kri tisierten alten Wendeltreppe. Durdl eine Verwendung des direkt an den alten
Teil des Prinzessinnenbaues angrenzenden Treppenhauses im neueren Teil des Rossiflügels konnte,
wie die Architekten nun feststellten, ein normaler Treppenzugang zum ersten und - auf dem
ßesuchcrrückweg - vom zweiten zum ersten Stockwerk geschaffen werden ; der Zugang zum
dritten Stockwerk würde allerdings immer über die Wendeltreppe erfolgen müssen. Immerhi n
ergab diese Treppenkombination eine wesen tliche Verbesserung der Zugänglichkeit. Die Artikel
in den "Badischen Neuesten Nach richten" vom 15 . 11., 19. 11. und 30. 11. 1971 berichteten über die erwähnten Aktivitäten der Bürgergel1Jeinschaft Durlach und A ue bzw. des Freundesk reises
Pfinzgau-Museum innerhalb dieser Bürgergemeinschaft im Hinbl ick auf die Bestrebungen, das
Museum unbedingt im Prinzessinn enbau zu belassen. Unter dem letzterwähnten Datum hielt
der A rchitekt Dipl.-In g. Prosper Collin g in Form eines altertüml ichen Briefes an den Erbauer
des Prinzessinnenbaues Demetrius Dangel ein Plädoyer für das Pfinzgaumuscum und ein im
Sch loßflü gel zu erstellendes Durlaeher Kulturzentrum. Es fol gte am 15. 12. 1971 eine Gesamt-
vorstandssitzung der Bürgergemeinschalt Durlach und Aue mit dem als Vertreter der Stadt ent-
sandten Kulturreferenten; am 4. 2. 1972 eine Sitzung des Bezirksbeirats Durlaeh im Sitzu ngs-
saa l des Durlacher Rathauses; am 8. 5. 1972 eine Sitzung bei dem Baudezernenten; am 23. 6. 1972
ei ne Ku lturausschußsitzung im Karlsruher Rathaus und am 29 . 3. 1973 ei ne weitere Sitzun g des
Bezirksbeirats Durlach im Sitzu ngssaal des Durlacher Rathauses, die sich sämtlich eingehend auch
mit den Maßnahmen für das Pfinzgaumuseum befaßten. Gleichzeitig eröffnete die Bürger-
gemeinschaft Durlach und Aue unter ihrem Vorsitzenden Dr. Karl-Wilhelm Maurer ein e Bürger-
spendenaktion für das P finzgaumuseu m, die überaus erfreulichen Anklang bei der Bevölkerung
fa nd . Im Spätsommer 1972 wurden die Bestände des Museums in die angrenzenden Räume des
Schloßflügeis ausgelagert und die bauliche Restaurierung konnte beginnen . Dazu erschien im
August 1973 eine reich bebilderte Dokumentation über den Prinzessin nenbau (Mitteilungen des
Baudezernates, N r. 20).
Das neu erstandene Museum öffnet seine Pforten zu Ostern 1976. Seine Akzente liegen - neben
der Sicherstellun g der erwähnten Steindokumente - bei der Repräsentation der Durlacher
Fayencen, der Werke des in Du rl adl geborenen Malers Karl Weysser, der Dokumente der Revo-
"ltion 1848/49 (in der Durlach d urch die Schlacht bei Durlach am 25. Juni 1849 eine besondere
Rolle spielte) und der alten Durlacher Druckerzeugnisse (in ihrem Mittelpunkt die sogenannte
17 Durladler Bibel von 1529). Eine künftige Erwei terung der Raumverhältnisse im Zuge der
Restaurierungsarbeiten am gesamten Schloß flügel birgt die Möglichkeiten, dieses Grundsatzpro-
gramm durch die Vielfalt heimatkundlicher Exponate zu erwei tern. Bei unseren Akzentsetzungen gingen wir von der Wichtigkeit und dem Wert der zusammenhängenden Bestände aus; im Sin ne
der Thesen, die der Geschäftsführer des Verbandes der Rheinischen Heimatmuseen, Professor Dr. Rudolf Stampfuß 1968 für die Heimatmuseen von heute aufgestellt hat und in denen es
heißt: "Wi r wollen keine romantischen Heimatstuben mehr, wir wollen den Dingen den Moder nehmen. Das Museum ist eine Halle, in der man diskutieren darf; die Zeit der Filzpantoffel ist vorbei. Ei n Museum soll auch keine Schauerkammer sein . Die Heimatmuseen sind echte For-
schungsstätten, die das Material für die Zukunft erhalten müssen." Möge sid1 das nun erneuerte Pfinzgau-Museum schon in seiner jetzigen Gestalt würd ig in den
Kreis der baden-württembergischen Heimatmuseen einordnen. Möge die Bewahrung seiner alt-
ehrwürdigen Räume und die Pflege seiner wertvollen Bestände ein Anliegen aller Bürger sein!
18
Helga Walter-Dressler
Der Durlacher Maler und Zeichner Karl Weysser
Karl Weysser wurde am 7. September 1833 in Durlach geboren '. Er war das zehnte und letzte
Kind des damaligen Durlacher Bürgermeisters Friedrich Wilhelm Weysser und seiner Frau Karoline geb. Musculus . Der französische H ei ratskontrakt der Eltern aus dem Jah re 1815 in
kunstvoll verschnörkel ter Kanzleischrift ist noch vorhanden. Aus ihm geht hervor, daß die elsässische Braut, eine Apothekerstochter aus Sulz am Wald, 5068 Franken, der Bräutigam 8571 Franken mit in die Ehe brachten. Offensichtlich stammten beide aus wohlhabenden Ver-
hältnissen . Karl Weyssers Vater war ursprünglich Kaufmann. Mi t den Jahren hatte er auch im öffent- lichen Leben Erfol g. Er wurde Stadtrat und Mitglied des evangel ischen Kirchengemeinderats, sch ließlich von 1830 bis 1836 Bürgermeister von Durlach. Von 1832 bis 1838 wa r er außerdem
Mi tglied der von der Bevölkerung gewählten 2. Kammer der badischen Landstände ' . Die Familie wohnte bis 1860 am Durlacher Marktplatz im Eckhaus Hauptstraßel Kronenstraße
(heute Pfinztalstraße 56). Von Kar! Weyssers zahlreichen Geschwistern lebten bei seiner Geburt nur noch zwei Brüder und eine Schwester " ein bei der damaligen hohen Säuglin gssterblichkeit
leider übliches Familienschicksal. Die Schulzeit absolvierte Weysser an der Durlacher Höheren Bürgerschule, dem sog. "Pädagogium", wo er 184 1 eintrat ' . Dann schickte ihn der praktisch
denkende Vater, der vom fin anziell unsicheren Künstlerberuf offenbar nicht viel wissen wollte,
auf das Polytechnikum nach Karlsruhe, die spätere Technische H ochschule und heutigen Uni- versität . Dort hat sich in dem noch erhaltenen "Einschreibbuch für die Eleven" für das Studien-
jahr 1852/ 53 Karl Weysser eigenhändig eingetragen. Vorher hatte er schon den ,, 1. In genieur- cours" besucht und wollte nun in die "Mechanisch-technische Schule" überwechseln, mit dem
Berufsziel "Leh rfach" '. Die über Karlsruhe hinaus berühmte Po lytechnische Schule bestand damals aus drei allgemeinen
mathematischen Klassen und darauf aufbauend sieben "Fachschul en". In den dreijähri gen mathematischen Grundkursen wurden neben den Kenntnissen für die technischen Fächer auch
Sprachen, Religion und Geschichte sowie Freihandzeichnen, Kalligraphie und Modellieren geleh rt.
Die Spezialisierung fand dann in den Fachschulen statt, zu denen die obengenannte Ingeni eur-
schule und die Mechanisch-technische Schule gehörten ' . Obwohl Kar! Weyssers eigentliche Neigung dem Nebenfach Zeichnen gal t, scheint er sei n Mathe-
matik- und Maschinenbaustudium 7 mit Ernst und Interesse betrieben zu haben. Denn viele
Jahrzehnte später schreibt er: "Während ich mich aber noch heute meinen li ebsten, nun längst
verstorbenen Lehrern der rei nen und an gewandten Mathematik: Karl Buzengeiger, Guido
19 Schreiber, Wilhelm Eiseniohr, Jakob Ferdinand Redtenbacher, Peter Gustav Lejeune-Dirichlet,
Jakob Steiner und Johann Franz Encke und auch dem Geographen Karl Ritter zu großem Dank
verpflichtet fühle, war ich leider im Bezug auf meine ästhetische Bildung meist nur auf eigene Erfahrungen angewiesen 8 ,"
Es ist zu verm uten, daß unter Weyssers obengenannten Lehrern, von denen die meisten noch
heute als Kapazitäten ihres Fachs in der Literatur bekannt si nd, vor allem Redtenbacher einen
prägenden Einfluß auf den jungen Studenten ausübte. Redtenbacher leitete damals die Mecha- nisch-technische Schule und wurde später Direktor des Pol ytechnikums. Er verstand nicht nur
sein Fach, den Maschinenbau, außerordentlich lebendig und mit umfassender Kenntnis darzu-
stell en, sondern er hatte auch darüber hinausgehende Interessen, die sich mit denen seines Schülers Weyssers unmittelbar berührten: .Seine liebste Mußebeschäftigung war das Skizzieren in der
Landschaft und das Aquarellieren, das er in späteren Jahren durch das Malen in 01 ablöste'."
Wie lan ge Weysser am Karlsruher Polytechnikum studiert hat, ließ sich bis jetzt nicht feststellen, ehensowenig wann er an die Berliner Bauakademie gegangen und wie lange er dort gebliehen
ist 10.
Inzwischen war in Karlsruhe im Juli 1854 die Großherzogliche Kunstschule gegründet und als
Direktor der Düsseldorfer Landschaftsmaler Johann Wilhelm Schirmer berufen worden. Im ersten Schuljahr war Karl Weysser noch nicht dort, aber im zweiten Schuljahr 1855/56 finden wir ihn eingeschrieben 11, Die Ausbildung dauerte damals insgesamt 7 Jahre. Großer Wert wurde auf die Schulung des Formensinns durch Zeichnen gelegt. Einem Spezialgebiet (Historien-, Porträt-, Landschafts- und
Genremalerei) durfte sich erst zuwenden, wer den "Antikensaal" durchgemacht hatte, wo nach
Gipsabgüssen antiker und moderner Statuen gezeichnet wurde. Für die Landschaftsmaler, die in
Karlsruhe als Schüler Schirmers die größte und bedeutendste Gruppe bildeten, folgte dann der
Besuch der vorbereitenden Landschaftsklasse. Dort kopierten sie vor allem Naturstudien ihres Lehrers in 0 1 und lernten nach der Natur zeichnen und kleinformatige Bilder malen. In die Künstlerklasse schließl ich wurde nur aufgenommen, wer in der Vorbereitungsklasse genügend
Talent gezeigt hatte. "Schi rmer regierte in Karlsruhe ganz im Sinne der Akademiedirektoren
des 19. Jahrhunderts als unumschränkte Autoritätsperson. Seinen Anweisungen hatten die Schüler
Gehorsam zu leisten ... Auch außerhalb der offiziellen Unterrichtsstunden sollten die Schüler
im Geiste ihres Lehrers erzogen werden " ." Zu Weyssers Studienkollegen in der Landschafts-
klasse gehörten u. a. earl Ludwig Fahrbach, Emil Lugo, Gusta v Osterrot und ab 1859/60 auch
Hans Thoma.
Nach vierjährigem Studium verließ Weysser die Karlsruher Kunstschule und siedelte im Herbst
1860 zur weiteren Ausbildung nach München über, wo er bis zum Juni 1861 blieb ". Ob er dort
an der Akademie ein geschrieben war oder, was naheliegender erscheint, dem Kreis der Maler um
Eduard Schleich d. 1\. und Kar! Spitzweg angehörte, ließ sich bis jetzt noch nicht feststellen. Für den Wechsel des Studienortes zu diesem Zeitpunkt sind verschiedene Gründe denkbar:
1859 wa r Weyssers Vater gestorben und 1860 das Elternhaus am Durlacher Marktplatz von
den vier Geschwistern verkauft worden 14. Möglicherweise hat der Maler seine günstige Finanz- 20
lage benutzt, um einen Studienaufenthalt in München zu fi nanzieren . Vielleicht gehörte Weysser
auch zu denjenigen Kunstschülern, die in den Jahren 1859-61 aus Protest die Karlsruher Schule verließen, weil sie sich durch ungerechtfert igte bürokratische Eingriffe der Obrigkeit in ihrer Ausbildung behindert fühlten ". Nicht zuletzt mag der Wunsch, ein intensiveres Studium der
Architekturmalerei zu absolv ieren, für einen Wechsel nach München bestimmend gewesen sein.
Im Schuljahr 1861 /62 kehrte Karl Weysser wieder an die Karlsruher Akademie zurück ". Nach dem Tod seines Lehrers Schirmer im September 1863 ging er im November 1863 ei n zweites Mal
nach München und blieb dort bis zum März 1864 ". Offenbar hat er dann noch das restl iche Studienjahr bis zum Sommer 1864 in Karlsruhe verbracht 18. Damit war seine Ausbildung
abgesch lossen.
Schon während der Studienzeit war Weysser in den Sommerferien zeichnend und malend in
Süddeutschland unterwegs. So hat er, wie man den datierten Zeichnungen im Karlsruher Denk-
malamt und den Olskizzen der Städtischen Kunstsammlungen entn ehmen kann , im Jahre 1862
den Bodensee bereist. Im Sommer 1863 war er u. a. am Hochrhei n in Laufenburg, Säckingen und
Basel, 1864 am Neckar, in Schwäbisch-Gmünd und Marburg an der Lahn . Wo Weysser nach dem Verkauf des elterlichen Hauses 1860 wohnte, ist unbekannt. Jedenfalls
war er von 1865 bis 1869/ 70 in Karlsruhe ansässig ". In diesen Jahren reiste er u. a. ins Tauber- tal, in den Schwarzwald und an die Mosel. 1869 unternahm er eine Fahrt nad, Südtirol, was
durch Zeichnungen und O lskizzen aus Klausen und Brixen belegt wird. Für die Zeit zwischen 1870 und 1881 fehlt jeg licher Hinweis fü r einen festen Wohnort. Weysser
war offenbar ein unruhiger Geist, den es nie lang am seI ben Pla tz hielt. So ist überliefert, daß
er am liebsten einen Zigeunerwagen besessen hätte, um damit unabhängig in der Gegend herum-
zukutschieren 20 Vielleicht hat er also in den 70e r Jahren, der Zeit seiner größten Produktivität,
überhaupt keinen festen Wohnsitz gehabt und immer nur ein paar Wochen an ei nem O rt zuge-
bracht. 1872 war der Künstler offensichtlich längere Zeit im Elsaß (das seit 187 1 zum deutschen Reichsgebiet gehörte), denn über 100 Zeichnungen elsässischer Denkmäler und Bauten von seiner
Hand aus diesem Jahr befinden sich im Straßburger Denkmalarchiv ". Seine Tätigkeit dort
beschränkte sich jedoch nicht nur aufs Zeichnen, sondern bezog auch das Malen mit ein, denn
im Oktober 1875 waren Bilder aus dem Elsaß von Karl Weysser im "Kunstverein der Groß-
herzoglichen Kunsthalle" in Karlsruhe ausgestellt".
1880 zeichnete Weysser viel am Mannheimer Hafen, 1881-1884 wohnte er in Heidelberg".
In Heidelberg gab er 1883 unter dem Pseudonym "K. W. H eisster" (Karl Weysser heißt er)
auch seine erste kleine Veröffentlichung heraus. Si e trug den Titel "An di e Mitglieder des Kunst-
vereins in Hutzelwaldberg" und richtete sich in sati rischer Form gegen Vorstand und Jury des
Heidelberger Kunstvereins.
Von 1885 bis 1888 lebte Karl Weysser in Baden-Baden " . Auch hier hat er sich publ izistisch
betätigt und im Jahre 1887 ein satirisches Bän dchen unter dem Titel "Durch Dick und Dünn -
Asthetische und auch andere Betrachtungen" herausgebracht. Von 1890 bis 1894 wohnte er noch-
21 mals in Karlsruhe ", von 1895 bis zu seinem Tod am 28 . 3. 1904 war er wieder in Heidclberg
ansässig ~t1 . Dort erschien 1898 sei ne dritte und letzte Veröffentlichung .,Der Darwinismus und
die moderne Malerei im Spiegel einer möglichst richtigen Weltanschauung".
Seinem unsteten Leben nach zu schließen, hätte man an nehmen können, daß Kar! Weysser nie
verheiratet war. Mit ann ähernd 52 Jahren hat er aber doch noch geheiratet, und zwa r am
7. Februar 1885 in Baden-Baden ". Seine Frau, Auguste Luise Sickinger, stammte aus Durlach
und war 21 J ah re jünger als er " . Viell eicht faßt e der Künstler den Entschluß zur Ehe unter dem
E indruck seiner drohenden E rblindung.
Das früheste bekannte Gemälde Karl Weyssers ist ei n Brustbild seines Vaters. Es ist weder
datiert noch vom K ünstl er signiert; aber auf der Rücksei te w urde vermerkt, daß es den Bürger-
meister Weysser 1840 darstelle, von seinem Sohn Karl gemalt und von Frau Weysser 1936
erworben worden sei ". 1840 kann nicht das J ahr sein, in dem das Bild gemalt wurde, der
Künstler wäre damals erst ein Kind von 7 Jahren gewesen. Vielleicht soll es ,, 1849" heißen, da
wurde nämlich der Vater 60 Jahre alt . Es wäre denkbar, daß ihn der dann immerhin 16jährige
angehende Maler aus diesem Anlaß porträtiert hat. Als Zeichen der Verehrung und auch als
Beweis für sein Talent. Mit liebevoll beobachtendem Blick hat sich der junge Mann in die
Gesichtszüge des Vaters vertieft. Daß er den 60jährigen - abgesehen vom grauen H aar - etwas
zu jugendlich ideal isiert da rgestell t hat, wäre von sei nem eigenen Alter her durchaus begreiflich.
D ie feine fa rbliche Differenzierung verrät aber dod, schon eine gewisse Schulung. Vielleicht hat
er das Bildnis auch in seiner Karlsruher Akademiezeit noch einmal übermalt 30.
Manche von Weyssers landschaftlichen Olskizzen aus den frühen 60er Jahren zeigen noch deut-
lich den Einfl uß der Schirmerschen Olskizzen. E r bevorzugt eine dunkle, au f tiefgrünen und
rostroten Tönen basierende Palette, die Einzelheiten w ie z . B. Blätter und Aste sind sehr genau
mit spitzem Pinsel hingetupft. Der Maler kämpft gelegentlich noch mit Komposit ionsschwierig-
keiten wie z . B. auf dem Blatt von Schwäbisch-Gmünd, wo er zur Belebung des Vordergrundes
ein kleines Mädchen zu absichts voll in die Mitte plaziert.
Ahnlich genau durchgearbeitet sind auch Weyssers Zeichnungen aus den frühen 60er Jahren, die
vor a llem Stadtansichten am Bodensee und Hochrhein darstellen. Eine ganze Reihe dieser
Zeichnungen wurde fünfundzwanzig Jahre später (1887) im 1. Band der "Kunstdenk mäler des
Großherzogturns Baden - Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz" veröffentlicht. Der
Künstl er ha t damals sei ne Motive bis in die Einzelheiten mit der Feder durchgezeichnet. Beson-
deren Wert legt er auf die Beleuchtung und schaflt so Atmosphäre. E r kontrastiert geschickt helle,
weiß gelassene Partien mit beschatteten, die er mit einem dichtmaschigen Netz von Schraffuren
überzieht. Dabei fällt auf, daß auch komplizierte perspektivische Verkürzungen ihm sichtlid,
keinerlei Mühe machen, ja, daß er sie sogar sucht. Figü rliche Darstellungen si nd dagegen nur Neben-
sache und selten überzeugend in den Gesamtzusam menhang eingebu nden. Sie wi rk en oft im
Maßstab falsch und in der anatomischen Durchbildung unsicher. Ei ne Erk lärung fü r di esen
Unterschied der zeichnerischen Fähigkeiten gibt Weysser sel bst in einer seiner Schriften. Er
meint dort, daß . der Maler, je nach dem Gebiet, das er sich erwähl t, eine gründl ichere Kennt- 22
Marktplatz in Dur!ach. Gemälde von Kar! Weysser
I1lS In manchen Hülfswissenschaften, z . B. der Landschafter in der Anatomie, gar nicht not- wend ig hat ... " 31.
In den Zeichnungen der 70er Jahre verzichtet Weysser meist auf eingehende Schilderung der
Einzelheiten und hebt von einem ganzen Komplex - Ortsansicht oder Straßenbild - nur
besonders markante Partien wie geschnitzte oder bildhauerisch gestaltete Erker, Brunnen, Kirch-
türme, Tore usw. durch genaue Zeichnung hervor, während er das übrige mit raschen Strichen
a ndeutet. Die Technik ist raffinierter, er verwendet jetzt neben Lavierungen auch Weiß-
höhungen als Beleuchtungseffekte und zeichnet gelegentlich auf farbigem, meist grau-blauem
Papier. In diesem J ahrzeh nt zwischen 1870 und 1880 entstehen seine freiesten und ei ndrucks-
vollsten Zeichnungen . Mit sparsamen, gezielt eingesetzten Mitteln zeichnet er Blätter vol ler
Atmosphä re.
Eine entspredlende E ntwicklung zur Großzügigkeit zeigt sich auch in den Olstudien der 70er
Jahre. Die Pinselschrift ist jetzt freier und verzettelt sich nicht mehr in allzu genauer Schilderung
der Einzelheiten. Dort, wo der Maler auf jede effektvolle Komposition verzichtet, nah an sein
Motiv herangeht und sich ganz in das nuancenreiche Spiel der Farben vertieft, sind sie am über-
zeugendsten. Mit Vorl iebe sieht er in verwinkelte Gassen, a lte Höfe, zerfallene Schuppen und
Hintereingänge, schl ichte Motive ohne jeden "höheren" Anspruch. Diese Bildehen sind auch
eine Augenschule für den Betrachter, der zuerst v ielleicht achtlos an ihnen vorübergega ngen ist.
Beim näheren Hinsehen erkennt er den Reichtum der verschiedenen Grau-Braun-Grün- und
Ockertöne und ihr fein abgestuftes Zusammenspiel. Darüber hinaus versteht Weysser es
meisterhaft, die unterschiedliche Stofflichkeit von Holz, Ziegel, Sandstein, Verputz usw.
zu charakterisieren. Immer wieder sind es Struktur und Farbe von sonnen beschienenem altem
Gemäuer, meist in Verbindung mit Pflanzen, die ihn zum Malen locken. So hat er z. B. den
Hof der alten Zehntscheuer in Durlach aus den verschiedensten Blickwinkeln festgehalte~ .
Karl Weyssers Einstellun g zu solchen schlichten Motiven kommt in seinen "Ästhetischen Betrach-
tungen" von 1887 deutlich zum Ausdruck: " ... überlassen wir das unschönste lind nüchternste
Bauwerk sich selbst und damit allen Einflüssen und Zufällen der Witterung und pflanzlichen
Entwickelung, so wird es endlich, und wenn auch erst als Ruine mit Moos und Epheu, Gesträuch
und Bäumen bewachsen, ein e Schönheit erreichen, die wenig zu wünschen übrig läßt. Dieser
in ästhetischer Beziehung wohltäti ge Einfluß der Natur und nicht immer die a ltertümlidle Bauart
ist es auch, welche den Architekturmaler veranlaßt, vorzugsweise in alten Ortschaften Studien zu machen 3:! . "
In der freien Natur wird Karl Weysser besonders vom Wasser angezogen. Am Bodensee, am
Neckar, am Rhein, an der Pflnz, der Murg und der Mosel ist er den verschiedensten Stimmun-
gen nachgegangen, hat das stille dunkle Gewässer um die Hungersteine am Necka r, die wind-
gekräuselte Oberfläche des Bodensees und den zwischen Steinen dahinplätsdlernden Sd,warz-
waldbach in nuancierten Farben festgehalten. Seine Liebe gil t der "unverfä lschten Gottesnatur" .
Allem Menschenwerk steht er skeptisch gegen über, das äußert er immer wieder: "Während z. B.
jede natürliche Felspartie zu ihrer ebenso natürlichen U mgebung in allen Jahreszeiten gleich gut 24
stimmt, steht z. B. bei Bauwerken der rote S:lndstein im Sommcr nicht seltcn grcll in dcr Land-
schaft, während er mit dem Schnee wieder besser harmoniert. Umgekehrt wirkt ein gelb licher
Stein neben dem Schnee leicht süßl ich, während seine Farbe im Sommer nichts zu wünschen
übrig läßt. Aus diesen Beispielen erkennen wir aber auch wieder die ästhetischen Vo rzüge,
welche die reine Natur allen menschlidlen Werken voraus hat :3:3."
Ende der 80er und zu Beginn der 90er Jahre zeichnet Kar! Weysser kaum noch mit der Feder,
sondern meistens mit dem P insel. Dabei fällt a uf, daß die bisher außerordentlich sichere Art
der Erfassung und Darstellung deutlid, nachläßt. Außer mit dem zuneh menden Alter - er ist
jetzt Ende SO - hängt das wohl mit seiner Augenkrankheit zusammen. Bei den farbigen Studien
macht sich diese Schwäche weniger bemerkbar. Hier hilft vielleicht die langjährige Erfah rung im
Umgang mit Farben, die verminderte Fähigkeit zu genauer Beobachtung zu überbrücken.
Ge rade die etwas diffuse, mehr a uf den zartfarbigen Zusammenklang als das deutliche Detail
cingehcnde Malweisc verleiht den Bildern dieser Zeit einen besonderen Zauber.
Möglicherweise hat sich Weyssers Sehkraft aud, durch eine Operation noch ein mal vorüber-
gehend gebessert. Eine Stelle in seiner Schrift über den Darwinismus und die moderne Malerei
von 1898 scheint von persönlicher Erfa hrung diktiert. Es heißt dort: "Nun werden al lerdings
in unserer Zeit sehr bedeutende Operationen zur Heilung krankhafter oder verletzter Organe
gemacht. Wenn es aber der Arzt mit seinem Wissen und Können auch fcrt igbringt, einen ver-
schlimmerten Zustand des Auges, z . B. die Blindheit wieder a ufzu heben oder zu mildern, so ist
dcch die An näherun g an den gcsu ndcn und normalen Zustand nod1 lange nid1t mit einer dem
normalen Zustand vorausgehenden Selbsterfindung oder Selbstbildung des Auges zu ver- gleichen 34."
Man hat Karl Weysser oft den "badisd1en Spitz weg" genannt und dabei wohl vor a llem a n ver-
gleimbare Stadtansichten mit winkligen alten Gassen gedacht. Die Münchener Schule um
Schleich d. Ä. und Spitzweg mit ihrer Vorliebe für die intime Darstellung im kleinen Format
scheint tatsächlich nachhaltiger auf ihn gewirkt zu haben als Schirmers Karlsruher Sd1Ule, der
in seinen offiziellen Gemälden die heroische großformatige Landschaft pflegte. Trotzdem trifft
die Bezeichnung "badischer Spitz weg" auf Weysser nicht zu. Denn bei Spitzweg ist die Archi-
tektur Bühnenkulisse für seine psychologisierenden Bildererzählungen, für Weysser dagegen sind
Architektur und Landschaft in ihrer natürlid1Cn Erschein ung das Hauptthema und das F igür-
liche nur malerisches Beiwerk. Obwohl Weysser soviel herumgereist ist, waren es immer wieder
ä hnliche Winkel und Ecken, die ihn interessierten. Es ist also nicht das cha rakterist isch andere
einer besti mm ten Gegend, was ihn anzieht, sondern er sucht und fi nd et das ihm Gemäße, eng
Umgrenzte, Schlichte, Bescheidene. Das aber verzaubert er mit der Subti lität se iner Malerei . In
klarer Einsrnätzung seiner Begabung hat Weysser damit glückl ich verm ieden, was er an anderen
Malerkollegen auszusetzen fand: " ... mand1es Talent, das bei einer richtigen Erkcnntni s seiner
Leistungsfähigkeit als Bäch lein fri sch und klar hätte dahin fließen können, wurdc nun, wei l es
sidl nach allen Seiten ausbreiten wollte, zu einem stehenden Sumpf, a n dem höd1stens die
25 Kritiker als quakende Frösd,e ihre besondere Freude hatten "."
Daß es sich bei Weyssers tllskizzen nicht nur um künstlerische Nebenprodukte gehandel t hat, scheint mir sowohl durch die ziemlich konsequente Signierung wie vor all em durch seine sch rift-
lichen Außerungen bekräftigt zu werden.
In seiner schlichten, unprätcntiäsen Schilderung von Natur und A rchitektur war Weysscr durch-
aus fortschrittlich im Sinne der zuerst von den Mündmcr Malern Leibl und Lier vertretenen
Auffassung, daß nicht wie bisher ein effekvolles Motiv die H auptsache sei, sondern die male- rische Verklärung eines anspruchslosen Stücks Natur. Der Anstoß zu dieser Auffassung, die
sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der deutschen Landschaftsmalerei immer mehr durch-
zusetzen begann, war von Frank reich ausgegangen. Dort hatten schon in den 1850er Jahren
die Münchner Maler Spitz weg und Schleich d. i'i.., vor a ll em aber ein Jahrzehnt später Li er die Werke der Maler von Barbizon - einem D orf südöstlich von Paris - kennen- und schätzen
gelernt. "übera ll wo ich ging und stand , gingen mir die Meisterwerke der großen Land- schaftsma ler D upre, Daubigny, Corot und Rousseau nach ... es wurde mir klar, daß die
wi rkl iche Poesie der Landschaftsmalerei in der einfachen, schönen Natur selber liegt und nie
durch künstliche Mittel herbeigezaubert werden kann " ." Dieses Bekenntnis Liers könnte auch sein 7 Jahre jüngerer Generationsgenosse Karl Weysser abgelegt haben. An der Karlsruher Kunstakademie verfolgte die jüngere Generation, die unter dem bei Lier geschulten Schön leber
die Landschaft um ih rer selbst will en zu malen begann, ähnliche Ziele. Es war ein kü nstlerische
Bewegung, die Wcyssers zurückhaltend-versponnenem Naturell, dem alles Pathos zuw ider war,
wohl im Inn ersten entsprodlen hat. Dabei darf allerdings nicht übersehen werden, daß Weysser
in den 1880er Jahren auch andere Bilder gemal t hat - offensichtlich im Atelier komponiert-,
die im absichtsvollen Arrangement verschiedener Archi tektur- und Landschaftselemente einen altertümlicheren Eind ruck machen. Wie weit dies etwa mit Rücksicht auf Auftraggeber geschah
oder ob man darin nicht doch eine gewisse Zweigleisigkeit seiner künstlerischen Außenll1gen sehen muß, bedarf noch der Klärung.
Die Käufer von Karl Weyssers kleinformatigcn, unprätentiösen Bildern waren und sind wohl
heute noch vor a llem Privatleute. Museen scheinen sich zu Weyssers Lebzeiten kaum für seine
dem Repräsentativen abholde Kunst interessiert zu haben. Das heißt aber nicht, daß er im
offiziellen Kunstbetrieb ein völlig Unbekannter wa r. So erwa rb z. B. der "Ku nstverein für
das Großherzogtum Baden" 1863 neben Bildern anderer bad ischer Maler Weyssers "Der al te
Marktbrunnen in Durlach" und stellte, wie schon erwähnt, 1875 mehrere Wochen lang seine
Bilder aus dem Elsaß in der Karlsruher Kunstha ll e aus.
Die dok umentarische Bedeutung von Weyssers Architekturzeichnungen, in denen sich sach liche
Genau igkeit mit künstlerischer Qualität verband, wu rde dagegen schon damals von den für die
nAl tertumssammlungen" zuständigen Stellen erkannt. So erwarb beispielsweise die "Großher-
zogliche Badische Altertumshalle" eine ganze Reihe sein er badischen Stadtansichten. Wie eben-
fa lls schon erwähnt, erschi enen sie ab 1887 zum Teil als Illustrationen in den Kunstinventar-
bänden . Die über 100 Zeichnungen elsässischer Motive, die sich im Straßburger Denkmalamt
befinden, werden vermutlich auch wäh rend Weyssers Aufenthalt dort angekauft worden sein . 26
Die im Pfinzgau-Museum ausgestellten Bilder lind Zeichnungen Karl Weyssers sind zu m Teil
als Geschenke an das Museum gekommen. Der weitaus überwiegende Teil stammt aus dem
Nachlaß des Malers in Pforzheimer Privatbes :tz, von dem die Stadt Karlsruhe 1942 zahlreiche
Stücke erwerben konnte.
Auch für Durlach haben Weyssers Bilder und Zeichnungen neben der künstlerischen eine histo-
rische Bedeutung. Denn zum Teil zeigen sie Ansichten, die heute in dieser Form gar nicht meh r
ex istieren. So gibt zum Beispiel das schöne Bild des Durlacher Marktbrunnens 37 eine Ansicht
wieder, die schon zu Weyssers Lebzeiten histo:-isch geworden war : Der Brunnen ist hi er noch
mit der bekrönenden Figur des "Karle mit der Tasch" dargestellt. Sie wurde 1862 entfernt und auf den Durlacher Schloßplatz versetzt 38 . Dasselbe gilt für den Gebäudekomplex mit der alten
Zehntscheuer, den Karl Weysser in den 1870er Jahren verschiedentlid, gema lt hat. A ls man das
Gelände für den Bau der Friedrichschule zw ischen Lamm- und Zehntstraße benötigte, wurde der ganze Komplex vor 1878 abgerissen. Es ist anzunehmen, daß der Durlacher Maler und
Zeich ner Karl Weysser ni e ernsthafte finanzielle Sorgen hatte, denn er lebte immer in Wohn -
gegenden , in denen wohlhabende Bürger ansässig waren. Sicher hing das auch mit seinem Eltern-
haus und den sich daraus ergebenden per~önlichen Beziehun gen zu einer entspred1enden Käufer-
schicht zusammen. Trotzdem darf man sich den Lebensweg des Künstlers nicht sorgenfrei vor-
stellen. Denn ein Augenleiden hat ihn in den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens stark
beeinträchtigt. Und was könnte einem Maler, der vor allem :1uf seine Augen angewiesen ist,
Sd,lim meres widerfahren.
Anmerkungen 1 Taufbuch der Durlacher Evangelischen Kirchengemeinde 1828-1838, S. 242.
2 Nachruf v. 29. Mai 1859 im Durlacher Tagblatt und Durlacher Stadtrechnungen (Stadt-
a rd,iv Karlsruhe).
3 Friedrich Ludwig (geb. 1822), Emil Ludwi g (geb. 1826) und Marie (geb. 1828) . Nach
Taufbüchern der Ev. Kirchengemeinde Durlach. 4 Stadtarchiv Karlsruhe, Bestand Durlach 2824.
5 Generallandesarchiv Karlsruhe, Abt. 448 / 2606.
6 Anzeige der Vorlesungen an der Großherzoglich Badischen Polyted111ischell Schule zu Carls-
ruhe für das Jahr 1853/ 54. Carlsruhe o. J. 7 In Thieme-Beckers Künstlerlexikon Bd. XXXV, S. 486 irr tümlich "Stud. zuerst Archi -
tektur . .. "
8 K. Weysser, Der Darwinismus und die moderne Malerei im Spi egel ei ner mögl ichst richtigen
Weltanschauung. Heidelberg 1898, S. 5.
9 O . Kraemer, Ferdinand Redtenbacher. In: Die Tech ni sche Hochschule Fridericiana Karl s-
ruhe. Festschrift zur 125-Jahr-Feier 1950. Karlsruhe 1950, S. 81.
10 Leider sind keinerlei Archi valien über Weysser bei in Frage kommenden Berliner Nachfolge-
27 behö rden der Bauakademie vorhanden (brief!. Mitt. von Dipl.-Ing. Ute Büchs, Plansamm-
lung Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin, v. 6.10.1975) .
11 R. Theil mann, Johann Wilhelm Schirmers Karlsruher Schule. Diss. Heidelberg 1971, S. 371 .
12 ders. a. a. O . S. 127.
13 Brief]. Mitt. des Stadtarchivs München v. 14.10. 1975 über einen Eintrag im poli zei lid1en
Fremdenkartenregister (Serie 6, N r. 26135), aus dem hervorgeht, daß Weysser vom 15 . 11. 1860 bis 10. 6. 1861 zur Ausbildung in München war, am Sendlinger-Tor-Platz 1/ 2 wohnte
und am 10. 6. 1861 wieder nach Durlach abreiste. 14 Grundbuch Bd. 17, S. 52. 15 Die Ei ngriffe betrafen die Aktmodelle. Da die Behörden Aktmodellstehen als sittenwidriges
Verhalten ansahen, wurden mehrmals weibliche Modelle von der Sittenpolizei gewaltsam abgeführt. Erst eine Verordnung des Innenministeriums von 1860 stellte klar, daß Studien
"a uch nach dem Nackten zur Ausbildu ng der Kunstschüler nothwendig und durd, nichts
anderes zu ersetzen sind", verpflichtete aber die Direktion, darüber zu wachen, daß dabei "nichts vorgeht, was die Zwecke der Kunstanstalt irgend wie überschreitct'j (Theil mann a. a. 0 ., S. 84 ff. ).
16 Theilmann a. a. 0 ., S. 374 . 17 Brief]. Mitt. des Stadtarchivs München v. 4. 10.1975 über ei nen Eintrag im polizei lichen Frem-
denkartenregister (Serie 6, Nr. 26 135), aus dem hervorgeht, daß Weysser vom 23.11. 1863
bis 1864 zu r Ausbildung in München war und in ·der Schwanthalerstraße 2311 wohnte. Be-
merkung vom 15 . 3. 1864: "z. Z. im Irrenhaus, am 26. 3.1864 abgereist nach Hause." 181m Schuljahr 1863/64 ist Weysser noch ei nmal an der Karlsruher Kunstschule eingeschrie-
ben (Theilmann a. a. 0., S. 375). 19 Er woh nte in der Kriegsstr. 11 , damals ein e Wohngegend wohlhabender Bürger, H aus-
besitzer war der Architekt und Bauinspektor Serger, außer Weysser wohnten dort der Maler
G leichauf, der Hofmusikus Braun und der Zeichner Gladbach. Nach Weyssers Wegzug über- nahm der Maler Anton von Werner die Wohpung (nach Karlsruher Adreßkalender 1865-
1870). 20 G. Kird1er, Der Maler Karl Weysser, ein Nachfah r der Romantik: In: Das Bild. Karls-
ruhe, Jg. 6 (1936), S. 83.
21 Thieme-Beckers Künstlerlexikon Bd. XXXV, S. 486 und brief]. Mitt. der Di rection Regio-
nale des Affaires C ultllrelles, Strasbourg v. 4. 11. 1975.
22 Karlsruher Nachrichten v. 31. Oktober 1875, S. 1022.
23 Brief]. Mitt. des Heidelberger Stadtarchivs v. 29. 10. 1975.
24 Brief]. M itt. der Stadtgeschichtlichen Sammlungen in Baden-Baden v. 7. 10. 1975, daß Weysser
1885 im Haus Scheibenstr. 4 wohnte (außer ihm noch ein Maler August Schott, Prof. Eduard
Eisen und der Musiker-Maler Vitus Staudacher). 1888 woh nte er im Haus Rettigstr. 4.
25 ]n einem neu erbauten Haus in der Lcopoldstr. 7. Mi tbewoh ner waren Lieutenant Frh. v.
Beaulieu-Marconnay, Prof. Ludwig Levy, Architekt, und Johan n Schroth, Architekt. Das
Haus gehörte dem Major a. D. Hoffmann (nach Karlsruher Adreßkalender 1890-1894). 28
29
26 Briefl. Mitt. des Stadtarchi vs Heidelberg v. 29.10.1975.
27 Standesamt N r. 8/1885 (bri efl. Mitt. des Standesamtes Baden-Baden v. 16. 12 . 1975). 28 Sie starb am 23 . Januar 1912 in Heidelber;; im Alter von 58 Jahren. Ih r Vater war der
Postschaffn er Wilhelm Sickinger und sta mmte aus Spöck . Ihre Mutter hieß Magdalene geb.
Beck und lebte zuletzt in Waghäusel (briefl. Mitt. des Stadtarchi vs H ei delberg v. 29. 10. 1975).
29 Frau Anna Weysser war ei ne angeheiratete N ichte des Malers, wahrschcinlid1 di e Frau seines 1855 geborenen Neffen ea rl Fri ed rich Weysser. Sie lebte später in Mün chen und hat
dem Pfin zgaumuseum u. a. den H eiratskontrakt der Eltern Weysser geschenkt. Sie starb 1965
fast 99jährig in München. 30 Auf diese Möglichkeit hat mich der Restaurator der StaatI. Kunsthalle Karl sruh e, Herr
Brammer, hingewiesen.
3 1 Weysser, Darwinismus, 5 . 54.
32 Weysser, Durch Dick und Dünn. Baden-Baden 1887, 5.35.
33 Weysscr, D arwinismus, S. 86. 34 ders., a. a. 0., S. 7. 35 ders., a. a. 0., S. 9 1 f. 36 Zi ti ert nach Theilmann, Die Grötzinger Ma lerkolonie, Ausstellu ngskatalog der Staa tI . Kunst-
halle Karlsruhe. Karlsruhe 1975, S. 11 .
37 Das Bild (Inv. Nr. 60/1690, siehe Abb.) ist n icht identisch mit dem oben erwähnten Gemäld e
aus den 1860er Jahren, da es weder datiert noch signiert ist und auch di e Schlußiiberm alun g fehlt. Auch sti listisch läßt es sich nicht mit Weyssers Früh werken vereinbaren. Offensichtlich handelt es sich um die in einem Briefwechsel erwähnte Kopie, di e er Ende 1903 in Arbeit
hatte, aber nicht mehr vollenden konnte, wei l er nach längerer Krankheit im März 1904 starb .
Das Bild war ein Geschenk des Kü nstlers a n seine Vaterstadt Durlach, die zuvo r verschiedene Skizzen des Brunnens angekauft hatte, da man an die Wiederaufstellung der Brunnenfigu r
dadlte (nach Akten im Stadtarchiv Karls ruhe, Bestand Durlach A 3156). Die Skizzen si nd vielleicht identisch mit denjenigen, die sich heu te unter der In v.-Nr. W 98-100 im Karlsruher Denkmalamt befinden.
38 s. S. 13.
Ernst Pet rasch
Durlacher Fayencen 1723-1840
Auf die Frage, welche unter den deutschen Fayence-Fabriken die älteste ist, gi bt uns der
"Badensche gemeinnützige Hof- und Staatskalender für das Jahr 1786" die Auskunft, "daß wahrscheinlich die zu Durlach" allen anderen deutschen Manufakturen "ebenso an Alter wie an Güte und Schönheit der Waare vorgehe". Dieses zweifellos lokalpatriotisch gefärbte Urteil
der ältesten gedruckten Chronik über die Durlacher Fayence-Manufaktur läßt sich heute -
soweit es die Entstehungszeit betriffi - freilich nicht mehr aufrecht erhalten. Denn bekanntlich wurden die ersten deutschen Fayence-Fabriken bereits um di e Mitte des 17. Jahrhunderts in
Hanau, Frankfurt und Berlin gegründet. In künstlerischer Hinsicht jedoch erweisen sich vor allem die nod, vor 1800 in Durlach ent-
standenen Fayencen den Erzeugnissen anderer führender Fabrikationsstätten mindestens eben- bürtig und haben ihren hervorragenden Rang in der deutschen Fayencekunst bis heute behalten.
Auf eindrucksvolle Weise hat dies die große, 1975 vom Badischen Landesmuseum im Karls-
ruher Schloß veranstaltete Ausstellung bestätigt, die zum ersten Male einen umfassenden über- blick über die Gesamtproduktion der berühmtesten badischen Fayence-Fabrik vermittelte und
ihre künstlerische Leistung in einem gänzlich neuen Licht erscheinen ließ . Die noch vor wenigen Jahrzehnten geäußerte Meinung läßt sich heute jedenfalls nicht mehr aufrechterhalten, daß nämlich "Durlach in dem gewaltigen deutschen Fayence-Orchester nur ein bescheidenes Instru-
ment gespielt hat" . Gewiß nicht die Sologeige - so dürfen wir dieses gleichnishafte, aber
unzureichende Urteil jetzt mit gutem Grund zurechtrücken - aber ein dominierendes Instru- ment von durchaus eigenem und beglückendem Wohlklang unter den rund hundert Fayence-
Manufakturen, die im 18. Jahrhundert in Deutschland existierten. In der heiteren Anmut ihrer
manni gfaltigen Dekore, mit ihrer meist strahlend weißen Glasur von porzellanartiger Brillanz und in ihrer oftmals delikaten Farbgebung lassen Durlacher Erzeugnisse einen Wesenszug
erkennen, der bei deutschen Fayencen im allgemeinen nicht allzu häufig in Erscheinung tritt.
Mit ihren Geburtswehen, ihrem mehrmaligen Besitzerwechsel, den durchzustehenden Konkur- renzkämpfen und ständigen Geldnöten unterscheidet sich die Durladler Manufaktur jedoch
kaum von der C hronik äh nl icher Betriebe jener Zei t. 1723 - acht Jahre nach der Grü ndun g
von Karlsruhe - erteilte Markgraf Kar! Wi lhelm von Baden-Durlach "Johann Heinrich
Wachenfeldt dem Porcellain-Fabrikanten, von Wolfshaagen auß dem Hessen Casselischen
gebürtig" das Privil eg, "allda eine Porcellain und Tabac Pfeifenfabrique aufzurichten" . Wie wir
aus dem Privileg vom 3. März 1723 weiter erfahren, überließ der Markgraf Wachenfeld zu
diesem Zweck "Unsern bißhero eigenthümlidl zuständig geweßten Bauhof-Platz zur Durladl in
der Vorstatt außer dem Pfinzthor, sambt denen darauf stehenden Gebäudten und Hofraithung . .. 30
neben dem Roßschwemme weg liegendt, vornen auf die Landstraß und hinten auf die Pfinz-
bach stoßend .. . um Ein Tausend Gulden Reichswährung . .. " .
Die Gründung der Fabrik entsprach durchaus der merkantilistischen Wirtschaftspolitik im Zeit-
alter des Absolutismus, der badische Regent folgte als Protektor einer "Porcellainfabrique"
dem Beispiel manch anderer Landesfürsten. Denn mit den neueingeführten exotischen Getränken
Tee, Kaffee und Schokolade hatte auch das aus Ostasien importi erte Porzellan sei nen Sieges-
zug durch ganz Europa angetreten, das für jene mod ischen Tafelgenüsse wie gesdlaffen war.
Als dann 1709 dem Alchimisten Friedrich Böttger in Meißen die Nacherfindung des China-
porzellans gelungen war, da wollte bald selbst der kleinste unter den rund dreihundert deut-
schen Duodezfürsten seine eigene Porzellanfabrik. Freilich war das, was die meisten dieser
Betriebe zu produzieren imstande waren, bestenfalls Fayence, die dem Porzellan nur äußerlich
ähnlich ist. Man nahm es abcr mit dcr Bezeichnung nicht so genau und verlieh auch der weniger
kostspieligen Fayence den Namen Porzellan, das damals von aller Welt begehrt war. Aber
nichts wäre falscher, als die Fayence deshalb geri nger einzuschätzen. Ist doch die Tonmasse, die
zu ihrer Herstellung verwendet wird, gleichermaßen plastisch gut bildsam, und ihre glänzend
weiße, undurchsichtige Glasur bietet denselben idea len Malgrund für jederlei bunte Ausstattung.
SdlOn im alten Babyion und Agypten bekannt, war die Fayence auf ihrem weltweiten Weg über
die Perser, Araber und Mauren im Mittelalter nach Spanien gelangt. Mallorca (Majorca), von
wo aus dieses farbenprächtige Irdengut nach Italien exportiert wurde, gab der hier bald selbst
crzeugten Majolika den Namen . Faenza hinwiederum, das widltigstc Zentrum der italienischen
Kunsttöpferei im 16. Jahrhundert, wurde zur Lehrmeisterin und Namensgeberin für die
Fayencekunst nördlich der Alpen. Ober Frankreich und die Niederlande, wo Delft sich bald
eine führende Rolle eroberte, wurde die Fayence schließlich auch in Deutschland bekannt. Doch
kam es wegen des Dreißigjährigen Krieges hier erst nach der Mitte des 17. Jahrhunderts zur
fabrikmäßigen Produktion von Fayence. Die meisten deutschen Fayence-Manufakturen wuchsen
jedodl erst seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts wie Pilze aus dem Boden.
Um diese Zeit wurdc - wie bereits erwähnt - auch die Durlacher nPorccllain-Fabrique"
gegründet. Hinter dem vielversprechenden Firmentitel verbarg sich allerdings auch hier nichts
anderes als eine Fayence-Manufaktur. Johann H einrich Wachenfeld, ihr Grü nder, hatte erst
wenige Jahre zuvor gemeinsam mit Karl Franz Hannong die nachmals berühmte Straßburger
Fayence-Fabrik ins Leben gerufen . Ungeachtet mancherlei wirtschaftlicher und technischer
Schwierigkeiten ist es Wachen feld auch in Durlach gelungen, die Produktion bald in Gang zu
bringcn. Fabrikation und Warenverkauf erfreuten sidl anscheinend gerade ihres erstcn Auf-
schwungs, als Wachen feld - kaum 32 Jahre alt - 1726 plötzlich starb. Obgleidl seine Frau
Anna Maria, eine Tochter des Durlacher Hufschmieds Peter Geibel, das Geschäft unverzagt
weiterführte, wollte sich der anfängliche Erfolg nicht wieder einstellen . Auch dann nicht, als
sie 1728 den "Porzellaner" Johann Ludwig Wagner geheiratet hatte, wohl aud, in der Hoffnung,
31 dem Betrieb damit wieder zu einem sachverständigen Prinzipal zu verhelfen. Die Schulden-
last der Manufaktur, die damals kaum mehr als zehn Arbeiter beschäftigt haben dürfte, wurde
von Tag zu Tag drückender, während der Absatz immer mehr zurückging. Als 1733 der Polnische Erbfolgekrieg auch Durlach in Mitleidenschaft zog, scheint die Fabrik überhaupt stillgelegt worden zu sein. 1739 übernahm Joseph Vincent das Unternehmen, ver-
strickte sich jedoch bald in immer größere Schulden und entfloh 1744 "bei Nacht und Nebel"
kurzerhand wieder nach Frankreich. 1749 ersteigerte der Herrenalber Klosterwirt und Handelsmann Johann Adam Benckiser das
verwaiste Fabrikgebäude und richtete darin mit seinem Schwager) dem Durlacher Posthalter
Georg Adam Herzog, eine .. Cotton- und Fayencen-Fabriqucn CompagnieU ein. Dieser Neu-
beginn hat nach jahrelang stagnierender Produktion zugleich jene Blütezeit der Manufaktur
eingeleitet, die den eigentlichen Ruhm der Durlacher Fayencen begründete. Ein wesentlicher
Anteil an diesem schwunghaften Auftrieb ist zweifellos Dominikus Cuny zuzuschreiben, dem neubestellten technischen Direktor des Unternehmens. Cuny oder "König aus Nancy in
Lothringen gebürtig" - wie der erfahrene Fachmann in Durlach benannt wurde -, sammelte
bald einen ständig wachsenden Stab geschickter Formdreher, tüchtiger Maler und erfahrener Brenner um sich. 1750 heiratete er Christina Frankin, eine Tochter des Durlacher Scharfrichters,
übersiedelte aber einige Jahre später nach Hollitsch in Mähren, um die dortige Fayence-Manu-
faktur zu übernehmen.
In den ersten Jahrzehnten nach dem Neubeginn erreichte die Fabrik mit nahezu hundert
Arbeitern ihren wirtschaftlichen und künstlerischen Höhepunkt. Durlacher Fayencen müssen schon damals weithin bekannt und beliebt gewesen sein . Schenken wir zeitgenössischen Berichten
Glauben, so muß sich der rege Absatz zu jener Zeit nicht nur nach Schwaben, Bayern und Tirol erstreckt haben, sondern auch die Schweiz und Holland wurden beliefert. Abnehmer der Ware
waren zunächst bürgerliche Kreise, ebenso der Adel und die markgräfliche Hofhaltung, wie uns
aus mehreren Akten bekannt ist. In späterer Zeit fanden die Erzeugnisse der Manufaktur vor-
wiegend unter den "kleinen Leuten" ihre Käufer, bei Handwerkern und bei der ländlichen
Bevölkerung. Die Konkurrenz neuentstandener Unternehmen in den Nachbarländern, die bislang zum festen
Durlacher Absatzgebiet gehörten, begann sich bald nachteilig auszuwirken. Es waren dies vor
allem die 1771 errichtete Porzellanfabrik Baden-Baden und die im gleichen Jahr gegründete
kurpfälzische Fayence-Manufaktur in Mosbach. Inzwischen hatten Christian Friedrich Benckiser
und Georg Friedrich Gerhard Herzog, die Söhne der Gründer, die Leitung des Unternehmens
übernommen. Nach wie vor waren in der Fabrik - wie es noch 1768 heißt - "Jahraus, Jahr-
ein, gegen 60 Personen, worunter 20 Maler, 12 Dreher und Poussirer, 6 Brenner ete." tätig.
Obgleich der Betrieb weiterhin florierte, machte sich gegen Ende des Jahrhunderts ein gewisser
künstlerischer Rückgang bemerkbar.
Die Geschichte der Manufaktur ist rasch zu Ende erzählt. 1806 war Johann Adam Benckiser, ein
Enkel des Gründers, neuer Fabrikinhaber geworden. Unter dem allgemeinen Einfluß der neuen
33 gesellschaftlichen Verhältnisse und der zunehmenden Industrialisierung ging man jetzt auch in
Durladl dazu über, zur H ebun g der Rentabilität anspruchslosere Massenware zu produzieren.
So wurde 1813 mit der Fabrikation von Stein gut begonnen, jenem billigeren und widerstands-
fähigen keramischen Produkt, das seit dem Ende des 18. Jahrhunderts von England aus Fayence
und Porzellan mehr und mehr vom Markt verdrängte.
Aber wie andernorts, ließ sich auch in Durl ach der weitere Verfall der Produktion nicht mehr
aufhalten; die Tage der Manufaktur waren gezählt. H eißt es doch in ei nem Bericht des Durlacher
Oberamts von 1831: "Kaum und mühselig erhält sich die Porcellain-Fab rik, die ein en Waaren
Vorrath von 20 000 Gulden hat und nicht verkaufen kann. " Nachdem sie im gleichen J ahr noch-
mals den Besi tzer gewechselt hatte, wurde die Manufaktur ein Jahrzehnt später von den Lahrer
Kaufleuten Friedrich Lichtenberger und Friedrich Engler im Zeichen des fortsch reitenden lndu-
striezeital ters in eine "Cichorien-Caffee und Kartoffel-Mehl-Fabrik" umgewandelt und ihre
Brennöfen wurden für immer gelöscht.
So fand schließlich auch die einz ige und erfolgreid1Ste von allen a lten Fabriken der ehemaligen
Residen zstadt Durlach, die sich ins 19. Jahrhundert hinüberretten konnten, ihr Ende. Einige der
brotlos gewordenen Arbeiter haben dann nod, etliche Jahre in dem benachbarten "Kutsd,er
Schenkelschen Hause" Birnkrüge und an~eres Geschirr nach alter Manier in eigener Regie
bemalt und gebrannt.
Vom einstigen Fabrikgebäude, dessen Ansicht uns eine beschei dene Tuschzeichnung von 1795
überliefert, ist im Geviert der jetzigen Pfinz-, Hub- und Kleinbachstraße nur noch ein un an-
sehn lid,er Rest stehengeblieben.
* Im Prinzessinnenbau des Durlacher Schlosses - nur wenige hundert Meter von der einstigen Manu fa ktur entfernt - hat man zwischen den beiden Weltkriegen neben vielen anderen
Kunstwerken, Dokumenten und Erinnerungsstücken zur Stadtgeschichte auch eine ansehnliche
Sammlung von Durlacher Fayencen zusammengtragen; nach jahrelanger Magazinierung ist sie
nun im gänzlich neugestalteten Pfinzgaumuseum der Offentlichkeit w ieder zugänglich. Mit ihren
über 200 Einzelstücken bildet sie nicht nur ein e der wichtigsten Abteilungen des jetzigen
Museums, sondern sie ist nach Art und Umfang di e zweitgrößte Sammlung neben den nodl
wesentlich umfangreicheren Beständen im Bad isdlen Landesmuseum . Rund 50 Fayencen dieser
Kollektion haben die 1975 im Karlsruher Schloß präsentierte A usstellung a ls wichtige Leih-
gaben bereichert und sind im Ausstellungskatalog ausführlich beschrieben und abgebildet. Wenn-
gleich in der Sammlung des Pfinzgau museums die Blütezeit der Manufaktur (1749-1800) mit
einer Reihe seltener und interessanter Stücke vertreten ist, so übcrwie~en der Zahl nadl die
Erzeugnisse der Spätzeit nad, 1800.
Aus der Frühzeit der Durlacher Fabrik (1723-49) hingegen, deren Produktion bis vor wen igen
Jahren noch gänzlich unbekannt war, haben sich überhaupt nur einige Beispiele im Sd,Ioß
Favorite bei Rastatt erhal ten. Ihre kürzliche Entdeckung und Darbietung a ls Durladler
Fabrikate wa r eine der ü berraschungen der Karlsruher A usstellung. Es handelt sid, dabei um
35 etliche T ell er, Platten, Schalen, Krüge und Wandleuchter, die mit ein em kräftigen Randborten-
dekor in Blaumalerei ("Style rayonnant") geschmückt sind und außer dem Wappen von Baden-
Durlach noch das Spiegelmonogramm des Mark grafen Karl Wilhelm zeigen. Wahrscheinlich haben w ir es dabei mit Resten eines Services zu tun, das die Manufaktur in den ersten Jahren
ihres Bestehens als wohlgelungene Probe ihres Könnens für die markgräfliche H of tafel gelie-
fert hat. Was in den wirtschaft lich und künstler isch ergiebigsten Jahrzehnten des Unternehmens nach
1750 erzeugt wurde, gehört zu den besten Leistungen Durlachs und bildet zugleich den Fundus, aus dem alle fo lgenden Maler- und Formergenerationen bis zur Schließung der Manufaktur immer wieder Anregungen geschöpft haben. Merkwürdigerweise scheint man beim Neubeginn
1749 zunächst auf Formen und D ekore der Frühzeit zu rückgegriffen zu haben. Jedenfa lls zeigen die um 1750 entstandenen Stücke in modifizierter Form jenen charakteristischen blauen Behang-
dekor, der das vorhin erwähnte Service im Schloß Fa vo rite ziert. Dem gewandelten Zeit-
geschmack entsprechend, sind die Formen der Teller, Platten und Terrinen jetzt aber vielfach geschweift und fassoniert, der zarte Randdekor ist in feines Blatt- und Bandelwerk aufge-
lockert. Bald aber kam eine Fülle neuer Formen und Dekore hinzu. Allein im "Preis-Courant" von 1786 sind an die zweihundert der verschiedenartigsten Geschirrformen verzeichnet, die
einzeln aufz uzählen hier zu weit führen wü rde.
Begnügten sich d ie Maler zunächst mit Kobaltblau - der keramischen Kardinalfarbe schlecht-
hin, die mit dem chinesischen Porzellan nach Europa gelangt war - so fand en alsbald weitere Malfa rben reichliche Verwendung: Gelb, G rün und Manganviolett, später dann noch Eisenrot.
Mi tunter wurden die Dekore auch nur in einer Fa rbe gemalt, dem sogenannten "cn cama'ieu",
und damit äußerst delikate Wirkungen erzielt. Verwendet wurden in den Durlacher Malerstuben aussch ließlich Scharffeuerfa rben. Daneben blieben viele Stücke auch unbemalt, um sie bi ll iger in den H andel bringen zu können; außer den obligaten weißglasierten Fayencen - die in mehre-
ren Exemplaren im Pfinzgaumuseum vorhanden sind - haben sich auch einige Gesdli rre mit
lindgrüner und kaffeebrauner G lasur erhalten.
Der Modelaun e der Zeit entsprechend, fo lgten dem vorhin erwähnten Behangdekor die "india-
nischen" Blumen, w ie man die stilisierende Blumenmalerei nach ostasiat ischen Vorbildern da-
mals nan nte. Diese großflächig und flott gemalten Blumensträuße mit eigenartig aufbrechenden
Blütendolden und "geknickten" G räsern finden sich auf zahlreichen Geschi rren . Zunächst nur in
Blau gemalt, kamen dann bald noch Gelb und Grün dazu; in Verbindung mit der schwarzen Um-
ri ßzeichnung erbrachten sie jenen harmonischen und wa rmen Farbd rei klang, der für diese Periode
Durladls besonders charakteristisch ist.
Wohl angeregt von anderen Manufak turen treten um 1760 auch in Durlach die ersten . deutschen"
Blumen auf den P lan. Anfangs noch mit ostasiatischen Motiven gemischt und als bescheidene
Nebenmotive verwendet, füllen die aus Nelken, großen Tulpen und Rosen locker gebildeten
bunten Sträuße bald die Schauseiten der Gefäße und sind bis ans Ende der Produktion der bevor-
zugte Dekor geblieben. Solch ein Rosenzweig in gestufter Blaumalerei schmückt auch eine um
1770 entstandene Kachel in der Sammlung des Pfi nzgaumuseums, der ein besonderer Seltenheits- 36
wert zukommt: Als einziges bisher bekanntes Exemplar dieser Gattung liefert uns dieses quadra-
tische Pl ättchen den sichtbaren Beweis für die aktenkundige ü berlieferung, daß in der Durlacher Manufaktur auch Kachelöfen und Fliesen hergestellt wurden.
Im Gefolge der Chinamode in der europäischen Kunst des 18. Jahrhunderts erscheinen um 1765 auch auf Durlacher Erzeugnissen figürliche Chinoiserien. Diese bezaubernden Darstellungen
gehören nicht nur zum besten, was Durlach an malerischer Ausstattung geschaffen hat, sondern dürfen überhaupt zu den reizvoll sten Schöpfungen der gesamten deutschen Fayencemalerei ge-
zählt werden. Inmitten exotisch anmutender Gärten oder bizarrer A rchitekturen, einzeln oder in
Gruppen placiert und in phantasievol le Kostüme gekleidet, agieren di ese mu nteren Chin esen- fi gü rchen in verschiedenen Beschäftigungen und a llerl ei Vergnügungen. Meist von fli egenden Vögeln und überlebensgroßen Insekten umschwirrt, bevölkern diese europäisierten Miniatur-
Ch inesen nun die Durlacher Platten, Teller, Tee- und Wärmegeschirre, Leuchter und Schreibzeuge. Zun ächst nur ein farbi g in Blau, Schwarz oder in modi schem Seladon grün gehalten, werden die
C hinoiserien später auch mehrfarb ig gemalt. Wie der Verfasser kürzlich an anderer Stelle nach- weisen konnte, dienten den Durlacher Malern für ihre Chinoiserien vornehmlich Stiche von El ias
Baeck a ls graphische Vorlagen, die ein Augsburger Verlag bereits um 1724 herausgegeben hatte.
Reizvollen Exemplaren dieser Durlacher Ch inesendekore begegnet der Besucher des Pfi nzgau- museums außer auf einigen Kaffee- und Milchkännchen vor allem in dem großen Tablett mi t durchbrochenem Rocaille-Rand, auf dem ein Angler inmitten einer üppigen Flußlandschaft w ieder-
gegeben ist. Auch das Zeitalter der Romantik hat auf Durlacher Erzeugnissen seinen Niederschlag gefunden,
als man um 1780 dazu überging, die Gesch irre mit zum Tei l miniaturartig kleinen "romanti- schen" See- und Ruinen landschaften zu schmücken, wobei jetzt als neueingeführte Farbe ein leuch-
tendes Eisenrot vorherrscht. Ein mehrtei liges Service, bestehend aus einem rechteck igen Tablett,
mehreren Kannen und Tassen, das 1963 von der Stadtverwaltung für das Pfinzgaumuseum er- worben werden konnte, sei hier a ls besonders geglücktes Beispiel dieser in li ebevoller Klein arbeit
gema lten Landschaftsdekore hervorgehoben.
Diese Landschaftsmalerei ist bekanntlich in Mosbach so getreulich nachgeahmt worden, daß die
Erzeugnisse der bei den Ma nufak turen oft kaum zu unterscheiden si nd, wenn sie nicht - w ie dies
bei Mosbacher Fayencen häufig der Fa ll ist - mit einer Marke versehen sin d. Durlach hingegen
hat niemals ein Fab rikzeichen geführt. (Nur das sei t 1813 fabrizie rte Steingut mu ßte auf amtliche
Ano rdnung ab 1818 den mit Blindstempel eingepreßten H erstellungsort "Durlach" aufweisen.)
Aktenstücke wurden gelegentlich mit einem Petschaft gesiegelt, dessen Buchstaben FFD (Fayence
Fabrik Durlach) auch auf ei ner sei denen Jubiläumsfah ne von 1828 wiederkehren, die jetzt im
Pfinzgaumuseum verwahrt wird. Ledi glich ein er größeren Zahl von Malermarken begegnen wi r
auf zahlreichen Durlacher Stücken; gelegentlich haben einige der etwa fünfzig in den Fabrik-
akten aufgeführten Maler ihre A rbeiten auch mit vo llem Namen signiert.
Es gibt indessen ein E rzeugnis der Manufaktur, das nachhaltiger als jede Marke ihren Namen
37 weithin so vertraut gemacht hat, daß es heute gewissermaßen als das eigentliche Wahrzeichen
..
der Fabrik angesehen w ird. Es sind jene schmucken Birnkrüge, die vorwiegend zu Gesmenk- zwecken auf Bestellun g in verschiedenen G rößen einzeln angeferti gt wurden. Neben figürlichen
Szenen un d Zu nftem blemen - die meist von ei ner Rocaille-Kartusche und Blumenzweigen um- rahmt sind -, überliefern sie uns in ihren Aufsch riften oftmals auch den Namen, Beruf und Wohnort des Auftraggebers sow ie das H erstellu ngsjahr. Da sie nachweislich von 1754 bis zum
endgült igen Verlösd,en der Brennöfen - also fast ein J ahrhundert hindurch - prod uziert
wurden, hat ihre weite Verbreitun g freilich andererseits die übri gen Du rl acher Erzeugnisse etwas überschattet. Zugleich läßt sid, an diesen buntbemalten und meist recht volkstümlichen Birnkrügen
- gleichsam wie in ein er Musterkoll ektion - di e gesamte künstlerische Entwicklung der Manu- faktur ablesen, wie dies beisp ielsweise auch an den fund fü nfzig Birnkrügen des Pnnzgaumuseums möglich ist, deren ältester 1757 entstanden und deren spätester 1843 datiert ist.
Verwendu ng fa nden sie vorwiegend als Schenkkrü ge, mit welchen der H austrunk aus dem Keller
geho lt und bei Tisdl kreden zt wurde. H andelt es sich aud, nicht um Werke "hoher Kunst", so
si nd diese schlichten , in der Spätzeit zuweilen mit unbeholfenem Pinsel bemalten Wein krüge vor a llem für di e Familienforschung und H eimatgeschichte, fü r die Kostüm- und Volkskunde ei ne
wahre Fundgrube. Diese nach Hund erten zählenden und in vielen Sammlungen verwah rten Birn-
krüge bilden mit ihren mannigfalt igen Darstellungen einen bunten Bilderreigen, gleichsam einen ein zigarti gen Kultur- un d Zei tsp iegel vom täglichen Leben in Stadt und Land, der uns von der
hei teren Welt des graziösen Rokoko über die Drangs"ale und Kriegsnöte der napoleon ischen Ara bis an die Schwe lle unseres Industri ezeitalters führt. Als weitere Du rl acher Spez iali tät seien hier noch jene reizvollen Anbietplatten in Kleeblattform
genannt, di e sonst keine deutsche Manufaktur auf den Markt gebracht hat. Besonderer Beliebheit
dürften sidl auch di e zierlichen Schreibzeuge erfreut haben, die in Nieren- und Herzform aus- geformt, oder aud, geschweiften Rokoko-Kommoden en mi ni ature nachgebildet und origi nalge-
treu bemalt wurden. Ein namentlich in D urlach gepflegtes Formstück wa ren auch jene kegel- stumpfförmi gen Warmhaltegefäße mit abnehmbarem Napf, sogenan nte Rechauds, die zugleich
als Nachtl icht gerne Verwendung gefu nden haben. Al s bescheidene Besonderheit seien noch die
kleinen runden Schälchen erwähnt, die aufs Spinnrad aufgestülpt werden konnten und zum
Benetzen der Finger dienten.
Figü rl iche Plastik hingegen, wie sie bei anderen Manufakturen zu finden ist, wurde in Durlach so gut wie überhaupt nicht hergestellt. Belege fü r beschei dene Versuche auf diesem Gebiet liefern
uns unter anderem einige Gipsformen für kleine Fa yencetiere sowie ein liegendes Löwenfigü rchen aus Du rladler Stein gut, die zu den Raritäten der Sammlung des Pfinzgaumuseums zählen, jedoch eher als interessant denn als künstlerisch bedeutsam bezeichnet werden können. Alles in allem spricht es für die Gediegenheit der in Durlach entwickelten Formtypen und für ih re Beliebtheit
bei den Käufern, daß so ma nd,es Modell der Blütezeit in nur geringfügiger Abwandlung selbst
noch in der Spätperiode der Manufaktur ausgefo rmt wurde. Das wichtigste Schmuckelement in der Produktion nach 1800 bi lden neben figürlichen Darstellun-
gen die verschiedensten Blumenmoti ve, die jetzt frei lich !lidlt mehr die künstlerische Feinheit der 38
39
Blütezeit aufweisen, sondern meist summarisch mit flüchtigem Pinsel hingesetzt sind . An die
Stelle der lockeren Rokokosträuße treten in zunehmendem Maße nun didltgeflodltene G irlanden
und Kränzchen, bei welchen vor allem zu r Zeit des Biedermeier das modische Vergißmeinnicht
und das Stiefmütterchen die Hauptrolle übernehmen. Auf vielen Geschirren, vor allem auf Platten
und Tellern, nehmen außer den verschiedenen Blumendekoren jetzt kurze und längere Inschrif- tcn,Widmungen und Sprüche den beherrschenden Platz ein. Obgleich sie niemals über den Rang
sogenan nter Gelegenheitsdichtung hinausgeh en, spricht aus diesen meist unbeholfenen, zuwcilcn
aber humorvoll gewürzten Versen stets der nai ve Ton urwüchsigen Volksempfindens. Sie künden
von den Freuden und Leiden eines bestimmten Berufsstandes, preisen die Liebe, Treue und
Freundschaft und huldigen emphatisch - wie könnte es im Weinland Baden anders sein - dem
edlen Rebensaft. Proben dieser schlichten "Dichtkunst" findet der lesefreudige Bctradlter auch
auf zahlreichen Stücken im Pfinzgaumuseum.
Kommen wir abschließend noch auf eine besondere Gruppe d1arakteristisd1er Formstücke und
Dekore zu sprechen, die in Durlach von etwa 1825 bis ans Ende der Produktion gebräud1 1ich waren. In auffälliger Weise gleichen diese Stücke bis ins unscheinbarste Detail hinein manchen
Erzeugnissen einiger Schweizer Manufaktllren, namentl ich jenen der Zürcher Fabrik im Schooren
und der in Matzendorf im Kanton Solothurn. Schon seit einiger Zeit beschäftigt die Keramik-
fo rschung dieses Problem, ohne daß es bisher gelungen ist, eine schlüssige Begründung für diese
merkwürdige Duplizität zu finden . Die Ausstellung im Badischen Landesmuseum, in der erstmals
ges icherte Schweizer mit DurIacher Fabrikaten direkt konfronti ert wurden, konnte zur weiteren
Klärung dieser umstrittenen Frage wesentl iche Argumente beisteuern . Dabei hat sich unter ande-
rem herausgestellt, daß so manches bislang Durlach zugesch riebene Stück jetzt eindeutig als
Schweizer Erzeugnis anerkannt werden muß; neben etlichen Terrinen, Kannen, Tassen und
Tellern, die als vermeintliche Durlacher Fabrikate ins Pfinzgaumuseum gelangt si nd , triffi dies
beispielsweise auch für das hübsche Barbierbecken von Johannes Brunner zu, das erst 1849 - a lso fast ein J ahrzehnt nach Stillegung der Durlacher Manufaktur - entstanden ist.
Walther Franzius
Zur Technik der Fayenceherstellung
Für die Fayenceproduktion bedient man sich ei nes gut bildsamen und möglichst kalkhaltigen Tones. Die Vasen, Kannen und sonstigen Ge fäße werden vorwiegend auf der Töpferscheibe
gedreht. Beim Abschneiden des Gegenstandes von der Scheibe mit Hilfe einer Drahtschlinge ent- stehen auf dem Boden bogenförmige Parallel rillen. Sie sind für die Böden von Durlacher Birn-
krügen cha rakteristisch und verschwinden erst um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert, als man zur Glättung der Böden übergeht.
Die von der Scheibe abgenommenen Objekte läßt man zunächst an der Luft etwa lederhart trock- nen . D an n werden die meist in besonderen Formen hergestellten Henkel und Ausgußtüllen "an-
garn iert". Mi t Tonbrei werden sie an genau festgelegten Stell en auf die Gefäße gek lebt. Da der trockene Ton von Henkel bzw. Ausgußtülle und Gefäß der Kittmasse die Feuchtigkeit entzieht, entsteht eine feste Verbindung. Darauf kommen die Stücke in den Ofen zum sogenannten
"Schrühbrand" mit Temperaturen von etwa 8000 Celsi us. Durch die Hitze wird ihnen weitere Feuchtigkeit entzogen und damit eine größere Festigkeit verliehen. In einem neuen Arbeitsgang werden sie glasiert, d. h. mit einer besonderen Schicht überzogen. Grundbestandteil der Glasur
ist Quarzsand, dem vor allem Zinnoxyd zugefügt wird. Das Gemenge wi rd fein gemahlen und mit Wasser zu ein em verhältnismäßig dünnflüssigen Brei angerührt. In diesen weißgrauen Glasur- brei werden die gesch rühten Stücke nur kurz eingetaucht. Die Glasurmasse sch lägt sich als mehli-
ger überzug auf der Oberfläche des Gefä ßes nieder, weil der poröse Ton die in ihr enthaltene Feuchtigkeit rasch aufsaugt. Ein zweiter Brand bei etwa 10000 Celsius bringt den überzug zum Schmelzen, so daß er mit dem
Scherben ei ne feste Verbindung eingeht. Die gebrannte Glasur ist wasserundurchlässig und hat
eine glasartige Konsistenz. Ihr porzellanähnl iches Weiß ist für die Durlacher Fayencen besonders charakteristisch.
Neben der "Weißware" wurde auch ein- oder mehrfarbig bemalte Fayence hergestellt. Für die
Dekoration bediente man sich in Durlach ausschließlich der sogenannten Scharffeuerfarben. D iese
werden in vorwiegend grauer Lösung auf die noch ungebrannte Glasur aufgetragen. Erst im
"scharfen Feuer", a lso im Glasurbrand bei etwa 1 0000 Celsius, erha lten sie die Leuchtkraft ihrer
Farben. Sie sink en in die schmelzende Glasur ein und ergeben besonders zarte, manchmal leicht
verschwommene Umrißlinien. N ur weni ge der aus Metalloxyden bestehenden Farben halten die
hohC' Temperatur des Glasu rbrandes aus, ohne zu verbrennen : Blau, Gelb, Grün , Manganviolett
und Schwarz. Erst um 1780 kam in Durlach auch das Eisenrot a ls Scharffeuerfarbe auf.
Man verzichtete bewußt au f die reichere Farbskala der sogenannten "Muffelfarben" , die bei
geringerer Temperatur in einem dritten Brand auf die bereits fertige Glasur aufgeschmolzen 40
41
werden . Mit den Scharffeuerfarben hatte man einen unempfindlichen, homogen mit der Glasur
verschmolzenen Dekor. Die nur auf der Oberfläche der Glasur haftenden Mulfelfarben dagegen
waren viel eher Beschädigungen ausgesetzt. N ur das Scharffeuer-Schwarz, das man in Durlach
gewöhnlich in ausgezeichneter Qualität herstellte, ist gelegentl ich ausgebrochen und hat dann ei ne
spürbare Vertiefung in der Glasur hinterlassen . Der Scherben - so nennt man die gebrannte Tonmasse - ist bei den Du rlacher Erzeugnissen
meist geblich, doch kommt er bisweilen auch in rötlicher Tönung vor. Das wegen seiner Porzellan-
ähnlichkei t bekannte glänzende Weiß der Glasur ist sahniger und nicht so kalt wie bei der Por- zell anglasur. Außerdem hat die Du rlacher G lasur, besonders an dünn aufgetragenen Stell en,
häufig einen rötl ichen Schimmer.
Ludwin Langenfeld
Die Straßburg-Durlacher Bibel von 1529-30 und ihre Drucker Wolf Köpfl und Veltin Kobian
Ober das im fo lgenden kurz "Durlacher Bibel" genannte Druckerzeugnis von 1529/30 ist in der Populärlitcratur soviel Ungereimtes zusammengeschrieben worden, daß wir uns hier eingehen-
der damit beschäftigen wo ll en. Dieser Bibeldruck und sein Durlacher Buchdrucker haben den
Namen Durlachs seit jetzt 445 Jahren anfangs in die religiöse, dann in die wissenschaftlich inter- essierte Welt hinausgetragen. Johann Daniel Schöpflin, übrigens Schüler des markgräflichen
Gymnasi ums zu Durladl, hat in seiner "Historia Zaringo Badensis" 1764 den Vermerk: "A. 1529 & 30. D urlac i imp rcssa est Gcrma ni ca versio parti s Bib liorum Lutheri 1, " D er mark gräflieh
Baden-Durlachische wirkliche Kirchenrat und Rektor des Gymnasi ums JIlustre, Johann Christian
Sachs, berichtet 1769 in seiner Geschichte der Markgrafschaft Baden " daß "im Jahr 1529 und 30 ein Teil der Heiligen Schrift, wie sie von DoktOr Luthcrn in die deutsche Sprache übersetzt worden, gedruckt wurde". Julius Lampadius (d. i. Julius Leichtlen) berichtet 181 1 in seinem Büchlein "Bei-
träge zur Vaterlandsgeschichte", daß der Markgraf (er gibt irrtümlich M. Ernst statt M. Phi lipp
an) die Bibel 1529/30 Zl1 Durladl drucken ließ. Siegmund Friedrich Gehres berichtet in seiner
Kleinen Chronik von Durladl 1824 ebenfa lls, daß 1529/30 ein Teil der Bibel, wie sie von Doktor
Luther ehemals ins Deutsche übersetzt ward, in der "Hof- und Kanzlei-Buchdruckerei" in Durlach
im Druck erschien '. Schließlich berichtet auch Kar! Gustav Fecht in sei ner Geschichte der Stadt
Dur!ach 1869 über den Dur!acher Bibeldruck und fügt kursorisch hinzu: "Anfang und Schluß
erschienen aber in Straßburg, auch ist nicht Alles nach Luther's Obersetzung, weldlc erst einige
Jahre später fertig wurde '." Mit Fechts Feststellu ng sind di e bei den widltigsten Themenkreise
angeschlagen, die wir nachfolgend präzisieren wollen.
Die »Durlacher Bibel" eine sog. »kombinierte" Bibel
Luthers gesamte Bibelübersetzung wurde erst 1534 abgeschlossen, die erste Wittenberger Voll bibel
ersdlien im September 1534. Seither beherrschte Wittenberg im ganzen weiteren 16. Jahrhundert hinsichtlidl des Druckes von Voll-Bibeln das Feld. Aber schon vorher wu rde Luthers Bibel-über-
setzu ng durch den Nad1druck der schon fertiggestellten Teil e weit verbreitet. Hi er standen seit
1523 in Norddeutschland Erfurt, in Süddeutschland Augsburg, Straßburg und Nürnberg und bis
1527 aud, Basel im Vordergrund. Man stellte dabei seit 1529 sogenannte kombinierte Voll-Bibeln
in der Weise her, daß man die von anderer Hand bereits übersetzten Propheten (der Züricher
"Prädikanten" oder der Wormser Wiedertäufer Hetzer und Denck) und die Apokryphen (des
Zü rid,er Theologen Leo Jud) dem Luthertext hinzufügte. So erschienen 1527/ 29 und 1530 in
Zü rich bei C hristoph F roschauer 2 kombinierte Bibeln, 1529 die sogenan nte "Wiedertäuferbibel "
bei Peter Schöffer in Worms, ei ne 1534 in Frankfurt bei Ch ristian Egenolph , ei ne 1534 in Augs- 42
bu rg bei H einrich Stay ner und eben unsere Straßburg-Duriacher Bibel bei Wolf Köpfl und Veltin
Kobian 1529/30 (Nachdruck bei Wolf Köpfl, Straßburg 1530/32). Sie benutzt neben der Luther- übersetzun g für die Apokryphen Juds übersetzun g, fü r die Propheten (außer den bereits von Luther übersetzten Jesaja, Jona, H abakuk und Sacharia) Hetzer-Dencks Wormser Prophetenver-
deutschung ' .
Die "Durlacher Bibel" teils in Straßburg, teils in Durlach gedruckt
Das zweite Kennzeichen des uns beschäftigenden Bibcldrucks ist, daß er zum Teil in Durlach, zum
Teil in Straßburg gedruckt ist. Dabei ist von vorn herein festzuhalten, daß die Arbeitsteil ung zwi- schen Straßburg und Durlach nicht identisch is t mit der eben geschilderten Auftei lung zwisd,en
Texten Luthers und Texten anderer übersetzer. Wir wissen nicht) wie diese Arbeitsauftcilung
zustande kam. In Durlach wurden ged ruckt: der Dritte Teil des Alten Testamentes, di e "Lehr- bücher": Das Buch Hiob, Der Psal ter, Die Sprüche Salomos, Der Prediger Salomo, Das H ohelied
Salomos, ferner sämtliche Propheten. Der in Durlach gedruckte Teil nimmt a lso, wie Fecht richtig
bemerkt, den Mittelteil der Bibel ein. Auf dem Titelb latt zum "Dritten Teil des Alten Testamen- tes " ist Durlach angegeben (1529) und - wie wir noch zeigen werden - das Kennzeidlen , um nicht zu sagen di e Druckermarke Veltin Kobians angebracht. Die links davon befindlid,e Seite
(Schluß des "anderen", Zweiten Teils des Alten Testamentes) schli eßt mit der markanten Drucker- marke Wolf Köpfls Zl1 Straßburg ab (Abb. I ). Das Titelblatt der Propheten, ein großartiger Renaissanceentwurf, trägt zwa r den Vermerk: "Straßbu rg bey Wolff Köpfl " (1530) (Abb. Ir), aber am Ende der Propheten steht - wie übrigens auch am Ende des Dritten Teils des Alten Testamentes (vgl. Abb. III, linke Seite) der Vermerk: "Gedruckt zu Durladl durch Vel tin
Kobian / auß verlegung Wolff Köpffels / burgcrs zu Straßburg I" (Abb. IV). Das Renaissance- titelblatt zu den Propheten ist also unzweifelhaft in Straßburg ged ruckt, wohl weil Vel tin Kobian ei nen so aufwend igen und teuren Druckstock in Durlach nicht zur Verfügu ng ha tte. (Übri gens soll nach einer Mitteilung Engelbert Strobels' der Stuttga rter Wasserzeichenforsdler Gerhart Piccard
festgestellt haben, daß auch der in Durlach herausgebrachte Teil der Bibel auf Straßburger Papier gedruckt ist.) Und Veltin Kobian in Durlach hat "auß verl egung Wolff Köpffcls, burgers zu Straßburg" gedruckt, d. h. im Auftrag Wolff Köpffels. Damit kommen wi r zu der Frage nach den
bei den Druckern und ihrem gegenseiti gen Arbeits verhältnis.
Die Drucker Wo lf Köp{l in Straßburg und Veltin Kobian in Hagenau'
Als Luther sich 1519 öffentlich vom Papsttum lossagte, stellte er die Geister sei ner Zeit vor die
offene Entscheidung. Das Elsaß, insbesondere Straßburg, empfing die Reformation mit offenen Armen. Seit 1519 wurden die Schriften Luthers in Straßburg gedruckt. Durdl den Reformator Martin Butzer erhiel t die Reform einen spezifisch straßburgischen Charakter. 1524 hatte sie schon
die Mehrheit der Bevölkerung erfaßt. Zum großen Teil ist dies dem Einfl uß der Buchdrucker zuzusdlrei ben. Neben den D ruckereien von Crato, Myl ius und Wendel in Rihel gehörte Wolf Köpfl (in der "Durlacher Bibel" stehen die beid en Schreibweisen Wollff Köpffl und Wolff Köphl
43 nebeneinander; auch nannte er sich Wolfius Cephalus; in der Sekundärliteratur heißt er Wolfgang
-
Köpfel) zu den drei großen Druckern in Straßburg zur Reformationszeit. Wolf Köpfl wa r der Neffe des berühmten Reformators Wolfgang Capiton (einer latinisierten Form des Familien-
namens Köpfel ). O hne Zweifel ha t nicht nur der Ei nfluß, sondern auch die finan ziell e Unter-
stützung seines Onkels Wolf Köpfl zur Verbreitung der reformatorischen Schriften angeregt. Sie stell en mehr als die H älfte seiner Produktion dar. Er druckt die Schriften Luthers (35 Ofo seiner Druckerproduktion), die Capitons und der anderen straßburgischen Reformatoren Matthias Zell
und Martin Butzer. Se in erster Mitarbeiter ist Petcr Braubach (aus Braubach am Rhein), der in
der Folgezei t dann eine Druckerei in H agenau gründete (wo 1532 auch Veltin Kobian auftaucht!). 1522 ersdleint das erste Druckwerk KöpfIs, ein Brief Luthers an Hartrnut von Kronberg. Der
Druckvermerk weiSt aus: "gedruckt zum Steinbruck". Steinbruck, auch Roßmarktbruck, gelegen am Roßmarkt, heute Place Broglie, wa r wahrscheinlich die Steinbrücke, die über den Graben der Lohgerber fü hrte, wenn man von der Domstraße kam, denn die anderen vier Brücken in der
Nähe wa ren aus Holz. Köpfl kümmerte sich nicht um das Edikt von Worms von 152 1, das verbot, häretische Schriften zu d rucken . Der Bischof selbSt intervenierte beim MagiStrat gegen KöpfIs
Geschäftigkeit. 1524 erließ der MagiStrat bindende Vorschriften für die Buchdrucker: sie mußten ihre Werke vorh er der Zensur vorlegen, mußten ihren Namen auf ihre Publikationen drucken
und durften nichts anonym drucken. Im a llgemeinen wurden die Vorschriften beachtet, um 1525 trugen 80 % a ller in Straßburg veröffentlichten Werke den Druckernamen. Trotzdem veröffent-
lichte Köpfl 1526 anonym ein Colloquium, das der. Reformato r Oeco lampade (H ausschein),
Mittler zw ischen Luther und Zwingli , gegen sei ne katholi schen Gegner gehal ten hatte. Köpfl wu rde ins Gefängnis gesteckt, aber als sei ne Frau ein Kind erwartete, wu rde er kurze Zeit später
gegen ein e Buße von 5 Florins wieder f re igelassen. Köpfl wa r stolz darauf, seinen Namen auf die Titelblätter seiner Bücher zu seezen, stolz darauf, durrn sein Engagement die neuen Ideen zu pro-
klamieren. Er druckte aus reformatorischer überzeugung, erst in zweiter Linie als Kaufmann.
1524 veröffentlicht er die erste Ausgabe einer deutschen Messe, im seI ben Jahr wurde die erste
Messe in DeutSch in der Kapelle St. Johannes der Kathedra le gehalten. Köpfl hat außerdem
lateinische und besonders griechische Werke ged ruckt, auch eine griechische Bibel 1526, er selbst
konnte Griechisch. Um sein e dreibändige Bibelausgabe von Luther, 1524125, zu ill ust rieren,
wandte er sich an den großen Illustrator Joha nn Weiditz (den Alteren). Von ihm bezog Köpfl
auch ornamentale Umrahmungen ("encadrementS"), die in der Mitte Platz für den Titel frei-
ließen und nicht weni ger a ls 15 verschiedene Druckermarken. Im Neuen Testament a llerdings
begnügte sich Weiditz damit, die Apokalypse mit Kopien nach H olbein (1523) zu schmücken ' .
Auch Hans Baldu ng Grien (1476-1545) hat für Wolf Köpfl gearbeitet. Köpfl hatte neben der
Druckerei auch eine der blühendsten Papiermühlen in Deutschland. 154 7 verhei ratete sich Köpfl
zum zweiten Mal mit Margrethe Einhart, Witwe von Ulrich Würtemberger, Pastor von Schiltig-
heim. Köpfl starb 1554. Aus der ersten Ehe hatte er zwei Söhne: Paul und Philipp, die erst das
väterl iche U nternehmen fo rtführten, dann, 15 57, nach Worms übersiedelten, wo sie bis 1563
druckten. Das Bürgerbuch erwähnt eine Tochter Köpfls, die sich 1551 mit Danicl Günter aus
Worms verheiratete. 44
Die Druckerzeichen Köpfls sind fast ausschließlich charakterisiert durd1 einen Eckstein, der in
den verschiedensten Variationen auftaucht. Nur einige Marken reduzieren sidt auf Engel- oder Tierköpfe, in Schilder oder in Bordüren plaziert und machen Anspielungen auf den Namen des
Druckers. Das Sinnbild des Ecksteins ist aus der Heiligen Schrift genommen: "Christus ist der
Eckstein / Und ein Schildt der Wahrheit / Wer auff disen steyn feilt der wirt zurschellen" heißt cs
auf der wohl schönsten Druckermarke (1525), die Köpfl verwandt hat (Abb. V). Dieser Eckstein
wird tei ls durch Engel gehalten, teils von zwei Schlangen umschlungen (wie in dcr "Durlacher
Bibel"), die, umgeben von einer Strahlenkrone, eine Taube übersteigt (vg l. Abb. I). Von diesem
Eckstein-Schlangen-Signet gibt es noch eine einfachere Variante (in der "Durlacher Bibel " als Abschluß des 1. Teils des Alten Testaments). Wir zeigen sie in Abb. VI (allerdings mit dem in
der DB nicht ausgedruckten Namenshinweis Ce-phal = Cephalus) '.
Nach Straßburg nimmt Hagenau den zweiten Platz in der Geschichte des elsässischen Buchdrucks
cin ". Gegen Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts rivalisieren zwei große Drucker in
Hagenau, Heinrich Gran und Thomas Anshelm, mit Straßburg. Von 1523 bis 1532 führt Johann
Setzer, dann, bis 1536, dessen Schwiegersohn Peter Braubach. Von 1532 bis 1542 machte Veltin
(Valentin) Kobian ihm Konkurrenz, der -:- wie Köpfl in Straßburg - der eifrigstc Propagan-
dist der Reformation in Hagenau war. Er druckte vorwiegend Wiedertäufer-Sd1rifttum . Kobian
stammte, nach Angabe Ritters 11, aus Durlach. Bevor er eine eigene Druckerei hatte, arbeitete er
während mehrerer Jahre (mindestens seit 1520) in Hagenau als Druckereigeselle. Hier heißt er
1524 "Veltin Durlach buchtrucker" oder" Veltin Kobie buchtrucker" . Zwischen 1525 und 1530
ist man ohne Nachrichten von ihm. 1529/ 30 lindet man ihn als selbständigen Drucker zu Durlach.
Aber schon 1530 siedelt er nach Ettlingen über, wo er, unter dem Impressum "Ettelingae apud Va-
lentinum Kobian" fünf Drucke erscheinen läßt. Warum Kobian von Durlach nach Ettlingen über-
siedelte, ist unbekannt, man nimmt an, daß ihn die um die Mitte des 15. Jahrhunderts dort errich- tete erste Papiermühle Badens dazu verlockte ". Im September 1532 gründete er seine Druckerei
in Hagenau, in der er, anschließend an seine Durlacher und Ettlinger Publikationstendenz, drei
weitere medizinische Werke veröffentlichte. Der Erfolg dieser medizinischen Abhandlungen beim
Publikum scheint nicht sehr groß gewesen zu sein. Kobian verzichtet auf dieses Genre und ver-
öffentlicht ab 1534 vorzüglich religiöse Werke der sektiererischen Wiedertäufer-Richtung (Mel-
chior Hofmann, Johann Eisenburg, Kaspar Beck, Michel Wächter). Der Hagenauer Magistrat
überwachte - wie in Straßburg - seine Produktion (etwa 30 Werke), indessen scheinen die
Stadtväter der katholischen Stadt doch ziemlich tolerant gewesen zu sein, weil sie 1536 eine
Verdeutschung einer Kampfschrift gegen den kirchlichen Zölibat des Venezianers Franziskus
Barbarus durchgehen ließen. 1537 wird er a ls "Feltin in der Rosengasse" genannt. Am 16. August
1543 (nach Ritter, a. a. 0., Anm. 7) oder nach einer anderen Quelle am 17. August 1542 (nach Heitz-Barack, a. a. 0., Anm. 9) stirbt Kobian im Hospital, dem er die bescheidene Summe von 10 Batzen hinterläßt. Wennig vor 1550 verschwindet die Kobian-Druckerei in Hagenau.
Ober die Hagenauer Druckermarken Kobians besteht offensichtlich Ungewißheit. Er besaß wohl
45 in Hagenau keine eigene Druckermarke, sondern nur ornamentale Titeleinfassungen. Das schöne
-
Signet mit dem sein Gefieder spreizenden Pfau, der einen Fuß auf e inen H ahn, den anderen auf
einen Löwen setz t, wobei der Pfau, dem österreichisd1en Wappen entlehnt, a ls Anspielung auf die
kaiserliche Stadt H agenau zu gelten hätte, schreibt Hanauer dem persönlichen Wappen Jerome Gebweilers zu, des Direktors der Lateinschule in Hagenau, der bei verschiedenen Druckern
drucken ließ ". Auch die Druckermarke Kobians mit zwei Schilden, deren eines die Rose von H agenau, das andere ein Hufeisen mit zwei Sternen und einem Kreuz zeigt 14, ordnet Hanauer dem Hagenauer Hufsd1mied und Verleger Hans Griesbach zu. Tatsächlich tri tt in den übrigen H agcnaucr Druckermarken kein Hufeisen au f, nur die der Stadt zugeord nete Rose. Die srnriA:-
künstl erische Qualität eines Hagenauer Kobian-Druckes von 1536 möge unsere Abb. VII zeigen.
Die Druckertätigkeit Veltin Kobians in Dur/ach 1529130
Vel tin Kobian hat in den woh l knapp zwei Jahren sei ner Durlacher Tätigkeit außer sei nem Bibeldruek "auß verlegung Wolff Köpffls, burge rs zu Straßburg", noch drei kleinere Schriften gedruckt. Bleiben wi r zu nächst bei der uns zen tral interessierenden Bibel: Wir w issen nicht, w ie
di e Geschäftsverbindung mit Köpfl in Straßburg zustande kam, können nur vermuten, daß die Sdla ltstation dieser Verbindung Hagenau war. Weder das städtische noch das staatliche Archiv in
Straßburg besitzen Unterlagen, die sich auf die Verbindung Köpfl - Kobian beziehen ". Selt- samerweise erwähnen auch weder Ri tter noch Hanauer (vgl. Anm. 7) das gemeinsame Bibel-
U nternehmen zwischen Köpfl und Kobian . Auch feh ren uns verbindliche Fakten darüber, wie Velti n Kobian aus Hagenau nach Durlach kam, wenn man hier nicht seine von Ritter 16 behaup-
tete Durlacher H erkunft a ls ausschlaggebend werten wi ll. 17 Jahre vor Kobians Durlacher Bibel- druck hatte a ll erdings Du rlach (auch Turrclaci, Thurrelacum) bereits eine kl eine Druckerei zu verzeich nen, der man bisher drei Drucke zuschreiben konnte 17. Als Drucker bezeichnet sich der
Durlacher Pfarrer N ikol aus Keibs, Mitglied des Johanniterordens. Er stand offenbar in näheren
Beziehungen zu dem bekannten Künstler Hans Schäuffelin, da drei H olzschnitte desselben a ls Einblattdrucke den Keibschen Druckvermerk tragen . Keibs bedeutendster Druck wa r di e "Passio C hristi" von Ulrich Vannius, 1512, dessen Titelblatt wir zeigen (Abb. VIII) . Vermutlich kam
Veltin Kobian nach Durlach (oder nach Durlach zurück), weil die damals schon sich in Durlach bei Hof und Bevölkerung zeigenden lutherischen Neigungen sein em Bibelunternehmen günstiß
waren . Zwar wurde die Reformation in Durlach, wie überhaupt in der ganzen Markgrafschaft
Baden-D urlad1 erst 1556 durch Markgraf Kar! II. (eben unseren "Karl mit der Tasche", Regie- rungszeit 1553 - 1577) offi zie ll eingeführt. Der Rcformationsbefehl gin g am 1. Juni 1556 ins Land hinaus >s. Aber schon der Vo rgänger Karls 11. , Markgraf Ernst (Regierungszeit 1527 bis
1553), nahm zwar keine offizielle Reformation in seinen Landen vor, bekannte sich auch nicht
öffentlich zur "Augsburgischen Konfession" (1530), der maßgeblichen Bekenntnisschrift der luthe- rischen Kird1e, arbeitete aber auf den Reichstagen an der Vereinigung der Gemüter, nahm sich der
Evangelisd1en zu Kenzingen und Waldshut an und hi elt sich selbst einen evangelischen H ofpredi-
ger. D ie Durlacher Bibel war noch unter Markgraf Philipp (t 1533) gedruckt worden und Vier- ordt behauptet, wohl in Anlehnung an Leichtlen (vgl. Anm. 3), der Markgraf selbst habe Auftrag 46
gegeben, sie zu drucken ". Adolf Wolfhard drückt den Sad1Verhalt so aus: "Die Markgrafen hatten cvangelisd1c Neigungen, wollten es aber doch mit dem Kaiser nicht verderben ." Wolf- hard weist auch auf die Tatsache hi n, daß der aus Du rl ach stammende Jakob Si mmler Luthers ständiger Begleiter während dessen H ei delberger Aufenthalts im Frühjahr 1518, a lso ein halbes
Jahr nach der Veröffentlichung der 95 Thesen, war . "Er dürfte also der erste Durlacher gewesen sein, der mit Luther in persönl iche, freundsrnafHiche Beziehungen trat :!O ." Vor dem Hintergrund dieser günstigen geistesgesch ichtlichen Posi tionen muß man Veltin Kobians Durlacher Bibeldruck-Unternehmen sehen, von dem man annehmen kan n, daß es woh lwollende
Förderung durch den Markgrafen Phil ipp erfuhr. überhaupt waren ja die Markgrafen in religiö- sen Fragen stark engagiert, w ie auch das sogenannte "Stafforter Buch" beweist, das der Nach- folge r Karls 11. , Markgraf Ernst Friedrich (Reg ierungszei t 1577 - 1604), der sich seit 1599 öffentl id, zu r Leh re Ca lvi ns bekannte, auf Anraten sei ner Berater Georg Hanfeid, Johann Pisto-
ri us und Joha nn von Münster im Jah re 1599 in dem Fürstlid1en Schlosse zu Staffort drucken ließ. Dieses Bud1 ist ei ne Abhandlung über die Grü nde, die den Markgrafen veranlaßten, zur Calvi-
nischen Glaubenslehre überzutreten . Das Buch rief heftige Gegenschriften württembergischer und
säd1sischer Theo logen hervor, ein Exempl~r dieses sehr seltenen D ruckes befi ndet sich im Pfinz-
gaumuseum " . Schließlich sei in diesem Zusammenhang noch erwähnt, daß die Gemahlin von Friedrich Magnus, Markgräfin Augusta Maria, während ihres durch die französischen Kriege (1689 völlige Zerstörung Durlachs) erzwungenen zehnjährigen Aufenthalts im BaseIer Domizil,
ein e vierbändige Bibelausgabe veranstaltete, d ie vor allem für die vielen markg räflichen Pfarrer
bestimmt war, deren Bücher in dem unseli gen Kri ege verbrannt wa ren . Es ist ein sorgfältiger, von Augusta Maria seit 1696 begonnener, stets überwachter und 1698 zu Ende gebrachter Druck des
Basler Druckers Joh. Jak . Battier ". Veltin Kobia n druckte, wie bereits erwähnt, außer der Bibel in Du rlach noch drei k leinere Sch ri f-
ten, und zwar 1529 eine fünfzehnseitige naiv-medizin ische Abha ndlu ng "Eyn Regiment Wie man sich vor der Neüwen P lage / Der Englische Schweis gena nt / bewaren . Unnd so man da mit ergrif-
fen wi rt / darinn halten soll / Durch Euricium Lord um / Der Artzney Doctorem und Professo- rem zu Margpurg". Das Büchlein ist im Pfinzgaumuseum vorhanden (Abb. IX). Auf dem letz ten Blatt steht der Drllckervermerk: "Gedruckt zu Durlach durch Velt in Kobian / Anno 1529", aber
auch die Zierleiste auf dem Titelblatt weist das Büchlein, wie wir noch zeigen werden, als
Kobian-Druck aus. - Der zweite Druck von 1530 ist eine Art Gesch ichtskalender von Christi
Geburt bis 1529 auf achtundzwanzig Seiten unter dem Titel: "Annotatio seu Breviarium Rcrum
Memorabilium ac magis insign ium a nato Ch risto usq ue ad nostra tempora gesta rum . Ex pro batissimis historiographis Industrie se lectar." Der D ruckervermerk steht auf dem Titelbl att :
"Turrelaci per Valentinum Kobian, An : 1530." Auf der letzten Seite ist nur noch" Turrelacum"
genan nt (Abb. X). Die Zierleiste ist dieselbe, aber auch das typische Druckerzeid1en Kobians (wie
wi r noch zeigen werden) t ritt auf dem Titelblatt auf. - Der dritte DlIriacher Druck hat den
Titel: "Xpovos sive Cronichon ins in gn iorum gestarum 1530" und hat uns nid1t vorgelegen. Er
47 ist lateinisch gehalten ".
Die buchtechnisch-künstlerische Gestalt der "Durlacher Bibel"
Neben un vollständigen beziehungsweise aus erstem und zweitem Druck zusammengesetzten
wenigen sogenannten nMischexemplaren" und w enigen "Tei lexemplaren" der "Durlacher Bibel" gibt es - neben dem Exemplar des Pfinzgaumuseums - nur noch drei vollständige Exemplare
der ganzen Bibel. Wir hatten das Glück, zwei davon mit dem Durlacher Exemplar durch Augen- schein vergleichen zu können " . Wolf Köpfl hat seine Bibel mit reichem Buchschmuck ausgestattet,
der zu einem erheblichen Teil gewiß besonders für sie hergestellt worden is t. Wen n wi r Ritter
glauben können " , ist der Illustrator H einrich Vogtherr, 1490 in Dillingcn (Donau) geboren, 1556 in Wi en gestorben. Textbilder finden sich an 332 Stellen der Bibel, doch ist dasselbe Bild
oft zwei mal und mehrmal gebraucht, so daß die Zahl der vorhandenen verschiedenen Bilder erheb-
lich nied ri ger ist " . Köpfl selbst gibt auf dem Eingangs- bzw. Gesamttitelblatt an: ,, !tem auch
mitt zweyhundert Figuren mehr dann vo r hien nie / im Truck auß gangen seind ." Die Charakteri- stik der Personen auf den Tex tbildern ist gut. Die Bilder sind sämtl ich durch Zierleisten an der
einen Seite auf di e Breite des D rucksatzes gebracht und des öfteren auch durch soldlC oben oder un-
ten, bzw. oben und unten höher gemacht. Besonders schön ist das schon erwähnte Renaissance-Titel-
bl att der Propheten, im Mittelpunkt unten eine weibliche H albfigur, deren Körper in zwei Schlan-
genleiber ausgeht, ein Motiv, das in ähnlichen Varianten im 16. Jahrhundert immerwieder auftaucht (Abb . ll) ". Das Ein gangs- bzw. Gesamtti telbl att selbst is t in der Einfassung ident isch mit dem Teiltitelblatt zum "Ander they l des Alten Testaments", wie wi r durch Vergleichung mit dem
Wolfenbüt teler Exemplar feststellen konnten. Da das Gesamtti telblatt im Exempl ar des P fin z-
gaumuseums und im Stu ttga rter Exempl ar fehl t , im Wolfenbütteler Exempl ar im Druck ver-
schmi ert ist, zeigen wi r statt dessen ein en guten Abdruck des, wie gesagt, identischen Teiltitel-
blatts des "andern Teils des Alten Testaments" (Abb. X I). Das Blatt zeigt den Kampf Josuas mit
den Amalekitern . In der Mitte unten das Druckerzeichen Köpfls in einer gegenüber den Abbil-
dungen I und VI va riierten, reicheren Form. A uf der linken Seite ist auf einem Fahnentuch die
Jahreszahl 1528 sichtba r (die auch einmal auf einem Textbild im "Buch der Richter" auftaucht).
Der Bildersd,mllck des Neuen Testaments ist unabhängig von dem des Alten Testaments, künst-
lerisch wen iger wertvoll und, wie es scheint, in den Anfängen steckengeblieben. D as Titelblat t
zum Neuen Testament zeigt in sei ner Einfassung Gegenstände der Rüstung und Ausrüstung eines
Kriegers. Unter den vier Bildern der Evange listen, Matthäus, Markus, Lukas und Johannes,
taucht dasjenige des Johannes zweima l auf, mit einem Gesicht von mädchenhafter Weichheit. Es
fo lgen fünf Apostelbilder von immer demselben H olzstock, dem auf besonderem H olzstock
jedesmal das Attribut mit der haltenden H and zugefü gt is t. Sie trägt bei Pau lus (oft wiederholt)
das Schwert, bei Petrus den Schlüssel, bei Joha nnes den Kelch mit der Schlange, bei Jakobus d ie
TlId1 wa lkerstange, bei Judas die Keul e ". Zum T ext der Offenbarung find en wir die 21 H olbein-
schen Bilder in schl echten Abdrücken (in allen verglichenen Bibelexemplaren), d ie eine starke
Abnutzung der Stöcke erkennen lassen. Zierleisten sind in den in Straßburg ged ruckten Teilen
durchgehend verwendet, um den zu schmalen Bildern die Breite der Kolumne zu geben; zuwei- 48
len ist außerdem oben oder unten oder aum an beiden Stellen eine Zierleiste an das Bild ange-
fügt. Die Initialen sind von verschiedener Größe und Gestalt (teils Pflanzen-, tei ls Körperorna-
mentik), künstlerisch besonders herausragend sind zwei N- und I-Initialen (42/3 x 42/3 mm)
im zweiten Teil des Alten Testamentes (Straßburger Teil) und zwei schöne Zierbuchstaben (E
und D), die mit den besten europäischen Leistungen der Zeit konkurrieren :!II. Der in Durlach
gedruckte Teil weist - neben z. T. schönen Initialen - kaum Bildschmuck auf. Kobian ver-
fügte in Durlach offensichtl ich nicht über die entsprechenden Druckstöcke (was wir sd10n beim
Titelblatt zu den Propheten feststellten). So bleibt aud, das in Durlach gedruckte Titelblatt zum
Dritten Teil des Alten Testaments ohne Zierrahmen (Abb. I). Lediglich bei den Propheten finden
wir links von der kleineren Initiale zwei verschiedene leistenartige Bilder (insgesamt 16mal) mit
einem bärtigen Mann mit Spruchband neben einer tragenden Säu le, einmal von vorn, einmal von
der Seite dargestellt. Besondere Erwähnung verdienen aber im Durlacher Teil (Dritter Tei l des
Alten Testaments) zu Beginn des Buchs Hiob und des Psalters zwei große bildliche Darstellungen
Hiobs und Davids (letzterer von der B-Initiale eingefaßt; 11,5 x 7,2 cm und 10 x 8 cm, s. Abb.
XII u. XIII) . Kobians Bemühen um die Schönheit des Satzbildes soll Abb. XIV demonstr ieren. Das Druckerzeichen Köpfls findet sid1, wie scho n erwähnt, öfters (vgl. Abb. I, I V, X I). Auf den
von Kobian in Durlach gedruckten Teilen fehlt das Druckerzeichen, es sei denn, man macht sid, unsere folgende Theorie zu eigen : Kobian verwendet, gewissermaßen als Ersatz für ein eigenes
Druckerzeichen (das er, weil er im Auftrag Köpfls druckte, nicht bringen konnte) 30 ei ne ihm
spez ifisch eigene Zierleiste. Es handelt sich um ein e vertikal angelegte, aber stets horizontal
gedruckte Komposition mit Schild- und Körperornamentik, insbesondere mit einem spitzbärtigen
nackten Mann und einer nackten Frauengestalt. Diese .,Zwei Körper-Leiste" taucht in dem in
Durlach gedruckte Teil (Kobian) insgesamt sieben mal auf, insbesondere auch auf dem absolut
sicher in Durlach ged ruckten Titel zum Dritten Teil des Alten Testaments (Abb. J), aber auch z. B. unter dem benannten König-David-Bild (Abb. XIII). Diese Zierleiste hat Kobian aber auch
bei seinen dem Durlacher Bibeldruck vorangehenden kleinen Durlacher Drucken verwandt
(Abb. IX u. X) . Sie scheint also wirklich eine Art Ersatz-Druckermarke zu sein ' 1. Der kleine, sozusagen verspielte Zierschnörkel aus einer herz- oder blattförmigen Figur mit versch nörkeltem
Stiel (Abb . I) taucht außer auf dem Durlacher Titelblatt am Ende des Buches Hiob (ebenfa lls
Durlacher Teil) noch einmal auf. Das Zeichen ist auf einem der Bibel vorangehenden Durlacher
Druck eindrucksvoll variiert (Abb. X) und ist auch auf einem Hagenauer Druck Kobians aus dem
Jahre 1536 zu sehen (Abb. VII) . Obwohl dieser Zierschnörkel in mannigfach variierter Form
von vielen deutschen und europäischen Druckern in der ersten Hälfte des 16. Jahrhu nderts
benutzt wird 3:!, scheint Kobian eine besondere Vorliebe für seine dekorative Verwendung gehabt
zu haben.
Die spezifische Gestalt des Bibelexemplars im Pfinzgaumusettm
Der Vergleich unseres Bibelexemplars mit den Exempl aren von Stuttgart und Wolfenbüttel
49 ermöglicht erstmals eine genaue Zustandsschi lderu ng des Exemplars im Pfinzgaumuseurn. Sein
-
Zustand ist im allgemeinen als gut zu bezeichnen. Gebunden ist es in einen einfachen Kalbs-
ledereinband aus den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts. Es fehlen insgesamt 85 Seiten, die
sich wie folgt au fteilen:
Gesamttitelblatt und Rückseite (" Register der gantzen Bibel ") Vorrede D. Martin Luthers
und leere Rückseite
Das erste Buch Mose Der in Durlach gedruckte "Dritte Teil des Alten Testamentes" ist voll- ständig vorhanden .
2 Seiten 9 Seiten
Seite 62 Seiten
(Renaissance)-Titelblatt der Propheten (Abb. 11 ) 1 Seite und Rückseite (erste Seite der Vorrede) Seite
Im Durlacher Exemplar statt dessen ein leeres Blatt (2 leere Seiten); der Druckstock für das Titelblatt der Propheten befand sich augenscheinlich in Straßbu rg; sonst ist auch dieser in Durlach gedruckte Teil vollständig
vo rhanden.
Titelb latt: "Dye bücher dye bey den alten ... " (Abb. IV) Seite (nach "End des Propheten Maleachi") und Rückseite ("G nad und frid dem Chris tlichen Leser") Seite
Rückseite von "Bel. cvij", vor Titelblatt "das gantz New Testament" Seite (enthält Köpfls Druckermarke und den Text: "Getruckt zu Straßburg by Wolff Köpphel uff den neünden tag des H erbstmons im ja r M.D.XXIX."
D ie Seite ist im Durlacher Exemplar unlösbar überklebt. Offenbarung 4 Seiten
(zwischen - rechts unten - "Das xvi . Capi tel" und - rechts mitte -
"Das xx. Capitel") Vorletzte Seite: .. Hie volgt das Register . .. "
und Rückseite (letzte Seite): "Errata"
Seite Seite
85 Seiten
Handschriftliche Ei ntragungen aus der Zei t zeuge n von frühem eifrigem Studium der Bibel, augen-
schein lich durch einen Theologen. Das in Durlach ged ruckte Titelblatt zum D ritten Teil des Alten Testaments weist in roter Tinte die Jahreszahl 1533 aus. Besonders der "Psalter" ist mit Unterstreichungen und Anmerkungen versehen, an seinem Schluß finden wir einen Sdmörkel
mit der Jahreszahl 1540. übri gens zeigt ein Schriftvergleich der Eintragungen im Durlacher und
Straßburger Bibelteil (um 1533/40), daß beide Teile sd10n von Anfang an zusammengebunden
waren . Am Schluß des Buches "Esther" find et sid, ein Eintrag: "Anno 1667 hab ich die Bibell ...
kauft kost Ein Reichsdaler ... " Das statt des Renaissance-Titelblatts der Propheten gesetzte
leere Blatt ist vor- und rückseitig mit einer der üblichen fam il iä ren Eintragun gen (Tauf-Vermerk
1670) und Hinweisen auf Bibelstel len beschrieben. 50
Wie wir sahen, stellt uns dieser gemeinsame Straßburg-Durlacher Bibeldruck noch vor manche
ungelöste Probleme. Als Zeugnis der religiösen Entwicklungen, der frühen drucktechnischen Mög- lichkeiten wie als Dokument der hei matlichen Geschichte ist er uns gleicherweise wichtig und
ehrwürdig.
Anmerkungen
1 Johann Daniel Schöpflin, Hi storia Zaringo Badensis. Carlsruhe 1763-1766, Bd. I!, 1764,
5.333.
2 Johann Christian Sachs, Ei nlei tung in die Geschichte der Marggravschafl und des marggräv-
lichen altfürstlichen H auses Baden. Carlsruh e. II! . Teil, 1769, S. 190; IX. Teil, 1770, S. 58.
3 Julius Lampadius (d . i. Julius Leichtlen), Beiträge zur Vaterlandsgeschichte. Heidelberg 1811 ,
5.50. - Siegmund Friedrich Gehres, Kleine Chronik von Durlach. Ein Beitrag zur Kunde deutscher Städte und Sitten. Karlsruhe 1824, I. Teil, S. 70 . - Woher Gehres die Bezeichnung
"Hof- und Kanzlei-Buchdruckerei " hat, ist uns unbekannt.
4 Karl Gustav Fecht, Geschichte der Stadt Durlach. Heidelberg 1869. S. 243.
5 Vgl. M. Luther, Die gantze Heilige Schriffi Deudsch. Wittenberg 1545 . Nad1druck Mün-
chen (Rogner & Bernhard) 1972, I. Bd., S. 77. Weitere Nachd rucke bei Köpfl 1535/ 36 und 1537/38. Letzterer bringt schon ganz Luthers übersetzung.
6 Engelbert Strobel, Ein Streifzug durch die Geschichte von Alt-Durl ach. Tei l 11. In : Badische
Neueste Nachrichten . Karlsruhe. Vom 3. 11. 1961.
7 Sämtliche Inhalte dieses Abschnitts verdanke ich der grundlegenden Arbeit von Fran,ois
Ritter, Histoire de )'imprimerie alsacienne aux XVc er XVIc siecles. Strasbourg-Paris 1955 (eingehend besprochen von Jean Rott, Note sur I' imprimerie Alsacienne aux XVc et XVIc
siecl es. In: Revue d'Alsace. Bd. 95 (1956), S. 63 ff .) und der Arbeit von A. H anauer, Les imprimeurs de Hagenau. Straßburg 1904. - Die Arbeit von Ca rl Schmidt, Zur Geschichte
der ältesten Bibliotheken und der ersten Buchdrucker zu Straßburg, Straßburg 1882 (unver- änderter Nachdruck Graz 1971 ) ist für unsere Untersuchung unergiebig, da sie mit dem Jahre
1520, das "den übergang aus dem Mittelalter und dem elsässischen streng katholischen Humanismus zur Periode der Reformation" bezeichnet, absch ließt.
8 Seltsamerweise erwähnt die grundlegende Arbeit von Ritter - Anm. 7 - KöpfIs Gesamt- bibelausagbe von 1530 nur am Rande, nämlich an läßlich ihres Illustrators Heinrich Vogtherr
(a. a. 0., S. 283 ). D iese Erwähnung geschieht ohne jeden Bezug auf Kobian.
9 Vgl. Pau l Heitz und K. A. Barack, Elsässische Büchermarken . Straßburg 1892, S. XIX, XV I-XX. (Ein Exem plar im Lesesaal der Württembergischen Landesbibliothck Stuttgart.)
10 Ritter - Anm . 7 - hat augenschein lich Hanauers Forschungen mitverarheitet. In unseren
Darlegungen sind die Ergebnisse beider Forscher zusammengefaßt.
11 Ritter, a. a. 0., S. 402: "Valentin Kobian etait originaire dc Durlach." Woher Ritter (der sich auch hier auf Hanauer stützt) dies wissen will , ist unbekannt. Wahrscheinlich schließt er dies
51 aus Kobians H agenauer Druckervermerk von 1524 "Veltin Durlach buchtrucker" . Sicher ist
•
nur, daß Kobian als selbständiger Drucker zum ersten Mal in Durlach auftaucht. Die Durla-
cher Kirchenbücher, die allein Auskunft geben könnten, si nd 1689 sämtlich verbrannt. 12 Vgl. Karl Springer, Ettlinger Wasserzeichen. Ein Beitrag zur Geschichte der Papiermacherei .
In: Badische H eimat, 15 Jg. (1928), S. 232 ff . Ferner: Strobel - s. Anm. 6 - und den Artikel "Medizinbücher aus Ettl ingcr Druckereien" in: Badisme Neuestc Naduichten, Karlsruhe, vom 7. 9. 1968. Die Ettlinger Drucke sollen danach auf Ettlinger Papier ged ruckt sein; Strobel
behauptet dies teilweise auch für den im nächsten Kapitel näher behandelten Durlacher Druck
"Annotatio" von 1530. Die Ettlinger Drucke waren: Jak. Schenk, Gerichtsordnung, 1530; Kaspar Gretter, Drey schön Psalmen .. . 23 . 8.1531; Joh. Virdung, Novus medicinae metho-
dus, 1532 ; Joh. Brenz, Tractatus casuum ... matrimonialium, 1532 ; Avicenna, Quarta fen,
primi de universali ratione medendi, 1531. (Quel le: Josef Benzing, Buchdruckerlexikon des
16. Jahrhunderts. Frankfurt a. M. 1952, S. 50).- Das Albgaumuseum in Ettlingen war im
Besitz einiger Ettl inger Kobian-Drucke, sie sind, wie der Leiter des Museums mitteilt, vor einigen Jah ren entwendet worden .
13 Vgl. Heitz - Barack, a. a. 0., Anm. 9, S. LXVIII, Nr. I, und Ritter, a. a. 0., Anm. S. 407. 14 Vgl. H eitz - Barack, a. a. 0 ., Anm. 9, S. LXVIII, Nr. 2, und ei ne Notiz S. XXXII. Es
scheint so zu sein, daß di e Komposition mit zwei Schilden, von denen eines obl igatori sch die Hagenauer Rose trug, das andere das jeweilige Drucker- (oder Verleger) zeid1en, die übliche
Form der Hagenauer Signete darstellt . So finden wir diese Komposition z. B. auf ei ner Titel- einfassung aus Heinrich Grans Druckerei um 1510, wo das rechte Schild ein X-förmiges
Zeichen, darüber das Monogramm H. G. trägt (vgl. A. F. Butsch, Die Bücher-Ornamentik
der Renaissance. Leipzig 1878, Tafel 74). Siehe ferner Anm. 30. 15 An dieser Stelle sei dem Direktor des Städtisd1en Ard,ivs in Straßburg, Monsieur F. J. Fuchs,
und dem Direktor des Archives Departementales in Straßburg, Monsieur F. J. Himl y, für freund liche Auskünfte gedankt.
16 VgI.Anm.11.
17 Vgl. Josef Rest, Die Entwicklung des Buchd rucks in Baden. In: Klimschs Druckerei-Anzeiger, Frankfurt a. M., 57 Jg. N r. 26 v. 1. 4. 1930 und Engelbert Strobel, Von alten Durlacher
Druckern. In: Soweit der Turmberg grüßt, Karlsruhe, 2. Jg. Nr. 5 v. 1. 7. 1950. - Der im
folgenden erwähnte Druck "Passio Christi " war 1924 im Buchhandel angeboten .
18 Sachs, a. a. O. - Anm. 2 -, IV Teil, Carlsruhe 1770, S. 95 ff. - In diesem Zusammen- hang ist interessant, was Sachs über die Beziehungen der badischen Markgrafen zu Straßburg
berichtet: "Die Freundschaft, welche die Herren Markgrafen zu Baden seit langen Jahren
gegen die Stadt Straßburg gezeigt hatten, veru rsachte, daß Markgraf Karl an demjenigen
Anteil nahm, was zwischen derselben und ihrem Bischof vorgi ng. Der Stadtrat hatte Anno
1529 das Meßwesen in den Hauptkirchen eingestellt." Sachs berichtet dann von den jahre-
langen Verhandlungen der Stadt Straßburg mit dem katholischen Bischof E rasmus und fährt
fort: "Bei diesem ganzen Geschäfte wurde von den Straßburgern nichts ohne unsers Mark-
grafen Rat und Gutbefi nden vorgenommen." (Sachs, a. a. 0., S. 132 f.) 52
19 a. a. O. - Anm. 18 -, S. 10,17,22 f., 56. Ferner: J. Chr. Sachs, Auszug aus der Geschichte der Markgrafschaft und des markg räflichen altfürstlichen H auses Baden, Carlsruhe 1776, S. 85. - Durlach kam erst nach dem Ableben Markgraf Philipps (Baden-Badische Linie) 1533 zur Pforzheimischen oder Durlachischen Linie. - Vgl. Karl Fried rich Vierordt, Ge-
schichte der evangelischen Kirche in dem Groß herzogturn Baden, Karlsruhe 1847, Bd. I, S. 243.
20 Adolf Wolfhard, Aus Durlachs Vergangenheit. In: Evangelischer Bundesbote. Karlsruhe, Jg.
1928, Nr. 8/9, S. 4. - Den Gesamtzusammenhang der badischen Reformationsgeschichte
beleuchtet Ernst Walter Zeeden, Klein e Rcformationsgeschichte von Baden-Durlach und Kur-
pfalz. Karlsruhe 1956 (hier insbesondere S. 20 ff.). 2 1 Titel: "Christi ichs Bedencken und erheb liche wolfund irte Moti ven deß Durchleuchtigen
Hochgebornen Fürsten und Herrn / Herrn Ernst Friderichen Markgraven zu Baden und
Hochberg / ... Welche ihre Fürst. Gn. biß dahero von der Subscription der Formulae Con- cordiae abgehalten / auch nachmaln / dieselbige zu underschreiben / bedencken haben. Samt ihre
F. G. Confession und Bekandrnuß über etliche von den Evangelischen Theologen erweckte
strittige Artickel. An den Durchleuchtigen Hochgebornen Fü rsten und Herrn / Sei ner F. G. geliebten Herrn Brödern und Gevattern / Herrn Georg Friderichen / Markgrafen zu Baden
und Hochberg / . .. Ausser den / in Ihrer F. G. vorhero gesetzem schreiben / oder Epistel / an
statt der Pracfation / ei ngewendten Ursachen / getreuer Brüderlicher wohlmeinung / selbsten verfast / und in Truck verfertigt. Getruckt in Ihrer F. G. Schloß Staffort Durch Bernhardt
Albin M.D.XCIX." - Im selben Jahr erschien in Staffort ei ne kleinere Ausgabe dieses Buches zum Gebrauch in der Schullehre, deren Satz, abgesehen vom Titel, vorangestelltem Edikt und
Paginierung sich buchstäblich mit S. 359-555 der größeren Ausgabe deckt (vgl. Lautenschla-
ger, Bibliographie der badischen Geschichte. Bd. H , 1, Karlsruhe 1933, S. 37, Nr. 9572 . Und:
Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche, 18. Bd., Leipzig 1906, S. 744 f.). - Der Markgraf hatte den Speyerer Drucker Bernhardt Albin, Calvinist und bedeutendster
Speyerer Drucker im 16. Jahrhundert, eigens nach Staffort kommen lassen. - Staffort liegt nörd lich von Karlsruhe, gehört jetzt zur Großgemeinde Stutenscc. Das Schloß wurde 1689 völlig zerstört und nicht wieder aufgebaut. Markgraf Ernst Friedridl weilte häufig zu länge-
rem oder kürzerem Aufenha lt dort. - Literatur: Sachs, a. a. 0., Anm. 18, S. 252 ff.; Sachs,
Auszug, a. a. 0., Anm. 19, S. 99; Gehres, a. a. 0 ., Anm. 3, 2. Teil, S. 95; Karl Friedrich
Vierordt, a. a. 0., Anm. 19, Tr. Bd. Karlsruhe 1856, S. 32 ff.; Fecht, a. a. 0., Anm. 4, S. 251
(Titel des "Stafforter Buches" ist fa lsch wiedergegeben); Die Kunstdenkmäler Badens, IX. Bd.,
5. Abteil.: Karlsruhe Land (bearb. v. Lacroix, Hirschfeld, Paeseler), Karlsruhe 1937, S. 197.
Emi l Strauß hat den Widerstand der Pforzheimer Bürger gegen das kalvinistische Engage-
ment Ernst Friedrichs in seinem 1912 erschienenen Roman "Der nackte Mann" behandelt.
22 Titel: "Bi blia ... Teutsch Doct. Mart. Luther. Auff gnädigste Vero rdnung und Vorschub der
durchlauchtigsten Fürstin Frauen Augustae Mariae Marggräfin zu Baden und Hochberg. Basel
1698 bei Joh. Jak. Battier." Literatur: Hans Rott, Kunst und Künstler am Baden-Durlacher
53 Hof bis zur Gründung Karlsruhes. Karlsruhe 1917, S. 141.
F
23 Der Druck soll in der Vatikan-Bibliothek in Rom vorhanden sem. Vgl. Benzing, a. a. 0 ., Anm. 12, S. 43 u. 5 . 7. - Der zweitgenan nte Druck .,Annotatio" stand uns in einem seltenen
Exempla r der Stadtbibliothek Trier zur Verfügung, wofür wir H errn Bibliotheksdirektor Dr. Laufner, Trier, zu Dank verpflidltct sind. (Ein Exemplar war 1927 im Antiquariat an-
geboten.) - In dieser Geschichtschronik heißt es unter der Jahreszahl 1222: "Conradus
Fridcrici primi Cesaris frater occisus in Du rlach oppidu lo, prope Lueshardum si luam, ob
adu lterium, dum proficiscitur contra Zeringeses." Unter 1230: "Rudolphus Habspurgen . Alsatiae dominus Durlachum, Mulbergum ac Baden cepit, turrim Durlacensem destruxit."
Unter 1519 : "Pestis admodum sevit, ur a Pasce festo uscß Martini in Durlarn mille ceorum,
& apud Ettlingen Sesquimille emigrarent." Der Verfasser (oder Kobian) hat also in weltge- schichtlichem Zusammenhang der Druckerstadt Durlach gebührende Reverenz erwiesen.
Unter 1524 vermerkt er auch die von uns schon berichtete Intervention des Markgrafen Ernst
zugu nsten der Kenzingcr Lutheraner. - Im ganzen handelt es sich um ein Kompositum aus
weltgeschichtlichen und provinziellen Daten.
24 Die "Durlacher Bibel" ist in Stuttgart (Württembergische Landesbibliothek), Wolfenbüttel
(Herzog-August-B ibliothek) und Wernigerode als Gesamtexemplar vorhanden . Die Bayerische Staatsbibliothek München hat ihr Exemplar durch Kriegseinwirkung verloren, die Schloß- bibliothek Maihingen (FürstI. Bibliothek Harburg) hat ihr Exemplar 1934 verkauft. Für die
freu ndl iche Vermittlun g in die Einsichtnahme des Stuttgarter und Wolfenbütteler Exemplars
sowie des in Stuttgart vorhandenen Nachdrucks von 1530/32, sind wir dem Leiter der Badi- schen Landesbibliothek Karlsruhe, Bibliotheksdirektor Dr. Elmar Mittler, zu Dank verbun- den .
25 Ritter, a. a. 0., Anm. 7, S. 283.
26 Diese wie die folgenden Angaben sind - nach Überprüfung - folgender maßgeblichen
Quelle entnommen: P. Pietsch, Bibliographie der deutschen Bibel Luthers. Nr. 146. In: M. Luther, Deutsche Bibel. Bd. 2, 1909, S. 472 u. S.490/500. Wir ergänzen diese Angaben später
durch spezielle Hinweise auf die Druckermarken Kobians und auf das Bibelexemplar des Pfinzgaumuseums.
27 Erinnert sei auch an die bei den Schlangenleiber in der Druckermarke Wolf KöpfIs.
28 Derselbe Druckstock ist auf einem Corvinus-Druck KöpfIs aus dem Jahre 1540 für Sankt
Andreas wiederverwendet, das Attribut ist hier das Kreuz mit schräggestelltem Balken (vgl.
Ritter, a. a. 0 ., Anm. 7, S. 241). 29 z. B. mit den Arbeiten von Geoffroy Tory in Paris um 1536 (vgl. A. F. Butsch, Die Bücher-
Ornamentik der Renaissance. Leipzig 1878, Tafel 97).
30 Es war üblich, daß ein Drucker, der im Auftrag ("auß Verlegung") druckte, keine eigene
J!1ruekermarke benutzte, sondern dem betreffenden Werk das Signet des Auftraggebers mit-
g~b. So zeigte z. B. der Straßburger Drucker Matthias Schürer, der für die Brüder Atlantsee
in Wien druckte, in diesen Büchern nur das schöne Atlantsee-Wappen) nicht das Schürersmc
Wappen mit der Garbe (vgl. auch Anm. 14). 54
55
31 Im ganzen in Straßburg ged ruckten Bibelteil taucht diese Zierleiste nur dreimal auf (Neues
Testament, Episteln St. Pauli u. St. Johannis). Es ist zu vermuten, daß dieser Teil auch in Durlach ged ruckt wurde. Unsere These wi rd gestützt durch die Einsicht in den Straßburger Nachdruck von 1530/ 32, der ohne Kobians Mitwirkung bei Wolf Köpfl erschien. In dieser
Neuauflage, die im übrigen im ganzen nicht mehr so reich illustriert ist wie die Erstausgabe
(es fehlen Holbeins Holzschnitte zur Offenbarung; dafür ist als Titelblatt für das Neue Testa- ment die Renaissance-Umrahmung der Erstausgabe - Abb. II - übernommen) taucht weder
di e spezielle Zierleiste noch der besagte Zierschnörkel auch nur einmal auf.
32 z. B. bei dem Straßburger Drucker Christian Egenolph, dem Mainzer Peter Schöffer oder dem Franzosen Jean de Tournes. - Das Exemplar des Pfinzgaumuseums wurde wohl beim späte-
ren Einband beschnitten, ebenso wie die Exemplare in Stuttgart und Wolfenbüttel. Einer Seiten höhe von 25,5 cm (Exempla r Pfinzgaumuseum) steht eine Seitenhöhe von 28 cm (Exemplar Stuttgart der Neuauflage 1530/32) gegenüber. Dagegen erwähnt Schöpflin 1764
(a. a. 0., Anm. 1) ein Durlacher Exempla r in Quartformat aus der nach Basel geretteten Baden-Durlachischen Bibliothek.
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. "icf)t lür.c l\li! j1i! brn II>tg\llrlirret. ~C!i (beln bcr ItIC~t fcin jO:1I ",irt 6al0 an6!rnnrn/a6t1wol al'
r.tQ btrGou' fm bie aufft~ trawCll. tritt a"ff bm ~ iii
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~'IIIfLuu.SCji\!b~.b:~ tlodi für (rinen (on ;:Y6(,tl011 • ~~fcinau.ß'l'~ 1119 »llb natfi' 11.{:l HERR/tIlicifl meiner f"mbt ro :]( ~I\lItDlrtillll>i"vn 6aum g'pt!ant,1 \lid / \lnO f,~rn fi di (0 .itlll>iOtr ~f~r 6ccfitnn I ~I reine fulll" ._ mief). <:Vi!1 fa gm ~on m,illrr 2!. r.
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XIV
Eva Zinunermann
Zwei spätgotische Bildwerke aus Wössingen
Im Gegensatz zu den immer noch reichen Beständen des Breisgaus an spätgotischer Plast ik haben
sich in unserer Gegend nur wen ige Skulpturen aus dieser Zeit erhalten. Um so größer wa r die Überraschung, als an läßlich der Neuein ridltung des Pfinzgaumuseums zwei aus Wössingen stam- mende Figuren dieser Epoche, eine Madonna und ein männlicher Heiliger, ans Licht kamen, die
mit besonderer Sorgfalt geschnitzt sind '. Leider tragen die Bildwerke schwere Schäden: beiden
si nd die Hände sowie die Nase bzw. Nasenspitze abgeschlagen; mit den Händen hat der Heilige seine Attribute, hat die Maria ihr Kind verloren. Dies si nd typische Wunden, w ie sie ein Bi lder-
stürmer den ihm verhaßten Idol en zuzufügen pflegte. Fragen wir, wann das geschah, stellt sich
ganz a llgemein die Frage nach der Geschichte der Bildwerke. Ehe sie im April 1893 in die dama-
lige Großherzogliche Sammlung vaterländischer Altertümer kamen, befanden sich die Figuren
im Rathaus von Wössingen. Ein hl. Sebastian und eine weibliche Heilige, die heute verschollen
si nd, gehörten noch dazu:!. Es hieß damals, daß die vier Bildwerke aus einer der zwei früheren Kirchen von Wöss ingen sta mmten 3. Diese Angabe läßt sich heute genauer fassen: die Figuren
müssen vom Hochaltarsch rein der Kirche zu Unterwössingen herrühren, für den sie am Ausgang
des 15. Jahrhunderts, also noch vor der Reformation, geschaffen wurden. Der Ort, der ursprüng- lich in Unter- und Oberwössingen getrennt war, gehörte zur Markgrafschaft Baden; nach den
im 16. Jahrhundert erfolgten Erbteil ungen kam er zur Linie Baden-Durlach. Das bedeutet, daß
spätestens mit der Kirchenordnung von 1556 U nter- und Oberwössingen evangelisch geworden si nd . Welche Patrozinien die Kirchen in den beiden Ortsteilen zur katholischen Zeit besaßen, ist
nicht bekannt; doch wissen wi r, daß zu Unterwössingen eine Kaplanei St. Katharina und eine
Kapla nei St. Wendelin gehörten '.
Wendel in ist nun auch die Benennung, die w ir aufgr und der ikonographischen Untersuchung unserer männlichen Figur geben müssen. Trotz der Verstümmelung lassen sich die Attribute
dieses Heiligen erkennen : der jetzt kopflose Schäferhund, der auf der rechten Seite des Man-
nes hockt, vo rne am Sockel der Ansatzpunkt der Hirtenkeule, die der Heilige in der Linken
gehalten hat, und schließlich auf der linken Seite ein ebenfalls als Attribut gedachtes, min iatur-
haft klein es Felsengebi rge mit buschigen Bäumen und zwei kopflosen Tieren, die wohl Schaf und
Schwein darstellten. Wendel in war ei n iroschottischer Königssoh n, der auf den Thron verzichtet
hatte und nach einer Rom-Wallfahrt bei Trier ein Einsiedlerleben führte. Er hütete die Tiere eines
Edelmannes und pflegte die Herde zu einem weit entfernten Berg, dem heutigen St. Wendel, zu
treiben, wo er betete. Darüber geriet der Edelmann in Zorn, weil er glaubte, daß die Tiere nicht
mehr rechtzeitig heimkehren würden, was aber wunderbarerweise doch geschah. Wendclin wurde
69 später Abt des Klosters Tholey. Sein Grab fand er auf jenem Berg, zu dem er so oft zum Beten
..
HI. Wendelin aus Wössingen, vermutlich Straßburger Arbeit, Ende 15. Jhdt.
gezogen war. Vielleicht soll das kleine Felsmassiv zu Füßen unserer Figur eben diesen Berg andeu-
ten. Die besondere Kleidung des Heiligen: über violettem Gewand trägt er eine rote Pelerine mit
Kapuze und einen breitkrempigen roten Hut (kann sowohl Pilger- wie Hirtentracht sein); nur
wenn sich auf der jetzt abgeschlagenen vorderen Hutkrempe eine Muschel, das typische mittel-
alterliche Pilgerabzeichen, befand, war eindeutig das Pilgergewand gemeint. Als Schutzpatron
des Viehs war Wendelin im späten Mittelalter ei n viel verehrter, volkstümlicher Heiliger, der in
der spätgotischen Kunst oft dargestellt wurde, so z. B. nicht weit von Wössingen in dem 1523
datierten Beiertheimer Altar 5.
Dadurch, daß glücklicherweise St. Wendelin als Patron der einen Kaplanei in Unterwössingen
überliefert ist, läßt sich die Kirche dieses Ortsteiles als ursprünglicher Standort unserer Figuren bestimmen. Die Größe der Bildwerke - die Muttergottes ist immerhin 114,5 cm hoch - legt es
nahe, in ihnen die Reste des Hochaltarretabels zu sehen. Wenn die beiden verschollenen Figuren, Sebastian und eine weibliche Heilige, auch dazu gehörten - wofür die übereinstimmenden Maße
sprechen -, müßten wir aus Gründen der Symmetrie sogar einen stattlichen, mit fü nf Bildwerken
gefüllten Altarschrein annehmen: ZU Seiten der Madonna standen dann je zwei Figuren. Die Ver-
stümmelung der Skulpturen geht wahrscheinlich auf die Reformationszeit zurück. Danach mögen
die Figuren auf dem Kirchenspeicher verschwunden sein . Vielleicht hat man sie erst wiederent- deckt, a ls nach dem Neubau einer Kirche für ganz Wössingen, die 1821-1822 nach dem Entwurf Weinbrenners entstand, die beiden alten Gotteshäuser abgerissen wurden. Reste einer steingrauen
Bemalung, die über den jetzt freigelegten Spuren original er Fassung lag, sprechen dafür, daß man
die Figuren im 19. Jahrhundert "aufgefrischt" hat. Trotz aller Beschädigungen, trotz des weitgehenden Verlustes der ursprünglichen Fassung, die
den Bildwerken etwas Leuchtendes gegeben hatte - während wir heute den stumpfen dunklen
Holzton sehen -, ist noch so viel künstlerische Substanz vorhanden, daß wir die Leistung des
Schnitzers zu erkennen vermögen.
Beide Skulpturen stehen auf hohen mitgeschnitzten Architektursockeln, wobei derjenige der
Maria durch reichere Profilierung ausgezeichnet ist. Auch die Körperhaltung entspricht sich hi er und dort : mit leichtem Tritt ist das unbelastete rechte Bein, das "Spiel"bein, vorgeste ll t, auf
der Gegenseite schwingt die Hüfte aus, die Schulter folgt dieser Schrägstellung, d. h. die rechte
Schulter hängt herab, doch der Kopf ist wieder aufgerichtet, beim Wendelin sogar der erhöhten
Schulter zugeneigt. Dadurch ergibt sich ein Aufbau in schwingender gotischer S-Linie, der alle
gewichtigen ruhenden Horizontalen meidet. Bei der Madonna als der Hauptfigur ist die Schwin-
gung stärker ausgeprägt; durch die Neigung des Oberkörpers nach rückwärts - a ls Gegenbewe-
gung zu dem ehemals vorne auf dem link en Arm sitzenden Kind - gew innt sie auch noch an
räumlicher Tiefe.
Das ruhige Antlitz der Maria mit dem nur eben angedeuteten Lächeln in den Mundwinkeln war
ursprünglich wohl als stilles Gegenbild zum Christkind gedacht, das die Spätgotik quirlig-bewegt
- wie ein richtiges Kind - darzustellen pflegte. Der H eilige dagegen zeigt die Vorliebe der Zeit
71 für ed le Charakterköpfe von schmerzlich-bewegtem Ausdruck . Scheinbar bildnisgetreu in der
•
Madonna aus Wössingen, vermutlich Straßburger Arbeit, Ende 15. Jhdt.
genauen Wiedergabe der Einzelheiten, jeder Runzel, jeder Locke, ordnen sich die Formen doch
nach dem Gesetz künstlerischer Ebenmäßigkeit ; auch der Ausdruck bleibt verhalten im Sinne spätmi ttelalterlicher Frömmigkeit.
Die Gewänder sind auffallend knittrig. Dies gilt wieder für die Marienfigur in besonderem
Maße: nach dem weitgehenden Verlust der Fassung mit ihren sondernden Farben ist es oft schwer zu unterscheiden, was Kleid, was Kopftueh, was Mantelfutter, was Außenseite des Mantels ist .
Der Blick schräg von der Seite zeigt, wie auch hier die Gewandgebung nicht abgerundet, sondern
die Tiefe räumlich zu staffeln versucht. Maria trägt ein eng tailliertes blaues Kleid mit Pelzbesatz
am Hals, wie es zu Ende des 15. Jahrhunderts Mode war, darüber einen goldenen, rotgefütter-
ten Mantel, d. h. eigentlich ei n loses Tuch, das unter den Ellenbogen hochgenommen ist und
dessen ei ne Bahn quer über den Leib gezogen ist, so daß sie vorn e den Unterkörper deckt. Offen herabfallendes Haar, Schleier und Kronreif kennzeichnen die Gestalt a ls die jungfräuliche Him-
melskönigin; der Mond zu ihren Füßen ist das Attribut des apokalyptischen Weibes (Offenba-
rung 12, 1), das von der mittelalterlichen Theologie seit dem 12. Jahrhundert oft mit Maria
gleichgesetzt wurde. Gerade bei diesen Motiven zeigt sich die Lust des Künstlers an ein er kompli- zierten Verknüpfung der Formen: der Schleier deckt nicht nur das Haupt der Mutter, sondern diente
mit sei nem Ende auch als Unterlage für das - sicher nackt dargestellte - Kind; und die Mond-
sichel muß sich gleich in zwei Kleidungsstücken - Rocksaum und Mantelsaum - verfangen. Auch der Schäferhund des Wendel in ist halb vom Mantel des Heiligen verdeckt. Beide Figuren
tragen spitze Schuhe, wie sie nach dem Jahr 1500 nidn mehr Mode waren. Die nächstverwandten Skulpturen - auch sie heute Eigentum des Badischen Landesmuseums -
stammen aus der Kirche von Knielingen, ebenfalls einem altbadischen Ort, welcher zum Gebiet
der protestantischen Durlacher Linie zählte ' . Die ursprüngliche Aufstellung der Knielinger Figu-
ren läßt sid, nicht mehr mit Sicherheit bestimmen. Vielleicht stand das große Vesperbi ld in der Mitte des Hochaltarschreins und die Anna Selbdritt ebenda als Seitenfigur, während die
kniende Maria Magdalena zur Kreuzigung im Gesprenge gehörte. Oder es handelte sich um einen
Kreuzaltar mit der Kreuzigungsgruppe im Schrein; in diesem Fall wäre zumindest das Vesper-
bild a ls isoliert aufgestelltes Andachtsbild zu denken . Obwohl durch den Holzwurm hier viel von der Oberfläche zerstört wurde, lassen sich Gemeinsamkeiten mit den Wöss inger Figuren er-
kennen: die Gesichter mit den tiefliegenden Augäpfeln, den scharf umrissenen, schweren Ober-
lidern, die Bildung des Halses bei der Wössinger Madonna und der Maria des Vesperbildes, die
fei ne knittrige Behandlung der Binnenfalten, überhaupt die genaue Ausarbeitung der Einzel-
fo rmen, und schl ießlich die Bändigung dieser kleinteiligen Unruhe durch den geschlossenen Umriß .
Wir sehen uns hier der Spätform eines Stiles gegenüber, der den großen, oft versch lun genen, aber
immer räumlich aufgelockerten Faltenwurf schätzte, der Gestalt und Gewand gerne vonein-
ander zu lösen versuchte, um dadurch ein reiches Gegenspiel ihrer Formen zu erzeugen (Da ngols-
heimer Maria im Museum Berlin-Dahlem, Hochaltar der Nördlinger Georgskirche). Doch jetzt
sind aus der ehemals großzügigen Faltenfülle kleine scharfkantige Splitterformen, aus den
73 Raumtiefen zwischen Mantel lind Körper schmale Schluchten geworden. Neu ist, daß nun der
Kopf des hl. Wendclin
Vesperbild aus Knielingen, vermutlich Straßburger Werkstatt, um 1500
•
Umriß die räumliche Bewegung zusammen faßt, wodurch die bildhaft-flächige Ansicht der Skulp-
tur betont wird. Bei den Knielinger Figuren - vor allem bei der Anna Se1bdritt - ist darüber
hinaus auch ein Flacherwerden der einzelnen Motive festzustellen . Sie dürften deshalb etwas später als die Wössinger - schon um die Jahrhundertwende - entstanden sein. Doch sonst ist
vom Neuen der Renaissance-Zeit noch nichts zu spüren.
Seinem Ursprung nach ist dieser Stil straßburgisch. Das spricht dafür, daß die Wössinger und Knielinger Bildwerke aus einer bisher nicht mit Meisternamen belegbaren Straßburger Werkstatt
stammen; auch andernorts in der Markgrafsdtaft, in Baden-Baden, Oos und Beiertheirn, hat man sich damals Altäre in diesem Hauptort spätgotischer Schnitzerkunst bestellt.
Anmerkungen
1 Bei diesen Figuren handelt es sich um Dauerleihgaben des Badischen Landesmuseums, die sich seit 1924 im Pfinzgaumuseum befinden . - Maria, Höhe mit Sockel 114,5 em, Inv.-Nr.
C 6704; hl. Wendelin, Höhe mit Sockel 104,5 em, Inv.-Nr. C 6706; beide aus Lindenholz, dreiviertelrund, rückseitig ausgehöhlt. Herr Restaurator Anton Rommel hat die Figuren im Sommer 1975 von übermalungen befreit und gereinigt.
2 Hl. Sebastian, Höhe 110 em, Inv.-Nr. C 6703; weibliche Heilige, Höhe 111 em, Inv.-Nr. C 6705 .
3 Die Kunstdenkmäler des Großherzogturns Baden, -Bd. IX, 1, Kreis Karlsruhe, Amtsbezirk Bretten, Tübingen 1913, S. 162 ff. erwähnt die Figuren nicht. Für Auskünfte und Hi lfe bin
ich Herrn OttO Bickel, Herrn Dr. Hans Huth, Herrn Dr. Hermann Rückleben, Herrn und
Frau Pfarrer Hans-Ulrich Schulz und Herrn Dr. Hans Martin Schwarzmaier zu Dank ver- pflichtet.
4 Wössingen im Wandel der Zeit, 1971, S. 69.
5 Ausstellungskatalog Spätgotik am Oberrhein, Meisterwerke der Plastik und des Kunsthand- werks 1450-1530, Badisches Landesmuseum, Karlsruhe 1970, Nr. 147-152, Abb. 130.
6 Alle drei Figuren aus Lindenholz, Fassung abgelaugt. Vesperbi ld Höhe 106,5 em, untere
Breite 53 em, Inv.-Nr. C 1993; Anna Selbdritt, Höhe 112 em, Inv.-Nr. C 1996; Maria Mag- dalena, Höhe 70,5 em, Inv.-Nr. C 1992. Nähere Angaben bei A. v. Schneider, Die plastischen
Bi ldwerke, Veröffentlichungen des Badischen Landesmuseum, Karlsruhe 1938, Nr. 90-92,
Taf. 44-46, und bei Spätgotik am Oberrhein (Anm. 5), Nr. 112-113, Abb. 104. Aus Knie- lingen stammten außerdem die heute verschollenen Figuren: Christus am Olberg, Holz, Höhe
68 em, Inv.-Nr. C 1994, und ein Holzrelief mit männlicher Figur, Höhe 70 em, Inv.-Nr.
C 1995; der Zusammenhang dieser bei den mit den drei hier behandelten Figuren ist unklar. Laut Inschrift am Westturm wurde der spät gotische Bau der Knielinger Kirche 1480 begonnen
(siehe: Die Kunstdenkmäler Badens, Bd. IX, 5, Karlsruhe-Land. Karlsruhe 1937, S. 157).
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Ernst Schneider
Durlach im Wandel der Jahrhunderte
Im Uf- und Pfinzgau lassen sich sei t der Mitte des 12. Jahrhu nd ertS die Sta ufer nachweisen.
Sie konnten in diesem Raum vor allem als Inhaber der Vogtei über klösterlichen Besitz, in erster Li nie des Klosters Weißenburg, Fuß fassen. Im Pfinzgau kam dem heutigen Turmberg bei Du rl ach
eine wichtige Stellung der staufischen Macht zu. Zwischen 1187 und 1196 sind di e Staufer in den
Besitz der Burg Grötzingen (auf dem Tu rmberg) gelangt, haben die G rafschaft im Pfinzgau und die weißenburgischen Lehen an sich gezogen. Als ihr bedeutendstes Werk im Pfinzgau gilt die
Gründung der Stadt Du rlach, die in den Jahren 1191/92 wohl gleichzeitig mit Etdingen durch
Kaiser H ein rich VI. erfolgt sein dürfte. D ieser Kaiser hielt sich vom Dezember 11 91 bis Mai
1192 - eine ungewöhnlich lange Zeit - in Weißenburg, H agenau und Speyer auf. Im Jahre 11 96 weilte H einrich VI. in Durlach und hat hier zwei Urkunden ausgestellt. Und aus dem Jahre
11 96 stammt die erste urkundliche Erwähnung von Du rlach als "oppidum" . Diese Fak ten bewei- sen, daß Du rlach im Jahre 11 96 als Stadt bestanden hat. Vorher ist der Name nicht nachzuweisen.
Wie andere frühe Stauferstädte liegt Du rl ach an der Grenze zwischen Altsiedel- und Rodun gs-
land , zwischen Ebene und Hügelland. Von Bedeutung ist auch die Lage an der alten Straße von Frankfurt nach Basel. Die Stauferstad t Durlach, woh l a ls Festungsstadt gedacht und im Bereich
der Gemarkung Grötz ingen angelegt, wurde durch ein 5traßenkreuz bestimmt, dem sich im Laufe
der Jahrhunderte vier Stadttore anschlossen. Vo n dieser Stauferstadt ist nichts mehr erhalten. Durlach zählt aber auch zu den Städten, die durch Anlehnung an ei ne berei ts vorhandene Burg
entstanden sind. Diese Burg erhob sich auf dem heutigen Turmberg und ist, entgegen Angaben
im Durlacher Schrifttum, ä lter a ls die Stadt. Zu Ende des 11 . Jahrhunderts haben auf diesem Berg die Grafen von Hohenberg ihre Burg err ichtet. Das Gebiet gehörte seit dem 8. Jahrhundert dem Kloster Weißenburg, die Burg stand vo r der Gründ ung von Durlach auf Grötzi nger Ge-
markung und heißt deshalb auch "castrum Grecingen". Von hi er aus kolonisierten die H ohen-
berger den H ardtwa ld und gründeten das Kloster Gottesaue. Im 12. Jahrhundert war diese Burg Sitz der G rafen von Grötzingcn, die in engen Beziehungen zu den Staufern standen. Auch die
Grabungsergebnisse lassen den Sch luß zu, daß diese Burganlage vor 1100 entsta nden ist.
Nu r weni ge Jahre verblieb Du rlach in staufischem Besitz. Markgraf H ermann V. von Baden
(11 90-1243) hatte sich mit Irmingard, der Tochter des welfischen Pfal zgrafen Heinrich des
Jüngeren, verheiratet. Dadurch wa r er in den Besi tz der Stadt Pforzheim und ei nes Teils der
braunschweigischen Güter gelangt. Im Jahre 1219 tauschte H ermann V. von Kaiser Friedrich 11.
die Reichs- und Stauferstädte Lauffen, Eppingen und Sinsheim als P fa ndschaften, Etdingen als
Lehen und Du rlach a ls Eigentum gegen die bra unschweigischen Güter. In einer späteren U rkunde
vom November 1234 wurde dieser Tausch durch Kaiser Fried rich II . nochmals bestäti gt .
Mit Durlach war sicher die Burg Grötzingen an die badischen Markgrafen gekommen, auch die
Vogtei über das Kloster Gottesaue, aber nicht der gesamte Stauferbesitz. Für die markgräfliche
Städtepolitik bedeutete diese Erwerbung, daß dad urch eine Verbindung vom oberrhei nischen
Gebiet zu den a lten markgräflichen Besitzungen am mittleren Neckar geschaffen werden konnte.
Die Markgrafen förderten die Stadt und bauten sie aus.
Die überlieferung ist zu dürftig, um den Ausbau Durlachs vom 13. bis 15. J ahrhundert genauer
verfolgen zu können. Selbst über ein so hervorstechendes Merkmal der mittelalterlichen Stadt,
nämlich die Stadtummauerung mit den Stadttoren und -türmen, lassen sich zur Entstehung keine
genauen Angaben mad1en. Die Stadtmauer erscheint urkundli ch als Lagebenennung seit dem
14. J ahrhundert und umschloß ursprünglich das von der (heutigen) Bienleinstor-, Zunft-, Amt-
haus- und Kclterstraße gebi ldete Oval. Im 15. Jahrhundert wurde die Stadtmauer nach Nord-
osten hinausgerückt, 1468 wurde das Blumentor errichtet. Früh belegt si nd die Kirche (ecclesia
Durlach 1255) und die mittela lterl iche Ticfburg, auf deren Stelle die spätere Karlsburg mit dem
heutigen Prinzessinnen bau errichtet wurde.
Für den Rang Durlachs als Stadt ist auch die Verleihung des Marktrechts von Bedeutung. Am
10. August 1418 verlieh König Sigismund der Stadt das Recht, jährlich zwei Jahrmärkte, auf
St.-Jakobs- und St.-Gallen-Tag, abzuhalten. Dies ist die friiheste Nachricht über die Abhaltung
von Jahrmärkten in Durlach. Das Marktwesen wurde .wie überhaupt das öffentlid,e Leben durch
Ord nungen geregelt, die 1536 im Durlacher Rechtsbuch zusammengefaßt wurden, aber sicherlich
schon lange vo rher bestanden. Sowohl die Königsurkunde von 1418 als auch das Rechtsbud1 von
1536 befinden sich im Stadtarchiv Karlsruhe.
Als im Jahre 15 35 die Markgrafen Ernst und Bernhard den Vertrag über die Teilung der Mark-
grafsd1aft schlossen, erhi elt Ernst neben seinen bisherigen Besitzungen u. a. die Städte, Schlösser,
Amter pforzheim, Durlach, Mühlburg. Er wählte Pforzheim als Residenz, die sein Nachfolger,
Markgraf Karl 11. , im Jahre 1565 nach Durlach verlegte.
Durlach - Residenz der Markgrafen von Baden-Durlach. Dies wirkte sich zunächst im Stadt-
bild aus. Im Vordergrund stand der Bau des Residenzschlosses, der Karlsburg, aber auch Stadt-
mauer und Stadttore wurden erneuert, Straßen und Plätze wurden gepflastert. Die Durlad1cr
wurden von manchen Abgaben befreit. Das Verhältnis des Landesherrn zu den Einwohnern sciner
Residenz wird in besonderer Weise durch den Inhalt einer am 17. Mai 1567 ausgestellten Urkunde
gekennzeichnet. Karl I I. sprach in dieser Urkunde die Befreiung der "E inwohner und gantzen Gemeindt unser Statt Durlach" von der Leibeigensd1aft gegen Bezahlung einer bestimmten Summe
aus. In diesem "Servitut" sah der Landesherr ein großes Hindernis für die Entwick lung seiner
Residenzstadt. Auch diese Urkunde wird im Stadtarchiv Karlsruhe verwahrt.
Als selbstbew ußter Landesherr hat Karl TI. die Errichtung einer Münzstätte ins Auge gefaßt
(Ende 1571). Von 1572 bis 1575 wurden unter Karl 11. Münzen geprägt : Taler, Halbbatzen,
Dreier und Pfennige. Die Talerprägungen von 1575 waren nur von kurzer Dauer und gehören
heute zu den Seltenheiten. Unter Karls Sohn, Markgraf Ernst Friedrich, wurd e 1586 das Dur- 78
lacher Gymnasium vollendet und eingeweiht. Zahlreiche bedeutende Gelehrte haben an diesem
Gymnasium gewirkt.
Diese Entwicklung der Residenzstadt auf den verschiedensten Gebieten fiihrte im 17. Jahrhundert
zu schweren Rückschlägen. Der 30jährige Krieg lastete schwer auf den Oberrheinlanden, aud,
auf Durlach und sei ner Bevölkerung. Nur langsam gelan g es, normale Verhältnisse zu schaffen,
als das Land vom Pfälzischen Erbfolgek ri eg heimgesucht wurde. Schicksalstag für die Stadt und
ihre Bewohner wurde der 16. August 1689 : an diesem Tag ging Durlad1 in Flammen auf. Das
Schloß brannte bis auf den Prinzessinnenbau ab. Nur wenige Häuser blieben verschont.
Unter den zahl reichen Maßnahmen, die nach diesen schw eren Kriegsjahren zur Förderung der Stadt ergriffen wurden, ist der von Markgraf Fried rid1 Magnus seiner Residenzstadt am 3. April
1699 erteilte "Freiheitsbrief" zu nen nen . Die bisherigen Privilegien blicben bestehen, also auch
die Befreiung von der Leibeigenschaft. Wer ein modellmäßiges Haus baute, war 20 Jahre lang
von gewöhnlichen und außergewöhnl ichen Abgaben und Lasten befreit, auch von Frondiensten.
Die Sorge um das Wohl der E inwoh ner geht aus folge nder Stelle dieser Urku nde hervor: "Uns wi rd auch übrigens immerfort gelegen sein, die jetzige sowohl als künftige Bürger und Inwohner
dieser unser lieben Statt Durlach nicht all~in bey guter auskömm licher Nahrung zu conserviren
und zu schützen, sondern auch darin von Tag zu Tag nach Möglichkeit zu verbessern ... " Auch
dieser "Freiheitsbricf" zähl t zum Bestand des Karlsruher Stadtarchivs. Mitten in den nur langsam vorankommenden Wiederaufbau der zerStörten Stadt trat ein Ereig-
nis, durch das die weitere Entwicklung von Durlach einen empfindlichen Stoß erlitt: 1715 ver- legte Markgraf Karl Wilhelm seine Residenz von Durlach nach Karlsruhe. Man darf diesen Vor-
gang nicht isoliert, nur auf Durlach bezogen sehen. Durlach zählt zu der Städtcgruppe an der
Bergstraße und am Gebirgsrand, die als planmäßige Gründung ebenso wie andere Randstädte
längere Zeit landesherrliche Residenz war und im 18. Jahrhundert diese Funktion an die Neu-
gründungen in der Ebene abtreten mußte.
Die Stadt DurIach war sich der Folgen, di e sich aus diesem Verlu st ergaben, durchaus bewußt.
Wohl versuchten die Markgrafen Ka rl Wilhe1m und vor allem Karl Friedrich, die Wirtschafts-
kraft der Stadt zu fördern. Es entstanden im 18. Jahrhundert Fabriken oder Manufakturen, die
auf landesherrliches Privileg hin gegründet und mit zahlreichen, immer wieder erneuerten Frei-
heiten von Abgaben, Steuern und Zöllen ausgestattet wurden. Diese industriellen Versuche sind
als Ausdruck des merkantilistischen Wirtschaftssystems zu sehen. Sie haben sich für die Stadt öfters
nachteilig ausgewirkt: wiederholt waren ihre Besitzer unter Hinterlassung von Schulden "echap-
piert". N ur eine dieser Gründungen hat das 18. Jahrhundert überdauert: die Fayencefabrik .
Im Jahre 1779 befaßte sich der Durlacher Rat mit der Frage über die Errichtung einer Univer-
sität. Aus zwei Gründen sei dieses Vorhaben genannt: zum einen zeigt es das Bemühen der städti-
schen Organe um Mittel und Wege für die Entwicklung der Stadt, zum andern aber gibt dieses
Vorhaben Aufschluß über allgemeine Durlacher Verhältnisse des 18 . Jahrhunderts. Wegen des
Universitätsprojektes hat sich der Durlacher Rat am 30. April 1779 in einer ausführlichen Bitt-
schrift an den Landesherrn gewandt. Darin wird die wirtschaftliche Lage, die Armut und der
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Zerfa ll der Stadt in bewegten Worten geschildert. "Hätte Durlach das unschätzbare Gl ück eines solchen Instituts, so würden die Brandstätten und Lücken der Stad t, welche bisher traurige Zeugen
der Un vermögenheit der Inwohner sind, bald in modellmäßige Gebäude verwandelt seyn,
schlechte Lotterfall en niedergerissen, zu tauglichen Häusern gemacht, an dere um ei n Stockwerk
erhöhet und die ganze Stadt nach und nach verschönert werden.«
Nach diesem Zeugnis hatte Durlach im ausgehenden 18. Jahrhundert die Folgen langer Kriegs-
jahre noch nicht überwunden. Erst die im 19 . Jahrhundert eingetretenen territorialen, politischen
und wirtschaft lichen Veränderungen schufen auch für Durlach ein en Wandel. Vor a llem war es die zunehmende Industrialisierun g, die nicht nur neue StädtetypeIl SdlUf, sondern auch die älteren Städte veränderte. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts ist in D urlach ein wi rtschaftlicher Auf- schwung zu verzeichnen. Als im Jahre 1903 die Durlacher Gewerbe- und Indust rie-Ausstellu ng
veranstaltet wurde, befanden sich unter den 230 Ausstellern 132 Durlacher Firmen.
Eine wichtige Voraussetzung für diese Entwicklung bildete der Ausbau der Verkehrsverbindun-
gen, vo r a ll em der Bahnbau (Lini en H ei delberg - Karlsruhe, Durlach - Mühl acker, Kraichgau- bahn). Aber auch städtische Einrichtun gen wurden geschaffen wie das Gaswerk (1861) und das
Wasserwerk (1896/97). Um die Jah rhundertwende wuchs die Stadt weit in das Umland hinein . Eine wesentliche Strukuränderung brachte der aufs trebenden Stadt das Jahr 1938, in dem sie in die Großstadt Karlsruh e eingegliedert wurde . .
Die Geschichte einer Stadt und ihrer Bewohner is t Spiegelbild der Landes- und Reichsgesch ichte. Durlach, von den Staufern gegründet, seit dem 13. Jahrhu ndert Markgrafenstadt, 150 Jahre
lang Residenz der Markgrafen von Baden-Durlach, ha t in dieser jahrhundertelangen territoria-
len Zugehöri gkeit Zeiten friedliche r Entwicklung und Entfaltung, aber auch schwere, von K rieg, Not und Armut geprägte Jahre erlebt. Alle diese Schicksalssch läge hat die Durlacher Bevölke- rung gemeistert. Der Gegenwa rt obliegt die verpfli chtende Aufgabe, sich dieser Tradition bewußt
zu sein und das überlieferte Kultu rgut zu bewah ren. Dieser Aufgabe dient auch das neugestaltete Pfin zgaumuseum .
Hinsichtlich der Revolutionsdokumente 1848/49 des Pfinzgaumuseums
verweisen wir auf "Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs" Band 2
Die Badische Revolution 1848/49
im Pfinzgaumuseum erhältlich (DM 2,-)
Vorankündigung:
Als Band 4 der "Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs"
wird erscheinen:
Ernst Schneider
Durlacher Volksleben 1500 - 1800
Volkskundliches aus archivalischen Quellen
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmpZbwlSRBoIy/Pfinzgaumuseum.pdf